Zugangsfaktor und Sălbăgelu Nou: Unterschied zwischen den Seiten
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{{Infobox Ort in Rumänien |
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|+ Zugangsfaktor |
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|NameRumänisch = Sălbăgelu-Nou |
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! Rentenbeginn !! Zugangsfaktor<br/>Altersrente |
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|NameDeutsch = Eichenthal |
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|NameUngarisch = Gyulatelep |
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| 5 Jahre vorher || 0,820 |
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|NameKroatischSerbisch = |
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|NameTschechisch = |
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| 4 Jahre vorher || 0,856 |
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|Wappen = Wappen von Eichenthal lokal.jpg |
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|lat_deg =45 | lat_min =34 | lat_sec = 1 |
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| 3 Jahre vorher || 0,892 |
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|lon_deg =22 | lon_min = 3| lon_sec = 47 |
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|Beschriftung = |
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| 2 Jahre vorher || 0,928 |
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|HistRegion = Banat |
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|Kreis = Caraș-Severin |
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| 1 Jahr vorher || 0,964 |
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|Gemeindeart = Dorf |
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|Gemeinde = |
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| Regelaltersgrenze || 1,000 |
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|Höhe = 166 |
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|Fläche = 9.7 |
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| 1 Jahr später || 1,060 |
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|Gliederung = |
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|Einwohner = 259 |
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| 2 Jahre später || 1,120 |
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|EinwohnerStand = 2002 |
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|Postleitzahl = 32 7326 |
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| 3 Jahre später || 1,180 |
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|Bürgermeister = |
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|BürgermeisterStand = |
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| 4 Jahre später || 1,240 |
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|Partei = |
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|AnschriftStraße = |
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| 5 Jahre später || 1,300 |
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|AnschriftOrt = |
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|} |
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|Webpräsenz = |
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|Stadtfest = |
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'''Eichenthal''' (rumänisch: ''Sălbăgelu-Nou'', ungarisch: ''Gyulatelep'') ist ein kleines Dorf im [[Kreis Caraș-Severin|Kreis Karasch-Severin]] (rumänisch: ''Caraş-Severin''), [[Banat]], [[Rumänien]]. |
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Der '''Zugangsfaktor''' ist seit 1992 Teil der [[Rentenformel]] zur Berechnung der Rentenhöhe in der deutschen gesetzlichen [[Gesetzliche Rentenversicherung (Deutschland)|Rentenversicherung]]. |
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== Geografische Lage == |
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Der Zugangsfaktor richtet sich nach dem Alter der Versicherten bei Rentenbeginn oder bei Tod. Damit soll die Laufzeit der Rente entsprechend dem tatsächlichen Renteneintrittsalter ausgeglichen werden. |
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Eichenthal liegt im [[Kreis Caraș-Severin]] auf einer flachen Hochebene am östlichsten Rand der Banater Ebene genau auf der Grenzlinie zum [[Kreis Timiș|Kreis Temesch]] (rum. Timiş). So liegt das wenige Kilometer westlich gelegene und ehemals von Deutschen besiedelte [[Ebendorf]] (rum. Ştiuca), an das Eichenthal eng ethnisch und konfessionell gebunden war, im Kreis Temesch, und das 5 Kilometer entfernte rumänische Dorf Sacu mit der Bahnhaltestelle für Eichenthal im Kreis Karasch-Severin. |
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== Berechnung == |
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Gesetzesgrundlage ist {{§|77|SGB_VI|dejure}} SGB VI. |
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Eichenthal liegt etwa 18 km entfernt von der Kreisstadt [[Lugosch]] (rum. Lugoj) im Nordwesten und knapp 24 km entfernt von der Bezirksstadt [[Karansebesch]] (rum. Caransebeş) im Südwesten. |
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Bis zur Kreishauptstadt [[Reschitz]] (rum. Reşița) im Südwesten sind es knapp 60 km. Und gleich dahinter, südlich von Eichenthal, erstrecken sich die 1.445 m hohe [[Vârful Piatra Goznei, Munții Semenic|Semeniker Berge]] (rum: munții Semenicului). |
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Eichenthal liegt 22° 3′ 47″ östlicher Länge und 45° 33′ 1″ nördlicher Breite und 166 m über dem Meeresspiegel. |
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=== Nachbarorte === |
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Bei einer [[Altersrente]], die mit Erreichen der Regelaltersgrenze oder eines maßgebenden niedrigeren [[Renteneintrittsalter]]s beginnt, beträgt der Zugangsfaktor 1,000. |
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Über den Zugangsfaktor (Z) werden bei der Rentenberechnung ''Abschläge'' im Falle der vorzeitigen Inanspruchnahme vor der Regelaltersgrenze (max. 60 Monate) berechnet, wobei sich für jeden Monat der vorzeitigen Inanspruchnahme eine Rentenkürzung um 0,3% ergibt (3,6% als Jahresabschlag) und bei Inanspruchnahme nach der Regelaltersgrenze sich um 0,5% pro Monat (6% als Jahreszuschlag) erhöht (unbegrenzt), sog. ''Zuschläge''. |
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Der Zugangsfaktor findet seit dem 1. Januar 2001 auch Anwendung bei Renten wegen Erwerbsminderung, [[Erziehungsrente]]n und bei Hinterbliebenenrenten. |
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{{Nachbargemeinden |
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Mit Inkrafttreten des RV-Altersgrenzenanpassungsgesetzes wird die Regelaltersgrenze von derzeit 65 Jahren im Zeitraum vom 1. Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2029 auf 67 Jahre angehoben. |
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| NORDWEST=[[Lugosch]] |
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| NORD=[[Găvojdia]] |
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| NORDOST=[[Nădrag]] |
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| WEST=Sălbăgelul-Vechi |
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| OST=[[Sacu]] und Jena |
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| SUEDWEST=[[Reschitz]] |
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| SUED=Jupa |
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| SUEDOST=[[Karansebesch]] |
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}} |
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=== Begrenzung === |
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Bei einer Rente wegen Erwerbsminderung oder einer Rente wegen Todes mehr als drei Jahre vor der hierfür maßgeblichen Altersrente beträgt der Rentenabschlag grundsätzlich 10,8%, der Zugangsfaktor reduziert sich auf 0,892 und nicht weiter. |
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Eichenthal war immer schon von rumänischen Ortschaften umgeben, was sich aber für keine der Ortschaften als nachteilig herausstellte, sondern im Gegenteil, über die Jahre hinweg, zu guten nachbarschaftlichen Beziehungen führte. Anfangs, also 1894 - 1895, als die ersten deutschen Siedler auf dem Gebiet des heutigen Eichenthal ankamen, waren sie sehr stark auf die Hilfe der rumänischen Nachbardörfer angewiesen, galt es doch zu allererst in enormer Anstrengung, einen uralten, dichten Eichenwald zu roden und danach das Gebiet für die Ankömmlinge bewohnbar zu machen. Und für diese Hilfe dankten ihnen die Eichenthaler durch die spätere Unterstützung im Bereich des Ackerbaus, der Viehzucht und des Handwerks. |
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Gesetzesgrundlage ist {{§|59|SGB_VI|dejure}} SGB VI i.V.m. {{§|264c|SGB_VI|dejure}} SGB VI. |
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Die einzige deutsche Gemeinde [[Ebendorf]] (rum. Ştiuca, ung. Csukas), zu deren Pfarrei und Kirchengemeinde Eichenthal gehörte, liegt etwa 10 km westlich von Eichenthal und konnte bei Regenwetter nur mit dem Pferdewagen oder auf großem Umweg über Zgribescht erreicht werden, da es keine befestigte Straße zwischen den Orten Eichenthal, Sălbăgelul-Vechi und Ebendorf gab. |
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Ein wichtiger Nachbarort war auch die Gemeinde Sacu (deutsch Sakul), zu der Eichenthal verwaltungsmäßig gehörte. In dem 5 km entfernten rumänischen Dorf befand sich auch die Bahnhaltestelle Richtung Karansebesch und Lugosch. |
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[[Kategorie:Rentenversicherung]] |
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== Ortsname == |
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Als die ersten deutschen Siedler 1894 im Tal des kleinen Flusses Wuna (rum. Vâna) ankamen, gab es dort nichts als einen dichten Eichenwald. Einen richtigen Urwald! Ein Eichental! Die Ankömmlinge konnten dort aber erst sesshaft werden, nachdem sie die von der [[Österreich-Ungarn|österreichisch-ungarischen Monarchie]] zugewiesene Fläche mit Hilfe der Nachbarn aus dem nahe gelegenen Dorf Silwaschel (rum. Sălbăgel; ung. Silvaszhely) von den uralten Eichen befreit hatten. Danach bauten sie die ersten Lehmhäuser für ihre Familien und nannten ihre Siedlung fortan "Eichenthal". |
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Inoffiziell hieß das Dorf ab 1894 bis 1905 "Szilvashelytelep" in Anlehnung an das rumänische Nachbardorf Silwaschel. Ein zu schwer aussprechbarer Name für die rumänischen Nachbarn! Diese sprachen nur von "Neu-Dorf" (rum. Satu-Nou), wenn es um das neue deutsche Dorf ging. |
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Eichenthal war nicht eigenständig, sondern gehörte verwaltungsmäßig gemeinsam mit Silwaschel zu der größeren Gemeinde Sacu, was so gar nicht den Ansprüchen der deutschen Siedler entsprach. |
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Drei Jahre lang stritten die Eichenthaler - sogar bis Budapest - erfolglos um einen passenden Namen für ihr Dorf, da sie den auferlegten ungarischen Namen nur widerwillig akzeptieren wollten. "Gyulafalva" (Dorf des Gyula) durfte ihr Dorf auch nicht heißen, da es damals angeblich mehrere solche Dorfnamen gab. |
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Und um eine eigenständige Gemeinde werden zu können, akzeptierten sie dann letztendlich am 10.10.1908 den Dorfnamen "Gyulatelep". Diese Bezeichnung war an den Namen des wohlhabenden Rechtsanwalts Gyula Rosenthal angelehnt, der das Dorf sowohl in finanzieller, anwaltschaftlicher aber auch persönlicher Hinsicht recht intensiv unterstützte. |
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So hieß Eichenthal bis 1925 offiziell "Gyulatelep" und erst nach nach dem 1. Weltkrieg, nach Anschluss des Banats an Rumänien, erhielt das deutschbesiedelte Dorf den rumänischen Namen "Sălbăgelu-Nou". Diesen trägt es auch heute noch. Durchgesetzt hat sich jedoch bei der gesamten deutschen Bevölkerung innerhalb und außerhalb Rumäniens der wohlklingende Name "EICHENTHAL". |
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== Geschichte == |
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=== Besiedlung === |
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Das Dorf Eichenthal kann auf keine allzu lange Vergangenheit zurück blicken, denn vor mehr als 120 Jahren gab es dort nur einen alten Eichenwald. Die Besiedlung des Gebiets wurde damals von der [[Ungarische Hofkanzlei|Ungarischen Hofkanzlei]] und [[Hofkammer]] der [[Habsburger Monarchie]] beschlossen. Die ersten Vermessungen erfolgten 1893 - 1894 im Auftrag einer ungarischen Bank (die Kraschauer). |
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Bereits im Herbst 1894 kamen die ersten [[Donauschwaben|deutschen Siedler]] aus umliegenden, seit den [[Schwabenzüge|"drei großen Schwabenzügen" (1722, 1763 und 1782)]] gegründeten Siedlerdörfern des damaligen [[Banater Schwaben|Banats]]. |
