Hagen (brandenburgisches Adelsgeschlecht) und Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Mahlab): Unterschied zwischen den Seiten
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Seit dem [[Militärputsch in Ägypten 2013|Militärputsch vom 3. Juli]] ließ der Putschistenführer, [[Oberster Rat der Streitkräfte|Militärratschef]] [[Abd al-Fattah as-Sisi]], der den ersten demokratisch gewählten Präsidenten Ägyptens [[Mohammed Mursi]] unter Abstreitung eigener Ambitionen auf die Präsidentschaft gestürzt und eine anti-islamistische, nicht gewählte Übergangsregierung installiert hatte, die Anhänger des gestürzten Präsidenten verfolgen.<ref name="DW_2014-03-28_VPZ" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-26_SWP" /><ref name="FAZ_2013-11-04_GAP">[http://www.webcitation.org/6Kt6FPruZ Mursi-Prozess in Ägypten - Der Gerichtssaal als politische Bühne], Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. November 2013, von Markus Bickel, archiviert vom [http://www.faz.net/aktuell/politik/mursi-prozess-in-aegypten-der-gerichtssaal-als-politische-buehne-12647892.html Original] am 4. November 2013.</ref> Der rücksichtslose Repressionskurs der militärgestützten Übergangsregierung führte in Ägypten zu einer Destabilisierung der Lage. Ägypten galt im Frühjahr 2014 als bankrott, nahezu unregierbar und zunehmend unsicher.<ref name="SpiegelOL_2014-04-03_KaE">''[http://www.webcitation.org/6OYX70AmE Krisenherde an den EU-Grenzen: Europas schwierige Nachbarn]'', Spiegel Online, 3. April 2014, von Raniah Salloum, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-syrien-aegypten-eu-nachbarn-im-risikoprofil-a-961957.html Original] am 3. April 2014.</ref><ref name="Guardian_2014-03-06_IMC" /> |
|||
[[Datei:Nackel Manor.jpg|miniatur|Herrenhaus des Alexander von der Hagen in [[Nackel]], erbaut 1905]] |
|||
[[Datei:CarlolinevonderHagen.png|miniatur|Wappen von Caroline von der Hagen]] |
|||
Die '''von der Hagen''' sind ein altes [[Mark Brandenburg|brandenburgisches]] [[Adel]]sgeschlecht, das mit ''Petrus de Hage'' in [[Wusterhausen/Dosse|Wusterhausen]] im Jahr 1307 urkundlich erstmals erwähnt ist und die direkte Stammreihe mit ''Hans von dem Hage'' beginnt, der in den Jahren 1370–1378 im Gefolge des Grafen ''Albrecht von Lindow'' und 1381 als [[Vasall]] des [[Erzbischof]]s von [[Magdeburg]] genannt ist. Die Familie war schlossgesessen im Land [[Rhinow]]. |
|||
Ende Februar 2014 trat das [[Kabinett Beblawi]] der militärgestützten Übergangsregierung überraschend zurück,<ref name="derStandard-at_2014-02-25_BMS" /> während Militärchef Sisi seine Rolle als inoffizieller Machthaber Ägyptens beibehielt,<ref name="Blick-ch_2014-03-30_ÄSE" /><ref name="tagesschau-de_2014-04-20_ATI" /><ref name="SRF_2014-04-20_KFÄ">''[http://www.webcitation.org/6OzKZ6aoo Kandidaten für ägyptische Präsidentschaftswahl stehen fest]'', Schweizer Radio und Fernsehen (SRF 4 News, 20.00 Uhr), 20. April 2014, archiviert vom [http://www.srf.ch/news/international/kandidaten-fuer-aegyptische-praesidentschaftswahl-stehen-fest Original] am 21. April 2014.</ref><ref name="DW_2014-04-20_ZUP">''[http://www.webcitation.org/6OzIpwwho Zweikampf um Präsidentenamt in Ägypten - Bei der Präsidentenwahl in Ägypten Ende Mai gibt es neben dem favorisierten Ex-Armeechef al-Sisi nur einen weiteren Kandidaten, den Linkspolitiker Sabahi]'', Deutsche Welle, 20. April 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/zweikampf-um-pr%C3%A4sidentenamt-in-%C3%A4gypten/a-17580440 Original] am 21. April 2014.</ref><ref name="NYT_2014-01-27_ERE">''[http://www.webcitation.org/6P23AYhYE Egypt’s Ruler Eyes Riskier Role: The Presidency]'' (englisch). The New York Times, 27. Januar 2014, von David D. Kirkpatrick, archiviert vom [http://www.nytimes.com/2014/01/28/world/middleeast/egypt.html Original] am 22. April 2014.</ref> sich in eine klare Favoritenposition für seine eigene Präsidentschaftskandidatur brachte und eine neues Übergangs-Kabinett unter Führung des als Vertrauter [[Husni Mubarak]]s geltenden [[Ibrahim Mahlab]] als Interims-Ministerpräsident installiert wurde. Die Führung und Zusammensetzung des am 1. März 2014 vereidigten Kabinetts Mahlab wird als Anzeichen für eine Restauration der alten politischen Elite des gestürzten Langzeit-Machthabers Mubarak angesehen.<ref name="SpiegelOL_2014-02-25_MVM" /><ref name="DiePresse-com_2014-02-25_BMS" /><ref name="derStandard-at_2014-02-25_BMS" /><ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /><ref name="TageblattOL_2014-03-02_NRV" /><ref name="merkur-OL_2014-03-02_NRÄ" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-09_REW" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-09_WAD" /><ref name="DiePresse-com_2014-03-04_ÄAS" /><ref name="NYT_2014-01-27_ERE" /> |
|||
== Adelslegitimation == |
|||
[[Preußen|Preußische]] Adelslegitimation am 5. April 1803 in [[Berlin]] unter Beilegung des väterlichen Namens und Wappens für [[Friedrich Heinrich von der Hagen]] (1780–1856), natürlicher Sohn des ''Leopold von der Hagen'' (1747–1814), [[Gutsherr]] auf Schmiedeberg ([[Angermünde]], Uckermark). |
|||
Die seit der [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014]] bestehenden Unruhen in Ägypten dauerten unter der militärgestützten Übergangsregierung des Kabinetts Mahlab an.<ref name="FocusOL_2014-04-21_SGA" /> Unabhängigen Schätzungen zufolge wurden in den ersten acht Monaten nach dem Sturz Mursis durch das Militär bei Demonstrationen und Auseinandersetzungen mehr als 2500 Ägypter getötet, über 17.000 verwundet und mehr als 16.000 festgenommen. Darüber hinaus wurden Hunderte bei terroristischen Angriffen getötet. Diese Zahlen überschritten selbst die der in Hinsicht auf Menschenrechtsverletzungen dunkelsten Periode Ägyptens seit dem [[Militärputsch in Ägypten 1952]] und spiegeln eine beispiellose Anwendung von Gewalt in der jüngeren politischen Geschichte Ägyptens wider.<ref name="CarnegieEndowment_2014-03-24_EUI">''[http://www.webcitation.org/6OOqbEjii Egypt’s Unprecedented Instability by the Numbers]'' (englisch). Carnegie Endowment For International Peace, 24. März 2014, von Michele Dunne und Scott Williamson , archiviert vom [http://carnegieendowment.org/2014/03/24/egypt-s-unprecedented-instability-by-numbers/h5j3 Original] am 28. März 2014.</ref> Für die sich seit dem dem Sturz Mursis durch das Militär häufenden Angriffe auf Sicherheitskräfte erklärte die militärgestützte Übergangsregierung die mittlerweile von den neuen Machthabern verbotene und zur Terrororganisation erklärte [[Muslimbruderschaft]] verantwortlich, obwohl sich immer wieder radikal-islamische Splittergruppen zu den Taten bekannten und die Muslimbrüder die Vorwürfe des Militärregimes zurückwiesen.<ref name="FocusOL_2014-04-21_SGA" /><ref name="derStandard-at_2014-04-20_ZTB">''[http://www.webcitation.org/6P0cb7Dgj Zwei Tote bei Angriff auf Sicherheitskräfte in Ägypten]'', derStandard.at, 20. April 2014, archiviert vom [http://derstandard.at/1397521155196/Zwei-Tote-bei-Angriff-auf-Sicherheitskraefte-in-Aegypten Original] am 21. April 2014.</ref> |
|||
Zu beachten ist, dass es verschiedene andere Adelsfamilien mit ähnlich klingende Namen wie ''„vom Hagen“'', ''„von dem Hagen“'' oder ''„von Hagen“'' gibt, die '''nicht''' miteinander verwandt sind. |
|||
Die Strafverfolgung von Regimegegnern und Journalisten weitete sich aus und es kam zu einer Welle politisierter und international scharf kritisierter Massenprozesse. Wenige Tage, nachdem in Minya über 500 Regimegegner nach einer kurzen Gerichtssitzung in einem Massenurteil zum Tode verurteilt wurden,<ref name="NYT_2013-07-02_2014-03-25_ToT">''[http://www.webcitation.org/6OKvIdTkK Timeline of Turmoil in Egypt After Mubarak and Morsi - More than two years after the Egyptian uprising that ushered in Mohamed Morsi as the country’s first elected leader, he was deposed by the military. Explore key moments of his rule and the aftermath]'' (englisch). The New York Times, 2. Juli 2013 (Nominell), von Shreeya Sinha and Erin Banco, archiviert vom [http://www.nytimes.com/interactive/2013/07/02/world/middleeast/03egypt-timeline-morsi.html?ref=middleeast&_r=0#/#time259_8416 Original] am 25. März 2014.</ref> verkündete der ''de facto''-Machthaber Sisi Ende März 2014 offiziell seinen Rücktritt als Armeechef, Verteidigungsminister und Vize-Ministerpräsident, um für die anstehenden Präsidentschaftswahlen zu kandidieren.<ref name="N24_2014-03-27_AFW" /><ref name="NYT_2014-03-26_GWL">''[http://www.webcitation.org/6P23xkcmg General Who Led Takeover of Egypt to Run for President]'' (englisch). The New York Times, 26. März 2014, von David D. Kirkpatrick, archiviert vom [http://www.nytimes.com/2014/03/27/world/middleeast/general-el-sisi-egypt.html?hp Original] am 22. April 2014.</ref> |
|||
Im [[Einschreibebuch des Klosters Dobbertin]] befinden sich zwei Eintragungen von Töchtern der Familien von Hagen aus dem Hause Gülzow, Zibühl und Stieten aus den Jahren 1733-1789 zur Aufnahme in das dortige adeligen [[Damenstift]]. Charlotta Sophia von Hagen (1729-1818) war von 1800-1818 als Domina die Vorsteherin des Konvents. Ihr [[Wappenschild]] mit zwei anhängenden [[Ordenskreuzen]] befindet sich auf der [[Nonnenempore]] in der [[Kloster Dobbertin|Klosterkirche]]. |
|||
== |
== Vorgeschichte == |
||
{{Siehe auch|Arabischer Frühling|Revolution in Ägypten 2011}} |
|||
In Rot zwei spitz gegeneinander gestellte silberne Zelthaken, in zwei goldenen Ringen stehend, überhöht von einer goldenen [[Helmkrone|Blätterkrone]]. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken eine wachsende rot gekrönte Jungfrau mit herabfallendem blondem Haar, in der Rechten einen Zweig mit drei roten Rosen emporhaltend, die Linke eingestemmt. |
|||
{{Hauptartikel|Staatskrise in Ägypten 2013/2014|Militärputsch in Ägypten 2013}} |
|||
=== Krisenerscheinungen während der Regierung Beblawi === |
|||
== Namensträger == |
|||
{{Hauptartikel|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)}} |
|||
{{Mehrere Bilder |
|||
| align = right |
|||
| Richtung = horizontal |
|||
| Breite = 220 |
|||
| Bild1 = Dead bodies of Morsi supporters.jpg |
|||
| Untertitel1 = Leichen von Mursi-Anhängern, die [[Massentötung in Kairo am 27. Juli 2013|während der Intervention der Sicherheitskräfte am 27. Juli 2013]] getötet wurden.<ref name="VOA_2013-07-27_CIE">[http://www.webcitation.org/6LjXT3UvO Clashes in Egypt] (englisch). Voice Of America, 27. Juli 2013, von Elizabeth Arrott, archiviert vom [http://www.voanews.com/media/photogallery/1711271.html Original] am 9. Dezember 2013.</ref>. |
|||
| Bild2 = Dead bodies in RABIA Massacre (1).jpg |
|||
| Untertitel2 = Leichen nach der [[Blutbad in Kairo und Gizeh 2013|Zerschlagung des Rabia-Sit-ins durch Sicherheitskräfte am 14. August 2013]]. |
|||
}} |
|||
{{Mehrere Bilder |
|||
| align = right |
|||
| Richtung = horizontal |
|||
| Breite = 220 |
|||
| Bild1 = R4bia sign used in solidarity with victims of Rabaa crackdown 23-Aug-2013.jpg |
|||
| Untertitel1 = In Solidarität mit den Opfern der [[Blutbad in Kairo und Gizeh 2013|gestürmten Protestlager]] verwenden Demonstranten in Kairo das [[R4bia]]-Zeichen (23. August 2013).<ref name="VOA_2013-08-23_IFE">[http://www.webcitation.org/6Ln4jVdXp Images from Egypt] (englisch). Voice Of America, 23. August 2013, archiviert vom [http://www.voanews.com/media/photogallery/1735539.html Original] am 11. Dezember 2013.</ref> |
|||
| Bild2 = Water cannon fired on female Islamist students - protest at Al-Azhar University Cairo 11-Dec-2013.jpg |
|||
| Untertitel2 = Al-Azhar-Universität in Kairo (11. Dezember 2013):<ref name="VOA_2013-12-11_PIC" /> „Studenten gegen den Putsch“-Proteste erfassten seit September 2013 die großen Universitäten<ref name="derStandard-at_2013-10-02_AWÄ">[http://www.webcitation.org/6K8YqzaEp Ashton will ägyptischen Dialog anstoßen], derStandard.at, 2. Oktober 2013 (Printversion: Der Standard, 3. Oktober 2013), von Astrid Frefel, archiviert vom [http://derstandard.at/1379292875086/Catherine-Ashton-will-aegyptischen-Dialog-anstossen Original] am 5. Oktober 2013.</ref><ref name="ORF-at_2013-09-29_UAÄ">[http://www.webcitation.org/6K8ZBeqOT Unruhen an Ägyptens Universitäten: Dutzende Verletzte], ORF.at, 29. September 2013, archiviert vom [http://orf.at/stories/2200415/ Original] am 5. Oktober 2013.</ref> |
|||
}} |
|||
[[Datei:Participants holding a flag and a picture of Abdel Fateh el Sissi.jpg|mini|Pro-Sisi-Demonstrant mit Sisi-Portrait auf dem Tahrir-Platz am blutigen [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Gewalt am dritten Jahrestag des Aufstands gegen Mubarak (25. Januar 2014)|dritten Jahrestag des Volksaufstands]] (25. Januar 2014)<ref name="VOA_2014-01-25_GLE">[http://www.webcitation.org/6NgFu3bs1 Government-led events on Cairo's Tahrir Square] (englisch). Voice Of America, 25. Januar 2014, archiviert vom [http://www.voanews.com/media/photogallery/1837556.html Original] am 26. Februar 2014.</ref>]] |
|||
Während der Regierungszeit des Kabinetts Beblawi eskalierte die Staatskrise in Ägypten. Seit dem Putsch hielten Proteste von Gegnern des Putsches, vor allem Unterstützer des gestürzten Präsidenten, an. Es kam zu blutigen Zusammenstößen und Massentötungen, bei denen weit über tausend Menschen, weitgehend zivile Putschgegner und Mitglieder der [[Muslimbruderschaft]], von den Sicherheitskräften erschossen wurden.<ref name="Spiegel-Ol_2013-10-17_WGS">[http://www.webcitation.org/6KRUjBFJN Ägyptens Militärchef: Wie General Sisi seine Macht sichert], Spiegel Online, 17. Oktober 2013, von Raniah Salloum, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-sisi-gibt-die-macht-nicht-wieder-her-a-928330.html Original] am 17. Oktober 2013.</ref> |
|||
Unter anderem ereigneten sich Massentötungen von Demonstranten durch Sicherheitskräfte am [[Massentötung in Kairo am 27. Juli 2013|27. Juli 2013]] in der Nasr-Straße in Kairo (nach unabhängigen Quellen 95<ref name="CIHRS_2013-12-10_NAO">[http://www.webcitation.org/6M7TWpHSt Egypt: No Acknowledgment or Justice for Mass Protester Killings Set Up a Fact-Finding Committee as a First Step] (englisch). Cairo Institute for Human Rights Studies, 10. Dezember 2013, archiviert vom [http://www.cihrs.org/?p=7670&lang=en Original] am 25. Dezember 2013.</ref><ref name="HRW_2013-12-10_NAO">[http://www.webcitation.org/6M7VFZb42 Egypt: No Acknowledgment or Justice for Mass Protester Killings] (englisch). Human Rights Watch, 10. Dezember 2013, archiviert vom [http://www.hrw.org/news/2013/12/10/egypt-no-acknowledgment-or-justice-mass-protester-killings Original] am 25. Dezember 2013.</ref> oder 109<ref name="DNE_2013-12-30_2BY">[http://www.webcitation.org/6MvBpFDYb 2013 a ‘black year’ for human rights] (englisch). Daily News Egypt, 30. Dezember 2013, von Rana Muhammad Taha, archiviert vom [http://www.dailynewsegypt.com/2013/12/30/2013-a-black-year-for-human-rights/ Original] am 26. Januar 2014.</ref> getötete Demonstranten, 1 getöteter Polizist<ref name="CIHRS_2013-12-10_NAO" /><ref name="HRW_2013-12-10_NAO" />), am [[Blutbad in Kairo und Gizeh 2013|14. August 2013]] bei der Zerschlagung der Sit-ins der Muslimbruderschaft am Nahda- und am Rabia-al-Adawija-Platz in Kairo (nach unabhängigen Quellen bis zu oder über 1000<ref name="CIHRS_2013-12-10_NAO" /><ref name="HRW_2013-12-10_NAO" /><ref name="DNE_2013-11-16_9KI">[http://www.webcitation.org/6MvDH8O1t 976 killed in greater Cairo in two months: Forensics Authority - Death toll includes 627 who died during the dispersal of Rabaa Al-Adaweya sit-in] (englisch). Daily News Egypt, 16. November 2013, von Rana Muhammad Taha, archiviert vom [http://www.dailynewsegypt.com/2013/11/16/976-killed-in-greater-cairo-in-two-months-forensics-authority/ Original] am 26. Januar 2014.</ref><ref name="DNE_2013-12-30_2BY" /><ref name="DNE_2014-03-04_HRI" /> beziehungsweise 1400<ref group="Anmerkung" name="ANM1">Auf Nachrichtenagenturmeldungen beruhende, westliche Medienberichte von Ende Dezember 2013 gaben an, bei der Auflösung der Protestcamps am 14. August 2013 durch die Sicherheitskräfte seien 1400 Menschen getötet worden. Quellen: beispielsweise 1. [http://www.webcitation.org/6M7Dajb6A Ägypten: Polizei fasst Ex-Regierungschef auf der Flucht], Spiegel Online, 24. Dezember 2013, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-polizei-nimmt-fluechtenden-ex-regierungschef-fest-a-940808.html Original] am 25. Dezember 2013; 2. [http://www.webcitation.org/6MBxdmPFb Bombenanschlag - Ägypten: Viele Tote bei Angriff auf Polizeizentrale], heute.de, 24. Dezember 2013, archiviert vom [http://www.heute.de/anschlag-in-aegypten-viele-tote-in-mansura-muslimbrueder-sollen-verantwortlich-sein-31268174.html Original] am 28. Dezember 2013; 3. [http://www.webcitation.org/6MC1ZlNMu Ägypten - Muslimbrüder zu Terrororganisation erklärt], Süddeutsche.de, 26. Dezember 2013, archiviert vom [http://www.sueddeutsche.de/politik/aegypten-muslimbrueder-zu-terrororganisation-erklaert-1.1850843 Original] am 28. Dezember 2013.</ref> getötete Demonstranten, 9 getötete Polizisten<ref name="CIHRS_2013-12-10_NAO" /><ref name="HRW_2013-12-10_NAO" />), am [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Fortsetzung der Gewalt und Blutbad bei der Al-Fetah-Moschee am Ramses-Platz (16. August)|16. August 2013]] in Kairo (mindestens 120 Tote, 2 getötete Polizisten<ref name="CIHRS_2013-12-10_NAO" /><ref name="HRW_2013-12-10_NAO" />) und am [[Blutbad am 40. Jahrestag des Jom-Kippur-Krieges in Ägypten|6. Oktober 2013]] bei der Auflösung der Märsche von Dokki und Ramses-Platz zum Tahrir-Platz in Kairo (mindestens 57 getötete Demonstranten<ref name="CIHRS_2013-12-10_NAO" /><ref name="HRW_2013-12-10_NAO" />). Einige der schwerwiegendsten Gewalttaten in Ägypten seit der gewaltsamen Auflösung der zwei Pro-Mursi-Sit-ins am 14. August 2013, die ''Human Rights Watch'' „den schwersten Vorfall widerrechtlicher Tötungen in der neueren Geschichte Ägyptens“ genannt hatte, ereigneten sich am [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Gewalt am dritten Jahrestag des Aufstands gegen Mubarak (25. Januar 2014)|25. Januar 2014]], dem dritten Jahrestag des Volksaufstands von 2011,<ref name="DNE_2014-02-13_2DJ" /><ref name="DNE_2014-02-02_2JD">[http://www.webcitation.org/6NsQOp0wm 25 January death toll rises to 103: Independent count] (englisch). Daily News Egypt, 2. Februar 2014, von Ali Omar, archiviert vom [http://www.dailynewsegypt.com/2014/02/02/25-january-death-toll-rises-103-independent-count/ Original] am 6. März 2014.</ref> als nach unabhängigen Quellen 108 Menschen, vornehmlich Muslimbrüder,<ref name="DiePresse_2014-02-26_ÄGR">[http://www.webcitation.org/6NnIWEMpw Ägyptens gekaperte Revolution], DiePresse.com, 26. Januar 2014 (Print-Ausgabe: "Die Presse", 27. Januar 2014), von Karim El-Gawhary, archiviert vom [http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1553914/Aegyptens-gekaperte-Revolution Original] am 3. März 2014.</ref> getötet wurden.<ref name="DNE_2014-02-13_2DJ">[http://www.webcitation.org/6Nl8DPlHZ 265 dead in January: Independent count - Independent statistical database Wiki Thawra reports 108 dead on revolution’s third anniversary – nearly double the official count of 66], Daily News Egypt, 13. Februar 2014, von Rana Muhammad Taha, archiviert vom [http://www.dailynewsegypt.com/2014/02/13/265-dead-january-independent-count/ Original] am 1. März 2014.</ref> Den Machthabern wurde [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Vorwurf der Straffreiheit bei Verbrechen gegen Mursi-Anhänger|Straffreiheit bei Verbrechen gegen Mursi-Anhänger]] vorgeworfen. Nach Rücktritt des Kabinetts Beblawi erging im März 2014 das erste und bisher einzige Gerichtsurteil im Zusammenhang mit den Aufständen in Kairo vom Sommer 2013 und deren Niederschlagung in oft brutalen Einsätzen der Sicherheitskräfte, bei denen mindestens 1400 Menschen teilweise durch systematische Erschießungen getötet worden waren.<ref name="SpiegelOL_2014-03-18_ÄPW">''[http://www.webcitation.org/6OAlcqQeR Nach Protesten in Kairo: Ägyptischer Polizist wegen Totschlags verurteilt]'', Spiegel Online, 18. März 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegyptischer-polizist-wegen-totschlags-verurteilt-a-959440.html Original] am 18. März 2014.</ref> Es erfolgte als Haftstrafe gegen einen Polizisten, der für schuldig befunden wurde, den [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Massentod von Untersuchungshäftlingen (18. August)|Tod von 37 Untersuchungsgefangenen]] während des Polizeigewahrsams verschuldet zu haben. |
|||
{{:von Hagen}} |
|||
Die militärgestützte Übergangsregierung verhängte Mitte August 2013 einen letztendlich [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Ausnahmezustand|dreimonatigen Ausnahmezustand]], der Behörden und Einsatzkräften Sonderrechte beim Vorgehen gegen Proteste und Versammlungen verlieh und die [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Propaganda gegen Muslimbrüder und Repressalien gegen Medien|Arbeit der Medien im Land bei gleichzeitigen Propagandakampagnen gegen die Muslimbruderschaft]] erschwerte.<ref name="Zeit-OL_2013-09-12_MVA">[http://www.webcitation.org/6JkTbcyI9 Machtkampf – Mansour verlängert Ausnahmezustand], Zeit Online, 12. September 2013, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-09/kairo-aegypten-ausnahmezustand Original] am 19. September 2013.</ref><ref name="DW_2013-09-29_MFÄ">[http://www.webcitation.org/6KBygTpEU Ägypten – Maulkorb für Ägyptens Medien], Deutsche Welle, 29. September 2013, von Markus Symank, archiviert vom [http://dw.de/p/19qKO Original] am 7. Oktober 2013.</ref> Der Vizeinterimspräsident [[Mohammed el-Baradei]] [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Ausreise el-Baradeis (18. August)|trat aus Protest gegen die Staatsgewalt zurück]] und entzog sich einer Verhaftung durch Flucht ins Ausland. Die Pressefreiheit wurde auch [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Gesetzliche Maßnahmen und Initiativen|nach Ende des Ausnahmzustands durch restriktive Gesetzgebung eingeschränkt]], während die militärgestützte Übergangsregierung eine [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Staatskampagne gegen ausländische Medien|Staatskampagne gegen ausländische Medien]] führte. Nach unabhängigen Zählungen wurden mehr als 21.000 Menschen - vornehmlich Mursi-Anhänger - verhaftet<ref name="FR-OL_2014-01-26_TuT">[http://www.webcitation.org/6NhdanVBp Ägypten - Tod und Terror zum Feiertag], Frankfurter Rundschau, 26. Januar 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom [http://www.fr-online.de/aegypten-syrien-revolution/aegypten-tod-und-terror-zum-feiertag,7151782,26002072.html Original] am 27. Februar 2014.</ref><ref name="BZ_2014-01-26_AZR">[http://www.webcitation.org/6Niztau7o Ägypten - Auseinandersetzungen zum Revolutionsjubiläum], Berliner Zeitung, 26. Januar 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom [http://www.berliner-zeitung.de/politik/aegypten-auseinandersetzungen-zum-revolutionsjubilaeum--,10808018,25998334.html Original] am 28. Februar 2014.</ref><ref name="DNE_2014-01-13_2AS">[http://www.webcitation.org/6NjF2azA1 21,317 arrested since Morsi’s ouster: independent count - Detention extended for 11 protesters who violated the Protest Law] (englisch). Daily News Egypt, 13. Januar 2014, von Rana Muhammad Taha, archiviert vom [http://www.dailynewsegypt.com/2014/01/13/21317-arrested-since-morsis-ouster-independent-count/ Original] am 28. Februar 2014.</ref> die Führungsspitze der Muslimbruderschaft inhaftiert<ref name="Reuters-DE_2013-11-03_ÄGP">[http://www.webcitation.org/6KqywYtjp Ägyptens gestürzter Präsident Mursi vor Gericht], Reuters Deutschland, 3. November 2013, von Michael Georgy, archiviert vom [http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE9A200920131103 Original] am 3. November 2013.</ref> und Tausende Muslimbrüder festgenommen. Sämtliche Organisationen der Muslimbruderschaft wurden verboten, ihr Vermögen konfisziert<ref name="TT_2013-11-06_MiÄ">[http://www.webcitation.org/6KwBurbI5 Konflikte – Muslimbrüder in Ägypten scheiterten mit Beschwerde gegen Verbot], Tiroler Tageszeitung, 6. November 2013, archiviert vom [http://www.tt.com/politik/konflikte/7423704-91/muslimbr%C3%BCder-in-%C3%A4gypten-scheiterten-mit-beschwerde-gegen-verbot.csp Original] am 6. November 2013.</ref> und die Organisation schließlich von Seiten der Übergangsregierung zur terroristischen Vereinigung erklärt.<ref name="Süddeutsche-de_2013-12-26_MZT">''[http://www.webcitation.org/6MC1ZlNMu Ägypten - Muslimbrüder zu Terrororganisation erklärt]'', Süddeutsche.de, 26. Dezember 2013, archiviert vom [http://www.sueddeutsche.de/politik/aegypten-muslimbrueder-zu-terrororganisation-erklaert-1.1850843 Original] am 28. Dezember 2013.</ref> Noch vor Mitte Januar 2014 erreichte der Todeszoll seit dem Militärputsch nach unabhängigen Zählungen 2665 Menschen.<ref name="SonntagsZeitung_2014-01-12_WRM">''[http://www.webcitation.org/6MZnNVnUp Weniger Religion, mehr Militär, Polizei und Justiz]'', SonntagsZeitung, 12. Januar 2014, von Martin Gehlen, archiviert vom [http://www.sonntagszeitung.ch/nachrichten/artikel-detailseiten/?newsid=271586 Original] am 12. Januar 2014.</ref> Die US-Regierung, die den Putsch zunächst gerechtfertigt hatte, [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Einfrieren von Teilen der US-Militärhilfe und Ägyptenbesuch Kerrys|fror im Oktober 2013 Teile der Militärhilfe an Ägypten vorerst ein]].<ref name="Welt_2013-10-09_USM">[http://www.webcitation.org/6KFv5XwSe Unterstützung – USA stoppen Militärhilfe für Ägypten], Die Welt, 9. Oktober 2013, archiviert vom [http://www.welt.de/politik/ausland/article120778420/USA-stoppen-Militaerhilfe-fuer-Aegypten.html Original] am 10. Oktober 2013.</ref><ref name="tagesschau-de_2013-10-10_VKU">[http://www.webcitation.org/6KG3unwgm USA fordern politische Reformen – Vorerst keine US-Waffen für Ägypten], tagesschau.de, 10. Oktober 2013, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/usa-aegypten102.html Original] am 10. Oktober 2013.</ref><ref name="DW_2013-10-10_ÄKE">[http://www.webcitation.org/6KIHe7wkI Ägypten – Ägypten kritisiert Einschränkung von US-Militärhilfe], Deutsche Welle, 10. Oktober 2013, von Nils Naumann, archiviert vom [http://dw.de/p/19xgr Original] am 11. Oktober 2013.</ref> |
|||
== Familiensitze == |
|||
* [[Hohennauen]] bei Rhinow |
|||
* [[Langen (Fehrbellin)|Langen]] |
|||
* [[Nackel]] |
|||
* [[Angermünde|Schmiedeberg (Uckermark)]] |
|||
Der Übergangsregierung Beblawi wurde vorgeworfen, die nach dem Putsch sprunghaft angestiegenen Terroranschläge<ref name="DNE_2013-12-30_2BY" /><ref name="DNE_2014-03-04_HRI" /> im Land nicht wirksam begegnet zu haben, für die die militärgestützte Regierung Extremisten mit Verbindungen zu Mursi und dessen Muslimbruderschaft verantwortlich gemacht hatte,<ref name="tagesschau-de_2014-02-24_ÄRT">[http://www.webcitation.org/6Ne7S3kN3 Kabinett wird umgebildet - Ägyptische Regierung tritt zurück], tagesschau.de, 24. Februar 2014, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten2244.html Original] am 25. Februar 2014.</ref> obwohl Experten eine Verantwortung der Muslimbruderschaft für Terroranschläge als unwahrscheinlich einschätzten.<ref name="BZ_2014-02-24_WIF">[http://www.webcitation.org/6Nf44H15l Machtwechsel in Ägypten - Der Weg ist frei für al-Sisi], Berliner Zeitung, 24. Februar 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom [http://www.berliner-zeitung.de/politik/machtwechsel-in-aegypten-der-weg-ist-frei-fuer-al-sisi,10808018,26334192.html Original] am 26. Februar 2014.</ref> Der gestürzte Staatspräsident Mursi wurde seit dem Putsch vom 3. Juli bis zu seinem Prozessbeginn am 4. November 2013 an einem nicht bekannt gegebenen Ort festgehalten<ref name="RP-OL_2013-11-14_Msj">[http://www.webcitation.org/6L8A0c9Qa Hochsicherheitsgefängnis in Ägypten: Mursi sitzt jetzt in Isolationshaft], RP Online, 14. November 2013, archiviert vom [http://www.rp-online.de/politik/ausland/mursi-sitzt-jetzt-in-isolationshaft-aid-1.3818054 Original] am 14. November 2013.</ref> und zusammen mit weiteren Führungspersonen der Muslimbruderschaft unter Androhung [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslanger Haft]] oder [[Todesstrafe]] vor Gericht gestellt.<ref name="Reuters-DE_2013-11-04_EBP">''[http://www.webcitation.org/6Kti5TEgp Eklat bei Prozess gegen Ägyptens Ex-Präsidenten Mursi]'', Reuters Deutschland, 4. November 2013, archiviert vom [http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE9A302L20131104?sp=true Original] am 5. November 2013.</ref><ref name="DW_2013-11-04_UMD">[http://www.webcitation.org/6KtCpN6CG Ägypten – USA mahnen Demokratie in Ägypten an], Deutsche Welle, 4. November 2013, archiviert vom [http://dw.de/p/1AB0v Original] am 5. November 2013.</ref> Bezüglich der Haftbedingungen während der Regierung Beblawi kam es zu [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Haftbedingungen und Foltervorwürfe|schwerwiegenden Beschuldigungen und Foltervorwürfen]]. |
|||
== Literatur == |
|||
* Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch: ''[[Neues preussisches Adelslexicon]]'', Band II, Seite 317f., Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1836 |
|||
* [[Genealogisches Handbuch des Adels]], ''Adelslexikon'' Band IV, Seite 380, Band 67 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1978 |
|||
Trotz milliardenschwerer Finanzhilfen aus den Golfstaaten [[Saudi-Arabien]], [[Kuwait]] und den [[Vereinigte Arabische Emirate|Vereinigten Arabischen Emiraten]] nahm die Wirtschaftskrise Ägyptens während der Regierungszeit des Kabinetts Beblawi überhand.<ref name="SpiegelOL_2014-02-25_MVM">[http://www.webcitation.org/6Nf7I3f1q Ägypten: Mubarak-Vertrauter Mahlab wird neuer Regierungschef], Spiegel Online, 25. Februar 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/ibrahim-mahlab-wird-neuer-premierminister-in-aegypten-a-955601.html Original] am 26. Februar 2014.</ref><ref name="Tagesspiegel_2014-02-25_WKN">[http://www.webcitation.org/6Ne6baFiw Ägypten - Was kommt nach der Übergangsregierung?], Der Tagesspiegel, 25. Februar 2014 (O:00 Uhr), von Martin Gehlen, archiviert vom [http://www.tagesspiegel.de/politik/aegypten-was-kommt-nach-der-uebergangsregierung/9531496.html Original] am 25. Februar 2014.</ref><ref name="derStandard-at_2014-02-25_BMS">[http://www.webcitation.org/6NfmLGgb0 Bauminister Mahlab soll ägyptische Regierung bilden], derStandard.at, 25. Februar 2014, archiviert vom [http://derstandard.at/1392686317306/Aegyptens-Bauminister-Mahlab-mit-Regierungsbildung-betraut Original] am 26. Februar 2014.</ref><ref name="Tagesspiegel_2014-02-25_WKN" /> Die durch den Machtkampf zwischen der vom Militär eingesetzten Übergangsregierung und den Muslimbrüdern nach dem Putsch verursachte Verschärfung der politischen Unsicherheit und wachsende Instabilität Ägyptens schlug sich auch in deutlichen Einbußen der für die Wirtschaft des Landes bedeutenden [[Tourismus]]-Branche nieder.<ref name="Reuters-DE_2013-11-04_EBP" /> Massive Streiks erfassten zahlreiche Bereiche Ägyptens.<ref name="tagesschau-de_2014-02-24_ÄRT" /><ref name="tagesschau-de_2014-02-24_ÄRZ">[http://www.webcitation.org/6NcwezUye Audio: Übergangsregierung zurückgetreten] ([http://www.webcitation.org/6Ncwhqnkc MP3], 1'07 Min.), tagesschau.de, 24. Februar 2014, von Jürgen Stryjak (SWR, Kairo), archiviert vom [http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio118650.html Original] ([http://media.tagesschau.de/audio/2014/0224/AU-20140224-1427-2401.mp3 MP3]) am 24. Februar 2014.</ref><ref name="tagesschau-de_20114-02-24_ÄRZvid">[http://www.webcitation.org/6NcxgCYnp Video - Ägyptische Regierung zurückgetreten] ([http://www.webcitation.org/6Ncxl3VYa MP4]), tagesschau.de, 24. Februar 2014, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video1374812.html Original] ([http://download.media.tagesschau.de/video/2014/0224/TV-20140224-1414-5601.websm.h264.mp4 MP4]) Am 24. Februar 2014.</ref><ref name="FAZ_2014-02-24_SMT">[http://www.webcitation.org/6Nda1MesW Krise in Ägypten - Sisis Marionettenkabinett tritt zurück], Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Februar 2014, von Markus Bickel, archiviert vom [http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/krise-in-aegypten-sisis-marionettenkabinett-tritt-zurueck-12817968.html Original] am 25. Februar 2014.</ref> |
|||
[[Kategorie:Preußisches Adelsgeschlecht]] |
|||
[[Kategorie:Brandenburgisches Adelsgeschlecht]] |
|||
Am Ende Februar 2014 trat das Kabinett Beblawi überraschend zurück.<ref name="derStandard-at_2014-02-25_BMS" /> |
|||
=== Bildung einer neuen Übergangsregierung === |
|||
Am 25. Februar 2014 ernannte Interimspräsident Mansur [[Ibrahim Mahlab]] zum neuen Ministerpräsidenten, der mit der Bildung einer neuen Regierung betraut wurde. Mahlab war in dem Kabinett Beblawi Wohnbauminister. Zudem gilt er als Mubarak-Vertrauter, der vor dem Sturz Mubaraks dem einflussreichen Politischen Komitee der 2011 aufgelösten, damaligen Staatspartei NDP angehört hatte, das von dem Sohn Mubaraks, Gamal Mubarak, geführt wurde<ref name="SpiegelOL_2014-02-25_MVM" /><ref name="DiePresse-com_2014-02-25_BMS">[http://www.webcitation.org/6Nf9Cl0ma Ägyptens Bauminister Mahlab soll Regierung bilden], DiePresse.com, 25. Februar 2014, archiviert vom [http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1567330/Aegyptens-Bauminister-Mahlab-soll-Regierung-bilden-?_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do Original] am 26. Februar 2014.</ref><ref name="derStandard-at_2014-02-25_BMS" /><ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> und in dem Ruf steht, nebenher Pfründe an Günstlinge des Regimes verteilt zu haben.<ref name="TageblattOL_2014-03-02_NRV" /><ref name="merkur-OL_2014-03-02_NRÄ" /> Er war unter Mubarak Mitglied im Oberhaus des ägyptischen Parlamentes.<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> Von Seiten westlicher Medien wurde die Ernennung Mahlabs als Anzeichen für eine Restauration der „alten politischen Garde des gestürzten Diktators Husni Mubarak“ interpretiert.<ref name="SpiegelOL_2014-02-25_MVM" /> |
|||
In seiner ersten Pressekonferenz kurz nach seiner Ernennung als Ministerpräsident kündigte Ibrahim Mahlab an, die Mitglieder seines noch zu bildenden Kabinetts würden „heilige Krieger“ im Dienste der Ägypter sein<ref name="AlArabiyaNews_2014-02-26_SRE">''[http://www.webcitation.org/6ObUnKSgL Sisi ‘to remain’ Egypt’s defense minister]'' (englisch). Al Arabiya News, 26. Februar 2014, archiviert vom [http://english.alarabiya.net/en/News/middle-east/2014/02/26/Egypt-PM-reappoints-some-ministers-.html Original] am 5. April 2014.</ref><ref name="Guardian_2014-03-06_IMC">''[http://www.webcitation.org/6ObVK6M3Y http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/mar/06/brutality-torture-rape-egypt-military-rule - Ibrahim Mahlab's new cabinet confirms that the country is falling apart under a corrupt and authoritarian police state. The world must help us]'' (englisch). The Guardian, 6. März 2014, von Emad El-Din Shahin, archiviert vom [http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/mar/06/brutality-torture-rape-egypt-military-rule Original] am 5. April 2014.</ref> und nannte die Stabilisierung der Sicherheitslage als vorrangigste Aufgabe: „Wir werden zusammen daran arbeiten, die Sicherheit in Ägypten wieder vollständig herzustellen und den Terror in allen Ecken des Landes zu vernichten“,<ref name="SpiegelOL_2014-02-25_MVM" /><ref name="Guardian_2014-02-25_ENI" /><ref name="AlArabiyaNews_2014-02-26_SRE" /> so Mahlab am 25. Februar, „Sicherheit und Stabilität im ganzen Land und die Zerschlagung des Terrorismus werden den Weg für Investitionen freimachen“.<ref name="Guardian_2014-02-25_ENI">''[http://www.webcitation.org/6NrzWkqc6 Egypt names Ibrahim Mahlab as new prime minister - Former housing minister and Mubarak party member pledges to 'crush terrorism' and crack down on rise in violence]'' (englisch). The Guardian, 25. Februar 2014, von Patrick Kingsley, archiviert vom [http://www.theguardian.com/world/2014/feb/25/egypt-new-prime-minister-ibrahim-mahlab Original] am 6. März 2014.</ref><ref name="WSWS_2014-04-01_ÄAR">''[http://www.webcitation.org/6OaQrX4p2 Ägypten am Rande einer sozialen Explosion]'', World Socialist Web Site, 1. April 2014, von Jean Shaoul, archiviert vom [https://www.wsws.org/de/articles/2014/04/01/egyp-a01.html Original] am 4. April 2014.</ref> |
|||
Der designierte Regierungschef Mahlab setzte daraufhin für die Bildung einer neuen militärgestützten Übergangsregierung nach dem Rücktritt von Interimsministerpräsident Hasem al-Beblawi wieder vorwiegend auf zurückgetretene Minister. Wiederernannt wurden für seine Regierung, die sechste seit dem Sturz von Präsident Mubarak im Februar 2011, unter anderem Innenminister Mohammed Ibrahim, Planungsminister [[Aschraf al-Arabi]], der für Öl zuständige Minister [[Scherif Ismail]] sowie Armeechef Abd al-Fattah as-Sisi als Verteidigungsminister, der das Regierungsamt jedoch vor einer offiziellen Einreichung seiner Präsidentschaftskandidatur wieder niederlegen müsste.<ref name="DW_2014-02-26_AAV">[http://www.webcitation.org/6NhM24aF0 Auswärtiges Amt verschärft Reisewarnung für Ägypten], Deutsche Welle, 26. Februar 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/ausw%C3%A4rtiges-amt-versch%C3%A4rft-reisewarnung-f%C3%BCr-%C3%A4gypten/a-17460000 Original] am 27. Februar 2014.</ref> |
|||
== Militärgestützte Übergangsregierung - Kabinett Mahlab == |
|||
{{Laufendes Ereignis}} |
|||
Auch unter der militärgestützten Übergangsregierung des Kabinetts Mahlab und kurz vor den Präsidentschaftswahlen dauerten die Unruhen in Ägypten an.<ref name="FocusOL_2014-04-21_SGA" /> Seit dem Sturz des gewählten Präsidenten Mursi durch das Militär Anfang Juli 2013 häuften sich Angriffe auf Sicherheitskräfte, für die die militärgestützte Übergangsregierung die mittlerweile von den neuen Machthabern verbotene Muslimbruderschaft verantwortlich machte, obwohl sich immer wieder radikal-islamische Splittergruppen zu den Taten bekannten und die Muslimbrüder die Vorwürfe des Militärregimes zurückwiesen.<ref name="FocusOL_2014-04-21_SGA" /><ref name="derStandard-at_2014-04-20_ZTB">''[http://www.webcitation.org/6P0cb7Dgj Zwei Tote bei Angriff auf Sicherheitskräfte in Ägypten]'', derStandard.at, 20. April 2014, archiviert vom [http://derstandard.at/1397521155196/Zwei-Tote-bei-Angriff-auf-Sicherheitskraefte-in-Aegypten Original] am 21. April 2014.</ref> Vor der für Ende Mai angesetzten ersten Runde der Präsidentschaftswahlen , als dessen aussichtsreichster Kandidat der bisherige Putschführer und Militärchef Sisi galt, der bereits als Armeechef und Verteidigungsminister ''de facto'' die Macht in Ägypten hatte, deonstrierte die vom Militärregime verbotene Muslimbruderschaft regelmäßig gegen eine „Republik der Angst“ unter Sisi.<ref name="Zeit-OL_2014-04-28_ÄV6" /> |
|||
=== Vereidigung und Zusammensetzung des Kabinetts Mahlab === |
|||
Am 1. März 2014 wurde das Kabinett der neuen militärgestützte Übergangsregierung offiziell vereidigt.<ref name="AhramOL_2014-03-01_ENC">[http://www.webcitation.org/6Nmi96hXw Who's who: Egypt's new cabinet - 20 ministers from El-Beblawi's cabinet keep their posts, while 11 ministers are fresh appointees] (englisch). Ahram Online, 1. März 2014, archiviert vom [http://english.ahram.org.eg/NewsContent/1/64/95596/Egypt/Politics-/Whos-who-Egypts-new-cabinet.aspx Original] am 3. März 2014.</ref><ref name="derStandard-at_2014-03-02_NÜÄ">[http://www.webcitation.org/6Nmg2THs6 Neue Übergangsregierung in Ägypten vereidigt], derStandard.at, 2. März 2014, archiviert vom [http://derstandard.at/1392686846399/Neue-Uebergangsregierung-in-Aegypten-vereidigt Original] am 3. März 2014.</ref><ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS">[http://www.webcitation.org/6Nmh6OF0c Regierung der Mubarak-Elite - Ägypten: Sechstes Kabinett seit 2011 vereidigt. Armeechef Al-Sisi bleibt Verteidigungsminister], junge Welt, Ausland / Seite 6, 3. März 2014, von Sofian Philip Naceur, archiviert vom [http://www.jungewelt.de/2014/03-03/033.php Original] am 3. März 2014.</ref> Bei der Kabinettsumbildung wurden zwölf der Ministerien durch Zusammenlegung auf sechs reduziert.<ref name="AhramOL_2014-03-01_ENC" /> Das somit 31 Minister umfassende neue Kabinett von Ministerpräsident Ibrahim Mahlab setzte sich mit 20 Ressortleitern überwiegend aus Ministern der vorherigen Übergangsregierung unter Leitung von Hasem al-Beblawi zusammen<ref name="derStandard-at_2014-03-02_NÜÄ" /> und blieb damit nahezu unverändert.<ref name="TageblattOL_2014-03-02_NRV">[http://www.webcitation.org/6Nmgryp0E Ägypten - Neue Regierung vereidigt], Tageblatt Online, 2. März 2014, archiviert vom [http://www.tageblatt.lu/nachrichten/story/29000285 Original] am 3. März 2014.</ref> |
|||
Die Besetzung der Schlüsselministerien blieb weitgehend unangetastet.<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> Bei den aus der Übergangsregierung ausgeschiedenen Ministern handelte es sich insbesondere um liberale und linksgerichtete Persönlichkeiten, die nach dem Militärputsch gegen die Regierung unter Mohammed Mursi im Juli 2013 durch das Militär in Beblawis Regierung aufgenommen wurden, um diese auf eine breitere Basis zu stellen.<ref name="TageblattOL_2014-03-02_NRV" /><ref name="merkur-OL_2014-03-02_NRÄ" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-09_REW" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-09_WAD" /> Die neu hinzugekommenen Minister des Kabinetts Mahlab rekrutierten sich dagegen eher aus der Geschäftselite aus der Zeit des 2011 gestürzten Langzeitherrschers Husni Mubarak.<ref name="TageblattOL_2014-03-02_NRV" /><ref name="merkur-OL_2014-03-02_NRÄ">[http://www.webcitation.org/6NmhUASkB Al-Sisi bleibt Minister - Neue Regierung in Ägypten vereidigt]</s>, merkur-online.de, 2. März 2014, archiviert vom [http://www.merkur-online.de/aktuelles/politik/neue-regierung-aegypten-vereidigt-zr-3393278.html?cmp=defrss Original] am 3. März 2014.</ref> |
|||
Der neue Regierungschef Mahlab selbst gehörte ebenso wie zahlreiche weitere Persönlichkeiten in der neuen Regierung der ägyptischen Geschäftselite an.<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> Dem zu den Gefolgsleuten Mubaraks gezählten Mahlab mußte dessen Vorgänger Beblawi von der sozialdemokratischen Partei weichen, was als Einengung des Machtzirkels gedeutet wurde.<ref name="tagesschau-de_2014-03-09_REW" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-09_WAD" /> |
|||
Insgesamt wurde die neue Regierung als mehr denn je aus alten, Mubarak nahestehenden Kräften zusammengesetzt angesehen.<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> Viele der lagerübergreifend hoch angesehenen Persönlichkeiten wurden nicht in das neue Kabinett übernommen, wie der vormalige Forschungsminister [[Hossam Eissa]],<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /><ref name="AhramOL_2014-03-01_ENC" /> der die Funktion des Vize-Premierministers eingenommen hatte, oder wie der Arbeitsminister [[Kamal Abu-Eita]] und der Finanzminister [[Ahmed Galal]].<ref name="AhramOL_2014-03-01_ENC" /> Der frühere Vize-Premierminister [[Ziad Bahaa Al-Din]] schieden ebenfalls aus der Exekutive aus. Auch alle Minister der Nationalen Heilsfront (NSF), eines Bündnisses liberaler und sozialistischer Parteien, wurden bis auf eine Ausnahme aus der Regierung entfernt.<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> |
|||
Auch der als mächtig geltende Armeechef Sisi behielt sein Amt als Verteidigungsminister im neuen Kabinett. Lediglich elf Minister wurden neu bestimmt.<ref name="derStandard-at_2014-03-02_NÜÄ" /><ref name="derStandard-at_2014-03-02_NÜÄ" /><ref name="TageblattOL_2014-03-02_NRV" /><ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> Beobachter hatten den Rücktritt der Regierung zuvor unter anderem mit Ambitionen Sisis für eine Kandidatur bei der anstehenden Präsidentschaftswahl in Verbindung gebracht,<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> für die er sein Regierungsamt als Verteidigungsminister und seine militärischen Funktionen ablegen müsste.<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /><ref name="TageblattOL_2014-03-02_NRV" /> Demgegenüber mehrten sich auch Spekulationen, Sisi habe sich gegen eine Präsidentschaftskandidatur entschieden und strebe an, seine Position innerhalb der Militärhierarchie zu festigen.<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> In der vorangegangenen Woche hatte Übergangspräsident Mansur ein Dekret verabschiedet, das dem Verteidigungsminister mehr Einfluss einräumte, indem der Verteidigungsminister fortan dem Obersten Militärrat (SCAF) als der mächtigsten Institution in Ägypten vorsitzt, während dem Staatspräsidenten, der zuvor per Gesetz auch Vorsitzender des Obersten Militärrates war, nur noch die Ernennung führender Posten der einzelnen Armeeeinheiten obliegt.<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> |
|||
Im Amt blieb zudem der von Menschenrechtlern heftig kritisierte Innenminister Mohammed Ibrahim, der in seinem Amt für die anhaltende Polizeigewalt bei Einsätzen der Sicherheitskräfte verantwortlich ist, bei denen seit dem Sturz Mursis bei Protesten von Islamisten und anderen Regierungsgegnern mindestens 1400 Demonstranten getötet wurden.<ref name="TageblattOL_2014-03-02_NRV" /><ref name="merkur-OL_2014-03-02_NRÄ" /><ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> Er gilt zudem als treibende Kraft hinter dem Sturz von Mohammed Mursi durch das Militär.<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> |
|||
{| class="wikitable" |
|||
|- |
|||
! Minister im Kabinett Mahlab,<br/> die ihr Amt aus dem Kabinett Beblawi beibehielten<ref name="AhramOL_2014-03-01_ENC" /> !! Minister im Kabinett Mahlab,<br/> die neu ernannt wurden<ref name="AhramOL_2014-03-01_ENC" /> |
|||
|- |
|||
| [[Abd al-Fattah as-Sisi]] (Verteidigung) || [[Nayer Abdel-Moneim Othman]] (Justiz) |
|||
|- |
|||
| [[Mohammed Ibrahim]] (Inneres) || [[Ibrahim Younis]] (Militärproduktion) |
|||
|- |
|||
| [[Muhammad Hisham Abbas Zaezou|Hisham Zaazou]] (Tourismus) || [[Adel El-Adawi]] (Gesundheit) |
|||
|- |
|||
| [[Ibrahim El-Demeiri]] (Verkehr) || [[Mostafa Madbouli]] (Wohnungsbau) |
|||
|- |
|||
| [[Atef Helmy]] (Kommunikation) || [[Wael El-Degwi]] (Bildung und Forschung) |
|||
|- |
|||
| [[Adel Labib]] (Regionale und Verwaltungsentwicklung) || [[Nahed El-Ashri]] (Arbeit) |
|||
|- |
|||
| [[Ayman Farid Abu Hadeed|Ayman Abu Hadid]] (Landwirtschaft) || [[Khaled Hanafy]] (Versorgung und Binnenhandel) |
|||
|- |
|||
| [[Mohamed Ibrahim]] (Altertümer) || [[Mohamed Shaker]] (Elektrizität) |
|||
|- |
|||
| [[Mohamed Amin Mahdy|Amin El-Mahdi]] (Übergangsjustiz, Nationale Aussöhnung und Parlamentsangelegenheiten) || [[Hani Qadri Demian]] (Finanzen) |
|||
|- |
|||
| [[Monir Fakhri Abdel Nour|Mounir Fakhry Abdel-Nour]] (Industrie, Außenhandel und Investitionen) || [[Ghada Wali]] (Soziale Solidarität) |
|||
|- |
|||
| [[Mohamed Arab|Mohamed Saber Arab]] (Kultur) || [[Mohamed Hossam Kamal]] (Luftfahrt) |
|||
|- |
|||
| [[Ashraf El-Araby|Ashraf El-Arabi]] (Planung und Internationale Zusammenarbeit) |
|||
|- |
|||
| [[Nabil Fahmy]] (Auswärtiges) |
|||
|- |
|||
| [[Doreya Sharaf El-Din]] (Information) |
|||
|- |
|||
| [[Laila Rasched Iskandar|Laila Iskandar]] (Umwelt) |
|||
|- |
|||
| [[Sherif Ismail]] (Erdöl) |
|||
|- |
|||
| [[Mukhtar Gomaa|Mokhtar Gomaa]] (Religiöse Stiftungen) |
|||
|- |
|||
| [[Mahmoud Abul Nasr|Mahmoud Abou El-Nasr]] (Erziehung) |
|||
|- |
|||
| [[Mohamed Abdel-Muttalib]] (Bewässerung und Wasservorräte) |
|||
|- |
|||
| [[Khaled Abdel-Aziz]] (Sport und Jugend) |
|||
|} |
|||
==== Reaktionen ==== |
|||
===== International ===== |
|||
* Der Regierungswechsel wurde international als [[Rochade]] mit Ziel einer Kandidatur Sisis gewertet, der dann dennoch zunächst wiederum das Verteidigungsministerium übernahm.<ref name="DiePresse-com_2014-03-04_ÄAS">[http://www.webcitation.org/6Nqq7hb7G Ägyptens Armeechef al-Sisi will Präsident werden], DiePresse.com, 4. März 2014, archiviert vom [http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1570207/Aegyptens-Armeechef-alSisi-will-Praesident-werden?_vl_backlink=/home/politik/index.do Original] am 5. März 2014.</ref> Viele Kritiker behaupteten, in Ägypten finde eine [[Konterrevolution]] unter Führung des Militärchefs Sisi statt.<ref name="tagesschau-de_2014-03-09_REW" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-09_WAD" /> |
|||
===== Ägypten ===== |
|||
* Die [[Verfassungspartei (Ägypten)|Verfassungspartei]] [[Hala Shukrallah]]s kritisierte den Ausschluss der NSF aus der Regierung scharf. Wie weitere liberale und linksgerichtete Parteien forderte sie die Absetzung von Innenminister Mohammed Ibrahim.<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> |
|||
* Aus den Reihen der [[Revolutionäre Sozialisten (Ägypten)|Revolutionären Sozialisten]] (arabisch: الاشتراكيون الثوريون) wurde behauptet, die Regierungsumbildung sei eine Reaktion der Militärs auf die anhaltende Streikwelle im Land und eröffne den regierenden Generälen eine Möglichkeit, sich zu liberal auftretender Regierungsmitglieder zu entledigen. Gewerkschaftsnahe Kreise griffen die neue Arbeitsministerin [[Nahed Al-Ashri]] für ihre Nähe zur Unternehmerseite an. Sie war bereits unter Mubarak im Ministerium beschäftigt und hatte als Vermittlerin bei Arbeitskämpfen fungiert. Sie ersetzte in der neuen Regierung den sozialistische Arbeitsminister [[Kamal Abu Eita]], der als eine von der Regierung kooptierte Galionsfigur der unabhängigen Gewerkschaften gilt.<ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> |
|||
* [[Farid Zahran]], der stellvertretende Vorsitzende der [[Ägyptische Sozialdemokratische Partei|Ägyptischen Sozialdemokratischen Partei]], sah Anfang März als Grund für den Austausch der Übergangsregierung an, dass somit all diejenigen Minister entfernt worden seien, „die den neuen demokratischen Kräften angehören“. Mit dem Ausschluss dieser Minister sei die Wiederherstellung des Regimes des 2011 gestürzten Präsidenten Husni Mubarak gezielt vorangetrieben worden. Er kritisierte, „die Seilschaften“ des alten Mubarak-Regimes hätten den „kleinen Einfluss“ der seit dem Sturz Mursis durch das Militär „ohnehin kaum an Entscheidungen beteiligten“ demokratischen Kräfte nach dem Putsch „vom ersten Tag an“ bekämpft. Es habe nach dem Putsch eine kontinuierliche konterrevolutionäre Entwicklung durch die Etablierung eines Regimes in Gestalt von Militär, Sicherheitsapparat, Mubarak-nahen Oligarchen und anderen Unterstützern stattgefunden. Zahran sagte weiter zur Kabinettsumbildung: „Das Regime denkt, dass es jetzt, nachdem es die Moslembrüder erledigt hat, gegen alle anderen Widersacher vorgehen kann. Es braucht keine demokratischen Kräfte oder irgendein breites Bündnis. Die Kabinettsumbildung ist nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zurück zur Tyrannei.“ Wenn die seit dem Volksaufstand von 2011 politisch aktive Bevölkerung aktiv bleibe, werde sich das Regime unter Sisi jedoch nicht durchsetzen, so Zahran: „Wenn die Leute aktiv bleiben, dann wird die Rückkehr der Tyrannei scheitern.“<ref name="tagesschau-de_2014-03-09_REW">[http://www.webcitation.org/6O45TZUg3 Regierung ebnet Weg für Präsidentenwahlen - Angst vor der nächsten Revolution - Ägyptens Regierung hat ein Gesetz erlassen, das den Weg frei macht für Präsidentenwahlen. Der Favorit, Armeechef Sisi, treibt eine Wiederherstellung des Staates des gestürzten Ex-Präsidenten Mubarak voran. Kritiker fürchten bereits eine neue Revolution], tagesschau.de, 9. März 2014, von Jürgen Stryjak (ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten2252.html Original] am 14. März 2014.</ref><ref name="tagesschau-de_2014-03-09_WAD">[http://www.webcitation.org/6O46M5htn Audio: Warten auf die nächste Revolution] ([http://www.webcitation.org/6O46ParIM MP3], 6'15 Min.), tagesschau.de, 9. März 2014, von Jürgen Stryjak (SWR, Kairo), archiviert vom [http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio119152.html Original] ([http://media.tagesschau.de/audio/2014/0309/AU-20140309-0113-5401.mp3 MP3]) am 14. März 2014.</ref> |
|||
* Der Parteichef der [[Partei Starkes Ägypten]], [[Abdel Moneim Abul Futuh]], der zu den Unterstützern der Proteste gegen Präsident Mursi gezählt hatte, dessen Parteigenossen jedoch Haftstrafen erhalten hatten, als sie auf Plakaten dazu aufriefen, beim Verfassungsreferendum gegen die Verfassung zu stimmen, beschrieb nach der Kabinettsumbildung das Klima in Ägypten unter Sisi als von staatlicher [[Repression]] angstgeprägt: „Es herrscht Angst. Die Ägypter haben Angst davor, ihre Meinung zu sagen. Sie befürchten, dass man ihre Häuser stürmt und sie inhaftiert.“ Er glaube nicht, dass ein [[Gleichschaltung|gleichgeschaltetes System]] die Misere Ägyptens beseitigen könne. Er befürchte weitere Aufstände, die einem geordneten Übergang Ägyptens entgegenstehen könnten. Die „Wut des Volkes“ werde anwachsen und es werde „eine neue Revolution gegen die Unterdrückung geben.“<ref name="tagesschau-de_2014-03-09_REW" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-09_WAD" /> |
|||
* [[Rifai Nasrallah]], der Gründer der populärsten Werbekampagne für Sisi, ''Kammel Gamilak'' (deutsch: „Erfülle deine Mission!“), die für die Präsidentschaft Sisis warb und für die Nasrallah nach eigener Angabe 24 Millionen Unterschriften gesammelt haben wollte, sprach sich auch nach der Kabinettsumbildung, in der Sisi seinen Posten als Verteidigungsminister beibehielt, für eine Führung Ägyptens durch Sisi aus: „Feldmarschall al-Sisi hat eine Atmosphäre der Liebe im Land geschaffen. Er opfert sich für das Volk. Er ist ein Geheimdienstmann, der sah, wohin das Land mit Mursi geht. Ihm trauen die Leute zu, dass er Ägypten führen kann.“<ref name="tagesschau-de_2014-03-09_REW" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-09_WAD" /> |
|||
===== Einzelstimmen ===== |
|||
* [[Emad El-Din Shahin]], Professor für Öffentliche Ordnung an der [[American University in Cairo]] und Chefredakteur der ''The Oxford Encyclopedia of Islam and Politics'', mahnte im ''Guardian'' angesichts des von Mahlab angekündigten „Kabinetts der Krieger“, die ägyptische Krise mit „Brutalität, Folter, Vergewaltigung“, werde fortbestehen, wenn die Militärherrschaft nicht beendet werde. Das neue Kabinett Mahlabs bestätige, „dass das Land unter einem korrupten und autoritären Staat auseinanderfalle“. Das Land benötige nun internationale Hilfe. Während nach Angaben von Menschenrechtsgruppen seit dem Militärputsch im Juli 2013 mindestens 3000 Menschen getötet, 16.000 verletzt und 22.000 inhaftiert worden seien, einschließlich Dutzender Journalisten, so El-Din Shahin, habe das „brutale“ Vorgehen nicht sein Ziel erreicht, eine wachsende Welle der Proteste zu beenden. Hunderttausende Ägypter ziehe es allwöchentlich auf die Straße und neue Proteste, die von jungen Menschen geführt würden, hätten sich nach der Wiedererrichtung des Polizeistaates seit dem Putsch von Juli 2013 intensiviert und forderten die Wiederherstellung der Demokratie. „Polizeibrutalität, Masseninhaftierungen, Folter und Vergewaltigung“ seien alltäglich geworden und provozierten Gegengewalt. Wütende Dissidenten hätten mehrere Polizeifahrzeuge in Brand gesteckt und ein Dutzend Polizeibeamte getötet. Die Umbildung des Kabinetts Beblawie in das Kabinett Mahlab zeige einen [[#Verschiebung der Anti-Muslimbruderschaft-Allianz|Verschiebung der Anti-Muslimbruderschaft-Allianz]] an, bei dem das neue Kabinett für die Nähe zum ehemaligen Mubarak-Regime und die Unterstützung der erwarteten Präsidentschaftskandidatur Sisis stehe. Eine Präsidentschaft Sisis werde jedoch kaum die Chance für eine Zunahme der Stabilität für Ägypten bieten, da der Zerfall der Sicherheit unvermindert anhalte, die Wirtschaft außer Kontrolle gerate und die Infrastruktur des Landes verfalle. Energieengpässe, Stromausfälle und rapide steigende Lebensmittelpreise hätten trotz großzügiger „Almosen“ von Saudi Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait ein seit Jahren nicht erreichtes Ausmaß angenommen.<ref name="Guardian_2014-03-06_IMC" /><ref name="Guardian_2014-03-06_IMC" /> |
|||
==== Verschiebung der Anti-Muslimbruderschaft-Allianz ==== |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Aufkommende Konflikte zwischen liberalen Oppositionellen und Staatsapparat|titel1=Abschnitt „Aufkommende Konflikte zwischen liberalen Oppositionellen und Staatsapparat“ im Artikel „Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)“}} |
|||
Die neue Regierungsbildung mit dem Kabinett Mahlab zeigt nach Ansicht von Beobachtern eine Verschiebung der in Ägypten herrschenden Allianz an von einer „säkularen Anti-Muslimbruderschaft-Opposition“, die die Rückendeckung für den Militärputsch geboten habe, hin zu „Verbündeten des Mubarak-Regimes, seinen Geschäftskumpanen und Oligarchen, die gebraucht werden, um die erwartete Präsidentschaftskandidatur Sisis zu unterstützten“ (Emad El-Din Shahin).<ref name="Guardian_2014-03-06_IMC" /> |
|||
Laut H.A. Hellyer vom [[Royal United Services Institute]], einem britischen [[Think-Tank]] für Verteidigungs- und Sicherheitsstudien, hatten liberal-säkulare Anti-Mursi-Aktivisten das Militär für den Putsch gegen Mursi von 2013 zwar unterstützt. Doch sei für sie zu diesem Zeitpunkt angesichts der komplexen staatlichen Struktur Ägyptens nicht sicher voraussagbar gewesen, ob sie damit auch das scharfe Vorgehen des Innenministeriums und die Wiedererrichtung des Polizeistaat seit dem Putsch vom Juli 2013 gefördert hätten, da Innenministerium und Militär zwar häufig gleichlaufende, aber nicht notwendigerweise die gleichen Interessen besaßen. Bereits Ende 2013 war dann das Vorgehen des Regimes gegen säkulare Aktivisten in Kreisen der 2011-Revolutionäre jedoch als deutliches Anzeichen für eine Verschiebung des Machtschwerpunkts in Richtung des tief im Staat verwurzelten Sicherheitsapparats verstanden worden.<ref name="TheIndependent_2013-11-29_REP" /> [[Ahmed al-Hawary]], Sprecher der säkular-liberalen [[Nationale Heilsfront|Nationalen Heilsfront]] sowie Mitglied der [[Dustour-Partei]] und Mitgestalter der in Opposition zu Mohammed Mursi gegründeten, sogenannten [[Koalition des 30. Juni]] (oder „Front des 30. Juni“),<ref name="AlJazeera_2013-08-25_MRE">''[http://www.webcitation.org/6ObkApQJr Mubarak release enrages 2011 revolutionaries - Veterans of the uprising say freeing of the ousted president is a "slap in the face"]'' (englisch). Al Jazeera, 25. August 2013, von Dahlia Kholaif, archiviert vom [http://www.aljazeera.com/indepth/features/2013/08/201382411525455604.html Original] am 5. April 2014.</ref><ref name="TheIndependent_2013-11-29_REP">''[http://www.webcitation.org/6ObhKnWBM The return of Egypt’s police state - Many Egyptian liberals supported the removal of the democratically elected Islamist President, Mohamed Morsi, but now the state has widened its crackdown, they are questioning the unholy alliance]'' (englisch). The Independent, 29. November 2013, von Alastair Beach, archiviert vom [http://www.independent.co.uk/news/world/africa/the-return-of-egypts-police-state-8973863.html Original] am 5. April 2014.</ref> hatte die Koalition zwischen pro-demokratischen Säkularisten und dem Militär bereist Ende November 2013 als „extrem zerbrechliche Allianz“ bezeichnet.<ref name="TheIndependent_2013-11-29_REP" /> |
|||
=== Anstehende Präsidentschaftswahlen === |
|||
==== Verlegung der Präsidentschaftswahl vor die Parlamentswahl ==== |
|||
Am 26. Januar 2014, also nach dem Rücktritt des Kabinetts Beblawi und noch vor Vereidigung des Kabinetts Mahlab, hatte Interimspräsident Adli Mansur ohne Terminangabe bekanntgegeben, dass die Präsidentschaftswahl entgegen des Zeitplans, der nach dem Militärputsch von Militärchef Sisi als sogenannte politische „Roadmap“ verkündet worden war, vor die Parlamentswahl vorgezogen wird.<ref name="DiePresse_2014-02-26_ÄGR" /><ref name="FAZ_2014-02-24_SMT" /><ref name="Tagesspiegel_2014-01-27_EPD">''[http://www.webcitation.org/6NkcG42be Politik - Erst der Präsident, dann das Parlament - Der Wahlkalender in Ägypten ist festgelegt. Armeechef al Sisi bringt sich in Stellung]'', Der Tagesspiegel, 27. Januar 2014, von Astrid Frefel, archiviert vom [http://www.tagesspiegel.de/politik/erst-der-praesident-dann-das-parlament/9386900.html Original] am 1. März 2014.</ref> Die Mitte Januar per Referendum angenommene neue Verfassung der militärgestützten Übergangsregierung hatte es dem Interimspräsidenten Mansur in die Hand gelegt, die Reihenfolge der Neuwahlen zu bestimmen.<ref name="DW_2014-01-26_ÄWE" /><ref name="Tagesspiegel_2014-01-27_EPD" /> |
|||
Beobachter werteten die Vorverlegung der Präsidentschaftswahl vor die Parlamentswahl durch die militärgestützte Übergangsregierung als nicht lediglich technische Terminänderung, sondern wiesen darauf hin, dass die veränderte Abfolge der Wahlen dazu geeignet sei, die Macht von Militärchef Sisi zu festigen<ref name="DiePresse_2014-02-26_ÄGR" /> und den politischen Zielen des sogenannten „Arabischen Frühlings“ entgegenzuwirken.<ref name="DW_2014-01-26_ÄWE">''[http://www.webcitation.org/6NheGSCZA Ägypten wählt erst den Präsidenten, dann das Parlament]'', Deutsche Welle, 26. Januar 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/%C3%A4gypten-w%C3%A4hlt-erst-den-pr%C3%A4sidenten-dann-das-parlament/a-17388013 Original] am 27. Februar 2014.</ref> Die sogenannte Demokratiebewegung hatte zuvor darauf gedrungen, dass die Parlamentswahl vor der Präsidentschaftswahl abgehalten wird, um somit die Stellung des Parlaments gegenüber dem in der Präsidentschaftswahl zu bestimmenden Staatsoberhaupt zu stärken. Auf diese Weise sollte verhindert werden, dass der Präsident noch vor der Parlamentswahl per Dekret wichtige Gesetze erlässt oder Einfluss auf den Ausgang der Parlamentswahlwahl nimmt.<ref name="FAZ-net_2014-01-26_DIN">[http://www.webcitation.org/6NhaMBbiS Blutige Zusammenstöße - „Das ist nicht das Ägypten, das wir uns wünschen“], FAZ.net, 26. Januar 2014, von Markus Bickel, archiviert vom [http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/blutige-zusammenstoesse-das-ist-nicht-das-aegypten-das-wir-uns-wuenschen-12768885.html Original] am 27. Februar 2014.</ref> |
|||
Unterstützer des während des Militärputsches gestürzten Präsidenten Mursi lehnten beide Kandidaten ab.<ref name="SRF_2014-04-20_KFÄ" /> |
|||
==== Wahlgesetz und Wahltermin ==== |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Zeitplan für Präsidentschafts- und Parlamentswahlen|titel1=Abschnitt „Zeitplan für Präsidentschafts- und Parlamentswahlen“ im Artikel „Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)“}} |
|||
Während der Übergangsregierungszeit des Kabinetts Beblawi waren keine Termine für die Abhaltung von Wahlen verkündet worden.<ref name="FAZ_2014-02-24_SMT" /> Am 26. Januar verkündete Interimspräsident Mansur neben der Vorverlegung der Präsidentschaftswahlen vor die Parlamentswahlen, er werde die Wahlkommission anweisen, die Wahlen vorzubereiten und alles weitere in die Wege zu leiten.<ref name="tagesschau-de_2014-01-26_EPD" /><ref name="Tagesspiegel_2014-01-27_EPD" /> |
|||
Die Mitte Januar 2014 per Referendum angenommenen neuen Verfassung legte fest, dass die erste Wahl drei Monate nach Inkrafttreten der Verfassung stattfinden muss und und die zweite Wahl nicht später als sechs Monate nach der ersten Wahl.<ref name="FAZ-net_2014-01-26_DIN" /><ref name="Tagesspiegel_2014-01-27_EPD" /> Verfassungsgemäß war demnach die Abhaltung der Wahl des Staatspräsidenten auf spätestens Mitte<ref name="tagesschau-de_2014-01-26_EPD">''[http://www.webcitation.org/6Nhduu6gn Zeitplan für Wahlen in Ägypten - Erst Präsidenten-, dann Parlamentswahl]'', tagesschau.de, 26. Januar 2014, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/kairo-jahrestag106.html Original] am 27. Februar 2014.</ref><ref name="Tagesspiegel_2014-01-27_EPD" /> oder Ende April 2014 festgelegt.<ref name="WiWo_2014-03-08_GFP" /> |
|||
Nach mehrwöchiger Verzögerung erließ Mansur am 8. März 2014 ein Gesetz für die Präsidentschaftswahl und ließ verkünden, die Wahlkommission könne damit die nötigen Schritte einleiten, um die Wahl abzuhalten.<ref name="WiWo_2014-03-08_GFP" /><ref name="Standard-at_2014-03-09_GfP" /> Der von den Bestimmungen der neuen Verfassung für die Präsidentschaftswahl festgelegte Termin für April 2014 wurde durch die erhebliche Verzögerung bei der Schaffung des Wahlgesetzes fraglich.<ref name="WiWo_2014-03-08_GFP">''[http://www.webcitation.org/6NvPBuOly Ägypten - Gesetz für Präsidentenwahl erlassen]'', WirtschaftsWoche, 8. März 2014, archiviert vom [http://www.wiwo.de/politik/ausland/aegypten-gesetz-fuer-praesidentenwahl-erlassen/9589334.html Original] am 8. März 2014.</ref> Als Grund für die Verzögerung galten starke Meinungsunterschiede in der mit der Formulierung des Wahlgesetzes betraten Juristenkommission. Unter anderem wurde die Frage heftig diskutiert, ob die Beschlüsse der Wahlkommission anfechtbar sein sollten.<ref name="WiWo_2014-03-08_GFP" /> Die von Mansur erlassene und zum Gesetz gewordene Version besagte, dass die Entscheide der Wahlkommission rechtlich unanfechtbar sein werden.<ref name="WiWo_2014-03-08_GFP" /><ref name="Standard-at_2014-03-09_GfP">''[http://www.webcitation.org/6O45EDlo0 Ägypten-Präsident-Wahlen - Gesetz für Präsidentschaftswahl in Ägypten erlassen]'', derStandard.at, 9. März 2014 (Der Standard: 10. März 2014), archiviert vom [http://derstandard.at/1392687629666/Gesetz-fuer-Praesidentenwahl-in-Aegypten-erlassen Original] am 14. März 2014.</ref> Auch waren demnach gerichtliche Einspruchsmöglichkeiten gegen das Wahlergebnis nicht zulässig. Der Gesetzeserlass ermöglichte es der Wahlkommission, einen Termin für die Präsidentschaftswahl festzusetzen.<ref name="ZeitOL_2014-03-08_GfP">''[http://www.webcitation.org/6O44yS1vp Ägypten-Präsident-Wahlen - Gesetz für Präsidentschaftswahl in Ägypten erlassen]'', Zeit Online, 8. März 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/news/2014-03/08/aegypten-praesident-wahlen-gesetz-fuer-praesidentschaftswahl-in-aegypten-erlassen-08192009 Original] am 14. März 2014.</ref> Medienberichte kritisierten, dass während die Übergangsregierung mit dem Wahlgesetz den Weg für Präsidentschaftswahlen freimachte, der Präsidentschaftsfavorit, Armeechef Sisi, eine Wiederherstellung des Mubarak-Staates vorantreibe und Kritiker bereits eine neue Revolution fürchteten.<ref name="tagesschau-de_2014-03-09_REW" /> |
|||
Das Wahlgesetz verlangt unter anderem, dass für eine Teilnahme an der Prädisentschaftskandidatur die Vorlage von insgesamt 25.000 beglaubigten Unterschriften von Unterstützern vorgelegt werden muss, von den mindestens jeweils 1000 Unterschriften aus 15 der insgesamt 27 Provinzen stammen müssen.<ref name="KleineZeitung_2014-04-03_KÄW">''[http://www.webcitation.org/6OaHCKZOw Kandidaten für Ägypten-Wahl sammeln Unterschriften]'', Kleine Zeitung, 3. April 2014, archiviert vom [http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/3592685/kandidaten-fuer-aegypten-wahl-sammeln-unterschriften.story Original] am 4. April 2014.</ref> |
|||
Mitte März 2014 verkündete Interimspräsident Mansur in einem Interview mit der staatsnahen Zeitung [[al-Ahram]]: „In zweieinhalb Monaten wird Ägypten einen neuen Präsident haben.“<ref name="SRF_2014-03-15_UES">''[http://www.webcitation.org/6O7CZsmp7 Unbekannte erschiessen Soldaten in Kairo - Bewaffnete haben in der ägyptischen Hauptstadt Kairo einen Kontrollposten gestürmt und sechs Soldaten der Militärpolizei getötet. Es ist der zweite Angriff auf Sicherheitskräfte innert drei Tagen]'', Schweizer Radio und Fernsehen, 15. März 2014, archiviert vom [http://www.srf.ch/news/international/unbekannte-erschiessen-soldaten-in-kairo Original] am 16. März 2014.</ref> Die Verlegung der ursprünglich für vor dem 17. April geplanten Präsidentschaftswahlen wurde im März auf den Zeitraum vor dem 17. Juli eingeengt.<ref name="SpiegelOL_2014-03-24_5TG" /><ref name="SpiegelOL_2014-03-18_MST" /> Eine offizielle Erklärung für diese Verschiebung wurde nicht gegeben. Mit Übergangspräsident Adli Mansur stand somit offiziell weiterhin kein gewählter Mann, sondern eine vom Militär eingesetzte Figur an der Spitze Ägyptens.<ref name="SpiegelOL_2014-03-24_5TG" /> Die Präsidentschaftswahl woll Ende Mai stattfinden.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_GV5" /> |
|||
Am 30. März 2014 vermeldete die Wahlkommission als Termin der ersten Runde der Präsidentschaftswahl den 26. und 27. Mai 2014. Die formale Anmeldung der Kandidaten wurde auf den Zeitraum vom 31. März bis zum 20. April festgelegt.<ref name="ZeitOL_2014-03-30_PFE" /> Der dreiwöchige Wahlkampf sollte am 2. Mai mit der offiziellen Präsentation der Kandidatenliste durch die Wahlkommission<ref name="tagesschau-de_2014-04-20_ATI" /><ref name="RPOL_2014-04-20_NEE" /><ref name="20min_2014-04-20_EGV" /> und offiziell am 3. Mai beginnen.<ref name="DW_2014-04-20_ZUP" /><ref name="ZeitOL_2014-03-30_PFE" /> Die Ergebnisse der ersten Wahlrunde sollten spätestens am 5. Juni bekanntgegeben werden.<ref name="Blick-ch_2014-03-30_ÄSE" /> Für den Fall einer Stichwahl folge am 16. und 17. Juni eine mögliche zweite Wahlrunde.<ref name="Blick-ch_2014-03-30_ÄSE" /><ref name="ZeitOL_2014-03-30_PFE" /> Deren Ergebnisse beziehungsweise das Endergebnis wiederum solle bis zum 26. Juni feststehen.<ref name="Blick-ch_2014-03-30_ÄSE" /><ref name="ZeitOL_2014-03-30_PFE">''[http://www.webcitation.org/6OT0i8dMk Ägypten - Präsidentschaftswahl findet Ende Mai statt - Die erste Runde der Präsidentenwahl in Ägypten soll am 26. und 27. Mai abgehalten werden. Hohe Chancen werden dem bisherigen Militärchef Abdel Fattah al-Sissi eingeräumt]'', Zeit Online, 30. März 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/aegypten-termin-praesidentenwahl Original] am 30. März 2014.</ref> Die Parlamentswahlen sollen zu einem späteren Termin folgen und den, so die offizielle Lesart, „demokratischen Übergang“ abzuschliessen.<ref name="Blick-ch_2014-03-30_ÄSE" /> |
|||
==== Präsidentschaftskandidatur Sisis und Sabahis ==== |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Frage einer Präsidentschaftskandidatur Sisis|titel1=Abschnitt „Frage einer Präsidentschaftskandidatur Sisis“ im Artikel „Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)“}} |
|||
Mit Ausnahme des vom Militär gestürzten, ersten demokratisch gewählten Präsidenten Ägyptens, Mohammed Mursi, kamen Ägyptens Staatschefs seit dem [[Militärputsch in Ägypten 1952|Militärputsch gegen die Monarchie im Jahr 1952]] aus den Reihen des Militärs oder wurden von ihm installiert.<ref name="Blick-ch_2014-03-30_ÄSE">''[http://www.webcitation.org/6OTpsUsyb Ägypten - Ägypter sollen Ende Mai neuen Präsidenten wählen]'', Blick.ch, 30. März 2014, archiviert vom [http://www.blick.ch/news/ausland/aegypter-sollen-ende-mai-neuen-praesidenten-waehlen-id2763300.html Original] am 31. März 2014.</ref> |
