Badische Zeitung und Denis Diderot: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:Denis Diderot 111.PNG|miniatur|Denis Diderot. Gemälde von [[Louis-Michel van Loo]] (1707–1771)]] |
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{{Infobox Publikation |
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'''Denis Diderot''' (* [[5. Oktober]] [[1713]] in [[Langres]] ([[Champagne-Ardenne]]); † [[31. Juli]] [[1784]] in [[Paris]]) war ein [[Frankreich|französischer]] [[Schriftsteller]], [[Philosoph]] und [[Aufklärer]]. |
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|titel = Badische Zeitung |
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|bild =[[Datei:BZ Logo.jpg|250px|Logo]] |
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|beschreibung = Abonnement-Tageszeitung |
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|verlag = Badischer Verlag GmbH & Co. KG |
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|erstausgabe_tag = |
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|erstausgabe_jahr = 1946 |
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|erscheint = Montag bis Samstag |
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|auflage_quelle = {{Metadaten Auflagen Zeitungen DE|Quartalstext|Liste und Infobox}}, {{FormatZahl|{{Metadaten Auflagen Zeitungen DE|1057|Er}}}} |
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|auflage_zahl = {{FormatZahl|{{Metadaten Auflagen Zeitungen DE|1057|Verk}}}} |
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|reichweite_quelle = |
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|reichweite_zahl = |
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|chefred = Thomas Hauser |
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|herausgeber = |
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|weblink = [http://www.badische-zeitung.de/ http://www.badische-zeitung.de] |
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[[Datei:Bzhaus.jpg|miniatur|Haus der Badischen Zeitung in Freiburg]] |
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[[Datei:EM Austin FX4 5687.jpg|miniatur|[[Austin FX4]] mit Werbung der Badischen Zeitung]] |
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Die '''Badische Zeitung''' (kurz BZ) ist eine 1946 gegründete und in [[Freiburg im Breisgau]] erscheinende [[Tageszeitung]] mit einer verkauften Auflage von {{FormatZahl|{{Metadaten Auflagen Zeitungen DE|1057|Verk}}}} Exemplaren.<ref>{{Metadaten Auflagen Zeitungen DE|Quartalstext|Artikel}}, {{FormatZahl|{{Metadaten Auflagen Zeitungen DE|1057|Er}}}} {{IVW-Detail|1057}}</ref> Sie erscheint im ''Badischen Verlag'', der ca. 490 Mitarbeiter beschäftigt. Muttergesellschaft des Badischen Verlages ist die ''Badisches Pressehaus GmbH & Co. KG''. |
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Mit [[Jean-Baptiste le Rond d’Alembert]] war er Herausgeber der großen französischen ''[[Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers|Encyclopédie]]''. Er selbst schrieb, als [[Enzyklopädist (Encyclopédie)|Enzyklopädist]], etwa 6000 von insgesamt 72.000 Artikel der Enzyklopädie. Als Autor von (Bühnen-) Werken hatte er großen Anteil am Entstehen des [[Bürgerliches Trauerspiel|bürgerlichen Dramas]]. In allen seinen gereiften Werken trat er für die Verbreitung des Geistes der Aufklärung, den [[Atheismus]] und gegen [[Aberglaube]]n und [[Bigotterie]] ein. |
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== Geschichte == |
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Nach dem Zusammenbruch des [[Drittes Reich|Dritten Reiches]] erhielt Heinrich Rombach, der ehemalige Herausgeber der ''Freiburger Tagespost'', eine [[Lizenz]] der französischen Besatzungsmacht zur Neugründung einer Zeitung, der ''Freiburger Nachrichten''. Am 9. Januar 1946 wurde zwischen der Verlagsgesellschaft H. Rombach & Co., Dr. [[Wendelin Hecht]], dem ehemaligen Geschäftsführer der ''[[Frankfurter Zeitung]]'', und der durch ihren Geschäftsführer [[Josef Knecht]] vertretenen Verlagsbuchhandlung [[Verlagsgruppe Herder|Herder & Co. GmbH]] ein Vorvertrag mit dem Ziel geschlossen, in Freiburg den ''Badischen Verlag'' zu gründen. Dieses Unternehmen sollte die ''Freiburger Nachrichten'' als überregionale Zeitung mit christlicher Grundlage unter dem Namen „Badische Zeitung“ weiterführen. |
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== Jugendjahre und die Pariser Anfänge == |
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Am 1. Februar 1946 erschien die erste Ausgabe der BZ. Sie entstand im Waschraum des ausgebrannten Herder-Verlagsgebäudes, da das Druckhaus Rombach Opfer eines Bombenangriffs geworden war. Zunächst erschien die BZ zweimal wöchentlich mit einem Umfang von sechs bis acht Seiten zu einem Einzelverkaufspreis von 20 Pfennig. Ab Mai 1950 erschien die BZ viermal, ab September 1951 schließlich sechsmal wöchentlich. Im Jahr 1950, als der Lizenzzwang längst aufgehoben war und das [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetz]] die [[Pressefreiheit]] garantierte, stießen die Freiburger Verleger Poppen und Ortmann zu den Gesellschaftern des Badischen Verlages. Sie hatten bis 1943 die ''[[Freiburger Zeitung]]'' (gegründet 1784) herausgegeben. Der Name lebt seit 1950 im Freiburger Lokalteil der BZ fort. 1961 erfolgte der Umzug vom Herder-Gebäude in das neu errichtete Presse- und Verlagshaus der BZ an der Basler Landstraße (jetzt Basler Straße/Lörracher Straße). 1997 erwarben die Unternehmen Rombach sowie Poppen & Ortmann die Anteile des [[Verlag Herder|Verlags Herder]] am Badischen Verlag. Beide Häuser führten den Verlag, die mit der Herstellung verbundenen Tochtergesellschaften (z. B. Zeitungsdruck, Online Verlag) und weitere Unternehmen der Gruppe (z. B. Zustellung) 1998 in der Holding ''Badisches Pressehaus'' zusammen. Sie haben jeweils 50 % der Anteile. |
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Diderot war das zweitälteste Kind des wohlhabenden, [[Jansenismus|jansenistisch]]-frommen [[Messerschmied|Messerschmiedemeisters]], ''maître coutelier à Langres'' Didier Diderot (1675–1759)<ref>[http://gw3.geneanet.org/pierfit?lang=fr;p=didier;n=diderot Genealogie der Familie]</ref><ref>[http://farm3.staticflickr.com/2579/3736364090_d99d3ff6d8_m.jpg Portrait des Vaters eines unbekannten Meisters aus dem Musée d’Art et d’Histoire, Langres]</ref><ref>Denis Diderot: ''Rameau’s Nephew and First Satire'' (Oxford World’s Classics) Oxford University Press (2006), p. XXXI</ref> und seiner Ehefrau Angélique Vigneron (1677–1748)<ref>[http://www.historicum.net/themen/pompadour-und-ihre-zeit/biographien/art/Diderot_Denis/html/artikel/812/ca/954053eb7c65fe801555b8efc7e59e28/ Biographie in deutscher Sprache]</ref> aus der Bischofsstadt [[Langres]] (Champagne). Diderot hatte noch fünf jüngere Geschwister, jedoch starben zwei im Kindesalter. Zu seiner Schwester Denise Diderot (1715–1797) hatte er zeitlebens ein sehr gutes Verhältnis, zu seinem jüngeren Bruder Pierre-Didier Diderot (1722–1787), einem späteren Geistlichen, war seine Beziehung konfliktbeladen. Eine weitere Schwester Angélique Diderot (1720–1749) trat dem [[Ursulinen|Ursulinen-Orden]] bei. |
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Geboren wurde Denis Diderot in einem Haus im Zentrum von Langres ''n° 9 de la place dans le centre ville de Langres''<ref>[http://d2ghi3veuw5n4i.cloudfront.net/2fc7d4e8baebaeb6acefb4fc07c61dd0 ''La Place Diderot'' in [[Langres]] von MonNuage, http://www.monnuage.fr]</ref>, einem Platz, welcher heute seinen Namen trägt. Die Taufe fand am Freitag, dem 6. Oktober 1713 in der ''église Saint-Pierre-Saint-Paul de Langres'' statt.<ref>[http://www.tourisme-langres.com/pics_bdd/phototheque_photos_visuel/1217335483_Eglise-Musseau06_zoom.jpg Die Kirche Saint-Pierre-Saint-Paul von Langres]</ref> |
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Seit Anfang 2004 bietet die BZ auf ihrer Homepage kostenlose [[Windows Media Video|WMV]]-Videos zu lokalen Ereignissen an. Nach Investitionen von 25 Millionen Euro wird die Zeitung seit 2006 auf der [[Druckmaschine]] ''Cortina'' des Würzburger Herstellers [[Koenig & Bauer]] im wasserlosen [[Offsetdruck]] produziert. Das für den Zeitungsdruck revolutionäre Verfahren wurde weltweit erstmals in Freiburg eingesetzt. Die Badische Zeitung wurde 2008 von der [[IFRA]] als weltbeste Zeitungsdruckerei ausgezeichnet.<ref>http://www.bdzv.de/bdzv_intern+M549549a9738.html {{Toter Link}}</ref> |
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Mit dem 12. Lebensjahr, also 1725, strebten seine Eltern an, ihn auf das Priestertum vorzubereiten, am Donnerstag, dem 22. August 1726, erhielt er die [[Tonsur]] vom Bischof von Langres. So sollte er später die Kanonikus-[[Pfründe]] seines Onkels mütterlicherseits, dem [Kanonikus] Vigneron, ''Chanoine de Langres'' an der [[Kathedrale von Langres|Cathédrale Saint-Mammès de Langres]] übernehmen.<ref> Lepape, Pierre: ''Denis Diderot. Eine Biographie.'' Campus-Verlag, Frankfurt a/M (1994), ISBN 3-593-35150-1, S. 23</ref> |
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Zur Schule ging er zuerst bei den [[Jesuiten]] in Langres einem ''Collège jésuite'', dann im jansenistisch orientierten [[Collège d’Harcourt]] in Paris. |
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Die BZ betreibt seit dem 3. Januar 2006 über die Online Verlag GmbH Freiburg eine Internetinformationsplattform für lokale Themen aus dem Raum Freiburg namens „[[Fudder.de|fudder – Neuigkeiten aus Freiburg]]“<ref>[http://www.hr-online.de/website/specials/ftoj/index.jsp?rubrik=13714&key=standard_document_37374024 Diskussion ''Medien für Jugendliche'' beim ''Frankfurter Tag des Online-Journalismus'' am 25. Juni 2009]</ref>, die im Juni 2007 mit dem [[Grimme Online Award]] ausgezeichnet wurde.<ref>[http://www.grimme-institut.de/html/index.php?id=613#c3426 Preisträger Grimme Online Award 2007]</ref> |
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Nach Beendigung der [[Propädeutikum|propädeutischen]] Kolleg-Studien mit dem [[Magister Artium]] im Jahre 1732 unterließ er es jedoch, das geplante [[Theologie]]studium anzuschließen, schloss aber sein Studium an der Sorbonne am 6. August 1735 als [[Bakkalaureus]] ab. |
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[[Datei:Denis Diderot - Alix - Vanloo.png|miniatur|Denis Diderot. Aquatinta von Pierre-Marie Alix nach Lou-Michel Vanloo]] |
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Ab 1736 war er als Anwaltsgehilfe bei dem Advokaten [[Dominique Clément de Ris|Clément de Ris]] (1750–1827) tätig. Als er dann im Jahre 1737 die Stelle aufgab, stellte auch sein Vater die regelmäßigen Geldzuwendungen ein. Von 1737 an lebte er vier Jahre von zeitweisen schriftstellerischen Aufträgen, so schrieb er Predigten für Geistliche, arbeitete als Hauslehrer und lernte Englisch. Es war die Zeit großer Theaterbegeisterung. Mit dem Jahre 1740 schrieb er für den ''[[Mercure de France]]'' und den ''[[Observations sur les écrits modernes]]'' Artikel. |
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Später wurden Übersetzungstätigkeiten aus dem Englischen in das Französische übernommen.<ref>Johanna Borek: ''Denis Diderot.'' Rowohlt Hamburg (2000)</ref> |
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Die BZ versteht sich als unabhängige, überparteiliche Tageszeitung mit christlicher Grundhaltung. |
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Er übersetzte 1742 die Geschichte Griechenlands von [[Temple Stanyan]] (1677-1752), ein medizinisches Nachschlagewerk und 1745 die ''Inquiry concerning Virtue'' von [[Anthony Ashley-Cooper, 3. Earl of Shaftesbury| Earl of Shaftesbury]] in das Französische ''Essai sur le mérite et la vertu''. Die Überlegungen von Shaftesbury hatten großen Einfluss auf die französische Aufklärung. Es war dessen Abneigung gegenüber dogmatischen Denkens, Toleranz und eine an die humanistischen Idealen angelehnte Moral, welche auch Diderot beschäftigte.<ref>Stackelberg, Jürgen von: ''Diderot.'' Artemis-Verlag München, (1983), ISBN 3-7608-1303-8 S.16-17</ref> |
