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„Manuskript“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt vor allem historische handgeschriebene Dokumente. Siehe auch: [[Handschrift]].}}
[[Bild:Der-Heiligen-Leben-Winterteil-Freising-1475 Handschrift-aus-dem-Benediktinerstift-Weihenstephan BSB-Signatur-Cgm-504.jpg|thumb|right|280px|Der Heiligen Leben Winterteil - Seite aus einer Handschrift aus dem [[Kloster Weihenstephan|Benediktinerstift Weihenstephan]] (entstanden vermutlich um 1475 in Freising; in der [[Bayerische Staatsbibliothek|Bayerischen Staatsbibliothek]] München)]]
Unter '''Manuskript''' oder '''Handschrift''' versteht man in der [[Bibliothekswissenschaft]] oder [[Editionsphilologie]] handgeschriebene [[Buch|Bücher]], [[Brief]]e oder andere [[Publikationsformen]] (von lat. ''manu scriptum'' '(ein) von Hand geschriebenes'). Eher umgangssprachlich werden heute auch maschinenschriftliche Druckvorlagen (eigentlich: [[Typoskript]]e) als Manuskript bezeichnet.


[[Datei:Der-Heiligen-Leben-Winterteil-Freising-1475 Handschrift-aus-dem-Benediktinerstift-Weihenstephan BSB-Signatur-Cgm-504.jpg|miniatur|''Der Heiligen Leben Winterteil'', Seite aus einer Handschrift aus dem [[Kloster Weihenstephan|Benediktinerstift Weihenstephan]], vermutlich um 1475]]
Bis zur Erfindung des [[Buchdruck]]s waren Handschriften die einzige Form schriftlicher [[Publikation]] - im engeren Sinne versteht man darunter nur mit [[Tinte]] und ähnlichen Farben auf [[Pergament]], [[Papyrus]] oder [[Papier]] gebrachten Werke und nicht z.B. [[Tontafel]]n oder in Stein gemeißelte [[Inschrift]]en.


Unter '''Manuskript''' oder '''Handschrift''' versteht man in der [[Bibliothekswissenschaft]] oder [[Editionsphilologie]] handgeschriebene [[Buch|Bücher]], [[Brief]]e oder andere [[Publikation]]sformen (von {{laS|''manu scriptum''}} ‚von Hand Geschriebenes‘; Abkürzung: '''Ms.''', Mehrzahl '''Mss.''').
Viele Texte und sogar literarische Werke des [[Mittelalter]]s sind in

sog. [[Sammelhandschrift]]en überliefert; offensichtlich hat die heutige Vorstellung vom Einzelbuch als typischer Existenzform eines 'Werkes' noch nicht existiert. Der [[Kodex]] war vielmehr materielle Aufbewahrungs- und Schmuckform von diversem Geschriebenem. Zuweilen war es wohl auch das Bestreben
Im engeren Sinne versteht man darunter durch [[manuelles Schreiben]] mit [[Tinte]] oder anderen [[Farbmittel]]n auf [[Papyrus]], [[Palmblattmanuskript|Palmblättern]], [[Birkenrindentexte|Birkenrinde]]<ref>Rezension zu: Pia Brancaccio, Kurt Behrendt: ''Gandharan Buddhism: Archaeology, Art, and Texts.'' ([http://digitalcommons.macalester.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1759&context=himalaya PDF]).</ref><ref>The British Library Kharosthi Fragments; Richard Salomon; [http://www.washington.edu/uwpress/search/books/SALANC.html washington.edu]</ref>, [[Pergament]], [[Vindolanda-Tafeln|Holzbrettchen]] oder [[Papier]] gebrachte Werke.
der Besitzer solcher [[Kodex|Kodices]], das Material oder "Wissen" zu einem

