„AMORC“ – Versionsunterschied
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'''AMORC''', ein [[Akronym]] für [[Latein|lat.]] ''Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis'' („Alter und mystischer Orden vom Rosenkreuz“), ist eine sich auf die [[Rosenkreuzer]] berufende [[Geheimgesellschaft]], die eine durchgehende historische Kontinuität des Wirkens des Ordens bis zur Zeit des [[Ägypten|ägyptischen]] Königs [[Echnaton]] behauptet. Nachweislich wurde der AMORC jedoch erst im Februar 1915 in [[New York City]] von [[Harvey Spencer Lewis]] gegründet. Die internationale Zentrale befindet sich in Lachoute bei [[Montreal]] in Kanada. Zuvor hatte sich das Hauptquartier lange in [[San José (Kalifornien)]] befunden. Weltweit gehören dem AMORC etwa 80.000 Personen an. In Deutschland gibt es etwa 2000 Mitglieder (Stand 2012). Die Großloge der deutschsprachigen Länder hat ihren Sitz in [[Baden-Baden]]. |
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'''AMORC''', ein [[Akronym]] für [[Latein|lat.]] ''Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis'' („Alter und mystischer Orden vom Rosenkreuz“), ist ein im Februar 1915 in [[New York City]] von [[Harvey Spencer Lewis]] gegründeter Initiatenorden, der sich auf die [[Rosenkreuzer|Rosenkreuzer des 17. Jahrhunderts]] beruft. Traditionsgeschichtlich sieht er seine Ursprünge in den [[Altes Ägypten|altägyptischen]] [[Mysterienkult|Mysterienkulten]] aus der Herrschaftsepoche des Pharao [[Echnaton]]. Die internationale Zentrale des AMORC befindet sich sich in [[San José (Kalifornien)]]. Die Großloge der deutschsprachigen Länder hat ihren Sitz in [[Baden-Baden]]. |
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== Geschichte == |
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=== Vorgeschichte und Gründung === |
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[[Datei:Drlewis.gif|miniatur|200px|rechts|Harvey Spencer Lewis, der Gründer des AMORC]] |
[[Datei:Drlewis.gif|miniatur|200px|rechts|Harvey Spencer Lewis, der Gründer des AMORC]] |
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Die Gründung und Weiterentwicklung des AMORC geht maßgeblich auf das Wirken des Journalisten, Werbefachmanns und Freimaurers Harvey Spencer Lewis (1883–1939) zurück, der auch der erste Vorsitzende des Ordens war.<ref name="Lamprecht_2012_28">Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 28.</ref><ref name="Diehl_BD2_2010_133">Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand 2010, S. 133.</ref><ref name="Lamprecht_RosReink_75">Harald Lamprecht: ''Rosenkreuzerische Reinkarnation. Die Vorstellung von der Wiederverkörperung in modernen Rosenkreuzerorganisationen.'' S. 75. In: Michael Bergunder (Hrsg.): ''Religiöser Pluralismus und das Christentum. Festgabe für Helmut Obst zum 60. Geburtstag.'' (Kirche – Konfession – Religion; Band 43), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 74–87.</ref> Lewis wurde [[Methodistische und Wesleyanische Kirchen|methodistisch]] erzogen und interessierte sich bereits in seiner Jugend für [[Okkultismus|okkulte]] Phänomene.<ref name="Lamprecht_2012_28" /><ref name="Melton_Dictionary_1986_156f">John Gordon Melton: ''Biographical Dictionary of Cult- and Sect Leaders.'' Garland, New York/London 1986, ISBN 978-0-8240-9037-3, S. 156–157.</ref> Im Jahr 1904 gründete er in New York City das „Institute for Psychical Research“, das sich kritisch mit [[Spiritismus|spiritistischen]] Phänomenen auseinandersetzte.<ref name="Lamprecht_2012_28" /><ref name="Melton_Dictionary_1986_156f" /><ref>[[Washington Post]]: ''How the So-Called Spiritualists Deceive the Credulous Victims.'' Ausgabe vom 12. Januar 1907, S. 12 ([https://archive.org/download/WashingtonPostHowTheSoCalledSpiritualistsDeceiveTheCredulousVictims1907/Washington%20Post%20-%20How%20the%20So-Called%20Spiritualists%20Deceive%20the%20Credulous%20Victims%20%281907%29.pdf PDF; 439 kB]); Los Angeles Herald: ''Spiritists Deal in the Brand Rank of Fraud. Researcher Tells of Deceptions. New York Investigator of Psychological Affairs Has Found No Communication Between Dead And Living.'' Ausgabe vom 27. Januar 1907, S. 5 ([https://archive.org/download/LosAngelesHeraldSpiritistsDealInTheBrandRankOfFraud1907/Los%20Angeles%20Herald%20-%20Spiritists%20Deal%20in%20the%20Brand%20Rank%20of%20Fraud%20%281907%29.pdf PDF; 1,9 MB]).</ref> Das Institut, dem Lewis als Direktor vorstand, beschäftigte sich außerdem mit den historischen Rosenkreuzern, weshalb die Organisation intern auch als „Rosicrucian Research Society“ bekannt war.<ref name="Melton_Dictionary_1986_156f" /> |
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Lewis soll im Jahr 1908 durch die [[Theosophie|Theosophin]] [[May Banks-Stacey]] mit dem Rosenkreuzertum in Kontakt gekommen sein. Sie wurde ihm als englische Legatin eines indischen Rosenkreuzerordens vorgestellt. Während sie 1916 vom AMORC noch als die „Gründerin“ des Rosenkreuzes in Amerika angesehen wurde, wird sie in der späteren AMORC-Geschichtsschreibung als „Gründerpersönlichkeit“ nicht mehr erwähnt, weil man stattdessen gegenwärtig die Verbindung zum französischen Rosenkreuzertum hervorhebt.<ref name="Lamprecht_2004_101102">Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 101–102. ISBN 3-525-56549-6.</ref> |
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1908 traf er ''May Banks Stacey'', eine Britische Rosenkreuzerin, die zur Legatin für den Orden in Indien ernannt worden war. Sie brachte ihn in Kontakt mit französischen Rosenkreuzern.<ref name="Lamprecht_2012_28" /><ref name="Melton_Dictionary_1986_156f" /> In der ersten Ausgabe der Ordenszeitschrift ''The American Rosae Crucis'' wird Banks-Stacey als Mitbegründerin des Rosenkreuzertums in den USA und „Matrae of the Grand Lodge of America“ bezeichnet. Gegenwärtig wird demgegenüber die Verbindung zum französischen Rosenkreuzertum stärker hervorgehoben.<ref name="Lamprecht_2012_28" /> |
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Lewis hatte bereits 6 Jahre vor der Gründung des AMORC im Jahre 1909 in Frankreich Kontakt zu dem Rosenkreuzer-Orden ''Ordre Kabbalistique de la Rose Croix'' gehabt haben, mit dem auch der spätere Wegbereiter der französischen Rosenkreuzer-Bewegung [[Joséphin Péladan]] in Verbindung stand. Lewis eigenen Schilderungen zufolge ist seine [[Einweihung]] unter wunderlichen Umständen zustande gekommen, die der Historiker R. Edighoffer wiedergibt:<ref name="Lamprecht_2004_101102" /> |
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1909 setzte sich Lewis mit Rosenkreuzern aus dem Umfeld des [[Rosenkreuzer#Ordre_Kabbalistique_de_la_Rose_Croix|Ordre Kabbalistique de la Rose Croix]] in Frankreich in Verbindung, mit denen auch der spätere Wegbereiter der französischen Rosenkreuzer-Bewegung [[Joséphin Péladan]] in Kontakt stand.<ref>Mervyn Jones: ''Die Rosenkreuzer.'' S. 147. In: Norman MacKenzie (Hrsg.): ''Geheimgesellschaften.'' Keller, Genf 1969, S. 130–151.</ref><ref>Hans-Jürgen Ruppert: ''Rosenkreuzer.'' Hugendubel, Kreuzlingen/München 2004, S. 63-64.</ref> Im Sommer desselben Jahres reiste Lewis gemeinsam mit seinem Vater nach Frankreich, von wo er sich von Paris aus nach Toulouse begab.<ref name="Melton_Handbook_1986_72f">John Gordon Melton: ''Encyclopedic Handbook of Cults in America.'' Garland, New York/London 1986, ISBN 0-8240-9036-5, S. 72–73.</ref><ref name="Diehl_BD2_2010_135">Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand 2010, S. 135.</ref> In der „Salle des Illustres“ des Kapitols der Stadt lernte Lewis nach eigenen Angaben den Großmeister des französischen Rosenkreuzer-Ordens kennen und später, am 12. August 1909 den Sekretär des Ordens im [[Donjon]] eines alten Gebäudes außerhalb der Stadt.<ref name="Diehl_BD2_2010_135" /> Seine [[Einweihung]] in den Orden fand nach Lewis Schilderungen noch am gleichen Abend nahe der alten Stadt Tolosa, einer ehemaligen römischen Siedlung außerhalb der Stadtgrenzen des heutigen Toulouse statt.<ref name="Diehl_BD2_2010_135" /> Der diesbezügliche Einweihungsbericht weist einen symbolischen Gehalt auf.<ref>Clemens Zerling: ''Die Rosenkreuzer. Geschichte einer Idee zwischen Mythos und Wirklichkeit.'' V.F. Sammler, Graz 2009, S. 126.</ref><ref name="Edighoffer_2002_122f">Roland Edighoffer: ''Die Rosenkreuzer.'' Becksche Reihe Nr. 2023, C.H. Beck, 2. Auflage, München 2002, S. 122-123.</ref> So bestehen nach Auffassung des Historikers Roland Edighoffer Gemeinsamkeiten zu Inhalten der Rosenkreuzer-Urschrift „[[Rosenkreuzer#Chymische_Hochzeit|Die Chymische Hochzeit des Christan Rosencreutz]]“ aus dem Jahr 1616, in der die Einweihung der mythischen Person [[Christian Rosencreutz]] geschildert wird.<ref name="Edighoffer_2002_122f" /> Infolge seiner Initiation in den französischen Rosenkreuzer-Orden wurde Lewis autorisiert, einen Orden in den USA zu begründen.<ref name="Melton_Dictionary_1986_156f" /><ref name="Melton_Handbook_1986_72f" /><ref name="Diehl_BD2_2010_135" /> |
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{{Zitat|''In einem alten Turm bei [[Toulouse]] ging er eine Wendeltreppe hinauf und gelangte in ein viereckiges Arbeitszimmer, wo ein alter weißhaariger Mann ihm sagte, er sei ohne sein Wissen bis zu diesem Ort geleitet worden, und ihm einen Brief gab. Einige Tage später fuhr ihn ein Wagen bis zu einem Schloß, in dem er einschlief und im Traum von einem Kapitel der Erleuchteten in einer Höhle den Auftrag erhielt, den Orden in den U.S.A. ins Leben zu rufen.''<ref name="Roland Edighoffer 1995">Roland Edighoffer: Die Rosenkreuzer. München 1995, S. 122f.</ref>}} |
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Nach New York zurückgekehrt begann er mit der Umsetzung dieses Vorhabens und sammelte Personen um sich, die später zum Kernpersonal des AMORC werden würden.<ref name="Melton_Dictionary_1986_156f" /> Gemeinsam mit Banks-Stacey veröffentlichte Lewis am 20. Dezember 1914 im New York Sunday Herald eine Anzeige, in der er nach am Rosenkreuzertum interessierten Menschen suchte.<ref name="Lamprecht_2012_28" /> Am 8. Februar 1915 gab Lewis in [[Manhattan]] (New York City) die Gründung des „Antiquus Mysticusque Ordo Rosae Crucis“ (AMORC) bekannt und unterzeichnete später die Gründungsurkunde.<ref name="Diehl_BD2_2010_135" /><ref>Gerhard Wehr: ''Lexikon der Spiritualität.'' Anaconda. Köln 2006, ISBN 978-3-86647-040-8, S. 21.</ref> |
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Nach Lewis‘ Rückkehr aus Frankreich gab er im Februar 1915 die Gründung des Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis (AMORC, „Alter und mystischer Orden vom Rosenkreuz“) in New York bekannt.<ref name="Miers_1993_48" /> Lewis wurde dessen „Imperator“, ein Amt, das er bis zu seinem Tod 1939 innehaben sollte. |
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=== Anfangszeit in New York City (1915–1918) === |
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== „Alchemistische“ Tätigkeit und polizeiliche Verfolgung == |
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Am 1. April 1915 übernahm Lewis das Amt des Großmeisters und Vorsitzenden für den amerikanischen Kontinent.<ref name="Diehl_BD2_2010_135" /> Von diesem Zeitpunkt an breitete sich der Orden in kurzer Zeit über die gesamte USA aus.<ref name="Diehl_BD2_2010_135" /> Die erste Loge des AMORC öffnete im Mai 1915 in New York City.<ref>Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians. The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions, Rochester 2009, S. 501.</ref> Anfang 1916 gründete Lewis die Ordenszeitschrift ''The American Rosae Crucis''.<ref name="Melton_Dictionary_1986_156f" /><ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 102.</ref> |
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Am 22. Juni 1916 wollte Lewis vor AMORC-Mitgliedern, einem Wissenschaftler und einem Journalisten in New York demonstrieren, dass ihm als erstem Menschen die materielle Goldmacherei gelungen sei. Dazu präsentierte er sich als [[Alchemie|Alchimist]], der vor den Augen der Zuschauer ein Stück [[Zink]] in ein Goldstück [[Transmutation|verwandeln]] könne. Damit wollte er beweisen, dass das Studium der von ihm verkauften Lehrbriefe jeden (durch die Entwicklung „einer wenig bekannten Geisteskraft“) dazu befähige. Während der kritischen „Transmutationsphase“ von sechzehn Minuten erlitt er an seinen Händen [[Verbrennung (Medizin)#Schweregradeinteilung|Verbrennungen]] zweiten und dritten Grades. Da der anwesende Journalist nicht beurteilen konnte, ob sich das angeblich umgewandelte Zinkstück tatsächlich verändert hatte, schickte man es zwecks [[Verifizierung]] an den Obersten Rat des AMORC in Frankreich, der sich jedoch einer Aussage enthielt.<ref>Frans Wittemans: ''Histoire des Rose-Croix.'' Baudouim-Verlag 1979. S. 150 f.</ref><ref>[http://www.alchemylab.com/AJ4-1.htm Alchemy Journal Bd. 4, Nr. 1 Sommer 2003] www.alchemylab.com, Abgerufen am 8. Juni 2013</ref><ref>[[Mervyn Jones (Autor)|Jones Mervyn]] (Hrsg.): 'Die Rosenkreuzer.''. In: Norman MacKenzie (Hrsg.): ''Geheimgesellschaften.'' Genf 1969. S. 151.</ref><ref>{{Cite web | author = Mark Stavish | title = The History of Alchemy in America | url = http://hermetic.com/stavish/alchemy/history.html | publisher = Hermetic Library | accessdate = 2014-01-19}}</ref><ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' S. 106.</ref> |
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Am 22. Juni 1916 führte Lewis vor AMORC-Mitgliedern, einem Wissenschaftler und einem Journalisten in New York City ein Experiment zur materiellen [[Alchemie]] durch, in dem er versuchte, ein Stück Zink zu Gold zu [[Transmutation|verwandeln]]. Hierbei konzentrierte er sich mit einer „wenig bekannten Geisteskraft“ ungefähr 16 Minuten lang auf den Zinkgegenstand.<ref>Frans Wittemans: ''A New and Authentic History of the Rosicrucians.'' Mysore Press, Reprint 2011, S. 155–156.</ref><ref>Mervyn Jones: ''Die Rosenkreuzer.'' S. 151. In: Norman MacKenzie (Hrsg.): ''Geheimgesellschaften.'' Keller, Genf 1969, S. 130–151.</ref> Während der kritischen „Transmutationsphase“ erlitt er an seinen Händen Verbrennungen zweiten und dritten Grades. Die Hälfte des behandelten Zinkstücks wurde im Anschluß an den Obersten Rat des Rosenkreuzer-Ordens in Frankreich geschickt. Die andere Hälfte wurde in den Räumlichkeiten des AMORC in New York City ausgestellt, allerdings wurden keine Fotos oder weiteren Stellungnahmen produziert.<ref>{{Cite web | author = Mark Stavish | title = The History of Alchemy in America | url = http://hermetic.com/stavish/alchemy/history.html | publisher = Hermetic Library | accessdate = 2014–01–19}}</ref> |
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Am 18. Juni 1918 wurde Lewis im Rahmen einer von der Polizei durchgeführten [[Hausdurchsuchung]] des AMORC-Hauptquartiers in New York festgenommen. Ihm wurden [[Vermögensdelikt|Betrug]] und der Verkauf zweifelhafter Bücher vorgeworfen. Von einer Anklage wurde später abgesehen und die Ermittlungen gegenüber Lewis fallen gelassen. Den Hauptsitz von AMORC verlegte er später nach [[San Francisco]].<ref name="Lamprecht_2004_103" /> |
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1917 wurde die erste „National Convention“ in [[Pittsburgh]] ([[Pennsylvania]]) abgehalten, in der dem Plan zugestimmt wurde, Belehrungen zukünftig nicht nur innerhalb von [[Logenvereinigung|Logen]], sondern auch im Wege des Fernstudiums („correspondence lessons“) anzubieten. Das Vorhaben wurde anschließend umgesetzt und breit beworben, was zu einer rapiden Ausbreitung des Ordens führte, da nunmehr eine flächendeckende Mitgliedschaft - auch in abgelegeneren Landesteilen - möglich wurde.<ref name="Melton_Dictionary_1986_156f" /><ref name="Melton_Handbook_1986_72f" /> |
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== Entwicklung und internationale Ausbreitung == |
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=== Kooperation mit dem Ordo Templi Orientis (OTO) === |
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[[Datei:Aleister Crowley 1912.jpg|miniatur|Aleister Crowley plante 1936 den AMORC zu übernehmen.]] |
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[[Datei:AMORC San Jose 1937.jpg|miniatur|Mitglieder vor einem Gebäude auf dem AMORC-Gelände in [[San José (Kalifornien)|San José]] im Jahre 1937]] |
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Der AMORC stellte 1921 eine Verbindung zu [[Theodor Reuss]] dem Mitbegründer des [[Ordo Templi Orientis]] (OTO) her.<ref>Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009. S. 505. ISBN 978-1-59477-255-9.</ref> Da die Ziele von OTO und AMORC fast identisch waren bestand vom 30. Juni 1921 bis 1. März 1936 ein reguläres Anerkennungsverhältnis.<ref>Horst E. Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'' Verlag Hermann Bauer, Freiburg i.Br. 1986, ISBN 3-442-11708-9, S. 25.</ref> Lewis kooperierte auch mit Reuss‘ „Nachfolger“ [[Heinrich Tränker]]. Beide publizierten ein als zweite [[Fama]] stilisiertes Rosenkreuzermanifest um den AMORC auch in Deutschland zu etablieren und planten ein „Pansophia International Rosicrucian Council“.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 104.</ref> Zeitweise wurden [[Aleister Crowley]]s Devise „Tu, was du willst, soll sein das ganze Gesetz.“ und der zentrale Sinnspruch seiner Lehre: „Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen.“ in den AMORC-Lehrbriefen des 11. Grades als angebliche „ancient Rosicrucian laws“ (alte Rosenkreuzer-Gesetze) ausgegeben. Lewis wurde 1921 mit einer ''Reuss-Charta'' ausgestattet, soll jedoch trotz verwandter Symbole die [[Sexualmagie]] des OTO nicht in den AMORC-Lehrplan aufgenommen haben. Das ebenfalls übernommene OTO-Lamen wird vom AMORC seit den 1950er Jahren nicht mehr verwendet.<ref>Peter-Robert König: ''Ein Leben für die Rose (Arnoldo Krumm-Heller),'' München 1995, ISBN 3-927890-21-9, S. 151.</ref><ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 104–105.</ref> Lewis habe diverse OTO-Materialien für seine AMORC-Lehrbriefe und Selbsteinweihungen gefälscht um dem AMORC eine „traditionelle Linie“ zu verleihen.<ref>Peter-Robert König: ''Ein Leben für die Rose (Arnoldo Krumm-Heller),'' München 1995, ISBN 3-927890-21-9, S. 48.</ref> Lewis Beziehungen zu Crowley, den er schon 1918 in New York kennengelernt hatte, waren so weit gediehen, dass Crowley 1936 auf die Idee kam den AMORC zu übernehmen.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 104–105.</ref> |
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Am 17. Juni 1918 wurde das Hauptquartier des AMORC polizeilich durchsucht und Lewis unter dem Verdacht verhaftet, er habe zweifelhafte [[Verzinsliches Wertpapier|Anleihen]] verkauft und Geld unter Angabe falscher Gründe gesammelt. Die Vorwürfe wurden kurz darauf zurückgenommen. Später im selben Jahr verlegte Lewis die Hauptzentrale nach [[San Francisco]] in Kalifornien.<ref name="Melton_Dictionary_1986_156f" /><ref>Siehe auch Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 103. Dort jedoch Verkauf zweifelhafter „Bücher“ anstatt Verkauf zweifelhafter „Anleihen“ (engl. „bonds“).</ref> |
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=== Missionierung und Marketing === |
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1925 fand Lewis einen Geldgeber, der es ihm ermöglichte, eine von Palmen umstandene Pyramide im ägyptischen Stil zu bauen. Dieses Areal enthielt eine eigene Radiostation (WJBB) und wurde für ausgiebige AMORC-Werbekampagnen und Marketingaktionen genutzt, was die Mitgliederzahl des AMORC beträchtlich erhöhte. Der AMORC betreibt aktive Mitgliederwerbung durch öffentliche Vorträge, Veranstaltungen, Messepräsentationen und überwiegend durch Inserate in esoterischen Zeitschriften.<ref name="Lamprecht_2004_103">Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' S. 103.</ref><ref name="greer">John Michael Greer: ''The New Encyclopedia of the Occult''. Zweite Auflage, St. Paul, MN: Llewellyn Publications 2004, S. 21–22.</ref> |
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=== Phase in San Francisco und Tampa (1918–1927) === |
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Nach dem Umzug nach San Francisco publizierte Lewis ab 1921 die Zeitschrift ''The Rosicrucian Digest'', allerdings zunächst unter dem Titel ''The Triangle'' bzw. ab 1925 ''The Mystic Triangle''.<ref name="LindsayJones_7930">Lindsay Jones (Hrsg.): ''Encyclopedia of Religion.'' Volume 12, 2. Auflage 2005, S. 7930.</ref><ref>Frans Wittemans: ''A New and Authentic History of the Rosicrucians.'' Mysore Press, Reprint 2011, S. 155.</ref> Ebenfalls 1921 stellte der AMORC eine Verbindung zum Mitbegründer des [[Ordo Templi Orientis]] (OTO) [[Theodor Reuß]] (1855–1923) her. Lewis hatte erfahren, dass Reuß den OTO als „äußere Fassade“ der Rosenkreuzer bezeichnete, was sein Interesse weckte, da er in der Zeit nach einem von ihm vermuteten ursprünglichen Rosenkreuzerorden suchte.<ref>Peter-Robert König: ''Der O.T.O. Phänomen RELOAD.'' Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 168-169.</ref><ref>Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009, S. 506.</ref> Reuß seinerseits war von Lewis Ressourcen beeindruckt, stattete ihn mit einer OTO-Ehrenmitgliedschaft aus und versuchte ihn zu überreden, einen gemeinsamen Dachverband namens „The AMORC World Universal Council“ (TAWUC) zu errichten.<ref name="Churton_2009_505">Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009, S. 505.</ref><ref>Peter-Robert König: ''Der O.T.O. Phänomen RELOAD.'' Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 14.</ref> Lewis war von dieser Idee nicht überzeugt und brach den Kontakt zu Reuß im Mai 1922 schließlich ganz ab, nachdem er erkannte, dass Reuß primär das Ziel verfolgte, vom AMORC finanzielle Unterstützungen zu erhalten.<ref name="Churton_2009_506ff">Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009, S. 506–508.</ref><ref>Peter-Robert König: ''Der O.T.O. Phänomen RELOAD.'' Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 169–170.</ref> Dennoch verwendete der AMORC bis in die 1950er Jahre in manchen Druckerzeugnissen das Lamen der OTO, das allerdings auch schon 1890 (16 Jahre vor der OTO-Gründung) im Wappen von Joséphin Péladans ''Ordre de la Rose-Croix du Temple et du Graal'' benutzt wurde.<ref>Peter-Robert König: ''Der O.T.O. Phänomen RELOAD.'' Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 30.</ref> 1930 arbeitete Lewis kurzzeitig mit Reuß' Nachfolger [[Heinrich Tränker]] zusammen. Beide publizierten ein als zweite Fama stilisiertes Rosenkreuzermanifest, um den AMORC auch in Deutschland zu etablieren und planten ein „Pansophia International Rosicrucian Council“.<ref name="Lamprecht_2004_104">Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 104.</ref> |
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[[Datei:Egyptianmuseum-front-tourists.mbp.1024x768.jpg|miniatur|Museumseingang im „Rosicrucian Park“ des AMORC in San José]] |
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1927 kaufte Lewis ein Grundstück in [[San José (Kalifornien)|San José]] zur Errichtung des neuen AMORC-Hauptquartiers. Auf dem Gelände wurden Gebäude im ägyptischen Stil und das ''Rosicrucian Egyptian Museum'' errichtet, die zu den Touristenattraktionen von San José gehörten. 1934 wurden zusätzlich eine Bücherei, ein Studienzentrum und ein Planetarium eröffnet. Das Areal wurde „Rosicrucian Park“ genannt und war lange Zeit die internationale Zentrale des Amorc.<ref name="Lamprecht_2004_103" /> Heute befindet sich das internationale Hauptquartier in Lachoute bei [[Montreal]] in Kanada.<ref name="Ruppert_2004_64-65" /> |
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1925 verlegte Lewis die Ordenszentrale nach [[Tampa]] ([[Florida]]).<ref name="Melton_Handbook_1986_72f" /> Die Verlegung diente wegen der Nähe zu [[Puerto Rico]] insbesondere dem Aufbau einer Organisation für den spanischen Sprachraum in Amerika.<ref name="Diehl_BD2_2010_136">Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand 2010, S. 136.</ref> In Tampa wurde gemeinsam mit einem Geschäftspartner eine von Palmen umstandene Pyramide im ägyptischen Stil nachgebaut. Dieses Areal enthielt eine eigene Radiostation (WJBB) und wurde für ausgiebige AMORC-Werbekampagnen genutzt, was die Mitgliederzahl des AMORC beträchtlich erhöhte.<ref name="Lamprecht_2004_103">Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 103.</ref> |
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=== Strittiger Alleinvertretungsanspruch und Gründung der FUDOSI === |
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[[Reuben Swinburne Clymer]], der Begründer der ''[[Rosenkreuzer#Fraternitas Rosae Crucis (FRC)|Fraternitas Rosae Crucis]]'', einer 1910 gegründeten Gruppe, die sich ebenfalls auf die Rosenkreuzer beruft, machte dem AMORC den Alleinvertretungsanspruch für das Rosenkreuzertum in Amerika streitig. So hatte Clymer herausgefunden, dass es sich bei den angeblich historischen Rosenkreuzer-Weisheiten des AMORC nur um Plagiate und Fälschungen handelte, was er anhand von Vergleichen der Originalzitate mit den AMORC-Schriften detailliert nachwies. Nachdem sich der AMORC immer heftigerer Kritik konkurrierender Rosenkreuzer-Gruppen, insbesondere seitens der ''Fraternitas Rosae Crucis'', ausgesetzt sah, wurde Lewis schließlich von Clymer direkt angegriffen, in dem dieser die historische Kontinuität des AMORC bestritt, da Lewis das rosenkreuzerische Alleinvertretungsrecht bisher für sich beanspruchte.<ref name="Churton_2009_506-507">Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009. S. 506-507. ISBN 978-1-59477-255-9.</ref><ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 104–106</ref> |
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=== Niederlassung in San José, Kalifornien === |
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Um den rosenkreuzerischen Alleinvertretungsanspruch von Clymer in Amerika anzufechten, gründete Lewis den Dachverband [[FUDOSI|Fédération Universelle des Ordres et Sociétés Initiatiques (FUDOSI)]], um sich zur Stärkung seiner Autorität von seiner FUDOSI-Gesellschaft eine Berechtigungsurkunde für die Legitimität seines AMORC ausstellen zu lassen. In der von den befreundeten Initiatenorden ausgestellten FUDOSI-Urkunde wurde nun dokumentiert, dass der AMORC der einzig autorisierte echte alte Rosenkreuzerbund in Nord- und Südamerika sei. Fortan bezeichnete Lewis alle nicht in seinem FUDOSI organisierten Rosenkreuzer- und Initiatenorden als unauthentisch, und außerhalb der von ihm bezeichneten Sukzessions- und Traditionskette stehend.<ref name="Churton_2009_506-507" /><ref>Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'', S. 228.</ref> Da die FUDOSI auf starke Kritik seitens der ausgeschlossenen Geheimbünde stieß, gründeten diese esoterischen Gruppen 1939 unter Clymers Federführung den konkurrierenden Verband [[FUDOFSI]] mit dem man sich wiederum die eigene alleinige legitime Rosenkreuzer-Abstammung selbst bestätigen konnte.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 92</ref> |
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[[Datei:AMORC San Jose 1937.jpg|miniatur|Mitglieder vor einem Gebäude auf dem AMORC-Gelände in San José im Jahre 1937]] |
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1927 verlegte Lewis den Hauptsitz schließlich nach San José in Kalifornien, wo er ein Grundstück zur Errichtung des neuen AMORC-Hauptquartiers erwarb.<ref name="Melton_Handbook_1986_72f" /><ref name="Diehl_BD2_2010_136" /><ref name="Lamprecht_2012_29">Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 29.</ref> Kurze Zeit nach dem Umzug suchte Lewis nach einer Möglichkeit, den AMORC mit einem christlichen Kult zu verbinden. Diese Gelegenheit bot sich mit der „Pristine Church of the Rose Cross“, in der Lewis Bischof wurde. Die Verbindung bestand jedoch nur wenige Jahre und wurde schließlich aufgelöst, da es zu Unstimmigkeiten mit dem areligiös ausgerichteten AMORC kam.<ref name="Melton_Dictionary_1986_156f" /><ref name="Melton_Handbook_1986_72f" /><ref name="Lamprecht_2012_29" /> Obwohl sich aufgrund von Differenzen unter Mitgliedern eine Loge mit etwa 1000 Personen vom AMORC abspaltete, wuchs der Orden in dieser Zeit insgesamt weiter an.<ref name="Lamprecht_2004_103" /> Ungefähr ab 1933 breitete er sich auch über Mittel- und Südamerika aus.<ref name="Diehl_BD2_2010_131">Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand 2010, S. 131.</ref> |
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Auf dem Gelände in San José wurde 1934 eine rosenkreuzerische Universität („Rose Croix University“) eröffnet, in der auf dem Gebiet der Esoterik, aber auch in den Bereichen Ökologie, Medizin, Psychologie, Physik, Informatik, Astronomie und Ägyptologie geforscht wird.<ref name="Melton_Handbook_1986_72f" /><ref>Clemens Zerling: ''Die Rosenkreuzer. Geschichte einer Idee zwischen Mythos und Wirklichkeit.'' S. 127.</ref> Im Jahr 1936 folgten ein Planetarium und 1939 eine Bücherei („Rosicrucian Research Library“) sowie ein ägyptisches Museum („Rosicrucian Egyptian Museum“), das zu einer Touristenattraktion San Josés geworden ist.<ref name="Melton_Handbook_1986_72f" /><ref name="Lamprecht_2012_29" /> Das Areal wurde „Rosicrucian Park“ genannt und bildet die internationale Zentrale des AMORC, die seitdem einen ganzen Häuserblock umfasst.<ref name="McIntosh_1987_140">Christopher Mcintosh: ''The Rosicrucians. The History, Mythology and Rituals of an Esoteric Order.'' Crucible, 2. Auflage, Wellborough 1987, ISBN 978-1-8527-4025-2, S. 140.</ref> |
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=== Ausbreitung nach Europa === |
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Nach zwei gescheiterten Versuchen des AMORC in den Jahren 1921 und 1927 in Frankreich Fuß zu fassen, misslang 1930 auch in Deutschland die Gründung einer Zweigstelle. Erst relativ spät, nach dem Zweiten Weltkrieg, gelang im Gefolge der amerikanischen Streitkräfte die Verbreitung in Europa. Am 15. März 1952 wurde ein deutscher AMORC–Verein gegründet, den der Ing. Martin Erler beim Amtsgericht [[München]] eingetragen ließ. Als Vereinszweck wurde die „Psychophysik des Ing. Martin Erler“ angegeben. Erler wurde erster deutscher Großmeister, was der AMORC jedoch in Abrede stellt, bis er den AMORC 1954 wieder verließ, um seinen [[Ordo Rosae Aurae]] (ORA) zu gründen. 1956 verfügte die oberste AMORC-Großloge in San Jose die Verlegung der Administration der deutschen Sektion nach [[Überlingen]] am [[Bodensee]]. In Überlingen wurden am 29. Dezember 1958 neue Satzungen beschlossen. Am 3. April 1959 wurde dann ein weiterer AMORC-Verein im Vereinsregister des Amtsgerichts Überlingen eingetragen. Die Münchener Mitglieder wurden zum Vereinswechsel nach Überlingen aufgefordert. Als dem ''AMORC [[Eingetragener Verein|e. V.]]'' in München nur noch weniger als drei Mitglieder angehörten wurde dieser am 16. Dezember 1959 von Amts wegen gelöscht. 1963 wurde die Zentrale nach [[Baden-Baden]] verlegt wo der Verein eine Jugendstil-Villa für die Verwaltung der mittlerweile zirka 500 Mitglieder erworben hatte. 1972 wurde Wilhelm Raab Großmeister für den deutschsprachigen Raum. Dieses Amt wurde 1999 von Maximilian Neff übernommen.<ref name="Miers_1993_46-48" /><ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 108–110.</ref> Heute gehören dem AMORC weltweit etwa 80.000 Personen an; in Deutschland hat der AMORC gegenwärtig etwa 2.000 Mitglieder (Stand 2012).<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221 Oktober 2012. S. 30.</ref> In Baden-Baden wurde das als [[Gemeinnützigkeit|gemeinnützig]] anerkannte AMORC-Kulturforum gegründet.<ref>{{Cite web | title = Wir über uns | url = http://www.rosenkreuzer.de/kultur-und-kunstforum/kultur-und-kunstforum/wir-ueber-uns/ | publisher = Die Rosenkreuzer - AMORC Baden-Baden | accessdate = 2014-01-19}}</ref> |
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1935 versuchte der in die Insolvenz geratene Okkultist [[Aleister Crowley]] den AMORC zu übernehmen oder Geld von ihm zu erhalten.<ref name="Churton_2009_506ff" /><ref name="König_OTOReload_Bd1_172ff">Peter-Robert König: ''Der O.T.O. Phänomen RELOAD.'' Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 172–174.</ref> Er gab sich dazu, obwohl er bereits 1921 aus dem OTO ausgeschlossen und dort zur ''persona non grata'' erklärt worden war, als Chef des OTO aus. Als solcher sei er gleichzeitig Chef aller Rosenkreuzer der Welt, sodass auch der AMORC ihm unterstehe.<ref name="Churton_2009_506ff" /><ref>Peter-Robert König: ''Der O.T.O. Phänomen RELOAD.'' Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 138 und S. 172-174.</ref> Lewis war gegenüber Crowley seit jeher negativ eingestellt, bezeichnete ihn bereits 1916 als „Schwindler“ und später auch als „Schwarzmagier“ und setzte Crowleys Werke in seiner AMORC-Zeitschrift auf die Liste „nicht empfehlenswerter Bücher“.<ref name="König_OTOReload_Bd1_172ff" /><ref>Christopher Mcintosh: ''The Rosicrucians. The History, Mythology and Rituals of an Esoteric Order.'' Crucible, 2. Auflage, Wellborough 1987, ISBN 978-1-8527-4025-2, S. 139. In einem Lehrbrief von H.S. Lewis wurde Crowleys Sinnspruch ''„Tu was du willst, soll sein das Ganze des Gesetzes; Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen.“'' dahingehend interpretiert, dass man im Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Karma-Gesetz handeln soll; vgl. McIntosh, ebd.</ref> Verbindungen zu Crowleys OTO-Flügel bestanden zu keiner Zeit.<ref name="Churton_2009_505" /> Da Lewis wusste, dass Crowleys Behauptungen ohne Grundlage waren, ignorierte er ihn.<ref name="Churton_2009_506ff" /> |
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=== Streitfälle, Abspaltungen und Ableger === |
