„Orchideen“ – Versionsunterschied
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{{Taxobox |
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! Orchideen |
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| Taxon_Name = Orchideen |
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| Taxon_WissName = Orchidaceae |
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| class="taxo-bild"|[[Bild:PhalaenopsisOphrysPaphiopedilumMaxillaria.jpg|thumb|340px|''Phalaenopsis hieroglyphica'' (links oben)<br /> Wespen-Ragwurz (''Ophrys tenthredinifera'') (rechts oben)<br />''Paphiopedilum concolor'' (links unten)<br />''Maxillaria tenuifolia'' (rechts unten)]] |
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| Taxon_Rang = Familie |
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| Taxon_Autor = [[Antoine Laurent de Jussieu|Juss.]] |
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! {{Taxonomy}} |
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| Taxon2_Name = Spargelartige |
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| Taxon2_WissName = Asparagales |
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| Taxon2_Rang = Ordnung |
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| Taxon3_Name = Monokotyledonen |
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| Taxon3_Rang = ohne |
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| ''{{superdivisio}}:'' || [[Samenpflanzen]] (Spermatophyta) |
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| Taxon4_Name = Bedecktsamer |
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| Taxon4_WissName = Magnoliopsida |
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| ''{{divisio}}:'' || [[Bedecktsamer]] (Magnoliophyta) |
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| Taxon4_Rang = Klasse |
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| Taxon5_Name = Samenpflanzen |
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| ''{{classis}}:'' || [[Einkeimblättrige]] (Liliopsida) |
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| Taxon5_WissName = Spermatophytina |
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| Taxon5_Rang = Unterabteilung |
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| ''{{subclassis}}:'' || [[Lilienähnliche]] (Liliidae) |
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| Taxon6_Name = Gefäßpflanzen |
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| Taxon6_WissName = Tracheophyta |
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| ''{{ordo}}:'' || [[Spargelartige]] (Asparagales) |
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| Taxon6_Rang = Abteilung |
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| Bild = PhalaenopsisOphrysPaphiopedilumMaxillaria.jpg |
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| ''{{familia}}:'' || Orchideen |
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| Bildbeschreibung = ''Phalaenopsis hieroglyphica'' (links oben)<br />Wespen-Ragwurz (''Ophrys tenthredinifera'') (rechts oben)<br />''Paphiopedilum concolor'' (links unten)<br />''Maxillaria tenuifolia'' (rechts unten) |
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! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]] |
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| class="taxo-name" | Orchidaceae |
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| class="Person" |[[Antoine Laurent de Jussieu|Juss.]] |
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Mit '''Orchideen''' (Orchidaceae) wird die Gesamtheit der Orchideengewächse bezeichnet. Die zwei hodenförmigen Wurzelknollen der [[Knabenkräuter (Orchis)|Knabenkräuter]] (vom griechischen Wort ὄρχις (''orchis'') = Hoden) haben der gesamten Pflanzenfamilie ihren Namen gegeben. Nach den Korbblütlern (Asteraceae) stellen die Orchideen die zweitgrößte [[Familie (Biologie)|Familie]] unter den [[Bedecktsamer|bedecktsamigen Blütenpflanzen]] dar. Sie werden als besonders [[Ästhetik|schön]] angesehen und vielen gilt die Orchidee als ''Königin der Blumen''. Sie gehören zur [[Klasse (Biologie)|Klasse]] der [[Einkeimblättrige|Einkeimblättrigen]] [[Pflanzen]]. Etwa 1000 [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] mit 15.000 bis 30.000 [[Art (Biologie)|Arten]] werden von den Botanikern anerkannt. |
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'''Orchideen''' ([[Singular]]: '''Orchidee''', {{IPA|ˌɔʁçiˈdeːə|Tondatei=De-Orchidee.ogg}}) oder '''Orchideengewächse''' (Orchidaceae) sind eine weltweit verbreitete [[Familie (Biologie)|Pflanzenfamilie]]. Die zwei hodenförmigen Wurzelknollen der [[Knabenkräuter (Orchis)|Knabenkräuter]] (von [[Altgriechische Sprache|griechisch]] ὄρχις ''orchis'' ‚[[Hoden]]‘) haben der gesamten Pflanzenfamilie ihren Namen gegeben. Nach den [[Korbblütler]]n (Asteraceae) stellen die Orchideen die zweitgrößte Familie unter den [[Bedecktsamer|bedecktsamigen Blütenpflanzen]] dar. Sie gehören innerhalb der [[Klasse (Biologie)|Klasse]] der [[Bedecktsamer]] zu den [[Einkeimblättrige]]n [[Pflanzen]] (Monokotyledonen). Etwa 1000 [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] mit 15.000 bis 30.000 [[Art (Biologie)|Arten]] werden von den [[Botanik]]ern anerkannt. |
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== Merkmale == |
== Merkmale == |
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=== Allgemeines === |
=== Allgemeines === |
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[[Datei:Cattleya warscewiczii.jpg|mini|''Cattleya warscewiczii'']] |
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Die |
Die [[Taxon|Pflanzentaxa]] der [[Familie (Biologie)|Familie]] Orchideen unterscheiden sich nur durch einige wenige eindeutige Merkmale von anderen verwandten Pflanzenfamilien der [[Einkeimblättrige Pflanzen|Einkeimblättrigen Pflanzen]]. Dabei gibt es trotz der vielfachen Merkmale, die bei den meisten Orchideenarten zu finden sind, nur sehr wenige, die bei allen vorkommen. |
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Die Orchideen weisen folgende spezifische Merkmale auf: |
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* Orchideen besitzen in der Regel eine Säule, dem durch das teilweise oder vollständige Zusammenwachsen des einzigen fruchtbaren Staubblattes und des [[Stempel (Botanik)|Stempels]] entstandenen einzigen Blütenorgans |
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* die [[Pollen]]körner sind zu den sogenannten Pollinien zusammengeballt |
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* Orchideen bilden zahlreiche sehr kleine Samen aus, die in der Regel nicht ohne [[Symbiose]]pilze keimfähig sind |
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* das in der Symmetrieachse gelegene [[Tepalen|Tepalum]] des inneren Hüllkreises (drittes [[Kronblätter|Petalum]]) unterscheidet sich meist deutlich von den anderen und wird Lippe oder Labellum genannt. Es steht dem fruchtbaren [[Staubblatt]] (Teil der Säule) gegenüber |
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* die Blüten sind in der Regel [[zygomorph]] (monosymmetrisch, bilateral-symmetrisch). Ausnahmen finden sich beispielsweise in den Gattungen ''Mormodes'', ''Ludisia'' und ''Macodes''. Die Blüten der meisten Orchideenarten zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich von der Knospenbildung bis zur Blütenentfaltung um 180° drehen. Dies wird als Resupination bezeichnet. Es gibt auch Arten, bei denen sich der Blütenstiel um 360° dreht (hyper-resupiniert). |
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Orchideen weisen folgende spezifische Merkmale auf: |
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Orchideen sind in der Regel mehrjährig, könnten theoretisch je nach Wuchsform unbegrenzt lange weiterwachsen (jedes Jahr ein oder mehrere Neutriebe oder permanentes Weiterwachsen eines Sprosses). Tatsächlich ist aber nur sehr wenig darüber bekannt, welches Alter Orchideen erreichen können. Eine Ausnahme bildet zum Beispiel die Gattung ''Pleione'', deren Pflanzen jeweils maximal 2 Jahre leben. |
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* Orchideenblüten besitzen in der Regel eine Säule ([[Gynostemium]]). Durch das teilweise oder vollständige Zusammenwachsen des einzigen fruchtbaren [[Staubblatt]]es (Stamen) und des [[Stempel (Botanik)|Stempels]] entsteht ein einziges Blütenorgan<br />(Pflanzen der Unterfamilie Cypripedioideae mit zwei Stamina und Apostasioideae mit zwei oder drei Stamina). |
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* Die [[Pollen]]körner sind zu den sogenannten [[Pollinium|Pollinien]] zusammengeballt. |
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* Orchideen bilden zahlreiche sehr kleine Samen, die in der Regel nicht ohne [[Symbiose]]pilze keimfähig sind. |
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* Das in der [[Symmetrieachse]] gelegene [[Blütenhüllblatt]] des inneren Hüllblattkreises (drittes [[Kronblatt]] = Petalum) unterscheidet sich meist deutlich von den anderen und wird Lippe oder [[Labellum]] genannt. Es steht dem fruchtbaren Staubblatt (Teil der Säule) gegenüber. |
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* Die Blüten sind in der Regel [[zygomorph]] (monosymmetrisch, dorsiventral). Ausnahmen finden sich beispielsweise in den Gattungen ''[[Mormodes]]'', ''[[Ludisia]]'' und ''[[Macodes]]''. Die Blüten der meisten Orchideenarten zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich von der Knospenbildung bis zur Blütenentfaltung um 180° drehen. Dies wird als [[Resupination]] bezeichnet. Es gibt auch Arten, bei denen sich der Blütenstiel um 360° dreht (hyper-resupiniert). |
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[[Datei:Closeup of the blossom of a Phalaenopsis.jpg|mini|hochkant|Nahaufnahme einer ''[[Phalaenopsis]]''-Blüte]] |
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Orchideen sind in der Regel [[ausdauernde Pflanze]]n, könnten theoretisch je nach Wuchsform unbegrenzt lange weiterwachsen (jedes Jahr ein oder mehrere Neutriebe oder permanentes Weiterwachsen eines Sprosses). Tatsächlich ist aber nur sehr wenig darüber bekannt, welches Alter Orchideen erreichen können. |
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=== Wuchsformen === |
=== Wuchsformen === |
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Orchideen können auf verschiedene Art und Weise wachsen. Man unterscheidet dabei folgende Formen |
Orchideen können auf verschiedene Art und Weise [[Wachstum (Biologie)|wachsen]]. Man unterscheidet dabei folgende Formen: |
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*[[ |
* [[epiphyt]]isch, auf anderen Pflanzen wachsend (nicht als Schmarotzer) |
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* |
* terrestrisch, auf dem [[Boden (Bodenkunde)|Boden]] wachsend |
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* [[lithophyt]]isch, auf Felsen oder Steinen wachsend |
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Mehr als die Hälfte aller tropischen Arten wachsen als Epiphyten auf Bäumen. Sie besitzen spezielle [[Morphologie (Biologie)|morphologische]] ([[Velamen radicum]], [[ |
Mehr als die Hälfte aller tropischen Arten wachsen als Epiphyten auf Bäumen. Sie besitzen spezielle [[Morphologie (Biologie)|morphologische]] ([[Velamen radicum]], [[Pseudobulbe]]n) und physiologische ([[CAM-Mechanismus]]) Besonderheiten, um mit den teilweise widrigen Bedingungen wie Trockenheit und Nährstoffmangel im [[Baumkrone|Kronenraum]] zurechtzukommen. |
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Ihre Größe ist sehr unterschiedlich, sie kann nur wenige Millimeter (''[[Platystele jungermannioides]]'', ''[[Anathalis manausesis]]'')<ref>[https://www.telegraph.co.uk/news/earth/earthnews/6684293/Smallest-species-of-orchid-discovered-hidden-in-larger-plant.html ''Smallest species of orchid discovered hidden in larger plant''] bei ''[[The Daily Telegraph|The Telegrah]].'' vom 30. November 2009, abgerufen am 18. August 2019.</ref><ref>[http://www.brasilienportal.ch/news/brasilien-news/64778-forscher-entdeckt-im-amazonas-regenwald-winzigste-orchidee-der-welt/ ''Forscher entdeckt im Amazonas-Regenwald winzigste Orchidee der Welt''] auf brasilienportal.ch, vom 3. Mai 2016, abgerufen am 18. August 2019.</ref> bis zu einigen Metern ([[Tiger-Orchidee]]) betragen. |
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[[Datei:Lycaste Xytriophora.jpg|mini|Sympodial:<br /> ''Lycaste xytriophora'' mit Pseudobulben]] |
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=== Habitus === |
=== Habitus === |
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[[Datei:Baunilha1.jpg|mini|links|hochkant|Monopodial:<br /> ''[[Gewürzvanille|Vanilla planifolia]]'']] |
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Man unterscheidet [[Monopodium|monopodial]] wachsende Orchideen, die eine an der Spitze weiterwachsende einheitliche [[Sprossachse]] besitzen (teilweise auch mit Verzweigungen), und [[Sympodium|sympodial]] wachsende Orchideen, die durch Verzweigung nacheinanderfolgende Sprossglieder mit begrenztem Spitzenwachstum ausbilden. Bei den monopodial wachsenden Orchideen dienen Blätter und/oder Wurzeln als Speicherorgane, während die sympodial wachsenden Orchideen dazu mehr oder weniger dicke ein- oder mehrgliedrige Pseudobulben ausbilden. Einige Orchideengattungen bilden auch unterirdische Speicherorgane ([[Kormus]]). Neben den beiden angeführten Wachstumsformen gibt es aber auch seltene Abwandlungen, die nicht dem normalen Schema monopodialen vs. sympodialen Wachstums entsprechen. So bilden etwa viele Arten der Pleurothallidinae (z. B. ''Pleurothallis'', ''Lepanthes'') trotz sympodialen Wuchses keine Pseudobulben aus, sondern haben stattdessen fleischige Blätter. |
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[[Bild:Lycaste_Xytriophora.jpg|thumb|right|190px|sympodial:<br />''Lycaste xytriophora'']] |
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Man unterscheidet [[Monopodium|monopodial]] wachsende Orchideen, die eine an der Spitze weiterwachsende einheitliche [[Sprossachse]] besitzen (teilweise auch mit Verzweigungen) und [[sympodial]] wachsende Orchideen, die durch Verzweigung nacheinanderfolgende Sprossglieder mit begrenztem Spitzenwachstum ausbilden. Die sympodialwachsenden Orchideen bilden mehr oder weniger dicke [[Pseudobulben]] aus, die ein- oder mehrgliedrig ausgebildet sein können und als Speicherorgane dienen. Einige Orchideengattungen bilden auch unterirdische Speicherorgane ([[Kormus]]) aus. Bei den monopodial wachsenden Orchideen dienen die Blätter und/oder die Wurzeln als Speicherorgane. Neben den beiden angeführten Formen des Habitus gibt es noch seltenere Abwandlungen, die nicht dem normalen Schema von monopodial oder sympodial entsprechen. So bilden viele Arten der Pleurothallidinae (Bsp. ''Pleurothallis'', ''Lepanthes'') trotz sympodialem Wuchs keine Pseudobulben aus, sondern haben oftmals fleischige Blätter.<br /><br /> |
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=== Wurzeln === |
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Orchideen bilden keine Primärwurzel (Pfahlwurzel) aus, sondern nur sekundäre Wurzeln, die dem Spross entspringen. In ihrer Dicke unterscheiden sie sich teilweise ziemlich deutlich. Beim überwiegenden Teil der Orchideen weisen die Wurzeln ein [[Velamen radicum|Velamen]] auf. Neben ihrer Funktion als Aufnahmeorgan für Wasser und Nährstoffe dienen sie oft auch als Haft- und Halteorgan. Dies ist besonders bei epiphytisch wachsenden Arten von Bedeutung. Die Form der Wurzeln hängt im Wesentlichen davon ab, wo sie wachsen. Während die frei in der Luft hängenden Wurzeln der Epiphyten bzw. die Wurzeln, die völlig in den Boden wachsen, meist zylindrisch sind, weisen die Haft- und Haltewurzeln, die auf den Oberflächen wachsen, eine eher abgeflachte Form auf. Bei einigen Arten sind die Wurzeln chlorophylltragend, um auch während klimatisch bedingtem Blattabwurf weiterhin Nährstoffe verarbeiten zu können. Die Wurzeln der Orchideen verzweigen eher selten. Sie haben eine Lebensdauer, die von verschiedenen Umweltfaktoren abhängt und kürzer ist als die des Sprosses. Die Neubildung von Wurzeln erfolgt in der Regel mit dem Wachstum des neuen Sprosses zum Ende der [[Vegetationsperiode]]n oder auch während der Wachstumsphase. Bei vielen terrestrischen Orchideenarten bilden sich an den Wurzeln Speicherorgane oder knollenähnliche Gebilde. Bei einigen Gattungen ist es möglich, dass sich an den Wurzeln Adventivknospen bilden, aus denen neue Sprosse entstehen. |
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Neben der [[Mykorrhiza]], die für die embryonale Entwicklung aus einem Samen notwendig ist, gibt es auch in den Wurzeln Mykorrhiza. Dabei wachsen die Pilzfäden in die äußeren oder unteren Zellschichten der Wurzeln oder [[Rhizom (Botanik)|Rhizome]]. Die Orchideen nehmen auch in diesem Fall durch Verdauung von Pilzteilen oder -ausscheidungen Nährstoffe auf. Da der Pilz, der das [[Protokorm]] (Keimknöllchen) befällt, in der Regel nicht mit den neuen Wurzeln nach außen wächst, muss die Mykorrhiza jedes Jahr von neuem (mit der Bildung neuer Wurzeln) ausgebildet werden. Bei ausreichendem Angebot von Licht und Nährstoffen sind Orchideen in der Regel nicht auf diese Mykorrhiza angewiesen. Ausnahmen sind die [[Mykotrophie|myko-heterotroph]] lebenden Orchideen. |
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=== Blätter === |
=== Blätter === |
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Der überwiegende Teil der Orchideen besitzt [[ |
Der überwiegende Teil der Orchideen besitzt [[Blattader|parallelnervige]] Blätter mit kaum sichtbaren Querverbindungen. Sie sitzen in der Regel zweireihig, abwechselnd an den entgegengesetzten Seiten des Sprosses. Viele Orchideen bilden nur ein einziges richtiges Blatt aus, die Anlagen der Blätter sind jedoch ebenfalls zweireihig. Die Form der Blätter und Blattspitzen, die Festigkeit, die Färbung und der Blattaufbau variieren sehr stark. |
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[[Datei:Blattformen toapel.jpg|mini|Blattformen verschiedener Orchideen]] |
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* Blattformen (Auswahl): kreisrund, elliptisch, eiförmig, verkehrt-eiförmig, nierenförmig, spatelig, spießförmig, länglich, borstenförmig |
* Blattformen (Auswahl): kreisrund, elliptisch, eiförmig, verkehrt-eiförmig, nierenförmig, spatelig, spießförmig, länglich, borstenförmig |
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* Form der Blattspitzen (Auswahl): abgerundet, stumpf, spitz, dreispitzig, eingekerbt, eingeschnitten, ungleich scharf gezähnt |
* Form der Blattspitzen (Auswahl): abgerundet, stumpf, spitz, dreispitzig, eingekerbt, eingeschnitten, ungleich scharf gezähnt |
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* Blattränder: in der Regel glatt, teilweise leicht gewellt, nur selten deutlich gekräuselt (''Lepanthes calidictyon'') |
* Blattränder: in der Regel glatt, teilweise leicht gewellt, nur selten deutlich gekräuselt (''Lepanthes calidictyon'') |
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* Blattaufbau: mit und ohne Blattstiel |
* Blattaufbau: mit und ohne Blattstiel |
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* Festigkeit der Blätter: variiert von dünn und weich über fleischig fest bis hin zu sukkulenten Blättern |
* Festigkeit der Blätter: variiert von dünn und weich über fleischig fest bis hin zu sukkulenten Blättern |
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* Blattfarbe: in der Regel |
* Blattfarbe: in der Regel Grün in den unterschiedlichsten Abstufungen (von Hell- bis tiefem Dunkelgrün), aber auch vollständig bzw. zum Teil (Unterseiten) rötlich bis rotbraun, oder chlorophyllarm oder -frei vollständig oder zum Teil hell bis weiß |
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Viele Arten verlieren klimatisch bedingt ihre Blätter, um sie zu Beginn des nächsten Vegetationszyklus neu auszubilden. Während bei dem überwiegenden Teil dieser Arten die Blätter tatsächlich nur einjährig sind, gibt es ebenso Arten, die ihre Blätter nur unter widrigen Standortbedingungen abwerfen bzw. unter günstigen Bedingungen behalten. Es gibt aber auch Arten, die völlig blattlos wachsen (''Dendrophylax lindenii''). Dafür besitzen sie [[ |
Viele Arten verlieren klimatisch bedingt ihre Blätter, um sie zu Beginn des nächsten [[Vegetationszyklus]] neu auszubilden. Während bei dem überwiegenden Teil dieser Arten die Blätter tatsächlich nur einjährig sind, gibt es ebenso Arten, die ihre Blätter nur unter widrigen Standortbedingungen abwerfen bzw. unter günstigen Bedingungen behalten. Es gibt aber auch Arten, die völlig blattlos wachsen (''Dendrophylax lindenii''). Dafür besitzen sie [[chlorophyll]]tragende Wurzeln. |
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=== Blütenstand |
=== Blütenstand === |
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[[Datei:Oncidium flexuosum.jpg|mini|Ausschnitt aus einem verzweigten Blütenstand von ''[[Oncidium flexuosum]]'']] |
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[[Image:Oncidium papilio 01.jpg|thumb|left|190px|''Psychopsis papilio'']] |
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Die Blütenstände der Orchideen sind in der Regel traubenförmig, an denen sich je nach Art bis zu hundert und mehr Blüten ausbilden können. Wachsen verzweigte Blütenstände (rispenförmig), so ist die Traubenform jeweils an den äußersten Zweigen zu finden. Neben den trauben- oder rispenförmigen Blütentrieben gibt es aber auch eine Vielzahl von Orchideen, die nur einblütig sind. Bei einigen Arten bilden sich nacheinander mehrere Blüten an demselben Blütentrieb, wobei jedoch nie mehr als eine Blüte geöffnet ist (z. B. ''Psychopsis papilio''). Die Blütenstände können an jeder Stelle des Sprosses der Orchidee entspringen. Dabei wird zwischen endständigen (terminal (an der Triebspitze), apikal (zentral am Triebansatz)) und seitenständigen (lateral) Blütenständen unterschieden. Meist entspringen die Blütentriebe einer Blattachsel. Aufgrund der Wuchsrichtung sind die Blütenstände der monopodialen Orchideen immer seitenständig. Die einzelnen Blüten werden stets von einer Braktee (Tragblatt) gestützt, die meist unauffällig ist. |
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[[Bild:Ophrys_fusca_Mallorca_01.jpg|thumb|right|180px|''Ophrys fusca'']] |
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Keine andere Pflanzenfamilie hat ein solches Spektrum, was Formen und Farben der Blüten anbelangt, wie die Familie der Orchideen. Die Größe der Blüten variiert von einigen Millimetern (Bsp. ''Lepanthes calodictyon'') bis zu 20 Zentimetern und mehr pro Blüte (Bsp. ''Paphiopedilum hangianum''). Das Farbspektrum reicht dabei von zartem Weiß über Grün- und Blautöne bis zu kräftigen Rot- und Gelbtönen. Viele der Orchideenblüten sind mehrfarbig.<br/> |
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=== Blüte === |