bestimmten Gegenstand oder Thema (z.B. höfische Ritterliteratur) so komplett wie möglich zu haben. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das [[Ambraser Heldenbuch]] vom Beginn des [[16. Jahrhundert]]s; ein weniger bekanntes, aber dafür früheres Beispiel aus der Mitte des [[14. Jahrhundert]]s ist der Kodex SBB-PK, Ms. germ. quart. 284, in dem Texte aus dem Bereich des Tristan-Komplexes versammelt sind<!-- Seelentrost, Kat.28-->. Die [[Buchwissenschaft]] und die [[Kodikologie]] erforschen die verschiedenen konzeptionellen oder zufälligen Anlageprinzipen von Mischhandschriften und Sammelhandschriften.
Eher [[Umgangssprache|umgangssprachlich]] werden heute auch maschinenschriftliche [[Druckvorlage]]n (eigentlich: [[Typoskript]]e bzw. '''Maschinenmanuskripte'''<ref>[[Richard Sperl]]: ''Erkenntniswert und Erkenntnisgrenzen der Materialität der Textzeugen bei der Edition wissenschaftlicher Texte. Am Beispiel der Marx-Engels-Gesamtausgabe.'' In: Martin Schubert (Hrsg.): ''Materialität in der Editionswissenschaft.'' Walter de Gruyter, Berlin / New York 2010, ISBN 978-3-11-023130-4, S. 193–208, hier: S. 193.</ref>) als Manuskript bezeichnet.

Wenn [[Fernsehsendung|Fernseh]]- und [[Radiosendung|Radiobeiträge]] in gedruckter Form zur Verfügung gestellt oder zum [[Herunterladen]] im [[Internet]] angeboten werden, spricht man von einem Sendemanuskript.

== Geschichte ==
[[Datei:Europäische Produktion von Manuskripten 500–1500.PNG|miniatur|Die europäische Produktion von Manuskripten stieg im Hoch- und Spätmittelalter steil an (geschätzte Zahlen).<ref>Eltjo Buringh, Jan Luiten van Zanden: ''Charting the „Rise of the West“: Manuscripts and Printed Books in Europe. A Long-Term Perspective from the Sixth through Eighteenth Centuries.'' In: ''The Journal of Economic History'', Bd. 69, Nr. 2 (2009), S.&nbsp;409–445 (416, Tafel 1)</ref>]]

Die Literatur der Antike und des Mittelalters ist fast ausschließlich handschriftlich auf Papyrus, Pergament und Papier überliefert.

Texte des Mittelalters sind oft in [[Sammelhandschrift]]en zusammengefasst. Die Vorstellung vom Einzelbuch als typische Existenzform eines „Werkes“ als [[Monographie]] existierte in der heutigen Form noch nicht. Der [[Kodex]] war eine materielle Aufbewahrungs- und Schmuckform von diversem Geschriebenem. Zuweilen war es wohl auch das Bestreben der Besitzer solcher Codices, das Material oder „Wissen“ zu einem bestimmten Gegenstand oder Thema (z.&nbsp;B. höfische Ritterliteratur) möglichst vollständig zu versammeln. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das [[Ambraser Heldenbuch]] vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Ein Beispiel aus der Mitte des 14. Jahrhunderts ist die Sammelhandschrift mit der Signatur Ms. germ. quart. 284 der [[Staatsbibliothek zu Berlin]], die unter anderem zwei Texte des Tristan-Stoffes überliefert: Den [[Tristan (Gottfried von Straßburg)|Tristan]] des Dichters [[Gottfried von Straßburg]] und [[Ulrich von Türheim|Ulrichs von Türheim]] Tristanfortsetzung.<ref>Eine vollständige Übersicht aller in der Handschrift enthaltenen Texte bietet der Eintrag im [http://www.handschriftencensus.de/3230 Handschriftencensus]; ausführlicher zu Provenienz und Textprogramm: Renate Schipke: ''Gottfried von Straßburg: Tristan u.&nbsp;a.'', in: Aderlaß und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln, hg. von Peter Jörg Becker und Eef Overgaauw (Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Ausstellungskataloge N.F. 48), Mainz 2003, S. 70–73 (Nr. 28).</ref> Die [[Buchwissenschaft]] und die [[Kodikologie]] erforschen die verschiedenen konzeptionellen oder zufälligen Anlageprinzipien von Mischhandschriften und Sammelhandschriften.

