„Dipol (Physik)“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Dipole vector plus minus.svg|mini|120px|Vektor eines Dipols, der aus zwei gegensätzlichen Ladungen beliebiger Art besteht.]] |
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Ein '''Dipol''' (Zweipol) sind zwei räumlich getrennt auftretende Pole mit jeweils unterschiedlichem Vorzeichen (+,-). Dies können elektrische [[Ladung]]en oder magnetische [[Pol]]e gleicher Größe, aber unterschiedlichen Vorzeichens, sein. |
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Ein '''Dipol''' (von {{grcS|δι-|di-|de=zwei}} (Präfix), und {{lang|grc|πόλος|pólos|de=Achse, Pol}}) ist die [[physik]]alische Anordnung zweier zueinander entgegengesetzter allgemeiner Ladungen, bspw. [[elektrische Ladung|elektrischer Ladungen]] oder beim [[magnetischer Dipol|magnetischen Dipol]] Austrittsflächen des magnetischen Felds aus einem Körper. Da sich die entgegengesetzten Ladungen gegenseitig kompensieren, trägt der Dipol insgesamt keine Ladung. |
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Ein einfaches Beispiel für einen Dipol ist ein Stabmagnet. |
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Der Dipol wird charakterisiert durch den Abstand <math>\textstyle \vec d</math> und den Betrag der entgegengesetzten Ladungen <math>\textstyle q</math>. |
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Das Produkt aus diesen beiden Größen ist das Dipolmoment <math>\textstyle \vec p := \vec d \cdot q</math> in der [[Multipolentwicklung]] seines Fernfelds. |
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In dieser Betrachtung lässt sich der tatsächliche Dipol gleichwertig durch einen ausdehnungslosen Dipol mit gleichem Dipolmoment ersetzen, der in seinem Zentrum angesiedelt ist (sog. „Dipol-Limes“). |
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Ein Dipol kann beispielsweise aus elektrischen Ladungen erzeugt werden, kann aber auch ohne räumlich trennbare Ladungen existieren wie beim [[Magnetischer Dipol|magnetischen Dipol]] (es gibt nur ''[[fiktiv]]e'', keine ''realen'' magnetischen Ladungen!). |
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Dipole werden durch ihr [[Dipolmoment]] charakterisiert. Es ist abhängig von Abstand und Stärke der Pole. Ein Dipol ist die Quelle eines [[Dipolfeld]]es. |
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Neben dem [[Elektromagnetismus]] treten Dipole noch in verschiedenen anderen Bereichen auf wie [[Dipol (Lautsprecher)|Akustik]] oder [[Fluiddynamik]]. Charakteristisch ist immer die Richtungsabhängigkeit und die Abnahme des erzeugten Feldes mit <math>\textstyle \frac{1}{r^3}</math> bei Abständen <math>\textstyle r \gg \left\vert\vec d \right\vert</math>. |
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Während die Quellen anderer physikalischer Felder durchaus [[Monopol (Physik)|Monopole]] sein können, sind bei Magnetfeldern bisher nur Dipole beobachtet worden. Bestes Beispiel ist hier das magnetische [[Erdmagnetfeld|Dipolfeld der Erde]], das aus Nordpol und Südpol besteht, die nahe an den geographischen Polen liegen. |
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Der Begriff des Dipols ist in seiner Bedeutung ''nicht'' identisch mit dem des [[Zweipol]]s, welcher eine bestimmte Gruppe [[Elektrische Schaltung|elektrischer Schaltungen]] beschreibt. |
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Einer beliebigen elektrischen Ladungsverteilung, sofern diese nicht vollständig symmetrisch ist, kann grob bzw. in erster Näherung ein elektrischer Dipol zugeordnet werden. Dazu sucht man den elektrischen Schwerpunkt für die positive Ladung und den elektrischen Schwerpunkt für die negative Ladung. Die beiden Schwerpunkte stellen den Dipol dar. In nächst besserer Näherung kann man im Allgemeinen einer elektrischen Ladungsverteilung einen elektrischen Quadrupol (Vierpol) zuordnen usw. |
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== Vorkommen == |
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Dipole spielen makroskopisch aber auch mikroskopisch eine Rolle. |
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=== {{Anker|Elektrische}} Elektrische Dipole === |
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Elektrische Dipole erfordern die Trennung von Ladungen. Auf molekularer Ebene werden elektrische Dipole beispielsweise von asymmetrischen Molekülen ([[Dipolmolekül]]en) wie z. B. dem [[Wassermolekül]] erzeugt. |
