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Berlin-Wittenau und Musikinstrumenten-Museum Berlin: Unterschied zwischen den Seiten

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[[File:Berlin Musikinstrumentenmuseum 01.jpg|thumb|Musikinstrumenten-Museum in Berlin]]
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[[File:Berlin Musikinstrumentenmuseum 4.jpg|thumb|Innenansicht vom Musikinstrumenten-Museum]]

Das '''Musikinstrumenten-Museum''' Berlin umfasst mit rund 3.500 Instrumenten eine der größten und repräsentativsten Musikinstrumenten-Sammlungen Deutschlands.
{{Infobox Ortsteil von Berlin
|NAME=Wittenau
|BEZIRK=Reinickendorf
|ORTSTEILNUMMER=1209
|BILD-KARTE=Berlin Reinickendorf Wittenau.png
|BILD-KARTE-BREITE=300px
|EINGEMEINDUNG=1920-10-01
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* Cité Foch
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'''Wittenau''' ist ein Ortsteil des [[Berlin]]er [[Bezirk Reinickendorf|Bezirks Reinickendorf]]. Er entstand aus dem märkischen '''Dalldorf''', das erstmals im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde. Im Jahr 1905 wurde das Dorf nach seinem verstorbenen Gemeindevorsteher umbenannt und 1920 nach Berlin eingemeindet. In Wittenau befindet sich das [[Rathaus Reinickendorf]], Hauptstandort des [[Bezirksamt (Berlin)|Bezirksamts]] und Sitz der Reinickendorfer [[Bezirksverordnetenversammlung]] (BVV).

== Lage ==
Im Norden von Wittenau schließt sich der Ortsteil [[Berlin-Waidmannslust|Waidmannslust]] an, nach Westen der Ortsteil [[Berlin-Tegel|Tegel]] und der bis 2012 zu Wittenau gehörende Ortsteil [[Berlin-Borsigwalde|Borsigwalde]]. Im Südwesten liegt das Gelände des [[Flughafen Berlin-Tegel|Flughafens Tegel]]. Nach Südosten hin schließt sich der für den Bezirk namensgebende Ortsteil [[Berlin-Reinickendorf|Reinickendorf]] an. Bis Juni 1999 war auch das nunmehr östlich gelegene [[Berlin-Märkisches Viertel|Märkische Viertel]] Teil von Wittenau.<ref name="Zaremba83">{{Literatur|Autor=[[Michael Zaremba]]|Titel=Reinickendorf im Wandel der Geschichte|Auflage=1.| Verlag=be.bra verlag|Ort=Berlin|Jahr=1999|Seiten=83|ISBN=3-930863-63-4 }}</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Das Museum wurde 1888 als „Sammlung alter Musikinstrumente“ von [[Philipp Spitta (Musikwissenschaftler)|Philipp Spitta]] und [[Joseph Joachim]] an der Königlichen akademischen Hochschule für Musik in Berlin gegründet. Die ersten Exponate stammten aus dem [[Kunstgewerbemuseum Berlin|Kunstgewerbemuseum]].
[[Datei:Dorfkirche Wittenau 01.jpg|miniatur|links|Die [[Dorfkirche Wittenau]]]]
Heute gehört das Museum zum [[Staatliches Institut für Musikforschung|Staatlichen Institut für Musikforschung]] und ist damit Teil der [[Stiftung Preußischer Kulturbesitz]]. Seit 1984 ist das Museum in einem von [[Edgar Wisniewski]] entworfenen Haus am Kemperplatz, direkt neben der [[Berliner Philharmonie ]] am [[Kulturforum Berlin]] beheimatet. Dort werden rund 800 Exponate in einer Dauerausstellung präsentiert und – soweit bespielbar – regelmäßig auch vorgeführt.
=== Gründung und Mittelalter ===
Ein genaues Gründungsdatum von ''Dalldorf'' ist nicht urkundlich belegt. Da allerdings um 1230 der [[Deutsche Ostsiedlung|hochmittelalterliche Landesausbau]] des [[Barnim]] erfolgte, wird in aktuellen Publikationen von einer Gründung um 1230 ausgegangen.<ref name="festschrift2001">{{Literatur|Autor=Klaus Schlickeiser|Herausgeber=Förderkreis für Kultur und Bildung in Reinickendorf e.&nbsp;V.|Titel=Festschrift 650&nbsp;Jahre Wittenau 1351–2001|Ort=Berlin|Jahr=2001|Seiten=13–17|Kapitel=Kap. ''Chronik von Wittenau''|ISBN=3-927611-16-6 }}</ref> Eine erste urkundliche Erwähnung ist erst für das Jahr 1322 als ''Daldorff'' belegt;<ref>[[Fritz Curschmann (Geograph)|Fritz Curschmann]]: ''Das Urkundeninventar des Klosters Spandau.'' In: {{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=22|ISBN=3-7678-0714-9 }}</ref> darin wird festgelegt, dass Tegel zu einer [[Filialkirche|Filiale]] der [[Pfarrei|Pfarre]] Dalldorf wird. Bereits vor 1322 befindet sich das Dorf im Besitz des Nonnenklosters von Spandau (und zwar bis 1558). Allerdings ist diese Urkunde im Original nicht mehr erhalten, sodass für die offiziellen Feierlichkeiten zum Ortsjubiläum eine bis heute erhaltene Urkunde aus dem Jahr 1351 maßgeblich ist.<ref name="festschrift2001" /><ref group="Anm.">Üblicherweise werden Ortsjubiläen nach der urkundlichen Ersterwähnung gefeiert, unabhängig davon, ob noch das Original existiert. In nicht wenigen Fällen fehlt die Orginalurkunde, sondern existiert nur in Abschrift ([[Kopialbuch]]), so z. B. auch die [[Berlin-Spandau#Geschichte|Spandauer Urkunde]] von 1232.</ref> In dieser Urkunde spricht [[Ludwig V. (Bayern)|Markgraf Ludwig]] dem Nonnenkloster in [[Berlin-Spandau|Spandau]] eine Rente aus den Einkünften der [[Bede]] in Dalldorf, [[Berlin-Gatow|Gatow]], [[Berlin-Kladow|Kladow]] und [[Liechtenow]] zu.<ref>[[Adolph Friedrich Riedel]] (Hrsg.): ''Codex diplomaticus Brandenburgensis''. Band A&nbsp;11, S.&nbsp;42. In: {{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=23|ISBN=3-7678-0714-9 }}</ref> Im [[Landbuch Karls&nbsp;IV.]] 1375 wurden für ''Daldorp/Doldorff'' 39 [[Hufe]]n ausgewiesen, davon vier Pfarrhufen. Es gab zwölf [[Kossät]]en und einen [[Krugrecht|Krug]] ''(taberna)''. Im Jahr 1450 gehörten 55&nbsp;Hufen Ackerland zu Dalldorf, davon zwei Pfarrhufen und eine Kirchenhufe. Es gab nur noch zwei Kossäten.<ref>Liselott Enders: ''Historisches Ortslexikon für Brandenburg.'' Teil 6, S.&nbsp;627. In: {{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=23|ISBN=3-7678-0714-9 }}</ref> Um 1488 wurde die [[Dorfkirche Wittenau]] errichtet.