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Lewis suchte nach einer Möglichkeit seinen AMORC mit einem christlichen Kult zu verbinden. Diese Gelegenheit bot sich mit der „Pristine Church of the Rose Cross“ in der Lewis Bischof wurde, was jedoch nicht zu seiner als areligiös definierten AMORC-„Bruderschaft“ passte, weshalb etwa 1000 Mitglieder während seiner Bischofszeit geschlossen aus dem AMORC austraten.<ref name="Lamprecht_2004_103" /> |
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Zwischen 1929 und 1939 verfasste Lewis weiterhin zahlreiche esoterische Bücher, die den Bekanntheitsgrad außerhalb des AMORC weiter erhöhten.<ref name="Melton_Dictionary_1986_156f" /><ref name="Lamprecht_2004_104" /> |
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==== Gerichtsstreitigkeiten und Stewart-Affäre ==== |
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Am 23. Januar 1987 wurde [[Gary L. Stewart]] vom obersten Leitungsgremium des AMORC zum obersten Chef (Imperator) gewählt. Doch schon 1990 wurde er gegen seinen Protest per Gerichtsbeschluss des Amtes enthoben weil man ihm die Veruntreuung von drei Millionen Dollar vorwarf, was sich vor Gericht jedoch nicht erhärten ließ, weshalb der AMORC mit den Banken eine außergerichtliche Einigung erzielte. Stewart akzeptierte seine Absetzung zunächst nicht, da er sein Imperator-Amt nicht nur in dessen Funktion als Präsident, sondern auch als geistliches Amt verstand, das auf Lebenszeit Gültigkeit besitze. In der Folge kam es auf internationaler Ebene zu einem internen Vertrauensbruch zwischen den regionalen Gliederungen und dem damaligen Leiter des Dachverbands des AMORC. Dieser Vertrauensbruch eskalierte zu drei Jahre andauernden Zivilprozessen, in denen es primär um die Rechtmäßigkeit der Absetzung Stewarts als Imperator ging, der sein Amt auf Lebenszeit auszuüben gedachte und die zum Ausschluss des amtierenden Leiters Gary L. Stewarts führten und in einem [[Schisma]] des AMORC endeten. Daraufhin kam es zu einer ganzen Reihe von AMORC-Abspaltungen. Die diversen Neugründungen übernahmen jeweils Bausteine und Lehrelemente des AMORC und arbeiteten auf deren Basis eigenständig weiter. Stewart gründete seinen eigenen Rosenkreuzer-Orden, die ''[[Confraternity of the Rose-Cross]] (CR+C)''. Der CR+C ist nach Stewarts Auffassung gegenwärtig der eigentliche AMORC. Der [[Franzose]] Christian Bernard, damaliger Leiter der französischen Gliederung, übernahm ab dem 12. April 1990 die Funktion von Stewart.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 107, S. 113–114, S. 147 und S. 150.</ref> |
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==== Gründung der FUDOSI ==== |
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Um die eigene Position in der Auseinandersetzung mit seinem ärgsten Konkurrenten, dem Leiter der amerikanischen Rosenkreuzerorganisation ''[[Rosenkreuzer#Fraternitas Rosae Crucis (FRC)|Fraternitas Rosae Crucis]]'' [[Reuben Swinburne Clymer]], zu stärken, organisierte Lewis zusammen mit [[Émile Dantinne]] und [[Victor Blanchard]] 1934 die Vereinigung von 14 Initiatenorden zum Dachverband der ''[[FUDOSI|Fédération Universelle des Ordres et Sociétés Initiatiques (FUDOSI)]]''.<ref name="Diehl_BD1_2010_283_285">Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 1: ''Das geschichtliche Erbe.'' Pomaska-Brand 2010, S. 283-285.</ref><ref name="Lamprecht_2012_19_29">Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 19 und 29.</ref> Sie leiteten die Organisation gemeinsam, wobei Lewis die amerikanischen Rosenkreuzer vertrat, Dantinne die europäischen Rosenkreuzer und Blanchard die orientalischen Initiatenorden und Martinisten.<ref name="Diehl_BD1_2010_283_285" /> Die FUDOSI spielte eine wichtige Rolle bei der Übertragung der alten Traditionen über den Atlantik in beide Richtungen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.<ref name="Diehl_BD2_2010_136" /> Am 8. August 1934 stellte die FUDOSI dem AMORC eine Urkunde aus, in der er als einzige autorisierte Abteilung der alten Rosenkreuzerbruderschaft für Nord- und Südamerika bezeichnet wird.<ref name="Diehl_BD1_2010_283_285" /><ref name="Lamprecht_2012_19_29" /> |
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Neben dem CR+C gab es weitere Abspaltungen als Folge der Stewart-Affäre. So gründeten als Lewis-Fundamentalisten geltende AMORC-Mitglieder, die die Absetzung Stewarts nicht akzeptierten, den [[Ancient Rosae Crucis]] (ARC) mit Sitz in [[Dallas]] (Texas). Die während und nach dem AMORC-Schisma eingeführten Änderungen werden vom ARC abgelehnt weil man an die ursprüngliche Ideologie von [[Harvey Spencer Lewis]] anknüpfen will. So verwendet man noch die ursprünglichen Monographien (Lehrbriefe) des AMORC Gründers Lewis. Einige Zeit übte Gary L. Stewart das Amt des Imperator aus bis er aufgrund von Meinungsverschiedenheiten ausschied um seinen eigenen Ableger zu begründen. |
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Die FUDOSI tagte anlässlich ihrer Gründung vom 8. bis 16. August 1934 in Brüssel. In den Jahren 1936 und 1939 fanden dort zwei weitere FUDOSI-Konvente statt. 1937 wurde hingegen in Paris getagt. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg blieben jegliche Aktivitäten untersagt. Nach dem Krieg traf sich die FUDOSI zwischen 1946 und 1951 vier weitere Male. Auf dem letzten Konvent am 14. August 1951 beschloss die Organisation ihre Auflösung, da sie ihre Aufgaben als erfüllt ansah.<ref name="Churton_2009_506ff" /><ref name="Diehl_BD1_2010_283_285" /><ref>Gérard Galtier: ''La Maçonnerie égyptienne, Rose Croix et néo-chevalerie.'' Èdition du Rocher, Paris 1994, ISBN 978-2268016856, S. 369ff.</ref> |
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==== Orden Rosacruz ==== |
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Ein in seiner Außendarstellung kaum vom AMORC zu unterscheidender Ableger ist der Orden Rosacruz mit Hauptsitz in Las Palmas auf [[Gran Canaria]] der Niederlassungen in Spanien und Amerika unterhält. Die Mitglieder werden ebenfalls durch Monographien im Fernstudium unterrichtet. In den Tempeln wird das AMORC-Emblem verwendet.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 150-152.</ref> |
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=== Tod Harvey Spencer Lewis bis Gegenwart === |
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==== Sonnentempler ==== |
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[[Datei:Hslewisgrave1.jpg|miniatur|200px|Grabstein von Harvey Spencer Lewis in San José]][[Datei:Rc_egyptian_museum.jpg|miniatur|200px|Museumseingang im „Rosicrucian Park“ des AMORC in San José]] |
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Der [[Sonnentempler]]-Orden (Ordre du Temple Solaire) gehört zu den vom AMORC beeinflussten, dann aber von ihm abgetrennten Organisationen. Er wurde von Joseph Di Mambro, der von 1956 bis mindestens 1968 dem AMORC angehörte, gegründet. Auch der zweite Chef der Sonnentempler-Sekte, der belgische [[Homöopathie|homöopathische]] Arzt Luc Jouret (1947-1993), hatte indirekte Kontakte zum AMORC. Jouret übernahm und leitete den französischen Neo-Templer-Orden, den Ordre Rénové du Temple (ORT), welcher vom ehemaligen französischen AMORC-Grossmeister Raymond Bernard, mitbegründet wurde und brachte dessen Mitglieder in den Sonnentempler-Orden ein. Die Leiter der Sonnentempler vertraten apokalyptische, ein baldiges Weltende beinhaltende Rosenkreuzer-Sonderlehren, die keine Entsprechung im AMORC haben, und zum Entschluss einer gemeinsamen Selbsttötung führten. Dieser Plan wurde im Herbst 1993 in Kanada und der Schweiz umgesetzt, als bei mehreren Morden und Massenselbstmorden insgesamt 53 Sonnentempler-Rosenkreuzer, darunter die Führungsriege um Di Mambro und Jouret ums Leben kamen. Ein Großteil der zurückgebliebenen Sonnentempler distanzierte sich von Ihrer Sekte. Als Folge dieser Ereignisse distanzierte sich auch der AMORC offiziell von der spiritistischen [[Sonnentempler#Doktrin und Bezug zur Theosophie und spiritistischen Rosenkreuzer-Ideen|Doktrin der Sonnentempler]] die mit der eigenen unvereinbar sei.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 111.</ref><ref>{{Cite web| title = Die Sonnentempler| publisher = relinfo.ch| accessdate = 2012-11-02| url = http://www.relinfo.ch/ots/infotxt.html}}</ref><ref>{{Cite web| last = Gandow| first = Thomas| title = Das Geheimnis des Sonnentempels – "Kein Selbstmord im menschlichen Sinne"| publisher = religio.de| accessdate = 2012-04-22| url = http://www.religio.de/dialog/195/195s25.html}}</ref> |
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Harvey Spencer Lewis starb am 2. August 1939 und sein Sohn [[Ralph Maxwell Lewis]] (1904–1987) übernahm die Aufgabe der Leitung des AMORC.<ref name="Diehl_BD2_2010_136" /> Zu dem Zeitpunkt war dieser bereits seit 16 Jahren in wichtigen Ämtern der Organisation betraut.<ref name="Lamprecht_2004_107">Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 107.</ref> Nach seiner Amtsübernahme wurde Ralph Maxwell Lewis Mitglied des Obersten Rates des befreundeten französischen Rosenkreuzerordens ''Ordre Kabbalistique de La Rose Croix''.<ref name="Lamprecht_2004_107" /> R.M. Lewis Amtszeit von 1939 bis 1987 verlief insgesamt ohne erhebliche Zwischenfälle und war von einer stetigen Ausbreitung des Ordens sowie durch eine kontinuierliche Steigerung des Bekanntheitsgrades mittels Werbung geprägt.<ref>Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009, S. 508.</ref> Er machte den Orden in über 80 Ländern bekannt, sodass der größte Teil der heutigen Verbreitung auf ihn zurückgeht.<ref name="Lamprecht_2004_107" /> |
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Als Ralph Maxwell Lewis 1987 starb übernahm [[Gary Lee Stewart]] die Leitung, der den AMORC jedoch bereits 1990 verlassen musste, nachdem ihm finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen wurden (siehe [[AMORC#Ausschluss Gary Lee Stewarts|Stewart-Affäre]]). Stewarts Nachfolger wurde der derzeit amtierende vierte Vorsitzende Christian Bernard.<ref name="Lamprecht_2012_29" /> Infolge des Stewart-Ausschlusses wurde das Amt des Vorsitzenden im Jahr 1992 reformiert, sodass er nicht mehr auf Lebenszeit, sondern für den Zeitraum von fünf Jahren gewählt wird und danach wiedergewählt werden kann.<ref name="Diehl_BD2_2010_132">Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand 2010, S. 132.</ref> Besonderes Augenmerk richtet Christian Bernard auf die Ausbreitung des Ordens im ehemaligen Ostblock.<ref name="Lamprecht_2004_108">Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 108.</ref> |
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==== CIRCES und TRI ==== |
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1986 legte Raymond Bernard, der den französischen Zweig des AMORC maßgeblich mit aufgebaut hatte, seine Ämter als französischer Grossmeister und Mitglied des ''Board of Director'' nieder. 1988 gründete er in Paris die Organisation CIRCES, die ähnliche Anliegen wie der AMORC verfolgt, sich aber primär nicht mehr als Rosenkreuzerorden versteht sondern als Nachfolger der Tempelritter sieht. 1997 gab Bernard die Leitungstätigkeit an ''Onslow H. Wilson'' ab, der die Organisation in ''Templar Research Institute'' (TRI) umbenannte und dessen Bücher auch vom AMORC verkauft werden.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-525-56549-6, Seiten 148–149.</ref> |
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Die Zentrale des AMORC („Supreme Grand Lodge“) befindet sich heute in San José, Kalifornien.<ref name="LindsayJones_7930" /><ref name="Lamprecht_2012_30">Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte 221/12, S. 30.</ref><ref name="<ref name="WorldBook_482">Cecil W. Davies (Hrsg.): ''The World Book Encyclopedia.'' Volume 16, Chicago 2011, S. 482.</ref><ref name="Mertesdorf_2008_387388">Christine Mertesdorf: ''Weltanschauungsgemeinschaften. Eine verfassungsrechtliche Betrachtung mit Darstellung einzelner Gemeinschaften.'' (Schriften zum Staatskirchenrecht; Band 39), Peter Lang – Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main, Berlin u.a. 2008, ISBN 978-3-631-57576-5, S. 387–388.</ref> Nach einer vereinzelt auftauchenden Angabe befindet sie sich hingegen in [[Lachute]] bei [[Montreal]] ([[Kanada]]).<ref name="Ruppert_2004_64f">Hans-Jürgen Ruppert: ''Rosenkreuzer.'' Hugendubel, Kreuzlingen/München 2004, S. 64–65.</ref> In diesem Ort findet regelmäßig ein Mal jährlich das Treffen des Obersten Rates des AMORC statt.<ref>{{Cite web | author = Julie Scott | title = ''Reflections from Rosicrucian Park.'' | url = http://rosicrucian.org/labels/LaChute.html |date= 2008-10-16 | accessdate = 2014–05–17}}</ref> |
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=== Erfassung durch die französische Sektenkommission === |
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Im Jahr 1999 wurde von der französischen parlamentarischen Untersuchungskommission MILS (Interministerielle Mission des Kampfes gegen die Sekten) das Dossier „Die Sekten und das Geld“ veröffentlicht. Die Parlamentarier ergänzten diesen Report um eine Liste mit 30 Gruppen, zu denen der AMORC gehört, die als Hauptakteure (major players) in Bezug auf ihren finanziellen Einfluss beurteilt werden.<ref>{{cite web|url=http://www.assemblee-nationale.fr/dossiers/sectes/r1687anx.asp|title= Les sectes et l'argent - Annexes, Cults and money - Appendices|accessdate= 2009-04-20|author= Assemblée Nationale|authorlink= National Assembly of France|coauthors= |date= 1999-06-10|publisher= République Française|language= French |quote= La Commission a choisi de sélectionner une trentaine de sectes (1) qui lui paraissent disposer d'une influence économique et d'un poids financier significatifs, et pour lesquelles elle a pu rassembler des informations qu'elle juge utile de rendre publiques. [The Commission chose to select some thirty cults which appeared to it to have significant economic influence and financial clout; and for which it could assemble information which it judged useful to publicise.]}}</ref><ref name="sommaire">{{Internetquelle |url=http://www.assemblee-nationale.fr/dossiers/sectes/sommaire.asp|titel= Les sectes et l'argent, Cults and money |zugriff=2009-04-20 |autor=Assemblée Nationale |datum=1999-06-10 |hrsg=République Française |language=fr |zitat=enquête sur la situation financière, patrimoniale et fiscale des sectes, ainsi que sur leurs activités économiques et leurs relations avec les milieux économiques et financiers (inquiry into the finances, property and income of cults, as well as into their economic activities and their connections with economic and financial circles)}}</ref><ref>Stellungnahme des französisches Außenministeriums aus 2007 zum Sektenphänomen: [http://www.ambafrance-at.org/IMG/pdf/Sekten.pdf (PDF; 247 kB)]</ref><ref name="sommaire" /> |
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Heute ist der AMORC in allen Erdteilen verbreitet und die weltweit mit Abstand größte Rosenkreuzerorganisation.<ref name="Diehl_BD2_2010_131" /><ref name="Lamprecht_2012_21">Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 21.</ref> Über die Anzahl der Mitglieder gibt es unterschiedliche Schätzungen, die von 80.000,<ref name="Lamprecht_2012_30" /> 100.000 bis 150.000,<ref>{{Cite web| title = Religionen in Deutschland: Mitgliederzahlen| publisher = remid.de| accessdate = 2012-04-22| url = http://www.remid.de/remid_info_zahlen.htm}}; Harald Baer, Hans Gasper, Johannes Sinabell (Hrsg.): ''Lexikon neureligiöser Bewegungen und Weltanschauungen.'' 2009, S. 187–188; Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 112; Andreas Fincke, Matthias Pöhlmann (Hrsg.): ''Kompass. Sekten und religiöse Weltanschauungen. Ein Lexikon.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, ISBN 978-3-579-06409-3, S. 17.</ref> 200.000,<ref name="Diehl_BD2_2010_132" /> 250.000,<ref>Hans-Jürgen Ruppert: ''Rosenkreuzer.'' Hugendubel, Kreuzlingen/München 2004, S. 64–65; Edwin Biedermann: ''Logen, Clubs und Bruderschaften.'' Droste, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-7700-1184-1, S. 359.</ref> und der pauschalen Angabe über „hunderttausende“ Mitglieder reichen.<ref>Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009, S. 509.</ref> Die manchmal anzutreffende Angabe über mehrere Millionen Mitglieder<ref>[[Antoine Faivre]]: ''Esoterik im Überblick. Geheime Geschichte des abendländischen Denkens.'' Herder, Freiburg im Breisgau 2001, ISBN 978-3451049613, S. 139.</ref> bezieht sich nicht auf aktive Mitgliedschaften, sondern auf eine [[Adressbuch]]-Liste des Ordens.<ref name="Hanegraaff_2006_1020">[[Wouter J. Hanegraaff]] (Hrsg.): ''Dictionary of Gnosis & Western Esotericism.'' Brill, Leiden 2006, ISBN 978-90-04-15231-1, S. 1020.</ref><ref>Peter B. Clarke: ''Encyclopedia of New Religious Movements.'' Routledge, New York 2006, ISBN 978-0-415-26-707-6, S. 30.</ref> Hinsichtlich des deutschen Sprachraums bewegen sich die Schätzungen zwischen 2000,<ref>Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand 2010, S. 137, Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 30.</ref> 2500<ref name="BaerGasperSinabell_2009_187188">Harald Baer, Hans Gasper, Johannes Sinabell (Hrsg.): ''Lexikon neureligiöser Bewegungen und Weltanschauungen.'' Herder, Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-451-28256-0, S. 187–188.</ref> und 3000 Mitgliedern.<ref>{{Cite web| title = Religionen in Deutschland: Mitgliederzahlen| publisher = remid.de| accessdate = 2012-04-22| url = http://www.remid.de/remid_info_zahlen.htm}}; Andreas Fincke, Matthias Pöhlmann (Hrsg.): ''Kompass. Sekten und religiöse Weltanschauungen. Ein Lexikon.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, ISBN 978-3-579-06409-3, S. 17, Edwin Biedermann: ''Logen, Clubs und Bruderschaften.'' Droste, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-7700-1184-1, S. 359; Hans-Jürgen Ruppert: ''Rosenkreuzer.'' Hugendubel, Kreuzlingen/München 2004, S. 64–65</ref> |
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== Arbeitsweise == |
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Eine fest umrissene Lehre ist beim AMORC nicht erkennbar. Die Anhänger werden überwiegend in Seminaren und im Fernstudium durch die Lektüre von Fernlehrbriefen, den so genannten „Monografien“, mit diversen Lebensprinzipien, Ritualistik und „kosmischen Gesetzen“ bekannt gemacht.<ref>Kompaktlexikon Religionen/ Rüdiger Hauth (Hrsg.). Brockhaus Verlag Wuppertal 1998, ISBN 3-417-24677-6. Seite 21-22.</ref> Der Lehrstoff enthält keine besonderen Geheimnisse, bildet jedoch für den esoterisch nicht vorgebildeten Bezieher einen breiten, jedoch zeitaufwendigen und kostspieligen Einstieg in die Welt der [[Esoterik]].<ref name="Miers_1993_46-48" /> Die Schulung verfolge das Ziel, dem Mitglied esoterische Gesetze und übernatürliche Fähigkeiten zur Lebensbemeisterung zu vermitteln.<ref name="Ruppert_2004_64-65">Hans-Jürgen Ruppert: ''Rosenkreuzer.'' Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2004, ISBN 3-7205-2533-3, S. 64-65.</ref> Für Interessenten werden öffentliche Konzerte, Lesungen, Meditationsstunden und Ausstellungen angeboten. |
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=== Entwicklung in Europa === |
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Nach zwei gescheiterten Versuchen des AMORC in den Jahren 1921 und 1927 in Frankreich Fuß zu fassen, misslang 1930 zunächst auch in Deutschland die Gründung einer Zweigstelle.<ref name="Lamprecht_2004_108ff">Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 108–110.</ref> Mitte der 1930er Jahre wurde ein erster europäischer Zweig unter der Leitung des Schweizers Hans Grüter und der Französin Jeanne Guesdon in Frankreich gegründet und die Zeitschrift der „Alchimistischen Gesellschaft Frankreichs“ ''La Rose Croix'' wurde offizielles Organ dieser Niederlassung.<ref name="Diehl_BD2_2010_132" /> Als erstes europäisches Land beschloss die Administration in Großbritannien im Jahr 1946 die Vereinigung mit der Mutterloge in San José, später gefolgt von Frankreich und weiteren Ländern Nordeuropas.<ref name="Diehl_BD2_2010_132" /> |
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Ein neues Mitglied wird [[Neophyt (Kirche)|Neophyt]] genannt und bereitet sich im Heimstudium, das völlig in rituelle Handlungen eingebettet ist, in drei Neophytengraden auf die Tempelgrade vor. Zur Vorbereitung soll in den Privaträumen ein kleiner dunkler Altar mit 2 Kerzen, Symbolen und einem ca. 30 × 50 cm großen Spiegel, aufgebaut werden (das so genannte „Heim-Sanktuarium“), um sich dort wöchentlich dem Heimstudium der vom AMORC bereitgestellten zwei Fernlehrbriefe pro Monat, die strengster Geheimhaltung unterliegen, zu widmen, die bei Beendigung der Mitgliedschaft jedoch wieder an den Verein zurückgegeben werden müssen.<ref name="Miers_1993_46-48">Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'', S. 46-48.</ref><ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 118-123.</ref> Neben den Lehrbriefen kann man Seminare zu den einzelnen Graden besuchen, um ergänzende Informationen zu erhalten und um zu meditieren. |
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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Orden schließlich auch in Deutschland aktiv. In München kamen Mitglieder der „Gustav Meyrink Loge“ mit AMORC-Interessenten zusammen, die über eine im „Amerika-Haus“ ausliegende Annonce vom AMORC erfahren hatten und daraufhin mit der Loge Kontakt aufnahmen. Am 6. Dezember 1949 verkündete die Gustav Meyrink Loge „per Manifest“ die Gründung der „Antiqua Mystica Ordo Rosae Crucis Germaniae“, nachdem die Anzahl von 50 Interessenten erreicht war. Mangels Verfügbarkeit deutschsprachigen AMORC-Lehrmaterials arbeitete die Gruppe jedoch zunächst mit dem der Gustav Meyrink Loge, wozu in München ein kleiner Tempel und ein Sekretariat eingerichtet wurden. Allmählich organisierte sich eine Administration, die begann AMORC-Materialien aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Am 25. August 1951 fand in München ein erster Ordenskonvent in Deutschland statt, an dem auch Ralph Maxwell Lewis teilnahm. Im Januar 1952 konstituierte sich der Ordensrat neu.<ref>Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand 2010, S. 137.</ref> |
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=== Symbolarbeit === |
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Symbole spielen in der AMORC-Lehre eine wesentliche Rolle, dienen als Ausgangspunkt der eigenen Meditation und zur verkürzten und prägnanten Darstellung bestimmter okkulter Gesetze und Prinzipien die es zu verinnerlichen gilt. Die Symbolarbeit erspare lange Ausführungen, berühre aber auch tiefere und unbewusste Dimensionen, die mit Worten schwer vermittelbar seien, da das objektive Bewusstsein die Symbole nur limitiert erfassen könne. Die Studenten üben im Heimstudium mit Symbolen zu kommunizieren, indem sie die vorgeschriebenen Symbole abzeichnen, ausmalen oder diese ungestört und ausgiebig betrachten um in einen grenzwertigen Bewusstseinszustand zu gelangen, der die Kommunikation mit dem kosmischen Bewusstsein ermögliche. Zur Symbolarbeit im weiteren Sinne zählen zudem die Beschäftigung mit dem hebräischen Alphabet und den [[Tarot]]karten.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 133-134.</ref> |
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Am 15. März 1952 ließ der Ingenieur Martin Erler, ein Mitglied der Gustav Meyrink Loge, beim [[Amtsgericht München]] einen ersten AMORC–Verein ins Vereinsregister eintragen. Als Vereinszweck gab er „Psychophysik des Ing. Martin Erler“ an. Erler wurde nach vom AMORC bestrittenen Angaben erster deutscher Großmeister, bis er den AMORC 1954 wieder verließ, um einen eigenen Initiatenorden namens ''Ordo Rosae Aurae'' (ORA) zu gründen. 1956 verfügte die oberste AMORC-Großloge in San José die Verlegung der deutschen Administration nach [[Überlingen]] am [[Bodensee]]. In Überlingen beschloss der Orden am 29. Dezember 1958 neue Satzungen. Am 3. April 1959 wurde ein AMORC-Verein ins Vereinsregister des Amtsgerichts Überlingen eingetragen und die Münchener Mitglieder zum Vereinswechsel nach Überlingen aufgefordert. Am 16. Dezember 1959 wurde die Vereinsregistereintragung in München von Amts wegen gelöscht. 1963 verlegte AMORC den Sitz der Großloge nach [[Baden-Baden]], wo der Orden ein Anwesen für die Verwaltung der mittlerweile cirka 500 Mitglieder erworben hatte. Großmeister in Deutschland war ab 1972 Wilhelm Raab, bis Maximilian Neff ihn 1999 ablöste.<ref name="Lamprecht_2012_30" /><ref name="Lamprecht_2004_108ff" /> |
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=== Geheimhaltungspraktiken === |
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Nur wenige andere Rosenkreuzergruppen praktizieren die Geheimhaltung der Ordensinhalte so nachdrücklich wie der AMORC und dessen Ableger. Während die AMORC-Bücher nur Anwendungen oder allgemeine Prinzipien enthalten, unterliegen die Inhalte der Fernlehrbriefe (Monographien) der strengsten Geheimhaltungspflicht. So wird im ebenfalls geheimen „Weiser für Neophyten“ unterstrichen, dass Außenstehenden niemals die Monographien, Ritualtexte und privaten Amorc-Korrespondenzen gezeigt werden dürfen. Der AMORC empfiehlt sämtliche Monographien, Ritualtexte und Korrespondenzen in einer abgeschlossenen Holzkiste aufzubewahren und diese mit dem eigenen Namen und der Aufforderung zu versehen, die Kiste im Todesfall oder bei längerer Abwesenheit an die Großloge zu senden. Sollten Unbekannte trotzdem um Einblick in diese Unterlangen ersuchen, so sind die Mitglieder gehalten die Adresse und was sie sonst noch über den Interessenten feststellen können dem AMORC mitzuteilen. Die den beitragszahlenden Mitgliedern leihweise überlassenen Fernlehrbriefe sind bei Austritt aus dem AMORC auf eigene Kosten zurückzusenden.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 116-117, S. 119-120 und S. 303.</ref> |
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In Baden-Baden gründete AMORC das als [[Gemeinnützigkeit|gemeinnützig]] anerkannte AMORC-Kulturforum.<ref>{{Cite web | title = Wir über uns | url = http://www.rosenkreuzer.de/kultur-und-kunstforum/kultur-und-kunstforum/wir-ueber-uns/ | publisher = Die Rosenkreuzer - AMORC Baden-Baden | accessdate = 2014-01-19}}</ref> Die deutschsprachige Großloge unterhält außerdem einige organisatorisch von ihr unabhängige Einrichtungen, insbesondere einen Verlag mit Versandbuchhandlung und ein Kunstkabinett, in dem monatlich wechselnde Ausstellungen und Konzerte stattfinden.<ref name="Diehl_BD2_2010_140">Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand 2010, S. 140.</ref> |
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=== Selbsteinweihung === |
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Das Mitglied hat in einem Teil seines häuslichen Bereichs („Heimsanktuarium“) eine Selbsteinweihung unter Zuhilfenahme eines Spiegels durchzuführen. Dabei würden die rituellen Fragen des Kandidaten von dessen Spiegelbild, dass das „Höhere Selbst“ symbolisiere, beantwortet. Der jeweils nächste Studiengrad beginnt mit einem Fernlehrbrief mit dem Titel „Portal“, der Anweisungen für das Einweihungsritual enthält, mit denen der Studierende seine Initiation in den nächsten Grad selbst durchführt, sodass ein Besuch regionaler Zentren, mit Ausnahme des 1. und 9. Tempelgrades, entfallen kann. Neben dem monatlichen zu verfassenden Lernfortschritt-Bericht an die Großloge muss über die Erlebnisse der erfolgten Selbst[[initiation]], deren Vorgänge der Geheimhaltung unterliegen, gegenüber dem AMORC Bericht erstattet werden. Bei den Initiationen begeben sich die Mitglieder in Resonanz mit den studierten kosmischen Gesetzmäßigkeiten, wovon sie sich unmittelbaren Gewinn und Erfolg für ihren aktuellen Seinszustand versprechen. Mit Aufnahme in den AMORC erhält man Belehrungen über Erkennungszeichen, Passwörter und Handgriffe, die für die Kult-Veranstaltungen und Mitgliedertreffen des AMORC benötigt werden.<ref name="Ruppert_2004_65">Hans-Jürgen Ruppert: ''Rosenkreuzer.'' Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2004, ISBN 3-7205-2533-3, S. 65.</ref><ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 40ff, S. 121-122, S.249 und S.299-301.</ref> |
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== Ziele == |
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Die vom AMORC verfolgten Ziele sind innerweltlicher Art.<ref name="Lamprecht_2012_94">Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 94.</ref> Der Orden will seine Mitglieder durch die Vermittlung von esoterischen Kenntnissen zu einem Leben in Harmonie mit den kosmischen Gesetzen und Prinzipien und zu mehr Wohlstand, Glück und Erfolg führen.<ref name="BaerGasperSinabell_2009_187188" /><ref name="Lamprecht_2012_38" /><ref name="Lamprecht_RosReink_76" /><ref name="Gaynor_1974_156f">Frank Gaynor: ''Dictionary of Mysticism.'' Wildwood House, London 1974, ISBN 978-0-7045-0114-0, S. 156–157.</ref> Hauptziel ist die „Meisterung des Lebens“ durch praktisch anwendbares, diesseitsorientiertes Wissen, das sich auf kosmische und natürliche Gesetze gründe, die dem Mitglied im Verlauf des Studiums dargelegt werden.<ref name="Lamprecht_2012_38">Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 38.</ref> „Das Leben meistern“ lautete demgemäß der Titel einer über lange Zeit herausgegebenen Informationsbroschüre.<ref name="Lamprecht_RosReink_76">Harald Lamprecht: ''Rosenkreuzerische Reinkarnation. Die Vorstellung von der Wiederverkörperung in modernen Rosenkreuzerorganisationen.'' S. 76. In: Michael Bergunder (Hrsg.): ''Religiöser Pluralismus und das Christentum. Festgabe für Helmut Obst zum 60. Geburtstag.'' (Kirche – Konfession – Religion; Band 43), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 74–87.</ref> Gleichfalls sollen die Lehren der spirituellen und moralischen Selbstvervollkommnung des Menschen dienen und die Entwicklung höherer Potentiale fördern.<ref name="Lamprecht_2012_94" /><ref>Walter Schmidt: ''Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC.'' EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 264 und 271.</ref><ref name="ColliersEncyc_1995_223">Bernard Johnston (Hrsg.): ''Collier's Encyclopedia.'' Band 20, New York 1995, S. 223.</ref><ref name="Gaynor_1974_156f" /> |
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=== Entstehungslegende und atlantidisches Weltbild === |
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Der frühere deutsche AMORC-Großmeister Wilhelm Raab äußerte sich sehr zurückhaltend zur AMORC-Geschichte, die „nur von [[Initiation|Eingeweihten]] nachvollzogen“ werden könne, da die Herkunft der Organisation absolut im Dunkeln liege. In den Eigendarstellungen wird vom AMORC oft nur schlicht als dem „Orden“ gesprochen, wobei die facettenreiche Geschichte der Rosenkreuzerbewegung im Ganzen ausgeblendet wird. Stattdessen bezieht die Entstehungslegende des AMORC jegliches Auftreten von Rosenkreuzern und anderer bedeutender Persönlichkeiten als Sichtbarwerden der Aktivitäten dieses „Ordens“ auf sich selbst und interpretiert deren Auftreten durch die Jahrhunderte als kontinuierliche historische Kette, deren aktuelles Glied der AMORC selbst sei. In diesem Kontext behauptete Lewis 1916 in seiner Zeitschrift ''American Rosae Crucis'', die Tradition des Ordens reiche zurück bis ins [[Altes Ägypten|alte Ägypten]]. Die Wurzeln des AMORC lägen demnach weder in der [[Rosenkreuzer]]bewegung des 17. Jahrhunderts, noch in dem von der [[Rosenkreuzer#Fama Fraternitatis|Fama Fraternitatis]] beschriebenen Orden des [[Christian Rosencreutz]] im 15. Jahrhundert, sondern im 15. Jahrhundert vor Christus, im ägyptischen [[Neues Reich|Neuen Reich]] des Pharao [[Amenhotep IV.]] und [[Thutmosis III.]].<ref>Melton, ''Melton's Encyclopedia of American Religions'', S. 701.</ref><ref>Clarke, ''Encyclopedia of new religious movements'', S. 75.</ref> Letzterer soll vom 28. März bis 4. April 1489 v. Chr. in seinen Privatgemächern das erste „Council Meeting“ mit neun Brüdern und drei Schwestern des Rosenkreuzerordens abgehalten haben, in dessen Mysterientradition der heutige AMORC stehe. Das hermetische Mysterienwissen dieses Ordens habe seinen Ursprung in einem versunkenen Kontinent namens [[Atlantis]] und sei rechtzeitig vor dessen Untergang nach [[China]] und [[Ägypten]] gerettet worden.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 101–102 und S. 135–136.</ref> Die vom AMORC erdachte Entstehungslegende reicht von Altägypten bis zur asketischen Sekte der [[Katharer]] des Mittelalters in Südfrankreich.<ref name="Roland Edighoffer 1995" /> |
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Politische Ziele werden nicht verfolgt. Es wird jedoch von jedem Mitglied verlangt, dass er die Gesetze des Landes, dem er angehört oder in dem er lebt, in jeder Beziehung achtet.<ref name="Schmidt_1992_265">Walter Schmidt: ''Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC.'' EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 265.</ref> |
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=== Bezug zu Christian Rosenkreutz === |
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[[Datei:Johann Valentin Andreae aged 42.jpg|miniatur|rechts|Der Verfasser der klassischen Rosenkreuzer-Manifeste Johann Valentin Andreae (1586–1654) im Alter von 42 Jahren]] |
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== Organisationsstruktur == |
