Heinz Fenrich und Deutsche Seemannsmission: Unterschied zwischen den Seiten
BeateP (Diskussion | Beiträge) →Politische Tätigkeit: ist im Amt |
K →New York: aktualisiert - Quelle: "lass fallen anker" 01/2013 - Hefte der DSM e.V. |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:HLSeemannsheimAnderUntertrave.jpg|mini|Seemannsheim der Deutschen Seemannsmission in [[Lübeck]], [[An der Untertrave]]]] |
|||
[[Datei:Heinz.Fenrich.jpg|miniatur|Heinz Fenrich im Dezember 2008]] |
|||
[[Datei:Stand der Seemannsmission beim 32. Kirchentag in Bremen.jpg|mini|hochkant|Stand der Deutschen Seemannsmission beim [[Deutscher Evangelischer Kirchentag 2009|32. Deutschen Evangelischen Kirchentag]] 2009 in [[Bremen]] am Europahafen]] |
|||
'''Heinz Fenrich''' (* [[9. Februar]] [[1945]] in [[Unteröwisheim]], heute [[Kraichtal]]) ist ein deutscher Politiker der [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] und war von 1998 bis 28. Februar 2013 [[Oberbürgermeister]] der Stadt [[Karlsruhe]]. |
|||
[[Bild:Seemannsmission Hamburg IMG 0009.JPG|miniatur|Seemannsheim Hamburg-Altona der Deutschen Seemannsmission]] |
|||
Die '''Deutsche Seemannsmission''' e.V. (DSM '''German Seaman’s Mission''') ist eine [[Christentum|christliche]] Sozialeinrichtung für [[Seeleute]]. |
|||
Die Deutsche Seemannsmission betreibt Stationen in 17 deutschen Städten und 20 Städten außerhalb Deutschlands mit über 700 haupt- und [[Ehrenamt|ehrenamtlichen]] Mitarbeitern. Ihren Hauptsitz hat sie in [[Bremen]]. Sie ist in der ''International Christian Maritime Association'' organisiert und besteht seit 1898. |
|||
== Ausbildung und Beruf == |
|||
Heinz Fenrich absolvierte eine Ausbildung zum Diplom-Finanzwirt und ist seit 1967 im Finanzbereich für das Land Baden-Württemberg tätig. Von 1970 bis 1973 war er im Landesparlament aktiv, wechselte dann aber 1974 in den Dienst einer Bank. |
|||
Ziele der Mission sind das Anbieten eines Anlaufpunkts für in- und ausländische Seeleute in den Häfen sowie [[Seelsorge]] und das Entgegenwirken gegen die soziale Isolierung der Seeleute. Sie ist dabei besonders der [[evangelische Kirche|evangelischen Kirche]] verbunden. |
|||
== Politische Tätigkeit == |
|||
Für die CDU war er als Vorsitzender des Ortsverbandes Karlsruhe-Weststadt seit 1977 tätig. 1980 wurde er in den Gemeinderat von Karlsruhe gewählt und amtierte seit 1991 als einer von mehreren Bürgermeistern der Stadt, unter anderem zuständig für Schulen und öffentlichen Nahverkehr. |
|||
== Geschichte == |
|||
1998 trat Heinz Fenrich zur Oberbürgermeisterwahl an. Im ersten Wahlgang am 5. Juli erreichte er mit 40.534 Stimmen (39,8 %) den ersten Rang und konnte sich auch in der Stichwahl am 19. Juli klar mit rund 46 % durchsetzen. 2006 wurde er mit 55,5 % im ersten Wahlgang wiedergewählt. Wegen Erreichens der Altersgrenze von 68 Jahren endete seine zweite Amtsperiode am 28. Februar 2013, bei der Verabschiedung wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt Karlsruhe verliehen. Sein Nachfolger [[Frank Mentrup]] wurde in der Gemeinderatssitung am 1. März 2013 eingeführt.<ref>[http://www.karlsruhe.de/b4/buergerengagement/wahlen/obwahl/obwahl_aktuell Website der Stadt Karlsruhe: Oberbürgermeisterwahl 2012]</ref> |
|||
Die Initiative zur Gründung der Deutschen Seemannsmission entsprang einer flammenden Rede des damals jungen Pastors [[Johann Hinrich Wichern]] auf dem ersten [[Deutscher Evangelischer Kirchentag (1848–1872)|Kirchentag]] 1848 in der Lutherstadt [[Lutherstadt Wittenberg|Wittenberg]]. Darin forderte er die Kirche auf, sich der Notleidenden auf allen Gebieten anzunehmen. Aus diesem Impuls entstand die [[Innere Mission]]. Wichern sprach auch von der sittlichen Verwahrlosung in deutschen und überseeischen Häfen. |
