Kunibert-Kirche (Untereisesheim) und Hermano Nicéforo María: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Hermano Nicéforo María''' (eigentlich Antoine Rouaire Siauzade; * [[29. Februar]] [[1888]] in [[Kanton Lavoûte-Chilhac|Lavoûte-Chilhac]] ([[Département Haute-Loire|Haute-Loire]]), [[Frankreich]]; † [[24. Februar]] 1980 in [[Fusagasugá]], [[Kolumbien]]) war ein kolumbianischer Naturforscher und Geistlicher französischer Abstammung. |
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[[Datei:Untereisesheim-kirche1.JPG|thumb|upright|Pfarrkirche St. Kunibert in Untereisesheim]] |
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Die '''Pfarrkirche St. Kunibert''' ist eine [[Evangelische Kirche|evangelische]] [[Pfarrkirche]] in [[Untereisesheim]] im [[Landkreis Heilbronn]] im nördlichen [[Baden-Württemberg]]. Die Kirche ist seit dem späten Mittelalter urkundlich belegt. Die Kunstschätze der schlichten Kirche sind einige historische Grabplatten der Herren von Lomersheim sowie ein schmuckvolles neuzeitliches Altarfenster. |
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==Leben und Wirken== |
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Nach seiner reliögiösen Ausbildung in Luxemburg und Belgien (1905–1907) trat Nicéforo María der Ordensgemeinschaft der [[Maristen-Schulbrüder]] bei, ein religiöser Orden, der im Namen der [[Maria (Mutter Jesu)|Jungfrau Maria]] für die Missionars- und Bildungsarbeit gegründet wurde. Daher leitet sich auch sein adaptierter Name Bruder Nicéforo María ab. |
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Die Ursprünge der Kirche in Untereisesheim liegen im Dunkeln. Erstmals erwähnt wurde eine dortige Kirche gegen Ende des 13. Jahrhunderts im von [[Burkhard von Hall]] angelegten Rentenverzeichnis des [[Stift Wimpfen|Wimpfener Ritterstifts]] anlässlich der Schenkung eines Ackers an die Kirche (''ad ecclesiam in inferiori Isensheim''). Der Kirchenheilige [[Kunibert von Köln|Kunibert]] wurde im Zusammenhang mit der Kirche erst nach dem 13. Jahrhundert genannt. Falls ihm die Kirche schon jeher geweiht war, dürften ihre Ursprünge im 10. Jahrhundert, dem Höhepunkt der Verehrung von Kunibert-Reliquien, liegen. Das Patronatsrecht der Kirche lag ursprünglich beim Kloster [[Lichtenstern]] und gelangte 1493 an die [[Herren von Lomersheim]], die kurz zuvor auch die [[Ortsherrschaft]] erworben hatten. Unter Konrad von Lomersheim wurde 1529 mit der Berufung des ersten evangelischen Pfarrers, Theobald Appenhofer, die [[Reformation]] in Untereisesheim vollzogen. 1561 wurde die Kirche vermutlich erneuert, aus jener Zeit stammt noch der Kirchturm, der auf dem Gewölbe einer alten Sakristei errichtet wurde. In den Notzeiten des 17. Jahrhunderts kam Untereisesheim an [[Württemberg]] und war zeitweise Filialgemeinde von [[Obereisesheim]], bevor im Jahr 1700 wieder eine eigene Pfarrei errichtet wurde. 1738 wurde das Kirchenschiff, das sich in ''entsetzlichem Zustand'' befunden haben soll, neu erbaut und dabei auch vergrößert. 1934 wurden Kirchengebäude und Turm repariert, 1964 wurde die Kirche innen umfassend renoviert, eine Außenrenovierung mit Freilegung der Ecksandsteine fand 1997 statt. Im Herbst 2009 wurde die Kirche erneut innen renoviert.<ref>{{Literatur|Autor=Anja Krezer|Titel=„Kunibert-Gabe“ für Frischzellenkur|Sammelwerk=[[Heilbronner Stimme]]|Jahr=2008|Monat=November|Tag=20|Online=[http://www.stimme.de/art1907,1399329 bei stimme.de]|Zugriff=28. Februar 2009}}</ref> |
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1908 zog Nicéforo María nach Kolumbien, wo er zunächst am ''Colegio de Jan José'' in [[Medellín]] ([[Antioquia]]) unterrichtete und anschließend Mitarbeiter im Naturkundemuseum wurde. 1922 wurde er ans ''Instituto de La Salle'' in [[Bogotá]] verlegt, wo er den Rest seines Lebens verblieb. Schließlich wurde er Direktor des Naturkundemuseums des ''Instituto de La Salle''. Er forschte in ganz Kolumbien und sammelte vor allem kleine Wirbeltiere für das Museum. Auch lange nach der Aufgabe seiner Expeditionen, war er bis in die letzten Jahre seines Lebens als aktiver Kurator und Sammler tätig. |
