Landschellenberg und Anton Wilhelm Brøgger: Unterschied zwischen den Seiten
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[[File:Anton Wilhelm Brøgger.jpg|thumb|Anton Wilhelm Brøgger im Jahr 1934]] |
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'''Landschellenberg''' (bis 1911: ''Schellenberg Land'') ist seit 1969 ein Ortsteil der Gemeinde [[Marktschellenberg]] im [[Oberbayern|oberbayerischen]] [[Landkreis Berchtesgadener Land]]. |
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'''Anton Wilhelm Brøgger''' (* [[11. Oktober]] [[1884]] in [[Stockholm]]; † [[29. August]] [[1951]] in [[Oslo]]) war ein norwegischer [[Prähistoriker]] und Politiker, dessen Wirken (im wissenschaftlichen wie auch verwaltungstechnischen und organisatorischen Bereich) für die archäologische Forschung in [[Norwegen]] von großer Bedeutung gewesen ist. Er war Professor für skandinavische Archäologie und Direktor des Historischen Museums (Oldsaksamling) der Universität Oslo. |
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Neben einer Reihe von Schriften, in denen er manch eigenständinge und oft auch ansprechende Theorie vertreten hat, sind von ihm unzählige Artikel und Essays in Zeitungen veröffentlicht worden und er ist auch Mitherausgeber einiger Fachzeitschriften gewesen. Dazu hat Anton Wilhelm Brøgger in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen einige Jahre lang parteipolitisch eine aktive Rolle in seinem Land gespielt. |
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== Lage und Gliederung == |
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== Herkunft und Entwicklung == |
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Die vor 1969 eigenständige Gemeinde ''Landschellenberg'' umfasste die frühere „[[Gnotschaft|Urgnotschaft]]“ und ehemals ebenfalls eigenständige Gemeinde [[Ettenberg (Marktschellenberg)|Ettenberg]] mit den [[Gnotschaft]]sbezirken [[Vorderettenberg]] und [[Hinterettenberg (Marktschellenberg)|Hinterettenberg]] sowie die Gnotschaftsbezirke bzw. Ortsteile [[Götschen (Marktschellenberg)|Götschen]], [[Schaden (Marktschellenberg)|Schaden]], [[Schneefelden (Marktschellenberg)|Schneefelden]] und [[Unterstein (Marktschellenberg)|Unterstein]]. |
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Anton Wilhelm Brøggers Vater war der Mineraloge und Geologe [[Waldemar Christofer Brøgger]] (1851-1940), der u. a. an verschiedenen skandinavischen Universitäten als Professor gelehrt und einen internationalen Ruf besessen hat. Der volle Geburtsname der Mutter lautete ''Sophie Wilhelmine Sievers Scheel'' (1854-1933). |
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Als Schüler assistierte Anton Wilhelm seinem Vater bei dessen Forschungen und wurde so schon früh an die wissenschaftliche Arbeit herangeführt. Im Jahr 1903 machte er sein Abitur. Danach besuchte er (wohl in unregelmäßigen Abständen) Vorlesungen über Archäologie und skandinavische Geschichte. Im Jahre 1905 veröffentlichte er eine kleine Studie über die norwegische Steinzeit (''Øxer av Nøstvettypen''). |
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== Geschichte == |
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1803 wurde die [[Fürstpropstei Berchtesgaden]] aufgelöst und das Berchtesgadener Land verlor damit seine politische Eigenständigkeit. Nach drei kurz hintereinander folgenden Herrschaftswechseln wurden 1810 dessen Gebiet und seine Ortschaften dem [[Königreich Bayern]] angegliedert und aus dem Hauptort ''Schellenberg Markt'' und den Gnotschaften ''[[Ettenberg (Marktschellenberg)|Ettenberg]]'' und ''Scheffau'' gingen die selbständigen politischen Gemeinden ''Schellenberg Markt'', ''Schellenberg Land'', ''Ettenberg'' und ''[[Scheffau (Marktschellenberg)|Scheffau]]'' hervor.<ref name="Sternfeld145">Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: [http://books.google.com/books?id=inNBAAAAcAAJ&pg=PA20&dq=Otto+von+Tanner+propst+berchtesgaden&hl=de&ei=FDk1ToLXEYzLsgaSsJW5Ag&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=2&sqi=2&ved=0CDIQ6AEwAQ#v=onepage&q=zweyten%20h%C3%A4lfte&f=false ''Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke'']. Band 2, ab S. 145 f.</ref><br /> |
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→ ''Siehe zu diesem Absatz auch Abschnitte: [[Fürstpropstei Berchtesgaden#Geschichte|Geschichte]] in [[Fürstpropstei Berchtesgaden]]'' |