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Sie kamen aus unterschiedlichen Gründen in das unbekannte Eichental. Ausschlaggebend waren verlockende Versprechungen, 20 und mehr [[Joch (Maß)|Joch]] Boden und Grundstück auf günstige Ratenzahlung kaufen zu können. |
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Ein weiterer Grund war das Unvermögen vieler Städte, trotz wirtschaftlichen und kommerziellen Fortschritts, überflüssige Arbeitskräfte aufzunehmen, so dass sich viele junge Familien gezwungen sahen, wieder zurück aufs Land zu ziehen, wo inzwischen durch diverse Abwanderungen viele Höfe frei geworden waren und nun neu besetzt werden konnten. So entstanden neue "Binnensiedlungen" mit Siedlern aus umliegenden Ortschaften, wie z.B. [[Deutsch-Stamora]] (1802), [[Alexanderhausen]] (1833) und auch Eichenthal (1894). |
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Die meisten Siedler kamen nach Eichenthal im Herbst 1894 aus [[Lazarfeld]] (38), [[Setschan]] (20), Kleck (16), Franzfeld (10), Sartscha (8), [[Banatski Despotovac|Ernsthausen]] (6) und [[Stefansfeld]] (4). Diese Siedlungen befanden sich auf dem Gebiet des heutigen [[Serbiendeutsche|Serbiens]] und wurden 1790 - 1835 von Kolonisten aus dem Banat gegründet, als sie wegen der zerstörerischen [[Türkenkriege]] über die [[Marosch]] geflohen waren. |
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Weitere Siedler kamen nach Eichenthal mit ihren Familien aus [[Großjetscha]] (16), Kleinjetscha (4), [[Rudolfsgnad]] (4), dann je 2 Zuwanderer aus Tschene, Tomaszovaz, [[Ujfaluši|Ujfalu]], Jarkowatz, Feketö, Etschka, Johannisfeld, [[Sackelhausen]], [[Deta (Rumänien)|Deta]], Tschawosch, Szöreg, Apatfalva, Lechenfeld, Medves, Ujwar, Sozhostan, [[Cenad|Tschanad]], Ofsenitz, [[Nitzkydorf]], [[Bakowa]], Wegwar, Mramorak, Czüszelek, [[Wetschehausen]], [[Karlsdorf]], Sigmundhausen, [[Rekasch]], [[Iosifalău|Josefsdorf]]; dann je ein Siedler aus Fodorhausen, [[Ebendorf]] und [[Hatzfeld]]. |
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(Diese genauen Daten wurden von der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Eichenthal recherchiert und zusammengetragen und im unten angegebenen ''Eichenthaler Heimatbuch'' von Anton Petri auf den Seiten 22 - 23 veröffentlicht.) |
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=== Demografie === |
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Hier ist eine komprimierte Übersicht über die Bewegung in der Eichenthaler Bevölkerung: |
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1894 - 89 Siedler kamen und gründeten Eichenthal |
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1895 - 151 Personen sind ansäßig im Dorf |
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1900 - 419 registrierte Dorfbewohner, davon 92,8 % Deutsche |
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1912 - 499 Einwohner: es war das geburtenreichste Jahr mit 11 Geburten |
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1924 - Rückgang auf 462 Einwohner aufgrund des 1. Weltkrieges und seiner Opfer. |
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1940 - 470 Eichenthaler (also recht stabil gebliebene Zahl) |
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1950 - 411 Einwohner (Rückgang nach dem 2. Weltkrieg um 9%) |
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1960 - 307 Einwohner. Jetzt beginnt der unaufhaltsame Rückgang durch stetiges Abwandern aus dem Dorf |
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1970 - 166 deutsche Dorfbewohner |
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1980 - 39 Eichenthaler |
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1991 - die letzte deutsche Familie (Stanek Friedel) verlässt Eichenthal |
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Ab 1980 kamen [[Ruthenen (Habsburgermonarchie)|ruthenische]] (ukrainische) Zuwanderer aus der [[Maramuresch]] im Norden Rumäniens und kauften die leer stehenden Häuser der abgewanderten Eichenthaler oder bauten eigene, so dass das ehemals schwäbische Dorf ein ganz anderes Gesicht bekam. 1993 lebten hier bereits 200 [[Ruthenen]] und davon 81 Kinder. |
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Erwähnenswert ist abschließend noch die Tatsache, dass es bis zur Abwanderung der Deutschen aus Eichenthal immer wieder Schwankungen in der Demografie gegeben hat. |
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So gab es größere Rückgänge der Einwohnerzahlen nicht nur während oder kurz nach den beiden Weltkriegen, sondern hauptsächlich in den ersten 25 - 30 Jahren der Besiedlung des Dorfes. Es gab viele Opfer unter den Erwachsenen auf Grund der schweren körperlichen Anstrengungen während der Eichenrodung und Urbarmachung des gesamten Areals. In den Jahren 1894 bis 1924 verstarben 89 Kleinkinder mangels medizinischer Versorgung, meistens wegen hohen Fiebers (der sog."Fraß"). |
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Die größten Zuwächse gab es nach dem 1. Weltkrieg, als eine Zuwanderung von 85 [[Sudetendeutsche|sudetendeutschen]] [[Böhmen]] aus Dörfern des [[Banater Berglandes]] stattfand. Sie kamen aus [[Gărâna|Wolfsberg]], [[Weidenthal im Banat|Weidenthal]], [[Slatina (Rumänien)|Slatina]], [[Sadova Veche|Sadowa]] und [http://www.brebu-nou.de/lindenfeld.htm Lindenfeld], siedelten sich in Eichenthal an und integrierten sich problemlos in die Eichenthaler Dorfgemeinschaft. Sie stellten mit ihrer einzigartigen Kultur und Sprache eine große Bereicherung für das kleine schwäbische Dorf dar. |
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Ursprünglich stammen die Deutschböhmen aus dem [[Böhmerwald]], aus der [[Oberpfalz]], aus [[Böhmen]], [[Mähren]], der [[Slowakei]] und besiedelten 1827 - 1828 als Waldbauern das [[Banater Bergland]] südlich von [[Reschitz]] am Fuße des [[Munții Semenic|Semenik-Gebirges]]. |
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(Die Zahlen stammen aus Anton Petris ''Heimatbuch'' (Seite 24 - 30) |
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=== Von 1905 bis heute === |
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Die ersten Jahre nach der Eichenrodung und dem Urbarmachen des Tals begannen die Menschen Häuser zu bauen, ihre kleinen Gärten und Felder zu bebauen, Haustiere zu züchten, Familienmitglieder nachzuholen oder Familien zu gründen, also weiter zu machen, um ein lebenswertes Dasein für sie und die Nachkommen zu sichern. |
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Bis 1925 wurde Eichenthal von einem [[Dorfschulze|Dorfschulzen]] verwaltet. Richter und Notariat befanden sich in der 5 km entfernten Gemeinde [[Sacu Caras-Severin|Sacu]], während Fragen zu Grundbuch, Gericht, Militärdienst und Finanzen in der Kreisstadt [[Lugosch]], später in [[Reschitz]] erledigt wurden. |
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Im Dorf selbst gab es einen Kleinrichter, der die Nachrichten "von oben" als Trommler durchs Dorf verbreitete. Es war auch die Aufgabe des Dorfkleinrichters täglich die beiden Glocken am Glockenstuhl zu den Mahlzeiten (um 6 Uhr morgens, mittags um 12) oder zum Abendgebet und für diverse Anlässe Gottesdienst, Todesfall, Unterrichtsbeginn, Feueralarm) zu läuten. |
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Ab Ansiedlung der Deutschen wurde in Eichenthal [[banatschwäbisch|"schwäbisch"]] gesprochen. Diese Mundart hatte anfangs diverse örtliche Nuancen, je nach Herkunftsort der Zuwanderer. Nach knapp 30 Jahren setzte sich die Mundart des aus [[Setschan]] stammenden Gastwirtes (Adam Rettinger) durch. Und das, dank der guten Frequentierung seines Wirtshauses, wo man sich oft traf und Neuigkeiten austauschte. |
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Die böhmische Bevölkerung sprach ihren eigenen Dialekt, und das zu Hause in der Familie sowieso, nur die Jüngeren übernahmen schnell die "schwäbische" Sprache als Umgangssprache im Dorf. |
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Die Amtssprache war jedoch [[Königreich Ungarn|Ungarisch]], der Schulunterricht verlief genau so, da Eichenthal im [[Banat]] zur [[K.u.k. Monarchie|k.u.k. österreichisch-ungarischen Monarchie]] gehörte. Der Magyarisierungsdruck wurde immer stärker, fiel dann insgesamt jedoch nicht so streng aus, da der einflussreiche Rechtsanwalt (Gyula Rosenthal) jüdischer Herkunft und der ungarische Schullehrer mit einer deutschen Frau verheiratet war. |
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Erst nach dem [[1. Weltkrieg]], als das Banat an Rumänien angeschlossen wurde, begannen die Eichenthaler immer mehr nach ihrer nationalen und ethnischen deutschen Identität zu suchen. |
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So verbrachten 1923 etwa 25 Kinder aus [[Baden-Württemberg]] auf Einladung des Dorfes ihre Sommerferien in Eichenthal. |
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Es wurden [[Banater Schwaben|deutsche Volksgruppen]], deutsche Jugendgruppen, deutsche Mannschaften und deutsche Kulturgruppen gegründet. |
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Ab 1938 kam es zu deutschen kulturellen, sportlichen und politischen Begegnungen mit anderen deutschen Banater Ortschaften. |
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Bis zum 23. August 1944 stand Eichenthal (wie übrigens ganz Rumänien) als Verbündeter an Seite Deutschlands. Viele junge Eichenthaler wurden in der deutschen Armee ausgebildet, ältere Eichenthaler wechselten von der rumänischen zur deutschen Armee über. |
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In den Jahren 1941 bis 1945 nahmen 92 Eichenthaler Männer als Soldaten unter deutsch-rumänischem Kommando am [[2. Weltkrieg]] teil. 25 Eichenthaler fielen im Krieg oder blieben vermisst. |
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Nach Kriegsende, schon im Herbst 1945, wurden 57 [[volksdeutsche]] Eichenthaler Frauen und Männer ab 17 Jahren zu 5 Jahren Zwangsarbeit nach Russland verbannt, um für den Wiederaufbau des sowjetischen Siegerstaates für [[Reparationsleistung|Reparationsleistungen]] in Kohlengruben, Steinbrüchen, bei Eisenbahnlinien-, Straßen- und Tunnelbauarbeiten, im kaukasischen Donbass-Gebiet, im [[Gulag]] von [[Sibirien]] oder im äußersten eisigen Norden eingesetzt zu werden. |
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Von den 57 in die Sowjetunion verschleppten Eichenthaler starben insgesamt 13 Landsleute, entweder dort in der sowjetischen Verbannung unter den menschenunwürdigsten Arbeits- und Lebensbedingungen oder kurz nach ihrer Rückkehr, als direkte Folge dieser Verbannung. Das war für ein kleines Banater Schwabendorf wie Eichenthal, mit seinen ca. 400 Bewohnern ein erheblicher Verlust, besonders in jener schwierigen Nachkriegszeit, in der alle Kräfte für die eigene Familie eingesetzt werden mussten, um die großen Verluste, die der Krieg mit sich brachte, zu überwinden. |
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Gleich zu Kriegsende kam es zu Plünderungen, Überfällen und Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten. |
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Es wurden ganze Familien inhaftiert, Dorfleute wurden in rumänische Lager der Kriegsteilnehmer gesteckt. |
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Ab 1950 kam es zur Gründung von kommunistischen Bauernfronten und zu aggressiven Assimilationsversuchen der deutschen Bevölkerung des Dorfes. Die [http://www.z-g-v.de/doku/archiv/rumaenien/kapitel-3-6-10.htm Agrarreform in 1945] führte zur Enteignung von Besitz, Haus und Feldern der Eichenthaler. Hohe Abgaben und Steuern führten zum Zwangsverkauf von Ackerland. Die Großbauern (sog. "chiaburen") wurden eingeschüchtert, einige von ihnen auch gefoltert und zum Eintritt in die neu gegründete Eichenthaler LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) "[[Ernst Thälmann]]" gezwungen. |
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Um nicht alles zu verlieren, gab es einen kleinen Ausweg für die Eichenthaler Bauern: den "freiwilligen" Eintritt in die LPG. Das bewirkte oft die Rückgabe von Haus und Hof. |
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Die Politik des rumänischen Staates zielte darauf hinaus, die deutschen Minderheiten zu assimilieren. Trotzdem konnten die Eichenthaler viele solcher Assimilationstendenzen umgehen, da die deutsche Unterrichtssprache an der Schule (wie übrigens an allen Banater Schulen) bereits per Gesetz genehmigt war. So gab es in Eichenthal: |
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- eine deutsche Grundschule |
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- deutsche Unterrichtssprache an der Schule (wie übrigens an allen Banater Schulen) |
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- deutsche Lehrer |
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- deutschsprachige kulturelle Veranstaltungen (deutscher Chor, Blaskapelle, Tanzgruppen) |
