Geschichte Mayottes und Burggraf: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:Coat of Arms of Mayotte.PNG|thumb|Wappen von Mayotte]] |
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[[Datei:Mayotte-CIA WFB Map.png|thumb|Die Insel Mayotte]] |
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[[Datei:Cn-map-de.png|thumb|Lage der Insel innerhalb des Archipels der Komoren]] |
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Die '''Geschichte Mayottes''' ist die Geschichte der zum [[Archipel der Komoren]] gehörenden Inselgruppe [[Mayotte]] im [[Indischer Ozean|Indischen Ozean]], die heute ein französisches Übersee-Gebiet (''Collectivité d'outre-mer'') bildet. Sie besteht aus der gleichnamigen Hauptinsel Mayotte, den zwei Nebeninseln [[Pamanzi|Île Pamanzi]] und [[Ile M'Zamboro]] sowie einigen sehr kleinen, vorgelagerten Inseln. |
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[[Datei:Burggrafenburg (Nuernberg).jpg|miniatur|hochkant=1.4|Das Areal der Nürnberger Burggrafenburg, links mit der Walburgiskapelle, einem der letzten Überreste der Burggrafenburg.]] |
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== Vorkoloniale Geschichte == |
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Wie die übrigen Inseln der [[Geschichte der Komoren|Komoren]] ist Mayotte seit etwa 500 n. Chr. menschlich besiedelt, ursprünglich durch [[Malaien|malaiische]] Seefahrer aus dem Gebiet des heutigen [[Indonesien]], die direkt über den Indischen Ozean oder mit Zwischenstation über die südlich gelegene Insel [[Madagaskar]] hierher kamen, später durch [[Bantu]] von der Küste Ostafrikas. Gemäß der [[Kilwachronik|Chronik von Kilwa]] tauchten bereits im 10. Jahrhundert [[Araber|arabisch]]-[[Perser (Volk)|persische]] Händler aus der persischen Stadt [[Schiras]], Schirasi genannt, auf den Komoren auf und brachten den [[Islam]] hierhin. Eine [[Swahili (Gesellschaft)|Swahili-Kultur]] entstand auf den Inseln einschließlich Mayotte und für das 11. oder 12. Jahrhundert ist die exportorientierte Produktion von Eisen auf der Insel bezeugt.<ref>[[:fr:Histoire de Mayotte#Origine du peuplement]]</ref> In dieser Phase finden sich in der [[Nekropole]] von [[Bagamoyo (Mayotte)|Bagamoyo]] auch Spuren der Schirasi auf Mayotte. Um 1500 entstand auf der Insel ein Sultanat, genannt Maore or Mawuti (aus dem arabischen جزيرة الم, was so viel wie „Insel der Toten/des Todes“ bedeutet). |
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1566 wurde die älteste Moschee der Insel Mayotte im Ort Chingoni errichtet. 1503 erreichten erstmals [[Portugal|portugiesische]] Seefahrer die Insel und verzeichneten sie auf ihren Karten. |
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Der '''Burggraf''' (lat. ''[[Präfekt (Römisches Reich)|praefectus]]'', ''[[Kastellan|castellanus]]'' oder ''burggravius'') ist ein [[Öffentliches Amt|Amt]] aus dem [[Lehnswesen]] des [[Mittelalter]]s. Der Herrschaftsbereich eines Burggrafen hieß '''Burggrafschaft''' (lat. ''prefectura''). Die zum landsässigen niederen [[Adel]] gehörenden '''Burggrafen''' übernahmen die Amtsbezeichnung manchmal auch als Namensbestandteil. |
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Gegen Ende des 18. Jahrhunderts litten sämtliche Inseln der Komoren unter Sklavenjagden des madagassischen Volkes der [[Sakalava]]. Aber nur auf Mayotte ließen sie sich dauerhaft nieder, weshalb hier in einigen Dörfern auch heute noch [[Kibushi]], eine madagassische Sprache, gesprochen wird. Europäische [[Piraterie|Piraten]] suchten die Inseln ebenfalls zwischen 1600 und 1800 heim und die Truppen des Sultans der Nachbarinsel [[Anjouan]] verheerten die Insel in den 1740er Jahren. Zwischen 1790 und 1820 nahmen die Sklavenjagden der Sakalava dramatisch zu. Schließlich war Mayotte zu Beginn des 19. Jahrhunderts weitgehend entvölkert, von geschätzten 12.000 Einwohnern im 16. Jahrhundert bis auf weniger als 5.000 Einwohner bei den ersten Volkszählung der Franzosen 1843.<ref>[[:fr:Histoire de Mayotte#le temps des "Sultans batailleurs"]]</ref> |
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Der Begriff ''Burggraf'' kann sehr unterschiedliche Aspekte umfassen. Burggrafen konnten entweder dem König, einem Bischof oder einem Landesherren unterstehen, wobei sie administrative, militärische und/oder jurisdiktionelle Aufgaben wahrnahmen. Die Spannbreite reicht von Burggrafen, die tatsächlich nur das militärische Kommando über eine [[Burg]] innehatten und sich um deren Unterhaltung und Sicherung zu sorgen hatten, bis zu Burggrafen, die ihre Herrschaft über ein größeres Territorium ausdehnen konnten. |
