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Soziale Rolle und Saddam Hussein: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Image:Saddam Hussein (107).jpg|thumb|Saddam Hussein]]
Die '''Soziale Rolle''' beschreibt die Aufgaben oder die Funktion, die eine [[Person]] im [[gesellschaft]]lichen Leben wahrnimmt. Der Begriff selbst ist dem [[Theater]] entlehnt und veranschaulicht, dass jede Person nur in den ihrer Rolle entsprechenden Grenzen und Möglichkeiten mit den Anderen kommunizieren und interagieren kann. In der [[Soziologie]] ist die '''soziale Rolle''' ein zentraler [[Begriff]] der '''Rollentheorie''', die in einem einfachen [[Modell]] beschreibt, welche Spielräume ein Mensch in seinem [[Sozialer Status|sozialen Status]] hat und wie er diese nutzt. In soziologischen Theorien wurde die Bedeutung des Begriffs vielfach ausgeweitet.
'''Saddam Hussein 'Abd al-Madjid al-Tikriti''' (<big>'''صدام حسين عبد المجيد التكريتي'''</big> auf [[Arabische Sprache|Arabisch]]) (wahlweise Aussprachen sind ''Hussein'', ''Hussain'' oder ''Hossain'') (* [[28. April]] [[1937]]) war von [[1979]] bis [[2003]] [[Präsident]] des [[Irak]].


Saddam Hussein ist der Sohn von Saddam Abd al Majid, der vor seiner Geburt starb, und Subha Tulfah al-Musallat.
==Geschichte==
Er wurde 1937 im Dorf Als-Audja, im Bezirk [[Tikrit]], Irak, in der Familie eines Schafhirten geboren; er ist sunnitischer Araber, wie etwa 20% der irakischen Bevölkerung.
Historisch wird die Hypothese gewagt, dass Rollenhandeln im Abendland frühestens mit der Entstehung des griechischen [[Theater]]s im 5./4. Jahrhundert v. Chr. erstmals als solches beobachtet und auch auf anderen sozialen ''Bühnen'' angesprochen werden konnte: Es wird in der jüngeren attischen [[Komödie]] selber thematisiert - so etwa "der dumme barbarische Sklave", "der gerissene Diener", "die kupplerische Vettel", "der stürmische junge Liebhaber".
[[1947]], im Alter von zehn Jahren, kam er zu seinem Onkel Khayrallah Tulfah nach [[Bagdad]].
Dessen älteste Tochter [[Sajida Talfah|Sajida]] (also seine Cousine) heiratete er im Jahre [[1963]] in [[Kairo]].


== Werdegang ==
Im Zeitalter der [[Frühaufklärung]] diente die [[Typenkomödie]] der Entlarvung höfischer [[Zeremonie]]n und bürgerlicher Gespreiztheit ([[Goldoni]]). Bühnenrollen wie der ''Tartuffe'' von [[Molière]] wurden ihrerseits umgangssprachlich verwandt, um eine soziale Rolle wie "den [[Heuchelei|Heuchler]]" zu brandmarken. Einschlägig ist auch, dass ein Stück im Stück gespielt wird, wenn Schauspieler eine Rollenfigur spielen, die ihrerseits eine Rolle zu spielen hat - so bereits im "''[[Hamlet]]''" von [[Shakespeare]] - der dies sogar problematisiert, wenn Hamlet angesichts des vorgeführten Tränenausbruchs eines Schauspielers nachdenklich fragt: "''Was ist ihm [[Hekuba]], dass er um sie sollt' weinen''?" Von Shakespeare stammt auch der bekannte Ausspruch: "''All the world is but a stage.''"
Saddam Hussein trat 1957 der damals noch verbotenen [[Ba'ath-Partei]] bei und nahm [[1956]] an einem erfolglosen [[Putsch]]versuch gegen den irakischen König [[Faisal II. (Irak)|Faisal II.]] teil. [[1958]] unterstützte er eine andere, von General [[Abdul Karim Kassim]] geführte Gruppe.


In der Folge eines misslungenen [[Attentat]]s auf Premierminister [[Abdul Karim Kassim|Kassim]] floh Hussein [[1959]] über Syrien nach [[Ägypten]] und wurde in Abwesenheit zum Tod verurteilt. Während des angeblichen Studiums an der juristischen Fakultät der [[Universität Kairo]], ohne Abschluss [http://www.boell.de/de/04_thema/1863.html], knüpfte Hussein Kontakte zur [[Central Intelligence Agency|CIA]].
1853 gab [[Herman Melville]] mit "''Bartleby, the Scrivener''" eine klassische ''Short Story'', in der ein Angestellter seine soziale Rolle einfach nicht spielen möchte.


Am [[8. Februar]] [[1963]] kehrte er nach einem erfolgreichen Putsch der Ba'ath-Partei, in dem Premier [[Abdul Karim Kassim|Kassim]] und viele Führungspersonen ihr Leben verloren, in den Irak zurück.
== Umgangssprache ==
Nach dem Machtwechsel ([[Ramadanrevolte]]) wurde er [[1964]] zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, flüchtete aber [[1967]].
Dass jemand oder auch etwas "eine Rolle spiele", ist gegenwärtig eine alltägliche Redensart. Beispiel: ''Komm doch im Hemd, spielt sowieso keine Rolle.'' Ein Beispiel für die entsprechende Verwendung von "soziale Rolle" wäre: "''In der [[Gruppe 47]] spielte [[Hans Werner Richter]] eine viel stärkere soziale als künstlerische Rolle.''"


[[1968]] unterstützte er einen erfolgreichen [[Staatsstreich]] von Ba'ath-Partei und Armee.
== [[Soziologie]] ==
Der wissenschaftliche Begriff '''„soziale Rolle“''' wurde erst [[1936]] von [[Ralph Linton]] in die [[Soziologie]] eingeführt.


=== Politischer Aufstieg ===
Die folgenden Beispiele zeigen, wie Rollen soziologisch unterschieden werden können:
[[Bild:Sad brile.jpg|thumb|Ein seltenes Beispiel aus dem breiten Sortiment des Saddam-Art Centers in Bagdad]]
* [[Kultur|gesamtkulturell]] - zum Beispiel ''die Priesterin'', ''der Mann''
Als die Ba'ath-Partei [[1968]] im Irak an die Macht kam, übernahm Saddam Hussein in der neuen Regierung das Amt als stellvertretender Generalsekretär des revolutionären Kommandorates, sowie als Chef des Ministeriums für [[Staatssicherheit]] und des Propagandaministeriums, 1969 auch das des Vizepräsidenten.
* [[soziale Differenzierung|sozial differenziert]] - zum Beispiel ''die Physiklehrerin'', ''der Industriemeister''
* [[Situation|situationsbezogen]] - zum Beispiel ''die Augenzeugin'', ''der Aufzugfahrer''
* [[Biosoziologie|biosoziologisch]] - zum Beispiel ''die Dicke'', ''der Albino''


Am [[1. Juni]] [[1972]] leitete er die [[Verstaatlichung]] westlicher Ölfirmen ein, die ein Ölmonopol im Irak hatten. Mit den Öleinnahmen entwickelte er das Land zu einer regionalen militärischen Großmacht. Die Einnahmen aus dem Ölverkauf sorgten aber auch für den Wohlstand breiterer Bevölkerungsschichten.
Soziale [[Akteur]]e befinden sich ihr Leben lang in unterschiedlichen sozialen Rollen; mitunter wird auch in mehreren Rollen gleichzeitig agiert (in sozialen Umfeldern, die sich nur in geringem Maße überschneiden). Sozialhistorisch entstehen dabei soziale Rollen neu, [[sozialer Wandel|wandeln]] sich und gehen unter. Das Rollenhandeln beeinflusst dabei immer folgende Aspekte:


Am [[1. Juli]] [[1973]] wurde er vom Revolutionsrat zum Drei-Sterne-General der irakischen Streitkräfte ernannt, später ernannte er sich selbst zum [[Marschall#Marschall_des_Irak|Feldmarschall]].
* die [[Legitimität|legitimen]] [[Norm]]en, die einer Position entgegen gebracht werden,
* eine Reihe von fremden oder eigenen [[Erwartung]]en, die an einen Akteur in einer bestimmten sozialen Position gestellt werden und nicht immer legitim sind, (siehe auch [[Rollenerwartung]])
* die positiven und negativen [[soziale Sanktion|sozialen Sanktionen]], mit denen andere Akteure einen Rollenspieler beeinflussen wollen und können


Am [[6. März]] [[1975]] schloss er als Vizepräsident mit dem iranischen [[Schah]] [[Mohammad Riza Pahlavi]] das [[Abkommen von Algier]] über den Grenzverlauf im [[Schatt el Arab]] und die gegenseitige Nichteinmischung in innere Angelegenheiten.
An diesen drei [[sozialer Tatbestand|sozialen Tatsachen]] orientieren Akteure offen oder verborgen ihre eigenen Handlungen und bewerten Beobachter sowie die Handlung anderer. [[Heinrich Popitz]] definiert soziale Rolle entsprechend als Bündel von Verhaltensnormen, die eine bestimmte Kategorie von Gesellschafts- bzw. Gruppenmitgliedern im Unterschied zu anderen Kategorien zu erfüllen hat. Verhaltensnormen sind dabei Verhaltensweisen, die von allen oder einer bestimmten Kategorie von Gesellschafts- oder Gruppenmitgliedern in einer bestimmten Konstellation regelmäßig wiederholt und im Fall der Abweichung durch eine negative Sanktion gegen den Abweichler bekräftigt werden.


[[1979]] ernannte Präsident [[Ahmed Hassan al-Bakr]] Saddam Hussein im Alter von 42 Jahren zum Vorsitzenden der Partei und zu seinem Nachfolger. Am [[11. Juli]] [[1979]] wird er zum Generalsekretär der Ba'ath-Partei und am [[16. Juli]] [[1979]] übernimmt er die Macht als Staats- und [[Regierungschef]].
=== Einzelthemen der Rollentheorie ===
Danach leitete er eine blutige Säuberung der Ba'ath-Partei ein und verhindert so auch den geplanten Zusammenschluss mit dem ebenfalls ba'athistischen Regime Syriens.
====Kulturelle Rollen====
Kulturelle Rollen wirken alltags als „Selbstverständlichkeiten“ und werden oft erst durch Stiftung von [[Religion]]en oder durch die Herausbildung politischer [[Bewegung]]en in scharfen [[sozialer Konflikt|sozialen Konflikten]] bewusst und disponibel. So wurden zum Beispiel in der Spät[[antike]] durch das [[Christentum]] die [[Sklave]]n zu "[[Mensch]]en" aufgewertet, denn auch für die Erlösung von deren Seelen war Jesus gekreuzigt worden. Durch die Frauenbewegung sind die als "[[Weiblichkeit|weiblich]]" oder "[[Männlichkeit|männlich]]" charakterisierten kulturellen Rollen nachhaltig erschüttert und differenziert abwandelbar geworden.


Dennoch war auch danach Saddam Husseins Autorität noch nicht völlig unumschränkt. Zunächst hatten al-Bakr und Saddam Hussein die Ämter nur getauscht, al-Bakr blieb faktisch Vizepräsident bis zu seinem Tode im April 1982. Gerüchte wissen um eine vermeintliche Vergiftung. Saddam Hussein jedenfalls nutzte diese erste [[Zäsur]] einer Machterweiterung bereits im Juli zu einer verhängnisvollen Alleinentscheidung - dem Rückzugsbefehl für die irakischen Truppen in einer entscheidenden Phase des Golfkrieges gegen Iran. Die zweite Zäsur ist 1989 anzusetzen. Mit dem Tode des Ba'ath-Partei-Gründers und Vizepräsidenten Michel Aflaq (wiederum war von Gift die Rede) und der Ausschaltung des als Kriegsminister im Golfkrieg populär gewordenen Khayrallah Tulfah im gleichen Jahr (mysteriöser Hubschrauberabsturz) gab es faktisch keinerlei auch nur ansatzweise rivalisierende moralische Autorität mehr neben oder hinter dem Präsidenten, die Saddam Husseins Entscheidung zum Krieg gegen Kuwait hätte beeinflussen können.
[[Bild:Velazquez-Jester.jpg|thumb|240px|right|Der [[Hofnarr]] Sebastián de Morra, 1636, Öl auf Leinwand[[Diego Rodríguez de Silva y Velázquez|, von Velázquez - eine '''Berufsrolle''']]. ]]
====Sozial differenzierte Rollen====
Sozial [[Differenzierung (Soziologie)|differenziert]]e Rollen haben die meiste soziologische Aufmerksamkeit auf sich gezogen, zumal in Folge der [[Arbeitsteilung]] und den daraus resultierenden zahlreichen Berufsrollen.


=== Der erste Golfkrieg ===
In der US-amerikanischen Soziologie hat [[Robert K. Merton]] den bedeutsamen Unterschied zwischen dem '''''intra'''personalen'' und dem '''''inter'''personalen'' Rollenkonflikt heraus gearbeitet. Im ersten Fall muss sich zum Beispiel der Industriemeister in dieser Rolle zwischen den Erwartungen seiner Untergebenen und seiner Vorgesetzten seine persönlichen Rolle ausformen und hat dabei nach Kurt Holm drei Rollentypen zur Auswahl: Radfahrer = "nach oben buckeln, nach unten treten", Kumpel oder sachlich-distanziert verbrämte wechselnde Parteinahme. Im zweiten Fall müsste er seinen eigenen Rollen-Kompromiss mit seinen anderen Rollen als Betriebsratsmitglied, Familienvater, Vereinsmitglied, Hobbybastler usf. finden.
[[Bild:Arafat-saddam-1980.jpg|thumb|Treffen des Palästinensischen Präsidenten Arafat mit Saddam Hussein 1980]]
Etwa ein Jahr nach der Revolution im Iran gegen den prowestlichen [[Mohammad Reza Pahlavi]] annullierte Saddam Hussein am [[17. September]] [[1980]] das [[Abkommen von Algier]], welches zuvor auch der Iran als für nicht mehr bindend erklärt hatte. Irak verweigerte daraufhin die Räumung der 1975 abgetretenen Grenzgebiete, die seit dem 4. August unter iranischem Beschuß lagen. Am [[22. September]] [[1980]] befahl er der irakischen Armee, den Iran mit neun von insgesamt zwölf Divisionen auf einer 600km breiten Front anzugreifen. Dies bildete den Auftakt für den fast acht Jahre dauernden [[Erster Golfkrieg|Ersten Golfkrieg]].