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Von 1905 bis 1909 besuchte Anton Wilhelm Brøgger zu Studienzwecken skandinavische und norddeutsche Museen und hat vielleicht auch Vorlesungen an verschiedenen Universitäten in jenen Ländern gehört; einen durchgehenden längeren Studiengang scheint er aber nie absolviert zu haben. |
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Der ab 1818 neu entstandenen Gemeinde "Schellenberg Land" wurden zwei Gnotschaftsbezirke der ''Gemeinde Scheffau'' angegliedert, nämlich ''Götschen'' und ''Unterstein''.<ref name="Sternfeld145">Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: [http://books.google.com/books?id=inNBAAAAcAAJ&pg=PA20&dq=Otto+von+Tanner+propst+berchtesgaden&hl=de&ei=FDk1ToLXEYzLsgaSsJW5Ag&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=2&sqi=2&ved=0CDIQ6AEwAQ#v=onepage&q=zweyten%20h%C3%A4lfte&f=false ''Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke'']. Band 2, ab S. 145 f.</ref> |
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Im Jahre 1909 wurde er mit einer Arbeit über die norwegische Steinzeit (''Den arktiske stenalder i Norge'') an der Universität Oslo zum Dr. phil. promoviert. Am 19. Juli 1909 heiratete er Inger Ursin (1882-1941). Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor, die beide Schriftsteller wurden: [[Waldemar Christofer Brøgger (Schriftsteller)|Waldemar Christofer Brøgger]] (1911-1991) und [[Niels Christian Brøgger]] (1914-1966). |
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1911 erfolgte die Umbenennung in ''Landschellenberg'', und am 1. März 1911 kamen noch von der Gemeinde [[Ettenberg (Marktschellenberg)|Ettenberg]] die Gnotschaftsbezirke ''Vorder-'' und ''Hinterettenberg'', ''Schaden'' und ''Schneefelden'' zur Gemeinde hinzu. |
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== Betätigungsfelder == |
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Noch vor der allgemeinen [[Gebietsreform in Bayern]] wurde die Gemeinde ''Landschellenberg'' zusammen mit ''Marktschellenberg'' und ''Scheffau'' am 1. Oktober 1969 zur neuen Gemeinde „Marktschellenberg“ zusammengeschlossen. |
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Die erste Tätigkeit von Anton Wilhelm Brøgger war von 1909 bis 1913 die eines [[Kurator]]s im Museum von [[Stavanger]], das er gründlich neu organisierte. Dazu führte er umfangreiche Ausgrabungen in Vistehola durch, einer Steinzeitsiedlung, die etwa zehn km nordwestlich von Stavanger in der Küstenlandschaft [[Jæren]] liegt. Für die Stavanger Zeitung (''Aftenblad'') hat er eine ganze Reihe von Artikeln verfasst. Ein literarisches Ergebnis dieser Zeit war ein Buch über Stavangers Geschichte im Mittelalter (''Stavangers historie i middelalderen''), das 1915 veröffentlicht worden ist. 1913 wurde er Direktor des Historischen Museums (''Oldsaksamling'') der Universität Oslo (damals noch Christiania) und 1915 dann ordentlicher Professor für Archäologie an dieser Universität. |
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Bis zu seiner Pensionierung 1949 hat Anton Wilhelm Brøgger dieses Amt ausgeübt und in dieser Zeit die archäologische Arbeit und Forschung in Norwegen umfassend vorangebracht. Eine seiner ersten Aufgaben war die Weiterführung der Arbeit an der Dokumentation des [[Oseberg-Schiff|Osebergfundes]] (Osebergfunnet), die durch den Tod von [[Gabriel Gustafson]] (1853-1915) unterbrochen worden war. Zusammen mit [[Haakon Shetelig]] (1877-1955) und [[Hjalmar Falk]] (1859-1928) wurden unter seiner Federführung von 1917 bis 1928 vier Bände darüber verfasst und veröffentlicht. (Auch ein weiteres Vorhaben von Gustafson wurde von Brøgger in die Tat umgesetzt: der Bau eines Museums zur Aufnahme aller gefundener Wikingerschiffe. Die Errichtung dieses [[Vikingskipshuset]] [Wkingerschiffmuseum] wurde in mehreren Bauabschnitten ausgeführt und war im wesentlichen 1932 fertiggestellt; das Osebergschiff erhielt seinen Platz dort 1926, [[Gokstad-Schiff|Gokstadschiff]] und [[Tuneschiff]] folgten in den nächsten Jahren.) |
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== Einzelnachweise == |
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<references/> |