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Auch in biologischen Muskel- und Nervenfasern entstehen [[Elektrisches Dipolmoment|elektrische Dipolmomente]] durch aufgebaute Spannungen, die beispielsweise beim [[Elektrokardiogramm]] gemessen werden können. |
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In der [[Chemie]] wird ein Körper, bei dem die Schwerpunkte der negativen und der positiven Ladung nicht zusammenfallen, als Dipol bezeichnet. Wasser ist ein typischer Dipol. |
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Elektrische Dipole verursachen ein [[elektrisches Feld]] in ihrer Umgebung und können [[elektromagnetische Welle]]n aussenden, siehe auch [[Dipolantenne]]. |
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''Siehe auch:'' [[Quadrupol]], [[Dipol-Molekül]], [[Dipolantenne]], [[Kreuzdipol]]. |
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=== Magnetische Dipole === |
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{{Hauptartikel|Magnetischer Dipol}} |
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[[Datei:VFPt Dipole field.svg|mini|200px|Magnetisches Dipolfeld der Erde]] |
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Wegen des Fehlens wirklicher [[magnetischer Monopol]]e gehen magnetische Felder immer von magnetischen Dipolen und deren Überlagerungen aus. Daher sind im Magnetismus auch makroskopisch gesehen offensichtliche Dipolfelder sehr häufig. Ein langer [[Stabmagnet]] lässt sich in guter Näherung als magnetischer Dipol beschreiben. Auch das [[Erdmagnetfeld|Magnetfeld der Erde]] ähnelt im Außenbereich einem Dipolfeld mit Dipolachse von Nord nach Süd. |
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Ein magnetischer Dipol entsteht generell aus einer [[Elektrischer Strom|stromumflossenen]] Fläche oder ist mit dem [[Spin]] von [[Teilchen]] verbunden. |
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Als [[Dipolmagnet]] werden auch größere Konfigurationen bezeichnet, deren Feld kein reines Dipolfeld, aber diesem ähnlich ist, im Gegensatz zu [[Quadrupolmagnet]]en und noch höheren Ordnungen der [[Multipolentwicklung]]. |
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=== Zeitlich variable Dipole === |
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Ein statisches Dipolfeld verringert sich <math>\sim 1/r^3</math> (<math>r</math>: Entfernung). Für große Entfernungen nimmt die umschlossene Oberfläche mit <math>\sim r^2</math> zu, das Produkt geht aber mit <math>\sim 1/r</math> gegen Null. In großem Abstand verschwindet daher der [[Elektrischer Fluss|elektrische Fluss]] des Dipolfelds. Das folgt auch unmittelbar aus der Anschauung: aus großer Entfernung sind die Pole räumlich nicht mehr zu unterscheiden, ihre Feldbeiträge heben sich auf. |
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Zeitlich veränderliche Dipole verhalten sich grundsätzlich anders. Ein mathematisches Modell eines einfachen variablen Dipols ist der [[Hertzscher Dipol|Hertzsche Dipol]]. Systeme mit Ausdehnungen in der Größenordnung der [[Wellenlänge]] heißen [[Dipolantenne]]n. |
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== Physikalische Beschreibung == |
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Jeder Dipol ist durch sein Dipolmoment charakterisiert, eine vektorielle Größe, welche Richtung und [[Vektor#Länge/Betrag eines Vektors|Betrag]] besitzt. Dabei steht <math>\vec p</math> für ein [[elektrisches Dipolmoment]] und im Folgenden für ein beliebiges Dipolmoment, wohingegen ein [[magnetisches Dipolmoment]] in der Regel mit <math>\vec m</math> bezeichnet wird. |
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=== Physikalischer Dipol === |
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Ein ''physikalischer Dipol'' besteht aus zwei gegensätzlichen [[Ladung (Physik)|Ladungen]] <math>\pm q</math><ref>An dieser Stelle wird absichtlich nicht der Großbuchstabe ''Q'', sondern der Kleinbuchstabe ''q'' benutzt, um zu betonen, dass hier keine explizite Limesbildung erfolgt.</ref> in hinreichend kurzem Abstand ''d''. Das Dipolmoment ist definiert als |
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:<math>\vec p = q \cdot \vec d \, .</math> |
