„Arngast“ – Versionsunterschied
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'''Arngast''' war ursprünglich ein [[Kirchspiel]] und zeitweilig auch eine [[Insel]] im Gebiet des heutigen [[Jadebusen]]s. |
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[[Bild:Leuchtturm Arngast.jpg|thumb|Leuchtturm Arngast]]Ursprünglich eine Insel in der Nordsee ("Kirchspiel '''Arngast'''"), welche im frühen [[Mittelalter]] nach mehreren schweren [[Sturmflut]]en bis auf eine kleine [[Sandbank]] komplett im Meer versank. Auf dieser Sandbank erbaute man im Jahre [[1909]]/[[1910]] einen [[Leuchtturm]] zur Ansteuerung von [[Wilhelmshaven]] und zur Orientierung im [[Jadebusen]]. Vor dem Leuchturm verzweigen sich die Fahrwasser (Tonnen- und Priggenwege) nach [[Varel]] und Dangast. |
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== Geschichte == |
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Nach dem Einbringen von 112 schweren Holzpfählen (je ca. 8m lang und 30cm im Durchmesser) zur Gründung wurde die 36m hohe und 8,50m im [[Durchmesser]] (an der Basis) messende Stahlkonstruktion errichtet. |
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[[Datei:JadeWeser-arngast.png|mini|Fortschreitender Flächenverlust der Insel<br /> siehe [[commons:Jadebusen+Unterweser33%|Gesamtansicht der Region]]]] |
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Neben dem Leuchturm [[Roter Sand]] gehört Arngast zu den bekanntesten und traditionellsten [[Liste der Leuchttürme|Leuchttürmen]] an der deutschen [[Nordseeküste]]. Er wurde [[2003]] in das Verzeichnis der [[Kulturdenkmal|Kulturdenkmale]] - [[Baudenkmal|Baudenkmale]] - eingetragen. |
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Der Jadebusen entstand als Ergebnis mehrerer [[Sturmflut]]en im [[Mittelalter]], bei denen große Landverluste zu verzeichnen waren. Das Kirchspiel Arngast erlitt während der [[Clemensflut]] vom 23. November 1334 große Schäden und musste aufgegeben werden. Die verlassene Kirche wurde jedoch noch 1428 erwähnt. Spätestens 1509, wohl während der [[Zweite Cosmas- und Damianflut|Zweiten Cosmas- und Damianflut]] am 25./26. September, brach die Verbindung mit dem Festland bei [[Dangast]]. Arngast wurde zu einer Insel im Jadebusen. Mit sechs Quadratkilometern war Arngast zeitweilig die größte von etwa 45 Inseln im Jadebusen, verlor aber immer wieder an Fläche, bis sie annähernd vierhundert Jahre später ganz verschwand. |
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Der Turm ist auch heute noch in Betrieb. [[1968]] wurde das [[Leuchtfeuer]] mit einem [[Seekabel]] für die Stromversorgung ausgestattet und komplett automatisiert in die Leuchtfeuerkette Nordssee integriert. Der letzte [[Leuchtturmwärter]] ging im selben Jahr in den Ruhestand. |
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Die Kirche von Arngast stürzte 1613 ein. 1645 war die Insel nur noch rund zwei Quadratkilometer groß. Reste der Kirche konnten noch 1661 gesehen werden. Um 1800 war Arngast eine schmale Insel von etwa 1½ km Länge. Im Jahr 1883 wurde der Jadebusen inklusive Arngast dem [[Reichskriegshafen]] [[Wilhelmshaven]] zugeschlagen. Laut Reichskriegshafengesetz<ref>''[[s:Gesetz, betreffend die Reichs-Kriegshäfen und die Feststellung eines Nachtrages zum Reichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1883/84|Gesetz, betreffend die Reichs-Kriegshäfen und die Feststellung eines Nachtrages zum Reichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1883/84. Vom 19. Juni 1883.]]'' ([[Wikisource]])</ref> durften „ohne die Genehmigung des Marinestationschefs“ keine Eindeichungen oder Aufschüttungen vorgenommen werden, „welche die Sand- oder Schlickablagerung oder die Verlandung befördern“. Damit durften auch keine Maßnahmen zum Schutz der Inseln im Jadebusen getroffen werden, da mit der Wattfläche auch die [[Gezeiten|Tidenströme]] möglichst groß gehalten werden sollten. 1898 waren von Arngast noch drei kleine Restinseln übrig, Groß Arngast {{Coordinate|NS=53.46806|EW=8.18193|name=Groß Arngast |text=ICON0 |type=isle |region=DE-NI}}, Klein Arngast {{Coordinate|NS=53.45600|EW=8.17207|name=Klein Arngast|text=ICON0|type=isle|region=DE-NI}} und dessen Nebeninsel. Der Abstand zwischen diesen Inseln war fast so groß wie der Durchmesser der zusammenhängenden Insel im 17. Jahrhundert. Im Frühjahr 1904 war noch ein schmaler grüner Streifen übrig geblieben, der etwa „60 Meter lang, aber nur wenige Meter breit war“, die „Peilbake hing nur noch mit einer Strebe auf der Sandhöhe.