„Ferdinand II. (HRR)“ – Versionsunterschied
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Ferdinand II. war Sohn des Erzherzogs [[Karl II. (Innerösterreich)|Karl II. von Innerösterreich]] (1540–1590) und der [[Maria Anna von Bayern (1551–1608)|Maria von Bayern]] (1551–1608), einer Tochter [[Albrecht V. (Bayern)|Albrechts V.]], Herzog von Bayern. Er stammte damit aus einer Nebenlinie der [[Habsburg]]er in [[Innerösterreich]] ([[Steiermark]], [[Kärnten]] und [[Krain]]). |
Ferdinand II. war Sohn des Erzherzogs [[Karl II. (Innerösterreich)|Karl II. von Innerösterreich]] (1540–1590) und der [[Maria Anna von Bayern (1551–1608)|Maria von Bayern]] (1551–1608), einer Tochter [[Albrecht V. (Bayern)|Albrechts V.]], Herzog von Bayern. Er stammte damit aus einer Nebenlinie der [[Habsburg]]er in [[Innerösterreich]] ([[Steiermark]], [[Kärnten]] und [[Krain]]). |
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Der Großvater war [[Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand I.]], ein Onkel war [[Maximilian II. (HRR)|Maximilian II.]]. Vettern waren [[Rudolf II. (HRR)|Rudolf II.]] und [[Matthias (HRR)|Matthias]] sowie [[Maximilian I. (Bayern)|Maximilian von Bayern]].<ref>Dieter Albrecht: |
Der Großvater war [[Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand I.]], ein Onkel war [[Maximilian II. (HRR)|Maximilian II.]]. Vettern waren [[Rudolf II. (HRR)|Rudolf II.]] und [[Matthias (HRR)|Matthias]] sowie [[Maximilian I. (Bayern)|Maximilian von Bayern]].<ref name="Albrecht">Dieter Albrecht: "Ferdinand II.", in: Anton Schindling/Walter Ziegler (Hrsg.): ''Die Kaiser der Neuzeit. 1519-1918. Heiliges römisches Reich, Österreich, Deutschland''. München (1990), S. 125-140.</ref> |
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Seine streng katholische Mutter übergab 1590 die Erziehung des Knaben den [[Jesuiten]] in [[Ingolstadt]]. Dort besuchte er Gymnasium und, bis 1595, Universität. Die offizielle Leitung der Erziehung hatte der Hofmeister [[Balthasar Ferdinand von Schrattenbach]] inne. Ferdinand lebte standesgemäß und verfügte über einen Hofstaat von 30 Personen. Zusammen mit ihm studierte Maximilian I. von Bayern. Ihre persönliche Beziehung war aber eher distanziert.<ref |
Seine streng katholische Mutter übergab 1590 die Erziehung des Knaben den [[Jesuiten]] in [[Ingolstadt]]. Dort besuchte er Gymnasium und, bis 1595, Universität. Die offizielle Leitung der Erziehung hatte der Hofmeister [[Balthasar Ferdinand von Schrattenbach]] inne. Ferdinand lebte standesgemäß und verfügte über einen Hofstaat von 30 Personen. Zusammen mit ihm studierte Maximilian I. von Bayern. Ihre persönliche Beziehung war aber eher distanziert.<ref name="Albrecht"/> Die jesuitische Erziehung war maßgeblich verantwortlich für Ferdinands entschieden Ablehnung des [[Protestantismus]]. Ferdinand war persönlich sehr fromm und besuchte täglich mindestens einmal die Messe. Er war prüde und ließ, als Kaiser Gemälde aus der Sammlung Rudolfs II. mit Nacktdarstellungen verbrennen.<ref name="Vacha197">Brigitte Vacha (Hrsg.): ''Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte.'' Wien (1992) S. 196-199.</ref> |
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== Landesfürst in Innerösterreich == |
== Landesfürst in Innerösterreich == |
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Ferdinand war mit dem Tod seines Vaters bereits 1590 als Landesherr der innerösterreichischen Länder nachgefolgt. Die Regierung wurde jedoch in Vertretung Ferdinands offiziell von den Erzherzögen [[Ernst von Österreich (1553–1595)|Ernst]] (zu der Zeit Regent in Niederösterreich), ab 1593 [[Maximilian III. (Vorderösterreich)|Maximilian dem Deutschmeister]], praktisch aber von seiner Mutter geleitet, bis er selbst die Regierung übernahm. Im Jahr 1596 huldigten ihm die Stände der [[Steiermark]] und ein Jahr später die von [[Kärnten]] und der [[Krain]]. |
Ferdinand war mit dem Tod seines Vaters bereits 1590 als Landesherr der innerösterreichischen Länder nachgefolgt. Die Regierung wurde jedoch in Vertretung Ferdinands offiziell von den Erzherzögen [[Ernst von Österreich (1553–1595)|Ernst]] (zu der Zeit Regent in Niederösterreich), ab 1593 [[Maximilian III. (Vorderösterreich)|Maximilian dem Deutschmeister]], praktisch aber von seiner Mutter geleitet, bis er selbst die Regierung übernahm. Im Jahr 1596 huldigten ihm die Stände der [[Steiermark]] und ein Jahr später die von [[Kärnten]] und der [[Krain]]. |
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Seine Religiosität führten dazu, dass er der katholischen Religion die höchste Bedeutung auch für das politische Handeln einräumte.<ref |
Seine Religiosität führten dazu, dass er der katholischen Religion die höchste Bedeutung auch für das politische Handeln einräumte.<ref name="Albrecht"> Bereits zu Beginn seiner Herrschaft setzte er ein Zeichen für seine katholische und [[Gegenreformation|gegenreformatorische]] Gesinnung. Er reiste zum Wahlfahrtort [[Loreto (Marken)|Loreto in den Marken]] und machte wertvolle Stiftungen. Vor dem Altar der Mutter Gottes legte er freiwillig das feierliche Gelübde ab, den [[Katholizismus]] um jeden Preis wieder zur alleinigen Religion in seinen Staaten zu machen. Im Verlauf der Reise traf er auch mit Papst [[Clemens VIII. (Papst)|Clemens VIII.]] zusammen. Zurück in seinen Ländern baute er die Residenz [[Graz]] aus. |
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Das zentrale politische Problem aus fürstlicher Sicht waren die ständischen Mitspracheansprüche des meist evangelischen Adels sowie die ständige Bedrohung durch die [[Osmanisches Reich|Osmanen]]. Der Vater Ferdinands war vor dem Hintergrund osmanischer Übergriffe zu Zugeständnissen in religiöser Hinsicht an die Stände gezwungen worden.<ref |
Das zentrale politische Problem aus fürstlicher Sicht waren die ständischen Mitspracheansprüche des meist evangelischen Adels sowie die ständige Bedrohung durch die [[Osmanisches Reich|Osmanen]]. Der Vater Ferdinands war vor dem Hintergrund osmanischer Übergriffe zu Zugeständnissen in religiöser Hinsicht an die Stände gezwungen worden.<ref name="Albrecht"/> In den innerösterreichischen Ländern wurde die Gegenreformationund die [[Rekatholisierung]] mit Entschlossenheit durchgeführt. Wichtige Träger waren die Jesuiten in Graz, die auch die dortige Universität leiteten. Ferdinand wird der Spruch zugeschrieben: ''Besser eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer''.<ref> [http://www.diedeutschen.zdf.de/ZDFde/inhalt/15/0,1872,7399759,00.html Ferdinand II. (ZDF Reihe Die Deutschen II]</ref> |
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Er ging unterstützt vor allem von [[Martin Brenner]], den Fürstbischof [[Diözese Graz-Seckau|von Seckau]], bei seinen gegenreformatorischen Maßnahmen weiter als seine Vorgänger. Zuvor richteten sie sich vornehmlich gegen die Bewohner der Städte und Marktflecken. Ferdinand verlangte nun auch vom Adel das Bekenntnis zum Katholizismus. Er stellte deren protestantischen Angehörige vor die Wahl entweder zum Katholizismus zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Nur in ihren Häusern konnten die Adeligen ihren Glauben leben. Die Schaffung einer homogen katholischen Adelsschicht hatte dabei den erwünschten Nebeneffekt, dass auch die Bauern der Grundherren zum Glaubenswechsel gezwungen waren. In Graz kam es zur Verbrennung zahlreicher Wagenladungen evangelischer Schriften. Evangelische Kirchen wurden im Land zerstört. Protestantische Prediger und Gelehrte wie der Mathematiker [[Johannes Kepler]] wurden des Landes verwiesen. Durch die Abwanderung zahlreicher wohlhabender protestantischer Familien wurde die Wirtschaft des Landes schwer geschädigt.<ref |
Er ging unterstützt vor allem von [[Martin Brenner]], den Fürstbischof [[Diözese Graz-Seckau|von Seckau]], bei seinen gegenreformatorischen Maßnahmen weiter als seine Vorgänger. Zuvor richteten sie sich vornehmlich gegen die Bewohner der Städte und Marktflecken. Ferdinand verlangte nun auch vom Adel das Bekenntnis zum Katholizismus. Er stellte deren protestantischen Angehörige vor die Wahl entweder zum Katholizismus zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Nur in ihren Häusern konnten die Adeligen ihren Glauben leben. Die Schaffung einer homogen katholischen Adelsschicht hatte dabei den erwünschten Nebeneffekt, dass auch die Bauern der Grundherren zum Glaubenswechsel gezwungen waren. In Graz kam es zur Verbrennung zahlreicher Wagenladungen evangelischer Schriften. Evangelische Kirchen wurden im Land zerstört. Protestantische Prediger und Gelehrte wie der Mathematiker [[Johannes Kepler]] wurden des Landes verwiesen. Durch die Abwanderung zahlreicher wohlhabender protestantischer Familien wurde die Wirtschaft des Landes schwer geschädigt.<ref name="Albrecht"/><ref name="Vacha197"/> |
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Die Rekatholisierung betrieb er auch mit der Förderung des Ordenslebens. Er stiftete in seinem Herrschaftsbereich eine ganze Reihe von [[Kapuziner]]klöstern. Ferdinand bemühte sich indes vergeblich um die Errichtung eines eigenen Bistums Graz.<ref |
Die Rekatholisierung betrieb er auch mit der Förderung des Ordenslebens. Er stiftete in seinem Herrschaftsbereich eine ganze Reihe von [[Kapuziner]]klöstern. Ferdinand bemühte sich indes vergeblich um die Errichtung eines eigenen Bistums Graz.<ref name="Vacha197"/> Innerhalb nur weniger Jahre hat er den Protestantismus in seinem Herrschaftsgebiet faktisch beseitigt.<ref name="Albrecht"/> |
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Einher ging der Kampf gegen den Protestantismus mit dem Ziel die monarchische Herrschaft gegenüber dem Mitwirkungsrecht der Stände durchzusetzen. Gegenüber den Ständen der Steiermark äußerte er mal, dass er kein ''princeps modificatus'' sondern ein ''princeps absolutus'' sein wollte.<ref |
Einher ging der Kampf gegen den Protestantismus mit dem Ziel die monarchische Herrschaft gegenüber dem Mitwirkungsrecht der Stände durchzusetzen. Gegenüber den Ständen der Steiermark äußerte er mal, dass er kein ''princeps modificatus'' sondern ein ''princeps absolutus'' sein wollte.<ref name="Albrecht"/> Allerdings führten seine gegenreformatorischen Maßnahmen dazu, dass der Adel wenig Neigung zeigte, die notwendigen Gelder für den Türkenkampf zu bewilligen. Dies führte dazu, dass im Jahr 1600 die wichtige [[Nagykanizsa|Festung Kaniza]] von den Osmanen erobert wurde.<ref name="Albrecht"/> |
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Im Bruderzwist zwischen Rudolf II. und Matthias blieb Ferdinand unentschieden. Er hat mehrfach seine Position geändert. Er versuchte zeitweise auch zu vermitteln, weil er meinte, dass der Streit vor allem der evangelischen Adelspartei nützen würde. Nachdem 1611 Rudolf als König von Böhmen zu Gunsten von Matthias abgesetzt worden war, schwenkte Ferdinand ganz ins Lager von Matthias über. Ein Grund war wohl auch, dass er sich so erhoffte Erbe des kinderlosen Matthias zu werden.<ref |
Im Bruderzwist zwischen Rudolf II. und Matthias blieb Ferdinand unentschieden. Er hat mehrfach seine Position geändert. Er versuchte zeitweise auch zu vermitteln, weil er meinte, dass der Streit vor allem der evangelischen Adelspartei nützen würde. Nachdem 1611 Rudolf als König von Böhmen zu Gunsten von Matthias abgesetzt worden war, schwenkte Ferdinand ganz ins Lager von Matthias über. Ein Grund war wohl auch, dass er sich so erhoffte Erbe des kinderlosen Matthias zu werden.<ref name="Albrecht"/> |
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== König von Böhmen und Ungarn == |
== König von Böhmen und Ungarn == |
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[[Datei:Krönung Ferdinand II. zum böhmischen König C-L 045.jpg|miniatur|Krönung zum böhmischen König]] |