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- deutscher katholischer Gottesdienst (mit Pfarrern aus Ebendorf) |
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- [[banatschwäbisch|deutsche]] Kirchweihfeste |
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- deutsche Vornamen, die nicht rumäniesiert werden konnten (z.B. Erwin, Richard, Helmut, Sieglinde u.a.m.) |
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Ab 1960 begannen die ersten Familien das Dorf Eichenthal zu verlassen. Gründe gab es viele: |
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- keine deutsche Schule nach der Grundschule |
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- zu weite Wege für die Kinder in weiterführende Schulen ab der 5.Klasse (5 km bis Sacu) |
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- sozialistische Planwirtschaft mit all ihren Folgen, wie: |
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- Kollektivierung |
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- Enteignungen |
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- Verarmung |
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- Perspektivlosigkeit |
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- Ausrottung der Landbewohner |
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- wirtschaftlicher Rückschritt |
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=== Aussichten === |
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Ab 1960 entschlossen sich bereits die ersten Eichenthaler Familien, einerseits zum Wohle ihrer Kinder und andererseits, gezwungen durch widrige Umstände, ihr Zuhause schweren Herzens aufzugeben und in anderen Orten, hauptsächlich in umliegenden Banater Städten eine neue Bleibe und Lebensader zu finden. Viele Eichenthaler zogen nach [[Temeschburg]], nach [[Reschitz]], [[Karansebesch]] oder [[Lugosch]], auch in andere größere deutsche Banater Dörfer, wo sie aber keine allzu tiefen Wurzeln schlagen konnten. Die Perspektivlosigkeit blieb überall die gleiche. |
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In den 1970er Jahren, zum Teil aber auch schon früher, zogen die ersten Eichenthaler nach Deutschland, in die Heimat ihrer Vorfahren zurück. Andere wanderten nach Amerika aus, wo sie Familienmitglieder aus der Zeit der Gründung Eichenthals zurück gelassen hatten. |
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Heute sind die Eichenthaler in der ganzen Welt verstreut. Hier in Deutschland treffen sie sich alle zwei Jahre in der bayerischen Ortschaft [[Asbach-Bäumenheim]], wo viele Eichenthaler seit ihrer Auswanderung aus Rumänien ansässig wurden. |
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In Eichenthal lebt kein einziger Deutscher mehr. Der letzte Eichenthaler starb 1991 und ist in Eichenthal im Friedhof der Eichenthaler Ahnen beerdigt. |
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Der Name EICHENTHAL wird wohl bald - selbst von den heutigen ruthenischen Dorfbewohnern - in Vergessenheit geraten und nur noch der rumänische Name "[[Sălbăgelu-Nou]]" als amtlicher Name und Straßenschild zurück bleiben. |
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Zeugen der Eichenthaler Existenz bleiben auf jeden Fall der Friedhof unserer deutschen Ahnen und die einzig noch übrig gebliebene uralte Eiche, die das Eichenthaler Wappen ziert, im Eichenthaler Heimatlied verewigt wurde und immer noch am Wegesrand vor Eichenthal steht und jeden vorbeiziehenden Wanderer freundlich begrüßt. |
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== Das Dorf == |
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=== das alte Dorfbild === |
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Eichenthal hatte schon mit der Dorfgründung eine fast quadratisch - rechteckige Grundform mit ca. 160 Hausplätzen. Diese waren fast gleichmäßig auf die Dorfgassen verteilt waren. Es gab trotzdem nur höchstens 100 Häuser, da manche Hausplätze leer standen oder zwei nebeneinander liegende Hausplätze nur von einer einzigen Familie genutzt wurde. |
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Das Dorf bestand aus nur vier Straßen: der Vorderen, Mittleren und Hinteren Gasse, die alle durch die Kreuzgasse quer durchtrennt waren. |
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In der Dorfmitte befanden sich eine Schule, ein Krämerladen, das Gemeindehaus, ein Pferdestall und der Glockenstuhl, an dessen Stelle mal eine Kirche stehen sollte. |
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Eine richtige Kirche gab es in Eichenthal nie, obwohl alle Eichenthaler gute Katholiken waren, aber gleichzeitig auch anderen Religionen tolerant gegenüberstanden. Der Bau war zwar immer geplant gewesen, jedoch aus finanzieller Notlage nie zustande gekommen. Dafür gab es aber ein geräumiges Bethaus, das immer gut besucht war. Dieses ehemalige Bethaus gibt es heute nicht mehr. Die neue ruthenische Dorfbevölkerung aus dem ukrainischen Norden Rumäniens hat im Dorf ein baptistisches Bethaus eröffnet. |
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Die seelsorgerische Betreuung in Eichenthal erfolgte über den Pfarrer aus [[Ebendorf]] (rum. Stiuca, ung. Csukas), der zu besonderen Anlässen nach Eichenthal kam, oder direkt in der Ebendorfer Kirche (bei Taufe, Kommunion, Firmung, Hochzeit). |
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Glockengeläute gab's aber schon immer in Eichenthal. An einer zentralen Stelle in der Mitte des Dorfes stand ein Glockenstuhl mit zwei Glocken. Täglich um 6, 12 und 18 Uhr läutete immer die große Glocke. Sie läutete zum Gottesdienst, zu Sonn- und Feiertagen, während die kleine für die Verstorbenen läutete oder das zweite Mal zum Gottesdienst rief. |
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Der Glockenstuhl steht heute immer noch an der gleichen Stelle in Eichenthal, aber nur noch mit einer einzigen Glocke. Die zweite Eichenthaler Glocke läutet nun jedes zweite Jahr in [[Asbach-Bäumenheim]] (gelegen zwischen [[Augsburg]] und [[Donauwörth]]), wenn sich die Eichenthaler dort treffen, Kirchweih feiern und ihrer Verstorbenen gedenken. In Asbach-Bäumenheim fanden seit Kriegsende recht viele ehemalige Eichenthaler eine neue Heimat. |
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In Eichenthal befanden sich zwei Wirtshäuser. Eines wurde 1898 von der Familie Rettinger Andres in der Mittleren Gasse mit Tanzsaal, Trinksalon und Kegelbahn eröffnet und später von der Familie Petri Nikolaus als Kulturheim weitergeführt. Das zweite Wirtshaus, auch mit Tanzsaal und Kegelbahn, befand sich in der Vorderen Gasse, wurde jedoch nach dem 2. Weltkrieg in ein Bethaus umgewandelt. |
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Beide Wirtshäuser und auch die Kegelbahn, wurden sehr häufig frequentiert, da die Eichenthaler neben harter Arbeit auch richtig zu feiern verstanden. |
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Im Wirtshaus der Familie Rettinger und Petri, fanden immer im November zum [[Martinitag|Heiligen Martin]] die Kirchweihfeier, also die "Kerweih" statt, oder es wurden ab und zu Filme gezeigt, die man aus der Stadt brachte. Dann spielte vor dem Wirtshaus ganz laut die "Seidel"-Musik, damit auch alle am Abend - nach getaner Arbeit - zum Filmegucken kommen. |
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Das Dorf besaß anfangs zwei, ab der 1950er Jahre nur noch einen gut geführten Kaufladen (einen Krämerladen, die sog. Cooperativa), wo man alles zum Leben Notwendige zu kaufen bekam: Bonbons und Eugenia-Kekse für die Kinder, Essig, Öl, Seife, Hefe ("Germ") für die Hausfrau, Rasierzeug und Tabak für die Männer, Antinevralgic (=Kopfwehtabletten) und Rheumasalbe für Oma und Opa, denn alles andere, wie Brot, Milch, Wein und Tzuica (= Schnaps), hatte ja jeder rechtschaffene Eichenthaler zu Hause. |
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Bei Bedarf konnte man auch schnell in das knapp 2 km entfernte Silwaschel laufen oder radeln, um dort einzukaufen. |
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Heute ist die "Cooperativa" mit Gittern versperrt und die jetzigen Dorfbewohner laufen in die benachbarten Dörfer Sacu (5 km) oder Salbagel-Silwasch (2 km), um einzukaufen. Große Einkäufe tätigen sie - genau wie die Eichenthaler vor Jahren - in den Städten [[Karansebesch]] oder [[Lugosch]]. |
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=== das Dorfbild heute === |
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Dieses gepflegte Dorfbild hat sich nach dem Wegzug der Deutschen und insbesondere in den letzten Jahren sehr verändert. |
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Im Sommer 2005 präsentiert sich das ruthenisch bewohnte Dorf ganz anders: Die Straßen waren staubig und schienen verlassen, und Hunde dösten auf den Gassen vor sich hin. |
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Die alten deutschen Häuser sind fast alle verschwunden oder wurden durch einige neue ersetzt. Das letzte deutsche Haus in der Hinteren Gasse, das schräg gegenüber vom Haus der ehemaligen Hebamme Esterl Aloisia steht, könnte das Haus des Musikers Heinrich Schneider sein. |
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Zum Teil stehen überall ganz neue Häuser, so wie das des ehemaligen rumänischen Bürgermeisters in der Hinteren Gasse. An der Stelle stand einst das Haus der Eichenthaler Familie Röhm. |
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In Eichenthal standen einst überdachte [[Ziehbrunnen]] mit Kurbelzug; mindestens 10 Stück am Straßenrand und noch mehr in den Innenhöfen der Eichenthaler. Diese waren bis zu 31 m tief, so wie der Brunnen vor dem Hause der Familie Josef Schneider in der Mittleren Gasse. Heute ist dieser Brunnen nur noch ein dürftig überdecktes Loch auf einer Graswiese, da die Häuser bis dorthin gar nicht mehr existieren. |
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Der Brunnen vor dem ehemaligen Hausplatz der Familie Meissner Anton (in der Mittleren Gasse) steht heute noch recht gut da, ist aber nicht mehr überdacht, so wie zu den Zeiten, als noch die deutschen Einwohner in Eichenthal lebten. Aber das Haus, vor dem der Brunnen steht, ist ein schmuckes neues Rohbauhaus, in dem eine ruthenische Familie wohnt. |
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Heute gibt es keine Gehwege mehr entlang der Häuser und Zäune. Die jetzigen Dorfbewohner laufen entlang der Landstraße. |
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=== Haus und Hof === |
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Die typisch deutschen Siedlerhäuser der Eichenthaler, mit dem Entstehungsjahr im [[Giebel]], Häuser die anfangs aus gestampften Mauern und Lehmziegeln gebaut waren, wurden später mit gebrannten Ziegeln erweitert und durch Renovierungsarbeiten laufend erhalten. |
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Die Häuser waren voneinander durch Bretter- oder Lattenzäune getrennt. Jeder Hof war mindestens einen [[Joch (Maß)|Joch]] groß. Jede Familie hatte ein großes Haupthaus und eine Sommerküche. Zur Hofseite hin hatten die Häuser einen offenen, aber überdachten Flur (den sog. Gang). |
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Ans Haupthaus waren eine [[Vorratskammer]] (die Speis) und anschließend der Viehstall angebaut, danach folgte der Anbau für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte und dahinter [[Schuppen (Gebäude)|ein Schuppen]] und ein Klosett. |
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Im Hinterhof hatte jedes Haus eine [[Scheune]] für Heu, Mais, Getreide oder Tierfutter. Jede Familie hatte eigene Rinder, Schweine, Hühner, Gänse, Enten, Katze und Hofhund. Einige Eichenthaler züchteten auch Tauben. |
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Im Hof, gegenüber vom Haupthaus hatte jede Familie eine Sommerküche, die hauptsächlich in warmen Monaten zur Essenszubereitung und im Winter zur Zeit der Schweinschlacht genutzt wurde, um das Haupthaus vor Schmutz zu schonen. Dort in der Sommerküche hatte fast jedes Haus einen [[Backofen|Brotbackofen]] zum Brotbacken. |
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Die Küche war recht groß und war zugleich Wohnküche mit einem [[Sofa|Diwan]] (Sofa) zum Ausruhen, einem großen Tisch für die ganze Familie und einem Holzschrank, dem sog. [[Kredenz]], für das Geschirr. |
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In der "guten Stube" (im Schlaf- Wohnzimmer) standen die Betten, Kleiderschränke und oft eine große Truhe zum Aufbewahren von guter Wäsche oder Trachten. An den Wänden hingen Familienfotos oder Bilder mit heiligen Motiven und am Eingang auch ein [[Weihwasser|Weihwasserkessel]]. |
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Beleuchtet wurde nur mit [[Petroleumlampe|Petroleumlampen]], da es bis 1960 keinen elektrischen Strom im Dorf gab. Erst danach wurde eine Telefonleitung zum Gemeindehaus gelegt, damit das Dorf nicht ganz abgeschnitten zur Umgegend war. |