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== Beschreibung == |
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[[Datei:Untereisesheim-kirche-innen.jpg|thumb|Blick zum Chor]] |
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Die Kirche liegt am südöstlichen Ortsrand von Untereisesheim auf einer Anhöhe. Sie ist eine einschiffige [[Saalkirche]], deren [[Chor (Architektur)|Chor]] nach Osten ausgerichtet ist. Der Zugang zur Kirche erfolgt durch das Untergeschoss des 27 Meter hohen Kirchturms auf quadratischem Grundriss, der sich westlich an das [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] anschließt und in dem vier 1964 beschaffte Glocken aufgehängt sind. Der Turm ist mit einem Inschriftenstein oberhalb eines Turmfensters auf das Jahr 1561 datiert. Über dem Turmeingang erinnert eine Inschriftentafel an den Neubau des Langhauses im Jahr 1738. Südlich an das Langhaus ist eine [[Sakristei]] angebaut. An der nördlichen Längsseite des Langhauses ist über einem vermauerten älteren Portal ein Wappenstein mit dem [[Wappen Württembergs]] aus dem 18. Jahrhundert eingelassen. |
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Nicéforo María zeigte ein großtes Interesse an [[Wirbeltiere]]n aller Art aber auch an [[Krustentiere]]n und [[Spinnen]]. Sein Forschungsschwerpunkt waren jedoch die [[Amphibien]] und [[Reptilien]], über die er 38 wissenschaftliche Arbeiten schrieb. Seine herpetologischen Papiere umfassten alle Gruppen von Reptilien, insbesondere [[Schlangen]] und [[Schildkröten]]. Sein Hauptwerk über Reptilien, ''Los Ofidios de Colombia'', wurde 1942 veröffentlicht. Nicéforo María bot auch anderen Forschern seine Hilfe an, in dem er ihnen Sammlungen mit kolumbianischen Material sandte oder ihre Feldarbeit in Kolumbien erleichterte. 1961 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der [[Universidad Católica de La Salle]] geehrt. |
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Das Kircheninnere ist sehr schlicht gehalten und von der Innenrenovierung 1964 geprägt. Mittig im Chor ist der [[Altar]] mit Altarkruzifix aufgestellt, links davon befindet sich die [[Kanzel]]. Im Westen des Langhauses ist eine [[Empore]] eingezogen, auf der die Kirchenorgel aufgestellt ist. |
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==Dedikationsnamen== |
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In die Südwand des Langhauses ist eine historische Grabplatte aus Sandstein eingelassen, die den Verstorbenen (wohl einen der Herren von Lomersheim) als lebensgroße Reliefplastik zeigt. Im Turmdurchgang befinden sich vier weitere historische Grabplatten mit Wappendarstellungen. An der Außenwand der südlich an das Langhaus angebauten [[Sakristei]] sind zwei weitere historische [[Epitaph]]e aus Sandstein zu finden. |
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Nach Nicéforo María sind eine Vogelart, der [[Niceforo-Zaunkönig]] (''Thryothorus nicefori''), die Fledermausart ''[[Micronycteris nicefori]]'', die Fischart ''[[Pangio mariarum]]'', die Froschlurchgattung ''[[Niceforonia]]'' und zahlreiche Reptilien- und Amphibienarten, darunter ''Atractus nicefori'', ''Gastrotheca nicefori'', ''Atelopus nicefori'', ''Leptotyphlops nicefori'', ''Parvicaecilia nicefori'', ''Anolis nicefori'', ''Eleutherodactylus nicefori'' und ''Norops mariarum'' benannt. |
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Das Altarfenster zeigt Szenen aus dem Leben Christi und wurde 1979 von dem Stuttgarter Künstler V. Saile gestaltet. In den Fenstern seitlich davon sind Fragmente der historischen Verglasung mit Adelswappen erhalten. |
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*Kraig Adler: ''Contributions to the History of Herpetology'', Society for the study of amphibians and reptiles. 1989:S.89–90. |
