Wittgensteiner Platt und Wirtschaftskriminalität: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Wirtschaftskriminalität''' ist die Bezeichnung für [[Straftat]]en, die [[wirtschaft]]liche Bezüge aufweisen. Da in Deutschland keine [[Legaldefinition]] von Wirtschaftskriminalität besteht, greift das [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]] (BKA) bei der Zuordnung der Straftaten zur Wirtschaftskriminalität (s. nächsten Abschnitt) auf den Katalog des {{§|74c|gvg|juris}} Abs. 1 Nr. 1 bis 6b [[Gerichtsverfassungsgesetz]] (GVG) zurück.<ref>BKA, Wirtschaftskriminalität Bundeslagebild 2010 (pressefreie Kurzfassung, September 2011), S. 5, Grafik auf S. 6.</ref> |
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{{QS-Antrag|19. Juli 2012|2=Vollprogramm. Die allerschlimmsten Formatierungssachen habe ich schon erledigt. --[[Benutzer:DF5GO|<span style="font-family:Georgia,serif ">''DF5GO</span>'']] 22:50, 19. Jul. 2012 (CEST)}} |
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Die [[Kriminalität|kriminellen Handlungen]] können sich dabei gegen [[Privatperson]]en, andere [[Unternehmen]] oder den [[Staat]] richten. |
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Um die Mitte des 20. Jahrhunderts untersuchte [[Donald R. Cressey]] die Ursachen wirtschaftskrimineller Handlungen. Dabei entwickelte er einen der bis heute bekanntesten Erklärungsansätze der Entstehungsgründe doloser Handlungen, das ''Fraud Triangle''. Der von Cressey vorgestellte Ansatz wird auch als ''Strategisches Dreieck'', ''Doloses Dreieck'', ''Fraud Dreieck'' oder ''Kriminalitätsrisiko-Modell'' bezeichnet und beruht auf Befragungen von verurteilten Wirtschaftsstraftätern.<ref>Alexander Schuchter: Perspektiven verurteilter Wirtschaftsstraftäter: Gründe ihrer Handlungen und Prävention in Unternehmen, S. 64</ref> |
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'''Wittgensteiner Platt''' wird im Gebiet des [[Kreis Wittgenstein|Altkreises Wittgenstein]] gesprochen; es gehört zu den oberhessischen Dialekten. |
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Relevante deutsche [[Strafvorschrift]]en sind u. a. die [[Abgabenordnung]], das [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|Strafgesetzbuch]], das [[Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb]], das [[Geldwäschegesetz]] und das [[Wertpapierhandelsgesetz]]. |
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Das Wittgensteiner Platt lässt sich einem nördlichen und einem südlichen Sprachbereich zuordnen, Gebiete, die jeweils die Einflüsse der angrenzenden Regionen Westfalens, von Hessen und Nassau aufweisen. Diese beiden Bereiche decken sich ungefähr mit den vom 16. bis ins 19. Jahrhundert bestehenden Wittgensteiner Herrschaftsgebieten der Grafen von [[Sayn-Wittgenstein-Berleburg]] und [[Sayn-Wittgenstein-Hohenstein]] und sind im Wesentlichen durch die Wasserscheide zwischen Lahn und Eder voneinander getrennt. |
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Die [[Globalisierung|wirtschaftliche Entwicklung]] seit der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert und vor allem neu verfügbare Technologien haben zu einer neuen Dimension von Wirtschaftsdelikten geführt. In der Literatur werden sie einerseits immer noch mit Wirtschaftskriminalität oder ''white collar crime'' bezeichnet, andererseits sind aber auch neue Termini wie unter anderem Finanzbetrug auszumachen. |
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== Einordnung in die zweite deutsche Lautverschiebung == |
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== Beispiele für Wirtschaftskriminalität == |
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Durch die Franken, die in Wittgenstein in den Flusstälern der [[Eder]] und [[Lahn]] siedelten, wurde die [[hochdeutsche Lautverschiebung]] getragen. Die zweite deutsche Lautverschiebung wurde jedoch in Wittgenstein, wie in den benachbarten nassauischen und oberhessischen Dialekten, nur zum Teil vollzogen. Das Wittgensteiner Platt nimmt, vergleichbar mit dem [[Hinterländer Platt]] und [[Siegerländer Platt]], denen es nahesteht, eine Mittelstellung zwischen Nieder- und Hochdeutsch ein. Als zweite sprachliche Erscheinung besitzt das Wittgensteiner Platt auch die neuhochdeutsche [[Diphthongierung]]. |
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<div style="-moz-column-count:2; column-count:2;"> |
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p→ff/f - „p“ statt „pf“: nicht vollzogen. „''Pf''und“ → „''P''und“, „Dam''pf''“ → „Dam''p'', „A''pf''el“ → „A''pp''el“ |
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* [[Betrug (Deutschland)|Betrug]] |
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t→ss („dat/das“)„Da''t''“ → „''Dao''s''“. |
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* [[Bilanz|Falschbilanzierung]] |
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k→hh/ch („ik/ich“) - „ma''ch''en“ → „mao''ch''en“. |
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* [[Geldwäsche]] |
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/*d/→/t/ - "d" statt "t": nur zum Teil vollzogen. (Töpfchen → "D"ippche, Vetter → Pe"dd"er) |
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* [[Insiderhandel]] |
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* [[Insolvenzdelikt]]e |
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* [[Industriespionage]] |
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* [[Korruption]] |
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* [[Produktpiraterie]] |
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* [[Steuerstraftat]]en<ref>[http://www.bundeskriminalamt.de/pks/pks2004/c.pdf BKA: Begriffserläuterungen]</ref> |
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* [[Subventionsbetrug]] |
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* [[Unterschlagung]] |
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* [[Untreue]] |
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</div> |
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Auch unautorisierte [[Spekulation (Wirtschaft)|Spekulation]]en wie die Fälle [[Nick Leeson]] und [[Jérôme Kerviel]] gehören in die Kategorie ''Wirtschaftskriminalität''. |
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== Sprichwörter, Sprüche == |
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=== Fallzahlen und Schäden === |
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* Wer hie hännerm Blügg stett, müssn wuannerschter dänse. (Wer hier hinter dem Pflug steht, muss ihn andernorts ziehen.) |
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* Vo anner Laire Haire äss gütt Rieme schneire. (Von andrer Leute Haut kann man gut Riemen schneiden.) |
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* Uff jedes Deppche basst e Deggelche. (Auf jedes Töpfchen passt ein Deckelchen.) |
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* Kleene Deppcher hon öö Ūhre. (Kleine Töpfchen haben auch Ohren.) |
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* Gütt gefriehsteckt helft der ganze Dāg, gütt geärntet dos ganze Jūhr, unn gütt gefrëiet dos ganze Läwe. (Gut gefrühstückt hilft für den ganzen Tag, gut geerntet für das ganze Jahr, und gut geheiratet fürs ganze Leben.) |
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Laut Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität 2010 des BKA wurden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 102.813 Wirtschaftsstraftaten registriert; das sind 1,5% mehr als 2009. Obwohl der Anteil der wirtschaftskriminellen Fälle nur 1,7% der Gesamtzahl der Straftaten betrug, machte der durch Wirtschaftskriminalität (ohne Computerkriminalität) verursachte Schaden 2010 mit rd. 4,66 Mrd. € - ein Plus von 36% gegenüber 2009 - 55% des 2010 durch Straftaten insgesamt verursachten Schadens aus (S. 19). |
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<poem> |
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Wanns mol drebbelt - rānts ö lichde, |
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Leire - sū äss dos - |
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E de Wittgesteener Fichde |
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Wärd kenn Mensch net naß. |
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Jo - mei Kathrinche - her mer mūl zü: |
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"O dü mei Wittgestee, mei Wittgestee, mei Wittgestee,o dü mei Wittgestee, |
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o dü mei Wittgestee - mei Wittgestee best dü!" |
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</poem> |
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(Von [[Florentine Goswin-Benfer]] , Mollseifen): Wenn es erst einmal tröpfelt, regnet es auch leicht. Leute, so ist das, in den Wittgensteiner Fichten wird kein Mensch nass.Ja, mein Kathrinchen, hör mir mal zu, oh du mein Wittgenstein, ..., mein Wittgenstein bist du. |
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Dazu BKA-Präsident Ziercke: "Die polizeilichen Daten geben das tatsächliche Ausmaß der Wirtschaftskriminalität nur eingeschränkt wieder. In erster Linie sind es die Interessenlagen der Opfer, die zur Folge haben, dass nur ein Teil der begangenen Wirtschaftsdelikte bei den Strafverfolgungsbehörden angezeigt wird. Betroffene Unternehmen fürchten Image- und Reputationsverluste. Die interne Schadensbegrenzung steht oftmals noch an erster Stelle."<ref>BKA-Pressemitteilung vom 7. September 2011</ref> |
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* Dos hot da Fuchs merrem Schwanz vermässe. (Das hat der Fuchs mit dem Schwanz vermessen.) |
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* Eine Wittgensteiner Losung lautet: "Wer hot dā de Hückel met dem Wackel uff'm Wosse gezosselt, gedellwet, gedängelt unn gedurängelt?" Wer das nicht verstehen oder sprechen kann,läuft Gefahr, als "Zügelöfener" betrachtet zu werden. |
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Hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers in Zusammenarbeit mit der Universität Halle-Wittenberg in einer frühere Studie die den Unternehmen entstandenen Gesamtschäden noch hochgerechnet: 2007 rd. 4,3 Mrd. € zuzüglich rd. 1,75 Mrd. € Managementkosten für die Kriminalitätsfolgen<ref>PricewaterhouseCoopers/Uni Halle-Wittenberg, Wirtschaftskriminalität 2007 - Sicherheitslage der deutschen Wirtschaft, S. 17 f.</ref>, so wird in den neueren Untersuchungen von 2009 und 2011 - wahrscheinlich aufgrund der Problematik (s. auch nächsten Absatz) auf derartige Hochrechnungen verzichtet. |
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== Einige Bemerkungen zur Grammatik == |
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Für den öffentlichen Sektor dagegen hat PwC eine Hochrechnung auf den Gesamtschaden vorgenommen. In der Studie 2010 heißt es wörtlich: "Wir gehen …selbst bei vorsichtiger Schätzung davon aus, dass die direkten finanziellen Schäden für die Verwaltung in Deutschland 2 Milliarden Euro jährlich deutlich übersteigen dürften."<ref>PwC/Uni Halle-W., Kriminalität [gemeint ist Wirtschaftskriminalität, d. V.] im öffentlichen Sektor 2010 - Auf der Spur von Korruption & Co, S. 20 und 57.</ref> Hierbei wurden allerdings als Basis der Berechnung nicht nur - wie sonst üblich und im Gegensatz zur Hochrechnung 2007 für die Privatwirtschaft - die gemeldeten Deliktfälle herangezogen, sondern zusätzlich die Verdachtsfälle als weitere Grundlage genommen, so dass das Dunkelfeld zweifach berücksichtigt wurde. Bei einer Hochrechnung auf das Dunkelfeld ist nur von den tatsächlich entdeckten Fällen auszugehen - Verdachtsfälle sind jedoch unentdeckte Taten. Daher dürfte die für die Behörden angesetzte Schadenssumme weitaus geringer sein, sich höchstens etwa auf die Hälfte von 2 Mrd. € belaufen. |
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=== Konjugation === |
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Für privatwirtschaftliche Unternehmen wurden statt einer Hochrechnung auf den Gesamtschaden die durchschnittlichen Schäden pro Unternehmen berechnet. Danach sind den befragten Unternehmen 2011 finanzielle Schäden von durchschnittlich rd. 8,39 Mill. € (2009 rd. 5,57 Mill. €) entstanden, wozu noch durchschnittlich rd. 636.000 € Managementkosten kommen.<ref>PwC/Uni Halle-W., Wirtschaftskriminalität 2011, S. 21.</ref> |