“<ref name="schuette">H. Schütte: ''Die untergegangene Insel Arngast''. In: Naturwiss. Verein Bremen, XIX. Band 3. Heft, 1909, zitiert nach [http://www.baken-net.de/arngast-bake.htm baken-net.de]</ref> Nach weiteren Sturmfluten versank die Insel im Winter 1904/1905.<ref>{{Literatur |Autor=[[Hansjörg Streif]] |Titel=Das ostfriesische Küstengebiet. Nordsee, Inseln, Watten und Marsche |Sammelwerk=Sammlung geologischer Führer |Band=Band 57 |Auflage=2. |Verlag=Gebr. Borntraeger |Ort=Berlin / Stuttgart |Datum=1990 |ISBN=3-443-15051-9 |Seiten=288}}</ref> Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] beschrieb Wilhelm Kuck noch „die langgestreckte Düne von Klein-Arngast, die bei jeder Flut überspült wurde“, sowie Groß-Arngast, das „noch etwa drei Meter aus der gewöhnlichen Flut als sichelförmige Sanddüne“ hervorragte, etwa 150 Meter lang und 30 Meter breit war und zahlreichen Vögeln als Nistplatz diente.<ref>Wilhelm Kuck: ''Die Straßen von Varel''. Zitiert nach: [http://www.nwzonline.de/friesland/kultur/arngast-vom-meer-verschluckt_a_1,0,3282379417.html ''Arngast vom Meer verschluckt''.] [[Nordwestzeitung]], 31. Oktober 2009.</ref> Auch im Messtischblatt von 1940 sind die beiden Inseln verzeichnet.<ref name="messtisch" /> |
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Von [[Dangast]] aus können Fahrten mit dem Schiff rund um den Leuchtturm gebucht werden. |
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== Leuchtturm == |
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Wie alle deutschen Leuchttürme auf See ist auch Arngast frei zugänglich und nicht verschlossen, damit [[Schiffbruch|Schiffbrüchigen]] oder anderen in [[Seenot]] geratenen diese potentielle Rettungsmöglichkeit nicht verwehrt ist. |
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In den Jahren 1909/1910 erbaute man auf einer [[Sandbank]] mitten im Jadebusen den [[Leuchtturm Arngast]]. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung steht er nicht im Bereich der ehemaligen Insel, sondern annähernd doppelt so weit von [[Dangast]] entfernt auf demselben Wattrücken.<ref name="messtisch">{{Webarchiv |url=http://greif.uni-greifswald.de/geogreif/geogreif-content/upload/mtbl/2515Jadebusen1940Kopie.jpg |wayback=20130512032632 |text=Messtischblatt von 1940 }} mit den Inseln ''Gr. Arngast'' und ''Kl. Arngast'' sowie dem ''Leuchtt. Arngast''{{Abrufdatum |1=2024-04-14}}</ref> Er dient sowohl Schiffen mit dem Ziel [[Wilhelmshaven]] als Richtungsmarkierung der Innenjade als auch der Orientierung in den [[Fahrwasser]]n (Tonnen- und [[Pricke]]nwegen) nach [[Varel]] und Dangast. |
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== Ansichten == |
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[[Bild:Karte_Arngast.gif|thumb|Lage Leuchtturm Arngast im Jadebusen]] |
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Frisiae-edited.jpg|[[Ost-Friesland|Ostfriesische Halbinsel]] um 1600<br />Der Jadebusen hat eine deutlich größere Ausdehnung als heute.<br />Im Jadebusen ist das Kirchspiel „Arnegast“ als Insel zu erkennen. |
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Oberahnesche Felder + Hoben1645.png|Karte von 1645 mit der Insel ''Arne Gaſt'' |
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Jadebusen 1805-1814.png|Der Jadebusen im frühen 19. Jahrhundert mit der kleinen Insel Arngast |
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Leuchtturm Arngast.jpg|[[Leuchtturm Arngast]] |
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== Einzelnachweise == |
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*Geographische Lage: 53° 28,881' N 008° 10,895' E |
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<references /> |
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*'''Hauptfeuer''' / Nebenfeuer |
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**Feuerhöhe: '''NN +31,62 m''' / NN + 31,62 m |
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**Lichtquelle: '''1.600 W-Lampe''' / 1.600 W-Lampe |
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**Lichtstärke: '''151.500 cd''' / 1.540 cd |
