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Gewerkschaftliche Bildungsarbeit und Hypatia: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Gewerkschaftliche Bildungsarbeit''' ist [[Jugendbildung|Jugend-]] und [[Erwachsenenbildung]] die von [[Gewerkschaft|Gewerkschaften]] geleistet wird. Gewerkschaftliche Bildungsarbeit wird als Teil der Organisationsarbeit von Gewerkschaften verstanden<ref>Vgl. hierzu Diegmüller 2011 und Budde 2002: Gewerkschaftliche Bildungsarbeit "ist Teil der Organisationsarbeit".</ref> und zielt auf die Erweiterung der persönlichen, betrieblichen und gesellschaftlichen Handlungsfähigkeit. Gewerkschaftliche Bildungsarbeit versteht sich ausdrücklich als [[Politische Bildung|politische Bildungsarbeit]]<ref>Dem entsprechend werden gewerkschaftliche Bildungsmaßnahmen im "Monitor politische Bildung" von Dirk Lange auf der gesellschaftlichen Ebene aufgelistet. Vgl. dazu Lange 2010, S. 134ff</ref><ref group="Zitat">"Gewerkschaftliche Bildungsarbeit versteht sich als politische Bildungsarbeit" (Ludwig 2003, S. 83).</ref>.
[[Datei:Hypatia (Charles William Mitchell).jpg|miniatur|Hypatia vor ihrer Ermordung in der Kirche. Gemälde von [[Charles William Mitchell]], 1885, [[Laing Art Gallery]], [[Newcastle upon Tyne|Newcastle]]]]
'''Hypatia''' (auch ''Hypatia von Alexandria'', {{ELSalt|Ὑπατία ''Hypatía''}}; * um 355 in [[Alexandria]]; † März 415 oder März 416 in Alexandria) war eine griechische [[spätantike]] [[Mathematiker]]in, [[Astronom]]in und [[Philosoph]]in. Von ihren Werken ist nichts erhalten geblieben, Einzelheiten ihrer Lehre sind nicht bekannt. Sie unterrichtete öffentlich und vertrat einen vermutlich mit [[Kynismus|kynischem]] Gedankengut angereicherten [[Neuplatonismus]]. Als Vertreterin einer nichtchristlichen philosophischen Tradition gehörte sie im überwiegend christlichen Alexandria der bedrängten [[Heidentum|paganen]] Minderheit an. Dennoch konnte sie lange unangefochten lehren und erfreute sich hohen Ansehens. Schließlich wurde sie aber das Opfer eines politischen Machtkampfs, in dem religiöse Gegensätze instrumentalisiert wurden. Eine aufgehetzte christliche Menge brachte sie in eine Kirche, ermordete sie dort und zerstückelte ihren Leichnam.


Der Nachwelt blieb Hypatia hauptsächlich wegen der spektakulären Umstände ihres Todes in Erinnerung. Kein anderer Einzelfall von [[Heidenverfolgung]] erregte so großes Aufsehen. Seit dem 18.&nbsp;Jahrhundert wird Hypatias Ermordung oft im Rahmen von Kritik am kirchlich organisierten Christentum als Beispiel für Intoleranz und für eine wissenschaftsfeindliche Haltung kirchlicher Kreise angeführt. In feministischer Literatur erscheint sie als frühe Vertreterin einer mit überlegenem Wissen ausgestatteten emanzipierten Weiblichkeit und als Opfer einer frauenfeindlichen Haltung ihrer Gegner. Moderne nichtwissenschaftliche Darstellungen und belletristische Bearbeitungen des Stoffs zeichnen ein Bild, das oft wenig Ähnlichkeit mit den quellenmäßig abgedeckten Befunden der Forschung hat.
== Allgemeines zur gewerkschaftlichen Bildungsarbeit ==


== Quellen ==
=== Geschichte der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit ===
[[Datei:Bundesarchiv_Bild_183-1986-0722-018,_Bernau,_Klasse_der_Gewerkschaftshochschule.jpg|thumb|right|Eine Klasse der "Fritz Heckert" Gewerkschaftshochschule des FDGB (ehemalige [[DDR]]). In den Nachkriegsjahren hatten auch die [[Einheitsgewerkschaft|DGB Gewerkschaften]] ihre Bildungsarbeit oft über Klassenräume und/oder in Form von schulischer Bildung organisiert.]]
Gewerkschaften hatten sich von Beginn an als [[Arbeiterbildungsverein|Arbeiterbildungsvereine]] verstanden. Insofern bestand mit den Anfängen der [[Arbeiterbewegung]] auch der Wunsch nach [[Arbeiterbildung]]. Hinzu kam sehr schnell der Wunsch nach Bildungsarbeit im Sinne einer [[Allgemeinbildung]] als auch der Wunsch nach der Herausbildung von [[Klassenbewusstsein]]. Grob lässt sich diese Bildung in die Zeit des [[Vormärz]] ([[Arbeiterbildungsverein#Arbeiterbildungsvereine vor 1848|bis 1848]]), die Zeit von 1848 bis zu den [[Sozialistengesetze|Sozialistengesetzen]] und schließlich die Zeit bis zum [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] einteilen ([[Arbeiterbildungsverein#Arbeiterbildungsvereine nach 1848|ab 1848]]). In der [[Weimarer Republik|Weimarer Zeit]], also ab [[1919]] wird die gewerkschaftliche Bildungsarbeit des [[ADGB|Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds]] (ADGB) im Sinne gewerkschaftlicher Bildungsarbeit ausgebaut. Sie bleibt aber, wie die anderer Gewerkschaften zu dieser Zeit auch, parteipolitisch gebunden. <br />


Über Hypatias Leben und Werk liegen nur spärliche Nachrichten vor. Die wichtigsten Quellen sind:
Nach dem Zivilisationsbruch durch das faschistische Regime wird die gewerkschaftliche Bildungsarbeit ab 1945 wieder systematisch aufgebaut. Dabei unterscheidet sie sich zunächst sowohl in Bezug auf die inhaltliche Ausrichtung, als auch die konkreten Strukturen nach den unterschiedlichen Besatzungszonen. In Westdeutschland war die gewerkschaftliche Bildungsarbeit der [[Entnazifizierung]] und dem Gedanken der [[Reeducation]] verpflichtet und machte seitdem die Aufklärung über die Verbrechen des [[NS-Regime|NS-Regimes]] sowie den Kampf gegen [[Neofaschismus]] zu einer ihrer Säulen.<ref>Siehe hierzu Dittrich & Günthner 1998</ref> Sonst folgte die gewerkschaftliche Bildungsarbeit der DGB Gewerkschaften in den alten Bundesländern den Entwicklungen der Bundesrepublik Deutschland in der Nachkriegsgeschichte und den unterschiedlichen Fragen, die sich bezüglich der Bildung generell stellten.
* sieben an Hypatia gerichtete Briefe des Neuplatonikers [[Synesios von Kyrene]], der sie außerdem in weiteren Briefen und in seiner Abhandlung „Über das Geschenk“ erwähnt. Als Schüler und Freund Hypatias war Synesios sehr gut informiert. Da er am Neuplatonismus festhielt, aber zugleich Christ war und sogar Bischof von [[Ptolemais (Kyrenaika)|Ptolemais]] wurde, ist seine Sichtweise relativ wenig von Parteinahme in den religiösen Konflikten geprägt.
Dabei unterscheidet sich die gewerkschaftliche Bildungsarbeit erheblich zwischen den einzelnen Gewerkschaften. In der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone wurden die Gewerkschaften in Form des [[Freier_Deutscher_Gewerkschaftsbund|Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes]] (FDGB) in einer anderen Struktur gegründet. Dies hatte auch für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit in Ostdeutschland andere Bedingungen und Konsequenzen zur Folge.
* die „Kirchengeschichte“ des Sokrates von Konstantinopel ([[Sokrates Scholastikos]]), der ein jüngerer Zeitgenosse Hypatias war. Ungeachtet des religiösen Gegensatzes schildert Sokrates die Philosophin respektvoll und verurteilt ihre Ermordung nachdrücklich als unchristliche Tat. Auf seinen Angaben fußen die meisten Darstellungen späterer [[Byzantinisches Reich|byzantinischer]] [[Byzantinische Geschichtsschreibung|Geschichtsschreiber]], welche aber die Vorgänge zum Teil anders bewerten als Sokrates.
* die nur fragmentarisch erhaltene „Philosophische Geschichte“ des Neuplatonikers [[Damaskios]], die im Zeitraum 517–526 entstanden ist. Damaskios war ein entschiedener Anhänger der alten Religion und Gegner des Christentums. Er neigte zu kritischen Urteilen über die Kompetenz von Philosophen, die seinen Maßstäben nicht genügten, und auch seine Bemerkungen über Hypatia lassen eine abschätzige Haltung erkennen.
* die Chronik des ägyptischen Bischofs [[Johannes von Nikiu]]. Johannes, der im 7.&nbsp;Jahrhundert schreibt, also aus großer zeitlicher Distanz berichtet, billigt Hypatias Ermordung und ergreift vorbehaltlos für ihre radikalen Gegner Partei.
* der Hypatia gewidmete Artikel in der [[Suda]], einer byzantinischen Enzyklopädie des 10.&nbsp;Jahrhunderts.<ref>Suda, [[Ada Adler|Adler]]-Nr. Y 166, [http://www.stoa.org/sol-bin/search.pl?db=REAL&field=adlerhw_gr&searchstr=upsilon,166 online].</ref> Dort sind Angaben unterschiedlicher Herkunft und Qualität unkritisch aneinandergereiht. Der Verfasser des Suda-Artikels verwertete Nachrichtenmaterial aus der „Philosophischen Geschichte“ des Damaskios und wahrscheinlich auch aus einer weiteren spätantiken Quelle, der von [[Hesychios von Milet]] angelegten Sammlung von Literaten-Biographien, die heute bis auf Fragmente verloren ist. In seiner Darstellung ist legendenhafte Ausschmückung erkennbar.


== Leben ==
=== Ziel und Zweck gewerkschaftlicher Bildungsarbeit ===
Da gewerkschaftliche Bildungsarbeit immer auch darauf bezogen sein muss, die Interessen von abhängig Beschäftigten zu artikulieren und durchzusetzen, steht sie oft auch in einem Spannungsfeld zu den Gewerkschaften als Organisation. Die unterschiedlichen Gewerkschaften und auch der DGB haben eine je eigene Interpretation von Gesellschaft und ihrer Entwicklung. Aber auch Stragien der Findung von Forderungen und ihrer Durchsetzung. Grundsätzlich stellt gewerkschaftliche Bildungsarbeit auch hierfür ein gutes Mittel dar. Doch gewerkschaftliche Beschlüsse (die sogenannte "Beschlusslage") stellen zugleich "Vereinbarungen auf Zeit" dar. In diesem Zusammenhang ist zu fragen, "wie sich die Funktion gewerkschaftlicher Bildungsarbeit in diesem Diskussions- und Willensbildungsprozeß bestimmt".<ref>Bahl-Benker & Röske 1980, S. 393</ref><ref group="Zitat"> Es stellt sich also die Frage, ob die "sich in der Beschlußlage manife- stierenden langen, wechselvollen, kollektiven Erfahrungen der Organisation als statisch zu betrachten" sind und es immer nur gelten kann, diese "immer wieder neu in die Köpfe hineinzubringen". Oder ob "Probleme und Entwicklungen, die zu dieser innergewerkschaftlichen 'Vereinbarung auf Zeit' geführt haben, wieder neu in ihren einzelnen Fragestellungen, Bedingungen und Konsequenzen diskutiert werden" dürfen (Bahl-Benker & Röske 1980, S. 400).</ref>


Hypatias Vater war der Astronom und Mathematiker [[Theon von Alexandria]], der letzte namentlich bekannte Wissenschaftler im [[Museion von Alexandria]], einer berühmten staatlich finanzierten Forschungsstätte.<ref>Die Hypothese von Denis Roques, wonach der Vater Hypatias in Wirklichkeit Theoteknos hieß, hat sich nicht durchgesetzt; siehe dazu Saffrey (2000) S. 814.</ref> Wahrscheinlich wurde Hypatia um 355 geboren, denn zum Zeitpunkt ihres Todes war sie, wie der Chronist [[Johannes Malalas]] berichtet, bereits eine „alte Frau“, vermutlich etwa sechzigjährig.<ref>Siehe dazu Saffrey (2000) S. 814f. und Robert J. Penella: ''When was Hypatia born?'' In: ''Historia'' 33, 1984, S. 126–128 mit weiteren Argumenten; vgl. Deakin (2007) S. 51f., 174 und Dzielska (1995) S. 67f. Der alte Datierungsansatz um 370 ist überholt.</ref> Sie scheint das ganze Leben in ihrer Heimatstadt Alexandria verbracht zu haben. Bei ihrem Vater erhielt sie eine mathematische und astronomische Ausbildung. Später beteiligte sie sich an seiner astronomischen Arbeit. Wer ihr Philosophielehrer war, ist unbekannt; einer Forschungshypothese zufolge kommt Antoninos, ein Sohn der Philosophin [[Sosipatra]], in Betracht.<ref>Alan Cameron, Jacqueline Long: ''Barbarians and Politics at the Court of Arcadius'', Berkeley 1993, S. 51; Saffrey (2000) S. 816.</ref>
==== Das Verhältnis zur Organisation ====
Der Streit um pädagogische Konzepte in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit war immer auch eine Auseinandersetzung um die Frage, welchen Zweck gewerkschaftliche Bildungsarbeit verfolgen soll oder muss. Dies lässt sich sehr gut an der Auseinandersetzung um den "Leitfadenansatz" (wie beispielsweise bei der IG Metall) im Gegensatz zum sogenannten "Erfahrungsansatz" (wie bei der damaligen [[DGB-Bundesjugendschule Oberursel]]) in den 1980er Jahren zeigen.<ref>Hierzu Bahl-Benker & Röske 1980</ref> Eine Diskussion, die nicht nur durch Mißverständnisse sehr erbittert geführt wurde.
* So legte der ''Leitfadenansatz'' allgemein "Lernziele, Lerninhalte, Lernschritte und -materialien in einem Leitfaden fest"<ref>(a.a.O.: S. 394)</ref>. Was dazu führt, dass der gewünschte Lehrgangsverlauf detailliert beschrieben werden konnte. Kombiniert mit einem deutlichen Planungsoptimismus bezüglich der Seminarverläufe wurde ein geschlossenes Curriculum entwickelt, das sich in Stufenkonzeptionen präsentierte.
* Der ''Erfahrungsansatz'' ging dagegen davon aus, dass "Bewußtseinsbildung unmittelbar die vielfältigen und widersprüchlichen Erfahrungen und Bedingungen der Teilnehmer(innen) aufgreifen muß". Er ging sehr unmittelbar auf Oskar Negts [[Titel#Soziologische_Phantasie_als_Vermittlungsprinzip|Soziologische Phantasie]] zurück und sollte neben dem rein kognitiven Lernen auch "all die Ängste, Abwehrstrategien, psychischen Barrieren und Blockierungen, die interessenbewußtes Handeln erschweren und verhindern" zum Thema machen können<ref>(a.a.O., S. 397)</ref>.
Die Tauglichkeit beider Ansätze wurde in der Realität gewerkschaftlicher Bildungsarbeit immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Vor allem aber war in beiden Fällen nicht geklärt, wie weit im Rahmen gewerkschaftspolitischer Seminare gedacht werden kann und darf. In den jeweiligen Lernbegriffen hinter den Konzepten stand das Verhältnis zu den Gewerkschaften als Organisation zur Debatte. Wohl ein wichtiger Grund dafür, warum diese Debatten zum Teil äußerst heftig geführt wurden.<ref group="Zitat">Dabei ging es "um das Verhältnis von Bildungsarbeit und Organisation - bestimmt durch den Widerspruch der Notwendigkeit von Zentralisierung und Vereinheitlichung als Voraussetzung gewerkschaftlicher Schlagkraft einerseits und andererseits der Unmöglichkeit, das Lernen und Denken zu begrenzen, das sich auf die eigenen Interessen als Lohnabhängiger und deren Durchsetzungsmöglichkeiten bezieht" (Bahl-Benker & Röske 1980, S. 400). </ref> <br />


Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung begann sie selbst Mathematik- und Philosophieunterricht zu erteilen. Nach Angaben der Suda verband sie rhetorische Begabung mit einer umsichtigen, durchdachten Vorgehensweise. Sokrates von Konstantinopel berichtet, von überall seien Hörer zu ihr gekommen. Manche ihrer Schüler waren Christen, der berühmteste von ihnen war Synesios, der im letzten Jahrzehnt des 4.&nbsp;Jahrhunderts bei ihr sowohl Philosophie als auch Astronomie studierte. Damaskios berichtet, Hypatia habe den Philosophenmantel ''(tríbōn)'' getragen und sei in der Stadt unterwegs gewesen, um öffentlich zu unterrichten und allen, die sie hören wollten, die Lehren Platons oder [[Aristoteles]]’ oder auch jedes beliebigen anderen Philosophen auszulegen. Wie diese Nachricht zu deuten ist, ist in der Forschung umstritten. Jedenfalls stützt sie nicht die Ansicht, dass Hypatia einen aus öffentlichen Mitteln finanzierten Lehrstuhl innehatte; dafür gibt es keinen Beleg.<ref>[[Heinrich Dörrie]]/[[Matthias Baltes]]: ''Der Platonismus in der Antike'', Band 3, Stuttgart-Bad Cannstatt 1993, S. 133 Anm. 6; Edward J. Watts: ''City and School in Late Antique Athens and Alexandria'', Berkeley 2006, S. 194f.; Dzielska (1995) S. 56. Die Hypothese einer staatlich bezahlten Lehrtätigkeit Hypatias vertreten Markus Vinzent: ''“Oxbridge“ in der ausgehenden Spätantike''. In: ''Zeitschrift für antikes Christentum'' 4, 2000, S. 49–82, hier: 67–69 und Pierre Chuvin: ''Chronique des derniers païens'', Paris 1991, S. 90.</ref> Étienne Évrard interpretiert die Formulierung des Damaskios in dem Sinne, dass Hypatia auf offener Straße gelehrt hat.<ref>Étienne Évrard: ''À quel titre Hypatie enseigna-t-elle la philosophie?'' In: ''Revue des Études grecques'' 90, 1977, S. 69–74.</ref> Dies rückt sie hinsichtlich der Art ihres Auftretens in die Nähe des [[Kynismus]], ebenso wie der Hinweis auf ihren Philosophenmantel, ein Kleidungsstück, das man mit Kynikern zu assoziieren pflegte. Dazu passt ihr ungezwungenes Auftreten zu Anlässen, bei denen sonst nur Männer anwesend waren.
==== Zielgruppen der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit ====
[[Datei:Pinnwand_mit_BetrVG2.jpg|thumb|right|Je nach Zielgruppe unterscheiden sich die Inhalte, die vermittelt werden sollen. Hier die in Gruppen erarbeiteten Ergebnisse, die für betriebliche Interessenvertretungen wichtig sind.]]
[[Datei:Visualisierung_betrieblicher_Umweltschutz.jpg|thumb|right|Die angewandten Methoden unterscheiden sich eher durch das Selbstverständnis der eingesetzten Referenten /-innen.]]
Spätestens Mittte der 1990er Jahre ist eine weitere heftige innergewerkschaftliche Diskussion um den Sinn und die Aufgaben gewerkschaftlicher Bildungsarbeit entbrannt. Diesmal um die Frage, welche Zielgruppen die Gewerkschaften typischerweise mit ihrer Bildungsarbeit adressieren. Dies ging, wie auch schon in den 1980er Jahren, einher mit der Debatte um neue Methoden (beispielsweise [[Zukunftswerkstatt|Zukunftswerkstätten]] oder [[Kommunikation|Kommunikationsworkshops]] und Kompetenzen der Lehrenden (hier vor allem [[soziale Kompetenz|"soziale Kompetenzen"]]) im Rahmen der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit. Seit dieser Zeit stehen sich bis heute mindestens zwei sehr disparate Postionen gegenüber:
# Gewerkschaftliche Bildungsarbeit dient primär oder ausschließlich der Gewinnung gewerkschaftlicher Funktionsträger /-innen.
# Gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist den Mitgliedern allgemein verpflichtet und stellt zusätzlich eine kommunalpolitische Vorfeldarbeit oder auch Überzeugungsarbeit für Bürger /-innen im Allgemeinen dar.
Hierbei handelt es sich um einen Streit von [[Überzeugung|Überzeugungen]] oder auch [[Ideologie|Ideologien]], denn beide Positionen sind empirisch nicht (ohne weiteres) nachzuweisen.
# Die erste Position deshalb nicht, weil die Teilnehmer /-innen auf gewerkschaftliche Bildungsveranstaltungen schon mit einem Vorverständnis bzw. einer gewerkschaftlich positiven Grundstimmung kommen.
# Die zweite Position deshalb nicht, weil eine positive Grundstimmung für gewerkschaftliche Ziele und Positionen durch deren Bildungsarbeit nicht zu erfassen ist.<br />
Dieser Konflikt ist nie zu Ende geführt und ausgetragen worden. Er endete zunächst abrupt mit der [[Wiedervereinigung]]. Nun kam der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit primär die Aufgabe zu, das westliche Modell mehr oder weniger unkritisch auf Ostdeutschland zu übertragen.


Damaskios lässt durchblicken, dass er Hypatias öffentliches Auftreten missbilligte. Er war der Meinung, dass Philosophieunterricht nicht in der Öffentlichkeit und nicht jedem, sondern nur entsprechend qualifizierten Schülern erteilt werden sollte.<ref>Siehe dazu Cameron/Long (1993) S. 41–44.</ref> Möglicherweise hat er bei seiner Darstellung von Hypatias Tätigkeit karikierend übertrieben. Jedenfalls kann man seinen Worten entnehmen, dass sie philosophische Themen, die man sonst in geschlossenem Kreis unter einschlägig Gebildeten zu erörtern pflegte, einer relativ breiten Öffentlichkeit unterbreitete. Ein so ungewöhnliches Vorgehen, zumal bei einer Frau, erregte Aufsehen.
=== Struktur der Bildungsarbeit der Gewerkschaften ===
In [[Deutschland]] wird die brachenübergreifende und politische gewerkschaftliche Bildungsarbeit vom [[DGB]] vor allem über die verschiedenen DGB Bildungswerke und seine regionalen Verbände ([[DGB Regionen]]) sowie die Kreis- und Stadtverbände organisiert. Branchenspezifisch und für die betrieblichen Interessenvertregungen wird gewerkschaftliche Bildungsarbeit vor allem von den Einzelgewerkschaften organisiert. Auch verschiedene gewerkschaftsnahe Institutionen wie [[Arbeit und Leben]], die Bildungswerke in der Gewerkschaft [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft|ver.di]] (wie auch ver.di GPB, [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft|ver.di b+b]]) und einige [[Heimvolkshochschule|Heimvolkshochschulen]] führen gewerkschaftliche Bildungsarbeit durch. Und schließlich ist noch die [[DGB-Jugend]], was die Jugendorganisationen der Einzelgewerkschaften umfasst, als Träger gewerkschaftlicher Bildungsarbeit zu erwähnen. Diese führt ihre Bildungsmaßnahmen oft in Kooperation mit den regionalen und/oder landesweiten Jugendorganisationen durch.


In diese Richtung weist auch eine in der Suda überlieferte Anekdote, wonach sie einem in sie verliebten Schüler ihr Menstruationsblut als Symbol für die Unreinheit der materiellen Welt zeigte, um ihm die Fragwürdigkeit seines sexuellen Begehrens drastisch vor Augen zu führen. Die Geringschätzung des Körpers und der körperlichen Bedürfnisse war ein Merkmal der neuplatonischen Weltsicht. Wenn auch die Anekdote möglicherweise erst im Zuge der Legendenbildung entstanden ist, mag sie einen wahrer Kern haben, jedenfalls war Hypatia dafür bekannt, auch vor einem bewusst provozierenden Verhalten nicht zurückzuschrecken. Dies ist ebenfalls ein Indiz für ein kynisches Element in ihrer philosophischen Haltung: Kyniker pflegten kalkuliert zu schockieren, um Erkenntnisse herbeizuführen.<ref>Zum Verständnis der Anekdote siehe Enrico Livrea: ''I {{Polytonisch|γυναικεῖα ῥάκη}} di Ipazia''. In: ''[[Eikasmós]]'' 6, 1995, S. 271–273; Danuta Shanzer: ''Merely a Cynic Gesture?'' In: ''Rivista di filologia e di istruzione classica'' 113, 1985, S. 61–66. Vgl. Christian Lacombrade: ''Hypatie, un singulier „revival“ du cynisme''. In: ''Byzantion'' 65, 1995, S. 529–531; John M. Rist: [http://wwmat.mat.fc.ul.pt/~jnsilva/Sherlock/hypatia3.pdf ''Hypatia''] (PDF; 332&nbsp;kB). In: ''Phoenix'' 19, 1965, S. 214–225, hier: 220f.</ref>
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit konzentrierte sich in [[Deutschland]], seit die Arbeiterbewegung teilweise in die Systeme der sozialen Sicherung integriert wurde, auf die Schulung der gewerkschaftlichen Funktionsträger /-innen ([[Funktionärsschulung]]). Dies auch über den engen Kreis der in den Gewerkschaften Aktiven hinaus auf die in den verschiedenen sozialen Sicherungssystemen Tätigen. Daneben gibt es zusätzlich ein Repertoire an Allgemeinbildung, welches oft nicht nur den Mitgliedern offen steht, zu einem großen Teil aber von öffentlicher Förderung im Bereich der Erwachsenenbildung abhängig ist. Bis in die 1990er Jahre hatten die Gewerkschaften auch arbeiterbildende "[[Akademie|Akademien]]", wie etwa die [[Akademie der Arbeit]] in Frankfurt, die [[Sozialakademie Dortmund|Sozialakademie]] in Dortmund und schließlich die [[Hochschule für Wirtschaft und Politik]] in Hamburg. "Sie hatten eine wichtige Funktion bei der Qualifizierung gewerkschaftlicher FunktionärInnen, insbesondere bei der Übernahme hauptamtlicher Funktionen innerhalb der Gewerkschaften". Durch strukturell erhebliche Veränderungen verloren jedoch sowohl die Sozialakademie, als auch die Hochschule für Wirtschaft und Politik ihre Funktion als Akademien der ArbeiterInnenbildung.<ref>Derichs-Kunstmann <sub>3</sub>2009, S. 508f</ref><br /> In einem weiten Sinn gehörten auch die Gewerkschaftlichen Monatshefte zur gewerkschaftlichen Bildungsarbeit. Auf einem akademischen Niveau wurden hier bis 2004 sozialpolitische Probleme diskutiert und politische Strategien - vielfach mit einem externen Blick darauf - verhandelt. Diese Funktion hat heute das Internetorgan "[[Gegenblende]]" übernommen.


Neben dem Lehrstoff, den Hypatia der Öffentlichkeit vermittelte, gab es auch Geheimlehren, die einem engeren Schülerkreis vorbehalten bleiben sollten. Dies ist aus der Korrespondenz des Synesios ersichtlich, der gegenüber seinem Freund und Mitschüler Herkulianos mehrfach an das Gebot der Verschwiegenheit ''(echemythía)'' erinnert und Herkulianos vorwirft, sich nicht daran gehalten zu haben. Dabei verweist Synesios auf das Schweigegebot bei den [[Pythagoreer]]n. Die Vermittlung von Geheimwissen an unqualifizierte Personen führe dazu, dass solche eitlen und verständnislosen Hörer ihrerseits das Vernommene in verzerrter Form weitergäben, was letztlich eine Diskreditierung der Philosophie in der Öffentlichkeit bewirke.<ref>Synesios, Brief 143, Zeilen 1–52 Garzya; vgl. die Briefe 137 (Zeilen 41–45) und 142 (Zeilen 7–9). Siehe dazu Antonio Garzya, Denis Roques: ''Synésios de Cyrène'', Band 3: ''Correspondance. Lettres LXIV–CLVI'', Paris 2000, S. 399 Anm. 11–15, S. 400 Anm. 19, S. 408–410 Anm. 3–19.</ref>
Das Aufgabenspektrum gewerkschaftlicher Bildungsarbeit umfasst heute zwei Aspekte:
*die Erfüllung von Mitgliederinteressen nach Allgemeinbildung und spezifischen Bildungsangeboten in Bezug auf die Arbeits- und Lebenswelt
*die Bildung von Funktionsträger /-innen im Sinne der kompetenten Erfüllung von Organisationszielen. Sie soll dabei
**Multiplikatoren und Multiplikatorinnen gewerkschaftlicher Politik in ihren Aufgaben stärken,
**zur Integration von divergierenden Mitgliedermeinungen beitragen und schließlich
**eine Mobilisierung politischen "Bewusstseins" bewirken.


Sokrates von Konstantinopel schreibt, Hypatia sei in der Umgebung hoher Beamter aufgetreten. Sicher ist, dass sie zum Umkreis des römischen [[Präfekt (Römisches Reich)|Präfekten]] [[Orestes (Präfekt)|Orestes]] gehörte.
Als Theorie-Praxis-Struktur lässt sie sich wie in folgendem Schaubild charakterisieren:
{| border=1 align=left background-color: silver
!bgcolor="#CECECE" colspan="5" align="center" | Theorie-Praxis-Struktur gewerkschaftlicher Bildungsarbeit
|-
!bgcolor="#CECECE" width="180" | Politikfelder
!bgcolor="#CECECE" width="180" | Theorie-Praxis-Bezüge
!bgcolor="#CECECE" width="180" | Verhandlungsgegenstände
!bgcolor="#CECECE" width="180" | Vermittlungsmodi


Hypatia blieb ihr ganzes Leben unverheiratet. Die Angabe in der Suda, sie habe sich mit einem Philosophen namens Isidoros vermählt, ist auf einen Irrtum zurückzuführen. Damaskios erwähnt ihre außergewöhnliche Schönheit.
|-
|bgcolor="#CECECE"| gewerkschaftliche politische Zielsetzungen||bgcolor="#FFEBAD"|Organisationsspitze -----> Abteilung Bildung ||bgcolor="#FFEBAD"|Gewerkschaftspolitik - Gestaltung Bildungsarbeit||bgcolor="#FFEBAD"|bildungspolitische Theorie/Curricula/Bildungsverwaltung
|-
|bgcolor="#CECECE"|innergewerkschaftliche Bildungspolitik||bgcolor="#FFEBAD"|Abteilung Bildung -----> Schulen / Referenten ||bgcolor="#FFEBAD"|Konzepte - Seminare||bgcolor="#FFEBAD"|Pädagog. / didaktisch-meth. / org.-polit. Ziele
|-
|bgcolor="#CECECE"|Mitgliederpolitik / Politik der Mitglieder||bgcolor="#FFEBAD"|Schulen / Referenten -----> Teilnehmer / Teilnehmerinnen||bgcolor="#FFEBAD"|Bildungsmaterial - Seminare||bgcolor="#FFEBAD"|Methoden
|-
|bgcolor="#CECECE" colspan="4" align="center" | <small>(Annette Rehbock: Soziologisches Wissen und gewerkschaftliche Organisation, Münster 1989, S.30</small>)
|}
<br style="clear:both;" />


Im Rahmen ihrer naturwissenschaftlichen Arbeit befasste sich Hypatia auch mit Messgeräten. Dies ist aus der brieflichen Bitte des Synesios ersichtlich, sie möge ihm ein „Hydroskop“ schicken, womit offenbar ein [[Aräometer]] gemeint war.<ref>Deakin (2007) S. 104f., 193f.</ref> Ob das Instrument zur Erfassung und Beschreibung der Himmelskörperbewegungen, das Synesios bauen ließ, nach Anweisungen Hypatias konstruiert wurde, ist in der Forschung umstritten.<ref>Siehe zu dieser Frage [[Tassilo Schmitt]]: ''Die Bekehrung des Synesios von Kyrene'', München 2001, S. 278–280 und Anm. 128.</ref>
== Träger der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit ==


=== DGB-Bildungswerk BUND ===
== Tod ==
Nach eigenen Angaben verfügt das [[DGB-Bildungswerk|DGB Bildungswerk BUND]] über 200 Mitarbeiter, mehr als 250 Fachreferenten, Trainer, Teamer und Tutoren. Es werden jährlich fast 70.000 Teilnehmertage in über 600 Wochenveranstaltungen, Seminaren, Lehrgängen und Tagungen realisiert.


Hypatia wurde im März 415 oder im März 416 ermordet.<ref>Zur Frage der Datierung siehe Pierre Évieux: ''Introduction''. In: Pierre Évieux, William Harris Burns u.a. (Hrsg.): ''Cyrille d’Alexandrie, Lettres Festales'', Paris 1991, S. 55f. Anm. 1; Deakin (2007) S. 173f.</ref> Die Vorgeschichte bildete ein primär politischer und persönlicher Konflikt mit religiösen Aspekten, mit dem sie wohl ursprünglich nichts zu tun hatte.
Das gemeinnützige Bildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat seinen Sitz in [[Düsseldorf]] und hat bis 2011 drei Bildungszentren an den Standorten [[Hamburg]], [[Düsseldorf]] und [[Hattingen]] betrieben. Die [http://www.dgb-tagungszentren.de/hattingen Bildungsstätte Hattingen] sowie das [http://www.dgb-tagungszentren.de/jugendbildungszentrum Jugendbildungszentrum Hattingen] stehen weiter als Tagungszentren zur Verfügung. Hinzu gekommen sind das DGB [http://www.dgb-tagungszentren.de/node/86 Bildungszentrum Besenbinderhof] in [[Hamburg]] und das [http://www.dgb-tagungszentren.de/duesseldorf Bildungszentrum Düsseldorf] in [[Düsseldorf]], direkt am Sitz des DGB Bildungswerks BUND.
Es ist aktiv in
*Politischer Bildung
*Gewerkschaftlicher Jugendbildung
*Betriebsratsqualifizierung
*Entwicklungszusammenarbeit
*[[Migration (Soziologie)|Migrations]]- und [[Integration (Soziologie)|Integrationspolitik]]


=== Vorgeschichte ===
=== DGB-Bildungswerke auf Landesebene ===
[[Datei:Theophil.jpg|miniatur|hochkant|Theophilos steht triumphierend auf dem Serapeum (spätantike [[Buchillustration der Antike|Buchillustration]])]]
Neben dem DGB Bildungswerk BUND in Düsseldorf gibt es auch auf Landesebene DGB Bildungswerke wie beispielsweise das DGB [[DGB-Bildungswerk_NRW|DGB-Bildungswerk NRW]] und das [[Benutzer:Mummelgrummel/DGB_Bildungswerk_Bayern|DGB Bildungswerk Bayern]]. Sie wurden in der Regel in den 1970er Jahren im Zuge der Institutionalisierung und Professionalisierung der Erwachsenenbildung gegründet. Sie folgten auch den vermehrten Bildungs- und Freistellungsansprüchen durch das novellierte [[Betriebsverfassungsgesetz]] sowie die ersten [[Bildungsurlaub|Bildungsurlaubsgesetze]] der Bundesländer.
Schon in der zweiten Hälfte des 4.&nbsp;Jahrhunderts war es in Alexandria zu starken Spannungen zwischen Teilen der christlichen Bevölkerungsmehrheit und Anhängern der alten Kulte gekommen, die zu gewalttätigen Ausschreitungen mit Todesopfern führten. Im Lauf dieser Auseinandersetzungen wurde die Minderheit zunehmend zurückgedrängt. Der Patriarch [[Theophilos von Alexandria]] ließ Kultstätten zerstören, insbesondere das berühmte [[Serapeum von Alexandria|Serapeum]], doch der pagane Unterrichtsbetrieb wurde – wenn überhaupt – nur vorübergehend beeinträchtigt.<ref>Alan Cameron: ''Palladas and Christian Polemic''. In: ''[[The Journal of Roman Studies]]'' 55, 1965, S. 17–30, hier: 26–28; Jean Rougé: ''La politique de Cyrille d’Alexandrie et le meurtre d’Hypatie''. In: ''Cristianesimo nella storia'' 11, 1990, S. 485–504, hier: 495.</ref>


