Mladá Boleslav und Osho: Unterschied zwischen den Seiten
K r2.7.1) (Bot: Ergänze: ko:믈라다볼레슬라프 |
K Änderungen von 80.133.21.207 (Diskussion) wurden auf die letzte Version von Mondrian v. Lüttichau zurückgesetzt |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Dieser Artikel|behandelt den Leiter einer spirituellen Bewegung des 20. Jahrhunderts; für den Ehrentitel im japanischen Zen siehe [[Oshō]].}} |
|||
{{Infobox Ort in Tschechien |
|||
| Ort = |
|||
| Wappen = [[Datei:Mladá Boleslav CoA CZ.svg|111px|Wappen von Mladá Boleslav]] |
|||
| Kraj = Středočeský kraj |
|||
| Kraj_link = |
|||
| Okres = Mladá Boleslav |
|||
| Fläche = 2889 |
|||
| Höhe = 235 |
|||
| Gemeindenummer = 535419 |
|||
| Postleitzahl = 293 01 |
|||
| KFZ-Kennzeichen = |
|||
| Straßen = |
|||
| Schienen = 064 M. Boleslav–S. Paka<br />[[Bahnstrecke Praha–Turnov|070 Prag–Turnov]]<br />071 Nymburk–M. Boleslav<br />[[Bahnstrecke Mělník–Mladá Boleslav|076 M. Boleslav–Mělník]] |
|||
| Flughafen = |
|||
| GemeindeArt = Statutarstadt |
|||
| Ortsteile = 13 |
|||
| Bürgermeister = Raduan Nwelati |
|||
| BürgermeisterDatum = 2006 |
|||
| AnschriftStraße = Komenského nám. 61 |
|||
| AnschriftOrt = 293 49 Mladá Boleslav |
|||
| Website = www.mb-net.cz |
|||
| Breitengrad = 50/24/45/N |
|||
| Längengrad = 14/54/23/E |
|||
}} |
|||
'''„Rajneesh“ Chandra Mohan Jain''' ([[hindi]] रजनीश चन्द्र मोहन जैन) (* [[11. Dezember]] [[1931]] in Kuchwada, [[Madhya Pradesh]], [[Indien]]; † [[19. Januar]] [[1990]] in [[Pune]], [[Maharashtra]], Indien) war ein indischer Philosophieprofessor und Begründer der [[Neo-Sannyas]]-Bewegung. Er nannte sich zuerst '''Acharya Rajneesh '''(Mitte der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre), danach '''Bhagwan Shree Rajneesh''' (bis Ende 1988) und von 1989 bis zu seinem Tod '''Osho'''. |
|||
[[Datei:Mladá Boleslav.JPG|thumb|Blick auf die Altstadt und das Schloss]] |
|||
[[Datei:Mladá Boleslav, old factory.jpg|thumb|Das Gebäude der ehemaligen Automobilfabrik Laurin & Klement]] |
|||
[[Datei:Mladá Boleslav, Škoda museum2.jpg|thumb|Škoda-Museum]] |
|||
== Namen == |
|||
'''Mladá Boleslav''' (deutsch ''Jungbunzlau'') ist eine [[Tschechien|tschechische]] Stadt in der [[Středočeský kraj|Mittelböhmischen Region]] nordöstlich von [[Prag]]. Sie hat etwa 42.972 Einwohner <small>(2005)</small> und eine Fläche von 28,9 km². Mladá Boleslav liegt an der [[Jizera|Iser]]. |
|||
Osho verwendete im Laufe seines Lebens verschiedene Namen. Die Annahme derartiger Namen entspricht indischen Gepflogenheiten und ergibt sich im dortigen Kulturbereich als Konsequenz aus der Aufnahme einer spirituellen Lehrtätigkeit.<ref name="JS30">Joachim Süss (1996), S. 30</ref> Nachstehend eine Übersicht: |
|||
== Geschichte == |
|||
* ''Chandra Mohan Jain'' war sein bürgerlicher Name. |
|||
Der Ort wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts von [[Boleslav II. (Böhmen)|Boleslav II.]] gegründet. Im Jahr 1255 wurde im Ort ein [[Kloster]] des [[Johanniterorden]]s gegründet. Der Ort hat die Stadtrechte zum Teil im Jahr 1334 und zum Teil im Jahr 1436 erhalten. |
|||
* ''Rajneesh'' war ein Spitzname, den Osho in seiner Kindheit erhielt.<ref name="Joshi15">Vasant Joshi (1982), S. 15</ref><ref name="ff77">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 22. September 1986, S. 77</ref> |
|||
* ''Acharya Rajneesh'' nannte er sich Mitte der Sechzigerjahre bis Anfang der Siebzigerjahre. ''Acharya'' bedeutet „Lehrer“, auch „spiritueller Lehrer” oder – in etwa – „Professor“.<ref name="LFC44">Lewis F. Carter (1990), S. 44</ref> |
|||
* ''[[Bhagvan|Bhagwan]] Shree Rajneesh'' oder kurz ''Bhagwan'' nannte er sich von Anfang der Siebzigerjahre bis Ende 1988. Letztere Bezeichnung steht übertragen für Erhabener, Gesegneter, Liebenswerter sowie Verehrungswürdiger oder allgemeiner spiritueller Meister. ''Shree'' (auch ''Shri'' oder ''Sri'') dient in Indien als alltägliche Anrede, ähnlich wie „Herr“ im Deutschen. |
|||
* ''Osho'' wurde er im letzten Jahr seines Lebens genannt, von Anfang 1989 bis zu seinem Tod am 19. Januar 1990. ''Oshō'' ist ein Titel im [[Zen]]-[[Buddhismus]], der eigentlich „[[Mönch]]“ oder „Lehrer“ bedeutet und auch der Würdename von [[Bodhidharma]] war.<ref name="JS30"/><ref>[http://web.archive.org/web/20071222111312/http://lexikon.meyers.de/meyers/Osho Meyers Lexikon online]</ref> Der Name wurde Osho von Schülern vorgeschlagen, weil er in verschiedenen Zen-Geschichten aufgetaucht war, die Osho kommentiert hatte.<ref name="JS30"/><ref name="ASP" /> Osho selbst erklärte einmal, der Name beziehe sich auf [[William James]]' Verwendung des Wortes „oceanic“.<ref name="JMF35">Judith M. Fox (2002), S. 35</ref> In der Literatur der Osho-Bewegung wird noch eine weitere Deutung vertreten: Die Silbe „O“ stehe für Liebe, Dankbarkeit und [[Synchronizität]] und „sho“ für ein sich in alle Richtungen ausbreitendes Bewusstsein.<ref name="JS30"/><ref name="JMF35" /> Alle Neuausgaben seiner Bücher und anderen Werke werden heute unter dem Namen ''Osho'' veröffentlicht. |
|||
Im Folgenden wird in jedem von Oshos Lebensabschnitten der Name verwendet, unter dem er zum jeweiligen Zeitpunkt bekannt war. |
|||
Im 16. Jahrhundert wurde die Stadt zum Zentrum der [[Böhmische Brüder|Böhmischen Brüder]], die die Ideen des [[Jan Hus]] befolgte. Es wurde ein [[Bistum]] eingerichtet und eine [[Kathedrale]] im Stil der [[Renaissance]] gebaut. Die Religionskriege des 17. Jahrhunderts haben die Abnahme der Bevölkerungsanzahl und die [[Rekatholisierung]] gebracht. |
|||
== Leben == |
|||
Im 19. Jahrhundert erfolgte die [[Industrialisierung]]. Im Jahr 1895 wurde in Mladá Boleslav das [[Unternehmen]] ''[[Laurin & Klement]]'' gegründet, ursprünglich als Fahrradproduzent. Nach erfolgreicher Entwicklung und Diversifizierung der Produktion in Richtung Automobilbau wurde dieses Unternehmen 1925 an den Schwerindustriekonzern [[Škoda]] mit Sitz in [[Pilsen]] verkauft. Der Automobilzweig wurde nach dem 2. Weltkrieg als Staatsunternehmen ausgegliedert. Dieses Unternehmen wurde 1990 privatisiert und gehört seither als [[Škoda Auto]] zum [[Volkswagen|Volkswagenkonzern]]. |
|||
=== Kindheit und Jugend (1931–1950) === |
|||
In den 1920er Jahren entstanden in Mladá Boleslav mehrere Bauten der tschechischen [[Moderne]]. [[Emil Králík]] (1880-1946) errichtete das Stadttheater, [[Jiří Kroha]] (1893-1974) das Kaufhaus Gellner und das Bezirkspolyklinikum. <ref>[http://www.archimaera.de/2007/1/2007/1/1200/index_html Mirko Baum, "Straße am Ende der Welt"] in: archimaera (Heft 1/2008)</ref> |
|||
'''Chandra Mohan Jain''' wurde in Kuchwada, einem kleinen Dorf in [[Madhya Pradesh]] (Indien), als ältestes von elf Kindern eines Tuchhändlers geboren und die ersten sieben Jahre von seinen Großeltern aufgezogen.<ref name="JMF9">Judith M. Fox (2002), S. 9</ref> Seine Familie, die ihn bei dem Spitznamen '''Rajneesh''' oder Raja („König“) rief, gehörte zur Religionsgemeinschaft der [[Jainismus|Jainas]].<ref name="ff77"/> Rajneesh war ein aufgewecktes Kind, das gute Schulleistungen erbrachte, gleichzeitig aber auch viel Ärger mit seinen Lehrern hatte, weil er aufsässig war, oft die Schule schwänzte und seine Klassenkameraden zu allerlei Streichen anstiftete.<ref name="ff77"/><ref name="JMF9"/> |
|||
== Wirtschaft und Infrastruktur == |
|||
=== Verkehr === |
|||
Rajneesh wurde früh mit dem Tod konfrontiert.<ref name="JMF9"/> Sein geliebter Großvater starb, als er sieben Jahre alt war.<ref name="JMF9"/> Als er fünfzehn Jahre alt war, starb seine Freundin (und Kusine) Shashi an [[Typhus]].<ref name="JMF10">Judith M. Fox (2002), S. 10</ref> Beide Verluste trafen ihn tief; seine späten Teenagerjahre waren von Melancholie, Depressionen und chronischen Kopfschmerzen geprägt.<ref name="LFC42">Lewis F. Carter (1990), S. 42</ref> Er lief in dieser Zeit täglich 15 bis 25 km und meditierte oft bis zur völligen Erschöpfung.<ref name="ff77"/> |
|||
Mladá Boleslav liegt 60 km nordöstlich von Prag an der [[Europastraße 65]] / Schnellstraße [[Rychlostní silnice 10]]. Der Hauptbahnhof liegt an den Strecken [[Bahnstrecke Praha–Turnov|070 Prag–Turnov]] und 071 Nymburk–Mladá Boleslav, 064 Mladá Boleslav–Stará Paka und [[Bahnstrecke Mělník–Mladá Boleslav|076 Mladá Boleslav–Mělník]]. |
|||
Als Jugendlicher wurde Rajneesh [[Atheismus|Atheist]]; er interessierte sich für [[Hypnose]] und engagierte sich vorübergehend für [[Kommunismus]], [[Sozialismus]] und zwei nationalistische Bewegungen, die für Indiens Unabhängigkeit kämpften: die [[Indian National Army]] und den [[Rashtriya Swayamsevak Sangh]].<ref name="ff77"/><ref name="JMF9"/> Er las viel und wurde ein hervorragender [[Debatte|Debattierkünstler]].<ref name="ff77"/> Sein Ruf war der eines egoistischen, hochfahrenden, sogar aufrührerischen jungen Mannes.<ref name="JMF9"/> |
|||
=== Ansässige Unternehmen === |
|||
=== Studium (1951–1960) === |
|||
In Mladá Boleslav befinden sich der Sitz und das größte Werk des Automobilherstellers [[Škoda Auto]]. Das Unternehmen beschäftigt in Tschechien 23.976 Mitarbeiter (Stand 2006), den Großteil davon im Werk in Mladá Boleslav. Damit sind mehr als 3/4 aller Erwerbstätigen der Stadt in dem Automobilkonzern tätig. [[Škoda Auto]] ist zugleich der bedeutendste Automobilproduzent [[Tschechien|Tschechiens]] und der größte Exporteur des Landes. |
|||
Im Alter von neunzehn Jahren begann Rajneesh sein Studium der Philosophie am Hitkarini College in [[Jabalpur]].<ref name="JS29">Joachim Süss (1996), S. 29</ref> Wegen heftiger Streitereien mit einem Lehrer musste er das College verlassen und wechselte darauf zum D. N. Jain College, ebenfalls in Jabalpur.<ref name="LFC43">Lewis F. Carter (1990), S. 43</ref> Noch während seines Studiums hatte er in Jabalpur am 21. März 1953 beim Meditieren im Bhanvartal-Park in einer Vollmondnacht eine außergewöhnliche Erfahrung, in der er sich von Glückseligkeit überwältigt fühlte<ref name="ff77"/><ref name="JS29" /> – eine Erfahrung, die er später als seine spirituelle [[Erleuchtung]] beschrieb.<ref name="JMF10"/><ref>Osho, ''The Discipline of Transcendence'', Vol. 2, Kapitel 11; [http://www.realization.org/page/doc0/doc0015.htm Auszüge hier]</ref> |
|||
=== Bildung === |
|||
1955 schloss er sein Studium am D. N. Jain College mit dem [[Bachelor]]-Grad ab; 1957 wurde ihm von der University of Sagar der [[Master]]-Grad in Philosophie verliehen.<ref name="LFC43"/> Er erhielt sofort eine Anstellung am Raipur Sanskrit College, war aber auch dort schon bald so kontrovers, dass ihn der [[Rektor]] aufforderte, sich binnen eines Jahres eine andere Stelle zu suchen – er habe einen zersetzenden Einfluss auf die Moralität, den Charakter und die Religiosität seiner Studenten.<ref name="LFC43"/> 1958 wechselte Rajneesh deshalb zur Universität Jabalpur, wo er zunächst als [[Lecturer]] und ab 1960 als [[Professor]] lehrte.<ref name="LFC44"/> |
|||
In Mladá Boleslav siedelt die Private Hochschule [[Škoda Auto Vysoká škola]]. |
|||
=== Vortragsreisen (1961–1970) === |
|||
== Stadtteile == |
|||
Die Stadt gliedert sich in 13 Stadtteile: Bezděčín, Čejetice, Čejetičky, Debř, Chrást, Jemníky, Michalovice, Mladá Boleslav I, Mladá Boleslav II, Mladá Boleslav III, Mladá Boleslav IV, Podchlumí, Podlázky. |
|||
In den 1960er Jahren unternahm Rajneesh, wann immer es ihm seine Lehrtätigkeit erlaubte, ausgedehnte Vortragsreisen durch [[Indien]],<ref name="LFC44"/> in denen er [[Mahatma Gandhi|Gandhi]] und den Sozialismus kritisierte.<ref name="ff77"/> Sozialismus und Gandhi, so sagte er, verherrlichten beide die Armut, anstatt sie abzulehnen.<ref name="JMF10"/> Indien brauche [[Kapitalismus]], Wissenschaft, moderne Technologie und [[Geburtenkontrolle]], um seiner Armut und Rückständigkeit entkommen zu können.<ref name="ff77"/> Auch zum orthodoxen [[Hinduismus]] äußerte er sich kritisch: die [[Brahmane|brahminische]] Religion sei steril, alle politischen und religiösen Systeme seien falsch und heuchlerisch.<ref name="JMF10"/> Mit solchen Äußerungen machte er sich bei vielen unbeliebt, aber sie brachten ihm auch Aufmerksamkeit.<ref name="ff77"/> Etwa um diese Zeit begann er, den Titel '''Acharya''' zu verwenden.<ref name="LFC44"/> 1966 gab er seine Lehrtätigkeit an der Universität auf und widmete sich von nun an ganz seiner Karriere als Redner und spiritueller Lehrer.<ref name="ff77"/> |
|||
== Städtepartnerschaften == |
|||
* [[Dieburg]], Hessen |
|||
* [[King's Lynn]], Großbritannien |
|||
* [[Pezinok]], Slowakei |
|||
* [[Vantaa]], Finnland |
|||
Acharya Rajneesh hielt seine frühen Vorträge auf [[Hindi]]; sie zogen deshalb kaum westliche Besucher an.<ref name="JMF11" /> Indische Kommentatoren bescheinigten ihm eine charismatische Ausstrahlung, die selbst auf Menschen, die seinen Ansichten ablehnend gegenüberstanden, eine Faszination ausübte.<ref name="JMF11">Judith M. Fox (2002), S. 11</ref> Seine Reden brachten ihm bald loyale Anhänger, darunter eine Reihe wohlhabender Geschäftsleute.<ref name="Lewis122">James R. Lewis (2004), S. 122</ref> Rajneesh erteilte individuelle [[Lebensberatung]] und erhielt dafür Spenden – eine übliche Vorgehensweise in Indien, wo Leute Rat von Gelehrten und Heiligen einholen, ähnlich wie Menschen im Westen [[Psychotherapeut]]en oder Lebensberater aufsuchen.<ref name="Lewis122" /> Dem schnellen Wachstum seiner Praxis nach zu urteilen, scheint er ein ungewöhnlich begabter spiritueller Therapeut gewesen zu sein.<ref name="Lewis122" /> Mehrmals im Jahr leitete er Meditations-Camps mit aktiven, [[Katharsis (Psychologie)|kathartischen]] Elementen,<ref name="JMF10"/> und es wurden erste Meditationszentren (Jivan Jagruti Kendras, Lebenserweckungszentren) gebildet. |
|||
== Persönlichkeiten == |
|||
=== Im Ort geboren === |
|||
* [[Antonín František Bečvařovský]], Komponist |
|||
* [[František Gellner]], tschechischer Dichter, Anarchist, Prosaist, Maler und Karikaturist |
|||
* [[Josef Holub (Biologe)|Josef Holub]], Botaniker |
|||
* [[Hugo Maria Kritz]] (Pseudonym von Hugo Krizkovsky), deutscher Schriftsteller |
|||
* [[Vincenc Zahradník]] (1790–1836), Priester |
|||
* [[Vladislav Brunner]] (1910–1989), Flötist |
|||
* [[Adina Mandlová]], (1910–1991), Schauspielerin |
|||
* [[Eva Bosáková]], (1931–1991), Kunstturnerin |
|||
* [[Václav Roubíček]] (1944–2010), Ingenieurwissenschaftler, Universitätspräsident und Senatsabgeordneter des tschechischen Parlaments |
|||
* [[Vladimír Michálek]], (* 1956), Regisseur |
|||
* [[Vilém Čok]], (* 1961), Sänger |
|||
* [[Jan Železný]], (* 1966), Speerwerfer |
|||
* [[Václav Koloušek]], (* 1976), Fußballspieler |
|||
* [[Radim Vrbata]], (* 1981), Eishockeyspieler |
|||
* [[Martin Havlát]], (* 1981), Eishockeyspieler |
|||
* [[Jiří Polnický]], (* 1989), Cyclocrossfahrer |
|||
Seine „Lebenserweckungsbewegung“ (Jivan Jagruti Andolan) wurde in dieser Zeit hauptsächlich von Mitgliedern der [[Jainismus|Jaina-Religionsgemeinschaft]] in Bombay unterstützt.<ref name="ff77"/> Einer von diesen war während des indischen Unabhängigkeitskampfes ein wichtiger Geldgeber für die [[Indischer Nationalkongress|Indian National Congress Party]] gewesen, mit engen Kontakten zu führenden Politikern wie Gandhi, [[Jawaharlal Nehru]] und [[Morarji Desai]], und seine Tochter Laxmi wurde Rajneeshs Sekretärin und erste richtige Schülerin.<ref name="ff77"/> |
|||
=== Im Ort wirkten === |
|||
* [[Siegfried Kapper]], tschechischer Schriftsteller, Übersetzer und Arzt jüdischer Herkunft |
|||
Acharya Rajneesh behauptete, dass Menschen schockiert werden müssten, nur so könne man sie aufwecken.<ref name="LFC44"/> Schockiert zeigten sich in der Tat viele Inder von einer Vortragsreihe 1968, in der er die Einstellungen der indischen Gesellschaft gegenüber [[Liebe]] und [[Sex]] scharf kritisierte und für eine freizügigere Atmosphäre plädierte.<ref name="ff77"/> Die Grundenergie der [[Sexualität]] sei göttlich, sagte er; sexuelle Gefühle sollten nicht unterdrückt, sondern dankbar akzeptiert werden. Nur durch Anerkennung seiner wahren Natur könne der Mensch frei werden. Von Religionen, die für einen Rückzug vom Leben eintraten, hielt er nichts; wahre Religion, so sagte er, sei eine Kunst, die lehre, wie man das Leben in vollen Zügen genießen könne.<ref name="ff77"/> Diese Vortragsreihe wurde später als Buch unter dem Titel ''From Sex to Superconsciousness'' (Titel der deutschen Ausgabe: ''Vom Sex zum kosmischen Bewusstsein'') veröffentlicht und brachte ihm in der indischen Presse den Titel „Sex-Guru“ ein. Gegen den Widerstand einiger hochrangiger Hindus wurde er im folgenden Jahr dennoch als Redner zur Second World Hindu Conference eingeladen.<ref name="LFC45"/> Dort verursachte er einen weiteren Eklat, indem er die Gelegenheit dazu benutzte, alle organisierten Religionen und ihre Priesterschaft zu kritisieren, und den obersten Priester des Hinduismus in Rage versetzte.<ref name="LFC45">Lewis F. Carter (1990), S. 45</ref> |
|||
* [[Josef Bohumil Herclík]], Geigenbaumeister |
|||
=== Bombay (1970–1974) === |
|||
==== Gründung der Neo-Sannyas-Bewegung ==== |
|||
Bei einer öffentlichen Meditationsveranstaltung in [[Bombay]] (heute Mumbai) präsentierte Acharya Rajneesh im Frühling 1970 erstmals seine [[Dynamische Meditation]].<ref name="LFC46">Lewis F. Carter (1990), S. 46</ref> Im Juli 1970 nahm er sich eine Wohnung in Bombay, in der er Besucher empfangen und auch Vorträge im kleineren Kreis halten konnte.<ref name="LFC47">Lewis F. Carter (1990), S. 47</ref> Obwohl er, seinen eigenen Lehren entsprechend, zuerst keine eigene Organisation begründen wollte,<ref name="JMF11"/> begann er am 28. September 1970, während eines Meditationscamps in [[Manali]], seine ersten Schüler („[[Neo-Sannyas]]ins“ oder heute meist einfach kurz „Sannyasins“) zu initiieren.<ref name="LFC47"/> Sannyasins erhielten von ihm einen neuen Namen – Frauen z. B. „Ma Dhyan Shama“, Männer z. B. „[[Swami]] Satyananda“ – und trugen bis 1987 orange oder rötliche Kleidung sowie eine [[Mala]] (Halskette) mit 108 Holzkugeln und seinem Bild.<ref name="JMF12">Judith M. Fox (2002), S. 12</ref> (Die Annahme eines [[Sanskrit]]-Rufnamens war freiwillig; wer seinen bürgerlichen Rufnamen behalten wollte, erhielt einen Namen wie „Ma Prem Gudrun“ oder „Swami Deva Peter”.) |
|||
Orangefarbene Kleidung und Mala sind Attribute [[Sannyasin|traditioneller Sannyasins]] (als heilig betrachteter Asketen) in Indien. Die Art und Weise, wie die – bewusst provokative – Übernahme dieses Kleidungsstils zu Stande kam, hatte ein zufälliges Element: Laxmi war eines Tages, einer spontanen Idee folgend, in Orange bei ihm erschienen.<ref name="JMF11"/><ref name="LFC47"/> Acharya Rajneesh gefiel anscheinend der Gedanke, seine Anhänger in einer Kleidung zu sehen, die, gemäß dem [[Hinduismus|hinduistischen]] Konzept des „[[Sannyasin|Sannyas]]“, eine Verpflichtung zur Entsagung und zur spirituellen Suche versinnbildlichte.<ref name="LFC47"/> Sein Sannyas sollte jedoch ein lebensbejahendes, feierndes Sannyas sein, in dessen Mittelpunkt „der Tod von all dem, was du gestern warst“ stehen würde.<ref name="JMF11"/> Aufgegeben werden sollte dabei nur das, was den Menschen daran hinderte, ganz im jetzigen Moment zu leben.<ref name="JMF11"/> „In Sannyas initiiert zu werden“, so schrieb eine Biografin, „bedeutet, dass du erkannt hast, dass du nur ein Same bist, eine Potenzialität. Es ist eine Entscheidung, zu wachsen, eine Entscheidung, dich von all deinen Sicherheiten zu trennen und in Unsicherheit zu leben. Du bist bereit, einen Sprung ins Unbekannte, Ungewisse, Geheimnisvolle zu tun.“<ref name="JMF12SB">Bharti, ''Death Comes Dancing'', zitiert in Judith M. Fox (2002), S. 12</ref> 1971 traten erste Schüler aus den westlichen Industrienationen der Bewegung bei.<ref name="JMF12"/> Darunter war eine junge Engländerin, die den Namen „Vivek“ von Acharya Rajneesh erhielt und in der Folge zu der Überzeugung kam, sie sei in ihrem [[Reinkarnation|vergangenen Leben]] seine Freundin Shashi gewesen. Shashi hatte ihm auf ihrem Sterbebett versprochen, dass sie zu ihm zurückkehren würde.<ref name="JMF12"/> Vivek wurde in den kommenden Jahren zu seiner ständigen Gefährtin.<ref name="LFC48">Lewis F. Carter (1990), S. 48</ref> |
|||
==== Bhagwan ==== |
|||