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=== der Friedhof === |
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Der Dorffriedhof befindet sich südlich von Eichenthal, gleich hinter der Hinteren Gasse. |
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Bis zum Jahr 1960 war der Friedhof wie ein gepflegter Garten, der besonders den Kindern immer große Ehrfurcht einflößte. Der gesamte Friedhof war ringsherum mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt, damit das Wild nicht in den Friedhof gelangen konnte. Und diese Umzäumung wurde seit Bestehen des Friedhofs von allen Dorfbewohnern immer akkurat in Schuss gehalten. Die Kreuze waren meistens aus weißem Marmor und die Gräber sehr gepflegt. |
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Bis zum Verlassen des Dorfes wurde jedes Grab regelmäßig gepflegt und je nach Saison mit frischen Blumen bepflanzt. Das waren meistens [[Chrysanthemen]], [[Rosen]] oder [[Frühlingsblüher|Frühlingsblumen]]. Mit dem Wegzug der deutschen Einwohner aus dem Dorf wurden alle Gräber von den hinterbliebenen Angehörigen mit einer Zementplatte bedeckt, da eine Rückkehr oder ein Besuch an diese Stätte der alten Heimat ziemlich undenkbar war. |
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Beim Eingang in den Friedhof stand seit Besiedlung des Dorfes das "Große Kreuz", das bei Beerdigungen eine symbolische Rolle spielte. Dort blieb der Trauerzug stehen und verneigte sich, und das Glockenläuten, das den Trauerzug die ganze Zeit über begleitete, hörte auf. |
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In den achtziger Jahren, nachdem die Deutschen das Dorf verlassen hatten, wurde dort alles durch Traktoren und einfallende Wildtiere zerstört. Danach wurde der Friedhof von der ruthenischen Dorfbevölkerung jedoch wieder hergerichtet, die umgefallenen oder umgerissenen Kreuzsteine erneut aufgerichtet, da die ruthenische Bevölkerung den Friedhof auch für ihre Verstorbenen zu nutzen begann. Ihre frischen Gräber, allerdings geschmückt mit bunten Plastikblumen, liegen jetzt vor den alten und verlassenen deutschen Gräbern. |
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Im Frühsommer 2005 wurde das gesamte Gelände durch kleine Spenden ehemaliger Eichenthaler recht gut in Schuss gebracht. Das alte Große Kreuz stand wieder weiß und hell da. Die Namenszüge auf den Gräbern waren nachgeschwärzt, aber die Gräber waren fast im Boden versunken. |
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Die hinterste Strauch- und Baumreihe war etwas gestutzt, so dass man die hintersten Gräber trotzdem noch so einigermaßen erreichen konnte. |
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Im Sommer 2009 änderte sich dieses Gesamtbild erneut. Das Gras stand meterhoch, alles war verwildert, vergrast, überwuchert. Die hinterste Sträucherreihe hatte die Gräber fast verschluckt, das Gras stand meterhoch, einige Grabsteine waren unkenntlich im Gras verschwunden und die Gräber in den hinteren Reihen konnte man gar nicht mehr besuchen. Die Sträucher überwucherten alles. |
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Inzwischen ist 1991 auch der letzte deutsche Eichenthaler [[Donauschwabe|Schwabe]], der Stanek Friedel, dort verstorben und beerdigt. |
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Heute steht im Friedhof von [[Asbach-Bäumenheim]] bei [[Donauwörth]] eine [[Gedenktafel]], die nun immer an die Eichenthaler Verstorbenen und Vermissten erinnern soll. Jedes zweite Jahr im Herbst, wenn die Bäumenheimer gemeinsames Kirchweihfest mit den Eichenthalern feiern, besuchen die Eichenthaler dieses Denkmal und gedenken dort all ihrer nah und fern verstorbenen oder in den Weltkriegen vermissten Landsleute. |
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== Beschäftigung == |
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=== Allgemein === |
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Anfangs beschäftigten sich die Ankömmlinge mit der Abholzung des Eichenwaldes und danach mit der Bebauung des neugewonnenen Bodens. |
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Wichtig war kurz nach der Besiedlung des Dorfes die Garten- und Feldarbeit. Da mussten auch Kinder und alte Menschen mithelfen, da die Väter und erwachsene Söhne mit der Waldarbeit und dem Hausbau beschäftigt waren. |
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Eichenthal hatte gute Handwerker, die aber genau so tüchtige Landwirte waren. So gab es Schmiede, Klempner, Zimmerer, Schneider, Frisöre, Schuster und Schumacher, Wagner, Schreiner, Schlosser, Spengler, Metzger, Gastwirte und Imker im Dorf. Desgleichen Hebammen, Traktoristen und einen Fassbinder. |
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Eichenthaler Emigranten, die aus Amerika zurück kehrten, brachten vor dem 1.Weltkrieg erste landwirtschaftliche Maschinen (Dresch-, Mähmaschinen) ins Dorf, da die manuelle Feldarbeit kaum noch zu schaffen war, denn aufgrund des Gesetzes für uneingeschränktes Besitz- und Erbrecht von 1867, konnten die Ansiedler neues Land erwerben und bebauen. Diese Maschinen wurden dann in gemeinsamer Arbeit und in gegenseitiger Unterstützung genutzt. |
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Typisch für die Eichenthaler war, dass sie schon seit den ersten Siedlerjahren wahre "Selbstversorger" und "Selbsthelfer" waren. Sie verstanden es, eigene Kleidung zu nähen, Seife zu kochen, Schlappen herzustellen, Uhren und Nähmaschinen zu reparieren, Schnaps zu brennen, Schweine zu schlachten und vieles mehr. |
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Dank ihres Fleißes und ihrer Ausdauer, konnten sie bald Überschüsse aus eigener Produktion, wie Milch, Getreide, Wein, Obst, Gemüse, Schweine, auf den Märkten in Lugosch, Karansebesch oder Reschitz verkaufen und verbesserten dadurch ihre Situation. |
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Einige Familien konnten ihre Kinder in die Stadt schicken, um eine Handwerk zu erlernen und um so, eine eigene Existenz gründen zu können. Der ältere Sohn verblieb meistens als Erbe im Elternhaus, um den elterlichn Besitz weiter zu führen und die Familie zu erweitern. |
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=== Ackerbau === |
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Der Boden in Eichenthal war arm, fest und ohne Struktur. Es gab hier den so genannten Podsolboden (ein grauweißer Waldboden), der sich auf Ton gebildet hat und somit für Wasser fast undurchlässig ist. Das Anstauen des Wassers im Frühjahr und im Herbst führte oft zum Ersticken der Pflanzen. |
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Zudem war der Boden um Eichenthal kalkarm, säurig und arm an Stickstoff. Das führte zur Notwendigkeit der regelmäßigen Bewirtschaftung der Felder mit Stallmist, denn die Ackerflächen musste fruchtbarer und ertragreicher gemacht werden. |
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Der Sandboden entlang der Wuna war zwar ertragreicher, aber verlangte trotzdem auch eine intensive Bearbeitung. |
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Die Eichenthaler kultivierten bis 1945 hauptsächlich Weizen (40%), Mais (30%) und andere Halmfrüchte. Anfangs erfolgte die Aussaat manuell, danach mit gemeinsamen Sämaschinen. Die Ernte der Halmfrüchte erfolgte zuerst mit der Sense, später in Gruppen mit Dreschmaschinen. Dabei half immer fast das ganze Dorf mit. |
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Hackfrüchte wurden mit dem Setzer gesetzt. Dazwischen säte man Kürbisse und Bohnen. Am Rande der Felder setzte man Sonnenblumen. |
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Kartoffeln und Rüben wurden hauptsächlich in der Nähe oder im eigenen Hausgarten gepflanzt. |
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Nach dem 1. Weltkrieg wurde in Eichenthal auch Tabak gepflanzt und an den Staat unter Aufsicht abgeliefert. |
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Das Sammeln von Heilkräutern (Linde, Kamille, Minze, Brombeerblätter) lief hauptsächlich über Schulklassen und wurden an die staatliche Pharmaindustrie abgeliefert. |
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Fast jede Familie betrieb Obstbau und Weinbau ("Hotteler", "Steinschiller", "Portugieser"). In der Regel wurde zum Schnapsbrennen noch Obst von rumänischen Bauern aus der Umgebung hinzu gekauft, so dass Pflaumen- oder Zwetschgenschnaps meistens für mehrere Jahre vorrätig war. |
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Marmelade wurde in jedem Haus selbst eingekocht. Auch Dunstobst und Kompott waren immer reichlich vorhanden: Erdbeeren, Johannis-, Maul- und Stachelbeeren, Kirschen, Weichsel, Äpfel und besonders Jonathanäpfel, Zwetschgen, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen, Quitten und Walnüsse. |
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Gemüse wurde saisonbedingt geerntet und verwertet: Bohnen, Erbsen, Möhren, Sellerie, Zwiebeln, Knoblauch, Rettich, Kohl, Wirsing, rote Bete, Spinat, Tomaten, Paprika, Blaufrüchte (Auberginen), Mohn, Gurken, Melonen. |
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Die Blumengärten waren sehr gepflegt und beliebt und wurden bei Feierlichkeiten reichlich genutzt (Tulpen, Narzissen, Veilchen, Schneeball, Jasmin, Flieder, Rosen, Nelken, Hyazinthen, Dahlien, Pfingstrosen, Lilien, Chrysanthemen, Geranien, Stiefmütterchen, Ginster, Astern, Gladiolen, Oleander, Rosmarin (für den Kerweihstrauß), u.v.m. |
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Immer wieder kam es auch zu Naturkatastrophen wie Hagel, Überschwemmungen, Sturm, Schädlingen (z.B. Maikäfer, Raupen, Mehltau, Coloradokäfer), zu andauernder Feuchtigkeit (Mehltau-Rost) und großer Trockenheit (Drahtwurm im Mais). Dann waren die Verluste extrem hoch und der Bauer musste auf Reserven zurückgreifen oder sich für mehrere Jahre hoch verschulden. |
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Das ging trotzdem noch alles bis zur Zeit nach dem 2. Weltkrieg, als die sozialistische Planwirtschaft und die Bodenreform von 1945 auch die fleißigsten Bauern in Eichenthal hart traf. Durch die Enteignung und Kollektivierung, durch die Abgabe ihrer Pferde und anderer Haustiere an die LPG, konnten sie ihre Felder nicht mehr mit natürlichem Stallmist düngen, so dass die Erträge schrumpften. Die Verwendung von chemischen Düngemitteln brachte nur in den ersten 3 - 4 Jahren den erhofften Erfolg, doch danach führten diese Maßnahmen der LPG zur totalen Verschlechterung der Ernten. |
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All das regte sie zum Umdenken an, da es für die Familien keine Perspektive mehr im Dorf gab. Sie suchten eine neue Bleibe, um die Familie und besonders die Kinder vor der totalen Armut zu retten. Zuerst war das die Stadt, danach die Ausreise in eine neue Heimat. |
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=== Viehzucht === |
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Die ersten Siedler brachten ihre eigenen Haustiere aus dem Herkunftsgebiet mit. Mit der Zeit jedoch begannen sie produktive Tierrassen zu züchten: Schweine (Mangolitza, weiße Yorkshire,) Rinder (Steppenrinder, Pinzgauer, Simmentaler). Aus rumänischen Nachbardörfern brachten sie Schafe und Ziegen, allerdings aber erst nach dem 2.Weltkrieg. |
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Fast jede Familie besaß eins bis mehrere robuste Pferde, die sie als Zug- und Arbeitstiere einsetzten. Man züchtete freilaufende Hühner, Gänse, Enten und besaß auch Kaninchen. |
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Intensiv wurde die Taubenzucht betrieben, besonders wegen des schmackhaften Fleisches, genau so wie Bienenzüchterei und Imkerei für den guten Honig dank der waldreichen Umgebung von Eichenthal. |
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== Soziales und kulturelles Leben == |
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=== Schule === |
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=== Kulturelles Leben === |
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=== Feiertage === |
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=== Kirchweih === |
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== Die Eiche == |
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Das Wahrzeichen von Eichenthal ist ein alte [[Eichen|Eiche]], die seit Jahrhunderten als einzige noch am Wegesrand, nordöstlich auf halbem Weg zwischen Sacu und Eichenthal, steht. Sie ist ein Überbleibsel von dem mächtigen Eichenwald, der einst dem Dorf "''EICHENTHAL''" seinen wohlklingenden Namen gab und den müden Siedlern aus Deutschland und aus anderen Auswanderungsgebieten vor fast 120 Jahren ein geschütztes Zuhause bot. Und das, beginnend mit dem Jahr 1894, als sich die ersten deutschen Siedler in jenem recht schönen, welligen Tal des Banats, an der kleinen Wuna, niederließen. |