Das Musikinstrumenten-Museum (MIM) und das Staatliche Institut für Musikforschung (SIM) bilden in Berlin eine Einheit. Ihr Bau wurde 1979–1984 von Edgar Wisniewski nach dem Entwurf des 1972 verstorbenen Architekten [[Hans Scharoun]] neben der ''[[Berliner Philharmonie]]'' errichtet. Details der Fassaden und der Gebäudezuschnitt auf dem Grundstück bezeugen diese gedachte Einheit von Darbietung und Forschung. Die Präsentation historischer Musikinstrumente erfolgt in einem auch für Vorführungen geeigneten großen Raum, um den eine Empore läuft. Das Museum ist einer der wenigen Orte, in dem eine [[Kinoorgel]] vorgeführt werden kann. Dieses als ''Mighty Wurlitzer'' bezeichnete Instrument ging 1982 als „unentgeltliche Übereignung der Bundesrepublik Deutschland“ in den Besitz des Museums über. Sie stand bis dahin im Konzertsaal der [[Siemens-Villa|Villa von Werner Ferdinand von Siemens]], dem Enkel des Firmengründers der Firma [[Siemens]], in Berlin-[[Lankwitz]]. Jeden Donnerstag nach der Museumsführung um 18:00 Uhr und jeden Sonnabend um 12:00 Uhr wird das Instrument gespielt. Die Instrumentenkunde ([[Organologie]]) als Disziplin der Musikwissenschaft kann hier bei vielen Demonstrationen erlebt werden.
=== Nach der Reformation ===


Seit 1994 leitet [[Conny Restle]] das Museum.
Nach der [[Reformation]] und der damit einhergehenden Auflösung des Klosters in Spandau 1558 wurde Dalldorf vom Amt Spandau verwaltet. Die Ableistung der [[Frondienst]]e zugunsten das Amtes erforderte von den Dalldorfern das Zurücklegen langer Wege (u.&nbsp;a. zum [[Schönhauser Allee|Schönhauser Tor]]), dies führte in einem ersten Schritt zu einer Reduzierung der Arbeitszeiten und im Jahre 1715 schließlich zur Umwandlung der gesamten Frondienste in ein Dienstgeld. Nach Ende des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] wohnten 1652 in Dalldorf nur noch sieben Familien, nur eine einzige davon war bereits vor Beginn des Kriegs dort ansässig.<ref name="6_Doerfer">{{Literatur|Autor=Gerd Koischwitz|Titel=Sechs Dörfer in Sumpf und Sand – Geschichte des Bezirks Reinickendorf von Berlin|Verlag="Der Nord-Berliner" Wilhelm Möller oHG|Ort=Berlin|Jahr=1984|Seiten=81–92 }}</ref> Im Zuge der Wiederbesiedlungspolitik in der Mitte des 18.&nbsp;Jahrhunderts gelang es allen Dalldorfer [[Kötter|Kossäten]], Ackerland zugesprochen zu bekommen.<ref name="Reibe.Dalldorf">{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=22–26|ISBN=3-7678-0714-9 }}</ref> Wie auch viele andere Dörfer in der Umgebung Berlins verfügte Dalldorf nur über wenige Wiesen, auf denen Vieh gehalten werden konnte. Der daraus resultierende Mangel an Dung bremste auch die intensivere Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen. Entsprechend begannen 1782 Bestrebungen, das ''Seggeluch'' – ein Sumpfgebiet zwischen Dalldorf, [[Berlin-Rosenthal|Rosenthal]] und [[Berlin-Lübars|Lübars]] – zu entwässern. Nach beendeter [[Melioration]] im Jahre 1790 konnte nun eine zusätzliche Fläche von etwa 60&nbsp;[[Morgen (Einheit)|Morgen]] zur Viehhaltung genutzt werden.<ref name="Reibe.Dalldorf" /> Die bis heute dort erhaltene Niederung wurde im Zuge der Gründung des [[Berlin-Märkisches Viertel|Märkischen Viertels]] geflutet und ist heute als ''Seggeluchbecken'' bekannt.


== Sammlung ==
=== Zeit der Industrialisierung ===
Sammlungsschwerpunkte liegen bei den [[Cembalo|Cembali]] der flämischen Instrumentenbauerfamilie Ruckers, Möckel-Geigen, Italienische Meistergeigen von [[Amati]], [[Guarneri (Familie)|Guarneri]] und [[Antonio Stradivari]], [[Hammerflügel]], Kielklavieren und Clavichorden, [[Neo-Bechstein|Bechstein]]-Klavieren und -Flügeln, Blasinstrumenten des Barock, Moritz-Blechblasinstrumenten und automatischen Musikinstrumenten (Spieldosen, [[Orchestrion]]). In der Historischen Abteilung des SIM wird eine „Geschichte der Musiktheorie“ erarbeitet und im Auftrag des Instituts als Buchreihe herausgegeben.
Mit dem Wachsen der Stadt Berlin stieg auch die Einwohnerzahl Dalldorfs beständig an. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die Landwirtschaft auf intensivere Kulturen umgestellt wurde. Dies erforderte wiederum mehr Arbeitskräfte, die zunächst als [[Einlieger]] nach Dalldorf kamen. Oft erworben sich diese später das Recht, ein Haus zu bauen, sodass sie in die Klasse der [[Büdner]] aufsteigen konnten.<ref>{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=44f.|ISBN=3-7678-0714-9 }}</ref> Bedeutende politische Ereignisse wie die [[Vierter Koalitionskrieg|französische Besatzung nach 1806]] und die [[Bauernbefreiung]] in [[Königreich Preußen|Preußen]] bremsten zwar die Entwicklung Dalldorfs, hatten aber darüber hinaus keine entscheidenden Auswirkungen.<ref>{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=46|ISBN=3-7678-0714-9 }}</ref> Dies ist beispielsweise auf die schon im 18.&nbsp;Jahrhundert erfolgte Ablösung der Frondienste zurückzuführen. Erst 1827 wurde in Dalldorf der erste Antrag zur [[Separation (Flurbereinigung)|Separation]] gestellt. Zeitgleich wurde ein Teil der [[Jungfernheide]] in einen Schießplatz umgewandelt (heute: [[Flughafen Tegel]]). Da dort bis zu diesem Zeitpunkt Schafe aus Dalldorf weideten, erhielten die Bauern Ausgleichszahlungen, was ihnen das Aufbringen der Ablösungssumme für alte Dienste und Abgaben zumindest erleichterte.<ref name="6_Doerfer" /> 1869 erwarb die Stadt Berlin ein weiteres Mal Land von der Gemeinde Dalldorf, diesmal zum Bau einer städtischen [[Irrenanstalt]]. Die Anstalt wurde von 1877 bis 1879 errichtet und war fortan als ''Städtische Irrenanstalt zu Dalldorf'' bekannt,<ref>{{Literatur|Autor=[[Michael Zaremba]]|Titel=Reinickendorf im Wandel der Geschichte|Auflage=1.| Verlag=be.bra verlag|Ort=Berlin|Jahr=1999|Seiten=99|ISBN=3-930863-63-4 }}</ref> heute wird die Klinik [[Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik]] genannt. Aufgrund der expliziten Erwähnung des Ortsnamens wurde ''Dalldorf'' in den Folgejahren im [[Berolinismus|Volksmund]] zum [[Synonymie|Synonym]] für ''Irrenanstalt''.<ref name="Reibe69">{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=69f.|ISBN=3-7678-0714-9 }}</ref><ref group="Anm.">Die Umbenennung blieb aber letztlich ohne Erfolg, denn Dalldorf wurde einfach gegen Wittenau ausgetauscht. Über jemanden, an dessen Geisteszustand gezweifelt wird, kann man [http://forum.spiegel.de/f4/steuern-runter-ein-serioeser-vorschlag-6862-193.html noch heute] hören: ''„Der gehört nach Wittenau.“''</ref>


