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Hans Ciresa und Bahnhof Canfranc: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Bahnhof von Canfranc''' (''Estación Internacional de Canfranc'') ist ein ehemaliger [[Grenzbahnhof]] zwischen [[Spanien]] und [[Frankreich]] im [[Canfranc|gleichnamigen Ort]]. Nach der Stilllegung der Bahnstrecke in Frankreich dient er als Regionalbahnhof und wirkt seit diesem Funktionswechsel stark überdimensioniert.
'''Hans Ciresa''' (* [[24. Februar]] [[1886]] in [[Bozen]]; † [[26. Januar|26. Jänner]] [[1950]] in [[Feldkirch]]) war ein [[österreich]]ischer Politiker ([[Sozialdemokratische Partei Österreichs|SPÖ]]) und Kriminalbezirksinspektor.
[[Datei:Gare internationale de Canfranc - le côté du quai français (1994) (1).jpg|thumb|upright=1.5|Bahnsteigseite]]
Er war Stadtrat in Feldkirch und von 1948 bis 1949 Abgeordneter zum [[Vorarlberger Landtag]].


== Ausbildung und Beruf ==
== Geschichte ==
Der Bahnhof wurde als [[Durchgangsbahnhof]] konzipiert und stellte zur Zeit der Inbetriebnahme den Knotenpunkt für die Bahnstrecken [[Bahnstrecke Pau–Canfranc|Pau–Canfranc]] und [[Bahnstrecke Saragossa–Canfranc|Saragossa–Canfranc]] dar.
Ciresa besuchte die Volksschule in Bozen und absolvierte danach das Gymnasium Bozen. Er leistete seinen Militär- und Kriegsdienst als Maat bei der Kriegsmarine in [[Pula|Pola]] ab und wurde danach Polizist in [[Trient]]. In der Folge wurde Ciresa zur Kriminalpolizei in [[Innsbruck]] versetzt, ab 1913 arbeitete er im Kriminaldienst in Feldkirch. Im November 1925 wurde Ciresa aus politischen Gründen zwangspensioniert. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er im Grenzdienst eingesetzt und zum Kriminalbezirksinspektor befördert. Zudem war er beruflich als Bauarbeitersekretär beschäftigt.
Die Bahnstrecken zwischen [[Pau]] und [[Saragossa]] wurden zwischen 1902 und 1927 gebaut. Die französische Strecke wurde von Anfang an bis in den Bahnhof von Canfranc mit 1500 [[Volt]] [[Gleichstrom]] [[Bahnstrom|elektrifiziert]]. 1918 wurde nach zehnjähriger Bauzeit der acht Kilometer lange Eisenbahntunnel unter der spanisch-französischen Grenze am [[Somport]] fertiggestellt. Weil auf der Nordseite des Tunnels, wo der Bau ursprünglich vorgesehen war, der Platz für die Anlage eines großen Grenzbahnhofs nicht ausreichte, wurde er südlich des Pyrenäenhauptkammes auf einem großen Plateau unmittelbar nördlich der Ortschaft Canfranc errichtet. Mit dem Bahnhof entstand auch das neue Canfranc, zur Unterscheidung Canfranc Estación genannt.<ref>Die [[Eisenbahnersiedlung]] Canfranc Estación war bald nach Eröffnung des Bahnhofs größer als das Dorf Canfranc, das zudem 1944 durch ein Großfeuer zerstört wurde. Canfranc-Estación entwickelte sich später zu einem Höhenkur- und Skiort.</ref>