Die religiös-philosophische Weltanschauung der Gebildeten, die an der alten Religion festhielten, war ein [[Synkretismus|synkretistischer]] Neuplatonismus, der auch Teile des [[Aristotelismus]] und [[Stoa|stoische]] Gedanken in sein Weltbild integrierte. Diese paganen Neuplatoniker versuchten die Verschiedenheiten der überlieferten philosophischen Systeme durch eine stimmige Synthese der philosophischen Traditionen zu überbrücken und erstrebten damit eine einheitliche Lehre als philosophische und religiöse Wahrheit schlechthin. Von der Synthese ausgenommen war nur der [[Epikureismus]], den die Neuplatoniker insgesamt verwarfen und nicht als legitime Variante der griechischen Philosophie betrachteten.
=== Die Einzelgewerkschaften als Träger ===
[[Datei:Wmde_praesidiumsklausur_wannsee_23.06.2012_13-11-34.jpg|thumb|left|Blick auf das Ver.di Bildungs- und Begegnungszentrum "Clara Sahlberg" in Berlin-Wannsee.]]
<br />
Die Einzelgewerkschaften tragen einen erheblichen Teil der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit, insbesondere in Form der Funktionärsbildung. Sie haben dazu oft für ihren Organisationsbereich eigene Bildungsstätten bzw. [[Bildungshaus_(Erwachsenen-_und_Weiterbildung)|Bildungshäuser]], die unter einem enormen finanziellen Aufwand betreiben. Beispielhaft und nicht abschließend seien hier genannt:
* Bildungshäuser der [[IG Metall]] in Sprockhövel, Schliersee oder auch Inzell
* Bildunghäuser von [[Vereinte_Dienstleistungsgewerkschaft|ver.di]] in Gladenbach, Brannenburg oder auch in Mosbach bzw. Walsrode
* Die Bildungszentren der [[IG BCE]] in Bad Münder, Haltern am See und Grünheide (Mark)
* Bildungszentrum der [[IG_Bauen-Agrar-Umwelt|IG BAU]] in Steinbach im Taunus
* Bildungszentrum der [[NGG]] in Oberjosbach / Region Köln
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Zwischen dem paganen Neuplatonismus und dem Christentum bestand ein schwer überbrückbarer inhaltlicher Gegensatz. Nur Synesios, der zugleich Christ und Neuplatoniker war, versuchte eine Harmonisierung. In Konfliktfragen gab er aber letztlich der platonischen Philosophie gegenüber den Glaubenslehren den Vorzug. Die religiös orientierten nichtchristlichen Platoniker, welche die geistige Basis für einen Fortbestand paganer Religiosität in gebildeten Kreisen schufen, erschienen den Christen als prominente und hartnäckige Gegner.
== Theoretische Ansätze und Vermittlungsprinzipien ==
[[Datei:Arbeitsgruppenbericht_von_vorne.jpg|thumb|right|Pinnwandbericht mit Metaplankarten als Ergebnis einer Arbeitsgruppe. Ein solches Vorgehen ging bereits auf die neue Form von "Teamarbeit" in der gewerkschaftlichen Bildung zurück.]]
[[Datei:Arbeitsgruppe_Kamera.jpg|thumb|right|Im Bereich der offenen Bildungsarbeit, beispielsweise einem Argumentationstraining für Mitglieder, ist die Methodenvielfalt größer als im Bereich der Vermittlung rechtlicher Grundlagen...]]
[[Datei:Gruppe_Clustern_viele.jpg|thumb|right|... aber auch abhängig von den grundsätzlich erwünschten Vermittlungsprinzipien. Vor allem wie stark die Erfahrungen der Teilnehmenden einfließen sollen und dürfen - wie hier beim gemeinsamen Clustern von persönlichen Erfahrungen.]]
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist "als Erweiterung der Handlungsfähigkeit" und Voraussetzung für "die Reflexion von Handlungen", sowohl von gewerkschaftlichen Funktionsträger /-innen, als auch der Gewerkschaftsmitglieder. <ref>Ludwig 2003, S. 91</ref> Sie wurde und wird in den unterschiedlichen Gewerkschaften und auch innerhalb des DGB jedoch trotz dieser Gemeinsamkeit sehr verschieden verstanden und gehandhabt. Das spiegelt sich bereits im Sprachgebrauch der Bezeichnung der in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit eingesetzten Fachkräfte und Pädagogen (als Referenten /-innen, Teamer /-innen bzw. Dozenten /-innen). Noch viel mehr aber in den jeweiligen Konzeptionen gewerkschaftlicher Bildungsarbeit, beispielsweise als "leitfadengestützte Didaktikkonzepte" oder dem lebensweltlichen Ansatz der Teilnehmenden. Die Unterschiedlichkeit kommt auch im Anspruch des Einsatzes von haupt- und ehrenamtlichen Referenten /-innen zum Tragen. Die unterschiedlichen Ansätze weisen den Lehrenden in den gewerkschaftlichen Bildungsveranstaltungen unterschiedliche Rollen zu gegenüber den Lerninteressen der Teilnehmenden zu.<br />
Für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit existieren deshalb mehrere theoretische Ansätze und didaktische Vermittlungskonzepte. Joachim Ludwig listet hierzu fünf verschiedene Ansätze auf.<ref>a.a.O.</ref>:
* [[Oskar Negt|Oskar Negts]] "Soziologische Phantasie und exemplarisches Lernen"
* Vernunft als Vermittlungsprinzip
* Beratung als Vermittlungsprinzip
* Erhard Meuelers "Dialog als Vermittlungsprinzip"
* Das Konzept der Fallarbeit zum "Verstehen als Vermittlungsprinzip"


Zu Opfern von Verfolgung und Vertreibung wurden Personen aus diesem paganen Milieu aber nicht wegen ihres bloßen Bekenntnisses zu den eigenen religiös-philosophischen Überzeugungen – etwa im Rahmen der Vermittlung herkömmlicher Bildungsinhalte an Schüler –, sondern wegen ihrer Kultausübung.<ref>Christopher Haas: ''Alexandria in Late Antiquity. Topography and Social Conflict'', Baltimore 1997, S. 163–165.</ref> Seit [[Iamblichos von Chalkis]] schätzten und praktizierten viele Neuplatoniker die [[Theurgie]], eine rituelle Kontaktaufnahme mit den Göttern zum Zweck des Zusammenwirkens mit ihnen. Aus christlicher Sicht war das Zauberei, Götzenkult und Beschwörung teuflischer Dämonen. Radikale Christen waren nicht bereit, solche Praktiken zu dulden, zumal sie davon ausgingen, dass es sich um einen böswilligen Einsatz von Zauberkräften handle.
=== Soziologische Phantasie als Vermittlungsprinzip ===
Oskar Negts Ansatz geht davon aus, dass eine Form der Arbeiterbildung als gewerkschaftliche Arbeit zu entwickeln sei, in der die Arbeiter und Arbeiterinnen [[Person|Subjekte]] der Lernarbeit seien. Aus inhaltlichen Problemen, klassenspezifischen Sprachsturkturen, Vorstellungen und Gesellschaftsbildern, den historischen Zielen der [[Arbeiterbewegung]] und der [[Objektive Möglichkeit|objektiven Möglichkeiten]] in der bestehenden Gesellschaft sollten Prinzipien einer [[Erziehung|Bildungsmethode]] entwickelt werden, die zunächst nur für Arbeiter und Arbeiterinnen gelte.


Neben den Konflikten zwischen paganen und christlichen Einwohnern von Alexandria gab es zugleich auch unter den Christen schwere Zerwürfnisse zwischen Anhängern unterschiedlicher theologischer Richtungen sowie Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen. Damit vermischten sich politische Gegensätze sowie Machtkämpfe, zu deren Hintergrund auch persönliche Feindschaften gehörten.
Als erster Schritt sollte sich in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit eine soziologisch und politisch vermittelte Elementarbildung durchsetzen, dies jedoch nicht als [[Proletariat|proletarische]] Imitation einer bürgerlichen [[Halbbildung]]. Eine Unterbewertung der Bildung in den Gewerkschaften habe dazu geführt, das durch das Anwachsen der Schicht der [[Angestellter|Angestellten]] das durch das [[Schulsystem]] immer aufs neue reproduzierte kleinbürgerliche und [[Mittelstand|mittelständische]] [[Ideologie|Ideologien]], in denen sich ''autoritäres Bewusstseinspotential entfalte'', ohne wirksame Gegenkräfte in die gewerkschaftliche Bildungsarbeit eindringen könne. Er sieht dabei die Entwicklung der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit auch insofern kritisch, als für ihn die Gefahr bestehe, dass die Gewerkschaften als ''Ordnungsmacht gegenüber die Arbeiter'' auftreten.
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit müsse daher ihrem Inhalt und ihrer Methode nach eine ''autonome Position'' gegenüber den bürgerlichen Bildungseinrichtungen beziehen. Es müsse daher ein Ansatz entwickelt werden, welcher unmittelbar an den [[Erfahrung|Erfahrungen]] der Arbeiter ansetze und bei der ''exemplarischen Behandlung'' der soziale Konflikte im Betrieb und Alltag auf die ''klassenspezifisch präformierten Gefühls-, Denk- und Sprachstrukturen'' einzugehen habe. Diese seien mit den geschichtlichen Ereignissen zu verknüpfen. Es gehe hier also nicht um reine [[Wissen|Wissensvermittlung]], sondern um die Anwendung soziologischer [[Phantasie|Phantasiefähigkeit]] von Arbeitern und Arbeiterinnen innerhalb ihrer ausserwissenschaftlichen Sprach- und Denkformen, mit denen sie zu einer Verarbeitung von Praxis gelangen.<br />
Didaktisch wird bei diesen Konzepten versucht, die Alltagserfahrung mit dem gesellschaftlich Allgemeinen in Beziehung zu setzen und von Seiten der Lehrenden Deutungszusammenhänge, beispielsweise des Grundwiderspruchs von Kapital und Arbeit, anzubieten. Diese Rekonstruktionen, bei denen der Lehrende in gewisser Weise Deutungshoheit hat, können in der Praxis jedoch zu vielfältigen Lernwiderständen führen.<ref group="Zitat">"Der einzelne Lernende sieht sich mit Interpretationen seiner alltäglichen Erfahrung vom Außenstandpunkt des Lehrenden konfrontiert, die für sich beanspruchen, in dieser Erfahrung einen allgemeinen gesellschaftlichen Zusammenhang erkannt zu haben. Dies führt in der Bildungspraxis zu unterschiedlichem Widerstandsformen" (Ludwig 2003, S. 85).</ref>.


[[Datei:Cyril of Alexandria.jpg|miniatur|hochkant|Kyrill von Alexandria ([[Ikone]])]]
=== Vernunft oder Beratung als Vermittlungsprinzip ===
Den Ausgangspunkt der Ereignisse, die schließlich zu Hypatias Tod führten, bildeten handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen, die eskalierten und zahlreiche Todesopfer forderten. Der [[Patriarch]] [[Kyrill von Alexandria]], der seit Oktober 412 amtierte, war der Neffe und Nachfolger des Theophilos, dessen Kurs religiöser Militanz er fortsetzte. Kyrill profilierte sich zu Beginn seiner Amtszeit als radikaler Gegner der Juden. Ein in seinem Sinne tätiger Agitator namens Hierax schürte den religiösen Hass. Als er bei einer Veranstaltung des Präfekten Orestes im Theater auftauchte, beschuldigten ihn die anwesenden Juden, er sei nur gekommen, um einen Aufruhr anzuzetteln. Orestes, der zwar Christ war, aber als oberster Repräsentant der Staatsmacht für den inneren Frieden zu sorgen hatte, ließ Hierax festnehmen und sogleich öffentlich unter der Folter befragen. Daraufhin bedrohte Kyrill die Anführer der Juden. Nach einem nächtlichen Angriff der Juden, die dabei viele Christen getötet hatten, organisierte Kyrill einen umfassenden Gegenschlag. Seine Anhänger zerstörten die Synagogen und plünderten die Häuser der Juden. Jüdische Einwohner wurden enteignet und aus der Stadt vertrieben.<ref>Sokrates von Konstantinopel, ''Kirchengeschichte'' 7,13.</ref> Die Behauptung des Sokrates von Konstantinopel, es seien sämtliche in Alexandria lebenden Juden betroffen gewesen, scheint allerdings übertrieben zu sein. Es gab auch später eine jüdische Gemeinde in Alexandria. Ein Teil der Vertriebenen kehrte zurück.
Zwei der fünf Kriterien von Joachim Ludwig werden hier zusammengefasst.
# Vernunft als Vermittlungsprinzip folgt der Leitidee, dass über die Logik lebensweltlicher Situationen eine Vermittlung von subjektiven Erfahrungen und allgemeinen Prinzipien erfolgen kann. Dabei kann über die Wissenschaft - oder auch entsprechende Experten - ein typisches Wissen generiert und bei einem vernünftigen Abgleich Handlungsfähigkeit hergestellt werden.<ref group="Zitat">"Politische Handlungsfähigkeit der Teilnehmer wäre gegeben, wenn sie die Besonderheit der betrieblichen Situationen in ihrer allgemeinen Bestimmtheit erfassen können" (a.a.O.)</ref> Zentral für diese Konzeption ist, dass das Allgemeine im individuell besonderen enthalten sein muss. Neben einer Planungssicherheit, die über die vernünftigen Prinzipien gegeben ist, gibt es hier ein zentrales Konfliktfeld: "Sinnhorizonte von Teilnehmern/innen, die aus diesem Vernunftrahmen herausfallen, erscheinen den Lehrenden oftmals als Problem. Weil nicht vorbedacht, gelten sie als nicht allgemein, d.h. unvernünftig und somit unpolitisch"<ref>Ludwig 2003, S. 86</ref>.
#Mit dem Vorschlag von 2002 schlägt die IG Metall im Vorfeld von Bildungsprozessen eine Beratung vor, um eine "Bildung nach Maß" zu erreichen.<ref>Siehe hierzu IG Metall 2002 S. 40f</ref><ref group="Zitat">Hiermit ist gemeint: "Bildungsarbeit als begleitender und qualifizierender Prozess, als konkrete Unterstützung für die Arbeit und die Politik vor Ort und in den Betrieben, als Qualifizierungsbeitrag zur weiteren Entfaltung von Handlungs- und Gestaltungskompetenz" (Budde 2002).</ref> Anhand dieses Prozesses soll die gemeinsame Bildung geplant und durchgeführt werden. Dabei wird von der bisherigen Konzeption leitfadengestützter Seminare zugunsten modularer Systeme abgegangen. Die gewerkschaftliche Bildungsarbeit wird als Konzept zur Qualifizierung entworfen und die Lernenden "als selbstbestimmte, selbst organisierte, reflexive und souveräne Bürger/innen entworfen, die ihren Ausbildungsgang selbst verantwortlich gestalten"<ref>Ludwig 2003, S. 87</ref>. Zentrale Begriffe dieser Teilnehmer /-innen Orientierung sind dabei Handlungsfähigkeit und Kompetenzen, die in Bezug auf die Rolle in der Organisation zu entwickeln sind, aber auch darüber hinaus wichtig sind.<ref group="Zitat">"Doch wir sind uns bewusst, dass Mitglieder und Funktionäre, die selbstbewusst, fachkompetent, zielführend und solidarisch gewerkschaftliche Interessen verfolgen können, über Kompetenzen verfügen, die ihnen auch beruflich und privat hilfreich sein können" (IG Metall 2002, S. 28). </ref>. Die politische Auseinandersetzung dreht sich nun darum, wie der gesellschaftliche Bezug zu den individuellen Erfahrungen hergestellt werden kann.<ref>Auf einer Metaebene kann man dann davon sprechen, dass "ohne gesellschaftlichen Bezug das Vermittlungsproblem zwischen Subjekt und gesellschaftlichen Verhältnissen ausgeklammert wird" (Ludwig 2003, S. 87)</ref>


Johannes von Nikiu, der die Vorgänge aus der Sicht der Parteigänger des Patriarchen schildert, beschuldigt Orestes der Parteinahme für die Juden. Diese seien bereit gewesen, Christen anzugreifen und zu massakrieren, weil sie sich auf die Unterstützung des Präfekten hätten verlassen können.<ref>Johannes von Nikiu, ''Chronik'' 84,95.</ref>
=== Dialog als Vermittlungsprinzip ===
Bei einer Verständigung durch Dialog, wie es beispielsweise Erhard Meueler konzipiert, verstehen sich die Lehrenden in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit als Experten /-innen, die Lerngelegenheiten für die Teilnehmenden organisieren. Im Rahmen eines Lehr-/Lernvertrages soll an Stelle von Belehrungen ein Erfahrungsaustausch über "objektive Lernerfordernisse" treten. Dabei wird den Teilnehmenden mit ihrem Wissen des Alltags durch den Lehrenden wissenschaftliches Wissen zur Interpretation angeboten. Vor allem auf gesellschaftliche Behinderungen des Einzelnen soll ein Augenmerk gerichtet werden, um in einem "nach vorne offener Prozess kritischer Selbstthematisierung"<ref>a.a.O.: S. 88</ref> handlungsfähig zu werden. Im Zentrum steht, dass die Teilnehmenden sich von sich aus und selbständig mit den Lerninhalten auseinandersetzen. Unklar bleibt dabei, was objektive Lernerfordernisse sind und welche Geltung ihnen zukommt.<ref group="Zitat">"In der Bildungspraxis ist die Machtbalance bei der Abfassung des Lehr-Lern-Vertrags durch die konstatierte Sachkompetenz des Lehrenden asymmetrisch. Die Teilnehmer können sich mit ihren Fragen und noch wenigen Antworten nur bedingt auf den Lehr-Lern-Vertrag einlassen" (Ludwig 2003, S. 88). </ref>