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In den folgenden Jahren führte Diderot in Paris ein mehr oder weniger ungebundenes Leben und befreundete sich mit anderen jungen Intellektuellen, wie [[Jean-Baptiste le Rond d’Alembert|d’Alembert]], [[Étienne Bonnot de Condillac|Condillac]] und [[Friedrich Melchior Grimm|Melchior Grimm]]. Im Februar 1742 lernte er [[Jean-Jacques Rousseau|Rousseau]] im ''Café de la Régence'' kennen. Obgleich diesem zeitlebens freundlich zugewandt war die Beziehung zu Rousseau durch dessen zum Teil paranoide Persönlichkeit phasenweise sehr schwierig.<ref>Philipp Blom: ''Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung''. Hanser, München 2011, ISBN 978-3-446-23648-6, S. 278 ff.</ref>Rousseau macht Abbé Étienne Bonnot de Condillac mit Diderot bekannt und zeitweise trifft man sich zu dritt einmal wöchentlich in einem Restaurant in der Nähe des [[Palais Royal]] dem ''Panier fleuri'' zum diskutieren und Speisen. |
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Datei:51-9503771Badische Zeitung Rotation.jpg|Wasserloser Offsetdruck der Badischen Zeitung auf der Druckmaschine „Cortina“ |
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Datei:51-9503892Badische Zeitung Rotation.jpg|Transport der BZ kurz vor dem Versand |
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Datei:51-9503854Badische Zeitung Rotation.jpg|Druck auf einer der drei Rotationsmaschinen von Koenig & Bauer |
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Datei:51-9503889Badische Zeitung Rotation.jpg|Drei der zahlreichen Druckplatten, die jede Nacht benötigt werden |
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Als er 1743 die ihm seit zwei Jahren bekannte, besitz- und aussteuerlose, streng katholische Wäscheverkäuferin Anne-Toinette Champion (1710–1796) heiraten wollte und, wie üblich, seinen Vater um Erlaubnis bat, ließ dieser ihn kraft seiner väterlichen Autorität in ein Kloster bei [[Troyes]] einsperren. Diderots Antipathie gegen die Kirche und die Institution Kloster liegt wohl auch in dieser Erfahrung begründet – eine Antipathie, die sich später noch steigerte, als seine jüngste Schwester freiwillig ins Kloster ging und dort geisteskrank wurde. Diderot selbst konnte nach einigen Wochen aus seinem klösterlichen Gefängnis fliehen. Er kehrte nach Paris zurück und heiratete Anne-Toinette Champion heimlich im Oktober 1743 in der Kirche ''Église Saint-Pierre-aux-Bœufs de Paris''. Das Paar hatte vier Kinder, von denen drei sehr früh starben – Angélique (1744–1744), Jacques François Denis (1746–1750) und Denis (1750–1750) –, sowie die Tochter Marie-Angélique (1753–1824), die später eine ausgezeichnete [[Cembalo|Cembalistin]] wurde.<ref>[http://www.sophie-drinker-institut.de/cms/index.php?page=diderot-angelique Ausführliche Biographie Marie-Angélique Diderot]</ref> |
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== Verbreitungsgebiet und Redaktion == |
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[[Datei:Verbreitungsgebiet BZ.jpg|thumb|Das Verbreitungsgebiet der Badischen Zeitung]] |
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Das Verbreitungsgebiet der BZ umfasst die Stadt [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]], die Kreise [[Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald|Breisgau-Hochschwarzwald]], [[Landkreis Emmendingen|Emmendingen]], [[Landkreis Lörrach|Lörrach]] und [[Landkreis Waldshut|Waldshut]], den südlichen Teil des [[Ortenaukreis]]es sowie einen Teil des [[Schwarzwald-Baar-Kreis]]es. |
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Im Freiburger ''BZ-Haus'' im Stadtzentrum befinden sich Lokalredaktion, Geschäftsstelle und Ticket-Service der BZ. |
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Anne-Toinette Champion lebte 1741 mit ihrer Mutter in der ''Rue Boutebrie'', wo die beiden Frauen von Weißnäherei und [[Klöppeln|Spitzklöpplerei]] und dem Verkauf ihrer Produkte lebten, Denis Diderot wohnte zu dieser Zeit in einem kleinen Zimmer im gleichen Haus.<ref> Lepape, Pierre: ''Denis Diderot. Eine Biographie.'' Campus-Verlag, Frankfurt a/M (1994), ISBN 3-593-35150-1, S. 28-29</ref> Die Mutter von Anne-Toinette war eine geborene Marie de Malleville (* 1676) und heiratete einen Ambroise Champion († 1713) ebenfalls aus [[Département Sarthe]], das Paar hatte insgesamt sechs Kinder. Nach seinem Tode zogen die Mutter Marie Champion und Anne-Toinette nach Paris. |
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Im Verbreitungsgebiet bestehen insgesamt 16 Geschäftsstellen und 21 verschiedene Lokalausgaben, die von 18 verschiedenen Lokalredaktionen produziert werden. Hinzu kommt die überregionale Berichterstattung unter Einbeziehung von über 40 Korrespondenten. |
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Diderot war kein treuer Ehemann; er war während seiner Ehe ab 1745 mit [[Madeleine de Puisieux]] (1720–1798) liiert, einer ''„aventurière“'' („Abenteurerin“), wie man emanzipiert und unverheiratet lebende Frauen meist besserer Herkunft und Bildung zu seiner Zeit nannte. Im Jahre 1755 lernte Diderot [[Sophie Volland]] kennen, die ihm eine lebenslange Gefährtin, Seelen- und Intimfreundin werden sollte. Die Ehe mit Anne-Toinette Champion führte er weiter. |
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=== Chefredakteure === |
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== Frühe Zeit in Paris – Zeit der konsolidierten Aufklärung == |
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* [[Rupert Gießler]], Mitgründer und [[Chefredakteur]] der ''Freiburger Nachrichten''; nach deren Aufgehen in der der Badischen Zeitung (im Februar 1946) Leiter der Feuilletonredaktion und bis zu seinem Ausscheiden 1963<ref>[http://www.geschichtsatlas.de/~gc21/irmgarduursulag.htm]</ref><ref>[http://freiburger-rundbrief.de/de/?item=283]</ref> [[Verantwortlich im Sinne des Presserechts|presserechtlich verantwortlicher]] Redakteur<ref>Laut einem Artikel in [[Der Spiegel]] vom 1. April 1959[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42624930.html] Chefredakteur</ref> |
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[[Datei:P1010804 Paris V Rue de l'Estrapade N°3 reductwk.JPG|thumb|upright=0.8|Die N° 3 der ''[[Liste der Straßen und Plätze im 5. Arrondissement (Paris)|Rue de l’Estrapade]]'', wo Diderot von 1747 bis 1754, dem Zeitpunkt seiner Verhaftung, lebte.]] |
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* 1946 bis 1965: [[Oskar Stark]]<ref>Quelle: Ernst Wolfgang Becker (Hrsg.): ''Theodor Heuss. Erzieher zur Demokratie: Briefe 1945-1949'', Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, K.G. Saur, München 2007, S. 595.</ref> |
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[[Datei:Plan de Paris 1740 BNF07710703.jpg|miniatur|Historischer Stadtplan des Paris von 1740]] |
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* 1965 bis 1970: ? |
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Zwischen dem Ende seines Studiums an der Sorbonne im Jahre 1735 und seiner Heirat von Anne-Toinette Champion im Jahre 1743 führte Diderot das Dasein eines [[Bohème]]. Dann folgt die Phase der intensiven Beschäftigung mit der ''Encyclopédie''. Zu Beginn der 1740er Jahre kreuzten sich die Wege mit [[Jean-Jacques Rousseau]]. Es begann eine enge Freundschaft bis in die Mitte der 1750er Jahre, welche Aufgrund der schwierigen Persönlichkeit Rousseaus zu einem jähen Bruch führte. |
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* 1970 bis 1995: [[Ansgar Fürst]] |
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* 1995 bis 1. Juli 1997: [[Peter Christ]]<ref>[http://www.bdzv.de/bdzv_intern+M576926e09ff.html]</ref> |
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* 1997 bis Februar 1998: Interims-Chefredaktion der drei stellvertretenden Chefredakteure Rainer Hupe (Sprecher)<ref>[http://www.bdzv.de/bdzv_intern+M58f9edcd5f5.html]</ref>, Stephan Hupka und Thomas Hauser |
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* 15. Februar 1998 bis Ende 2001: [[Jürgen Busche]]<ref>[http://www.horizont.net/aktuell/leute/pages/protected/Busche-loest-Fuehrungstrio-der-Badischen-Zeitung-ab_1861.html]</ref> |
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* Seit Anfang 2002: [[Thomas Hauser (Journalist)|Thomas Hauser]]. Hauser wurde 1954 in Emmendingen geboren und wuchs dort auf. Nach dem [[Studium]] von Erziehungswissenschaften, Soziologie, Psychologie und Politik in Gießen und Tübingen absolvierte er ein [[Volontariat]] bei der BZ. Danach trat er in die Wirtschaftsredaktion des Blatts ein. 1986 wurde ihm der [[Theodor-Wolff-Preis]] verliehen. Seit 1995 ist er Leiter der Heimatredaktion. 1996 wurde er stellvertretender Chefredakteur, zum 1. Januar 2002 Chefredakteur. |
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Unter anderem über Rousseau lernte Diderot weitere Pariser Intellektuelle kennen. So wurde er mit dem Abbé [[Étienne Bonnot de Condillac]] bekannt gemacht. Auch lernte er in jener Zeit [[Friedrich Melchior Grimm]] kennen, ebenfalls ein späterer Freund und Vertrauter. Über diesen Kreis der Pariser Intellektuellen kam er in Kontakt zur [[Literarischer Salon|Salonnière]] und Schriftstellerin [[Louise d’Épinay]] sowie dem wichtigen Freund und Mitarbeiter (seit 1751) an der ''Encyclopédie'', dem Baron [[Paul Henri Thiry d’Holbach]]. Er wurde Teil des ''Coterie holbachique''. |
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16,7 % am ''Badischen Verlag'' werden treuhänderisch für die Gesellschafter von der Redaktion gehalten, sind allerdings nicht gewinnbezugsberechtigt. |
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Seine philosophische Entwicklung zeigt sich u.a. in der Haltung zur Kirche, etwa ausgehend vom Besuch des jesuitischen ''Collège Louis-leGrand'' und der Tonsur im Jahre 1726, weiter zu der Entwicklung seiner Werke. Zunächst die Phase des Zweifelns ''La promenade du sceptique'' (1747), dann die Zeit des vernunftgeprägten Theismus, so in den ''Pensées philosophiques'' (1746), und später die Phase des eindeutigen Materialismus ''Pensées sur l'interprétation de la nature'' (1753). |
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== Öffentlichkeitsarbeit == |
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Seit 2004 bietet die Badische Zeitung in Zusammenarbeit mit der [[Pädagogische Hochschule Freiburg|Pädagogischen Hochschule Freiburg]] regelmäßig das Leseförderprojekt ''Zeitung in der Schule'', genannt ''ZiSch'', für Grundschüler der 4. Klasse an. Die ZiSch-Klassen arbeiten mehrere Wochen mit der Badischen Zeitung im Unterricht, ein Redakteur besucht die Klassen und die Schüler werden eingeladen, das Druckzentrum der Badischen Zeitung zu besichtigen. Samstags werden die Artikel der Schüler auf einer ZiSch-Seite in der Badischen Zeitung veröffentlicht. Von Montag bis Freitag bekommt jeder ZiSch-Schüler die Zeitung in die Schule geliefert und am Samstag wird die BZ nach Hause zugestellt. |
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[[Marc-Pierre d’Argenson|Marc-Pierre de Voyer de Paulmy d'Argenson]] forderte am Dienstag den 22. Juli 1749 [[Nicolas René Berryer]] auf einen königlichen Haftbefehl, ''[[Lettre de cachet|lettre de cachet]]'' auszustellen. Letztlich durch Denunziationen initiiert, wurde Diderot die Veröffentlichung der ''Pensées philosophiques'' und das Arbeiten an weiteren gegen die Religionen gerichtete Schriften zur Last gelegt (siehe auch [[Haftbefehl (Frankreich)|Mandat d'arrêt]]).<ref>Manfred Geier: ''Aufklärung. Das europäische Projekt.'' Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2012, S. 129</ref> |
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Die BZ veranstaltet jährlich den Freiburger Presseball mit Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Presse. Im sozialen Bereich veranstaltet sie die ''BZ-Aktion Weihnachtswunsch'' und die Aktion ''Kinder helfen Kindern''. Mit dem ''BZ Award'' prämiert die Badische Zeitung Werbeagenturen und mittelständische Unternehmen, die besonders originell im Print und Online werben. |