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===== Von "s e i n"===== |
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Indikativ |
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...ech....sein...woar.......wären sei.....sein gewäse...wor gewäse....... weren gewäse sei <br /> |
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...dü.....bäst...woarscht...werscht sei...bäst gewäse...woarscht gewäse...werscht gewäse sei<br /> |
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...hä ....äss....woar.......wert sei......äss gewäse....woar gewäse.......wert gewäse sei<br /> |
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...mēr....sein...woa(re)n...wären sei ....sein gewäse...woa(re)n gewäse...wären gewäse sei<br /> |
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...ēhr ...seid...woart......wert sei......seid gewäse...woart gewäse......wert gewäse sei<br /> |
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...se.....sein...woa(re)n...wären sei.....sein gewäse...woa(re)n gewäse...wären gewäse sei<br /> |
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Für den öffentlichen Sektor wurde 2010 von den befragten Verwaltungen der finanzielle Schaden in den letzten zwei Jahren im Durchschnitt auf rd. 164.000 € pro Behörde beziffert (Befragung von 500 Behörden).<ref>PwC/Uni Halle-W., S. 21.</ref> Im Vergleich dazu beträgt die durchschnittliche Schadenssumme pro von Wirtschaftsdelikten betroffenen Unternehmen (2011) das 50-fache (Vergleich ohne Managementkosten). |
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Konjunktiv |
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Präsens: ech wēr, dü wērscht, hä wēr, mer wēren, ehr wērt, se wēren.<br /> |
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Perfekt: ech wēr gewäse, u.s.w. |
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Gemäß einer Umfrage der [[KPMG]] 2010 gaben 39% der befragten Unternehmen (300 Unternehmen, davon 127 mittelständisch geprägt)<ref>KPMG, Wirtschaftskriminalität in Deutschland 2010 - Fokus Mittelstand, S. 8 und 28</ref> an, dass sie in den letzten drei Jahren von wirtschaftskriminellen Handlungen betroffen wurden. 2011 berichteten 52% der in eine von PwC/Uni Halle-W. veranlassten Umfrage einbezogenen Unternehmen (830 Großunternehmen) von eindeutigen Wirtschaftsdelikten in den letzten zwei Jahren.<ref>PwC/Uni Halle-W., Wirtschaftskriminalität 2011, S. 12 und Abb. 7, S. 20.</ref> In der Studie zum öffentlichen Sektor heißt es, dass "jede zweite Verwaltung über … einen konkreten gravieren Fall (berichtete), durch den die Behörde selbst in den letzten zwei Jahren finanziell oder indirekt geschädigt wurde."<ref>PwC/Uni Halle-W., Kriminalität im öffentlichen Sektor, S. 58</ref> |
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===== Von "hon" - "h a b e n" ===== |
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Indkativ |
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...ech.... hon....hatt......wären hon..... hon gehatt....hatt gehatt......wären gehatt hon<br /> |
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...dü..... host...harrest...wearscht hon...host gehatt...harrest gehatt...wearscht gehatt hon<br /> |
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...hä..... hott...hatt......weart hon.... hott gehatt...hadde gehatt.....weart gehatt hon<br /> |
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...mēr.... honn...harren....wären hon.... hon gehatt....harren gehatt....wären gehatt hon<br /> |
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...ēhr.... hott...harret....weart hon......hot gehatt....harret gehatt....weart gehatt hon<br /> |
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...se..... hon....harren ...wären hon..... hon gehatt....harren gehatt....wären gehatt hon<br /> |
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== Wirtschaftskriminalität in den USA == |
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Konjunktiv |
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"Die Verfolgung von Wirtschaftsstraftaten ('white-collar crime') unterliegt in den Vereinigten Staaten anderen Gesetzmäßigkeiten als in Deutschland. Dies hat mehrere Gründe. Erstens gibt es ein Unternehmenstrafrecht. Das Unternehmen macht sich demnach selbst strafbar. In Deutschland kann es nur wegen vorsätzlicher oder fahrlässiger Unterlassung der Aufsicht über Angestellte zu einem Bußgeld nach dem [[Gesetz über Ordnungswidrigkeiten]] (OWIG) verurteilt werden. |
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Präsens: ech hett, dü hettst/herrest, hä hett, mēr herren, ēhr herret, se herren.<br /> |
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Perfekt. ech hett gehatt, u.s.w. |
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Zweitens ist die Ermittlungspraxis eine andere. Dabei spielen die Richtlinien des Justizministeriums in Washington eine gewichtige Rolle. Sie räumen den Behörden ein Ermessen ein, die Ermittlungen gegen oder sogar ohne Zahlung einer Geldbuße einzustellen oder die Anklagepunkte zu begrenzen ('plea bargain'). |
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Anmerkungen: |
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Relevante Faktoren sind: Die Schwere der Tat, die Verbreitung krimineller Handlungen im Unternehmen und dessen Beteiligung. Außerdem die Frage, ob es sich bisher rechtmäßig verhalten und ein Compliance-Programm zur Verhinderung von Straftaten eingerichtet hatte. Ebenfalls zu berücksichtigen ist, inwieweit sich das Unternehmen lernbereit zeigt und Maßnahmen ergreift, um Verstöße künftig zu verhindern, und ob es alternative Sanktionsmöglichkeiten gibt. Und nicht zuletzt ist von Bedeutung, in welchem Umfang es während der Ermittlungen mit den Behörden kooperiert."<ref>Roland Steinmeyer, Patrick Späth: "Mehr Rechte für Unternehmen bei Ermittlungen in Amerika. Neue Richtlinien des Justizministeriums in Washington erleichtern Unternehmen die Kooperation mit Ermittlern. Die Einstellung eines Verfahrens ist künftig leichter zu erreichen", F.A.Z. 26. November 2008, S. 21.</ref> |
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a) Indikativformen für Präsens, Imperfekt, Futur I, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur II |
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Im Rahmen der Ermittlungen im bisher größten Betrugsfall seit der Insolvenz von [[Enron]] 2001 wurde im Dezember [[2008]] [[Bernard L. Madoff]] vom [[Federal Bureau of Investigation|FBI]] verhaftet. Insgesamt geht es bei dem über Jahrzehnte durchgeführten [[Schneeballsystem]] um rund 50 Mrd. US-Dollar,<ref>[http://www.sec.gov/news/press/2008/2008-293.htm SEC Charges Bernard L. Madoff for Multi-Billion Dollar Ponzi Scheme, Presseerklärung der SEC]</ref> rund 38 Mrd. € (Stand Januar 2009). Der Börsenaufsicht [[United States Securities and Exchange Commission|SEC]] wurde vorgeworfen, Hinweise auf Unregelmäßigkeiten jahrelang ignoriert zu haben.<ref>Madoff hat auch europäische Banken betrogen. Der gigantische Betrugsfall von 50 Mrd. US-Dollar zieht Kreise bis nach Europa. Unterdessen gerät die Bankenaufsicht SEC unter Beschuss, weil der Betrüger jahrelang unbehelligt blieb, F.A.Z., 16. Dezember 2008, S. 21.</ref> Am 16. Dezember 2008 räumte die SEC in einem offiziellen Statement Versäumnisse ein.<ref>[http://www.sec.gov/news/press/2008/2008-297.htm Statement Regarding Madoff Investigation]</ref> |
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b) Zur dritten Person im Singular:<br /> |
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aa) Es gibt auch "se" (sie) und "es", "äs"."De Zeje, ''se'' äss werra mūl außer Rand unn Band!" Man kann statt dessen - oft eher - den bestimmten Artikel "die", "dos" verwenden. "''Dos'' äss unnerwägs num Stenzel."<br /> |
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c) Zum nachgestellen Personalpronomen gibt es auch schwache Formen, die regelmäßig unbetont klingen.<br /> |
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aa) Zur zweiten Person im Singular:"Host ''de'' da goar kē Zeit mieh fēr mech?" Schrumpfen "de" zu "e", so ist dies anzuhängen: "Host''e'' da..."<br /> |
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bb) Zur dritten Person im Singular: Auch hier ist die schwache Form "e" mit dem Verb zu verbinden. "Hott''e'' dos da net gesäh?"<br /> |
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Zu "sein" findet bei nachgestelltem "es" eine Lautumwandlung in "r" statt. "Mēr ä''rr''es net gütt.<br 7> |
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cc)Zur ersten Person im Plural lautet die schwache Form "ma" ; das "nn" von "honn" wird assismiliert, so dass "homma" entsteht. "Ho''mm''a naut bessere ze dünn." |
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dd) Zur zweiten Person im Pural: "Hott''a'' (=hott ehr) öö Füßball gespeelt?" |
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== Siehe auch == |
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d) Außerdem gibt es "ma" - man. "''Ma'' hot grusse Plene."<br /> |
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* [[Association of Certified Fraud Examiners]] |
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* [[Business Crime Control]] |
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* [[Know your customer]] |
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== Einzelnachweise == |
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e) Das Platt kennt und ermöglicht den differenzierten Gebrauch der Tempora. ("Mer wären schon ō Ort unn Stelle gewäse sei, ēnder dass die annere drō geducht hon, ins dū ze süsche." Im Gebrauch findet jedoch wie im Hochdeutschen eine Reduzierung statt. |
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<references /> |
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== Literatur == |
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===== Von "wäre" - werden ===== |
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* Kurt Eichenwald: ''Verschwörung der Narren. Der Enron-Skandal. Eine wahre Geschichte.'' Goldmann, München 2007, ISBN 978-3-442-15455-5. |
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Indikativ<br /> |
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* [[Daniel Fischer (Rechtsanwalt)|Daniel Fischer]]: ''New Ecocrime und New Economy.'' In: Hans Felix R. Ehrat, Eric Stupp (Hrsg.): ''Management & Law.'' Helbing and Lichtenhahn u. a., Basel u. a. 2003, ISBN 3-7190-2013-4, S. 361ff. (''Meilensteine im Management'' 10). |
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...ech...wären....wodde....wären(wäre)...sein won...wōr (won)...wären (won) sei<br /> |
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* Ramond Fisman, Edward Miguel: ''„Economic Gangsters“. Korruption und Kriminalität in der Weltwirtschaft.'' Aus dem Englischen von Thomas Atzert. Campus Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2009, ISBN 978-3-593-38973-8. |
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...dü....wearscht..worrest..<br /> |
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* Günter Janke: ''Kompendium Wirtschaftskriminalität.'' Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 2008, ISBN 978-3-631-57020-3. |
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...hä....weart.....wodde.... u.s.w. u.s.w. u.s.w. u.s.w.<br /> |
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* [[Leo Müller (Journalist)|Leo Müller]]: ''Tatort Zürich. Einblicke in die Schattenwelt der internationalen Finanzkriminalität.'' Econ, Berlin 2006, ISBN 3-430-16908-9. |
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...mer...wären....wodden...<br /> |
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* [[John Perkins (Autor)|John Perkins]]: ''[[Bekenntnisse eines Economic Hit Man]]. Unterwegs im Dienste der Wirtschaftsmafia.'' Riemannn, München 2005, ISBN 3-570-50066-7. |
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...ehr...wärt.....woddet..<br /> |