Das eigenmächtige Vorgehen des Patriarchen gegen die Juden forderte die Autorität des Präfekten heraus, zumal Angriffe auf Synagogen gesetzlich verboten waren. Es kam zu einem erbitterten Machtkampf zwischen den beiden Männern, den höchsten Repräsentanten des Staates und der Kirche in Alexandria. Dabei stützte sich Kyrill auf seine Miliz. Zur Verstärkung seiner Anhänger trafen rund fünfhundert gewaltbereite Mönche aus der Wüste ein. Zu diesen militanten Mönchen hatte Kyrill ausgezeichnete Beziehungen, da er früher einige Jahre unter ihnen gelebt hatte. Im Milieu der teils analphabetischen Mönche herrschte eine bildungsfeindliche Einstellung und radikale Intoleranz gegenüber allem Nichtchristlichen; sie hatten schon den Patriarchen Theophilos bei der Verfolgung religiöser Minderheiten tatkräftig unterstützt. Die Parteigänger des Patriarchen behaupteten, der Präfekt schütze Gegner des Christentums, weil er mit ihnen sympathisiere und selbst insgeheim ein Heide sei. Die fanatisierten Mönche traten dem Präfekten, als er in der Stadt unterwegs war, offen entgegen und forderten ihn mit Beschimpfungen heraus. Ein Mönch namens Ammonios verletzte Orestes durch einen Steinwurf am Kopf, worauf dessen Begleiter fast alle die Flucht ergriffen, sodass der Präfekt in eine lebensgefährliche Lage geriet. Seine Rettung verdankte er herbeieilenden Bürgern, welche die Mönche verjagten und Ammonios ergriffen. Der Gefangene wurde verhört und starb unter der Folter. Daraufhin lobte Kyrill öffentlich den Mut des Ammonios, verlieh ihm den Namen „der Bewundernswerte“ und wollte für ihn einen Märtyrerkult einführen. Damit fand er aber bei der christlichen Öffentlichkeit keine Zustimmung, da der tatsächliche Hergang der Auseinandersetzung allzu bekannt war.<ref>Sokrates von Konstantinopel, ''Kirchengeschichte'' 7,14. Siehe zu diesen Vorgängen Rougé (1990) S. 487–495.</ref>
=== Verstehen als Vermittlungsprinzip ===
Das Bildungskonzept der "Fallarbeit" versucht, die Innenperspektive der Teilnehmer /-innen gewerkschaftlicher Bildungsveranstaltungen zu verstehen und "zum Ausgangspunkt des Vermittlungsprozesses zu machen".<ref>a.a.O., S. 89</ref> Selbst erlebte schwierige Handlungssituationen und ihre damit einhergehenden Irritationen werden aufgegriffen und thematisiert. Die [[Bedeutung]] der Handlungen und ihrer Schwierigkeiten soll die Vermittlung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen leisten.<ref group="Zitat">"Gesellschaftliche Verhältnisse werden als Bedeutungen bzw. Bedeutungshorizonte aufgefasst. Bedeutungen des Subjekts sind gesellschaftlich produzierte verallgemeinerte Handlungsmöglichkeiten (und -beschränkungen), die das Subjekt im Interessenzusammenhang seiner eigenen Lebenspraxis in Handlungen umsetzen kann, aber keinesfalls muss" (a.a.O., S. 89).</ref> Das Verstehen der Handlungsproblematik aus der Binnenperspektive der Teilnehmer /-innen ist als Vermittlungsprozess angelegt, der zu einer neuen Einordnung, vor allem aber zu neuer Bedeutung, zu anderen Gegenhorizonten und damit zu neuen Handlungsperspektiven auch für die anderen Teilnehmenden führen kann. Die Bildungsinhalte werden dabei relational und historisch. Sie verlieren einen umfassenden Gültigkeitsanspruch und damit die Rückführbarkeit auf ein gesellschaftlich Allgemeines. "Ob und in welcher Weise der Lernende dieses Angebot aufgreift, bleibt dem Lehrenden letztlich unverfügbar"<ref>a.a.O., S. 90</ref><ref group="Zitat">"Sinnverstehen als Differenzierungsvermögen tritt damit an die Stelle von Urteilskraft, soziologischer Phantasie und Verständigung" (a.a.O., S. 91).</ref>.


=== Mordanschlag ===
== Zukunft der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit ==
Nun entschied sich Kyrill oder jemand aus seinem Umkreis für ein Vorgehen gegen Hypatia, die sich als Angriffsziel eignete, da sie eine profilierte pagane Persönlichkeit im engeren Umkreis des Präfekten war. Nach dem Bericht des Sokrates von Konstantinopel, der glaubwürdigsten Quelle, wurde das Gerücht verbreitet, dass Hypatia als Beraterin des Orestes diesen zu einer unnachgiebigen Haltung ermutige und damit eine Versöhnung zwischen der geistlichen und der weltlichen Gewalt in der Stadt hintertreibe. Hierdurch aufgestachelt, versammelte sich eine Schar christlicher Fanatiker unter der Führung eines gewissen Petros, der in der Kirche den Rang eines [[Lektor (katholisch)|Lektors]] innehatte, und lauerte Hypatia auf. Die Christen bemächtigten sich der alten Philosophin, brachten sie in die Kirche Kaisarion, zogen sie dort nackt aus und töteten sie mit „Scherben“ (eine andere Bedeutung des in diesem Zusammenhang gebrauchten Wortes ''[[Ostrakon|ostraka]]'' ist „Dachziegel“). Dann rissen sie den Leichnam in Stücke, brachten seine Teile an einen Ort namens Kinaron und verbrannten sie dort.<ref>Sokrates von Konstantinopel, ''Kirchengeschichte'' 7,15.</ref>
Die Gesellschaft hat sich relevant verändert, was tiefgreifende Folgen auch für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit hat. Das führt dazu, dass Methoden der "Subjektorientierung" oder auch Themen wie die der Prekarisierung und der europäischen Integration eine wichtige Rolle spielen müssten.<ref group="Zitat">"Ebenso wie sich gewerkschaftliche Politik insgesamt dem rapiden Wandel der politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse stellen muss und sich in Bewegung befindet, gilt dies auch für gewerkschaftliche Bildungsarbeit" (Budde 2002). </ref> Dem steht in der Seminarpraxis häufig gegenüber, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil - insbesondere im Bereich der Erwachsenenbildung - nach wie vor über Referenten /-innen abgedeckt wird. Verbunden häufig mit "phantasielosen" Arbeitsformen und überwiegend verbalen Methoden wie Lehrgespräche und Diskussionen.<ref>Hierzu bereits Bahl-Benker & Röske 1980, S. 401.</ref><ref group="Zitat">"Die Weiterentwicklung von Bildungsarbeit, die den Anspruch hat, interessen- und praxisbezogen zu sein, müßte vor allem Arbeitsformen entwickeln, die die inhaltliche Problemverarbeitung stärker mit der Phantasie und Aktivität der Teilnehmer verbindet [...] [und] verstärkt auf den gesamten Lebenszusammenhang" bezieht (Bahl-Benker & Röske 1980, S. 401 & 403). </ref>
In der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit zeigen sich zudem deutlich die Probleme, welche die Gewerkschaften ganz allgemein haben. Einem deutlichen Mitgliederschwund stehen auch geringere Einnahmen gegenüber. Diese führ(t)en zu Kürzungsmaßnahmen auch im Bildungsbereich der Gewerkschaften. Hinzu kommen Abgrenzungsschwierigkeiten der Gewerkschaften bezüglich ihrer Organisationsbereiche was sehr schnell zu der Frage führt, wer wen für die Bildungsarbeit haben kann oder darf. Auch der ökonomische Rechtfertigungszwang der jeweiligen Bildungsabteilungen hat zugenommen, nicht zuletzt aufgrund der nicht beantworteten Frage, inwiefern gewerkschaftliche Bildungsarbeit dazu angetan sein muss, gewerkschaftliche Funktionsträger hervorzubringen.


Johannes von Nikiu präsentiert eine Version, die hinsichtlich des Ablaufs mit der des Sokrates weitgehend übereinstimmt und nur im Detail etwas abweicht. Nach seiner Darstellung wurde Hypatia zwar in die Kirche Kaisarion gebracht, aber nicht dort getötet, sondern nackt in den Straßen der Stadt zu Tode geschleift. Die Folge sei eine Solidarisierung der christlichen Bevölkerung mit dem Patriarchen gewesen, da er nunmehr den letzten Rest des Heidentums in der Stadt vertilgt habe. Johannes von Nikiu, dessen Bericht wohl die offizielle Position der Kirche von Alexandria wiedergibt, rechtfertigt den Mord mit der Behauptung, Hypatia habe den Präfekten und die Stadtbevölkerung mittels satanischer Zauberei verführt. Unter ihrem Einfluss habe der Präfekt nicht mehr am Gottesdienst teilgenommen. Den Lektor Petros, den unmittelbaren Anstifter des Mordes, beschreibt Johannes als vorbildlichen Christen.<ref>Johannes von Nikiu, ''Chronik'' 84,100–103.</ref>
=== Das Spannungsfeld von Funktionärsbildung zu politischer Bildung ===
Ohne Zweifel ist es organisationspolitisch sinnvoll für die Gewerkschaften und den DGB, die Bildungsmaßnahmen darauf zu konzentrieren, die Aktiven in den eigenen Reihen zu unterstützen und zu aktivem Handeln vor Ort zu befähigen. Dies geht jedoch einerseits einher mit einer "[[Betrieb|Verbetrieblichung]]" der Bildungsarbeit,<ref group="Zitat">"Es entstanden Seminartypen, die unmittelbar auf die Bedarfe der Betriebe und der lokalen Gewerkschaftspolitik reagierten" (Budde 2002).</ref> was die Auseinandersetzung und Durchdringung politischer Themen und allgemeiner Probleme erschwert, da sie zunächst durch das "Nadelöhr" des betrieblichen Zusammenhangs müssen - oder aber gar nicht mehr vorkommen. Durch die Bindung der Mittel verliert jedoch andererseits ein anderer Bereich deutlich an Bedeutung: die allgemeine Bildung der einfachen Mitglieder oder auch die politische Bildung von Menschen, die grundsätzlich den Zielen der Gewerkschaften zustimmen und so für ein gewerkschaftsfreundliches Umfeld sorgen. Ob dieses Spannungsfeld tatsächlich aufzulösen ist, ist derzeit jedenfalls nicht abzusehen.


Kaum glaubwürdig ist die Schilderung der Vorgeschichte bei Damaskios, der behauptet, Kyrill habe, als er zufällig am Hause Hypatias vorbeigefahren sei, eine Menschenmenge bemerkt, die sich davor versammelt hatte, und daraufhin aus Neid auf Hypatias Popularität beschlossen, sie zu beseitigen.<ref>[[Karl Praechter]]: ''Hypatia''. In: [[Pauly-Wissowa]], RE Band 9,1, Stuttgart 1914, Sp. 242–249, hier: 247.</ref>
=== Der Doppelcharakter der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit ===
Wie die Gewerkschaften allgemein weist auch die gewerkschaftliche Bildungsarbeit einen Doppelcharakter auf<ref>Hierzu Zoll <sup>2</sup>1976</ref>:
* Auf der einen Seite trägt sie, wie sich vor allem an den leitfadengestützen Seminarkonzeptionen zeigen lässt, als zweckgerichtete Bildungsarbeit gegenüber den Funktionsträger /-innen dazu bei, unmittelbare betriebliche Auseinandersetzungen vorzubereiten. Ohne jedoch grundsätzliche Fragen oder Infragestellungen der gewerkschaftlichen Beschlüsse und Aktionen zum Inhalt zu haben. "Es geht im wesentlichen um 'Schulungen' mit den Ziel, 'insbesondere die Arbeitnehmervertreter in Mitbestimmungsgremien an ihre Aufgaben heranzuführen und sie zu befähigen, die politischen Forderungen [der Gewerkschaften] in gesellschaftliche Wirklichkeit umzusetzen'".<ref>Ahlheim 1982, S. 173</ref><ref group="Zitat">"Ausgerichtet ist solche Strategie gewerkschaftlicher Bildungsarbeit überwiegend an kurzfristigen tagespolitischen Interessen und Funktionsanforderungen" (Ahlheim 1982, S. 173).</ref>
* Auf der anderen Seite kann und soll gewerkschaftliche Bildungsarbeit zum Willensbildungsprozess innerhalb der gewerkschaftlichen Organisationen beitragen. Das wiederum setzt Konzepte gewerkschaftlicher Bildungsarbeit voraus, welche eher "die herrschende politische Praxis der Gewerkschaften [...] hinterfragen und das Element der sozialen Emanzipationsbewegung deutlicher [...] betonen".<ref>a.a.O.</ref> Eine Eigenschaft, die innerhalb der Gewerkschaften als Organisation nicht unumstritten ist.<br />
Als weiterführende Bildungsstrategie, die auch bestehende Positionen und Politikansätze der Gewerkschaften kritisch hinterfrägt, liegt die zweite Position ebenso im langfristigen Interesse von abhängig Beschäftigten als auch der Gewerkschaften. Gerade von dieser Art Bildungsarbeit dürfte insofern die Zukunft der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit in dem Sinne abhängen, dass darüber neue Zielgruppen erschlossen und Teilnehmer /-innen gewonnen werden können.


Für Orestes bedeutete der Mord eine spektakuläre Niederlage und er büßte viel Ansehen in der Stadt ein, da er weder die mit ihm befreundete Philosophin schützen noch die Täter bestrafen konnte. Zwar wurde gegen die Mörder Klage erhoben, doch ohne Folgen. Damaskios behauptet, Richter und Zeugen seien bestochen worden. Eine Gesandtschaft des Patriarchen begab sich nach Konstantinopel an den Hof des oströmischen Kaisers [[Theodosius II.]], um dort die Ereignisse aus der Sicht Kyrills zu schildern. Etwas später jedoch, anderthalb Jahre nach Hypatias Tod, konnten sich die Gegner des Patriarchen ihm einen schweren Schlag versetzen, denn es gelang ihnen, sich in Konstantinopel durchzusetzen. Kaiserliche Verordnungen vom September und Oktober 416 legten fest, dass künftig Gesandtschaften an den Kaiser unter Umgehung des Präfekten nicht mehr erlaubt seien und dass die Miliz des Patriarchen verkleinert und fortan der Kontrolle des Präfekten unterstellt werde. Demnach verlor diese Truppe den Charakter einer Miliz, die der Patriarch nach Belieben verwenden und sogar gegen den Präfekten einsetzen konnte. Diese kaiserlichen Maßnahmen hatten allerdings nicht lange Bestand, schon 418 konnte Kyrill die Befehlsgewalt über seine Miliz zurückgewinnen.<ref>Christopher Haas: ''Alexandria in Late Antiquity. Topography and Social Conflict'', Baltimore 1997, S. 314–316.</ref>
=== Der Einsatz von "Social Media" ===
Gewerkschaften hatten schon immer ein ambivalentes Verhältnis zu technischem Fortschritt. In der [[Berufsbildung|beruflichen Bildung]] ging dieser regelmäßig mit der Entwertung etablierter und der Schaffung neuer Berufsbilder einher. Dem stand auf der anderen Seite die optimistische Haltung der Gewerkschaften bis mindestens in die 1980er Jahre gegenüber, die mit dem Einsatz von Mikrocomputern eine "Befreiung" der Arbeit von schwerer körperlicher Arbeit verbanden.<ref>a.a.O. 1982</ref>
Mit dem Einsatz neuer Methoden und Konzepte haben sich die Gewerkschaften und die gewerkschaftlichen Bildungsträger dagegen von jeher schwer getan. Auffällig ist, dass es im Bereich der sogenannten [[Social Media]] oder auch des [[E-Learning]] bis heute kein etabliertes und flächendeckendes Angebot gibt. Es bleibt bei einigen Pilotprojekten (wie etwa das Projekt [http://www.projekt-be-online.de/ be-online] von ver.di) oder auch einzelnen Lehrgängen.


Seit langem umstritten ist die Frage, ob der Patriarch Kyrill den Mord angestiftet oder zumindest gebilligt hat. Eine eindeutige Klärung ist angesichts der ungünstigen Quellenlage kaum möglich. Jedenfalls ist davon auszugehen, dass die Täter annehmen konnten, im Sinne des Patriarchen zu handeln.
=== Bildung für nachhaltige Entwicklung ===
Am auffälligsten und auch am meisten problematisch ist jedoch, dass die Debatte um eine [[Bildung für nachhaltige Entwicklung]] in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit noch nicht angekommen ist. Dies kann man an mehreren Indikatoren festmachen, beispielsweise an der Zahl der Seminare zu den Themen Ökologie, Energiewende, betrieblicher Umweltschutz etc. Aber auch an den konkreten Themen, wenn man diverse Bildungsprogramme gewerkschaftlicher Träger durchforstet. Es steht zu vermuten, dass dies mit der Organisationsstruktur der Gewerkschaften als [[Industrie|Industrie-Gewerkschaften]] zu tun hat, welche wiederum maßgeblich auf die Teilnehmer /-innen und ihre Interessen Einfluss hat. Zumindest im Bereich der IG Metall kommen die meisten Teilnehmer /-innen, die erreicht werden, aus Großbetriebsstrukturen.<ref>vgl. hierzu Budde 2002</ref><br />


== Werke und Lehre ==
Dabei ist eine Bildung für nachhaltige Entwicklung durchaus auch in dem Sinne zu verstehen, dass die eigene Zukunftsfähigkeit dadurch sichergestellt werden soll. Eine Aufgabe, die über die jeweiligen Organisationsbereiche der Einzelgewerkschaften hinaus geht und branchenübergreifend vom DGB bzw. den entsprechenden Bildungswerken und gewerkschaftsnahen Organisationen aufgegriffen werden sollte. Auch im Sinne einer nachhaltigen gewerkschaftlichen Bildungsarbeit.