Das Museum besitzt einen eigenen Konzertsaal, den [[Curt Sachs|Curt-Sachs]]-Saal, in dem regelmäßig Kammerkonzerte stattfinden. Seine Ausstattung verdeutlicht die Nähe zur Philharmonie und zum Kammermusiksaal.
Mit der Fertigstellung der [[Berliner Nordbahn|Nordbahn]] 1877 und der [[Kremmener Bahn]] 1893 kamen Dalldorf und die umliegenden Dörfer für eine Randwanderung der Berliner Industrie in Frage. Den größten Einfluss für die Entwicklung Dalldorfs hatte der Umzug der Firma ''[[Borsig (Unternehmen)|Borsig]]'' nach [[Berlin-Tegel|Tegel]]. Für die rund 4800 Arbeiter und 500 Angestellten stand kein ausreichender Wohnraum in der Nähe des neuen Werks zur Verfügung,<ref name="Zaremba76">{{Literatur|Autor=[[Michael Zaremba]]|Titel=Reinickendorf im Wandel der Geschichte|Auflage=1.| Verlag=be.bra verlag|Ort=Berlin|Jahr=1999|Seiten=76|ISBN=3-930863-63-4 }}</ref> daher sollte eine [[Werkssiedlung]] gebaut werden. Eine eigens dafür gegründete Terraingesellschaft kaufte 200&nbsp;[[Morgen (Einheit)|Morgen]] Land von der Gemeinde Dalldorf und legte auf der ehemaligen Weidefläche ein Straßennetz an.<ref>{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=62|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> Rund ein Jahr nach Beginn der Produktion in den neuen Tegeler Borsigwerken konnten die ersten Wohnungen der Werkssiedlung zum 1. Oktober 1899 bezogen werden.<ref name="Zaremba76" /> Den Bewohnern dieser neuen Siedlung war die Assoziation von Dalldorf mit der Irrenanstalt bekannt, sodass man sich frühzeitig um einen eigenständigen Namen bemühte. Die Brüder Conrad und [[Ernst Borsig]] und waren mit der Verwendung ihres Familiennamens einverstanden, somit konnte der Name [[Berlin-Borsigwalde|Borsigwalde]] offiziell verwendet werden.<ref>{{Literatur|Autor=Friedel Fielitz|Herausgeber=Förderkreis für Kultur und Bildung in Reinickendorf e.V.|Titel=Borsigwalde einst: Berichte und Erzählungen|Ort=Berlin|Jahr=1987|DNB=881210900}} S. 11.</ref> Dennoch gehörte die Siedlung verwaltungstechnisch weiterhin zu Dalldorf.


== Ausstellung ==
Aber nicht nur die zugezogenen Borsigwalder bemühten sich, keine Verbindung zur Irrenanstalt aufkommen zu lassen. Auch die Dalldorfer selbst wussten um die negative Assoziation, die ihrem Dorfnamen anhing. Daher wurde bereits am 24.&nbsp;Januar 1903 ein Gesuch an den zuständigen [[Landrat (Deutschland)|Landrat]] des Kreises [[Niederbarnim]] gestellt, die Gemeinde umzubenennen.<ref name="6_Doerfer" /> Pate für den neuen Namen standen der erst 1902 verstorbene langjährige Amtsvorsteher Dalldorfs, [[Peter Witte (Politiker)|Peter Witte]], sowie die Lage der Gemeinde auf dem flachen Land (eine ''[[Ortsnamen auf -au|Au]]''). Der neue Name ''Wittenau'' erfuhr aufgrund der Beliebtheit Wittes großen Zuspruch.<ref>{{Literatur|Titel=Nicht nur Schall und Rauch. Von Namen, unappetitlich und irreführend|Sammelwerk=[[Märkische Allgemeine Zeitung]]
* 2012: ''Friedrichs „Montezuma“ Macht und Sinne der Preußischen Hofoper''.<ref>[http://www.friedrich-montezuma.de Website der Ausstellung]</ref>
|Tag=12|Monat=April|Jahr=2008|Online=[http://www.maerkischeallgemeine.de/mazarchiv/detail.php?article_id=1546433 online, kostenpflichtig]}}</ref> Dem Antrag wurde nach fast zweijähriger Bearbeitungszeit am 23.&nbsp;August 1905 per Kabinettsorder entsprochen und der neue Name konnte von nun an verwendet werden. Da jedoch auch die psychiatrische Klinik den neuen Ortsnamen annahm, wurde statt Dalldorf nun Wittenau als Synonym für Irrenanstalt verwendet.<ref name="6 Doerfer" />
Unabhängig von der Frage des Namens der Gemeinde folgten um die Wende zum 20.&nbsp;Jahrhundert und in den 1910er Jahren zahlreiche weitere Firmen dem Beispiel der Firma ''Borsig'' und siedelten sich entlang der Nordbahn und Kremmener Bahn an:<ref name="Reibe55">{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=55|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> nördlich des Bahnhofs [[Bahnhof Berlin-Wittenau|Wittenau]] der Nordbahn sind heute noch Bauten der ''[[Fahrzeugfabrik F.&nbsp;G. Dittmann]]'' erhalten, im Südwesten des Ortsteils befindet sich ein weitläufiges Industriegebiet. Dies führte, zusammen mit einem Anstieg des Wohlstands der Bürger, zu höheren Steuereinnahmen, so dass die Gemeinde Wittenau um 1906 mit der Planung eines repräsentativen Rathausbaus begann.<ref name="Reibe69" /> Der [[Grundstein]] wurde am 3.&nbsp;März 1910 gelegt<ref name="6_Doerfer" /> und am 13.&nbsp;Mai 1911 wurde das [[Rathaus Reinickendorf|Rathaus Wittenau]] feierlich eingeweiht.<ref>{{Literatur|Autor=[[Michael Zaremba]]|Titel=Reinickendorf im Wandel der Geschichte|Auflage=1.| Verlag=be.bra verlag|Ort=Berlin|Jahr=1999|Seiten=72|ISBN=3-930863-63-4}}</ref>

=== Zeit der Weltkriege ===
[[Datei:Gedenktafel Hermsdorfer Str 14 (Witte) Wiederstandsgruppe Saefkow.JPG|miniatur|hochkant|Gedenktafel am ehemaligen Gebäude der Firma Alfred Teves]]
Die Randwanderung der Berliner Industrie überlagerte sich in Wittenau mit dem Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]]. So war zum Beispiel bereits 1913 die ''[[Deutsche Waffen- und Munitionsfabrik]]'' an die Kremmener Bahn gezogen.<ref name="Reibe55" /> Die Ansiedlung vieler Maschinenfabriken in und um Wittenau führte dazu, dass die Gemeinde stark von der Arbeiterbevölkerung geprägt war. So ist es nicht verwunderlich, dass die Fabriken in Wittenau und den umliegenden Gemeinden immer wieder Ausgangspunkt von Demonstrationen und Streiks der organisierten Arbeiterschaft waren.<ref>{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=74|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> Der große Antikriegsstreik vom 28.&nbsp;Januar 1918 führte letztendlich sogar dazu, dass über die Rüstungsbetriebe im Norden Berlins das Kriegsrecht verhängt wurde und Militärposten in den Straßen patrouillierten.<ref name="Schremmer">Bruno Schremmer: ''Reinickendorf in den letzten 100&nbsp;Jahren bis zur Eingemeindung 1920.'' In: ''Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Berlins.'' 55 (1938), S.&nbsp;46. In: {{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=75|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> Dennoch konnten organisierte Gruppen weiterhin Waffen und Munition entwenden und verstecken. Diese wurden dann am 9. November 1918 an die demonstrierende Bevölkerung verteilt, die unter anderem das Rathaus Wittenau stürmte.<ref>Annemarie Lange: ''Das Wilhelminische Berlin.'' S.&nbsp;792. In: {{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf.|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=75|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> In den folgenden Tagen übernahm ein Arbeiter- und Soldatenrat die Verwaltung der Gemeinde.<ref name="Schremmer" /> Die Prägung Wittenaus durch die Arbeiterschaft wurde nicht nur in den Wahlen zur [[Weimarer Nationalversammlung|Nationalversammlung]] deutlich, bei der die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] und die [[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] die meisten Stimmen in der Gemeinde erhielten,<ref>''Hermsdorf-Waidmannsluster-Frohnauer-Glienicker-Zeitung'' vom 30.&nbsp;Januar 1919. In: {{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=76|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> ebenso folgten alle Wittenauer Betriebe dem Aufruf zum [[Generalstreik]] als Reaktion auf den [[Kapp-Putsch|Kapp-Lüttwitz-Putsch]].<ref>{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=77|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> Nach Kriegsende führte die Umstellung auf Friedensproduktion in Wittenau zur Entlassung von großen Teilen der Belegschaft, da die hier ansässige Industrie vornehmlich Rüstungsgüter herstellte.<ref name="Reibe80">{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=80|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> Dieses Problem wurde durch die Eingemeindung Wittenaus als Ortsteils des [[Bezirk Reinickendorf|Bezirks Reinickendorf]] nach [[Groß-Berlin]] 1920 vorerst nicht gelöst. Erst Mitte der 1920er Jahre besserte sich die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung in Wittenau.<ref name="Reibe80" /> Dies äußerte sich vor allem in den umfangreichen Bautätigkeiten im Ortsteil, so wurden in dieser Zeit nicht nur die Wohnanlage [[Siedlung Wittenau]] südöstlich des Rathauses und die [[Siedlung Grünland]] an der Straße nach [[Berlin-Tegel|Alt-Tegel]] angelegt, auch der [[Volkspark Wittenau]] und der [[Steinbergpark]] datieren aus dieser Zeit.