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Dieses Zuhause galt es, zuerst heimisch und bewohnbar zu machen, das Tal zu [[Rodung|roden]], die uralten und tief verwurzelten Eichenklötze zu entfernen, Häuser darauf zu bauen und Familien zu gründen. |
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Ein [[Blitzschlag]] hat die alte Eiche irgendwann in den späten 1950er Jahren ausgehöhlt, aber trotzdem steht sie auch heute noch ungebrochen und grün am Wegesrand vor Eichenthal und begrüßt standhaft alle, die Eichenthal besuchen oder verlassen. |
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Weit hinter der Eiche breitet sich die Tuszkos (Tuschkosch) aus. Das ist eine Fläche, die sich als Ackerland und Weidefläche recht gut eignete. Viele Jahre lang wurde dort Landwirtschaft betrieben, aber nach 1945, während der sozialistischen Ära, war das Land nicht mehr ertragreich, sondern eher [[Brachland]]. |
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Die 5 km lange Landstraße, die vom Dorf Sacu bis nach Eichenthal und weiter nach Sgribescht führt, ist schon seit ältesten Zeiten, immer staubig, voller Unebenheiten und Schlaglöchern gewesen. Deshalb konnten die Pferdewagen nur recht langsam darauf dahin zuckeln. Die Straße wurde zwar regelmäßig von den Dorfbewohnern mit Schotter bestärkt, aber trotzdem haben sich immer wieder neue große Schlaglöcher darin aufgetan. So war eine Kutschenfahrt auf dieser Strecke wahrlich kein Vergnügen! Und die Radfahrt der kleinen Schüler ins 5 km entfernte Sacu war eine wahre Zumutung. |
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Aber es geschehen noch Wunder in dieser verlassenen Gegend. Und ein solches durften ehemalige Eichenthaler, die ihr altes Heimatdorf nach vielen Jahren wieder mal besuchten, mit eigenen Augen erleben, als in 2009 Straßenarbeiter gerade die Strecke vor der Eiche [[Asphaltierer|asphaltierten]]. Auch alle Gassen in Eichenthal - die Mittlere, die Hintere und die Vordere, sowie die Kreuzgasse - wurden inzwischen frisch asphaltiert. |
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Und jetzt glänzt die asphaltierte Straße nach dem Regen. Das sieht zwar nicht mehr so romantisch aus wie zu alten Zeiten, aber man könnte sich schon daran gewöhnen, ist die Luft zum Atmen nun doch sauberer. |
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Die Fahrt nach Eichenthal und zurück geht nun viel zügiger als noch bis in die 1970er Jahre, beim endgültigen Abschied der deutschen Bevölkerung aus Eichenthal, als die Straße noch verstaubt und voller Schlaglöcher war. |
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Und im Vorbeifahren fallen jedem Eichenthaler gleich auch einige Strophen aus dem schönen ''"Eichenthaler Heimatlied"'' ein, das von dem Eichenthaler Landsmann, Heinrich Schneider, komponiert und getextet wurde, und in dem er diese alte Eiche verewigt hat: |
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''"Es steht 'ne Eiche am Dorfesrand'' |
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''Sie war noch immer Symbol der Heimat'' |
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''Sie blieb ganz einsam dort von vielen and'ren Eichen.'' |
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''Ich möchte vor ihr stehen und meine Heimat seh'n''''. |
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''Ein trautes Dörflein so wunderschön,'' |
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''Es ist die Heimat, meine Heimat.'' |
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''Denk' oft zurück an meine Jugendjahre,'' |
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''Die ich hab' dort verbracht, dann Heimweh in mir erwacht."'' |
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Und so geht das Heimatlied der Eichenthaler stimmungsvoll weiter. Wie oft werden die Eichenthaler wohl noch vor der alten Eiche stehen? Wie oft an ihr vorbeifahren? |
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Auf jeden Fall aber ganz oft an sie und das Dorf zurück denken, das heute seinen klangvollen Namen verloren hat und nur noch Sălbăgelu-Nou heißt. |
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== Literatur == |
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Anton Petri, ''Eichenthal: Heimat im Banat. Geschichte einer deutschen Banater Kleingemeinde von der Gründung bis zum Niedergang,'' herausgegeben von der HOG Eichenthal, 1994 |
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== Einzelnachweise == |
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''Projekt Banaterra: '' http://www.banaterra.eu/german/content/eichenthal-s-lb-gelu-nou |
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''Banat Village List'': http://www.genealogienetz.de/reg/ESE/banat_e.htm#eichental |
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Anton Zollner, ''Durch gewesene deutsche Dörfer des Banats (37): Eichenthal'', März 1996, http://www.banater-aktualitaet.de/akt2eic.htm |
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== Weblinks == |
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Panoramio mit Fotos: |
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http://www.panoramio.com/user/2358824/tags/Eichenthal-Salbagelu%20Nou |
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Homepage: "Annala's Eichenthal" |
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http://eichenthal.npage.de/ |
Version vom 29. September 2012, 01:55 Uhr
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Sălbăgelu-Nou Eichenthal Gyulatelep | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | ![]() | |||
Historische Region: | Banat | |||
Kreis: | Caraș-Severin | |||
Koordinaten: | 45° 34′ N, 22° 4′ O | |||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | |||
Höhe: | 166 m | |||
Fläche: | 9,7 km² | |||
Einwohner: | 259 (2002) | |||
Bevölkerungsdichte: | 27 Einwohner je km² | |||
Postleitzahl: | 32 7326 | |||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 55 | |||
Kfz-Kennzeichen: | CS | |||
Struktur und Verwaltung | ||||
Gemeindeart: | Dorf |
Eichenthal (rumänisch: Sălbăgelu-Nou, ungarisch: Gyulatelep) ist ein kleines Dorf im Kreis Karasch-Severin (rumänisch: Caraş-Severin), Banat, Rumänien.
Geografische Lage
Eichenthal liegt im Kreis Caraș-Severin auf einer flachen Hochebene am östlichsten Rand der Banater Ebene genau auf der Grenzlinie zum Kreis Temesch (rum. Timiş). So liegt das wenige Kilometer westlich gelegene und ehemals von Deutschen besiedelte Ebendorf (rum. Ştiuca), an das Eichenthal eng ethnisch und konfessionell gebunden war, im Kreis Temesch, und das 5 Kilometer entfernte rumänische Dorf Sacu mit der Bahnhaltestelle für Eichenthal im Kreis Karasch-Severin.
Eichenthal liegt etwa 18 km entfernt von der Kreisstadt Lugosch (rum. Lugoj) im Nordwesten und knapp 24 km entfernt von der Bezirksstadt Karansebesch (rum. Caransebeş) im Südwesten. Bis zur Kreishauptstadt Reschitz (rum. Reşița) im Südwesten sind es knapp 60 km. Und gleich dahinter, südlich von Eichenthal, erstrecken sich die 1.445 m hohe Semeniker Berge (rum: munții Semenicului).
Eichenthal liegt 22° 3′ 47″ östlicher Länge und 45° 33′ 1″ nördlicher Breite und 166 m über dem Meeresspiegel.
Nachbarorte
Lugosch | Găvojdia | Nădrag |
Sălbăgelul-Vechi | ![]() |
Sacu und Jena |
Reschitz | Jupa | Karansebesch |
Eichenthal war immer schon von rumänischen Ortschaften umgeben, was sich aber für keine der Ortschaften als nachteilig herausstellte, sondern im Gegenteil, über die Jahre hinweg, zu guten nachbarschaftlichen Beziehungen führte. Anfangs, also 1894 - 1895, als die ersten deutschen Siedler auf dem Gebiet des heutigen Eichenthal ankamen, waren sie sehr stark auf die Hilfe der rumänischen Nachbardörfer angewiesen, galt es doch zu allererst in enormer Anstrengung, einen uralten, dichten Eichenwald zu roden und danach das Gebiet für die Ankömmlinge bewohnbar zu machen. Und für diese Hilfe dankten ihnen die Eichenthaler durch die spätere Unterstützung im Bereich des Ackerbaus, der Viehzucht und des Handwerks.
Die einzige deutsche Gemeinde Ebendorf (rum. Ştiuca, ung. Csukas), zu deren Pfarrei und Kirchengemeinde Eichenthal gehörte, liegt etwa 10 km westlich von Eichenthal und konnte bei Regenwetter nur mit dem Pferdewagen oder auf großem Umweg über Zgribescht erreicht werden, da es keine befestigte Straße zwischen den Orten Eichenthal, Sălbăgelul-Vechi und Ebendorf gab.
Ein wichtiger Nachbarort war auch die Gemeinde Sacu (deutsch Sakul), zu der Eichenthal verwaltungsmäßig gehörte. In dem 5 km entfernten rumänischen Dorf befand sich auch die Bahnhaltestelle Richtung Karansebesch und Lugosch.
Ortsname
Als die ersten deutschen Siedler 1894 im Tal des kleinen Flusses Wuna (rum. Vâna) ankamen, gab es dort nichts als einen dichten Eichenwald. Einen richtigen Urwald! Ein Eichental! Die Ankömmlinge konnten dort aber erst sesshaft werden, nachdem sie die von der österreichisch-ungarischen Monarchie zugewiesene Fläche mit Hilfe der Nachbarn aus dem nahe gelegenen Dorf Silwaschel (rum. Sălbăgel; ung. Silvaszhely) von den uralten Eichen befreit hatten. Danach bauten sie die ersten Lehmhäuser für ihre Familien und nannten ihre Siedlung fortan "Eichenthal".
Inoffiziell hieß das Dorf ab 1894 bis 1905 "Szilvashelytelep" in Anlehnung an das rumänische Nachbardorf Silwaschel. Ein zu schwer aussprechbarer Name für die rumänischen Nachbarn! Diese sprachen nur von "Neu-Dorf" (rum. Satu-Nou), wenn es um das neue deutsche Dorf ging.
Eichenthal war nicht eigenständig, sondern gehörte verwaltungsmäßig gemeinsam mit Silwaschel zu der größeren Gemeinde Sacu, was so gar nicht den Ansprüchen der deutschen Siedler entsprach. Drei Jahre lang stritten die Eichenthaler - sogar bis Budapest - erfolglos um einen passenden Namen für ihr Dorf, da sie den auferlegten ungarischen Namen nur widerwillig akzeptieren wollten. "Gyulafalva" (Dorf des Gyula) durfte ihr Dorf auch nicht heißen, da es damals angeblich mehrere solche Dorfnamen gab.
Und um eine eigenständige Gemeinde werden zu können, akzeptierten sie dann letztendlich am 10.10.1908 den Dorfnamen "Gyulatelep". Diese Bezeichnung war an den Namen des wohlhabenden Rechtsanwalts Gyula Rosenthal angelehnt, der das Dorf sowohl in finanzieller, anwaltschaftlicher aber auch persönlicher Hinsicht recht intensiv unterstützte.
So hieß Eichenthal bis 1925 offiziell "Gyulatelep" und erst nach nach dem 1. Weltkrieg, nach Anschluss des Banats an Rumänien, erhielt das deutschbesiedelte Dorf den rumänischen Namen "Sălbăgelu-Nou". Diesen trägt es auch heute noch. Durchgesetzt hat sich jedoch bei der gesamten deutschen Bevölkerung innerhalb und außerhalb Rumäniens der wohlklingende Name "EICHENTHAL".
Geschichte
Besiedlung
Das Dorf Eichenthal kann auf keine allzu lange Vergangenheit zurück blicken, denn vor mehr als 120 Jahren gab es dort nur einen alten Eichenwald. Die Besiedlung des Gebiets wurde damals von der Ungarischen Hofkanzlei und Hofkammer der Habsburger Monarchie beschlossen. Die ersten Vermessungen erfolgten 1893 - 1894 im Auftrag einer ungarischen Bank (die Kraschauer).
Bereits im Herbst 1894 kamen die ersten deutschen Siedler aus umliegenden, seit den "drei großen Schwabenzügen" (1722, 1763 und 1782) gegründeten Siedlerdörfern des damaligen Banats.
Sie kamen aus unterschiedlichen Gründen in das unbekannte Eichental. Ausschlaggebend waren verlockende Versprechungen, 20 und mehr Joch Boden und Grundstück auf günstige Ratenzahlung kaufen zu können.
Ein weiterer Grund war das Unvermögen vieler Städte, trotz wirtschaftlichen und kommerziellen Fortschritts, überflüssige Arbeitskräfte aufzunehmen, so dass sich viele junge Familien gezwungen sahen, wieder zurück aufs Land zu ziehen, wo inzwischen durch diverse Abwanderungen viele Höfe frei geworden waren und nun neu besetzt werden konnten. So entstanden neue "Binnensiedlungen" mit Siedlern aus umliegenden Ortschaften, wie z.B. Deutsch-Stamora (1802), Alexanderhausen (1833) und auch Eichenthal (1894).
Die meisten Siedler kamen nach Eichenthal im Herbst 1894 aus Lazarfeld (38), Setschan (20), Kleck (16), Franzfeld (10), Sartscha (8), Ernsthausen (6) und Stefansfeld (4). Diese Siedlungen befanden sich auf dem Gebiet des heutigen Serbiens und wurden 1790 - 1835 von Kolonisten aus dem Banat gegründet, als sie wegen der zerstörerischen Türkenkriege über die Marosch geflohen waren.
Weitere Siedler kamen nach Eichenthal mit ihren Familien aus Großjetscha (16), Kleinjetscha (4), Rudolfsgnad (4), dann je 2 Zuwanderer aus Tschene, Tomaszovaz, Ujfalu, Jarkowatz, Feketö, Etschka, Johannisfeld, Sackelhausen, Deta, Tschawosch, Szöreg, Apatfalva, Lechenfeld, Medves, Ujwar, Sozhostan, Tschanad, Ofsenitz, Nitzkydorf, Bakowa, Wegwar, Mramorak, Czüszelek, Wetschehausen, Karlsdorf, Sigmundhausen, Rekasch, Josefsdorf; dann je ein Siedler aus Fodorhausen, Ebendorf und Hatzfeld.