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Dazu wurden von Anton Wilhelm Brøgger im Laufe seines Arbeitslebens noch eine ganze Reihe anderer Schriften geschrieben und veröffentlicht wie zum Beispiel im Jahre 1921 ''Ertog og Øre'' (Ertog und Øre), eine Studie zu eisenzeitlichen Gewichtseinheiten und eines seiner Hauptwerke, oder 1925 ''Det norske folk i oldtiden'' (Das norwegische Volk in alten Zeiten), eine sehr geistvolle und damit zum Widerspruch herausfordernde Schrift. — Im Jahr 1928 führte Anton Wilhelm Brøgger eine archäologische Expedition zu den [[Orkney]]s und [[Shetland]]inseln durch, um dort norwegische Siedlungsspuren zu untersuchen. Das Ergebnis dieser Nachforschungen wurde 1930 in der Schrift ''Den norske bosetningen på Shetland-Orknøyene'' (Die norwegischen Siedlungen auf den Shetlands und Orkneys) veröffentlicht. |
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{{Navigationsleiste Ortsteile des Marktes Marktschellenberg}} |
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Die öffentliche Einflussnahme von Anton Wilhelm Brøgger auf die Entwicklung der archäologischen Wissenschaft und somit auf die Kulturpolitik Norwegens ist während seines ganzen Arbeitslebens erheblich gewesen. So war er von 1918 bis 1934 Vorsitzender des Landesverbandes der norwegischen Museen (Norske museers landsforbund) und von 1936 bis zu seinem Tod im Jahre 1951 Generalsekretär der Norwegischen Archäologischen Gesellschaft (Norsk Arkeologisk Selskap), die er auch mitbegründet hatte. Dazu gab es auch eine politisch sehr aktive Phase: von 1928 bis 1930 war er Abgeordneter im norwegischen Parlament ([[Storting]]et) und von 1930 bis 1931 Vorsitzender einer linksliberalen Partei ([[Venstre (Norwegen)|Frisinnende Venstre]]). — Es ist zweifellos ein gewaltiges Arbeitspensum gewesen, das Anton Wilhelm Brøgger im Laufe seines Lebens zu bewältigen gehabt hat. Doch es hat ihn wohl nicht überstark belastet, da er zu allem, was er dabei tat, sich sicherlich berufen gefühlt hat. Er wird als Künstlernatur beschrieben und scheint die große Gabe besessen zu haben, die jeweiligen Dinge im richtigen Abstand zu sehen. Und so ist er nicht nur akademisch sondern auch einfach und sachlich an manche Dinge herangegangen wie zum Beispiel in seinem Werk ''Vinlandsferdene'' (Winlandfahrten) von 1937, in dem er einige Schlüsse von Angaben in den nordischen Sagas vom seemännischen Standpunkt aus gezogen hat; das Buch ist 1939 auch in Deutschland veröffentlicht worden. |
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[[Kategorie:Ort im Landkreis Berchtesgadener Land]] |
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Eine aufregende Zeit erlebte Anton Wilhelm Brøgger wie auch viele andere seiner Landsleute in der Zeit von 1940 bis 1945, als seine Heimat von Deutschland besetzt war. Aufgrund seines Widerstandswillens wurde er zweimal verhaftet und von September 1941 bis zum Herbst 1942 im [[Polizeihäftlingslager Grini]] inhaftiert. |
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[[Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Berchtesgadener Land)]] |
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Unter diesen Kriegsereignissen hatte seine wissenschaftliche Arbeit gelitten. Erst im Jahr 1945 setzt mit der Arbeit ''Sagaen om norskebygdene på Grønland'' (Die Saga der norwegischen Siedlung in Grönland) ein etwas normalerer Rhythmus seiner Veröffentlichungen wieder ein. Mit dem Buch ''Vikingeskipene'' (Wikingerschiffe) , zusammen mit H. Shetelig verfaßt, klingt im Jahre 1950 das Schaffen von Anton Wilhelm Brøgger aus. |
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== Schriften (Auswahl) == |
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* ''Øxer ar Nøstvettypen'', H. Aschehoug & Co, Christiania 1905 |
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* ''Den arktiske stenalder i Norge'', Jacob Dybwards Forlag, Christiania 1909 |
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* ''Borrefundet og vestfoldkongernes graver'', Jacob Dybwards Forlag, Christiania 1916 |
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* ''Ertog og Øre'', Jacob Dybwards Forlag, Christiania 1921 |
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* ''Gamle emigrante: nordmennenes bosetning på norskehavskystene'', Gyldendal norsk Forlag, Oslo 1928 |
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* ''Den norske bosetningen på Shetland-Orknøyene: Studier og resultater'', Jacob Dybwards Forlag, Oslo 1930 |
