„Archaeopteryx“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Leyo (Diskussion | Beiträge) K Komma vor DOI |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Begriffsklärungshinweis}} |
|||
[[Bild:Archeop.jpg|thumb|250px|Archaeopteryx in einem Rekonstruktionsversuch von Gerhard Heilmann]] |
|||
{{Taxobox<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Paläoboxen]]. --> |
|||
| Modus = Paläobox |
|||
| Rangunterdrückung = ja |
|||
| Taxon_Name = |
|||
| Taxon_WissName = Archaeopteryx |
|||
| Taxon_Rang = Gattung |
|||
| Taxon_Autor = [[Hermann von Meyer|von Meyer]], 1861 |
|||
| Taxon2_Name = |
|||
| Taxon2_WissName = Archaeopterygidae |
|||
| Taxon2_Rang = Familie |
|||
| Taxon2_Autor = [[Thomas Henry Huxley|Huxley]], 1871 |
|||
| Taxon3_Name = |
|||
| Taxon3_WissName = Avialae |
|||
| Taxon3_Rang = ohne |
|||
| Taxon4_Name = |
|||
| Taxon4_WissName = Paraves |
|||
| Taxon4_Rang = ohne |
|||
| Taxon5_Name = |
|||
| Taxon5_WissName = Maniraptora |
|||
| Taxon5_Rang = ohne |
|||
| Taxon6_WissName = Maniraptoriformes |
|||
| Taxon6_Rang = ohne |
|||
| Bild = Archaeopteryx lithographica paris.JPG |
|||
| Bildbeschreibung = ''Archaeopteryx'', Londoner Exemplar mit gut erhaltenen Federn |
|||
| ErdzeitalterVon = [[Oberjura]] ([[Tithonium]]) |
|||
| ErdzeitalterBis = |
|||
| MioVon = {{Erdzeitalter/Beginn|fmt=1|Tithonium}} |
|||
| MioBis = {{Erdzeitalter/Ende|fmt=1|Tithonium}} |
|||
| Fundorte = * [[Solnhofen]], [[Eichstätt]], [[Langenaltheim]]<br />und [[Jachenhausen]]<br /> [[Fränkische Alb]], [[Bayern]], [[Deutschland]],<br /> ([[Solnhofen-Formation]]) |
|||
| Subtaxa_Plural = ja |
|||
| Subtaxa_Rang = Art |
|||
| Subtaxa = * ''Archaeopteryx lithographica'' (Typus-Art) |
|||
* ''Archaeopteryx siemensii'' |
|||
* ''Archaeopteryx albersdoerferi'' |
|||
}} |
|||
'''''Archaeopteryx''''' (aus {{grcS|ἀρχαῖος}} ''{{lang|grc-Latn|archaîos}}'' „uralt“ und {{lang|grc|πτέρυξ}} ''{{lang|grc-Latn|ptéryx}}'' „Flügel, Schwingen, Feder“) ist eine [[Gattung (Biologie)|Gattung]] der [[Avialae]] (Vögel im weiteren Sinne), deren [[Fossil]]ien in der [[Fränkische Alb|Fränkischen Alb]] in den [[Solnhofener Plattenkalk]]en aus dem [[Oberjura]] entdeckt wurden. ''Archaeopteryx'' gilt als [[Mosaikform|Übergangsform]], die zwischen frühen [[Theropoda|theropoden Dinosauriern]] und den [[Vögel]]n vermittelt. Da der etwa rabengroße ''Archaeopteryx'' in der Regel den Vögeln als ursprungsnahe Form zugerechnet wird, bezeichnet man die Gattungsmitglieder auch als '''Urvögel'''. |
|||
''Archaeopteryx'' wurde im Jahr 1861 von [[Hermann von Meyer]] auf der Grundlage eines isolierten [[Feder]]abdrucks [[Erstbeschreibung|erstmals beschrieben]]. Das erste Skelettexemplar (das sogenannte Londoner Exemplar) wurde schon im selben Jahr entdeckt und ist in der Erstveröffentlichung erwähnt. Bis heute folgten mindestens 11 weitere, unterschiedlich vollständige Skelettfunde. |
|||
Der (oder die) '''Archaeopteryx''' ist der früheste bekannte Vorläufer der heutigen [[Vögel]]. |
|||
== Merkmale == |
|||
Der Name Archaeopteryx stammt von [[Hermann von Meyer]] und ist aus den altgriechischen Wörtern ''archaios'' (uralt) und ''pteryx'' (Flügel, Vogel) zusammengesetzt und kann mit ''Urvogel'' übersetzt werden. |
|||
[[Datei:Archaeopteryx-modern bird tails.png|mini|links|Anatomische Darstellung mit Vergleich des „Wedel­schwanzes“ von ''Archaeopteryx'' mit dem „Fächer­schwanz“ eines modernen Vogels]] |
|||
Die Gattung ''Archaeopteryx'' zeigt ein Mosaik aus (für Vögel) [[Plesiomorphie|urtümlichen]], das heißt reptilienhaften Merkmalen, die später von den modernen Vögeln ([[Neornithes]]) abgelegt wurden, und [[Apomorphie|abgeleiteten]], das heißt vogeltypischen Merkmalen (die jedoch nach gegenwärtigem Kenntnisstand nur noch zum Teil als [[Autapomorphie|allein charakteristisch]] für Vögel gelten). |
|||
Urtümlich sind unter anderem das Vorhandensein von Zähnen und [[Bauchrippe]]n (Gastralia), eine lange Schwanzwirbelsäule, eine relativ geringe Zahl unverschmolzener Beckenwirbel (Sakralia), unverschmolzene [[Mittelhandknochen|Mittelhand-]], [[Mittelfuß]]- und [[Fußwurzel]]- und [[Beckengürtel|Beckenknochen]], die drei Fingerklauen sowie das Fehlen eines knöchernen [[Brustbein]]s. |
|||
==Bedeutung für die Evolutionstheorie== |
|||
Zu den vogeltypischen Merkmalen kann man die modern anmutenden asymmetrischen [[Schwungfeder]]n zählen, außerdem die zu einem [[Vogelskelett#Schultergürtel|Gabelbein]] verschmolzenen [[Schlüsselbein]]e und die rückwärts oder seitlich-rückwärts orientierte erste Zehe ([[Hallux]]) des Fußes ([[Vogelfuß|anisodactyler Vogelfuß]]). |
|||
Der Archaeopteryx ist eines der wertvollsten und berühmtesten [[Fossilien]] der Welt. |
|||
[[Charles Darwin]] hatte in der von ihm entwickelten [[Evolutionstheorie]] [[1859]] vorhergesagt, dass es bei der Entwicklung neuer Arten Übergangsformen geben sollte, die noch Merkmale der alten, aber auch schon Merkmale der neuen Art besitzen müssten. Als Darwin seine Theorie veröffentlichte, waren noch keine solchen Fossilien bekannt, sie wurden deshalb als ''[[Missing Link]]'' (fehlendes Bindeglied) bezeichnet. Nur zwei Jahre später wurde die erste Versteinerung des Archaeopteryx gefunden. |
|||
''Archaeopteryx'' erreichte etwa die Größe von Raben (ca. 50 cm Körperlänge) und ein Gewicht von 0,8 bis 1 kg. |
|||
Der Archaeopteryx war das erste Fossil, an dem bereits deutliche Merkmale von Vögeln, aber auch noch solche von Reptilien bzw. Sauriern zu erkennen waren. So besaß er schon [[Feder (Vogel)|Federn]], hatte aber noch Finger mit Krallen, einen langen knöchernen Schwanz und statt eines Hornschnabels einen knöchernen Kiefer mit Zähnen. Der Archaeopteryx ist damit ein wichtiges Indiz für die Richtigkeit der Darwinschen [[Evolutionstheorie]]. |
|||
== |
== Bedeutung == |
||
=== Für das Verständnis der Stammesgeschichte der Vögel === |
|||
[[Bild:Archaeopteryx.jpg|thumb|Das Berliner Exemplar]] |
|||
Die Vogel-Charakteristika des Urvogels sind auch für manche [[Gefiederte Dinosaurier|gefiederten Nichtvogeldinosaurier]] belegt oder, wie im Fall der revertierten ersten Zehe des ''Archaeopteryx'', nicht unangefochten.<ref name="mayr2005">{{Literatur |Autor=Gerald Mayr, Burkhard Pohl, D. Stefan Peters |Titel=A Well-Preserved Archaeopteryx Specimen with Theropod Features |Sammelwerk=Science |Band=310 |Nummer=5753 |Datum=2005-12-02 |ISSN=0036-8075 |DOI=10.1126/science.1120331 |Seiten=1483–1486}}</ref> Deshalb sehen manche [[Paläontologie|Paläontologen]] den Urvogel nicht als wesentlich vogelähnlicher an als manche theropoden Dinosaurier, die nicht den Vögeln zugerechnet werden (z. B. ''[[Microraptor]]''). |
|||
[[Bild:Archaeopteryx bavarica.jpg|thumb|''Archaeopteryx bavarica'' im Münchner Paläontologischen Museum]] |
|||
Bisher wurden neun mehr oder minder gut erhaltene Skelette der Gattung ''Archaeopteryx'' sowie eine einzelne Feder gefunden. Alle diese Fossilien stammten aus den Schichten des oberen [[Malm|weißen Jura]] in den Steinbrüchen bei [[Eichstätt]], [[Solnhofen]] und Jachenhausen bei Riedenburg. Der Abdruck der einzelnen Feder wurde [[1860]] entdeckt, das erste Skelett [[1855]] und das bisher letzte Exemplar [[1997]]. |
|||
Dabei handelt es sich um folgende Stücke (geordnet nach dem Zeitpunkt, an dem der jeweilige Fund erstmalig als Archaeopteryx erkannt wurde): |
|||
Seit den 2000er Jahren sind eine Vielzahl von Fossilien urtümlicher Vögel und früher vogelähnlicher Dinosaurier entdeckt worden, besonders in [[Sedimentgestein]]en der [[Unterkreide]] von Nordostchina (der [[Jehol-Gruppe]]). Somit steht ''Archaeopteryx'' als Mosaikform nicht allein, sondern lässt sich in eine ([[Morphologie (Biologie)|morphologische]], nicht zeitliche) Abfolge von Dinosauriern einordnen, die den Vögeln sukzessive ähnlicher werden. 2025 wurde ''[[Baminornis zhenghensis]]'' aus dem späten Jura Chinas beschrieben, der etwa zur gleichen Zeit lebte, aber bereits deutlich fortschrittlichere vogeltypische Merkmale als dieser aufweist.<ref name="Chen et al. 2025">R. Chen et al. 2025. ''Earliest short-tailed bird from the Late Jurassic of China.'' Nature 638, 441–448; [[doi: 10.1038/s41586-024-08410-z]].</ref> |
|||
# ''Die Feder'', entdeckt [[1860]] im Gemeindesteinbruch Solnhofen und [[1861]] beschrieben von dem Frankfurter Wirbeltier-Paläontologen Hermann von Meyer (1801-1869), der den heute noch gültigen Gattungsnamen ''Archaeopteryx'' prägte, war der erste bekannt gewordene Fund. Der eine Teil des Abdrucks befindet sich im Museum für Naturkunde der [[Humboldt-Universität]] zu [[Berlin]], die andere Seite im Paläontologischen Museum in [[München]]. |
|||
# ''Das Londoner Exemplar'', gefunden [[1861]] auf der Langenaltheimer Haardt bei [[Solnhofen]], gehört zu den drei bedeutendsten Exemplaren. Es war das erste gefundene Skelett und ist das [[Nomenklatorischer Typus|Typus-Exemplar]] der Art ''Archaeopteryx lithographica''. Es wurde wenige Monate nach dem Fund vom [[London]]er [[British Museum]] of Natural History erworben. |
|||
# ''Das Berliner Exemplar'' (gefunden zwischen [[1874]] und [[1876]]) auf dem Blumenberg bei [[Eichstätt]], gilt mit seinen deutlichen Federabdrücken und einem erhaltenen Schädel als das wahrscheinlich schönste und vollständigste Stück. Der Finder Jakob Niemeyer tauschte den Fund für eine [[Kuh]] im Wert von 150 bis 180 [[Mark]] ein. Der neue Besitzer Johann Dörr veräußerte es für 2000 [[Mark]] an Ernst Häberlein aus [[Pappenheim]]. Schließlich erwarb [[Werner von Siemens]] das Exemplar für 20000 [[Mark]]. Es lagert seitdem im Museum für Naturkunde der [[Humboldt-Universität]]. |
|||
# ''Das Maxberger Exemplar'' ([[1956]] auf der Langenaltheimer Haardt bei Solnhofen), ein [[Torso]] mit einigen Federabdrücken, befand sich bis zum Tod des Entdeckers [[1991]] in dessen Privatbesitz. Seitdem gilt es als verschollen. |
|||
# ''Das Haarlemer Exemplar'' ([[1855]] in Jachenhausen bei [[Riedenburg]]) wurde schon [[1855]], also fünf Jahre vor der Feder gefunden, aber erst [[1970]] ''Archaeopteryx'' zugeordnet. Das Fragment ist in Besitz des Teyler's Museum, [[Haarlem]]. |
|||
# ''Das Eichstätter Exemplar'' ([[1951]] in Workerszell bei Eichstätt), galt zunächst als kleiner Raubdinosaurier ''[[Compsognathus]]'', wurde [[1973]] wieder entdeckt und [[1974]] von [[Peter Wellnhofer]] beschrieben. Das Stück befindet sich im Besitz des [[Jura-Museum]]s in [[Eichstätt]]. |
|||
# ''Das Solnhofener Exemplar'' wurde in den 60er Jahren von einem türkischen Gastarbeiter in der Nähe von Eichstätt entdeckt und zunächst ebenfalls fälschlich als ''[[Compsognathus]]'' bestimmt, [[1988]] aber durch Peter Wellnhofer beschrieben. Es hängt im Bürgermeister-Müller-Museum zu Solnhofen ([[2001]] entschied das Oberlandesgericht Nürnberg, dass das Fossil nicht an einen Steinbruchbesitzer herausgegeben werden muss, der behauptet hatte, es sei [[1985]] von seinem Besitz entwendet worden. Die Abweisung der Klage ist mittlerweile rechtkräftig; dennoch ist die tatsächliche Herkunft immer noch nicht restlos geklärt). |
|||
# ''Das Exemplar des Solnhofener Aktienvereins'' (Sommer [[1992]], in einem Steinbruch der "Solenhofer Aktien-Verein AG" auf der Langenaltheimer Haardt bei Solnhofen) kann im Paläontologischen Museum [[München]] besichtigt werden. [[1993]] wurde der Fund von Peter Wellnhofer als neue Art ''Archaeopteryx bavarica'' in die Wissenschaft eingeführt. Die schönen Federabdrücke und das sehr gut erhaltene Skelett ermöglichten zahlreiche neue Erkenntnisse. Die von Wellnhofer als Brustbein beschriebene Struktur hat sich allerdings nach neueren Untersuchungen (Tischlinger 2005) als Teil des Rabenbeines erwiesen. Die möglicherweise doch recht gute Flugfähigkeiten bleiben dabei allerdings erhalten, da das Brustbein wohl als verknorpelte Struktur vorhanden war. Auch zahlreiche Details des Schädels, des Kiefers und des Schwanzes des elstergroßen Urvogels öffneten neue Blickwinkel auf die Evolution der Vögel. Durch diese Besonderheiten gehört dieser letzte große Fund zweifellos zu den drei bedeutendsten, manche halten ihn sogar für schöner als das Berliner Exemplar. |
|||
