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Prinz Albert Victor, Herzog von Clarence und Avondale

Prinz Albert Victor Christian Eduard, Duke of Clarence and Avondale (* 8. Januar 1864 in Frogmore House, Berkshire; † 14. Januar 1892 in Sandringham House, Norfolk) war ein Angehöriger des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha und präsumtiver Thronfolger der britischen Monarchie. Nach seinem frühen Ableben folgte ihm sein jüngerer Bruder nach, der spätere König Georg V.

Herkunft

Prinz Albert Victor erblickte 1864 als ältester Sohn des britischen Thronfolgers Albert Eduard, Prince of Wales (der spätere König Eduard VII.) und dessen Ehefrau Prinzessin Alexandra von Dänemark in Frogmore House, einem Anwesen nahe Windsor Castle, das Licht der Welt. Regierende Monarchin war seine Großmutter, die legendäre Königin Victoria und Albert Victor stand hinter seinem Vater an zweiter Stelle der Thronfolge.

Erziehung & Ausbildung

Prinz Albert Victor im Alter von 10 Jahren, 1875

Albert Victor, den man in Familienkreisen nur „Eddy“ nannte, war zwei Monate zu früh zur Welt gekommen und wog bei seiner Geburt lediglich drei Pfund. Er entwickelte sich zu einem kränklichen, apathischen Jungen, der gemeinhin als zurückgeblieben, nervenschwach und gleichgültig beschrieben wurde. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Prinz Georg, zu dem er ein sehr enges Verhältnis entwickelte, wurde er ab 1871 von John Neale Dalton erzogen. Die beiden Prinzen unterlagen einem strengen Lehrplan, der durch militärischen Drill und äußerste Disziplin geprägt war. Albert Victors schulische Leistungen waren sehr begrenzt, er war ein träger Schüler und machte nur langsam Fortschritte.

Zu weiteren Ausbildungszwecken wurden Albert Victor und Georg 1877 zur Royal Navy geschickt, wo sie in Dartmouth auf dem Schulschiff HMS Britannia dienten. Von 1879 bis 1882 begaben sich die beiden Seekadetten auf eine dreijährige Weltreise mit der HMS Bacchante. Neben weiten Teilen des Britischen Empire wie Ceylon, Südafrika, Australien, den Fidschi-Inseln und Singapur besuchten sie Ägypten, Palästina, China, Japan und Griechenland. Nach ihrer Rückkehr wurden die beiden Brüder 1883 von einander getrennt und Albert Victor, der präsumtive Thronerbe, sollte am ehrwürdigen Trinity College in Cambridge auf seine kommenden Aufgaben vorbereitet werden. Doch er zeigte wenig Interesse an der intellektuellen Atmosphäre und in den meisten Fächern verfügte er nicht einmal über die einfachsten Grundkenntnisse. Es wurde sogar behauptet, er könne kaum lesen. Vielmehr gab er sich Freizeitbeschäftigungen wie dem Polo hin. Um sein Deutsch zu verbessern, studierte er einige Monate an der Universität Heidelberg.

1885 verließ der Prinz Cambridge und diente als Rittmeister bei den 10th Royal Hussars in Aldershot und später in London-Hounslow. Von nun an nahm er öffentliche Aufgaben für das Königshaus wahr, wie etwa Besuche in Irland und Gibraltar oder die Eröffnung der Hammersmith Suspension Bridge in London. Am 24. Mai 1890 verlieh ihm Königin Victoria den Titel des Duke of Clarence.

Lebensstil

Von seinem lebenslustigen Vater hatte Albert Victor die Neigung zum leichten Leben, einschließlich regelmäßiger Bordellbesuche, geerbt. Obwohl er alles andere als intelligent, begabt oder belesen war, schien er bei Frauen sehr gut anzukommen, es wurden ihm aber auch romantische Beziehungen zu Männern nachgesagt. So soll er 1889 angeblich bei einer Polizei-Razzia in einem Männer-Bordell als Gast anwesend gewesen sein (Cleveland-Street-Skandal). Zwei Jahre später war der Prinz Opfer einer Erpressung und zahlte zwei Prostituierten 200 Pfund Schweigegeld, um Briefe mit kompromittierendem Inhalt zurückzuerhalten, die er ihnen geschrieben hatte.

Auf Betreiben seiner Großmutter begann sich Albert Victor Anfang der 1890er Jahre nach einer passenden Braut umzusehen. Die Suche war zunächst erfolglos, da sowohl seine Cousine Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt als auch Prinzessin Hélène von Orléans seine Anträge ablehnten. Schließlich verlobte er sich am 7. Dezember 1891 mit Prinzessin Maria von Teck und die königliche Familie erhoffte sich von ihr einen positiven Einfluss. Der Hochzeitstermin wurde auf den Februar 1892 terminiert.

Krankheit und Tod

Ab 1890 hatte sich Albert Victors gesundheitlicher Zustand verschlechtert und immer wieder litt er unter Gichtanfällen. Der Grund dafür waren wahrscheinlich Alkohol und Zigaretten, vermutet werden auch Geschlechtskrankheiten. Als er sich Ende 1891 noch zusätzlich bei einer Grippeepidemie ansteckte und diese sich zu einer Lungenentzündung ausweitete, wurde es lebensbedrohlich. Am 12. Januar 1892 wurde er von Fieberanfällen geschüttelt und erkannte niemanden mehr, der an seinem Krankenbett erschien. Zwei Tage später verstarb er im Kreise der engsten Familie mit nur 28 Jahren auf dem Landsitz Sandringham. Später wurde auch vermutet, dass die Todesursache nicht die Grippe, sondern die Geschlechtskrankheit Syphilis war.

Seine Grabstätte befindet sich in der Albert Memorial Chapel auf Windsor Castle.

Prinz Georg, sein geliebter jüngerer Bruder, nahm seinen Platz als präsumtiver Thronfolger ein und sollte als König Georg V. 1910 den Thron besteigen. Darüberhinaus heiratete er 1893 Maria von Teck.

Titel und Wappen

Prinz Albert Victor's Wappen

• 8. Januar 1864 – 24. Mai 1890: His Royal Highness Prince Albert Victor of Wales
• 24. Mai 1890 – 14. Januar 1892: His Royal Highness Prince Albert Victor The Duke of Clarence and Avondale, Earl of Athlone

Trivia

Seit 1962 wird er immer wieder in Verbindung mit den Jack-the-Ripper-Morden genannt. Protokolle belegen jedoch, dass er sich während der fraglichen Tatzeiten überhaupt nicht in London aufhielt und somit aus dem Kreis der Verdächtigen ausscheidet.

In der Graphic Novel From Hell (sowie deren Verfilmung) von Alan Moore und Eddie Campbell ist er wegen einer Beziehung zu einer Bürgerlichen der Auslöser der Ripper-Morde.

Literatur

• Donald Spoto: Die Windsors. 200 Jahre Skandale und Affären. Erweiterte Taschenbuchausgabe. Heyne Verlag, München 1997, ISBN 3-453-13186-X, (Heyne-Bücher 19, 565).
• Hendrik Püstow, Thomas Schachner: Jack the Ripper. Anatomie einer Legende. Militzke Verlag, Leipzig 2006, ISBN 3-86189-753-9.

Weblinks

Commons: Albert Victor, Duke of Clarence and Avondale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• jacktheripper.de - Deutschsprachiges Informationsportal