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Am folgenden Donnerstag, dem 24. Juli 1749 um halb acht morgens wurde Diderot in der ''N° 3 Rue de l’Estrapade'' von [[Joseph d’Hémery]], dem Kommissar und Inspektor der königlichen Zensurbehörde, verhaftet, verhört und in die Festung Vincennes, ''château de Vincennes'', gebracht.<ref>Johanna Borek: ''Denis Diderot.'' Rowohlt Hamburg 2000, S. 43–44</ref> Hierbei kam sicher erschwerend hinzu, dass er schon zwei Jahre zuvor vom Pfarrer Pierre Hardy de Levaré seiner Gemeinde, ''Saint-Médard''<ref>Lepape, Pierre: ''Denis Diderot. Eine Biographie.'' Campus-Verlag, Frankfurt a/M (1994), ISBN 3-593-35150-1, S. 7</ref>, der als gottloser „sehr gefährlicher Mensch“ [[Denunziation|denunziert]] worden war.<ref>Philipp Blom: ''Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung.'' Hanser, München 2011, ISBN 978-3-446-23648-6, S. 78 ff.</ref> Er wurde dort bis zum Montag, den 3. November 1749 inhaftiert. Außer den Interventionen der Buchhändler, die u.a. auch an einer schnellen Fertigstellung der ''Encyclopédie'' interessiert waren, inserierte Diderot selbst brieflich bei [[René-Louis de Voyer de Paulmy, marquis d’Argenson]] und Nicolas René Berryer. Die Arrestierung erfolgte auf Veranlassung des Generalleutnant der Polizei, ''lieutenant général de police'' (in dieser Funktion von 1747 bis 1757), Nicolas René Berryer, wegen der Schrift ''Lettre sur les aveugles à l’usage de ceux qui voient'', in welcher er seine materialistische Positionen darlegte. Rousseau besuchte ihn dort regelmäßig. Die Erfahrungen der Inhaftierung prägten sich in der Persönlichkeit von Diderot mit traumatisierenden Spuren ein, welche ihn für seine weitere Arbeiten mit größerer Vorsicht vorgehen ließen. |
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== Spätere Wohnorte in Paris == |
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Zusammen mit Partnern organisiert die Badische Zeitung den Wettbewerb ''Job Motor'', bei dem Unternehmen ausgezeichnet werden, die neue Arbeitsplätze schaffen. |
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[[Datei:P1050075 Paris Ier Rue de Richelieu n°39 rwk.JPG|miniatur|N° 39 Rue de Richelieu mit Gedenktafel für Denis Diderot]] |
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Von 1754 ab bis zum Jahre 1784 wohnte die Familie Diderot dann im 4. und 5. Stockwerk eines Hauses in der ''[[Liste der Straßen und Plätze im 5. Arrondissement (Paris)|Rue Taranne]]'' (heute Teil des [[Boulevard Saint-Germain]]) gegenüber der ''Rue Saint-Benoît'' im [[5. Arrondissement (Paris)|5. Arrondissement]] von Paris.<ref>[http://fr.wikisource.org/wiki/Page:Diderot_-_%C5%92uvres_compl%C3%A8tes,_%C3%A9d._Ass%C3%A9zat,_I.djvu/59 Wikisource Seite über Denis Diderot(französisch)]</ref> |
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Bei einem Freund, dem Juwelier Étienne-Benjamin Belle, ''le joaillier Belle'' in [[Sèvres]], ''N° 26 Rue Troyon'', mietete er um Oktober/November 1767 eine Dépendance. In dieses Zimmer zog er sich bis kurz vor seinem Tode regelmäßig zum Arbeiten zurück.<ref>[http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/rhef_0300-9505_1925_num_11_51_2352 Louis Marcel: ''Un petit problème d'histoire religieuse et d'histoire littéraire. La mort de Diderot d'après des documents inédits (suite).'' In: ''Revue d'histoire de l'Église de France.'' Tome 11. N° 51, 1925., p. 209, pp. 202–226]</ref><ref>Maurice Tourneux: ''Diderot Et Catherine II.'' Slatkine, 1970, p. 517</ref> |
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Die Badische Zeitung sponsert den [[SC Freiburg]], die [[Eisvögel USC Freiburg|USC Eisvögel]], das [[Zelt-Musik-Festival]], das [[Freiburger Barockorchester]], das [[SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg|SWR Sinfonieorchester]] und das [[Theater Freiburg]]. |
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Sein letztes Domizil, hier verbrachte er die restlichen Tage seines Lebens<ref>Johanna Borek: ''Denis Diderot.'' Rowohlt, Reinbek 2000, S. 14</ref>, lag in der ''N° 39 Rue de Richelieu'' im [[2. Arrondissement (Paris)|2. Arrondissement]] in Paris.<ref>[http://www.fichesdelecture.com/auteur/biographie/33-denis-diderot/ Biographie in französischer Sprache]</ref> |
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== Die Encyclopédie == |
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[[Datei:ENC 1-NA5 600px.jpeg|miniatur|hochkant|Titelseite der ''Encyclopédie'' <br>von d’Alembert und Diderot]] |
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Da er schon eine Geschichte der alten [[Griechen]], ein medizinisches Lexikon und einen philosophischen [[Traktat]] von [[Anthony Ashley-Cooper, 3. Earl of Shaftesbury|Shaftesbury]] aus dem Englischen übersetzt hatte, erhielt Diderot 1746 von dem Pariser Verleger und Hofdrucker [[André Le Breton]] den Auftrag, die kürzlich abgeschlossene ''[[Cyclopaedia|Cyclopaedia, or Universal Dictionary of the Arts and Sciences]]'' ins Französische zu übersetzen. Er nahm an, beschloss aber, das zweibändige Werk beträchtlich zu erweitern, um daraus eine [[Summa]] des gesamten Wissens seiner Zeit zu machen. Hierzu gewann er als Mitarbeiter zuerst seinen Freund d’Alembert, einen Mathematiker und Naturwissenschaftler, sowie nach und nach andere Autoren, die sogenannten Enzyklopädisten, die teils sonst wenig bekannte Spezialisten, teils aber auch berühmte Persönlichkeiten waren, wie z. B. [[Charles de Secondat, Baron de Montesquieu|Montesquieu]] oder [[Voltaire]]. |
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Durch seine Inhaftierung in der Festung Vincennes von Juli bis November 1749 musste er seine Arbeit an der ''Encyclopédie'' für einige Monate aussetzen und kam durch eine schriftlich hinterlegte Verpflichtung, keine blasphemischen Schriften mehr zu veröffentlichen, frei. In Zukunft war er deshalb vorsichtiger und ließ, um den Fortgang der ''Encyclopédie'' nicht zu gefährden, viele andere Schriften unpubliziert. |
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1750 verfasste er einen in ganz Europa verschickten Prospekt, in dem er Interessenten zur [[Subskription]] der ''Encyclopédie'' aufrief. Im November 1750 wurden die ersten achttausend Exemplare des ''[[Prospekt (Werbung)|Prospectus]]'', der Vorankündigung der ''Encyclopédie'', publiziert, mit der die Käuferschaft zur Subskription aufgefordert werden sollte. Man plante zunächst acht Textbände und zwei Bände mit Kupferstichen.<ref>Johanna Borek: ''Denis Diderot.'' Rowohlt, Hamburg 2000, S. 53–54</ref> In einer später erschienenen Auflage aus dem Jahre 1755 spricht Diderot im Artikel zum Begriff Enzyklopädie im Band V von insgesamt zwölf geplanten Bänden. |
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1751 erschienen die beiden ersten Bände der ''[[Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers]]'' („Enzyklopädie oder durchdachtes Lexikon der Wissenschaften, Künste und Gewerbe“). |
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Der buchhändlerische Erfolg des Werkes war enorm, doch die [[Jesuiten]] und die [[Sorbonne]] diagnostizierten eine unchristliche Tendenz und erwirkten beim königlichen Kronrat ein Verbot. Da aber [[Madame de Pompadour]] (die [[Mätresse]] von [[Ludwig XV.]]), einige Minister, viele einflussreiche [[Freimaurerei|Freimaurer]] und der Chefzensor [[Chrétien-Guillaume de Lamoignon de Malesherbes]] auf der Seite der [[Enzyklopädist (Encyclopédie)|Enzyklopädisten]] standen, konnten 1753–1756 trotz des Verbots vier weitere Bände erscheinen. Hatte doch Malesherbes als Oberzensor ''(Censure royale)'' 1751 der ''Encyclopédie'' das königliche Privileg verliehen. |
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[[Datei:Denisdiderot.jpg|miniatur|hochkant|Denis Diderot; Gemälde von Fragonard]] |
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[[Datei:Denis Diderot (Dimitry Levitzky).jpg|miniatur|hochkant|Denis Diderot; Gemälde von Lewizki]] |
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[[Datei:Langres - Denis Diderot.jpg|miniatur|hochkant|Statue in Langres]] |
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[[Datei:Diderot-statue.jpg|miniatur|hochkant|Statue in Paris]] |
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Danach jedoch wuchs der Druck der Gegner. 1758 wurde das Verbot erneuert, 1759 setzte Papst [[Clemens XIII.]] das Werk auf den [[Index Librorum Prohibitorum|Index]]. Inzwischen hatte aber die Regierung die [[Devisen]]einnahmen schätzen gelernt, die trotz des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieges]] (1756–1763) durch den Verkauf der ''Encyclopédie'' aus ganz Europa hereinkamen, und man ermutigte Diderot unter der Hand zum Weitermachen. |
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Der Mitherausgeber [[Jean-Baptiste le Rond d’Alembert]] zog sich 1759 aus dem Projekt zurück. An seine Stelle trat ab dem Jahre 1760 der sehr engagierte [[Louis de Jaucourt]].<ref>[http://www.historicum.net/themen/pompadour-und-ihre-zeit/leben-und-alltag/ii-encyclopedie/ historicum.net: ''Publikationsgeschichte der Encyclopédie'']</ref> |
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Am Montag, dem 12. November 1764, bemerkte er zufällig, dass sein französischer Verleger [[André Le Breton]] ohne Rücksprache in den letzten Textbänden Änderungen durch Auslassung ganzer Textpassagen und gravierende Textveränderungen vornahm. Obgleich Diderot zunächst jede weitere Zusammenarbeit mit ihm aufgeben wollte, ließ er es nicht soweit kommen. |
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Anfang des Jahres 1766 kam der siebzehnte Textband heraus, in der Ausgabe der ''Encyclopédie'' aus dem Jahre 1772 war das Projekt schließlich mit dem elften Band abgeschlossen. |
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Diderot widmete diesem Projekt 20 Jahre seines Lebens. Er schrieb mehr als 3000 Artikel<ref>Stackelberg, Jürgen von: ''Diderot.'' Artemis-Verlag München, (1983), ISBN 3-7608-1303-8 S.35</ref> bevor er das Projekt im Juli 1765, mangels Anerkennung voller Bitterkeit, beendete. Diderot zog sich zurück und überließ seinen Nachfolgern die Herausgabe der letzten Abbildungsbände, die, wie schon die ersten, viel zum Ruhm des Unternehmens beitrugen. |
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In der [[Encyclopédie méthodique]] – in 166 Bänden, zwischen 1782 bis 1832 von dem Verleger [[Charles-Joseph Panckoucke]] und Madame [[Thérèse-Charlotte Agasse]] (1775-1838) herausgegeben – fand die ''Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers'' schließlich ihre Neubearbeitung, Erweiterung und Neuaufteilung in verschiedene Fachlexika. |
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[[Philipp Blom]] schrieb zu Diderot als Enzyklopädist, dass er als Künstler weder die Neigung noch den systematischen Geist zum Faktensammeln gehabt habe: |
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{{Zitat|Das Werk war ein Vehikel für seine Ideen; es gab ihm ein Einkommen, und sollte ihm einen Namen geben, und es gab Gegenständen eine Würde, die nie zuvor Druckseiten zierten; doch systematische, alles umarmende Akribie gehörte nicht zu seinen Interessen.<ref>Philipp Blom: ''Enlightening the World. Encyclopédie, The Book That Changed the Course of History''. Palgrave Macmillan. New York, Houndsmille 2004, S. 150. “The work was a vehicle for his ideas; it gave him an income, and was to make his name, and it dignified subjects that had never before graced the printed page; but systematic, all-embracing meticulousness was not among his interests.”</ref>}} |
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== Philosophie, Kritik, Theater, Romane == |
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Neben der ''Encyclopédie'' hatte Diderot immer auch andere Werke in Arbeit. Schon 1746 hatte er im Anschluss an die Shaftesbury-Übersetzung seine ''Pensées philosophiques'' („Philosophische Überlegungen“) publiziert, worin er erstmals materialistische und atheistische Vorstellungen vertrat. 1748 veröffentlichte er einen erotischen Roman, ''[[Les bijoux indiscrets]]'' („Die geschwätzigen Kleinode“), der ein Skandalerfolg wurde und in den Literaturgeschichten für Schüler und Studenten oft unerwähnt bleibt. |
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1749 kam die schon genannte philosophische Schrift ''Lettre sur les aveugles'' („Brief über die Blinden“) heraus, worin Diderot, ausgehend von der These, dass ein blind Geborener keine Möglichkeit habe, die Existenz Gottes zu erdenken, diese Existenz überhaupt bezweifelt. 1751 trug er bei zu einer Grundlegung der philosophischen Ästhetik mit der ''Lettre sur les sourds et muets'' („Brief über die Taubstummen“). Im gleichen Jahr wurde er neben d’Alembert in die [[Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften|Berliner Akademie der Wissenschaften]] aufgenommen. |
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In den Jahren hiernach beschäftigte er sich mit Kunstgeschichte sowie den Techniken der Malerei und wurde einer der ersten professionellen [[Kunstkritiker]] mit den neun Artikeln, die er zwischen 1759 und 1781 über die Pariser Salons für die handschriftlich verbreitete Zeitschrift ''Correspondance littéraire'' seines Freundes [[Friedrich Melchior Grimm|Melchior Grimm]] verfasste.<ref>Gedruckt wurden sie erstmals 1812/13 in der 16-bändigen Pariser Ausgabe – ''Correspondance littéraire, philosophique, critique addressée à un Souverain d’Allemagne par Grimm et Diderot'' – veröffentlicht.</ref> Die Verkaufsausstellungen (Salons) wurden alle zwei Jahre von den Mitgliedern der ''Académie de peinture et de sculpture'' im Verein mit Pariser Galeristen veranstaltet. |