(Diese genauen Daten wurden von der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Eichenthal recherchiert und zusammengetragen und im unten angegebenen Eichenthaler Heimatbuch von Anton Petri auf den Seiten 22 - 23 veröffentlicht.)
Demografie
Hier ist eine komprimierte Übersicht über die Bewegung in der Eichenthaler Bevölkerung:
1894 - 89 Siedler kamen und gründeten Eichenthal
1895 - 151 Personen sind ansäßig im Dorf
1900 - 419 registrierte Dorfbewohner, davon 92,8 % Deutsche
1912 - 499 Einwohner: es war das geburtenreichste Jahr mit 11 Geburten
1924 - Rückgang auf 462 Einwohner aufgrund des 1. Weltkrieges und seiner Opfer.
1940 - 470 Eichenthaler (also recht stabil gebliebene Zahl)
1950 - 411 Einwohner (Rückgang nach dem 2. Weltkrieg um 9%)
1960 - 307 Einwohner. Jetzt beginnt der unaufhaltsame Rückgang durch stetiges Abwandern aus dem Dorf
1970 - 166 deutsche Dorfbewohner
1980 - 39 Eichenthaler
1991 - die letzte deutsche Familie (Stanek Friedel) verlässt Eichenthal
Ab 1980 kamen ruthenische (ukrainische) Zuwanderer aus der Maramuresch im Norden Rumäniens und kauften die leer stehenden Häuser der abgewanderten Eichenthaler oder bauten eigene, so dass das ehemals schwäbische Dorf ein ganz anderes Gesicht bekam. 1993 lebten hier bereits 200 Ruthenen und davon 81 Kinder.
Erwähnenswert ist abschließend noch die Tatsache, dass es bis zur Abwanderung der Deutschen aus Eichenthal immer wieder Schwankungen in der Demografie gegeben hat.
So gab es größere Rückgänge der Einwohnerzahlen nicht nur während oder kurz nach den beiden Weltkriegen, sondern hauptsächlich in den ersten 25 - 30 Jahren der Besiedlung des Dorfes. Es gab viele Opfer unter den Erwachsenen auf Grund der schweren körperlichen Anstrengungen während der Eichenrodung und Urbarmachung des gesamten Areals. In den Jahren 1894 bis 1924 verstarben 89 Kleinkinder mangels medizinischer Versorgung, meistens wegen hohen Fiebers (der sog."Fraß").
Die größten Zuwächse gab es nach dem 1. Weltkrieg, als eine Zuwanderung von 85 sudetendeutschen Böhmen aus Dörfern des Banater Berglandes stattfand. Sie kamen aus Wolfsberg, Weidenthal, Slatina, Sadowa und Lindenfeld, siedelten sich in Eichenthal an und integrierten sich problemlos in die Eichenthaler Dorfgemeinschaft. Sie stellten mit ihrer einzigartigen Kultur und Sprache eine große Bereicherung für das kleine schwäbische Dorf dar. Ursprünglich stammen die Deutschböhmen aus dem Böhmerwald, aus der Oberpfalz, aus Böhmen, Mähren, der Slowakei und besiedelten 1827 - 1828 als Waldbauern das Banater Bergland südlich von Reschitz am Fuße des Semenik-Gebirges.
(Die Zahlen stammen aus Anton Petris Heimatbuch (Seite 24 - 30)
Von 1905 bis heute
Die ersten Jahre nach der Eichenrodung und dem Urbarmachen des Tals begannen die Menschen Häuser zu bauen, ihre kleinen Gärten und Felder zu bebauen, Haustiere zu züchten, Familienmitglieder nachzuholen oder Familien zu gründen, also weiter zu machen, um ein lebenswertes Dasein für sie und die Nachkommen zu sichern.
Bis 1925 wurde Eichenthal von einem Dorfschulzen verwaltet. Richter und Notariat befanden sich in der 5 km entfernten Gemeinde Sacu, während Fragen zu Grundbuch, Gericht, Militärdienst und Finanzen in der Kreisstadt Lugosch, später in Reschitz erledigt wurden. Im Dorf selbst gab es einen Kleinrichter, der die Nachrichten "von oben" als Trommler durchs Dorf verbreitete. Es war auch die Aufgabe des Dorfkleinrichters täglich die beiden Glocken am Glockenstuhl zu den Mahlzeiten (um 6 Uhr morgens, mittags um 12) oder zum Abendgebet und für diverse Anlässe Gottesdienst, Todesfall, Unterrichtsbeginn, Feueralarm) zu läuten.
Ab Ansiedlung der Deutschen wurde in Eichenthal "schwäbisch" gesprochen. Diese Mundart hatte anfangs diverse örtliche Nuancen, je nach Herkunftsort der Zuwanderer. Nach knapp 30 Jahren setzte sich die Mundart des aus Setschan stammenden Gastwirtes (Adam Rettinger) durch. Und das, dank der guten Frequentierung seines Wirtshauses, wo man sich oft traf und Neuigkeiten austauschte. Die böhmische Bevölkerung sprach ihren eigenen Dialekt, und das zu Hause in der Familie sowieso, nur die Jüngeren übernahmen schnell die "schwäbische" Sprache als Umgangssprache im Dorf.
Die Amtssprache war jedoch Ungarisch, der Schulunterricht verlief genau so, da Eichenthal im Banat zur k.u.k. österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte. Der Magyarisierungsdruck wurde immer stärker, fiel dann insgesamt jedoch nicht so streng aus, da der einflussreiche Rechtsanwalt (Gyula Rosenthal) jüdischer Herkunft und der ungarische Schullehrer mit einer deutschen Frau verheiratet war.
Erst nach dem 1. Weltkrieg, als das Banat an Rumänien angeschlossen wurde, begannen die Eichenthaler immer mehr nach ihrer nationalen und ethnischen deutschen Identität zu suchen. So verbrachten 1923 etwa 25 Kinder aus Baden-Württemberg auf Einladung des Dorfes ihre Sommerferien in Eichenthal. Es wurden deutsche Volksgruppen, deutsche Jugendgruppen, deutsche Mannschaften und deutsche Kulturgruppen gegründet. Ab 1938 kam es zu deutschen kulturellen, sportlichen und politischen Begegnungen mit anderen deutschen Banater Ortschaften.
Bis zum 23. August 1944 stand Eichenthal (wie übrigens ganz Rumänien) als Verbündeter an Seite Deutschlands. Viele junge Eichenthaler wurden in der deutschen Armee ausgebildet, ältere Eichenthaler wechselten von der rumänischen zur deutschen Armee über.
In den Jahren 1941 bis 1945 nahmen 92 Eichenthaler Männer als Soldaten unter deutsch-rumänischem Kommando am 2. Weltkrieg teil. 25 Eichenthaler fielen im Krieg oder blieben vermisst.
Nach Kriegsende, schon im Herbst 1945, wurden 57 volksdeutsche Eichenthaler Frauen und Männer ab 17 Jahren zu 5 Jahren Zwangsarbeit nach Russland verbannt, um für den Wiederaufbau des sowjetischen Siegerstaates für Reparationsleistungen in Kohlengruben, Steinbrüchen, bei Eisenbahnlinien-, Straßen- und Tunnelbauarbeiten, im kaukasischen Donbass-Gebiet, im Gulag von Sibirien oder im äußersten eisigen Norden eingesetzt zu werden. Von den 57 in die Sowjetunion verschleppten Eichenthaler starben insgesamt 13 Landsleute, entweder dort in der sowjetischen Verbannung unter den menschenunwürdigsten Arbeits- und Lebensbedingungen oder kurz nach ihrer Rückkehr, als direkte Folge dieser Verbannung. Das war für ein kleines Banater Schwabendorf wie Eichenthal, mit seinen ca. 400 Bewohnern ein erheblicher Verlust, besonders in jener schwierigen Nachkriegszeit, in der alle Kräfte für die eigene Familie eingesetzt werden mussten, um die großen Verluste, die der Krieg mit sich brachte, zu überwinden.
Gleich zu Kriegsende kam es zu Plünderungen, Überfällen und Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten. Es wurden ganze Familien inhaftiert, Dorfleute wurden in rumänische Lager der Kriegsteilnehmer gesteckt.
Ab 1950 kam es zur Gründung von kommunistischen Bauernfronten und zu aggressiven Assimilationsversuchen der deutschen Bevölkerung des Dorfes. Die Agrarreform in 1945 führte zur Enteignung von Besitz, Haus und Feldern der Eichenthaler. Hohe Abgaben und Steuern führten zum Zwangsverkauf von Ackerland. Die Großbauern (sog. "chiaburen") wurden eingeschüchtert, einige von ihnen auch gefoltert und zum Eintritt in die neu gegründete Eichenthaler LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) "Ernst Thälmann" gezwungen. Um nicht alles zu verlieren, gab es einen kleinen Ausweg für die Eichenthaler Bauern: den "freiwilligen" Eintritt in die LPG. Das bewirkte oft die Rückgabe von Haus und Hof.
Die Politik des rumänischen Staates zielte darauf hinaus, die deutschen Minderheiten zu assimilieren. Trotzdem konnten die Eichenthaler viele solcher Assimilationstendenzen umgehen, da die deutsche Unterrichtssprache an der Schule (wie übrigens an allen Banater Schulen) bereits per Gesetz genehmigt war. So gab es in Eichenthal:
- eine deutsche Grundschule
- deutsche Unterrichtssprache an der Schule (wie übrigens an allen Banater Schulen)
- deutsche Lehrer
- deutschsprachige kulturelle Veranstaltungen (deutscher Chor, Blaskapelle, Tanzgruppen)
- deutscher katholischer Gottesdienst (mit Pfarrern aus Ebendorf)
- deutsche Kirchweihfeste
- deutsche Vornamen, die nicht rumäniesiert werden konnten (z.B. Erwin, Richard, Helmut, Sieglinde u.a.m.)
Ab 1960 begannen die ersten Familien das Dorf Eichenthal zu verlassen. Gründe gab es viele:
- keine deutsche Schule nach der Grundschule
- zu weite Wege für die Kinder in weiterführende Schulen ab der 5.Klasse (5 km bis Sacu)
- sozialistische Planwirtschaft mit all ihren Folgen, wie:
- Kollektivierung
- Enteignungen
- Verarmung
- Perspektivlosigkeit
- Ausrottung der Landbewohner
- wirtschaftlicher Rückschritt
Aussichten
Ab 1960 entschlossen sich bereits die ersten Eichenthaler Familien, einerseits zum Wohle ihrer Kinder und andererseits, gezwungen durch widrige Umstände, ihr Zuhause schweren Herzens aufzugeben und in anderen Orten, hauptsächlich in umliegenden Banater Städten eine neue Bleibe und Lebensader zu finden. Viele Eichenthaler zogen nach Temeschburg, nach Reschitz, Karansebesch oder Lugosch, auch in andere größere deutsche Banater Dörfer, wo sie aber keine allzu tiefen Wurzeln schlagen konnten. Die Perspektivlosigkeit blieb überall die gleiche.
In den 1970er Jahren, zum Teil aber auch schon früher, zogen die ersten Eichenthaler nach Deutschland, in die Heimat ihrer Vorfahren zurück. Andere wanderten nach Amerika aus, wo sie Familienmitglieder aus der Zeit der Gründung Eichenthals zurück gelassen hatten.
Heute sind die Eichenthaler in der ganzen Welt verstreut. Hier in Deutschland treffen sie sich alle zwei Jahre in der bayerischen Ortschaft Asbach-Bäumenheim, wo viele Eichenthaler seit ihrer Auswanderung aus Rumänien ansässig wurden.
In Eichenthal lebt kein einziger Deutscher mehr. Der letzte Eichenthaler starb 1991 und ist in Eichenthal im Friedhof der Eichenthaler Ahnen beerdigt.
Der Name EICHENTHAL wird wohl bald - selbst von den heutigen ruthenischen Dorfbewohnern - in Vergessenheit geraten und nur noch der rumänische Name "Sălbăgelu-Nou" als amtlicher Name und Straßenschild zurück bleiben.
Zeugen der Eichenthaler Existenz bleiben auf jeden Fall der Friedhof unserer deutschen Ahnen und die einzig noch übrig gebliebene uralte Eiche, die das Eichenthaler Wappen ziert, im Eichenthaler Heimatlied verewigt wurde und immer noch am Wegesrand vor Eichenthal steht und jeden vorbeiziehenden Wanderer freundlich begrüßt.
Das Dorf
das alte Dorfbild
Eichenthal hatte schon mit der Dorfgründung eine fast quadratisch - rechteckige Grundform mit ca. 160 Hausplätzen. Diese waren fast gleichmäßig auf die Dorfgassen verteilt waren. Es gab trotzdem nur höchstens 100 Häuser, da manche Hausplätze leer standen oder zwei nebeneinander liegende Hausplätze nur von einer einzigen Familie genutzt wurde.
