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„Filesystem Hierarchy Standard“ – Versionsunterschied

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/usr-Verzeichnisstruktur: Anker für /usr/local
 
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{{Infobox Software
Der '''Filesystem Hierarchy Standard''' (FHS) ist eine von der [[Filesystem Hierarchy Standard Group]] veröffentlichte Richtlinie, die Regeln über die [[Verzeichnisstruktur]] unter [[UNIX]]-ähnlichen [[Betriebssystem|Betriebssystemen]] festlegt. Durch den Standard, der momentan in der Version 2.3 vorliegt, können sowohl Anwendungsprogramme als auch Benutzer leichter vorhandene [[Dateien]] und [[Verzeichnis|Verzeichnisse]] lokalisieren. Dies wird erreicht, indem das Dateisystem in verschiedene Verzeichnis-Bereiche aufgeteilt wird, denen jeweils eigene Anwendungs- oder Aufgabengebiete zugeordnet werden. Die Richtlinie richtet sich hauptsächlich an [[Softwareentwickler]], Betriebssystemhersteller und interessierte Benutzer, die dadurch angeregt werden sollen, FHS-kompatible Pakete zu veröffentlichen.
| Logo =
| Screenshot = [[Datei:Linux-Rootverzeichnis.png|250px|Bildschirmfoto]]
| Beschreibung = Beispiel eines Standard-[[Stammverzeichnis]]ses
| Maintainer = [[Linux Foundation]]
| Hersteller = [[Linux Standard Base|LSB]]-Arbeitsgruppe
| Erscheinungsjahr = 1994
| AktuelleVersion =
| AktuelleVersionFreigabeDatum =
| AktuelleVorabVersion =
| AktuelleVorabVersionFreigabeDatum =
| Betriebssystem = Linux
| Kategorie =
| Lizenz =
| Deutsch = nein
| Website = [http://refspecs.linuxfoundation.org/fhs refspecs.linuxfoundation.org/fhs]
}}


Der '''Filesystem Hierarchy Standard''' ('''FHS''') ist eine Richtlinie für die [[Verzeichnisstruktur]] unter [[Unixoides System|Unix-ähnlichen]] [[Betriebssystem]]en.
==Der Aufbau==
Der FHS unterscheidet grundsätzlich "shareable files", also Dateien, die auf einem Rechner gespeichert werden und auf mehreren Rechnern verwendet werden können und "unshareable files", bei denen die gemeinsame Nutzung ausgeschlossen ist.
Zu den gemeinsam nutzbaren (auch: statische) Dateien zählen im allgemeinen [[Binärdatei|Binärdateien]], statische [[Programmbibliothek|Programmbibliotheken]], -[[Dokumentation (Technik)|dokumentationen]] und solche Dateien, die nicht ohne administrative Eingriffe geändert werden. Diese Dateien werden normalerweise in den Verzeichnissen /usr, /etc, /opt, /boot usw. abgelegt. Auf die statischen Dateien reicht in der Regel ein Nur-Lese-Zugriff.


Der Standard richtet sich an [[Softwareentwickler]], [[Systemintegrator]]en und [[Systemadministrator]]en. Er soll die [[Interoperabilität]] von [[Computerprogramm]]en fördern, indem er die Lage von Verzeichnissen und [[Datei]]en vorhersehbar macht.
Variable Dateien zeichnen sich hingegen genau dadurch aus, dass sie sich während des Rechnerbetriebs ändern. Dazu gehören beispielsweise Dateien in Benutzerverzeichnissen, [[Logfile|Log-Dateien]] oder E-Mail-Dateien. Solche änderbaren Dateien werden in der Regel in Verzeichnissen wie /var/mail, /var/log, /home usw. zu finden sein.


Die Entwicklung dieser Richtlinie begann im August 1993 und war zunächst nur auf [[Linux]] bezogen.<ref>{{cite web
== Das Root-Dateisystem (/) ==
| url = http://www.pathname.com/fhs/pub/fhs-2.3.html#BACKGROUNDOFTHEFHS
Im Wurzelverzeichnis müssen entsprechende Dateien (z.B. der Bootloader, Diagnosetools, Wiederherstellungstools) enthalten sein, die es einem Administrator ermöglichen, das System zu booten, es wiederherzustellen, es zu retten und/oder es zu reparieren. Es ist sinnvoll, das Wurzelverzeichnis so klein wie möglich zu halten, da es auch auf sehr kleinen Datenträgern beheimatet sein kann. Generell gilt aber der Grundsatz, dass Anwendungsprogramme keine eigenen Verzeichnisse im Wurzelverzeichnis anlegen sollen, sondern auf die vorgegebene Verzeichnisstruktur zurückgreifen, auf die unten eingegangen wird.
| title = Background of the FHS
| work = Filesystem Hierarchy Standard 2.3
| accessdate = 2011-01-11
| lang=en-US
}}</ref> Zwischenzeitlich trugen einige Entwickler von [[FreeBSD]] dazu bei, einen umfassenden Standard für alle Unix-ähnlichen Systeme zu schaffen. Diese Zusammenarbeit wurde im Mai 2011 offiziell eingestellt, nachdem die [[Linux Foundation]] das Projekt übernommen hatte.<ref>{{Cite web | title = Filesystem Hierarchy Standard (FHS) and FreeBSD | url = https://lists.freebsd.org/pipermail/freebsd-fs/2011-May/011444.html | publisher = freebsd.org | date = 2011-05-10 | accessdate = 2016-02-27 |lang=en-US}}</ref> Derzeit wird dieser Standard nur von [[Linux-Distributionen]] verwendet.<ref>{{Cite web | title = Re: Filesystem Hierarchy Standard (FHS) and NetBSD | url = https://mail-index.netbsd.org/tech-userlevel/2011/05/10/msg005051.html | publisher = netbsd.org | date = 2011-05-10 | accessdate = 2016-02-27 |lang=en-US}}</ref><ref>{{Cite web | title = Filesystem Hierarchy Standard (FHS) and OpenBSD | url = http://openbsd-archive.7691.n7.nabble.com/Filesystem-Hierarchy-Standard-FHS-and-OpenBSD-td152188.html | publisher = nabble.com | date = 2011-05-10 | accessdate = 2016-02-27 | archiveurl = https://web.archive.org/web/20160303223832/http://openbsd-archive.7691.n7.nabble.com/Filesystem-Hierarchy-Standard-FHS-and-OpenBSD-td152188.html | archivedate = 2016-03-03 | url-status = live | archivebot = 2023-12-23 08:48:04 InternetArchiveBot |lang=en-US}}</ref> Die erste Dokumentation solcher Hierarchie erschien in [[AT&T UNIX]] Version&nbsp;7.<ref>{{cite web|url=https://www.freebsd.org/cgi/man.cgi?query=hier|title=hier – layout of file systems|work=FreeBSD Man Pages|publisher=[[FreeBSD Foundation]]|accessdate=2016-10-03|lang=en-US}}</ref>


Seit etwa 2011 führen verschiedene, große Distributionen den so genannten [[#Usrmerge|Usrmerge]] ({{Monospace|[[#/usr|/usr]]}}-{{lang|en|Merge}}) durch, welcher mit dem FHS formal per [[Symbolische Verknüpfung|symbolischer Verknüpfung]] vereinbar ist.<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.linux-community.de/ausgaben/linuxuser/2019/08/zusammengefasst/ |titel=Das Projekt Usrmerge vereinheitlicht gewachsene Strukturen |werk=LinuxCommunity |sprache=de-DE |abruf=2022-08-27}}</ref> Dadurch wird zwar die Systematik des FHS nicht vollständig beibehalten, die Kompatibilität zu bestehenden Programmen ist damit aber weiterhin gewährleistet.
=== Benötigte Verzeichnisse ===
Folgende Verzeichnisse (oder symbolische Links auf Verzeichnisse) müssen in einem FHS-kompatiblen Dateisystem im Wurzelverzeichnis vorhanden sein:
* /bin (grundlegende ausführbare Dateien/Befehle - zur Verwendung durch alle Benutzer)
* /boot (statische Dateien des Bootloaders)
* /dev (Gerätedateien)
* /etc (spezifische Konfigurationsdateien)
* /home (optional, Benutzerverzeichnisse)
* /lib (Kernel-Module und dynamische Bibliotheken)
* /lib&lt;Spezifikation&gt; (optional, alternative(s) Verzeichnis(se) für grundlegende dynamische Bibliotheken)
* /media (Einhängepunkt für auswechselbare Datenträger)
* /mnt (temporärer Einhängepunkt für Dateisysteme)
* /opt (zusätzliche Softwarepakete)
* /root (optional, "Home"-Verzeichnis für den Systemadministrator)
* /sbin (wichtige Systembefehle)
* /srv (Daten, die von Diensten angeboten werden)
* /tmp (temporäre Dateien)
* /usr (2. Verzeichnisebene)
* /var (variable Daten)
Auf die Inhalte der jeweiligen Verzeichnisse wird weiter unten eingegangen.


== Dateikategorien ==
Einige dieser Verzeichnisse müssen sich auf einer gemeinsamen [[Partition (Festplatte)|Partition]] - der sogenannten '''Root-Partition''' - befinden. Sie enthalten Programme bzw. sonstige Informationen, welche der Rechner während des Startens noch '''vor''' dem Einbinden weiterer Partitionen benötigt. Dies sind die Verzeichnisse /bin, /sbin, /etc, /dev, /lib und, falls vorhanden auch /root.
Der FHS unterscheidet Dateien unter zwei Aspekten:
* „{{lang|en|static}}“ oder „{{lang|en|variable}}“
: Als „{{lang|en|static}}“ gelten jene Dateien, die sich ohne den Eingriff eines Systemadministrators nicht ändern.<ref>{{cite web
| url = http://www.pathname.com/fhs/pub/fhs-2.3.html#THEFILESYSTEM
| title = The File System
| work = Filesystem Hierarchy Standard 2.3
| accessdate = 2011-01-11
| lang=en-US
}}</ref> Alle anderen Dateien werden als „{{lang|en|variable}}“ betrachtet.
* „{{lang|en|shareable}}“ oder „{{lang|en|unshareable}}“
: Als „{{lang|en|shareable}}“ gelten jene Dateien, die über ein [[Rechnernetz]] von anderen Computern genutzt werden können. Alle anderen Dateien werden als „{{lang|en|unshareable}}“ betrachtet.


Aus diesen beiden Aspekten ergeben sich vier Kategorien von Dateien:
Die anderen Verzeichnise kann man quasi nach Herzenslust auf die vorhandenen Partitionen verteilen. Dann sollte man sie aber auch in der /etc/fstab eintragen, so dass nach dem Booten alle Partitionen gefunden und im root-Verzeichnis ("/") eingebunden werden können. Damit ist / die Wurzel des ''virtuellen'' Dateisystems: selbst wenn sich / auf der Partition hda, /home auf hdb und /boot auf sda befinden, wird dies in der Verzeichnisstruktur verborgen ([[Transparenz|transparent]]).
* „{{lang|en|static shareable}}“
* „{{lang|en|static unshareable}}“
* „{{lang|en|variable shareable}}“
* „{{lang|en|variable unshareable}}“
Um [[Datensicherung]]en und Bereitstellungen im Rechnernetz effizienter zu gestalten, sieht der FHS vor, keine Dateien unterschiedlicher Kategorie im selben Verzeichnis zu speichern. Historisch gab es diese Trennung nicht.


== Stammverzeichnis ==
=== /bin : grundlegende Systembefehle (für alle Benutzer) ===
Das ''{{lang|en|[[Volume (Datenspeicher)|Volume]]}}'', meist in Form einer [[Partition (Datenträger)|Partition]], des [[Stammverzeichnis]]ses muss all jene Dateien enthalten, die zum Hochfahren des Betriebssystems und zum Einbinden weiterer Partitionen notwendig sind. Um ein System reparieren zu können, muss sie auch die dazu notwendigen Hilfsmittel enthalten.
/bin enthält alle Befehle, die sowohl vom Administrator als auch vom Benutzer aufgerufen werden können und auch dann benötigt werden, wenn keine anderen Dateisysteme eingehängt (mounted) sind (z.B. im Single User Mode). Darüber hinaus können auch Skripte, die solche Befehle verwenden, dort abgelegt werden.


Um die Flexibilität und Zuverlässigkeit zu erhöhen, empfiehlt der FHS, Teile der Verzeichnisstruktur in anderen Partitionen anzulegen. Zusätzliche Partitionen sind unter [[Unix]] und [[Unixoides System|ähnlichen]] Betriebssystemen [[Transparenz (Computersystem)|transparent]].
Das Verzeichnis /bin darf keine Unterverzeichnisse enthalten! Folgende Programme oder symbolische Links auf die [[Unix-Kommandos]] werden in /bin mindestens benötigt:
# [[cat]] - Dateien aneinanderhängen (''englisch: con'''cat'''enate'') und zur Standardausgabe ([[stdout]]) schreiben
# [[chgrp]] - ändern der Gruppenzugehörigkeit (''englisch: '''ch'''ange '''gr'''ou'''p''''')
# [[chmod]] - ändern der Dateizugriffsrechte (''englisch: '''ch'''ange '''mod'''e'')
# [[chown]] - ändern von Besitzer und Gruppenzugehörigkeit (''englisch: '''ch'''ange '''own'''ership'')
# [[Cp (Unix)|cp]] - kopieren von Dateien oder Verzeichnissen (''englisch: '''c'''o'''p'''y'')
# [[date]] - zeigen oder setzen von Systemdatum und Systemzeit (''englisch: '''date''''')
# [[dd]] - konvertieren oder kopieren von Daten (''englisch: '''d'''ump '''d'''ata'')
# [[df]] - zeigen des freien Festplattenplatzes (''englisch: '''d'''isk '''f'''reespace'')
# [[dmesg]] - zeigen oder konfigurieren des [[Ringpuffer]]s des [[Systemkern]]s (''englisch: '''d'''isplay '''mes'''sa'''g'''es'')
# [[echo]] - widergeben einer Textzeile ([[Echo]])
# [[false]] - erzeugen eines Fehlerstatuscodes (''englisch: '''false''''')
# [[hostname]] - zeigen oder setzen des aktuellen Rechnernamens (''englisch: '''host'''s '''name''''')
# [[kill]] - beenden eines Prozesses (''englisch: '''kill''''')
# [[ln]] - setzen von Verknüpfungen zwischen Dateien (''englisch: '''l'''i'''n'''k'')
# [[login]] - Benutzeridentität prüfen und [[Benutzerschnittstelle|Bedienoberfläche]] starten (''englisch: '''login''''')
# [[ls]] - Verzeichnisinhalt zeigen (''englisch: '''l'''i'''s'''t'')
# [[mkdir]] - erstellen eines Verzeichnisses (''englisch: '''m'''a'''k'''e '''dir'''ectory'')
# [[mknod]] - erstellen spezieller Gerätedateien (''englisch: '''m'''a'''k'''e '''nod'''e'')
# [[more]] - Daten seitenweise blätternd zeigen (''englisch: '''more''''')
# [[mount]] - einhängen von Dateisystemen (''englisch: '''mount''')
# [[mv]] - verschieben oder umbenennen von Dateien (''englisch: '''m'''o'''v'''e'')
# [[ps (Unix)|ps]] - Prozessstatus zeigen (''englisch: '''p'''rocess '''s'''tatus'')
# [[pwd]] - zeigen des Namens des aktuellen Verzeichnisses (''englisch: '''p'''rint '''w'''orking '''d'''irectory'')
# [[rm]] - löschen von Dateien oder Verzeichnissen (''englisch: '''r'''e'''m'''ove'')
# [[rmdir]] - löschen leerer Verzeichnisse (''englisch: '''r'''e'''m'''ove '''dir'''ectory'')
# [[sed]] - editieren von Daten ohne Interaktion (''englisch: '''s'''tream '''ed'''itor'')
# [[sh]] - Befehlsinterpreter (''english: '''sh'''ell'')
# [[stty]] - zeigen oder setzen von Einstellungen eines [[Terminal (Computer)|Datenendgerätes]] (''englisch: '''s'''et '''t'''ele'''ty'''per'')
# [[su]] - startet eine Bedienoberfläche mit neuer Benutzeridentität (''englisch: '''s'''et '''u'''ser'')
# [[sync]] - schreiben der Inhalte von Datenpuffern auf den Datenträger (''englisch: '''sync'''hronize'')
# [[true]] - erzeugen eines Erfolgsstatuscodes (''englisch: '''true''''')
# [[umount]] - aushängen von Dateisystemen (''englisch: '''u'''n'''mount''''')
# [[uname]] - zeigen diverser Systeminformationen (''englisch: '''???''''')