|||
Die eigentliche Initiative zur Gründung einer Deutschen Seemannsmission ging jedoch von deutschen Auswanderergemeinden in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] aus, die in den dortigen Industriegebieten und Hafenstädten eine neue Heimat gefunden hatten. Zurückgekehrte Seeleute berichteten von ihren Begegnungen mit der Seemannsmission in England und forcierten so die Gründung einer Seemannsmission auch im Inland. Bald danach reiste ein deutscher Pastor nach England, um von der britischen Initiative ''missions to seamen'' zu lernen. |
|||
== Sonstige Ämter, Ehrungen und Auszeichnungen == |
|||
Heinz Fenrich ist außerdem Vorsitzender des Verbands ''[[Technologieregion Karlsruhe]]'', Präsidiumsmitglied des [[Deutscher Städtetag|Deutschen Städtetages]] und Vorstandsmitglied des Städtetages Baden-Württemberg. 2005 wurde ihm die [[Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg|Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg]] verliehen.<ref>[http://www.stm.baden-wuerttemberg.de/fm7/2126/120428_Verdienstorden_B-W_Liste_Ordenstr%E4ger_1975-2012.pdf Staatsministerium Baden-Württemberg: ''Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Liste der Ordensträger 1975–2012'']. Seite 50 - abgerufen am 20. November 2012.</ref> |
|||
Das erste [[Seemannsheim]], welches jedoch kein Heim der Deutschen Seemannsmission war, weihte am 18. Oktober 1854 das ''Handelshaus Friedrich M. Vitor'' aus [[Bremen]] ein. |
|||
2003 erhielt er die ''Demokratie-Gurke'' des Vereins ''[[Mehr Demokratie]]'' angesichts eines Bürgerentscheids im September 2002, bei dem zwei Entscheidungen miteinander gekoppelt wurden.<ref>[http://web.archive.org/web/20080208081051/http://www.mehr-demokratie.de/karlsruhe/gurke.html Pressemitteilung des Vereins ''Mehr Demokratie'' zur Verleihung der ''Demokratie-Gurke'' 2003 an Heinz Fenrich]</ref> |
|||
Um die Seeleute aus der ausbeuterischen Abhängigkeit der [[Reederei|Reeder]] und Wirtsleute zu befreien, gründete die Kirche die erste unabhängige [[Heuerstelle]]. Es folgte die Errichtung von Missionen in [[Kiel]], [[Hamburg]] und Bremerhaven. Die Hamburger Seemannsmission wurde am 15. Juni 1891 als ''Komitee für Deutsche Seemannsmission'' gegründet. |
|||
== Familie und Privates == |
|||
Heinz Fenrich ist seit 1970 mit Gabriele Fenrich verheiratet und hat eine Tochter. |
|||
In den zwanziger Jahren wurden Missionen in [[Valparaíso]] und [[New York City|New York]] (''Germans Seafarers’ Mission'' auf der 15. Straße) und [[Rotterdam]] eingerichtet und es wurde ein Verband gegründet. |
|||
== Weblinks == |
|||
* {{KA-Stadtwiki}} |
|||
In den fünfziger Jahren folgten Stationen in [[Lomé]], [[Istanbul]], [[Alexandria]], [[Bilbao]], [[Dublin]] und [[Kapstadt]]. Teilweise, wie bei der 1966 vom deutschen [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsidenten]] [[Heinrich Lübke]] eingeweihten Einrichtung in [[Douala]], wurden die Baukosten vom deutschen [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] getragen. In den siebziger Jahren wurden Missionen in [[New Orleans]], [[Piräus]], im [[Irak]], im [[Iran]] und in [[Durban]] sowie im [[Finnland|finnischen]] [[Kotka]] errichtet. |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references /> |
|||
== Infrastruktur == |
|||