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In der Lehre des AMORC spielen die Rosenkreuzer-Urschriften nur eine untergeordnete Rolle. Zudem wird deren als historisch gesichert geltende Urheberschaft durch den Theologen [[Johann Valentin Andreae|Johann Valentin Andreä]] vom AMORC bestritten. J. V. Andreä beschrieb zum Beispiel in seiner 1614 erschienenen [[Fama Fraternitatis]] die Legende der [[Fiktion|fiktiven]] Gründung eines Rosenkreuzer-Ordens im 14. Jahrhundert, den Historiker mit dem Kunstbegriff „ältere Rosenkreuzer“ umschreiben. Obwohl Andreäs Urheberschaft an diesen Rosenkreuzer-Legenden als wissenschaftlich gesichert gilt und die von ihm erfundene „ältere Rosenkreuzer“-Organisation bis zum 17. Jahrhundert niemals existierte, weshalb die Forschung von einem [[Mythos]] der Rosenkreuzer spricht, setzt sich der AMORC über diese historischen Tatsachen hinweg und behauptet, die Manifeste der klassischen Rosenkreuzer stammten nicht von J. V. Andreä sondern von [[Francis Bacon]], den der AMORC zudem als obersten Chef (Imperator) des „Ordens vom Rosenkreuz“ (AMORC) betrachtet.<ref name="Ruppert_2004_65" /> |
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Harvey Spencer Lewis organisierte seinen Orden nach dem Vorbild der [[Freimaurerei]] mit stufenweisen Einweihungen in zuächst geheim gehaltene Lehrinhalte in einem Logensystem.<ref name="Lamprecht_2012_21" /> Charakteristisch sind hierbei die freimaurerähnliche Organisationsform und die starken inhaltlichen Bezüge auf altägyptische Mysterienkulte.<ref name="Lamprecht_2012_28" /> Von den USA ausgehend werden die Lehrinhalte in zahlreichen Sprachen über die nach Sprachgruppen gegliederten Zweigstellen angeboten.<ref name="Lamprecht_2012_28" /> Die [[Rechtsform]] des AMORC in Deutschland ist der eingetragene Verein.<ref>Iris Hammelmann: ''Die Geheimbünde.'' Compact, München 2010, ISBN 978-3-8174-8078-4, S. 95.</ref> |
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=== Verwaltung, Logensystem und Zentren === |
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[[Datei:Bacacheri_Antiga_e_Mística_Ordem_Rosae_Crucis.jpg|miniatur|rechts|200px|AMORC-Großloge in [[Curitiba]], Brasilien]] |
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An der Spitze der AMORC-Hierarchie steht als Präsident des Obersten Rates der für die Amtsdauer von fünf Jahren gewählte so genannte „Imperator“.<ref name="Lamprecht_2004_113">Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 113.</ref> Der Imperator ist einerseits der Vorstandsvorsitzende und andererseits das spirituelle Oberhaupt des Ordens, der die rosenkreuzerische Tradition behütet.<ref name="Lamprecht_2004_113" /> Der Oberste Rat leitet den Orden auf internationaler Ebene und setzt sich aus den Großmeistern der örtlichen Zuständigkeitsbereiche (Jurisdiktionen) und dem Imperator zusammen. Jeder Großmeister hat einen Sitz und eine Stimme im Obersten Rat.<ref name="Diehl_BD2_2010_132" /> International unterhält der AMORC in Sprachgebiete aufgeteilte Hauptstützpunkte (Großlogen). Nur die großen englischen und spanischen Sprachgebiete sind organisatorisch zusätzlich regional unterteilt. Es gibt derzeit etwa 20 sprachlich bzw. geographisch ausgerichtete Jurisdiktionen, zu denen sich kontinuierlich Länder des ehemaligen Ostblocks gesellen.<ref>Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand 2010, S. 138.</ref> Administrationen, die noch nicht den Status einer Großloge haben (insbesondere in den ehemaligen sozialistischen Ländern) werden zunächst von einer Großloge betreut, bis sie selbst den Status einer Großloge erhalten.<ref name="Diehl_BD2_2010_132" /> Im Zuständigkeitsbereich der Großlogen bilden sich abhängig von der Mitgliederzahl, mit unterschiedlichen Privilegien ausgestattete Städtegruppen bzw. Zentren, die nach ihrer Größe unterteilt werden und der Großloge unterstehen.<ref name="Schmidt_1992_264">Walter Schmidt: ''Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC.'' EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 264.</ref><ref name="Lamprecht_2012_29" /> |
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Für die Einteilung der Städtegruppen sind folgende Mitgliederzahlen maßgeblich:<ref name="Lamprecht_2012_29" /> |
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* Ab 10 Mitglieder: Atrium |
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* Ab 20 Mitglieder: Pronaos |
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* Ab 35 Mitglieder: Kapitel |
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* Ab 50 Mitglieder: Loge |
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In den Städtegruppen können die Mitglieder in der Regel ein Mal monatlich zusammenkommen, wozu allerdings keine Verpflichtung besteht, da die Unterweisungen als Heimstudium konzipiert sind.<ref name="Lamprecht_2012_29" /> |
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=== Mitgliedschaft === |
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Erwachsene Personen können ohne Rücksicht auf Geschlecht, Herkunft, Religion, Bildungsgrad und anderer Unterschiede aufgenommen werden. Mitglieder können den Orden zum Ende eines Monats ohne Angabe von Gründen verlassen. Praktisch kommt es relativ häufig vor, dass Mitglieder dem AMORC über längere Lebensphasen hinweg - auch wiederholt - austreten, um ihm später wieder anzugehören. Da sich der AMORC als Weisheitsschule und nicht als Religion begreift, stellt ein Austritt keinen „Abfall vom Glauben“ dar. Eine Wiederaufnahme ist daher relativ unproblematisch möglich, wenn das ehemalige Mitglied sein Studium später fortsetzen möchte.<ref name="Schmidt_1992_266">Walter Schmidt: ''Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC.'' EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 266.</ref><ref name="Biedermann_2007_359">Edwin Biedermann: ''Logen, Clubs und Bruderschaften.'' Droste, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-7700-1184-1, S. 359.</ref><ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 117.</ref> |
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Mit dem AMORC in eigentümlicher Weise verbunden ist der „Traditionelle Martinisten Orden“ (TMO), in den nur Mitglieder des AMORC aufgenommen werden können. Die Konvente des TMO sind daher regelmäßig mit den AMORC-Veranstaltungen verbunden.<ref name="Lamprecht_2012_30" /> Des Weiteren besteht die Möglichkeit der Mitgliedschaft in der „Militia Crucifera Evangelia“ als eine Art innerer Orden im AMORC, zu dem allerdings nur erlesene Mitglieder zugelassen werden.<ref name="Lamprecht_2012_30" /> Der Name der „Militia Crucifera Evangelia“, der ursprünglich ein eigener Initiatenorden innerhalb der FUDOSI war, wurde aus einer 1586 in Lüneburg gegründeten Gemeinschaft entlehnt.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 114.</ref> |
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Kinder und Jugendliche können in zwei Altersgruppen auf die AMORC-Mitgliedschaft vorbereitet werden. Dazu werden Kinder bis zum sechsten Lebensjahr im „Kinder-Institut“ betreut, während die Sechs- bis Achtzehnjährigen dem „Junioren-Orden der Fackelträger“ angehören können.<ref>Hannelore Schilling: ''Im Zeichen von Rose und Kreuz. Historische und moderne Rosenkreuzer.'' Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: ''EZW-Information Nr. 71.'' Stuttgart XI/1977, S. 24.</ref> |
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=== Gradsystem === |
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Die Lehrinhalte werden in einem System aus 16 Graden vermittelt, dessen Namen sich an denen des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer des 18. Jahrhunderts orientieren. Nach Beginn der Mitgliedschaft folgen auf einen kurzen „Postulantengrad“ zunächst drei einführende „Atrium-“ bzw. „Neophytengrade“ und danach neun „Tempelgrade“. Dem neunten Tempelgrad schließen sich drei ''esoterische Grade'' an, die vom AMORC als „zehnter bis zwölfter Tempelgrad“ und als „Illuminaten-Grade“ bezeichnet werden.<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 30–31.</ref><ref>Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand 2010, S. 138–140.</ref><ref>Walter Schmidt: ''Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC.'' EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 269–270.</ref> |
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Den abgestuften Einweihungsweg können die Mitglieder durch das Studium von Fernunterrichtsbriefen durchlaufen. Um das Jahr 1923 hatte der AMORC drei Studiengrade. Etwa 1930 erweiterte man das Gradsystem um die neun Grade der „Gold- und Rosenkreuzer des 18. Jahrhunderts“. Seit dem „Brüsseler Konvent“ der Gründungsmitglieder der FUDOSI im Jahr 1934 gibt es 16 Grade, von denen die letzten drei laut „Lexikon des Geheimwissens“ restriktiv erteilt werden.<ref name="Miers_1993_48">Horst E. Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'' Wilhelm Goldmann Verlag, München 1993, ISBN 978-3-442-12179-5, S. 48.</ref> Nach Angaben von [[Karl R. H. Frick]] hingegen steht es jedem Mitglied bei entsprechender Beitragszahlung frei, alle 16 Grade zu absolvieren.<ref>Karl Richard Hermann Frick: ''Die Rosenkreuzer als erdichtete und wirkliche Geheimgesellschaft.''. In: Gerd-Klaus Kaltenbrunner (Hrsg.): ''Geheimgesellschaften und der Mythos der Weltverschwörung.'' Herder, Freiburg (Breisgau) u.a. 1987, (''Herderbücherei'' 9569), (''Initiative'' 69), S. 125–126.</ref> |
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== Lehrinhalte == |
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Die Lehren des AMORC bilden eine Mischung aus naturwissenschaftlichen Sachinformationen, mystisch-esoterischen Interpretationen und praktischen Übungen.<ref name="Lamprecht_2012_41">Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 41.</ref> Die Inhalte betreffen hierbei ein breites Spektrum an verschiedenen esoterischen Themen.<ref name="Lamprecht_2012_38" /><ref name="Lamprecht_2012_41" /> Ihnen ist der Grundzug gemeinsam, dass dem Universum eine konsequente Gesetzlichkeit zugrunde liegt, nach der alles in genau geordneten, harmonischen Bahnen verläuft. Der Orden beansprucht, dem Mitglied die Kenntnisse über die diesbezüglichen Zusammenhänge zu vermitteln.<ref name="Lamprecht_2012_38" /> Die Ordenslehren sind auf die praktische Lebensgestaltung ausgerichtet und werden demgemäß in die Nähe der Naturwissenschaft verortet, die als „tiefere“ und „erweiterte“ Naturwissenschaft präsentiert wird. Diese soll den übersinnlichen Bereich mit erfassen und nicht an den methodischen Beschränkungen des regulären wissenschaftlichen Selbstverständnisses enden.<ref name="Lamprecht_2012_40">Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 40.</ref> Anhand erlernbarer Techniken könne man die widrigen Lebensumstände mit der Zeit besser bewältigen, sodass am Ende der Ausbildung ein Rosenkreuzer stehe, der „sein Leben meistert“.<ref name="Lamprecht_2012_41" /> |
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=== Themenüberblick === |
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Die Lehrinhalte des AMORC umfassen bis zum Ende des neunten Tempelgrades die folgenden Themenbereiche:<ref>Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand 2010, S. 138–139.</ref><ref>Vgl. Walter Schmidt: ''Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC.'' EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 269–270.</ref> |
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Einführende Lehrgrade: Geschichte der Rosenkreuzer; Funktion, Tätigkeit und Phasen des Bewusstseins; Wahrnehmung von Raum und Zeit; die gefahrlose Entwicklung der psychischen Zentren, der Wert des Schlafes; Empfehlungen zur Erhaltung der Gesundheit; die [[Aura]]; erste Darstellungen zur [[Reinkarnation]] und zum Gesetz des [[Karma]]; [[Meditation]], [[Kontemplation]]; [[Visualisierung (Meditation)|Visualisation]]; [[Imagination]] und [[Konzentration (Psychologie)|Konzentration]]. |
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1. Tempelgrad: Studium der [[Materie]], wie sie von den griechischen [[Naturphilosoph|Naturphilosophen]], insbesondere [[Demokrit]], [[Thales von Milet]] und [[Pythagoras]] verstanden wurde, aber auch, wie sie aus heutiger Sicht in der [[moderne Physik|modernen Physik]] dargestellt wird. |
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2. Tempelgrad: die verschiedenen Phasen des menschlichen Bewusstseins einschließlich der mit ihm verbundenen Fähigkeiten, wie Visualisation, Urteilskraft, Gedächtnis, Autosuggestion, schöpferische Vorstellungskraft usw. Der Grad enthält zudem Übungen, die darauf abzielen, diese Fähigkeiten zu entwickeln und für den Alltag nutzbar zu machen. |
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3. Tempelgrad: Gesetze des Lebens, wie sie sich in den verschiedenen Bereichen der Natur manifestieren, einschließlich Darstellungen über die Art und Weise, wie sich die Naturgesetze in der Welt der Minerale, der Pflanzen, der Tiere und des Menschen und im transhumanen Bereich auswirken. |
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4. Tempelgrad: Zusammenfassung der Gesetze und Prinzipien, welche in drei vorhergehenden Graden gelehrt wurden mittels eines alten Manuskripts des Ordens. |
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5. Tempelgrad: Untersuchung der Entwicklung der philosophischen Weltbetrachtung; Darstellung des Lebens und der Werke großer Philosophen des [[Antikes Griechenland|antiken Griechenlands]], so wie sie in den Ordensarchiven enthalten sein sollen. |
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6. Tempelgrad: Verbindungen des psychischen Körpers mit dem physischem Körper; rosenkreuzerische [[Heilverfahren]]. Unter letzterem versteht der AMORC Methoden, wie man bestimmte Krankheiten selbst behandeln kann, wobei dieses Wissen ein Erbe der [[Essener|Esséner]] sei. Diese Behandlungen sollen nur im eigenen Bereich angewandt werden, weil der Orden nicht die Absicht hat, seine Mitglieder zu Heilpraktikern auszubilden. |
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7. Tempelgrad: Studium der psychischen Zentren des Menschen; Natur und Eigenschaften der menschlichen Aura; physische und psychische Wirkungen mystischer Vokalintonationen. |
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8. Tempelgrad: Gottesvorstellungen; die [[Weltseele]]; das kosmische Bewusstsein; die menschliche [[Seele]]; die Grundgesetze der [[Evolution]]; das Mysterium von Geburt und Tod; die Phasen des Todes und das [[Leben nach dem Tod]]; die Reinkarnation; das Karma und der [[freier Wille|freie Wille]]. |
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9. Tempelgrad: Studium universeller Symbolik und die Entwicklung von Fähigkeiten, welche die rein mentalen und psychischen Fähigkeiten hinausgehen. Der neunte Tempelgrad gilt im AMORC als Grad [[mystische Erfahrung|mystischer Erfahrung]]. |
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Durchschnittlich dauert die Absolvierung aller neun Tempelgrade ungefähr fünf bis sechs Jahre.<ref name="Hanegraaff_2006_1020" /> In den anschließenden Graden werden unter anderem [[hebräisches Alphabet|hebräische Buchstaben]], esoterisches [[Tarot]], [[Kabbala]], historische Rosenkreuzerschriften, höhere [[Astrologie]] und Ritualistik thematisiert.<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 42.</ref> Außerdem werden mystische Techniken der Konzentration, Meditation, Visualisation und der spirituellen Alchemie behandelt.<ref name="Hanegraaff_2006_1020" /> |
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=== Reinkarnation und Karma === |
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Der AMORC stellt, wie er selbst betont, keine Dogmen auf, an die man glauben müsse, sondern man könne sich selbst von der Richtigkeit der gelehrten Prinzipien durch Übungen vergewissern, was sinngemäß auch für die vermittelte Reinkarnationslehre gilt. Es steht aus dem Grund jedem Mitglied frei, hieran zu glauben oder die diesbezüglichen Lehrinhalte abzulehnen.<ref name="Lamprecht_RosReink_76" /> Dennoch wird Reinkarnationslehre als traditioneller Bestandteil der eigenen Lehren ausgegeben.<ref name="Lamprecht_RosReink_76" /> |
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Nach Ansicht des Ordens löst sich der Körper nach dem Tod in seine chemischen Bestandteile auf, während die unsterbliche Seele fortbesteht.<ref name="Lamprecht_RosReink_77">Harald Lamprecht: ''Rosenkreuzerische Reinkarnation. Die Vorstellung von der Wiederverkörperung in modernen Rosenkreuzerorganisationen.'' S. 77. In: Michael Bergunder (Hrsg.): ''Religiöser Pluralismus und das Christentum. Festgabe für Helmut Obst zum 60. Geburtstag.'' (Kirche – Konfession – Religion; Band 43), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 74–87.</ref> Die Seele ist nach Auffassung des AMORC aber selbst nicht individuell, sondern ein Teil der kosmischen Allseele, die den Menschen mit dem gesamten Universum und dem göttlichen Bewusstsein verbindet. Prinzipiell seien alle Seelen gleich. Die Seele selbst entwickle sich auch nicht, sondern nur die Persönlichkeit, die die Seele aufgrund ihrer individuellen Erfahrungen, charakterlichen Prägungen und ihres speziellen Schicksals ausbilde. Die Seelenpersönlichkeit zu vervollkommnen ist im AMORC von zentraler Bedeutung.<ref name="Lamprecht_RosReink_77" /> Mit der Reinkarnation sei eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung verbunden. Eine Inkarnation in niedere Daseinsformen (Pflanze oder Tier) wird grundsätzlich verneint.<ref name="Lamprecht_RosReink_78">Harald Lamprecht: ''Rosenkreuzerische Reinkarnation. Die Vorstellung von der Wiederverkörperung in modernen Rosenkreuzerorganisationen.'' S. 78. In: Michael Bergunder (Hrsg.): ''Religiöser Pluralismus und das Christentum. Festgabe für Helmut Obst zum 60. Geburtstag.'' (Kirche – Konfession – Religion; Band 43), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 74–87.</ref> |
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Für den Zeitraum zwischen zwei Geburten wird als allgemeingültiger Richtwert die Dauer von 144 Jahre angegeben.<ref name="Hanegraaff_2006_1020" /><ref name="Lamprecht_RosReink_77" /> Nach der Länge des irdischen Lebens richtet sich demnach die Dauer des Verbleibs im Bereich des Kosmos. Wer ein langes Leben hatte, werde sich entsprechend eher wiederverkörpern als früh Verstorbene, die entsprechend länger bis zu ihrer nächsten Geburt im kosmischen Bereich bleiben müssten.<ref name="Hanegraaff_2006_1020" /><ref name="Lamprecht_RosReink_77" /> Unmittelbar vor der Geburt begebe sich die Seelenpersönlichkeit in die Nähe der Mutter, wobei die Verbindung mit dem Kind erst mit dem ersten Atemzug stattfinde.<ref name="Lamprecht_RosReink_78" /> |
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Die Umstände der Wiederverkörperung würden überwiegend vom Kosmos festgelegt. Es sei dennoch bis zu einem gewissen Grad möglich, durch sein jetziges Leben auf seine künftige Reinkarnation Einfluß zu nehmen, etwa durch die Ausübung gemeinnütziger Interessen. Wer eine gute Gesinnung sein eigen nennen kann, die von Liebe erfüllt und frei von Hass und Vorurteilen ist, der könne auf eine nächste Inkarnation mit mehr Glück, Liebe und Wohlwollen hoffen. Hierbei ist das Konzept des karmischen Ausgleichs grundlegend. Die Bereinigung des Unterbewusstseins von unangenehmen und belastenden Erlebnissen ist nach Auffassung des AMORC wichtig zur positiven Beeinflussung künftiger Inkarnationen.<ref name="Lamprecht_RosReink_78" /> |
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=== Duales Menschenbild === |
=== Duales Menschenbild === |
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Der AMORC |
Der AMORC unterscheidet zwischen einem inneren und äußeren Wesensbestandteil des Menschen. Der nach außen gerichtete Teil, das „äußere Selbst“, unterliege den Beschränkungen der Sinnesorgane, könne daher getäuscht werden und wird als irdisch und vergänglich angesehen. Der innere Wesenskern des Menschen sei hingegen immateriell, unbegrenzt, unendlich und stehe in ständiger Verbindung mit seiner Quelle und dem gesamten Universum. Dabei ist von Bedeutung, dass diesen beiden Wesensbestandteilen jeweils weitgehend unabhängige Bewusstseinsebenen zugesprochen werden, nämlich das nach außen gerichtete „objektive Wachbewusstsein“ einerseits und das „subjektive Unterbewusstsein“ andererseits. Durch ein zu materialistisches Leben werde der Zugang zum inneren Selbst zeilweise verstellt, soass es ein Anliegen des AMORC ist, die Wesensbestandteile in eine intensivere Verbindung und Interaktion zu bringen.<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 39.</ref> |
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=== Pantheismus === |
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=== Geheimarchiv mit Nachweisen bis 800.000 v. Chr. === |
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In der AMORC-Lehre wird die Frage nach Gott dahingehend beantwortet, dass dieser mit der Welt [[Pantheismus|vereinheitlicht]] wird. Zwar werden manchmal aus Gewohnheit oder Tradition die Begriffe von Schöpfer und Schöpfung verwendet, doch besteht ein grundlegender Unterschied zum christlichen Sprachgebrauch. Denn Gott ist nach Auffassung des AMORC ein [[Immanenz|immanenter]] Teil der Schöpfung, anstatt ihr gegenüberstehend. Ein substantieller Unterschied zwischen Gott und Welt besteht nicht, sondern nur ein gradueller hinsichtlich des konkreten Ausdrucks des Göttlichen. Die gesamte Schöpfung ist nach den Ordenslehren von einer Universalseele durchdrungen, die die Natur hin zur Vervollkommnung entwickelt.<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 93.</ref> |
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Seine elitären Rosenkreuzer-Ansichten über eine uralte tatsächlich existierende, aber „unsichtbare“ geheime „Rosenkreuzer-Bruderschaft“ generiert der AMORC aus allen möglichen esoterischen, religiösen und okkulten Quellen, zum Beispiel aus der [[Theosophie]] [[Helena Blavatsky]]s, und behauptet, ein exklusives hunderttausende von Jahren altes Wissen zu besitzen, als deren sichtbare Repräsentanten sich die AMORC-Repräsentanten ausgeben. Den AMORC-Schriften ist zu entnehmen, dass sich der AMORC im Besitz eines großen Geheimarchivs mit vielen Büchern befände, in denen sich die Geschichte der [[Rosenkreuzer]] bis zum Jahre 800.000 v. Chr. zurückverfolgen ließe.<ref name="FinckePöhlmann_2004_172-174">Fincke/Pöhlmann: ''Kompass Sekten und religiöse Weltanschauungen. Ein Lexikon.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, S. 174.</ref><ref name="Miers_1993_44">Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'', S. 46–47</ref> [[Datei:Francis-Bacon.jpg|miniatur|Der Philosoph [[Francis Bacon]] (1561–1626), nach Auffassung des AMORC „Imperator“ der damaligen Rosenkreuzer<ref name="Zerling_2009_83">Clemens Zerling: ''Die Rosenkreuzer.'' V. F. Sammler Graz 2009, S. 83. ISBN 978-3-85365-232-9</ref>]] |
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In freimaurerischer Ausdrucksweise gilt Gott als „der große Architekt des Universums“ und wird als „der universelle Geist“ bezeichnet, „dessen Gedanken in der gesamten Schöpfung manifestiert sind und der alles durch die unveränderlichen und vollkommenen Gesetze belebt“.<ref name="Lamprecht_2012_38" /> Da Gott und Welt im AMORC nicht unterschieden werden, sind auch die Ziele des AMORC diesseitsorientiert, und es wird anders als in anderen Rosenkreuzerorganisationen keine Weltflucht, sondern ein glücklicheres und erfolgreicheres Leben im Hier und Jetzt angestrebt. Auch die überweltlichen Bezüge der AMORC-Lehren bleiben letztlich diesseitsverhaftet, sodass eine [[Transzendenz]] im christlichen Sinn nicht besteht.<ref name="Lamprecht_2012_94" /> Der Orden möchte dem Menschen die überall und auch in ihm selbst immanente Göttlichkeit bewusst machen.<ref name="Lamprecht_2012_40" /> Dabei wird Wert darauf gelegt, nicht als [[Religion]] verstanden zu werden, sondern als praktisch orientierte [[Lebensphilosophie]].<ref name="Lamprecht_2012_40" /> Diese Situation verbindet den AMORC mit der Esoterikszene, weil es beiden darum geht, religiöse Lebensfragen durch Rückgriff auf okkulte Zusammenhänge zu beantworten.<ref name="Lamprecht_2012_40" /> |
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Der AMORC vereinnahmt fast alle prominenten Denker der [[Antike]] für sich, und behauptet, dass die Philosophen von [[Pythagoras]], [[Sokrates]], [[Platon]], [[Aristoteles]], [[Cicero]] bis zu [[Seneca]] allesamt die Einweihung in den ägyptischen Orden empfangen hätten, von der der AMORC abstamme und der in derselben Rosenkreuzer-Tradition gestanden habe, wie der AMORC.<ref name="Ruppert_2004_64-65" /> |
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=== Manifeste und Grundsatzerklärungen === |
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Laut Lewis war der englische [[Philosoph]] und Staatsmann Baron Francis Bacon (1561–1626) ein Leiter („Imperator“) des historischen Rosenkreuzer-Ordens.<ref name="Zerling_2009_83" /> |
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[[Datei:Johann Valentin Andreae aged 42.jpg|miniatur|rechts|200px|Der Verfasser der „Chymischen Hochzeit des Christian Rosencreutz“ (1616) Johann Valentin Andreae (1586–1654) im Alter von 42 Jahren]] |
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In der Lehre des AMORC spielen die drei Rosenkreuzer-Manifeste des frühen 17. Jahrhunderts „Fama Fraternitatis“ (1614), „Confessio Fraternatis“ (1615) und „Die Chymische Hochzeit des Christian Rosencreutz“ (1616) eine eher untergeordnete Rolle.<ref name="Ruppert_2004_64f" /> Die Urheberschaft der Manifeste, die nach heute allgemeiner Auffassung im sogenannten „Tübinger Kreis“ und bezüglich des dritten Manifests („Chymische Hochzeit“) bei Johann Valentin Andreae zu finden ist, wurde von Harvey Spencer Lewis in Abrede gestellt. Nach Lewis Meinung stammten sie vielmehr vom englischen [[Philosoph|Philosophen]] und [[Staatsmann]] Baron [[Francis Bacon]] (1561–1626), den er zudem als Imperator der Rosenkreuzer des 17. Jahrhunderts betrachtete.<ref name="Ruppert_2004_64f" /><ref>Clemens Zerling: ''Die Rosenkreuzer.'' V. F. Sammler Graz 2009, ISBN 978-3-85365-232-9, S. 83.</ref> Neben den drei genannten Rosenkreuzer-Urschriften befasst sich die AMORC-Lehre mit der anonymen Veröffentlichung „Die Geheimen Figuren der Rosenkreuzer aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert“ aus dem Jahr 1785.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 57.</ref> |
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Im März 2001 wurde vom AMORC ein eigenes Manifest publiziert, das den Titel „Positio Fraternitatis Rosae Crucis“ trägt. Die Schrift verfolgt das Ziel, zu verstärktem [[Humanismus]] und vermehrter [[Spiritualität]] aufzurufen und möchte zu den gegenwärtigen Menschheitsproblemen in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Technologie und Wissenschaft, Religion, Moral usw. Stellung nehmen. Im Bereich Politik werden die totalitären Systeme des Marxismus-Leninismus und des Nationalsozialismus kritisiert und dem ein Bekenntnis zur Demokratie gegenübergestellt, die die [[Meinungsfreiheit]] am ehesten gewährleiste. Für die Zukunft wünscht der AMORC sich Regierungen, die von den fähigsten Persönlichkeiten geleitet werden sowie eines Tages eine als Fortbildung der [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] konzipierte repräsentative [[Weltregierung]] aller Nationen. In wirtschaftlicher Hinsicht wird die auseinander klaffende Schere zwischen Arm und Reich beklagt und dem der Wunsch gegenübergestellt, dass die Wirtschaft in Zukunft zum Wohlsein aller beiträgt und die Armut aus der Welt verschwindet. Weiterhin wird einerseits der wissenschaftliche Fortschritt gelobt, andererseits aber bemängelt, dass die Wissenschaft zu einer Art „materialistischer Religion“ geworden sei. Der AMORC wünscht sich die Vereinigung von Wissenschaft und Mystik, wie dies bereits in der Antike der Fall gewesen sei. Die zwischenmenschliche Kommunikation leidet nach Ansicht des AMORC an einem massenmedialen Informationsüberfluß. Schließlich wird an die ökologische Verantwortung des Menschen appelliert, insbesondere hinsichtlich Klimaentwicklung, Wasserressourcen, Tierversuchen, Luftverschmutzung usw.<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 42–43.</ref> |
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=== Haltung zu Religionen und Weltanschauungen === |
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AMORC gibt offiziell religiöse Toleranzversprechen ab, möchte keine Dogmen verbreiten, keine Religion sein und versteht seine Unterweisungen nicht als Erlösungslehre. AMORC-Belehrungen seien primär areligös und böten keinen Glaubens- sondern einen Erkenntnisweg. Trotz dieses Toleranzbekenntnisses bezieht der AMORC religionskritische Positionen und bezeichnet manche Religionen ohne exakte Analyse pauschal als in ihrer Entwicklung verdorben. Dabei impliziert der AMORC, dass die Religionsstifter, der jeweilig wegen ihrer Abweichungen kritisierten Religionen, ursprünglich dieselben Prinzipien und Lehren wie der heutige AMORC vertreten hätten. Besonders deutlich ist die Distanz zum Christentum, wobei die Ansichten des AMORC zum Leben und den Lehren Jesu, dessen Auferstehung geleugnet wird, im Widerspruch zu den Evangelien stehen. So habe die [[Kreuzigung]] Jesu, der ein [[Avatara|Avatar]] der „Weissen Bruderschaft“ des AMORC gewesen sei, in Rom stattgefunden, jedoch keinen tödlichen Verlauf genommen, da Jesu noch viele Jahre danach in einem Kloster auf dem [[Karmel (Gebirge)|Karmel]] gelebt habe.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 142–143.</ref> |
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Auf die „Positio Fraternitatis“ folgten im November und Dezember 2009 drei Grundsatzerklärungen, die eine gesellschaftliche Stärkung humanitärer Ideale bezwecken. Der „Aufruf zu den Menschenpflichten“ enthält 14 Punkte, die die „Aufgabe eines jeden Individuums“ seien, so etwa die Gesetze des Landes einzuhalten, die [[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte]] der UNO zu achten, Kindern eine tugendhafte Erziehung zukommen zu lassen, in Gefahr befindlichen Menschen zu helfen, Humanismus zur Grundlage der eigenen Philosophie zu machen, fremdes Eigentum zu achten und umweltbewusst mit der Natur und mit Tieren umzugehen. Inhaltlich ähnelt das Dokument der [[Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten|Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten]], die im Jahr 1997 in Zusammenhang mit dem Projekt [[Weltethos]] vorgeschlagen wurde. Die Grundsatzerklärung „Ethik der Rosenkreuzer“ appelliert in zwölf Sätzen an die Tugenden des Lesers und fordert zu Toleranz, Geduld, Gewaltlosigkeit, Wohlwollen, Mäßigkeit usw. auf. Die letzte der drei Grundsatzerklärungen, die „Bekräftigung für den Frieden“, soll einen Beitrag dazu leisten, „dass die Werte einer menschenwürdigen Welt gestützt, gewahrt und ausgebaut werden“.<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 44.</ref> |
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=== „Der Verschleierte Amatu“ ist der „unbekannte AMORC-Meister“ === |
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Nur einigen wenigen Auserwählten des 9. und 10. Tempelgrades des AMORC wird in den „Fragmenten der Weisheit der Meister und Enthüllungen der [[Illuminaten]]“ mitgeteilt, dass der AMORC einen geheimen Meister habe, der den Beinamen „Der Verschleierte Amatu“ trägt. Gemäß der „Fragmente“ Nr. 2 ist der „Der Verschleierte Amatu“ mit dem spiritistischen „Meister“ Kut Humi (auch: Koot Hoomi) der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] geistig verbunden und von gleichgestelltem Rang. „Der Verschleierte Amatu“ ist und bleibt jedoch für die AMORC-Mitglieder ein „Unbekannter Oberer“, da er mit der Welt ausschließlich mit dem obersten Chef (Imperator) des AMORC kommuniziert.<ref name="Miers_1993_44" /> |
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=== Entstehungslegende === |
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[[Datei:Tutankhamun_replica_gold_sarcophagus_REM.JPG|miniatur|rechts|200px|Goldsarkophag des Pharao [[Tutanchamun]]. Ausstellungsstück im Rosicrucian Egyptian Museum in San José (Replikat)]] |
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Der AMORC bezeichnet sich als „sichtbarer Teil der unsichtbaren Großen Weißen Bruderschaft“ und hält sich für die größte und älteste Bruderschaft der Welt.<ref name="Ruppert_2004_64-65" /> Die [[Rechtsform]] des Amorc ist in Deutschland der eingetragene Verein. Unter den Neu-Rosenkreuzerbewegungen wird der AMORC zum „Initiatorischen Rosenkreuzertum“ gezählt, in dem wie bei den [[Freimaurer]]n neue Gruppen durch Stiftung und Einweihung durch bereits bestehende Gruppen autorisiert werden.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 40ff, S. 249 und S. 299-301.</ref> |
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Traditionsgeschichtlich hat der AMORC seinen Ursprung im Alten Ägypten.<ref name="WorldBook_482" /><ref name="Gaynor_1974_156f" /><ref name="ColliersEncyc_1995_223" /> Er beruft sich hierbei auf altes esoterisches Wissen, das einer cirka 1.350 Jahre v. Chr. gegründeten Mysterienschule aus der Herrschaftsepoche des Pharao Echnaton entstammen soll, und sieht sich selbst als Erben dieser altägpytischen Mysterientradition an.<ref name="Hanegraaff_2006_1020" /><ref>Andreas Fincke, Matthias Pöhlmann (Hrsg.): ''Kompass. Sekten und religiöse Weltanschauungen. Ein Lexikon.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, ISBN 978-3-579-06409-3, S. 16.</ref><ref name="Girling_1978_440">D.A. Girling (Hrsg.): ''Everyman’s Encyclopedia.'' Volume 10, J.M. Dent & Sons, 6. Auflage, London u.a. 1978, ISBN ISBN 0-460-04098-7, S. 440.</ref> |