[[Datei:Krönung Ferdinand II. zum böhmischen König C-L 045.jpg|miniatur|Krönung zum böhmischen König]] |
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Kaiser Matthias hatte lange gezögert, seine Nachfolge zu regeln. Erst unter Druck bestimmte er seinen Cousin Ferdinand zum Nachfolger in Böhmen, nachdem die Erzherzöge Maximilian III. und Albrecht VI. auf ihre Ansprüche auf Böhmen und Ungarn verzichtet hatten. Ihr Verzicht auf die österreichischen Erblande folgte später. Als möglicher Konkurrent um Böhmen und Ungarn blieb noch [[Philipp III. (Spanien)|Philipp III. von Spanien]]. Dieser meldete seit 1613 seine Ansprüche an. Mit Philipp schloss Ferdinand den [[Oñate-Vertrag]], der zum Verzicht des Spaniers auf eine Bewerbung um die Kaiserkrone führte. Danach erhielt Spanien die [[Landvogtei Unterelsass|Landvogteien Hagenau]] und Ortenburg. Hinzu kamen Reichslehen in Italien. Auch wurde der Vorrang eines männlichen Erben der spanischen Linie vor einer weiblichen Erbin aus Österreich festgelegt.<ref |
Kaiser Matthias hatte lange gezögert, seine Nachfolge zu regeln. Erst unter Druck bestimmte er seinen Cousin Ferdinand zum Nachfolger in Böhmen, nachdem die Erzherzöge Maximilian III. und Albrecht VI. auf ihre Ansprüche auf Böhmen und Ungarn verzichtet hatten. Ihr Verzicht auf die österreichischen Erblande folgte später. Als möglicher Konkurrent um Böhmen und Ungarn blieb noch [[Philipp III. (Spanien)|Philipp III. von Spanien]]. Dieser meldete seit 1613 seine Ansprüche an. Mit Philipp schloss Ferdinand den [[Oñate-Vertrag]], der zum Verzicht des Spaniers auf eine Bewerbung um die Kaiserkrone führte. Danach erhielt Spanien die [[Landvogtei Unterelsass|Landvogteien Hagenau]] und Ortenburg. Hinzu kamen Reichslehen in Italien. Auch wurde der Vorrang eines männlichen Erben der spanischen Linie vor einer weiblichen Erbin aus Österreich festgelegt.<ref name="Vacha197"/> |
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Daher wurde Ferdinand 1617, also noch vor dem Tod von Matthias, mit Unterstützung des höchsten Kanzlers [[Zdeněk Vojtěch von Lobkowicz]], König von Böhmen. Angesichts des gegenreformatorischen Eifers in seinem angestammten Herrschaftsgebiet, stieß dies bei den böhmischen Ständen auf Kritik. In Ungarn wurde er nach Verhandlungen 1618 zum König gewählt. In beiden Ländern begann man auf Ferdinands Befehl hin sofort auch mit einer gegenreformatorischen Politik. |
Daher wurde Ferdinand 1617, also noch vor dem Tod von Matthias, mit Unterstützung des höchsten Kanzlers [[Zdeněk Vojtěch von Lobkowicz]], König von Böhmen. Angesichts des gegenreformatorischen Eifers in seinem angestammten Herrschaftsgebiet, stieß dies bei den böhmischen Ständen auf Kritik. In Ungarn wurde er nach Verhandlungen 1618 zum König gewählt. In beiden Ländern begann man auf Ferdinands Befehl hin sofort auch mit einer gegenreformatorischen Politik. |
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Teilweise stammten die Ursachen für das Aufbegehren der böhmischen Stände noch aus der Regierungszeit des Matthias wurden aber durch die gegenreformatorische Politik Ferdinands verstärkt. Der [[Zweiter Prager Fenstersturz|Prager Fenstersturz]] vom 23. Mai 1618, war ein revolutionäres Ereignis ungeahnter Tragweite, das hochrangige Beamte Ferdinands betraf. An den Ereignissen in Prag war Ferdinand nur aus der Ferne beteiligt. Zeitweise waren die böhmischen Aufständischen so erfolgreich, dass sie Wien bedrohen konnten. Aber der Unmut der Stände und die Kritik an den gegenreformatorischen Maßnahmen betraf nicht nur Böhmen sondern auch Österreich selbst. Am 5. Mai 1619 drang eine Gruppe protestantischer Adeliger in die [[Hofburg]] ein. Sie versuchten von Ferdinand vergeblich einen Schutz der ständischen und konfessionellen Rechte zu erwirken, mussten aber kaiserlichen Soldaten weichen. |
Teilweise stammten die Ursachen für das Aufbegehren der böhmischen Stände noch aus der Regierungszeit des Matthias wurden aber durch die gegenreformatorische Politik Ferdinands verstärkt. Der [[Zweiter Prager Fenstersturz|Prager Fenstersturz]] vom 23. Mai 1618, war ein revolutionäres Ereignis ungeahnter Tragweite, das hochrangige Beamte Ferdinands betraf. An den Ereignissen in Prag war Ferdinand nur aus der Ferne beteiligt. Zeitweise waren die böhmischen Aufständischen so erfolgreich, dass sie Wien bedrohen konnten. Aber der Unmut der Stände und die Kritik an den gegenreformatorischen Maßnahmen betraf nicht nur Böhmen sondern auch Österreich selbst. Am 5. Mai 1619 drang eine Gruppe protestantischer Adeliger in die [[Hofburg]] ein. Sie versuchten von Ferdinand vergeblich einen Schutz der ständischen und konfessionellen Rechte zu erwirken, mussten aber kaiserlichen Soldaten weichen. |
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Kurfürst [[Friedrich V. (Pfalz)|Friedrich von der Pfalz]] bemühte sich die [[Protestantische Union|protestantische Union]] für seine Wahl zum Gegenkönig von Böhmen und zur Verhinderung der Wahl zum römischen Kaiser zu bewegen. Ferdinand seinerseits warb um militärische Unterstützung durch Spanien, um finanzielle Hilfe des Papstes und die Erneuerung der [[Katholische Liga (1609)|katholischen Liga]]. Durch die Einbeziehung von Union und Liga deutete sich an, dass der Konflikt über den engeren habsburger Machtbereich hinaus wirken würde.<ref |
Kurfürst [[Friedrich V. (Pfalz)|Friedrich von der Pfalz]] bemühte sich die [[Protestantische Union|protestantische Union]] für seine Wahl zum Gegenkönig von Böhmen und zur Verhinderung der Wahl zum römischen Kaiser zu bewegen. Ferdinand seinerseits warb um militärische Unterstützung durch Spanien, um finanzielle Hilfe des Papstes und die Erneuerung der [[Katholische Liga (1609)|katholischen Liga]]. Durch die Einbeziehung von Union und Liga deutete sich an, dass der Konflikt über den engeren habsburger Machtbereich hinaus wirken würde.<ref name="Albrecht"/> Die Böhmen hatten Ferdinand (als Feind der Religionsfreiheit) die Königskrone aberkannt und sie am 27. August 1619 dem reformierten Kurfürsten der Pfalz [[Friedrich V. (Pfalz)|Friedrich V.]] verliehen. |
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Nach Matthias' Tod am 20. März 1619 wurde für Ferdinand der Gewinn der Kaiserkrone zentral. Seinen Anspruch gibt sein Wahlspruch wieder: „Legitime certantibus corona“ (etwa: dem Kämpfer für die gerechte Sache gebührt die Krone).<ref |
Nach Matthias' Tod am 20. März 1619 wurde für Ferdinand der Gewinn der Kaiserkrone zentral. Seinen Anspruch gibt sein Wahlspruch wieder: „Legitime certantibus corona“ (etwa: dem Kämpfer für die gerechte Sache gebührt die Krone).<ref name="Albrecht"/> Ferdinand wurde am 28. August in Frankfurt zum Kaiser gewählt. Obwohl einen Tag zuvor, nämlich am 27.August 1619, Friedrich V. von der Pfalz zum neuen Böhmischen König gewählt worden war, übte Ferdinand bei seiner Wahl zum Kaiser noch das Wahlrecht der böhmischen Kur aus - der entsprechende Protest einer eigens angereisten böhmischen Delegation wurde vom versammelten Kurfürstenkollegium abgelehnt. Nachdem auch die Pfälzer Gesandten, die daran dachten, den Herzog von Bayern zum neuen Kaiser zu wählen, dieses Votum zurückzogen, erfolgte die Wahl Ferdinands einstimmig - ein bemerkenswerter Vorgang unter Berücksichtigung der jüngsten Ereignisse in Prag. Die Krönung erfolgte am 9. September.<ref>Illustrationen von [[Frans Hogenberg]] von 1619: Nachdem Keiserlich Maiestat, Die Wahl und Kron empfangen hat, Von eim gebratenen Ochsen gut, ... ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-88580}}) und Eigentliche Contrafactur, wie ihre Kon. M#. in Hung. und Böhm ... in Francfort am Mayn zu einem Römischen Keiser gekront ist worde. ({{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-88607}}</ref> |
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Nachfolger des Kaisers wurde Ferdinand auch in den von Matthias beherrschten Teilen der österreichischen Erblande. Nur noch Tirol und die Vorlande blieben unter der Herrschaft einer Nebenlinie. |
Nachfolger des Kaisers wurde Ferdinand auch in den von Matthias beherrschten Teilen der österreichischen Erblande. Nur noch Tirol und die Vorlande blieben unter der Herrschaft einer Nebenlinie. |
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Die Kaiserwahl brachte Ferdinand nicht nur das Prestige und die noch vorhandenen Rechte des Kaisers, sondern sie gaben ihm auch das Recht, gegen Friedrich von der Pfalz mit Recht vorzugehen.<ref |
Die Kaiserwahl brachte Ferdinand nicht nur das Prestige und die noch vorhandenen Rechte des Kaisers, sondern sie gaben ihm auch das Recht, gegen Friedrich von der Pfalz mit Recht vorzugehen.<ref name="Albrecht"/> |
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== Böhmisch-pfälzischer Krieg == |
== Böhmisch-pfälzischer Krieg == |
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[[Datei:Schlacht am Weißen Berg C-K 063.jpg|miniatur|Schlacht am Weißen Berg (Gemälde von [[Pieter Snayers]])]] |
[[Datei:Schlacht am Weißen Berg C-K 063.jpg|miniatur|Schlacht am Weißen Berg (Gemälde von [[Pieter Snayers]])]] |
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Auf der Rückreise von Frankfurt nach Wien machte Ferdinand Halt in München. Dort wurde ein Bündnis Maximilian I. und der Katholischen Liga vorbereitet, was seine Position gegen über den rebellierenden böhmischen Ständen verbesserte. In dem [[Vertrag von München (1619)|Vertrag]] wurde Maximilian die unbeschränkte Obergewalt über die katholische Liga zugestanden. Der Kaiser konnte dem Herzog in dieser Funktion keine Anweisungen mehr geben. Außerdem wurde [[Oberösterreich]], das sich den Böhmen angeschlossen hatte, an Bayern verpfändet. Insgeheim wurde auch bereits die Übertragung der Kurwürde von Friedrich von der Pfalz auf Maximilian verabredet.<ref>Gerhard Taddey: Münchener Vertrag In: Ders. (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 1982 |
Auf der Rückreise von Frankfurt nach Wien machte Ferdinand Halt in München. Dort wurde ein Bündnis Maximilian I. und der Katholischen Liga vorbereitet, was seine Position gegen über den rebellierenden böhmischen Ständen verbesserte. In dem [[Vertrag von München (1619)|Vertrag]] wurde Maximilian die unbeschränkte Obergewalt über die katholische Liga zugestanden. Der Kaiser konnte dem Herzog in dieser Funktion keine Anweisungen mehr geben. Außerdem wurde [[Oberösterreich]], das sich den Böhmen angeschlossen hatte, an Bayern verpfändet. Insgeheim wurde auch bereits die Übertragung der Kurwürde von Friedrich von der Pfalz auf Maximilian verabredet.<ref>Gerhard Taddey: "Münchener Vertrag", In: Ders. (Hrsg.): ''Lexikon der deutschen Geschichte''. 2. Auflage. Kröner, Stuttgart (1982), S. 852f.</ref> In der Folge gelang es Ferdinand auch die Unterstützung Spaniens und des protestantischen [[Kursachsen]] gegen erhebliche territoriale Zugeständnisse zu erhalten. Die protestantische Union verhielt sich neutral. Sächsische Truppen marschierten in die [[Lausitz]] ein. Um diese [[Reichsacht|Acht]] gegen Friedrich zu vollstrecken, ließ Ferdinand spanische und ligistische Truppen in die [[Pfalz (Region)|Rheinpfalz]] einrücken und in den besetzten Gebieten den Protestantismus gewaltsam unterdrücken, wodurch der Religionskrieg nach Deutschland gelangte.<ref name="Albrecht"/> |
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Truppen der Liga unter dem Oberbefehl von [[Johann t’Serclaes von Tilly|Tilly]] drangen in Oberösterreich ein und brachen den Widerstand. Sofort begann man auch dort mit der Gegenreformation. Im Jahr 1626 kam es zum [[Oberösterreichischer Bauernkrieg|Oberösterreichischen Bauernkrieg]] gegen die bayerische Pfandherrschaft und das Vorgehen gegen die Protestanten, der gewaltsam niedergeschlagen wurde. Erst 1628 kam das Gebiet an Ferdinand im Tausch gegen die Oberpfalz und Teile der Rheinpfalz zurück. |