Bis zur Erfindung des [[Buchdruck]]s waren Handschriften die einzige Form schriftlicher [[Publikation]], das heißt, die Texte mussten abgeschrieben werden, um sie zu verbreiten. Dies galt vom Auftauchen der Schrift bis zur Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg um 1450, also für mehr als drei Jahrtausende. Bedenkt man die Zufälle des Geschichtsverlaufes, des materiellen und des geistigen, und die Gefährdung alles Geschriebenen durch die Jahrhunderte, so ist es gemäß [[Martin Bodmer (Privatgelehrter)|Martin Bodmer]] erstaunlich, dass nicht mehr verloren gegangen ist.<ref name="MB">Martin Bodmer: ''Vorwort'', in: Martin Bodmer (Hrsg.): ''Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur'', Atlantis Verlag, Zürich 1961–1964, Band 1, S. 17–24</ref> Trotz Bedrohung durch Naturgewalten und Menschenwerk konnten die größten geistigen Schätze bewahrt bleiben, wenn auch auf Umwegen: Anders wäre die Rettung antiken Schrifttums durch so heterogene Mittelsleute wie es die arabischen Gelehrten und die christlichen Mönche sind, nicht zu erklären. Ihre Abschriften haben uns allerdings von den Originaltexten immer weiter entfernt, und es bedarf der textkritischen Forschung, um aus allen erfassbaren Fragmenten den ursprünglichen Wortlaut wieder herzustellen oder zu sichern. Auch dann noch ist die älteste Abschrift oft Jahrhunderte vom Autor entfernt und manchmal auch nur als Übersetzung aus der ursprünglichen Sprache erhalten. Die Erforschung der Verbreitungswege eines Textes ist die Aufgabe der Textüberlieferung.<ref name="MB"/>

Manuskripte lassen vielfältige Rückschlüsse auf den Entstehungsprozess und die Authentizität eines Textes zu, wenn etwa Passagen gestrichen und neu formuliert oder nachträglich eingefügt wurden. Die moderne Texterstellung am Computer hinterlässt hingegen oft nur das fertige Schriftstück als „sprachloses Dokument“.<ref>Walter Rösner-Kraus: ''Rückzug des Manuskripts.'' In: ''Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen.'' Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 551.</ref>

== Berühmte Handschriften ==
[[Datei:Codex Manesse 127r.jpg|miniatur|220px|Codex Manesse]]

=== Historisch ===
(chronologisch sortiert)
* [[Donaueschinger Handschrift]] ([[Nibelungenlied]]), um 1220
* [[Codex Manesse]], um 1300
* [[Manasses-Chronik]], zwischen 1345 und 1347
* [[Codex Nuttall]], 14. Jahrhundert ([[Mixteken|Mixtekisch]])
* [[Rotes Buch von Hergest]], 14. Jahrhundert ([[walisisch]])
* [[Hausbuch (Schloss Wolfegg)]], nach 1480
* [[Voynich-Manuskript]], um 15. Jahrhundert
* [[Ambraser Heldenbuch]], 16. Jahrhundert
* [[Carte Manuscripts]], 18. Jahrhundert

=== Religiös ===
(chronologisch sortiert)
[[Datei:Hortus Deliciarum, Die Philosophie mit den sieben freien Künsten.JPG|mini|„Die [[Philosophie]] thront inmitten der [[Sieben Freie Künste|Sieben Freien Künste]]“ – Darstellung aus einem kolorierten Faksimile des ''[[Hortus Deliciarum]]'' der [[Herrad von Landsberg]], 12. Jahrhundert]]
* [[Schriftrollen vom Toten Meer]], 3. Jahrhundert v. Chr. bis 1. Jahrhundert n. Chr.
* [[Nag-Hammadi-Schriften]], 3./4. Jahrhundert
* [[Codex Sinaiticus]], 4. Jahrhundert
* [[Codex Vaticanus Graecus 1209|Codex Vaticanus]], 4. Jahrhundert
* [[Codex Alexandrinus]], 5. Jahrhundert
* [[Codex Argenteus]], 6. Jahrhundert
* [[Faddan More Psalter]], 7./8. Jahrhundert
* [[Buch des Armagh]], 9. Jahrhundert
* [[Book of Kells]], 9. Jahrhundert
* [[Etschmiadsin-Evangeliar]], 989
* [[Fridolinsvita]], 10. Jahrhundert
* [[Freisinger Denkmäler]], 10./11. Jahrhundert
* [[Millstätter Handschrift]] 11./12. Jahrhundert
* [[Evangeliar Heinrichs des Löwen]] 12. Jahrhundert
* [[Hortus Deliciarum]] der [[Herrad von Landsberg]], 12. Jahrhundert
* [[Tetraevangeliar von Zar Iwan Alexander]], 14. Jahrhundert

