Emanuel Bruno Quaet-Faslem und Pandora: Unterschied zwischen den Seiten
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{{Dieser Artikel|behandelt die mythologische Gestalt '''Pandora'''. Weitere Bedeutungen des Begriffs sind unter [[Pandora (Begriffsklärung)]] aufgeführt}} |
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'''Emanuel Bruno Quaet-Faslem''' (* [[10. November]] [[1785]] in [[Dendermonde]]; † [[2. Juli]] [[1851]] in [[Nienburg/Weser]]) war ein belgisch-deutscher [[Architekt]] und [[Bauingenieur]]. Er war [[Belgien|belgischer]] Abstammung, aber lange Zeit als [[Königreich Hannover|königlich hannoverscher]] [[Baubeamter]] im [[Weser]]raum tätig. Hier schuf hier einige bedeutende Bauten im Stil des [[Klassizismus]] und [[Historismus]]. |
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In der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] ist '''Pandora''' ({{ELSalt|Πανδώρα}}, ''Allgeberin'', aus altgr. ''pan'' für all-, gesamt, und ''doron'' für Gabe, Geschenk; traditionell jedoch als „Allbegabte“ übersetzt) die erste Frau. Als ein schönes Übel ({{polytonisch|καλὸν κακόν}}) beschreibt [[Hesiod]] die Pandora. [[Hermes]] bringt sie auf die Erde − einschließlich der unheilvollen [[Büchse der Pandora]].<ref>Herder Lexikon: ''Griechische und römische Mythologie.'' Herder, Freiburg 1981, Lemma Pandora.</ref> |
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== Leben == |
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Emanuel Bruno Quaet-Faslem wurde 1785 in Dendermonde, einer Stadt an der [[Schelde]] in [[Flandern]], geboren. Zunächst erhielt er eine Ausbildung als Bauzeichner und Tischler und arbeitete ab 1804 als Bautischler, u.a. beim Architekten ''Jean Baptitse Pisson'' in [[Gent]].<ref>Gatter u.a.: ''Quaet-Faslem. Weltbürger, Lehrer, Baumeister.'' (siehe Literatur)</ref> Dieser erkannte und förderte das Talent von Quaet-Faslem, so dass dieser 1804 bis 1810 ein Studium der Baukunst in der Akademie Gent absolvierte.<ref>http://ronnydeschepper.skynetblogs.be/category/1105796/1/Gent (Niederländisch) (nicht abrufbar am 10. Mai 2011)</ref> |
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== Mythos == |
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Nach dem Studium arbeitete Quaet-Faslem nochmals für einige Zeit als Baukondukteur bei Pisson, dann trat er - nachdem die napoleonischen Revolutionstruppen 1794 die [[Niederlande]] von der [[Habsburg]]ischen Herrschaft „befreit“ hatten - der [[Corps des ingénieurs des ponts et chaussées|französischen Brücken- und Straßenbautruppe]] (französisch: ''Service des Ponts et des Chaussées'') bei. In Diensten des französischen Militärs, zuständig für den Bau großer Heerstraßen, kam Quaet-Faslem nach dem [[Vierter Koalitionskrieg|Vierten Koalitionskrieg]] als ''Entrepreneur'' in das französisch besetzte [[Kurfürstentum Hannover]].<ref>Nadja Kosuch: ''Tierseuchen und ihre Bekämpfung an der Weser im Spiegel Nienburger Quellen (17. bis 19. Jahrhundert).'' TENEA Verlag für Medien, Berlin 2004, Seite 178. (zugleich Dissertation, Tierärztliche Hochschule Hannover) ([http://d-nb.info/97397656x/34 online als PDF-Dokument mit ca. 7,14 MB])</ref> |
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[[Datei:Pandora.jpg|thumb|right|''Pandora'' ([[Jules-Joseph Lefebvre]], 1882)]] |