Truppen der Liga unter dem Oberbefehl von [[Johann t’Serclaes von Tilly|Tilly]] drangen in Oberösterreich ein und brachen den Widerstand. Sofort begann man auch dort mit der Gegenreformation. Im Jahr 1626 kam es zum [[Oberösterreichischer Bauernkrieg|Oberösterreichischen Bauernkrieg]] gegen die bayerische Pfandherrschaft und das Vorgehen gegen die Protestanten, der gewaltsam niedergeschlagen wurde. Erst 1628 kam das Gebiet an Ferdinand im Tausch gegen die Oberpfalz und Teile der Rheinpfalz zurück. |
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Die Entscheidung in dieser Krise fiel in Böhmen. Die Truppen der Liga marschierten in das Land ein. In der [[Schlacht am Weißen Berg]] unterlag Friedrich am 8. November 1620 den Truppen von Maximilian von Bayern. Friedrich musste fliehen und der Aufstand brach zusammen. Im Jahr 1621 gaben auch die ungarischen Aufständischen auf. |
Die Entscheidung in dieser Krise fiel in Böhmen. Die Truppen der Liga marschierten in das Land ein. In der [[Schlacht am Weißen Berg]] unterlag Friedrich am 8. November 1620 den Truppen von Maximilian von Bayern. Friedrich musste fliehen und der Aufstand brach zusammen. Im Jahr 1621 gaben auch die ungarischen Aufständischen auf. |
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Im Reich besiegten die katholischen Armeen [[Friedrich V. (Baden-Durlach)|Friedrich V. von Baden-Durlach]] oder [[Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel]] und drangen bis nach [[Westfalen]] und [[Niedersachsen]] vor.<ref>Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien |
Im Reich besiegten die katholischen Armeen [[Friedrich V. (Baden-Durlach)|Friedrich V. von Baden-Durlach]] oder [[Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel]] und drangen bis nach [[Westfalen]] und [[Niedersachsen]] vor.<ref name="Vacha215">Brigitte Vacha (Hrsg.): ''Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte''. Wien (1992), S. 212-215.</ref> |
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== Neuordnung im Zeichen des Absolutismus und der Gegenreformation == |
== Neuordnung im Zeichen des Absolutismus und der Gegenreformation == |
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Dem Herzog Maximilian gab Ferdinand wie vereinbart für seine Hilfe die [[Kurfürst]]enwürde nebst der [[Oberpfalz]], nachdem er Friedrich geächtet und seiner Würde und Lande verlustig erklärt hatte. |
Dem Herzog Maximilian gab Ferdinand wie vereinbart für seine Hilfe die [[Kurfürst]]enwürde nebst der [[Oberpfalz]], nachdem er Friedrich geächtet und seiner Würde und Lande verlustig erklärt hatte. |
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Nach dem Sieg wurde am 21. Juni 1621 durch die Hinrichtung von 21 teilweise bedeutenden Personen wie den Rektor der Universität in [[Prag]] ein Exempel statuiert. In der Folge wurden die evangelischen Prediger ausgewiesen. Im Jahr 1624 wurde der Katholizismus zur einzigen erlaubten Konfession in Böhmen proklamiert. Nur in [[Schlesien]] wurde die Gegenreformation weniger streng durchgeführt. Den adeligen Unterstützern des Aufstandes wurde ihr Besitz genommen. Etwa die Hälfte des Grundbesitzes wechselte nach 1620 den Besitzer. Der Wert des beschlagnahmten Landes lag bei 40 Millionen Gulden. Es hat erhebliche Abwanderungsbewegungen protestantischer oder ständisch orientierter Personen gegeben. Wie hoch die Zahl war, ist indes unklar. Von der Umverteilung des Besitzes profitiert haben zunächst einmal katholische einheimische Adelige. Dies gilt insbesondere für Wallenstein. Dieser erwarb Güter im Wert von 15 Millionen Gulden. Etwa ein Viertel der Ländereien fielen an Adelsfamilie, die bislang nicht in Böhmen ansässig waren. Darunter waren so bekannte Familien wie die [[Metternich (Adelsgeschlecht)|Metternichs]] oder die [[Trautmannsdorff]]. Nach dem Tod Wallensteins wurde dessen Besitz auch aufgeteilt. Davon profitierten zumeist fremde Familien. Diese besaßen nun insgesamt 40 % der Güter. Ein Großteil des protestantischen Adels und des wohlhabenden Bürgertums wanderte vor diesem Hintergrund aus. Immerhin ein Viertel des Adels verließ das Land.<ref>Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien |
Nach dem Sieg wurde am 21. Juni 1621 durch die Hinrichtung von 21 teilweise bedeutenden Personen wie den Rektor der Universität in [[Prag]] ein Exempel statuiert. In der Folge wurden die evangelischen Prediger ausgewiesen. Im Jahr 1624 wurde der Katholizismus zur einzigen erlaubten Konfession in Böhmen proklamiert. Nur in [[Schlesien]] wurde die Gegenreformation weniger streng durchgeführt. Den adeligen Unterstützern des Aufstandes wurde ihr Besitz genommen. Etwa die Hälfte des Grundbesitzes wechselte nach 1620 den Besitzer. Der Wert des beschlagnahmten Landes lag bei 40 Millionen Gulden. Es hat erhebliche Abwanderungsbewegungen protestantischer oder ständisch orientierter Personen gegeben. Wie hoch die Zahl war, ist indes unklar. Von der Umverteilung des Besitzes profitiert haben zunächst einmal katholische einheimische Adelige. Dies gilt insbesondere für Wallenstein. Dieser erwarb Güter im Wert von 15 Millionen Gulden. Etwa ein Viertel der Ländereien fielen an Adelsfamilie, die bislang nicht in Böhmen ansässig waren. Darunter waren so bekannte Familien wie die [[Metternich (Adelsgeschlecht)|Metternichs]] oder die [[Trautmannsdorff]]. Nach dem Tod Wallensteins wurde dessen Besitz auch aufgeteilt. Davon profitierten zumeist fremde Familien. Diese besaßen nun insgesamt 40 % der Güter. Ein Großteil des protestantischen Adels und des wohlhabenden Bürgertums wanderte vor diesem Hintergrund aus. Immerhin ein Viertel des Adels verließ das Land.<ref name="Vacha206">Brigitte Vacha (Hrsg.): ''Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte''. Wien (1992) S. 206-209.</ref> |
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Einen gewissen Abschluss der Neuordnungsmaßnahmen Böhmens im Sinne des Absolutismus brachte die Verneuerte Landesordnung von 1627 und ein Pedant für Mähren. Danach war Böhmen nunmehr erblicher Besitz der Habsburger. Der König besetzte nunmehr die höchsten Ämter, der Landtag verlor seine gesetzgeberischen Kompetenzen, der König verfügte über die Aufnahme in die Liste des Adels (Inkolat) und die Prälaten kehrten in den Landtag zurück.<ref |
Einen gewissen Abschluss der Neuordnungsmaßnahmen Böhmens im Sinne des Absolutismus brachte die Verneuerte Landesordnung von 1627 und ein Pedant für Mähren. Danach war Böhmen nunmehr erblicher Besitz der Habsburger. Der König besetzte nunmehr die höchsten Ämter, der Landtag verlor seine gesetzgeberischen Kompetenzen, der König verfügte über die Aufnahme in die Liste des Adels (Inkolat) und die Prälaten kehrten in den Landtag zurück.<ref name="Vacha206"/> |
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Vergleichbare Zwangsmaßnahmen gegenüber den Protestanten gab es auch in den anderen habsburger Ländern. Am schwächsten war die Gegenreformation in Ungarn ausgeprägt. Zu Zwangsmaßnahmen kam es dort nicht. Langfristig bedeutungsvoll war, dass sich die katholische Kirche in Anlehnung an die Beschlüsse des [[Konzil von Trient|Konzils von Trient]] innerlich erneuerte. Wie in seinem ursprünglichen Herrschaftsbereich förderte Ferdinand nun überall die Ansiedlung neuer Orden. Das höhere Schulwesen und die Universitäten wurden vielfach von den Jesuiten kontrolliert. Es entwickelte sich ein prunkvoller [[Barock]]katholizismus.<ref |
Vergleichbare Zwangsmaßnahmen gegenüber den Protestanten gab es auch in den anderen habsburger Ländern. Am schwächsten war die Gegenreformation in Ungarn ausgeprägt. Zu Zwangsmaßnahmen kam es dort nicht. Langfristig bedeutungsvoll war, dass sich die katholische Kirche in Anlehnung an die Beschlüsse des [[Konzil von Trient|Konzils von Trient]] innerlich erneuerte. Wie in seinem ursprünglichen Herrschaftsbereich förderte Ferdinand nun überall die Ansiedlung neuer Orden. Das höhere Schulwesen und die Universitäten wurden vielfach von den Jesuiten kontrolliert. Es entwickelte sich ein prunkvoller [[Barock]]katholizismus.<ref name="Vacha215"/> |
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== Regierungsstil == |
== Regierungsstil == |
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Ferdinand erwies sich als Herrscher, der sich oft seiner Berater bediente um politische Entscheidungen zu treffen. Wichtigstes Beratergremium war der [[Geheimer Rat|Geheime Rat]], der zu dieser Zeit noch recht klein war und etwa zwölf Räte umfasste. Er kam jeden vierten oder fünften Tag am Kaiserhof zusammen. Von besonderer Bedeutung war Geheimrat Fürst [[Hans Ulrich von Eggenberg]], der aufgrund seiner Fähigkeiten als [[Diplomat]] und enger Berater fungierte. Wichtig waren auch der Hofkriegsrat [[Gerhard von Questenberg]], der geheime Rat und österreichische Hofkanzler [[Johann Baptist Verda von Verdenberg]], der Erzbischof von Olmütz [[Franz Xaver von Dietrichstein]], [[Albrecht von Wallenstein]], [[Gundaker von Liechtenstein]] oder [[Maximilian von und zu Trauttmansdorff|Maximilian Graf Trautmannsdorff]]. Daneben spielten auch der ungarische Magnat [[Nikolaus Esterházy]] und der Kanzler von Böhmen [[Wilhelm Slavata]] eine bedeutende Rolle. Zentral war auch der spanische Gesandte. Diesem gelang es eine sehr einflussreiche spanisch orientierte Hofpartei zu bilden.<ref |
Ferdinand erwies sich als Herrscher, der sich oft seiner Berater bediente um politische Entscheidungen zu treffen. Wichtigstes Beratergremium war der [[Geheimer Rat|Geheime Rat]], der zu dieser Zeit noch recht klein war und etwa zwölf Räte umfasste. Er kam jeden vierten oder fünften Tag am Kaiserhof zusammen. Von besonderer Bedeutung war Geheimrat Fürst [[Hans Ulrich von Eggenberg]], der aufgrund seiner Fähigkeiten als [[Diplomat]] und enger Berater fungierte. Wichtig waren auch der Hofkriegsrat [[Gerhard von Questenberg]], der geheime Rat und österreichische Hofkanzler [[Johann Baptist Verda von Verdenberg]], der Erzbischof von Olmütz [[Franz Xaver von Dietrichstein]], [[Albrecht von Wallenstein]], [[Gundaker von Liechtenstein]] oder [[Maximilian von und zu Trauttmansdorff|Maximilian Graf Trautmannsdorff]]. Daneben spielten auch der ungarische Magnat [[Nikolaus Esterházy]] und der Kanzler von Böhmen [[Wilhelm Slavata]] eine bedeutende Rolle. Zentral war auch der spanische Gesandte. Diesem gelang es eine sehr einflussreiche spanisch orientierte Hofpartei zu bilden.<ref name="Vacha197"/> Daneben spielten auch seine Beichtväter eine wichtige Rolle auch in politischen Fragen. Von denen hatte insbesondere der Jesuitenpater [[Wilhelm Lamormaini]] großen Einfluss auf den streng gläubigen Kaiser. Ferdinand II. soll ihm "bis zum blinden Gehorsam" vertraut haben. Wichtig war Ferdinand bei seinen Entscheidungen die Frage, ob sein Handeln rechtlich zulässig sei. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Gutachten eingeholt. Von seinen [[Geistlicher|geistlichen]] Ratgebern wollte er wissen, ob sein Handeln mit dem göttlichen Recht oder dem Naturrecht übereinstimmen würde.<ref name="Albrecht"/> |
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;Berater Ferdinands |
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* Fürst [[Karl I. (Liechtenstein)|Karl I. von Liechtenstein]], (1569-1627), Statthalter und Vizekönig von Böhmen |
* Fürst [[Karl I. (Liechtenstein)|Karl I. von Liechtenstein]], (1569-1627), Statthalter und Vizekönig von Böhmen |
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== Dänisch-niedersächsischer Krieg == |
== Dänisch-niedersächsischer Krieg == |