Ein sehr fragmentarischer, neunter Fund ist seit [[1997]] nur durch einen Abguss bekannt, unbekannt sind aber Besitzer und Aufbewahrungsort. |
|||
Im Jahr [[2004]] wurde über einen weiteren, ebenfalls fragmentarischen Fund berichtet, der sich jetzt im Bürgermeister-Müller-Museum Solnhofen befindet. |
|||
Nur rund 10 bis 15 Millionen Jahre jünger als die Funde von Archaeopteryx aus Bayern sind die aus der frühen Kreidezeit stammenden fossilen Vögel aus China. Der stattlichste davon ist der mehr als 30 Zentimeter große ''[[Sapeornis]]'', der wie Archaeopteryx noch Zähne im Kiefer trug, was als Merkmal der Reptilien gilt. |
|||
Vertreter der Hypothese, der Schlagflug der Vögel sei aus dem Gleitflug von einem erhöhten Punkt herab entstanden, interpretieren die Krallen des ''Archaeopteryx'' als die eines Baumkletterers, der von den Ästen herabglitt.<ref>Derek W. Yalden: ''Climbing Archaeopteryx.'' In: ''Archaeopteryx.'' Band 15, 1997, {{ISSN|0933-288X}}, S. 107–108.</ref> Bei [[Palökologie|palökologischen]] Untersuchungen der Fundhorizonte kamen manche Forscher jedoch zu dem Schluss, dass am Bildungsort der Solnhofener Plattenkalke ein heißes und trockenes Klima geherrscht haben muss und wahrscheinlich keine Bäume vorkamen.<ref>Günter Viohl: ''Geology of the Solnhofen Lithographic Limestone and the habitat of Archaeopteryx.'' In: Max K. Hecht, [[John H. Ostrom]], Günter Viohl, [[Peter Wellnhofer]] (Hrsg.): ''The Beginnings of Birds.'' Proceedings of the International Archaeopteryx Conference, Eichstätt 1984. Freunde des Jura-Museums Eichstätt, Eichstätt 1985, ISBN 3-9801178-0-4, S. 31–44, S. 33–34.</ref><ref>Karl Werner Barthel, Nicola H. Swinburne: ''Solnhofen. A study in Mesozoic palaeontology.'' Edited by [[Simon Conway Morris]]. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1990, ISBN 0-521-33344-X.</ref> Im Gegenzug wiesen sie aber auf hohe Klippen an der Küste des Jurameeres hin, die als Startpunkt für erste Flugversuche in Frage kommen. Burgers und Chiappe zeigten, dass ''Archaeopteryx'' möglicherweise auch vom Boden starten konnte.<ref>{{Literatur |Autor=Phillip Burgers, Luis M. Chiappe |Titel=The wing of Archaeopteryx as a primary thrust generator |Sammelwerk=Nature |Band=399 |Nummer=6731 |Datum=1999-05 |ISSN=0028-0836 |DOI=10.1038/19967 |Seiten=60–62}}</ref> |
|||
==Biologische Einordnung== |
|||
Forschungen, die das elfte bisher bekannte Fossil mit dem bislang besterhaltenen Federkleid untersuchten, zeigen, dass ''Archaeopteryx'' vermutlich am ganzen Körper befiedert war. Lange Federn an den Beinen waren reihig angeordnet, sie hatten ihrer Gestalt nach vermutlich keine Funktion beim Fliegen (wie beim entfernt verwandten ''[[Microraptor]]'' vermutet), sie könnten aber, ähnlich wie die Federhosen der rezenten Greifvögel, beim Landen hilfreich gewesen sein. Das Federkleid diente wohl, ähnlich wie bei den verwandten Gruppen, nicht nur zum Fliegen, sondern auch zur Wärmeisolation, vermutlich hatte es auch Funktionen als Signalgeber an Artgenossen oder zur Tarnung. Besonderheit der zum Fliegen eingesetzten Schwungfedern ist ihre asymmetrische Fahne.<ref>{{Literatur |Autor=Christian Foth, Helmut Tischlinger, Oliver W. M. Rauhut |Titel=New specimen of Archaeopteryx provides insights into the evolution of pennaceous feathers |Sammelwerk=Nature |Band=511 |Nummer=7507 |Datum=2014-07-03 |ISSN=0028-0836 |DOI=10.1038/nature13467 |Seiten=79–82}}</ref> |
|||
Archaeopteryx, der vor rund 150 Millionen Jahre lebte, konnte vermutlich richtig fliegen. |
|||
=== Für die Durchsetzung der Evolutionstheorie === |
|||
''Ergänzung zur Flugeigenschaft:'' |
|||
[[Charles Darwin]] hatte in der von ihm entwickelten [[Synthetische Evolutionstheorie|Evolutionstheorie]] 1859 vorhergesagt, dass es bei der Entwicklung neuer Arten Übergangsformen geben sollte, die noch Merkmale der alten, aber auch schon Merkmale der neuen Gruppe besitzen müssten. Als Darwin seine Theorie veröffentlichte, waren noch keine solchen Fossilien bekannt, sie wurden deshalb als [[Missing Link|fehlende Glieder]] (''missing links'') bezeichnet. Nur zwei Jahre später wurde das erste Skelettexemplar des ''Archaeopteryx'' gefunden. |
|||
Die ''Archaeopteryx''-Funde waren der erdgeschichtlich früheste Beleg für Federn eines Wirbeltiers. Dass sie bereits deutliche Merkmale von Vögeln, aber auch noch solche von Reptilien bzw. Sauriern besaßen, machte ''Archaeopteryx'' zu einem wichtigen Indiz für die Richtigkeit der [[Darwinismus|Darwinschen Evolutionstheorie]]. |
|||
Der / Die Archaeopteryx konnte bereits fliegen, allerdings nur teilweise. |
|||
Der Streit über die Evolutionstheorie wurde damit auch zu einer Auseinandersetzung um ''Archaeopteryx''. |
|||
Durch den knöchernden Kiefer mit Zähnen und schweren Schwanzwirbel, wie es bei heutigen Vögeln nicht der Fall ist, war der / die Archaeopteryx zum Flug zu schwer und konnte daher nur Gleitflüge machen. |
|||
Dies geschah von Bäumen, Bergen, etc. aus und der Vogel konnte so einen gleitenden Flug von statten bringen. |
|||
Vom Boden aus zu starten war wegen des Gewichts nicht möglich. |
|||
[[Richard Owen]] verfasste die erste Beschreibung des Londoner Exemplars (siehe Abbildung oben). Er lehnte die Evolutionstheorie ab und vermied peinlich genau jeden Hinweis auf die mögliche Deutung als vermittelndes [[Mosaikform|Bindeglied]] zwischen Reptilien und Vögeln. |
|||
Bekannte Arten: |
|||
*''Archaeopteryx lithographica'' (auch ''Archaeopteryx siemensi'', ''Archaeopteryx macrura'') |
|||
*''Archaeopteryx bavarica'' |
|||
== Fossilfunde == |
|||
Weitere sehr vogelähnliche Fossilien stammen unter anderen von den so genannten [[gefiederte Dinosaurier|gefiederten Dinosauriern]]: |
|||
=== Allgemeines === |
|||
In der Typusregion, der südlichen [[Fränkische Alb|Fränkischen Alb]], wurden seit 1855 zwölf mehr oder weniger vollständig erhaltene Skelette der Gattung ''Archaeopteryx'' sowie eine einzelne Feder gefunden. Alle Exemplare stammen aus [[Plattenkalk]]en des oberen [[Weißer Jura|Weißen Jura]], die in den Steinbrüchen bei [[Eichstätt]], [[Solnhofen]], [[Langenaltheim]], [[Riedenburg|Jachenhausen bei Riedenburg]] und [[Schamhaupten]] [[Aufschluss (Bergbau)|aufgeschlossen]] sind. |
|||
Die meisten der entsprechend vollständigen Skelett-Exemplare zeigen eine typische Rückwärtskrümmung der Halswirbelsäule („[[Opisthotonus|opisthotonische]] Stellung“).<ref name="wellnhofer2008">Peter Wellnhofer: ''Archaeopteryx. Der Urvogel von Solnhofen.'' 2008.</ref> In Gegensatz zu einer älteren Hypothese, die von einem Phänomen ausgehen, das unmittelbar mit dem Tod der Tiere zusammenhängt, haben Experimente ergeben, dass sich die Krümmung erst nach dem Tode der Tiere im Wassergrab herausbildete.<ref name="reisdorf2012">{{Literatur |Autor=Achim G. Reisdorf, Michael Wuttke |Titel=Re-evaluating Moodie’s Opisthotonic-Posture Hypothesis in Fossil Vertebrates Part I: Reptiles—the taphonomy of the bipedal dinosaurs Compsognathus longipes and Juravenator starki from the Solnhofen Archipelago (Jurassic, Germany) |Sammelwerk=Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments |Band=92 |Nummer=1 |Datum=2012 |DOI=10.1007/s12549-011-0068-y |Seiten=119–168}}</ref> |
|||
*''[[Caudipteryx]]'' |
|||
*''[[Protarchaeopteryx]]'' |
|||
*''[[Sinosauropteryx]]'' |
|||
Im Einzelnen handelt es sich um folgende Stücke (aufsteigend geordnet nach dem Zeitpunkt, an dem der jeweilige Fund erstmals als ''Archaeopteryx'' erkannt wurde): |
|||
== Siehe auch == |
|||
* [[Archaeoraptor]] |
|||
=== „Die (isolierte) Feder“ === |
|||
== Literatur == |
|||
{{Galerie |
|||
| Name = Der erste Fund: die [[Konturfeder]], für die 1861<br>der Name ''Archaeopteryx'' geprägt wurde |
|||
| Größe = 330 |
|||
| align = right |
|||
| captionalign = left|Datei:Archaeopteryx isolated feather MB.Av.100 Kaye et al 2019 SciRep 9-1182 fig 1 - rotated.png|Das besser erhaltene Stück aus der Sammlung des MfN Berlin (Exemplar-Nummer MB.Av.100). A. Aufnahme unter normalem Licht (mit faktisch nicht erkennbarem [[Federkiel|Calamus]]; Länge des Maßstabsbalkens: 1 cm). B. Von Meyers Original-Zeichnung aus dem Jahr 1862<ref name="vonMeyer1862">Hermann von Meyer: Archaeopteryx lithographica'' aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen.'' Palaeontographica. Bd. 10, Nr. 2, 1862, S. 53–56 ([https://catalog.lindahall.org/discovery/delivery/01LINDAHALL_INST:LHL/1288707770005961 catalog.lindahall.org]), Tafel VIII, Abb. 3</ref> C. Durch [[Laserinduzierte Fluoreszenz]] (LIF) wird der Calamus schattenartig sichtbar (Bild-Negativ).|Datei:Archaeopteryx (Feather).jpg|Gegenplatte aus der [[Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie|BSPG]] (BSP 1869 VIII 1) |
|||
}} |
|||
Entdeckt 1860 im Gemeindesteinbruch Solnhofen und 1861 beschrieben von dem Frankfurter Wirbeltier-Paläontologen Hermann von Meyer (1801–1869), war „die Feder“ der erste dokumentierte Fund. Die Mitteilung, die von Meyer 1861 in diesem Zusammenhang veröffentlichte, gilt zugleich auch als die offizielle [[Erstbeschreibung]] der Gattung ''Archaeopteryx'' und der Art ''Archaeopteryx lithographica''.<ref name="vonmeyer1861">{{Literatur |Autor=Hermann von Meyer |Titel= [Eine der] Mittheilungen an Herrn Professor Bronn gerichtet |Sammelwerk=Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde |Band=1861 |Datum=1861 |Seiten=678–679 |Online=https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10283872?page=700}}</ref> Der eine Teil des Abdrucks befindet sich im [[Museum für Naturkunde (Berlin)|Museum für Naturkunde]] in Berlin, sein schlechter erhaltenes Gegenstück („Gegenplatte“) im [[Paläontologisches Museum München|Paläontologischen Museum München]]. |
|||
* Chambers, Paul: ''Die Archaeopteryx-Saga. Das Rätsel des Urvogels,'' Zweitausendeins : Frankfurt/a.M. 2003, 304 S., ISBN 3-8077-0139-7 |
|||
* Bielohlawek, Gerold: ''Wer fand den Urvogel? Die Geschichte des Archaeopteryx aus dem Altmühljura'' Forum Verlag : Riedstadt 2005, 176 S., ISBN 3-937316-08-6 |
|||
* Alonso, P.D., Milner, A.C., Ketcham, R.A., Cokson, M.J and Rowe, T.B., The avian nature of the brain and inner ear of Archaeopteryx, Nature 430(7000):666–669, 5 August 2004; Witmer, L.M, Inside the oldest bird brain, in der gleichen Ausgabe pp. 619–620. |
|||
Eine Anfang 2019 publizierte Neuuntersuchung „der Feder“ ergab, dass sie möglicherweise nicht von ''Archaeopteryx'' stammt, sondern von einem anderen Urvogel oder von einem kleinen, befiederten Nichtvogel-Dinosaurier.<ref>Thomas G. Kaye, Michael Pittman, Gerald Mayr, Daniela Schwarz, Xing Xu: ''Detection of lost calamus challenges identity of isolated ''Archaeopteryx'' feather.'' Scientific Reports, Band 9, 2019, Artikel-Nummer: 1182, [[doi: 10.1038/s41598-018-37343-7]]; siehe auch {{Internetquelle |autor=Nadja Podbregar |url=https://www.scinexx.de/news/geowissen/archaeopteryx-feder-ist-gar-keine/ |titel=Archaeopteryx-Feder ist gar keine |datum=2019-02-05 |sprache=de-DE |abruf=2024-01-30}}</ref> Dem wurde im September 2020 widersprochen. Durch den Vergleich „der Feder“ mit den Federabdrücken des [[#„Londoner Exemplar“|Londoner]], [[#„Berliner Exemplar“|Berliner]] und [[#„Elftes Exemplar“|Elften]] Exemplars wurde aufgezeigt, dass es sich um eine dorsale große Handdecke (upper major primary covert) von ''Archaeopteryx'' handelt. Zudem ergab eine Ähnlichkeitsanalyse der auf den Mikrostrukturen „der Feder“ fossil erhaltenen [[Melanozyt|Pigmentkörperchen (Melanosome)]] mit den Melanosomen rezenter Vögel, dass „die Feder“ mit hoher Wahrscheinlichkeit ursprünglich mattschwarz war.<ref>Ryan M. Carney, Helmut Tischlinger, Matthew D. Shawkey: ''Evidence corroborates identity of isolated fossil feather as a wing covert of'' Archaeopteryx. Scientific Reports, Band 10, 2020, Artikel-Nummer: 15593, [[doi: 10.1038/s41598-020-65336-y]]</ref> Damit wurden jeweils die Ergebnisse einer bereits 2012 veröffentlichten Arbeit<ref>Ryan M. Carney, Jakob Vinther, Matthew D. Shawkey, Liliana D'Alba, Jörg Ackermann: ''New evidence on the colour and nature of the isolated ''Archaeopteryx'' feather.'' Nature Communications. Bd. 3, 2012, S. 637, [[doi:10.1038/ncomms1642]]</ref> bestätigt. |