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Als Naturwissenschaftler betätigte Diderot sich in den ''Pensées sur l'interprétation de la nature'' („Überlegungen zur Deutung der Natur“, 1754), einem Plädoyer für das Prinzip des [[Experiment]]s und gegen die rationalen Naturerklärungen der ''Cartésiens'', d.h. der [[Rationalismus|rationalistischen]] Denker im Gefolge von [[René Descartes]]. |
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Daneben wurde er bedeutsam für die Entwicklung des Theaters. Er verfasste einige Stücke, die heute wegen ihrer ereignisarmen und oft unwahrscheinlichen Handlung zwar kaum mehr aufgeführt werden, zu ihrer Zeit aber erfolgreich waren dank ihrer eindringlichen Darstellung widersprüchlicher Gefühle und innerer Konflikte sowie dank der Tatsache, dass sie realitätsnah sein sollten und im Milieu der oberen Mittelschicht spielen. |
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Am bekanntesten wurden ''Le Fils naturel'' („Der natürliche Sohn“, 1757) und ''Le Père de famille'' („Der Familienvater“, 1758). Im Ersteren ringt ein junger Mann sich tugendhaft dazu durch, seinem Freund die Braut nicht zu nehmen, in die er sich wider Willen verliebt hat und die auch ihrerseits sich magisch von ihm angezogen fühlt (sich am Ende aber als seine Halbschwester herausstellt). Im Zweiten gestattet ein Vater, der eigentlich passende Konventionalehen für seine beiden heiratsfähigen Kinder anstrebt, diesen nach langen inneren Konflikten die Liebesheiraten, die sie selber wünschen (und die sich nachträglich als gesellschaftlich akzeptabel erweisen). Wichtiger noch als die Stücke wurden die theoretischen Abhandlungen Diderots, z. B. ''De la poésie dramatique'', „Über die dramatische Dichtung“, 1758. Sie begründeten ein neues Genre: das außerhalb der traditionellen Gattungen [[Tragödie]] und [[Komödie]] angesiedelte ''drame bourgeois'' („[[bürgerliches Trauerspiel]]“), das besser als jene die Realität der Epoche darstellen und selbstverständlich keine Verse, sondern Prosa verwenden sollte. Wichtig wurde auch der Dialog ''Le paradoxe sur le comédien'' („Paradox über den Schauspieler“, 1773), wo Diderot unter anderem nochmals behandelt, was er in ''Observations sur Garrick, ou les acteurs anglais'' (Beobachtungen über Garrick, oder die englischen Schauspieler, 1770) ausgeführt hatte: dass nämlich nicht der leidenschaftlich gefühlvolle Schauspieler, sondern der eher nüchterne die Gemüter bewege. Diderots Einfluss auf die [[Theatertheorie]] reicht bis hin zu [[Bertolt Brecht]] und seiner Theorie der Distanziertheit und des Sichtbarmachens. |
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Zugleich arbeitete Diderot an Romanen und Erzählungen, die rückblickend erstaunlich modern wirken und meist erst postum erschienen sind. So verfasste er 1760/61 den kirchenkritischen empfindsamen Roman ''La Religieuse'' („Die Nonne“), der den Leidensweg einer unfreiwilligen Nonne beschreibt und heute wohl sein meistgelesenes (und verfilmtes) Werk ist (gedruckt erst 1796). Von 1760 bis etwa 1764 schrieb er den experimentellen Roman ''Le Neveu de Rameau'' („Rameaus Neffe“; erstmals gedruckt in [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethes]] deutscher Übersetzung 1805, in einer französischen Rückübersetzung 1821, im endlich wiederentdeckten Originaltext erst 1891). 1773 beendete er den Roman ''Jacques le Fataliste'' („Jacques der Fatalist“, gedruckt erst 1796). Das Verhältnis zwischen dem von der [[Determinismus|Determiniertheit]] aller Ereignisse überzeugten, aber lebenstüchtigen und aktiven Diener Jacques und seinem an die [[Freier Wille|Willensfreiheit]] glaubenden, aber lethargischen und passiven Herrn, inspirierte [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]] zu seiner in ''[[Phänomenologie des Geistes]]'' entfalteten [[Dialektik]] von [[Herrschaft und Knechtschaft]], ebenso wie ihn der zwiespältige Protagonist des ''Neveu de Rameau'' zur Unterscheidung von „Ansichsein“ und „Fürsichsein“ anregte. |
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In Diderots unveröffentlichten Schriften mit [[Satire|satirischer]] Tendenz zeigen sich deutliche Zweifel am optimistischen, aufklärerischen Weltbild, das er mit der ''Encyclopédie'' öffentlich vertrat. Sein einstiger Freund und späterer Widersacher Rousseau warf Diderot vor, dass er ihn vom Optimismus abgebracht habe. |
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„Die Summe seines Lebens zog D. [Diderot] 1782 in dem ''Essai sur les règnes de Claude et de Néron'', in dem er sich mit Seneca identifiziert, dem Philosophen, der sich einmischt und kompromittiert, dem Gegenbild zu Sokrates.“ (Claudia Albert) |
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== Die Nach-Encyclopédie Ära == |
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Neben seiner unermüdlichen Arbeit führte Diderot ein reges gesellschaftliches Leben in Kreisen der ''[[philosophes]]'', d.h. der kritisch eingestellten Pariser Intellektuellen (Condillac, [[Anne Robert Jacques Turgot, baron de l’Aulne|Turgot]], [[Claude Adrien Helvétius|Helvétius]], [[Paul Heinrich Dietrich von Holbach|d’Holbach]] usw.), aber auch in einigen adeligen Salons. Seit 1755 stand er in einem regen „empfindsamen“ Briefwechsel mit [[Sophie Volland]]. |
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Im Juli 1765 endete die Ära der ''Encyclopédie''. Über zwanzig Jahre hinweg lebte er und seine Familie von den Zahlungen der Verleger bzw. Buchhändler. Da er keinerlei Rechte auf [[Tantiemen]] an der ''Encyclopédie'' besaß, drohte eine wichtige Einkommensquelle zu versiegen. So kamen lediglich Einnahmen aus dem väterlichen Erbe aus Langres. Um die [[Mitgift]] für seine Tochter Marie-Angélique Diderot (1753–1824) bereitzustellen, entschloss er sich seine Bibliothek zu verkaufen. |
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Seine Tochter heiratete am 9. September 1772 den Industriellen [[Abel François Nicolas Caroillon de Vandeul]] (1746–1813).<ref>[http://gw3.geneanet.org/pierfit?lang=fr;p=abel+francois+nicolas;n=caroillon+de+vandeul Genealogie Tochter und Schwiegersohn]</ref> Er war der Sohn einer Jugendliebe, Simone la Salette († 1788)<ref>[http://gw3.geneanet.org/pierfit?lang=fr;p=nicolas;n=caroillon Genealogie von Simone und Nicolas Caroillon]</ref>, von Diderot. Diderot hatte zwei Enkel, von denen Marie Anne († 1784) im Säuglingsalter starb, sowie Denis-Simon Caroillon de Vandeul (1775-1850). |
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So wie Voltaire war auch Diderot auf der Suche nach dem aufgeklärten Monarchen. Er fand ihn in der aus Deutschland stammenden russischen Zarin [[Katharina II. (Russland)|Katharina]], die ihm 1765 pro forma seine Bibliothek abkaufte, ihn zeitlebens als Bibliothekar besoldete, sowie mit Geld für Neuanschaffungen ausstattete und ihn 1773 für einige Monate am Hof von [[Sankt Petersburg]] aufnahm, wohin nach seinem Tod 1784 dann auch die Bibliothek verfrachtet wurde. |
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== Reise nach St. Petersburg == |
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[[Datei:Diderot's travel from Paris to Saint Petersburg in 1773-1774 map-fr.svg|thumb|250px|Reiseziele von Denis Diderot 1773–1774. '''Blaue Linie''' zeigt die Hinfahrt vom 11. Juni 1773 bis 8. Oktober 1773. '''Rote Linie''' zeigt die Rückreise vom 5. März 1774 bis 21. Oktober 1774.]] |
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An einem Freitag, den 11. Juni 1773 verließ Diderot Paris, zu seiner einzigen längeren Reise, das Ziel war [[Sankt Petersburg]]. Er erreichte den Zarensitz am Freitag, dem 8. Oktober 1773. Schon vom 15. Oktober an wurde er von der Zarin [[Katharina II. (Russland)|Katharina die Große]] zu regelmäßigen [[Audienz]]en empfangen. Am 5. März 1774 begann die Rückreise in Richtung Frankreich. Sie endete zunächst am 5. April in [[Den Haag]]. Erst am Freitag, den 21. Oktober 1774 traf er wieder in Paris ein.<ref>Philipp Blom: ''Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung.'' Hanser, München 2011, ISBN 978-3-446-23648-6, S. 306 ff.</ref> |
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In Den Haag wohnte er bei dem russischen Botschafter Dmitri Alexejewitsch Fürst von Gallitzin (1738–1803)<ref>[http://ora-web.swkk.de/goe_reg_online/regest.vollanzeige_bio?id=37297&p_lfdnr=0&s_par=ga&n_par=1 Biographische Daten , Dmitri Alexejewitsch Fürst von Gallitzin (Golizyn)(1738-1803)]</ref>, welcher von 1770 bis 1782 Gesandter in Den Haag war, bis zum Freitag den 20. August 1773. Die nächsten Stationen seiner Weiterfahrt nach Russland waren [[Herzogtum Kleve|Duisburg]] im damaligen [[Brandenburg-Preußen]] wo er seinen zukünftigen Reisebegleiter Alexis Wasiljewitsch Narischkin traf. Krankheitsbedingt zu einer Pause gezwungen reiste er schließlich allein zunächst nach [[Düsseldorf]], [[Leipzig]] und [[Dresden]].<ref>France Marchal: ''Modernité de la pensée politique de Diderot.'' In: ''Actualité de Diderot: actes du forum 2000 à Langres.'' Forum Diderot, Langres 2002, p. 89–103</ref> In Dresden traf er den deutschen Kunsttheoretiker [[Christian Ludwig von Hagedorn]]. Von hier ging die Weiterfahrt mit der [[Postkutsche]], an der Hauptstadt [[Königreich Preußen|Preußens]] vorbei, in Richtung Ostseeküste weiter, man hielt in den Städten [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]], [[Klaipėda|Memel]], [[Jelgava|Mitau]] und [[Riga]], um schließlich den Zarensitz an der [[Newabucht]] zu erreichen. Diderots Ankunft an einem Freitag, den 8. Oktober in Sankt Petersburg begann mit einer Enttäuschung, so fand er nicht wie geplant Unterkunft bei seinem früheren [[Protegé]] dem schweizerisch-französischen Bildhauer [[Etienne-Maurice Falconet]] aber auch ein Treffen mit [[Friedrich Melchior Grimm]] ließ auf sich warten und so gab ihm sein Freunde Alexis Wasiljewitsch Narischkin eine Bleibe. |
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== Letzte Lebensjahre und Tod == |
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[[Datei:P1050076 Paris Ier rue de Richelieu n°39 plaque commémorative Diderot rwk.JPG|miniatur|Gedenktafel am Haus ''N° 39 Rue de Richelieu'' wo Diderot sein Leben beendete]] |
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[[Datei:St. Roch Paris.jpg|miniatur|Denis Diderot aber auch sein Freund [[Paul Henri Thiry d’Holbach]] fanden ihre letzte Ruhestätte in der Kirche [[St-Roch|Saint-Roch (Paris)]]]] |
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Nach seiner Rückkehr nach Paris hatte sich sein gesundheitlicher Zustand verschlechtert und häufiger als zu früheren Zeiten zog es ihn in sein Ausweichquartier in das Haus des Juweliers Étienne-Benjamin Belle, in Sèvres ''N° 26 Rue Troyon'' oder aber auch auf das Landgut Le Château de Grand-Val<ref>[http://www.shas.fr/images/GrandVal1.JPG Fotographie des 1949 zerstörten Gebäudes]</ref> ([[Sucy-en-Brie]] heute ''N° 27 rue du Grand-Val'' im Außenbezirk von Paris (Département Val-de-Marne) seines Freundes Paul Henri Thiry d’Holbach. |
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Diderot fand zwar rege Unterstützung im Kreise der [[Freimaurer]], dass er selbst Freimaurer war, ist jedoch nicht nachgewiesen. |
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Diderot wird aber als ein offizielles Mitglied im Bund der Freimaurer geführt.<ref>http://www.internetloge.de ''Denis Diderot Freimaurer 1''. Website: ''Internetloge''; Lemma: ''Freim. Persönlichkeiten''. Abgerufen am 26. August 2010.</ref> |
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Er wurde in der [[Pfarrkirche Saint-Roch]] in Paris bestattet. |
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== Darstellungen von Diderot in der Kunst == |
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Eines der bekanntesten Portraits malte [[Louis-Michel van Loo]] 1767. Diderot selbst soll es nicht gemocht haben. Weitere Bildnisse stammen von [[Jean-Honoré Fragonard]] (1768) und von [[Dmitri Grigorjewitsch Lewizki|Dmitri Lewizki]]. |