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Die diesbezügliche Überlieferungsgeschichte des AMORC, die vom Orden auch als „mystische Geschichte“ bezeichnet wird, wurde von Harvey Spencer Lewis erstmals im Februar 1916 in der Ordenszeitschrift „The American Rosae Crucis“ dargestellt.<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte 221/12, S. 31.</ref> Danach wurde in den Privatgemächern des Pharao [[Thutmosis III.]] vom 28. März bis 4. April 1489 v. Chr. eine besondere Zusammenkunft der ägyptischen Mysterienschule abgehalten, in der das bislang geheime Mysterienwissen zum ersten Mal auch an Menschen außerhalb der Priester- und Königsfamilie weitergegeben worden sei. Etwas mehr als hundert Jahre später habe sein Nachfolger, der Pharao Amenophis IV. (Echnaton) nicht nur den Monotheismus eingeführt, sondern auch die Tore der Mysterienschulen für alle Interessierten geöffnet, damit sie sich das Mysterienwissen aneignen konnten, das ursprünglich von Weisen des legendären versunkenen Kontinents [[Atlantis]] stamme. Nach der Öffnung der Mysterienschulen für Außenstehende durch Echnaton habe sich das Wissen allmählich verbreitet und sei durch zahlreiche Eingeweihte weitergegeben und bis heute erhalten geblieben. Der AMORC bewahre und vermittle in heutiger Zeit dieses uralte Wissen.<ref name="Ruppert_2004_64f" /><ref name="Lamprecht_RosReink_76" /><ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 31–32.</ref> Lewis teilte damit auch die Ansicht des Alchemisten [[Michael Maier (Alchemist)|Michael Maier]] (1569–1622), der in seiner 1617 erschienenen Schrift ''Silentium post clamores'' das Rosenkreuzertum historisch ebenfalls nach Altägypten zurückverfolgte.<ref>Roland Edighoffer: ''Die Rosenkreuzer.'' Becksche Reihe Nr. 2023, C.H. Beck, 2. Auflage, München 2002, S. 75.</ref> |
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=== Organisatorische Leitung === |
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An der Spitze der AMORC-Hierarchie steht als geschäftsführender Leiter der so genannte „Imperator“. Nach dem Tod des AMORC Gründers und ersten „Imperators“ Spencer Lewis 1939, übernahm dessen Sohn Ralph Maxwell Lewis als zweiter „Imperator“ die Leitung des AMORC. Als Ralph Maxwell Lewis 1987 starb übernahm Gary Stewart die Leitung, der den AMORC jedoch verlassen musste, nachdem ihm finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen wurden. Stewarts Nachfolger ist der derzeit amtierende vierte „Imperator“ Christian Bernard.<ref>John Michael Greer: ''The New Encyclopedia of the Occult''. Zweite Auflage, St. Paul, MN: Llewellyn Publications 2004, Seiten 22 und 272.</ref> |
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Lewis listete eine Vielzahl prominenter Denker der [[Antike]] wie [[Pythagoras]], [[Sokrates]], [[Platon]], [[Aristoteles]], [[Cicero]] und [[Seneca]] auf, die in den ägyptischen Mysterienorden eingeweiht worden sein sollen, von dem der AMORC abstamme. In dem Zusammenhang bezeichnete er diese Personen als „Rosenkreuzer“, da sie neben ihren eigenen Lehren seiner Meinung nach auch Ideen verbreitet hätten, die er als rosenkreuzerisch ansah.<ref name="Ruppert_2004_64f" /><ref>Encyclopaedia Britannica Inc. (Hrsg.): ''Encyclopaedia Britannica.'' Volume 19, 14. Edition 1973, S. 631.</ref> |
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=== Geheimbund === |
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Der AMORC verpflichtet jeden Beitrittswilligen bereits im „Aufnahmegesuch in den Äußeren Kreis des AMORC“ zur Geheimhaltung. Das „Lexikon des Geheimwissens“ zählt den AMORC zu den [[Subversion|subversiven]] und [[kommerz]]iellen Geheimgesellschaften, die kategorisch zu den nach einer Neuordnung der Welt strebenden „Dialektischen Gesellschaften“ gehören, deren geheime, teils kommerzielle, teils subversive Ziele den [[Neophyt (Kirche)|Neophyten]] erst im Laufe der Mitgliedschaft nach und nach enthüllt würden. Bevorzugt eingesetzte Mittel dialektischer Gruppen seien [[Dialektik]], [[Exegese]] und [[Schlagwort (Sprachwissenschaft)|Schlagwörter]], wobei das eigene Lehrmaterial durch [[Annexion]] anderer Lehren entstehe, deren [[Synthese]] mit dem davorgesetzten Schlagwort ''„wahr“'' aufgewertet werde, wobei Thesen gelegentlich als „gnostische“ oder „geheime“ Lehren, als göttliche Offenbarungen, oder als „Uralte Weisheit“ ausgegeben werden.<ref>Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'', S. 162, 235-236.</ref> |
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Die älteren deutschsprachigen Veröffentlichungen ähneln in Grundzügen den Darstellungen von H.S. Lewis, weisen aber auch einige Unterschiede auf, indem zum Beispiel behauptet wird, dass das Erscheinen der Rosenkreuzermanifeste zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf Beschluss des Ordens geschehen sei, der aufgrund religiöser Verfolgung im Geheimen gewirkt habe. Durch die Veröffentlichung der Schriften sei der Orden erstmals unter dem Namen des Rosenkreuzes an die Öffentlichkeit getreten.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 138.</ref> |
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==== Das Gradsystem ==== |
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Der AMORC versteht sein Rosenkreuzertum als einen sechzehn stufigen Einweihungsweg in geheime Lehren, den die Mitglieder überwiegend durch die Lektüre von Fernunterrichtsbriefen durchlaufen können. Um das Jahr 1923 hatte der AMORC drei Studiengrade. Etwa 1930 erweiterte man das Grad-System um die neun Grade der so genannten Gold- und Rosenkreuzer des 18. Jahrhunderts. Seit dem so genannten Brüsseler Konvent mit den Gründungsmitgliedern der [[FUDOSI]] gibt es 16 Grade, von denen die letzten drei sehr restriktiv erteilt werden.<ref name="Miers_1993_48">Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'', S. 48, 236.</ref><ref name="Karl R. H 2005">Karl R. H. Frick: ''Licht und Finsternis. Gnostisch-theosophische und freimaurerisch-okkulte Geheimgesellschaften bis zur Wende des 20. Jahrhunderts. Band I '' Marix Verlag GmbH, Wiesbaden 2005. ISBN 3-86539-044-7. Teil 2 / S. 435 ff.</ref> Bei Bezahlung eines bestimmten Entgeltes steht es jedem Mitglied frei alle 16 Grade zu erreichen.<ref>Karl R. H. Frick: ''Die Rosenkreuzer als erdichtete und wirkliche Geheimgesellschaft.''. In: [[Gerd-Klaus Kaltenbrunner]] (Hrsg.): ''Geheimgesellschaften und der Mythos der Weltverschwörung.'' Herder, Freiburg (Breisgau) u. a. 1987, ISBN 3-451-09569-6, (''Herderbücherei'' 9569), (''Initiative'' 69), S. 125–126.</ref> |
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Die von Harvey Spencer Lewis vertretene Entstehungslegende wird in neueren Publikationen des AMORC so nicht mehr wiederholt. Zwar bleibt die Grundauffassung, dass dee traditionsgechichtlichen Wurzeln des Ordens in den Mysterienschulen des Alten Ägyptens liegen. Doch wird die Vorgeschichte des AMORC etwas zurückhaltender durch Einfügung in die Gesamtgeschichte der [[Hermetik|hermetischen]] Tradition dargelegt. In diesem Rahmen werden im Wesentlichen übereinstimmend mit den wissenschaftlichen Debatten die mystisch-hermetischen, religiösen und philosophischen Vorstellungen Altägyptens, der griechischen Antike, der Renaissance und der Neuzeit skizziert, die das Weltbild des AMORC mitgeprägt haben und aus dessen Epochen der Orden Elemente in sein Lehrsystem aufgenommen hat.<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 34–35.</ref> |
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==== Verhältnis zur Freimaurerei ==== |
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Zu den Lehren der [[Freimaurerei]] weist der AMORC trotz vergleichbarer Organisationsstrukturen keinerlei Beziehungen auf. Da die Freimaurerei den AMORC lediglich als [[profan]]en Verein einstuft, ist eine Doppelmitgliedschaft freimaurerseitig vorbehaltlos möglich.<ref name="Miers_1993_48" /> Lewis war jedoch der Ansicht, dass die gesamte Freimaurerei lediglich ein Ableger des viel älteren AMORC sei, womit er glaubte, die vielen Parallelen wegerklären zu können. Neuere AMORC-Publikationen verwässern den damaligen Führungsanspruch ihres Gründers und sprechen nur noch davon, dass man sich im 18. Jahrhundert „sehr nahe“ gestanden hätte aber autark war.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 144–145.</ref> |
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Zur unmittelbaren Vorgeschichte des AMORC in den USA wird ausgeführt, dass der Internationale Rat der europäischen Rosenkreuzer in Vorausahnung der Wirren und Zerstörungen von Kriegen beschlossen hätte, eine Zusammenfassung der Lehren in ein Land zu bringen, das langfristig nicht von Revolutionswirren und Kriegszerstörungen heimgesucht werde. Deshalb seien Bücher, Manuskripte und sonstige Lehrmaterialien aus diversen europäischen Ländern nach New York geschickt worden und der AMORC auf diese Weise zum Sammelbecken geheimen rosenkreuzerischen Wissens geworden.<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 33.</ref> |
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=== Verwaltung, Logensystem und Zentren === |
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International unterhält der AMORC in Sprachgebiete aufgeteilte Hauptstützpunkte (Großlogen). Nur die großen englischen und spanischen Sprachgebiete sind organisatorisch zusätzlich regional unterteilt. Im [[Region|Territorium]] der Großlogen bilden sich abhängig von der Mitgliederzahl, mit unterschiedlichen Privilegien ausgestattete Städtegruppen bzw. Zentren. Diese werden Loge, Kapitel, Pronaoi oder Atrium genannt. International wird der AMORC von einem Oberen Rat (Supreme Council) geleitet, der sich aus den Großmeistern der örtlichen Zuständigkeitsbereiche (Jurisdiktionen) zusammensetzt. So umfasst die deutsche Jurisdiktion [[Deutschland]], [[Österreich]], die [[Schweiz]] und [[Liechtenstein]]. Dem Supreme Council steht jeweils für fünf Jahre ein Imperator (Präsident) vor.<ref>Lamprecht, ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'', S. 112–114 ff.</ref> |
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=== AMORC-Meister === |
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Nach dem „Lexikon des Geheimwissens“ wird nur einigen wenigen Auserwählten des 9. und 10. Tempelgrades des AMORC in den „Fragmenten der Weisheit der Meister und Enthüllungen der Illuminaten“ mitgeteilt, dass der AMORC einen geheimen Meister habe, der den Beinamen „Der Verschleierte Amatu“ trage. Gemäß der „Fragmente“ Nr. 2 ist „Der Verschleierte Amatu“ mit dem „Meister“ Kut Humi (auch: Koot Hoomi) der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] geistig verbunden, von gleichgestelltem Rang und kommuniziere mit der Welt nur mit dem Imperator des AMORC. Den AMORC-Schriften sei zu entnehmen, dass sich Amatu im Besitz eines großen Geheimarchivs mit vielen Büchern befinde, in denen sich die Geschichte der Rosenkreuzer bis zum Jahre 800.000 v. Chr. zurückverfolgen ließe.<ref>Horst E. Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'' Wilhelm Goldmann Verlag, München 1993, ISBN 978-3-442-12179-5, S. 44.</ref> |
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== Arbeitsweise == |
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Die vom AMORC als „mystische Philosophie“ bezeichnete Lehre kommt in zwei wesentlichen Arbeitsweisen zum Tragen. Auf der einen Seite stehen die Belehrungen, die dem Mitglied monatlich per Post in Form von Studienbriefen, sogenannten „Monographien“, zugesandt werden. Auf diese Weise soll esoterisches Wissen als Sachinformation über philosophische, psychologische und übersinnliche Zusammenhänge von Natur und Kosmos vermittelt werden. Übungen und Meditationen sollen diese Zusammenhänge erfahrbar machen. Auch mystische Symbole sind hierbei von wesentlicher Bedeutung, um das darzustellen, was „rein verbal und schriftlich alleine nicht dargestellt werden kann“. Auf der anderen Seite steht die rituelle Arbeit in Rosenkreuzertempeln oder im privaten Heimsanktuarium.<ref name="Mertesdorf_2008_387388" /><ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte 221/12, S. 35–36.</ref> |
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=== Mystik === |
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[[Mystik]] ist für den AMORC von zentraler Bedeutung. Der Orden unterscheidet hierbei die mystischen Techniken der Konzentration, Visualisation, Meditation und Kontemplation voneinander. Bei der für die Meditation wichtigen ''Konzentration'' kommt es nach der AMORC-Lehre darauf an, die Denkprozesse zugunsten eines bestimmten Gegenstands bewusst einzuschränken. Bei der ''Visualisation'' sei kein äußeres Betrachtungsobjekt erforderlich, sondern es wird ein bestimmter Gegenstand vor das geistige Auge projiziert. Insofern das Objekt vorher nicht real bestanden hat, spricht der Orden auch von ''schöpferischer Imagination'', die etwas neues schafft und die Vorstellung davon an das Unterbewusstsein abgibt. Die ''Meditation'' verfolgt nach Ansicht des AMORC den Zweck, über das Unterbewusstsein Kontakt mit dem kosmischen Bewusstsein herzustellen. Eine diesbezügliche Besonderheit der AMORC-Lehre ist, dass bei der Meditation eine genau formulierte Frage an das Unterbewusstsein gestellt wird. Entscheidend für das Gelingen der Meditation sei, die Antwort des kosmischen Bewusstseins hierauf zu vernehmen und zu interpretieren. Die im Oberbewusstsein gestellte Frage nehme über das Unterbewusstsein den Weg zum kosmischen Bewusstsein, das wiederum über das Unterbewusstsein antworte. Weiter angewandt wird die ''Kontemplation'', die als vergleichsweise passiver Zustand beschrieben wird, bei der keine konkreten Fragen formuliert werden.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 130–131.</ref> |
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=== Monographiestudium === |
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Die AMORC-Mitgliedschaft ist als Heimstudium ausgelegt und hat Ähnlichkeit mit einem Fernunterricht.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 118.</ref> Im Mittelpunkt steht das Studium von Manuskripten, die „Monographien“ genannt werden und den eigentlichen Kern der Lehre enthalten.<ref name="Lamprecht_2004_120">Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 120.</ref><ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte 221/12, S. 36.</ref> Die vom Orden veröffentlichten Bücher beinhalten hingegen nur allgemeine Prinzipien und Anwendungen.<ref name="Lamprecht_2004_120" /><ref name="Schmidt_1992_265" /> Die Monographien werden den Mitgliedern jeweils im Abstand von einem Monat zugesandt. Sie bleiben Eigentum des Ordens und sind bei Beendigung der Mitgliedschaft wieder an die Großloge zurückzusenden.<ref name="Biedermann_2007_359" /> Die Inhalte der Monographien unterliegen der Geheimhaltungspflicht. Neben diesen Manuskripten liegt der monatlichen Zusendung die aktuelle Monatsausgabe der Ordenszeitschrift „Tempel-Echo“ bei, die nicht dem jeweligen Lehrgrad zugeordnet ist, sondern aktuelle Informationen enthält.<ref name="Lamprecht_2004_120" /><ref>Walter Schmidt: ''Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC.'' EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 267.</ref> Aufgebaut sind die Monographien weitgehend nach einem gleichartigen Schema. Am Anfang der Abhandlung wird zunächst eine bekannte Persönlichkeit zitiert, wobei das Zitat einen Bezug zum weiteren Inhalt der Abhandlung aufweist. Dem Zitat folgt der eigentliche Lehrtext, der im Briefstil verfasst ist und den Umfang von ungefähr zehn Seiten hat. Er endet mit der anonymen Unterzeichnung „Der Meister für Ihre Studien“. Konkrete Personen werden nicht genannt, weil der AMORC keinen Personenkult aufkommen lassen möchte. Dem Hauptteil schließt sich eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte sowie Anweisungen zur praktischen Anwendung an, die zur Überprüfung und besseren Nachvollziehbarkeit der vorher besprochenen Theorie dienen.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 120.</ref> |
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Zur Vertiefung können neben den Lehrbriefen Seminare zu den einzelnen Graden besucht werden. Diese finden am Sitz der Großloge und bei den bedeutenderen Städtegruppen statt und stehen allen Studierenden des AMORC offen. Die Teilnahme daran bleibt den Mitgliedern jedoch freigestellt. Außerdem findet ein Mal jährlich im Frühjahr ein Ordenskonvent statt, an dem sowohl Mitglieder als auch Gäste teilnehmen können.<ref name="Diehl_BD2_2010_140" /> |
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=== Ritualarbeit === |
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[[Datei:AMORC_loge_paris.jpg|miniatur|rechts|200px|AMORC-Loge in Paris]] |
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Rituelle Arbeit kann gemeinschaftlich in einem Rosenkreuzertempel oder individuell in eigenen Räumlichkeiten stattfinden. Mitglieder sollen sich nach Möglichkeit für ihre Studien zuhause an einem Ort, wo sie ungestört sein können, ein sogenanntes Heimsanktuarium einrichten. Hierzu soll man beispielsweise einen kleinen Tisch oder ein Wandbord benutzen, das bedeckt oder dunkel gestrichen ist. Auf diesen soll man zwei Kerzen und dazwischen einen Spiegel (ca. 30 x 50 cm) stellen, sodass man beim Lesen der Monographien jederzeit in den Spiegel schauen kann. Je nach persönlichem Geschmack kann man dem Heimsanktuarium weitere Symbolgegenstände wie etwa das beim AMORC beliebte Henkelkreuz ([[Anch]]) oder ein Rosenkreuz hinzufügen. Im Heimsanktuarium finden dann neben dem Monographiestudium auch rituelle Selbsteinweihungen statt. Die Anleitung des jeweiligen Initiationsrituals erhält das Mitglied zu Beginn des neuen Grades neben den regulären Monographien in einer Spezial-Monographie mit dem Titel „Portal“ postalisch zugesandt. Die Anleitung enthält einen Text in Form von Fragen und Antworten, die das Mitglied im Heimsanktuarium vor seinem Spiegelbild, das das höhere Selbst symbolisiere, verlesen soll. Dies soll ein Erlebnis schaffen, das „den geistigen Gehalt einer Einführung in die Mysterien in den Bereich des Gefühlslebens“ übermittelt. Die Möglichkeit zur Selbsteinweihung im AMORC stellt unter den Initiatenorden eine Besonderheit dar, hat aber den Vorteil, dass man nicht mehr zwingend ein regionales Zentrum besuchen muss, um Mitglied zu bleiben. Über die erfolgte Selbstinitiation sollte der Studienabteiltung ein Bericht geschickt werden. In jüngerer Zeit bemüht sich der AMORC, Einweihungen wieder vermehrt in den Logen stattfinden zu lassen.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 121–122.</ref><ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte 221/12, S. 36–37.</ref> |
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=== Symbole === |
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[[Datei:17101.gif|miniatur|rechts|200px|Hermetisch-alchemistische Symbolik („<span style="font-variant:small-caps;">vitriol</span>-[[Akrostichon]]“) aus „Die Geheimen Figuren der Rosenkreuzer“ (1785), Bestandteil der AMORC-Lehre]] |
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[[Symbol|Symbole]] sind im AMORC von wesentlicher Bedeutung und in den Druckveröffentlichungen des Ordens häufig anzutreffen. Insbesondere dienen sie als Ausgangspunkt für eigene Meditationen und zur kurzen und prägnanten Darstellung bestimmter esoterischer Gesetze und Prinzipien, die sonst langer Ausführungen bedürften und mit Worten nur schwer vermittelbar seien. In diesem Sinn sind sie weniger zur Verschlüsselung, sondern mehr als eine Art Abkürzung gedacht. Anders als traditionelle Erklärungen, die oft nur an der Oberfläche blieben, würden Symbole zudem besser die tieferen Dimensionen des Bewusstseins ansprechen. Die Arbeit mit Symbolen gehört deshalb zu den Übungen des Heimstudiums. So kann der Studierende bestimmte vorgeschriebene Symbole abzeichnen und ausmalen und sodann ungestört und ausgiebig betrachten, um in einen Bewusstseinszustand zu gelangen, der die Kommunikation mit dem kosmischen Bewusstsein ermöglicht. In dem Zusammenhang sind vor allem geometrische Grundfiguren bedeutsam. Zur Symbolarbeit im weiteren Sinn zählt die Beschäftigung mit dem hebräischen Alphabet und den Tarotkarten.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 133-134.</ref> |
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=== Geheimhaltungspflicht === |
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Nur wenige andere Rosenkreuzergruppen praktizieren die Geheimhaltung der Ordensinhalte so nachdrücklich wie der AMORC. Bereits vor Beginn der eigentlichen Mitgliedschaft verpflichtet sich der Beitrittswillige zur Geheimhaltung der Lehrinhalte. Während die veröffentlichten Bücher des AMORC nur Anwendungen oder allgemeine Prinzipien enthalten, bilden die Inhalte der Monographien den eigentlichen Kern der Lehre und unterliegen einer strengen [[Arkandisziplin]]. Dieses Studienmaterial wird dem Mitglied nur leihweise überlassen und ist bei Beendigung der Mitgliedschaft an die Großloge zurückzusenden. So wird im nur für das Mitglied bestimmten „Weiser für Neophyten“ unterstrichen, dass Außenstehenden die Monographien, Ritualtexte und privaten AMORC-Korrespondenzen keinesfalls gezeigt werden dürfen. Der AMORC empfiehlt sämtliche Monographien, Ritualtexte und Korrespondenzen in einem verschlossenen Behältnis aufzubewahren und diese mit dem eigenen Namen und der Aufforderung zu versehen, die Kiste im Todesfall oder bei längerer Abwesenheit an die Großloge zu senden. Sollte ein unbekannter Fremder das Mitglied anschreiben oder sonstwie angehen, um an die Monographien oder sonstige Unterlagen zu gelangen, so ist das Mitglied gehalten, die Adresse und was er sonst noch über die Person feststellen kann, dem AMORC mitzuteilen. Man soll jedoch stets darauf bedacht sein, Interessenten über die Organisation als solche volle Auskunft zu erteilen. Der Orden hat seinen Geheimhaltungsgrundsatz in letzter Zeit selbst etwas aufgelockert und zitiert in seiner Veröffentlichung „Die Rosenkreuzer offenbaren ihre Lehren“ (2009) erstmals ausführlich aus den Monographien aller zwölf Tempelgrade.<ref name="Lamprecht_RosReink_76" /><ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 116–117, S. 119–120 und S. 303.</ref><ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 37–38.</ref> |
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Im Zusammenhang mit den Geheimhaltungspraktiken des Ordens zählt das „Lexikon des Geheimwissens“ den AMORC zu den [[Subversion|subversiven]] und [[Kommerz|kommerziellen]] Geheimgesellschaften, die kategorisch zu den nach einer Neuordnung der Welt strebenden „dialektischen Gesellschaften“ gehören, deren geheime subversive und kommerzielle Ziele den Neophyten erst im Verlauf der Mitgliedschaft nach und nach enthüllt werden.<ref>Horst E. Miers: ''Lexikon des Geheimwissens.'' Wilhelm Goldmann Verlag, München 1993, ISBN 978-3-442-12179-5, S. 235–236.</ref> Nach der Abhandlung „Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC“ hingegen ist der AMORC keine Geheimgesellschaft, sondern eine geschlossene Gesellschaft, da seine Lehren und die damit im Zusammenhang stehenden Aktivitäten nur den Mitgliedern vorbehalten bleiben.<ref name="Schmidt_1992_264" /> |
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== Werbung und Öffentlichkeitsarbeit == |
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AMORC wirbt durch Inserate in Esoterik-Zeitschriften und Präsentationen auf Messen und öffentlichen Veranstaltungen aktiv um neue Mitglieder. Menschen, die an einem AMORC-Studium interessiert sind, erhalten per Post eine Einführungsbroschüre mit dem Titel „RC. Information über AMORC. Der Alte Mystische Orden vom Rosenkreuz“, die früher „Meisterung des Lebens“ hieß. Der Broschüre ist ein Aufnahmeantrags-Formular beigefügt. Ferner werden Veranstaltungen für Gäste, die nicht zum Orden gehören, angeboten. In den Städtegruppen finden regelmäßig Treffen statt, die auch Gästen offenstehen. Dort kann man Meinungen über die verschiedensten Themen aus den Bereichen Metaphysik und Mystik austauschen. Im Rahmen des AMORC-Kulturforums und Kunstkabinettes finden in den Räumlichkeiten der Großloge in Baden-Baden regelmäßig Kunstausstellungen, Musikabende und Dichterlesungen statt, die auch von zahlreichen Nichtmitgliedern besucht werden.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 116–118.</ref> |
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== Kontroversen == |
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=== Alleinvertretungsanspruch und Reuben S. Clymer === |
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Mit größer werdender Bekanntheit des AMORC kam es zu Disputen mit Vertretern anderer Rosenkreuzerorganisationen in den USA, insbesondere mit Reuben Swinburne Clymer.<ref name="Diehl_BD2_2010_135" /> Clymer wurde Anfang der 1920er Leiter der ''Fraternitas Rosae Crucis'' (FRC). Seine Version des Rosenkreuzertums legte er im Buch „The Book of Rosicruciae“ nieder, wovon das meiste jedoch unrichtig und fantasiereich ist.<ref>Christopher Mcintosh: ''The Rosicrucians. The History, Mythology and Rituals of an Esoteric Order.'' Crucible, 2. Auflage, Wellborough 1987, ISBN 978-1-8527-4025-2, S. 135.</ref> Clymer trat dabei als spiritueller Nachlassverwalter [[Paschal Beverly Randolph|Paschal Beverly Randolphs]] (1825–1875) auf und verteidigte vehement den Anspruch, dass seine ''Fraternitas Rosae Crucis'' die älteste und daher einzig authentische Rosenkreuzerorganisation in Amerika sei. Seine Legitimation versuchte er durch Charter-Urkunden und sonstige Dokumente im Rückgriff auf Randolph zu untermauern. Der deutlich öffentlichkeitswirksamere und erfolgreichere AMORC wurde demnach zum stärksten Kontrahenten Clymers.<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 20–21.</ref> Der AMORC nahm seinerseits für sich in Anspruch, der einzig legitime Rosenkreuzer-Orden in Nordamerika zu sein.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 105.</ref> Nachdem sich der AMORC zunehmender Kritik seitens der ''Fraternitas Rosae Crucis'' ausgesetzt sah, wurde dessen Vorsitzender Harvey Spencer Lewis schließlich von Clymer direkt angegriffen, indem dieser das Alleinvertretungsrecht des AMORC bestritt, das Lewis für seinen Orden beanspruchte.<ref name="Churton_2009_506ff" /> Nach Auffassung des Theologen Harald Lamprecht wies Clymer im Rahmen dieser Streitigkeiten mit Lewis durch Vergleich der Originalzitate mit den AMORC-Schriften nach, dass es sich bei den historischen Rosenkreuzer-Weisheiten teilweise um Plagiate bzw. Fälschungen handelte.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 104–106.</ref> Nach Ansicht des Historikers Christopher McIntosh hingegen beinhalten die Angriffe Clymers gegen Lewis keine ernstzunehmenden Inhalte und kommen nur selten über das Level bloßer Verunglimpfung hinaus.<ref name="McIntosh_1987_140" /> Nach zahlreichen Angriffen Clymers sah sich der AMORC schließlich veranlasst, in einer im Jahr 1935 erschienenen Publikation unter dem Titel „Audi Alteram Partem“ die Vorwürfe zu untersuchen und stellte darin fest, dass die Anschuldigungen Clymers falsch sind.<ref>Christopher Mcintosh: ''The Rosicrucians. The History, Mythology and Rituals of an Esoteric Order.'' Crucible, 2. Auflage, Wellborough 1987, ISBN 978-1-8527-4025-2, S. 137.</ref> 1935 kam es zu einem großen Gerichtsprozess zwischen den Kontrahenten, den Clymer verlor.<ref name="Churton_2009_506ff" /> |
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Als Reaktion auf die im Jahr 1934 gegründete FUDOSI gründete Clymer mit anderen esoterischen Gruppen 1939 unter eigener Federführung den konkurrierenden Verband [[FUDOFSI]]. Mit diesem Verband versuchte er, sich eine alleinige legitime Rosenkreuzer-Abstammung selbst zu bestätigen.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 92.</ref> |
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=== Ausschluss Gary Lee Stewarts === |
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Am 23. Januar 1987 wurde Gary Lee Stewart vom obersten Leitungsgremium des AMORC zum Nachfolger von Ralph Maxwell Lewis und damit dritten Imperator des AMORC gewählt. Doch schon 1990 wurde er gegen seinen Protest per Gerichtsbeschluss des Amtes enthoben, weil man ihm die Veruntreuung von drei Millionen US-Dollar vorwarf. Dies ließ sich vor Gericht jedoch nicht erhärten und die Parteien einigten sich außergerichtlich.<ref name="Lamprecht_2004_107" /> Stewart akzeptierte seine Absetzung zunächst nicht, da er sein Imperator-Amt nicht nur in dessen Funktion als Präsident, sondern auch als geistliches Amt verstand, das auf Lebenszeit Gültigkeit besitze.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 147.</ref> In der Folge kam es auf internationaler Ebene zu einem internen Vertrauensbruch zwischen den regionalen Gliederungen und dem damaligen Leiter des Dachverbands des AMORC. Dieser Vertrauensbruch eskalierte zu drei Jahre andauernden Zivilprozessen, in denen es primär um die Rechtmäßigkeit der Absetzung Stewarts als Imperator ging.<ref name="Lamprecht_2004_107" /> Der [[Franzose]] Christian Bernard, damaliger Leiter der französischen Jurisdiktion, übernahm ab dem 12. April 1990 die Funktion von Stewart.<ref name="Lamprecht_2004_108" /> |
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=== Sektenvorwurf in Frankreich === |
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Allgemein gilt der AMORC als nicht-sektiererisch.<ref name="WorldBook_482" /><ref name="ColliersEncyc_1995_223" /><ref name="Schmidt_1992_265" /><ref name="Encyc_Canadiana_1972_85">John E. Robbins (Hrsg.): ''Encyclopedia Canadiana.'' Volume 9, 1972, S. 85.</ref><ref name="Girling_1978_440" /> Allerdings wurde 1999 von der französischen Untersuchungskommission MILS (Interministerielle Mission des Kampfes gegen die Sekten) unter dem Vorsitz des Parlamentariers Jacques Guyard das Dossier „Die Sekten und das Geld“ veröffentlicht, der eine Liste mit 30 Gruppen enthielt, die als Hauptakteure („major players“) in Bezug auf ihren finanziellen Einfluss beurteilt wurden; darin wurden gegenüber einer früheren Sektenberichts-Liste Guyards die [[Anthroposophie]] und der AMORC ergänzt.<ref>{{cite web|url=http://www.assemblee-nationale.fr/dossiers/sectes/r1687anx.asp|title= Les sectes et l'argent - Annexes, Cults and money - Appendices|accessdate= 2014-05-15|author= Assemblée Nationale|date= 1999-06-10|publisher= République Française|language= French}}</ref><ref>Susan J. Palmer: ''The New Heretics of France. Minority Religions, La Republique, and the Government-Sponsored “War on Sects”.'' Oxford University Press, New York 2011, ISBN 978-0-19-973-521-1, S. 18.</ref> |
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Die MILS benannte sich 2002 in MIVILUDES um und nahm in ihren Sektenbericht aus dem Jahr 2006 den AMORC erneut auf.<ref>Stellungnahme des französisches Außenministeriums aus 2007 zum Sektenphänomen: [http://www.ambafrance-at.org/IMG/pdf/Sekten.pdf (PDF; 247 kB)]</ref><ref name="Palmer_NewHeretics_2011_16">Susan J. Palmer: ''The New Heretics of France. Minority Religions, La Republique, and the Government-Sponsored “War on Sects”.'' Oxford University Press, New York 2011, ISBN 978-0-19-973-521-1, S. 16.</ref> Als Reaktion hierauf schrieb die ehemalige Vorsitzende der Antikult-Organisation UNADFI Janine Tavernier das Vorwort zu einem Buch des französischen AMORC-Großmeisters Serge Touissant, und erklärte darin, dass der AMORC keine Sekte und ein „Opfer der Ungerechtigkeit“ sei.<ref name="Palmer_NewHeretics_2011_16" /><ref name="LePoint_17_01_2007">Le Point: [http://www.lepoint.fr/actualites-societe/2007-01-17/l-amorc-un-faux-proces/920/0/14816 L'Amorc, un faux procès?] Artikel vom 17. Januar 2007 (Abgerufen am 14. Mai 2014).</ref> Die nachfolgende Vorsitzende der UNADFI Catherine Picard und das MILS-Mitglied Anne Fournier wurden außerdem vom AMORC wegen Diffamierung verklagt, nachdem sie den AMORC als „nichts anderes als andere sektiererische Bewegungen“ bezeichnet hatten.<ref name="Besier_Seiwert_2012_252f">[[Gerhard Besier]], [[Hubert Seiwert]] (Hrsg.): ''Freedom of Religion or Belief. Anti-Sect Movements and State Neutrality. A Case Study by FECRIS.'' Lit Verlag Dr. W. Hopf, Berlin 2012, ISBN 978-3-643-99894-1. S. 252-253.</ref> Der oberste Gerichtshof Frankreichs gab dem AMORC mit Urteil vom 3. April 2007 recht und hob deshalb ein vorheriges Urteil des Berufungsgerichts auf.<ref name="Besier_Seiwert_2012_252f" /> Daraufhin einigten sich die Parteien außergerichtlich: Die UNADFI gab im Namen der beiden Beklagten eine [[Versicherung an Eides statt|eidesstattliche Versichung]] ab, dass „der AMORC keine Sekte ist“ und der AMORC nahm seine Klage zurück.<ref name="Besier_Seiwert_2012_252f" /> Auch der Hauptverantwortliche des Dossiers „Die Sekten und das Geld“ Jacques Guyard distanzierte sich gegenüber der französischen Wochenzeitung [[Le Point]] von seiner früheren Einordnung des AMORC als Sekte und gab seiner Hoffnung auf Rehabilitierung Ausdruck.<ref name="LePoint_17_01_2007" /> |
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== Abspaltungen und Ableger == |
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=== Gary Lee Stewart und die Confraternity Rose Cross (CRC+C) === |
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Nach dem Aussschluss Gary Stewarts aus dem AMORC im Jahr 1990 kam es zu mehreren Abspaltungen. Die diversen Neugründungen übernahmen jeweils Bausteine und Lehrelemente des AMORC und arbeiteten auf dieser Basis eigenständig weiter. Stewart gründete mit ihm ergebenen Mitgliedern einen eigenen Rosenkreuzer-Orden, die ''Confraternity of the Rose-Cross (CR+C)''. Zum AMORC besteht naturgemäß eine inhaltliche und struktuelle Verwandschaft. Der CR+C ist nach Stewarts Auffassung gegenwärtig der eigentliche AMORC. Ferner gründete Stewart den ''Ordo Militia Crucifera Evangelia'' (OMCE), der dem Ideal christlicher Ritterschaft verbunden ist und auf die Tradition der [[Tempelritter]] Bezug nimmt.<ref name="Lamprecht_2012_21" /> |
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=== Ancient Rosae Crucis (ARC) === |
