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Bröbberow und R-7: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Begriffsklärungshinweis|Weitere Bedeutungen werden unter [[R7]] aufgeführt.}}
{{Infobox Gemeinde in Deutschland
[[Datei:Russia-Moscow-VDNH-Rocket R-7-1.jpg|mini|Eine auf der R-7 basierende [[Wostok (Rakete)|Wostok]] Trägerrakete auf der [[Allrussisches Ausstellungszentrum|Allunionsaustellung]] in [[Moskau]]]]Die '''R-7''' (Semjorka, [[Russische Sprache|russisch]] {{lang|ru|Семёрка}}) (auf deutsch „Sieben“ [für die Zahl 7]) war die weltweit erste [[Interkontinentalrakete]]. Sie wurde in der [[Sowjetunion]] entwickelt und ist bis heute als im Wesentlichen unveränderte [[Sojus (Rakete)|Sojus]] im Einsatz. Die R-7 ist die zuverlässigste und am meisten eingesetzte [[Trägerrakete]] in der [[Raumfahrt]]. Ab 1953 wurde sie unter der Leitung von [[Sergei Pawlowitsch Koroljow]] gebaut und eingesetzt. Mangels einer offiziellen russischen Bezeichnung wurde im Westen anfangs der [[Defense Intelligence Agency|DIA-Code]] '''SS-6''' oder der [[NATO-Codename]] '''Sapwood''' (engl. für Splintholz) benutzt.
| Wappen = kein
| Breitengrad = 53/57/53/N
| Längengrad = 12/3/8/E
| Lageplan = Bröbberow in LRO.svg
| Bundesland = Mecklenburg-Vorpommern
| Landkreis = Rostock
| Amt = Schwaan
| Höhe = 15
| Fläche = 14.35
| PLZ = 18258
| Vorwahl = 03844
| Kfz = LRO<br /><small>(alternativ: BÜZ, DBR, GÜ, ROS, TET)</small>
| Gemeindeschlüssel = 13072018
| Adresse-Verband = Pferdemarkt 2<br />18258 Schwaan
| Website = [http://www.amt-schwaan.de www.amt-schwaan.de]
| Bürgermeister = Steffen Marklein
| Partei =
}}


Die erste R-7 hatte eine Höhe von 34 m, einen Durchmesser von 3 m, wog 280 t, hatte zwei Stufen und wurde von Triebwerken angetrieben, die flüssigen [[Sauerstoff]] und [[RP-1]], eine Kerosinart, als [[Kraftstoff|Treibstoff]] verwendeten. Als [[ballistische Rakete]] konnte eine R-7 ihre Nutzlast bis zu 8800 km weit tragen, wobei die Treffgenauigkeit bei etwa 5 km lag.
'''Bröbberow''' ist eine Gemeinde im [[Landkreis Rostock]] in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Die Gemeinde wird vom [[Amt Schwaan]] mit Sitz in der [[Schwaan|gleichnamigen Stadt]] verwaltet.


== Geografie ==
== Entwicklung ==
Die Geschichte der R-7 lässt sich bis zum Jahr 1950 zurückverfolgen. In jenem Jahr wurden in der Sowjetunion die ersten Studien für Flugkörper mit interkontinentaler Reichweite durchgeführt.<ref name="russianforces">P. Podvig (Hrsg.): ''Russian Strategic Nuclear Forces.'' MIT Press, 2004, ISBN 978-0-262-16202-9.</ref> Diese Studien untersuchten [[Marschflugkörper]], mehrstufige ballistische Raketen und eine Kombination aus beiden. Diese Studien wurden 1951 und 1952 fortgesetzt. Der Idee einer Rakete mit gebündelten Stufen anstelle einer echten mehrstufigen Rakete wurde dabei der Vorzug gegeben und für technisch möglich befunden.<ref name="kremlinsword">[[Steven Zaloga|S. J. Zaloga]]: ''The Kremlin's Nuclear Sword - The Rise and Fall of Russia's Strategic Nuclear Forces, 1945-2000.'' Smithsonian Institution Press, 2001, ISBN 1-58834-007-4.</ref> Am 2. Februar 1953 erhielt das [[Experimental-Konstruktionsbüro|OKB]]–1 (heute [[RKK Energija]]) in [[Kaliningrad]] unter Leitung von Segei Koroljow den Auftrag, einen konkreten Vorschlag für eine 170 t schwere Rakete mit einer Reichweite von 8000 km zu erarbeiten. Der resultierende Entwurf war die R-6 (bzw. T-1), welcher aus einer zentralen Stufe bestand, um die vier [[R-5 (Rakete)|R-5]] Raketen gebündelt waren. Die Nutzlast sollte dabei 3 t betragen. Im Oktober 1953 wurden die Anforderungen an den Entwurf geändert. Nach dem ersten erfolgreichen sowjetischen Test einer [[Wasserstoffbombe]] am 12. August 1953 ([[RDS-6]]) sollte die neue Rakete einen thermonuklearen Sprengkopf tragen. So wurde die geforderte Nutzlast auf 5,5 t gesteigert. Mit dem R-6 Entwurf war dies aber nicht möglich, und ein gänzlich neues Programm wurde begonnen, die R-7. Diese sollte bei einer Reichweite von 8000 km eine Startmasse von 280 t besitzen. Die Entwicklung der R-7 mit dem [[GRAU-Index]] 8K71 wurde am 20. Mai 1954 autorisiert. Der Grundentwurf für die Rakete wurde im Juli 1954 fertiggestellt, und am 20. November 1954 genehmigte der Ministerrat der UdSSR den endgültigen Entwurf.<ref name="russianforces"/>
Die Gemeinde Bröbberow liegt an der ''Beke'', einem linken Nebenfluss der unteren [[Warnow (Fluss)|Warnow]]. Die Stadt Schwaan ist etwa sechs Kilometer entfernt, [[Rostock]] etwa 16&nbsp;Kilometer.


Mit der Entwicklung der R-7 stand das OKB-1 in direkter Konkurrenz zu den Entwicklungsbüros von [[Wladimir Michailowitsch Mjassischtschew|Mjassischtschew]] und [[Semjon Alexejewitsch Lawotschkin|Lawotschkin]]. Diese entwickelten die interkontinentalen Marschflugkörper V-350 Buran und Objekt-40 Burya, die um die strategische Trägerrolle mit der R-7 im Wettstreit standen. Neben diesen Mitbewerbern mit einem grundsätzlich anderem Trägerkonzept, kam auch Konkurrenz innerhalb der sowjetischen Raketenindustrie hinzu. Koroljow's OKB-1 war zu Beginn der Entwicklung der R-7 das einzige sowjetische Büro zum Entwerfen ballistischer Großraketen. Er setzte bei der Entwicklung der R-7 auf die relativ einfache und energiereiche Treibstoffkombination aus [[Kerosin]] und flüssigem Sauerstoff. Diese hatte jedoch den Nachteil, dass durch die notwendige Kühlung des Sauerstoffs dieser nicht in den Tanks der Rakete gelagert werden konnte. Dies hatte eine hohe Startvorbereitungszeit zur Folge, da man die Raketen unmittelbar vor dem Start betanken musste. Daher drängten andere Raketeningenieure, darunter der Chefentwickler für Raketentriebwerke [[Walentin Petrowitsch Gluschko]], [[hypergol]]e Treibstoffe einzusetzen. Diese sind unter normalen Bedingungen flüssig und können somit dauerhaft in den Tanks von Raketen gelagert werden. Koroljow lehnte den Einsatz einer solchen Treibstoffkombination jedoch ab, da sie zum einen hochtoxisch und korrosiv sind und zum anderen weniger Energie liefern als Kerosin und Sauerstoff. Daher genehmigte der Minister für die Verteidgungsindustrie der Sowjetunion, [[Dmitri Fjodorowitsch Ustinow]], die Einrichtung eines zweiten Konstruktionsbüros für ballistische Raketen unter Leitung von [[Michail Kusmitsch Jangel]] (SKB-586) im Juni 1954. Dieses sollte zwar zuerst nur eine ballistische [[Mittelstreckenrakete]] mit hypergolen Treibstoffen entwickeln (die [[R-12]]), aber wurde in den kommenden Jahren zum Hauptkonkurrenten von OKB-1 und der R-7.<ref name="kremlinsword"/>
Zu Bröbberow gehören die Orte Bröbberow, Groß Grenz und Klein Grenz.


