Merkur Group und Gottschalk von Kreuznach: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Gottschalk von Kreuznach''' oder '''Gotschalck von Katzenelnbogen''', auch '''Gotschalke von Worms''' u. ä. (* im 14. Jahrhundert, vermutlich in [[Katzenelnbogen]]; † zwischen [[1409]] und [[1421]], vermutlich in [[Bad Kreuznach|Kreuznach]]) war ein deutscher jüdischer [[Unternehmer]], der in [[Köln]], [[Worms]], Kreuznach und [[Frankfurt am Main]] wirkte. |
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{{Infobox_Unternehmen |
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| Name = Gauselmann Gruppe |
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| Logo = [[Datei:Gauselmann-Gruppe-Logo.svg|200px|Logo]] |
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| Unternehmensform = [[Aktiengesellschaft]] |
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| Gründungsdatum = 1957 |
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| Sitz = [[Espelkamp]] |
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| Leitung = [[Paul Gauselmann]] |
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| Mitarbeiterzahl = 6282<ref>[http://www.gauselmann.com/gag/Navigate.do?path=/Webseiten/Homepage/Content/01%20%C3%9Cber%20Uns/07%20Zahlen%20und%20Fakten] auf der Webseite der Gauselmann Gruppe, abgerufen am 24. Mai 2012</ref> |
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| Umsatz = ca. 1 Milliarde € |
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| Produkte = Spiel- & Unterhaltungsgeräte, Dienstleistungskonzepte, Sportwetten, Geldverarbeitungssysteme |
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| Homepage = [http://www.gauselmann.com www.gauselmann.de] |
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== Leben == |
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{{Belege fehlen|}} |
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=== Kölner Prozess === |
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Die '''Gauselmann-Gruppe''' ist eine familiengeführte, international agierende Unternehmensgruppe im Bereich der Automatenwirtschaft mit und ohne Geldgewinnmöglichkeit. Das in [[Espelkamp]] und [[Lübbecke]] ([[Kreis Minden-Lübbecke]]) beheimatete Unternehmen ist gleichzeitig Entwickler, Hersteller und Vertreiber von [[Spielautomat|Unterhaltungsspielgeräten]] und Geldmanagementsystemen. Zudem unterhält die Gruppe die Spielstättenkette „Merkur Spielothek“ und betreibt Wettbüros und Annahmestellen für Sportwetten in Italien. Markenzeichen der Gauselmann-Gruppe ist eine Sonne mit einem lachenden Gesicht, die vom Unternehmen als ''Merkur-Sonne'' bezeichnet wird.<ref>[http://www.spielothek.de/de/Unternehmen/ Webseite der Merkur-Spielothek], abgerufen am 12. Februar 2013</ref>[[Bild:Falk Oberdorf Gauselmann.JPG|miniatur|Gebäude der Firma Gauselmann in Lübbecke]] |
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1378 erhob Graf [[Diether VIII. (Katzenelnbogen)|Diether VIII. von Katzenelnbogen]] (1340–1402) für „seinen“ Juden Gottschalk und dessen Schwiegervater Mannus (Manasse) aus Worms beim Rat der Stadt Köln eine Schadenersatzklage über 2600 bzw. 2550 Gulden wegen vorenthaltener Gelder, die von beiden dort bei jüdischen Geschäftspartnern eingelegt worden waren. Bei den 2550 Gulden handelte es sich um einen Kredit, den Mannus' Bruder [[Isaak von Montjoie]] ([[Monschau]])<ref>Nach 1360 in Brühl, ab 1372 in Köln, 1381 in [[Bonn]]; vgl. [[Edith Ennen]], Dietrich Höroldt: ''Kleine Geschichte der Stadt Bonn'', Wilhelm Stollfuss, Bonn 1968, S. 61; Birgit E. Klein: ''„Hofjuden“ im Rheinland''. In: Monika Grübel, Georg Mölich (Hrsg.): ''Jüdisches Leben im Rheinland. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart''. Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2005, S. 46–78, bes. S. 49.</ref> an Herzog [[Wilhelm II. (Berg)|Wilhelm II. von Berg]] (1348–1408) weiter vergeben hatte.<ref name="Verzicht"/><ref Name="Mannus"/> Herzog Wilhelm II. von Berg hatte das Darlehen über insgesamt 5100 (= 2 x 2550) Gulden 1373 bei den beiden Juden [[Bunheim Schaiff]] († nach 1391)<ref>Auch Schaeff u. ä, hebräisch Simcha Kewes (= „Schaf“), seit 1372 in Köln; vgl. zu ihm [[Adolf Kober]]: ''Vier Generationen einer jüdischen Familie am Rhein um 1400''. In: Harry Levi (Hrsg.): '''Emet le-Ya'aqov''. Festschrift für Jakob Freimann. Selbstverlag des Rabbinerseminar, Berlin 1937, S. 106–118.</ref> aus Köln und Isaak van dem Bruele (vom, von [[Brühl (Rheinland)|Brühl]] = Isaak von Montjoie) aufgenommen.<ref>Vgl. Axel Kolodziej: ''Herzog Wilhelm I. von Berg (1380-1408)''. (Bergische Forschungen 29). Schmidt, Neustadt an der Aisch 2005, S. 355f.</ref> Isaak von Montjoie war 1374 der „[[Judenbischof]]“ (Gemeindevorsteher) des Erzbischofs [[Friedrich III. von Saarwerden]] (* um 1348; † 1414) in Köln.<ref>Vgl. Schadlosbrief vom 3. April 1374, auch Schreiben von Erzbischof Friedrich an Lübecker Bürger vom 1. April 1374; Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Düsseldorf (101.03.01 Kurköln I, Kartulare und Repertorien); vgl. Quittung von 1382 (Kurköln, Lehen, Generalia AA 0054, 19 II 1, Blatt 20b).</ref> |
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Herzog [[Wilhelm II. (Jülich)|Wilhelm II. von Jülich]] (1325–1393) wurde um Vermittlung gebeten; 1386 wurden Graf Diether VIII. 2000 Gulden „von Mannis wegen“ zugesprochen.<ref>Vgl. ''Quittung des Grafen Dietrich von Katzenellenbogen über 2000 Gulden, die ihm die Stadt Köln wegen des Juden Manys bezahlt hat.'' 1386, 1. Juli. In: L. Ennen (Hrsg.): ''Quellen (a. a. O.)'', S. 526f.</ref><ref Name="Lewin">Vgl. A. Lewin: ''Die Gotschalke (a. a. O.)''</ref><ref Name="Reichert">Vgl. Winfried Reichert: ''Finanzpolitik und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis zum 14. Jahrhundert''. Auenthal, Trier 1985, S. 133f.</ref> Er söhnte sich wegen der entstandenen [[Fehde]] mit der Stadt Köln aus.<ref>Vgl. ''Graf Dietrich von Katzenellenbogen söhnt sich bezüglich der wegen des Juden Manys entstandenen Fehde mit der Stadt Köln aus.'' 1386, 20. Juni. In: L. Ennen (Hrsg.): ''Quellen (a. a. O.)'', S. 517.</ref><ref Name="Mannus"/> Auf die Rückzahlung des Kredites an den Herzog Wilhelm II. von Berg verzichtete Mannus, was von Ritter Dietrich von Grenzau († 1416)<ref>1373 von Wilhelm II. von Berg mit der Hälfte des Godenhauses bei [[Sinzig]] belehnt, 1380 von Kurtrier mit der Hälfte von [[Burg Dernbach (Dernbach)|Dernbach]] belehnt, vermutlich aus der Familie Nieder-Isenburg-Grenzau.</ref>, [[kurköln]]er Amtmann auf der Burg zur [[Nette (Mittelrhein)|Nette]] bei [[Andernach]], Johann [[von der Hauben (Adelsgeschlecht)|von der Hauben]] († nach 1393) in Worms, Kammermeister von Pfalzgraf [[Ruprecht II. (Pfalz)|Ruprecht II.]] (1325–1398), und Diether VIII. von Katzenelnbogen besiegelt wurde.<ref name="Verzicht">Vgl. ''Der wormser Jude Mannys verzichtet auf die 2550 Gulden, die er von der Stadt Köln zu fordern hatte.'' 1386, 30. Mai. In: In: L. Ennen (Hrsg.): ''Quellen (a. a. O.)'', S. 515f.</ref><ref Name="Mannus"/> |
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== Geschichte == |
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1957 legte [[Paul Gauselmann]] den Grundstein für die Gauselmann Gruppe, indem der gelernte Fernmelderevisor eine nebenberufliche Tätigkeit als Automatenaufsteller begann. Den Schritt in die vollständige Selbstständigkeit vollzog er 1964. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte der Unternehmer 15 Mitarbeiter. Der Umbau gebrauchter US-Musikboxen in ein neues Gehäuse stand seinerzeit neben der Aufstellung im Fokus der Firmenaktivitäten. 1974 eröffnete Gauselmann die erste Spielstätte, die „Merkur-[[Spielothek]]“ in Delmenhorst. Aktuell betreibt die Gauselmann Gruppe rund 500 Spielstätten in ganz Europa. |
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=== Worms === |
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1976 erhielt das Unternehmen die Zulassung für das erste selbst entwickelte und produzierte Spielgerät, den Merkur B. Seitdem wurden mehr als 2 Millionen Unterhaltungsspielgeräte mit und ohne Geldgewinnmöglichkeit der Gruppe produziert und verkauft. |