Im selben Jahr legte Rajneesh den Titel „Acharya“ ab und nahm stattdessen den religiösen Titel '''[[Bhagvan|Bhagwan]]''' (wörtlich: Gesegneter) '''Shree Rajneesh''' an.<ref name="JMF13">Judith M. Fox (2002), S. 13</ref> Seine Aneignung dieses Titels wurde von vielen Indern kritisiert, aber Bhagwan schien die Kontroverse zu genießen.<ref name="JMF13"/> Später sagte er, dass der Namenswechsel die erfreuliche Wirkung gehabt hätte, all die zu vertreiben, die sich nicht wirklich auf ihn einlassen konnten.<ref name="JMF13"/> Gleichzeitig verlagerte sich damit auch der Schwerpunkt seiner Aktivitäten. Er war nun immer weniger daran interessiert, Vorträge für die allgemeine Öffentlichkeit zu halten; stattdessen, so sagte er, ginge es ihm nun vorrangig darum, Einzelpersonen zu transformieren, die eine innere Verbindung zu ihm hergestellt hätten.<ref name="JMF13"/> Da immer mehr Schüler aus dem Westen zu ihm stießen, gab Bhagwan nun auch englischsprachige Vorträge.<ref name="JMF13"/> Seine Gesundheit begann in Bombay jedoch zu leiden; sein [[Asthma]] verschlimmerte sich auf Grund der schlechten Luftqualität in Bombay zusehends, ebenso wie seine [[Zuckerkrankheit]] und seine [[Allergie]]n.<ref name="JMF14">Judith M. Fox (2002), S. 14</ref> Außerdem war seine Wohnung nun viel zu klein, um die vielen Besucher aufnehmen zu können. Seine Sekretärin Laxmi machte sich auf die Suche nach einer passenderen Bleibe und fand diese in [[Pune|Poona]] (heute Pune).<ref name="JMF14"/> Das Geld für den Kauf der zwei benachbarten Villen und des dazugehörigen, etwa 2,5 ha großen Areals wurde von Gönnern und Schülern, insbesondere Catherine Venizelos (''Ma Yoga Mukta''), der Erbin eines griechischen Reedereivermögens, aufgebracht.<ref name="JMF14"/><ref name="LFC48-50">Lewis F. Carter (1990), S. 48–50</ref> |
|||
=== Ashram in Poona (1974–1981) === |
|||
==== Aufbau und Wachstum ==== |
|||
[[Datei:Pune in India.png|miniatur|Lage von Poona (heute Pune) in Indien]] |
|||
Bhagwan und seine Anhänger zogen im März 1974 von Bombay nach [[Poona]] um.<ref name="JMF15">Judith M. Fox (2002), S. 15</ref> Seine Gesundheit machte ihm noch einige Zeit zu schaffen, aber der Aufbau des [[Ashram]]s im Koregaon Park {{Coordinate|NS=18.5375|EW=73.8869|type=landmark|dim=250|region=IN-MH|text=(Karte)|name=Ashram}} ging zügig vonstatten.<ref name="JMF15"/> Sannyasins arbeiteten im Ashram und erhielten dafür umsonst Kost und nach einiger Zeit oft auch Logis.<ref name="JMF15"/> Die nächsten Jahre waren geprägt von ständiger Expansion; die Anzahl der Besucher aus dem Westen wuchs immer mehr an.<ref name="JMF15"/> 1981 verfügte der Ashram u. a. über seine eigene Bäckerei, Käseherstellung, Kosmetikartikelfertigung, Kleiderproduktion, Töpferei, Theatergesellschaft und auch ein eigenes Gesundheitszentrum mit über neunzig Mitarbeitern, darunter 21 Ärzte.<ref name="JMF15"/> Der verstärkte Zulauf aus dem Westen war zum Teil auf die Mundpropaganda der aus Indien zurückkehrenden Schüler zurückzuführen, die in vielen Fällen Meditationszentren in ihren Heimatländern gründeten.<ref name="JMF16">Judith M. Fox (2002), S. 16</ref> Andere berichteten, dass sie nie mit Sannyasins in Kontakt getreten waren; sie hätten nur irgendwo ein Bild von Bhagwan gesehen, eine unerklärliche Verbindung zu ihm gespürt und dann gewusst, dass sie ihn aufsuchen müssten.<ref name="JMF16"/> Wieder andere lasen ein Buch von Bhagwan und fühlten sich auf diesem Wege zu ihm hingezogen.<ref name="JMF16"/> Bhagwan erhielt erheblichen Zulauf von [[Feminismus|Feministinnengruppen]];<ref>Lewis F. Carter (1990), S. 50, S. 114</ref> die meisten Ashrambetriebe wurden von Frauen geleitet.<ref name="JMF15"/> Im deutschsprachigen Raum lösten vor allem die Berichterstattung der Illustrierten ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]'' und der Bestseller ''Ganz entspannt im Hier und Jetzt'' des ehemaligen ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]''-Reporters [[Jörg Andrees Elten]] großes Interesse an Bhagwan aus.<ref name="Huth5">Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 5</ref> |
|||
Bhagwan, so heißt es in einer Beschreibung, „war körperlich ein attraktiver Mann, mit hypnotischen braunen Augen, einem wallenden Bart, feinen Gesichtsknochen und einem gewinnenden Lächeln; seine überaus kontroversen Verhaltensweisen und Äußerungen sowie sein idiosynkratisches, allem Anschein nach furchtloses und unbeschwertes Gebaren sahen viele desillusionierte Menschen aus dem Westen als Zeichen dafür an, dass hier jemand war, der echte Antworten gefunden hatte.“<ref name="JMF16JM">Joe Morrell, ''Growing up within the Family of Love'', zitiert in Judith M. Fox (2002), S. 16</ref> Zudem war er nicht traditionsverhaftet, befürwortete moderne Technik und [[Kapitalismus]], hatte nichts gegen Sex und war außerordentlich gut belesen – er zitierte [[Martin Heidegger|Heidegger]] und [[Jean-Paul Sartre|Sartre]], [[Gurdjieff]] und [[Sokrates]], selbst [[Bob Hope]], mit derselben Leichtigkeit, mit der er über [[Tantra]], das [[Neues Testament|Neue Testament]], [[Zen]] oder [[Sufismus]] sprach.<ref name="ff78">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 22. September 1986, S. 78</ref><ref name="ff80"/> |
|||
==== Therapiegruppen als neue Einnahmequelle ==== |
|||
Auch die synkretische Kombination von östlichen Meditations- und westlichen Therapietechniken spielte eine wesentliche Rolle.<ref name="JMF16"/> Europäische und amerikanische Therapeuten des [[Humanistische Psychologie|Human Potential Movement]] reisten nach Poona und wurden Bhagwans Schüler.<ref name="JMF16"/> „Sie kamen zu ihm, um von ihm zu lernen, wie man meditativ lebt. Sie fanden in ihm den einzigen spirituellen Meister, der das Konzept der holistischen Psychologie vollkommen verstanden hatte, und den einzigen, der sie als Mittel dazu zu benutzen wusste, Menschen auf höhere Bewusstseinsebenen zu bringen“, schrieb ein Biograf.<ref>Vasant Joshi (1982), zitiert in Judith M. Fox (2002), S. 16</ref> Therapiegruppen waren bald ein wesentlicher Bestandteil des Ashram-Angebots und auch eine seiner größten Einnahmequellen.<ref name="JMF17">Judith M. Fox (2002), S. 17</ref> 1976 umfasste das Angebot 10 Therapien, darunter [[Encounter (Psychologie)|Encounter]], Primal und [[Enlightenment Intensive]], eine Gruppe, in der die Teilnehmer z. B. drei Tage lang versuchen mussten, die Frage „Wer bin ich?“ zu beantworten.<ref name="JMF17"/> In den folgenden Jahren stieg die Anzahl der angebotenen Therapieformen auf etwa achtzig.<ref name="JMF17"/> |
|||
Besucher fragten entweder Bhagwan, an welchen Gruppen sie teilnehmen sollten, oder wählten Gruppen nach eigenem Gutdünken aus.<ref name="JMF17"/> In einigen Gruppen wie Encounter und [[Neotantra|Tantra]] wurde Sex mit wechselnden Partnern angeregt,<ref name="NYT131186"/><ref>Jörg Andrees Elten, ''Ganz entspannt im Hier und Jetzt'', Köln 2000, S. 186–191</ref> entsprechend Bhagwans Lehre, dass sexuelle Blockaden erst aufgelöst werden müssten, ehe das authentische Wesen des Menschen sich entfalten könnte.<ref name="JMF17"/> In den Encounter-Gruppen wurden auch gewalttätige Konfrontationen zwischen den Teilnehmern zugelassen; laut [[Presse (Medien)|Pressemeldungen]] kamen sogar mehrere [[Vergewaltigung]]en vor.<ref name="JMF17"/><ref name="NYT131186">[[Janet Maslin]]: [http://movies.nytimes.com/movie/157300/Ashram/overview ''Ashram (1981) Life at an Ashram, Search for Inner Peace''], Film-Review in der ''New York Times'' vom 13. November 1981</ref><ref name="FF1-83">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 22. September 1986, S. 83</ref> Nachdem ein Teilnehmer einen Knochenbruch erlitt, wurden Tätlichkeiten in den Gruppen untersagt.<ref name="JMF17"/> Trotzdem hatten viele Sannyasins und Besucher die Empfindung, an etwas Aufregendem, Neuartigem teilzunehmen.<ref name="JMF17"/> In diesem Gefühl wurden sie auch von Bhagwan bestärkt: „Wir experimentieren hier mit allen Möglichkeiten, die das menschliche Bewusstsein heil machen und einen Menschen bereichern können“, sagte er.<ref name="JMF17"/> |
|||
==== Tagesgeschehen im Ashram ==== |
|||
Ein typischer Tag im Ashram begann um 6 Uhr mit der einstündigen [[Dynamische Meditation|Dynamischen Meditation]]. Um 8 Uhr hielt Bhagwan einen öffentlichen Vortrag in der so genannten „Buddha Hall“ (Buddhahalle).<ref name="JMF17"/><ref name="Süss48-49">Joachim Süss (1996), S. 48–49</ref> Bis 1981 wechselten sich hier Vortragsreihen auf [[Hindi]] und [[Englische Sprache|Englisch]] in monatlichem Rhythmus ab. Viele dieser spontan gehaltenen Vorträge waren Kommentare zu Texten aus verschiedenen spirituellen Traditionen; in anderen beantwortete er Fragen von Besuchern und Schülern.<ref name="JMF17"/> Die Vorträge waren gespickt mit Witzen, Anekdoten und provokanten Bemerkungen, die regelmäßig Heiterkeitsausbrüche in seinem ergebenen Publikum auslösten.<ref name="JMF18">Judith M. Fox (2002), S. 18</ref> Tagsüber fanden diverse Meditationen und Therapien statt, deren Intensität der spirituellen Energie von Bhagwans „Buddhafeld“ zugeschrieben wurde.<ref name="JMF18"/> Abends gab es [[Darshan]]s, in denen Bhagwan persönliche Gespräche mit kleinen Zahlen individueller Anhänger und Besucher führte.<ref name="ff80">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 22. Sept. 1986, S. 80</ref> Anlass für einen Darshan war in der Regel die Ankunft eines Schülers im Ashram bzw. seine bevorstehende Abreise, oder auch ein besonders gewichtiges Problem, das der Sannyasin mit Bhagwan persönlich besprechen wollte.<ref name="JMF18"/> Vier Tage im Jahr wurden besonders gefeiert: Bhagwans Erleuchtungstag (21. März) und sein Geburtstag (11. Dezember) sowie Guru Purnima, ein Vollmond, an dem Inder ihre spirituellen Meister verehren, und Mahaparinirvana, der Tag, an dem aller [[Erleuchtung|Erleuchteten]] gedacht wird.<ref name="JMF18"/> Für Besucher war der Aufenthalt in Poona generell eine intensive, [[karneval]]artige Erfahrung, unabhängig davon, ob sie letztendlich „Sannyas nahmen“ oder nicht.<ref name="ff80"/><ref name="JMF18"/> Der Ashram, so die Beschreibung einer Schülerin, war „ein Vergnügungspark und ein Irrenhaus, ein Freudenhaus und ein Tempel.“<ref name="JMF18SB">Bharti, ''Death Comes Dancing'', zitiert in Judith M. Fox (2002), S. 18</ref> |
|||
Bhagwans Lehren betonten Spontaneität, aber der Ashram war keineswegs frei von Regeln.<ref name="JMF18"/> Wächter standen am Eingang, Rauchen und Drogen waren verboten, und bestimmte Teile des Geländes wie z. B. das Lao Tzu House, in dem Bhagwan seine Einzimmerwohnung hatte, waren nur privilegierten Schülern zugänglich.<ref name="JMF18"/><ref name="JMF19"/> Wer zu einem Vortrag in die Buddha-Halle wollte („Schuhe und Verstand bitte draußen lassen“, hieß es auf dem Schild am Eingang), musste sich zuerst einem Schnüffeltest unterziehen; Bhagwan war allergisch gegen [[Shampoo]]s und [[Kosmetik]]produkte, und wer nach solchen roch, dem wurde der Zutritt verwehrt.<ref name="JMF19">Judith M. Fox (2002), S. 19</ref> |
|||
==== Negative Berichte in den Medien ==== |
|||
In den 1970er Jahren wurde zum ersten Mal auch die westliche Presse auf Bhagwan, den „Sex-Guru“, aufmerksam.<ref name="JMF19"/> Die Berichte konzentrierten sich auf die Therapiegruppen, Bhagwans Einstellung zu Sex und seine oft schelmischen, auf Schockwirkung ausgerichteten Äußerungen („Selbst Menschen wie Jesus sind noch ein kleines bisschen neurotisch“).<ref name="JMF19"/> Auch das Verhalten von Sannyasins wurde zum Gegenstand von Kritik.<ref name="JMF20">Judith M. Fox (2002), S. 20</ref> Um Geld zur Verlängerung ihres Indien-Aufenthaltes zu verdienen, gingen einige Frauen regelmäßig nach Bombay, wo sie sich als [[Prostitution|Prostituierte]] verdingten.<ref name="ff85">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 22. September 1986, S. 85</ref> Andere Sannyasins versuchten sich im Schmuggel von [[Opium]], [[Haschisch]] und [[Marihuana]]; manche wurden gefasst und landeten im Gefängnis.<ref name="ff85"/> Der Ruf des Ashrams litt darunter.<ref name="JMF20"/> Als im Januar 1981 [[Georg Wilhelm von Hannover#Nachkommen|Prinz Welf von Hannover]] (''Swami Anand Vimalkirti''), ein Cousin von [[Prinz Charles]] und Nachkomme von Kaiser [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]], in Poona einem [[Schlaganfall]] erlag, stellten die besorgten Verwandten sicher, dass seine kleine Tochter nicht bei ihrer Mutter (ebenfalls Sannyasin) in Poona aufwachsen würde.<ref name="JMF20"/> Mitglieder der Anti-Kult-Bewegung begannen zu behaupten, dass Sannyasins gegen ihren Willen zur Teilnahme an Therapiegruppen gezwungen würden, Nervenzusammenbrüche erlitten und in die Prostitution und Drogenkriminalität gedrängt würden.<ref name="JMF20"/> |
|||
Die feindliche Einstellung der umgebenden Gesellschaft schien Bhagwan nichts auszumachen, wenn auch 1980 ein Mordanschlag auf ihn verübt wurde – Vilas Tupe, ein extremistisch gesinnter [[Hindu]], warf während eines Morgenvortrags ein Messer nach ihm, verfehlte jedoch sein Ziel.<ref name="JMF21"/><ref name="LFC70">Lewis F. Carter (1990), S. 70</ref><ref>[http://timesofindia.indiatimes.com/articleshow/28605046.cms Artikel in der ''Times of India'' vom 18. November 2002]</ref> Das Erscheinen des in Indien verbotenen Films ''Ashram'', der das Geschehen in den Therapiegruppen unzensiert abbildete,<ref name="NYT131186"/> und Bhagwans unverblümte Kritik am damaligen Premierminister [[Morarji Desai]] veranlassten den indischen Staat, eine härtere Linie gegenüber dem Ashram einzunehmen.<ref name="LFC63">Lewis F. Carter (1990), S. 63</ref> Unter anderem wurde dem Ashram rückwirkend der steuerbefreite Status entzogen, was in einer Steuerforderung in Millionenhöhe mündete.<ref name="LFC64">Lewis F. Carter (1990), S. 64</ref> |
|||
==== Umzugsabsichten und Beginn von Bhagwans Schweigephase ==== |
|||
Angesichts der immer weiter anwachsenden Besucherzahlen und der feindseligen Einstellung der Stadtverwaltung zogen Bhagwans Schüler einen Umzug nach Saswad, etwa 30 km außerhalb von Poona, in Betracht, wo sie eine landwirtschaftliche Kommune aufbauen wollten.<ref name="JMF21">Judith M. Fox (2002), S. 21</ref> Doch eine Brandstiftung und die Vergiftung eines Brunnens in Saswad machten deutlich, dass der Ashram auch dort nicht willkommen war.<ref name="JMF21"/> Ein anschließender Versuch, in [[Gujarat]] Land für den Ashram zu erwerben, scheiterte am Widerstand der lokalen Behörden.<ref name="ff85">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 22. Sept. 1986, S. 85</ref> |
|||
Bhagwans Gesundheit verschlechterte sich gegen Ende der 1970er Jahre; sein persönlicher Kontakt mit Sannyasins wurde schon ab 1979 reduziert.<ref name="JMF21"/> Aus den abendlichen Darshans wurden Energie-Darshans – statt persönlicher Gespräche fand nun eine „Energieübertragung“ statt, bei der Bhagwan mit seinem Daumen auf das in der Mitte der Stirn befindliche „dritte Auge“ des Schülers drückte.<ref name="JMF21"/> Am 10. April 1981 trat Bhagwan nach einer Krankheit in eine Phase des Schweigens ein, und statt der täglichen Vorträge gab er nun [[Satsang]]s (stilles Zusammensitzen, mit kurzen Phasen von Lesungen aus verschiedenen Werken und Live-Musik).<ref name="JMF21"/> Etwa zur selben Zeit löste [[Ma Anand Sheela]] (Sheela Silverman) Laxmi als Bhagwans Sekretärin ab.<ref name="JMF22">Judith M. Fox (2002), S. 22</ref> Sheela kam zu dem Entschluss, dass Bhagwan, der zu dieser Zeit unter einem langwierigen und sehr schmerzhaften [[Bandscheibe]]nproblem litt, zur Sicherstellung besserer medizinischer Behandlungsmöglichkeiten in die [[USA|Vereinigten Staaten]] reisen sollte.<ref name="JMF22"/> Bhagwan und Vivek hielten anscheinend anfangs nicht viel von der Idee, doch Sheela setzte sich durch.<ref name="JMF22"/><ref name="ff86">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 22. September 1986, S. 86</ref> |
|||
=== Sheelas Kommune in Oregon (1981–1985) === |
|||
[[Datei:Oregon Rajneeshpuram.jpg|miniatur|Die Meditations- und Versammlungshalle in Rajneeshpuram (140 x 65 m)]] |
|||
[[Datei:1983 festival at Rajneeshpuram.jpg|miniatur|Master’s Day Festival 1983 in Rajneeshpuram, Oregon]] |
|||
[[Datei:Osho Drive By.jpg|miniatur|Bhagwan wird auf einem seiner täglichen „Drive-bys“ von am Straßenrand auf ihn wartenden Sannyasins gegrüßt.]] |
|||
==== Ankunft in Amerika und Planung der neuen Kommune ==== |
|||
Am 1. Juni 1981 reiste Bhagwan daher nach Amerika, zunächst nach [[Montclair (New Jersey)]].<ref name="JMF23">Judith M. Fox (2002), S. 23</ref><ref name="NYT160981">[http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9C05E2DE1138F935A2575AC0A967948260&sec=&spon=&pagewanted=1 Artikel in der ''New York Times'' vom 16. Sept. 1981]</ref> Sheela kaufte kurz darauf in [[Oregon]] für 5,75 Millionen Dollar die entlegene Big Muddy Ranch {{Coordinate|NS=44.8375|EW=-120.475|type=landmark|dim=250|region=IN-MH|text=(s. Karte)|name=Big Muddy Ranch}} (früherer Drehort einiger Westernfilme mit [[John Wayne]]); sie wollte dort eine Kommune aufbauen und die heruntergewirtschaftete Ranch in eine Oase verwandeln.<ref name="JMF23"/> |
|||
Sheelas Plan, eine solche Kommune aufzubauen, barg von Anfang an erhebliche Schwierigkeiten.<ref name="JMF24"/> Zum einen würde das Projekt große Geldsummen verschlingen und zum anderen galt es, die Reaktion der ansässigen Bevölkerung zu berücksichtigen.<ref name="JMF24">Judith M. Fox (2002), S. 24</ref> Viele Oregoner standen dem Gedanken, dass ein indischer spiritueller Lehrer mit seinen Schülern sich in ihrer Nachbarschaft niederlassen würde, von Anfang an bange oder ausgesprochen feindselig gegenüber.<ref name="JMF24"/> Ein weiteres Problem war, dass die Ranch als landwirtschaftliches Land klassifiziert war und nach den geltenden Landnutzungsbestimmungen nur eine kleine Anzahl Häuser enthalten durfte.<ref name="JMF24"/> Das vierte Problem waren die [[Einwanderung]]sbestimmungen der Vereinigten Staaten – die meisten Sannyasins, wie auch Bhagwan selbst, hatten weder die amerikanische [[Staatsbürgerschaft]] noch eine permanente [[Aufenthaltserlaubnis]].<ref name="JMF24"/> Das letzte Problem war Bhagwan selber, der sich bei seinem ersten Besuch in der baumlosen Landschaft im August 1981 wenig enthusiastisch zeigte.<ref name="JMF24"/> Trotzdem sah es eine Weile so aus, als würde Sheelas Wunschtraum in Erfüllung gehen.<ref name="JMF24"/> Sannyasins in aller Welt wurden kontaktiert und angehalten, Geld in das Projekt zu investieren, mit der Aussicht, dass ihnen dort dann ein Wohnplatz geboten würde.<ref name="JMF24"/> |
|||
1982 wurde die Stadt [[Rajneeshpuram]] auf dem Gelände der Ranch gegründet.<ref name="JMF25"/> Hunderte von bereits in Oregon angekommenen Sannyasins arbeiteten am Aufbau der notwendigen [[Infrastruktur]].<ref name="JMF25">Judith M. Fox (2002), S. 25</ref> Die Stadt hatte bald eine eigene Post, Schule, Feuerwehr, Einkaufszentren, Restaurants und ein öffentliches Transportsystem mit 85 Bussen. Ein Flugplatz ({{Coordinate|NS=44.8299|EW=-120.4955|type=landmark|dim=1000|region=IN-MH|text=Big Muddy Ranch Airport|name=Big Muddy Ranch Airport}}) mit stadteigenen Flugzeugen stand zur Verfügung. Ein [[Mandir]] diente als Meditations- und Versammlungshalle. Außerdem hatten die Sannyasins leerstehende Häuser in der nächstgelegenen Ortschaft, [[Antelope (Oregon)|Antelope]] (etwa fünfzig Einwohner), aufgekauft und dort die Mehrheit im [[Stadtrat]] gewonnen.<ref name="JMF25"/> Die Kommune empfing Tausende von Besuchern aus aller Welt zu den jährlichen Master's Day Festivals.<ref>Lewis F. Carter (1990), S. 122</ref> Viel Presseinteresse erregte in den folgenden Jahren eine Flotte von bis zu 93 [[Rolls-Royce Motor Cars|Rolls-Royce]], die Bhagwan von seinen Schülern zur Verfügung gestellt wurde.<ref name="Süss53">Joachim Süss (1996), S. 53</ref> Die Luxuswagen symbolisierten Bhagwans enthusiastische Befürwortung von innerem wie auch äußerem Reichtum; zudem waren sie eine bewusst provokative [[Satire]] auf Amerikas Besessenheit von dem Automobil.<ref>James R. Lewis (2004), S. 129–130</ref> |
|||
==== Konflikte mit der umliegenden Gesellschaft ==== |
|||
Die Einwanderungsgesetze versuchten die Sannyasins zum Teil dadurch zu umgehen, dass sie [[Scheinehe]]n mit amerikanischen Staatsbürgern eingingen, was von den amerikanischen Einwanderungsbehörden mit großem Argwohn beobachtet wurde.<ref name="JMF25"/> Auch Bhagwan selbst hatte Visumprobleme, die Sheela dadurch lösen wollte, dass Bhagwan zum offiziellen Oberhaupt einer Religion, des so genannten „Rajneeshismus“, erklärt würde.<ref name="JMF26">Judith M. Fox (2002), S. 26</ref> Dieser Antrag wurde von den Behörden zunächst mit der Begründung abgewiesen, dass Bhagwan kein Religionsführer sein könne, weil er sich ja in einer permanenten Schweigephase befände und sich nicht öffentlich äußere.<ref name="JMF26"/> Nach einem langen Rechtsstreit wurde er aber drei Jahre später, 1984, als Religionsführer anerkannt.<ref name="JMF26"/> Bhagwan selbst lebte von 1981 bis 1984 sehr zurückgezogen in Rajneeshpuram in einem von einem Zengarten umgebenen [[Mobilheim|Trailerkomplex]] mit angebautem Schwimmbad; die meisten Sannyasins sahen ihn nur, wenn er auf seiner täglichen Spazierfahrt langsam an ihnen vorbeifuhr, oder bei stillen Darshans, da sein Schweigen immer noch andauerte.<ref name="JMF26"/> Das Tagesgeschehen in der Kommune wurde von Sheela und ihrem fast ausschließlich aus Frauen zusammengesetzten Managementteam bestimmt.<ref name="JMF26"/> |