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Nach der Niederlage der Böhmen und der Besetzung der Pfalz schien Ferdinand auf der ganzen Linie gesiegt zu haben. Dass der Krieg dennoch weiterging, hatte Ursachen, an denen Ferdinand nicht unbeteiligt war. Da war zunächst das unbarmherzige Vorgehen in Böhmen, das im protestantischen Lager für Unmut sorgte. Hinzu kam, dass die Übertragung der Kurwürde von der Pfalz auf Bayern nicht genügend mit den protestantischen Kurfürsten abgestimmt war. Dadurch drohte das konfessionspolitische Gleichgewicht in Richtung des Katholizismus zu kippen. Die Besetzung von Teilen der Pfalz drohte Ferdinand und das Reich zudem in internationale Konflikte etwa mit Frankreich zu verwickeln.<ref |
Nach der Niederlage der Böhmen und der Besetzung der Pfalz schien Ferdinand auf der ganzen Linie gesiegt zu haben. Dass der Krieg dennoch weiterging, hatte Ursachen, an denen Ferdinand nicht unbeteiligt war. Da war zunächst das unbarmherzige Vorgehen in Böhmen, das im protestantischen Lager für Unmut sorgte. Hinzu kam, dass die Übertragung der Kurwürde von der Pfalz auf Bayern nicht genügend mit den protestantischen Kurfürsten abgestimmt war. Dadurch drohte das konfessionspolitische Gleichgewicht in Richtung des Katholizismus zu kippen. Die Besetzung von Teilen der Pfalz drohte Ferdinand und das Reich zudem in internationale Konflikte etwa mit Frankreich zu verwickeln.<ref name="Albrecht"/> |
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Vor diesem Hintergrund wurde der Krieg wieder angefacht, als [[Christian IV. (Dänemark und Norwegen)|Christian IV. von Dänemark]], der als Herzog von Holstein auch Reichsfürst und Oberster des [[Niedersächsischer Reichskreis|niedersächsischen Reichskreises]] war, zusammen mit den Ständen des niedersächsischen Reichskreises gegen Ferdinand und dessen Verbündete vorgingen. Zur Bekämpfung dieser neuen Gegner reichte weder die Macht des Kaisers noch die der Liga aus. Der Kaiser nahm aus der Not heraus das Angebot Wallensteins, ein Heer auszurüsten und Ferdinand zur Verfügung zu stellen, an. |
Vor diesem Hintergrund wurde der Krieg wieder angefacht, als [[Christian IV. (Dänemark und Norwegen)|Christian IV. von Dänemark]], der als Herzog von Holstein auch Reichsfürst und Oberster des [[Niedersächsischer Reichskreis|niedersächsischen Reichskreises]] war, zusammen mit den Ständen des niedersächsischen Reichskreises gegen Ferdinand und dessen Verbündete vorgingen. Zur Bekämpfung dieser neuen Gegner reichte weder die Macht des Kaisers noch die der Liga aus. Der Kaiser nahm aus der Not heraus das Angebot Wallensteins, ein Heer auszurüsten und Ferdinand zur Verfügung zu stellen, an. |
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== Überdehnung des kaiserlichen Machtanspruchs == |
== Überdehnung des kaiserlichen Machtanspruchs == |
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[[File:Ferdinand II. Triumphator.jpg|miniatur|Egidius Sadeler: Kaiser Ferdinand II. triumphiert über seine Feinde, Kupferstich, 1629]] |
[[File:Ferdinand II. Triumphator.jpg|miniatur|Egidius Sadeler: Kaiser Ferdinand II. triumphiert über seine Feinde, Kupferstich, 1629]] |
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Dennoch hatte Ferdinand ganz Deutschland seiner Gewalt unterworfen. Nunmehr sah Ferdinand die Gelegenheit dazu seine gegenreformatorischen Ziele auf das ganze Reich zu übertragen. Dazu wurde am 6. März 1629 das [[Restitutionsedikt]] erlassen. Die seit dem [[Augsburger Religionsfriede]]n protestantischen Hochstifte und Bistümer sowie der säkularisierte Kirchenbesitz in den protestantischen Territorien sollten wiederhergestellt werden. Diese Maßnahmen, auf dem Höhepunkt der kaiserlichen Macht erlassen, waren zweifellos ein schwerer politischer Fehler. Er bedrohte nicht nur den Protestantismus sondern missachtete auch die Rechte der Reichsstände. Für diese schien dies der erste Schritt hin zu einem absolutistischen System auch im Reich zu sein. Dieser Punkt wurde auch von den katholischen Reichsständen überaus kritisch gesehen. Hinzu kam das Misstrauen gegenüber Wallenstein.<ref |
Dennoch hatte Ferdinand ganz Deutschland seiner Gewalt unterworfen. Nunmehr sah Ferdinand die Gelegenheit dazu seine gegenreformatorischen Ziele auf das ganze Reich zu übertragen. Dazu wurde am 6. März 1629 das [[Restitutionsedikt]] erlassen. Die seit dem [[Augsburger Religionsfriede]]n protestantischen Hochstifte und Bistümer sowie der säkularisierte Kirchenbesitz in den protestantischen Territorien sollten wiederhergestellt werden. Diese Maßnahmen, auf dem Höhepunkt der kaiserlichen Macht erlassen, waren zweifellos ein schwerer politischer Fehler. Er bedrohte nicht nur den Protestantismus sondern missachtete auch die Rechte der Reichsstände. Für diese schien dies der erste Schritt hin zu einem absolutistischen System auch im Reich zu sein. Dieser Punkt wurde auch von den katholischen Reichsständen überaus kritisch gesehen. Hinzu kam das Misstrauen gegenüber Wallenstein.<ref name="Albrecht"/> |
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Der Kaiser hatte 1629 als Lehnsherr von [[Reichsitalien]] inzwischen militärisch in die Frage der Erbfolge im [[Herzogtum Mantua]] gegen die Franzosen im [[Mantuanischer Erbfolgekrieg|Mantuanischer Erbfolgekrieg]] eingegriffen. Dabei handelte er unter dem Druck des spanischen Familienzweiges der Habsburger. Dies verstärkte noch die Kritik im Reich, führte Ferdinand doch hier einen auswärtigen Krieg ohne Zustimmung des Kurfürstenkollegiums.<ref |
Der Kaiser hatte 1629 als Lehnsherr von [[Reichsitalien]] inzwischen militärisch in die Frage der Erbfolge im [[Herzogtum Mantua]] gegen die Franzosen im [[Mantuanischer Erbfolgekrieg|Mantuanischer Erbfolgekrieg]] eingegriffen. Dabei handelte er unter dem Druck des spanischen Familienzweiges der Habsburger. Dies verstärkte noch die Kritik im Reich, führte Ferdinand doch hier einen auswärtigen Krieg ohne Zustimmung des Kurfürstenkollegiums.<ref name="Albrecht"/> |
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Im Jahr 1630 kulminierte die Kritik der protestantischen und katholischen Kurfürsten auf dem [[Regensburger Kurfürstentag]]. Ferdinand ging es dort um die Wahl seines Sohnes [[Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand]] zum römischen König und um die finanzielle Unterstützung im Krieg um Mantua. Die Lage wurde noch verschärft als bekannt wurde, dass [[Gustav II. Adolf (Schweden)|Gustav Adolf von Schweden]] in [[Pommern (Land)|Pommern]] gelandet war. Führer der antikaiserlichen Opposition wurde Maximilian von Bayern. Die Kurfürsten verlangten eine Verkleinerung der kaiserlichen Armee und die Entlassung Wallensteins. Der Kaiser sah sich gezwungen den Forderungen weitgehend nachzugeben. Wallenstein wurde als Oberbefehlshaber der [[Kaiserliche Armee (HRR)|kaiserlichen Truppen]] entlassen. Tilly übernahm diesen Posten. Das kaiserliche Heer wurde trotz der schwedischen Bedrohung verkleinert. In der Auseinandersetzung um Mantua musste Ferdinand Frieden schließen. Die Wahl Ferdinand III. wurde verweigert und der Vollzug des Restitutionsedikts wurde ausgesetzt.<ref> |
Im Jahr 1630 kulminierte die Kritik der protestantischen und katholischen Kurfürsten auf dem [[Regensburger Kurfürstentag]]. Ferdinand ging es dort um die Wahl seines Sohnes [[Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand]] zum römischen König und um die finanzielle Unterstützung im Krieg um Mantua. Die Lage wurde noch verschärft als bekannt wurde, dass [[Gustav II. Adolf (Schweden)|Gustav Adolf von Schweden]] in [[Pommern (Land)|Pommern]] gelandet war. Führer der antikaiserlichen Opposition wurde Maximilian von Bayern. Die Kurfürsten verlangten eine Verkleinerung der kaiserlichen Armee und die Entlassung Wallensteins. Der Kaiser sah sich gezwungen den Forderungen weitgehend nachzugeben. Wallenstein wurde als Oberbefehlshaber der [[Kaiserliche Armee (HRR)|kaiserlichen Truppen]] entlassen. Tilly übernahm diesen Posten. Das kaiserliche Heer wurde trotz der schwedischen Bedrohung verkleinert. In der Auseinandersetzung um Mantua musste Ferdinand Frieden schließen. Die Wahl Ferdinand III. wurde verweigert und der Vollzug des Restitutionsedikts wurde ausgesetzt.<ref>Gerhard Taddey: "Regensburger Kurfürstentag." In: Ders.: ''Lexikon der deutschen Geschichte''. 2.überarb. Aufl. Stuttgart (1982), S. 1017</ref> Der Kaiser, der kurz zuvor noch übermächtig schien, hatte erheblich an Macht eingebüßt. Sein Ziel einer Rekatholisierung und der Etablierung des Absolutismus auch im Reich war damit gescheitert. |
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== Schwedischer Krieg == |
== Schwedischer Krieg == |
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Die Landung des Schwedenkönigs Gustav Adolf war der Beginn einer neuen Phase des Krieges. Zunächst war er in verschiedenen Schlachten siegreich. Brandenburg und Sachsen schlossen sich den Schweden an. Gustav Adolf bedrohte bald Süddeutschland. |
Die Landung des Schwedenkönigs Gustav Adolf war der Beginn einer neuen Phase des Krieges. Zunächst war er in verschiedenen Schlachten siegreich. Brandenburg und Sachsen schlossen sich den Schweden an. Gustav Adolf bedrohte bald Süddeutschland. |
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Ferdinand hatte damit endgültig alle errungenen Erfolge verloren und sah sich genötigt, um seine Erblande zu schützen, Wallenstein wieder das Generalat zu übertragen. Im Vertrag von [[Göllersdorf]] vom 14. April 1632 wurde dieser erneut zum „[[Generalissimus]]" ernannt, mit dem alleinigen Recht, die kaiserliche Armee zu kommandieren. Der Kaiser musste Wallenstein zudem außerordentliche Rechte zugestehen. So hatte dieser das Recht selbstständig ohne Mitwirkung des Kaisers mit den Kriegsgegnern zu verhandeln.<ref>Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien |
Ferdinand hatte damit endgültig alle errungenen Erfolge verloren und sah sich genötigt, um seine Erblande zu schützen, Wallenstein wieder das Generalat zu übertragen. Im Vertrag von [[Göllersdorf]] vom 14. April 1632 wurde dieser erneut zum „[[Generalissimus]]" ernannt, mit dem alleinigen Recht, die kaiserliche Armee zu kommandieren. Der Kaiser musste Wallenstein zudem außerordentliche Rechte zugestehen. So hatte dieser das Recht selbstständig ohne Mitwirkung des Kaisers mit den Kriegsgegnern zu verhandeln.<ref name="Vacha217">Brigitte Vacha (Hrsg.): ''Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte''. Wien (1992), S. 217.</ref> Tatsächlich errang Wallenstein bei [[Wallenstein#Heerlager von Nürnberg|Nürnberg]] und [[Schlacht bei Lützen|Lützen]] wichtige Erfolge. In der Schlacht von Lützen, die unentschieden endete, fiel der Schwedenkönig. |
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Jedoch wurde Wallensteins Position am Hof durch Gegner, zu denen insbesondere der spanische Botschafter, der [[Hofkriegsrat]]spräsident [[Heinrich Graf Schlick]] und böhmische Adelige gehörten, in den folgenden Jahren untergraben. Anfang des Jahres 1634 war der Kaiser durch Berichte [[Octavio Piccolomini|Piccolominis]], die geheimen Verhandlungen des Generalissimus mit Schweden und Franzosen, vermittelt durch den Emigranten [[Wilhelm Kinsky von Wchinitz und Tettau|Graf Kinsky]], und durch den sog. [[Pilsener Revers]] (eine [[Ergebenheitsadresse]] seiner Obristen an Wallenstein) zu der Ansicht gelangt, dass dieser einen Militärputsch plane. Es wurde nun regelrecht Gericht über Wallenstein gehalten, der für schuldig erklärt und geächtet und schließlich getötet wurde. |