|||
Die Beteuerung des Putschistenführers Abd al-Fattah as-Sisi, nachdem er Mursi am 3. Juli 2013 stürzte, „Ich habe keine Ambitionen auf die Präsidentschaft“, stieß bei vielen Beobachtern von Anfang an auf Zweifel.<ref name="DW_2014-03-28_VPZ">''[http://www.webcitation.org/6OPRhEyqv Al-Sisi: Vom Putschisten zum ägyptischen Präsidenten?]'', Deutsche Welle, 27. März 2014, von Nils Naumann, archiviert vom [http://www.dw.de/al-sisi-vom-putschisten-zum-%C3%A4gyptischen-pr%C3%A4sidenten/a-17526684 Original] am 28. März 2014.</ref> Lange vor der offiziellen Ankündigung der Präsidentschaftsbewerbung Sisis am 26. März 2014 war diese bereits erwartet worden, nachdem Sisi mehrfach seine Bereitschaft dazu signalisiert hatte.<ref name="tagesschau-de_2014-03-26_SWP" /> Der Militärchef, der unter Mubarak zum Leiter des Militärgeheimdienstes geworden war,<ref name="ORF-at_2014-03-28_KAV" /> galt als klarer Favorit bei den noch nicht genau zeitlich bestimmten Wahlen. Sisi hatte im Juli 2013 den ersten frei gewählten Präsidenten des Landes, Mohammed Mursi, gestürzt. Auch bei der anschließenden Installierung einer Übergangsregierung und der Verfolgung von Mursi-Anhängern spielte er eine entscheidende Rolle und gilt als treibende Kraft des Militärputsches.<ref name="tagesschau-de_2014-03-26_SWP" /> |
|||
Sisi war bereits seit dem Sturz des Präsidenten Mursi im Sommer 2013 der inoffizielle oder „heimliche Machthaber“<ref name="Blick-ch_2014-03-30_ÄSE" /><ref name="tagesschau-de_2014-04-20_ATI" /><ref name="SRF_2014-04-20_KFÄ">''[http://www.webcitation.org/6OzKZ6aoo Kandidaten für ägyptische Präsidentschaftswahl stehen fest]'', Schweizer Radio und Fernsehen (SRF 4 News, 20.00 Uhr), 20. April 2014, archiviert vom [http://www.srf.ch/news/international/kandidaten-fuer-aegyptische-praesidentschaftswahl-stehen-fest Original] am 21. April 2014.</ref> und wurde zum Zeitpunkt der Kandidatur als der ´„eigentliche starke Mann“ Ägyptens angesehen.<ref name="DW_2014-04-20_ZUP">''[http://www.webcitation.org/6OzIpwwho Zweikampf um Präsidentenamt in Ägypten - Bei der Präsidentenwahl in Ägypten Ende Mai gibt es neben dem favorisierten Ex-Armeechef al-Sisi nur einen weiteren Kandidaten, den Linkspolitiker Sabahi]'', Deutsche Welle, 20. April 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/zweikampf-um-pr%C3%A4sidentenamt-in-%C3%A4gypten/a-17580440 Original] am 21. April 2014.</ref> Als wichtiger Test für ihn galt das [[Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett_Beblawi)#Verfassungsreferendum|Referendum über die überarbeitete Verfassung im Januar 2014]], bei dem die Verfassung mit enorm hoher Mehrheit, allerdings bei einer Wahlbeteiligung von lediglich 39 Prozent der Wahlberechtigten, angenommen wurde.<ref name="Blick-ch_2014-03-30_ÄSE" /> |
|||
Während sich bei der Präsidentschaftswahl um die Nachfolge des gestürzten Husni Mubarak 2012 noch 23 Bewerber beworben und die Wahlkommission 13 dieser Bewerber als Kandidaten aller politischen Richtungen zur Wahl zugelassen hatte,<ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> trat 2014 gegen Sisi lediglich der linksgerichtete Politiker [[Hamdin Sabahi]] an, der bei den Präsidentschaftswahlen 2012 den dritten Platz belegt hatte, dem aber 2014 gegen den eindeutigen Favoriten Sisi keine reellen Chancen eingeräumt wurden.<ref name="DW_2014-04-20_ZUP" /><ref name="tagesschau-de_2014-04-20_ATI" /><ref name="RPOL_2014-04-20_NEE" /> Beobachter werteten die geringe Zahl der Kandidaten bei der Wahl von 2014 als weiteres Zeichen zunehmender Demokratiedefizite in Ägypten,<ref name="tagesschau-de_2014-04-20_ATI" /> Eine Präsidentschaft Sisis wurde als gleichbedeutend mit einer Rückkehr zu alten Zeiten in Ägypten gewertet, in der das Militär starken Einfluss hatte.<ref name="DW_2014-04-20_ZUP" /><ref name="N24_2014-04-20_NZK" /> zumal die Justiz nach dem Sturz Mursis durch den Militärchef Sisi massiv gegen die Muslimbruderschaft und auch gegen andere Dissidenten vorgegangen war und sich gleichzeitig ein regelrechter Personenkult um Sisi entwickelt hatte, der in staatlichen und privaten Medien als Retter der Nation gefeiert wurde.<ref name="RPOL_2014-04-20_NEE">''[http://www.webcitation.org/6OzK9LmVZ Präsidentenwahl in Ägypten - Nur ein einziger Mann fordert Al-Sisi heraus]'', RP Online, 20. April 2014, archiviert vom [http://www.rp-online.de/politik/ausland/nur-ein-einziger-mann-fordert-al-sisi-heraus-aid-1.4187384 Original] am 21. April 2014.</ref> |
|||
===== Spekulationen und widersprüchliche Angaben über Sisis Kandidatur im Vorfeld ===== |
|||
Bereits kurz nach dem Rücktritt des Kabinetts Beblawi hatten einige Medien Ende Januar 2014 berichtet, Sisi werde als Präsidentschaftskandidat antreten.<ref name="fr-OL_2014-01-27_SWP">[http://www.webcitation.org/6NkXMtopU Ägypten - Al-Sisi will Präsident werden], Frankfurter Rundschau, 27. Januar 2014, archiviert vom [http://www.fr-online.de/politik/aegypten-al-sisi-will-praesident-werden,1472596,26011090.html Original] am 1. März 2014.</ref><ref name="Tagesspiegel_2014-01-27_ÄAW">[http://www.webcitation.org/6NkXVwxCq Grünes Licht für al-Sisi - Ägyptens Armeechef will bei Präsidentschaftswahl antreten], Der Tagesspiegel, 27. Januar 2014, archiviert vom [http://www.tagesspiegel.de/politik/gruenes-licht-fuer-al-sisi-aegyptens-armeechef-will-bei-praesidentschaftswahl-antreten/9393278.html Original] am 1. März 2014.</ref><ref name="euronews_2014-01-27_SIP">[http://www.webcitation.org/6Np1vhR7Y Al-Sisi ist Präsidentschaftskandidat in Ägypten], euronews, 27. Januar 2014, archiviert vom [http://de.euronews.com/2014/01/27/al-sisi-ist-prasidentschaftskandidat-in-agypten/ Original] am 4. März 2014.</ref><ref name="DW_2014-01-28_SWA">[http://www.webcitation.org/6NozqjQGE Al-Sisi will als Präsident für Stabilität in Ägypten sorgen], Deutsche Welle, 28. Januar 2014, von Andreas Gorzewski , archiviert vom [http://www.dw.de/al-sisi-will-als-pr%C3%A4sident-f%C3%BCr-stabilit%C3%A4t-in-%C3%A4gypten-sorgen/a-17392456 Original] am 4. März 2014.</ref> Nachdem Medienangaben von Anfang Februar 2014, Armeechef Sisi habe seine Absicht zur Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen erklärt,<ref name="DW_2014-02-06_ASW">[http://www.webcitation.org/6NpUmHLxw Armeechef Al-Sisi will Ägyptens Präsident werden], Deutsche Welle, 6. Februar 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/armeechef-al-sisi-will-%C3%A4gyptens-pr%C3%A4sident-werden/a-17411606 Original] am 4. März 2014.</ref><ref name="Handelsblatt_2014-02-16_AST">[http://www.webcitation.org/6NpUzVkbg Ägypten - Armeechef Al-Sissi tritt bei Präsidentenwahl an], Handelsblatt, 6. Februar 2914, archiviert vom [http://www.handelsblatt.com/politik/international/aegypten-armeechef-al-sissi-tritt-bei-praesidentenwahl-an/9439060.html Original] am . Februar 2014.</ref> vom Militär am 6. Februar dementiert worden waren und dies für Verwirrung gesorgt hatte,<ref name="FAZ-net_2014-02-06_VÜA">[http://www.webcitation.org/6NpULj9YZ Ägypten - Verwirrung über angebliche Kandidatur Sisis], FAZ.net, 6. Februar 2014, von Markus Bickel, archiviert vom [http://www.faz.net/aktuell/politik/aegypten-verwirrung-ueber-angebliche-kandidatur-sisis-12787551.html Original] am 4. März 2014.</ref><ref name="t-online-de_2014-02-06_SSF">[http://www.webcitation.org/6NpUXnpuL Wahlen - Abdel Fattah al-Sisi sorgt für Verwirrung in Ägypten], www.t-online.de, 6. Februar 2014, archiviert vom [http://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_67900626/abdel-fattah-al-sisi-sorgt-fuer-verwirrung-in-aegypten.html Original] am 4. März 2014.</ref><ref name="jungeWelt_2014-03-03_SKS" /> erklärte Sisi am 4. März, er werde für das Amt des Staatspräsidenten kandidieren.<ref name="fr-OL_2014-03-04_SWP">[http://www.webcitation.org/6NqFYja4R Ägypten - Al-Sisi will Präsident werden], Frankfurter Rundschau, 4. März 2014, archiviert vom [http://www.fr-online.de/aegypten-syrien-revolution/aegypten-al-sisi-will-praesident-werden,7151782,26461816.html Original] am 5. März 2014.</ref><ref name="Süddeutsche-de_2014-03-04_ASW">[http://www.webcitation.org/6NqFucyWW Umbruch in Ägypten - Armeechef Al-Sisi will Präsident werden], Süddeutsche.de, 4. März 2014, archiviert vom [http://www.sueddeutsche.de/politik/umbruch-in-aegypten-armeechef-al-sisi-will-praesident-werden-1.1904021 Original] am 5. März 2014.</ref> Dennoch blieb nach Medienberichten weiterhin unklar, ob der seit dem Sturz Mursis durch das Militär de facto als Machthaber in Ägypten agierende Militärchef Sisi kandidieren werde. Medien berichteten weiterhin, Sisi habe sich selbst dazu nicht geäußert.<ref name="SpiegelOL_2014-03-18_MST" /><ref name="SpiegelOL_2014-03-24_5TG" /> Doch wurde ein Austausch mehrerer Generäle Mitte März in Medien als Maßnahme Sisis gedeutet, vor seinem gemutmaßten Ausscheiden aus dem Militär zum Zwecke einer Präsidentschaftskandidatur ihm loyale Befehlshaber in den Schlüsselpositionen der Streitkräfte zu installieren.<ref name="SpiegelOL_2014-03-18_MST">''[http://www.webcitation.org/6OAY810x4 Machtkampf in Ägypten: Militärchef Sisi tauscht Generäle aus - Noch hat Abd al-Fattah al-Sisi seine Präsidentschaftskandidatur nicht verkündet, aber der ägyptische Militärchef trifft offenbar wichtige Entscheidungen vor seinem Wechsel: Er tauschte gleich mehrere Generäle aus]'', Spiegel Online, 18. März 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-militaerchef-sisi-tauscht-generaele-aus-a-959321.html Original] am 18. März 2014.</ref> |
|||
Die Spekulationen um Sisi Kandidatur hatten sich intensiviert, nachdem der Oberste Militärrat (SCAF) im Januar eine Stellungnahme herausgegeben hatte, die Sisi ermächtigte, als Kandidat für die Präsidentschaftswahl anzutreten.<ref name="AhramOL_2014-02-26_EEB" /> |
|||
Nachdem Sisi die Öffentlichkeit monatelang im Ungewissen gelassen hatte,<ref name="n-tv_2014-03-26_RAÄ">''[http://www.webcitation.org/6OOas4mwe Rücktritt als ägyptischer Militärchef - Al-Sisi will offiziell Präsident werden - Zwar gilt Abdel Fattah al-Sisi ohnehin schon als mächtigster Mann Ägyptens, offiziell ist er aber "nur" Verteidigungsminister und Vize-Ministerpräsident. Das soll sich nun ändern. Die Muslimbrüder sorgen sich nun um die Sicherheit des Landes]'', n-tv, 26. März 2014, archiviert vom [http://www.n-tv.de/politik/Al-Sisi-will-offiziell-Praesident-werden-article12543256.html Original] am 27. März 2014.</ref> bestätigte er die monatelangen Spekulationen um seine Präsidentschaftsaspirationen schließlich am 26. März mit einer Ansprache im staatlichen Fernsehen.<ref name="AhramOL_2014-02-26_EEB">''[http://www.webcitation.org/6OO6SPstV Egypt's El-Sisi bids military farewell, says he will run for presidency - Announcement on state-run TV confirms months of speculation regarding the former army chief's presidential hopes]'' (englisch). Ahram Online, 26. März 2014, archiviert vom [http://english.ahram.org.eg/NewsContent/1/64/97612/Egypt/Politics-/Egypts-ElSisi-bids-military-farewell,-says-he-will.aspx Original] am 27. März 2014.</ref> |
|||
===== Offizielle Ankündigung von Sisis Kandidatur ===== |
|||
Am Abend des 26. März 2014 verkündete Sisi in einer vorab aufgezeichneten Ansprache im staatlichen Fernsehen seine Kandidatur bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen für das der Verfassung nach nur Zivilisten erlaubte Amt des Staatsoberhaupts und erklärte, dafür aus dem aktiven Armeedienst auszuscheiden, seinen Posten als Armeechef niederzulegen und als Verteidigungsminister und Vize-Ministerpräsident zurückzutreten.<ref name="N24_2014-03-27_AFW" /><ref name="WiWo_2014-03-27_AKF" /><ref name="stern-de_2013-03-27_AAW">''[http://www.webcitation.org/6OO33gdBH Ägypten - Armeechef Al-Sissi will Präsident werden]'', stern.de, 27. März 2014, archiviert vom [http://www.stern.de/video/video-kein-kalter-krieg-2099299.html Original] am 27. März 2014.</ref><ref name="VOA_2014-02-27_ESA">''[http://www.webcitation.org/6OO3m9AH8 Egypt's Sissi Announces Presidential Run]'' (englisch). Voice Of America, 26. März 2014, von Elizabeth Arrott, archiviert vom [http://www.voanews.com/media/video/1879999.html Original] am 27. März 2014.</ref> |
|||
Sisi schränkte er in seiner TV-Rede die Hoffnungen in seine Person ein und sagte, er werde als Präsident „keine Wunder“ bewirken können, aber alles tun, um dem Land Sicherheit, Stabilität und Hoffnung zu bringen.<ref name="WiWo_2014-03-27_AKF">''[http://www.webcitation.org/6OO3N9Z61 Militärchef - Al-Sissi kandidiert für Präsidentenamt in Ägypten]'', WirtschaftsWoche, 27. März 2014, archiviert vom [http://www.wiwo.de/politik/ausland/militaerchef-al-sissi-kandidiert-fuer-praesidentenamt-in-aegypten/9674338.html Original] am 27. März 2014.</ref><ref name="tagesschau-de_2014-03-26_SWP">''[http://www.webcitation.org/6OObiDSFD Bisheriger Militärchef stellt sich zur Wahl - Sisi will Ägyptens Präsident werden]'', tagesschau.de, 26. März 2013, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten-sisi100.html Original] am 27. März 2014.</ref> Er sagte: „Ich gebe die Uniform auf, um die Nation zu verteidigen.“ Das Land werde von Terroristen bedroht und stehe vor „einer sehr schweren Aufgabe“.<ref name="tagesschau-de_2014-03-26_SWP" /> Er kündigte an, seinen Kampf „für ein Ägypten ohne Terrorismus“ fortzusetzen. Die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Probleme des Landes müssten mit „Kraft und Mut“ angegangen werden.<ref name="N24_2014-03-27_AFW" /> |
|||
====== Inländische Reaktionen und Standpunkte ====== |
|||
* Die Muslimbruderschaft und mit ihr verbundene Gruppen in Ägypten lehnten eine Präsidentschaft Sisis strikt ab und sahen weiterhin den vom Militär unter Sisi gestürzten Präsidenten Mursi als legitimes Staatsoberhaupt Ägyptens an.<ref name="DNE_2014-03-26_IPW" /> Die Muslimbruderschaft äußerte scharfe Kritik an der Kandidatur Sisis.<ref name="N24_2014-03-27_AFW" /> Das Führungsmitglied Ibrahim Munir sagte, unter Sisi werde es in Ägypten „keine Stabilität oder Sicherheit“ geben.<ref name="N24_2014-03-27_AFW" /><ref name="ORF-at_2014-03-28_KAV" /> Mit Blick auf die hunderten Toten, die beim harten Vorgehen der Sicherheitskräfte seit dem Sturz Mursis getötet wurden, sagte Munir: „Er führte einen Putsch, um Präsident zu werden. Er ist ein Mann, der täglich seit dem Putsch getötet hat“.<ref name="N24_2014-03-27_AFW">''[http://www.webcitation.org/6OO4pmgN6 Mächtiger Armeechef - Abdel Fattah Al-Sisi will ägyptischer Präsident werden]'', N24, 27. März 2014, archiviert vom [http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/4497232/abdel-fattah-al-sisi-will-aegyptischer-praesident-werden.html Original] am 27. März 2014.</ref> |
|||
* Mehrere Gruppen der sogenannten „revolutionäre Jugend“ hatten bereits bei der Abstimmung zum Verfassungsentwurf im Januar 2014, für den sich Sisi öffentlich stark machte, die Zustimmung versagt.<ref name="Telepolis_2014-03-27_GAS" /> |
|||
: Die Jugendbewegung des 6.April hatte sich am 5. März deutlich von Sisi distanziert.<ref name="Telepolis_2014-03-27_GAS" /><ref name="DNE_2014-03-05_6AY">''[http://www.webcitation.org/6OOXpym1K 6 April Youth Movement oppose Al-Sisi presidential bid - “Anyone who loves his homeland and loves the Egyptian people cannot ignore or turn his back on the state of division and acute polarisation plaguing society,” says movement]'' (englisch). Daily News Egypt, 5. März 2014, von Joel Gulhane, archiviert vom [http://www.dailynewsegypt.com/2014/03/05/6-april-youth-movement-oppose-al-sisi-presidential-bid/ Original] am 27. März 2014.</ref> Sie erklärte ihre Gegnerschaft zur Kandidatur Sisis und argumentierte, diese würde lediglich einer Vertiefung der Spaltung Ägyptens dienen.<ref name="DNE_2014-03-26_IPW">''[http://www.webcitation.org/6OOU90e3R I promise we can achieve stability, security and hope: Al-Sisi - Al-Sisi resigns from armed forces; Sedki Sobhi promoted to General and expected to replace him]'' (englisch), Daily News Egypt, 26. März 2014, von Rana Muhammad Taha und Joel Gulhane, archiviert vom [http://www.dailynewsegypt.com/2014/03/26/promise-can-achieve-stability-security-hope-al-sisi/ Original] am 27. März 2014.</ref> |
|||
* Mit der Ankündigung seiner Präsidentschaftskandidatur löste Sisi landesweite Proteste aus, bei denen am 28. März nach offiziellen Angaben mindestens fünf Menschen ums Leben kamen,<ref name="ORF-at_2014-03-28_KAV">''[http://www.webcitation.org/6OQRCg2cs Kundgebungen auch von Anhängern]'', ORF.at, 28. März 2014, archiviert vom [http://orf.at/stories/2223995/2223996/ Original] am 29. März 2014.</ref><ref name="SpiegelOl_2014-03-28_TBP">''[http://www.webcitation.org/6OQMJqDg5 Ägypten: Tote bei Protesten gegen Militärchef Al-Sisi in Kairo - Mit der Ankündigung seiner Präsidentschaftskandidatur hat Ägyptens Militärchef Abd al-Fattah al-Sisi landesweite Proteste ausgelöst. Mindestens vier Menschen kamen dabei ums Leben]'', Spiegel Online, 28. März 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-tote-bei-protesten-gegen-militaerchef-al-sisi-in-kairo-a-961401.html Original] am 29. März 2014.</ref> nachdem schon am 26. März nach der offiziellen Kandidatur Sisis bei gewaltsamen Zusammenstöße mindestens ein Mensch getötet wurde.<ref name="ORF-at_2014-03-28_KAV" /> Die Muslimbrüder hatten mit dem Appell „An den Händen Sisis klebt Blut“ zu Massenprotesten aufgerufen.<ref name="ORF-at_2014-03-28_KAV" /> In mehreren Städten Ägyptens kam es am 28. März zu Protestkundgebungen gegen die Kandidatur des bisherigen Armeechefs Sisi. Dabei kam es teils zu gewalttätigen Zusammenstößen, bei denen nach offiziellen Angaben vier Menschen ums Leben kamen.<ref name="tagesschau-de_2014-03-28_PFG">''[http://www.webcitation.org/6OQM6m329 Proteste für und gegen al Sisi - Tote bei Protesten in Ägypten]'', tagesschau.de, 28. März 2014, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten2262.html Original] am 29. März 2014.</ref> |
|||
* Die Tageszeitung [[Al-Shorouk]] meldete, die Familie des 1981 ermordeten Präsidenten [[Anwar as-Sadat]] habe für die Kandidatur des Feldmarschalls Sisi ihre Unterschriften gegeben, von denen jeder Bewerber um die Kandidatur 25.000 vorlegen musste.<ref name="SRF_2014-04-02_DBD">''[http://www.webcitation.org/6OXiEn1DX Drei Bomben detonieren nahe der Uni in Kairo]'', Schweizer Radio und Fernsehen, 2. April 2014, archiviert vom [http://www.srf.ch/news/international/drei-bomben-detonieren-nahe-der-uni-in-kairo Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="KleineZeitung_2014-04-03_KÄW" /> |
|||
====== Internationale Reaktionen und Standpunkte ====== |
|||
Beobachter bezweifelten nach Bekanntgabe der Wahltermine, dass in Ägypten die Bedingungen für freie und faire Wahlen gewährleistet sind.<ref name="Welt_2014-03-31_ÄWE">''[http://www.webcitation.org/6OU0YDxFR Ägypten wählt Ende Mai]'', Die Welt, 31. März 2014, archiviert vom [http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_politik/article126380895/Aegypten-waehlt-Ende-Mai.html Original] am 31. März 2014.</ref> |
|||
* [[Afrikanische Union]] - Die Charta der Afrikanischen Union (AU) verbietet eine Präsidentschaft Sisis. Nach Artikel 25, Absatz 4 der Charta darf Tätern, die einen verfassunsgwidrigen Wechsel der Regierung durchführten, nicht die Teilnahme an zur Wiederherstellung der demokratischen Ordnung stattfindenden Wahlen gestattet werden, noch dürfen sie eine verantwortungsvolle Position in politischen Institutionen ihres Staates einnehmen. Ägypten war bereits im Juli 2013 von der Mitgliedschaft zur AU wegen des Militärputsches im Sommer 2013 suspendiert worden.<ref name="Telepolis_2014-03-27_GAS_bzapt-com">''[http://www.webcitation.org/6OO6L8Jvx General al-Sisy, der Sicherheitsgarant von Ägypten - Das Warten hat ein Ende: der starke Mann kandidiert bei den Präsidentschaftswahlen]'', Telepolis, 27. März 2014, von Thomas Pany, archiviert vom [http://www.heise.de/tp/artikel/41/41347/1.html Original] am 27. März 2014; mit Verweis auf: ''[http://www.webcitation.org/6OOUk8p1R African Union charter on democracy, elections and governance, Art. 25, paragraph 4]'', http://bzapt.com, [ohne Datum], archiviert vom [http://bzapt.com/O556 Original] am 27. März 2014; (Link: http://www.africa-union.org/root/au/Documents/Treaties/text/Charter%20on%20Democracy.pdf).</ref> Die AU hatte die Suspension nochmals im Januar 2014 bekräftigt.<ref name="DNE_2014-01-30_AUS">''[http://www.webcitation.org/6OOUXkMm1 African Union stands by decision on Egypt suspension - Details of high-level meetings with African Union Panel released]'' (englisch). Daily News Egypt, 30. Januar 2014, von Joel Gulhane, archiviert vom [http://www.dailynewsegypt.com/2014/01/30/african-union-stands-decision-egypt-suspension-2/ Original] am 27. März 2014.</ref> |
|||
[[Datei:Friends of Yemen (8537628910).jpg|mini|Die [[Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik|Hohe Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik]] und [[Vizepräsident der Europäischen Kommission|Vizepräsidentin der Europäischen Kommission]], [[Catherine Ashton]]]] |
|||
* Am 10. April 2014 erklärten die sich zu einem Besuch in Kairo aufhaltende EU-Chefdiplomatin [[Catherine Ashton]] und der ägyptische Interims-Außenminister [[Nabil Fahmi]], dass sich die Europäische Union und Ägypten auf ein Grundsatzabkommen für die Beobachtung der Präsidentschaftswahl am 26. und 27. Mai geeignet haben. Damit beabsichtigte die EU, erstmals Beobachter zu einer Wahl in Ägypten zu entsenden. Die EU-Mission werde sich „auf Einladung der ägyptischen Regierung“ im Land aufhalten.<ref name="Welt_2014-04-11_EEB">''[http://www.webcitation.org/6OlJnup3H EU entsendet Beobachter für Präsidentschaftswahl nach Ägypten - Ashton einigt sich mit Außenminister Fahmi auf Grundsatzabkommen]'', Die Welt, 11. April 2014, archiviert vom [http://www.welt.de/newsticker/news2/article126816176/EU-entsendet-Beobachter-fuer-Praesidentschaftswahl-nach-Aegypten.html Original] am 11. April 2014.</ref><ref name="TageblattOL_2014-04-11_EEB">''[http://www.webcitation.org/6OlK8GP5B Präsidentschaftswahl - EU entsendet Beobachter nach Ägypten - Zum ersten Mal will die Europäische Union Beobachter zu einer Wahl in Ägypten entsenden]'', Tageblatt Online, 11. April 2014, archiviert vom [http://www.tageblatt.lu/nachrichten/story/20494813 Original] am 11. April 2014.</ref> Weiter hieß es in der gemeinsamen Erklärung der Diplomaten, beide Seiten würden erwartet, dass die Wahlen „transparent und glaubwürdig“ ablaufen würden. Die konkrete Ausgestaltung der Beobachtermission werde in Kürze festgelegt.<ref name="TageblattOL_2014-04-11_EEB" /> Die Beobachter müssten sich, so die gemeinsame Erklärung weiterhin, „ungehindert im ganzen Land bewegen können“ und Zugang zu allen wichtigen Gesprächspartnern erhalten.<ref name="TageblattOL_2014-04-11_EEB" /><ref name="derStandard-at_2014-04-11_ESB">''[http://www.webcitation.org/6OlKaQalH EU schickt Beobachter zu Ägyptens Präsidentenwahl - Ashton einigt sich mit Außenminister Fahmi auf Grundsatzabkommen]'', derStandard.at, 11. April 2014, archiviert vom [http://derstandard.at/1395364932445/EU-schickt-Beobachter-zu-aegyptischer-Praesidentschaftswahl Original] am 11. April 2014.</ref> |
|||
: Zum Zeitpunkt von Ashtons Besuch in Kairo galt der bisherige Armeechef und Verteidigungsminister Sisi als einzig ernstzunehmender Präsidentschaftskandidat.<ref name="TageblattOL_2014-04-11_EEB" /><ref name="derStandard-at_2014-04-11_ESB" /> |
|||
====== Einzelstimmen ====== |
|||
* Maha Azzam, Ägyptenexpertin des britischen Forschungsinstituts [[Chatham House]], rechnete mit keinen tatsächlich demokratisch durchgeführten Wahlen: „Es gibt keine wirkliche Opposition. Die Anführer der Muslimbruderschaft sind im Gefängnis. Die Medien sind gleichgeschaltet, sowohl die staatlichen als auch die privaten unterstützen Al-Sisi.“ Bereits das Ergebnis des Verfassungsreferendum von Ende Januar 2014 mit einem offiziellem Endergebnis von 98 Prozent der Stimmen für die Verfassung ordnete sie unter die „typischen Ergebnisse aus Diktaturen“ ein. In Hinblick auf die zukünftige Stabilität Ägyptens unter Sisi sei sie skeptisch: „Es gibt keine Garantie, dass das Militär für Stabilität in Ägypten sorgen kann. In den vergangenen neun Monaten haben wir eher einen Mangel an Stabilität gesehen.“ Die militärgestützte Übergangsregierung habe nicht bewiesen, dass ein „starker Mann“ die Situation im Land kontrollieren kann. Die Sicherheitslage sei kritisch und die wirtschaftliche Situation mit einer hohen Inflation schlecht. Gleichzeitig wachse auch der Unmut über die Menschenrechtsverletzungen von Militär und Polizei. Angesichts von Tausenden Toten und politischen Gefangenen schätzte Azzam das Regime unter Sisi als „schlimmer“ ein als unter Mubarak: „Was wir bisher von Al-Sisi gesehen haben, ist schlimmer als alles, was wir unter dem Mubarak-Regime erlebt haben.“<ref name="DW_2014-03-28_VPZ" /> |
|||
* Andrew Hammond, Nahost-Experte des [[European Council on Foreign Relations]], betonte, es gebe durchaus nicht nur Anhänger Sisis in der Bevölkerung: „Al-Sisi hat nicht diese große Popularität, wie es immer dargestellt wird, das ist eine Manipulation der ägyptischen Medien.“ Nach seiner Einschätzung sei ein Sieg Sisis in tatsächlich freien Wahlen keineswegs sicher. Sisi verfüge über keine politische Vision, letztlich sei Sisi ein Wiedergänger Mubaraks: „Er hat niemals wirklich gesagt, wofür er steht, außer für Ordnung und ein hartes Vorgehen gegen die Muslimbrüder. Ich denke, es läuft auf eine Rückkehr zur Politik des 2011 gestürzten Diktators Husni Mubarak hinaus. Das bedeutet eine neoliberale Vision für Ägypten, gekoppelt mit einer faschistoiden Vorgehensweise in der Sicherheitspolitik.“<ref name="DW_2014-03-28_VPZ" /> |
|||
===== Diskussionen zu weiteren möglichen Kandidaten ===== |
|||
{{Preview Crop |
|||
|Image = 120211-D-VO565-009 - Mohammed Hussein Tantawi, Sami Hafez Anan, Martin E. Dempsey.jpg |
|||
|bSize = 800px |
|||
|cWidth = 130 |
|||
|cHeight = 130 |
|||
|oTop = 120 |
|||
|oLeft = 390 |
|||
|Location = float-right |
|||
|Description = [[Sami Hafez Enan|Sami Enan]] |
|||
}} |
|||
* Als Anzeichen dafür, dass Sisi innerhalb der Armee nicht unumstritten sei, wurde im März 2014 eine Kampagne gedeutet, mit der der frühere Generalstabschef [[Sami Hafez Enan|Sami Enan]] sich selbst als möglichen Präsidentschaftskandidaten ins Spiel brachte, indem bereits monatelang Poster verbreitet wurden, die ihn in Zivil und mit dem Schriftzug „Präsident 2014“ zeigten. Enan war im August 2012 vom damaligen Präsidenten Muhammad Mursi in den Ruhestand geschickt worden und genoss bei vielen Ägyptern Beliebtheit, da er in den Wochen des Volksaufstands von Anfang 2011 dafür gesorgt haben soll, dass die Armee nicht auf die Demonstranten schoss.<ref name="FAZ_2014-03-06_dMR">''[http://www.webcitation.org/6NscuOtN1 Ägypten - Die Massen rufen - Armeechef Sisi lässt sich als Retter feiern, ist aber ohne Programm. Ex-Militär Anan bringt sich als Präsidentschaftskandidat in Position. Für die Probleme des Landes findet Ägypten keine Lösung]'', Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. März 2014, von Rainer Hermann, archiviert vom [http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/afrika/aegypten-die-massen-rufen-12832938.html?printPagedArticle=true Original] am 6. März 2014.</ref> |
|||
* Mitte März 2014 wurden Gesprächsmitschnitte bekannt, in denen der frühere General, frühere Ministerpräsident und Unterstützer der Machtübernahme durch das Militär, [[Ahmad Schafiq]], zu hören ist, wie er das Versprechen freier Wahlen durch die Militärregierung eine „Farce“ und „Comedy show“ nennt und erklärt, er werde nicht zur Wahl antreten, da er wisse, dass die Wahl zugunsten des Feldmarschalls Sisi festgelegt sei. Die Bemerkungen Shafiks wurden als Hinweise auf Dissens innerhalb der Geschäfts- und Militärelite Ägyptens aufgefasst.<ref name="NYT_2014-03-13_FEG">''[http://www.webcitation.org/6O8eeoQa3 Former Egyptian General Calls Promise of Free Elections a ‘Farce’]'' (englisch). The New York Times, 13. März 2014, von David D. Kirkpatrick, archiviert vom [http://www.nytimes.com/2014/03/14/world/middleeast/former-egyptian-general-calls-promise-of-free-elections-a-farce.html Original] am 17. März 2014.</ref><ref name="NYT_EN-RaA_2014-03-17">''[http://www.webcitation.org/6O8hofdWN Egypt News — Revolution and Aftermath]'' (englisch). The New York Times, [ohne Datum], archiviert vom [http://topics.nytimes.com/top/news/international/countriesandterritories/egypt/ Original] am 17. März 2014.</ref> Sie führten zu Erstaunen in Ägypten, da Shafiq der gleichen Militärelite wie Militärchef Sisi angehörte und das Infragestellen der Präsidentschaftskandidatur Sisis in pro-Militär- und anti-islamistischen Kreisen, die sowohl von Shafiq wie von Sisi vertreten wurden, nahezu als „[[Häresie|häretisch]]“ (''New York Times'') betrachtet wurde. In einer Stellungnahme vom 13. März 2014 bestätigte Shafiq, dass die aufgezeichneten Bemerkungen von ihm stammten. Während er in dem aufgenommenen Gespräch gesagt hatte, dass er bereit wäre, erneut für die Präsidentschaft zu kandidieren, wenn Sisi es nicht tue, erklärte der seit seiner 2012 gegen Mursi verlorenen Wahl in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebende Shafiq in seiner Stellungnahme am 13. März, dass er zur Vermeidung einer Splittung der Wahl voll und ganz „den mächtigsten und dem Präsidentschaftswahlgewinn nahestehendsten der Kandidaten, seine Exzellenz, den Feldmarschall Abdel Fatah Sisi“, unterstütze.<ref name="NYT_2014-03-13_FEG" /> |
|||
* Der frühere islamistische Präsidentschaftskandidat [[Abdel Moneim Abul Futuh]] entschied sich mit der Begründung gegen eine Kandidatur, dass das von Mansur vorgelegte Wahlgesetz keine Anfechtungen des Ergebnisses erlaubt.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_GV5" /> Er betonte beim Ausscheiden, es sei unmöglich in einer Umgebung zu kandidieren, in der Opposition als Landesverrat dargestellt wird.<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /> |
|||
* Neben Ahmad Schafiq und Abdel Moneim Abul Futuh brach auch der Arbeitsrechtler [[Khaled Ali]] vorzeitig seine Bewerbung zur Kandidatur ab.<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /> |
|||
{{Preview Crop |
|||
|Image = حمدين صباحى.jpg |
|||
|bSize = 330px |
|||
|cWidth = 130 |
|||
|cHeight = 130 |
|||
|oTop = 10 |
|||
|oLeft = 65 |
|||
|Location = float-right |
|||
|Description = [[Hamdin Sabahi]] |
|||
}} |
|||
* [[Hamdin Sabahi]], ein [[Gamal Abdel Nasser|nasseristischer]] Linkspolitiker, der bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2012 den dritten Platz hinter dem Islamisten Mohammed Morsi und dem Ex-Minister des alten Regimes von Hosni Mubarak, Ahmed Shafik, erlangt hatte,<ref name="derStandard-at_2014-04-19_LST" /> war zum Zeitpunkt der offiziellen Verkündung von Sisis Kandidatur Ende März 2014 der einzige Kandidat, der seine Absicht zur Kandidatur mitgeteilt hatte.<ref name="AhramOL_2014-02-26_EEB" /><ref name="Telepolis_2014-03-27_GAS">''[http://www.webcitation.org/6OO6L8Jvx General al-Sisy, der Sicherheitsgarant von Ägypten - Das Warten hat ein Ende: der starke Mann kandidiert bei den Präsidentschaftswahlen]'', Telepolis, 27. März 2014, von Thomas Pany, archiviert vom [http://www.heise.de/tp/artikel/41/41347/1.html Original] am 27. März 2014.</ref><ref name="DW_2014-03-28_VPZ" /><ref name="Blick-ch_2014-03-30_ÄSE" /> Sabahi sagte, er werde ungeachtet der Kandidatur Sisis zur Kandidatur antreten.<ref name="AhramOL_2014-02-26_EEB" /> |
|||
: Sabahi war vor dem Volksaufstand von 2011 einer der Anführer der Opposition und gilt als Ikone der Revolutionsjugend.<ref name="SRF_2014-04-19_SWK">''[http://www.webcitation.org/6OxYTWfVT Sabahi wagt den Kampf gegen den mächtigen al-Sisi]'', Schweizer Radio ind Fernsehen (SRF 4 News, 14.30 Uhr), 19. April 2014, archiviert vom [http://www.srf.ch/news/international/sabahi-wagt-den-kampf-gegen-den-maechtigen-al-sisi Original] am 19. April 2014.</ref> Er wurde auch als dem dem linksrevolutionären Lager angehörender Menschenrechtler beschrieben.<ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> Später hatte der linksgerichtete Politiker den Sturz Mursis und das harte Vorgehen gegen die Muslimbrüder unterstützt.<ref name="DW_2014-03-28_VPZ" /><ref name="Zeit-Ol_2013-01-28_MVA">[http://www.webcitation.org/6Kx553jAD Ausschreitungen in Ägypten – Mursi verhängt Ausnahmezustand über drei Städte] Zeit Online, 28. Januar 2013, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-01/aegypten-mursi-ausnahmezustand Original] am 7. November 2013.</ref> Die von Sabahi geführte, linksgerichtete nasseristische Bewegung ''Egyptian Popular Current'' hatte für die anstehenden Parlamentswahlen eine Koalition mit der ''Tamarod''-Gruppe angekündigt.<ref name="AhramOL_2013-10-29_LPC">''[http://www.webcitation.org/6NvQsMJqc Leftist Popular Current to ally with Rebel in Egyptian elections - The Popular Current will form a coalition with the Rebel (Tamarod) group in the upcoming parliamentary elections]'' (englisch). Ahram Online, 29. Oktober 2013, archiviert vom [http://english.ahram.org.eg/NewsContent/1/64/85063/Egypt/Politics-/Leftist-Popular-Current-to-ally-with-Rebel-in-Egyp.aspx Original] am 8. März 2014.</ref> Während die Kandidatur des ehemaligen Militärchefs Sisi mit den Themen Sicherheit und Stabilität verbunden wurde,<ref name="derStandard-at_2014-04-19_LST" /><ref name="DW_2014-04-20_ZUP" /> und der Inhalt seiner Reden vermuten ließ, dass Sisi als Präsident sowohl die Wiederherstellung der Wirtschaft,<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /> die nach den politischen Wirren nach dem Sturz Mubaraks auf neue Impulse und ausländische Investitionen hoffte,<ref name="DW_2014-04-20_ZUP" /><ref name="N24_2014-04-20_NZK" /> als auch das Ansehen der staatlichen Institutionen über die Erfüllung von Menschenrechten stellen würde,<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /> warb Sabahi mit zentralen Themen wie Freiheit, Korruptionsbekämpfung und sozialer Gerechtigkeit um Stimmen.<ref name="derStandard-at_2014-04-19_LST" /><ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> Vor der Präsidentschaftswahl von 2014 präsentierte sich Sabahi als ein Mann der Revolution, die Anfang 2011 den früheren Machthaber Husni Mubarak zu Fall brachte.<ref name="tagesschau-de_2014-04-20_ATI" /><ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /> Im März 2014 sagte Sabahi in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, er bezweifele, dass mit Sisi Demokratie in Ägypten einziehe.<ref name="N24_2014-04-20_NZK">''[http://www.webcitation.org/6OzJxbedS Wahl des Staatsoberhauptes - Nur zwei Kandidaten bei Urnengang in Ägypten]'', N24, 20. April 2014, archiviert vom [http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/4621844/nur-zwei-kandidaten-bei-urnengang-in-aegypten.html Original] am 21. April 2014.</ref> |
|||
:In Umfrageergebnissen lag Sabahi gegenüber Sisi deutlich zurück.<ref name="HuffingtonPost_2014_03-31_VFP" /> Ihm wurden angesichts der Popularität Sisis keine ernsthaften Chancen zugestanden, in die Stichwahl zu kommen.<ref name="Blick-ch_2014-03-30_ÄSE" /><ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> Die Ägyptenexpertin Maha Azzam schätzte ihn als „symbolischen“ Gegenkandidaten ohne wirkliche Siegchancen ein.<ref name="DW_2014-03-28_VPZ" /> Die meisten säkularen Parteien hatten sich bereits seit langem ungeachtet aller Bedenken vor einer Rückkehr der Militärdiktatur der Politik Sisis angeschlossen.<ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> Am 1. April wurde bekannt, dass der Kairoer Generalstaatsanwalt Hisham Barakat Ermittlungen gegen Sabahi forderte, gegen den ein Rechtsanwalt zuvor eine Klage eingereicht hatte, weil Sabahi Spenden von ägyptischen Geschäftsleuten erhalten haben soll.<ref name="Welt_2014-04-02_KGF">''[http://www.webcitation.org/6OaUZIRuT Kairos Generalstaatsanwalt fordert Ermittlung gegen al-Sisi-Rivalen - Anwalt hatte wegen angeblicher Spenden geklagt]'', Die Welt, 2. April 2014, archiviert vom [http://www.welt.de/newsticker/news2/article126463727/Kairos-Generalstaatsanwalt-fordert-Ermittlung-gegen-al-Sisi-Rivalen.html Original] am 4. April 2014.</ref> Von einigen Seiten wurde Sabahi dafür kritisiert, den Präsidentschaftswahlen, deren freier und fairer Charakter bezweifelt wurde, durch seine Kandidatur Glaubwürdigkeit verliehen zu haben.<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /> |
|||
* Am 3. April 2014 meldete die Nachrichtenagentur Fides, der als Berater für internationale Angelegenheiten tätige 34-jährige Seif el-Amir wolle für das Amt des ägyptischen Staatspräsidenten kandidieren. El-Amir, der bis dahin nicht für sein politisches Engagement bekannt war, wäre der erste christliche Kopte gewesen, der sich für das Amt des Staatspräsidenten bewirbt, was durch die ägyptische Verfassung unter Hosni Mubarak nur Muslimen gestattet war. Um bei der Wahl kandidieren zu können, benötigte el-Amir bis zum 20. April 25.000 Unterschriften aus allen 27 Provinzen des Landes.<ref name="RadioVatikan_2014-04-03_KCA">''[http://www.webcitation.org/6OZzE1IX0 Ägypten: Koptischer Christ als möglicher Kandidat bei Präsidentenwahl]'', Radio Vatikan, 3. April 2014, archiviert vom [http://de.radiovaticana.va/news/2014/04/03/%C3%A4gypten:_koptischer_christ_als_m%C3%B6glicher_kandidat_bei_pr%C3%A4sidentenwahl/ted-787344 Original] am 4. April 2014.</ref> |
|||
* Die einzige weibliche Bewerberin,<ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> die Fernsehmoderatorin und frühere Präsidentschaftskandidatin [[Bothaina Kamel]], scheiterte ägyptischen Medien zufolge an den Auflagen der Wahlkommission,<ref name="FocusOL_2014-04-21_SGA">''[http://www.webcitation.org/6P0Lc6jCl Wahlen in Ägypten - Sabahi gegen al-Sisi: Wer wird der nächste Präsident?]'', Focus Online, 21. April 2014, archiviert vom [http://www.focus.de/politik/ausland/wahlen-zwei-kandidaten-fuer-das-praesidentenamt-in-aegypten_id_3788839.html Original] am 21. April 2014. (brü/dpa)</ref> indem sie die notwendigen 25.000 Unterschriften nicht fristgerecht vorlegen konnte.<ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> |
|||
* Der im Zusammenhang mit Skandalen und als extravaganter Fußballvereinsvorstand des [[al Zamalek SC|Zamalek Sporting Club]] bekannte Jurist [[Mortada Mansur]] begründete seine Entscheidung für einen kurzfristigen Rückzug seiner Kandidatur nach einem kurzen und bizarren Wahlkampf<ref name="AhramOL_2014-04-06_LMM">''[http://www.webcitation.org/6P3fygJmZ Lawyer Mortada Mansour says he will run for Egypt's presidency - Former lawyer says his campaign involves jailing striking workers, bringing stability, amending Camp David accords, standing up to Qatar and allowing atheists to practice beliefs in the 'bathroom' only]'' (englisch). Ahram Online, 6. April 2014, archiviert vom [http://english.ahram.org.eg/NewsContent/1/0/98408/Egypt/0/Lawyer-Mortada-Mansour-says-he-will-run-for-Egypts.aspx Original] am 23. April 2014.</ref> mit einem „Eingreifen Gottes“, der ihm in einer nächtlichen Vision mitgeteilt habe, dass Sisi zum Präsidenten auserkoren sei.<ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH">''[http://www.webcitation.org/6P3INMIE0 Ägypten - Präsidentschaftswahl in Hand von Ex-Armeechef - Bei der Präsidentschaftswahl in Ägypten Ende Mai tritt gegen den populären Ex-Armeechef al-Sisi nur der Linke Sabbahi an]'', Badische Zeitung, 23. April 2014, von Markus Symank, archiviert vom [http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/ausland/ein-menschenrechtler-gegen-den-general--83639407.html Original] am 23. April 2014.</ref><ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /><ref name="AhramOL_2014-04-19_LMM">''[http://www.webcitation.org/6P3fpkZD1 Lawyer Mortada Mansour withdraws from presidential race - Outspoken and controversial lawyer says he has pulled out of the presidential race after receiving a sign from God that former army chief Abdel-Fattah El-Sisi will win]'' (englisch). Ahram Online, 19. April 2014, archiviert vom [http://english.ahram.org.eg/NewsContent/1/64/99397/Egypt/Politics-/Lawyer-Mortada-Mansour-withdraws-from-presidential.aspx Original] am 23. April 2014.</ref> |
|||
===== Proteste gegen die Kandidatur Sisis am 28. März ===== |
|||
In Kairo protestierten am 28. März 2014 Hunderte islamistische Demonstranten gegen die zwei Tage zuvor verkündete Präsidentschaftskandidatur Sisis<ref name="SpiegelOl_2014-03-28_TBP" /><ref name="ZeitOL_2014-03-28_TbP" /><ref name="DW_2014-03-28_MÄD" /> und die vom Militär gestützte Regierung.<ref name="DW_2014-03-28_MÄD" /> Dabei wurden mindestens vier Menschen von unbekannten Tätern getötet.<ref name="SpiegelOl_2014-03-28_TBP" /><ref name="ZeitOL_2014-03-28_TbP" /> Unter den Toten befand sich auch die 22- oder 23-jährige ägyptische Fotojournalistin [[Majada Aschraf]] (auch: Mayada Ashraf) der Zeitung [[Al-Dostor (Ägypten)|Al-Dustur]], die über die Proteste im Kairoer Stadtteil Ain Schams berichten wollte<ref name="SpiegelOl_2014-03-28_TBP" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-28_PFG" /><ref name="DW_2014-03-28_MÄD">''[http://www.webcitation.org/6OQOBWotM Muslimbrüder in Ägypten demonstrieren weiter]'', Deutsche Welle, 28. März 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/muslimbr%C3%BCder-in-%C3%A4gypten-demonstrieren-weiter/a-17529603 Original] am 29. März 2014.</ref><ref name="ORF-at_2014-03-28_ÄFB">''[http://www.webcitation.org/6OQQQiDcd Ägyptische Fotoreporterin bei Protest in Kairo erschossen]'', ORF.at, 28. März 2014, archiviert vom [http://orf.at/stories/2223992/ Original] am 29. März 2014.</ref><ref name="AhramOL_2014-03-28_EDJ">''[http://www.webcitation.org/6ORS71lOU Egyptian Dostour journalist covering Islamists-police clashes killed]'' (englisch). Ahram Online, 28. März 2014, archiviert vom [http://english.ahram.org.eg/NewsContent/1/64/97768/Egypt/Politics-/Egyptian-Dostour-journalist-covering-Islamistspoli.aspx Original] am 29. März 2014.</ref><ref name="DW_2014-03-30_WTM" /><ref name="CPJ_2014-03-28_JSD">''[http://www.webcitation.org/6OUGhdy1J Journalist shot dead covering clashes in Egypt]'' (englisch). Committee to Protect Journalists, 28. März 2014, archiviert vom [http://cpj.org/2014/03/journalist-shot-dead-covering-clashes-in-egypt.php Original] am 31. März 2014.</ref> und fotografiert haben soll, wie Unterstützer Mursis und Sicherheitsbeamte aufeinandertrafen.<ref name="ZeitOL_2014-03-28_TbP" /><ref name="DNE_2014-03-29_TYO">''[http://www.webcitation.org/6OU2RMgYW Twenty-two year old journalist killed during Friday clashes - Al-Dostour’s Mayada Ashraf is the tenth journalist killed in Egypt since 2011]'', Daily News Egypt, 29. März 2014, von Ali Omar, archiviert vom [http://www.dailynewsegypt.com/2014/03/29/twenty-two-year-old-journalist-killed-friday-clashes/ Original] am 31. März 2014.</ref> Laut dem Nachrichtenportal ''Ahram Online'' wurde sie durch einen Kopfschuss getötet, als sie Aufnahmen von schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten, Sicherheitskräften und bewaffneten Zivilisten gemacht habe.<ref name="DW_2014-03-28_MÄD" /><ref name="DW_2014-03-30_WTM" /> Berichte vom Tatort ließen vermuten, dass Aschraf von Sicherheitskräften erschossen wurde, obwohl ihre letzte Meldung lautete,<ref name="DNE_2014-03-29_TYO" /> dass der der Protest der Muslimbruderschaft mit den Sicherheitskräften „scharfe Schüsse und Schrotschüsse austauschte“.<ref name="DNE_2014-03-29_TYO" /><ref name="CPJ_2014-03-28_JSD_YT6OUGqkyVy">''[http://www.webcitation.org/6OUGhdy1J Journalist shot dead covering clashes in Egypt]'' (englisch). Committee to Protect Journalists, 28. März 2014, archiviert vom [http://cpj.org/2014/03/journalist-shot-dead-covering-clashes-in-egypt.php Original] am 31. März 2014. Mit Verweis auf: ''[http://www.webcitation.org/6OUGqkyVy مسيرة للإرهابية تطلق الرصاص الحي على الأهالي بعين شمس]'' (arabisch), [[Al-Dostor (Ägypten)|Al-Dostor]], 28. März 2014, archiviert vom [http://dostor.org/%D8%A7%D9%84%D8%A3%D8%AE%D8%A8%D8%A7%D8%B1/%D9%82%D9%84%D8%A8-%D9%85%D8%B5%D8%B1/395949-%D9%85%D8%B3%D9%8A%D8%B1%D8%A9-%D9%84%D9%84%D8%A5%D8%B1%D9%87%D8%A7%D8%A8%D9%8A%D8%A9-%D8%AA%D8%B7%D9%84%D9%82-%D8%A7%D9%84%D8%B1%D8%B5%D8%A7%D8%B5-%D8%A7%D9%84%D8%AD%D9%8A-%D8%B9%D9%84%D9%89-%D8%A7%D9%84%D8%A3%D9%87%D8%A7%D9%84%D9%8A-%D8%A8%D8%B9%D9%8A%D9%86-%D8%B4%D9%85%D8%B3 Original] am 31. März 2014.</ref> Ein Augenzeuge sagte, ein Sicherheitsbeamter habe der Journalistin in den Kopf geschossen.<ref name="tagesschau-de_2014-03-28_PFG" /> Ein Demonstrant sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Polizei habe mit scharfer Munition auf die Menschenmenge geschossen.<ref name="SpiegelOl_2014-03-28_TBP" /><ref name="DW_2014-03-28_MÄD" /> Nach forensischen Ergebnissen wurde sie aus kurzer Distanz erschossen.<ref name="DW_2014-03-30_WTM">''[http://www.webcitation.org/6OU26IUKz Ägypten - Wer tötete Mayada Ashraf? - Die Arbeit von Journalisten in Ägypten wird immer gefährlicher. Nach dem Tod einer jungen Fotoreporterin fordern die ägyptischen Journalisten mehr Schutz für ihre Berichterstattung von der Straße]'', Deutsche Welle, 30. März 2014, von Khalid El Kaoutit, archiviert vom [http://www.dw.de/wer-t%C3%B6tete-mayada-ashraf/a-17530585 Original] am 31. März 2014.</ref> Der Umstand, dass islamistische Demonstranten nach Augenzeugenberichten den Leichnam der erschossenen Journalistin bargen,<ref name="DW_2014-03-28_MÄD" /><ref name="Süddeutsche-de_2014-03-29_FBA" /> was auch auf einem vom Nachrichtensende ''Masr Alarabia'' gezeigten Video gezeigt werden soll,<ref name="CPJ_2014-03-28_JSD_YTyGCoIpwCpyA">''[http://www.webcitation.org/6OUGhdy1J Journalist shot dead covering clashes in Egypt]'' (englisch). Committee to Protect Journalists, 28. März 2014, archiviert vom [http://cpj.org/2014/03/journalist-shot-dead-covering-clashes-in-egypt.php Original] am 31. März 2014. Mit Verweis auf: ''[https://www.youtube.com/watch?v=yGCoIpwCpyA مقتل صحفية بـ"مصر العربية" برصاصة بالرأس]'' (arabisch). YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal [https://www.youtube.com/user/masralarbya Masr Alarabia] am 28. März 2014.</ref> wurde als mögliches Indiz darauf gedeutet, dass die tödlichen Schüsse von der Polizei oder anderen Bewaffneten gekommen seien, zumal sich häufig Kleinkriminelle und Geheimdienstmitarbeiter in Zivil mit Schusswaffen an der Niederschlagung von Protesten gegen die militärgestützte Übergangsregierung beteiligten und dabei mit der Polizei kooperierten.<ref name="DW_2014-03-28_MÄD" /><ref name="Süddeutsche-de_2014-03-29_FBA">''[http://www.webcitation.org/6ORRh3Apt Proteste in Ägypten - Fotojournalistin bei Ausschreitungen in Kairo getötet]'', Süddeutsche.de, 29. März 2014, archiviert vom [http://www.sueddeutsche.de/politik/proteste-in-aegypten-fotojournalistin-bei-ausschreitungen-in-kairo-getoetet-1.1924609 Original] am 29. März 2014.</ref> Ein Sprecher des Innenministeriums machte die Muslimbruderschaft für alle vier Toten verantwortlich.<ref name="tagesschau-de_2014-03-28_PFG" /><ref name="SpiegelOl_2014-03-28_TBP" /><ref name="DW_2014-03-28_MÄD" /> Sicherheitskräfte nahmen fünf Personen fest, die mutmaßlich an der Schießerei oder am Tod von Mayada Ashraf beteiligt gewesen sein sollen. Anhänger der Muslimbrüder beschuldigen hingegen die Regierung, die Journalistin sowie vier weitere Demonstranten ermordet zu haben.<ref name="DW_2014-03-30_WTM" /> Ab dem 28. März wurde ein Foto auf verschiedenen [[Social Media|Social-Media-Seiten]] immer wieder geteilt, das die getötete Mayada Ashraf Mitte Dezember 2013 auf Facebook gepostet hatte und sie als junge Journalistin zeigt, die mit einer Hand ihren Fotoapparat hochhält und mit der anderen ein Banner mit der Aufschrift „Die Kamera ist noch in unseren Händen, Hosseini. Wir machen weiter!“. Mit dem Foto hatte Mayada Ashraf an den ägyptischen Journalisten Al-Hosseini Abu Deif erinnert, der ebenfalls zu Tode gekommen war, als er eine Demonstration der Muslimbrüder begleitet hatte.<ref name="DW_2014-03-30_WTM" /> In den sozialen Medien und insbesondere aus Mayadas Freundeskreis wurde die Polizei und deren Scharfschützen für ihren Tod verantwortlich gemacht.<ref name="taz-de_2014-04-24_WHM">''[http://www.webcitation.org/6P4u4zjBf Getötete Journalistin in Ägypten - Wer hat Mayada Ashraf erschossen? - Waren es Scharfschützen, Polizisten, Muslimbrüder? Nach dem Tod der Journalistin versuchen viele, ihr tragisches Ende für politische Zwecke zu nutzen]'', taz.de, 24. April 2014, von Karim El-Gawhary, archiviert vom [http://www.taz.de/Getoetete-Journalistin-in-Aegypten/!137269/ Original] am 24. April 2014.</ref> Nach Angaben der Organisation [[Reporter ohne Grenzen]] (ROG) wurden Journalisten in Ägypten seit dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi am 3. Juli 2013, insbesondere bei der Berichterstattung über Versammlungen oder Demonstrationen, systematisch anvisiert.<ref name="RWB_2014-03-31_FRS">''[http://www.webcitation.org/6OWBZx8z5 Female reporter shot dead while covering anti-Sisi protest]'' (englisch). Reporter Without Borders, 31. März 2014, archiviert vom [http://en.rsf.org/egypt-female-reporter-shot-dead-while-31-03-2014,46062.html Original] am 1. April 2014.</ref> Aschraf war laut ROG der sechste Journalist, der in Zusammenhang mit seiner Arbeit seit dem 3 Juli getötet worden war. Auf der ROG-[[Rangliste der Pressefreiheit]] nahm Ägypten Platz 159 von 180 Ländern ein.<ref name="RWB_2014-03-31_FRS_Index">''[http://www.webcitation.org/6OWBZx8z5 Female reporter shot dead while covering anti-Sisi protest]'' (englisch). Reporter Without Borders, 31. März 2014, archiviert vom [http://en.rsf.org/egypt-female-reporter-shot-dead-while-31-03-2014,46062.html Original] am 1. April 2014. Mit Verweis auf: ''[http://www.webcitation.org/6OWCd55LP Biggest rises and falls in the 2014 World Press Freedom Index]'' (englisch). http://rsf.org, archiviert vom [http://rsf.org/index2014/en-index2014.php Original] am 1. April 2014.</ref> |
|||
Unter den Toten im Zuge der Demonstrationen in Reaktion auf das Ausscheiden Sisis aus dem Militär, das Sisi zur Kandidatur an den Präsidentschaftswahlen befähigte, befand sich auch als weitere Frau die koptisch-christliche Mary Sameh George, die in Ain Shams erstochen wurde.<ref name="DNE_2014-03-29_TYO" /> |
|||
Die Polizei nahm in verschiedenen Städten Dutzende Anhänger des gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi fest.<ref name="tagesschau-de_2014-03-28_PFG" /><ref name="ZeitOL_2014-03-28_TbP" /><ref name="SpiegelOl_2014-03-28_TBP" /> Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Mena hätten Demonstranten im Kairoer Arbeiterviertel Helwan und in Fajum Schrotmunition abgefeuert und die Sicherheitskräfte Tränengas eingesetzt.<ref name="ZeitOL_2014-03-28_TbP" /><ref name="SpiegelOl_2014-03-28_TBP" /><ref name="DW_2014-03-28_MÄD" /> Die Sicherheitskräfte gaben an, von Demonstranten mit Molotow-Cocktails und Steinen beworfen worden zu sein.<ref name="SpiegelOl_2014-03-28_TBP" /><ref name="DW_2014-03-28_MÄD" /> In Fajum soll die Polizei Krawallen zwischen den verfeindeten politischen Lagern beendet haben.<ref name="ORF-at_2014-03-28_ÄFB" /> |
|||
In Alexandria und Kairo haben Sicherheitskräfte laut Mena Tränengas eingesetzt und die Proteste aufgelöst.<ref name="ZeitOL_2014-03-28_TbP" /><ref name="SpiegelOl_2014-03-28_TBP" /><ref name="DW_2014-03-28_MÄD" /> |
|||
In Alexandria und Kairo feierten währenddessen Dutzende Anhänger Sisis die Präsidentschaftskandidatur des Feldmarschalls Sisi<ref name="FROL_2014-03-28_TBP">''[http://www.webcitation.org/6OQPQLX5y Ägypten - Tote bei Protesten gegen Al-Sisi]'', Frankfurter Rundschau, 28. März 2014, archiviert vom [http://www.fr-online.de/aegypten-syrien-revolution/aegypten-tote-bei-protesten-gegen-al-sisi,7151782,26688896.html Original] am 29. März 2014.</ref><ref name="ORF-at_2014-03-28_ÄFB" /> und schwenkten die ägyptische Flagge und Poster mit seinem Konterfei.<ref name="ZeitOL_2014-03-28_TbP">''[http://www.webcitation.org/6OPxLk1RR Ägypten - Tote bei Protesten in Kairo]'', Zeit Online, 28. März 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/aegypten-kairo-demonstration-al-sisi-mursi Original] am 28. März 2014.</ref><ref name="tagesschau-de_2014-03-28_PFG" /> Die Kampagne [[Tamarod]] hatte die Anhänger Sisis zu einer Loyalitätskundgebung auf dem Tahrir-Platz in Kairo aufgerufen, um „dem Bürger Abdel Fattah al-Sisi dafür zu danken, dass er dem Wunsch des Volkes entsprochen hat“.<ref name="ORF-at_2014-03-28_KAV" /> |
|||
In der Hafenstadt Port Said zündete die aufgebrachte Menge ein Porträt Sisis an. In der Provinz Beheira bildeten Anhänger Mursis eine mehrere Kilometer lange Menschenkette.<ref name="SpiegelOl_2014-03-28_TBP" /><ref name="DW_2014-03-28_MÄD" /> |
|||
<gallery mode=packed caption="Galerie: Pro-Mursi-Freitags-Protestmarsch in Kairo nach Sisis Verkündung seiner Präsidentschaftskandidatur (28. März 2014):"> |
|||
File:Protesters march through Cairo holding up four-fingers for R4bia sign in memory of deadly 2013 crackdown on supporters of ousted President Morsi 28-Mar-2014.jpg | Auch Frauen und Kinder neben verbotener [[R4bia]]-Flagge |
|||
File:Protesters march through Cairo holding up four-fingers as R4bia sign in memory of 2013 deadly crackdown on supporters of ousted President Morsi - 28-Mar-2014.jpg | Alte Frau mit R4bia-Gruß |
|||
File:A protester wears an image of ousted President Mohamed Morsi during a demonstration in Cairo - 28-Mar-2014.jpg | Mursi-Bild am Hals eines Demonstranten<ref name="VOA_2014-03-28_AGP">''[http://www.webcitation.org/6OQFlZFlV Anti-Government Protests in Cairo]'', Voice Of America, 28. März 2014, von Hamada Elrassam, archiviert vom [http://www.voanews.com/media/photogallery/anti-government-protests-in-cairo/1881257.html Original] am 29. März 2014.</ref> |
|||
File:A protester holds up four-fingers as R4bia hand sign in memory of last 2013 deadly crackdown on supporters of ousted President Morsi - Cairo - 28-Mar-2014.jpg | Junge Männer mit R4bia-Gruß |
|||
File:Protesters march through Cairo holding up four-fingers as a hand sign in memory of 2013 deadly crackdown on supporters of ousted President Morsi - 28-Mar-2014.jpg | R4bia-Handzeichen und -Flagge |
|||
</gallery> |
|||
===== Anti-Sisi-Kampagnen in sozialen Medien ===== |
|||
Seit dem Sturz des Präsidenten Morsi hatte der Militär Sisi Einfluß auf die ägyptische Politik genommen und die öffentliche Meinung scharf gespalten. Seine Anhänger betrachteten ihn als „Erlöser“ und „Held“, der den seit 2011 bestehenden Aufruhr im Land beenden und für Stabilität sorgen kann, während seine Gegner auf ausgedehnten Menschenrechtsverletzungen und das rücksichtslose Vorgehen gegen die Muslimbruderschaft verwiesen.<ref name="HuffingtonPost_2014_03-31_VFP" /><ref name="BBCNews_2014-03-30_EAS" /> |
|||
Beobachter werteten die Verspottung Sisi als eine der letzten wirkungsvollen Möglichkeit für die von dem militärgestützten Regime kriminalisierte Muslimbruderschaft, die Autorität Sisis trotz der gleichgeschalteten Medien anzugreifen.<ref name="BBCNews_2014-03-30_EAS" /> Es wurde auch die Meinung vertreten, dass Gegner Sisis auf Kampagnen in sozialen Medien auswichen, da diese angesichts des scharfen Vorgehens der militärgestützten Regimes gegen Demonstrationen als einziger Bereich der Meinungsäußerung verblieben.<ref name="BBCNews_2014-03-30_EAS" /><ref name="HuffingtonPost_2014_03-31_VFP" /> Menschenrechtsgruppen hatten gewarnt, dass das scharfe Vorgehen des militärgestützen Regimes gegen von der Regierungslinie abweichende Meinungen politische Aktivisten, Menschenrechtsschützer und eine unabhängige Presse gleichermaßen bedrohte.<ref name="HuffingtonPost_2014_03-31_VFP" /> |
|||
Gegner Sisis riefen eine Internetkampagne gegen seine Präsidentschaftskandidatur ins Leben, die zu Forderungen aus dem Pro-Sisi-Lager führte, die sozialen Medien in Ägypten zu verbieten.<ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME" /> |
|||
====== Vorfeld: Pro-Sisi-Massenkampagnen ====== |
|||
Bereits Wochen und Monate bevor Ende März 2014 die Kandidatur Sisis feststand, bewarb eine von Beobachtern als bemerkenswert eingeschätzte Kampagne Sisi als Staatsführer. In ganz Kairo wurden Bilder und Plakate von Sisi angebracht mit Schriftzügen wie: „Ägypten braucht dich“ oder „Setze deine Arbeit fort“.<ref name="oe1-ORF-at_2014-04-01_ÄVP">''[http://www.webcitation.org/6OWttLbfV Ägypten - Ägypten vor Präsidentenwahl]'', oe1.ORF.at, 1. April 2014, von Liza Ulitzka, archiviert vom [http://oe1.orf.at/artikel/371037 Original] am 2. April 2014.</ref> Schon lange bevor Sisi Ende März 2014 sein Ausscheiden aus der Armee und seine Kandidatur für das Staatspräsidentenamt verkündete, wurde kaum einen anderer ernsthafter Präsidentschaftskandidat für möglich gehalten. Auf Facebook wurde eine Kampagne gestartet, um Unterschriften für eine Kandidatur Sisis zu sammeln, bei der angeblich 20 Millionen Unterschriften zusammengekommen sein sollen.<ref name="Welt_2014-03-27_MÄR">''[http://www.webcitation.org/6OOaaqE4j Abdel Fattah al-Sisi - Der Mann, der Ägyptens Retter sein soll - Abdel Fattah al-Sisi ist die Art Mann, die Ägypten jahrzehntelang regiert hat: fromm, aber säkular, volkstümlich, aber ein knallharter Militär. Nichts kann ihn auf dem Weg zur Macht noch aufhalten]'', Die Welt, 27. März 2014, von Amira El-Ahl, archiviert vom [http://www.welt.de/politik/ausland/article126265223/Der-Mann-der-Aegyptens-Retter-sein-soll.html Original] am 27. März 2014.</ref> Auch existierten in den Monaten vor der offiziellen Verkündung Sisis Kandidatur Pro-Sisi-Hashtags wie „Ich werde für Sisis stimmen“ und „Führe deine gute Tat zu Ende“, die die rapide steigende Popularität Sisi unter vielen Ägyptern widerspiegelte.<ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME" /> |
|||
====== Anti-Sisi-Kampagne ''Intikhbo al-ars'' ====== |
|||
Während der führende Präsidentschaftskandidat Sisi von Millionen Ägyptern gestützt zu werden schien, erschien in den sozialen Medien wie Twitter und Facebook Ägyptens und der arabischen Welt ein den früheren Militärchef verspottendes Hashtag #انتخبوا_العرص („Intikhbo al-ars“), das grob aus dem Arabischen als „Stimmt für den Zuhälter“ übersetzt werden kann.<ref name="HuffingtonPost_2014_03-31_VFP">''[http://www.webcitation.org/6OWu7Ez29 'Vote For The Pimp' Hashtag Prompts Twitter Battle In Egypt]'' (englisch). The Huffington Post, 31. März 2014 (aktualisiert am 1. April 2014), von Charlotte Alfred, archiviert vom [http://www.huffingtonpost.com/2014/03/31/vote-for-the-pimp-egypt_n_5064149.html Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="AlArabiyaNews_2014-03-31_ETP" /><ref name="MEMO_2014-03-30_ASH">''[http://www.webcitation.org/6OWuQ9RhJ Anti-Sisi hashtag goes viral]'' (englisch). Middle East Monitor (MEMO, London), 30. März 2014, archiviert vom [https://www.middleeastmonitor.com/news/africa/10606-anti-sisi-hashtag-goes-viral Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME_Twitter">''[http://www.webcitation.org/6OWuGNHyS Sisi mocked in Egypt internet campaign - Presidential hopeful subject of sarcastic 'vote for the pimp' movement on social media, leading to calls for a ban]'' (englisch). Al Jazeera, 31. März 2014, archiviert vom [http://www.aljazeera.com/news/middleeast/2014/03/sisi-mocked-egypt-internet-campaign-201433022548298607.html Original] am 2. April 2014. Mit Verweis auf: ''[https://twitter.com/search?q=%23%D8%A7%D9%86%D8%AA%D8%AE%D8%A8%D9%88%D8%A7%20_%D8%A7%D9%84%D8%B9%D8%B1%D8%B5%20&src=typd #انتخبوا _العرص]'', Twitter, abgerufen am 2. April 2014.</ref> Der Begriff „Zuhälter, Lude, Verleiter zum Laster“ wird in der ägyptischen Kultur als extrem vulgäre und eine der schlimmsten Beleidigungen betrachtet,<ref name="HuffingtonPost_2014_03-31_VFP" /><ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME">''[http://www.webcitation.org/6OWuGNHyS Sisi mocked in Egypt internet campaign - Presidential hopeful subject of sarcastic 'vote for the pimp' movement on social media, leading to calls for a ban]'' (englisch). Al Jazeera, 31. März 2014, archiviert vom [http://www.aljazeera.com/news/middleeast/2014/03/sisi-mocked-egypt-internet-campaign-201433022548298607.html Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="oe1-ORF-at_2014-04-01_ÄVP" /><ref name="AlArabiyaNews_2014-03-31_ETP" /><ref name="MEMO_2014-03-30_ASH" /> transportiert aber auch die Bedeutungen „angeberisch“ und „Gang-Boss“.<ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME" /> Englischsprachige Nutzer verwenden auch die wörtliche Übersetzung des Hashtags #elect_the_pimp, die wiederum ins Deutsche, Französische und andere Sprachen übersetzt wurde.<ref name="MEMO_2014-03-30_ASH" /> |
|||
Der Slogan „Stimmt für den Luden“ wurde Hunderttausende Mal in den sozialen Medien getweetet und auf Anti-Sisi-Versammlungen sowie unter Sisi-Protraits als Graffiti auf ägyptischen Straßen wiedergegeben.<ref name="HuffingtonPost_2014_03-31_VFP" /><ref name="BBCNews_2014-03-30_EAS">''[http://www.webcitation.org/6OWtzYcgN Egypt Anti-Sisi hashtag sweeps Twitter]'' (englisch). BBC News, 30. März 2014, archiviert vom [http://www.bbc.com/news/world-middle-east-26811376 Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME" /><ref name="StimmeRusslands_2014-03-30_KGF" /> Der Hashtag wurde zu einer der wichtigsten Parolen der anhaltenden Antiputsch-Demonstrationen in Ägypten und wurde auf Wände, Geldscheine und öffentlichte Transportmittel geschrieben.<ref name="MEMO_2014-03-30_ASH" /> Von Aktivisten aufgenommenes Videomaterial von den [[#Proteste gegen die Kandidatur Sisis am 28. März|Freitag-Protesten des 28. März]] in Ägypten zeigte Demonstranten, die „Stimmt für den Luden, ein Präsident für Ägypten!“ skandieren.<ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME_YTRhLr3n8P66A">''[http://www.webcitation.org/6OWuGNHyS Sisi mocked in Egypt internet campaign - Presidential hopeful subject of sarcastic 'vote for the pimp' movement on social media, leading to calls for a ban]'' (englisch). Al Jazeera, 31. März 2014, archiviert vom [http://www.aljazeera.com/news/middleeast/2014/03/sisi-mocked-egypt-internet-campaign-201433022548298607.html Original] am 2. April 2014. Mit Verweis auf: ''[http://www.youtube.com/watch?v=RhLr3n8P66A&feature=share انتخبوا العرص رئيس لمصر من مسيرة المطرية ٢٨/٣]'' (arabisch). YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal [http://www.youtube.com/channel/UC1RwTfIHbp48n5pDAu32xSA OtherProspect Egy] am 28. März 2014.</ref> Auch aus Deutschland wurde er von einer großen öffentlichen Werbefläche gemeldet.<ref name="HuffingtonPost_2014_03-31_VFP" /><ref name="HuffPostLive_2014-04-01_IHE">''[http://www.webcitation.org/6OWyNiZVa Insulting Hashtag In Egypt Provokes Call For Twitter, YouTube Ban]'' (englisch), in: ''[http://www.webcitation.org/6OWyaX1k3 - #WorldBrief with @ASE April 1]'', http://live.huffingtonpost.com (Huff Post Live), Moderation: Ahmed Shihab-Eldin, 1. April 2014, archiviert vom [http://live.huffingtonpost.com/r/archive/segment/insulting-hashtag-in-egypt-provokes-call-for-twitter-youtube-ban/533afae7fe34441001000037 Original] (in: [http://live.huffingtonpost.com/r/segment/worldbrief-with-ase-april-1/5334250e02a76025fd000081 Original]) am 2. April 2014.</ref> |
|||
Innerhalb weniger Stunden soll der Hashtag „Intikhbo al-ars“ angeblich mehrere Millionen Mal geteilt worden sein. Ein Screenshot vom Hashtag-Anaylyse-Tool Keyhole wurde verbreitet, das belegen sollte, dass bereits über 100 Millionen Seitenaufrufe erfolgt und innerhalb einer Woche eine Milliarde Seitenaufrufe des Hashtags möglich seien. Der Zugang zu Keyhole schien darauf nicht verfügbar zu sein, während in sozialen Medien berichtet wurde, dass er von Behörden blockiert worden sein soll.<ref name="AlArabiyaNews_2014-03-31_ETP">''[http://www.webcitation.org/6OWuXDuY7 Egypt TV presenters tout Twitter ban over anti-Sisi hashtag]'' (englisch). Al Arabiya News, 31. März 2014, von Mustapha Ajbaili, archiviert vom [http://english.alarabiya.net/en/media/television-and-radio/2014/03/31/Egypt-TV-presenters-tout-twitter-ban-over-anti-Sisi-hashtag.html Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="MEMO_2014-03-30_ASH_Keyhole">''[http://www.webcitation.org/6OWuQ9RhJ Anti-Sisi hashtag goes viral]'' (englisch). Middle East Monitor (MEMO, London), 30. März 2014, archiviert vom [https://www.middleeastmonitor.com/news/africa/10606-anti-sisi-hashtag-goes-viral Original] am 2. April 2014. Mit Verweis auf: ''[http://www2.keyhole.co/realtime/7Tn3bJ Real-time Tracker: #انتخبوا_العرص]'', http://www2.keyhole.co, abgerufen am 2. April 2014.</ref><ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME" /> Laut Keyhole seien innerhalb von einigen Tagen nach seiner Schaffung Zehntausende Twitternacherichten zum Hashtag entstanden. 23 Prozent der Seitenaufufe seien aus dem Ausland gekommen.<ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME" /> |
|||
Angebliche Erschaffer des Hashtags erklärten auf ihrer Facebook-Seite, dass der Hashtag als Angriff gegen den Putschführer gemeint sei, der die Tötung Tausender Zivilisten und den Sturt eines demokratisch gewählten Präsidenten zu verantworten habe, um dann entgegen seiner zahlreichen Versprechen selbst die Macht durch Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen anzustreben. Der beleidigende Hashtag spiele nach ihrer Ansicht auf den Betrug Sisis gegenüber dem Präsidenten, der in ernannt hatte und gegen die Verletzung seines Amtseides an.<ref name="MEMO_2014-03-30_ASH_FB">''[http://www.webcitation.org/6OWuQ9RhJ Anti-Sisi hashtag goes viral]'' (englisch). Middle East Monitor (MEMO, London), 30. März 2014, archiviert vom [https://www.middleeastmonitor.com/news/africa/10606-anti-sisi-hashtag-goes-viral Original] am 2. April 2014. Mit Verweis auf: ''[https://www.facebook.com/ent5bo.el3rs انتخبوا العرص]'', Facebook, abgerufen am 2. April 2014.</ref> |
|||
Die „Intikhbo al-ars“-Kampagne löste schnell eine Auseinandersetzung in den sozialen Medien aus, bei der sich Unterstützer Sisis mit eine Reihe von Gegenhashtags wie „Ich werde für Sisi stimmen“ oder „Ich werde Sisi wählen“ hinter Sisis Kandidatur stellten,<ref name="HuffingtonPost_2014_03-31_VFP" /><ref name="BBCNews_2014-03-30_EAS" /><ref name="MEMO_2014-03-30_ASH" /> jedoch nicht die gleiche Verbreitung erreichten wie der Anti-Sisi-Hashtag.<ref name="MEMO_2014-03-30_ASH" /> Einflussreiche TV-Moderatoren auf Pro-Regierungs-Nachrichtenkanälen riefen die militärgestützte Übergangsregierung auf, auf den Hashtag Twitter „Stimmt-für-den-Luden“-Hashtag mit dem Verbot von Twitter in Ägypten zu reagieren und verwiesen auf eine ähnliche Entscheidung des türkischen Ministerpräsidenten [[Recep Tayyip Erdo?an]].<ref name="HuffingtonPost_2014_03-31_VFP" /><ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME_KhairyRamadan" /> Der ägyptische Journalist und populäre CBC-TV-Moderator Khairy Ramadan bezeichnete den „Intikhbo al-ars“-Hashtag als eine Art „Rufmord“ der Muslimbruderschaft-Unterstützer gegen Sisi.<ref name="AlArabiyaNews_2014-03-31_ETP" /><ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME_KhairyRamadan">''[http://www.webcitation.org/6OWuGNHyS Sisi mocked in Egypt internet campaign - Presidential hopeful subject of sarcastic 'vote for the pimp' movement on social media, leading to calls for a ban]'' (englisch). Al Jazeera, 31. März 2014, archiviert vom [http://www.aljazeera.com/news/middleeast/2014/03/sisi-mocked-egypt-internet-campaign-201433022548298607.html Original] am 2. April 2014. Mit Verweis auf: ''[http://www.youtube.com/watch?v=QJQshhZzsbk خيرى رمضان يعترف بالمؤامرة على مرسى تعليقا على هاشتاج انتخبوا الـــبرص(طبعا هى مش البرص) الـــ3ـــرص]'' (arabisch), YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Konto [http://www.youtube.com/user/muhamedzayed محمد زايد] am 28. März 2014.</ref><ref name="MEMO_2014-03-30_ASH" /> Ramadan behauptete, der Hashtag „Intikhbo al-ars“ sei nach dem Hashtag „Ich werde für Sisi stimmen“ in Umlauf gekommen und deshalb zur Nummer Eins der Hashtags geworden, weil er von der „terroristischen Muslimbruderschaft“ unterstützt werde. Die Muslimbuderschaft-„Terroristen“, so Ramadan, würden damit eine ähnliche Rufmordtaktik verwenden wie sie zuvor gegen den von Sisi gestürzten Präsidenten Mursi gebraucht worden sei, nun aber in einer „professionelleren und dreckigeren Weise“. Ramadan forderte die Wahlkampagnen Sisis und Hamdin Sabahis auf, Experten der sozialen Medien zu engagieren, um der seiner Ansicht nach von Ismalisten geführten Rufordkampagne zu begegnen.<ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME_KhairyRamadan" /> |
|||
Eine erste Meldung von ''BBC Arabic'' vom 30. März 2014,<ref name="BBCArabic_2014-03-30">''[http://www.webcitation.org/6OX4kJQD1 الهاشتاغ "المسيء" للسيسي لا يزال يثير جدلا واسعا في مصر]'' (arabisch). BBC Arabic, 30. März 2014, archiviert vom [http://www.bbc.co.uk/arabic/middleeast/2014/03/140330_egypt_moi_sisi_hashtag.shtml Original] am 2. April 2014.</ref> nach der ein Sprecher des ägyptischen Innenministeriums gesagt hatte, dass die Nutzung des für den Präsidentschaftskandidat Sisi beleidigenden Hashtags aufmerksam vom Innenministerium in den sozialen Netzen verfolgt<ref name="StimmeRusslands_2014-03-30_KGF">''[http://www.webcitation.org/6OWtmEZ4R Ägypten: Kampagne gegen Feldmarschall Sisi in sozialen Netzen - Das ägyptische Innenministerium hat erklärt, dass es aufmerksam die Nutzung des Hashtags, das für Präsidentschaftskandidat Feldmarschall Sisi beleidigend ist, in den sozialen Netzen verfolgt]'', Radio Stimme Russlands, 30. März 2014, archiviert vom [http://german.ruvr.ru/news/2014_03_30/Agypten-Kampagne-gegen-Feldmarschall-Sisi-in-sozialen-Netzen-7485/ Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="AlJazeera_2014-03-31_SME" /> und die Personen, die es intensiv nutzen, verhaftet werden,<ref name="StimmeRusslands_2014-03-30_KGF" />, wurde in einer am 1. April aktualisierten Fassung von BBC als nicht korrekt zurückgenommen.<ref name="BBCNews_2014-03-30_EAS" /> |
|||
===== Verbot der Kandidatur von Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern der Muslimbruderschaft ===== |
|||
Am 15. April 2014 wies ein Gericht in Alexandria die Behörden an, alle Kandidaturen von Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern der Muslimbruderschaft bei den anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zurückzuweisen.<ref name="FocusOL_2014-04-15_MDB">''[http://www.webcitation.org/6OrQdTsGE Gericht verbietet Kandidatur - Muslimbrüder dürfen bei der Wahl in Ägypten nicht antreten - Seit dem Sturz Mohammed Mursis durch das Militär, sind für die Muslimbrüder in Ägypten schwere Zeiten angebrochen. Nun hat ein Gericht der islamistischen Bewegung die Kandidatur bei den anstehenden Parlamentswahlen untersagt]'', Focus Online, 15. April 2014, archiviert vom [http://www.focus.de/politik/ausland/gericht-verbietet-kandidatur-muslimbrueder-duerfen-bei-der-wahl-in-aegypten-nicht-antreten_id_3776971.html Original] am 15. April 2014.</ref><ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> |