Dabei spielten auch verschiedene westliche Staaten, die ihn wegen der drohenden Niederlage gegen den [[Iran]] massiv unterstützten, wie z. B. [[Frankreich]] ([[Israel]] zerstörte im Jahr [[1981]] den irakisch-französischen Atomreaktor [[Osirak]]) und [[Deutschland]], als Rüstungsexporteure und Lieferanten für Nuklear- sowie Chemieanlagen ([[Pestizid]]e-[[Giftgas]]) eine führende Rolle. Entgegen oft geäußerter Ansichten gehörten die [[USA]] vom Volumen der Waffenlieferungen eher zur zweiten Reihe, dafür aber belieferte Washington beide Seiten ([[Irangate]]). Hauptunterstützer des Iraks waren die [[Sowjetunion]], [[Frankreich]] und die [[Volksrepublik China]] (welches allerdings auch den Iran belieferte). Auf einer vom Stockholmer SIPRI-Institut erstellten Übersicht folgen die USA erst an 11. Stelle.
[[Ralf Dahrendorf]] - der mit seinem "[[homo sociologicus]]" eine sehr scharfsinnige deutsche Debatte über die "soziale Rolle" angestoßen hat - hat den Unterschied zwischen den durch negative Sanktionen bewehrten „Muss-Erwartungen“, den durch negative und positive charakterisierten „Soll-Erwartungen“ und den durch positiven Sanktionen bedankten „Kann-Erwartungen“ herausgearbeitet: Der Werkmeister ''muss'' unkorrupt ein, er ''soll'' keine [[Bezugsgruppe]] nachhaltig unzufrieden machen, und er ''kann'' persönlich verständnisvoll sein.


Eine besondere Bedeutung hatten allerdings auch die [[Sunniten|sunnitischen]] bzw. [[Wahabiten|wahabitischen]] [[Golfkooperationsrat|Golfstaat]]en als Kreditgeber und Finanziers des ersten Golfkrieges (Bedrohungsszenario durch den [[Schia|schiitischen]] Iran). Das Unvermögen, die Kredite zurückzuzahlen, wird allgemein als einer der Gründe für die versuchte [[Annektierung]] [[Kuwait]]s durch den Irak betrachtet.
Im Bereich differenzierter Rollen entsteht auch die Evidenz, mit der der "[[Rolle]]n"-Begriff aus dem [[Theater]] übernommen worden ist – hierzu vgl. besonders [[Erving Goffman]], dem allerdings das "[[Theater]]"-Gleichnis mit "Vorderbühne" und "Hinterbühne" ein zentraleres Anliegen als der "Rollen"-Begriff ist.
Während des Krieges gegen den Iran setzte Saddam Hussein mit stillschweigender Billigung eines Großteils der Staatengemeinschaft Giftgas ein, wobei er Hunderttausende junger Iraner vergaste (Siehe auch [[Kriegsverbrechen]], [[Demozid]]). Der US-Geheimdienst stellte dem Irak Satellitenbilder der iranischen Stellungen zur Verfügung. Bei einem Besuch in Bagdad regte der damalige [[Ronald Reagan|Reagan]]-Vertraute [[Donald Rumsfeld|Rumsfeld]] die Verwendung von Giftgas an.


Um die Neutralität der schiitischen Bevölkerungsmehrheit Iraks im Krieg gegen den Iran zu sichern, trat Saddam Hussein 1981 im Beisein des damaligen Großayatollah Khoy formal zur Schia über. Dieser Schritt wurde aber weder von Schiiten noch von Saddam Hussein bzw. den Sunniten ernstgenommen, und auch Khoy überlebte Saddams Regime nicht.
[[Bild:Uebergabe von Breda.jpg|thumb|280px|right|[[Die Übergabe von Breda]] - Gemälde von [[Diego Rodríguez de Silva y Velázquez|Velázquez]]. '''Sieger''' und '''Besiegter''' je als situationale Rollen]]
====Situationale Rollen====
[[Situation]]ale Rollen bilden sich je und je unvermutet, ''[[ad hoc]]'' heraus, wenn etwa ein Betrunkener sich in eine Beerdigung mischt. Trotzdem werden die dann entstehenden Rollenerwartungen, -normen und -sanktionen nicht jedes Mal völlig frei improvisiert. Sie sind durch unterschiedliche Gegebenheiten vorstrukturiert, wenn - im Beispiel eben - es auf einmal auf Geistesgegenwart, eine eher soziobiologische Mitgift, oder auf das Geschlecht, ein eher kulturelles [[Pattern|Muster]], oder auf den eher sozial differenzierten Beruf eines [[Akteur]]s ankommt. Situationen sind einerseits das Arbeitsgebiet sehr scharfäugigerer soziologischer Beobachter, klassisch von [[Georg Simmel]], gegenwärtig von [[Roland Girtler]]. Andererseits sind sie in speziellen sozialen Problembereichen häufiger anzutreffen, wo sie in der [[Arbeitssoziologie]] von Konrad Thomas und in der [[Katastrophensoziologie]] von Wolf R. Dombrowsky behandelt worden sind.


Am [[18. Juli]] [[1988]] willigte der [[Iran]] in die Waffenstillstandsbedingungen der [[Vereinte Nationen|VN]]-Resolution 598 ein, die Saddam Hussein bereits zuvor akzeptiert hatte. Ayatollah [[Ruhollah Khomeini|Chomeini]] kommentierte dies mit dem Zusatz ''„Lieber hätte ich Gift genommen“''. Am [[8. August]] [[1988]] wurde ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, das am [[20. August]] [[1988]] in Kraft trat. Zum Abschluss eines Friedensvertrages ist es seither nicht gekommen.
==== Grenzbereich zwischen [[Soziologie]] und [[Biologie]] ====
Es gibt Rollen, die eng mit der [[Biosoziologie|(bio)soziologische]]n Tierheit des Menschen verquickt sind, auch "[[Soziobiologie|biotische]]" Rollen genannt. So kennen auch andere Primaten als der Mensch offenbar "den Großen" oder "den Lauten" und entwickeln besondere Verhaltensformen ihm gegenüber, wie auch er gegenüber den Anderen. Solche Rollen wurden in der Soziologie selten thematisiert, eine Ausnahme war [[Dieter Claessens]] in "''Rolle und Macht''" und "''Das Konkrete und das Abstrakte''". Für das Verhalten des Kleinkindes sind solcherlei Rollen vermutlich besonders bedeutsam, denn es hat die sozialen Rollen im engeren Sinn - also die kulturellen, differenzierten oder situationalen Rollen - noch gar nicht internalisiert; "ein Fremder neben/über mir" erscheint ihm vermutlich einfach in der Rolle des gefährlichen Fressfeindes. Solche Rollen können auch ein Berufsproblem sein, beispielsweise in der [[Palliativmedizin]] und der [[Medizinsoziologie]] "der Sterbende".


[[1988]] wurde die kurdische Stadt [[Halabdscha]] vermutlich von der irakischen Luftwaffe mit [[Giftgas]] angegriffen, wobei etwa 5000 Zivilisten zu Tode kamen. Erst dieser Giftgaseinsatz wurde von der westlichen Presse zur Kenntnis genommen, aber von staatlicher Seite nicht verurteilt.
=== Kritik des Rollen-Begriffs ===
In [[akteur]]bezogenen, oft mikrosoziologisch fokussierten soziologischen Theorien ist der Begriff der „sozialen Rolle“ oft fruchtbar und wird gerne angewandt.