Die Darstellung des Damaskios, dass Hypatia sowohl die Schriften Platons als auch die des Aristoteles auslegte und überhaupt über jeden beliebigen Philosophen dozierte, weist sie als Vertreterin des zu ihrer Zeit vorherrschenden Synkretismus aus. Man ging von einer in den Grundzügen einheitlichen Lehre aller damals als seriös geltenden philosophischen Richtungen aus. Die verschiedenen Richtungen, ausgenommen der verachtete Epikureismus, wurden unter dem Dach des Neuplatonismus zusammengeführt. Dass Hypatia Neuplatonikerin war, wird in der neueren Forschung nicht mehr bezweifelt. Sokrates von Konstantinopel stellt ausdrücklich fest, sie habe der Schule angehört, die [[Plotin]] begründet hatte, und dies war die neuplatonische. Die Hypothese von John M. Rist, wonach Hypatia eine vor-neuplatonische, an den [[Mittelplatonismus]] anknüpfende Philosophie vertrat, hat sich nicht durchgesetzt.<ref>Saffrey (2000) S. 816; Cameron/Long (1993) S. 49f. Für die Gegenposition siehe John M. Rist: ''Hypatia''. In: ''Phoenix'' 19, 1965, S. 214–225.</ref>
== Einzelnachweise und Anmerkungen ==

<references />
In der Suda werden ihr mehrere Werke – alle mathematischen oder astronomischen Inhalts – zugeschrieben: ein Kommentar zur ''Arithmetik'' des [[Diophant von Alexandrien|Diophantos von Alexandria]], ein Kommentar zu den ''Kegelschnitten'' des [[Apollonios von Perge]] und eine Schrift mit dem Titel „Astronomischer Kanon“ oder „Zum astronomischen Kanon“. Unklar ist, ob das letztgenannte Werk ein Kommentar zu den „Handlichen Tafeln“ des Astronomen [[Ptolemäus|Ptolemaios]] war, wie meist angenommen wird, oder ein eigenes Tafelwerk Hypatias.<ref>Cameron/Long (1993) S. 44f.; Deakin (2007) S. 96–98.</ref> Diese Schriften sind wohl früh untergegangen, da sie sonst nirgends erwähnt werden.
'''Zitate:'''

<references group="Zitat" />
Es ist keine einzige konkrete mathematische, naturwissenschaftliche oder philosophische Aussage überliefert, die Hypatia mit Sicherheit zugeschrieben werden kann. Allerdings hat ihr Vater Theon in der ältesten Handschrift des von ihm verfassten Kommentars zu Ptolemaios’ ''[[Almagest]]'' bei der Überschrift zum dritten Buch angemerkt, es handle sich um eine „von der Philosophin Hypatia, meiner Tochter“ durchgesehene Fassung. Unklar ist, ob damit gemeint ist, dass sie den Text der ''Almagest''-Handschrift, die Theon für die Erstellung seines Kommentars verwendete, auf Fehler durchgesehen hat, oder ob sie korrigierend in den Text von Theons Kommentar eingegriffen hat.<ref>Für Ersteres plädiert Alan Cameron: ''Isidore of Miletus and Hypatia: On the Editing of Mathematical Texts''. In: ''Greek, Roman, and Byzantine Studies'' 31, 1990, S. 103–127, hier: 107–115. Anderer Meinung ist [[Wilbur Richard Knorr]]: ''Textual Studies in Ancient and Medieval Geometry'', Boston 1989, S. 755–765.</ref> Im Kommentar sind Spuren einer Überarbeitung erkennbar, die möglicherweise anzeigen, dass sie wirklich an diesem Werk ihres Vaters beteiligt war. Allerdings kann es sich dabei auch um Eingriffe eines anderen, vielleicht wesentlich späteren Bearbeiters handeln.

Vermutungen über sonstige Werke, die Hypatia verfasst haben könnte, sind spekulativ, ebenso wie Versuche, in den überlieferten Texten der ''Arithmetik'' des Diophantos und anderer Werke Spuren ihrer kommentierenden oder bearbeitenden Tätigkeit zu finden.<ref>Fabio Acerbi: ''Hypatia''. In: Noretta Koertge (Hrsg.): ''New Dictionary of Scientific Biography'', Band 3, Detroit u.a. 2008, S. 435–437, hier: 436. Zum Diophantos-Kommentar siehe Michael A. B. Deakin: ''Hypatia and Her Mathematics''. In: ''The American Mathematical Monthly'' 101, 1994, S. 234–243, hier: 239f.</ref>

== Rezeption ==
=== Antike und Mittelalter ===

Schon zu ihren Lebzeiten genoss Hypatia einen legendären Ruf. Synesios rühmte sie überschwänglich und erwähnte in einem an sie gerichteten Brief ihren großen Einfluss, der sie zu einem gewichtigen Faktor im öffentlichen Leben mache. Sokrates von Konstantinopel schrieb in seiner ''Kirchengeschichte'', sie habe die Philosophen ihrer Zeit übertroffen und sei wegen ihrer Tugendhaftigkeit allgemein bewundert worden. Dass sie in Alexandria außerordentlich verehrt wurde, bezeugt auch ein durch die Suda überlieferter Bericht. Daher erregte ihre Ermordung großes Aufsehen und wurde auch von einem Teil der christlichen Geschichtsschreiber verurteilt. Der [[Arianismus|arianische]] Kirchengeschichtsschreiber [[Philostorgios]] nutzte die Gelegenheit, seine theologischen Gegner, die Anhänger des Konzils von Nicäa, für den Mord verantwortlich zu machen.<ref>Philostorgios, ''Kirchengeschichte'' 8,9.</ref> Auch im lateinischsprachigen Westen wurde der Vorgang bekannt: Ein Kapitel der unter [[Cassiodor]]s Leitung [[Kompilation (Literatur)|kompilierten]] Kirchengeschichte ''Historia ecclesiastica tripartita'' ist dem Schicksal Hypatias gewidmet. Diese Version folgt der Darstellung des Sokrates von Konstantinopel, gibt aber abweichend von dessen Bericht an, die Philosophin sei mit Steinen getötet worden.<ref>''Historia ecclesiastica tripartita'' 11,12.</ref>

Dem Dichter [[Palladas]] wird traditionell ein Lobgedicht auf Hypatia zugeschrieben, von dem fünf Verse in der ''[[Anthologia Palatina]]'' überliefert sind.<ref>''Anthologia Palatina'' 9,400; Übersetzung bei Vinzent (2000) S. 70.</ref> [[Alan Cameron]] argumentiert gegen diese Zuschreibung und meint, der Dichter sei ein unbekannter Christ und die von ihm verherrlichte Hypatia nicht die Philosophin, sondern wahrscheinlich eine christliche Nonne gewesen.<ref>Alan Cameron: ''The Greek Anthology from Meleager to Planudes'', Oxford 1993, S. 322–324. In diesem Sinne äußerte sich auch Dzielska (1995) S. 22f.</ref> Anderer Meinung ist Enrico Livrea; er hält das Gedicht für Hypatias Grabinschrift.<ref>Enrico Livrea: ''A. P. 9.400: iscrizione funeraria di Ipazia?'' In: ''[[Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik]]'' 117, 1997, S. 99–102 ([http://www.uni-koeln.de/phil-fak/ifa/zpe/downloads/1997/117pdf/117099.pdf online]; PDF; 48&nbsp;kB). Auch Polymnia Athanassiadi (Hrsg.): ''Damascius: The Philosophical History'', Athen 1999, S. 131 Anm. 96 glaubt, dass die Verse sich auf die Philosophin beziehen.</ref>

Der wohl auf einer verlorenen spätantiken Darstellung fußende Bericht des Johannes von Nikiu aus dem 7.&nbsp;Jahrhundert, der den Mord rechtfertigt, gibt die Sichtweise von Hypatias kirchlichen Feinden wieder. Sie erscheint darin als kriminelle Magierin, die mittels [[Schadenzauber]] schweres Unheil über die Stadt gebracht hat. Daher habe sie getötet werden müssen, zur Strafe für ihre Verbrechen wie auch zum Schutz der Einwohner. Johannes gehörte der [[Koptische Kirche|koptischen Kirche]] an, die Hypatias Gegner Kyrill zu ihren bedeutendsten Heiligen zählte und die Möglichkeit eines Fehlverhaltens dieses Kirchenvaters nicht in Betracht zog.<ref>Zur koptischen Sichtweise siehe Edward Watts: ''The Murder of Hypatia: Acceptable or Unacceptable Violence?'' In: Harold Allen Drake (Hrsg.): ''Violence in Late Antiquity'', Aldershot 2006, S. 333–342, hier: 338–342.</ref>

Die Überlieferung vom Tod Hypatias zeigt Ähnlichkeiten mit der mittelalterlichen Legende der Märtyrerin [[Katharina von Alexandrien]], wobei in der christlichen Legende die Rollen von Christen und Heiden vertauscht sind. Möglicherweise hat der Urheber der Erzählung vom Martyrium der heiligen Katharina, die wahrscheinlich eine erfundene Gestalt ist, einen Bericht über Hypatias Tod zum Ausgangspunkt seiner literarischen Fiktion gemacht.<ref>Deakin (2007) S. 135f., 202.</ref>

Im 14.&nbsp;Jahrhundert berichtete der byzantinische Geschichtsschreiber [[Nikephoros Gregoras]], die Kaiserin [[Eudokia Makrembolitissa]], die im 11.&nbsp;Jahrhundert lebte, sei „eine zweite [[Theano (Pythagoreerin)|Theano]] und Hypatia“ genannt worden. Aus seinen Worten ist zu ersehen, dass Hypatia im mittelalterlichen Byzantinischen Reich als Muster einer vorzüglich gebildeten Frau fortlebte.<ref>Nikephoros Gregoras, ''Rhomäische Geschichte'' 8,3.</ref>

=== Frühe Neuzeit ===

[[Gilles Ménage]] veröffentlichte 1690 seine ''Historia mulierum philosopharum'' („Geschichte der Philosophinnen“), in der er Quellenzeugnisse zu Hypatias Leben und Tod zusammenstellte. Die Instrumentalisierung des Themas für religiöse und philosophische Polemik setzte im späten 17.&nbsp;Jahrhundert ein. Der protestantische Kirchenhistoriker [[Gottfried Arnold (Theologe)|Gottfried Arnold]] beurteilte in seiner ''Unparteyischen Kirchen- und Ketzer-Historie'' (Erstdruck 1699) die Rolle des Patriarchen als verbrecherisch. Im 18.&nbsp;Jahrhundert wurde das Schicksal Hypatias unter dem Gesichtspunkt der damaligen Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten sowie zwischen Vertretern der [[Aufklärung]] und der katholischen Kirche thematisiert. 1720 veröffentlichte der irische Philosoph [[John Toland (Philosoph)|John Toland]], ein [[Deismus|Deist]], der aus der katholischen Kirche ausgetreten war, seine kirchenfeindliche Schrift ''Tetradymus'', die auch einen Essay mit dem Titel ''Hypatia'' enthielt, in dem er die Philosophin idealisierte und Kyrill für den Mord voll verantwortlich machte. [[Henry Fielding]] nahm ebenfalls in seiner kirchenfeindlichen Satire ''A journey from this world to the next'' (1743) auf Hypatias Schicksal Bezug. Ihr Tod galt als eindrückliches Beispiel für einen kirchlicherseits geförderten mörderischen Fanatismus, den insbesondere [[Aufklärer]] wie [[Voltaire]] anprangerten. Voltaire äußerte sich dazu unter anderem in seinem ''Examen important de Milord Bolingbroke ou le tombeau du fanaticisme''. Für ihn war Hypatia eine vom Klerus beseitigte Vorläuferin der Aufklärung. Der Historiker [[Edward Gibbon]] zweifelte nicht an Kyrills Verantwortung für die Mordtat; er sah in Hypatias Beseitigung ein Musterbeispiel für den Verfall der Zivilisation in der Spätantike, den er mit dem Aufstieg des Christentums in Verbindung brachte.
Von stark kirchlich orientierten Christen wurde Kyrills Schuld bestritten oder heruntergespielt. Der Anglikaner Thomas Lewis publizierte 1721 ein Pamphlet, in dem er Kyrill gegen Tolands Polemik verteidigte und Hypatia als „most impudent school-mistress“ bezeichnete.<ref>Thomas Lewis, ''The History Of Hypatia …'' ([http://www.polyamory.org/~howard/Hypatia/Lewis_1721.html online]).</ref> Die Rechtfertigung Kyrills war auch das Ziel einer 1727 veröffentlichten Abhandlung des französischen [[Jansenismus|Jansenisten]] Claude-Pierre Goujet. Selbst unter den protestantischen Gelehrten Deutschlands fand Kyrill einen eifrigen Verteidiger: [[Ernst Friedrich Wernsdorf]] bestritt in einer 1747–48 erschienenen Untersuchung jede Mitverantwortung des Patriarchen für den Mord.

=== Moderne ===
==== Altertumswissenschaftliche Forschung und Feminismus ====

Eine Einschätzung von Hypatias philosophischen, mathematischen und astronomischen Leistungen ist angesichts der sehr ungünstigen Quellenlage spekulativ und problematisch. Christian Lacombrade betont, dass Hypatia ihren Nachruhm den Umständen ihres Todes verdankt, nicht ihrem Lebenswerk.<ref>Christian Lacombrade: ''Hypatia''. In: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]]'' Band 16, Stuttgart 1994, Sp. 956–967, hier: 958f., 965.</ref> Eine Gegenposition zu dieser skeptischen Einschätzung ihrer Bedeutung ist in der feministischen Forschung anzutreffen, wo sich insbesondere [[Henriette Harich-Schwarzbauer]] mit ihrer 1997 in Graz vorgelegten Habilitationsschrift ''Hypatia von Alexandria. Die Testimonien zur alexandrinischen Philosophin'' profiliert hat. Im feministischen Diskurs werden die antiken Texte zu Hypatia unter dem Gesichtspunkt der [[Gender Studies|Genderforschung]] interpretiert. Ihr Schicksal erscheint als Beispiel dafür, „wie man mit der weiblichen Intellektualität und wie man mit weiblicher Autorschaft umzugehen pflegte“. So wie Hypatias Leichnam zerstückelt wurde, so sei auch ihre Lebensleistung durch die Überlieferung zerstückelt worden. „Sie der Vergessenheit zu überantworten, war Kalkül.“<ref>Henriette Harich-Schwarzbauer: ''Erinnerungen an Hypatia von Alexandria''. In: [[Barbara Feichtinger-Zimmermann|Barbara Feichtinger]], [[Georg Wöhrle]] (Hrsg.): ''Gender Studies in den Altertumswissenschaften: Möglichkeiten und Grenzen'', Trier 2002, S. 97–108, hier: 98f.</ref>

Die Behauptung des Philostorgios, Hypatia habe ihren Vater in der Mathematik und Astronomie weit übertroffen, bietet einen Anhaltspunkt für die in moderner wissenschaftlicher und nichtwissenschaftlicher Literatur vertretene Meinung, sie sei zu ihrer Zeit auf diesen Gebieten führend gewesen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass ihre Epoche arm an mathematischen und naturwissenschaftlichen Leistungen war.<ref>Deakin (2007) S. 110–112, 194f.</ref> Mit der Betonung ihrer wissenschaftlichen Qualifikation verbindet sich bei manchen modernen Beurteilern die Ansicht, ihr Tod markiere einen historischen Einschnitt: das Ende der antiken Mathematik und Naturwissenschaft und insbesondere der Beteiligung von Frauen an wissenschaftlichen Bestrebungen.<ref>Siehe dazu Dzielska (1995) S. 25f. In diesem Sinne äußerte sich schon [[Richard Hoche]]: ''Hypatia, die Tochter Theons''. In: ''[[Philologus]]'' 15, 1860, S. 435–474, hier: 474; er schrieb, mit Hypatia sei „der letzte Glanz heidnischer Wissenschaft erloschen“, die christliche Wissenschaft habe den traditionellen Ruhm Alexandrias nicht zu erhalten vermocht.</ref>

1925 veröffentlichte [[Dora Russell]] (1894–1986), die Frau des Philosophen [[Bertrand Russell]], als Mrs. Bertrand Russell eine feministische Schrift mit dem Titel ''Hypatia or Woman and Knowledge''.

Mehrere feministische Zeitschriften sind nach der spätantiken Philosophin benannt worden: ''Hypatia. Feminist Studies'' wurde 1984 in Athen gegründet; ''Hypatia: A Journal of Feminist Philosophy'' erscheint seit 1986 in Bloomington (Indiana). In Berlin gab es von 1991 bis 1998 die Zeitschrift ''Hypatia. Historische Frauenforschung in der Diskussion''.

==== Belletristik, Musik und Film ====
[[Datei:Hypatia portrait.png|miniatur|hochkant|Hypatia in einem biographischen Essay von [[Elbert Hubbard]], 1908]]
[[Datei:Hypatia (1900 Play.PNG|miniatur|hochkant|Hypatia auf der Bühne, um 1900]]
Die moderne [[Belletristik]] griff den Stoff auf und popularisierte ihn, Dichter und Schriftsteller nahmen sich des historischen Themas an und verfremdeten den Stoff zum Teil beträchtlich. [[Charles Leconte de Lisle]] schrieb zwei Fassungen eines Hypatia-Gedichts, das in der zweiten Hälfte des 19.&nbsp;Jahrhunderts viele Leser fand, und das kurze Drama ''Hypatie et Cyrille'' (1857). Er verherrlichte das Ideal einer Verbindung von Weisheit und Schönheit, das er in Hypatia verwirklicht sah. Die stärkste und nachhaltigste Wirkung erzielte der Schriftsteller [[Charles Kingsley]] mit seinem 1853 in London erschienenen Roman ''Hypatia or New Foes with an Old Face'', der 1858 erstmals in deutscher Übersetzung herauskam.<ref>Charles Kingsley, ''Hypatia, or New Foes with an Old Face'' ([http://www.gutenberg.org/ebooks/6308 englischer Text online], [http://books.google.de/books?id=Xu40AAAAMAAJ deutsche Übersetzung online]).</ref> Dieser Roman machte Hypatia einem breiten Publikum bekannt. Kingsley behandelte den Stoff aus christlicher, aber antikatholischer Sicht. Er zeichnete zwar ein insgesamt positives Bild von Hypatia, stellte aber ihre philosophische Lebensweise als Irrweg dar. Sein erklärtes Ziel war es, das Christentum als „den einzigen wirklich demokratischen Glauben“ und die Philosophie als „den in höchstem Maße exklusiv aristokratischen Glauben“ darzustellen.<ref>Siehe dazu Emilien Lamirande: ''Hypatie, Synésios et la fin des dieux. L’histoire et la fiction''. In: ''Studies in Religion – Sciences Religieuses'' 18, 1989, S. 467–489, hier: 478–480.</ref> Auch bei ihm macht die Verbindung von Weisheit und Schönheit die Faszination Hypatias aus. Kingsleys Gestaltung des Stoffs bildete die Basis für die 1878 veröffentlichte Tragödie ''Hypatia'' von Arnold Beer, ein Trauerspiel in Versen. 1906 stellte [[Hans von Schubert]] fest: „Kingsleys Hypatia ist längst zum Gemeingut des gebildeten Publikums, zu einem Lieblingsbuch speziell des historisch gebildeten Publikums auch in Deutschland geworden.“<ref>Hans von Schubert: ''Hypatia von Alexandrien in Wahrheit und Dichtung''. In: ''Preußische Jahrbücher'' 124, 1906, S. 42–60, hier: 43.</ref> [[Fritz Mauthner]] schrieb einen kirchenkritischen Roman ''Hypatia'' (1892).