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* [[Werner Rügemer]]: ''Grüezi! Bei welchen Verbrechen dürfen wir behilflich sein? Die Schweiz als logistisches Zentrum der internationalen Wirtschaftskriminalität. Essays, Analysen und Materialien.'' Distel-Verlag, Heilbronn 1999, ISBN 3-929348-27-6. |
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...se....wären....wodden..br /> |
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* Diana Ziegleder: ''Wirtschaftskriminalität im Geschäftsleben. Eine empirische Untersuchung formeller und informeller Handlungsstrategien von Unternehmen am Beispiel Deutschlands.'' Nomos-Verlags-Gesellschaft, Baden-Baden 2010, ISBN 978-3-8329-5278-5 (''Nomos Universitätsschriften.'' Soziologie 12), (Zugleich: Halle-Wittenberg, Univ., Diss., 2009). |
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== Weblinks == |
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===== Von "g ü c k e" - g u c k e n,gückte, gegückt - Aktiv ===== |
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*[http://www.bka.de/lageberichte/wi.html Jährliche Lageberichte des Bundeskriminalamtes zur Wirtschaftskriminalität] |
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Indikativ<br /> |
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*[http://www.kpmgcorporaterecovery.ch/Topics/8916.htm KPMG Profile of a Fraudster 2007] |
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...ech....gücken...gückte.....wären gücke...hon gegückt...hatt gegückt...wären gegückt hon<br /> |
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*[http://www.kpmg.ch/medienmitteilungen/16066.htm KPMG Fraud Barometer, Sept 2009] |
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...dü.....gückst...gücktest...<br /> |
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* [http://www.pwc.de/portal/pub/!ut/p/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd4p3dgoDSYGYLm4W-pEQhgtEzCDeESESpO-t7-uRn5uqH6BfkBsaUe7oqAgAeHyJiA!!?siteArea=49c4e38420924a4b&content=e5e4664ad1b32f9&topNavNode=49c4e38420924a4b PwC-Studien zur Wirtschaftskriminalität (Hintergrundanalysen,Branchenauswertungen und Newsletter) ] |
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...hä.....gückt....gückte..................u.s.w., siehe "hon - haben"<br /> |
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*[http://www.pwc.de/portal/pub/cxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd4p3dgrVL8h2VAQAPWV4ng!!?topNavNode=49c4e38420924a4b&siteArea=49c4e38420924a4b&content=e5443d0c39aa527 PwC Studie - Wirtschaftskriminalität 2009] |
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...mer.. .gücken...gückten....<br /> |
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*[http://www.pwc.ch/de/dyn_output.html?content.void=15436&collectionpageid=595&containervoid=4076&comefromcontainer=true PwC Studie - Umfrage zur Wirtschaftskriminalität 2007 – Schweiz] |
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...ehr....gückt....gücktet....<br /> |
|||
* [http://www.wirtschaft-konkret.de/de/wirtschaftskriminalitaet/wirtschaftskriminalitaet.html Euler Hermes Studie - Wirtschaftskriminalität - das diskrete Risiko] |
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...se.....gücken...gückten....<br /> |
|||
* [http://www.wirtschaftskriminalitaet.com/ Wirtschaftskriminalität] - Definition der Thematik Wirtschaftskriminalität mit ausführlichen Statistiken des BKA und fundierten Analysen |
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* [http://www.wirtschaftsbetrug.at/ Wirtschaftskriminalität] - Schnittstelle für Betrogene und Ermittler des UV Kripo Graz |
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* [http://www.forum-wirtschaftskriminalitaet.org Forum Wirtschaftskriminalität] - Online-Handbuch mit einem Überblick zu einem Anti-Fraud-Management-System (deutsch) |
|||
* [http://www.handelsblatt.com/news/Default.aspx?_p=200812&_t=ft&_b=1173995 Diskrete Jäger der "Weißen-Kragen-Täter"] - Überblick der Branche, Artikel in handelsblatt.com |
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* [http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,484008,00.html Der Feind in meinem Büro] - Mittelstand und Wirtschaftskriminalität, Artikel in Spiegel Online |
|||
* [http://groups.google.com/group/fraud-fighter FraudFighter: Google-Gruppe zum Thema Wirtschaftskriminalität] |
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* [http://www.wirtschaftsverbrechen.de Business Crime Control e.V.] - gemeinnützige Organisation zur Aufklärung über Wirtschaftskriminalität |
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* [http://www.journascience.org/de/wirtschaftskrimi/basics/albrecht/index.shtml Forschungen zur Wirtschaftskriminalität in Europa - Konzepte und empirische Befunde] von Prof. Dr. Hans-Jörg Albrecht |
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{{Rechtshinweis}} |
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Konjunktiv |
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Konjunktiv Präsens: ech dēt gücke, dü dētst/dērest gücke, hä dēt gücke, mēr dēren gücke, ēhr dēret gücke, se dēren gücke. <br /> |
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Konjunktiv Perfekt: ech hett gegückt, u.s.w. |
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{{SORTIERUNG:Wirtschaftskriminalitat}} |
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Anmerkungen: |
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[[Kategorie:Besondere Strafrechtslehre]] |
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[[Kategorie:Wirtschaftskriminalität]] |
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a) Indikativformen für Präsens, Imperfekt,Futur I, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur II eines regelmäßigen Verbs ohne Passiv |
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[[Kategorie:Wirtschaftsstrafrecht]] |
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b) Die nicht ausgeschlossene Form Konjunktiv Präsens "ech gückte" unterscheidet sich nicht vom Indikativ Imperfekt. Die Anwendung von "dünn" - tun, "dēt" - täte u.s.w. ist trennschärfer. Kein "würde". "Ech dēt gäre emūl nū Balleburg foahre." |
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===== Von "liewe" - lieben, liebte,geliebt - Passiv ===== |
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...ech wären geliebt..wodde geliebt..wären geliebt (wäre)..wōr geliebt (won)..wären geliebt won sei<br /> |
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u.s.w. (vgl. Nr. 3) |
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==== Deklination ==== |
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===== Genitiv und Akkusativ ===== |
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a) Anstelle des ''Genitiv'' tritt der ''Dativ'' mit nachfolgendem Possessivpronomen (z.B.: „meinem Brürer sein Hüt.“ „Dos es demm sei Bild“. Oder es wird das Wort „vom“ - von verwendet: „de Frā vom Heiner.“<br /> |
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Es scheint Ausnahmen zu geben. So heißt es in dem Gedicht „Eiersorgen“ von Werner Schmidt: „des Reinhards Weib, dos Katharine.“ Und Florentine Goswin-Benfer reimt:"met der Bärge steller Rüh",und " deiner Mensche Härz schlehd worme," Es muss offen bleiben, ob es sich um einen durch den Rhythmus und den Vers bedingten Tribut an das Hochdeutsche handelt.<br /> |
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b) ''Akkusativ'' und ''Nominativ'' fallen weithin zusammen (z.B.: „Hä nāhm da Hüt unn ging.“ „Krijje ma ins noch Ēner!“<br /> |
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==== Unbetonter und betonter bestimmter Artikel ==== |
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Der bestimmte Artikel kommt unbetont und betont vor.<br /> |
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a) Der '''unbetonte bestimmte Artikel''' lautet: |
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aa) Singular (Einzahl):<br /> |
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''Nominativ'':...'''da''' Junge, m.; ''de''' Treppe, f.;'''dos''' Haus, n.<br /> |
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''Dativ'':...'''demm''' Junge; '''da''' Treppe; demm''' Haus.<br /> |
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bb) Plural (Mehrzahl):<br /> |
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''Nominativ'':...'''de''' Junge;....'''de''' Treppe;....'''de''' Haiser.<br/> |
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''Dativ'':...'''dä''' Junge;.... '''de''' Treppe;....'''de''' Haiser. |
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b) Außerdem gibt es einen '''betonten bestimmten Artikel'''. |
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"'''Dä''' Wäg (hie) gett nū Rëinthe." "Dä Wäg" mit betontem Artikel.)<br /> |
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" '''Die''' Treppe (hie) hot zāh Stūfe." "Die Treppe" mit betontem Artikel. <br /> |
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Die betonte Form spielt die Rolle eines Demonstrativpronomens und kann dementsprechend auch durch "derren", "derre", "detz" (dieser, diese, dieses) ersetzt und damit noch stärker betont werden, also: "Derren Wäg ..." "Derre Treppe..." "Detz Haus..."<br /> |
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==== Personenbezeichnungen ==== |
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'''1.''' Bei ''Personenbezeichnungen'' wird der ''Vorname'' nachgestellt.<br /> |
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'''2.''' Derartige Bezeichnungen beginnen:<br /> |
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a) herkömmlich, falls vorhanden, vorzugsweise mit dem ''Hausnamen'' (z.B.: „Wosse Minche“ – Wilhelmine aus dem Haus mit dem Hausnamen „Wosse“<br /> |
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b) oder mit der ''Bezeichnung des Ortes'', aus dem der Betreffende kommt (z.B.: „da Schellasche Earnst“); es kommt auch der Geburtsort in Frage;<br /> |
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c) oder auch mit dem ''bürgerlichen Familiennamen'' (z.B.:“ Althaus Willi“ – Willi Althaus).<br /> |
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An den vorangestellten Hausnamen oder die vorangestellte Ortsbezeichnung wird meiist ''kein s/sch'' angehängt. Anders bei dem vorangestellten bürgerlichen Familiennamen: „Schneirasch Emma“,„Aderholds Karl“. Es könnte sich hier – ausnahmsweise – um ein Genitiv –S handeln.<br /> |
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'''3.''' ''Vornamen'' werden in der Regel anders als im Hochdeutschen ''mit dem bestimmten Artikel'' gesprochen (z,B.: „Da Fretz km grore heeme“.<br /> |
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'''4.''' ''Frauennamen'' sind sächlich (z.B.: „‘s Kathrinche äss krānk.“ "Dos" in Kurzform: „‘s“. Das gilt auch für die Konjugationen „`s Lina äss dū. `s setzt e da Stuwwe.“ Ähnlich bei dem personenbezogen oder demonstrativ benutzten bestimmten Artikel:Dos Kleene – daff dos dos?“ |
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==== Anrede, Höflichkeitsformen ==== |
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Vorherrschende Anrede ist „dü“ –du. Kein „sie“. Ältere Personen wurden früher, gerade auch im familiären Bereich mit „ēhr“ –„ihr“, „üch“- euch,"öwwen"- Euer, angesprochen. Vielleicht empfiehlt sich das heutzutage noch bei höher Gestellten. Gelegentlich wird "ēhr" - meist eher velegen - als Ersatz für das fehlende "sie" angewendet. |
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Statt "bitte" kann man sagen:"Sei su gütt!" - Sei so gut! "Hä saht werra sei Fraa: Sei doch su gütt unn geb ma dos Büch!" Zu den Grußformen: s. bei dem Wort "gütt". |
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==== Verkleinerungen ==== |
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Verkleinerungen bildet man mit „-che“, -cha", das eventuell auch „-je“ gesprochen werden kann. Im Plural wird ein „r“ angehängt. Eventuell auch Änderungen im Stamm des Hauptwortes. (z.B. „Haus“ -„Haische“ – „Haischer“; „Känd“ – „Kändche“ – „Kännercher“) |