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Die Blütenstände der Orchideen sind in der Regel traubenförmig, an denen sich je nach Art bis zu hundert und mehr Blüten ausbilden können. Wachsen verzweigte Blütenstände (rispenförmig), so ist die Traubenform jeweils an den äußersten Zweigen zu finden. Neben den trauben- oder rispenförmigen Blütentrieben gibt es aber auch eine Vielzahl von Orchideen, die nur einblütig sind. Bei einigen Arten bilden sich nacheinander mehrere Blüten an demselben Blütentrieb, wobei jedoch nie mehr als eine Blüte geöffnet ist (z.B. ''Psychopsis papilio''). Die Blütenstände können an jeder Stelle des Sprosses der Orchidee entspringen. Dabei wird zwischen endständigen (terminal (an der Triebspitze), apikal (zentral am Triebansatz)) und seitenständigen (lateral) Blütenständen unterschieden. Meist entspringen die Blütentriebe einer Blattachsel. Aufgrund der Wuchsrichtung sind die Blütenstände der monopodialen Orchideen immer seitenständig. Die einzelnen Blüten werden stets von einer Braktee (Tragblatt) gestützt, welche meist unauffällig ist.</br><br> |
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[[Datei:Labelle orchidee.svg|mini|1: Labellum, 2. Petalen, 3: Sepalen]] |
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[[Datei:VanillaFlowerLongitudinalSection-de.png|mini|''Vanilla planifolia'' Blütenanalyse]] |
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[[Datei:Orchis flowerdiagram.png|mini|Blütendiagramm von ''Orchis'']] |
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Keine andere Pflanzenfamilie hat ein solches Spektrum an Formen und Farben der Blüten wie die Familie der Orchideen. Die Größe der Blüten variiert von einigen Millimetern (Beispiel ''Lepanthes calodictyon'') bis zu 20 Zentimetern und mehr pro Blüte (Beispiel ''Paphiopedilum hangianum''). Das Farbspektrum reicht dabei von zartem Weiß über Grün- und Blautöne bis zu kräftigen Rot- und Gelbtönen. Viele der Orchideenblüten sind mehrfarbig. |
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Außer bei einigen Gattungen (zum Beispiel ''[[Catasetum]]'') sind die dreizähligen Blüten der Orchideen zwittrig. Die [[Blütenhülle]] (Perianth) besteht aus zwei Kreisen. Es gibt einen äußeren Hüllblattkreis, der aus drei [[Kelchblatt|Kelchblättern]] (Sepalen) besteht, und einen inneren Hüllblattkreis, der aus drei [[Kronblatt|Kronblättern]] (Petalen) besteht. Die Blütenblätter können frei oder zu einem gewissen Grad miteinander verwachsen sein. Bei einigen Orchideengattungen, so etwa in der Unterfamilie [[Cypripedioideae]] oder bei ''[[Acriopsis]]'', sind die unteren beiden Sepalen komplett verwachsen. Das in der Symmetrieachse gelegene Blütenhüllblatt des inneren Hüllkreises ist in der Regel deutlich abweichend, was Größe, Farbe und Form betrifft. Es bildet die Lippe ([[Labellum]]) der Orchideenblüte. Bei vielen Orchideen ist die Lippe auf der Rückseite zu einem schlauchigen bis sackigen Gebilde verlängert, dem so genannten Sporn (Beispiele ''Aeranthes'', ''Aerangis''). In ihm befindet sich entweder Nektar oder er ist leer. Andere Arten bilden aus der Lippe einen „Schuh“ (zum Beispiel die Gattungen der Unterfamilien Cypripedioideae). Außerdem sind Säule ([[Gynostemium]]) und der [[Fruchtknoten]] wesentliche Bestandteile der Blüten. Im Grundaufbau unterscheidet man monandrische (ein [[Fruchtbarkeit|fertiles]] Staubblatt, Beispiele ''[[Cattleya]]'', ''[[Phalaenopsis]]'') und diandrische (zwei fertile Staubblätter, Beispiel ''[[Paphiopedilum]]'', ''[[Cypripedium]]'') Orchideen. Der Fruchtknoten ist bei Orchideen unterständig. Die anderen Blütenteile (Sepalen und Petalen, Säule, Lippe) sind mit diesem vollständig verwachsen und stehen über ihm. In der Regel ist der Fruchtknoten nur sehr schmal und schwillt erst nach der Bestäubung an (Ausbildung der Samenkapsel). |
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[[Image:Labelle orchidee.png|thumb|right|180px|'''P:''' Petalen<br />'''S:''' Sepalen<br />'''L:''' Labellum]] |
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Die Blüten der Orchideen sind mit Ausnahme einiger Gattungen (Beispiel ''Ludisia'' und ''Mormodes'' mit asymmetrischen Blüten) bilateral-symmetrisch (zygomorph). Das heißt, dass man durch die Mitte der Blüte eine Spiegelachse legen kann, und zwar nur eine einzige (monosymmetrisch). |
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Aus botanischer Sicht ist die Orchideenblüte als ein [[Perigon]] charakterisiert. Sie besteht aus einem inneren und einem äußeren Hüllkreis, der jeweils aus 3 Tepalen besteht. Dabei ist das in der Symmetrieachse gelegene Tepalum des inneren Hüllkreises in der Regel deutlich abweichend was Größe, Farbe und Form betrifft. Es bildet die Lippe (Labellum) der Orchideenblüte. Außerdem sind Säule (Columna oder Gynostemium) und der [[Fruchtknoten]] wesentliche Bestandteile der Blüten. Die Orchideenblüten unterscheiden sich sehr deutlich in ihrem Aussehen von anderen Vertretern der [[Einkeimblättrige]]n. Die Blütenblätter erinnern viel mehr an [[Kronblatt|Sepalen]] und [[Kelchblatt|Petalen]], als an gleichartige [[Tepalen]]. Aus diesem Grund werden in den Beschreibungen zu Gattungen und Arten in der Regel auch die Begriffe Sepalum und Petalum verwendet, auch wenn dies botanisch nicht korrekt ist. Bei einigen Orchideengattungen sind die unteren beiden Sepalen (2 Perigonblätter des äußeren Hüllkreises) verwachsen und bilden einen "Schuh" (Bsp. die Gattungen der Unterfamilien Cypripedioideae). Bei anderen Gattungen fällt vor allem ein langer Sporn auf (Bsp. ''Aeranthes'', ''Aerangis''), einem besonders ausgebildeten Teil des Labellum. Im Grundaufbau unterscheidet man monandrische (1 [[Fruchtbarkeit|fertiles]] Staubblatt, Bsp. ''Cattleya'', ''[[Phalaenopsis]]'') und diandrische (2 fertile Staubblätter, Bsp. ''Paphiopedilum'', ''[[Cypripedium]]'') Orchideen. Der Fruchtknoten ist bei Orchideen unterständig. Die anderen Blütenteile (Sepalen und Petalen, Säule, Lippe) sind mit diesem vollständig verwachsen und stehen über ihm. In der Regel ist der Fruchtknoten nur sehr schmal und schwillt erst nach der Bestäubung an (Ausbildung der Samenkapsel). |
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Die Blüten der Orchideen sind mit Ausnahme einiger Gattungen (Bsp. ''Cycnoches'', ''Mormodes'') bilateral-symmetrisch (zygomorph). Das heißt, dass man durch die Mitte der Blüte eine Spiegelachse legen kann, und zwar nur eine einzige (monosymmetrisch). |
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Eine zentrale Rolle in der Fortpflanzung von Orchideen spielen die besonderen Pollenanhäufungen. Die von den Staubblättern gebildeten Pollen sind zu zwei lockeren oder festen Bündeln verklebt (Pollinien). Diese beiden Klumpen hängen auf einem mehr oder weniger langen Schaft mit einer Klebscheibe (Viscidium), sie haftet an dem Bestäuber durch eine Flüssigkeit aus der Klebdrüse ([[Rostellum (Botanik)|Rostellum]]). |
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=== Wurzeln === |
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Orchideen bilden keine Primärwurzel (Pfahlwurzel) aus, sondern nur sekundäre Wurzeln, die dem Spross entspringen. In ihrer Dicke unterscheiden sie sich teilweise sehr deutlich. Beim überwiegenden Teil der Orchideen weisen die Wurzel ein [[Velamen radicum|Velamen]] auf. Neben ihrer Funktion als Aufnahmeorgan für Wasser und Nährstoffe dienen sie oft auch als Haft- und Halteorgan. Dies ist besonders bei epiphytisch wachsenden Arten von Bedeutung. Die Form der Wurzeln hängt im wesentlich davon ab, wo sie wachsen. Während die frei in der Luft hängenden Wurzeln der Epiphyten bzw. die Wurzeln, die völlig in den Boden wachsen, meist zylindrisch sind, weisen die Haft- und Haltewurzeln, die auf den Oberflächen wachsen, eine eher abgeflachte Form auf. Bei einigen Arten sind die Wurzeln chlorophylltragend, um auch während klimatisch bedingtem Blattabwurf weiterhin Nährstoffe verarbeiten zu können. Die Wurzeln der Orchideen verzweigen eher selten. Sie haben eine Lebensdauer, die von verschiedenen Umweltfaktoren abhängt und kürzer ist, als die des Sprosses. Die Neubildung von Wurzeln erfolgt in der Regel mit dem Wachstum des neuen Sprosses zum Ende der Vegetationsperioden oder auch während der Wachstumsphase. Bei vielen terrestrischen Orchideenarten bilden sich an den Wurzeln Speicherorgane oder knollenähnliche Gebilde.<br /> |
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Bei einigen Gattungen ist es möglich, dass sich an den Wurzeln Adventivknospen bilden, aus denen neue Sprosse entstehen. |
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Neben der [[Mykorrhiza]] die für die embryonale Entwicklung aus einem Samen notwendig ist, gibt es auch in den Wurzeln Mykorrhiza. Dabei wachsen die Pilzfäden in die äußeren bzw. unteren Zellschichten der Wurzeln oder [[Rhizom_(Botanik)|Rhizomen]]. Die Orchideen nehmen auch in diesem Fall durch Verdauung von Pilzteilen oder -ausscheidungen Nährstoffe auf. Da der Pilz, der das [[Protokorm]] (Keimknöllchen) befällt, in der Regel nicht mit den neuen Wurzeln nach außen wächst, muss die Mykorrhiza jedes Jahr von neuem (mit der Bildung neuer Wurzeln) ausgebildet werden. Bei ausreichendem Angebot von Licht und Nährstoffen, sind Orchideen in der Regel nicht auf diese Mykorrhiza angewiesen. Ausnahmen sind die vollkommen [[Saprophyt|saprophytisch]] lebenden Orchideen. |
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=== Früchte === |
=== Früchte === |
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[[ |
[[Datei:Kapselquerschnitte Orchideen.png|mini|links|Kapselquerschnitte]] |
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Fast alle |
Fast alle Orchideen[[Frucht|früchte]] sind [[Kapselfrucht|Kapseln]]. Sie unterscheiden sich in Größe, Form und Farbe deutlich. Epiphyten besitzen eher dickere Früchte mit fleischigen Wänden, terrestrische Arten oft dünnwandige trockene Früchte. Es gibt dreieckige, rundliche mit einer mehr (bis 9) oder weniger (bis 3) großen Anzahl von Rippen oder auch geschnäbelte Früchte. Manche sind behaart oder stachelig oder besitzen eine warzige Oberfläche. Die Früchte entwickeln sich aus dem bereits im Knospenstadium am Boden der Blüte vorgebildeten Fruchtknoten, welcher aus drei [[Fruchtblätter]]n besteht. Bei eintretender Reife platzen die meisten Orchideenfrüchte der Länge nach auf, ohne sich an der Spitze vollständig zu trennen. Dabei bilden sich in der Regel drei oder sechs Längsspalten, bei manchen auch nur eine oder zwei. Fast immer werden die Samen dabei trocken verstreut. |
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== Vermehrung == |
== Vermehrung == |
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Orchideen können auf unterschiedliche Weise vermehrt werden. Es gibt die Vermehrung durch Samen als auch die [[Vegetative Vermehrung|vegetative Vermehrung]]. Unter künstlichen Bedingungen ist auch die Vermehrung durch [[Meristem]]e möglich. |
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Orchideen können auf unterschiedliche Weise vermehrt werden. Es gibt die Vermehrung durch Samen als auch die [[vegetative Vermehrung]]. Unter künstlichen Bedingungen ist auch die Vermehrung durch [[Meristem]]e möglich. |
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=== Samen === |
=== Samen === |
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Fast alle Orchideen haben winzige [[Same (Pflanze)|Samen]]. Jede Pflanze produziert Hunderttausende bis Millionen von Samen in einer Samenkapsel. Durch ihre geringe Größe sind die Samen von Orchideen nur noch auf eine Hülle und den in ihr liegenden [[Embryo (Botanik)|Embryo]] reduziert. Im Gegensatz zu anderen Samen fehlt ihnen das Nährgewebe oder [[Endosperm]], das für eine erfolgreiche Keimung nötig ist. Nur bei wenigen Gattungen ist dieses noch vorhanden (z. B. Bletilla). Orchideen sind deshalb auf eine [[Symbiose]] mit [[Pilze]]n angewiesen. Bei diesem als [[Mykorrhiza]] bezeichneten Vorgang wird der mit der Keimung beginnende Embryo durch das Eindringen von [[Myzel|Pilzfäden]] in den Samen [[Infektion|infiziert]]. Der Embryo bezieht über diese Verbindung Nährstoffe ([[Mykotrophie]]), indem er Teile des Pilzkörpers oder Ausscheidungen des Pilzes verdaut. Sobald der Sämling zur [[Photosynthese]] fähig ist, übernimmt diese die Versorgung der Pflanze mit Nährstoffen und die Mykotrophie ist zur weiteren Entwicklung nicht mehr notwendig. Es gibt aber einige Orchideenarten, die aufgrund des fehlenden oder nur in unzureichenden Mengen vorhandenen Chlorophylls zeitlebens auf die Mykotrophie angewiesen sind (Bsp. [[Korallenwurz]]). Dies betrifft alle vollkommen myko-heterotroph lebenden Arten. |
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[[Bild:Paphiopedilum_godefroyae_toapel.jpg|thumb|right|275px|''Paphiopedilum godefroyae'']] |
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Fast alle Orchideen besitzen winzige [[Same (Pflanze)|Samen]]. Jede Pflanze produziert Hunderttausende bis Millionen von Samen in einer Samenkapsel. Durch ihre geringe Größe sind die Samen von Orchideen nur noch auf eine Hülle und den in ihr liegenden [[Embryo]] reduziert. Im Gegensatz zu anderen Samen fehlt ihnen das Nährgewebe oder [[Endosperm]], das für eine erfolgreiche Keimung nötig ist. Nur bei wenigen Gattungen ist dieses noch vorhanden (z.B. Bletilla). Orchideen sind deshalb auf eine [[Symbiose]] mit [[Pilzen]] angewiesen. Bei diesem als [[Mykorrhiza]] bezeichneten Vorgang wird der mit der Keimung beginnende Embryo durch das Eindringen von [[Myzel|Pilzfäden]] in den Samen [[Infektion|infiziert]]. Der Embryo bezieht über diese Verbindung Nährstoffe, in dem er Teile des Pilzkörpers oder Ausscheidungen des Pilzes verdaut. Sobald der Sämling zur [[Photosynthese]] fähig ist, übernimmt diese die Versorgung der Pflanze mit Nährstoffen und die Mykorrhiza ist zur weiteren Entwicklung nicht mehr notwendig. Es gibt aber einige Orchideenarten die aufgrund des fehlenden oder nur in unzureichenden Mengen vorhandenen Chlorophylls zeitlebens auf die Mykorrhiza angewiesen sind (Bsp. [[Korallenwurz]]). Dies betrifft alle vollkommen [[Saprophyt|saprophytisch]] lebenden Arten.<br /> |
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Während der überwiegende Teil der Orchideen trockene Samen |
Während der überwiegende Teil der Orchideen trockene Samen verstreut, gibt es einige Gattungen (Bsp. ''[[Vanille (Gattung)|Vanilla]]''), bei denen die Samen von einer feuchten Masse umgeben sind. |
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==== Bestäubung ==== |
==== Bestäubung ==== |
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Die Bestäubung der Orchideen erfolgt in der Natur hauptsächlich durch [[Insekten]] (z. B. [[Ameisen]], [[Käfer]], [[Fliegen]], [[Bienen]], [[Schmetterlinge]]) aber auch durch [[Vögel]] (z. B. [[Kolibris]]), [[Fledermäuse]] oder [[Frösche]]. Dabei haben sich teilweise Art-Art-Bindungen (z. B. ''Drakea glyptodon'' und ''Zapilothynus trilobatus'' oder die einheimische ''Orchis papilionacea'' und ''Eucera tuberculata'') oder Gattungs-Gattungs-Bindungen (z. B. wird die Orchideengattung ''Chloraea'' von Bienen der Gattung ''Colletes'' bestäubt) herausgebildet. Diese Spezialisierung ist in der Regel nur einseitig, da keine Insektenart auf die Bestäubung einer einzigen Orchideenart beschränkt ist. Innerhalb der Familie gibt es aber auch einige Gattungen, bei denen sich einige oder alle Arten auf [[Asexuell|asexuellem]] Weg durch Selbstbestäubung fortpflanzen. Dazu zählen unter anderem die Gattungen ''Apostasia'', ''Wullschlaegelia'', ''Epipogium'' und ''Aphyllorchis''. Von der Art ''Microtis parviflora'' ist bekannt, dass sie sich ebenfalls selbstbestäuben kann, wenn die Bestäubung durch Ameisen ausbleibt. Die Bestäuber sind bei einer Vielzahl von Orchideengattungen jedoch unbekannt bzw. nur wenig erforscht. |
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Die Bestäubung der Orchideen erfolgt in der Natur hauptsächlich durch [[Insekten]] (z. B. [[Ameisen]], [[Käfer]], [[Fliegen]], [[Bienen]], [[Schmetterlinge]]), aber auch durch [[Vögel]] (z. B. [[Kolibris]]), [[Fledermäuse]] oder [[Froschlurche|Frösche]]. Dabei haben sich teilweise Art-Art-Bindungen (z. B. ''Drakea glyptodon'' und ''Zapilothynus trilobatus'' oder die einheimische ''Orchis papilionacea'' und ''Eucera tuberculata'') oder Gattungs-Gattungs-Bindungen (z. B. wird die Orchideengattung ''Chloraea'' von Bienen der Gattung ''Colletes'' bestäubt) herausgebildet. Diese Spezialisierung ist in der Regel nur einseitig, da keine Insektenart auf die Bestäubung einer einzigen Orchideenart beschränkt ist. Innerhalb der Familie gibt es aber auch einige Gattungen, bei denen sich einige oder alle Arten auf [[asexuell]]em Weg durch Selbstbestäubung fortpflanzen. Dazu zählen unter anderem die Gattungen ''Apostasia'', ''Wullschlaegelia'', ''Epipogium'' und ''Aphyllorchis''. Von der Art ''Microtis parviflora'' ist bekannt, dass sie sich ebenfalls selbstbestäuben kann, wenn die Bestäubung durch Ameisen ausbleibt. Die Bestäuber sind bei einer Vielzahl von Orchideengattungen jedoch unbekannt oder nur wenig erforscht. |
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Orchideen sind in der Regel nicht selbststeril. |
Orchideen sind in der Regel nicht selbststeril. |
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==== Bestäubungsmechanismen ==== |
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[[Datei:Cephalanthera longifolia plant100604.jpg|mini|hochkant=0.8|[[Schwertblättriges Waldvöglein]] (''Cephalanthera longifolia'')]] |
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Im Vergleich zu anderen Blütenpflanzen fällt auf, dass beispielsweise nicht-tropische Orchideen häufig keine Belohnung in Form von Nahrung anbieten, sondern ihr Ziel durch [[Mimikry]] oder Täuschung erreichen. Werden Belohnungen angeboten, bestehen diese oft nicht aus Nahrung, sondern aus Duftstoffen oder Wachs. |
Im Vergleich zu anderen Blütenpflanzen fällt auf, dass beispielsweise nicht-tropische Orchideen häufig keine Belohnung in Form von Nahrung anbieten, sondern ihr Ziel durch [[Mimikry]] oder Täuschung erreichen. Werden Belohnungen angeboten, bestehen diese oft nicht aus Nahrung, sondern aus Duftstoffen (zum Beispiel Sexuallockstoffe für Insekten wie es bei manchen Wespenarten der Fall ist) oder Wachs. |
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Durch die evolutionäre Entwicklung verschiedener Blütenformen ergab sich eine zunehmende Spezialisierung auf bestimmte Bestäubergruppen und somit auch auf die Art und Weise, wie die Blüten bestäubt werden. Im |
Durch die evolutionäre [[Phylogenese|Entwicklung]] verschiedener Blütenformen ergab sich eine zunehmende Spezialisierung auf bestimmte Bestäubergruppen und somit auch auf die Art und Weise, wie die Blüten bestäubt werden. Im Folgenden werden einige Bestäubungssysteme und -mechanismen erläutert. |
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* „Röhrenblüten“: Der Aufbau der Blüte ist so gestaltet, dass der Bestäuber eine „Röhre“ unterhalb der Säule betreten muss und so der Pollen meist auf den Rücken der Insekten geheftet wird. Manchmal auch an den Kopf oder an die Unterseite. (Bsp. ''Cattleya'') |
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* „Schlüssellochblüten“: Die Blüte ist so gebaut, dass der Bestäuber in oder auf der Blüte eine ganz bestimmte Stellung einnehmen muss, bei der der Pollen meist am Kopf oder manchmal sogar direkt am Schnabel oder Rüssel des Bestäubers angeheftet wird. (Bsp. ''Epidendrum'') |
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* „Fallenblüten“: In dieser Kategorie unterscheidet man in Klapp- oder Kippfallen (Bsp. ''Porroglossum'', ''Bulbophyllum'') und ''Kesselfallen'' (Gattungen der [[Familie (Biologie)|Unterfamilie]] Cypripedioideae). Allen diesen Fallen ist gemein, dass sie die Bestäuber zwingen, durch einen bestimmten Ausgang zu kriechen, bei dem sie meist zuerst die [[Narbe (Botanik)|Narbe]] streifen und danach die Pollinien, die ihnen angeheftet werden. Somit wird eine Selbstbestäubung beim ersten Durchgang verhindert. |
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* „Pheromonblüten“: Die Form der Blüte ähnelt einem weiblichen Insekt und strömt ggf. auch Pheromone aus. Dadurch werden paarungswillige männliche Insekten angelockt und eine Bestäubung findet während des vermeintlichen Versuchs der Kopulation statt. Pseudokopulation ist eine Variante der [[Mimese]] und bekannt bei der heimischen Gattung ''[[Ophrys]]''. |
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[[Datei:Phaleanopsis pollinia.jpg|mini|Pollinien einer ''[[Phalaenopsis]]'']] |
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* „Alarmstoffblüten“: Die Blüten senden Alarmstoffe entweder einer vermeintlichen Beute (z. B. der Honigbiene) aus oder produzieren pflanzeneigene Signalstoffe, die normalerweise anzeigen, dass ein Pflanzenfresser die Pflanze bedroht (z. B. eine Schmetterlingsraupe). Vor allem Wespen- und Hornissenweibchen lassen sich davon täuschen und reagieren darauf, indem sie sich auf die Orchideenblüte in Erwartung einer leichten Beute stürzen. |
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Die Pollen sind bei Orchideen zu Pollinien mit angehefteten Viscidien (Viscidium = Klebscheibe, Klebkörper) zusammengeballt (eine Ausnahme bilden dabei beispielsweise die [[Cypripedioideae]]). Dies ermöglicht es, die Pollenpakete exakt zu positionieren, so dass es möglich ist, dass an einem Bestäuber die Pollinien verschiedener Arten befestigt werden können, ohne dass es zu falschen Bestäubungen kommt. An verschiedenen Bienenarten ([[Euglossinae]]) konnten bis zu 13 Anheftungsstellen festgestellt werden. Im Gegensatz zu anderen Blütenpflanzen dient der Orchideenpollen nicht als Nahrung. |
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Eine ungewöhnliche Bestäubungstechnik wendet die [[epiphyt]]isch lebende chinesische Orchideenart ''Holcoglossum amesianum'' an: die [[Antheren]]kappe öffnet sich und die männlichen [[Staubfaden]] drehen sich aktiv und ohne jedes Hilfsmittel um fast 360 Grad in Richtung der weiblichen [[Narbe (Botanik)|Narbe]]. Die an dem biegsamen Staubfaden befestigten Pollenkörner werden anschließend bei Berührung der Narbe freigegeben, so dass eine [[Selbstbefruchtung]] erfolgen kann. Es wird vermutet, dass es sich bei dieser Technik um eine [[Evolutionäre Anpassung|Anpassung]] der Orchidee an ihren trockenen und insektenarmen [[Habitat|Lebensraum]] handelt, die womöglich bei Pflanzen vergleichbarer [[Biotop]]e gar nicht so selten ist.<ref>[https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/von-blumen-ohne-bienen/ ''Von Blumen ohne Bienen''.] wissenschaft.de, abgerufen am 8. Oktober 2018</ref> Die bereits bekannte Selbstbestäubung der [[Bienen-Ragwurz]] (''Ophrys apifera'') folgt einem ähnlichen Schema. |
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Die Pollen sind bei Orchideen zu Pollinien mit angehefteten Viscidien (Viscidium = Klebscheibe, Klebkörper) zusammengeballt (eine Ausnahme bilden dabei beispielsweise die ''Cypripedioideae''). Dies ermöglicht es, die Pollenpakete sehr exakt zu positionieren, so dass es möglich ist, dass an einem Bestäuber die Pollinien verschiedener Arten befestigt werden können, ohne dass es zu falschen Bestäubungen kommt. An verschiedenen Bienenarten ([[Euglossinae]]) konnten bis zu 13 Anheftungsstellen festgestellt werden. Im Gegensatz zu anderen Blütenpflanzen dient der Orchideenpollen nicht als Nahrung. |