Das Entwicklungsprogramm für die R-7 schritt 1955 und 1956 relativ problemlos voran. Am 20. März wurde vom Ministerrat der UdSSR ein Dekret erlassen, welche alle Maßnahmen zum Testen und zur weiteren Entwicklung der Rakete ermöglichte.<ref name="russianforces"/> Zu diesem Zeitpunkt befand sich schon ein neues Testgelände für die neue Rakete im Bau. Frühere Raketenentwürfe der Sowjetunion wurden vom 4. Staatlichen Zentralen Testgelände [[Kapustin Jar]] im Süden der [[Russische SFSR|Russischen SFSR]] gestartet. Für die neue Rakete suchte man aber ein abgelegeneres Testgelände, welches vor Spionage und Radarüberwachung geschützt war. Man begann dies in der Steppe der [[Kasachische SSR|Kasachischen SSR]] nahe dem Eisenbahnhaltepunkt Tjuratam ab 1955 zu errichten. Später benannte man dieses 5. Staatliche Zentrale Testgelände nach dem rund 400 km entfernten Ort Baikonur. Das Barmin Entwicklungsbüro wurde mit der Entwicklung des Startplatzes für die R-7 beauftragt. Das Flugtestprogramm der R-7 von diesem Startplatz Nummer 1 begann am 15. Mai 1957. Die ersten drei Testflüge am 15. Mai, 9. Juni und 12. Juni 1957 schlugen aus unterschiedlichen Gründen fehl. Der erste erfolgreiche Flug, und damit der erste erfolgreiche Flug einer Interkontinentalrakete in der Geschicht, fand am 21. August 1957 statt. Die Rakete legte dabei eine Distanz von 6400 km zurück, bevor der [[Interkontinentalrakete#Wiedereintrittskörper|Wiedereintrittskörper]] über dem pazifischen Ozean zerbrach. Dieser Testflug wurde am 26. August von der sowjetischen Nachrichtenagentur [[ITAR-TASS|TASS]] offiziell bekanntgegeben.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.foia.cia.gov/docs/DOC_0000253109/0000253109_0005.gif| titel="Observation Ballon and Reconnaissance Satellites", Seite 25|autor = Donald E. Weizenbach| zugriff=20. April 2010| hrsg= [[Central Intelligence Agency]]| datum=31. Dezember 1960}}</ref> Die nächsten beiden Flüge am 4. Oktober und 3. November 1957 verliefen ebenfalls erfolgreich und waren zeitgleich die weltweit ersten [[Satellit (Raumfahrt)|Satellitenstarts]] ([[Sputnik|Sputnik 1 und Sputnik 2]]). Nach diesen 6 Flügen wurde die R-7 zum ersten Mal überarbeitet und mit einer neuen Sprengkopfsektion ausgerüstet, um die beim vierten Flug aufgetretenen Probleme zu beseitigen. Zwei weitere Testserien folgten vom 29. März 1958 bis zum 10. Juli 1958 und vom 24. Dezember 1958 bis zum 27. November 1959. Bei den 16. Testflügen aus letzterer Serie kamen zum ersten mal auch 8 Raketen aus dem Werk zur Serienherstellung in [[Samara|Kuibyschew]] zum Einsatz. Die vorangegangenen Raketen wurden in einer Pilot-Fabrik am Entwicklungsbüro gefertigt. Nach dem erfolgreichen Testprogramm wurde die erste Einheit mit R-7 Raketen im Dezember 1959 auf dem eigens errichteten Angara Startgelände im Gebiet [[Archangelsk]] (später das 53. Staatliche Zentrale Testgelände [[Plessezk]]) in Kampfbereitschaft versetzt. Der erste Start einer R-7 von Plesetzk erfolgte am 15. Dezember 1959. Zwei Tage später wurden die [[Strategische Raketentruppe der Sowjetunion|Strategischen Raketentruppen der Sowjetunion]] als neuer Zweig des sowjetischen Militärs gegründet, der die Kontrolle über alle Interkontinentalraketen und Mittelstreckenraketen des Landes übernahm. Am 20. Januar 1960 wurde die R-7 offiziell in Dienst gestellt.<ref name="russianforces"/><ref name="kremlinsword"/>
== Geschichte ==
Bröbberow, wahrscheinlich als ''Preberow'' im 16.&nbsp;Jahrhundert gegründet, gehörte nachweislich bereits 1550 zum Amt Schwaan. Der Ortsname von Groß Grenz könnte von der Lage des Dorfes an der Grenze des ehemaligen [[Fürstentum Werle|Fürstentums Werle]] abgeleitet sein. Am 17. Mai 1278 wurde Groß Grenz und am 5. Februar 1283 Kleingrenz erstmals in ein Verkaufsurkunde der Fürsten [[Heinrich I. (Werle)|Heinrich]] und [[Johann I. (Werle)|Johann von Werle]] an das Kloster [[Bad Doberan|Doberan]] urkundlich erwähnt. Besiedelt wurde die Gegend aber schon weit früher. So wurde in einem Grabhügel auf einem Kiesberg bei Klein Grenz ein aus der [[Bronzezeit]] stammender Frauenschmuck gefunden.


Noch während der Testphase der R-7 genehmigte der Minsterrat der UdSSR die Entwicklung eines verbesserten Modells, das R-7A (GRAU-Index 8K74) genannt wurde. Es trug einen leichteren Sprengkopf, ein verbessertes Navigationssystem, stärkere Triebwerke und konnte mehr Treibstoff fassen. Trotzdem hatte sie ein 4 t geringeres Startgewicht als die Basisversion. Dadurch konnte ihre Reichweite von 8000 km auf 12.000 km gesteigert werden. Das Testflugprogramm der R-7A erfolgte von Dezember 1959 bis Juli 1960. Die Rakete wurde im September 1960 in Dienst gestellt und ersetzte folgend die R-7 Basisversion.<ref name="russianforces"/>
Nach der [[Reformation]] und Auflösung des Klosters Doberan wurde Groß Grenz landesherrliches Dominialdorf im Amt Schwaan. Bis zum Jahr 1640 leisteten die Dörfer noch Abgaben an die [[Universität Rostock]].


== Einsatz als Interkontinentalrakete ==
Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] wurden sieben von zehn Bauernwirtschaften zerstört und auch die anderen drei verloren ihre Selbständigkeit. Im Jahr 1631 übernachtete in Groß Grenz der Wallensteinsche Statthalter Graf [[Berthold von Wallenstein]].
Nach den ersten erfolgreichen Tesflügen der R-7 im Jahr 1957 wurde für die sowjetische Führung die Überlegenheit des Konzepts einer Interkontinentalrakete im Vergleich zu interkontinentalen Marschflugkörpern und Langstreckenbombern deutlich. Daher wurde das konkurrierende Buran Programm von Mjassischtschew noch 1957 gestrichen, das Burya Programm von Lawotschkin wurde noch bis 1958 fortgesetzt und nach einigen erfolgreichen Testflügen eingestellt. Auch die Entwicklung der strategischen Bomberfotte stagnierte fortan bis Ende der 1970er Jahre. Gegenüber Marschflugkörpern und Bombern versprachen Interkontinentalraketen wie die R-7, die Abwehr jedes Gegners durchdringen zu können und ihre Ziele in kürzester Zeit zu erreichen.<ref name="kremlinsword"/>