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==== Verlaufsform ==== |
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Man kann wie bei der sog. Rheinischen Verlaufsform sagen: "Dos äss om schlofe unn rifft glech ō." Man kann aber auch "dünn" (tun) mit dem Infinitiv verwenden: "Hä düt gäre koche." |
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==== Bestätigung heischendes Fragewort ==== |
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Das Bestätigung heischende Fragewort lautet: "woa ?" "Dü host mech doch gere, woa?" Wenn ein mit Platt Aufgewachsener Hochdeutsch spricht, sagt er statt dessen oft nicht etwa "nicht wahr?", sondern "woll?" |
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==== "Wittgensteiner Rhotazismus ==== |
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1. Für Wittgensteiner Zungen scheint das Sprechen von "d" und "t" in zweiter oder späterer Silbe ohne Reiz zu sein. Sie sprechen diese Buchstaben gerne als "r" oder "rr". Vergleichbares gilt für "s" - Kombinationen. Dabei sind viele derartige "r" - Umwandlungen obligatorisch; manche sind aber auch bloß optional, so dass man beide Fomen sprechen kann. |
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2. Beispiele für obligatorische Umwandlungen:<br /> |
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"harrest" (hattest), "werra" (wieder), "nerra" (nieder), "Gürres" (Gutes), "Hiere" (Hüte),"nerr" (Fe) (nicht), "gearr"(Fe) (geht), "lōre" (laden), "schbēre" (spät), "derren" (dieser).<br /> |
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3. Beispiele für optionale Umwandlungen:<br /> |
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"sāhre" - sagte er, statt: "saht hä" oder "sahten de/ die".("E Wittgestee sahren de Laire seit eh unn je 'Machs gütt' beim ausenanna geh." (Trude Koch) "merrem" - mit dem, statt: "met demm". (De Schellarsche Māre sein sū stulz, die gen noch om Sunndag merrem Schrübba ē d's Hulz!") "herre" - hätte er, statt: "hett hä". ("Wenn da Hund sech gütt benomme hett, herre der Hōse kreje.") "ärres" - ist es, statt äss es. (Ē Wittgestee, du ärres schē!) |
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=== 315 Wörter mit Anwendungsbeispielen === |
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Alphabetisch geordnet.<br /> |
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In der kleinräumigen Sprachlandschaft gibt es oft von Ort zu Ort Unterschiede in der Fassung und Aussprache einzelner Worte. So finden sich beispielsweise für "Patin": "Gorrel","Gōte" und "Gūte". Im folgenden steht Blb/R für Bad Berleburg/Raumland, Fe für Feudingen; [[Raumland]] liegt im nördlichen Sprachbereich (Eder), [[Feudingen]] im südlichen (Lahn). Der so gekennzeichnete "Wortschatz" dürfte sich allerdings so oder so ähnlich im ganzen Wittgensteiner Land finden; die Einheit des Mundartgebietes steht trotz der angesprochenen Unterschiede und Vielfalt nicht in Frage. Eine andere Frage ist es, ob und wie weit einzelne Vokabeln noch - soweit Platt gesprochen wird - im Gebrauch oder nur noch älteren Zeitgenossen geläufig sind,wie beispielsweise die Wörter aus dem bäuerlichen Bereich. Die Feudinger Wortbeispiele stützen sich auf die Veröffentlichung von Christian Hackler, "Feudingen in seiner Mundart".<br /> |
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(f.- femininum, weiblich; m. -masculinum, männlich; n.- neutrum- sächlich; Pl. - Plural,Mehrzahl.<br /> |
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Lange Vokale sind folgendermaßen gekennzeichnet: Ē, ē, Ā, ā, Ō ō,Ū ū<br /> |
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==== A ==== |
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* '''äckere''' (Blb/R, Fe) - pflügen, den Acker bestellen, ackern |
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* '''Āje'''(Blb/R), '''Ääje''' (Fe) '''n.''' - Ei; Pl.: Eier |
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* '''alleweil''' (Blb/R, Fe) - jetzt, gerade |
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* '''allēne''' (Blb/R), '''ela''' (Fe) - alleine |
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* '''als''', Fe auch: '''scho''' - schon. "Ech well als/scho naut mieh sah." |
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* '''Āmpētze''' (mit nach "o" gehendem, langem "a", Blb/R),''' Āmbēse''' (Fe) '''f.'''- Ameise |
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* '''Āra''', '''f.''' - Eder |
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* '''ārisch''' (Blb/R), '''ārig''' (Fe) - arg, sehr. "Dä ess awwer ārisch verkräsche." |
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* '''Arwet''' (Blb/R, Fe) - Arbeit |
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'''awwer''' (Blb/R, Fe) - aber |
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==== B ==== |
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* '''bāle''' (Blb/R, Fe) - bald |
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* '''Beckse''' (Blb/R), '''Besse''' (Fe) '''f.''' - Bückse, Pl.: Beckse |
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* '''Bē''' (Blb/R), '''Bā''' (Fe) - '''n.''' - Bein |
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* '''bedreppelt''' (Blb/R, Fe) - bedrückt, betrübt, traurig |
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* '''bëise''' (Blb/R, Fe) - beißen; bäss, gebässe |
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* '''Bärg''' ''' Bea(r)g ''' (Fe)'''m.''' - Berg, Pl.: Bärje(Blb/R), Bearge (Fe) |
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* '''bestōre, sech''' (Blb/R, Fe) - heiraten (ech bestōren mech, dü bestottst dech...) ; bestott - verheiratet. Das Hochdeutsche "bestatten" heißt dagegen: "begrawe" (Blb/R), "begrowe" (Fe). "Inse Lisbeth hot sich detz Juahr bestott, awwer e Känd hot's noch net." |
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* '''Biebche''' (Blb/R, Fe) - Küken |
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* '''Blōd''' (offenes "o", Blb/R), '''Bloat'''(Fe) '''n.''' - Blatt, Pl.: Blarra |
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* '''bleiwe''' - bleiben; blēb, geblēwe |
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* '''Blüd''' (Blb/R), '''Blut''' (Fe)'''n.''' - Blut |
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* '''Botter''' (geschlossenes "o",Blb/R), Bodder (Fe) '''f.''' - Butter |
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* '''Brieh''' (Blb/R, Fe), '''f.'''- Brühe, Jauche |
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* '''Briehloch''' (Blb/R, Fe), '''n.''' - Jaucheloch. "Dos Briehloch veerm Stall ..." |
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* '''Briehfass''' (Blb/R, Fe), '''n.''' - Jauchefaß |
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* '''britte''' (Blb/R, Fe) - brüten; britt, gebritt. "Dos Hinkel britt." - Das Huhn brütet. brittsch. In der Wendung: "De Glotze es brittsch." - Die Glucke ist brütig, reif zum Brüten. "Dos brittsche Hinkel" - Das mannstolle Mädchen) |
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* '''brüche''' (Blb/R), '''brouche''' (Fe) - brauchen "Ech brüchen noch kēn Brell." |
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* '''buwwer'''(Blb/R) - über, auch: ewwer |
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==== D ==== |
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* '''dā''' (Blb/R, Fe) - denn. "Da" ist als Abtönungspartikel geläufig. "Wuhenn gest de dā?" "Kannst de dā nett schwimme?" Anders als "denn" im Hochdeutschen, kommt es in kausalen Konjunktionen nicht vor. Für diese steht "weil". "Mēr sein nē gegange, weil es wor döise ze kālt." Das hochdeutsche Lokaladverb "da" lautet mundartlich "dū"(Blb/R), "dō"(Fe) - s. dort. |
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* '''dängele''' (Blb/R) - trampeln, herumtreten, niedertreten; die Sense dengeln heißt dagegen "hoare", s. dort |
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* '''dänse''' (Blb/R), '''deanze''' (Fe) - ziehen |
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* '''dat''' (Blb/R), '''deatte''' (Fe) - dort |
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* '''dathenn''' (Blb/R), '''deattehenn''' (Fe) - dorthin |
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* '''dathēr''' (Blb/R), '''deattehēr'''(Fe) - dorther |
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* '''datunne''' (Blb/R), '''deatteunne''' (Fe) - dort unten |
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* '''decke''' (Blb/R, Fe) - dick |
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* '''Deckel''' (Blb/R), '''Däckel''' (Fe) '''m.'''- Deckel |
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* '''Dēre''' (Blb/R), '''Deer''' '''f.''' - Tür. "De Dēre fill met nem Knall ē d's Schloss." |
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* '''dehēme''' (Blb/R),'''dehāme''' (Fe) - zu Hause |
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* '''dellwe''' (Blb/R) - würgen |
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* '''Deppe''' (Blb/R, Fe) '''n.''' - Topf; '''Deppche''', '''Dippche''','''n.''' - Töpfchen |
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* '''Desch''' (Blb/R), '''Dösch''' (Fe), '''m.''' - Tisch, Pl.: Desche, Deische |
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* '''despediere, sech'''(Blb/R, Fe) - sich disputieren. "Se disputieren sech." |
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* '''dewärscht''' - durcheinander, verwirrt sein. "Ech kommen rē dewäscht mēr vēr." |
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* '''dichte''' (BlbR, Fe) - dicht. "Dü bäst net ganz dichte." (ungescheit) |
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* '''dō''' (Fe) -da |
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* '''dōhenn''' (Fe) - dahin, s. duhenn |
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* '''döise'''(Blb/R, Fe) - draußen. "Döise vēr da Dēre äss nimmend." |
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* '''Dormel''' (Blb/R, Fe) '''m.''' - Schimpfwort, wörtlich: Taumel; schlaftrunkener, desorientierter Mensch. "Dü Dormel!" "Dä Dormel kann noch net mǖl bis drei zehle." |
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* '''Dormeldier''' (Blb/R, Fe) - Schimmpfwort, wörtlich: Taumeltier |
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* '''dormelisch''' (Blb/R, Fe) - taumelig, verwirrt |
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* '''Doarscht''' (Blb/R, Fe)''' '''m.''' - Durst |
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* '''Dreppche''' (Blb/R), '''n.''' - Tröpfchen |
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* '''Droppe''' (Blb/R, Fe), '''m.'''- Tropfen |
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* '''dreppele, dreppelte, gedreppelt''' (Blb/R,Fe) - tröpfeln |
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* '''dū''' (Blb/R)- da. Das hochdeutsche "du" lautet mundartlich "dü" (Blb/R), "dǖ" (Fe) |
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* '''Duffel''' (Blb/R), '''Doffel''' (Fe) '''f.''' - Kartoffel; Pl. Duffel (Blb/R), Doffel(n) (Fe). "Se schwatzten vom Wära, vō Duffel, vom Mäst unn vom Vieh." |
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* '''dūhenn''' (Blb/R), '''dōhenne''' (Fe)- dahin. Mundartlich trennt man bei Wörern mit "dū" gerne. "Dū ärre henn gegange." |
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* '''Dunge''' (Blb/R), '''f.'''- Butterbrot, auch: '''Runge''' |
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* '''dünn, dōt, gedōh''' (Blb/R), '''dǔ, doat, gedōh''' (Fe) - tun; dü dōarest, gedōh. |
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* '''dūrängele''' (Blb/R) - (halb)tot schlagen. |
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* '''dinne''' (Blb/R), '''denn''' (Fe)- dünn. |
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* '''dūne''' - dicht, auch: betrunken. "Da Josch wor awwer mūl werra ganz schē dūne." |
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==== E ==== |
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* '''ēns''' (Blb/R, Fe) - eins |