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1832 wurde Mayotte von [[Andriantsoly]], einem ehemaligen König des Reiches von [[Iboina]] auf Madagaskar erobert; 1833 vom benachbarten Sultanat von Mwali ([[Mohéli]] auf Französisch) und 1835 wieder vom Ndzuwani Sultanat (Sultanat von Anjouan, das einen Vertreter seiner Macht mit dem ungewöhnlichen islamischen Titel eines [[Kadi]] zurückließ). 1836 erlangte die Insel ein letztes Mal ihre Unabhängigkeit unter einem lokalen Sultan.<ref>[[:en:Mayotte#History]]</ref> |
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Der erste Burggraf im Deutschen Reich wird für [[Regensburg]] erwähnt. [[Arnold von St. Emmeram]] nennt in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts einen gewissen Burchard als ''prefectus Ratisbonensis''. Die Gründung der Burggrafschaft erfolgte zwischen 953 und 972, vielleicht zum Jahreswechsel 960/61. Nach Burchard kamen die Burggrafen seit ca. 980 aus der Familie der ''[[Babonen]]''. Nach deren Aussterben kurz vor 1200 gelangte die Burggrafschaft an Herzog [[Ludwig der Kelheimer|Ludwig I.]] von Bayern. Der Charakter der Burggrafschaft war lange umstritten. Neue Forschungen haben ergeben, dass es sich bei der Burggrafschaft Regensburg um eine Stadtgrafschaft handelte. Die Burggrafschaft war demnach nicht der Grafschaft im westlichen Donaugau nachgeordnet oder eingegliedert, sondern eine eigenständige Grafschaft, deren Inhaber gräfliche Rechte (Jurisdiktion, Militärverwaltung, Administration) aus eigener Kraft ausübten. Anderen, wie den [[Burggrafschaft Rheineck|Burggrafen von Rheineck]] gelang es sogar, [[reichsunmittelbar]] zu werden und eine den [[Reichsgraf]]en ähnliche Stellung zu erhalten. |
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== Herrscher der Insel seit 1500 == |
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|+ Die Sultane von Mayotte seit 1500 |
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! Beginn der Herrschaft |
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! Ende |
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! Name |
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! Kommentar |
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| seit 1500 |
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| Maoré oder Mawati |
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| Beginn des ersten Sultanats |
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| 1700 |
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| 1714 |
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| Regent |
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| 1714 |
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| 1720 |
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| Monavo bint Mwinye, Fani (Regent) |
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| 1720 |
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| 1727 |
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| Abu Bakr bin Omar |
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| 1727 |
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| 1752 |
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| Salim bin Abi Bakr |
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| 1752 |
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| 1790 |
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| Boina Kombo ben Salim |
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| 1790 |
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| 1807 |
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| Salim II |
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| verstorben 1807 |
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| 1807 |
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| 1817 |
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| Suhali bin Salim |
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| verstorben 1817 |
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| 1817 |
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| 1829 |
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| Mawana Amadi bin Boina Kombo |
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| verstorben 1829 |
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| 1829 |
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| 1829 |
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| Moge Muku |
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| 1829 |
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| 1832 |