|||
Die Expansion der Kommune führte zu ausufernden Rechtsstreitigkeiten mit den Behörden über Baugenehmigungen.<ref name="LC143">Lewis F. Carter (1990), S. 143</ref> Sheelas zum Teil sehr schroffe Kommentare gegenüber den Medien verschärften die Lage.<ref name="JMF26"/> Im Juli 1983 wurde eine Bombe in einem von Sannyasins geführten Hotel in [[Portland (Oregon)|Portland]] gezündet.<ref name="JMF26"/> Es wurden zwar keine Gäste oder Angestellten verletzt, aber die Kommuneleitung in Rajneeshpuram nahm dies als Anlass, Waffen zu kaufen und eigene städtische Polizeikräfte auszubilden.<ref name="JMF26"/> Gewaltandrohungen seitens der Oregoner Bevölkerung häuften sich.<ref name="LC203">Lewis F. Carter (1990), S. 203ff.</ref> Das tägliche Leben in Rajneeshpuram wurde autoritärer.<ref name="JMF26"/> |
|||
==== AIDS-Warnung ==== |
|||
Im März 1984 gab Sheela bekannt, Bhagwan habe gesagt, dass in den kommenden Jahren etwa zwei Drittel der Menschheit an der damals erst seit Kurzem bekannten [[AIDS]]-Krankheit sterben würden; Sannyasins hätten infolgedessen besondere Sicherheitsvorkehrungen beim Sex zu beachten (kein Sex ohne [[Kondom]] und [[Einmalhandschuh]]e, kein Austausch von Körperflüssigkeiten, etwa durch Küssen, usw.).<ref name="JMF26"/><ref name="ff96">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 29. September 1986, S. 96</ref> Statt ungeschützter [[Promiskuität]] wurde den Sannyasins nun verantwortungsvoller „safer sex“ nahegelegt.<ref name="JMF27">Judith M. Fox (2002), S. 27</ref> Diese Reaktion hielten viele Beobachter für überzogen; die Ansteckungsgefahr bei AIDS wurde damals noch nicht als Risiko bei [[Heterosexualität|heterosexuellen]] Kontakten gesehen, und der Gebrauch von Kondomen war in diesem Zusammenhang noch nicht weithin empfohlen.<ref>Susan J. Palmer, Arvind Sharma (1993), S. 155–158</ref> |
|||
==== Abgleiten der Kommuneleitung in die Kriminalität ==== |
|||
Im September 1984 initiierte Sheela ein „Share-a-Home“-Programm für [[Obdachlosigkeit|Obdachlose]].<ref name="JMF27"/> Busse wurden in amerikanische Großstädte geschickt und kamen mit mehreren Tausend Obdachlosen zurück, denen man ein neues Leben in Rajneeshpuram angeboten hatte.<ref name="ff98-102">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 29. September 1986, S. 98–102</ref> Dies passte überhaupt nicht mit Bhagwans Lehren zusammen – Bhagwan hatte christliche Wohlfahrtsmaßnahmen in Indien immer als heuchlerisch und kontraproduktiv kritisiert –, und da zudem am 6. November 1984 eine wichtige Kommunalwahl in Wasco County bevorstand, bei der die Obdachlosen nach Oregons liberalen Wahlregelungen hätten mitwählen dürfen, wurde die Aktion von der Öffentlichkeit als Maßnahme zur Vergrößerung des Rajneeshpuram-Stimmanteils gesehen.<ref name="ff98-102"/> Nach einer schnellen Änderung der Wahlbestimmungen durch die Behörden, welche die Registrierung der Obdachlosen als Wähler erschwerte, wurden viele von ihnen einfach in die nächste größere Stadt gefahren und dort abgesetzt.<ref name="ff98-102"/> |
|||
Im Oktober 1984 gab Bhagwan bekannt, dass er seine Schweigephase beenden und von nun an wieder Vorträge halten würde.<ref name="JMF27"/> Die Verwaltung von Rajneeshpuram scheint zu diesem Zeitpunkt vollkommen außer Kontrolle gewesen zu sein.<ref name="JMF27"/> Sheela hatte heimlich Abhöranlagen im Telefonsystem von Rajneeshpuram und sogar in Bhagwans eigenem Haus installiert.<ref name="JMF27"/> Sannyasins, die mit ihrem Führungsstil nicht einverstanden waren, wurden isoliert und unter Druck gesetzt; viele verließen [[Rajneeshpuram]].<ref name="LC203"/><ref name="JMF27"/> Die internen und externen Konflikte hatten bei Sheela und ihrem Führungsteam eine Spirale der Verzweiflung ausgelöst, die schließlich in soziopathischem und kriminellem Verhalten mündete.<ref name="LC203"/><ref name="ff115">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 29. September 1986, S. 115</ref> |
|||
==== Pressekonferenz ==== |
|||
Das wahre Ausmaß dieses kriminellen Fehlverhaltens wurde erst Mitte September 1985 bekannt, als Sheela und ihr Führungsteam die Kommune fluchtartig verließen.<ref name="JMF28"/> Bhagwan berief zwei Tage darauf, am Montag, dem 16. September, eine Pressekonferenz ein.<ref name="LFC230">Lewis F. Carter (1990), S. 230</ref> Dort berichtete er, Sheela und ihr Team hätten laut Aussagen von Sannyasins, die ihm seit Sheelas Abreise von Vivek und seinen beiden Ärzten zugetragen worden seien, verschiedene Verbrechen begangen, und bat die Behörden, Ermittlungen gegen Sheela und ihr Team einzuleiten.<ref name="JMF28">Judith M. Fox (2002), S. 28</ref><ref name="ASHE">[http://www.ashe-prem.org/two/davisson.shtml Artikel im Magazin ''Ashé'']</ref> Diese Untersuchungen resultierten in der Verhaftung und Verurteilung von Sheela und mehreren ihrer Mitarbeiter.<ref name="LFC23440">Lewis F. Carter (1990), S. 234–240</ref> Wie sich herausstellte, hatten Mitglieder von Sheelas Team ein Jahr zuvor, im September 1984, also ebenfalls im Vorfeld der County-Wahlen, vorsätzlich [[Salmonellen]] in das Essen verschiedener Restaurants der Kleinstadt [[The Dalles]] in Oregon lanciert, um zu sehen, ob es möglich wäre, Wahlberechtigte krank zu machen und so das Ergebnis der Wahlen zu beeinflussen.<ref name="ff116">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 29. September 1986, S. 116</ref> Etwa 750 Menschen erkrankten, 45 mussten ins Krankenhaus.<ref name="LFC224">Lewis F. Carter (1990), S. 224</ref> Bhagwans Leibarzt Swami Devaraj, den Sheela wegen seines direkten Zugangs zu Bhagwan als Konkurrenten betrachtete, und zwei Beamte der Oregoner Behörden waren im Auftrag Sheelas vergiftet worden; Devaraj und einer der Beamten wurden daraufhin ernsthaft krank, erholten sich aber schließlich wieder.<ref name="ff119">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 29. September 1986, S. 119</ref><ref>Lewis F. Carter (1990), S. 202</ref> Bhagwan erklärte, von diesen Verbrechen nichts gewusst zu haben, und wurde von den Behörden auch nie ihretwegen belangt, aber sein ohnehin schon umstrittener Ruf erlitt dennoch schweren Schaden, besonders im Westen.<ref name="JMF28"/><ref name="LFC23440"/><ref name="PT">[http://publishingtrends.com/copy/01/0105/0105osho.htm PublishingTrends.com]</ref> |
|||
==== Verhaftung ==== |
|||
Am 23. Oktober 1985 finalisierte eine ''Federal Grand Jury'' unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Anklageschrift gegen Bhagwan wegen angeblicher Einwanderungsdelikte.<ref name="ff110">Frances FitzGerald, ''The New Yorker'' 29. September 1986, S. 110</ref> Am 28. Oktober 1985 wurde Bhagwan nach einem Flug nach [[North Carolina]] ohne Haftbefehl (die Anklage war noch nicht offiziell angekündigt worden) festgenommen.<ref name="LFC232">Lewis F. Carter (1990), S. 232</ref> Als Begründung gaben die amerikanischen Behörden an, er habe die USA verlassen wollen.<ref name="LFC233">Lewis F. Carter (1990), S. 233</ref> Bhagwan wurde daraufhin von seinen Begleitern getrennt und die nächsten zwölf Tage in Ketten von einem Gefängnis zum nächsten transportiert, bis er schließlich wieder in Oregon ankam.<ref name="ASHE"/><ref name="JMF29">Judith M. Fox (2002), S. 29</ref> Er bekam eine zehnjährige Bewährungsstrafe, die unter der Bedingung, das Land zu verlassen, ausgesetzt wurde, sowie eine Geldstrafe von 400.000 Dollar.<ref name="LFC237">Lewis F. Carter (1990), S. 237</ref> Bhagwan behauptete danach, er sei in den zwölf Tagen, die er in verschiedenen amerikanischen Gefängnissen verbrachte, mit einem Mittel vergiftet worden, das später nicht mehr nachweisbar sei.<ref name="JMF36">Judith M. Fox (2002), S. 36</ref> |
|||
=== Weltreise und Poona II (1985–1990) === |
|||
==== Weltreise ==== |
|||
Nach längeren Aufenthalten in [[Nepal]], [[Kreta]] und [[Uruguay]] und verschiedenen Irrflügen um den Globus, während deren ihm fast überall auf massives Betreiben der entsprechenden Stellen der Vereinigten Staaten die Einreise verweigert wurde,<ref>[http://www2.db.dk/pe/twotales.htm Artikel „Two Tales – One Story“]</ref> kehrte Bhagwan Anfang 1987 schließlich in den Ashram in [[Pune]] zurück.<ref name="JMF33">Judith M. Fox (2002), S. 33</ref> |
|||
==== Die Multiversity ==== |
|||
Der Ashram nahm seine früheren Tätigkeiten wieder auf – Bhagwans Diskurse wurden veröffentlicht und Therapiekurse fanden statt, wenn auch nun in weniger kontroversem Stil als früher.<ref name="JMF34">Judith M. Fox (2002), S. 34</ref> Der Ashram wurde ausgebaut und präsentierte sich jetzt als „Multiversity“, ein Ort, in dem Therapie als Brücke zur Meditation fungieren sollte.<ref name="JMF34" /> Die Besucherströme nahmen wieder zu.<ref name="JMF34" /> Unter seinen Sannyasins war angesichts der Erfahrungen in Oregon die frühere Vorliebe für kommunales Zusammenleben mit anderen Sannyasins weitgehend erloschen; die meisten zogen es nun vor, ein unauffälliges und eigenständiges Leben in der Gesellschaft zu führen.<ref name="JMF34-35">Judith M. Fox (2002), S. 34–35</ref> Die Verpflichtung, orange bzw. rote Kleidung und die Mala zu tragen, wurde Ende 1985 abgeschafft.<ref name="Nj431">Nisha Jacobi (1988), S. 431</ref> |
|||
Bhagwan entwickelte neue Meditationstechniken, darunter die „Mystic Rose“-Technik, und begann wieder, Meditationen persönlich zu leiten.<ref name="JMF34" /> Seine täglichen Vorträge fanden nun abends und nicht wie früher morgens statt.<ref name="Aveling198">Harry Aveling (1994), S. 198</ref> Ab April 1988 befasste er sich in ihnen ausschließlich mit Zen-Meistern.<ref name="JMF34" /> Im August 1988 führte Bhagwan die roten Roben für seine Anhänger wieder ein; diese wurden jetzt aber nur noch im Ashram selbst getragen und ohne Mala.<ref name="Aveling198" /> Beim abendlichen Meeting wurden (und werden auch heute noch) weiße Roben getragen.<ref name="Süss62">Joachim Süss (1996), S. 62</ref> Ende 1988 erklärte er, dass er nicht mehr Bhagwan genannt werden wolle – der Scherz sei nun vorbei: ''„I don’t want to be called Bhagwan again. Enough is enough! The joke is over!“''<ref>Osho, ''No Mind: The Flowers of Eternity'', Kapitel 1</ref> Nach einigen Wochen ohne Namen akzeptierte er auf den Vorschlag seiner Schüler hin den Namen '''Osho''', der als respektvolle Anrede in einigen [[Zen]]-Geschichten, die er in seinen Vorträgen besprochen hatte, aufgetaucht war.<ref name="ASP">Osho, ''Autobiographie eines spirituellen Provokateurs'', Anhang</ref><ref name="JMF34" /> 1989 ließ er ankündigen, dass der Ashram in Zukunft als ein Urlaubs- und Meditationsresort („Club Meditation“) geführt werden solle.<ref name="Aveling198" /> |
|||
==== Tod ==== |
|||
Oshos Gesundheitszustand wurde zunehmend schlechter; im April 1989 hielt er seinen letzten öffentlichen Vortrag.<ref name="JMF36"/> Den Rest dieses Jahres saß er abends nur noch schweigend mit seinen Sannyasins zusammen in der Meditationshalle des Ashrams.<ref name="JMF36"/> Ende 1989 starb seine Gefährtin Vivek, anscheinend von eigener Hand.<ref name="JMF37">Judith M. Fox (2002), S. 37</ref> Osho starb sechs Wochen später, am 19. Januar 1990, im Alter von 58 Jahren.<ref name="JMF37" /> Nur Stunden später wurde sein Leichnam im Beisein von Hunderten schockierter, aber feiernder Sannyasins verbrannt.<ref name="JMF37" /> Oshos Asche befindet sich in einem weißen marmornen Meditationssaal im Ashram. Auf einer Gedenktafel steht ein Zitat [[Meher Baba]]s: ''„Never Born, Never Died: Only Visited this Planet Earth between Dec 11 1931 – Jan 19 1990.“'' |
|||
== Lehre == |
|||
Osho war gegen jedes Glaubenssystem und betonte den Wert der authentischen religiösen Erfahrung gegenüber der Zugehörigkeit zu einer Religion.<ref>Judith M. Fox (2002), S. 2</ref> In seiner Kritik des [[Christentum]]s zum Beispiel sagte er, [[Jesus]] sei ein Rebell – er existiere nur außerhalb der Kirchenmauern, die sein Anliegen [[dogma]]tisch kanalisiert und damit leblos gemacht hätten.<ref name="Süss153">Joachim Süss (1996), S. 153</ref> Gott sei nichts als eine Erfindung des Menschen, [[Opium des Volkes|Opium für das Volk]]: |
|||
{{Zitat-en|It is absolutely necessary that God should be dead. But I want you to know my understanding: It was good of Friedrich Nietzsche to declare God dead – I declare that he has never been born. It is a created fiction, an invention, not a discovery. Do you understand the difference between invention and discovery? A discovery is about truth, an invention is manufactured by you. It is man-manufactured fiction. Certainly it has given consolation, but consolation is not the right thing! Consolation is opium. It keeps you unaware of the reality, and life is flowing past you so quickly – seventy years will be gone soon. Anybody who gives you a belief system is your enemy, because the belief system becomes the barrier for your eyes, you cannot see the truth. The very desire to find the truth disappears. But in the beginning it is bitter if all your belief systems are taken away from you. The fear and anxiety which you have been suppressing for millennia, which is there, very alive, will surface immediately. No God can destroy it, only the search for truth and the experience of truth – not a belief – is capable of healing all your wounds, of making you a whole being. And the whole person is the holy person to me.| |
|||
Übersetzung=Es ist absolut notwendig, dass Gott tot sein muss. Aber ich möchte, dass ihr meine Auffassung kennt: Es war gut von Friedrich Nietzsche, Gott für tot zu erklären – ich aber sage, dass er überhaupt nie auf die Welt gekommen ist. Er ist eine Geschichte, eine Erfindung: keine Entdeckung. Versteht ihr den Unterschied zwischen einer Erfindung und einer Entdeckung? Eine Entdeckung hat mit der Wirklichkeit zu tun; eine Erfindung dagegen ist von euch fabriziert worden. Es ist eine vom Menschen fabrizierte Geschichte. Natürlich spendet sie Trost, aber Trost ist nicht das Richtige! Trost ist Opium. Er bewirkt, dass ihr euch der Wirklichkeit weiterhin nicht bewusst werdet, und das Leben fließt so schnell an euch vorbei – die siebzig Jahre werden bald vorüber sein. Jeder, der euch ein Glaubenssystem verkauft, ist euer Feind, denn das Glaubenssystem wird zu einer Barriere für eure Augen, ihr könnt die Wirklichkeit nicht sehen. Selbst der Wunsch, die Wahrheit zu finden, verschwindet. Aber am Anfang ist es bitter, wenn euch alle eure Glaubenssysteme weggenommen werden. Die Angst und Furcht, die ihr seit Jahrtausenden unterdrückt, die aber noch da ist, sehr lebendig ist, wird sofort wieder an die Oberfläche treten. Kein Gott kann sie zerstören, nur die Suche nach der Wirklichkeit und die Erfahrung der Wirklichkeit – nicht ein Glaube – kann alle eure Wunden heilen, euch zu ganzen Wesen machen. Und für mich ist der ganze Mensch der heilige Mensch.|Osho <ref>Osho, ''God is Dead, Now Zen is the Only Living Truth'', Kapitel 1; Video [http://www.youtube.com/watch?v=PBEIeRSLb8k hier] verfügbar</ref>}} |
|||
Der Weg zur authentischen religiösen Erfahrung liegt in seiner Lehre darin, das Leben als Ganzes anzunehmen, es in allen seinen Facetten zu lieben und täglich zu feiern.<ref name="Süss162">Joachim Süss (1996), S. 162</ref> Jede wie auch immer geartete Tätigkeit könne dem inneren Wachstum dienen.<ref name="Süss118">Joachim Süss (1996), S. 118</ref> [[Meditation]] bedeute dabei, ein Zeuge aller inneren Vorgänge zu sein, den Strom der Gedanken und Empfindungen an sich vorbeiziehen zu lassen, ohne sich weiter mit ihnen zu identifizieren.<ref name="Süss120">Joachim Süss (1996), S. 120</ref> Auf diese Weise könne man ihre Vorläufigkeit erkennen und sein Gespür für die Realität hinter der rational oder sinnlich wahrnehmbaren, vergänglichen Welt schärfen.<ref name="Süss120"/> In dem Moment, wo der Meditierende nur noch Zeuge sei, erfahre er, wer er wirklich ist.<ref name="Süss120"/> |
|||
Osho widersprach sich oft selbst, bewusst, denn er wollte vermitteln, dass es nicht auf die Worte ankomme, sondern vielmehr darum gehe, die Bindung an deren Bedeutung und Inhalte fallen zu lassen – wer die Wahrheit suche, müsse den Sprung ins Unbekannte wagen.<ref name="Süss50">Joachim Süss (1996), S. 50</ref> Die Wirklichkeit weise über das unzulängliche Medium der [[Ratio]] und somit auch der [[Sprache]] hinaus.<ref name="Süss50"/> Deshalb war ihm jedes Verfahren recht, die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf die Realität hinter dem Medium „Diskurs“ zu lenken und die Identifikation mit seinen Worten immer wieder durch verfremdende rhetorische Mittel zu unterbrechen.<ref name="Süss50"/> Letztendlich seien auch die Widersprüche in der Vielgestalt Gottes enthalten und aufgehoben:<ref>Joachim Süss (1996), S. 50; siehe auch Interview mit Jeff McMullen, ''60 Minutes'', Australien, [http://www.youtube.com/watch?v=otGQqO2TYMI hier] als Video verfügbar</ref> |
|||
{{Zitat-en|I am not trying to give you a philosophy, a doctrine, a dogma. A dogma has to be consistent, a creed has to be consistent. I am not trying to convert you to a certain belief; a belief has to be consistent. I am trying to give you a vision, not a belief. I am trying to help you to come to my window to see the sky, to see the truth. That truth cannot be described. And that truth cannot be made a dogma, and that truth contains all contradictions – because it is so vast. So I go on giving you glimpses, aspects of it: one aspect is contradictory to another aspect. But in the whole truth, all aspects meet and mingle and are one.| |
|||
Übersetzung=Ich will euch nicht eine Philosophie, eine Doktrin, ein Dogma geben. Ein Dogma muss in sich schlüssig sein, ein Religionsbekenntnis muss in sich schlüssig sein. Ich will euch nicht zu einem bestimmten Glauben bekehren; ein Glaube muss logisch schlüssig sein. Ich will euch eine Vision vermitteln, keinen Glauben. Ich möchte, dass ihr zu meinem Fenster kommt und den Himmel seht, die Wirklichkeit seht. Die Wirklichkeit ist unbeschreiblich. Und aus dieser Wirklichkeit lässt sich kein Dogma machen, diese Wirklichkeit vereint alle Widersprüche in sich – sie ist so unermesslich groß. Also gebe ich euch immer wieder Einblicke, Aspekte der Wirklichkeit: ein Aspekt widerspricht dem anderen. Aber in der gesamten Wirklichkeit treffen sich all diese Aspekte, vermischen sich und sind eins.|Osho<ref>Osho, ''The Beloved'', Vol. 1, Kapitel 6</ref>}} |
|||
Ein Sinn für [[Humor]] sollte seiner Meinung nach den Grundstein der zukünftigen Religiosität des Menschen bilden.<ref name="JMF12"/> Folgerichtig enthielten seine Vorträge Hunderte von zum Teil deftigen Witzen (der einzige Teil seiner Diskurse, den er vom Blatt las).<ref>Judith M. Fox (2002), S. 17; [http://www.youtube.com/watch?v=6D7rWLzloOI hier ein Beispiel]</ref> Oshos Vorträge und Initiationsgespräche wurden aufgezeichnet und in Buchform in praktisch unredigiertem Originalwortlaut und auch als Tonkassetten und Videofilme veröffentlicht. Die in [[Hindi]] gehaltenen Vorträge (nach 1981 sprach er nur noch auf Englisch) werden nach und nach ins Englische übersetzt. So sind über 400 Bände von durchschnittlich 250 Seiten (ohne Berücksichtigung von thematischen Neuzusammenstellungen) entstanden. Viele Werke sind ins Deutsche und mehr als fünfzig andere Sprachen übertragen worden.<ref name="OT">[http://garmond.pl/nowyhoryzont/files/oshoip.pdf Osho Times, Januar 2006]</ref> |
|||
Osho äußerte sich auch zu konkreten sozialen und biologischen Fragen. So war Osho Befürworter der Euthanasie von blinden, tauben, stummen und geistig zurückgebliebenen Kindern: |
|||
{{Zitat-en|If a child is born blind or crippled, if a child is born deaf, dumb, and we cannot do anything. [...] If the parents are willing, the child should be put to eternal sleep. And there is no problem in it. [...] So even if a child is born, if he is not medically capable of enjoying life fully with all the senses, healthy, then it is better that he goes to eternal sleep.| |
|||
Übersetzung= Wenn ein Kind blind oder verkrüppelt auf die Welt kommt, oder taub, stumm, und wir können nichts machen [...] wenn die Eltern einverstanden sind, sollte dieses Kind in ewigen Schlaf geschickt werden. Und da gibt es kein Problem. Also: selbst wenn ein Kind geboren wurde, das medizinisch nicht der Lage ist, sein Leben mit allen Sinnen zu genießen, in gesunder Weise, dann ist es besser, wenn es eingeschläfert wird.| Osho <ref>Osho, ''The Greatest Challenge: The Golden Future'', [http://www.osho.com/magazine/oshointro/VisionGoldenIndexDetails.cfm?Golden=birth hier] verfügbar</ref>}} |