{{Normdaten|TYP=p|GND=|LCCN=|NDL=|VIAF=|GNDfehlt=ja|GNDName=|GNDCheck=2012-11-20|REMARK=}} |
|||
[[Datei:Seemannsmission_Duckdalben_006.jpg|mini|Der ''[[Seemannsclub Duckdalben]]'' im [[Hamburger Hafen]] ([[Hamburg-Waltershof|Waltershof]]) der Deutschen Seemannsmission Hamburg-Harburg e.V.]] |
|||
Seemannsmissionen sind auch Sozialeinrichtungen. Typische Angebote sind billige [[Telefonkarte]]n wegen der Kontakte, Deponierung von Geld, Erledigung von Geldgeschäften ([[Überweisung (Zahlungsverkehr)|Überweisungen]] usw.), Aufenthaltsräume mit kostenlosen Heißgetränken, [[Tischfußball|Kickern]], [[Billard]] und der Möglichkeit zur Nutzung von [[E-Mail]] sowie kleine [[Bibliothek]]en. Freie Zimmer in den vielfach vorhandenen Seemannsheimen werden oft auch an Rucksacktouristen vermietet. |
|||
== Personal, Seemannspastoren, Diakone == |
|||
{{SORTIERUNG:Fenrich, Heinz}} |
|||
Die Missionen werden von ''Seemannspastoren'' (''port chaplain'') oder [[Diakon]]en bzw. Diakoninnen geführt. Häufig arbeiten in den Einrichtungen auch [[Soziale Arbeit|Sozialarbeiter]] und verwandte Berufsgruppen mit, außerdem [[Zivildienst]]leistende und junge Menschen, die ein [[Freiwilliges Soziales Jahr]] ableisten. |
|||
[[Kategorie:Bürgermeister (Karlsruhe)]] |
|||
Das Personal in den Auslandsstationen besteht meist aus Einheimischen. Ein großer Teil der Arbeit, insbesondere in den Inlandsstationen, kann nur durch ehrenamtliches Engagement durchgeführt werden. Alle [[Pastor]]en und Diakone treffen sich alle vier Jahre in Deutschland zum Erfahrungsaustausch. |
|||
[[Kategorie:CDU-Mitglied]] |
|||
[[Kategorie:Träger der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg]] |
|||
[[Kategorie:Deutscher]] |
|||
[[Kategorie:Mann]] |
|||
[[Kategorie:Geboren 1945]] |
|||
== Stationen == |
|||
{{Personendaten |
|||
=== Deutschland === |
|||
|NAME=Fenrich, Heinz |
|||
* [[Braake]] – Seit 2006 ist der ökumenische ''Seamen’s-Club Brake'' geöffnet, Betreiber sind der Katholischen Gemeindeverband in Bremen und die Deutschen Seemannsmission Unterweser e. V. |
|||
|ALTERNATIVNAMEN= |
|||
* [[Bremerhaven]] – Seemansclub Welcome (seit 1992) |
|||
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Kommunalpolitiker (CDU), Oberbürgermeister von Karlsruhe von 1998 bis 2013 |
|||
* [[Duisburg]] – Seemansclub und [[Kirchenboot]] für Binnenschiffer |
|||
|GEBURTSDATUM=9. Februar 1945 |
|||
* [[Hamburger Hafen]] – Deutsche Seemannsmission Hamburg-Altona e.V. (Club,Kirche, Hotel, mobile Arbeit) |
|||
|GEBURTSORT=[[Unteröwisheim]] |
|||
* [[Kiel]] |
|||
|STERBEDATUM= |
|||
* [[Lübeck]] |
|||
|STERBEORT= |
|||
}} |
|||
=== Europa === |
|||
* [[Antwerpener Hafen]] – ökumenisch |
|||
* Rotterdam |
|||
* Istanbul |
|||
* [[Alexandria]] |
|||
* Bilbao |
|||
* Dublin |
|||
* Stockholm, in den 60er Jahren geschlossen, das "seemansheim" besteht noch an der [[Tyska kyrkan (Stockholm)|Deutschen Kirchen]] |
|||
* [[Piräus#Sehensw.C3.BCrdigkeiten|Piräus]] |
|||
* [[Kotka]] (Finnland), geschlossen |
|||
* [[Mäntyluoto]] (Finnland) |
|||
=== Amerika === |
|||
* Valparaíso |
|||
* New York – ''Germans Seafarers’ Mission'' auf der 15. Straße |
|||
* [[New Orleans]] |
|||
* [[Santos]] |
|||
=== Afrika === |
|||
* [[Kapstadt]] |
|||
* [[Douala]] |
|||
* Lomé |
|||
* [[Hafen von Alexandria|Alexandria]] |
|||
* [[Durban#Schiffsverkehr|Durban, Südafrika]] |
|||
=== Asien === |
|||
* Irak (geschlossen) |
|||
* Iran (geschlossen) |
|||
* [[Hong Kong]] |
|||
* Singapor – Lutheran Church in Malaysia and Singapore |
|||
== Motto == |
|||