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'''Orchideen und Prachtbienen''': Die bestuntersuchten Blumendüfte sind die von ''Stanhopea'' und ''Catasetum'', die durchdringend nach Ananas, Vanille, Zimt, Kümmel oder Menthol riechen und [[Prachtbienen]]männchen anziehen, wobei diese die Blüten beim Einsammeln der von der Pflanze produzierten Öle bestäuben.<ref>{{Literatur |Autor=Calaway H. Dodson |Titel=Pollination and Variation in the Subtribe Catasetinae (Orchidaceae) |Sammelwerk=Annals of the Missouri Botanical Garden |Band=49 |Nummer=1/2 |Datum=1962 |ISSN=0026-6493 |DOI=10.2307/2394740 |JSTOR=2394740 |Seiten=35–56}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Robert L. Dressler |Titel=Pollination by Euglossine Bees |Sammelwerk=Evolution |Band=22 |Nummer=1 |Datum=1968 |ISSN=0014-3820 |DOI=10.2307/2406664 |JSTOR=2406664 |Seiten=202–210}}</ref> Die gesammelten Duftstoffe dienen den männlichen Bienen bei der Balz. Es gibt sowohl unzählige Prachtbienen- als auch jeweils dazugehörige Orchideen-Arten. |
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=== Vegetative Vermehrung === |
=== Vegetative Vermehrung === |
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[[Datei:Kindel.jpg|mini|[[Kindel (Pflanze)|Kindelbildung]] bei ''Dendrobium spec.'']] |
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Verschiedene Arten haben die Möglichkeit sich durch die Bildung von [[Stolonen]] (Bsp. ''Mexipedium xerophyticum''), [[Knollen]] (Bsp. ''Pleionen'') oder [[Kindel]]n (Adventiv-Pflanzen; Bsp. ''Phalaenopsis lueddemanniana'') auf vegetativem Weg fortzupflanzen. Die entstehenden Pflanzen sind genetisch identisch. |
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Verschiedene Arten haben die Möglichkeit, sich durch die Bildung von [[Stolonen]] (Bsp. ''Mexipedium xerophyticum''), [[Pflanzenknolle|Knollen]] (Bsp. ''Pleionen'') oder [[Kindel (Pflanze)|Kindeln]] (Adventiv-Pflanzen; Bsp. ''Phalaenopsis lueddemanniana'') auf vegetativem Weg fortzupflanzen. Die entstehenden Pflanzen sind genetisch identisch. |
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=== Meristeme === |
=== Meristeme === |
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Die Vermehrung über [[Meristem]]e erfolgt vor allem im Erwerbsgartenbau zur Erzeugung großer Mengen von Orchideen für den Schnitt |
Die Vermehrung über [[Meristem]]e erfolgt vor allem im Erwerbsgartenbau zur Erzeugung großer Mengen von Orchideen für den Schnitt wie auch zum Verkauf als Topfpflanze, die man häufig in Gartencentern oder Baumärkten erwerben kann. Große Produzenten findet man vor allem in den [[Niederlande]]n oder in [[Thailand]]. Außerdem ist es die einzige Möglichkeit, von bestimmten Klonen, beispielsweise prämierten Pflanzen, identische Nachkommen in großen Mengen zu erzeugen, die auch den gleichen Kultivarnamen tragen dürfen. Im Erwerbsgartenbau geht man bei der Massenvermehrung aber immer mehr dazu über, mittels [[In vitro|In-vitro]]-Aussaat von Orchideensamen und Clusterbildung durch Hormongaben den Bedarf zu decken. |
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== Verbreitung == |
== Verbreitung == |
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[[Datei:Disa cardinalis 250603.jpg|mini|''Disa cardinalis'']] |
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Orchideen wachsen mit Ausnahme der Antarktis auf jedem Kontinent. |
Orchideen wachsen mit Ausnahme der Antarktis auf jedem Kontinent. |
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Aufgrund ihrer enormen Vielfalt gibt es Orchideen fast in jeder [[Ökozone]] (nicht in Wüsten). Selbst oberhalb des nördlichen [[Polarkreis]]es oder in [[Patagonien]] und den dem ewigen Eis des [[Südpol]]s vorgelagerten Inseln, z. B. [[Macquarieinsel|Macquarie Island]] gibt es Orchideen. Der Großteil der Arten wächst allerdings in den [[Tropen]] und [[Subtropen]], hauptsächlich in [[Südamerika]] und [[Asien]]. In Europa gibt es etwa 250 Arten. |
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Einen groben Überblick über die Häufigkeit auf den einzelnen Kontinenten bietet die folgende Auflistung: |
Einen groben Überblick über die Häufigkeit auf den einzelnen Kontinenten bietet die folgende Auflistung: |
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* Eurasien |
* [[Eurasien]] – etwa 40 bis 60 Gattungen |
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* Nordamerika |
* [[Nordamerika]] – etwa 20 bis 30 Gattungen |
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* [[Neotropis]] (Mittel- und Südamerika und Karibische Inseln) – etwa 300 bis 350 Gattungen |
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* tropisches [[Afrika]] – etwa 125 bis 150 Gattungen |
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* tropisches [[Asien]] – etwa 250 bis 300 Gattungen |
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* Ozeanien |
* [[Ozeanien]] – etwa 50 bis 70 Gattungen |
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== Systematik == |
== Systematik == |
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In den Anfängen der botanischen Systematik finden sich bei [[Carl von Linné|Linné]] 1753 acht [[Gattung (Biologie)|Gattungen]], die zu den Orchideen gehören. [[Antoine Laurent de Jussieu|Jussieu]] fasste sie 1789 erstmals als [[Familie (Biologie)|Familie]] ''Orchidaceae'' zusammen. In der Folge wurden rasch sehr viele tropische Arten bekannt; so unterschied [[Olof Peter Swartz|Swartz]] im Jahr 1800 schon 25 Gattungen, von denen er selbst zehn neu aufstellte. Swartz publizierte im selben Jahr eine Monographie der Familie und gilt als einer der ersten Spezialisten für die Systematik der Orchideen.<ref name="GO1">{{Literatur |Autor=Finn N. Rasmussen |Hrsg=Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase, Finn N. Rasmussen |Titel=The Development of Orchid Classification |Sammelwerk=Genera Orchidacearum |Band=1 |Auflage=2. |Verlag=Oxford University Press |Ort=New York / Oxford |Datum=2003 |ISBN=0-19-850513-2 |Seiten=3–12}}</ref> |
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[[Datei:Bulbophyllum bicoloratum - journal.pone.0072688.g002.jpg|mini|hochkant|''Bulbophyllum bicoloratum'']] |
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Im 19. Jahrhundert erschienen, bedingt durch die Kenntnis immer neuer tropischer Orchideen, weitere wichtige Arbeiten. [[John Lindley (Botaniker)|Lindley]] veröffentlichte von 1830 bis 1840 ''The Genera and Species of Orchidaceaous Plants'' mit fast 2000 Arten und einer wegweisenden Einteilung in Unterfamilien und [[Tribus (Biologie)|Triben]]. In England erschien 1881 [[George Bentham|Benthams]] Systematik, die auch in seinem zusammen mit [[Joseph Dalton Hooker|Hooker]] herausgegebenen Werk ''Genera Plantarum'' verwendet wurde. Am Heidelberger botanischen Garten entstand 1887 [[Ernst Hugo Heinrich Pfitzer|Pfitzers]] ''Entwurf einer natürlichen Anordnung der Orchideen''. 1926 erschien posthum [[Rudolf Schlechter|Schlechters]] Arbeit ''Das System der Orchidaceen'' mit 610 Gattungen; es wurde für die nächsten Jahrzehnte das Standardwerk.<ref name="GO1" /> |
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Im 20. Jahrhundert waren die Publikationen [[Robert Dressler|Dresslers]] einflussreich, vor allem ''The Orchids. Natural History and Classification'' von 1981. Die weitere Entwicklung verläuft über die [[Kladistik|kladistische]] Analyse äußerer Merkmale zur Auswertung genetischer Untersuchungen, die zahlreich etwa von [[Mark W. Chase]] publiziert wurden.<ref name="GO1" /> |
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Die Familie der Orchideen ist in Unterfamilien, Triben, Subtriben, Gattungen, Arten und Unterarten/Varietäten/Formen untergliedert. Einen genauen Überblick darüber zu geben ist kaum möglich, da ständig innerhalb der einzelnen Bereiche umgruppiert, zusammengeführt, getrennt, neubeschrieben oder vermeintliche Synonyme der Erstbeschreibung untergeordnet werden.<br/> |
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[[Bild:Bulbophyllum_putidum.jpg|right|thumb|225px|''Bulbophyllum putidum'']] |
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Die derzeitige Systematik in der Wikipedia unterhalb der Familie unterscheidet 6 Unterfamilien: |
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* Epidendroideae |
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* Cypripedioideae |
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* Orchidoideae |
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* Apostasioideae |
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* Spiranthoideae |
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* (Vandoideae) |
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Aus [[Phylogenese|phylogenetischer]] Sicht existieren die fünf primären [[monophyletisch]]en Linien [[Apostasioideae]], [[Cypripedioideae]], [[Vanilloideae]], [[Orchidoideae]] und [[Epidendroideae]], deren Verwandtschaftsverhältnisse in einem [[Kladogramm]] wie folgt dargestellt werden können: |
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Diese Unterteilung richtet sich in erster Linie nach morphologischen, also sichtbaren Merkmalen und wurde besonders von Robert L. Dressler er- und überarbeitet. Sie ist derzeit noch am gebräuchlichsten, auch wenn sie von verschiedenen Autoren als veraltet angesehen wird. (Dressler selbst hat Vandoideae wieder in Epidendroideae integriert, nachdem er sie ursprünglich aus Epidendroideae herausgelöst hatte (1981)).<br /> |
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[[Datei:Kladogramm Orchideen.png|300px|Kladogramm der Familie Orchidaceae]] |
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Danach gibt es keine genetischen Anhaltspunkte für die Existenz der Unterfamilien Vandoideae oder Spiranthoideae. Die Unterfamilie Vandoideae ist nach diesen Untersuchungen ein Bestandteil innerhalb der Epidendroideae, die Spiranthoideae ein Bestandteil der Orchidoideae. Die separate Unterfamilie Vanilloideae war „klassisch“ Bestandteil der Epidendroideae.<ref>{{Literatur |Autor=Mark W. Chase, Kenneth M. Cameron, Russell L. Barrett, John V. Freudenstein |Hrsg=K. W. Dixon, S. P. Kell, R. L. Barrett, P. J. Cribb |Titel=DNA data and Orchidaceae systematics, a new phylogenetic classification |Sammelwerk=Orchid conservation |Verlag=Natural History Publications |Ort=Kota Kinabalu Borneo |Datum=2003 |ISBN=983-812-078-2 |Seiten=69–89}}</ref> |
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In letzter Zeit werden auch immer mehr genetische Untersuchungen durchgeführt und deren Ergebnisse veröffentlicht, die eine grundsätzliche Überarbeitung dieser Einteilung erforderlich machen könnten. Aus [[Kladistik|phylogenetischer]] Sicht existieren 5 primäre [[Kladistik|monophyletische]] Stammeslinien:<br /> |
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[[Bild:Kladogramm_Orchideen.png|300px]]<br /> |
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Innerhalb der [[Einkeimblättrige Pflanzen|einkeimblättrigen Pflanzen]] werden die Orchideen in die Ordnung der [[Spargelartige]]n (Asparagales) gestellt. Auf Basis äußerer Merkmale ließ sich die Frage nach den nächsten Verwandten der Orchideen nur unsicher beantworten, [[Alstroemeriaceae]], [[Philesiaceae]] oder [[Convallariaceae]] wurden vermutet, auch eine Einordnung in die Ordnung der [[Lilienartige]]n (Liliales) schien möglich.<ref>{{Literatur |Autor=Robert L. Dressler |Titel=Phylogeny and Classification of the Orchid Family |Verlag=Cambridge University Press |Datum=1993 |ISBN=0-521-45058-6 |Seiten=59–61}}</ref> Genetische Untersuchungen bestätigten die Zuordnung zu den Spargelartigen und sehen die Orchideen als [[Schwestergruppe]] zu allen anderen Spargelartigen, das heißt, sie haben sich schon früh von den anderen Pflanzen dieser Ordnung entfernt.<ref>{{Literatur |Autor=Mark W. Chase u. a. |Titel=Multigene analysis of monocot relationships – a summary |Sammelwerk=Aliso |Band=22 |Ort=Claremont |Datum=2006 |ISSN=0065-6275 |Seiten=63–75}}</ref> |
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Danach gibt es keine genetischen Anhaltspunkte für die Existenz der Unterfamilien Vandoideae oder Spiranthoideae. Vandoideae ist nach diesen Untersuchungen (wie bereits oben erwähnt) ein Bestandteil (Entwicklungsstufe) innerhalb der Epidendroideae sowie Spiranthoideae ein Bestandteil von Orchidoideae. Neu hingegen ist die Erhebung des Tribus Vanilleae zu einer separaten Klade (ehemals Bestandteil von Epidendroideae). |
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== Evolution == |
== Evolution == |
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[[Datei:Bletilla striata 1.jpg|mini|links|hochkant|''Bletilla striata'']] |
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Die Orchideen wurden häufig als besonders junge Familie angesehen. Anhand eines fossilen Polliniums von ''[[Meliorchis caribea]]'' wurde das Mindestalter des letzten gemeinsamen Vorfahren aller Orchideen auf 76 bis 84 Millionen Jahre bestimmt. Bis zum Ende der [[Kreide (Geologie)|Kreidezeit]] vor 65 Millionen Jahren spalteten sich schon die fünf Unterfamilien auf. Im [[Tertiär]] fand eine große Zunahme der Artenvielfalt der Orchideen statt.<ref>{{Literatur |Autor=Santiago R. Ramírez, Barbara Gravendeel, Rodrigo B. Singer, Charles R. Marshall & [[Naomi Pierce|Naomi E. Pierce]] |Titel=Dating the origin of the Orchidaceae from a fossil orchid with its pollinator |Sammelwerk=Nature |Band=448 |Ort=London |Datum=2007 |ISSN=0028-0836 |Seiten=1042–1042 |DOI=10.1038/nature06039}}</ref> Nach der Methode der „[[Molekulare Uhr|molekularen Uhr]]“ datiert der Ursprung der Orchideen noch früher, vor mindestens 100, wenn nicht sogar 122 Millionen Jahren.<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Janssen, Kåre Bremer |Titel=The age of major monocot groups inferred from 800+ rbcL sequences |Sammelwerk=Botanical Journal of the Linnean Society |Band=146 |Nummer=4 |Ort=Oxford |Datum=2004 |ISSN=0024-4074 |Seiten=385–398 |DOI=10.1111/j.1095-8339.2004.00345.x}}</ref> Es wird angenommen, dass sie sich in einem tropischen Gebiet als erstes entwickelten. Die Verbreitung verschiedener primitiver Orchideen (Bsp. ''[[Vanille (Gattung)|Vanilla]]'', ''[[Corymborkis]]'') und das Vorkommen der primitiven Gattungen (Bsp. ''[[Cypripedium]]'', ''[[Epistephium]]'') in nahezu allen tropischen Gebieten ist ein Indiz dafür, dass die Entwicklung der Orchideen in einer Zeit begonnen haben muss, in der Afrika und Südamerika enger beieinanderlagen ([[Kontinentaldrift]]). Der Hauptteil der [[Evolution]] der Orchideen hat allerdings erst begonnen, als sich die wichtigsten tropischen Regionen schon weiter voneinander entfernt hatten. |
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Die epiphytische Lebensweise vieler Orchideen, vor allem der tropisch und subtropischen Arten, ist das Resultat einer evolutionären Anpassung an verschiedene Bedingungen. Periodisch trockenens Klima oder gut entwässerte Standorte, die bereits zur Entstehung der Orchideen vorhandene Neigung zur Insektenbestäubung sowie der zumindest kurzzeitige Zyklus einer saprophytischen Lebensweise und der damit einhergehenden Entwicklung von kleinen Samen scheinen wesentliche Faktoren gewesen zu sein, dass Orchideen Bäume besiedelten. Andererseits scheint auch die Ausbildung von fleischigen Wurzeln mit Velamen oder von fleichigen Blätten als Anpassung an die periodisch trockenen Standortbedingungen eine Voraussetzung bzw. ein Möglichkeit gewesen zu sein, von Felsen oder anderen gut entwässerten Standorten auf Bäume über zu siedeln. Ob dabei der Weg über Humusepiphyten und anschließender Besiedlung der ökologischen Nischen in den Baumkronen oder die direkte Besiedlung der Bäume erfolgte, konnte bis heute nicht geklärt werden.<br /> |
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Bei der Wuchsform der Orchideen geht man davon aus, dass sich die Vielfalt der heutigen Orchideen aus einer sehr primitiven Form entwickelt hat, die man noch ansatzweise in fast allen Unterfamilien findet. So werden die ersten Orchideen einen sympodialen Wuchs mit schmalen [[Rhizom]]en, fleischigen Wurzeln (keine Speicherorgane), gefaltete Blätter und entständige Blütenstäde besessen haben. Aufgrund der fehlenden Fossilien lässt sich nur schwer ableiten, auf welchem Weg sich die verschiedenen Wuchsformen herausgebildet haben und welches die Hauptrichtungen der Wuchsevolution sind. Ähnlich verhält es sich bei der evolutionären Entwicklung der verschiedenen Blütenformen. Es wird davon ausgegangen, dass die Entwicklung und Anpassung der Blüten vor allem mit den bestäubenden Insekten in Verbindung zu bringen ist. Am Anfang stand sicherlich eine lilienähnliche Blüte die nach und nach ihre [[Ventral|vetralen]] Staubbeutel verloren hat. Dies hängt sehr wahrscheinlich mit der Art zusammen, wie die Bestäuber in die röhrenförmige Blüte eingedrungen sind. Dabei konnten wohl nur die [[Lage-_und_Richtungsbezeichnungen|dorsalen]] Staubbeutel ihre Pollen an eine sinnvolle Position für die Bestäubung heften. Die Ausbildung der Lippe resultiert ziemlich wahrscheinlich daraus, dass die Insekten immer wieder auf die gleiche Art und Weise auf den Blüten "gelandet" sind und sich entsprechend das untere Petalum (medianes Tepalum des inneren Hüllkreises) zur Lippe umgebildet hat, um die jeweiligen Bestäuber zu unterstützen. |
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Die epiphytische Lebensweise vieler Orchideen, vor allem der tropischen und subtropischen Arten, ist das Resultat einer evolutionären Anpassung an verschiedene Bedingungen. Periodisch trockenes Klima oder gut entwässerte Standorte, die bereits zur Entstehung der Orchideen vorhandene Neigung zur Insektenbestäubung sowie der zumindest kurzzeitige Zyklus einer myko-heterotrophen Lebensweise und der damit einhergehenden Entwicklung von kleinen Samen scheinen wesentliche Faktoren gewesen zu sein, dass Orchideen Bäume besiedelten. Andererseits scheint auch die Ausbildung von fleischigen Wurzeln mit Velamen oder von fleischigen Blättern als Anpassung an die periodisch trockenen Standortbedingungen eine Voraussetzung oder eine Möglichkeit gewesen zu sein, von Felsen oder anderen gut entwässerten Standorten auf Bäume überzusiedeln. Ob dabei der Weg über Humusepiphyten und anschließende Besiedlung der ökologischen Nischen in den Baumkronen oder die direkte Besiedlung der Bäume erfolgte, konnte bis heute nicht geklärt werden. |
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== Gattungen == |
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[[Bild:Haraella_odorata_toapel.jpg|thumb|right|220px|''Haraella odorata'']] |
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Hier findet sich eine umfangreiche Auflistung der '''[[Liste der Orchideengattungen|Orchideengattungen]]'''. |
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Bei der Wuchsform der Orchideen geht man davon aus, dass sich die Vielfalt der heutigen Orchideen aus einer sehr primitiven Form entwickelt hat, die man noch ansatzweise in fast allen Unterfamilien findet. So werden die ersten Orchideen einen sympodialen Wuchs mit schmalen [[Rhizom (Botanik)|Rhizomen]], fleischigen Wurzeln (keine Speicherorgane), gefaltete Blätter und endständige Blütenstände besessen haben. Aufgrund der fehlenden Fossilien lässt sich nur schwer ableiten, auf welchem Weg sich die verschiedenen Wuchsformen herausgebildet haben und welches die Hauptrichtungen der Wuchsevolution sind. Ähnlich verhält es sich bei der evolutionären Entwicklung der verschiedenen Blütenformen. Es wird davon ausgegangen, dass die Entwicklung und Anpassung der Blüten vor allem mit den bestäubenden Insekten in Verbindung zu bringen ist. Am Anfang stand sicherlich eine lilienähnliche Blüte, die nach und nach ihre [[ventral]]en Staubbeutel verloren hat. Dies hängt wahrscheinlich mit der Art zusammen, wie die Bestäuber in die röhrenförmige Blüte eingedrungen sind. Dabei konnten wohl nur die [[Lage- und Richtungsbezeichnungen|dorsalen]] Staubbeutel ihre Pollen an eine für die Bestäubung sinnvolle Position heften. Die Ausbildung der Lippe resultierte ziemlich wahrscheinlich daraus, dass die Insekten immer wieder auf die gleiche Art und Weise auf den Blüten „gelandet“ sind. Vermutlich konnten Pflanzen mit lippenförmigem unterem Petalum (medianes Blütenhüllblatt des inneren Blütenhüllblattkreises) die jeweiligen Bestäuber besser unterstützen, was ein entscheidender Vorteil in ihrer Evolution gewesen sein dürfte. |
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Zu folgenden Gattungen gibt es Artikel in der deutschen Wikipedia: |
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== Gattungen und Arten == |
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* Europa, Asien und Nordamerika, gemäßigte Zone:<br/> |
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Siehe auch: [[Liste der Orchideengattungen]] |
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[[Datei:Haraella odorata toapel.jpg|mini|''Gastrochilus retrocallus'']] |
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Die Schätzungen über die Artenzahl der Orchideen reichen von 15.000 bis 35.000. [[Rafael Govaerts|Govaerts]], der für die [[Royal Botanic Gardens (Kew)|Kew Gardens]] eine Checkliste führt, stellte 2005 einen Stand von 25.158 Arten in 859 Gattungen fest. Im Zeitraum von 1990 bis 2000 wurden pro Jahr 200 bis 500 neue Arten beschrieben. Die artenreichsten Gattungen besitzen eine hauptsächlich tropische Verbreitung, dies sind:<ref>{{Literatur |Autor=P. Cribb, R. Govaerts |Titel=Just how many Orchids are there? |Sammelwerk=Proceedings of the 18th World Orchid Conference |Datum=2005 |ISBN=2-909717-47-X |Seiten=161–172}}</ref> |
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* ''[[Bulbophyllum]]'' (1800 Arten), ''[[Pleurothallis]]'' (1250), ''[[Dendrobium]]'' (1200), ''[[Epidendrum]]'' (1120), ''[[Lepanthes]]'' (970), ''[[Habenaria]]'' (845), ''[[Maxillaria]]'' (560), ''[[Masdevallia]]'' (545), ''[[Stelis (Orchideen)|Stelis]]'' (525) und ''[[Liparis (Orchidee)|Liparis]]'' (425) |
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In der gemäßigten Zone ist die Artenvielfalt geringer, je etwa 250 Arten sind in Europa, Ostasien und Nordamerika verbreitet. Gattungen der gemäßigten Zone sind unter anderen: |
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[[Cypripedium|Frauenschuhe]] (''Cypripedium'', ''Paphiopedilum'', ''Phragmipedium'', ''Selenipedium'', ''Mexipedium''), |
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* [[Cypripedium|Frauenschuhe]] (''Cypripedium''), [[Dingel]] (''Limodorum''), [[Händelwurzen]] (''Gymnadenia''), [[Grüne Hohlzunge|Hohlzungen]] (''Coeloglossum''), [[Hundswurzen]] (''Anacamptis''), [[Knabenkräuter]] (''Dactylorhiza, Orchis''), [[Nigritella|Kohlröschen]] (''Nigritella''), [[Kugelorchis]] (''Traunsteinera''), [[Nestwurzen]] (''Neottia''), [[Norne (Orchideen)|Nornen]] (''Calypso''), [[Ragwurzen]] (''Ophrys''), [[Stendelwurzen]] (''Epipactis''), [[Waldhyazinthen]] (''Platanthera''), [[Waldvöglein]] (''Cephalanthera''), [[Zweiblatt]] (''Listera''), [[Zwergstendel]] (''Chamorchis'') |