|||
Osho vertrat zudem die Auffassung, dass Eltern, die ein genetisch erhöhtes Risiko haben, ein blindes oder körperlich behindertes Kind zur Welt zur bringen, „von der Existenz nicht die Erlaubnis haben, das Risiko einzugehen, die Erde mit einem verkrüppelten oder blinden Kind zu belasten“. <ref>Osho, ''The Greatest Challenge: The Golden Future'', [http://www.osho.com/magazine/oshointro/VisionGoldenIndexDetails.cfm?Golden=birth avaible] here</ref> |
|||
Auffallend ist auch, daß Osho vor allem nach dem Umzug der Kommune nach Rajneeshpuram zunehmend ablehnend der Homosexualität und Homosexuellen gegenüberstand. Osho vertrat die Meinung, Homosexuelle hätten aufgrund ihrer „Perversion“ AIDS geschaffen, wenngleich er sich nicht konkret dazu äußerte, mittels welchen biologischen oder spirituellen Mechanismus sexuelle Präferenzen zur Entstehung eines Retrovirus beitragen können. Osho trat dafür ein, daß Homosexuelle in eigenen Siedlungen leben und nicht mit der übrigen Welt in Berührung kommen sollten, da sie dort gefährliche Viren verbreiten würden: |
|||
{{Zitat-en|homosexuals should be given different localities. They can live in their own world, in their own way, and be happy, but they should not be allowed to move in the wider society, spreading all kinds of dangerous viruses. <ref>Osho, ''Hari Om Tat Sat - The Divine Sound That is the Truth, Discourse 6 ''</ref>}} |
|||
Auf die Bitte homosexueller Sannyasins, seine ablehnende Haltung gegenüber Homosexuellen zu erläutern, bekräftigte er seine Ablehnung wie folgt: |
|||
{{Zitat-en|As a homosexual, you are not even a human being [...]. You have fallen from dignitiy.| |
|||
Übersetzung=Als Homosexueller bist Du nicht einmal ein menschliches Wesen [...] Du hast Deine Würde verloren.| Osho <ref>Osho, ''From Bondage to Freedom, Discourse 16''</ref>}} |
|||
Osho hat diese Aussagen nie zurückgenommen oder abgeschwächt. |
|||
== Markenrechte == |
|||
Die markenrechtliche Verwaltung seines Nachlasses ist noch umstritten.<ref>[http://www.oshofriendsinternational.com/index.php?option=com_content&view=article&id=220&Itemid=297</ref> Zum Einen beansprucht das Recht eine Stiftung, die Osho International Foundation, deren Zweck die Verbreitung von Oshos religiösen Lehren und Botschaften ist.<ref>[http://www.osho.com/copyright.cfm ]</ref><ref name="PT" /><ref>[http://www.moneyhouse.ch/u/osho_international_foundation_CH-020.7.902.835-7.htm Handelsregisterdaten für OIF, Schweiz]</ref> Zum Anderen gibt es Bestrebungen, die sich auf seine Aussagen und den Markenumgang zu Lebzeiten berufen und die die Markenrechte nicht zentral vergeben sehen möchten. <ref>http://www.osho.de/2012/04/trademark-about-de/&Itemid=148]</ref> Im Jahr 2009 gab es zuletzt eine Entscheidung für die USA, die das Markenrecht für viele Meditationen und Therapietechniken bewusst offen ließ und nicht definierte.<ref>[http://www.oshofriendsinternational.com/index.php?option=com_content&view=article&id=68&Itemid=125]</ref> Eine abschließende, international gültige Vergabe der Rechte ist noch nicht entschieden. |
|||
== Rezeption == |
|||
Osho war während seines gesamten Lebens hoch umstritten.<ref name="Süss27">Joachim Süss (1996), S. 27</ref> Er hat stets seine Bewunderer gehabt – der deutsche Philosoph [[Peter Sloterdijk]] zum Beispiel hat ihn einen „[[Ludwig Wittgenstein|Wittgenstein]] der Religionen“, „eine der größten Figuren des Jahrhunderts“ genannt.<ref name="Süss27" /><ref name="SLOT"/> [[Theologie|Theologische]] [[Fakultät (Hochschule)|Fakultäten]] veranstalteten Seminare über seine Lehren; Theologieprofessoren fuhren nach Poona und berichteten von der spirituellen Lebendigkeit seiner Schüler.<ref name="Süss27" /><ref name="Huth8-9">Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 8–9</ref> Der indische Autor und Journalist [[Khushwant Singh]] schrieb einmal, man solle „Rajneesh am besten einfach ignorieren“, sagte aber später - nach dessen Tod, er sei „der originellste Denker“ gewesen, „den Indien je produziert hat: der gebildetste, klarsichtigste und innovativste“.<ref>Dharm P. S. Bhawuk (2011), S. 37</ref> |
|||
Für die meisten aber war Osho nichts weiter als ein gefährlicher Scharlatan, der es verstand, seine Anhänger auszubeuten und zur Aufgabe ihres Vermögens und unentgeltlicher harter Arbeit zu bewegen.<ref name="Süss27" /> Viele sahen in der lange Zeit für Sannyasins üblichen roten Kleidung und der Mala Beweise für einen gefährlichen Identitätsverlust und Abhängigkeit von einem autoritären und narzisstischen Führer.<ref name="Süss27" /><ref>Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 204–226</ref> Oshos polemische Kritik an Politikern und Religionsführern sowie seine unkonventionellen Ansichten über [[Sex]], [[Ehe]] und [[Familie]] provozierten zudem weltweit Opposition.<ref>Vasant Joshi (1982), S. 1–2</ref><ref>Joachim Süss (1996), S. 52</ref> Religionssoziologen wie Bob Mullan, Hugh Urban und Uday Mehta charakterisierten Oshos Lehren als clever vermarktetes, in sich widersprüchliches Mischmasch philosophischer Entleihungen aus den verschiedensten geistigen Strömungen, das Ahnungslose zwar beeindruckte, aber in Wirklichkeit viele Sachfehler enthielt und eines wirklich originellen oder profunden Gehalts entbehrte.<ref>Bob Mullan (1983), S. 48, 89–90</ref><ref>Uday Mehta (1993), S. 151</ref><ref>Hugh Urban (1996), S. 169</ref> |
|||
=== Öffentliche Medien und kirchliche Publizistik === |
|||
==== Die deutsche Presse ==== |
|||
Die Tagespresse und Magazine wie der ''[[Stern (Magazin)|Stern]]'' und der ''[[Spiegel (Magazin)|Spiegel]]'' enthielten viele, oft sensationell aufgemachte Berichte über Osho.<ref name="Huth1-2">Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 1–2</ref> Seine vielen Rolls-Royce und seine [[brillant]]enbesetzte Armbanduhren waren häufige Themen, ebenso wie die Gewalt in den Encounter-Gruppen und die Tantra-Gruppen, die ihm einen Ruf als „Sex-Guru“ einbrachten.<ref name="Huth1-2"/> Der ''Spiegel'' bot 1990 zum Anlass von Oshos Tod einen repräsentativen Rückblick: Osho hätte „den Medien mächtig Futter geliefert, zehn Jahre lang, erst mit seinem ,Sex-Kloster‘ in Poona nahe Bombay, dann bis 1985 mit der ,Sex-Ranch‘ Rajneeshpuram im US-Staat Oregon. Es war Futter von der pikanten Sorte, Nackerte und Beknackte ließen sich ins Bild rücken, Histörchen über Orgien, Massenwahn, Gehirnwäsche, Prügel-Exerzitien, Rolls-Royce-Pomp und finstere Machenschaften flossen üppig in die Spalten. Denn keiner aus der mafiosen Riege der Gurus und Sektenbosse war ein so begnadeter Entertainer wie der rundum belesene Philosophieprofessor; keiner lockte so pfiffig mit dem Psycho-Passepartout für Lust am Leben und Lieben, und wahrscheinlich hat auch keiner seine Schäfchen so pfiffig über den Kamm geschoren.“<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13499165.html Gestorben: Bhagwan Shree Rajneesh], ''Der Spiegel'', 4/1990, zitiert in Huth (1993), S. 2</ref> |
|||
==== Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen ==== |
|||
Die [[Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen|Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW)]] ist eine Einrichtung der [[Evangelische Kirche in Deutschland|Evangelischen Kirche in Deutschland]], nach eigenen Angaben eine „wissenschaftliche Studien-, Dokumentations-, Auskunfts- und Beratungsstelle für die religiösen und weltanschaulichen Strömungen der Gegenwart“ mit dem Auftrag, „diese Zeitströmungen zu beobachten und zu beurteilen“.<ref>http://www.ekd.de/ezw/die_ezw.php</ref> Die EZW brachte in einem Info-Blatt zum Beispiel den Lebensbericht einer jungen Frau unter der Überschrift „Die rote Utopie – Der Weg nach innen – Im Banne des Guru“.<ref name="Huth3">Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 3</ref> Im Materialdienst desselben Instituts schrieb ein Autor über das Thema „Losgekommen von der Droge Bhagwan“.<ref name="Huth4">Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 4</ref> Die EZW wurde dafür kritisiert, dass bereits die Überschriften signalisierten, dass es um den Nachweis der Schädlichkeit der „Droge Bhagwan“ gehe und dass die Schriftenreihe [[Polemik|polemisch]] und eindeutig von [[Apologetik|apologetischem]] Interesse bestimmt sei.<ref name="Huth4"/> |
|||
=== Das „Osho-Urteil“ des deutschen Bundesverfassungsgerichts === |
|||
Die von Osho ins Leben gerufene Bewegung hat in den 1970er und 1980er Jahren eine außerordentlich kontroverse Bewertung erfahren. In der [[Bundesrepublik Deutschland]] wurde sie in staatlichen Broschüren zu dieser Zeit verschiedentlich als „[[Sekte]]“, „Jugendsekte“, „[[Jugendreligion]]“ oder „Psychosekte“ bezeichnet; dazu traten auch die Bezeichnungen „destruktiv“ und „pseudoreligiös“ sowie Vorwürfe der [[Manipulation|Mitgliedermanipulation]]. Eine gegen solche Äußerungen der [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] und des [[Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend|Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit]] gerichtete [[Unterlassungsklage]] von Mitgliedern der Osho-Bewegung wurde vom [[Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen]] mit Urteil vom 22. Mai 1990 abgewiesen. Die Beschwerde gegen die Nichtzulassung der [[Revision (Recht)|Revision]] wurde vom [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]] mit Beschluss vom 13. März 1991 zurückgewiesen.<ref>[http://www.ejura-examensexpress.de/online-kurs/entsch_show_neu.php?Alp=1&dok_id=1481 BVerwG, Beschluss vom 13. März 1991], Az. 7 B 99.90, (Jugendsekte - Osho-Rajneesh) Volltext.</ref> Eine hiergegen gerichtete [[Verfassungsbeschwerde]] von Mitgliedern der Osho-Bewegung war jedoch teilweise erfolgreich. |
|||
Das [[Bundesverfassungsgericht]] entschied elf Jahre später, mit [[Urteil (Rechtswissenschaft)|Urteil]] vom 26. Juni 2002, dass es [[verfassungsrecht]]lich zwar nicht zu beanstanden sei, dass die in den 1980er Jahren erfolgten Bezeichnungen als „Sekte“, „Jugendsekte“ und „Psychosekte“ vom Oberverwaltungsgericht und vom Bundesverwaltungsgericht für unbedenklich gehalten worden seien. Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts verletze aber das Grundrecht der [[Religionsfreiheit]], soweit es auch den Gebrauch der Attribute „destruktiv“ und „pseudoreligiös“ sowie den Vorwurf der Mitgliedermanipulation für verfassungsmäßig angesehen habe. Diese Äußerungen der Bundesregierung seien [[Diffamierung|diffamierend]] und sachlich nicht gerechtfertigt gewesen; die Bundesregierung hatte somit gegen das deutsche [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]] verstoßen.<ref>[http://www.bverfg.de/entscheidungen/rs20020626_1bvr067091.html BVerfG, Beschluss vom 26. Juni 2002], Az. 1 BvR 670/91, Volltext Rn. 57, 60, 62, 91–94; {{BVerfGE|105|279}} - Osho; [http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg68-02.html BVerfG, Pressemitteilung Nr. 68/2002] vom 30. Juli 2002.</ref><ref>Hubert Seiwert: ''Freedom and Control in the Unified Germany: Governmental Approaches to Alternative Religions Since 1989''. In: ''[[Sociology of Religion]]'' (2003) 64 (3): 367–375, S. 370. [http://findarticles.com/p/articles/mi_m0SOR/is_3_64/ai_109568884/pg_4 Online-Ausgabe]</ref> Im November 2008 wurde Deutschland vom [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte|Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte]] wegen der zu langen Dauer des Justizverfahrens, die gegen {{Art.|6|MRK|dejure}} Abs. 1 der [[Europäische Menschenrechtskonvention|Europäischen Menschenrechtskonvention]] verstoßen hatte, zu einer Strafzahlung verurteilt.<ref>[http://www.123recht.net/article.asp?a=33813&ccheck=1 ''Deutschland wegen langen Verfahrens zu Bhagwan-Bewegung verurteilt''].</ref><ref>[http://echrblog.blogspot.com/2008/11/negative-labelling-of-osho-movement.html ''Negative labelling of Osho movement''].</ref> |
|||
=== Nachwirkung im indischen Subkontinent === |
|||
Mitte der 1980er Jahre wollte die Mehrheit der Bevölkerung in Südasien nichts mit Oshos Kommune zu tun haben.<ref name=JMF41>Judith M. Fox (2002), S. 41</ref> Seit seinem Tode hat Osho jedoch zunehmend Anerkennung gefunden; seine Lehren sind zum Teil des kulturellen [[Mainstream]]s in Indien und [[Nepal]] geworden.<ref name="Süss36">Joachim Süss (1996), S. 36</ref><ref name="TJ">[http://law.incometaxindia.gov.in/DitTaxmann/IncomeTaxActs/2007ITAct/%5B2005%5D148TAXMAN0396(BOM).htm Urteilsbegründung des Bombay High Court], Abschnitte 12–14</ref> Schon 1991 wurde er von einer einflussreichen Tageszeitung zusammen mit anderen Figuren wie [[Mohandas Karamchand Gandhi|Gandhi]] und [[Siddhartha Gautama|Buddha]] als einer von zehn Menschen genannt, die das Geschick Indiens am entscheidendsten beeinflusst hätten; in seinem Fall dadurch, dass er „den Geist zukünftiger Generationen von den Fesseln der Religiosität und des Konformismus befreit“ habe.<ref name=JMF42>Judith M. Fox (2002), S. 42</ref> Zwei Jahre nach seinem Tod wurde die komplette Ausgabe seiner Bücher in die Bibliothek des [[Lok Sabha|indischen Parlaments]] aufgenommen, eine Ehre, die vor ihm nur Mahatma Gandhi zuteil geworden war.<ref name="TJ"/><ref name="LG">[http://www2.db.dk/pe/bookman.htm Artikel in LOGOS – The Journal of the World Book Community, Vol. 12, 2001], auch [http://www.atypon-link.com/LOG/doi/abs/10.2959/logo.2001.12.1.49 hier]</ref> |
|||
=== Nachwirkungen weltweit === |
|||
[[Datei:Osho International Meditation Resort.jpg|thumb|Das Osho International Meditation Resort, heute das wohl größte Therapie- und Meditationszentrum der Welt.<ref name="WW">[http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=13588&CategoryID=82 Zu dir oder in mich, Artikel in ''Weltwoche'', Ausgabe 13/06]</ref>]] |
|||
Nach fast zwei von Kontroversen geprägten Jahrzehnten und einem Jahrzehnt der Anpassung hat sich Oshos Bewegung im Markt der neuen religiösen Bewegungen etabliert.<ref name="Lewis120">James R. Lewis (2004), S. 120</ref> Oshos Anhänger haben seinen Beitrag neu definiert und die zentralen Lehren der Bewegung so dargestellt, dass sie Außenstehenden weniger kontrovers erscheinen.<ref name="Lewis120" /> Abgesehen von Änderungen innerhalb der Bewegung hat auch die westliche Gesellschaft einen Wandel vollzogen, der zu größerer Offenheit gegenüber Themen wie Meditation, [[Yoga]] und spirituellen Texten geführt hat.<ref name="Lewis120" /> Seine Schüler leiten [[Stressmanagement]]seminare für Kunden wie [[IBM]] und [[BMW]], mit Umsätzen in Millionenhöhe in Amerika.<ref>Jeremy Carrette, Richard King (2004), S. 154</ref><ref>Paul Heelas (1996), S. 63</ref> |
|||
Oshos Werke erfreuen sich heute internationaler Popularität, mit Bestsellern in so verschiedenen Ländern wie [[Südkorea]] und Italien.<ref name="PT"/><ref name="JMF42"/><ref name="WW"/> Die von ihm gegründete Bewegung hat weltweit etwa 300 Meditations- und Informationszentren in 45 Ländern (Status: 2000).<ref name=JMF43>Judith M. Fox (2002), S. 43</ref> Seine aktiven Meditationstechniken, insbesondere die [[Dynamische Meditation]] und die [[Kundalini-Meditation]], sind weit über die von ihm gegründete Bewegung hinaus bekannt geworden; sie werden in vielen, nicht von Sannyasins geleiteten [[Selbsterfahrung]]s-Workshops und zuweilen auch in Schulen und Universitäten praktiziert.<ref>Joachim Süss (1996), S. 123</ref> |
|||
Oshos Ashram in [[Pune]] hat sich zum ''Osho International Meditation Resort'', einem der beliebtesten Reiseziele [[Indien]]s, entwickelt.<ref name=JMF41/> Das Meditation Resort empfängt Presseberichten zufolge jährlich etwa 200.000 Besucher aus 100 Ländern.<ref name="SFC24804">[http://sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?file=/chronicle/archive/2004/08/29/ING9G8DKC31.DTL ''San Francisco Chronicle'', Artikel vom 29. August 2004]</ref><ref name="WW"/> |
|||
Laut dem Religionswissenschaftler Prof. Frank Neubert von der Universität Bern schätzt man für Deutschland 30000 bis 40000 initiierte Osho-Anhänger, die oft aus den gebildeten und besser verdienenden Schichten kamen.<ref>[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1683164/ „Oshos Erben“ Über die Bhagwan–Bewegung heute]</ref> |
|||
=== Prominente Schüler im deutschen Sprachraum === |
|||
Bekannte Persönlichkeiten im deutschen Sprachraum, die sich Osho irgendwann in ihrem Leben einmal genähert haben bzw. Sannyasins wurden: |
|||
* [[Rudolf Bahro]], Philosoph und Politiker, war 1983 mehrere Wochen in [[Rajneeshpuram]] und äußerte sich positiv zu Osho.<ref>Rudolf Bahro, In Amerika gibt es keine Kathedralen, ''[[Die tageszeitung|taz]]''-Interview aus Rajneeshpuram vom 29/30. August 1983</ref> |
|||
* [[Joachim-Ernst Berendt]], Musikjournalist und Autor, wurde Sannyasin<ref name="Süss27"/> und schrieb später das Vorwort zu dem Osho-Buch „Die verborgene Harmonie“. |
|||
* [[Elfie Donnelly]] (''Ma Anasha''), Jugendbuchautorin, kam in den 1970er Jahren zusammen mit ihrem damaligen Ehemann, Peter Lustig, zu Osho. Donnelly benennt Osho noch heute als eines ihrer Vorbilder.<ref>[http://web.archive.org/web/20070928020440/http://www.womenweb.de/lifestyle/karriere/frauderwoche.7090.4.html Interview] mit Elfie Donnelly auf womenweb.de</ref> |
|||
* [[Georg Deuter]] (''Swami Chaitanya Hari''), New-Age-Musiker, komponierte in den 1970er Jahren die Musik für verschiedene Osho-Meditationen.<ref>[http://www.blacksun.com/biographies/deuter.htm Biographie]</ref> |
|||
* [[Achim Eckert]], Alternativmediziner und Autor, der mehrere Jahre in Oshos Ashram verbrachte, wendet bei seiner Arbeit Oshos Meditationstechniken an.<ref>[http://www.heilendestao.at/sem_dt_med_bm.htm heilendestao.at]</ref> |
|||
* [[Jörg Andrees Elten]] (''Swami Satyananda''), ''Stern''-Journalist, fuhr nach Poona, um einen Report zu verfassen, wurde aber kurz darauf zum Schüler Oshos und ist immer noch als Journalist und Seminarleiter in der Osho-Bewegung tätig.<ref>[http://www.oshotimes.de/seiten_php/team.php Osho Times], [http://www.hierjetzt.de/index.php?id=76 hierjetzt.de]</ref> |
|||
* [[Peter Lustig]], Fernsehmoderator, ging in den 1970er Jahren zusammen mit Elfie Donnelly nach Poona. Peter Lustig spricht ebenso positiv von dem „alten Herrn“ und den damals gemachten Erfahrungen.<ref>[http://galore.de/interviews/2007-11-10/peter-lustig/3 Interview] mit Peter Lustig auf galore.de</ref> |
|||
* [[Nena]], Popsängerin, bekannte sich 2009 als Osho-Fan und sagte, sie praktiziere seine dynamischen Meditationsmethoden.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/leben/guru-anhaengerin-nena-oma-in-extase-1.34441 Oma in Extase], ''[[Süddeutsche Zeitung]]''; [http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/hamburg/article4630861/Nena-bekennt-sich-als-Fan-des-Bhagwan-Gurus-Osho.html Nena bekennt sich als Fan des Bhagwan-Gurus Osho], ''[[Die Welt]]''</ref> |
|||
* [[Eva Renzi]], Schauspielerin, nahm in den 1970er Jahren an Therapiegruppen in Poona teil und versorgte danach die Boulevardpresse mit negativen Berichten über ihre dortigen Erfahrungen.<ref>[http://www.abendblatt.de/daten/2005/08/17/471352.html Nachruf im Hamburger Abendblatt]</ref> |
|||
* [[Barbara Rütting]] (''Ma Anand Taruna''), Schauspielerin und Politikerin, nennt Osho den größten Therapeuten des Jahrhunderts.<ref>[http://web.archive.org/web/20080621142400/http://www.barbara-ruetting.de/b-r/index_07.htm]</ref> |
|||
* [[Ralf Schmerberg]], Regisseur, lebte als junger Mann mehrere Jahre als Sannyasin auf der Ranch in Oregon.<ref>Susanne Kaloff: [http://www.welt.de/print/wams/lifestyle/article10190404/Es-gab-Frauen-die-haben-jede-Nacht-die-Kueche-zerlegt.html "Es gab Frauen, die haben jede Nacht die Küche zerlegt"], ''[[Die Welt]]'', 10. Oktober 2010</ref> |
|||
* [[Peter Sloterdijk]] (''Swami D. Peter''), Philosoph und Fernsehmoderator, verbrachte in den 1970er Jahren einige Zeit in Poona und beschreibt die Umstimmungserfahrung, die er als Sannyasin erlebt hat, als „irreversibel“.<ref name="SLOT">[http://www.taz.de/pt/2006/06/13/a0226.1/text ''taz''-Interview vom 13. Juni 2006]; [http://www.lettre.de/content/hans-j%C3%BCrgen-heinrichs_kantilenen-der-zeit Auszug aus einem Gespräch P. Sloterdijks mit Hans-Jürgen Heinrichs] in der Kulturzeitung [[Lettre International]]</ref> |
|||
* [[Mascha Rabben]] (''Ma Hari Chetana''), Schauspielerin und Fotomodell, übersetzte mehrere von Oshos Bücher ins Deutsche, zog sich in den 1980er Jahren von der Bewegung zurück. |
|||
=== Kulturelle Rezeption === |
|||