Lange wurde die Werbung „Lass fallen Anker!“ als Motto verwendet. Inzwischen ist die Hauptsorge der Mission, dass auf den immer größer werdenden Schiffen, besonders den [[Containerschiff]]en und [[Tanker]]n, die Seeleute zunehmend isoliert sind. Anders als früher, als das Be- und Entladen der Schiffe zu langen Liegezeiten in den Häfen führte, sind die Liegezeiten heute auf zum Teil nur wenige Stunden reduziert. Dies nimmt den Seeleuten die Möglichkeit, das Schiff zum Landgang zu verlassen. Zudem wird der Landgang aufgrund der Angst vor terroristischen Angriffen seit Erlassen des [[International Ship and Port Facility Security Code]] 2002 sehr restriktiv gehandhabt, was die Isolation deutlich erhöht hat. Hinzu kommt, dass in den weitläufigen Hafenanlagen mit schlechter Anbindung an [[öffentlicher Personennahverkehr|öffentliche Verkehrsmittel]] das Verlassen des Schiffes – etwa für Telefonate oder Besorgungen – oft praktisch unmöglich ist. |
|||
Aus der Sorge heraus, dass die Würde der Seeleute zusehends verloren geht, lautet das neue Motto der Deutschen Seemannsmission „Support of the seafarers' dignity“ (''Unterstützung der Würde der Seeleute''). |
|||
== New York == |
|||
In New York in den Containerhäfen von [[Hoboken (New Jersey)|Hoboken]] und [[Newark (New Jersey)|Newark]] besteht nicht nur das Problem der kurzen Liegezeiten; seit den [[Terroranschläge am 11. September 2001|Terroranschlägen vom 11. September 2001]] dürfen die Seeleute auch nur noch mit Sondergenehmigung von Bord. Deshalb besucht täglich ein [[Missionar]] mit deutschen Zeitschriften, englischen [[Bibel]]n, Büchern, Videos, Post- und Telefonkarten, die Mannschaften auf den Schiffen. Sie nehmen auch Bestellungen auf und besorgen Kleidung, Schuhe oder Getränke. |
|||
== Finanzierung == |
|||
Die Missionen im Ausland werden zur Hälfte von den evangelischen [[Landeskirche]]n getragen, der Rest muss durch Einnahmen, vor allem der Seemannsheime, und eigene Spenden aufgebracht werden. |
|||
Der Unterhalt der Häuser in Lomé und Douala und das einheimische Personal werden durch die Einnahmen des eigenen Restaurants und Zimmervermietungen finanziert. In [[Hongkong]] hilft ein jährliches Spendendinner. Die Missionen in Finnland werden durch die jeweiligen Städte unterstützt, |
|||
während in [[Rotterdam]] und [[Durban]] die [[Reederei|Reeder]] einen Beitrag leisten. In London existiert noch der „Kaiser-Wilhelm-Fond für notleidende Deutsche“. |
|||
In Deutschland sind die Missionen als [[Gemeinnützigkeit|gemeinnützige]] [[Verein]]e organisiert, werden aber letztlich von evangelischen Landeskirchen unterhalten. |
|||
== Ungewöhnliches == |
|||
Die Mission im kleinsten Ort ist die in [[Mäntyluoto]], dem Hafen von [[Pori]]. Im Hafen dieses abgelegenen 500-Einwohner-Dorfes in [[Finnland]] schlagen etwa 1000 Schiffe im Jahr [[Holz]], [[Zellulose]] und [[Papier]] um. Die Infrastruktur des Ortes besteht für Seeleute neben der kleinen Mission aus einem Friseur und einer Kneipe, die um neun Uhr schließt. Im Winter bei minus 30 Grad Celsius, wenn die Wellen auf der Seeseite von Stürmen gepeitscht über die [[Reling]] schlagen, vereisen die Schiffe. Die Seeleute sind dann hauptsächlich mit dem Abschlagen des Eises beschäftigt, damit das Schiff von der einseitigen Eislast keine [[Schlagseite]] bekommt. Nach solchen Einsätzen besteht die Möglichkeit, die missionseigene [[Sauna]] zu besuchen und danach ein Bier zu trinken. Die Mission bietet auch einen Raum der Stille an, in dem sich wegen der Internationalität der Seeleute neben der Bibel auch ein [[Koran]] sowie ein Bild von [[Buddha]] und [[Shiva]] befinden. |