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1379 stand Mannus' Schwiegersohn Gottschalk in Worms in Geschäftsverbindung mit Isaak von Aschaffenburg<ref Name="Lewin"/> und hatte 140 Gulden an die Grafen [[Eberhard (Zweibrücken)|Eberhard von Zweibrücken]] (1325–1394)<ref>Zu ihm vgl. Adolph Köllner: ''Geschichte der Herrschaft Kirchheim-Boland und Stauf''. A. Stein, Wiesbaden 1854, S. 148–152 ([http://books.google.de/books?id=L24AAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA148 Google-Books])</ref> und Heinrich II. [[Spanheimer#Bolanden-Dannenfels)|von Sponheim-Bolanden]] (* um 1324; † 1393)<ref>Verheiratet mit Adelheid von Katzenelnbogen (* um 1341; † 1397). Zu ihm vgl. A. Köllner: ''Geschichte (a. a. O.)'', S. 164–178 ([http://books.google.de/books?id=L24AAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA164 Google-Books]).</ref>, einen Schwager Diethers VIII. von Katzenelnbogen, verliehen.<ref>Vgl. Urkunde vom 3. Juni 1379. In: J. Mötsch (Bearb.): ''Regesten (a. a. O.)'', Bd. II, S. 141 (Nr. 1800).</ref> Eberhard von Zweibrücken und Heinrich II. von Sponheim besaßen seit 1378/79 gemeinsam die [[Burg Stauf (Pfalz)|Herrschaft Stauf]] bei [[Eisenberg (Pfalz)|Eisenberg]]. |
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Mane (Manasse) und sein Schwiegersohn Gottschalk gewährten 1380 den Brüdern Friedrich († nach 1407) und Wolf von [[Meckenheim (Pfalz)|Meckenheim]] († zwischen 1395 und 1407)<ref>Die Ritter von Meckenheim bildeten zusammen mit den [[Dalberg (Adelsgeschlecht)|Dalberg]] die [[Ganerbschaft]] von Burg [[Gundheim]] bei Worms.</ref> ein Darlehen über 100 Gulden guter Wormser Währung. Als Bürgen fungieren Ritter Heinrich [[Winter von Alzey]] († nach 1392) aus Worms und die Edelknechte Diether [[Dalberg (Adelsgeschlecht)|Kämmerer von Worms]] († zwischen 1380 und 1398) und Heinrich Kämmerer von Worms gen. [[Rodenstein (Adelsgeschlecht)|von Rodenstein]] († nach 1395).<ref>Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Bestand A 2 Urkunden der ehemaligen Provinz Rheinhessen, Nr. 255/813).</ref><ref>Vgl. ''1380. August 8. - Friedrich und Wolf von Meckenheim, Ritter, Gebrüder, bekennen dem Juden Mannis von Köln und Gottschalk seinem Tochtermann, Bürger zu Worms, 100 Gulden schuldig zu sein''. In: H. Boos (Hrsg.): ''Urkundenbuch (a. a. O.)'', S. 501f (Nr. 774) ([http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/boos1890bd2/0517 Digitalisat] der Universitätsbibliothek Heidelberg).</ref> |
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Mit der Gründung der Tochterfirma Atronic und dem Einstieg in das internationale Casinogerätegeschäft starteten 1993 die globalen Aktivitäten der Gauselmann Gruppe. Unter Führung von Michael Gauselmann hat Atronic 223 Vertriebs- und Herstellerlizenzen vergeben und Kunden in 90 Ländern. 2004 wurde Atronic in eine strategische Partnerschaft mit der US-amerikanischen GTECH-Gruppe eingebracht, die seit geraumer Zeit zum italienischen Unternehmen [[Lottomatica]] S.p.A. gehört. Seit Mai 2008 ist Atronic Bestandteil des Unternehmenssegmentes „Gaming Solutions“ der GTECH-Gruppe. |
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=== Ansiedlung in Kreuznach === |
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Im Jahr 1998 durchbrach der Umsatz des Unternehmens das erste Mal die 1-Milliarde-DM-Grenze. |
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Spätestens seit 1382 lebte der jüdische [[Bankier]] Gottschalk aus Katzenelnbogen in Kreuznach in der [[Grafschaft Sponheim|Vorderen Grafschaft Sponheim]]. Ihm gehörte das Haus an der Ecke Lämmergasse / Mannheimerstraße 12 nahe dem Eiermarkt, das noch lange nach seinem Tod „Gottschalk des Juden Haus“<ref name="Haus">Vgl. Urkunde vom 28. April 1441; Badische Historische Kommission (Hrsg.): ''Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1015–1515'', Bd. III. Wagner, Innsbruck 1907, S. 122 (Nr. 6125); Landeshauptarchiv Koblenz (Bestand 33 Reichsgrafschaft Sponheim, Urkunden Lehenhof, Löwenstein).</ref> genannt wurde (später auch: [[Burg Löwenstein (Pfalz)|Löwensteiner]] Hof). 1385 gab Gottschalk dem Mainzer Erzbischof [[Adolf von Nassau-Wiesbaden-Idstein (1353–1390)|Adolf von Nassau]] (1353–1390) ein Darlehen von 300 schweren Gulden Mainzer Währung.<ref>Vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 10, Blätter 355f) ([http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/1652 Digitalisat] des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz.</ref> Auf Bitten Diethers VIII. von Katzenelnbogen gewährte Erzbischof Adolf 1388 dem Gottschalk von Worms (= Gottschalk von Kreuznach), des Grafen Juden, sowie dessen Ehefrau, Kindern, und ihrem Gesinde, gegen eine jährliche Zahlung von 8 Gulden freies Geleit: Sie dürfen zwei Jahre lang in der Stadt [[Bensheim]] oder in anderen Städten des Erzstiftes wohnen,<ref>Vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 11, Blatt 194) ([http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/3096 Digitalisat] des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz).</ref> machten von dem Privileg aber offenbar keinen Gebrauch. |
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Ein weiteres Geschäftsfeld ist das Sportwettgeschäft. Hier ist die Unternehmensgruppe im privatisierten italienischen Sportwettmarkt engagiert. Das Tochterunternehmen Merkur Interactive erhielt den Zuschlag für 76 Wettbüros, 157 Wettannahmestellen für den Bereich Norditalien und eine Lizenz für das internetbasierte Spiel in ganz Italien. Der Unternehmensbereich Sportwetten in Italien soll Grundlagen schaffen, um auf weitere Engagements im sich liberalisierenden europäischen Sportwettmarkt vorbereitet zu sein. |
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In Kreuznach wurde 1390 auch für Gottschalks Bruder Samuel von Katzenelnbogen und seine Familie von Graf [[Simon III. (Sponheim-Kreuznach)|Simon III. von Sponheim]] (nach 1330–1414) ein Schutzbrief ausgestellt.<ref Name="Samuel">Vgl. Urkunde vom 24. Dezember 1390. In: J. Mötsch (Bearb.): ''Regesten (a. a. O.)'', Bd. II, S. 402 (Nr. 2426).</ref><ref Name="Ziwes">Vgl. F.-J. Ziwes: ''Studien (a. a. O.)'', bes. S. 209–213 mit Anm. 191.</ref> |
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== Unternehmen == |
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[[File:Merkur Spielothek.jpg|thumb|Merkur-Spielothek in Mannheim]] |
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Die wesentlichen operativen Unternehmen der Gauselmann-Gruppe sind: |
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* Gauselmann AG |
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* Gebrüder Gauselmann <!---Rechtsform ?? --> |
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* adp Gauselmann GmbH – Entwicklung, Produktion & Vertrieb von Geldgewinnspielgeräten und Unterhaltungsautomaten |
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* MERKUR Freizeit Leasing GmbH |
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* MERKUR Spielothek – Betrieb von [[Spielhalle|Spielstätten]] in Deutschland |
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* MERKUR Immobilien und Beteiligungs GmbH |
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* MERKUR CASINO – Betrieb von Spielstätten und Casinos in Europa |
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* MERKUR GAMING – Vertrieb & Entwicklung von Casino-, Geldgewinnspiel- und Unterhaltungsautomaten |
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* BEIT Systemhaus GmbH – IT-Dienstleister |
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* GeWeTe Geldwechsel- und Sicherheitstechnik – [[Geldwechselautomat|Geldwechsler]] und [[Fahrkartenautomat|Kassenautomat]]en |
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* HESS Cash Systems – Entwicklung, Produktion & Vertrieb von Banken- & Zahlungssystemen sowie Cash-Technik für Casinos |
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* MERKUR Interactive – [[Sportwette]]n |
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* Schneider Automaten GmbH & Co KG |
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* Walberer Automaten GmbH & Co KG |
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* Cashpoint Sportwetten GmbH |