Während der fortschreitenden Entwicklung der R-7 wurde aber auch deutlich, dass das technische Konzept der R-7 gravierende Mängel für den Einsatz als Waffe aufwies. Die ursprüngliche Planungen der sowjetischen Führung sah vor, die R-7 auf geheimen Basen zu stationieren, von wo aus sie im Falle eines amerikanischen Angriffes auf die Sowjetunion einen Gegenschlag ausführen sollten. Es wurde aber sehr bald deutlich, dass die Stationierungsorte der R-7 vor den USA nicht geheim zu halten waren. Die gewaltige Rakete mit ihren 280 t Startmasse brauchte große oberirdische Startanlagen, welche leicht durch Spionageflüge (und später Satellitenaufklärung) zu entdecken waren. Durch die Gröβe und Komplexität der nötigen Anlagen konnten diese auch nicht gegen nahe Kernwaffenexplosionen gehärtet werden. Die Komplexität und verwendete Treibstoffkombination der R-7 bewirkte eine Startvorbereitungszeit von etwa 24 Stunden. Selbst nach der Installation auf der Startrampe dauerte es noch etwa 2 Stunden, bis die Rakete startbereit war. Damit konnte man mit den R-7 Raketen auf einen überraschenden Angriff auf die Sowjetunion nicht reagieren.<ref name="kremlinsword"/>
Bröbberow war bis zum Jahr 1945 Dominialhof des Landes im Amt Schwaan. Seit dem 14. Mai 1950 gehören Bröbberow, Groß Grenz und Klein Grenz zur Einheitsgemeinde Bröbberow. Die Kreiszuständigkeit wechselte mit den Jahren einige Male und seit 1994 gehört die Gemeinde zum [[Landkreis Bad Doberan]], der 2011 im [[Landkreis Rostock]] aufging.
Das schwerwiegendste Problem für die R-7 als Waffe waren aber die Kosten für die Startanlagen. Noch vor dem ersten Flug der R-7 im Jahr 1957 wurde mit dem Bau der ersten Raketenbasis in der Nähe des Ortes Plessezk im Gebiet Archangelsk begonnen. Durch die begrenzte Reichweite der Basisvariante der R-7 mussten die Startanlagen weit im Norden Russlands liegen, damit die Raketen die wichtigsten Ziele in den USA erreichen konnten. Dies verringerte aber nicht nur die Vorwarnzeit im Falle eines Angriffes auf die Startanlagen, sondern erschwerte den Bau betraechtlich das die geplanten Basen allesamt im [[Permafrost]]gürtel lagen. Die ursprüngliche Planung sah den Bau von 5 Abschussbasen mit je 12 Startrampen für die R-7 vor. Jedoch stellte sich der Bau der ersten dieser Basen als hoch aufwendiges Projekt heraus mit stetig steigenden Kosten und Verzögerungen durch die schwierigen Untergrund- und Klimabedingungen. Die Kosten für eine Abschussbasis wurden schließlich auf etwa 500 Millionen Rubel geschätzt, etwa 5% des damaligen sowjetischen Verteidigungshaushaltes.<ref name="kremlinsword"/> Durch die ausufernden Kosten wurde daher im Jahr 1958 beschlossen, nur die 4 im Bau befindlichen Startrampen in Plessezk für die R-7 fertigzustellen und die weiteren Stationierungspläne zu streichen. Die resultierende geringe Anzahl von verfügbaren R-7 Raketen in Kombination mit der geringen Treffgenauigkeit der Rakete (der Maximalfehler lag bei etwa 10km) bewirkte, dass die Rakete auf für einen Präventiv- bzw. Erstschlag gegen die USA nutzlos wurde.<ref name="kremlinsword"/>
Im gleichen Jahr in dem das R-7 Programm zusammengestrichen wurde, wurde die endgültige Entwicklung der R-16 Interkontinentalrakete des OKB-586 genehmigt, welche viele der Nachteile der R-7 überwinden sollte, vor allem durch den Einsatz lagerfähiger Treibstoffe. Korolojow überzeugte jedoch die sowjetische Regierung davon, das man auch mit kryogenen Treibstoffen eine leistungsfähige Interkontinentalrakete ohne die Nachteile der R-7 entwickeln könne. So wurde am 13. März die Entwicklung der R-9 genehmigt, so dass die R-7 nun auch innerhalb von OKB-1 Konkurrenz bekam.<ref name="kremlinsword"/>


Die erste Rampe für die R-7 wurde im Februar 1959 fertiggestellt und die erste Raketeneinheit nahm am 9. Februar 1959 am neuen Standort ihren Dienst auf. Jedoch wurde erste Rakete erst im Dezember in Kampfbereitschaft versetzt, zusammen mit dem ersten Testflug der R-7 von Plessezk und der Gründung der Strategischen Raketentruppen der Sowjetunion.<ref name="russianforces"/> Die Serienproduktion der Raktete war im gleichen Jahr angelaufen und 30 Stück wurden bestellt, gefolgt von einer weiteren Bestellung von 70 Raketen im Jahr 1960. Bis zum Jahr 1966 sah der aktuelle Fünfjahresplan der UdSSR die Produktion von 210 Raketen vor, darunter aber auch Trägerraketen für das Raumfahrtprogramm.<ref name="kremlinsword"/>
Im Jahr 1945 gab es in Klein Grenz zehn Bauernstellen, drei [[Büdnerei]]en und sechs [[Häuslerei]]en sowie eine Schule.


Mit der Indienststellung der R-7A Ende des Jahres 1960 wurde es möglich, auch von den nun zwei vorhanden Rampen in Baikonur Ziele in den USA anzugreifen. So bekamen die Rampen in Baikonur neben der Raumfahrt- und Teststartrolle auch eine sekundäre Aufgabe als Startplatz für operative R-7A im Krisenfall. Dies geschah z.B. währen der [[Kuba-Krise]] im Oktober 1962, als eine R-7A in Baikonur für den Start vorbereitet wurde. Die Rakete wurde allerdings noch nicht auf der Rampe installiert, bevor die Krise beendet wurde. Ab den Jahren 1963 und 1964 wurden auch die Rampen in Plessezk hauptsächlich für Satellitenstarts genutzt und die Bedeutung der R-7 als Waffe geriet mehr und mehr in den Hintergrund. 1968 wurde die letzten R-7A Interkontinentalraketen endgültig außer Dienst gestellt.<ref name="kremlinsword"/><ref name="russianforces"/>
Seit 1950 gab es folgende Bürgermeister: bis 1957 Herr Braun, bis 1974 Herr Rose, bis 1999 Herr Roepke und seitdem Herr Marklein.
Die R-7 wird von vielen Analysten nicht den Interkontientalraketen der ersten Generation zugerechnet, da sie nur in sehr begrenzter Stückzahl stationiert wurde und sehr viele Einschränkungen für ihren Einsatz hatte.<ref name="russianforces"/> Zum Vergleich konnte die zeitgleich in den USA entwickelte [[Atlas (Rakete)|Atlas Rakete]] mit der gleichen Treibstoffkombination einen ähnlich starken Sprengkopf wie die R-7 über eine vergleichbare Strecke transportieren bei weniger als der Hälfte der Startmasse, einer Startvorbereitungszeit von nur 15-20 Minuten, einer weit höheren Treffgenauigkeit und der Möglichkeit, sie in Bunkern bzw. Silos zu stationieren.<ref name="icbmhist">[http://bos.sagepub.com/content/65/1/62.full.pdf+html Norris, R., Kristensen, H., 2009. Nuclear U.S. and Soviet/Russian Intercontinental Ballistic Missiles, 1959-2008. Bulletin of the Atomic Scientists]</ref><ref name="stumpf">David Stumpf ''Titan II – A History of a Cold War Missile Program''. University of Arkansas Press, 2000. ISBN 1-55728-601-9</ref><ref name="atlas">[http://www.globalsecurity.org/wmd/systems/sm-65.htm SM-65 Atlas auf globalsecurity.org]</ref> Jedoch spielten all die Unzulänglichkeiten der R-7 für ihren Einsatz als Trägerrakete keine Rolle, und so wurde sie zur Basis der erfolgreichsten Raketenfamile bis zum heutigen Tag.