|||
== Weblinks == |
|||
*[http://www.fossilien-solnhofen.de/archaeopteryx.html Der Archaeopteryx - Funde - Wissenschaftler - Vogelevolution...] |
|||
*[http://www.dinosaurier-web.de/galery/pages_a/archaeopteryx.html Datenblatt des Archaeopteryx (Dinosaurier-Web.de)] |
|||
*[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/293384/ Das Hirn zum Fliegen] |
|||
*[http://www.urvogelarchaeopteryx.de.vu Der Ur-Vogel Archaeopteryx] |
|||
*[http://www.geocities.com/CapeCanaveral/Galaxy/8152/germanarchaeopteryx.html Die Geschichte von Archaeopteryx] |
|||
*[http://141.84.51.10/palaeo_de/pal_museum/dauerausstellung/urvogel/start_archae.html Das siebte Exemplar von Archaeopteryx] im Paläontologischen Museum München |
|||
*[http://www.fossilien-online.de/seiten/2_infos/archaeopteryx/archaeopteryx.htm Der Urvogel Archaeopteryx (Teil der Seite "Fossilien Online")] |
|||
*[http://www.talkorigins.org/faqs/archaeopteryx/info.html "Alles über Archaeopteryx" (English)] |
|||
*[http://www.3sat.de/nano/news/67828/ Der vermutlich neunte Fund] |
|||
*http://www.altmuehltal.de/eichstaett/jura-museum.htm |
|||
*[http://www.discover.com/issues/feb-03/rd/breakdialogue.html Ornithologist and Evolutionary Biologist Alan Feduccia Plucking Apart the Dino-Birds] |
|||
*[http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=149438 Paläontologen: Vögel doch keine Verwandten von Tyrannosaurus rex] |
|||
*[http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=164199 Sind die Vögel doch keine Nachfahren der Dinosaurier?] |
|||
*[http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=168281 Gesucht: Der Urahn der Vögel] |
|||
*[http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,B4D3BE6C4E0425B4E034080009B14B8F,,,,,,,,,,,,,,,.html Vögel – die Nachfahren der Dinosaurier?] |
|||
*[http://www.hermannvonmeyer.de.vu Hermann von Meyer] |
|||
Jedoch schon vor 2019 war umstritten, ob „die Feder“ tatsächlich von ''Archaeopteryx'' stammt. Da es sich bei dem Federabdruck um den [[Typus (Nomenklatur)|Holotypus]] von ''Archaeopteryx litographica'' handelt, war die Stabilität dieses bekannten Namens gefährdet. Um dieses Problem zu lösen und die Art ''Archaeopteryx litographica'' eindeutig zu definieren, hat die [[International Commission on Zoological Nomenclature|Internationale Kommission für Zoologische Nomenklatur]] 2011 das [[#„Londoner Exemplar“|„Londoner Exemplar“]] zum neuen Typusexemplar (Neotypus) erklärt.<ref name="iczn_2011">''Opinion 2283 (Case 3390) ''Archaeopteryx lithographica'' von Meyer, 1861 (Aves): conservation of usage by designation of a neotype.'' Bulletin of Zoological Nomenclature. Bd. 68, Nr. 3, 2011, S. 230–233, [[doi:10.21805/bzn.v68i3.a16]] (alternativer Volltextzugriff: [https://www.biodiversitylibrary.org/part/377937 BHL])</ref> |
|||
Der scheiss vogel stinkt nach fisch un isch schwul: Quelle: www.penis.de |
|||
=== „Londoner Exemplar“ === |
|||
[[Datei:London Archaeopteryx.jpg|links|mini|Das „Londoner Exemplar“ (Original), Neotypus der Art ''Archaeopteryx lithographica'']] |
|||
Gefunden 1861 auf der Langenaltheimer Haardt bei Solnhofen, gehört das „Londoner Exemplar“ zu den bedeutendsten Exemplaren. Es war der erste vollständige Fund eines Skeletts und ist seit 2011 der [[Neotypus]] der Art ''Archaeopteryx lithographica''.<ref name="iczn_2011" /> Wenige Monate nach dem Fund erwarb das Londoner [[Natural History Museum]] (damals noch zum [[British Museum]] gehörend) das Exemplar von seinem Besitzer, dem Pappenheimer Kreisarzt Carl Friedrich Häberlein (1787–1871). Treibende Kraft des Ankaufs war dabei der britische Naturforscher [[Richard Owen]], damals Leiter der naturhistorischen Sammlung des Britischen Museums und erklärter Gegner von Darwins Theorien. |
|||
<!-- Hier fehlt noch Griphosaurus Wagner 1861? und dessen Unterdrückung durch die ICZN --> |
|||
=== „Berliner Exemplar“ === |
|||
[[Datei:Archaeopteryx lithographica (Berlin specimen).jpg|mini|Das „Berliner Exemplar“]] |
|||
Gefunden zwischen 1874 und 1876 auf dem [[Blumenberg (Eichstätt)|Blumenberg]] bei [[Eichstätt]], ist das „Berliner Exemplar“ mit seinen deutlichen Federabdrücken und einem erhaltenen Schädel eines der vollständigsten Stücke. Der Finder Jakob Niemeyer tauschte den Fund für eine Kuh im Wert von 150 bis 180 [[Mark (1871)|Mark]] ein. Der neue Besitzer Johann Dörr, ein Steinbruchbesitzer, veräußerte es für 2.000 Mark an Ernst Otto Häberlein (1819–1886) aus [[Pappenheim]], den Sohn des Verkäufers des Londoner Exemplars, der den Fund auch präparierte. Zunächst interessierten sich die [[Bayrische Staatssammlung]] und die [[Yale-Universität]] für das Fundstück, doch konnten beide den hohen Kaufpreis nicht aufbringen. Selbst eine Bitte deutscher Zoologen an [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Kaiser Wilhelm I.]] war erfolglos.<ref>Ludger Bollen: ''Der Flug des Archaeopteryx.'' 2008, S. 54.</ref> Schließlich und auf Anfrage durch [[Wilhelm Dames]] erwarb [[Werner von Siemens]] das Exemplar 1879 für 20.000 Mark und übergab es als [[Dauerleihgabe]] dem Mineralogischen Museum der [[Humboldt-Universität zu Berlin]]. Zwei Jahre später erstattete die Universität dem Leihgeber Siemens den Kaufpreis. Das Exemplar gehört seitdem dem [[Museum für Naturkunde (Berlin)|Museum für Naturkunde]] in Berlin und ist dort seit 2007 dauerhaft ausgestellt. |
|||
=== „Maxberger Exemplar“ === |
|||
Gefunden 1956 auf der [[Langenaltheimer Haardt]] bei Solnhofen, war das „Maxberger Exemplar“ ein [[Torso]] mit einigen Federabdrücken. Es befand sich bis zum Tod seines Entdeckers [[Eduard Opitsch]] 1991 in dessen Privatbesitz und gilt seitdem als verschollen. |
|||
=== „Haarlemer Exemplar“ === |
|||
Dieses relativ unvollständige Skelett, das ausschließlich postcraniale Elemente, insbesondere der Gliedmaßen, umfasst, stammt aus Jachenhausen bei [[Riedenburg]] und befindet sich seit 1860 im Besitz des [[Teylers Museum]] in [[Haarlem]]. Es wurde bereits 1855, also fünf Jahre vor [[#„Die Feder“|„der Feder“]] gefunden, aber erst 1970 durch [[John Ostrom]] ''Archaeopteryx'' zugeordnet. Ursprünglich was das Stück durch Hermann von Meyer 1857 als [[Flugsaurier]] fehlgedeutet und unter dem Namen ''Pterodactylus crassipes'' erstbeschrieben worden.<ref>Herrmann von Meyer: ''Beiträge zur näheren Kenntniss fossiler Reptilien.'' S. 532–543 ([https://www.biodiversitylibrary.org/page/36415768 BHL]) [https://www.biodiversitylibrary.org/page/36415771 S. 535 ff.]</ref> Daher hätte der spezifische Namensbestandteil ''crassipes'' gemäß den Prioritätsregeln der Benennung von Arten den Namen ''lithographica'' ersetzen müssen. Die Priorität von ''A. crassipes'' über ''A. lithographica'' wurde jedoch 1977 auf einen Antrag von Ostrom hin durch einen Beschluss der [[International Commission on Zoological Nomenclature|Internationalen Kommission für Zoologische Nomenklatur]] unterdrückt.<ref>''Opinion 1070: Conservation of ''Archaeopteryx lithographica'' von Meyer 1861 (Aves).'' Bulletin of Zoological Nomenclature. Bd. 33, Nr. 33/34, 1977, S. 165–166 ([https://www.biodiversitylibrary.org/part/27887 BHL])</ref> |
|||
Eine Ende 2017 publizierte Neuuntersuchung des Fossils ergab, dass es sich weder um ''Archaeopteryx'' noch um einen Flugsaurier handelt, sondern um einen Theropoden, der nah mit ''[[Anchiornis]]'' verwandt ist, einem kleinen, vogelähnlichen, aber nicht flugfähigen Dinosaurier. Für diesen wurde die neue Gattung ''[[Ostromia]]'' errichtet.<ref>Christian Foth, Oliver W. M. Rauhut. ''Re-evaluation of the Haarlem ''Archaeopteryx'' and the radiation of maniraptoran theropod dinosaurs.'' BMC Evolutionary Biology. Bd. 17, 2017, Artikel-Nr. 236, [[doi:10.1186/s12862-017-1076-y]]; siehe dazu auch {{Internetquelle |url=https://www.scinexx.de/news/geowissen/erster-archaeopteryx-ist-gar-keiner/ |titel=Erster Archaeopteryx ist gar keiner |datum=2017-12-04 |sprache=de-DE |abruf=2024-01-30}}</ref> |
|||
=== „Eichstätter Exemplar“ === |
|||
[[Datei:Archaeopteryx (1).jpg|links|mini|Kopie des „Eichstätter Exemplars“ (mit Gegenplatte)]] |
|||
Gefunden 1951 in [[Workerszell]] bei Eichstätt, wurde das „Eichstätter Exemplar“ vom Naturwissenschafts-Professor und Fossiliensammler [[Franz Xaver Mayr (Naturwissenschaftler)|Franz Xaver Mayr]] als Vertreter der kleinen Raubdinosauriergattung ''[[Compsognathus]]'' identifiziert. Aufgrund der problematischen Umstände seines Erwerbs wurde der Fund von Mayr jedoch nicht publiziert. Erst 1972 zeigte Mayr das Stück [[Peter Wellnhofer]] von der [[Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie|Bayerischen Staatssammlung Paläontologie und Geologie]], der es als zu ''Archaeopteryx'' gehörig erkannte und 1974 in einer Monographie detailliert beschrieb.<ref>Peter Wellnhofer: ''Das fünfte Skelettexemplar von'' Archaeopteryx. Palaeontographica Abteilung A (Paläozoologie – Stratigraphie). Band A147, Nr. 4–6, 1974, S. 168–216</ref> Das Stück befindet sich aktuell im Besitz des [[Jura-Museum]]s in Eichstätt. |
|||
Unter anderem weil es das kleinste aller (nicht nur bis dahin) entdeckten ''Archaeopteryx''-Exemplare ist, wurde es Mitte der 1980er Jahre in eine eigene Art und sogar Gattung, ''Jurapteryx recurva'', gestellt.<ref>Michael E. Howgate: ''The teeth of ''Archaeopteryx'' and a reinterpretation of the Eichstätt specimen.'' Zoological Journal of the Linnean Society. Bd. 82, Nr. 1–2, 1984, S. 159–175, [[doi:10.1111/j.1096-3642.1984.tb00540.x]]</ref><ref>Michael E. Howgate: ''Problems of the osteology of ''Archaeopteryx'': Is the Eichstatt specimen a distinct genus?'' S. 105–112 in Max K. Hecht, John H. Ostrom, Günter Viohl, Peter Wellnhofer (Hrsg.): ''The beginnings of birds: Proceedings of the International Archaeopteryx Conference.'' Freunde des Jura-Museums, Eichstätt 1985, ISBN 978-3-980-11780-7.</ref> Diese Neuzuweisung fand jedoch keine weitreichende Akzeptanz. |
|||
=== „Solnhofener Exemplar“ === |
|||
[[Datei:Archaeopteryx lithographica (Solenhofener Specimen).jpg|mini|Das „Solnhofener Exemplar“, Holotyp von „''Wellnhoferia grandis''“]] |
|||
Dieses Stück wurde vom Fossiliensammler und zeitweiligen Solnhofener Bürgermeister Friedrich Müller zunächst ebenfalls als ''Compsognathus'' [[Bestimmung (Biologie)|fehlbestimmt]], nach seiner Zugänglichmachung für die wissenschaftliche Bearbeitung aber von Peter Wellnhofer 1988 ''Archeopteryx lithographica'' zugeordnet.<ref>Peter Wellnhofer: ''A New Specimen of'' Archaeopteryx. Science. Bd. 240, Nr. 4860, 1988, S. 1790–1792, [[doi:10.1126/science.240.4860.1790]], {{JSTOR|1701652}}</ref> Von wem und wann und wo genau es entdeckt wurde, ist nicht überliefert. Es befindet sich heute im [[Bürgermeister-Müller-Museum]] zu Solnhofen. Dazu entschied 2003 der Bundesgerichtshof, dass das Fossil nicht an einen Steinbruchbesitzer herausgegeben werden muss, der wiederholt behauptet hatte, es sei 1985 von einem seiner Mitarbeiter gefunden und unterschlagen worden. Die Herkunft des Stücks aus dem Steinbruch des Klägers konnte auch anhand von Gesteinsproben nicht eindeutig belegt werden.<ref>[https://www.stern.de/panorama/wissen/natur/gerichtsurteil-urvogel--archaeopteryx--bleibt-im-museum-3342896.html ''Urvogel "Archäopteryx" bleibt im Museum.''] stern.de, 17. Februar 2003, abgerufen am 27. Dezember 2024</ref> |