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[[Händelwurzen]] (''Gymnadenia''), |
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[[Grüne Hohlzunge|Hohlzungen]] (''Coeloglossum''), |
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[[Anacamptis pyramidalis|Hundswurzen]] (''Anacamptis''), |
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[[Knabenkräuter]] (''Dactylorhiza, Orchis''), |
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[[Kohlröschen]] (''Nigritella''), |
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[[Nestwurzen]] (''Neottia''), |
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[[Norne (Orchideen)|Nornen]] (''Calypso''), |
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[[Ragwurzen]] (''Ophrys''), |
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[[Stendelwurzen]] (''Epipactis''), |
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[[Waldhyazinthen]] (''Platanthera''), |
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[[Waldvöglein]] (''Cephalanthera''), |
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[[Zweiblatt]] (''Listera''), |
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[[Zwergstendel]] (''Chamorchis''). |
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== Gefährdung der Habitate und Artenschutz == |
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* tropische Gattungen:<br/> |
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[[Datei:Paphiopedilum victoria-regina - from-DC1.jpg|mini|''Paphiopedilum victoria-regina'']] |
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Nur für die wenigsten Gattungen liegen gesicherte Informationen über die Stärke der Populationen vor. Trotzdem muss davon ausgegangen werden, dass die Bestände vieler Arten in der Natur stark gefährdet sind. Dies gilt für die Habitate in allen Regionen der Welt. Vor allem die Abholzung der Regenwälder und die landwirtschaftliche Nutzung von Gebieten mit Orchideenhabitaten reduzieren die Bestände stetig. Zusätzlich werden sie durch das unkontrollierte Sammeln gefährdet. |
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Zum Schutz der Pflanzen wurden Vorschriften erlassen, die den Handel und den Umgang mit ihnen regeln. Alle Orchideenarten stehen mindestens im Anhang II des [[Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen]]s (WA). Folgende Gattungen und Arten stehen aufgrund besonders umfangreicher Aufsammlungen in der Vergangenheit und/oder der Gegenwart im Anhang I und unterliegen somit noch strengeren Auflagen: |
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::: ''Aerangis ellisii'', ''Dendrobium cruentum'', ''Laelia jongheana'', ''Laelia lobata'', ''Peristeria elata'', ''Renanthera imschootiana''; |
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::: alle Arten der Gattungen ''Paphiopedilum'' und ''Phragmipedium''. |
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Der Rückgang vieler europäischer Arten ist auch auf eine veränderte ländliche Bewirtschaftung zurückzuführen. Durch den enormen Rückgang der Beweidung (Schafe usw.), vor allem in Mitteleuropa, gehen die v. a. durch menschlichen Eingriff entstandenen Habitate ([[Trockenrasen]]) in ihren vermuteten ursprünglichen, bewaldeten Zustand zurück. Orchideenarten, die auf Trockenrasen wachsen, treten in diesen Wäldern kaum noch auf. Aus Sicht der [[Megaherbivorenhypothese]] jedoch wäre diese Wiederbewaldung als nur bedingt natürlicher Prozess zu verstehen, und Weidelandschaften wie Trockenrasen hätten auch vor dem Eintreffen des Menschen in Europa natürlicherweise existiert. |
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''[[Bulbophyllum]]'', ''[[Cattleya]]'', ''[[Doritis]]'', ''[[Kingidium]]'', ''[[Phalaenopsis]]'', ''[[Vanda]]'', ''[[Vanilla]]''. |
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== Geschichte == |
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== Gefährdung der Habitate und Artenschutz == |
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[[Datei:Haeckel Orchidae.jpg|mini|hochkant|„Orchideen“ aus [[Ernst Haeckel|Haeckels]] Kunstformen der Natur, 1904]] |
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[[Bild:Paphiopedilum_victoria-regina_-_from-DC1.jpg|left|thumb|250px|''Paphiopedilum victoria-regina'']]Nur für die wenigsten Gattungen liegen gesicherte Informationen über die Stärke der Populationen vor. Trotzdem muss davon ausgegangen werden, dass die Bestände vieler Arten in der Natur stark bis sehr stark gefährdet sind. Dies gilt für die Habitate in allen Regionen der Welt. Vor allem die Abholzung der Regenwälder oder die landwirtschaftliche Nutzung von Gebieten mit Orchideenhabitaten reduzieren die Bestände stetig. Zusätzlich werden sie durch das unkontrollierte Sammeln gefährdet. |
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{{Siehe auch|Liste bedeutender Orchideenforscher}} |
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Zum Schutz der Pflanzen wurden Regularien erlassen, die den Handel und den Umgang mit ihnen reglementieren. Alle Orchideenarten stehen mindestens im Anhang II des [[Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen]]s (WA). Folgende Gattungen und Arten stehen aufgrund besonders umfangreicher Aufsammlungen in der Vergangenheit und/oder der Gegenwart auf dem Anhang I und unterliegen somit noch strengeren Auflagen: |
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::: ''Aerangis ellisii'', ''Dendrobium cruentum'', ''Laelia jongheana'', ''Laelia lobata'', ''Peristeria elata'', ''Renanthera imschootiana'' |
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Orchideen faszinieren und beschäftigen die Menschen schon seit mehr als 2500 Jahren. Sie wurden als Heilmittel, Dekoration und [[Aphrodisiakum]]<ref>Vagn Jørgensen Brøndegaard, [[Peter Dilg]]: ''Orchideen als Aphrodisiaka.'' In: ''Sudhoffs Archiv'' 55, 1971, S. 22–57.</ref> verwendet oder sie spielten im Aberglauben eine große Rolle. |
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::: alle Arten der Gattungen ''Paphiopedilum'' und ''Phragmipedium'' |
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=== China === |
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Die ältesten Überlieferungen über Orchideen stammen aus dem [[Kaiserreich China]] und beziehen sich auf die Kultur von Orchideen aus der Zeit um 500 v. Chr. (Tsui Tsze Kang: ''Orchideenkultur im Kum Cheong'' (erschienen in der [[Song-Dynastie]] 1128–1283)). Der chinesische Philosoph [[Konfuzius]] (551–478 v. Chr.) berichtete über ihren Duft und verwendete sie als Schriftzeichen »lán« ({{zh|c=蘭}}), was so viel wie Anmut, Liebe, Reinheit, Eleganz und Schönheit bedeutet. Allgemein gilt die Orchidee in der [[Gartenkunst in China|chinesischen Gartenkunst]] als [[Chinesische Symbole|Symbol]] für Liebe und Schönheit oder auch für ein junges Mädchen. Orchideen in der Vase stehen dort für Eintracht. |
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Die ersten monographischen Abhandlungen über Orchideen entstanden in China bereits während der [[Song-Dynastie]] (Tsui Tsze Kang: ''Orchideenkultur im Kum Cheong'', Wong Kwei Kok ''Die Orchideenkultur des Herrn Wong''). Anhand der Schilderungen in diesen Werken kann man ablesen, dass sich die Orchideenkultur in China damals bereits auf einer hohen Stufe befand. |
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=== Amerika === |
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Auch in [[Amerika]] ([[Mexiko]]) werden Orchideen schon lange kultiviert. Noch bevor die Spanier das Land eroberten, wurden vor allem die Früchte von „Tlilxochitl“ (''[[Gewürzvanille|Vanilla planifolia]]'') als Gewürz geschätzt. Die [[Azteken]] verehrten »Coatzontecomaxochitl« (''Stanhopea''-Arten) als heilige Blumen und kultivierten diese in den Gärten ihrer Heiligtümer. |
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=== Europa === |
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[[Datei:Knabenkraut Man und Frau.jpg|mini|420px|„Knabenkraut Männlin“ und „Knabenkraut Weiblin“. [[Otto Brunfels]] 1532. Alte Orchideen-Abbildungen aus Europa: |
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6. bis 15. Jahrhundert: |
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<ref>[[Pseudo-Apuleius]]. ''Herba satyrion''. Pseudo-Apuleius, Leiden (MS. Voss Q9), 6. Jh. ([[:Datei:Pseudo-Apuleius, Leiden.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Pseudo-Apuleius. ''Herba satirion''. Pseudo-Apuleius, Wien (Cod. Vind. 93), 12. Jh. ([[:Datei:Pseudo-Apuleius, Wien.jpg|Bildlink]])</ref><ref>[[Vitus Auslasser]]. Nicht benannte Orchideenart ([[Waldhyazinthen|Platanthera spec.?]]). Kräuterbuch des Vitus Auslasser. Bayern 1479 ([[:Datei:Auslasser 128 a.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Kräuterbuch des Vitus Auslasser. ''Primula veris fusca - Hymel schlussel – „Händel wurcz“'' ([[Dactylorhiza maculata]]). Kräuterbuch des Vitus Auslasser. Bayern 1479 ([[:Datei:Auslasser 202 a.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Kräuterbuch des Vitus Auslasser. ''Primula veris alba'' (?) Kräuterbuch des Vitus Auslasser. Bayern 1479 ([[:Datei:Auslasser 203 a.jpg|Bildlink]])</ref> |
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Mainzer Kräuterbuch-Incunabeln: |
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<ref>''[[Herbarius Moguntinus]]'' 1484. ''Satirion - Stendelworcz''. ''Herbarius moguntinus'', Mainz 1484 ([[:Datei:Herbarius Satirion Stendelwortz.jpg|Bildlink]])</ref><ref>''Herbolario volgare'' (italienische erweiterte Übersetzung des ''Herbarius Moguntinus''). ''Palma Christi. Herbolario volgare''. Venedig 1536 ([[:Datei:Herb. Palma Christi.jpg|Bildlink]])</ref><ref>''Herbolario volgare, nel quale se dimostra a conoscer le herbe et le sue virtu …'' Francesco Bindoni und Maffeo Pasini, Venedig 1536, Kapitel 125: ''Palma christi'', {{archive.org |hin-wel-all-00001122-001 |Blatt=n277}}</ref><ref>''[[Gart der Gesundheit]]'' 1485. ''Satirion knabenkrut oder stendelkrut. Gart der Gesundheit'', Mainz 1485 ([[:Datei:Gart 355.jpg|Bildlink]])</ref><ref>''[[Hortus sanitatis]]'' 1491. ''Satyrion. Hortus sanitatis''. Mainz 1491 ([[:Datei:Hortus Satyrion.jpg|Bildlink]])</ref> |
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16. Jahrhundert:<ref>[[Otto Brunfels]] 1532 ''Knabenkraut männlein – Satyrion mascul''. Otto Brunfels. ''Herbarum vivae eicones …'', Straßburg 1530 ([[:Datei:Brunfels 1530a.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Otto Brunfels. ''Knabenkraut weiblin – Satyrion foemina''. Otto Brunfels. ''Herbarum vivae eicones'' …, Straßburg 1530 ([[:Datei:Brunfels 1530b.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Otto Brunfels. ''Knabenkraut'' ([[Hummel-Ragwurz|Ophrys holoserica]]). Otto Brunfels. ''Herbarum vivae eicones …'', Straßburg 1530 ([[:Datei:Brunfels 1530c.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Otto Brunfels. ''Ragwurcz – Cynosorchis''. Otto Brunfels. ''Herbarum vivae eicones …'', Straßburg 1530 ([[:Datei:Brunfels 1530d.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Otto Brunfels. ''Wolschmackend Knabenkraut – Satyrion odiferum''. Otto Brunfels. ''Herbarum vivae eicones …'', Straßburg 1530 ([[:Datei:Brunfels 1530e.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Otto Brunfels. ''Stendelwurcz''. Otto Brunfels. ''Herbarum vivae eicones …'', Straßburg 1530 ([[:Datei:Brunfels 1530f.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Otto Brunfels. ''Wylder Durchwachs männlin'' ([[Großes Zweiblatt|Listera ovata]]) Otto Brunfels. ''Herbarum vivae eicones …'', Straßburg 1530 ([[:Datei:Brunfels 1532 f.jpg|Bildlink]])</ref><ref>[[Leonhart Fuchs]] 1542 [[Helm-Knabenkraut|Orchis militaris]]. Leonhart Fuchs. ''De historia stirpium …'', Basel 1542 ([[:Datei:Fuchs 554.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Leonhart Fuchs. [[Männliches Knabenkraut|Orchis mascula]]. Leonhart Fuchs. ''De historia stirpium …'', Basel 1542 ([[:Datei:Fuchs 555.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Leonhart Fuchs. [[Pyramiden-Hundswurz|Anacamptis pyramidalis]]. Leonhart Fuchs. ''De historia stirpium …'', Basel 1542 ([[:Datei:Fuchs 556.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Leonhart Fuchs. ??? Leonhart Fuchs. ''De historia stirpium …'', Basel 1542 ([[:Datei:Fuchs 557.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Leonhart Fuchs. ??? Leonhart Fuchs. ''De historia stirpium …'', Basel 1542 ([[:Datei:Fuchs 559.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Leonhart Fuchs. [[Bienen-Ragwurz|Ophrys apifera]]. Leonhart Fuchs. ''De historia stirpium …'', Basel 1542 ([[:Datei:Fuchs 560.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Leonhart Fuchs. [[Großes Zweiblatt|Listera ovata]]. Leonhart Fuchs. ''De historia stirpium …'', Basel 1542 ([[:Datei:Fuchs 566.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Leonhart Fuchs. [[Waldhyazinthen|Platanthera spec.]] Leonhart Fuchs. ''De historia stirpium …'', Basel 1542 ([[:Datei:Fuchs 710.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Leonhart Fuchs. [[Mücken-Händelwurz|Gymnadenia conopsea]]. Leonhart Fuchs. ''De historia stirpium …'', Basel 1542 ([[:Datei:Fuchs 712.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Leonhart Fuchs. [[Geflecktes Knabenkraut|Dactylorhiza maculata]]. Leonhart Fuchs. ''De historia stirpium …'', Basel 1542 ([[:Datei:Fuchs 713.jpg|Bildlink]])</ref> ]] |
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Die ältesten europäischen Überlieferungen, in denen Orchideen erwähnt werden, stammen aus der griechischen Spätklassik von [[Theophrastos von Eresos|Theophrastus von Lesbos]] (etwa 372–289 v. Chr.). In seinem Werk ''Historia plantarum'' beschrieb er eine Pflanze mit zwei unterirdischen Knollen und bezeichnete sie als ''orchis'', was dem griechischen Wort ''ὄρχις'' „Hoden“ entspricht. [[Kurt Sprengel]] deutete sie als die Art ''[[Kleines Knabenkraut|Orchis morio]]''. Die älteste erhalten gebliebene Schrift über Orchideen stammt von [[Pedanios Dioscurides]] (1. Jh.). Er beschrieb vier Arten (Orchis, anderes Orchis, Satyrion und rotes Satyrion), die nach seinen Angaben botanisch nur schwer zu bestimmen sind. Medizinisch sollten sie wundheilend, stuhlstopfend und gegen Atemnot wirken. Unter Anwendung der [[Signaturenlehre]] unterschied Dioscurides bei den rundknolligen Orchideen zwei Arten von Wurzelknollen: die großen diesjährigen und die kleinen letztjährigen. Die großen, von Männern verzehrt, sollten die Geburt von Knaben bewirken, die kleinen, von Frauen genossen, die Geburt von Mädchen. Allgemein sollten die Orchideenwurzeln als [[Aphrodisiakum]] wirken. Die Orchideenbeschreibungen bei [[Plinius der Ältere|Plinius]] (1. Jh.) und [[Galenos|Galen]] (2. Jh.) sowie bei späteren Autoren weichen nur unwesentlich von denen des Dioscurides ab.<ref>[[Kurt Sprengel]]. ''Theophrasts Naturgeschichte der Gewächse.'' 2 Bände. Johann Friedrich Hammerich, Altona 1822, Band II, S. 388 (Buch 9, Kapitel 18) [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10238431_00396.html (Digitalisat)]</ref><ref>[[Julius Berendes (Apotheker)|Julius Berendes]]. ''Des Pedanius Dioskurides Arzneimittellehre in 5 Büchern.'' Enke, Stuttgart 1902, Buch III, Kapitel 131–134 [https://dfg-viewer.de/show/?set%5Bmets%5D=http%3A%2F%2Fdigital.ub.uni-duesseldorf.de%2Foai%2F%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D2437704&tx_dlf%5Bpage%5D=360 (Digitalisat)]</ref><ref>[[Plinius der Ältere|Plinius]]. ''[[Naturalis historia]]''. Buch XXVI, § 95–99 (Kapitel LXII) [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Pliny_the_Elder/26*.html#lxii (Digitalisat Latein)] ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10246060_00546.html Digitalisat] der Ausgabe [[Philipp H. Külb|Külb]] 1840–1864 Deutsch)</ref><ref>Plinius. ''[[Naturalis historia]]''. Buch XXVII, § 65 (Kapitel XLII) [http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Pliny_the_Elder/27*.html#xlii (Digitalisat Latein)] ([http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10246060_00629.html Digitalisat] der Ausgabe [[Philipp H. Külb|Külb]] 1840–1864 Deutsch)</ref><ref>[[Galenos|Galen]]. ''De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus'', lib. VIII, Cap. XV/17, 18 (nach Kühn 1826, Bd. XII, S. 92 [http://www.biusante.parisdescartes.fr/histoire/medica/resultats/?p=95&cote=45674x12&do=page (Digitalisat)]): Orchis; lib. VIII, Cap. XVIII/5 (nach Kühn 1826, Bd. XII, S. 118 [http://www.biusante.parisdescartes.fr/histoire/medica/resultats/?p=121&cote=45674x12&do=page (Digitalisat)]): Satyrium.</ref><ref>''[[Pseudo-Apuleius|Pseudo-Apuleius Herbarius]]'' (4. Jh.), Ausgabe [[Ernst Howald]] und [[Henry E. Sigerist]], Teubner, Leipzig 1927, S. 49–50 (Kapitel 15: ''Herba Priapiscus'') [http://cmg.bbaw.de/epubl/online/cml_04.html?p=2 (Digitalisat)]</ref><ref>[[Avicenna]]. ''[[Kanon der Medizin]]''. (11. Jh.) Buch 2, Cap. 207: Digiti citrini [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0009/bsb00090355/images/index.html?id=00090355&groesser=&fip=qrssdaseayasdasfsdrxdsydxdsydqrseayasdasyzts&no=36&seite=270 (Digitalisat)]</ref><ref>[[Konstantin der Afrikaner]]. ''Liber de gradibus simplicium.'' (11. Jh.) (= Übersetzung des entsprechenden Werkes von [[Ibn al-Dschazzar]] aus dem 10. Jh.) Druck Basel 1536, S. 379: Satyrion [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11069388_00402.html (Digitalisat)]</ref><ref>''[[Circa instans]]'' (12. Jh.), Druck Venedig 1497, S. 209v: Satirion [https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00061068&pimage=422&v=100&nav=&l=de (Digitalisat)]</ref><ref>''[[Gart der Gesundheit]]'', Mainz 1485, Kapitel 355: Satirion knabenkrut oder stendelkrut [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0003/bsb00032739/images/index.html?id=00032739&groesser=&fip=xsyztsxdsydewqsdasfsdrqrsxdsydeayaewq&no=4&seite=567 (Digitalisat)]</ref> |
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Seit dem Spätmittelalter wurden flache, handförmige Orchideenwurzeln von runden Wurzeln unterschieden. Die flachen, handförmigen Wurzeln wurden „palma christi“, [[Manus Christi|„manus christi“]], „stendel wurcz das wyblin“ oder „hendel wurcz“ genannt.<ref>[[Matthaeus Silvaticus]]. ''Pandectae medicinae.'' (14. Jh.) Druck Bologna 1474, Kapitel 150 [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0006/bsb00069437/images/index.html?id=00069437&groesser=&fip=xsyztsxdsydewqsdasqrswxdsydenw&no=6&seite=226 (Digitalisat)]. Darin: … Oribasius cap. de palma xpi (christi) venenis resistit …</ref><ref>''[[Herbarius moguntinus]]'', Mainz 1484, Cap. 128: Satirion stendelworcz [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00027407/images/index.html?id=00027407&groesser=&fip=qrssdaseayasdasfsdrxdsydxdsydqrseayasdasyzts&no=18&seite=267 (Digitalisat)]</ref><ref>''[[Hortus sanitatis]]'', Mainz 1491, Cap. 413: Satiron. [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00027846/images/index.html?id=00027846&groesser=&fip=xsyztsxdsydewqsdasfsdrqrsyztsqrs&no=18&seite=386 (Digitalisat)]</ref><ref>[[Hieronymus Brunschwig]]. ''[[Kleines Destillierbuch]]'', Blatt 100v-101r [https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00031146&pimage=240&v=100&nav=&l=de (Digitalisat)]</ref><ref>[[Otto Brunfels]]. Contrafayt Kreüterbůch. Straßburg 1532, S. 38–39 Stendelwurtz. [https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&l=de&bandnummer=bsb00054201&pimage=00076&v=100&nav= (Digitalisat)]</ref><ref>''Herbolario volgare, nel quale se dimostra a conoscer le herbe et le sue virtu …'' Francesco Bindoni und Maffeo Pasini, Venedig 1536, Kapitel 125: Palma christi, {{archive.org |hin-wel-all-00001122-001 |Blatt=n277}}</ref> |
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{{Zitat |
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|Text=Das weiblin hat zwo wurtzelen vuffeinander ligen / gleich zweyen henden / der halben es auch Palma Chriſti genant. Es hat auch ſonſt einen vnzüchtigen anblick / der weiber heymlicheyt gleich. |
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|Autor=Otto Brunfels |
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|Quelle=1532}} |
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Ab der ersten Hälfte des 16. Jh. setzte man sich auch in Europa stärker mit den Orchideen auseinander. So in den Werken der [[Väter der Botanik]], die die bisher bekannten Pflanzen ordneten, indem sie verwandte Arten zusammenstellten, Wuchsformen, Blüten und Wurzelknollen beschrieben.<ref>[[Otto Brunfels]]. ''Herbarum vivae eicones'', Straßburg 1530, Band I, S. 102–110 [https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&l=de&bandnummer=bsb00054201&pimage=00073&v=100&nav= (Digitalisat)]</ref><ref>[[Hieronymus Bock]]. ''New Kreütter Bůch'', Straßburg 1539, Teil II, Kapitel 80 (S. 59v-61v) [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11069345_00536.html (Digitalisat)]. Siehe dazu die Bestimmung der von Bock beschriebenen Arten in: Brigitte Hoppe. ''Das Kräuterbuch des Hieronymus Bock.'' Anton Hiersemann, Stuttgart 1969, S. 299–303</ref><ref>[[Leonhart Fuchs]]. ''De historia stirpium …'', Basel 1542, Kapitel 209–210 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11200259_00586.html (Digitalisat)], Kapitel 269–270 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11200259_00742.html (Digitalisat)]</ref> |
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[[Datei:Cattleya labiata 2.jpg|mini|hochkant|''Cattleya labiata'']] |
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Mit dem Erscheinen von ''Species plantarum'' von [[Carl von Linné]] (1753) erhielten auch verschiedene Orchideenarten erstmals Namen nach der binären Nomenklatur. [[Antoine Laurent de Jussieu|Jussieu]] begründete 1789 mit der Herausgabe des Werkes ''Genera Plantarum'' die Grundlagen der botanischen Klassifikation und somit auch die Schaffung der ''Orchidaceae'' als Pflanzenfamilie. Der [[Schweden|schwedische]] Botaniker [[Olof Peter Swartz|O. Swartz]] gliederte 1800 als erster die Orchideenfamilie in zwei verschiedene Gruppen (ein oder zwei fruchtbare Staubblätter). Mit seinem Werk ''The Genera and Species of Orchidaceous Plants'' ([[London]], 1830 bis 1840) und unzähligen Einzelbearbeitungen wurde [[John Lindley (Botaniker)|J. Lindley]] zum eigentlichen Begründer der Orchideenkunde. Sein Hauptwerk lag in der Gliederung und Beschreibung von Arten. Seine Arbeiten wurden später durch [[Heinrich Gustav Reichenbach|H. G. Reichenbach (Rchb. f.)]], [[Joseph Dalton Hooker|J. D. Hooker]], [[Rudolf Schlechter|R. Schlechter]] und andere ergänzt, erweitert und zum Teil wesentlich überarbeitet. |
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[[Datei:Brassavola nodosa Orchi 03.jpg|mini|hochkant|''Brassavola nodosa'']] |