== Hauptverzeichnisse ==
Falls '''sh''' nicht die originale [[Bourne Shell]] ist, muss sh ein Hard- oder Soft-Link auf die eingesetzte Shell sein.
14 Verzeichnisse oder [[symbolische Verknüpfung]]en auf Verzeichnisse werden im Stammverzeichnis verlangt:<ref>{{cite web
| url = http://refspecs.linuxfoundation.org/FHS_3.0/fhs/ch03s02.html
| title = Requirements
| work = Filesystem Hierarchy Standard
| accessdate = 2016-10-03
| lang=en-US
}}</ref>


{| class="wikitable" style="width:100%;"
Falls benötigt, müssen die folgenden Kommandos (oder auf sie verweisende Verknüpfungen) ebenfalls im /bin-Verzeichnis installiert sein:
|-
# [[csh]] - ''C''-ähnlicher Befehlsinterpreter (''englisch: '''c'''-like '''sh'''ell'')
| {{Monospace|[[#/bin|/bin]]}}
# [[ed]] - editieren von Text (''englisch: '''ed'''it'')
| [[Binärdatei]]en grundlegender Befehle
# [[tar]] - verwalten von Dateiarchiven (''englisch: '''t'''ape '''ar'''chiver'')
| historisch: „{{lang|en|utility programs}}“ ([[Dienstprogramm]]e wie [[Assembler (Informatik)|Assembler]] und [[Compiler]])<ref name="V7" />
# [[cpio]] - kopieren von Dateien in oder aus Archive(n) (''englisch: '''c'''o'''p'''y '''i'''nput/'''o'''utput'')
|-
# [[gzip]] - komprimieren von Daten (''englisch: [[GNU-Projekt|'''G'''NU]] [[ZIP (Dateiformat)|'''zip''']]'')
| {{Monospace|[[#/boot|/boot]]}}
# [[gzip|gunzip]] - dekomprimieren von Daten (''meist als Verknüpfung zu gzip'')
| statische Dateien des [[Bootloader]]s
# [[zcat]] - dekomprimieren und zeigen von Daten (''englisch: '''z'''ipped con'''cat'''enation'')
| historisch: –
# [[netstat]] - zeigen von Netzwerkstatusinformationen (''englisch: '''net'''work '''stat'''us'')
|-
# [[Ping (Datenübertragung)|ping]] - senden und empfangen von Datenpaketen per [[ICMP]]
| {{Monospace|[[#/dev|/dev]]}}
Alle weiteren Kommandos, die zur Wiederherstellung benötigt werden, wie z.B. [[ftp]], [[tftp]] oder diverse Archivierungsprogramme, haben hier ebenfalls ihren Platz.
| [[Gerätedatei]]en
| historisch: „{{lang|en|devices}}“ (Geräte wie [[Festplattenlaufwerk|Festplatten]] und [[Systemkonsole]])<ref name="V7" />
|-
| {{Monospace|[[#/etc|/etc]]}}
| [[Hostrechner|Host]]-spezifische Systemkonfiguration
| historisch: „{{lang|en|essential data and dangerous maintenance utilities}}“ (essenzielle Daten und gefährliche Wartungsprogramme wie {{Monospace|[[init]]}} und {{Monospace|[[passwd]]}})<ref name="V7" />
|-
| {{Monospace|[[#/lib|/lib]]}}
| grundlegende [[dynamische Bibliothek]]en und [[Kernel-Modul]]e
| historisch: „{{lang|en|object libraries and other stuff}}“ (Objektbibliotheken und anderes Material)<ref name="V7" />
|-
| {{nowrap|{{Monospace|[[#/media|/media]]}}<nowiki />}}
| [[Einhängepunkt]] für [[Wechseldatenträger]]
| historisch: –
|-
| {{Monospace|[[#/mnt|/mnt]]}}
| für temporär eingehängtes [[Dateisystem]]
| historisch: –
|-
| {{Monospace|[[#/opt|/opt]]}}
| zusätzliche [[Anwendungsprogramm]]e
| historisch: –
|-
| {{Monospace|[[#/run|/run]]}}
| für laufende Prozesse relevante Daten
| historisch: –
|-
| {{Monospace|[[#/sbin|/sbin]]}}
| essenzielle Binärdateien des Systems
| historisch: –
|-
| {{Monospace|[[#/srv|/srv]]}}
| Daten für [[Dienst (Informatik)|Dienste]]
| historisch: –
|-
| {{Monospace|[[#/tmp|/tmp]]}}
| [[temporäre Datei]]en
| historisch: „{{lang|en|temporary files}}“ (temporäre Dateien, üblicherweise auf schnellem Gerät)<ref name="V7" />
|-
| {{Monospace|[[#/usr|/usr]]}}
| sekundäre Hierarchie
| historisch: „{{lang|en|general-purpose directory}}“ (Universalverzeichnis, üblicherweise [[Einhängepunkt]] eines weiteren Dateisystems)<ref name="V7" />
|-
| {{Monospace|[[#/var|/var]]}}
| variable Daten
| historisch: –
|}


Die Verzeichnisse {{Monospace|/opt}}, {{Monospace|/usr}} und {{Monospace|/var}} sind so konzipiert, dass sie nicht in der Partition des Stammverzeichnisses liegen müssen.
=== /boot : statische Dateien des Bootloaders ===
Dieses Verzeichnis enthält alle vom Bootloader für den Bootvorgang benötigten Dateien. Dies beinhaltet z.B. auch gespeicherte Master-Boot-Sektoren. Auch der Betriebssystem-Kern muss entweder in diesem Verzeichnis oder im Wurzelverzeichnis abgelegt sein.


Zusätzliche Verzeichnisse sind erforderlich, wenn entsprechende Untersysteme installiert sind:<ref>{{cite web
=== /dev : Gerätedateien ===
| url = http://www.pathname.com/fhs/pub/fhs-2.3.html#SPECIFICOPTIONS
Das Verzeichnis /dev beinhaltet Spezial-Dateien (''special file'') oder [[Gerätedatei|Gerätedateien]] (''device file''). Manche der Gerätedateien müssen manuell angelegt werden. In diesem Fall muss das Verzeichnis den Befehl MAKEDEV bzw. MAKEDEV.local enthalten, der diese Gerätedateien anhand der vorhandenen Hardware anlegen kann.
| title = Specific Options
| work = Filesystem Hierarchy Standard 2.3
| accessdate = 2011-01-11
| lang=en-US
}}</ref>


{| class="wikitable" style="width:100%;"
=== /etc : spezifische Konfigurationsdateien ===
|-
Das Verzeichnis /etc und seine Unterverzeichnisse enthalten jede Art von [[Konfigurationsdatei|Konfigurationsdateien]]. Diese Dateien müssen statische Dateien sein (s.o.). In diesem Verzeichnis dürfen sich keine Binärdateien befinden.
| {{nowrap|{{Monospace|[[#/home|/home]]}}<nowiki />}}
| [[Benutzerverzeichnis]]se: Verzeichnisse der [[Benutzer]]
|-
| {{Monospace|[[#/root|/root]]}}
| Benutzerverzeichnis des [[Root-Konto]]s
|-
| {{Monospace|[[#Multilib|/lib…]]}}
| alternative dynamische Bibliotheken, beispielsweise {{Monospace|/lib32}} und {{Monospace|/lib64}} für [[Multilib]]-Systeme (Bibliotheken für sowohl einen [[32-Bit-Architektur|32-Bit]]- als auch einen [[64-Bit-Architektur|64-Bit]]-Betriebsmodus)
|}


Andere Verzeichnisse sollen im Stammverzeichnis nicht angelegt werden. Anwendungsprogramme sollen keine Dateien im Stammverzeichnis fordern oder anlegen.
Folgende Unterverzeichnisse können in /etc vorhanden sein:
* opt (Konfiguration für Programme in /opt)
* X11 (Konfiguration des [[X-Window-System|X-Window-Systems]], optional)
* sgml (Konfiguration für [[SGML]], optional)
* xml (Konfiguration für [[XML]], optional)
* mc (Konfiguration für Midnight Commander, optional)
* network (Enthält bei Debian-Konfigurationsdateien, das das Netz betreffen)


=== {{Anker|/bin}}/bin – grundlegende Systembefehle (für alle Benutzer) ===
Folgende Konfigurationsdateien gehören auf jeden Fall (soweit vorhanden) in /etc:
{{Monospace|/bin}} enthält alle Befehle, die sowohl vom Administrator als auch vom Benutzer aufgerufen werden können und auch dann benötigt werden, wenn keine anderen Dateisysteme eingehängt (auch: „gemountet“ von {{enS|mounted}}) sind, zum Beispiel im {{lang|en|[[Single User Mode]]}}. Darüber hinaus können auch [[Shellskript|Skripte]], die solche Befehle verwenden, dort abgelegt werden.
# csh.login - systemweite Initialisierungsdatei für den C-ähnlichen Befehlsinterpreter
# exports - Zugriffsrechte für [[Network File System|NFS]]-Freigaben
# [[fstab]] - Tabelle mit statischen Informationen zu einhängbaren Dateisystemen
# ftpusers - enthält die Namen der vom [[ftp]]-Aufruf auszuschließenden Benutzer
# gateways - statische Informationen zu den im [[Netzwerk]] verfügbaren [[Gateway]]s
# gettydefs - Parameter zur [[Übertragungsgeschwindigkeit]] und sonstigen Einstellungen der [[Terminal]]s
# group - zeilenweise Informationen zu den eingetragenen Benutzergruppen
# host.conf - Konfigurationsdaten zur [[Domain_Name_System#Resolver|Namensauflösung]]
# hosts - statische Informationen zur Zuordnung von Rechnernamen zu [[IP-Adresse]]n
# hosts.allow - Zugriffsberechtigungen für den [[TCP]]-[[Wrapper]]
# hosts.deny - Ausschlusskriterien für den [[TCP]]-[[Wrapper]]
# hosts.equiv - zugelassene Rechner für [[rlogin]], [[rsh]], [[rcp]]
# hosts.lpd - zugelassene Rechner für den Druckservice [[lpd]]
# inetd.conf - Konfigurationsdatei für den Internet-"Superserver" [[inetd]]
# inittab - Konfigurationsdatei für den Initialisierungsprozess [[init]]
# issue - Systemidentifikationsdatei zur Ausgabe von Informationen vor dem Anmeldevorgang
# ld.so.conf - Liste von Verzeichnissen mit dynamisch einzubindenden Bibliotheken
# motd - Mitteilung des Tages zur Ausgabe nach dem Anmeldevorgang
# mtab - dynamisch erzeugte Informationen zu den eingehängten Dateisystemen
# mtools.conf - Konfigurationsdatei für [[mtools]] - dem Befehl zur Bearbeitung von [[MS-DOS]]-Dateisystemen
# networks - statische Informationen zu den verfügbaren Netzwerken
# passwd - Kennwortdatei
# printcap - Konfigurationsdatei für den Druckerservice [[lpd]]
# profile - systemweite Konfigurationsdatei für den Anmeldevorgang mittels [[sh]]
# protocols - Liste der [[IP]]-Protokollkennungen
# resolv.conf - Konfigurationsdatei für die [[Domain_Name_System#Resolver|Namensauflösung]]
# rpc - Liste der [[Remote Procedure Call|RPC]]-Protkollkennungen
# securetty - Zugangsberechtigungen für entfernte Anmeldevorgänge
# services - Liste der [[Port]]kennungen für einzelne Dienste
# shells - vollständige Namen der zulässigen Befehlsinterpreter
# syslog.conf - Konfigurationsdatei für den Systemprotokollservice [[syslogd]]