=== Wissenschaftlich ===
* Die [[Manuskripte Leonardo da Vincis]], 15. bis 16.&nbsp;Jahrhundert
* [[Gottfried Wilhelm Leibniz#Briefwechsel als UNESCO-Weltdokumentenerbe|Leibniz-Briefwechsel]], 17. bis 18. Jahrhundert


== Standard-Manuskripte ==
== Standard-Manuskripte ==
Verlage und Zeitungen haben im 20. Jahrhundert regelmäßig Vorgaben für die Gestaltung von Typoskripten gemacht. Eine solche ''Standard-Manuskriptseite'' oder Normseite hatte zum Beispiel 30 Zeilen mit je 60 Anschlägen.


{{Hauptartikel|Normseite}}
[[Verlag]]e verlangen von [[Autor]]en häufig die Einhaltung bestimmter formaler Richtlinien für die eingereichten Manuskripte (eigentlich Typoskripte). Eine ''Standard-Manuskriptseite'' hat zum Beispiel 30 Zeilen mit je 60 Anschlägen und sollte 1,5-fachen oder doppelten Zeilenabstand und eine 12-[[Schriftsatzmaß|Punkt]]-[[Schriftart]] verwenden. Ein nach diesen Vorgaben geschriebenes Manuskript enthält in etwa 1500 Zeichen pro Seite, was je nach Schrifttyp variiert.

== Siehe auch ==
* [[Autograph]]
* [[Faksimile]]
* [[Kodikologie]]
* [[Stichometrie]]
* [[Typoskript]]
* [[Deutsche Texte des Mittelalters]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Meyers Online|8|114|spezialkapitel=Handschrift}}
* Lonni Bahmer: ''Redemanuskript''. In: [[Gert Ueding]] (Hrsg.): [[Historisches Wörterbuch der Rhetorik]]. Darmstadt: WBG 1992ff., Bd. 10 (2011), Sp. 1029–1039 (behandelt auch das [[Typoskript]]).
* Peter Jörg Becker, [[Eef Overgaauw]] (Hrsg.): ''Aderlass und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln.'' Mainz 2003
* [[Martin Bodmer (Privatgelehrter)|Martin Bodmer]] (Hrsg.): ''Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur.'' Atlantis Verlag, Zürich 1961–1964, 2 Bände, davon Band 1: ''Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen, Überlieferungsgeschichte der antiken Literatur'', von Herbert Hunger u.&nbsp;a.; Band 2: ''Überlieferungsgeschichte der mittelalterlichen Literatur'', von Karl Langosch u.&nbsp;a.; 623+843 Seiten, ill.
* [[Jörg Döring (Literaturwissenschaftler)|Jörg Döring]], [[Jürgen Wolf (Mediävist)|Jürgen Wolf]]: ''Manuskript / Autograph / Typoskript.'' In: [[Natalie Binczek]], [[Till Dembeck]], [[Jörgen Schäfer]] (Hrsg.): ''Medien der Literatur.'' De Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-311-020493-3, S.&nbsp;411–423.
* Hella Frühmorgen-Voss, Norbert H. Ott: ''Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters.'' Band 1. München 1986–1987.
* [[Joachim Kirchner]]: ''Germanistische Handschriftenpraxis: Ein Lehrbuch für die Studierenden der Deutschen Philologie.'' C. H. Beck, München 1950; 2. Auflage ebenda 1967.
* Lotte Kurras: ''Die deutschen mittelalterlichen Handschriften'' (= ''Kataloge des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. Die Handschriften des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg.'' 1). 2 Bände. Wiesbaden 1974–1980.