|||
Es handelt sich um das größte bekannte Exemplar von ''A. lithographica''. Aufgrund seiner Größe und vermeintlich taxonomisch bedeutender anatomischer Besonderheiten wurde auf Grundlage dieses Stücks 2001 die neue Gattung und Art ''[[Wellnhoferia|Wellnhoferia grandis]]'' errichtet.<ref name="elzanowski_2001">Andrzej Elżanowski: ''A new genus and species for the largest specimen of'' Archaeopteryx. Acta Palaeontologica Polonica. Bd. 46, Nr. 4, 2001, S. 519–532 ([https://www.app.pan.pl/article/item/app46-519.html Digitalisat auf app.pan.pl]).</ref> Diese Neuzuweisung fand jedoch keine weitreichende Akzeptanz. |
|||
=== „Münchner Exemplar“ === |
|||
[[Datei:Archaeopteryx bavarica Detail.jpg|links|mini|''A. bavarica'' im Münchner Paläontologischen Museum]] |
|||
Das auch als „Exemplar des Solnhofener Aktienvereins“ bezeichnete Stück wurde im Sommer 1992 in einem Steinbruch der ''Solnhofer Aktien-Verein AG'' auf der Langenaltheimer Haardt bei Solnhofen gefunden und kann im [[Paläontologisches Museum München|Paläontologischen Museum]] in München besichtigt werden. 1993 wurde der Fund von Peter Wellnhofer als neue Art ''Archaeopteryx bavarica'' in die Wissenschaft eingeführt. Die detaillierten Federabdrücke und das sehr gut erhaltene Skelett ermöglichten zahlreiche neue Erkenntnisse. Die von Wellnhofer als [[Brustbein]] beschriebene Struktur hat sich allerdings nach neueren Untersuchungen als Teil des [[Coracoid|Rabenbeins]] erwiesen.<ref>Peter Wellnhofer, Helmut Tischlinger: ''Das „Brustbein“ von ''Archaeopteryx bavarica'' Wellnhofer 1993.'' In: ''Archaeopteryx.'' Band 22, 2004, S. 3–15.</ref> Aktive Flugfähigkeit wird jedoch nach wie vor als gegeben betrachtet, da das Brustbein wohl als knorpelige Struktur vorhanden war. Auch die detaillierte Überlieferung des Schädels, des Kiefers und des Schwanzes des elstergroßen Urvogels öffneten neue Blickwinkel auf die frühe Evolution der Vögel. Dadurch gehört dieses Exemplar zweifellos zu den bedeutendsten. |
|||
=== „Daitinger Exemplar“ === |
|||
[[Datei:Archaeopteryx (Daiting Specimen).jpg|mini|Das achte Exemplar (''Archaeopteryx albersdoerferi'') auf den Münchner Mineralientagen 2009]] |
|||
Das auch als „achtes Exemplar“ bezeichnete Stück (weil es sich um das 8. Exemplar mit Skelettelementen handelt) ist ähnlich fragmentarisch wie das „Haarlemer Exemplar“, umfasst jedoch auch einen Schädel. Um 1990 in einem Plattenkalksteinnruch bei [[Daiting]] gefunden, wurde es 1997 erstmals als Abguss publiziert. Lange Zeit waren Besitzer und Aufbewahrungsort des Originals unbekannt, weshalb das Stück den Beinamen „das Phantom“ erhielt. 2009 präsentierte der Geologe und Fossilienhändler Raimund Albersdörfer das von ihm erworbene Exemplar auf den [[Münchner Mineralientage]]n erstmals der Öffentlichkeit.<ref>Helmut Tischlinger: ''Der achte ''Archaeopteryx'' – das Daitinger Exemplar.'' Archaeopteryx. Bd. 27, 2009, S. 1–20 ([https://www.researchgate.net/profile/Helmut-Tischlinger/publication/341622707 Digitalisat auf ResearchGate])</ref> |
|||
Besonders an diesem Exemplar ist, dass es nicht aus dem eigentlichen Solnhofener Plattenkalk stammt, sondern aus den auflagernden Mörnsheimer Schichten. Es handelt sich somit um das geochronologisch jüngste Exemplar. 2018 wurde es zum Typusexemplar der Art ''A. albersdoerferi''.<ref name="kundrat_et_al_2018" /> |
|||
=== „Neuntes Exemplar“ === |
|||
[[Datei:Archaeopteryx (Chicken Wing).jpg|mini|Das neunte Exemplar („Chicken Wing“)]] |
|||
Im Jahr 2004 wurde über einen weiteren, ebenfalls fragmentarischen Fund berichtet, der sich derzeit im [[Bürgermeister-Müller-Museum]] Solnhofen befindet. Bei dem auch als „Exemplar der Familien Ottmann und Steil“ bezeichneten Stück handelt sich um einen isolierten, bis auf ein einzelnes Finger-Endglied vollständigen rechten Flügel, weshalb das Stück auch „Chicken Wing“ genannt wird. |
|||
=== „Thermopolis-Exemplar“ === |
|||
Dieses wurde 2005 vom Besitzer des [[Wyoming Dinosaur Center]] in [[Thermopolis]] gekauft und unter anderem von Gerald Mayr untersucht, die Ergebnisse wurden in der [[Science]]-Ausgabe vom Dezember 2005 veröffentlicht.<ref name="mayr2005" /> Besonders an diesem Exemplar ist neben seinem äußerst guten Erhaltungszustand die Tatsache, dass erstmals der Kopf von oben zu sehen ist und der [[Mittelfußknochen]] einen nach oben gerichteten Fortsatz aufweist. |
|||
=== „Elftes Exemplar“ === |
|||
[[Datei:Archaeopteryx Nummer 11.jpg|mini|Das elfte Exemplar aus dem Senckenberg-Museum]] |
|||
Im Jahr 2011 wurde erstmals das 11. Skelett-Exemplar der Öffentlichkeit präsentiert, das bereits vor mehreren Jahrzehnten im Raum Eichstätt entdeckt worden war. Es zeichnet sich durch eine besonders gute Federerhaltung – ähnlich dem „Berliner Exemplar“ – aus. Ein Münchner Paläontologen-Team der Ludwig-Maximilians-Universität/Bayer. Staatssammlung für Paläontologie und Geologie stellte die weitreichenden Ergebnisse in der Nature-Ausgabe vom Juli 2014 vor (mit Archaeopteryx als Titelbild).<ref>{{Internetquelle |url=http://www.palmuc.de/bspg/index.php?option=com_content&view=article&id=306&Itemid=392 |titel=Urvogel Archaeopteryx |autor=Martine Focke |werk=palmuc.de |datum=2014-07-03 |zugriff=2015-05-02 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150317055720/http://www.palmuc.de/bspg/index.php?option=com_content&view=article&id=306&Itemid=392 |archiv-datum=2015-03-17 |offline=ja }}</ref><ref name="PMID24990749">{{Literatur |Autor=Christian Foth, Helmut Tischlinger, Oliver W. M. Rauhut |Titel=New specimen of Archaeopteryx provides insights into the evolution of pennaceous feathers |Sammelwerk=Nature |Band=511 |Nummer=7507 |Datum=2014-07-03 |ISSN=0028-0836 |DOI=10.1038/nature13467 |Seiten=79–82}}</ref> |
|||
=== „Zwölftes Exemplar“ === |
|||
[[Datei:Twelfth Archaeopteryx specimen.jpg|mini|Das zwölfte Exemplar]] |
|||
Das bislang letzte Skelett-Exemplar wurde 2010 von einem Finder, dessen Name geheim gehalten wird, in einem Erlebnissteinbruch in Schamhaupten im Landkreis Eichstätt am Ostrand des [[Köschinger Forst]]es entdeckt. Mit einem Alter von 153 Millionen Jahren ist es vermutlich das bisher älteste Archaeopteryx-Exemplar. Noch im Besitz des Finders, wird das Fossil von den Eigentümern des Steinbruchs beansprucht, um es musealen Zwecken zuzuführen. Es wird im Museum des im August 2016 eröffneten [[Dinosaurier-Park Altmühltal]],<ref>{{Internetquelle |url=https://dinosauriermuseum.de/ |titel=Dinosaurier Museum Altmühltal (Dinopark Bayern) {{!}} Urzeit in Lebensgröße! |sprache=de-DE |abruf=2024-01-30}}</ref> etwa 10 km vom Fundort entfernt, ausgestellt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.mittelbayerische.de/region/kelheim-nachrichten/alle-augen-auf-den-archaeopteryx-21029-art1422082.html |titel=Alle Augen auf den Archaeopteryx - Region Kelheim - Mittelbayerische |datum=2016-08-26 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160826194726/http://www.mittelbayerische.de/region/kelheim-nachrichten/alle-augen-auf-den-archaeopteryx-21029-art1422082.html |abruf=2024-01-30}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.augsburger-allgemeine.de/neuburg/Eine-fette-Taube-id29035702.html |titel=Eine „fette Taube“ |autor=Stefan Küpper |werk=augsburger-allgemeine.de |datum=2014-03-02 |zugriff=2016-08-28}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.n-tv.de/wissen/Spektakulaerer-Fund-kommt-in-Ausstellung-article18492966.html |titel=Ältestes Archaeopteryx-Fossil – Spektakulärer Fund kommt in Ausstellung |autor= |werk=n-zv.de Wissen |datum=2016-08-24 |zugriff=2016-08-28}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.sueddeutsche.de/wissen/dinosaurier-fossiliensammler-findet-bei-ingolstadt-bislang-aeltestes-archaeopteryx-skelett-1.3842054 |titel="Fossiliensammler findet bei Ingolstadt bislang ältestes Archäopteryx-Skelett" |autor=Sebastian Herrmann |werk=Süddeutsche Zeitung online |datum=2018-01-26 |zugriff=2018-01-29}}</ref> |
|||
== Äußere Systematik == |
|||
=== Einordnung als Vogel === |
|||
{{Kladogramm |
|||
| Titel = Äußere Systematik des Archaeopteryx |
|||
| Beschreibung = Nach Benton liegen innerhalb der Paraves diese Verwandtschafts­verhältnisse vor. |
|||
| Quelle = Benton (2005)<ref name="benton2005" /> |
|||
| Kladogramm = |
|||
{{Klade |
|||
|label1=[[Paraves]] |
|||
|1={{Klade |
|||
|label1=[[Deinonychosauria|Deinony­chosauria]] |
|||
|1={{Klade |
|||
|1=[[Troodontidae]] |
|||
|2=[[Dromaeosauridae]] |
|||
}} |
|||
|label2=[[Vögel|Aves]] |
|||
|2={{Klade |
|||
|1='''''Archaeopteryx''''' |
|||
|2={{Klade |
|||
|1=''[[Rahonavis]]'' |
|||
|2=''[[Jeholornis]]'' |
|||
|3=[[Pygostylia]] |
|||
}} |
|||
}} |
|||
}} |
|||
}} |
|||
}} |
|||
''Archaeopteryx'' wird in der Regel als der urtümlichste Vogel definiert, das heißt, alle Arten, die mit den Modernen Vögeln ([[Neornithes]]) entfernter verwandt sind als ''Archaeopteryx'', gelten als den Vögeln (Aves) nicht zugehörig.<ref name="padian2004">{{Literatur |Autor=Kevin Padian |Titel=Basal Avialae |Sammelwerk=The Dinosauria |Verlag=University of California Press |Datum=2004-06-12 |ISBN=978-0-520-24209-8 |DOI=10.1525/california/9780520242098.003.0013 |Seiten=210–231}}</ref> Unter den mesozoischen Vögeln gibt es manche, die nur wenig näher mit den heutigen Vögeln verwandt sind als ''Archaeopteryx'':<ref>Luis Chiappe: ''Basal bird phylogeny, problems and solutions.'' In: Luis M. Chiappe, [[Lawrence M. Witmer]] (Hrsg.): ''Mesozoic Birds. Above the Heads of the Dinosaurs.'' University of California Press, Berkeley CA u. a. 2002, ISBN 0-520-20094-2, S. 448–472.</ref><ref>{{Literatur |Autor=Zhonghe Zhou |Titel=The origin and early evolution of birds: discoveries, disputes, and perspectives from fossil evidence |Sammelwerk=Naturwissenschaften |Band=91 |Nummer=10 |Datum=2004-10 |ISSN=0028-1042 |DOI=10.1007/s00114-004-0570-4 |Seiten=455–471}}</ref> ''[[Rahonavis]]'' und ''[[Jeholornis]]'' haben mit ''Archaeopteryx'' unter anderem den langen knöchernen Schwanz gemein, den höher entwickelte Vögel ([[Pygostylia]]) abgelegt haben. |
|||
Innerhalb der [[Theropoda|theropoden Dinosaurier]] gelten die [[Deinonychosauria|Deinonychosaurier]] als nahe Verwandte der Vögel – beide Gruppen werden in der übergeordneten Gruppe [[Paraves]] (bzw. [[Eumaniraptora]]) zusammengefasst.<ref name="padian2004" /><ref name="benton2005">[[Michael J. Benton]]: ''Vertebrate Palaeontology.'' 3. Auflage. Blackwell, Malden MA 2005, ISBN 0-632-05637-1.</ref> Ein Merkmal, das die Deinonychosaurier mit ''Archaeopteryx'' und ''Rahonavis'' verbindet, ist die überdehnbare („hyperextensible“) zweite Klaue des Fußes.<ref name="mayr2007">{{Literatur |Autor=Gerald Mayr, Burkhard Pohl, Scott Hartman, D. Stefan Peters |Titel=The tenth skeletal specimen of Archaeopteryx |Sammelwerk=Zoological Journal of the Linnean Society |Band=149 |Nummer=1 |Datum=2007-01 |ISSN=1096-3642 |DOI=10.1111/j.1096-3642.2006.00245.x |Seiten=97–116}}</ref> Federn mit einer geschlossenen Federfahne waren vermutlich bereits bei den Vorfahren der Paraves ausgeprägt.<ref>{{Literatur |Autor=Xing Xu |Titel=Scales, feathers and dinosaurs |Sammelwerk=Nature |Band=440 |Nummer=7082 |Datum=2006-03 |ISSN=0028-0836 |DOI=10.1038/440287a |Seiten=287–288}}</ref> |
|||