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Neben dem CR+C und OMCE gab es eine weitere Abspaltung als Folge der Stewart-Affäre. Zahlreiche Mitglieder, die die Absetzung Gary Stewarts nicht akzeptierten und daher aus dem AMORC austraten, schlossen sich zum Ancient Rosae Crucis (ARC) mit Sitz in [[Dallas]] ([[Texas]]) zusammen. Diese Gruppe beabsichtigte, Gary Stewart zum Imperator des ARC zu machen, was aufgrund von Meinungsverschiedenheiten jedoch nicht gelang. Stattdessen wurde der Orden fortan von den Gründern Paul Walden und Ashley McFadden geleitet. Die Arbeitsweise des ARC entsprach größtenteils der des AMORC. Die während und nach dem AMORC-[[Schisma]] eingeführten Änderungen wurden allerdings abgelehnt, weil man die Tradition, die Harvey Spencer Lewis begonnen hatte, bewahren wollte. Deshalb verwendete man weiterhin die Monographien aus der Lewis-Ära. Der ARC hat seine Aktivitäten inzwischen eingestellt.<ref name="Lamprecht_2012_21" /><ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 150.</ref> |
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=== Raymond Bernard und die Templer (CIRCES, TRI, OSTI) === |
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Unter der Führung des ehemaligen Großmeisters für die französischsprachige AMORC-Jurisdiktion Raymond Bernard (geb. 1921) wurde eine Organisation gegründet, die gleichartige Ziele wie der AMORC verfolgt. Bernard, der am Aufbau des französischen Zweiges des AMORC maßgeblich beteiligt war, schied 1986 von seinem Großmeisteramt aus und gründete am 9. Februar 1988 den „Cercle International de Recherches Culturelles et Spirituelles“ (CIRCES). Die äußeren Ziele sind primär humanistischer Natur. Es geht darum, ein besseres Verstehen der Menschen untereinander zu schaffen, insbesonderer derer, die sehr unterschiedliche Interessen verfolgen. Nach Innen geht es um die Belebung des Geistes der Ritterschaft, wie er durch den Templerorden vorgelebt wurde. Am 5. September 1997 gab Bernard die Leitung des CIRCES an Onslow H. Wilson ab, dessen Bücher vom AMORC vertrieben werden. Nach diesem Wechsel wurde die Organisation in „Templar Research Institute“ (TRI) umbenannt und der innere Kreis des Ordens in „Ordre Souverain du Temple Initiatique“ (OSTI). Es gehört zur persönlichen Vorbereitung eines Ordensmitglieds, im Verlauf von drei Jahren jedes Jahr elf Handbücher („Cahiers“) durchzuarbeiten, sodass insgesamt 33 Handbücher in 33 Monaten studiert werden. Im Anschluß ist es möglich, an allen Ordensveranstaltungen teilzunehmen. Das TRI möchte die Mitglieder in ihren individuellen esoterischen Forschungen unterstützen und sie dabei trotz der Verschiedenartigkeit des individuellen Weges zu einer Gemeinschaft verbinden. Es bestehen zwar inhaltliche und historische Bezüge zum AMORC über die Person des Gründers Raymond Bernard, jedoch kein Konkurrenzverhältnis, da sich das TRI in erster Linie mit dem Tempelrittertum identifiziert.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 148-150.</ref> |
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=== Martin Erler und der Ordo Rosae Aurae (ORA) === |
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Teilweise mit dem AMORC zusammenhängend und teilweise auf eigenen Wurzeln steht der [[Pythagoreer|pythagoreische]] Initiatenorden Ordo Rosae Aurae (ORA), dessen führende Gestalt Martin Erler (alias Frater Albinus, geb. 1920) ist.<ref name="Lamprecht_2004_151">Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 151.</ref> Erlers Familie pflegte eine Freundschaft zum Esoterik-Schriftsteller [[Gustav Meyrink]] (1868–1932), der in München einer eigenen okkulten Loge vorstand, in der auch Martin Erler Mitglied war.<ref name="Lamprecht_2004_151" /> Erler übernahm die Leitung dieser Loge, die im Jahr 1949 mittels einer Charter von Harvey Spencer Lewis zum Ausgangspunkt des AMORC in Deutschland wurde, wodurch Erler zum Großmeister wurde.<ref name="Lamprecht_2004_151" /> Etwa 1955 gab Erler sein Amt als Großmeister ab und gründete daraufhin seinen eigenen Initiatenorden Ordo Rosae Aurae (ORA), soll jedoch die Leitung inzwischen an einen Belgier mit dem Ordensnamen Sar Philophotos abgegeben haben.<ref name="Lamprecht_2004_151" /> Der Ordo Rosae Aurae vermeidet öffentliche Aufmerksamkeit, weshalb nur wenige Informationen über ihn existieren.<ref name="Lamprecht_2004_151" /> Inzwischen hat er allerdings eine eigene Webseite.<ref>[http://www.ordo-rosae-aureae.de/ Offizielle Webseite des Ordo Rosae Aurae]</ref> |
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=== Orden Rosacruz === |
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Ein in seiner Außendarstellung kaum vom AMORC zu unterscheidender Ableger ist der primär in Spanien aktive Orden Rosacruz mit Hauptsitz in [[Las Palmas]] auf [[Gran Canaria]]. Der Orden Rosacruz wird vom ehemaligen AMORC-Mitglied Angel Martin Velayos geleitet, unterhält insbesondere Niederlassungen in [[Valencia]] und [[Madrid]] in Spanien sowie in [[Miami]], USA und gibt eine eigene Zeitschrift namens „Triangulo“ heraus. Die Mitglieder werden ebenfalls durch Monographien im Fernstudium unterrichtet. In den Tempeln wird ein Emblem verwendet, das von der Form her dem des AMORC gleicht.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 152–153.</ref> |
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=== Beeinflusste Gruppen === |
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Der AMORC hatte aufgrund seines Erfolgs erhebliche Auswirkungen auf die westliche Esoterik, sodass sein Einfluss zu zahlreichen anderen Organisationen zurückverfolgt werden kann. Nach Ansicht des Historikers Christopher McIntosh gehören hierzu unter anderem der sogenannte „Mayan Order“, [[Scientology]] und die vom Parapsychologen [[José Silva (Parapsychologe)|José Silva]] entwickelte „Silva Methode“.<ref name="McIntosh_1987_141">Christopher Mcintosh: ''The Rosicrucians. The History, Mythology and Rituals of an Esoteric Order.'' Crucible, 2. Auflage, Wellborough 1987, ISBN 978-1-8527-4025-2, S. 141.</ref> Der „Mayan Order“ war eine Art Nachahmung des AMORC, indem er einen esoterischen Fernlehrkurs anbot, in dessen einzelnen Abhandlungen die ägyptische Symbolik des AMORC schlicht durch Symbolik der [[Maya]]-Kultur ersetzt wurde.<ref>Rodney Stark, William Sims Bainbridge: ''The Future of Religion. Secularization, Revival and Cult Formation.'' University of California Press, Berkeley und Los Angeles 1985, ISBN 978-0-520-04854-7, S. 182.</ref> Die Silva-Methode beabsichtigt, den Intelligenzquotienten zu steigern, psychische Fähigkeiten zu entwickeln und sich und andere zu heilen.<ref>Peter B. Clarke: ''Encyclopedia of New Religious Movements.'' Routledge, New York 2006, ISBN 978-0-415-26-707-6, S. 591.</ref> |
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Nach Auffassung des Theologen Harald Lamprecht gehört auch der [[Sonnentempler]]-Orden ''Ordre du Temple Solaire'' (OTS) zu den vom AMORC beeinflussten, aber später getrennten Bewegungen. Der Religionswissenschaftler Massimo Introvigne sieht die Ursprünge des OTS dagegen in der sogenannten „Arginy Bewegung“. Der Gründer des Sonnentempler-Ordens Joseph Di Mambro war von 1956 bis 1968 Mitglied des AMORC. Kurz darauf schloss er sich der 1952 gegründeten neotemplerischen „Arginy Bewegung“ an, deren Ursprung auf den von Raymond Fabré-Palaprat 1805 gegründeten französischen „Order of the Temple“ zurückgehen soll. Den Sonnentempler-Orden gründete Di Mambro im Jahr 1984. Der zweite Chef des Sonnentempler-Ordens, der belgische [[Homöopathie|homöopathische]] Arzt Luc Jouret (1947–1993), hatte indirekte Kontakte zum AMORC. Er war Mitglied des französischen Neo-Templerordens ''Ordre Rénové du Temple'' (ORT), welcher vom ehemaligen französischen AMORC-Großmeister Raymond Bernard mitbegründet wurde und brachte einen Teil seiner Mitglieder später in den Sonnentempler-Orden ein. Die Leiter der Sonnentempler vertraten [[Apokalypse|apokalyptische]], ein baldiges Weltende beinhaltende Sonderlehren, die im AMORC keine Entsprechung haben, sondern vom Gründer der Arginy Bewegung Jacques Breyer (1922–1996) stammen. Di Mambro änderte diese apokalyptischen Lehren Anfang der 1990er Jahre radikal, was schließlich zum Entschluss einer gemeinsamen Selbsttötung führte. Der Plan hierzu wurde im Herbst 1993 in Kanada und der Schweiz umgesetzt, als bei mehreren Morden und Massenselbstmorden insgesamt 53 Sonnentempler, darunter die Führungsriege um Di Mambro und Jouret ums Leben kamen. Ein Großteil der zurückgebliebenen Sonnentempler distanzierte sich von der Gruppe. Der AMORC distanzierte sich ebenfalls von den Sonnentemplern und erklärte System, Ziele und Inhalte für mit den eigenen unvereinbar.<ref>Georg Otto Schmid: ''[http://www.relinfo.ch/ots/infotxt.html Die Sonnentempler. Kurze Zusammenfassung der Geschichte des Ordre du Temple Solaire].'' Schweizerische Evangelische Informationsstelle 1998 (Abgerufen am 02. Mai 2014).</ref><ref>Massimo Introvigne: ''Temple Solaire.'' in: Lindsay Jones (Hrsg.): ''Encyclopedia of Religion.'' Volume 13, 2. Auflage 2005, S. 9067–9069.</ref><ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 111.</ref><ref>Hugo Stamm: ''Im Bann des Maya Kalenders. Endzeithysterie in Sekten und Esoterik.'' Gütersloher Verlagshaus, 2012, ISBN 978-3-641-07286-5, S. 203.</ref> |
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== Prominente Mitglieder == |
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Neben dem Filmproduzenten und Zeichentrickfigur-Erfinder [[Walt Disney]] waren die Schauspielerin [[Holly Palance]] und der Schöpfer der Science-Fiction Fernsehserie [[Star Trek]], [[Gene Roddenberry]], Mitglieder des AMORC.<ref>Erik Davis: ''The Visionary State. A Journey Through California's Spiritual Landscape.'' Chronicle Books, San Francisco 2006, ISBN 978-0-8118-4835-0, S. 112.</ref> Roddenberry vertrat privat und in der von ihm kreierten Star Trek Welt wie der AMORC eine humanistische und pantheistische Weltauffassung.<ref>Dave Hunt, Thomas A. McMahon: ''America, The Sorcerer's New Apprentice: The Rise of New Age Shamanism.'' Harvest House, 1988, S. 284.</ref><ref>[http://web.archive.org/web/20070621142925/http://www.philosophysphere.com/humanist.html Interview mit Gene Roddenberry, veröffentlicht in The Humanist, March/April 1991]</ref><ref>Jennifer E. Porter, Darcee L. McLaren: ''Star Trek and Sacred Ground: Explorations of Star Trek, Religion, and American Culture.'' Suny Press, 1999, ISBN 9780791443330, S. 55.</ref> |
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== Haltung zu Religionen und Weltanschauungen == |
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=== Christentum === |
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Der AMORC ist keine Religion und vertritt keine religiöse, sondern eine esoterische Weltsicht.<ref name="WorldBook_482" /><ref name="Encyc_Canadiana_1972_85" /><ref>Andreas Fincke, Matthias Pöhlmann (Hrsg.): ''Kompass. Sekten und religiöse Weltanschauungen. Ein Lexikon.'' Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, ISBN 978-3-579-06409-3, S. 17.</ref> Er ist nach staatskirchenrechtlicher Meinung aber auch nicht als [[Weltanschauung]] einzuordnen. Denn die Aufnahme erfolgt unabhängig von der Religion und es besteht eine generelle Offenheit gegenüber anderen Bekenntnissen, was der Einordnung als Weltanschauung entgegenstehe. Am treffendsten sei die auch vom AMORC selbst gewählte Bezeichnung als „mystisch-philosophische Bruderschaft“.<ref name="Mertesdorf_2008_387388" /> |
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Auch das Rosenkreuz hat beim AMORC keine religiöse Bedeutung, sondern symbolisiert den physischen Körper (Kreuz) und die sich entwickelnde Seelenpersönlichkeit (Rose) des Menschen.<ref name="ColliersEncyc_1995_223" /><ref>Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. S. 134.</ref> |
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Aus Sicht des AMORC ist eine Doppelmitgliedschaft mit der Kirche problemlos möglich.<ref name="Mertesdorf_2008_387388" /><ref name="BaerGasperSinabell_2009_187188" /> AMORC vertritt den Grundsatz der weitestgehenden [[Toleranz]] und sieht keinen Gegensatz zwischen seinem Lehr- und Lebenssystem und dem Glaubensgut der Religionen.<ref name="Schmidt_1992_264" /> Auch nach Ansicht des Religionswissenschaftlers Gerald Willms ist der AMORC tolerant und [[Weltoffenheit|weltoffen]], unpolitisch und überkonfessionell. Seine Esoterik sei der Welt zugewandt und das vermittelte Selbstwissen und die Seelenbildung seien als existentielle praktische Dinge vom höchstem Nutzen für die Bewältigung des diesseitigen Lebens.<ref>Gerald Willms: ''Die wunderbare Welt der Sekten. Von Paulus bis Scientology.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-56013-6, S. 145.</ref> Dagegen meint der Theologe Harald Lamprecht, dass aus Sicht der christlichen Kirche gegenüber dem AMORC ein ähnliches Problem besteht, wie gegenüber den Freimaurern. Der AMORC vertrete zwar offiziell den Grundsatz der Toleranz und Offenheit gegenüber den Religionen, aber gleichzeitig lehre er ein umfassendes System der Weltdeutung mit entsprechendem Geltungsanspruch, das zu dem Weltdeutungssystem des Christentums im Widerspruch steht. Außerdem übernehme der Orden auch einige religiöse Funktionen und beantworte teilweise religiöse Fragen. Trotz seinem Toleranzbekenntnis würde der AMORC insofern [[Religionskritik|religionskritische]] Positionen vertreten, als dass er manche religiöse Ausformungen der Gegenwart als verdorben und als abweichend vom ursprünglichen [[Religionsstifter]]-Willen ansieht. In besonderem Ausmaß sei dies gegenüber dem Christentum der Fall. Der christlichen Lehre von der [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung Jesu nach dem Tod]] werde nicht gefolgt. Nach Auffassung von Harvey Spencer Lewis war die [[Jesus_von_Nazaret#Kreuzigung|Kreuzigung Jesu]] aufgrund von Intrigen geschehen, welche sein Feind [[Kajaphas|Kaiphas]] in Rom veranlasst hätte. Die Kreuzigung hätte jedoch wegen Begnadigung keinen tödlichen Verlauf genommen und Jesus hätte noch viele Jahre in einem Kloster auf dem [[Karmel (Gebirge)|Berg Karmel]] ([[Israel]]) gelebt. Auch die [[Christi Himmelfahrt|Himmelfahrt Christi]] war nach H.S. Lewis kein tatsächlicher Vorgang, sondern es habe sich hierbei lediglich um ein „psychisches Phänomen“ gehandelt. Weiterhin schrieb Lewis, dass Jesus wie [[Siddhartha Gautama|Buddha]] und vielleicht auch [[Mohammed]] nicht die Absicht gehabt hätte, im eigenen Namen eine organisierte Religion zu gründen. Jesus wird auch nicht als der [[Sohn Gottes]] und Erlöser der Menschheit beschrieben, sondern als irdischer Mensch, der in einer esoterischen Organisation in hohe Grade eingeweiht und spirituell hoch entwickelt war. Demgemäß stehen die Lehren des AMORC nach Auffassung Lamprechts insoweit im Konflikt mit denen des Christentums.<ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 143–145.</ref> |
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=== Andere Rosenkreuzerorganisationen === |
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Heute existieren zahlreiche verschiedene Organisationen, die sich auf die Rosenkreuzer des 17. Jahrhunderts berufen und sich als deren Nachfahren verstehen. In dieser Hinsicht werden die drei Hauptrichtungen initiatorisches, theosophisches und gnostisches Rosenkreuzertum voneinander unterschieden.<ref name="BaerGasperSinabell_2009_187188" /><ref name="Lamprecht_2004_298ff">Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 298–301.</ref> |
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Das ''initiatorische Rosenkreuzertum'', zu dem vor allem der AMORC gehört, ähnelt der [[Freimaurerei]] und ist in einem Logensystem organisiert, in dem die Mitglieder in verschiedene Grade initiiert werden. Die Mitglieder des AMORC versuchen sich in lebensfroher und weltzugewandter Lebensweise in Resonanz mit den studierten kosmischen Gesetzmäßigkeiten zu begeben, wovon sie sich unmittelbaren Gewinn und Erfolg für ihren aktuellen Seinszustand versprechen. Der Orden pflegt keine operativen Beziehungen zu anderen rosenkreuzerischen Organisationen. Stattdessen werden „die Rosenkreuzer“ mit der eigenen Organisation gleichgesetzt. Wenn der AMORC von „den Rosenkreuzern“ spricht, meint er damit lediglich seinen eigenen Orden.<ref name="Diehl_BD2_2010_131" /><ref name="BaerGasperSinabell_2009_187188" /><ref name="Lamprecht_2004_298ff" /> |
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Hauptrepräsentant der ''theosophischen'' Richtung des Rosenkreuzertums ist die von [[Max Heindel]] (1865–1919) gegründete [[Rosicrucian Fellowship]]. Diese Gemeinschaft hat ihren Ursprung in der [[Theosophie#Die_anglo-indische_Theosophie|anglo-indischen Theosophie]] und der daraus später entstandenen [[Anthroposophie]], die ein abgewandeltes Verständnis von der fiktiven Figur Christian Rosencreutz und dem Rosenkreuzertum entwickelten. Nach Auffassung der Rosicrucian Fellowship ist Christian Rosencreutz eine spirituelle Wesenheit, die nach langer Vorbereitung in die Lage versetzt wurde, die Geschicke der Menschheit zu lenken. Die Organisation lehrt eine [[Erlösung]] durch Evolution und schrittweise Vergeistigung, wobei sie eine wesensmäßige Einheit zwischen irdischer und geistiger Welt annimmt. Im Unterschied zum AMORC hat die Rosicrucian Fellowship religiösen Charakter und ist der Ansicht, ein esoterisch vertieftes, weiterführendes Christentum zu lehren. Max Heindel wurde von Harvey Spencer Lewis als ein „wahrhaft ergebener Schüler mystischer Lehren“ beschrieben, jedoch teilte er Heindels Auffassung nicht, dass „das Rosenkreuzertum eine Interpretation des Christentums“ sei.<ref name="Diehl_BD2_2010_135" /><ref name="McIntosh_1987_141" /><ref>Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, und S. 298–301 und S. 307.</ref> |
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Ganz andere weltanschauliche Voraussetzungen liegen dem vom [[Lectorium Rosicrucianum]] (LR) vertretenen ''gnostischen Rosenkreuzertum'' zugrunde. Diese Gemeinschaft wird als Gegenpol des AMORC im inhaltlich breiten Spektrum des modernen Rosenkreuzertums bezeichnet. Dem Lectorium Rosicrucianum geht es nicht um die Verbesserung der persönlichen Lebensqualität seiner Mitglieder. Stattdessen glaubt man, das Heil ausschließlich durch Flucht aus der Welt erreichen zu können. Während beim AMORC die Vorstellung vorherrscht, dass Gott ein immanenter Teil des Kosmos ist, geht das Lectorium Rosicrucianum umgekehrt von einem strengen [[Dualismus]] aus, nach dem Gott als rein [[Jenseits|jenseitig]] und [[Transzendenz|transzendent]] angenommen wird. Mit anderen Rosenkreuzergemeinschaften weist das LR nur wenige Gemeinsamkeiten auf. Seine Lehren sind auch mit dem historischen Rosenkreuzertum, das eine [[Pansophie|pansophische]] Bewegung war und außerdem keine dualistische Weltsicht vertrat, nur schwer zu vereinbaren.<ref name="Lamprecht_2004_298ff" /><ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 93–95.</ref><ref>Antoine Faivre: ''Esoterik im Überblick. Geheime Geschichte des abendländischen Denkens.'' Herder, Freiburg im Breisgau 2001, ISBN 978-3451049613, S. 140.</ref><ref>Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): ''Dictionary of Gnosis & Western Esotericism.'' Brill, Leiden 2006, ISBN 978-90-04-15231-1, S. 1019.</ref> |
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=== Freimaurerei === |
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Zwischen Freimaurerei und AMORC existieren einige Unterschiede, aber auch zahlreiche Entsprechungen, angefangen bei den Äußerlichkeiten wie die Erhebung in mehrere Grade, die Logenstruktur, die vielfältige Symbolik, das Prinzip der Geheimhaltung der Ordenslehren ohne innere Not, begriffliche Übereinstimmungen wie der Rede vom „Architekten des Universums“ und dem „Verlorenen Wort“, die Ritualarbeit, das Tragen bestimmter Kleidung ([[Schurz (Kleidung)|Schurz]]) und gleichartige Ordensziele.<ref name="Lamprecht_2004_142f">Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 142–143.</ref> Insgesamt wird der AMORC als Mischung aus freimaurerähnlichem Ritualverein mit humanistischem Anspruch und esoterischem Fernlehrinstitut charakterisiert.<ref>Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 45.</ref> Trotz der Ähnlichkeit besteht jedoch keine Zusammenarbeit zwischen den beiden Ordenssystemen.<ref name="Diehl_BD2_2010_131" /> Da die Freimaurerei den AMORC lediglich als [[profan|profanen]] Verein einstuft, ist eine Doppelmitgliedschaft freimaurerseitig vorbehaltlos möglich.<ref name="Miers_1993_48" /> |
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Harvey Spencer Lewis war der Ansicht, dass die Freimaurerei ein Ableger der älteren AMORC-Tradition sei. In neueren AMORC-Publikationen wird diese von Lewis behauptete Ursprungslegende nicht mehr vertreten, sondern davon gesprochen, dass man sich im 18. Jahrhundert „sehr nahe“ gestanden hätte, aber autark war.<ref name="Lamprecht_2004_142f" /> |
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== Primärquellen == |
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=== Bücher (Auswahl) === |
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* Der Oberste Rat des AMORC (Hrsg.): ''Die Rosenkreuzer offenbaren ihre Lehren.'' AMORC-Bücher, Baden-Baden 2009, ISBN 978-3-925972-52-2. |
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* AMORC (Hrsg.): ''AMORC, Die Rosenkreuzer. Fragen und Antworten. Über ihre Herkunft, ihre Ziele und ihre Philosophie.'' AMORC-Bücher, Baden-Baden, 3. Auflage 2010. ISBN 978-3-925972-38-2. |
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* AMORC (Hrsg.): ''Aus der Geschichte von AMORC, dem Orden vom Rosenkreuz.'' Kleine RC-Schriftenreihe Nr. 1. AMORC-Bücher, Baden-Baden, 2. Auflage 2012. ISBN 978-3-925972-83-6. |
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* AMORC (Hrsg.): ''Die Rosenkreuzer. Wege zu einer höheren Lebenserfahrung.'' AMORC-Bücher, Baden-Baden 1995. ISBN 978-3-925972-14-5. |
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* AMORC (Hrsg.): ''Der Einweihungsweg der Rosenkreuzer und andere Vorträge, Texte und Aufsätze.'' AMORC-Bücher, Baden-Baden 1996. ISBN 978-3-925972-35-8. |
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* Christian Bernard: ''Rosenkreuzerische Reflexionen.'' AMORC-Bücher, Baden-Baden 2012. ISBN 978-3-925972-28-7. |
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* Supreme Grand Lodge of AMORC: ''Rosicrucian Manual.'' San José (Kalifornien), 27. Auflage 1982. ISBN 978-0-912057-00-9. |
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=== Zeitschriften === |
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* [http://www.rosenkreuzer.de/amorcdie-rosenkreuzer/archiv/amorc-forum/ AMORC-Forum] |
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* The American Rosae Crucis (1916-1920) (englisch) |
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* The Triangle (1921-1924) (englisch) |
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* The Mystic Triangle (1925-1929) (englisch) |
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* [http://www.rosicrucian.org/publications/digest/publication_archive.html The Rosicrucian Digest] (englisch) |
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* [http://amorc.org.uk/category/publications/rosicrucian-beacon-magazine The Rosicrucian Beacon] (englisch) |
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* [http://amorc.org.uk/category/publications/rosicrucian-heritage-magazine The Rosicrucian Heritage] (englisch) |
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* [http://www.rose-croix.org/Documents/revue_rose_croix_01.html Revue Rose Croix] (französisch) |
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* [http://www.rosecroixjournal.org/issues/archives.html Rose Croix Journal] (englisch, deutsch, französisch) |
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* El Rosacruz (spanisch) |
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=== Manifeste === |
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* Positio Fraternitatis (2001) ([http://www.rosenkreuzer.de/fileadmin/amorc/PDFs/Positio_Fraternitatis_Rosae_Crucis.pdf PDF; 175 kB]) |
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* Apellatio Fraternitatis (2014) ([http://www.rosenkreuzer.de/fileadmin/amorc/PDFs/Appellatio_Fraternitatis_Rosae_Crucis.pdf PDF; 314 kB]) |
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== Sekundärliteratur == |
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=== Kinder-Institut und Junioren-Orden === |
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* Tobias Churton: ''The Invisible History of the Rosicrucians. The World's Most Mysterious Secret Society.'' Inner Traditions, Rochester 2009. ISBN 978-1594772559. |
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Kinder und Jugendliche werden in zwei Altersgruppen auf die AMORC-Mitgliedschaft vorbereitet. Dazu werden Kinder bis zum sechsten Lebensjahr im „Kinder-Institut“ betreut, während die Sechs- bis Achtzehnjährigen im „Junioren-Orden der Fackelträger“ zusammengefasst werden.<ref>Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: ''EZW-Information Nr. 71.'' Stuttgart XI/1977, S. 24. [http://www.ekd.de/ezw/dateien/EZWINF71.pdf PDF-Download]</ref> |
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* Lothar Diehl: ''Initiatenorden und Mysterienschulen.'' Band 1: ''Das geschichtliche Erbe.'' Pomaska-Brand, 2010. ISBN 978-3-936937-65-8. Band 2: ''Die Orden und Gemeinschaften.'' Pomaska-Brand, 2010. ISBN 978-3-9359-3772-6. |
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* Roland Edighoffer: ''Die Rosenkreuzer.'' Becksche Reihe Nr. 2023, C.H. Beck, 2. Auflage, München 2002, ISBN 978-3-423-30503-7. |
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* Wolfram Frietsch: ''Die Geheimnisse der Rosenkreuzer. Ein westlicher Einweihungsweg.'' Media Tec, 3. Auflage 2010. ISBN 978-3931387372. |
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* Christian Rebisse: ''Geschichte und Mythos der Rosenkreuzer. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.'' AMORC-Bücher, Baden-Baden 2007. ISBN 978-3-925972-45-4. |
|||
* Christopher Mcintosh: ''The Rosicrucians. The History, Mythology and Rituals of an Esoteric Order.'' Weiser Books, York Beach (Maine), 3. Auflage 1998. ISBN 978-0877289203. |
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* Mervyn Jones: ''Die Rosenkreuzer.'' In: Norman MacKenzie (Hrsg.): ''Geheimgesellschaften.'' Keller, Genf 1969. S. 130–151. |
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* Hans H. Sievert: ''Im Zeichen von Kreuz und Rose. Zur Geschichte der Rosenkreuzer.'' Verlag Clemens Zerling, Berlin 1996, ISBN 978-3-88468-063-3. |
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* Frans Wittemans: ''A New and Authentic History of the Rosicrucians.'' Mysore Press, Reprint 2011. ISBN 978-1447402299. |
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* Clemens Zerling: ''Die Rosenkreuzer. Geschichte einer Idee zwischen Mythos und Wirklichkeit.'' V.F. Sammler, Graz 2009. ISBN 978-3-85365-232-9. |
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=== Konfessionell-christliche Darstellungen === |
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== Literatur == |
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* Harald Lamprecht: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch''. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004. ISBN 978-3-525-56549-6. |
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* Harald Lamprecht: ''Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos.'' Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), EZW-Texte Nr. 221/2012. {{ISSN|0085-0357}}. |
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* [[Peter-Robert König]]: ''Ein Leben für die Rose (Arnoldo Krumm-Heller).'' München 1995, ISBN 3-927890-21-9 |
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* Harald Lamprecht: ''Rosenkreuzerische Reinkarnation. Die Vorstellung von der Wiederverkörperung in modernen Rosenkreuzerorganisationen.'' In: Michael Bergunder (Hrsg.): ''Religiöser Pluralismus und das Christentum. Festgabe für Helmut Obst zum 60. Geburtstag.'' (Kirche – Konfession – Religion; Band 43), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 74–87. ISBN 978-3-525-56547-X. |
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* Lamprecht, Harald: ''Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 3-525-56549-6 |
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* Walter Schmidt: ''Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz A.M.O.R.C.'' In: Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Stuttgart 9/1992, S. 264-272. {{ISSN|0721-2402}} |
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* Ruppert, Hans-Jürgen: ''Rosenkreuzer.'' Diederichs, München 2004, ISBN 3-7205-2533-3 |
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* Hans-Jürgen Ruppert: ''Rosenkreuzer.'' Hugendubel, Kreuzlingen/München 2004, ISBN 3-7205-2533-3. |
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* Hannelore Schilling: ''Im Zeichen von Rose und Kreuz. Historische und moderne Rosenkreuzer.'' Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Information Nr. 71, Stuttgart XI/1977. {{ISSN|0085-0357}}. ([http://www.ekd.de/ezw/dateien/EZWINF71.pdf PDF; 494 kB]) |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Ancient Mystical Order Rosae Crucis|AMORC}} |
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* [http://www.ekd.de/ezw/dateien/EZWINF71.pdf Beschreibung des AMORC aus Sicht der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Information Nr. 71, Stuttgart XI/1977] (PDF; 494 kB) |
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{{Commonscat|Rosicrucian Park|Rosicrucian Park}} |
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* [http://www.neue-rosenkreuzer.de/material/material-17.html Material und Ergänzungen zu „Neue Rosenkreuzer“ von Harald Lamprecht] |
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{{Commonscat|Rosicrucian Egyptian Museum|Rosicrucian Egyptian Museum}} |
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* [http://www.amorc.de/ Deutschsprachige Homepage des AMORC] |
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* {{DNB-Portal|AMORC|AMORC}} |
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* [http://www.sekten-fragen.de/sekten/esoterik-okultismus/die-rosenkreuzer.html Entwicklung, Lehre und Organisation des zu den Neu-Rosenkreuzern zählenden AMORC aus Sicht der Sektenberatung der Diözese Fulda] |
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* {{BAM|AMORC}} |
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* [http://www.relinfo.ch/rc/info.html Der AMORC aus Sicht der schweizerischen ''Evangelischen Informationsstelle: Kirchen – Sekten – Religionen''.] |
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* [http://www.amorc.de/ Offizielle deutschsprachige Webseite] des AMORC |
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* [http://www.amorc.org/ Offizielle Internationale Webseite] (englisch) |
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* [http://www.egyptianmuseum.org/ Offizielle Webseite] des Rosicrucian Egyptian Museum (englisch) |
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* [https://www.youtube.com/rosicruciantv Offizieller Youtube-Kanal] |
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* [http://www.amorc-verlag.de/ Homepage des AMORC-Verlags] |
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* Detaillierte Auflistung der AMORC-Lehrinhalte auf der Homepage der englischsprachigen Jurisdiktion für Europa: |
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** [http://www.amorc.org.uk/study/postulant Postulantengrad] |
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** [http://www.amorc.org.uk/study/neophyte Neophytengrade] |
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** [http://www.amorc.org.uk/study/initiate Tempelgrade 1-9] |
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* [http://www.neue-rosenkreuzer.de/index.html Webseite mit Ergänzungsmaterial zum Buch „Neue Rosenkreuzer“ des Theologen Dr. Harald Lamprecht] |
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* [http://www.drshirley.org/rel-mov/rosi.html Der AMORC aus der Sicht des Religionswissenschaftlers Dr. Shirley Rollinson] (englisch) |
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* [http://www.fghoche.com/tribunes/intereng.htm Interview mit dem ehemaligen Großmeister der französischsprachigen AMORC-Jurisdiktion Raymond Bernard] (englisch) |
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* [http://www.sekten-fragen.de/sekten/esoterik-okultismus/die-rosenkreuzer.html Allgemeiner Artikel über Rosenkreuzer aus Sicht des Hochschulpfarrers Ferdinand Rauch von der römisch-katholischen Diözese Fulda] |
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* [http://www.inforel.ch/i1057.html Der AMORC aus Sicht der schweizerischen Informationsstelle Inforel (Aktualisiert am 27. Mai 2008)] |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Rosenkreuzerorganisation]] |
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[[Kategorie:Abkürzung|AMORC]] |
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[[Kategorie:Gegründet |
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[[Kategorie:Organisation (New York City)]] |
[[:Kategorie:Organisation (New York City)]] |
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Version vom 19. Mai 2014, 23:31 Uhr

AMORC, ein Akronym für lat. Antiquus Mysticusque Ordo Rosæ Crucis („Alter und mystischer Orden vom Rosenkreuz“), ist ein im Februar 1915 in New York City von Harvey Spencer Lewis gegründeter Initiatenorden, der sich auf die Rosenkreuzer des 17. Jahrhunderts beruft. Traditionsgeschichtlich sieht er seine Ursprünge in den altägyptischen Mysterienkulten aus der Herrschaftsepoche des Pharao Echnaton. Die internationale Zentrale des AMORC befindet sich sich in San José (Kalifornien). Die Großloge der deutschsprachigen Länder hat ihren Sitz in Baden-Baden.