=== Der zweite Golfkrieg ===
Schwieriger tun sich die kollektivbezogenen Theorien - zum Beispiel der [[Strukturfunktionalismus]] oder die Ethnotheorie. Denn sie fassen die stets notwendigen Rollen-Kompromisse der Akteure eher als ein Fehlverhalten oder als "[[Eurozentrismus|eurozentrisch]] hinein getragen" auf und analysieren sie mit anderen Begriffen, etwa als "dysfunktional" oder als "kulturimperialistisch".
Am [[2. August]] [[1990]], zwei Jahre nach dem Waffenstillstand, ließ Saddam Hussein [[Kuwait]] besetzen. Die Besetzung erfolgte, nachdem Kuwait die Ölfördermenge erhöht hatte und somit die Ölpreise senkte, was dem Irak missfiel, da man dort gerade im Wiederaufbau des Landes nach dem ersten Golfkrieg war. Vor der Besetzung signalisierte das Weißen Haus, dass die USA im Falle einer Besetzung nicht intervenieren würden, was Saddam Hussein [[de facto]] als amerikanische Erlaubnis für einen Angriff auf Kuwait sah. Im [[Zweiter Golfkrieg|Zweiten Golfkrieg]] wurde seine Armee Anfang [[1991]] durch die von den [[USA]] geführte Koalition fast vernichtend geschlagen. Auf dem Weg nach [[Bagdad]] zogen sich die amerikanischen Truppen aber in Erwartung heftigeren Widerstandes (besonders gegen die Verbindungslinien) zurück, zumal die US-Verbündeten nicht weiter mitzogen. Der von westlichen Kräften ermutigte Aufstand der [[Schiiten]] im südlichen Irak gegen Saddam Hussein wurde durch die militärisch immer noch überlegene Regierung trotz Einrichtung einer Flugverbotszone brutal niedergeschlagen.


Saddam Hussein überlebte zahlreiche Putschversuche und [[Attentat]]e, auch von ausländischen Geheimdiensten. Er förderte aktiv die Modernisierung der irakischen Wirtschaft und den Aufbau von Industrie, Verwaltung und Polizei. Er leitete den Ausbau des irakischen Landes, die Mechanisierung der Landwirtschaft und die [[Bodenreform]] sowie die Volksbildung. Vor 1990 war die Analphetisierungsrate bei Mädchen auf unter 10 Prozent gesenkt, nach der Zerstörung der Schulen in den Kriegen von 1991 und 2003 stieg sie auch 76 Prozent, so die UNESCO.
Wo "Theorien der Gesellschaft" von "soziologischen Theorien" unterschieden werden, etwa im [[Marxismus]] oder in der [[Systemtheorie]], da wird "Rolle" entweder als gefährlicher Konkurrenzbegriff vehement zurückgewiesen oder er wird einfach übergangen: [[Frigga Haug]] beanstandete als Marxistin, dass sowohl die Geschichte der Gesellschaft und ihre ökonomischen Bedingungen als auch das [[dialektisch]]e Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft mit dem Begriff "Rolle" in das [[Individuum]] verlegt würden; die Theater[[metapher]] "Rolle" erleichtere zudem die Selbsttäuschung, Rollenforderungen seien eine äußere Übermacht, vor der das Individuum sich in die "innere Emigration" zurückziehen könne - ''siehe dazu'' [[Rollendistanz]]. Gesellschaftliche Verhältnisse erschienen dementsprechend fälschlich als unveränderbar. - Eine [[Systemtheorie|systemtheoretisch]]e Begriffseinvernahme und Umdefinierung der "Rolle" steht noch aus.


Er beförderte eine vollständige Neuentwicklung der Energiewirtschaft sowie den öffentlichen Dienst wie Transport und Erziehung. Er brachte eine nationale Alphabetisierungskampagne auf den Weg und führte die Schulpflicht ein.
==Siehe auch==
* [[Psychodrama]], [[Rolle]], [[Rolle (Theater)]], [[Geschlechterrolle]]
* [[Maske]], [[Charaktermaske]]


Seit dem [[29. Mai]] [[1994]] war er zusätzlich Premierminister, Vorsitzender der Ba'ath-Partei und Oberkommandierender der Armee. Im Oktober 1995 ließ er sich ohne Gegenkandidaten mit 97% der abgegebenen Stimmen auch offiziell zum Präsidenten wählen. Die Gratulation durch den ehemaligen Staatspräsidenten [[Abdul Rahman Aref]] verlieh dieser Farce aber einen beinahe legitimen Anstrich.
== Literatur ==
'''Einführend'''
* Karl-Heinz Hillmann, ''Wörterbuch der Soziologie'', 4. Aufl., Stuttgart: Kröner 1994. ISBN 3-520-41004-4


[[1995]] flüchteten Saddams Schwiegersöhne, sowie der Geheimdienstchef und dessen Bruder wegen Meinungsverschiedenheiten nach [[Jordanien]]. Angeblich durch Saddam [[Begnadigung|begnadigt]], kehrten sie in den Irak zurück, wo sie im Februar [[1996]] inhaftiert und hingerichtet wurden.
'''Klassische Studien'''
* Ralph Linton, ''The study of man'', 1936.
* [[Erving Goffman]], ''Wir alle spielen Theater'' (''The presentation of self'') 1956.
* [[Ralf Dahrendorf]], ''[[Homo sociologicus]]'', Köln/Opladen 1959, 15. (um einen guten Diskussionsteil erweiterte) Aufl. 1975.
* [[Dieter Claessens]], ''Rolle und [[Macht]]'', 1968.
* [[Uta Gerhardt]], ''Rollenanalyse als kritische Soziologie'', 1971.


Die [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] hatten seit dem Golfkrieg ein ununterbrochenes Handels[[embargo]] über das Land verhängt. [[1996]] akzeptierte das irakische Parlament den „[[Oil For Food]]“-Plan des [[UNO-Sicherheitsrat|UNO-Sicherheitsrates]], der dem Irak den Verkauf begrenzter Mengen [[Erdöl]] ermöglichte, um dringende humanitäre Bedürfnisse zu decken.
'''Kritisch'''
Im Oktober [[2002]] wurde Saddam Hussein in einer offensichtlich fingierten Wahl mit fast 100 Prozent der Stimmen als Führer des Landes für weitere sieben Jahre im Amt bestätigt.
* [[Frigga Haug]]: ''Kritik der Rollentheorie'', 1994. ISBN 3-88619-222-9


=== Der dritte Golfkrieg ===
'''Angewandte Rollentheorie'''
Im so genannten [[Dritter Golfkrieg|Dritten Golfkrieg]] ([[20. März]] [[2003]]) marschierten Truppen der USA und verbündeter Staaten in den Irak ein, schlugen die irakische Armee und besetzten das Land vollständig. Die USA begründeten dies damit, dass der Irak durch Entwicklung und Besitz von Massenvernichtungswaffen gegen die über ihn verhängten [[Vereinte Nationen|VN]]-Resolutionen verstieße, und dass Saddam Hussein terroristische Organisationen wie [[Al Qaida ]] unterstützen würde. Beides konnte jedoch bis heute nicht bestätigt werden.
* Juri Hälker: ''Betriebsräte in Rollenkonflikten. Betriebspolitisches Denken zwischen Co-Management und Gegenmacht.'' Mering: Rainer Hampp 2004. ISBN 3-87988-800-0.
Auf Saddam Hussein und eine Reihe von führenden Angehörigen der Regierung wurde ein [[Kopfgeld]] von 25 Millionen US-Dollar ausgesetzt.
*Thomas Herrmann/ [http://www.imtm-iaw.rub.de/personenund/personen/ij/index.html Isa Jahnke]/ Kai-Uwe Loser (2003): "Die Unterstützung von Rollenzuweisung und Rollenübernahme. Ein Ansatz zur Gestaltung von Wissensmanagement- und CSCL-Systemen". In: G. Szwillus/J. Ziegler (Hrsg.): ''Mensch & Computer 2003. Interaktion in Bewegung''. Wiesbaden: B. G. Teubner. S. 87-98.


