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Codex Madrid (Leonardo da Vinci) und Lukas Foss: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Lukas Foss''' (* [[15. August]] [[1922]] als ''Lukas Fuchs'' in [[Berlin]]; † [[1. Februar]] [[2009]] in [[New York City]]<ref>[[The New York Times|NYT]]: [http://www.nytimes.com/2009/02/02/arts/music/02foss.html?_r=3 ''Lukas Foss, Composer at Home in Many Stylistic Currents, Dies at 86''], abgerufen am 2. Februar 2009</ref>) war ein [[Liste US-amerikanischer Komponisten klassischer Musik|US-amerikanischer Komponist]] und [[Dirigent]] deutscher Herkunft.
{{Dieser Artikel|beschäftigt sich mit dem Codex Madrid des Leonardo da Vinci, zu weiteren Bedeutungen siehe [[Codex Madrid]].}}
[[Datei:Décrochage automatique-Léonard.jpg|miniatur|Entwurf eines sich selbsttätig öffnenden [[Kranhaken]]s, Codex Madrid I]]
Der '''Codex Madrid''' ist eine gebundene Sammlung von Blättern mit Notizen, Skizzen und Zeichnungen des italienischen [[Renaissance]]künstlers [[Leonardo da Vinci]] (1452−1519).


== Name ==
== Leben ==
Lukas Fuchs – wie er gebürtig hieß – musste als [[Juden|Jude]] mit seiner Familie 1933 aus Deutschland emigrieren und erhielt eine erste musikalische Ausbildung in [[Paris]], unter anderem bei [[Noël Gallon]] und [[Felix Wolfes]], bevor er von 1937 bis 1940 in den USA am Curtis-Institut und anschließend am [[Boston University Tanglewood Institute]] bei [[Sergei Alexandrowitsch Kussewizki|Sergei Kussewizki]] und an der [[Yale University]] bei [[Paul Hindemith]] studierte. Seit 1944 war er Pianist beim [[Boston Symphony Orchestra]]. Von 1950 bis 1952 studierte er in [[Rom]].
Den Namen ''Codex Madrid'' erhielt die Handschrift durch den Fundort, der [[Spanische Nationalbibliothek|Spanischen Nationalbibliothek]] (''Biblioteca Nacional de España'') in [[Madrid]], in deren Bestand sich das Werk noch heute befindet.


Seit 1952 bis 1962 war er Professor und Orchesterleiter an der [[University of California, Los Angeles|University of California]] in [[Los Angeles]]. Danach leitete er das Sinfonieorchester in [[Buffalo]], seit 1972 das [[Jerusalem Symphony Orchestra]]. Zugleich war er 1972/73 „composer in residence“ an der [[Manhattan School of Music]] in New York. Von 1981 bis 1986 war er Dirigent des [[Milwaukee Symphony Orchestra]]. 1989/90 wirkte er am ''Tanglewood Music Center'' und wurde 1991 Professor an der School for the Arts der [[Boston University]].
== Geschichte ==
Die meisten Manuskripte und Zeichnungen Leonardo da Vincis wurden nach dessen Tod von seinem Schüler und Erben [[Francesco Melzi]] (um 1491/92 – um 1570) in seiner Villa bei [[Vaprio d’Adda]] verwahrt. Sein Sohn Orazio Melzi erbte die Unterlagen im Jahr 1570. Die Madrid-Kodizes, wie auch andere Handschriften von Leonardo da Vinci, wurden von Orazio Melzi um 1590 dem Bildhauer [[Pompeo Leoni]] (1533–1608) verkauft.<ref name = Pedretti257>Pedretti, S. 256</ref>


== Werke ==
Der Weg der Bände in den Bestand der ''Biblioteca Nacional'' ist bisher noch ungeklärt. Obwohl seit dem 19.&nbsp;Jahrhundert bekannt war, dass sich die Kodizes in Madrid befanden<ref name = Pedretti255>Pedretti, S. 255</ref>, blieben sie dort bis Ende der 1960er Jahre unauffindbar.
Neben drei [[Oper]]n und drei [[Ballett]]en, zwei [[Sinfonie]]n, zwei Klavierkonzerten, einem Oboen-, einem Cello- und einem Klarinettenkonzert, kammermusikalischen Werken, [[Kantate]]n und [[Lied]]ern komponierte Foss ab 1960 auch zahlreiche experimentelle Werke.