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* '''Eje''' (Blb/R),'''Ääje''' (Fe) '''f.''' - Egge |
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* '''ēmūl''' (auf der ersten Silbe betont, Blb/R), '''āmōl'''(Fe) - einmal. "Ēmūl ess kēmūl." |
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* '''ässe, ass, (ge)gässe''' (Blb/R, Fe) - essen |
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* '''essig''' (Blb/R,), '''ässig''' (Fe). In: "De Küh äss essig." (brünstig, ochsig) |
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* '''ewwer''' (Blb/R Fe), '''eawwer''' (Fe) - über, auch: '''buwwer''' |
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* '''ewwerall'''( Blb/R), '''eawwerall''' (Fe) - überall |
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==== F ==== |
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* '''Färschter'''(Blb/R), '''Fearschter''' (Fe),'''m.''' - Förster |
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* '''fea(r)schterlich'''(Blb/R), '''ferschterlich''' (Fe) - fürchterlich |
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* '''Fänger''' (Blb/R), '''Feanger''' (Fe), '''m.''' - Finger, Pl.: Fenger (Blb/R), Feangern (Fe). "Dä mecht kēn Fänger net krumm." |
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* '''fear''' (Blb/R), '''feer'''(Fe) - für |
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* '''Fērije''' (Blb/R), '''Färje''' (Fe) - Feudingen |
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* '''Flējel''' (Blb/R) '''m.''' - Flügel |
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* '''Flēsch''' (Blb/R, Fe), '''n.''' - Fleisch |
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* '''Flette''' (Blb/R, Fe), '''f.''' - Flügel |
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* '''Frā'''(Blb/R, Fe)'''f.''' - Frau; Pl. '''Weiweslaire''', '''f.'''. "Weiwer" hat einen eher abschätzigen Beiklang. "Dū sassen warambel sächs Weiweslaire beim Kaffie unn keiwelten Küsche." |
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* '''foare, fiehr, gefoare''' (Blb/R), '''fōhrn, fuhr, gefohre''' (Fe) - fahren, (Blb/R: ech foaren, dü fährscht, hä fährt, mer foahren, ēhr foahrt, se foahren. Fe: ech fohrn, du feahrscht, hä feahrt, mer fohrn, ehr fohrt, se fohrn |
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* '''Fōhrrōd''','''n.''' - Fahrrad, Pl. Fōhrrarrer. Fe alt auch: '''Schneallroad''' |
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* '''frēre, froar, gefroare''' (Blb/R),'''friere''' (Fe) -frieren |
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* '''frieh''' (Blb/R, Fe) - früh. "Ech wor als frieh unnerwägs." |
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* '''Friehjuahr''' (Blb/R),'''Friehjohr''' (Fe) '''n.''' - Frühjahr, Frühling |
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* '''frijjer''' (Blb/R) '''frieher''' (Fe) - früher |
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* '''frō, frōte, gefrōt''' (Blb/R, Fe)- fragen. ("mer frōren" - wir fragten) |
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* '''fürrere''' (Blb/R), '''furrere''' (Fe)- füttern. "Ech fürrern d's Vieh." |
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* '''Füss''' (Blb/R), '''Fuss''' (Fe) '''m.''' - Fuß, Pl.: Fisse |
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* '''Füssball''' (Blb)R), '''Fussball''' (Fe), m. - Fußball |
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==== G ==== |
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* '''gālere, gālerte, gegālert''' (Blb/R, Fe) - herumalbern, herumkaspern |
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* '''Gänster''' (Blb/R),'''Geanster''' (Fe) '''m.''' - Ginster |
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* '''Gänsterfärschter''' (Blb/R) '''m.''' - Hobbyförster |
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* '''gatze, gatzte, gegatzt''' (Blb/R) - gackern |
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* '''gē, ging, gegange ''' (Blb/R, Fe) - gehe; ech gen, dü gest (Blb/R); u.s.w.; ech gē,du gēst (Fe) u.s.w. |
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* '''Gehannstroume'''(Fe) - Johannisbeere |
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* '''gehēare, gehoarte, gehoart''' (Blb/R, Fe) - gehören; Blb/R: ech gehēaren, dü gehēarscht, hä geheart,u.s.w. Hä gehēart dat net henn." |
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* '''Gemē''' (Blb/R) '''f.''' - 1. Gemeinde, 2. Gemeindewiese (für den Viehaustrieb u. dgl.) |
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* '''Geschlorr''' (Blb/R, Fe) '''n.''' - Laich; '''Hückelgeschlorr'''. "Da Chossiegrawe wōr vull vō Hückelgeschlorr." |
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* '''gewänne, gewunn, gewunn(e)''' (Blb/R), '''geweanne, gewonn, gewonn''' (Fe) - gewinnen. |
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* '''Gewaerrer''' (Blb/R) '''n.''' - Gewitter |
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* '''Gewaerrerschlag''' (Blb/R) '''m.''' - Gewitterschlag. Im Gebrauch als abfällige, aber eher liebevolle Kennzeichnung einer Person. "Wos hot dä Gewaerraschlag dā nü als werra ōgestellt?" |
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* '''Gickel''' '''m.''' - Gockel |
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* '''glienisch''' (Blb/R), '''gliehnig''' (Fe) - glühend. "Dos Eise äss glienisch hēs." |
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* '''Gnatz''' (Blb/R, Fe) '''m.''' - 1. Ein Brot, das nicht "gegangen" ist. "Dä Gnatz kemmt mēr zum Hals eraus!" 2. Unsauberkeit. Hä hot Gnatz uff'm Kopp. |
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* '''göitze, göitzte, gegöitzt'''(Blb/R, Fe) - '''1.''' rülpsen. "Göitz net sū laut." '''2.''' anraunzen. "Göitz mech net sū ō!" '''3.''' bellen, kläffen |
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* '''Goschstē'''(Blb/R, Fe)'''m.''' - Spülstein |
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* '''Gūte'''(Blb/R), '''Gorrel''' (Fe) '''f.''' - Patentante |
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* '''Glotze'''(geschlossenes "ō", Blb/R, Fe)'''f.'''- Glucke. (Durch das geschlossene "ō" unterscheidet sich die Glōtze von der Glotze - Monitor, beispielsweise des Fernsehgerätes.) |
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* ''gücke, gückte, gegückt''' (Blb/R), '''gucke''' (Fe)- gucken |
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* '''gütt''' (Blb/R), '''gutt''' (Fe) - gut. "Dos Büsch äss gütt." Aber: "Dos äss gürre Botter." "Mēr ärres net gütt!" "Dos woaren de gürre, āle Zeire." Folgende Grußformen: "Ge Morje", "Gun Dach", "Gen Owend", "Ge Nocht", "Machs gütt". |
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* '''Gulrãwe''' (Blb/R, Fe) - Kohlrabi |
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==== H ==== |
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* '''hänne''' (Blb/R) '''heanne''' (Fe) - hinten |
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* '''hänner''' (Blb/R),'''heanner''' (Fe). "Hännerm Haus"(Hinter dem Haus) |
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* '''Haihepper''' (Blb/R), '''Hāhepper''' (Fe) '''m.''' - Heuschrecke, Heuhüpfer |
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* '''Hānd''' (Blb/R, Fe), '''f.'''- Hand; Pl.: Hanne (Blb/R), Hänne (Fe). "Da Junge hot rēne Hanne." |
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* '''Hārwest''' (Blb/R), '''Herwest''' (Fe) m. - Herbst |
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* '''Hearz(e)''' (Blb/R), '''Herze''' (Fe) '''n.''' - Herz; Pl.Hearze (R), Härze (Fe) |
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* '''Haus''' (Blb/R, Fe) '''n.''' - Haus, Pl.: Haiser (Blb/R) ,Häuser (Fe) |
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* '''haure''' (Blb/R, Fe) - heute |
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* '''hēre'''(Blb/R), hoarte. gehoart, '''hearn''' (Fe) - hören; Blb/R: ech hēren, dü hērscht u.s.w.; Fe: esch hearn, du hearscht u.s.w. |
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* '''Hēmet''' (Blb/R), '''Hāmet''' (Fe)'''f.''' - Heimat |
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* '''hēme''' (Blb/R), '''hām''' (Fe) - nach Hause. "Hēme gen ma net." Häufig auch mit "nū","nō" verbunden: '''nu bzw.no hēme/hāme''' |
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* '''henn''' (BBlb/R, Fe) - hin |
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* '''Hennerschte''' (Blb/R), '''Hinnerschte''' '''m.''' - Hintern |
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* '''hiere, hütt, gehütt''' (Blb/R, F), hiere, hutte, gehutt (Fe) - hüten; sech hiere - sich hüten. "Ech hieren d's Vieh em Büstebärg." "Esch wären mech hiere." |
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* '''Hinkel''' (Blb/R), '''Huh''' (Fe)'''n.''' - Huhn, Plural: Hinna |
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* '''Hōh''' (Blb/R, Fe) '''m.''' - Hahn |
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* '''hon''' (Blb/R, Fe) - haben, s. Konjugationen |
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* '''hōare, hōarte, gehōart''' (Blb/R, Fe) - dengeln. "Hä hōart de Sānse ē da Schiere." |
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* '''hückele, hückele, gehückelt'''(Blb/R) - auf dem Rücken tragen |
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* '''Huh'''(Fe) '''n..''' - Huhn, Pl.: Hinner (Fe) |
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* '''Hüt''' (Blb/R,) '''Hūt''' (Fe) '''m.''' - Hut, Pl.: Hiere. "Hä hill da Hüt ufff unn bärrelte." |
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* '''hūg''' (Blb/R), '''hok''' (Fe) - hoch. "Dū getts hūg her." |
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* '''Hund''' (Blb/R), '''Hond''' (Fe), '''m.''' - Hund, Pl.: Hunne |
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* '''Hūr''' (Blb/R) - Haar; Pl.: Hūre."Haure morje wünn mei Hūre awwer mūl werra net lejje, sāt da Peter vērm Spijjel. "Die Hure" der Hochsprache ist dagegen "e Hüre" oder "dos Hüremänsch" (Blb/R,Fe) |
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* '''Hūse''' Blb/R), '''Hōse''' (Fe)'''f.''' - Hose |
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* '''Hūseschisser'''(Blb/R,),'''Hōseschesser''' (Fe)'''m.''' - bezogen auf Kinder: wohlwollende Bezeichnung . "De klēne Hūuseschisser spēlen em Hōb." Bezogen auf mannbare Wittgensteiner eine erlesene Beleidigung: ein ausgemachter Feigling, ein besonders weiches Weichei |
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==== I ==== |
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* '''immend'''(Blb/R), '''immet''' (Fe) - jemand |
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* '''insen'''- unser. "insen Karl" m. ; inse Küh, f., inse Haus, n. |
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* '''itzt''', '''itzend''' (Blb/R), '''etze''' (Fe)- jetzt. "Itzt läwen de Laire vēl besser wie frijjer. Frijjer wor hie naut, laurer Berellerei." |
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* '''Irra''' (Blb/R), '''Irrer'''' (Fe) '''n.''' - Euter. "Dü āles Irra." (Schimpfwort) |
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==== J ==== |
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* '''jō''' (Blb/R, Fe) - ja. "Jō, sāh mūl, wie wōr dos dā?" |
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* '''Jipp''' (Blb/R),'''Jacke''' (Fe) '''m.''' - Jacke |
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* '''Juch''' (Blb/R) '''n.''' - Joch |
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* '''juckele''' (Blb/R) - bewegen, vor sich hin treiben |
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* '''Juhr''' (Blb/R), '''Johr''' (Fe) '''n.''' - Jahr |
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* '''Junge'''(Blb/R), '''Jonge''' (Fe) '''m.''' - Junge, Pl. Junge(n) |
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==== K ==== |
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* '''kālt''' (Blb/R, Fe) - kalt |
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* '''Kann''' ('''e''') Blb/R, Fe) '''f.''' - Kanne, Pl.: Kanne |