Das Verzeichnis {{Monospace|/bin}} darf keine Unterverzeichnisse enthalten. Folgende Programme oder symbolische Links auf die [[Unix-Kommandos]] werden in {{Monospace|/bin}} mindestens benötigt:
==== /etc/opt : Konfiguration für Programme in /opt ====
* '''{{Monospace|cat}}:''' Dateien aneinanderhängen ({{enS|con'''cat'''enate}}) und zur [[Stdout|Standardausgabe (stdout)]] schreiben
Systemspezifische Konfigurationsdateien für zusätzlich installierte Softwarepakete müssen in diesem Verzeichnis in entsprechenden Unterverzeichnissen installiert werden (/etc/opt/''<unterverzeichnis>''). Eine Regelung, wie das Verzeichnis /etc/opt aufgeteilt ist, existiert nicht.
* '''{{Monospace|[[chgrp]]}}:''' Ändern der Gruppenzugehörigkeit (''{{lang|en|'''ch'''ange '''gr'''ou'''p'''}}'')
* '''{{Monospace|[[chmod]]}}:''' Ändern der [[Dateizugriffsrechte]] (''{{lang|en|'''ch'''ange '''mod'''e}}'')
* '''{{Monospace|[[chown (Unix)|chown]]}}:''' Ändern von Besitzer und Gruppenzugehörigkeit (''{{lang|en|'''ch'''ange '''own'''ership}}'')
* '''{{Monospace|[[Cp (Unix)|cp]]}}:''' Kopieren von Dateien oder Verzeichnissen (''{{lang|en|'''c'''o'''p'''y}}'')
* '''{{Monospace|date}}:''' Zeigen oder Setzen von Systemdatum und Systemzeit
* '''{{Monospace|[[dd (Unix)|dd]]}}:''' Konvertieren oder Kopieren von Daten (''{{lang|en|'''d'''ump '''d'''ata}}'')
* '''{{Monospace|df}}:''' Zeigen des freien Festplattenplatzes (''{{lang|en|'''d'''isk '''f'''reespace}}'')
* '''{{Monospace|[[dmesg]]}}:''' Zeigen oder Konfigurieren des [[Ringpuffer]]s des [[Kernel (Betriebssystem)|Kernels]] (''{{lang|en|'''d'''isplay '''mes'''sa'''g'''es}}'')
* '''{{Monospace|[[echo (Informatik)|echo]]}}:''' Wiedergeben einer Textzeile
* '''{{Monospace|[[false (Unix)|false]]}}:''' Erzeugen eines Fehlerstatuscodes
* '''{{Monospace|[[hostname]]}}:''' Zeigen oder Setzen des aktuellen Rechnernamens
* '''{{Monospace|[[kill (Unix)|kill]]}}:''' Beenden eines [[Prozess (Informatik)|Prozesses]]
* '''{{Monospace|[[ln (Unix)|ln]]}}:''' Setzen von Verknüpfungen zwischen Dateien (''{{lang|en|'''l'''i'''n'''k}}'')
* '''{{Monospace|login}}:''' Benutzeridentität prüfen und [[Benutzerschnittstelle|Bedienoberfläche]] starten
* '''{{Monospace|[[ls (Unix)|ls]]}}:''' Verzeichnisinhalt zeigen (''{{lang|en|'''l'''i'''s'''t}}'')
* '''{{Monospace|mkdir}}:''' Erstellen eines Verzeichnisses (''{{lang|en|'''m'''a'''k'''e '''dir'''ectory}}'')
* '''{{Monospace|mknod}}:''' Erstellen spezieller Gerätedateien (''{{lang|en|'''m'''a'''k'''e '''nod'''e}}'')
* '''{{Monospace|[[More (Kommandozeilenbefehl)|more]]}}:''' Daten seitenweise blätternd zeigen
* '''{{Monospace|mount}}:''' [[Mounten|Einhängen]] von Dateisystemen
* '''{{Monospace|[[mv (Unix)|mv]]}}:''' Verschieben oder Umbenennen von Dateien (''{{lang|en|'''m'''o'''v'''e}}'')
* '''{{Monospace|[[ps (Unix)|ps]]}}:''' Prozessstatus zeigen (''{{lang|en|'''p'''rocess '''s'''tatus}}'')
* '''{{Monospace|[[pwd (Unix)|pwd]]}}:''' Zeigen des Namens des aktuellen Verzeichnisses (''{{lang|en|'''p'''rint '''w'''orking '''d'''irectory}}'')
* '''{{Monospace|[[rm (Unix)|rm]]}}:''' Löschen von Dateien oder Verzeichnissen (''{{lang|en|'''r'''e'''m'''ove}}'')
* '''{{Monospace|rmdir}}:''' Löschen leerer Verzeichnisse (''{{lang|en|'''r'''e'''m'''ove '''dir'''ectory}}'')
* '''{{Monospace|[[sed (Unix)|sed]]}}:''' Editieren von Daten ohne Interaktion (''{{lang|en|'''s'''tream '''ed'''itor}}'')
* '''{{Monospace|[[Bourne-Shell|sh]]}}:''' [[Unix-Shell]] ([[Kommandozeileninterpreter]], ''{{lang|en|'''sh'''ell}}''). Falls ''sh'' nicht die originale [[Bourne-Shell]] ist, muss ''sh'' ein [[Harter Link|Hard-]] oder [[Softlink]] auf die eingesetzte Shell sein.
* '''{{Monospace|stty}}:''' Zeigen oder Setzen von Einstellungen eines [[Terminal (Computer)|Datenendgerätes]] (''{{lang|en|'''s'''et '''t'''ele'''ty'''per}}'')
* '''{{Monospace|[[su (Unix)|su]]}}:''' startet eine Bedienoberfläche mit neuer Benutzeridentität (''{{lang|en|'''s'''ubstitute '''u'''ser}}'')
* '''{{Monospace|sync}}:''' Schreiben der Inhalte von [[Puffer (Informatik)|Datenpuffern]] auf den Datenträger (''{{lang|en|'''sync'''hronize}}'')
* '''{{Monospace|[[true (Unix)|true]]}}:''' Erzeugen eines Erfolgsstatuscodes
* '''{{Monospace|umount}}:''' [[Unmounten|Aushängen]] von Dateisystemen (''{{lang|en|'''u'''n'''mount'''}}'')
* '''{{Monospace|[[uname]]}}:''' Zeigen diverser Systeminformationen (''{{lang|en|'''U'''NIX '''name'''}}'')


Falls benötigt, müssen die folgenden Kommandos (oder auf sie verweisende Verknüpfungen) ebenfalls im /bin-Verzeichnis installiert sein:
==== /etc/X11 : Konfiguration des X-Window-Systems, optional ====
* '''{{Monospace|[[C-Shell|csh]]}}:''' [[C (Programmiersprache)|C]]-ähnlicher Kommandozeileninterpreter (''{{lang|en|'''c'''-like '''sh'''ell}}'')
In diesem Verzeichnis werden alle Konfigurationsdateien des X11-Systems abgelegt. Das Verzeichnis beheimatet insbesondere die Dateien Xconfig, XF86Config und Xmodmap (soweit vorhanden). Wenn ein [[Window Manager]] mehr als eine Konfigurationsdatei besitzt, kann dafür ein extra Unterverzeichnis angelegt werden, sonst wird die Konfigurationsdatei direkt im Verzeichnis /etc/X11 mit dem Dateinamen ''<WindowManager>''.wmrc abgespeichert.
* '''{{Monospace|[[Ed (Texteditor)|ed]]}}:''' Editieren von Text (''{{lang|en|'''ed'''it}}'')
* '''{{Monospace|[[Tar (EDV)|tar]]}}:''' Verwalten von Dateiarchiven (''{{lang|en|'''t'''ape '''ar'''chiver}}'')
* '''{{Monospace|[[cpio]]}}:''' Kopieren von Dateien in oder aus Archive(n) (''{{lang|en|'''c'''o'''p'''y '''i'''nput/'''o'''utput}}'')
* '''{{Monospace|[[gzip]]}}:''' Komprimieren von Daten (''{{lang|en|[[GNU-Projekt|'''G'''NU]] '''[[ZIP-Dateiformat|zip]]'''}}'')
* '''{{Monospace|[[Gzip|gunzip]]}}:''' Dekomprimieren von Daten ''(meist als Verknüpfung zu gzip)''
* '''{{Monospace|zcat}}:''' Dekomprimieren und zeigen von Daten (''{{lang|en|'''z'''ipped con'''cat'''enation}}'')
* '''{{Monospace|[[netstat]]}}:''' Zeigen von Netzwerkstatusinformationen (''{{lang|en|'''net'''work '''stat'''us}}'')
* '''{{Monospace|[[ping (Datenübertragung)|ping]]}}:''' Senden und Empfangen von Datenpaketen per [[Internet Control Message Protocol|ICMP]]


Alle weiteren Kommandos, die zur Wiederherstellung benötigt werden, wie beispielsweise [[File Transfer Protocol|ftp]], [[Trivial File Transfer Protocol|tftp]] oder diverse Archivierungsprogramme, haben hier ebenfalls ihren Platz.
==== /etc/sgml : Konfiguration für SGML, optional ====
In diesem Verzeichnis speichern [[SGML]]-Systeme (soweit vorhanden) grundlegende Konfigurationen ab. Dateien mit der Endung ''.conf'' bezeichnen herkömmliche Konfigurationsdateien, Dateien mit der Endung ''.cat'' stellen spezielle [[DTD]]-Kataloge mit Verweisen auf andere Kataloge bereit.


==== /etc/xml : Konfiguration für XML, optional ====
=== {{Anker|/boot}}/boot statische Dateien des Bootloaders ===
Dieses Verzeichnis enthält alle vom Bootloader für den Bootvorgang benötigten Dateien. Es kann u.&nbsp;U. auch (weitere) gespeicherte [[Master Boot Record]]s enthalten, da in diesen Startprogramme für weitere Betriebssysteme enthalten sein können ({{enS|Master Boot Code}}). Auch Betriebssystem-Kernel können in diesem Verzeichnis abgelegt sein.
In diesem Verzeichnis werden Grundeinstellungen von evtl. vorhandenen [[XML]]-Systemen installiert. Konfigurationsdateien haben die Dateiendung ''.conf'', ein DTD-Katalog befindet sich in der Datei ''catalog''.


=== {{Anker|/dev}}/dev – Gerätedateien ===
=== /home : Benutzerverzeichnisse, optional ===
Das Verzeichnis {{Monospace|/dev}} beinhaltet Spezial-Dateien ''({{lang|en|special files}})'' oder [[Gerätedatei]]en ''({{lang|en|device files}})''. Manche der Gerätedateien müssen manuell angelegt werden. In diesem Fall muss das Verzeichnis den Befehl {{Monospace|MAKEDEV}} bzw. {{Monospace|MAKEDEV.local}} enthalten, der diese Gerätedateien anhand der vorhandenen Hardware anlegen kann.<br />
Der FHS führt dieses Verzeichnis, obwohl es als Quasi-Standard etabliert ist, nur als optional auf. Es besteht hier die Möglichkeit für Benutzer Unterverzeichnisse anzulegen. Benutzerspezifische Konfigurationen werden direkt im Benutzerverzeichnis in Dateien, die mit einem Punkt (.) beginnen gespeichert, erst bei Programmen mit mehreren Konfigurationsdateien sind weitere Unterverzeichnisse in der Form ''/home/<Benutzer>/<Paket>'' vorgesehen.
Erwähnenswert sind {{Monospace|[[/dev/null]]}}, in der geschrieben werden kann, aber alles verworfen wird, {{Monospace|[[/dev/zero]]}}, aus der Nullbytes in beliebiger Menge gelesen werden können, und {{Monospace|[[/dev/random]]}} (bzw. {{Monospace|/dev/urandom}}), welche als Hardware-Zufallsgenerator dient.


[[udev]] hat seit Kernel 2.6 [[devfs]] abgelöst und sorgt nun mittels Konfigurationsdateien (standardmäßig in <code>/etc/udev</code>) im [[Userspace]] für die automatische Erstellung der Devices in {{Monospace|/dev}}.
=== /lib : Kernel-Module und dynamische Bibliotheken ===
Das Verzeichnis /lib beinhaltet die installierten [[Bibliothek (Programmierung)|dynamischen Bibliotheken]] und [[Kernel-Modul|Kernel-Module]], die zum Starten des Systems und für die Programme in /bin und /sbin benötigt werden. Hier befindet sich auch die dynamische [[C-Standardbibliothek]] ''libc.so.*'' und die [[Linker (Programm)|Linker-Bibliothek]] ''ld*''. Das Unterverzeichnis ''modules'' beinhaltet die oben genannten Kernel-Module, falls diese installiert sind.


=== {{Anker|/etc}}/etc – spezifische Konfigurationsdateien ===
=== /lib''<nr>'' : Alternative Kernel-Module und dynamische Bibliotheken ===
{{Monospace|/etc}} stand ursprünglich für „alles übrige“ (lat. ''[[et cetera]]''). Es hat sich dann aber als Konfigurationsverzeichnis etabliert und wird daher auch häufig als „{{lang|en|editable text configuration}}“ interpretiert. Im Bezug auf bzw. im Unterschied zu Daten in {{Monospace|[[#/var|/var]]}} und {{Monospace|[[#/run|/run]]}} kann es auch als „{{lang|en|persistant system config data}}“ gesehen werden.<ref name="lwn_436012" /> Das Verzeichnis {{Monospace|/etc}} und seine Unterverzeichnisse enthalten jede Art von [[Konfigurationsdatei]]en. Diese Dateien müssen statische Dateien sein (s.&nbsp;o.). In diesem Verzeichnis dürfen sich keine Binärdateien befinden.
Manche Systeme unterstützen verschiedene Binärformate, für die jeweils eigene Versionen derselben Bibliothek vorhanden sind. Für solche Zwecke existiert diese Verzeichnisart. Die Details sind identisch zum Verzeichnis /lib.


Folgende Unterverzeichnisse können u.&nbsp;a. in {{Monospace|/etc}} vorhanden sein:
; {{Monospace|/etc/opt}}
: Konfiguration für Programme in {{Monospace|/opt}}: Systemspezifische Konfigurationsdateien für zusätzlich installierte Softwarepakete müssen in diesem Verzeichnis in entsprechenden Unterverzeichnissen installiert werden ({{Monospace|/etc/opt/''<unterverzeichnis>''}}). Eine Regelung, wie das Verzeichnis {{Monospace|/etc/opt}} aufgeteilt ist, existiert nicht.
; {{Monospace|/etc/X11}}
: Konfiguration des [[X Window System]]s, optional: In diesem Verzeichnis werden alle Konfigurationsdateien des X11-Systems abgelegt. Das Verzeichnis beheimatet insbesondere die Dateien {{Monospace|Xconfig}}, {{Monospace|xorg.conf}} und {{Monospace|Xmodmap}} (soweit vorhanden). Wenn ein [[Window Manager]] mehr als eine Konfigurationsdatei besitzt, kann dafür ein eigenes Unterverzeichnis angelegt werden, sonst wird die Konfigurationsdatei direkt im Verzeichnis {{Monospace|/etc/X11}} mit dem Dateinamen {{Monospace|''<WindowManager>''.wmrc}} abgespeichert.
; {{Monospace|/etc/sgml}}
: Konfiguration für [[Standard Generalized Markup Language|SGML]], optional: In diesem Verzeichnis speichern [[Standard Generalized Markup Language|SGML]]-Systeme (soweit vorhanden) grundlegende Konfigurationen ab. Dateien mit der [[Dateinamenserweiterung|Endung]] ''{{Monospace|.conf}}'' bezeichnen herkömmliche Konfigurationsdateien, Dateien mit der Endung ''{{Monospace|.cat}}'' stellen spezielle [[Dokumenttypdefinition|DTD]]-Kataloge mit Verweisen auf andere Kataloge bereit.
; {{Monospace|/etc/xml}}
: Konfiguration für [[Extensible Markup Language|XML]], optional: In diesem Verzeichnis werden Grundeinstellungen von evtl. vorhandenen XML-Systemen installiert. Konfigurationsdateien haben die Dateiendung ''{{Monospace|.conf}}'', ein DTD-Katalog befindet sich in der Datei {{Monospace|catalog}}.
; {{Monospace|/etc/mc}}
: Konfiguration für [[Midnight Commander]], optional
; {{Monospace|/etc/network}}
: Enthält bei Debian-Systemen jene Konfigurationsdateien, die das Netzwerk betreffen
Allgemein liegen Konfigurationen einzelner [[Dienst (Informatik)|Dienste]] unter {{Monospace|/etc/''<dienst>''/}} und/oder {{Monospace|/etc/''<dienst>''.conf}} (der LDAP unter dem Debian-Derivat Ubuntu macht z.&nbsp;B. ohne eindeutige Dateibenennung beides). Bei [[Daemon]]s fehlt oft dann das abschließende <code>d</code>, der NTP-Server z.&nbsp;B. hat den Prozess {{Monospace|ntpd}}, aber die Konfigurationsdatei {{Monospace|/etc/ntp.conf}}.


