Biennale für Internationale Lichtkunst und Mauser (Drama): Unterschied zwischen den Seiten
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'''Mauser''' ist ein Theatertext von [[Heiner Müller]], den er selbst der "Versuchsreihe" der an [[Brecht]] anknüpfenden [[Lehrstück]]e - im Unterschied zu den "Proletarischen [[Tragödie]]n im Zeitalter der Konterrevolution" (Müller) - zugeordnet hat. Er wurde 1970 geschrieben und 1975 uraufgeführt. |
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[[Datei:Jan-Peter E.R. Sonntag, gamma verde, 2005, Foto Matthias Wagner K.jpg|miniatur|360px|rechts|Jan-Peter E.R. Sonntag, gamma verde, 2005. Foto: Matthias Wagner K]][[Datei:Michel Verjux, o.T., 2005, Foto Matthias Wagner K.jpg|miniatur|360px|rechts|Michel Verjux, o.T., 2005. Foto: Matthias Wagner K]] |
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== Inhalt == |
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Die '''Biennale für Internationale Lichtkunst''' ist eine erstmals in 2010 stattfindende Ausstellung [[Zeitgenössische Kunst|zeitgenössischer Kunst]], bei der die Verwendung des Werkstoffes [[Licht]] im Vordergrund steht. |
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Das Stück ist eine Sterbeszene mit Rückblenden. Der Revolutionär A (er hieß in einer frühen Fassung Mauser) hat sich vor dem als Chor auftretenden Tribunal der Partei zu rechtfertigen. Er hatte im frühen Sowjetrussland in der Stadt [[Witebsk]], den roten Terror ausübend, neben zahllosen Konterrevolutionären auch seinen eigenen Vorgänger B erschossen, weil dieser Mitleid mit bäuerlichen Klassenbrüdern bekam, anstatt die emotionsfreie, notwendige Arbeit des Tötens an ihnen zu vollziehen. Diese "Arbeit" wurde A selbst unerträglich, er hat sich in einen bewußtlos-orgiastischen, schließlich körperlich lustvoll tötenden Henker verwandelt: "In seinem Nacken die Toten beschwerten ihn nicht mehr." Dieses politische Versagen verlangt, wie der Chor es fordert, als politische Antwort sein Einverständnis mit der eigenen Auslöschung. Er scheint es mit den letzten, auch vom Chor gesprochenen Worten TOD DEN FEINDEN DER REVOLUTION zu geben, doch bleibt es nach Lehmann/Winacker offen, "ob er sich selbst einbezieht, oder sich in einem nur maschinellen Einstimmen in den Chor der Selbstverneinung entzieht." <ref>Hans-Thies Lehmann/Patrick Primavesi: Heiner Müller Handbuch, Stuttgart/Weimar 2003, ISBN 3-476-01807-5, S.253</ref> |
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== Interpretation als Lehrstück == |
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== Biennale allgemein == |
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Die erste Biennale für Internationale Lichtkunst trägt das Motto „open light in private spaces“ und findet im Rahmen der [[RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas|Kulturhauptstadt RUHR.2010]] im östlichen [[Ruhrgebiet]] statt. In der zwischen dem 28. März und dem 27. Mai 2010 zugänglichen Veranstaltung werden 60 private Wohnungen, Häuser und Räumlichkeiten in den Städten, die bereits Bergkamen, Bönen, Fröndenberg, Hamm, Lünen und Unna zum Austragungsort für 60 internationale künstlerische Positionen. Dabei steht im Vordergrund, die präzise Bezugnahme der Künstler und/oder ihrer Werke zu den jeweiligen Räumlichkeiten und Orten, und nicht zuletzt zu den Personen, die diese (ihre) Räumlichkeiten bewohnen oder in ihnen tätig sind. Bereits existierende Werke, die im bewohnten und damit individuell geprägten Raum eine neue Kontextualisierung finden können und neue, noch zu erarbeitende Werke werden gleichermaßen berücksichtigt – steht doch eine Verschiebungen etwa der Begriffe [[Lichtkunst]], [[Öffentlichkeit]] und [[Privatheit]] im Mittelpunkt des künstlerischen und kuratorischen Interesses. Der künstlerische Leiter der ersten Biennale für Internationale Lichtkunst ist [[Matthias Wagner K]]. |
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== Ausstellungsorte und Gastgeber == |
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Die für die Biennale ausgesuchten privaten Räumlichkeiten reichen vom Gartenhaus über die in der Region häufigen Bergarbeiter-Siedlungshäuser zum Mehrfamilien-, Reihen- und freistehendem Einfamilienhaus, von der Gründerzeitvilla bis hin zur ambitionierten modernen Architektur. Zentral gelegene Einliegerwohnungen wechseln sich ab mit ländlichen Anwesen. Somit reicht der Spielraum für die künstlerischen Interventionen und die Präsentation bereits existierender Werke von der Scheune über den Gewölbekeller und Dachboden bis hin zur gesamten Wohnfläche, vom Kinderzimmer bis zum Partyraum, der Abstellkammer oder dem, an die private Wohnung angrenzenden Bestattungsinstitut und Arztpraxisraum. |
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== Veröffentlichung und Aufführung == |
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Entsprechend heterogen nimmt sich auch bei den Gastgebern die Herkunft, das Alter, die Zahl der Familienmitglieder und die Tätigkeit der Bewohner und oder Besitzer aus. Auch der Kontakt mit Kunst kann bereits vertraut sein oder im Rahmen dieser Biennale erstmals geschehen. |