[[Marcus H. Rosenmüller]]s deutscher Spielfilm ''[[Sommer in Orange]]'' aus dem Jahr 2011 handelt von einer Sannyasin-Kommune, die von Berlin in ein oberbayerisches Dorf zieht, um ein Therapiezentrum zu eröffnen. Er basiert auf Kindheitserfahrungen der Autorin Ursula Gruber und des Produzenten Georg Gruber, die selbst in einer Bhagwan-Kommune südlich von München aufwuchsen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen/oberbiberg-der-rosi-die-baghwans-und-ein-neuer-kinofilm-1.957350 ''Der Rosi, die Baghwans und ein neuer Kinofilm.''] [[Süddeutsche Zeitung]] vom 12. Juni 2010, abgerufen am 10. Juli 2011</ref> |
|||
== Werke == |
|||
=== Autobiographisches === |
|||
* ''Glimpses of a Golden Childhood'', Osho Viha, 1997, ISBN 81-7261-072-6 |
|||
* ''Autobiography of a Spiritually Incorrect Mystic'', St Martins Press, Gordonsville 2000, ISBN 0-312-25457-1 |
|||
** ''Autobiographie eines spirituellen Provokateurs'', Ullstein, München 2001 |
|||
*** Neuauflage als ''Autobiografie'', Ullstein, München 2005, ISBN 3-548-74252-1 |
|||
=== Sonstige Werke (Auswahl) === |
|||
* ''Die Alchemie der Verwandlung''. Bhagwan spricht über jüdische Mystik, Edition Lotos, Freiburg 1983 (''The True Sage'') |
|||
* ''Auf der Suche''. Bhagwan über die „Zehn Stiere des Zen“ (''The Search'') |
|||
* ''Diskurse zum Vigyan Bhairav Tantra'', 5 Bände (''Book of the Secrets'') |
|||
* ''Ekstase, die vergessene Sprache'' (über [[Kabir]]), KI, Berlin 1980 |
|||
* ''Esoterische Psychologie'', Rajneesh, München 1979 (''Psychology of the Esoteric'') |
|||
* ''Die Gans ist raus!'' (''The Goose is Out'') |
|||
* ''Ich bin der Weg'', Rajneesh, München 1979 (''I Am the Gate'') |
|||
* ''Intelligenz des Herzens'', KI, Berlin 1979 |
|||
* ''Das Klatschen der einen Hand'' (''The Sound of One Hand Clapping'') |
|||
* ''Komm und folge mir'' / ''Jesus aber schwieg'' / ''Der Menschensohn''. Bhagwan spricht über Jesus (''Come Follow Me'', 4 Bände) |
|||
* ''Meditation, die erste und letzte Freiheit'' (''Meditation: The First and Last Freedom'') |
|||
* ''Meditation, die Kunst der Ekstase'' (''Meditation: The Art of Ecstasy. On Meditation and Meditation Techniques'') |
|||
* ''Mein Weg, der Weg der weißen Wolke'', KI, Berlin o. J. (um 1978) (''My Way, the Way of the White Cloud'') |
|||
* ''Nicht bevor du stirbst''. Osho spricht über den Weg der Sufis, Köln 1982 (''Until You Die'') |
|||
* ''Das orangene Buch. Die Meditationstechniken von Bhagwan Shree Rajneesh'', Sambuddha, Stuttgart 1982 (''The Orange Book'') |
|||
* ''Rebellion der Seele'' (''The Great Challenge'') |
|||
* ''Sprengt den Fels der Unbewusstheit. Ein Darshantagebuch'', Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1979 (''Hammer on the Rock: Evening Talks with a Modern Buddha'') |
|||
* ''Sprung ins Unbekannte'' (''Dimensions Beyond the Known'') |
|||
* ''Tantra. Die höchste Einsicht'' (über [[Tilopa]]s ''Gesang vom [[Mahamudra]]''), Sambuddha, Stuttgart 1980 (''Tantra: the Supreme Understanding'') |
|||
* ''Die verborgene Harmonie''. Vorträge über die Fragmente des [[Heraklit]] (''The Hidden Harmony'') |
|||
* ''Vom Sex zum kosmischen Bewußtsein'' (''From Sex to Super-Consciousness'') |
|||
* ''Der Weg des Buddha''. Osho spricht über ein buddhistische Hauptwerk, den [[Dhammapada]] (''Book of the Books'', 12 Bände) |
|||
== Literatur == |
|||
* Amrito ([[Jan Foudraine]]): Bhagwan – Krishnamurti – C. G. Jung und die Psychotherapie. Synthesis, Essen 1983, ISBN 3-922026-20-6. |
|||
* Harry Aveling: ''The Laughing Swamis''. Motilal Banarsidass Publishers, Delhi 1994, ISBN 81-208-1118-6. |
|||
* Dharm P. S. Bhawuk: ''Spirituality and Indian Psychology: Lessons from the Bhagavad-Gita'', Springer, New York, Heidelberg, London 2011, ISBN 978-1-4419-8109-7. |
|||
* Jeremy Carrette, Richard King: ''Selling Spirituality: The Silent Takeover of Religion''. Routledge, New York 2004, ISBN 0-415-30209-9. |
|||
* Lewis F. Carter: ''Charisma and Control in Rajneeshpuram''. Cambridge University Press, Cambridge 1990, ISBN 0-521-38554-7. |
|||
* [[Jörg Andrees Elten]]: ''Ganz entspannt im Hier & Jetzt. Tagebuch über mein Leben mit Bhagwan in Poona''. Rowohlt, Reinbek 1979; Innenwelt Verlag, Köln 2000, ISBN 3-925205-94-2. |
|||
* Frances FitzGerald: ''Cities on a Hill: A Journey Through Contemporary American Cultures''. Simon & Schuster, 1986, ISBN 0-671-55209-0 (enthält ein sehr ausführliches Kapitel über [[Rajneeshpuram]], das zuvor in zwei Teilen im Magazin ''[[The New Yorker]]'' [Ausgaben vom 22. und 29. Sept. 1986] veröffentlicht wurde). |
|||
* Judith M. Fox: ''Osho Rajneesh''. Studies in Contemporary Religion, Signature Books, Salt Lake City 2002, ISBN 1-56085-156-2. |
|||
* Marion S. Goldman: ''Passionate Journeys – Why Successful Women Joined A Cult''. The University of Michigan Press, 2001, ISBN 0-472-08844-0. |
|||
* Paul Heelas: ''The New Age Movement''. Blackwell Publishers, Oxford 1996, ISBN 0-631-19332-4. |
|||
* [[Fritz Erik Hoevels]] und Peter Priskil: ''Bhagwan oder das Dilemma einer menschenfreundlichen Religion – Eine psychoanalytische Studie'' und ''Jesus – Bhagwan. Ein Vergleich''. Ahriman, Freiburg im Breisgau 1987, ISBN 3-922774-04-0. |
|||
* Fritz-Reinhold Huth: ''Das Selbstverständnis des Bhagwan Shree Rajneesh in seinen Reden über Jesus''. Lang (Studia Irenica 36), Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-631-45987-4 |
|||
* Nisha Jacobi: ''Das Meisterstück''. Context Verlag, Bielefeld 1988, ISBN 3-926257-02-4. |
|||
* Vasant Joshi: ''The Awakened One: The Life and Work of Bhagwan Shree Rajneesh''. Harper & Row, 1982, ISBN 0-06-064205-X. |
|||
* Gunther Klosinski: ''Psychologische und psychodynamische Aspekte religiöser Konversion zu neureligiösen Bewegungen am Beispiel der Neo-Sannyas-Bewegung. Eine Vergleichsstudie bei der Neo-Sannyas-Bewegung und der Gesellschaft für [[Transzendentale Meditation]] mittels biographischer Interviews''. Habilitationsschrift, Tübingen 1984. |
|||
** Veröffentlichung als: ''Warum Bhagwan? Auf der Suche nach Heimat, Geborgenheit und Liebe''. Kösel, München 1985, ISBN 3-466-30274-9. |
|||
* James R. Lewis, Jesper Aagaard Petersen (Hrsg.): ''Controversial New Religions''. Oxford University Press, New York 2004, ISBN 0-19-515682-X. |
|||
* Uday Mehta: ''Modern Godmen in India: A Sociological Appraisal''. Popular Prakashan, Mumbai 1993, ISBN 81-7154-708-7. |
|||
* Bob Mullan: ''Life as Laughter: Following Bhagwan Shree Rajneesh'', Routledge & Kegan Paul Books Ltd, London, Boston, Melbourne und Henley 1983, ISBN 0-7102-0043-9. |
|||
* Susan J. Palmer und Arvind Sharma: ''The Rajneesh Papers: Studies in a New Religious Movement''. Motilal Banarsidass Publishers, Delhi 1993, ISBN 81-208-1080-5. |
|||
* Maroesja Perizonius: ''Der Traum meiner Mutter. Meine Kindheit in einer Bhagwan-Kommune'', Bergisch Gladbach 2008. |
|||
* Joachim Süss: ''Zur Erleuchtung unterwegs. Neo-Sannyasin in Deutschland und ihre Religion''. Reimer (Marburger Studien zur Afrika- und Asienkunde 2), Berlin 1994, ISBN 3-496-02531-X. |
|||
* Joachim Süss: ''Bhagwans Erbe''. Claudius, München 1996, ISBN 3-532-64010-4. |
|||
* [[Fritz Tanner]]: ''Bhagwan. Gauner – Gaukler – Gott?'' Panorama, Altstätten/München 1986, ISBN 3-907506-26-X. |
|||
* Anna Thoden und Ingemarie Schmidt: ''Der Mythos um Bhagwan. Die Geschichte einer Bewegung''. Rowohlt (rororo Sachbuch 1080), Reinbek 1987, ISBN 3-499-17957-1. |
|||
* Hugh B. Urban: "Zorba The Buddha: Capitalism, Charisma and the Cult of Bhagwan Shree Rajneesh", Religion 26 (2): S. 161–182, doi:10.1006/reli.1996.0013. |
|||
== Filmdokumentation == |
|||
* ''Ashram in Poona'', Dokumentarfilm, 83 min, D 1983, Buch und Regie: Wolfgang Dobrowolny |
|||
* ''Guru – Bhagwan, His Secretary & His Bodyguard''. Dokumentarfilm mit Interviews mit Ma Anand Sheela und Hugh Milne von Sabine Gisiger und Beat Häner. Schweiz 2010.<ref>[http://www.gurufilm.ch www.gurufilm.ch]</ref> {{IMDb Titel|tt1735976|Guru – Bhagwan, His Secretary & His Bodyguard}} |
|||
== Weblinks == |
|||
{{Commonscat|Bhagwan Shree Rajneesh|Osho}} |
|||
{{Wikiquote|Osho}} |
|||
* [http://www.osho.com/index.cfm?Language=German Osho.com] – Osho International Foundation |
|||
* [http://www.youtube.com/user/OSHOInternational OSHOInternational], Sammlung von Video-Clips auf [[YouTube]] |
|||
* [http://www.youtube.com/playlist?list=PLBBC134FBEC1BCC80 ''Bhagwan, The Movie''] Film über Osho (deutsche Untertitel; 1978) |
|||
* [http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2006-13/artikel-2006-13-zu-dir-oder-in-m.html David Signer: ''Zu dir oder in mich?''] – Bericht über einen Aufenthalt im Osho-Resort. [[Die Weltwoche]], Ausgabe 13/2006 |
|||
* [http://www.archive.org/details/Life_in_Poona_1988_-_Full_length_DivX5 Video aus Poona] 1988 |
|||
== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
||
<references /> |
<references /> |
||
{{Normdaten|PND=118510568|VIAF=39382993}} |
|||
== Weblinks == |
|||
* {{Commonscat|Mladá Boleslav}} |
|||
* [http://www.mb-net.cz mb-net.cz] Offizielle Seiten der Stadt (teilw. deutsch) |
|||
{{SORTIERUNG:Osho}} |
|||
{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Okres Mladá Boleslav}} |
|||
[[Kategorie:Osho| ]] |
|||
[[Kategorie:Religionsstifter]] |
|||
[[Kategorie:Neue religiöse Bewegung]] |
|||
[[Kategorie:Meditation]] |
|||
[[Kategorie:Neotantra]] |
|||
[[Kategorie:Inder]] |
|||
[[Kategorie:Geboren 1931]] |
|||
[[Kategorie:Gestorben 1990]] |
|||
[[Kategorie:Mann]] |
|||
{{Personendaten |
|||
[[Kategorie:Mladá Boleslav| ]] |
|||
|NAME=Osho |
|||
[[Kategorie:Statutarstadt (Tschechien)]] |
|||
|ALTERNATIVNAMEN=Bhagwan Shree Rajneesh; Rajneesh Chandra Mohan Jain (Geburtsname); रजनीश चन्द्र मोहन जैन (Hindi) |
|||
|KURZBESCHREIBUNG=indischer Philosoph und Guru, Gründer und Führer einer umstrittenen religiösen Bewegung in Indien, zeitweise in den USA |
|||
|GEBURTSDATUM=11. Dezember 1931 |
|||
|GEBURTSORT=[[Madhya Pradesh]] |
|||
|STERBEDATUM=19. Januar 1990 |
|||
|STERBEORT=[[Pune]], [[Maharashtra]] |
|||
}} |
|||
[[ar:أوشو]] |
|||
[[bg:Млада Болеслав]] |
|||
[[ |
[[bg:Ошо]] |
||
[[ |
[[ca:Osho]] |
||
[[ |
[[cs:Osho]] |
||
[[ |
[[en:Bhagwan Shree Rajneesh]] |
||
[[ |
[[eo:Oŝo]] |
||
[[es:Osho (Bhagwan Shree Rajneesh)]] |
|||
[[et:Mladá Boleslav]] |
|||
[[ |
[[fa:اشو]] |
||
[[fr: |
[[fr:Osho]] |
||
[[ |
[[he:אושו]] |
||
[[hi:आचार्य रजनीश]] |
|||
[[id:Mladá Boleslav]] |
|||
[[ |
[[hu:Osho]] |
||
[[it:Osho Rajneesh]] |
|||
[[ja:ムラダー・ボレスラフ]] |
|||
[[ja:バグワン・シュリ・ラジニーシ]] |
|||
[[kk:Млада Болеслав]] |
|||
[[ka:ოშო]] |
|||
[[ko:믈라다볼레슬라프]] |
|||
[[ |
[[ko:오쇼 라즈니쉬]] |
||
[[ |
[[lt:Ošo]] |
||
[[ml:രജനീഷ്]] |
|||
[[no:Mladá Boleslav]] |
|||
[[ |
[[mr:ओशो]] |
||
[[my:အိုရှို]] |
|||
[[pt:Mladá Boleslav]] |
|||
[[ne:आचार्य रजनीश]] |
|||
[[roa-rup:Mladá Boleslav]] |
|||
[[nl:Bhagwan Sri Rajneesh]] |
|||
[[ru:Млада-Болеслав]] |
|||
[[ |
[[no:Osho]] |
||
[[pl:Osho (Bhagwan Shree Rajneesh)]] |
|||
[[sr:Млада Болеслав]] |
|||
[[ |
[[pt:Rajneesh]] |
||
[[ro:Osho]] |
|||
[[tg:Млада-Болеслав]] |
|||
[[ru:Ошо (Бхагван Шри Раджниш)]] |
|||
[[vi:Mladá Boleslav]] |
|||
[[simple:Bhagwan Shree Rajneesh]] |
|||
[[war:Mladá Boleslav]] |
|||
[[sv:Osho]] |
|||
[[zh:姆拉達-博萊斯拉夫]] |
|||
[[ta:ஓஷோ]] |
|||
[[te:ఓషో]] |
|||
[[uk:Чандра Мохан Раджніш]] |
|||
[[vi:Osho (Bhagwan Shree Rajneesh)]] |
|||
[[zh:奥修]] |
Version vom 24. Oktober 2012, 16:35 Uhr
„Rajneesh“ Chandra Mohan Jain (hindi रजनीश चन्द्र मोहन जैन) (* 11. Dezember 1931 in Kuchwada, Madhya Pradesh, Indien; † 19. Januar 1990 in Pune, Maharashtra, Indien) war ein indischer Philosophieprofessor und Begründer der Neo-Sannyas-Bewegung. Er nannte sich zuerst Acharya Rajneesh (Mitte der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre), danach Bhagwan Shree Rajneesh (bis Ende 1988) und von 1989 bis zu seinem Tod Osho.
Namen
Osho verwendete im Laufe seines Lebens verschiedene Namen. Die Annahme derartiger Namen entspricht indischen Gepflogenheiten und ergibt sich im dortigen Kulturbereich als Konsequenz aus der Aufnahme einer spirituellen Lehrtätigkeit.[1] Nachstehend eine Übersicht:
- Chandra Mohan Jain war sein bürgerlicher Name.
- Rajneesh war ein Spitzname, den Osho in seiner Kindheit erhielt.[2][3]
- Acharya Rajneesh nannte er sich Mitte der Sechzigerjahre bis Anfang der Siebzigerjahre. Acharya bedeutet „Lehrer“, auch „spiritueller Lehrer” oder – in etwa – „Professor“.[4]
- Bhagwan Shree Rajneesh oder kurz Bhagwan nannte er sich von Anfang der Siebzigerjahre bis Ende 1988. Letztere Bezeichnung steht übertragen für Erhabener, Gesegneter, Liebenswerter sowie Verehrungswürdiger oder allgemeiner spiritueller Meister. Shree (auch Shri oder Sri) dient in Indien als alltägliche Anrede, ähnlich wie „Herr“ im Deutschen.
- Osho wurde er im letzten Jahr seines Lebens genannt, von Anfang 1989 bis zu seinem Tod am 19. Januar 1990. Oshō ist ein Titel im Zen-Buddhismus, der eigentlich „Mönch“ oder „Lehrer“ bedeutet und auch der Würdename von Bodhidharma war.[1][5] Der Name wurde Osho von Schülern vorgeschlagen, weil er in verschiedenen Zen-Geschichten aufgetaucht war, die Osho kommentiert hatte.[1][6] Osho selbst erklärte einmal, der Name beziehe sich auf William James' Verwendung des Wortes „oceanic“.[7] In der Literatur der Osho-Bewegung wird noch eine weitere Deutung vertreten: Die Silbe „O“ stehe für Liebe, Dankbarkeit und Synchronizität und „sho“ für ein sich in alle Richtungen ausbreitendes Bewusstsein.[1][7] Alle Neuausgaben seiner Bücher und anderen Werke werden heute unter dem Namen Osho veröffentlicht.
Im Folgenden wird in jedem von Oshos Lebensabschnitten der Name verwendet, unter dem er zum jeweiligen Zeitpunkt bekannt war.
Leben
Kindheit und Jugend (1931–1950)
Chandra Mohan Jain wurde in Kuchwada, einem kleinen Dorf in Madhya Pradesh (Indien), als ältestes von elf Kindern eines Tuchhändlers geboren und die ersten sieben Jahre von seinen Großeltern aufgezogen.[8] Seine Familie, die ihn bei dem Spitznamen Rajneesh oder Raja („König“) rief, gehörte zur Religionsgemeinschaft der Jainas.[3] Rajneesh war ein aufgewecktes Kind, das gute Schulleistungen erbrachte, gleichzeitig aber auch viel Ärger mit seinen Lehrern hatte, weil er aufsässig war, oft die Schule schwänzte und seine Klassenkameraden zu allerlei Streichen anstiftete.[3][8]
Rajneesh wurde früh mit dem Tod konfrontiert.[8] Sein geliebter Großvater starb, als er sieben Jahre alt war.[8] Als er fünfzehn Jahre alt war, starb seine Freundin (und Kusine) Shashi an Typhus.[9] Beide Verluste trafen ihn tief; seine späten Teenagerjahre waren von Melancholie, Depressionen und chronischen Kopfschmerzen geprägt.[10] Er lief in dieser Zeit täglich 15 bis 25 km und meditierte oft bis zur völligen Erschöpfung.[3]
Als Jugendlicher wurde Rajneesh Atheist; er interessierte sich für Hypnose und engagierte sich vorübergehend für Kommunismus, Sozialismus und zwei nationalistische Bewegungen, die für Indiens Unabhängigkeit kämpften: die Indian National Army und den Rashtriya Swayamsevak Sangh.[3][8] Er las viel und wurde ein hervorragender Debattierkünstler.[3] Sein Ruf war der eines egoistischen, hochfahrenden, sogar aufrührerischen jungen Mannes.[8]
Studium (1951–1960)
Im Alter von neunzehn Jahren begann Rajneesh sein Studium der Philosophie am Hitkarini College in Jabalpur.[11] Wegen heftiger Streitereien mit einem Lehrer musste er das College verlassen und wechselte darauf zum D. N. Jain College, ebenfalls in Jabalpur.[12] Noch während seines Studiums hatte er in Jabalpur am 21. März 1953 beim Meditieren im Bhanvartal-Park in einer Vollmondnacht eine außergewöhnliche Erfahrung, in der er sich von Glückseligkeit überwältigt fühlte[3][11] – eine Erfahrung, die er später als seine spirituelle Erleuchtung beschrieb.[9][13]
1955 schloss er sein Studium am D. N. Jain College mit dem Bachelor-Grad ab; 1957 wurde ihm von der University of Sagar der Master-Grad in Philosophie verliehen.[12] Er erhielt sofort eine Anstellung am Raipur Sanskrit College, war aber auch dort schon bald so kontrovers, dass ihn der Rektor aufforderte, sich binnen eines Jahres eine andere Stelle zu suchen – er habe einen zersetzenden Einfluss auf die Moralität, den Charakter und die Religiosität seiner Studenten.[12] 1958 wechselte Rajneesh deshalb zur Universität Jabalpur, wo er zunächst als Lecturer und ab 1960 als Professor lehrte.[4]
Vortragsreisen (1961–1970)
In den 1960er Jahren unternahm Rajneesh, wann immer es ihm seine Lehrtätigkeit erlaubte, ausgedehnte Vortragsreisen durch Indien,[4] in denen er Gandhi und den Sozialismus kritisierte.[3] Sozialismus und Gandhi, so sagte er, verherrlichten beide die Armut, anstatt sie abzulehnen.[9] Indien brauche Kapitalismus, Wissenschaft, moderne Technologie und Geburtenkontrolle, um seiner Armut und Rückständigkeit entkommen zu können.[3] Auch zum orthodoxen Hinduismus äußerte er sich kritisch: die brahminische Religion sei steril, alle politischen und religiösen Systeme seien falsch und heuchlerisch.[9] Mit solchen Äußerungen machte er sich bei vielen unbeliebt, aber sie brachten ihm auch Aufmerksamkeit.[3] Etwa um diese Zeit begann er, den Titel Acharya zu verwenden.[4] 1966 gab er seine Lehrtätigkeit an der Universität auf und widmete sich von nun an ganz seiner Karriere als Redner und spiritueller Lehrer.[3]
Acharya Rajneesh hielt seine frühen Vorträge auf Hindi; sie zogen deshalb kaum westliche Besucher an.[14] Indische Kommentatoren bescheinigten ihm eine charismatische Ausstrahlung, die selbst auf Menschen, die seinen Ansichten ablehnend gegenüberstanden, eine Faszination ausübte.[14] Seine Reden brachten ihm bald loyale Anhänger, darunter eine Reihe wohlhabender Geschäftsleute.[15] Rajneesh erteilte individuelle Lebensberatung und erhielt dafür Spenden – eine übliche Vorgehensweise in Indien, wo Leute Rat von Gelehrten und Heiligen einholen, ähnlich wie Menschen im Westen Psychotherapeuten oder Lebensberater aufsuchen.[15] Dem schnellen Wachstum seiner Praxis nach zu urteilen, scheint er ein ungewöhnlich begabter spiritueller Therapeut gewesen zu sein.[15] Mehrmals im Jahr leitete er Meditations-Camps mit aktiven, kathartischen Elementen,[9] und es wurden erste Meditationszentren (Jivan Jagruti Kendras, Lebenserweckungszentren) gebildet.
Seine „Lebenserweckungsbewegung“ (Jivan Jagruti Andolan) wurde in dieser Zeit hauptsächlich von Mitgliedern der Jaina-Religionsgemeinschaft in Bombay unterstützt.[3] Einer von diesen war während des indischen Unabhängigkeitskampfes ein wichtiger Geldgeber für die Indian National Congress Party gewesen, mit engen Kontakten zu führenden Politikern wie Gandhi, Jawaharlal Nehru und Morarji Desai, und seine Tochter Laxmi wurde Rajneeshs Sekretärin und erste richtige Schülerin.[3]
Acharya Rajneesh behauptete, dass Menschen schockiert werden müssten, nur so könne man sie aufwecken.[4] Schockiert zeigten sich in der Tat viele Inder von einer Vortragsreihe 1968, in der er die Einstellungen der indischen Gesellschaft gegenüber Liebe und Sex scharf kritisierte und für eine freizügigere Atmosphäre plädierte.[3] Die Grundenergie der Sexualität sei göttlich, sagte er; sexuelle Gefühle sollten nicht unterdrückt, sondern dankbar akzeptiert werden. Nur durch Anerkennung seiner wahren Natur könne der Mensch frei werden. Von Religionen, die für einen Rückzug vom Leben eintraten, hielt er nichts; wahre Religion, so sagte er, sei eine Kunst, die lehre, wie man das Leben in vollen Zügen genießen könne.[3] Diese Vortragsreihe wurde später als Buch unter dem Titel From Sex to Superconsciousness (Titel der deutschen Ausgabe: Vom Sex zum kosmischen Bewusstsein) veröffentlicht und brachte ihm in der indischen Presse den Titel „Sex-Guru“ ein. Gegen den Widerstand einiger hochrangiger Hindus wurde er im folgenden Jahr dennoch als Redner zur Second World Hindu Conference eingeladen.[16] Dort verursachte er einen weiteren Eklat, indem er die Gelegenheit dazu benutzte, alle organisierten Religionen und ihre Priesterschaft zu kritisieren, und den obersten Priester des Hinduismus in Rage versetzte.[16]
Bombay (1970–1974)
Gründung der Neo-Sannyas-Bewegung
Bei einer öffentlichen Meditationsveranstaltung in Bombay (heute Mumbai) präsentierte Acharya Rajneesh im Frühling 1970 erstmals seine Dynamische Meditation.[17] Im Juli 1970 nahm er sich eine Wohnung in Bombay, in der er Besucher empfangen und auch Vorträge im kleineren Kreis halten konnte.[18] Obwohl er, seinen eigenen Lehren entsprechend, zuerst keine eigene Organisation begründen wollte,[14] begann er am 28. September 1970, während eines Meditationscamps in Manali, seine ersten Schüler („Neo-Sannyasins“ oder heute meist einfach kurz „Sannyasins“) zu initiieren.[18] Sannyasins erhielten von ihm einen neuen Namen – Frauen z. B. „Ma Dhyan Shama“, Männer z. B. „Swami Satyananda“ – und trugen bis 1987 orange oder rötliche Kleidung sowie eine Mala (Halskette) mit 108 Holzkugeln und seinem Bild.[19] (Die Annahme eines Sanskrit-Rufnamens war freiwillig; wer seinen bürgerlichen Rufnamen behalten wollte, erhielt einen Namen wie „Ma Prem Gudrun“ oder „Swami Deva Peter”.)