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Eine Statue von ihm, gefertigt von [[Frédéric-Auguste Bartholdi|Frédéric Bartholdi]] (1884), steht in seiner Heimatstadt [[Langres]], wo auch ein kleines Museum an ihn erinnert. Eine Statue von [[Jean Gautherin]] (1886) befindet sich in Paris. |
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[[Peter Prange]] verfasste den historischen Roman ''Die Philosophin'', dessen Heldin Sophie sich in Diderot verliebt. |
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[[Éric-Emmanuel Schmitt]] verfasste eine Komödie über Diderots erotische Abenteuer und die Enzyklopädie unter dem Titel ''Le libertin'' (dt. Titel: ''Der Freigeist''). Die Uraufführung fand 1997 in Paris statt, die deutschsprachige Erstaufführung folgte noch im gleichen Jahr. |
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Das Stück wurde von Schmitt auch zu einem gleichnamigen Drehbuch umgearbeitet, das von [[Gabriel Aghion]] als ''[[Liebeslust und Freiheit]]'' ''(Le libertin)'' verfilmt wurde und im Jahr 2000 in die französischen Kinos kam. Diderot wurde dargestellt von [[Vincent Perez]], weitere Hauptrollen wurden von [[Fanny Ardant]], [[Michel Serrault]] und [[Josiane Balasko]] gespielt. Auch [[Audrey Tautou]] ist unter den Darstellerinnen der jugendlichen Bewunderer Diderots zu entdecken. |
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1966 drehte [[Jacques Rivette]]s seinen zweiten Film ''Suzanne Simonin, la Religieuse de Diderot'' (Rivette bevorzugt diesen Titel gegenüber der Kurzfassung ''La Religieuse''). Als Vorlage zum Film diente der Roman ''La religieuse'' Die Nonne (1760) von Denis Diderot, der Film wurde zeitweise von der französischen Zensur verboten. |
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== Schriften == |
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;Ausgaben in Französischer Sprache |
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* ''Pensées philosophiques'' – ''Philosophische Gedanken'' (1746) |
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* ''La promenade du sceptique'' – ''Der Spaziergang des Skeptikers'' (1747, Erstveröff. 1831) |
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* ''Les bijoux indiscrets'' – ''[[Die geschwätzigen Kleinode]]'' (1748) |
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* ''Lettre sur les aveugles à l'usage de ceux qui voient'' – ''Brief über die Blinden zum Gebrauch der Sehenden'' (1749, anonym) |
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* ''Lettre sur les sourds et muets'' – ''Brief über die Taubstummen'' (1751) |
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* ''Pensées sur l'interprétation de la nature'' – ''Gedanken über die Interpretation der Natur'' (1753) |
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* ''Le Fils naturel'' – ''Der natürliche Sohn'' (Theaterstück, 1757) |
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* ''Le Père de famille'' – ''Der Hausvater'' (Drama, 1758) |
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* ''Discours sur la poésie dramatique'' – ''Abhandlung über die dramatische Dichtkunst'' (1758) |
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* ''La religieuse'' – ''[[Die Nonne]]'' (Roman, 1760) |
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* ''Le Neveu de Rameau'' – ''[[Rameaus Neffe]]'' (1761–1776, Erstveröff. dt. v. Goethe 1805; Erstveröff. frz. 1823); eine andere deutsche Übersetzung nach dem 1891 aufgefundenen Original steht [http://www.welcker-online.de/Links/link_942.html hier] bereit |
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* ''Le rêve de D’Alembert'' – ''D’Alemberts Traum'' (1769) |
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* ''Jacques le fataliste et son maître'' – ''[[Jacques der Fatalist und sein Herr]]'' (1771, Erstveröff. dt. teilw. v. Schiller 1785, v. Mylius 1792; Erstveröff. frz. 1796) |
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* ''Ceci n'est pas un conte'' – ''Dies ist keine Erzählung'' (Erzählung, 1772) |
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* ''Réfutation d'Helvétius'' – ''Fortlaufende Widerlegung von Helvétius’ Werk „Vom Menschen“'' (1774) |
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* ''Supplément au Voyage de Bougainville'' – ''Nachtrag zu Bougainvilles Reise'' (1775, Erstveröff. 1796) |
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* ''Essai sur les règnes de Claude et de Néron'' – Essay über die Herrschaft der Kaiser Claudius und Nero (1778) |
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;Deutschsprachige Werkausgaben |
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* ''Philosophische Schriften'', 2 Bände, hg. u. übers. v. Theodor Lücke, Berlin (DDR) 1961 (Nachdruck Berlin (West) 1984) |
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* ''Ästhetische Schriften'', 2 Bände, hg. v. Friedrich Bassenge, Berlin (DDR) 1967 (Nachdruck Berlin (West) 1984) |
|||
* ''Schriften zur Kunst'', ausgewählt und mit einem Nachwort von Peter Bexte, Philo & PhiloFineArts, Berlin 2005 (Fundus, Bd. 157). ISBN 978-3-86572-412-0 |
|||
* [[Werner Raupp]] (Hrsg.): Denis Diderot [Werke, Sammlung]. „Weiß man je, wohin man geht“. Ein Lesebuch. (Mit einem Geleitwort von [[Peter Prange]].) [[Diderot Verlag]], Rottenburg am Neckar 2008 ([[Humanismus]] – neu entdeckt, Bd. 1). ISBN 978-3-936088-95-3 |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
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* [[Diderot-Effekt]] |
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* [[Der Sonntag (Badische Zeitung)]] |
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== Literatur == |
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* [[Claudia Albert]]: ''Diderot, Denis'' in ''Metzler Philosophen Lexikon.'' J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 1995, ISBN 3-476-01428-2. |
|||
* [[Philipp Blom]]: ''Das vernünftige Ungeheuer – Diderot, d’Alembert, de Jaucourt und die Große Enzyklopädie''. Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-8218-4553-8. |
|||
* [[Philipp Blom]]: ''[[Böse Philosophen|Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung]].'' Hanser, München 2011, ISBN 978-3-446-23648-6. |
|||
* [[Johanna Borek]]: ''Denis Diderot''. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-499-50447-2. |
|||
* [[Hans Magnus Enzensberger]]: ''Diderots Schatten. Unterhaltungen, Szenen, Essays''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-518-40632-9. |
|||
* [[Roger Kempf]]: ''Diderot et le roman.'' Seuil, Paris 1964. |
|||
* [[Anette Selg]], [[Rainer Wieland]] (Hrsg.): ''Die Welt der Encyclopédie''. Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-8218-4711-5. |
|||
* Lieselotte Steinbrügge: ''Das moralische Geschlecht. Theorien und literarische Entwürfe über die Natur der Frau in der französischen Aufklärung''. Beltz, Weinheim/ Basel; 2. Aufl. Metzler, Stuttgart 1992, ISBN 3-476-00834-7. |
|||
* Lieselotte Steinbrügge: ''The Moral Sex. Woman's nature in the French Enlightment''. Oxford University Press, New York 1995, ISBN 0-19-509493-X. |
|||
* de Tirado, Heidi Denzel: ''Biographische Fiktionen: Das Paradigma Denis Diderot im interkulturellen Vergleich (1765–2005).'' Königshausen & Neumann, 2009. |
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* Raymond Trousson: ''Denis Diderot ou le vrai Prométhée'', Paris : Tallandier, 2005, ISBN 2-84734-151-X |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{commonscat}} |
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* [http://www.badische-zeitung.de/ Online-Angebot der Badischen Zeitung] |
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{{Wikisource|Denis Diderot}} |
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{{Wikiquote|Denis Diderot}} |
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* [http://rde.revues.org/ ''Les Recherches sur Diderot et sur l'Encyclopédie'', französische Diderot-Gesellschaft (französisch)] |
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* {{DNB-Portal|118525263}} |
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* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Diderot,+Denis}} |
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* [http://classiques.uqac.ca/classiques/Diderot_denis/diderot_denis.html Werke bei UQAC] (französisch) |
|||
* [http://www.pinkernell.de/romanistikstudium Artikel in ''Namen, Titel und Daten der franz. Literatur''] (Hauptquelle dieses Wikipedia-Artikels) |
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* {{BBKL|d/diderot_d|autor=[[Werner Raupp]]|band=25}} |
|||
* [http://www1.wdr.de/themen/archiv/stichtag/stichtag3546.html WDR-Reportage zum 295. Geburtstag Diderots] Abgerufen am 3. April 2012 |
|||
* [http://www.deutsches-museum.de/bibliothek/unsere-schaetze/enzyklopaedien/diderot-encyclopedie/ Deutsches Museum in München – Diderots Encyclopédie] |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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<references /> |
<references /> |
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{{Normdaten|PND=118525263|LCCN=n/79/81610|VIAF=54146831|SELIBR=183785}} |
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[[Kategorie:Deutschsprachige Tageszeitung]] |
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{{SORTIERUNG:Diderot, Denis}} |
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[[Kategorie:Zeitung (Baden-Württemberg)]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Philosoph der Frühen Neuzeit]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Aufklärer]] |
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[[Kategorie:Vertreter des Atheismus]] |
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[[Kategorie:Aufklärung (Literatur)]] |
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[[Kategorie:Literatur (18. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Literatur (Französisch)]] |
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[[Kategorie:Erzählung]] |
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[[Kategorie:Roman, Epik]] |
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[[Kategorie:Drama]] |
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[[Kategorie:Essay]] |
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[[Kategorie:Enzyklopädist (Encyclopédie)]] |
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[[Kategorie:Herausgeber]] |
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[[Kategorie:Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften]] |
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[[Kategorie:Franzose]] |
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[[Kategorie:Geboren 1713]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1784]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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|NAME=Diderot, Denis |
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|ALTERNATIVNAMEN=Diderot, Desiderius |
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|KURZBESCHREIBUNG=französischer Schriftsteller und Philosoph |
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|GEBURTSDATUM=5. Oktober 1713 |
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|GEBURTSORT=[[Langres]] |
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|STERBEDATUM=31. Juli 1784 |
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|STERBEORT=[[Paris]] |
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}} |
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{{Link FA|tt}} |
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[[ |
[[af:Denis Diderot]] |
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[[an:Denis Diderot]] |
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[[ar:دنيس ديدرو]] |
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[[arz:دنيس ديدرو]] |
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Version vom 23. Mai 2012, 21:44 Uhr
Denis Diderot (* 5. Oktober 1713 in Langres (Champagne-Ardenne); † 31. Juli 1784 in Paris) war ein französischer Schriftsteller, Philosoph und Aufklärer.
Mit Jean-Baptiste le Rond d’Alembert war er Herausgeber der großen französischen Encyclopédie. Er selbst schrieb, als Enzyklopädist, etwa 6000 von insgesamt 72.000 Artikel der Enzyklopädie. Als Autor von (Bühnen-) Werken hatte er großen Anteil am Entstehen des bürgerlichen Dramas. In allen seinen gereiften Werken trat er für die Verbreitung des Geistes der Aufklärung, den Atheismus und gegen Aberglauben und Bigotterie ein.