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Bevor man in Europa begann, aus Übersee tropische Orchideen einzuführen, kultivierte man schon lange Zeit heimische Orchideen in den Gärten. Die erste tropische Orchidee in Europa erblühte 1615 in [[Holland]] (''Brassavola nodosa''). 1688 wurde ''Disa uniflora'' aus Südafrika nach Europa eingeführt. Vor allem durch seine weltweite Vormachtstellung als Kolonialmacht und die daraus resultierenden Verbindungen gelangten viele Arten nach England, wo im 19. Jahrhundert zahlreiche Sammlungen entstanden. Vor allem [[Conrad Loddiges|C. Loddiges]] war ausgesprochen erfolgreicher Kultivateur. Als 1818 bei [[William Cattley|W. Cattley]] die erste ''Cattleya labiata'' (später als ''Cattleya labiata var. autumnalis'' bezeichnet) erblühte, war die große lavendelblaue Blüte eine Sensation in Europa und führte zu einem immer stärkeren Bedarf an weiteren tropischen Orchideen. Es wurden immer mehr Sammler und Forschungsreisende (darunter [[John Gibson (Botaniker)|John Gibson]], [[William Lobb|William]] und [[Thomas Lobb]], [[David Burke (Botaniker)|D. Burke]], [[James Herbert Veitch|J. H. Veitch]]) in alle Welt geschickt, um neue unbekannte Arten zu finden und diese Pflanzen in die Sammlungen der zahlenden Gärtnereien (zum Beispiel C. Loddiges, [[Jean Linden|J. Linden]], F. Sander, [[Louis van Houtte|L. van Houtte]], [[Veitch and Sons]]) und Privatpersonen (zum Beispiel W. Cattley, A.L. Keferstein, Senator Jenisch) einzugliedern<ref>{{Internetquelle |autor=M. Schmucker |url=http://www.orchideen.at/VHS_OK.htm |titel=Orchideen – Exotik auf der Fensterbank |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130331031058/http://www.orchideen.at/VHS_OK.htm |archiv-datum=2013-03-31 |abruf=2009-07-24 |offline=1}}</ref>. Die Anzahl der Importe verringerte sich erst wieder, als die Orchideenzüchtung immer mehr an Bedeutung gewann (Anfang 20. Jahrhundert). Mit dem Beginn der stärkeren wissenschaftlichen Untersuchung der Familie Orchidaceae – unter anderem zur Klärung offener Verwandtschaftsverhältnisse – und dem wachsenden Interesse von Amateuren stieg der Bedarf und das Interesse an den Naturformen wieder. Auch heute noch sind Gärtnereien in aller Welt daran interessiert, Wildformen in ihre Bestände einzugliedern, um durch Einkreuzungen vorhandenes Pflanzenmaterial aufzufrischen. Auch heute werden bisher unbekannte Arten neu entdeckt. |
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In den letzten Jahrzehnten wurde die Orchideenkultur immer populärer, das Angebot und die Verfügbarkeit von Kulturhybriden wurde größer und so versuchten sich immer mehr Amateure daran, in den heimischen Zimmern, Vitrinen und Gewächshäusern Orchideen zu kultivieren. Heute ist die Kultur dieser Pflanzen nichts Ungewöhnliches mehr. Vor allem der Massenproduktion von Orchideen in [[Republik China (Taiwan)|Taiwan]], [[Thailand]] und den [[Niederlande]]n ist es zu verdanken, dass die Preise der Pflanzen so gesunken sind, dass eine blühende Orchidee im Topf (zum Beispiel in [[Deutschland]]) zum Teil preiswerter ist als ein durchschnittlicher Blumenstrauß. Diese Popularität hat aber auch dazu geführt, dass die Jagd nach dem Besonderen, dem Einzigartigen, dem Besitz besonders hochwertiger Pflanzen wieder aktueller denn je ist. Die Folge ist zum einen, dass für besonders rare Exemplare oder prämierte Pflanzen exorbitante Preise in [[Japan]] oder den [[Vereinigte Staaten|USA]] gezahlt werden, und zum anderen, dass aus Geldgier besonders bei neuentdeckten Arten häufig die natürlichen Bestände geplündert werden, nur um die Nachfrage sogenannter „Sammler“ zu befriedigen. So führte die Entdeckung von ''Phragmipedium kovachii'' neben einem Streit um die Erstbeschreibung auch dazu, dass die bekanntgewordenen [[Habitat]]e in [[Peru]] stark dezimiert wurden. |
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Der Rückgang vieler europäischer Arten ist auch auf eine veränderte ländliche Bewirtschaftung zurückzuführen. Durch den enormen Rückgang der Beweidung (Schafe, etc.), vor allem in Mitteleuropa, gehen die durch menschlichen Eingriff entstandenen Habitate (Trockenrasen) in ihren ursprünglichen, wäldlichen Zustand zurück. Orchideenarten, die auf Trockenrasen wachsen, treten in diesen Wäldern nicht mehr auf. |
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Orchideen standen zudem im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens der amerikanischen Malerin [[Georgia O’Keeffe]], die Blumenmotive mit der Sexualität weiblicher Körper assoziierte. Zu nennen wären etwa die Bilder ''An Orchid'' oder ''Narcissa’s Last Orchid'', jeweils aus dem Jahr 1941. |
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== Wirtschaftliche Bedeutung == |
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== Kulturgeschichte == |
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=== Orchideen als Nutzpflanzen === |
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Orchideen faszinieren und beschäftigen die Menschen schon mehr als 2500 Jahre. Sie wurden als Heilmittel, Dekoration und [[Aphrodisiakum]] verwendet oder sie spielten im Aberglauben eine große Rolle. Die ältesten Überlieferungen über Orchideen stammen aus [[China]] und beziehen sich auf die Kultur von Orchideen aus der Zeit um 500 v. Chr. (Tsui Tsze Kang: ''Orchideenkultur im Kum Cheong'' (erschienen in der [[Song-Dynastie]] 1128-1283)). Der chinesische Philosoph [[Konfuzius]] (551-478 v.Chr.) berichtete über ihren Duft und verwendete sie als Schriftzeichen »lán« (蘭), was so viel wie Anmut, Liebe, Reinheit, Eleganz und Schönheit bedeutet. Die ältesten europäischen Überlieferungen stammen aus der griechischen Spätklassik von [[Theophrastos von Eresos|Theophrastus von Lesbos]] (ca. 372-289 v. Chr.). In seinem Werk ''Historia plantarum'', Band 9 beschreibt er eine Pflanze mit 2 unterirdischen Knollen und bezeichnet sie als ''orchis'', was dem griechischen Wort für "Hoden" entspricht (Namensherkunft). Vermutlich handelte es sich dabei um die Art ''[[Kleines_Knabenkraut|Orchis morio]]''. Die ältesten erhalten gebliebenen Schriften über Orchideen stammen von [[Pedanios Dioscurides]] (1. Jhd. n. Chr.) und von Apulieus (um 150 n. Chr.). |
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[[Datei:Vanilla fragrans 2.jpg|mini|hochkant|Vanillefrüchte]] |
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Die ersten monographischen Abhandlungen über Orchideen entstanden in China bereits während der Song-Dynastie (Tsui Tsze Kang: ''Orchideenkultur im Kum Cheong'', Wong Kwei Kok ''Die Orchideenkultur des Herrn Wong''). Anhand der Schilderungen in diesen Werken kann man ablesen, dass sich die Orchideenkultur in China damals bereits auf einer hohen Stufe befand. Auch in [[Amerika_(Kontinent)|Amerika]] ([[Mexiko]]) werden Orchideen schon sehr lange kultiviert. Noch bevor die Spanier das Land eroberten, wurden vor allem die Früchte von "Tlilxochitl" (''[[Gewürzvanille|Vanilla planifolia]]'') als Gewürz geschätzt. Die [[Azteken]] verehrten "Coatzontecomaxochitl" (''Stanhopea''-Arten) als heilige Blumen und kultivierten diese in den Gärten ihrer Heiligtümer. Mitte des 16. Jhd. setzte man sich auch in Europa stärker mit den Orchideen auseinander. So erschienen nacheinander verschiedene Werke ([[Leonhart_Fuchs]] ''Histora Stirpium'' (1542), [[Hieronymus_Bock]] ''(New) Kreuter Buch'' 2. Ausgabe (1546), [[Jacques Daléchamps]] ''Historia generalis plantarum'' (1586)), die die bisher bekannten Pflanzen ordneten, indem sie verwandte Arten zusammenstellten, Wuchsformen, Blüten und Wurzelknollen beschrieben. [[Image:Cattleya_labiata_2.jpg|thumb|left|200px|''Cattleya labiata'']]Mit dem Erscheinen von ''Species plantarum'' von [[Carl_von_Linné]] (1753) erhielten auch verschiedene Orchideenarten erstmals Namen nach der binären Nomenklatur. [[Antoine_Laurent_de_Jussieu]] begründete 1789 mit der Herausgabe des Werkes ''Genera Plantarum'' die Grundlagen der botanischen Klassifikation und somit auch die Schaffung der "Orchidaceae" als Pflanzenfamilie. Der [[Schweden|schwedische]] Botaniker O. Swartz gliederte 1800 als erster die Orchideenfamilie in zwei verschiedene Gruppen (ein oder zwei fruchtbare Staubblätter). Mit seinem Werk ''The Genera and Species of Orchidaceous Plants'' ([[London]], 1830 bis 1840) und unzähligen Einzelbearbeitungen wurde [[John_Lindley|J. Lindley]] zum eigentlichen Begründer der Orchideenkunde. Sein Hauptwerk lag in der Gliederung und Beschreibung von Arten. Seine Arbeiten wurden später durch [[Heinrich_Gustav_Reichenbach| H. G . Reichenbach (Rchb. f.)]], [[Joseph_Dalton_Hooker| J.D. Hooker]], [[Rudolf_Schlechter|R. Schlechter]] und andere ergänzt, erweitert und zum Teil wesentlich überarbeitet.<br />[[Image:Brassavola nodosa.jpg|thumb|right|175px|''Brassavola nodosa'']] Bevor man in Europa begann, aus Übersee tropische Orchideen einzuführen, kultivierte man schon lange Zeit heimische Orchideen in den Gärten. Die erste tropische Orchidee in Europa erblühte 1615 in [[Holland]] (''Brassavola nodosa''). 1688 wurde ''Disa uniflora'' aus Südafrika nach Europa eingeführt. Vor allem durch seine weltweite Vormachtstellung als Kolonialmacht und die daraus resultierenden Verbindungen gelangten viele Arten nach England, wo im 19. Jhd. zahlreiche Sammlungen entstanden. Vor allem [[Conrad_Loddiges|C. Loddiges]] war ausgesprochen erfolgreicher Kultivateur. Als 1818 bei [[William_Cattley|W. Cattley]] die erste ''Cattleya labiata'' (später als ''Cattleya labiata var. autumnalis'' bezeichnet) erblühte, war die große lavendelblaue Blüte eine Sensation in Europa und führte zu einem immer stärkeren Bedarf an weiteren tropischen Orchideen. Es wurden immer mehr Sammler und Forschungsreisende (z. Bsp. [[John Gibson|J. Gibson]], [[William_Lobb|W. Lobb]], [[Thomas_Lobb|Th. Lobb]], [[David_Burke|D. Burke]], [[James_Herbert_Veitch|J. H. Veitch]]) in alle Welt geschickt, um neue unbekannte Arten zu finden und diese Pflanzen in die Sammlungen der zahlenden Gärtnereien (z. Bsp. C. Loddiges, J. Linden, F. Sander, L. van Houtte, Veitch & Sons LTD) und Privatpersonen (z. Bsp. W. Cattley, AL. Keferstein, Senator Jenisch) einzugliedern. Die Anzahl der Importe verringerte sich erst wieder, als die Orchideenzüchtung immer mehr an Bedeutung gewann (Anfang 20. Jhd.). Mit dem Beginn der stärkeren wissenschaftlichen Untersuchung der Familie Orchidaceae zur Klärung von z. Bsp. offener Verwandtschaftsverhätnisse und dem wachsenden Interesse von Amateuren stieg der Bedarf und das Interesse an den Naturformen wieder. Auch heute noch sind Gärtnereien in aller Welt daran interessiert, Wildformen in ihre Bestände einzugliedern, um durch Einkreuzungen vorhandenes Pflanzenmaterial aufzufrischen. Auch heute werden bisher unbekannte Arten neu entdeckt.<br />In den letzten Jahrzehnten wurde die Orchideenkultur immer populärer, das Angebot und die Verfügbarkeit von Kulturhybriden wurde größer und so versuchten sich immer mehr Amateure daran, in den heimischen Zimmern, Vitrinen und Gewächshäusern Orchideen zu kultivieren. Heute ist die Kultur dieser bezaubernden Pflanzen nichts ungewöhnliches mehr. Vor allem der Massenproduktion von Orchideen in [[Taiwan]], [[Thailand]] und den [[Niederlande]]n ist es zu verdanken, dass die Preise der Pflanzen auf ein Level gesunken sind, die eine blühende Orchidee im Topf (z. Bsp. in [[Deutschland]]) zum Teil preiswerter machen, als einen durchschnittlichen Blumenstrauß. Diese Popularität hat aber auch dazu geführt, dass die Jagd nach dem Besonderen, dem Einzigartigen, dem Besitz besonders hochwertiger Pflanzen wieder aktueller denn je ist. Die Folge ist zum einen, dass für besonders rare Exemplare oder prämierte Pflanzen exorbitante Preise in [[Japan]] oder den [[USA]] gezahlt werden, und zum anderen, dass aus purer Geldgier besonders bei neuentdeckten Arten häufig die natürlichen Bestände geplündert werden, nur um die Nachfrage sogenannter "Sammler" zu befriedigen. So führte die Entdeckung von ''Phragmipedium kovachii'' neben einem Streit um die Erstbeschreibung auch dazu, dass die bekanntgewordenen [[Habitat]]e in [[Peru]] stark dezimiert wurden. |
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[[Datei:Flor de Orquídea - Orchid Flower.JPG|mini|hochkant|''Vanda'' Hybride]] |
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Trotz ihrer großen Vielfalt werden nur wenige Orchideenarten als kultivierte [[Nutzpflanze]] verwendet. Dazu zählt die [[Gewürzvanille]] (''Vanilla planifolia'') zur [[Gewürz]]produktion. Einige [[Art (Biologie)|Arten]] werden auch zur Aromatisierung/Bereitung von [[Tee]] (Bsp. ''Jumellea fragrans'') oder auch als Parfümierungsmittel für [[Parfüm]] und [[Tabak]] (Bsp. ''Vanilla pompona'') genutzt. |
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Wo nationale Naturschutzgesetze dies nicht unterbinden, werden verschiedene Arten der [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] [[Knabenkräuter|Orchis]] und [[Ragwurzen|Ophrys]] (Bsp. ''Orchis morio'') durch Naturentnahmen zur Gewinnung von Gallerte aus „[[Salep]]“ genutzt. Die ausgegrabenen Wurzelknollen werden in der [[Türkei]] zur Aromatisierung von Speiseeis verwendet. |
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== Orchideen als |
=== Orchideen als Zierpflanze === |
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Große wirtschaftliche Bedeutung erlangen die Orchideen als [[Zierpflanze]]n oder [[Schnittblume]]n. Viele können in weitem Umfang, auch über Gattungsgrenzen hinweg, zur Kreuzung verwendet werden. So entstanden im Lauf der letzten etwa 150 Jahre ungefähr 100.000 [[Hybride]]n. Von diesen werden wiederum einige Tausende als Zierpflanzen kommerziell vermehrt und verkauft. Den größten Anteil daran haben im Zierpflanzenbereich die Züchtungen von Hybriden der Gattungen ''[[Phalaenopsis]]'', ''[[Cattleya]]'', ''[[Dendrobium]]'', ''[[Paphiopedilum]]'' und ''[[Cymbidium]]''. Außer als getopfte Pflanzen werden die Blütentriebe der Gattungen ''Phalaenopsis'', ''Dendrobium'' und ''Cymbidium'' häufig auch als Schnittblumen vermarktet. |
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[[Image:Vanilla fragrans 2.jpg|thumb|left|280px|Vanillefrüchte]] |
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Trotz ihrer großen Vielfalt werden nur wenige Orchideenarten als kultivierte [[Nutzpflanze]] verwendet. Dazu zählt die [[Gewürzvanille]] (''Vanilla planifolia'') zur [[Gewürz]]produktion. Einige {{species}}en werden auch zur Aromatisierung/Bereitung von [[Tee]] (Bsp. ''Jumellea fragrans'') oder auch als Parfümierungsmittel für [[Parfüm]] und [[Tabak]] (Bsp. ''Vanilla pompona'') genutzt. |
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Wo nationale Naturschutzgesetze dies nicht unterbinden, werden verschiedene Arten der [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] [[Knabenkräuter|Orchis]] und [[Ragwurzen|Ophrys]] (Bsp. ''Orchis morio'') durch Naturentnahmen zur Gewinnung von Gallerte aus "[[Salep]]" genutzt. Die ausgegrabenen Wurzelknollen werden in der [[Türkei]] zur Aromatisierung von Speiseeis verwendet. |
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Im südostasiatischen Raum erwirtschaftet Thailand mit dem Export von Orchideen jährlich ca. 2 Milliarden Baht (etwa 40 Mio. Euro), wobei die Hauptmärkte in den USA, Japan, Europa, Hongkong, Taiwan und Südkorea liegen. Dies sorgte 2002 für den Export von über 3,1 Mio. Orchideenpflanzen. Da laut thailändischer Landwirtschaftsbehörde ein Trend mit großem Umsatzpotenzial erkannt wurde, wird versucht, die Qualität und Attraktivität der thailändischen Orchideen mit Zertifikaten weiter zu steigern. |
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Große wirtschaftliche Bedeutung erlangen die Orchideen als [[Zierpflanze]]n oder [[Schnittblume]]n. Den größten Anteil daran haben im Zierpflanzenbereich die Züchtungen von Hybriden der Gattungen ''[[Phalaenopsis]]'', ''[[Cattleya]]'', ''Dendrobium'', ''Paphiopedilum'' und ''Cymbidium''. Außer als getopfte Pflanzen werden die Blütentriebe der Gattungen ''Phalaenopsis'', ''Dendrobium'' und ''Cymbidium'' häufig auch als Schnittblumen vermarktet. |
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In Europa werden große Mengen von Orchideenhybriden vor allem in den [[Niederlande]]n für den Massenmarkt (Baumärkte, Pflanzen- und Blumencenter) produziert. So gab es 2003 dort etwa 216 ha überglaste Anbaufläche alleine für die Produktion von Orchideen für den Schnittblumenverkauf. In den USA betrug der Umsatz durch getopfte Orchideen etwa 121 Millionen US-$ (2003). |
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Der Massenmarkt wird vorwiegend mit [[In Vitro|in vitro]] erzeugten Pflanzen bedient. Die Bedeutung dieses Geschäftszweiges lässt sich anhand der Entwicklung der Produktionsmengen belegen. Innerhalb von 10 Jahren (1991–2000) hat sich die Menge der in Deutschland in vitro produzierten Orchideen fast verfünffacht (1991: ca. 2,5 Millionen Pflanzen, 2000: über 12 Millionen Pflanzen). Den größten Anteil hatten daran Pflanzen (größtenteils Hybriden) der Gattungen ''Phalaenopsis'' (2000: über 9 Millionen Pflanzen). |
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Im südostasiatischen Raum erwirtschaftet Thailand mit dem Export von Orchideen jährlich ca. 2 Milliarden Baht (ca. 40 Mio. Euro), wobei die Hauptmärkte in den USA, Japan, Europa, Hongkong, Taiwan und Südkorea liegen. Dies sorgte 2002 für den Export von über 3.1 Mio. Orchideenpflanzen. Da laut thailändischer Landwirtschaftsbehörde ein Trend mit großem Umsatzpotenzial erkannt wurde, wird versucht, die Qualität und Attraktivität der thailändischen Orchideen mit Zertifikaten weiter zu steigern. |
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In Europa werden große Mengen von Orchideenhybriden vor allem in den [[Niederlande]]n für den Massenmarkt (Baumärkte, Pflanzen- und Blumencenter) produziert. So gab es 2003 dort ca. 216 ha überglaste Anbaufläche alleine für die Produktion von Orchideen für den Schnittblumenverkauf. In den USA betrug der Umsatz durch getopften Orchidee ca. 121 Millionen US$ (2003). <br />Der Massenmarkt wird vorwiegend durch [[In_Vitro|in-vitro]] erzeugte Pflanzen bedient. Die Bedeutung dieses Geschäftszweiges läßt sich anhand der Entwicklung der Produktionsmengen belegen. Innerhalb von 10 Jahren (1991-2000) hat sich die Menge der in Deutschland in-vitro produzierten Orchideen fast verfünffacht (1991: ca. 2,5 Millionen Pflanzen, 2000: über 12 Millionen Pflanze). Den größten Anteil hatten daran Pflanzen (größtenteils Hybriden) der Gattungen ''Phalaenopsis'' (2000: über 9 Millionen Pflanzen). |
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== Sonstiges == |
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[[Datei:Gelbe Orchidee.jpg|mini|hochkant|''Oncidium'' Hybride]] |
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'''Darwins Entdeckungen''' |
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Die Orchideen als entwicklungsgeschichtlich relativ ''junge'' Familie der Pflanzen können in weitem Umfang, auch über Gattungsgrenzen hinweg, zur Kreuzung verwendet werden. So entstanden im Lauf der letzten ca. 150 Jahre etwa 100.000 [[Hybride]]n. Von diesen werden wiederum einige Tausende als Zierpflanzen kommerziell vermehrt und verkauft. |
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Schon [[Charles Darwin]] war fasziniert von einer madagassischen Orchideen-Blüte ''[[Angraecum sesquipedale]]'' mit einem bis zu 35 cm langen Sporn. Auch diese Blüte muss irgendwie bestäubt werden, und irgendein Tier muss in diesen Sporn hineinkommen. Tatsächlich fand man 1903 das zu der Pflanze passende Insekt, den Schwärmer ''[[Xanthopan morgani praedicta]]''. |
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'''Orchideen als psychoaktive Pflanze''' |
'''Orchideen als psychoaktive Pflanze''' |
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Die ''Trichocentrum cebolleta'' ist eine Orchideenart mit gelb-braun getupften Blüten, die im tropisch-subtropischen Amerika und in der Karibik wächst. In Europa wird sie schon seit langem als Zierpflanze kultiviert. Die Blätter enthalten als wirksame Inhaltsstoffe verschiedene [[ |
Die ''Trichocentrum cebolleta'' ist eine Orchideenart mit gelb-braun getupften Blüten, die im tropisch-subtropischen Amerika und in der Karibik wächst. In Europa wird sie schon seit langem als Zierpflanze kultiviert. Die Blätter enthalten als wirksame Inhaltsstoffe verschiedene [[Phenanthren]]e. Diese wirken [[halluzinogen]] und werden von den Tarahumara (einem mexikanischen Indianerstamm) als Ersatz für den [[Lophophora williamsii|Peyotekaktus]] ''Lophophora williamsii'' gebraucht (Hauptwirkstoff [[Meskalin]]). |
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'''Orchidee als Metapher in der Sprache''' |
'''Orchidee als Metapher in der Sprache''' |
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Die besondere Stellung der Orchidee unter den Blumen macht das Wort Orchidee zu einer beliebten [[Metapher]] in der [[Sprache]]. Die Orchidee gilt als ausnehmend schön und als selten zu finden. Daher steht einerseits |
Die besondere Stellung der Orchidee unter den Blumen macht das Wort Orchidee zu einer beliebten [[Metapher]] in der [[Sprache]]. Die Orchidee gilt als ausnehmend schön und als selten zu finden. Daher steht einerseits „Orchidee“ oft für etwas besonders ''Schönes''. In Verbindung mit der sexuellen Konnotation<ref>[[Heinrich Marzell]]: ''Die Orchideen in der sexuellen Volkskunde.'' In: ''Geschlecht und Gesellschaft'' 14, 1926, S. 211–223.</ref> wird daher oft eine äußerst hübsche Frau als Orchidee bezeichnet, so im Film [[Wilde Orchidee]]. Andererseits steht „Orchidee“ für etwas besonders ''Seltenes''. Diese zweite Metapher kann auch spöttisch sein; so wird eine selten studierte [[Studienrichtung]] mit außergewöhnlichen Inhalten als [[Orchideenfach]] bezeichnet. |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* [[James Bateman]]: ''Hundert Orchideen. Lithographien von [[Walter Hood Fitch]].'' Nach der Buchausgabe von 1867. Mit einem Nachwort von Edmund Launert. Harenberg, Dortmund (= ''Die bibliophilen Taschenbücher.'' Band 136). |
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* Arbeitskreis heimischer Orchideen (Hrsg.): ''Die Orchideen Deutschlands'' (2005) Uhlstädt-Kirchhasel, ISBN 3-00-014853-1 |
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* {{Literatur |
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* R. Schlechter: ''Die Orchideen'' 4 Bd.& Regist., 3. Auflage (überarb. Senghas, K.; 1985-2003) - Das Standardwerk zum Thema Orchideen [deutsch] |
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|Autor=Helmut Baumann |
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* Robert L. Dressler: ''Die Orchideen - Biologie und Systematik der Orchidaceae'' (1996) - gutes Werk zum Thema Systematik [deutsch] |
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|Titel=Die Orchideen Deutschlands |
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* G. Fast (Hrsg.): ''Orchideenkultur'' Verlag Eugen Ulmer (1995) ISBN 3-8001-6451-5 [deutsch] |
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|TitelErg=Hrsg. v. Arbeitskreis heimischer Orchideen |
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* H. Bechtel, Ph. Cribb, E. Launert: ''Orchideenatlas'' (1993) 3.Auflage ISBN 3-8001-6199-0 umfangreiches, gut bebildertes Nachschlagewerk [deutsch] |