Geschichte
Vorgeschichte und Gründung

Die Gründung und Weiterentwicklung des AMORC geht maßgeblich auf das Wirken des Journalisten, Werbefachmanns und Freimaurers Harvey Spencer Lewis (1883–1939) zurück, der auch der erste Vorsitzende des Ordens war.[1][2][3] Lewis wurde methodistisch erzogen und interessierte sich bereits in seiner Jugend für okkulte Phänomene.[1][4] Im Jahr 1904 gründete er in New York City das „Institute for Psychical Research“, das sich kritisch mit spiritistischen Phänomenen auseinandersetzte.[1][4][5] Das Institut, dem Lewis als Direktor vorstand, beschäftigte sich außerdem mit den historischen Rosenkreuzern, weshalb die Organisation intern auch als „Rosicrucian Research Society“ bekannt war.[4]
1908 traf er May Banks Stacey, eine Britische Rosenkreuzerin, die zur Legatin für den Orden in Indien ernannt worden war. Sie brachte ihn in Kontakt mit französischen Rosenkreuzern.[1][4] In der ersten Ausgabe der Ordenszeitschrift The American Rosae Crucis wird Banks-Stacey als Mitbegründerin des Rosenkreuzertums in den USA und „Matrae of the Grand Lodge of America“ bezeichnet. Gegenwärtig wird demgegenüber die Verbindung zum französischen Rosenkreuzertum stärker hervorgehoben.[1]
1909 setzte sich Lewis mit Rosenkreuzern aus dem Umfeld des Ordre Kabbalistique de la Rose Croix in Frankreich in Verbindung, mit denen auch der spätere Wegbereiter der französischen Rosenkreuzer-Bewegung Joséphin Péladan in Kontakt stand.[6][7] Im Sommer desselben Jahres reiste Lewis gemeinsam mit seinem Vater nach Frankreich, von wo er sich von Paris aus nach Toulouse begab.[8][9] In der „Salle des Illustres“ des Kapitols der Stadt lernte Lewis nach eigenen Angaben den Großmeister des französischen Rosenkreuzer-Ordens kennen und später, am 12. August 1909 den Sekretär des Ordens im Donjon eines alten Gebäudes außerhalb der Stadt.[9] Seine Einweihung in den Orden fand nach Lewis Schilderungen noch am gleichen Abend nahe der alten Stadt Tolosa, einer ehemaligen römischen Siedlung außerhalb der Stadtgrenzen des heutigen Toulouse statt.[9] Der diesbezügliche Einweihungsbericht weist einen symbolischen Gehalt auf.[10][11] So bestehen nach Auffassung des Historikers Roland Edighoffer Gemeinsamkeiten zu Inhalten der Rosenkreuzer-Urschrift „Die Chymische Hochzeit des Christan Rosencreutz“ aus dem Jahr 1616, in der die Einweihung der mythischen Person Christian Rosencreutz geschildert wird.[11] Infolge seiner Initiation in den französischen Rosenkreuzer-Orden wurde Lewis autorisiert, einen Orden in den USA zu begründen.[4][8][9]
Nach New York zurückgekehrt begann er mit der Umsetzung dieses Vorhabens und sammelte Personen um sich, die später zum Kernpersonal des AMORC werden würden.[4] Gemeinsam mit Banks-Stacey veröffentlichte Lewis am 20. Dezember 1914 im New York Sunday Herald eine Anzeige, in der er nach am Rosenkreuzertum interessierten Menschen suchte.[1] Am 8. Februar 1915 gab Lewis in Manhattan (New York City) die Gründung des „Antiquus Mysticusque Ordo Rosae Crucis“ (AMORC) bekannt und unterzeichnete später die Gründungsurkunde.[9][12]
Anfangszeit in New York City (1915–1918)
Am 1. April 1915 übernahm Lewis das Amt des Großmeisters und Vorsitzenden für den amerikanischen Kontinent.[9] Von diesem Zeitpunkt an breitete sich der Orden in kurzer Zeit über die gesamte USA aus.[9] Die erste Loge des AMORC öffnete im Mai 1915 in New York City.[13] Anfang 1916 gründete Lewis die Ordenszeitschrift The American Rosae Crucis.[4][14]
Am 22. Juni 1916 führte Lewis vor AMORC-Mitgliedern, einem Wissenschaftler und einem Journalisten in New York City ein Experiment zur materiellen Alchemie durch, in dem er versuchte, ein Stück Zink zu Gold zu verwandeln. Hierbei konzentrierte er sich mit einer „wenig bekannten Geisteskraft“ ungefähr 16 Minuten lang auf den Zinkgegenstand.[15][16] Während der kritischen „Transmutationsphase“ erlitt er an seinen Händen Verbrennungen zweiten und dritten Grades. Die Hälfte des behandelten Zinkstücks wurde im Anschluß an den Obersten Rat des Rosenkreuzer-Ordens in Frankreich geschickt. Die andere Hälfte wurde in den Räumlichkeiten des AMORC in New York City ausgestellt, allerdings wurden keine Fotos oder weiteren Stellungnahmen produziert.[17]
1917 wurde die erste „National Convention“ in Pittsburgh (Pennsylvania) abgehalten, in der dem Plan zugestimmt wurde, Belehrungen zukünftig nicht nur innerhalb von Logen, sondern auch im Wege des Fernstudiums („correspondence lessons“) anzubieten. Das Vorhaben wurde anschließend umgesetzt und breit beworben, was zu einer rapiden Ausbreitung des Ordens führte, da nunmehr eine flächendeckende Mitgliedschaft - auch in abgelegeneren Landesteilen - möglich wurde.[4][8]
Am 17. Juni 1918 wurde das Hauptquartier des AMORC polizeilich durchsucht und Lewis unter dem Verdacht verhaftet, er habe zweifelhafte Anleihen verkauft und Geld unter Angabe falscher Gründe gesammelt. Die Vorwürfe wurden kurz darauf zurückgenommen. Später im selben Jahr verlegte Lewis die Hauptzentrale nach San Francisco in Kalifornien.[4][18]
Phase in San Francisco und Tampa (1918–1927)
Nach dem Umzug nach San Francisco publizierte Lewis ab 1921 die Zeitschrift The Rosicrucian Digest, allerdings zunächst unter dem Titel The Triangle bzw. ab 1925 The Mystic Triangle.[19][20] Ebenfalls 1921 stellte der AMORC eine Verbindung zum Mitbegründer des Ordo Templi Orientis (OTO) Theodor Reuß (1855–1923) her. Lewis hatte erfahren, dass Reuß den OTO als „äußere Fassade“ der Rosenkreuzer bezeichnete, was sein Interesse weckte, da er in der Zeit nach einem von ihm vermuteten ursprünglichen Rosenkreuzerorden suchte.[21][22] Reuß seinerseits war von Lewis Ressourcen beeindruckt, stattete ihn mit einer OTO-Ehrenmitgliedschaft aus und versuchte ihn zu überreden, einen gemeinsamen Dachverband namens „The AMORC World Universal Council“ (TAWUC) zu errichten.[23][24] Lewis war von dieser Idee nicht überzeugt und brach den Kontakt zu Reuß im Mai 1922 schließlich ganz ab, nachdem er erkannte, dass Reuß primär das Ziel verfolgte, vom AMORC finanzielle Unterstützungen zu erhalten.[25][26] Dennoch verwendete der AMORC bis in die 1950er Jahre in manchen Druckerzeugnissen das Lamen der OTO, das allerdings auch schon 1890 (16 Jahre vor der OTO-Gründung) im Wappen von Joséphin Péladans Ordre de la Rose-Croix du Temple et du Graal benutzt wurde.[27] 1930 arbeitete Lewis kurzzeitig mit Reuß' Nachfolger Heinrich Tränker zusammen. Beide publizierten ein als zweite Fama stilisiertes Rosenkreuzermanifest, um den AMORC auch in Deutschland zu etablieren und planten ein „Pansophia International Rosicrucian Council“.[28]
1925 verlegte Lewis die Ordenszentrale nach Tampa (Florida).[8] Die Verlegung diente wegen der Nähe zu Puerto Rico insbesondere dem Aufbau einer Organisation für den spanischen Sprachraum in Amerika.[29] In Tampa wurde gemeinsam mit einem Geschäftspartner eine von Palmen umstandene Pyramide im ägyptischen Stil nachgebaut. Dieses Areal enthielt eine eigene Radiostation (WJBB) und wurde für ausgiebige AMORC-Werbekampagnen genutzt, was die Mitgliederzahl des AMORC beträchtlich erhöhte.[30]
Niederlassung in San José, Kalifornien
1927 verlegte Lewis den Hauptsitz schließlich nach San José in Kalifornien, wo er ein Grundstück zur Errichtung des neuen AMORC-Hauptquartiers erwarb.[8][29][31] Kurze Zeit nach dem Umzug suchte Lewis nach einer Möglichkeit, den AMORC mit einem christlichen Kult zu verbinden. Diese Gelegenheit bot sich mit der „Pristine Church of the Rose Cross“, in der Lewis Bischof wurde. Die Verbindung bestand jedoch nur wenige Jahre und wurde schließlich aufgelöst, da es zu Unstimmigkeiten mit dem areligiös ausgerichteten AMORC kam.[4][8][31] Obwohl sich aufgrund von Differenzen unter Mitgliedern eine Loge mit etwa 1000 Personen vom AMORC abspaltete, wuchs der Orden in dieser Zeit insgesamt weiter an.[30] Ungefähr ab 1933 breitete er sich auch über Mittel- und Südamerika aus.[32]
Auf dem Gelände in San José wurde 1934 eine rosenkreuzerische Universität („Rose Croix University“) eröffnet, in der auf dem Gebiet der Esoterik, aber auch in den Bereichen Ökologie, Medizin, Psychologie, Physik, Informatik, Astronomie und Ägyptologie geforscht wird.[8][33] Im Jahr 1936 folgten ein Planetarium und 1939 eine Bücherei („Rosicrucian Research Library“) sowie ein ägyptisches Museum („Rosicrucian Egyptian Museum“), das zu einer Touristenattraktion San Josés geworden ist.[8][31] Das Areal wurde „Rosicrucian Park“ genannt und bildet die internationale Zentrale des AMORC, die seitdem einen ganzen Häuserblock umfasst.[34]
1935 versuchte der in die Insolvenz geratene Okkultist Aleister Crowley den AMORC zu übernehmen oder Geld von ihm zu erhalten.[25][35] Er gab sich dazu, obwohl er bereits 1921 aus dem OTO ausgeschlossen und dort zur persona non grata erklärt worden war, als Chef des OTO aus. Als solcher sei er gleichzeitig Chef aller Rosenkreuzer der Welt, sodass auch der AMORC ihm unterstehe.[25][36] Lewis war gegenüber Crowley seit jeher negativ eingestellt, bezeichnete ihn bereits 1916 als „Schwindler“ und später auch als „Schwarzmagier“ und setzte Crowleys Werke in seiner AMORC-Zeitschrift auf die Liste „nicht empfehlenswerter Bücher“.[35][37] Verbindungen zu Crowleys OTO-Flügel bestanden zu keiner Zeit.[23] Da Lewis wusste, dass Crowleys Behauptungen ohne Grundlage waren, ignorierte er ihn.[25]
Zwischen 1929 und 1939 verfasste Lewis weiterhin zahlreiche esoterische Bücher, die den Bekanntheitsgrad außerhalb des AMORC weiter erhöhten.[4][28]
Gründung der FUDOSI
Um die eigene Position in der Auseinandersetzung mit seinem ärgsten Konkurrenten, dem Leiter der amerikanischen Rosenkreuzerorganisation Fraternitas Rosae Crucis Reuben Swinburne Clymer, zu stärken, organisierte Lewis zusammen mit Émile Dantinne und Victor Blanchard 1934 die Vereinigung von 14 Initiatenorden zum Dachverband der Fédération Universelle des Ordres et Sociétés Initiatiques (FUDOSI).[38][39] Sie leiteten die Organisation gemeinsam, wobei Lewis die amerikanischen Rosenkreuzer vertrat, Dantinne die europäischen Rosenkreuzer und Blanchard die orientalischen Initiatenorden und Martinisten.[38] Die FUDOSI spielte eine wichtige Rolle bei der Übertragung der alten Traditionen über den Atlantik in beide Richtungen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.[29] Am 8. August 1934 stellte die FUDOSI dem AMORC eine Urkunde aus, in der er als einzige autorisierte Abteilung der alten Rosenkreuzerbruderschaft für Nord- und Südamerika bezeichnet wird.[38][39]
Die FUDOSI tagte anlässlich ihrer Gründung vom 8. bis 16. August 1934 in Brüssel. In den Jahren 1936 und 1939 fanden dort zwei weitere FUDOSI-Konvente statt. 1937 wurde hingegen in Paris getagt. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg blieben jegliche Aktivitäten untersagt. Nach dem Krieg traf sich die FUDOSI zwischen 1946 und 1951 vier weitere Male. Auf dem letzten Konvent am 14. August 1951 beschloss die Organisation ihre Auflösung, da sie ihre Aufgaben als erfüllt ansah.[25][38][40]
Tod Harvey Spencer Lewis bis Gegenwart


Harvey Spencer Lewis starb am 2. August 1939 und sein Sohn Ralph Maxwell Lewis (1904–1987) übernahm die Aufgabe der Leitung des AMORC.[29] Zu dem Zeitpunkt war dieser bereits seit 16 Jahren in wichtigen Ämtern der Organisation betraut.[41] Nach seiner Amtsübernahme wurde Ralph Maxwell Lewis Mitglied des Obersten Rates des befreundeten französischen Rosenkreuzerordens Ordre Kabbalistique de La Rose Croix.[41] R.M. Lewis Amtszeit von 1939 bis 1987 verlief insgesamt ohne erhebliche Zwischenfälle und war von einer stetigen Ausbreitung des Ordens sowie durch eine kontinuierliche Steigerung des Bekanntheitsgrades mittels Werbung geprägt.[42] Er machte den Orden in über 80 Ländern bekannt, sodass der größte Teil der heutigen Verbreitung auf ihn zurückgeht.[41]
Als Ralph Maxwell Lewis 1987 starb übernahm Gary Lee Stewart die Leitung, der den AMORC jedoch bereits 1990 verlassen musste, nachdem ihm finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen wurden (siehe Stewart-Affäre). Stewarts Nachfolger wurde der derzeit amtierende vierte Vorsitzende Christian Bernard.[31] Infolge des Stewart-Ausschlusses wurde das Amt des Vorsitzenden im Jahr 1992 reformiert, sodass er nicht mehr auf Lebenszeit, sondern für den Zeitraum von fünf Jahren gewählt wird und danach wiedergewählt werden kann.[43] Besonderes Augenmerk richtet Christian Bernard auf die Ausbreitung des Ordens im ehemaligen Ostblock.[44]
Die Zentrale des AMORC („Supreme Grand Lodge“) befindet sich heute in San José, Kalifornien.[19][45][46][47] Nach einer vereinzelt auftauchenden Angabe befindet sie sich hingegen in Lachute bei Montreal (Kanada).[48] In diesem Ort findet regelmäßig ein Mal jährlich das Treffen des Obersten Rates des AMORC statt.[49]
Heute ist der AMORC in allen Erdteilen verbreitet und die weltweit mit Abstand größte Rosenkreuzerorganisation.[32][50] Über die Anzahl der Mitglieder gibt es unterschiedliche Schätzungen, die von 80.000,[45] 100.000 bis 150.000,[51] 200.000,[43] 250.000,[52] und der pauschalen Angabe über „hunderttausende“ Mitglieder reichen.[53] Die manchmal anzutreffende Angabe über mehrere Millionen Mitglieder[54] bezieht sich nicht auf aktive Mitgliedschaften, sondern auf eine Adressbuch-Liste des Ordens.[55][56] Hinsichtlich des deutschen Sprachraums bewegen sich die Schätzungen zwischen 2000,[57] 2500[58] und 3000 Mitgliedern.[59]
Entwicklung in Europa
Nach zwei gescheiterten Versuchen des AMORC in den Jahren 1921 und 1927 in Frankreich Fuß zu fassen, misslang 1930 zunächst auch in Deutschland die Gründung einer Zweigstelle.[60] Mitte der 1930er Jahre wurde ein erster europäischer Zweig unter der Leitung des Schweizers Hans Grüter und der Französin Jeanne Guesdon in Frankreich gegründet und die Zeitschrift der „Alchimistischen Gesellschaft Frankreichs“ La Rose Croix wurde offizielles Organ dieser Niederlassung.[43] Als erstes europäisches Land beschloss die Administration in Großbritannien im Jahr 1946 die Vereinigung mit der Mutterloge in San José, später gefolgt von Frankreich und weiteren Ländern Nordeuropas.[43]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Orden schließlich auch in Deutschland aktiv. In München kamen Mitglieder der „Gustav Meyrink Loge“ mit AMORC-Interessenten zusammen, die über eine im „Amerika-Haus“ ausliegende Annonce vom AMORC erfahren hatten und daraufhin mit der Loge Kontakt aufnahmen. Am 6. Dezember 1949 verkündete die Gustav Meyrink Loge „per Manifest“ die Gründung der „Antiqua Mystica Ordo Rosae Crucis Germaniae“, nachdem die Anzahl von 50 Interessenten erreicht war. Mangels Verfügbarkeit deutschsprachigen AMORC-Lehrmaterials arbeitete die Gruppe jedoch zunächst mit dem der Gustav Meyrink Loge, wozu in München ein kleiner Tempel und ein Sekretariat eingerichtet wurden. Allmählich organisierte sich eine Administration, die begann AMORC-Materialien aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen. Am 25. August 1951 fand in München ein erster Ordenskonvent in Deutschland statt, an dem auch Ralph Maxwell Lewis teilnahm. Im Januar 1952 konstituierte sich der Ordensrat neu.[61]
Am 15. März 1952 ließ der Ingenieur Martin Erler, ein Mitglied der Gustav Meyrink Loge, beim Amtsgericht München einen ersten AMORC–Verein ins Vereinsregister eintragen. Als Vereinszweck gab er „Psychophysik des Ing. Martin Erler“ an. Erler wurde nach vom AMORC bestrittenen Angaben erster deutscher Großmeister, bis er den AMORC 1954 wieder verließ, um einen eigenen Initiatenorden namens Ordo Rosae Aurae (ORA) zu gründen. 1956 verfügte die oberste AMORC-Großloge in San José die Verlegung der deutschen Administration nach Überlingen am Bodensee. In Überlingen beschloss der Orden am 29. Dezember 1958 neue Satzungen. Am 3. April 1959 wurde ein AMORC-Verein ins Vereinsregister des Amtsgerichts Überlingen eingetragen und die Münchener Mitglieder zum Vereinswechsel nach Überlingen aufgefordert. Am 16. Dezember 1959 wurde die Vereinsregistereintragung in München von Amts wegen gelöscht. 1963 verlegte AMORC den Sitz der Großloge nach Baden-Baden, wo der Orden ein Anwesen für die Verwaltung der mittlerweile cirka 500 Mitglieder erworben hatte. Großmeister in Deutschland war ab 1972 Wilhelm Raab, bis Maximilian Neff ihn 1999 ablöste.[45][60]
In Baden-Baden gründete AMORC das als gemeinnützig anerkannte AMORC-Kulturforum.[62] Die deutschsprachige Großloge unterhält außerdem einige organisatorisch von ihr unabhängige Einrichtungen, insbesondere einen Verlag mit Versandbuchhandlung und ein Kunstkabinett, in dem monatlich wechselnde Ausstellungen und Konzerte stattfinden.[63]
Ziele
Die vom AMORC verfolgten Ziele sind innerweltlicher Art.[64] Der Orden will seine Mitglieder durch die Vermittlung von esoterischen Kenntnissen zu einem Leben in Harmonie mit den kosmischen Gesetzen und Prinzipien und zu mehr Wohlstand, Glück und Erfolg führen.[58][65][66][67] Hauptziel ist die „Meisterung des Lebens“ durch praktisch anwendbares, diesseitsorientiertes Wissen, das sich auf kosmische und natürliche Gesetze gründe, die dem Mitglied im Verlauf des Studiums dargelegt werden.[65] „Das Leben meistern“ lautete demgemäß der Titel einer über lange Zeit herausgegebenen Informationsbroschüre.[66] Gleichfalls sollen die Lehren der spirituellen und moralischen Selbstvervollkommnung des Menschen dienen und die Entwicklung höherer Potentiale fördern.[64][68][69][67]
Politische Ziele werden nicht verfolgt. Es wird jedoch von jedem Mitglied verlangt, dass er die Gesetze des Landes, dem er angehört oder in dem er lebt, in jeder Beziehung achtet.[70]
Organisationsstruktur
Harvey Spencer Lewis organisierte seinen Orden nach dem Vorbild der Freimaurerei mit stufenweisen Einweihungen in zuächst geheim gehaltene Lehrinhalte in einem Logensystem.[50] Charakteristisch sind hierbei die freimaurerähnliche Organisationsform und die starken inhaltlichen Bezüge auf altägyptische Mysterienkulte.[1] Von den USA ausgehend werden die Lehrinhalte in zahlreichen Sprachen über die nach Sprachgruppen gegliederten Zweigstellen angeboten.[1] Die Rechtsform des AMORC in Deutschland ist der eingetragene Verein.[71]
Verwaltung, Logensystem und Zentren

An der Spitze der AMORC-Hierarchie steht als Präsident des Obersten Rates der für die Amtsdauer von fünf Jahren gewählte so genannte „Imperator“.[72] Der Imperator ist einerseits der Vorstandsvorsitzende und andererseits das spirituelle Oberhaupt des Ordens, der die rosenkreuzerische Tradition behütet.[72] Der Oberste Rat leitet den Orden auf internationaler Ebene und setzt sich aus den Großmeistern der örtlichen Zuständigkeitsbereiche (Jurisdiktionen) und dem Imperator zusammen. Jeder Großmeister hat einen Sitz und eine Stimme im Obersten Rat.[43] International unterhält der AMORC in Sprachgebiete aufgeteilte Hauptstützpunkte (Großlogen). Nur die großen englischen und spanischen Sprachgebiete sind organisatorisch zusätzlich regional unterteilt. Es gibt derzeit etwa 20 sprachlich bzw. geographisch ausgerichtete Jurisdiktionen, zu denen sich kontinuierlich Länder des ehemaligen Ostblocks gesellen.[73] Administrationen, die noch nicht den Status einer Großloge haben (insbesondere in den ehemaligen sozialistischen Ländern) werden zunächst von einer Großloge betreut, bis sie selbst den Status einer Großloge erhalten.[43] Im Zuständigkeitsbereich der Großlogen bilden sich abhängig von der Mitgliederzahl, mit unterschiedlichen Privilegien ausgestattete Städtegruppen bzw. Zentren, die nach ihrer Größe unterteilt werden und der Großloge unterstehen.[74][31]
Für die Einteilung der Städtegruppen sind folgende Mitgliederzahlen maßgeblich:[31]
- Ab 10 Mitglieder: Atrium
- Ab 20 Mitglieder: Pronaos
- Ab 35 Mitglieder: Kapitel
- Ab 50 Mitglieder: Loge
In den Städtegruppen können die Mitglieder in der Regel ein Mal monatlich zusammenkommen, wozu allerdings keine Verpflichtung besteht, da die Unterweisungen als Heimstudium konzipiert sind.[31]
Mitgliedschaft
Erwachsene Personen können ohne Rücksicht auf Geschlecht, Herkunft, Religion, Bildungsgrad und anderer Unterschiede aufgenommen werden. Mitglieder können den Orden zum Ende eines Monats ohne Angabe von Gründen verlassen. Praktisch kommt es relativ häufig vor, dass Mitglieder dem AMORC über längere Lebensphasen hinweg - auch wiederholt - austreten, um ihm später wieder anzugehören. Da sich der AMORC als Weisheitsschule und nicht als Religion begreift, stellt ein Austritt keinen „Abfall vom Glauben“ dar. Eine Wiederaufnahme ist daher relativ unproblematisch möglich, wenn das ehemalige Mitglied sein Studium später fortsetzen möchte.[75][76][77]
Mit dem AMORC in eigentümlicher Weise verbunden ist der „Traditionelle Martinisten Orden“ (TMO), in den nur Mitglieder des AMORC aufgenommen werden können. Die Konvente des TMO sind daher regelmäßig mit den AMORC-Veranstaltungen verbunden.[45] Des Weiteren besteht die Möglichkeit der Mitgliedschaft in der „Militia Crucifera Evangelia“ als eine Art innerer Orden im AMORC, zu dem allerdings nur erlesene Mitglieder zugelassen werden.[45] Der Name der „Militia Crucifera Evangelia“, der ursprünglich ein eigener Initiatenorden innerhalb der FUDOSI war, wurde aus einer 1586 in Lüneburg gegründeten Gemeinschaft entlehnt.[78]
Kinder und Jugendliche können in zwei Altersgruppen auf die AMORC-Mitgliedschaft vorbereitet werden. Dazu werden Kinder bis zum sechsten Lebensjahr im „Kinder-Institut“ betreut, während die Sechs- bis Achtzehnjährigen dem „Junioren-Orden der Fackelträger“ angehören können.[79]
Gradsystem
Die Lehrinhalte werden in einem System aus 16 Graden vermittelt, dessen Namen sich an denen des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer des 18. Jahrhunderts orientieren. Nach Beginn der Mitgliedschaft folgen auf einen kurzen „Postulantengrad“ zunächst drei einführende „Atrium-“ bzw. „Neophytengrade“ und danach neun „Tempelgrade“. Dem neunten Tempelgrad schließen sich drei esoterische Grade an, die vom AMORC als „zehnter bis zwölfter Tempelgrad“ und als „Illuminaten-Grade“ bezeichnet werden.[80][81][82]
Den abgestuften Einweihungsweg können die Mitglieder durch das Studium von Fernunterrichtsbriefen durchlaufen. Um das Jahr 1923 hatte der AMORC drei Studiengrade. Etwa 1930 erweiterte man das Gradsystem um die neun Grade der „Gold- und Rosenkreuzer des 18. Jahrhunderts“. Seit dem „Brüsseler Konvent“ der Gründungsmitglieder der FUDOSI im Jahr 1934 gibt es 16 Grade, von denen die letzten drei laut „Lexikon des Geheimwissens“ restriktiv erteilt werden.[83] Nach Angaben von Karl R. H. Frick hingegen steht es jedem Mitglied bei entsprechender Beitragszahlung frei, alle 16 Grade zu absolvieren.[84]
Lehrinhalte
Die Lehren des AMORC bilden eine Mischung aus naturwissenschaftlichen Sachinformationen, mystisch-esoterischen Interpretationen und praktischen Übungen.[85] Die Inhalte betreffen hierbei ein breites Spektrum an verschiedenen esoterischen Themen.[65][85] Ihnen ist der Grundzug gemeinsam, dass dem Universum eine konsequente Gesetzlichkeit zugrunde liegt, nach der alles in genau geordneten, harmonischen Bahnen verläuft. Der Orden beansprucht, dem Mitglied die Kenntnisse über die diesbezüglichen Zusammenhänge zu vermitteln.[65] Die Ordenslehren sind auf die praktische Lebensgestaltung ausgerichtet und werden demgemäß in die Nähe der Naturwissenschaft verortet, die als „tiefere“ und „erweiterte“ Naturwissenschaft präsentiert wird. Diese soll den übersinnlichen Bereich mit erfassen und nicht an den methodischen Beschränkungen des regulären wissenschaftlichen Selbstverständnisses enden.[86] Anhand erlernbarer Techniken könne man die widrigen Lebensumstände mit der Zeit besser bewältigen, sodass am Ende der Ausbildung ein Rosenkreuzer stehe, der „sein Leben meistert“.[85]
Themenüberblick
Die Lehrinhalte des AMORC umfassen bis zum Ende des neunten Tempelgrades die folgenden Themenbereiche:[87][88]
Einführende Lehrgrade: Geschichte der Rosenkreuzer; Funktion, Tätigkeit und Phasen des Bewusstseins; Wahrnehmung von Raum und Zeit; die gefahrlose Entwicklung der psychischen Zentren, der Wert des Schlafes; Empfehlungen zur Erhaltung der Gesundheit; die Aura; erste Darstellungen zur Reinkarnation und zum Gesetz des Karma; Meditation, Kontemplation; Visualisation; Imagination und Konzentration.
1. Tempelgrad: Studium der Materie, wie sie von den griechischen Naturphilosophen, insbesondere Demokrit, Thales von Milet und Pythagoras verstanden wurde, aber auch, wie sie aus heutiger Sicht in der modernen Physik dargestellt wird.
2. Tempelgrad: die verschiedenen Phasen des menschlichen Bewusstseins einschließlich der mit ihm verbundenen Fähigkeiten, wie Visualisation, Urteilskraft, Gedächtnis, Autosuggestion, schöpferische Vorstellungskraft usw. Der Grad enthält zudem Übungen, die darauf abzielen, diese Fähigkeiten zu entwickeln und für den Alltag nutzbar zu machen.
3. Tempelgrad: Gesetze des Lebens, wie sie sich in den verschiedenen Bereichen der Natur manifestieren, einschließlich Darstellungen über die Art und Weise, wie sich die Naturgesetze in der Welt der Minerale, der Pflanzen, der Tiere und des Menschen und im transhumanen Bereich auswirken.
4. Tempelgrad: Zusammenfassung der Gesetze und Prinzipien, welche in drei vorhergehenden Graden gelehrt wurden mittels eines alten Manuskripts des Ordens.
5. Tempelgrad: Untersuchung der Entwicklung der philosophischen Weltbetrachtung; Darstellung des Lebens und der Werke großer Philosophen des antiken Griechenlands, so wie sie in den Ordensarchiven enthalten sein sollen.
6. Tempelgrad: Verbindungen des psychischen Körpers mit dem physischem Körper; rosenkreuzerische Heilverfahren. Unter letzterem versteht der AMORC Methoden, wie man bestimmte Krankheiten selbst behandeln kann, wobei dieses Wissen ein Erbe der Esséner sei. Diese Behandlungen sollen nur im eigenen Bereich angewandt werden, weil der Orden nicht die Absicht hat, seine Mitglieder zu Heilpraktikern auszubilden.
7. Tempelgrad: Studium der psychischen Zentren des Menschen; Natur und Eigenschaften der menschlichen Aura; physische und psychische Wirkungen mystischer Vokalintonationen.
8. Tempelgrad: Gottesvorstellungen; die Weltseele; das kosmische Bewusstsein; die menschliche Seele; die Grundgesetze der Evolution; das Mysterium von Geburt und Tod; die Phasen des Todes und das Leben nach dem Tod; die Reinkarnation; das Karma und der freie Wille.
9. Tempelgrad: Studium universeller Symbolik und die Entwicklung von Fähigkeiten, welche die rein mentalen und psychischen Fähigkeiten hinausgehen. Der neunte Tempelgrad gilt im AMORC als Grad mystischer Erfahrung.
