Zum Inhalt springen

Benutzer:Lumpeseggl und Hermann Scherchen: Unterschied zwischen den Seiten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Unterschied zwischen Seiten)
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Randale, Bambule, Frankfurter Schule!
 
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:SCHERCHEN.jpg|miniatur|Hermann Scherchen]]
</div>{{Babel}}
'''Hermann Carl Julius Scherchen''' (* [[21. Juni]] [[1891]] in [[Berlin]]; † [[12. Juni]] [[1966]] in [[Florenz]]) war ein deutscher [[Dirigent]] und [[Komponist]]. Er war eine der bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.
|-
| {{User de}}
|-
| {{User en-3}}
|-
| {{Vorlage:User la-3}}
|-
| {{Vorlage:User es-1}}
|-
| {{Vorlage:User fr-1}}
|-
| {{Vorlage:User shs-3}}
|-
| {{:Benutzer:Vorlage/aus Hanau}}
|-
| {{Benutzer:Matt1971/Vorlage:Bebilderung}}
|-
| {{:Portal:Burgen und Schlösser/Babelvorlage}}
|-
| {{Benutzer:Micha L. Rieser/Babel/WoT|ID=1068}}
|-
| {{Benutzer:Stauba/Vorlage:Die Simpsons}}
|}
</div>


== Leben ==
[[Datei:Am Krawallgraben02.jpg|miniatur|300 px|center|''[http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia%3AL%C3%B6schkandidaten%2F23._April_2011&action=historysubmit&diff=88020957&oldid=88020811 Der Benutzer wirft mir stören vor, vermag es aber selber in einem halben Jahr nicht, eine saubere Darstellung der Eisenbahnartikel dieser Region herbeizuführen. Statt dessen verlinkt er auf seiner Benutzerseite das Bild Datei:Am Krawallgraben02.jpg (jeder möge sich selbst ein Bild davon machen, worum es diesem Benutzer wohl in erster Linie geht)].]]
Nach frühem [[Violine|Violinunterricht]] in der Kindheit studierte Scherchen an der Berliner Musikhochschule. 1907 begann er seine Musikerlaufbahn als [[Bratschist]] im „Blüthner-Orchester“, dem Vorgänger des Berliner Symphonie-Orchesters (heute: [[Konzerthausorchester Berlin]]) und als Aushilfe bei den [[Berliner Philharmoniker]]n und in der [[Krolloper]]. Das Handwerk für seinen späteren Beruf des [[Dirigent]]en erlernte er hauptsächlich als [[Autodidakt]].
<center>


In die 1910er Jahre fielen zwei prägende Ereignisse. Entscheidend für seine berufliche und künstlerische Entwicklung wurde 1911 seine Begegnung mit [[Arnold Schönberg]], mit dem er für die Uraufführung von dessen ''[[Pierrot lunaire]]'' (1912) als Dirigent zusammenarbeitete, welches er im folgenden Jahr auch auf einer Tournee dirigierte. 1914 war er in [[Jūrmala]] als Dirigent des Rigaer Symphonieorchesters angestellt. Nachdem er zu Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] in [[Lettland]] als feindlicher Ausländer von den Russen interniert worden war, wo er weitere Erfahrungen als Dirigent, Bratscher und Lehrer sammelte und sich auch der Komposition von [[Kammermusik]] und Liedern widmete, erlebte er als ziviler Kriegsgefangener in einem Lager im [[Ural]] 1917 die russische [[Oktoberrevolution]] mit.
*[[Benutzer:Haselburg-müller/Artikel|Artikelkrawall]]


1918 übersetzte er das Arbeiterlied ''[[Brüder, zur Sonne, zur Freiheit]]'' aus dem Russischen ins Deutsche und kehrte nach Berlin zurück. Er gründete ein Streichquartett („Scherchen-Quartett“) , die Musikzeitschrift für zeitgenössische Musik ''Melos'' und die Neue Musikgesellschaft Berlin. Daneben begann er seine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik Berlin und wurde Leiter zweier [[Chor (Musik)|Arbeiterchöre]]. In den folgenden Jahren dirigierte er in [[Leipzig]] (1920/1921) das „Orchester des Konzertvereins“ und [[Frankfurt am Main]] (1922–1924; als Nachfolger von [[Wilhelm Furtwängler]]. Er war Leiter der ''Museumskonzerte'' der [[Frankfurter Museumsgesellschaft]]) und wirkte in [[Winterthur]] (1922–1950), als [[Generalmusikdirektor]] in [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]] (1928–1931) und war daneben bis 1933 musikalischer Leiter des dortigen Rundfunksenders. In Winterthur machte er als Dirigent das von Mäzen [[Werner Reinhart]] geförderte [[Orchester Musikkollegium Winterthur|Stadtorchester]] des Musikkollegium Winterthur europaweit bekannt.
*[[Benutzer:Haselburg-müller/Bilder|Bildkrawall]]