Es gibt eine Anzahl [[Kladistik|stammesgeschichtlicher Analysen]], die zu abweichenden Ergebnissen bezüglich der Verwandtschaftsverhältnisse vogelähnlicher Deinonychosaurier und urtümlicher Vögel gelangen. Nach der Hypothese von Mayr u. a. waren manche gefiederten Dromaeosauriden wie ''[[Microraptor]]'' näher mit den Pygostylia verwandt als ''Archaeopteryx''; in der Gruppe der Vögel wäre demnach der Vogelflug womöglich mehrfach unabhängig voneinander entstanden.<ref name="mayr2005" /> |
|||
Kritiker der Dinosaurier-Abstammung der Vögel meinen, die Ähnlichkeit der Urvögel zu theropoden Dinosauriern sei auf massive [[konvergente Evolution]] zurückzuführen. Nach Feduccia u. a. (2005) seien die Vögel aus einer noch zu bestimmenden Gruppe urtümlicher [[Archosaurier]] hervorgegangen, während ''Microraptor'' und andere gefiederte Dinosaurier in Wirklichkeit keine Dinosaurier, sondern frühe Formen flugunfähiger Vögel darstellten.<ref>{{Literatur |Autor=Alan Feduccia, Theagarten Lingham‐Soliar, J. Richard Hinchliffe |Titel=Do feathered dinosaurs exist? Testing the hypothesis on neontological and paleontological evidence |Sammelwerk=Journal of Morphology |Band=266 |Nummer=2 |Datum=2005-11 |ISSN=0362-2525 |DOI=10.1002/jmor.10382 |Seiten=125–166}}</ref> |
|||
=== ''Archaeopteryx'' und ''Xiaotingia'' === |
|||
{{Kladogramm |
|||
| Titel = Alternative äußere Systematik |
|||
| Beschreibung = Äußere Systematik nach Xing Xu (2011) |
|||
| Quelle = <ref name="XingXu" /> |
|||
| Kladogramm = |
|||
{{Klade |
|||
|label1=[[Paraves]] |
|||
|1={{Klade |
|||
|1={{Klade |
|||
|label1=[[Deinonychosauria]] |
|||
|1={{Klade |
|||
|1=[[Troodontidae]] |
|||
|2=[[Dromaeosauridae]] |
|||
}} |
|||
|label2=Archaeopterygidae |
|||
|2={{Klade |
|||
|1='''''Archaeopteryx''''' |
|||
|2=''[[Xiaotingia]]'' |
|||
}} |
|||
}} |
|||
|2={{Klade |
|||
|1=''[[Rahonavis]]'' |
|||
|2=''[[Jeholornis]]'' |
|||
|3=[[Pygostylia]] |
|||
}} |
|||
}} |
|||
}} |
|||
}} |
|||
Der Einbezug eines 2011 aufgrund neuer Fossilfunde benannten ''Archaeopteryx''-ähnlichen Dinosauriers der spätjurazeitlichen [[Tiaojishan-Formation]] ([[Liaoning]], China) in eine [[Kladistik|stammesgeschichtliche Analyse]] führte dazu, dass die bisher angenommenen Verwandtschaftsverhältnisse von ''Archaeopteryx'' angezweifelt wurden. Die Analyse ergab, dass ''Archaeopteryx'' zusammen mit der neuen Gattung ''[[Xiaotingia]]'', die in manchen Merkmalen Deinonychosauriern gleicht, näher mit den Deinonychosauriern als mit späteren Vögeln verwandt gewesen sein könnte.<ref name="XingXu">Xing Xu, Hailu You, Kai Du, Fenglu Han: ''An Archaeopteryx-like theropod from China and the origin of the Avialae.'' In: ''Nature.'' Band 475, Nr. 7357, 2011, S. 465–470, [[doi:10.1038/nature10288]].<br /> [https://www.nature.com/articles/475458a ''An icon knocked from its perch.''] Auf: ''nature.com'' vom 27. Juli 2011.</ref> Dieser Hypothese zufolge wäre ''Archaeopteryx'', je nach Definition der Gruppe der Vögel, entweder nicht den Vögeln zugehörig, oder die Vögel schlössen auch die Deinonychosaurier mit ein. |
|||
{{Kladogramm |
|||
|Titel= Verortung von Archaeopteryx (nach Godefroit et al. 2013) |
|||
|Beschreibung=Äußere Systematik nach Godefroit et al. (2013)<ref name="godefroit-et-al-2013" /> mit Archaeopteryx innerhalb der Avialae. |
|||
|Kladogramm= |
|||
{{Klade |
|||
|label1= [[Eumaniraptora]] |
|||
|1={{Klade |
|||
|1={{Klade |
|||
|label1= [[Avialae]] |
|||
|1={{Klade |
|||
|1= ''[[Aurornis]]'' |
|||
|2={{Klade |
|||
|1= ''[[Anchiornis]]'' |
|||
|2={{Klade |
|||
|1= '''''Archaeopteryx''''' |
|||
|2={{Klade |
|||
|1= ''[[Xiaotingia]]'' |
|||
|2={{Klade |
|||
|1={{Klade |
|||
|1= ''[[Rahonavis]]'' |
|||
|2= ''[[Shenzhouraptor]]'' |
|||
}} |
|||
|2={{Klade |
|||
|1= ''[[Balaur]]'' |
|||
|2= [[Pygostylia]] |
|||
}} |
|||
}} |
|||
}} |
|||
}} |
|||
}} |
|||
}} |
|||
|2= [[Troodontidae]] |
|||
}} |
|||
|2= [[Dromaeosauridae]] |
|||
}} |
|||
}} |
|||
}} |
|||
Nach einer im Jahr 2013 folgenden phylogenetischen Analyse von [[Pascal Godefroit]] et altera, die 101 [[Taxon|Taxa]] auf Basis von 992 [[Osteologie|osteologischen]] Merkmalen untersuchten, steht Archaeopteryx innerhalb der Avialae, ebenso wie Xiaotingia.<ref name="godefroit-et-al-2013">{{Literatur |Autor=Pascal Godefroit, Andrea Cau, Hu Dong-Yu, François Escuillié, Wu Wenhao, Gareth Dyke |Titel={{lang|en|A Jurassic avialan dinosaur from China resolves the early phylogenetic history of birds}} |Sammelwerk={{lang|en|Nature}} |Band=498 |Nummer=7454 |Datum=2013 |Seiten=359–362 |DOI=10.1038/nature12168}}</ref> |
|||
== Innere Systematik == |
|||
[[Datei:Archaeopteryx NT.jpg|mini|Eine moderne zeichnerische Lebendrekonstruktion (2012) berücksichtigt die in jüngeren Studien gezogene Schlussfolgerung, dass mindestens ein Teil des Gefieders mit hoher Wahrscheinlichkeit schwarz war.]] |
|||
[[Datei:Archaeopteryx-Modell.jpg|mini|Lebendrekonstruktion im [[Naturhistorisches Museum Basel|Naturhistorischen Museum Basel]] (2022)]] |
|||
Ob die ''Archaeopteryx''-Funde einer oder mehreren Arten angehören, ist seit der Erstbeschreibung des Berliner Exemplars kontrovers diskutiert worden, was sich in der Häufung synonymer Gattungs- und Artnamen, die für dieselben Exemplare vergeben und wieder revidiert wurden, widerspiegelt.<ref>Burkhard Stephan: ''Urvögel. Archaeopterygiformes'' (= ''Die neue Brehm-Bücherei.'' Band 465). 3., überarbeitete Auflage. Ziemsen, Wittenberg Lutherstadt 1987, ISBN 3-7403-0004-3.</ref><ref>{{Literatur |Autor=Paul Bühler, Walter J. Bock |Titel=Zur Archaeopteryx-Nomenklatur: Missverständnisse und Lösung |Sammelwerk=Journal für Ornithologie |Band=143 |Nummer=3 |Datum=2002-07 |DOI=10.1046/j.1439-0361.2002.02006.x |Seiten=269–286}}</ref> |
|||
Elzanowski ordnete in seinen Revisionen die damals bekannten Exemplare vier verschiedenen Arten zu, wobei er für das Solnhofener Exemplar, das seiner Ansicht nach anatomisch besonders deutlich von den anderen abweicht, die Zugehörigkeit zu einer eigenen Gattung vorschlug:<ref name="elzanowski_2001" /><ref>Andrzej Elżanowski: ''Archaeopterygidae (Upper Jurassic of Germany).'' In: Luis M. Chiappe, Lawrence M. Witmer (Hrsg.): ''Mesozoic Birds. Above the Heads of the Dinosaurs.'' University of California Press, Berkeley CA u. a. 2002, ISBN 0-520-20094-2, S. 129–159.</ref> |
|||
* ''Archaeopteryx lithographica'', [[Neotypus]]: Londoner Exemplar; |
|||
* ''Archaeopteryx siemensii'', [[Holotypus]]: Berliner Exemplar; |
|||
* ''Archaeopteryx bavarica'', Holotypus: Münchener Exemplar; |
|||
* ''[[Wellnhoferia]] grandis'', Holotypus: Solnhofener Exemplar. |
|||
Der Befund, dass die bisher bekannten ''Archaeopteryx''-Exemplare nicht einer einzigen Art angehören, wird von Mayr u. a. (2007) bestätigt.<ref name="mayr2007" /> In ihrer Beschreibung des Thermopolis-Exemplars vergleichen sie den bislang letzten Fund mit vormals bekanntem Fossilmaterial von ''Archaeopteryx''. Entgegen der Analyse von Elzanowski kommen sie zu der Schlussfolgerung, dass die bestehenden Unterschiede der zehn Skelettfunde nicht mehr als zwei Arten rechtfertigen: |
|||
* ''Archaeopteryx lithographica'', Neotypus: Londoner Exemplar, ebenfalls zugehörig: Solnhofener Exemplar; |
|||
* ''Archaeopteryx siemensii'', Holotypus: Berliner Exemplar, ebenfalls zugehörig: Münchener Exemplar, Thermopolis-Exemplar. |
|||
2018 wurde auf Grundlage des Daitinger Exemplars, des geologisch jüngsten ''Archaeopteryx''-Exemplars, die neue Art ''Archaeopteryx albersdoerferi'' errichtet.<ref name="kundrat_et_al_2018"> {{Literatur |Autor=Martin Kundrát, John Nudds, Benjamin P. Kear, Junchang Lü, Per Ahlberg |Titel=The first specimen of Archaeopteryx from the Upper Jurassic Mörnsheim Formation of Germany |Sammelwerk=Historical Biology |Band=31 |Nummer=1 |Datum=2019-01-02 |ISSN=0891-2963 |DOI=10.1080/08912963.2018.1518443 |Seiten=3–63}}</ref> |
|||
== Literatur == |
|||
* Patricio Domínguez Alonso, Angela C. Milner, Richard A. Ketcham, M. John Cookson, Timothy B. Rowe: ''The avian nature of the brain and inner ear of Archaeopteryx.'' In: ''[[Nature]].'' Band 430, Nr. 7000, 2004, S. 666–669, [[doi:10.1038/nature02706]]. |
|||
* Gerold Bielohlawek-Hübel: ''Wer fand den Urvogel? (Die Geschichte des Archaeopteryx aus dem Altmühljura).'' Forumverlag, Riedstadt 2004, ISBN 3-937316-08-6. |
|||
* Ludger Bollen: ''Der Flug des Archaeopteryx. Auf der Suche nach dem Ursprung der Vögel.'' Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2008, ISBN 978-3-494-01421-0. |
|||
* Paul Chambers: ''Die Archaeopteryx-Saga. Das Rätsel des Urvogels.'' Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-8077-0139-7. |
|||
* Eva Gebauer: ''10 × Archaeopteryx. Was uns die einzelnen Funde erzählen!'' (= ''Museumspädagogische Reihe der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft.'' Band 1). Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-929907-77-3. |
|||
* Manfred Meckl: ''Archaeopteryx. Ein befiederter Dinosaurier wird als Stammvater der Vögel entlarvt. (Eine paläontologische Detektivgeschichte).'' Braun, Fürstenfeldbruck 1995, ISBN 3-00-000444-0. |
|||
* [[Lawrence M. Witmer]]: ''Palaeontology: Inside the oldest bird brain.'' In: ''Nature.'' Band 430, Nr. 7000, 2004, S. 619–620, [[doi:10.1038/430619a]]. |
|||
* [[Peter Wellnhofer]]: ''Archaeopteryx. Der Urvogel von Solnhofen.'' Pfeil, München 2008, ISBN 978-3-89937-076-8. |
|||
* [[Ernst Probst]]: ''Raubdinosaurier in Bayern. Von Archaeopteryx bis zu Sciurumimus.'' Leipzig 2019, ISBN 978-1-698-05588-6. |
|||
== Weblinks == |
|||
{{Commons}} |
|||
{{Wiktionary}} |
|||
* [http://www.fossilien-solnhofen.de/archfunde.html ''Der Archaeopteryx – Funde – Wissenschaftler – Vogelevolution…''] |
|||
* [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/293384/ ''Das Hirn zum Fliegen''] |
|||
* Mathias Orgeldinger: [http://www.zeit.de/1997/26/Akte_Alte_Feder ''Akte „Alte Feder“''] In: ''[[Die Zeit]].'' 26/1997. |
|||
* {{Webarchiv | url=http://www.geocities.com/CapeCanaveral/Galaxy/8152/germanarchaeopteryx.html | wayback=20060305161659 | text=''Die Geschichte von Archaeopteryx''}} |
|||
* [https://www.britannica.com/animal/Archaeopteryx Archaeopteryx] bei der [[Encyclopædia Britannica]] |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
[[Kategorie:Vögel]] |
|||
<references /> |
|||
[[Kategorie:Ausgestorbenes Tier]] |
|||
[[Kategorie:Vögel im weiteren Sinne]] |
|||
[[da:Archaeopteryx]] |
|||
[[Kategorie:Avialae]] |
|||
[[en:Archaeopteryx]] |
|||
[[Kategorie:Tier als Namensgeber für einen Asteroiden]] |
|||
[[es:Archaeopteryx]] |
|||
[[et:Ürglind]] |
|||
[[fr:Archéoptéryx]] |
|||
[[he:ארכיאופטריקס]] |
|||
[[ja:始祖鳥]] |
|||
[[nl:Archaeopteryx]] |
|||
[[pl:Archaeopteryx]] |
|||
[[pt:Arqueopterix]] |
|||
[[sk:Archaeopteryx]] |
|||
[[sl:Praptič]] |
|||
[[sv:Archaeopteryx]] |
Aktuelle Version vom 31. März 2025, 23:55 Uhr
Archaeopteryx | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Archaeopteryx, Londoner Exemplar mit gut erhaltenen Federn | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Oberjura (Tithonium) | ||||||||||||
152,1 bis 145 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||||
Archaeopterygidae | ||||||||||||
Huxley, 1871 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Archaeopteryx | ||||||||||||
von Meyer, 1861 | ||||||||||||
Arten | ||||||||||||
|
Archaeopteryx (aus altgriechisch ἀρχαῖος archaîos „uralt“ und πτέρυξ ptéryx „Flügel, Schwingen, Feder“) ist eine Gattung der Avialae (Vögel im weiteren Sinne), deren Fossilien in der Fränkischen Alb in den Solnhofener Plattenkalken aus dem Oberjura entdeckt wurden. Archaeopteryx gilt als Übergangsform, die zwischen frühen theropoden Dinosauriern und den Vögeln vermittelt. Da der etwa rabengroße Archaeopteryx in der Regel den Vögeln als ursprungsnahe Form zugerechnet wird, bezeichnet man die Gattungsmitglieder auch als Urvögel.