* ''The Prairie'', Kantate, 1942
Im Februar 1967 suchte der [[Romanistik]]professor Jules Piccus, Spezialist für frühspanische Literatur der [[University of Massachusetts]], in der ''Biblioteca Nacional'' nach mittelalterlichen [[Ballade]]n. Dabei stieß er auf zwei Bände mit Manuskripten, die er als Handschriften Leonardo da Vincis identifizierte.<ref name = Nicholl358>Nicholl, S. 358</ref> Die Fundstücke wurden Codex ''Madrid I'' und ''II'' genannt.
* ''The Gift of the Magi'', Ballett, 1945

* ''The Jumping Frog of Calaveras County'', Oper nach einer Erzählung von [[Mark Twain]], 1949
== Inhalt ==
* ''Griffelkin'', Oper, 1955
[[Datei:Da Vinci Bridge.jpg|miniatur|Realisation der Leonardo-da-Vinci-Brücke in Ås, Norwegen]]
* ''Symphony of Chorals'', 1956/58
[[Datei:Máquina de sumar de Leonardo da Vinci.jpg|miniatur|Entwurf eines Getriebes oder Detail einer Rechenmaschine]]
* ''Introductions und Goodbys'', Oper, 1959
Das Werk besteht aus zwei Bänden (''Codex Madrid I'' und ''II'') mit insgesamt 349 Blättern im Format von etwa 15&nbsp;cm&nbsp;×&nbsp;21&nbsp;cm. Das Manuskript ''Madrid I'' (192 Blätter) wird etwa auf den Zeitraum 1490 bis 1499 datiert, ''Madrid II'' (157 Blätter) auf etwa 1503 bis 1505. Leonardo verfasste den Text in der für ihn charakteristischen [[Spiegelschrift]] und versah ihn mit zahlreichen Zeichnungen und Skizzen.
* ''Time Cycle'', 1960

* ''Echoi'' für Klarinette, Cello, Schlagzeug und Klavier, in vier verschiedenen Versionen spielbar, 1963
Die Blätter beider Kodizes zeigen die große Bandbreite von Leonardos Interessen. Sie befassen sich mit [[Malerei]], [[Geographie]], [[Mechanik]], [[Mathematik]] und [[Geometrie]], [[Waffe|Waffentechnik]] und [[Architektur]], darunter der Entwurf einer Brücke zur Überquerung des [[Goldenes Horn (Türkei)|Goldenen Horns]].<ref name = Spiegel>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41652211.html Der Spiegel 42/1974 vom 14. Oktober 1974, S. 150, Artikel: ''Nur selten kehre ich zurück'']</ref> Nach den Plänen da-Vincis wurde im Jahr 2001 im norwegischen Ort [[Ås]] die [[Leonardo-da-Vinci-Brücke]] als Fußgängerbrücke errichtet.
* ''Thirteen Ways of Looking at a Blackbird'', 1978

* ''Elytrés'' für elf bis zweiundzwanzig Instrumente
Bei einer der Zeichnungen des Werkes handelt es sich offenbar um ein [[Getriebe]]. Der Ingenieur und da-Vinci-Experte Roberto Guatelli (1904–1993) verglich die Zeichnung mit einer ähnlichen Skizze im Manuskript [[Codex Atlanticus]] ([[Biblioteca Ambrosiana]] in Mailand). In einer umstrittenen Deutung vermutete er darin ein Konstruktionsdetail eines Zählwerks, die erste [[Rechenmaschine]] der Weltgeschichte.<ref>[[Georg Ruppelt]]: ''Der grosse summende Gott - Geschichten von Denkmaschinen, Computern und künstlicher Intelligenz''. CW Niemeyer, Hameln 2003, ISBN 978-3-8271-8807-6, S. 36</ref>
* ''Non-Improvisation''