Durchschnittlich dauert die Absolvierung aller neun Tempelgrade ungefähr fünf bis sechs Jahre.[55] In den anschließenden Graden werden unter anderem hebräische Buchstaben, esoterisches Tarot, Kabbala, historische Rosenkreuzerschriften, höhere Astrologie und Ritualistik thematisiert.[89] Außerdem werden mystische Techniken der Konzentration, Meditation, Visualisation und der spirituellen Alchemie behandelt.[55]
Reinkarnation und Karma
Der AMORC stellt, wie er selbst betont, keine Dogmen auf, an die man glauben müsse, sondern man könne sich selbst von der Richtigkeit der gelehrten Prinzipien durch Übungen vergewissern, was sinngemäß auch für die vermittelte Reinkarnationslehre gilt. Es steht aus dem Grund jedem Mitglied frei, hieran zu glauben oder die diesbezüglichen Lehrinhalte abzulehnen.[66] Dennoch wird Reinkarnationslehre als traditioneller Bestandteil der eigenen Lehren ausgegeben.[66]
Nach Ansicht des Ordens löst sich der Körper nach dem Tod in seine chemischen Bestandteile auf, während die unsterbliche Seele fortbesteht.[90] Die Seele ist nach Auffassung des AMORC aber selbst nicht individuell, sondern ein Teil der kosmischen Allseele, die den Menschen mit dem gesamten Universum und dem göttlichen Bewusstsein verbindet. Prinzipiell seien alle Seelen gleich. Die Seele selbst entwickle sich auch nicht, sondern nur die Persönlichkeit, die die Seele aufgrund ihrer individuellen Erfahrungen, charakterlichen Prägungen und ihres speziellen Schicksals ausbilde. Die Seelenpersönlichkeit zu vervollkommnen ist im AMORC von zentraler Bedeutung.[90] Mit der Reinkarnation sei eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung verbunden. Eine Inkarnation in niedere Daseinsformen (Pflanze oder Tier) wird grundsätzlich verneint.[91]
Für den Zeitraum zwischen zwei Geburten wird als allgemeingültiger Richtwert die Dauer von 144 Jahre angegeben.[55][90] Nach der Länge des irdischen Lebens richtet sich demnach die Dauer des Verbleibs im Bereich des Kosmos. Wer ein langes Leben hatte, werde sich entsprechend eher wiederverkörpern als früh Verstorbene, die entsprechend länger bis zu ihrer nächsten Geburt im kosmischen Bereich bleiben müssten.[55][90] Unmittelbar vor der Geburt begebe sich die Seelenpersönlichkeit in die Nähe der Mutter, wobei die Verbindung mit dem Kind erst mit dem ersten Atemzug stattfinde.[91]
Die Umstände der Wiederverkörperung würden überwiegend vom Kosmos festgelegt. Es sei dennoch bis zu einem gewissen Grad möglich, durch sein jetziges Leben auf seine künftige Reinkarnation Einfluß zu nehmen, etwa durch die Ausübung gemeinnütziger Interessen. Wer eine gute Gesinnung sein eigen nennen kann, die von Liebe erfüllt und frei von Hass und Vorurteilen ist, der könne auf eine nächste Inkarnation mit mehr Glück, Liebe und Wohlwollen hoffen. Hierbei ist das Konzept des karmischen Ausgleichs grundlegend. Die Bereinigung des Unterbewusstseins von unangenehmen und belastenden Erlebnissen ist nach Auffassung des AMORC wichtig zur positiven Beeinflussung künftiger Inkarnationen.[91]
Duales Menschenbild
Der AMORC unterscheidet zwischen einem inneren und äußeren Wesensbestandteil des Menschen. Der nach außen gerichtete Teil, das „äußere Selbst“, unterliege den Beschränkungen der Sinnesorgane, könne daher getäuscht werden und wird als irdisch und vergänglich angesehen. Der innere Wesenskern des Menschen sei hingegen immateriell, unbegrenzt, unendlich und stehe in ständiger Verbindung mit seiner Quelle und dem gesamten Universum. Dabei ist von Bedeutung, dass diesen beiden Wesensbestandteilen jeweils weitgehend unabhängige Bewusstseinsebenen zugesprochen werden, nämlich das nach außen gerichtete „objektive Wachbewusstsein“ einerseits und das „subjektive Unterbewusstsein“ andererseits. Durch ein zu materialistisches Leben werde der Zugang zum inneren Selbst zeilweise verstellt, soass es ein Anliegen des AMORC ist, die Wesensbestandteile in eine intensivere Verbindung und Interaktion zu bringen.[92]
Pantheismus
In der AMORC-Lehre wird die Frage nach Gott dahingehend beantwortet, dass dieser mit der Welt vereinheitlicht wird. Zwar werden manchmal aus Gewohnheit oder Tradition die Begriffe von Schöpfer und Schöpfung verwendet, doch besteht ein grundlegender Unterschied zum christlichen Sprachgebrauch. Denn Gott ist nach Auffassung des AMORC ein immanenter Teil der Schöpfung, anstatt ihr gegenüberstehend. Ein substantieller Unterschied zwischen Gott und Welt besteht nicht, sondern nur ein gradueller hinsichtlich des konkreten Ausdrucks des Göttlichen. Die gesamte Schöpfung ist nach den Ordenslehren von einer Universalseele durchdrungen, die die Natur hin zur Vervollkommnung entwickelt.[93]
In freimaurerischer Ausdrucksweise gilt Gott als „der große Architekt des Universums“ und wird als „der universelle Geist“ bezeichnet, „dessen Gedanken in der gesamten Schöpfung manifestiert sind und der alles durch die unveränderlichen und vollkommenen Gesetze belebt“.[65] Da Gott und Welt im AMORC nicht unterschieden werden, sind auch die Ziele des AMORC diesseitsorientiert, und es wird anders als in anderen Rosenkreuzerorganisationen keine Weltflucht, sondern ein glücklicheres und erfolgreicheres Leben im Hier und Jetzt angestrebt. Auch die überweltlichen Bezüge der AMORC-Lehren bleiben letztlich diesseitsverhaftet, sodass eine Transzendenz im christlichen Sinn nicht besteht.[64] Der Orden möchte dem Menschen die überall und auch in ihm selbst immanente Göttlichkeit bewusst machen.[86] Dabei wird Wert darauf gelegt, nicht als Religion verstanden zu werden, sondern als praktisch orientierte Lebensphilosophie.[86] Diese Situation verbindet den AMORC mit der Esoterikszene, weil es beiden darum geht, religiöse Lebensfragen durch Rückgriff auf okkulte Zusammenhänge zu beantworten.[86]
Manifeste und Grundsatzerklärungen

In der Lehre des AMORC spielen die drei Rosenkreuzer-Manifeste des frühen 17. Jahrhunderts „Fama Fraternitatis“ (1614), „Confessio Fraternatis“ (1615) und „Die Chymische Hochzeit des Christian Rosencreutz“ (1616) eine eher untergeordnete Rolle.[48] Die Urheberschaft der Manifeste, die nach heute allgemeiner Auffassung im sogenannten „Tübinger Kreis“ und bezüglich des dritten Manifests („Chymische Hochzeit“) bei Johann Valentin Andreae zu finden ist, wurde von Harvey Spencer Lewis in Abrede gestellt. Nach Lewis Meinung stammten sie vielmehr vom englischen Philosophen und Staatsmann Baron Francis Bacon (1561–1626), den er zudem als Imperator der Rosenkreuzer des 17. Jahrhunderts betrachtete.[48][94] Neben den drei genannten Rosenkreuzer-Urschriften befasst sich die AMORC-Lehre mit der anonymen Veröffentlichung „Die Geheimen Figuren der Rosenkreuzer aus dem 16ten und 17ten Jahrhundert“ aus dem Jahr 1785.[95]
Im März 2001 wurde vom AMORC ein eigenes Manifest publiziert, das den Titel „Positio Fraternitatis Rosae Crucis“ trägt. Die Schrift verfolgt das Ziel, zu verstärktem Humanismus und vermehrter Spiritualität aufzurufen und möchte zu den gegenwärtigen Menschheitsproblemen in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Technologie und Wissenschaft, Religion, Moral usw. Stellung nehmen. Im Bereich Politik werden die totalitären Systeme des Marxismus-Leninismus und des Nationalsozialismus kritisiert und dem ein Bekenntnis zur Demokratie gegenübergestellt, die die Meinungsfreiheit am ehesten gewährleiste. Für die Zukunft wünscht der AMORC sich Regierungen, die von den fähigsten Persönlichkeiten geleitet werden sowie eines Tages eine als Fortbildung der Vereinten Nationen konzipierte repräsentative Weltregierung aller Nationen. In wirtschaftlicher Hinsicht wird die auseinander klaffende Schere zwischen Arm und Reich beklagt und dem der Wunsch gegenübergestellt, dass die Wirtschaft in Zukunft zum Wohlsein aller beiträgt und die Armut aus der Welt verschwindet. Weiterhin wird einerseits der wissenschaftliche Fortschritt gelobt, andererseits aber bemängelt, dass die Wissenschaft zu einer Art „materialistischer Religion“ geworden sei. Der AMORC wünscht sich die Vereinigung von Wissenschaft und Mystik, wie dies bereits in der Antike der Fall gewesen sei. Die zwischenmenschliche Kommunikation leidet nach Ansicht des AMORC an einem massenmedialen Informationsüberfluß. Schließlich wird an die ökologische Verantwortung des Menschen appelliert, insbesondere hinsichtlich Klimaentwicklung, Wasserressourcen, Tierversuchen, Luftverschmutzung usw.[96]
Auf die „Positio Fraternitatis“ folgten im November und Dezember 2009 drei Grundsatzerklärungen, die eine gesellschaftliche Stärkung humanitärer Ideale bezwecken. Der „Aufruf zu den Menschenpflichten“ enthält 14 Punkte, die die „Aufgabe eines jeden Individuums“ seien, so etwa die Gesetze des Landes einzuhalten, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO zu achten, Kindern eine tugendhafte Erziehung zukommen zu lassen, in Gefahr befindlichen Menschen zu helfen, Humanismus zur Grundlage der eigenen Philosophie zu machen, fremdes Eigentum zu achten und umweltbewusst mit der Natur und mit Tieren umzugehen. Inhaltlich ähnelt das Dokument der Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten, die im Jahr 1997 in Zusammenhang mit dem Projekt Weltethos vorgeschlagen wurde. Die Grundsatzerklärung „Ethik der Rosenkreuzer“ appelliert in zwölf Sätzen an die Tugenden des Lesers und fordert zu Toleranz, Geduld, Gewaltlosigkeit, Wohlwollen, Mäßigkeit usw. auf. Die letzte der drei Grundsatzerklärungen, die „Bekräftigung für den Frieden“, soll einen Beitrag dazu leisten, „dass die Werte einer menschenwürdigen Welt gestützt, gewahrt und ausgebaut werden“.[97]
Entstehungslegende
Traditionsgeschichtlich hat der AMORC seinen Ursprung im Alten Ägypten.[98][67][69] Er beruft sich hierbei auf altes esoterisches Wissen, das einer cirka 1.350 Jahre v. Chr. gegründeten Mysterienschule aus der Herrschaftsepoche des Pharao Echnaton entstammen soll, und sieht sich selbst als Erben dieser altägpytischen Mysterientradition an.[55][99][100]
Die diesbezügliche Überlieferungsgeschichte des AMORC, die vom Orden auch als „mystische Geschichte“ bezeichnet wird, wurde von Harvey Spencer Lewis erstmals im Februar 1916 in der Ordenszeitschrift „The American Rosae Crucis“ dargestellt.[101] Danach wurde in den Privatgemächern des Pharao Thutmosis III. vom 28. März bis 4. April 1489 v. Chr. eine besondere Zusammenkunft der ägyptischen Mysterienschule abgehalten, in der das bislang geheime Mysterienwissen zum ersten Mal auch an Menschen außerhalb der Priester- und Königsfamilie weitergegeben worden sei. Etwas mehr als hundert Jahre später habe sein Nachfolger, der Pharao Amenophis IV. (Echnaton) nicht nur den Monotheismus eingeführt, sondern auch die Tore der Mysterienschulen für alle Interessierten geöffnet, damit sie sich das Mysterienwissen aneignen konnten, das ursprünglich von Weisen des legendären versunkenen Kontinents Atlantis stamme. Nach der Öffnung der Mysterienschulen für Außenstehende durch Echnaton habe sich das Wissen allmählich verbreitet und sei durch zahlreiche Eingeweihte weitergegeben und bis heute erhalten geblieben. Der AMORC bewahre und vermittle in heutiger Zeit dieses uralte Wissen.[48][66][102] Lewis teilte damit auch die Ansicht des Alchemisten Michael Maier (1569–1622), der in seiner 1617 erschienenen Schrift Silentium post clamores das Rosenkreuzertum historisch ebenfalls nach Altägypten zurückverfolgte.[103]
Lewis listete eine Vielzahl prominenter Denker der Antike wie Pythagoras, Sokrates, Platon, Aristoteles, Cicero und Seneca auf, die in den ägyptischen Mysterienorden eingeweiht worden sein sollen, von dem der AMORC abstamme. In dem Zusammenhang bezeichnete er diese Personen als „Rosenkreuzer“, da sie neben ihren eigenen Lehren seiner Meinung nach auch Ideen verbreitet hätten, die er als rosenkreuzerisch ansah.[48][104]
Die älteren deutschsprachigen Veröffentlichungen ähneln in Grundzügen den Darstellungen von H.S. Lewis, weisen aber auch einige Unterschiede auf, indem zum Beispiel behauptet wird, dass das Erscheinen der Rosenkreuzermanifeste zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf Beschluss des Ordens geschehen sei, der aufgrund religiöser Verfolgung im Geheimen gewirkt habe. Durch die Veröffentlichung der Schriften sei der Orden erstmals unter dem Namen des Rosenkreuzes an die Öffentlichkeit getreten.[105]
Die von Harvey Spencer Lewis vertretene Entstehungslegende wird in neueren Publikationen des AMORC so nicht mehr wiederholt. Zwar bleibt die Grundauffassung, dass dee traditionsgechichtlichen Wurzeln des Ordens in den Mysterienschulen des Alten Ägyptens liegen. Doch wird die Vorgeschichte des AMORC etwas zurückhaltender durch Einfügung in die Gesamtgeschichte der hermetischen Tradition dargelegt. In diesem Rahmen werden im Wesentlichen übereinstimmend mit den wissenschaftlichen Debatten die mystisch-hermetischen, religiösen und philosophischen Vorstellungen Altägyptens, der griechischen Antike, der Renaissance und der Neuzeit skizziert, die das Weltbild des AMORC mitgeprägt haben und aus dessen Epochen der Orden Elemente in sein Lehrsystem aufgenommen hat.[106]
Zur unmittelbaren Vorgeschichte des AMORC in den USA wird ausgeführt, dass der Internationale Rat der europäischen Rosenkreuzer in Vorausahnung der Wirren und Zerstörungen von Kriegen beschlossen hätte, eine Zusammenfassung der Lehren in ein Land zu bringen, das langfristig nicht von Revolutionswirren und Kriegszerstörungen heimgesucht werde. Deshalb seien Bücher, Manuskripte und sonstige Lehrmaterialien aus diversen europäischen Ländern nach New York geschickt worden und der AMORC auf diese Weise zum Sammelbecken geheimen rosenkreuzerischen Wissens geworden.[107]
AMORC-Meister
Nach dem „Lexikon des Geheimwissens“ wird nur einigen wenigen Auserwählten des 9. und 10. Tempelgrades des AMORC in den „Fragmenten der Weisheit der Meister und Enthüllungen der Illuminaten“ mitgeteilt, dass der AMORC einen geheimen Meister habe, der den Beinamen „Der Verschleierte Amatu“ trage. Gemäß der „Fragmente“ Nr. 2 ist „Der Verschleierte Amatu“ mit dem „Meister“ Kut Humi (auch: Koot Hoomi) der Theosophischen Gesellschaft geistig verbunden, von gleichgestelltem Rang und kommuniziere mit der Welt nur mit dem Imperator des AMORC. Den AMORC-Schriften sei zu entnehmen, dass sich Amatu im Besitz eines großen Geheimarchivs mit vielen Büchern befinde, in denen sich die Geschichte der Rosenkreuzer bis zum Jahre 800.000 v. Chr. zurückverfolgen ließe.[108]
Arbeitsweise
Die vom AMORC als „mystische Philosophie“ bezeichnete Lehre kommt in zwei wesentlichen Arbeitsweisen zum Tragen. Auf der einen Seite stehen die Belehrungen, die dem Mitglied monatlich per Post in Form von Studienbriefen, sogenannten „Monographien“, zugesandt werden. Auf diese Weise soll esoterisches Wissen als Sachinformation über philosophische, psychologische und übersinnliche Zusammenhänge von Natur und Kosmos vermittelt werden. Übungen und Meditationen sollen diese Zusammenhänge erfahrbar machen. Auch mystische Symbole sind hierbei von wesentlicher Bedeutung, um das darzustellen, was „rein verbal und schriftlich alleine nicht dargestellt werden kann“. Auf der anderen Seite steht die rituelle Arbeit in Rosenkreuzertempeln oder im privaten Heimsanktuarium.[47][109]
Mystik
Mystik ist für den AMORC von zentraler Bedeutung. Der Orden unterscheidet hierbei die mystischen Techniken der Konzentration, Visualisation, Meditation und Kontemplation voneinander. Bei der für die Meditation wichtigen Konzentration kommt es nach der AMORC-Lehre darauf an, die Denkprozesse zugunsten eines bestimmten Gegenstands bewusst einzuschränken. Bei der Visualisation sei kein äußeres Betrachtungsobjekt erforderlich, sondern es wird ein bestimmter Gegenstand vor das geistige Auge projiziert. Insofern das Objekt vorher nicht real bestanden hat, spricht der Orden auch von schöpferischer Imagination, die etwas neues schafft und die Vorstellung davon an das Unterbewusstsein abgibt. Die Meditation verfolgt nach Ansicht des AMORC den Zweck, über das Unterbewusstsein Kontakt mit dem kosmischen Bewusstsein herzustellen. Eine diesbezügliche Besonderheit der AMORC-Lehre ist, dass bei der Meditation eine genau formulierte Frage an das Unterbewusstsein gestellt wird. Entscheidend für das Gelingen der Meditation sei, die Antwort des kosmischen Bewusstseins hierauf zu vernehmen und zu interpretieren. Die im Oberbewusstsein gestellte Frage nehme über das Unterbewusstsein den Weg zum kosmischen Bewusstsein, das wiederum über das Unterbewusstsein antworte. Weiter angewandt wird die Kontemplation, die als vergleichsweise passiver Zustand beschrieben wird, bei der keine konkreten Fragen formuliert werden.[110]
Monographiestudium
Die AMORC-Mitgliedschaft ist als Heimstudium ausgelegt und hat Ähnlichkeit mit einem Fernunterricht.[111] Im Mittelpunkt steht das Studium von Manuskripten, die „Monographien“ genannt werden und den eigentlichen Kern der Lehre enthalten.[112][113] Die vom Orden veröffentlichten Bücher beinhalten hingegen nur allgemeine Prinzipien und Anwendungen.[112][70] Die Monographien werden den Mitgliedern jeweils im Abstand von einem Monat zugesandt. Sie bleiben Eigentum des Ordens und sind bei Beendigung der Mitgliedschaft wieder an die Großloge zurückzusenden.[76] Die Inhalte der Monographien unterliegen der Geheimhaltungspflicht. Neben diesen Manuskripten liegt der monatlichen Zusendung die aktuelle Monatsausgabe der Ordenszeitschrift „Tempel-Echo“ bei, die nicht dem jeweligen Lehrgrad zugeordnet ist, sondern aktuelle Informationen enthält.[112][114] Aufgebaut sind die Monographien weitgehend nach einem gleichartigen Schema. Am Anfang der Abhandlung wird zunächst eine bekannte Persönlichkeit zitiert, wobei das Zitat einen Bezug zum weiteren Inhalt der Abhandlung aufweist. Dem Zitat folgt der eigentliche Lehrtext, der im Briefstil verfasst ist und den Umfang von ungefähr zehn Seiten hat. Er endet mit der anonymen Unterzeichnung „Der Meister für Ihre Studien“. Konkrete Personen werden nicht genannt, weil der AMORC keinen Personenkult aufkommen lassen möchte. Dem Hauptteil schließt sich eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte sowie Anweisungen zur praktischen Anwendung an, die zur Überprüfung und besseren Nachvollziehbarkeit der vorher besprochenen Theorie dienen.[115]
Zur Vertiefung können neben den Lehrbriefen Seminare zu den einzelnen Graden besucht werden. Diese finden am Sitz der Großloge und bei den bedeutenderen Städtegruppen statt und stehen allen Studierenden des AMORC offen. Die Teilnahme daran bleibt den Mitgliedern jedoch freigestellt. Außerdem findet ein Mal jährlich im Frühjahr ein Ordenskonvent statt, an dem sowohl Mitglieder als auch Gäste teilnehmen können.[63]
Ritualarbeit

Rituelle Arbeit kann gemeinschaftlich in einem Rosenkreuzertempel oder individuell in eigenen Räumlichkeiten stattfinden. Mitglieder sollen sich nach Möglichkeit für ihre Studien zuhause an einem Ort, wo sie ungestört sein können, ein sogenanntes Heimsanktuarium einrichten. Hierzu soll man beispielsweise einen kleinen Tisch oder ein Wandbord benutzen, das bedeckt oder dunkel gestrichen ist. Auf diesen soll man zwei Kerzen und dazwischen einen Spiegel (ca. 30 x 50 cm) stellen, sodass man beim Lesen der Monographien jederzeit in den Spiegel schauen kann. Je nach persönlichem Geschmack kann man dem Heimsanktuarium weitere Symbolgegenstände wie etwa das beim AMORC beliebte Henkelkreuz (Anch) oder ein Rosenkreuz hinzufügen. Im Heimsanktuarium finden dann neben dem Monographiestudium auch rituelle Selbsteinweihungen statt. Die Anleitung des jeweiligen Initiationsrituals erhält das Mitglied zu Beginn des neuen Grades neben den regulären Monographien in einer Spezial-Monographie mit dem Titel „Portal“ postalisch zugesandt. Die Anleitung enthält einen Text in Form von Fragen und Antworten, die das Mitglied im Heimsanktuarium vor seinem Spiegelbild, das das höhere Selbst symbolisiere, verlesen soll. Dies soll ein Erlebnis schaffen, das „den geistigen Gehalt einer Einführung in die Mysterien in den Bereich des Gefühlslebens“ übermittelt. Die Möglichkeit zur Selbsteinweihung im AMORC stellt unter den Initiatenorden eine Besonderheit dar, hat aber den Vorteil, dass man nicht mehr zwingend ein regionales Zentrum besuchen muss, um Mitglied zu bleiben. Über die erfolgte Selbstinitiation sollte der Studienabteiltung ein Bericht geschickt werden. In jüngerer Zeit bemüht sich der AMORC, Einweihungen wieder vermehrt in den Logen stattfinden zu lassen.[116][117]
Symbole

Symbole sind im AMORC von wesentlicher Bedeutung und in den Druckveröffentlichungen des Ordens häufig anzutreffen. Insbesondere dienen sie als Ausgangspunkt für eigene Meditationen und zur kurzen und prägnanten Darstellung bestimmter esoterischer Gesetze und Prinzipien, die sonst langer Ausführungen bedürften und mit Worten nur schwer vermittelbar seien. In diesem Sinn sind sie weniger zur Verschlüsselung, sondern mehr als eine Art Abkürzung gedacht. Anders als traditionelle Erklärungen, die oft nur an der Oberfläche blieben, würden Symbole zudem besser die tieferen Dimensionen des Bewusstseins ansprechen. Die Arbeit mit Symbolen gehört deshalb zu den Übungen des Heimstudiums. So kann der Studierende bestimmte vorgeschriebene Symbole abzeichnen und ausmalen und sodann ungestört und ausgiebig betrachten, um in einen Bewusstseinszustand zu gelangen, der die Kommunikation mit dem kosmischen Bewusstsein ermöglicht. In dem Zusammenhang sind vor allem geometrische Grundfiguren bedeutsam. Zur Symbolarbeit im weiteren Sinn zählt die Beschäftigung mit dem hebräischen Alphabet und den Tarotkarten.[118]
Geheimhaltungspflicht
Nur wenige andere Rosenkreuzergruppen praktizieren die Geheimhaltung der Ordensinhalte so nachdrücklich wie der AMORC. Bereits vor Beginn der eigentlichen Mitgliedschaft verpflichtet sich der Beitrittswillige zur Geheimhaltung der Lehrinhalte. Während die veröffentlichten Bücher des AMORC nur Anwendungen oder allgemeine Prinzipien enthalten, bilden die Inhalte der Monographien den eigentlichen Kern der Lehre und unterliegen einer strengen Arkandisziplin. Dieses Studienmaterial wird dem Mitglied nur leihweise überlassen und ist bei Beendigung der Mitgliedschaft an die Großloge zurückzusenden. So wird im nur für das Mitglied bestimmten „Weiser für Neophyten“ unterstrichen, dass Außenstehenden die Monographien, Ritualtexte und privaten AMORC-Korrespondenzen keinesfalls gezeigt werden dürfen. Der AMORC empfiehlt sämtliche Monographien, Ritualtexte und Korrespondenzen in einem verschlossenen Behältnis aufzubewahren und diese mit dem eigenen Namen und der Aufforderung zu versehen, die Kiste im Todesfall oder bei längerer Abwesenheit an die Großloge zu senden. Sollte ein unbekannter Fremder das Mitglied anschreiben oder sonstwie angehen, um an die Monographien oder sonstige Unterlagen zu gelangen, so ist das Mitglied gehalten, die Adresse und was er sonst noch über die Person feststellen kann, dem AMORC mitzuteilen. Man soll jedoch stets darauf bedacht sein, Interessenten über die Organisation als solche volle Auskunft zu erteilen. Der Orden hat seinen Geheimhaltungsgrundsatz in letzter Zeit selbst etwas aufgelockert und zitiert in seiner Veröffentlichung „Die Rosenkreuzer offenbaren ihre Lehren“ (2009) erstmals ausführlich aus den Monographien aller zwölf Tempelgrade.[66][119][120]
Im Zusammenhang mit den Geheimhaltungspraktiken des Ordens zählt das „Lexikon des Geheimwissens“ den AMORC zu den subversiven und kommerziellen Geheimgesellschaften, die kategorisch zu den nach einer Neuordnung der Welt strebenden „dialektischen Gesellschaften“ gehören, deren geheime subversive und kommerzielle Ziele den Neophyten erst im Verlauf der Mitgliedschaft nach und nach enthüllt werden.[121] Nach der Abhandlung „Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC“ hingegen ist der AMORC keine Geheimgesellschaft, sondern eine geschlossene Gesellschaft, da seine Lehren und die damit im Zusammenhang stehenden Aktivitäten nur den Mitgliedern vorbehalten bleiben.[74]
Werbung und Öffentlichkeitsarbeit
AMORC wirbt durch Inserate in Esoterik-Zeitschriften und Präsentationen auf Messen und öffentlichen Veranstaltungen aktiv um neue Mitglieder. Menschen, die an einem AMORC-Studium interessiert sind, erhalten per Post eine Einführungsbroschüre mit dem Titel „RC. Information über AMORC. Der Alte Mystische Orden vom Rosenkreuz“, die früher „Meisterung des Lebens“ hieß. Der Broschüre ist ein Aufnahmeantrags-Formular beigefügt. Ferner werden Veranstaltungen für Gäste, die nicht zum Orden gehören, angeboten. In den Städtegruppen finden regelmäßig Treffen statt, die auch Gästen offenstehen. Dort kann man Meinungen über die verschiedensten Themen aus den Bereichen Metaphysik und Mystik austauschen. Im Rahmen des AMORC-Kulturforums und Kunstkabinettes finden in den Räumlichkeiten der Großloge in Baden-Baden regelmäßig Kunstausstellungen, Musikabende und Dichterlesungen statt, die auch von zahlreichen Nichtmitgliedern besucht werden.[122]
Kontroversen
Alleinvertretungsanspruch und Reuben S. Clymer
Mit größer werdender Bekanntheit des AMORC kam es zu Disputen mit Vertretern anderer Rosenkreuzerorganisationen in den USA, insbesondere mit Reuben Swinburne Clymer.[9] Clymer wurde Anfang der 1920er Leiter der Fraternitas Rosae Crucis (FRC). Seine Version des Rosenkreuzertums legte er im Buch „The Book of Rosicruciae“ nieder, wovon das meiste jedoch unrichtig und fantasiereich ist.[123] Clymer trat dabei als spiritueller Nachlassverwalter Paschal Beverly Randolphs (1825–1875) auf und verteidigte vehement den Anspruch, dass seine Fraternitas Rosae Crucis die älteste und daher einzig authentische Rosenkreuzerorganisation in Amerika sei. Seine Legitimation versuchte er durch Charter-Urkunden und sonstige Dokumente im Rückgriff auf Randolph zu untermauern. Der deutlich öffentlichkeitswirksamere und erfolgreichere AMORC wurde demnach zum stärksten Kontrahenten Clymers.[124] Der AMORC nahm seinerseits für sich in Anspruch, der einzig legitime Rosenkreuzer-Orden in Nordamerika zu sein.[125] Nachdem sich der AMORC zunehmender Kritik seitens der Fraternitas Rosae Crucis ausgesetzt sah, wurde dessen Vorsitzender Harvey Spencer Lewis schließlich von Clymer direkt angegriffen, indem dieser das Alleinvertretungsrecht des AMORC bestritt, das Lewis für seinen Orden beanspruchte.[25] Nach Auffassung des Theologen Harald Lamprecht wies Clymer im Rahmen dieser Streitigkeiten mit Lewis durch Vergleich der Originalzitate mit den AMORC-Schriften nach, dass es sich bei den historischen Rosenkreuzer-Weisheiten teilweise um Plagiate bzw. Fälschungen handelte.[126] Nach Ansicht des Historikers Christopher McIntosh hingegen beinhalten die Angriffe Clymers gegen Lewis keine ernstzunehmenden Inhalte und kommen nur selten über das Level bloßer Verunglimpfung hinaus.[34] Nach zahlreichen Angriffen Clymers sah sich der AMORC schließlich veranlasst, in einer im Jahr 1935 erschienenen Publikation unter dem Titel „Audi Alteram Partem“ die Vorwürfe zu untersuchen und stellte darin fest, dass die Anschuldigungen Clymers falsch sind.[127] 1935 kam es zu einem großen Gerichtsprozess zwischen den Kontrahenten, den Clymer verlor.[25]
Als Reaktion auf die im Jahr 1934 gegründete FUDOSI gründete Clymer mit anderen esoterischen Gruppen 1939 unter eigener Federführung den konkurrierenden Verband FUDOFSI. Mit diesem Verband versuchte er, sich eine alleinige legitime Rosenkreuzer-Abstammung selbst zu bestätigen.[128]
Ausschluss Gary Lee Stewarts
Am 23. Januar 1987 wurde Gary Lee Stewart vom obersten Leitungsgremium des AMORC zum Nachfolger von Ralph Maxwell Lewis und damit dritten Imperator des AMORC gewählt. Doch schon 1990 wurde er gegen seinen Protest per Gerichtsbeschluss des Amtes enthoben, weil man ihm die Veruntreuung von drei Millionen US-Dollar vorwarf. Dies ließ sich vor Gericht jedoch nicht erhärten und die Parteien einigten sich außergerichtlich.[41] Stewart akzeptierte seine Absetzung zunächst nicht, da er sein Imperator-Amt nicht nur in dessen Funktion als Präsident, sondern auch als geistliches Amt verstand, das auf Lebenszeit Gültigkeit besitze.[129] In der Folge kam es auf internationaler Ebene zu einem internen Vertrauensbruch zwischen den regionalen Gliederungen und dem damaligen Leiter des Dachverbands des AMORC. Dieser Vertrauensbruch eskalierte zu drei Jahre andauernden Zivilprozessen, in denen es primär um die Rechtmäßigkeit der Absetzung Stewarts als Imperator ging.[41] Der Franzose Christian Bernard, damaliger Leiter der französischen Jurisdiktion, übernahm ab dem 12. April 1990 die Funktion von Stewart.[44]
Sektenvorwurf in Frankreich
Allgemein gilt der AMORC als nicht-sektiererisch.[98][69][70][130][100] Allerdings wurde 1999 von der französischen Untersuchungskommission MILS (Interministerielle Mission des Kampfes gegen die Sekten) unter dem Vorsitz des Parlamentariers Jacques Guyard das Dossier „Die Sekten und das Geld“ veröffentlicht, der eine Liste mit 30 Gruppen enthielt, die als Hauptakteure („major players“) in Bezug auf ihren finanziellen Einfluss beurteilt wurden; darin wurden gegenüber einer früheren Sektenberichts-Liste Guyards die Anthroposophie und der AMORC ergänzt.[131][132]
Die MILS benannte sich 2002 in MIVILUDES um und nahm in ihren Sektenbericht aus dem Jahr 2006 den AMORC erneut auf.[133][134] Als Reaktion hierauf schrieb die ehemalige Vorsitzende der Antikult-Organisation UNADFI Janine Tavernier das Vorwort zu einem Buch des französischen AMORC-Großmeisters Serge Touissant, und erklärte darin, dass der AMORC keine Sekte und ein „Opfer der Ungerechtigkeit“ sei.[134][135] Die nachfolgende Vorsitzende der UNADFI Catherine Picard und das MILS-Mitglied Anne Fournier wurden außerdem vom AMORC wegen Diffamierung verklagt, nachdem sie den AMORC als „nichts anderes als andere sektiererische Bewegungen“ bezeichnet hatten.[136] Der oberste Gerichtshof Frankreichs gab dem AMORC mit Urteil vom 3. April 2007 recht und hob deshalb ein vorheriges Urteil des Berufungsgerichts auf.[136] Daraufhin einigten sich die Parteien außergerichtlich: Die UNADFI gab im Namen der beiden Beklagten eine eidesstattliche Versichung ab, dass „der AMORC keine Sekte ist“ und der AMORC nahm seine Klage zurück.[136] Auch der Hauptverantwortliche des Dossiers „Die Sekten und das Geld“ Jacques Guyard distanzierte sich gegenüber der französischen Wochenzeitung Le Point von seiner früheren Einordnung des AMORC als Sekte und gab seiner Hoffnung auf Rehabilitierung Ausdruck.[135]
Abspaltungen und Ableger
Gary Lee Stewart und die Confraternity Rose Cross (CRC+C)
Nach dem Aussschluss Gary Stewarts aus dem AMORC im Jahr 1990 kam es zu mehreren Abspaltungen. Die diversen Neugründungen übernahmen jeweils Bausteine und Lehrelemente des AMORC und arbeiteten auf dieser Basis eigenständig weiter. Stewart gründete mit ihm ergebenen Mitgliedern einen eigenen Rosenkreuzer-Orden, die Confraternity of the Rose-Cross (CR+C). Zum AMORC besteht naturgemäß eine inhaltliche und struktuelle Verwandschaft. Der CR+C ist nach Stewarts Auffassung gegenwärtig der eigentliche AMORC. Ferner gründete Stewart den Ordo Militia Crucifera Evangelia (OMCE), der dem Ideal christlicher Ritterschaft verbunden ist und auf die Tradition der Tempelritter Bezug nimmt.[50]
Ancient Rosae Crucis (ARC)
Neben dem CR+C und OMCE gab es eine weitere Abspaltung als Folge der Stewart-Affäre. Zahlreiche Mitglieder, die die Absetzung Gary Stewarts nicht akzeptierten und daher aus dem AMORC austraten, schlossen sich zum Ancient Rosae Crucis (ARC) mit Sitz in Dallas (Texas) zusammen. Diese Gruppe beabsichtigte, Gary Stewart zum Imperator des ARC zu machen, was aufgrund von Meinungsverschiedenheiten jedoch nicht gelang. Stattdessen wurde der Orden fortan von den Gründern Paul Walden und Ashley McFadden geleitet. Die Arbeitsweise des ARC entsprach größtenteils der des AMORC. Die während und nach dem AMORC-Schisma eingeführten Änderungen wurden allerdings abgelehnt, weil man die Tradition, die Harvey Spencer Lewis begonnen hatte, bewahren wollte. Deshalb verwendete man weiterhin die Monographien aus der Lewis-Ära. Der ARC hat seine Aktivitäten inzwischen eingestellt.[50][137]
Raymond Bernard und die Templer (CIRCES, TRI, OSTI)