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| Boina Kombo bin Amadi |
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| 1832 |
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| 1833 |
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| Andriantsoly |
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| 1. Mal |
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| 1833 |
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| 1835 |
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| Kein eigener Sultan, Anschluss an [[Mohéli]], später an [[Anjouan]] |
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| 19.11. 1835 |
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| 1836 |
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| Umar |
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| Gouverneur und [[Kadi]] |
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| 1836 |
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| 25.3.1841 |
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| Andriantsoly |
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| 2. Mal |
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Daneben gab es – vor allem in Süd- und Ostdeutschland – im 11. bis 12. Jahrhundert zahlreiche Burggrafen – erwachsen aus dem älteren Amt des (Burg-)[[Vogt]]es – die nur der militärische Befehlshaber einer Reichs- oder Bischofsburg, einer Königs- oder Bischofsstadt waren und damit Übergeordnete der [[Burgmann]]en. |
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== Französische Kolonialzeit == |
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=== Protektoratszeit bis 1912 === |
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[[Datei:Stamp Mayotte 1892 2c.jpg|thumb|150px|Briefmarke aus der Kolonialzeit]] |
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Am 25. April 1841 erklärten die Franzosen Mayotte zum [[Protektorat]] (am 13. Juni 1843 wurde ein entsprechendes Schriftstück ratifiziert) und begannen von hier aus die Einflussnahme auf die übrigen Inseln. 1847 verboten sie die Sklaverei auf Mayotte und förderten die Besiedelung der durch madagassische Überfälle und Sklavenjagden weitgehend entvölkerten Insel mit freigelassenen Sklaven und französischen Siedlern. Trotz des Verbots der Sklaverei wurden allerdings Arbeitskräfte insbesondere aus dem nahegelegenen portugiesischen [[Mosambik]] unter sklavereiähnlichen Bedingungen auf den Zuckerrohrfeldern des Landesinneren „gehalten“. Erst ab 1878 halten sich die Plantagenbesitzer an einen Erlass, der es verbietet, Arbeitskräfte in Eisenketten zu legen.<ref>http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecialgeschichte/d-51661381.html?name=DAS+INSEL-LABOR Spiegel Spezial 2007</ref> 1864 wurde die erste staatliche Schule der Insel in [[Dzaoudzi]] eröffnet. Am 13. März 1896 wurde die Stadt [[Mamoudzou]] auf Mayotte zur Hauptstadt des gesamten Protektorates der Komoren erklärt. |
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Ab Mitte des 12. Jahrhunderts schuf König [[Konrad III. (HRR)|Konrad III.]] eine neue Qualität des Burggrafen während der deutschen [[Deutsche Ostsiedlung|Ostkolonisation]]. Sie wurden Schützer und Verwalter von umfangreichem Königsgut im Umkreis der bedeutenden Reichsburgen wie Meißen, Altenburg und Leisnig und erhielten hier auch das Richteramt. Sie traten auch selbst als Kolonisatoren auf und schufen sich damit eigene Herrschaften. Mit dem Erstarken der [[Wettiner]] in der [[Markgrafschaft Meißen]], dem späteren Sachsen, verschwanden sie in diesem Teil des Reiches im Verlauf der nächsten 200 Jahre. Lediglich die Burggrafen von Meißen konnten sich bis 1572, zumindest als Titularburggrafen halten. Die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen ä.L. wurden 1426 sogar vom Kaiser gefürstet und hatten eine eigene Stimme im Reichstag. |
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=== Kolonialzeit 1912 - 1946 === |
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1912 erhielt das „Protektorat der Komoren“ einschließlich Mayotte den Status einer Kolonie, ab 1914 wurden sie von der französischen Kolonie Madagaskar aus verwaltet. Die Kolonialgesellschaften verloren dadurch ihre direkte Herrschaft, blieben aber überaus mächtig. In den 1930er Jahren gehörten ihnen 46 % der Landfläche von Grand Comore 37 % von Anjouan, 22 % von Moheli und 15 % der Fläche von Mayotte.<ref>Schicho S. 26</ref> Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurden die Inseln, die sich für die [[Vichy-Regierung]] von Marschall [[Philippe Pétain]] erklärt hatten, vorübergehend von britischen Truppen besetzt. |