|||
Der langjährige Seemannspastor der Deutschen Seemannsmission in [[Genua]] (ab 1955), Walter Panzlau, war in Genua bereits als Marinesprengmeister der deutschen [[Wehrmacht]] während des Zweiten Weltkriegs stationiert. Am Ende des Krieges erhielt er den Befehl, die mehr als 1000 Jahre alte [[Mole|Hafenmole]] von Genua, die Mole Vecchio, zu sprengen. Er verminte die Mole zwar, verweigerte aber den Sprengbefehl. Als ein Marinesoldat Jahre später den Magistrat der Stadt über diese Geschichte informierte, wollte dieser Panzlau zum [[Ehrenbürger]] von Genua machen, was dieser aber ablehnte. |
|||
== Andere Missionswerke == |
|||
Eine Reihe von christlichen Seemannsmissionswerken unterschiedlicher Konfessionen sind in zahlreichen Ländern entweder im jeweiligen Herkunftsland oder auch international (unter anderem auch als Auslandskirchen der jeweiligen Landeskirchen) tätig. So ist in deutschen Häfen auch die ''Katholische Seemannsmission Stella Maris'' vertreten oder die [[Hamburger Seemannskirchen|Nordischen Kirchen in Hamburg]]. |
|||
== Weblinks == |
|||
* [http://www.seemannsmission.org/ Deutsche Seemannsmission] |
|||
* [http://www.icma.as/ The International Christian Maritime Association] (ökumenischer Zusammenschluss der christlichen Seemannsmissionen, englisch) |
|||
== Quellen == |
|||
* [[Helmut Kuhn (Journalist)|Helmut Kuhn]]: ''Die Seele des Hafens''. In ''mare, die Zeitschrift der Meere''. Nr. 49, April/Mai 2005, S. 122–131. |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references /> |
|||
[[Kategorie:Missionsgesellschaft]] |
|||
[[fr:Heinz Fenrich]] |
|||
[[Kategorie:Organisation (Schifffahrt)]] |
|||
[[Kategorie:Organisation (Bremen)]] |
|||
[[Kategorie:Organisation (EKD)]] |
|||
[[Kategorie:Verein (Bremen)]] |
Version vom 5. März 2013, 13:41 Uhr


Die Deutsche Seemannsmission e.V. (DSM German Seaman’s Mission) ist eine christliche Sozialeinrichtung für Seeleute.
Die Deutsche Seemannsmission betreibt Stationen in 17 deutschen Städten und 20 Städten außerhalb Deutschlands mit über 700 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Ihren Hauptsitz hat sie in Bremen. Sie ist in der International Christian Maritime Association organisiert und besteht seit 1898.
Ziele der Mission sind das Anbieten eines Anlaufpunkts für in- und ausländische Seeleute in den Häfen sowie Seelsorge und das Entgegenwirken gegen die soziale Isolierung der Seeleute. Sie ist dabei besonders der evangelischen Kirche verbunden.
Geschichte
Die Initiative zur Gründung der Deutschen Seemannsmission entsprang einer flammenden Rede des damals jungen Pastors Johann Hinrich Wichern auf dem ersten Kirchentag 1848 in der Lutherstadt Wittenberg. Darin forderte er die Kirche auf, sich der Notleidenden auf allen Gebieten anzunehmen. Aus diesem Impuls entstand die Innere Mission. Wichern sprach auch von der sittlichen Verwahrlosung in deutschen und überseeischen Häfen.
Die eigentliche Initiative zur Gründung einer Deutschen Seemannsmission ging jedoch von deutschen Auswanderergemeinden in Großbritannien aus, die in den dortigen Industriegebieten und Hafenstädten eine neue Heimat gefunden hatten. Zurückgekehrte Seeleute berichteten von ihren Begegnungen mit der Seemannsmission in England und forcierten so die Gründung einer Seemannsmission auch im Inland. Bald danach reiste ein deutscher Pastor nach England, um von der britischen Initiative missions to seamen zu lernen.