Ab 1923 engagierte sich Scherchen in der [[Internationale Gesellschaft für Neue Musik|Internationalen Gesellschaft für Neue Musik]] (IGNM). In diesem Umfeld lernte er auch [[Karl Amadeus Hartmann]] kennen, zu dessen Mentor er wurde. 1926 dirigierte Scherchen erstmalig bei den [[Donaueschinger Musiktage]]n. 1933 verließ der überzeugte [[Kommunismus|Kommunist]]<ref>Dem Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit zufolge war Scherchen parteilos.</ref> Deutschland wegen seiner Ablehnung des [[Nationalsozialismus]]. In Brüssel gründete er den Musikverlag ''Ars viva'', der neben der Publikation unbekannter älterer Werke vor allem der Verbreitung zeitgenössischer Partituren und Textbücher, etwa von Karl Amadeus Hartmann und [[Wladimir Rudolfowitsch Vogel|Wladimir Vogel]] sowie der Zeitschrift „Musica viva“ diente, aber keinen langen Bestand hatte. 1937 zog er in die Schweiz.
[[Datei:Qsicon_exzellent.png|15px|verweis=Kastell Stockstadt]] [[Datei:Qsicon_exzellent.png|15px|verweis=Nida (römische Stadt)]] [[Datei:Qsicon_exzellent.png|15px|verweis=Römische Villa Haselburg]] [[Datei:Qsicon_exzellent.png|15px|verweis=Tarraco]] [[Datei:Qsicon_lesenswert.png|15px|verweis=Cambodunum]] [[Datei:Qsicon_lesenswert.png|15px|verweis=Empúries]] [[Datei:Qsicon_lesenswert.png|15px|verweis=Stadtschloss Hanau]] [[Datei:Qsicon_lesenswert.png|15px|verweis=Schelme von Bergen]]


Nach dem Zweiten Weltkrieg war Scherchen von 1945 bis 1950 musikalischer Leiter beim Radioorchester Zürich, welches in [[Landessender Beromünster|Radio Beromünster]] umbenannt wurde und Chefdirigent des Studioorchesters beim Schweizer Rundfunk. Ab 1950 engagierte er sich bei den [[Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik|Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik]] und verhalf vielen der damaligen Avantgarde-Komponisten zu Uraufführungen. Im selben Jahr gründete er den Musikverlag ''Ars viva'' in Zürich neu. 1954 gründete Scherchen in seinem Wohnort [[Gravesano]] mit Unterstützung der [[UNESCO]] ein Studio für Forschungen auf dem Gebiet der Elektroakustik (Rundfunk- und Aufnahmetechnik), wo Komponisten wie [[Vladimir Ussachevski]], [[Luc Ferrari]], [[François-Bernard Mâche]] und vor allem [[Iannis Xenakis]] arbeiteten. Die Ergebnisse dieser Forschungen veröffentlichte Scherchen in den „Gravesaner Blättern“.<ref>[http://www.nzz.ch/2007/02/03/li/articleEV65J.html Ein Tessiner Dorf im Zentrum der Welt: Multimediale Arbeit in Hermann Scherchens elektroakustischem Experimentalstudio in Gravesano] [[Neue Zürcher Zeitung]], 3. Februar 2007</ref>
<small> [[Benutzer:Haselburg-müller/Kurioses|Ein kleines Kuriositäten-Kabinett aus meinen Beiträgen...]] </small>


Von 1959 bis 1960 war er außerdem Chefdirigent der [[Nordwestdeutsche Philharmonie|Nordwestdeutschen Philharmonie]] in [[Herford]].
<small> [[Benutzer:Haselburg-müller/Wikipedia_für_Fachleute|So schön kann wikipedia sein – die gehaltvollsten Diskussionen aus meinem Fachgebiet]] </small>