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<math>\vec d</math> zeigt dabei von der negativen zur positiven Ladung.<ref>{{Literatur |Autor=Springer-Verlag GmbH |Titel=Experimentalphysik 2 Elektrizität und Optik |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=7., korr. und erw, Auflage 2018 |Verlag= |Ort=Berlin |Datum= |ISBN=978-3-662-55789-1 |Seiten=13 |Online= |Abruf=}}</ref> |
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Das Feld in großer Entfernung, d. h. für <math>|r| \gg d</math>, hängt dann nur noch von <math>\vec p</math> ab und nicht mehr von ''q'' und ''d'' einzeln. Je größer der Abstand, desto mehr nähert sich das Feld dem eines Punktdipols an. Bei kleinen Abständen weicht das Feld davon ab, was sich auch durch nichtverschwindende höhere [[Multipolmoment]]e zeigt. |
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=== Punktdipol === |
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[[Datei:VFPt dipole point.svg|mini|220px|[[Feldlinie]]n eines Punktdipols]] |
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Der Punktdipol entsteht, wenn ein ausgedehnter Dipol ohne [[Monopol (Physik)|Monopolmoment]] auf einen Punkt verkleinert wird, ohne dabei das Dipolmoment zu ändern. Das entspricht dem Grenzfall bei großen Abständen und führt zur [[Ladungsverteilung]] |
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:<math>\rho(\vec r) = -(\vec p \cdot \vec \nabla) \, \delta(\vec r)</math> |
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unter Verwendung |
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* des [[Nabla-Operator]]s <math>\vec \nabla</math> |
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* der [[Delta-Distribution|Delta-Funktion]] <math>\delta(\vec r).</math> |
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Ein im Ursprung des Koordinatensystems liegender Punktdipol erzeugt das Feld[[Potential (Physik)|potential]] |
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:<math> \phi(\vec{r}) |
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= \frac {1}{4 \pi \varepsilon_0} \frac {\vec p \cdot \vec r}{r^3} |
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= \frac {1}{4 \pi \varepsilon_0} \frac {p \cdot \cos (\theta)}{r^2}</math> |
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unter Verwendung |
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* des [[Polarwinkel]]s <math>\theta</math> (gemessen von der Dipolachse) |
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* der [[elektrische Feldkonstante|elektrischen Feldkonstanten]] <math>\varepsilon_0</math> |
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und das [[Vektorfeld]] |
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:<math> \vec E(\vec{r}) |
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= \frac{1}{4 \pi \varepsilon_0} \left( 3 \, \frac{\vec p \cdot \vec r}{r^5} \, \vec r - \frac{1}{r^3} \, \vec p \right) |
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= \frac{1}{4 \pi \varepsilon_0} \frac{p}{r^3} \left( 2 \cos(\theta) \cdot \hat{r} + \sin(\theta)\cdot \hat{\theta} \right)</math> |
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unter Verwendung |
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* der [[Einheitsvektor]]en <math>\hat{v}.</math> |
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=== Dipol in der Multipolentwicklung === |
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Felder, die aus einer räumlich begrenzten Ladungsverteilung entstehen, lassen sich durch die [[Multipolentwicklung]] nach verschiedenen Anteilen aufspalten, die bei großen Abständen verschieden schnell abfallen. Bei großen Abständen dominiert dann immer der erste nichtverschwindende Term. Der Dipolterm als zweiter Term in der Entwicklung kommt daher besonders zum Tragen, wenn der Monopolterm (Gesamtladung) verschwindet. Eine beliebige Ladungsverteilung besitzt dann das Dipolmoment |
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:<math>\vec p = \sum_i q_i \cdot \vec r_i.</math> |
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Falls der Monopolterm allerdings nicht verschwindet, so lässt sich der Wert des Dipolmoments durch Verschiebung des Koordinatenursprungs verändern und ist somit nicht eindeutig definiert. |
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Der nächsthöhere Term ist das [[Quadrupolmoment]], dessen Feld mit <math>1/{r^4}</math> abnimmt. |
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=== Dipol im äußeren Feld === |