Das erste Seemannsheim, welches jedoch kein Heim der Deutschen Seemannsmission war, weihte am 18. Oktober 1854 das Handelshaus Friedrich M. Vitor aus Bremen ein.
Um die Seeleute aus der ausbeuterischen Abhängigkeit der Reeder und Wirtsleute zu befreien, gründete die Kirche die erste unabhängige Heuerstelle. Es folgte die Errichtung von Missionen in Kiel, Hamburg und Bremerhaven. Die Hamburger Seemannsmission wurde am 15. Juni 1891 als Komitee für Deutsche Seemannsmission gegründet.
In den zwanziger Jahren wurden Missionen in Valparaíso und New York (Germans Seafarers’ Mission auf der 15. Straße) und Rotterdam eingerichtet und es wurde ein Verband gegründet.
In den fünfziger Jahren folgten Stationen in Lomé, Istanbul, Alexandria, Bilbao, Dublin und Kapstadt. Teilweise, wie bei der 1966 vom deutschen Bundespräsidenten Heinrich Lübke eingeweihten Einrichtung in Douala, wurden die Baukosten vom deutschen Auswärtigen Amt getragen. In den siebziger Jahren wurden Missionen in New Orleans, Piräus, im Irak, im Iran und in Durban sowie im finnischen Kotka errichtet.
Infrastruktur

Seemannsmissionen sind auch Sozialeinrichtungen. Typische Angebote sind billige Telefonkarten wegen der Kontakte, Deponierung von Geld, Erledigung von Geldgeschäften (Überweisungen usw.), Aufenthaltsräume mit kostenlosen Heißgetränken, Kickern, Billard und der Möglichkeit zur Nutzung von E-Mail sowie kleine Bibliotheken. Freie Zimmer in den vielfach vorhandenen Seemannsheimen werden oft auch an Rucksacktouristen vermietet.
Personal, Seemannspastoren, Diakone
Die Missionen werden von Seemannspastoren (port chaplain) oder Diakonen bzw. Diakoninnen geführt. Häufig arbeiten in den Einrichtungen auch Sozialarbeiter und verwandte Berufsgruppen mit, außerdem Zivildienstleistende und junge Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr ableisten. Das Personal in den Auslandsstationen besteht meist aus Einheimischen. Ein großer Teil der Arbeit, insbesondere in den Inlandsstationen, kann nur durch ehrenamtliches Engagement durchgeführt werden. Alle Pastoren und Diakone treffen sich alle vier Jahre in Deutschland zum Erfahrungsaustausch.
Stationen
Deutschland
- Braake – Seit 2006 ist der ökumenische Seamen’s-Club Brake geöffnet, Betreiber sind der Katholischen Gemeindeverband in Bremen und die Deutschen Seemannsmission Unterweser e. V.
- Bremerhaven – Seemansclub Welcome (seit 1992)
- Duisburg – Seemansclub und Kirchenboot für Binnenschiffer
- Hamburger Hafen – Deutsche Seemannsmission Hamburg-Altona e.V. (Club,Kirche, Hotel, mobile Arbeit)
- Kiel
- Lübeck
Europa
- Antwerpener Hafen – ökumenisch
- Rotterdam
- Istanbul
- Alexandria
- Bilbao
- Dublin
- Stockholm, in den 60er Jahren geschlossen, das "seemansheim" besteht noch an der Deutschen Kirchen
- Piräus
- Kotka (Finnland), geschlossen
- Mäntyluoto (Finnland)
Amerika
- Valparaíso
- New York – Germans Seafarers’ Mission auf der 15. Straße
- New Orleans
- Santos
Afrika
Asien
- Irak (geschlossen)
- Iran (geschlossen)
- Hong Kong
- Singapor – Lutheran Church in Malaysia and Singapore
Motto
Lange wurde die Werbung „Lass fallen Anker!“ als Motto verwendet. Inzwischen ist die Hauptsorge der Mission, dass auf den immer größer werdenden Schiffen, besonders den Containerschiffen und Tankern, die Seeleute zunehmend isoliert sind. Anders als früher, als das Be- und Entladen der Schiffe zu langen Liegezeiten in den Häfen führte, sind die Liegezeiten heute auf zum Teil nur wenige Stunden reduziert. Dies nimmt den Seeleuten die Möglichkeit, das Schiff zum Landgang zu verlassen. Zudem wird der Landgang aufgrund der Angst vor terroristischen Angriffen seit Erlassen des International Ship and Port Facility Security Code 2002 sehr restriktiv gehandhabt, was die Isolation deutlich erhöht hat. Hinzu kommt, dass in den weitläufigen Hafenanlagen mit schlechter Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel das Verlassen des Schiffes – etwa für Telefonate oder Besorgungen – oft praktisch unmöglich ist. Aus der Sorge heraus, dass die Würde der Seeleute zusehends verloren geht, lautet das neue Motto der Deutschen Seemannsmission „Support of the seafarers' dignity“ (Unterstützung der Würde der Seeleute).