== ICBM der 1. Generation im Vergleich ==
== Sehenswürdigkeiten ==
{| class="prettytable"
[[Datei:Gross Grenz Kirche 2009-08-04 055.jpg|miniatur|links|[[Dorfkirche Groß Grenz|Dorfkirche in Groß Grenz]]]]
|'''Staat'''
Die Evangelische [[Dorfkirche Groß Grenz|Kirche in Groß Grenz]] stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Es handelt sich um einen Backsteinbau auf einem Feldsteinsockel. Die Fenster sind im [[Neugotik|neugotischen]] Stil spitzbogig ausgeführt. Die an der Norwand angebaute [[Sakristei]] stammt etwa aus dem 19. Jahrhundert. Der Kirchturm wurde im 20. Jahrhundert abgetragen. Zur Ausstattung gehören eine [[Triumphkreuz]]gruppe, deren Ursprung auf das 15. Jahrhundert geschätzt wird und mit Löwen und Greifen versehende Reliefkacheln.<ref name="Dehio">[[Georg Dehio]]:''Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern'', Deutscher Kunstverlag, Neubearbeitung, München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6, S. 204</ref><br clear="left" />
|colspan="3" align ="center"|'''UdSSR'''
|colspan="2" align ="center"|'''USA'''
|-
|'''Rakete'''
|'''R-7| R-7 / R-7A'''<ref name="russianforces"/><ref name="kremlinsword"/><ref name="icbmhist"/>
|'''[[R-16 (Rakete)|R-16 / R-16U]]'''<ref name="russianforces"/><ref name="kremlinsword"/><ref name="icbmhist"/>
|'''[[R-9|R-9A]]'''<ref name="russianforces"/><ref name="kremlinsword"/><ref name="icbmhist"/>
|'''[[Atlas (Rakete)|SM-65 Atlas (-D/-E/-F)]]''' <ref name="stumpf"/><ref name="icbmhist"/><ref name="atlas"/>
|'''[[Titan (Interkontinentalrakete)|SM-68 Titan I]]'''<ref name="stumpf"/><ref name="icbmhist"/>
|-
|'''Entwickler'''
|[[OKB-1]] ([[Sergei Pawlowitsch Koroljow|Koroljow]])
|[[OKB-586]] ([[Michail Kusmitsch Jangel|Jangel]])
|[[OKB-1]] (Koroljow)
|[[Consolidated Vultee Aircraft Corporation|Convair]]
|[[Glenn L. Martin Company]]
|-
|'''Entwicklungsbeginn'''
|1954 / 1958
|1956 / 1960
|1959
|1954
|1958
|-
|'''erste Einsatzbereitschaft'''
|1959 / 1960
|1961 / 1963
|1964 / 1964
|1959 / 1961 / 1962
|1962
|-
|'''Ausmusterung bis'''
|1961 / 1968
|1976 / 1976
|1976
|1964 / 1965 / 1965
|1965
|-
|'''Reichweite (km)'''
|8.000 / 9.500–12.000
|11.000–13.000
|12.500
|na
|10.000
|-
|'''Steuerung'''
|radio-inertial
|inertial
|radio-intertial
|radio-inertial / inertial
|radio-inertial / inertial
|-
|'''[[Circular Error Probable|CEP]] (km)'''
|10 (Maximalfehler)
|4.3
|8-10
|na
|<1.8
|-
|'''Startmasse (t)'''
|280 / 276
|141 / 147
|80
|118 / 122 / 122
|103
|-
|'''Stufen'''
|1.5
|2
|2
|1.5
|2
|-
|'''Treibstoffkombination'''
|[[Kerosin]] / [[Flüssigsauerstoff|LOX]]
|[[UDMH]] / [[Salpetersäure]]
|Kerosin / LOX
|Kerosin / LOX
|Kerosin / LOX
|-
|'''Stationierungsart'''
|Startrampe
|Startrampe / [[Raketensilo|Silo]]
|Startrampe / Silo
|Startrampe / Bunker / Silo
|Silo
|-
|'''maximaler Überdruck ([[pound per square inch|psi]]; Schutz der Startanlage bei naher Explosion)'''
|kA
|kA / 28
|kA / 28
|kA / 25 / 100
|100
|-
|'''Reaktionszeit'''
|etwa 24h
|10er Minuten - mehrere Stunden
|20min / 8-10min
|15–20 min
|15–20 min
|-
|'''Garantiezeit (bei höchste Alarmbereitschaft)'''
|kA
|30 Tage (betankt)
|1 Jahr
|kA
|5 Jahre
|-
|'''Explosionsstärke des Sprengkopfes ([[TNT-Äquivalent|MT]])'''
|3-5
|3-6
|5
|1,44 / 3,75 / 3,75
|3,75
|-
|'''max. stationierte Anzahl'''
|6
|186
|23
|30 / 27 / 72
|54
|}

== Technik ==
[[Datei:Soyuz rocket engines.jpg|mini|240px|Triebwerke der ersten und zweiten Stufe einer [[Sojus (Rakete)|Sojus]]-Rakete, die der R-7 sehr ähnlich sind]]
Kernproblem der sowjetischen Raketenentwicklung war zunächst, in kurzer Zeit große [[Kernwaffe|Nuklearsprengköpfe]] interkontinental zu bewegen. Daher wurde intensiv nach leistungsfähigen Konzepten gesucht, bei denen Entwicklungszeit für Raketenmotoren gespart werden konnte. Als das vielversprechendste zeigte sich die Bündelung gleichartiger Antriebe mit gleichzeitiger Zündung aller Stufen am Boden. So konnte vor dem Abheben der Rakete geprüft werden, ob alle Triebwerke fehlerfrei arbeiten, erst dann wurde die Rakete vom Starttisch freigegeben.

Eine Interkontinentalrakete war jedoch nur mit einem zweistufigen Konzept realisierbar. Dies verwirklichte man durch eine längere Zentralstufe für das mittlere Triebwerk, die nach der Abtrennung der äußeren vier Stufen ([[Booster (Raketenantrieb)|Booster]]) die Nutzlast weiter beschleunigte. Auch ging man damit dem Problem aus dem Weg, die zweite Stufe der Rakete im Flug zünden zu müssen, was seinerzeit technologisch noch nicht gelöst war.

Die Zentralstufe (2.Stufe) der R-7 verwendete ein [[RD-108]] [[Raketentriebwerk]] mit vier [[Brennkammer]]n, die [[RP-1]] und flüssigen [[Sauerstoff]] (LOX) verbrannten. Bei den Boostern wurden mit [[RD-107]] fast die gleichen Triebwerke verwendet. Als Steuerung eigneten sich bei der relativ symmetrischen Schubcharakteristik einfache Kreiselsysteme mit Zeitschaltelementen. Die Grundrichtung wurde durch einen drehbaren Starttisch vorgegeben. Erst der Start größerer Satelliten auf definierte Umlaufbahnen erforderte Oberstufen.

Da man in den 50er Jahren noch über keine Erfahrungen im Betrieb und Start größerer Raketen verfügte und Beschädigungen der ziemlich breiten R-7 durch Windstöße befürchtete, entwarfen die Ingenieure für die R-7 einen ausgeklügelten Starttisch, der auch bei ihren Nachfolgern zum Einsatz kam: <br />
Die Rakete stand nicht auf einer Plattform, sondern wurde an ihren seitlichen Boostern so aufgehängt, dass sich die Startarme wie die Blätter einer Blume um sie schlossen; das Prinzip wurde daher auch "Tulpe" genannt. Beim Start öffneten sich die Arme genau in dem Moment, als der Schub der Triebwerke das Eigengewicht der Rakete ausglich und erst dann konnte die Rakete den Starttisch verlassen. Dadurch wurde auch sichergestellt, dass ein Abheben nur dann erfolgte, wenn alle Booster gleichmäßig Schub lieferten. Das Konzept erscheint im Vergleich zu Starttischen späterer Raketen kompliziert, in den fast 50 Jahren des Betriebs der R-7 und ihrer Nachfolger gab es aber keinen Zwischenfall an der Startanlage.