|||
Damit wurde der Bewegung, deren politischer Arm die Parlaments- und Präsidentenwahlen nach dem Sturz Mubaraks im Februar 2011 mit hoher Mehrheit gewonnen hatte und die im Dezember 2013 vom militärgestützten Regime als „Terrororganisation“ eingestuft worden war, die Kandidatur bei den anstehenden Parlamentswahlen untersagt. Zu diesem Zeitpunkt war bereits die gesamte Führung der Muslimbrüder nach mit großer Härte durchgeführten Verfolgunsgwelle des Regimes tot oder im Gefängnis.<ref name="FocusOL_2014-04-15_MDB" /> Während die meisten säkularen Parteien ungeachtet allen Bedenken vor einer Rückkehr der Militärdiktatur bereits seit längerem der Linie Sisis folgten, wurde die Muslimbruderschaft trotz ihrer Zurückdrängung in den Untergrund durch das Regime als einzige ernste Herausforderung für die Wahl Sisis zum Staatspräsidenten angesehen.<ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> |
|||
Das Gerichtsurteil folgte mit der Entscheidung einer Petition, die den Ausschluss aller Muslimbrüder von den Wahlen gefordert hatte. Der Anwalt Tarek Mahmud, der die Initiatoren der Petition vertrat, argumentierte, es sei „unlogisch, solche Kandidaturen anzunehmen, nachdem die Muslimbruderschaft von der Regierung als Terrororganisation eingestuft worden ist“. Er behauptete weiter: „Wir haben Videos, Fotos und Dokumente vorgelegt, die Terrorakte der Muslimbruderschaft zeigen, weshalb es unlogisch ist, dass sie das Land führen oder sein Volk bei den Wahlen vertreten.“<ref name="FocusOL_2014-04-15_MDB" /> |
|||
===== Offizielle Kandidaturen Sisis und Sabahis ===== |
|||
Am 14. April 2014 reichte Sisi offiziell seine Präsidentschaftskandidatur ein. Ein Kampagnensprecher Sisis erklärte, Sisis Anwalt Bahaa Abu Schuka habe der Wahlkommission die erforderlichen Unterschriften sowie Ergebnisse medizinischer Untersuchungen vorgelegt. Dem Sprecher zufolge habe Sisi zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 460.000 Unterschriften vorzuweisen, womit die gesetzlich vorgeschriebene Anzahl von 25.000 beglaubigten Unterschriften erfüllt sei.<ref name="Welt_2014-04-14_ARO">''[http://www.webcitation.org/6OshZ0L1L Al-Sisi reicht offiziell Präsidentschaftskandidatur in Ägypten ein - Bisheriger Armeechef ist klarer Favorit bei der Wahl]'', Die Welt, 14. April 2014, archiviert vom [http://www.welt.de/newsticker/news2/article126934057/Al-Sisi-reicht-offiziell-Praesidentschaftskandidatur-in-Aegypten-ein.html Original] am 16. April 2014.</ref><ref name="ZeitOL_2014-04-14_ARO">''[http://www.webcitation.org/6Oshnb7zh Ägypten - Al-Sisi reicht offiziell Präsidentschaftskandidatur in Ägypten ein]'', Zeit Online, 14. April 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/news/2014-04/14/aegypten-al-sisi-reicht-offiziell-praesidentschaftskandidatur-in-aegypten-ein-14140204 Original] am 16. April 2014.</ref><ref name="ND_2014-04-15_KÄE" /> |
|||
Zum gleichen Zeitpunkt und somit Sechs Wochen vor der Präsidentenwahl sowie sechs Tage vor Fristende zur Abgabe der Unterschriften hatte Sisis einziger Herausforderer Hamdin Sabahi seine Unterschriften noch nicht vorgelegt.<ref name="ND_2014-04-15_KÄE">''[http://www.webcitation.org/6OshIor92 Kandidatur von Ägyptens Exmilitärchef Sisi offiziell]'', Neues Deutschland, 15. April 2014, archiviert vom [http://www.neues-deutschland.de/artikel/930150.kandidatur-von-aegyptens-exmilitaerchef-sisi-offiziell.html Original] am 16. April 2014.</ref> Einen Tag vor Ende der Anmeldefrist machte Sabahi am 19. April 2014 seine Kandidatur offiziell und reichte die notwendigen Dokumente bei der Wahlkommission ein.<ref name="derStandard-at_2014-04-19_LST" /> Nach offiziellen Angaben legte Sabahi 31.555 Unterschriften vor.<ref name="derStandard-at_2014-04-19_LST">''[http://www.webcitation.org/6OxZJfYO7 Linkspolitiker Sabahi tritt bei Präsidentenwahl in Ägypten an]'', derStandard.at, 19. April 2014, archiviert vom [http://derstandard.at/1397521141717/Linkspolitiker-Sabahi-tritt-bei-Praesidentenwahl-in-Aegypten-an Original] am 19. April 2014</ref><ref name="tagesschau-de_2014-04-20_ATI">''[http://www.webcitation.org/6OzHtZgWk Al Sisi tritt in Ägypten gegen Sabbahi an - Zwei Kandidaten bei Präsidentenwahl]'', tagesschau.de, 20. April 2014, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten-sisi102.html Original] am 21. April 2014.</ref> |
|||
Die Wahlkommission teilte nach Ablauf der Bewerbungsfrist mit, dass neben Sisi und Sabahi keine weiteren Bewerber die nötigen Unterlagen eingereicht hätten.<ref name="tagesschau-de_2014-04-20_ATI" /> |
|||
===== Vorwürfe unfairer Bewerbungs- und Wahlbedingungen ===== |
|||
Die von Sisi im Juli 2013 installierte Übergangsregierung stellte die Präsidentschaftswahlen als Zeugnis dafür dar, dass sich Ägypten auf dem Weg zur Demokratie befinde. Interimsaußenminister Nabil Fahmi sprach von einem „sehr wichtigen Schritt“ und nannte das Wahlverfahren „äußerst frei und fair“.<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /> Unter Menschenrechtsaktivisten und Oppositionspolitikern hingegen bestanden Bedenken über die there are concerns about the integrity of the poll. By the most conservative estimate at least 16,000 mainly Islamist dissidents have been arrested in an ongoing crackdown on dissent. At least three high-profile candidates from the 2012 presidential campaign have boycotted the race, complaining about the absence of free expression in Egypt, while the ousted president Mohamed Morsi's Muslim Brotherhood was banned by court order this week from taking part. |
|||
Während in ägyptischen Medien für die geringe Zahl der Präsidentschaftsbewerber die stark zunehmend desaströse wirtschaftliche und politische Lage Ägyptens seit der Revolution von 2011 verantwortlich gemacht wurde, da das künftige Staatsoberhaupt zur Anregung der schwachen Wirtschaft unpopuläre Reformen angehen müsse, die unweigerlich zu einem Popularitätsverlust führten, nannten Oppositionelle überwiegend das Fehlen der Voraussetzungen für eine faire Wahl als wichtigste Ursache für den Verzicht auf eine Kandidatur.<ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> Für ihre Kritik, dass keine fairen Voraussetzungen gegeben sind, wurde angeführt, dass Ägyptens einflussreichste staatliche Institutionen, insbesondere die Armee, offen ihre Unterstützung für Sisi kundgetan haben.<ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /><ref name="Guardian_2014-04-24_AFA">''[http://www.webcitation.org/6P3f6ykr1 Abdel Fatah al-Sisi favourite in Egyptian election as nominations close - Interim government paints election as important step towards democracy but opponents have concerns about integrity of vote]'' (englisch). The Guardian, 20. April 2014, von Patrick Kingsley, archiviert vom [http://www.theguardian.com/world/2014/apr/20/sisi-egypt-election-nominations-close Original] am 23. April 2014.</ref> Auch ein Großteil der Wirtschaftselite stützte Sisi, genauso wie die als Propagandawerkzeuge fungierenden staatlichen Medien.<ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> So durfte Sisi seine Kandidatur in einer Ansprache über das Staatsfernsehen zur besten Sendezeit verkünden,<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /><ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /><ref name="Guardian_2014-03-26_AFA">''[http://www.webcitation.org/6P3gMo8p9 Abdel Fatah al-Sisi resigns from Egypt military to run for presidency - Sisi finally confirms long-awaited candidacy – promising 'stability, safety and hope for Egypt' – and he is widely expected to win]'', (englisch). The Guardian, 26. März 2014, von Patrick Kingsley, archiviert vom [http://www.theguardian.com/world/2014/mar/26/sisi-resigns-egypt-military-run-for-presidency Original] am 23. April 2014.</ref> während Sabahi nur ein kurzer Kommentar in einer vom Staat ertsellten Dokumentation über seine Karriere gestattet wurde, was Analysten als Hinweis auf die kommenden Bedingungen des Wahlkampfs werteten.<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /> Auch die wöchentliche Sendung des beliebten Satirikers und Sisi-Kritikers Bassem Jussef für die Wahlkampfperiode wurde unter der Begründung mit einem Sendeverbot belegt, man wolle die Wähler nicht beeinflussen.<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /><ref name="BadischeZeitung_2014-04-23_PiH" /> Dutzende Aktivisten, die gegen die neue Verfassung im Januar geworben hatten, waren festgenommen worden, als sie Wahlkampf-Plakate anbrachten,<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /><ref name="Guardian_2014-01-14_STA">''[http://www.webcitation.org/6P3gBS6ki Egyptian referendum: Security tight as polls open for constitutional vote - Polling begins after campaign marked by military regime suppressing opposition to yes vote on new constitution]'', (englisch). The Guardian, 14. Januar 2014, von Patrick Kingsley, archiviert vom [http://www.theguardian.com/world/2013/oct/20/egypt-general-sisi-mania Original] am 23. April 2014.</ref> während sich weitere Kollegen darüber bescherten, von den meisten Mediennetzwerken ignoriert zu werden. Sich von der Kandidatur zurückziehende Bewerber gaben an, sie fürchteten ein ähnliches Szenario bei den Präsidentschaftswahlen.<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /> |
|||
Mindestens drei prominente Kandidaten vom Präsidentschaftswahlkampf 2012 boykottierten die Präsidentschaftswahl 2014 mit der Beschwerde über das Nichtbestehen von freier Meinjungsäußerung in Ägypten, während die Muslimbruderschaft als die dem vom Militär gestürzten Präsidenten Mursi nahestehende Organisation, von der Teilnahme an den Präsdidentschaftswahlen gerichtlich ausgeschlossen wurde.<ref name="Guardian_2014-04-24_AFA" /> |
|||
Sabahi und sein Team beklagten sich über Einschüchterungsversuche während der Sammlung der Unterschriften und warfen den Behörden vor, für die Seite des ehemaligen Militärchefs Sisi Partei zu nehmen.<ref name="RPOL_2014-04-20_NEE" /><ref name="20min_2014-04-20_EGV">''[http://www.webcitation.org/6OzKtZc3F Das ist der einzige Gegner von Al-Sisi - Ende Mai hat das ägyptische Volk die Wahl zwischen gerade mal zwei Kandidaten. 2012 waren es noch 13. Hamdin Sabahi war damals schon dabei und landete auf Platz drei]'', 20Minuten, 20. April 2014, archiviert vom [http://www.20min.ch/ausland/dossier/aegypten/story/21510595 Original] am 21. April 2014.</ref><ref name="NZZ_2014-04-20_NGF">''[http://www.webcitation.org/6P0c1Zw1d Präsidentenwahl in Ägypten - Nur ein Gegenkandidat für as-Sisi - Nur ein Herausforderer tritt bei der bevorstehenden Präsidentschaftswahl in Ägypten gegen den favorisierten früheren Armeechef as-Sisi an: Hamdin Sabahi. Dieser moniert, er werde im Wahlkampf eingeschüchtert]'', Neue Zürcher Zeitung, 20. April 2014, archiviert vom [http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/nur-ein-gegenkandidat-fuer-as-sisi-bei-praesidentschaftswahl-1.18287516 Original] am 21. April 2014.</ref> |
|||
=== Vorgehen gegen Hamas === |
|||
==== Verbot der Hamas in Ägypten ==== |
|||
Am 4. März 2014 verbot ein Schnellgericht in Kairo die im benachbarten [[Gazastreifen]] herrschende radikalislamische Palästinenser-Organisation Hamas und ordnete die Einziehung ihres Vermögens an.<ref name="Süddeutsche-de_2014-03-04_ASW" /><ref name="Spiegel-OL_2014-03-04_HMB">[http://www.webcitation.org/6NqGomPHa Gerichtsurteil in Kairo: Hamas muss Büros in Ägypten schließen], Spiegel Online, 4. März 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/kairo-hamas-muss-nach-gerichtsurteil-bueros-in-aegypten-schliessen-a-956803.html Original] am 5. März 2014.</ref><ref name="tagesschau-de_2014-03-04_HÄV">[http://www.webcitation.org/6NqG4rVTh Gerichtsentscheidung - Hamas in Ägypten verboten], tagesschau.de, 4. März 2014, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten-hamas100.html Original] am 5. März 2014.</ref> Die Behörden der militärgestützten ägyptischen Übergangsregierung sahen in der palästinensischen Hamas ein Sicherheitsrisiko.<ref name="DW_2014-03-04_ÄVA" /> Sie beschuldigten die Hamas, islamistische Aufständische mit Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Kaida auf dem Sinai zu unterstützen, die in den vergangenen Monaten Anschläge gegen ägyptische Sicherheitskräfte begangen hatten.<ref name="Spiegel-OL_2014-03-04_HMB" /><ref name="Format-at_2014-03-04_ÄVP" /><ref name="DW_2014-03-04_ÄVA" /> |
|||
Die Hamas wies die Vorwürfe zurück.<ref name="Spiegel-OL_2014-03-04_HMB" /><ref name="Format-at_2014-03-04_ÄVP">[http://www.format.at/articles/1410/931/373179/aegypten-palaestinenser-bewegung-hamas Ägypten verbietet die Palästinenser-Bewegung Hamas], Format.at, 4. März 2014, abgerufen am 5. März 2014.</ref> Der ''Hamas''-Politiker Bassem Naim erklärte, das ägyptische Verbot ziele darauf ab, „den Widerstand zu erdrosseln“ und begünstige die „israelische Besatzungspolitik“.<ref name="Süddeutsche-de_2014-03-04_ASW" /> Der Hamas-Sprecher in Beirut, Osama Hamdan, bezeichnete das Gerichtsurteil als eine politische Aktion der Regierung in Kairo und einen Schlag für die Sache der Palästinenser. Er betonte, dass die Hamas in Kairo nur politische Beziehungen gepflegt habe und ihre Büros nach Absprache mit der ägyptischen Regierung eingerichtet worden seien.<ref name="NZZ_2014-03-05_KVH" /> |
|||
==== Sperrung des Grenzverkehrs mit Gazastreifen ==== |
|||
Der Verkehr an dem Grenzübergang [[Rafah]] zwischen Ägypten und dem verarmten Gazastreifen wurde seit der Machtübernahme des Militärs in Ägypten im Juli 2013 eingeschränkt,<ref name="euronews_2014-03-29_GNÄ" /> wodurch sich die Isolation des von Israel abgeriegelten Gazastreifens mit seinen rund 1,7 Millionen Bewohnern sich noch einmal verstärkt hatte.<ref name="DW_2014-03-30_SiG">''[http://www.webcitation.org/6OSU7pS3V Palästinensergebiete - Stillstand im Gazastreifen]'', Deutsche Welle, 30. März 2014, von Tania Krämer, archiviert vom [http://www.dw.de/stillstand-im-gazastreifen/a-17527964 Original] am 30. März 2014.</ref> Anfang 2014 schloss die militärgestützte Übergangsregierung in Ägypten ihn komplett.<ref name="euronews_2014-03-29_GNÄ" /> Die ägyptische Armee zerstörte die meisten Schmugglertunnel, durch die zuvor nicht nur Sprengstoff und Waffen, sondern auch günstige Grundnahrungsmittel und billiger Treibstoff aus Ägypten in den Gazastreifen kamen.<ref name="DW_2014-03-30_SiG" /> Die den Gazastreifen kontrollierende Hamas nannte die Vollsperrung ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Auch die UNO kritisierte Ägypten für die Schließung des Grenzübergangs.<ref name="euronews_2014-03-29_GNÄ" /> Nachdem der scheidende UN-Generalkommissar des [[Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten|Hilfswerkes für Palästina-Flüchtlinge]] (UNRWA), [[Filippo Grandi]] die ägyptische Regierung am 25. März 2014 dazu aufrief, „ihre Pflicht zu erfüllen“ und das Überqueren des Grenzüberganges Rafah zu ermöglichen,<ref name="euronews_2014-03-29_GNÄ" /> öffnete Ägypten den Grenzübergang am 29. März für drei Tage eingeschränkt für dringende Fälle.<ref name="euronews_2014-03-29_GNÄ">''[http://www.webcitation.org/6OSNDNVZe Gaza: Grenzübergang nach Ägypten für drei Tage offen]'', euronews, 29. März 2014, archiviert vom [http://de.euronews.com/2014/03/29/gaza-grenzuebergang-nach-aegypten-fuer-drei-tage-offen/ Original] am 30. März 2014.</ref><ref name="Welt_2014-03-29_GZG">''[http://www.webcitation.org/6OSNZoo8C Grenzübergang zwischen Gaza und Ägypten für drei Tage geöffnet - Grenze bei Rafah war 50 Tage vollständig geschlossen ]'', Die Welt, 29. März 2014, archiviert vom [http://www.welt.de/newsticker/news2/article126346856/Grenzuebergang-zwischen-Gaza-und-Aegypten-fuer-drei-Tage-geoeffnet.html Original] am 30. März 2014.</ref> |
|||
==== Hintergründe und Wertungen ==== |
|||
Das juristische Verfahren für ein Hamas-Verbot war 2013 nach dem Militärputsch gegen die den Muslimbrüdern nahestehende gewählte Regierung von einer Gruppe ägyptischer Anwälte lanciert worden.<ref name="NZZ_2014-03-05_KVH">[http://www.webcitation.org/6NqkSYl2J Ägypten - Kairo verbietet Hamas-Aktivitäten], Neue Zürcher Zeitung, 5. März 2014, von Astrid Frefel, archiviert vom [http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/kairo-verbietet-hamas-aktivitaeten-1.18255985 Original] am 5. März 2014.</ref> Die Muslimbrüder selbst wurden von der vom Militär gestützten ägyptischen Übergangsregierung im Dezember 2013 zur Terrororganisation erklärt. Die 1987 gegründete Hamas war aus der ägyptischen Muslimbruderschaft hervorgegangen<ref name="NZZ_2014-03-05_KVH" /><ref name="DW_2014-03-04_ÄVA">[http://www.webcitation.org/6NqpviaIl Ägypten verbietet Aktivitäten der Hamas], Deutsche Welle, 4. März 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/%C3%A4gypten-verbietet-aktivit%C3%A4ten-der-hamas/a-17471964 Original] am 5. März 2014.</ref> und wird von Israel, den USA, der EU und weiteren westlichen Ländern als „terroristische Organisation“ eingestuft.<ref name="DiePresse-com_2014-03-04_ÄAS" /> Eine der Hamas-Führungsfiguren, Mussa Abu Marzuk, lebt in Kairo.<ref name="NZZ_2014-03-05_KVH" /> |
|||
Nach dem Militärputsch und dem Sturz Mursis im Juli 2013 hatte sich das Verhältnis zur Hamas rapide verschlechtert. Die von der Armee installierte ägyptische Übergangsregierung erhob schwere Vorwürfe an die militante Palästinenserorganisation. Die Hamas, die als palästinensische Widerstandsorganisation seit 2006 den Gazastreifen kontrolliert, wurde beschuldigt, Gewaltaktionen der Muslimbrüder unterstützt zu haben. In den letzten Monaten vor ihrem Verbot soll die Hamas demnach Beziehungen zu Al-Kaida-nahen Gruppen unterhalten haben, die vermehrt terroristische Anschläge gegen Sicherheitsorgane auf der Sinaihalbinsel verübten.<ref name="NZZ_2014-03-05_KVH" /> |
|||
Die Nahostexpertin [[Gudrun Harrer]] vermutete im [[Der Standard|Standard]] für das Verbot der Aktivitäten der palästinensischen Hamas in Ägypten unter anderem auch ein innen- sowie ein außenpolitisches Motiv der militärgestützten ägyptischen Führung:<ref name="derStandard-at_2014-03-04_JIH">[http://www.webcitation.org/6NqkeL1xi Verbot in Ägypten: Jetzt ist die Hamas dran], derStandard.at, 4. März 2014 (Printausganbe: "Der Standard", 5. März 2014), von Gudrun Harrer, archiviert vom [http://derstandard.at/1392687099706/Verbot-in-Aegypten-Jetzt-ist-die-Hamas-dran Original] am 5. März 2014.</ref> |
|||
* innenpolitisch: die Konstruktion der Spionageanklage gegen den vom Militär gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi stützte sich auf seine angebliche Zusammenarbeit mit der Hamas für die Zeit vor, während und nach der sogenannten Revolution von 2011.<ref name="derStandard-at_2014-03-04_JIH" /> So warf die militärgestützte Übergangsregierung der Hamas unter anderem vor, in angebliche „Gefängnisausbrüche“ während der sogenannten Revolution von 2011 verwickelt gewesen zu sein, bei denen viele Muslimbrüder freikamen. Gegen mehrere Hamas-Mitgliedern wurden daher Prozesse eröffnet und selbst der vom Militär gestürzte Präsident Mursi angeklagt, Spionage zugunsten der Hamas betrieben zu haben.<ref name="NZZ_2014-03-05_KVH" /> |
|||
: Wenn sowohl die ägyptische Muslimbruderschaft als Ursprungsorganisation als auch die palästinensische Hamas als Ableger gleichermaßen kriminalisiert und unter anderem für die Destabilisierung des Sinai entgegen dem tatsächlichen Tatbestand allein verantwortlich gemacht werden könnten, würde dies den Vorwurf einer Muslimbrüderverschwörung, vor der Ägypten nach Lesart der militärgestützten ägyptischen Übergangsregierung im Sommer 2013 errettet worden sein soll, bekräftigen.<ref name="derStandard-at_2014-03-04_JIH" /> |
|||
* außenpolitisch: Die Hamas hatte 2007 die Kontrolle über den Gazastreifen nach einem kurzen und blutigen Kampf mit der moderateren Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas an sich gerissen. Seitdem herrschte sie in der verarmten Region, die sowohl von Israel wie von Ägypten isoliert wurde. Als nach dem Volksaufstand in Ägypten von 2011 Mubarak stürzte und Mursi zum Präsidenten gewählt wurde, profitierte die Hamas und Mursi empfing Hamas-Ministerpräsident Ismail Hanijeh im Präsidentenpalast, ohne dass die ägyptische Armee eingriff. Nach dem Sturz Mursis durch das Militär im Juli 2013 verschlechterte sich die strategische Situation für die Hamas entscheidend. Mursi wurde gefangen gesetzt, die Muslimbrüder wurden seit September 2013 verboten und die Armee traf Vorbereitungen, ein Wiedererstarken islamistischer Kräfte zu verhindern.<ref name="DW_2014-03-04_ÄVA" /> |
|||
: Im Kampf um die Kontrolle des Gazastreifens formierte sich - auch mit Hilfe von außen - eine Bewegung namens „Tamarrud“ (Rebellion), die wie ihr gleichnamiges ägyptisches Vorbild ([[Tamarod]]) den Sturz der Muslimbrüder zum Ziel hat. Zur gleichen Zeit wurden die ägyptischen Aktivitäten massiv verstärkt, den Grenztransfer über Tunnelsysteme an der Gaza-Grenze zu beenden.<ref name="derStandard-at_2014-03-04_JIH" /> Die ägyptische Armee zerstörte zur Schwächung der Hamas die meisten der 1200 Tunnel zwischen dem Sinai und dem Gazastreifen, über die Lebensmittel, Fahrzeuge und Waffen in den Gazastreifen geschmuggelt wurden und die in den vorangegangenen Jahren zu einer wichtigen Versorgungsader für den abgeriegelten Gazastreifen und zu einer Einnahmequelle für die Hamas geworden waren. Auch der Grenzübergang in Rafah, der in der Regierungszeit der Muslimbrüder praktisch unbeschränkt geöffnet war, wurde nur noch eingeschränkt passierbar.<ref name="NZZ_2014-03-05_KVH" /><ref name="DiePresse-com_2014-03-04_ÄAS" /> |
|||
=== UNHRC-Deklaration zur Menschenrechtslage in Ägypten === |
|||
Am 7. März 2014 erließ eine Gruppe von 27 Ländern auf der 25. Sitzung des [[UN-Menschenrechtsrat]]s (UNHRC) in [[Genf]] eine Deklaration<ref name="MoFAoD_2014-03-07_DAO">''[http://www.webcitation.org/6O8o5ysfN Denmark and 26 other countries addresses human rights situation in Egypt at HRC25 - Item 2 - Joint statement]'' (englisch). Permanent Mission To The UN In Geneva - Ministry Of Foreign Affairs Of Denmark, 7. März 2014, archiviert vom [http://fngeneve.um.dk/en/news/newsdisplaypage/?newsID=EB280696-2F4F-427A-A721-5963916F2CB2 Original] am 17. März 2014.</ref>, in der sie Bedenken wegen der in großem Maßstab angewendeten Gewalt der militärgestützten ägyptischen Übergangsregierung gegen oppositionelle Demonstranten äußerte.<ref name="NYT_2014-03-07_UBC" /> |
|||
In der gemeinsamen Deklaration riefen die 27 Länder, darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich, die Schweiz, die Türkei und die USA, dazu auf, dass die ägyptischen Behörden die für den Missbrauch Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen sollen.<ref name="HRW_2014-03-07_ERA" /><ref name="NYT_2014-03-07_UBC" /><ref name="MoFAoD_2014-03-07_DAO" /> Wörtlich heißt es in der Deklaration: „Wir drücken unsere Sorge aus über die Beschränkungen des Rechts auf friedliche Versammlung, auf freie Meinungsäußerung und auf Vereinigung, sowie über die unverhältnismäßige Anwendung tödlicher Gewalt durch Sicherheitskräfte gegen Demonstranten, die zu einer großen Anzahl von Toten und Verletzten geführt hat.“<ref name="NYT_2014-03-07_UBC">''[http://www.webcitation.org/6O8lUkwHT U.N. Body Criticizes Egyptian Crackdown on Dissent]'' (englisch). The New York Times, 7. März 2014, archiviert vom [http://www.nytimes.com/2014/03/08/world/middleeast/un-body-criticizes-egyptian-crackdown-on-dissent.html Original] am 17. März 2014.</ref> Die gemeinsame Stellungnahme betonte die Notwendigkeit von Gerechtigkeit für die Tötungen von Demonstranten und Sicherheitskräften seit dem 30. Juni 2013 und seit der Installation der militärgestützten Regierung.<ref name="HRW_2014-03-07_ERA" /> |
|||
==== Bedeutung und Wertungen ==== |
|||
Es handelte sich um die erste Rüge des internationalen Gremiums UNHRC, seit die blutige Niederschlagung von abweichenden Meinungen in Ägypten 2013 begonnen<ref name="NYT_2014-03-07_UBC" /> und ägyptische Sicherheitskräfte bei der [[Blutbad in Kairo und Gizeh 2013|Auflösung des Sit-ins am Rabia-al-Adawija-Platz in Kairo am 14. August 2013]] hunderte Demonstranten getötet hatten.<ref name="HRW_2014-03-07_ERA">''[http://www.webcitation.org/6O8mdyPbr UN Human Rights Council: Egypt Rights Abuses in Spotlight - Member States Call on Cairo to End Violations, Ensure Justice]'' (englisch). Human Rights Watch, 7. März 2014, archiviert vom [http://www.hrw.org/news/2014/03/07/un-human-rights-council-egypt-rights-abuses-spotlight Original] am 17. März 2014.</ref> |
|||
Die ''Human Rights Watch''-Leiterin in Genf, Julie de Rivero, sagte: „Zum ersten Mal haben UN-Mitgliedstaaten das Forum des Menschenrechtsrats genutzt, um die Misshandlungen in den Blickpunkt zu rücken, die in Ägypten vor sich gehen.“ Die ägyptischen Behörden wüssten nun, so de Rivero, „dass die internationale Gemeinschaft ihre Niederschlagung von abweichenden Meinungen und die Ungestraftheit von wiederholten, gesetzeswidrigen Tötungen von Demonstranten nicht ignorieren“ werde.<ref name="HRW_2014-03-07_ERA" /> |
|||
==== Vorfeld ==== |
|||
{{Preview Crop |
|||
|Image = U.S. Ambassador Betty E. King, Reverend Jesse Jackson, High Commissioner Navi Pillay.jpg |
|||
|bSize = 900px |
|||
|cWidth = 200 |
|||
|cHeight = 200 |
|||
|oTop = 180 |
|||
|oLeft = 600 |
|||
|Location = float-right |
|||
|Description = [[Navanethem Pillay]] |
|||
}} |
|||
Die gemeinsame Stellungnahme folgte einem Aufruf<ref name="UNHCHR_2014-03-06_OSU">''[http://www.webcitation.org/6O8vhVzDi Opening Statement by United Nations High Commissioner for Human Rights to the Human Rights Council 25th Session]'' (englisch). United Nations Human Rights - Office of the High Commissioner or Human Rights, 6. März 2014, archiviert vom [http://www.ohchr.org/EN/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=14322&LangID=E Original] am 17. März 2014.</ref> der [[UNHCHR|Hohen UN-Kommissarin für Menschenrechte]] (UNHCHR), [[Navanethem Pillay]], vom 6. März 2014 an Ägypten, die Menschenrechte zu respektieren, insbesondere vor willkürlicher Verhaftung zu schützen und das Recht zu fairen Gerichtsverfahren sowie zur Freiheit der Meinungsäußerung und friedlichen Versammlung zu achten.<ref name="HRW_2014-03-07_ERA" /> |
|||
Der Deklaration ging der Aufruf einer Koalition von 15 internationalen Nichtregierungsorganisationen am 3. März 2014 voraus, die den UNHRC aufforderten, auf der 25. Sitzung eine grundsätzliche Stellung zu der ernsten und rapiden Verschlechterung der Menschenrechtssituation zu beziehen.<ref name="DNE_2014-03-04_HRI" /><ref name="HRW_2014-03-07_ERA" /> In einem offenen Brief<ref name="HRW_2014-03-03_SNO">''[http://www.webcitation.org/6O8vH27ZO Silence is not an Option - Call by Civil Society for the United Nations Human Rights Council to Address the Grave Human Rights Situation in Egypt, and Ensure Respect for Democratic Development]'' (englisch). Human Rights Watch, 3. März 2014, archiviert vom [http://www.hrw.org/news/2014/03/03/silence-not-option Original] am 17. März 2014.</ref> an UN-Mitgliedstaaten riefen die Nichtregierungsorganisationen, zu denen ''Amnesty International'' und ''Human Rights Watch'' zählten, das UN-Gremium dazu auf, die „besorgniserregende Menschenrechtslage in Ägypten” durch die Annahme einer Ägypten betreffenden Resolution anzusprechen.<ref name="DNE_2014-03-04_HRI" /><ref name="HRW_2014-03-07_ERA" /> Die Koalition äußerte, die Menschenrechtslage in Ägypten sei gekennzeichnet durch „wiederholte Anwendung exzessiver Gewalt, einschließlich tödlicher Gewalt, durch die Sicherheitskräfte, die zu dem Tod von Hunderten Demonstranten führt“. Zudem sprach die Koalition von „zunehmend schweren Einschränkungen des Rechts auf Vereinigungsfreiheit, der Versammlungsfreiheit und der freien Meinungsäußerung, sowie der akademischen Freiheit“ und führte „willkürliche Verhaftung[en]“ an.<ref name="DNE_2014-03-04_HRI">''[http://www.webcitation.org/6O8ojImdq Human rights in Egypt under international spotlight - Coalition of international NGOs calls on UN Human Rights Council to address Egypt’s human rights situation]'' (englisch). Daily News Egypt, 4. März 2014, archiviert vom [http://www.dailynewsegypt.com/2014/03/04/human-rights-egypt-international-spotlight/ Original] am 17. März 2014.</ref> |
|||
=== Strafverfolgung von Regimegegnern und Journalisten und politisierte Massenprozesse === |
|||
{{Siehe auch|Militärputsch in Ägypten 2013#Einschränkung der Pressefreiheit und Propaganda gegen Muslimbrüder|titel1=Abschnitt „Einschränkung der Pressefreiheit und Propaganda gegen Muslimbrüder“ in „Militärputsch in Ägypten 2013“|Militärputsch in Ägypten 2013#Massenfestnahmen von Pro-Mursi-Demonstranten und Verhaftungen in der Führung der Muslimbrüder|titel2=Abschnitt „Massenfestnahmen von Pro-Mursi-Demonstranten und Verhaftungen in der Führung der Muslimbrüder“ in „Militärputsch in Ägypten 2013“}} |
|||
Die Prozesse gegen Mitglieder oder Anhänger der Muslimbruderschaft, die nach dem Putsch in Form der größten Prozesswelle in der 85-jährigen Geschichte der Muslimbruderschaft während der militärgestützten Regierung des Kabinetts Beblawi begonnen worden waren, wurden von Menschenrechtsorganisationen als intransparente und politisierte Prozesse mit der Gefahr von Schauprozessen eingestuft.<ref name="DW_2013-12-06_PPG">''[http://www.webcitation.org/6OJNe5XY5 Ägypten - Politisierte Prozesse gegen Muslimbrüder]'', Deutsche Welle, 6. Dezember 2013, von Markus Symank, archiviert vom [http://www.dw.de/politisierte-prozesse-gegen-muslimbr%C3%BCder/a-17181639 Original] am 24. März 2014.</ref> Die Massenprozesse während des Kabinetts Mahlab richteten sich zum großen Teil gegen Mitglieder der Muslimbruderschaft. Aber auch Oppositionelle, die während der unterschiedlichen Machtphasen der vorangegangenen drei Jahre verhaftet wurden, warten auf ihre Prozesse. Viele von ihnen wurden im Zuge von Anti-Muslimbruderschaft-Demos festgenommen, wurden nach dem Sturz Mursis durch das Militär aber als Mitglieder der inzwischen vom Militärregime verbotenen und zur Terrorganisation erklärten Muslimbruderschaft eingestuft.<ref name="DW_2014-04-28_WUS" /> |
|||
==== Massentodesurteil im Minya-Prozess vom 24. März ==== |
|||
Am 24. März 2014 wurden in Minya bereits nach einem einzigen Verhandlungstag in dem größten Massenprozess der ägyptischen Geschichte 529 Menschen in erster [[Instanz (Recht)|Instanz]] zum Tod verurteilt, die das Gericht für schuldig befand, einen hochrangigen Polizeibeamten getötet zu haben.<ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC" /><ref name="stern-de_2014-03-24_GFN" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-24_TiS" /><ref name="taz-de_2014-03-24_5TV" /> |
|||
=====Vorfeld===== |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Verfolgung von Muslimbrüdern und Verbot ihrer Organisationen|titel1=Abschnitt „Verfolgung von Muslimbrüdern und Verbot ihrer Organisationen“ im Artikel „Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)“|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Propaganda gegen Muslimbrüder und Repressalien gegen Medien|titel2=Abschnitt „Propaganda gegen Muslimbrüder und Repressalien gegen Medien“ im Artikel „Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)“}} |
|||
Nach dem Militärputsch von Anfang Juli 2013 war während der Regierungszeit des militärgestützten Kabinetts Beblawi die größte Prozesswelle gegen Unterstützer der Muslimbruderschaft in der 85-jährigen Geschichte der Organisation begonnen worden. Beobachter und Menschenrechtsgruppen werteten die Gerichtsverfahren als intransparente und politisierte Prozesse und sahen darin die Gefahr von Schauprozessen.<ref name="DW_2013-12-06_PPG">''[http://www.webcitation.org/6OJNe5XY5 Ägypten - Politisierte Prozesse gegen Muslimbrüder]'', Deutsche Welle, 6. Dezember 2013, von Markus Symank, archiviert vom [http://www.dw.de/politisierte-prozesse-gegen-muslimbr%C3%BCder/a-17181639 Original] am 24. März 2014.</ref> Eine ganze Reihe von Prozessen gegen den gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi und die gesamte Führung der Muslimbrüder wurden auch während des Kabinetts Mahlab in Kairo fortgeführt.<ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T" /><ref name="SpiegelOL_2014-03-24_5TG" /> Die Anklage lautete meist auf Aufruf zu Gewalt und Schuld am Tod von Demonstranten und beinhaltete Anklagepunkte, die die Todesstrafe nach sich ziehen können.<ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T" /> |
|||
Anfang März 2014 erklärte ein Gericht in Kairo 77 Anhänger Mursis wegen Beteiligung an gewaltsamen Protesten für schuldig und verurteilte sie zu jeweils drei Jahren Haft. Die Verurteilten hatten nach Ansicht des Gerichts im August 2013 in Kairo an einer Demonstration teilgenommen, in deren Verlauf dutzende Menschen getötet wurden.<ref name="DW_2014-03-22_MGÄ" /><ref name="DW_2014-03-24_HIÄ">''[http://www.webcitation.org/6OJiePgL5 Ägypten - Hunderte Islamisten in Ägypten zum Tode verurteilt]'', Deutsche Welle, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/hunderte-islamisten-in-%C3%A4gypten-zum-tode-verurteilt/a-17516050 Original] am 24. März 2014.</ref> |
|||
=====Prozess und Urteil===== |
|||
======Angeklagte und Anklagegegenstand====== |
|||
Unter den Angeklagten befinden sich zahlreiche Führungsmitglieder der inzwischen vom Militärregime verbotenen und offiziell zur Terrororganisation erklärten Muslimbruderschaft. Ihnen wurde wegen der Teilnahme an gewaltsamen Protesten der Prozess gemacht. Die Proteste in Minya waren erfolgt, nachdem bei der [[Blutbad in Kairo und Gizeh 2013|blutigen Zerschlagung des Rabia-al-Adawija- und des Nahda-Protestlagers in Kairo am 14. August 2013]], in denen die Putschgegner gegen den Sturz Mursis durch das Militär demonstriert hatten, durch die Sicherheitskräfte je nach Quelle über 600 Demonstranten<ref name="Tagesspiegel_2014-03-25_IS5" />, beziehungsweise über 700<ref name="FAZ-net_2014-03-24_GV5" />, über 1000<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /> oder über 1400<ref name="Welt_2014-03-24_5MA" /><ref group="Anmerkung" name="ANM1" /> Menschen - fast ausschließlich Demonstranten<ref name="CIHRS_2013-12-10_NAO" /><ref name="HRW_2013-12-10_NAO" /> - getötet worden waren.<ref name="Welt_2014-03-24_5MA">''[http://www.webcitation.org/6OJHuR4PS Muslimbruderschaft - 529 Mursi-Anhänger in Ägypten zum Tode verurteilt - Massenprozess in Ägypten: Ein Gericht hat mehr als 500 Unterstützer der Muslimbruderschaft zum Tode verurteilt. Ihnen wird Mord vorgeworfen. Ein Großteil der Verurteilten ist jedoch auf der Flucht]'', Die Welt, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.welt.de/politik/ausland/article126118232/529-Mursi-Anhaenger-in-Aegypten-zum-Tode-verurteilt.html Original] am 24. März 2014.</ref><ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /><ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T" /> Bei den daraus resultierenden Protesten in Minya war es zu Unruhen mit Todesopfern gekommen.<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /> Die Staatsanwaltschaft warf den Angeklagten den Mord an einem stellvertretenden Bezirks-Polizeikommandeur, Angriffe auf Regierungsgebäude und Brandschatzung von Kirchen der christlichen Kopten vor.<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /> Die Angeklagten in diesem Fall sollen am 14. August 2013 zwei Polizeistationen in Adwa und Matay gestürmt haben, wobei ein Polizist getötet und mehrere verletzt wurden.<ref name="SpiegelOL_2014-03-24_5TG" /><ref name="SpiegelOL_2014-03-24_GVM" /><ref name="AhramOL_2014-01-13_EGP">''[http://www.webcitation.org/6OJrtlcwj Egypt's General prosecution refers 1211 'Brotherhood' members to criminal court - The Muslim Brotherhood members are charged with storming two police stations on 14 August in Minya governorate, which left one police officer dead and four others injured]'' (englisch). Ahram Online, 13. Januar 2014, archiviert vom [http://english.ahram.org.eg/NewsContent/1/64/91506/Egypt/Politics-/Egypts-General-prosecution-refers--Brotherhood-mem.aspx Original] am 24. März 2014.</ref> Zudem sollen die Angreifer Waffendepots geplündert<ref name="SpiegelOL_2014-03-24_5TG" /> und Gefangene befreit haben.<ref name="SpiegelOL_2014-03-24_GVM">''[http://www.webcitation.org/6OJF84jHG Ägypten: Gericht verurteilt mehr als 500 Muslimbrüder zum Tode]'', Spiegel Online, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-verurteilt-mehr-als-500-muslimbrueder-zum-tode-a-960356.html Original] am 24. März 2014.</ref> Die meisten der Angeklagten waren bei den Zusammenstößen in der Provinz Minya nach der Stürmung der Protestlager in Kairo am 14. August verhaftet worden.<ref name="stern-de_2014-03-24_GFN" /><ref name="ReutersDE_2014-03-24_ÄVM" /> Ihnen wurde unter anderem Anstiftung zu Mord, Gewalt, die Erstürmung einer Polizeiwache sowie die Zerstörung von öffentlichem und privatem Eigentum vorgeworfen.<ref name="stern-de_2014-03-24_GFN" /><ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC" /> |
|||
======22. März: Vertagung====== |
|||
Während sich Mursi-Anhänger weiterhin wöchentlich zu Protesten gegen den Militärputsch versammelten, begann am 22. März 2014 in Minya, einer Hochburg der Muslimbrüder,<ref name="DW_2014-03-24_Ü5M">''[http://www.webcitation.org/6OJiptJJS Über 500 Muslimbrüder zum Tode verurteilt]'' (01:36 Min.), Deutsche Welle, 24. März 2014, von Uta Bollow, archiviert vom [http://www.dw.de/%C3%BCber-500-muslimbr%C3%BCder-zum-tode-verurteilt/av-17516912 Original] am 24. März 2014.</ref><ref name="Tagesspiegel_2014-03-24_GuG" /> ein Massenprozess der militärgeführten Übergangsregierung.<ref name="DW_2014-03-22_MGÄ" /> Bei dem Massenprozess wurden 1200 Personen gleichzeitig angeklagt, sich im Sommer 2013 an Demonstrationen in der Provinz Minya gegen den Sturz des bislang einzigen demokratisch gewählten Regierungschef Ägyptens, dem damaligen Präsidenten Mohammed Mursi, durch das Militär beteiligt oder diese angestiftet zu haben.<ref name="DW_2014-03-22_MGÄ" /><ref name="FocusOL_2014-03-24_MA5" /> Nach Medienberichten befanden sich zu Prozessbeginn lediglich 200 der Angeklagten in Haft, darunter auch das Oberhaupt der Muslimbruderschaft, [[Mohammed Badie]].<ref name="DW_2014-03-22_MGÄ">''[http://www.webcitation.org/6OJIgVytX Ägypten - Massenprozess gegen ägyptische Islamisten]'', Deutsche Welle, 22. März 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/massenprozess-gegen-%C3%A4gyptische-islamisten/a-17514258 Original] am 24. März 2014.</ref> Anwälte warfen schon kurz nach Prozessbeginn dem Gericht vor, Rechte der Verteidigung missachtet zu haben.<ref name="stern-de_2014-03-24_GFN" /> Der Antrag der Verteidiger, die Richter wegen [[Befangenheit]] auszutauschen, wurde abgelehnt.<ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC" /><ref name="taz-de_2014-03-24_5TV" /><ref name="FAZ-net_2014-03-24_GV5" /> Die Anwälte der Angeklagten hatten 24 Stunden Zeit, ihre Verteidigung schriftlich einzureichen.<ref name="taz-de_2014-03-24_5TV" /> Der am 22. März begonnene Prozess war nach wenigen Minuten wieder auf den 24. März vertagt worden.<ref name="tagesschau-de_2014-03-24_TiS">''[http://www.webcitation.org/6OJnNPSUQ Massenprozess gegen Islamisten in Ägypten - Todesurteile im Schnellverfahren]'', tagesschau.de, 24. März 2014, von Anna Osius (ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten-mursi108.html Original] am 24. März 2014.</ref> |
|||
======24. März: Urteile für die erste Tranche====== |
|||
Bereits zwei Tage nach Prozessbeginn, am 24. März 2014, verurteilte das Gericht in einem 15 Minuten langen Prozess 529 Angeklagte in erster Instanz zum Tode.<ref name="Welt_2014-03-24_5MA" /><ref name="Tagesspiegel_2014-03-24_GuG">''[http://www.webcitation.org/6OJvirtAK 529 Todesurteile in Ägypten - Geächtet und gerichtet]'', Der Tagesspiegel, 24. März 2014, von Martin Gehlen, archiviert vom [http://www.tagesspiegel.de/politik/529-todesurteile-in-aegypten-geaechtet-und-gerichtet/9661508.html Original] am 24. März 2014.</ref><ref name="ZeitOL_2014-03-24_1MF">''[http://www.webcitation.org/6ON34egvr Ägypten - 15 Minuten für 529 Todesurteile]'', Zeit Online, 24. März 2014, von Martin Gehlen, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/aegypten-todesurteil-muslimbrueder/komplettansicht Original] am 26. März 2014.</ref> Laut ''Ahram Online'' verurteilte der Richter 529 Angeklagte wegen Ermordung des stellvertretenden Bezirkspolizeikommandeurs des Matay-Distrikts in Minya, Mustafa al Atar, zum Tod.<ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC" /> Nach Angabe der [[Neue Zürcher Zeitung|NZZ]] sprach der Richter die 529 Todesstrafen „wegen Gewalt und Vandalismus gegen staatlichen Besitz sowie Mord an einem Polizeibeamten“ aus.<ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T">''[http://www.webcitation.org/6OJTiL2a9 Über 500 Todesurteile gegen Muslimbrüder in Ägypten - «Das war gar kein Gerichtsverfahren»]'', Neue Zürcher Zeitung, 24. März 2014, von Astrid Frefel, archiviert vom [http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/mehr-als-500-muslimbrueder-zum-tode-verurteilt-1.18269176 Original] am 24. März 2014.</ref><ref name="Welt_2014-03-24_5MA" /> Bei den Verurteilten soll es sich um Anhänger oder Unterstützer der Muslimbrüder und des im Juli 2013 durch einen Militärputsch aus dem Amt entfernten Präsidenten Mohammed Mursi handeln.<ref name="taz-de_2014-03-24_5TV">''[http://www.webcitation.org/6OJtuDLvq Massenprozess in Ägypten - 529 Todesurteile verhängt - Nach nur zwei Verhandlungstagen werden hunderte von Menschen zum Tode verurteilt. Sie sind angeblich Muslimbrüder und schuld am Tod eines Polizisten]'', taz.de, 24. März 2014, von Karim El-Gawhary, archiviert vom [http://www.taz.de/Massenprozess-in-Aegypten/!135438/ Original] am 24. März 2014.</ref> 16 Personen wurden nach Angaben der Justiz freigesprochen.<ref name="FocusOL_2014-03-24_MA5" /><ref name="FROL_2014-03-24_5MA">''[http://www.webcitation.org/6OJRIavfj Ägypten - 500 Mursi-Anhänger zum Tode verurteilt]'', Frankfurter Rundschau, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.fr-online.de/aegypten-syrien-revolution/aegypten-500-mursi-anhaenger-zum-tode-verurteilt,7151782,26639048.html Original] am 24. März 2014.</ref> |
|||
Zum Zeitpunkt der Urteilsverkündung befanden sich lediglich 153 der zum Tode Verurteilten in Haft, während die übrigen 376 Angeklagten, die entweder aus dem Gefängnis entlassen, gegen Kaution auf freiem Fuß oder auf der Flucht waren,<ref name="stern-de_2014-03-24_GFN">''[http://www.webcitation.org/6OJcq4jtt Ägypten - Gericht fällt nach kurzem Prozess 529 Todesurteile - Das hat es in Ägypten noch nie gegeben: mehr als 500 Todesurteile auf einen Schlag. Die verurteilten Islamisten sollen am Tod eines hohen Polizeioffiziers schuld gewesen sein]'', stern.de, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.stern.de/politik/ausland/aegypten-gericht-faellt-nach-kurzem-prozess-529-todesurteile-2098596.html Original] am 24. März 2014. </ref><ref name="FocusOL_2014-03-24_MA5">''[http://www.webcitation.org/6OJFOF655 Massenprozess in Minia - Mehr als 500 Muslimbrüder in Ägypten zum Tode verurteilt - In Ägypten sind mehr als 500 Mursi-Anhänger zum Tode verurteilt worden. Ihnen wird unter anderem Mord vorgeworfen. Lediglich 150 bis 200 Angeklagte befinden sich allerdings derzeit tatsächlich in Haft]'', Focus Online, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.focus.de/politik/ausland/gerichtsentscheid-529-muslimbrueder-in-aegypten-zum-tode-verurteilt_id_3711188.htmlOriginal] am 24. März 2014.</ref><ref name="Welt_2014-03-24_5MA" /> in Abwesenheit verurteilt wurden.<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /><ref name="stern-de_2014-03-24_GFN" /> Weniger als 70 Angeklagte waren während des Prozesses im Gerichtssaal.<ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T" /> Laut Anwälten waren von den 529 zum Tod Verurteilten nur 22 deklarierte Mitglieder der Muslimbruderschaft.<ref name="Kurier-at_2014-03-29_FIR">''[http://www.webcitation.org/6OSIrNiHe „Für islamisches Reich mit Kalifen“ - Die Journalistin und Autorin Petra Ramsauer über die Strategie und das Netzwerk der Muslimbrüder]'', Kurier.at, 29. März 2014, von Josef Ertl, archiviert vom [http://kurier.at/chronik/oberoesterreich/petra-ramsauer-fuer-islamisches-reich-mit-kalifen/58.232.445 Original] am 30. März 2014.</ref> |
|||
Aufgrund der hohen Anzahl von über 1200 Angeklagten war der Prozess auf zwei Gruppen aufgeteilt worden. Der Massenprozess für den Fall von 638 weiteren Angeklagten, darunter auch Mohammed Badie, wurde für den 25. März 2014 vorgesehen.<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /><ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T" /><ref name="stern-de_2014-03-24_GFN" /> Dem üblichen Prozedere entsprechend müssen die Urteile an den Großmufti weitergeleitet werden, der die Todesurteile als höchste religiöse Instanz ratifizieren muss, bevor sie exekutiert werden können.<ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T" /><ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC" /><ref name="taz-de_2014-03-24_5TV" /><ref name="Tagesspiegel_2014-03-24_GuG" /> Die abschließende Sitzung des Gerichts in Minya wurde für den 28. April 2014 angekündigt.<ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T" /><ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC" /><ref name="taz-de_2014-03-24_5TV" /> |
|||
======25. März: Vertagung der zweiten Tranche auf den 28. April====== |
|||
{{Preview Crop |
|||
|Image = Mohammed Badiea.jpg |
|||
|bSize = 330px |
|||
|cWidth = 130 |
|||
|cHeight = 130 |
|||
|oTop = 40 |
|||
|oLeft = 130 |
|||
|Location = float-right |
|||
|Description = [[Muhammad Badie]]: Den Chef der Muslimbruderschaft, der jahrelang politischer Häftling war, erwartet nach dem Putsch erneut ein Prozess.<ref name="Spiegel-OL_2013-08-20_MNC">[http://www.webcitation.org/6J4U0Mr6j Machtkampf in Ägypten: Militär nimmt Chef der Muslimbrüder fest], Spiegel Online, 20. August 2013, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegyptens-militaer-nimmt-chef-der-muslimbrueder-badie-fest-a-917441.html Original] am 22. August 2013.</ref> |
|||
}} |
|||
Am Morgen des 25. März 2014 verhandelte das Gericht von Minya gegen weitere 683 mutmaßliche Mursi-Anhänger.<ref name="ZeitOL_2014-03-25_TVL" /><ref name="Welt_2014-03-25_GF6">''[http://www.webcitation.org/6OLFKT2OQ Ägypten - Galgenfrist für 683 ägyptische Muslimbrüder - Nur einen Tag nach den Todesurteilen gegen 529 Muslimbrüder wird der Prozess gegen 683 weitere Angeklagte eröffnet. Die Urteile sollen Ende April fallen – es werden wohl wieder Höchststrafen sein]'', Die Welt, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.welt.de/politik/ausland/article126186034/Galgenfrist-fuer-683-aegyptische-Muslimbrueder.html Original] am 25. März 2014.</ref> Den 683 Angeklagten der zweiten Tranche drohte wie den über 500 Angeklagten des Vortages das Massenurteil der Todesstrafe.<ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /> Diese zweite Tranche des Massenprozesses wurde jedoch auf den 28. April vertagt.<ref name="ZeitOL_2014-03-25_TVL" /> Zugleich wurde festgelegt, dass die Urteile bereits am 28. April ergehen sollen, also nach zwei Verhandlungstagen für alle 683 Urteile, unter Missachtung jeglicher rechtsstaatlicher Prinzipien.<ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /> |
|||
Unter den Angeklagten der zweiten Tranche befand sich auch der ideologische Führer der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie<ref name="ZeitOL_2014-03-25_TVL" /><ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /><ref name="FAZ-net_2014-03-25_SiS" /> sowie der frühere Vorsitzende der [[Freiheits- und Gerechtigkeitspartei]], [[Saad al-Katatni]].<ref name="FAZ-net_2014-03-25_SiS" /> Beide sollen sich allerdings zum Zeitpunkt der Ausschreitungen nicht am Tatgeschehen, sondern in Kairo aufgehalten haben,<ref name="FAZ-net_2014-03-25_SiS" /><ref name="n-tv_2014-03-28_MMK">''[http://www.webcitation.org/6OPS2N4yU Keine Gnade für Islamisten - Die Methode Mubarak kehrt zurück]'', n-tv, 28. März 2014, von Nora Schareika, archiviert vom [http://www.n-tv.de/politik/Aegypten-Die-Methode-Mubarak-kehrt-zurueck-article12549196.html Original] am 28. März 2014.</ref> |
|||
Der Prozess am 25. März 2014 sollte vom selben Richter geleitet, der am 24. März 529 Todesstrafen gegen mutmaßliche Sympathisanten des vom Militär gestürzten Präsidenten Muhammad Mursi verhängte.<ref name="FAZ-net_2014-03-25_SiS" /> Von den Angeklagten erschienen zum Prozessauftakt am 25. März lediglich 60 vor dem Gericht.<ref name="ZeitOL_2014-03-25_TVL" /><ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /> Weder Badia noch andere Angeklagte waren im Gericht anwesend, da sie aus Sicherheitsgründen im Gefängnis belassen worden waren. Der Prozess fand auch ohne Anwälte statt. |
|||
<ref name="FROL_2014-03-26_EÜU" /> Die Verteidiger boykottierten die Eröffnung des Verfahrens<ref name="ZeitOL_2014-03-25_TVL" /><ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /><ref name="FROL_2014-03-26_EÜU" /> aus Protest gegen das als skandalös geltende Massentodesurteil von Richter Saed Jussef Mohammed (nach anderen Quellen: Saeed Elgazar<ref name="Guardian_2014-03-27_AiE" /><ref name="NYT_2014-03-27_5RT">''[http://www.webcitation.org/6OPs7AjCi 529 Reasons to Doubt Egyptian Justice]'' (englisch). The New York Times, 27. März 2014, von Louisa Loveluck, archiviert vom [http://www.nytimes.com/2014/03/28/opinion/529-reasons-to-doubt-egyptian-justice.html?hp&rref=opinion&_r=0 Original] am 28. März 2014.</ref>) vom 24. März.<ref name="FROL_2014-03-26_EÜU" /> Die Prozesse von Minya und Umgebung waren Saad Youssef Mohammed übertragen worden, der aufgrund seiner harten Urteile gegen Oppositionelle unter dem Beinamen „der Schlachter“ bekannt war.<ref name="NZZ_2014-03-30_HAI" /> Adel Ali aus der Gruppe der Rechtsanwälte der Angeklagten erklärte: „Wir haben von einem Erscheinen abgesehen, weil der Richter strafrechtliche Prozeduren verletzt und den Verteidigern nicht erlaubt hat, ihre Klageeinwände darzulegen“. Er fügte hinzu, dass 77 der Angeklagten inhaftiert seien. Die übrigen seien auf Kaution freigekommen oder befänden sich auf der Flucht.<ref name="ZeitOL_2014-03-25_TVL" /><ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /> |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Mahlab)#Massentodesurteil im Minya-Prozess vom 28. April|titel1=Abschnitt „Massentodesurteil im Minya-Prozess vom 28. April“ in diesem Artikel}} |
|||
====== Weiterer Verlauf zum Urteil vom 24. März ====== |
|||
Das Massen-Todesurteile waren zunächst noch nicht rechtskräftig und eine Berufung wurde angekündigt. Nach allgemeiner Einschätzung wurden keine baldigen Exekutionen erwartet, auch weil der Großteil der Verurteilten in Abwesenheit verurteilt worden war.<ref name="Kurier-at_2014-03-29_FIR" /> |
|||
===== Reaktionen ===== |
|||
Der Schuldspruch löste weltweit heftige Kritik und Empörung aus.<ref name="Handelsblatt_2014-03-24_PGS" /><ref name="Tagesspiegel_2014-03-25_IS5" /><ref name="FAZ-net_2014-03-25_SiS" /> Sowohl die Europäische Union als auch die USA protestierten gegen den in den westlichen Medien als „Skandalurteil“ titulierten Urteilsspruch vom 24. März.<ref name="Handelsblatt_2014-03-24_PGS">''[http://www.webcitation.org/6OKiycgUu Massenprozess - Proteste gegen Skandalurteil in Ägypten]'', Handelsblatt, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.handelsblatt.com/politik/international/massenprozess-proteste-gegen-skandalurteil-in-aegypten-seite-all/9662672-all.html Original] am 25. März 2014.</ref><ref name="Tagesspiegel_2014-03-25_IS5">''[http://www.webcitation.org/6OKhOWiVP slamisten in Ägypten - Im Schnellprozess: 529 Todesurteile gegen Anhänger von Mohammed Mursi]'', Der Tagesspiegel, 25. März 2014, von Martin Gehlen, archiviert vom [http://www.tagesspiegel.de/politik/islamisten-in-aegypten-im-schnellprozess-529-todesurteile-gegen-anhaenger-von-mohammed-mursi/9661508.html Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
====== Inland ====== |
|||
* Ägyptische Menschenrechtler sprachen in ersten Reaktionen zu dem Urteil vom 24. März 2014 von einem Skandalurteil und verurteilten es scharf.<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /> |
|||
: Der als einer der profiliertesten Bürgerrechtler Ägyptens geltende Jurist [[Gamal Eid]], Direktor des [[Arabic Network for Human Rights Information]] (ANHRI, deutsch: „Arabisches Netzwerk für Menschenrechtsinformationen“ oder „Arabischen Institut für Menschenrechte“), bezeichnete den Urteilsspruch vom 24. März 2014 als „juristische und politische Katastrophe“ für Ägypten und als „eine Katastrophe, ein Schmierenstück und ein Skandal, der Ägypten noch viele Jahre verfolgen wird“.<ref name="ZeitOL_2014-03-24_1MF" /><ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC" /><ref name="taz-de_2014-03-24_5TV" /><ref name="tagesschau-de_2014-03-24_UNM">''[http://www.webcitation.org/6OKmn456x Todesurteile gegen Islamisten in Ägypten - Unruhen nach Massen-Verurteilung]'', tagesschau.de, 24. März 2014, von Anna Osius (ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten-mursi112.html Original] am 25. März 2014. |
|||
</ref><ref name="heute-de_2014-03-24_GVÜ">''[http://www.webcitation.org/6OLKhD88T Massenprozess - Ägypten: Gericht verurteilt über 500 Mursi-Anhänger zum Tod]'', heute.de, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.heute.de/mehr-als-500-mursi-anhaenger-in-aegypten-zum-tode-verurteilt-32463476.html Original] am 25. März 2014.</ref> und sagte: „Selbst wenn es in der Berufung abgeändert werden wird, so wird dieses Katastrophenurteil einen Schatten auf die ägyptische Justiz werfen“.<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /> Weiter sagte er: „Auch wenn sie in Abwesenheit verurteilt werden, man verurteilt nicht 529 Angeklagte nach drei Tagen zum Tod“<ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC" /> und: „Es gibt überhaupt keine Erklärung oder Rechtfertigung für so ein hartes Urteil, es hat uns alle schockiert.“<ref name="tagesschau-de_2014-03-24_UNM" /> Noch sei nicht einmal bewiesen, dass tatsächlich alle Angeklagten an den gewaltsamen Protesten beteiligt gewesen seien: „Es gibt in Ägypten willkürliche Verhaftungen und Verfolgung von Minderheiten. Die Schuld der Angeklagten war noch gar nicht bewiesen. Viele sind zu Unrecht verhaftet und jetzt zu Unrecht zum Tode verurteilt worden.“, so Eid.<ref name="tagesschau-de_2014-03-25_NMG" /> |
|||
: Nasser Amin, ein Mitglied des regierungsnahen und halbstaatlichen Nationalen Menschenrechtsrates, bezeichnete die Todesurteile als beispiellos. Sie würden seiner Ansicht nach keinen Bestand haben, sobald die Verurteilten in die Berufung gehen.<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /><ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T" /><ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC">''[http://www.webcitation.org/6OJeNY5Ue UPDATE 4: Egypt's Minya criminal court sentences 529 Brotherhood supporters to death - In the largest set of death sentences handed to defendants in the modern history of Egypt, court orders capital punishment for 529 supporters of ousted president Morsi over murder of police officer]'' (englisch). Ahram Online, 24. März 2014, von El-sayed Gamal Eldeen, archiviert vom [http://english.ahram.org.eg/NewsContent/1/64/97396/Egypt/Politics-/BREAKING-Egypts-Minya-criminal-court-sentences--Br.aspx Original] am 24. März 2014.</ref><ref name="ZeitOL_2014-03-24_1MF" /> |
|||
: Der Rechtsexperte Mohammed Sari, Leiter des Kairoer ''Instituts für Menschenrechtsstudien'' (''Cairo Institute for Human Rights Studies''), nannte das Massentodesurteil ein „gesetzliches Massaker“<ref name="NYT_2014-03-27_5RT" /> und kritisierte den Richterspruch vom 24. März als äußerst hart, „übertrieben und inakzeptabel“: „Das Urteil formt die Rechtsprechung in Ägypten von einem Werkzeug für Gerechtigkeit zu einem Instrument der Rache um.“<ref name="ZeitOL_2014-03-24_MA5">''[http://www.webcitation.org/6OJFE6DIM Islamisten - Mehr als 500 Mursi-Anhänger in Ägypten zum Tode verurteilt - Die ägyptische Justiz geht hart gegen Anhänger des früheren Präsidenten Mursi vor: Laut dem Staatsfernsehen hat ein Gericht mehr als 500 von ihnen zum Tode verurteilt]'', Zeit Online, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/aegypten-mursi-muslimbrueder-todesurteil Original] am 24. März 2014.</ref> Sari nannte das Urteil eine Katastrophe, sprach von Schwachstellen bei dem Verfahren und hielt eine Berufung für möglicherweise erfolgversprechend.<ref name="ReutersDE_2014-03-24_ÄVM" /><ref name="Guardian_2014-03-27_AiE" /> Dass es bereits in der zweiten Sitzung zu einerm Urteil gekommen ist, bedeute, dass der Richter weder die Verteidigung gehört, noch die Beweise begutachtet habe.<ref name="Guardian_2014-03-27_AiE" /> Selbst ein Anfänger des Jurastudims hätte dieses Urteil nie so gefällt, so Sari, da es gegen die grundlegendsten Prinzipien der Kriminologie verstoße.<ref name="ReutersDE_2014-03-24_ÄVM" /><ref name="Guardian_2014-03-27_AiE">''[http://www.webcitation.org/6OOijfYXS Anger in Egypt as 529 Morsi supporters sentenced to death - Muslim Brotherhood calls protests as judge accused of acting out of spite after two-day trial over policeman's death in Minya]'' (englisch). The Guardian, 27. März 2014, von Patrick Kingsley und Manu Abdo, archiviert vom [http://www.theguardian.com/world/2014/mar/24/egypt-morsi-supporters-death-sentence Original] am 28. März 2014.</ref> Sari urteilte weiter: „Das ist kein Urteil, sondern ein Massaker“.<ref name="IPG_2014-03-27_MAR">''[http://www.webcitation.org/6OOhaA54Q Todesurteile in Ägypten: „Massaker am Rechtsstaat“ - Das Todesurteil gegen die Muslimbrüder in Ägypten ist kurzsichtig und falsch. Fünf Gründe, weshalb die Bruderschaft integriert werden muss]'', Internationale Politik und Gesellschaft, 27. März 2014,von Henrik Meyer, archiviert vom [http://www.ipg-journal.de/kommentar/artikel/todesurteil-in-aegypten-massaker-am-rechtstaat-330/ Original] am 27. März 2014.</ref><ref name="FP_2014-03-25_EBP">''[http://www.webcitation.org/6OOjPla9k Egypt's Bloody Purge Is Just Beginning - As hundreds of young men are sentenced to death for the killing of one policeman, the state is gearing up to crush its Islamist enemies]'' (englisch). Foreign Policy, von Bel Trew, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.foreignpolicy.com/articles/2014/03/25/egypt_s_bloody_purge_is_just_beginning Original] am 28. März 2014.</ref> |
|||
: Karim Medhat Ennarah, ein auf Strafrecht spezialisierter Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation [[Egyptian Initiative for Personal Rights]], sagte zum Massentodesurteil vom 24. März, seine Organisation habe - im Gegensatz zu einer Massenexekution - nie zuvor von etwas diesen Ausmaßes innerhalb eines Justizwesens gehört. Er bezeichnete das Urteil als „ziemlich lächerlich“, da es unmöglich sei zu beweisen, dass alle 500 Menschen eine bedeutende Rolle bei der Tötung eiens einzelnen Polizeibeamten gespielt haben, insbesondere nach lediglich ein oder zwei kurzen Gerichtssitzungen. Er nannte das Urteil einen klar erkennbaren „Versuch, die Opposition einzuschüchtern und zu terrorisieren, insbesondere die islamistische Opposition“.<ref name="NYT_2014-03-24_HoE" /> |
|||
* Die Muslimbruderschaft bezeichnete den Richterspruch vom 24. März 2014 auf ihrer Internetseite als „neues Verbrechen des Militärputsches“<ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T" /> und rief dort zum „Sturz der Militärregierung“ auf.<ref name="ReutersDE_2014-03-24_ÄVM" /> |
|||
* Tarek Fouda von der Richtervereinigung Minya kritisierte das Urteil und sagte, jeder wisse, dass sie gegen die Muslimbrüder seien und die Verbrechen, die sie begangen hätten, doch müssten Rechtsstaat und Gerechtigkeit in Ägypten verteidigt werden.<ref name="tagesschau-de_2014-03-24_ÄMV">''[http://www.webcitation.org/6OJnT7rRF Video - Ägyptisches Militär verhängt für 529 Mursianhänger das Todesurteil]'' ([http://www.webcitation.org/6OJnZAo4c MP4]), tagesschau.de, 24. März 2014 (17:33 Uhr), von Thomas Aders, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video1381710.html Original] ([http://download.media.tagesschau.de/video/2014/0324/TV-20140324-1731-2101.websm.h264.mp4 MP4]) am 24. März 2014.</ref> Der Vorsitzende der Anwaltskammer von Minya erklärte, auch er fordere harte Strafen für Gewalttäter, doch die Art, wie Todesurteile in so grosser Zahl und ohne richtige Verteidigung beschlossen wurden, widerspreche allen Grundsätzen des ägyptischen Rechts. Besonders bedenklich finde er, dass das Urteil nach nur einem Prozesstag fiel. „Die Justiz hat eine führende Rolle gespielt beim Aufstand gegen Mursi, weil dieser versucht hatte, die Unabhängigkeit der Justiz einzuschränken“, so Fouda weiter, weswegen es nicht angehe, dass dieselbe Justiz alle ihre Grundsätze vergisst, wenn es darum geht, die Anhänger des Mursi-Regimes zum Schweigen zu bringen.<ref name="NZZ_2014-03-30_HAI">''[http://www.webcitation.org/6P0Ka2YeC Hetzjagd auf die Islamisten - Ägyptens Militär rechnet mit den Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi ab – mit Folgen - Die ägyptische Regierung geht mit grosser Brutalität gegen die Opposition vor. Die Todesurteile gegen 529 angeklagte Muslimbrüder sind kein Ausrutscher]'', Neue Zürcher Zeitung, 30. März 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom [http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/hetzjagd-auf-die-islamisten-1.18273570 Original] am 21. April 2014.</ref> |
|||
* Anwälte warfen dem Gericht vor, Rechte der Verteidigung missachtet zu haben.<ref name="ReutersDE_2014-03-24_ÄVM" /> |
|||
: Der Anwalt Nabil Abdel Salam, der einige Anführer der Muslimbrüder vertritt, unter anderem auch Mohammed Mursi, sagte, „Das ist der schnellste Prozess, und die Zahl der Verurteilten ist so groß wie noch nie in der Geschichte der Justiz“.<ref name="ReutersDE_2014-03-24_ÄVM" /> |
|||
* [[Mahmoud Badr]], Begründer der anti-Mursi-Kampagne [[Tamarod]], widersprach auf seiner Facebook-Seite der Kritik an dem Urteil vom 24. März 2014: „Wer auch immer das Gerichtsurteil nicht mag, muss sich vor den Spiegel stellen und sich selbst fragen: wäre das deine Reaktion, wenn das gleiche Urteil gegen Mubarak und 528 Loyalisten seines Regimes ergangen wäre?“<ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC" /> |
|||
* Die ägyptische Übergangsregierung betonte in einer Stellungnahme, dass „die ägyptische Justiz völlig unabhängig und in keiner Weise von der Exekutive beeinflusst“ sei. Das Urteil sei „von einem unabhängigen Gericht nach sorgfältiger Untersuchung des Falls” getroffen worden und sei „nur das erste Urteil in dem Gerichtsverfahren“, das [[Berufung (Recht)|Berufung]] an höheren Gerichten einschließe.<ref name="NYT_2014-03-24_HoE">''[http://www.webcitation.org/6OKwVd5gg Hundreds of Egyptians Sentenced to Death in Killing of a Police Officer]'' (englisch). The New York Times, 24. März 2014, von David D. Kirkpatrick, archiviert vom [http://www.nytimes.com/2014/03/25/world/middleeast/529-egyptians-sentenced-to-death-in-killing-of-a-police-officer.html Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
: Das ägyptische Außenministerium bemühte sich darum, den Vorbehaltcharakter der Urteile hervorzuheben, was als Verlegenheit in Bezug auf das Massentodesurteil vom 24. März aufgefasst wurde: „Das Gesetz gestattet es, dass Berufung gegen das Urteil eingelegt wird“, teilte es das Außenministerium in einer Stellungnahme mit roter, fetter und unterstricherner Schrifttype mit. In der Stellungnahme behauptete das Außenministerium, die Entscheidung „würde aufgehoben werden, sobald die Angeklagten ein Wiederaufnahmeverfahren einfordern.“<ref name="Guardian_2014-03-27_AiE" /> |
|||
* Medien: Nach dem Massentodesurteil vom 24. März wurde der Richter Mohammed in den privaten, der Regierung nahestehenden Satellitenkanälen Ägyptens regelrecht gefeiert,<ref name="MadaMasr_2014-03-25_ETC">''[http://www.webcitation.org/6OPO7sNTm Egyptian television celebrates mass death sentence]'' (englisch). Mada Masr, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.madamasr.com/content/egyptian-television-celebrates-mass-death-sentence Original] am 28. März 2014.</ref><ref name="FROL_2014-03-26_EÜU" /> während im staatlichen Fernsehen deutlich nachdenklichere Stimmen laut wurden.<ref name="FROL_2014-03-26_EÜU">''[http://www.webcitation.org/6OMYTpc9J Ägypten - Empörung über Urteil]'', Frankfurter Rundschau, 26. März 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom [http://www.fr-online.de/aegypten-syrien-revolution/aegypten-empoerung-ueber-urteil,7151782,26659902.html Original] am 26. März 2014.</ref> |
|||
: Ahmed Moussa, Moderator bei „Sadd al Balad“, sagte: „Ich gratuliere der ägyptischen Justiz, dass sie sich gegen diese Mörder durchgesetzt hat. Die ägyptische Justiz ist sauber und fair“.<ref name="FROL_2014-03-26_EÜU" /><ref name="MadaMasr_2014-03-25_ETC_YT_Xgosp2trXI">''[http://www.webcitation.org/6OPO7sNTm Egyptian television celebrates mass death sentence]'' (englisch). Mada Masr, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.madamasr.com/content/egyptian-television-celebrates-mass-death-sentence Original] am 28. März 2014. Mit Verweis auf: [https://www.youtube.com/watch?v=-Xgosp2trXI احمد موسي فرحان جدا بحكم اعدام 529 من الاخوان: ده قاضى ماجابتوش ولادة] (arabisch), YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal [https://www.youtube.com/user/EgyShowTalk EgyTalkShow] am 24. März 2014.</ref> Er beschuldigte Menschenrechtsorganisationen die ägyptische Justiz anzugreifen, indem ihre Arbeit darin bestünde, die Menschenrechte der Muslimbruderschaft zu verteidigen und das Volk zu vergessen.<ref name="MadaMasr_2014-03-25_ETC_YT_Xgosp2trXI" /> Der Kritik an dem Massentodesurteil begegnete er mit den Worten: „Mögen es 10.000, 20.000 sein, nicht 500. Wir sind nicht traurig, wir sind froh.“<ref name="MadaMasr_2014-03-25_ETC_YT_Xgosp2trXI" /><ref name="edition-cnn-com_2014-03-25_EUP">''[http://www.webcitation.org/6OPOY5nWZ Egypt urges 'perspective' in death sentence - CNN's Christiane Amanpour speaks with Egypt's State Information Service Chairman Salah Abdel Sadek]'' (Video: 9:03 min.; englisch). edition.cnn.com/video, von CNN-Account [http://amanpour.blogs.cnn.com/ Amanpour], 25. März 2014, archiviert vom [http://edition.cnn.com/video/data/2.0/video/world/2014/03/25/egypt-salah-abdel-sadek-amanpour.cnn.html Original] am 28. März 2014.</ref> „Verbrennt sie, verbrennt ihre Leichen, verbrennt ihre Kleidung“, fuhr er fort, „Der Staat wird nach dem Gesetz gewinnen und nicht mit Gewalt.“<ref name="MadaMasr_2014-03-25_ETC_YT_Xgosp2trXI" /> |
|||
: Rania Badawi, Moderatorin der Sendung „Auf dem Platz“ begrüßte das Urteil ebenfalls: „Wir haben endlich die Justiz bekommen, die wir haben wollten. Wir sind müde, dass diese Gewalttäter mit ihrem Krieg unser Land zerstören.“<ref name="FROL_2014-03-26_EÜU" /><ref name="MadaMasr_2014-03-25_ETC_YT_pGWl5X7fYe4">''[http://www.webcitation.org/6OPO7sNTm Egyptian television celebrates mass death sentence]'' (englisch). Mada Masr, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.madamasr.com/content/egyptian-television-celebrates-mass-death-sentence Original] am 28. März 2014. Mit Verweis auf: [https://www.youtube.com/watch?v=pGWl5X7fYe4 شاهد فرحة المذيعة رانيا بدوى بعد الحكم على 529اخوانى بالاعدام] (arabisch), YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal [https://www.youtube.com/user/egytub1 egy tub] am 24. März 2014.</ref> Nachdem das US State Department Bedenken zum Massentodesurtel geäußert hatte, fragte Badawi rhetorisch, warum die USA auf die ägyptische Justiz fokussieren würden, während die den Rest der Welt ignorieren. Das ägyptische Außenministerium kritisierte sie als zu milde und sagte, die ägyptische Diplomatie sei ihrer Meinung nach „zu diplomatisch“.<ref name="MadaMasr_2014-03-25_ETC_YT_pGWl5X7fYe4" /> |
|||
: Der Gründer der ägyptischen Menschenrechtsorganisation Hafez Abu Saeda betonte im staatlichen Fernsehen, dass man noch hoffen könne, dass die Verurteilten nicht auch tatsächlich alle hingerichtet würden und der „Mufti der Republik [...] das letzte Wort“ habe.<ref name="FROL_2014-03-26_EÜU" /> |
|||
: Auf die Aussage einer Moderatorin im staatlichen Fernsehen, dass „alle bisherigen Prozesse gegen Hosni Mubarak, Polizisten, die auf Demonstranten geschossen haben, und alle anderen, die in den vergangenen zwei Jahren vor Gericht gestellt wurden“ in der Öffentlichkeit dafür kritisiert worden seien, „dass sie sich so lange hinziehen und dann milde Strafen verhängt werden“ und das nun „ein Richter einmal nach dem Wunsch des Volkes gehandelt und schnell und hart geurteilt“ habe, antwortete eine Juraprofessor mit: „Es kommt eben darauf an, die richtige Balance zwischen Recht und Volkes Wille zu finden“.<ref name="FROL_2014-03-26_EÜU" /> |
|||
* Soziale Medien: Kurz nach dem Massentodesurteil vom 24. März wurde auf [[Twitter]] unter dem Hashtag #Egypt529 zu einer Kampagne aufgerufen, bei der sowohl liberale wie islamistische Ägypter kritische Kommentare zu dem Massentodesurteil unter der regierenden Militärführung schrieben. Besonders „beliebt“ und häufig „geteilt“ war die Karikatur eines sich „Ternz“ nennenden Künstlers, die einen per Dampfmaschine betriebenen Galgen zur Massenhinrichtung zeigt, wobei die Leichen nach der Exekution auf einen mit „Exekutionsservice Ägypten“ beschrifteten Lastwagen abgeladen werden.<ref name="n-tv_2014-03-28_MMK_Twitter">''[http://www.webcitation.org/6OPS2N4yU Keine Gnade für Islamisten - Die Methode Mubarak kehrt zurück]'', n-tv, 28. März 2014, von Nora Schareika, archiviert vom [http://www.n-tv.de/politik/Aegypten-Die-Methode-Mubarak-kehrt-zurueck-article12549196.html Original] am 28. März 2014. Mit Verweis auf: [https://twitter.com/gamaleid/status/448772603511975936 after the verdict #Egypt Black comedy !!! pic.twitter.com/9XpiZIgOOW], Twitter, 26. März 2014 (03:45), Twitter-Konto [https://twitter.com/gamaleid Gamal Eid].</ref> |
|||
In Minya kam es nach dem Massentodesurteil vom 24. März 2014 zu tumultartigen Szenen, eine Schule soll in Brand gesteckt worden sein.<ref name="tagesschau-de_2014-03-24_UNM" /> Aufgebrachte Menschen protestierten vor dem Gericht.<ref name="euronews_2014-03-24_AZA">''[http://www.webcitation.org/6OLLIPsZK Nach Massen-Todesurteil in Ägypten: Angehörige zweifeln an Gerechtigkeit]'', euronews, 24. März 2014, archiviert vom [http://de.euronews.com/2014/03/24/nach-massen-todesurteil-in-aegypten-angehoerige-zweifeln-an-gerechtigkeit/ Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