Unter der Führung des ehemaligen Großmeisters für die französischsprachige AMORC-Jurisdiktion Raymond Bernard (geb. 1921) wurde eine Organisation gegründet, die gleichartige Ziele wie der AMORC verfolgt. Bernard, der am Aufbau des französischen Zweiges des AMORC maßgeblich beteiligt war, schied 1986 von seinem Großmeisteramt aus und gründete am 9. Februar 1988 den „Cercle International de Recherches Culturelles et Spirituelles“ (CIRCES). Die äußeren Ziele sind primär humanistischer Natur. Es geht darum, ein besseres Verstehen der Menschen untereinander zu schaffen, insbesonderer derer, die sehr unterschiedliche Interessen verfolgen. Nach Innen geht es um die Belebung des Geistes der Ritterschaft, wie er durch den Templerorden vorgelebt wurde. Am 5. September 1997 gab Bernard die Leitung des CIRCES an Onslow H. Wilson ab, dessen Bücher vom AMORC vertrieben werden. Nach diesem Wechsel wurde die Organisation in „Templar Research Institute“ (TRI) umbenannt und der innere Kreis des Ordens in „Ordre Souverain du Temple Initiatique“ (OSTI). Es gehört zur persönlichen Vorbereitung eines Ordensmitglieds, im Verlauf von drei Jahren jedes Jahr elf Handbücher („Cahiers“) durchzuarbeiten, sodass insgesamt 33 Handbücher in 33 Monaten studiert werden. Im Anschluß ist es möglich, an allen Ordensveranstaltungen teilzunehmen. Das TRI möchte die Mitglieder in ihren individuellen esoterischen Forschungen unterstützen und sie dabei trotz der Verschiedenartigkeit des individuellen Weges zu einer Gemeinschaft verbinden. Es bestehen zwar inhaltliche und historische Bezüge zum AMORC über die Person des Gründers Raymond Bernard, jedoch kein Konkurrenzverhältnis, da sich das TRI in erster Linie mit dem Tempelrittertum identifiziert.[138]
Martin Erler und der Ordo Rosae Aurae (ORA)
Teilweise mit dem AMORC zusammenhängend und teilweise auf eigenen Wurzeln steht der pythagoreische Initiatenorden Ordo Rosae Aurae (ORA), dessen führende Gestalt Martin Erler (alias Frater Albinus, geb. 1920) ist.[139] Erlers Familie pflegte eine Freundschaft zum Esoterik-Schriftsteller Gustav Meyrink (1868–1932), der in München einer eigenen okkulten Loge vorstand, in der auch Martin Erler Mitglied war.[139] Erler übernahm die Leitung dieser Loge, die im Jahr 1949 mittels einer Charter von Harvey Spencer Lewis zum Ausgangspunkt des AMORC in Deutschland wurde, wodurch Erler zum Großmeister wurde.[139] Etwa 1955 gab Erler sein Amt als Großmeister ab und gründete daraufhin seinen eigenen Initiatenorden Ordo Rosae Aurae (ORA), soll jedoch die Leitung inzwischen an einen Belgier mit dem Ordensnamen Sar Philophotos abgegeben haben.[139] Der Ordo Rosae Aurae vermeidet öffentliche Aufmerksamkeit, weshalb nur wenige Informationen über ihn existieren.[139] Inzwischen hat er allerdings eine eigene Webseite.[140]
Orden Rosacruz
Ein in seiner Außendarstellung kaum vom AMORC zu unterscheidender Ableger ist der primär in Spanien aktive Orden Rosacruz mit Hauptsitz in Las Palmas auf Gran Canaria. Der Orden Rosacruz wird vom ehemaligen AMORC-Mitglied Angel Martin Velayos geleitet, unterhält insbesondere Niederlassungen in Valencia und Madrid in Spanien sowie in Miami, USA und gibt eine eigene Zeitschrift namens „Triangulo“ heraus. Die Mitglieder werden ebenfalls durch Monographien im Fernstudium unterrichtet. In den Tempeln wird ein Emblem verwendet, das von der Form her dem des AMORC gleicht.[141]
Beeinflusste Gruppen
Der AMORC hatte aufgrund seines Erfolgs erhebliche Auswirkungen auf die westliche Esoterik, sodass sein Einfluss zu zahlreichen anderen Organisationen zurückverfolgt werden kann. Nach Ansicht des Historikers Christopher McIntosh gehören hierzu unter anderem der sogenannte „Mayan Order“, Scientology und die vom Parapsychologen José Silva entwickelte „Silva Methode“.[142] Der „Mayan Order“ war eine Art Nachahmung des AMORC, indem er einen esoterischen Fernlehrkurs anbot, in dessen einzelnen Abhandlungen die ägyptische Symbolik des AMORC schlicht durch Symbolik der Maya-Kultur ersetzt wurde.[143] Die Silva-Methode beabsichtigt, den Intelligenzquotienten zu steigern, psychische Fähigkeiten zu entwickeln und sich und andere zu heilen.[144]
Nach Auffassung des Theologen Harald Lamprecht gehört auch der Sonnentempler-Orden Ordre du Temple Solaire (OTS) zu den vom AMORC beeinflussten, aber später getrennten Bewegungen. Der Religionswissenschaftler Massimo Introvigne sieht die Ursprünge des OTS dagegen in der sogenannten „Arginy Bewegung“. Der Gründer des Sonnentempler-Ordens Joseph Di Mambro war von 1956 bis 1968 Mitglied des AMORC. Kurz darauf schloss er sich der 1952 gegründeten neotemplerischen „Arginy Bewegung“ an, deren Ursprung auf den von Raymond Fabré-Palaprat 1805 gegründeten französischen „Order of the Temple“ zurückgehen soll. Den Sonnentempler-Orden gründete Di Mambro im Jahr 1984. Der zweite Chef des Sonnentempler-Ordens, der belgische homöopathische Arzt Luc Jouret (1947–1993), hatte indirekte Kontakte zum AMORC. Er war Mitglied des französischen Neo-Templerordens Ordre Rénové du Temple (ORT), welcher vom ehemaligen französischen AMORC-Großmeister Raymond Bernard mitbegründet wurde und brachte einen Teil seiner Mitglieder später in den Sonnentempler-Orden ein. Die Leiter der Sonnentempler vertraten apokalyptische, ein baldiges Weltende beinhaltende Sonderlehren, die im AMORC keine Entsprechung haben, sondern vom Gründer der Arginy Bewegung Jacques Breyer (1922–1996) stammen. Di Mambro änderte diese apokalyptischen Lehren Anfang der 1990er Jahre radikal, was schließlich zum Entschluss einer gemeinsamen Selbsttötung führte. Der Plan hierzu wurde im Herbst 1993 in Kanada und der Schweiz umgesetzt, als bei mehreren Morden und Massenselbstmorden insgesamt 53 Sonnentempler, darunter die Führungsriege um Di Mambro und Jouret ums Leben kamen. Ein Großteil der zurückgebliebenen Sonnentempler distanzierte sich von der Gruppe. Der AMORC distanzierte sich ebenfalls von den Sonnentemplern und erklärte System, Ziele und Inhalte für mit den eigenen unvereinbar.[145][146][147][148]
Prominente Mitglieder
Neben dem Filmproduzenten und Zeichentrickfigur-Erfinder Walt Disney waren die Schauspielerin Holly Palance und der Schöpfer der Science-Fiction Fernsehserie Star Trek, Gene Roddenberry, Mitglieder des AMORC.[149] Roddenberry vertrat privat und in der von ihm kreierten Star Trek Welt wie der AMORC eine humanistische und pantheistische Weltauffassung.[150][151][152]
Haltung zu Religionen und Weltanschauungen
Christentum
Der AMORC ist keine Religion und vertritt keine religiöse, sondern eine esoterische Weltsicht.[98][130][153] Er ist nach staatskirchenrechtlicher Meinung aber auch nicht als Weltanschauung einzuordnen. Denn die Aufnahme erfolgt unabhängig von der Religion und es besteht eine generelle Offenheit gegenüber anderen Bekenntnissen, was der Einordnung als Weltanschauung entgegenstehe. Am treffendsten sei die auch vom AMORC selbst gewählte Bezeichnung als „mystisch-philosophische Bruderschaft“.[47]
Auch das Rosenkreuz hat beim AMORC keine religiöse Bedeutung, sondern symbolisiert den physischen Körper (Kreuz) und die sich entwickelnde Seelenpersönlichkeit (Rose) des Menschen.[69][154]
Aus Sicht des AMORC ist eine Doppelmitgliedschaft mit der Kirche problemlos möglich.[47][58] AMORC vertritt den Grundsatz der weitestgehenden Toleranz und sieht keinen Gegensatz zwischen seinem Lehr- und Lebenssystem und dem Glaubensgut der Religionen.[74] Auch nach Ansicht des Religionswissenschaftlers Gerald Willms ist der AMORC tolerant und weltoffen, unpolitisch und überkonfessionell. Seine Esoterik sei der Welt zugewandt und das vermittelte Selbstwissen und die Seelenbildung seien als existentielle praktische Dinge vom höchstem Nutzen für die Bewältigung des diesseitigen Lebens.[155] Dagegen meint der Theologe Harald Lamprecht, dass aus Sicht der christlichen Kirche gegenüber dem AMORC ein ähnliches Problem besteht, wie gegenüber den Freimaurern. Der AMORC vertrete zwar offiziell den Grundsatz der Toleranz und Offenheit gegenüber den Religionen, aber gleichzeitig lehre er ein umfassendes System der Weltdeutung mit entsprechendem Geltungsanspruch, das zu dem Weltdeutungssystem des Christentums im Widerspruch steht. Außerdem übernehme der Orden auch einige religiöse Funktionen und beantworte teilweise religiöse Fragen. Trotz seinem Toleranzbekenntnis würde der AMORC insofern religionskritische Positionen vertreten, als dass er manche religiöse Ausformungen der Gegenwart als verdorben und als abweichend vom ursprünglichen Religionsstifter-Willen ansieht. In besonderem Ausmaß sei dies gegenüber dem Christentum der Fall. Der christlichen Lehre von der Auferstehung Jesu nach dem Tod werde nicht gefolgt. Nach Auffassung von Harvey Spencer Lewis war die Kreuzigung Jesu aufgrund von Intrigen geschehen, welche sein Feind Kaiphas in Rom veranlasst hätte. Die Kreuzigung hätte jedoch wegen Begnadigung keinen tödlichen Verlauf genommen und Jesus hätte noch viele Jahre in einem Kloster auf dem Berg Karmel (Israel) gelebt. Auch die Himmelfahrt Christi war nach H.S. Lewis kein tatsächlicher Vorgang, sondern es habe sich hierbei lediglich um ein „psychisches Phänomen“ gehandelt. Weiterhin schrieb Lewis, dass Jesus wie Buddha und vielleicht auch Mohammed nicht die Absicht gehabt hätte, im eigenen Namen eine organisierte Religion zu gründen. Jesus wird auch nicht als der Sohn Gottes und Erlöser der Menschheit beschrieben, sondern als irdischer Mensch, der in einer esoterischen Organisation in hohe Grade eingeweiht und spirituell hoch entwickelt war. Demgemäß stehen die Lehren des AMORC nach Auffassung Lamprechts insoweit im Konflikt mit denen des Christentums.[156]
Andere Rosenkreuzerorganisationen
Heute existieren zahlreiche verschiedene Organisationen, die sich auf die Rosenkreuzer des 17. Jahrhunderts berufen und sich als deren Nachfahren verstehen. In dieser Hinsicht werden die drei Hauptrichtungen initiatorisches, theosophisches und gnostisches Rosenkreuzertum voneinander unterschieden.[58][157]
Das initiatorische Rosenkreuzertum, zu dem vor allem der AMORC gehört, ähnelt der Freimaurerei und ist in einem Logensystem organisiert, in dem die Mitglieder in verschiedene Grade initiiert werden. Die Mitglieder des AMORC versuchen sich in lebensfroher und weltzugewandter Lebensweise in Resonanz mit den studierten kosmischen Gesetzmäßigkeiten zu begeben, wovon sie sich unmittelbaren Gewinn und Erfolg für ihren aktuellen Seinszustand versprechen. Der Orden pflegt keine operativen Beziehungen zu anderen rosenkreuzerischen Organisationen. Stattdessen werden „die Rosenkreuzer“ mit der eigenen Organisation gleichgesetzt. Wenn der AMORC von „den Rosenkreuzern“ spricht, meint er damit lediglich seinen eigenen Orden.[32][58][157]
Hauptrepräsentant der theosophischen Richtung des Rosenkreuzertums ist die von Max Heindel (1865–1919) gegründete Rosicrucian Fellowship. Diese Gemeinschaft hat ihren Ursprung in der anglo-indischen Theosophie und der daraus später entstandenen Anthroposophie, die ein abgewandeltes Verständnis von der fiktiven Figur Christian Rosencreutz und dem Rosenkreuzertum entwickelten. Nach Auffassung der Rosicrucian Fellowship ist Christian Rosencreutz eine spirituelle Wesenheit, die nach langer Vorbereitung in die Lage versetzt wurde, die Geschicke der Menschheit zu lenken. Die Organisation lehrt eine Erlösung durch Evolution und schrittweise Vergeistigung, wobei sie eine wesensmäßige Einheit zwischen irdischer und geistiger Welt annimmt. Im Unterschied zum AMORC hat die Rosicrucian Fellowship religiösen Charakter und ist der Ansicht, ein esoterisch vertieftes, weiterführendes Christentum zu lehren. Max Heindel wurde von Harvey Spencer Lewis als ein „wahrhaft ergebener Schüler mystischer Lehren“ beschrieben, jedoch teilte er Heindels Auffassung nicht, dass „das Rosenkreuzertum eine Interpretation des Christentums“ sei.[9][142][158]
Ganz andere weltanschauliche Voraussetzungen liegen dem vom Lectorium Rosicrucianum (LR) vertretenen gnostischen Rosenkreuzertum zugrunde. Diese Gemeinschaft wird als Gegenpol des AMORC im inhaltlich breiten Spektrum des modernen Rosenkreuzertums bezeichnet. Dem Lectorium Rosicrucianum geht es nicht um die Verbesserung der persönlichen Lebensqualität seiner Mitglieder. Stattdessen glaubt man, das Heil ausschließlich durch Flucht aus der Welt erreichen zu können. Während beim AMORC die Vorstellung vorherrscht, dass Gott ein immanenter Teil des Kosmos ist, geht das Lectorium Rosicrucianum umgekehrt von einem strengen Dualismus aus, nach dem Gott als rein jenseitig und transzendent angenommen wird. Mit anderen Rosenkreuzergemeinschaften weist das LR nur wenige Gemeinsamkeiten auf. Seine Lehren sind auch mit dem historischen Rosenkreuzertum, das eine pansophische Bewegung war und außerdem keine dualistische Weltsicht vertrat, nur schwer zu vereinbaren.[157][159][160][161]
Freimaurerei
Zwischen Freimaurerei und AMORC existieren einige Unterschiede, aber auch zahlreiche Entsprechungen, angefangen bei den Äußerlichkeiten wie die Erhebung in mehrere Grade, die Logenstruktur, die vielfältige Symbolik, das Prinzip der Geheimhaltung der Ordenslehren ohne innere Not, begriffliche Übereinstimmungen wie der Rede vom „Architekten des Universums“ und dem „Verlorenen Wort“, die Ritualarbeit, das Tragen bestimmter Kleidung (Schurz) und gleichartige Ordensziele.[162] Insgesamt wird der AMORC als Mischung aus freimaurerähnlichem Ritualverein mit humanistischem Anspruch und esoterischem Fernlehrinstitut charakterisiert.[163] Trotz der Ähnlichkeit besteht jedoch keine Zusammenarbeit zwischen den beiden Ordenssystemen.[32] Da die Freimaurerei den AMORC lediglich als profanen Verein einstuft, ist eine Doppelmitgliedschaft freimaurerseitig vorbehaltlos möglich.[83]
Harvey Spencer Lewis war der Ansicht, dass die Freimaurerei ein Ableger der älteren AMORC-Tradition sei. In neueren AMORC-Publikationen wird diese von Lewis behauptete Ursprungslegende nicht mehr vertreten, sondern davon gesprochen, dass man sich im 18. Jahrhundert „sehr nahe“ gestanden hätte, aber autark war.[162]
Primärquellen
Bücher (Auswahl)
- Der Oberste Rat des AMORC (Hrsg.): Die Rosenkreuzer offenbaren ihre Lehren. AMORC-Bücher, Baden-Baden 2009, ISBN 978-3-925972-52-2.
- AMORC (Hrsg.): AMORC, Die Rosenkreuzer. Fragen und Antworten. Über ihre Herkunft, ihre Ziele und ihre Philosophie. AMORC-Bücher, Baden-Baden, 3. Auflage 2010. ISBN 978-3-925972-38-2.
- AMORC (Hrsg.): Aus der Geschichte von AMORC, dem Orden vom Rosenkreuz. Kleine RC-Schriftenreihe Nr. 1. AMORC-Bücher, Baden-Baden, 2. Auflage 2012. ISBN 978-3-925972-83-6.
- AMORC (Hrsg.): Die Rosenkreuzer. Wege zu einer höheren Lebenserfahrung. AMORC-Bücher, Baden-Baden 1995. ISBN 978-3-925972-14-5.
- AMORC (Hrsg.): Der Einweihungsweg der Rosenkreuzer und andere Vorträge, Texte und Aufsätze. AMORC-Bücher, Baden-Baden 1996. ISBN 978-3-925972-35-8.
- Christian Bernard: Rosenkreuzerische Reflexionen. AMORC-Bücher, Baden-Baden 2012. ISBN 978-3-925972-28-7.
- Supreme Grand Lodge of AMORC: Rosicrucian Manual. San José (Kalifornien), 27. Auflage 1982. ISBN 978-0-912057-00-9.
Zeitschriften
- AMORC-Forum
- The American Rosae Crucis (1916-1920) (englisch)
- The Triangle (1921-1924) (englisch)
- The Mystic Triangle (1925-1929) (englisch)
- The Rosicrucian Digest (englisch)
- The Rosicrucian Beacon (englisch)
- The Rosicrucian Heritage (englisch)
- Revue Rose Croix (französisch)
- Rose Croix Journal (englisch, deutsch, französisch)
- El Rosacruz (spanisch)
Manifeste
- Positio Fraternitatis (2001) (PDF; 175 kB)
- Apellatio Fraternitatis (2014) (PDF; 314 kB)
Sekundärliteratur
- Tobias Churton: The Invisible History of the Rosicrucians. The World's Most Mysterious Secret Society. Inner Traditions, Rochester 2009. ISBN 978-1594772559.
- Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 1: Das geschichtliche Erbe. Pomaska-Brand, 2010. ISBN 978-3-936937-65-8. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand, 2010. ISBN 978-3-9359-3772-6.
- Roland Edighoffer: Die Rosenkreuzer. Becksche Reihe Nr. 2023, C.H. Beck, 2. Auflage, München 2002, ISBN 978-3-423-30503-7.
- Wolfram Frietsch: Die Geheimnisse der Rosenkreuzer. Ein westlicher Einweihungsweg. Media Tec, 3. Auflage 2010. ISBN 978-3931387372.
- Christian Rebisse: Geschichte und Mythos der Rosenkreuzer. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. AMORC-Bücher, Baden-Baden 2007. ISBN 978-3-925972-45-4.
- Christopher Mcintosh: The Rosicrucians. The History, Mythology and Rituals of an Esoteric Order. Weiser Books, York Beach (Maine), 3. Auflage 1998. ISBN 978-0877289203.
- Mervyn Jones: Die Rosenkreuzer. In: Norman MacKenzie (Hrsg.): Geheimgesellschaften. Keller, Genf 1969. S. 130–151.
- Hans H. Sievert: Im Zeichen von Kreuz und Rose. Zur Geschichte der Rosenkreuzer. Verlag Clemens Zerling, Berlin 1996, ISBN 978-3-88468-063-3.
- Frans Wittemans: A New and Authentic History of the Rosicrucians. Mysore Press, Reprint 2011. ISBN 978-1447402299.
- Clemens Zerling: Die Rosenkreuzer. Geschichte einer Idee zwischen Mythos und Wirklichkeit. V.F. Sammler, Graz 2009. ISBN 978-3-85365-232-9.
Konfessionell-christliche Darstellungen
- Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004. ISBN 978-3-525-56549-6.
- Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), EZW-Texte Nr. 221/2012. ISSN 0085-0357.
- Harald Lamprecht: Rosenkreuzerische Reinkarnation. Die Vorstellung von der Wiederverkörperung in modernen Rosenkreuzerorganisationen. In: Michael Bergunder (Hrsg.): Religiöser Pluralismus und das Christentum. Festgabe für Helmut Obst zum 60. Geburtstag. (Kirche – Konfession – Religion; Band 43), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 74–87. ISBN 978-3-525-56547-X.
- Walter Schmidt: Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz A.M.O.R.C. In: Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Stuttgart 9/1992, S. 264-272. ISSN 0721-2402
- Hans-Jürgen Ruppert: Rosenkreuzer. Hugendubel, Kreuzlingen/München 2004, ISBN 3-7205-2533-3.
- Hannelore Schilling: Im Zeichen von Rose und Kreuz. Historische und moderne Rosenkreuzer. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Information Nr. 71, Stuttgart XI/1977. ISSN 0085-0357. (PDF; 494 kB)
Weblinks
- Literatur von und über AMORC im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Vorlage:BAM
- Offizielle deutschsprachige Webseite des AMORC
- Offizielle Internationale Webseite (englisch)
- Offizielle Webseite des Rosicrucian Egyptian Museum (englisch)
- Offizieller Youtube-Kanal
- Homepage des AMORC-Verlags
- Detaillierte Auflistung der AMORC-Lehrinhalte auf der Homepage der englischsprachigen Jurisdiktion für Europa:
- Webseite mit Ergänzungsmaterial zum Buch „Neue Rosenkreuzer“ des Theologen Dr. Harald Lamprecht
- Der AMORC aus der Sicht des Religionswissenschaftlers Dr. Shirley Rollinson (englisch)
- Interview mit dem ehemaligen Großmeister der französischsprachigen AMORC-Jurisdiktion Raymond Bernard (englisch)
- Allgemeiner Artikel über Rosenkreuzer aus Sicht des Hochschulpfarrers Ferdinand Rauch von der römisch-katholischen Diözese Fulda
- Der AMORC aus Sicht der schweizerischen Informationsstelle Inforel (Aktualisiert am 27. Mai 2008)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 28.
- ↑ Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand 2010, S. 133.
- ↑ Harald Lamprecht: Rosenkreuzerische Reinkarnation. Die Vorstellung von der Wiederverkörperung in modernen Rosenkreuzerorganisationen. S. 75. In: Michael Bergunder (Hrsg.): Religiöser Pluralismus und das Christentum. Festgabe für Helmut Obst zum 60. Geburtstag. (Kirche – Konfession – Religion; Band 43), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 74–87.
- ↑ a b c d e f g h i j k John Gordon Melton: Biographical Dictionary of Cult- and Sect Leaders. Garland, New York/London 1986, ISBN 978-0-8240-9037-3, S. 156–157.
- ↑ Washington Post: How the So-Called Spiritualists Deceive the Credulous Victims. Ausgabe vom 12. Januar 1907, S. 12 (PDF; 439 kB); Los Angeles Herald: Spiritists Deal in the Brand Rank of Fraud. Researcher Tells of Deceptions. New York Investigator of Psychological Affairs Has Found No Communication Between Dead And Living. Ausgabe vom 27. Januar 1907, S. 5 (PDF; 1,9 MB).
- ↑ Mervyn Jones: Die Rosenkreuzer. S. 147. In: Norman MacKenzie (Hrsg.): Geheimgesellschaften. Keller, Genf 1969, S. 130–151.
- ↑ Hans-Jürgen Ruppert: Rosenkreuzer. Hugendubel, Kreuzlingen/München 2004, S. 63-64.
- ↑ a b c d e f g h John Gordon Melton: Encyclopedic Handbook of Cults in America. Garland, New York/London 1986, ISBN 0-8240-9036-5, S. 72–73.
- ↑ a b c d e f g h i Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand 2010, S. 135.
- ↑ Clemens Zerling: Die Rosenkreuzer. Geschichte einer Idee zwischen Mythos und Wirklichkeit. V.F. Sammler, Graz 2009, S. 126.
- ↑ a b Roland Edighoffer: Die Rosenkreuzer. Becksche Reihe Nr. 2023, C.H. Beck, 2. Auflage, München 2002, S. 122-123.
- ↑ Gerhard Wehr: Lexikon der Spiritualität. Anaconda. Köln 2006, ISBN 978-3-86647-040-8, S. 21.
- ↑ Tobias Churton: The Invisible History of the Rosicrucians. The World's Most Mysterious Secret Society. Inner Traditions, Rochester 2009, S. 501.
- ↑ Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 102.
- ↑ Frans Wittemans: A New and Authentic History of the Rosicrucians. Mysore Press, Reprint 2011, S. 155–156.
- ↑ Mervyn Jones: Die Rosenkreuzer. S. 151. In: Norman MacKenzie (Hrsg.): Geheimgesellschaften. Keller, Genf 1969, S. 130–151.
- ↑ Mark Stavish: The History of Alchemy in America. Hermetic Library
- ↑ Siehe auch Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 103. Dort jedoch Verkauf zweifelhafter „Bücher“ anstatt Verkauf zweifelhafter „Anleihen“ (engl. „bonds“).
- ↑ a b Lindsay Jones (Hrsg.): Encyclopedia of Religion. Volume 12, 2. Auflage 2005, S. 7930.
- ↑ Frans Wittemans: A New and Authentic History of the Rosicrucians. Mysore Press, Reprint 2011, S. 155.
- ↑ Peter-Robert König: Der O.T.O. Phänomen RELOAD. Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 168-169.
- ↑ Tobias Churton: The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society. Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009, S. 506.
- ↑ a b Tobias Churton: The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society. Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009, S. 505.
- ↑ Peter-Robert König: Der O.T.O. Phänomen RELOAD. Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 14.
- ↑ a b c d e f g Tobias Churton: The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society. Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009, S. 506–508.
- ↑ Peter-Robert König: Der O.T.O. Phänomen RELOAD. Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 169–170.
- ↑ Peter-Robert König: Der O.T.O. Phänomen RELOAD. Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 30.
- ↑ a b Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 104.
- ↑ a b c d Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand 2010, S. 136.
- ↑ a b Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 103.
- ↑ a b c d e f g Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 29.
- ↑ a b c d Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand 2010, S. 131.
- ↑ Clemens Zerling: Die Rosenkreuzer. Geschichte einer Idee zwischen Mythos und Wirklichkeit. S. 127.
- ↑ a b Christopher Mcintosh: The Rosicrucians. The History, Mythology and Rituals of an Esoteric Order. Crucible, 2. Auflage, Wellborough 1987, ISBN 978-1-8527-4025-2, S. 140.
- ↑ a b Peter-Robert König: Der O.T.O. Phänomen RELOAD. Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 172–174.
- ↑ Peter-Robert König: Der O.T.O. Phänomen RELOAD. Band 1. Arbeitsgemeinschaft für Religions- und Weltanschauungsfragen, München 2011, ISBN 978-3-941421-16-5, S. 138 und S. 172-174.
- ↑ Christopher Mcintosh: The Rosicrucians. The History, Mythology and Rituals of an Esoteric Order. Crucible, 2. Auflage, Wellborough 1987, ISBN 978-1-8527-4025-2, S. 139. In einem Lehrbrief von H.S. Lewis wurde Crowleys Sinnspruch „Tu was du willst, soll sein das Ganze des Gesetzes; Liebe ist das Gesetz, Liebe unter Willen.“ dahingehend interpretiert, dass man im Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Karma-Gesetz handeln soll; vgl. McIntosh, ebd.
- ↑ a b c d Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 1: Das geschichtliche Erbe. Pomaska-Brand 2010, S. 283-285.
- ↑ a b Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 19 und 29.
- ↑ Gérard Galtier: La Maçonnerie égyptienne, Rose Croix et néo-chevalerie. Èdition du Rocher, Paris 1994, ISBN 978-2268016856, S. 369ff.
- ↑ a b c d e Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 107.
- ↑ Tobias Churton: The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society. Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009, S. 508.
- ↑ a b c d e f Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand 2010, S. 132.
- ↑ a b Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 108.
- ↑ a b c d e Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte 221/12, S. 30.
- ↑ Cecil W. Davies (Hrsg.): The World Book Encyclopedia. Volume 16, Chicago 2011, S. 482.
- ↑ a b c d Christine Mertesdorf: Weltanschauungsgemeinschaften. Eine verfassungsrechtliche Betrachtung mit Darstellung einzelner Gemeinschaften. (Schriften zum Staatskirchenrecht; Band 39), Peter Lang – Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main, Berlin u.a. 2008, ISBN 978-3-631-57576-5, S. 387–388.
- ↑ a b c d e Hans-Jürgen Ruppert: Rosenkreuzer. Hugendubel, Kreuzlingen/München 2004, S. 64–65.
- ↑ Julie Scott: Reflections from Rosicrucian Park. 16. Oktober 2008.
- ↑ a b c d Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 21.
- ↑ Religionen in Deutschland: Mitgliederzahlen. remid.de, abgerufen am 22. April 2012.; Harald Baer, Hans Gasper, Johannes Sinabell (Hrsg.): Lexikon neureligiöser Bewegungen und Weltanschauungen. 2009, S. 187–188; Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 112; Andreas Fincke, Matthias Pöhlmann (Hrsg.): Kompass. Sekten und religiöse Weltanschauungen. Ein Lexikon. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, ISBN 978-3-579-06409-3, S. 17.
- ↑ Hans-Jürgen Ruppert: Rosenkreuzer. Hugendubel, Kreuzlingen/München 2004, S. 64–65; Edwin Biedermann: Logen, Clubs und Bruderschaften. Droste, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-7700-1184-1, S. 359.
- ↑ Tobias Churton: The Invisible History of the Rosicrucians: The World's Most Mysterious Secret Society. Inner Traditions Verlag, Rochester, Vermont 2009, S. 509.
- ↑ Antoine Faivre: Esoterik im Überblick. Geheime Geschichte des abendländischen Denkens. Herder, Freiburg im Breisgau 2001, ISBN 978-3451049613, S. 139.
- ↑ a b c d e f Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): Dictionary of Gnosis & Western Esotericism. Brill, Leiden 2006, ISBN 978-90-04-15231-1, S. 1020.
- ↑ Peter B. Clarke: Encyclopedia of New Religious Movements. Routledge, New York 2006, ISBN 978-0-415-26-707-6, S. 30.
- ↑ Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand 2010, S. 137, Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 30.
- ↑ a b c d e Harald Baer, Hans Gasper, Johannes Sinabell (Hrsg.): Lexikon neureligiöser Bewegungen und Weltanschauungen. Herder, Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-451-28256-0, S. 187–188.
- ↑ Religionen in Deutschland: Mitgliederzahlen. remid.de, abgerufen am 22. April 2012.; Andreas Fincke, Matthias Pöhlmann (Hrsg.): Kompass. Sekten und religiöse Weltanschauungen. Ein Lexikon. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, ISBN 978-3-579-06409-3, S. 17, Edwin Biedermann: Logen, Clubs und Bruderschaften. Droste, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-7700-1184-1, S. 359; Hans-Jürgen Ruppert: Rosenkreuzer. Hugendubel, Kreuzlingen/München 2004, S. 64–65
- ↑ a b Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 108–110.
- ↑ Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand 2010, S. 137.
- ↑ Wir über uns. Die Rosenkreuzer - AMORC Baden-Baden, abgerufen am 19. Januar 2014.
- ↑ a b Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand 2010, S. 140.
- ↑ a b c Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 94.
- ↑ a b c d e Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 38.
- ↑ a b c d e f Harald Lamprecht: Rosenkreuzerische Reinkarnation. Die Vorstellung von der Wiederverkörperung in modernen Rosenkreuzerorganisationen. S. 76. In: Michael Bergunder (Hrsg.): Religiöser Pluralismus und das Christentum. Festgabe für Helmut Obst zum 60. Geburtstag. (Kirche – Konfession – Religion; Band 43), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 74–87.
- ↑ a b c Frank Gaynor: Dictionary of Mysticism. Wildwood House, London 1974, ISBN 978-0-7045-0114-0, S. 156–157.
- ↑ Walter Schmidt: Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC. EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 264 und 271.
- ↑ a b c d Bernard Johnston (Hrsg.): Collier's Encyclopedia. Band 20, New York 1995, S. 223.
- ↑ a b c Walter Schmidt: Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC. EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 265.
- ↑ Iris Hammelmann: Die Geheimbünde. Compact, München 2010, ISBN 978-3-8174-8078-4, S. 95.
- ↑ a b Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 113.
- ↑ Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand 2010, S. 138.
- ↑ a b c Walter Schmidt: Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC. EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 264.
- ↑ Walter Schmidt: Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC. EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 266.
- ↑ a b Edwin Biedermann: Logen, Clubs und Bruderschaften. Droste, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-7700-1184-1, S. 359.
- ↑ Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 117.
- ↑ Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 114.
- ↑ Hannelore Schilling: Im Zeichen von Rose und Kreuz. Historische und moderne Rosenkreuzer. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: EZW-Information Nr. 71. Stuttgart XI/1977, S. 24.
- ↑ Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 30–31.
- ↑ Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand 2010, S. 138–140.
- ↑ Walter Schmidt: Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC. EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 269–270.
- ↑ a b Horst E. Miers: Lexikon des Geheimwissens. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1993, ISBN 978-3-442-12179-5, S. 48.
- ↑ Karl Richard Hermann Frick: Die Rosenkreuzer als erdichtete und wirkliche Geheimgesellschaft.. In: Gerd-Klaus Kaltenbrunner (Hrsg.): Geheimgesellschaften und der Mythos der Weltverschwörung. Herder, Freiburg (Breisgau) u.a. 1987, (Herderbücherei 9569), (Initiative 69), S. 125–126.
- ↑ a b c Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 41.
- ↑ a b c d Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 40.
- ↑ Lothar Diehl: Initiatenorden und Mysterienschulen. Band 2: Die Orden und Gemeinschaften. Pomaska-Brand 2010, S. 138–139.
- ↑ Vgl. Walter Schmidt: Keine geheime, aber eine geschlossene Gesellschaft. Der Orden vom Rosenkreuz AMORC. EZW-Materialdienst, Stuttgart 9/1992, S. 269–270.
- ↑ Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 42.
- ↑ a b c d Harald Lamprecht: Rosenkreuzerische Reinkarnation. Die Vorstellung von der Wiederverkörperung in modernen Rosenkreuzerorganisationen. S. 77. In: Michael Bergunder (Hrsg.): Religiöser Pluralismus und das Christentum. Festgabe für Helmut Obst zum 60. Geburtstag. (Kirche – Konfession – Religion; Band 43), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 74–87.
- ↑ a b c Harald Lamprecht: Rosenkreuzerische Reinkarnation. Die Vorstellung von der Wiederverkörperung in modernen Rosenkreuzerorganisationen. S. 78. In: Michael Bergunder (Hrsg.): Religiöser Pluralismus und das Christentum. Festgabe für Helmut Obst zum 60. Geburtstag. (Kirche – Konfession – Religion; Band 43), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, S. 74–87.
- ↑ Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 39.
- ↑ Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 93.
- ↑ Clemens Zerling: Die Rosenkreuzer. V. F. Sammler Graz 2009, ISBN 978-3-85365-232-9, S. 83.
- ↑ Harald Lamprecht: Neue Rosenkreuzer. Ein Handbuch. (Kirche – Konfession – Religion; Band 45), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, S. 57.
- ↑ Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 42–43.
- ↑ Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 44.
- ↑ a b c Referenzfehler: Ungültiges
<ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen WorldBook_482. - ↑ Andreas Fincke, Matthias Pöhlmann (Hrsg.): Kompass. Sekten und religiöse Weltanschauungen. Ein Lexikon. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004, ISBN 978-3-579-06409-3, S. 16.
- ↑ a b D.A. Girling (Hrsg.): Everyman’s Encyclopedia. Volume 10, J.M. Dent & Sons, 6. Auflage, London u.a. 1978, ISBN ISBN 0-460-04098-7, S. 440.
- ↑ Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte 221/12, S. 31.
- ↑ Harald Lamprecht: Die Rosenkreuzer. Faszination eines Mythos. EZW-Texte Nr. 221/2012, S. 31–32.
- ↑ Roland Edighoffer: Die Rosenkreuzer. Becksche Reihe Nr. 2023, C.H. Beck, 2. Auflage, München 2002, S. 75.
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