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Wie die anderen Ämter des Lehnsstaats wurde auch der Burggraf bald erblich, dann auch für landesherrliche Burgvögte benutzt, und war manchmal sogar nur ein reiner Titel. |
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=== Überseegebiet seit 1946 === |
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1946 erhielten die nun nicht mehr von Madagaskar aus verwalteten Komoren den Status eines französischen Überseegebiets mit administrativer Autonomie. 1956 garantierte Frankreich das Wahlrecht und den Übergang zu voller innerer Autonomie, die allerdings erst im Januar 1968 endgültig gewährt wurde. Als Kandidat einer gemeinsamen Liste der politischen Gruppierungen der Inseln wurde 1957 Mohammed Ahmed zum Regierungschef gewählt. Nach einem Referendum gab das Landesparlament 1958 seine Zustimmung zur Beibehaltung des Status eines französischen Überseeterritoriums. Nur die Vertreter Mayottes hatten für eine engere Anbindung an Frankreich plädiert und den Status eines Départements gefordert |
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Die Burggrafschaft konnte auch Ausgangspunkt adeliger [[Territorialpolitik]] werden, wie dies besonders deutlich bei den [[Burggrafen von Nürnberg]] oder der [[Burggrafschaft Friedberg]] zu beobachten ist. |
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== Trennung von den Komoren 1975 == |
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Mayotte war die einzige Insel des Archipels, die in der Abstimmungen von 1974 und 1976 (mit 63,8 % und 99,4 % Zustimmung) die Verbindungen zu Frankreich aufrechterhielt und auf die Unabhängigkeit verzichtete. Die [[Komoren|Union der Komoren]], in der sich sämtliche anderen Inseln des Archipels der Komoren 1975 zu einem unabhängigen Staat vereinigten, erhebt seither Anspruch auf Mayotte und erkennt dessen Zugehörigkeit zu Frankreich nicht an. Hierbei stützt sich die Union auf eine Resolution des [[UN-Sicherheitsrat]]es aus dem Jahr 1976, in dem 11 von 15 Mitgliedern die [[Souveränität]] der Union der Komoren über die Insel Mayotte anerkannten. Frankreich legte jedoch sein [[Veto]] gegen die Resolution ein. Die [[Generalversammlung der Vereinten Nationen|Vollversammlung der Vereinten Nationen]] hat seither mehrere ähnlich lautende Resolutionen erlassen, 1995 wurde die Frage das letzte Mal dort diskutiert. |
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Besonders bekannt sind die (bischöflichen) Burggrafen von [[Bistum Mainz|Mainz]], [[Bistum Magdeburg|Magdeburg]] und [[Bistum Würzburg#Stiftsvöge bzw. Burggrafen von Würzburg|Würzburg]], die [[Burggrafen von Dohna]], die Burggrafen von [[Schloss Staufeneck|Staufeneck]] sowie die [[hohenzollern]]schen [[Burggrafschaft Nürnberg#Die Burggrafen|Burggrafen von Nürnberg]] und die meinheringer Burggrafen von [[Bistum Meißen|Meißen]], die Verwalter und Richter waren, aber nur in der Burg das militärische Kommando hatten. |
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== „Collectivité départementale“ Mayotte 2001 bis 2009 == |
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Der wirtschaftliche Aufschwung auf der Insel führte zu einem wachsenden Zustrom von Wirtschaftsimmigranten von den übrigen Komoreninseln. 1995 schaffte daher die französische Regierung unter [[Édouard Balladur]] den freien Reiseverkehr zwischen Mayotte und den Inseln der übrigen Komoren ab. Seither ist auch für Komorer ein Visum für Mayotte nötig. Trotzdem kommen jede Nacht Flüchtlinge auf der Insel an, in der Hoffnung, 13 Jahre dort zu überleben – ihre Kinder werden dann französische Staatsbürger. Heute leben über 60.000 illegale Einwanderer auf Mayotte, meist Menschen von den umliegenden Inseln.<ref name="Deutsche Welle">Journal Reporter http://www.dw-world.de/dw/article/0,2144,2621209,00.html vom 22. Juni 2007</ref> |
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Auf der Insel ist ein kleines Kontingent französischer Soldaten ([[Légion étrangère|Fremdenlegion]]) stationiert. |
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Die das Amt vergebende Stelle konnte der Deutsche Kaiser oder ein geistliches Fürstentum wie das [[Hochstift Würzburg]], das zunächst das Burggrafenamt an die Grafen von [[Burg Henneberg|Henneberg]] vergab, oder das [[Stift (Kirche)|Stift]] [[Sankt Cassius Stift|St. Cassius]] in [[Bonn]], das das Burggrafenamt für den [[Drachenfels (Siebengebirge)]] in [[Kurköln]] vergab. |