In den folgenden Wochen kam es aus Protest gegen das Massentordesurteil vom 24. März 2014 an den Universitäten zu zahlreichen Protesten von Studenten, bei denen mehrere Studenten getötet wurden.<ref name="euronews_2014-04-01_EPM" /><ref name="RPOL_2014-03-26_JPN" /><ref name="NYT_2014-03-27_5RT" /><ref name="euronews_2014-04-01_EPM" /><ref name="euronews_2014-03-30_KVA" /> |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Mahlab)#Studentenproteste im Vorfeld des 2. April|titel1=Abschnitt „Studentenproteste im Vorfeld des 2. April“ in diesem Artikel}} |
|||
======Ausland====== |
|||
* Die Nahost-Vizedirektorin von ''Amnesty International'', Hassiba Hadj Sahraoui, sagte zum Urteil vom 24. März 2014: „Das ist ein Massen-Todesurteil in einer Dimension, wie wir es vorher nirgends gesehen haben, weder in Ägypten noch sonstwo in der Welt“. Sie fügte hinzu: „Anstatt den Opfern von Menschenrechtsverletzung Genugtuung zu verschaffen, ist die Justiz zu einem Teil der Maschinerie geworden, um Menschen zu unterdrücken.“<ref name="N24_2014-03-24_Ü5M">''[http://www.webcitation.org/6OJq5tIgC Gerichtsurteil in Ägypten - Über 500 Muslimbrüder zum Tode verurteilt]'', N24, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/4479972/ueber-500-muslimbrueder-zum-tode-verurteilt.html Original] am 24. März 2014.</ref><ref name="Guardian_2014-03-27_AiE" /> An die internationale Gemeinschaft gerichtet, forderte sie: „So etwas hat es weltweit noch nicht gegeben. Die internationale Gemeinschaft muss dringend reagieren.“<ref name="tagesschau-de_2014-03-25_NMG">''[http://www.webcitation.org/6OKz45DH5 Nach Todesurteilen in Ägypten - Neuer Massenprozess gegen Islamisten]'', tagesschau.de, 25. März 2014, von Anna Osius (ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten-mursi114.html Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
* Die Menschenrechtsorganisation ''Human Rights Watch'' (HRW) sah Ägypten auf dem Rückweg in längst überwunden geglaubte Verhältnisse. Der HRW-Deutschland-Direktor, Wenzel Michalski, sagte, „Menschen zum Tode zu verurteilen, weil sie eine andere politische Meinung vertreten, das ist ein Rückfall in alte Mubarak-Zeiten, vielleicht sogar noch schlimmer“.<ref name="ZeitOL_2014-03-25_GEZ">''[http://www.webcitation.org/6OLELyecE Ägypten - Gericht eröffnet zweiten Massenprozess gegen Islamisten - Die juristische Verfolgung der Mursi-Anhänger in Ägypten geht weiter: 600 von ihnen sind angeklagt, darunter auch der Chef der Muslimbrüder, Mohammed Badie]'', Zeit Online, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/aegypten-massenprozess-mursi-todesurteileOriginal] am 25. März 2014.</ref> Am 4. April wies HRW den US-Außenminister [[John Kerry]] in einem Brief auf das Massentodesurteil vom 24. März und den Prozess gegen drei Mitarbeiter von ''Al-Jazeera-International'' hin und forderte die US-Regierung auf, wies unter anderem auf das Verfahren gegen drei Mitarbeiter des Fernsehsenders Al-Dschasira International hin sowie auf die 529 Todesurteile, ihre Militärhilfe für Ägypten nicht wieder aufzustocken, da die Voraussetzung dafür, „Schritte, die einen demokratischen Übergang unterstützen“, nach der Inhaftierung von mehr als 16.000 Menschen und der Tötung von über 1000 Demonstranten seit der Machtübernahme des Militärs im Juli 2013 nicht gegeben seien. HRW schrieb in dem Brief weiter, die ägyptische Führung müsse den Einsatz von scharfer Munition gegen Demonstranten beenden und alle Häftlinge freilassen, „die nur festgehalten werden, weil sie ihr Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit wahrgenommen haben“.<ref name="HRW_2014-04-04_FMU">''[http://www.webcitation.org/6Oa92TrjI Egypt: Failure to Meet US Aid Conditions - No Progress on Democratic Transition, Basic Freedoms]'' (englisch). Human Rights Watch, 4. April 2014, archiviert vom [http://www.hrw.org/news/2014/04/03/egypt-failure-meet-us-aid-conditions Original] am 4. April 2014.</ref><ref name="HRW_2014-04-04_LSK">''[http://www.webcitation.org/6Oa9WsSOk Letter to Secretary Kerry on US Military Aid to Egypt]'' (englisch). Human Rights Watch, 4. April 2014, von Kenneth Roth, archiviert vom [http://www.hrw.org/news/2014/04/03/letter-secretary-kerry-us-military-aid-egypt Original] am 4. April 2014.</ref><ref name="stol-it_2014-04-04_KUM">''[http://www.webcitation.org/6Oa9cyefY Menschenrechtler: Keine US-Militärhilfe für undemokratisches Ägypten]'', stol.it, 4. April 2014, archiviert vom [http://www.stol.it/Artikel/Politik-im-Ueberblick/Politik/Menschenrechtler-Keine-US-Militaerhilfe-fuer-undemokratisches-Aegypten Original] am 4. April 2014.</ref> |
|||
* {{USA}} – Die USA zeigten nach dem Urteil vom 24. März Unverständnis.<ref name="Tagesspiegel_2014-03-25_IS5" /> |
|||
: Die Sprecherin des US-Außenministeriums, [[Marie Harf]], sagte in Washington: „Es widerspricht jeder Logik, dass über 529 Angeklagte innerhalb von zwei Tagen nach internationalem Standard verurteilt werden können“. Politisch motivierte Inhaftierungen und Verurteilungen würden einen Übergang zur Demokratie in Ägypten nur erschweren.<ref name="Tagesspiegel_2014-03-25_IS5" /> |
|||
* {{EU}} - Die EU-Außenbeauftragte [[Catherine Ashton]] erklärte am Abend des 24. März in Brüssel, Todesstrafen seien nicht zu rechtfertigen.<ref name="Tagesspiegel_2014-03-25_IS5" /> Die Todesstrafe sei grausam und menschenverachtend.<ref name="Handelsblatt_2014-03-24_PGS" /> Am 25. März forderte Ashton die ägyptischen Behörden auf, die Rechte von Verteidigern zu achten. Nur so könne die „Glaubwürdigkeit Ägyptens beim Übergang zur Demokratie“ gewahrt werden.<ref name="FAZ-net_2014-03-25_SiS" /> |
|||
: Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Europaparlaments, [[Barbara Lochbihler]], bezeichnete das Urteil im Massenprozess vom 24. März als „katastrophales Signal“. Sie kritisierte die Schuldsprüche „aufs Schärfste“. Unmittelbar vor den Präsidentenwahlen im Frühjahr sendeten sie die Botschaft, „dass jeder, der nicht mit dem Regime ist, mit strafrechtlicher Verfolgung zu rechnen hat“.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_GV5">''[http://www.webcitation.org/6OK80uzfh Ägypten - Gericht verurteilt 529 Muslimbrüder zum Tode]'', FAZ.net, 24. März 2014, von Markus Bickel, archiviert vom [http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/aegypten-gericht-verurteilt-529-muslimbrueder-zum-tode-12860919.html Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
* {{DEU}} - Bundesaußenminister [[Frank-Walter Steinmeier]] (SPD) kritisierte das Massentodesurteil vom 24. März während seines Aufenthalts in Äthiopien am 25. März scharf.<ref name="Welt_2014-03-25_SRT">''[http://www.webcitation.org/6OL52pO6e Ägypten - Steinmeier rügt Todesurteile gegen Muslimbrüder - Mehr als 500 Muslimbrüder sind in Ägypten zum Tode verurteilt worden, ein weiterer Massenprozess läuft. Außenminister Steinmeier fürchtet eine Spaltung des Landes und fordert die Urteilsaufhebung]'', Die Welt, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.welt.de/politik/ausland/article126167704/Steinmeier-ruegt-Todesurteile-gegen-Muslimbrueder.html Original] am 25. März 2014.</ref> Er bezeichnete die Nachricht über das Massentodesurteil als „äußerst beunruhigend“ und rügte es als Verstoß gegen internationale rechtsstaatliche Standards.<ref name="Welt_2014-03-25_SRT" /><ref name="FAZ-net_2014-03-25_SiS">''[http://www.webcitation.org/6OL3fxFZm Ägypten - Schauprozesse im Schnellverfahren - Vor der Präsidentenwahl werfen die Schauprozesse gegen Gegner des Regimes ein düsteres Licht auf die Menschenrechtslage in Ägypten. Nach den Todesurteilen gegen 529 Muslimbrüder beginnt die Justiz einen weiteren Massenprozess]'', FAZ.net, 25. März 2014, von Markus Bickel, archiviert vom [http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/afrika/aegypten-schauprozesse-im-schnellverfahren-12863079.html Original] am 25. März 2014.</ref><ref name="tagesschau-de_2014-03-25_MA6">''[http://www.webcitation.org/6OL39B3yE Video - Ägypten: Mehr als 600 Anhänger der Muslimbruderschaft stehen in Minja vor Gericht]'' ([http://www.webcitation.org/6OL3E7I3j MP4], 0:32 Min.), tagesschau.de, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video1381902.html Original] ([http://download.media.tagesschau.de/video/2014/0325/TV-20140325-1225-0801.websm.h264.mp4 MP4]) am 25. März 2014.</ref> Wörtlich sagte Steinmeier: „Die Urteile und Gerichtsverfahren widersprechen internationalen rechtsstaatlichen Standards und menschenrechtlichen Grundsätzen, zu denen sich auch Ägypten verpflichtet hat.“ Er forderte die Aufhebung der Urteile durch die zuständigen ägyptischen Instanzen. Den Angeklagten müsse ein faires Verfahren ermöglicht werden. Zudem forderte er die Aussetzung weiterer Massenverfahren. Steinmeier kritisierte, die Urteile vertieften die politische Spaltung in Ägypten. Er sagte: „Um eine Destabilisierung Ägyptens zu verhindern, braucht es dringend einen inklusiven politischen Prozess und den Beginn einer Politik nationaler Verständigung und Aussöhnung“.<ref name="Welt_2014-03-25_SRT" /><ref name="AA_2014-03-25_ASZ">''[http://www.webcitation.org/6OL6p7u5c Außenminister Steinmeier zu den Todesurteilen in Ägypten]'', Auswärtiges Amt, Pressemitteilung, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Meldungen/2014/140325-BM_Todesurteile.html Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
* {{UNO}} - Das [[UNHCR|UNO-Kommissariat für Menschenrechte]] (UNHCR) kritisierte den Richterspruch vom 24. März scharf. Der Sprecher des UNO-Menschenrechtsbüros, Rupert Colville, erklärte am 25. März in [[Genf]], die Todesurteile seien ein Bruch der internationalen [[Menschenrechte]].<ref name="SpiegelOL_2014-03-25_UPT" /><ref name="ZeitOL_2014-03-25_TVL">''[http://www.webcitation.org/6OLFXQgj5 Ägypten - Todesurteile verstoßen laut UN gegen das Völkerrecht - Ein Prozess voller Fehler, keine klaren Anklagepunkte: Die Vereinten Nationen verurteilen die Todesurteile gegen 529 Islamisten. Ein zweiter Prozess wurde vertagt]'', Zeit Online, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/aegypten-todesstrafe-mursi-islamisten-prozess-minia Original] am 25. März 2014.</ref><ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /> Todesurteile müssten den höchsten Standards eines fairen Prozesses genügen.<ref name="SpiegelOL_2014-03-25_UPT" /> Die Rechte der Angeklagten seien dagegen grob missachtet worden<ref name="SpiegelOL_2014-03-25_UPT" /><ref name="ZeitOL_2014-03-25_TVL" /> in einem „Prozess voller Verfahrensfehler“.<ref name="ZeitOL_2014-03-25_TVL" /><ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /> Was jedem einzelnen Angeklagten vorgeworfen werde, bleibe unklar, weil die Anklagepunkte vor Gericht nicht verlesen worden seien.<ref name="ZeitOL_2014-03-25_TVL" /><ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /> Außerdem sei die Todesstrafe für Delikte ausgesprochen worden, die nicht zu den besonders ernsten Verbrechen zählten.<ref name="SpiegelOL_2014-03-25_UPT" /> Colville sagte, die Mitgliedschaft in einer politischen Gruppe oder die Beteiligung an Demonstrationen rechtfertige nach internationalem Recht keine Todesstrafe.<ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /> Die erstaunlich hohe Zahl von Todesurteilen bei dem Massentodesurteil sei beispiellos in der jüngeren Geschichte.<ref name="SpiegelOL_2014-03-25_UPT">''[http://www.webcitation.org/6OL7Fc2BP Ägypten: Uno prangert Todesurteile gegen 529 Muslimbrüder an]'', Spiegel Online, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-uno-prangert-todesurteile-gegen-529-muslimbrueder-an-a-960654.html Original] am 25. März 2014.</ref><ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /> |
|||
In Deutschland kritisierten zunächst Politiker der Opposition im Bundestag, und Menschenrechtler das Massen-Todesurteil vom 24. März 2014 scharf.<ref name="ND_2014-03-24_SKM">''[http://www.webcitation.org/6OKiXYhCn Scharfe Kritik an Massen-Todesurteil in Ägypten - Menschenrechtler und Politiker der Opposition kritisieren »Zeugnis von unglaublicher Willkür« / Liebich: Rückfall in alte Mubarak-Muster / Grüne: Bundesregierung muss Militär-Kooperation stoppen]'', neues deutschland, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.neues-deutschland.de/artikel/927945.scharfe-kritik-an-massen-todesurteil-in-aegypten.html Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
* Der Obmann der [[Linksfraktion]] im [[Auswärtiger Ausschuss|Auswärtigen Ausschuss]] des Bundestags, [[Stefan Liebich]], sprach von einem „Zeugnis von unglaublicher Willkür und eklatantem Mangel an Demokratie in Ägypten“. Ägypten drohe „schon jetzt ein Rückfall in alte Mubarak-Muster, in denen Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nichts galten“. Seine Partei lehne „Militärputsche ebenso ab wie Scheinprozesse gegen unliebsame politische Gegner“. Alle Ägypter müssten „das Recht auf faire Verhandlungen“ haben. „Viele der Angeklagten“, so Liebich weiter, „gehörten der Mursi-Regierung an. Man kann diese Regierung und ihre Anhänger äußerst kritisch sehen, aber sie war demokratisch gewählt und wurde vom Militär unrechtmäßig aus dem Amt geputscht.“<ref name="ND_2014-03-24_SKM" /><ref name="linksfraktion-de_PM_Liebich_2014-03-24_FPM">''[http://www.webcitation.org/6OKkJvdPO Faire Prozesse für Muslimbrüder]'', www.linksfraktion.de, Pressemitteilung, 24. März 2014, von Stefan Liebich, archiviert vom [http://www.linksfraktion.de/pressemitteilungen/faire-prozesse-muslimbrueder/ Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
* Der außenpolitische Sprecher der Grünen, [[Omid Nouripour]], sagte, solche willkürlichen Massenurteile seien trotz aller Antipathie gegenüber der Muslimbruderschaft nicht hinnehmbar und hätten nichts mit Rechtsstaatlichkeit zu tun. Das Urteil vom 24. März erinnere ihn „an die finsterste Militärherrschaft unter Mubarak“. Die Urteile zeigten auch, dass man auf dem Holzweg war, wenn man geglaubt hatte, nach der Absetzung von Mohammed Mursi werde alles besser. Die Bundesregierung müsse jetzt überlegen, welche Art von Kooperation mit diesem „System“ möglich ist.<ref name="FR-OL_2014-03-25_AdA" /> |
|||
* Die [[Bündnis 90/Die Grünen|Grünen]]-Bundestagsabgeordnete [[Franziska Brantner]] forderte, „sämtliche für dieses Jahr geplanten bilateralen Projekte der polizeilichen und militärischen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ägypten“ auszusetzen oder auf Eis zu legen. Die Bundesregierung, so Brantner weiter, müsse nun „offenlegen, welche Strategie sie gegenüber Ägypten verfolgt. Gemeinsam mit der EU muss sie daneben der Führung in Kairo einmal mehr deutlich machen, dass finanzielle Direkthilfen und sonstige Formen der Kooperation an Voraussetzungen geknüpft sind“. Mit solchen Verfahren, erklärte Brantner, werde „es in Ägypten keinen Frieden, keine Versöhnung und auch keine Demokratie geben; es muss endlich ein Prozess der nationalen Verständigung eingeleitet werden“.<ref name="ND_2014-03-24_SKM" /><ref name="gruene-bt_PM_Brantner_2014-03-24_URS">''[http://www.webcitation.org/6OKlC2XuH Ägypten: Um den Rechtstaat ist es schlimm bestellt]'', www.gruene-bundestag.de, Pressemitteilung, 24. März 2014, von Franziska Brantner, archiviert vom [https://www.gruene-bundestag.de/presse/pressemitteilungen/2014/maerz/aegypten-um-den-rechtstaat-ist-es-schlimm-bestellt_ID_4391252.html Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
* Der außenpolitischer Sprecher der SPD, [[Rolf Mützenich]], bezeichnete das Urteil vom 24. März als ganz klar politisch motiviert. Er kritisierte: „Die Justiz wird hier für politische Zwecke missbraucht.“ Dieses „Massenurteil“ stehe in gar keinem Verhältnis. Er vermute, dass die Richter angesichts der anstehenden Präsidentenwahlen und des möglichen Sieges von Militärchef Sisi opportunistisch gehandelt haben.<ref name="FR-OL_2014-03-25_AdA" /> |
|||
* ''Amnesty International'' hielt „das Urteil für grotesk und zudem das Verfahren für krass unfair“.<ref name="FR-OL_2014-03-25_AdA" /> Ruth Jüttner, Expertin für den Mittleren Osten bei ''Amnesty International Deutschland'', sagte, „bei den Todesurteilen handelt es sich um eine ungeheuerliche Ungerechtigkeit. Sie müssen unverzüglich aufgehoben werden.“<ref name="ND_2014-03-24_SKM" /><ref name="amnesty-de_2014-03-24_Ü5M" /><ref name="FR-OL_2014-03-25_AdA" /> Die kurze Verhandlungsdauer verstoße gegen alle internationalen Rechtsstandards. Außerdem gehe die Justiz selektiv vor. Weder die Menschenrechtsverletzungen der Mubarak-Regierung und der Militärherrschaft seien aufgeklärt, noch die Verantwortlichen für den Tod von hunderten Pro-Mursi-Demonstranten zur Rechenschaft gezogen worden.<ref name="FR-OL_2014-03-25_AdA" /> Mit der Verhängung der Todesurteile in einem einzigen Verfahren und in dieser Größenordnung stelle Ägypten die meisten anderen Länder der Welt in den Schatten. „Ägyptens Gerichte sind nicht nur vorschnell darin, Mursi-Anhänger zu bestrafen“, so Jüttner weiter, „sie ignorieren gleichzeitig schwere Menschenrechtsverletzungen durch Sicherheitskräfte. Während Tausende von Mursi-Anhänger im Gefängnis sitzen, gab es bislang keine angemessene Untersuchung der Todesfälle von Hunderten von Demonstranten. Nur einem Polizeibeamten droht nach dem Tod von 37 Häftlingen eine Gefängnisstrafe.“ Ohne einen unabhängigen und unparteiischen Prozess stehe die Frage im Raum, „ob die Strafjustiz in Ägypten noch irgendwas mit Gerechtigkeit zu tun hat. Die ägyptischen Behörden sollten ein Moratorium für Hinrichtungen verhängen und sie langfristig abschaffen“, so Jüttner.<ref name="ND_2014-03-24_SKM" /><ref name="amnesty-de_2014-03-24_Ü5M">''[http://www.webcitation.org/6OKlUF8Rh Ägypten: Über 500 Menschen in groteskem Verfahren zum Tode verurteilt]'', www.amnesty.de, 24. März 2014, archiviert vom [https://www.amnesty.de/2014/3/24/aegypten-ueber-500-menschen-groteskem-verfahren-zum-tode-verurteilt?destination=startseite Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
*Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, [[Volker Kauder]], der sich noch Ende Februar/Anfang März 2014 nach einem Treffen mit Militärchef Sisi optimistisch über die Zukunft Ägypten geäußert, im Westen um Vertrauen zum ägyptischen Militärchef Sisi geworben und nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft als zu fordernden Ausgangspunkt europäischer Außenpolitik mit Ägypten bezeichnet hatte,<ref name="CDUCSU-de_2014-02-28_EMS">[http://www.webcitation.org/6Nv7ixrUt Volker Kauder in Ägypten - Europa muss sich in Ägypten wieder stärker engagieren - Abschluss der Reise des Fraktionsvorsitzenden nach Ägypten], www.cducsu.de, 28. Februar 2014, archiviert vom [https://www.cducsu.de/presse/pressemitteilungen/europa-muss-sich-aegypten-wieder-staerker-engagieren Original] am 8. März 2014.</ref><ref name="MedienmagazinPro_2014-03-05_KIW">[http://www.webcitation.org/6Nv4s6GaG Kauder: „Ich werde mich um die Lage der Christen in Nigeria kümmern“ - Eine neue Dynamik wünscht sich der Franktionsvorsitzende von CDU/CSU, Volker Kauder, im Hinblick auf das deutsche und europäische Engagement in Ägypten. Er selbst will auch verfolgte Christen in Nigeria mehr in den Blick nehmen – und kündigt gegenüber pro eine große Arbeitstagung zur Lage der verfolgten Christen weltweit an], [[Christlicher Medienverbund KEP#Medienmagazin pro|Medienmagazin pro]], 5. März 2014, Gespräch von Stefanie Ramsperger und Jonathan Steinert mit Volker Kauder, archiviert vom [http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/weltweit/detailansicht/aktuell/kauder-ich-werde-mich-um-die-lage-der-christen-in-nigeria-kuemmern/ Original] am 8. März 2014.</ref><ref name="DW_2014-02-28_KFM">[http://www.webcitation.org/6NtiqRzw5 Kauder fordert mehr Unterstützung für Ägypten], Deutsche Welle, 28. Februar 2014, von Khalid El Kaoutit, archiviert vom [http://www.dw.de/kauder-fordert-mehr-unterst%C3%BCtzung-f%C3%BCr-%C3%A4gypten/a-17464140 Original] am 7. März 2014.</ref> sagte über die mit dem Massenurteil verbundenen Todesurteile: „Sie können in Ägypten eine neue Spirale der Gewalt auslösen, die die Versöhnung der Gesellschaft weiter erschwert. Jeder Staat hat das Recht, sich gegen Terror zur Wehr zu setzen. Dabei muss er aber rechtsstaatliche Prinzipien beachten und darf nicht unverhältnismäßig vorgehen.“ Das Urteil lege den Verdacht nahe, dass die Grundsätze nicht beachtet worden sind.<ref name="Welt_2014-03-25_SRT" /> |
|||
======Pressestimmen====== |
|||
* [[Stuttgarter Zeitung]]: „Aber es [das Massenurteil von Minya] offenbart eine Mentalität und Gesinnung, die einen Tiefpunkt in der ägyptischen Justizgeschichte markiert. Dem Großteil der Staatsanwälte und Richter am Nil ist mittlerweile jedes Mittel recht, wenn es gilt, die Post-Mursi-Staatsgewalt gegen Muslimbruderschaft und Andersdenkende durchzusetzen.“<ref name="n-tv_2014-03-24_AAA" /> |
|||
* Die [[Nordwest-Zeitung]] ([[Oldenburg]]) sah die Todesurteile als Symptome der ägyptischen Verhältnisse an, die durch das fast völlige Fehlen von Demokraten und die das Vorherrschen von [[Klientelpolitik]] gezeichnet seien: „Die Justiz ist nicht unabhängig, sondern traditionell ein Handlanger der jeweiligen Machthaber. Wer als ägyptischer Beamter seinen Job behalten will, der tut gut daran, sich schnell anzupassen. Die Mächtigen aber sind Militärs, reiche Grundbesitzer und religiöse Führer - und daran hat sich seit 150 Jahren nichts geändert, wer auch immer den Staat kontrollierte. Angesichts dessen ist es vollkommen naiv zu glauben, am Nil könnte sich in naher Zukunft eine westliche Demokratie etablieren.“<ref name="n-tv_2014-03-24_AAA" /> |
|||
* [[Südwest Presse]] ([[Ulm]]): „Kurzer Prozess und alle ab an den Galgen - noch ist das bizarre Massenurteil von Minia nicht rechtskräftig, und vielleicht wird es das auch nie werden. […] Dabei steht außer Zweifel, dass die Totschläger von Minia zur Verantwortung gezogen gehören. Die islamistischen Ausschreitungen in der ärmsten Provinz Ägyptens gehörten zu den übelsten zivilisatorischen Tabubrüchen, die das Land erlitten hat. Doch auch diese Untäter haben das Recht auf einen fairen Prozess - und nicht nur auf einen Fußtritt Richtung Henker.“<ref name="n-tv_2014-03-24_AAA">''[http://www.webcitation.org/6OLM71eKM Ägypten verurteilt 500 Muslimbrüder - "Alle ab an den Galgen"]'', n-tv, Zusammengestellt von Anna Veit, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.n-tv.de/politik/pressestimmen/Alle-ab-an-den-Galgen-article12526656.html Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
* [[Neues Deutschland]] ([[Berlin]]): „Mit den Todesurteilen wollen Ägyptens Generäle der Welt auch ganz unverhohlen sagen: Der sogenannte Arabische Frühling war nicht das Ende, sondern höchstens ein Betriebsunfall der ägyptischen Militärherrschaft.“ Die Zeitung befürchte, dass „niemand widerspricht. Sogar die geistige Elite des Landes scheint dagegen nicht einmal mehr Worte zu finden.“<ref name="n-tv_2014-03-24_AAA" /> |
|||
* [[Aachener Zeitung]]: „Politische Umbrüche wie der Arabische Frühling verlaufen nie linear; und drei Jahre sind bei solchen Ereignisse allenfalls ein Wimpernschlag. Den Erfolg von Revolutionen kann man eigentlich nur vom Ende her bewerten. Das Problem ist, dass wir derzeit noch nicht wissen, wo dieses Ende liegt. Dazu hilft ein Blick nach Osteuropa, das seit dem Fall des Eisernen Vorhangs um mehr Demokratie ringt. […] Dennoch käme wohl kaum jemand auf die Idee, sich die alte Ost-West-Weltordnung zurückzuwünschen. Ebenso unlauter ist es, die Demokratisierungsbemühungen im arabischen Raum wegzuwischen.“<ref name="n-tv_2014-03-24_AAA" /> |
|||
* [[Märkische Oderzeitung]] ([[Frankfurt (Oder)|Frankfurt/Oder]]): „Als im Juli vergangenen Jahres das ägyptische Militär den - immerhin frei gewählten - islamistischen Staatspräsidenten Mohammed Mursi aus dem Amt putschte, da hielt sich der internationale Protest in engen Grenzen. Man war bereit, in dem Putsch eine Art Notwehrmaßnahme gegen den von Mursi eingeschlagenen Weg zu sehen, an dessen Ende die Errichtung eines islamistischen Gottesstaates stehen sollte. Zudem drohte das Land im Chaos zu versinken. Nun, ein dreiviertel Jahr später, herrschen in Ägypten Willkür und Terror, ausgeübt von Polizei und Militär sowie einer willfährigen Justiz. Ein Gericht, das im Schnellverfahren ein summarisches Todesurteil gegen 529 Angeklagte verhängt, kann wohl nicht anders als Terrorjustiz bezeichnet werden. […] Die neuen Herrscher Ägyptens - oder sind es doch nur die alten ohne den Langzeitpräsidenten Mubarak? - sind unter veränderten Vorzeichen genau den Weg gegangen, den sie den Muslimbrüdern versperrten, ohne ein Jota besser, toleranter oder politisch klüger zu sein. Das Land ist der Lösung seiner Krise kein Stück näher gekommen, nur näher an den Abgrund.“<ref name="MOZ_2014-03-24_RA">''[http://www.webcitation.org/6OKmFym0d Richtung Abgrund]'', Märkische Oderzeitung, 24. März 2014, von Günther Marx, archiviert vom [http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1260639/ Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
=====Bedeutung und Wertungen===== |
|||
Das am 22. März 2014 in Minya eröffnete summarische Verfahren stellt einen in der ägyptischen Geschichte einzigartigen Massenprozess dar.<ref name="DW_2014-03-22_MGÄ" /><ref name="Tagesspiegel_2014-03-24_GuG" /> Bereits allein bei der ersten Tranche des Prozesses mit dem Urteilsspruch vom 24. März 2014 handelte es sich mit 529 Todesurteilen um den Prozess mit der bisher höchsten Zahl von Todesurteilen in der Rechtsgeschichte Ägyptens.<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /><ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T" /><ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC" /> Die Webseite „deathpenaltyworldwide“ führt für die Jahre 1981 bis 2000 in Ägypten zusammengenommen 709 Menschen Todesurteile auf, von denen 248 tatsächlich ausgeführt wurden.<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /><ref name="stern-de_2014-03-24_GFN" /><ref name="DPW_E_2011-04-01_2014-03-24">''[http://www.webcitation.org/6OJe1XiNl Egypt (Information current as of: April 1, 2011)]'' (englisch). Death Penalty Worldwide, [kein Datum], archiviert vom [http://www.deathpenaltyworldwide.org/country-search-post.cfm?country=Egypt#f1-1 Original] am 24. März 2014.</ref> Im Jahr 2010 wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen 185 Menschen zum Tode verurteilt und vier davon hingerichtet.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_GV5" /> 2013 waren laut einem Amnesty-Bericht zwar noch 109 Menschen zum Tode verurteilt wurden, doch waren schon seit Längerem keine Vollstreckungen mehr bekannt geworden. Eine Vollstreckung der 529 am 24. März ergangenen Todesurteile würde Ägypten in Bezug auf die Anzahl formell staatlich ausgeführte Todesurteile auf gleichen Stand mit dem [[Iran]] setzen, wo neben [[China]] die meisten staatlichen Todesurteile ausgeführt werden.<ref name="n-tv_2014-03-28_MMK" /><ref name="n-tv_2014-03-27_TSD">''[http://www.webcitation.org/6OPVi9Sl0 Zahl der Hinrichtungen steigt - Tausende sterben durch die Hand des Staates]'', n-tv, 27. März 2014, von Nora Schareika, archiviert vom [http://www.n-tv.de/politik/Tausende-sterben-durch-die-Hand-des-Staates-article12538036.html Original] am 28. März 2014.</ref> Mit 1200 in der Anklageschrift aufgeführten Personen erreicht auch die Zahl der Angeklagten einen Spitzenwert.<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /> |
|||
Das Verfahren in Minia wurde ungewöhnlich zügig durchgezogen. Die Verurteilungen erfolgten bereits am in der zweiten Sitzung nach einem Verhandlungstag<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /><ref name="stern-de_2014-03-24_GFN" /><ref name="Deutschlandfunk_2014-03-24_MA5">''[http://www.webcitation.org/6OJj4EvWk Ägypten - Mehr als 500 Mursi-Anhänger zum Tode verurteilt]'', Deutschlandfundk, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.deutschlandfunk.de/aegypten-mehr-als-500-mursi-anhaenger-zum-tode-verurteilt.1818.de.html?dram:article_id=280943 Original] am 24. März 2014.</ref><ref name="tagesschau-de_2014-03-24_TiS" /> unter Ausschluss der Öffentlichkeit.<ref name="Tagesspiegel_2014-03-24_GuG" /> Die Verteidiger beanstandeten, sie hätten keine Gelegenheit gehabt, ihre Argumente vorzubringen<ref name="FROL_2014-03-24_5MA" /><ref name="DW_2014-03-24_HIÄ" /> und bezeichneten das Verfahren als Farce.<ref name="tagesschau-de_2014-03-24_TiS" /> Auch laut ''Ahram Online'' wurden die Argumente der Verteidigung nicht gehört.<ref name="AhramOL_2014-03-24_EMC" /> Beobachter sprechen dementsprechend von einem Schnellverfahren.<ref name="tagesschau-de_2014-03-24_TiS" /> Nach Auffassung von Rechtsexperten wurden mehrere Bestimmungen der ägyptischen Prozessordnung verletzt: es wurde weder Beweisführung noch Zeugenbefragung durchgeführt, Anwälte konnten keine Stellung beziehen und die Medien blieben ebenfalls vom Prozess ausgeschlossen.<ref name="NZZ_2014-03-24_Ü5T" /><ref name="Tagesspiegel_2014-03-24_GuG" /> |
|||
Nach der Ansicht von Experten im In- und Ausland handelte es sich um einen reinen Schauprozess, dessen Ausgang bereits zu Prozessbeginn feststand.<ref name="tagesschau-de_2014-03-25_TAA">''[http://www.webcitation.org/6OL2bSbn6 Video - Thomas Aders, ARD Kairo, zum Massenprozess in Ägypten]'' ([http://www.webcitation.org/6OL2hTfku MP4], 3:04 Min.), tagesschau.de, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video1381880.html Original] ([http://download.media.tagesschau.de/video/2014/0325/TV-20140325-1034-5001.websm.h264.mp4 MP4]) am 25. März 2014.</ref> In den westlichen Medien wurde das Urteil vom 24. März als Beleg für die politisch motivierte Rechtsprechung in Ägypten angesehen.<ref name="tagesschau-de_2014-03-25_NMG" /> Kommentatoren bezeichneten das Urteil vom 24. März unter anderem als Zeichen für eine „Rachejustiz“ (Dietrich Alexander/''Die Welt''),<ref name="Welt_2014-03-24_ÄRF">''[http://www.webcitation.org/6OJi657cQ 529 Todesurteile - Die ägyptische Rachejustiz ist eine Farce]'', Die Welt, 24. März 2014, von Dietrich Alexander, archiviert vom [http://www.welt.de/debatte/kommentare/article126130355/Die-aegyptische-Rachejustiz-ist-eine-Farce.html Original] am 24. März 2014.</ref> ein „Klima der Hexenjagd“ (Raniah Salloum/''Der Spiegel'')<ref name="SpiegelOL_2014-03-24_5TG">''[http://www.webcitation.org/6OJiN6zBZ 529 Todesurteile gegen Muslimbrüder: Ägyptens Machthaber jagen gnadenlos ihre Kritiker]'', Spiegel Online, 24. März 2014, von Raniah Salloum, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-ueber-500-muslimbrueder-zum-tode-verurteilt-a-960363.html Original] am 24. März 2014.</ref> und „rechtsstaatliche Farce“ (Matthias Beermann/RP Online)<ref name="RPOL_2014-03-26_RJV">''[http://www.webcitation.org/6OMT8KH2N Analyse - Rache-Justiz vertieft Ägyptens Spaltung]'', RP Online, 26. März 2014, von Matthias Beermann, archiviert vom [http://www.rp-online.de/politik/rache-justiz-vertieft-aegyptens-spaltung-aid-1.4130819 Original] am 26. März 2014.</ref>. Der Massenprozess galt zudem als weiteres Zeichen dafür, dass die militärisch gestützte Übergangsregierung die Muslimbruderschaft zerschlagen und keinen Platz für eine politische Versöhnung lassen will.<ref name="Tages-Anzeiger_2014-03-24_DÜI">''[http://www.webcitation.org/6OJpna7Nl «Dies ist übertrieben und inakzeptabel»]'', Tages-Anzeiger, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Gericht-verurteilt-mehr-als-500-Muslimbrueder-zum-Tode/story/17563491 Original] am 24. März 2014.</ref> Mit dem Urteil verschärfte sich der Konflikt zwischen der Militärregierung und den Unterstützern der Muslimbruderschaft weiter. Auch Menschenrechtsorganisationen sahen in dem Urteil ein Anzeichen dafür, dass die Behörden ihr Vorgehen gegen die Muslimbruderschaft verschärfen.<ref name="ReutersDE_2014-03-24_ÄVM">''[http://www.webcitation.org/6OJsYjcyB Ägypten verurteilt mehr als 500 Muslimbrüder zum Tod]'', Reuters Deutschland, 24. März 2014, archiviert vom [http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEEA2N05320140324 Original] am 24. März 2014.</ref> Das Massenurteil wurde als Anzeichen dafür gesehen, dass nachdem bereits rund 3000 Kader der Muslimbruderschaft im Sommer 2013 inhaftiert worden sein sollen, nun die Justiz gegen die Gegner der vom Militär eingesetzten neuen Führung, insbesondere gegen Islamisten, durchgreifen werde.<ref name="FAZ-net_2014-03-25_SiS" /> Bereits in den vorangegangenen Monaten waren Dutzende Islamisten in rechtsstaatlich fragwürdigen Prozessen verurteilt worden,<ref name="FAZ-net_2014-03-25_SiS" /><ref name="RPOL_2014-03-26_RJV" /> während im Februar in Alexandria sechs Polizisten freigesprochen wurden, denen die Tötung von 83 Demonstranten während des Volksaufstandes gegen Husni Mubarak zu Last gelegt worden war.<ref name="FAZ-net_2014-03-25_SiS" /> |
|||
======Einzelstimmen====== |
|||
* Der Korrespondent Martin Gehlen vermutete im ''Tagesspiegel'', dass die Machthaber der militärgestützten Regierung mit dem Massenurteil auch ein für das Ausland erkennbares Zeichen kompromissloser Entschlossenheit setzen wollten. Ägypten wolle auf dem am 25. März 2014 beginnenden Gipfel der [[Arabische Liga|Arabischen Liga]] in [[Kuwait]] nach Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten auch die übrigen Mitgliedsstaaten der Liga überzeugen, die Muslimbruderschaft als Terrorvereinigung zu ächten und sich als Region zu einem Anti-Terror-Bündnis zusammen zu schließen.<ref name="Tagesspiegel_2014-03-24_GuG" /> |
|||
* Amr Schalaani, Juraprofessor an der Amerikanischen Universität in Kairo, ging davon aus, dass das Verfahren wegen Fehlern im Prozedere und Mängeln in der Beweisaufnahme in die Berufung gehen werde. Über das Urteil vom 24. März sagte er, es sei „ein hochpeinliches Urteil, wenn die Justiz noch einen Funken von Würde hat und seinen Ruf auch international schützen will“. Entweder sei der Richter „total inkompetent oder er hat Anweisungen von oben erhalten, ein politisches Urteil zu fällen“. Die Exekutive verfüge über feste Kontrolle über die Justiz. Die Justiz sei bereits seit den 1960er Jahren unter dem damaligen Präsidenten Gamal Abdel Nasser nicht mehr unabhängig. In den vergangenen Jahren sei niemals ernsthaft versucht worden, das Rechtswesen zu reformieren.<ref name="taz-de_2014-03-24_5TV" /> |
|||
* Der ARD-Korrespondent Thomas Aders äußerte in einem Interview Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Massentodesurteils vom 24. März, das möglicherweise eine bloße Empfehlung an den Mufti von Minja darstelle. Aders ging davon aus, dass nur ein Teil der Todesurteile der 529 Angeklagten vollstreckt werde, möglicherweise nur bei den „wirklich Verantwortlichen des Angriffes auf die Polizeistation vom August 2013“. Seiner Ansicht nach habe es sich um einen politischen Prozess gehandelt, dessen Urteil schon vor der Beweisaufnahme feststand und der zum Ziel hatte, ein „Exempel gegen die Muslimbrüder zu statuieren“. Seit der Stürmung der Protestcamps in Kairo im August 2013 hätten die repressiven Maßnahmen gegen die Muslimbrüder und gegen alle Islamisten in Ägypten stetig zugenommen. Das Massentodesurteil vom 24. März und das kommende Urteil der zweiten Tranche seien offenbar der Höhepunkt in dieser Entwicklung und „selbst für die wenig zimperliche Justiz Ägyptens“ beispiellos. Die Stimmung in Ägypten sei „komplett geteilt“: „Auf der Straße finden die meisten das Urteil gerecht. Die Muslimbrüder sind im Volkssinne für alle negativen Entwicklungen der Gegenwart und Vergangenheit verantwortlich und haben es demnach verdient.“, so Aders.<ref name="tagesschau-de_2014-03-24_EWE">''[http://www.webcitation.org/6OLLqEoQg Interview zum Massenprozess in Ägypten - "Es wurde ein Exempel statuiert" - Mit der Verurteilung von 529 Mursi-Anhängern zum Tode verfolgt die Regierung in Ägypten für ARD-Korrespondent Thomas Aders nur ein Ziel: ein Exempel gegen die Muslimbrüder zu statuieren. Mit Krawallen müsse man rechnen, sagt er im Interview mit tagesschau.de]'', tagesschau.de, 24. März 2014, Interview von Judith Pape mit Thomas Aders, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten-mursi110.html Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
* Die Korrespondentin Anna Osius berichtete am 24. März aus Ägypten für die Tagesschau, im Gegensatz zu Menschenrechtlern würden „viele Ägypter“ das Massentodesurteil als „eine gerechten Strafe“ bezeichnen.<ref name="tagesschau-de_2014-03-24_UNM" /> Nach Ansicht vieler Ägypter seien die Muslimbrüder Terroristen, und „der Tod die einzige gerechte Strafe“ für sie.<ref name="tagesschau-de_2014-03-25_NMG" /> |
|||
* Auch die Korrespondentin Julia Gerlach berichtete, das Urteil entspreche „einer Logik, die in Ägypten derzeit weit verbreitet ist“. „Viele Ägypter einschließlich Politiker und natürlich Regierungsmitglieder“ sähen in der mit extremer Härte durchgeführten, sogenannten „Sicherheitslösung“ den einzigen Weg mit den anhaltenden Protesten der Putschgegner umzugehen. Um die Kontrolle über die als „Gefahr“ und „machthungrige Organisation“ (Julia Gerlach) wahrgenommenen Muslimbruderschaft zu erlangen, seien „viele bereit, ihre demokratischen Grundsätze zu vergessen und die Rechtsstaatlichkeit einzuschränken“.<ref name="FR-OL_2014-03-25_AdA">''[http://www.webcitation.org/6OKpBXYXU Ägypten - Atmosphäre der Angst]'', Frankfurter Rundschau, 25. März 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom [http://www.fr-online.de/aegypten-syrien-revolution/aegypten-atmosphaere-der-angst,7151782,26648734.html Original] am 25. März 2014.</ref> Unabhängig von dem Ergebnis eines etwaigen Berufungsverfahren sei das Signal gesetzt, dass die Übergangsregierung bereit sei, Rechtsstaatlichkeit einzuschränken, um die islamistische Opposition und terroristische Gruppen zu bekämpfen.<ref name="NZZ_2014-03-30_HAI" /> Gerlach kommentierte in der NZZ, das mit den Massentodesurteilen angestrebte Ziel der Einschüchterung scheine erreicht worden zu sein. Der zu erwartende Proteststurm gegen die Urteile sei ausgeblieben. Ein Ziel der Einschüchterungskampagne sei es vermutlich, die einen Tag später verkündete Kandidatur Sisi „möglichst reibungslos über die Bühne zu bringen“. „Drei Jahre nach Beginn der Revolution“, so Gerlach, sei „Ägypten wieder am Ausgangspunkt angekommen“.<ref name="NZZ_2014-03-30_HAI" /> |
|||
* Der erklärte Befürworter des ägyptischen Militärputsches [[Hamed Abdel-Samad]] erklärte in einem Interview mit dem [[Deutschlandfunk]], es sei ein Fehler, das Massentodesurteil so zu deuten, dass die Muslimbrüder Opfer des Urteils seien. Er sehe das Massentodesurteil deswegen kritisch, da die Muslimbrüder „jetzt die Gewinner von so einem Urteil“ seien, „weil sie genau wieder in die Opferrolle gedrängt werden“. Das Massentodesurteil schaffe dadurch „neue Märtyrer, neue Legenden, die Vorbilder für neue Gotteskrieger, eine neue Generation von Islamisten“ seien. Er glaube, dass das Massentodesurteil ausgesprochen wurde, „damit die Gewalt ein bisschen eingedämmt wird“, weil, so behauptete Abdel-Samad weiter, „viele Menschen auch innerhalb der Bevölkerung das gefordert haben, nachdem so viele Terroranschläge von den Muslimbrüdern verübt“ worden seien. Die Spaltung der Gesellschaft und Lähmung des Landes und der Wirtschaft sei das Werk der Muslimbrüder. Auch die Verhaftung Tausender und die angebliche Tötung von mehr als 1400 Menschen bei der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten habe der Muslimbruderschaft nicht geschadet, sondern Auftrieb verschafft, so Abdel-Samad. Abdel-Samad behauptete weiter, bei der Muslimbruderschaft handle es sich um „eine Terrororganisation“ und bei den Muslimbrüdern um „Terroristen“ und „islamistische Faschisten“, die „mehrere Terroranschläge verübt“ hätten und bisher „für den Tod von Hunderten von Menschen“ verantwortlich seien, „für den Tod von mehreren Christen, für die Verbrennung von mehreren christlichen Kirchen und Einrichtungen“, so Abdel-Samad. Die Massentodesurteile würden dazu führen, dass „die Muslimbrüder mehr Sympathie und mehr Antrieb“ erhielten. Unter den 500 zum Tode verurteilten befänden sich, so die Behauptung von Abdel-Samad, „mindestens 200, die tatsächlich an Gewaltaktionen sich beteiligt haben“.<ref name="Deutschlandfunk_2014-03-25_TBN">''[http://www.webcitation.org/6OLbap8Wt Ägypten - Todesurteile bringen "neue Märtyrer" - Hamed Abdel-Samad im Gespräch mit Dirk-Oliver Heckmann]'', Deutschlandfunk, 25. März 2014, Interview von Dirk-Oliver Heckmann mit Hamed Abdel-Samad, archiviert vom [http://www.deutschlandfunk.de/aegypten-todesurteile-bringen-neue-maertyrer.694.de.html?dram:article_id=281033 Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
* Einige russische Experten vertraten mit Blick auf das Massenurteil vom 24. März den Standpunkt, dass westliche Justiz-Standards für Ägypten nicht die beste Lösung seien und viele Ägypter hartes Durchgreifen der Militärführung akzeptieren würden.<ref name="rSR_2014-03-26_AVS">''[http://www.webcitation.org/6OMRVJgsw Nach Massen-Todesurteil in Ägypten: „Angst vor Syrien-Szenario“]'', radio Stimme Russlands, 26. März 2014, archiviert vom [http://german.ruvr.ru/2014_03_26/Nach-Massen-Todesurteil-in-Agypten-Angst-vor-Syrien-Szenario-5506/ Original] am 26. März 2014.</ref> |
|||
: Boris Dolgow vom Zentrum für arabische und islamische Studien des russischen Orientalistik-Instituts bezeichnete das Massentodesurteil vom 24. März als „absolut verhältnismäßig“. Er argumentierte: „Verurteilt wurden Terroristen. Bei ihren Anschlägen wurden Zivilisten, Soldaten, Polizisten getötet. Es geht nicht um Repressalien gegen Unschuldige, sondern um gerichtliche Maßnahmen gegen Verbrecher. Soviel ich weiß, begrüßen viele Ägypter dieses Urteil.“ Weiter behauptete er, während der Präsidentschaft des durch das Militär gestürzten Mohammed Mursi habe es „beispiellose Terroranschläge“ in Kairo und auf der Sinai-Halbinsel gegeben. Militante Gruppen der Muslimbrüder, so die Behauptung Dolgows, hätten Dutzende Soldaten getötet. Die jetzt verurteilten Personen seien in jene Anschläge verwickelt gewesen, so Dolgow.<ref name="rSR_2014-03-26_AVS" /> |
|||
: Der russische Nahost-Experte Jewgeni Satanowski kommentierte die Erklärung von US-Außenamtssprecherin Marie Harf, wonach das Urteil schockierend sei und gegen die internationalen Standards verstoße, ablehnend: „Die von Frau Harf erwähnten Standards sehen vor, dass die ganze Welt nach den Regeln leben müsse, die lediglich für die westlichen Mächte erfunden wurden. Doch in der Praxis funktioniert das nicht.“ In Bezug auf die EU-Kritik am Todesurteil kommentierte Satanowski: „Die EU weist zwar hohe moralische Standards auf, versagt aber im Kampf gegen den Terrorismus und die Kriminalität in Europa. Für die ägyptische Führung, die nur einen Schritt entfernt von der islamischen Revolution steht, wäre es sinnlos, Ratschläge aus Brüssel zu hören.“<ref name="rSR_2014-03-26_AVS" /> |
|||
: Wladimir Issajew, Professor des Instituts für Asien und Afrika an der Staatsuniversität Moskau, bezeichnete das Massentodesurteil vom 24. März als „Einschüchterungs-Maßnahme vor der Präsidentenwahl“. Ein großer Teil der ägyptischen Bevölkerung halte den Sturz von Mursi im Juli 2013 und die Machtübernahme durch den Militärchef Sisi für illegitim. Viele Menschen in Ägypten seien jedoch bereit, ein hartes Durchgreifen der Militärs zu dulden, damit sich die Lage im Land stabilisiert. „Die Menschen beobachten mit Angst islamistische Kämpfer aus Syrien und dem Irak, die selbst in zentralen Gebieten Ägyptens auftauchen. Alle begreifen, dass Ägypten nicht sehr stabil ist, und befürchten das syrische Szenario“, so Issajew weiter.<ref name="rSR_2014-03-26_AVS" /> |
|||
* Shadi Hamid von der [[Brookings Institution]] sagte in einem [[CNN]]-Interview mit [[Christiane Amanpour]], das Massentodesurteil der ägyptischen Justizbehörden vom 24. März und andere Aktionen zeigten „eine Art Blutrausch auf populärer Ebene“ in Ägypten an, der von „Elementen des neuen Regimes“ benutzt werde, um „es der Muslimbruderschaft heimzuzahlen“. Diese Elemente des Regimes würden die Muslimbruderschaft als existenzielle Bedrohung ansehen und das populistische Moment der Rache ausnutzen wollen und hofften, so den entscheidenden Schlag gegen die Muslimbruderschaft führen zu können. Dabei würde nicht nur das Regime selbst agieren, sondern würde leidenschaftlich und enthusiastisch von Millionen Ägyptern unterstützt. Ein in der Breite schwer zu bestimmender, aber signifikanter Anteil der Bevölkerung wolle die Muslimbruderschaft bestraft sehen, unabhängig davon, ob es faire Prozesse gibt und ob die Betreffenden unschuldig oder schuldig sind. Es existiere eine Art neo-faschistischer, populistischer Stimmung unter der neuen politischen Ordnung in Ägypten, die Blutvergießen einfordere. In gewisser Weise befinde sich das Militär unter diesem öffentlichen Druck. Auch die US-Regierung sei in einer heiklen Situation, da sie Ägypten als engen, strategischen Alliierten betrachte und wieder unterstützen wolle, diese Argumentation aber nur schwer durchsetzen könne.<ref name="brookings-edu_2014-03-26_SHA">''[http://www.webcitation.org/6OOpBUtvj Shadi Hamid: "A Kind of Bloodlust" in Egypt]'' (englisch). http://www.brookings.edu, 26. März 2014, von Fred Dews, archiviert vom [http://www.brookings.edu/blogs/brookings-now/posts/2014/03/shadi-hamid-a-kind-of-bloodlust-in-egypt Original] am 28. März 2014.</ref><ref name="edition-CNN-com_2014-03-25_UOE">''[http://www.webcitation.org/6OOq0E9T5 'Unprecedented' oppression in Egypt - Shadi Hamid of the Brookings Institution tells Christiane Amanpour there is "bloodlust" in Egypt]'' (Video: 7:00 min.; englisch). edition.cnn.com/video, von CNN-Account [http://amanpour.blogs.cnn.com/ Amanpour], 25. März 2014, archiviert vom [http://edition.cnn.com/video/data/2.0/video/world/2014/03/25/egypt-shadi-hamid-amanpour.cnn.html Original] am 28. März 2014.</ref> |
|||
* [[Nathan J. Brown|Nathan Brown]], Professor an der [[George Washington University]] und ein Experte für ägyptisches Rechtswesen, bezeichnete es als „höchst unwahrscheinlich“, dass das Massentodesurteil unmittelbar von einer zentralen Figur wie dem ägyptischen Armeeche Sisi angeordnet worden war. „Teile des Justizapparats unterstützen die neue repressive Ordnung vollständig, zumindest vorerst“, so Brown, „Viele fühlten sich von Mursis Präsidentschaft angegriffen und sie haben sich um etwas geschart, was die 'Partei der Ordnung' genannt werden könnte, die von dem Militär, dem Sicherheitsapparat und der Spitze des religiösen Establishments vertreten wird“. Seiner Ansicht handle es sich eher um eine gemeinsame Mentalität als um direkte Koordination. Tatsächlich sei das Gericht so weit gegangen, dass es nur schwer als dem Interesse des Regimes dienend angesehen werden könne.<ref name="Guardian_2014-03-27_AiE" /> |
|||
* Die Nahost-Expertin und Publizistin Petra Ramsauer bezeichnete das Massentodesurteil vom 24. März als „weiteren massiven Rückschlag“. Die „Schnellurteile“ seien „ein grober Verstoß gegen die Menschenrechte“. Es sei, „als wäre Ägypten mit einem Schlag um Jahrzehnte zurückkatapultiert worden“. Das Massentodesurteil zeige, „dass eine der wichtigsten Forderungen der Menschen, die diese doch sehr riskante Revolution gewagt haben, bis dato nicht im Entferntesten erfüllt ist. Es geht um »Würde«“. Ramsauer stellte trotz der anstehenden Präsidentschaftswahlen angesichts der jüngsten Ereignisse mit dem Massentodesurteil vom 24. März in Frage, ob die Zeitspanne zwischen 2011 und 2014 als überhaupt als „demokratisches Intermezzo“ bezeichnet werden könne. Tatsächlich sei nur der „Kopf“ des Systems Mubaraks entfernt worden, während sich die Strukturen nicht oder nur kaum geändert hätten. Sie beschrieb die Lage als „Eskalation eines uralten Konflikts, der das Land seit Jahrzehnten unterminiert“ und der zwischen Muslimbruderschaft und Armee „als zwei Staaten im Staat“ ausgetragen werde. Dieser sich nun gefährlich zuspitzende Konflikt spiegele eine „tiefe Spaltung Ägyptens“ zwischen „nationalistischen und islamistischen Strömungen“ wider, die durch „viele arabische Staaten“ gehe. Ägypten stehe „vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch“. „Insbesondere jene“, so Ramsauer, „die mit brachialer Gewalt und Hunderten Todesurteilen die Gewaltspirale weiter anheizen“, müssten einsehen, dass „nur ein Dialog zwischen Islamisten und dem Militär“ dazu beitragen könne, Ägypten wieder zu stabilisieren.<ref name="KleineZeitung_2014-03-30_ÄSK">''[http://www.webcitation.org/6OSIJqUEb "Ägypten steht kurz vor dem Kollaps" - Die Nahost-Expertin Petra Ramsauer sieht das Land am Nil nah am Bürgerkrieg. Gewalt würde die Muslimbrüder nur in die Militanz treiben]'', Kleine Zeitung, 30. März 2014, Interview von Stefan Winkler mit Petra Ramsauer, archiviert vom [http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/unruhen/3589434/aegypten-steht-kurz-vor-dem-kollaps.story Orignal] am 30. März 2014.</ref> |
|||
* Der dem [[Evangelikalismus]] zugerechnete Journalist und Theologe [[Johannes Gerloff (Journalist)|Johannes Gerloff]] schrieb für die sich selbst als „Christliches Medienmagazin“ definierende Zeitschrift [[Christlicher Medienverbund KEP#Medienmagazin pro|pro]] angesichts des Massentodesurteils, die Entwicklungen in Ägypten würden in jedem Fall „weitreichende Folgen in der gesamten arabisch-islamischen Welt haben.“ „Ganz unabhängig davon, ob das Massentodesurteil vom vierten Märzmontag 2014 revidiert wird“, so Gerloff, habe es „schon jetzt dem anti-islamistischen Anliegen, weit über das Land am Nil hinaus, großen Schaden zugefügt.“ Für die christliche Gemeinschaft des Landes, „die alles auf die Karte Sisi gesetzt hat, sodass bei der Absetzung von Präsident Mursi gar der koptische Papst Tawadros II. an der Seite des Feldmarschalls stand, könnte sich das Vorgehen ihres Patrons als fatal erweisen.“ „Dass Tawadros II. immer wieder betont hat, Sisi habe eine »nationale Pflicht« bei den kommenden Wahlen Präsident zu werden“, könne sich laut Gerloff „für seine Nachfolger als furchtbarer Bumerang erweisen, sollte der Feldmarschall mit seiner Politik versagen.“<ref name="pro_2014-03-27_SKG">''[http://www.webcitation.org/6Oa0wFxQ3 Ägypten: Sisis Kampf gegen die Muslimbruderschaft - Die Lage in Ägypten ist absurd, das zeigt das jüngst gefällte Massentodesurteil gegen 529 Islamisten. Seit dem Sturz Mohammed Mursis im Juli 2013 ist die Lage noch unübersichtlicher geworden, koptische Christen werden weiter unterdrückt. Eine Analyse von Johannes Gerloff]'', pro, 27. März 2014, von Johannes Gerloff, archiviert vom [http://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/weltweit/detailansicht/aktuell/aegypten-sisis-kampf-gegen-die-muslimbruderschaft-87747/ Original] am 4. April 2014.</ref> |
|||
==== Massentodesurteil im Minya-Prozess vom 28. April ==== |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Mahlab)#25. März: Vertagung der zweiten Tranche auf den 28. April|titel1=Abschnitt „25. März: Vertagung der zweiten Tranche auf den 28. April“ in diesem Artikel}} |
|||
Am 28. April 2014 wurden im damit größten Massenprozess der ägyptischen Geschichte erneut 683 Angeklagte von einem Gericht in Minya zum Tode verurteilt. Der Richter sprach die Angeklagten wegen der Teilnahme an gewalttätigen Protesten und wegen Mordes schuldig. Unter den Verurteilten befand sich auch das Oberhaupt der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie.<ref name="stern-de_2014-04-28_6II">''[http://www.webcitation.org/6PAZuXUPi 683 Islamisten in Ägypten zum Tode verurteilt - Im größten Massenprozess in der ägyptischen Geschichte sind 683 Islamisten zum Tode verurteilt worden. Ein Gericht in der oberägyptischen Stadt Minia sprach die Angeklagten wegen der Teilnahme an gewalttätigen Protesten und wegen Mordes schuldig]'', stern.de, 28. April 2014, archiviert vom [http://www.stern.de/politik/ausland/683-islamisten-in-aegypten-zum-tode-verurteilt-2106472.html Original] am 28. April 2014.</ref> |
|||
Ebenfalls am 28. April befasste sich das gleiche Gericht noch einmal mit dem Massenurteil vom 24. März.<ref name="DW_2014-04-28_WUS" /> 37 der am 24. März verhängten Todesurteile wurden am 28. April bestätigt.<ref name="tagesschau-de_2014-04-28_ETG" /><ref name="tagesschau-de_2014-04-28_6MA">''[http://www.webcitation.org/6PAStil9c Massenprozess in Ägypten - 683 Mursi-Anhänger zum Tode verurteilt]'', tagesschau.de, 28. April 2014, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten2284.html Original] am 28. April 2014.</ref> Die restlichen 492 der 529 im Schnellverfahren vom 24. März, der ersten Tranche des Prozesses, verhängten Todesurteile wurden dagegen am 28. April revidiert und in lebenslange Haftstrafen umgewandelt.<ref name="tagesschau-de_2014-04-28_ETG" /><ref name="Reuters-DE_2014-04-28_ÄGV" /><ref name="Welt_2014-04-28_F7M">''[http://www.webcitation.org/6PAc5ZwNp Fast 700 Mursi-Anhänger zum Tode verurteilt - In einem weiteren Massenprozess in Ägypten sind 683 Angeklagte zum Tode verurteilt worden. Darunter ist auch ein Anführer der Muslimbruderschaft des ehemaligen Präsidenten Mohammed Mursi]'', Die Welt, 28. April 2014, archiviert vom [http://www.welt.de/politik/ausland/article127380260/Fast-700-Mursi-Anhaenger-zum-Tode-verurteilt.html Original] am 28. April 2014.</ref><ref name="tagesschau-de_2014-04-28_6MA" /><ref name="stern-de_2014-04-28_6II" /> Ausschlaggebend für das neue Strafmaß war die im Falle von Todesstrafen rechtlich vorgeschriebene Überprüfung des Urteils vom 24. März durch den Großmufti von Ägypten.<ref name="tagesschau-de_2014-04-28_ETG" /> Dessen Einschätzung als oberste religiöse Autorität des Landes ist allerdings nicht maßgeblich.<ref name="Reuters-DE_2014-04-28_ÄGV">''[http://www.webcitation.org/6PAUti0SM Justizkreise - Ägyptisches Gericht verhängt 683 Todesurteile]'', Reuters Deutschland, 28. April 2014, archiviert vom [http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEKBN0DE0NQ20140428 Original] am 28. April 2014.</ref> Das Verfahren war in zwei Tranchen aufgeteilt worden, weil die Anklageschrift mehr als 1200 Personen betraf.<ref name="stern-de_2014-04-28_6II" /> |
|||
Nachdem am 14. August 2013 bei der Niederschlagung von Antiputschprotestlagern in Kairo durch Sicherheitskräfte Hunderte Mursi-Anhänger getötet worden waren, hatten die am 28. April Verurteilten am selben Tag in der Provinz Minya gegen den Sturz Mursis durch das Militär demonstriert.<ref name="tagesschau-de_2014-04-28_6MA" /><ref name="tagesschau-de_2014-04-28_ZPG">''[http://www.webcitation.org/6PATK95Fd Audio - Zweiter Prozesstag gegen Unterstützer der Muslimbrüderschaft in Kairo]'' ([http://www.webcitation.org/6PATNOprf MP3], 2'34 min.), tagesschau.de, 28. April 2014, von Sabine Rossi (WDR - ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom [http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio121132.html Original] ([http://media.tagesschau.de/audio/2014/0428/AU-20140428-0347-0301.mp3 MP3]) am 28. April 2014.</ref> Sie sollen eine Polizeistation gestürmt und den stellvertretenden Bezirks-Polizeikommandeur getötet haben. Außerdem sollen sie laut Gericht in der Wache Waffen gestohlen und Häftlinge gewaltsam befreit haben.<ref name="tagesschau-de_2014-04-28_6MA" /><ref name="tagesschau-de_2014-04-28_ETG">''[http://www.webcitation.org/6PAmNe6L3 Audio: Erneut Todesstrafe gegen Islamisten Audio Erneut Todesstrafe gegen Islamisten]'' ([http://www.webcitation.org/6PAmWfTvl MP3], 1'04 min.), tagesschau.de, 28. April 2014, von Peter Steffe (SWR, Kairo), archiviert vom [http://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio121142.html Original] ([http://media.tagesschau.de/audio/2014/0428/AU-20140428-1047-0901.mp3 MP3]) am 28. April 2014.</ref><ref name="Handelsblatt_2014-04-28_6MA">''[http://www.webcitation.org/6PATu146t Massenprozess - 683 Mursi-Anhänger in Ägypten zum Tode verurteilt - Bei einem neuen Massenprozess in Ägypten sind fast 700 Islamisten zum Tode verurteilt worden. Ein Gericht in Minja sprach die Angeklagten wegen der Teilnahme an gewalttätigen Protesten und wegen Mordes schuldig]'', Handelsblatt, 28. April 2014, archiviert vom [http://www.handelsblatt.com/politik/international/massenprozess-683-mursi-anhaenger-in-aegypten-zum-tode-verurteilt/9814132.html Original] am 28. April 2014.</ref> Ihnen wurde Mord, Waffenbesitz und Anstiftung zur Gewalt vorgeworfen,<ref name="tagesschau-de_2014-04-28_ETG" /> nach anderen Angaben warf die Staatsanwaltschafz ihnen auch Brandschatzung von Kirchen der christlichen Kopten vor.<ref name="Handelsblatt_2014-04-28_6MA" /> |
|||
===== Reaktionen und Bewertungen ===== |
|||
Richter Said Jussef Sabri hatte bereits bei der ersten Tranche des Prozesses im März 2014 mit der pauschalen Verhängung der Todesstrafe gegen 529 Anhänger Mursis weltweit Entsetzen ausgelöst für Empörung gesorgt.<ref name="Zeit-OL_2014-04-28_ÄV6">''[http://www.webcitation.org/6PATabiOA Muslimbrüder - Ägypten verurteilt 683 Mursi-Anhänger zum Tode - Ein ägyptisches Gericht hat fast 700 Islamisten zum Tode verurteilt, darunter auch einen Anführer der Muslimbrüder. Zugleich wurden andere Todesstrafen aufgehoben]'', Zeit Online, 28. April 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/aegypten-todesurteile-muslimbrueder-mursi Original] am 28. April 2014.</ref><ref name="DW_2014-04-28_WUS" /> Beobachter erklärten die Urteile mit der Struktur der Justiz.<ref name="DW_2014-04-28_WUS">''[http://www.webcitation.org/6PAs3n6fI Ägypten - Wie unabhängig sind Ägyptens Richter? - In Ägypten sind erneut hunderte Islamisten zum Tode verurteilt worden. Bereits im März hatte ein ähnliches Massenurteil weltweit Entsetzen ausgelöst. Beobachter erklären die Urteile mit der Struktur der Justiz]'', Deutsche Welle, 28. April 2014, von Khalid El Kaoutit, archiviert vom [http://www.dw.de/wie-unabh%C3%A4ngig-sind-%C3%A4gyptens-richter/a-17594760 Original] am 28. April 2014.</ref> Beobachter sahen in den Urteilen den Versuch des Staates, die Justiz dazu zu verwenden, politische Gegner auszuschalten.<ref name="DW_2014-04-28_KKA" /> |
|||
====== Inland ====== |
|||
Bereits kurz nach Verkündung des Urteils vom 28. April kam es zu von Muslimbrüdern initiierten Prostestzügen in Kairo, Minya, Assuan und anderen Städten.<ref name="DW_2014-04-28_KKA">''[http://www.webcitation.org/6PAqVsucp Video - Khalid El Kaoutit am Gericht in Minia - Mehr als 600 Todesurteile gegen Muslimbrüder]'' (Video: 01:39 min.), Deutsche Welle, 28. April 2014, von Khalid El Kaoutit, archiviert vom [http://www.dw.de/popups/mediaplayer/contentId_17595329_mediaId_17595803 Original] am 28. April 2014.</ref> An den Universitäten in Alexandria und in Minya kam es bei Protesten zu Ausschreitungen. Hunderte demonstrierten gegen die Verfahren. Die Polizei setzte Tränengas ein und feuerte Warnschüsse in die Luft ab.<ref name="SpiegelOL_2014-04-28_ÄGV">''[http://www.webcitation.org/6PAUmtYOz Massenprozess: Ägyptisches Gericht verurteilt Hunderte Muslimbrüder zum Tode]'', Spiegel Online, 28. April 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-gericht-verurteilt-700-muslimbrueder-darunter-chef-zum-tode-a-966485.html Original] am 28. April 2014.</ref> |
|||
* Noch vor Verkündung des Urteils vom 28. April kritisierte Ahmed Mekky, Richter und Justizminister unter Mursi, den Prozess. Er sah die die Mächtigen in Ägypten als Drahtzieher im Hintergrund an: „Die Regierung handelt alles andere als rational oder klug. Die Justiz begeht doch mit solchen Urteilen Selbstmord und schadet ihrem Ruf in aller Welt“, so Mekky, „Die ägyptische Justiz wird von den Machthabern benutzt, um die politischen Gegner zu bekämpfen.“<ref name="tagesschau-de_2014-04-28_NUG">''[http://www.webcitation.org/6PAT0Am8k Prozess in Kairo - Nächste Urteile gegen Muslimbrüder - 529 mal die Todesstrafe - die Massenurteile gegen mutmaßliche Anhänger der verbotenen Muslimbruderschaft sorgten im März für große Empörung. Heute könnte es 700 weitere solcher Urteile geben - auch gegen den geistigen Führer der Muslimbrüder. Was dann in Ägypten passieren wird, ist schwer abzuschätzen]'', tagesschau.de, 28. April 2014, von Sabine Rossi (ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/aegypten2282.html Original] am 28. April 2014.</ref><ref name="tagesschau-de_2014-04-28_ZPG" /> |
|||
* Der Präsidentschaftsgegenkandidat von Sisi, Hamdin Sabahi, verurteilte den Richterspruch acharf. Solche Urteile würden das Ansehen von Ägypten und der ägyptischen Justiz stark schädigen.<ref name="DW_2014-04-28_KKA" /> |
|||
====== International ====== |
|||
* {{DEU}} - Die deutsche Bundesregierung lehnte am 28. April angesichts der Urteile erneut die Todesstrafe als Instrument des Strafrechts kategorisch ab. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, die Bundesrehierung vertrete diese Position offensiv gegenüber Ländern, in denen die Todesstrafe noch gelte. Der deutsche Bundespräsident [[Joachim Gauck]] kritisierte den Richterspruch. Während seines Türkei-Besuchs sagte Gauck, die Entscheidungen bereiteten ihm große Sorge. Er sprach sich für Kontakte mit den ägyptischen Interimsbehörden aus, um eine maßvollere Justiz zu ermöglichen.<ref name="DW_2014-04-28_TGH">''[http://www.webcitation.org/6PATkxvVj Ägypten - Todesurteile gegen hunderte Mursi-Anhänger in Ägypten - Es ist der größte Massenprozess der ägyptischen Geschichte - jetzt wurden neue Richtersprüche verkündet. Das Urteil ist ein harter Schlag gegen die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi]'', Deutsche Welle, 28. April 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/todesurteile-gegen-hunderte-mursi-anh%C3%A4nger-in-%C3%A4gypten/a-17595329 Original] am 28. April 2014.</ref> |
|||
* Eine Sprecherin der Menschenrechtsorganisation ''Human Rights Watch'' sagte, es handele sich möglicherweise weltweit um die größte Zahl von Todesurteilen in der jüngeren Geschichte. Das Ziel sei offenbar, bei den Gegnern der Übergangsregierung Angst und Terror zu schüren.<ref name="DW_2014-04-28_TGH" /> |
|||
====== Einzelstimmen ====== |
|||
* Nach Ansicht des Rechtsexperten und Leiters des arabischen Institutn für die Unabhängigkeit der Justiz, Nasser Amin, handelte der Justizapparat nach der Revolte von 2011 noch immer mit der gleichen Mentalität wie unter Mubarak: „Der Justizapparat [...] ist völlig unverändert geblieben. Es herrschen immer noch die gleichen Methoden und es sitzen immer noch dieselben Personen in Schlüsselpositionen wie in der Ära Mubarak.“ Zwar handelten viele Richter seiner Ansicht nach durchaus unabhängig, doch könnten sie erst aktiv werden, wenn Anklagen vorliegen, die gerade bei Massenverfahren oder politischen Prozessen von Staatsanwälten vorbereitet würden. Die Staatsanwaltschaften nutze der Staat aber für politisch motivierte Prozesse aus: „Die Staatsanwaltschaften unterliegen in Ägypten direkt dem Justizministerium und somit der Regierung und sind in gewisser Hinsicht weisungsgebunden“. Diese Lücke werde zur Zeit des Kabinetts Mahlab massiv ausgenutzt, um die Muslimbruderschaft als politischen Gegner auszuschalten. „In dieser Chaosphase“, so Amin weiter, „werden die Zuständigkeiten durcheinandergebracht wie nie zuvor. Richter denken, sie müssen für Sicherheit sorgen, und Polizisten denken, sie müssen Gerechtigkeit herstellen, und können Menschen auf der Straße erschießen, weil sie diese für schuldig halten.“ Zudem würden Vertreter der ägyptischen Justiz selten mit der Presse kommunizieren. Daher bleiben viele Umstände sowie Urteilsbegründungen und vor allem die Beweislage unklar. In Ägypten habe die Staatsanwaltschaft ein Monopol auf die Beweisführung, was einen großen Raum für Manipulationen zulasse.<ref name="DW_2014-04-28_WUS" /> |
|||
==== Weitere Massenprozesse (Minya) ==== |
|||
Vor der Bekanntgabe der Präsidentschaftskandidatur Sisis vom 26. März 2014 ordnete der Generalstaatsanwaltschaft von Ägypten zwei neue Massenprozesse gegen mutmaßlich islamistische Personen an. In den zwei angeblich in Minya stattfindenden Prozessen sollen mehr als 900 Anhänger der Muslimbruderschaft vor Gericht gestellt werden.<ref name="tagesschau-de_2014-03-26_SWP" /><ref name="RPOL_2014-03-26_JPN">''[http://www.webcitation.org/6OOdRdEcn Ägypten - Justiz plant neue Massenprozesse gegen Islamisten]'', RP Online, 26. März 2014, archiviert vom [http://www.rp-online.de/politik/ausland/justiz-plant-neue-massenprozesse-gegen-islamisten-aid-1.4132657 Original] am 27. März 2014.</ref> Unter den Beschuldigten soll in beiden Fällen der Anführer der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie, sein. Der Termin für den Prozessbeginn wurde zunächst nicht bekannt gegeben. Mit der Ankündigung vom 26. März stieg die Zahl der Angeklagten in Minya auf mehr als 2000, verteilt auf vier Verfahren, einschließlich des Gerichtsverfahrens, in dem am 24. März das Massentodesurteil bekannt gegeben wurde. Angaben aus Justizkreisen zufolge soll den beiden neuen Prozessen derselbe Richter vorsitzen, der die Todesurteile am 24. März verhängt hatte.<ref name="RPOL_2014-03-26_JPN" /> |
|||
* Im ersten der beiden neuen Verfahren (mit 715 Angeklagten) geht es um den Vorwurf, die Angeklagten hätten bei Angriffen auf staatliche Einrichtungen am 14. August 2013 sechs Menschen getötet. Zudem werde ihnen der versuchte Mord von 51 weiteren zur Last gelegt.<ref name="RPOL_2014-03-26_JPN" /> |
|||
* Im zweiten Verfahren (mit 204 Angeklagten) sollen sich die Beschuldigten wegen des Vorwurfs der Anstachelung zur Gewalt verantworten.<ref name="RPOL_2014-03-26_JPN" /> |
|||
==== Al-Jazeera-Prozess/„Marriott-Zelle“ (Kairo) ==== |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Prozesse gegen Al-Jazeera-Journalisten|titel1=Abschnitt „Prozesse gegen Al-Jazeera-Journalisten“ in „Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)“}} |
|||
Der zur Zeit der Übergangsregierung des Kabinetts Beblawi Mitte Februar begonnene Prozess gegen 20 Al-Jazeera-Mitarbeiter entwickelte sich im März 2014 zunehmend zu einer Belastung für die militärgestützte Übergangsregierung.<ref name="FROL_2014-03-24_ÄRS" /> Der vieldiskutierte Fall mit den 20 Angeklagten hatte einen weltweiten Aufschrei ausgelöst und Ängste eines scharfen Vorgehens der vom Militär installierten Behörden gegen die Presse geschürt. Institutionen wie das [[Weißes Haus|Weiße Haus]], die Europäische Union und die UNO forderten die Freilassung der Männer und die Wahrung der Pressefreiheit.<ref name="AlJazeera_2014-03-24_TOA" /> |
|||
===== Weiterer Ablauf ===== |
|||
[[Datei:Peter Greste 2012 (cropped).jpg|mini|hochkant|Der im Dezember 2013 inhaftierte australische Al-Jazeera-Korrespondent Peter Greste]] |
|||
Am 24. März 2014 wurden weltweit Bilder aus dem Al-Jazeera-Prozess (gegen die angebliche „Marriott-Zelle“) bei ihrem dritten Erscheinen vor Gericht gezeigt, auf denen die drei an diesem Prozesstag in Kairo in Handschellen in den Angeklagtenkäfig des Gerichtssaales vorgeführten Journalisten vom englisch-sprachigen Al-Jazeera-Kanal ''Jazeera International'' zu sehen waren (der australische Korrespondent Peter Greste, der kanadisch-ägyptische Bürochef Mohammed Fahmi und der ägyptische Produzent Mohammed Baher).<ref name="FROL_2014-03-24_ÄRS" /><ref name="taz-de_2014-03-24_5TV" /><ref name="Guardian_2014-03-24_EHN">''[http://www.webcitation.org/6OT2tG0K9 Egypt has no evidence against us, says detained al-Jazeera journalist - Bail denied again for three journalists on trial for allegedly smearing Egypt's reputation and aiding terrorists]'' (englisch). The Guardian, 24. März 2014, von Patrick Kingsley, archiviert vom [http://www.theguardian.com/world/2014/mar/24/egypt-al-jazeera-journalists-trial Original] am 30. März 2014.</ref> Die Bilder zeigten, wie ihnen die Anklageschrift vorgetragen wurde, in der ihnen Fälschung von Nachrichten und Unterstützung und Mitgliedschaft in einer „Terrororganisation“ vorgeworfen wurde,<ref name="FROL_2014-03-24_ÄRS" /><ref name="taz-de_2014-03-24_5TV" /> weil sie Kontakte zur vom militärgestützten Regime als „Terrororganisation“ eingestuften Muslimbruderschaft gehabt hatten.<ref name="taz-de_2014-03-24_5TV">''[http://www.webcitation.org/6OJtuDLvq Massenprozess in Ägypten - 529 Todesurteile verhängt - Nach nur zwei Verhandlungstagen werden hunderte von Menschen zum Tode verurteilt. Sie sind angeblich Muslimbrüder und schuld am Tod eines Polizisten]'', taz.de, 24. März 2014, von Karim El-Gawhary, archiviert vom [http://www.taz.de/Massenprozess-in-Aegypten/!135438/ Original] am 24. März 2014.</ref> |
|||
Kurz vor dem Prozesstag des 24. März wandte sich der ägyptische Interimspräsident Adli Mansur in einem Brieg an die Familie des prominentesten Angeklagten, des Australiers Peter Greste gewandt, in dem er schrieb: „Ohne in Frage stellen zu wollen, dass ihm unter der unabhängigen Justiz seine vollen Rechte garantiert werden, möchte ich Ihnen versichern, dass ich in meiner Eigenschaft als Präsident alles tun werde, dem Prozess zu einem schnellen Ende zu verhelfen. Im Einklang mit dem Gesetz soll es zu einer baldigen Wiederzusammenführung der Familie kommen.“<ref name="FROL_2014-03-24_ÄRS" /><ref name="AlJazeera_2014-03-24_TOA" /> Mansur unterschrieb den Brief sowohl als „Präsident“, als auch unter Verwendung der Bezeichnung „Justizchef“, was auf seine Position als Kopf des Obersten Verfassungsgerichts als höchste Justizbehörde im Land anspielte.<ref name="AlJazeera_2014-03-24_TOA" /> Auch an Mohammed Fahmi schrieb Mansur persönlich einen Brief mit dem Versprechen eines freien und zügigen Verfahrens.<ref name="FP_2014-03-25_EBP" /> Beobachter werteten die Aktion Mansur als Versuch der Schadensbegrenzung. Trotz des „offensichtlich politisierten Prozesses“ (Julia Gerlach/Frankfurter Rundschau) könne der Interimspräsident aufgrund der offiziell unabhängigen Justiz in Ägypten erst nach Urteilsverkündung eingreifen und die Verurteilten begnadigen. Ägyptische Journalisten kritisieren zudem, dass Mansur nur den Angehörigen des australischen Angeklagten Greste schrieb, nicht aber denen der ägyptischen Angeklagten. Sie äußerten die Sorge, dass die Übergangsregierung bereit sein könnte, eine Lösung im Fall Greste zu finden, um den internationalen Druck abzuschwächen, um sich dann jedoch nicht für die ägyptischen Journalisten einzusetzen.<ref name="FROL_2014-03-24_ÄRS" /> |
|||