Nach Kriegsende tauchten Tonbandaufnahmen auf, in denen eine männliche Stimme dazu aufrief, „die Invasoren aus unserem Land zu vertreiben“. Es wird als wahrscheinlich angesehen, dass es sich dabei um die Stimme Saddam Husseins handelte.
==Weblinks==
*[http://www.geocities.com/iglu01/ethno/goffman.html Textausschnitte von Erving Goffman]


Seine Söhne [[Udai_Hussein|Udai]] und [[Kusai Hussein|Kusai]], die für ihre Grausamkeit gefürchtet waren, kamen am [[22. Juli]] [[2003]] bei einem US-Angriff auf ihren Unterschlupf in [[Mosul]] nach heftigen Kämpfen ums Leben. Sein dritter und jüngster Sohn ([[Ali_Saddam_Hussein|Ali Hussein]]) ist untergetaucht.
==Kategorie "Lesenswert==
{{Lesenswert}}


=== Saddam Husseins Festnahme ===
[[Kategorie:Soziale Rolle| Soziale Rolle]]
[[Bild:Saddamcapture.jpg|thumb|Saddam Hussein nach seiner Festnahme]]
[[en:Role]]
Am [[13. Dezember]] [[2003]] wurde Saddam Hussein von amerikanischen Besatzungstruppen festgenommen. Nach amerikanischer Darstellung wurde er im Zuge einer Razzia in einem Dorf etwa 15 Kilometer von seiner Heimatstadt [[Tikrit]] entfernt aufgegriffen. Dabei soll kein Schuss gefallen sein. Er soll sich in einem Haus in einem gemauerten [[Erdloch]] versteckt und einen Vollbart getragen haben. Bei ihm soll Bargeld im Wert von etwa 750.000 US-Dollar gefunden worden sein. Der von der amerikanischen Führung verbreitete Hergang der Festnahme und der konkrete Zeitpunkt wird durch den Anwalt Saddam Husseins sowie ihn selbst bestritten; auch der ehemalige US-Soldat Nadim Abou Rabeh sagte im März 2005, dass die Szene mit dem Erdloch gestellt worden sei, Saddam Hussein in einem Haus gelebt habe und die US-Soldaten bei der Festnahme auf Widerstand gestoßen seien. Seine Identität wurde nach amerikanischen Angaben durch einen [[DNA-Test]] sowie anhand von Zähnen und Narben nachgewiesen.
[[es:Rol]]

[[fi:Rooli]]
Die offizielle Bestätigung der Festnahme erfolgte am [[14. Dezember]] 2003 um etwa 13 Uhr [[MEZ]] durch den britischen Premierminister [[Tony Blair]] und kurz danach in einer Pressekonferenz durch [[Paul Bremer]], den US-amerikanischen Zivilverwalter im Irak.
[[nl:Functie (positie)]]

[[pl:Rola społeczna]]
Saddam Hussein wird im [[Gefängnis|Hochsicherheitsgefängnis]] [[Camp Cropper]] festgehalten und soll vor ein irakisches Gericht gestellt werden. Am [[10. Januar]] [[2004]] gab die US-amerikanische Regierung bekannt, Saddam Hussein sei nun offizieller [[Kriegsgefangenschaft|Kriegsgefangener]] der USA. Am selben Tag forderte der irakische Regierungsrat die Vereinigten Staaten auf, Hussein als einen Kriminellen der irakischen Justiz zu übergeben. Der Status des Kriegsgefangenen ermöglicht unter anderem, dass unabhängige Beobachter und Hilfsorganisationen (z. B. das [[Rotes Kreuz|Rote Kreuz]]) mit dem Ex-Diktator in Kontakt treten können, um sich von dessen Unversehrtheit und den Haftbedingungen ein Bild machen zu können.
Am [[30. Juni]] [[2004]], also zwei Tage nach der offiziellen Machtübergabe der USA an die irakische Übergangsregierung, wurde Hussein nach sechs Monaten der irakischen Justiz übergeben.

=== Die Anklage ===
Das irakische Justizsystem wurde in den 1920er Jahren von den Briten aufgebaut, für die Schulung im [[Internationales Recht|internationalen Recht]] für diesen Prozess hatten die irakischen Juristen ein Jahr Zeit.
Ein Sondertribunal wird sich nun mit ihm und 11 weiteren Politikern und Militärs des Iraks beschäftigen. In einer ersten Anhörung ohne Anwalt am 1. Juli [[2004]], welche überwiegend ohne Ton (US-[[Zensur_%28Informationskontrolle%29|Zensur]]) auch im Fernsehen übertragen wurde, stritt er jede Schuld ab und erkannte das Tribunal nicht an. Er sieht sich weiterhin als Präsident: ''„Ich bin Saddam Hussein, der Präsident des Irak“''. Er bleibt unter Bewachung der USA.
Gemäß irakischem Recht wird Saddam Husseins Einmarsch in Kuwait vor dem Tribunal verhandelt werden.
Geplante Ausnahmen:
* Der Überfall auf den Iran 1980, soll ''nicht'' als Angriffskrieg verhandelt werden. Die iranische Regierung beabsichtigt aber in Bagdad zu klagen, da Saddam Hussein [[1980]] den Krieg gegen [[Iran]] begonnen und [[Chemiewaffen]] eingesetzt hatte. '' Quelle: [http://www.nzz.ch/2004/07/04/al/page-newzzDW8WKYZG-12.html NZZ]
* Die westlichen Regierungen, die [[Sowjetunion]], [[Kuwait]] und [[Saudi-Arabien]] sitzen für Ihre Unterstützung des Irak mit ''Waffen, Giftgas, operativer Hilfe und Krediten'' im [[Erster Golfkrieg|Ersten Golfkrieg]] nicht mit auf der Anklagebank.[http://www.nadir.org/nadir/initiativ/kurdi-almani-kassel/aktuell/2001/dez2001/irakwaff.htm]

Auf jeden Fall werden Saddam Hussein die in diesen Kriegen verübten Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit (laut Human Rights Watch wurden bis zu 290.000 Menschen ermordet http://www.hrw.org/reports/2003/iraq0503/) zur Last gelegt.

Die US-Regierung hat sich sehr bemüht, ein [[funktion]]sfähiges Tribunal aufzubauen. Die Ermittlungen werden laut [[New York Times]] vom [[FBI]] und einer Einheit des US-Justizministeriums geführt. Die irakischen Juristen erhalten Unterstützung von ausländischen Experten. Salam Tschalabi, der Gerichtsdirektor, wurde in den USA ausgebildet, so die [http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/539/34505/ SZ].

=== Der Prozess ===
[[Bild:TrialSaddam.jpg|thumb|Saddam Hussein vor Gericht]]
Der Prozess beginnt am 19. Oktober 2005.
In erster Instanz wird eine Kammer aus fünf Richtern urteilen. In der Berufung entscheiden neun Richter. Die Anklage lautet auf Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen, die während seiner Präsidentschaft [[1979]] bis [[2003]] begangen worden sein sollen.

Mit ihm sind sieben führende Mitglieder der [[Baath]]-Partei angeklagt. Als erster Anklagepunkt gilt ein [[Massaker]] in der Stadt [[Dudschail]]. Dort waren [[1982]] nach einem Attentatsversuch auf Saddam 143 Männer und Jungen hingerichtet wurden. Die weiteren zwölf Anklagen reichen vom Giftgasangriff auf [[Kurden]] in der Stadt [[Halabdscha]] (1988) bis hin zur Tötung zehntausender [[Schiiten]] nach deren Aufstand 1991. In der irakischen Öffentlichkeit wird der unter strengster Geheimhaltung abgehaltene Prozess mit geringem Interesse verfolgt, da man ihn als [[Schauprozess]] der [[USA]] interpretiert. Praktisch alle Menschenrechtsorganisationen betonen, dass der Prozess gegen Hussein völkerrechtswidrig und das Tribunal widerrechtlich eingesetzt wurde. Die Menschenrechtsorganisation [[Human Rights Watch]] betonte zudem, dass die Rechte der Angeklagten beschnitten werden.