Nach der „[[Machtergreifung]]“ der [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] konnte sich die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] mit Hilfe von [[Sturmabteilung|SA]]-Abteilungen auch bei den Wahlen auf bezirklicher Ebene durchsetzen, sodass in der Reinickendorfer Verwaltung im April 1933 begonnen wurde, aus politischen und rassistischen Gründen Personen aus dem Bezirksamt zu entlassen und zu vertreiben.<ref>{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=84|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> Der moderne Großsiedlungsbau wurde gestoppt, dafür wurde im Zuge der Kriegsvorbereitungen verstärkt in die Produktion von Kriegsgütern investiert. Dies kam wiederum den Firmen in Wittenau zugute. Die ''Deutschen Waffen- und Munitionswerke'' nahmen ihre Produktion wieder auf, die noch leer stehenden Hallen auf dem Firmengelände wurden von den ''[[Mauser (Waffenhersteller)|Mauser-Waffenwerken]]'' genutzt. Im Nordosten Wittenaus profitierten die Firmen ''Max Hensel Maschinenfabrik und Eisenbau'' sowie ''Alfred Teves Maschinen- und Armaturenfabrik'', beide an der [[Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde]] gelegen.<ref name="Reibe86ff">{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=86–88|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> Trotz der verbesserten wirtschaftlichen Lage für einen Großteil der Arbeiterschaft formierte sich auch in Wittenau [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus]]. Zuverlässig dokumentiert sind diverse Widerstandsgruppen in den Rüstungsbetrieben,<ref name="Reibe86ff" /> so war die [[Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation]] sowohl in der Wittenauer Firma ''Alfred Teves'' als auch in den Rüstungsbetrieben der umliegenden Ortsteile aktiv.<ref>{{Internetquelle|url=http://netkey40.igmetall.de/homepages/vst_berlin_neu/hochgeladenedateien/Dokumente/News/News%2021.1.09/02_Vortrag-Dr.Neumann.pdf|titel=Betriebszellen der Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation|zugriff=2012-02-26|autor=Annette Neumann|datum=2009-01-22|format=PDF; 28&nbsp;KB|sprache=de|seiten=3|zitat=Die größten Betriebsgruppen der SJB-Organisation gab es in der Maschinen- und Armaturenfabrik Teves in Wittenau mit ca. 40 Personen […]}}</ref>

Durch die Bombenangriffe des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurden im gesamten [[Bezirk Reinickendorf]] vornehmlich Industriegebäude beschädigt, der Verlust von Wohnraum und Menschenleben lag deutlich unter dem Berliner Durchschnitt.<ref>{{Literatur|Autor=[[Michael Zaremba]]|Titel=Reinickendorf im Wandel der Geschichte|Auflage=1.| Verlag=be.bra verlag|Ort=Berlin|Jahr=1999|Seiten=134|ISBN=3-930863-63-4}}</ref> Am 25.&nbsp;April 1945 wurde Wittenau schließlich von der [[Rote Armee|Roten Armee]] eingenommen.<ref name="Reibe89">Reibe, 89f.</ref>

=== Nachkriegszeit ===
Nach der Einnahme des Ortsteils durch die Rote Armee konnte relativ zügig wieder eine provisorische Ortsverwaltung gebildet werden. Dies lag daran, dass sich kleine Gruppen von [[Antifaschismus|Antifaschisten]] fanden, die bereit waren, in Abstimmung mit den Besatzern die Verwaltung zu übernehmen. In Wittenau wurde [[Anton Jadasch]] zum Ortsbürgermeister ernannt.<ref name="Reibe89" /> Unverzüglich nach Ende der Kampfhandlungen in Berlin begann zunächst die [[Sowjetunion|sowjetische]] Besatzungsmacht mit der [[Demontage (Reparation)|Demontage]] unbeschädigter Industrieanlagen und deren Einrichtungen. Die vorübergehende [[Vereinigtes Königreich|britische]] Besatzungsmacht führte dies nicht fort. Mit dem Einzug der [[Forces Françaises à Berlin|französischen Alliierten]] als endgültige Besatzungsmacht begannen die Demontagen allerdings erneut.<ref name="Reibe89" /> Diese setzen sich bis zur Unterzeichnung des [[Petersberger Abkommen]]s am 22.&nbsp;November 1949 fort. Dennoch gelang es einigen Betrieben bereits zum November 1945 wieder verschiedene Erzeugnisse zu produzieren, die ehemaligen Rüstungsbetriebe in Wittenau produzierten vor allem Haushaltswaren und zum Wiederaufbau benötigte Produkte (die Mauserwerke zum Beispiel Kartoffelhacken und Brotformen, die vormalige Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken stellten jetzt Öfen und Baubeschläge her).<ref name="Reibe89" /> Die gerade wieder in Schwung gekommene Industrie in Wittenau wurde durch die [[Berlin-Blockade]] in den Jahren 1948/1949 allerdings jäh ausgebremst. Zahlreiche Betriebe stellten die Produktion vorübergehend ein, vor allem Handwerksbetriebe nahmen die Arbeit erst mehrere Monate nach Ende der Blockade wieder auf. Der politische Wiederaufbau kam schneller voran: bereits im September 1950 wurde der [[Grundstein]] für den Anbau am [[Rathaus Reinickendorf]] gelegt. Erst für den Zeitraum nach 1953 ist ein merkliches Wachstum der Industrieproduktion nachweisbar.<ref>{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=94|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> Zahlreiche Unternehmen konnten zu diesem Zeitpunkt ihre Produktion ausweiten (z.&nbsp;B. ''[[Waggon Union]], [[ZF Friedrichshafen]]''), andere zogen gerade in dieser Zeit in den Ortsteil (z.&nbsp;B. ''[[Collonil]]'').<ref>{{Internetquelle|url=http://www.collonil.com/de/innovation-und-tradition/qualitaet-aus-berlin.html|titel=Qualität aus Berlin – COLLONIL ist ein Berliner|hrsg=Collonil Salzenbrodt GmbH & Co. KG|sprache=de|zugriff=2012-02-26}}</ref> Nicht nur Industriebetriebe siedelten sich in Wittenau an, auch die größte der Wohnanlagen für die Angehörigen der französischen Streitkräfte – die ''Cité Foch'' – entstand hier seit 1953.<ref name="festschrift2001" /> Einigen Wohnblocks entlang der Cyclopstraße folgten später zahlreiche Wohn-, Verwaltungs- und Versorgungsgebäude nordöstlich des heute abgerissenen Güterbahnhofs Wittenau an der Grenze zu [[Berlin-Waidmannslust|Waidmannslust]].<ref name="Tristesse">{{Literatur|Autor=Rainer W. During|Titel=Bonjour Tristesse: Das Cité Foch|Sammelwerk=[[Der Tagesspiegel]]|Tag=2|Monat=August|Jahr=2010|Online=[http://www.tagesspiegel.de/berlin/reinickendorfer-alliiertenviertel-bonjour-tristesse-das-cite-foch/1895338.html online]|Zugriff=2012-02-26}}</ref> Die Lage an der Ortsteilgrenze und die Tatsache, dass die französischen Repräsentanten in Waidmannslust residierten (siehe: [[Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Waidmannslust#09011327|Ehemalige Residenz des Hohen Kommissars der Französischen Republik für Deutschland]]), führen auch heute noch dazu, dass die Cité Foch fälschlicherweise zu Waidmannslust gezählt wird. Selbst die [[Bundesanstalt für Immobilienaufgaben]], die das Gebiet heute verwaltet, macht diesen Fehler.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.cite-foch.net/|titel=Cité Foch – Ein besonderer Ort. Ortsbeschreibung|hrsg=Bundesanstalt für Immobilienaufgaben|werk=cite-foch.net|zugriff=2012-02-26|sprache=de|zitat=Die ehemalige Siedlung der französischen Streitkräfte liegt im Norden Berlins im Bezirk Reinickendorf, Ortsteil Waidmannslust in einer gehobenen Wohngegend […]}}</ref>