Archaeopteryx wurde im Jahr 1861 von Hermann von Meyer auf der Grundlage eines isolierten Federabdrucks erstmals beschrieben. Das erste Skelettexemplar (das sogenannte Londoner Exemplar) wurde schon im selben Jahr entdeckt und ist in der Erstveröffentlichung erwähnt. Bis heute folgten mindestens 11 weitere, unterschiedlich vollständige Skelettfunde.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Gattung Archaeopteryx zeigt ein Mosaik aus (für Vögel) urtümlichen, das heißt reptilienhaften Merkmalen, die später von den modernen Vögeln (Neornithes) abgelegt wurden, und abgeleiteten, das heißt vogeltypischen Merkmalen (die jedoch nach gegenwärtigem Kenntnisstand nur noch zum Teil als allein charakteristisch für Vögel gelten).
Urtümlich sind unter anderem das Vorhandensein von Zähnen und Bauchrippen (Gastralia), eine lange Schwanzwirbelsäule, eine relativ geringe Zahl unverschmolzener Beckenwirbel (Sakralia), unverschmolzene Mittelhand-, Mittelfuß- und Fußwurzel- und Beckenknochen, die drei Fingerklauen sowie das Fehlen eines knöchernen Brustbeins.
Zu den vogeltypischen Merkmalen kann man die modern anmutenden asymmetrischen Schwungfedern zählen, außerdem die zu einem Gabelbein verschmolzenen Schlüsselbeine und die rückwärts oder seitlich-rückwärts orientierte erste Zehe (Hallux) des Fußes (anisodactyler Vogelfuß).
Archaeopteryx erreichte etwa die Größe von Raben (ca. 50 cm Körperlänge) und ein Gewicht von 0,8 bis 1 kg.
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für das Verständnis der Stammesgeschichte der Vögel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Vogel-Charakteristika des Urvogels sind auch für manche gefiederten Nichtvogeldinosaurier belegt oder, wie im Fall der revertierten ersten Zehe des Archaeopteryx, nicht unangefochten.[1] Deshalb sehen manche Paläontologen den Urvogel nicht als wesentlich vogelähnlicher an als manche theropoden Dinosaurier, die nicht den Vögeln zugerechnet werden (z. B. Microraptor).
Seit den 2000er Jahren sind eine Vielzahl von Fossilien urtümlicher Vögel und früher vogelähnlicher Dinosaurier entdeckt worden, besonders in Sedimentgesteinen der Unterkreide von Nordostchina (der Jehol-Gruppe). Somit steht Archaeopteryx als Mosaikform nicht allein, sondern lässt sich in eine (morphologische, nicht zeitliche) Abfolge von Dinosauriern einordnen, die den Vögeln sukzessive ähnlicher werden. 2025 wurde Baminornis zhenghensis aus dem späten Jura Chinas beschrieben, der etwa zur gleichen Zeit lebte, aber bereits deutlich fortschrittlichere vogeltypische Merkmale als dieser aufweist.[2]
Vertreter der Hypothese, der Schlagflug der Vögel sei aus dem Gleitflug von einem erhöhten Punkt herab entstanden, interpretieren die Krallen des Archaeopteryx als die eines Baumkletterers, der von den Ästen herabglitt.[3] Bei palökologischen Untersuchungen der Fundhorizonte kamen manche Forscher jedoch zu dem Schluss, dass am Bildungsort der Solnhofener Plattenkalke ein heißes und trockenes Klima geherrscht haben muss und wahrscheinlich keine Bäume vorkamen.[4][5] Im Gegenzug wiesen sie aber auf hohe Klippen an der Küste des Jurameeres hin, die als Startpunkt für erste Flugversuche in Frage kommen. Burgers und Chiappe zeigten, dass Archaeopteryx möglicherweise auch vom Boden starten konnte.[6]
Forschungen, die das elfte bisher bekannte Fossil mit dem bislang besterhaltenen Federkleid untersuchten, zeigen, dass Archaeopteryx vermutlich am ganzen Körper befiedert war. Lange Federn an den Beinen waren reihig angeordnet, sie hatten ihrer Gestalt nach vermutlich keine Funktion beim Fliegen (wie beim entfernt verwandten Microraptor vermutet), sie könnten aber, ähnlich wie die Federhosen der rezenten Greifvögel, beim Landen hilfreich gewesen sein. Das Federkleid diente wohl, ähnlich wie bei den verwandten Gruppen, nicht nur zum Fliegen, sondern auch zur Wärmeisolation, vermutlich hatte es auch Funktionen als Signalgeber an Artgenossen oder zur Tarnung. Besonderheit der zum Fliegen eingesetzten Schwungfedern ist ihre asymmetrische Fahne.[7]
Für die Durchsetzung der Evolutionstheorie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Charles Darwin hatte in der von ihm entwickelten Evolutionstheorie 1859 vorhergesagt, dass es bei der Entwicklung neuer Arten Übergangsformen geben sollte, die noch Merkmale der alten, aber auch schon Merkmale der neuen Gruppe besitzen müssten. Als Darwin seine Theorie veröffentlichte, waren noch keine solchen Fossilien bekannt, sie wurden deshalb als fehlende Glieder (missing links) bezeichnet. Nur zwei Jahre später wurde das erste Skelettexemplar des Archaeopteryx gefunden.
Die Archaeopteryx-Funde waren der erdgeschichtlich früheste Beleg für Federn eines Wirbeltiers. Dass sie bereits deutliche Merkmale von Vögeln, aber auch noch solche von Reptilien bzw. Sauriern besaßen, machte Archaeopteryx zu einem wichtigen Indiz für die Richtigkeit der Darwinschen Evolutionstheorie. Der Streit über die Evolutionstheorie wurde damit auch zu einer Auseinandersetzung um Archaeopteryx.
Richard Owen verfasste die erste Beschreibung des Londoner Exemplars (siehe Abbildung oben). Er lehnte die Evolutionstheorie ab und vermied peinlich genau jeden Hinweis auf die mögliche Deutung als vermittelndes Bindeglied zwischen Reptilien und Vögeln.
Fossilfunde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Typusregion, der südlichen Fränkischen Alb, wurden seit 1855 zwölf mehr oder weniger vollständig erhaltene Skelette der Gattung Archaeopteryx sowie eine einzelne Feder gefunden. Alle Exemplare stammen aus Plattenkalken des oberen Weißen Jura, die in den Steinbrüchen bei Eichstätt, Solnhofen, Langenaltheim, Jachenhausen bei Riedenburg und Schamhaupten aufgeschlossen sind.
Die meisten der entsprechend vollständigen Skelett-Exemplare zeigen eine typische Rückwärtskrümmung der Halswirbelsäule („opisthotonische Stellung“).[8] In Gegensatz zu einer älteren Hypothese, die von einem Phänomen ausgehen, das unmittelbar mit dem Tod der Tiere zusammenhängt, haben Experimente ergeben, dass sich die Krümmung erst nach dem Tode der Tiere im Wassergrab herausbildete.[9]
Im Einzelnen handelt es sich um folgende Stücke (aufsteigend geordnet nach dem Zeitpunkt, an dem der jeweilige Fund erstmals als Archaeopteryx erkannt wurde):
„Die (isolierte) Feder“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]der Name Archaeopteryx geprägt wurde


Entdeckt 1860 im Gemeindesteinbruch Solnhofen und 1861 beschrieben von dem Frankfurter Wirbeltier-Paläontologen Hermann von Meyer (1801–1869), war „die Feder“ der erste dokumentierte Fund. Die Mitteilung, die von Meyer 1861 in diesem Zusammenhang veröffentlichte, gilt zugleich auch als die offizielle Erstbeschreibung der Gattung Archaeopteryx und der Art Archaeopteryx lithographica.[11] Der eine Teil des Abdrucks befindet sich im Museum für Naturkunde in Berlin, sein schlechter erhaltenes Gegenstück („Gegenplatte“) im Paläontologischen Museum München.
Eine Anfang 2019 publizierte Neuuntersuchung „der Feder“ ergab, dass sie möglicherweise nicht von Archaeopteryx stammt, sondern von einem anderen Urvogel oder von einem kleinen, befiederten Nichtvogel-Dinosaurier.[12] Dem wurde im September 2020 widersprochen. Durch den Vergleich „der Feder“ mit den Federabdrücken des Londoner, Berliner und Elften Exemplars wurde aufgezeigt, dass es sich um eine dorsale große Handdecke (upper major primary covert) von Archaeopteryx handelt. Zudem ergab eine Ähnlichkeitsanalyse der auf den Mikrostrukturen „der Feder“ fossil erhaltenen Pigmentkörperchen (Melanosome) mit den Melanosomen rezenter Vögel, dass „die Feder“ mit hoher Wahrscheinlichkeit ursprünglich mattschwarz war.[13] Damit wurden jeweils die Ergebnisse einer bereits 2012 veröffentlichten Arbeit[14] bestätigt.
Jedoch schon vor 2019 war umstritten, ob „die Feder“ tatsächlich von Archaeopteryx stammt. Da es sich bei dem Federabdruck um den Holotypus von Archaeopteryx litographica handelt, war die Stabilität dieses bekannten Namens gefährdet. Um dieses Problem zu lösen und die Art Archaeopteryx litographica eindeutig zu definieren, hat die Internationale Kommission für Zoologische Nomenklatur 2011 das „Londoner Exemplar“ zum neuen Typusexemplar (Neotypus) erklärt.[15]
„Londoner Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gefunden 1861 auf der Langenaltheimer Haardt bei Solnhofen, gehört das „Londoner Exemplar“ zu den bedeutendsten Exemplaren. Es war der erste vollständige Fund eines Skeletts und ist seit 2011 der Neotypus der Art Archaeopteryx lithographica.[15] Wenige Monate nach dem Fund erwarb das Londoner Natural History Museum (damals noch zum British Museum gehörend) das Exemplar von seinem Besitzer, dem Pappenheimer Kreisarzt Carl Friedrich Häberlein (1787–1871). Treibende Kraft des Ankaufs war dabei der britische Naturforscher Richard Owen, damals Leiter der naturhistorischen Sammlung des Britischen Museums und erklärter Gegner von Darwins Theorien.
„Berliner Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gefunden zwischen 1874 und 1876 auf dem Blumenberg bei Eichstätt, ist das „Berliner Exemplar“ mit seinen deutlichen Federabdrücken und einem erhaltenen Schädel eines der vollständigsten Stücke. Der Finder Jakob Niemeyer tauschte den Fund für eine Kuh im Wert von 150 bis 180 Mark ein. Der neue Besitzer Johann Dörr, ein Steinbruchbesitzer, veräußerte es für 2.000 Mark an Ernst Otto Häberlein (1819–1886) aus Pappenheim, den Sohn des Verkäufers des Londoner Exemplars, der den Fund auch präparierte. Zunächst interessierten sich die Bayrische Staatssammlung und die Yale-Universität für das Fundstück, doch konnten beide den hohen Kaufpreis nicht aufbringen. Selbst eine Bitte deutscher Zoologen an Kaiser Wilhelm I. war erfolglos.[16] Schließlich und auf Anfrage durch Wilhelm Dames erwarb Werner von Siemens das Exemplar 1879 für 20.000 Mark und übergab es als Dauerleihgabe dem Mineralogischen Museum der Humboldt-Universität zu Berlin. Zwei Jahre später erstattete die Universität dem Leihgeber Siemens den Kaufpreis. Das Exemplar gehört seitdem dem Museum für Naturkunde in Berlin und ist dort seit 2007 dauerhaft ausgestellt.
„Maxberger Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gefunden 1956 auf der Langenaltheimer Haardt bei Solnhofen, war das „Maxberger Exemplar“ ein Torso mit einigen Federabdrücken. Es befand sich bis zum Tod seines Entdeckers Eduard Opitsch 1991 in dessen Privatbesitz und gilt seitdem als verschollen.