Folgende Konfigurationsdateien gehören auf jeden Fall (soweit vorhanden) in {{Monospace|/etc}}:
=== /media : temporärer Einhängepunkt für Wechseldatenträger ===
; {{Monospace|csh.login}}
Die einzelnen Unterverzeichnisse in /mnt dienen als Einhängepunkt für jede Art von Wechseldatenträger. Früher wurden Wechseldatenträger entweder direkt im Wurzelverzeichnis oder im Verzeichnis /mnt [[Mounten|gemountet]]. Zur Verschlankung des Wurzelverzeichnisses wurden die Verzeichnisse in den Ordner /media verschoben. Der Standard sieht folgende Unterverzeichnisse jeweils optional vor:
: systemweite Initialisierungsdatei für den C-ähnlichen Befehlsinterpreter
floppy ([[Diskette]]), cdrom ([[CD-ROM]]), cdrecorder ([[CD-Brenner]]), zip ([[Iomega Zip|Zip-Laufwerk]]). Falls ein Gerät mehrmals vorhanden ist, wird das Anhängen einer Ziffer an den Gerätetyp vorgeschlagen.
; {{Monospace|exports}}
: Zugriffsrechte für [[Network File System|NFS]]-Freigaben
; {{Monospace|[[fstab]]}}
: Tabelle mit statischen Informationen zu einhängbaren Dateisystemen
; {{Monospace|ftpusers}}
: enthält die Namen der vom [[File Transfer Protocol|ftp]]-Aufruf auszuschließenden Benutzer
; {{Monospace|gateways}}
: statische Informationen zu den im [[Netzwerk]] verfügbaren [[Gateway (Informatik)|Gateways]]
; {{Monospace|gettydefs}}
: Parameter zur [[Übertragungsgeschwindigkeit]] und sonstigen Einstellungen der Terminals
; {{Monospace|group}}
: zeilenweise Informationen zu den eingetragenen Benutzergruppen
; {{Monospace|host.conf}}
: Konfigurationsdaten zur [[Domain Name System#Resolver|Namensauflösung]]
; {{Monospace|[[hosts (Datei)|hosts]]}}
: statische Informationen zur Zuordnung von Rechnernamen zu [[IP-Adresse]]n
; {{Monospace|hosts.allow}}
: Zugriffsberechtigungen für den [[TCP-Wrapper]] tcpd
; {{Monospace|hosts.deny}}
: Ausschlusskriterien für den [[TCP-Wrapper]] tcpd
; {{Monospace|hosts.equiv}}
: zugelassene Rechner für [[Remote login|rlogin]], [[Remote Shell|rsh]], [[Remote Copy|rcp]]
; {{Monospace|hosts.lpd}}
: zugelassene Rechner für den Druckdienst [[LPD-Protokoll|lpd]]
; {{Monospace|inetd.conf}}
: Konfigurationsdatei für den Internet-[[Superserver]] [[inetd]]
; {{Monospace|inittab}}
: Konfigurationsdatei für den Initialisierungsprozess [[init]]
; {{Monospace|issue}}
: Systemidentifikationsdatei zur Ausgabe von Informationen vor dem Anmeldevorgang
; {{Monospace|issue.net}}
: Systemidentifikationsdatei zur Ausgabe von Informationen vor dem Anmeldevorgang über das Netzwerk (zum Beispiel [[telnet]])
; {{Monospace|ld.so.conf}}
: Liste von Verzeichnissen mit dynamisch einzubindenden Bibliotheken
; {{Monospace|motd}}
: Mitteilung des Tages zur Ausgabe nach dem Anmeldevorgang ('''m'''essage '''o'''f '''t'''he '''d'''ay)
; {{Monospace|mtab}}
: dynamisch erzeugte Informationen zu den eingehängten Dateisystemen
; {{Monospace|mtools.conf}}
: Konfigurationsdatei für [[mtools]]
: dem Befehl zur Bearbeitung von [[MS-DOS]]-Dateisystemen
; {{Monospace|networks}}
: statische Informationen zu den verfügbaren Netzwerken
; {{Monospace|passwd}}
: Enthält den Benutzernamen, Beschreibung des Benutzers, Gruppen-ID, Benutzer-ID, das Heimat-Verzeichnis und das Login-Kommando (meist eine Shell). Früher enthielt diese Datei auch das Benutzerkennwort. Dieses ist jetzt in {{Monospace|/etc/shadow}} gespeichert.
; {{Monospace|printcap}}
: Konfigurationsdatei für den Druckdienst [[LPD-Protokoll|lpd]]
; {{Monospace|profile}}
: systemweite Konfigurationsdatei für den Anmeldevorgang mittels [[Bourne-Shell|sh]]
; {{Monospace|protocols}}
: Liste der [[Internet Protocol|IP]]-Protokollkennungen und -[[Protokoll (IP)|nummern]]
; {{Monospace|resolv.conf}}
: Konfigurationsdatei für die [[Domain Name System#Resolver|Namensauflösung]]
; {{Monospace|rpc}}
: Liste der [[Remote Procedure Call|RPC]]-Protokollkennungen
; {{Monospace|securetty}}
: Zugangsberechtigungen für entfernte Anmeldevorgänge
; {{Monospace|services}}
: Liste der [[Port (Protokoll)|Portkennungen]] für einzelne Dienste
; {{Monospace|shadow}}
: verschlüsselte Kennwörter der Benutzer sowie die Dauer der Gültigkeit
; {{Monospace|shells}}
: vollständige Namen der zulässigen Befehlsinterpreter
; {{Monospace|syslog.conf}}
: Konfigurationsdatei für den Systemprotokollservice [[syslogd]]


=== {{Anker|/home}}/home – Benutzerverzeichnisse, optional ===
=== /mnt : temporärer Einhängepunkt für Dateisysteme ===
Diese Verzeichnisstruktur dient zur Aufnahme der benutzerspezifischen Daten der einzelnen [[Benutzer]] des Systems. Der FHS führt dieses Verzeichnis als optional auf, da Unix-Systeme prinzipiell auch ohne Benutzer möglich sind (beispielsweise [[Server]]). Alle Benutzer-spezifischen [[Konfigurationsdatei]]en werden in [[Versteckte Datei|versteckten Dateien]] und Verzeichnissen (die einen Punkt als erstes Zeichen des Dateinamens besitzen) unter dem [[Benutzerverzeichnis]] {{Monospace|/home/''$USER''/}} abgelegt. Diese versteckten Dateien und Verzeichnisse im Benutzerverzeichnis werden oft auch „{{lang|en|dot files}}“ genannt.
Das Verzeichnis dient zum kurzzeitigen Einhängen von Fremd-Dateisystemen aller Art. Für die Installation ist hier ausdrücklich ein separates, temporäres Verzeichnis zu verwenden.


=== {{Anker|/lib}}/lib – Kernel-Module und dynamische Bibliotheken ===
=== /opt : zusätzliche Softwarepakete ===
Das Verzeichnis {{Monospace|/lib}} beinhaltet die installierten [[Programmbibliothek|dynamischen Bibliotheken]] und [[Kernel-Modul]]e, die zum Starten des Systems und für die Programme in {{Monospace|/bin}} und {{Monospace|/sbin}} benötigt werden. Hier befindet sich auch die dynamische [[C-Standard-Bibliothek]] <code>libc.so.*</code> und die [[Linker (Computerprogramm)|Linker]]-Bibliothek <code>ld*</code>. Das Unterverzeichnis {{Monospace|modules}} beinhaltet die oben genannten Kernel-Module, falls diese installiert sind.
Das Verzeichnis ist für sämtliche zusätzlich installierte Software vorgesehen. Die Pakete müssen in einem Unterverzeichnis mit Namen /opt/''<Paket>'' oder /opt/''<Hersteller>'' installiert werden, wobei ''<Paket>'' ein beschreibender Paketname ist und ''<Hersteller>'' der bei der [http://www.lanana.org/ LANANA] registrierte Name des Herstellers ist. Die Unterverzeichnisse /opt/bin, /opt/doc, /opt/include, /opt/info, /opt/lib, und /opt/man sind für den lokalen Systemadministrator reserviert. Binärdateien von Softwarepaketen finden sich normalerweise ausschließlich in /opt/''<Paket>''/bin


=== {{Anker|/libnr|Multilib}}/lib''<nr>'' – Alternative Kernel-Module und dynamische Bibliotheken ===
=== /root : Benutzerverzeichnis für Benutzer root, optional ===
{{Hauptartikel|Multilib}}
Das Verzeichnis kann das Benutzerverzeichnis für den Benutzer root bilden. Dieses Verzeichnis ist nur eine Empfehlung des FHS.
Manche Systeme unterstützen mehrere Binärformate (für unterschiedliche [[Prozessorarchitektur]]en bzw. Betriebsmodi), für die jeweils eigene Versionen derselben Bibliothek vorhanden sind. Dann gibt es beispielsweise {{Monospace|/lib[[32-Bit-Architektur|32]]}} und {{Monospace|/lib[[64-Bit-Architektur|64]]}} für die beiden Betriebsmodi ([[32-Bit-Architektur|32-Bit]] und [[64-Bit-Architektur|64-Bit]]) des jeweiligen [[Hauptprozessor|Prozessors]], beispielsweise bei [[PowerPC]] und [[x86-Architektur|x86]].


=== {{Anker|/media}}/media – Einhängepunkte für Wechseldatenträger ===
Die einzelnen Unterverzeichnisse in {{Monospace|/media}} dienen als [[Einhängepunkt]] für jede Art von [[Wechseldatenträger]]. Früher wurden Wechseldatenträger entweder direkt im Wurzelverzeichnis oder im Verzeichnis {{Monospace|[[#/mnt|/mnt]]}} [[Mounten|gemountet]]. Zur Verschlankung des Wurzelverzeichnisses wurden die Verzeichnisse in den Ordner {{Monospace|/media}} verschoben. Der Standard sieht folgende Unterverzeichnisse jeweils optional vor:
; {{Monospace|/media/floppy}}
: [[Diskette]]
; {{Monospace|/media/cdrom}}
: Speichermedium eines [[Optisches Laufwerk|optischen Laufwerks]] ([[Nur-Lese-Speicher]]), z.&nbsp;B. eine [[CD-ROM]]
; {{Monospace|/media/cdrecorder}}
: Speichermedium eines [[Brenner (Hardware)|Brenners]]
; {{Monospace|/media/zip}}
: [[Iomega Zip|Zip-Diskette]]


Falls ein Gerät mehrmals vorhanden ist, wird das Anhängen einer Ziffer an den Gerätetyp vorgeschlagen.
=== /sbin : wichtige Systembefehle ===
Das Verzeichnis beinhaltet Befehle für die Systemadministration und andere Aufgaben, die nur der Benutzer root ausführen darf. Dies sind im wesentlichen alle Befehle, die auch im Verzeichnis /bin hätten abgelegt werden können, aber z.B. aus Speicherplatzgründen nicht dort liegen.
Programme, die in /sbin erwartet werden: shutdown, fastboot, fasthalt, fdisk, fsck, fsck.*, getty, halt, ifconfig, init, mkfs, mkfs.*, mkswap, reboot, route, swapon, swapoff, update


=== {{Anker|/mnt}}/mnt – temporäre Einhängepunkte für Dateisysteme ===
=== /srv : Daten, die von Diensten angeboten werden ===
Das Verzeichnis dient zum kurzzeitigen Einhängen von Fremd-Dateisystemen aller Art. Installationsprogrammen ist die Verwendung des Verzeichnisses {{Monospace|/mnt}} für [[temporäre Datei]]en ausdrücklich untersagt.
In diesem Verzeichnis sollen die Daten zu angebotenen Diensten abgelegt werden. Momentan gibt es noch keine Vorschriften darüber, wie die Verzeichnisstruktur in /srv auszusehen hat. Eine vorgeschlagene Möglichkeit ist die Benennung der Unterverzeichnisse nach dem Protokoll, also z.B. www, ftp, mysql usw. Eine andere Möglichkeit ist die Ordnung nach Verwaltungseinheiten wie beispielsweise Fachschaften an Universitäten. (Wird momentan nur von SuSE gemacht. So existiert z.B. unter Debian das Verzeichnis /var/www, wo hingegen bei SuSE /srv/www verwendet wird.)


Traditionell war unter Linux lange das {{Monospace|/mnt}}-Verzeichnis nicht direkt als [[Einhängepunkt]] ({{enS|mount point}}) für ein einzelnes einzuhängendes Dateisystem verwendet worden, sondern wie {{Monospace|[[#/media|/media]]}}, indem es Unterverzeichnisse gab, etwa {{Monospace|/mnt/floppy}} und {{Monospace|/mnt/cdrom}}. Verschiedene Linux-Distributionen haben das jedoch unterschiedlich gehandhabt, so wurde teilweise auch direkt unterhalb im Stammverzeichnis etwa {{Monospace|/cdrom}} genutzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://refspecs.linuxfoundation.org/FHS_3.0/fhs/ch03s11.html |titel=Chapter&nbsp;3. The Root Filesystem&nbsp;– 3.11. {{Monospace|/media}}: Mount point for removable media |werk=The FHS 3.0 Specification |hrsg= |datum=2015-06-03 |sprache=en-US |abruf=2022-12-29 |zitat=Historically there have been a number of other different places used to mount removable media such as {{Monospace|/cdrom}}, {{Monospace|/mnt}} or {{Monospace|/mnt/cdrom}}. Placing the mount points for all removable media directly in the root directory would potentially result in a large number of extra directories in {{Monospace|/}}. Although the use of subdirectories in {{Monospace|/mnt}} as a mount point has recently been common, it conflicts with a much older tradition of using {{Monospace|/mnt}} directly as a temporary mount point.}}</ref> Mit der Einführung von {{Monospace|/media}} wurde das {{Monospace|/mnt}}-Verzeichnis „frei“ für die direkte Nutzung, obwohl viele Linux-Distributionen und -Anwender weiterhin auch {{Monospace|/mnt}} mit Unterverzeichnissen für diverse eingehängte/einzuhängende (in {{Monospace|[[Fstab|/etc/fstab]]}} definierte) Dateisysteme nutzen. Die Unterscheidung ist oft, dass {{Monospace|/media}} automatisch vom System genutzt wird, {{Monospace|/mnt}} hingegen manuell vom Systemadministrator.<ref>{{Internetquelle |autor=DuploRaf |url=https://unix.stackexchange.com/a/252893 |titel=What's the difference between mnt vs media? |werk=Unix&nbsp;& Linux |hrsg=[[Stack Exchange]] |datum=2016-01-02 |format=[[Posting]] |sprache=en |abruf=2022-12-29 |kommentar=Beispiel für eine Ansicht, wofür {{Monospace|/mnt}} und wofür {{Monospace|/media}} genutzt werden könnten |zitat=use {{Monospace|/mnt}} for stuff you mount by yourself; leave {{Monospace|/media}} for the system to mount its stuff}}</ref> Hinzu kommt, dass viele Linux-Distributionen vom Benutzer eingehängte Speichermedien unter {{Monospace|[[#/run|/run]]}} einbinden, entweder {{Monospace|/run/media}} oder {{Monospace|/run/mount}}, was mit der Vergabe der [[Zugriffsrecht]]e ([[Unix-Dateirechte]] und [[Access Control List|ACLs]]) zu tun hat.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.linuxquestions.org/questions/linux-newbie-8/what-is-the-difference-between-media-mnt-and-run-mount-4175529795/ |titel=what is the difference between {{Monospace|/media}}, {{Monospace|/mnt}} and {{Monospace|/run/mount}} |werk=LinuxQuestions.org |datum=2015-02-01 |format=[[Internetforum]] |sprache=en |abruf=2022-12-29}}</ref>
=== /tmp : temporäre Dateien ===
Dieses Verzeichnis muss vorhanden sein, weil es Programme gibt, die ihre temporären Datei in diesem Verzeichnis ablegen. Im FHS wurde dieses Verzeichnis vor allem auch wegen seiner historischen Bedeutung aufgenommen. Das Verzeichnis ist für alle User zum Schreiben frei gegeben.