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Am 11. Juli 2001 stimmten 73 % der Bevölkerung der Insel für einen neuen politischen Status als ''collectivité départementale''. Seither hatte Mayotte eine ähnliche rechtliche Stellung wie die französischen [[Überseedépartement]]s, war anders als diese aber nicht Teil der [[Europäische Union|Europäischen Union]]. In der französischen Nationalversammlung war Mayotte mit einem Abgeordneten und im [[Senat (Frankreich)|Senat]] mit einem Senator vertreten. |
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Manchmal war das Amt von Beginn an erblich ausgelegt (Drachenfels), meist wurde es später erblich (Nürnberg) oder es wurde auch entzogen (wie im Fall des Bistums Würzburg, das seine weltliche Sicherung 1230 selbst übernahm). |
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Am 28. März 2003 wurde die Verfassung Frankreichs modifiziert und der Name Mayotte im Artikel 72 unter den „[[Französische Überseegebiete|Überseeischen Gebieten]]“ als „Gebietskörperschaften mit Sonderstatus“ aufgelistet.<ref>[http://www.botschaft-frankreich.de/spip.php?article562 Französische Botschaft in Deutschland: ''Ueberseegebiete'']</ref> |
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Ein Beispiel für die Entwicklung des Burggrafenamtes ist die Entwicklung der Burggrafen von [[Tirol]], die sich von den Vögten für die Bischöfe von [[Trient]] und [[Brixen]] zu den das ganze Land beherrschenden Grafen von Tirol, deren damaliges Kerngebiet in [[Südtirol]] heute [[Burggrafenamt]] heißt. |
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== Département Mayotte ab 2011 == |
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In einer weiteren Volksbefragung befürworteten am 29. März 2009 die Einwohner von Mayotte, dass ihre Insel die Bezeichnung ''[[Département]]'' erhält und die Kompetenzen der [[Übersee-Departement|Übersee-Départements und Übersee-Regionen]] gemäß Artikel 73 der [[Verfassung der Fünften Französischen Republik|Verfassung Frankreichs]] ausübt. Bei einer Beteiligung von rund 61 % stimmten rund 95 % der Befragen zu.<ref>[http://www.malango.fr/resultats_referendum_mayotte_2009.htm Résultat de la consultation populaire du 29 mars 2009 à Mayotte]</ref> Die Umsetzung ist mit der Neuwahl des [[Generalrat (Frankreich)|Generalrates]] von Mayotte 2011 in Kraft getreten. Damit ist die Insel seit dem 31. März 2011 das 101. Département Frankreichs und Teil der Europäischen Union. Ausschlaggebend für das Abstimmungsergebnis dürfte die Aussicht auf bessere Sozialleistungen und Mittel aus der Regionalförderung der Europäischen Union gewesen sein. |
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In Österreich wurde der Begriff Burggraf erst ab dem Ende des Mittelalters verwendet. Parallel wurde auch dazu der gleichbedeutende Ausdruck [[Burghauptmannschaft Österreich|Burghauptmann]] verwendet, den es bis heute gibt. |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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Die einzige ehemals adlige Familie Deutschlands, die den Amtstitel ''Burggraf'' auch heute noch als Namensbestandteil trägt sind die [[Dohna (Adelsgeschlecht)]]. |
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== Literatur == |
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* Walter Schicho: ''Handbuch Afrika. In drei Bänden''. Band 1: „Zentralafrika, Südliches Afrika und die Staaten im Indischen Ozean“, Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-86099-120-5. |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
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* [[Ministeriale]] |
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* [[Vogt]] |
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* [[Burggrafschaft Nürnberg]] |
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* [[Burggraf von Glatz]] |
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* [[Burggraf von Gent]] |
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* [[Liste der Burggrafen von Magdeburg]] |
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* [[Liste der Burggrafen von Meißen]] |
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* [[Liste der Burggrafen von Prag]] |
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== Literatur == |
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* [[Karl August Eckhardt]]: Präfekt und Burggraf, in: [[Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte]], Germanistische Abteilung 46 (1926), S. 163–205 |