Von dem Komponisten Roffredo Caetani stammt die Oper ''Hypatia'', eine ''azione lirica'' in drei Akten, die 1924 veröffentlicht und 1926 im [[Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar|Deutschen Nationaltheater]] in Weimar uraufgeführt wurde. Sie handelt vom letzten Lebenstag Hypatias.
Der italienische Schriftsteller [[Mario Luzi]] schrieb das Drama ''Libro di Ipazia'' (1978), in dem er die Unausweichlichkeit des Untergangs der von Hypatia repräsentierten Welt thematisierte. 1987 erschien die Erzählung ''Renaissance en Paganie'' der aus [[Québec]] stammenden Politikerin und Schriftstellerin Andrée Ferretti, in der Hypatia eine wichtige Rolle spielt. 1989 veröffentlichte der kanadische [[Mediävistik|Mediävist]] und Schriftsteller Jean-Marcel Paquette unter seinem [[Pseudonym]] Jean Marcel den Roman ''Hypatie ou la fin des dieux'' („Hypatia oder Das Ende der Götter“). 1988 publizierte der Jugendbuchautor [[Arnulf Zitelmann]] seinen historischen Roman ''Hypatia'', in dem Hypatia als Vorkämpferin des freien Denkens und verantwortlichen Handelns dem Bischof Kyrill gegenübergestellt wird.

Der Regisseur [[Alejandro Amenábar]] drehte 2009 über Hypatias Leben den Film ''[[Agora – Die Säulen des Himmels]]'' mit [[Rachel Weisz]] in der Hauptrolle. Das darin gezeichnete Bild der Philosophin unterscheidet sich im Detail (insbesondere hinsichtlich ihres Alters zum Zeitpunkt des Mordes) sehr von dem der Altertumswissenschaftler.<ref>[http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,690078,00.html Interview zum Film mit der Historikerin Maria Dzielska] in der Online-Ausgabe des [[Der Spiegel|SPIEGEL]] vom 25. April 2010.</ref>

==== Naturwissenschaft ====

Nach Hypatia ist der [[Asteroid]] [[(238) Hypatia]] im [[Asteroidengürtel]] benannt, der am [[1. Juli]] [[1884]] von [[Viktor Knorre]] an der [[Berliner Sternwarte]] entdeckt wurde. Auch der [[Mondkrater]] [[Hypatia (Mondkrater)|Hypatia]] trägt ihren Namen. Nördlich des Kraters befinden sich [[Mondrille]]n, die ''Rimae Hypatia'' („Hypatia-Rillen“) heißen.

''[[Hypatia (Gattung)|Hypatia]]'' ist eine 1892 beschriebene Schmetterlingsgattung der [[Bärenspinner]].<ref>[http://www.nhm.ac.uk/jdsml/research-curation/research/projects/butmoth/GenusDetails.dsml?NUMBER=14136.0&FAMILY=arctiidae&AUTHORqtype=starts+with&sort=GENUS&SUBTRIBEqtype=starts+with&YEARqtype=equals&GENUSqtype=starts+with&TRIBEqtype=starts+with&SUBFAMILYqtype=starts+with&FAMILYqtype=starts+with&beginIndex=842&listPageURL=GenusList3.dsml%3fFAMILY%3darctiidae%26AUTHORqtype%3dstarts%2bwith%26sort%3dGENUS%26SUBTRIBEqtype%3dstarts%2bwith%26YEARqtype%3dequals%26beginIndex%3d840%26GENUSqtype%3dstarts%2bwith%26TRIBEqtype%3dstarts%2bwith%26SUBFAMILYqtype%3dstarts%2bwith%26FAMILYqtype%3dstarts%2bwith&searchPageURL=index.dsml%3fFAMILY%3darctiidae%26AUTHORqtype%3dstarts%2bwith%26sort%3dGENUS%26SUBTRIBEqtype%3dstarts%2bwith%26YEARqtype%3dequals%26beginIndex%3d840%26GENUSqtype%3dstarts%2bwith%26TRIBEqtype%3dstarts%2bwith%26SUBFAMILYqtype%3dstarts%2bwith%26FAMILYqtype%3dstarts%2bwithLepidoptera Generic Names Catalog des Natural History Museums in London]</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

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== Weblinks ==
== Weblinks ==
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*[http://www.dgb-bildungswerk.de/ DGB-Bildungswerk BUND]
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*[http://www.gew.de/Gewerkschaftliche_Bildungsarbeit_2.html Gewerkschaftliche Bildungsarbeit der GEW]
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*[http://www.wgb.igbce.de/portal/site/wgb/bildungsangebote/ Gewerkschaftliche Bildungsarbeit der IG BCE]

*[http://www.verdi-bildungsportal.de/ Gewerkschaftliche Bildungsarbeit der ver.di]
== Anmerkungen ==
*[http://www.verdi-gpb.de/ ver.di GPB]
<references />
*[http://www.igmetall.de/bildung/ Gewerkschaftliche Bildungsarbeit der IG Metall]

*[http://blog.gpa-djp.at/bildungsarbeit/ Blogportal "Gewerkschaftliche Bildungsarbeit & Bildungstheorie" in Österreich]
{{Normdaten|TYP=p|GND=119121409|LCCN=n/85/17447|VIAF=87249951}}
*[http://www.denk-doch-mal.de/node/471 Ist gewerkschaftliche Berufsbildungspolitik zukunftsfähig?]

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[[Kategorie:Astronom der Antike]]
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[[Kategorie:Philosoph (Antike)]]
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Version vom 2. August 2013, 16:04 Uhr

Hypatia vor ihrer Ermordung in der Kirche. Gemälde von Charles William Mitchell, 1885, Laing Art Gallery, Newcastle

Hypatia (auch Hypatia von Alexandria, Vorlage:ELSalt; * um 355 in Alexandria; † März 415 oder März 416 in Alexandria) war eine griechische spätantike Mathematikerin, Astronomin und Philosophin. Von ihren Werken ist nichts erhalten geblieben, Einzelheiten ihrer Lehre sind nicht bekannt. Sie unterrichtete öffentlich und vertrat einen vermutlich mit kynischem Gedankengut angereicherten Neuplatonismus. Als Vertreterin einer nichtchristlichen philosophischen Tradition gehörte sie im überwiegend christlichen Alexandria der bedrängten paganen Minderheit an. Dennoch konnte sie lange unangefochten lehren und erfreute sich hohen Ansehens. Schließlich wurde sie aber das Opfer eines politischen Machtkampfs, in dem religiöse Gegensätze instrumentalisiert wurden. Eine aufgehetzte christliche Menge brachte sie in eine Kirche, ermordete sie dort und zerstückelte ihren Leichnam.

Der Nachwelt blieb Hypatia hauptsächlich wegen der spektakulären Umstände ihres Todes in Erinnerung. Kein anderer Einzelfall von Heidenverfolgung erregte so großes Aufsehen. Seit dem 18. Jahrhundert wird Hypatias Ermordung oft im Rahmen von Kritik am kirchlich organisierten Christentum als Beispiel für Intoleranz und für eine wissenschaftsfeindliche Haltung kirchlicher Kreise angeführt. In feministischer Literatur erscheint sie als frühe Vertreterin einer mit überlegenem Wissen ausgestatteten emanzipierten Weiblichkeit und als Opfer einer frauenfeindlichen Haltung ihrer Gegner. Moderne nichtwissenschaftliche Darstellungen und belletristische Bearbeitungen des Stoffs zeichnen ein Bild, das oft wenig Ähnlichkeit mit den quellenmäßig abgedeckten Befunden der Forschung hat.

Quellen

Über Hypatias Leben und Werk liegen nur spärliche Nachrichten vor. Die wichtigsten Quellen sind:

  • sieben an Hypatia gerichtete Briefe des Neuplatonikers Synesios von Kyrene, der sie außerdem in weiteren Briefen und in seiner Abhandlung „Über das Geschenk“ erwähnt. Als Schüler und Freund Hypatias war Synesios sehr gut informiert. Da er am Neuplatonismus festhielt, aber zugleich Christ war und sogar Bischof von Ptolemais wurde, ist seine Sichtweise relativ wenig von Parteinahme in den religiösen Konflikten geprägt.
  • die „Kirchengeschichte“ des Sokrates von Konstantinopel (Sokrates Scholastikos), der ein jüngerer Zeitgenosse Hypatias war. Ungeachtet des religiösen Gegensatzes schildert Sokrates die Philosophin respektvoll und verurteilt ihre Ermordung nachdrücklich als unchristliche Tat. Auf seinen Angaben fußen die meisten Darstellungen späterer byzantinischer Geschichtsschreiber, welche aber die Vorgänge zum Teil anders bewerten als Sokrates.
  • die nur fragmentarisch erhaltene „Philosophische Geschichte“ des Neuplatonikers Damaskios, die im Zeitraum 517–526 entstanden ist. Damaskios war ein entschiedener Anhänger der alten Religion und Gegner des Christentums. Er neigte zu kritischen Urteilen über die Kompetenz von Philosophen, die seinen Maßstäben nicht genügten, und auch seine Bemerkungen über Hypatia lassen eine abschätzige Haltung erkennen.
  • die Chronik des ägyptischen Bischofs Johannes von Nikiu. Johannes, der im 7. Jahrhundert schreibt, also aus großer zeitlicher Distanz berichtet, billigt Hypatias Ermordung und ergreift vorbehaltlos für ihre radikalen Gegner Partei.
  • der Hypatia gewidmete Artikel in der Suda, einer byzantinischen Enzyklopädie des 10. Jahrhunderts.[1] Dort sind Angaben unterschiedlicher Herkunft und Qualität unkritisch aneinandergereiht. Der Verfasser des Suda-Artikels verwertete Nachrichtenmaterial aus der „Philosophischen Geschichte“ des Damaskios und wahrscheinlich auch aus einer weiteren spätantiken Quelle, der von Hesychios von Milet angelegten Sammlung von Literaten-Biographien, die heute bis auf Fragmente verloren ist. In seiner Darstellung ist legendenhafte Ausschmückung erkennbar.

Leben

Hypatias Vater war der Astronom und Mathematiker Theon von Alexandria, der letzte namentlich bekannte Wissenschaftler im Museion von Alexandria, einer berühmten staatlich finanzierten Forschungsstätte.[2] Wahrscheinlich wurde Hypatia um 355 geboren, denn zum Zeitpunkt ihres Todes war sie, wie der Chronist Johannes Malalas berichtet, bereits eine „alte Frau“, vermutlich etwa sechzigjährig.[3] Sie scheint das ganze Leben in ihrer Heimatstadt Alexandria verbracht zu haben. Bei ihrem Vater erhielt sie eine mathematische und astronomische Ausbildung. Später beteiligte sie sich an seiner astronomischen Arbeit. Wer ihr Philosophielehrer war, ist unbekannt; einer Forschungshypothese zufolge kommt Antoninos, ein Sohn der Philosophin Sosipatra, in Betracht.[4]

Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung begann sie selbst Mathematik- und Philosophieunterricht zu erteilen. Nach Angaben der Suda verband sie rhetorische Begabung mit einer umsichtigen, durchdachten Vorgehensweise. Sokrates von Konstantinopel berichtet, von überall seien Hörer zu ihr gekommen. Manche ihrer Schüler waren Christen, der berühmteste von ihnen war Synesios, der im letzten Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts bei ihr sowohl Philosophie als auch Astronomie studierte. Damaskios berichtet, Hypatia habe den Philosophenmantel (tríbōn) getragen und sei in der Stadt unterwegs gewesen, um öffentlich zu unterrichten und allen, die sie hören wollten, die Lehren Platons oder Aristoteles’ oder auch jedes beliebigen anderen Philosophen auszulegen. Wie diese Nachricht zu deuten ist, ist in der Forschung umstritten. Jedenfalls stützt sie nicht die Ansicht, dass Hypatia einen aus öffentlichen Mitteln finanzierten Lehrstuhl innehatte; dafür gibt es keinen Beleg.[5] Étienne Évrard interpretiert die Formulierung des Damaskios in dem Sinne, dass Hypatia auf offener Straße gelehrt hat.[6] Dies rückt sie hinsichtlich der Art ihres Auftretens in die Nähe des Kynismus, ebenso wie der Hinweis auf ihren Philosophenmantel, ein Kleidungsstück, das man mit Kynikern zu assoziieren pflegte. Dazu passt ihr ungezwungenes Auftreten zu Anlässen, bei denen sonst nur Männer anwesend waren.

Damaskios lässt durchblicken, dass er Hypatias öffentliches Auftreten missbilligte. Er war der Meinung, dass Philosophieunterricht nicht in der Öffentlichkeit und nicht jedem, sondern nur entsprechend qualifizierten Schülern erteilt werden sollte.[7] Möglicherweise hat er bei seiner Darstellung von Hypatias Tätigkeit karikierend übertrieben. Jedenfalls kann man seinen Worten entnehmen, dass sie philosophische Themen, die man sonst in geschlossenem Kreis unter einschlägig Gebildeten zu erörtern pflegte, einer relativ breiten Öffentlichkeit unterbreitete. Ein so ungewöhnliches Vorgehen, zumal bei einer Frau, erregte Aufsehen.

In diese Richtung weist auch eine in der Suda überlieferte Anekdote, wonach sie einem in sie verliebten Schüler ihr Menstruationsblut als Symbol für die Unreinheit der materiellen Welt zeigte, um ihm die Fragwürdigkeit seines sexuellen Begehrens drastisch vor Augen zu führen. Die Geringschätzung des Körpers und der körperlichen Bedürfnisse war ein Merkmal der neuplatonischen Weltsicht. Wenn auch die Anekdote möglicherweise erst im Zuge der Legendenbildung entstanden ist, mag sie einen wahrer Kern haben, jedenfalls war Hypatia dafür bekannt, auch vor einem bewusst provozierenden Verhalten nicht zurückzuschrecken. Dies ist ebenfalls ein Indiz für ein kynisches Element in ihrer philosophischen Haltung: Kyniker pflegten kalkuliert zu schockieren, um Erkenntnisse herbeizuführen.[8]

Neben dem Lehrstoff, den Hypatia der Öffentlichkeit vermittelte, gab es auch Geheimlehren, die einem engeren Schülerkreis vorbehalten bleiben sollten. Dies ist aus der Korrespondenz des Synesios ersichtlich, der gegenüber seinem Freund und Mitschüler Herkulianos mehrfach an das Gebot der Verschwiegenheit (echemythía) erinnert und Herkulianos vorwirft, sich nicht daran gehalten zu haben. Dabei verweist Synesios auf das Schweigegebot bei den Pythagoreern. Die Vermittlung von Geheimwissen an unqualifizierte Personen führe dazu, dass solche eitlen und verständnislosen Hörer ihrerseits das Vernommene in verzerrter Form weitergäben, was letztlich eine Diskreditierung der Philosophie in der Öffentlichkeit bewirke.[9]

Sokrates von Konstantinopel schreibt, Hypatia sei in der Umgebung hoher Beamter aufgetreten. Sicher ist, dass sie zum Umkreis des römischen Präfekten Orestes gehörte.

Hypatia blieb ihr ganzes Leben unverheiratet. Die Angabe in der Suda, sie habe sich mit einem Philosophen namens Isidoros vermählt, ist auf einen Irrtum zurückzuführen. Damaskios erwähnt ihre außergewöhnliche Schönheit.

Im Rahmen ihrer naturwissenschaftlichen Arbeit befasste sich Hypatia auch mit Messgeräten. Dies ist aus der brieflichen Bitte des Synesios ersichtlich, sie möge ihm ein „Hydroskop“ schicken, womit offenbar ein Aräometer gemeint war.[10] Ob das Instrument zur Erfassung und Beschreibung der Himmelskörperbewegungen, das Synesios bauen ließ, nach Anweisungen Hypatias konstruiert wurde, ist in der Forschung umstritten.[11]

Tod

Hypatia wurde im März 415 oder im März 416 ermordet.[12] Die Vorgeschichte bildete ein primär politischer und persönlicher Konflikt mit religiösen Aspekten, mit dem sie wohl ursprünglich nichts zu tun hatte.