Am 24. März 2014, dem gleichen Tag, an dem in Minya das Massentodesurteil über 529 Menschen ausgesprochen wurde, hörte das Gericht in Kairo im Al-Jazeera-Prozess einige Ermittler als Zeugen an, die Peter Greste, Mohammed Fahmi und Baher Mohammed Ende 2013 in Kairo verhaftet hatten.<ref name="Handelsblatt_2014-03-24_PGS" /><ref name="N24_2014-03-24_Ü5M" /> In einer Verhandlungspause wandte sich Greste aus dem Anklagekäfig an die anwesenden Journalisten und sagte, er und seine mitangeklagten Kollegen hätten in den vergangenen Tagen erstmals Zeitungen und Zeitschriften zum Lesen erhalten: „Wir glauben, dass wir das dem Druck der Öffentlichkeit zu verdanken haben.“<ref name="N24_2014-03-24_Ü5M" /> Im Fall eines Schuldspruchs drohten Greste bis zu sieben Jahren Haft.<ref name="FROL_2014-03-24_ÄRS" /> Eine Freilassung der Angeklagten gegen Zahlung einer Kaution lehnte das Gericht zum wiederholten Male ab.<ref name="Guardian_2014-03-24_EHN" /> Das Verfahren gegen Peter Greste, Mohamed Fahmi und Baher Mohammed, die zu diesem Zeitpunkt seit 86 Tagen inhaftiert waren, wurde am 24. März auf den 31. März verschoben.<ref name="AlJazeera_2014-03-24_TOA">''[http://www.webcitation.org/6OUJjNiVw Trial of Al Jazeera staff adjourned in Egypt - The trial of three Al Jazeera staff, jailed on charges of spreading false news, has been adjourned until March 31]'' (englisch). Al Jazeera, 24. März 2014, archiviert vom [http://www.aljazeera.com/news/middleeast/2014/03/trial-al-jazeera-staff-resumes-egypt-2014324104233462986.html Original] am 31. März 2014.</ref><ref name="taz-de_2014-03-24_5TV" /><ref name="Handelsblatt_2014-03-24_PGS" /> |
|||
In vielen Städten kam es daraufhin zu Demonstrationen vor ägyptischen Botschaften. Während der internationale Druck stieg, wurde auch aus Kreisen der Übergangsregierung Kritik an dem Prozess laut. In einem Interview mit der britischen BBC nannte der Minister für Handel, Munir Fakri Abdel Nour, das Verfahren „den Fehler schlechthin“.<ref name="FROL_2014-03-24_ÄRS">''[http://www.webcitation.org/6OJQz5mkI Al-Dschasira-Prozess Ägypten - Ägypten riskiert sein Ansehen]'', Frankfurter Rundschau, 24. März 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom [http://www.fr-online.de/aegypten-syrien-revolution/al-dschasira-prozess-aegypten-aegypten-riskiert-sein-ansehen,7151782,26640042.html Original] am 24. März 201</ref> Der für den arabisch-sprachigen Al-Jazeera-Kanal arbeitende Abdullah al-Shami war zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als sechs Monaten in Haft, ohne angeklagt worden zu sein, und befand sich laut ''Al Jazeera'' seit dem 23. Januar im [[Hungerstreik]].<ref name="AlJazeera_2014-03-24_TOA" /> Gegen die meisten Angeklagten wurde in Abwesenheit verhandelt.<ref name="Handelsblatt_2014-03-24_PGS" /> |
|||
Die Verhandlung am 31. März 2014 war mit besonderer Spannung erwartet worden, nachdem Interimspräsident Mansur den Familien von Greste und Fahmiin der vorangegangenen Woche versprochen hatte, sich für eine schnelle Lösung des Falls einzusetzen und nachdem angekündigt worden war, dass die Staatsanwaltschaft endlich Beweismaterial präsentieren werde.<ref name="BZ_2014-03-31_APÄ">''[http://www.webcitation.org/6OUpnxEV9 Al-Dschasira-Prozess in Ägypten - Journalisten sind nicht gleich Journalisten - Im Al-Dschasira-Prozess werden die Angeklagten keineswegs gleich behandelt. Seit den 529 Todesurteilen geht in Ägypten Panik um]'', Berliner Zeitung, 31. März 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom [http://www.berliner-zeitung.de/medien/al-dschasira-prozess-in-aegypten-journalisten-sind-nicht-gleich-journalisten,10809188,26713576.html Original] am 1. April 2014.</ref> Doch legte die Staatsanwaltschaft in Kairo auch bei der vierten Verhandlung am 31. März wiederum keine Beweis dafür vor, dass die Angeklagten Mitglieder in der Muslimbruderschaft sind,<ref name="SpiegelOL_2014-03-31_ARB" /> und Filmmaterial gefälscht haben, um die Situation in Ägypten als chaotisch und von Gewalt bestimmt zu zeichnen.<ref name="BZ_2014-03-31_APÄ" /> |
|||
Ein Polizeibeamter, der das entsprechende Video als Beleg für die Fälschung von Nachrichten durch ''Al-Jazeera'' vorlegen sollte, erschien auch an diesem vierten Prozesstag in Folge nicht.<ref name="SpiegelOL_2014-03-31_ARB" /><ref name="BZ_2014-03-31_APÄ" /> Das Gericht ordnete daraufhin ein Ermittlungsverfahren gegen den Polizisten an.<ref name="SpiegelOL_2014-03-31_ARB" /> Auch sonst blieb die Verhandlung ergebnislos.<ref name="BZ_2014-03-31_APÄ" /> |
|||
Peter Greste und die anderen Angeklagten nutzten den Verhandlungstag zu einem Plädoyer in eigener Sache. Greste sagte: „Ich bin ein Journalist mit 30 Jahren Berufserfahrung und erst zwei Wochen vor meiner Festnahme in Ägypten gelandet“. Die Idee, er wäre mit der Muslimbruderschaft verbunden, sei „grotesk“, sagte Greste weiter.<ref name="SpiegelOL_2014-03-31_ARB" /> Der Richter Mohammed Nagi Schahata lehnte die Erlassung der Angeklagten aus der Untersuchungshaft gegen Zahlung einer Kaution jedoch ab.<ref name="SpiegelOL_2014-03-31_ARB" /><ref name="BZ_2014-03-31_APÄ" /> In einem anderen Teil des Prozesses ging es um die Beschwerde dreier Journalisten des arabischen Senders von Al-Jazeera, bei der Verhaftung gefoltert worden zu sein. Anwalt Schaaban Said monierte gegenüber dem Richter, dass die gleiche Behörde, das Innenministerium, das auch die Folter an den Angeklagten angeordnet habe, bei dem laufenden Prozess mit der medizinischen Untersuchung beauftragt wurde.<ref name="Presse-com_2014-03-31_JFR">''[http://www.webcitation.org/6OWFEZWxo Journalisten flehen Richter an: "Wir sind doch liberal"]'', DiePresse.com, 31. März 2014, von Karem El-Gawhary, archiviert vom [http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1584529/Journalisten-flehen-Richter-an_Wir-sind-doch-liberal Original] am 2. April 2014. |
|||
</ref> Der Prozess wurde am 31. März auf den 10. April vertagt.<ref name="SpiegelOL_2014-03-31_ARB" /><ref name="BZ_2014-03-31_APÄ" /> Bis zu diesem Termin sollten auch die Foltervorwürfe geklärt werden, die einige Angeklagte erhoben hatten.<ref name="SpiegelOL_2014-03-31_ARB">''[http://www.webcitation.org/6OUPcab1u Prozess in Ägypten: Al-Dschasira-Reporter bleiben in Haft - Die Farce geht weiter: Im Prozess gegen Mitarbeiter des TV-Senders al-Dschasira hat der Richter die Freilassung der Angeklagten verweigert. Auch am vierten Verhandlungstag legte die Staatsanwaltschaft keine Beweise für den Vorwurf vor, die Journalisten seien Anhänger der Muslimbruderschaft]'', Spiegel Online, 31. März 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/al-dschasira-reporter-peter-greste-bleibt-in-haft-in-aegypten-a-961752.html Original] am 31. März 2014.</ref> |
|||
===== Reaktionen und Bewertungen ===== |
|||
====== Institutionen ====== |
|||
* Das [[Committee to Protect Journalists]] (CPJ) stufte Ägypten auf Platz drei der Länder ein, in denen im Jahr 2013 Lebensgefahr für Journalisten herrschte.<ref name="AlJazeera_2014-03-24_TOA" /> Das CPJ wies in Verbindung mit dem Prozess gegen die 20 Al-Jazeera-Mitarbeiter darauf hin, dass die ägyptischen Behörden nach ihren Recherchen häufig gesetzliche Schikane und willkürliche Verhaftungen als Mittel einsetzten, um kritische Journalisten ruhig zu stellen.<ref name="CPJ_2014-03-28_JSD" /> |
|||
====== Einzelstimmen ====== |
|||
* In einem Interview der CNN-Journalistin [[Christiane Amanpour]] mit dem Vorsitzenden des ägyptischen ''State Information Services'' Salah Abdel Sadek bezeichnete die Anklagen gegen die seit drei Monaten in Haft sitzenden AL-Jazeera-Mitarbeiter als wohlbekannt „politisch vorgeschobeene Anklagen“, ohne dass klare Anklagen vorlägen und ohne, dass auch nur der „Ansatz eines Beweises“ vor Gericht vorgelegt worden wäre. Ägypten zeige fortgesetzte Spaltungen und strebe anhaltend auf eine autoritäre Diktatur zu, wie sie seit der Ära Nassers nicht mehr existiert habe.<ref name="edition-cnn-com_2014-03-25_EUP" /><ref name="CNN_2014-03-25_5IS_transkript">''[http://www.webcitation.org/6OUk1idkD CNN'S AMANPOUR Egypt: 529 Islamists Sentenced to Die; Libya's Power Struggle; Imagine a World]'' (Transkript; englisch). CNN, [ohne Datum], archiviert vom [http://transcripts.cnn.com/TRANSCRIPTS/1403/25/ampr.01.html Original] am 1. April 2014.</ref> |
|||
* Die Korrespondentin Julia Gerlach äußerte die Vermutung, der Al-Jazeera-Prozess und die Bilder Grestes im Abgelagten-Käfig dienten dem Regime zur drohenden Einschüchterung ausländischer Journalisten, denen durch das Verfahren „unmissverständlich mitgeteilt“ werde, „dass sie mit Konsequenzen rechnen müssen, wenn sie weiterhin mit Mitgliedern der Muslimbruderschaft Interviews führen“.<ref name="FROL_2014-03-24_ÄRS" /> Trotz der widrigen Umstände wertete Gerlach die Lage von Greste und Fahmi als „vergleichsweise privilegierten Position“, da ihnen zumindest ein Prozess gemacht werde und sie internationale Aufmerksamkeit erhielten. Weniger prominente ägyptischen Journalisten seien bereits weit länger in Haft, ohne dass je formell Anklage erhoben worden sei wie beispielsweise der für die türkische Nachrichtenagentur ''Anadolu-Press'' arbeitende Fotograf Mahmoud Abu Zaid, der im August 2013 bei der Räumung der Protestlager der Muesi-Anhänger verhaftet wurde. Wiederum weit schlechter sei die Situation für die dem sogenannten [[#Kontrollraum-Prozess|„Kontrollraum-Verfahren“]]. Seit dem Massentodesurteil vom 24. März in Minya habe sich panikartige Stimmung ausgebreitet, angesichts derer der weitaus größte Teil der Anwälte einschließlich der Journalistengewerkschaft nicht bereit seien, einen solchen Fall zu übernehmen.<ref name="BZ_2014-03-31_APÄ" /> |
|||
==== Kontrollraum-Prozess (Kairo) ==== |
|||
In dem am 1. April 2014 vor einem Gericht in Kairo beginnenden „Kontrollraum-Verfahren“ werden zahlreiche führende Muslimbrüder der jüngeren Generation angeklagt, von denen viele Top-Kader der Muslimbruderschaft als Eltern haben. Anklagegegenstand ist ihre Rolle während der Zeit der [[Blutbad in Kairo und Gizeh 2013#Protestlager am Rabia-al-Adawija-Platz und am Al-Nahda-Platz|Antiputsch-Protestcamps]] im Sommer 2013 und inwieweit sie an der Anstiftung ihrer Anhänger zu Gewalttaten und Versorgung mit Waffen beteiligt sind.<ref name="BZ_2014-03-31_APÄ" /> Am Tag der [[Blutbad in Kairo und Gizeh 2013|Zerschlagung der Pro-Mursi-Sitins]] und der Tötung von Hunderten oder über 1000<ref group="Anmerkung" name="ANM1" /> Demonstranten durch die Sicherheitskräfte kam es landesweit zu heftigen Auseinandersetzungen.<ref name="BZ_2014-03-31_APÄ" /> Polizeiwachen und über 40<ref name="AI_2013-10-09_CWZ">''[http://www.webcitation.org/6KFyg6e4B Ägypten: Christen werden zu Sündenböcken nach Auflösung der pro-Mursi Sitzstreiks]'', Amnesty International, 9. Oktober 2013, archiviert vom [http://www.amnesty.de/2013/10/9/aegypten-christen-werden-zu-suendenboecken-nach-aufloesung-der-pro-mursi-sitzstreiks?destination=startseite Original] am 10. Oktober 2013.</ref><ref name="AI_2013-10_HLA">''[http://www.webcitation.org/6KG065Z7t ‘How Long Are We Going To Live In This Injustice?’ Egypt’s Christians Caught Between Sectarian Attacks And State Inaction]'' (englisch; PDF). Amnesty International, Index: MDE 12/058/2013, Oktober 2013, archiviert vom [http://www.amnesty.org/en/library/asset/MDE12/058/2013/en/3dfdf662-073a-4980-90bd-8027136a72af/mde120582013en.pdf Original] (PDF; 3,1 MB) am 10. Oktober 2013.</ref> Kirchen wurden ernsthaft beschädigt.<ref name="BZ_2014-03-31_APÄ" /> |
|||
Zusammen mit den mutmaßlichen Führern werden auch mehrere junge Journalisten vor Gericht gestellt, die für islamistische Medien arbeiteten und sich im Medienzentrum des Protestcamps engagiert hatten.<ref name="BZ_2014-03-31_APÄ" /> |
|||
Am 1. April 2014 wurde das Gerichtsverfahren gegen den Vorsitzenden der Muslimbrüder, Mohammed Badie, von Zusammenstößen zwischen Polizei und studierenden Islamisten begleitet. Medienangaben zufolge wurden in [[Asyut]] 45 Menschen verletzt. Massenproteste brachen auch in Kairo, Alexandria und [[al-Mansura|Mansura]] aus.<ref name="StimmeRusslands_2014-04-01_MiÄ">''[http://www.webcitation.org/6OW3RuALS Massenunruhen in Ägypten]'', Radio Stimme Russlands, 1. April 2014, archiviert vom [http://german.ruvr.ru/news/2014_04_01/Massenunruhen-in-Agypten-8116/ Original] am 1. April 2014.</ref> |
|||
==== Mögliche Massenprozesse gegen Al-Azhar-Studenten ==== |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Proteste an Universitäten|titel1=Abschnitt „Proteste an Universitäten“ in „Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)“|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Mahlab)#Proteste an den Universitäten|titel2=Abschnitt „Proteste an den Universitäten“ in diesem Artikel}} |
|||
Am 13. April 2014 überwies die Staatsanwaltschaft des Kairoer Stadtteils Nasr-City die Fälle von 300 Studenten der islamischen Al-Azhar-Universität an ein Kairoer Strafgericht, um Klagen prüfen zu lassen. Die Studenten wurden beschuldigt, sich zwischen Oktober 2013 und März 2014 an Protestaktionen von Anhängern des vom Militär gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi beteiligt zu haben. Dabei war es mehrfach zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Nach Angaben aus Justizkreisen handele es sich um 16 verschiedene Verfahren. Den Studenten werde unter anderem Widerstand gegen Angehörige der Sicherheitskräfte vorgeworfen.<ref name="stol-it_2014-04-13_MÄG">''[http://www.webcitation.org/6Oqi9FDW6 Massenprozesse in Ägypten gegen Islamisten und Revolutionsaktivisten - In Ägypten drohen neue Massenprozesse. Die Staatsanwaltschaft des Kairoer Stadtteils Nasr-City überwies am Sonntag die Fälle von 300 Studenten der islamischen Al-Azhar-Universität an ein Strafgericht in der Hauptstadt des Landes, um Klagen prüfen zu lassen]'', stol.it, 13. April 2014, archiviert vom [http://www.stol.it/Artikel/Politik-im-Ueberblick/Politik/Massenprozesse-in-Aegypten-gegen-Islamisten-und-Revolutionsaktivisten Original] am 15. April 2014.</ref> |
|||
==== Massenprozesse zu den Ereignissen am „3. Jahrestag der Revolution“ ==== |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Gewalt am dritten Jahrestag des Aufstands gegen Mubarak (25. Januar 2014)|titel1=Abschnitt „Gewalt am dritten Jahrestag des Aufstands gegen Mubarak (25. Januar 2014)“ in „Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)“}} |
|||
Im April 2014 kündigte die Staatsanwaltschaft im Abdien-Viertel die Anklage von 220 Demonstranten, die am 25. Januar bei Straßenkämpfen am „3. Jahrestag der Revolution“ festgenommen worden seien, vor einem Strafgericht an. Die Demonstranten wurden unter anderem des unerlaubten Waffenbesitzes beschuldigt. Unter ihnen befanden sich sowohl Islamisten, als auch linke Revolutionsaktivisten, die am „3. Jahrestag der Revolution“ getrennt voneinander gegen die militärgestützte Übergangsregierung protestiert hatten.<ref name="stol-it_2014-04-13_MÄG" /> |
|||
==== Mehrjährige Massenhaftstrafen zu den Ereignissen am 40. Jahrestag des Jom-Kippur-Krieges ==== |
|||
{{Siehe auch|Blutbad am 40. Jahrestag des Jom-Kippur-Krieges in Ägypten}} |
|||
Am 16. April verurteilte ein Kairoer Gericht etwa 140 Anhänger der Muslimbruderschaft zu mehrjährigen Haftstrafen.<ref name="ZeitOL_2014-04-16_K1M">''[http://www.webcitation.org/6Otkicdsf Ägypten - Knapp 140 Mursi-Anhänger in Ägypten zu mehrjähriger Haft verurteilt]'', Zeit Online, 16. April 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/news/2014-04/16/aegypten-knapp-140-mursi-anhaenger-in-aegypten-zu-mehrjaehriger-haft-verurteilt-16203004 Original] am 17. April 2014.</ref> 120 von ihnen wurden zu jeweils drei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Angaben aus Justizkreisen stand das Urteil in Zusammenhang mit Protesten am 6. Oktober 2013 gegen den Sturz des Präsidenten Mohammed Morsi durch das Militär.<ref name="NZZ_2014-04-16_1MZ" /><ref name="derStandard-at_2014-04-16_HF1" /><ref name="ZeitOL_2014-04-16_K1M" /> Den Angeklagten wurde die Teilnahme an den Protestaktionen als Rowdytum und rechtswidrige Versammlung vorgeworfen.<ref name="derStandard-at_2014-04-16_HF1" /><ref name="NZZ_2014-04-16_1MZ">''[http://www.webcitation.org/6Osi67zS2 Ägypten - 120 Muslimbrüder zu Haftstrafen verurteilt]'', Neue Zürcher Zeitung, 16. April 2014, archiviert vom [http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/120-muslimbrueder-zu-haftstrafen-verurteilt-1.18285797 Original] am 16. April 2014.</ref> Sechs der Angeklagten wurden freigesprochen.<ref name="derStandard-at_2014-04-16_HF1">''[http://www.webcitation.org/6Osb6ogyJ Haftstrafen für 119 Morsi-Anhänger in Ägypten]'', derStandard.at, 16. April 2014, archiviert vom [http://derstandard.at/1397520810197/Haftstrafen-fuer-119-Morsi-Anhaenger-in-Aegypten Original] am 16. April 2014.</ref> |
|||
Schon vor dem 6. Oktober 2013 hatte die ägyptische Übergangsregierung die den Muslimbrüdern nahestehende Partei als bis zum Jahr 2013 am besten organisierte politische Partei verboten,<ref name="NZZ_2014-04-16_1MZ" /><ref name="derStandard-at_2014-04-16_HF1" /><ref name="n-tv_2014-04-16_DJH">''[http://www.webcitation.org/6Osan2Uyj Dreieinhalb Jahre Haft wegen Kundgebung - Ägyptisches Gericht verurteilt 119 Muslimbrüder]'', n-tv, 16. April 2014, archiviert vom [http://www.n-tv.de/ticker/Aegyptisches-Gericht-verurteilt-119-Muslimbrueder-article12675676.html Original] am 16. April 2014.</ref> mindestens Hunderte ihrer Anhänger getötet und die überlebenden Anhänger damit in den Untergrund gedrängt.<ref name="derStandard-at_2014-04-16_HF1" /><ref name="SpiegelOL_2014-04-16_GVH">''[http://www.webcitation.org/6OsazBXZf Ägypten: Gericht verhängt Haftstrafen gegen 120 Muslimbrüder]'', Spiegel Online, 16. April 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/gericht-in-aegypten-haftstrafen-fuer-muslimbrueder-a-964838.html Original] am 16. April 2014.</ref> |
|||
Zum 6. Oktober hatten die Muslimbrüder zu Kundgebungen aufgerufen, um gegen den Militärputsch vom 3. Juli 2013 zu demonstrieren.<ref name="derStandard-at_2014-04-16_HF1" /> Nach den Angaben einer Gruppe von 13 internationalen und ägyptischen Menschenrechtsorganisationen, darunter ''Amnesty International'' und ''Human Rights Watch'', hatte es sich bei der Zerschlagung der Kundgebungen am 6. Oktober um die mindestens fünfte Massentötung von Demonstranten durch Sicherheitskräfte nach dem Putsch vom 3. Juli 2013 gehandelt, wobei allein am 6. Oktober mindestens 57 Demonstranten getötet wurden.<ref name="CIHRS_2013-12-10_NAO" /><ref name="HRW_2013-12-10_NAO" /><ref name="Reuters-US_2013-12-10_RGD">[http://www.webcitation.org/6M9sCTkNP Rights groups demand Egypt probe killings of Mursi supporters] (englisch). Reuters Edition U.S., 10. Dezember 2013, von Tom Perry, archiviert vom [http://www.reuters.com/article/2013/12/10/us-egypt-protests-idUSBRE9B90PH20131210 Original] am 26. Dezember 2013.</ref> Laut Angaben der Nachrichtenagentur AFP sollen die Verurteilungen in Zusammenhang mit Straßenschlachten zwischen Islamisten, Sicherheitskräften und Gegnern Mursis stehen, bei denen im Oktober 2013 in Kairo 24 Menschen getötet worden seien.<ref name="ZeitOL_2014-04-16_K1M" /> |
|||
==== Mehrjährige Haftstrafen für Mursi-Unterstützer zu Protesten vom Februar 2014 ==== |
|||
Am 20. April 2014 wurden in Kairo erneut 30 Angeklagte zu jeweils dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Sie wurden der Teilnahme an gewaltsamen Pro-Mursi-Protesten im Februar 2014 beschuldigt. Das Gericht befand sie gewalttätiger Krawalle, Behinderung des Verkehrs sowie Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung für schuldig.<ref name="Handelsblatt_2014-04-20_3MZ">''[http://www.webcitation.org/6OzIRMNRX Ägypten - 30 Mursi-Anhänger zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt]'', Handelsblatt, 20. April 2014, archiviert vo [http://www.handelsblatt.com/politik/international/aegypten-30-mursi-anhaenger-zu-dreieinhalb-jahren-haft-verurteilt/9784528.html Original] am 21. April 2014.</ref> |
|||
==== Verbot der ''Bewegung des 6. April'' ==== |
|||
Ein Schnellgericht in Kairo verbot Ende April 2014 die für Demokratie eintretende [[Jugendbewegung 6. April|Bewegung des 6. April]], eine der führenden Protestgruppen der Revolte von 2011. Das Verbot soll aufgrund einer Beschwerde ausgesprochen worden sein, in welcher der Organisation die Diffamierung des Staates und die Zusammenarbeit mit ausländischen Parteien vorgeworfen wurde.<ref name="Zeit-OL_2014-04-28_ÄV6" /> |
|||
Die Bewegung 6. April war maßgeblich am Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak im Februar 2011 beteiligt. Später protestierte die Bewegung gegen den 2012 gewählten Präsidenten Mohammed Mursi, aber schließlich auch gegen die nach dessen Sturz im Juli 2013 vom Militär eingesetzte Übergangsregierung.<ref name="Zeit-OL_2014-04-28_ÄV6" /> Unter anderem hatte die Demokratiebewegung die Armee für ihr brutales Vorgehen gegen Mursi-Anhänger kritisiert. Die Regierung ging in der Folge mit zunehmender Härte gegen die Aktivisten vor. Der Anführer der Bewegung 6. April, Ahmed Maher, war im Dezember 2013 wegen nicht genehmigter Proteste zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.<ref name="Zeit-OL_2014-04-28_ÄV6" /> |
|||
=== Gipfeltreffen der Arabischen Liga === |
|||
Die vor allem im Westen anfangs gehegte Hoffnung, Militärchef Sisi könne als der neue starke Mann Ägyptens eine Politik der nationalen Versöhnung anstreben, wich seit der Erschießung Hunderter Unterstützer der Muslimbruderschaft durch Sicherheitskräfte bei Antiputsch-Demonstrationen, der Verhaftung Tausender und der Erklärung der Muslimbruderschaft als „terroristische Vereinigung“ einer Beurteilung der politischen Linie Sisis als „Politik der Konfrontation“. Doch auch innerhalb der „arabischen Welt“ herrschten erhebliche Zweifel am Vorgehen des Militärregimes in Kairo.<ref name="RPOL_2014-03-26_RJV" /> Die tiefe Spaltung, die die Arabische Liga trotz der aus dem Golfkooperationsrat resultierenden engen politischen und wirtschaftlichen Verbundenheit der Golfstaaten in dieser Frage durchzog,<ref name="RPOL_2014-03-26_RJV" /><ref name="n-tv_2014-03-28_MMK" /> wurde erneut beim Gipfeltreffen der Organisation deutlich, das am 25. März in Kuwait begann.<ref name="RPOL_2014-03-26_RJV" /> Während Länder wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Bahrain den harten Kurs des ägyptischen Militächefs Sisi unterstützen, wurde die Einstufung der Bruderschaft als Terrorgruppe von einer Mehrheit in der Liga abgelehnt.<ref name="RPOL_2014-03-26_RJV" /> |
|||
==== Bezug zu Putsch und Staatskrise in Ägypten ==== |
|||
Ägypten wurde für das Gipfeltreffen der Arabischen Liga, das 25. März 2014 in Kuweit begann, als dominierendes Thema angekündigt. Der machtpolitische Kampf um die Vorherrschaft in Ägypten rückte zunehmend in den Mittelpunkt der innerarabischen Politik.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_AKÄ" /> Der Ausgang des Machtkampfes in Ägypten wurde inzwischen in den meisten arabischen Ländern als wichtiger eingeschätzt als der [[Bürgerkrieg in Syrien]].<ref name="FAZ-net_2014-03-24_AKÄ" /><ref name="n-tv_2014-03-28_MMK" /> So zogen die drei [[Golf-Kooperationsrat|Golfkooperationsrat]]-Staaten (GCC) Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und [[Bahrein]] wegen der Unterstützung Katars für die Muslimbrüder ihre Botschafter aus Katar ab,<ref name="FAZ-net_2014-03-24_AKÄ">''[http://www.webcitation.org/6OK9gcTnR Umgang mit den Muslimbrüdern - Arabischer Kampf um Ägypten]'', FAZ.net, 24. März 2014, von Rainer Hermann, archiviert vom [http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/umgang-mit-den-muslimbruedern-arabischer-kampf-um-aegypten-12862021.html Original] am 25.März 2014.</ref><ref name="SpiegelOL_2014-03-16_FKJ">''[http://www.webcitation.org/6O7KoXJ4w Ärger mit Saudi-Arabien: Feuerprobe für Katars jungen Emir]'', Spiegel Online, 16. März 2014, von Raniah Salloum, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/saudi-arabien-setzt-katar-unter-druck-im-streit-ueber-aegypten-a-957818.html Original] am 16. März 2014.</ref><ref name="RPOL_2014-03-26_RJV" /> was als scharfe Warnung auch an andere Staaten der Arabischen Liga wie Kuwait, Marokko oder Tunesien angesehen wurde, in denen die Muslimbrüder traditionell einflussreich sind.<ref name="RPOL_2014-03-26_RJV" /> |
|||
Der Putsch vom 3. Juli 2013 gegen Präsident Mohammed Mursi, der die Krise in Ägypten verschärft hatte, hatte auch weitreichende außenpolitische Folgen innerhalb der arabischen Welt.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_AKÄ" /> Der Sturz Mursis durch das Militär war nur mit der materiellen Unterstützung aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten möglich geworden, die einen Erfolg der Regierung der Muslimbruderschaft verhindern wollten, der auf ihre Länder übergreifen und die Legitimation ihrer Herrscherhäuser in Frage stellen hätte können.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_AKÄ" /><ref name="RPOL_2014-03-26_RJV" /> Auch in der Folge sorgten Saudi-Arabien und die Emirate mittels finanzieller Unterstützung mehrerer Dutzend Milliarden Dollar an den ägyptischen Apparat dafür, dass die Machtübernahme durch das ägyptische Militär in dem nahezu bankrotten Ägypten nicht scheitert.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_AKÄ" /><ref name="RPOL_2014-03-26_RJV" /> In den Golfstaaten, wo der Wohlstand und der gesellschaftliche Wandel zunehmend die bestehenden Ordnungen in Frage stellten, in denen jeweils eine herrschende Familie über die volle Kontrolle verfügt, fühlten sich diese herrschenden Familien durch die Muslimbruderschaft mit ihrer Ideologie und straffen Organisation herausgefordert.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_AKÄ" /> Analysten kamen zu dem Ergebnis, dass die finanzstarken Monarchien Saudi-Arabien, Kuweit und die Vereinigten Arabischen Emirate zwei hauptsächliche Bedrohungen empfanden, eine vom [[Iran]] ausgehende [[Schia|schiitische]] und eine von den Muslimbrüdergemeinschaften in arabischen Ländern ausgehende. Für beide galt ein unter Sisi geführtes Ägypten als geeignetes Abwehrinstrument.<ref name="Telepolis_2014-03-27_GAS" /> Doch während Saudi-Arabien das ägyptische Militär mit hohen Summen unterstützte, kehrte nach der Machtübernahme durch Ägyptens Militär keine Ruhe in Ägypten ein.<ref name="SpiegelOL_2014-03-16_FKJ" /> Für viele arabische Staaten wurde es zu einer Schlüsselfrage, ob sich in Kairo das Militärregime der Generäle konsolidiert oder ob es zu einer neuen, durch einen Aufstand der Muslimbrüder getragenen, Revolution kommt.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_AKÄ" /> |
|||
Rückhalt fand die Muslimbruderschaft nicht nur in Katar. Auch im offiziell neutralen Kuweit waren die Muslimbrüder im Parlament und im Staat stark vertreten, während [[Tunesien]], [[Marokko]] und [[Oman]] zumindest offen für Kontakte mit der Muslimbruderschaft waren.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_AKÄ" /> Die Muslimbrüder repräsentieren in den verschiedenen Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas rund ein Drittel der Bevölkerung. Doch nachdem Parteien der Muslimbruderschaft im Nachgang des sogenannten „Arabischen Frühlings“ in zahlreichen Staaten des Nahen Ostens wie in Marokko, Tunesien und Ägypten als Gewinner aus demokratischen Wahlen hervorgegangen waren, ließ schließlich die „Bereitschaft der alten Eliten“ (Henrik Meyer/Friedrich-Ebert-Stiftung) schnell nach, die Macht tatsächlich zu teilen. Statt Schritten hin zu einer sich entwickelnden Demokratie drohte bald das Zurückfallen in autokratische Muster.<ref name="IPG_2014-03-27_MAR" /> |
|||
==== Bezug zur möglichen Präsidentschaftskandidatur Sisis ==== |
|||
Es wurde vermutet, dass die Herauszögerung der offiziellen Bekanntgabe einer Präsidentschaftskandidatur des ägyptischen Armeechefs Sisi damit zu tun haben könnte, dass Sisi, bevor er das Risiko der Staatsführung offiziell übernimmt, von den Golfstaaten erwartet, dass sie regelmäßige finanzielle Unterstützung an das vom Bankrott bedrohte Ägypten zusagen und dass vor allem Saudi-Arabien auf die USA einwirkt, die Regierung der ägyptischen Generäle und damit den Militärputsch anzuerkennen. Auch wurde diskutiert, ob das Zögern Sisis daher rühren kann, dass sich Saudi-Arabien noch nicht für Sisi als Führer Ägyptens entschieden habe.<ref name="FAZ-net_2014-03-24_AKÄ" /> |
|||
==== Gipfeltreffen ==== |
|||
Am 25. März 2014 begann das zweitägige Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Kuwait. Ägypten bat die Teilnehmer um Unterstützung im Kampf gegen „Terrorismus“. Nachdem in Ägypten am Vortag 529 als Anhänger der Muslimbruderschaft geltende Angeklagte zum Tode verurteilt worden waren, äusserten auch einige Delegierte in diesem Kreis der engsten Verbündeten gegen die weit gefasste Definition des Terrorismus-Begriffs durch die ägyptische Führung.<ref name="NZZ_2014-03-25_ÄBU">''[http://www.webcitation.org/6OKthmBVF Gipfel der Arabischen Liga - Ägypten bittet um Hilfe gegen Terror]'', Neue Zürcher Zeitung, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/aegypten-bittet-um-hilfe-gegen-terror-1.18269984 Original] am 25. März 2014.</ref><ref name="Welt_2014-03-25_GF6" /> Während die Muslimbrüder in Ägypten und Saudi-Arabien im offiziellen Sprachgebrauch inzwischen als „Terrorgruppe“ galten und auf einer Stufe mit dem Terrornetzwerk [[al-Qaida]] behandelt wurden, lehnte die Mehrheit der arabischen Staaten diese Sichtweise ab.<ref name="DW_2014-03-25_KEI">''[http://www.webcitation.org/6OLUrz79F Keine Eintracht in der Arabischen Liga]'', Deutsche Welle, 25. März 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/keine-eintracht-in-der-arabischen-liga/a-17519709 Original] am 25. März 2014.</ref> Neben der Einstellung zum syrischen Bürgerkrieg spaltete die Haltung zur Muslimbruderschaft in Ägypten den Arabischen Gipfel.<ref name="euronews_2014-03-25_AMP">''[http://www.webcitation.org/6OLVZs7cn Assad und Muslimbruderschaft polarisieren Gipfel der Arabischen Liga]'', euronews, 25. März 2014, archiviert vom [http://de.euronews.com/2014/03/25/assad-und-muslimbruderschaft-polarisieren-gipfel-der-arabischen-liga/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+euronews%2Fde%2Fnews+%28euronews+-+news+-+de%29 Original] am 25. März 2014.</ref> |
|||
==== Bedeutung und Wertungen ==== |
|||
Die gegensätzlichen Interessen, die die arabischen Staaten zum Machtkampf in Ägypten einnahmen, spalteten die Arabische Liga. Umgekehrt drohten sie nach Ansicht von Beobachtern auch die Konfrontation in Ägypten weiter zu verstärken. Der durch die massive finanzielle Unterstützung einiger Golfstaaten ermöglichte oder begünstigte Militärputsch gegen Mursi vom Juli 2013 hatte bis zum Gipfeltreffen im März 2014 noch nicht zu einer Konsolidierung des ägyptischen Regimes geführt. Die Herrschaft des ägyptischen Militärmachthabers Sisi blieb weiterhin von der finanziellen Unterstützung Saudi-Arabiens abhängig. Angesichts der Größe Ägyptens und des desolaten Zustands seiner Wirtschaft wurde die resultierende finanzielle Belastung auch für das finanzstarke Saudi-Arabien als „enorme Belastung“ (Matthias Beermann/''RP Online'') eingeschätzt.<ref name="RPOL_2014-03-26_RJV" /> |
|||
=== Anschläge vor der Universität Kairo (2. April) === |
|||
==== Ablauf ==== |
|||
[[Datei:The body of slain Police Brigadier General Tariq al-Mirjawi is carried out of the Agouza Police Hospital after a series of explosions hit Cairo University - Cairo 2-Apr-2012.jpg|mini|Die Leiche des getöteten Polizeichefs von Gizeh, Tarik al-Margawi, wird aus dem Krankenhaus getragen.<ref name="VOA_2014-04-02_BBN">''[http://www.webcitation.org/6OYYgqmLx Bomb Blasts Near Cairo University]'' (englisch). Voice Of America, 2. April 2014, archiviert vom [http://www.voanews.com/media/photogallery/bomb-blasts-near-cairo-university/1884593.html?z=598&zp=1 Original] am 3. April 2014.</ref>]] |
|||
Am 2. April 2014 detonierten vor dem Campus der [[Universität Kairo]] am Nahda-Platz in [[Gizeh]] (Großraum Kairo) nach Angaben des Innenministeriums drei ferngezündete Sprengsätze in der Nähe von Polizeiposten.<ref name="Tages-Anzeiger_2014-04-02_DBE_YT">''[http://www.webcitation.org/6OXIo9s3c Drei Bomben explodieren vor Kairoer Universität - Mit vermutlich selbstgebauten Sprengsätzen ist ein Anschlag auf ägyptische Bereitschaftspolizisten verübt worden. Ein Gerneral wurde getötet]'', Tages-Anzeiger, 2. April 2014, archiviert vom [http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Drei-Bomben-explodieren-vor-Kairoer-Universitaet/story/19450051 Original] am 2. April 2014. Mit Verweis auf: [http://www.youtube.com/watch?v=tAzKzBfPPj8 بالفيديو.. لحظة انفجار قنبلتين أمام كلية الهندسة بجامعة القاهرة] (arabisch). YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal [http://www.youtube.com/user/MubasherYoum7 VideoYoum7 | قناة اليوم السابع] am 2. April 2014.</ref><ref name="SpiegelOl_2014-04-02_PBA" /><ref name="ZeitOL2014-04-02_TBB">''[http://www.webcitation.org/6OXICbLTr Ägypten - Tote bei Bombenexplosionen in Kairo - Nahe der Universität von Kairo sind drei Bomben explodiert. Dabei sind nach Angaben des Innenministeriums mehrere Menschen getötet worden, darunter ein Polizeigeneral]'', Zeit Online, 2. April 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/kairo-aegypten-bombenanschlag Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="Presse-com_2014-04-02_PT" /> |
|||
Dabei kam der Polizeichef des Bezirks Gizeh, Brigadegeneral Tarik al-Margawi, ums Leben.<ref name="ZeitOL2014-04-02_TBB" /><ref name="SpiegelOl_2014-04-02_PBA">''[http://www.webcitation.org/6OXI24SA0 Gewalt in Ägypten: Polizeigeneral bei Anschlag vor Universität in Kairo getötet]'', Spiegel Online, 2. April 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/anschlag-vor-universitaet-in-kairo-aegyptischer-polizeigeneral-getoetet-a-962159.html Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="ZeitOL_2014-04-03_UIB" /> Fünf Polizisten, teilweise ranghohe Polizeibeamte, wurden verletzt.<ref name="Tages-Anzeiger_2014-04-02_DBE" /><ref name="Presse-com_2014-04-02_PT">''[http://www.webcitation.org/6OXIL6dwP Bombenserie vor Universität in Kairo - Polizeigeneral tot]'', DiePresse.com, 2. April 2014, archiviert vom [http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1585661/Bombenserie-vor-Universitaet-in-Kairo-Polizeigeneral-tot?_vl_backlink=/home/politik/aussenpolitik/index.do Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="ZeitOL2014-04-02_TBB" /><ref name="ZeitOL_2014-04-03_UIB" /> |
|||
Nach einem Bericht des ägyptischen Staatsfernsehens waren die Sprengsätze selbst gebaut.<ref name="Tages-Anzeiger_2014-04-02_DBE" /> |
|||
Nach Medienangaben wurden 15 Studenten festgenommen.<ref name="Presse-com_2014-04-02_PT" /> Die Behörden entschieden sich nach der Bombenserie vom 2. April 2014 gegen eine Schließung der Universität Kairo, die die größte Hochschule Ägyptens ist.<ref name="Presse-com_2014-04-02_PT" /> |
|||
Zu dem Doppel-Anschlag bekannte sich am 3. April auf Facebook und Twitter die bis zu diesem Zeitpunkt wenig bekannte Islamistengruppe [[Adschnad Misr]] („Soldaten Ägyptens“), die angab, der Anschlag sei eine Antwort auf eine Welle von Verhaftungen von Frauen und Mädchen.<ref name="ZeitOL_2014-04-03_UIB">''[http://www.webcitation.org/6OaT7XrVe Unbekannte Islamistengruppe bekennt sich zu Doppel-Anschlag in Kairo]'', Zeit Online, 3. April 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/news/2014-04/03/aegypten-anschlaege-polizei-universitaet-unbekannte-islamistengruppe-bekennt-sich-zu-doppel-anschlag-in-kairo-03090406 Original] am 4. April 2014.</ref> |
|||
==== Vorfeld ==== |
|||
=====Terroranschläge===== |
|||
{{Siehe auch|Sinai-Aufstand#Eskalation nach dem Militärputsch von 2013|titel1=Abschnitt „Eskalation nach dem Militärputsch von 2013“ im Artikel „Sinai-Aufstand“}} |
|||
Seitdem die ägyptische Armee am 3. Juli 2013 den demokratisch gewählten Präsidenten Mohammed Mursi gestürzt hatte und die Sicherheitskräfte der militärgestützten Übergangsregierung mit großer Härte gegen islamistische Kräfte im Land vorgingen, wobei seit der Absetzung Mursis mehr als 1400 Demonstranten von Polizisten und Soldaten getötet wurden,<ref name="tagesschau-de_2014-04-02_DEN" /> war die Sicherheitslage in Ägypten angespannt<ref name="ReutersDE_2014-04-02_ÄBG">''[http://www.webcitation.org/6OXhLtHfB TV - Ägyptischer Polizei-Brigadegeneral in Kairo getötet]'', Reuters Deutschland, 2. April 2014, archiviert vom [http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEEA3102T20140402 Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="SRF_2014-04-02_DBD" /> und es war zu einer Vielzahl von Anschlägen radikaler Gegner der vom Militär eingesetzten Regierung gekommen, die sich häufig gegen Einrichtungen der Sicherheitskräfte richteten.<ref name="tagesschau-de_2014-04-02_DEN">''[http://www.webcitation.org/6OXPpQObe Erneuter Anschlag in Ägypten - Drei Explosionen nahe der Kairoer Uni]'', tagesschau.de, 2. April 2014, archiviert vom [http://www.tagesschau.de/ausland/explosionen-kairo100.html Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="ReutersDE_2014-04-02_TBB">''[http://www.webcitation.org/6OXScrs30 Tote bei Bombenanschlägen vor Universität von Kairo]'', Reuters Deutschland, 2. April 2014, archiviert vom [http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEEA3104N20140402 Original] am 2. April 2014.</ref> |
|||
Nach den offiziellen Angaben der militärgestützten Übergangsregierung sollen seit dem Militärputsch landesweit fast 500 Menschen, vorwiegend Soldaten und Polizisten, bei Anschlägen ums Leben gekommen sein. Betroffen war lange Zeit überwiegend die Sinai-Halbinsel, doch hatten sich in jüngerer Zeit auch Angriffe in Kairo gehäuft.<ref name="SpiegelOl_2014-04-02_PBA" /> In der ägyptischen Hauptstadt, die seit Jahrzehnten zu den stabilsten in der arabischen Welt zählte, hatten am 24. Januar 2014, dem Vorabend des dritten Jahrestages des Aufstandes gegen Mubarak, mehrere unabhängige Bombenexplosionen bei offenbar sämtlich gegen die Polizei gerichteten Angriffen mindestens sechs Personen getötet.<ref name="Aljazeera_2014-01-24_EIT">[http://www.webcitation.org/6MtxLlDx0 Interactive timeline: Egypt in turmoil - Follow the ongoing political and social upheaval in the Arab world's most populous country] (englisch). Aljazeera, 24. Januar 2014, archiviert vom [http://www.aljazeera.com/indepth/interactive/2013/08/2013817122637981237.html Original] am 26. Januar 2014.</ref><ref name="NYT_2013-07-02_2014-01-26_TOT">[http://www.webcitation.org/6Mtym9Ddh Timeline of Turmoil in Egypt After Mubarak and Morsi] (englisch). The New York Times, von Shreeya Sinha und Erin Banco, 2. Juli 2013, archiviert vom [http://www.nytimes.com/interactive/2013/07/02/world/middleeast/03egypt-timeline-morsi.html?ref=middleeast Original] am 26. Januar 2014.</ref> Erst Ende März konnten die Sicherheitskräfte zwei Bomben entschärfen, die vor der juristischen Fakultät der Universität Kairo versteckt worden waren.<ref name="SpiegelOl_2014-04-02_PBA" /> |
|||
===== Proteste an den Universitäten ===== |
|||
====== Studentenproteste im Vorfeld des 2. April ====== |
|||
Die Explosionen am 2. April sollten nach Medienangaben offenbar dort stationierte Bereitschaftspolizisten treffen.<ref name="Tages-Anzeiger_2014-04-02_DBE" /><ref name="ZeitOL2014-04-02_TBB" /> |
|||
Die Bereitschaftspolizei war seit Monaten ständig auf dem Campus vor der Universität Kairo stationiert, um mögliche Demonstrationen von Studenten, die der von dem militärgestützten Regime verbotenen Muslimbruderschaft nahe stehen, zu verhindern.<ref name="Tages-Anzeiger_2014-04-02_DBE" /><ref name="SpiegelOl_2014-04-02_PBA" /> Die Universität Kairo gilt als ein wichtiges Zentrum der Proteste gegen den Militärputsch vom 3. Juli 2013, bei denen es häufig zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften kommt.<ref name="Tages-Anzeiger_2014-04-02_DBE" /> Seit dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi im Juli 2013 hatten Studenten mehrfach gegen das ägyptische Militär protestiert. Bei Zusammenstößen rund um die Universität waren mehrere Menschen getötet worden.<ref name="SpiegelOl_2014-04-02_PBA" /> |
|||
Nahezu täglich protestieren Putschgegner an Hochschulen gegen die vom Militär gestützte Übergangsregierung.<ref name="Tages-Anzeiger_2014-04-02_DBE">''[http://www.webcitation.org/6OXIo9s3c Drei Bomben explodieren vor Kairoer Universität - Mit vermutlich selbstgebauten Sprengsätzen ist ein Anschlag auf ägyptische Bereitschaftspolizisten verübt worden. Ein Gerneral wurde getötet]'', Tages-Anzeiger, 2. April 2014, archiviert vom [http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/Drei-Bomben-explodieren-vor-Kairoer-Universitaet/story/19450051 Original] am 2. April 2014.</ref> |
|||
Seit die Studentenproteste Anfang März 2014 wieder aufflammten, wurde vor allen Universitäten Ägyptens eine erhöhte Präsenz der Sicherheitskräfte beobachtet. Der Aufruhr der Studenten erstreckte sich unter anderem über Kairo, Alexandria, das Nildelta und Oberägypten. Allwöchentlich kam es zu Toten, Verletzten, Sachschaden oder Verhaftungen. In Ain Shams wurde der Haupteingang der Fakultät für Computertechnologie zerstört, der Dekan angegriffen, stundenlange Sprechchöre gegen die Universitätsleitung, die Sicherheitskräfte, den Innenminister und die regierenden Militärs veranstaltet. An der islamischen Al-Azhar-Universität protestierten Hunderte von Studentinnen gegen Armee, Polizei und den Großmufti, der im Ruf steht, mit den Militärs zu kooperieren. An der Universität Kairo wurde die neu installierte Schutzmauer mit Anti-Militär-Parolen besprüht, die am Eingang angebrachten Fahnen Israels und der Vereinigten Arabischen Emirate verbrannt und ein Sitzstreik auf dem Rasen abgehalten.<ref name="Welt_2014-04-03_KRL" /> |
|||
In den dem 2. April 2014 vorangegangenen Tagen kam es in den Universitäten mehrfach zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Studenten, die die Muslimbruderschaft unterstützen.<ref name="RPOL_2014-04-02_EVU">''[http://www.webcitation.org/6OXHqdIdi Unruhen in Ägypten - Explosionen vor Universität in Kairo: Polizeigeneral getötet]'', RP Online, 2. April 2014, archiviert vom [http://www.rp-online.de/politik/ausland/explosionen-vor-universitaet-in-kairo-polizeigeneral-getoetet-aid-1.4147847 Original] am 2. April 2014.</ref><ref name="ZeitOL2014-04-02_TBB" /><ref name="Presse-com_2014-04-02_PT" /> Nach dem [[#Massentodesurteil im Minya-Prozess|Massentodesurteil vom 24. März]] intensivierten sich die Studentenproteste und es kam fast täglich zu Auseinandersetzungen, die oft tödlich endeten.<ref name="euronews_2014-04-01_EPM" /> |
|||
Am 25. März 2014 protestierten Hunderte Demonstranten an den Universitäten in Alexandria und in Minya gegen die Prozesse. Die Polizei setzte Tränengas ein und feuerte Warnschüsse in die Luft ab.<ref name="ReutersDE_2014-03-25_FAB">''[http://www.webcitation.org/6OOfprD40 FOKUS1-Ausschreitungen bei Protest in Ägypten gegen Todesurteile]'', Reuters Deutschland, 25. März 2014, archiviert vom [http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEEA2O04B20140325 Original] am 27. März 2014.</ref> |
|||
Am 26. März 2014 protestierten erneut Hunderte, zumeist islamistische Studenten gegen das umstrittene Massentodesurteil vom 24. März. An der Universität Kairo starb nach offiziellen Angaben ein 18-jähriger Student bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften wegen des Minya-Urteils,<ref name="RPOL_2014-03-26_JPN" /><ref name="NYT_2014-03-27_5RT" /> bei denen auch Tränengas gegen die Menge eingesetzt wurde.<ref name="NYT_2014-03-27_5RT" /> |
|||
Am 30. März 2014 kam bei Protesten an der Kairoer Al-Azhar-Universität ein Student ums Leben.<ref name="euronews_2014-04-01_EPM" /><ref name="euronews_2014-03-30_KVA">''[http://www.webcitation.org/6OaJ7lkXF Krawalle vor der Al-Azhar-Universität]'', euronews, 30. März 2014, archiviert vom [http://de.euronews.com/2014/03/30/krawalle-vor-der-al-azhar-universitaet/ Original] am 4. April 2014.</ref> Pro-Mursi-Demonstranten und Sicherheitskräfte hatten sich vor der Al-Azhar-Universität Straßenschlachten geliefert, bei denen die Polizei Tränengas einsetzte. Die Studenten demonstrierten gegen das Massentodesurteil vom 24. März.<ref name="euronews_2014-03-30_KVA" /> Die Demonstranten verlangten die Wiederzulassung von Studenten, die wegen ihrer Teilnahme an Demonstrationen für die Muslimbruderschaft oder wegen ihrer Zugehörigkeit zur Bruderschaft exmatrikuliert worden waren. Außerdem richtete sich der Protest gegen die Präsidentschaftskandidatur des bisherigen Armeechefs Sisi.<ref name="euronews_2014-03-30_KVA" /><ref name="euronews_2014-04-01_EPM" /> |
|||
Am 1. April 2014 lieferten sich Studenten und Polizisten in Kairo heftige und stundenlang andauernde Straßenkämpfe. Die Pro-Mursi-Studenten warfen laut Medienberichten brennende Feuerwerkskörper und Steine, während die Polizei Tränengas und Gummigeschosse gegen die Studenten der Ain-Shams-Universität sowie Helikopter einsetzte. Auch in den Städten Alexandria, Mansura und Asyut kam es am 1. April zu Unruhen. Dutzende Menschen wurden verletzt.<ref name="euronews_2014-04-01_EPM">''[http://www.webcitation.org/6OaI4Lndv Ägypten: Eskalationen bei Protesten von Mursi-Anhängern]'', euronews, 1. April 2014, archiviert vom [http://de.euronews.com/2014/04/01/aegypten-eskalationen-bei-protesten-von-mursi-anhaengern/ Original] am 4. April 2014.</ref> Nach Medienangaben wurde das Gerichtsverfahren gegen den Vorsitzenden der Muslimbrüder Muhammad Badi’e von Zusammenstößen zwischen Polizei und islamistischen Studenten begleitet, wobei allein in Asyut 45 Menschen verletzt worden sein sollen. während auch in Kairo, Alexandria und Mansura Massenproteste ausbrachen.<ref name="StimmeRusslands_2014-04-01_MiÄ" /> |
|||
====== Hintergründe ====== |
|||
[[Datei:Women react to tear gas - protest at Al-Azhar University Cairo 11-Dec-2013.jpg|mini|Studentinnen während eines Tränengaseinsatzes der Polizei bei einem Protest an der Al-Azhar-Universität (11. Dezember 2013)<ref name="VOA_2013-12-11_PIC">''[http://www.webcitation.org/6LoJipSkE Protests in Cairo]'' (englisch), Voice Of America, 11. Dezember 2013, archiviert vom [http://www.voanews.com/media/photogallery/protests-al-azhar-cairo/1808254.html Original] am 12. Dezember 2013.</ref>]] |
|||
[[Datei:Female Islamist students during protest at Al-Azhar University in Cairo 11-Dec-2013.jpg|mini|Islamistische Studentinnen werfen bei einem Protest an der Al-Azhar-Universität Gegenstände nach der Polizei (11. Dezember 2013)<ref name="VOA_2013-12-11_PIC" />]] |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Proteste an Universitäten|titel1=Abschnitt „Proteste an Universitäten“ im Artikel „Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)“}} |
|||
Der Al-Nahda Platz war nach dem Militärputsch im Sommer 2013 bereits mit dem damaligen [[Blutbad in Kairo und Gizeh 2013#Nahda-Sit-in|Nahda-Antiputsch-Sit-in]] Schauplatz für Demonstrationen der Putschgegner, darunter viele Studenten,<ref name="Spiegel-OL_2013-08-16_WSV">''[http://www.webcitation.org/6M7K9vkYT Kairo auf einen Blick: Die wichtigsten Schauplätze der vergangenen Tage]'', Spiegel Online, [ohne Datum], archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/bild-917012-533047.html Original] am 25. Dezember 2013; Abbildung eingebettet in: ''[http://www.webcitation.org/6M7KKczio Gewaltexzesse in Ägypten: Tag des Hasses]'', Spiegel Online, 16. August 2013, von Ulrike Putz, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/gewalt-in-aegypten-erneute-strassenschlachten-in-kairo-a-917012.html Original] am 25. Dezember 2013.</ref> für die Wiedereinsetzung Mursis als Präsident gewesen.<ref name="Presse-com_2014-04-02_PT" /> Die Polizei hatte daraufhin das [[Blutbad in Kairo und Gizeh 2013|Protestlager am 14. August gestürmt]] und geräumt,<ref name="Presse-com_2014-04-02_PT" /> wobei [[Blutbad in Kairo und Gizeh 2013#Opfer|viele Demonstranten getötet wurden]]<ref name="HuffingtonPost_2013-08-15_DTI">[http://www.webcitation.org/6Kc0CNM6b Egypt Violence: Death Toll In Cairo Clashes Climbs Above 600, Health Ministry Says] (englisch). The Huffington Post, 15. August 2013, von Maggie Michael, archiviert vom [http://www.huffingtonpost.com/2013/08/15/egypt-violence_n_3760115.html Original] am 24. Oktober 2013.</ref><ref name="DNE_2013-11-16_9KI" /><ref name="DNE_2013-12-30_2BY" /><ref name="DNE_2013-11-16_9KI" /> und ihre Zelte verbrannten.<ref name="Welt_2014-04-03_KRL">''[http://www.webcitation.org/6OZ1f2x10 Die Kinder der Revolution lassen ihrer Wut freien Lauf - Seit Wochen toben in Ägypten Studentenproteste an den Universitäten. Die Abneigung gegen das Militär eint Mursi-Anhänger und Liberale. Der Campus ist zu einer "politischen Ersatzarena" geworden]'', Die Welt, 3. April 2014, von Birgit Svensson, archiviert vom [http://www.welt.de/politik/ausland/article126544842/Die-Kinder-der-Revolution-lassen-ihrer-Wut-freien-Lauf.html Original] am 3. April 2014.</ref> |
|||
Der Sturz Mursis durch das Militär und die blutige Zerschlagung der Pro-Mursi-Lager an der Rabia-al-Adawija-Moschee und am Al-Nahda-Platz hatten im September 2013 zu ersten Studentenprotesten gegen den „Putsch der Militärs gegen den ersten frei gewählten Präsidenten Ägyptens“ geführt. Es entstand die Bewegung [[Students Against the Coup]] (SAC; deutsch: „Studenten gegen den Putsch“). Während Ägyptens Oberster Gerichtshof im Jahr 2010 beschlossen hatte, dass die Universitäten fortan selbst für ihre Sicherheit verantwortlich sein dürfen und seitdem uniformierte Polizisten nicht mehr die Hochschule betreten hatten, stürmten Sicherheitskräfte nach dem Erlass eines Gerichtsbeschlusses von Februar 2014, der den Sicherheitskräften das Eindringen auf den Campus erlaubte, zunehmend häufig in das Innere der Fakultäten.<ref name="Welt_2014-04-03_KRL" /> |
|||
Die Studentenproteste motivierten schließlich auch wieder andere Aktivisten, die seit dem Sturz Mursis und der danach einsetzenden Verfolgung des Militärs von Andersdenkenden nicht aktiv gewesen waren. Mit der Gründung der Zeitung [[Al-Youm al-Sabei]] („Der siebte Tag“) entstand beispielsweise eine Initiative für die Freilassung unschuldig inhaftierter Studenten entstanden. Die Universitätsgelände wurden nach Einschätzung von Beobachtern zur „politischen Ersatzarena“. Zum Einen bildeten sie die letzten Hochburgen der Muslimbruderschaft. Zum Anderen kämpften dort mit ihnen auch liberale Gruppen gemeinsam gegen wieder zunehmende staatliche Eingriffe des Militärs in die akademische Freiheit, da es an den Universitäten nach der sogenannten Revolution von 2011 praktisch keine staatlichen Kontrollen mehr gegeben hatte, die Studentenvertretungen frei gewählt und Mitglieder der Staatssicherheit fortgeschickt worden waren, so dass die politische Polarisierung der Gesellschaft auf den Campus der Universitäten geringer ausgeprägt war.<ref name="Welt_2014-04-03_KRL" /> |
|||
Seit der Gründung der SAC wurden mindestens zwei Dutzend Studierende landesweit getötet, viele verletzt und fast 1500 verhaftet. Während die militärgestützte Übergangsregierung weiterhin keine offiziellen Zahlen zu den Verhaftungen seit dem Sturz Mursis am 3. Juli 2013 veröffentlichte, gab ''Al-Youm al-Sabei'' ein Zahl von 16.000 Menschen an, die ohne Gerichtsverfahren oder rechtlichen Beistand inhaftiert wurden, teils für wenige Stunden, teils für Monate.<ref name="Welt_2014-04-03_KRL" /> |
|||
=== Ausweitung der eingeschränkten Militärhilfe durch die USA === |
|||
{{Siehe auch|Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)#Einfrieren von Teilen der US-Militärhilfe und Ägyptenbesuch Kerrys|titel1=Abschnitt „Einfrieren von Teilen der US-Militärhilfe und Ägyptenbesuch Kerrys“ im Artikel „Staatskrise in Ägypten 2013/2014 (Kabinett Beblawi)“}} |
|||
Nachdem die USA den Großteil ihrer Militärhilfe für Ägypten im Oktober 2013 ausgesetzt und die Wiederaufnahme damals von einem „glaubwürdigen Prozess hin zu einer demokratisch gewählten zivilen Regierung“ abhängig gemacht hatten,<ref name="DW_2014-04-23_ULK" /> Hilfen für Anti-Terror-Einsätze sowie zur Grenzsicherung von der Einschränkung allerdings ausgenommen worden waren,<ref name="Handelsblatt_2014-04-23_UEK" /> erklärten die USA bereits ein halbes Jahr später, im 22. April 2014 (Ortszeit),<ref name="Welt_2014-04-22_ULW">''[http://www.webcitation.org/6P3Hk9shK Pentagon - USA liefern wieder Waffen an Ägypten - Die US-Regierung hat angekündigt, nach vielen Monaten Waffenlieferungen und Finanzhilfen an Ägypten wieder aufzunehmen. Washington gab grünes Licht für den Export von zehn Apache-Kampfhubschraubern]'', Die Welt, 23. April 2014, archiviert vom [http://www.welt.de/politik/ausland/article127212230/USA-liefern-wieder-Waffen-an-Aegypten.html Original] am 23. April 2014.</ref> wieder Waffen an die militärgestützte Übergangsregierung Ägyptens zu liefern und Finanzhilfen freizugeben.<ref name="ZeitOL_2014-04-23_UBÄ">''[http://www.webcitation.org/6P3HeHxyR Militärhilfe - USA beliefern Ägypten wieder mit Kampfhubschraubern - Die USA rüsten Ägyptens Regierung auf. Zwar hatte Washington erst vor wenigen Monaten die Militärhilfe gestoppt, Kairo zeige jedoch politische Fortschritte]'', Zeit Online, 23. April 2014, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/Militaerhilfe-Aegypten-USA-Kampfhubschrauber Original] am 23. April 2014.</ref> |
|||
Die US-Regierung begründete ihren Schritt damit, die ägyptische Führung zeige politische Fortschritte.<ref name="ZeitOL_2014-04-23_UBÄ" /> Der Prozess hin zu einer demokratisch gewählten zivilen Regierung lasse zwar noch zu wünschen übrig.<ref name="DW_2014-04-23_ULK" /> Ägypten erfülle jedoch die Kriterien für US-Militärhilfen, so das US-Verteidigungsministerium, wozu gehöre, dass es bewiesen habe, den „Verpflichtungen aus dem ägyptisch-israelischen Friedensvertrag“ nachzukommen<ref name="SpiegelOL_2014-04-23_ULA" /><ref name="ZeitOL_2014-04-23_UBÄ" /> und damit die strategischen Beziehungen zu den USA fortsetzen zu können.<ref name="ZeitOL_2014-04-23_UBÄ" /> Durch diese Entwicklung qualifiziere es sich für die Wiederaufnahme der Unterstützung. Die US-Regierung habe durch US-Außenminister [[John Kerry]] gegenüber dem US-Kongress offiziell bestätigt, dass Ägypten die Kriterien für US-Militärhilfen erfülle.<ref name="ZeitOL_2014-04-23_UBÄ" /><ref name="SpiegelOL_2014-04-23_ULA" /> |
|||
Da die US-Regierung nach Einschätzung von Außenminister Kerry zu diesem Zeitpunkt noch nicht wesentliche Entwicklungen feststellen könne, dass die militärgestützte Übergangsregierung Ägyptens einen Übergang zur Demokratie unterstützt,<ref name="ZeitOL_2014-04-23_UBÄ" /><ref name="SpiegelOL_2014-04-23_ULA" /> sollte außer den Apache-Hubschraubern vorerst keine weitere Militärhilfe wie die Lieferung von [[General Dynamics F-16|F-16]]-[[Mehrzweckkampfflugzeug|Kampfjets]] an das ägyptische Militär geleistet werden. Weiterhin rief Kerry das Regime in Ägypten auf, für „freie, faire und transparente Wahlen“ zu sorgen.<ref name="SpiegelOL_2014-04-23_ULA">''[http://www.webcitation.org/6P3HPPEJw Militärhilfe: USA liefern Apache-Kampfhubschrauber nach Ägypten]'', Spiegel Online, 23. April 2014, archiviert vom [http://www.spiegel.de/politik/ausland/usa-liefern-apache-kampfhubschrauber-nach-aegypten-a-965682.html Original] am 23. April 2014.</ref> Kerry dränge die militärgestützte Übergangsregierung Ägyptens jedoch dazu, diesen Übergang zu beschleunigen und „freie, faire und transparente Wahlen“ abzuhalten.<ref name="ZeitOL_2014-04-23_UBÄ" /><ref name="SpiegelOL_2014-04-23_ULA" /> Auch die Beschränkungen zur Meinungsfreiheit sollten aufgehoben werden. Für den 23. April wurde ein Treffen Kerrys mit dem ägyptischen Geheimdienstchef in Washington vorgesehen.<ref name="ZeitOL_2014-04-23_UBÄ" /><ref name="Welt_2014-04-22_ULW" /> |
|||
Das US-Verteidigungsministerium kündigte die seit Langem geplanteLieferung von zehn [[Hughes AH-64|Apache]]-[[Kampfhubschrauber]]n an das ägyptische Militär an, die für den Einsatz zur „Terrorbekämpfung“ beziehungsweise bei der Bekämpfung von Extremisten auf der Sinai-Halbinsel, „die die Sicherheit der USA, Ägyptens und Israels bedrohen“,<ref name="Handelsblatt_2014-04-23_UEK" /> gedacht sein sollen.<ref name="SpiegelOL_2014-04-23_ULA" /><ref name="DW_2014-04-23_ULK">''[http://www.webcitation.org/6P3HuPouX Ägypten - USA liefern Kampfhubschrauber an Ägypten - Gut sechs Monate nach dem Einfrieren großer Teile der Militärhilfe für Ägypten hebt Washington den Stopp teilweise auf: Die USA liefern zehn Hubschrauber für den Anti-Terror-Kampf]'', Deutsche Welle, 23. April 2014, archiviert vom [http://www.dw.de/usa-liefern-kampfhubschrauber-an-%C3%A4gypten/a-17584299 Original] am 23. April 2014.</ref><ref name="NZZ_2014-04-24_TUB">''[http://www.webcitation.org/6P4OxTDh0 «Terrorbekämpfung» - USA beliefern Ägypten mit «Apache»-Helikoptern]'', Neue Zürcher Zeitung, 24. April 2014, archiviert vom [http://www.nzz.ch/aktuell/newsticker/usa-beliefern-aegypten-mit-apache-helikoptern-1.18288698 Original] am 24. April 2014.</ref> [[Pentagon]]-Sprecher John Kirby sagte: „Wir glauben, dass diese neuen Hubschrauber der ägyptischen Regierung im Kampf gegen Extremisten helfen werden, die die Sicherheit der USA, Ägyptens und Israels bedrohen.“<ref name="SpiegelOL_2014-04-23_ULA" /> US-Verteidigungsminister [[Chuck Hagel]] sagte dem ägyptischen Interims-Verteidigungsminister [[Sidki Sobhi]] die Lieferung der zehn Apache-Helikopter zu.<ref name="Welt_2014-04-22_ULW" /> Hagel habe Sobhi zudem darüber informiert, dass die militärgestützte Übergangsregierung Ägyptens Schritte in Richtung Demokratie unternehmen und die Grundrechte aller Ägypter respektieren müsse.<ref name="Handelsblatt_2014-04-23_UEK" /> Zudem sollte ein Teil der jährlichen Militärhilfe der USA an Ägypten im Umfang von 1,3 Milliarden Dollar nach kurzer Zeitspanne freigegeben werden.<ref name="ZeitOL_2014-04-23_UBÄ" /><ref name="Welt_2014-04-22_ULW" /> Dies betreffe vor allem Mittel zur Terrorabwehr und zur Absicherung der Sinai-Halbinsel, die als Basis für Terrorgruppen dient.<ref name="Welt_2014-04-22_ULW" /> |
|||
Trotz ihrer Kritik an Menschenrechtsverstößen in Ägypten rüsteten somit die USA Ägypten, das für die US-Regierung seit der Unterzeichnung des [[Israelisch-ägyptischer Friedensvertrag|Israelischen-ägyptischen Friedensvertrags]] aus dem Jahr 1979 ein Verbündeter im Nahen Osten war und dessen Armee seiter von der US-Regierung regelmäßig mit Milliardenbegträgen unterstützt wurde,<ref name="DW_2014-04-23_ULK" /> im Anti-Terror-Kampf weiter auf.<ref name="Handelsblatt_2014-04-23_UEK">''[http://www.webcitation.org/6P3I3S0GS Anti-Terror-Kampf - USA entsendet Kampfhubschrauber nach Ägypten - Nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mursi haben die USA ihre Militärhilfe für Ägypten eingeschränkt. Nun rüstet Washington das Land mit „Apache“-Hubschraubern auf – für den Anti-Terrorkampf]'', Handelsblatt, 23. April 2014, archiviert vom [http://www.handelsblatt.com/politik/international/anti-terror-kampf-usa-entsendet-kampfhubschrauber-nach-aegypten/9794324.html Original] am 23. April 2014.</ref> |
|||
==== USA-Besuch von Fahmi ==== |
|||
Kurz nach der Verkündung der Ausweitung der US-Militärhilfe vom 22. April brach am 24. April der ägyptische Interims-Außenminister Nabil Fahmi zum ersten Mal seit dem Sturz Mursis durch das Militär im Juli 2013 zu einem Besuch in Washington auf. Nach den zuvor deutlichen abgekühlten Beziehungen zwischen den USA und Ägypten wurden das Verhältnis zwischen den USA und Ägypten nun wieder als auf dem Annäherungskurs befindlich beschrieben.<ref name="stol-it_2014-04-24_ÄUA">''[http://www.webcitation.org/6P57vTGKz Ägypten und USA auf Annäherungskurs - Ägypten und die USA nähern sich nach einer deutlichen Abkühlung der Beziehungen wieder an]'', stol.it, archiviert vom [http://www.stol.it/Artikel/Politik-im-Ueberblick/Politik/Aegypten-und-USA-auf-Annaeherungskurs Original] am 24. April 2014.</ref> |
|||
==== Reaktionen und Bewertungen ==== |
|||
* Die Menschenrechtsorganisation ''Human Rights Watch'' hatte die US-Regierung Anfang April 2014 auch mit Blick auf die am 24. März verhängten Massentodesurteile davor gewarnt, die Militärhilfen an die ägyptische Militärregierung wieder hochzufahren,<ref name="ZeitOL_2014-04-23_UBÄ" /><ref name="Welt_2014-04-22_ULW" /><ref name="HRW_2014-04-04_FMU" /><ref name="HRW_2014-04-04_LSK" /><ref name="stol-it_2014-04-04_KUM" /><ref name="Deutschlandfunk_2014-04-23_ULM">''[http://www.webcitation.org/6P4Oh3CDn Ägypten - USA lockern Militärsanktionen]'', Deutschlandfunk, 23. April 2014, archiviert vom [http://www.deutschlandfunk.de/aegypten-usa-lockern-militaersanktionen.1818.de.html?dram:article_id=283433 Original] am 24. April 2014.</ref> die mit der Begründung, gegen Terroristen zu kämpfen, auch hart gegen Anhänger der inzwischen von dem Militärregime verbotenen und zur Terrororganisation erklärten Muslimbruderschaft vorging.<ref name="Welt_2014-04-22_ULW" /><ref name="Handelsblatt_2014-04-23_UEK" /> |
|||
Als Grund für die Ausweitung der US-Militärhilfe wurde die hohe Bedeutung Ägyptens als Bündnispartner der USA<ref name="FocusOL_2014-04-24_ULA">''[http://www.webcitation.org/6P4LeBKOk Wiederaufnahme der Unterstützung - USA liefern Apache-Kampfhubschrauber nach Ägypten]'', Focus Online, 23. April 2014, archiviert vom [http://www.focus.de/politik/ausland/wiederaufnahme-der-unterstuetzung-usa-liefern-zehn-kampfhubschrauber-nach-aegypten_id_3793009.html Original] am 24. April 2014.</ref> und die Kooperation Ägyptens mit Israel und den USA in der Terrorbekämpfung angesehen.<ref name="ZeitOL_2014-04-22_ÄBA" /> Carsten Luther kommentierte in der ''Zeit'', die Wiederaufnahme der Militärhilfen sei „ein klares Signal der Zustimmung für eine Politik, die mehr und mehr auf Gewalt und Unterdrückung beruht“. Mit ihr trete die Aussage von US-Präsident Barack Obamas vom August 2013 in den Hintergrund, dass die USA sehr vorsichtig sein müssten, um nicht Aktionen zu unterstützen und begünstigen, die ihren Werten und Idealen zuwiderliefen. Stattdessen sei „der Pragmatismus zurückgekehrt, der sich um Werte naturgemäß weniger schert als um Interessen“. Eine Argumentation, die USA verfügten mit den Militärhilfen über einen stärkeren Hebel, um die ägyptischen Machthaber zu beeinflussen, sei nicht schlüssig, da alle Kritik aus den USA an Menschenrechtsverstößen, Einschränkungen der Pressefreiheit und politischen Verhaftungen seit dem Putsch nichts bewirkt habe und da Ägypten unter Sisi inzwischen eine neue Partnerschaft mit Russlands über Lieferungen von Hubschraubern, Kampfjets und Flugabwehrsystemen mit Russland eingegangen sei, die vorwiegend von Saudi-Arabien bezahlt würden, das zusammen mit anderen Golfstaaten auch direkte Finanzhilfen in Milliardenumfang überweisté und häufig kostenlos Benzin und Gas liefere.<ref name="ZeitOL_2014-04-22_ÄBA">''[http://www.webcitation.org/6P4PC9AMa Militärhilfe - Ägypten braucht Amerika nicht mehr - Die USA nehmen die Militärhilfe für Ägypten teilweise wieder auf, obwohl das Land in die Autokratie zurückfällt. Dabei hat Russland längst Amerika als Partner abgelöst]'', Zeit Online, 23. April 2014, von Carsten Luther, archiviert vom [http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/aegypten-usa-militaer-russland Original] am 24. April 2014.</ref> |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references /> |
|||
== Anmerkungen == |
|||
<references group="Anmerkung" /> |
|||
[[Kategorie:Konflikt 2013]] |
|||
[[Kategorie:Politik 2013]] |
|||
[[Kategorie:Konflikt 2014]] |
|||
[[Kategorie:Politik 2014]] |
|||
[[Kategorie:Demonstration]] |
|||
[[Kategorie:Geschichte (Ägypten)]] |
Version vom 28. April 2014, 18:02 Uhr
Seit dem Militärputsch vom 3. Juli ließ der Putschistenführer, Militärratschef Abd al-Fattah as-Sisi, der den ersten demokratisch gewählten Präsidenten Ägyptens Mohammed Mursi unter Abstreitung eigener Ambitionen auf die Präsidentschaft gestürzt und eine anti-islamistische, nicht gewählte Übergangsregierung installiert hatte, die Anhänger des gestürzten Präsidenten verfolgen.[1][2][3] Der rücksichtslose Repressionskurs der militärgestützten Übergangsregierung führte in Ägypten zu einer Destabilisierung der Lage. Ägypten galt im Frühjahr 2014 als bankrott, nahezu unregierbar und zunehmend unsicher.[4][5]
Ende Februar 2014 trat das Kabinett Beblawi der militärgestützten Übergangsregierung überraschend zurück,[6] während Militärchef Sisi seine Rolle als inoffizieller Machthaber Ägyptens beibehielt,[7][8][9][10][11] sich in eine klare Favoritenposition für seine eigene Präsidentschaftskandidatur brachte und eine neues Übergangs-Kabinett unter Führung des als Vertrauter Husni Mubaraks geltenden Ibrahim Mahlab als Interims-Ministerpräsident installiert wurde. Die Führung und Zusammensetzung des am 1. März 2014 vereidigten Kabinetts Mahlab wird als Anzeichen für eine Restauration der alten politischen Elite des gestürzten Langzeit-Machthabers Mubarak angesehen.[12][13][6][14][15][16][17][18][19][11]
Die seit der Staatskrise in Ägypten 2013/2014 bestehenden Unruhen in Ägypten dauerten unter der militärgestützten Übergangsregierung des Kabinetts Mahlab an.[20] Unabhängigen Schätzungen zufolge wurden in den ersten acht Monaten nach dem Sturz Mursis durch das Militär bei Demonstrationen und Auseinandersetzungen mehr als 2500 Ägypter getötet, über 17.000 verwundet und mehr als 16.000 festgenommen. Darüber hinaus wurden Hunderte bei terroristischen Angriffen getötet. Diese Zahlen überschritten selbst die der in Hinsicht auf Menschenrechtsverletzungen dunkelsten Periode Ägyptens seit dem Militärputsch in Ägypten 1952 und spiegeln eine beispiellose Anwendung von Gewalt in der jüngeren politischen Geschichte Ägyptens wider.[21] Für die sich seit dem dem Sturz Mursis durch das Militär häufenden Angriffe auf Sicherheitskräfte erklärte die militärgestützte Übergangsregierung die mittlerweile von den neuen Machthabern verbotene und zur Terrororganisation erklärte Muslimbruderschaft verantwortlich, obwohl sich immer wieder radikal-islamische Splittergruppen zu den Taten bekannten und die Muslimbrüder die Vorwürfe des Militärregimes zurückwiesen.[20][22]
Die Strafverfolgung von Regimegegnern und Journalisten weitete sich aus und es kam zu einer Welle politisierter und international scharf kritisierter Massenprozesse. Wenige Tage, nachdem in Minya über 500 Regimegegner nach einer kurzen Gerichtssitzung in einem Massenurteil zum Tode verurteilt wurden,[23] verkündete der de facto-Machthaber Sisi Ende März 2014 offiziell seinen Rücktritt als Armeechef, Verteidigungsminister und Vize-Ministerpräsident, um für die anstehenden Präsidentschaftswahlen zu kandidieren.[24][25]
Vorgeschichte
Krisenerscheinungen während der Regierung Beblawi

Während der Regierungszeit des Kabinetts Beblawi eskalierte die Staatskrise in Ägypten. Seit dem Putsch hielten Proteste von Gegnern des Putsches, vor allem Unterstützer des gestürzten Präsidenten, an. Es kam zu blutigen Zusammenstößen und Massentötungen, bei denen weit über tausend Menschen, weitgehend zivile Putschgegner und Mitglieder der Muslimbruderschaft, von den Sicherheitskräften erschossen wurden.[32]
Unter anderem ereigneten sich Massentötungen von Demonstranten durch Sicherheitskräfte am 27. Juli 2013 in der Nasr-Straße in Kairo (nach unabhängigen Quellen 95[33][34] oder 109[35] getötete Demonstranten, 1 getöteter Polizist[33][34]), am 14. August 2013 bei der Zerschlagung der Sit-ins der Muslimbruderschaft am Nahda- und am Rabia-al-Adawija-Platz in Kairo (nach unabhängigen Quellen bis zu oder über 1000[33][34][36][35][37] beziehungsweise 1400[Anmerkung 1] getötete Demonstranten, 9 getötete Polizisten[33][34]), am 16. August 2013 in Kairo (mindestens 120 Tote, 2 getötete Polizisten[33][34]) und am 6. Oktober 2013 bei der Auflösung der Märsche von Dokki und Ramses-Platz zum Tahrir-Platz in Kairo (mindestens 57 getötete Demonstranten[33][34]). Einige der schwerwiegendsten Gewalttaten in Ägypten seit der gewaltsamen Auflösung der zwei Pro-Mursi-Sit-ins am 14. August 2013, die Human Rights Watch „den schwersten Vorfall widerrechtlicher Tötungen in der neueren Geschichte Ägyptens“ genannt hatte, ereigneten sich am 25. Januar 2014, dem dritten Jahrestag des Volksaufstands von 2011,[38][39] als nach unabhängigen Quellen 108 Menschen, vornehmlich Muslimbrüder,[40] getötet wurden.[38] Den Machthabern wurde Straffreiheit bei Verbrechen gegen Mursi-Anhänger vorgeworfen. Nach Rücktritt des Kabinetts Beblawi erging im März 2014 das erste und bisher einzige Gerichtsurteil im Zusammenhang mit den Aufständen in Kairo vom Sommer 2013 und deren Niederschlagung in oft brutalen Einsätzen der Sicherheitskräfte, bei denen mindestens 1400 Menschen teilweise durch systematische Erschießungen getötet worden waren.[41] Es erfolgte als Haftstrafe gegen einen Polizisten, der für schuldig befunden wurde, den Tod von 37 Untersuchungsgefangenen während des Polizeigewahrsams verschuldet zu haben.
Die militärgestützte Übergangsregierung verhängte Mitte August 2013 einen letztendlich dreimonatigen Ausnahmezustand, der Behörden und Einsatzkräften Sonderrechte beim Vorgehen gegen Proteste und Versammlungen verlieh und die Arbeit der Medien im Land bei gleichzeitigen Propagandakampagnen gegen die Muslimbruderschaft erschwerte.[42][43] Der Vizeinterimspräsident Mohammed el-Baradei trat aus Protest gegen die Staatsgewalt zurück und entzog sich einer Verhaftung durch Flucht ins Ausland. Die Pressefreiheit wurde auch nach Ende des Ausnahmzustands durch restriktive Gesetzgebung eingeschränkt, während die militärgestützte Übergangsregierung eine Staatskampagne gegen ausländische Medien führte. Nach unabhängigen Zählungen wurden mehr als 21.000 Menschen - vornehmlich Mursi-Anhänger - verhaftet[44][45][46] die Führungsspitze der Muslimbruderschaft inhaftiert[47] und Tausende Muslimbrüder festgenommen. Sämtliche Organisationen der Muslimbruderschaft wurden verboten, ihr Vermögen konfisziert[48] und die Organisation schließlich von Seiten der Übergangsregierung zur terroristischen Vereinigung erklärt.[49] Noch vor Mitte Januar 2014 erreichte der Todeszoll seit dem Militärputsch nach unabhängigen Zählungen 2665 Menschen.[50] Die US-Regierung, die den Putsch zunächst gerechtfertigt hatte, fror im Oktober 2013 Teile der Militärhilfe an Ägypten vorerst ein.[51][52][53]
Der Übergangsregierung Beblawi wurde vorgeworfen, die nach dem Putsch sprunghaft angestiegenen Terroranschläge[35][37] im Land nicht wirksam begegnet zu haben, für die die militärgestützte Regierung Extremisten mit Verbindungen zu Mursi und dessen Muslimbruderschaft verantwortlich gemacht hatte,[54] obwohl Experten eine Verantwortung der Muslimbruderschaft für Terroranschläge als unwahrscheinlich einschätzten.[55] Der gestürzte Staatspräsident Mursi wurde seit dem Putsch vom 3. Juli bis zu seinem Prozessbeginn am 4. November 2013 an einem nicht bekannt gegebenen Ort festgehalten[56] und zusammen mit weiteren Führungspersonen der Muslimbruderschaft unter Androhung lebenslanger Haft oder Todesstrafe vor Gericht gestellt.[57][58] Bezüglich der Haftbedingungen während der Regierung Beblawi kam es zu schwerwiegenden Beschuldigungen und Foltervorwürfen.