== Einsatz als Trägerrakete ==
Obwohl als Waffensystem ein Misserfolg, wurde die R-7 zu einer Familie von [[Trägerrakete]]n für die [[Raumfahrt]] weiterentwickelt, die seitdem intensiv zum Starten von unterschiedlichsten Nutzlasten, u. a. von bemannten Raumschiffen und interplanetaren [[Raumsonde]]n bis heute eingesetzt wird. Der erste Satellit wurde noch mit einer gewöhnlichen R-7 gestartet, die dadurch den Namen ''Sputnik'' erhielt. Lediglich die Sektion der Rakete, die den Sprengkopf und die Flugsteuerung enthielt, wurde abgebaut und an ihre Stelle kam ein kleinerer konischer Adapter, der nur die für einen Flug notwendigsten Systeme enthielt. Später entstand durch Modifizierungen an den Triebwerken die ''Sputnik-3''-Rakete, die nach einem anfänglichen Fehlstart am [[15. Mai]] [[1958]] den [[Sputnik|Sputnik-3]]-Satelliten ins All beförderte. Die weiteren Modifizierungen der R-7 betrafen das Hinzufügen von neuen Stufen, neue Triebwerke usw. Im Laufe der Jahre entstanden mehrere Varianten der Trägerraketen, die ständig modifiziert wurden und heute zu den weltweit robustesten und zuverlässigsten Raketen zählen:<br />
::[[Datei:GPN-2002-000184.png|360px|R-7 und ihre Nachfolger]]
* [[Wostok (Rakete)|Wostok]]: eine R-7 mit einer zusätzlichen dritten Stufe, Erststart [[1958]], heute nicht mehr im Einsatz
* [[Wostok (Rakete)|Luna]]: eine andere Bezeichnung einer frühen Version der Wostok, startete die ersten [[Lunik-Mission|Lunik]]-Sonden, heute nicht mehr im Einsatz
* [[Molnija (Rakete)|Molnija]]: eine R-7 mit einer neuen und größeren dritten Stufe und einer vierten Stufe für hochfliegende Satelliten und interplanetare Raumsonden, Erststart [[1960]], bis [[2010]] im Einsatz
* [[Woschod (Rakete)|Woschod]]: eine Molnija ohne die vierte Stufe für Nutzlasten in niedrige Orbits, Erststart [[1963]], heute nicht mehr im Einsatz
* [[Woschod (Rakete)|Poljot]]: eine zweistufige Version der Woschod, Erststart [[1963]], heute nicht mehr im Einsatz
* [[Sojus (Rakete)|Sojus]]: eine leicht modifizierte Woschod, Erststart [[1966]], bis heute im Einsatz
* [[Sojus (Rakete)|Sojus-Fregat]]: eine Sojus mit zusätzlicher vierter Stufe ([[Fregat (Rakete)|Fregat]]) für hochfliegende Satelliten und interplanetare Raumsonden, Erststart [[2000]], bis heute im Einsatz
* [[Sojus (Rakete)|Sojus 2]]: eine Sojus mit digitaler Flugsteuerung und neuer dritter Stufe, Erststart [[2004]]
* [[Sojus (Rakete)#Weiterentwicklungen|Jamal/Aurora/Onega/Sojus 3]]: geplante bzw. vorgeschlagene Weiterentwicklungen der Sojus, die über eine Zentralstufe mit größerem Durchmesser, neue Drittstufe, andere Triebwerke und eine gegenüber der Sojus etwa um 1/4 höhere Startmasse verfügen, derzeit in der Konzeptstudie-Phase

=== Daten der Trägerraketen auf der Basis der R-7 ===
''Stand: 6. Juni 2007''
{| class="prettytable"
|-class="hintergrundfarbe8"
!Träger
![[GRAU-Index]]
!Stufen
!Höhe (m)
!Durchmesser (m)
!Masse (t)
!Anzahl der Starts
!mit Fehlfunktion
!in Baikonur
!in Plessetzk
!Erstflug
|-
|[[Interkontinentalrakete|ICBM]] R-7
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|23
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|[[4. Oktober]] [[1957]]
|-
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|1
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|[[15. Mai]] [[1958]]
|-
|[[Luna (Rakete)|Luna]]
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|10,3
|279
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|1
|2
|0
|[[23. September]] [[1958]]
|-
|[[Interkontinentalrakete|ICBM]] R-7A
|8К74
|2
|
|10,3
|
|21
|3
|18
|3
|[[23. Dezember]] [[1959]]
|-
|[[Molnija (Rakete)|Molnija]]
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|305
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|40
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|[[10. Oktober]] [[1960]]
|-
|[[Wostok (Rakete)|Wostok-K]]
|8К72К
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|38,246
|10,3
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|[[12. April]] [[1961]]
|-
|[[Wostok (Rakete)|Wostok-2]]
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|[[1. Juni]] [[1962]]
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|[[Woschod (Rakete)|Poljot]]
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|[[1. November]] [[1963]]
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|[[16. November]] [[1963]]
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|[[19. Februar]] [[1964]]
|-
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|[[28. August]] [[1964]]
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|[[Wostok (Rakete)|Wostok-2A]]
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|[[27. Dezember]] [[2006]]
|}

== Siehe auch ==
* [[Liste der nuklearen Boden-Boden-Raketen]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|R-7 (rocket)|R-7}}
{{commonscat}}
* [http://www.energia.ru/english/energia/launchers/rocket-r7.html Rakete R-7] von S.P. Korolev Rocket and Space Corporation Energia, früher OKB-1
* [http://www.gemeinde-broebberow.de www.gemeinde-broebberow.de]
* [http://www.bernd-leitenberger.de/semjorka.shtml R-7 und ihre Nachfolger] von Bernd Leitenberger
* [http://www.samspace.ru/%F1%F2%E0%F2%E8%F1%F2%E8%EA%E0_%EF.htm Herstellerwerk]
<br style="clear:both" />


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 21. März 2013, 10:27 Uhr

Eine auf der R-7 basierende Wostok Trägerrakete auf der Allunionsaustellung in Moskau

Die R-7 (Semjorka, russisch Семёрка) (auf deutsch „Sieben“ [für die Zahl 7]) war die weltweit erste Interkontinentalrakete. Sie wurde in der Sowjetunion entwickelt und ist bis heute als im Wesentlichen unveränderte Sojus im Einsatz. Die R-7 ist die zuverlässigste und am meisten eingesetzte Trägerrakete in der Raumfahrt. Ab 1953 wurde sie unter der Leitung von Sergei Pawlowitsch Koroljow gebaut und eingesetzt. Mangels einer offiziellen russischen Bezeichnung wurde im Westen anfangs der DIA-Code SS-6 oder der NATO-Codename Sapwood (engl. für Splintholz) benutzt.

Die erste R-7 hatte eine Höhe von 34 m, einen Durchmesser von 3 m, wog 280 t, hatte zwei Stufen und wurde von Triebwerken angetrieben, die flüssigen Sauerstoff und RP-1, eine Kerosinart, als Treibstoff verwendeten. Als ballistische Rakete konnte eine R-7 ihre Nutzlast bis zu 8800 km weit tragen, wobei die Treffgenauigkeit bei etwa 5 km lag.

Entwicklung

Die Geschichte der R-7 lässt sich bis zum Jahr 1950 zurückverfolgen. In jenem Jahr wurden in der Sowjetunion die ersten Studien für Flugkörper mit interkontinentaler Reichweite durchgeführt.[1] Diese Studien untersuchten Marschflugkörper, mehrstufige ballistische Raketen und eine Kombination aus beiden. Diese Studien wurden 1951 und 1952 fortgesetzt. Der Idee einer Rakete mit gebündelten Stufen anstelle einer echten mehrstufigen Rakete wurde dabei der Vorzug gegeben und für technisch möglich befunden.[2] Am 2. Februar 1953 erhielt das OKB–1 (heute RKK Energija) in Kaliningrad unter Leitung von Segei Koroljow den Auftrag, einen konkreten Vorschlag für eine 170 t schwere Rakete mit einer Reichweite von 8000 km zu erarbeiten. Der resultierende Entwurf war die R-6 (bzw. T-1), welcher aus einer zentralen Stufe bestand, um die vier R-5 Raketen gebündelt waren. Die Nutzlast sollte dabei 3 t betragen. Im Oktober 1953 wurden die Anforderungen an den Entwurf geändert. Nach dem ersten erfolgreichen sowjetischen Test einer Wasserstoffbombe am 12. August 1953 (RDS-6) sollte die neue Rakete einen thermonuklearen Sprengkopf tragen. So wurde die geforderte Nutzlast auf 5,5 t gesteigert. Mit dem R-6 Entwurf war dies aber nicht möglich, und ein gänzlich neues Programm wurde begonnen, die R-7. Diese sollte bei einer Reichweite von 8000 km eine Startmasse von 280 t besitzen. Die Entwicklung der R-7 mit dem GRAU-Index 8K71 wurde am 20. Mai 1954 autorisiert. Der Grundentwurf für die Rakete wurde im Juli 1954 fertiggestellt, und am 20. November 1954 genehmigte der Ministerrat der UdSSR den endgültigen Entwurf.[1]