=== Das Urteil ===
Gegenüber der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ sprach sich der irakische Kurdenführer [[Dschalal Talabani]] gegen die Todesstrafe für Saddam Hussein aus. ''Saddam Hussein habe „massakriert“ und „Er hat unsere Städte abgebrannt und zerstört.“ – Der neue Irak, der gerade im Entstehen sei, müsse deshalb die Rechte der kurdischen Bevölkerung achten. „Wenn der Irak diese Verpflichtung nicht anerkennt, wird das das Ende der irakischen Einheit sein“.'' [http://www.bbv-net.de/public/article/nachrichten/politik/special/hussein/52947]

== Familie Saddam Husseins ==
* 1. Ehefrau [[Sajida Talfah]] (Heirat [[1963]])
** Sohn [[Udai Hussein]] (* 1964, † [[22. Juli]] [[2003]])
** Sohn [[Kusai Hussein]] (* 1967, † [[22. Juli]] [[2003]])
** Tochter [[Raghad Hussein]] (* 1968)
** Tochter [[Rana Hussein]] (* 1969)
** Tochter [[Hala Hussein]] (* 1979)
* 2. Ehefrau [[Samira el Shabandar]] (Heirat 1986)
** Sohn [[Ali Saddam Hussein]] (* 1980 oder 1983)
* 3. Ehefrau [[Nidal Al Hamdani]] (Heirat 1990)

==Zitate==
* ''„Dies ist alles Theater, der wahre Verbrecher ist (US-Präsident) Bush.“'' ([[1. Juni]] [[2004]] während seiner ersten Anhörung vor einem Gericht im Irak).
"Ich bin der wahre Präsident des Irak"

== Werke ==
* Zabibah und der König, Eine Liebesgeschichte, [http://www.editio-defacto.de/ editio defacto], Kassel, ISBN 3-9808561-2-7

== Weblinks ==
* {{PND|118835300}}
* [[Frankfurter Rundschau]]: [http://www.f-r.de/uebersicht/alle_dossiers/politik_ausland/irak_nach_dem_krieg/ Dossier zum Irak-Krieg und den Folgen]
* [http://www.hrw.org/reports/2003/iraq0503/ Human Rights Watch schätzt, dass Saddam Hussein 290.000 Menschen ermorden ließ]
* [http://www.iran-azad.de/D/DUuP/Irak.htm Irak, Kuweit und das Öl]

[[Kategorie:Mann|Hussein, Saddam]]
[[Kategorie:Iraker|Hussein, Saddam]]
[[Kategorie:Präsident (Irak)|Hussein, Saddam]]
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[[Kategorie: Politiker (Irak)]]

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[[zh:萨达姆·侯赛因]]

Version vom 19. Oktober 2005, 16:28 Uhr

Datei:Saddam Hussein (107).jpg
Saddam Hussein

Saddam Hussein 'Abd al-Madjid al-Tikriti (صدام حسين عبد المجيد التكريتي auf Arabisch) (wahlweise Aussprachen sind Hussein, Hussain oder Hossain) (* 28. April 1937) war von 1979 bis 2003 Präsident des Irak.

Saddam Hussein ist der Sohn von Saddam Abd al Majid, der vor seiner Geburt starb, und Subha Tulfah al-Musallat. Er wurde 1937 im Dorf Als-Audja, im Bezirk Tikrit, Irak, in der Familie eines Schafhirten geboren; er ist sunnitischer Araber, wie etwa 20% der irakischen Bevölkerung. 1947, im Alter von zehn Jahren, kam er zu seinem Onkel Khayrallah Tulfah nach Bagdad. Dessen älteste Tochter Sajida (also seine Cousine) heiratete er im Jahre 1963 in Kairo.

Werdegang

Saddam Hussein trat 1957 der damals noch verbotenen Ba'ath-Partei bei und nahm 1956 an einem erfolglosen Putschversuch gegen den irakischen König Faisal II. teil. 1958 unterstützte er eine andere, von General Abdul Karim Kassim geführte Gruppe.

In der Folge eines misslungenen Attentats auf Premierminister Kassim floh Hussein 1959 über Syrien nach Ägypten und wurde in Abwesenheit zum Tod verurteilt. Während des angeblichen Studiums an der juristischen Fakultät der Universität Kairo, ohne Abschluss [1], knüpfte Hussein Kontakte zur CIA.

Am 8. Februar 1963 kehrte er nach einem erfolgreichen Putsch der Ba'ath-Partei, in dem Premier Kassim und viele Führungspersonen ihr Leben verloren, in den Irak zurück. Nach dem Machtwechsel (Ramadanrevolte) wurde er 1964 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, flüchtete aber 1967.

1968 unterstützte er einen erfolgreichen Staatsstreich von Ba'ath-Partei und Armee.

Politischer Aufstieg

Datei:Sad brile.jpg
Ein seltenes Beispiel aus dem breiten Sortiment des Saddam-Art Centers in Bagdad

Als die Ba'ath-Partei 1968 im Irak an die Macht kam, übernahm Saddam Hussein in der neuen Regierung das Amt als stellvertretender Generalsekretär des revolutionären Kommandorates, sowie als Chef des Ministeriums für Staatssicherheit und des Propagandaministeriums, 1969 auch das des Vizepräsidenten.

Am 1. Juni 1972 leitete er die Verstaatlichung westlicher Ölfirmen ein, die ein Ölmonopol im Irak hatten. Mit den Öleinnahmen entwickelte er das Land zu einer regionalen militärischen Großmacht. Die Einnahmen aus dem Ölverkauf sorgten aber auch für den Wohlstand breiterer Bevölkerungsschichten.

Am 1. Juli 1973 wurde er vom Revolutionsrat zum Drei-Sterne-General der irakischen Streitkräfte ernannt, später ernannte er sich selbst zum Feldmarschall.

Am 6. März 1975 schloss er als Vizepräsident mit dem iranischen Schah Mohammad Riza Pahlavi das Abkommen von Algier über den Grenzverlauf im Schatt el Arab und die gegenseitige Nichteinmischung in innere Angelegenheiten.

1979 ernannte Präsident Ahmed Hassan al-Bakr Saddam Hussein im Alter von 42 Jahren zum Vorsitzenden der Partei und zu seinem Nachfolger. Am 11. Juli 1979 wird er zum Generalsekretär der Ba'ath-Partei und am 16. Juli 1979 übernimmt er die Macht als Staats- und Regierungschef. Danach leitete er eine blutige Säuberung der Ba'ath-Partei ein und verhindert so auch den geplanten Zusammenschluss mit dem ebenfalls ba'athistischen Regime Syriens.

Dennoch war auch danach Saddam Husseins Autorität noch nicht völlig unumschränkt. Zunächst hatten al-Bakr und Saddam Hussein die Ämter nur getauscht, al-Bakr blieb faktisch Vizepräsident bis zu seinem Tode im April 1982. Gerüchte wissen um eine vermeintliche Vergiftung. Saddam Hussein jedenfalls nutzte diese erste Zäsur einer Machterweiterung bereits im Juli zu einer verhängnisvollen Alleinentscheidung - dem Rückzugsbefehl für die irakischen Truppen in einer entscheidenden Phase des Golfkrieges gegen Iran. Die zweite Zäsur ist 1989 anzusetzen. Mit dem Tode des Ba'ath-Partei-Gründers und Vizepräsidenten Michel Aflaq (wiederum war von Gift die Rede) und der Ausschaltung des als Kriegsminister im Golfkrieg populär gewordenen Khayrallah Tulfah im gleichen Jahr (mysteriöser Hubschrauberabsturz) gab es faktisch keinerlei auch nur ansatzweise rivalisierende moralische Autorität mehr neben oder hinter dem Präsidenten, die Saddam Husseins Entscheidung zum Krieg gegen Kuwait hätte beeinflussen können.