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* [http://www.insee.fr/fr/insee_regions/reunion/zoom/mayotte/ile/presentation.htm Zur Geschichte der Insel, franz.] |
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* [[Joachim Friedl]]: Die Burggrafschaft Regensburg. Militärkommando oder Stadtgrafschaft?, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 146 (2006), S. 7–58 |
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* [http://www.worldstatesmen.org/Mayotte.htm Kurzinfo mit Liste sämtlicher Sultane, Gouverneure, Präfekte usw von 1500 bis heute (engl.)] |
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* [[Aloys Meister]]: Burggrafenamt oder Burggrafentitel?, in: Historisches Jahrbuch 27 (1906), S. 253–265 |
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* [http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecialgeschichte/d-51661381.html?name=DAS+INSEL-LABOR Spiegel-Artikel zu historischen Hintergründen der aktuellen Lage auf Mayotte] |
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* [[Siegfried Rietschel]]: Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit in den deutschen Bischofsstädten während des frühen Mittelalters, 1905, ND 1965 |
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* [http://www.stern.de/politik/ausland/546906.html?nv=ct_mt Sternartikel zum Ansturm von Einwanderern auf Mayotte] |
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* [[Hans Schulze (Historiker)|Hans Schulze]]: Burggraf, -schaft, in: Lexikon des Mittelalters 2, 2002, Sp. 1048–1050 |
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* [[André Thieme]]: Die Burggrafschaft Altenburg. Studien zu Amt und Herrschaft im Übergang vom hohen zum späten Mittelalter, 2001 |
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* [[Wilhelm Volkert]]: Kleines Lexikon des Mittelalters. Von Adel bis Zunft. Verlag C. H. Beck, München 1991, S. 44-45 |
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== Weblinks == |
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{{Navigationsleiste Geschichte nach Staat/Afrika}} |
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{{Wiktionary}} |
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* [http://www.thueringen.de/schloesser/l08.htm Burgruine Henneberg] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Burggraf| ]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Adelstitel]] |
Version vom 14. April 2013, 22:49 Uhr

Der Burggraf (lat. praefectus, castellanus oder burggravius) ist ein Amt aus dem Lehnswesen des Mittelalters. Der Herrschaftsbereich eines Burggrafen hieß Burggrafschaft (lat. prefectura). Die zum landsässigen niederen Adel gehörenden Burggrafen übernahmen die Amtsbezeichnung manchmal auch als Namensbestandteil.
Der Begriff Burggraf kann sehr unterschiedliche Aspekte umfassen. Burggrafen konnten entweder dem König, einem Bischof oder einem Landesherren unterstehen, wobei sie administrative, militärische und/oder jurisdiktionelle Aufgaben wahrnahmen. Die Spannbreite reicht von Burggrafen, die tatsächlich nur das militärische Kommando über eine Burg innehatten und sich um deren Unterhaltung und Sicherung zu sorgen hatten, bis zu Burggrafen, die ihre Herrschaft über ein größeres Territorium ausdehnen konnten.
Der erste Burggraf im Deutschen Reich wird für Regensburg erwähnt. Arnold von St. Emmeram nennt in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts einen gewissen Burchard als prefectus Ratisbonensis. Die Gründung der Burggrafschaft erfolgte zwischen 953 und 972, vielleicht zum Jahreswechsel 960/61. Nach Burchard kamen die Burggrafen seit ca. 980 aus der Familie der Babonen. Nach deren Aussterben kurz vor 1200 gelangte die Burggrafschaft an Herzog Ludwig I. von Bayern. Der Charakter der Burggrafschaft war lange umstritten. Neue Forschungen haben ergeben, dass es sich bei der Burggrafschaft Regensburg um eine Stadtgrafschaft handelte. Die Burggrafschaft war demnach nicht der Grafschaft im westlichen Donaugau nachgeordnet oder eingegliedert, sondern eine eigenständige Grafschaft, deren Inhaber gräfliche Rechte (Jurisdiktion, Militärverwaltung, Administration) aus eigener Kraft ausübten. Anderen, wie den Burggrafen von Rheineck gelang es sogar, reichsunmittelbar zu werden und eine den Reichsgrafen ähnliche Stellung zu erhalten.
Daneben gab es – vor allem in Süd- und Ostdeutschland – im 11. bis 12. Jahrhundert zahlreiche Burggrafen – erwachsen aus dem älteren Amt des (Burg-)Vogtes – die nur der militärische Befehlshaber einer Reichs- oder Bischofsburg, einer Königs- oder Bischofsstadt waren und damit Übergeordnete der Burgmannen.