Das Dorf bestand aus nur vier Straßen: der Vorderen, Mittleren und Hinteren Gasse, die alle durch die Kreuzgasse quer durchtrennt waren.
In der Dorfmitte befanden sich eine Schule, ein Krämerladen, das Gemeindehaus, ein Pferdestall und der Glockenstuhl, an dessen Stelle mal eine Kirche stehen sollte.
Eine richtige Kirche gab es in Eichenthal nie, obwohl alle Eichenthaler gute Katholiken waren, aber gleichzeitig auch anderen Religionen tolerant gegenüberstanden. Der Bau war zwar immer geplant gewesen, jedoch aus finanzieller Notlage nie zustande gekommen. Dafür gab es aber ein geräumiges Bethaus, das immer gut besucht war. Dieses ehemalige Bethaus gibt es heute nicht mehr. Die neue ruthenische Dorfbevölkerung aus dem ukrainischen Norden Rumäniens hat im Dorf ein baptistisches Bethaus eröffnet.
Die seelsorgerische Betreuung in Eichenthal erfolgte über den Pfarrer aus Ebendorf (rum. Stiuca, ung. Csukas), der zu besonderen Anlässen nach Eichenthal kam, oder direkt in der Ebendorfer Kirche (bei Taufe, Kommunion, Firmung, Hochzeit).
Glockengeläute gab's aber schon immer in Eichenthal. An einer zentralen Stelle in der Mitte des Dorfes stand ein Glockenstuhl mit zwei Glocken. Täglich um 6, 12 und 18 Uhr läutete immer die große Glocke. Sie läutete zum Gottesdienst, zu Sonn- und Feiertagen, während die kleine für die Verstorbenen läutete oder das zweite Mal zum Gottesdienst rief.
Der Glockenstuhl steht heute immer noch an der gleichen Stelle in Eichenthal, aber nur noch mit einer einzigen Glocke. Die zweite Eichenthaler Glocke läutet nun jedes zweite Jahr in Asbach-Bäumenheim (gelegen zwischen Augsburg und Donauwörth), wenn sich die Eichenthaler dort treffen, Kirchweih feiern und ihrer Verstorbenen gedenken. In Asbach-Bäumenheim fanden seit Kriegsende recht viele ehemalige Eichenthaler eine neue Heimat.
In Eichenthal befanden sich zwei Wirtshäuser. Eines wurde 1898 von der Familie Rettinger Andres in der Mittleren Gasse mit Tanzsaal, Trinksalon und Kegelbahn eröffnet und später von der Familie Petri Nikolaus als Kulturheim weitergeführt. Das zweite Wirtshaus, auch mit Tanzsaal und Kegelbahn, befand sich in der Vorderen Gasse, wurde jedoch nach dem 2. Weltkrieg in ein Bethaus umgewandelt.
Beide Wirtshäuser und auch die Kegelbahn, wurden sehr häufig frequentiert, da die Eichenthaler neben harter Arbeit auch richtig zu feiern verstanden.
Im Wirtshaus der Familie Rettinger und Petri, fanden immer im November zum Heiligen Martin die Kirchweihfeier, also die "Kerweih" statt, oder es wurden ab und zu Filme gezeigt, die man aus der Stadt brachte. Dann spielte vor dem Wirtshaus ganz laut die "Seidel"-Musik, damit auch alle am Abend - nach getaner Arbeit - zum Filmegucken kommen.
Das Dorf besaß anfangs zwei, ab der 1950er Jahre nur noch einen gut geführten Kaufladen (einen Krämerladen, die sog. Cooperativa), wo man alles zum Leben Notwendige zu kaufen bekam: Bonbons und Eugenia-Kekse für die Kinder, Essig, Öl, Seife, Hefe ("Germ") für die Hausfrau, Rasierzeug und Tabak für die Männer, Antinevralgic (=Kopfwehtabletten) und Rheumasalbe für Oma und Opa, denn alles andere, wie Brot, Milch, Wein und Tzuica (= Schnaps), hatte ja jeder rechtschaffene Eichenthaler zu Hause.
Bei Bedarf konnte man auch schnell in das knapp 2 km entfernte Silwaschel laufen oder radeln, um dort einzukaufen.
Heute ist die "Cooperativa" mit Gittern versperrt und die jetzigen Dorfbewohner laufen in die benachbarten Dörfer Sacu (5 km) oder Salbagel-Silwasch (2 km), um einzukaufen. Große Einkäufe tätigen sie - genau wie die Eichenthaler vor Jahren - in den Städten Karansebesch oder Lugosch.
das Dorfbild heute
Dieses gepflegte Dorfbild hat sich nach dem Wegzug der Deutschen und insbesondere in den letzten Jahren sehr verändert.
Im Sommer 2005 präsentiert sich das ruthenisch bewohnte Dorf ganz anders: Die Straßen waren staubig und schienen verlassen, und Hunde dösten auf den Gassen vor sich hin.
Die alten deutschen Häuser sind fast alle verschwunden oder wurden durch einige neue ersetzt. Das letzte deutsche Haus in der Hinteren Gasse, das schräg gegenüber vom Haus der ehemaligen Hebamme Esterl Aloisia steht, könnte das Haus des Musikers Heinrich Schneider sein.
Zum Teil stehen überall ganz neue Häuser, so wie das des ehemaligen rumänischen Bürgermeisters in der Hinteren Gasse. An der Stelle stand einst das Haus der Eichenthaler Familie Röhm.
In Eichenthal standen einst überdachte Ziehbrunnen mit Kurbelzug; mindestens 10 Stück am Straßenrand und noch mehr in den Innenhöfen der Eichenthaler. Diese waren bis zu 31 m tief, so wie der Brunnen vor dem Hause der Familie Josef Schneider in der Mittleren Gasse. Heute ist dieser Brunnen nur noch ein dürftig überdecktes Loch auf einer Graswiese, da die Häuser bis dorthin gar nicht mehr existieren.
Der Brunnen vor dem ehemaligen Hausplatz der Familie Meissner Anton (in der Mittleren Gasse) steht heute noch recht gut da, ist aber nicht mehr überdacht, so wie zu den Zeiten, als noch die deutschen Einwohner in Eichenthal lebten. Aber das Haus, vor dem der Brunnen steht, ist ein schmuckes neues Rohbauhaus, in dem eine ruthenische Familie wohnt.
Heute gibt es keine Gehwege mehr entlang der Häuser und Zäune. Die jetzigen Dorfbewohner laufen entlang der Landstraße.
Haus und Hof
Die typisch deutschen Siedlerhäuser der Eichenthaler, mit dem Entstehungsjahr im Giebel, Häuser die anfangs aus gestampften Mauern und Lehmziegeln gebaut waren, wurden später mit gebrannten Ziegeln erweitert und durch Renovierungsarbeiten laufend erhalten.
Die Häuser waren voneinander durch Bretter- oder Lattenzäune getrennt. Jeder Hof war mindestens einen Joch groß. Jede Familie hatte ein großes Haupthaus und eine Sommerküche. Zur Hofseite hin hatten die Häuser einen offenen, aber überdachten Flur (den sog. Gang).
Ans Haupthaus waren eine Vorratskammer (die Speis) und anschließend der Viehstall angebaut, danach folgte der Anbau für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte und dahinter ein Schuppen und ein Klosett.
Im Hinterhof hatte jedes Haus eine Scheune für Heu, Mais, Getreide oder Tierfutter. Jede Familie hatte eigene Rinder, Schweine, Hühner, Gänse, Enten, Katze und Hofhund. Einige Eichenthaler züchteten auch Tauben.
Im Hof, gegenüber vom Haupthaus hatte jede Familie eine Sommerküche, die hauptsächlich in warmen Monaten zur Essenszubereitung und im Winter zur Zeit der Schweinschlacht genutzt wurde, um das Haupthaus vor Schmutz zu schonen. Dort in der Sommerküche hatte fast jedes Haus einen Brotbackofen zum Brotbacken.
Die Küche war recht groß und war zugleich Wohnküche mit einem Diwan (Sofa) zum Ausruhen, einem großen Tisch für die ganze Familie und einem Holzschrank, dem sog. Kredenz, für das Geschirr.
In der "guten Stube" (im Schlaf- Wohnzimmer) standen die Betten, Kleiderschränke und oft eine große Truhe zum Aufbewahren von guter Wäsche oder Trachten. An den Wänden hingen Familienfotos oder Bilder mit heiligen Motiven und am Eingang auch ein Weihwasserkessel.
Beleuchtet wurde nur mit Petroleumlampen, da es bis 1960 keinen elektrischen Strom im Dorf gab. Erst danach wurde eine Telefonleitung zum Gemeindehaus gelegt, damit das Dorf nicht ganz abgeschnitten zur Umgegend war.
der Friedhof
Der Dorffriedhof befindet sich südlich von Eichenthal, gleich hinter der Hinteren Gasse.
Bis zum Jahr 1960 war der Friedhof wie ein gepflegter Garten, der besonders den Kindern immer große Ehrfurcht einflößte. Der gesamte Friedhof war ringsherum mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt, damit das Wild nicht in den Friedhof gelangen konnte. Und diese Umzäumung wurde seit Bestehen des Friedhofs von allen Dorfbewohnern immer akkurat in Schuss gehalten. Die Kreuze waren meistens aus weißem Marmor und die Gräber sehr gepflegt.
Bis zum Verlassen des Dorfes wurde jedes Grab regelmäßig gepflegt und je nach Saison mit frischen Blumen bepflanzt. Das waren meistens Chrysanthemen, Rosen oder Frühlingsblumen. Mit dem Wegzug der deutschen Einwohner aus dem Dorf wurden alle Gräber von den hinterbliebenen Angehörigen mit einer Zementplatte bedeckt, da eine Rückkehr oder ein Besuch an diese Stätte der alten Heimat ziemlich undenkbar war.
Beim Eingang in den Friedhof stand seit Besiedlung des Dorfes das "Große Kreuz", das bei Beerdigungen eine symbolische Rolle spielte. Dort blieb der Trauerzug stehen und verneigte sich, und das Glockenläuten, das den Trauerzug die ganze Zeit über begleitete, hörte auf.
In den achtziger Jahren, nachdem die Deutschen das Dorf verlassen hatten, wurde dort alles durch Traktoren und einfallende Wildtiere zerstört. Danach wurde der Friedhof von der ruthenischen Dorfbevölkerung jedoch wieder hergerichtet, die umgefallenen oder umgerissenen Kreuzsteine erneut aufgerichtet, da die ruthenische Bevölkerung den Friedhof auch für ihre Verstorbenen zu nutzen begann. Ihre frischen Gräber, allerdings geschmückt mit bunten Plastikblumen, liegen jetzt vor den alten und verlassenen deutschen Gräbern.
Im Frühsommer 2005 wurde das gesamte Gelände durch kleine Spenden ehemaliger Eichenthaler recht gut in Schuss gebracht. Das alte Große Kreuz stand wieder weiß und hell da. Die Namenszüge auf den Gräbern waren nachgeschwärzt, aber die Gräber waren fast im Boden versunken.
Die hinterste Strauch- und Baumreihe war etwas gestutzt, so dass man die hintersten Gräber trotzdem noch so einigermaßen erreichen konnte.
Im Sommer 2009 änderte sich dieses Gesamtbild erneut. Das Gras stand meterhoch, alles war verwildert, vergrast, überwuchert. Die hinterste Sträucherreihe hatte die Gräber fast verschluckt, das Gras stand meterhoch, einige Grabsteine waren unkenntlich im Gras verschwunden und die Gräber in den hinteren Reihen konnte man gar nicht mehr besuchen. Die Sträucher überwucherten alles.
Inzwischen ist 1991 auch der letzte deutsche Eichenthaler Schwabe, der Stanek Friedel, dort verstorben und beerdigt.
Heute steht im Friedhof von Asbach-Bäumenheim bei Donauwörth eine Gedenktafel, die nun immer an die Eichenthaler Verstorbenen und Vermissten erinnern soll. Jedes zweite Jahr im Herbst, wenn die Bäumenheimer gemeinsames Kirchweihfest mit den Eichenthalern feiern, besuchen die Eichenthaler dieses Denkmal und gedenken dort all ihrer nah und fern verstorbenen oder in den Weltkriegen vermissten Landsleute.
Beschäftigung
Allgemein
Anfangs beschäftigten sich die Ankömmlinge mit der Abholzung des Eichenwaldes und danach mit der Bebauung des neugewonnenen Bodens.
Wichtig war kurz nach der Besiedlung des Dorfes die Garten- und Feldarbeit. Da mussten auch Kinder und alte Menschen mithelfen, da die Väter und erwachsene Söhne mit der Waldarbeit und dem Hausbau beschäftigt waren.