=== {{Anker|/opt}}/opt – zusätzliche Softwarepakete ===
Das Verzeichnis ist für sämtliche optionale, d.&nbsp;h. zusätzlich installierte Software vorgesehen, welche nicht aus zur Distribution gehörenden Paketquellen stammen. Die Pakete müssen in einem Unterverzeichnis mit Namen {{Monospace|/opt/''<paket>''}} oder {{Monospace|/opt/''<hersteller>''}} installiert werden, wobei {{Monospace|''<paket>''}} ein beschreibender Paketname ist und {{Monospace|''<hersteller>''}} der bei der [[LANANA]] registrierte Name des Herstellers ist. Die Unterverzeichnisse {{Monospace|/opt/bin}}, {{Monospace|/opt/doc}}, {{Monospace|/opt/include}}, {{Monospace|/opt/info}}, {{Monospace|/opt/lib}}, und {{Monospace|/opt/man}} sind für den lokalen Systemadministrator reserviert. Binärdateien von Softwarepaketen finden sich normalerweise ausschließlich in {{Monospace|/opt/''<paket>''/bin}}.


=== {{Anker|/root}}/root – Benutzerverzeichnis für Benutzer root, optional ===
== Die "zweite Ebene" der Verzeichnisstruktur (/usr) ==
Das Verzeichnis kann das [[Benutzerverzeichnis]] für den [[Benutzer]] {{Monospace|[[Root-Konto|root]]}} bilden. Dieses Verzeichnis ist nur eine Empfehlung des FHS.
/usr (''englisch: '''u'''nix '''s'''ystem '''r'''esources'') ist die zweite wichtige Ebene des Dateisystems. Dieser Bereich kann von mehreren Rechnern gemeinsam verwendet werden (shareable) und enthält dementsprechend keine vom lokalen Rechner abhängigen oder zeitlich variable Inhalte. Diese werden an anderen Stellen des Dateisystems hinterlegt.


=== {{Anker|/run}}/run-Verzeichnis ===
Folgende Verzeichnisse müssen in /usr vorhanden sein:
{{Monospace|/run}} wird auch vom FHS verlangt und enthält „{{lang|en|run-time variable data}}“ (auch „{{lang|en|volatile runtime data}}“,<ref name="lwn_436012" /> im Speziellen in Bezug auf bzw. im Unterschied zu {{Monospace|[[#/var|/var]]}}). Es ist als [[tmpfs]] ein Pseudo-Dateisystem und ersetzte das für diesen Zweck zuvor verwendete {{Monospace|/var/run}}, das als Symlink (oder ''{{lang|en|[[bind mount]]}}'') auf {{Monospace|/run}} erhalten blieb. {{Monospace|/var/lock}} wurde eine symbolische Verknüpfung auf {{Monospace|/run/lock}}.<ref name="lwn_436012">{{Internetquelle |autor=Lennart Poettering |url=https://lwn.net/Articles/436012/ |titel=Introducing /run |werk=LWN |hrsg= |datum=2011-03-30 |format=[[E-Mail]] |sprache=en |abruf=2022-12-28 |zitat=The lifecycle properties of directories are clear from the top-level directory name. Lifecycle properties do no longer change the further you go down your tree. i.e. /var is „persistant runtime data“ and /run is „volatile runtime data“, and /etc is „persistant system config data“, and so on.}}</ref> Die Änderung wurde im März 2011 zuerst für die [[Linux-Distribution]] [[Fedora (Linux-Distribution)|Fedora]] Version 15 („F15“) verkündet.<ref>{{Cite web | title = What’s this /run directory doing on my system and where does it come from? | url = https://lists.fedoraproject.org/pipermail/devel/2011-March/150031.html | publisher = fedoraproject.org | date = 2011-03-30 | accessdate = 2016-02-27 |lang=en-US}}</ref><ref>{{Cite web | title = Distributionen führen neues Verzeichnis /run ein | url = http://www.pro-linux.de/news/1/16882/distributionen-fuehren-neues-verzeichnis-run-ein.html | work = Pro-Linux | date = 2011-03-31 | accessdate = 2016-02-27}}</ref> Mit der Änderung wurde u.&nbsp;a. das Problem gelöst, dass beim Bootvorgang {{Monospace|/var/run}} unter bestimmten Umständen noch nicht verfügbar war, aber zum Booten benötigt wurde.
* bin (viele Benutzerbefehle)
* include (Header-Dateien, werden durch Programme eingebunden)
* lib (Bibliotheken)
* local (zusätzliche lokale Hierarchie, meist leer nach der grundlegenden Installation)
* sbin (weitere, nicht zwingend erforderliche Systembefehle)
* share (von der Architektur unabhängige Daten)


=== {{Anker|/sbin}}/sbin – wichtige Systembefehle ===
Darüber hinaus können die nachfolgenden Verzeichnisse existieren:
Das Verzeichnis beinhaltet Befehle für die Systemadministration und andere Aufgaben, die nur der Benutzer {{Monospace|[[Root-Konto|root]]}} ausführen darf. Dies sind im Wesentlichen alle Befehle, die auch im Verzeichnis {{Monospace|/bin}} hätten abgelegt werden können, aber z.&nbsp;B. aus Speicherplatzgründen nicht dort liegen. Programme, die in {{Monospace|/sbin}} erwartet werden: {{Monospace|shutdown}}, {{Monospace|fastboot}}, {{Monospace|fasthalt}}, {{Monospace|[[fdisk]]}}, {{Monospace|fsck}}, {{Monospace|fsck.*}}, {{Monospace|getty}}, {{Monospace|halt}}, {{Monospace|ifconfig}}, {{Monospace|init}}, {{Monospace|mkfs}}, {{Monospace|mkfs.*}}, {{Monospace|mkswap}}, {{Monospace|reboot}}, {{Monospace|route}}, {{Monospace|swapon}}, {{Monospace|swapoff}}, {{Monospace|update}}.
* X11R6 ([[X-Window-System]], Version 11 Release 6, optional)
* games (Spiele, optional)
* lib''<nr>'' (alternative Versionen dynamischer Bibliotheken, optional)
* src (Quellcode, optional)


Historische Bedeutung war „statically linked binaries“ und enthielt in frühen Systemen alle Befehle, die für den Systemstart erforderlich waren, zu einem Zeitpunkt, wo die üblicherweise eingehängten Dateisysteme (z.&nbsp;B. /usr, /lib) noch nicht verfügbar waren, da deren Einhängen Teil des Bootprozesses war (insbesondere alle Formen von mount.*). Im Zuge der rasant größer werdenden Speichermedien wurde immer häufiger auf eine separate Partition /usr verzichtet (heutzutage Standard) und die Bedeutung wechselte allmählich zu „system binaries“.
Zur Wahrung der Kompatibilität mit älteren Systemen können symbolische Links für folgende Verzeichnisse angelegt sein:
* /usr/spool -> /var/spool
* /usr/tmp -> /var/tmp
* /usr/spool/locks -> /var/lock


=== {{Anker|/srv}}/srv – Daten, die von Diensten angeboten werden ===
=== /usr/bin : viele Benutzerbefehle ===
In diesem Verzeichnis sollen die Daten zu angebotenen Diensten abgelegt werden. Momentan gibt es noch keine Vorschriften darüber, wie die Verzeichnisstruktur in {{Monospace|/srv}} auszusehen hat. Eine vorgeschlagene Möglichkeit ist die Benennung der Unterverzeichnisse nach dem Dienst, also z.&nbsp;B. www, ftp, mysql usw. Eine andere Möglichkeit ist die Ordnung nach Verwaltungseinheiten wie beispielsweise Fachschaften an Universitäten. Dieses wird momentan nur von [[SuSE Linux|SuSE]] und [[Arch Linux]] so gemacht. So existiert beispielsweise unter [[Debian]] das Verzeichnis {{Monospace|/var/www}}, hingegen wird bei SuSE {{Monospace|/srv/www}} und bei Arch {{Monospace|/srv/http}} verwendet.


=== {{Anker|/tmp}}/tmp – temporäre Dateien ===
Dies ist das primäre Verzeichnis für ausführbare Dateien des Systems. Die nachfolgend aufgeführten Verzeichnisse und Programme müssen oder können hier bereitgestellt werden:
Dieses Verzeichnis muss vorhanden sein, weil es Programme gibt, die ihre [[Temporäre Datei|temporären Dateien]] in diesem Verzeichnis ablegen. Im FHS wurde dieses Verzeichnis vor allem auch wegen seiner historischen Bedeutung aufgenommen. Das Verzeichnis ist für alle Benutzer zum Schreiben freigegeben und muss ein [[Sticky Bit]] haben.


=== {{Anker|/usr}}/usr-Verzeichnisstruktur ===
* Verzeichnisse
{{Monospace|/usr}} (wohl ursprünglich für {{enS}} {{lang|en|'''us'''e'''r'''}},<ref>{{Literatur |Autor=Chris Brown |Titel=SUSE Linux |Verlag=O'Reilly Media |Datum=2006 |Sprache=en |Kapitel=2.2 Explore the Filesystem |Seiten=46 |ISBN=0-596-10183-X |Online={{Google Buch |BuchID=Oci76Ip_ix0C |Seite=46 |Hervorhebung=}} |Zitat=Some writers claim that ''usr'' stands for ‘Unix System Resources’ …, but I think that it was originally short for ‘user’. In some early versions of Unix, user directories were stored here, instead of in ''/home''.}}</ref> oder in einer späteren Deutung für '''U'''nix '''S'''ystem '''R'''esources<ref>{{Literatur |Autor=Helmut Herold |Titel=Linux/Unix Grundlagen – Kommandos und Konzepte |Auflage=5., überarbeitete |Verlag=Addison-Wesley |Datum=2003 |Kapitel=3. Das Unix-Dateisystem |Seiten=76 |Fundstelle=3.3.3 Die Directory-Hierarchie von Linux |ISBN=3-8273-2112-3 |Online={{Google Buch |BuchID=_0-OoxAoBvcC |Seite=76}} |Zitat=Übrigens steht {{Monospace|usr}} nicht – wie oft fälschlicherweise angenommen wird – für {{Monospace|user}}, sondern für {{Monospace|unix system resources}}.}}</ref>) ist die zweite wichtige Ebene des Dateisystems. Dieser Bereich kann von mehreren Rechnern gemeinsam verwendet werden ({{lang|en|shareable}}) und enthält dementsprechend keine vom lokalen Rechner abhängigen oder zeitlich variable Inhalte. Diese werden an anderen Stellen des Dateisystems hinterlegt.
** mh (Programme für das MG-Mailsystem, optional)
* Programme (Dateien)
** perl (die ''Practical Extraction and Report Language'' [[Perl]], optional)
** python (Die Programmiersprache [[Python (Programmiersprache)|Python]], optional)
** tclsh (ursprünglich "Tool command language", also etwa "Werkzeugsprache" [[Tcl]], optional)
** wish ([[Tcl]]/Tk grafische Shell, optional)
** [http://expect.nist.gov/ expect] (Programm für interaktive Dialoganwendungen, optional)


Folgende Verzeichnisse müssen in {{Monospace|/usr}} vorhanden sein:
=== /usr/include : Header-Dateien, werden durch Programme eingebunden ===
; {{Monospace|/usr/bin}}
Die Header-Dateien enthalten die verschiedenen Include-Dateien mit Prototypdefinitionen.
: viele Benutzerbefehle
: Dies ist das primäre Verzeichnis für ausführbare Dateien des Systems.
; {{Monospace|/usr/include}}
: Header-Dateien, werden durch Programme eingebunden
: Die Header-Dateien enthalten die verschiedenen Include-Dateien mit Prototypdefinitionen.
; {{Monospace|/usr/lib}}
: Bibliotheken
: Modularer Programmcode, welcher von verschiedenen Programmen geteilt wird.
; {{Anker|/usr/local}}{{Monospace|/usr/local}}
: distributionsunabhängige lokale Hierarchie. Hier kann und soll die lokale Systemadministration Programme und Daten ablegen, die von der entsprechenden [[Distribution (Software)|Distribution]] des jeweiligen Systems unabhängig installiert worden sind, wie etwa selbstkompilierte oder unabhängig von der Distribution heruntergeladene Programme und Dateien. Den Installationsmechanismen der betreffenden Distribution ist es ausdrücklich untersagt, diese Verzeichnisstruktur zu berühren. Die Gestaltung der internen Struktur von {{Monospace|/usr/local}} obliegt der lokalen Systemadministration und ist vom FHS nicht vorgegeben.
; {{Monospace|/usr/sbin}}
: weitere, nicht zwingend erforderliche Systembefehle
: Diese Systembefehle werden von dem Administrator im Gegensatz zu {{Monospace|/sbin}} nicht während des Bootvorganges verwendet.
; {{Monospace|/usr/share}} (von der Architektur unabhängige Daten)


Darüber hinaus können optional die nachfolgenden Verzeichnisse existieren:
=== /usr/lib : Bibliotheken ===
; {{Monospace|/usr/X11R6}}
: [[X Window System]], Version 11 Release 6
; {{Monospace|/usr/games}}
: Spiele
; {{Monospace|/usr/lib''<nr>''}}
: alternative Versionen dynamischer Bibliotheken
; {{Monospace|/usr/src}}
: Quellcode


Zur Wahrung der Kompatibilität mit älteren Systemen können symbolische Links für folgende Verzeichnisse angelegt sein:
=== /usr/local : lokale installierte Programme ===
* {{Monospace|/usr/spool}} → {{Monospace|/var/spool}}
Diese Hierarchie ist nach der grundlegenden Installation leer und dient als Platz für weitere Programme. Die meisten Installationsprogramme von zusätzlicher Software verwenden dieses Verzeichnis.
* {{Monospace|/usr/tmp}} → {{Monospace|/var/tmp}}
/usr/local/<programmname> enthält die Dateien des Programms, während in /usr/local/bin und /usr/local/lib meistens Links zu den Binärpaketen und Bibliotheken zu finden sind.
* {{Monospace|/usr/spool/locks}} → {{Monospace|/var/lock}}


=== {{Anker|/var}}/var-Verzeichnisstruktur ===
=== /usr/sbin : weitere Systembefehle ===
Das {{Monospace|/var}}-Verzeichnis ({{enS|'''var'''iable}}) enthält variable Daten (''{{lang|en|variable data files}}'' oder ''{{lang|en|persistent runtime data}}'',<ref name="lwn_436012" /> im Gegensatz zu {{Monospace|[[#/run|/run]]}}), welche im Zuge der Abarbeitung entstehen.
Diese Systembefehle für den Administrator werden im Gegensatz zu /sbin nicht während des Bootvorganges verwendet.
Die folgenden Verzeichnisse, oder symbolische Verknüpfungen zu Verzeichnissen, werden in {{Monospace|/var}} erwartet:
; {{Monospace|/var/cache}}
: von Anwendungsprogrammen zwischengespeicherte Daten
; {{Monospace|/var/lib}}
: variable Statusinformationen
; {{Monospace|/var/lock}}
: Verzeichnis für [[Lock]]-Dateien zur Prozesssynchronisation
; {{Monospace|/var/log}}
: Verzeichnis für [[Logdatei]]en
; {{Monospace|/var/opt}}
: variable Daten im Zusammenhang mit {{Monospace|/opt}}
; {{Monospace|/var/run}}
: Daten, welche für laufende Prozesse Bedeutung haben; das Verzeichnis besteht, um Kompatibilität mit Systemen und Software zu gewährleisten, die eine ältere Version der FHS-Spezifikation verwenden, und kann als [[symbolische Verknüpfung]] oder ''{{lang|en|[[bind mount]]}}'' auf {{Monospace|[[#/run|/run]]}} implementiert werden
; {{Monospace|/var/spool}}
: Verzeichnis für abzuarbeitende Warteschlangen (Druckaufträge, E-Mail-Versandaufträge …)
; {{Monospace|/var/tmp}}
: [[temporäre Datei]]en, die über einen Neustart hinweg erhalten bleiben