Vorgeschichte

Theophilos steht triumphierend auf dem Serapeum (spätantike Buchillustration)

Schon in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts war es in Alexandria zu starken Spannungen zwischen Teilen der christlichen Bevölkerungsmehrheit und Anhängern der alten Kulte gekommen, die zu gewalttätigen Ausschreitungen mit Todesopfern führten. Im Lauf dieser Auseinandersetzungen wurde die Minderheit zunehmend zurückgedrängt. Der Patriarch Theophilos von Alexandria ließ Kultstätten zerstören, insbesondere das berühmte Serapeum, doch der pagane Unterrichtsbetrieb wurde – wenn überhaupt – nur vorübergehend beeinträchtigt.[13]

Die religiös-philosophische Weltanschauung der Gebildeten, die an der alten Religion festhielten, war ein synkretistischer Neuplatonismus, der auch Teile des Aristotelismus und stoische Gedanken in sein Weltbild integrierte. Diese paganen Neuplatoniker versuchten die Verschiedenheiten der überlieferten philosophischen Systeme durch eine stimmige Synthese der philosophischen Traditionen zu überbrücken und erstrebten damit eine einheitliche Lehre als philosophische und religiöse Wahrheit schlechthin. Von der Synthese ausgenommen war nur der Epikureismus, den die Neuplatoniker insgesamt verwarfen und nicht als legitime Variante der griechischen Philosophie betrachteten.

Zwischen dem paganen Neuplatonismus und dem Christentum bestand ein schwer überbrückbarer inhaltlicher Gegensatz. Nur Synesios, der zugleich Christ und Neuplatoniker war, versuchte eine Harmonisierung. In Konfliktfragen gab er aber letztlich der platonischen Philosophie gegenüber den Glaubenslehren den Vorzug. Die religiös orientierten nichtchristlichen Platoniker, welche die geistige Basis für einen Fortbestand paganer Religiosität in gebildeten Kreisen schufen, erschienen den Christen als prominente und hartnäckige Gegner.

Zu Opfern von Verfolgung und Vertreibung wurden Personen aus diesem paganen Milieu aber nicht wegen ihres bloßen Bekenntnisses zu den eigenen religiös-philosophischen Überzeugungen – etwa im Rahmen der Vermittlung herkömmlicher Bildungsinhalte an Schüler –, sondern wegen ihrer Kultausübung.[14] Seit Iamblichos von Chalkis schätzten und praktizierten viele Neuplatoniker die Theurgie, eine rituelle Kontaktaufnahme mit den Göttern zum Zweck des Zusammenwirkens mit ihnen. Aus christlicher Sicht war das Zauberei, Götzenkult und Beschwörung teuflischer Dämonen. Radikale Christen waren nicht bereit, solche Praktiken zu dulden, zumal sie davon ausgingen, dass es sich um einen böswilligen Einsatz von Zauberkräften handle.

Neben den Konflikten zwischen paganen und christlichen Einwohnern von Alexandria gab es zugleich auch unter den Christen schwere Zerwürfnisse zwischen Anhängern unterschiedlicher theologischer Richtungen sowie Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen. Damit vermischten sich politische Gegensätze sowie Machtkämpfe, zu deren Hintergrund auch persönliche Feindschaften gehörten.

Kyrill von Alexandria (Ikone)

Den Ausgangspunkt der Ereignisse, die schließlich zu Hypatias Tod führten, bildeten handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen, die eskalierten und zahlreiche Todesopfer forderten. Der Patriarch Kyrill von Alexandria, der seit Oktober 412 amtierte, war der Neffe und Nachfolger des Theophilos, dessen Kurs religiöser Militanz er fortsetzte. Kyrill profilierte sich zu Beginn seiner Amtszeit als radikaler Gegner der Juden. Ein in seinem Sinne tätiger Agitator namens Hierax schürte den religiösen Hass. Als er bei einer Veranstaltung des Präfekten Orestes im Theater auftauchte, beschuldigten ihn die anwesenden Juden, er sei nur gekommen, um einen Aufruhr anzuzetteln. Orestes, der zwar Christ war, aber als oberster Repräsentant der Staatsmacht für den inneren Frieden zu sorgen hatte, ließ Hierax festnehmen und sogleich öffentlich unter der Folter befragen. Daraufhin bedrohte Kyrill die Anführer der Juden. Nach einem nächtlichen Angriff der Juden, die dabei viele Christen getötet hatten, organisierte Kyrill einen umfassenden Gegenschlag. Seine Anhänger zerstörten die Synagogen und plünderten die Häuser der Juden. Jüdische Einwohner wurden enteignet und aus der Stadt vertrieben.[15] Die Behauptung des Sokrates von Konstantinopel, es seien sämtliche in Alexandria lebenden Juden betroffen gewesen, scheint allerdings übertrieben zu sein. Es gab auch später eine jüdische Gemeinde in Alexandria. Ein Teil der Vertriebenen kehrte zurück.

Johannes von Nikiu, der die Vorgänge aus der Sicht der Parteigänger des Patriarchen schildert, beschuldigt Orestes der Parteinahme für die Juden. Diese seien bereit gewesen, Christen anzugreifen und zu massakrieren, weil sie sich auf die Unterstützung des Präfekten hätten verlassen können.[16]

Das eigenmächtige Vorgehen des Patriarchen gegen die Juden forderte die Autorität des Präfekten heraus, zumal Angriffe auf Synagogen gesetzlich verboten waren. Es kam zu einem erbitterten Machtkampf zwischen den beiden Männern, den höchsten Repräsentanten des Staates und der Kirche in Alexandria. Dabei stützte sich Kyrill auf seine Miliz. Zur Verstärkung seiner Anhänger trafen rund fünfhundert gewaltbereite Mönche aus der Wüste ein. Zu diesen militanten Mönchen hatte Kyrill ausgezeichnete Beziehungen, da er früher einige Jahre unter ihnen gelebt hatte. Im Milieu der teils analphabetischen Mönche herrschte eine bildungsfeindliche Einstellung und radikale Intoleranz gegenüber allem Nichtchristlichen; sie hatten schon den Patriarchen Theophilos bei der Verfolgung religiöser Minderheiten tatkräftig unterstützt. Die Parteigänger des Patriarchen behaupteten, der Präfekt schütze Gegner des Christentums, weil er mit ihnen sympathisiere und selbst insgeheim ein Heide sei. Die fanatisierten Mönche traten dem Präfekten, als er in der Stadt unterwegs war, offen entgegen und forderten ihn mit Beschimpfungen heraus. Ein Mönch namens Ammonios verletzte Orestes durch einen Steinwurf am Kopf, worauf dessen Begleiter fast alle die Flucht ergriffen, sodass der Präfekt in eine lebensgefährliche Lage geriet. Seine Rettung verdankte er herbeieilenden Bürgern, welche die Mönche verjagten und Ammonios ergriffen. Der Gefangene wurde verhört und starb unter der Folter. Daraufhin lobte Kyrill öffentlich den Mut des Ammonios, verlieh ihm den Namen „der Bewundernswerte“ und wollte für ihn einen Märtyrerkult einführen. Damit fand er aber bei der christlichen Öffentlichkeit keine Zustimmung, da der tatsächliche Hergang der Auseinandersetzung allzu bekannt war.[17]

Mordanschlag

Nun entschied sich Kyrill oder jemand aus seinem Umkreis für ein Vorgehen gegen Hypatia, die sich als Angriffsziel eignete, da sie eine profilierte pagane Persönlichkeit im engeren Umkreis des Präfekten war. Nach dem Bericht des Sokrates von Konstantinopel, der glaubwürdigsten Quelle, wurde das Gerücht verbreitet, dass Hypatia als Beraterin des Orestes diesen zu einer unnachgiebigen Haltung ermutige und damit eine Versöhnung zwischen der geistlichen und der weltlichen Gewalt in der Stadt hintertreibe. Hierdurch aufgestachelt, versammelte sich eine Schar christlicher Fanatiker unter der Führung eines gewissen Petros, der in der Kirche den Rang eines Lektors innehatte, und lauerte Hypatia auf. Die Christen bemächtigten sich der alten Philosophin, brachten sie in die Kirche Kaisarion, zogen sie dort nackt aus und töteten sie mit „Scherben“ (eine andere Bedeutung des in diesem Zusammenhang gebrauchten Wortes ostraka ist „Dachziegel“). Dann rissen sie den Leichnam in Stücke, brachten seine Teile an einen Ort namens Kinaron und verbrannten sie dort.[18]

Johannes von Nikiu präsentiert eine Version, die hinsichtlich des Ablaufs mit der des Sokrates weitgehend übereinstimmt und nur im Detail etwas abweicht. Nach seiner Darstellung wurde Hypatia zwar in die Kirche Kaisarion gebracht, aber nicht dort getötet, sondern nackt in den Straßen der Stadt zu Tode geschleift. Die Folge sei eine Solidarisierung der christlichen Bevölkerung mit dem Patriarchen gewesen, da er nunmehr den letzten Rest des Heidentums in der Stadt vertilgt habe. Johannes von Nikiu, dessen Bericht wohl die offizielle Position der Kirche von Alexandria wiedergibt, rechtfertigt den Mord mit der Behauptung, Hypatia habe den Präfekten und die Stadtbevölkerung mittels satanischer Zauberei verführt. Unter ihrem Einfluss habe der Präfekt nicht mehr am Gottesdienst teilgenommen. Den Lektor Petros, den unmittelbaren Anstifter des Mordes, beschreibt Johannes als vorbildlichen Christen.[19]

Kaum glaubwürdig ist die Schilderung der Vorgeschichte bei Damaskios, der behauptet, Kyrill habe, als er zufällig am Hause Hypatias vorbeigefahren sei, eine Menschenmenge bemerkt, die sich davor versammelt hatte, und daraufhin aus Neid auf Hypatias Popularität beschlossen, sie zu beseitigen.[20]

Für Orestes bedeutete der Mord eine spektakuläre Niederlage und er büßte viel Ansehen in der Stadt ein, da er weder die mit ihm befreundete Philosophin schützen noch die Täter bestrafen konnte. Zwar wurde gegen die Mörder Klage erhoben, doch ohne Folgen. Damaskios behauptet, Richter und Zeugen seien bestochen worden. Eine Gesandtschaft des Patriarchen begab sich nach Konstantinopel an den Hof des oströmischen Kaisers Theodosius II., um dort die Ereignisse aus der Sicht Kyrills zu schildern. Etwas später jedoch, anderthalb Jahre nach Hypatias Tod, konnten sich die Gegner des Patriarchen ihm einen schweren Schlag versetzen, denn es gelang ihnen, sich in Konstantinopel durchzusetzen. Kaiserliche Verordnungen vom September und Oktober 416 legten fest, dass künftig Gesandtschaften an den Kaiser unter Umgehung des Präfekten nicht mehr erlaubt seien und dass die Miliz des Patriarchen verkleinert und fortan der Kontrolle des Präfekten unterstellt werde. Demnach verlor diese Truppe den Charakter einer Miliz, die der Patriarch nach Belieben verwenden und sogar gegen den Präfekten einsetzen konnte. Diese kaiserlichen Maßnahmen hatten allerdings nicht lange Bestand, schon 418 konnte Kyrill die Befehlsgewalt über seine Miliz zurückgewinnen.[21]

Seit langem umstritten ist die Frage, ob der Patriarch Kyrill den Mord angestiftet oder zumindest gebilligt hat. Eine eindeutige Klärung ist angesichts der ungünstigen Quellenlage kaum möglich. Jedenfalls ist davon auszugehen, dass die Täter annehmen konnten, im Sinne des Patriarchen zu handeln.

Werke und Lehre

Die Darstellung des Damaskios, dass Hypatia sowohl die Schriften Platons als auch die des Aristoteles auslegte und überhaupt über jeden beliebigen Philosophen dozierte, weist sie als Vertreterin des zu ihrer Zeit vorherrschenden Synkretismus aus. Man ging von einer in den Grundzügen einheitlichen Lehre aller damals als seriös geltenden philosophischen Richtungen aus. Die verschiedenen Richtungen, ausgenommen der verachtete Epikureismus, wurden unter dem Dach des Neuplatonismus zusammengeführt. Dass Hypatia Neuplatonikerin war, wird in der neueren Forschung nicht mehr bezweifelt. Sokrates von Konstantinopel stellt ausdrücklich fest, sie habe der Schule angehört, die Plotin begründet hatte, und dies war die neuplatonische. Die Hypothese von John M. Rist, wonach Hypatia eine vor-neuplatonische, an den Mittelplatonismus anknüpfende Philosophie vertrat, hat sich nicht durchgesetzt.[22]

In der Suda werden ihr mehrere Werke – alle mathematischen oder astronomischen Inhalts – zugeschrieben: ein Kommentar zur Arithmetik des Diophantos von Alexandria, ein Kommentar zu den Kegelschnitten des Apollonios von Perge und eine Schrift mit dem Titel „Astronomischer Kanon“ oder „Zum astronomischen Kanon“. Unklar ist, ob das letztgenannte Werk ein Kommentar zu den „Handlichen Tafeln“ des Astronomen Ptolemaios war, wie meist angenommen wird, oder ein eigenes Tafelwerk Hypatias.[23] Diese Schriften sind wohl früh untergegangen, da sie sonst nirgends erwähnt werden.

Es ist keine einzige konkrete mathematische, naturwissenschaftliche oder philosophische Aussage überliefert, die Hypatia mit Sicherheit zugeschrieben werden kann. Allerdings hat ihr Vater Theon in der ältesten Handschrift des von ihm verfassten Kommentars zu Ptolemaios’ Almagest bei der Überschrift zum dritten Buch angemerkt, es handle sich um eine „von der Philosophin Hypatia, meiner Tochter“ durchgesehene Fassung. Unklar ist, ob damit gemeint ist, dass sie den Text der Almagest-Handschrift, die Theon für die Erstellung seines Kommentars verwendete, auf Fehler durchgesehen hat, oder ob sie korrigierend in den Text von Theons Kommentar eingegriffen hat.[24] Im Kommentar sind Spuren einer Überarbeitung erkennbar, die möglicherweise anzeigen, dass sie wirklich an diesem Werk ihres Vaters beteiligt war. Allerdings kann es sich dabei auch um Eingriffe eines anderen, vielleicht wesentlich späteren Bearbeiters handeln.

Vermutungen über sonstige Werke, die Hypatia verfasst haben könnte, sind spekulativ, ebenso wie Versuche, in den überlieferten Texten der Arithmetik des Diophantos und anderer Werke Spuren ihrer kommentierenden oder bearbeitenden Tätigkeit zu finden.[25]

Rezeption

Antike und Mittelalter

Schon zu ihren Lebzeiten genoss Hypatia einen legendären Ruf. Synesios rühmte sie überschwänglich und erwähnte in einem an sie gerichteten Brief ihren großen Einfluss, der sie zu einem gewichtigen Faktor im öffentlichen Leben mache. Sokrates von Konstantinopel schrieb in seiner Kirchengeschichte, sie habe die Philosophen ihrer Zeit übertroffen und sei wegen ihrer Tugendhaftigkeit allgemein bewundert worden. Dass sie in Alexandria außerordentlich verehrt wurde, bezeugt auch ein durch die Suda überlieferter Bericht. Daher erregte ihre Ermordung großes Aufsehen und wurde auch von einem Teil der christlichen Geschichtsschreiber verurteilt. Der arianische Kirchengeschichtsschreiber Philostorgios nutzte die Gelegenheit, seine theologischen Gegner, die Anhänger des Konzils von Nicäa, für den Mord verantwortlich zu machen.[26] Auch im lateinischsprachigen Westen wurde der Vorgang bekannt: Ein Kapitel der unter Cassiodors Leitung kompilierten Kirchengeschichte Historia ecclesiastica tripartita ist dem Schicksal Hypatias gewidmet. Diese Version folgt der Darstellung des Sokrates von Konstantinopel, gibt aber abweichend von dessen Bericht an, die Philosophin sei mit Steinen getötet worden.[27]

Dem Dichter Palladas wird traditionell ein Lobgedicht auf Hypatia zugeschrieben, von dem fünf Verse in der Anthologia Palatina überliefert sind.[28] Alan Cameron argumentiert gegen diese Zuschreibung und meint, der Dichter sei ein unbekannter Christ und die von ihm verherrlichte Hypatia nicht die Philosophin, sondern wahrscheinlich eine christliche Nonne gewesen.[29] Anderer Meinung ist Enrico Livrea; er hält das Gedicht für Hypatias Grabinschrift.[30]

Der wohl auf einer verlorenen spätantiken Darstellung fußende Bericht des Johannes von Nikiu aus dem 7. Jahrhundert, der den Mord rechtfertigt, gibt die Sichtweise von Hypatias kirchlichen Feinden wieder. Sie erscheint darin als kriminelle Magierin, die mittels Schadenzauber schweres Unheil über die Stadt gebracht hat. Daher habe sie getötet werden müssen, zur Strafe für ihre Verbrechen wie auch zum Schutz der Einwohner. Johannes gehörte der koptischen Kirche an, die Hypatias Gegner Kyrill zu ihren bedeutendsten Heiligen zählte und die Möglichkeit eines Fehlverhaltens dieses Kirchenvaters nicht in Betracht zog.[31]

Die Überlieferung vom Tod Hypatias zeigt Ähnlichkeiten mit der mittelalterlichen Legende der Märtyrerin Katharina von Alexandrien, wobei in der christlichen Legende die Rollen von Christen und Heiden vertauscht sind. Möglicherweise hat der Urheber der Erzählung vom Martyrium der heiligen Katharina, die wahrscheinlich eine erfundene Gestalt ist, einen Bericht über Hypatias Tod zum Ausgangspunkt seiner literarischen Fiktion gemacht.[32]

Im 14. Jahrhundert berichtete der byzantinische Geschichtsschreiber Nikephoros Gregoras, die Kaiserin Eudokia Makrembolitissa, die im 11. Jahrhundert lebte, sei „eine zweite Theano und Hypatia“ genannt worden. Aus seinen Worten ist zu ersehen, dass Hypatia im mittelalterlichen Byzantinischen Reich als Muster einer vorzüglich gebildeten Frau fortlebte.[33]

Frühe Neuzeit

Gilles Ménage veröffentlichte 1690 seine Historia mulierum philosopharum („Geschichte der Philosophinnen“), in der er Quellenzeugnisse zu Hypatias Leben und Tod zusammenstellte. Die Instrumentalisierung des Themas für religiöse und philosophische Polemik setzte im späten 17. Jahrhundert ein. Der protestantische Kirchenhistoriker Gottfried Arnold beurteilte in seiner Unparteyischen Kirchen- und Ketzer-Historie (Erstdruck 1699) die Rolle des Patriarchen als verbrecherisch. Im 18. Jahrhundert wurde das Schicksal Hypatias unter dem Gesichtspunkt der damaligen Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten sowie zwischen Vertretern der Aufklärung und der katholischen Kirche thematisiert. 1720 veröffentlichte der irische Philosoph John Toland, ein Deist, der aus der katholischen Kirche ausgetreten war, seine kirchenfeindliche Schrift Tetradymus, die auch einen Essay mit dem Titel Hypatia enthielt, in dem er die Philosophin idealisierte und Kyrill für den Mord voll verantwortlich machte. Henry Fielding nahm ebenfalls in seiner kirchenfeindlichen Satire A journey from this world to the next (1743) auf Hypatias Schicksal Bezug. Ihr Tod galt als eindrückliches Beispiel für einen kirchlicherseits geförderten mörderischen Fanatismus, den insbesondere Aufklärer wie Voltaire anprangerten. Voltaire äußerte sich dazu unter anderem in seinem Examen important de Milord Bolingbroke ou le tombeau du fanaticisme. Für ihn war Hypatia eine vom Klerus beseitigte Vorläuferin der Aufklärung. Der Historiker Edward Gibbon zweifelte nicht an Kyrills Verantwortung für die Mordtat; er sah in Hypatias Beseitigung ein Musterbeispiel für den Verfall der Zivilisation in der Spätantike, den er mit dem Aufstieg des Christentums in Verbindung brachte.