Eichenthal hatte gute Handwerker, die aber genau so tüchtige Landwirte waren. So gab es Schmiede, Klempner, Zimmerer, Schneider, Frisöre, Schuster und Schumacher, Wagner, Schreiner, Schlosser, Spengler, Metzger, Gastwirte und Imker im Dorf. Desgleichen Hebammen, Traktoristen und einen Fassbinder.
Eichenthaler Emigranten, die aus Amerika zurück kehrten, brachten vor dem 1.Weltkrieg erste landwirtschaftliche Maschinen (Dresch-, Mähmaschinen) ins Dorf, da die manuelle Feldarbeit kaum noch zu schaffen war, denn aufgrund des Gesetzes für uneingeschränktes Besitz- und Erbrecht von 1867, konnten die Ansiedler neues Land erwerben und bebauen. Diese Maschinen wurden dann in gemeinsamer Arbeit und in gegenseitiger Unterstützung genutzt.
Typisch für die Eichenthaler war, dass sie schon seit den ersten Siedlerjahren wahre "Selbstversorger" und "Selbsthelfer" waren. Sie verstanden es, eigene Kleidung zu nähen, Seife zu kochen, Schlappen herzustellen, Uhren und Nähmaschinen zu reparieren, Schnaps zu brennen, Schweine zu schlachten und vieles mehr.
Dank ihres Fleißes und ihrer Ausdauer, konnten sie bald Überschüsse aus eigener Produktion, wie Milch, Getreide, Wein, Obst, Gemüse, Schweine, auf den Märkten in Lugosch, Karansebesch oder Reschitz verkaufen und verbesserten dadurch ihre Situation.
Einige Familien konnten ihre Kinder in die Stadt schicken, um eine Handwerk zu erlernen und um so, eine eigene Existenz gründen zu können. Der ältere Sohn verblieb meistens als Erbe im Elternhaus, um den elterlichn Besitz weiter zu führen und die Familie zu erweitern.
Ackerbau
Der Boden in Eichenthal war arm, fest und ohne Struktur. Es gab hier den so genannten Podsolboden (ein grauweißer Waldboden), der sich auf Ton gebildet hat und somit für Wasser fast undurchlässig ist. Das Anstauen des Wassers im Frühjahr und im Herbst führte oft zum Ersticken der Pflanzen.
Zudem war der Boden um Eichenthal kalkarm, säurig und arm an Stickstoff. Das führte zur Notwendigkeit der regelmäßigen Bewirtschaftung der Felder mit Stallmist, denn die Ackerflächen musste fruchtbarer und ertragreicher gemacht werden. Der Sandboden entlang der Wuna war zwar ertragreicher, aber verlangte trotzdem auch eine intensive Bearbeitung.
Die Eichenthaler kultivierten bis 1945 hauptsächlich Weizen (40%), Mais (30%) und andere Halmfrüchte. Anfangs erfolgte die Aussaat manuell, danach mit gemeinsamen Sämaschinen. Die Ernte der Halmfrüchte erfolgte zuerst mit der Sense, später in Gruppen mit Dreschmaschinen. Dabei half immer fast das ganze Dorf mit.
Hackfrüchte wurden mit dem Setzer gesetzt. Dazwischen säte man Kürbisse und Bohnen. Am Rande der Felder setzte man Sonnenblumen.
Kartoffeln und Rüben wurden hauptsächlich in der Nähe oder im eigenen Hausgarten gepflanzt.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde in Eichenthal auch Tabak gepflanzt und an den Staat unter Aufsicht abgeliefert.
Das Sammeln von Heilkräutern (Linde, Kamille, Minze, Brombeerblätter) lief hauptsächlich über Schulklassen und wurden an die staatliche Pharmaindustrie abgeliefert.
Fast jede Familie betrieb Obstbau und Weinbau ("Hotteler", "Steinschiller", "Portugieser"). In der Regel wurde zum Schnapsbrennen noch Obst von rumänischen Bauern aus der Umgebung hinzu gekauft, so dass Pflaumen- oder Zwetschgenschnaps meistens für mehrere Jahre vorrätig war.
Marmelade wurde in jedem Haus selbst eingekocht. Auch Dunstobst und Kompott waren immer reichlich vorhanden: Erdbeeren, Johannis-, Maul- und Stachelbeeren, Kirschen, Weichsel, Äpfel und besonders Jonathanäpfel, Zwetschgen, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen, Quitten und Walnüsse.
Gemüse wurde saisonbedingt geerntet und verwertet: Bohnen, Erbsen, Möhren, Sellerie, Zwiebeln, Knoblauch, Rettich, Kohl, Wirsing, rote Bete, Spinat, Tomaten, Paprika, Blaufrüchte (Auberginen), Mohn, Gurken, Melonen.
Die Blumengärten waren sehr gepflegt und beliebt und wurden bei Feierlichkeiten reichlich genutzt (Tulpen, Narzissen, Veilchen, Schneeball, Jasmin, Flieder, Rosen, Nelken, Hyazinthen, Dahlien, Pfingstrosen, Lilien, Chrysanthemen, Geranien, Stiefmütterchen, Ginster, Astern, Gladiolen, Oleander, Rosmarin (für den Kerweihstrauß), u.v.m.
Immer wieder kam es auch zu Naturkatastrophen wie Hagel, Überschwemmungen, Sturm, Schädlingen (z.B. Maikäfer, Raupen, Mehltau, Coloradokäfer), zu andauernder Feuchtigkeit (Mehltau-Rost) und großer Trockenheit (Drahtwurm im Mais). Dann waren die Verluste extrem hoch und der Bauer musste auf Reserven zurückgreifen oder sich für mehrere Jahre hoch verschulden.
Das ging trotzdem noch alles bis zur Zeit nach dem 2. Weltkrieg, als die sozialistische Planwirtschaft und die Bodenreform von 1945 auch die fleißigsten Bauern in Eichenthal hart traf. Durch die Enteignung und Kollektivierung, durch die Abgabe ihrer Pferde und anderer Haustiere an die LPG, konnten sie ihre Felder nicht mehr mit natürlichem Stallmist düngen, so dass die Erträge schrumpften. Die Verwendung von chemischen Düngemitteln brachte nur in den ersten 3 - 4 Jahren den erhofften Erfolg, doch danach führten diese Maßnahmen der LPG zur totalen Verschlechterung der Ernten.
All das regte sie zum Umdenken an, da es für die Familien keine Perspektive mehr im Dorf gab. Sie suchten eine neue Bleibe, um die Familie und besonders die Kinder vor der totalen Armut zu retten. Zuerst war das die Stadt, danach die Ausreise in eine neue Heimat.
Viehzucht
Die ersten Siedler brachten ihre eigenen Haustiere aus dem Herkunftsgebiet mit. Mit der Zeit jedoch begannen sie produktive Tierrassen zu züchten: Schweine (Mangolitza, weiße Yorkshire,) Rinder (Steppenrinder, Pinzgauer, Simmentaler). Aus rumänischen Nachbardörfern brachten sie Schafe und Ziegen, allerdings aber erst nach dem 2.Weltkrieg.
Fast jede Familie besaß eins bis mehrere robuste Pferde, die sie als Zug- und Arbeitstiere einsetzten. Man züchtete freilaufende Hühner, Gänse, Enten und besaß auch Kaninchen.
Intensiv wurde die Taubenzucht betrieben, besonders wegen des schmackhaften Fleisches, genau so wie Bienenzüchterei und Imkerei für den guten Honig dank der waldreichen Umgebung von Eichenthal.
Soziales und kulturelles Leben
Schule
Kulturelles Leben
Feiertage
Kirchweih
Die Eiche
Das Wahrzeichen von Eichenthal ist ein alte Eiche, die seit Jahrhunderten als einzige noch am Wegesrand, nordöstlich auf halbem Weg zwischen Sacu und Eichenthal, steht. Sie ist ein Überbleibsel von dem mächtigen Eichenwald, der einst dem Dorf "EICHENTHAL" seinen wohlklingenden Namen gab und den müden Siedlern aus Deutschland und aus anderen Auswanderungsgebieten vor fast 120 Jahren ein geschütztes Zuhause bot. Und das, beginnend mit dem Jahr 1894, als sich die ersten deutschen Siedler in jenem recht schönen, welligen Tal des Banats, an der kleinen Wuna, niederließen.
Dieses Zuhause galt es, zuerst heimisch und bewohnbar zu machen, das Tal zu roden, die uralten und tief verwurzelten Eichenklötze zu entfernen, Häuser darauf zu bauen und Familien zu gründen.
Ein Blitzschlag hat die alte Eiche irgendwann in den späten 1950er Jahren ausgehöhlt, aber trotzdem steht sie auch heute noch ungebrochen und grün am Wegesrand vor Eichenthal und begrüßt standhaft alle, die Eichenthal besuchen oder verlassen.
Weit hinter der Eiche breitet sich die Tuszkos (Tuschkosch) aus. Das ist eine Fläche, die sich als Ackerland und Weidefläche recht gut eignete. Viele Jahre lang wurde dort Landwirtschaft betrieben, aber nach 1945, während der sozialistischen Ära, war das Land nicht mehr ertragreich, sondern eher Brachland.
Die 5 km lange Landstraße, die vom Dorf Sacu bis nach Eichenthal und weiter nach Sgribescht führt, ist schon seit ältesten Zeiten, immer staubig, voller Unebenheiten und Schlaglöchern gewesen. Deshalb konnten die Pferdewagen nur recht langsam darauf dahin zuckeln. Die Straße wurde zwar regelmäßig von den Dorfbewohnern mit Schotter bestärkt, aber trotzdem haben sich immer wieder neue große Schlaglöcher darin aufgetan. So war eine Kutschenfahrt auf dieser Strecke wahrlich kein Vergnügen! Und die Radfahrt der kleinen Schüler ins 5 km entfernte Sacu war eine wahre Zumutung.
Aber es geschehen noch Wunder in dieser verlassenen Gegend. Und ein solches durften ehemalige Eichenthaler, die ihr altes Heimatdorf nach vielen Jahren wieder mal besuchten, mit eigenen Augen erleben, als in 2009 Straßenarbeiter gerade die Strecke vor der Eiche asphaltierten. Auch alle Gassen in Eichenthal - die Mittlere, die Hintere und die Vordere, sowie die Kreuzgasse - wurden inzwischen frisch asphaltiert.
Und jetzt glänzt die asphaltierte Straße nach dem Regen. Das sieht zwar nicht mehr so romantisch aus wie zu alten Zeiten, aber man könnte sich schon daran gewöhnen, ist die Luft zum Atmen nun doch sauberer.
Die Fahrt nach Eichenthal und zurück geht nun viel zügiger als noch bis in die 1970er Jahre, beim endgültigen Abschied der deutschen Bevölkerung aus Eichenthal, als die Straße noch verstaubt und voller Schlaglöcher war.
Und im Vorbeifahren fallen jedem Eichenthaler gleich auch einige Strophen aus dem schönen "Eichenthaler Heimatlied" ein, das von dem Eichenthaler Landsmann, Heinrich Schneider, komponiert und getextet wurde, und in dem er diese alte Eiche verewigt hat:
"Es steht 'ne Eiche am Dorfesrand
Sie war noch immer Symbol der Heimat
Sie blieb ganz einsam dort von vielen and'ren Eichen.
Ich möchte vor ihr stehen und meine Heimat seh'n''.
Ein trautes Dörflein so wunderschön,
Es ist die Heimat, meine Heimat.
Denk' oft zurück an meine Jugendjahre,
Die ich hab' dort verbracht, dann Heimweh in mir erwacht."
Und so geht das Heimatlied der Eichenthaler stimmungsvoll weiter. Wie oft werden die Eichenthaler wohl noch vor der alten Eiche stehen? Wie oft an ihr vorbeifahren?
Auf jeden Fall aber ganz oft an sie und das Dorf zurück denken, das heute seinen klangvollen Namen verloren hat und nur noch Sălbăgelu-Nou heißt.
Literatur
Anton Petri, Eichenthal: Heimat im Banat. Geschichte einer deutschen Banater Kleingemeinde von der Gründung bis zum Niedergang, herausgegeben von der HOG Eichenthal, 1994
Einzelnachweise
Projekt Banaterra: http://www.banaterra.eu/german/content/eichenthal-s-lb-gelu-nou
Banat Village List: http://www.genealogienetz.de/reg/ESE/banat_e.htm#eichental
Anton Zollner, Durch gewesene deutsche Dörfer des Banats (37): Eichenthal, März 1996, http://www.banater-aktualitaet.de/akt2eic.htm
Weblinks
Panoramio mit Fotos: http://www.panoramio.com/user/2358824/tags/Eichenthal-Salbagelu%20Nou
Homepage: "Annala's Eichenthal" http://eichenthal.npage.de/