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* ''Vinlandsferdene'', Gyldendal norsk Forlag, Oslo 1937 |
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* ''Winlandfahrten: Wikinger entdecken Amerika'', übersetzt von H. Kurtzweil, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1939 |
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* ''Jernet og Norges eldste økonomiske historie'', Jacob Dybwards Forlag, Oslo 1940 |
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* ''Stiklestadslaget'', Jacob Dybwards Forlag, Oslo 1946 |
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* mit Haakon Shetelig: ''Vikingeskipene'', Dreyers Forlag, Oslo 1950 |
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== Literatur == |
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* Aa. P. Gjerde, S. Røyneland: ''Anton Wilhelm Brøgger. Ein bibliografi.'' Statens bibliotekhøgskole, Oslo 1988. |
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== Weblinks == |
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* [http://nbl.snl.no/Anton_Wilhelm_Br%C3%B8gger_-_1 Biographie im Norsk Biorafisk Leksikon] |
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* [http://snl.no/Anton_Wilhelm_Brøgger/norsk_arkeolog Kurzbiographie im Store norske leksikon] |
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* [http://www.fotonettverk-rogaland.no/content/search?SearchText=brøgger&x=12&y=10 Fotosammlung (Stavanger)] Einige Arbeitsbilder (Fotos) Brøggers aus der Stavanger-Zeit. |
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{{Normdaten|TYP=p|GND=1012607119|LCCN=n/83/220467|VIAF=114431574}} |
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{{SORTIERUNG:Brøgger, Anton Wilhelm}} |
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[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Oslo)]] |
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[[Kategorie:Mitglied der Königlich Dänischen Akademie der Wissenschaften]] |
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[[Kategorie:Storting-Abgeordneter]] |
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[[Kategorie:Norweger]] |
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[[Kategorie:Geboren 1884]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1951]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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|NAME=Brøgger, Anton Wilhelm |
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|ALTERNATIVNAMEN=Brøgger, Anton W.; Brøgger, A. W. |
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|KURZBESCHREIBUNG=norwegischer Prähistoriker und Politiker |
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|GEBURTSDATUM=11. Oktober 1884 |
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|GEBURTSORT=[[Stockholm]] |
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|STERBEDATUM=29. August 1951 |
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|STERBEORT=[[Oslo]] |
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Version vom 15. Dezember 2013, 20:50 Uhr

Anton Wilhelm Brøgger (* 11. Oktober 1884 in Stockholm; † 29. August 1951 in Oslo) war ein norwegischer Prähistoriker und Politiker, dessen Wirken (im wissenschaftlichen wie auch verwaltungstechnischen und organisatorischen Bereich) für die archäologische Forschung in Norwegen von großer Bedeutung gewesen ist. Er war Professor für skandinavische Archäologie und Direktor des Historischen Museums (Oldsaksamling) der Universität Oslo.
Neben einer Reihe von Schriften, in denen er manch eigenständinge und oft auch ansprechende Theorie vertreten hat, sind von ihm unzählige Artikel und Essays in Zeitungen veröffentlicht worden und er ist auch Mitherausgeber einiger Fachzeitschriften gewesen. Dazu hat Anton Wilhelm Brøgger in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen einige Jahre lang parteipolitisch eine aktive Rolle in seinem Land gespielt.
Herkunft und Entwicklung
Anton Wilhelm Brøggers Vater war der Mineraloge und Geologe Waldemar Christofer Brøgger (1851-1940), der u. a. an verschiedenen skandinavischen Universitäten als Professor gelehrt und einen internationalen Ruf besessen hat. Der volle Geburtsname der Mutter lautete Sophie Wilhelmine Sievers Scheel (1854-1933).