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* Edict GmbH – [[Online Casino|Online Gaming]] |
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* Kaiser Spiele GmbH |
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* MEGA Spielgeräte Entwicklungs- und Vertriebsgesellschaft mbH & Co KG |
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* MEGA Web GmbH – [[Internet-Terminal]]s |
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=== Niederlassung in Frankfurt am Main === |
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1395 kaufte Gottschalk von Kreuznach ein Haus in Frankfurt zwischen dem „Haus Rosenbusch“ (Große Fischergasse 18) und dem Hof von Johann [[Holzhausen (Adelsgeschlecht)|von Holzhausen]], behielt aber seinen bisherigen Hauptwohnsitz in Kreuznach bei. Die Stadt Frankfurt nahm 1397 ein Darlehen über 600 Gulden bei ihm auf.<ref Name="Lewin"/> Gottschalk schenkte dem Rat der Stadt Hirschkühe, die 1400 im [[Großer Hirschgraben|Hirschgraben]] gehalten wurden.<ref>Stadt-Rechenbuch Frankfurt, Eintrag vom Sabbato post Servatii 1400.</ref><ref Name="Ziwes"/> |
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=== Vorstandssprecher === |
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* [[Paul Gauselmann]] |
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* Michael Gauselmann |
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Auf Gottschalks Intervention hin schaffte 1398 Erzbischof [[Johann von Nassau-Wiesbaden-Idstein|Johann von Nassau]] (um 1360–1419, reg. 1397) den [[Leibzoll|Würfelzoll]] für Juden beim Grenzübertritt zum [[Erzstift Mainz]] ab.<ref>Vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 11, Blatt 3).</ref><ref Name="Lewin"/> Dieser Leibzoll war bereits 1379 und 1384 von dessen Bruder Erzbischof Adolf von Nassau abgeschafft worden, wurde aber auf die Intervention König [[Ruprecht (HRR)|Ruprechts III. von der Pfalz]] (1352–1410) hin 1401 wieder eingeführt.<ref>Vgl. Gerd Mentgen: ''Der Würfelzoll und andere antijüdische Schikanen in Mittelalter und Früher Neuzeit''. In: ''Zeitschrift für Historische Forschung'' 22 (1995), S. 1–48.</ref> In einem undatierten Brief bezeichnet Johann von Nassau Gottschalk von Kreuznach als „[[Judenregal|seinen Juden]]“.<ref Name="BriefeoD">Vgl. Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 22 (Briefeingänge undatiert), A 769–771); H. Keussen: ''Brief-Eingänge (a. a. O.).</ref> |
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=== Vorstand === |
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* Armin Gauselmann |
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* Ulrich Wüseke |
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* Thomas Niehenke |
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* Dr. Werner Schroer |
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* Jürgen Stühmeyer |
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* Dieter Kuhlmann |
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=== Inhaftierung in Kreuznach und Freilassung gegen Lösegeld === |
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== Aufsichtsrat == |
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Unter dem Vorwurf des [[Wucher]]s wurden Gottschalk, seine Frau Bulyn und seine Kinder 1404 von Simon III. von Sponheim in Kreuznach ins Gefängnis geworfen und erst gegen eine sehr hohe Lösegeldzahlung freigelassen. Die Vereinbarung über die Lösegeldzahlung sah vor, dass Simon III. von Sponheim und König Ruprecht III. von der Pfalz<ref>Vgl. auch eine Erwähnung Gottschalks 1403 durch König Ruprecht III.; Generallandesarchiv Karlsruhe (Kopialbuch Nr. 871 - Kurpfälzer Kopialbuch, Blatt 184); Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 3305, vom 30. Dezember 1403, Heidelberg; ([http://www.regesta-imperii.de/id/1403-12-30_4_0_10_0_0_3309_3305 Digitalisat] bei Regesta Imperii Online).</ref> jeweils die Hälfte des enormen Restvermögens Gottschalks mit Ausnahme der im Wohnhaus befindlichen Werte und Dokumente erhalten sollten. Beide erhielten jeweils 7000 Gulden, 5150 Gulden hatte Simon III. schon in [[Mainz]] ausgezahlt bekommen.<ref name="Reg4297">Vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 14, Blatt 257); Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 4297, vom 8. oder 9. Januar 1406, Mainz ([http://www.regesta-imperii.de/id/1406-01-08_2_0_10_0_0_4301_4297 Digitalisat] bei Regesta Imperii Online).</ref><ref>Vgl. Generallandesarchiv Karlsruhe (Kopialbuch Nr. 1340 - Sponheimer Kopialbuch, Blatt 197); Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 6770, vom 22. Februar 1404, Kreuznach ([http://www.regesta-imperii.de/id/1404-02-22_1_0_10_0_0_6386_6770 Digitalisat] bei Regesta Imperii Online).</ref> Für Gottschalk siegelten diese Vereinbarung 1404 die Ritter Johann von Löwenstein [der Alte] und Johann vom Stein. |
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* Manfred Grünewald, Vorsitzender |
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* Karsten Gauselmann |
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* Gerhard Böger |
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* Dr. Wolf-Albrecht Prautzsch |
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* Richard Trachok |
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* Max Walberer |
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Gottschalk wurde anschließend im März 1404 von König Ruprecht III. gegen eine jährliche Zahlung von 10 Gulden für fünf Jahre in [[Judenregal|Schutz]] genommen.<ref>Vgl. Generallandesarchiv Karlsruhe (Kopialbuch Nr. 801 - Reichsregister König Ruprechts, Blatt 194); Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 3394, vom 4. März 1404, Boppard ([http://www.regesta-imperii.de/id/1404-03-04_1_0_10_0_0_3398_3394 Digitalisat] bei Regesta Imperii Online]).</ref> Alle Familienmitglieder, auch Gottschalks Schwager Gumprecht und seine Familie, die bis zum Frühjahr 1405 inhaftiert waren,<ref Name="Ziwes"/> mussten Graf Simon III. [[Urfehde]] schwören.<ref>Vgl. Urkunde vom 1. Mai 1405. In: J. Mötsch (Bearb.): ''Regesten (a. a. O.)'', Bd. III, S. 80 (Nr. 3189).</ref> |
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== Kennzahlen == |
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Das gesamte Geschäftsvolumen der verschiedenen Unternehmensbereiche lag im Geschäftsjahr 2010 bei 1,543 Milliarden Euro (2009: 1,269 Mrd. Euro). Am Ende des Geschäftsjahres 2010 waren weltweit 6.282 Mitarbeiter bei der Gauselmann-Gruppe beschäftigt (2009: 6.002), darunter 201 Auszubildende und Trainees (2009: 172).<ref>[http://www.gauselmann.com/gag/Navigate.do?path=/Webseiten/Homepage/Content/01%20%C3%9Cber%20Uns/07%20Zahlen%20und%20Fakten] auf der Webseite der Gauselmann Gruppe, abgerufen am 24. Mai 2012</ref> |
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Auf dem [[Hoftag |Königlichen Tag]] am [[Erscheinung des Herrn|Dreikönigstag]] 1406 in Mainz beklagte sich der Mainzer Erzbischof Johannn von Nassau bei König Ruprecht III. über dessen Umgang mit Judengeldern und seinen Eingriff in die Sponheimer landesherrlichen Rechte im Fall des Gottschalks von Kreuznach.<ref name="Reg4297"/> |
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== Deutsches Automatenmuseum – Sammlung Gauselmann == |
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Seit 1995 ist in der Unternehmenszentrale in Espelkamp die ''[[Deutsches Automatenmuseum]] – Sammlung Gauselmann'' beheimatet. Heute zählt die Sammlung mit ihren etwa 1.800 Automaten zu den größten Sammlungen deutscher und internationaler historischer Münzautomaten. In über 170 Ausstellungen und Präsentationen in Deutschland und dem angrenzenden europäischen Ausland wurden die Exponate unter wechselnden Themenschwerpunkten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Den Grundstein für das private Firmenmuseum legte Michael Gauselmann, Vorstand und Sohn des Firmengründers Paul Gauselmann Mitte der 1980er Jahre, indem er historische Geräte kaufte und zugleich nach deren Herkunft und Geschichte forschte. Seit 1999 trägt Armin Gauselmann stellvertretend für die Unternehmerfamilie die Verantwortung für das Automatenmuseum. |
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=== Letzte Jahre === |