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*Gilberto Rodríguez: ''El naturalista Antoine Rouhaire (Hermano Nicéforo María) y el desarrollo de la zoología sistemática en Colombia''. Revista de la Academia Colombiana de Ciencias Exactas, Físicas y Naturales, 2002, 26, 99, S. 229–237 |
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{{SORTIERUNG:Hermano, Niceforo Maria}} |
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Datei:Untereisesheim-kuni-epi1.jpg|Grabplatte im Langhaus |
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[[Kategorie:Naturforscher]] |
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Datei:Untereisesheim-kuni-detail.jpg|Datierung des Langhaus-Neubaus |
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[[Kategorie:Römisch-katholischer Geistlicher (20. Jahrhundert)]] |
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Datei:Untereisesheim-kuni-altar.jpg|Altar mit Chorfenster |
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[[Kategorie:Museumsleiter]] |
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Datei:Untereisesheim-kuni-epi6.jpg|Epitaph an der Sakristeiwand |
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[[Kategorie:Kurator einer naturwissenschaftlichen Sammlung]] |
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[[Kategorie:Franzose]] |
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[[Kategorie:Kolumbianer]] |
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[[Kategorie:Geboren 1888]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1980]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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== Einzelnachweise == |
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|NAME=Nicéforo María, Hermano |
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<references /> |
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|ALTERNATIVNAMEN=Siauzade, Antoine Rouaire; Bruder Nicéforo María |
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|KURZBESCHREIBUNG=kolumbianischer Naturforscher und Geistlicher französischer Abstammung |
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|GEBURTSDATUM=29. Februar 1888 |
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* [[Wolfram Angerbauer]] und Martin Weitbrecht: ''Kirche.'' In: ''Geschichte von Untereisesheim''. Gemeinde Untereisesheim, Untereisesheim 1976, S. 195–205 |
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|GEBURTSORT=[[Kanton Lavoûte-Chilhac|Lavoûte-Chilhac]] ([[Département Haute-Loire|Haute-Loire]]), Frankreich |
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* Hans Landvatter: ''Kunibert-Kirche Untereisesheim''. In: ''Die evangelischen Kirchen im Kirchenbezirk Heilbronn''. Evangelischer Kirchenbezirk Heilbronn, Heilbronn 2005. S. 60–61 |
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|STERBEDATUM=24. Februar 1980 |
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|STERBEORT=[[Fusagasugá]], Kolumbien |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat}} |
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* [http://www.kirchengemeinde-untereisesheim.de/unserekirche/geschichte ''Die Kunibert-Kirche''] bei der Kirchengemeinde Untereisesheim |
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{{Coordinate| NS=49/12/34.85/N| EW=9/12/17.50/E| type=landmark| dim=300| region=DE-BW}} |
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[[Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Heilbronn|Untereisesheim Kunibert]] |
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[[Kategorie:Kirchengebäude der Evangelischen Landeskirche in Württemberg|Untereisesheim]] |
Version vom 29. Mai 2012, 10:04 Uhr
Hermano Nicéforo María (eigentlich Antoine Rouaire Siauzade; * 29. Februar 1888 in Lavoûte-Chilhac (Haute-Loire), Frankreich; † 24. Februar 1980 in Fusagasugá, Kolumbien) war ein kolumbianischer Naturforscher und Geistlicher französischer Abstammung.