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Mauser wurde 1970 geschrieben. Erst 1976 wurde es in den Vereinigten Staaten in der germanistischen Fachzeitschrift ''New German Critique'' zweisprachig veröffentlicht. |
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== Konzept und Künstler == |
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Die Uraufführung fand 1975 in [[Austin (Texas)]] (in englischer Sprache) durch die ''Austin Theatre Group'', eine studentischen Laiengruppe, statt. Die Erstaufführung in der Bundesrepublik war erst 1980 am [[Schauspielhaus Köln]]. |
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Ziel dieser ersten Biennale ist das Schaffen einer sicht- und verhandelbaren interdisziplinären Schnittstelle zwischen Kunst und Gesellschaft. Mit der Verortung künstlerischer Positionen in privaten Räumlichkeiten lehnt sich diese erste Biennale zudem ganz bewusst an das Konzept der 1986 von [[Jan Hoet]] in Gent geleiteten Ausstellung „Chambres d’amis“ an, erlaubt doch die ‚private Öffentlichkeit’ den unmittelbaren Dialog von Kunst mit dem urbanen Leben und umgekehrt. Unter den ausgewählten Künstlern für die künstlerischen Interventionen und die Präsentation bereits existierender Werke finden sich typische Vertreter der Lichtkunst, als auch Künstler, die den Werkstoff „Licht“ als einen Bestandteil und Bedeutungsträger für künstlerische Fragestellungen in Bezug auf vergangene wie gegenwärtige, gesellschaftliche und individuelle Prozesse und Phänomene verwenden. |
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In der [[DDR]] wurde ''Mauser'' nie aufgeführt, die Publikation und Verbreitung war bis 1988 verboten. Die geplante und bereits angekündigte Uraufführung im Jahre 1972 in Magdeburg wurde vom [[Ministerium für Kultur (DDR)|Ministerium für Kultur]] abgesagt. Das Stück wurde als ''konterrevolutionär'' verboten. |
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== Liste der ausstellenden Künstler (Auswahl) == |
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*Dennis Adams (USA) |
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*Bas Jan Ader (NL/†) |
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*John M. Armleder (CH) |
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*David Batchelor (SCO) |
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*Emese Benczur (HU) |
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*Christian Boltanski (F) |
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*Monica Bonvicini (I) |
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*Angela Bulloch (CAN) |
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*Knut Eckstein (D) |
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*[[Olafur Eliasson]] (DK) |
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*Tracey Emin (GB) |
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*[[Dan Flavin]] (USA/†) |
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*Silvie Fleury (CH) |
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*Loie Fuller (USA/† F) |
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*Dominique Gonzalez-Foerster (F) |
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*Elin Hansdottir (IS) |
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*Jenny Holzer (USA) |
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*Leopold Kessler (D) |
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*Kazuo Katase (JP) |
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*Gunilla Klingberg (SE) |
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*John Körmeling (NL) |
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*[[Mischa Kuball]] (D) |
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*Via Lewandowsky (D) |
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*[[László Moholy-Nagy]] (HU/†USA) |
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*Carsten Nicolai (D) |
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*Olaf Nicolai (D) |
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*Francois Morellet (F) |
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*Bruce Nauman (USA) |
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*Anny & Sibel Oztürk (TUR/D) |
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*Jorge Pardo (CUB) |
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*Philippe Parreno (AL) |
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*Peter Fischli / David Weiss (CH/CH) |
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*Finnbogi Petursson (IS) |
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*Daniel Pflumm (CH) |
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*Julius Popp (D) |
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*Diana Ramaekers (NL) |
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*Pipilotti Rist (CH) |
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*Egill Sæbjornsson (IS) |