Mit der Entwicklung der R-7 stand das OKB-1 in direkter Konkurrenz zu den Entwicklungsbüros von Mjassischtschew und Lawotschkin. Diese entwickelten die interkontinentalen Marschflugkörper V-350 Buran und Objekt-40 Burya, die um die strategische Trägerrolle mit der R-7 im Wettstreit standen. Neben diesen Mitbewerbern mit einem grundsätzlich anderem Trägerkonzept, kam auch Konkurrenz innerhalb der sowjetischen Raketenindustrie hinzu. Koroljow's OKB-1 war zu Beginn der Entwicklung der R-7 das einzige sowjetische Büro zum Entwerfen ballistischer Großraketen. Er setzte bei der Entwicklung der R-7 auf die relativ einfache und energiereiche Treibstoffkombination aus Kerosin und flüssigem Sauerstoff. Diese hatte jedoch den Nachteil, dass durch die notwendige Kühlung des Sauerstoffs dieser nicht in den Tanks der Rakete gelagert werden konnte. Dies hatte eine hohe Startvorbereitungszeit zur Folge, da man die Raketen unmittelbar vor dem Start betanken musste. Daher drängten andere Raketeningenieure, darunter der Chefentwickler für Raketentriebwerke Walentin Petrowitsch Gluschko, hypergole Treibstoffe einzusetzen. Diese sind unter normalen Bedingungen flüssig und können somit dauerhaft in den Tanks von Raketen gelagert werden. Koroljow lehnte den Einsatz einer solchen Treibstoffkombination jedoch ab, da sie zum einen hochtoxisch und korrosiv sind und zum anderen weniger Energie liefern als Kerosin und Sauerstoff. Daher genehmigte der Minister für die Verteidgungsindustrie der Sowjetunion, Dmitri Fjodorowitsch Ustinow, die Einrichtung eines zweiten Konstruktionsbüros für ballistische Raketen unter Leitung von Michail Kusmitsch Jangel (SKB-586) im Juni 1954. Dieses sollte zwar zuerst nur eine ballistische Mittelstreckenrakete mit hypergolen Treibstoffen entwickeln (die R-12), aber wurde in den kommenden Jahren zum Hauptkonkurrenten von OKB-1 und der R-7.[2]

Das Entwicklungsprogramm für die R-7 schritt 1955 und 1956 relativ problemlos voran. Am 20. März wurde vom Ministerrat der UdSSR ein Dekret erlassen, welche alle Maßnahmen zum Testen und zur weiteren Entwicklung der Rakete ermöglichte.[1] Zu diesem Zeitpunkt befand sich schon ein neues Testgelände für die neue Rakete im Bau. Frühere Raketenentwürfe der Sowjetunion wurden vom 4. Staatlichen Zentralen Testgelände Kapustin Jar im Süden der Russischen SFSR gestartet. Für die neue Rakete suchte man aber ein abgelegeneres Testgelände, welches vor Spionage und Radarüberwachung geschützt war. Man begann dies in der Steppe der Kasachischen SSR nahe dem Eisenbahnhaltepunkt Tjuratam ab 1955 zu errichten. Später benannte man dieses 5. Staatliche Zentrale Testgelände nach dem rund 400 km entfernten Ort Baikonur. Das Barmin Entwicklungsbüro wurde mit der Entwicklung des Startplatzes für die R-7 beauftragt. Das Flugtestprogramm der R-7 von diesem Startplatz Nummer 1 begann am 15. Mai 1957. Die ersten drei Testflüge am 15. Mai, 9. Juni und 12. Juni 1957 schlugen aus unterschiedlichen Gründen fehl. Der erste erfolgreiche Flug, und damit der erste erfolgreiche Flug einer Interkontinentalrakete in der Geschicht, fand am 21. August 1957 statt. Die Rakete legte dabei eine Distanz von 6400 km zurück, bevor der Wiedereintrittskörper über dem pazifischen Ozean zerbrach. Dieser Testflug wurde am 26. August von der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS offiziell bekanntgegeben.[3] Die nächsten beiden Flüge am 4. Oktober und 3. November 1957 verliefen ebenfalls erfolgreich und waren zeitgleich die weltweit ersten Satellitenstarts (Sputnik 1 und Sputnik 2). Nach diesen 6 Flügen wurde die R-7 zum ersten Mal überarbeitet und mit einer neuen Sprengkopfsektion ausgerüstet, um die beim vierten Flug aufgetretenen Probleme zu beseitigen. Zwei weitere Testserien folgten vom 29. März 1958 bis zum 10. Juli 1958 und vom 24. Dezember 1958 bis zum 27. November 1959. Bei den 16. Testflügen aus letzterer Serie kamen zum ersten mal auch 8 Raketen aus dem Werk zur Serienherstellung in Kuibyschew zum Einsatz. Die vorangegangenen Raketen wurden in einer Pilot-Fabrik am Entwicklungsbüro gefertigt. Nach dem erfolgreichen Testprogramm wurde die erste Einheit mit R-7 Raketen im Dezember 1959 auf dem eigens errichteten Angara Startgelände im Gebiet Archangelsk (später das 53. Staatliche Zentrale Testgelände Plessezk) in Kampfbereitschaft versetzt. Der erste Start einer R-7 von Plesetzk erfolgte am 15. Dezember 1959. Zwei Tage später wurden die Strategischen Raketentruppen der Sowjetunion als neuer Zweig des sowjetischen Militärs gegründet, der die Kontrolle über alle Interkontinentalraketen und Mittelstreckenraketen des Landes übernahm. Am 20. Januar 1960 wurde die R-7 offiziell in Dienst gestellt.[1][2]

Noch während der Testphase der R-7 genehmigte der Minsterrat der UdSSR die Entwicklung eines verbesserten Modells, das R-7A (GRAU-Index 8K74) genannt wurde. Es trug einen leichteren Sprengkopf, ein verbessertes Navigationssystem, stärkere Triebwerke und konnte mehr Treibstoff fassen. Trotzdem hatte sie ein 4 t geringeres Startgewicht als die Basisversion. Dadurch konnte ihre Reichweite von 8000 km auf 12.000 km gesteigert werden. Das Testflugprogramm der R-7A erfolgte von Dezember 1959 bis Juli 1960. Die Rakete wurde im September 1960 in Dienst gestellt und ersetzte folgend die R-7 Basisversion.[1]

Einsatz als Interkontinentalrakete

Nach den ersten erfolgreichen Tesflügen der R-7 im Jahr 1957 wurde für die sowjetische Führung die Überlegenheit des Konzepts einer Interkontinentalrakete im Vergleich zu interkontinentalen Marschflugkörpern und Langstreckenbombern deutlich. Daher wurde das konkurrierende Buran Programm von Mjassischtschew noch 1957 gestrichen, das Burya Programm von Lawotschkin wurde noch bis 1958 fortgesetzt und nach einigen erfolgreichen Testflügen eingestellt. Auch die Entwicklung der strategischen Bomberfotte stagnierte fortan bis Ende der 1970er Jahre. Gegenüber Marschflugkörpern und Bombern versprachen Interkontinentalraketen wie die R-7, die Abwehr jedes Gegners durchdringen zu können und ihre Ziele in kürzester Zeit zu erreichen.[2]

Während der fortschreitenden Entwicklung der R-7 wurde aber auch deutlich, dass das technische Konzept der R-7 gravierende Mängel für den Einsatz als Waffe aufwies. Die ursprüngliche Planungen der sowjetischen Führung sah vor, die R-7 auf geheimen Basen zu stationieren, von wo aus sie im Falle eines amerikanischen Angriffes auf die Sowjetunion einen Gegenschlag ausführen sollten. Es wurde aber sehr bald deutlich, dass die Stationierungsorte der R-7 vor den USA nicht geheim zu halten waren. Die gewaltige Rakete mit ihren 280 t Startmasse brauchte große oberirdische Startanlagen, welche leicht durch Spionageflüge (und später Satellitenaufklärung) zu entdecken waren. Durch die Gröβe und Komplexität der nötigen Anlagen konnten diese auch nicht gegen nahe Kernwaffenexplosionen gehärtet werden. Die Komplexität und verwendete Treibstoffkombination der R-7 bewirkte eine Startvorbereitungszeit von etwa 24 Stunden. Selbst nach der Installation auf der Startrampe dauerte es noch etwa 2 Stunden, bis die Rakete startbereit war. Damit konnte man mit den R-7 Raketen auf einen überraschenden Angriff auf die Sowjetunion nicht reagieren.[2]