Der erste Golfkrieg

Datei:Arafat-saddam-1980.jpg
Treffen des Palästinensischen Präsidenten Arafat mit Saddam Hussein 1980

Etwa ein Jahr nach der Revolution im Iran gegen den prowestlichen Mohammad Reza Pahlavi annullierte Saddam Hussein am 17. September 1980 das Abkommen von Algier, welches zuvor auch der Iran als für nicht mehr bindend erklärt hatte. Irak verweigerte daraufhin die Räumung der 1975 abgetretenen Grenzgebiete, die seit dem 4. August unter iranischem Beschuß lagen. Am 22. September 1980 befahl er der irakischen Armee, den Iran mit neun von insgesamt zwölf Divisionen auf einer 600km breiten Front anzugreifen. Dies bildete den Auftakt für den fast acht Jahre dauernden Ersten Golfkrieg.

Dabei spielten auch verschiedene westliche Staaten, die ihn wegen der drohenden Niederlage gegen den Iran massiv unterstützten, wie z. B. Frankreich (Israel zerstörte im Jahr 1981 den irakisch-französischen Atomreaktor Osirak) und Deutschland, als Rüstungsexporteure und Lieferanten für Nuklear- sowie Chemieanlagen (Pestizide-Giftgas) eine führende Rolle. Entgegen oft geäußerter Ansichten gehörten die USA vom Volumen der Waffenlieferungen eher zur zweiten Reihe, dafür aber belieferte Washington beide Seiten (Irangate). Hauptunterstützer des Iraks waren die Sowjetunion, Frankreich und die Volksrepublik China (welches allerdings auch den Iran belieferte). Auf einer vom Stockholmer SIPRI-Institut erstellten Übersicht folgen die USA erst an 11. Stelle.

Eine besondere Bedeutung hatten allerdings auch die sunnitischen bzw. wahabitischen Golfstaaten als Kreditgeber und Finanziers des ersten Golfkrieges (Bedrohungsszenario durch den schiitischen Iran). Das Unvermögen, die Kredite zurückzuzahlen, wird allgemein als einer der Gründe für die versuchte Annektierung Kuwaits durch den Irak betrachtet. Während des Krieges gegen den Iran setzte Saddam Hussein mit stillschweigender Billigung eines Großteils der Staatengemeinschaft Giftgas ein, wobei er Hunderttausende junger Iraner vergaste (Siehe auch Kriegsverbrechen, Demozid). Der US-Geheimdienst stellte dem Irak Satellitenbilder der iranischen Stellungen zur Verfügung. Bei einem Besuch in Bagdad regte der damalige Reagan-Vertraute Rumsfeld die Verwendung von Giftgas an.

Um die Neutralität der schiitischen Bevölkerungsmehrheit Iraks im Krieg gegen den Iran zu sichern, trat Saddam Hussein 1981 im Beisein des damaligen Großayatollah Khoy formal zur Schia über. Dieser Schritt wurde aber weder von Schiiten noch von Saddam Hussein bzw. den Sunniten ernstgenommen, und auch Khoy überlebte Saddams Regime nicht.

Am 18. Juli 1988 willigte der Iran in die Waffenstillstandsbedingungen der VN-Resolution 598 ein, die Saddam Hussein bereits zuvor akzeptiert hatte. Ayatollah Chomeini kommentierte dies mit dem Zusatz „Lieber hätte ich Gift genommen“. Am 8. August 1988 wurde ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, das am 20. August 1988 in Kraft trat. Zum Abschluss eines Friedensvertrages ist es seither nicht gekommen.

1988 wurde die kurdische Stadt Halabdscha vermutlich von der irakischen Luftwaffe mit Giftgas angegriffen, wobei etwa 5000 Zivilisten zu Tode kamen. Erst dieser Giftgaseinsatz wurde von der westlichen Presse zur Kenntnis genommen, aber von staatlicher Seite nicht verurteilt.

Der zweite Golfkrieg

Am 2. August 1990, zwei Jahre nach dem Waffenstillstand, ließ Saddam Hussein Kuwait besetzen. Die Besetzung erfolgte, nachdem Kuwait die Ölfördermenge erhöht hatte und somit die Ölpreise senkte, was dem Irak missfiel, da man dort gerade im Wiederaufbau des Landes nach dem ersten Golfkrieg war. Vor der Besetzung signalisierte das Weißen Haus, dass die USA im Falle einer Besetzung nicht intervenieren würden, was Saddam Hussein de facto als amerikanische Erlaubnis für einen Angriff auf Kuwait sah. Im Zweiten Golfkrieg wurde seine Armee Anfang 1991 durch die von den USA geführte Koalition fast vernichtend geschlagen. Auf dem Weg nach Bagdad zogen sich die amerikanischen Truppen aber in Erwartung heftigeren Widerstandes (besonders gegen die Verbindungslinien) zurück, zumal die US-Verbündeten nicht weiter mitzogen. Der von westlichen Kräften ermutigte Aufstand der Schiiten im südlichen Irak gegen Saddam Hussein wurde durch die militärisch immer noch überlegene Regierung trotz Einrichtung einer Flugverbotszone brutal niedergeschlagen.

Saddam Hussein überlebte zahlreiche Putschversuche und Attentate, auch von ausländischen Geheimdiensten. Er förderte aktiv die Modernisierung der irakischen Wirtschaft und den Aufbau von Industrie, Verwaltung und Polizei. Er leitete den Ausbau des irakischen Landes, die Mechanisierung der Landwirtschaft und die Bodenreform sowie die Volksbildung. Vor 1990 war die Analphetisierungsrate bei Mädchen auf unter 10 Prozent gesenkt, nach der Zerstörung der Schulen in den Kriegen von 1991 und 2003 stieg sie auch 76 Prozent, so die UNESCO.

Er beförderte eine vollständige Neuentwicklung der Energiewirtschaft sowie den öffentlichen Dienst wie Transport und Erziehung. Er brachte eine nationale Alphabetisierungskampagne auf den Weg und führte die Schulpflicht ein.

Seit dem 29. Mai 1994 war er zusätzlich Premierminister, Vorsitzender der Ba'ath-Partei und Oberkommandierender der Armee. Im Oktober 1995 ließ er sich ohne Gegenkandidaten mit 97% der abgegebenen Stimmen auch offiziell zum Präsidenten wählen. Die Gratulation durch den ehemaligen Staatspräsidenten Abdul Rahman Aref verlieh dieser Farce aber einen beinahe legitimen Anstrich.

1995 flüchteten Saddams Schwiegersöhne, sowie der Geheimdienstchef und dessen Bruder wegen Meinungsverschiedenheiten nach Jordanien. Angeblich durch Saddam begnadigt, kehrten sie in den Irak zurück, wo sie im Februar 1996 inhaftiert und hingerichtet wurden.

Die Vereinten Nationen hatten seit dem Golfkrieg ein ununterbrochenes Handelsembargo über das Land verhängt. 1996 akzeptierte das irakische Parlament den „Oil For Food“-Plan des UNO-Sicherheitsrates, der dem Irak den Verkauf begrenzter Mengen Erdöl ermöglichte, um dringende humanitäre Bedürfnisse zu decken. Im Oktober 2002 wurde Saddam Hussein in einer offensichtlich fingierten Wahl mit fast 100 Prozent der Stimmen als Führer des Landes für weitere sieben Jahre im Amt bestätigt.

Der dritte Golfkrieg

Im so genannten Dritten Golfkrieg (20. März 2003) marschierten Truppen der USA und verbündeter Staaten in den Irak ein, schlugen die irakische Armee und besetzten das Land vollständig. Die USA begründeten dies damit, dass der Irak durch Entwicklung und Besitz von Massenvernichtungswaffen gegen die über ihn verhängten VN-Resolutionen verstieße, und dass Saddam Hussein terroristische Organisationen wie Al Qaida unterstützen würde. Beides konnte jedoch bis heute nicht bestätigt werden. Auf Saddam Hussein und eine Reihe von führenden Angehörigen der Regierung wurde ein Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar ausgesetzt.