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* '''keiwele'''(Blb/R) - 1. kauen, 2. knatschen, vor sich hin maulen |
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* '''Känd''' (Blb/R), '''Keand'''(Fe) '''n.''' - Kind, Pl.: Kenne (Blb/R), Keanne (Fe) |
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* '''Keppche''' (Blb/R),'''Käppche'''(Fe)'''n.''' - Tasse. "E Keppche Kaffie". |
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* '''Kesche''' (Blb/R), '''Köche''' (Fe) '''f.''' - Küche |
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* '''Kelsche''' (Blb/R, Fe) '''n.''' - (Das) Kölnische, Gegend nordwestlich von Wittgenstein. "Dos kemmt aus dem Kelsche unn äss kadulisch." |
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* '''kinne, kunn, gekunnt'''(Blb/R, Fe) - können; ech kann,ech kinn, mer kinnen. "Ech kinn mech krumm lache." |
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* '''klē'''(Blb/R), '''klā''' (Fe) - klein. "Dos sein klēne Laire." - Das sind einfache Leute. |
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* '''Knerwes''' (Blb/R, Fe) '''m.''' - Obstkerngehäuse |
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* '''komme, kōm, gekomme''' (Blb/R, Fe) - kommen;esch kommen, dü kemmst, hä kemmt, mer kommen, ..."Ei, wū kemmst dü da her?" |
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* '''knottere (Blb/R, Fe) - nörgeln; ech knottern, dü knotterscht,... |
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* '''Knotterpott, Knottersack''' (Blb/R, Fe)'''m.''' - Nörgler |
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* '''Korrer''' (Blb/R),'''Körrer'''(Fe)'''m.''' - Kater, Pl.: Korrer |
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* '''Kopp''' (Blb/R, Fe) '''m.''' - Kopf, Pl.: Keppe (Blb/R), Käppe (Fe) |
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* '''krijje, krēg, (ge)krēje''' (Blb/R), kräg (Fe) - kriegen; "Krijje ma ins noch ēner!" Sech met immend krijjen - sich mit emand streiten, auch handfest; Imperativ: krigg dech. "Krigg dech doch met dä Junge, sāhre unn gabb mēr sein Kreckestock." |
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* '''krische kräsch, gekräsche''' (Blb/R), '''kreasche, kreasch, gekreasche''' (Fe) - schreien, kreischen. "Krisch der net de Lunge aus demm Hals!" |
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* '''Küh''' (Blb/R), '''Kuh''' (Fe) '''f.''' - Kuh, Pl.:Kieh "Ech müss glech met de Kieh hēme gē, sāt da Hierejunge." |
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* '''Küsche'''(Blb/R), ''' Kuchche''' (F)'''m.''' - Kuchen |
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* '''Külebber''','''m.''' (Blb/R) - Kaulquappe |
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==== L ==== |
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* '''Lā''' (Blb/R), '''Läh''' (Fe) '''f.''' - Lahn |
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* '''Laire''' (Blb/), '''Leure''' (Fe) '''f.''' - Leute. "De Laire wünn met nem Krieg naut mieh ze dünn hon." "Mer kommen noch unner de Laire, wenn ma sū weira machen." - Wir kommen noch ins Gerede - "unter die Leute"- , wenn wir so weiter machen. |
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* '''Lānd''' (Blb/R, Fe) '''n.''' - Land, Pl.: Lanner (Blb/R), Länner (Fe) |
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* '''lejje''' (Blb/R, Fe) - liegen. "Dos lejjet mer om Hearze." |
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* '''Lepper''' (Blb/R) '''m.''' -junger Ochse. "En Lepper ärren junge Osse, dä müss noch e klē wing wosse." |
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* '''Lerrije''' (Blb/R, Fe) '''m., n.''' - da Lerrije: der Junggeselle; dos Lerrije: die Jungfer |
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* '''Letter''' (Blb/R, Fe)'''f.''' - Leiter |
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* '''lichte''' (Blb/R), '''lechte''' (Fe)- leicht |
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* '''lorre'''(Blb/R, Fe) - (herum)schreien |
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* '''Lorbass''' (Blb/R, Fe) '''m.''' - Schreihals''' |
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* '''losse, liss, gelosse''' (Blb/R, Fe)- lassen; Blb/R: esch lossen, dü lesst, hä lesst,mer lossen,u.s.w.Fe: esch losse, du lösst u.s.w. |
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==== M ==== |
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* '''Magulwes''' (Blb/R), '''Magolwes''' (Fe) '''m.''' - Eichelhäher |
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* '''Mādche'''(Blb/R), '''Mädche''' (Fe) '''n.''' - Mädchen; Pl. Māre, Mārerscha |
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* '''Mann''' (Blb/R, Fe)'''m.''' - Mann; Pl.: Blb/R Manner, Fe Männer; eher oft '''Mannslaire''' |
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* '''Maus''', '''f.''' - Maus, Pl.: Maise |
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* '''Meckes''' (Blb/R, Fe) '''m.''' - etwa: Herumtreiber, Raufbold; Pl.: Meckesser (Schimpfwort) |
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* '''Mansch''' (Blb/R, Fe) '''m.''' - Mensch. "en/da Mansch" m. - ein/der Mensch, Pl. Mansche. Aber: e/ dos Mensch n. - ein/das Mensch, abschätzig für Frau; Pl. Manscher. (Ech dēt mūl gäre wesse, wos die Mansche vō mer wünn." |
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* '''Modder''' (Blb/R, Fe) '''f.''' - Mutter |
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* '''mon''' (Blb/R), '''moan''' (Fe) - morgen. monse Morje - morgen früh, monse Owend - morgen Abend, ewwermonsemorje - übermorgen früh. "Mon/Morje foahrn ma heme". |
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* '''Morje''' (Blb/R, Fe) '''m.''' - (der) Morgen. "En schēner Morje." |
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* '''Meste''' (Blb/R, Fe) '''f.''' - Ort des Misthaufens, Dungstätte |
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* '''Mäst'''(Blb/R), '''Meast''' (Fe) '''m.''' - Mist |
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* '''Mästflijje''' (Blb/R), '''Meastflijje''' (Fe) '''f.'''- Mistfliege |
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* '''Mucke''', (Blb/R)'''f.''' - säugende Sau, Mutterschwein |
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* '''müsse, ,müsste, gemüsst''', (Blb/R), '''musse, musste, gemusst''' (Fe)- müssen |
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* '''mūl''' (Blb/, Fe) - s. ēmǖl |
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* '''Mūnd''' (Blb/R), '''Mōnd''' '''m.''' - Mond |
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==== N ==== |
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* '''nä''' (Blb/R), '''na''' - nein |
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* '''naut'''(Blb/R) - nichts; im Gebrauch oft "nix", das aber kaum dem mundartlichen Bereich, sondern eher der allgemeinen deutschen Umgangssprache zuzurechen ist. "Hä kann naut dafer." "Mer wünn als säh, dass dos naut gett!" |
|||
* '''nämme,nāhm, genomme''' (Blb/R), '''nomme, nohm, genomme''' (Fe) - nehmen; (Blb/R: esch nämmen, dü nemmst, hä nemmt, mer nämmen...Fe: esch nomme, du nemmst, hä nemmt, mer nomme ,,,) |
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* '''net''' - nicht |
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* '''nimmend'''(Blb/R), '''nimmet''' (Fe) - niemand |
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==== O ==== |
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* '''Ochte, gäb''' (Blb/R), '''geaw''' (Fe) - gib Acht |
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* '''öö''' (Blb/R), '''each''' (Fe) - auch |
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* '''Öje''' (Blb/R). '''Eage''' (Fe) - Auge. "Hä sieht da Balke ē seim Öje net." "Komm mēr net mieh unner de Öje!" |
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* '''Osse'''(Blb/R), '''Oasse''' (Fe) '''m.'''- Ochse |
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* '''Owend''' (Blb/R), '''Owed''' (Fe)- '''m.''' - Abend |
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==== P ==== |
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* '''Patz'''(Blb/R)''' m.''' - Gehege, Auslauf, Pferch z.B. für Hühner ("Hinnapatz") |
|||
* '''Panner''' (Blb/R)''', '''Peanner''' (Fe)m.''' - Pfarrer; '''Pannersche''' (Blb/R), '''Peannersche''' (Fe) - Pfarrersfrau." Da Panner müsste immer vo ēner Gemē ē de annere ze Füss gē. Hä hatt nnoch net emūl e Fōhrrōd. |
|||
* '''Peel''', (Blb/R), '''Peal''' (Fe) '''m.''' - Deckbett, Pfühl. Kāwepeel Ferrerpeel |
|||
* '''Pëife''' (Blb/R, Fe) '''f.''' - Pfeife |
|||
* '''pëife, päff, gepäffe''' (Blb/R, Fe), pëifee, peaff, gepeaffe (Fe) - pfeifen. "Ech pëifen dēr wos!" |
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* '''Pëifesodder''' (Blb/R,Fe) '''m.''' - Pfeifensud |
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* '''Petter''' (Blb/R), '''Pädder''' (Fe) '''m.''' - Patenonkel |
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* '''Plaster''' (Blb/R, Fe) '''n.''' - Pflaster |
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* '''plecke''' (Blb/R), '''plöcke''' (Fe) - pflücken |
|||
* '''Plück''' (Blb/R),'''Pluck''' (Fe) '''m.''' - Pflug |
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* '''Porrwesse''' (Blb/R, Fe) '''f.''' - Pfarrwiese |
|||
* '''Prömme''' (Blb/R, Fe)'''f.''' - Pflaume |
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==== Q ==== |
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* '''Quatsche''' (Blb/R), '''Quätsche''' (Fe) '''f.''' - Zwetschge |
|||
* '''Quellduffel''' (Blb/R), '''Quelldoffel''' (Fe) - Pellkartoffel. "Ech kann derren Owend noch Quellduffel unn decke Melche vertrā." |
|||
==== R ==== |
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* '''Rā''' (Blb/, Fe) '''m.''' - Regen |
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* '''Rawe''' (Blb/R,), '''Rowe''' (Fe) '''m.''' - Rabe |
|||
* '''Raweirra''' (Bl/R), '''(Roweirra)''' Fe) '''n.''' - etwa: Rabenmutter |
|||
* '''rāne''' (Blb/R), '''rääne''' (Fe) - regnen ("Du rānts!" - Da regnet es!) |
|||
* '''Rōd''' (mit langem, geschlossenem "o", Blb/R), '''Road''' (Fe) '''n.''' - Rad, Pl. Rarrer |
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* '''Ränt''' (Blb/R), '''Reant''' (Fe) '''n.''' (Blb/R) - Rind |
|||
* '''reiwe''' (Blb/R, Fe) - reiben; Blb/R: reeb, gerewe; Fe: reab, gereawe |
|||
* '''Reiweküsche''' (Blb/R), '''Gereiwetkuchche''' (Fe) '''m.''' - Reibekuchen |
|||
* '''Rëinthe''' (Blb/R, Fe) - Rinthe (Dorf in Wittgenstein) |
|||
* '''Röfe''' (Bb/R, Fe) - Raufe, '''m.''' - Futterkrippe; vor dem Vieh im Stall, zum Füllen mit Heu |
|||
* '''Römmelānd''' - Raumland ("Römmelānd, dü ōrmes Lãnd, du hengt der Hunger ō der Wānd.") |
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* '''Rüh''' (Blb/R, Fe) '''.f''' - Ruhe |
|||
==== S ==== |
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* '''Saanse''' (Blb/R), '''Säse''' (Fe) '''f.''' - Sense |
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* '''sā''' (Blb/R, Fe) - sagen; Bl/R: sāt ("sā're" - sagte er) , gesāt; Imperativ: sā! säck! (Wird mit "werra" oder "fer" angewandt. "Hä sāt werra sei Fraa:..." - Er sagte zu seiner Frau:...". "Hä sāt fer der Büre:..." - Er sagte zu dem Bauern:...) |
|||
* '''sall,ech''' (Blb/R), '''seall, ech''' (Fe) - ich soll; Blb/R: dü satt, hä sall, mer sinn, ehr sillt, se sinn; sull, gesullt; Fe: du seatt, hä seall. ("Wer sillte dos gedoo hon?" - Wer sollte das getan haben?) |
|||
* '''schbere''' (Blb/R), '''speare''' (Fe) - spät |
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* '''schee''' (Blb/R, Fe)- schön ("Wos e scheene Blümme!" Was für eine schöne Blume!) |
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* '''Schewwer''' (das erste "e" nach "ä" gehend, Blb/R), '''Scheawwer''' (Fe) '''m.''' - Schiefer |
|||
* '''Schewwerdach''' (Blb/R), '''Scheawwerdach''' (Fe) '''n.''' - Schieferdach |
|||
* '''Schiere''' (Bl/R), '''Scheuern''' (Fe) '''f.''' - Scheune |
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* '''Schierefest''' (Blb/R)'''n.''' - Scheunenfest |
|||