Das schwerwiegendste Problem für die R-7 als Waffe waren aber die Kosten für die Startanlagen. Noch vor dem ersten Flug der R-7 im Jahr 1957 wurde mit dem Bau der ersten Raketenbasis in der Nähe des Ortes Plessezk im Gebiet Archangelsk begonnen. Durch die begrenzte Reichweite der Basisvariante der R-7 mussten die Startanlagen weit im Norden Russlands liegen, damit die Raketen die wichtigsten Ziele in den USA erreichen konnten. Dies verringerte aber nicht nur die Vorwarnzeit im Falle eines Angriffes auf die Startanlagen, sondern erschwerte den Bau betraechtlich das die geplanten Basen allesamt im Permafrostgürtel lagen. Die ursprüngliche Planung sah den Bau von 5 Abschussbasen mit je 12 Startrampen für die R-7 vor. Jedoch stellte sich der Bau der ersten dieser Basen als hoch aufwendiges Projekt heraus mit stetig steigenden Kosten und Verzögerungen durch die schwierigen Untergrund- und Klimabedingungen. Die Kosten für eine Abschussbasis wurden schließlich auf etwa 500 Millionen Rubel geschätzt, etwa 5% des damaligen sowjetischen Verteidigungshaushaltes.[2] Durch die ausufernden Kosten wurde daher im Jahr 1958 beschlossen, nur die 4 im Bau befindlichen Startrampen in Plessezk für die R-7 fertigzustellen und die weiteren Stationierungspläne zu streichen. Die resultierende geringe Anzahl von verfügbaren R-7 Raketen in Kombination mit der geringen Treffgenauigkeit der Rakete (der Maximalfehler lag bei etwa 10km) bewirkte, dass die Rakete auf für einen Präventiv- bzw. Erstschlag gegen die USA nutzlos wurde.[2]

Im gleichen Jahr in dem das R-7 Programm zusammengestrichen wurde, wurde die endgültige Entwicklung der R-16 Interkontinentalrakete des OKB-586 genehmigt, welche viele der Nachteile der R-7 überwinden sollte, vor allem durch den Einsatz lagerfähiger Treibstoffe. Korolojow überzeugte jedoch die sowjetische Regierung davon, das man auch mit kryogenen Treibstoffen eine leistungsfähige Interkontinentalrakete ohne die Nachteile der R-7 entwickeln könne. So wurde am 13. März die Entwicklung der R-9 genehmigt, so dass die R-7 nun auch innerhalb von OKB-1 Konkurrenz bekam.[2]

Die erste Rampe für die R-7 wurde im Februar 1959 fertiggestellt und die erste Raketeneinheit nahm am 9. Februar 1959 am neuen Standort ihren Dienst auf. Jedoch wurde erste Rakete erst im Dezember in Kampfbereitschaft versetzt, zusammen mit dem ersten Testflug der R-7 von Plessezk und der Gründung der Strategischen Raketentruppen der Sowjetunion.[1] Die Serienproduktion der Raktete war im gleichen Jahr angelaufen und 30 Stück wurden bestellt, gefolgt von einer weiteren Bestellung von 70 Raketen im Jahr 1960. Bis zum Jahr 1966 sah der aktuelle Fünfjahresplan der UdSSR die Produktion von 210 Raketen vor, darunter aber auch Trägerraketen für das Raumfahrtprogramm.[2]

Mit der Indienststellung der R-7A Ende des Jahres 1960 wurde es möglich, auch von den nun zwei vorhanden Rampen in Baikonur Ziele in den USA anzugreifen. So bekamen die Rampen in Baikonur neben der Raumfahrt- und Teststartrolle auch eine sekundäre Aufgabe als Startplatz für operative R-7A im Krisenfall. Dies geschah z.B. währen der Kuba-Krise im Oktober 1962, als eine R-7A in Baikonur für den Start vorbereitet wurde. Die Rakete wurde allerdings noch nicht auf der Rampe installiert, bevor die Krise beendet wurde. Ab den Jahren 1963 und 1964 wurden auch die Rampen in Plessezk hauptsächlich für Satellitenstarts genutzt und die Bedeutung der R-7 als Waffe geriet mehr und mehr in den Hintergrund. 1968 wurde die letzten R-7A Interkontinentalraketen endgültig außer Dienst gestellt.[2][1] Die R-7 wird von vielen Analysten nicht den Interkontientalraketen der ersten Generation zugerechnet, da sie nur in sehr begrenzter Stückzahl stationiert wurde und sehr viele Einschränkungen für ihren Einsatz hatte.[1] Zum Vergleich konnte die zeitgleich in den USA entwickelte Atlas Rakete mit der gleichen Treibstoffkombination einen ähnlich starken Sprengkopf wie die R-7 über eine vergleichbare Strecke transportieren bei weniger als der Hälfte der Startmasse, einer Startvorbereitungszeit von nur 15-20 Minuten, einer weit höheren Treffgenauigkeit und der Möglichkeit, sie in Bunkern bzw. Silos zu stationieren.[4][5][6] Jedoch spielten all die Unzulänglichkeiten der R-7 für ihren Einsatz als Trägerrakete keine Rolle, und so wurde sie zur Basis der erfolgreichsten Raketenfamile bis zum heutigen Tag.

ICBM der 1. Generation im Vergleich

Staat UdSSR USA
Rakete R-7 / R-7A[1][2][4] R-16 / R-16U[1][2][4] R-9A[1][2][4] SM-65 Atlas (-D/-E/-F) [5][4][6] SM-68 Titan I[5][4]
Entwickler OKB-1 (Koroljow) OKB-586 (Jangel) OKB-1 (Koroljow) Convair Glenn L. Martin Company
Entwicklungsbeginn 1954 / 1958 1956 / 1960 1959 1954 1958
erste Einsatzbereitschaft 1959 / 1960 1961 / 1963 1964 / 1964 1959 / 1961 / 1962 1962
Ausmusterung bis 1961 / 1968 1976 / 1976 1976 1964 / 1965 / 1965 1965
Reichweite (km) 8.000 / 9.500–12.000 11.000–13.000 12.500 na 10.000
Steuerung radio-inertial inertial radio-intertial radio-inertial / inertial radio-inertial / inertial
CEP (km) 10 (Maximalfehler) 4.3 8-10 na <1.8
Startmasse (t) 280 / 276 141 / 147 80 118 / 122 / 122 103
Stufen 1.5 2 2 1.5 2
Treibstoffkombination Kerosin / LOX UDMH / Salpetersäure Kerosin / LOX Kerosin / LOX Kerosin / LOX
Stationierungsart Startrampe Startrampe / Silo Startrampe / Silo Startrampe / Bunker / Silo Silo
maximaler Überdruck (psi; Schutz der Startanlage bei naher Explosion) kA kA / 28 kA / 28 kA / 25 / 100 100
Reaktionszeit etwa 24h 10er Minuten - mehrere Stunden 20min / 8-10min 15–20 min 15–20 min
Garantiezeit (bei höchste Alarmbereitschaft) kA 30 Tage (betankt) 1 Jahr kA 5 Jahre
Explosionsstärke des Sprengkopfes (MT) 3-5 3-6 5 1,44 / 3,75 / 3,75 3,75
max. stationierte Anzahl 6 186 23 30 / 27 / 72 54

Technik

Triebwerke der ersten und zweiten Stufe einer Sojus-Rakete, die der R-7 sehr ähnlich sind

Kernproblem der sowjetischen Raketenentwicklung war zunächst, in kurzer Zeit große Nuklearsprengköpfe interkontinental zu bewegen. Daher wurde intensiv nach leistungsfähigen Konzepten gesucht, bei denen Entwicklungszeit für Raketenmotoren gespart werden konnte. Als das vielversprechendste zeigte sich die Bündelung gleichartiger Antriebe mit gleichzeitiger Zündung aller Stufen am Boden. So konnte vor dem Abheben der Rakete geprüft werden, ob alle Triebwerke fehlerfrei arbeiten, erst dann wurde die Rakete vom Starttisch freigegeben.

Eine Interkontinentalrakete war jedoch nur mit einem zweistufigen Konzept realisierbar. Dies verwirklichte man durch eine längere Zentralstufe für das mittlere Triebwerk, die nach der Abtrennung der äußeren vier Stufen (Booster) die Nutzlast weiter beschleunigte. Auch ging man damit dem Problem aus dem Weg, die zweite Stufe der Rakete im Flug zünden zu müssen, was seinerzeit technologisch noch nicht gelöst war.

