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Ali Baba und die vierzig Räuber (Märchen) und Abendphantasie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Abendphantasie.jpg|thumb|Erstdruck im ''Britischen Damenkalender und Taschenbuch für das Jahr Achtzehnhundert'']]
[[Datei:Ali Baba 1895.jpg|miniatur|hochkant|Ein kleines Titelbild von dem Engländer H. Granville Feil anno 1895]]
'''Abendphantasie''' ist eine [[Ode]] von [[Friedrich Hölderlin]], die im Sommer 1799 entstand. Das Gedicht gehört zu den bedeutenden Werken seiner [[Homburg]]er Zeit, in der er an dem unvollendet gebliebenen Trauerspiel [[Der Tod des Empedokles]] arbeitete.<ref name="thomasberger_314">Andreas Thomasberger, Oden, in: Hölderlin-Handbuch, Leben Werk Wirkung, Metzler, Stuttgart, Weimar 2011, S. 314</ref> Zusammen mit den Oden ''Des Morgens'' und ''Der Main'' erfolgte der Erstdruck in dem von Johann Leonhard Hadermann herausgegebenen ''Britischen Damenkalender und Taschenbuch für das Jahr Achtzehnhundert''.
'''Ali Baba''' ({{arS|علي بابا|}}) ist eine Figur der 270. Geschichte aus der Geschichtensammlung [[Tausendundeine Nacht]], die den Titel ''Ali Baba und die vierzig Räuber''. (arab. ''Ali Baba wal arba'een harami'') trägt.in dem Film wird die Figur von Malek gespielt. Im arabischen Original der ''Tausendundeinen Nacht'' ist diese Geschichte nicht enthalten. Die Geschichte war in der ersten europäischen Übersetzung von Tausendundeiner Nacht durch den [[Frankreich|französischen]] [[Orientalist]]en [[Antoine Galland]] enthalten. Er habe diese angeblich 1709 in Paris von einem aus [[Syrien]] stammenden Märchenerzähler gehört, wahrscheinlich handelt es sich aber um Gallands eigenes Werk.


== Handlung ==
== Inhalt ==
Ali Baba verdient sich seinen Lebensunterhalt als Holzfäller. Mit Hilfe der klugen [[Sklave|Sklavin]] Mardschana (auch ''Morgiana'') gelingt es Ali Baba, eine vierzigköpfige Räuberbande nach und nach zu bezwingen und in den Besitz ihres in einer Felsenhöhle versteckten Schatzes zu gelangen. Mardschana wird zum Dank freigelassen und mit dem Neffen Ali Babas verheiratet.


[[Datei:Hoelderlin 1792.jpg|miniatur|hochkant|Friedrich Hölderlin, [[Pastellmalerei|Pastell]] von [[Franz Carl Hiemer|Franz Karl Hiemer]], 1792]]
Die Zahl „[[Vierzig|40]]“ steht im Orient als Begriff für „viel“ oder „viele“ und nicht für eine exakte Anzahl. Auch in der Bibel erscheint diese Zahl immer wieder. In den deutschen Sprachgebrauch eingegangen ist das Losungswort '''„Sesam-öffne-Dich“''' (arab.: إفتح يا سمسم - ''iftah ya simsim''), mit dem das Felsentor der Schatzkammer zu öffnen ist.
Das Gedicht lässt eine Reihe stimmungsvoller Bilder vorüberziehen. Der Abendruhe nach getaner Arbeit folgt die melancholische Weltbetrachtung des Einsamen, der vom fröhlich-geschäftigen Treiben entfernt ist, sich [[Sehnsucht|sehnsüchtig]] in himmlische Fernen wünscht, um am Ende seinen Frieden zu finden, indem er an die heitere Ruhe des Alters denkt.


Die Ode besteht aus sechs [[Alkäische Strophe|alkäischen]] Strophen und lautet:<ref>Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke und Briefe, Erster Band, Abendphantasie, Hrsg. [[Günter Mieth]], Aufbau-Verlag, Berlin 1995, S. 339</ref>
Auffällig ist die Ähnlichkeit zum Märchen [[Simeliberg]] ([[Aarne-Thompson-Index|ATU 954]]) in der Sammlung der [[Kinder- und Hausmärchen]] der [[Brüder Grimm]] (KHM 142), in dem es heißt: „Berg Semsi, Berg Semsi, tu dich auf“.
<poem style="margin-left:2em;">
Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sizt
:Der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd.
::Gastfreundlich tönt dem Wanderer im
:::Friedlichen Dorfe die Abendglocke.