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*Michael Samuels (UK) |
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*Mira Schendel (CH, † BR) |
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*Jan Peter E.R. Sonntag (D) |
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*Jürgen Stollhans (D) |
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*Atsuko Tanaka (JP/† JP) |
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*Saburo Teshigawara (JP) |
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*Haegue Yang (KR) |
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*Jun Yang (CN) |
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*Michel Verjux (F) |
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== Ausblick == |
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Die Biennale für Internationale Lichtkunst soll alle zwei Jahre in [[Nordrhein-Westfalen]] stattfinden. Dabei sollen sich turnusmäßig Thema und Austragungsorte abwechseln. |
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== Stil und Aufbau des Stücks == |
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== Kooperationspartner == |
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Kooperationspartner der Biennale sind die Ruhr.2010 (als Gesellschaft für die Organisation der Kulturhauptstadt), das Land [[Nordrhein-Westfalen]] sowie die landeseigene Kunststiftung, der [[Landschaftsverband Westfalen-Lippe]] (LWL) mit seiner Kulturstiftung, das [[Zentrum für Internationale Lichtkunst]] in Unna und die beteiligten Städte. |
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Das Stück hat keinen klassischen Aufbau mit Szenen und Akten und es hat auch keine Regieanweisungen, außer der Rollenverteilung und einer nachgestellten Anmerkung. Es beginnt damit, dass ''A'' vor dem Erschießungskommando steht und der ''Chor'' sein Einverständnis zu seiner Erschießung fordert. Daraufhin beginnt ''A'' seine Geschichte zu erzählen und im Dialog mit dem ''Chor'' bzw. ''B'' erfährt man die Geschehnisse. Am Ende wird ''A'' erschossen. |
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== Quellen == |
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Allgemein kommen im Text einige prägnante Verse vor, die sowohl von ''A'' als auch dem ''Chor'' wiederholt werden, dadurch hat der Text etwas [[Liturgie|liturgisches]]. |
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=== Literatur === |
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*[http://www.essen-fuer-das-ruhrgebiet.ruhr2010.de/fileadmin/user_upload/ruhr2010.de/scripts/download.php?file=uploads%2Fmedia%2Fbuchzwei.pdf Kulturhauptstadt Europas 2010 - Buch zwei] |
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*Flyer Biennale für Internationale Lichtkunst- open light in private spaces |
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*RUHR.2010 zum Mitnehmen. Erleben sie die Kulturhauptstadt Europas |
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*[http://www.biennale-lichtkunst.de/pages/de/presse/digitale_pressemappe open light in private spaces - Allgemeine Informationen zur Biennale] |
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== Bezüge == |
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*http://www.ruhr2010.de/biennale-lichtkunst/ |
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*http://www.biennale-lichtkunst.de/ |
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Mauser bezieht sich auf [[Berthold Brecht|Brechts]] Lehrstücke, insbesondere auf [[Die Maßnahme]], und kritisiert diese. Mauser variiert ein Thema aus [[Michail Alexandrowitsch Scholochow|Scholochows]] [[Der stille Don]]. |
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[[Kategorie:Kultur (Ruhrgebiet)]] |
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[[Kategorie:Bildende Kunst]] |
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== Literatur == |
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[[Kategorie:Beleuchtung]] |
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[[Kategorie:Lichtkunst|Lichtkunst]] |
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* Werke 4. Die Stücke 2, Frankfurt a. M. 2001, ISBN 3-51840-896-8 |
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* New German Critique 8, Frühling 1976, Milwaukee/Wisconsin, S. 122-149 |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Literarisches Werk]] |
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[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]] |
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[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Drama]] |
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[[Kategorie:Heiner Müller]] |
Version vom 9. Mai 2014, 11:35 Uhr
Mauser ist ein Theatertext von Heiner Müller, den er selbst der "Versuchsreihe" der an Brecht anknüpfenden Lehrstücke - im Unterschied zu den "Proletarischen Tragödien im Zeitalter der Konterrevolution" (Müller) - zugeordnet hat. Er wurde 1970 geschrieben und 1975 uraufgeführt.