Die Zentralstufe (2.Stufe) der R-7 verwendete ein RD-108 Raketentriebwerk mit vier Brennkammern, die RP-1 und flüssigen Sauerstoff (LOX) verbrannten. Bei den Boostern wurden mit RD-107 fast die gleichen Triebwerke verwendet. Als Steuerung eigneten sich bei der relativ symmetrischen Schubcharakteristik einfache Kreiselsysteme mit Zeitschaltelementen. Die Grundrichtung wurde durch einen drehbaren Starttisch vorgegeben. Erst der Start größerer Satelliten auf definierte Umlaufbahnen erforderte Oberstufen.

Da man in den 50er Jahren noch über keine Erfahrungen im Betrieb und Start größerer Raketen verfügte und Beschädigungen der ziemlich breiten R-7 durch Windstöße befürchtete, entwarfen die Ingenieure für die R-7 einen ausgeklügelten Starttisch, der auch bei ihren Nachfolgern zum Einsatz kam:
Die Rakete stand nicht auf einer Plattform, sondern wurde an ihren seitlichen Boostern so aufgehängt, dass sich die Startarme wie die Blätter einer Blume um sie schlossen; das Prinzip wurde daher auch "Tulpe" genannt. Beim Start öffneten sich die Arme genau in dem Moment, als der Schub der Triebwerke das Eigengewicht der Rakete ausglich und erst dann konnte die Rakete den Starttisch verlassen. Dadurch wurde auch sichergestellt, dass ein Abheben nur dann erfolgte, wenn alle Booster gleichmäßig Schub lieferten. Das Konzept erscheint im Vergleich zu Starttischen späterer Raketen kompliziert, in den fast 50 Jahren des Betriebs der R-7 und ihrer Nachfolger gab es aber keinen Zwischenfall an der Startanlage.

Einsatz als Trägerrakete

Obwohl als Waffensystem ein Misserfolg, wurde die R-7 zu einer Familie von Trägerraketen für die Raumfahrt weiterentwickelt, die seitdem intensiv zum Starten von unterschiedlichsten Nutzlasten, u. a. von bemannten Raumschiffen und interplanetaren Raumsonden bis heute eingesetzt wird. Der erste Satellit wurde noch mit einer gewöhnlichen R-7 gestartet, die dadurch den Namen Sputnik erhielt. Lediglich die Sektion der Rakete, die den Sprengkopf und die Flugsteuerung enthielt, wurde abgebaut und an ihre Stelle kam ein kleinerer konischer Adapter, der nur die für einen Flug notwendigsten Systeme enthielt. Später entstand durch Modifizierungen an den Triebwerken die Sputnik-3-Rakete, die nach einem anfänglichen Fehlstart am 15. Mai 1958 den Sputnik-3-Satelliten ins All beförderte. Die weiteren Modifizierungen der R-7 betrafen das Hinzufügen von neuen Stufen, neue Triebwerke usw. Im Laufe der Jahre entstanden mehrere Varianten der Trägerraketen, die ständig modifiziert wurden und heute zu den weltweit robustesten und zuverlässigsten Raketen zählen:

R-7 und ihre Nachfolger
  • Wostok: eine R-7 mit einer zusätzlichen dritten Stufe, Erststart 1958, heute nicht mehr im Einsatz
  • Luna: eine andere Bezeichnung einer frühen Version der Wostok, startete die ersten Lunik-Sonden, heute nicht mehr im Einsatz
  • Molnija: eine R-7 mit einer neuen und größeren dritten Stufe und einer vierten Stufe für hochfliegende Satelliten und interplanetare Raumsonden, Erststart 1960, bis 2010 im Einsatz
  • Woschod: eine Molnija ohne die vierte Stufe für Nutzlasten in niedrige Orbits, Erststart 1963, heute nicht mehr im Einsatz
  • Poljot: eine zweistufige Version der Woschod, Erststart 1963, heute nicht mehr im Einsatz
  • Sojus: eine leicht modifizierte Woschod, Erststart 1966, bis heute im Einsatz
  • Sojus-Fregat: eine Sojus mit zusätzlicher vierter Stufe (Fregat) für hochfliegende Satelliten und interplanetare Raumsonden, Erststart 2000, bis heute im Einsatz
  • Sojus 2: eine Sojus mit digitaler Flugsteuerung und neuer dritter Stufe, Erststart 2004
  • Jamal/Aurora/Onega/Sojus 3: geplante bzw. vorgeschlagene Weiterentwicklungen der Sojus, die über eine Zentralstufe mit größerem Durchmesser, neue Drittstufe, andere Triebwerke und eine gegenüber der Sojus etwa um 1/4 höhere Startmasse verfügen, derzeit in der Konzeptstudie-Phase

Daten der Trägerraketen auf der Basis der R-7

Stand: 6. Juni 2007

Träger GRAU-Index Stufen Höhe (m) Durchmesser (m) Masse (t) Anzahl der Starts mit Fehlfunktion in Baikonur in Plessetzk Erstflug
ICBM R-7 8K71 2 10,3 23 5 23 0 15. Mai 1957
Sputnik 8К71ПС 2 29,167 10,3 267 2 0 2 0 4. Oktober 1957
Sputnik-3 8А91 2 31 10,3 269,3 2 1 2 0 15. Mai 1958
Luna 8К72 3 33,500 10,3 279 2 1 2 0 23. September 1958
ICBM R-7A 8К74 2 10,3 21 3 18 3 23. Dezember 1959
Molnija 8К78 4 43,440 10,3 305 40 11 40 0 10. Oktober 1960
Wostok-K 8К72К 3 38,246 10,3 287 26 8 26 0 12. April 1961
Wostok-2 8А92 3 38,246 10,3 287 45 5 39 6 1. Juni 1962
Poljot 11A59 2 30 10,3 277 2 0 2 0 1. November 1963
Woschod 11A57 3 44,628 10,3 298,4 299 14 138 3 16. November 1963
Molnija-М 8К78М 4 43,440 10,3 305 275 1 53 222 19. Februar 1964
Wostok-2М 8А92М 3 38,246 10,3 287 94 2 14 80 28. August 1964
Wostok-2A 11А510 2 38,246 10,3 287 2 0 2 0 27. Dezember 1965
Sojus 11А511 3 50,670 10,3 308 31 2 31 0 28. November 1966
Sojus-L 11А511Л 3 44 10,3 305 3 0 3 0 24. November 1970
Sojus-М 11А511М 3 50,670 10,3 310 8 0 0 8 27. Dezember 1971
Sojus-U 11А511У 3 51,100 10,3 313 726 20 295 434 18. Mai 1973
Sojus-U2 11А511У2 3 51,100 10,3 313 71 0 71 0 28. Dezember 1982
Sojus-U/Ikar 11А511У 4 47,285 10,3 308 6 0 6 0 9. Februar 1999
Sojus-U/Fregat 11А511У 4 46,645 10,3 308 4 0 4 0 8. Februar 2000
Sojus-FG 11А511ФГ 3 49,476 10,3 305 13 0 13 0 21. Mai 2001
Sojus-FG/Fregat 11А511ФГ 4 42,463 10,3 305 6 0 6 0 2. Juni 2003
Sojus-2.1a 14А14 3 10,3 1 0 0 1 8. November 2004
Sojus-2.1a/Fregat 14А14 4 50,670 10,3 311 2 0 1 1 24. Dezember 2006
Sojus-2.1b/Fregat 14А14 4 50,670 10,3 311 1 0 1 0 27. Dezember 2006

Siehe auch

Commons: R-7 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k P. Podvig (Hrsg.): Russian Strategic Nuclear Forces. MIT Press, 2004, ISBN 978-0-262-16202-9.
  2. a b c d e f g h i j k l m S. J. Zaloga: The Kremlin's Nuclear Sword - The Rise and Fall of Russia's Strategic Nuclear Forces, 1945-2000. Smithsonian Institution Press, 2001, ISBN 1-58834-007-4.
  3. Donald E. Weizenbach: "Observation Ballon and Reconnaissance Satellites", Seite 25. Central Intelligence Agency, 31. Dezember 1960, abgerufen am 20. April 2010.
  4. a b c d e f Norris, R., Kristensen, H., 2009. Nuclear U.S. and Soviet/Russian Intercontinental Ballistic Missiles, 1959-2008. Bulletin of the Atomic Scientists
  5. a b c David Stumpf Titan II – A History of a Cold War Missile Program. University of Arkansas Press, 2000. ISBN 1-55728-601-9
  6. a b SM-65 Atlas auf globalsecurity.org