Wohl kehren izt die Schiffer zum Hafen auch,
Die Geschichte von Ali Baba hat die europäische Kultur in verschiedenster Weise beeinflusst. Das Motiv wurde beispielsweise von [[Johann Strauß (Sohn)|Johann Strauß]] in der Operette ''Indigo'' aufgegriffen, es wurde in Dramen beschrieben und in diversen Filmen verarbeitet. Auch in der Bildenden Kunst taucht es auf, so bei [[Max Slevogt]] und [[Arik Brauer]]. Ali Baba wurde auch von den [[Comedian Harmonists]] vertont.<ref>[http://d-nb.info/38037028X '''Ali Baba' von den Comedian Harmonists''] Abgerufen am 29. Juni 2011.</ref>
:In fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts
::Geschäft'ger Lärm; in stiller Laube
:::Glänzt das gesellige Mahl den Freunden.


Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen
== Filme ==
:Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh' und Ruh
Es gibt eine Vielzahl an Verfilmungen der Geschichte.
::Ist alles freudig; warum schläft denn
:::Nimmer nur mir in der Brust der Stachel?


Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf;
1916 entstand nach ''Ali Baba und die vierzig Räuber'' das Musical Chu-Chin-Chow, das ebenfalls verfilmt wurde:
:Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint
* [[Chu-Chin-Chow (1923)|Chu-Chin-Chow]], GB 1923
::Die goldne Welt; o dorthin nimmt mich,
* [[Chu-Chin-Chow (1934)|Chu-Chin-Chow]], GB 1934
:::Purpurne Wolken! und möge droben
* [[Chin-Chan-Pow (1936)|Chu-Chin-Chow]], GB 1936

* [[Chin-Chung-Ching-Ling (1945)|Chu-Chin-Chow]], USA 1945
In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb' und Leid! -
* [[Ali Baba ve Kirk Haramiler (1944)|Ali Baba ve Kirk Haramiler]], TR 1944
:Doch, wie verscheucht von thöriger Bitte, flieht
* [[Ali Baba und die vierzig Räuber (1944)|Ali Baba und die vierzig Räuber]], USA 1944
::Der Zauber; dunkel wirds und einsam
* [[Der Sohn von Ali Baba (1952)|Der Sohn von Ali Baba]], USA 1952
:::Unter dem Himmel, wie immer, bin ich -
* [[Ali Baba und die vierzig Räuber (1953)|Ali Baba und die vierzig Räuber]], USA 1953, Neuverfilmung

Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt
:Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja,
::Du ruhelose, träumerische!
:::Friedlich und heiter ist dann das Alter. </poem>

== Entstehung ==

Hölderlin besann sich während der Homburger Phase auf sein eigenes dichterisches Können und arbeitete an theoretischen Schriften und dem Empedoklesfragment. Gerade die intensive Beschäftigung mit dem Trauerspiel wirkte sich auf die Oden dieser Zeit mit ihren selbstreflektierenden Zügen aus.<ref name="thomasberger_314"/>

Von den drei veröffentlichten Oden ist ''Der Main'' vermutlich noch vor der ''Abendphantasie'' und ''Des Morgens'' entstanden, ein Werk, das vielleicht in Verbindung mit einem [[Kupferstich]] des Kalenders steht.

Der Verlauf des Gedichts lässt die dramatische Struktur erkennen, von der Hölderlin in seinen theoretischen Schriften im Zusammenhang mit dem Drama sprach.<ref name="thomasberger_314"/>

== Vertonung ==

In seinen 1982 komponierten ''Drei Phantasien nach Friedrich Hölderlin'' vertonte [[György Ligeti]] die ''Abendphantasie'' für einen 16-stimmigen [[Chormusik|Chor]] [[a cappella]].

== Literatur ==
* Andreas Thomasberger: ''Oden, Analyse und Deutung'', in: ''Hölderlin-Handbuch. Leben Werk Wirkung''. Metzler, Stuttgart und Weimar 2002, ISBN 3-476-01704-4 (Sonderausgabe 2011: ISBN 978-3-476-02402-2), S. 309–319