[[Datei:Märkisches Viertel1.JPG.jpg|miniatur|[[Märkisches Viertel]]]]
Während der 1950er Jahre stieg die Einwohnerzahl des Bezirks Reinickendorf insgesamt an und bescherte den Ortsteilen einen großflächigen Neubau von Wohnbauten. 1957 übertraf die Anzahl der Neubauten sogar den Berliner Durchschnitt.<ref>Berliner Statistik, 27.&nbsp;Jg. (1973), Heft&nbsp;12, S.&nbsp;523. In: {{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band&nbsp;4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=95|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> Im Zuge dieser Entwicklung begannen in Wittenau 1963 die Bauarbeiten für eine Großsiedlung östlich des Wittenauer Abschnitts der Nordbahn. Bis 1974 entstand hier das Märkische Viertel, das seit Juni 1999 ein eigener Ortsteil ist.<ref name="Zaremba83" />
{{Hauptartikel|Berlin-Märkisches Viertel}}

Der [[Berliner Mauer|Mauerbau]] 1961 hatte auch für die Wittenauer Wirtschaft weitreichende Konsequenzen. Ebenso wie im gesamten Bezirk Reinickendorf sank die Anzahl der Kleinbetriebe, es wurde vermehrt in Betrieben mit mehr als zehn Beschäftigten gearbeitet.<ref>{{Literatur|Autor=Axel Reibe|Herausgeber=Wolfgang Ribbe|Titel=Reinickendorf|Reihe=Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke|Band=Band 4|Auflage=1.|Verlag=Colloquium Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1988|Seiten=97|ISBN=3-7678-0714-9}}</ref> Weiterhin wurde die öffentliche Verwaltung mit dem Neubau des Finanzamtes Reinickendorf 1976 noch einmal zentralisiert.<ref name="Chronik BA">{{Internetquelle|url=http://www.berlin.de/ba-reinickendorf/bezirk/wappen-chronik/wittenau-mehr.html|titel=Reinickendorf und seine Ortsteile: Mehr über Wittenau|hrsg=Bezirksamt Reinickendorf von Berlin|werk=berlin.de|zugriff=2012-02-26|sprache=de}}</ref> Diese Konstellation erforderte – ebenso wie das geringe kulturelle Angebot – eine leistungsfähige [[Infrastruktur]]. Bereits 1958 war die damalige [[U-Bahnlinie 6 (Berlin)|U-Bahnlinie C]] nach Tegel verlängert worden, wodurch zumindest Borsigwalde von der U-Bahn tangiert wurde. Im Zuge des [[S-Bahn-Boykott]]s in [[West-Berlin]] war Wittenau verstärkt auf die [[U-Bahn Berlin|Berliner U-Bahn]], [[Busverkehr in Berlin|Busse]] und den [[Individualverkehr]] angewiesen. Die komplette Einstellung des Zugbetriebs auf der Kremmener Bahn und der Nordbahn im Januar 1984 verschärften diese Situation noch zusätzlich. Der östliche Teil Wittenaus verfügte bereits mit der [[Bundesstraße&nbsp;96]] über eine gut ausgebaute Nord-Süd-Anbindung für den Individualverkehr. Zusätzlich wurde in den 1970er Jahren mit dem Bau der [[Bundesautobahn&nbsp;111]] – einem Zubringer für die [[Bundesautobahn 100|Berliner Stadtautobahn]] – begonnen, die komplette Fertigstellung dauerte bis 1987. Mit der Anschlussstelle ''Holzhauser Straße'' erhielt der Westen Wittenaus eine direkte Anbindung an die [[City West (Berlin)|Innenstadt]]. In den 1970er und 1980er Jahren wurde nicht nur in die Verkehrsinfrastruktur Wittenaus investiert, sondern auch in öffentliche Bauten: 1971 wurde der Bau der ''Ringelnatz-Grundschule'' in der Wilhelm-Gericke-Straße fertiggestellt, nur ein Jahr später folgte die ''Peter-Witte-Grundschule'' in der Rathauspromenade.<ref name="festschrift2001" /> Nach der Fertigstellung des Finanzamts Reinickendorf 1976 am Eichborndamm<ref name="Chronik BA" /> folgte 1978 die ''Schule Am Park'' östlich des [[Volkspark Wittenau|Volksparks Wittenau]].<ref name="festschrift2001" /> Schließlich wurde 1983 in der Cyclopstraße der Neubau für zwei [[Oberstufenzentrum|Oberstufenzentren]] eröffnet,<ref>{{Internetquelle|url=http://www.emilfischerschule.de/index.php?option=com_content&task=view&id=28&Itemid=102|titel=EFS – Wie alles anfing|hrsg=H. Keller, Emil-Fischer-Schule|werk=emilfischerschule.de|zugriff=2012-02-26|sprache=de}}</ref> die heute unter den Namen ''Emil-Fischer-Schule'' sowie ''[[Ernst-Litfaß-Schule, Oberstufenzentrum Druck- und Medientechnik|Ernst-Litfaß-Schule]]'' geführt werden. 1985 wurde der Neubau des [[Humboldt-Krankenhaus]]es auf einem Gelände am [[Nordgraben]] eröffnet.<ref name="Chronik BA" /><ref>{{Literatur|Autor=[[Michael Zaremba]]|Titel=Reinickendorf im Wandel der Geschichte|Auflage=1.| Verlag=be.bra verlag|Ort=Berlin|Jahr=1999|Seiten=103|ISBN=3-930863-63-4}}</ref>