Am 11. Juli 1928 wurde die Strecke in Anwesenheit des spanischen Königs [[Alfons XIII. (Spanien)|Alfons XIII.]] und des französischen Staatspräsidenten [[Gaston Doumergue]] eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt war der Bahnhof mit einer Länge von 241 m der größte Bahnhof in Spanien und der zweitgrößte in Europa.<ref>Cordula Rabe: Spanischer Jakobsweg, 3. Auflage 2007, S. 27</ref> Ab dem 18. Juli 1928 gab es durchgehenden Verkehr zwischen [[Pau]] und [[Saragossa]]. Die erwartete große Zahl von Reisenden blieb aber aus verschiedenen Gründen aus: Durch Berg- und Kurvenstrecken blieb die Bahnstrecke zu langsam, um sich als Alternative im internationalen Reiseverkehr durchsetzen zu können. Hinzu kam, dass der Verkehr mehrfach ganz unterbrochen wurde: 1936 – 1940 in Folge des [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkriegs]], 1944 – 1948 in Folge des Gegensatzes zwischen dem [[Francisco Franco|Franco-Spanien]] und Frankreich und seit 1970 endgültig, als auf französischer Seite bei einem Eisenbahnunfall die Brücke von l’Estanguet einstürzte, nicht mehr aufgebaut und der Verkehr eingestellt wurde. Der Bahnhof war während des Zweiten Weltkrieges Hauptumschlagort für [[Nazigold]] an Portugal und Spanien, das für kriegswichtige Rohstoffe wie [[Wolfram]] bezahlt wurde.<ref>http://www.eussner.net/artikel_2004-09-22_21-49-20.html</ref> Nach 1948 gab es auf der Strecke keinen [[Fernverkehr]] mehr. Geplant als zentraler Grenzbahnhof zwischen Paris und Madrid wurde spätesten nach Zusammenbruch des internationalen Bahnverkehrs die Fehlkalkulation der Planer offensichtlich: Einem schnell gewachsenem Ort von heute knapp 700 Einwohnern stand Infrastruktur für mehrere tausend Reisende pro Tag gegenüber.<ref>Größe und Gleiszahl entsprechen dem Bahnhof einer Stadt von 100.000 Einwohnern.</ref>
== Politik und Funktionen ==
Ciresa trat am 1. Februar 1919 der SDAP bei und wirkte ab 1925 als Mitglied der Stadtvertretung Feldkirch, der er bis 1934 angehörte. Zudem war er Mitglied des Finanz-, Personal-, Bau- und Volkshallenausschusses. Er war ab 1923 Obmann des Mieterschutzvereines Feldkirch und zudem als Obmann der Naturfreunde Feldkirch aktiv. Zwischen 1925 und 1926 engagierte er sich auch als Hüttenwart des Naturfreundehaus am Vorderälpele. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Ciresa Mitglied des provisorischen Gemeindeausschusses und Stadtrates von Feldkirch, denen er von Juli 1945 bis zum 26. Jänner 1950 angehörte. Er führte als Stadtrat das Referat für Wohnungswesen. Als Gewerkschafter engagierte er sich von 1945 bis 1947 als Vorsitzender des Österreichischen Gewerkschaftsbundes der Landesexekutive Vorarlberg September, war ab 1945 Vorsitzender der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter (FSG) und fungierte ab 1945 als Funktionär der Holz- und Bauarbeitergewerkschaft. Er war zudem von 1946 bis 1949 als Kammerrat der Vorarlberger Arbeiterkammer aktiv und dort Mitglied des Sozialpolitischen Ausschusses. Des Weiteren war er 1947 Mitglied des Landesernährungsausschusses. Als Abgeordneter des Wahlbezirkes Feldkirch vertrat er die SOÖ vom 21. Oktober 1948 bis zum 24. Oktober 1949 im Vorarlberger Landtag, wobei er [[Gebhard Grabher]] nachgefolgt war.


Heute ist der Bahnhof Canfranc Endpunkt von zwei Regionalzugpaaren aus [[Saragossa]].
== Privates ==

Hans Ciresa wurde als Sohn des [[Meran]]er Bauunternehmers Nikolaus Ciresa und seine aus einer Bauernfamilie aus dem Nonstal stammenden Gattin geboren. Er heiratete 1912 die aus [[Schwaz]] stammende Maria Gürtler (1884–1968) und wurde Vater von einer Tochter und zwei Söhnen, die in den Jahren 1912, 1914 bzw. 1916 geboren wurden.
== Bahnanlagen ==

=== Technische Einrichtungen ===
In den Bahnhof wurden sowohl die [[Normalspur|normalspurigen]] Gleise aus Frankreich als auch die [[Iberische Breitspur|Breitspur]] aus Spanien eingeführt. Passagiere mussten hier aber nicht nur wegen der wechselnden Spurweite in einen anderen Zug umsteigen, es fanden auch die [[Zollkontrolle|Zoll-]] und [[Grenzkontrolle]]n statt. Güter mussten umgeladen werden. Für all das gab es Abfertigungsanlagen: Lange überdachte [[Bahnsteig]]e von insgesamt 1,2 km Länge (Bahnsteigüberdachungen im Umfang von 20.000 m<sup>2</sup>) und Bahnsteigunterführungen. Für den Güterverkehr gab es Lagerhallen. Für die Behandlung der Fahrzeuge war ein [[Bahnbetriebswerk]] angegliedert, es gab einen [[Ringlokschuppen]] und eine [[Wagenhalle]]. Die Gleisanlagen wiesen eine Gesamtlänge von 27 km auf. Canfranc soll – nach dem [[Hauptbahnhof Leipzig|Leipziger Hauptbahnhof]] – der größte Bahnhof Europas gewesen sein.<ref>Kierdorf, S. 14.</ref>