== Verzeichnisse ==
*[http://susi.e-technik.uni-ulm.de:8080/meyers/servlet/showSeite?SeiteNr=0114&BandNr=8&textmode=true Handschrift], in: ''Meyers Konversationslexikon'', 4.Aufl. 1888/89, Bd.8, S.114.
* [https://handschriftenportal.de Handschriftenportal] (mit Digitalisaten)
* Peter Jörg Becker und Eef Overgaauw (Hgg.): ''Aderlass und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln'', Mainz 2003
* [http://www.handschriftencensus.de Handschriftencensus] [[Handschriftencensus]]

* [http://manuscripta.mediaevum.de Mediaevum.de]
==siehe auch==
* [http://kdih.badw.de/das-projekt.html Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters] (KdiH) – wissenschaftliche Erschließung von Text-Bild-Zusammenhängen
*[[Liste der Handschriften]]
* [http://www.vl-ghw.uni-muenchen.de/HandschriftenDatenbanken.html Virtual Library: Handschriftendatenbanken, Kataloge und Verzeichnisse]
* [http://www.ksbm.oeaw.ac.at/_k5.htm Hilfsmittel zu österreichischen Handschriftenbeständen]
* [http://www.bibliotheek.leidenuniv.nl/bijzondere-collecties/handschriftenarchievenbrieven/bnm.html Bibliotheca Neerlandica Manuscripta (BNM)]
* [http://www.manuscript-cultures.uni-hamburg.de/index.html Manuskriptkulturen in Asien, Afrika und Europa, Hamburg (CSMC)]
* [http://manuscripta.mediaevum.de/cgi-bin/click.php?id=handschriften1_4&url=http://www.mmdc.nl/static/site/index.html Medieval Manuscripts in Dutch Collections]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Manuscripts|Manuskripte}}
{{Wikisource|Handschriftenverzeichnis}}
{{Wiktionary|Manuskript}}
* {{DNB-Portal|4126273-6}}
* [http://mediengeschichte.dnb.de/ ''Zeichen – Bücher – Netze''], virtuelle Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums, unter anderem mit einem Themenmodul zu mittelalterlicher Handschriftenkultur


== Einzelnachweise ==
* http://www.schriftvergleichung.de/ - Informationen zu forensischen Schriftvergleichung mit dem Ziel der Echtheits- oder Urheberschaftsfeststellung
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4126273-6|LCCN=sh85080672|NDL=00571802}}
* [http://www.schriftvergleichung.com Forensische Schriftvergleichung] - Informationen in Abgrenzung zur Schriftpsychologie finden sich im Untermenüpunkt: Schriftuntersuchungen > Abgrenzung zur Schriftpsychologie


[[Kategorie:Buchart nach Herstellung]]
* [http://www.manuscripta-mediaevalia.de Handschriftenforum Manuscripta Mediaevalia]
[[Kategorie:Kodikologie]]
* [http://www.umass.edu/umhome/news/articles/7683.php Suchmaschine für Handschriften]
* [http://www.vl-ghw.uni-muenchen.de/HssBibliotheken.html ''Virtual Library Geschichte: Historische Hilfswissenschaften: Kodikologie: Handschriftenbibliotheken'']
* [http://www.skriptorium.at ''Skriptorium.at: Weltweiter Überblick über Faksimile-Ausgaben mittelalterlicher Handschriften'']

[[Kategorie:Handschrift|!Manuskript]]
[[Kategorie:Buch]]
[[Kategorie:Historische Hilfswissenschaften]]
[[Kategorie:Editionsphilologie]]
[[Kategorie:Editionsphilologie]]
[[Kategorie:Handschrift|!]]

[[cy:Llawysgrif]]
[[da:Manuskript]]
[[en:Manuscript]]
[[fa:دستنویس]]
[[fr:Manuscrit]]
[[he:כתב יד (יצירה)]]
[[id:Naskah]]
[[ja:写本]]
[[nl:Handschrift (document)]]
[[no:Manuskript]]
[[pt:Manuscrito]]
[[su:Naskah]]
[[sv:Handskrift]]

Aktuelle Version vom 15. April 2025, 10:19 Uhr

Der Heiligen Leben Winterteil, Seite aus einer Handschrift aus dem Benediktinerstift Weihenstephan, vermutlich um 1475

Unter Manuskript oder Handschrift versteht man in der Bibliothekswissenschaft oder Editionsphilologie handgeschriebene Bücher, Briefe oder andere Publikationsformen (von lateinisch manu scriptum ‚von Hand Geschriebenes‘; Abkürzung: Ms., Mehrzahl Mss.).