* '''schlā''' (Blb/R, Fe) - schlagen; Blb/R: esch schlān, dü schlēst, hä schlēt, mer schlān...; schlig, geschlā; Fe; esch schlo, du schleast, hä schleat,... schluck, geschlā ("Ech schlān dech, dass de e keen Sack mieh basst." - Ich schlage dich, dass du in keinen Sack mehr passt.") |
|||
* '''schlāscht''' (Blb/R), '''schlächt''' (Fe) - schlecht |
|||
* '''Schlāschtebächer''' (Blb/R) - abfällige Bezeichnung für eine Person |
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* '''Schlēre''' (Blb/R), '''Schleare''' (Fe) '''m.''' (Blb/R)- Schlitten |
|||
* '''Schlenn''' (mit nach "ä" gehendem, kurzem "e", Blb/R, Fe) '''f.'''- Schlehen |
|||
* '''Schott''', (mit geschlossenem, kurzem "o", Blb7R, Fe) '''m.''' - heftiger Regen, Platzregen,Wolkenbruch<br /> |
|||
'''Schinnuus''' (Blb/R) '''n.''' - fragwürdiges Frauenzimmer, Pl. Schinnöser. Vielleicht aus dem Rheinland importiert, vgl. Aachen: Schennoas - Schindluder, Schalk) |
|||
* '''schnücke''' (Blb/R) - naschen, auch: '''schnückele''' |
|||
* '''Schossie'''(erste Silbe kurz und betont, Blb/R), '''f.''' - Straße, Chausse("De Schossie nu Dotzela..." - Die Straße nach Dotzlar...) |
|||
* '''schwinne''' (Blb/R, Fe) - schnell, geschwind ("Se mochten sech schwinne werra naus." - Sie gingen schnell wieder hinaus.) |
|||
* '''schwoarte''', '''sech''' (Blb/R, Fe) - sich schlagen; (auch: "Demm herr ich als lange mul der Hennerschte verschwoarted!" Dem hätte ich längst einmal den Hintern versohlt.) |
|||
* '''sein''', '''ech''' (Blb/R, Fe)- ich bin, s. Konjugationen |
|||
* '''Sēje''' (Blb/R, Fe)- Siegen |
|||
* '''Sette''' (Blb/R, Fe) '''f.''' - Heuaufguß für das Vieh |
|||
* '''Settepott''' (Blb/R, Fe) '''m.''' - Gefäß für einen Heuaufguß |
|||
* '''setze''' (mit kurzem, fast geschlossenen "e" an erster Stelle, Blb/R, Fe) - sitzen; Blb/R: sass, gesesse (mit nach "ä" gehendem "e" an zweiter Stelle); Fe sasste, gesasst |
|||
* '''setze''' (mit nach "ä" gehendem "e" an erster Stelle), '''sech''' (Blb/R) - sich setzen ("Ech setzen mech henn. - Ich setze mich hin.) |
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* '''Sodder''' (Blb/R, Fe) - Sud |
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* '''söppe''' (Blb/R) - weinen, heulen (Dos Mīlche fing glech ze söppe ō." - Emilie begann sofort zu weinen.) |
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* '''Solper''' (BLB/R, Fe) '''m.''' - Salzlake |
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* '''solpere''' (mit geschlossenem "o", Blb/R, Fe) - Fleisch mit Salz einlegen |
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* '''Sonnowend''','''m.''' (Blb/R) - Samstag |
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* '''Soppe''' (Blb/R, Fe) '''f.''' - Suppe |
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* '''Spännstuwwe''' (Blb/), '''Speannstowwe''' (Fe) '''f.''' - Spinnstube |
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* '''speele''' (Blb/R), '''speale''' (Fe) - spielen. ("Dos ess doch alles nür Speelmanswerk." - Das ist doch alles nur Spielmannswerk.) |
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* '''Stebbche''' (Blb/R) - Stübchen |
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* '''stell''' (Blb/, Fe)- still |
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* '''stenn''' (Blb/R, Fe)- stehen; stunn oder stann, gestanne |
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* '''stratze''' (Blb/R) - spritzen |
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* '''strāwe''' (Blb/R, Fe)- streuen |
|||
* '''Strāwes''' (Blb/R, Fe) '''n.''' - Streumaterial (zum Streuen unter das Vieh) |
|||
* '''Stromer''' (Blb/R) '''m.''' - Herumtreiber |
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* '''sträwe''' (Blb/R) -betrunken,ähnlich: "dūne" |
|||
* '''Stühl''' (Blb/R), '''Stūhl''' (Fe) '''m.''', m - Stūhl, Pl.: Stiehle |
|||
* '''stumpe''' (Blb/R) - stoßen |
|||
* '''Stuwwe''' (Blb/R), '''Stowwe'''' (Fe) '''f.''' (Blb/R) - Stube |
|||
* '''sückele''' (Blb/R), '''sucke''' (Fe) - saugen, lutschen; auch '''sücke''' ("Dos Kleene sückte ō d'r Brost, unn de Gruße sückelten ehre Zockersteecher." - Die Kleine saugte an der Brust, und die Großen lutschten ihre Zuckersteinchen.) |
|||
==== T ==== |
|||
* '''Trātsch''' (Blb/R), '''Trätsch''' (Fe) '''m.''' - 1. s. Schott, 2. Geschwätz, Gerede, auch: '''Trātscherei, Getrātsche''' ("Dos Getrātsche gefellt ma ewwerhaupt net." - Das Gerede gefällt mir überhaupt nicht. "Wos mechst Dü doch fer en Trātsch!" - Was machst Du doch für ein Geschwätz.) |
|||
* '''Tränkepott''' (Blb/R,Fe) '''m.''' - Gefäß zum Tränken des Viehs |
|||
* '''Trapp''' (Blb/R, Fe), '''m.''' - Treppe ("Da Trapp veer der Deere" - Die Treppe vor der Türe) |
|||
* '''Treppe''' (Blb/R, Fe) '''f.''' - Treppe, Pl. Treppe |
|||
* '''Tröfe''' (Blb/R, Fe) '''f.''' - Traufe |
|||
==== U ==== |
|||
* '''uff''' (Blb/R), '''off''' (Fe) - auf |
|||
* '''Ühre''' (Blb/R), '''Ouer''' (Fe)'''f.''' - Uhr ("Die Ühre gett richtig, de annere num Mūnd." - Diese Uhr geht richtig, die andere nach dem Mond.) |
|||
* '''Ūhr''' (Blb/R), '''Ohr''' (Fe) '''n.''' - Ohr; Pl.: Bl/R Ūhre, Fe Ohrn |
|||
* '''Umma''' (Blb/R)'''f.''' ("Umma, wū kommen dā de kleene Kännercher her?"- "Aus Abrahams Ree, dū setzen se unn plecken Blimmcher." - Oma woher kommen denn die kleinen Kinderchen? Aus Abrahams Rain, da sitzen sie und pflücken Blümchen.) |
|||
* '''Unflod''' (Blb/R), '''Unflat''' (Fe) '''m.''' - ein maßloser Fresser ("Dä Unflōd kann der Hals nett full krijje. Hä fresst de Sau alleene uf unn dütt noch net emul platze." - Dieser Freßsack kann den Hals nicht voll bekommen. Er frisst die Sau alleine und platzt nicht einmal.)" |
|||
* '''unner''' (BLB/R, Fe)- unter |
|||
* '''Unnerdo(a)ff''' (Blb/R)''' n.''' - Unterdorf |
|||
* '''Uppa'''(mit einem weicheren "pp", Blb/R)'''m.''' - Opa |
|||
* '''Ūrebonn''' (mit nach "a" gehendem ""o", Blb/R) '''f.''' - Odeborn |
|||
* '''Ūreschlitzer''' (Blb/R) '''m.''' - Ohrschlitzer, Ohrwurm |
|||
* '''ũze''' (Blb/R) - verulken, verspotten |
|||
==== V ==== |
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* '''Vadder''', (mit einem härteren"dd", BLB/R, Fe)'''m.''' - Vater |
|||
* '''vērwats''' (Blb/R, Fe) - vorwärts |
|||
* '''vonne''' (Blb/R), '''voarn''' (Fe) - vorne ("Dos sieht vo vonne wie hänne glich aus." - Dos sieht von vorne wie hinten gleich aus.); nu vonne - nach vorne |
|||
==== W ==== |
|||
* '''Wackel''' (Blb/R) '''m.''' - Wackerstein |
|||
* '''Wäg''' (Blb/R), '''Wek''' Fe''' m.''' - Weg;Pl.: Blb/R Wäje, Fe Weje |
|||
* '''Wänter''' (Blb/R), '''Weanter''' (Fe) '''m.''' - Winter |
|||
* '''wārambel''' (Blb/R) - Bekräftigungswort ("Dos wōr wārambel e gütt Juhr!"- Das war wirklich ein gutes Jahr!) |
|||
* '''waremm''' (Blb/R, Fe) -warum |
|||
* '''Watz''', (Blb/R, Fe)'''m.'''- 1. Eber 2. Schimpfwort: Dreckschwein; Pl.: Wätze ("Dos sein richtijje Wätze." - Sie sind richtige Dreckschweine. "Dü aaler Watz!") |
|||
* '''were''' (mit nach "ä" gehendem "e" in der ersten Silbe, Blb/R) - werden; s. Konjugation, Nr.3 |
|||
* '''werra''' (Blb/R), '''werrer''' (Fe) - wieder, wider (auch zusammen mit "sah" - sagen, s. dort) |
|||
* '''Wesse''','''f.''' (Blb/R, Fe) '''f.''' - Wiese |
|||
* '''worje''' (Fe) - würgen |
|||
* '''wos''' (Blb/R, Fe) - was; '''wos fer en''' - welcher; "Met wos fer Mensche worscht dü da du beinanner?"- Mit welchen Menschen warst du dennn da zusammen? Beachte aber: "Met wos fer nem Mensch worscht dü da beinanner?" - Mit welcher liederlichen Frau warst du denn da zusammen? s. Mensch |
|||
* '''Wosse''' (Blb/R), '''Wösse''' (Fe)''' f.''' - Graswatschen, Grasnabe |
|||
* '''wosse''' (Blb/R), '''wösse''' (Fe) - wachsen ("Dä wesst der noch ewwern Kopp." - Der wächst dir noch über den Kopf.); Blb/R: woss, gewosse, Fe: wuss, gewösse |
|||
* '''Wotzel''' (mit leicht nach "a" gehendem "o", Blb/R), '''Woartzel''' (Fe) '''f.''' - Wurzel |
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* '''wū''' (Blb/R) '''wo''' (Fe) - wo |
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* '''wūannerschter''' (Blb/R), '''woannerschter''' (Fe) - woanders, anderswo |
|||
* '''wünn''' (Blb/R) - wollen (ech well, du wett, hä - dos - well, mer wünn, ehr wütt, se - die |
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- wünn; im Singular mit nach "ä" gehendem "e"); wull, gewullt |
|||
==== Z ==== |
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* '''zah''' (Blb/R) - zehn; "zah Euro" - zehn Euro;"...neine, zahne ..." - neun, zehn. "Zahne ärre Zohl." - Zehn ist eine Zahl." |
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* '''zerecke''' (Blb/R, Fee)- zurück |
|||
* '''Zōhl''' (BLB/R, Fe) '''f.''' - Zahl, Pl. Zōhle |
|||
* '''zossele''' (Blb/R Fe) - zausen |
|||
* '''Zwöwwel''' (Blb/R), '''Zwewwel''' (Fe) '''f.'''- Zwiebel |
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== Literatur == |
|||
* Hessen-Nassauisches Wörterbuch (HNWb), Luise Berthold, Marburg 1943. |
|||
* Der Konsonantismus der Wittgensteiner Mundart. Fritz Hackler, Bonn 1914. |
|||
* Dialektgeographie des Kreises Wittgenstein. Adolf Weiershausen, Marburg 1927/1929. |
|||
* Die Struktur der niederdeutsch-mitteldeutschen Sprachgrenze zwischen Siegerland und Eichsfeld. Dieter Möhn, Marburg 1962. |
|||
* Aufbau und Gliederung der Wittgensteiner Mundartēē. Von Dieter Möhn. In: Wittgenstein II.Hgg. von Fritz Krämer. (o.O., o. J.).S. 368-404 |
|||
*Feudingen in seiner Mundart. Von Christian Hackler. Wittgenstein. Blätter des Wittgensteiner Heimatvereins e.V. Beiheft 4. Feudingen: Selbstverlag des Wittgensteiner Heimatvereins e.V. 1974 |
|||
== Weblinks == |
|||
* [http://www.uni-marburg.de/sprache-in-hessen/welcome.html Dialekte in Hessen] Sprache in Hessen und Hessen-Nassauisches Wörterbuch |
|||
[[bs:Kriminal bijele kragne]] |
|||
[[Kategorie:Wittgensteiner Land]] |
|||
[[ca:Delicte de guant blanc]] |
|||
[[Kategorie:Hessischer Dialekt]] |
|||
[[da:Økonomisk kriminalitet]] |
|||
[[en:White-collar crime]] |
|||
[[es:Delito de guante blanco]] |
|||
[[fa:جرم یقه سفید]] |
|||
[[fr:Criminalité financière]] |
|||
[[he:עבירת צווארון לבן]] |
|||
[[ja:経済犯罪]] |
|||
[[ms:Jenayah kolar putih]] |
|||
[[nl:Witteboordencriminaliteit]] |
|||
[[pl:Przestępczość białych kołnierzyków]] |
|||
[[pt:Crime do colarinho branco]] |
|||
[[ru:Беловоротничковая преступность]] |
|||
[[sh:Kriminal bijelog ovratnika]] |
|||
[[simple:White-collar crime]] |
|||
[[sv:Ekonomisk brottslighet]] |
|||
Version vom 28. November 2012, 03:18 Uhr
Wirtschaftskriminalität ist die Bezeichnung für Straftaten, die wirtschaftliche Bezüge aufweisen. Da in Deutschland keine Legaldefinition von Wirtschaftskriminalität besteht, greift das Bundeskriminalamt (BKA) bei der Zuordnung der Straftaten zur Wirtschaftskriminalität (s. nächsten Abschnitt) auf den Katalog des § 74c Abs. 1 Nr. 1 bis 6b Gerichtsverfassungsgesetz (GVG) zurück.[1] Die kriminellen Handlungen können sich dabei gegen Privatpersonen, andere Unternehmen oder den Staat richten.
Um die Mitte des 20. Jahrhunderts untersuchte Donald R. Cressey die Ursachen wirtschaftskrimineller Handlungen. Dabei entwickelte er einen der bis heute bekanntesten Erklärungsansätze der Entstehungsgründe doloser Handlungen, das Fraud Triangle. Der von Cressey vorgestellte Ansatz wird auch als Strategisches Dreieck, Doloses Dreieck, Fraud Dreieck oder Kriminalitätsrisiko-Modell bezeichnet und beruht auf Befragungen von verurteilten Wirtschaftsstraftätern.[2]
Relevante deutsche Strafvorschriften sind u. a. die Abgabenordnung, das Strafgesetzbuch, das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, das Geldwäschegesetz und das Wertpapierhandelsgesetz.
Die wirtschaftliche Entwicklung seit der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert und vor allem neu verfügbare Technologien haben zu einer neuen Dimension von Wirtschaftsdelikten geführt. In der Literatur werden sie einerseits immer noch mit Wirtschaftskriminalität oder white collar crime bezeichnet, andererseits sind aber auch neue Termini wie unter anderem Finanzbetrug auszumachen.
Beispiele für Wirtschaftskriminalität
Auch unautorisierte Spekulationen wie die Fälle Nick Leeson und Jérôme Kerviel gehören in die Kategorie Wirtschaftskriminalität.