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Als erste Frau wird Pandora auf Geheiß des Göttervaters [[Zeus]] von [[Hephaistos]] aus Lehm geschaffen, um Rache für den Diebstahl des Feuers durch [[Prometheus]] zu nehmen. Um sie verführerisch zu gestalten, wird sie von den Göttern mit vielen Gaben wie Schönheit, musikalisches Talent, Geschicklichkeit, Neugier und Übermut ausgestattet. [[Aphrodite]] schenkt ihr zudem holdseligen Liebreiz, [[Athene]] schmückt sie mit Blumen, und [[Hermes]] verleiht ihr eine bezaubernde Sprache. Dieser gibt ihr schließlich den Namen Pandora, den bereits Hesiod als die „Allbeschenkte“<ref>Hesiod, Werke und Tage, 81f.</ref> erklärt, und bringt sie auf Geheiß des Zeus zu [[Epimetheus]], dem Bruder des Prometheus. Letzterer („der vorher Bedenkende“) hatte davor gewarnt, Geschenke des Zeus anzunehmen, doch der Bruder („der nachher Bedenkende“) ignoriert die Mahnung. Pandora (oder ihr Mann Epimetheus) öffnet die Büchse, die ihr von Zeus mitgegeben wurde, und die darin aufbewahrten Plagen kommen in die Welt. Bevor auch die Hoffnung (griechisch ἐλπίς ''elpis'') aus der Büchse entweichen kann, wird diese wieder geschlossen. So wird die Welt ein trostloser Ort, bis Pandora die Büchse erneut öffnet und auch die Hoffnung in die Welt lässt. Aber das [[Goldenes Zeitalter|Goldene Zeitalter]], in dem die Menschheit von Arbeit, Krankheit und Tod verschont blieb, ist endgültig vorbei. |
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Nach einer anderen Lesart der ''[[Werke und Tage]]'' beendet Pandoras Sündenfall nicht die Goldene, sondern die [[Heldenalter|Heroische Zeit]]. Beide Vorstellungen sind sich prinzipiell ähnlich und teilen sich bedingt dieselben Attribute, stehen aber unter der Herrschaft verschiedener Götter (der des [[Kronos]] und seines Sohnes Zeus). Da Pandora aber erst ein Geschöpf des Zeus ist, ist davon auszugehen, dass ihre Erschaffung nicht in die Zeit des Vaters Kronos fällt. <ref>Bodo Gatz: ''Weltalter, goldene Zeit und sinnverwandte Vorstellungen.'' Georg Olms Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1967, Seite 36</ref> |
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Nach dem Ende der französischen Besatzung blieb Quaet-Faslem in Deutschland. Er ließ sich zunächst kurz in [[Bassum]], später im ''Arrondissement Nienburg'' nieder, von wo aus er bis zu seinem Lebensende 1851 tätig war. In Nienburg entwickelte er sich zu einem bedeutenden Baumeister, Lokalpolitiker und schließlich [[Ehrenbürger]] der Stadt: 1827 wurde er zum „Commerzien-Commissär“ ernannt, 1832 zum Baurat befördert, 1834 zum Senator und schließlich zum „Ober-Commerzien-Commissär“ ernannt.<ref>Stefan Amt: ''„Nicht Architekten und Künstler wollen wir ausbilden ...“ Von der Baugewerkschule zur Fachhochschule. Ausbildung im Bauwesen in Nienburg.'' In: Ralph Johannes (Hrsg.): ''Entwerfen. Architektenausbildung in Europa von Vitruv bis Mitte des 20. Jahrhunderts.'' Junius, Hamburg 2009, ISBN 978-3-88506-441-1, S. 544–554. ([http://www.bhb-hannover.de/schriften/in_Druck_Architektenausbildung_BGS_NI.pdf online als PDF-Dokument mit ca. 141 kB])</ref> |
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Neben dieser populären Überlieferung sind weitere Varianten bekannt. So wird vor allem zu Beginn der Neuzeit Prometheus zum Schöpfer der Pandora erklärt, die dann nicht mehr mit einem Fass ausgestattet wird, sondern als erste Menschenfrau selbst zum Problem wird. [[Babrios]] hingegen nennt keine Frauenfigur, sondern erzählt nur von einem Fass, das Zeus mit allen Gütern der Welt gefüllt und den Menschen überlassen habe. Sobald diese aus Neugierde den Deckel heben, steigen die Güter wieder zum Himmel auf: Nur die Hoffnung bleibt zurück.<ref>Babrios, ''Mythiambos'', 58</ref> |