Jugendjahre und die Pariser Anfänge
Diderot war das zweitälteste Kind des wohlhabenden, jansenistisch-frommen Messerschmiedemeisters, maître coutelier à Langres Didier Diderot (1675–1759)[1][2][3] und seiner Ehefrau Angélique Vigneron (1677–1748)[4] aus der Bischofsstadt Langres (Champagne). Diderot hatte noch fünf jüngere Geschwister, jedoch starben zwei im Kindesalter. Zu seiner Schwester Denise Diderot (1715–1797) hatte er zeitlebens ein sehr gutes Verhältnis, zu seinem jüngeren Bruder Pierre-Didier Diderot (1722–1787), einem späteren Geistlichen, war seine Beziehung konfliktbeladen. Eine weitere Schwester Angélique Diderot (1720–1749) trat dem Ursulinen-Orden bei.
Geboren wurde Denis Diderot in einem Haus im Zentrum von Langres n° 9 de la place dans le centre ville de Langres[5], einem Platz, welcher heute seinen Namen trägt. Die Taufe fand am Freitag, dem 6. Oktober 1713 in der église Saint-Pierre-Saint-Paul de Langres statt.[6] Mit dem 12. Lebensjahr, also 1725, strebten seine Eltern an, ihn auf das Priestertum vorzubereiten, am Donnerstag, dem 22. August 1726, erhielt er die Tonsur vom Bischof von Langres. So sollte er später die Kanonikus-Pfründe seines Onkels mütterlicherseits, dem [Kanonikus] Vigneron, Chanoine de Langres an der Cathédrale Saint-Mammès de Langres übernehmen.[7]
Zur Schule ging er zuerst bei den Jesuiten in Langres einem Collège jésuite, dann im jansenistisch orientierten Collège d’Harcourt in Paris. Nach Beendigung der propädeutischen Kolleg-Studien mit dem Magister Artium im Jahre 1732 unterließ er es jedoch, das geplante Theologiestudium anzuschließen, schloss aber sein Studium an der Sorbonne am 6. August 1735 als Bakkalaureus ab.

Ab 1736 war er als Anwaltsgehilfe bei dem Advokaten Clément de Ris (1750–1827) tätig. Als er dann im Jahre 1737 die Stelle aufgab, stellte auch sein Vater die regelmäßigen Geldzuwendungen ein. Von 1737 an lebte er vier Jahre von zeitweisen schriftstellerischen Aufträgen, so schrieb er Predigten für Geistliche, arbeitete als Hauslehrer und lernte Englisch. Es war die Zeit großer Theaterbegeisterung. Mit dem Jahre 1740 schrieb er für den Mercure de France und den Observations sur les écrits modernes Artikel.
Später wurden Übersetzungstätigkeiten aus dem Englischen in das Französische übernommen.[8] Er übersetzte 1742 die Geschichte Griechenlands von Temple Stanyan (1677-1752), ein medizinisches Nachschlagewerk und 1745 die Inquiry concerning Virtue von Earl of Shaftesbury in das Französische Essai sur le mérite et la vertu. Die Überlegungen von Shaftesbury hatten großen Einfluss auf die französische Aufklärung. Es war dessen Abneigung gegenüber dogmatischen Denkens, Toleranz und eine an die humanistischen Idealen angelehnte Moral, welche auch Diderot beschäftigte.[9]
In den folgenden Jahren führte Diderot in Paris ein mehr oder weniger ungebundenes Leben und befreundete sich mit anderen jungen Intellektuellen, wie d’Alembert, Condillac und Melchior Grimm. Im Februar 1742 lernte er Rousseau im Café de la Régence kennen. Obgleich diesem zeitlebens freundlich zugewandt war die Beziehung zu Rousseau durch dessen zum Teil paranoide Persönlichkeit phasenweise sehr schwierig.[10]Rousseau macht Abbé Étienne Bonnot de Condillac mit Diderot bekannt und zeitweise trifft man sich zu dritt einmal wöchentlich in einem Restaurant in der Nähe des Palais Royal dem Panier fleuri zum diskutieren und Speisen.
Als er 1743 die ihm seit zwei Jahren bekannte, besitz- und aussteuerlose, streng katholische Wäscheverkäuferin Anne-Toinette Champion (1710–1796) heiraten wollte und, wie üblich, seinen Vater um Erlaubnis bat, ließ dieser ihn kraft seiner väterlichen Autorität in ein Kloster bei Troyes einsperren. Diderots Antipathie gegen die Kirche und die Institution Kloster liegt wohl auch in dieser Erfahrung begründet – eine Antipathie, die sich später noch steigerte, als seine jüngste Schwester freiwillig ins Kloster ging und dort geisteskrank wurde. Diderot selbst konnte nach einigen Wochen aus seinem klösterlichen Gefängnis fliehen. Er kehrte nach Paris zurück und heiratete Anne-Toinette Champion heimlich im Oktober 1743 in der Kirche Église Saint-Pierre-aux-Bœufs de Paris. Das Paar hatte vier Kinder, von denen drei sehr früh starben – Angélique (1744–1744), Jacques François Denis (1746–1750) und Denis (1750–1750) –, sowie die Tochter Marie-Angélique (1753–1824), die später eine ausgezeichnete Cembalistin wurde.[11]
Anne-Toinette Champion lebte 1741 mit ihrer Mutter in der Rue Boutebrie, wo die beiden Frauen von Weißnäherei und Spitzklöpplerei und dem Verkauf ihrer Produkte lebten, Denis Diderot wohnte zu dieser Zeit in einem kleinen Zimmer im gleichen Haus.[12] Die Mutter von Anne-Toinette war eine geborene Marie de Malleville (* 1676) und heiratete einen Ambroise Champion († 1713) ebenfalls aus Département Sarthe, das Paar hatte insgesamt sechs Kinder. Nach seinem Tode zogen die Mutter Marie Champion und Anne-Toinette nach Paris.
Diderot war kein treuer Ehemann; er war während seiner Ehe ab 1745 mit Madeleine de Puisieux (1720–1798) liiert, einer „aventurière“ („Abenteurerin“), wie man emanzipiert und unverheiratet lebende Frauen meist besserer Herkunft und Bildung zu seiner Zeit nannte. Im Jahre 1755 lernte Diderot Sophie Volland kennen, die ihm eine lebenslange Gefährtin, Seelen- und Intimfreundin werden sollte. Die Ehe mit Anne-Toinette Champion führte er weiter.
Frühe Zeit in Paris – Zeit der konsolidierten Aufklärung

Zwischen dem Ende seines Studiums an der Sorbonne im Jahre 1735 und seiner Heirat von Anne-Toinette Champion im Jahre 1743 führte Diderot das Dasein eines Bohème. Dann folgt die Phase der intensiven Beschäftigung mit der Encyclopédie. Zu Beginn der 1740er Jahre kreuzten sich die Wege mit Jean-Jacques Rousseau. Es begann eine enge Freundschaft bis in die Mitte der 1750er Jahre, welche Aufgrund der schwierigen Persönlichkeit Rousseaus zu einem jähen Bruch führte.
Unter anderem über Rousseau lernte Diderot weitere Pariser Intellektuelle kennen. So wurde er mit dem Abbé Étienne Bonnot de Condillac bekannt gemacht. Auch lernte er in jener Zeit Friedrich Melchior Grimm kennen, ebenfalls ein späterer Freund und Vertrauter. Über diesen Kreis der Pariser Intellektuellen kam er in Kontakt zur Salonnière und Schriftstellerin Louise d’Épinay sowie dem wichtigen Freund und Mitarbeiter (seit 1751) an der Encyclopédie, dem Baron Paul Henri Thiry d’Holbach. Er wurde Teil des Coterie holbachique.
Seine philosophische Entwicklung zeigt sich u.a. in der Haltung zur Kirche, etwa ausgehend vom Besuch des jesuitischen Collège Louis-leGrand und der Tonsur im Jahre 1726, weiter zu der Entwicklung seiner Werke. Zunächst die Phase des Zweifelns La promenade du sceptique (1747), dann die Zeit des vernunftgeprägten Theismus, so in den Pensées philosophiques (1746), und später die Phase des eindeutigen Materialismus Pensées sur l'interprétation de la nature (1753).
Marc-Pierre de Voyer de Paulmy d'Argenson forderte am Dienstag den 22. Juli 1749 Nicolas René Berryer auf einen königlichen Haftbefehl, lettre de cachet auszustellen. Letztlich durch Denunziationen initiiert, wurde Diderot die Veröffentlichung der Pensées philosophiques und das Arbeiten an weiteren gegen die Religionen gerichtete Schriften zur Last gelegt (siehe auch Mandat d'arrêt).[13] Am folgenden Donnerstag, dem 24. Juli 1749 um halb acht morgens wurde Diderot in der N° 3 Rue de l’Estrapade von Joseph d’Hémery, dem Kommissar und Inspektor der königlichen Zensurbehörde, verhaftet, verhört und in die Festung Vincennes, château de Vincennes, gebracht.[14] Hierbei kam sicher erschwerend hinzu, dass er schon zwei Jahre zuvor vom Pfarrer Pierre Hardy de Levaré seiner Gemeinde, Saint-Médard[15], der als gottloser „sehr gefährlicher Mensch“ denunziert worden war.[16] Er wurde dort bis zum Montag, den 3. November 1749 inhaftiert. Außer den Interventionen der Buchhändler, die u.a. auch an einer schnellen Fertigstellung der Encyclopédie interessiert waren, inserierte Diderot selbst brieflich bei René-Louis de Voyer de Paulmy, marquis d’Argenson und Nicolas René Berryer. Die Arrestierung erfolgte auf Veranlassung des Generalleutnant der Polizei, lieutenant général de police (in dieser Funktion von 1747 bis 1757), Nicolas René Berryer, wegen der Schrift Lettre sur les aveugles à l’usage de ceux qui voient, in welcher er seine materialistische Positionen darlegte. Rousseau besuchte ihn dort regelmäßig. Die Erfahrungen der Inhaftierung prägten sich in der Persönlichkeit von Diderot mit traumatisierenden Spuren ein, welche ihn für seine weitere Arbeiten mit größerer Vorsicht vorgehen ließen.
Spätere Wohnorte in Paris
Von 1754 ab bis zum Jahre 1784 wohnte die Familie Diderot dann im 4. und 5. Stockwerk eines Hauses in der Rue Taranne (heute Teil des Boulevard Saint-Germain) gegenüber der Rue Saint-Benoît im 5. Arrondissement von Paris.[17]
Bei einem Freund, dem Juwelier Étienne-Benjamin Belle, le joaillier Belle in Sèvres, N° 26 Rue Troyon, mietete er um Oktober/November 1767 eine Dépendance. In dieses Zimmer zog er sich bis kurz vor seinem Tode regelmäßig zum Arbeiten zurück.[18][19]
Sein letztes Domizil, hier verbrachte er die restlichen Tage seines Lebens[20], lag in der N° 39 Rue de Richelieu im 2. Arrondissement in Paris.[21]
Die Encyclopédie

von d’Alembert und Diderot
Da er schon eine Geschichte der alten Griechen, ein medizinisches Lexikon und einen philosophischen Traktat von Shaftesbury aus dem Englischen übersetzt hatte, erhielt Diderot 1746 von dem Pariser Verleger und Hofdrucker André Le Breton den Auftrag, die kürzlich abgeschlossene Cyclopaedia, or Universal Dictionary of the Arts and Sciences ins Französische zu übersetzen. Er nahm an, beschloss aber, das zweibändige Werk beträchtlich zu erweitern, um daraus eine Summa des gesamten Wissens seiner Zeit zu machen. Hierzu gewann er als Mitarbeiter zuerst seinen Freund d’Alembert, einen Mathematiker und Naturwissenschaftler, sowie nach und nach andere Autoren, die sogenannten Enzyklopädisten, die teils sonst wenig bekannte Spezialisten, teils aber auch berühmte Persönlichkeiten waren, wie z. B. Montesquieu oder Voltaire.
Durch seine Inhaftierung in der Festung Vincennes von Juli bis November 1749 musste er seine Arbeit an der Encyclopédie für einige Monate aussetzen und kam durch eine schriftlich hinterlegte Verpflichtung, keine blasphemischen Schriften mehr zu veröffentlichen, frei. In Zukunft war er deshalb vorsichtiger und ließ, um den Fortgang der Encyclopédie nicht zu gefährden, viele andere Schriften unpubliziert.
1750 verfasste er einen in ganz Europa verschickten Prospekt, in dem er Interessenten zur Subskription der Encyclopédie aufrief. Im November 1750 wurden die ersten achttausend Exemplare des Prospectus, der Vorankündigung der Encyclopédie, publiziert, mit der die Käuferschaft zur Subskription aufgefordert werden sollte. Man plante zunächst acht Textbände und zwei Bände mit Kupferstichen.[22] In einer später erschienenen Auflage aus dem Jahre 1755 spricht Diderot im Artikel zum Begriff Enzyklopädie im Band V von insgesamt zwölf geplanten Bänden.