Jedoch wurde Wallensteins Position am Hof durch Gegner, zu denen insbesondere der spanische Botschafter, der [[Hofkriegsrat]]spräsident [[Heinrich Graf Schlick]] und böhmische Adelige gehörten, in den folgenden Jahren untergraben. Anfang des Jahres 1634 war der Kaiser durch Berichte [[Octavio Piccolomini|Piccolominis]], die geheimen Verhandlungen des Generalissimus mit Schweden und Franzosen, vermittelt durch den Emigranten [[Wilhelm Kinsky von Wchinitz und Tettau|Graf Kinsky]], und durch den sog. [[Pilsener Revers]] (eine [[Ergebenheitsadresse]] seiner Obristen an Wallenstein) zu der Ansicht gelangt, dass dieser einen Militärputsch plane. Es wurde nun regelrecht Gericht über Wallenstein gehalten, der für schuldig erklärt und geächtet und schließlich getötet wurde. |
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Inwieweit Ferdinand von den Tötungsabsichten wusste, sie gebilligt oder gar in Auftrag gegeben hat, ist unklar. Allerdings hat sich der Hof nach der Tat bemüht, Wallenstein Hochverrat nachzuweisen und die Ermordung zu rechtfertigen.<ref>Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien |
Inwieweit Ferdinand von den Tötungsabsichten wusste, sie gebilligt oder gar in Auftrag gegeben hat, ist unklar. Allerdings hat sich der Hof nach der Tat bemüht, Wallenstein Hochverrat nachzuweisen und die Ermordung zu rechtfertigen.<ref name="Vacha220">Brigitte Vacha (Hrsg.): ''Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte''. Wien (1992), S. 220.</ref> |
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== Prager Friede und Tod == |
== Prager Friede und Tod == |
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Wallensteins Nachfolger als Kommandant des Heeres wurde der ungarische König und spätere Kaiser [[Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand III.]]. Ferdinands Heer siegte Anfang September 1634 in der [[Schlacht bei Nördlingen]]. In der Folge wurde ganz Süddeutschland von kaiserlichen Truppen besetzt. Ferdinand II. suchte nun durch Zugeständnisse an die evangelischen Fürsten dem Krieg ein Ende zu machen und schloss zu diesem Zweck 1635 den [[Prager Frieden (1635)|Prager Frieden]] mit Sachsen, in dem er auf die Durchführung des Restitutionsediktes verzichtete und dem sich die meisten deutschen Protestanten anschlossen. |
Wallensteins Nachfolger als Kommandant des Heeres wurde der ungarische König und spätere Kaiser [[Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand III.]]. Ferdinands Heer siegte Anfang September 1634 in der [[Schlacht bei Nördlingen]]. In der Folge wurde ganz Süddeutschland von kaiserlichen Truppen besetzt. Ferdinand II. suchte nun durch Zugeständnisse an die evangelischen Fürsten dem Krieg ein Ende zu machen und schloss zu diesem Zweck 1635 den [[Prager Frieden (1635)|Prager Frieden]] mit Sachsen, in dem er auf die Durchführung des Restitutionsediktes verzichtete und dem sich die meisten deutschen Protestanten anschlossen. |
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[[Datei:GrabFerdinand II.jpg|thumb|Grab Kaiser Ferdinands II.]] |
[[Datei:GrabFerdinand II.jpg|thumb|Grab Kaiser Ferdinands II.]] |
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Für Ferdinand war der Vertrag zwiespältig. Auf der einen Seite musste er nun auch reichsrechtlich offiziell auf das Restitutionsedikt verzichten. Auf der anderen Seite war die Unterzeichnung durch die meisten Reichsstände ein Erfolg. Damit war die grundsätzliche Opposition der protestantischen Stände beendet und die Schweden verloren ihren Rückhalt im Reich. Die Stände verzichteten auf ihr Recht Truppen zu unterhalten und Bündnisse einzugehen. Alle Bündnisse wie die Liga wurden aufgehoben und die Aufstellung einer Reichsarmee zugesichert. Indes blieben diese Beschlüsse letztlich wenig wirkungsvoll.<ref |
Für Ferdinand war der Vertrag zwiespältig. Auf der einen Seite musste er nun auch reichsrechtlich offiziell auf das Restitutionsedikt verzichten. Auf der anderen Seite war die Unterzeichnung durch die meisten Reichsstände ein Erfolg. Damit war die grundsätzliche Opposition der protestantischen Stände beendet und die Schweden verloren ihren Rückhalt im Reich. Die Stände verzichteten auf ihr Recht Truppen zu unterhalten und Bündnisse einzugehen. Alle Bündnisse wie die Liga wurden aufgehoben und die Aufstellung einer Reichsarmee zugesichert. Indes blieben diese Beschlüsse letztlich wenig wirkungsvoll.<ref name="Albrecht"/> |
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Durch den Eintritt Frankreichs in den Krieg ebenfalls 1635 ging der Krieg weiter. Ferdinand konnte noch die Wahl seines Sohnes Ferdinand III. zum König erreichen und starb am 15. Februar 1637 in Wien. Sein Grab befindet sich in dem für ihn und seine Familie erbauten [[Katharinenkirche und Mausoleum (Graz)|Mausoleum]] in [[Graz]]. |
Durch den Eintritt Frankreichs in den Krieg ebenfalls 1635 ging der Krieg weiter. Ferdinand konnte noch die Wahl seines Sohnes Ferdinand III. zum König erreichen und starb am 15. Februar 1637 in Wien. Sein Grab befindet sich in dem für ihn und seine Familie erbauten [[Katharinenkirche und Mausoleum (Graz)|Mausoleum]] in [[Graz]]. |
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== Persönlichkeit == |
== Persönlichkeit == |
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Ferdinand II. war von kleiner, gedrungener Gestalt. Seine körperliche Schwäche könnte eine Folge der im Haus Habsburg gebräuchlichen Verwandtschaftsehen gewesen sein. Er hatte möglicherweise einen Buckel, zumindest aber ein schweres Rückenleiden.<ref |
Ferdinand II. war von kleiner, gedrungener Gestalt. Seine körperliche Schwäche könnte eine Folge der im Haus Habsburg gebräuchlichen Verwandtschaftsehen gewesen sein. Er hatte möglicherweise einen Buckel, zumindest aber ein schweres Rückenleiden.<ref name="Vacha197"/> |
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Er soll heiter und freundlich gegen seine Umgebung gewesen sein; seine Gutmütigkeit artete oft in Schwäche aus, namentlich gegenüber gewissenlosen Beamten. Durch seine maßlose Freigiebigkeit zerrüttete er trotz einfacher Lebensweise seine Finanzen.<ref |
Er soll heiter und freundlich gegen seine Umgebung gewesen sein; seine Gutmütigkeit artete oft in Schwäche aus, namentlich gegenüber gewissenlosen Beamten. Durch seine maßlose Freigiebigkeit zerrüttete er trotz einfacher Lebensweise seine Finanzen.<ref name="Albrecht"/> Er war fleißig und gewissenhaft in der Erfüllung seiner Regentenpflichten, aber unselbständig in seinen Meinungen und ganz abhängig von seinen Räten (v.a. [[Hans Ulrich von Eggenberg]]) und Beichtvätern. |
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Neben den zahlreichen Frömmigkeitsübungen widmete sich Ferdinand ausgiebig der Jagd und war ein Freund der Musik.<ref |
Neben den zahlreichen Frömmigkeitsübungen widmete sich Ferdinand ausgiebig der Jagd und war ein Freund der Musik.<ref name="Vacha197"/> Er sprach fließend italienisch und beherrschte einigermaßen gut Latein.<ref name="Albrecht"/> |
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Die Zeichnung der Persönlichkeit des Kaisers in dem Roman ''[[Wallenstein#Alfred Döblins impressionistischer Roman|Wallenstein]]'' von [[Alfred Döblin]] entfernt sich ab einem gewissen Punkt vollständig von der historischen Wahrheit. |
Die Zeichnung der Persönlichkeit des Kaisers in dem Roman ''[[Wallenstein#Alfred Döblins impressionistischer Roman|Wallenstein]]'' von [[Alfred Döblin]] entfernt sich ab einem gewissen Punkt vollständig von der historischen Wahrheit. |
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== Familie == |
== Familie == |
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In erster Ehe heiratete Ferdinand am 23. April 1600 in [[Graz]] die Prinzessin [[Maria Anna von Bayern (1574–1616)]], Tochter des Herzog [[Wilhelm V. (Bayern)|Wilhelm V.]] und dessen Gattin Prinzessin [[Renata von Lothringen]]. Diese nahe Verwandtschaft wurde selbst von Ferdinands Beichtvater kritisiert.<ref name=" |
In erster Ehe heiratete Ferdinand am 23. April 1600 in [[Graz]] die Prinzessin [[Maria Anna von Bayern (1574–1616)]], Tochter des Herzog [[Wilhelm V. (Bayern)|Wilhelm V.]] und dessen Gattin Prinzessin [[Renata von Lothringen]]. Diese nahe Verwandtschaft wurde selbst von Ferdinands Beichtvater kritisiert.<ref name="Vacha197"/> |
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Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor: |
Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor: |
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* [[Leopold Wilhelm von Österreich|Leopold Wilhelm]] (1614-1662), Statthalter der spanischen Niederlande |
* [[Leopold Wilhelm von Österreich|Leopold Wilhelm]] (1614-1662), Statthalter der spanischen Niederlande |
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In zweiter Ehe heiratete er am 2. Februar 1622 in [[Innsbruck]] die Prinzessin [[Eleonora Gonzaga|Eleonore von Mantua (1598-1655)]], Tochter des Herzogs [[Vincenzo I. Gonzaga|Vinzenz I. von Mantua]] und dessen zweiter Gattin Prinzessin Eleonora de' [[Medici]]. Mit der Ehe verbanden sich Hoffnungen auf die Erbschaft Mantuas, was während des dreißigjährigen Krieges zur militärischen Intervention führte.<ref name=" |
In zweiter Ehe heiratete er am 2. Februar 1622 in [[Innsbruck]] die Prinzessin [[Eleonora Gonzaga|Eleonore von Mantua (1598-1655)]], Tochter des Herzogs [[Vincenzo I. Gonzaga|Vinzenz I. von Mantua]] und dessen zweiter Gattin Prinzessin Eleonora de' [[Medici]]. Mit der Ehe verbanden sich Hoffnungen auf die Erbschaft Mantuas, was während des dreißigjährigen Krieges zur militärischen Intervention führte.<ref name="Vacha197"/> Die Ehe blieb kinderlos. |
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Beide Ehen, die Ferdinand einging, sollen glücklich gewesen sein.<ref |
Beide Ehen, die Ferdinand einging, sollen glücklich gewesen sein.<ref name="Albrecht"/> |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* [[Thomas Winkelbauer]]: ''Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter.'' Teil 1. In: Herwig Wolfram(Herausgeber): ''Österreichische Geschichte 1522 - 1699.'' Verlag Carl Ueberreuther, Wien 2004., ISBN 3-8000-3532-4. |
* [[Thomas Winkelbauer]]: ''Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter.'' Teil 1. In: Herwig Wolfram(Herausgeber): ''Österreichische Geschichte 1522 - 1699.'' Verlag Carl Ueberreuther, Wien 2004., ISBN 3-8000-3532-4. |
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* {{BBKL|f/ferdinand_ii_r_k|autor=Matthias Schnettger|artikel=FERDINAND II.|band=18|spalten=414-423}} |
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* Dieter Albrecht: |
* Dieter Albrecht: "Ferdinand II." In: Anton Schindling/Walter Ziegler (Hrsg.): ''Die Kaiser der Neuzeit. 1519-1918. Heiliges römisches Reich, Österreich, Deutschland''. München, 1990 ISBN 3-406-34395-3 S.125-141 |
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* {{NDB|5|83|85|II., Ferdinand|Karl Eder}} |
* {{NDB|5|83|85|II., Ferdinand|Karl Eder}} |
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* Štěpán Vácha: ''Der Herrscher auf dem Sakralbild zur Zeit der Gegenreformation und des Barock. Eine ikonologische Untersuchung zur herrscherlichen Repräsentation Kaiser Ferdinands II. in Böhmen'', Prag 2009. ISBN 978-80-86890-23-4 |
* Štěpán Vácha: ''Der Herrscher auf dem Sakralbild zur Zeit der Gegenreformation und des Barock. Eine ikonologische Untersuchung zur herrscherlichen Repräsentation Kaiser Ferdinands II. in Böhmen'', Prag 2009. ISBN 978-80-86890-23-4 |
Version vom 27. Mai 2012, 09:25 Uhr

Ferdinand II. (* 9. Juli 1578 in Graz; † 15. Februar 1637 in Wien) war von 1619 bis zu seinem Tode Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Seit 1590 Erzherzog von Innerösterreich, vereinte er nach und nach die Territorien der Habsburgermonarchie unter seiner Herrschaft; 1617 wurde er König von Böhmen - aus dieser Position jedoch 1619/20 faktisch vertrieben -, 1618 König von Ungarn und Kroatien und 1619 Erzherzog von Österreich.