Nach Kriegsende tauchten Tonbandaufnahmen auf, in denen eine männliche Stimme dazu aufrief, „die Invasoren aus unserem Land zu vertreiben“. Es wird als wahrscheinlich angesehen, dass es sich dabei um die Stimme Saddam Husseins handelte.

Seine Söhne Udai und Kusai, die für ihre Grausamkeit gefürchtet waren, kamen am 22. Juli 2003 bei einem US-Angriff auf ihren Unterschlupf in Mosul nach heftigen Kämpfen ums Leben. Sein dritter und jüngster Sohn (Ali Hussein) ist untergetaucht.

Saddam Husseins Festnahme

Saddam Hussein nach seiner Festnahme

Am 13. Dezember 2003 wurde Saddam Hussein von amerikanischen Besatzungstruppen festgenommen. Nach amerikanischer Darstellung wurde er im Zuge einer Razzia in einem Dorf etwa 15 Kilometer von seiner Heimatstadt Tikrit entfernt aufgegriffen. Dabei soll kein Schuss gefallen sein. Er soll sich in einem Haus in einem gemauerten Erdloch versteckt und einen Vollbart getragen haben. Bei ihm soll Bargeld im Wert von etwa 750.000 US-Dollar gefunden worden sein. Der von der amerikanischen Führung verbreitete Hergang der Festnahme und der konkrete Zeitpunkt wird durch den Anwalt Saddam Husseins sowie ihn selbst bestritten; auch der ehemalige US-Soldat Nadim Abou Rabeh sagte im März 2005, dass die Szene mit dem Erdloch gestellt worden sei, Saddam Hussein in einem Haus gelebt habe und die US-Soldaten bei der Festnahme auf Widerstand gestoßen seien. Seine Identität wurde nach amerikanischen Angaben durch einen DNA-Test sowie anhand von Zähnen und Narben nachgewiesen.

Die offizielle Bestätigung der Festnahme erfolgte am 14. Dezember 2003 um etwa 13 Uhr MEZ durch den britischen Premierminister Tony Blair und kurz danach in einer Pressekonferenz durch Paul Bremer, den US-amerikanischen Zivilverwalter im Irak.

Saddam Hussein wird im Hochsicherheitsgefängnis Camp Cropper festgehalten und soll vor ein irakisches Gericht gestellt werden. Am 10. Januar 2004 gab die US-amerikanische Regierung bekannt, Saddam Hussein sei nun offizieller Kriegsgefangener der USA. Am selben Tag forderte der irakische Regierungsrat die Vereinigten Staaten auf, Hussein als einen Kriminellen der irakischen Justiz zu übergeben. Der Status des Kriegsgefangenen ermöglicht unter anderem, dass unabhängige Beobachter und Hilfsorganisationen (z. B. das Rote Kreuz) mit dem Ex-Diktator in Kontakt treten können, um sich von dessen Unversehrtheit und den Haftbedingungen ein Bild machen zu können. Am 30. Juni 2004, also zwei Tage nach der offiziellen Machtübergabe der USA an die irakische Übergangsregierung, wurde Hussein nach sechs Monaten der irakischen Justiz übergeben.

Die Anklage

Das irakische Justizsystem wurde in den 1920er Jahren von den Briten aufgebaut, für die Schulung im internationalen Recht für diesen Prozess hatten die irakischen Juristen ein Jahr Zeit. Ein Sondertribunal wird sich nun mit ihm und 11 weiteren Politikern und Militärs des Iraks beschäftigen. In einer ersten Anhörung ohne Anwalt am 1. Juli 2004, welche überwiegend ohne Ton (US-Zensur) auch im Fernsehen übertragen wurde, stritt er jede Schuld ab und erkannte das Tribunal nicht an. Er sieht sich weiterhin als Präsident: „Ich bin Saddam Hussein, der Präsident des Irak“. Er bleibt unter Bewachung der USA. Gemäß irakischem Recht wird Saddam Husseins Einmarsch in Kuwait vor dem Tribunal verhandelt werden. Geplante Ausnahmen:

  • Der Überfall auf den Iran 1980, soll nicht als Angriffskrieg verhandelt werden. Die iranische Regierung beabsichtigt aber in Bagdad zu klagen, da Saddam Hussein 1980 den Krieg gegen Iran begonnen und Chemiewaffen eingesetzt hatte. Quelle: NZZ
  • Die westlichen Regierungen, die Sowjetunion, Kuwait und Saudi-Arabien sitzen für Ihre Unterstützung des Irak mit Waffen, Giftgas, operativer Hilfe und Krediten im Ersten Golfkrieg nicht mit auf der Anklagebank.[2]

Auf jeden Fall werden Saddam Hussein die in diesen Kriegen verübten Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit (laut Human Rights Watch wurden bis zu 290.000 Menschen ermordet http://www.hrw.org/reports/2003/iraq0503/) zur Last gelegt.

Die US-Regierung hat sich sehr bemüht, ein funktionsfähiges Tribunal aufzubauen. Die Ermittlungen werden laut New York Times vom FBI und einer Einheit des US-Justizministeriums geführt. Die irakischen Juristen erhalten Unterstützung von ausländischen Experten. Salam Tschalabi, der Gerichtsdirektor, wurde in den USA ausgebildet, so die SZ.

Der Prozess

Datei:TrialSaddam.jpg
Saddam Hussein vor Gericht

Der Prozess beginnt am 19. Oktober 2005. In erster Instanz wird eine Kammer aus fünf Richtern urteilen. In der Berufung entscheiden neun Richter. Die Anklage lautet auf Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen, die während seiner Präsidentschaft 1979 bis 2003 begangen worden sein sollen.

Mit ihm sind sieben führende Mitglieder der Baath-Partei angeklagt. Als erster Anklagepunkt gilt ein Massaker in der Stadt Dudschail. Dort waren 1982 nach einem Attentatsversuch auf Saddam 143 Männer und Jungen hingerichtet wurden. Die weiteren zwölf Anklagen reichen vom Giftgasangriff auf Kurden in der Stadt Halabdscha (1988) bis hin zur Tötung zehntausender Schiiten nach deren Aufstand 1991. In der irakischen Öffentlichkeit wird der unter strengster Geheimhaltung abgehaltene Prozess mit geringem Interesse verfolgt, da man ihn als Schauprozess der USA interpretiert. Praktisch alle Menschenrechtsorganisationen betonen, dass der Prozess gegen Hussein völkerrechtswidrig und das Tribunal widerrechtlich eingesetzt wurde. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch betonte zudem, dass die Rechte der Angeklagten beschnitten werden.

Das Urteil

Gegenüber der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ sprach sich der irakische Kurdenführer Dschalal Talabani gegen die Todesstrafe für Saddam Hussein aus. Saddam Hussein habe „massakriert“ und „Er hat unsere Städte abgebrannt und zerstört.“ – Der neue Irak, der gerade im Entstehen sei, müsse deshalb die Rechte der kurdischen Bevölkerung achten. „Wenn der Irak diese Verpflichtung nicht anerkennt, wird das das Ende der irakischen Einheit sein“. [3]

Familie Saddam Husseins

Zitate

  • „Dies ist alles Theater, der wahre Verbrecher ist (US-Präsident) Bush.“ (1. Juni 2004 während seiner ersten Anhörung vor einem Gericht im Irak).

"Ich bin der wahre Präsident des Irak"

Werke