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Er trug wesentlich zum Aufbau der Nienburger Realschule bei (gegründet 1831), aus der nach seinem Tod die ''[[Baugewerkschule]] für Architektur und Bauingenieurwesen'' hervorgehen sollte. In der Stadt Nienburg war er als Senator für das Bauwesen verantwortlich, wobei er die klassizistisch-rationalistische Umgestaltung des Stadtbildes förderte. Er setzte sich außerdem dafür ein, dass die [[Bahnstrecke Bremen–Hannover]] über Nienburg geführt wurde. Er war Mitglied der Nienburger [[Freimaurer]].<ref>[http://www.freimaurerei.de/index.php?id=1368 Erwähnung Quaet-Faslems auf den Internetseiten der Nienburger ''Loge „Georg zum silbernen Einhorn“'' auf ''www.freimaurerei.de''], zuletzt abgerufen am 10. Mai 2011</ref> |
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Ursprünglich wurde Pandora möglicherweise nicht mit dem Übel, sondern mit den Gaben der Erde in Verbindung gebracht: Auf einer weißgrundierten [[Kylix (Gefäß)|Kylix]] (ca. 460 v. Chr.) sieht man [[Athene|Athena]] und Hephaistos, wie sie ihre Schöpfung der ersten Frau vollenden - betitelt ist die Darstellung jedoch mit dem Namen ''Anesidora'' („die Gaben sendende“). Diese Sichtweise verknüpft Pandora/Anesidora mit [[Demeter]] und [[Gaia (Mythologie)|Gaia]], positiv besetzten Göttinnen der Fruchtbarkeit. Bestätigt wird eine solche Auffassung durch das [[Scholion]] zu Vers 971 von [[Aristophanes]]' ''[[Die Vögel (Aristophanes)|Die Vögel]]'', das einen Kult der Pandora erwähnt: Sie sei die Göttin der Erde, die alle zum Leben notwendigen Dinge schenke. Somit könnte die Erzählung Hesiods bereits eine [[misogyn]]e Verfremdung eines ursprünglicheren Stoffes sein. |
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== Bauten == |
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Emanuel Bruno Quaet-Faslem schuf diverse Bauten vor allem im Stil des Klassizismus und des Historismus ([[Neugotik]], [[Neuromanik]]): |
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* Bauten in Nienburg: |
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** eigenes Wohnhaus, 1821 (heute Städtisches Museum, gen. ''Quaet-Faslem-Haus''), Leinstraße 4<ref>[http://www.museum-nienburg.de/internet/page.php?site=6&typ=2 Das Quaet-Faslem-Haus auf den Internetseiten des Städtischen Museums], zuletzt abgerufen am 10. Mai 2011</ref> |
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** [[Synagoge]], 1823, 1938 zerstört |
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** Bürgerschule, ab 1824, im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zerstört |
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** Parkhaus (ursprünglich Gebäude für die Freimaurerloge), umgebaut erhalten |
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** Renovierung der St.-Martins-Kirche<ref>Stefan Amt: ''Forschungsergebnisse zur St.-Martins-Kirche in Nienburg/Weser.'' Hannover 2004. ([http://www.bhb-hannover.de/projekt/stmar/03_Baugeschichte.pdf online als PDF-Dokument mit ca. 204 kB])</ref> |
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* [[Diedrichsburg]] bei Melle |
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* [[St.-Petrus-Kirche (Gesmold)|St. Petrus zu den Ketten]] in Melle-Gesmold<ref>[http://www.gesmold-geschichte.de/7.html ''Der Stadtteil Melle-Gesmold stellt sich vor''] auf ''www.gesmold-geschichte.de'', zuletzt abgerufen am 10. Mai 2011</ref> |
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* ''Walburgiskirche'' in [[Venne (Ostercappeln)|Venne]]<ref><nowiki>http://www.venne.de/kirchenchronik.htm</nowiki> (offline,[http://replay.web.archive.org/20060723232611/http://www.venne.de/kirchenchronik.htm archiviert auf ''replay.web.archive.org''], zuletzt abgerufen am 10. Mai 2011)</ref> |