=== Nach der Wiedervereinigung ===
Mit dem Fall der Berliner Mauer und der [[Deutsche Wiedervereinigung|Deutschen Wiedervereinigung]] war nördlich von Berlin günstiges Bauland verfügbar. Dies und eine koordinierte Wirtschaftsförderung im [[Landkreis Oberhavel]] führten in den Folgejahren vermehrt zur Abwanderung von jungen Familien und Industrieunternehmen ins nördliche Berliner Umland.<ref>{{Literatur|Autor=[[Michael Zaremba]]|Titel=Reinickendorf im Wandel der Geschichte|Auflage=1.|Verlag=be.bra verlag|Ort=Berlin|Jahr=1999|Seiten=148|ISBN=3-930863-63-4}}</ref> Im September 1994 erfolgte die Anbindung Wittenaus an die [[U-Bahnlinie 8 (Berlin)|U-Bahnlinie 8]],<ref name="Zaremba76">{{Literatur|Autor=Michael Zaremba|Titel=Reinickendorf im Wandel der Geschichte|Auflage=1.|Verlag=be.bra verlag|Ort=Berlin|Jahr=1999|Seiten=76|ISBN=3-930863-63-4}}</ref> nachdem bereits 1992 die [[Berliner Nordbahn|Nordbahn]] wieder nach [[Oranienburg]] fuhr.

Erst 1995 wurde der Betrieb auf der [[Kremmener Bahn]] wieder aufgenommen, womit Wittenau seit diesem Zeitpunkt wieder vollständig an die beiden historischen Nord-Süd-Trassen angebunden ist. Die teilweise Abwanderung der Wittenauer Industrie sorgte für einen Strukturwandel im Ortsteil hin zu einer Mischung aus Gewerbe und Wohnungen. 1994 wurde in direkter Nähe zum Triftpark mit dem Bau einer Wohnsiedlung begonnen,<ref>{{Literatur|Autor=Uta Grüttner|Titel=Wittenau feierte Richtfest für 93 Wohnungen|Sammelwerk=''[[Berliner Zeitung]]''|Tag=19|Monat=Juli|Jahr=1994|ISSN=0947-174X|Online=[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/wittenau-feierte-richtfest-fuer-93-wohnungen-reinickendorf-ein-dorfplatz-gehoert-dazu,10810590,8856750.html online]|Zugriff=2012-02-26}}</ref> die heute aufgrund ihrer Fassadenfarbe als ''Blaue Siedlung'' bekannt ist – analog zur ''Gelben Siedlung'' auf der anderen Seite des Triftparks, deren Reihenhäuser bereits 1988 fertiggestellt wurden.<ref name="festschrift2001" /> In den 1990er Jahren entstanden außerdem zwei Reihenhaussiedlungen, diese beiden Neubaumaßnahmen wurden allerdings von diversen Ungereimtheiten und entsprechenden Protesten begleitet.<ref>{{Literatur|Autor=Uta Grüttner|Titel=Graue Panther protestierten gegen Bezirksamts-Pläne für das Heim am Spießweg|Sammelwerk=''[[Berliner Zeitung]]''|Tag=15|Monat=Oktober|Jahr=1994|ISSN=0947-174X|Online=[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/graue-panther-protestierten-gegen-bezirksamts-plaene-fuer-das-heim-am-spiessweg---ausschreibung-gefordert-reinickendorf-wuetende-senioren-nebelten-das-rathaus-ein,10810590,8876908.html online]|Zugriff=2012-02-26}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Uta Grüttner|Titel=Bewohner der Kolonie „Neue Heimat“ an der Gorkistraße sollen bis heute ihre Parzellen räumen|Sammelwerk=[[Berliner Zeitung]]|Tag=31|Monat=Januar|Jahr=1996|ISSN=0947-174X|Online=[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/bewohner-der-kolonie--neue-heimat--an-der-gorkistrasse-sollen-bis-heute-ihre-parzellen-raeumen--noch-sind-wir-nicht-verloren-,10810590,9075380.html online]|Zugriff=2012-02-26}}</ref> Ursprünglich sollte auf dem parkähnlichen Gelände ''Am Spießweg'' ein Ersatz für das dort vorher abgerissene [[Seniorenheim]] entstehen,<ref>{{Literatur|Autor=Uta Grüttner|Titel=Gesundheitsstadträtin zum Seniorenzentrum Spießweg|Sammelwerk=[[Berliner Zeitung]]|Tag=6|Monat=Januar|Jahr=1995|ISSN=0947-174X|Online=[http://www.berliner-zeitung.de/newsticker/gesundheitsstadtraetin-zum-seniorenzentrum-spiessweg--pflegesaetze-sollen-sozialvertraeglich-sein-,10917074,8897496.html online]|Zugriff=2012-02-26}}</ref> diese Planung wurde aber nie realisiert, stattdessen befindet sich dort seit 1999 eine Reihenhaussiedlung.<ref name="Zaremba76" /> Zu Ende gebracht wurden hingegen die Planungen für das Gebiet der ehemaligen Kleingartenkolonie „Neue Heimat“, nach diversen Zwangsräumungen seit März 1996<ref>{{Internetquelle|url=http://www.luise-berlin.de/kalender/Jahr/1996.htm|titel=Chronik: Berlin im Jahr 1996, Fakten Tag für Tag|hrsg=Hans-Jürgen Mende, Luisenstädtischer Bildungsverein e.&nbsp;V.|werk=luise-berlin.de|sprache=de|zugriff=2012-02-26|zitat=In der Kolonie „Neue Heimat“ an der Gorkistraße (Reinickendorf) werden die ersten vier Parzellen zwangsgeräumt; insgesamt waren 40 Zwangsmaßnahmen vorgesehen.}}</ref> konnte letztendlich im Dezember 1996 der Grundstein für eine Reihenhaussiedlung und zweigeschossige Zeilenbauten gelegt werden.<ref>{{Literatur|Titel=Grundstein auf einstigem Kleingartenareal gelegt: 176 Wohnungen entstehen an der Gorkistraße|Sammelwerk=[[Berliner Zeitung]]|Tag=10|Monat=Dezember|Jahr=1996|ISSN=0947-174X|Online=[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/grundstein-auf-einstigem-kleingartenareal-gelegt-176-wohnungen-entstehen-an-der-gorkistrasse,10810590,9213790.html online]|Zugriff=2012-02-26}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen_Grundsteinlegung_in_Berlin-Tegel_1889.html|titel=Neue Heimat für über 200 Wohnungen: Grundsteinlegung in Berlin-Tegel|hrsg=BauNetz Media GmbH|werk=baunetz.de|datum=1996-12-10|zugriff=2012-02-26|sprache=de}}</ref> Ohne Proteste verlief hingegen der Abzug der Franzosen aus der Cité Foch, die anschließend [[Sanierung (Bauwesen)|saniert]] wurden. Die Wohnungen dort wurden im Zuge des Umzugs der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] nach Berlin von der [[Bundesanstalt für Immobilienaufgaben]] verwaltet und vermarktet; sie sollten hauptsächlich [[Beamter (Deutschland)|Bundesbeamten]] mit ihren Familien zur Verfügung gestellt werden.<ref name="Leere">{{Literatur|Titel=Die Angst vor der Leere|Sammelwerk=[[Der Tagesspiegel]]|Tag=18|Monat=Juli|Jahr=2006|Online=[http://www.tagesspiegel.de/berlin/die-angst-vor-der-leere/731872.html online]|Zugriff=2012-02-26}}</ref> 1994 wurde hier in den ehemaligen Räumen der französischen Grundschule ''École Victor Hugo'' das ''Romain-Rolland-Gymnasium'' gegründet,<ref>{{Internetquelle|url=http://www.romain-rolland-gymnasium.eu/apache2-default/index.php?id=14|titel=Schulgeschichte|hrsg=Rolf Völzke, Romain-Rolland-Gymnasium|werk=romain-rolland-gymnasium.eu|zugriff=2012-02-26|sprache=de}}</ref> ein Gymnasium mit französischem Schwerpunkt. Ende der 1990er Jahre erfuhr die Cité Foch eine kurzfristige Belebung, speziell durch die Eröffnung eines ''[[famila]]''-Warenhauses im alten Einkaufszentrum.<ref name="Leere" /> Im Juli 2001 wurde ''famila'' in Berlin von ''[[Kaufland]]'' übernommen, im Februar 2006 wurde dann die Filiale in der Cité Foch geschlossen,<ref>{{Literatur|Autor=Stefan Strauss|Titel=Kaufland kündigt Händlern innerhalb von vier Tagen|Sammelwerk=''[[Berliner Zeitung]]''|Tag=17|Monat=Februar|Jahr=2006|ISSN=0947-174X|Online=[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/kaufland-kuendigt-haendlern-innerhalb-von-vier-tagen-ploetzlich-machen-die-laeden-dicht,10810590,10363672.html online]|Zugriff=2012-02-26}}</ref> die nahe ''Kaufland''-Filiale am Eichhorster Weg existiert noch. Wie damals bereits befürchtet, verödete die Siedlung weiter,<ref name="Tristesse" /> 2011 schloss auch das letzte Lebensmittelgeschäft.