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1406 bekundeten Gottschalk und seine Frau Bulyn vor Schultheiß und Schöffen in Kreuznach die Übertragung einer [[Gült (Abgabe)|Jahresgülte]] auf ihr Wohnhaus.<ref>Vgl. Urkunde vom 13. Dezember 1406. In: J. Mötsch (Bearb.): ''Regesten (a. a. O.)'', Bd. III, S. 100 (Nr. 3244).</ref><ref name="Ziwes"/> |
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Die Gauselmann-Gruppe ist Partner sportlicher, kultureller, sozialer und ökologischer Einrichtungen. Dabei konzentriert sich das Engagement des Unternehmens vorwiegend auf den [[Altkreis Lübbecke]] mit dem Fokus auf Espelkamp und Lübbecke, dem Stammsitz des Unternehmens. Im Bereich Sportsponsoring werden die Handball-Bundesligamannschaft des [[TuS Nettelstedt-Lübbecke]], die Tennis-Bundesligamannschaft des TV Espelkamp sowie der Fußballverein FC Preußen Espelkamp gefördert. Zudem hat die Unternehmensgruppe mit über 1000 Mitgliedern und 23 Sparten die größte Betriebssportgruppe des Kreises Minden-Lübbecke, die Betriebssportgemeinschaft MERKUR Gauselmann e.V. |
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In einer Urkunde von Pfalzgraf [[Ludwig III. (Pfalz)|Ludwig III. bei Rhein]] (1378–1436) und Graf [[Johann V. (Sponheim-Starkenburg)|Johann V. von Sponheim]] († 1437) wird 1421 das Haus in Kreuznach erwähnt, in dem die Jüdin Bulyn, Witwe des Juden Gottschalks wohnt.<ref>Vgl. Urkunde vom 24. November 1421, Kreuznach; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (Grafschaft Sponheim Urkunden 1108); auch Urkunde vom 13. März 1421. In: J. Mötsch (Bearb.): ''Regesten (a. a. O.)'', Bd. III, S. 445 (Nr. 4013).</ref> 1441 wurde „Gottschalk des Juden Haus“ durch Markgraf [[Jakob I. (Baden)|Jakob I. von Baden]] und Graf Friedrich III. von [[Grafschaft Veldenz|Veldenz-Geroldseck]] gemeinsam als [[Grafschaft Sponheim|sponheimisches]] Lehen an den Ritter Brenner von Löwenstein (Lewenstein) übertragen.<ref name="Haus"/> |
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Auch bei gesundheitsrelevanten Themen ist das Unternehmen als Sponsor tätig. 2005 wurde Paul Gauselmann zum Vorsitzenden im „Schlaganfall“ – Neurologische Klinik Minden e.V Förderverein, dem er zuvor bereits als 2. Vorsitzender angehört hatte. Zum 50-jährigen Firmenjubiläum der Gauselmann Gruppe im Sommer 2007 hatte der Firmengründer zudem zu Spenden zugunsten der Kunstherzentwicklung gebeten. Schließlich konnte die Unternehmerfamilie einen Scheck über 100.000 Euro überreichen. |
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Gezielt für die sozialen und kulturellen Belange der Stadt Espelkamp hat Paul Gauselmann aus Anlass seines 65. Geburtstages im Jahre 1999 die Gauselmann-Stiftung ins Leben gerufen. Sie verfügt heute über ein Kapital von 5 Millionen Euro. |
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== Familie == |
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Mit der Stiftung „Kinderfamilien-Hilfe“ und einem Stiftungskapital von 1 Million Euro unterstützt Paul Gauselmann seit Ende 2008 zudem minderjährige Kinder, die durch [[pathologisches Spielen]] ihrer Eltern in Schwierigkeiten geraten sind.<ref>[http://kinderfamilienhilfe.de Homepage der Stiftung „Kinderfamilien-Hilfe“]</ref> Für sein Engagement wurde Paul Gauselmann am 15. Mai 2003 auf Vorschlag des damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten [[Wolfgang Clement]] im Zuge einer Höherstufung mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland]] ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde ihm vom damaligen Bundespräsidenten [[Johannes Rau]] verliehen. Darüber hinaus ist Paul Gauselmann Ehrenbürger der Städte Lübbecke und Espelkamp. |
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Gottschalks Frau Bulyn († nach 1421) war die Tochter des Manasse (Mannus, Man), der aus Köln stammte<ref Name="Mannus">Vgl. Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 1 Haupturkundenarchiv, U 1/3761A, 3761B und 3762).</ref> und in Worms Kreditgeschäfte betrieb,<ref Name="Reichert"/> und seiner Frau Rose (Röschin, Rosselin) († nach 1453). Als Gottschalks und Bulyns Kinder werden genannt:<ref Name="Lewin"/> |
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* (Tochter), verheiratet mit Joël (Johel), Sohn des Geldverleihers Ber († 1393), in Frankfurt, vermutlich später nach Köln gezogen, |
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* Bele („Bella“, die „Schöne“), verheiratet mit Süßkind von Rothenburg († um 1423/26) in Frankfurt, |
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* Gele (Kele) (die „Gelbe“, „Blonde“) († nach 1400), wurde 1400 mit ihren Kindern in Frankfurt für zwei Jahre als Bürgerin aufgenommen,<ref>Vgl. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (Bestand Juden Akten, 647).</ref> |
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* Samuel (Smuhel, Smohel) († nach 1439), 1410 in Frankfurt, 1420 in [[Bingen]] und 1421 in Kreuznach erwähnt,<ref>Vgl. Urkunde vom 22. Dezember 1421. In: J. Mötsch (Bearb.): ''Regesten (a. a. O.)'', Bd. III, S. 464 (Nr. 4048).</ref> 1434 vom Mainzer Erzbischof [[Dietrich Schenk von Erbach]] (1390–1459) in Schutz genommen.<ref>Vgl. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Best. A 14, Nr. 384 und 390); Original im Staatsarchiv Würzburg.</ref> |
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* Abraham.<ref Name="Ziwes"/> |
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Abraham von Katzenellenbogen<!---sic!---> († zwischen 1397 und 1419), der in Köln wirkte, war ein Bruder Gottschalks. Nach Abrahams Tod wurde dessen Witwe Mincha (Minchin, Mynge) von den „[[Großrabbiner|Hochmeistern]] der Judenheit“ gebannt, weil sie sich weigerte, den Nachlass in der Erbauseinandersetzung mit Gottschalk von Kreuznach und den Söhnen seines verstorbenen Bruders Sauwel durch „eine gemeyne hand“ treuhänderisch verwalten zu lassen. Die Schwäger bzw. Vettern Graf [[Friedrich III. (Veldenz)|Friedrich III. von Veldenz-Geroldseck]] (* um 1372; † 1444, reg. 1396), Graf [[Philipp I. (Nassau-Saarbrücken-Weilburg)|Philipp I. von Nassau-Saarbrücken]] (* um 1368; † 1429) und Erzbischof Johann von Nassau (um 1360–1419, reg. 1397) versuchten auf Mincha einzuwirken, sich entsprechend dem jüdischen Recht zu verhalten.<ref Name="BriefeoD"/> |
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== Vorwürfe und Ermittlungen gegen die Gauselmann Gruppe == |
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Ein im Jahr 2007 gegen Verantwortliche des Gauselmann-Konzerns durchgeführtes Ermittlungsverfahren wegen unerlaubten Glücksspiels wurde vier Tage, nachdem das Nachrichtenmagazin ''[[Der Spiegel]]'' darüber berichtete hatte, wegen mangelnden Tatverdachts eingestellt.<ref>[http://www.presseportal.de/story.htx?nr=945844 Staatsanwaltschaft Bielefeld stellt Ermittlungsverfahren gegen Gauselmann-Manager mangels Tatverdacht ein]</ref> Dabei ging es um den Vorwurf, Gauselmann-Geräte seien manipuliert worden.<ref>Michael Fröhlingsdorf, Gunther Latsch: ''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-50503693.html Geheimnis im Goldpokal]'', ''Der Spiegel'', Nr. 7/2007, 12. Februar 2007.</ref> |
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Gottschalks weiterer Bruder Samuel von Katzenelnbogen mit seiner Frau Freyde, dessen Sohn Salman mit seiner Frau Kele<ref Name="Samuel"/> und Gottschalks Schwager Gumprecht von Kreuznach<ref>Vgl. zu ihm G. Kneib: ''Juden (a. a. O.)'', S. 118ff.</ref>, Bulyns Bruder, mit seiner Frau Burlin und ihren Kindern Smohel und Bune wohnten zeitweise ebenfalls in Kreuznach.<ref Name="Lewin"/> |
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Im Februar 2011 berichtete die ''[[Süddeutsche Zeitung]]'' in zwei Artikeln,<ref>H. Leyendecker, K. Ott, N. Richter: [http://www.sueddeutsche.de/politik/abgeordnete-erhielten-schecks-dubiose-parteispenden-aus-gluecksspielkonzern-1.1061744 ''Dubiose Parteispenden aus Glücksspielkonzern''], Süddeutsche Zeitung, 18. Februar 2011.</ref><ref>H. Leyendecker: [http://www.sueddeutsche.de/politik/parteispenden-von-gauselmann-clever-sehr-clever-zu-clever-1.1062251 ''Clever, sehr clever! Zu clever?''], sueddeutsche.de, 19. Februar 2011</ref> dass Manager des Gauselmann-Konzerns seit 1990 |