Scherchen setzte sich in seiner Karriere wie kaum ein zweiter Dirigent für die [[Neue Musik]] ein. Er dirigierte viele Uraufführungen, darunter Werke von [[Arnold Schönberg]], [[Alban Berg]], [[Anton Webern]], [[Paul Hindemith]], [[Ernst Krenek]], [[Richard Strauss]], Karl Amadeus Hartmann, [[Edgar Varèse]], [[Luigi Nono]], [[Luigi Dallapiccola]], [[Paul Dessau]], [[Boris Blacher]], [[Hans Werner Henze]], [[Alois Hába]], [[Albert Roussel]], [[Claude Ballif]], [[Karlheinz Stockhausen]] und Iannis Xenakis. Daneben gründete er Ensembles, die sich der Aufführung zeitgenössischer Musik widmeten, und Zeitschriften, die sich publizistisch um deren Verbreitung bemühten.
</center>
<br>
{| class="float-left"


Scherchen war als Dirigent für unkonventionelle Interpretationen bekannt. So existiert eine Aufnahme der [[5. Sinfonie (Mahler)|5. Sinfonie]] von [[Gustav Mahler]], in welcher Scherchen erhebliche Striche in der [[Partitur]] vornahm.
| [[Datei:Troll crossed out.png|30px|verweis=http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spezial:Logbuch&type=block&page=Benutzer%3AVirus11]]


Zu seinen Schülern gehörten Karl Amadeus Hartmann, [[Bruno Maderna]] und [[Harry Goldschmidt]].
| [[Datei:Troll crossed out.png|30px|verweis=http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Checkuser/Anfragen/Archiv/2010-4#.2818._Oktober.29_-_Sendker.2C_Tigerentenj.C3.A4ger.2C_W.Borchert]]


Während eines Konzerts in Italien 1966 erlitt er einen Herzinfarkt und verstarb wenige Tage darauf.
| [[Datei:Troll crossed out.png|30px|verweis=http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Spezial:Logbuch&type=block&page=Benutzer%3AChrisscraft]]


[[Elias Canetti]] portraitiert in seinem Buch ''Das Augenspiel – Lebensgeschichte 1931-1937'' (1985) Scherchen – der als Charakter nicht unproblematisch war – in dem Kapitel ''Der Dirigent'' außerordentlich scharf.
| [[Datei:Troll crossed out.png|30px|verweis=http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Benutzer_Diskussion:Brummfuss&oldid=86669746#Sperre_2]]


== Familie ==
|}

Hermann Scherchen war nach einer kurzen Ehe mit der Schauspielerin [[Gerda Müller (Schauspielerin)|Gerda Müller]] mit der chinesischen Komponistin Xiao Shuxian verheiratet. 1937 wurde ihre Tochter Tona Scherchen geboren. Diese kehrte 1949 mit ihrer Mutter nach China zurück. Später machte sie sich einen Namen als Komponistin, vor allem nachdem sie 1972 nach [[Frankreich]] gezogen war.

Seine Schwester Helena war mit [[Sándor Radó]] verheiratet, den er während dessen Flucht 1944 eine Zeit lang in seiner Wohnung in Genf versteckte.

== Auszeichnungen ==
* 1930 Verleihung des Ehrendoktors der Philosophie ([[Albertus-Universität Königsberg]])
* 1957 [[Deutscher Kritikerpreis]]
* 1961 Silberne Medaille der Stadt Paris
* 1961 Ehrenmitgliedschaft der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik

== Werke ==
*''Lehrbuch des Dirigierens'', Leipzig 1929
*''Vom Wesen der Musik'', Winterthur 1946
*''Musik für Jedermann'', Winterthur 1950
*''Alles hörbar machen: Briefe eines Dirigenten 1920–1939'', Berlin 1976
*''Aus meinem Leben'', Berlin 1984
*Schallplattenaufnahmen von mehreren hundert Werken vom [[Barock]] bis zur [[Moderne]] (wenige noch im Handel erhältlich)

== Literatur ==
* {{Theaterlexikon|Hermann Scherchen|3|1599|1600|Autor=Ingrid Bigler-Marschall}}
* {{NDB|22|686|687|Scherchen, Hermann|Marion Brück}}
* Joachim Lucchesi (Hrsg.): Hermann Scherchen. Werke und Briefe in 8 Bänden. Schriften 1. Mit einleitendem Essay und Kommentar. Peter Lang: Europäischer Verlag der Wissenschaften, Schöneiche b. Berlin, 1991 (Editionsabbruch wegen Verlagsschließung 1992).
* [[Hansjörg Pauli]] (Hrsg.): ''Hermann Scherchen, Musiker. Ein Lesebuch''. Edition Hentrich, Berlin 1986, ISBN 3-926175-01-X.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|118754653|TYP=Werke von und über}}
* {{LexM|00001158}}
* [http://www.bach-cantatas.com/Bio/Scherchen-Hermann.htm Hermann Scherchen] bei Bach Cantatas (englisch)
* [http://www.youtube.com/watch?v=4s-coTlGgBU Orchesterprobe] (Youtube Video)