Als erfolgreich hingegen kann der Wandel auf dem ehemaligen Gelände der ''[[Waggon Union]]'' bezeichnet werden.<ref>{{Literatur|Titel=Konzept Kundennähe: Besserer Service im Amt kommt an|Sammelwerk=''[[Der Tagesspiegel]]''|Tag=12|Monat=Dezember|Jahr=2000|Online=[http://www.tagesspiegel.de/berlin/konzept-kundennaehe-besserer-service-im-amt-kommt-an/186166.html online]|Zugriff=2012-02-26|Zitat=Beispiele seien das Borsiggelände, wo die 2000 neu geschaffenen Arbeitsplätze noch einmal verdoppelt werden sollen, und die Umwandlung des früheren Waggon-Union-Areals an der Holzhauser Straße zum Factory Village.}}</ref> Ab 1997 wurde dieses Gelände zum Gewerbegebiet umgewandelt,<ref>{{Literatur|Titel=Kunst und Kommerz beleben ehemalige Industriebrache|Sammelwerk=''[[Berliner Morgenpost]]''|Tag=31|Monat=Juli|Jahr=2002|Online=[http://www.morgenpost.de/printarchiv/bezirke/article505832/Kunst_und_Kommerz_beleben_ehemalige_Industriebrache.html online, kostenpflichtig]|Zugriff=2012-02-26}}</ref> die Vermarktung der Flächen erfolgte zunächst unter dem Namen ''Factory Village'', heute als ''Holzhauser Markt''.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.dwi-grundbesitz.de/index.php?id=18&L=1|titel=Realisierte Projekte: Holzhauser Markt|hrsg=DWI Grundbesitz GmbH|werk=dwi-grundbesitz.de|zugriff=2012-02-26|sprache=de}}</ref> Die offiziellen Feierlichkeiten zum 650-jährigen Bestehen Wittenaus wurden 2001 abgehalten.<ref name="Chronik BA" />

Infolge eines Beschlusses der Reinickendorfer [[Bezirksverordnetenversammlung]] (BVV) vom 14.&nbsp;März 2012 hat das [[Bezirksamt (Berlin)|Bezirksamt]] am 24.&nbsp;April 2012 die ehemalige Ortslage [[Berlin-Borsigwalde|Borsigwalde]] zum 11.&nbsp;Ortsteil des Bezirks erklärt. Somit gehört Borsigwalde nicht mehr zu Wittenau.<ref>[http://www.berlin.de/ba-reinickendorf/bvv-online/vo020.asp?VOLFDNR=3069&options=4 ''Borsigwalde: 11. Ortsteil Reinickendorfs.''] Drucksache Nr. 0020/XIX der BVV Reinickendorf (inkl. Karte der Ortsteilgrenzen), 25. April 2012.</ref>

== Verkehr ==
[[Datei:Bahnhof Berlin-Wittenau Zugang Süd.JPG|miniatur|Zugang zum [[Bahnhof Berlin-Wittenau|S- und U-Bahnhof Wittenau]] am Wilhelmsruher Damm]]
=== Öffentlicher Nahverkehr ===
Wittenau wird an seiner südwestlichen und seiner östlichen Ortsteilgrenze von je einer Streckenführung der [[S-Bahn Berlin|S-Bahn]] flankiert. Eine [[U-Bahn Berlin|U-Bahn]]-Linie verbindet diese beiden Streckenführungen und bindet somit den historischen Kern des Ortsteils an die Berliner U-Bahn an. Verkehrsknotenpunkt ist der [[Bahnhof Berlin-Wittenau|Bahnhof Wittenau]], von dem aus zahlreiche [[Busverkehr in Berlin|Buslinien]] in die benachbarten Ortsteile abfahren. Die Linie 124 verbindet in Ost-West-Richtung die Ortsteile [[Berlin-Tegel|Tegel]] und [[Berlin-Märkisches Viertel|Märkisches Viertel]], in Nord-Süd-Richtung verbinden die Linien 120 und 220 den [[Berlin-Wedding|Wedding]] mit [[Berlin-Frohnau|Frohnau]]. Über die [[Metrobus]]linie M21 und den parallel verkehrenden [[Schnellbus|Expressbus]] X21 ist Wittenau an [[Berlin-Charlottenburg-Nord|Charlottenburg-Nord]] angebunden. Selbst in untergeordneten Straßen verkehren einige Linien, diese haben allerdings eher Zubringerfunktionen.

=== Individualverkehr ===
Für den motorisierten Individualverkehr ist Wittenau an die [[Bundesstraße&nbsp;96]] angeschlossen, die [[Bundesautobahn&nbsp;111]] verläuft rund einen Kilometer westlich. Zusätzlich existieren mit dem Eichborndamm und der südlichen Oranienburger Straße zwei weitere Hauptstraßen in Richtung Süden, die Straßen Am Nordgraben, Gorkistraße und Alt-Wittenau durchziehen den Ortsteil in Ost-West-Richtung. Die genannten Hauptstraßen verfügen überwiegend über straßenbegleitende [[Radverkehrsanlage|Radfahrwege]], in weiten Teilen sind diese allerdings stark sanierungsbedürftig.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.berlin.de/ba-reinickendorf/buergerdienste/buergerbeteiligung/tiefbau.html|titel=Bezirkliche Investitionsplanung zu Tiefbaumaßnahmen|hrsg=Bezirksamt Reinickendorf von Berlin|werk=berlin.de|sprache=de|zugriff=2012-02-26|zitat=Die Fahrbahn sowie die nur zum Teil vorhandenen Radwege befinden sich in einem baulich schlechten Zustand und sind im Rahmen der normalen Straßenunterhaltung nicht mehr dauerhaft instandzuhalten.}}</ref> Kopfsteinpflaster ist nur noch in einigen wenigen Nebenstraßen vorhanden, der überwiegende Anteil der Straßen ist mit einer geschlossenen [[Deckschicht]] versehen. In den meisten öffentlichen Grünanlagen sind separate Radwege ausgewiesen. Gerade im Umfeld dieser Anlagen sind viele Wege exklusiv für Fußgänger vorbehalten und dienen als Verbindung zwischen zwei Straßenverläufen.