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„mehr als eine Million Euro an Union, SPD, FDP und Grüne“ gespendet hätten. Paul Gauselman habe seine Manager regelmäßig dazu aufgefordert, Abgeordnete „finanziell zu unterstützen“, um damit „Verständnis“ für die Spielautomatenbranche zu schaffen. Entsprechend hätten sich jährlich bis zu 20 seiner Führungskräfte mit jeweils vierstelligen [[Spende]]nschecks beteiligt, die der Konzernchef dann an Abgeordnete verschickt habe. In Jahren mit Bundestagswahlen sollen nach Angaben von Paul Gauselmann bis zu 70.000 Euro, in anderen Jahren bis zu 50.000 Euro geflossen sein. Pro Person hätten die Beträge unterhalb der Grenze von 3.300 Euro gelegen, die jährlich steuerlich abzugsfähig sind, womit auch keine Veröffentlichung in den Rechenschaftsberichten der Parteien notwendig gewesen sei. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld stellte die Ermittlungen gegen Gauselmann im April 2011 ein.<ref>[http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-04/gauselmann-spielhallen-parteispenden ''Spielhallenbetreiber Gauselmann von Betrugsverdacht entlastet''], zeit.de, 13. April 2011</ref> |
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Eine gelegentlich vermutete Identität Gottschalks von Kreuznach mit dem Juden [[Gottschalk von Bacharach]] († 1395/96) aus Köln,<ref>Vgl. Art. ''Bacharach''. In: [[Jakob Klatzkin]] (Hrsg.): ''Encyclopaedia Judaica. Das Judentum in Geschichte und Gegenwart'', Bd. III ''Apostel - Beerajim''. Eschkol, Berlin 1929, Sp. 921f.</ref> der auch in [[Bad Sobernheim|Sobernheim]], [[Oppenheim]] und Frankfurt am Main wirkte, ist unwahrscheinlich.<ref Name="Lewin"/> Gottschalk von Bacharach war der Sohn des Manasse (Manne) von Worms,<ref>Vgl. bes. Urkunden Adolfs von Nassau vom 12. August 1378, von 1382 und von 1386; Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 9, Blatt 90 und Nr. 10, Blätter 13 und 386) ([http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/1324 Digitalisat] des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz).</ref> also ein weiterer Schwager des Gottschalk von Kreuznach. Gottschalks von Bacharach Frau Besselin († nach 1395) und sein Sohn David († zwischen 1397 und 1400) mit seiner Frau Memlin († nach 1400) werden nach 1393 in Frankfurt erwähnt.<ref Name="Lewin"/> |
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Im September 2012 wurde der Gauselmann Gruppe vorgeworfen, zu überhöhten Preisen Gesellschafteranteile von zwei Tochterunternehmen der FDP erworben zu haben und so eine undeklarierte [[Parteispende]] getätigt zu haben.<ref>[http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/wdr/2012/die-einfluesterer-100.html ''ARD: Die Einflüsterer''] ARD, Mo, 10. September 2012, 21:45 Uhr.</ref> In einer Erwiderung des Unternehmens wurde der Kaufpreis in Höhe von 1,3 Mio Euro als angemessen in Relation zum Gewinn der Beteiligungen bezeichnet.<ref>[http://www.presseportal.de/pm/13139/2331511/gauselmann-zu-parteispenden-wir-haben-nichts-zu-verbergen ''Gauselmann zu Parteispenden: Wir haben nichts zu verbergen''], Presseportal.de, 24. September 2012, 16:08</ref> Die [[Bundestagsverwaltung]] kam nach einer Prüfung des Vorgangs zum Ergebnis, dass der Verdacht einer verdeckten Spendenzahlung unbegründet ist.<ref>Deutscher Bundestag, Pressemitteilung vom 6. Dezember 2012: [http://www.bundestag.de/presse/pressemitteilungen/2012/pm_1212062.html ''Bundestagsverwaltung: Verdacht einer verdeckten Spendenzahlung an die FDP unbegründet'']</ref> |
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== Quellen == |
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* [[Leonard Ennen]] (Hrsg.): ''Quellen zur Geschichte der Stadt Köln'', Bd. V. M. DuMont-Schauberg, Köln 1875, S. 515f, 517 und 526f ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-79673}}) |
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* [[Heinrich Boos]] (Hrsg.): ''Urkundenbuch der Stadt Worms'', Bd. II ''1301-1400''. Weidmann, Berlin, 1890 ([http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/boos1890bd2/0001 Digitalisat] der Universitätsbibliothek Heidelberg) |
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* [[Hermann Keussen]]: ''Brief-Eingänge des 14. und 15. Jahrhunderts. B. Undatirte Stücke'', 1. Hälfte. In: ''Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln'' 10 (1896), S. 1–102, bes. S. 76f ([https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Mitteilungen_aus_dem_Stadtarchiv_von_K%C3%B6ln_1896-26.djvu&page=80 Commons]) |
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* [[Karl Ernst Demandt]] (Bearb.): ''Regesten der Grafen von Katzenelnbogen'', Bd. I ''Urkundenregesten 1060-1486''. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 11/1). Selbstverlag der Historischen Kommission, Wiesbaden 1953 |
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* [[Johannes Mötsch]] (Bearb.): ''Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437'', Bd. II ''1371-1399'' und Bd. III ''1400-1425''. (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 42 und 43). Landesarchivverwaltung, Koblenz 1988 und 1989 |
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* [[Dietrich Andernacht]] (Bearb.): ''Regesten zur Geschichte der Juden in der Reichsstadt Frankfurt am Main von 1401-1519'' (Forschungen zur Geschichte der Juden, Abt. B. Quellen I/1-3), Bd. I-III. Hahn, Hannover 1996 |
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== Literatur == |
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* [[Alex Lewin]]: ''Gotschalk von Kreuznach''. In: Kreuznacher Heimatblätter 10 (1930), Nr. 3 |
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* Alex Lewin: ''Die Gotschalke von Bacharach und Kreuznach. Ein Beitrag zur Geschichte d. Juden in Frankfurt um d. J. 1400''. In: ''Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt.'' 11/11 (1933), S. 279f; 12/1 (1933), S. 13 ([http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/38011/original/Gemeindeblatt_1933_11.pdf Online, PDF; 7,2 MB] und [http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/38011/original/Gemeindeblatt_1933_01.pdf Online, PDF; 7,7 MB], abgerufen am 26. Januar 2014). |
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* Franz-Josef Ziwes: ''Studien zur Geschichte der Juden im mittleren Rheingebiet während des hohen und späten Mittelalters'' (Forschungen zur Geschichte der Juden, Abt. A. Abhandlungen 1). Hahn, Hannover 1995, bes. S. 208ff ISBN 978-3-7752-5610-0 |
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* Gottfried Kneib: ''Juden in der kurmainzischen Stadt Sobernheim während des ausgehenden Mittelalters''. In: ''Mainzer Zeitschrift'' 104 (2009), S. 107–132, bes. S. 118–125 |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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<references/> |
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== Weblinks == |
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* [http://www.gauselmann.de Gauselmann-Gruppe] |
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* [http://www.deutsches-automatenmuseum.de Deutsches Automatenmuseum – Sammlung Gauselmann] |
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[[Kategorie:Elektronikhersteller]] |
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[[Kategorie:Automatenhersteller]] |
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|ALTERNATIVNAMEN=Gotschalck von Crutzenach; Gottschalk von Katzenelnbogen; Gotschalke von Katzenelnbogen; Gotschalck von Worms |
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|KURZBESCHREIBUNG=deutscher jüdischer Unternehmer |
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[[Kategorie:Unternehmen (Lübbecke)]] |
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|STERBEORT=unsicher: [[Bad Kreuznach|Kreuznach]] |
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Version vom 31. Januar 2014, 00:19 Uhr
Gottschalk von Kreuznach oder Gotschalck von Katzenelnbogen, auch Gotschalke von Worms u. ä. (* im 14. Jahrhundert, vermutlich in Katzenelnbogen; † zwischen 1409 und 1421, vermutlich in Kreuznach) war ein deutscher jüdischer Unternehmer, der in Köln, Worms, Kreuznach und Frankfurt am Main wirkte.