Bereits als Landesherr von Innerösterreich ab 1596 vertrat er einen Kurs des Absolutismus und der Gegenreformation. Diesem Kurs folgte er auch als König von Ungarn und Böhmen. Gegen ihn erhoben sich die böhmischen Stände, was zum Auslöser des Dreißigjährigen Krieges wurde. Nach dem Sieg über die Aufständischen setzte er vor allem in Böhmen mit drakonischen Maßnahmen den Vorrang der königlichen Macht und den Katholizismus als alleinige erlaubte Konfession im Bereich des unmittelbaren habsburger Machtbereich durch. In der folgenden Phase des Dreißigjährigen Krieges (Dänisch-niedersächsischer Krieg) war der Feldherr des Kaisers, Wallenstein, siegreich. Ferdinand versuchte in der Folge auch im Reich Gegenreformation und kaiserliche Macht durchzusetzen. Er scheiterte damit am Widerstand der Kurfürsten. Im Prager Friede von 1635 suchte er den Ausgleich mit den Reichsständen, ohne dass damit der Krieg beendet werden konnte.
Kindheit und Jugend
Ferdinand II. war Sohn des Erzherzogs Karl II. von Innerösterreich (1540–1590) und der Maria von Bayern (1551–1608), einer Tochter Albrechts V., Herzog von Bayern. Er stammte damit aus einer Nebenlinie der Habsburger in Innerösterreich (Steiermark, Kärnten und Krain).
Der Großvater war Ferdinand I., ein Onkel war Maximilian II.. Vettern waren Rudolf II. und Matthias sowie Maximilian von Bayern.[1]
Seine streng katholische Mutter übergab 1590 die Erziehung des Knaben den Jesuiten in Ingolstadt. Dort besuchte er Gymnasium und, bis 1595, Universität. Die offizielle Leitung der Erziehung hatte der Hofmeister Balthasar Ferdinand von Schrattenbach inne. Ferdinand lebte standesgemäß und verfügte über einen Hofstaat von 30 Personen. Zusammen mit ihm studierte Maximilian I. von Bayern. Ihre persönliche Beziehung war aber eher distanziert.[1] Die jesuitische Erziehung war maßgeblich verantwortlich für Ferdinands entschieden Ablehnung des Protestantismus. Ferdinand war persönlich sehr fromm und besuchte täglich mindestens einmal die Messe. Er war prüde und ließ, als Kaiser Gemälde aus der Sammlung Rudolfs II. mit Nacktdarstellungen verbrennen.[2]
Landesfürst in Innerösterreich

Ferdinand war mit dem Tod seines Vaters bereits 1590 als Landesherr der innerösterreichischen Länder nachgefolgt. Die Regierung wurde jedoch in Vertretung Ferdinands offiziell von den Erzherzögen Ernst (zu der Zeit Regent in Niederösterreich), ab 1593 Maximilian dem Deutschmeister, praktisch aber von seiner Mutter geleitet, bis er selbst die Regierung übernahm. Im Jahr 1596 huldigten ihm die Stände der Steiermark und ein Jahr später die von Kärnten und der Krain.
Seine Religiosität führten dazu, dass er der katholischen Religion die höchste Bedeutung auch für das politische Handeln einräumte.Referenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>
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Er ging unterstützt vor allem von Martin Brenner, den Fürstbischof von Seckau, bei seinen gegenreformatorischen Maßnahmen weiter als seine Vorgänger. Zuvor richteten sie sich vornehmlich gegen die Bewohner der Städte und Marktflecken. Ferdinand verlangte nun auch vom Adel das Bekenntnis zum Katholizismus. Er stellte deren protestantischen Angehörige vor die Wahl entweder zum Katholizismus zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Nur in ihren Häusern konnten die Adeligen ihren Glauben leben. Die Schaffung einer homogen katholischen Adelsschicht hatte dabei den erwünschten Nebeneffekt, dass auch die Bauern der Grundherren zum Glaubenswechsel gezwungen waren. In Graz kam es zur Verbrennung zahlreicher Wagenladungen evangelischer Schriften. Evangelische Kirchen wurden im Land zerstört. Protestantische Prediger und Gelehrte wie der Mathematiker Johannes Kepler wurden des Landes verwiesen. Durch die Abwanderung zahlreicher wohlhabender protestantischer Familien wurde die Wirtschaft des Landes schwer geschädigt.[1][2]
Die Rekatholisierung betrieb er auch mit der Förderung des Ordenslebens. Er stiftete in seinem Herrschaftsbereich eine ganze Reihe von Kapuzinerklöstern. Ferdinand bemühte sich indes vergeblich um die Errichtung eines eigenen Bistums Graz.[2] Innerhalb nur weniger Jahre hat er den Protestantismus in seinem Herrschaftsgebiet faktisch beseitigt.[1]
Einher ging der Kampf gegen den Protestantismus mit dem Ziel die monarchische Herrschaft gegenüber dem Mitwirkungsrecht der Stände durchzusetzen. Gegenüber den Ständen der Steiermark äußerte er mal, dass er kein princeps modificatus sondern ein princeps absolutus sein wollte.[1] Allerdings führten seine gegenreformatorischen Maßnahmen dazu, dass der Adel wenig Neigung zeigte, die notwendigen Gelder für den Türkenkampf zu bewilligen. Dies führte dazu, dass im Jahr 1600 die wichtige Festung Kaniza von den Osmanen erobert wurde.[1]
Im Bruderzwist zwischen Rudolf II. und Matthias blieb Ferdinand unentschieden. Er hat mehrfach seine Position geändert. Er versuchte zeitweise auch zu vermitteln, weil er meinte, dass der Streit vor allem der evangelischen Adelspartei nützen würde. Nachdem 1611 Rudolf als König von Böhmen zu Gunsten von Matthias abgesetzt worden war, schwenkte Ferdinand ganz ins Lager von Matthias über. Ein Grund war wohl auch, dass er sich so erhoffte Erbe des kinderlosen Matthias zu werden.[1]
König von Böhmen und Ungarn

Kaiser Matthias hatte lange gezögert, seine Nachfolge zu regeln. Erst unter Druck bestimmte er seinen Cousin Ferdinand zum Nachfolger in Böhmen, nachdem die Erzherzöge Maximilian III. und Albrecht VI. auf ihre Ansprüche auf Böhmen und Ungarn verzichtet hatten. Ihr Verzicht auf die österreichischen Erblande folgte später. Als möglicher Konkurrent um Böhmen und Ungarn blieb noch Philipp III. von Spanien. Dieser meldete seit 1613 seine Ansprüche an. Mit Philipp schloss Ferdinand den Oñate-Vertrag, der zum Verzicht des Spaniers auf eine Bewerbung um die Kaiserkrone führte. Danach erhielt Spanien die Landvogteien Hagenau und Ortenburg. Hinzu kamen Reichslehen in Italien. Auch wurde der Vorrang eines männlichen Erben der spanischen Linie vor einer weiblichen Erbin aus Österreich festgelegt.[2]
Daher wurde Ferdinand 1617, also noch vor dem Tod von Matthias, mit Unterstützung des höchsten Kanzlers Zdeněk Vojtěch von Lobkowicz, König von Böhmen. Angesichts des gegenreformatorischen Eifers in seinem angestammten Herrschaftsgebiet, stieß dies bei den böhmischen Ständen auf Kritik. In Ungarn wurde er nach Verhandlungen 1618 zum König gewählt. In beiden Ländern begann man auf Ferdinands Befehl hin sofort auch mit einer gegenreformatorischen Politik.
Beginn des böhmischen Aufstandes und Kaiserwahl

Teilweise stammten die Ursachen für das Aufbegehren der böhmischen Stände noch aus der Regierungszeit des Matthias wurden aber durch die gegenreformatorische Politik Ferdinands verstärkt. Der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618, war ein revolutionäres Ereignis ungeahnter Tragweite, das hochrangige Beamte Ferdinands betraf. An den Ereignissen in Prag war Ferdinand nur aus der Ferne beteiligt. Zeitweise waren die böhmischen Aufständischen so erfolgreich, dass sie Wien bedrohen konnten. Aber der Unmut der Stände und die Kritik an den gegenreformatorischen Maßnahmen betraf nicht nur Böhmen sondern auch Österreich selbst. Am 5. Mai 1619 drang eine Gruppe protestantischer Adeliger in die Hofburg ein. Sie versuchten von Ferdinand vergeblich einen Schutz der ständischen und konfessionellen Rechte zu erwirken, mussten aber kaiserlichen Soldaten weichen.
Kurfürst Friedrich von der Pfalz bemühte sich die protestantische Union für seine Wahl zum Gegenkönig von Böhmen und zur Verhinderung der Wahl zum römischen Kaiser zu bewegen. Ferdinand seinerseits warb um militärische Unterstützung durch Spanien, um finanzielle Hilfe des Papstes und die Erneuerung der katholischen Liga. Durch die Einbeziehung von Union und Liga deutete sich an, dass der Konflikt über den engeren habsburger Machtbereich hinaus wirken würde.[1] Die Böhmen hatten Ferdinand (als Feind der Religionsfreiheit) die Königskrone aberkannt und sie am 27. August 1619 dem reformierten Kurfürsten der Pfalz Friedrich V. verliehen.
Nach Matthias' Tod am 20. März 1619 wurde für Ferdinand der Gewinn der Kaiserkrone zentral. Seinen Anspruch gibt sein Wahlspruch wieder: „Legitime certantibus corona“ (etwa: dem Kämpfer für die gerechte Sache gebührt die Krone).[1] Ferdinand wurde am 28. August in Frankfurt zum Kaiser gewählt. Obwohl einen Tag zuvor, nämlich am 27.August 1619, Friedrich V. von der Pfalz zum neuen Böhmischen König gewählt worden war, übte Ferdinand bei seiner Wahl zum Kaiser noch das Wahlrecht der böhmischen Kur aus - der entsprechende Protest einer eigens angereisten böhmischen Delegation wurde vom versammelten Kurfürstenkollegium abgelehnt. Nachdem auch die Pfälzer Gesandten, die daran dachten, den Herzog von Bayern zum neuen Kaiser zu wählen, dieses Votum zurückzogen, erfolgte die Wahl Ferdinands einstimmig - ein bemerkenswerter Vorgang unter Berücksichtigung der jüngsten Ereignisse in Prag. Die Krönung erfolgte am 9. September.[3]
Nachfolger des Kaisers wurde Ferdinand auch in den von Matthias beherrschten Teilen der österreichischen Erblande. Nur noch Tirol und die Vorlande blieben unter der Herrschaft einer Nebenlinie.
Die Kaiserwahl brachte Ferdinand nicht nur das Prestige und die noch vorhandenen Rechte des Kaisers, sondern sie gaben ihm auch das Recht, gegen Friedrich von der Pfalz mit Recht vorzugehen.[1]
Böhmisch-pfälzischer Krieg

Auf der Rückreise von Frankfurt nach Wien machte Ferdinand Halt in München. Dort wurde ein Bündnis Maximilian I. und der Katholischen Liga vorbereitet, was seine Position gegen über den rebellierenden böhmischen Ständen verbesserte. In dem Vertrag wurde Maximilian die unbeschränkte Obergewalt über die katholische Liga zugestanden. Der Kaiser konnte dem Herzog in dieser Funktion keine Anweisungen mehr geben. Außerdem wurde Oberösterreich, das sich den Böhmen angeschlossen hatte, an Bayern verpfändet. Insgeheim wurde auch bereits die Übertragung der Kurwürde von Friedrich von der Pfalz auf Maximilian verabredet.[4] In der Folge gelang es Ferdinand auch die Unterstützung Spaniens und des protestantischen Kursachsen gegen erhebliche territoriale Zugeständnisse zu erhalten. Die protestantische Union verhielt sich neutral. Sächsische Truppen marschierten in die Lausitz ein. Um diese Acht gegen Friedrich zu vollstrecken, ließ Ferdinand spanische und ligistische Truppen in die Rheinpfalz einrücken und in den besetzten Gebieten den Protestantismus gewaltsam unterdrücken, wodurch der Religionskrieg nach Deutschland gelangte.[1]
Truppen der Liga unter dem Oberbefehl von Tilly drangen in Oberösterreich ein und brachen den Widerstand. Sofort begann man auch dort mit der Gegenreformation. Im Jahr 1626 kam es zum Oberösterreichischen Bauernkrieg gegen die bayerische Pfandherrschaft und das Vorgehen gegen die Protestanten, der gewaltsam niedergeschlagen wurde. Erst 1628 kam das Gebiet an Ferdinand im Tausch gegen die Oberpfalz und Teile der Rheinpfalz zurück.
