„Tom Brok“ – Versionsunterschied
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⚫ | Die '''tom Brok''' (auch: '''tom Broke''', '''tom Brook''', '''tom Broek''', '''ten Brok''', '''ten Broke''') waren ein mächtiges [[Ostfriesische Häuptlinge|ostfriesisches Häuptlingsgeschlecht]], ursprünglich aus dem [[Norderland]]. Unter den friesischen Häuptlingsfamilien versuchten die tom Brok seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, Ostfriesland zu beherrschen. Mit Ocko II. starb 1435 der letzte Häuptling aus dem Haus der tom Brok. |
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Frühester historisch belegter Vertreter der Familie ist Keno Kenesna,<ref>Ernst Friedländer: Ostfriesisches Urkundenbuch I. Emden 1878, Urkunde Nr. 44 ([http://www.cartago.nl/nl/oorkonde/oub0044.xml online]).</ref> der 1309 einer der drei ''[[Friesische Freiheit|consules et advocati terrae Nordensis]]'' war.<ref>Heinrich Schmidt: Politische Geschichte Ostfrieslands. Rautenberg, Leer 1975 (Ostfriesland im Schutze des Deiches, Bd. 5), S. 72.</ref> Ursprünglich war der Grundbesitz der Familie im [[Geschichte des Brookmerlandes|Brokmerland]] vermutlich nicht sehr groß. Nachkommen hatten um 1347 bereits die Gerichtsherrschaft in den Kirchspielen [[Uttum]] und [[Visquard]] inne, und die Familie zählte zu den einflussreichsten im Emsigerland sowie dem Norderland. Im Brokmerland unterhielten die tom Brok einen Redgerhof in [[Engerhafe]], der dem Besitzer das Recht zur Ausübung des Richteramtes gab. Kenos Enkel, [[Keno I. tom Brok|Keno Hilmerisna]] wurde schließlich von den Brookmerländern zum Häuptling gewählt. Er war der Erste, der sich tom Brok nannte. 1361 führte er das Landesaufgebot gegen [[Edo Wiemken der Ältere|Edo Wiemken]] an und wurde 1371 erstmals Häuptling des Brokmerlandes. Des Weiteren gehörte er zu den alljährlich gewählten vier [[Friesische Freiheit|Consules]] des [[Norderland]]es. |
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Ältester historisch belegter Vertreter der Familie ist Keno Hilmerisna, der 1361 das Landesaufgebot gegen Edo Wiemeken anführt und 1371 als Häuptling des Brokmerlandes bezeichnet wird. Sein Sohn [[Ocko I. tom Brok|Ocko I.]] ([[1376]]-[[1391]] wird am Hof von [[Neapel]] zum Ritter geschlagen und weitet den Besitz um das Norderland aus. [[1379]] wird das Emsigerland nördlich von Emden in Besitz genommen, das Harlingerland und das Auricherland ebenso. In der Folgezeit wird das Auricherland mit seiner Burg in Aurich zum Zentrum der Herrschaft der tom Brok. 1381 trägt Ocko I. Herzog [[Albrecht I. (Bayern)|Albrecht von Bayern]] als Grafen von Holland seine Herrschaft als Lehen an. Dies sahen die Ostfriesen als Verletzung der [[friesische Freiheit|friesischen Freiheit]] und Ocko I. wurde vor seiner Auricher Burg ermordet. Seine Witwe [[Quade Foelke]] übernahm zunächst für den Sohn Witzel. Dieser nahm, nachdem er die Souveränität erlangt hatte, die Vitalienbrüder unter Klaus Störtebecker auf und bot ihnen einen Rückzugsraum in Ostfriesland.. Dies Veranlasste die Hanse zum eingreifen gegen die Vitalienbrüder um [[1400]]. Nachfolger Witzels war [[Keno II. tom Brok|Keno II.]], der den Emdener Häuptling Hisko Abdena 1413 besiegte. 1415 weitete er seine Herrschaft auch auf das westliche Friesland aus. Sein Sohn Ocko II. erbte derart große Herrschaftsgebiete, dass er sich Häuptling von Ostfriesland nennen konnte. Er festigte [[1421]]/[[1422|22]] durch den Sieg des mit ihm verbündeten Häuptlings [[Focko Ukena]] seine Herrschaft in Westfriesland und Emden. In der Folgezeit kam es jedoch zwischen Focko Ukena und Ocko tom Brok zu Streitigkeiten, die in offene Kriegshandlungen übergingen. Nach einem ersten Sieg des ostfriesischen Häuptlings [[Focko Ukena]] über [[Ocko II. tom Brok]] bei [[Schlacht von Detern|Detern]] [[1426]] verband sich Focko mit dem [[Bistum Münster|Bischhof von Münster]] und zahlreichen ostfriesischen Häuptlingen gegen den auf das Brokmerland beschränkten Ocko und schlug ihn am [[28. Oktober]] auf den [[Schlacht auf den Wilden Äckern|Wilden Äckern]] zwischen Oldeborg und Marienhafe endgültig. Er wurde nach [[Leer]] verbracht und blieb vier Jahre lang inhaftiert. 1435 verstarb er machtlos als Letzter seines Geschlechts in Norden. |