Leben
Kölner Prozess
1378 erhob Graf Diether VIII. von Katzenelnbogen (1340–1402) für „seinen“ Juden Gottschalk und dessen Schwiegervater Mannus (Manasse) aus Worms beim Rat der Stadt Köln eine Schadenersatzklage über 2600 bzw. 2550 Gulden wegen vorenthaltener Gelder, die von beiden dort bei jüdischen Geschäftspartnern eingelegt worden waren. Bei den 2550 Gulden handelte es sich um einen Kredit, den Mannus' Bruder Isaak von Montjoie (Monschau)[1] an Herzog Wilhelm II. von Berg (1348–1408) weiter vergeben hatte.[2][3] Herzog Wilhelm II. von Berg hatte das Darlehen über insgesamt 5100 (= 2 x 2550) Gulden 1373 bei den beiden Juden Bunheim Schaiff († nach 1391)[4] aus Köln und Isaak van dem Bruele (vom, von Brühl = Isaak von Montjoie) aufgenommen.[5] Isaak von Montjoie war 1374 der „Judenbischof“ (Gemeindevorsteher) des Erzbischofs Friedrich III. von Saarwerden (* um 1348; † 1414) in Köln.[6]
Herzog Wilhelm II. von Jülich (1325–1393) wurde um Vermittlung gebeten; 1386 wurden Graf Diether VIII. 2000 Gulden „von Mannis wegen“ zugesprochen.[7][8][9] Er söhnte sich wegen der entstandenen Fehde mit der Stadt Köln aus.[10][3] Auf die Rückzahlung des Kredites an den Herzog Wilhelm II. von Berg verzichtete Mannus, was von Ritter Dietrich von Grenzau († 1416)[11], kurkölner Amtmann auf der Burg zur Nette bei Andernach, Johann von der Hauben († nach 1393) in Worms, Kammermeister von Pfalzgraf Ruprecht II. (1325–1398), und Diether VIII. von Katzenelnbogen besiegelt wurde.[2][3]
Worms
1379 stand Mannus' Schwiegersohn Gottschalk in Worms in Geschäftsverbindung mit Isaak von Aschaffenburg[8] und hatte 140 Gulden an die Grafen Eberhard von Zweibrücken (1325–1394)[12] und Heinrich II. von Sponheim-Bolanden (* um 1324; † 1393)[13], einen Schwager Diethers VIII. von Katzenelnbogen, verliehen.[14] Eberhard von Zweibrücken und Heinrich II. von Sponheim besaßen seit 1378/79 gemeinsam die Herrschaft Stauf bei Eisenberg.
Mane (Manasse) und sein Schwiegersohn Gottschalk gewährten 1380 den Brüdern Friedrich († nach 1407) und Wolf von Meckenheim († zwischen 1395 und 1407)[15] ein Darlehen über 100 Gulden guter Wormser Währung. Als Bürgen fungieren Ritter Heinrich Winter von Alzey († nach 1392) aus Worms und die Edelknechte Diether Kämmerer von Worms († zwischen 1380 und 1398) und Heinrich Kämmerer von Worms gen. von Rodenstein († nach 1395).[16][17]
Ansiedlung in Kreuznach
Spätestens seit 1382 lebte der jüdische Bankier Gottschalk aus Katzenelnbogen in Kreuznach in der Vorderen Grafschaft Sponheim. Ihm gehörte das Haus an der Ecke Lämmergasse / Mannheimerstraße 12 nahe dem Eiermarkt, das noch lange nach seinem Tod „Gottschalk des Juden Haus“[18] genannt wurde (später auch: Löwensteiner Hof). 1385 gab Gottschalk dem Mainzer Erzbischof Adolf von Nassau (1353–1390) ein Darlehen von 300 schweren Gulden Mainzer Währung.[19] Auf Bitten Diethers VIII. von Katzenelnbogen gewährte Erzbischof Adolf 1388 dem Gottschalk von Worms (= Gottschalk von Kreuznach), des Grafen Juden, sowie dessen Ehefrau, Kindern, und ihrem Gesinde, gegen eine jährliche Zahlung von 8 Gulden freies Geleit: Sie dürfen zwei Jahre lang in der Stadt Bensheim oder in anderen Städten des Erzstiftes wohnen,[20] machten von dem Privileg aber offenbar keinen Gebrauch.
In Kreuznach wurde 1390 auch für Gottschalks Bruder Samuel von Katzenelnbogen und seine Familie von Graf Simon III. von Sponheim (nach 1330–1414) ein Schutzbrief ausgestellt.[21][22]
Niederlassung in Frankfurt am Main
1395 kaufte Gottschalk von Kreuznach ein Haus in Frankfurt zwischen dem „Haus Rosenbusch“ (Große Fischergasse 18) und dem Hof von Johann von Holzhausen, behielt aber seinen bisherigen Hauptwohnsitz in Kreuznach bei. Die Stadt Frankfurt nahm 1397 ein Darlehen über 600 Gulden bei ihm auf.[8] Gottschalk schenkte dem Rat der Stadt Hirschkühe, die 1400 im Hirschgraben gehalten wurden.[23][22]
Auf Gottschalks Intervention hin schaffte 1398 Erzbischof Johann von Nassau (um 1360–1419, reg. 1397) den Würfelzoll für Juden beim Grenzübertritt zum Erzstift Mainz ab.[24][8] Dieser Leibzoll war bereits 1379 und 1384 von dessen Bruder Erzbischof Adolf von Nassau abgeschafft worden, wurde aber auf die Intervention König Ruprechts III. von der Pfalz (1352–1410) hin 1401 wieder eingeführt.[25] In einem undatierten Brief bezeichnet Johann von Nassau Gottschalk von Kreuznach als „seinen Juden“.[26]
Inhaftierung in Kreuznach und Freilassung gegen Lösegeld
Unter dem Vorwurf des Wuchers wurden Gottschalk, seine Frau Bulyn und seine Kinder 1404 von Simon III. von Sponheim in Kreuznach ins Gefängnis geworfen und erst gegen eine sehr hohe Lösegeldzahlung freigelassen. Die Vereinbarung über die Lösegeldzahlung sah vor, dass Simon III. von Sponheim und König Ruprecht III. von der Pfalz[27] jeweils die Hälfte des enormen Restvermögens Gottschalks mit Ausnahme der im Wohnhaus befindlichen Werte und Dokumente erhalten sollten. Beide erhielten jeweils 7000 Gulden, 5150 Gulden hatte Simon III. schon in Mainz ausgezahlt bekommen.[28][29] Für Gottschalk siegelten diese Vereinbarung 1404 die Ritter Johann von Löwenstein [der Alte] und Johann vom Stein.