Ferdinand war nicht nur mit der ständischen Unruhe in seinen österreichischen Erbländern und mit dem Aufstand in Böhmen konfrontiert, sondern auch mit einer Erhebung in Ungarn. Am 27. August 1620 wählte man statt Ferdinand Gábor Bethlen zum ungarischen König.
Die Entscheidung in dieser Krise fiel in Böhmen. Die Truppen der Liga marschierten in das Land ein. In der Schlacht am Weißen Berg unterlag Friedrich am 8. November 1620 den Truppen von Maximilian von Bayern. Friedrich musste fliehen und der Aufstand brach zusammen. Im Jahr 1621 gaben auch die ungarischen Aufständischen auf.
Im Reich besiegten die katholischen Armeen Friedrich V. von Baden-Durlach oder Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel und drangen bis nach Westfalen und Niedersachsen vor.[5]
Neuordnung im Zeichen des Absolutismus und der Gegenreformation
Die ständischen Kräfte – vielfach auch mit dem Protestantismus verbunden - wurden im gesamten Machtbereich Habsburgs entscheidend geschwächt. Ferdinand konnte nun nicht nur seine gegenreformatorischen Ziele noch intensiver verfolgen, sondern auch einen absolutistischen Kurs einschlagen.

Dem Herzog Maximilian gab Ferdinand wie vereinbart für seine Hilfe die Kurfürstenwürde nebst der Oberpfalz, nachdem er Friedrich geächtet und seiner Würde und Lande verlustig erklärt hatte.
Nach dem Sieg wurde am 21. Juni 1621 durch die Hinrichtung von 21 teilweise bedeutenden Personen wie den Rektor der Universität in Prag ein Exempel statuiert. In der Folge wurden die evangelischen Prediger ausgewiesen. Im Jahr 1624 wurde der Katholizismus zur einzigen erlaubten Konfession in Böhmen proklamiert. Nur in Schlesien wurde die Gegenreformation weniger streng durchgeführt. Den adeligen Unterstützern des Aufstandes wurde ihr Besitz genommen. Etwa die Hälfte des Grundbesitzes wechselte nach 1620 den Besitzer. Der Wert des beschlagnahmten Landes lag bei 40 Millionen Gulden. Es hat erhebliche Abwanderungsbewegungen protestantischer oder ständisch orientierter Personen gegeben. Wie hoch die Zahl war, ist indes unklar. Von der Umverteilung des Besitzes profitiert haben zunächst einmal katholische einheimische Adelige. Dies gilt insbesondere für Wallenstein. Dieser erwarb Güter im Wert von 15 Millionen Gulden. Etwa ein Viertel der Ländereien fielen an Adelsfamilie, die bislang nicht in Böhmen ansässig waren. Darunter waren so bekannte Familien wie die Metternichs oder die Trautmannsdorff. Nach dem Tod Wallensteins wurde dessen Besitz auch aufgeteilt. Davon profitierten zumeist fremde Familien. Diese besaßen nun insgesamt 40 % der Güter. Ein Großteil des protestantischen Adels und des wohlhabenden Bürgertums wanderte vor diesem Hintergrund aus. Immerhin ein Viertel des Adels verließ das Land.[6]
Einen gewissen Abschluss der Neuordnungsmaßnahmen Böhmens im Sinne des Absolutismus brachte die Verneuerte Landesordnung von 1627 und ein Pedant für Mähren. Danach war Böhmen nunmehr erblicher Besitz der Habsburger. Der König besetzte nunmehr die höchsten Ämter, der Landtag verlor seine gesetzgeberischen Kompetenzen, der König verfügte über die Aufnahme in die Liste des Adels (Inkolat) und die Prälaten kehrten in den Landtag zurück.[6]
Vergleichbare Zwangsmaßnahmen gegenüber den Protestanten gab es auch in den anderen habsburger Ländern. Am schwächsten war die Gegenreformation in Ungarn ausgeprägt. Zu Zwangsmaßnahmen kam es dort nicht. Langfristig bedeutungsvoll war, dass sich die katholische Kirche in Anlehnung an die Beschlüsse des Konzils von Trient innerlich erneuerte. Wie in seinem ursprünglichen Herrschaftsbereich förderte Ferdinand nun überall die Ansiedlung neuer Orden. Das höhere Schulwesen und die Universitäten wurden vielfach von den Jesuiten kontrolliert. Es entwickelte sich ein prunkvoller Barockkatholizismus.[5]
Regierungsstil
Ferdinand erwies sich als Herrscher, der sich oft seiner Berater bediente um politische Entscheidungen zu treffen. Wichtigstes Beratergremium war der Geheime Rat, der zu dieser Zeit noch recht klein war und etwa zwölf Räte umfasste. Er kam jeden vierten oder fünften Tag am Kaiserhof zusammen. Von besonderer Bedeutung war Geheimrat Fürst Hans Ulrich von Eggenberg, der aufgrund seiner Fähigkeiten als Diplomat und enger Berater fungierte. Wichtig waren auch der Hofkriegsrat Gerhard von Questenberg, der geheime Rat und österreichische Hofkanzler Johann Baptist Verda von Verdenberg, der Erzbischof von Olmütz Franz Xaver von Dietrichstein, Albrecht von Wallenstein, Gundaker von Liechtenstein oder Maximilian Graf Trautmannsdorff. Daneben spielten auch der ungarische Magnat Nikolaus Esterházy und der Kanzler von Böhmen Wilhelm Slavata eine bedeutende Rolle. Zentral war auch der spanische Gesandte. Diesem gelang es eine sehr einflussreiche spanisch orientierte Hofpartei zu bilden.[2] Daneben spielten auch seine Beichtväter eine wichtige Rolle auch in politischen Fragen. Von denen hatte insbesondere der Jesuitenpater Wilhelm Lamormaini großen Einfluss auf den streng gläubigen Kaiser. Ferdinand II. soll ihm "bis zum blinden Gehorsam" vertraut haben. Wichtig war Ferdinand bei seinen Entscheidungen die Frage, ob sein Handeln rechtlich zulässig sei. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Gutachten eingeholt. Von seinen geistlichen Ratgebern wollte er wissen, ob sein Handeln mit dem göttlichen Recht oder dem Naturrecht übereinstimmen würde.[1]
- Berater Ferdinands
- Fürst Karl I. von Liechtenstein, (1569-1627), Statthalter und Vizekönig von Böhmen
- Hofbankier Jacob Bassevi von Treuenberg, (1580-1634)
- Finanzier aus Antwerpen Hans de Witte, (1583-1630)
- Graf Baltasar von Marradas, (1560-1638), Statthalter in Böhmen
- Graf Rombalto Collalto
- Fürst Hans Ulrich von Eggenberg
- Graf Wratislav von Fürstenberg
- Freiherr Karl von Harrach
- Graf Leonhard Helfried von Meggau
- Freiherr Peter Heinrich von Stralendorf
- Graf Maximilian von und zu Trauttmansdorff
- Bischof Anton Wolfradt
- Gerhard von Questenberg
- Bischof Franz Xaver von Dietrichstein
- Pater Wilhelm Lamormaini
- Hochmeister Johann Kaspar von Stadion
Dänisch-niedersächsischer Krieg
Nach der Niederlage der Böhmen und der Besetzung der Pfalz schien Ferdinand auf der ganzen Linie gesiegt zu haben. Dass der Krieg dennoch weiterging, hatte Ursachen, an denen Ferdinand nicht unbeteiligt war. Da war zunächst das unbarmherzige Vorgehen in Böhmen, das im protestantischen Lager für Unmut sorgte. Hinzu kam, dass die Übertragung der Kurwürde von der Pfalz auf Bayern nicht genügend mit den protestantischen Kurfürsten abgestimmt war. Dadurch drohte das konfessionspolitische Gleichgewicht in Richtung des Katholizismus zu kippen. Die Besetzung von Teilen der Pfalz drohte Ferdinand und das Reich zudem in internationale Konflikte etwa mit Frankreich zu verwickeln.[1]
Vor diesem Hintergrund wurde der Krieg wieder angefacht, als Christian IV. von Dänemark, der als Herzog von Holstein auch Reichsfürst und Oberster des niedersächsischen Reichskreises war, zusammen mit den Ständen des niedersächsischen Reichskreises gegen Ferdinand und dessen Verbündete vorgingen. Zur Bekämpfung dieser neuen Gegner reichte weder die Macht des Kaisers noch die der Liga aus. Der Kaiser nahm aus der Not heraus das Angebot Wallensteins, ein Heer auszurüsten und Ferdinand zur Verfügung zu stellen, an.
Die Armee Wallensteins wurde die stärkste im Reich und daneben spielten die Truppen der Liga nur noch eine Nebenrolle. Insoweit hat sich Ferdinand von der Abhängigkeit von der Liga aus den ersten Kriegsjahren befreit. Die Armee Wallensteins konnte zusammen mit den Truppen Tillys die Gegner besiegen und fast ganz Norddeutschland besetzen. Insbesondere die Zerstörung Magdeburgs wurde als Angriff auf den Protestantismus insgesamt gesehen. Im Jahr 1629 musste der Dänenkönig im Frieden von Lübeck zukünftig auf jede Einmischung in deutsche Angelegenheiten verzichten.
Die Herzöge von Mecklenburg, welche dem König Christian IV. von Dänemark gegen Tilly und Wallenstein Hilfe geleistet hatten, entsetzte Ferdinand ihrer Länder und belehnte damit Wallenstein. Zwar scheiterte der Plan, sich der Seeherrschaft auf der Ostsee zu bemächtigen, an dem erbitterten Widerstand, den Stralsund der Belagerung durch Wallenstein entgegenstellte.
Überdehnung des kaiserlichen Machtanspruchs

Dennoch hatte Ferdinand ganz Deutschland seiner Gewalt unterworfen. Nunmehr sah Ferdinand die Gelegenheit dazu seine gegenreformatorischen Ziele auf das ganze Reich zu übertragen. Dazu wurde am 6. März 1629 das Restitutionsedikt erlassen. Die seit dem Augsburger Religionsfrieden protestantischen Hochstifte und Bistümer sowie der säkularisierte Kirchenbesitz in den protestantischen Territorien sollten wiederhergestellt werden. Diese Maßnahmen, auf dem Höhepunkt der kaiserlichen Macht erlassen, waren zweifellos ein schwerer politischer Fehler. Er bedrohte nicht nur den Protestantismus sondern missachtete auch die Rechte der Reichsstände. Für diese schien dies der erste Schritt hin zu einem absolutistischen System auch im Reich zu sein. Dieser Punkt wurde auch von den katholischen Reichsständen überaus kritisch gesehen. Hinzu kam das Misstrauen gegenüber Wallenstein.[1]
Der Kaiser hatte 1629 als Lehnsherr von Reichsitalien inzwischen militärisch in die Frage der Erbfolge im Herzogtum Mantua gegen die Franzosen im Mantuanischer Erbfolgekrieg eingegriffen. Dabei handelte er unter dem Druck des spanischen Familienzweiges der Habsburger. Dies verstärkte noch die Kritik im Reich, führte Ferdinand doch hier einen auswärtigen Krieg ohne Zustimmung des Kurfürstenkollegiums.[1]
Im Jahr 1630 kulminierte die Kritik der protestantischen und katholischen Kurfürsten auf dem Regensburger Kurfürstentag. Ferdinand ging es dort um die Wahl seines Sohnes Ferdinand zum römischen König und um die finanzielle Unterstützung im Krieg um Mantua. Die Lage wurde noch verschärft als bekannt wurde, dass Gustav Adolf von Schweden in Pommern gelandet war. Führer der antikaiserlichen Opposition wurde Maximilian von Bayern. Die Kurfürsten verlangten eine Verkleinerung der kaiserlichen Armee und die Entlassung Wallensteins. Der Kaiser sah sich gezwungen den Forderungen weitgehend nachzugeben. Wallenstein wurde als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen entlassen. Tilly übernahm diesen Posten. Das kaiserliche Heer wurde trotz der schwedischen Bedrohung verkleinert. In der Auseinandersetzung um Mantua musste Ferdinand Frieden schließen. Die Wahl Ferdinand III. wurde verweigert und der Vollzug des Restitutionsedikts wurde ausgesetzt.[7] Der Kaiser, der kurz zuvor noch übermächtig schien, hatte erheblich an Macht eingebüßt. Sein Ziel einer Rekatholisierung und der Etablierung des Absolutismus auch im Reich war damit gescheitert.