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|Verlag=AHO Thüringen |
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* Günter Lang: ''Heimische Orchideen''. Pharmazie in unserer Zeit 29(5), S. 277 - 283 (2000), ISSN 0048-3664 |
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|Ort=Uhlstädt-Kirchhasel |
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|Datum=2005 |
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|ISBN=3-00-014853-1}} |
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* R. Schlechter: ''Die Orchideen.'' 4 Bände und Register. Überarb. K. Senghas. 3. Auflage. Blackwell, Berlin/Wien 2003, ISBN 3-8263-3410-8 (Das Standardwerk zum Thema Orchideen) |
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* Robert L. Dressler: ''Die Orchideen.'' Bechtermünz, Augsburg 1997, ISBN 3-86047-413-8. |
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* Gertrud Fast (Hrsg.): ''Orchideenkultur. Botanische Grundlagen, Kulturverfahren, Pflanzenbeschreibungen.'' Eugen Ulmer, Stuttgart 1995, ISBN 3-8001-6451-5. |
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* Helmut Bechtel, Philip Cribb, Edmund Launert: ''Orchideen-Atlas. Lexikon der Kulturorchideen''. 3. Auflage. Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-6199-0 (umfangreiches, gut bebildertes Nachschlagewerk) |
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* {{Gartenlaube |Wikisource=Die Blumen des Paradieses |Autor= |Jahr=1891 |Heft=11 |Seite=171–174}} |
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* Manfred Wolff und Olaf Gruss: ''Orchideenatlas.'' Eugen Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-3870-8. |
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== Filme == |
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* ''Verborgene Schönheit – Die Orchideen des Saaletals'' (2017) Regie: [[David Cebulla]]. Naturfilm, 19 Min.<ref>{{Internetquelle |url=https://m.imdb.com/title/tt7598916/ |titel=Verborgene Schönheit - Die Orchideen des Saaletals |werk=IMDb |abruf=2023-04-21}}</ref> |
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{{Commons2|Category:Orchidaceae|Orchideen}} |
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{{Wiktionary1|Orchidee}} |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Orchidaceae|Orchideen}} |
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{{Wiktionary|Orchidee}} |
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'''Allgemein''' |
'''Allgemein''' |
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* [http://www.mobot.org/MOBOT/Research/APweb/orders/asparagalesweb.htm#Orchidaceae Beschreibung der Familie der Orchidaceae] bei der APWebsite (englisch) |
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* [http://www.ausgabe.natur-lexikon.com/Orchideen.php Orchideen] im Natur-Lexikon |
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* [http://www.orchid-rhoen.de orchid-rhoen.de] Die 46 in der Rhön vorkommenden Orchideenarten in Wort und Bild. |
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* [http://www.orchideensammlung.de Orchideensammlung] Umfangreiche Sammlung von Orchideenfotos - ca. 2500 Fotos, 530 bebilderte Gattungen. Deutsch / Englisch |
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* [http://www.orchidwire.com/ Weltweite Suche und Links: Orchideen] |
* [http://www.orchidwire.com/ Weltweite Suche und Links: Orchideen] |
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* [http://orchidspecies.com The Internet Orchid Photo Encyclopedia] die umfangreiche Orchideen-Enzyklopädie im Netz |
* [http://orchidspecies.com/ The Internet Orchid Photo Encyclopedia] (die umfangreiche Orchideen-Enzyklopädie im Netz, englisch) |
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* [http://www.usenet-replayer.com/webrings/orchids.html Orchideenfotos] die im [[USENET]] veröffentlicht wurden (gesammelt in einem durchsuchbaren Archiv) |
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* [http://www.orchideen-forum.de orchideen-forum.de] Forum begeisterter Orchideenliebhaber, Erfahrungs- und Wissensaustausch |
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* [http://www.r-b-o.eu/ RBO] – Reproduktionsbiologie der Orchideen (Web-Portal) |
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* [http://guenther-blaich.de/weblibr.htm Übersicht:] Im Internet verfügbare historische Literatur zu Orchideen |
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* [http://www.orchidconservationcoalition.org/index.html Orchideenkonservation] Private Initiative zur Rettung wilder Orchideen |
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* [http://www.orchideenforum.de/ Orchideenforum.de] Orchideenportal mit vielen Informationen zur Pflege und Haltung. |
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* Orchideenmantis: [[Hymenopus coronatus]] |
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'''Vereine und Gesellschaften''' |
'''Vereine und Gesellschaften''' |
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* [http://www. |
* [http://www.orchideen-deutschlands.de/ '''A'''rbeitskreise '''H'''eimische '''O'''rchideen ('''AHO''')] |
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* [http://www.orchidee.de '''D'''eutsche '''O'''rchideen '''G'''esellschaft ('''DOG''')] |
* [http://www.orchidee.de/ '''D'''eutsche '''O'''rchideen '''G'''esellschaft ('''DOG''')] |
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* [http://www.orchideen-journal.de '''V'''erein '''D'''eutscher '''O'''rchideen'''F'''reunde ('''VDOF''')] |
* [http://www.orchideen-journal.de/ '''V'''erein '''D'''eutscher '''O'''rchideen'''F'''reunde ('''VDOF''')] |
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* [http://www.orchideen.at/ Oesterreichische Orchideengesellschaft] |
* [http://www.orchideen.at/ Oesterreichische Orchideengesellschaft] |
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* [http://www. |
* [http://www.orchid.unibas.ch/ Schweizerische Orchideenstiftung] am Herbarium Jany Renz |
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* [http://www.ageo.ch/ '''A'''rbeits'''g'''ruppe '''E'''inheimische '''O'''rchideen Aargau ('''AGEO''' Schweiz)] |
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* [http://www.orchids.de Arbeitskreis Heimischer Orchideen - Baden-Württemberg] |
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== Einzelnachweise == |
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<references responsive /> |
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{{Exzellent|11. Juli 2005|7599561}} |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4043721-8}} |
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[[Kategorie:Orchideen| |
[[Kategorie:Orchideen| ]] |
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[[Kategorie:Zierpflanze]] |
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{{Exzellent}} |
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[[da:Gøgeurt-familien (Orchidaceae)]] |
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[[en:Orchidaceae]] |
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[[eo:Orkidacoj]] |
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[[es:Orchidaceae]] |
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[[fr:Orchidaceae]] |
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[[id:Anggrek]] |
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[[it:Orchidacee]] |
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[[ja:ラン科]] |
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[[lt:Gegužraibiniai augalai]] |
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[[ms:Bunga anggerik]] |
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[[nl:Orchideeënfamilie]] |
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[[no:Orkidéfamilien]] |
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[[pt:Orchidaceae]] |
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[[th:กล้วยไม้]] |
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[[uk:Орхідні]] |
Aktuelle Version vom 28. März 2025, 09:04 Uhr
Orchideen | ||||||||||||
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![]() Phalaenopsis hieroglyphica (links oben) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Orchidaceae | ||||||||||||
Juss. |
Orchideen (Singular: Orchidee, ) oder Orchideengewächse (Orchidaceae) sind eine weltweit verbreitete Pflanzenfamilie. Die zwei hodenförmigen Wurzelknollen der Knabenkräuter (von griechisch ὄρχις orchis ‚Hoden‘) haben der gesamten Pflanzenfamilie ihren Namen gegeben. Nach den Korbblütlern (Asteraceae) stellen die Orchideen die zweitgrößte Familie unter den bedecktsamigen Blütenpflanzen dar. Sie gehören innerhalb der Klasse der Bedecktsamer zu den Einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen). Etwa 1000 Gattungen mit 15.000 bis 30.000 Arten werden von den Botanikern anerkannt.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allgemeines
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Die Pflanzentaxa der Familie Orchideen unterscheiden sich nur durch einige wenige eindeutige Merkmale von anderen verwandten Pflanzenfamilien der Einkeimblättrigen Pflanzen. Dabei gibt es trotz der vielfachen Merkmale, die bei den meisten Orchideenarten zu finden sind, nur sehr wenige, die bei allen vorkommen.
Orchideen weisen folgende spezifische Merkmale auf:
- Orchideenblüten besitzen in der Regel eine Säule (Gynostemium). Durch das teilweise oder vollständige Zusammenwachsen des einzigen fruchtbaren Staubblattes (Stamen) und des Stempels entsteht ein einziges Blütenorgan
(Pflanzen der Unterfamilie Cypripedioideae mit zwei Stamina und Apostasioideae mit zwei oder drei Stamina). - Die Pollenkörner sind zu den sogenannten Pollinien zusammengeballt.
- Orchideen bilden zahlreiche sehr kleine Samen, die in der Regel nicht ohne Symbiosepilze keimfähig sind.
- Das in der Symmetrieachse gelegene Blütenhüllblatt des inneren Hüllblattkreises (drittes Kronblatt = Petalum) unterscheidet sich meist deutlich von den anderen und wird Lippe oder Labellum genannt. Es steht dem fruchtbaren Staubblatt (Teil der Säule) gegenüber.
- Die Blüten sind in der Regel zygomorph (monosymmetrisch, dorsiventral). Ausnahmen finden sich beispielsweise in den Gattungen Mormodes, Ludisia und Macodes. Die Blüten der meisten Orchideenarten zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich von der Knospenbildung bis zur Blütenentfaltung um 180° drehen. Dies wird als Resupination bezeichnet. Es gibt auch Arten, bei denen sich der Blütenstiel um 360° dreht (hyper-resupiniert).

Orchideen sind in der Regel ausdauernde Pflanzen, könnten theoretisch je nach Wuchsform unbegrenzt lange weiterwachsen (jedes Jahr ein oder mehrere Neutriebe oder permanentes Weiterwachsen eines Sprosses). Tatsächlich ist aber nur sehr wenig darüber bekannt, welches Alter Orchideen erreichen können.
Wuchsformen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Orchideen können auf verschiedene Art und Weise wachsen. Man unterscheidet dabei folgende Formen:
- epiphytisch, auf anderen Pflanzen wachsend (nicht als Schmarotzer)
- terrestrisch, auf dem Boden wachsend
- lithophytisch, auf Felsen oder Steinen wachsend
Mehr als die Hälfte aller tropischen Arten wachsen als Epiphyten auf Bäumen. Sie besitzen spezielle morphologische (Velamen radicum, Pseudobulben) und physiologische (CAM-Mechanismus) Besonderheiten, um mit den teilweise widrigen Bedingungen wie Trockenheit und Nährstoffmangel im Kronenraum zurechtzukommen.
Ihre Größe ist sehr unterschiedlich, sie kann nur wenige Millimeter (Platystele jungermannioides, Anathalis manausesis)[1][2] bis zu einigen Metern (Tiger-Orchidee) betragen.

Lycaste xytriophora mit Pseudobulben
Habitus
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Vanilla planifolia
Man unterscheidet monopodial wachsende Orchideen, die eine an der Spitze weiterwachsende einheitliche Sprossachse besitzen (teilweise auch mit Verzweigungen), und sympodial wachsende Orchideen, die durch Verzweigung nacheinanderfolgende Sprossglieder mit begrenztem Spitzenwachstum ausbilden. Bei den monopodial wachsenden Orchideen dienen Blätter und/oder Wurzeln als Speicherorgane, während die sympodial wachsenden Orchideen dazu mehr oder weniger dicke ein- oder mehrgliedrige Pseudobulben ausbilden. Einige Orchideengattungen bilden auch unterirdische Speicherorgane (Kormus). Neben den beiden angeführten Wachstumsformen gibt es aber auch seltene Abwandlungen, die nicht dem normalen Schema monopodialen vs. sympodialen Wachstums entsprechen. So bilden etwa viele Arten der Pleurothallidinae (z. B. Pleurothallis, Lepanthes) trotz sympodialen Wuchses keine Pseudobulben aus, sondern haben stattdessen fleischige Blätter.
Wurzeln
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Orchideen bilden keine Primärwurzel (Pfahlwurzel) aus, sondern nur sekundäre Wurzeln, die dem Spross entspringen. In ihrer Dicke unterscheiden sie sich teilweise ziemlich deutlich. Beim überwiegenden Teil der Orchideen weisen die Wurzeln ein Velamen auf. Neben ihrer Funktion als Aufnahmeorgan für Wasser und Nährstoffe dienen sie oft auch als Haft- und Halteorgan. Dies ist besonders bei epiphytisch wachsenden Arten von Bedeutung. Die Form der Wurzeln hängt im Wesentlichen davon ab, wo sie wachsen. Während die frei in der Luft hängenden Wurzeln der Epiphyten bzw. die Wurzeln, die völlig in den Boden wachsen, meist zylindrisch sind, weisen die Haft- und Haltewurzeln, die auf den Oberflächen wachsen, eine eher abgeflachte Form auf. Bei einigen Arten sind die Wurzeln chlorophylltragend, um auch während klimatisch bedingtem Blattabwurf weiterhin Nährstoffe verarbeiten zu können. Die Wurzeln der Orchideen verzweigen eher selten. Sie haben eine Lebensdauer, die von verschiedenen Umweltfaktoren abhängt und kürzer ist als die des Sprosses. Die Neubildung von Wurzeln erfolgt in der Regel mit dem Wachstum des neuen Sprosses zum Ende der Vegetationsperioden oder auch während der Wachstumsphase. Bei vielen terrestrischen Orchideenarten bilden sich an den Wurzeln Speicherorgane oder knollenähnliche Gebilde. Bei einigen Gattungen ist es möglich, dass sich an den Wurzeln Adventivknospen bilden, aus denen neue Sprosse entstehen.
Neben der Mykorrhiza, die für die embryonale Entwicklung aus einem Samen notwendig ist, gibt es auch in den Wurzeln Mykorrhiza. Dabei wachsen die Pilzfäden in die äußeren oder unteren Zellschichten der Wurzeln oder Rhizome. Die Orchideen nehmen auch in diesem Fall durch Verdauung von Pilzteilen oder -ausscheidungen Nährstoffe auf. Da der Pilz, der das Protokorm (Keimknöllchen) befällt, in der Regel nicht mit den neuen Wurzeln nach außen wächst, muss die Mykorrhiza jedes Jahr von neuem (mit der Bildung neuer Wurzeln) ausgebildet werden. Bei ausreichendem Angebot von Licht und Nährstoffen sind Orchideen in der Regel nicht auf diese Mykorrhiza angewiesen. Ausnahmen sind die myko-heterotroph lebenden Orchideen.
Blätter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der überwiegende Teil der Orchideen besitzt parallelnervige Blätter mit kaum sichtbaren Querverbindungen. Sie sitzen in der Regel zweireihig, abwechselnd an den entgegengesetzten Seiten des Sprosses. Viele Orchideen bilden nur ein einziges richtiges Blatt aus, die Anlagen der Blätter sind jedoch ebenfalls zweireihig. Die Form der Blätter und Blattspitzen, die Festigkeit, die Färbung und der Blattaufbau variieren sehr stark.

- Blattformen (Auswahl): kreisrund, elliptisch, eiförmig, verkehrt-eiförmig, nierenförmig, spatelig, spießförmig, länglich, borstenförmig
- Form der Blattspitzen (Auswahl): abgerundet, stumpf, spitz, dreispitzig, eingekerbt, eingeschnitten, ungleich scharf gezähnt
- Blattränder: in der Regel glatt, teilweise leicht gewellt, nur selten deutlich gekräuselt (Lepanthes calidictyon)
- Blattaufbau: mit und ohne Blattstiel
- Festigkeit der Blätter: variiert von dünn und weich über fleischig fest bis hin zu sukkulenten Blättern
- Blattfarbe: in der Regel Grün in den unterschiedlichsten Abstufungen (von Hell- bis tiefem Dunkelgrün), aber auch vollständig bzw. zum Teil (Unterseiten) rötlich bis rotbraun, oder chlorophyllarm oder -frei vollständig oder zum Teil hell bis weiß
Viele Arten verlieren klimatisch bedingt ihre Blätter, um sie zu Beginn des nächsten Vegetationszyklus neu auszubilden. Während bei dem überwiegenden Teil dieser Arten die Blätter tatsächlich nur einjährig sind, gibt es ebenso Arten, die ihre Blätter nur unter widrigen Standortbedingungen abwerfen bzw. unter günstigen Bedingungen behalten. Es gibt aber auch Arten, die völlig blattlos wachsen (Dendrophylax lindenii). Dafür besitzen sie chlorophylltragende Wurzeln.
Blütenstand
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Die Blütenstände der Orchideen sind in der Regel traubenförmig, an denen sich je nach Art bis zu hundert und mehr Blüten ausbilden können. Wachsen verzweigte Blütenstände (rispenförmig), so ist die Traubenform jeweils an den äußersten Zweigen zu finden. Neben den trauben- oder rispenförmigen Blütentrieben gibt es aber auch eine Vielzahl von Orchideen, die nur einblütig sind. Bei einigen Arten bilden sich nacheinander mehrere Blüten an demselben Blütentrieb, wobei jedoch nie mehr als eine Blüte geöffnet ist (z. B. Psychopsis papilio). Die Blütenstände können an jeder Stelle des Sprosses der Orchidee entspringen. Dabei wird zwischen endständigen (terminal (an der Triebspitze), apikal (zentral am Triebansatz)) und seitenständigen (lateral) Blütenständen unterschieden. Meist entspringen die Blütentriebe einer Blattachsel. Aufgrund der Wuchsrichtung sind die Blütenstände der monopodialen Orchideen immer seitenständig. Die einzelnen Blüten werden stets von einer Braktee (Tragblatt) gestützt, die meist unauffällig ist.
Blüte
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Keine andere Pflanzenfamilie hat ein solches Spektrum an Formen und Farben der Blüten wie die Familie der Orchideen. Die Größe der Blüten variiert von einigen Millimetern (Beispiel Lepanthes calodictyon) bis zu 20 Zentimetern und mehr pro Blüte (Beispiel Paphiopedilum hangianum). Das Farbspektrum reicht dabei von zartem Weiß über Grün- und Blautöne bis zu kräftigen Rot- und Gelbtönen. Viele der Orchideenblüten sind mehrfarbig.
Außer bei einigen Gattungen (zum Beispiel Catasetum) sind die dreizähligen Blüten der Orchideen zwittrig. Die Blütenhülle (Perianth) besteht aus zwei Kreisen. Es gibt einen äußeren Hüllblattkreis, der aus drei Kelchblättern (Sepalen) besteht, und einen inneren Hüllblattkreis, der aus drei Kronblättern (Petalen) besteht. Die Blütenblätter können frei oder zu einem gewissen Grad miteinander verwachsen sein. Bei einigen Orchideengattungen, so etwa in der Unterfamilie Cypripedioideae oder bei Acriopsis, sind die unteren beiden Sepalen komplett verwachsen. Das in der Symmetrieachse gelegene Blütenhüllblatt des inneren Hüllkreises ist in der Regel deutlich abweichend, was Größe, Farbe und Form betrifft. Es bildet die Lippe (Labellum) der Orchideenblüte. Bei vielen Orchideen ist die Lippe auf der Rückseite zu einem schlauchigen bis sackigen Gebilde verlängert, dem so genannten Sporn (Beispiele Aeranthes, Aerangis). In ihm befindet sich entweder Nektar oder er ist leer. Andere Arten bilden aus der Lippe einen „Schuh“ (zum Beispiel die Gattungen der Unterfamilien Cypripedioideae). Außerdem sind Säule (Gynostemium) und der Fruchtknoten wesentliche Bestandteile der Blüten. Im Grundaufbau unterscheidet man monandrische (ein fertiles Staubblatt, Beispiele Cattleya, Phalaenopsis) und diandrische (zwei fertile Staubblätter, Beispiel Paphiopedilum, Cypripedium) Orchideen. Der Fruchtknoten ist bei Orchideen unterständig. Die anderen Blütenteile (Sepalen und Petalen, Säule, Lippe) sind mit diesem vollständig verwachsen und stehen über ihm. In der Regel ist der Fruchtknoten nur sehr schmal und schwillt erst nach der Bestäubung an (Ausbildung der Samenkapsel). Die Blüten der Orchideen sind mit Ausnahme einiger Gattungen (Beispiel Ludisia und Mormodes mit asymmetrischen Blüten) bilateral-symmetrisch (zygomorph). Das heißt, dass man durch die Mitte der Blüte eine Spiegelachse legen kann, und zwar nur eine einzige (monosymmetrisch).
Eine zentrale Rolle in der Fortpflanzung von Orchideen spielen die besonderen Pollenanhäufungen. Die von den Staubblättern gebildeten Pollen sind zu zwei lockeren oder festen Bündeln verklebt (Pollinien). Diese beiden Klumpen hängen auf einem mehr oder weniger langen Schaft mit einer Klebscheibe (Viscidium), sie haftet an dem Bestäuber durch eine Flüssigkeit aus der Klebdrüse (Rostellum).
Früchte
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Fast alle Orchideenfrüchte sind Kapseln. Sie unterscheiden sich in Größe, Form und Farbe deutlich. Epiphyten besitzen eher dickere Früchte mit fleischigen Wänden, terrestrische Arten oft dünnwandige trockene Früchte. Es gibt dreieckige, rundliche mit einer mehr (bis 9) oder weniger (bis 3) großen Anzahl von Rippen oder auch geschnäbelte Früchte. Manche sind behaart oder stachelig oder besitzen eine warzige Oberfläche. Die Früchte entwickeln sich aus dem bereits im Knospenstadium am Boden der Blüte vorgebildeten Fruchtknoten, welcher aus drei Fruchtblättern besteht. Bei eintretender Reife platzen die meisten Orchideenfrüchte der Länge nach auf, ohne sich an der Spitze vollständig zu trennen. Dabei bilden sich in der Regel drei oder sechs Längsspalten, bei manchen auch nur eine oder zwei. Fast immer werden die Samen dabei trocken verstreut.
Vermehrung
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Orchideen können auf unterschiedliche Weise vermehrt werden. Es gibt die Vermehrung durch Samen als auch die vegetative Vermehrung. Unter künstlichen Bedingungen ist auch die Vermehrung durch Meristeme möglich.
Samen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fast alle Orchideen haben winzige Samen. Jede Pflanze produziert Hunderttausende bis Millionen von Samen in einer Samenkapsel. Durch ihre geringe Größe sind die Samen von Orchideen nur noch auf eine Hülle und den in ihr liegenden Embryo reduziert. Im Gegensatz zu anderen Samen fehlt ihnen das Nährgewebe oder Endosperm, das für eine erfolgreiche Keimung nötig ist. Nur bei wenigen Gattungen ist dieses noch vorhanden (z. B. Bletilla). Orchideen sind deshalb auf eine Symbiose mit Pilzen angewiesen. Bei diesem als Mykorrhiza bezeichneten Vorgang wird der mit der Keimung beginnende Embryo durch das Eindringen von Pilzfäden in den Samen infiziert. Der Embryo bezieht über diese Verbindung Nährstoffe (Mykotrophie), indem er Teile des Pilzkörpers oder Ausscheidungen des Pilzes verdaut. Sobald der Sämling zur Photosynthese fähig ist, übernimmt diese die Versorgung der Pflanze mit Nährstoffen und die Mykotrophie ist zur weiteren Entwicklung nicht mehr notwendig. Es gibt aber einige Orchideenarten, die aufgrund des fehlenden oder nur in unzureichenden Mengen vorhandenen Chlorophylls zeitlebens auf die Mykotrophie angewiesen sind (Bsp. Korallenwurz). Dies betrifft alle vollkommen myko-heterotroph lebenden Arten.