Orangefarbene Kleidung und Mala sind Attribute traditioneller Sannyasins (als heilig betrachteter Asketen) in Indien. Die Art und Weise, wie die – bewusst provokative – Übernahme dieses Kleidungsstils zu Stande kam, hatte ein zufälliges Element: Laxmi war eines Tages, einer spontanen Idee folgend, in Orange bei ihm erschienen.[14][18] Acharya Rajneesh gefiel anscheinend der Gedanke, seine Anhänger in einer Kleidung zu sehen, die, gemäß dem hinduistischen Konzept des „Sannyas“, eine Verpflichtung zur Entsagung und zur spirituellen Suche versinnbildlichte.[18] Sein Sannyas sollte jedoch ein lebensbejahendes, feierndes Sannyas sein, in dessen Mittelpunkt „der Tod von all dem, was du gestern warst“ stehen würde.[14] Aufgegeben werden sollte dabei nur das, was den Menschen daran hinderte, ganz im jetzigen Moment zu leben.[14] „In Sannyas initiiert zu werden“, so schrieb eine Biografin, „bedeutet, dass du erkannt hast, dass du nur ein Same bist, eine Potenzialität. Es ist eine Entscheidung, zu wachsen, eine Entscheidung, dich von all deinen Sicherheiten zu trennen und in Unsicherheit zu leben. Du bist bereit, einen Sprung ins Unbekannte, Ungewisse, Geheimnisvolle zu tun.“[20] 1971 traten erste Schüler aus den westlichen Industrienationen der Bewegung bei.[19] Darunter war eine junge Engländerin, die den Namen „Vivek“ von Acharya Rajneesh erhielt und in der Folge zu der Überzeugung kam, sie sei in ihrem vergangenen Leben seine Freundin Shashi gewesen. Shashi hatte ihm auf ihrem Sterbebett versprochen, dass sie zu ihm zurückkehren würde.[19] Vivek wurde in den kommenden Jahren zu seiner ständigen Gefährtin.[21]
Bhagwan
Im selben Jahr legte Rajneesh den Titel „Acharya“ ab und nahm stattdessen den religiösen Titel Bhagwan (wörtlich: Gesegneter) Shree Rajneesh an.[22] Seine Aneignung dieses Titels wurde von vielen Indern kritisiert, aber Bhagwan schien die Kontroverse zu genießen.[22] Später sagte er, dass der Namenswechsel die erfreuliche Wirkung gehabt hätte, all die zu vertreiben, die sich nicht wirklich auf ihn einlassen konnten.[22] Gleichzeitig verlagerte sich damit auch der Schwerpunkt seiner Aktivitäten. Er war nun immer weniger daran interessiert, Vorträge für die allgemeine Öffentlichkeit zu halten; stattdessen, so sagte er, ginge es ihm nun vorrangig darum, Einzelpersonen zu transformieren, die eine innere Verbindung zu ihm hergestellt hätten.[22] Da immer mehr Schüler aus dem Westen zu ihm stießen, gab Bhagwan nun auch englischsprachige Vorträge.[22] Seine Gesundheit begann in Bombay jedoch zu leiden; sein Asthma verschlimmerte sich auf Grund der schlechten Luftqualität in Bombay zusehends, ebenso wie seine Zuckerkrankheit und seine Allergien.[23] Außerdem war seine Wohnung nun viel zu klein, um die vielen Besucher aufnehmen zu können. Seine Sekretärin Laxmi machte sich auf die Suche nach einer passenderen Bleibe und fand diese in Poona (heute Pune).[23] Das Geld für den Kauf der zwei benachbarten Villen und des dazugehörigen, etwa 2,5 ha großen Areals wurde von Gönnern und Schülern, insbesondere Catherine Venizelos (Ma Yoga Mukta), der Erbin eines griechischen Reedereivermögens, aufgebracht.[23][24]
Ashram in Poona (1974–1981)
Aufbau und Wachstum

Bhagwan und seine Anhänger zogen im März 1974 von Bombay nach Poona um.[25] Seine Gesundheit machte ihm noch einige Zeit zu schaffen, aber der Aufbau des Ashrams im Koregaon Park (Karte) ging zügig vonstatten.[25] Sannyasins arbeiteten im Ashram und erhielten dafür umsonst Kost und nach einiger Zeit oft auch Logis.[25] Die nächsten Jahre waren geprägt von ständiger Expansion; die Anzahl der Besucher aus dem Westen wuchs immer mehr an.[25] 1981 verfügte der Ashram u. a. über seine eigene Bäckerei, Käseherstellung, Kosmetikartikelfertigung, Kleiderproduktion, Töpferei, Theatergesellschaft und auch ein eigenes Gesundheitszentrum mit über neunzig Mitarbeitern, darunter 21 Ärzte.[25] Der verstärkte Zulauf aus dem Westen war zum Teil auf die Mundpropaganda der aus Indien zurückkehrenden Schüler zurückzuführen, die in vielen Fällen Meditationszentren in ihren Heimatländern gründeten.[26] Andere berichteten, dass sie nie mit Sannyasins in Kontakt getreten waren; sie hätten nur irgendwo ein Bild von Bhagwan gesehen, eine unerklärliche Verbindung zu ihm gespürt und dann gewusst, dass sie ihn aufsuchen müssten.[26] Wieder andere lasen ein Buch von Bhagwan und fühlten sich auf diesem Wege zu ihm hingezogen.[26] Bhagwan erhielt erheblichen Zulauf von Feministinnengruppen;[27] die meisten Ashrambetriebe wurden von Frauen geleitet.[25] Im deutschsprachigen Raum lösten vor allem die Berichterstattung der Illustrierten Stern und der Bestseller Ganz entspannt im Hier und Jetzt des ehemaligen Stern-Reporters Jörg Andrees Elten großes Interesse an Bhagwan aus.[28]
Bhagwan, so heißt es in einer Beschreibung, „war körperlich ein attraktiver Mann, mit hypnotischen braunen Augen, einem wallenden Bart, feinen Gesichtsknochen und einem gewinnenden Lächeln; seine überaus kontroversen Verhaltensweisen und Äußerungen sowie sein idiosynkratisches, allem Anschein nach furchtloses und unbeschwertes Gebaren sahen viele desillusionierte Menschen aus dem Westen als Zeichen dafür an, dass hier jemand war, der echte Antworten gefunden hatte.“[29] Zudem war er nicht traditionsverhaftet, befürwortete moderne Technik und Kapitalismus, hatte nichts gegen Sex und war außerordentlich gut belesen – er zitierte Heidegger und Sartre, Gurdjieff und Sokrates, selbst Bob Hope, mit derselben Leichtigkeit, mit der er über Tantra, das Neue Testament, Zen oder Sufismus sprach.[30][31]
Therapiegruppen als neue Einnahmequelle
Auch die synkretische Kombination von östlichen Meditations- und westlichen Therapietechniken spielte eine wesentliche Rolle.[26] Europäische und amerikanische Therapeuten des Human Potential Movement reisten nach Poona und wurden Bhagwans Schüler.[26] „Sie kamen zu ihm, um von ihm zu lernen, wie man meditativ lebt. Sie fanden in ihm den einzigen spirituellen Meister, der das Konzept der holistischen Psychologie vollkommen verstanden hatte, und den einzigen, der sie als Mittel dazu zu benutzen wusste, Menschen auf höhere Bewusstseinsebenen zu bringen“, schrieb ein Biograf.[32] Therapiegruppen waren bald ein wesentlicher Bestandteil des Ashram-Angebots und auch eine seiner größten Einnahmequellen.[33] 1976 umfasste das Angebot 10 Therapien, darunter Encounter, Primal und Enlightenment Intensive, eine Gruppe, in der die Teilnehmer z. B. drei Tage lang versuchen mussten, die Frage „Wer bin ich?“ zu beantworten.[33] In den folgenden Jahren stieg die Anzahl der angebotenen Therapieformen auf etwa achtzig.[33]
Besucher fragten entweder Bhagwan, an welchen Gruppen sie teilnehmen sollten, oder wählten Gruppen nach eigenem Gutdünken aus.[33] In einigen Gruppen wie Encounter und Tantra wurde Sex mit wechselnden Partnern angeregt,[34][35] entsprechend Bhagwans Lehre, dass sexuelle Blockaden erst aufgelöst werden müssten, ehe das authentische Wesen des Menschen sich entfalten könnte.[33] In den Encounter-Gruppen wurden auch gewalttätige Konfrontationen zwischen den Teilnehmern zugelassen; laut Pressemeldungen kamen sogar mehrere Vergewaltigungen vor.[33][34][36] Nachdem ein Teilnehmer einen Knochenbruch erlitt, wurden Tätlichkeiten in den Gruppen untersagt.[33] Trotzdem hatten viele Sannyasins und Besucher die Empfindung, an etwas Aufregendem, Neuartigem teilzunehmen.[33] In diesem Gefühl wurden sie auch von Bhagwan bestärkt: „Wir experimentieren hier mit allen Möglichkeiten, die das menschliche Bewusstsein heil machen und einen Menschen bereichern können“, sagte er.[33]
Tagesgeschehen im Ashram
Ein typischer Tag im Ashram begann um 6 Uhr mit der einstündigen Dynamischen Meditation. Um 8 Uhr hielt Bhagwan einen öffentlichen Vortrag in der so genannten „Buddha Hall“ (Buddhahalle).[33][37] Bis 1981 wechselten sich hier Vortragsreihen auf Hindi und Englisch in monatlichem Rhythmus ab. Viele dieser spontan gehaltenen Vorträge waren Kommentare zu Texten aus verschiedenen spirituellen Traditionen; in anderen beantwortete er Fragen von Besuchern und Schülern.[33] Die Vorträge waren gespickt mit Witzen, Anekdoten und provokanten Bemerkungen, die regelmäßig Heiterkeitsausbrüche in seinem ergebenen Publikum auslösten.[38] Tagsüber fanden diverse Meditationen und Therapien statt, deren Intensität der spirituellen Energie von Bhagwans „Buddhafeld“ zugeschrieben wurde.[38] Abends gab es Darshans, in denen Bhagwan persönliche Gespräche mit kleinen Zahlen individueller Anhänger und Besucher führte.[31] Anlass für einen Darshan war in der Regel die Ankunft eines Schülers im Ashram bzw. seine bevorstehende Abreise, oder auch ein besonders gewichtiges Problem, das der Sannyasin mit Bhagwan persönlich besprechen wollte.[38] Vier Tage im Jahr wurden besonders gefeiert: Bhagwans Erleuchtungstag (21. März) und sein Geburtstag (11. Dezember) sowie Guru Purnima, ein Vollmond, an dem Inder ihre spirituellen Meister verehren, und Mahaparinirvana, der Tag, an dem aller Erleuchteten gedacht wird.[38] Für Besucher war der Aufenthalt in Poona generell eine intensive, karnevalartige Erfahrung, unabhängig davon, ob sie letztendlich „Sannyas nahmen“ oder nicht.[31][38] Der Ashram, so die Beschreibung einer Schülerin, war „ein Vergnügungspark und ein Irrenhaus, ein Freudenhaus und ein Tempel.“[39]
Bhagwans Lehren betonten Spontaneität, aber der Ashram war keineswegs frei von Regeln.[38] Wächter standen am Eingang, Rauchen und Drogen waren verboten, und bestimmte Teile des Geländes wie z. B. das Lao Tzu House, in dem Bhagwan seine Einzimmerwohnung hatte, waren nur privilegierten Schülern zugänglich.[38][40] Wer zu einem Vortrag in die Buddha-Halle wollte („Schuhe und Verstand bitte draußen lassen“, hieß es auf dem Schild am Eingang), musste sich zuerst einem Schnüffeltest unterziehen; Bhagwan war allergisch gegen Shampoos und Kosmetikprodukte, und wer nach solchen roch, dem wurde der Zutritt verwehrt.[40]
Negative Berichte in den Medien
In den 1970er Jahren wurde zum ersten Mal auch die westliche Presse auf Bhagwan, den „Sex-Guru“, aufmerksam.[40] Die Berichte konzentrierten sich auf die Therapiegruppen, Bhagwans Einstellung zu Sex und seine oft schelmischen, auf Schockwirkung ausgerichteten Äußerungen („Selbst Menschen wie Jesus sind noch ein kleines bisschen neurotisch“).[40] Auch das Verhalten von Sannyasins wurde zum Gegenstand von Kritik.[41] Um Geld zur Verlängerung ihres Indien-Aufenthaltes zu verdienen, gingen einige Frauen regelmäßig nach Bombay, wo sie sich als Prostituierte verdingten.[42] Andere Sannyasins versuchten sich im Schmuggel von Opium, Haschisch und Marihuana; manche wurden gefasst und landeten im Gefängnis.[42] Der Ruf des Ashrams litt darunter.[41] Als im Januar 1981 Prinz Welf von Hannover (Swami Anand Vimalkirti), ein Cousin von Prinz Charles und Nachkomme von Kaiser Wilhelm II., in Poona einem Schlaganfall erlag, stellten die besorgten Verwandten sicher, dass seine kleine Tochter nicht bei ihrer Mutter (ebenfalls Sannyasin) in Poona aufwachsen würde.[41] Mitglieder der Anti-Kult-Bewegung begannen zu behaupten, dass Sannyasins gegen ihren Willen zur Teilnahme an Therapiegruppen gezwungen würden, Nervenzusammenbrüche erlitten und in die Prostitution und Drogenkriminalität gedrängt würden.[41]
Die feindliche Einstellung der umgebenden Gesellschaft schien Bhagwan nichts auszumachen, wenn auch 1980 ein Mordanschlag auf ihn verübt wurde – Vilas Tupe, ein extremistisch gesinnter Hindu, warf während eines Morgenvortrags ein Messer nach ihm, verfehlte jedoch sein Ziel.[43][44][45] Das Erscheinen des in Indien verbotenen Films Ashram, der das Geschehen in den Therapiegruppen unzensiert abbildete,[34] und Bhagwans unverblümte Kritik am damaligen Premierminister Morarji Desai veranlassten den indischen Staat, eine härtere Linie gegenüber dem Ashram einzunehmen.[46] Unter anderem wurde dem Ashram rückwirkend der steuerbefreite Status entzogen, was in einer Steuerforderung in Millionenhöhe mündete.[47]
Umzugsabsichten und Beginn von Bhagwans Schweigephase
Angesichts der immer weiter anwachsenden Besucherzahlen und der feindseligen Einstellung der Stadtverwaltung zogen Bhagwans Schüler einen Umzug nach Saswad, etwa 30 km außerhalb von Poona, in Betracht, wo sie eine landwirtschaftliche Kommune aufbauen wollten.[43] Doch eine Brandstiftung und die Vergiftung eines Brunnens in Saswad machten deutlich, dass der Ashram auch dort nicht willkommen war.[43] Ein anschließender Versuch, in Gujarat Land für den Ashram zu erwerben, scheiterte am Widerstand der lokalen Behörden.[42]
Bhagwans Gesundheit verschlechterte sich gegen Ende der 1970er Jahre; sein persönlicher Kontakt mit Sannyasins wurde schon ab 1979 reduziert.[43] Aus den abendlichen Darshans wurden Energie-Darshans – statt persönlicher Gespräche fand nun eine „Energieübertragung“ statt, bei der Bhagwan mit seinem Daumen auf das in der Mitte der Stirn befindliche „dritte Auge“ des Schülers drückte.[43] Am 10. April 1981 trat Bhagwan nach einer Krankheit in eine Phase des Schweigens ein, und statt der täglichen Vorträge gab er nun Satsangs (stilles Zusammensitzen, mit kurzen Phasen von Lesungen aus verschiedenen Werken und Live-Musik).[43] Etwa zur selben Zeit löste Ma Anand Sheela (Sheela Silverman) Laxmi als Bhagwans Sekretärin ab.[48] Sheela kam zu dem Entschluss, dass Bhagwan, der zu dieser Zeit unter einem langwierigen und sehr schmerzhaften Bandscheibenproblem litt, zur Sicherstellung besserer medizinischer Behandlungsmöglichkeiten in die Vereinigten Staaten reisen sollte.[48] Bhagwan und Vivek hielten anscheinend anfangs nicht viel von der Idee, doch Sheela setzte sich durch.[48][49]
Sheelas Kommune in Oregon (1981–1985)



Ankunft in Amerika und Planung der neuen Kommune
Am 1. Juni 1981 reiste Bhagwan daher nach Amerika, zunächst nach Montclair (New Jersey).[50][51] Sheela kaufte kurz darauf in Oregon für 5,75 Millionen Dollar die entlegene Big Muddy Ranch (s. Karte) (früherer Drehort einiger Westernfilme mit John Wayne); sie wollte dort eine Kommune aufbauen und die heruntergewirtschaftete Ranch in eine Oase verwandeln.[50]
Sheelas Plan, eine solche Kommune aufzubauen, barg von Anfang an erhebliche Schwierigkeiten.[52] Zum einen würde das Projekt große Geldsummen verschlingen und zum anderen galt es, die Reaktion der ansässigen Bevölkerung zu berücksichtigen.[52] Viele Oregoner standen dem Gedanken, dass ein indischer spiritueller Lehrer mit seinen Schülern sich in ihrer Nachbarschaft niederlassen würde, von Anfang an bange oder ausgesprochen feindselig gegenüber.[52] Ein weiteres Problem war, dass die Ranch als landwirtschaftliches Land klassifiziert war und nach den geltenden Landnutzungsbestimmungen nur eine kleine Anzahl Häuser enthalten durfte.[52] Das vierte Problem waren die Einwanderungsbestimmungen der Vereinigten Staaten – die meisten Sannyasins, wie auch Bhagwan selbst, hatten weder die amerikanische Staatsbürgerschaft noch eine permanente Aufenthaltserlaubnis.[52] Das letzte Problem war Bhagwan selber, der sich bei seinem ersten Besuch in der baumlosen Landschaft im August 1981 wenig enthusiastisch zeigte.[52] Trotzdem sah es eine Weile so aus, als würde Sheelas Wunschtraum in Erfüllung gehen.[52] Sannyasins in aller Welt wurden kontaktiert und angehalten, Geld in das Projekt zu investieren, mit der Aussicht, dass ihnen dort dann ein Wohnplatz geboten würde.[52]
1982 wurde die Stadt Rajneeshpuram auf dem Gelände der Ranch gegründet.[53] Hunderte von bereits in Oregon angekommenen Sannyasins arbeiteten am Aufbau der notwendigen Infrastruktur.[53] Die Stadt hatte bald eine eigene Post, Schule, Feuerwehr, Einkaufszentren, Restaurants und ein öffentliches Transportsystem mit 85 Bussen. Ein Flugplatz (Big Muddy Ranch Airport ) mit stadteigenen Flugzeugen stand zur Verfügung. Ein Mandir diente als Meditations- und Versammlungshalle. Außerdem hatten die Sannyasins leerstehende Häuser in der nächstgelegenen Ortschaft, Antelope (etwa fünfzig Einwohner), aufgekauft und dort die Mehrheit im Stadtrat gewonnen.[53] Die Kommune empfing Tausende von Besuchern aus aller Welt zu den jährlichen Master's Day Festivals.[54] Viel Presseinteresse erregte in den folgenden Jahren eine Flotte von bis zu 93 Rolls-Royce, die Bhagwan von seinen Schülern zur Verfügung gestellt wurde.[55] Die Luxuswagen symbolisierten Bhagwans enthusiastische Befürwortung von innerem wie auch äußerem Reichtum; zudem waren sie eine bewusst provokative Satire auf Amerikas Besessenheit von dem Automobil.[56]
Konflikte mit der umliegenden Gesellschaft
Die Einwanderungsgesetze versuchten die Sannyasins zum Teil dadurch zu umgehen, dass sie Scheinehen mit amerikanischen Staatsbürgern eingingen, was von den amerikanischen Einwanderungsbehörden mit großem Argwohn beobachtet wurde.[53] Auch Bhagwan selbst hatte Visumprobleme, die Sheela dadurch lösen wollte, dass Bhagwan zum offiziellen Oberhaupt einer Religion, des so genannten „Rajneeshismus“, erklärt würde.[57] Dieser Antrag wurde von den Behörden zunächst mit der Begründung abgewiesen, dass Bhagwan kein Religionsführer sein könne, weil er sich ja in einer permanenten Schweigephase befände und sich nicht öffentlich äußere.[57] Nach einem langen Rechtsstreit wurde er aber drei Jahre später, 1984, als Religionsführer anerkannt.[57] Bhagwan selbst lebte von 1981 bis 1984 sehr zurückgezogen in Rajneeshpuram in einem von einem Zengarten umgebenen Trailerkomplex mit angebautem Schwimmbad; die meisten Sannyasins sahen ihn nur, wenn er auf seiner täglichen Spazierfahrt langsam an ihnen vorbeifuhr, oder bei stillen Darshans, da sein Schweigen immer noch andauerte.[57] Das Tagesgeschehen in der Kommune wurde von Sheela und ihrem fast ausschließlich aus Frauen zusammengesetzten Managementteam bestimmt.[57]
Die Expansion der Kommune führte zu ausufernden Rechtsstreitigkeiten mit den Behörden über Baugenehmigungen.[58] Sheelas zum Teil sehr schroffe Kommentare gegenüber den Medien verschärften die Lage.[57] Im Juli 1983 wurde eine Bombe in einem von Sannyasins geführten Hotel in Portland gezündet.[57] Es wurden zwar keine Gäste oder Angestellten verletzt, aber die Kommuneleitung in Rajneeshpuram nahm dies als Anlass, Waffen zu kaufen und eigene städtische Polizeikräfte auszubilden.[57] Gewaltandrohungen seitens der Oregoner Bevölkerung häuften sich.[59] Das tägliche Leben in Rajneeshpuram wurde autoritärer.[57]
AIDS-Warnung
Im März 1984 gab Sheela bekannt, Bhagwan habe gesagt, dass in den kommenden Jahren etwa zwei Drittel der Menschheit an der damals erst seit Kurzem bekannten AIDS-Krankheit sterben würden; Sannyasins hätten infolgedessen besondere Sicherheitsvorkehrungen beim Sex zu beachten (kein Sex ohne Kondom und Einmalhandschuhe, kein Austausch von Körperflüssigkeiten, etwa durch Küssen, usw.).[57][60] Statt ungeschützter Promiskuität wurde den Sannyasins nun verantwortungsvoller „safer sex“ nahegelegt.[61] Diese Reaktion hielten viele Beobachter für überzogen; die Ansteckungsgefahr bei AIDS wurde damals noch nicht als Risiko bei heterosexuellen Kontakten gesehen, und der Gebrauch von Kondomen war in diesem Zusammenhang noch nicht weithin empfohlen.[62]
Abgleiten der Kommuneleitung in die Kriminalität
Im September 1984 initiierte Sheela ein „Share-a-Home“-Programm für Obdachlose.[61] Busse wurden in amerikanische Großstädte geschickt und kamen mit mehreren Tausend Obdachlosen zurück, denen man ein neues Leben in Rajneeshpuram angeboten hatte.[63] Dies passte überhaupt nicht mit Bhagwans Lehren zusammen – Bhagwan hatte christliche Wohlfahrtsmaßnahmen in Indien immer als heuchlerisch und kontraproduktiv kritisiert –, und da zudem am 6. November 1984 eine wichtige Kommunalwahl in Wasco County bevorstand, bei der die Obdachlosen nach Oregons liberalen Wahlregelungen hätten mitwählen dürfen, wurde die Aktion von der Öffentlichkeit als Maßnahme zur Vergrößerung des Rajneeshpuram-Stimmanteils gesehen.[63] Nach einer schnellen Änderung der Wahlbestimmungen durch die Behörden, welche die Registrierung der Obdachlosen als Wähler erschwerte, wurden viele von ihnen einfach in die nächste größere Stadt gefahren und dort abgesetzt.[63]
Im Oktober 1984 gab Bhagwan bekannt, dass er seine Schweigephase beenden und von nun an wieder Vorträge halten würde.[61] Die Verwaltung von Rajneeshpuram scheint zu diesem Zeitpunkt vollkommen außer Kontrolle gewesen zu sein.[61] Sheela hatte heimlich Abhöranlagen im Telefonsystem von Rajneeshpuram und sogar in Bhagwans eigenem Haus installiert.[61] Sannyasins, die mit ihrem Führungsstil nicht einverstanden waren, wurden isoliert und unter Druck gesetzt; viele verließen Rajneeshpuram.[59][61] Die internen und externen Konflikte hatten bei Sheela und ihrem Führungsteam eine Spirale der Verzweiflung ausgelöst, die schließlich in soziopathischem und kriminellem Verhalten mündete.[59][64]