1751 erschienen die beiden ersten Bände der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers („Enzyklopädie oder durchdachtes Lexikon der Wissenschaften, Künste und Gewerbe“).
Der buchhändlerische Erfolg des Werkes war enorm, doch die Jesuiten und die Sorbonne diagnostizierten eine unchristliche Tendenz und erwirkten beim königlichen Kronrat ein Verbot. Da aber Madame de Pompadour (die Mätresse von Ludwig XV.), einige Minister, viele einflussreiche Freimaurer und der Chefzensor Chrétien-Guillaume de Lamoignon de Malesherbes auf der Seite der Enzyklopädisten standen, konnten 1753–1756 trotz des Verbots vier weitere Bände erscheinen. Hatte doch Malesherbes als Oberzensor (Censure royale) 1751 der Encyclopédie das königliche Privileg verliehen.




Danach jedoch wuchs der Druck der Gegner. 1758 wurde das Verbot erneuert, 1759 setzte Papst Clemens XIII. das Werk auf den Index. Inzwischen hatte aber die Regierung die Deviseneinnahmen schätzen gelernt, die trotz des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) durch den Verkauf der Encyclopédie aus ganz Europa hereinkamen, und man ermutigte Diderot unter der Hand zum Weitermachen.
Der Mitherausgeber Jean-Baptiste le Rond d’Alembert zog sich 1759 aus dem Projekt zurück. An seine Stelle trat ab dem Jahre 1760 der sehr engagierte Louis de Jaucourt.[23]
Am Montag, dem 12. November 1764, bemerkte er zufällig, dass sein französischer Verleger André Le Breton ohne Rücksprache in den letzten Textbänden Änderungen durch Auslassung ganzer Textpassagen und gravierende Textveränderungen vornahm. Obgleich Diderot zunächst jede weitere Zusammenarbeit mit ihm aufgeben wollte, ließ er es nicht soweit kommen.
Anfang des Jahres 1766 kam der siebzehnte Textband heraus, in der Ausgabe der Encyclopédie aus dem Jahre 1772 war das Projekt schließlich mit dem elften Band abgeschlossen.
Diderot widmete diesem Projekt 20 Jahre seines Lebens. Er schrieb mehr als 3000 Artikel[24] bevor er das Projekt im Juli 1765, mangels Anerkennung voller Bitterkeit, beendete. Diderot zog sich zurück und überließ seinen Nachfolgern die Herausgabe der letzten Abbildungsbände, die, wie schon die ersten, viel zum Ruhm des Unternehmens beitrugen.
In der Encyclopédie méthodique – in 166 Bänden, zwischen 1782 bis 1832 von dem Verleger Charles-Joseph Panckoucke und Madame Thérèse-Charlotte Agasse (1775-1838) herausgegeben – fand die Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers schließlich ihre Neubearbeitung, Erweiterung und Neuaufteilung in verschiedene Fachlexika.
Philipp Blom schrieb zu Diderot als Enzyklopädist, dass er als Künstler weder die Neigung noch den systematischen Geist zum Faktensammeln gehabt habe:
„Das Werk war ein Vehikel für seine Ideen; es gab ihm ein Einkommen, und sollte ihm einen Namen geben, und es gab Gegenständen eine Würde, die nie zuvor Druckseiten zierten; doch systematische, alles umarmende Akribie gehörte nicht zu seinen Interessen.[25]“
Philosophie, Kritik, Theater, Romane
Neben der Encyclopédie hatte Diderot immer auch andere Werke in Arbeit. Schon 1746 hatte er im Anschluss an die Shaftesbury-Übersetzung seine Pensées philosophiques („Philosophische Überlegungen“) publiziert, worin er erstmals materialistische und atheistische Vorstellungen vertrat. 1748 veröffentlichte er einen erotischen Roman, Les bijoux indiscrets („Die geschwätzigen Kleinode“), der ein Skandalerfolg wurde und in den Literaturgeschichten für Schüler und Studenten oft unerwähnt bleibt.
1749 kam die schon genannte philosophische Schrift Lettre sur les aveugles („Brief über die Blinden“) heraus, worin Diderot, ausgehend von der These, dass ein blind Geborener keine Möglichkeit habe, die Existenz Gottes zu erdenken, diese Existenz überhaupt bezweifelt. 1751 trug er bei zu einer Grundlegung der philosophischen Ästhetik mit der Lettre sur les sourds et muets („Brief über die Taubstummen“). Im gleichen Jahr wurde er neben d’Alembert in die Berliner Akademie der Wissenschaften aufgenommen.
In den Jahren hiernach beschäftigte er sich mit Kunstgeschichte sowie den Techniken der Malerei und wurde einer der ersten professionellen Kunstkritiker mit den neun Artikeln, die er zwischen 1759 und 1781 über die Pariser Salons für die handschriftlich verbreitete Zeitschrift Correspondance littéraire seines Freundes Melchior Grimm verfasste.[26] Die Verkaufsausstellungen (Salons) wurden alle zwei Jahre von den Mitgliedern der Académie de peinture et de sculpture im Verein mit Pariser Galeristen veranstaltet.
Als Naturwissenschaftler betätigte Diderot sich in den Pensées sur l'interprétation de la nature („Überlegungen zur Deutung der Natur“, 1754), einem Plädoyer für das Prinzip des Experiments und gegen die rationalen Naturerklärungen der Cartésiens, d.h. der rationalistischen Denker im Gefolge von René Descartes.
Daneben wurde er bedeutsam für die Entwicklung des Theaters. Er verfasste einige Stücke, die heute wegen ihrer ereignisarmen und oft unwahrscheinlichen Handlung zwar kaum mehr aufgeführt werden, zu ihrer Zeit aber erfolgreich waren dank ihrer eindringlichen Darstellung widersprüchlicher Gefühle und innerer Konflikte sowie dank der Tatsache, dass sie realitätsnah sein sollten und im Milieu der oberen Mittelschicht spielen.
Am bekanntesten wurden Le Fils naturel („Der natürliche Sohn“, 1757) und Le Père de famille („Der Familienvater“, 1758). Im Ersteren ringt ein junger Mann sich tugendhaft dazu durch, seinem Freund die Braut nicht zu nehmen, in die er sich wider Willen verliebt hat und die auch ihrerseits sich magisch von ihm angezogen fühlt (sich am Ende aber als seine Halbschwester herausstellt). Im Zweiten gestattet ein Vater, der eigentlich passende Konventionalehen für seine beiden heiratsfähigen Kinder anstrebt, diesen nach langen inneren Konflikten die Liebesheiraten, die sie selber wünschen (und die sich nachträglich als gesellschaftlich akzeptabel erweisen). Wichtiger noch als die Stücke wurden die theoretischen Abhandlungen Diderots, z. B. De la poésie dramatique, „Über die dramatische Dichtung“, 1758. Sie begründeten ein neues Genre: das außerhalb der traditionellen Gattungen Tragödie und Komödie angesiedelte drame bourgeois („bürgerliches Trauerspiel“), das besser als jene die Realität der Epoche darstellen und selbstverständlich keine Verse, sondern Prosa verwenden sollte. Wichtig wurde auch der Dialog Le paradoxe sur le comédien („Paradox über den Schauspieler“, 1773), wo Diderot unter anderem nochmals behandelt, was er in Observations sur Garrick, ou les acteurs anglais (Beobachtungen über Garrick, oder die englischen Schauspieler, 1770) ausgeführt hatte: dass nämlich nicht der leidenschaftlich gefühlvolle Schauspieler, sondern der eher nüchterne die Gemüter bewege. Diderots Einfluss auf die Theatertheorie reicht bis hin zu Bertolt Brecht und seiner Theorie der Distanziertheit und des Sichtbarmachens.
Zugleich arbeitete Diderot an Romanen und Erzählungen, die rückblickend erstaunlich modern wirken und meist erst postum erschienen sind. So verfasste er 1760/61 den kirchenkritischen empfindsamen Roman La Religieuse („Die Nonne“), der den Leidensweg einer unfreiwilligen Nonne beschreibt und heute wohl sein meistgelesenes (und verfilmtes) Werk ist (gedruckt erst 1796). Von 1760 bis etwa 1764 schrieb er den experimentellen Roman Le Neveu de Rameau („Rameaus Neffe“; erstmals gedruckt in Goethes deutscher Übersetzung 1805, in einer französischen Rückübersetzung 1821, im endlich wiederentdeckten Originaltext erst 1891). 1773 beendete er den Roman Jacques le Fataliste („Jacques der Fatalist“, gedruckt erst 1796). Das Verhältnis zwischen dem von der Determiniertheit aller Ereignisse überzeugten, aber lebenstüchtigen und aktiven Diener Jacques und seinem an die Willensfreiheit glaubenden, aber lethargischen und passiven Herrn, inspirierte Hegel zu seiner in Phänomenologie des Geistes entfalteten Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft, ebenso wie ihn der zwiespältige Protagonist des Neveu de Rameau zur Unterscheidung von „Ansichsein“ und „Fürsichsein“ anregte.
In Diderots unveröffentlichten Schriften mit satirischer Tendenz zeigen sich deutliche Zweifel am optimistischen, aufklärerischen Weltbild, das er mit der Encyclopédie öffentlich vertrat. Sein einstiger Freund und späterer Widersacher Rousseau warf Diderot vor, dass er ihn vom Optimismus abgebracht habe.
„Die Summe seines Lebens zog D. [Diderot] 1782 in dem Essai sur les règnes de Claude et de Néron, in dem er sich mit Seneca identifiziert, dem Philosophen, der sich einmischt und kompromittiert, dem Gegenbild zu Sokrates.“ (Claudia Albert)
Die Nach-Encyclopédie Ära
Neben seiner unermüdlichen Arbeit führte Diderot ein reges gesellschaftliches Leben in Kreisen der philosophes, d.h. der kritisch eingestellten Pariser Intellektuellen (Condillac, Turgot, Helvétius, d’Holbach usw.), aber auch in einigen adeligen Salons. Seit 1755 stand er in einem regen „empfindsamen“ Briefwechsel mit Sophie Volland.
Im Juli 1765 endete die Ära der Encyclopédie. Über zwanzig Jahre hinweg lebte er und seine Familie von den Zahlungen der Verleger bzw. Buchhändler. Da er keinerlei Rechte auf Tantiemen an der Encyclopédie besaß, drohte eine wichtige Einkommensquelle zu versiegen. So kamen lediglich Einnahmen aus dem väterlichen Erbe aus Langres. Um die Mitgift für seine Tochter Marie-Angélique Diderot (1753–1824) bereitzustellen, entschloss er sich seine Bibliothek zu verkaufen. Seine Tochter heiratete am 9. September 1772 den Industriellen Abel François Nicolas Caroillon de Vandeul (1746–1813).[27] Er war der Sohn einer Jugendliebe, Simone la Salette († 1788)[28], von Diderot. Diderot hatte zwei Enkel, von denen Marie Anne († 1784) im Säuglingsalter starb, sowie Denis-Simon Caroillon de Vandeul (1775-1850).
So wie Voltaire war auch Diderot auf der Suche nach dem aufgeklärten Monarchen. Er fand ihn in der aus Deutschland stammenden russischen Zarin Katharina, die ihm 1765 pro forma seine Bibliothek abkaufte, ihn zeitlebens als Bibliothekar besoldete, sowie mit Geld für Neuanschaffungen ausstattete und ihn 1773 für einige Monate am Hof von Sankt Petersburg aufnahm, wohin nach seinem Tod 1784 dann auch die Bibliothek verfrachtet wurde.
Reise nach St. Petersburg

An einem Freitag, den 11. Juni 1773 verließ Diderot Paris, zu seiner einzigen längeren Reise, das Ziel war Sankt Petersburg. Er erreichte den Zarensitz am Freitag, dem 8. Oktober 1773. Schon vom 15. Oktober an wurde er von der Zarin Katharina die Große zu regelmäßigen Audienzen empfangen. Am 5. März 1774 begann die Rückreise in Richtung Frankreich. Sie endete zunächst am 5. April in Den Haag. Erst am Freitag, den 21. Oktober 1774 traf er wieder in Paris ein.[29]
In Den Haag wohnte er bei dem russischen Botschafter Dmitri Alexejewitsch Fürst von Gallitzin (1738–1803)[30], welcher von 1770 bis 1782 Gesandter in Den Haag war, bis zum Freitag den 20. August 1773. Die nächsten Stationen seiner Weiterfahrt nach Russland waren Duisburg im damaligen Brandenburg-Preußen wo er seinen zukünftigen Reisebegleiter Alexis Wasiljewitsch Narischkin traf. Krankheitsbedingt zu einer Pause gezwungen reiste er schließlich allein zunächst nach Düsseldorf, Leipzig und Dresden.[31] In Dresden traf er den deutschen Kunsttheoretiker Christian Ludwig von Hagedorn. Von hier ging die Weiterfahrt mit der Postkutsche, an der Hauptstadt Preußens vorbei, in Richtung Ostseeküste weiter, man hielt in den Städten Königsberg, Memel, Mitau und Riga, um schließlich den Zarensitz an der Newabucht zu erreichen. Diderots Ankunft an einem Freitag, den 8. Oktober in Sankt Petersburg begann mit einer Enttäuschung, so fand er nicht wie geplant Unterkunft bei seinem früheren Protegé dem schweizerisch-französischen Bildhauer Etienne-Maurice Falconet aber auch ein Treffen mit Friedrich Melchior Grimm ließ auf sich warten und so gab ihm sein Freunde Alexis Wasiljewitsch Narischkin eine Bleibe.