Trotz milliardenschwerer Finanzhilfen aus den Golfstaaten Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten nahm die Wirtschaftskrise Ägyptens während der Regierungszeit des Kabinetts Beblawi überhand.[12][59][6][59] Die durch den Machtkampf zwischen der vom Militär eingesetzten Übergangsregierung und den Muslimbrüdern nach dem Putsch verursachte Verschärfung der politischen Unsicherheit und wachsende Instabilität Ägyptens schlug sich auch in deutlichen Einbußen der für die Wirtschaft des Landes bedeutenden Tourismus-Branche nieder.[57] Massive Streiks erfassten zahlreiche Bereiche Ägyptens.[54][60][61][62]
Am Ende Februar 2014 trat das Kabinett Beblawi überraschend zurück.[6]
Bildung einer neuen Übergangsregierung
Am 25. Februar 2014 ernannte Interimspräsident Mansur Ibrahim Mahlab zum neuen Ministerpräsidenten, der mit der Bildung einer neuen Regierung betraut wurde. Mahlab war in dem Kabinett Beblawi Wohnbauminister. Zudem gilt er als Mubarak-Vertrauter, der vor dem Sturz Mubaraks dem einflussreichen Politischen Komitee der 2011 aufgelösten, damaligen Staatspartei NDP angehört hatte, das von dem Sohn Mubaraks, Gamal Mubarak, geführt wurde[12][13][6][14] und in dem Ruf steht, nebenher Pfründe an Günstlinge des Regimes verteilt zu haben.[15][16] Er war unter Mubarak Mitglied im Oberhaus des ägyptischen Parlamentes.[14] Von Seiten westlicher Medien wurde die Ernennung Mahlabs als Anzeichen für eine Restauration der „alten politischen Garde des gestürzten Diktators Husni Mubarak“ interpretiert.[12]
In seiner ersten Pressekonferenz kurz nach seiner Ernennung als Ministerpräsident kündigte Ibrahim Mahlab an, die Mitglieder seines noch zu bildenden Kabinetts würden „heilige Krieger“ im Dienste der Ägypter sein[63][5] und nannte die Stabilisierung der Sicherheitslage als vorrangigste Aufgabe: „Wir werden zusammen daran arbeiten, die Sicherheit in Ägypten wieder vollständig herzustellen und den Terror in allen Ecken des Landes zu vernichten“,[12][64][63] so Mahlab am 25. Februar, „Sicherheit und Stabilität im ganzen Land und die Zerschlagung des Terrorismus werden den Weg für Investitionen freimachen“.[64][65]
Der designierte Regierungschef Mahlab setzte daraufhin für die Bildung einer neuen militärgestützten Übergangsregierung nach dem Rücktritt von Interimsministerpräsident Hasem al-Beblawi wieder vorwiegend auf zurückgetretene Minister. Wiederernannt wurden für seine Regierung, die sechste seit dem Sturz von Präsident Mubarak im Februar 2011, unter anderem Innenminister Mohammed Ibrahim, Planungsminister Aschraf al-Arabi, der für Öl zuständige Minister Scherif Ismail sowie Armeechef Abd al-Fattah as-Sisi als Verteidigungsminister, der das Regierungsamt jedoch vor einer offiziellen Einreichung seiner Präsidentschaftskandidatur wieder niederlegen müsste.[66]
Militärgestützte Übergangsregierung - Kabinett Mahlab
Auch unter der militärgestützten Übergangsregierung des Kabinetts Mahlab und kurz vor den Präsidentschaftswahlen dauerten die Unruhen in Ägypten an.[20] Seit dem Sturz des gewählten Präsidenten Mursi durch das Militär Anfang Juli 2013 häuften sich Angriffe auf Sicherheitskräfte, für die die militärgestützte Übergangsregierung die mittlerweile von den neuen Machthabern verbotene Muslimbruderschaft verantwortlich machte, obwohl sich immer wieder radikal-islamische Splittergruppen zu den Taten bekannten und die Muslimbrüder die Vorwürfe des Militärregimes zurückwiesen.[20][22] Vor der für Ende Mai angesetzten ersten Runde der Präsidentschaftswahlen , als dessen aussichtsreichster Kandidat der bisherige Putschführer und Militärchef Sisi galt, der bereits als Armeechef und Verteidigungsminister de facto die Macht in Ägypten hatte, deonstrierte die vom Militärregime verbotene Muslimbruderschaft regelmäßig gegen eine „Republik der Angst“ unter Sisi.[67]
Vereidigung und Zusammensetzung des Kabinetts Mahlab
Am 1. März 2014 wurde das Kabinett der neuen militärgestützte Übergangsregierung offiziell vereidigt.[68][69][14] Bei der Kabinettsumbildung wurden zwölf der Ministerien durch Zusammenlegung auf sechs reduziert.[68] Das somit 31 Minister umfassende neue Kabinett von Ministerpräsident Ibrahim Mahlab setzte sich mit 20 Ressortleitern überwiegend aus Ministern der vorherigen Übergangsregierung unter Leitung von Hasem al-Beblawi zusammen[69] und blieb damit nahezu unverändert.[15]
Die Besetzung der Schlüsselministerien blieb weitgehend unangetastet.[14] Bei den aus der Übergangsregierung ausgeschiedenen Ministern handelte es sich insbesondere um liberale und linksgerichtete Persönlichkeiten, die nach dem Militärputsch gegen die Regierung unter Mohammed Mursi im Juli 2013 durch das Militär in Beblawis Regierung aufgenommen wurden, um diese auf eine breitere Basis zu stellen.[15][16][17][18] Die neu hinzugekommenen Minister des Kabinetts Mahlab rekrutierten sich dagegen eher aus der Geschäftselite aus der Zeit des 2011 gestürzten Langzeitherrschers Husni Mubarak.[15][16]
Der neue Regierungschef Mahlab selbst gehörte ebenso wie zahlreiche weitere Persönlichkeiten in der neuen Regierung der ägyptischen Geschäftselite an.[14] Dem zu den Gefolgsleuten Mubaraks gezählten Mahlab mußte dessen Vorgänger Beblawi von der sozialdemokratischen Partei weichen, was als Einengung des Machtzirkels gedeutet wurde.[17][18]
Insgesamt wurde die neue Regierung als mehr denn je aus alten, Mubarak nahestehenden Kräften zusammengesetzt angesehen.[14] Viele der lagerübergreifend hoch angesehenen Persönlichkeiten wurden nicht in das neue Kabinett übernommen, wie der vormalige Forschungsminister Hossam Eissa,[14][68] der die Funktion des Vize-Premierministers eingenommen hatte, oder wie der Arbeitsminister Kamal Abu-Eita und der Finanzminister Ahmed Galal.[68] Der frühere Vize-Premierminister Ziad Bahaa Al-Din schieden ebenfalls aus der Exekutive aus. Auch alle Minister der Nationalen Heilsfront (NSF), eines Bündnisses liberaler und sozialistischer Parteien, wurden bis auf eine Ausnahme aus der Regierung entfernt.[14]
Auch der als mächtig geltende Armeechef Sisi behielt sein Amt als Verteidigungsminister im neuen Kabinett. Lediglich elf Minister wurden neu bestimmt.[69][69][15][14] Beobachter hatten den Rücktritt der Regierung zuvor unter anderem mit Ambitionen Sisis für eine Kandidatur bei der anstehenden Präsidentschaftswahl in Verbindung gebracht,[14] für die er sein Regierungsamt als Verteidigungsminister und seine militärischen Funktionen ablegen müsste.[14][15] Demgegenüber mehrten sich auch Spekulationen, Sisi habe sich gegen eine Präsidentschaftskandidatur entschieden und strebe an, seine Position innerhalb der Militärhierarchie zu festigen.[14] In der vorangegangenen Woche hatte Übergangspräsident Mansur ein Dekret verabschiedet, das dem Verteidigungsminister mehr Einfluss einräumte, indem der Verteidigungsminister fortan dem Obersten Militärrat (SCAF) als der mächtigsten Institution in Ägypten vorsitzt, während dem Staatspräsidenten, der zuvor per Gesetz auch Vorsitzender des Obersten Militärrates war, nur noch die Ernennung führender Posten der einzelnen Armeeeinheiten obliegt.[14]
Im Amt blieb zudem der von Menschenrechtlern heftig kritisierte Innenminister Mohammed Ibrahim, der in seinem Amt für die anhaltende Polizeigewalt bei Einsätzen der Sicherheitskräfte verantwortlich ist, bei denen seit dem Sturz Mursis bei Protesten von Islamisten und anderen Regierungsgegnern mindestens 1400 Demonstranten getötet wurden.[15][16][14] Er gilt zudem als treibende Kraft hinter dem Sturz von Mohammed Mursi durch das Militär.[14]
Minister im Kabinett Mahlab, die ihr Amt aus dem Kabinett Beblawi beibehielten[68] |
Minister im Kabinett Mahlab, die neu ernannt wurden[68] |
---|---|
Abd al-Fattah as-Sisi (Verteidigung) | Nayer Abdel-Moneim Othman (Justiz) |
Mohammed Ibrahim (Inneres) | Ibrahim Younis (Militärproduktion) |
Hisham Zaazou (Tourismus) | Adel El-Adawi (Gesundheit) |
Ibrahim El-Demeiri (Verkehr) | Mostafa Madbouli (Wohnungsbau) |
Atef Helmy (Kommunikation) | Wael El-Degwi (Bildung und Forschung) |
Adel Labib (Regionale und Verwaltungsentwicklung) | Nahed El-Ashri (Arbeit) |
Ayman Abu Hadid (Landwirtschaft) | Khaled Hanafy (Versorgung und Binnenhandel) |
Mohamed Ibrahim (Altertümer) | Mohamed Shaker (Elektrizität) |
Amin El-Mahdi (Übergangsjustiz, Nationale Aussöhnung und Parlamentsangelegenheiten) | Hani Qadri Demian (Finanzen) |
Mounir Fakhry Abdel-Nour (Industrie, Außenhandel und Investitionen) | Ghada Wali (Soziale Solidarität) |
Mohamed Saber Arab (Kultur) | Mohamed Hossam Kamal (Luftfahrt) |
Ashraf El-Arabi (Planung und Internationale Zusammenarbeit) | |
Nabil Fahmy (Auswärtiges) | |
Doreya Sharaf El-Din (Information) | |
Laila Iskandar (Umwelt) | |
Sherif Ismail (Erdöl) | |
Mokhtar Gomaa (Religiöse Stiftungen) | |
Mahmoud Abou El-Nasr (Erziehung) | |
Mohamed Abdel-Muttalib (Bewässerung und Wasservorräte) | |
Khaled Abdel-Aziz (Sport und Jugend) |
Reaktionen
International
- Der Regierungswechsel wurde international als Rochade mit Ziel einer Kandidatur Sisis gewertet, der dann dennoch zunächst wiederum das Verteidigungsministerium übernahm.[19] Viele Kritiker behaupteten, in Ägypten finde eine Konterrevolution unter Führung des Militärchefs Sisi statt.[17][18]
Ägypten
- Die Verfassungspartei Hala Shukrallahs kritisierte den Ausschluss der NSF aus der Regierung scharf. Wie weitere liberale und linksgerichtete Parteien forderte sie die Absetzung von Innenminister Mohammed Ibrahim.[14]
- Aus den Reihen der Revolutionären Sozialisten (arabisch: الاشتراكيون الثوريون) wurde behauptet, die Regierungsumbildung sei eine Reaktion der Militärs auf die anhaltende Streikwelle im Land und eröffne den regierenden Generälen eine Möglichkeit, sich zu liberal auftretender Regierungsmitglieder zu entledigen. Gewerkschaftsnahe Kreise griffen die neue Arbeitsministerin Nahed Al-Ashri für ihre Nähe zur Unternehmerseite an. Sie war bereits unter Mubarak im Ministerium beschäftigt und hatte als Vermittlerin bei Arbeitskämpfen fungiert. Sie ersetzte in der neuen Regierung den sozialistische Arbeitsminister Kamal Abu Eita, der als eine von der Regierung kooptierte Galionsfigur der unabhängigen Gewerkschaften gilt.[14]
- Farid Zahran, der stellvertretende Vorsitzende der Ägyptischen Sozialdemokratischen Partei, sah Anfang März als Grund für den Austausch der Übergangsregierung an, dass somit all diejenigen Minister entfernt worden seien, „die den neuen demokratischen Kräften angehören“. Mit dem Ausschluss dieser Minister sei die Wiederherstellung des Regimes des 2011 gestürzten Präsidenten Husni Mubarak gezielt vorangetrieben worden. Er kritisierte, „die Seilschaften“ des alten Mubarak-Regimes hätten den „kleinen Einfluss“ der seit dem Sturz Mursis durch das Militär „ohnehin kaum an Entscheidungen beteiligten“ demokratischen Kräfte nach dem Putsch „vom ersten Tag an“ bekämpft. Es habe nach dem Putsch eine kontinuierliche konterrevolutionäre Entwicklung durch die Etablierung eines Regimes in Gestalt von Militär, Sicherheitsapparat, Mubarak-nahen Oligarchen und anderen Unterstützern stattgefunden. Zahran sagte weiter zur Kabinettsumbildung: „Das Regime denkt, dass es jetzt, nachdem es die Moslembrüder erledigt hat, gegen alle anderen Widersacher vorgehen kann. Es braucht keine demokratischen Kräfte oder irgendein breites Bündnis. Die Kabinettsumbildung ist nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zurück zur Tyrannei.“ Wenn die seit dem Volksaufstand von 2011 politisch aktive Bevölkerung aktiv bleibe, werde sich das Regime unter Sisi jedoch nicht durchsetzen, so Zahran: „Wenn die Leute aktiv bleiben, dann wird die Rückkehr der Tyrannei scheitern.“[17][18]
- Der Parteichef der Partei Starkes Ägypten, Abdel Moneim Abul Futuh, der zu den Unterstützern der Proteste gegen Präsident Mursi gezählt hatte, dessen Parteigenossen jedoch Haftstrafen erhalten hatten, als sie auf Plakaten dazu aufriefen, beim Verfassungsreferendum gegen die Verfassung zu stimmen, beschrieb nach der Kabinettsumbildung das Klima in Ägypten unter Sisi als von staatlicher Repression angstgeprägt: „Es herrscht Angst. Die Ägypter haben Angst davor, ihre Meinung zu sagen. Sie befürchten, dass man ihre Häuser stürmt und sie inhaftiert.“ Er glaube nicht, dass ein gleichgeschaltetes System die Misere Ägyptens beseitigen könne. Er befürchte weitere Aufstände, die einem geordneten Übergang Ägyptens entgegenstehen könnten. Die „Wut des Volkes“ werde anwachsen und es werde „eine neue Revolution gegen die Unterdrückung geben.“[17][18]
- Rifai Nasrallah, der Gründer der populärsten Werbekampagne für Sisi, Kammel Gamilak (deutsch: „Erfülle deine Mission!“), die für die Präsidentschaft Sisis warb und für die Nasrallah nach eigener Angabe 24 Millionen Unterschriften gesammelt haben wollte, sprach sich auch nach der Kabinettsumbildung, in der Sisi seinen Posten als Verteidigungsminister beibehielt, für eine Führung Ägyptens durch Sisi aus: „Feldmarschall al-Sisi hat eine Atmosphäre der Liebe im Land geschaffen. Er opfert sich für das Volk. Er ist ein Geheimdienstmann, der sah, wohin das Land mit Mursi geht. Ihm trauen die Leute zu, dass er Ägypten führen kann.“[17][18]
Einzelstimmen
- Emad El-Din Shahin, Professor für Öffentliche Ordnung an der American University in Cairo und Chefredakteur der The Oxford Encyclopedia of Islam and Politics, mahnte im Guardian angesichts des von Mahlab angekündigten „Kabinetts der Krieger“, die ägyptische Krise mit „Brutalität, Folter, Vergewaltigung“, werde fortbestehen, wenn die Militärherrschaft nicht beendet werde. Das neue Kabinett Mahlabs bestätige, „dass das Land unter einem korrupten und autoritären Staat auseinanderfalle“. Das Land benötige nun internationale Hilfe. Während nach Angaben von Menschenrechtsgruppen seit dem Militärputsch im Juli 2013 mindestens 3000 Menschen getötet, 16.000 verletzt und 22.000 inhaftiert worden seien, einschließlich Dutzender Journalisten, so El-Din Shahin, habe das „brutale“ Vorgehen nicht sein Ziel erreicht, eine wachsende Welle der Proteste zu beenden. Hunderttausende Ägypter ziehe es allwöchentlich auf die Straße und neue Proteste, die von jungen Menschen geführt würden, hätten sich nach der Wiedererrichtung des Polizeistaates seit dem Putsch von Juli 2013 intensiviert und forderten die Wiederherstellung der Demokratie. „Polizeibrutalität, Masseninhaftierungen, Folter und Vergewaltigung“ seien alltäglich geworden und provozierten Gegengewalt. Wütende Dissidenten hätten mehrere Polizeifahrzeuge in Brand gesteckt und ein Dutzend Polizeibeamte getötet. Die Umbildung des Kabinetts Beblawie in das Kabinett Mahlab zeige einen Verschiebung der Anti-Muslimbruderschaft-Allianz an, bei dem das neue Kabinett für die Nähe zum ehemaligen Mubarak-Regime und die Unterstützung der erwarteten Präsidentschaftskandidatur Sisis stehe. Eine Präsidentschaft Sisis werde jedoch kaum die Chance für eine Zunahme der Stabilität für Ägypten bieten, da der Zerfall der Sicherheit unvermindert anhalte, die Wirtschaft außer Kontrolle gerate und die Infrastruktur des Landes verfalle. Energieengpässe, Stromausfälle und rapide steigende Lebensmittelpreise hätten trotz großzügiger „Almosen“ von Saudi Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait ein seit Jahren nicht erreichtes Ausmaß angenommen.[5][5]
Verschiebung der Anti-Muslimbruderschaft-Allianz
Die neue Regierungsbildung mit dem Kabinett Mahlab zeigt nach Ansicht von Beobachtern eine Verschiebung der in Ägypten herrschenden Allianz an von einer „säkularen Anti-Muslimbruderschaft-Opposition“, die die Rückendeckung für den Militärputsch geboten habe, hin zu „Verbündeten des Mubarak-Regimes, seinen Geschäftskumpanen und Oligarchen, die gebraucht werden, um die erwartete Präsidentschaftskandidatur Sisis zu unterstützten“ (Emad El-Din Shahin).[5]
Laut H.A. Hellyer vom Royal United Services Institute, einem britischen Think-Tank für Verteidigungs- und Sicherheitsstudien, hatten liberal-säkulare Anti-Mursi-Aktivisten das Militär für den Putsch gegen Mursi von 2013 zwar unterstützt. Doch sei für sie zu diesem Zeitpunkt angesichts der komplexen staatlichen Struktur Ägyptens nicht sicher voraussagbar gewesen, ob sie damit auch das scharfe Vorgehen des Innenministeriums und die Wiedererrichtung des Polizeistaat seit dem Putsch vom Juli 2013 gefördert hätten, da Innenministerium und Militär zwar häufig gleichlaufende, aber nicht notwendigerweise die gleichen Interessen besaßen. Bereits Ende 2013 war dann das Vorgehen des Regimes gegen säkulare Aktivisten in Kreisen der 2011-Revolutionäre jedoch als deutliches Anzeichen für eine Verschiebung des Machtschwerpunkts in Richtung des tief im Staat verwurzelten Sicherheitsapparats verstanden worden.[70] Ahmed al-Hawary, Sprecher der säkular-liberalen Nationalen Heilsfront sowie Mitglied der Dustour-Partei und Mitgestalter der in Opposition zu Mohammed Mursi gegründeten, sogenannten Koalition des 30. Juni (oder „Front des 30. Juni“),[71][70] hatte die Koalition zwischen pro-demokratischen Säkularisten und dem Militär bereist Ende November 2013 als „extrem zerbrechliche Allianz“ bezeichnet.[70]
Anstehende Präsidentschaftswahlen
Verlegung der Präsidentschaftswahl vor die Parlamentswahl
Am 26. Januar 2014, also nach dem Rücktritt des Kabinetts Beblawi und noch vor Vereidigung des Kabinetts Mahlab, hatte Interimspräsident Adli Mansur ohne Terminangabe bekanntgegeben, dass die Präsidentschaftswahl entgegen des Zeitplans, der nach dem Militärputsch von Militärchef Sisi als sogenannte politische „Roadmap“ verkündet worden war, vor die Parlamentswahl vorgezogen wird.[40][62][72] Die Mitte Januar per Referendum angenommene neue Verfassung der militärgestützten Übergangsregierung hatte es dem Interimspräsidenten Mansur in die Hand gelegt, die Reihenfolge der Neuwahlen zu bestimmen.[73][72]
Beobachter werteten die Vorverlegung der Präsidentschaftswahl vor die Parlamentswahl durch die militärgestützte Übergangsregierung als nicht lediglich technische Terminänderung, sondern wiesen darauf hin, dass die veränderte Abfolge der Wahlen dazu geeignet sei, die Macht von Militärchef Sisi zu festigen[40] und den politischen Zielen des sogenannten „Arabischen Frühlings“ entgegenzuwirken.[73] Die sogenannte Demokratiebewegung hatte zuvor darauf gedrungen, dass die Parlamentswahl vor der Präsidentschaftswahl abgehalten wird, um somit die Stellung des Parlaments gegenüber dem in der Präsidentschaftswahl zu bestimmenden Staatsoberhaupt zu stärken. Auf diese Weise sollte verhindert werden, dass der Präsident noch vor der Parlamentswahl per Dekret wichtige Gesetze erlässt oder Einfluss auf den Ausgang der Parlamentswahlwahl nimmt.[74]
Unterstützer des während des Militärputsches gestürzten Präsidenten Mursi lehnten beide Kandidaten ab.[9]
Wahlgesetz und Wahltermin
Während der Übergangsregierungszeit des Kabinetts Beblawi waren keine Termine für die Abhaltung von Wahlen verkündet worden.[62] Am 26. Januar verkündete Interimspräsident Mansur neben der Vorverlegung der Präsidentschaftswahlen vor die Parlamentswahlen, er werde die Wahlkommission anweisen, die Wahlen vorzubereiten und alles weitere in die Wege zu leiten.[75][72]
Die Mitte Januar 2014 per Referendum angenommenen neuen Verfassung legte fest, dass die erste Wahl drei Monate nach Inkrafttreten der Verfassung stattfinden muss und und die zweite Wahl nicht später als sechs Monate nach der ersten Wahl.[74][72] Verfassungsgemäß war demnach die Abhaltung der Wahl des Staatspräsidenten auf spätestens Mitte[75][72] oder Ende April 2014 festgelegt.[76]
Nach mehrwöchiger Verzögerung erließ Mansur am 8. März 2014 ein Gesetz für die Präsidentschaftswahl und ließ verkünden, die Wahlkommission könne damit die nötigen Schritte einleiten, um die Wahl abzuhalten.[76][77] Der von den Bestimmungen der neuen Verfassung für die Präsidentschaftswahl festgelegte Termin für April 2014 wurde durch die erhebliche Verzögerung bei der Schaffung des Wahlgesetzes fraglich.[76] Als Grund für die Verzögerung galten starke Meinungsunterschiede in der mit der Formulierung des Wahlgesetzes betraten Juristenkommission. Unter anderem wurde die Frage heftig diskutiert, ob die Beschlüsse der Wahlkommission anfechtbar sein sollten.[76] Die von Mansur erlassene und zum Gesetz gewordene Version besagte, dass die Entscheide der Wahlkommission rechtlich unanfechtbar sein werden.[76][77] Auch waren demnach gerichtliche Einspruchsmöglichkeiten gegen das Wahlergebnis nicht zulässig. Der Gesetzeserlass ermöglichte es der Wahlkommission, einen Termin für die Präsidentschaftswahl festzusetzen.[78] Medienberichte kritisierten, dass während die Übergangsregierung mit dem Wahlgesetz den Weg für Präsidentschaftswahlen freimachte, der Präsidentschaftsfavorit, Armeechef Sisi, eine Wiederherstellung des Mubarak-Staates vorantreibe und Kritiker bereits eine neue Revolution fürchteten.[17]
Das Wahlgesetz verlangt unter anderem, dass für eine Teilnahme an der Prädisentschaftskandidatur die Vorlage von insgesamt 25.000 beglaubigten Unterschriften von Unterstützern vorgelegt werden muss, von den mindestens jeweils 1000 Unterschriften aus 15 der insgesamt 27 Provinzen stammen müssen.[79]
Mitte März 2014 verkündete Interimspräsident Mansur in einem Interview mit der staatsnahen Zeitung al-Ahram: „In zweieinhalb Monaten wird Ägypten einen neuen Präsident haben.“[80] Die Verlegung der ursprünglich für vor dem 17. April geplanten Präsidentschaftswahlen wurde im März auf den Zeitraum vor dem 17. Juli eingeengt.[81][82] Eine offizielle Erklärung für diese Verschiebung wurde nicht gegeben. Mit Übergangspräsident Adli Mansur stand somit offiziell weiterhin kein gewählter Mann, sondern eine vom Militär eingesetzte Figur an der Spitze Ägyptens.[81] Die Präsidentschaftswahl woll Ende Mai stattfinden.[83]
Am 30. März 2014 vermeldete die Wahlkommission als Termin der ersten Runde der Präsidentschaftswahl den 26. und 27. Mai 2014. Die formale Anmeldung der Kandidaten wurde auf den Zeitraum vom 31. März bis zum 20. April festgelegt.[84] Der dreiwöchige Wahlkampf sollte am 2. Mai mit der offiziellen Präsentation der Kandidatenliste durch die Wahlkommission[8][85][86] und offiziell am 3. Mai beginnen.[10][84] Die Ergebnisse der ersten Wahlrunde sollten spätestens am 5. Juni bekanntgegeben werden.[7] Für den Fall einer Stichwahl folge am 16. und 17. Juni eine mögliche zweite Wahlrunde.[7][84] Deren Ergebnisse beziehungsweise das Endergebnis wiederum solle bis zum 26. Juni feststehen.[7][84] Die Parlamentswahlen sollen zu einem späteren Termin folgen und den, so die offizielle Lesart, „demokratischen Übergang“ abzuschliessen.[7]
Präsidentschaftskandidatur Sisis und Sabahis
Mit Ausnahme des vom Militär gestürzten, ersten demokratisch gewählten Präsidenten Ägyptens, Mohammed Mursi, kamen Ägyptens Staatschefs seit dem Militärputsch gegen die Monarchie im Jahr 1952 aus den Reihen des Militärs oder wurden von ihm installiert.[7]
Die Beteuerung des Putschistenführers Abd al-Fattah as-Sisi, nachdem er Mursi am 3. Juli 2013 stürzte, „Ich habe keine Ambitionen auf die Präsidentschaft“, stieß bei vielen Beobachtern von Anfang an auf Zweifel.[1] Lange vor der offiziellen Ankündigung der Präsidentschaftsbewerbung Sisis am 26. März 2014 war diese bereits erwartet worden, nachdem Sisi mehrfach seine Bereitschaft dazu signalisiert hatte.[2] Der Militärchef, der unter Mubarak zum Leiter des Militärgeheimdienstes geworden war,[87] galt als klarer Favorit bei den noch nicht genau zeitlich bestimmten Wahlen. Sisi hatte im Juli 2013 den ersten frei gewählten Präsidenten des Landes, Mohammed Mursi, gestürzt. Auch bei der anschließenden Installierung einer Übergangsregierung und der Verfolgung von Mursi-Anhängern spielte er eine entscheidende Rolle und gilt als treibende Kraft des Militärputsches.[2]
Sisi war bereits seit dem Sturz des Präsidenten Mursi im Sommer 2013 der inoffizielle oder „heimliche Machthaber“[7][8][9] und wurde zum Zeitpunkt der Kandidatur als der ´„eigentliche starke Mann“ Ägyptens angesehen.[10] Als wichtiger Test für ihn galt das Referendum über die überarbeitete Verfassung im Januar 2014, bei dem die Verfassung mit enorm hoher Mehrheit, allerdings bei einer Wahlbeteiligung von lediglich 39 Prozent der Wahlberechtigten, angenommen wurde.[7]
Während sich bei der Präsidentschaftswahl um die Nachfolge des gestürzten Husni Mubarak 2012 noch 23 Bewerber beworben und die Wahlkommission 13 dieser Bewerber als Kandidaten aller politischen Richtungen zur Wahl zugelassen hatte,[88] trat 2014 gegen Sisi lediglich der linksgerichtete Politiker Hamdin Sabahi an, der bei den Präsidentschaftswahlen 2012 den dritten Platz belegt hatte, dem aber 2014 gegen den eindeutigen Favoriten Sisi keine reellen Chancen eingeräumt wurden.[10][8][85] Beobachter werteten die geringe Zahl der Kandidaten bei der Wahl von 2014 als weiteres Zeichen zunehmender Demokratiedefizite in Ägypten,[8] Eine Präsidentschaft Sisis wurde als gleichbedeutend mit einer Rückkehr zu alten Zeiten in Ägypten gewertet, in der das Militär starken Einfluss hatte.[10][89] zumal die Justiz nach dem Sturz Mursis durch den Militärchef Sisi massiv gegen die Muslimbruderschaft und auch gegen andere Dissidenten vorgegangen war und sich gleichzeitig ein regelrechter Personenkult um Sisi entwickelt hatte, der in staatlichen und privaten Medien als Retter der Nation gefeiert wurde.[85]
Spekulationen und widersprüchliche Angaben über Sisis Kandidatur im Vorfeld
Bereits kurz nach dem Rücktritt des Kabinetts Beblawi hatten einige Medien Ende Januar 2014 berichtet, Sisi werde als Präsidentschaftskandidat antreten.[90][91][92][93] Nachdem Medienangaben von Anfang Februar 2014, Armeechef Sisi habe seine Absicht zur Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen erklärt,[94][95] vom Militär am 6. Februar dementiert worden waren und dies für Verwirrung gesorgt hatte,[96][97][14] erklärte Sisi am 4. März, er werde für das Amt des Staatspräsidenten kandidieren.[98][99] Dennoch blieb nach Medienberichten weiterhin unklar, ob der seit dem Sturz Mursis durch das Militär de facto als Machthaber in Ägypten agierende Militärchef Sisi kandidieren werde. Medien berichteten weiterhin, Sisi habe sich selbst dazu nicht geäußert.[82][81] Doch wurde ein Austausch mehrerer Generäle Mitte März in Medien als Maßnahme Sisis gedeutet, vor seinem gemutmaßten Ausscheiden aus dem Militär zum Zwecke einer Präsidentschaftskandidatur ihm loyale Befehlshaber in den Schlüsselpositionen der Streitkräfte zu installieren.[82]
Die Spekulationen um Sisi Kandidatur hatten sich intensiviert, nachdem der Oberste Militärrat (SCAF) im Januar eine Stellungnahme herausgegeben hatte, die Sisi ermächtigte, als Kandidat für die Präsidentschaftswahl anzutreten.[100]
Nachdem Sisi die Öffentlichkeit monatelang im Ungewissen gelassen hatte,[101] bestätigte er die monatelangen Spekulationen um seine Präsidentschaftsaspirationen schließlich am 26. März mit einer Ansprache im staatlichen Fernsehen.[100]
Offizielle Ankündigung von Sisis Kandidatur
Am Abend des 26. März 2014 verkündete Sisi in einer vorab aufgezeichneten Ansprache im staatlichen Fernsehen seine Kandidatur bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen für das der Verfassung nach nur Zivilisten erlaubte Amt des Staatsoberhaupts und erklärte, dafür aus dem aktiven Armeedienst auszuscheiden, seinen Posten als Armeechef niederzulegen und als Verteidigungsminister und Vize-Ministerpräsident zurückzutreten.[24][102][103][104]
Sisi schränkte er in seiner TV-Rede die Hoffnungen in seine Person ein und sagte, er werde als Präsident „keine Wunder“ bewirken können, aber alles tun, um dem Land Sicherheit, Stabilität und Hoffnung zu bringen.[102][2] Er sagte: „Ich gebe die Uniform auf, um die Nation zu verteidigen.“ Das Land werde von Terroristen bedroht und stehe vor „einer sehr schweren Aufgabe“.[2] Er kündigte an, seinen Kampf „für ein Ägypten ohne Terrorismus“ fortzusetzen. Die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Probleme des Landes müssten mit „Kraft und Mut“ angegangen werden.[24]
Inländische Reaktionen und Standpunkte
- Die Muslimbruderschaft und mit ihr verbundene Gruppen in Ägypten lehnten eine Präsidentschaft Sisis strikt ab und sahen weiterhin den vom Militär unter Sisi gestürzten Präsidenten Mursi als legitimes Staatsoberhaupt Ägyptens an.[105] Die Muslimbruderschaft äußerte scharfe Kritik an der Kandidatur Sisis.[24] Das Führungsmitglied Ibrahim Munir sagte, unter Sisi werde es in Ägypten „keine Stabilität oder Sicherheit“ geben.[24][87] Mit Blick auf die hunderten Toten, die beim harten Vorgehen der Sicherheitskräfte seit dem Sturz Mursis getötet wurden, sagte Munir: „Er führte einen Putsch, um Präsident zu werden. Er ist ein Mann, der täglich seit dem Putsch getötet hat“.[24]
- Mehrere Gruppen der sogenannten „revolutionäre Jugend“ hatten bereits bei der Abstimmung zum Verfassungsentwurf im Januar 2014, für den sich Sisi öffentlich stark machte, die Zustimmung versagt.[106]
- Die Jugendbewegung des 6.April hatte sich am 5. März deutlich von Sisi distanziert.[106][107] Sie erklärte ihre Gegnerschaft zur Kandidatur Sisis und argumentierte, diese würde lediglich einer Vertiefung der Spaltung Ägyptens dienen.[105]
- Mit der Ankündigung seiner Präsidentschaftskandidatur löste Sisi landesweite Proteste aus, bei denen am 28. März nach offiziellen Angaben mindestens fünf Menschen ums Leben kamen,[87][108] nachdem schon am 26. März nach der offiziellen Kandidatur Sisis bei gewaltsamen Zusammenstöße mindestens ein Mensch getötet wurde.[87] Die Muslimbrüder hatten mit dem Appell „An den Händen Sisis klebt Blut“ zu Massenprotesten aufgerufen.[87] In mehreren Städten Ägyptens kam es am 28. März zu Protestkundgebungen gegen die Kandidatur des bisherigen Armeechefs Sisi. Dabei kam es teils zu gewalttätigen Zusammenstößen, bei denen nach offiziellen Angaben vier Menschen ums Leben kamen.[109]
- Die Tageszeitung Al-Shorouk meldete, die Familie des 1981 ermordeten Präsidenten Anwar as-Sadat habe für die Kandidatur des Feldmarschalls Sisi ihre Unterschriften gegeben, von denen jeder Bewerber um die Kandidatur 25.000 vorlegen musste.[110][79]
Internationale Reaktionen und Standpunkte
Beobachter bezweifelten nach Bekanntgabe der Wahltermine, dass in Ägypten die Bedingungen für freie und faire Wahlen gewährleistet sind.[111]
- Afrikanische Union - Die Charta der Afrikanischen Union (AU) verbietet eine Präsidentschaft Sisis. Nach Artikel 25, Absatz 4 der Charta darf Tätern, die einen verfassunsgwidrigen Wechsel der Regierung durchführten, nicht die Teilnahme an zur Wiederherstellung der demokratischen Ordnung stattfindenden Wahlen gestattet werden, noch dürfen sie eine verantwortungsvolle Position in politischen Institutionen ihres Staates einnehmen. Ägypten war bereits im Juli 2013 von der Mitgliedschaft zur AU wegen des Militärputsches im Sommer 2013 suspendiert worden.[112] Die AU hatte die Suspension nochmals im Januar 2014 bekräftigt.[113]

- Am 10. April 2014 erklärten die sich zu einem Besuch in Kairo aufhaltende EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton und der ägyptische Interims-Außenminister Nabil Fahmi, dass sich die Europäische Union und Ägypten auf ein Grundsatzabkommen für die Beobachtung der Präsidentschaftswahl am 26. und 27. Mai geeignet haben. Damit beabsichtigte die EU, erstmals Beobachter zu einer Wahl in Ägypten zu entsenden. Die EU-Mission werde sich „auf Einladung der ägyptischen Regierung“ im Land aufhalten.[114][115] Weiter hieß es in der gemeinsamen Erklärung der Diplomaten, beide Seiten würden erwartet, dass die Wahlen „transparent und glaubwürdig“ ablaufen würden. Die konkrete Ausgestaltung der Beobachtermission werde in Kürze festgelegt.[115] Die Beobachter müssten sich, so die gemeinsame Erklärung weiterhin, „ungehindert im ganzen Land bewegen können“ und Zugang zu allen wichtigen Gesprächspartnern erhalten.[115][116]
- Zum Zeitpunkt von Ashtons Besuch in Kairo galt der bisherige Armeechef und Verteidigungsminister Sisi als einzig ernstzunehmender Präsidentschaftskandidat.[115][116]
Einzelstimmen
- Maha Azzam, Ägyptenexpertin des britischen Forschungsinstituts Chatham House, rechnete mit keinen tatsächlich demokratisch durchgeführten Wahlen: „Es gibt keine wirkliche Opposition. Die Anführer der Muslimbruderschaft sind im Gefängnis. Die Medien sind gleichgeschaltet, sowohl die staatlichen als auch die privaten unterstützen Al-Sisi.“ Bereits das Ergebnis des Verfassungsreferendum von Ende Januar 2014 mit einem offiziellem Endergebnis von 98 Prozent der Stimmen für die Verfassung ordnete sie unter die „typischen Ergebnisse aus Diktaturen“ ein. In Hinblick auf die zukünftige Stabilität Ägyptens unter Sisi sei sie skeptisch: „Es gibt keine Garantie, dass das Militär für Stabilität in Ägypten sorgen kann. In den vergangenen neun Monaten haben wir eher einen Mangel an Stabilität gesehen.“ Die militärgestützte Übergangsregierung habe nicht bewiesen, dass ein „starker Mann“ die Situation im Land kontrollieren kann. Die Sicherheitslage sei kritisch und die wirtschaftliche Situation mit einer hohen Inflation schlecht. Gleichzeitig wachse auch der Unmut über die Menschenrechtsverletzungen von Militär und Polizei. Angesichts von Tausenden Toten und politischen Gefangenen schätzte Azzam das Regime unter Sisi als „schlimmer“ ein als unter Mubarak: „Was wir bisher von Al-Sisi gesehen haben, ist schlimmer als alles, was wir unter dem Mubarak-Regime erlebt haben.“[1]
- Andrew Hammond, Nahost-Experte des European Council on Foreign Relations, betonte, es gebe durchaus nicht nur Anhänger Sisis in der Bevölkerung: „Al-Sisi hat nicht diese große Popularität, wie es immer dargestellt wird, das ist eine Manipulation der ägyptischen Medien.“ Nach seiner Einschätzung sei ein Sieg Sisis in tatsächlich freien Wahlen keineswegs sicher. Sisi verfüge über keine politische Vision, letztlich sei Sisi ein Wiedergänger Mubaraks: „Er hat niemals wirklich gesagt, wofür er steht, außer für Ordnung und ein hartes Vorgehen gegen die Muslimbrüder. Ich denke, es läuft auf eine Rückkehr zur Politik des 2011 gestürzten Diktators Husni Mubarak hinaus. Das bedeutet eine neoliberale Vision für Ägypten, gekoppelt mit einer faschistoiden Vorgehensweise in der Sicherheitspolitik.“[1]
Diskussionen zu weiteren möglichen Kandidaten
- Als Anzeichen dafür, dass Sisi innerhalb der Armee nicht unumstritten sei, wurde im März 2014 eine Kampagne gedeutet, mit der der frühere Generalstabschef Sami Enan sich selbst als möglichen Präsidentschaftskandidaten ins Spiel brachte, indem bereits monatelang Poster verbreitet wurden, die ihn in Zivil und mit dem Schriftzug „Präsident 2014“ zeigten. Enan war im August 2012 vom damaligen Präsidenten Muhammad Mursi in den Ruhestand geschickt worden und genoss bei vielen Ägyptern Beliebtheit, da er in den Wochen des Volksaufstands von Anfang 2011 dafür gesorgt haben soll, dass die Armee nicht auf die Demonstranten schoss.[117]
- Mitte März 2014 wurden Gesprächsmitschnitte bekannt, in denen der frühere General, frühere Ministerpräsident und Unterstützer der Machtübernahme durch das Militär, Ahmad Schafiq, zu hören ist, wie er das Versprechen freier Wahlen durch die Militärregierung eine „Farce“ und „Comedy show“ nennt und erklärt, er werde nicht zur Wahl antreten, da er wisse, dass die Wahl zugunsten des Feldmarschalls Sisi festgelegt sei. Die Bemerkungen Shafiks wurden als Hinweise auf Dissens innerhalb der Geschäfts- und Militärelite Ägyptens aufgefasst.[118][119] Sie führten zu Erstaunen in Ägypten, da Shafiq der gleichen Militärelite wie Militärchef Sisi angehörte und das Infragestellen der Präsidentschaftskandidatur Sisis in pro-Militär- und anti-islamistischen Kreisen, die sowohl von Shafiq wie von Sisi vertreten wurden, nahezu als „häretisch“ (New York Times) betrachtet wurde. In einer Stellungnahme vom 13. März 2014 bestätigte Shafiq, dass die aufgezeichneten Bemerkungen von ihm stammten. Während er in dem aufgenommenen Gespräch gesagt hatte, dass er bereit wäre, erneut für die Präsidentschaft zu kandidieren, wenn Sisi es nicht tue, erklärte der seit seiner 2012 gegen Mursi verlorenen Wahl in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebende Shafiq in seiner Stellungnahme am 13. März, dass er zur Vermeidung einer Splittung der Wahl voll und ganz „den mächtigsten und dem Präsidentschaftswahlgewinn nahestehendsten der Kandidaten, seine Exzellenz, den Feldmarschall Abdel Fatah Sisi“, unterstütze.[118]
- Der frühere islamistische Präsidentschaftskandidat Abdel Moneim Abul Futuh entschied sich mit der Begründung gegen eine Kandidatur, dass das von Mansur vorgelegte Wahlgesetz keine Anfechtungen des Ergebnisses erlaubt.[83] Er betonte beim Ausscheiden, es sei unmöglich in einer Umgebung zu kandidieren, in der Opposition als Landesverrat dargestellt wird.[120]
- Neben Ahmad Schafiq und Abdel Moneim Abul Futuh brach auch der Arbeitsrechtler Khaled Ali vorzeitig seine Bewerbung zur Kandidatur ab.[120]
- Hamdin Sabahi, ein nasseristischer Linkspolitiker, der bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2012 den dritten Platz hinter dem Islamisten Mohammed Morsi und dem Ex-Minister des alten Regimes von Hosni Mubarak, Ahmed Shafik, erlangt hatte,[121] war zum Zeitpunkt der offiziellen Verkündung von Sisis Kandidatur Ende März 2014 der einzige Kandidat, der seine Absicht zur Kandidatur mitgeteilt hatte.[100][106][1][7] Sabahi sagte, er werde ungeachtet der Kandidatur Sisis zur Kandidatur antreten.[100]
- Sabahi war vor dem Volksaufstand von 2011 einer der Anführer der Opposition und gilt als Ikone der Revolutionsjugend.[122] Er wurde auch als dem dem linksrevolutionären Lager angehörender Menschenrechtler beschrieben.[88] Später hatte der linksgerichtete Politiker den Sturz Mursis und das harte Vorgehen gegen die Muslimbrüder unterstützt.[1][123] Die von Sabahi geführte, linksgerichtete nasseristische Bewegung Egyptian Popular Current hatte für die anstehenden Parlamentswahlen eine Koalition mit der Tamarod-Gruppe angekündigt.[124] Während die Kandidatur des ehemaligen Militärchefs Sisi mit den Themen Sicherheit und Stabilität verbunden wurde,[121][10] und der Inhalt seiner Reden vermuten ließ, dass Sisi als Präsident sowohl die Wiederherstellung der Wirtschaft,[120] die nach den politischen Wirren nach dem Sturz Mubaraks auf neue Impulse und ausländische Investitionen hoffte,[10][89] als auch das Ansehen der staatlichen Institutionen über die Erfüllung von Menschenrechten stellen würde,[120] warb Sabahi mit zentralen Themen wie Freiheit, Korruptionsbekämpfung und sozialer Gerechtigkeit um Stimmen.[121][88] Vor der Präsidentschaftswahl von 2014 präsentierte sich Sabahi als ein Mann der Revolution, die Anfang 2011 den früheren Machthaber Husni Mubarak zu Fall brachte.[8][120] Im März 2014 sagte Sabahi in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, er bezweifele, dass mit Sisi Demokratie in Ägypten einziehe.[89]
- In Umfrageergebnissen lag Sabahi gegenüber Sisi deutlich zurück.[125] Ihm wurden angesichts der Popularität Sisis keine ernsthaften Chancen zugestanden, in die Stichwahl zu kommen.[7][88] Die Ägyptenexpertin Maha Azzam schätzte ihn als „symbolischen“ Gegenkandidaten ohne wirkliche Siegchancen ein.[1] Die meisten säkularen Parteien hatten sich bereits seit langem ungeachtet aller Bedenken vor einer Rückkehr der Militärdiktatur der Politik Sisis angeschlossen.[88] Am 1. April wurde bekannt, dass der Kairoer Generalstaatsanwalt Hisham Barakat Ermittlungen gegen Sabahi forderte, gegen den ein Rechtsanwalt zuvor eine Klage eingereicht hatte, weil Sabahi Spenden von ägyptischen Geschäftsleuten erhalten haben soll.[126] Von einigen Seiten wurde Sabahi dafür kritisiert, den Präsidentschaftswahlen, deren freier und fairer Charakter bezweifelt wurde, durch seine Kandidatur Glaubwürdigkeit verliehen zu haben.[120]
- Am 3. April 2014 meldete die Nachrichtenagentur Fides, der als Berater für internationale Angelegenheiten tätige 34-jährige Seif el-Amir wolle für das Amt des ägyptischen Staatspräsidenten kandidieren. El-Amir, der bis dahin nicht für sein politisches Engagement bekannt war, wäre der erste christliche Kopte gewesen, der sich für das Amt des Staatspräsidenten bewirbt, was durch die ägyptische Verfassung unter Hosni Mubarak nur Muslimen gestattet war. Um bei der Wahl kandidieren zu können, benötigte el-Amir bis zum 20. April 25.000 Unterschriften aus allen 27 Provinzen des Landes.[127]
- Die einzige weibliche Bewerberin,[88] die Fernsehmoderatorin und frühere Präsidentschaftskandidatin Bothaina Kamel, scheiterte ägyptischen Medien zufolge an den Auflagen der Wahlkommission,[20] indem sie die notwendigen 25.000 Unterschriften nicht fristgerecht vorlegen konnte.[88]
- Der im Zusammenhang mit Skandalen und als extravaganter Fußballvereinsvorstand des Zamalek Sporting Club bekannte Jurist Mortada Mansur begründete seine Entscheidung für einen kurzfristigen Rückzug seiner Kandidatur nach einem kurzen und bizarren Wahlkampf[128] mit einem „Eingreifen Gottes“, der ihm in einer nächtlichen Vision mitgeteilt habe, dass Sisi zum Präsidenten auserkoren sei.[88][120][129]
Proteste gegen die Kandidatur Sisis am 28. März
In Kairo protestierten am 28. März 2014 Hunderte islamistische Demonstranten gegen die zwei Tage zuvor verkündete Präsidentschaftskandidatur Sisis[108][130][131] und die vom Militär gestützte Regierung.[131] Dabei wurden mindestens vier Menschen von unbekannten Tätern getötet.[108][130] Unter den Toten befand sich auch die 22- oder 23-jährige ägyptische Fotojournalistin Majada Aschraf (auch: Mayada Ashraf) der Zeitung Al-Dustur, die über die Proteste im Kairoer Stadtteil Ain Schams berichten wollte[108][109][131][132][133][134][135] und fotografiert haben soll, wie Unterstützer Mursis und Sicherheitsbeamte aufeinandertrafen.[130][136] Laut dem Nachrichtenportal Ahram Online wurde sie durch einen Kopfschuss getötet, als sie Aufnahmen von schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten, Sicherheitskräften und bewaffneten Zivilisten gemacht habe.[131][134] Berichte vom Tatort ließen vermuten, dass Aschraf von Sicherheitskräften erschossen wurde, obwohl ihre letzte Meldung lautete,[136] dass der der Protest der Muslimbruderschaft mit den Sicherheitskräften „scharfe Schüsse und Schrotschüsse austauschte“.[136][137] Ein Augenzeuge sagte, ein Sicherheitsbeamter habe der Journalistin in den Kopf geschossen.[109] Ein Demonstrant sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Polizei habe mit scharfer Munition auf die Menschenmenge geschossen.[108][131] Nach forensischen Ergebnissen wurde sie aus kurzer Distanz erschossen.[134] Der Umstand, dass islamistische Demonstranten nach Augenzeugenberichten den Leichnam der erschossenen Journalistin bargen,[131][138] was auch auf einem vom Nachrichtensende Masr Alarabia gezeigten Video gezeigt werden soll,[139] wurde als mögliches Indiz darauf gedeutet, dass die tödlichen Schüsse von der Polizei oder anderen Bewaffneten gekommen seien, zumal sich häufig Kleinkriminelle und Geheimdienstmitarbeiter in Zivil mit Schusswaffen an der Niederschlagung von Protesten gegen die militärgestützte Übergangsregierung beteiligten und dabei mit der Polizei kooperierten.[131][138] Ein Sprecher des Innenministeriums machte die Muslimbruderschaft für alle vier Toten verantwortlich.[109][108][131] Sicherheitskräfte nahmen fünf Personen fest, die mutmaßlich an der Schießerei oder am Tod von Mayada Ashraf beteiligt gewesen sein sollen. Anhänger der Muslimbrüder beschuldigen hingegen die Regierung, die Journalistin sowie vier weitere Demonstranten ermordet zu haben.[134] Ab dem 28. März wurde ein Foto auf verschiedenen Social-Media-Seiten immer wieder geteilt, das die getötete Mayada Ashraf Mitte Dezember 2013 auf Facebook gepostet hatte und sie als junge Journalistin zeigt, die mit einer Hand ihren Fotoapparat hochhält und mit der anderen ein Banner mit der Aufschrift „Die Kamera ist noch in unseren Händen, Hosseini. Wir machen weiter!“. Mit dem Foto hatte Mayada Ashraf an den ägyptischen Journalisten Al-Hosseini Abu Deif erinnert, der ebenfalls zu Tode gekommen war, als er eine Demonstration der Muslimbrüder begleitet hatte.[134] In den sozialen Medien und insbesondere aus Mayadas Freundeskreis wurde die Polizei und deren Scharfschützen für ihren Tod verantwortlich gemacht.[140] Nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) wurden Journalisten in Ägypten seit dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi am 3. Juli 2013, insbesondere bei der Berichterstattung über Versammlungen oder Demonstrationen, systematisch anvisiert.[141] Aschraf war laut ROG der sechste Journalist, der in Zusammenhang mit seiner Arbeit seit dem 3 Juli getötet worden war. Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit nahm Ägypten Platz 159 von 180 Ländern ein.[142]
Unter den Toten im Zuge der Demonstrationen in Reaktion auf das Ausscheiden Sisis aus dem Militär, das Sisi zur Kandidatur an den Präsidentschaftswahlen befähigte, befand sich auch als weitere Frau die koptisch-christliche Mary Sameh George, die in Ain Shams erstochen wurde.[136]
Die Polizei nahm in verschiedenen Städten Dutzende Anhänger des gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi fest.[109][130][108] Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Mena hätten Demonstranten im Kairoer Arbeiterviertel Helwan und in Fajum Schrotmunition abgefeuert und die Sicherheitskräfte Tränengas eingesetzt.[130][108][131] Die Sicherheitskräfte gaben an, von Demonstranten mit Molotow-Cocktails und Steinen beworfen worden zu sein.[108][131] In Fajum soll die Polizei Krawallen zwischen den verfeindeten politischen Lagern beendet haben.[132]
In Alexandria und Kairo haben Sicherheitskräfte laut Mena Tränengas eingesetzt und die Proteste aufgelöst.[130][108][131]
In Alexandria und Kairo feierten währenddessen Dutzende Anhänger Sisis die Präsidentschaftskandidatur des Feldmarschalls Sisi[143][132] und schwenkten die ägyptische Flagge und Poster mit seinem Konterfei.[130][109] Die Kampagne Tamarod hatte die Anhänger Sisis zu einer Loyalitätskundgebung auf dem Tahrir-Platz in Kairo aufgerufen, um „dem Bürger Abdel Fattah al-Sisi dafür zu danken, dass er dem Wunsch des Volkes entsprochen hat“.[87]
In der Hafenstadt Port Said zündete die aufgebrachte Menge ein Porträt Sisis an. In der Provinz Beheira bildeten Anhänger Mursis eine mehrere Kilometer lange Menschenkette.[108][131]
- Galerie: Pro-Mursi-Freitags-Protestmarsch in Kairo nach Sisis Verkündung seiner Präsidentschaftskandidatur (28. März 2014):
-
Auch Frauen und Kinder neben verbotener R4bia-Flagge
-
Alte Frau mit R4bia-Gruß
-
Mursi-Bild am Hals eines Demonstranten[144]
-
Junge Männer mit R4bia-Gruß
-
R4bia-Handzeichen und -Flagge
Anti-Sisi-Kampagnen in sozialen Medien
Seit dem Sturz des Präsidenten Morsi hatte der Militär Sisi Einfluß auf die ägyptische Politik genommen und die öffentliche Meinung scharf gespalten. Seine Anhänger betrachteten ihn als „Erlöser“ und „Held“, der den seit 2011 bestehenden Aufruhr im Land beenden und für Stabilität sorgen kann, während seine Gegner auf ausgedehnten Menschenrechtsverletzungen und das rücksichtslose Vorgehen gegen die Muslimbruderschaft verwiesen.[125][145]
Beobachter werteten die Verspottung Sisi als eine der letzten wirkungsvollen Möglichkeit für die von dem militärgestützten Regime kriminalisierte Muslimbruderschaft, die Autorität Sisis trotz der gleichgeschalteten Medien anzugreifen.[145] Es wurde auch die Meinung vertreten, dass Gegner Sisis auf Kampagnen in sozialen Medien auswichen, da diese angesichts des scharfen Vorgehens der militärgestützten Regimes gegen Demonstrationen als einziger Bereich der Meinungsäußerung verblieben.[145][125] Menschenrechtsgruppen hatten gewarnt, dass das scharfe Vorgehen des militärgestützen Regimes gegen von der Regierungslinie abweichende Meinungen politische Aktivisten, Menschenrechtsschützer und eine unabhängige Presse gleichermaßen bedrohte.[125]
Gegner Sisis riefen eine Internetkampagne gegen seine Präsidentschaftskandidatur ins Leben, die zu Forderungen aus dem Pro-Sisi-Lager führte, die sozialen Medien in Ägypten zu verbieten.[146]
Vorfeld: Pro-Sisi-Massenkampagnen
Bereits Wochen und Monate bevor Ende März 2014 die Kandidatur Sisis feststand, bewarb eine von Beobachtern als bemerkenswert eingeschätzte Kampagne Sisi als Staatsführer. In ganz Kairo wurden Bilder und Plakate von Sisi angebracht mit Schriftzügen wie: „Ägypten braucht dich“ oder „Setze deine Arbeit fort“.[147] Schon lange bevor Sisi Ende März 2014 sein Ausscheiden aus der Armee und seine Kandidatur für das Staatspräsidentenamt verkündete, wurde kaum einen anderer ernsthafter Präsidentschaftskandidat für möglich gehalten. Auf Facebook wurde eine Kampagne gestartet, um Unterschriften für eine Kandidatur Sisis zu sammeln, bei der angeblich 20 Millionen Unterschriften zusammengekommen sein sollen.[148] Auch existierten in den Monaten vor der offiziellen Verkündung Sisis Kandidatur Pro-Sisi-Hashtags wie „Ich werde für Sisis stimmen“ und „Führe deine gute Tat zu Ende“, die die rapide steigende Popularität Sisi unter vielen Ägyptern widerspiegelte.[146]
Anti-Sisi-Kampagne Intikhbo al-ars
Während der führende Präsidentschaftskandidat Sisi von Millionen Ägyptern gestützt zu werden schien, erschien in den sozialen Medien wie Twitter und Facebook Ägyptens und der arabischen Welt ein den früheren Militärchef verspottendes Hashtag #انتخبوا_العرص („Intikhbo al-ars“), das grob aus dem Arabischen als „Stimmt für den Zuhälter“ übersetzt werden kann.[125][149][150][151] Der Begriff „Zuhälter, Lude, Verleiter zum Laster“ wird in der ägyptischen Kultur als extrem vulgäre und eine der schlimmsten Beleidigungen betrachtet,[125][146][147][149][150] transportiert aber auch die Bedeutungen „angeberisch“ und „Gang-Boss“.[146] Englischsprachige Nutzer verwenden auch die wörtliche Übersetzung des Hashtags #elect_the_pimp, die wiederum ins Deutsche, Französische und andere Sprachen übersetzt wurde.[150]
Der Slogan „Stimmt für den Luden“ wurde Hunderttausende Mal in den sozialen Medien getweetet und auf Anti-Sisi-Versammlungen sowie unter Sisi-Protraits als Graffiti auf ägyptischen Straßen wiedergegeben.[125][145][146][152] Der Hashtag wurde zu einer der wichtigsten Parolen der anhaltenden Antiputsch-Demonstrationen in Ägypten und wurde auf Wände, Geldscheine und öffentlichte Transportmittel geschrieben.[150] Von Aktivisten aufgenommenes Videomaterial von den Freitag-Protesten des 28. März in Ägypten zeigte Demonstranten, die „Stimmt für den Luden, ein Präsident für Ägypten!“ skandieren.[153] Auch aus Deutschland wurde er von einer großen öffentlichen Werbefläche gemeldet.[125][154]
Innerhalb weniger Stunden soll der Hashtag „Intikhbo al-ars“ angeblich mehrere Millionen Mal geteilt worden sein. Ein Screenshot vom Hashtag-Anaylyse-Tool Keyhole wurde verbreitet, das belegen sollte, dass bereits über 100 Millionen Seitenaufrufe erfolgt und innerhalb einer Woche eine Milliarde Seitenaufrufe des Hashtags möglich seien. Der Zugang zu Keyhole schien darauf nicht verfügbar zu sein, während in sozialen Medien berichtet wurde, dass er von Behörden blockiert worden sein soll.[149][155][146] Laut Keyhole seien innerhalb von einigen Tagen nach seiner Schaffung Zehntausende Twitternacherichten zum Hashtag entstanden. 23 Prozent der Seitenaufufe seien aus dem Ausland gekommen.[146]
Angebliche Erschaffer des Hashtags erklärten auf ihrer Facebook-Seite, dass der Hashtag als Angriff gegen den Putschführer gemeint sei, der die Tötung Tausender Zivilisten und den Sturt eines demokratisch gewählten Präsidenten zu verantworten habe, um dann entgegen seiner zahlreichen Versprechen selbst die Macht durch Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen anzustreben. Der beleidigende Hashtag spiele nach ihrer Ansicht auf den Betrug Sisis gegenüber dem Präsidenten, der in ernannt hatte und gegen die Verletzung seines Amtseides an.[156]
Die „Intikhbo al-ars“-Kampagne löste schnell eine Auseinandersetzung in den sozialen Medien aus, bei der sich Unterstützer Sisis mit eine Reihe von Gegenhashtags wie „Ich werde für Sisi stimmen“ oder „Ich werde Sisi wählen“ hinter Sisis Kandidatur stellten,[125][145][150] jedoch nicht die gleiche Verbreitung erreichten wie der Anti-Sisi-Hashtag.[150] Einflussreiche TV-Moderatoren auf Pro-Regierungs-Nachrichtenkanälen riefen die militärgestützte Übergangsregierung auf, auf den Hashtag Twitter „Stimmt-für-den-Luden“-Hashtag mit dem Verbot von Twitter in Ägypten zu reagieren und verwiesen auf eine ähnliche Entscheidung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdo?an.[125][157] Der ägyptische Journalist und populäre CBC-TV-Moderator Khairy Ramadan bezeichnete den „Intikhbo al-ars“-Hashtag als eine Art „Rufmord“ der Muslimbruderschaft-Unterstützer gegen Sisi.[149][157][150] Ramadan behauptete, der Hashtag „Intikhbo al-ars“ sei nach dem Hashtag „Ich werde für Sisi stimmen“ in Umlauf gekommen und deshalb zur Nummer Eins der Hashtags geworden, weil er von der „terroristischen Muslimbruderschaft“ unterstützt werde. Die Muslimbuderschaft-„Terroristen“, so Ramadan, würden damit eine ähnliche Rufmordtaktik verwenden wie sie zuvor gegen den von Sisi gestürzten Präsidenten Mursi gebraucht worden sei, nun aber in einer „professionelleren und dreckigeren Weise“. Ramadan forderte die Wahlkampagnen Sisis und Hamdin Sabahis auf, Experten der sozialen Medien zu engagieren, um der seiner Ansicht nach von Ismalisten geführten Rufordkampagne zu begegnen.[157]
Eine erste Meldung von BBC Arabic vom 30. März 2014,[158] nach der ein Sprecher des ägyptischen Innenministeriums gesagt hatte, dass die Nutzung des für den Präsidentschaftskandidat Sisi beleidigenden Hashtags aufmerksam vom Innenministerium in den sozialen Netzen verfolgt[152][146] und die Personen, die es intensiv nutzen, verhaftet werden,[152], wurde in einer am 1. April aktualisierten Fassung von BBC als nicht korrekt zurückgenommen.[145]
Verbot der Kandidatur von Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern der Muslimbruderschaft
Am 15. April 2014 wies ein Gericht in Alexandria die Behörden an, alle Kandidaturen von Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern der Muslimbruderschaft bei den anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zurückzuweisen.[159][88]
Damit wurde der Bewegung, deren politischer Arm die Parlaments- und Präsidentenwahlen nach dem Sturz Mubaraks im Februar 2011 mit hoher Mehrheit gewonnen hatte und die im Dezember 2013 vom militärgestützten Regime als „Terrororganisation“ eingestuft worden war, die Kandidatur bei den anstehenden Parlamentswahlen untersagt. Zu diesem Zeitpunkt war bereits die gesamte Führung der Muslimbrüder nach mit großer Härte durchgeführten Verfolgunsgwelle des Regimes tot oder im Gefängnis.[159] Während die meisten säkularen Parteien ungeachtet allen Bedenken vor einer Rückkehr der Militärdiktatur bereits seit längerem der Linie Sisis folgten, wurde die Muslimbruderschaft trotz ihrer Zurückdrängung in den Untergrund durch das Regime als einzige ernste Herausforderung für die Wahl Sisis zum Staatspräsidenten angesehen.[88]
Das Gerichtsurteil folgte mit der Entscheidung einer Petition, die den Ausschluss aller Muslimbrüder von den Wahlen gefordert hatte. Der Anwalt Tarek Mahmud, der die Initiatoren der Petition vertrat, argumentierte, es sei „unlogisch, solche Kandidaturen anzunehmen, nachdem die Muslimbruderschaft von der Regierung als Terrororganisation eingestuft worden ist“. Er behauptete weiter: „Wir haben Videos, Fotos und Dokumente vorgelegt, die Terrorakte der Muslimbruderschaft zeigen, weshalb es unlogisch ist, dass sie das Land führen oder sein Volk bei den Wahlen vertreten.“[159]
Offizielle Kandidaturen Sisis und Sabahis
Am 14. April 2014 reichte Sisi offiziell seine Präsidentschaftskandidatur ein. Ein Kampagnensprecher Sisis erklärte, Sisis Anwalt Bahaa Abu Schuka habe der Wahlkommission die erforderlichen Unterschriften sowie Ergebnisse medizinischer Untersuchungen vorgelegt. Dem Sprecher zufolge habe Sisi zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 460.000 Unterschriften vorzuweisen, womit die gesetzlich vorgeschriebene Anzahl von 25.000 beglaubigten Unterschriften erfüllt sei.[160][161][162]
Zum gleichen Zeitpunkt und somit Sechs Wochen vor der Präsidentenwahl sowie sechs Tage vor Fristende zur Abgabe der Unterschriften hatte Sisis einziger Herausforderer Hamdin Sabahi seine Unterschriften noch nicht vorgelegt.[162] Einen Tag vor Ende der Anmeldefrist machte Sabahi am 19. April 2014 seine Kandidatur offiziell und reichte die notwendigen Dokumente bei der Wahlkommission ein.[121] Nach offiziellen Angaben legte Sabahi 31.555 Unterschriften vor.[121][8]
Die Wahlkommission teilte nach Ablauf der Bewerbungsfrist mit, dass neben Sisi und Sabahi keine weiteren Bewerber die nötigen Unterlagen eingereicht hätten.[8]
Vorwürfe unfairer Bewerbungs- und Wahlbedingungen
Die von Sisi im Juli 2013 installierte Übergangsregierung stellte die Präsidentschaftswahlen als Zeugnis dafür dar, dass sich Ägypten auf dem Weg zur Demokratie befinde. Interimsaußenminister Nabil Fahmi sprach von einem „sehr wichtigen Schritt“ und nannte das Wahlverfahren „äußerst frei und fair“.[120] Unter Menschenrechtsaktivisten und Oppositionspolitikern hingegen bestanden Bedenken über die there are concerns about the integrity of the poll. By the most conservative estimate at least 16,000 mainly Islamist dissidents have been arrested in an ongoing crackdown on dissent. At least three high-profile candidates from the 2012 presidential campaign have boycotted the race, complaining about the absence of free expression in Egypt, while the ousted president Mohamed Morsi's Muslim Brotherhood was banned by court order this week from taking part.
Während in ägyptischen Medien für die geringe Zahl der Präsidentschaftsbewerber die stark zunehmend desaströse wirtschaftliche und politische Lage Ägyptens seit der Revolution von 2011 verantwortlich gemacht wurde, da das künftige Staatsoberhaupt zur Anregung der schwachen Wirtschaft unpopuläre Reformen angehen müsse, die unweigerlich zu einem Popularitätsverlust führten, nannten Oppositionelle überwiegend das Fehlen der Voraussetzungen für eine faire Wahl als wichtigste Ursache für den Verzicht auf eine Kandidatur.[88] Für ihre Kritik, dass keine fairen Voraussetzungen gegeben sind, wurde angeführt, dass Ägyptens einflussreichste staatliche Institutionen, insbesondere die Armee, offen ihre Unterstützung für Sisi kundgetan haben.[88][120] Auch ein Großteil der Wirtschaftselite stützte Sisi, genauso wie die als Propagandawerkzeuge fungierenden staatlichen Medien.[88] So durfte Sisi seine Kandidatur in einer Ansprache über das Staatsfernsehen zur besten Sendezeit verkünden,[120][88][163] während Sabahi nur ein kurzer Kommentar in einer vom Staat ertsellten Dokumentation über seine Karriere gestattet wurde, was Analysten als Hinweis auf die kommenden Bedingungen des Wahlkampfs werteten.[120] Auch die wöchentliche Sendung des beliebten Satirikers und Sisi-Kritikers Bassem Jussef für die Wahlkampfperiode wurde unter der Begründung mit einem Sendeverbot belegt, man wolle die Wähler nicht beeinflussen.[120][88] Dutzende Aktivisten, die gegen die neue Verfassung im Januar geworben hatten, waren festgenommen worden, als sie Wahlkampf-Plakate anbrachten,[120][164] während sich weitere Kollegen darüber bescherten, von den meisten Mediennetzwerken ignoriert zu werden. Sich von der Kandidatur zurückziehende Bewerber gaben an, sie fürchteten ein ähnliches Szenario bei den Präsidentschaftswahlen.[120]
Mindestens drei prominente Kandidaten vom Präsidentschaftswahlkampf 2012 boykottierten die Präsidentschaftswahl 2014 mit der Beschwerde über das Nichtbestehen von freier Meinjungsäußerung in Ägypten, während die Muslimbruderschaft als die dem vom Militär gestürzten Präsidenten Mursi nahestehende Organisation, von der Teilnahme an den Präsdidentschaftswahlen gerichtlich ausgeschlossen wurde.[120]
Sabahi und sein Team beklagten sich über Einschüchterungsversuche während der Sammlung der Unterschriften und warfen den Behörden vor, für die Seite des ehemaligen Militärchefs Sisi Partei zu nehmen.[85][86][165]
Vorgehen gegen Hamas
Verbot der Hamas in Ägypten
Am 4. März 2014 verbot ein Schnellgericht in Kairo die im benachbarten Gazastreifen herrschende radikalislamische Palästinenser-Organisation Hamas und ordnete die Einziehung ihres Vermögens an.[99][166][167] Die Behörden der militärgestützten ägyptischen Übergangsregierung sahen in der palästinensischen Hamas ein Sicherheitsrisiko.[168] Sie beschuldigten die Hamas, islamistische Aufständische mit Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Kaida auf dem Sinai zu unterstützen, die in den vergangenen Monaten Anschläge gegen ägyptische Sicherheitskräfte begangen hatten.[166][169][168]
Die Hamas wies die Vorwürfe zurück.[166][169] Der Hamas-Politiker Bassem Naim erklärte, das ägyptische Verbot ziele darauf ab, „den Widerstand zu erdrosseln“ und begünstige die „israelische Besatzungspolitik“.[99] Der Hamas-Sprecher in Beirut, Osama Hamdan, bezeichnete das Gerichtsurteil als eine politische Aktion der Regierung in Kairo und einen Schlag für die Sache der Palästinenser. Er betonte, dass die Hamas in Kairo nur politische Beziehungen gepflegt habe und ihre Büros nach Absprache mit der ägyptischen Regierung eingerichtet worden seien.[170]
Sperrung des Grenzverkehrs mit Gazastreifen
Der Verkehr an dem Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem verarmten Gazastreifen wurde seit der Machtübernahme des Militärs in Ägypten im Juli 2013 eingeschränkt,[171] wodurch sich die Isolation des von Israel abgeriegelten Gazastreifens mit seinen rund 1,7 Millionen Bewohnern sich noch einmal verstärkt hatte.[172] Anfang 2014 schloss die militärgestützte Übergangsregierung in Ägypten ihn komplett.[171] Die ägyptische Armee zerstörte die meisten Schmugglertunnel, durch die zuvor nicht nur Sprengstoff und Waffen, sondern auch günstige Grundnahrungsmittel und billiger Treibstoff aus Ägypten in den Gazastreifen kamen.[172] Die den Gazastreifen kontrollierende Hamas nannte die Vollsperrung ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Auch die UNO kritisierte Ägypten für die Schließung des Grenzübergangs.[171] Nachdem der scheidende UN-Generalkommissar des Hilfswerkes für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA), Filippo Grandi die ägyptische Regierung am 25. März 2014 dazu aufrief, „ihre Pflicht zu erfüllen“ und das Überqueren des Grenzüberganges Rafah zu ermöglichen,[171] öffnete Ägypten den Grenzübergang am 29. März für drei Tage eingeschränkt für dringende Fälle.[171][173]
Hintergründe und Wertungen
Das juristische Verfahren für ein Hamas-Verbot war 2013 nach dem Militärputsch gegen die den Muslimbrüdern nahestehende gewählte Regierung von einer Gruppe ägyptischer Anwälte lanciert worden.[170] Die Muslimbrüder selbst wurden von der vom Militär gestützten ägyptischen Übergangsregierung im Dezember 2013 zur Terrororganisation erklärt. Die 1987 gegründete Hamas war aus der ägyptischen Muslimbruderschaft hervorgegangen[170][168] und wird von Israel, den USA, der EU und weiteren westlichen Ländern als „terroristische Organisation“ eingestuft.[19] Eine der Hamas-Führungsfiguren, Mussa Abu Marzuk, lebt in Kairo.[170]
Nach dem Militärputsch und dem Sturz Mursis im Juli 2013 hatte sich das Verhältnis zur Hamas rapide verschlechtert. Die von der Armee installierte ägyptische Übergangsregierung erhob schwere Vorwürfe an die militante Palästinenserorganisation. Die Hamas, die als palästinensische Widerstandsorganisation seit 2006 den Gazastreifen kontrolliert, wurde beschuldigt, Gewaltaktionen der Muslimbrüder unterstützt zu haben. In den letzten Monaten vor ihrem Verbot soll die Hamas demnach Beziehungen zu Al-Kaida-nahen Gruppen unterhalten haben, die vermehrt terroristische Anschläge gegen Sicherheitsorgane auf der Sinaihalbinsel verübten.[170]
Die Nahostexpertin Gudrun Harrer vermutete im Standard für das Verbot der Aktivitäten der palästinensischen Hamas in Ägypten unter anderem auch ein innen- sowie ein außenpolitisches Motiv der militärgestützten ägyptischen Führung:[174]
- innenpolitisch: die Konstruktion der Spionageanklage gegen den vom Militär gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi stützte sich auf seine angebliche Zusammenarbeit mit der Hamas für die Zeit vor, während und nach der sogenannten Revolution von 2011.[174] So warf die militärgestützte Übergangsregierung der Hamas unter anderem vor, in angebliche „Gefängnisausbrüche“ während der sogenannten Revolution von 2011 verwickelt gewesen zu sein, bei denen viele Muslimbrüder freikamen. Gegen mehrere Hamas-Mitgliedern wurden daher Prozesse eröffnet und selbst der vom Militär gestürzte Präsident Mursi angeklagt, Spionage zugunsten der Hamas betrieben zu haben.[170]
- Wenn sowohl die ägyptische Muslimbruderschaft als Ursprungsorganisation als auch die palästinensische Hamas als Ableger gleichermaßen kriminalisiert und unter anderem für die Destabilisierung des Sinai entgegen dem tatsächlichen Tatbestand allein verantwortlich gemacht werden könnten, würde dies den Vorwurf einer Muslimbrüderverschwörung, vor der Ägypten nach Lesart der militärgestützten ägyptischen Übergangsregierung im Sommer 2013 errettet worden sein soll, bekräftigen.[174]
- außenpolitisch: Die Hamas hatte 2007 die Kontrolle über den Gazastreifen nach einem kurzen und blutigen Kampf mit der moderateren Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas an sich gerissen. Seitdem herrschte sie in der verarmten Region, die sowohl von Israel wie von Ägypten isoliert wurde. Als nach dem Volksaufstand in Ägypten von 2011 Mubarak stürzte und Mursi zum Präsidenten gewählt wurde, profitierte die Hamas und Mursi empfing Hamas-Ministerpräsident Ismail Hanijeh im Präsidentenpalast, ohne dass die ägyptische Armee eingriff. Nach dem Sturz Mursis durch das Militär im Juli 2013 verschlechterte sich die strategische Situation für die Hamas entscheidend. Mursi wurde gefangen gesetzt, die Muslimbrüder wurden seit September 2013 verboten und die Armee traf Vorbereitungen, ein Wiedererstarken islamistischer Kräfte zu verhindern.[168]
- Im Kampf um die Kontrolle des Gazastreifens formierte sich - auch mit Hilfe von außen - eine Bewegung namens „Tamarrud“ (Rebellion), die wie ihr gleichnamiges ägyptisches Vorbild (Tamarod) den Sturz der Muslimbrüder zum Ziel hat. Zur gleichen Zeit wurden die ägyptischen Aktivitäten massiv verstärkt, den Grenztransfer über Tunnelsysteme an der Gaza-Grenze zu beenden.[174] Die ägyptische Armee zerstörte zur Schwächung der Hamas die meisten der 1200 Tunnel zwischen dem Sinai und dem Gazastreifen, über die Lebensmittel, Fahrzeuge und Waffen in den Gazastreifen geschmuggelt wurden und die in den vorangegangenen Jahren zu einer wichtigen Versorgungsader für den abgeriegelten Gazastreifen und zu einer Einnahmequelle für die Hamas geworden waren. Auch der Grenzübergang in Rafah, der in der Regierungszeit der Muslimbrüder praktisch unbeschränkt geöffnet war, wurde nur noch eingeschränkt passierbar.[170][19]
UNHRC-Deklaration zur Menschenrechtslage in Ägypten
Am 7. März 2014 erließ eine Gruppe von 27 Ländern auf der 25. Sitzung des UN-Menschenrechtsrats (UNHRC) in Genf eine Deklaration[175], in der sie Bedenken wegen der in großem Maßstab angewendeten Gewalt der militärgestützten ägyptischen Übergangsregierung gegen oppositionelle Demonstranten äußerte.[176]
In der gemeinsamen Deklaration riefen die 27 Länder, darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich, die Schweiz, die Türkei und die USA, dazu auf, dass die ägyptischen Behörden die für den Missbrauch Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen sollen.[177][176][175] Wörtlich heißt es in der Deklaration: „Wir drücken unsere Sorge aus über die Beschränkungen des Rechts auf friedliche Versammlung, auf freie Meinungsäußerung und auf Vereinigung, sowie über die unverhältnismäßige Anwendung tödlicher Gewalt durch Sicherheitskräfte gegen Demonstranten, die zu einer großen Anzahl von Toten und Verletzten geführt hat.“[176] Die gemeinsame Stellungnahme betonte die Notwendigkeit von Gerechtigkeit für die Tötungen von Demonstranten und Sicherheitskräften seit dem 30. Juni 2013 und seit der Installation der militärgestützten Regierung.[177]
Bedeutung und Wertungen
Es handelte sich um die erste Rüge des internationalen Gremiums UNHRC, seit die blutige Niederschlagung von abweichenden Meinungen in Ägypten 2013 begonnen[176] und ägyptische Sicherheitskräfte bei der Auflösung des Sit-ins am Rabia-al-Adawija-Platz in Kairo am 14. August 2013 hunderte Demonstranten getötet hatten.[177]
Die Human Rights Watch-Leiterin in Genf, Julie de Rivero, sagte: „Zum ersten Mal haben UN-Mitgliedstaaten das Forum des Menschenrechtsrats genutzt, um die Misshandlungen in den Blickpunkt zu rücken, die in Ägypten vor sich gehen.“ Die ägyptischen Behörden wüssten nun, so de Rivero, „dass die internationale Gemeinschaft ihre Niederschlagung von abweichenden Meinungen und die Ungestraftheit von wiederholten, gesetzeswidrigen Tötungen von Demonstranten nicht ignorieren“ werde.[177]
Vorfeld
Vorlage:Preview Crop Die gemeinsame Stellungnahme folgte einem Aufruf[178] der Hohen UN-Kommissarin für Menschenrechte (UNHCHR), Navanethem Pillay, vom 6. März 2014 an Ägypten, die Menschenrechte zu respektieren, insbesondere vor willkürlicher Verhaftung zu schützen und das Recht zu fairen Gerichtsverfahren sowie zur Freiheit der Meinungsäußerung und friedlichen Versammlung zu achten.[177]
Der Deklaration ging der Aufruf einer Koalition von 15 internationalen Nichtregierungsorganisationen am 3. März 2014 voraus, die den UNHRC aufforderten, auf der 25. Sitzung eine grundsätzliche Stellung zu der ernsten und rapiden Verschlechterung der Menschenrechtssituation zu beziehen.[37][177] In einem offenen Brief[179] an UN-Mitgliedstaaten riefen die Nichtregierungsorganisationen, zu denen Amnesty International und Human Rights Watch zählten, das UN-Gremium dazu auf, die „besorgniserregende Menschenrechtslage in Ägypten” durch die Annahme einer Ägypten betreffenden Resolution anzusprechen.[37][177] Die Koalition äußerte, die Menschenrechtslage in Ägypten sei gekennzeichnet durch „wiederholte Anwendung exzessiver Gewalt, einschließlich tödlicher Gewalt, durch die Sicherheitskräfte, die zu dem Tod von Hunderten Demonstranten führt“. Zudem sprach die Koalition von „zunehmend schweren Einschränkungen des Rechts auf Vereinigungsfreiheit, der Versammlungsfreiheit und der freien Meinungsäußerung, sowie der akademischen Freiheit“ und führte „willkürliche Verhaftung[en]“ an.[37]
Strafverfolgung von Regimegegnern und Journalisten und politisierte Massenprozesse
Die Prozesse gegen Mitglieder oder Anhänger der Muslimbruderschaft, die nach dem Putsch in Form der größten Prozesswelle in der 85-jährigen Geschichte der Muslimbruderschaft während der militärgestützten Regierung des Kabinetts Beblawi begonnen worden waren, wurden von Menschenrechtsorganisationen als intransparente und politisierte Prozesse mit der Gefahr von Schauprozessen eingestuft.[180] Die Massenprozesse während des Kabinetts Mahlab richteten sich zum großen Teil gegen Mitglieder der Muslimbruderschaft. Aber auch Oppositionelle, die während der unterschiedlichen Machtphasen der vorangegangenen drei Jahre verhaftet wurden, warten auf ihre Prozesse. Viele von ihnen wurden im Zuge von Anti-Muslimbruderschaft-Demos festgenommen, wurden nach dem Sturz Mursis durch das Militär aber als Mitglieder der inzwischen vom Militärregime verbotenen und zur Terrorganisation erklärten Muslimbruderschaft eingestuft.[181]
Massentodesurteil im Minya-Prozess vom 24. März
Am 24. März 2014 wurden in Minya bereits nach einem einzigen Verhandlungstag in dem größten Massenprozess der ägyptischen Geschichte 529 Menschen in erster Instanz zum Tod verurteilt, die das Gericht für schuldig befand, einen hochrangigen Polizeibeamten getötet zu haben.[182][183][184][185]
Vorfeld
Nach dem Militärputsch von Anfang Juli 2013 war während der Regierungszeit des militärgestützten Kabinetts Beblawi die größte Prozesswelle gegen Unterstützer der Muslimbruderschaft in der 85-jährigen Geschichte der Organisation begonnen worden. Beobachter und Menschenrechtsgruppen werteten die Gerichtsverfahren als intransparente und politisierte Prozesse und sahen darin die Gefahr von Schauprozessen.[180] Eine ganze Reihe von Prozessen gegen den gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi und die gesamte Führung der Muslimbrüder wurden auch während des Kabinetts Mahlab in Kairo fortgeführt.[186][81] Die Anklage lautete meist auf Aufruf zu Gewalt und Schuld am Tod von Demonstranten und beinhaltete Anklagepunkte, die die Todesstrafe nach sich ziehen können.[186]
Anfang März 2014 erklärte ein Gericht in Kairo 77 Anhänger Mursis wegen Beteiligung an gewaltsamen Protesten für schuldig und verurteilte sie zu jeweils drei Jahren Haft. Die Verurteilten hatten nach Ansicht des Gerichts im August 2013 in Kairo an einer Demonstration teilgenommen, in deren Verlauf dutzende Menschen getötet wurden.[187][188]
Prozess und Urteil
Angeklagte und Anklagegegenstand
Unter den Angeklagten befinden sich zahlreiche Führungsmitglieder der inzwischen vom Militärregime verbotenen und offiziell zur Terrororganisation erklärten Muslimbruderschaft. Ihnen wurde wegen der Teilnahme an gewaltsamen Protesten der Prozess gemacht. Die Proteste in Minya waren erfolgt, nachdem bei der blutigen Zerschlagung des Rabia-al-Adawija- und des Nahda-Protestlagers in Kairo am 14. August 2013, in denen die Putschgegner gegen den Sturz Mursis durch das Militär demonstriert hatten, durch die Sicherheitskräfte je nach Quelle über 600 Demonstranten[189], beziehungsweise über 700[83], über 1000[190] oder über 1400[191][Anmerkung 1] Menschen - fast ausschließlich Demonstranten[33][34] - getötet worden waren.[191][190][186] Bei den daraus resultierenden Protesten in Minya war es zu Unruhen mit Todesopfern gekommen.[190] Die Staatsanwaltschaft warf den Angeklagten den Mord an einem stellvertretenden Bezirks-Polizeikommandeur, Angriffe auf Regierungsgebäude und Brandschatzung von Kirchen der christlichen Kopten vor.[190] Die Angeklagten in diesem Fall sollen am 14. August 2013 zwei Polizeistationen in Adwa und Matay gestürmt haben, wobei ein Polizist getötet und mehrere verletzt wurden.[81][192][193] Zudem sollen die Angreifer Waffendepots geplündert[81] und Gefangene befreit haben.[192] Die meisten der Angeklagten waren bei den Zusammenstößen in der Provinz Minya nach der Stürmung der Protestlager in Kairo am 14. August verhaftet worden.[183][194] Ihnen wurde unter anderem Anstiftung zu Mord, Gewalt, die Erstürmung einer Polizeiwache sowie die Zerstörung von öffentlichem und privatem Eigentum vorgeworfen.[183][182]
22. März: Vertagung
Während sich Mursi-Anhänger weiterhin wöchentlich zu Protesten gegen den Militärputsch versammelten, begann am 22. März 2014 in Minya, einer Hochburg der Muslimbrüder,[195][196] ein Massenprozess der militärgeführten Übergangsregierung.[187] Bei dem Massenprozess wurden 1200 Personen gleichzeitig angeklagt, sich im Sommer 2013 an Demonstrationen in der Provinz Minya gegen den Sturz des bislang einzigen demokratisch gewählten Regierungschef Ägyptens, dem damaligen Präsidenten Mohammed Mursi, durch das Militär beteiligt oder diese angestiftet zu haben.[187][197] Nach Medienberichten befanden sich zu Prozessbeginn lediglich 200 der Angeklagten in Haft, darunter auch das Oberhaupt der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie.[187] Anwälte warfen schon kurz nach Prozessbeginn dem Gericht vor, Rechte der Verteidigung missachtet zu haben.[183] Der Antrag der Verteidiger, die Richter wegen Befangenheit auszutauschen, wurde abgelehnt.[182][185][83] Die Anwälte der Angeklagten hatten 24 Stunden Zeit, ihre Verteidigung schriftlich einzureichen.[185] Der am 22. März begonnene Prozess war nach wenigen Minuten wieder auf den 24. März vertagt worden.[184]
24. März: Urteile für die erste Tranche
Bereits zwei Tage nach Prozessbeginn, am 24. März 2014, verurteilte das Gericht in einem 15 Minuten langen Prozess 529 Angeklagte in erster Instanz zum Tode.[191][196][198] Laut Ahram Online verurteilte der Richter 529 Angeklagte wegen Ermordung des stellvertretenden Bezirkspolizeikommandeurs des Matay-Distrikts in Minya, Mustafa al Atar, zum Tod.[182] Nach Angabe der NZZ sprach der Richter die 529 Todesstrafen „wegen Gewalt und Vandalismus gegen staatlichen Besitz sowie Mord an einem Polizeibeamten“ aus.[186][191] Bei den Verurteilten soll es sich um Anhänger oder Unterstützer der Muslimbrüder und des im Juli 2013 durch einen Militärputsch aus dem Amt entfernten Präsidenten Mohammed Mursi handeln.[185] 16 Personen wurden nach Angaben der Justiz freigesprochen.[197][190]
Zum Zeitpunkt der Urteilsverkündung befanden sich lediglich 153 der zum Tode Verurteilten in Haft, während die übrigen 376 Angeklagten, die entweder aus dem Gefängnis entlassen, gegen Kaution auf freiem Fuß oder auf der Flucht waren,[183][197][191] in Abwesenheit verurteilt wurden.[190][183] Weniger als 70 Angeklagte waren während des Prozesses im Gerichtssaal.[186] Laut Anwälten waren von den 529 zum Tod Verurteilten nur 22 deklarierte Mitglieder der Muslimbruderschaft.[199]
Aufgrund der hohen Anzahl von über 1200 Angeklagten war der Prozess auf zwei Gruppen aufgeteilt worden. Der Massenprozess für den Fall von 638 weiteren Angeklagten, darunter auch Mohammed Badie, wurde für den 25. März 2014 vorgesehen.[190][186][183] Dem üblichen Prozedere entsprechend müssen die Urteile an den Großmufti weitergeleitet werden, der die Todesurteile als höchste religiöse Instanz ratifizieren muss, bevor sie exekutiert werden können.[186][182][185][196] Die abschließende Sitzung des Gerichts in Minya wurde für den 28. April 2014 angekündigt.[186][182][185]
25. März: Vertagung der zweiten Tranche auf den 28. April
Vorlage:Preview Crop Am Morgen des 25. März 2014 verhandelte das Gericht von Minya gegen weitere 683 mutmaßliche Mursi-Anhänger.[200][201] Den 683 Angeklagten der zweiten Tranche drohte wie den über 500 Angeklagten des Vortages das Massenurteil der Todesstrafe.[201] Diese zweite Tranche des Massenprozesses wurde jedoch auf den 28. April vertagt.[200] Zugleich wurde festgelegt, dass die Urteile bereits am 28. April ergehen sollen, also nach zwei Verhandlungstagen für alle 683 Urteile, unter Missachtung jeglicher rechtsstaatlicher Prinzipien.[201]
Unter den Angeklagten der zweiten Tranche befand sich auch der ideologische Führer der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie[200][201][202] sowie der frühere Vorsitzende der Freiheits- und Gerechtigkeitspartei, Saad al-Katatni.[202] Beide sollen sich allerdings zum Zeitpunkt der Ausschreitungen nicht am Tatgeschehen, sondern in Kairo aufgehalten haben,[202][203]
Der Prozess am 25. März 2014 sollte vom selben Richter geleitet, der am 24. März 529 Todesstrafen gegen mutmaßliche Sympathisanten des vom Militär gestürzten Präsidenten Muhammad Mursi verhängte.[202] Von den Angeklagten erschienen zum Prozessauftakt am 25. März lediglich 60 vor dem Gericht.[200][201] Weder Badia noch andere Angeklagte waren im Gericht anwesend, da sie aus Sicherheitsgründen im Gefängnis belassen worden waren. Der Prozess fand auch ohne Anwälte statt. [204] Die Verteidiger boykottierten die Eröffnung des Verfahrens[200][201][204] aus Protest gegen das als skandalös geltende Massentodesurteil von Richter Saed Jussef Mohammed (nach anderen Quellen: Saeed Elgazar[205][206]) vom 24. März.[204] Die Prozesse von Minya und Umgebung waren Saad Youssef Mohammed übertragen worden, der aufgrund seiner harten Urteile gegen Oppositionelle unter dem Beinamen „der Schlachter“ bekannt war.[207] Adel Ali aus der Gruppe der Rechtsanwälte der Angeklagten erklärte: „Wir haben von einem Erscheinen abgesehen, weil der Richter strafrechtliche Prozeduren verletzt und den Verteidigern nicht erlaubt hat, ihre Klageeinwände darzulegen“. Er fügte hinzu, dass 77 der Angeklagten inhaftiert seien. Die übrigen seien auf Kaution freigekommen oder befänden sich auf der Flucht.[200][201]
Weiterer Verlauf zum Urteil vom 24. März
Das Massen-Todesurteile waren zunächst noch nicht rechtskräftig und eine Berufung wurde angekündigt. Nach allgemeiner Einschätzung wurden keine baldigen Exekutionen erwartet, auch weil der Großteil der Verurteilten in Abwesenheit verurteilt worden war.[199]
Reaktionen
Der Schuldspruch löste weltweit heftige Kritik und Empörung aus.[208][189][202] Sowohl die Europäische Union als auch die USA protestierten gegen den in den westlichen Medien als „Skandalurteil“ titulierten Urteilsspruch vom 24. März.[208][189]
Inland
- Ägyptische Menschenrechtler sprachen in ersten Reaktionen zu dem Urteil vom 24. März 2014 von einem Skandalurteil und verurteilten es scharf.[190]
- Der als einer der profiliertesten Bürgerrechtler Ägyptens geltende Jurist Gamal Eid, Direktor des Arabic Network for Human Rights Information (ANHRI, deutsch: „Arabisches Netzwerk für Menschenrechtsinformationen“ oder „Arabischen Institut für Menschenrechte“), bezeichnete den Urteilsspruch vom 24. März 2014 als „juristische und politische Katastrophe“ für Ägypten und als „eine Katastrophe, ein Schmierenstück und ein Skandal, der Ägypten noch viele Jahre verfolgen wird“.[198][182][185][209][210] und sagte: „Selbst wenn es in der Berufung abgeändert werden wird, so wird dieses Katastrophenurteil einen Schatten auf die ägyptische Justiz werfen“.[190] Weiter sagte er: „Auch wenn sie in Abwesenheit verurteilt werden, man verurteilt nicht 529 Angeklagte nach drei Tagen zum Tod“[182] und: „Es gibt überhaupt keine Erklärung oder Rechtfertigung für so ein hartes Urteil, es hat uns alle schockiert.“[209] Noch sei nicht einmal bewiesen, dass tatsächlich alle Angeklagten an den gewaltsamen Protesten beteiligt gewesen seien: „Es gibt in Ägypten willkürliche Verhaftungen und Verfolgung von Minderheiten. Die Schuld der Angeklagten war noch gar nicht bewiesen. Viele sind zu Unrecht verhaftet und jetzt zu Unrecht zum Tode verurteilt worden.“, so Eid.[211]
- Nasser Amin, ein Mitglied des regierungsnahen und halbstaatlichen Nationalen Menschenrechtsrates, bezeichnete die Todesurteile als beispiellos. Sie würden seiner Ansicht nach keinen Bestand haben, sobald die Verurteilten in die Berufung gehen.[190][186][182][198]
- Der Rechtsexperte Mohammed Sari, Leiter des Kairoer Instituts für Menschenrechtsstudien (Cairo Institute for Human Rights Studies), nannte das Massentodesurteil ein „gesetzliches Massaker“[206] und kritisierte den Richterspruch vom 24. März als äußerst hart, „übertrieben und inakzeptabel“: „Das Urteil formt die Rechtsprechung in Ägypten von einem Werkzeug für Gerechtigkeit zu einem Instrument der Rache um.“[212] Sari nannte das Urteil eine Katastrophe, sprach von Schwachstellen bei dem Verfahren und hielt eine Berufung für möglicherweise erfolgversprechend.[194][205] Dass es bereits in der zweiten Sitzung zu einerm Urteil gekommen ist, bedeute, dass der Richter weder die Verteidigung gehört, noch die Beweise begutachtet habe.[205] Selbst ein Anfänger des Jurastudims hätte dieses Urteil nie so gefällt, so Sari, da es gegen die grundlegendsten Prinzipien der Kriminologie verstoße.[194][205] Sari urteilte weiter: „Das ist kein Urteil, sondern ein Massaker“.[213][214]
- Karim Medhat Ennarah, ein auf Strafrecht spezialisierter Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Egyptian Initiative for Personal Rights, sagte zum Massentodesurteil vom 24. März, seine Organisation habe - im Gegensatz zu einer Massenexekution - nie zuvor von etwas diesen Ausmaßes innerhalb eines Justizwesens gehört. Er bezeichnete das Urteil als „ziemlich lächerlich“, da es unmöglich sei zu beweisen, dass alle 500 Menschen eine bedeutende Rolle bei der Tötung eiens einzelnen Polizeibeamten gespielt haben, insbesondere nach lediglich ein oder zwei kurzen Gerichtssitzungen. Er nannte das Urteil einen klar erkennbaren „Versuch, die Opposition einzuschüchtern und zu terrorisieren, insbesondere die islamistische Opposition“.[215]