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Kenos Sohn [[Ocko I. tom Brok|Ocko I.]] (um 1345–1391) wurde am Hof von [[Neapel]] zum Ritter geschlagen und weitete den Besitz um das Norderland aus. 1379 wurde das [[Emsigerland]] nördlich von [[Emden]] in Besitz genommen, das [[Harlingerland]] und das [[Auricherland]] ebenso. In der Folgezeit wurde das Auricherland mit seiner [[Burg]] in [[Aurich]] zum Zentrum der [[Herrschaft]] der tom Brok. 1381 trug Ocko I. Herzog [[Albrecht I. (Bayern)|Albrecht von Bayern]] als Grafen von Holland seine Herrschaft als Lehen an. Dies sahen die Ostfriesen als Verletzung der [[Friesische Freiheit|friesischen Freiheit]] und Ocko I. wurde vor seiner Auricher Burg ermordet. |
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Ockos Witwe [[Quade Foelke]] übernahm zunächst für Ockos unehelichen Sohn [[Widzeld tom Brok|Widzeld]] vormundschaftlich die Regierung. Dieser nahm, nachdem er die Souveränität erlangt hatte, die [[Vitalienbrüder]] unter [[Klaus Störtebeker]] auf und bot ihnen einen Rückzugsraum in Ostfriesland. Widzeld starb 1399 in der Kirche zu [[Detern]] den Feuertod durch einen von Kriegern des [[Erzbischof]]s von Bremen, des Grafen von Oldenburg und anderer Verbündeter gelegten Brand. Dies veranlasste die [[Hanse]] zum Eingreifen gegen die Vitalienbrüder um 1400. |
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1400 zwang die [[Hanse]] Widzelds Nachfolger [[Keno II. tom Brok|Keno II.]], das Bündnis mit den Seeräubern aufzugeben. Keno besiegte 1413 den Emder Häuptling [[Hisko Abdena]], 1415 weitete er seine Herrschaft auch auf das westliche [[Friesland]] aus. |
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Kenos Sohn [[Ocko II. tom Brok|Ocko II]]. erbte derart große Herrschaftsgebiete, dass er sich Häuptling von Ostfriesland nennen konnte. Er festigte 1421/22 durch den Sieg des mit ihm verbündeten Häuptlings [[Focko Ukena]] seine Herrschaft in [[Provinz Friesland|Westfriesland]] und [[Emden]]. In der Folgezeit kam es jedoch zwischen Focko Ukena und Ocko tom Brok zu Streitigkeiten, die in offene Kriegshandlungen übergingen. Nach einem ersten Sieg des ostfriesischen Häuptlings Focko Ukena über Ocko II. bei [[Schlacht von Detern|Detern]] 1426 verbündete sich Focko mit dem [[Bistum Münster|Bischof von Münster]] und zahlreichen ostfriesischen Häuptlingen gegen den auf das Brokmerland beschränkten Ocko und schlug ihn am 28. Oktober auf den [[Schlacht auf den Wilden Äckern|Wilden Äckern]] zwischen [[Oldeborg]] und [[Marienhafe]] endgültig. Er wurde nach [[Leer (Ostfriesland)|Leer]] gebracht und blieb vier Jahre lang inhaftiert. 1435 verstarb er machtlos als letzter seines Geschlechts in [[Norden (Ostfriesland)|Norden]]. |
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== Literatur == |
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* Dettmar Coldewey: ''Heimatkundliche Daten. Wegweiser und Zeittafel zur Historischen Bildkarte des Jade-Gebietes''. Lohse-Eissing, Wilhelmshaven 1960. |
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* [[Otto Galama Houtrouw|O. G. Houtrouw]]: ''Ostfriesland. Eine geschichtlich-ortskundige Wanderung gegen Ende der Fürstenzeit''. 2 Bände. Dunkmann, Aurich 1889–1891. (Nachdruck: Schuster, Leer 1974, ISBN 3-7963-0088-X). |
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* {{NDB|2|631|632|tom (ten) Brok|[[Günther Möhlmann]]|122554396}} |
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* Tileman Dothias Wiarda: ''Ostfriesische Geschichte''. 10 Bände (in 11 Teilen). August Friedrich Winter, Aurich 1791–1819. (Nachdruck: Schuster, Leer 1968), (Band 10: ''Neueste Ostfriesische Geschichte''). |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Ostfriesisches Häuptlingsgeschlecht]] |
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Aktuelle Version vom 11. September 2024, 11:15 Uhr

Die tom Brok (auch: tom Broke, tom Brook, tom Broek, ten Brok, ten Broke) waren ein mächtiges ostfriesisches Häuptlingsgeschlecht, ursprünglich aus dem Norderland. Unter den friesischen Häuptlingsfamilien versuchten die tom Brok seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, Ostfriesland zu beherrschen. Mit Ocko II. starb 1435 der letzte Häuptling aus dem Haus der tom Brok.