Letzte Lebensjahre und Tod

Nach seiner Rückkehr nach Paris hatte sich sein gesundheitlicher Zustand verschlechtert und häufiger als zu früheren Zeiten zog es ihn in sein Ausweichquartier in das Haus des Juweliers Étienne-Benjamin Belle, in Sèvres N° 26 Rue Troyon oder aber auch auf das Landgut Le Château de Grand-Val[32] (Sucy-en-Brie heute N° 27 rue du Grand-Val im Außenbezirk von Paris (Département Val-de-Marne) seines Freundes Paul Henri Thiry d’Holbach.
Diderot fand zwar rege Unterstützung im Kreise der Freimaurer, dass er selbst Freimaurer war, ist jedoch nicht nachgewiesen. Diderot wird aber als ein offizielles Mitglied im Bund der Freimaurer geführt.[33]
Er wurde in der Pfarrkirche Saint-Roch in Paris bestattet.
Darstellungen von Diderot in der Kunst
Eines der bekanntesten Portraits malte Louis-Michel van Loo 1767. Diderot selbst soll es nicht gemocht haben. Weitere Bildnisse stammen von Jean-Honoré Fragonard (1768) und von Dmitri Lewizki.
Eine Statue von ihm, gefertigt von Frédéric Bartholdi (1884), steht in seiner Heimatstadt Langres, wo auch ein kleines Museum an ihn erinnert. Eine Statue von Jean Gautherin (1886) befindet sich in Paris.
Peter Prange verfasste den historischen Roman Die Philosophin, dessen Heldin Sophie sich in Diderot verliebt.
Éric-Emmanuel Schmitt verfasste eine Komödie über Diderots erotische Abenteuer und die Enzyklopädie unter dem Titel Le libertin (dt. Titel: Der Freigeist). Die Uraufführung fand 1997 in Paris statt, die deutschsprachige Erstaufführung folgte noch im gleichen Jahr.
Das Stück wurde von Schmitt auch zu einem gleichnamigen Drehbuch umgearbeitet, das von Gabriel Aghion als Liebeslust und Freiheit (Le libertin) verfilmt wurde und im Jahr 2000 in die französischen Kinos kam. Diderot wurde dargestellt von Vincent Perez, weitere Hauptrollen wurden von Fanny Ardant, Michel Serrault und Josiane Balasko gespielt. Auch Audrey Tautou ist unter den Darstellerinnen der jugendlichen Bewunderer Diderots zu entdecken.
1966 drehte Jacques Rivettes seinen zweiten Film Suzanne Simonin, la Religieuse de Diderot (Rivette bevorzugt diesen Titel gegenüber der Kurzfassung La Religieuse). Als Vorlage zum Film diente der Roman La religieuse Die Nonne (1760) von Denis Diderot, der Film wurde zeitweise von der französischen Zensur verboten.
Schriften
- Ausgaben in Französischer Sprache
- Pensées philosophiques – Philosophische Gedanken (1746)
- La promenade du sceptique – Der Spaziergang des Skeptikers (1747, Erstveröff. 1831)
- Les bijoux indiscrets – Die geschwätzigen Kleinode (1748)
- Lettre sur les aveugles à l'usage de ceux qui voient – Brief über die Blinden zum Gebrauch der Sehenden (1749, anonym)
- Lettre sur les sourds et muets – Brief über die Taubstummen (1751)
- Pensées sur l'interprétation de la nature – Gedanken über die Interpretation der Natur (1753)
- Le Fils naturel – Der natürliche Sohn (Theaterstück, 1757)
- Le Père de famille – Der Hausvater (Drama, 1758)
- Discours sur la poésie dramatique – Abhandlung über die dramatische Dichtkunst (1758)
- La religieuse – Die Nonne (Roman, 1760)
- Le Neveu de Rameau – Rameaus Neffe (1761–1776, Erstveröff. dt. v. Goethe 1805; Erstveröff. frz. 1823); eine andere deutsche Übersetzung nach dem 1891 aufgefundenen Original steht hier bereit
- Le rêve de D’Alembert – D’Alemberts Traum (1769)
- Jacques le fataliste et son maître – Jacques der Fatalist und sein Herr (1771, Erstveröff. dt. teilw. v. Schiller 1785, v. Mylius 1792; Erstveröff. frz. 1796)
- Ceci n'est pas un conte – Dies ist keine Erzählung (Erzählung, 1772)
- Réfutation d'Helvétius – Fortlaufende Widerlegung von Helvétius’ Werk „Vom Menschen“ (1774)
- Supplément au Voyage de Bougainville – Nachtrag zu Bougainvilles Reise (1775, Erstveröff. 1796)
- Essai sur les règnes de Claude et de Néron – Essay über die Herrschaft der Kaiser Claudius und Nero (1778)
- Deutschsprachige Werkausgaben
- Philosophische Schriften, 2 Bände, hg. u. übers. v. Theodor Lücke, Berlin (DDR) 1961 (Nachdruck Berlin (West) 1984)
- Ästhetische Schriften, 2 Bände, hg. v. Friedrich Bassenge, Berlin (DDR) 1967 (Nachdruck Berlin (West) 1984)
- Schriften zur Kunst, ausgewählt und mit einem Nachwort von Peter Bexte, Philo & PhiloFineArts, Berlin 2005 (Fundus, Bd. 157). ISBN 978-3-86572-412-0
- Werner Raupp (Hrsg.): Denis Diderot [Werke, Sammlung]. „Weiß man je, wohin man geht“. Ein Lesebuch. (Mit einem Geleitwort von Peter Prange.) Diderot Verlag, Rottenburg am Neckar 2008 (Humanismus – neu entdeckt, Bd. 1). ISBN 978-3-936088-95-3
Siehe auch
Literatur
- Claudia Albert: Diderot, Denis in Metzler Philosophen Lexikon. J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 1995, ISBN 3-476-01428-2.
- Philipp Blom: Das vernünftige Ungeheuer – Diderot, d’Alembert, de Jaucourt und die Große Enzyklopädie. Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-8218-4553-8.
- Philipp Blom: Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung. Hanser, München 2011, ISBN 978-3-446-23648-6.
- Johanna Borek: Denis Diderot. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-499-50447-2.
- Hans Magnus Enzensberger: Diderots Schatten. Unterhaltungen, Szenen, Essays. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-518-40632-9.
- Roger Kempf: Diderot et le roman. Seuil, Paris 1964.
- Anette Selg, Rainer Wieland (Hrsg.): Die Welt der Encyclopédie. Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-8218-4711-5.
- Lieselotte Steinbrügge: Das moralische Geschlecht. Theorien und literarische Entwürfe über die Natur der Frau in der französischen Aufklärung. Beltz, Weinheim/ Basel; 2. Aufl. Metzler, Stuttgart 1992, ISBN 3-476-00834-7.
- Lieselotte Steinbrügge: The Moral Sex. Woman's nature in the French Enlightment. Oxford University Press, New York 1995, ISBN 0-19-509493-X.
- de Tirado, Heidi Denzel: Biographische Fiktionen: Das Paradigma Denis Diderot im interkulturellen Vergleich (1765–2005). Königshausen & Neumann, 2009.
- Raymond Trousson: Denis Diderot ou le vrai Prométhée, Paris : Tallandier, 2005, ISBN 2-84734-151-X
Weblinks
- Les Recherches sur Diderot et sur l'Encyclopédie, französische Diderot-Gesellschaft (französisch)
- Literatur von und über Denis Diderot im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Denis Diderot bei Zeno.org.
- Werke bei UQAC (französisch)
- Artikel in Namen, Titel und Daten der franz. Literatur (Hauptquelle dieses Wikipedia-Artikels)
- Werner Raupp: Denis Diderot. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 25, Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-332-7.
- WDR-Reportage zum 295. Geburtstag Diderots Abgerufen am 3. April 2012
- Deutsches Museum in München – Diderots Encyclopédie
Einzelnachweise
- ↑ Genealogie der Familie
- ↑ Portrait des Vaters eines unbekannten Meisters aus dem Musée d’Art et d’Histoire, Langres
- ↑ Denis Diderot: Rameau’s Nephew and First Satire (Oxford World’s Classics) Oxford University Press (2006), p. XXXI
- ↑ Biographie in deutscher Sprache
- ↑ La Place Diderot in Langres von MonNuage, http://www.monnuage.fr
- ↑ Die Kirche Saint-Pierre-Saint-Paul von Langres
- ↑ Lepape, Pierre: Denis Diderot. Eine Biographie. Campus-Verlag, Frankfurt a/M (1994), ISBN 3-593-35150-1, S. 23
- ↑ Johanna Borek: Denis Diderot. Rowohlt Hamburg (2000)
- ↑ Stackelberg, Jürgen von: Diderot. Artemis-Verlag München, (1983), ISBN 3-7608-1303-8 S.16-17
- ↑ Philipp Blom: Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung. Hanser, München 2011, ISBN 978-3-446-23648-6, S. 278 ff.
- ↑ Ausführliche Biographie Marie-Angélique Diderot
- ↑ Lepape, Pierre: Denis Diderot. Eine Biographie. Campus-Verlag, Frankfurt a/M (1994), ISBN 3-593-35150-1, S. 28-29
- ↑ Manfred Geier: Aufklärung. Das europäische Projekt. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2012, S. 129
- ↑ Johanna Borek: Denis Diderot. Rowohlt Hamburg 2000, S. 43–44
- ↑ Lepape, Pierre: Denis Diderot. Eine Biographie. Campus-Verlag, Frankfurt a/M (1994), ISBN 3-593-35150-1, S. 7
- ↑ Philipp Blom: Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung. Hanser, München 2011, ISBN 978-3-446-23648-6, S. 78 ff.
- ↑ Wikisource Seite über Denis Diderot(französisch)
- ↑ Louis Marcel: Un petit problème d'histoire religieuse et d'histoire littéraire. La mort de Diderot d'après des documents inédits (suite). In: Revue d'histoire de l'Église de France. Tome 11. N° 51, 1925., p. 209, pp. 202–226
- ↑ Maurice Tourneux: Diderot Et Catherine II. Slatkine, 1970, p. 517
- ↑ Johanna Borek: Denis Diderot. Rowohlt, Reinbek 2000, S. 14
- ↑ Biographie in französischer Sprache
- ↑ Johanna Borek: Denis Diderot. Rowohlt, Hamburg 2000, S. 53–54
- ↑ historicum.net: Publikationsgeschichte der Encyclopédie
- ↑ Stackelberg, Jürgen von: Diderot. Artemis-Verlag München, (1983), ISBN 3-7608-1303-8 S.35
- ↑ Philipp Blom: Enlightening the World. Encyclopédie, The Book That Changed the Course of History. Palgrave Macmillan. New York, Houndsmille 2004, S. 150. “The work was a vehicle for his ideas; it gave him an income, and was to make his name, and it dignified subjects that had never before graced the printed page; but systematic, all-embracing meticulousness was not among his interests.”
- ↑ Gedruckt wurden sie erstmals 1812/13 in der 16-bändigen Pariser Ausgabe – Correspondance littéraire, philosophique, critique addressée à un Souverain d’Allemagne par Grimm et Diderot – veröffentlicht.
- ↑ Genealogie Tochter und Schwiegersohn
- ↑ Genealogie von Simone und Nicolas Caroillon
- ↑ Philipp Blom: Böse Philosophen: Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung. Hanser, München 2011, ISBN 978-3-446-23648-6, S. 306 ff.
- ↑ Biographische Daten , Dmitri Alexejewitsch Fürst von Gallitzin (Golizyn)(1738-1803)
- ↑ France Marchal: Modernité de la pensée politique de Diderot. In: Actualité de Diderot: actes du forum 2000 à Langres. Forum Diderot, Langres 2002, p. 89–103
- ↑ Fotographie des 1949 zerstörten Gebäudes
- ↑ http://www.internetloge.de Denis Diderot Freimaurer 1. Website: Internetloge; Lemma: Freim. Persönlichkeiten. Abgerufen am 26. August 2010.
Personendaten | |
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NAME | Diderot, Denis |
ALTERNATIVNAMEN | Diderot, Desiderius |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Schriftsteller und Philosoph |
GEBURTSDATUM | 5. Oktober 1713 |
GEBURTSORT | Langres |
STERBEDATUM | 31. Juli 1784 |
STERBEORT | Paris |