=== Empfangsgebäude ===
[[Bild:Estazión Internazional de Canfrán.jpg |thumb|Bahnhofsvorplatz]]
Das [[Empfangsgebäude]] wurde 1921 bis 1925 von dem spanischen [[Architekt]]en [[Fernando Ramírez de Dampierre]] in [[Stahlbeton]] errichtet, der es für den Verkehr an einer international bedeutenden [[Haupt- und Nebenbahnstrecke|Hauptstrecke]] dimensioniert hatte. Es ist nahezu 250 Meter lang, weist auf jeder Seite 75 Türen auf und ist einem späten [[Eklektizismus|eklektizistischen]] [[Historismus]] verpflichtet. Die Gebäudemitte und die seitlich abschließenden Pavillons werden durch [[Kuppel]]n betont. Das Empfangsgebäude liegt parallel zu den Gleisen, zwischen der Breit- und der Normalspur. Reisende sollten aussteigen, die Grenzformalitäten im Empfangsgebäude erledigen und auf der anderen Seite sofort wieder in den anschließenden Zug einsteigen können. Im Gebäude gab es außerdem ein Hotel, Restaurants sowie Büroeinheiten für die jeweiligen spanischen und französischen Abteilungen der Bahn, der Grenzpolizei und des Zolls.

[[Bild:RN592-113+129.JPG|thumb|Spanische Regionalzüge]]

== Erhaltungszustand ==
Nach Aufgabe des grenzüberschreitenden Verkehrs verfielen Bahnhof und Bahnanlagen zusehends, Ausstattungsgegenstände wurden geplündert.
Im Gleisfeld stehen einige alte Waggons, die zwar für Museumszwecke hier zusammengezogen wurden, aber größtenteils verrotten. Auch andere Eisenbahnanlagen haben sich erhalten, ein Kran zum Umladen von Gütern, die Oberleitungsmasten über den französischen Gleisanlagen, der Ringlokschuppen und anderes. Das prächtige – und fast völlig leerstehende – Empfangsgebäude ist eine Attraktion für Eisenbahnfans und Fotografen.

Seit den 1990er Jahren mehren sich die Stimmen, die die Wiedereröffnung des Eisenbahntunnels und die Wiederaufnahme des Zugverkehrs mit Frankreich fordern. Die Chancen dafür werden unterschiedlich beurteilt.<ref>Eher optimistisch: Hamblock; eher pessimistisch: Kierdorf.</ref>
Seit Anfang 2007 wird das Empfangsgebäude saniert, um dort ein Luxushotel und Eigentumswohnungen einzubauen. Hinter dieser Initiative stehen das spanische Kultusministerium und die Provinz Aragonien, private Sponsoren, die Gemeindeverwaltung und die EU mit Fonds-Mitteln. Die Arbeiten sollen 2012 abgeschlossen werden.

== Literatur ==
* Dieter Hamblock: ''Tristesse in den Pyrenäen''. In: Eisenbahngeschichte 40 (2010), S. 60 – 67.
* Alexander Kierdorf: ''„Es gibt keine Pyrenäen mehr“ – Der Palastbahnhof im spanischen Canfranc.'' In: industrie-kultur 50 (Heft 1/2010), S. 14f.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Estación de Canfranc|{{PAGENAME}}}}
* [http://suche.vorarlberg.at/vlr/vlr_gov.nsf/0/219E37638F4EE08AC12578950038DD6E/$FILE/fromDocFile-338552F4E8FBF978C12578920038BE98.pdf Biografie von Karl Würbel] in den parlamentarischen Unterlagen des Vorarlberger Landtags.
* [http://www.canfranc.de/ Ein Fotoprojekt mit Bildern des Bahnhofs in Canfranc]
* [http://mmiwakoh.de/Eigene%20Webs/Railfun/Canfranc2009.htm Bildersammlung zum Bahnhof Canfranc]

== Einzelnachweise ==
<references/>

{{Coordinate| article= 0| NS = 42.75128| EW = -0.5146| type = landmark| region= ES-HU| dim = 450| name = Bahnhof Canfranc}}


[[Kategorie:Verkehrsbauwerk in Aragonien]]
{{SORTIERUNG:Ciresa, Hans}}
[[Kategorie:Landtagsabgeordneter (Vorarlberg)]]
[[Kategorie:Bahnhof in Spanien|Canfranc]]
[[Kategorie:SPÖ-Mitglied]]
[[Kategorie:Grenzbahnhof|Canfranc]]
[[Kategorie:Österreicher]]
[[Kategorie:Kulturdenkmal in Aragonien]]
[[Kategorie:Geboren 1886]]
[[Kategorie:Gestorben 1950]]
[[Kategorie:Mann]]