Von stark kirchlich orientierten Christen wurde Kyrills Schuld bestritten oder heruntergespielt. Der Anglikaner Thomas Lewis publizierte 1721 ein Pamphlet, in dem er Kyrill gegen Tolands Polemik verteidigte und Hypatia als „most impudent school-mistress“ bezeichnete.[34] Die Rechtfertigung Kyrills war auch das Ziel einer 1727 veröffentlichten Abhandlung des französischen Jansenisten Claude-Pierre Goujet. Selbst unter den protestantischen Gelehrten Deutschlands fand Kyrill einen eifrigen Verteidiger: Ernst Friedrich Wernsdorf bestritt in einer 1747–48 erschienenen Untersuchung jede Mitverantwortung des Patriarchen für den Mord.

Moderne

Altertumswissenschaftliche Forschung und Feminismus

Eine Einschätzung von Hypatias philosophischen, mathematischen und astronomischen Leistungen ist angesichts der sehr ungünstigen Quellenlage spekulativ und problematisch. Christian Lacombrade betont, dass Hypatia ihren Nachruhm den Umständen ihres Todes verdankt, nicht ihrem Lebenswerk.[35] Eine Gegenposition zu dieser skeptischen Einschätzung ihrer Bedeutung ist in der feministischen Forschung anzutreffen, wo sich insbesondere Henriette Harich-Schwarzbauer mit ihrer 1997 in Graz vorgelegten Habilitationsschrift Hypatia von Alexandria. Die Testimonien zur alexandrinischen Philosophin profiliert hat. Im feministischen Diskurs werden die antiken Texte zu Hypatia unter dem Gesichtspunkt der Genderforschung interpretiert. Ihr Schicksal erscheint als Beispiel dafür, „wie man mit der weiblichen Intellektualität und wie man mit weiblicher Autorschaft umzugehen pflegte“. So wie Hypatias Leichnam zerstückelt wurde, so sei auch ihre Lebensleistung durch die Überlieferung zerstückelt worden. „Sie der Vergessenheit zu überantworten, war Kalkül.“[36]

Die Behauptung des Philostorgios, Hypatia habe ihren Vater in der Mathematik und Astronomie weit übertroffen, bietet einen Anhaltspunkt für die in moderner wissenschaftlicher und nichtwissenschaftlicher Literatur vertretene Meinung, sie sei zu ihrer Zeit auf diesen Gebieten führend gewesen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass ihre Epoche arm an mathematischen und naturwissenschaftlichen Leistungen war.[37] Mit der Betonung ihrer wissenschaftlichen Qualifikation verbindet sich bei manchen modernen Beurteilern die Ansicht, ihr Tod markiere einen historischen Einschnitt: das Ende der antiken Mathematik und Naturwissenschaft und insbesondere der Beteiligung von Frauen an wissenschaftlichen Bestrebungen.[38]

1925 veröffentlichte Dora Russell (1894–1986), die Frau des Philosophen Bertrand Russell, als Mrs. Bertrand Russell eine feministische Schrift mit dem Titel Hypatia or Woman and Knowledge.

Mehrere feministische Zeitschriften sind nach der spätantiken Philosophin benannt worden: Hypatia. Feminist Studies wurde 1984 in Athen gegründet; Hypatia: A Journal of Feminist Philosophy erscheint seit 1986 in Bloomington (Indiana). In Berlin gab es von 1991 bis 1998 die Zeitschrift Hypatia. Historische Frauenforschung in der Diskussion.

Belletristik, Musik und Film

Hypatia in einem biographischen Essay von Elbert Hubbard, 1908
Hypatia auf der Bühne, um 1900

Die moderne Belletristik griff den Stoff auf und popularisierte ihn, Dichter und Schriftsteller nahmen sich des historischen Themas an und verfremdeten den Stoff zum Teil beträchtlich. Charles Leconte de Lisle schrieb zwei Fassungen eines Hypatia-Gedichts, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Leser fand, und das kurze Drama Hypatie et Cyrille (1857). Er verherrlichte das Ideal einer Verbindung von Weisheit und Schönheit, das er in Hypatia verwirklicht sah. Die stärkste und nachhaltigste Wirkung erzielte der Schriftsteller Charles Kingsley mit seinem 1853 in London erschienenen Roman Hypatia or New Foes with an Old Face, der 1858 erstmals in deutscher Übersetzung herauskam.[39] Dieser Roman machte Hypatia einem breiten Publikum bekannt. Kingsley behandelte den Stoff aus christlicher, aber antikatholischer Sicht. Er zeichnete zwar ein insgesamt positives Bild von Hypatia, stellte aber ihre philosophische Lebensweise als Irrweg dar. Sein erklärtes Ziel war es, das Christentum als „den einzigen wirklich demokratischen Glauben“ und die Philosophie als „den in höchstem Maße exklusiv aristokratischen Glauben“ darzustellen.[40] Auch bei ihm macht die Verbindung von Weisheit und Schönheit die Faszination Hypatias aus. Kingsleys Gestaltung des Stoffs bildete die Basis für die 1878 veröffentlichte Tragödie Hypatia von Arnold Beer, ein Trauerspiel in Versen. 1906 stellte Hans von Schubert fest: „Kingsleys Hypatia ist längst zum Gemeingut des gebildeten Publikums, zu einem Lieblingsbuch speziell des historisch gebildeten Publikums auch in Deutschland geworden.“[41] Fritz Mauthner schrieb einen kirchenkritischen Roman Hypatia (1892).

Von dem Komponisten Roffredo Caetani stammt die Oper Hypatia, eine azione lirica in drei Akten, die 1924 veröffentlicht und 1926 im Deutschen Nationaltheater in Weimar uraufgeführt wurde. Sie handelt vom letzten Lebenstag Hypatias. Der italienische Schriftsteller Mario Luzi schrieb das Drama Libro di Ipazia (1978), in dem er die Unausweichlichkeit des Untergangs der von Hypatia repräsentierten Welt thematisierte. 1987 erschien die Erzählung Renaissance en Paganie der aus Québec stammenden Politikerin und Schriftstellerin Andrée Ferretti, in der Hypatia eine wichtige Rolle spielt. 1989 veröffentlichte der kanadische Mediävist und Schriftsteller Jean-Marcel Paquette unter seinem Pseudonym Jean Marcel den Roman Hypatie ou la fin des dieux („Hypatia oder Das Ende der Götter“). 1988 publizierte der Jugendbuchautor Arnulf Zitelmann seinen historischen Roman Hypatia, in dem Hypatia als Vorkämpferin des freien Denkens und verantwortlichen Handelns dem Bischof Kyrill gegenübergestellt wird.

Der Regisseur Alejandro Amenábar drehte 2009 über Hypatias Leben den Film Agora – Die Säulen des Himmels mit Rachel Weisz in der Hauptrolle. Das darin gezeichnete Bild der Philosophin unterscheidet sich im Detail (insbesondere hinsichtlich ihres Alters zum Zeitpunkt des Mordes) sehr von dem der Altertumswissenschaftler.[42]

Naturwissenschaft

Nach Hypatia ist der Asteroid (238) Hypatia im Asteroidengürtel benannt, der am 1. Juli 1884 von Viktor Knorre an der Berliner Sternwarte entdeckt wurde. Auch der Mondkrater Hypatia trägt ihren Namen. Nördlich des Kraters befinden sich Mondrillen, die Rimae Hypatia („Hypatia-Rillen“) heißen.

Hypatia ist eine 1892 beschriebene Schmetterlingsgattung der Bärenspinner.[43]

Literatur

  • Michael A. B. Deakin: Hypatia of Alexandria, Mathematician and Martyr. Prometheus Books, Amherst (New York) 2007, ISBN 978-1-59102-520-7
  • Maria Dzielska: Hypatia of Alexandria. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 1995, ISBN 0-674-43775-6
  • Christian Lacombrade: Hypatia. In: Reallexikon für Antike und Christentum, Band 16, Hiersemann, Stuttgart 1994, ISBN 3-7772-5006-6, Sp. 956–967
  • Silvia Ronchey: Hypatia the Intellectual. In: Augusto Fraschetti (Hrsg.): Roman Women. The University of Chicago Press, Chicago und London 2001, ISBN 0-226-26094-1, S. 160–189 und 227–235
  • Henri Dominique Saffrey: Hypatie d’Alexandrie. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Band 3, CNRS Éditions, Paris 2000, ISBN 2-271-05748-5, S. 814–817
Commons: Hypatia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Suda, Adler-Nr. Y 166, online.
  2. Die Hypothese von Denis Roques, wonach der Vater Hypatias in Wirklichkeit Theoteknos hieß, hat sich nicht durchgesetzt; siehe dazu Saffrey (2000) S. 814.
  3. Siehe dazu Saffrey (2000) S. 814f. und Robert J. Penella: When was Hypatia born? In: Historia 33, 1984, S. 126–128 mit weiteren Argumenten; vgl. Deakin (2007) S. 51f., 174 und Dzielska (1995) S. 67f. Der alte Datierungsansatz um 370 ist überholt.
  4. Alan Cameron, Jacqueline Long: Barbarians and Politics at the Court of Arcadius, Berkeley 1993, S. 51; Saffrey (2000) S. 816.
  5. Heinrich Dörrie/Matthias Baltes: Der Platonismus in der Antike, Band 3, Stuttgart-Bad Cannstatt 1993, S. 133 Anm. 6; Edward J. Watts: City and School in Late Antique Athens and Alexandria, Berkeley 2006, S. 194f.; Dzielska (1995) S. 56. Die Hypothese einer staatlich bezahlten Lehrtätigkeit Hypatias vertreten Markus Vinzent: “Oxbridge“ in der ausgehenden Spätantike. In: Zeitschrift für antikes Christentum 4, 2000, S. 49–82, hier: 67–69 und Pierre Chuvin: Chronique des derniers païens, Paris 1991, S. 90.
  6. Étienne Évrard: À quel titre Hypatie enseigna-t-elle la philosophie? In: Revue des Études grecques 90, 1977, S. 69–74.
  7. Siehe dazu Cameron/Long (1993) S. 41–44.
  8. Zum Verständnis der Anekdote siehe Enrico Livrea: I Vorlage:Polytonisch di Ipazia. In: Eikasmós 6, 1995, S. 271–273; Danuta Shanzer: Merely a Cynic Gesture? In: Rivista di filologia e di istruzione classica 113, 1985, S. 61–66. Vgl. Christian Lacombrade: Hypatie, un singulier „revival“ du cynisme. In: Byzantion 65, 1995, S. 529–531; John M. Rist: Hypatia (PDF; 332 kB). In: Phoenix 19, 1965, S. 214–225, hier: 220f.
  9. Synesios, Brief 143, Zeilen 1–52 Garzya; vgl. die Briefe 137 (Zeilen 41–45) und 142 (Zeilen 7–9). Siehe dazu Antonio Garzya, Denis Roques: Synésios de Cyrène, Band 3: Correspondance. Lettres LXIV–CLVI, Paris 2000, S. 399 Anm. 11–15, S. 400 Anm. 19, S. 408–410 Anm. 3–19.
  10. Deakin (2007) S. 104f., 193f.
  11. Siehe zu dieser Frage Tassilo Schmitt: Die Bekehrung des Synesios von Kyrene, München 2001, S. 278–280 und Anm. 128.
  12. Zur Frage der Datierung siehe Pierre Évieux: Introduction. In: Pierre Évieux, William Harris Burns u.a. (Hrsg.): Cyrille d’Alexandrie, Lettres Festales, Paris 1991, S. 55f. Anm. 1; Deakin (2007) S. 173f.
  13. Alan Cameron: Palladas and Christian Polemic. In: The Journal of Roman Studies 55, 1965, S. 17–30, hier: 26–28; Jean Rougé: La politique de Cyrille d’Alexandrie et le meurtre d’Hypatie. In: Cristianesimo nella storia 11, 1990, S. 485–504, hier: 495.
  14. Christopher Haas: Alexandria in Late Antiquity. Topography and Social Conflict, Baltimore 1997, S. 163–165.
  15. Sokrates von Konstantinopel, Kirchengeschichte 7,13.
  16. Johannes von Nikiu, Chronik 84,95.
  17. Sokrates von Konstantinopel, Kirchengeschichte 7,14. Siehe zu diesen Vorgängen Rougé (1990) S. 487–495.
  18. Sokrates von Konstantinopel, Kirchengeschichte 7,15.
  19. Johannes von Nikiu, Chronik 84,100–103.
  20. Karl Praechter: Hypatia. In: Pauly-Wissowa, RE Band 9,1, Stuttgart 1914, Sp. 242–249, hier: 247.
  21. Christopher Haas: Alexandria in Late Antiquity. Topography and Social Conflict, Baltimore 1997, S. 314–316.
  22. Saffrey (2000) S. 816; Cameron/Long (1993) S. 49f. Für die Gegenposition siehe John M. Rist: Hypatia. In: Phoenix 19, 1965, S. 214–225.
  23. Cameron/Long (1993) S. 44f.; Deakin (2007) S. 96–98.
  24. Für Ersteres plädiert Alan Cameron: Isidore of Miletus and Hypatia: On the Editing of Mathematical Texts. In: Greek, Roman, and Byzantine Studies 31, 1990, S. 103–127, hier: 107–115. Anderer Meinung ist Wilbur Richard Knorr: Textual Studies in Ancient and Medieval Geometry, Boston 1989, S. 755–765.
  25. Fabio Acerbi: Hypatia. In: Noretta Koertge (Hrsg.): New Dictionary of Scientific Biography, Band 3, Detroit u.a. 2008, S. 435–437, hier: 436. Zum Diophantos-Kommentar siehe Michael A. B. Deakin: Hypatia and Her Mathematics. In: The American Mathematical Monthly 101, 1994, S. 234–243, hier: 239f.
  26. Philostorgios, Kirchengeschichte 8,9.
  27. Historia ecclesiastica tripartita 11,12.
  28. Anthologia Palatina 9,400; Übersetzung bei Vinzent (2000) S. 70.
  29. Alan Cameron: The Greek Anthology from Meleager to Planudes, Oxford 1993, S. 322–324. In diesem Sinne äußerte sich auch Dzielska (1995) S. 22f.
  30. Enrico Livrea: A. P. 9.400: iscrizione funeraria di Ipazia? In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 117, 1997, S. 99–102 (online; PDF; 48 kB). Auch Polymnia Athanassiadi (Hrsg.): Damascius: The Philosophical History, Athen 1999, S. 131 Anm. 96 glaubt, dass die Verse sich auf die Philosophin beziehen.
  31. Zur koptischen Sichtweise siehe Edward Watts: The Murder of Hypatia: Acceptable or Unacceptable Violence? In: Harold Allen Drake (Hrsg.): Violence in Late Antiquity, Aldershot 2006, S. 333–342, hier: 338–342.
  32. Deakin (2007) S. 135f., 202.
  33. Nikephoros Gregoras, Rhomäische Geschichte 8,3.
  34. Thomas Lewis, The History Of Hypatia … (online).
  35. Christian Lacombrade: Hypatia. In: Reallexikon für Antike und Christentum Band 16, Stuttgart 1994, Sp. 956–967, hier: 958f., 965.
  36. Henriette Harich-Schwarzbauer: Erinnerungen an Hypatia von Alexandria. In: Barbara Feichtinger, Georg Wöhrle (Hrsg.): Gender Studies in den Altertumswissenschaften: Möglichkeiten und Grenzen, Trier 2002, S. 97–108, hier: 98f.
  37. Deakin (2007) S. 110–112, 194f.
  38. Siehe dazu Dzielska (1995) S. 25f. In diesem Sinne äußerte sich schon Richard Hoche: Hypatia, die Tochter Theons. In: Philologus 15, 1860, S. 435–474, hier: 474; er schrieb, mit Hypatia sei „der letzte Glanz heidnischer Wissenschaft erloschen“, die christliche Wissenschaft habe den traditionellen Ruhm Alexandrias nicht zu erhalten vermocht.
  39. Charles Kingsley, Hypatia, or New Foes with an Old Face (englischer Text online, deutsche Übersetzung online).
  40. Siehe dazu Emilien Lamirande: Hypatie, Synésios et la fin des dieux. L’histoire et la fiction. In: Studies in Religion – Sciences Religieuses 18, 1989, S. 467–489, hier: 478–480.
  41. Hans von Schubert: Hypatia von Alexandrien in Wahrheit und Dichtung. In: Preußische Jahrbücher 124, 1906, S. 42–60, hier: 43.
  42. Interview zum Film mit der Historikerin Maria Dzielska in der Online-Ausgabe des SPIEGEL vom 25. April 2010.
  43. Generic Names Catalog des Natural History Museums in London

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