Ab Mitte des 12. Jahrhunderts schuf König Konrad III. eine neue Qualität des Burggrafen während der deutschen Ostkolonisation. Sie wurden Schützer und Verwalter von umfangreichem Königsgut im Umkreis der bedeutenden Reichsburgen wie Meißen, Altenburg und Leisnig und erhielten hier auch das Richteramt. Sie traten auch selbst als Kolonisatoren auf und schufen sich damit eigene Herrschaften. Mit dem Erstarken der Wettiner in der Markgrafschaft Meißen, dem späteren Sachsen, verschwanden sie in diesem Teil des Reiches im Verlauf der nächsten 200 Jahre. Lediglich die Burggrafen von Meißen konnten sich bis 1572, zumindest als Titularburggrafen halten. Die Burggrafen von Meißen aus dem Hause Plauen ä.L. wurden 1426 sogar vom Kaiser gefürstet und hatten eine eigene Stimme im Reichstag.
Wie die anderen Ämter des Lehnsstaats wurde auch der Burggraf bald erblich, dann auch für landesherrliche Burgvögte benutzt, und war manchmal sogar nur ein reiner Titel.
Die Burggrafschaft konnte auch Ausgangspunkt adeliger Territorialpolitik werden, wie dies besonders deutlich bei den Burggrafen von Nürnberg oder der Burggrafschaft Friedberg zu beobachten ist.
Besonders bekannt sind die (bischöflichen) Burggrafen von Mainz, Magdeburg und Würzburg, die Burggrafen von Dohna, die Burggrafen von Staufeneck sowie die hohenzollernschen Burggrafen von Nürnberg und die meinheringer Burggrafen von Meißen, die Verwalter und Richter waren, aber nur in der Burg das militärische Kommando hatten.
Die das Amt vergebende Stelle konnte der Deutsche Kaiser oder ein geistliches Fürstentum wie das Hochstift Würzburg, das zunächst das Burggrafenamt an die Grafen von Henneberg vergab, oder das Stift St. Cassius in Bonn, das das Burggrafenamt für den Drachenfels (Siebengebirge) in Kurköln vergab.
Manchmal war das Amt von Beginn an erblich ausgelegt (Drachenfels), meist wurde es später erblich (Nürnberg) oder es wurde auch entzogen (wie im Fall des Bistums Würzburg, das seine weltliche Sicherung 1230 selbst übernahm).
Ein Beispiel für die Entwicklung des Burggrafenamtes ist die Entwicklung der Burggrafen von Tirol, die sich von den Vögten für die Bischöfe von Trient und Brixen zu den das ganze Land beherrschenden Grafen von Tirol, deren damaliges Kerngebiet in Südtirol heute Burggrafenamt heißt.
In Österreich wurde der Begriff Burggraf erst ab dem Ende des Mittelalters verwendet. Parallel wurde auch dazu der gleichbedeutende Ausdruck Burghauptmann verwendet, den es bis heute gibt.
Die einzige ehemals adlige Familie Deutschlands, die den Amtstitel Burggraf auch heute noch als Namensbestandteil trägt sind die Dohna (Adelsgeschlecht).
Siehe auch
- Ministeriale
- Vogt
- Burggrafschaft Nürnberg
- Burggraf von Glatz
- Burggraf von Gent
- Liste der Burggrafen von Magdeburg
- Liste der Burggrafen von Meißen
- Liste der Burggrafen von Prag
Literatur
- Karl August Eckhardt: Präfekt und Burggraf, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung 46 (1926), S. 163–205
- Joachim Friedl: Die Burggrafschaft Regensburg. Militärkommando oder Stadtgrafschaft?, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 146 (2006), S. 7–58
- Aloys Meister: Burggrafenamt oder Burggrafentitel?, in: Historisches Jahrbuch 27 (1906), S. 253–265
- Siegfried Rietschel: Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit in den deutschen Bischofsstädten während des frühen Mittelalters, 1905, ND 1965
- Hans Schulze: Burggraf, -schaft, in: Lexikon des Mittelalters 2, 2002, Sp. 1048–1050
- André Thieme: Die Burggrafschaft Altenburg. Studien zu Amt und Herrschaft im Übergang vom hohen zum späten Mittelalter, 2001
- Wilhelm Volkert: Kleines Lexikon des Mittelalters. Von Adel bis Zunft. Verlag C. H. Beck, München 1991, S. 44-45