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=p|GND=118754653|LCCN=n/79/70090|NDL=01095520|VIAF=61733025}}

{{SORTIERUNG:Scherchen, Hermann}}
[[Kategorie:Dirigent]]
[[Kategorie:Künstler (Berlin)]]
[[Kategorie:Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:Person der Roten Kapelle (Schweiz)]]
[[Kategorie:KPD-Mitglied]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1891]]
[[Kategorie:Gestorben 1966]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Albertus-Universität]]

{{Personendaten
|NAME=Scherchen, Hermann
|ALTERNATIVNAMEN=Scherchen, Hermann Carl Julius (vollständiger Name)
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Dirigent
|GEBURTSDATUM=21. Juni 1891
|GEBURTSORT=[[Berlin]]
|STERBEDATUM=12. Juni 1966
|STERBEORT=[[Florenz]]
}}

[[ca:Hermann Scherchen]]
[[da:Hermann Scherchen]]
[[en:Hermann Scherchen]]
[[es:Hermann Scherchen]]
[[eu:Hermann Scherchen]]
[[fr:Hermann Scherchen]]
[[he:הרמן שרכן]]
[[it:Hermann Scherchen]]
[[ja:ヘルマン・シェルヘン]]
[[ko:헤르만 셰르헨]]
[[nl:Hermann Scherchen]]
[[pl:Hermann Scherchen]]
[[pt:Hermann Scherchen]]
[[ro:Hermann Scherchen]]
[[ru:Шерхен, Герман]]
[[zh:赫尔曼·舍尔兴]]

Version vom 22. Oktober 2012, 21:31 Uhr

Hermann Scherchen

Hermann Carl Julius Scherchen (* 21. Juni 1891 in Berlin; † 12. Juni 1966 in Florenz) war ein deutscher Dirigent und Komponist. Er war eine der bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

Leben

Nach frühem Violinunterricht in der Kindheit studierte Scherchen an der Berliner Musikhochschule. 1907 begann er seine Musikerlaufbahn als Bratschist im „Blüthner-Orchester“, dem Vorgänger des Berliner Symphonie-Orchesters (heute: Konzerthausorchester Berlin) und als Aushilfe bei den Berliner Philharmonikern und in der Krolloper. Das Handwerk für seinen späteren Beruf des Dirigenten erlernte er hauptsächlich als Autodidakt.

In die 1910er Jahre fielen zwei prägende Ereignisse. Entscheidend für seine berufliche und künstlerische Entwicklung wurde 1911 seine Begegnung mit Arnold Schönberg, mit dem er für die Uraufführung von dessen Pierrot lunaire (1912) als Dirigent zusammenarbeitete, welches er im folgenden Jahr auch auf einer Tournee dirigierte. 1914 war er in Jūrmala als Dirigent des Rigaer Symphonieorchesters angestellt. Nachdem er zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Lettland als feindlicher Ausländer von den Russen interniert worden war, wo er weitere Erfahrungen als Dirigent, Bratscher und Lehrer sammelte und sich auch der Komposition von Kammermusik und Liedern widmete, erlebte er als ziviler Kriegsgefangener in einem Lager im Ural 1917 die russische Oktoberrevolution mit.

1918 übersetzte er das Arbeiterlied Brüder, zur Sonne, zur Freiheit aus dem Russischen ins Deutsche und kehrte nach Berlin zurück. Er gründete ein Streichquartett („Scherchen-Quartett“) , die Musikzeitschrift für zeitgenössische Musik Melos und die Neue Musikgesellschaft Berlin. Daneben begann er seine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik Berlin und wurde Leiter zweier Arbeiterchöre. In den folgenden Jahren dirigierte er in Leipzig (1920/1921) das „Orchester des Konzertvereins“ und Frankfurt am Main (1922–1924; als Nachfolger von Wilhelm Furtwängler. Er war Leiter der Museumskonzerte der Frankfurter Museumsgesellschaft) und wirkte in Winterthur (1922–1950), als Generalmusikdirektor in Königsberg (1928–1931) und war daneben bis 1933 musikalischer Leiter des dortigen Rundfunksenders. In Winterthur machte er als Dirigent das von Mäzen Werner Reinhart geförderte Stadtorchester des Musikkollegium Winterthur europaweit bekannt.