Aus „historischen“ Gründen existieren noch bei Bedarf die folgenden Verzeichnisse:
=== /usr/share : von der Architektur unabhängige Daten ===
* {{Monospace|/var/backups}}
* {{Monospace|/var/cron}} (heutzutage unter {{Monospace|/var/spool/cron}} zu finden)
* {{Monospace|/var/msgs}}
* {{Monospace|/var/preserve}}


Falls die entsprechenden Anwendungen installiert sind, werden noch folgende Verzeichnisse verwendet:
== Die /var-Verzeichnisstruktur ==
; {{Monospace|/var/account}}
Das /var-Verzeichnis (''english: '''var'''iable'') enthält variable Daten, welche im Zuge der Abarbeitung entstehen.
: Prozessabrechnungsdaten
Die folgenden Verzeichnisse, oder symbolische Verknüpfungen zu Verzeichnissen, werden in /var erwartet:
; {{Monospace|/var/crash}}
* /var/cache - von Anwendungsprogrammen zwischengespeicherte Daten
: System[[dump]]s bei Rechnerabstürzen
* /var/lib - variable Statusinformationen
; {{Monospace|/var/games}}
* /var/local - variable Daten im Zusammenhang mit /usr/local
: variable Spieldaten
* /var/lock - Verzeichnis für [[Lock]]-Dateien zur Prozesssynchronisation
; {{Monospace|/var/mail}}
* /var/log - Verzeichnis für [[Logdatei]]en
: Benutzerpostfachdateien (oft als Symlink zu {{Monospace|/var/spool/mail}})
* /var/opt - variable Daten im Zusammenhang mit /opt
; {{Monospace|/var/yp}}
* /var/run - Daten, welche für laufende Prozesse Bedeutung haben
: Datenbankdateien des [[Network Information Service]]
* /var/spool - Verzeichnis für abzuarbeitende Warteschlangen (Druckaufträge, E-Mail-Versandaufträge ...)
* /var/tmp - temporäre Dateien, die über einen Neustart hinweg erhalten bleiben


== {{Anker|usrmerge}}Usrmerge ==
Aus "historischen" Gründen werden sind bei Bedarf die folgenden Verzeichnisse zu finden:
Bei der meist mit „Usrmerge“ (für „{{Monospace|[[#/usr|/usr]]}} {{lang|en|merge}}“) oder „{{lang|en|merged}}-usr“ bezeichneten Vereinigung der Verzeichnisse <code>/bin</code>, <code>/sbin</code> und <code>/lib</code> sowie gegebenenfalls <code>/lib[[32-Bit-Architektur|32]]</code> oder <code>/lib[[64-Bit-Architektur|64]]</code> bei [[#Multilib|Multilib]]-Systemen mit ihren jeweiligen Gegenstücken unter <code>/usr</code> geht die strikte formale Trennung dieser Verzeichnisse gemäß FHS zwar verloren, solange die Verzeichnisse [[Symbolische Verknüpfung|symlinks]] aufeinander sind, bleibt die Kompatibilität zum FHS allerdings weiterhin bestehen. Dieser „{{lang|en|merge}}“ (dt. für „Vereinigung [der Verzeichnisse]“) wurde von fast allen großen [[Linux-Distribution]]en in den 2010er-Jahren durchgeführt. Ob die entsprechenden Dateien nach der Umstellung im relevanten Unterverzeichnis unterhalb von <code>/usr</code> abgelegt werden oder im Wurzelverzeichnis, ist danach ohne Belang.
* /var/backups
* /var/cron
* /var/msgs
* /var/preserve


* {{Monospace|/bin}} → {{Monospace|/usr/bin}}
Falls die entsprechenden Anwendungen installiert sind, werden noch folgende Verzeichnisse verwendet:
* {{Monospace|/sbin}} → {{Monospace|/usr/sbin}}
* /var/account - optional, Prozessabrechnungsdaten
* {{Monospace|/lib}} → {{Monospace|/usr/lib}}
* /var/crash - optional, System[[dump]]s bei Rechnerabstürzen
* {{Monospace|/lib64}} → {{Monospace|/usr/lib64}}
* /var/games - optional, variable Spieldaten
* /var/mail - optional, Benutzerpostfachdateien
* /var/yp - optional, Datenbankdateien des [[Network Information Service]]


Im Beispiel wird aus <code>/bin</code> ein Symlink auf <code>/usr/bin</code> sowie <code>/sbin</code> auf <code>/usr/sbin</code>; dasselbe gilt für die {{Monospace|[[#/lib|/lib]]}}-Verzeichnisse. Manche Distributionen (z.&nbsp;B. [[Gentoo Linux|Gentoo]]) gehen noch einen Schritt weiter und verlinken auch <code>/sbin</code> und <code>/usr/sbin</code> symbolisch auf <code>/usr/bin</code>. Das Zusammenlegen dieser Unterverzeichnisse, deren Dateien sich fortan unterhalb von {{Monospace|/usr}} befinden, widerspricht zwar der im FHS definierten Trennung, die Umstellung ist allerdings für alte („legacy“) wie aktuelle [[Computerprogramm|Programme]] vollständig transparent.<ref name=":0" />


Begründung für die Umstellung ist, neben der Tatsache, dass die Trennung gemäß FHS überflüssig geworden ist,<ref>{{Literatur |Autor=Rob Landley |Titel=Understanding the bin, sbin, usr/bin, usr/sbin Split |Datum= |Online=https://landley.net/writing/hackermonthly-issue022-pg33.pdf |Abruf=2022-08-27}}</ref> vor allem die Vereinfachung in der Handhabung. So wird nicht nur die Übersichtlich- und Durchsuchbarkeit erhöht, sondern insbesondere auch die Anwendung für Sandboxes und Container vereinfacht.<ref>{{Internetquelle |url=https://lists.debian.org/debian-devel/2018/11/msg00374.html |titel=Re: usrmerge -- plan B? |abruf=2022-08-27}}</ref>
==Weblinks==
*[http://www.pathname.com/fhs/ Filesystem Hierarchy Standard (Das Original)]
*[http://www.lanana.org/ The Linux Assigned Names And Numbers Authority]
*http://expect.nist.gov/
*[http://www.bitloeffel.de/DOC/fhs/ Dateisystem-Hierarchiestandard (FHS auf deutsch)]


Nach [[Solaris (Betriebssystem)|Solaris]] Ende 2010 und [[Fedora (Linux-Distribution)|Fedora]] 2012 führten auch [[Arch Linux|Arch]] und [[Ubuntu (Betriebssystem)|Ubuntu]] den Usrmerge durch. Bei [[Debian]] wird seit Version 10 (Buster) ein vereinheitlichtes Dateisystem ausgeliefert<ref name=":0" /> und ist voraussichtlich ab Version 13 (Trixie) vollständig umgesetzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://lists.debian.org/debian-devel-announce/2023/10/msg00003.html |titel=Repeal of the merged-/usr file movement moratorium |werk=Debian Wiki |datum=2022-09-20 |format=[[Wiki]] |sprache=en |abruf=2022-12-28 |zitat=In October 2023, the Technical Committee has resolved that Debian 'trixie' should support only the merged-usr root filesystem layout, dropping support for the non-merged-usr layout.}}</ref> [[Gentoo Linux|Gentoo]] hat Ende 2022 den Usrmerge für Nutzer eines [[systemd]]-Profils umgesetzt.<ref>{{Internetquelle |autor=Mike Gilbert |url=https://www.gentoo.org/support/news-items/2022-12-01-systemd-usrmerge.html |titel=/usr merge for systemd users |werk=Repository news items |datum=2022-12-01 |sprache=en |abruf=2022-12-28}}</ref>
[[Kategorie:Unix]]


== Siehe auch ==
[[da:Filesystem Hierarchy Standard]]
* [[Sonderverzeichnis]], vergleichbarer Standard für [[Microsoft Windows|Windows]]
[[en:Filesystem Hierarchy Standard]]
* [https://man.freebsd.org/cgi/man.cgi?query=hier(7)&sektion= FreeBSD Verzeichnishierarchie]
[[es:Filesystem Hierarchy Standard]]

[[fi:Filesystem Hierarchy Standard]]
== Weblinks ==
* [http://refspecs.linuxfoundation.org/fhs.shtml Filesystem Hierarchy Standard] (englisch)
* [http://www.lanana.org/ The Linux Assigned Names And Numbers Authority] (englisch)
* [https://www.freedesktop.org/wiki/Software/systemd/TheCaseForTheUsrMerge/ The Case for the /usr Merge] (englisch) auf [[freedesktop.org]] (alternativ auf [https://systemd.io/THE_CASE_FOR_THE_USR_MERGE/ systemd.io])

== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="V7">
{{cite web|url=https://www.freebsd.org/cgi/man.cgi?query=hier&manpath=Unix+Seventh+Edition|title=hier – file system hierarchy|work=FreeBSD Man Pages – Unix Seventh Edition|publisher=FreeBSD Foundation|accessdate=2016-10-03|lang=en-US}}
</ref>
</references>

[[Kategorie:Unix]]
[[Kategorie:Linux]]
[[Kategorie:IT-Standard]]

Aktuelle Version vom 13. April 2025, 22:21 Uhr

Filesystem Hierarchy Standard

Bildschirmfoto
Beispiel eines Standard-Stammverzeichnisses
Basisdaten

Hauptentwickler Linux Foundation
Entwickler LSB-Arbeitsgruppe
Erscheinungsjahr 1994
Aktuelle Version 3.0[1]
(19. März 2015)
Betriebssystem Linux
deutschsprachig nein
refspecs.linuxfoundation.org/fhs

Der Filesystem Hierarchy Standard (FHS) ist eine Richtlinie für die Verzeichnisstruktur unter Unix-ähnlichen Betriebssystemen.

Der Standard richtet sich an Softwareentwickler, Systemintegratoren und Systemadministratoren. Er soll die Interoperabilität von Computerprogrammen fördern, indem er die Lage von Verzeichnissen und Dateien vorhersehbar macht.

Die Entwicklung dieser Richtlinie begann im August 1993 und war zunächst nur auf Linux bezogen.[2] Zwischenzeitlich trugen einige Entwickler von FreeBSD dazu bei, einen umfassenden Standard für alle Unix-ähnlichen Systeme zu schaffen. Diese Zusammenarbeit wurde im Mai 2011 offiziell eingestellt, nachdem die Linux Foundation das Projekt übernommen hatte.[3] Derzeit wird dieser Standard nur von Linux-Distributionen verwendet.[4][5] Die erste Dokumentation solcher Hierarchie erschien in AT&T UNIX Version 7.[6]

Seit etwa 2011 führen verschiedene, große Distributionen den so genannten Usrmerge (/usr-Merge) durch, welcher mit dem FHS formal per symbolischer Verknüpfung vereinbar ist.[7] Dadurch wird zwar die Systematik des FHS nicht vollständig beibehalten, die Kompatibilität zu bestehenden Programmen ist damit aber weiterhin gewährleistet.

Dateikategorien

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Der FHS unterscheidet Dateien unter zwei Aspekten:

  • static“ oder „variable
Als „static“ gelten jene Dateien, die sich ohne den Eingriff eines Systemadministrators nicht ändern.[8] Alle anderen Dateien werden als „variable“ betrachtet.
  • shareable“ oder „unshareable
Als „shareable“ gelten jene Dateien, die über ein Rechnernetz von anderen Computern genutzt werden können. Alle anderen Dateien werden als „unshareable“ betrachtet.

Aus diesen beiden Aspekten ergeben sich vier Kategorien von Dateien:

  • static shareable
  • static unshareable
  • variable shareable
  • variable unshareable

Um Datensicherungen und Bereitstellungen im Rechnernetz effizienter zu gestalten, sieht der FHS vor, keine Dateien unterschiedlicher Kategorie im selben Verzeichnis zu speichern. Historisch gab es diese Trennung nicht.

Stammverzeichnis

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Das Volume, meist in Form einer Partition, des Stammverzeichnisses muss all jene Dateien enthalten, die zum Hochfahren des Betriebssystems und zum Einbinden weiterer Partitionen notwendig sind. Um ein System reparieren zu können, muss sie auch die dazu notwendigen Hilfsmittel enthalten.

Um die Flexibilität und Zuverlässigkeit zu erhöhen, empfiehlt der FHS, Teile der Verzeichnisstruktur in anderen Partitionen anzulegen. Zusätzliche Partitionen sind unter Unix und ähnlichen Betriebssystemen transparent.

Hauptverzeichnisse

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14 Verzeichnisse oder symbolische Verknüpfungen auf Verzeichnisse werden im Stammverzeichnis verlangt:[9]

/bin Binärdateien grundlegender Befehle historisch: „utility programs“ (Dienstprogramme wie Assembler und Compiler)[10]
/boot statische Dateien des Bootloaders historisch: –
/dev Gerätedateien historisch: „devices“ (Geräte wie Festplatten und Systemkonsole)[10]
/etc Host-spezifische Systemkonfiguration historisch: „essential data and dangerous maintenance utilities“ (essenzielle Daten und gefährliche Wartungsprogramme wie init und passwd)[10]
/lib grundlegende dynamische Bibliotheken und Kernel-Module historisch: „object libraries and other stuff“ (Objektbibliotheken und anderes Material)[10]
/media Einhängepunkt für Wechseldatenträger historisch: –
/mnt für temporär eingehängtes Dateisystem historisch: –
/opt zusätzliche Anwendungsprogramme historisch: –
/run für laufende Prozesse relevante Daten historisch: –
/sbin essenzielle Binärdateien des Systems historisch: –
/srv Daten für Dienste historisch: –
/tmp temporäre Dateien historisch: „temporary files“ (temporäre Dateien, üblicherweise auf schnellem Gerät)[10]
/usr sekundäre Hierarchie historisch: „general-purpose directory“ (Universalverzeichnis, üblicherweise Einhängepunkt eines weiteren Dateisystems)[10]
/var variable Daten historisch: –

Die Verzeichnisse /opt, /usr und /var sind so konzipiert, dass sie nicht in der Partition des Stammverzeichnisses liegen müssen.

Zusätzliche Verzeichnisse sind erforderlich, wenn entsprechende Untersysteme installiert sind:[11]

/home Benutzerverzeichnisse: Verzeichnisse der Benutzer
/root Benutzerverzeichnis des Root-Kontos
/lib… alternative dynamische Bibliotheken, beispielsweise /lib32 und /lib64 für Multilib-Systeme (Bibliotheken für sowohl einen 32-Bit- als auch einen 64-Bit-Betriebsmodus)

Andere Verzeichnisse sollen im Stammverzeichnis nicht angelegt werden. Anwendungsprogramme sollen keine Dateien im Stammverzeichnis fordern oder anlegen.

/bin – grundlegende Systembefehle (für alle Benutzer)

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/bin enthält alle Befehle, die sowohl vom Administrator als auch vom Benutzer aufgerufen werden können und auch dann benötigt werden, wenn keine anderen Dateisysteme eingehängt (auch: „gemountet“ von englisch mounted) sind, zum Beispiel im Single User Mode. Darüber hinaus können auch Skripte, die solche Befehle verwenden, dort abgelegt werden.