Aufstieg und Fall
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frühester historisch belegter Vertreter der Familie ist Keno Kenesna,[1] der 1309 einer der drei consules et advocati terrae Nordensis war.[2] Ursprünglich war der Grundbesitz der Familie im Brokmerland vermutlich nicht sehr groß. Nachkommen hatten um 1347 bereits die Gerichtsherrschaft in den Kirchspielen Uttum und Visquard inne, und die Familie zählte zu den einflussreichsten im Emsigerland sowie dem Norderland. Im Brokmerland unterhielten die tom Brok einen Redgerhof in Engerhafe, der dem Besitzer das Recht zur Ausübung des Richteramtes gab. Kenos Enkel, Keno Hilmerisna wurde schließlich von den Brookmerländern zum Häuptling gewählt. Er war der Erste, der sich tom Brok nannte. 1361 führte er das Landesaufgebot gegen Edo Wiemken an und wurde 1371 erstmals Häuptling des Brokmerlandes. Des Weiteren gehörte er zu den alljährlich gewählten vier Consules des Norderlandes.
Kenos Sohn Ocko I. (um 1345–1391) wurde am Hof von Neapel zum Ritter geschlagen und weitete den Besitz um das Norderland aus. 1379 wurde das Emsigerland nördlich von Emden in Besitz genommen, das Harlingerland und das Auricherland ebenso. In der Folgezeit wurde das Auricherland mit seiner Burg in Aurich zum Zentrum der Herrschaft der tom Brok. 1381 trug Ocko I. Herzog Albrecht von Bayern als Grafen von Holland seine Herrschaft als Lehen an. Dies sahen die Ostfriesen als Verletzung der friesischen Freiheit und Ocko I. wurde vor seiner Auricher Burg ermordet.
Ockos Witwe Quade Foelke übernahm zunächst für Ockos unehelichen Sohn Widzeld vormundschaftlich die Regierung. Dieser nahm, nachdem er die Souveränität erlangt hatte, die Vitalienbrüder unter Klaus Störtebeker auf und bot ihnen einen Rückzugsraum in Ostfriesland. Widzeld starb 1399 in der Kirche zu Detern den Feuertod durch einen von Kriegern des Erzbischofs von Bremen, des Grafen von Oldenburg und anderer Verbündeter gelegten Brand. Dies veranlasste die Hanse zum Eingreifen gegen die Vitalienbrüder um 1400.
1400 zwang die Hanse Widzelds Nachfolger Keno II., das Bündnis mit den Seeräubern aufzugeben. Keno besiegte 1413 den Emder Häuptling Hisko Abdena, 1415 weitete er seine Herrschaft auch auf das westliche Friesland aus.
Kenos Sohn Ocko II. erbte derart große Herrschaftsgebiete, dass er sich Häuptling von Ostfriesland nennen konnte. Er festigte 1421/22 durch den Sieg des mit ihm verbündeten Häuptlings Focko Ukena seine Herrschaft in Westfriesland und Emden. In der Folgezeit kam es jedoch zwischen Focko Ukena und Ocko tom Brok zu Streitigkeiten, die in offene Kriegshandlungen übergingen. Nach einem ersten Sieg des ostfriesischen Häuptlings Focko Ukena über Ocko II. bei Detern 1426 verbündete sich Focko mit dem Bischof von Münster und zahlreichen ostfriesischen Häuptlingen gegen den auf das Brokmerland beschränkten Ocko und schlug ihn am 28. Oktober auf den Wilden Äckern zwischen Oldeborg und Marienhafe endgültig. Er wurde nach Leer gebracht und blieb vier Jahre lang inhaftiert. 1435 verstarb er machtlos als letzter seines Geschlechts in Norden.
Literatur
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- Dettmar Coldewey: Heimatkundliche Daten. Wegweiser und Zeittafel zur Historischen Bildkarte des Jade-Gebietes. Lohse-Eissing, Wilhelmshaven 1960.
- O. G. Houtrouw: Ostfriesland. Eine geschichtlich-ortskundige Wanderung gegen Ende der Fürstenzeit. 2 Bände. Dunkmann, Aurich 1889–1891. (Nachdruck: Schuster, Leer 1974, ISBN 3-7963-0088-X).
- Günther Möhlmann: tom (ten) Brok. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 631 f. (Digitalisat).
- Tileman Dothias Wiarda: Ostfriesische Geschichte. 10 Bände (in 11 Teilen). August Friedrich Winter, Aurich 1791–1819. (Nachdruck: Schuster, Leer 1968), (Band 10: Neueste Ostfriesische Geschichte).