* ''Paradigm'' für fünf Musiker, die Instrumente spielen, flüstern, sprechen und schreien
== Zitate ==
* ''Men at Play'' für vier bis sechs Spieler und Tonband
{{Zitat
* ''Geod'' für vier Orchestergruppen
|Text=Lies mich, Leser, wenn ich dir Freude mache, denn sehr selten kehre ich zu dieser Welt zurück.
* ''Fragmente des [[Archilochos]]'' für Kontratenor, Sprecher, vier kleine Chöre und einen großen Chor, Mandoline, Gitarre und drei Schlagzeuger
|Autor=Leonardo da Vinci
* ''Renaissance Concerto'', 1990
|Quelle=Schlusssatz des ''Codex Madrid I''.
|ref=<ref name = Spiegel/>}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* ''Brockhaus-Riemann Musiklexikon''. Hrsg. von Carl Dahlhaus, Hans Heinrich Eggebrecht und Kurt Oehl. Schott, Mainz 1995, Band&nbsp;2, S.&nbsp;73.
=== Ausgabe ===
Leonardo da Vinci: ''Codices Madrid''. Nationalbibliothek Madrid. Faksimile Ausgabe. ''Codex Madrid I. Tratado de estatica y mechanica en italiano.'' Signatur: 8937; ''Codex Madrid II. Tratados de fortification estatica y geometria escrittos en italiano.'' Signatur 8936; Bd. III: Kommentar von Ladislao Reti; Bd. IV: Codex Madrid I. Transkription und Übersetzung; Bd. V: Codex Madrid II. Transkription von Ladislao Reti und Übersetzung, 5 Bde., Frankfurt a.M. 1974, ISBN 3-10-742401-3

=== Sekundärliteratur ===
* Stefan Klein: ''Da Vincis Vermächtnis''. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-17880-3
* [[Charles Nicholl]]: ''Leonardo da Vinci – Die Biographie''. S. Fischer, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-10-052405-8
* Emma Dickens (Hrsg.): ''Das da Vinci Universum - Die Notizbücher des Leonardo'', Ullstein Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-548-36874-3, ab 2007: ISBN 978-3-548-36874-0
* [[Martin Kemp (Kunsthistoriker)|Martin Kemp]]: ''Leonardo'', C. H. Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-53462-1
* Jean Paul Richter (Hrsg.): ''The Notebooks of Leonardo da Vinci''. 2 Bände, Dover Publications Inc., Dover 1970, Band 1: ISBN 0-486-22572-0, Band 2: ISBN 0-486-22573-9. Online-Version der Erstausgabe 1883 bei [http://www.gutenberg.org/etext/5000 www.gutenberg.org], englisch
* [[Carlo Pedretti]]: ''Leonardo da Vinci on Painting''. University of California Press, Berkeley and Los Angeles 1964
* Theodor Lücke (Hrsg.): ''Leonardo da Vinci: Tagebücher und Aufzeichnungen'', 3. Aufl., Paul List Verlag, Leipzig 1953


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.milkenarchive.org/articles/articles.taf?function=detail&ID=92 Eintrag zu Lukas Foss in ''The Milken Archive of American Jewish Music''] (englisch)
{{commonscat|Codex Madrid (Leonardo da Vinci)}}
* [http://leo.skyar.com/cmadrid.htm Leonardo-Seiten von Christoph Enzinger], <small>abgerufen am 13. Februar 2011</small>
* [http://brunelleschi.imss.fi.it/genscheda.asp?appl=LIR&xsl=manoscritto&lingua=ENG&chiave=100784 Madrid I - Institute and Museum of the History of Science - Florence, Italy], <small>abgerufen am 13. Februar 2011</small>
* [http://brunelleschi.imss.fi.it/genscheda.asp?appl=LIR&xsl=manoscritto&lingua=ENG&chiave=100791 Madrid II - Institute and Museum of the History of Science - Florence, Italy], <small>abgerufen am 13. Februar 2011</small>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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{{Navigationsleiste Manuskripte von Leonardo da Vinci}}