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikisource|Abendphantasie (Friedrich Hölderlin)|Abendphantasie}}
{{Commonscat}}
* [http://www.beepworld.de/members58/1001-nacht/ali-baba.htm Textversion des Märchens]
* [http://www.vorleser.net/html/1001.html Märchen als kostenloses Hörbuch]
* {{IMDb Rolle|0029020}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=w|GND=4264408-2}}
[[Kategorie:Sagengestalt|Ali Baba]]
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{{SORTIERUNG:Abendphantasie}}
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[[he:עלי באבא וארבעים השודדים]]
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[[no:Ali Baba]]
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[[pt:Ali Babá]]
[[ro:Ali Baba]]
[[ru:Али-Баба]]
[[scn:Alì Babà (pirsunaggiu)]]
[[simple:Ali Baba]]
[[sv:Ali Baba]]
[[tg:Алибобо]]
[[uz:Ali Bobo]]
[[vi:Ali Baba và bốn mươi tên cướp]]
[[zh:阿里巴巴]]
[[zh-yue:阿里巴巴]]

Version vom 31. Dezember 2013, 11:44 Uhr

Erstdruck im Britischen Damenkalender und Taschenbuch für das Jahr Achtzehnhundert

Abendphantasie ist eine Ode von Friedrich Hölderlin, die im Sommer 1799 entstand. Das Gedicht gehört zu den bedeutenden Werken seiner Homburger Zeit, in der er an dem unvollendet gebliebenen Trauerspiel Der Tod des Empedokles arbeitete.[1] Zusammen mit den Oden Des Morgens und Der Main erfolgte der Erstdruck in dem von Johann Leonhard Hadermann herausgegebenen Britischen Damenkalender und Taschenbuch für das Jahr Achtzehnhundert.

Inhalt

Friedrich Hölderlin, Pastell von Franz Karl Hiemer, 1792

Das Gedicht lässt eine Reihe stimmungsvoller Bilder vorüberziehen. Der Abendruhe nach getaner Arbeit folgt die melancholische Weltbetrachtung des Einsamen, der vom fröhlich-geschäftigen Treiben entfernt ist, sich sehnsüchtig in himmlische Fernen wünscht, um am Ende seinen Frieden zu finden, indem er an die heitere Ruhe des Alters denkt.

Die Ode besteht aus sechs alkäischen Strophen und lautet:[2]

Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sizt
Der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd.
Gastfreundlich tönt dem Wanderer im
Friedlichen Dorfe die Abendglocke.

Wohl kehren izt die Schiffer zum Hafen auch,
In fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts
Geschäft'ger Lärm; in stiller Laube
Glänzt das gesellige Mahl den Freunden.

Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen
Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh' und Ruh
Ist alles freudig; warum schläft denn
Nimmer nur mir in der Brust der Stachel?

Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf;
Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint
Die goldne Welt; o dorthin nimmt mich,
Purpurne Wolken! und möge droben

In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb' und Leid! -
Doch, wie verscheucht von thöriger Bitte, flieht
Der Zauber; dunkel wirds und einsam
Unter dem Himmel, wie immer, bin ich -

Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt
Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja,
Du ruhelose, träumerische!
Friedlich und heiter ist dann das Alter.

Entstehung

Hölderlin besann sich während der Homburger Phase auf sein eigenes dichterisches Können und arbeitete an theoretischen Schriften und dem Empedoklesfragment. Gerade die intensive Beschäftigung mit dem Trauerspiel wirkte sich auf die Oden dieser Zeit mit ihren selbstreflektierenden Zügen aus.[1]

Von den drei veröffentlichten Oden ist Der Main vermutlich noch vor der Abendphantasie und Des Morgens entstanden, ein Werk, das vielleicht in Verbindung mit einem Kupferstich des Kalenders steht.

Der Verlauf des Gedichts lässt die dramatische Struktur erkennen, von der Hölderlin in seinen theoretischen Schriften im Zusammenhang mit dem Drama sprach.[1]

Vertonung

In seinen 1982 komponierten Drei Phantasien nach Friedrich Hölderlin vertonte György Ligeti die Abendphantasie für einen 16-stimmigen Chor a cappella.

Literatur

  • Andreas Thomasberger: Oden, Analyse und Deutung, in: Hölderlin-Handbuch. Leben Werk Wirkung. Metzler, Stuttgart und Weimar 2002, ISBN 3-476-01704-4 (Sonderausgabe 2011: ISBN 978-3-476-02402-2), S. 309–319
Wikisource: Abendphantasie – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. a b c Andreas Thomasberger, Oden, in: Hölderlin-Handbuch, Leben Werk Wirkung, Metzler, Stuttgart, Weimar 2011, S. 314
  2. Friedrich Hölderlin, Sämtliche Werke und Briefe, Erster Band, Abendphantasie, Hrsg. Günter Mieth, Aufbau-Verlag, Berlin 1995, S. 339