„Haarlemer Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieses relativ unvollständige Skelett, das ausschließlich postcraniale Elemente, insbesondere der Gliedmaßen, umfasst, stammt aus Jachenhausen bei Riedenburg und befindet sich seit 1860 im Besitz des Teylers Museum in Haarlem. Es wurde bereits 1855, also fünf Jahre vor „der Feder“ gefunden, aber erst 1970 durch John Ostrom Archaeopteryx zugeordnet. Ursprünglich was das Stück durch Hermann von Meyer 1857 als Flugsaurier fehlgedeutet und unter dem Namen Pterodactylus crassipes erstbeschrieben worden.[17] Daher hätte der spezifische Namensbestandteil crassipes gemäß den Prioritätsregeln der Benennung von Arten den Namen lithographica ersetzen müssen. Die Priorität von A. crassipes über A. lithographica wurde jedoch 1977 auf einen Antrag von Ostrom hin durch einen Beschluss der Internationalen Kommission für Zoologische Nomenklatur unterdrückt.[18]
Eine Ende 2017 publizierte Neuuntersuchung des Fossils ergab, dass es sich weder um Archaeopteryx noch um einen Flugsaurier handelt, sondern um einen Theropoden, der nah mit Anchiornis verwandt ist, einem kleinen, vogelähnlichen, aber nicht flugfähigen Dinosaurier. Für diesen wurde die neue Gattung Ostromia errichtet.[19]
„Eichstätter Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gefunden 1951 in Workerszell bei Eichstätt, wurde das „Eichstätter Exemplar“ vom Naturwissenschafts-Professor und Fossiliensammler Franz Xaver Mayr als Vertreter der kleinen Raubdinosauriergattung Compsognathus identifiziert. Aufgrund der problematischen Umstände seines Erwerbs wurde der Fund von Mayr jedoch nicht publiziert. Erst 1972 zeigte Mayr das Stück Peter Wellnhofer von der Bayerischen Staatssammlung Paläontologie und Geologie, der es als zu Archaeopteryx gehörig erkannte und 1974 in einer Monographie detailliert beschrieb.[20] Das Stück befindet sich aktuell im Besitz des Jura-Museums in Eichstätt.
Unter anderem weil es das kleinste aller (nicht nur bis dahin) entdeckten Archaeopteryx-Exemplare ist, wurde es Mitte der 1980er Jahre in eine eigene Art und sogar Gattung, Jurapteryx recurva, gestellt.[21][22] Diese Neuzuweisung fand jedoch keine weitreichende Akzeptanz.
„Solnhofener Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dieses Stück wurde vom Fossiliensammler und zeitweiligen Solnhofener Bürgermeister Friedrich Müller zunächst ebenfalls als Compsognathus fehlbestimmt, nach seiner Zugänglichmachung für die wissenschaftliche Bearbeitung aber von Peter Wellnhofer 1988 Archeopteryx lithographica zugeordnet.[23] Von wem und wann und wo genau es entdeckt wurde, ist nicht überliefert. Es befindet sich heute im Bürgermeister-Müller-Museum zu Solnhofen. Dazu entschied 2003 der Bundesgerichtshof, dass das Fossil nicht an einen Steinbruchbesitzer herausgegeben werden muss, der wiederholt behauptet hatte, es sei 1985 von einem seiner Mitarbeiter gefunden und unterschlagen worden. Die Herkunft des Stücks aus dem Steinbruch des Klägers konnte auch anhand von Gesteinsproben nicht eindeutig belegt werden.[24]
Es handelt sich um das größte bekannte Exemplar von A. lithographica. Aufgrund seiner Größe und vermeintlich taxonomisch bedeutender anatomischer Besonderheiten wurde auf Grundlage dieses Stücks 2001 die neue Gattung und Art Wellnhoferia grandis errichtet.[25] Diese Neuzuweisung fand jedoch keine weitreichende Akzeptanz.
„Münchner Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das auch als „Exemplar des Solnhofener Aktienvereins“ bezeichnete Stück wurde im Sommer 1992 in einem Steinbruch der Solnhofer Aktien-Verein AG auf der Langenaltheimer Haardt bei Solnhofen gefunden und kann im Paläontologischen Museum in München besichtigt werden. 1993 wurde der Fund von Peter Wellnhofer als neue Art Archaeopteryx bavarica in die Wissenschaft eingeführt. Die detaillierten Federabdrücke und das sehr gut erhaltene Skelett ermöglichten zahlreiche neue Erkenntnisse. Die von Wellnhofer als Brustbein beschriebene Struktur hat sich allerdings nach neueren Untersuchungen als Teil des Rabenbeins erwiesen.[26] Aktive Flugfähigkeit wird jedoch nach wie vor als gegeben betrachtet, da das Brustbein wohl als knorpelige Struktur vorhanden war. Auch die detaillierte Überlieferung des Schädels, des Kiefers und des Schwanzes des elstergroßen Urvogels öffneten neue Blickwinkel auf die frühe Evolution der Vögel. Dadurch gehört dieses Exemplar zweifellos zu den bedeutendsten.
„Daitinger Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das auch als „achtes Exemplar“ bezeichnete Stück (weil es sich um das 8. Exemplar mit Skelettelementen handelt) ist ähnlich fragmentarisch wie das „Haarlemer Exemplar“, umfasst jedoch auch einen Schädel. Um 1990 in einem Plattenkalksteinnruch bei Daiting gefunden, wurde es 1997 erstmals als Abguss publiziert. Lange Zeit waren Besitzer und Aufbewahrungsort des Originals unbekannt, weshalb das Stück den Beinamen „das Phantom“ erhielt. 2009 präsentierte der Geologe und Fossilienhändler Raimund Albersdörfer das von ihm erworbene Exemplar auf den Münchner Mineralientagen erstmals der Öffentlichkeit.[27]
Besonders an diesem Exemplar ist, dass es nicht aus dem eigentlichen Solnhofener Plattenkalk stammt, sondern aus den auflagernden Mörnsheimer Schichten. Es handelt sich somit um das geochronologisch jüngste Exemplar. 2018 wurde es zum Typusexemplar der Art A. albersdoerferi.[28]
„Neuntes Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Jahr 2004 wurde über einen weiteren, ebenfalls fragmentarischen Fund berichtet, der sich derzeit im Bürgermeister-Müller-Museum Solnhofen befindet. Bei dem auch als „Exemplar der Familien Ottmann und Steil“ bezeichneten Stück handelt sich um einen isolierten, bis auf ein einzelnes Finger-Endglied vollständigen rechten Flügel, weshalb das Stück auch „Chicken Wing“ genannt wird.
„Thermopolis-Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieses wurde 2005 vom Besitzer des Wyoming Dinosaur Center in Thermopolis gekauft und unter anderem von Gerald Mayr untersucht, die Ergebnisse wurden in der Science-Ausgabe vom Dezember 2005 veröffentlicht.[1] Besonders an diesem Exemplar ist neben seinem äußerst guten Erhaltungszustand die Tatsache, dass erstmals der Kopf von oben zu sehen ist und der Mittelfußknochen einen nach oben gerichteten Fortsatz aufweist.
„Elftes Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Jahr 2011 wurde erstmals das 11. Skelett-Exemplar der Öffentlichkeit präsentiert, das bereits vor mehreren Jahrzehnten im Raum Eichstätt entdeckt worden war. Es zeichnet sich durch eine besonders gute Federerhaltung – ähnlich dem „Berliner Exemplar“ – aus. Ein Münchner Paläontologen-Team der Ludwig-Maximilians-Universität/Bayer. Staatssammlung für Paläontologie und Geologie stellte die weitreichenden Ergebnisse in der Nature-Ausgabe vom Juli 2014 vor (mit Archaeopteryx als Titelbild).[29][30]
„Zwölftes Exemplar“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das bislang letzte Skelett-Exemplar wurde 2010 von einem Finder, dessen Name geheim gehalten wird, in einem Erlebnissteinbruch in Schamhaupten im Landkreis Eichstätt am Ostrand des Köschinger Forstes entdeckt. Mit einem Alter von 153 Millionen Jahren ist es vermutlich das bisher älteste Archaeopteryx-Exemplar. Noch im Besitz des Finders, wird das Fossil von den Eigentümern des Steinbruchs beansprucht, um es musealen Zwecken zuzuführen. Es wird im Museum des im August 2016 eröffneten Dinosaurier-Park Altmühltal,[31] etwa 10 km vom Fundort entfernt, ausgestellt.[32][33][34][35]
Äußere Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einordnung als Vogel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Äußere Systematik des Archaeopteryx | ||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| ||||||||||||||||||||||||||||||
Nach Benton liegen innerhalb der Paraves diese Verwandtschaftsverhältnisse vor. Benton (2005)[36] |
Archaeopteryx wird in der Regel als der urtümlichste Vogel definiert, das heißt, alle Arten, die mit den Modernen Vögeln (Neornithes) entfernter verwandt sind als Archaeopteryx, gelten als den Vögeln (Aves) nicht zugehörig.[37] Unter den mesozoischen Vögeln gibt es manche, die nur wenig näher mit den heutigen Vögeln verwandt sind als Archaeopteryx:[38][39] Rahonavis und Jeholornis haben mit Archaeopteryx unter anderem den langen knöchernen Schwanz gemein, den höher entwickelte Vögel (Pygostylia) abgelegt haben.
Innerhalb der theropoden Dinosaurier gelten die Deinonychosaurier als nahe Verwandte der Vögel – beide Gruppen werden in der übergeordneten Gruppe Paraves (bzw. Eumaniraptora) zusammengefasst.[37][36] Ein Merkmal, das die Deinonychosaurier mit Archaeopteryx und Rahonavis verbindet, ist die überdehnbare („hyperextensible“) zweite Klaue des Fußes.[40] Federn mit einer geschlossenen Federfahne waren vermutlich bereits bei den Vorfahren der Paraves ausgeprägt.[41]
Es gibt eine Anzahl stammesgeschichtlicher Analysen, die zu abweichenden Ergebnissen bezüglich der Verwandtschaftsverhältnisse vogelähnlicher Deinonychosaurier und urtümlicher Vögel gelangen. Nach der Hypothese von Mayr u. a. waren manche gefiederten Dromaeosauriden wie Microraptor näher mit den Pygostylia verwandt als Archaeopteryx; in der Gruppe der Vögel wäre demnach der Vogelflug womöglich mehrfach unabhängig voneinander entstanden.[1]
Kritiker der Dinosaurier-Abstammung der Vögel meinen, die Ähnlichkeit der Urvögel zu theropoden Dinosauriern sei auf massive konvergente Evolution zurückzuführen. Nach Feduccia u. a. (2005) seien die Vögel aus einer noch zu bestimmenden Gruppe urtümlicher Archosaurier hervorgegangen, während Microraptor und andere gefiederte Dinosaurier in Wirklichkeit keine Dinosaurier, sondern frühe Formen flugunfähiger Vögel darstellten.[42]
Archaeopteryx und Xiaotingia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alternative äußere Systematik | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Äußere Systematik nach Xing Xu (2011) [43] |
Der Einbezug eines 2011 aufgrund neuer Fossilfunde benannten Archaeopteryx-ähnlichen Dinosauriers der spätjurazeitlichen Tiaojishan-Formation (Liaoning, China) in eine stammesgeschichtliche Analyse führte dazu, dass die bisher angenommenen Verwandtschaftsverhältnisse von Archaeopteryx angezweifelt wurden. Die Analyse ergab, dass Archaeopteryx zusammen mit der neuen Gattung Xiaotingia, die in manchen Merkmalen Deinonychosauriern gleicht, näher mit den Deinonychosauriern als mit späteren Vögeln verwandt gewesen sein könnte.[43] Dieser Hypothese zufolge wäre Archaeopteryx, je nach Definition der Gruppe der Vögel, entweder nicht den Vögeln zugehörig, oder die Vögel schlössen auch die Deinonychosaurier mit ein.
Verortung von Archaeopteryx (nach Godefroit et al. 2013) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Äußere Systematik nach Godefroit et al. (2013)[44] mit Archaeopteryx innerhalb der Avialae. |
Nach einer im Jahr 2013 folgenden phylogenetischen Analyse von Pascal Godefroit et altera, die 101 Taxa auf Basis von 992 osteologischen Merkmalen untersuchten, steht Archaeopteryx innerhalb der Avialae, ebenso wie Xiaotingia.[44]
Innere Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ob die Archaeopteryx-Funde einer oder mehreren Arten angehören, ist seit der Erstbeschreibung des Berliner Exemplars kontrovers diskutiert worden, was sich in der Häufung synonymer Gattungs- und Artnamen, die für dieselben Exemplare vergeben und wieder revidiert wurden, widerspiegelt.[45][46]
Elzanowski ordnete in seinen Revisionen die damals bekannten Exemplare vier verschiedenen Arten zu, wobei er für das Solnhofener Exemplar, das seiner Ansicht nach anatomisch besonders deutlich von den anderen abweicht, die Zugehörigkeit zu einer eigenen Gattung vorschlug:[25][47]
- Archaeopteryx lithographica, Neotypus: Londoner Exemplar;
- Archaeopteryx siemensii, Holotypus: Berliner Exemplar;
- Archaeopteryx bavarica, Holotypus: Münchener Exemplar;
- Wellnhoferia grandis, Holotypus: Solnhofener Exemplar.
Der Befund, dass die bisher bekannten Archaeopteryx-Exemplare nicht einer einzigen Art angehören, wird von Mayr u. a. (2007) bestätigt.[40] In ihrer Beschreibung des Thermopolis-Exemplars vergleichen sie den bislang letzten Fund mit vormals bekanntem Fossilmaterial von Archaeopteryx. Entgegen der Analyse von Elzanowski kommen sie zu der Schlussfolgerung, dass die bestehenden Unterschiede der zehn Skelettfunde nicht mehr als zwei Arten rechtfertigen:
- Archaeopteryx lithographica, Neotypus: Londoner Exemplar, ebenfalls zugehörig: Solnhofener Exemplar;
- Archaeopteryx siemensii, Holotypus: Berliner Exemplar, ebenfalls zugehörig: Münchener Exemplar, Thermopolis-Exemplar.
2018 wurde auf Grundlage des Daitinger Exemplars, des geologisch jüngsten Archaeopteryx-Exemplars, die neue Art Archaeopteryx albersdoerferi errichtet.[28]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Patricio Domínguez Alonso, Angela C. Milner, Richard A. Ketcham, M. John Cookson, Timothy B. Rowe: The avian nature of the brain and inner ear of Archaeopteryx. In: Nature. Band 430, Nr. 7000, 2004, S. 666–669, doi:10.1038/nature02706.