Schwedischer Krieg
Die Landung des Schwedenkönigs Gustav Adolf war der Beginn einer neuen Phase des Krieges. Zunächst war er in verschiedenen Schlachten siegreich. Brandenburg und Sachsen schlossen sich den Schweden an. Gustav Adolf bedrohte bald Süddeutschland.
Ferdinand hatte damit endgültig alle errungenen Erfolge verloren und sah sich genötigt, um seine Erblande zu schützen, Wallenstein wieder das Generalat zu übertragen. Im Vertrag von Göllersdorf vom 14. April 1632 wurde dieser erneut zum „Generalissimus" ernannt, mit dem alleinigen Recht, die kaiserliche Armee zu kommandieren. Der Kaiser musste Wallenstein zudem außerordentliche Rechte zugestehen. So hatte dieser das Recht selbstständig ohne Mitwirkung des Kaisers mit den Kriegsgegnern zu verhandeln.[8] Tatsächlich errang Wallenstein bei Nürnberg und Lützen wichtige Erfolge. In der Schlacht von Lützen, die unentschieden endete, fiel der Schwedenkönig.
Jedoch wurde Wallensteins Position am Hof durch Gegner, zu denen insbesondere der spanische Botschafter, der Hofkriegsratspräsident Heinrich Graf Schlick und böhmische Adelige gehörten, in den folgenden Jahren untergraben. Anfang des Jahres 1634 war der Kaiser durch Berichte Piccolominis, die geheimen Verhandlungen des Generalissimus mit Schweden und Franzosen, vermittelt durch den Emigranten Graf Kinsky, und durch den sog. Pilsener Revers (eine Ergebenheitsadresse seiner Obristen an Wallenstein) zu der Ansicht gelangt, dass dieser einen Militärputsch plane. Es wurde nun regelrecht Gericht über Wallenstein gehalten, der für schuldig erklärt und geächtet und schließlich getötet wurde.
Inwieweit Ferdinand von den Tötungsabsichten wusste, sie gebilligt oder gar in Auftrag gegeben hat, ist unklar. Allerdings hat sich der Hof nach der Tat bemüht, Wallenstein Hochverrat nachzuweisen und die Ermordung zu rechtfertigen.[9]
Prager Friede und Tod
Wallensteins Nachfolger als Kommandant des Heeres wurde der ungarische König und spätere Kaiser Ferdinand III.. Ferdinands Heer siegte Anfang September 1634 in der Schlacht bei Nördlingen. In der Folge wurde ganz Süddeutschland von kaiserlichen Truppen besetzt. Ferdinand II. suchte nun durch Zugeständnisse an die evangelischen Fürsten dem Krieg ein Ende zu machen und schloss zu diesem Zweck 1635 den Prager Frieden mit Sachsen, in dem er auf die Durchführung des Restitutionsediktes verzichtete und dem sich die meisten deutschen Protestanten anschlossen.

Für Ferdinand war der Vertrag zwiespältig. Auf der einen Seite musste er nun auch reichsrechtlich offiziell auf das Restitutionsedikt verzichten. Auf der anderen Seite war die Unterzeichnung durch die meisten Reichsstände ein Erfolg. Damit war die grundsätzliche Opposition der protestantischen Stände beendet und die Schweden verloren ihren Rückhalt im Reich. Die Stände verzichteten auf ihr Recht Truppen zu unterhalten und Bündnisse einzugehen. Alle Bündnisse wie die Liga wurden aufgehoben und die Aufstellung einer Reichsarmee zugesichert. Indes blieben diese Beschlüsse letztlich wenig wirkungsvoll.[1]
Durch den Eintritt Frankreichs in den Krieg ebenfalls 1635 ging der Krieg weiter. Ferdinand konnte noch die Wahl seines Sohnes Ferdinand III. zum König erreichen und starb am 15. Februar 1637 in Wien. Sein Grab befindet sich in dem für ihn und seine Familie erbauten Mausoleum in Graz.
Persönlichkeit
Ferdinand II. war von kleiner, gedrungener Gestalt. Seine körperliche Schwäche könnte eine Folge der im Haus Habsburg gebräuchlichen Verwandtschaftsehen gewesen sein. Er hatte möglicherweise einen Buckel, zumindest aber ein schweres Rückenleiden.[2]
Er soll heiter und freundlich gegen seine Umgebung gewesen sein; seine Gutmütigkeit artete oft in Schwäche aus, namentlich gegenüber gewissenlosen Beamten. Durch seine maßlose Freigiebigkeit zerrüttete er trotz einfacher Lebensweise seine Finanzen.[1] Er war fleißig und gewissenhaft in der Erfüllung seiner Regentenpflichten, aber unselbständig in seinen Meinungen und ganz abhängig von seinen Räten (v.a. Hans Ulrich von Eggenberg) und Beichtvätern.
Neben den zahlreichen Frömmigkeitsübungen widmete sich Ferdinand ausgiebig der Jagd und war ein Freund der Musik.[2] Er sprach fließend italienisch und beherrschte einigermaßen gut Latein.[1]
Die Zeichnung der Persönlichkeit des Kaisers in dem Roman Wallenstein von Alfred Döblin entfernt sich ab einem gewissen Punkt vollständig von der historischen Wahrheit.
Familie
In erster Ehe heiratete Ferdinand am 23. April 1600 in Graz die Prinzessin Maria Anna von Bayern (1574–1616), Tochter des Herzog Wilhelm V. und dessen Gattin Prinzessin Renata von Lothringen. Diese nahe Verwandtschaft wurde selbst von Ferdinands Beichtvater kritisiert.[2]
Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor:
- Christine (*/† 1601)
- Karl (*/† 25. Mai 1603)
- Johann Karl (* 1. November 1605 in Graz, † 26. Dezember 1619 in Graz)
- Ferdinand III. (1608-1657), römisch-deutscher Kaiser
- ∞ 1631 Maria Anna, Infantin von Spanien, Tochter König Philipp III., König von Spanien und dessen Gattin Erzherzogin Margarethe von Habsburg-Innerösterreich.
- ∞ 1648 Maria Leopoldine von Tirol, Tochter Leopold V., Graf von Tirol (aus der Tiroler Linie der Habsburger) und dessen Gattin Claudia de’ Medici, Prinzessin von Toskana.
- ∞ 1651 Eleonore aus dem Haus Gonzaga, Tochter Carlo II., Herzog von Mantua und dessen Gattin Maria.
- Maria Anna (1610-1665) ∞ 1635 Maximilian I., Kurfürst von Bayern, Sohn des Herzogs Wilhelm V. von Bayern und dessen Gattin Renate von Lothringen
- Cäcilia Renata (1611-1644) ∞ 1637 Władysław IV. Wasa, König von Polen, Sohn des König Sigismund III. und dessen Gattin Anna von Habsburg-Innerösterreich
- Leopold Wilhelm (1614-1662), Statthalter der spanischen Niederlande
In zweiter Ehe heiratete er am 2. Februar 1622 in Innsbruck die Prinzessin Eleonore von Mantua (1598-1655), Tochter des Herzogs Vinzenz I. von Mantua und dessen zweiter Gattin Prinzessin Eleonora de' Medici. Mit der Ehe verbanden sich Hoffnungen auf die Erbschaft Mantuas, was während des dreißigjährigen Krieges zur militärischen Intervention führte.[2] Die Ehe blieb kinderlos.
Beide Ehen, die Ferdinand einging, sollen glücklich gewesen sein.[1]
Literatur
Ältere Literatur:
- Khevenhüller: Annalen Ferdinands II.. 2. Aufl. 1716, 12 Bde.
- Hurter: Geschichte Ferdinands II.. Schaffhausen 1850-64, 11 Bde.
- in Nachschlagewerken:
- Felix Stieve: Ferdinand II. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 644–664.
- Constantin von Wurzbach: Ferdinand II., deutscher Kaiser. Nr. 82. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 6. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1860, S. 184–188 ([http://Lua-Fehler in Modul:Vorlage:BLKÖ, Zeile 92: attempt to perform arithmetic on local 's' (a nil value) Digitalisat]).
- Ferdinand II. in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
Neuere Darstellungen:
- Hans Sturmberger: Aufstand in Böhmen. Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges, München 1959.
- Johann Franzl: Ferdinand II. Kaiser im Zwiespalt der Zeit. Graz u.a. 1978., ISBN 3-2221-1119-7
- Jörg-Peter Findeisen: Der Dreißigjährige Krieg. Eine Epoche in Lebensbildern. Graz 1998.
- Golo Mann: Wallenstein. 3. Aufl., Frankfurt a. M. 1971.
- Hans-Thorald Michaelis: Kärnter Exilantenschicksal in der Zeit der Gegenreformation. Ein Beitrag zur Geschichte der religiös motivierten Vertreibungspolitik Erzherzog Ferdinand II. in Kärnten in den Jahren 1596-1637. in: Jahrbuch für die Geschichte des Protestantismus in Österreich 112. Jg., Wien 1996.
- Richard Reifenscheid: Die Habsburger in Lebensbildern, Piper Verlag 2007, ISBN 978-3-492-24753-5
- Thomas Winkelbauer: Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter. Teil 1. In: Herwig Wolfram(Herausgeber): Österreichische Geschichte 1522 - 1699. Verlag Carl Ueberreuther, Wien 2004., ISBN 3-8000-3532-4.
- Matthias Schnettger: FERDINAND II.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 18, Bautz, Herzberg 2001, ISBN 3-88309-086-7, Sp. 414–423.
- Dieter Albrecht: "Ferdinand II." In: Anton Schindling/Walter Ziegler (Hrsg.): Die Kaiser der Neuzeit. 1519-1918. Heiliges römisches Reich, Österreich, Deutschland. München, 1990 ISBN 3-406-34395-3 S.125-141
- Karl Eder: II., Ferdinand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 83–85 (Digitalisat).
- Štěpán Vácha: Der Herrscher auf dem Sakralbild zur Zeit der Gegenreformation und des Barock. Eine ikonologische Untersuchung zur herrscherlichen Repräsentation Kaiser Ferdinands II. in Böhmen, Prag 2009. ISBN 978-80-86890-23-4
Weblinks
- Literatur von und über Ferdinand II. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Dieter Albrecht: "Ferdinand II.", in: Anton Schindling/Walter Ziegler (Hrsg.): Die Kaiser der Neuzeit. 1519-1918. Heiliges römisches Reich, Österreich, Deutschland. München (1990), S. 125-140.
- ↑ a b c d e f g h i Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien (1992) S. 196-199.
- ↑ Illustrationen von Frans Hogenberg von 1619: Nachdem Keiserlich Maiestat, Die Wahl und Kron empfangen hat, Von eim gebratenen Ochsen gut, ... (Digitalisat) und Eigentliche Contrafactur, wie ihre Kon. M#. in Hung. und Böhm ... in Francfort am Mayn zu einem Römischen Keiser gekront ist worde. (Digitalisat
- ↑ Gerhard Taddey: "Münchener Vertrag", In: Ders. (Hrsg.): Lexikon der deutschen Geschichte. 2. Auflage. Kröner, Stuttgart (1982), S. 852f.
- ↑ a b Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien (1992), S. 212-215.
- ↑ a b Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien (1992) S. 206-209.
- ↑ Gerhard Taddey: "Regensburger Kurfürstentag." In: Ders.: Lexikon der deutschen Geschichte. 2.überarb. Aufl. Stuttgart (1982), S. 1017
- ↑ Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien (1992), S. 217.
- ↑ Brigitte Vacha (Hrsg.): Die Habsburger. Eine europäische Familiengeschichte. Wien (1992), S. 220.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Karl II. | Erherzog von Innerösterreich 1590–1637 | Ferdinand III. |
Matthias | König von Böhmen, etc. 1617–1637 bestritten durch Friedrich von der Pfalz (1619-1620) | Ferdinand III. |
Matthias | König von Ungarn und Kroatien, etc. 1618–1625 | Ferdinand III. |
Matthias | Erzherzog von Österreich, etc. (III.) 1619–1637 | Ferdinand III. |
Matthias | Römisch-deutscher Kaiser 1619–1637 | Ferdinand III. |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Ferdinand II. |
KURZBESCHREIBUNG | Kaiser des Heiligen Römischen Reiches |
GEBURTSDATUM | 9. Juli 1578 |
GEBURTSORT | Graz |
STERBEDATUM | 15. Februar 1637 |
STERBEORT | Wien |