- Die Muslimbruderschaft bezeichnete den Richterspruch vom 24. März 2014 auf ihrer Internetseite als „neues Verbrechen des Militärputsches“[186] und rief dort zum „Sturz der Militärregierung“ auf.[194]
- Tarek Fouda von der Richtervereinigung Minya kritisierte das Urteil und sagte, jeder wisse, dass sie gegen die Muslimbrüder seien und die Verbrechen, die sie begangen hätten, doch müssten Rechtsstaat und Gerechtigkeit in Ägypten verteidigt werden.[216] Der Vorsitzende der Anwaltskammer von Minya erklärte, auch er fordere harte Strafen für Gewalttäter, doch die Art, wie Todesurteile in so grosser Zahl und ohne richtige Verteidigung beschlossen wurden, widerspreche allen Grundsätzen des ägyptischen Rechts. Besonders bedenklich finde er, dass das Urteil nach nur einem Prozesstag fiel. „Die Justiz hat eine führende Rolle gespielt beim Aufstand gegen Mursi, weil dieser versucht hatte, die Unabhängigkeit der Justiz einzuschränken“, so Fouda weiter, weswegen es nicht angehe, dass dieselbe Justiz alle ihre Grundsätze vergisst, wenn es darum geht, die Anhänger des Mursi-Regimes zum Schweigen zu bringen.[207]
- Anwälte warfen dem Gericht vor, Rechte der Verteidigung missachtet zu haben.[194]
- Der Anwalt Nabil Abdel Salam, der einige Anführer der Muslimbrüder vertritt, unter anderem auch Mohammed Mursi, sagte, „Das ist der schnellste Prozess, und die Zahl der Verurteilten ist so groß wie noch nie in der Geschichte der Justiz“.[194]
- Mahmoud Badr, Begründer der anti-Mursi-Kampagne Tamarod, widersprach auf seiner Facebook-Seite der Kritik an dem Urteil vom 24. März 2014: „Wer auch immer das Gerichtsurteil nicht mag, muss sich vor den Spiegel stellen und sich selbst fragen: wäre das deine Reaktion, wenn das gleiche Urteil gegen Mubarak und 528 Loyalisten seines Regimes ergangen wäre?“[182]
- Die ägyptische Übergangsregierung betonte in einer Stellungnahme, dass „die ägyptische Justiz völlig unabhängig und in keiner Weise von der Exekutive beeinflusst“ sei. Das Urteil sei „von einem unabhängigen Gericht nach sorgfältiger Untersuchung des Falls” getroffen worden und sei „nur das erste Urteil in dem Gerichtsverfahren“, das Berufung an höheren Gerichten einschließe.[215]
- Das ägyptische Außenministerium bemühte sich darum, den Vorbehaltcharakter der Urteile hervorzuheben, was als Verlegenheit in Bezug auf das Massentodesurteil vom 24. März aufgefasst wurde: „Das Gesetz gestattet es, dass Berufung gegen das Urteil eingelegt wird“, teilte es das Außenministerium in einer Stellungnahme mit roter, fetter und unterstricherner Schrifttype mit. In der Stellungnahme behauptete das Außenministerium, die Entscheidung „würde aufgehoben werden, sobald die Angeklagten ein Wiederaufnahmeverfahren einfordern.“[205]
- Medien: Nach dem Massentodesurteil vom 24. März wurde der Richter Mohammed in den privaten, der Regierung nahestehenden Satellitenkanälen Ägyptens regelrecht gefeiert,[217][204] während im staatlichen Fernsehen deutlich nachdenklichere Stimmen laut wurden.[204]
- Ahmed Moussa, Moderator bei „Sadd al Balad“, sagte: „Ich gratuliere der ägyptischen Justiz, dass sie sich gegen diese Mörder durchgesetzt hat. Die ägyptische Justiz ist sauber und fair“.[204][218] Er beschuldigte Menschenrechtsorganisationen die ägyptische Justiz anzugreifen, indem ihre Arbeit darin bestünde, die Menschenrechte der Muslimbruderschaft zu verteidigen und das Volk zu vergessen.[218] Der Kritik an dem Massentodesurteil begegnete er mit den Worten: „Mögen es 10.000, 20.000 sein, nicht 500. Wir sind nicht traurig, wir sind froh.“[218][219] „Verbrennt sie, verbrennt ihre Leichen, verbrennt ihre Kleidung“, fuhr er fort, „Der Staat wird nach dem Gesetz gewinnen und nicht mit Gewalt.“[218]
- Rania Badawi, Moderatorin der Sendung „Auf dem Platz“ begrüßte das Urteil ebenfalls: „Wir haben endlich die Justiz bekommen, die wir haben wollten. Wir sind müde, dass diese Gewalttäter mit ihrem Krieg unser Land zerstören.“[204][220] Nachdem das US State Department Bedenken zum Massentodesurtel geäußert hatte, fragte Badawi rhetorisch, warum die USA auf die ägyptische Justiz fokussieren würden, während die den Rest der Welt ignorieren. Das ägyptische Außenministerium kritisierte sie als zu milde und sagte, die ägyptische Diplomatie sei ihrer Meinung nach „zu diplomatisch“.[220]
- Der Gründer der ägyptischen Menschenrechtsorganisation Hafez Abu Saeda betonte im staatlichen Fernsehen, dass man noch hoffen könne, dass die Verurteilten nicht auch tatsächlich alle hingerichtet würden und der „Mufti der Republik [...] das letzte Wort“ habe.[204]
- Auf die Aussage einer Moderatorin im staatlichen Fernsehen, dass „alle bisherigen Prozesse gegen Hosni Mubarak, Polizisten, die auf Demonstranten geschossen haben, und alle anderen, die in den vergangenen zwei Jahren vor Gericht gestellt wurden“ in der Öffentlichkeit dafür kritisiert worden seien, „dass sie sich so lange hinziehen und dann milde Strafen verhängt werden“ und das nun „ein Richter einmal nach dem Wunsch des Volkes gehandelt und schnell und hart geurteilt“ habe, antwortete eine Juraprofessor mit: „Es kommt eben darauf an, die richtige Balance zwischen Recht und Volkes Wille zu finden“.[204]
- Soziale Medien: Kurz nach dem Massentodesurteil vom 24. März wurde auf Twitter unter dem Hashtag #Egypt529 zu einer Kampagne aufgerufen, bei der sowohl liberale wie islamistische Ägypter kritische Kommentare zu dem Massentodesurteil unter der regierenden Militärführung schrieben. Besonders „beliebt“ und häufig „geteilt“ war die Karikatur eines sich „Ternz“ nennenden Künstlers, die einen per Dampfmaschine betriebenen Galgen zur Massenhinrichtung zeigt, wobei die Leichen nach der Exekution auf einen mit „Exekutionsservice Ägypten“ beschrifteten Lastwagen abgeladen werden.[221]
In Minya kam es nach dem Massentodesurteil vom 24. März 2014 zu tumultartigen Szenen, eine Schule soll in Brand gesteckt worden sein.[209] Aufgebrachte Menschen protestierten vor dem Gericht.[222]
In den folgenden Wochen kam es aus Protest gegen das Massentordesurteil vom 24. März 2014 an den Universitäten zu zahlreichen Protesten von Studenten, bei denen mehrere Studenten getötet wurden.[223][224][206][223][225]
Ausland
- Die Nahost-Vizedirektorin von Amnesty International, Hassiba Hadj Sahraoui, sagte zum Urteil vom 24. März 2014: „Das ist ein Massen-Todesurteil in einer Dimension, wie wir es vorher nirgends gesehen haben, weder in Ägypten noch sonstwo in der Welt“. Sie fügte hinzu: „Anstatt den Opfern von Menschenrechtsverletzung Genugtuung zu verschaffen, ist die Justiz zu einem Teil der Maschinerie geworden, um Menschen zu unterdrücken.“[226][205] An die internationale Gemeinschaft gerichtet, forderte sie: „So etwas hat es weltweit noch nicht gegeben. Die internationale Gemeinschaft muss dringend reagieren.“[211]
- Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sah Ägypten auf dem Rückweg in längst überwunden geglaubte Verhältnisse. Der HRW-Deutschland-Direktor, Wenzel Michalski, sagte, „Menschen zum Tode zu verurteilen, weil sie eine andere politische Meinung vertreten, das ist ein Rückfall in alte Mubarak-Zeiten, vielleicht sogar noch schlimmer“.[227] Am 4. April wies HRW den US-Außenminister John Kerry in einem Brief auf das Massentodesurteil vom 24. März und den Prozess gegen drei Mitarbeiter von Al-Jazeera-International hin und forderte die US-Regierung auf, wies unter anderem auf das Verfahren gegen drei Mitarbeiter des Fernsehsenders Al-Dschasira International hin sowie auf die 529 Todesurteile, ihre Militärhilfe für Ägypten nicht wieder aufzustocken, da die Voraussetzung dafür, „Schritte, die einen demokratischen Übergang unterstützen“, nach der Inhaftierung von mehr als 16.000 Menschen und der Tötung von über 1000 Demonstranten seit der Machtübernahme des Militärs im Juli 2013 nicht gegeben seien. HRW schrieb in dem Brief weiter, die ägyptische Führung müsse den Einsatz von scharfer Munition gegen Demonstranten beenden und alle Häftlinge freilassen, „die nur festgehalten werden, weil sie ihr Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit wahrgenommen haben“.[228][229][230]
Vereinigte Staaten – Die USA zeigten nach dem Urteil vom 24. März Unverständnis.[189]
- Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Marie Harf, sagte in Washington: „Es widerspricht jeder Logik, dass über 529 Angeklagte innerhalb von zwei Tagen nach internationalem Standard verurteilt werden können“. Politisch motivierte Inhaftierungen und Verurteilungen würden einen Übergang zur Demokratie in Ägypten nur erschweren.[189]
Europäische Union - Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton erklärte am Abend des 24. März in Brüssel, Todesstrafen seien nicht zu rechtfertigen.[189] Die Todesstrafe sei grausam und menschenverachtend.[208] Am 25. März forderte Ashton die ägyptischen Behörden auf, die Rechte von Verteidigern zu achten. Nur so könne die „Glaubwürdigkeit Ägyptens beim Übergang zur Demokratie“ gewahrt werden.[202]
- Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Europaparlaments, Barbara Lochbihler, bezeichnete das Urteil im Massenprozess vom 24. März als „katastrophales Signal“. Sie kritisierte die Schuldsprüche „aufs Schärfste“. Unmittelbar vor den Präsidentenwahlen im Frühjahr sendeten sie die Botschaft, „dass jeder, der nicht mit dem Regime ist, mit strafrechtlicher Verfolgung zu rechnen hat“.[83]
Deutschland - Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) kritisierte das Massentodesurteil vom 24. März während seines Aufenthalts in Äthiopien am 25. März scharf.[231] Er bezeichnete die Nachricht über das Massentodesurteil als „äußerst beunruhigend“ und rügte es als Verstoß gegen internationale rechtsstaatliche Standards.[231][202][232] Wörtlich sagte Steinmeier: „Die Urteile und Gerichtsverfahren widersprechen internationalen rechtsstaatlichen Standards und menschenrechtlichen Grundsätzen, zu denen sich auch Ägypten verpflichtet hat.“ Er forderte die Aufhebung der Urteile durch die zuständigen ägyptischen Instanzen. Den Angeklagten müsse ein faires Verfahren ermöglicht werden. Zudem forderte er die Aussetzung weiterer Massenverfahren. Steinmeier kritisierte, die Urteile vertieften die politische Spaltung in Ägypten. Er sagte: „Um eine Destabilisierung Ägyptens zu verhindern, braucht es dringend einen inklusiven politischen Prozess und den Beginn einer Politik nationaler Verständigung und Aussöhnung“.[231][233]
UNO - Das UNO-Kommissariat für Menschenrechte (UNHCR) kritisierte den Richterspruch vom 24. März scharf. Der Sprecher des UNO-Menschenrechtsbüros, Rupert Colville, erklärte am 25. März in Genf, die Todesurteile seien ein Bruch der internationalen Menschenrechte.[234][200][201] Todesurteile müssten den höchsten Standards eines fairen Prozesses genügen.[234] Die Rechte der Angeklagten seien dagegen grob missachtet worden[234][200] in einem „Prozess voller Verfahrensfehler“.[200][201] Was jedem einzelnen Angeklagten vorgeworfen werde, bleibe unklar, weil die Anklagepunkte vor Gericht nicht verlesen worden seien.[200][201] Außerdem sei die Todesstrafe für Delikte ausgesprochen worden, die nicht zu den besonders ernsten Verbrechen zählten.[234] Colville sagte, die Mitgliedschaft in einer politischen Gruppe oder die Beteiligung an Demonstrationen rechtfertige nach internationalem Recht keine Todesstrafe.[201] Die erstaunlich hohe Zahl von Todesurteilen bei dem Massentodesurteil sei beispiellos in der jüngeren Geschichte.[234][201]
In Deutschland kritisierten zunächst Politiker der Opposition im Bundestag, und Menschenrechtler das Massen-Todesurteil vom 24. März 2014 scharf.[235]
- Der Obmann der Linksfraktion im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags, Stefan Liebich, sprach von einem „Zeugnis von unglaublicher Willkür und eklatantem Mangel an Demokratie in Ägypten“. Ägypten drohe „schon jetzt ein Rückfall in alte Mubarak-Muster, in denen Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nichts galten“. Seine Partei lehne „Militärputsche ebenso ab wie Scheinprozesse gegen unliebsame politische Gegner“. Alle Ägypter müssten „das Recht auf faire Verhandlungen“ haben. „Viele der Angeklagten“, so Liebich weiter, „gehörten der Mursi-Regierung an. Man kann diese Regierung und ihre Anhänger äußerst kritisch sehen, aber sie war demokratisch gewählt und wurde vom Militär unrechtmäßig aus dem Amt geputscht.“[235][236]
- Der außenpolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour, sagte, solche willkürlichen Massenurteile seien trotz aller Antipathie gegenüber der Muslimbruderschaft nicht hinnehmbar und hätten nichts mit Rechtsstaatlichkeit zu tun. Das Urteil vom 24. März erinnere ihn „an die finsterste Militärherrschaft unter Mubarak“. Die Urteile zeigten auch, dass man auf dem Holzweg war, wenn man geglaubt hatte, nach der Absetzung von Mohammed Mursi werde alles besser. Die Bundesregierung müsse jetzt überlegen, welche Art von Kooperation mit diesem „System“ möglich ist.[237]
- Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Franziska Brantner forderte, „sämtliche für dieses Jahr geplanten bilateralen Projekte der polizeilichen und militärischen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Ägypten“ auszusetzen oder auf Eis zu legen. Die Bundesregierung, so Brantner weiter, müsse nun „offenlegen, welche Strategie sie gegenüber Ägypten verfolgt. Gemeinsam mit der EU muss sie daneben der Führung in Kairo einmal mehr deutlich machen, dass finanzielle Direkthilfen und sonstige Formen der Kooperation an Voraussetzungen geknüpft sind“. Mit solchen Verfahren, erklärte Brantner, werde „es in Ägypten keinen Frieden, keine Versöhnung und auch keine Demokratie geben; es muss endlich ein Prozess der nationalen Verständigung eingeleitet werden“.[235][238]
- Der außenpolitischer Sprecher der SPD, Rolf Mützenich, bezeichnete das Urteil vom 24. März als ganz klar politisch motiviert. Er kritisierte: „Die Justiz wird hier für politische Zwecke missbraucht.“ Dieses „Massenurteil“ stehe in gar keinem Verhältnis. Er vermute, dass die Richter angesichts der anstehenden Präsidentenwahlen und des möglichen Sieges von Militärchef Sisi opportunistisch gehandelt haben.[237]
- Amnesty International hielt „das Urteil für grotesk und zudem das Verfahren für krass unfair“.[237] Ruth Jüttner, Expertin für den Mittleren Osten bei Amnesty International Deutschland, sagte, „bei den Todesurteilen handelt es sich um eine ungeheuerliche Ungerechtigkeit. Sie müssen unverzüglich aufgehoben werden.“[235][239][237] Die kurze Verhandlungsdauer verstoße gegen alle internationalen Rechtsstandards. Außerdem gehe die Justiz selektiv vor. Weder die Menschenrechtsverletzungen der Mubarak-Regierung und der Militärherrschaft seien aufgeklärt, noch die Verantwortlichen für den Tod von hunderten Pro-Mursi-Demonstranten zur Rechenschaft gezogen worden.[237] Mit der Verhängung der Todesurteile in einem einzigen Verfahren und in dieser Größenordnung stelle Ägypten die meisten anderen Länder der Welt in den Schatten. „Ägyptens Gerichte sind nicht nur vorschnell darin, Mursi-Anhänger zu bestrafen“, so Jüttner weiter, „sie ignorieren gleichzeitig schwere Menschenrechtsverletzungen durch Sicherheitskräfte. Während Tausende von Mursi-Anhänger im Gefängnis sitzen, gab es bislang keine angemessene Untersuchung der Todesfälle von Hunderten von Demonstranten. Nur einem Polizeibeamten droht nach dem Tod von 37 Häftlingen eine Gefängnisstrafe.“ Ohne einen unabhängigen und unparteiischen Prozess stehe die Frage im Raum, „ob die Strafjustiz in Ägypten noch irgendwas mit Gerechtigkeit zu tun hat. Die ägyptischen Behörden sollten ein Moratorium für Hinrichtungen verhängen und sie langfristig abschaffen“, so Jüttner.[235][239]
- Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, der sich noch Ende Februar/Anfang März 2014 nach einem Treffen mit Militärchef Sisi optimistisch über die Zukunft Ägypten geäußert, im Westen um Vertrauen zum ägyptischen Militärchef Sisi geworben und nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft als zu fordernden Ausgangspunkt europäischer Außenpolitik mit Ägypten bezeichnet hatte,[240][241][242] sagte über die mit dem Massenurteil verbundenen Todesurteile: „Sie können in Ägypten eine neue Spirale der Gewalt auslösen, die die Versöhnung der Gesellschaft weiter erschwert. Jeder Staat hat das Recht, sich gegen Terror zur Wehr zu setzen. Dabei muss er aber rechtsstaatliche Prinzipien beachten und darf nicht unverhältnismäßig vorgehen.“ Das Urteil lege den Verdacht nahe, dass die Grundsätze nicht beachtet worden sind.[231]
Pressestimmen
- Stuttgarter Zeitung: „Aber es [das Massenurteil von Minya] offenbart eine Mentalität und Gesinnung, die einen Tiefpunkt in der ägyptischen Justizgeschichte markiert. Dem Großteil der Staatsanwälte und Richter am Nil ist mittlerweile jedes Mittel recht, wenn es gilt, die Post-Mursi-Staatsgewalt gegen Muslimbruderschaft und Andersdenkende durchzusetzen.“[243]
- Die Nordwest-Zeitung (Oldenburg) sah die Todesurteile als Symptome der ägyptischen Verhältnisse an, die durch das fast völlige Fehlen von Demokraten und die das Vorherrschen von Klientelpolitik gezeichnet seien: „Die Justiz ist nicht unabhängig, sondern traditionell ein Handlanger der jeweiligen Machthaber. Wer als ägyptischer Beamter seinen Job behalten will, der tut gut daran, sich schnell anzupassen. Die Mächtigen aber sind Militärs, reiche Grundbesitzer und religiöse Führer - und daran hat sich seit 150 Jahren nichts geändert, wer auch immer den Staat kontrollierte. Angesichts dessen ist es vollkommen naiv zu glauben, am Nil könnte sich in naher Zukunft eine westliche Demokratie etablieren.“[243]
- Südwest Presse (Ulm): „Kurzer Prozess und alle ab an den Galgen - noch ist das bizarre Massenurteil von Minia nicht rechtskräftig, und vielleicht wird es das auch nie werden. […] Dabei steht außer Zweifel, dass die Totschläger von Minia zur Verantwortung gezogen gehören. Die islamistischen Ausschreitungen in der ärmsten Provinz Ägyptens gehörten zu den übelsten zivilisatorischen Tabubrüchen, die das Land erlitten hat. Doch auch diese Untäter haben das Recht auf einen fairen Prozess - und nicht nur auf einen Fußtritt Richtung Henker.“[243]
- Neues Deutschland (Berlin): „Mit den Todesurteilen wollen Ägyptens Generäle der Welt auch ganz unverhohlen sagen: Der sogenannte Arabische Frühling war nicht das Ende, sondern höchstens ein Betriebsunfall der ägyptischen Militärherrschaft.“ Die Zeitung befürchte, dass „niemand widerspricht. Sogar die geistige Elite des Landes scheint dagegen nicht einmal mehr Worte zu finden.“[243]
- Aachener Zeitung: „Politische Umbrüche wie der Arabische Frühling verlaufen nie linear; und drei Jahre sind bei solchen Ereignisse allenfalls ein Wimpernschlag. Den Erfolg von Revolutionen kann man eigentlich nur vom Ende her bewerten. Das Problem ist, dass wir derzeit noch nicht wissen, wo dieses Ende liegt. Dazu hilft ein Blick nach Osteuropa, das seit dem Fall des Eisernen Vorhangs um mehr Demokratie ringt. […] Dennoch käme wohl kaum jemand auf die Idee, sich die alte Ost-West-Weltordnung zurückzuwünschen. Ebenso unlauter ist es, die Demokratisierungsbemühungen im arabischen Raum wegzuwischen.“[243]
- Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder): „Als im Juli vergangenen Jahres das ägyptische Militär den - immerhin frei gewählten - islamistischen Staatspräsidenten Mohammed Mursi aus dem Amt putschte, da hielt sich der internationale Protest in engen Grenzen. Man war bereit, in dem Putsch eine Art Notwehrmaßnahme gegen den von Mursi eingeschlagenen Weg zu sehen, an dessen Ende die Errichtung eines islamistischen Gottesstaates stehen sollte. Zudem drohte das Land im Chaos zu versinken. Nun, ein dreiviertel Jahr später, herrschen in Ägypten Willkür und Terror, ausgeübt von Polizei und Militär sowie einer willfährigen Justiz. Ein Gericht, das im Schnellverfahren ein summarisches Todesurteil gegen 529 Angeklagte verhängt, kann wohl nicht anders als Terrorjustiz bezeichnet werden. […] Die neuen Herrscher Ägyptens - oder sind es doch nur die alten ohne den Langzeitpräsidenten Mubarak? - sind unter veränderten Vorzeichen genau den Weg gegangen, den sie den Muslimbrüdern versperrten, ohne ein Jota besser, toleranter oder politisch klüger zu sein. Das Land ist der Lösung seiner Krise kein Stück näher gekommen, nur näher an den Abgrund.“[244]
Bedeutung und Wertungen
Das am 22. März 2014 in Minya eröffnete summarische Verfahren stellt einen in der ägyptischen Geschichte einzigartigen Massenprozess dar.[187][196] Bereits allein bei der ersten Tranche des Prozesses mit dem Urteilsspruch vom 24. März 2014 handelte es sich mit 529 Todesurteilen um den Prozess mit der bisher höchsten Zahl von Todesurteilen in der Rechtsgeschichte Ägyptens.[190][186][182] Die Webseite „deathpenaltyworldwide“ führt für die Jahre 1981 bis 2000 in Ägypten zusammengenommen 709 Menschen Todesurteile auf, von denen 248 tatsächlich ausgeführt wurden.[190][183][245] Im Jahr 2010 wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen 185 Menschen zum Tode verurteilt und vier davon hingerichtet.[83] 2013 waren laut einem Amnesty-Bericht zwar noch 109 Menschen zum Tode verurteilt wurden, doch waren schon seit Längerem keine Vollstreckungen mehr bekannt geworden. Eine Vollstreckung der 529 am 24. März ergangenen Todesurteile würde Ägypten in Bezug auf die Anzahl formell staatlich ausgeführte Todesurteile auf gleichen Stand mit dem Iran setzen, wo neben China die meisten staatlichen Todesurteile ausgeführt werden.[203][246] Mit 1200 in der Anklageschrift aufgeführten Personen erreicht auch die Zahl der Angeklagten einen Spitzenwert.[190]
Das Verfahren in Minia wurde ungewöhnlich zügig durchgezogen. Die Verurteilungen erfolgten bereits am in der zweiten Sitzung nach einem Verhandlungstag[190][183][247][184] unter Ausschluss der Öffentlichkeit.[196] Die Verteidiger beanstandeten, sie hätten keine Gelegenheit gehabt, ihre Argumente vorzubringen[190][188] und bezeichneten das Verfahren als Farce.[184] Auch laut Ahram Online wurden die Argumente der Verteidigung nicht gehört.[182] Beobachter sprechen dementsprechend von einem Schnellverfahren.[184] Nach Auffassung von Rechtsexperten wurden mehrere Bestimmungen der ägyptischen Prozessordnung verletzt: es wurde weder Beweisführung noch Zeugenbefragung durchgeführt, Anwälte konnten keine Stellung beziehen und die Medien blieben ebenfalls vom Prozess ausgeschlossen.[186][196]
Nach der Ansicht von Experten im In- und Ausland handelte es sich um einen reinen Schauprozess, dessen Ausgang bereits zu Prozessbeginn feststand.[248] In den westlichen Medien wurde das Urteil vom 24. März als Beleg für die politisch motivierte Rechtsprechung in Ägypten angesehen.[211] Kommentatoren bezeichneten das Urteil vom 24. März unter anderem als Zeichen für eine „Rachejustiz“ (Dietrich Alexander/Die Welt),[249] ein „Klima der Hexenjagd“ (Raniah Salloum/Der Spiegel)[81] und „rechtsstaatliche Farce“ (Matthias Beermann/RP Online)[250]. Der Massenprozess galt zudem als weiteres Zeichen dafür, dass die militärisch gestützte Übergangsregierung die Muslimbruderschaft zerschlagen und keinen Platz für eine politische Versöhnung lassen will.[251] Mit dem Urteil verschärfte sich der Konflikt zwischen der Militärregierung und den Unterstützern der Muslimbruderschaft weiter. Auch Menschenrechtsorganisationen sahen in dem Urteil ein Anzeichen dafür, dass die Behörden ihr Vorgehen gegen die Muslimbruderschaft verschärfen.[194] Das Massenurteil wurde als Anzeichen dafür gesehen, dass nachdem bereits rund 3000 Kader der Muslimbruderschaft im Sommer 2013 inhaftiert worden sein sollen, nun die Justiz gegen die Gegner der vom Militär eingesetzten neuen Führung, insbesondere gegen Islamisten, durchgreifen werde.[202] Bereits in den vorangegangenen Monaten waren Dutzende Islamisten in rechtsstaatlich fragwürdigen Prozessen verurteilt worden,[202][250] während im Februar in Alexandria sechs Polizisten freigesprochen wurden, denen die Tötung von 83 Demonstranten während des Volksaufstandes gegen Husni Mubarak zu Last gelegt worden war.[202]
Einzelstimmen
- Der Korrespondent Martin Gehlen vermutete im Tagesspiegel, dass die Machthaber der militärgestützten Regierung mit dem Massenurteil auch ein für das Ausland erkennbares Zeichen kompromissloser Entschlossenheit setzen wollten. Ägypten wolle auf dem am 25. März 2014 beginnenden Gipfel der Arabischen Liga in Kuwait nach Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten auch die übrigen Mitgliedsstaaten der Liga überzeugen, die Muslimbruderschaft als Terrorvereinigung zu ächten und sich als Region zu einem Anti-Terror-Bündnis zusammen zu schließen.[196]
- Amr Schalaani, Juraprofessor an der Amerikanischen Universität in Kairo, ging davon aus, dass das Verfahren wegen Fehlern im Prozedere und Mängeln in der Beweisaufnahme in die Berufung gehen werde. Über das Urteil vom 24. März sagte er, es sei „ein hochpeinliches Urteil, wenn die Justiz noch einen Funken von Würde hat und seinen Ruf auch international schützen will“. Entweder sei der Richter „total inkompetent oder er hat Anweisungen von oben erhalten, ein politisches Urteil zu fällen“. Die Exekutive verfüge über feste Kontrolle über die Justiz. Die Justiz sei bereits seit den 1960er Jahren unter dem damaligen Präsidenten Gamal Abdel Nasser nicht mehr unabhängig. In den vergangenen Jahren sei niemals ernsthaft versucht worden, das Rechtswesen zu reformieren.[185]
- Der ARD-Korrespondent Thomas Aders äußerte in einem Interview Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Massentodesurteils vom 24. März, das möglicherweise eine bloße Empfehlung an den Mufti von Minja darstelle. Aders ging davon aus, dass nur ein Teil der Todesurteile der 529 Angeklagten vollstreckt werde, möglicherweise nur bei den „wirklich Verantwortlichen des Angriffes auf die Polizeistation vom August 2013“. Seiner Ansicht nach habe es sich um einen politischen Prozess gehandelt, dessen Urteil schon vor der Beweisaufnahme feststand und der zum Ziel hatte, ein „Exempel gegen die Muslimbrüder zu statuieren“. Seit der Stürmung der Protestcamps in Kairo im August 2013 hätten die repressiven Maßnahmen gegen die Muslimbrüder und gegen alle Islamisten in Ägypten stetig zugenommen. Das Massentodesurteil vom 24. März und das kommende Urteil der zweiten Tranche seien offenbar der Höhepunkt in dieser Entwicklung und „selbst für die wenig zimperliche Justiz Ägyptens“ beispiellos. Die Stimmung in Ägypten sei „komplett geteilt“: „Auf der Straße finden die meisten das Urteil gerecht. Die Muslimbrüder sind im Volkssinne für alle negativen Entwicklungen der Gegenwart und Vergangenheit verantwortlich und haben es demnach verdient.“, so Aders.[252]
- Die Korrespondentin Anna Osius berichtete am 24. März aus Ägypten für die Tagesschau, im Gegensatz zu Menschenrechtlern würden „viele Ägypter“ das Massentodesurteil als „eine gerechten Strafe“ bezeichnen.[209] Nach Ansicht vieler Ägypter seien die Muslimbrüder Terroristen, und „der Tod die einzige gerechte Strafe“ für sie.[211]
- Auch die Korrespondentin Julia Gerlach berichtete, das Urteil entspreche „einer Logik, die in Ägypten derzeit weit verbreitet ist“. „Viele Ägypter einschließlich Politiker und natürlich Regierungsmitglieder“ sähen in der mit extremer Härte durchgeführten, sogenannten „Sicherheitslösung“ den einzigen Weg mit den anhaltenden Protesten der Putschgegner umzugehen. Um die Kontrolle über die als „Gefahr“ und „machthungrige Organisation“ (Julia Gerlach) wahrgenommenen Muslimbruderschaft zu erlangen, seien „viele bereit, ihre demokratischen Grundsätze zu vergessen und die Rechtsstaatlichkeit einzuschränken“.[237] Unabhängig von dem Ergebnis eines etwaigen Berufungsverfahren sei das Signal gesetzt, dass die Übergangsregierung bereit sei, Rechtsstaatlichkeit einzuschränken, um die islamistische Opposition und terroristische Gruppen zu bekämpfen.[207] Gerlach kommentierte in der NZZ, das mit den Massentodesurteilen angestrebte Ziel der Einschüchterung scheine erreicht worden zu sein. Der zu erwartende Proteststurm gegen die Urteile sei ausgeblieben. Ein Ziel der Einschüchterungskampagne sei es vermutlich, die einen Tag später verkündete Kandidatur Sisi „möglichst reibungslos über die Bühne zu bringen“. „Drei Jahre nach Beginn der Revolution“, so Gerlach, sei „Ägypten wieder am Ausgangspunkt angekommen“.[207]
- Der erklärte Befürworter des ägyptischen Militärputsches Hamed Abdel-Samad erklärte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, es sei ein Fehler, das Massentodesurteil so zu deuten, dass die Muslimbrüder Opfer des Urteils seien. Er sehe das Massentodesurteil deswegen kritisch, da die Muslimbrüder „jetzt die Gewinner von so einem Urteil“ seien, „weil sie genau wieder in die Opferrolle gedrängt werden“. Das Massentodesurteil schaffe dadurch „neue Märtyrer, neue Legenden, die Vorbilder für neue Gotteskrieger, eine neue Generation von Islamisten“ seien. Er glaube, dass das Massentodesurteil ausgesprochen wurde, „damit die Gewalt ein bisschen eingedämmt wird“, weil, so behauptete Abdel-Samad weiter, „viele Menschen auch innerhalb der Bevölkerung das gefordert haben, nachdem so viele Terroranschläge von den Muslimbrüdern verübt“ worden seien. Die Spaltung der Gesellschaft und Lähmung des Landes und der Wirtschaft sei das Werk der Muslimbrüder. Auch die Verhaftung Tausender und die angebliche Tötung von mehr als 1400 Menschen bei der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten habe der Muslimbruderschaft nicht geschadet, sondern Auftrieb verschafft, so Abdel-Samad. Abdel-Samad behauptete weiter, bei der Muslimbruderschaft handle es sich um „eine Terrororganisation“ und bei den Muslimbrüdern um „Terroristen“ und „islamistische Faschisten“, die „mehrere Terroranschläge verübt“ hätten und bisher „für den Tod von Hunderten von Menschen“ verantwortlich seien, „für den Tod von mehreren Christen, für die Verbrennung von mehreren christlichen Kirchen und Einrichtungen“, so Abdel-Samad. Die Massentodesurteile würden dazu führen, dass „die Muslimbrüder mehr Sympathie und mehr Antrieb“ erhielten. Unter den 500 zum Tode verurteilten befänden sich, so die Behauptung von Abdel-Samad, „mindestens 200, die tatsächlich an Gewaltaktionen sich beteiligt haben“.[253]
- Einige russische Experten vertraten mit Blick auf das Massenurteil vom 24. März den Standpunkt, dass westliche Justiz-Standards für Ägypten nicht die beste Lösung seien und viele Ägypter hartes Durchgreifen der Militärführung akzeptieren würden.[254]
- Boris Dolgow vom Zentrum für arabische und islamische Studien des russischen Orientalistik-Instituts bezeichnete das Massentodesurteil vom 24. März als „absolut verhältnismäßig“. Er argumentierte: „Verurteilt wurden Terroristen. Bei ihren Anschlägen wurden Zivilisten, Soldaten, Polizisten getötet. Es geht nicht um Repressalien gegen Unschuldige, sondern um gerichtliche Maßnahmen gegen Verbrecher. Soviel ich weiß, begrüßen viele Ägypter dieses Urteil.“ Weiter behauptete er, während der Präsidentschaft des durch das Militär gestürzten Mohammed Mursi habe es „beispiellose Terroranschläge“ in Kairo und auf der Sinai-Halbinsel gegeben. Militante Gruppen der Muslimbrüder, so die Behauptung Dolgows, hätten Dutzende Soldaten getötet. Die jetzt verurteilten Personen seien in jene Anschläge verwickelt gewesen, so Dolgow.[254]
- Der russische Nahost-Experte Jewgeni Satanowski kommentierte die Erklärung von US-Außenamtssprecherin Marie Harf, wonach das Urteil schockierend sei und gegen die internationalen Standards verstoße, ablehnend: „Die von Frau Harf erwähnten Standards sehen vor, dass die ganze Welt nach den Regeln leben müsse, die lediglich für die westlichen Mächte erfunden wurden. Doch in der Praxis funktioniert das nicht.“ In Bezug auf die EU-Kritik am Todesurteil kommentierte Satanowski: „Die EU weist zwar hohe moralische Standards auf, versagt aber im Kampf gegen den Terrorismus und die Kriminalität in Europa. Für die ägyptische Führung, die nur einen Schritt entfernt von der islamischen Revolution steht, wäre es sinnlos, Ratschläge aus Brüssel zu hören.“[254]
- Wladimir Issajew, Professor des Instituts für Asien und Afrika an der Staatsuniversität Moskau, bezeichnete das Massentodesurteil vom 24. März als „Einschüchterungs-Maßnahme vor der Präsidentenwahl“. Ein großer Teil der ägyptischen Bevölkerung halte den Sturz von Mursi im Juli 2013 und die Machtübernahme durch den Militärchef Sisi für illegitim. Viele Menschen in Ägypten seien jedoch bereit, ein hartes Durchgreifen der Militärs zu dulden, damit sich die Lage im Land stabilisiert. „Die Menschen beobachten mit Angst islamistische Kämpfer aus Syrien und dem Irak, die selbst in zentralen Gebieten Ägyptens auftauchen. Alle begreifen, dass Ägypten nicht sehr stabil ist, und befürchten das syrische Szenario“, so Issajew weiter.[254]
- Shadi Hamid von der Brookings Institution sagte in einem CNN-Interview mit Christiane Amanpour, das Massentodesurteil der ägyptischen Justizbehörden vom 24. März und andere Aktionen zeigten „eine Art Blutrausch auf populärer Ebene“ in Ägypten an, der von „Elementen des neuen Regimes“ benutzt werde, um „es der Muslimbruderschaft heimzuzahlen“. Diese Elemente des Regimes würden die Muslimbruderschaft als existenzielle Bedrohung ansehen und das populistische Moment der Rache ausnutzen wollen und hofften, so den entscheidenden Schlag gegen die Muslimbruderschaft führen zu können. Dabei würde nicht nur das Regime selbst agieren, sondern würde leidenschaftlich und enthusiastisch von Millionen Ägyptern unterstützt. Ein in der Breite schwer zu bestimmender, aber signifikanter Anteil der Bevölkerung wolle die Muslimbruderschaft bestraft sehen, unabhängig davon, ob es faire Prozesse gibt und ob die Betreffenden unschuldig oder schuldig sind. Es existiere eine Art neo-faschistischer, populistischer Stimmung unter der neuen politischen Ordnung in Ägypten, die Blutvergießen einfordere. In gewisser Weise befinde sich das Militär unter diesem öffentlichen Druck. Auch die US-Regierung sei in einer heiklen Situation, da sie Ägypten als engen, strategischen Alliierten betrachte und wieder unterstützen wolle, diese Argumentation aber nur schwer durchsetzen könne.[255][256]
- Nathan Brown, Professor an der George Washington University und ein Experte für ägyptisches Rechtswesen, bezeichnete es als „höchst unwahrscheinlich“, dass das Massentodesurteil unmittelbar von einer zentralen Figur wie dem ägyptischen Armeeche Sisi angeordnet worden war. „Teile des Justizapparats unterstützen die neue repressive Ordnung vollständig, zumindest vorerst“, so Brown, „Viele fühlten sich von Mursis Präsidentschaft angegriffen und sie haben sich um etwas geschart, was die 'Partei der Ordnung' genannt werden könnte, die von dem Militär, dem Sicherheitsapparat und der Spitze des religiösen Establishments vertreten wird“. Seiner Ansicht handle es sich eher um eine gemeinsame Mentalität als um direkte Koordination. Tatsächlich sei das Gericht so weit gegangen, dass es nur schwer als dem Interesse des Regimes dienend angesehen werden könne.[205]
- Die Nahost-Expertin und Publizistin Petra Ramsauer bezeichnete das Massentodesurteil vom 24. März als „weiteren massiven Rückschlag“. Die „Schnellurteile“ seien „ein grober Verstoß gegen die Menschenrechte“. Es sei, „als wäre Ägypten mit einem Schlag um Jahrzehnte zurückkatapultiert worden“. Das Massentodesurteil zeige, „dass eine der wichtigsten Forderungen der Menschen, die diese doch sehr riskante Revolution gewagt haben, bis dato nicht im Entferntesten erfüllt ist. Es geht um »Würde«“. Ramsauer stellte trotz der anstehenden Präsidentschaftswahlen angesichts der jüngsten Ereignisse mit dem Massentodesurteil vom 24. März in Frage, ob die Zeitspanne zwischen 2011 und 2014 als überhaupt als „demokratisches Intermezzo“ bezeichnet werden könne. Tatsächlich sei nur der „Kopf“ des Systems Mubaraks entfernt worden, während sich die Strukturen nicht oder nur kaum geändert hätten. Sie beschrieb die Lage als „Eskalation eines uralten Konflikts, der das Land seit Jahrzehnten unterminiert“ und der zwischen Muslimbruderschaft und Armee „als zwei Staaten im Staat“ ausgetragen werde. Dieser sich nun gefährlich zuspitzende Konflikt spiegele eine „tiefe Spaltung Ägyptens“ zwischen „nationalistischen und islamistischen Strömungen“ wider, die durch „viele arabische Staaten“ gehe. Ägypten stehe „vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch“. „Insbesondere jene“, so Ramsauer, „die mit brachialer Gewalt und Hunderten Todesurteilen die Gewaltspirale weiter anheizen“, müssten einsehen, dass „nur ein Dialog zwischen Islamisten und dem Militär“ dazu beitragen könne, Ägypten wieder zu stabilisieren.[257]
- Der dem Evangelikalismus zugerechnete Journalist und Theologe Johannes Gerloff schrieb für die sich selbst als „Christliches Medienmagazin“ definierende Zeitschrift pro angesichts des Massentodesurteils, die Entwicklungen in Ägypten würden in jedem Fall „weitreichende Folgen in der gesamten arabisch-islamischen Welt haben.“ „Ganz unabhängig davon, ob das Massentodesurteil vom vierten Märzmontag 2014 revidiert wird“, so Gerloff, habe es „schon jetzt dem anti-islamistischen Anliegen, weit über das Land am Nil hinaus, großen Schaden zugefügt.“ Für die christliche Gemeinschaft des Landes, „die alles auf die Karte Sisi gesetzt hat, sodass bei der Absetzung von Präsident Mursi gar der koptische Papst Tawadros II. an der Seite des Feldmarschalls stand, könnte sich das Vorgehen ihres Patrons als fatal erweisen.“ „Dass Tawadros II. immer wieder betont hat, Sisi habe eine »nationale Pflicht« bei den kommenden Wahlen Präsident zu werden“, könne sich laut Gerloff „für seine Nachfolger als furchtbarer Bumerang erweisen, sollte der Feldmarschall mit seiner Politik versagen.“[258]
Massentodesurteil im Minya-Prozess vom 28. April
Am 28. April 2014 wurden im damit größten Massenprozess der ägyptischen Geschichte erneut 683 Angeklagte von einem Gericht in Minya zum Tode verurteilt. Der Richter sprach die Angeklagten wegen der Teilnahme an gewalttätigen Protesten und wegen Mordes schuldig. Unter den Verurteilten befand sich auch das Oberhaupt der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie.[259]
Ebenfalls am 28. April befasste sich das gleiche Gericht noch einmal mit dem Massenurteil vom 24. März.[181] 37 der am 24. März verhängten Todesurteile wurden am 28. April bestätigt.[260][261] Die restlichen 492 der 529 im Schnellverfahren vom 24. März, der ersten Tranche des Prozesses, verhängten Todesurteile wurden dagegen am 28. April revidiert und in lebenslange Haftstrafen umgewandelt.[260][262][263][261][259] Ausschlaggebend für das neue Strafmaß war die im Falle von Todesstrafen rechtlich vorgeschriebene Überprüfung des Urteils vom 24. März durch den Großmufti von Ägypten.[260] Dessen Einschätzung als oberste religiöse Autorität des Landes ist allerdings nicht maßgeblich.[262] Das Verfahren war in zwei Tranchen aufgeteilt worden, weil die Anklageschrift mehr als 1200 Personen betraf.[259]
Nachdem am 14. August 2013 bei der Niederschlagung von Antiputschprotestlagern in Kairo durch Sicherheitskräfte Hunderte Mursi-Anhänger getötet worden waren, hatten die am 28. April Verurteilten am selben Tag in der Provinz Minya gegen den Sturz Mursis durch das Militär demonstriert.[261][264] Sie sollen eine Polizeistation gestürmt und den stellvertretenden Bezirks-Polizeikommandeur getötet haben. Außerdem sollen sie laut Gericht in der Wache Waffen gestohlen und Häftlinge gewaltsam befreit haben.[261][260][265] Ihnen wurde Mord, Waffenbesitz und Anstiftung zur Gewalt vorgeworfen,[260] nach anderen Angaben warf die Staatsanwaltschafz ihnen auch Brandschatzung von Kirchen der christlichen Kopten vor.[265]
Reaktionen und Bewertungen
Richter Said Jussef Sabri hatte bereits bei der ersten Tranche des Prozesses im März 2014 mit der pauschalen Verhängung der Todesstrafe gegen 529 Anhänger Mursis weltweit Entsetzen ausgelöst für Empörung gesorgt.[67][181] Beobachter erklärten die Urteile mit der Struktur der Justiz.[181] Beobachter sahen in den Urteilen den Versuch des Staates, die Justiz dazu zu verwenden, politische Gegner auszuschalten.[266]
Inland
Bereits kurz nach Verkündung des Urteils vom 28. April kam es zu von Muslimbrüdern initiierten Prostestzügen in Kairo, Minya, Assuan und anderen Städten.[266] An den Universitäten in Alexandria und in Minya kam es bei Protesten zu Ausschreitungen. Hunderte demonstrierten gegen die Verfahren. Die Polizei setzte Tränengas ein und feuerte Warnschüsse in die Luft ab.[267]
- Noch vor Verkündung des Urteils vom 28. April kritisierte Ahmed Mekky, Richter und Justizminister unter Mursi, den Prozess. Er sah die die Mächtigen in Ägypten als Drahtzieher im Hintergrund an: „Die Regierung handelt alles andere als rational oder klug. Die Justiz begeht doch mit solchen Urteilen Selbstmord und schadet ihrem Ruf in aller Welt“, so Mekky, „Die ägyptische Justiz wird von den Machthabern benutzt, um die politischen Gegner zu bekämpfen.“[268][264]
- Der Präsidentschaftsgegenkandidat von Sisi, Hamdin Sabahi, verurteilte den Richterspruch acharf. Solche Urteile würden das Ansehen von Ägypten und der ägyptischen Justiz stark schädigen.[266]
International
Deutschland - Die deutsche Bundesregierung lehnte am 28. April angesichts der Urteile erneut die Todesstrafe als Instrument des Strafrechts kategorisch ab. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, die Bundesrehierung vertrete diese Position offensiv gegenüber Ländern, in denen die Todesstrafe noch gelte. Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck kritisierte den Richterspruch. Während seines Türkei-Besuchs sagte Gauck, die Entscheidungen bereiteten ihm große Sorge. Er sprach sich für Kontakte mit den ägyptischen Interimsbehörden aus, um eine maßvollere Justiz zu ermöglichen.[269]
- Eine Sprecherin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sagte, es handele sich möglicherweise weltweit um die größte Zahl von Todesurteilen in der jüngeren Geschichte. Das Ziel sei offenbar, bei den Gegnern der Übergangsregierung Angst und Terror zu schüren.[269]
Einzelstimmen
- Nach Ansicht des Rechtsexperten und Leiters des arabischen Institutn für die Unabhängigkeit der Justiz, Nasser Amin, handelte der Justizapparat nach der Revolte von 2011 noch immer mit der gleichen Mentalität wie unter Mubarak: „Der Justizapparat [...] ist völlig unverändert geblieben. Es herrschen immer noch die gleichen Methoden und es sitzen immer noch dieselben Personen in Schlüsselpositionen wie in der Ära Mubarak.“ Zwar handelten viele Richter seiner Ansicht nach durchaus unabhängig, doch könnten sie erst aktiv werden, wenn Anklagen vorliegen, die gerade bei Massenverfahren oder politischen Prozessen von Staatsanwälten vorbereitet würden. Die Staatsanwaltschaften nutze der Staat aber für politisch motivierte Prozesse aus: „Die Staatsanwaltschaften unterliegen in Ägypten direkt dem Justizministerium und somit der Regierung und sind in gewisser Hinsicht weisungsgebunden“. Diese Lücke werde zur Zeit des Kabinetts Mahlab massiv ausgenutzt, um die Muslimbruderschaft als politischen Gegner auszuschalten. „In dieser Chaosphase“, so Amin weiter, „werden die Zuständigkeiten durcheinandergebracht wie nie zuvor. Richter denken, sie müssen für Sicherheit sorgen, und Polizisten denken, sie müssen Gerechtigkeit herstellen, und können Menschen auf der Straße erschießen, weil sie diese für schuldig halten.“ Zudem würden Vertreter der ägyptischen Justiz selten mit der Presse kommunizieren. Daher bleiben viele Umstände sowie Urteilsbegründungen und vor allem die Beweislage unklar. In Ägypten habe die Staatsanwaltschaft ein Monopol auf die Beweisführung, was einen großen Raum für Manipulationen zulasse.[181]
Weitere Massenprozesse (Minya)
Vor der Bekanntgabe der Präsidentschaftskandidatur Sisis vom 26. März 2014 ordnete der Generalstaatsanwaltschaft von Ägypten zwei neue Massenprozesse gegen mutmaßlich islamistische Personen an. In den zwei angeblich in Minya stattfindenden Prozessen sollen mehr als 900 Anhänger der Muslimbruderschaft vor Gericht gestellt werden.[2][224] Unter den Beschuldigten soll in beiden Fällen der Anführer der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie, sein. Der Termin für den Prozessbeginn wurde zunächst nicht bekannt gegeben. Mit der Ankündigung vom 26. März stieg die Zahl der Angeklagten in Minya auf mehr als 2000, verteilt auf vier Verfahren, einschließlich des Gerichtsverfahrens, in dem am 24. März das Massentodesurteil bekannt gegeben wurde. Angaben aus Justizkreisen zufolge soll den beiden neuen Prozessen derselbe Richter vorsitzen, der die Todesurteile am 24. März verhängt hatte.[224]
- Im ersten der beiden neuen Verfahren (mit 715 Angeklagten) geht es um den Vorwurf, die Angeklagten hätten bei Angriffen auf staatliche Einrichtungen am 14. August 2013 sechs Menschen getötet. Zudem werde ihnen der versuchte Mord von 51 weiteren zur Last gelegt.[224]
- Im zweiten Verfahren (mit 204 Angeklagten) sollen sich die Beschuldigten wegen des Vorwurfs der Anstachelung zur Gewalt verantworten.[224]
Al-Jazeera-Prozess/„Marriott-Zelle“ (Kairo)
Der zur Zeit der Übergangsregierung des Kabinetts Beblawi Mitte Februar begonnene Prozess gegen 20 Al-Jazeera-Mitarbeiter entwickelte sich im März 2014 zunehmend zu einer Belastung für die militärgestützte Übergangsregierung.[270] Der vieldiskutierte Fall mit den 20 Angeklagten hatte einen weltweiten Aufschrei ausgelöst und Ängste eines scharfen Vorgehens der vom Militär installierten Behörden gegen die Presse geschürt. Institutionen wie das Weiße Haus, die Europäische Union und die UNO forderten die Freilassung der Männer und die Wahrung der Pressefreiheit.[271]
Weiterer Ablauf

Am 24. März 2014 wurden weltweit Bilder aus dem Al-Jazeera-Prozess (gegen die angebliche „Marriott-Zelle“) bei ihrem dritten Erscheinen vor Gericht gezeigt, auf denen die drei an diesem Prozesstag in Kairo in Handschellen in den Angeklagtenkäfig des Gerichtssaales vorgeführten Journalisten vom englisch-sprachigen Al-Jazeera-Kanal Jazeera International zu sehen waren (der australische Korrespondent Peter Greste, der kanadisch-ägyptische Bürochef Mohammed Fahmi und der ägyptische Produzent Mohammed Baher).[270][185][272] Die Bilder zeigten, wie ihnen die Anklageschrift vorgetragen wurde, in der ihnen Fälschung von Nachrichten und Unterstützung und Mitgliedschaft in einer „Terrororganisation“ vorgeworfen wurde,[270][185] weil sie Kontakte zur vom militärgestützten Regime als „Terrororganisation“ eingestuften Muslimbruderschaft gehabt hatten.[185]
Kurz vor dem Prozesstag des 24. März wandte sich der ägyptische Interimspräsident Adli Mansur in einem Brieg an die Familie des prominentesten Angeklagten, des Australiers Peter Greste gewandt, in dem er schrieb: „Ohne in Frage stellen zu wollen, dass ihm unter der unabhängigen Justiz seine vollen Rechte garantiert werden, möchte ich Ihnen versichern, dass ich in meiner Eigenschaft als Präsident alles tun werde, dem Prozess zu einem schnellen Ende zu verhelfen. Im Einklang mit dem Gesetz soll es zu einer baldigen Wiederzusammenführung der Familie kommen.“[270][271] Mansur unterschrieb den Brief sowohl als „Präsident“, als auch unter Verwendung der Bezeichnung „Justizchef“, was auf seine Position als Kopf des Obersten Verfassungsgerichts als höchste Justizbehörde im Land anspielte.[271] Auch an Mohammed Fahmi schrieb Mansur persönlich einen Brief mit dem Versprechen eines freien und zügigen Verfahrens.[214] Beobachter werteten die Aktion Mansur als Versuch der Schadensbegrenzung. Trotz des „offensichtlich politisierten Prozesses“ (Julia Gerlach/Frankfurter Rundschau) könne der Interimspräsident aufgrund der offiziell unabhängigen Justiz in Ägypten erst nach Urteilsverkündung eingreifen und die Verurteilten begnadigen. Ägyptische Journalisten kritisieren zudem, dass Mansur nur den Angehörigen des australischen Angeklagten Greste schrieb, nicht aber denen der ägyptischen Angeklagten. Sie äußerten die Sorge, dass die Übergangsregierung bereit sein könnte, eine Lösung im Fall Greste zu finden, um den internationalen Druck abzuschwächen, um sich dann jedoch nicht für die ägyptischen Journalisten einzusetzen.[270]
Am 24. März 2014, dem gleichen Tag, an dem in Minya das Massentodesurteil über 529 Menschen ausgesprochen wurde, hörte das Gericht in Kairo im Al-Jazeera-Prozess einige Ermittler als Zeugen an, die Peter Greste, Mohammed Fahmi und Baher Mohammed Ende 2013 in Kairo verhaftet hatten.[208][226] In einer Verhandlungspause wandte sich Greste aus dem Anklagekäfig an die anwesenden Journalisten und sagte, er und seine mitangeklagten Kollegen hätten in den vergangenen Tagen erstmals Zeitungen und Zeitschriften zum Lesen erhalten: „Wir glauben, dass wir das dem Druck der Öffentlichkeit zu verdanken haben.“[226] Im Fall eines Schuldspruchs drohten Greste bis zu sieben Jahren Haft.[270] Eine Freilassung der Angeklagten gegen Zahlung einer Kaution lehnte das Gericht zum wiederholten Male ab.[272] Das Verfahren gegen Peter Greste, Mohamed Fahmi und Baher Mohammed, die zu diesem Zeitpunkt seit 86 Tagen inhaftiert waren, wurde am 24. März auf den 31. März verschoben.[271][185][208]
In vielen Städten kam es daraufhin zu Demonstrationen vor ägyptischen Botschaften. Während der internationale Druck stieg, wurde auch aus Kreisen der Übergangsregierung Kritik an dem Prozess laut. In einem Interview mit der britischen BBC nannte der Minister für Handel, Munir Fakri Abdel Nour, das Verfahren „den Fehler schlechthin“.[270] Der für den arabisch-sprachigen Al-Jazeera-Kanal arbeitende Abdullah al-Shami war zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als sechs Monaten in Haft, ohne angeklagt worden zu sein, und befand sich laut Al Jazeera seit dem 23. Januar im Hungerstreik.[271] Gegen die meisten Angeklagten wurde in Abwesenheit verhandelt.[208]
Die Verhandlung am 31. März 2014 war mit besonderer Spannung erwartet worden, nachdem Interimspräsident Mansur den Familien von Greste und Fahmiin der vorangegangenen Woche versprochen hatte, sich für eine schnelle Lösung des Falls einzusetzen und nachdem angekündigt worden war, dass die Staatsanwaltschaft endlich Beweismaterial präsentieren werde.[273] Doch legte die Staatsanwaltschaft in Kairo auch bei der vierten Verhandlung am 31. März wiederum keine Beweis dafür vor, dass die Angeklagten Mitglieder in der Muslimbruderschaft sind,[274] und Filmmaterial gefälscht haben, um die Situation in Ägypten als chaotisch und von Gewalt bestimmt zu zeichnen.[273]
Ein Polizeibeamter, der das entsprechende Video als Beleg für die Fälschung von Nachrichten durch Al-Jazeera vorlegen sollte, erschien auch an diesem vierten Prozesstag in Folge nicht.[274][273] Das Gericht ordnete daraufhin ein Ermittlungsverfahren gegen den Polizisten an.[274] Auch sonst blieb die Verhandlung ergebnislos.[273]
Peter Greste und die anderen Angeklagten nutzten den Verhandlungstag zu einem Plädoyer in eigener Sache. Greste sagte: „Ich bin ein Journalist mit 30 Jahren Berufserfahrung und erst zwei Wochen vor meiner Festnahme in Ägypten gelandet“. Die Idee, er wäre mit der Muslimbruderschaft verbunden, sei „grotesk“, sagte Greste weiter.[274] Der Richter Mohammed Nagi Schahata lehnte die Erlassung der Angeklagten aus der Untersuchungshaft gegen Zahlung einer Kaution jedoch ab.[274][273] In einem anderen Teil des Prozesses ging es um die Beschwerde dreier Journalisten des arabischen Senders von Al-Jazeera, bei der Verhaftung gefoltert worden zu sein. Anwalt Schaaban Said monierte gegenüber dem Richter, dass die gleiche Behörde, das Innenministerium, das auch die Folter an den Angeklagten angeordnet habe, bei dem laufenden Prozess mit der medizinischen Untersuchung beauftragt wurde.[275] Der Prozess wurde am 31. März auf den 10. April vertagt.[274][273] Bis zu diesem Termin sollten auch die Foltervorwürfe geklärt werden, die einige Angeklagte erhoben hatten.[274]
Reaktionen und Bewertungen
Institutionen
- Das Committee to Protect Journalists (CPJ) stufte Ägypten auf Platz drei der Länder ein, in denen im Jahr 2013 Lebensgefahr für Journalisten herrschte.[271] Das CPJ wies in Verbindung mit dem Prozess gegen die 20 Al-Jazeera-Mitarbeiter darauf hin, dass die ägyptischen Behörden nach ihren Recherchen häufig gesetzliche Schikane und willkürliche Verhaftungen als Mittel einsetzten, um kritische Journalisten ruhig zu stellen.[135]
Einzelstimmen
- In einem Interview der CNN-Journalistin Christiane Amanpour mit dem Vorsitzenden des ägyptischen State Information Services Salah Abdel Sadek bezeichnete die Anklagen gegen die seit drei Monaten in Haft sitzenden AL-Jazeera-Mitarbeiter als wohlbekannt „politisch vorgeschobeene Anklagen“, ohne dass klare Anklagen vorlägen und ohne, dass auch nur der „Ansatz eines Beweises“ vor Gericht vorgelegt worden wäre. Ägypten zeige fortgesetzte Spaltungen und strebe anhaltend auf eine autoritäre Diktatur zu, wie sie seit der Ära Nassers nicht mehr existiert habe.[219][276]
- Die Korrespondentin Julia Gerlach äußerte die Vermutung, der Al-Jazeera-Prozess und die Bilder Grestes im Abgelagten-Käfig dienten dem Regime zur drohenden Einschüchterung ausländischer Journalisten, denen durch das Verfahren „unmissverständlich mitgeteilt“ werde, „dass sie mit Konsequenzen rechnen müssen, wenn sie weiterhin mit Mitgliedern der Muslimbruderschaft Interviews führen“.[270] Trotz der widrigen Umstände wertete Gerlach die Lage von Greste und Fahmi als „vergleichsweise privilegierten Position“, da ihnen zumindest ein Prozess gemacht werde und sie internationale Aufmerksamkeit erhielten. Weniger prominente ägyptischen Journalisten seien bereits weit länger in Haft, ohne dass je formell Anklage erhoben worden sei wie beispielsweise der für die türkische Nachrichtenagentur Anadolu-Press arbeitende Fotograf Mahmoud Abu Zaid, der im August 2013 bei der Räumung der Protestlager der Muesi-Anhänger verhaftet wurde. Wiederum weit schlechter sei die Situation für die dem sogenannten „Kontrollraum-Verfahren“. Seit dem Massentodesurteil vom 24. März in Minya habe sich panikartige Stimmung ausgebreitet, angesichts derer der weitaus größte Teil der Anwälte einschließlich der Journalistengewerkschaft nicht bereit seien, einen solchen Fall zu übernehmen.[273]
Kontrollraum-Prozess (Kairo)
In dem am 1. April 2014 vor einem Gericht in Kairo beginnenden „Kontrollraum-Verfahren“ werden zahlreiche führende Muslimbrüder der jüngeren Generation angeklagt, von denen viele Top-Kader der Muslimbruderschaft als Eltern haben. Anklagegegenstand ist ihre Rolle während der Zeit der Antiputsch-Protestcamps im Sommer 2013 und inwieweit sie an der Anstiftung ihrer Anhänger zu Gewalttaten und Versorgung mit Waffen beteiligt sind.[273] Am Tag der Zerschlagung der Pro-Mursi-Sitins und der Tötung von Hunderten oder über 1000[Anmerkung 1] Demonstranten durch die Sicherheitskräfte kam es landesweit zu heftigen Auseinandersetzungen.[273] Polizeiwachen und über 40[277][278] Kirchen wurden ernsthaft beschädigt.[273]
Zusammen mit den mutmaßlichen Führern werden auch mehrere junge Journalisten vor Gericht gestellt, die für islamistische Medien arbeiteten und sich im Medienzentrum des Protestcamps engagiert hatten.[273]
Am 1. April 2014 wurde das Gerichtsverfahren gegen den Vorsitzenden der Muslimbrüder, Mohammed Badie, von Zusammenstößen zwischen Polizei und studierenden Islamisten begleitet. Medienangaben zufolge wurden in Asyut 45 Menschen verletzt. Massenproteste brachen auch in Kairo, Alexandria und Mansura aus.[279]
Mögliche Massenprozesse gegen Al-Azhar-Studenten
Am 13. April 2014 überwies die Staatsanwaltschaft des Kairoer Stadtteils Nasr-City die Fälle von 300 Studenten der islamischen Al-Azhar-Universität an ein Kairoer Strafgericht, um Klagen prüfen zu lassen. Die Studenten wurden beschuldigt, sich zwischen Oktober 2013 und März 2014 an Protestaktionen von Anhängern des vom Militär gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi beteiligt zu haben. Dabei war es mehrfach zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Nach Angaben aus Justizkreisen handele es sich um 16 verschiedene Verfahren. Den Studenten werde unter anderem Widerstand gegen Angehörige der Sicherheitskräfte vorgeworfen.[280]
Massenprozesse zu den Ereignissen am „3. Jahrestag der Revolution“
Im April 2014 kündigte die Staatsanwaltschaft im Abdien-Viertel die Anklage von 220 Demonstranten, die am 25. Januar bei Straßenkämpfen am „3. Jahrestag der Revolution“ festgenommen worden seien, vor einem Strafgericht an. Die Demonstranten wurden unter anderem des unerlaubten Waffenbesitzes beschuldigt. Unter ihnen befanden sich sowohl Islamisten, als auch linke Revolutionsaktivisten, die am „3. Jahrestag der Revolution“ getrennt voneinander gegen die militärgestützte Übergangsregierung protestiert hatten.[280]
Mehrjährige Massenhaftstrafen zu den Ereignissen am 40. Jahrestag des Jom-Kippur-Krieges
Am 16. April verurteilte ein Kairoer Gericht etwa 140 Anhänger der Muslimbruderschaft zu mehrjährigen Haftstrafen.[281] 120 von ihnen wurden zu jeweils drei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Angaben aus Justizkreisen stand das Urteil in Zusammenhang mit Protesten am 6. Oktober 2013 gegen den Sturz des Präsidenten Mohammed Morsi durch das Militär.[282][283][281] Den Angeklagten wurde die Teilnahme an den Protestaktionen als Rowdytum und rechtswidrige Versammlung vorgeworfen.[283][282] Sechs der Angeklagten wurden freigesprochen.[283]
Schon vor dem 6. Oktober 2013 hatte die ägyptische Übergangsregierung die den Muslimbrüdern nahestehende Partei als bis zum Jahr 2013 am besten organisierte politische Partei verboten,[282][283][284] mindestens Hunderte ihrer Anhänger getötet und die überlebenden Anhänger damit in den Untergrund gedrängt.[283][285]
Zum 6. Oktober hatten die Muslimbrüder zu Kundgebungen aufgerufen, um gegen den Militärputsch vom 3. Juli 2013 zu demonstrieren.[283] Nach den Angaben einer Gruppe von 13 internationalen und ägyptischen Menschenrechtsorganisationen, darunter Amnesty International und Human Rights Watch, hatte es sich bei der Zerschlagung der Kundgebungen am 6. Oktober um die mindestens fünfte Massentötung von Demonstranten durch Sicherheitskräfte nach dem Putsch vom 3. Juli 2013 gehandelt, wobei allein am 6. Oktober mindestens 57 Demonstranten getötet wurden.[33][34][286] Laut Angaben der Nachrichtenagentur AFP sollen die Verurteilungen in Zusammenhang mit Straßenschlachten zwischen Islamisten, Sicherheitskräften und Gegnern Mursis stehen, bei denen im Oktober 2013 in Kairo 24 Menschen getötet worden seien.[281]
Mehrjährige Haftstrafen für Mursi-Unterstützer zu Protesten vom Februar 2014
Am 20. April 2014 wurden in Kairo erneut 30 Angeklagte zu jeweils dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Sie wurden der Teilnahme an gewaltsamen Pro-Mursi-Protesten im Februar 2014 beschuldigt. Das Gericht befand sie gewalttätiger Krawalle, Behinderung des Verkehrs sowie Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung für schuldig.[287]
Verbot der Bewegung des 6. April
Ein Schnellgericht in Kairo verbot Ende April 2014 die für Demokratie eintretende Bewegung des 6. April, eine der führenden Protestgruppen der Revolte von 2011. Das Verbot soll aufgrund einer Beschwerde ausgesprochen worden sein, in welcher der Organisation die Diffamierung des Staates und die Zusammenarbeit mit ausländischen Parteien vorgeworfen wurde.[67]
Die Bewegung 6. April war maßgeblich am Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak im Februar 2011 beteiligt. Später protestierte die Bewegung gegen den 2012 gewählten Präsidenten Mohammed Mursi, aber schließlich auch gegen die nach dessen Sturz im Juli 2013 vom Militär eingesetzte Übergangsregierung.[67] Unter anderem hatte die Demokratiebewegung die Armee für ihr brutales Vorgehen gegen Mursi-Anhänger kritisiert. Die Regierung ging in der Folge mit zunehmender Härte gegen die Aktivisten vor. Der Anführer der Bewegung 6. April, Ahmed Maher, war im Dezember 2013 wegen nicht genehmigter Proteste zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.[67]
Gipfeltreffen der Arabischen Liga
Die vor allem im Westen anfangs gehegte Hoffnung, Militärchef Sisi könne als der neue starke Mann Ägyptens eine Politik der nationalen Versöhnung anstreben, wich seit der Erschießung Hunderter Unterstützer der Muslimbruderschaft durch Sicherheitskräfte bei Antiputsch-Demonstrationen, der Verhaftung Tausender und der Erklärung der Muslimbruderschaft als „terroristische Vereinigung“ einer Beurteilung der politischen Linie Sisis als „Politik der Konfrontation“. Doch auch innerhalb der „arabischen Welt“ herrschten erhebliche Zweifel am Vorgehen des Militärregimes in Kairo.[250] Die tiefe Spaltung, die die Arabische Liga trotz der aus dem Golfkooperationsrat resultierenden engen politischen und wirtschaftlichen Verbundenheit der Golfstaaten in dieser Frage durchzog,[250][203] wurde erneut beim Gipfeltreffen der Organisation deutlich, das am 25. März in Kuwait begann.[250] Während Länder wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Bahrain den harten Kurs des ägyptischen Militächefs Sisi unterstützen, wurde die Einstufung der Bruderschaft als Terrorgruppe von einer Mehrheit in der Liga abgelehnt.[250]
Bezug zu Putsch und Staatskrise in Ägypten
Ägypten wurde für das Gipfeltreffen der Arabischen Liga, das 25. März 2014 in Kuweit begann, als dominierendes Thema angekündigt. Der machtpolitische Kampf um die Vorherrschaft in Ägypten rückte zunehmend in den Mittelpunkt der innerarabischen Politik.[288] Der Ausgang des Machtkampfes in Ägypten wurde inzwischen in den meisten arabischen Ländern als wichtiger eingeschätzt als der Bürgerkrieg in Syrien.[288][203] So zogen die drei Golfkooperationsrat-Staaten (GCC) Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Bahrein wegen der Unterstützung Katars für die Muslimbrüder ihre Botschafter aus Katar ab,[288][289][250] was als scharfe Warnung auch an andere Staaten der Arabischen Liga wie Kuwait, Marokko oder Tunesien angesehen wurde, in denen die Muslimbrüder traditionell einflussreich sind.[250]
Der Putsch vom 3. Juli 2013 gegen Präsident Mohammed Mursi, der die Krise in Ägypten verschärft hatte, hatte auch weitreichende außenpolitische Folgen innerhalb der arabischen Welt.[288] Der Sturz Mursis durch das Militär war nur mit der materiellen Unterstützung aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten möglich geworden, die einen Erfolg der Regierung der Muslimbruderschaft verhindern wollten, der auf ihre Länder übergreifen und die Legitimation ihrer Herrscherhäuser in Frage stellen hätte können.[288][250] Auch in der Folge sorgten Saudi-Arabien und die Emirate mittels finanzieller Unterstützung mehrerer Dutzend Milliarden Dollar an den ägyptischen Apparat dafür, dass die Machtübernahme durch das ägyptische Militär in dem nahezu bankrotten Ägypten nicht scheitert.[288][250] In den Golfstaaten, wo der Wohlstand und der gesellschaftliche Wandel zunehmend die bestehenden Ordnungen in Frage stellten, in denen jeweils eine herrschende Familie über die volle Kontrolle verfügt, fühlten sich diese herrschenden Familien durch die Muslimbruderschaft mit ihrer Ideologie und straffen Organisation herausgefordert.[288] Analysten kamen zu dem Ergebnis, dass die finanzstarken Monarchien Saudi-Arabien, Kuweit und die Vereinigten Arabischen Emirate zwei hauptsächliche Bedrohungen empfanden, eine vom Iran ausgehende schiitische und eine von den Muslimbrüdergemeinschaften in arabischen Ländern ausgehende. Für beide galt ein unter Sisi geführtes Ägypten als geeignetes Abwehrinstrument.[106] Doch während Saudi-Arabien das ägyptische Militär mit hohen Summen unterstützte, kehrte nach der Machtübernahme durch Ägyptens Militär keine Ruhe in Ägypten ein.[289] Für viele arabische Staaten wurde es zu einer Schlüsselfrage, ob sich in Kairo das Militärregime der Generäle konsolidiert oder ob es zu einer neuen, durch einen Aufstand der Muslimbrüder getragenen, Revolution kommt.[288]
Rückhalt fand die Muslimbruderschaft nicht nur in Katar. Auch im offiziell neutralen Kuweit waren die Muslimbrüder im Parlament und im Staat stark vertreten, während Tunesien, Marokko und Oman zumindest offen für Kontakte mit der Muslimbruderschaft waren.[288] Die Muslimbrüder repräsentieren in den verschiedenen Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas rund ein Drittel der Bevölkerung. Doch nachdem Parteien der Muslimbruderschaft im Nachgang des sogenannten „Arabischen Frühlings“ in zahlreichen Staaten des Nahen Ostens wie in Marokko, Tunesien und Ägypten als Gewinner aus demokratischen Wahlen hervorgegangen waren, ließ schließlich die „Bereitschaft der alten Eliten“ (Henrik Meyer/Friedrich-Ebert-Stiftung) schnell nach, die Macht tatsächlich zu teilen. Statt Schritten hin zu einer sich entwickelnden Demokratie drohte bald das Zurückfallen in autokratische Muster.[213]
Bezug zur möglichen Präsidentschaftskandidatur Sisis
Es wurde vermutet, dass die Herauszögerung der offiziellen Bekanntgabe einer Präsidentschaftskandidatur des ägyptischen Armeechefs Sisi damit zu tun haben könnte, dass Sisi, bevor er das Risiko der Staatsführung offiziell übernimmt, von den Golfstaaten erwartet, dass sie regelmäßige finanzielle Unterstützung an das vom Bankrott bedrohte Ägypten zusagen und dass vor allem Saudi-Arabien auf die USA einwirkt, die Regierung der ägyptischen Generäle und damit den Militärputsch anzuerkennen. Auch wurde diskutiert, ob das Zögern Sisis daher rühren kann, dass sich Saudi-Arabien noch nicht für Sisi als Führer Ägyptens entschieden habe.[288]
Gipfeltreffen
Am 25. März 2014 begann das zweitägige Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Kuwait. Ägypten bat die Teilnehmer um Unterstützung im Kampf gegen „Terrorismus“. Nachdem in Ägypten am Vortag 529 als Anhänger der Muslimbruderschaft geltende Angeklagte zum Tode verurteilt worden waren, äusserten auch einige Delegierte in diesem Kreis der engsten Verbündeten gegen die weit gefasste Definition des Terrorismus-Begriffs durch die ägyptische Führung.[290][201] Während die Muslimbrüder in Ägypten und Saudi-Arabien im offiziellen Sprachgebrauch inzwischen als „Terrorgruppe“ galten und auf einer Stufe mit dem Terrornetzwerk al-Qaida behandelt wurden, lehnte die Mehrheit der arabischen Staaten diese Sichtweise ab.[291] Neben der Einstellung zum syrischen Bürgerkrieg spaltete die Haltung zur Muslimbruderschaft in Ägypten den Arabischen Gipfel.[292]
Bedeutung und Wertungen
Die gegensätzlichen Interessen, die die arabischen Staaten zum Machtkampf in Ägypten einnahmen, spalteten die Arabische Liga. Umgekehrt drohten sie nach Ansicht von Beobachtern auch die Konfrontation in Ägypten weiter zu verstärken. Der durch die massive finanzielle Unterstützung einiger Golfstaaten ermöglichte oder begünstigte Militärputsch gegen Mursi vom Juli 2013 hatte bis zum Gipfeltreffen im März 2014 noch nicht zu einer Konsolidierung des ägyptischen Regimes geführt. Die Herrschaft des ägyptischen Militärmachthabers Sisi blieb weiterhin von der finanziellen Unterstützung Saudi-Arabiens abhängig. Angesichts der Größe Ägyptens und des desolaten Zustands seiner Wirtschaft wurde die resultierende finanzielle Belastung auch für das finanzstarke Saudi-Arabien als „enorme Belastung“ (Matthias Beermann/RP Online) eingeschätzt.[250]
Anschläge vor der Universität Kairo (2. April)
Ablauf

Am 2. April 2014 detonierten vor dem Campus der Universität Kairo am Nahda-Platz in Gizeh (Großraum Kairo) nach Angaben des Innenministeriums drei ferngezündete Sprengsätze in der Nähe von Polizeiposten.[294][295][296][297]
Dabei kam der Polizeichef des Bezirks Gizeh, Brigadegeneral Tarik al-Margawi, ums Leben.[296][295][298] Fünf Polizisten, teilweise ranghohe Polizeibeamte, wurden verletzt.[299][297][296][298]
Nach einem Bericht des ägyptischen Staatsfernsehens waren die Sprengsätze selbst gebaut.[299]
Nach Medienangaben wurden 15 Studenten festgenommen.[297] Die Behörden entschieden sich nach der Bombenserie vom 2. April 2014 gegen eine Schließung der Universität Kairo, die die größte Hochschule Ägyptens ist.[297]
Zu dem Doppel-Anschlag bekannte sich am 3. April auf Facebook und Twitter die bis zu diesem Zeitpunkt wenig bekannte Islamistengruppe Adschnad Misr („Soldaten Ägyptens“), die angab, der Anschlag sei eine Antwort auf eine Welle von Verhaftungen von Frauen und Mädchen.[298]
Vorfeld
Terroranschläge
Seitdem die ägyptische Armee am 3. Juli 2013 den demokratisch gewählten Präsidenten Mohammed Mursi gestürzt hatte und die Sicherheitskräfte der militärgestützten Übergangsregierung mit großer Härte gegen islamistische Kräfte im Land vorgingen, wobei seit der Absetzung Mursis mehr als 1400 Demonstranten von Polizisten und Soldaten getötet wurden,[300] war die Sicherheitslage in Ägypten angespannt[301][110] und es war zu einer Vielzahl von Anschlägen radikaler Gegner der vom Militär eingesetzten Regierung gekommen, die sich häufig gegen Einrichtungen der Sicherheitskräfte richteten.[300][302]
Nach den offiziellen Angaben der militärgestützten Übergangsregierung sollen seit dem Militärputsch landesweit fast 500 Menschen, vorwiegend Soldaten und Polizisten, bei Anschlägen ums Leben gekommen sein. Betroffen war lange Zeit überwiegend die Sinai-Halbinsel, doch hatten sich in jüngerer Zeit auch Angriffe in Kairo gehäuft.[295] In der ägyptischen Hauptstadt, die seit Jahrzehnten zu den stabilsten in der arabischen Welt zählte, hatten am 24. Januar 2014, dem Vorabend des dritten Jahrestages des Aufstandes gegen Mubarak, mehrere unabhängige Bombenexplosionen bei offenbar sämtlich gegen die Polizei gerichteten Angriffen mindestens sechs Personen getötet.[303][304] Erst Ende März konnten die Sicherheitskräfte zwei Bomben entschärfen, die vor der juristischen Fakultät der Universität Kairo versteckt worden waren.[295]
Proteste an den Universitäten
Studentenproteste im Vorfeld des 2. April
Die Explosionen am 2. April sollten nach Medienangaben offenbar dort stationierte Bereitschaftspolizisten treffen.[299][296]
Die Bereitschaftspolizei war seit Monaten ständig auf dem Campus vor der Universität Kairo stationiert, um mögliche Demonstrationen von Studenten, die der von dem militärgestützten Regime verbotenen Muslimbruderschaft nahe stehen, zu verhindern.[299][295] Die Universität Kairo gilt als ein wichtiges Zentrum der Proteste gegen den Militärputsch vom 3. Juli 2013, bei denen es häufig zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften kommt.[299] Seit dem Sturz des Präsidenten Mohammed Mursi im Juli 2013 hatten Studenten mehrfach gegen das ägyptische Militär protestiert. Bei Zusammenstößen rund um die Universität waren mehrere Menschen getötet worden.[295]
Nahezu täglich protestieren Putschgegner an Hochschulen gegen die vom Militär gestützte Übergangsregierung.[299]
Seit die Studentenproteste Anfang März 2014 wieder aufflammten, wurde vor allen Universitäten Ägyptens eine erhöhte Präsenz der Sicherheitskräfte beobachtet. Der Aufruhr der Studenten erstreckte sich unter anderem über Kairo, Alexandria, das Nildelta und Oberägypten. Allwöchentlich kam es zu Toten, Verletzten, Sachschaden oder Verhaftungen. In Ain Shams wurde der Haupteingang der Fakultät für Computertechnologie zerstört, der Dekan angegriffen, stundenlange Sprechchöre gegen die Universitätsleitung, die Sicherheitskräfte, den Innenminister und die regierenden Militärs veranstaltet. An der islamischen Al-Azhar-Universität protestierten Hunderte von Studentinnen gegen Armee, Polizei und den Großmufti, der im Ruf steht, mit den Militärs zu kooperieren. An der Universität Kairo wurde die neu installierte Schutzmauer mit Anti-Militär-Parolen besprüht, die am Eingang angebrachten Fahnen Israels und der Vereinigten Arabischen Emirate verbrannt und ein Sitzstreik auf dem Rasen abgehalten.[305]
In den dem 2. April 2014 vorangegangenen Tagen kam es in den Universitäten mehrfach zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Studenten, die die Muslimbruderschaft unterstützen.[306][296][297] Nach dem Massentodesurteil vom 24. März intensivierten sich die Studentenproteste und es kam fast täglich zu Auseinandersetzungen, die oft tödlich endeten.[223]
Am 25. März 2014 protestierten Hunderte Demonstranten an den Universitäten in Alexandria und in Minya gegen die Prozesse. Die Polizei setzte Tränengas ein und feuerte Warnschüsse in die Luft ab.[307]
Am 26. März 2014 protestierten erneut Hunderte, zumeist islamistische Studenten gegen das umstrittene Massentodesurteil vom 24. März. An der Universität Kairo starb nach offiziellen Angaben ein 18-jähriger Student bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften wegen des Minya-Urteils,[224][206] bei denen auch Tränengas gegen die Menge eingesetzt wurde.[206]
Am 30. März 2014 kam bei Protesten an der Kairoer Al-Azhar-Universität ein Student ums Leben.[223][225] Pro-Mursi-Demonstranten und Sicherheitskräfte hatten sich vor der Al-Azhar-Universität Straßenschlachten geliefert, bei denen die Polizei Tränengas einsetzte. Die Studenten demonstrierten gegen das Massentodesurteil vom 24. März.[225] Die Demonstranten verlangten die Wiederzulassung von Studenten, die wegen ihrer Teilnahme an Demonstrationen für die Muslimbruderschaft oder wegen ihrer Zugehörigkeit zur Bruderschaft exmatrikuliert worden waren. Außerdem richtete sich der Protest gegen die Präsidentschaftskandidatur des bisherigen Armeechefs Sisi.[225][223]
Am 1. April 2014 lieferten sich Studenten und Polizisten in Kairo heftige und stundenlang andauernde Straßenkämpfe. Die Pro-Mursi-Studenten warfen laut Medienberichten brennende Feuerwerkskörper und Steine, während die Polizei Tränengas und Gummigeschosse gegen die Studenten der Ain-Shams-Universität sowie Helikopter einsetzte. Auch in den Städten Alexandria, Mansura und Asyut kam es am 1. April zu Unruhen. Dutzende Menschen wurden verletzt.[223] Nach Medienangaben wurde das Gerichtsverfahren gegen den Vorsitzenden der Muslimbrüder Muhammad Badi’e von Zusammenstößen zwischen Polizei und islamistischen Studenten begleitet, wobei allein in Asyut 45 Menschen verletzt worden sein sollen. während auch in Kairo, Alexandria und Mansura Massenproteste ausbrachen.[279]
Hintergründe


Der Al-Nahda Platz war nach dem Militärputsch im Sommer 2013 bereits mit dem damaligen Nahda-Antiputsch-Sit-in Schauplatz für Demonstrationen der Putschgegner, darunter viele Studenten,[308] für die Wiedereinsetzung Mursis als Präsident gewesen.[297] Die Polizei hatte daraufhin das Protestlager am 14. August gestürmt und geräumt,[297] wobei viele Demonstranten getötet wurden[309][36][35][36] und ihre Zelte verbrannten.[305]
Der Sturz Mursis durch das Militär und die blutige Zerschlagung der Pro-Mursi-Lager an der Rabia-al-Adawija-Moschee und am Al-Nahda-Platz hatten im September 2013 zu ersten Studentenprotesten gegen den „Putsch der Militärs gegen den ersten frei gewählten Präsidenten Ägyptens“ geführt. Es entstand die Bewegung Students Against the Coup (SAC; deutsch: „Studenten gegen den Putsch“). Während Ägyptens Oberster Gerichtshof im Jahr 2010 beschlossen hatte, dass die Universitäten fortan selbst für ihre Sicherheit verantwortlich sein dürfen und seitdem uniformierte Polizisten nicht mehr die Hochschule betreten hatten, stürmten Sicherheitskräfte nach dem Erlass eines Gerichtsbeschlusses von Februar 2014, der den Sicherheitskräften das Eindringen auf den Campus erlaubte, zunehmend häufig in das Innere der Fakultäten.[305]
Die Studentenproteste motivierten schließlich auch wieder andere Aktivisten, die seit dem Sturz Mursis und der danach einsetzenden Verfolgung des Militärs von Andersdenkenden nicht aktiv gewesen waren. Mit der Gründung der Zeitung Al-Youm al-Sabei („Der siebte Tag“) entstand beispielsweise eine Initiative für die Freilassung unschuldig inhaftierter Studenten entstanden. Die Universitätsgelände wurden nach Einschätzung von Beobachtern zur „politischen Ersatzarena“. Zum Einen bildeten sie die letzten Hochburgen der Muslimbruderschaft. Zum Anderen kämpften dort mit ihnen auch liberale Gruppen gemeinsam gegen wieder zunehmende staatliche Eingriffe des Militärs in die akademische Freiheit, da es an den Universitäten nach der sogenannten Revolution von 2011 praktisch keine staatlichen Kontrollen mehr gegeben hatte, die Studentenvertretungen frei gewählt und Mitglieder der Staatssicherheit fortgeschickt worden waren, so dass die politische Polarisierung der Gesellschaft auf den Campus der Universitäten geringer ausgeprägt war.[305]
Seit der Gründung der SAC wurden mindestens zwei Dutzend Studierende landesweit getötet, viele verletzt und fast 1500 verhaftet. Während die militärgestützte Übergangsregierung weiterhin keine offiziellen Zahlen zu den Verhaftungen seit dem Sturz Mursis am 3. Juli 2013 veröffentlichte, gab Al-Youm al-Sabei ein Zahl von 16.000 Menschen an, die ohne Gerichtsverfahren oder rechtlichen Beistand inhaftiert wurden, teils für wenige Stunden, teils für Monate.[305]
Ausweitung der eingeschränkten Militärhilfe durch die USA
Nachdem die USA den Großteil ihrer Militärhilfe für Ägypten im Oktober 2013 ausgesetzt und die Wiederaufnahme damals von einem „glaubwürdigen Prozess hin zu einer demokratisch gewählten zivilen Regierung“ abhängig gemacht hatten,[310] Hilfen für Anti-Terror-Einsätze sowie zur Grenzsicherung von der Einschränkung allerdings ausgenommen worden waren,[311] erklärten die USA bereits ein halbes Jahr später, im 22. April 2014 (Ortszeit),[312] wieder Waffen an die militärgestützte Übergangsregierung Ägyptens zu liefern und Finanzhilfen freizugeben.[313]
Die US-Regierung begründete ihren Schritt damit, die ägyptische Führung zeige politische Fortschritte.[313] Der Prozess hin zu einer demokratisch gewählten zivilen Regierung lasse zwar noch zu wünschen übrig.[310] Ägypten erfülle jedoch die Kriterien für US-Militärhilfen, so das US-Verteidigungsministerium, wozu gehöre, dass es bewiesen habe, den „Verpflichtungen aus dem ägyptisch-israelischen Friedensvertrag“ nachzukommen[314][313] und damit die strategischen Beziehungen zu den USA fortsetzen zu können.[313] Durch diese Entwicklung qualifiziere es sich für die Wiederaufnahme der Unterstützung. Die US-Regierung habe durch US-Außenminister John Kerry gegenüber dem US-Kongress offiziell bestätigt, dass Ägypten die Kriterien für US-Militärhilfen erfülle.[313][314]
Da die US-Regierung nach Einschätzung von Außenminister Kerry zu diesem Zeitpunkt noch nicht wesentliche Entwicklungen feststellen könne, dass die militärgestützte Übergangsregierung Ägyptens einen Übergang zur Demokratie unterstützt,[313][314] sollte außer den Apache-Hubschraubern vorerst keine weitere Militärhilfe wie die Lieferung von F-16-Kampfjets an das ägyptische Militär geleistet werden. Weiterhin rief Kerry das Regime in Ägypten auf, für „freie, faire und transparente Wahlen“ zu sorgen.[314] Kerry dränge die militärgestützte Übergangsregierung Ägyptens jedoch dazu, diesen Übergang zu beschleunigen und „freie, faire und transparente Wahlen“ abzuhalten.[313][314] Auch die Beschränkungen zur Meinungsfreiheit sollten aufgehoben werden. Für den 23. April wurde ein Treffen Kerrys mit dem ägyptischen Geheimdienstchef in Washington vorgesehen.[313][312]
Das US-Verteidigungsministerium kündigte die seit Langem geplanteLieferung von zehn Apache-Kampfhubschraubern an das ägyptische Militär an, die für den Einsatz zur „Terrorbekämpfung“ beziehungsweise bei der Bekämpfung von Extremisten auf der Sinai-Halbinsel, „die die Sicherheit der USA, Ägyptens und Israels bedrohen“,[311] gedacht sein sollen.[314][310][315] Pentagon-Sprecher John Kirby sagte: „Wir glauben, dass diese neuen Hubschrauber der ägyptischen Regierung im Kampf gegen Extremisten helfen werden, die die Sicherheit der USA, Ägyptens und Israels bedrohen.“[314] US-Verteidigungsminister Chuck Hagel sagte dem ägyptischen Interims-Verteidigungsminister Sidki Sobhi die Lieferung der zehn Apache-Helikopter zu.[312] Hagel habe Sobhi zudem darüber informiert, dass die militärgestützte Übergangsregierung Ägyptens Schritte in Richtung Demokratie unternehmen und die Grundrechte aller Ägypter respektieren müsse.[311] Zudem sollte ein Teil der jährlichen Militärhilfe der USA an Ägypten im Umfang von 1,3 Milliarden Dollar nach kurzer Zeitspanne freigegeben werden.[313][312] Dies betreffe vor allem Mittel zur Terrorabwehr und zur Absicherung der Sinai-Halbinsel, die als Basis für Terrorgruppen dient.[312]
Trotz ihrer Kritik an Menschenrechtsverstößen in Ägypten rüsteten somit die USA Ägypten, das für die US-Regierung seit der Unterzeichnung des Israelischen-ägyptischen Friedensvertrags aus dem Jahr 1979 ein Verbündeter im Nahen Osten war und dessen Armee seiter von der US-Regierung regelmäßig mit Milliardenbegträgen unterstützt wurde,[310] im Anti-Terror-Kampf weiter auf.[311]
USA-Besuch von Fahmi
Kurz nach der Verkündung der Ausweitung der US-Militärhilfe vom 22. April brach am 24. April der ägyptische Interims-Außenminister Nabil Fahmi zum ersten Mal seit dem Sturz Mursis durch das Militär im Juli 2013 zu einem Besuch in Washington auf. Nach den zuvor deutlichen abgekühlten Beziehungen zwischen den USA und Ägypten wurden das Verhältnis zwischen den USA und Ägypten nun wieder als auf dem Annäherungskurs befindlich beschrieben.[316]
Reaktionen und Bewertungen
- Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte die US-Regierung Anfang April 2014 auch mit Blick auf die am 24. März verhängten Massentodesurteile davor gewarnt, die Militärhilfen an die ägyptische Militärregierung wieder hochzufahren,[313][312][228][229][230][317] die mit der Begründung, gegen Terroristen zu kämpfen, auch hart gegen Anhänger der inzwischen von dem Militärregime verbotenen und zur Terrororganisation erklärten Muslimbruderschaft vorging.[312][311]
Als Grund für die Ausweitung der US-Militärhilfe wurde die hohe Bedeutung Ägyptens als Bündnispartner der USA[318] und die Kooperation Ägyptens mit Israel und den USA in der Terrorbekämpfung angesehen.[319] Carsten Luther kommentierte in der Zeit, die Wiederaufnahme der Militärhilfen sei „ein klares Signal der Zustimmung für eine Politik, die mehr und mehr auf Gewalt und Unterdrückung beruht“. Mit ihr trete die Aussage von US-Präsident Barack Obamas vom August 2013 in den Hintergrund, dass die USA sehr vorsichtig sein müssten, um nicht Aktionen zu unterstützen und begünstigen, die ihren Werten und Idealen zuwiderliefen. Stattdessen sei „der Pragmatismus zurückgekehrt, der sich um Werte naturgemäß weniger schert als um Interessen“. Eine Argumentation, die USA verfügten mit den Militärhilfen über einen stärkeren Hebel, um die ägyptischen Machthaber zu beeinflussen, sei nicht schlüssig, da alle Kritik aus den USA an Menschenrechtsverstößen, Einschränkungen der Pressefreiheit und politischen Verhaftungen seit dem Putsch nichts bewirkt habe und da Ägypten unter Sisi inzwischen eine neue Partnerschaft mit Russlands über Lieferungen von Hubschraubern, Kampfjets und Flugabwehrsystemen mit Russland eingegangen sei, die vorwiegend von Saudi-Arabien bezahlt würden, das zusammen mit anderen Golfstaaten auch direkte Finanzhilfen in Milliardenumfang überweisté und häufig kostenlos Benzin und Gas liefere.[319]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Al-Sisi: Vom Putschisten zum ägyptischen Präsidenten?, Deutsche Welle, 27. März 2014, von Nils Naumann, archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ a b c d e f Bisheriger Militärchef stellt sich zur Wahl - Sisi will Ägyptens Präsident werden, tagesschau.de, 26. März 2013, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ Mursi-Prozess in Ägypten - Der Gerichtssaal als politische Bühne, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. November 2013, von Markus Bickel, archiviert vom Original am 4. November 2013.