Im engeren Sinne versteht man darunter durch manuelles Schreiben mit Tinte oder anderen Farbmitteln auf Papyrus, Palmblättern, Birkenrinde[1][2], Pergament, Holzbrettchen oder Papier gebrachte Werke.

Eher umgangssprachlich werden heute auch maschinenschriftliche Druckvorlagen (eigentlich: Typoskripte bzw. Maschinenmanuskripte[3]) als Manuskript bezeichnet.

Wenn Fernseh- und Radiobeiträge in gedruckter Form zur Verfügung gestellt oder zum Herunterladen im Internet angeboten werden, spricht man von einem Sendemanuskript.

Die europäische Produktion von Manuskripten stieg im Hoch- und Spätmittelalter steil an (geschätzte Zahlen).[4]

Die Literatur der Antike und des Mittelalters ist fast ausschließlich handschriftlich auf Papyrus, Pergament und Papier überliefert.

Texte des Mittelalters sind oft in Sammelhandschriften zusammengefasst. Die Vorstellung vom Einzelbuch als typische Existenzform eines „Werkes“ als Monographie existierte in der heutigen Form noch nicht. Der Kodex war eine materielle Aufbewahrungs- und Schmuckform von diversem Geschriebenem. Zuweilen war es wohl auch das Bestreben der Besitzer solcher Codices, das Material oder „Wissen“ zu einem bestimmten Gegenstand oder Thema (z. B. höfische Ritterliteratur) möglichst vollständig zu versammeln. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Ambraser Heldenbuch vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Ein Beispiel aus der Mitte des 14. Jahrhunderts ist die Sammelhandschrift mit der Signatur Ms. germ. quart. 284 der Staatsbibliothek zu Berlin, die unter anderem zwei Texte des Tristan-Stoffes überliefert: Den Tristan des Dichters Gottfried von Straßburg und Ulrichs von Türheim Tristanfortsetzung.[5] Die Buchwissenschaft und die Kodikologie erforschen die verschiedenen konzeptionellen oder zufälligen Anlageprinzipien von Mischhandschriften und Sammelhandschriften.

Bis zur Erfindung des Buchdrucks waren Handschriften die einzige Form schriftlicher Publikation, das heißt, die Texte mussten abgeschrieben werden, um sie zu verbreiten. Dies galt vom Auftauchen der Schrift bis zur Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg um 1450, also für mehr als drei Jahrtausende. Bedenkt man die Zufälle des Geschichtsverlaufes, des materiellen und des geistigen, und die Gefährdung alles Geschriebenen durch die Jahrhunderte, so ist es gemäß Martin Bodmer erstaunlich, dass nicht mehr verloren gegangen ist.[6] Trotz Bedrohung durch Naturgewalten und Menschenwerk konnten die größten geistigen Schätze bewahrt bleiben, wenn auch auf Umwegen: Anders wäre die Rettung antiken Schrifttums durch so heterogene Mittelsleute wie es die arabischen Gelehrten und die christlichen Mönche sind, nicht zu erklären. Ihre Abschriften haben uns allerdings von den Originaltexten immer weiter entfernt, und es bedarf der textkritischen Forschung, um aus allen erfassbaren Fragmenten den ursprünglichen Wortlaut wieder herzustellen oder zu sichern. Auch dann noch ist die älteste Abschrift oft Jahrhunderte vom Autor entfernt und manchmal auch nur als Übersetzung aus der ursprünglichen Sprache erhalten. Die Erforschung der Verbreitungswege eines Textes ist die Aufgabe der Textüberlieferung.[6]