Pressekonferenz
Das wahre Ausmaß dieses kriminellen Fehlverhaltens wurde erst Mitte September 1985 bekannt, als Sheela und ihr Führungsteam die Kommune fluchtartig verließen.[65] Bhagwan berief zwei Tage darauf, am Montag, dem 16. September, eine Pressekonferenz ein.[66] Dort berichtete er, Sheela und ihr Team hätten laut Aussagen von Sannyasins, die ihm seit Sheelas Abreise von Vivek und seinen beiden Ärzten zugetragen worden seien, verschiedene Verbrechen begangen, und bat die Behörden, Ermittlungen gegen Sheela und ihr Team einzuleiten.[65][67] Diese Untersuchungen resultierten in der Verhaftung und Verurteilung von Sheela und mehreren ihrer Mitarbeiter.[68] Wie sich herausstellte, hatten Mitglieder von Sheelas Team ein Jahr zuvor, im September 1984, also ebenfalls im Vorfeld der County-Wahlen, vorsätzlich Salmonellen in das Essen verschiedener Restaurants der Kleinstadt The Dalles in Oregon lanciert, um zu sehen, ob es möglich wäre, Wahlberechtigte krank zu machen und so das Ergebnis der Wahlen zu beeinflussen.[69] Etwa 750 Menschen erkrankten, 45 mussten ins Krankenhaus.[70] Bhagwans Leibarzt Swami Devaraj, den Sheela wegen seines direkten Zugangs zu Bhagwan als Konkurrenten betrachtete, und zwei Beamte der Oregoner Behörden waren im Auftrag Sheelas vergiftet worden; Devaraj und einer der Beamten wurden daraufhin ernsthaft krank, erholten sich aber schließlich wieder.[71][72] Bhagwan erklärte, von diesen Verbrechen nichts gewusst zu haben, und wurde von den Behörden auch nie ihretwegen belangt, aber sein ohnehin schon umstrittener Ruf erlitt dennoch schweren Schaden, besonders im Westen.[65][68][73]
Verhaftung
Am 23. Oktober 1985 finalisierte eine Federal Grand Jury unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Anklageschrift gegen Bhagwan wegen angeblicher Einwanderungsdelikte.[74] Am 28. Oktober 1985 wurde Bhagwan nach einem Flug nach North Carolina ohne Haftbefehl (die Anklage war noch nicht offiziell angekündigt worden) festgenommen.[75] Als Begründung gaben die amerikanischen Behörden an, er habe die USA verlassen wollen.[76] Bhagwan wurde daraufhin von seinen Begleitern getrennt und die nächsten zwölf Tage in Ketten von einem Gefängnis zum nächsten transportiert, bis er schließlich wieder in Oregon ankam.[67][77] Er bekam eine zehnjährige Bewährungsstrafe, die unter der Bedingung, das Land zu verlassen, ausgesetzt wurde, sowie eine Geldstrafe von 400.000 Dollar.[78] Bhagwan behauptete danach, er sei in den zwölf Tagen, die er in verschiedenen amerikanischen Gefängnissen verbrachte, mit einem Mittel vergiftet worden, das später nicht mehr nachweisbar sei.[79]
Weltreise und Poona II (1985–1990)
Weltreise
Nach längeren Aufenthalten in Nepal, Kreta und Uruguay und verschiedenen Irrflügen um den Globus, während deren ihm fast überall auf massives Betreiben der entsprechenden Stellen der Vereinigten Staaten die Einreise verweigert wurde,[80] kehrte Bhagwan Anfang 1987 schließlich in den Ashram in Pune zurück.[81]
Die Multiversity
Der Ashram nahm seine früheren Tätigkeiten wieder auf – Bhagwans Diskurse wurden veröffentlicht und Therapiekurse fanden statt, wenn auch nun in weniger kontroversem Stil als früher.[82] Der Ashram wurde ausgebaut und präsentierte sich jetzt als „Multiversity“, ein Ort, in dem Therapie als Brücke zur Meditation fungieren sollte.[82] Die Besucherströme nahmen wieder zu.[82] Unter seinen Sannyasins war angesichts der Erfahrungen in Oregon die frühere Vorliebe für kommunales Zusammenleben mit anderen Sannyasins weitgehend erloschen; die meisten zogen es nun vor, ein unauffälliges und eigenständiges Leben in der Gesellschaft zu führen.[83] Die Verpflichtung, orange bzw. rote Kleidung und die Mala zu tragen, wurde Ende 1985 abgeschafft.[84]
Bhagwan entwickelte neue Meditationstechniken, darunter die „Mystic Rose“-Technik, und begann wieder, Meditationen persönlich zu leiten.[82] Seine täglichen Vorträge fanden nun abends und nicht wie früher morgens statt.[85] Ab April 1988 befasste er sich in ihnen ausschließlich mit Zen-Meistern.[82] Im August 1988 führte Bhagwan die roten Roben für seine Anhänger wieder ein; diese wurden jetzt aber nur noch im Ashram selbst getragen und ohne Mala.[85] Beim abendlichen Meeting wurden (und werden auch heute noch) weiße Roben getragen.[86] Ende 1988 erklärte er, dass er nicht mehr Bhagwan genannt werden wolle – der Scherz sei nun vorbei: „I don’t want to be called Bhagwan again. Enough is enough! The joke is over!“[87] Nach einigen Wochen ohne Namen akzeptierte er auf den Vorschlag seiner Schüler hin den Namen Osho, der als respektvolle Anrede in einigen Zen-Geschichten, die er in seinen Vorträgen besprochen hatte, aufgetaucht war.[6][82] 1989 ließ er ankündigen, dass der Ashram in Zukunft als ein Urlaubs- und Meditationsresort („Club Meditation“) geführt werden solle.[85]
Tod
Oshos Gesundheitszustand wurde zunehmend schlechter; im April 1989 hielt er seinen letzten öffentlichen Vortrag.[79] Den Rest dieses Jahres saß er abends nur noch schweigend mit seinen Sannyasins zusammen in der Meditationshalle des Ashrams.[79] Ende 1989 starb seine Gefährtin Vivek, anscheinend von eigener Hand.[88] Osho starb sechs Wochen später, am 19. Januar 1990, im Alter von 58 Jahren.[88] Nur Stunden später wurde sein Leichnam im Beisein von Hunderten schockierter, aber feiernder Sannyasins verbrannt.[88] Oshos Asche befindet sich in einem weißen marmornen Meditationssaal im Ashram. Auf einer Gedenktafel steht ein Zitat Meher Babas: „Never Born, Never Died: Only Visited this Planet Earth between Dec 11 1931 – Jan 19 1990.“
Lehre
Osho war gegen jedes Glaubenssystem und betonte den Wert der authentischen religiösen Erfahrung gegenüber der Zugehörigkeit zu einer Religion.[89] In seiner Kritik des Christentums zum Beispiel sagte er, Jesus sei ein Rebell – er existiere nur außerhalb der Kirchenmauern, die sein Anliegen dogmatisch kanalisiert und damit leblos gemacht hätten.[90] Gott sei nichts als eine Erfindung des Menschen, Opium für das Volk:
“It is absolutely necessary that God should be dead. But I want you to know my understanding: It was good of Friedrich Nietzsche to declare God dead – I declare that he has never been born. It is a created fiction, an invention, not a discovery. Do you understand the difference between invention and discovery? A discovery is about truth, an invention is manufactured by you. It is man-manufactured fiction. Certainly it has given consolation, but consolation is not the right thing! Consolation is opium. It keeps you unaware of the reality, and life is flowing past you so quickly – seventy years will be gone soon. Anybody who gives you a belief system is your enemy, because the belief system becomes the barrier for your eyes, you cannot see the truth. The very desire to find the truth disappears. But in the beginning it is bitter if all your belief systems are taken away from you. The fear and anxiety which you have been suppressing for millennia, which is there, very alive, will surface immediately. No God can destroy it, only the search for truth and the experience of truth – not a belief – is capable of healing all your wounds, of making you a whole being. And the whole person is the holy person to me.”
„Es ist absolut notwendig, dass Gott tot sein muss. Aber ich möchte, dass ihr meine Auffassung kennt: Es war gut von Friedrich Nietzsche, Gott für tot zu erklären – ich aber sage, dass er überhaupt nie auf die Welt gekommen ist. Er ist eine Geschichte, eine Erfindung: keine Entdeckung. Versteht ihr den Unterschied zwischen einer Erfindung und einer Entdeckung? Eine Entdeckung hat mit der Wirklichkeit zu tun; eine Erfindung dagegen ist von euch fabriziert worden. Es ist eine vom Menschen fabrizierte Geschichte. Natürlich spendet sie Trost, aber Trost ist nicht das Richtige! Trost ist Opium. Er bewirkt, dass ihr euch der Wirklichkeit weiterhin nicht bewusst werdet, und das Leben fließt so schnell an euch vorbei – die siebzig Jahre werden bald vorüber sein. Jeder, der euch ein Glaubenssystem verkauft, ist euer Feind, denn das Glaubenssystem wird zu einer Barriere für eure Augen, ihr könnt die Wirklichkeit nicht sehen. Selbst der Wunsch, die Wahrheit zu finden, verschwindet. Aber am Anfang ist es bitter, wenn euch alle eure Glaubenssysteme weggenommen werden. Die Angst und Furcht, die ihr seit Jahrtausenden unterdrückt, die aber noch da ist, sehr lebendig ist, wird sofort wieder an die Oberfläche treten. Kein Gott kann sie zerstören, nur die Suche nach der Wirklichkeit und die Erfahrung der Wirklichkeit – nicht ein Glaube – kann alle eure Wunden heilen, euch zu ganzen Wesen machen. Und für mich ist der ganze Mensch der heilige Mensch.“
Der Weg zur authentischen religiösen Erfahrung liegt in seiner Lehre darin, das Leben als Ganzes anzunehmen, es in allen seinen Facetten zu lieben und täglich zu feiern.[92] Jede wie auch immer geartete Tätigkeit könne dem inneren Wachstum dienen.[93] Meditation bedeute dabei, ein Zeuge aller inneren Vorgänge zu sein, den Strom der Gedanken und Empfindungen an sich vorbeiziehen zu lassen, ohne sich weiter mit ihnen zu identifizieren.[94] Auf diese Weise könne man ihre Vorläufigkeit erkennen und sein Gespür für die Realität hinter der rational oder sinnlich wahrnehmbaren, vergänglichen Welt schärfen.[94] In dem Moment, wo der Meditierende nur noch Zeuge sei, erfahre er, wer er wirklich ist.[94]
Osho widersprach sich oft selbst, bewusst, denn er wollte vermitteln, dass es nicht auf die Worte ankomme, sondern vielmehr darum gehe, die Bindung an deren Bedeutung und Inhalte fallen zu lassen – wer die Wahrheit suche, müsse den Sprung ins Unbekannte wagen.[95] Die Wirklichkeit weise über das unzulängliche Medium der Ratio und somit auch der Sprache hinaus.[95] Deshalb war ihm jedes Verfahren recht, die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf die Realität hinter dem Medium „Diskurs“ zu lenken und die Identifikation mit seinen Worten immer wieder durch verfremdende rhetorische Mittel zu unterbrechen.[95] Letztendlich seien auch die Widersprüche in der Vielgestalt Gottes enthalten und aufgehoben:[96]
“I am not trying to give you a philosophy, a doctrine, a dogma. A dogma has to be consistent, a creed has to be consistent. I am not trying to convert you to a certain belief; a belief has to be consistent. I am trying to give you a vision, not a belief. I am trying to help you to come to my window to see the sky, to see the truth. That truth cannot be described. And that truth cannot be made a dogma, and that truth contains all contradictions – because it is so vast. So I go on giving you glimpses, aspects of it: one aspect is contradictory to another aspect. But in the whole truth, all aspects meet and mingle and are one.”
„Ich will euch nicht eine Philosophie, eine Doktrin, ein Dogma geben. Ein Dogma muss in sich schlüssig sein, ein Religionsbekenntnis muss in sich schlüssig sein. Ich will euch nicht zu einem bestimmten Glauben bekehren; ein Glaube muss logisch schlüssig sein. Ich will euch eine Vision vermitteln, keinen Glauben. Ich möchte, dass ihr zu meinem Fenster kommt und den Himmel seht, die Wirklichkeit seht. Die Wirklichkeit ist unbeschreiblich. Und aus dieser Wirklichkeit lässt sich kein Dogma machen, diese Wirklichkeit vereint alle Widersprüche in sich – sie ist so unermesslich groß. Also gebe ich euch immer wieder Einblicke, Aspekte der Wirklichkeit: ein Aspekt widerspricht dem anderen. Aber in der gesamten Wirklichkeit treffen sich all diese Aspekte, vermischen sich und sind eins.“
Ein Sinn für Humor sollte seiner Meinung nach den Grundstein der zukünftigen Religiosität des Menschen bilden.[19] Folgerichtig enthielten seine Vorträge Hunderte von zum Teil deftigen Witzen (der einzige Teil seiner Diskurse, den er vom Blatt las).[98] Oshos Vorträge und Initiationsgespräche wurden aufgezeichnet und in Buchform in praktisch unredigiertem Originalwortlaut und auch als Tonkassetten und Videofilme veröffentlicht. Die in Hindi gehaltenen Vorträge (nach 1981 sprach er nur noch auf Englisch) werden nach und nach ins Englische übersetzt. So sind über 400 Bände von durchschnittlich 250 Seiten (ohne Berücksichtigung von thematischen Neuzusammenstellungen) entstanden. Viele Werke sind ins Deutsche und mehr als fünfzig andere Sprachen übertragen worden.[99]
Osho äußerte sich auch zu konkreten sozialen und biologischen Fragen. So war Osho Befürworter der Euthanasie von blinden, tauben, stummen und geistig zurückgebliebenen Kindern:
“If a child is born blind or crippled, if a child is born deaf, dumb, and we cannot do anything. [...] If the parents are willing, the child should be put to eternal sleep. And there is no problem in it. [...] So even if a child is born, if he is not medically capable of enjoying life fully with all the senses, healthy, then it is better that he goes to eternal sleep.”
„Wenn ein Kind blind oder verkrüppelt auf die Welt kommt, oder taub, stumm, und wir können nichts machen [...] wenn die Eltern einverstanden sind, sollte dieses Kind in ewigen Schlaf geschickt werden. Und da gibt es kein Problem. Also: selbst wenn ein Kind geboren wurde, das medizinisch nicht der Lage ist, sein Leben mit allen Sinnen zu genießen, in gesunder Weise, dann ist es besser, wenn es eingeschläfert wird.“
Osho vertrat zudem die Auffassung, dass Eltern, die ein genetisch erhöhtes Risiko haben, ein blindes oder körperlich behindertes Kind zur Welt zur bringen, „von der Existenz nicht die Erlaubnis haben, das Risiko einzugehen, die Erde mit einem verkrüppelten oder blinden Kind zu belasten“. [101]
Auffallend ist auch, daß Osho vor allem nach dem Umzug der Kommune nach Rajneeshpuram zunehmend ablehnend der Homosexualität und Homosexuellen gegenüberstand. Osho vertrat die Meinung, Homosexuelle hätten aufgrund ihrer „Perversion“ AIDS geschaffen, wenngleich er sich nicht konkret dazu äußerte, mittels welchen biologischen oder spirituellen Mechanismus sexuelle Präferenzen zur Entstehung eines Retrovirus beitragen können. Osho trat dafür ein, daß Homosexuelle in eigenen Siedlungen leben und nicht mit der übrigen Welt in Berührung kommen sollten, da sie dort gefährliche Viren verbreiten würden:
“homosexuals should be given different localities. They can live in their own world, in their own way, and be happy, but they should not be allowed to move in the wider society, spreading all kinds of dangerous viruses. [102]”
Auf die Bitte homosexueller Sannyasins, seine ablehnende Haltung gegenüber Homosexuellen zu erläutern, bekräftigte er seine Ablehnung wie folgt:
“As a homosexual, you are not even a human being [...]. You have fallen from dignitiy.”
„Als Homosexueller bist Du nicht einmal ein menschliches Wesen [...] Du hast Deine Würde verloren.“
Osho hat diese Aussagen nie zurückgenommen oder abgeschwächt.
Markenrechte
Die markenrechtliche Verwaltung seines Nachlasses ist noch umstritten.[104] Zum Einen beansprucht das Recht eine Stiftung, die Osho International Foundation, deren Zweck die Verbreitung von Oshos religiösen Lehren und Botschaften ist.[105][73][106] Zum Anderen gibt es Bestrebungen, die sich auf seine Aussagen und den Markenumgang zu Lebzeiten berufen und die die Markenrechte nicht zentral vergeben sehen möchten. [107] Im Jahr 2009 gab es zuletzt eine Entscheidung für die USA, die das Markenrecht für viele Meditationen und Therapietechniken bewusst offen ließ und nicht definierte.[108] Eine abschließende, international gültige Vergabe der Rechte ist noch nicht entschieden.
Rezeption
Osho war während seines gesamten Lebens hoch umstritten.[109] Er hat stets seine Bewunderer gehabt – der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk zum Beispiel hat ihn einen „Wittgenstein der Religionen“, „eine der größten Figuren des Jahrhunderts“ genannt.[109][110] Theologische Fakultäten veranstalteten Seminare über seine Lehren; Theologieprofessoren fuhren nach Poona und berichteten von der spirituellen Lebendigkeit seiner Schüler.[109][111] Der indische Autor und Journalist Khushwant Singh schrieb einmal, man solle „Rajneesh am besten einfach ignorieren“, sagte aber später - nach dessen Tod, er sei „der originellste Denker“ gewesen, „den Indien je produziert hat: der gebildetste, klarsichtigste und innovativste“.[112]
Für die meisten aber war Osho nichts weiter als ein gefährlicher Scharlatan, der es verstand, seine Anhänger auszubeuten und zur Aufgabe ihres Vermögens und unentgeltlicher harter Arbeit zu bewegen.[109] Viele sahen in der lange Zeit für Sannyasins üblichen roten Kleidung und der Mala Beweise für einen gefährlichen Identitätsverlust und Abhängigkeit von einem autoritären und narzisstischen Führer.[109][113] Oshos polemische Kritik an Politikern und Religionsführern sowie seine unkonventionellen Ansichten über Sex, Ehe und Familie provozierten zudem weltweit Opposition.[114][115] Religionssoziologen wie Bob Mullan, Hugh Urban und Uday Mehta charakterisierten Oshos Lehren als clever vermarktetes, in sich widersprüchliches Mischmasch philosophischer Entleihungen aus den verschiedensten geistigen Strömungen, das Ahnungslose zwar beeindruckte, aber in Wirklichkeit viele Sachfehler enthielt und eines wirklich originellen oder profunden Gehalts entbehrte.[116][117][118]
Öffentliche Medien und kirchliche Publizistik
Die deutsche Presse
Die Tagespresse und Magazine wie der Stern und der Spiegel enthielten viele, oft sensationell aufgemachte Berichte über Osho.[119] Seine vielen Rolls-Royce und seine brillantenbesetzte Armbanduhren waren häufige Themen, ebenso wie die Gewalt in den Encounter-Gruppen und die Tantra-Gruppen, die ihm einen Ruf als „Sex-Guru“ einbrachten.[119] Der Spiegel bot 1990 zum Anlass von Oshos Tod einen repräsentativen Rückblick: Osho hätte „den Medien mächtig Futter geliefert, zehn Jahre lang, erst mit seinem ,Sex-Kloster‘ in Poona nahe Bombay, dann bis 1985 mit der ,Sex-Ranch‘ Rajneeshpuram im US-Staat Oregon. Es war Futter von der pikanten Sorte, Nackerte und Beknackte ließen sich ins Bild rücken, Histörchen über Orgien, Massenwahn, Gehirnwäsche, Prügel-Exerzitien, Rolls-Royce-Pomp und finstere Machenschaften flossen üppig in die Spalten. Denn keiner aus der mafiosen Riege der Gurus und Sektenbosse war ein so begnadeter Entertainer wie der rundum belesene Philosophieprofessor; keiner lockte so pfiffig mit dem Psycho-Passepartout für Lust am Leben und Lieben, und wahrscheinlich hat auch keiner seine Schäfchen so pfiffig über den Kamm geschoren.“[120]
Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland, nach eigenen Angaben eine „wissenschaftliche Studien-, Dokumentations-, Auskunfts- und Beratungsstelle für die religiösen und weltanschaulichen Strömungen der Gegenwart“ mit dem Auftrag, „diese Zeitströmungen zu beobachten und zu beurteilen“.[121] Die EZW brachte in einem Info-Blatt zum Beispiel den Lebensbericht einer jungen Frau unter der Überschrift „Die rote Utopie – Der Weg nach innen – Im Banne des Guru“.[122] Im Materialdienst desselben Instituts schrieb ein Autor über das Thema „Losgekommen von der Droge Bhagwan“.[123] Die EZW wurde dafür kritisiert, dass bereits die Überschriften signalisierten, dass es um den Nachweis der Schädlichkeit der „Droge Bhagwan“ gehe und dass die Schriftenreihe polemisch und eindeutig von apologetischem Interesse bestimmt sei.[123]
Das „Osho-Urteil“ des deutschen Bundesverfassungsgerichts
Die von Osho ins Leben gerufene Bewegung hat in den 1970er und 1980er Jahren eine außerordentlich kontroverse Bewertung erfahren. In der Bundesrepublik Deutschland wurde sie in staatlichen Broschüren zu dieser Zeit verschiedentlich als „Sekte“, „Jugendsekte“, „Jugendreligion“ oder „Psychosekte“ bezeichnet; dazu traten auch die Bezeichnungen „destruktiv“ und „pseudoreligiös“ sowie Vorwürfe der Mitgliedermanipulation. Eine gegen solche Äußerungen der Bundesregierung und des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit gerichtete Unterlassungsklage von Mitgliedern der Osho-Bewegung wurde vom Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen mit Urteil vom 22. Mai 1990 abgewiesen. Die Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision wurde vom Bundesverwaltungsgericht mit Beschluss vom 13. März 1991 zurückgewiesen.[124] Eine hiergegen gerichtete Verfassungsbeschwerde von Mitgliedern der Osho-Bewegung war jedoch teilweise erfolgreich.