{{SORTIERUNG:Foss, Lukas}}
[[Kategorie:Komponist (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Komponist (Oper)]]
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[[Kategorie:Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus]]
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[[Kategorie:US-amerikanischer Komponist]]
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{{Personendaten
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Version vom 4. April 2013, 07:54 Uhr

Lukas Foss (* 15. August 1922 als Lukas Fuchs in Berlin; † 1. Februar 2009 in New York City[1]) war ein US-amerikanischer Komponist und Dirigent deutscher Herkunft.

Leben

Lukas Fuchs – wie er gebürtig hieß – musste als Jude mit seiner Familie 1933 aus Deutschland emigrieren und erhielt eine erste musikalische Ausbildung in Paris, unter anderem bei Noël Gallon und Felix Wolfes, bevor er von 1937 bis 1940 in den USA am Curtis-Institut und anschließend am Boston University Tanglewood Institute bei Sergei Kussewizki und an der Yale University bei Paul Hindemith studierte. Seit 1944 war er Pianist beim Boston Symphony Orchestra. Von 1950 bis 1952 studierte er in Rom.

Seit 1952 bis 1962 war er Professor und Orchesterleiter an der University of California in Los Angeles. Danach leitete er das Sinfonieorchester in Buffalo, seit 1972 das Jerusalem Symphony Orchestra. Zugleich war er 1972/73 „composer in residence“ an der Manhattan School of Music in New York. Von 1981 bis 1986 war er Dirigent des Milwaukee Symphony Orchestra. 1989/90 wirkte er am Tanglewood Music Center und wurde 1991 Professor an der School for the Arts der Boston University.

Werke

Neben drei Opern und drei Balletten, zwei Sinfonien, zwei Klavierkonzerten, einem Oboen-, einem Cello- und einem Klarinettenkonzert, kammermusikalischen Werken, Kantaten und Liedern komponierte Foss ab 1960 auch zahlreiche experimentelle Werke.

  • The Prairie, Kantate, 1942
  • The Gift of the Magi, Ballett, 1945
  • The Jumping Frog of Calaveras County, Oper nach einer Erzählung von Mark Twain, 1949
  • Griffelkin, Oper, 1955
  • Symphony of Chorals, 1956/58
  • Introductions und Goodbys, Oper, 1959
  • Time Cycle, 1960
  • Echoi für Klarinette, Cello, Schlagzeug und Klavier, in vier verschiedenen Versionen spielbar, 1963
  • Thirteen Ways of Looking at a Blackbird, 1978
  • Elytrés für elf bis zweiundzwanzig Instrumente
  • Non-Improvisation
  • Paradigm für fünf Musiker, die Instrumente spielen, flüstern, sprechen und schreien
  • Men at Play für vier bis sechs Spieler und Tonband
  • Geod für vier Orchestergruppen
  • Fragmente des Archilochos für Kontratenor, Sprecher, vier kleine Chöre und einen großen Chor, Mandoline, Gitarre und drei Schlagzeuger
  • Renaissance Concerto, 1990

Literatur

  • Brockhaus-Riemann Musiklexikon. Hrsg. von Carl Dahlhaus, Hans Heinrich Eggebrecht und Kurt Oehl. Schott, Mainz 1995, Band 2, S. 73.

Einzelnachweise

  1. NYT: Lukas Foss, Composer at Home in Many Stylistic Currents, Dies at 86, abgerufen am 2. Februar 2009