Gottschalk wurde anschließend im März 1404 von König Ruprecht III. gegen eine jährliche Zahlung von 10 Gulden für fünf Jahre in Schutz genommen.[30] Alle Familienmitglieder, auch Gottschalks Schwager Gumprecht und seine Familie, die bis zum Frühjahr 1405 inhaftiert waren,[22] mussten Graf Simon III. Urfehde schwören.[31]
Auf dem Königlichen Tag am Dreikönigstag 1406 in Mainz beklagte sich der Mainzer Erzbischof Johannn von Nassau bei König Ruprecht III. über dessen Umgang mit Judengeldern und seinen Eingriff in die Sponheimer landesherrlichen Rechte im Fall des Gottschalks von Kreuznach.[28]
Letzte Jahre
1406 bekundeten Gottschalk und seine Frau Bulyn vor Schultheiß und Schöffen in Kreuznach die Übertragung einer Jahresgülte auf ihr Wohnhaus.[32][22]
In einer Urkunde von Pfalzgraf Ludwig III. bei Rhein (1378–1436) und Graf Johann V. von Sponheim († 1437) wird 1421 das Haus in Kreuznach erwähnt, in dem die Jüdin Bulyn, Witwe des Juden Gottschalks wohnt.[33] 1441 wurde „Gottschalk des Juden Haus“ durch Markgraf Jakob I. von Baden und Graf Friedrich III. von Veldenz-Geroldseck gemeinsam als sponheimisches Lehen an den Ritter Brenner von Löwenstein (Lewenstein) übertragen.[18]
Familie
Gottschalks Frau Bulyn († nach 1421) war die Tochter des Manasse (Mannus, Man), der aus Köln stammte[3] und in Worms Kreditgeschäfte betrieb,[9] und seiner Frau Rose (Röschin, Rosselin) († nach 1453). Als Gottschalks und Bulyns Kinder werden genannt:[8]
- (Tochter), verheiratet mit Joël (Johel), Sohn des Geldverleihers Ber († 1393), in Frankfurt, vermutlich später nach Köln gezogen,
- Bele („Bella“, die „Schöne“), verheiratet mit Süßkind von Rothenburg († um 1423/26) in Frankfurt,
- Gele (Kele) (die „Gelbe“, „Blonde“) († nach 1400), wurde 1400 mit ihren Kindern in Frankfurt für zwei Jahre als Bürgerin aufgenommen,[34]
- Samuel (Smuhel, Smohel) († nach 1439), 1410 in Frankfurt, 1420 in Bingen und 1421 in Kreuznach erwähnt,[35] 1434 vom Mainzer Erzbischof Dietrich Schenk von Erbach (1390–1459) in Schutz genommen.[36]
- Abraham.[22]
Abraham von Katzenellenbogen († zwischen 1397 und 1419), der in Köln wirkte, war ein Bruder Gottschalks. Nach Abrahams Tod wurde dessen Witwe Mincha (Minchin, Mynge) von den „Hochmeistern der Judenheit“ gebannt, weil sie sich weigerte, den Nachlass in der Erbauseinandersetzung mit Gottschalk von Kreuznach und den Söhnen seines verstorbenen Bruders Sauwel durch „eine gemeyne hand“ treuhänderisch verwalten zu lassen. Die Schwäger bzw. Vettern Graf Friedrich III. von Veldenz-Geroldseck (* um 1372; † 1444, reg. 1396), Graf Philipp I. von Nassau-Saarbrücken (* um 1368; † 1429) und Erzbischof Johann von Nassau (um 1360–1419, reg. 1397) versuchten auf Mincha einzuwirken, sich entsprechend dem jüdischen Recht zu verhalten.[26]
Gottschalks weiterer Bruder Samuel von Katzenelnbogen mit seiner Frau Freyde, dessen Sohn Salman mit seiner Frau Kele[21] und Gottschalks Schwager Gumprecht von Kreuznach[37], Bulyns Bruder, mit seiner Frau Burlin und ihren Kindern Smohel und Bune wohnten zeitweise ebenfalls in Kreuznach.[8]
Eine gelegentlich vermutete Identität Gottschalks von Kreuznach mit dem Juden Gottschalk von Bacharach († 1395/96) aus Köln,[38] der auch in Sobernheim, Oppenheim und Frankfurt am Main wirkte, ist unwahrscheinlich.[8] Gottschalk von Bacharach war der Sohn des Manasse (Manne) von Worms,[39] also ein weiterer Schwager des Gottschalk von Kreuznach. Gottschalks von Bacharach Frau Besselin († nach 1395) und sein Sohn David († zwischen 1397 und 1400) mit seiner Frau Memlin († nach 1400) werden nach 1393 in Frankfurt erwähnt.[8]
Quellen
- Leonard Ennen (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. V. M. DuMont-Schauberg, Köln 1875, S. 515f, 517 und 526f (Digitalisat)
- Heinrich Boos (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Worms, Bd. II 1301-1400. Weidmann, Berlin, 1890 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg)
- Hermann Keussen: Brief-Eingänge des 14. und 15. Jahrhunderts. B. Undatirte Stücke, 1. Hälfte. In: Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln 10 (1896), S. 1–102, bes. S. 76f (Commons)
- Karl Ernst Demandt (Bearb.): Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Bd. I Urkundenregesten 1060-1486. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 11/1). Selbstverlag der Historischen Kommission, Wiesbaden 1953
- Johannes Mötsch (Bearb.): Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim 1065-1437, Bd. II 1371-1399 und Bd. III 1400-1425. (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 42 und 43). Landesarchivverwaltung, Koblenz 1988 und 1989
- Dietrich Andernacht (Bearb.): Regesten zur Geschichte der Juden in der Reichsstadt Frankfurt am Main von 1401-1519 (Forschungen zur Geschichte der Juden, Abt. B. Quellen I/1-3), Bd. I-III. Hahn, Hannover 1996
Literatur
- Alex Lewin: Gotschalk von Kreuznach. In: Kreuznacher Heimatblätter 10 (1930), Nr. 3
- Alex Lewin: Die Gotschalke von Bacharach und Kreuznach. Ein Beitrag zur Geschichte d. Juden in Frankfurt um d. J. 1400. In: Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt. 11/11 (1933), S. 279f; 12/1 (1933), S. 13 (Online, PDF; 7,2 MB und Online, PDF; 7,7 MB, abgerufen am 26. Januar 2014).
- Franz-Josef Ziwes: Studien zur Geschichte der Juden im mittleren Rheingebiet während des hohen und späten Mittelalters (Forschungen zur Geschichte der Juden, Abt. A. Abhandlungen 1). Hahn, Hannover 1995, bes. S. 208ff ISBN 978-3-7752-5610-0
- Gottfried Kneib: Juden in der kurmainzischen Stadt Sobernheim während des ausgehenden Mittelalters. In: Mainzer Zeitschrift 104 (2009), S. 107–132, bes. S. 118–125
Einzelnachweise
- ↑ Nach 1360 in Brühl, ab 1372 in Köln, 1381 in Bonn; vgl. Edith Ennen, Dietrich Höroldt: Kleine Geschichte der Stadt Bonn, Wilhelm Stollfuss, Bonn 1968, S. 61; Birgit E. Klein: „Hofjuden“ im Rheinland. In: Monika Grübel, Georg Mölich (Hrsg.): Jüdisches Leben im Rheinland. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2005, S. 46–78, bes. S. 49.
- ↑ a b Vgl. Der wormser Jude Mannys verzichtet auf die 2550 Gulden, die er von der Stadt Köln zu fordern hatte. 1386, 30. Mai. In: In: L. Ennen (Hrsg.): Quellen (a. a. O.), S. 515f.