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== Rezeption des Mythos == |
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Parallelen zwischen dem Pandora-Mythos und dem biblischen [[Sündenfall]] werden seit dem frühen Christentum gezogen. Pandora wird zur verführenden [[Adam und Eva|Eva]] und Epimetheus zum sich verführen lassenden [[Adam und Eva|Adam]]. Pandora und ihr Gefäß werden in der [[Neuzeit]] unter anderem zum Sinnbild der Verführungskraft der Frau. So ist es nicht verwunderlich, dass Pandora zur weiblichen Urgewalt stilisiert wird – entweder als verführerische [[femme fatale]] (wie auf den Gemälden [[Dante Gabriel Rossetti]]s oder mit der Plastik [[Edwin Scharff]]s dargestellt) oder aber als zerstörerische Elementargewalt. Schließlich kann sie auch als Gebende erscheinen, so ist sie etwa bei [[Pandora (Goethe)|Goethe]] ein „Gefäß der Gaben alle“; oder, zurückgenommen, bei [[Frank Wedekind|Wedekind]] (''Lulu. Die Büchse der Pandora''). |
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Datei:St.Petrus Gesmold.JPG|[[St.-Petrus-Kirche (Gesmold)|Kirche ''St. Petrus zu den Ketten'']] in [[Gesmold]] |
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Datei:Diedrichsburg.jpg|[[Diedrichsburg]] bei Melle |
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Ebenfalls diskutiert wird die These, dass Pandora selbst die Büchse (bzw. Krug) gewesen sein soll. Im alten Griechenland waren Krüge oftmals mit dem Bild einer Frau geschmückt. Der Vergleich einer Frau mit einer Büchse entstand aufgrund von Analogien zwischen einem Krug und der Gebärmutter einer Frau. Mehr zum Vergleich beim [[Heiliger Gral|Heiligen Gral]] und [[Maria Magdalena]]. Die Bezeichnung „Büchse“ resultiert aus einem Übersetzungsfehler, der [[Erasmus von Rotterdam]] zugeschrieben wird (siehe dazu [[Büchse der Pandora]]). |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Almuth-Barbara Renger & Immanuel Musäus Hgg.: ''Mythos Pandora. Texte von [[Hesiod]] bis [[Peter Sloterdijk|Sloterdijk]].'' Reclam, Leipzig 2002 ISBN 3-379-20033-6 Anhang der Hgg.: [[Scholion|Scholien]] zum Pandora-Mythos<ref>enthält u.a.: 17 Abb. sowie Texte von [[Homer]], [[Giovanni Boccaccio]], [[Voltaire]], [[George Gordon Byron|Lord Byron]], [[Herder]], [[Goethe]], [[Friedrich Nietzsche]], [[Ernst Bloch]], [[Hans Blumenberg]], [[Sarah Kirsch]], [[Günter Kunert]], [[Jean-François Lyotard]] und vielen anderen (>100 Texte). [http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=5359 Rezension]</ref> |
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* {{Literatur|Autor=Frank Thomas Gatter u.a.| Titel=Quaet-Faslem. Weltbürger, Lehrer, Baumeister| Ort=Nienburg| Jahr=1985 | TitelErg=Beiträge zur Nienburger Stadtgeschichte, Reihe B| Band=Band 1 | DNB=890008450}} |
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* Patrick Kaplanian, Mythes grecs d'Origine, volume I, Prométhée et Pandore, Ed. L'entreligne, Paris 2011, distribution Daudin |
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* Jürgen Reulecke: ''Die Väter des 19. Jahrhunderts. Quaet-Faslem und seine Zeit.'' Stadtarchiv Nienburg, Nienburg 1986, ISBN 3-927678-01-5. |
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* Jean-Pierre Vernant, « Le mythe prométhéen chez Hésiode », in Mythe et société en Grèce ancienne, Paris, Maspéro, 1974, pp. 177-194 |
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* Ulrich Knufinke: ''Emanuel Bruno Quaet-Faslem. 1795-1851. Ein Architekt des Klassizismus.'' Museum Nienburg, Nienburg 2010, ISBN 978-3-9813995-0-9. |