Manuskripte lassen vielfältige Rückschlüsse auf den Entstehungsprozess und die Authentizität eines Textes zu, wenn etwa Passagen gestrichen und neu formuliert oder nachträglich eingefügt wurden. Die moderne Texterstellung am Computer hinterlässt hingegen oft nur das fertige Schriftstück als „sprachloses Dokument“.[7]

Berühmte Handschriften

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Codex Manesse

(chronologisch sortiert)

(chronologisch sortiert)

„Die Philosophie thront inmitten der Sieben Freien Künste“ – Darstellung aus einem kolorierten Faksimile des Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg, 12. Jahrhundert

Wissenschaftlich

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Standard-Manuskripte

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Verlage und Zeitungen haben im 20. Jahrhundert regelmäßig Vorgaben für die Gestaltung von Typoskripten gemacht. Eine solche Standard-Manuskriptseite oder Normseite hatte zum Beispiel 30 Zeilen mit je 60 Anschlägen.

  • Handschrift. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 8, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 114.
  • Lonni Bahmer: Redemanuskript. In: Gert Ueding (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Darmstadt: WBG 1992ff., Bd. 10 (2011), Sp. 1029–1039 (behandelt auch das Typoskript).
  • Peter Jörg Becker, Eef Overgaauw (Hrsg.): Aderlass und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln. Mainz 2003
  • Martin Bodmer (Hrsg.): Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur. Atlantis Verlag, Zürich 1961–1964, 2 Bände, davon Band 1: Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen, Überlieferungsgeschichte der antiken Literatur, von Herbert Hunger u. a.; Band 2: Überlieferungsgeschichte der mittelalterlichen Literatur, von Karl Langosch u. a.; 623+843 Seiten, ill.
  • Jörg Döring, Jürgen Wolf: Manuskript / Autograph / Typoskript. In: Natalie Binczek, Till Dembeck, Jörgen Schäfer (Hrsg.): Medien der Literatur. De Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-311-020493-3, S. 411–423.
  • Hella Frühmorgen-Voss, Norbert H. Ott: Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters. Band 1. München 1986–1987.
  • Joachim Kirchner: Germanistische Handschriftenpraxis: Ein Lehrbuch für die Studierenden der Deutschen Philologie. C. H. Beck, München 1950; 2. Auflage ebenda 1967.
  • Lotte Kurras: Die deutschen mittelalterlichen Handschriften (= Kataloge des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. Die Handschriften des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. 1). 2 Bände. Wiesbaden 1974–1980.
Commons: Manuskripte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Handschriftenverzeichnis – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Manuskript – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Rezension zu: Pia Brancaccio, Kurt Behrendt: Gandharan Buddhism: Archaeology, Art, and Texts. (PDF).
  2. The British Library Kharosthi Fragments; Richard Salomon; washington.edu
  3. Richard Sperl: Erkenntniswert und Erkenntnisgrenzen der Materialität der Textzeugen bei der Edition wissenschaftlicher Texte. Am Beispiel der Marx-Engels-Gesamtausgabe. In: Martin Schubert (Hrsg.): Materialität in der Editionswissenschaft. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2010, ISBN 978-3-11-023130-4, S. 193–208, hier: S. 193.
  4. Eltjo Buringh, Jan Luiten van Zanden: Charting the „Rise of the West“: Manuscripts and Printed Books in Europe. A Long-Term Perspective from the Sixth through Eighteenth Centuries. In: The Journal of Economic History, Bd. 69, Nr. 2 (2009), S. 409–445 (416, Tafel 1)
  5. Eine vollständige Übersicht aller in der Handschrift enthaltenen Texte bietet der Eintrag im Handschriftencensus; ausführlicher zu Provenienz und Textprogramm: Renate Schipke: Gottfried von Straßburg: Tristan u. a., in: Aderlaß und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln, hg. von Peter Jörg Becker und Eef Overgaauw (Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Ausstellungskataloge N.F. 48), Mainz 2003, S. 70–73 (Nr. 28).
  6. a b Martin Bodmer: Vorwort, in: Martin Bodmer (Hrsg.): Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur, Atlantis Verlag, Zürich 1961–1964, Band 1, S. 17–24
  7. Walter Rösner-Kraus: Rückzug des Manuskripts. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 551.