Während der überwiegende Teil der Orchideen trockene Samen verstreut, gibt es einige Gattungen (Bsp. Vanilla), bei denen die Samen von einer feuchten Masse umgeben sind.
Bestäubung
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Die Bestäubung der Orchideen erfolgt in der Natur hauptsächlich durch Insekten (z. B. Ameisen, Käfer, Fliegen, Bienen, Schmetterlinge), aber auch durch Vögel (z. B. Kolibris), Fledermäuse oder Frösche. Dabei haben sich teilweise Art-Art-Bindungen (z. B. Drakea glyptodon und Zapilothynus trilobatus oder die einheimische Orchis papilionacea und Eucera tuberculata) oder Gattungs-Gattungs-Bindungen (z. B. wird die Orchideengattung Chloraea von Bienen der Gattung Colletes bestäubt) herausgebildet. Diese Spezialisierung ist in der Regel nur einseitig, da keine Insektenart auf die Bestäubung einer einzigen Orchideenart beschränkt ist. Innerhalb der Familie gibt es aber auch einige Gattungen, bei denen sich einige oder alle Arten auf asexuellem Weg durch Selbstbestäubung fortpflanzen. Dazu zählen unter anderem die Gattungen Apostasia, Wullschlaegelia, Epipogium und Aphyllorchis. Von der Art Microtis parviflora ist bekannt, dass sie sich ebenfalls selbstbestäuben kann, wenn die Bestäubung durch Ameisen ausbleibt. Die Bestäuber sind bei einer Vielzahl von Orchideengattungen jedoch unbekannt oder nur wenig erforscht.
Orchideen sind in der Regel nicht selbststeril.
In der Natur entstehen teilweise durch die Bestäuber Hybriden zwischen zwei verwandten Arten (seltener über Gattungsgrenzen hinweg), diese werden Naturhybriden genannt.
Bestäubungsmechanismen
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Im Vergleich zu anderen Blütenpflanzen fällt auf, dass beispielsweise nicht-tropische Orchideen häufig keine Belohnung in Form von Nahrung anbieten, sondern ihr Ziel durch Mimikry oder Täuschung erreichen. Werden Belohnungen angeboten, bestehen diese oft nicht aus Nahrung, sondern aus Duftstoffen (zum Beispiel Sexuallockstoffe für Insekten wie es bei manchen Wespenarten der Fall ist) oder Wachs.
Durch die evolutionäre Entwicklung verschiedener Blütenformen ergab sich eine zunehmende Spezialisierung auf bestimmte Bestäubergruppen und somit auch auf die Art und Weise, wie die Blüten bestäubt werden. Im Folgenden werden einige Bestäubungssysteme und -mechanismen erläutert.
- „Röhrenblüten“: Der Aufbau der Blüte ist so gestaltet, dass der Bestäuber eine „Röhre“ unterhalb der Säule betreten muss und so der Pollen meist auf den Rücken der Insekten geheftet wird. Manchmal auch an den Kopf oder an die Unterseite. (Bsp. Cattleya)
- „Schlüssellochblüten“: Die Blüte ist so gebaut, dass der Bestäuber in oder auf der Blüte eine ganz bestimmte Stellung einnehmen muss, bei der der Pollen meist am Kopf oder manchmal sogar direkt am Schnabel oder Rüssel des Bestäubers angeheftet wird. (Bsp. Epidendrum)
- „Fallenblüten“: In dieser Kategorie unterscheidet man in Klapp- oder Kippfallen (Bsp. Porroglossum, Bulbophyllum) und Kesselfallen (Gattungen der Unterfamilie Cypripedioideae). Allen diesen Fallen ist gemein, dass sie die Bestäuber zwingen, durch einen bestimmten Ausgang zu kriechen, bei dem sie meist zuerst die Narbe streifen und danach die Pollinien, die ihnen angeheftet werden. Somit wird eine Selbstbestäubung beim ersten Durchgang verhindert.
- „Pheromonblüten“: Die Form der Blüte ähnelt einem weiblichen Insekt und strömt ggf. auch Pheromone aus. Dadurch werden paarungswillige männliche Insekten angelockt und eine Bestäubung findet während des vermeintlichen Versuchs der Kopulation statt. Pseudokopulation ist eine Variante der Mimese und bekannt bei der heimischen Gattung Ophrys.

- „Alarmstoffblüten“: Die Blüten senden Alarmstoffe entweder einer vermeintlichen Beute (z. B. der Honigbiene) aus oder produzieren pflanzeneigene Signalstoffe, die normalerweise anzeigen, dass ein Pflanzenfresser die Pflanze bedroht (z. B. eine Schmetterlingsraupe). Vor allem Wespen- und Hornissenweibchen lassen sich davon täuschen und reagieren darauf, indem sie sich auf die Orchideenblüte in Erwartung einer leichten Beute stürzen.
Die Pollen sind bei Orchideen zu Pollinien mit angehefteten Viscidien (Viscidium = Klebscheibe, Klebkörper) zusammengeballt (eine Ausnahme bilden dabei beispielsweise die Cypripedioideae). Dies ermöglicht es, die Pollenpakete exakt zu positionieren, so dass es möglich ist, dass an einem Bestäuber die Pollinien verschiedener Arten befestigt werden können, ohne dass es zu falschen Bestäubungen kommt. An verschiedenen Bienenarten (Euglossinae) konnten bis zu 13 Anheftungsstellen festgestellt werden. Im Gegensatz zu anderen Blütenpflanzen dient der Orchideenpollen nicht als Nahrung.
Eine ungewöhnliche Bestäubungstechnik wendet die epiphytisch lebende chinesische Orchideenart Holcoglossum amesianum an: die Antherenkappe öffnet sich und die männlichen Staubfaden drehen sich aktiv und ohne jedes Hilfsmittel um fast 360 Grad in Richtung der weiblichen Narbe. Die an dem biegsamen Staubfaden befestigten Pollenkörner werden anschließend bei Berührung der Narbe freigegeben, so dass eine Selbstbefruchtung erfolgen kann. Es wird vermutet, dass es sich bei dieser Technik um eine Anpassung der Orchidee an ihren trockenen und insektenarmen Lebensraum handelt, die womöglich bei Pflanzen vergleichbarer Biotope gar nicht so selten ist.[3] Die bereits bekannte Selbstbestäubung der Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) folgt einem ähnlichen Schema.
Orchideen und Prachtbienen: Die bestuntersuchten Blumendüfte sind die von Stanhopea und Catasetum, die durchdringend nach Ananas, Vanille, Zimt, Kümmel oder Menthol riechen und Prachtbienenmännchen anziehen, wobei diese die Blüten beim Einsammeln der von der Pflanze produzierten Öle bestäuben.[4][5] Die gesammelten Duftstoffe dienen den männlichen Bienen bei der Balz. Es gibt sowohl unzählige Prachtbienen- als auch jeweils dazugehörige Orchideen-Arten.
Vegetative Vermehrung
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Verschiedene Arten haben die Möglichkeit, sich durch die Bildung von Stolonen (Bsp. Mexipedium xerophyticum), Knollen (Bsp. Pleionen) oder Kindeln (Adventiv-Pflanzen; Bsp. Phalaenopsis lueddemanniana) auf vegetativem Weg fortzupflanzen. Die entstehenden Pflanzen sind genetisch identisch.
Meristeme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Vermehrung über Meristeme erfolgt vor allem im Erwerbsgartenbau zur Erzeugung großer Mengen von Orchideen für den Schnitt wie auch zum Verkauf als Topfpflanze, die man häufig in Gartencentern oder Baumärkten erwerben kann. Große Produzenten findet man vor allem in den Niederlanden oder in Thailand. Außerdem ist es die einzige Möglichkeit, von bestimmten Klonen, beispielsweise prämierten Pflanzen, identische Nachkommen in großen Mengen zu erzeugen, die auch den gleichen Kultivarnamen tragen dürfen. Im Erwerbsgartenbau geht man bei der Massenvermehrung aber immer mehr dazu über, mittels In-vitro-Aussaat von Orchideensamen und Clusterbildung durch Hormongaben den Bedarf zu decken.
Verbreitung
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Orchideen wachsen mit Ausnahme der Antarktis auf jedem Kontinent. Aufgrund ihrer enormen Vielfalt gibt es Orchideen fast in jeder Ökozone (nicht in Wüsten). Selbst oberhalb des nördlichen Polarkreises oder in Patagonien und den dem ewigen Eis des Südpols vorgelagerten Inseln, z. B. Macquarie Island gibt es Orchideen. Der Großteil der Arten wächst allerdings in den Tropen und Subtropen, hauptsächlich in Südamerika und Asien. In Europa gibt es etwa 250 Arten.
Einen groben Überblick über die Häufigkeit auf den einzelnen Kontinenten bietet die folgende Auflistung:
- Eurasien – etwa 40 bis 60 Gattungen
- Nordamerika – etwa 20 bis 30 Gattungen
- Neotropis (Mittel- und Südamerika und Karibische Inseln) – etwa 300 bis 350 Gattungen
- tropisches Afrika – etwa 125 bis 150 Gattungen
- tropisches Asien – etwa 250 bis 300 Gattungen
- Ozeanien – etwa 50 bis 70 Gattungen
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Anfängen der botanischen Systematik finden sich bei Linné 1753 acht Gattungen, die zu den Orchideen gehören. Jussieu fasste sie 1789 erstmals als Familie Orchidaceae zusammen. In der Folge wurden rasch sehr viele tropische Arten bekannt; so unterschied Swartz im Jahr 1800 schon 25 Gattungen, von denen er selbst zehn neu aufstellte. Swartz publizierte im selben Jahr eine Monographie der Familie und gilt als einer der ersten Spezialisten für die Systematik der Orchideen.[6]

Im 19. Jahrhundert erschienen, bedingt durch die Kenntnis immer neuer tropischer Orchideen, weitere wichtige Arbeiten. Lindley veröffentlichte von 1830 bis 1840 The Genera and Species of Orchidaceaous Plants mit fast 2000 Arten und einer wegweisenden Einteilung in Unterfamilien und Triben. In England erschien 1881 Benthams Systematik, die auch in seinem zusammen mit Hooker herausgegebenen Werk Genera Plantarum verwendet wurde. Am Heidelberger botanischen Garten entstand 1887 Pfitzers Entwurf einer natürlichen Anordnung der Orchideen. 1926 erschien posthum Schlechters Arbeit Das System der Orchidaceen mit 610 Gattungen; es wurde für die nächsten Jahrzehnte das Standardwerk.[6]
Im 20. Jahrhundert waren die Publikationen Dresslers einflussreich, vor allem The Orchids. Natural History and Classification von 1981. Die weitere Entwicklung verläuft über die kladistische Analyse äußerer Merkmale zur Auswertung genetischer Untersuchungen, die zahlreich etwa von Mark W. Chase publiziert wurden.[6]
Aus phylogenetischer Sicht existieren die fünf primären monophyletischen Linien Apostasioideae, Cypripedioideae, Vanilloideae, Orchidoideae und Epidendroideae, deren Verwandtschaftsverhältnisse in einem Kladogramm wie folgt dargestellt werden können:
Danach gibt es keine genetischen Anhaltspunkte für die Existenz der Unterfamilien Vandoideae oder Spiranthoideae. Die Unterfamilie Vandoideae ist nach diesen Untersuchungen ein Bestandteil innerhalb der Epidendroideae, die Spiranthoideae ein Bestandteil der Orchidoideae. Die separate Unterfamilie Vanilloideae war „klassisch“ Bestandteil der Epidendroideae.[7]
Innerhalb der einkeimblättrigen Pflanzen werden die Orchideen in die Ordnung der Spargelartigen (Asparagales) gestellt. Auf Basis äußerer Merkmale ließ sich die Frage nach den nächsten Verwandten der Orchideen nur unsicher beantworten, Alstroemeriaceae, Philesiaceae oder Convallariaceae wurden vermutet, auch eine Einordnung in die Ordnung der Lilienartigen (Liliales) schien möglich.[8] Genetische Untersuchungen bestätigten die Zuordnung zu den Spargelartigen und sehen die Orchideen als Schwestergruppe zu allen anderen Spargelartigen, das heißt, sie haben sich schon früh von den anderen Pflanzen dieser Ordnung entfernt.[9]
Evolution
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Die Orchideen wurden häufig als besonders junge Familie angesehen. Anhand eines fossilen Polliniums von Meliorchis caribea wurde das Mindestalter des letzten gemeinsamen Vorfahren aller Orchideen auf 76 bis 84 Millionen Jahre bestimmt. Bis zum Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren spalteten sich schon die fünf Unterfamilien auf. Im Tertiär fand eine große Zunahme der Artenvielfalt der Orchideen statt.[10] Nach der Methode der „molekularen Uhr“ datiert der Ursprung der Orchideen noch früher, vor mindestens 100, wenn nicht sogar 122 Millionen Jahren.[11] Es wird angenommen, dass sie sich in einem tropischen Gebiet als erstes entwickelten. Die Verbreitung verschiedener primitiver Orchideen (Bsp. Vanilla, Corymborkis) und das Vorkommen der primitiven Gattungen (Bsp. Cypripedium, Epistephium) in nahezu allen tropischen Gebieten ist ein Indiz dafür, dass die Entwicklung der Orchideen in einer Zeit begonnen haben muss, in der Afrika und Südamerika enger beieinanderlagen (Kontinentaldrift). Der Hauptteil der Evolution der Orchideen hat allerdings erst begonnen, als sich die wichtigsten tropischen Regionen schon weiter voneinander entfernt hatten.
Die epiphytische Lebensweise vieler Orchideen, vor allem der tropischen und subtropischen Arten, ist das Resultat einer evolutionären Anpassung an verschiedene Bedingungen. Periodisch trockenes Klima oder gut entwässerte Standorte, die bereits zur Entstehung der Orchideen vorhandene Neigung zur Insektenbestäubung sowie der zumindest kurzzeitige Zyklus einer myko-heterotrophen Lebensweise und der damit einhergehenden Entwicklung von kleinen Samen scheinen wesentliche Faktoren gewesen zu sein, dass Orchideen Bäume besiedelten. Andererseits scheint auch die Ausbildung von fleischigen Wurzeln mit Velamen oder von fleischigen Blättern als Anpassung an die periodisch trockenen Standortbedingungen eine Voraussetzung oder eine Möglichkeit gewesen zu sein, von Felsen oder anderen gut entwässerten Standorten auf Bäume überzusiedeln. Ob dabei der Weg über Humusepiphyten und anschließende Besiedlung der ökologischen Nischen in den Baumkronen oder die direkte Besiedlung der Bäume erfolgte, konnte bis heute nicht geklärt werden.
Bei der Wuchsform der Orchideen geht man davon aus, dass sich die Vielfalt der heutigen Orchideen aus einer sehr primitiven Form entwickelt hat, die man noch ansatzweise in fast allen Unterfamilien findet. So werden die ersten Orchideen einen sympodialen Wuchs mit schmalen Rhizomen, fleischigen Wurzeln (keine Speicherorgane), gefaltete Blätter und endständige Blütenstände besessen haben. Aufgrund der fehlenden Fossilien lässt sich nur schwer ableiten, auf welchem Weg sich die verschiedenen Wuchsformen herausgebildet haben und welches die Hauptrichtungen der Wuchsevolution sind. Ähnlich verhält es sich bei der evolutionären Entwicklung der verschiedenen Blütenformen. Es wird davon ausgegangen, dass die Entwicklung und Anpassung der Blüten vor allem mit den bestäubenden Insekten in Verbindung zu bringen ist. Am Anfang stand sicherlich eine lilienähnliche Blüte, die nach und nach ihre ventralen Staubbeutel verloren hat. Dies hängt wahrscheinlich mit der Art zusammen, wie die Bestäuber in die röhrenförmige Blüte eingedrungen sind. Dabei konnten wohl nur die dorsalen Staubbeutel ihre Pollen an eine für die Bestäubung sinnvolle Position heften. Die Ausbildung der Lippe resultierte ziemlich wahrscheinlich daraus, dass die Insekten immer wieder auf die gleiche Art und Weise auf den Blüten „gelandet“ sind. Vermutlich konnten Pflanzen mit lippenförmigem unterem Petalum (medianes Blütenhüllblatt des inneren Blütenhüllblattkreises) die jeweiligen Bestäuber besser unterstützen, was ein entscheidender Vorteil in ihrer Evolution gewesen sein dürfte.
Gattungen und Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Siehe auch: Liste der Orchideengattungen

Die Schätzungen über die Artenzahl der Orchideen reichen von 15.000 bis 35.000. Govaerts, der für die Kew Gardens eine Checkliste führt, stellte 2005 einen Stand von 25.158 Arten in 859 Gattungen fest. Im Zeitraum von 1990 bis 2000 wurden pro Jahr 200 bis 500 neue Arten beschrieben. Die artenreichsten Gattungen besitzen eine hauptsächlich tropische Verbreitung, dies sind:[12]
- Bulbophyllum (1800 Arten), Pleurothallis (1250), Dendrobium (1200), Epidendrum (1120), Lepanthes (970), Habenaria (845), Maxillaria (560), Masdevallia (545), Stelis (525) und Liparis (425)
In der gemäßigten Zone ist die Artenvielfalt geringer, je etwa 250 Arten sind in Europa, Ostasien und Nordamerika verbreitet. Gattungen der gemäßigten Zone sind unter anderen:
- Frauenschuhe (Cypripedium), Dingel (Limodorum), Händelwurzen (Gymnadenia), Hohlzungen (Coeloglossum), Hundswurzen (Anacamptis), Knabenkräuter (Dactylorhiza, Orchis), Kohlröschen (Nigritella), Kugelorchis (Traunsteinera), Nestwurzen (Neottia), Nornen (Calypso), Ragwurzen (Ophrys), Stendelwurzen (Epipactis), Waldhyazinthen (Platanthera), Waldvöglein (Cephalanthera), Zweiblatt (Listera), Zwergstendel (Chamorchis)
Gefährdung der Habitate und Artenschutz
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Nur für die wenigsten Gattungen liegen gesicherte Informationen über die Stärke der Populationen vor. Trotzdem muss davon ausgegangen werden, dass die Bestände vieler Arten in der Natur stark gefährdet sind. Dies gilt für die Habitate in allen Regionen der Welt. Vor allem die Abholzung der Regenwälder und die landwirtschaftliche Nutzung von Gebieten mit Orchideenhabitaten reduzieren die Bestände stetig. Zusätzlich werden sie durch das unkontrollierte Sammeln gefährdet. Zum Schutz der Pflanzen wurden Vorschriften erlassen, die den Handel und den Umgang mit ihnen regeln. Alle Orchideenarten stehen mindestens im Anhang II des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens (WA). Folgende Gattungen und Arten stehen aufgrund besonders umfangreicher Aufsammlungen in der Vergangenheit und/oder der Gegenwart im Anhang I und unterliegen somit noch strengeren Auflagen:
- Aerangis ellisii, Dendrobium cruentum, Laelia jongheana, Laelia lobata, Peristeria elata, Renanthera imschootiana;
- alle Arten der Gattungen Paphiopedilum und Phragmipedium.
Der Rückgang vieler europäischer Arten ist auch auf eine veränderte ländliche Bewirtschaftung zurückzuführen. Durch den enormen Rückgang der Beweidung (Schafe usw.), vor allem in Mitteleuropa, gehen die v. a. durch menschlichen Eingriff entstandenen Habitate (Trockenrasen) in ihren vermuteten ursprünglichen, bewaldeten Zustand zurück. Orchideenarten, die auf Trockenrasen wachsen, treten in diesen Wäldern kaum noch auf. Aus Sicht der Megaherbivorenhypothese jedoch wäre diese Wiederbewaldung als nur bedingt natürlicher Prozess zu verstehen, und Weidelandschaften wie Trockenrasen hätten auch vor dem Eintreffen des Menschen in Europa natürlicherweise existiert.
Geschichte
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Orchideen faszinieren und beschäftigen die Menschen schon seit mehr als 2500 Jahren. Sie wurden als Heilmittel, Dekoration und Aphrodisiakum[13] verwendet oder sie spielten im Aberglauben eine große Rolle.
China
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ältesten Überlieferungen über Orchideen stammen aus dem Kaiserreich China und beziehen sich auf die Kultur von Orchideen aus der Zeit um 500 v. Chr. (Tsui Tsze Kang: Orchideenkultur im Kum Cheong (erschienen in der Song-Dynastie 1128–1283)). Der chinesische Philosoph Konfuzius (551–478 v. Chr.) berichtete über ihren Duft und verwendete sie als Schriftzeichen »lán« (chinesisch 蘭), was so viel wie Anmut, Liebe, Reinheit, Eleganz und Schönheit bedeutet. Allgemein gilt die Orchidee in der chinesischen Gartenkunst als Symbol für Liebe und Schönheit oder auch für ein junges Mädchen. Orchideen in der Vase stehen dort für Eintracht.
Die ersten monographischen Abhandlungen über Orchideen entstanden in China bereits während der Song-Dynastie (Tsui Tsze Kang: Orchideenkultur im Kum Cheong, Wong Kwei Kok Die Orchideenkultur des Herrn Wong). Anhand der Schilderungen in diesen Werken kann man ablesen, dass sich die Orchideenkultur in China damals bereits auf einer hohen Stufe befand.
Amerika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch in Amerika (Mexiko) werden Orchideen schon lange kultiviert. Noch bevor die Spanier das Land eroberten, wurden vor allem die Früchte von „Tlilxochitl“ (Vanilla planifolia) als Gewürz geschätzt. Die Azteken verehrten »Coatzontecomaxochitl« (Stanhopea-Arten) als heilige Blumen und kultivierten diese in den Gärten ihrer Heiligtümer.
Europa
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Die ältesten europäischen Überlieferungen, in denen Orchideen erwähnt werden, stammen aus der griechischen Spätklassik von Theophrastus von Lesbos (etwa 372–289 v. Chr.). In seinem Werk Historia plantarum beschrieb er eine Pflanze mit zwei unterirdischen Knollen und bezeichnete sie als orchis, was dem griechischen Wort ὄρχις „Hoden“ entspricht. Kurt Sprengel deutete sie als die Art Orchis morio. Die älteste erhalten gebliebene Schrift über Orchideen stammt von Pedanios Dioscurides (1. Jh.). Er beschrieb vier Arten (Orchis, anderes Orchis, Satyrion und rotes Satyrion), die nach seinen Angaben botanisch nur schwer zu bestimmen sind. Medizinisch sollten sie wundheilend, stuhlstopfend und gegen Atemnot wirken. Unter Anwendung der Signaturenlehre unterschied Dioscurides bei den rundknolligen Orchideen zwei Arten von Wurzelknollen: die großen diesjährigen und die kleinen letztjährigen. Die großen, von Männern verzehrt, sollten die Geburt von Knaben bewirken, die kleinen, von Frauen genossen, die Geburt von Mädchen. Allgemein sollten die Orchideenwurzeln als Aphrodisiakum wirken. Die Orchideenbeschreibungen bei Plinius (1. Jh.) und Galen (2. Jh.) sowie bei späteren Autoren weichen nur unwesentlich von denen des Dioscurides ab.[41][42][43][44][45][46][47][48][49][50]
Seit dem Spätmittelalter wurden flache, handförmige Orchideenwurzeln von runden Wurzeln unterschieden. Die flachen, handförmigen Wurzeln wurden „palma christi“, „manus christi“, „stendel wurcz das wyblin“ oder „hendel wurcz“ genannt.[51][52][53][54][55][56]
„Das weiblin hat zwo wurtzelen vuffeinander ligen / gleich zweyen henden / der halben es auch Palma Chriſti genant. Es hat auch ſonſt einen vnzüchtigen anblick / der weiber heymlicheyt gleich.“
Ab der ersten Hälfte des 16. Jh. setzte man sich auch in Europa stärker mit den Orchideen auseinander. So in den Werken der Väter der Botanik, die die bisher bekannten Pflanzen ordneten, indem sie verwandte Arten zusammenstellten, Wuchsformen, Blüten und Wurzelknollen beschrieben.[57][58][59]

Mit dem Erscheinen von Species plantarum von Carl von Linné (1753) erhielten auch verschiedene Orchideenarten erstmals Namen nach der binären Nomenklatur. Jussieu begründete 1789 mit der Herausgabe des Werkes Genera Plantarum die Grundlagen der botanischen Klassifikation und somit auch die Schaffung der Orchidaceae als Pflanzenfamilie. Der schwedische Botaniker O. Swartz gliederte 1800 als erster die Orchideenfamilie in zwei verschiedene Gruppen (ein oder zwei fruchtbare Staubblätter). Mit seinem Werk The Genera and Species of Orchidaceous Plants (London, 1830 bis 1840) und unzähligen Einzelbearbeitungen wurde J. Lindley zum eigentlichen Begründer der Orchideenkunde. Sein Hauptwerk lag in der Gliederung und Beschreibung von Arten. Seine Arbeiten wurden später durch H. G. Reichenbach (Rchb. f.), J. D. Hooker, R. Schlechter und andere ergänzt, erweitert und zum Teil wesentlich überarbeitet.