New York
In New York in den Containerhäfen von Hoboken und Newark besteht nicht nur das Problem der kurzen Liegezeiten; seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 dürfen die Seeleute auch nur noch mit Sondergenehmigung von Bord. Deshalb besucht täglich ein Missionar mit deutschen Zeitschriften, englischen Bibeln, Büchern, Videos, Post- und Telefonkarten, die Mannschaften auf den Schiffen. Sie nehmen auch Bestellungen auf und besorgen Kleidung, Schuhe oder Getränke.
Finanzierung
Die Missionen im Ausland werden zur Hälfte von den evangelischen Landeskirchen getragen, der Rest muss durch Einnahmen, vor allem der Seemannsheime, und eigene Spenden aufgebracht werden.
Der Unterhalt der Häuser in Lomé und Douala und das einheimische Personal werden durch die Einnahmen des eigenen Restaurants und Zimmervermietungen finanziert. In Hongkong hilft ein jährliches Spendendinner. Die Missionen in Finnland werden durch die jeweiligen Städte unterstützt, während in Rotterdam und Durban die Reeder einen Beitrag leisten. In London existiert noch der „Kaiser-Wilhelm-Fond für notleidende Deutsche“.
In Deutschland sind die Missionen als gemeinnützige Vereine organisiert, werden aber letztlich von evangelischen Landeskirchen unterhalten.
Ungewöhnliches
Die Mission im kleinsten Ort ist die in Mäntyluoto, dem Hafen von Pori. Im Hafen dieses abgelegenen 500-Einwohner-Dorfes in Finnland schlagen etwa 1000 Schiffe im Jahr Holz, Zellulose und Papier um. Die Infrastruktur des Ortes besteht für Seeleute neben der kleinen Mission aus einem Friseur und einer Kneipe, die um neun Uhr schließt. Im Winter bei minus 30 Grad Celsius, wenn die Wellen auf der Seeseite von Stürmen gepeitscht über die Reling schlagen, vereisen die Schiffe. Die Seeleute sind dann hauptsächlich mit dem Abschlagen des Eises beschäftigt, damit das Schiff von der einseitigen Eislast keine Schlagseite bekommt. Nach solchen Einsätzen besteht die Möglichkeit, die missionseigene Sauna zu besuchen und danach ein Bier zu trinken. Die Mission bietet auch einen Raum der Stille an, in dem sich wegen der Internationalität der Seeleute neben der Bibel auch ein Koran sowie ein Bild von Buddha und Shiva befinden.
Der langjährige Seemannspastor der Deutschen Seemannsmission in Genua (ab 1955), Walter Panzlau, war in Genua bereits als Marinesprengmeister der deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs stationiert. Am Ende des Krieges erhielt er den Befehl, die mehr als 1000 Jahre alte Hafenmole von Genua, die Mole Vecchio, zu sprengen. Er verminte die Mole zwar, verweigerte aber den Sprengbefehl. Als ein Marinesoldat Jahre später den Magistrat der Stadt über diese Geschichte informierte, wollte dieser Panzlau zum Ehrenbürger von Genua machen, was dieser aber ablehnte.
Andere Missionswerke
Eine Reihe von christlichen Seemannsmissionswerken unterschiedlicher Konfessionen sind in zahlreichen Ländern entweder im jeweiligen Herkunftsland oder auch international (unter anderem auch als Auslandskirchen der jeweiligen Landeskirchen) tätig. So ist in deutschen Häfen auch die Katholische Seemannsmission Stella Maris vertreten oder die Nordischen Kirchen in Hamburg.
Weblinks
- Deutsche Seemannsmission
- The International Christian Maritime Association (ökumenischer Zusammenschluss der christlichen Seemannsmissionen, englisch)
Quellen
- Helmut Kuhn: Die Seele des Hafens. In mare, die Zeitschrift der Meere. Nr. 49, April/Mai 2005, S. 122–131.