Das Verzeichnis /bin darf keine Unterverzeichnisse enthalten. Folgende Programme oder symbolische Links auf die Unix-Kommandos werden in /bin mindestens benötigt:

  • cat: Dateien aneinanderhängen (englisch concatenate) und zur Standardausgabe (stdout) schreiben
  • chgrp: Ändern der Gruppenzugehörigkeit (change group)
  • chmod: Ändern der Dateizugriffsrechte (change mode)
  • chown: Ändern von Besitzer und Gruppenzugehörigkeit (change ownership)
  • cp: Kopieren von Dateien oder Verzeichnissen (copy)
  • date: Zeigen oder Setzen von Systemdatum und Systemzeit
  • dd: Konvertieren oder Kopieren von Daten (dump data)
  • df: Zeigen des freien Festplattenplatzes (disk freespace)
  • dmesg: Zeigen oder Konfigurieren des Ringpuffers des Kernels (display messages)
  • echo: Wiedergeben einer Textzeile
  • false: Erzeugen eines Fehlerstatuscodes
  • hostname: Zeigen oder Setzen des aktuellen Rechnernamens
  • kill: Beenden eines Prozesses
  • ln: Setzen von Verknüpfungen zwischen Dateien (link)
  • login: Benutzeridentität prüfen und Bedienoberfläche starten
  • ls: Verzeichnisinhalt zeigen (list)
  • mkdir: Erstellen eines Verzeichnisses (make directory)
  • mknod: Erstellen spezieller Gerätedateien (make node)
  • more: Daten seitenweise blätternd zeigen
  • mount: Einhängen von Dateisystemen
  • mv: Verschieben oder Umbenennen von Dateien (move)
  • ps: Prozessstatus zeigen (process status)
  • pwd: Zeigen des Namens des aktuellen Verzeichnisses (print working directory)
  • rm: Löschen von Dateien oder Verzeichnissen (remove)
  • rmdir: Löschen leerer Verzeichnisse (remove directory)
  • sed: Editieren von Daten ohne Interaktion (stream editor)
  • sh: Unix-Shell (Kommandozeileninterpreter, shell). Falls sh nicht die originale Bourne-Shell ist, muss sh ein Hard- oder Softlink auf die eingesetzte Shell sein.
  • stty: Zeigen oder Setzen von Einstellungen eines Datenendgerätes (set teletyper)
  • su: startet eine Bedienoberfläche mit neuer Benutzeridentität (substitute user)
  • sync: Schreiben der Inhalte von Datenpuffern auf den Datenträger (synchronize)
  • true: Erzeugen eines Erfolgsstatuscodes
  • umount: Aushängen von Dateisystemen (unmount)
  • uname: Zeigen diverser Systeminformationen (UNIX name)

Falls benötigt, müssen die folgenden Kommandos (oder auf sie verweisende Verknüpfungen) ebenfalls im /bin-Verzeichnis installiert sein:

  • csh: C-ähnlicher Kommandozeileninterpreter (c-like shell)
  • ed: Editieren von Text (edit)
  • tar: Verwalten von Dateiarchiven (tape archiver)
  • cpio: Kopieren von Dateien in oder aus Archive(n) (copy input/output)
  • gzip: Komprimieren von Daten (GNU zip)
  • gunzip: Dekomprimieren von Daten (meist als Verknüpfung zu gzip)
  • zcat: Dekomprimieren und zeigen von Daten (zipped concatenation)
  • netstat: Zeigen von Netzwerkstatusinformationen (network status)
  • ping: Senden und Empfangen von Datenpaketen per ICMP

Alle weiteren Kommandos, die zur Wiederherstellung benötigt werden, wie beispielsweise ftp, tftp oder diverse Archivierungsprogramme, haben hier ebenfalls ihren Platz.

/boot – statische Dateien des Bootloaders

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Dieses Verzeichnis enthält alle vom Bootloader für den Bootvorgang benötigten Dateien. Es kann u. U. auch (weitere) gespeicherte Master Boot Records enthalten, da in diesen Startprogramme für weitere Betriebssysteme enthalten sein können (englisch Master Boot Code). Auch Betriebssystem-Kernel können in diesem Verzeichnis abgelegt sein.

/dev – Gerätedateien

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Das Verzeichnis /dev beinhaltet Spezial-Dateien (special files) oder Gerätedateien (device files). Manche der Gerätedateien müssen manuell angelegt werden. In diesem Fall muss das Verzeichnis den Befehl MAKEDEV bzw. MAKEDEV.local enthalten, der diese Gerätedateien anhand der vorhandenen Hardware anlegen kann.
Erwähnenswert sind /dev/null, in der geschrieben werden kann, aber alles verworfen wird, /dev/zero, aus der Nullbytes in beliebiger Menge gelesen werden können, und /dev/random (bzw. /dev/urandom), welche als Hardware-Zufallsgenerator dient.

udev hat seit Kernel 2.6 devfs abgelöst und sorgt nun mittels Konfigurationsdateien (standardmäßig in /etc/udev) im Userspace für die automatische Erstellung der Devices in /dev.

/etc – spezifische Konfigurationsdateien

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/etc stand ursprünglich für „alles übrige“ (lat. et cetera). Es hat sich dann aber als Konfigurationsverzeichnis etabliert und wird daher auch häufig als „editable text configuration“ interpretiert. Im Bezug auf bzw. im Unterschied zu Daten in /var und /run kann es auch als „persistant system config data“ gesehen werden.[12] Das Verzeichnis /etc und seine Unterverzeichnisse enthalten jede Art von Konfigurationsdateien. Diese Dateien müssen statische Dateien sein (s. o.). In diesem Verzeichnis dürfen sich keine Binärdateien befinden.

Folgende Unterverzeichnisse können u. a. in /etc vorhanden sein:

/etc/opt
Konfiguration für Programme in /opt: Systemspezifische Konfigurationsdateien für zusätzlich installierte Softwarepakete müssen in diesem Verzeichnis in entsprechenden Unterverzeichnissen installiert werden (/etc/opt/<unterverzeichnis>). Eine Regelung, wie das Verzeichnis /etc/opt aufgeteilt ist, existiert nicht.
/etc/X11
Konfiguration des X Window Systems, optional: In diesem Verzeichnis werden alle Konfigurationsdateien des X11-Systems abgelegt. Das Verzeichnis beheimatet insbesondere die Dateien Xconfig, xorg.conf und Xmodmap (soweit vorhanden). Wenn ein Window Manager mehr als eine Konfigurationsdatei besitzt, kann dafür ein eigenes Unterverzeichnis angelegt werden, sonst wird die Konfigurationsdatei direkt im Verzeichnis /etc/X11 mit dem Dateinamen <WindowManager>.wmrc abgespeichert.
/etc/sgml
Konfiguration für SGML, optional: In diesem Verzeichnis speichern SGML-Systeme (soweit vorhanden) grundlegende Konfigurationen ab. Dateien mit der Endung .conf bezeichnen herkömmliche Konfigurationsdateien, Dateien mit der Endung .cat stellen spezielle DTD-Kataloge mit Verweisen auf andere Kataloge bereit.
/etc/xml
Konfiguration für XML, optional: In diesem Verzeichnis werden Grundeinstellungen von evtl. vorhandenen XML-Systemen installiert. Konfigurationsdateien haben die Dateiendung .conf, ein DTD-Katalog befindet sich in der Datei catalog.
/etc/mc
Konfiguration für Midnight Commander, optional
/etc/network
Enthält bei Debian-Systemen jene Konfigurationsdateien, die das Netzwerk betreffen

Allgemein liegen Konfigurationen einzelner Dienste unter /etc/<dienst>/ und/oder /etc/<dienst>.conf (der LDAP unter dem Debian-Derivat Ubuntu macht z. B. ohne eindeutige Dateibenennung beides). Bei Daemons fehlt oft dann das abschließende d, der NTP-Server z. B. hat den Prozess ntpd, aber die Konfigurationsdatei /etc/ntp.conf.

Folgende Konfigurationsdateien gehören auf jeden Fall (soweit vorhanden) in /etc:

csh.login
systemweite Initialisierungsdatei für den C-ähnlichen Befehlsinterpreter
exports
Zugriffsrechte für NFS-Freigaben
fstab
Tabelle mit statischen Informationen zu einhängbaren Dateisystemen
ftpusers
enthält die Namen der vom ftp-Aufruf auszuschließenden Benutzer
gateways
statische Informationen zu den im Netzwerk verfügbaren Gateways
gettydefs
Parameter zur Übertragungsgeschwindigkeit und sonstigen Einstellungen der Terminals
group
zeilenweise Informationen zu den eingetragenen Benutzergruppen
host.conf
Konfigurationsdaten zur Namensauflösung
hosts
statische Informationen zur Zuordnung von Rechnernamen zu IP-Adressen
hosts.allow
Zugriffsberechtigungen für den TCP-Wrapper tcpd
hosts.deny
Ausschlusskriterien für den TCP-Wrapper tcpd
hosts.equiv
zugelassene Rechner für rlogin, rsh, rcp
hosts.lpd
zugelassene Rechner für den Druckdienst lpd
inetd.conf
Konfigurationsdatei für den Internet-Superserver inetd
inittab
Konfigurationsdatei für den Initialisierungsprozess init
issue
Systemidentifikationsdatei zur Ausgabe von Informationen vor dem Anmeldevorgang
issue.net
Systemidentifikationsdatei zur Ausgabe von Informationen vor dem Anmeldevorgang über das Netzwerk (zum Beispiel telnet)
ld.so.conf
Liste von Verzeichnissen mit dynamisch einzubindenden Bibliotheken
motd
Mitteilung des Tages zur Ausgabe nach dem Anmeldevorgang (message of the day)
mtab
dynamisch erzeugte Informationen zu den eingehängten Dateisystemen
mtools.conf
Konfigurationsdatei für mtools
dem Befehl zur Bearbeitung von MS-DOS-Dateisystemen
networks
statische Informationen zu den verfügbaren Netzwerken
passwd
Enthält den Benutzernamen, Beschreibung des Benutzers, Gruppen-ID, Benutzer-ID, das Heimat-Verzeichnis und das Login-Kommando (meist eine Shell). Früher enthielt diese Datei auch das Benutzerkennwort. Dieses ist jetzt in /etc/shadow gespeichert.
printcap
Konfigurationsdatei für den Druckdienst lpd
profile
systemweite Konfigurationsdatei für den Anmeldevorgang mittels sh
protocols
Liste der IP-Protokollkennungen und -nummern
resolv.conf
Konfigurationsdatei für die Namensauflösung
rpc
Liste der RPC-Protokollkennungen
securetty
Zugangsberechtigungen für entfernte Anmeldevorgänge
services
Liste der Portkennungen für einzelne Dienste
shadow
verschlüsselte Kennwörter der Benutzer sowie die Dauer der Gültigkeit
shells
vollständige Namen der zulässigen Befehlsinterpreter
syslog.conf
Konfigurationsdatei für den Systemprotokollservice syslogd

/home – Benutzerverzeichnisse, optional

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Diese Verzeichnisstruktur dient zur Aufnahme der benutzerspezifischen Daten der einzelnen Benutzer des Systems. Der FHS führt dieses Verzeichnis als optional auf, da Unix-Systeme prinzipiell auch ohne Benutzer möglich sind (beispielsweise Server). Alle Benutzer-spezifischen Konfigurationsdateien werden in versteckten Dateien und Verzeichnissen (die einen Punkt als erstes Zeichen des Dateinamens besitzen) unter dem Benutzerverzeichnis /home/$USER/ abgelegt. Diese versteckten Dateien und Verzeichnisse im Benutzerverzeichnis werden oft auch „dot files“ genannt.

/lib – Kernel-Module und dynamische Bibliotheken

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Das Verzeichnis /lib beinhaltet die installierten dynamischen Bibliotheken und Kernel-Module, die zum Starten des Systems und für die Programme in /bin und /sbin benötigt werden. Hier befindet sich auch die dynamische C-Standard-Bibliothek libc.so.* und die Linker-Bibliothek ld*. Das Unterverzeichnis modules beinhaltet die oben genannten Kernel-Module, falls diese installiert sind.

Manche Systeme unterstützen mehrere Binärformate (für unterschiedliche Prozessorarchitekturen bzw. Betriebsmodi), für die jeweils eigene Versionen derselben Bibliothek vorhanden sind. Dann gibt es beispielsweise /lib32 und /lib64 für die beiden Betriebsmodi (32-Bit und 64-Bit) des jeweiligen Prozessors, beispielsweise bei PowerPC und x86.

/media – Einhängepunkte für Wechseldatenträger

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Die einzelnen Unterverzeichnisse in /media dienen als Einhängepunkt für jede Art von Wechseldatenträger. Früher wurden Wechseldatenträger entweder direkt im Wurzelverzeichnis oder im Verzeichnis /mnt gemountet. Zur Verschlankung des Wurzelverzeichnisses wurden die Verzeichnisse in den Ordner /media verschoben. Der Standard sieht folgende Unterverzeichnisse jeweils optional vor:

/media/floppy
Diskette
/media/cdrom
Speichermedium eines optischen Laufwerks (Nur-Lese-Speicher), z. B. eine CD-ROM
/media/cdrecorder
Speichermedium eines Brenners
/media/zip
Zip-Diskette

Falls ein Gerät mehrmals vorhanden ist, wird das Anhängen einer Ziffer an den Gerätetyp vorgeschlagen.

/mnt – temporäre Einhängepunkte für Dateisysteme

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Das Verzeichnis dient zum kurzzeitigen Einhängen von Fremd-Dateisystemen aller Art. Installationsprogrammen ist die Verwendung des Verzeichnisses /mnt für temporäre Dateien ausdrücklich untersagt.

Traditionell war unter Linux lange das /mnt-Verzeichnis nicht direkt als Einhängepunkt (englisch mount point) für ein einzelnes einzuhängendes Dateisystem verwendet worden, sondern wie /media, indem es Unterverzeichnisse gab, etwa /mnt/floppy und /mnt/cdrom. Verschiedene Linux-Distributionen haben das jedoch unterschiedlich gehandhabt, so wurde teilweise auch direkt unterhalb im Stammverzeichnis etwa /cdrom genutzt.[13] Mit der Einführung von /media wurde das /mnt-Verzeichnis „frei“ für die direkte Nutzung, obwohl viele Linux-Distributionen und -Anwender weiterhin auch /mnt mit Unterverzeichnissen für diverse eingehängte/einzuhängende (in /etc/fstab definierte) Dateisysteme nutzen. Die Unterscheidung ist oft, dass /media automatisch vom System genutzt wird, /mnt hingegen manuell vom Systemadministrator.[14] Hinzu kommt, dass viele Linux-Distributionen vom Benutzer eingehängte Speichermedien unter /run einbinden, entweder /run/media oder /run/mount, was mit der Vergabe der Zugriffsrechte (Unix-Dateirechte und ACLs) zu tun hat.[15]

/opt – zusätzliche Softwarepakete

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Das Verzeichnis ist für sämtliche optionale, d. h. zusätzlich installierte Software vorgesehen, welche nicht aus zur Distribution gehörenden Paketquellen stammen. Die Pakete müssen in einem Unterverzeichnis mit Namen /opt/<paket> oder /opt/<hersteller> installiert werden, wobei <paket> ein beschreibender Paketname ist und <hersteller> der bei der LANANA registrierte Name des Herstellers ist. Die Unterverzeichnisse /opt/bin, /opt/doc, /opt/include, /opt/info, /opt/lib, und /opt/man sind für den lokalen Systemadministrator reserviert. Binärdateien von Softwarepaketen finden sich normalerweise ausschließlich in /opt/<paket>/bin.