Bevor man in Europa begann, aus Übersee tropische Orchideen einzuführen, kultivierte man schon lange Zeit heimische Orchideen in den Gärten. Die erste tropische Orchidee in Europa erblühte 1615 in Holland (Brassavola nodosa). 1688 wurde Disa uniflora aus Südafrika nach Europa eingeführt. Vor allem durch seine weltweite Vormachtstellung als Kolonialmacht und die daraus resultierenden Verbindungen gelangten viele Arten nach England, wo im 19. Jahrhundert zahlreiche Sammlungen entstanden. Vor allem C. Loddiges war ausgesprochen erfolgreicher Kultivateur. Als 1818 bei W. Cattley die erste Cattleya labiata (später als Cattleya labiata var. autumnalis bezeichnet) erblühte, war die große lavendelblaue Blüte eine Sensation in Europa und führte zu einem immer stärkeren Bedarf an weiteren tropischen Orchideen. Es wurden immer mehr Sammler und Forschungsreisende (darunter John Gibson, William und Thomas Lobb, D. Burke, J. H. Veitch) in alle Welt geschickt, um neue unbekannte Arten zu finden und diese Pflanzen in die Sammlungen der zahlenden Gärtnereien (zum Beispiel C. Loddiges, J. Linden, F. Sander, L. van Houtte, Veitch and Sons) und Privatpersonen (zum Beispiel W. Cattley, A.L. Keferstein, Senator Jenisch) einzugliedern[60]. Die Anzahl der Importe verringerte sich erst wieder, als die Orchideenzüchtung immer mehr an Bedeutung gewann (Anfang 20. Jahrhundert). Mit dem Beginn der stärkeren wissenschaftlichen Untersuchung der Familie Orchidaceae – unter anderem zur Klärung offener Verwandtschaftsverhältnisse – und dem wachsenden Interesse von Amateuren stieg der Bedarf und das Interesse an den Naturformen wieder. Auch heute noch sind Gärtnereien in aller Welt daran interessiert, Wildformen in ihre Bestände einzugliedern, um durch Einkreuzungen vorhandenes Pflanzenmaterial aufzufrischen. Auch heute werden bisher unbekannte Arten neu entdeckt.
In den letzten Jahrzehnten wurde die Orchideenkultur immer populärer, das Angebot und die Verfügbarkeit von Kulturhybriden wurde größer und so versuchten sich immer mehr Amateure daran, in den heimischen Zimmern, Vitrinen und Gewächshäusern Orchideen zu kultivieren. Heute ist die Kultur dieser Pflanzen nichts Ungewöhnliches mehr. Vor allem der Massenproduktion von Orchideen in Taiwan, Thailand und den Niederlanden ist es zu verdanken, dass die Preise der Pflanzen so gesunken sind, dass eine blühende Orchidee im Topf (zum Beispiel in Deutschland) zum Teil preiswerter ist als ein durchschnittlicher Blumenstrauß. Diese Popularität hat aber auch dazu geführt, dass die Jagd nach dem Besonderen, dem Einzigartigen, dem Besitz besonders hochwertiger Pflanzen wieder aktueller denn je ist. Die Folge ist zum einen, dass für besonders rare Exemplare oder prämierte Pflanzen exorbitante Preise in Japan oder den USA gezahlt werden, und zum anderen, dass aus Geldgier besonders bei neuentdeckten Arten häufig die natürlichen Bestände geplündert werden, nur um die Nachfrage sogenannter „Sammler“ zu befriedigen. So führte die Entdeckung von Phragmipedium kovachii neben einem Streit um die Erstbeschreibung auch dazu, dass die bekanntgewordenen Habitate in Peru stark dezimiert wurden. Orchideen standen zudem im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens der amerikanischen Malerin Georgia O’Keeffe, die Blumenmotive mit der Sexualität weiblicher Körper assoziierte. Zu nennen wären etwa die Bilder An Orchid oder Narcissa’s Last Orchid, jeweils aus dem Jahr 1941.
Wirtschaftliche Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Orchideen als Nutzpflanzen
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Trotz ihrer großen Vielfalt werden nur wenige Orchideenarten als kultivierte Nutzpflanze verwendet. Dazu zählt die Gewürzvanille (Vanilla planifolia) zur Gewürzproduktion. Einige Arten werden auch zur Aromatisierung/Bereitung von Tee (Bsp. Jumellea fragrans) oder auch als Parfümierungsmittel für Parfüm und Tabak (Bsp. Vanilla pompona) genutzt. Wo nationale Naturschutzgesetze dies nicht unterbinden, werden verschiedene Arten der Gattungen Orchis und Ophrys (Bsp. Orchis morio) durch Naturentnahmen zur Gewinnung von Gallerte aus „Salep“ genutzt. Die ausgegrabenen Wurzelknollen werden in der Türkei zur Aromatisierung von Speiseeis verwendet.
Orchideen als Zierpflanze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Große wirtschaftliche Bedeutung erlangen die Orchideen als Zierpflanzen oder Schnittblumen. Viele können in weitem Umfang, auch über Gattungsgrenzen hinweg, zur Kreuzung verwendet werden. So entstanden im Lauf der letzten etwa 150 Jahre ungefähr 100.000 Hybriden. Von diesen werden wiederum einige Tausende als Zierpflanzen kommerziell vermehrt und verkauft. Den größten Anteil daran haben im Zierpflanzenbereich die Züchtungen von Hybriden der Gattungen Phalaenopsis, Cattleya, Dendrobium, Paphiopedilum und Cymbidium. Außer als getopfte Pflanzen werden die Blütentriebe der Gattungen Phalaenopsis, Dendrobium und Cymbidium häufig auch als Schnittblumen vermarktet.
Im südostasiatischen Raum erwirtschaftet Thailand mit dem Export von Orchideen jährlich ca. 2 Milliarden Baht (etwa 40 Mio. Euro), wobei die Hauptmärkte in den USA, Japan, Europa, Hongkong, Taiwan und Südkorea liegen. Dies sorgte 2002 für den Export von über 3,1 Mio. Orchideenpflanzen. Da laut thailändischer Landwirtschaftsbehörde ein Trend mit großem Umsatzpotenzial erkannt wurde, wird versucht, die Qualität und Attraktivität der thailändischen Orchideen mit Zertifikaten weiter zu steigern. In Europa werden große Mengen von Orchideenhybriden vor allem in den Niederlanden für den Massenmarkt (Baumärkte, Pflanzen- und Blumencenter) produziert. So gab es 2003 dort etwa 216 ha überglaste Anbaufläche alleine für die Produktion von Orchideen für den Schnittblumenverkauf. In den USA betrug der Umsatz durch getopfte Orchideen etwa 121 Millionen US-$ (2003).
Der Massenmarkt wird vorwiegend mit in vitro erzeugten Pflanzen bedient. Die Bedeutung dieses Geschäftszweiges lässt sich anhand der Entwicklung der Produktionsmengen belegen. Innerhalb von 10 Jahren (1991–2000) hat sich die Menge der in Deutschland in vitro produzierten Orchideen fast verfünffacht (1991: ca. 2,5 Millionen Pflanzen, 2000: über 12 Millionen Pflanzen). Den größten Anteil hatten daran Pflanzen (größtenteils Hybriden) der Gattungen Phalaenopsis (2000: über 9 Millionen Pflanzen).
Sonstiges
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Darwins Entdeckungen Schon Charles Darwin war fasziniert von einer madagassischen Orchideen-Blüte Angraecum sesquipedale mit einem bis zu 35 cm langen Sporn. Auch diese Blüte muss irgendwie bestäubt werden, und irgendein Tier muss in diesen Sporn hineinkommen. Tatsächlich fand man 1903 das zu der Pflanze passende Insekt, den Schwärmer Xanthopan morgani praedicta.
Orchideen als psychoaktive Pflanze Die Trichocentrum cebolleta ist eine Orchideenart mit gelb-braun getupften Blüten, die im tropisch-subtropischen Amerika und in der Karibik wächst. In Europa wird sie schon seit langem als Zierpflanze kultiviert. Die Blätter enthalten als wirksame Inhaltsstoffe verschiedene Phenanthrene. Diese wirken halluzinogen und werden von den Tarahumara (einem mexikanischen Indianerstamm) als Ersatz für den Peyotekaktus Lophophora williamsii gebraucht (Hauptwirkstoff Meskalin).
Orchidee als Metapher in der Sprache Die besondere Stellung der Orchidee unter den Blumen macht das Wort Orchidee zu einer beliebten Metapher in der Sprache. Die Orchidee gilt als ausnehmend schön und als selten zu finden. Daher steht einerseits „Orchidee“ oft für etwas besonders Schönes. In Verbindung mit der sexuellen Konnotation[61] wird daher oft eine äußerst hübsche Frau als Orchidee bezeichnet, so im Film Wilde Orchidee. Andererseits steht „Orchidee“ für etwas besonders Seltenes. Diese zweite Metapher kann auch spöttisch sein; so wird eine selten studierte Studienrichtung mit außergewöhnlichen Inhalten als Orchideenfach bezeichnet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- James Bateman: Hundert Orchideen. Lithographien von Walter Hood Fitch. Nach der Buchausgabe von 1867. Mit einem Nachwort von Edmund Launert. Harenberg, Dortmund (= Die bibliophilen Taschenbücher. Band 136).
- Helmut Baumann: Die Orchideen Deutschlands. Hrsg. v. Arbeitskreis heimischer Orchideen. AHO Thüringen, Uhlstädt-Kirchhasel 2005, ISBN 3-00-014853-1.
- R. Schlechter: Die Orchideen. 4 Bände und Register. Überarb. K. Senghas. 3. Auflage. Blackwell, Berlin/Wien 2003, ISBN 3-8263-3410-8 (Das Standardwerk zum Thema Orchideen)
- Robert L. Dressler: Die Orchideen. Bechtermünz, Augsburg 1997, ISBN 3-86047-413-8.
- Gertrud Fast (Hrsg.): Orchideenkultur. Botanische Grundlagen, Kulturverfahren, Pflanzenbeschreibungen. Eugen Ulmer, Stuttgart 1995, ISBN 3-8001-6451-5.
- Helmut Bechtel, Philip Cribb, Edmund Launert: Orchideen-Atlas. Lexikon der Kulturorchideen. 3. Auflage. Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-6199-0 (umfangreiches, gut bebildertes Nachschlagewerk)
- Die Blumen des Paradieses. In: Die Gartenlaube. Heft 11, 1891, S. 171–174 (Volltext [Wikisource]).
- Manfred Wolff und Olaf Gruss: Orchideenatlas. Eugen Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-3870-8.
Filme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Verborgene Schönheit – Die Orchideen des Saaletals (2017) Regie: David Cebulla. Naturfilm, 19 Min.[62]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allgemein
- Beschreibung der Familie der Orchidaceae bei der APWebsite (englisch)
- Weltweite Suche und Links: Orchideen
- The Internet Orchid Photo Encyclopedia (die umfangreiche Orchideen-Enzyklopädie im Netz, englisch)
- Orchideenfotos die im USENET veröffentlicht wurden (gesammelt in einem durchsuchbaren Archiv)
- RBO – Reproduktionsbiologie der Orchideen (Web-Portal)
- Übersicht: Im Internet verfügbare historische Literatur zu Orchideen
- Orchideenkonservation Private Initiative zur Rettung wilder Orchideen
- Orchideenforum.de Orchideenportal mit vielen Informationen zur Pflege und Haltung.
- Orchideenmantis: Hymenopus coronatus
Vereine und Gesellschaften
- Arbeitskreise Heimische Orchideen (AHO)
- Deutsche Orchideen Gesellschaft (DOG)
- Verein Deutscher OrchideenFreunde (VDOF)
- Oesterreichische Orchideengesellschaft
- Schweizerische Orchideenstiftung am Herbarium Jany Renz
- Arbeitsgruppe Einheimische Orchideen Aargau (AGEO Schweiz)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Smallest species of orchid discovered hidden in larger plant bei The Telegrah. vom 30. November 2009, abgerufen am 18. August 2019.
- ↑ Forscher entdeckt im Amazonas-Regenwald winzigste Orchidee der Welt auf brasilienportal.ch, vom 3. Mai 2016, abgerufen am 18. August 2019.
- ↑ Von Blumen ohne Bienen. wissenschaft.de, abgerufen am 8. Oktober 2018
- ↑ Calaway H. Dodson: Pollination and Variation in the Subtribe Catasetinae (Orchidaceae). In: Annals of the Missouri Botanical Garden. Band 49, Nr. 1/2, 1962, ISSN 0026-6493, S. 35–56, doi:10.2307/2394740, JSTOR:2394740.
- ↑ Robert L. Dressler: Pollination by Euglossine Bees. In: Evolution. Band 22, Nr. 1, 1968, ISSN 0014-3820, S. 202–210, doi:10.2307/2406664, JSTOR:2406664.
- ↑ a b c Finn N. Rasmussen: The Development of Orchid Classification. In: Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase, Finn N. Rasmussen (Hrsg.): Genera Orchidacearum. 2. Auflage. Band 1. Oxford University Press, New York / Oxford 2003, ISBN 0-19-850513-2, S. 3–12.
- ↑ Mark W. Chase, Kenneth M. Cameron, Russell L. Barrett, John V. Freudenstein: DNA data and Orchidaceae systematics, a new phylogenetic classification. In: K. W. Dixon, S. P. Kell, R. L. Barrett, P. J. Cribb (Hrsg.): Orchid conservation. Natural History Publications, Kota Kinabalu Borneo 2003, ISBN 983-812-078-2, S. 69–89.
- ↑ Robert L. Dressler: Phylogeny and Classification of the Orchid Family. Cambridge University Press, 1993, ISBN 0-521-45058-6, S. 59–61.
- ↑ Mark W. Chase u. a.: Multigene analysis of monocot relationships – a summary. In: Aliso. Band 22, 2006, ISSN 0065-6275, S. 63–75.
- ↑ Santiago R. Ramírez, Barbara Gravendeel, Rodrigo B. Singer, Charles R. Marshall & Naomi E. Pierce: Dating the origin of the Orchidaceae from a fossil orchid with its pollinator. In: Nature. Band 448, 2007, ISSN 0028-0836, S. 1042–1042, doi:10.1038/nature06039.
- ↑ Thomas Janssen, Kåre Bremer: The age of major monocot groups inferred from 800+ rbcL sequences. In: Botanical Journal of the Linnean Society. Band 146, Nr. 4, 2004, ISSN 0024-4074, S. 385–398, doi:10.1111/j.1095-8339.2004.00345.x.
- ↑ P. Cribb, R. Govaerts: Just how many Orchids are there? In: Proceedings of the 18th World Orchid Conference. 2005, ISBN 2-909717-47-X, S. 161–172.
- ↑ Vagn Jørgensen Brøndegaard, Peter Dilg: Orchideen als Aphrodisiaka. In: Sudhoffs Archiv 55, 1971, S. 22–57.
- ↑ Pseudo-Apuleius. Herba satyrion. Pseudo-Apuleius, Leiden (MS. Voss Q9), 6. Jh. (Bildlink)
- ↑ Pseudo-Apuleius. Herba satirion. Pseudo-Apuleius, Wien (Cod. Vind. 93), 12. Jh. (Bildlink)
- ↑ Vitus Auslasser. Nicht benannte Orchideenart (Platanthera spec.?). Kräuterbuch des Vitus Auslasser. Bayern 1479 (Bildlink)
- ↑ Kräuterbuch des Vitus Auslasser. Primula veris fusca - Hymel schlussel – „Händel wurcz“ (Dactylorhiza maculata). Kräuterbuch des Vitus Auslasser. Bayern 1479 (Bildlink)
- ↑ Kräuterbuch des Vitus Auslasser. Primula veris alba (?) Kräuterbuch des Vitus Auslasser. Bayern 1479 (Bildlink)
- ↑ Herbarius Moguntinus 1484. Satirion - Stendelworcz. Herbarius moguntinus, Mainz 1484 (Bildlink)
- ↑ Herbolario volgare (italienische erweiterte Übersetzung des Herbarius Moguntinus). Palma Christi. Herbolario volgare. Venedig 1536 (Bildlink)
- ↑ Herbolario volgare, nel quale se dimostra a conoscer le herbe et le sue virtu … Francesco Bindoni und Maffeo Pasini, Venedig 1536, Kapitel 125: Palma christi, Textarchiv – Internet Archive
- ↑ Gart der Gesundheit 1485. Satirion knabenkrut oder stendelkrut. Gart der Gesundheit, Mainz 1485 (Bildlink)
- ↑ Hortus sanitatis 1491. Satyrion. Hortus sanitatis. Mainz 1491 (Bildlink)
- ↑ Otto Brunfels 1532 Knabenkraut männlein – Satyrion mascul. Otto Brunfels. Herbarum vivae eicones …, Straßburg 1530 (Bildlink)
- ↑ Otto Brunfels. Knabenkraut weiblin – Satyrion foemina. Otto Brunfels. Herbarum vivae eicones …, Straßburg 1530 (Bildlink)
- ↑ Otto Brunfels. Knabenkraut (Ophrys holoserica). Otto Brunfels. Herbarum vivae eicones …, Straßburg 1530 (Bildlink)
- ↑ Otto Brunfels. Ragwurcz – Cynosorchis. Otto Brunfels. Herbarum vivae eicones …, Straßburg 1530 (Bildlink)
- ↑ Otto Brunfels. Wolschmackend Knabenkraut – Satyrion odiferum. Otto Brunfels. Herbarum vivae eicones …, Straßburg 1530 (Bildlink)
- ↑ Otto Brunfels. Stendelwurcz. Otto Brunfels. Herbarum vivae eicones …, Straßburg 1530 (Bildlink)
- ↑ Otto Brunfels. Wylder Durchwachs männlin (Listera ovata) Otto Brunfels. Herbarum vivae eicones …, Straßburg 1530 (Bildlink)
- ↑ Leonhart Fuchs 1542 Orchis militaris. Leonhart Fuchs. De historia stirpium …, Basel 1542 (Bildlink)
- ↑ Leonhart Fuchs. Orchis mascula. Leonhart Fuchs. De historia stirpium …, Basel 1542 (Bildlink)
- ↑ Leonhart Fuchs. Anacamptis pyramidalis. Leonhart Fuchs. De historia stirpium …, Basel 1542 (Bildlink)
- ↑ Leonhart Fuchs. ??? Leonhart Fuchs. De historia stirpium …, Basel 1542 (Bildlink)
- ↑ Leonhart Fuchs. ??? Leonhart Fuchs. De historia stirpium …, Basel 1542 (Bildlink)
- ↑ Leonhart Fuchs. Ophrys apifera. Leonhart Fuchs. De historia stirpium …, Basel 1542 (Bildlink)
- ↑ Leonhart Fuchs. Listera ovata. Leonhart Fuchs. De historia stirpium …, Basel 1542 (Bildlink)
- ↑ Leonhart Fuchs. Platanthera spec. Leonhart Fuchs. De historia stirpium …, Basel 1542 (Bildlink)
- ↑ Leonhart Fuchs. Gymnadenia conopsea. Leonhart Fuchs. De historia stirpium …, Basel 1542 (Bildlink)
- ↑ Leonhart Fuchs. Dactylorhiza maculata. Leonhart Fuchs. De historia stirpium …, Basel 1542 (Bildlink)
- ↑ Kurt Sprengel. Theophrasts Naturgeschichte der Gewächse. 2 Bände. Johann Friedrich Hammerich, Altona 1822, Band II, S. 388 (Buch 9, Kapitel 18) (Digitalisat)
- ↑ Julius Berendes. Des Pedanius Dioskurides Arzneimittellehre in 5 Büchern. Enke, Stuttgart 1902, Buch III, Kapitel 131–134 (Digitalisat)
- ↑ Plinius. Naturalis historia. Buch XXVI, § 95–99 (Kapitel LXII) (Digitalisat Latein) (Digitalisat der Ausgabe Külb 1840–1864 Deutsch)
- ↑ Plinius. Naturalis historia. Buch XXVII, § 65 (Kapitel XLII) (Digitalisat Latein) (Digitalisat der Ausgabe Külb 1840–1864 Deutsch)
- ↑ Galen. De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus, lib. VIII, Cap. XV/17, 18 (nach Kühn 1826, Bd. XII, S. 92 (Digitalisat)): Orchis; lib. VIII, Cap. XVIII/5 (nach Kühn 1826, Bd. XII, S. 118 (Digitalisat)): Satyrium.
- ↑ Pseudo-Apuleius Herbarius (4. Jh.), Ausgabe Ernst Howald und Henry E. Sigerist, Teubner, Leipzig 1927, S. 49–50 (Kapitel 15: Herba Priapiscus) (Digitalisat)
- ↑ Avicenna. Kanon der Medizin. (11. Jh.) Buch 2, Cap. 207: Digiti citrini (Digitalisat)
- ↑ Konstantin der Afrikaner. Liber de gradibus simplicium. (11. Jh.) (= Übersetzung des entsprechenden Werkes von Ibn al-Dschazzar aus dem 10. Jh.) Druck Basel 1536, S. 379: Satyrion (Digitalisat)
- ↑ Circa instans (12. Jh.), Druck Venedig 1497, S. 209v: Satirion (Digitalisat)
- ↑ Gart der Gesundheit, Mainz 1485, Kapitel 355: Satirion knabenkrut oder stendelkrut (Digitalisat)
- ↑ Matthaeus Silvaticus. Pandectae medicinae. (14. Jh.) Druck Bologna 1474, Kapitel 150 (Digitalisat). Darin: … Oribasius cap. de palma xpi (christi) venenis resistit …
- ↑ Herbarius moguntinus, Mainz 1484, Cap. 128: Satirion stendelworcz (Digitalisat)
- ↑ Hortus sanitatis, Mainz 1491, Cap. 413: Satiron. (Digitalisat)
- ↑ Hieronymus Brunschwig. Kleines Destillierbuch, Blatt 100v-101r (Digitalisat)
- ↑ Otto Brunfels. Contrafayt Kreüterbůch. Straßburg 1532, S. 38–39 Stendelwurtz. (Digitalisat)
- ↑ Herbolario volgare, nel quale se dimostra a conoscer le herbe et le sue virtu … Francesco Bindoni und Maffeo Pasini, Venedig 1536, Kapitel 125: Palma christi, Textarchiv – Internet Archive
- ↑ Otto Brunfels. Herbarum vivae eicones, Straßburg 1530, Band I, S. 102–110 (Digitalisat)
- ↑ Hieronymus Bock. New Kreütter Bůch, Straßburg 1539, Teil II, Kapitel 80 (S. 59v-61v) (Digitalisat). Siehe dazu die Bestimmung der von Bock beschriebenen Arten in: Brigitte Hoppe. Das Kräuterbuch des Hieronymus Bock. Anton Hiersemann, Stuttgart 1969, S. 299–303
- ↑ Leonhart Fuchs. De historia stirpium …, Basel 1542, Kapitel 209–210 (Digitalisat), Kapitel 269–270 (Digitalisat)
- ↑ M. Schmucker: Orchideen – Exotik auf der Fensterbank. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2013; abgerufen am 24. Juli 2009.
- ↑ Heinrich Marzell: Die Orchideen in der sexuellen Volkskunde. In: Geschlecht und Gesellschaft 14, 1926, S. 211–223.
- ↑ Verborgene Schönheit - Die Orchideen des Saaletals. In: IMDb. Abgerufen am 21. April 2023.