[[ca:Estació de Canfranc]]
{{Personendaten
[[en:Canfranc International railway station]]
|NAME=Ciresa, Hans
[[es:Estación Internacional de Canfranc]]
|ALTERNATIVNAMEN=
[[eu:Canfranceko nazioarteko tren geltokia]]
|KURZBESCHREIBUNG=österreichischer Politiker, Vorarlberger Landtagsabgeordneter (SPÖ)
[[fr:Gare internationale de Canfranc]]
|GEBURTSDATUM=24. Februar 1886
[[it:Stazione di Canfranc]]
|GEBURTSORT=[[Bozen]]
|STERBEDATUM=26. Januar 1950
|STERBEORT=[[Feldkirch]]
}}

Version vom 26. Oktober 2012, 17:00 Uhr

Der Bahnhof von Canfranc (Estación Internacional de Canfranc) ist ein ehemaliger Grenzbahnhof zwischen Spanien und Frankreich im gleichnamigen Ort. Nach der Stilllegung der Bahnstrecke in Frankreich dient er als Regionalbahnhof und wirkt seit diesem Funktionswechsel stark überdimensioniert.

Bahnsteigseite

Geschichte

Der Bahnhof wurde als Durchgangsbahnhof konzipiert und stellte zur Zeit der Inbetriebnahme den Knotenpunkt für die Bahnstrecken Pau–Canfranc und Saragossa–Canfranc dar. Die Bahnstrecken zwischen Pau und Saragossa wurden zwischen 1902 und 1927 gebaut. Die französische Strecke wurde von Anfang an bis in den Bahnhof von Canfranc mit 1500 Volt Gleichstrom elektrifiziert. 1918 wurde nach zehnjähriger Bauzeit der acht Kilometer lange Eisenbahntunnel unter der spanisch-französischen Grenze am Somport fertiggestellt. Weil auf der Nordseite des Tunnels, wo der Bau ursprünglich vorgesehen war, der Platz für die Anlage eines großen Grenzbahnhofs nicht ausreichte, wurde er südlich des Pyrenäenhauptkammes auf einem großen Plateau unmittelbar nördlich der Ortschaft Canfranc errichtet. Mit dem Bahnhof entstand auch das neue Canfranc, zur Unterscheidung Canfranc Estación genannt.[1]

Am 11. Juli 1928 wurde die Strecke in Anwesenheit des spanischen Königs Alfons XIII. und des französischen Staatspräsidenten Gaston Doumergue eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt war der Bahnhof mit einer Länge von 241 m der größte Bahnhof in Spanien und der zweitgrößte in Europa.[2] Ab dem 18. Juli 1928 gab es durchgehenden Verkehr zwischen Pau und Saragossa. Die erwartete große Zahl von Reisenden blieb aber aus verschiedenen Gründen aus: Durch Berg- und Kurvenstrecken blieb die Bahnstrecke zu langsam, um sich als Alternative im internationalen Reiseverkehr durchsetzen zu können. Hinzu kam, dass der Verkehr mehrfach ganz unterbrochen wurde: 1936 – 1940 in Folge des Spanischen Bürgerkriegs, 1944 – 1948 in Folge des Gegensatzes zwischen dem Franco-Spanien und Frankreich und seit 1970 endgültig, als auf französischer Seite bei einem Eisenbahnunfall die Brücke von l’Estanguet einstürzte, nicht mehr aufgebaut und der Verkehr eingestellt wurde. Der Bahnhof war während des Zweiten Weltkrieges Hauptumschlagort für Nazigold an Portugal und Spanien, das für kriegswichtige Rohstoffe wie Wolfram bezahlt wurde.[3] Nach 1948 gab es auf der Strecke keinen Fernverkehr mehr. Geplant als zentraler Grenzbahnhof zwischen Paris und Madrid wurde spätesten nach Zusammenbruch des internationalen Bahnverkehrs die Fehlkalkulation der Planer offensichtlich: Einem schnell gewachsenem Ort von heute knapp 700 Einwohnern stand Infrastruktur für mehrere tausend Reisende pro Tag gegenüber.[4]

Heute ist der Bahnhof Canfranc Endpunkt von zwei Regionalzugpaaren aus Saragossa.