/root – Benutzerverzeichnis für Benutzer root, optional

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Das Verzeichnis kann das Benutzerverzeichnis für den Benutzer root bilden. Dieses Verzeichnis ist nur eine Empfehlung des FHS.

/run-Verzeichnis

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/run wird auch vom FHS verlangt und enthält „run-time variable data“ (auch „volatile runtime data“,[12] im Speziellen in Bezug auf bzw. im Unterschied zu /var). Es ist als tmpfs ein Pseudo-Dateisystem und ersetzte das für diesen Zweck zuvor verwendete /var/run, das als Symlink (oder bind mount) auf /run erhalten blieb. /var/lock wurde eine symbolische Verknüpfung auf /run/lock.[12] Die Änderung wurde im März 2011 zuerst für die Linux-Distribution Fedora Version 15 („F15“) verkündet.[16][17] Mit der Änderung wurde u. a. das Problem gelöst, dass beim Bootvorgang /var/run unter bestimmten Umständen noch nicht verfügbar war, aber zum Booten benötigt wurde.

/sbin – wichtige Systembefehle

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Das Verzeichnis beinhaltet Befehle für die Systemadministration und andere Aufgaben, die nur der Benutzer root ausführen darf. Dies sind im Wesentlichen alle Befehle, die auch im Verzeichnis /bin hätten abgelegt werden können, aber z. B. aus Speicherplatzgründen nicht dort liegen. Programme, die in /sbin erwartet werden: shutdown, fastboot, fasthalt, fdisk, fsck, fsck.*, getty, halt, ifconfig, init, mkfs, mkfs.*, mkswap, reboot, route, swapon, swapoff, update.

Historische Bedeutung war „statically linked binaries“ und enthielt in frühen Systemen alle Befehle, die für den Systemstart erforderlich waren, zu einem Zeitpunkt, wo die üblicherweise eingehängten Dateisysteme (z. B. /usr, /lib) noch nicht verfügbar waren, da deren Einhängen Teil des Bootprozesses war (insbesondere alle Formen von mount.*). Im Zuge der rasant größer werdenden Speichermedien wurde immer häufiger auf eine separate Partition /usr verzichtet (heutzutage Standard) und die Bedeutung wechselte allmählich zu „system binaries“.

/srv – Daten, die von Diensten angeboten werden

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In diesem Verzeichnis sollen die Daten zu angebotenen Diensten abgelegt werden. Momentan gibt es noch keine Vorschriften darüber, wie die Verzeichnisstruktur in /srv auszusehen hat. Eine vorgeschlagene Möglichkeit ist die Benennung der Unterverzeichnisse nach dem Dienst, also z. B. www, ftp, mysql usw. Eine andere Möglichkeit ist die Ordnung nach Verwaltungseinheiten wie beispielsweise Fachschaften an Universitäten. Dieses wird momentan nur von SuSE und Arch Linux so gemacht. So existiert beispielsweise unter Debian das Verzeichnis /var/www, hingegen wird bei SuSE /srv/www und bei Arch /srv/http verwendet.

/tmp – temporäre Dateien

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Dieses Verzeichnis muss vorhanden sein, weil es Programme gibt, die ihre temporären Dateien in diesem Verzeichnis ablegen. Im FHS wurde dieses Verzeichnis vor allem auch wegen seiner historischen Bedeutung aufgenommen. Das Verzeichnis ist für alle Benutzer zum Schreiben freigegeben und muss ein Sticky Bit haben.

/usr-Verzeichnisstruktur

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/usr (wohl ursprünglich für englisch user,[18] oder in einer späteren Deutung für Unix System Resources[19]) ist die zweite wichtige Ebene des Dateisystems. Dieser Bereich kann von mehreren Rechnern gemeinsam verwendet werden (shareable) und enthält dementsprechend keine vom lokalen Rechner abhängigen oder zeitlich variable Inhalte. Diese werden an anderen Stellen des Dateisystems hinterlegt.

Folgende Verzeichnisse müssen in /usr vorhanden sein:

/usr/bin
viele Benutzerbefehle
Dies ist das primäre Verzeichnis für ausführbare Dateien des Systems.
/usr/include
Header-Dateien, werden durch Programme eingebunden
Die Header-Dateien enthalten die verschiedenen Include-Dateien mit Prototypdefinitionen.
/usr/lib
Bibliotheken
Modularer Programmcode, welcher von verschiedenen Programmen geteilt wird.
/usr/local
distributionsunabhängige lokale Hierarchie. Hier kann und soll die lokale Systemadministration Programme und Daten ablegen, die von der entsprechenden Distribution des jeweiligen Systems unabhängig installiert worden sind, wie etwa selbstkompilierte oder unabhängig von der Distribution heruntergeladene Programme und Dateien. Den Installationsmechanismen der betreffenden Distribution ist es ausdrücklich untersagt, diese Verzeichnisstruktur zu berühren. Die Gestaltung der internen Struktur von /usr/local obliegt der lokalen Systemadministration und ist vom FHS nicht vorgegeben.
/usr/sbin
weitere, nicht zwingend erforderliche Systembefehle
Diese Systembefehle werden von dem Administrator im Gegensatz zu /sbin nicht während des Bootvorganges verwendet.
/usr/share (von der Architektur unabhängige Daten)

Darüber hinaus können optional die nachfolgenden Verzeichnisse existieren:

/usr/X11R6
X Window System, Version 11 Release 6
/usr/games
Spiele
/usr/lib<nr>
alternative Versionen dynamischer Bibliotheken
/usr/src
Quellcode

Zur Wahrung der Kompatibilität mit älteren Systemen können symbolische Links für folgende Verzeichnisse angelegt sein:

  • /usr/spool/var/spool
  • /usr/tmp/var/tmp
  • /usr/spool/locks/var/lock

/var-Verzeichnisstruktur

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Das /var-Verzeichnis (englisch variable) enthält variable Daten (variable data files oder persistent runtime data,[12] im Gegensatz zu /run), welche im Zuge der Abarbeitung entstehen. Die folgenden Verzeichnisse, oder symbolische Verknüpfungen zu Verzeichnissen, werden in /var erwartet:

/var/cache
von Anwendungsprogrammen zwischengespeicherte Daten
/var/lib
variable Statusinformationen
/var/lock
Verzeichnis für Lock-Dateien zur Prozesssynchronisation
/var/log
Verzeichnis für Logdateien
/var/opt
variable Daten im Zusammenhang mit /opt
/var/run
Daten, welche für laufende Prozesse Bedeutung haben; das Verzeichnis besteht, um Kompatibilität mit Systemen und Software zu gewährleisten, die eine ältere Version der FHS-Spezifikation verwenden, und kann als symbolische Verknüpfung oder bind mount auf /run implementiert werden
/var/spool
Verzeichnis für abzuarbeitende Warteschlangen (Druckaufträge, E-Mail-Versandaufträge …)
/var/tmp
temporäre Dateien, die über einen Neustart hinweg erhalten bleiben

Aus „historischen“ Gründen existieren noch bei Bedarf die folgenden Verzeichnisse:

  • /var/backups
  • /var/cron (heutzutage unter /var/spool/cron zu finden)
  • /var/msgs
  • /var/preserve

Falls die entsprechenden Anwendungen installiert sind, werden noch folgende Verzeichnisse verwendet:

/var/account
Prozessabrechnungsdaten
/var/crash
Systemdumps bei Rechnerabstürzen
/var/games
variable Spieldaten
/var/mail
Benutzerpostfachdateien (oft als Symlink zu /var/spool/mail)
/var/yp
Datenbankdateien des Network Information Service

Bei der meist mit „Usrmerge“ (für „/usr merge“) oder „merged-usr“ bezeichneten Vereinigung der Verzeichnisse /bin, /sbin und /lib sowie gegebenenfalls /lib32 oder /lib64 bei Multilib-Systemen mit ihren jeweiligen Gegenstücken unter /usr geht die strikte formale Trennung dieser Verzeichnisse gemäß FHS zwar verloren, solange die Verzeichnisse symlinks aufeinander sind, bleibt die Kompatibilität zum FHS allerdings weiterhin bestehen. Dieser „merge“ (dt. für „Vereinigung [der Verzeichnisse]“) wurde von fast allen großen Linux-Distributionen in den 2010er-Jahren durchgeführt. Ob die entsprechenden Dateien nach der Umstellung im relevanten Unterverzeichnis unterhalb von /usr abgelegt werden oder im Wurzelverzeichnis, ist danach ohne Belang.

  • /bin/usr/bin
  • /sbin/usr/sbin
  • /lib/usr/lib
  • /lib64/usr/lib64

Im Beispiel wird aus /bin ein Symlink auf /usr/bin sowie /sbin auf /usr/sbin; dasselbe gilt für die /lib-Verzeichnisse. Manche Distributionen (z. B. Gentoo) gehen noch einen Schritt weiter und verlinken auch /sbin und /usr/sbin symbolisch auf /usr/bin. Das Zusammenlegen dieser Unterverzeichnisse, deren Dateien sich fortan unterhalb von /usr befinden, widerspricht zwar der im FHS definierten Trennung, die Umstellung ist allerdings für alte („legacy“) wie aktuelle Programme vollständig transparent.[7]

Begründung für die Umstellung ist, neben der Tatsache, dass die Trennung gemäß FHS überflüssig geworden ist,[20] vor allem die Vereinfachung in der Handhabung. So wird nicht nur die Übersichtlich- und Durchsuchbarkeit erhöht, sondern insbesondere auch die Anwendung für Sandboxes und Container vereinfacht.[21]

Nach Solaris Ende 2010 und Fedora 2012 führten auch Arch und Ubuntu den Usrmerge durch. Bei Debian wird seit Version 10 (Buster) ein vereinheitlichtes Dateisystem ausgeliefert[7] und ist voraussichtlich ab Version 13 (Trixie) vollständig umgesetzt.[22] Gentoo hat Ende 2022 den Usrmerge für Nutzer eines systemd-Profils umgesetzt.[23]

Einzelnachweise

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  1. refspecs.linuxfoundation.org. (PDF)
  2. Background of the FHS. In: Filesystem Hierarchy Standard 2.3. Abgerufen am 11. Januar 2011 (amerikanisches Englisch).
  3. Filesystem Hierarchy Standard (FHS) and FreeBSD. freebsd.org, 10. Mai 2011, abgerufen am 27. Februar 2016 (amerikanisches Englisch).
  4. Re: Filesystem Hierarchy Standard (FHS) and NetBSD. netbsd.org, 10. Mai 2011, abgerufen am 27. Februar 2016 (amerikanisches Englisch).
  5. Filesystem Hierarchy Standard (FHS) and OpenBSD. nabble.com, 10. Mai 2011, abgerufen am 27. Februar 2016 (amerikanisches Englisch).
  6. hier – layout of file systems. In: FreeBSD Man Pages. FreeBSD Foundation, abgerufen am 3. Oktober 2016 (amerikanisches Englisch).
  7. a b c Das Projekt Usrmerge vereinheitlicht gewachsene Strukturen. In: LinuxCommunity. Abgerufen am 27. August 2022 (deutsch).
  8. The File System. In: Filesystem Hierarchy Standard 2.3. Abgerufen am 11. Januar 2011 (amerikanisches Englisch).
  9. Requirements. In: Filesystem Hierarchy Standard. Abgerufen am 3. Oktober 2016 (amerikanisches Englisch).
  10. a b c d e f hier – file system hierarchy. In: FreeBSD Man Pages – Unix Seventh Edition. FreeBSD Foundation, abgerufen am 3. Oktober 2016 (amerikanisches Englisch).
  11. Specific Options. In: Filesystem Hierarchy Standard 2.3. Abgerufen am 11. Januar 2011 (amerikanisches Englisch).
  12. a b c d Lennart Poettering: Introducing /run. (E-Mail) In: LWN. 30. März 2011, abgerufen am 28. Dezember 2022 (englisch): „The lifecycle properties of directories are clear from the top-level directory name. Lifecycle properties do no longer change the further you go down your tree. i.e. /var is „persistant runtime data“ and /run is „volatile runtime data“, and /etc is „persistant system config data“, and so on.“
  13. Chapter 3. The Root Filesystem – 3.11. /media: Mount point for removable media. In: The FHS 3.0 Specification. 3. Juni 2015, abgerufen am 29. Dezember 2022 (amerikanisches Englisch): „Historically there have been a number of other different places used to mount removable media such as /cdrom, /mnt or /mnt/cdrom. Placing the mount points for all removable media directly in the root directory would potentially result in a large number of extra directories in /. Although the use of subdirectories in /mnt as a mount point has recently been common, it conflicts with a much older tradition of using /mnt directly as a temporary mount point.“
  14. DuploRaf: What's the difference between mnt vs media? (Posting) In: Unix & Linux. Stack Exchange, 2. Januar 2016, abgerufen am 29. Dezember 2022 (englisch, Beispiel für eine Ansicht, wofür /mnt und wofür /media genutzt werden könnten): „use /mnt for stuff you mount by yourself; leave /media for the system to mount its stuff“
  15. what is the difference between /media, /mnt and /run/mount. (Internetforum) In: LinuxQuestions.org. 1. Februar 2015, abgerufen am 29. Dezember 2022 (englisch).
  16. What’s this /run directory doing on my system and where does it come from? fedoraproject.org, 30. März 2011, abgerufen am 27. Februar 2016 (amerikanisches Englisch).
  17. Distributionen führen neues Verzeichnis /run ein. In: Pro-Linux. 31. März 2011, abgerufen am 27. Februar 2016.
  18. Chris Brown: SUSE Linux. O'Reilly Media, 2006, ISBN 0-596-10183-X, 2.2 Explore the Filesystem, S. 46 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): “Some writers claim that usr stands for ‘Unix System Resources’ …, but I think that it was originally short for ‘user’. In some early versions of Unix, user directories were stored here, instead of in /home.”
  19. Helmut Herold: Linux/Unix Grundlagen – Kommandos und Konzepte. 5., überarbeitete Auflage. Addison-Wesley, 2003, ISBN 3-8273-2112-3, 3. Das Unix-Dateisystem, S. 76, 3.3.3 Die Directory-Hierarchie von Linux (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): „Übrigens steht usr nicht – wie oft fälschlicherweise angenommen wird – für user, sondern für unix system resources.“
  20. Rob Landley: Understanding the bin, sbin, usr/bin, usr/sbin Split. (landley.net [PDF; abgerufen am 27. August 2022]).
  21. Re: usrmerge -- plan B? Abgerufen am 27. August 2022.
  22. Repeal of the merged-/usr file movement moratorium. (Wiki) In: Debian Wiki. 20. September 2022, abgerufen am 28. Dezember 2022 (englisch): „In October 2023, the Technical Committee has resolved that Debian 'trixie' should support only the merged-usr root filesystem layout, dropping support for the non-merged-usr layout.“
  23. Mike Gilbert: /usr merge for systemd users. In: Repository news items. 1. Dezember 2022, abgerufen am 28. Dezember 2022 (englisch).