Als Schüler assistierte Anton Wilhelm seinem Vater bei dessen Forschungen und wurde so schon früh an die wissenschaftliche Arbeit herangeführt. Im Jahr 1903 machte er sein Abitur. Danach besuchte er (wohl in unregelmäßigen Abständen) Vorlesungen über Archäologie und skandinavische Geschichte. Im Jahre 1905 veröffentlichte er eine kleine Studie über die norwegische Steinzeit (Øxer av Nøstvettypen).
Von 1905 bis 1909 besuchte Anton Wilhelm Brøgger zu Studienzwecken skandinavische und norddeutsche Museen und hat vielleicht auch Vorlesungen an verschiedenen Universitäten in jenen Ländern gehört; einen durchgehenden längeren Studiengang scheint er aber nie absolviert zu haben.
Im Jahre 1909 wurde er mit einer Arbeit über die norwegische Steinzeit (Den arktiske stenalder i Norge) an der Universität Oslo zum Dr. phil. promoviert. Am 19. Juli 1909 heiratete er Inger Ursin (1882-1941). Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor, die beide Schriftsteller wurden: Waldemar Christofer Brøgger (1911-1991) und Niels Christian Brøgger (1914-1966).
Betätigungsfelder
Die erste Tätigkeit von Anton Wilhelm Brøgger war von 1909 bis 1913 die eines Kurators im Museum von Stavanger, das er gründlich neu organisierte. Dazu führte er umfangreiche Ausgrabungen in Vistehola durch, einer Steinzeitsiedlung, die etwa zehn km nordwestlich von Stavanger in der Küstenlandschaft Jæren liegt. Für die Stavanger Zeitung (Aftenblad) hat er eine ganze Reihe von Artikeln verfasst. Ein literarisches Ergebnis dieser Zeit war ein Buch über Stavangers Geschichte im Mittelalter (Stavangers historie i middelalderen), das 1915 veröffentlicht worden ist. 1913 wurde er Direktor des Historischen Museums (Oldsaksamling) der Universität Oslo (damals noch Christiania) und 1915 dann ordentlicher Professor für Archäologie an dieser Universität.
Bis zu seiner Pensionierung 1949 hat Anton Wilhelm Brøgger dieses Amt ausgeübt und in dieser Zeit die archäologische Arbeit und Forschung in Norwegen umfassend vorangebracht. Eine seiner ersten Aufgaben war die Weiterführung der Arbeit an der Dokumentation des Osebergfundes (Osebergfunnet), die durch den Tod von Gabriel Gustafson (1853-1915) unterbrochen worden war. Zusammen mit Haakon Shetelig (1877-1955) und Hjalmar Falk (1859-1928) wurden unter seiner Federführung von 1917 bis 1928 vier Bände darüber verfasst und veröffentlicht. (Auch ein weiteres Vorhaben von Gustafson wurde von Brøgger in die Tat umgesetzt: der Bau eines Museums zur Aufnahme aller gefundener Wikingerschiffe. Die Errichtung dieses Vikingskipshuset [Wkingerschiffmuseum] wurde in mehreren Bauabschnitten ausgeführt und war im wesentlichen 1932 fertiggestellt; das Osebergschiff erhielt seinen Platz dort 1926, Gokstadschiff und Tuneschiff folgten in den nächsten Jahren.)
Dazu wurden von Anton Wilhelm Brøgger im Laufe seines Arbeitslebens noch eine ganze Reihe anderer Schriften geschrieben und veröffentlicht wie zum Beispiel im Jahre 1921 Ertog og Øre (Ertog und Øre), eine Studie zu eisenzeitlichen Gewichtseinheiten und eines seiner Hauptwerke, oder 1925 Det norske folk i oldtiden (Das norwegische Volk in alten Zeiten), eine sehr geistvolle und damit zum Widerspruch herausfordernde Schrift. — Im Jahr 1928 führte Anton Wilhelm Brøgger eine archäologische Expedition zu den Orkneys und Shetlandinseln durch, um dort norwegische Siedlungsspuren zu untersuchen. Das Ergebnis dieser Nachforschungen wurde 1930 in der Schrift Den norske bosetningen på Shetland-Orknøyene (Die norwegischen Siedlungen auf den Shetlands und Orkneys) veröffentlicht.