Bahnanlagen

Technische Einrichtungen

In den Bahnhof wurden sowohl die normalspurigen Gleise aus Frankreich als auch die Breitspur aus Spanien eingeführt. Passagiere mussten hier aber nicht nur wegen der wechselnden Spurweite in einen anderen Zug umsteigen, es fanden auch die Zoll- und Grenzkontrollen statt. Güter mussten umgeladen werden. Für all das gab es Abfertigungsanlagen: Lange überdachte Bahnsteige von insgesamt 1,2 km Länge (Bahnsteigüberdachungen im Umfang von 20.000 m2) und Bahnsteigunterführungen. Für den Güterverkehr gab es Lagerhallen. Für die Behandlung der Fahrzeuge war ein Bahnbetriebswerk angegliedert, es gab einen Ringlokschuppen und eine Wagenhalle. Die Gleisanlagen wiesen eine Gesamtlänge von 27 km auf. Canfranc soll – nach dem Leipziger Hauptbahnhof – der größte Bahnhof Europas gewesen sein.[5]

Empfangsgebäude

Bahnhofsvorplatz

Das Empfangsgebäude wurde 1921 bis 1925 von dem spanischen Architekten Fernando Ramírez de Dampierre in Stahlbeton errichtet, der es für den Verkehr an einer international bedeutenden Hauptstrecke dimensioniert hatte. Es ist nahezu 250 Meter lang, weist auf jeder Seite 75 Türen auf und ist einem späten eklektizistischen Historismus verpflichtet. Die Gebäudemitte und die seitlich abschließenden Pavillons werden durch Kuppeln betont. Das Empfangsgebäude liegt parallel zu den Gleisen, zwischen der Breit- und der Normalspur. Reisende sollten aussteigen, die Grenzformalitäten im Empfangsgebäude erledigen und auf der anderen Seite sofort wieder in den anschließenden Zug einsteigen können. Im Gebäude gab es außerdem ein Hotel, Restaurants sowie Büroeinheiten für die jeweiligen spanischen und französischen Abteilungen der Bahn, der Grenzpolizei und des Zolls.

Spanische Regionalzüge

Erhaltungszustand

Nach Aufgabe des grenzüberschreitenden Verkehrs verfielen Bahnhof und Bahnanlagen zusehends, Ausstattungsgegenstände wurden geplündert. Im Gleisfeld stehen einige alte Waggons, die zwar für Museumszwecke hier zusammengezogen wurden, aber größtenteils verrotten. Auch andere Eisenbahnanlagen haben sich erhalten, ein Kran zum Umladen von Gütern, die Oberleitungsmasten über den französischen Gleisanlagen, der Ringlokschuppen und anderes. Das prächtige – und fast völlig leerstehende – Empfangsgebäude ist eine Attraktion für Eisenbahnfans und Fotografen.

Seit den 1990er Jahren mehren sich die Stimmen, die die Wiedereröffnung des Eisenbahntunnels und die Wiederaufnahme des Zugverkehrs mit Frankreich fordern. Die Chancen dafür werden unterschiedlich beurteilt.[6] Seit Anfang 2007 wird das Empfangsgebäude saniert, um dort ein Luxushotel und Eigentumswohnungen einzubauen. Hinter dieser Initiative stehen das spanische Kultusministerium und die Provinz Aragonien, private Sponsoren, die Gemeindeverwaltung und die EU mit Fonds-Mitteln. Die Arbeiten sollen 2012 abgeschlossen werden.

Literatur

  • Dieter Hamblock: Tristesse in den Pyrenäen. In: Eisenbahngeschichte 40 (2010), S. 60 – 67.
  • Alexander Kierdorf: „Es gibt keine Pyrenäen mehr“ – Der Palastbahnhof im spanischen Canfranc. In: industrie-kultur 50 (Heft 1/2010), S. 14f.
Commons: Bahnhof Canfranc – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Eisenbahnersiedlung Canfranc Estación war bald nach Eröffnung des Bahnhofs größer als das Dorf Canfranc, das zudem 1944 durch ein Großfeuer zerstört wurde. Canfranc-Estación entwickelte sich später zu einem Höhenkur- und Skiort.
  2. Cordula Rabe: Spanischer Jakobsweg, 3. Auflage 2007, S. 27
  3. http://www.eussner.net/artikel_2004-09-22_21-49-20.html
  4. Größe und Gleiszahl entsprechen dem Bahnhof einer Stadt von 100.000 Einwohnern.
  5. Kierdorf, S. 14.
  6. Eher optimistisch: Hamblock; eher pessimistisch: Kierdorf.

Koordinaten: 42° 45′ 5″ N, 0° 30′ 53″ W