Leben und Wirken
Nach seiner reliögiösen Ausbildung in Luxemburg und Belgien (1905–1907) trat Nicéforo María der Ordensgemeinschaft der Maristen-Schulbrüder bei, ein religiöser Orden, der im Namen der Jungfrau Maria für die Missionars- und Bildungsarbeit gegründet wurde. Daher leitet sich auch sein adaptierter Name Bruder Nicéforo María ab.
1908 zog Nicéforo María nach Kolumbien, wo er zunächst am Colegio de Jan José in Medellín (Antioquia) unterrichtete und anschließend Mitarbeiter im Naturkundemuseum wurde. 1922 wurde er ans Instituto de La Salle in Bogotá verlegt, wo er den Rest seines Lebens verblieb. Schließlich wurde er Direktor des Naturkundemuseums des Instituto de La Salle. Er forschte in ganz Kolumbien und sammelte vor allem kleine Wirbeltiere für das Museum. Auch lange nach der Aufgabe seiner Expeditionen, war er bis in die letzten Jahre seines Lebens als aktiver Kurator und Sammler tätig.
Nicéforo María zeigte ein großtes Interesse an Wirbeltieren aller Art aber auch an Krustentieren und Spinnen. Sein Forschungsschwerpunkt waren jedoch die Amphibien und Reptilien, über die er 38 wissenschaftliche Arbeiten schrieb. Seine herpetologischen Papiere umfassten alle Gruppen von Reptilien, insbesondere Schlangen und Schildkröten. Sein Hauptwerk über Reptilien, Los Ofidios de Colombia, wurde 1942 veröffentlicht. Nicéforo María bot auch anderen Forschern seine Hilfe an, in dem er ihnen Sammlungen mit kolumbianischen Material sandte oder ihre Feldarbeit in Kolumbien erleichterte. 1961 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universidad Católica de La Salle geehrt.
Dedikationsnamen
Nach Nicéforo María sind eine Vogelart, der Niceforo-Zaunkönig (Thryothorus nicefori), die Fledermausart Micronycteris nicefori, die Fischart Pangio mariarum, die Froschlurchgattung Niceforonia und zahlreiche Reptilien- und Amphibienarten, darunter Atractus nicefori, Gastrotheca nicefori, Atelopus nicefori, Leptotyphlops nicefori, Parvicaecilia nicefori, Anolis nicefori, Eleutherodactylus nicefori und Norops mariarum benannt.
Literatur
- Kraig Adler: Contributions to the History of Herpetology, Society for the study of amphibians and reptiles. 1989:S.89–90.
- Gilberto Rodríguez: El naturalista Antoine Rouhaire (Hermano Nicéforo María) y el desarrollo de la zoología sistemática en Colombia. Revista de la Academia Colombiana de Ciencias Exactas, Físicas y Naturales, 2002, 26, 99, S. 229–237
Personendaten | |
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NAME | Nicéforo María, Hermano |
ALTERNATIVNAMEN | Siauzade, Antoine Rouaire; Bruder Nicéforo María |
KURZBESCHREIBUNG | kolumbianischer Naturforscher und Geistlicher französischer Abstammung |
GEBURTSDATUM | 29. Februar 1888 |
GEBURTSORT | Lavoûte-Chilhac (Haute-Loire), Frankreich |
STERBEDATUM | 24. Februar 1980 |
STERBEORT | Fusagasugá, Kolumbien |