Ab 1923 engagierte sich Scherchen in der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM). In diesem Umfeld lernte er auch Karl Amadeus Hartmann kennen, zu dessen Mentor er wurde. 1926 dirigierte Scherchen erstmalig bei den Donaueschinger Musiktagen. 1933 verließ der überzeugte Kommunist[1] Deutschland wegen seiner Ablehnung des Nationalsozialismus. In Brüssel gründete er den Musikverlag Ars viva, der neben der Publikation unbekannter älterer Werke vor allem der Verbreitung zeitgenössischer Partituren und Textbücher, etwa von Karl Amadeus Hartmann und Wladimir Vogel sowie der Zeitschrift „Musica viva“ diente, aber keinen langen Bestand hatte. 1937 zog er in die Schweiz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Scherchen von 1945 bis 1950 musikalischer Leiter beim Radioorchester Zürich, welches in Radio Beromünster umbenannt wurde und Chefdirigent des Studioorchesters beim Schweizer Rundfunk. Ab 1950 engagierte er sich bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik und verhalf vielen der damaligen Avantgarde-Komponisten zu Uraufführungen. Im selben Jahr gründete er den Musikverlag Ars viva in Zürich neu. 1954 gründete Scherchen in seinem Wohnort Gravesano mit Unterstützung der UNESCO ein Studio für Forschungen auf dem Gebiet der Elektroakustik (Rundfunk- und Aufnahmetechnik), wo Komponisten wie Vladimir Ussachevski, Luc Ferrari, François-Bernard Mâche und vor allem Iannis Xenakis arbeiteten. Die Ergebnisse dieser Forschungen veröffentlichte Scherchen in den „Gravesaner Blättern“.[2]

Von 1959 bis 1960 war er außerdem Chefdirigent der Nordwestdeutschen Philharmonie in Herford.

Scherchen setzte sich in seiner Karriere wie kaum ein zweiter Dirigent für die Neue Musik ein. Er dirigierte viele Uraufführungen, darunter Werke von Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern, Paul Hindemith, Ernst Krenek, Richard Strauss, Karl Amadeus Hartmann, Edgar Varèse, Luigi Nono, Luigi Dallapiccola, Paul Dessau, Boris Blacher, Hans Werner Henze, Alois Hába, Albert Roussel, Claude Ballif, Karlheinz Stockhausen und Iannis Xenakis. Daneben gründete er Ensembles, die sich der Aufführung zeitgenössischer Musik widmeten, und Zeitschriften, die sich publizistisch um deren Verbreitung bemühten.

Scherchen war als Dirigent für unkonventionelle Interpretationen bekannt. So existiert eine Aufnahme der 5. Sinfonie von Gustav Mahler, in welcher Scherchen erhebliche Striche in der Partitur vornahm.

Zu seinen Schülern gehörten Karl Amadeus Hartmann, Bruno Maderna und Harry Goldschmidt.

Während eines Konzerts in Italien 1966 erlitt er einen Herzinfarkt und verstarb wenige Tage darauf.

Elias Canetti portraitiert in seinem Buch Das Augenspiel – Lebensgeschichte 1931-1937 (1985) Scherchen – der als Charakter nicht unproblematisch war – in dem Kapitel Der Dirigent außerordentlich scharf.

Familie

Hermann Scherchen war nach einer kurzen Ehe mit der Schauspielerin Gerda Müller mit der chinesischen Komponistin Xiao Shuxian verheiratet. 1937 wurde ihre Tochter Tona Scherchen geboren. Diese kehrte 1949 mit ihrer Mutter nach China zurück. Später machte sie sich einen Namen als Komponistin, vor allem nachdem sie 1972 nach Frankreich gezogen war.

Seine Schwester Helena war mit Sándor Radó verheiratet, den er während dessen Flucht 1944 eine Zeit lang in seiner Wohnung in Genf versteckte.

Auszeichnungen

Werke

  • Lehrbuch des Dirigierens, Leipzig 1929
  • Vom Wesen der Musik, Winterthur 1946
  • Musik für Jedermann, Winterthur 1950
  • Alles hörbar machen: Briefe eines Dirigenten 1920–1939, Berlin 1976
  • Aus meinem Leben, Berlin 1984
  • Schallplattenaufnahmen von mehreren hundert Werken vom Barock bis zur Moderne (wenige noch im Handel erhältlich)

Literatur

Commons: Hermann Scherchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dem Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit zufolge war Scherchen parteilos.
  2. Ein Tessiner Dorf im Zentrum der Welt: Multimediale Arbeit in Hermann Scherchens elektroakustischem Experimentalstudio in Gravesano Neue Zürcher Zeitung, 3. Februar 2007