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Ein Dipol in einem äußeren Feld, das nicht von ihm selbst erzeugt wird, – ([[elektrisches Feld]] <math>\vec E</math> bzw. [[magnetisches Feld]] <math>\vec B</math>) – besitzt die [[potentielle Energie]]: |
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:<math>V = -\vec p \cdot \vec E</math> bzw. |
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:<math>V = -\vec m \cdot \vec B.</math> |
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In einem [[inhomogen]]en äußeren Feld wirkt auf einen Dipol die [[Kraft]]: |
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:<math>\vec F = \vec \nabla (\vec p \cdot\vec E)</math> bzw. |
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:<math>\vec F = (\vec \nabla \otimes \vec B) \vec m.</math> |
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Diese beiden Ausdrücke sind über die [[Graßmann-Identität]] mathematisch identisch, wenn das Magnetfeld [[Rotation (Mathematik)|rotations]]<nowiki/>frei ist. |
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Manchmal benutzt man deshalb auch eine leicht unterschiedliche, äquivalente Konvention für die Definition des magnetischen Moments, nämlich |
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:<math>\vec m_H := \mu_0 \, \vec m</math> |
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mit der [[Magnetische Feldkonstante|magnetischen Feldkonstante]] <math>\mu_0.</math> |
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Somit ist im magnetischen Fall alternativ |
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:<math>\vec F = (\vec \nabla \otimes \vec H) \vec m_H</math> |
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mit der [[magnetische Feldstärke|magnetischen Feldstärke]] <math>\vec H = \mu^{-1} \vec B.</math> Dies hat u. a. deshalb Vorteile, weil die im Festkörpermagnetismus wichtige Größe der [[Magnetisierung]] eines [[Permanentmagnet]]en dieselbe physikalische Dimension wie <math>\vec H</math> hat (und nicht wie <math>\vec B</math>). |
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Zeigt ein Dipol nicht in Richtung eines äußeren Feldes, so wirkt auf ihn ein [[Drehmoment]]: |
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:<math>\vec M = \vec p \times \vec E</math> bzw. |
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:<math>\vec M = \vec m \times \vec B \Leftrightarrow \vec M = \vec m_H \times \vec H.</math> |
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Befinden sich zwei Dipole im Feld des jeweils anderen, so entstehen [[Dipol-Dipol-Kräfte]], die entsprechend dem Feld[[Gradient (Mathematik)|gradienten]] mit <math>1/{r^4}</math> abnehmen. |
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== Weblinks == |
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{{Wiktionary}} |
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== Einzelnachweise und Fußnoten == |
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[[Kategorie:Theoretische Elektrotechnik]] |
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[[Kategorie:Magnetismus]] |
[[Kategorie:Magnetismus]] |
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[[Kategorie:Elektrostatik]] |
[[Kategorie:Elektrostatik]] |
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[[en:Dipole]] |
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[[fr:Dipôle]] |
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[[it:Dipolo]] |
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[[nl:Dipool]] |
Aktuelle Version vom 19. Juli 2025, 15:42 Uhr

Ein Dipol (von altgriechisch δι- di-, deutsch ‚zwei‘ (Präfix), und πόλος pólos, deutsch ‚Achse, Pol‘) ist die physikalische Anordnung zweier zueinander entgegengesetzter allgemeiner Ladungen, bspw. elektrischer Ladungen oder beim magnetischen Dipol Austrittsflächen des magnetischen Felds aus einem Körper. Da sich die entgegengesetzten Ladungen gegenseitig kompensieren, trägt der Dipol insgesamt keine Ladung. Der Dipol wird charakterisiert durch den Abstand und den Betrag der entgegengesetzten Ladungen . Das Produkt aus diesen beiden Größen ist das Dipolmoment in der Multipolentwicklung seines Fernfelds. In dieser Betrachtung lässt sich der tatsächliche Dipol gleichwertig durch einen ausdehnungslosen Dipol mit gleichem Dipolmoment ersetzen, der in seinem Zentrum angesiedelt ist (sog. „Dipol-Limes“).