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* Andreas Loheide: '' Die St. Petrus Kirche Gesmold'', Gesmold 1993. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Pandora|Pandora}} |
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* [http://www.theoi.com/Heroine/Pandora.html Pandora im Theoi Project] (englisch) |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Person der griechischen Mythologie]] |
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{{Normdaten|PND=123192099}} |
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{{SORTIERUNG:Quaetfaslem, Bruno Emanuel}} |
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[[Kategorie:Belgischer Architekt]] |
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[[Kategorie:Deutscher Architekt]] |
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[[ar:باندورا]] |
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[[arz:باندورا]] |
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|NAME=Quaet-Faslem, Bruno Emanuel |
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[[az:Pandora]] |
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|ALTERNATIVNAMEN=Quaet-Faslem, Emanuel Bruno |
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[[be:Пандора]] |
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|KURZBESCHREIBUNG=belgisch-deutscher Bauingenieur und Architekt, hannoverscher Baubeamter |
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[[bg:Пандора]] |
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|GEBURTSDATUM=10. November 1785 |
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|GEBURTSORT=[[Dendermonde]] |
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[[br:Pandora, pried Epimeteüs]] |
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|STERBEDATUM=2. Juli 1851 |
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|STERBEORT=[[Nienburg/Weser]] |
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[[zh:潘多拉]] |
Version vom 30. Oktober 2012, 22:16 Uhr
In der griechischen Mythologie ist Pandora (Vorlage:ELSalt, Allgeberin, aus altgr. pan für all-, gesamt, und doron für Gabe, Geschenk; traditionell jedoch als „Allbegabte“ übersetzt) die erste Frau. Als ein schönes Übel (Vorlage:Polytonisch) beschreibt Hesiod die Pandora. Hermes bringt sie auf die Erde − einschließlich der unheilvollen Büchse der Pandora.[1]
Mythos

Als erste Frau wird Pandora auf Geheiß des Göttervaters Zeus von Hephaistos aus Lehm geschaffen, um Rache für den Diebstahl des Feuers durch Prometheus zu nehmen. Um sie verführerisch zu gestalten, wird sie von den Göttern mit vielen Gaben wie Schönheit, musikalisches Talent, Geschicklichkeit, Neugier und Übermut ausgestattet. Aphrodite schenkt ihr zudem holdseligen Liebreiz, Athene schmückt sie mit Blumen, und Hermes verleiht ihr eine bezaubernde Sprache. Dieser gibt ihr schließlich den Namen Pandora, den bereits Hesiod als die „Allbeschenkte“[2] erklärt, und bringt sie auf Geheiß des Zeus zu Epimetheus, dem Bruder des Prometheus. Letzterer („der vorher Bedenkende“) hatte davor gewarnt, Geschenke des Zeus anzunehmen, doch der Bruder („der nachher Bedenkende“) ignoriert die Mahnung. Pandora (oder ihr Mann Epimetheus) öffnet die Büchse, die ihr von Zeus mitgegeben wurde, und die darin aufbewahrten Plagen kommen in die Welt. Bevor auch die Hoffnung (griechisch ἐλπίς elpis) aus der Büchse entweichen kann, wird diese wieder geschlossen. So wird die Welt ein trostloser Ort, bis Pandora die Büchse erneut öffnet und auch die Hoffnung in die Welt lässt. Aber das Goldene Zeitalter, in dem die Menschheit von Arbeit, Krankheit und Tod verschont blieb, ist endgültig vorbei.