- Gerold Bielohlawek-Hübel: Wer fand den Urvogel? (Die Geschichte des Archaeopteryx aus dem Altmühljura). Forumverlag, Riedstadt 2004, ISBN 3-937316-08-6.
- Ludger Bollen: Der Flug des Archaeopteryx. Auf der Suche nach dem Ursprung der Vögel. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2008, ISBN 978-3-494-01421-0.
- Paul Chambers: Die Archaeopteryx-Saga. Das Rätsel des Urvogels. Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-8077-0139-7.
- Eva Gebauer: 10 × Archaeopteryx. Was uns die einzelnen Funde erzählen! (= Museumspädagogische Reihe der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Band 1). Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-929907-77-3.
- Manfred Meckl: Archaeopteryx. Ein befiederter Dinosaurier wird als Stammvater der Vögel entlarvt. (Eine paläontologische Detektivgeschichte). Braun, Fürstenfeldbruck 1995, ISBN 3-00-000444-0.
- Lawrence M. Witmer: Palaeontology: Inside the oldest bird brain. In: Nature. Band 430, Nr. 7000, 2004, S. 619–620, doi:10.1038/430619a.
- Peter Wellnhofer: Archaeopteryx. Der Urvogel von Solnhofen. Pfeil, München 2008, ISBN 978-3-89937-076-8.
- Ernst Probst: Raubdinosaurier in Bayern. Von Archaeopteryx bis zu Sciurumimus. Leipzig 2019, ISBN 978-1-698-05588-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Archaeopteryx – Funde – Wissenschaftler – Vogelevolution…
- Das Hirn zum Fliegen
- Mathias Orgeldinger: Akte „Alte Feder“ In: Die Zeit. 26/1997.
- Die Geschichte von Archaeopteryx ( vom 5. März 2006 im Internet Archive)
- Archaeopteryx bei der Encyclopædia Britannica
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Gerald Mayr, Burkhard Pohl, D. Stefan Peters: A Well-Preserved Archaeopteryx Specimen with Theropod Features. In: Science. Band 310, Nr. 5753, 2. Dezember 2005, ISSN 0036-8075, S. 1483–1486, doi:10.1126/science.1120331.
- ↑ R. Chen et al. 2025. Earliest short-tailed bird from the Late Jurassic of China. Nature 638, 441–448; doi: 10.1038/s41586-024-08410-z.
- ↑ Derek W. Yalden: Climbing Archaeopteryx. In: Archaeopteryx. Band 15, 1997, ISSN 0933-288X, S. 107–108.
- ↑ Günter Viohl: Geology of the Solnhofen Lithographic Limestone and the habitat of Archaeopteryx. In: Max K. Hecht, John H. Ostrom, Günter Viohl, Peter Wellnhofer (Hrsg.): The Beginnings of Birds. Proceedings of the International Archaeopteryx Conference, Eichstätt 1984. Freunde des Jura-Museums Eichstätt, Eichstätt 1985, ISBN 3-9801178-0-4, S. 31–44, S. 33–34.
- ↑ Karl Werner Barthel, Nicola H. Swinburne: Solnhofen. A study in Mesozoic palaeontology. Edited by Simon Conway Morris. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1990, ISBN 0-521-33344-X.
- ↑ Phillip Burgers, Luis M. Chiappe: The wing of Archaeopteryx as a primary thrust generator. In: Nature. Band 399, Nr. 6731, Mai 1999, ISSN 0028-0836, S. 60–62, doi:10.1038/19967.
- ↑ Christian Foth, Helmut Tischlinger, Oliver W. M. Rauhut: New specimen of Archaeopteryx provides insights into the evolution of pennaceous feathers. In: Nature. Band 511, Nr. 7507, 3. Juli 2014, ISSN 0028-0836, S. 79–82, doi:10.1038/nature13467.
- ↑ Peter Wellnhofer: Archaeopteryx. Der Urvogel von Solnhofen. 2008.
- ↑ Achim G. Reisdorf, Michael Wuttke: Re-evaluating Moodie’s Opisthotonic-Posture Hypothesis in Fossil Vertebrates Part I: Reptiles—the taphonomy of the bipedal dinosaurs Compsognathus longipes and Juravenator starki from the Solnhofen Archipelago (Jurassic, Germany). In: Palaeobiodiversity and Palaeoenvironments. Band 92, Nr. 1, 2012, S. 119–168, doi:10.1007/s12549-011-0068-y.
- ↑ Hermann von Meyer: Archaeopteryx lithographica aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen. Palaeontographica. Bd. 10, Nr. 2, 1862, S. 53–56 (catalog.lindahall.org), Tafel VIII, Abb. 3
- ↑ Hermann von Meyer: [Eine der] Mittheilungen an Herrn Professor Bronn gerichtet. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde. Band 1861, 1861, S. 678–679 (digitale-sammlungen.de).
- ↑ Thomas G. Kaye, Michael Pittman, Gerald Mayr, Daniela Schwarz, Xing Xu: Detection of lost calamus challenges identity of isolated Archaeopteryx feather. Scientific Reports, Band 9, 2019, Artikel-Nummer: 1182, doi: 10.1038/s41598-018-37343-7; siehe auch Nadja Podbregar: Archaeopteryx-Feder ist gar keine. 5. Februar 2019, abgerufen am 30. Januar 2024 (deutsch).
- ↑ Ryan M. Carney, Helmut Tischlinger, Matthew D. Shawkey: Evidence corroborates identity of isolated fossil feather as a wing covert of Archaeopteryx. Scientific Reports, Band 10, 2020, Artikel-Nummer: 15593, doi: 10.1038/s41598-020-65336-y
- ↑ Ryan M. Carney, Jakob Vinther, Matthew D. Shawkey, Liliana D'Alba, Jörg Ackermann: New evidence on the colour and nature of the isolated Archaeopteryx feather. Nature Communications. Bd. 3, 2012, S. 637, doi:10.1038/ncomms1642
- ↑ a b Opinion 2283 (Case 3390) Archaeopteryx lithographica von Meyer, 1861 (Aves): conservation of usage by designation of a neotype. Bulletin of Zoological Nomenclature. Bd. 68, Nr. 3, 2011, S. 230–233, doi:10.21805/bzn.v68i3.a16 (alternativer Volltextzugriff: BHL)
- ↑ Ludger Bollen: Der Flug des Archaeopteryx. 2008, S. 54.
- ↑ Herrmann von Meyer: Beiträge zur näheren Kenntniss fossiler Reptilien. S. 532–543 (BHL) S. 535 ff.
- ↑ Opinion 1070: Conservation of Archaeopteryx lithographica von Meyer 1861 (Aves). Bulletin of Zoological Nomenclature. Bd. 33, Nr. 33/34, 1977, S. 165–166 (BHL)
- ↑ Christian Foth, Oliver W. M. Rauhut. Re-evaluation of the Haarlem Archaeopteryx and the radiation of maniraptoran theropod dinosaurs. BMC Evolutionary Biology. Bd. 17, 2017, Artikel-Nr. 236, doi:10.1186/s12862-017-1076-y; siehe dazu auch Erster Archaeopteryx ist gar keiner. 4. Dezember 2017, abgerufen am 30. Januar 2024 (deutsch).
- ↑ Peter Wellnhofer: Das fünfte Skelettexemplar von Archaeopteryx. Palaeontographica Abteilung A (Paläozoologie – Stratigraphie). Band A147, Nr. 4–6, 1974, S. 168–216
- ↑ Michael E. Howgate: The teeth of Archaeopteryx and a reinterpretation of the Eichstätt specimen. Zoological Journal of the Linnean Society. Bd. 82, Nr. 1–2, 1984, S. 159–175, doi:10.1111/j.1096-3642.1984.tb00540.x
- ↑ Michael E. Howgate: Problems of the osteology of Archaeopteryx: Is the Eichstatt specimen a distinct genus? S. 105–112 in Max K. Hecht, John H. Ostrom, Günter Viohl, Peter Wellnhofer (Hrsg.): The beginnings of birds: Proceedings of the International Archaeopteryx Conference. Freunde des Jura-Museums, Eichstätt 1985, ISBN 978-3-980-11780-7.
- ↑ Peter Wellnhofer: A New Specimen of Archaeopteryx. Science. Bd. 240, Nr. 4860, 1988, S. 1790–1792, doi:10.1126/science.240.4860.1790, JSTOR:1701652
- ↑ Urvogel "Archäopteryx" bleibt im Museum. stern.de, 17. Februar 2003, abgerufen am 27. Dezember 2024
- ↑ a b Andrzej Elżanowski: A new genus and species for the largest specimen of Archaeopteryx. Acta Palaeontologica Polonica. Bd. 46, Nr. 4, 2001, S. 519–532 (Digitalisat auf app.pan.pl).
- ↑ Peter Wellnhofer, Helmut Tischlinger: Das „Brustbein“ von Archaeopteryx bavarica Wellnhofer 1993. In: Archaeopteryx. Band 22, 2004, S. 3–15.
- ↑ Helmut Tischlinger: Der achte Archaeopteryx – das Daitinger Exemplar. Archaeopteryx. Bd. 27, 2009, S. 1–20 (Digitalisat auf ResearchGate)
- ↑ a b Martin Kundrát, John Nudds, Benjamin P. Kear, Junchang Lü, Per Ahlberg: The first specimen of Archaeopteryx from the Upper Jurassic Mörnsheim Formation of Germany. In: Historical Biology. Band 31, Nr. 1, 2. Januar 2019, ISSN 0891-2963, S. 3–63, doi:10.1080/08912963.2018.1518443.
- ↑ Martine Focke: Urvogel Archaeopteryx. In: palmuc.de. 3. Juli 2014, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 17. März 2015; abgerufen am 2. Mai 2015.
- ↑ Christian Foth, Helmut Tischlinger, Oliver W. M. Rauhut: New specimen of Archaeopteryx provides insights into the evolution of pennaceous feathers. In: Nature. Band 511, Nr. 7507, 3. Juli 2014, ISSN 0028-0836, S. 79–82, doi:10.1038/nature13467.
- ↑ Dinosaurier Museum Altmühltal (Dinopark Bayern) | Urzeit in Lebensgröße! Abgerufen am 30. Januar 2024 (deutsch).
- ↑ Alle Augen auf den Archaeopteryx - Region Kelheim - Mittelbayerische. 26. August 2016, archiviert vom ; abgerufen am 30. Januar 2024.
- ↑ Stefan Küpper: Eine „fette Taube“. In: augsburger-allgemeine.de. 2. März 2014, abgerufen am 28. August 2016.
- ↑ Ältestes Archaeopteryx-Fossil – Spektakulärer Fund kommt in Ausstellung. In: n-zv.de Wissen. 24. August 2016, abgerufen am 28. August 2016.
- ↑ Sebastian Herrmann: "Fossiliensammler findet bei Ingolstadt bislang ältestes Archäopteryx-Skelett". In: Süddeutsche Zeitung online. 26. Januar 2018, abgerufen am 29. Januar 2018.
- ↑ a b Michael J. Benton: Vertebrate Palaeontology. 3. Auflage. Blackwell, Malden MA 2005, ISBN 0-632-05637-1.
- ↑ a b Kevin Padian: Basal Avialae. In: The Dinosauria. University of California Press, 2004, ISBN 978-0-520-24209-8, S. 210–231, doi:10.1525/california/9780520242098.003.0013.
- ↑ Luis Chiappe: Basal bird phylogeny, problems and solutions. In: Luis M. Chiappe, Lawrence M. Witmer (Hrsg.): Mesozoic Birds. Above the Heads of the Dinosaurs. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2002, ISBN 0-520-20094-2, S. 448–472.
- ↑ Zhonghe Zhou: The origin and early evolution of birds: discoveries, disputes, and perspectives from fossil evidence. In: Naturwissenschaften. Band 91, Nr. 10, Oktober 2004, ISSN 0028-1042, S. 455–471, doi:10.1007/s00114-004-0570-4.
- ↑ a b Gerald Mayr, Burkhard Pohl, Scott Hartman, D. Stefan Peters: The tenth skeletal specimen of Archaeopteryx. In: Zoological Journal of the Linnean Society. Band 149, Nr. 1, Januar 2007, ISSN 1096-3642, S. 97–116, doi:10.1111/j.1096-3642.2006.00245.x.
- ↑ Xing Xu: Scales, feathers and dinosaurs. In: Nature. Band 440, Nr. 7082, März 2006, ISSN 0028-0836, S. 287–288, doi:10.1038/440287a.
- ↑ Alan Feduccia, Theagarten Lingham‐Soliar, J. Richard Hinchliffe: Do feathered dinosaurs exist? Testing the hypothesis on neontological and paleontological evidence. In: Journal of Morphology. Band 266, Nr. 2, November 2005, ISSN 0362-2525, S. 125–166, doi:10.1002/jmor.10382.
- ↑ a b Xing Xu, Hailu You, Kai Du, Fenglu Han: An Archaeopteryx-like theropod from China and the origin of the Avialae. In: Nature. Band 475, Nr. 7357, 2011, S. 465–470, doi:10.1038/nature10288.
An icon knocked from its perch. Auf: nature.com vom 27. Juli 2011. - ↑ a b Pascal Godefroit, Andrea Cau, Hu Dong-Yu, François Escuillié, Wu Wenhao, Gareth Dyke: A Jurassic avialan dinosaur from China resolves the early phylogenetic history of birds. In: Nature. Band 498, Nr. 7454, 2013, S. 359–362, doi:10.1038/nature12168.
- ↑ Burkhard Stephan: Urvögel. Archaeopterygiformes (= Die neue Brehm-Bücherei. Band 465). 3., überarbeitete Auflage. Ziemsen, Wittenberg Lutherstadt 1987, ISBN 3-7403-0004-3.
- ↑ Paul Bühler, Walter J. Bock: Zur Archaeopteryx-Nomenklatur: Missverständnisse und Lösung. In: Journal für Ornithologie. Band 143, Nr. 3, Juli 2002, S. 269–286, doi:10.1046/j.1439-0361.2002.02006.x.
- ↑ Andrzej Elżanowski: Archaeopterygidae (Upper Jurassic of Germany). In: Luis M. Chiappe, Lawrence M. Witmer (Hrsg.): Mesozoic Birds. Above the Heads of the Dinosaurs. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2002, ISBN 0-520-20094-2, S. 129–159.