Ein Dipol kann beispielsweise aus elektrischen Ladungen erzeugt werden, kann aber auch ohne räumlich trennbare Ladungen existieren wie beim magnetischen Dipol (es gibt nur fiktive, keine realen magnetischen Ladungen!).
Neben dem Elektromagnetismus treten Dipole noch in verschiedenen anderen Bereichen auf wie Akustik oder Fluiddynamik. Charakteristisch ist immer die Richtungsabhängigkeit und die Abnahme des erzeugten Feldes mit bei Abständen .
Der Begriff des Dipols ist in seiner Bedeutung nicht identisch mit dem des Zweipols, welcher eine bestimmte Gruppe elektrischer Schaltungen beschreibt.
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Elektrische Dipole
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Elektrische Dipole erfordern die Trennung von Ladungen. Auf molekularer Ebene werden elektrische Dipole beispielsweise von asymmetrischen Molekülen (Dipolmolekülen) wie z. B. dem Wassermolekül erzeugt.
Auch in biologischen Muskel- und Nervenfasern entstehen elektrische Dipolmomente durch aufgebaute Spannungen, die beispielsweise beim Elektrokardiogramm gemessen werden können.
Elektrische Dipole verursachen ein elektrisches Feld in ihrer Umgebung und können elektromagnetische Wellen aussenden, siehe auch Dipolantenne.
Magnetische Dipole
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Wegen des Fehlens wirklicher magnetischer Monopole gehen magnetische Felder immer von magnetischen Dipolen und deren Überlagerungen aus. Daher sind im Magnetismus auch makroskopisch gesehen offensichtliche Dipolfelder sehr häufig. Ein langer Stabmagnet lässt sich in guter Näherung als magnetischer Dipol beschreiben. Auch das Magnetfeld der Erde ähnelt im Außenbereich einem Dipolfeld mit Dipolachse von Nord nach Süd.
Ein magnetischer Dipol entsteht generell aus einer stromumflossenen Fläche oder ist mit dem Spin von Teilchen verbunden.
Als Dipolmagnet werden auch größere Konfigurationen bezeichnet, deren Feld kein reines Dipolfeld, aber diesem ähnlich ist, im Gegensatz zu Quadrupolmagneten und noch höheren Ordnungen der Multipolentwicklung.
Zeitlich variable Dipole
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein statisches Dipolfeld verringert sich (: Entfernung). Für große Entfernungen nimmt die umschlossene Oberfläche mit zu, das Produkt geht aber mit gegen Null. In großem Abstand verschwindet daher der elektrische Fluss des Dipolfelds. Das folgt auch unmittelbar aus der Anschauung: aus großer Entfernung sind die Pole räumlich nicht mehr zu unterscheiden, ihre Feldbeiträge heben sich auf.
Zeitlich veränderliche Dipole verhalten sich grundsätzlich anders. Ein mathematisches Modell eines einfachen variablen Dipols ist der Hertzsche Dipol. Systeme mit Ausdehnungen in der Größenordnung der Wellenlänge heißen Dipolantennen.
Physikalische Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jeder Dipol ist durch sein Dipolmoment charakterisiert, eine vektorielle Größe, welche Richtung und Betrag besitzt. Dabei steht für ein elektrisches Dipolmoment und im Folgenden für ein beliebiges Dipolmoment, wohingegen ein magnetisches Dipolmoment in der Regel mit bezeichnet wird.