== Sport ==
Die Sportvereine in Wittenau haben zwar nur regionale Bedeutung, sind aber mit ihrer Jugendarbeit ein wichtiger Anlaufpunkt für den sportlichen Nachwuchs. Der ''TSV Wittenau 1896 e.&nbsp;V.'' ist der älteste Sportverein im Ortsteils und bietet verschiedene Sportarten an, die [[Tischtennis]]-Abteilung kann auf bekannte Mitglieder wie [[Helmut Deutschland]], [[Uschi Janke]] und [[Heinz Raack (Tischtennisspieler)|Heinz Raack]] zurückblicken. Im Bereich Fußball gibt es mit [[Concordia Wittenau]] zwar einen Traditionsverein, überregionale Erfolge konnten dieser aber zuletzt in den 1950er Jahren erzielen. [[Profifußball|Professionelle Fußballspieler]], die hier den Grundstein für ihre spätere Karriere legten, können nur vereinzelt nachgewiesen werden.

== Siehe auch ==
<!-- Wenn fertig:* [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Wittenau]] -->
* [[Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Wittenau]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Staatliches Institut für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz, Berlin, [[Dagmar Droysen-Reber]] (Hrsg.), ''Wege zur Musik. Herausgegeben anläßlich der Eröffnung des neuen Hauses.'' Berlin, 1984. ISBN 3-922378-04-8
* {{Literatur|Autor=Günter Schneider, Arnt Cobbers|Titel=Reinickendorf|Auflage=1.|Verlag=Jaron Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1999|ISBN=3-89773-004-9}}
* {{Literatur|Autor=Ingolf Wernicke|Titel=Reinickendorf: der grüne Norden Berlins: Geschichte, Daten und Fakten, Sehenswürdigkeiten |Auflage=1.|Verlag=Jaron Verlag|Ort=Berlin|Jahr=1997|ISBN=3-932202-60-0}}
* {{Literatur|Autor=Klaus Schlickeiser|Titel=Festschrift 650 Jahre Wittenau 1351-2001|Herausgeber=Förderkreis für Bildung, Kultur und Internationale Beziehungen Reinickendorf e.V.|Ort=Berlin|Jahr=2001|ISBN=3-927611-16-6}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Commonscat|Musikinstrumentenmuseum (Berlin)}}
*[http://www.sim.spk-berlin.de/mim_3.html Staatliches Institut für Musikforschung: Musikinstrumenten-Museum]

*[http://www.bbr.bund.de/cln_032/nn_21466/DE/BautenStiftungPreussischerKulturbesitz/SIM-MIM/Musikinstrumenten-Museum.html Informationen zum Museumsgebäude (insbesondere zum Osteingang)]
== Anmerkungen ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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{{Navigationsleiste Ortsteile Berlins im Bezirk Reinickendorf}}


[[Kategorie:Museum in Berlin]]
{{Normdaten|TYP=g|GND=4521059-7|GKD=136841-2}}
[[Kategorie:Musik (Berlin)]]
[[Kategorie:Stiftung Preußischer Kulturbesitz]]
[[Kategorie:Berlin-Tiergarten]]
[[Kategorie:Musikmuseum]]
[[Kategorie:Hans Scharoun]]


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[[Kategorie:Berlin-Wittenau| ]]
[[Kategorie:Ortsteil von Berlin|Wittenau]]
[[Kategorie:Ehemalige Gemeinde in Berlin|Wittenau]]


[[en:Berlin Musical Instrument Museum]]
[[en:Wittenau]]
[[fr:Berlin-Wittenau]]
[[fr:Musikinstrumenten-Museum]]
[[nl:Musikinstrumenten-Museum]]
[[it:Wittenau]]
[[nl:Berlin-Wittenau]]
[[no:Musikkinstrumentmuseet i Berlin]]
[[oc:Musikinstrumenten-Museum]]
[[no:Wittenau]]
[[pl:Wittenau (poddzielnica Berlina)]]

Version vom 25. Dezember 2012, 18:27 Uhr

Musikinstrumenten-Museum in Berlin
Innenansicht vom Musikinstrumenten-Museum

Das Musikinstrumenten-Museum Berlin umfasst mit rund 3.500 Instrumenten eine der größten und repräsentativsten Musikinstrumenten-Sammlungen Deutschlands.

Geschichte

Das Museum wurde 1888 als „Sammlung alter Musikinstrumente“ von Philipp Spitta und Joseph Joachim an der Königlichen akademischen Hochschule für Musik in Berlin gegründet. Die ersten Exponate stammten aus dem Kunstgewerbemuseum. Heute gehört das Museum zum Staatlichen Institut für Musikforschung und ist damit Teil der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Seit 1984 ist das Museum in einem von Edgar Wisniewski entworfenen Haus am Kemperplatz, direkt neben der Berliner Philharmonie am Kulturforum Berlin beheimatet. Dort werden rund 800 Exponate in einer Dauerausstellung präsentiert und – soweit bespielbar – regelmäßig auch vorgeführt.

Das Musikinstrumenten-Museum (MIM) und das Staatliche Institut für Musikforschung (SIM) bilden in Berlin eine Einheit. Ihr Bau wurde 1979–1984 von Edgar Wisniewski nach dem Entwurf des 1972 verstorbenen Architekten Hans Scharoun neben der Berliner Philharmonie errichtet. Details der Fassaden und der Gebäudezuschnitt auf dem Grundstück bezeugen diese gedachte Einheit von Darbietung und Forschung. Die Präsentation historischer Musikinstrumente erfolgt in einem auch für Vorführungen geeigneten großen Raum, um den eine Empore läuft. Das Museum ist einer der wenigen Orte, in dem eine Kinoorgel vorgeführt werden kann. Dieses als Mighty Wurlitzer bezeichnete Instrument ging 1982 als „unentgeltliche Übereignung der Bundesrepublik Deutschland“ in den Besitz des Museums über. Sie stand bis dahin im Konzertsaal der Villa von Werner Ferdinand von Siemens, dem Enkel des Firmengründers der Firma Siemens, in Berlin-Lankwitz. Jeden Donnerstag nach der Museumsführung um 18:00 Uhr und jeden Sonnabend um 12:00 Uhr wird das Instrument gespielt. Die Instrumentenkunde (Organologie) als Disziplin der Musikwissenschaft kann hier bei vielen Demonstrationen erlebt werden.

Seit 1994 leitet Conny Restle das Museum.

Sammlung

Sammlungsschwerpunkte liegen bei den Cembali der flämischen Instrumentenbauerfamilie Ruckers, Möckel-Geigen, Italienische Meistergeigen von Amati, Guarneri und Antonio Stradivari, Hammerflügel, Kielklavieren und Clavichorden, Bechstein-Klavieren und -Flügeln, Blasinstrumenten des Barock, Moritz-Blechblasinstrumenten und automatischen Musikinstrumenten (Spieldosen, Orchestrion). In der Historischen Abteilung des SIM wird eine „Geschichte der Musiktheorie“ erarbeitet und im Auftrag des Instituts als Buchreihe herausgegeben.

Das Museum besitzt einen eigenen Konzertsaal, den Curt-Sachs-Saal, in dem regelmäßig Kammerkonzerte stattfinden. Seine Ausstattung verdeutlicht die Nähe zur Philharmonie und zum Kammermusiksaal.

Ausstellung

  • 2012: Friedrichs „Montezuma“ Macht und Sinne der Preußischen Hofoper.[1]

Literatur

  • Staatliches Institut für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Dagmar Droysen-Reber (Hrsg.), Wege zur Musik. Herausgegeben anläßlich der Eröffnung des neuen Hauses. Berlin, 1984. ISBN 3-922378-04-8
Commons: Musikinstrumentenmuseum (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Website der Ausstellung

Koordinaten: 52° 30′ 37″ N, 13° 22′ 15,2″ O