Das Bundesverfassungsgericht entschied elf Jahre später, mit Urteil vom 26. Juni 2002, dass es verfassungsrechtlich zwar nicht zu beanstanden sei, dass die in den 1980er Jahren erfolgten Bezeichnungen als „Sekte“, „Jugendsekte“ und „Psychosekte“ vom Oberverwaltungsgericht und vom Bundesverwaltungsgericht für unbedenklich gehalten worden seien. Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts verletze aber das Grundrecht der Religionsfreiheit, soweit es auch den Gebrauch der Attribute „destruktiv“ und „pseudoreligiös“ sowie den Vorwurf der Mitgliedermanipulation für verfassungsmäßig angesehen habe. Diese Äußerungen der Bundesregierung seien diffamierend und sachlich nicht gerechtfertigt gewesen; die Bundesregierung hatte somit gegen das deutsche Grundgesetz verstoßen.[125][126] Im November 2008 wurde Deutschland vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen der zu langen Dauer des Justizverfahrens, die gegen Art. 6 Abs. 1 der Europäischen Menschenrechtskonvention verstoßen hatte, zu einer Strafzahlung verurteilt.[127][128]
Nachwirkung im indischen Subkontinent
Mitte der 1980er Jahre wollte die Mehrheit der Bevölkerung in Südasien nichts mit Oshos Kommune zu tun haben.[129] Seit seinem Tode hat Osho jedoch zunehmend Anerkennung gefunden; seine Lehren sind zum Teil des kulturellen Mainstreams in Indien und Nepal geworden.[130][131] Schon 1991 wurde er von einer einflussreichen Tageszeitung zusammen mit anderen Figuren wie Gandhi und Buddha als einer von zehn Menschen genannt, die das Geschick Indiens am entscheidendsten beeinflusst hätten; in seinem Fall dadurch, dass er „den Geist zukünftiger Generationen von den Fesseln der Religiosität und des Konformismus befreit“ habe.[132] Zwei Jahre nach seinem Tod wurde die komplette Ausgabe seiner Bücher in die Bibliothek des indischen Parlaments aufgenommen, eine Ehre, die vor ihm nur Mahatma Gandhi zuteil geworden war.[131][133]
Nachwirkungen weltweit

Nach fast zwei von Kontroversen geprägten Jahrzehnten und einem Jahrzehnt der Anpassung hat sich Oshos Bewegung im Markt der neuen religiösen Bewegungen etabliert.[135] Oshos Anhänger haben seinen Beitrag neu definiert und die zentralen Lehren der Bewegung so dargestellt, dass sie Außenstehenden weniger kontrovers erscheinen.[135] Abgesehen von Änderungen innerhalb der Bewegung hat auch die westliche Gesellschaft einen Wandel vollzogen, der zu größerer Offenheit gegenüber Themen wie Meditation, Yoga und spirituellen Texten geführt hat.[135] Seine Schüler leiten Stressmanagementseminare für Kunden wie IBM und BMW, mit Umsätzen in Millionenhöhe in Amerika.[136][137]
Oshos Werke erfreuen sich heute internationaler Popularität, mit Bestsellern in so verschiedenen Ländern wie Südkorea und Italien.[73][132][134] Die von ihm gegründete Bewegung hat weltweit etwa 300 Meditations- und Informationszentren in 45 Ländern (Status: 2000).[138] Seine aktiven Meditationstechniken, insbesondere die Dynamische Meditation und die Kundalini-Meditation, sind weit über die von ihm gegründete Bewegung hinaus bekannt geworden; sie werden in vielen, nicht von Sannyasins geleiteten Selbsterfahrungs-Workshops und zuweilen auch in Schulen und Universitäten praktiziert.[139]
Oshos Ashram in Pune hat sich zum Osho International Meditation Resort, einem der beliebtesten Reiseziele Indiens, entwickelt.[129] Das Meditation Resort empfängt Presseberichten zufolge jährlich etwa 200.000 Besucher aus 100 Ländern.[140][134]
Laut dem Religionswissenschaftler Prof. Frank Neubert von der Universität Bern schätzt man für Deutschland 30000 bis 40000 initiierte Osho-Anhänger, die oft aus den gebildeten und besser verdienenden Schichten kamen.[141]
Prominente Schüler im deutschen Sprachraum
Bekannte Persönlichkeiten im deutschen Sprachraum, die sich Osho irgendwann in ihrem Leben einmal genähert haben bzw. Sannyasins wurden:
- Rudolf Bahro, Philosoph und Politiker, war 1983 mehrere Wochen in Rajneeshpuram und äußerte sich positiv zu Osho.[142]
- Joachim-Ernst Berendt, Musikjournalist und Autor, wurde Sannyasin[109] und schrieb später das Vorwort zu dem Osho-Buch „Die verborgene Harmonie“.
- Elfie Donnelly (Ma Anasha), Jugendbuchautorin, kam in den 1970er Jahren zusammen mit ihrem damaligen Ehemann, Peter Lustig, zu Osho. Donnelly benennt Osho noch heute als eines ihrer Vorbilder.[143]
- Georg Deuter (Swami Chaitanya Hari), New-Age-Musiker, komponierte in den 1970er Jahren die Musik für verschiedene Osho-Meditationen.[144]
- Achim Eckert, Alternativmediziner und Autor, der mehrere Jahre in Oshos Ashram verbrachte, wendet bei seiner Arbeit Oshos Meditationstechniken an.[145]
- Jörg Andrees Elten (Swami Satyananda), Stern-Journalist, fuhr nach Poona, um einen Report zu verfassen, wurde aber kurz darauf zum Schüler Oshos und ist immer noch als Journalist und Seminarleiter in der Osho-Bewegung tätig.[146]
- Peter Lustig, Fernsehmoderator, ging in den 1970er Jahren zusammen mit Elfie Donnelly nach Poona. Peter Lustig spricht ebenso positiv von dem „alten Herrn“ und den damals gemachten Erfahrungen.[147]
- Nena, Popsängerin, bekannte sich 2009 als Osho-Fan und sagte, sie praktiziere seine dynamischen Meditationsmethoden.[148]
- Eva Renzi, Schauspielerin, nahm in den 1970er Jahren an Therapiegruppen in Poona teil und versorgte danach die Boulevardpresse mit negativen Berichten über ihre dortigen Erfahrungen.[149]
- Barbara Rütting (Ma Anand Taruna), Schauspielerin und Politikerin, nennt Osho den größten Therapeuten des Jahrhunderts.[150]
- Ralf Schmerberg, Regisseur, lebte als junger Mann mehrere Jahre als Sannyasin auf der Ranch in Oregon.[151]
- Peter Sloterdijk (Swami D. Peter), Philosoph und Fernsehmoderator, verbrachte in den 1970er Jahren einige Zeit in Poona und beschreibt die Umstimmungserfahrung, die er als Sannyasin erlebt hat, als „irreversibel“.[110]
- Mascha Rabben (Ma Hari Chetana), Schauspielerin und Fotomodell, übersetzte mehrere von Oshos Bücher ins Deutsche, zog sich in den 1980er Jahren von der Bewegung zurück.
Kulturelle Rezeption
Marcus H. Rosenmüllers deutscher Spielfilm Sommer in Orange aus dem Jahr 2011 handelt von einer Sannyasin-Kommune, die von Berlin in ein oberbayerisches Dorf zieht, um ein Therapiezentrum zu eröffnen. Er basiert auf Kindheitserfahrungen der Autorin Ursula Gruber und des Produzenten Georg Gruber, die selbst in einer Bhagwan-Kommune südlich von München aufwuchsen.[152]
Werke
Autobiographisches
- Glimpses of a Golden Childhood, Osho Viha, 1997, ISBN 81-7261-072-6
- Autobiography of a Spiritually Incorrect Mystic, St Martins Press, Gordonsville 2000, ISBN 0-312-25457-1
- Autobiographie eines spirituellen Provokateurs, Ullstein, München 2001
- Neuauflage als Autobiografie, Ullstein, München 2005, ISBN 3-548-74252-1
- Autobiographie eines spirituellen Provokateurs, Ullstein, München 2001
Sonstige Werke (Auswahl)
- Die Alchemie der Verwandlung. Bhagwan spricht über jüdische Mystik, Edition Lotos, Freiburg 1983 (The True Sage)
- Auf der Suche. Bhagwan über die „Zehn Stiere des Zen“ (The Search)
- Diskurse zum Vigyan Bhairav Tantra, 5 Bände (Book of the Secrets)
- Ekstase, die vergessene Sprache (über Kabir), KI, Berlin 1980
- Esoterische Psychologie, Rajneesh, München 1979 (Psychology of the Esoteric)
- Die Gans ist raus! (The Goose is Out)
- Ich bin der Weg, Rajneesh, München 1979 (I Am the Gate)
- Intelligenz des Herzens, KI, Berlin 1979
- Das Klatschen der einen Hand (The Sound of One Hand Clapping)
- Komm und folge mir / Jesus aber schwieg / Der Menschensohn. Bhagwan spricht über Jesus (Come Follow Me, 4 Bände)
- Meditation, die erste und letzte Freiheit (Meditation: The First and Last Freedom)
- Meditation, die Kunst der Ekstase (Meditation: The Art of Ecstasy. On Meditation and Meditation Techniques)
- Mein Weg, der Weg der weißen Wolke, KI, Berlin o. J. (um 1978) (My Way, the Way of the White Cloud)
- Nicht bevor du stirbst. Osho spricht über den Weg der Sufis, Köln 1982 (Until You Die)
- Das orangene Buch. Die Meditationstechniken von Bhagwan Shree Rajneesh, Sambuddha, Stuttgart 1982 (The Orange Book)
- Rebellion der Seele (The Great Challenge)
- Sprengt den Fels der Unbewusstheit. Ein Darshantagebuch, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1979 (Hammer on the Rock: Evening Talks with a Modern Buddha)
- Sprung ins Unbekannte (Dimensions Beyond the Known)
- Tantra. Die höchste Einsicht (über Tilopas Gesang vom Mahamudra), Sambuddha, Stuttgart 1980 (Tantra: the Supreme Understanding)
- Die verborgene Harmonie. Vorträge über die Fragmente des Heraklit (The Hidden Harmony)
- Vom Sex zum kosmischen Bewußtsein (From Sex to Super-Consciousness)
- Der Weg des Buddha. Osho spricht über ein buddhistische Hauptwerk, den Dhammapada (Book of the Books, 12 Bände)
Literatur
- Amrito (Jan Foudraine): Bhagwan – Krishnamurti – C. G. Jung und die Psychotherapie. Synthesis, Essen 1983, ISBN 3-922026-20-6.
- Harry Aveling: The Laughing Swamis. Motilal Banarsidass Publishers, Delhi 1994, ISBN 81-208-1118-6.
- Dharm P. S. Bhawuk: Spirituality and Indian Psychology: Lessons from the Bhagavad-Gita, Springer, New York, Heidelberg, London 2011, ISBN 978-1-4419-8109-7.
- Jeremy Carrette, Richard King: Selling Spirituality: The Silent Takeover of Religion. Routledge, New York 2004, ISBN 0-415-30209-9.
- Lewis F. Carter: Charisma and Control in Rajneeshpuram. Cambridge University Press, Cambridge 1990, ISBN 0-521-38554-7.
- Jörg Andrees Elten: Ganz entspannt im Hier & Jetzt. Tagebuch über mein Leben mit Bhagwan in Poona. Rowohlt, Reinbek 1979; Innenwelt Verlag, Köln 2000, ISBN 3-925205-94-2.
- Frances FitzGerald: Cities on a Hill: A Journey Through Contemporary American Cultures. Simon & Schuster, 1986, ISBN 0-671-55209-0 (enthält ein sehr ausführliches Kapitel über Rajneeshpuram, das zuvor in zwei Teilen im Magazin The New Yorker [Ausgaben vom 22. und 29. Sept. 1986] veröffentlicht wurde).
- Judith M. Fox: Osho Rajneesh. Studies in Contemporary Religion, Signature Books, Salt Lake City 2002, ISBN 1-56085-156-2.
- Marion S. Goldman: Passionate Journeys – Why Successful Women Joined A Cult. The University of Michigan Press, 2001, ISBN 0-472-08844-0.
- Paul Heelas: The New Age Movement. Blackwell Publishers, Oxford 1996, ISBN 0-631-19332-4.
- Fritz Erik Hoevels und Peter Priskil: Bhagwan oder das Dilemma einer menschenfreundlichen Religion – Eine psychoanalytische Studie und Jesus – Bhagwan. Ein Vergleich. Ahriman, Freiburg im Breisgau 1987, ISBN 3-922774-04-0.
- Fritz-Reinhold Huth: Das Selbstverständnis des Bhagwan Shree Rajneesh in seinen Reden über Jesus. Lang (Studia Irenica 36), Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-631-45987-4
- Nisha Jacobi: Das Meisterstück. Context Verlag, Bielefeld 1988, ISBN 3-926257-02-4.
- Vasant Joshi: The Awakened One: The Life and Work of Bhagwan Shree Rajneesh. Harper & Row, 1982, ISBN 0-06-064205-X.
- Gunther Klosinski: Psychologische und psychodynamische Aspekte religiöser Konversion zu neureligiösen Bewegungen am Beispiel der Neo-Sannyas-Bewegung. Eine Vergleichsstudie bei der Neo-Sannyas-Bewegung und der Gesellschaft für Transzendentale Meditation mittels biographischer Interviews. Habilitationsschrift, Tübingen 1984.
- Veröffentlichung als: Warum Bhagwan? Auf der Suche nach Heimat, Geborgenheit und Liebe. Kösel, München 1985, ISBN 3-466-30274-9.
- James R. Lewis, Jesper Aagaard Petersen (Hrsg.): Controversial New Religions. Oxford University Press, New York 2004, ISBN 0-19-515682-X.
- Uday Mehta: Modern Godmen in India: A Sociological Appraisal. Popular Prakashan, Mumbai 1993, ISBN 81-7154-708-7.
- Bob Mullan: Life as Laughter: Following Bhagwan Shree Rajneesh, Routledge & Kegan Paul Books Ltd, London, Boston, Melbourne und Henley 1983, ISBN 0-7102-0043-9.
- Susan J. Palmer und Arvind Sharma: The Rajneesh Papers: Studies in a New Religious Movement. Motilal Banarsidass Publishers, Delhi 1993, ISBN 81-208-1080-5.
- Maroesja Perizonius: Der Traum meiner Mutter. Meine Kindheit in einer Bhagwan-Kommune, Bergisch Gladbach 2008.
- Joachim Süss: Zur Erleuchtung unterwegs. Neo-Sannyasin in Deutschland und ihre Religion. Reimer (Marburger Studien zur Afrika- und Asienkunde 2), Berlin 1994, ISBN 3-496-02531-X.
- Joachim Süss: Bhagwans Erbe. Claudius, München 1996, ISBN 3-532-64010-4.
- Fritz Tanner: Bhagwan. Gauner – Gaukler – Gott? Panorama, Altstätten/München 1986, ISBN 3-907506-26-X.
- Anna Thoden und Ingemarie Schmidt: Der Mythos um Bhagwan. Die Geschichte einer Bewegung. Rowohlt (rororo Sachbuch 1080), Reinbek 1987, ISBN 3-499-17957-1.
- Hugh B. Urban: "Zorba The Buddha: Capitalism, Charisma and the Cult of Bhagwan Shree Rajneesh", Religion 26 (2): S. 161–182, doi:10.1006/reli.1996.0013.
Filmdokumentation
- Ashram in Poona, Dokumentarfilm, 83 min, D 1983, Buch und Regie: Wolfgang Dobrowolny
- Guru – Bhagwan, His Secretary & His Bodyguard. Dokumentarfilm mit Interviews mit Ma Anand Sheela und Hugh Milne von Sabine Gisiger und Beat Häner. Schweiz 2010.[153] Vorlage:IMDb Titel
Weblinks
- Osho.com – Osho International Foundation
- OSHOInternational, Sammlung von Video-Clips auf YouTube
- Bhagwan, The Movie Film über Osho (deutsche Untertitel; 1978)
- David Signer: Zu dir oder in mich? – Bericht über einen Aufenthalt im Osho-Resort. Die Weltwoche, Ausgabe 13/2006
- Video aus Poona 1988
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Joachim Süss (1996), S. 30
- ↑ Vasant Joshi (1982), S. 15
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Frances FitzGerald, The New Yorker 22. September 1986, S. 77
- ↑ a b c d e Lewis F. Carter (1990), S. 44
- ↑ Meyers Lexikon online
- ↑ a b Osho, Autobiographie eines spirituellen Provokateurs, Anhang
- ↑ a b Judith M. Fox (2002), S. 35
- ↑ a b c d e f Judith M. Fox (2002), S. 9
- ↑ a b c d e Judith M. Fox (2002), S. 10
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 42
- ↑ a b Joachim Süss (1996), S. 29
- ↑ a b c Lewis F. Carter (1990), S. 43
- ↑ Osho, The Discipline of Transcendence, Vol. 2, Kapitel 11; Auszüge hier
- ↑ a b c d e f Judith M. Fox (2002), S. 11
- ↑ a b c James R. Lewis (2004), S. 122
- ↑ a b Lewis F. Carter (1990), S. 45
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 46
- ↑ a b c d Lewis F. Carter (1990), S. 47
- ↑ a b c d Judith M. Fox (2002), S. 12
- ↑ Bharti, Death Comes Dancing, zitiert in Judith M. Fox (2002), S. 12
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 48
- ↑ a b c d e Judith M. Fox (2002), S. 13
- ↑ a b c Judith M. Fox (2002), S. 14
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 48–50
- ↑ a b c d e f Judith M. Fox (2002), S. 15
- ↑ a b c d e Judith M. Fox (2002), S. 16
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 50, S. 114
- ↑ Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 5
- ↑ Joe Morrell, Growing up within the Family of Love, zitiert in Judith M. Fox (2002), S. 16
- ↑ Frances FitzGerald, The New Yorker 22. September 1986, S. 78
- ↑ a b c Frances FitzGerald, The New Yorker 22. Sept. 1986, S. 80
- ↑ Vasant Joshi (1982), zitiert in Judith M. Fox (2002), S. 16
- ↑ a b c d e f g h i j k Judith M. Fox (2002), S. 17
- ↑ a b c Janet Maslin: Ashram (1981) Life at an Ashram, Search for Inner Peace, Film-Review in der New York Times vom 13. November 1981
- ↑ Jörg Andrees Elten, Ganz entspannt im Hier und Jetzt, Köln 2000, S. 186–191
- ↑ Frances FitzGerald, The New Yorker 22. September 1986, S. 83
- ↑ Joachim Süss (1996), S. 48–49
- ↑ a b c d e f g Judith M. Fox (2002), S. 18
- ↑ Bharti, Death Comes Dancing, zitiert in Judith M. Fox (2002), S. 18
- ↑ a b c d Judith M. Fox (2002), S. 19
- ↑ a b c d Judith M. Fox (2002), S. 20
- ↑ a b c Frances FitzGerald, The New Yorker 22. September 1986, S. 85 Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag. Der Name „ff85“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ a b c d e f Judith M. Fox (2002), S. 21
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 70
- ↑ Artikel in der Times of India vom 18. November 2002
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 63
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 64
- ↑ a b c Judith M. Fox (2002), S. 22
- ↑ Frances FitzGerald, The New Yorker 22. September 1986, S. 86
- ↑ a b Judith M. Fox (2002), S. 23
- ↑ Artikel in der New York Times vom 16. Sept. 1981
- ↑ a b c d e f g h Judith M. Fox (2002), S. 24
- ↑ a b c d Judith M. Fox (2002), S. 25
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 122
- ↑ Joachim Süss (1996), S. 53
- ↑ James R. Lewis (2004), S. 129–130
- ↑ a b c d e f g h i j Judith M. Fox (2002), S. 26
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 143
- ↑ a b c Lewis F. Carter (1990), S. 203ff.
- ↑ Frances FitzGerald, The New Yorker 29. September 1986, S. 96
- ↑ a b c d e f Judith M. Fox (2002), S. 27
- ↑ Susan J. Palmer, Arvind Sharma (1993), S. 155–158
- ↑ a b c Frances FitzGerald, The New Yorker 29. September 1986, S. 98–102
- ↑ Frances FitzGerald, The New Yorker 29. September 1986, S. 115
- ↑ a b c Judith M. Fox (2002), S. 28
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 230
- ↑ a b Artikel im Magazin Ashé
- ↑ a b Lewis F. Carter (1990), S. 234–240
- ↑ Frances FitzGerald, The New Yorker 29. September 1986, S. 116
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 224
- ↑ Frances FitzGerald, The New Yorker 29. September 1986, S. 119
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 202
- ↑ a b c PublishingTrends.com
- ↑ Frances FitzGerald, The New Yorker 29. September 1986, S. 110
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 232
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 233
- ↑ Judith M. Fox (2002), S. 29
- ↑ Lewis F. Carter (1990), S. 237
- ↑ a b c Judith M. Fox (2002), S. 36
- ↑ Artikel „Two Tales – One Story“
- ↑ Judith M. Fox (2002), S. 33
- ↑ a b c d e f Judith M. Fox (2002), S. 34
- ↑ Judith M. Fox (2002), S. 34–35
- ↑ Nisha Jacobi (1988), S. 431
- ↑ a b c Harry Aveling (1994), S. 198
- ↑ Joachim Süss (1996), S. 62
- ↑ Osho, No Mind: The Flowers of Eternity, Kapitel 1
- ↑ a b c Judith M. Fox (2002), S. 37
- ↑ Judith M. Fox (2002), S. 2
- ↑ Joachim Süss (1996), S. 153
- ↑ Osho, God is Dead, Now Zen is the Only Living Truth, Kapitel 1; Video hier verfügbar
- ↑ Joachim Süss (1996), S. 162
- ↑ Joachim Süss (1996), S. 118
- ↑ a b c Joachim Süss (1996), S. 120
- ↑ a b c Joachim Süss (1996), S. 50
- ↑ Joachim Süss (1996), S. 50; siehe auch Interview mit Jeff McMullen, 60 Minutes, Australien, hier als Video verfügbar
- ↑ Osho, The Beloved, Vol. 1, Kapitel 6
- ↑ Judith M. Fox (2002), S. 17; hier ein Beispiel
- ↑ Osho Times, Januar 2006
- ↑ Osho, The Greatest Challenge: The Golden Future, hier verfügbar
- ↑ Osho, The Greatest Challenge: The Golden Future, avaible here
- ↑ Osho, Hari Om Tat Sat - The Divine Sound That is the Truth, Discourse 6
- ↑ Osho, From Bondage to Freedom, Discourse 16
- ↑ [http://www.oshofriendsinternational.com/index.php?option=com_content&view=article&id=220&Itemid=297
- ↑ [1]
- ↑ Handelsregisterdaten für OIF, Schweiz
- ↑ http://www.osho.de/2012/04/trademark-about-de/&Itemid=148]
- ↑ [2]
- ↑ a b c d e f Joachim Süss (1996), S. 27
- ↑ a b taz-Interview vom 13. Juni 2006; Auszug aus einem Gespräch P. Sloterdijks mit Hans-Jürgen Heinrichs in der Kulturzeitung Lettre International
- ↑ Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 8–9
- ↑ Dharm P. S. Bhawuk (2011), S. 37
- ↑ Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 204–226
- ↑ Vasant Joshi (1982), S. 1–2
- ↑ Joachim Süss (1996), S. 52
- ↑ Bob Mullan (1983), S. 48, 89–90
- ↑ Uday Mehta (1993), S. 151
- ↑ Hugh Urban (1996), S. 169
- ↑ a b Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 1–2
- ↑ Gestorben: Bhagwan Shree Rajneesh, Der Spiegel, 4/1990, zitiert in Huth (1993), S. 2
- ↑ http://www.ekd.de/ezw/die_ezw.php
- ↑ Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 3
- ↑ a b Fritz-Reinhold Huth (1993), S. 4
- ↑ BVerwG, Beschluss vom 13. März 1991, Az. 7 B 99.90, (Jugendsekte - Osho-Rajneesh) Volltext.
- ↑ BVerfG, Beschluss vom 26. Juni 2002, Az. 1 BvR 670/91, Volltext Rn. 57, 60, 62, 91–94; BVerfGE 105, 279 - Osho; BVerfG, Pressemitteilung Nr. 68/2002 vom 30. Juli 2002.
- ↑ Hubert Seiwert: Freedom and Control in the Unified Germany: Governmental Approaches to Alternative Religions Since 1989. In: Sociology of Religion (2003) 64 (3): 367–375, S. 370. Online-Ausgabe
- ↑ Deutschland wegen langen Verfahrens zu Bhagwan-Bewegung verurteilt.
- ↑ Negative labelling of Osho movement.
- ↑ a b Judith M. Fox (2002), S. 41
- ↑ Joachim Süss (1996), S. 36
- ↑ a b Urteilsbegründung des Bombay High Court, Abschnitte 12–14
- ↑ a b Judith M. Fox (2002), S. 42
- ↑ Artikel in LOGOS – The Journal of the World Book Community, Vol. 12, 2001, auch hier
- ↑ a b c Zu dir oder in mich, Artikel in Weltwoche, Ausgabe 13/06
- ↑ a b c James R. Lewis (2004), S. 120
- ↑ Jeremy Carrette, Richard King (2004), S. 154
- ↑ Paul Heelas (1996), S. 63
- ↑ Judith M. Fox (2002), S. 43
- ↑ Joachim Süss (1996), S. 123
- ↑ San Francisco Chronicle, Artikel vom 29. August 2004
- ↑ „Oshos Erben“ Über die Bhagwan–Bewegung heute
- ↑ Rudolf Bahro, In Amerika gibt es keine Kathedralen, taz-Interview aus Rajneeshpuram vom 29/30. August 1983
- ↑ Interview mit Elfie Donnelly auf womenweb.de
- ↑ Biographie
- ↑ heilendestao.at
- ↑ Osho Times, hierjetzt.de
- ↑ Interview mit Peter Lustig auf galore.de
- ↑ Oma in Extase, Süddeutsche Zeitung; Nena bekennt sich als Fan des Bhagwan-Gurus Osho, Die Welt
- ↑ Nachruf im Hamburger Abendblatt
- ↑ [3]
- ↑ Susanne Kaloff: "Es gab Frauen, die haben jede Nacht die Küche zerlegt", Die Welt, 10. Oktober 2010
- ↑ Der Rosi, die Baghwans und ein neuer Kinofilm. Süddeutsche Zeitung vom 12. Juni 2010, abgerufen am 10. Juli 2011
- ↑ www.gurufilm.ch
Personendaten | |
---|---|
NAME | Osho |
ALTERNATIVNAMEN | Bhagwan Shree Rajneesh; Rajneesh Chandra Mohan Jain (Geburtsname); रजनीश चन्द्र मोहन जैन (Hindi) |
KURZBESCHREIBUNG | indischer Philosoph und Guru, Gründer und Führer einer umstrittenen religiösen Bewegung in Indien, zeitweise in den USA |
GEBURTSDATUM | 11. Dezember 1931 |
GEBURTSORT | Madhya Pradesh |
STERBEDATUM | 19. Januar 1990 |
STERBEORT | Pune, Maharashtra |