- ↑ a b c d Vgl. Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 1 Haupturkundenarchiv, U 1/3761A, 3761B und 3762).
- ↑ Auch Schaeff u. ä, hebräisch Simcha Kewes (= „Schaf“), seit 1372 in Köln; vgl. zu ihm Adolf Kober: Vier Generationen einer jüdischen Familie am Rhein um 1400. In: Harry Levi (Hrsg.): 'Emet le-Ya'aqov. Festschrift für Jakob Freimann. Selbstverlag des Rabbinerseminar, Berlin 1937, S. 106–118.
- ↑ Vgl. Axel Kolodziej: Herzog Wilhelm I. von Berg (1380-1408). (Bergische Forschungen 29). Schmidt, Neustadt an der Aisch 2005, S. 355f.
- ↑ Vgl. Schadlosbrief vom 3. April 1374, auch Schreiben von Erzbischof Friedrich an Lübecker Bürger vom 1. April 1374; Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Düsseldorf (101.03.01 Kurköln I, Kartulare und Repertorien); vgl. Quittung von 1382 (Kurköln, Lehen, Generalia AA 0054, 19 II 1, Blatt 20b).
- ↑ Vgl. Quittung des Grafen Dietrich von Katzenellenbogen über 2000 Gulden, die ihm die Stadt Köln wegen des Juden Manys bezahlt hat. 1386, 1. Juli. In: L. Ennen (Hrsg.): Quellen (a. a. O.), S. 526f.
- ↑ a b c d e f g h Vgl. A. Lewin: Die Gotschalke (a. a. O.)
- ↑ a b Vgl. Winfried Reichert: Finanzpolitik und Landesherrschaft. Zur Entwicklung der Grafschaft Katzenelnbogen vom 12. bis zum 14. Jahrhundert. Auenthal, Trier 1985, S. 133f.
- ↑ Vgl. Graf Dietrich von Katzenellenbogen söhnt sich bezüglich der wegen des Juden Manys entstandenen Fehde mit der Stadt Köln aus. 1386, 20. Juni. In: L. Ennen (Hrsg.): Quellen (a. a. O.), S. 517.
- ↑ 1373 von Wilhelm II. von Berg mit der Hälfte des Godenhauses bei Sinzig belehnt, 1380 von Kurtrier mit der Hälfte von Dernbach belehnt, vermutlich aus der Familie Nieder-Isenburg-Grenzau.
- ↑ Zu ihm vgl. Adolph Köllner: Geschichte der Herrschaft Kirchheim-Boland und Stauf. A. Stein, Wiesbaden 1854, S. 148–152 (Google-Books)
- ↑ Verheiratet mit Adelheid von Katzenelnbogen (* um 1341; † 1397). Zu ihm vgl. A. Köllner: Geschichte (a. a. O.), S. 164–178 (Google-Books).
- ↑ Vgl. Urkunde vom 3. Juni 1379. In: J. Mötsch (Bearb.): Regesten (a. a. O.), Bd. II, S. 141 (Nr. 1800).
- ↑ Die Ritter von Meckenheim bildeten zusammen mit den Dalberg die Ganerbschaft von Burg Gundheim bei Worms.
- ↑ Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Bestand A 2 Urkunden der ehemaligen Provinz Rheinhessen, Nr. 255/813).
- ↑ Vgl. 1380. August 8. - Friedrich und Wolf von Meckenheim, Ritter, Gebrüder, bekennen dem Juden Mannis von Köln und Gottschalk seinem Tochtermann, Bürger zu Worms, 100 Gulden schuldig zu sein. In: H. Boos (Hrsg.): Urkundenbuch (a. a. O.), S. 501f (Nr. 774) (Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg).
- ↑ a b Vgl. Urkunde vom 28. April 1441; Badische Historische Kommission (Hrsg.): Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1015–1515, Bd. III. Wagner, Innsbruck 1907, S. 122 (Nr. 6125); Landeshauptarchiv Koblenz (Bestand 33 Reichsgrafschaft Sponheim, Urkunden Lehenhof, Löwenstein).
- ↑ Vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 10, Blätter 355f) (Digitalisat des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz.
- ↑ Vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 11, Blatt 194) (Digitalisat des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz).
- ↑ a b Vgl. Urkunde vom 24. Dezember 1390. In: J. Mötsch (Bearb.): Regesten (a. a. O.), Bd. II, S. 402 (Nr. 2426).
- ↑ a b c d e Vgl. F.-J. Ziwes: Studien (a. a. O.), bes. S. 209–213 mit Anm. 191.
- ↑ Stadt-Rechenbuch Frankfurt, Eintrag vom Sabbato post Servatii 1400.
- ↑ Vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 11, Blatt 3).
- ↑ Vgl. Gerd Mentgen: Der Würfelzoll und andere antijüdische Schikanen in Mittelalter und Früher Neuzeit. In: Zeitschrift für Historische Forschung 22 (1995), S. 1–48.
- ↑ a b Vgl. Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 22 (Briefeingänge undatiert), A 769–771); H. Keussen: Brief-Eingänge (a. a. O.).
- ↑ Vgl. auch eine Erwähnung Gottschalks 1403 durch König Ruprecht III.; Generallandesarchiv Karlsruhe (Kopialbuch Nr. 871 - Kurpfälzer Kopialbuch, Blatt 184); Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 3305, vom 30. Dezember 1403, Heidelberg; (Digitalisat bei Regesta Imperii Online).
- ↑ a b Vgl. Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 14, Blatt 257); Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 4297, vom 8. oder 9. Januar 1406, Mainz (Digitalisat bei Regesta Imperii Online).
- ↑ Vgl. Generallandesarchiv Karlsruhe (Kopialbuch Nr. 1340 - Sponheimer Kopialbuch, Blatt 197); Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 6770, vom 22. Februar 1404, Kreuznach (Digitalisat bei Regesta Imperii Online).
- ↑ Vgl. Generallandesarchiv Karlsruhe (Kopialbuch Nr. 801 - Reichsregister König Ruprechts, Blatt 194); Regest des Pfalzgrafen Ruprecht III., n. 3394, vom 4. März 1404, Boppard (Digitalisat bei Regesta Imperii Online]).
- ↑ Vgl. Urkunde vom 1. Mai 1405. In: J. Mötsch (Bearb.): Regesten (a. a. O.), Bd. III, S. 80 (Nr. 3189).
- ↑ Vgl. Urkunde vom 13. Dezember 1406. In: J. Mötsch (Bearb.): Regesten (a. a. O.), Bd. III, S. 100 (Nr. 3244).
- ↑ Vgl. Urkunde vom 24. November 1421, Kreuznach; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (Grafschaft Sponheim Urkunden 1108); auch Urkunde vom 13. März 1421. In: J. Mötsch (Bearb.): Regesten (a. a. O.), Bd. III, S. 445 (Nr. 4013).
- ↑ Vgl. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (Bestand Juden Akten, 647).
- ↑ Vgl. Urkunde vom 22. Dezember 1421. In: J. Mötsch (Bearb.): Regesten (a. a. O.), Bd. III, S. 464 (Nr. 4048).
- ↑ Vgl. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (Best. A 14, Nr. 384 und 390); Original im Staatsarchiv Würzburg.
- ↑ Vgl. zu ihm G. Kneib: Juden (a. a. O.), S. 118ff.
- ↑ Vgl. Art. Bacharach. In: Jakob Klatzkin (Hrsg.): Encyclopaedia Judaica. Das Judentum in Geschichte und Gegenwart, Bd. III Apostel - Beerajim. Eschkol, Berlin 1929, Sp. 921f.
- ↑ Vgl. bes. Urkunden Adolfs von Nassau vom 12. August 1378, von 1382 und von 1386; Staatsarchiv Würzburg (Mainzer Ingrossaturbuch Nr. 9, Blatt 90 und Nr. 10, Blätter 13 und 386) (Digitalisat des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz).
Personendaten | |
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NAME | Gottschalk von Kreuznach |
ALTERNATIVNAMEN | Gotschalck von Crutzenach; Gottschalk von Katzenelnbogen; Gotschalke von Katzenelnbogen; Gotschalck von Worms |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher jüdischer Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 14. Jahrhundert |
GEBURTSORT | unsicher: Katzenelnbogen |
STERBEDATUM | zwischen 1409 und 1421 |
STERBEORT | unsicher: Kreuznach |
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