Nach einer anderen Lesart der Werke und Tage beendet Pandoras Sündenfall nicht die Goldene, sondern die Heroische Zeit. Beide Vorstellungen sind sich prinzipiell ähnlich und teilen sich bedingt dieselben Attribute, stehen aber unter der Herrschaft verschiedener Götter (der des Kronos und seines Sohnes Zeus). Da Pandora aber erst ein Geschöpf des Zeus ist, ist davon auszugehen, dass ihre Erschaffung nicht in die Zeit des Vaters Kronos fällt. [3]
Neben dieser populären Überlieferung sind weitere Varianten bekannt. So wird vor allem zu Beginn der Neuzeit Prometheus zum Schöpfer der Pandora erklärt, die dann nicht mehr mit einem Fass ausgestattet wird, sondern als erste Menschenfrau selbst zum Problem wird. Babrios hingegen nennt keine Frauenfigur, sondern erzählt nur von einem Fass, das Zeus mit allen Gütern der Welt gefüllt und den Menschen überlassen habe. Sobald diese aus Neugierde den Deckel heben, steigen die Güter wieder zum Himmel auf: Nur die Hoffnung bleibt zurück.[4]
Ursprünglich wurde Pandora möglicherweise nicht mit dem Übel, sondern mit den Gaben der Erde in Verbindung gebracht: Auf einer weißgrundierten Kylix (ca. 460 v. Chr.) sieht man Athena und Hephaistos, wie sie ihre Schöpfung der ersten Frau vollenden - betitelt ist die Darstellung jedoch mit dem Namen Anesidora („die Gaben sendende“). Diese Sichtweise verknüpft Pandora/Anesidora mit Demeter und Gaia, positiv besetzten Göttinnen der Fruchtbarkeit. Bestätigt wird eine solche Auffassung durch das Scholion zu Vers 971 von Aristophanes' Die Vögel, das einen Kult der Pandora erwähnt: Sie sei die Göttin der Erde, die alle zum Leben notwendigen Dinge schenke. Somit könnte die Erzählung Hesiods bereits eine misogyne Verfremdung eines ursprünglicheren Stoffes sein.
Rezeption des Mythos
Parallelen zwischen dem Pandora-Mythos und dem biblischen Sündenfall werden seit dem frühen Christentum gezogen. Pandora wird zur verführenden Eva und Epimetheus zum sich verführen lassenden Adam. Pandora und ihr Gefäß werden in der Neuzeit unter anderem zum Sinnbild der Verführungskraft der Frau. So ist es nicht verwunderlich, dass Pandora zur weiblichen Urgewalt stilisiert wird – entweder als verführerische femme fatale (wie auf den Gemälden Dante Gabriel Rossettis oder mit der Plastik Edwin Scharffs dargestellt) oder aber als zerstörerische Elementargewalt. Schließlich kann sie auch als Gebende erscheinen, so ist sie etwa bei Goethe ein „Gefäß der Gaben alle“; oder, zurückgenommen, bei Wedekind (Lulu. Die Büchse der Pandora).
Ebenfalls diskutiert wird die These, dass Pandora selbst die Büchse (bzw. Krug) gewesen sein soll. Im alten Griechenland waren Krüge oftmals mit dem Bild einer Frau geschmückt. Der Vergleich einer Frau mit einer Büchse entstand aufgrund von Analogien zwischen einem Krug und der Gebärmutter einer Frau. Mehr zum Vergleich beim Heiligen Gral und Maria Magdalena. Die Bezeichnung „Büchse“ resultiert aus einem Übersetzungsfehler, der Erasmus von Rotterdam zugeschrieben wird (siehe dazu Büchse der Pandora).
Literatur
- Almuth-Barbara Renger & Immanuel Musäus Hgg.: Mythos Pandora. Texte von Hesiod bis Sloterdijk. Reclam, Leipzig 2002 ISBN 3-379-20033-6 Anhang der Hgg.: Scholien zum Pandora-Mythos[5]
- Patrick Kaplanian, Mythes grecs d'Origine, volume I, Prométhée et Pandore, Ed. L'entreligne, Paris 2011, distribution Daudin
- Jean-Pierre Vernant, « Le mythe prométhéen chez Hésiode », in Mythe et société en Grèce ancienne, Paris, Maspéro, 1974, pp. 177-194
Weblinks
- Pandora im Theoi Project (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Herder Lexikon: Griechische und römische Mythologie. Herder, Freiburg 1981, Lemma Pandora.
- ↑ Hesiod, Werke und Tage, 81f.
- ↑ Bodo Gatz: Weltalter, goldene Zeit und sinnverwandte Vorstellungen. Georg Olms Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1967, Seite 36
- ↑ Babrios, Mythiambos, 58
- ↑ enthält u.a.: 17 Abb. sowie Texte von Homer, Giovanni Boccaccio, Voltaire, Lord Byron, Herder, Goethe, Friedrich Nietzsche, Ernst Bloch, Hans Blumenberg, Sarah Kirsch, Günter Kunert, Jean-François Lyotard und vielen anderen (>100 Texte). Rezension