- ↑ Krisenherde an den EU-Grenzen: Europas schwierige Nachbarn, Spiegel Online, 3. April 2014, von Raniah Salloum, archiviert vom Original am 3. April 2014.
- ↑ a b c d e http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/mar/06/brutality-torture-rape-egypt-military-rule - Ibrahim Mahlab's new cabinet confirms that the country is falling apart under a corrupt and authoritarian police state. The world must help us (englisch). The Guardian, 6. März 2014, von Emad El-Din Shahin, archiviert vom Original am 5. April 2014.
- ↑ a b c d e Bauminister Mahlab soll ägyptische Regierung bilden, derStandard.at, 25. Februar 2014, archiviert vom Original am 26. Februar 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j Ägypten - Ägypter sollen Ende Mai neuen Präsidenten wählen, Blick.ch, 30. März 2014, archiviert vom Original am 31. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h Al Sisi tritt in Ägypten gegen Sabbahi an - Zwei Kandidaten bei Präsidentenwahl, tagesschau.de, 20. April 2014, archiviert vom Original am 21. April 2014.
- ↑ a b c Kandidaten für ägyptische Präsidentschaftswahl stehen fest, Schweizer Radio und Fernsehen (SRF 4 News, 20.00 Uhr), 20. April 2014, archiviert vom Original am 21. April 2014.
- ↑ a b c d e f g Zweikampf um Präsidentenamt in Ägypten - Bei der Präsidentenwahl in Ägypten Ende Mai gibt es neben dem favorisierten Ex-Armeechef al-Sisi nur einen weiteren Kandidaten, den Linkspolitiker Sabahi, Deutsche Welle, 20. April 2014, archiviert vom Original am 21. April 2014.
- ↑ a b Egypt’s Ruler Eyes Riskier Role: The Presidency (englisch). The New York Times, 27. Januar 2014, von David D. Kirkpatrick, archiviert vom Original am 22. April 2014.
- ↑ a b c d e Ägypten: Mubarak-Vertrauter Mahlab wird neuer Regierungschef, Spiegel Online, 25. Februar 2014, archiviert vom Original am 26. Februar 2014.
- ↑ a b Ägyptens Bauminister Mahlab soll Regierung bilden, DiePresse.com, 25. Februar 2014, archiviert vom Original am 26. Februar 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Regierung der Mubarak-Elite - Ägypten: Sechstes Kabinett seit 2011 vereidigt. Armeechef Al-Sisi bleibt Verteidigungsminister, junge Welt, Ausland / Seite 6, 3. März 2014, von Sofian Philip Naceur, archiviert vom Original am 3. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h Ägypten - Neue Regierung vereidigt, Tageblatt Online, 2. März 2014, archiviert vom Original am 3. März 2014.
- ↑ a b c d e Al-Sisi bleibt Minister - Neue Regierung in Ägypten vereidigt, merkur-online.de, 2. März 2014, archiviert vom Original am 3. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h Regierung ebnet Weg für Präsidentenwahlen - Angst vor der nächsten Revolution - Ägyptens Regierung hat ein Gesetz erlassen, das den Weg frei macht für Präsidentenwahlen. Der Favorit, Armeechef Sisi, treibt eine Wiederherstellung des Staates des gestürzten Ex-Präsidenten Mubarak voran. Kritiker fürchten bereits eine neue Revolution, tagesschau.de, 9. März 2014, von Jürgen Stryjak (ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom Original am 14. März 2014.
- ↑ a b c d e f g Audio: Warten auf die nächste Revolution (MP3, 6'15 Min.), tagesschau.de, 9. März 2014, von Jürgen Stryjak (SWR, Kairo), archiviert vom Original (MP3) am 14. März 2014.
- ↑ a b c d Ägyptens Armeechef al-Sisi will Präsident werden, DiePresse.com, 4. März 2014, archiviert vom Original am 5. März 2014.
- ↑ a b c d e Wahlen in Ägypten - Sabahi gegen al-Sisi: Wer wird der nächste Präsident?, Focus Online, 21. April 2014, archiviert vom Original am 21. April 2014. (brü/dpa)
- ↑ Egypt’s Unprecedented Instability by the Numbers (englisch). Carnegie Endowment For International Peace, 24. März 2014, von Michele Dunne und Scott Williamson , archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ a b Zwei Tote bei Angriff auf Sicherheitskräfte in Ägypten, derStandard.at, 20. April 2014, archiviert vom Original am 21. April 2014.
- ↑ Timeline of Turmoil in Egypt After Mubarak and Morsi - More than two years after the Egyptian uprising that ushered in Mohamed Morsi as the country’s first elected leader, he was deposed by the military. Explore key moments of his rule and the aftermath (englisch). The New York Times, 2. Juli 2013 (Nominell), von Shreeya Sinha and Erin Banco, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d e f Mächtiger Armeechef - Abdel Fattah Al-Sisi will ägyptischer Präsident werden, N24, 27. März 2014, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ General Who Led Takeover of Egypt to Run for President (englisch). The New York Times, 26. März 2014, von David D. Kirkpatrick, archiviert vom Original am 22. April 2014.
- ↑ Clashes in Egypt (englisch). Voice Of America, 27. Juli 2013, von Elizabeth Arrott, archiviert vom Original am 9. Dezember 2013.
- ↑ Images from Egypt (englisch). Voice Of America, 23. August 2013, archiviert vom Original am 11. Dezember 2013.
- ↑ a b c Protests in Cairo (englisch), Voice Of America, 11. Dezember 2013, archiviert vom Original am 12. Dezember 2013.
- ↑ Ashton will ägyptischen Dialog anstoßen, derStandard.at, 2. Oktober 2013 (Printversion: Der Standard, 3. Oktober 2013), von Astrid Frefel, archiviert vom Original am 5. Oktober 2013.
- ↑ Unruhen an Ägyptens Universitäten: Dutzende Verletzte, ORF.at, 29. September 2013, archiviert vom Original am 5. Oktober 2013.
- ↑ Government-led events on Cairo's Tahrir Square (englisch). Voice Of America, 25. Januar 2014, archiviert vom Original am 26. Februar 2014.
- ↑ Ägyptens Militärchef: Wie General Sisi seine Macht sichert, Spiegel Online, 17. Oktober 2013, von Raniah Salloum, archiviert vom Original am 17. Oktober 2013.
- ↑ a b c d e f g h Egypt: No Acknowledgment or Justice for Mass Protester Killings Set Up a Fact-Finding Committee as a First Step (englisch). Cairo Institute for Human Rights Studies, 10. Dezember 2013, archiviert vom Original am 25. Dezember 2013.
- ↑ a b c d e f g h Egypt: No Acknowledgment or Justice for Mass Protester Killings (englisch). Human Rights Watch, 10. Dezember 2013, archiviert vom Original am 25. Dezember 2013.
- ↑ a b c d 2013 a ‘black year’ for human rights (englisch). Daily News Egypt, 30. Dezember 2013, von Rana Muhammad Taha, archiviert vom Original am 26. Januar 2014.
- ↑ a b c 976 killed in greater Cairo in two months: Forensics Authority - Death toll includes 627 who died during the dispersal of Rabaa Al-Adaweya sit-in (englisch). Daily News Egypt, 16. November 2013, von Rana Muhammad Taha, archiviert vom Original am 26. Januar 2014.
- ↑ a b c d e Human rights in Egypt under international spotlight - Coalition of international NGOs calls on UN Human Rights Council to address Egypt’s human rights situation (englisch). Daily News Egypt, 4. März 2014, archiviert vom Original am 17. März 2014.
- ↑ a b 265 dead in January: Independent count - Independent statistical database Wiki Thawra reports 108 dead on revolution’s third anniversary – nearly double the official count of 66, Daily News Egypt, 13. Februar 2014, von Rana Muhammad Taha, archiviert vom Original am 1. März 2014.
- ↑ 25 January death toll rises to 103: Independent count (englisch). Daily News Egypt, 2. Februar 2014, von Ali Omar, archiviert vom Original am 6. März 2014.
- ↑ a b c Ägyptens gekaperte Revolution, DiePresse.com, 26. Januar 2014 (Print-Ausgabe: "Die Presse", 27. Januar 2014), von Karim El-Gawhary, archiviert vom Original am 3. März 2014.
- ↑ Nach Protesten in Kairo: Ägyptischer Polizist wegen Totschlags verurteilt, Spiegel Online, 18. März 2014, archiviert vom Original am 18. März 2014.
- ↑ Machtkampf – Mansour verlängert Ausnahmezustand, Zeit Online, 12. September 2013, archiviert vom Original am 19. September 2013.
- ↑ Ägypten – Maulkorb für Ägyptens Medien, Deutsche Welle, 29. September 2013, von Markus Symank, archiviert vom Original am 7. Oktober 2013.
- ↑ Ägypten - Tod und Terror zum Feiertag, Frankfurter Rundschau, 26. Januar 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom Original am 27. Februar 2014.
- ↑ Ägypten - Auseinandersetzungen zum Revolutionsjubiläum, Berliner Zeitung, 26. Januar 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom Original am 28. Februar 2014.
- ↑ 21,317 arrested since Morsi’s ouster: independent count - Detention extended for 11 protesters who violated the Protest Law (englisch). Daily News Egypt, 13. Januar 2014, von Rana Muhammad Taha, archiviert vom Original am 28. Februar 2014.
- ↑ Ägyptens gestürzter Präsident Mursi vor Gericht, Reuters Deutschland, 3. November 2013, von Michael Georgy, archiviert vom Original am 3. November 2013.
- ↑ Konflikte – Muslimbrüder in Ägypten scheiterten mit Beschwerde gegen Verbot, Tiroler Tageszeitung, 6. November 2013, archiviert vom Original am 6. November 2013.
- ↑ Ägypten - Muslimbrüder zu Terrororganisation erklärt, Süddeutsche.de, 26. Dezember 2013, archiviert vom Original am 28. Dezember 2013.
- ↑ Unterstützung – USA stoppen Militärhilfe für Ägypten, Die Welt, 9. Oktober 2013, archiviert vom Original am 10. Oktober 2013.
- ↑ USA fordern politische Reformen – Vorerst keine US-Waffen für Ägypten, tagesschau.de, 10. Oktober 2013, archiviert vom Original am 10. Oktober 2013.
- ↑ Ägypten – Ägypten kritisiert Einschränkung von US-Militärhilfe, Deutsche Welle, 10. Oktober 2013, von Nils Naumann, archiviert vom Original am 11. Oktober 2013.
- ↑ a b Kabinett wird umgebildet - Ägyptische Regierung tritt zurück, tagesschau.de, 24. Februar 2014, archiviert vom Original am 25. Februar 2014.
- ↑ Machtwechsel in Ägypten - Der Weg ist frei für al-Sisi, Berliner Zeitung, 24. Februar 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom Original am 26. Februar 2014.
- ↑ Hochsicherheitsgefängnis in Ägypten: Mursi sitzt jetzt in Isolationshaft, RP Online, 14. November 2013, archiviert vom Original am 14. November 2013.
- ↑ a b Eklat bei Prozess gegen Ägyptens Ex-Präsidenten Mursi, Reuters Deutschland, 4. November 2013, archiviert vom Original am 5. November 2013.
- ↑ Ägypten – USA mahnen Demokratie in Ägypten an, Deutsche Welle, 4. November 2013, archiviert vom Original am 5. November 2013.
- ↑ a b Ägypten - Was kommt nach der Übergangsregierung?, Der Tagesspiegel, 25. Februar 2014 (O:00 Uhr), von Martin Gehlen, archiviert vom Original am 25. Februar 2014.
- ↑ Audio: Übergangsregierung zurückgetreten (MP3, 1'07 Min.), tagesschau.de, 24. Februar 2014, von Jürgen Stryjak (SWR, Kairo), archiviert vom Original (MP3) am 24. Februar 2014.
- ↑ Video - Ägyptische Regierung zurückgetreten (MP4), tagesschau.de, 24. Februar 2014, archiviert vom Original (MP4) Am 24. Februar 2014.
- ↑ a b c Krise in Ägypten - Sisis Marionettenkabinett tritt zurück, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Februar 2014, von Markus Bickel, archiviert vom Original am 25. Februar 2014.
- ↑ a b Sisi ‘to remain’ Egypt’s defense minister (englisch). Al Arabiya News, 26. Februar 2014, archiviert vom Original am 5. April 2014.
- ↑ a b Egypt names Ibrahim Mahlab as new prime minister - Former housing minister and Mubarak party member pledges to 'crush terrorism' and crack down on rise in violence (englisch). The Guardian, 25. Februar 2014, von Patrick Kingsley, archiviert vom Original am 6. März 2014.
- ↑ Ägypten am Rande einer sozialen Explosion, World Socialist Web Site, 1. April 2014, von Jean Shaoul, archiviert vom Original am 4. April 2014.
- ↑ Auswärtiges Amt verschärft Reisewarnung für Ägypten, Deutsche Welle, 26. Februar 2014, archiviert vom Original am 27. Februar 2014.
- ↑ a b c d e Muslimbrüder - Ägypten verurteilt 683 Mursi-Anhänger zum Tode - Ein ägyptisches Gericht hat fast 700 Islamisten zum Tode verurteilt, darunter auch einen Anführer der Muslimbrüder. Zugleich wurden andere Todesstrafen aufgehoben, Zeit Online, 28. April 2014, archiviert vom Original am 28. April 2014.
- ↑ a b c d e f Who's who: Egypt's new cabinet - 20 ministers from El-Beblawi's cabinet keep their posts, while 11 ministers are fresh appointees (englisch). Ahram Online, 1. März 2014, archiviert vom Original am 3. März 2014.
- ↑ a b c d Neue Übergangsregierung in Ägypten vereidigt, derStandard.at, 2. März 2014, archiviert vom Original am 3. März 2014.
- ↑ a b c The return of Egypt’s police state - Many Egyptian liberals supported the removal of the democratically elected Islamist President, Mohamed Morsi, but now the state has widened its crackdown, they are questioning the unholy alliance (englisch). The Independent, 29. November 2013, von Alastair Beach, archiviert vom Original am 5. April 2014.
- ↑ Mubarak release enrages 2011 revolutionaries - Veterans of the uprising say freeing of the ousted president is a "slap in the face" (englisch). Al Jazeera, 25. August 2013, von Dahlia Kholaif, archiviert vom Original am 5. April 2014.
- ↑ a b c d e Politik - Erst der Präsident, dann das Parlament - Der Wahlkalender in Ägypten ist festgelegt. Armeechef al Sisi bringt sich in Stellung, Der Tagesspiegel, 27. Januar 2014, von Astrid Frefel, archiviert vom Original am 1. März 2014.
- ↑ a b Ägypten wählt erst den Präsidenten, dann das Parlament, Deutsche Welle, 26. Januar 2014, archiviert vom Original am 27. Februar 2014.
- ↑ a b Blutige Zusammenstöße - „Das ist nicht das Ägypten, das wir uns wünschen“, FAZ.net, 26. Januar 2014, von Markus Bickel, archiviert vom Original am 27. Februar 2014.
- ↑ a b Zeitplan für Wahlen in Ägypten - Erst Präsidenten-, dann Parlamentswahl, tagesschau.de, 26. Januar 2014, archiviert vom Original am 27. Februar 2014.
- ↑ a b c d e Ägypten - Gesetz für Präsidentenwahl erlassen, WirtschaftsWoche, 8. März 2014, archiviert vom Original am 8. März 2014.
- ↑ a b Ägypten-Präsident-Wahlen - Gesetz für Präsidentschaftswahl in Ägypten erlassen, derStandard.at, 9. März 2014 (Der Standard: 10. März 2014), archiviert vom Original am 14. März 2014.
- ↑ Ägypten-Präsident-Wahlen - Gesetz für Präsidentschaftswahl in Ägypten erlassen, Zeit Online, 8. März 2014, archiviert vom Original am 14. März 2014.
- ↑ a b Kandidaten für Ägypten-Wahl sammeln Unterschriften, Kleine Zeitung, 3. April 2014, archiviert vom Original am 4. April 2014.
- ↑ Unbekannte erschiessen Soldaten in Kairo - Bewaffnete haben in der ägyptischen Hauptstadt Kairo einen Kontrollposten gestürmt und sechs Soldaten der Militärpolizei getötet. Es ist der zweite Angriff auf Sicherheitskräfte innert drei Tagen, Schweizer Radio und Fernsehen, 15. März 2014, archiviert vom Original am 16. März 2014.
- ↑ a b c d e f g 529 Todesurteile gegen Muslimbrüder: Ägyptens Machthaber jagen gnadenlos ihre Kritiker, Spiegel Online, 24. März 2014, von Raniah Salloum, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c Machtkampf in Ägypten: Militärchef Sisi tauscht Generäle aus - Noch hat Abd al-Fattah al-Sisi seine Präsidentschaftskandidatur nicht verkündet, aber der ägyptische Militärchef trifft offenbar wichtige Entscheidungen vor seinem Wechsel: Er tauschte gleich mehrere Generäle aus, Spiegel Online, 18. März 2014, archiviert vom Original am 18. März 2014.
- ↑ a b c d e f Ägypten - Gericht verurteilt 529 Muslimbrüder zum Tode, FAZ.net, 24. März 2014, von Markus Bickel, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d Ägypten - Präsidentschaftswahl findet Ende Mai statt - Die erste Runde der Präsidentenwahl in Ägypten soll am 26. und 27. Mai abgehalten werden. Hohe Chancen werden dem bisherigen Militärchef Abdel Fattah al-Sissi eingeräumt, Zeit Online, 30. März 2014, archiviert vom Original am 30. März 2014.
- ↑ a b c d Präsidentenwahl in Ägypten - Nur ein einziger Mann fordert Al-Sisi heraus, RP Online, 20. April 2014, archiviert vom Original am 21. April 2014.
- ↑ a b Das ist der einzige Gegner von Al-Sisi - Ende Mai hat das ägyptische Volk die Wahl zwischen gerade mal zwei Kandidaten. 2012 waren es noch 13. Hamdin Sabahi war damals schon dabei und landete auf Platz drei, 20Minuten, 20. April 2014, archiviert vom Original am 21. April 2014.
- ↑ a b c d e f Kundgebungen auch von Anhängern, ORF.at, 28. März 2014, archiviert vom Original am 29. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Ägypten - Präsidentschaftswahl in Hand von Ex-Armeechef - Bei der Präsidentschaftswahl in Ägypten Ende Mai tritt gegen den populären Ex-Armeechef al-Sisi nur der Linke Sabbahi an, Badische Zeitung, 23. April 2014, von Markus Symank, archiviert vom Original am 23. April 2014.
- ↑ a b c Wahl des Staatsoberhauptes - Nur zwei Kandidaten bei Urnengang in Ägypten, N24, 20. April 2014, archiviert vom Original am 21. April 2014.
- ↑ Ägypten - Al-Sisi will Präsident werden, Frankfurter Rundschau, 27. Januar 2014, archiviert vom Original am 1. März 2014.
- ↑ Grünes Licht für al-Sisi - Ägyptens Armeechef will bei Präsidentschaftswahl antreten, Der Tagesspiegel, 27. Januar 2014, archiviert vom Original am 1. März 2014.
- ↑ Al-Sisi ist Präsidentschaftskandidat in Ägypten, euronews, 27. Januar 2014, archiviert vom Original am 4. März 2014.
- ↑ Al-Sisi will als Präsident für Stabilität in Ägypten sorgen, Deutsche Welle, 28. Januar 2014, von Andreas Gorzewski , archiviert vom Original am 4. März 2014.
- ↑ Armeechef Al-Sisi will Ägyptens Präsident werden, Deutsche Welle, 6. Februar 2014, archiviert vom Original am 4. März 2014.
- ↑ Ägypten - Armeechef Al-Sissi tritt bei Präsidentenwahl an, Handelsblatt, 6. Februar 2914, archiviert vom Original am . Februar 2014.
- ↑ Ägypten - Verwirrung über angebliche Kandidatur Sisis, FAZ.net, 6. Februar 2014, von Markus Bickel, archiviert vom Original am 4. März 2014.
- ↑ Wahlen - Abdel Fattah al-Sisi sorgt für Verwirrung in Ägypten, www.t-online.de, 6. Februar 2014, archiviert vom Original am 4. März 2014.
- ↑ Ägypten - Al-Sisi will Präsident werden, Frankfurter Rundschau, 4. März 2014, archiviert vom Original am 5. März 2014.
- ↑ a b c Umbruch in Ägypten - Armeechef Al-Sisi will Präsident werden, Süddeutsche.de, 4. März 2014, archiviert vom Original am 5. März 2014.
- ↑ a b c d Egypt's El-Sisi bids military farewell, says he will run for presidency - Announcement on state-run TV confirms months of speculation regarding the former army chief's presidential hopes (englisch). Ahram Online, 26. März 2014, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ Rücktritt als ägyptischer Militärchef - Al-Sisi will offiziell Präsident werden - Zwar gilt Abdel Fattah al-Sisi ohnehin schon als mächtigster Mann Ägyptens, offiziell ist er aber "nur" Verteidigungsminister und Vize-Ministerpräsident. Das soll sich nun ändern. Die Muslimbrüder sorgen sich nun um die Sicherheit des Landes, n-tv, 26. März 2014, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ a b Militärchef - Al-Sissi kandidiert für Präsidentenamt in Ägypten, WirtschaftsWoche, 27. März 2014, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ Ägypten - Armeechef Al-Sissi will Präsident werden, stern.de, 27. März 2014, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ Egypt's Sissi Announces Presidential Run (englisch). Voice Of America, 26. März 2014, von Elizabeth Arrott, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ a b I promise we can achieve stability, security and hope: Al-Sisi - Al-Sisi resigns from armed forces; Sedki Sobhi promoted to General and expected to replace him (englisch), Daily News Egypt, 26. März 2014, von Rana Muhammad Taha und Joel Gulhane, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ a b c d General al-Sisy, der Sicherheitsgarant von Ägypten - Das Warten hat ein Ende: der starke Mann kandidiert bei den Präsidentschaftswahlen, Telepolis, 27. März 2014, von Thomas Pany, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ 6 April Youth Movement oppose Al-Sisi presidential bid - “Anyone who loves his homeland and loves the Egyptian people cannot ignore or turn his back on the state of division and acute polarisation plaguing society,” says movement (englisch). Daily News Egypt, 5. März 2014, von Joel Gulhane, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k Ägypten: Tote bei Protesten gegen Militärchef Al-Sisi in Kairo - Mit der Ankündigung seiner Präsidentschaftskandidatur hat Ägyptens Militärchef Abd al-Fattah al-Sisi landesweite Proteste ausgelöst. Mindestens vier Menschen kamen dabei ums Leben, Spiegel Online, 28. März 2014, archiviert vom Original am 29. März 2014.
- ↑ a b c d e f Proteste für und gegen al Sisi - Tote bei Protesten in Ägypten, tagesschau.de, 28. März 2014, archiviert vom Original am 29. März 2014.
- ↑ a b Drei Bomben detonieren nahe der Uni in Kairo, Schweizer Radio und Fernsehen, 2. April 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ Ägypten wählt Ende Mai, Die Welt, 31. März 2014, archiviert vom Original am 31. März 2014.
- ↑ General al-Sisy, der Sicherheitsgarant von Ägypten - Das Warten hat ein Ende: der starke Mann kandidiert bei den Präsidentschaftswahlen, Telepolis, 27. März 2014, von Thomas Pany, archiviert vom Original am 27. März 2014; mit Verweis auf: African Union charter on democracy, elections and governance, Art. 25, paragraph 4, http://bzapt.com, [ohne Datum], archiviert vom Original am 27. März 2014; (Link: http://www.africa-union.org/root/au/Documents/Treaties/text/Charter%20on%20Democracy.pdf).
- ↑ African Union stands by decision on Egypt suspension - Details of high-level meetings with African Union Panel released (englisch). Daily News Egypt, 30. Januar 2014, von Joel Gulhane, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ EU entsendet Beobachter für Präsidentschaftswahl nach Ägypten - Ashton einigt sich mit Außenminister Fahmi auf Grundsatzabkommen, Die Welt, 11. April 2014, archiviert vom Original am 11. April 2014.
- ↑ a b c d Präsidentschaftswahl - EU entsendet Beobachter nach Ägypten - Zum ersten Mal will die Europäische Union Beobachter zu einer Wahl in Ägypten entsenden, Tageblatt Online, 11. April 2014, archiviert vom Original am 11. April 2014.
- ↑ a b EU schickt Beobachter zu Ägyptens Präsidentenwahl - Ashton einigt sich mit Außenminister Fahmi auf Grundsatzabkommen, derStandard.at, 11. April 2014, archiviert vom Original am 11. April 2014.
- ↑ Ägypten - Die Massen rufen - Armeechef Sisi lässt sich als Retter feiern, ist aber ohne Programm. Ex-Militär Anan bringt sich als Präsidentschaftskandidat in Position. Für die Probleme des Landes findet Ägypten keine Lösung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. März 2014, von Rainer Hermann, archiviert vom Original am 6. März 2014.
- ↑ a b Former Egyptian General Calls Promise of Free Elections a ‘Farce’ (englisch). The New York Times, 13. März 2014, von David D. Kirkpatrick, archiviert vom Original am 17. März 2014.
- ↑ Egypt News — Revolution and Aftermath (englisch). The New York Times, [ohne Datum], archiviert vom Original am 17. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Abdel Fatah al-Sisi favourite in Egyptian election as nominations close - Interim government paints election as important step towards democracy but opponents have concerns about integrity of vote (englisch). The Guardian, 20. April 2014, von Patrick Kingsley, archiviert vom Original am 23. April 2014.
- ↑ a b c d e Linkspolitiker Sabahi tritt bei Präsidentenwahl in Ägypten an, derStandard.at, 19. April 2014, archiviert vom Original am 19. April 2014
- ↑ Sabahi wagt den Kampf gegen den mächtigen al-Sisi, Schweizer Radio ind Fernsehen (SRF 4 News, 14.30 Uhr), 19. April 2014, archiviert vom Original am 19. April 2014.
- ↑ Ausschreitungen in Ägypten – Mursi verhängt Ausnahmezustand über drei Städte Zeit Online, 28. Januar 2013, archiviert vom Original am 7. November 2013.
- ↑ Leftist Popular Current to ally with Rebel in Egyptian elections - The Popular Current will form a coalition with the Rebel (Tamarod) group in the upcoming parliamentary elections (englisch). Ahram Online, 29. Oktober 2013, archiviert vom Original am 8. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j 'Vote For The Pimp' Hashtag Prompts Twitter Battle In Egypt (englisch). The Huffington Post, 31. März 2014 (aktualisiert am 1. April 2014), von Charlotte Alfred, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ Kairos Generalstaatsanwalt fordert Ermittlung gegen al-Sisi-Rivalen - Anwalt hatte wegen angeblicher Spenden geklagt, Die Welt, 2. April 2014, archiviert vom Original am 4. April 2014.
- ↑ Ägypten: Koptischer Christ als möglicher Kandidat bei Präsidentenwahl, Radio Vatikan, 3. April 2014, archiviert vom Original am 4. April 2014.
- ↑ Lawyer Mortada Mansour says he will run for Egypt's presidency - Former lawyer says his campaign involves jailing striking workers, bringing stability, amending Camp David accords, standing up to Qatar and allowing atheists to practice beliefs in the 'bathroom' only (englisch). Ahram Online, 6. April 2014, archiviert vom Original am 23. April 2014.
- ↑ Lawyer Mortada Mansour withdraws from presidential race - Outspoken and controversial lawyer says he has pulled out of the presidential race after receiving a sign from God that former army chief Abdel-Fattah El-Sisi will win (englisch). Ahram Online, 19. April 2014, archiviert vom Original am 23. April 2014.
- ↑ a b c d e f g Ägypten - Tote bei Protesten in Kairo, Zeit Online, 28. März 2014, archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k l Muslimbrüder in Ägypten demonstrieren weiter, Deutsche Welle, 28. März 2014, archiviert vom Original am 29. März 2014.
- ↑ a b c Ägyptische Fotoreporterin bei Protest in Kairo erschossen, ORF.at, 28. März 2014, archiviert vom Original am 29. März 2014.
- ↑ Egyptian Dostour journalist covering Islamists-police clashes killed (englisch). Ahram Online, 28. März 2014, archiviert vom Original am 29. März 2014.
- ↑ a b c d e Ägypten - Wer tötete Mayada Ashraf? - Die Arbeit von Journalisten in Ägypten wird immer gefährlicher. Nach dem Tod einer jungen Fotoreporterin fordern die ägyptischen Journalisten mehr Schutz für ihre Berichterstattung von der Straße, Deutsche Welle, 30. März 2014, von Khalid El Kaoutit, archiviert vom Original am 31. März 2014.
- ↑ a b Journalist shot dead covering clashes in Egypt (englisch). Committee to Protect Journalists, 28. März 2014, archiviert vom Original am 31. März 2014.
- ↑ a b c d Twenty-two year old journalist killed during Friday clashes - Al-Dostour’s Mayada Ashraf is the tenth journalist killed in Egypt since 2011, Daily News Egypt, 29. März 2014, von Ali Omar, archiviert vom Original am 31. März 2014.
- ↑ Journalist shot dead covering clashes in Egypt (englisch). Committee to Protect Journalists, 28. März 2014, archiviert vom Original am 31. März 2014. Mit Verweis auf: مسيرة للإرهابية تطلق الرصاص الحي على الأهالي بعين شمس (arabisch), Al-Dostor, 28. März 2014, archiviert vom Original am 31. März 2014.
- ↑ a b Proteste in Ägypten - Fotojournalistin bei Ausschreitungen in Kairo getötet, Süddeutsche.de, 29. März 2014, archiviert vom Original am 29. März 2014.
- ↑ Journalist shot dead covering clashes in Egypt (englisch). Committee to Protect Journalists, 28. März 2014, archiviert vom Original am 31. März 2014. Mit Verweis auf: مقتل صحفية بـ"مصر العربية" برصاصة بالرأس (arabisch). YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal Masr Alarabia am 28. März 2014.
- ↑ Getötete Journalistin in Ägypten - Wer hat Mayada Ashraf erschossen? - Waren es Scharfschützen, Polizisten, Muslimbrüder? Nach dem Tod der Journalistin versuchen viele, ihr tragisches Ende für politische Zwecke zu nutzen, taz.de, 24. April 2014, von Karim El-Gawhary, archiviert vom Original am 24. April 2014.
- ↑ Female reporter shot dead while covering anti-Sisi protest (englisch). Reporter Without Borders, 31. März 2014, archiviert vom Original am 1. April 2014.
- ↑ Female reporter shot dead while covering anti-Sisi protest (englisch). Reporter Without Borders, 31. März 2014, archiviert vom Original am 1. April 2014. Mit Verweis auf: Biggest rises and falls in the 2014 World Press Freedom Index (englisch). http://rsf.org, archiviert vom Original am 1. April 2014.
- ↑ Ägypten - Tote bei Protesten gegen Al-Sisi, Frankfurter Rundschau, 28. März 2014, archiviert vom Original am 29. März 2014.
- ↑ Anti-Government Protests in Cairo, Voice Of America, 28. März 2014, von Hamada Elrassam, archiviert vom Original am 29. März 2014.
- ↑ a b c d e f Egypt Anti-Sisi hashtag sweeps Twitter (englisch). BBC News, 30. März 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ a b c d e f g h Sisi mocked in Egypt internet campaign - Presidential hopeful subject of sarcastic 'vote for the pimp' movement on social media, leading to calls for a ban (englisch). Al Jazeera, 31. März 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ a b Ägypten - Ägypten vor Präsidentenwahl, oe1.ORF.at, 1. April 2014, von Liza Ulitzka, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ Abdel Fattah al-Sisi - Der Mann, der Ägyptens Retter sein soll - Abdel Fattah al-Sisi ist die Art Mann, die Ägypten jahrzehntelang regiert hat: fromm, aber säkular, volkstümlich, aber ein knallharter Militär. Nichts kann ihn auf dem Weg zur Macht noch aufhalten, Die Welt, 27. März 2014, von Amira El-Ahl, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ a b c d Egypt TV presenters tout Twitter ban over anti-Sisi hashtag (englisch). Al Arabiya News, 31. März 2014, von Mustapha Ajbaili, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ a b c d e f g Anti-Sisi hashtag goes viral (englisch). Middle East Monitor (MEMO, London), 30. März 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ Sisi mocked in Egypt internet campaign - Presidential hopeful subject of sarcastic 'vote for the pimp' movement on social media, leading to calls for a ban (englisch). Al Jazeera, 31. März 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014. Mit Verweis auf: #انتخبوا _العرص, Twitter, abgerufen am 2. April 2014.
- ↑ a b c Ägypten: Kampagne gegen Feldmarschall Sisi in sozialen Netzen - Das ägyptische Innenministerium hat erklärt, dass es aufmerksam die Nutzung des Hashtags, das für Präsidentschaftskandidat Feldmarschall Sisi beleidigend ist, in den sozialen Netzen verfolgt, Radio Stimme Russlands, 30. März 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ Sisi mocked in Egypt internet campaign - Presidential hopeful subject of sarcastic 'vote for the pimp' movement on social media, leading to calls for a ban (englisch). Al Jazeera, 31. März 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014. Mit Verweis auf: انتخبوا العرص رئيس لمصر من مسيرة المطرية ٢٨/٣ (arabisch). YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal OtherProspect Egy am 28. März 2014.
- ↑ Insulting Hashtag In Egypt Provokes Call For Twitter, YouTube Ban (englisch), in: - #WorldBrief with @ASE April 1, http://live.huffingtonpost.com (Huff Post Live), Moderation: Ahmed Shihab-Eldin, 1. April 2014, archiviert vom Original (in: Original) am 2. April 2014.
- ↑ Anti-Sisi hashtag goes viral (englisch). Middle East Monitor (MEMO, London), 30. März 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014. Mit Verweis auf: Real-time Tracker: #انتخبوا_العرص, http://www2.keyhole.co, abgerufen am 2. April 2014.
- ↑ Anti-Sisi hashtag goes viral (englisch). Middle East Monitor (MEMO, London), 30. März 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014. Mit Verweis auf: انتخبوا العرص, Facebook, abgerufen am 2. April 2014.
- ↑ a b c Sisi mocked in Egypt internet campaign - Presidential hopeful subject of sarcastic 'vote for the pimp' movement on social media, leading to calls for a ban (englisch). Al Jazeera, 31. März 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014. Mit Verweis auf: خيرى رمضان يعترف بالمؤامرة على مرسى تعليقا على هاشتاج انتخبوا الـــبرص(طبعا هى مش البرص) الـــ3ـــرص (arabisch), YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Konto محمد زايد am 28. März 2014.
- ↑ الهاشتاغ "المسيء" للسيسي لا يزال يثير جدلا واسعا في مصر (arabisch). BBC Arabic, 30. März 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ a b c Gericht verbietet Kandidatur - Muslimbrüder dürfen bei der Wahl in Ägypten nicht antreten - Seit dem Sturz Mohammed Mursis durch das Militär, sind für die Muslimbrüder in Ägypten schwere Zeiten angebrochen. Nun hat ein Gericht der islamistischen Bewegung die Kandidatur bei den anstehenden Parlamentswahlen untersagt, Focus Online, 15. April 2014, archiviert vom Original am 15. April 2014.
- ↑ Al-Sisi reicht offiziell Präsidentschaftskandidatur in Ägypten ein - Bisheriger Armeechef ist klarer Favorit bei der Wahl, Die Welt, 14. April 2014, archiviert vom Original am 16. April 2014.
- ↑ Ägypten - Al-Sisi reicht offiziell Präsidentschaftskandidatur in Ägypten ein, Zeit Online, 14. April 2014, archiviert vom Original am 16. April 2014.
- ↑ a b Kandidatur von Ägyptens Exmilitärchef Sisi offiziell, Neues Deutschland, 15. April 2014, archiviert vom Original am 16. April 2014.
- ↑ Abdel Fatah al-Sisi resigns from Egypt military to run for presidency - Sisi finally confirms long-awaited candidacy – promising 'stability, safety and hope for Egypt' – and he is widely expected to win, (englisch). The Guardian, 26. März 2014, von Patrick Kingsley, archiviert vom Original am 23. April 2014.
- ↑ Egyptian referendum: Security tight as polls open for constitutional vote - Polling begins after campaign marked by military regime suppressing opposition to yes vote on new constitution, (englisch). The Guardian, 14. Januar 2014, von Patrick Kingsley, archiviert vom Original am 23. April 2014.
- ↑ Präsidentenwahl in Ägypten - Nur ein Gegenkandidat für as-Sisi - Nur ein Herausforderer tritt bei der bevorstehenden Präsidentschaftswahl in Ägypten gegen den favorisierten früheren Armeechef as-Sisi an: Hamdin Sabahi. Dieser moniert, er werde im Wahlkampf eingeschüchtert, Neue Zürcher Zeitung, 20. April 2014, archiviert vom Original am 21. April 2014.
- ↑ a b c Gerichtsurteil in Kairo: Hamas muss Büros in Ägypten schließen, Spiegel Online, 4. März 2014, archiviert vom Original am 5. März 2014.
- ↑ Gerichtsentscheidung - Hamas in Ägypten verboten, tagesschau.de, 4. März 2014, archiviert vom Original am 5. März 2014.
- ↑ a b c d Ägypten verbietet Aktivitäten der Hamas, Deutsche Welle, 4. März 2014, archiviert vom Original am 5. März 2014.
- ↑ a b Ägypten verbietet die Palästinenser-Bewegung Hamas, Format.at, 4. März 2014, abgerufen am 5. März 2014.
- ↑ a b c d e f g Ägypten - Kairo verbietet Hamas-Aktivitäten, Neue Zürcher Zeitung, 5. März 2014, von Astrid Frefel, archiviert vom Original am 5. März 2014.
- ↑ a b c d e Gaza: Grenzübergang nach Ägypten für drei Tage offen, euronews, 29. März 2014, archiviert vom Original am 30. März 2014.
- ↑ a b Palästinensergebiete - Stillstand im Gazastreifen, Deutsche Welle, 30. März 2014, von Tania Krämer, archiviert vom Original am 30. März 2014.
- ↑ Grenzübergang zwischen Gaza und Ägypten für drei Tage geöffnet - Grenze bei Rafah war 50 Tage vollständig geschlossen , Die Welt, 29. März 2014, archiviert vom Original am 30. März 2014.
- ↑ a b c d Verbot in Ägypten: Jetzt ist die Hamas dran, derStandard.at, 4. März 2014 (Printausganbe: "Der Standard", 5. März 2014), von Gudrun Harrer, archiviert vom Original am 5. März 2014.
- ↑ a b Denmark and 26 other countries addresses human rights situation in Egypt at HRC25 - Item 2 - Joint statement (englisch). Permanent Mission To The UN In Geneva - Ministry Of Foreign Affairs Of Denmark, 7. März 2014, archiviert vom Original am 17. März 2014.
- ↑ a b c d U.N. Body Criticizes Egyptian Crackdown on Dissent (englisch). The New York Times, 7. März 2014, archiviert vom Original am 17. März 2014.
- ↑ a b c d e f g UN Human Rights Council: Egypt Rights Abuses in Spotlight - Member States Call on Cairo to End Violations, Ensure Justice (englisch). Human Rights Watch, 7. März 2014, archiviert vom Original am 17. März 2014.
- ↑ Opening Statement by United Nations High Commissioner for Human Rights to the Human Rights Council 25th Session (englisch). United Nations Human Rights - Office of the High Commissioner or Human Rights, 6. März 2014, archiviert vom Original am 17. März 2014.
- ↑ Silence is not an Option - Call by Civil Society for the United Nations Human Rights Council to Address the Grave Human Rights Situation in Egypt, and Ensure Respect for Democratic Development (englisch). Human Rights Watch, 3. März 2014, archiviert vom Original am 17. März 2014.
- ↑ a b Ägypten - Politisierte Prozesse gegen Muslimbrüder, Deutsche Welle, 6. Dezember 2013, von Markus Symank, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c d e Ägypten - Wie unabhängig sind Ägyptens Richter? - In Ägypten sind erneut hunderte Islamisten zum Tode verurteilt worden. Bereits im März hatte ein ähnliches Massenurteil weltweit Entsetzen ausgelöst. Beobachter erklären die Urteile mit der Struktur der Justiz, Deutsche Welle, 28. April 2014, von Khalid El Kaoutit, archiviert vom Original am 28. April 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k l UPDATE 4: Egypt's Minya criminal court sentences 529 Brotherhood supporters to death - In the largest set of death sentences handed to defendants in the modern history of Egypt, court orders capital punishment for 529 supporters of ousted president Morsi over murder of police officer (englisch). Ahram Online, 24. März 2014, von El-sayed Gamal Eldeen, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i Ägypten - Gericht fällt nach kurzem Prozess 529 Todesurteile - Das hat es in Ägypten noch nie gegeben: mehr als 500 Todesurteile auf einen Schlag. Die verurteilten Islamisten sollen am Tod eines hohen Polizeioffiziers schuld gewesen sein, stern.de, 24. März 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c d e Massenprozess gegen Islamisten in Ägypten - Todesurteile im Schnellverfahren, tagesschau.de, 24. März 2014, von Anna Osius (ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k l Massenprozess in Ägypten - 529 Todesurteile verhängt - Nach nur zwei Verhandlungstagen werden hunderte von Menschen zum Tode verurteilt. Sie sind angeblich Muslimbrüder und schuld am Tod eines Polizisten, taz.de, 24. März 2014, von Karim El-Gawhary, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k l Über 500 Todesurteile gegen Muslimbrüder in Ägypten - «Das war gar kein Gerichtsverfahren», Neue Zürcher Zeitung, 24. März 2014, von Astrid Frefel, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c d e Ägypten - Massenprozess gegen ägyptische Islamisten, Deutsche Welle, 22. März 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b Ägypten - Hunderte Islamisten in Ägypten zum Tode verurteilt, Deutsche Welle, 24. März 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c d e f slamisten in Ägypten - Im Schnellprozess: 529 Todesurteile gegen Anhänger von Mohammed Mursi, Der Tagesspiegel, 25. März 2014, von Martin Gehlen, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Ägypten - 500 Mursi-Anhänger zum Tode verurteilt, Frankfurter Rundschau, 24. März 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c d e Muslimbruderschaft - 529 Mursi-Anhänger in Ägypten zum Tode verurteilt - Massenprozess in Ägypten: Ein Gericht hat mehr als 500 Unterstützer der Muslimbruderschaft zum Tode verurteilt. Ihnen wird Mord vorgeworfen. Ein Großteil der Verurteilten ist jedoch auf der Flucht, Die Welt, 24. März 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b Ägypten: Gericht verurteilt mehr als 500 Muslimbrüder zum Tode, Spiegel Online, 24. März 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ Egypt's General prosecution refers 1211 'Brotherhood' members to criminal court - The Muslim Brotherhood members are charged with storming two police stations on 14 August in Minya governorate, which left one police officer dead and four others injured (englisch). Ahram Online, 13. Januar 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c d e f g Ägypten verurteilt mehr als 500 Muslimbrüder zum Tod, Reuters Deutschland, 24. März 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ Über 500 Muslimbrüder zum Tode verurteilt (01:36 Min.), Deutsche Welle, 24. März 2014, von Uta Bollow, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c d e f g 529 Todesurteile in Ägypten - Geächtet und gerichtet, Der Tagesspiegel, 24. März 2014, von Martin Gehlen, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c Massenprozess in Minia - Mehr als 500 Muslimbrüder in Ägypten zum Tode verurteilt - In Ägypten sind mehr als 500 Mursi-Anhänger zum Tode verurteilt worden. Ihnen wird unter anderem Mord vorgeworfen. Lediglich 150 bis 200 Angeklagte befinden sich allerdings derzeit tatsächlich in Haft, Focus Online, 24. März 2014, archiviert vom [1] am 24. März 2014.
- ↑ a b c Ägypten - 15 Minuten für 529 Todesurteile, Zeit Online, 24. März 2014, von Martin Gehlen, archiviert vom Original am 26. März 2014.
- ↑ a b „Für islamisches Reich mit Kalifen“ - Die Journalistin und Autorin Petra Ramsauer über die Strategie und das Netzwerk der Muslimbrüder, Kurier.at, 29. März 2014, von Josef Ertl, archiviert vom Original am 30. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j Ägypten - Todesurteile verstoßen laut UN gegen das Völkerrecht - Ein Prozess voller Fehler, keine klaren Anklagepunkte: Die Vereinten Nationen verurteilen die Todesurteile gegen 529 Islamisten. Ein zweiter Prozess wurde vertagt, Zeit Online, 25. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Ägypten - Galgenfrist für 683 ägyptische Muslimbrüder - Nur einen Tag nach den Todesurteilen gegen 529 Muslimbrüder wird der Prozess gegen 683 weitere Angeklagte eröffnet. Die Urteile sollen Ende April fallen – es werden wohl wieder Höchststrafen sein, Die Welt, 25. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j Ägypten - Schauprozesse im Schnellverfahren - Vor der Präsidentenwahl werfen die Schauprozesse gegen Gegner des Regimes ein düsteres Licht auf die Menschenrechtslage in Ägypten. Nach den Todesurteilen gegen 529 Muslimbrüder beginnt die Justiz einen weiteren Massenprozess, FAZ.net, 25. März 2014, von Markus Bickel, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d Keine Gnade für Islamisten - Die Methode Mubarak kehrt zurück, n-tv, 28. März 2014, von Nora Schareika, archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i Ägypten - Empörung über Urteil, Frankfurter Rundschau, 26. März 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom Original am 26. März 2014.
- ↑ a b c d e f g Anger in Egypt as 529 Morsi supporters sentenced to death - Muslim Brotherhood calls protests as judge accused of acting out of spite after two-day trial over policeman's death in Minya (englisch). The Guardian, 27. März 2014, von Patrick Kingsley und Manu Abdo, archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ a b c d e 529 Reasons to Doubt Egyptian Justice (englisch). The New York Times, 27. März 2014, von Louisa Loveluck, archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ a b c d Hetzjagd auf die Islamisten - Ägyptens Militär rechnet mit den Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi ab – mit Folgen - Die ägyptische Regierung geht mit grosser Brutalität gegen die Opposition vor. Die Todesurteile gegen 529 angeklagte Muslimbrüder sind kein Ausrutscher, Neue Zürcher Zeitung, 30. März 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom Original am 21. April 2014.
- ↑ a b c d e f Massenprozess - Proteste gegen Skandalurteil in Ägypten, Handelsblatt, 24. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d Todesurteile gegen Islamisten in Ägypten - Unruhen nach Massen-Verurteilung, tagesschau.de, 24. März 2014, von Anna Osius (ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Massenprozess - Ägypten: Gericht verurteilt über 500 Mursi-Anhänger zum Tod, heute.de, 24. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d Nach Todesurteilen in Ägypten - Neuer Massenprozess gegen Islamisten, tagesschau.de, 25. März 2014, von Anna Osius (ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Islamisten - Mehr als 500 Mursi-Anhänger in Ägypten zum Tode verurteilt - Die ägyptische Justiz geht hart gegen Anhänger des früheren Präsidenten Mursi vor: Laut dem Staatsfernsehen hat ein Gericht mehr als 500 von ihnen zum Tode verurteilt, Zeit Online, 24. März 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b Todesurteile in Ägypten: „Massaker am Rechtsstaat“ - Das Todesurteil gegen die Muslimbrüder in Ägypten ist kurzsichtig und falsch. Fünf Gründe, weshalb die Bruderschaft integriert werden muss, Internationale Politik und Gesellschaft, 27. März 2014,von Henrik Meyer, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ a b Egypt's Bloody Purge Is Just Beginning - As hundreds of young men are sentenced to death for the killing of one policeman, the state is gearing up to crush its Islamist enemies (englisch). Foreign Policy, von Bel Trew, 25. März 2014, archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ a b Hundreds of Egyptians Sentenced to Death in Killing of a Police Officer (englisch). The New York Times, 24. März 2014, von David D. Kirkpatrick, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Video - Ägyptisches Militär verhängt für 529 Mursianhänger das Todesurteil (MP4), tagesschau.de, 24. März 2014 (17:33 Uhr), von Thomas Aders, archiviert vom Original (MP4) am 24. März 2014.
- ↑ Egyptian television celebrates mass death sentence (englisch). Mada Masr, 25. März 2014, archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ a b c d Egyptian television celebrates mass death sentence (englisch). Mada Masr, 25. März 2014, archiviert vom Original am 28. März 2014. Mit Verweis auf: احمد موسي فرحان جدا بحكم اعدام 529 من الاخوان: ده قاضى ماجابتوش ولادة (arabisch), YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal EgyTalkShow am 24. März 2014.
- ↑ a b Egypt urges 'perspective' in death sentence - CNN's Christiane Amanpour speaks with Egypt's State Information Service Chairman Salah Abdel Sadek (Video: 9:03 min.; englisch). edition.cnn.com/video, von CNN-Account Amanpour, 25. März 2014, archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ a b Egyptian television celebrates mass death sentence (englisch). Mada Masr, 25. März 2014, archiviert vom Original am 28. März 2014. Mit Verweis auf: شاهد فرحة المذيعة رانيا بدوى بعد الحكم على 529اخوانى بالاعدام (arabisch), YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal egy tub am 24. März 2014.
- ↑ Keine Gnade für Islamisten - Die Methode Mubarak kehrt zurück, n-tv, 28. März 2014, von Nora Schareika, archiviert vom Original am 28. März 2014. Mit Verweis auf: after the verdict #Egypt Black comedy !!! pic.twitter.com/9XpiZIgOOW, Twitter, 26. März 2014 (03:45), Twitter-Konto Gamal Eid.
- ↑ Nach Massen-Todesurteil in Ägypten: Angehörige zweifeln an Gerechtigkeit, euronews, 24. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d e f Ägypten: Eskalationen bei Protesten von Mursi-Anhängern, euronews, 1. April 2014, archiviert vom Original am 4. April 2014.
- ↑ a b c d e f Ägypten - Justiz plant neue Massenprozesse gegen Islamisten, RP Online, 26. März 2014, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ a b c d Krawalle vor der Al-Azhar-Universität, euronews, 30. März 2014, archiviert vom Original am 4. April 2014.
- ↑ a b c Gerichtsurteil in Ägypten - Über 500 Muslimbrüder zum Tode verurteilt, N24, 24. März 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ Ägypten - Gericht eröffnet zweiten Massenprozess gegen Islamisten - Die juristische Verfolgung der Mursi-Anhänger in Ägypten geht weiter: 600 von ihnen sind angeklagt, darunter auch der Chef der Muslimbrüder, Mohammed Badie, Zeit Online, 25. März 2014, archiviert vom [2] am 25. März 2014.
- ↑ a b Egypt: Failure to Meet US Aid Conditions - No Progress on Democratic Transition, Basic Freedoms (englisch). Human Rights Watch, 4. April 2014, archiviert vom Original am 4. April 2014.
- ↑ a b Letter to Secretary Kerry on US Military Aid to Egypt (englisch). Human Rights Watch, 4. April 2014, von Kenneth Roth, archiviert vom Original am 4. April 2014.
- ↑ a b Menschenrechtler: Keine US-Militärhilfe für undemokratisches Ägypten, stol.it, 4. April 2014, archiviert vom Original am 4. April 2014.
- ↑ a b c d Ägypten - Steinmeier rügt Todesurteile gegen Muslimbrüder - Mehr als 500 Muslimbrüder sind in Ägypten zum Tode verurteilt worden, ein weiterer Massenprozess läuft. Außenminister Steinmeier fürchtet eine Spaltung des Landes und fordert die Urteilsaufhebung, Die Welt, 25. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Video - Ägypten: Mehr als 600 Anhänger der Muslimbruderschaft stehen in Minja vor Gericht (MP4, 0:32 Min.), tagesschau.de, 25. März 2014, archiviert vom Original (MP4) am 25. März 2014.
- ↑ Außenminister Steinmeier zu den Todesurteilen in Ägypten, Auswärtiges Amt, Pressemitteilung, 25. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d e Ägypten: Uno prangert Todesurteile gegen 529 Muslimbrüder an, Spiegel Online, 25. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d e Scharfe Kritik an Massen-Todesurteil in Ägypten - Menschenrechtler und Politiker der Opposition kritisieren »Zeugnis von unglaublicher Willkür« / Liebich: Rückfall in alte Mubarak-Muster / Grüne: Bundesregierung muss Militär-Kooperation stoppen, neues deutschland, 24. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Faire Prozesse für Muslimbrüder, www.linksfraktion.de, Pressemitteilung, 24. März 2014, von Stefan Liebich, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d e f Ägypten - Atmosphäre der Angst, Frankfurter Rundschau, 25. März 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Ägypten: Um den Rechtstaat ist es schlimm bestellt, www.gruene-bundestag.de, Pressemitteilung, 24. März 2014, von Franziska Brantner, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b Ägypten: Über 500 Menschen in groteskem Verfahren zum Tode verurteilt, www.amnesty.de, 24. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Volker Kauder in Ägypten - Europa muss sich in Ägypten wieder stärker engagieren - Abschluss der Reise des Fraktionsvorsitzenden nach Ägypten, www.cducsu.de, 28. Februar 2014, archiviert vom Original am 8. März 2014.
- ↑ Kauder: „Ich werde mich um die Lage der Christen in Nigeria kümmern“ - Eine neue Dynamik wünscht sich der Franktionsvorsitzende von CDU/CSU, Volker Kauder, im Hinblick auf das deutsche und europäische Engagement in Ägypten. Er selbst will auch verfolgte Christen in Nigeria mehr in den Blick nehmen – und kündigt gegenüber pro eine große Arbeitstagung zur Lage der verfolgten Christen weltweit an, Medienmagazin pro, 5. März 2014, Gespräch von Stefanie Ramsperger und Jonathan Steinert mit Volker Kauder, archiviert vom Original am 8. März 2014.
- ↑ Kauder fordert mehr Unterstützung für Ägypten, Deutsche Welle, 28. Februar 2014, von Khalid El Kaoutit, archiviert vom Original am 7. März 2014.
- ↑ a b c d e Ägypten verurteilt 500 Muslimbrüder - "Alle ab an den Galgen", n-tv, Zusammengestellt von Anna Veit, 24. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Richtung Abgrund, Märkische Oderzeitung, 24. März 2014, von Günther Marx, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Egypt (Information current as of: April 1, 2011) (englisch). Death Penalty Worldwide, [kein Datum], archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ Zahl der Hinrichtungen steigt - Tausende sterben durch die Hand des Staates, n-tv, 27. März 2014, von Nora Schareika, archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ Ägypten - Mehr als 500 Mursi-Anhänger zum Tode verurteilt, Deutschlandfundk, 24. März 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ Video - Thomas Aders, ARD Kairo, zum Massenprozess in Ägypten (MP4, 3:04 Min.), tagesschau.de, 25. März 2014, archiviert vom Original (MP4) am 25. März 2014.
- ↑ 529 Todesurteile - Die ägyptische Rachejustiz ist eine Farce, Die Welt, 24. März 2014, von Dietrich Alexander, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k Analyse - Rache-Justiz vertieft Ägyptens Spaltung, RP Online, 26. März 2014, von Matthias Beermann, archiviert vom Original am 26. März 2014.
- ↑ «Dies ist übertrieben und inakzeptabel», Tages-Anzeiger, 24. März 2014, archiviert vom Original am 24. März 2014.
- ↑ Interview zum Massenprozess in Ägypten - "Es wurde ein Exempel statuiert" - Mit der Verurteilung von 529 Mursi-Anhängern zum Tode verfolgt die Regierung in Ägypten für ARD-Korrespondent Thomas Aders nur ein Ziel: ein Exempel gegen die Muslimbrüder zu statuieren. Mit Krawallen müsse man rechnen, sagt er im Interview mit tagesschau.de, tagesschau.de, 24. März 2014, Interview von Judith Pape mit Thomas Aders, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Ägypten - Todesurteile bringen "neue Märtyrer" - Hamed Abdel-Samad im Gespräch mit Dirk-Oliver Heckmann, Deutschlandfunk, 25. März 2014, Interview von Dirk-Oliver Heckmann mit Hamed Abdel-Samad, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ a b c d Nach Massen-Todesurteil in Ägypten: „Angst vor Syrien-Szenario“, radio Stimme Russlands, 26. März 2014, archiviert vom Original am 26. März 2014.
- ↑ Shadi Hamid: "A Kind of Bloodlust" in Egypt (englisch). http://www.brookings.edu, 26. März 2014, von Fred Dews, archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ 'Unprecedented' oppression in Egypt - Shadi Hamid of the Brookings Institution tells Christiane Amanpour there is "bloodlust" in Egypt (Video: 7:00 min.; englisch). edition.cnn.com/video, von CNN-Account Amanpour, 25. März 2014, archiviert vom Original am 28. März 2014.
- ↑ "Ägypten steht kurz vor dem Kollaps" - Die Nahost-Expertin Petra Ramsauer sieht das Land am Nil nah am Bürgerkrieg. Gewalt würde die Muslimbrüder nur in die Militanz treiben, Kleine Zeitung, 30. März 2014, Interview von Stefan Winkler mit Petra Ramsauer, archiviert vom Orignal am 30. März 2014.
- ↑ Ägypten: Sisis Kampf gegen die Muslimbruderschaft - Die Lage in Ägypten ist absurd, das zeigt das jüngst gefällte Massentodesurteil gegen 529 Islamisten. Seit dem Sturz Mohammed Mursis im Juli 2013 ist die Lage noch unübersichtlicher geworden, koptische Christen werden weiter unterdrückt. Eine Analyse von Johannes Gerloff, pro, 27. März 2014, von Johannes Gerloff, archiviert vom Original am 4. April 2014.
- ↑ a b c 683 Islamisten in Ägypten zum Tode verurteilt - Im größten Massenprozess in der ägyptischen Geschichte sind 683 Islamisten zum Tode verurteilt worden. Ein Gericht in der oberägyptischen Stadt Minia sprach die Angeklagten wegen der Teilnahme an gewalttätigen Protesten und wegen Mordes schuldig, stern.de, 28. April 2014, archiviert vom Original am 28. April 2014.
- ↑ a b c d e Audio: Erneut Todesstrafe gegen Islamisten Audio Erneut Todesstrafe gegen Islamisten (MP3, 1'04 min.), tagesschau.de, 28. April 2014, von Peter Steffe (SWR, Kairo), archiviert vom Original (MP3) am 28. April 2014.
- ↑ a b c d Massenprozess in Ägypten - 683 Mursi-Anhänger zum Tode verurteilt, tagesschau.de, 28. April 2014, archiviert vom Original am 28. April 2014.
- ↑ a b Justizkreise - Ägyptisches Gericht verhängt 683 Todesurteile, Reuters Deutschland, 28. April 2014, archiviert vom Original am 28. April 2014.
- ↑ Fast 700 Mursi-Anhänger zum Tode verurteilt - In einem weiteren Massenprozess in Ägypten sind 683 Angeklagte zum Tode verurteilt worden. Darunter ist auch ein Anführer der Muslimbruderschaft des ehemaligen Präsidenten Mohammed Mursi, Die Welt, 28. April 2014, archiviert vom Original am 28. April 2014.
- ↑ a b Audio - Zweiter Prozesstag gegen Unterstützer der Muslimbrüderschaft in Kairo (MP3, 2'34 min.), tagesschau.de, 28. April 2014, von Sabine Rossi (WDR - ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom Original (MP3) am 28. April 2014.
- ↑ a b Massenprozess - 683 Mursi-Anhänger in Ägypten zum Tode verurteilt - Bei einem neuen Massenprozess in Ägypten sind fast 700 Islamisten zum Tode verurteilt worden. Ein Gericht in Minja sprach die Angeklagten wegen der Teilnahme an gewalttätigen Protesten und wegen Mordes schuldig, Handelsblatt, 28. April 2014, archiviert vom Original am 28. April 2014.
- ↑ a b c Video - Khalid El Kaoutit am Gericht in Minia - Mehr als 600 Todesurteile gegen Muslimbrüder (Video: 01:39 min.), Deutsche Welle, 28. April 2014, von Khalid El Kaoutit, archiviert vom Original am 28. April 2014.
- ↑ Massenprozess: Ägyptisches Gericht verurteilt Hunderte Muslimbrüder zum Tode, Spiegel Online, 28. April 2014, archiviert vom Original am 28. April 2014.
- ↑ Prozess in Kairo - Nächste Urteile gegen Muslimbrüder - 529 mal die Todesstrafe - die Massenurteile gegen mutmaßliche Anhänger der verbotenen Muslimbruderschaft sorgten im März für große Empörung. Heute könnte es 700 weitere solcher Urteile geben - auch gegen den geistigen Führer der Muslimbrüder. Was dann in Ägypten passieren wird, ist schwer abzuschätzen, tagesschau.de, 28. April 2014, von Sabine Rossi (ARD-Hörfunkstudio Kairo), archiviert vom Original am 28. April 2014.
- ↑ a b Ägypten - Todesurteile gegen hunderte Mursi-Anhänger in Ägypten - Es ist der größte Massenprozess der ägyptischen Geschichte - jetzt wurden neue Richtersprüche verkündet. Das Urteil ist ein harter Schlag gegen die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi, Deutsche Welle, 28. April 2014, archiviert vom Original am 28. April 2014.
- ↑ a b c d e f g h Al-Dschasira-Prozess Ägypten - Ägypten riskiert sein Ansehen, Frankfurter Rundschau, 24. März 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom Original am 24. März 201
- ↑ a b c d e f Trial of Al Jazeera staff adjourned in Egypt - The trial of three Al Jazeera staff, jailed on charges of spreading false news, has been adjourned until March 31 (englisch). Al Jazeera, 24. März 2014, archiviert vom Original am 31. März 2014.
- ↑ a b Egypt has no evidence against us, says detained al-Jazeera journalist - Bail denied again for three journalists on trial for allegedly smearing Egypt's reputation and aiding terrorists (englisch). The Guardian, 24. März 2014, von Patrick Kingsley, archiviert vom Original am 30. März 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j k Al-Dschasira-Prozess in Ägypten - Journalisten sind nicht gleich Journalisten - Im Al-Dschasira-Prozess werden die Angeklagten keineswegs gleich behandelt. Seit den 529 Todesurteilen geht in Ägypten Panik um, Berliner Zeitung, 31. März 2014, von Julia Gerlach, archiviert vom Original am 1. April 2014.
- ↑ a b c d e f g Prozess in Ägypten: Al-Dschasira-Reporter bleiben in Haft - Die Farce geht weiter: Im Prozess gegen Mitarbeiter des TV-Senders al-Dschasira hat der Richter die Freilassung der Angeklagten verweigert. Auch am vierten Verhandlungstag legte die Staatsanwaltschaft keine Beweise für den Vorwurf vor, die Journalisten seien Anhänger der Muslimbruderschaft, Spiegel Online, 31. März 2014, archiviert vom Original am 31. März 2014.
- ↑ Journalisten flehen Richter an: "Wir sind doch liberal", DiePresse.com, 31. März 2014, von Karem El-Gawhary, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ CNN'S AMANPOUR Egypt: 529 Islamists Sentenced to Die; Libya's Power Struggle; Imagine a World (Transkript; englisch). CNN, [ohne Datum], archiviert vom Original am 1. April 2014.
- ↑ Ägypten: Christen werden zu Sündenböcken nach Auflösung der pro-Mursi Sitzstreiks, Amnesty International, 9. Oktober 2013, archiviert vom Original am 10. Oktober 2013.
- ↑ ‘How Long Are We Going To Live In This Injustice?’ Egypt’s Christians Caught Between Sectarian Attacks And State Inaction (englisch; PDF). Amnesty International, Index: MDE 12/058/2013, Oktober 2013, archiviert vom Original (PDF; 3,1 MB) am 10. Oktober 2013.
- ↑ a b Massenunruhen in Ägypten, Radio Stimme Russlands, 1. April 2014, archiviert vom Original am 1. April 2014.
- ↑ a b Massenprozesse in Ägypten gegen Islamisten und Revolutionsaktivisten - In Ägypten drohen neue Massenprozesse. Die Staatsanwaltschaft des Kairoer Stadtteils Nasr-City überwies am Sonntag die Fälle von 300 Studenten der islamischen Al-Azhar-Universität an ein Strafgericht in der Hauptstadt des Landes, um Klagen prüfen zu lassen, stol.it, 13. April 2014, archiviert vom Original am 15. April 2014.
- ↑ a b c Ägypten - Knapp 140 Mursi-Anhänger in Ägypten zu mehrjähriger Haft verurteilt, Zeit Online, 16. April 2014, archiviert vom Original am 17. April 2014.
- ↑ a b c Ägypten - 120 Muslimbrüder zu Haftstrafen verurteilt, Neue Zürcher Zeitung, 16. April 2014, archiviert vom Original am 16. April 2014.
- ↑ a b c d e f Haftstrafen für 119 Morsi-Anhänger in Ägypten, derStandard.at, 16. April 2014, archiviert vom Original am 16. April 2014.
- ↑ Dreieinhalb Jahre Haft wegen Kundgebung - Ägyptisches Gericht verurteilt 119 Muslimbrüder, n-tv, 16. April 2014, archiviert vom Original am 16. April 2014.
- ↑ Ägypten: Gericht verhängt Haftstrafen gegen 120 Muslimbrüder, Spiegel Online, 16. April 2014, archiviert vom Original am 16. April 2014.
- ↑ Rights groups demand Egypt probe killings of Mursi supporters (englisch). Reuters Edition U.S., 10. Dezember 2013, von Tom Perry, archiviert vom Original am 26. Dezember 2013.
- ↑ Ägypten - 30 Mursi-Anhänger zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, Handelsblatt, 20. April 2014, archiviert vo Original am 21. April 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j Umgang mit den Muslimbrüdern - Arabischer Kampf um Ägypten, FAZ.net, 24. März 2014, von Rainer Hermann, archiviert vom Original am 25.März 2014.
- ↑ a b Ärger mit Saudi-Arabien: Feuerprobe für Katars jungen Emir, Spiegel Online, 16. März 2014, von Raniah Salloum, archiviert vom Original am 16. März 2014.
- ↑ Gipfel der Arabischen Liga - Ägypten bittet um Hilfe gegen Terror, Neue Zürcher Zeitung, 25. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Keine Eintracht in der Arabischen Liga, Deutsche Welle, 25. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Assad und Muslimbruderschaft polarisieren Gipfel der Arabischen Liga, euronews, 25. März 2014, archiviert vom Original am 25. März 2014.
- ↑ Bomb Blasts Near Cairo University (englisch). Voice Of America, 2. April 2014, archiviert vom Original am 3. April 2014.
- ↑ Drei Bomben explodieren vor Kairoer Universität - Mit vermutlich selbstgebauten Sprengsätzen ist ein Anschlag auf ägyptische Bereitschaftspolizisten verübt worden. Ein Gerneral wurde getötet, Tages-Anzeiger, 2. April 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014. Mit Verweis auf: بالفيديو.. لحظة انفجار قنبلتين أمام كلية الهندسة بجامعة القاهرة (arabisch). YouTube, veröffentlicht vom YouTube-Kanal VideoYoum7 | قناة اليوم السابع am 2. April 2014.
- ↑ a b c d e f Gewalt in Ägypten: Polizeigeneral bei Anschlag vor Universität in Kairo getötet, Spiegel Online, 2. April 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ a b c d e Ägypten - Tote bei Bombenexplosionen in Kairo - Nahe der Universität von Kairo sind drei Bomben explodiert. Dabei sind nach Angaben des Innenministeriums mehrere Menschen getötet worden, darunter ein Polizeigeneral, Zeit Online, 2. April 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ a b c d e f g Bombenserie vor Universität in Kairo - Polizeigeneral tot, DiePresse.com, 2. April 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ a b c Unbekannte Islamistengruppe bekennt sich zu Doppel-Anschlag in Kairo, Zeit Online, 3. April 2014, archiviert vom Original am 4. April 2014.
- ↑ a b c d e f Drei Bomben explodieren vor Kairoer Universität - Mit vermutlich selbstgebauten Sprengsätzen ist ein Anschlag auf ägyptische Bereitschaftspolizisten verübt worden. Ein Gerneral wurde getötet, Tages-Anzeiger, 2. April 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ a b Erneuter Anschlag in Ägypten - Drei Explosionen nahe der Kairoer Uni, tagesschau.de, 2. April 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ TV - Ägyptischer Polizei-Brigadegeneral in Kairo getötet, Reuters Deutschland, 2. April 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ Tote bei Bombenanschlägen vor Universität von Kairo, Reuters Deutschland, 2. April 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ Interactive timeline: Egypt in turmoil - Follow the ongoing political and social upheaval in the Arab world's most populous country (englisch). Aljazeera, 24. Januar 2014, archiviert vom Original am 26. Januar 2014.
- ↑ Timeline of Turmoil in Egypt After Mubarak and Morsi (englisch). The New York Times, von Shreeya Sinha und Erin Banco, 2. Juli 2013, archiviert vom Original am 26. Januar 2014.
- ↑ a b c d e Die Kinder der Revolution lassen ihrer Wut freien Lauf - Seit Wochen toben in Ägypten Studentenproteste an den Universitäten. Die Abneigung gegen das Militär eint Mursi-Anhänger und Liberale. Der Campus ist zu einer "politischen Ersatzarena" geworden, Die Welt, 3. April 2014, von Birgit Svensson, archiviert vom Original am 3. April 2014.
- ↑ Unruhen in Ägypten - Explosionen vor Universität in Kairo: Polizeigeneral getötet, RP Online, 2. April 2014, archiviert vom Original am 2. April 2014.
- ↑ FOKUS1-Ausschreitungen bei Protest in Ägypten gegen Todesurteile, Reuters Deutschland, 25. März 2014, archiviert vom Original am 27. März 2014.
- ↑ Kairo auf einen Blick: Die wichtigsten Schauplätze der vergangenen Tage, Spiegel Online, [ohne Datum], archiviert vom Original am 25. Dezember 2013; Abbildung eingebettet in: Gewaltexzesse in Ägypten: Tag des Hasses, Spiegel Online, 16. August 2013, von Ulrike Putz, archiviert vom Original am 25. Dezember 2013.
- ↑ Egypt Violence: Death Toll In Cairo Clashes Climbs Above 600, Health Ministry Says (englisch). The Huffington Post, 15. August 2013, von Maggie Michael, archiviert vom Original am 24. Oktober 2013.
- ↑ a b c d Ägypten - USA liefern Kampfhubschrauber an Ägypten - Gut sechs Monate nach dem Einfrieren großer Teile der Militärhilfe für Ägypten hebt Washington den Stopp teilweise auf: Die USA liefern zehn Hubschrauber für den Anti-Terror-Kampf, Deutsche Welle, 23. April 2014, archiviert vom Original am 23. April 2014.
- ↑ a b c d e Anti-Terror-Kampf - USA entsendet Kampfhubschrauber nach Ägypten - Nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mursi haben die USA ihre Militärhilfe für Ägypten eingeschränkt. Nun rüstet Washington das Land mit „Apache“-Hubschraubern auf – für den Anti-Terrorkampf, Handelsblatt, 23. April 2014, archiviert vom Original am 23. April 2014.
- ↑ a b c d e f g Pentagon - USA liefern wieder Waffen an Ägypten - Die US-Regierung hat angekündigt, nach vielen Monaten Waffenlieferungen und Finanzhilfen an Ägypten wieder aufzunehmen. Washington gab grünes Licht für den Export von zehn Apache-Kampfhubschraubern, Die Welt, 23. April 2014, archiviert vom Original am 23. April 2014.
- ↑ a b c d e f g h i j Militärhilfe - USA beliefern Ägypten wieder mit Kampfhubschraubern - Die USA rüsten Ägyptens Regierung auf. Zwar hatte Washington erst vor wenigen Monaten die Militärhilfe gestoppt, Kairo zeige jedoch politische Fortschritte, Zeit Online, 23. April 2014, archiviert vom Original am 23. April 2014.
- ↑ a b c d e f g Militärhilfe: USA liefern Apache-Kampfhubschrauber nach Ägypten, Spiegel Online, 23. April 2014, archiviert vom Original am 23. April 2014.
- ↑ «Terrorbekämpfung» - USA beliefern Ägypten mit «Apache»-Helikoptern, Neue Zürcher Zeitung, 24. April 2014, archiviert vom Original am 24. April 2014.
- ↑ Ägypten und USA auf Annäherungskurs - Ägypten und die USA nähern sich nach einer deutlichen Abkühlung der Beziehungen wieder an, stol.it, archiviert vom Original am 24. April 2014.
- ↑ Ägypten - USA lockern Militärsanktionen, Deutschlandfunk, 23. April 2014, archiviert vom Original am 24. April 2014.
- ↑ Wiederaufnahme der Unterstützung - USA liefern Apache-Kampfhubschrauber nach Ägypten, Focus Online, 23. April 2014, archiviert vom Original am 24. April 2014.
- ↑ a b Militärhilfe - Ägypten braucht Amerika nicht mehr - Die USA nehmen die Militärhilfe für Ägypten teilweise wieder auf, obwohl das Land in die Autokratie zurückfällt. Dabei hat Russland längst Amerika als Partner abgelöst, Zeit Online, 23. April 2014, von Carsten Luther, archiviert vom Original am 24. April 2014.
Anmerkungen
- ↑ a b c Auf Nachrichtenagenturmeldungen beruhende, westliche Medienberichte von Ende Dezember 2013 gaben an, bei der Auflösung der Protestcamps am 14. August 2013 durch die Sicherheitskräfte seien 1400 Menschen getötet worden. Quellen: beispielsweise 1. Ägypten: Polizei fasst Ex-Regierungschef auf der Flucht, Spiegel Online, 24. Dezember 2013, archiviert vom Original am 25. Dezember 2013; 2. Bombenanschlag - Ägypten: Viele Tote bei Angriff auf Polizeizentrale, heute.de, 24. Dezember 2013, archiviert vom Original am 28. Dezember 2013; 3. Ägypten - Muslimbrüder zu Terrororganisation erklärt, Süddeutsche.de, 26. Dezember 2013, archiviert vom Original am 28. Dezember 2013.