Inhalt
Das Stück ist eine Sterbeszene mit Rückblenden. Der Revolutionär A (er hieß in einer frühen Fassung Mauser) hat sich vor dem als Chor auftretenden Tribunal der Partei zu rechtfertigen. Er hatte im frühen Sowjetrussland in der Stadt Witebsk, den roten Terror ausübend, neben zahllosen Konterrevolutionären auch seinen eigenen Vorgänger B erschossen, weil dieser Mitleid mit bäuerlichen Klassenbrüdern bekam, anstatt die emotionsfreie, notwendige Arbeit des Tötens an ihnen zu vollziehen. Diese "Arbeit" wurde A selbst unerträglich, er hat sich in einen bewußtlos-orgiastischen, schließlich körperlich lustvoll tötenden Henker verwandelt: "In seinem Nacken die Toten beschwerten ihn nicht mehr." Dieses politische Versagen verlangt, wie der Chor es fordert, als politische Antwort sein Einverständnis mit der eigenen Auslöschung. Er scheint es mit den letzten, auch vom Chor gesprochenen Worten TOD DEN FEINDEN DER REVOLUTION zu geben, doch bleibt es nach Lehmann/Winacker offen, "ob er sich selbst einbezieht, oder sich in einem nur maschinellen Einstimmen in den Chor der Selbstverneinung entzieht." [1]
Interpretation als Lehrstück
Veröffentlichung und Aufführung
Mauser wurde 1970 geschrieben. Erst 1976 wurde es in den Vereinigten Staaten in der germanistischen Fachzeitschrift New German Critique zweisprachig veröffentlicht. Die Uraufführung fand 1975 in Austin (Texas) (in englischer Sprache) durch die Austin Theatre Group, eine studentischen Laiengruppe, statt. Die Erstaufführung in der Bundesrepublik war erst 1980 am Schauspielhaus Köln. In der DDR wurde Mauser nie aufgeführt, die Publikation und Verbreitung war bis 1988 verboten. Die geplante und bereits angekündigte Uraufführung im Jahre 1972 in Magdeburg wurde vom Ministerium für Kultur abgesagt. Das Stück wurde als konterrevolutionär verboten.
Stil und Aufbau des Stücks
Das Stück hat keinen klassischen Aufbau mit Szenen und Akten und es hat auch keine Regieanweisungen, außer der Rollenverteilung und einer nachgestellten Anmerkung. Es beginnt damit, dass A vor dem Erschießungskommando steht und der Chor sein Einverständnis zu seiner Erschießung fordert. Daraufhin beginnt A seine Geschichte zu erzählen und im Dialog mit dem Chor bzw. B erfährt man die Geschehnisse. Am Ende wird A erschossen. Allgemein kommen im Text einige prägnante Verse vor, die sowohl von A als auch dem Chor wiederholt werden, dadurch hat der Text etwas liturgisches.
Bezüge
Mauser bezieht sich auf Brechts Lehrstücke, insbesondere auf Die Maßnahme, und kritisiert diese. Mauser variiert ein Thema aus Scholochows Der stille Don.
Literatur
- Werke 4. Die Stücke 2, Frankfurt a. M. 2001, ISBN 3-51840-896-8
- New German Critique 8, Frühling 1976, Milwaukee/Wisconsin, S. 122-149
Einzelnachweise
- ↑ Hans-Thies Lehmann/Patrick Primavesi: Heiner Müller Handbuch, Stuttgart/Weimar 2003, ISBN 3-476-01807-5, S.253