Die öffentliche Einflussnahme von Anton Wilhelm Brøgger auf die Entwicklung der archäologischen Wissenschaft und somit auf die Kulturpolitik Norwegens ist während seines ganzen Arbeitslebens erheblich gewesen. So war er von 1918 bis 1934 Vorsitzender des Landesverbandes der norwegischen Museen (Norske museers landsforbund) und von 1936 bis zu seinem Tod im Jahre 1951 Generalsekretär der Norwegischen Archäologischen Gesellschaft (Norsk Arkeologisk Selskap), die er auch mitbegründet hatte. Dazu gab es auch eine politisch sehr aktive Phase: von 1928 bis 1930 war er Abgeordneter im norwegischen Parlament (Stortinget) und von 1930 bis 1931 Vorsitzender einer linksliberalen Partei (Frisinnende Venstre). — Es ist zweifellos ein gewaltiges Arbeitspensum gewesen, das Anton Wilhelm Brøgger im Laufe seines Lebens zu bewältigen gehabt hat. Doch es hat ihn wohl nicht überstark belastet, da er zu allem, was er dabei tat, sich sicherlich berufen gefühlt hat. Er wird als Künstlernatur beschrieben und scheint die große Gabe besessen zu haben, die jeweiligen Dinge im richtigen Abstand zu sehen. Und so ist er nicht nur akademisch sondern auch einfach und sachlich an manche Dinge herangegangen wie zum Beispiel in seinem Werk Vinlandsferdene (Winlandfahrten) von 1937, in dem er einige Schlüsse von Angaben in den nordischen Sagas vom seemännischen Standpunkt aus gezogen hat; das Buch ist 1939 auch in Deutschland veröffentlicht worden.
Eine aufregende Zeit erlebte Anton Wilhelm Brøgger wie auch viele andere seiner Landsleute in der Zeit von 1940 bis 1945, als seine Heimat von Deutschland besetzt war. Aufgrund seines Widerstandswillens wurde er zweimal verhaftet und von September 1941 bis zum Herbst 1942 im Polizeihäftlingslager Grini inhaftiert.
Unter diesen Kriegsereignissen hatte seine wissenschaftliche Arbeit gelitten. Erst im Jahr 1945 setzt mit der Arbeit Sagaen om norskebygdene på Grønland (Die Saga der norwegischen Siedlung in Grönland) ein etwas normalerer Rhythmus seiner Veröffentlichungen wieder ein. Mit dem Buch Vikingeskipene (Wikingerschiffe) , zusammen mit H. Shetelig verfaßt, klingt im Jahre 1950 das Schaffen von Anton Wilhelm Brøgger aus.
Schriften (Auswahl)
- Øxer ar Nøstvettypen, H. Aschehoug & Co, Christiania 1905
- Den arktiske stenalder i Norge, Jacob Dybwards Forlag, Christiania 1909
- Borrefundet og vestfoldkongernes graver, Jacob Dybwards Forlag, Christiania 1916
- Ertog og Øre, Jacob Dybwards Forlag, Christiania 1921
- Gamle emigrante: nordmennenes bosetning på norskehavskystene, Gyldendal norsk Forlag, Oslo 1928
- Den norske bosetningen på Shetland-Orknøyene: Studier og resultater, Jacob Dybwards Forlag, Oslo 1930
- Vinlandsferdene, Gyldendal norsk Forlag, Oslo 1937
- Winlandfahrten: Wikinger entdecken Amerika, übersetzt von H. Kurtzweil, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1939
- Jernet og Norges eldste økonomiske historie, Jacob Dybwards Forlag, Oslo 1940
- Stiklestadslaget, Jacob Dybwards Forlag, Oslo 1946
- mit Haakon Shetelig: Vikingeskipene, Dreyers Forlag, Oslo 1950
Literatur
- Aa. P. Gjerde, S. Røyneland: Anton Wilhelm Brøgger. Ein bibliografi. Statens bibliotekhøgskole, Oslo 1988.
Weblinks
- Biographie im Norsk Biorafisk Leksikon
- Kurzbiographie im Store norske leksikon
- Fotosammlung (Stavanger) Einige Arbeitsbilder (Fotos) Brøggers aus der Stavanger-Zeit.
Personendaten | |
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NAME | Brøgger, Anton Wilhelm |
ALTERNATIVNAMEN | Brøgger, Anton W.; Brøgger, A. W. |
KURZBESCHREIBUNG | norwegischer Prähistoriker und Politiker |
GEBURTSDATUM | 11. Oktober 1884 |
GEBURTSORT | Stockholm |
STERBEDATUM | 29. August 1951 |
STERBEORT | Oslo |