Fallzahlen und Schäden
Laut Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität 2010 des BKA wurden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 102.813 Wirtschaftsstraftaten registriert; das sind 1,5% mehr als 2009. Obwohl der Anteil der wirtschaftskriminellen Fälle nur 1,7% der Gesamtzahl der Straftaten betrug, machte der durch Wirtschaftskriminalität (ohne Computerkriminalität) verursachte Schaden 2010 mit rd. 4,66 Mrd. € - ein Plus von 36% gegenüber 2009 - 55% des 2010 durch Straftaten insgesamt verursachten Schadens aus (S. 19).
Dazu BKA-Präsident Ziercke: "Die polizeilichen Daten geben das tatsächliche Ausmaß der Wirtschaftskriminalität nur eingeschränkt wieder. In erster Linie sind es die Interessenlagen der Opfer, die zur Folge haben, dass nur ein Teil der begangenen Wirtschaftsdelikte bei den Strafverfolgungsbehörden angezeigt wird. Betroffene Unternehmen fürchten Image- und Reputationsverluste. Die interne Schadensbegrenzung steht oftmals noch an erster Stelle."[4]
Hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers in Zusammenarbeit mit der Universität Halle-Wittenberg in einer frühere Studie die den Unternehmen entstandenen Gesamtschäden noch hochgerechnet: 2007 rd. 4,3 Mrd. € zuzüglich rd. 1,75 Mrd. € Managementkosten für die Kriminalitätsfolgen[5], so wird in den neueren Untersuchungen von 2009 und 2011 - wahrscheinlich aufgrund der Problematik (s. auch nächsten Absatz) auf derartige Hochrechnungen verzichtet.
Für den öffentlichen Sektor dagegen hat PwC eine Hochrechnung auf den Gesamtschaden vorgenommen. In der Studie 2010 heißt es wörtlich: "Wir gehen …selbst bei vorsichtiger Schätzung davon aus, dass die direkten finanziellen Schäden für die Verwaltung in Deutschland 2 Milliarden Euro jährlich deutlich übersteigen dürften."[6] Hierbei wurden allerdings als Basis der Berechnung nicht nur - wie sonst üblich und im Gegensatz zur Hochrechnung 2007 für die Privatwirtschaft - die gemeldeten Deliktfälle herangezogen, sondern zusätzlich die Verdachtsfälle als weitere Grundlage genommen, so dass das Dunkelfeld zweifach berücksichtigt wurde. Bei einer Hochrechnung auf das Dunkelfeld ist nur von den tatsächlich entdeckten Fällen auszugehen - Verdachtsfälle sind jedoch unentdeckte Taten. Daher dürfte die für die Behörden angesetzte Schadenssumme weitaus geringer sein, sich höchstens etwa auf die Hälfte von 2 Mrd. € belaufen.
Für privatwirtschaftliche Unternehmen wurden statt einer Hochrechnung auf den Gesamtschaden die durchschnittlichen Schäden pro Unternehmen berechnet. Danach sind den befragten Unternehmen 2011 finanzielle Schäden von durchschnittlich rd. 8,39 Mill. € (2009 rd. 5,57 Mill. €) entstanden, wozu noch durchschnittlich rd. 636.000 € Managementkosten kommen.[7]
Für den öffentlichen Sektor wurde 2010 von den befragten Verwaltungen der finanzielle Schaden in den letzten zwei Jahren im Durchschnitt auf rd. 164.000 € pro Behörde beziffert (Befragung von 500 Behörden).[8] Im Vergleich dazu beträgt die durchschnittliche Schadenssumme pro von Wirtschaftsdelikten betroffenen Unternehmen (2011) das 50-fache (Vergleich ohne Managementkosten).
Gemäß einer Umfrage der KPMG 2010 gaben 39% der befragten Unternehmen (300 Unternehmen, davon 127 mittelständisch geprägt)[9] an, dass sie in den letzten drei Jahren von wirtschaftskriminellen Handlungen betroffen wurden. 2011 berichteten 52% der in eine von PwC/Uni Halle-W. veranlassten Umfrage einbezogenen Unternehmen (830 Großunternehmen) von eindeutigen Wirtschaftsdelikten in den letzten zwei Jahren.[10] In der Studie zum öffentlichen Sektor heißt es, dass "jede zweite Verwaltung über … einen konkreten gravieren Fall (berichtete), durch den die Behörde selbst in den letzten zwei Jahren finanziell oder indirekt geschädigt wurde."[11]
Wirtschaftskriminalität in den USA
"Die Verfolgung von Wirtschaftsstraftaten ('white-collar crime') unterliegt in den Vereinigten Staaten anderen Gesetzmäßigkeiten als in Deutschland. Dies hat mehrere Gründe. Erstens gibt es ein Unternehmenstrafrecht. Das Unternehmen macht sich demnach selbst strafbar. In Deutschland kann es nur wegen vorsätzlicher oder fahrlässiger Unterlassung der Aufsicht über Angestellte zu einem Bußgeld nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten (OWIG) verurteilt werden.
Zweitens ist die Ermittlungspraxis eine andere. Dabei spielen die Richtlinien des Justizministeriums in Washington eine gewichtige Rolle. Sie räumen den Behörden ein Ermessen ein, die Ermittlungen gegen oder sogar ohne Zahlung einer Geldbuße einzustellen oder die Anklagepunkte zu begrenzen ('plea bargain').
Relevante Faktoren sind: Die Schwere der Tat, die Verbreitung krimineller Handlungen im Unternehmen und dessen Beteiligung. Außerdem die Frage, ob es sich bisher rechtmäßig verhalten und ein Compliance-Programm zur Verhinderung von Straftaten eingerichtet hatte. Ebenfalls zu berücksichtigen ist, inwieweit sich das Unternehmen lernbereit zeigt und Maßnahmen ergreift, um Verstöße künftig zu verhindern, und ob es alternative Sanktionsmöglichkeiten gibt. Und nicht zuletzt ist von Bedeutung, in welchem Umfang es während der Ermittlungen mit den Behörden kooperiert."[12]
Im Rahmen der Ermittlungen im bisher größten Betrugsfall seit der Insolvenz von Enron 2001 wurde im Dezember 2008 Bernard L. Madoff vom FBI verhaftet. Insgesamt geht es bei dem über Jahrzehnte durchgeführten Schneeballsystem um rund 50 Mrd. US-Dollar,[13] rund 38 Mrd. € (Stand Januar 2009). Der Börsenaufsicht SEC wurde vorgeworfen, Hinweise auf Unregelmäßigkeiten jahrelang ignoriert zu haben.[14] Am 16. Dezember 2008 räumte die SEC in einem offiziellen Statement Versäumnisse ein.[15]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ BKA, Wirtschaftskriminalität Bundeslagebild 2010 (pressefreie Kurzfassung, September 2011), S. 5, Grafik auf S. 6.
- ↑ Alexander Schuchter: Perspektiven verurteilter Wirtschaftsstraftäter: Gründe ihrer Handlungen und Prävention in Unternehmen, S. 64
- ↑ BKA: Begriffserläuterungen
- ↑ BKA-Pressemitteilung vom 7. September 2011
- ↑ PricewaterhouseCoopers/Uni Halle-Wittenberg, Wirtschaftskriminalität 2007 - Sicherheitslage der deutschen Wirtschaft, S. 17 f.
- ↑ PwC/Uni Halle-W., Kriminalität [gemeint ist Wirtschaftskriminalität, d. V.] im öffentlichen Sektor 2010 - Auf der Spur von Korruption & Co, S. 20 und 57.
- ↑ PwC/Uni Halle-W., Wirtschaftskriminalität 2011, S. 21.
- ↑ PwC/Uni Halle-W., S. 21.
- ↑ KPMG, Wirtschaftskriminalität in Deutschland 2010 - Fokus Mittelstand, S. 8 und 28
- ↑ PwC/Uni Halle-W., Wirtschaftskriminalität 2011, S. 12 und Abb. 7, S. 20.
- ↑ PwC/Uni Halle-W., Kriminalität im öffentlichen Sektor, S. 58
- ↑ Roland Steinmeyer, Patrick Späth: "Mehr Rechte für Unternehmen bei Ermittlungen in Amerika. Neue Richtlinien des Justizministeriums in Washington erleichtern Unternehmen die Kooperation mit Ermittlern. Die Einstellung eines Verfahrens ist künftig leichter zu erreichen", F.A.Z. 26. November 2008, S. 21.
- ↑ SEC Charges Bernard L. Madoff for Multi-Billion Dollar Ponzi Scheme, Presseerklärung der SEC
- ↑ Madoff hat auch europäische Banken betrogen. Der gigantische Betrugsfall von 50 Mrd. US-Dollar zieht Kreise bis nach Europa. Unterdessen gerät die Bankenaufsicht SEC unter Beschuss, weil der Betrüger jahrelang unbehelligt blieb, F.A.Z., 16. Dezember 2008, S. 21.
- ↑ Statement Regarding Madoff Investigation
Literatur
- Kurt Eichenwald: Verschwörung der Narren. Der Enron-Skandal. Eine wahre Geschichte. Goldmann, München 2007, ISBN 978-3-442-15455-5.
- Daniel Fischer: New Ecocrime und New Economy. In: Hans Felix R. Ehrat, Eric Stupp (Hrsg.): Management & Law. Helbing and Lichtenhahn u. a., Basel u. a. 2003, ISBN 3-7190-2013-4, S. 361ff. (Meilensteine im Management 10).
- Ramond Fisman, Edward Miguel: „Economic Gangsters“. Korruption und Kriminalität in der Weltwirtschaft. Aus dem Englischen von Thomas Atzert. Campus Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2009, ISBN 978-3-593-38973-8.
- Günter Janke: Kompendium Wirtschaftskriminalität. Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 2008, ISBN 978-3-631-57020-3.
- Leo Müller: Tatort Zürich. Einblicke in die Schattenwelt der internationalen Finanzkriminalität. Econ, Berlin 2006, ISBN 3-430-16908-9.
- John Perkins: Bekenntnisse eines Economic Hit Man. Unterwegs im Dienste der Wirtschaftsmafia. Riemannn, München 2005, ISBN 3-570-50066-7.
- Werner Rügemer: Grüezi! Bei welchen Verbrechen dürfen wir behilflich sein? Die Schweiz als logistisches Zentrum der internationalen Wirtschaftskriminalität. Essays, Analysen und Materialien. Distel-Verlag, Heilbronn 1999, ISBN 3-929348-27-6.
- Diana Ziegleder: Wirtschaftskriminalität im Geschäftsleben. Eine empirische Untersuchung formeller und informeller Handlungsstrategien von Unternehmen am Beispiel Deutschlands. Nomos-Verlags-Gesellschaft, Baden-Baden 2010, ISBN 978-3-8329-5278-5 (Nomos Universitätsschriften. Soziologie 12), (Zugleich: Halle-Wittenberg, Univ., Diss., 2009).
Weblinks
- Jährliche Lageberichte des Bundeskriminalamtes zur Wirtschaftskriminalität
- KPMG Profile of a Fraudster 2007
- KPMG Fraud Barometer, Sept 2009
- PwC-Studien zur Wirtschaftskriminalität (Hintergrundanalysen,Branchenauswertungen und Newsletter)
- PwC Studie - Wirtschaftskriminalität 2009
- PwC Studie - Umfrage zur Wirtschaftskriminalität 2007 – Schweiz
- Euler Hermes Studie - Wirtschaftskriminalität - das diskrete Risiko
- Wirtschaftskriminalität - Definition der Thematik Wirtschaftskriminalität mit ausführlichen Statistiken des BKA und fundierten Analysen
- Wirtschaftskriminalität - Schnittstelle für Betrogene und Ermittler des UV Kripo Graz
- Forum Wirtschaftskriminalität - Online-Handbuch mit einem Überblick zu einem Anti-Fraud-Management-System (deutsch)
- Diskrete Jäger der "Weißen-Kragen-Täter" - Überblick der Branche, Artikel in handelsblatt.com
- Der Feind in meinem Büro - Mittelstand und Wirtschaftskriminalität, Artikel in Spiegel Online
- FraudFighter: Google-Gruppe zum Thema Wirtschaftskriminalität
- Business Crime Control e.V. - gemeinnützige Organisation zur Aufklärung über Wirtschaftskriminalität
- Forschungen zur Wirtschaftskriminalität in Europa - Konzepte und empirische Befunde von Prof. Dr. Hans-Jörg Albrecht