Physikalischer Dipol
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein physikalischer Dipol besteht aus zwei gegensätzlichen Ladungen [1] in hinreichend kurzem Abstand d. Das Dipolmoment ist definiert als
zeigt dabei von der negativen zur positiven Ladung.[2]
Das Feld in großer Entfernung, d. h. für , hängt dann nur noch von ab und nicht mehr von q und d einzeln. Je größer der Abstand, desto mehr nähert sich das Feld dem eines Punktdipols an. Bei kleinen Abständen weicht das Feld davon ab, was sich auch durch nichtverschwindende höhere Multipolmomente zeigt.
Punktdipol
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Der Punktdipol entsteht, wenn ein ausgedehnter Dipol ohne Monopolmoment auf einen Punkt verkleinert wird, ohne dabei das Dipolmoment zu ändern. Das entspricht dem Grenzfall bei großen Abständen und führt zur Ladungsverteilung
unter Verwendung
- des Nabla-Operators
- der Delta-Funktion
Ein im Ursprung des Koordinatensystems liegender Punktdipol erzeugt das Feldpotential
unter Verwendung
- des Polarwinkels (gemessen von der Dipolachse)
- der elektrischen Feldkonstanten
und das Vektorfeld
unter Verwendung
- der Einheitsvektoren
Dipol in der Multipolentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Felder, die aus einer räumlich begrenzten Ladungsverteilung entstehen, lassen sich durch die Multipolentwicklung nach verschiedenen Anteilen aufspalten, die bei großen Abständen verschieden schnell abfallen. Bei großen Abständen dominiert dann immer der erste nichtverschwindende Term. Der Dipolterm als zweiter Term in der Entwicklung kommt daher besonders zum Tragen, wenn der Monopolterm (Gesamtladung) verschwindet. Eine beliebige Ladungsverteilung besitzt dann das Dipolmoment
Falls der Monopolterm allerdings nicht verschwindet, so lässt sich der Wert des Dipolmoments durch Verschiebung des Koordinatenursprungs verändern und ist somit nicht eindeutig definiert.
Der nächsthöhere Term ist das Quadrupolmoment, dessen Feld mit abnimmt.
Dipol im äußeren Feld
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Dipol in einem äußeren Feld, das nicht von ihm selbst erzeugt wird, – (elektrisches Feld bzw. magnetisches Feld ) – besitzt die potentielle Energie:
- bzw.
In einem inhomogenen äußeren Feld wirkt auf einen Dipol die Kraft:
- bzw.
Diese beiden Ausdrücke sind über die Graßmann-Identität mathematisch identisch, wenn das Magnetfeld rotationsfrei ist.
Manchmal benutzt man deshalb auch eine leicht unterschiedliche, äquivalente Konvention für die Definition des magnetischen Moments, nämlich
mit der magnetischen Feldkonstante
Somit ist im magnetischen Fall alternativ
mit der magnetischen Feldstärke Dies hat u. a. deshalb Vorteile, weil die im Festkörpermagnetismus wichtige Größe der Magnetisierung eines Permanentmagneten dieselbe physikalische Dimension wie hat (und nicht wie ).
Zeigt ein Dipol nicht in Richtung eines äußeren Feldes, so wirkt auf ihn ein Drehmoment:
- bzw.
Befinden sich zwei Dipole im Feld des jeweils anderen, so entstehen Dipol-Dipol-Kräfte, die entsprechend dem Feldgradienten mit abnehmen.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise und Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ An dieser Stelle wird absichtlich nicht der Großbuchstabe Q, sondern der Kleinbuchstabe q benutzt, um zu betonen, dass hier keine explizite Limesbildung erfolgt.
- ↑ Springer-Verlag GmbH: Experimentalphysik 2 Elektrizität und Optik. 7., korr. und erw, Auflage 2018. Berlin, ISBN 978-3-662-55789-1, S. 13.