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*Reichweite ca. 21 sm |
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<!-- (Quelle: [[WSA]] Wilhelmshaven) --> |
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* Internationale Ordnungsnummer: B 1152 |
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* Kennung: Feuer weiß rot grün / Blitz weiß und grün 3 [[Sekunde|s]] / Blitz 2-mal 9 s / Unterbrechung 6 s |
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* Nenntragweite: weiß 21 [[Seemeile|sm]] / rot 16 / grün 17 sm |
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{{Coordinate|NS=53.46806|EW=8.18193|type=landmark |region=DE-NI}} |
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== Weblinks == |
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* [http://www.deutscheleuchtfeuer.de/arngast.html Leuchtturm Arngast] |
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* [http://www.wsv.de/wsa-whv/wasserstrassen/schifffahrtszeichen/arngast/index.html Wasser- und Schifffahrtsamt Wilhelmshaven] |
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* [http://home.arcor.de/frank.muelheims/leuchtturm/leuchtturm.html Private Leuchtturmseite] |
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[[Kategorie:Geographie (Landkreis Friesland)]] |
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{{Koordinate Artikel|53_28_00_N_08_10_00_E|53° 28' 00'' N 8° 10' 00'' O}} |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Geschichte Wilhelmshavens]] |
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[[Kategorie:Ort in Niedersachsen]] |
Aktuelle Version vom 14. April 2024, 01:37 Uhr
Arngast war ursprünglich ein Kirchspiel und zeitweilig auch eine Insel im Gebiet des heutigen Jadebusens.
Geschichte
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siehe Gesamtansicht der Region
Der Jadebusen entstand als Ergebnis mehrerer Sturmfluten im Mittelalter, bei denen große Landverluste zu verzeichnen waren. Das Kirchspiel Arngast erlitt während der Clemensflut vom 23. November 1334 große Schäden und musste aufgegeben werden. Die verlassene Kirche wurde jedoch noch 1428 erwähnt. Spätestens 1509, wohl während der Zweiten Cosmas- und Damianflut am 25./26. September, brach die Verbindung mit dem Festland bei Dangast. Arngast wurde zu einer Insel im Jadebusen. Mit sechs Quadratkilometern war Arngast zeitweilig die größte von etwa 45 Inseln im Jadebusen, verlor aber immer wieder an Fläche, bis sie annähernd vierhundert Jahre später ganz verschwand.
Die Kirche von Arngast stürzte 1613 ein. 1645 war die Insel nur noch rund zwei Quadratkilometer groß. Reste der Kirche konnten noch 1661 gesehen werden. Um 1800 war Arngast eine schmale Insel von etwa 1½ km Länge. Im Jahr 1883 wurde der Jadebusen inklusive Arngast dem Reichskriegshafen Wilhelmshaven zugeschlagen. Laut Reichskriegshafengesetz[1] durften „ohne die Genehmigung des Marinestationschefs“ keine Eindeichungen oder Aufschüttungen vorgenommen werden, „welche die Sand- oder Schlickablagerung oder die Verlandung befördern“. Damit durften auch keine Maßnahmen zum Schutz der Inseln im Jadebusen getroffen werden, da mit der Wattfläche auch die Tidenströme möglichst groß gehalten werden sollten. 1898 waren von Arngast noch drei kleine Restinseln übrig, Groß Arngast ⊙ , Klein Arngast ⊙ und dessen Nebeninsel. Der Abstand zwischen diesen Inseln war fast so groß wie der Durchmesser der zusammenhängenden Insel im 17. Jahrhundert. Im Frühjahr 1904 war noch ein schmaler grüner Streifen übrig geblieben, der etwa „60 Meter lang, aber nur wenige Meter breit war“, die „Peilbake hing nur noch mit einer Strebe auf der Sandhöhe.“[2] Nach weiteren Sturmfluten versank die Insel im Winter 1904/1905.[3] Nach dem Ersten Weltkrieg beschrieb Wilhelm Kuck noch „die langgestreckte Düne von Klein-Arngast, die bei jeder Flut überspült wurde“, sowie Groß-Arngast, das „noch etwa drei Meter aus der gewöhnlichen Flut als sichelförmige Sanddüne“ hervorragte, etwa 150 Meter lang und 30 Meter breit war und zahlreichen Vögeln als Nistplatz diente.[4] Auch im Messtischblatt von 1940 sind die beiden Inseln verzeichnet.[5]
Leuchtturm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Jahren 1909/1910 erbaute man auf einer Sandbank mitten im Jadebusen den Leuchtturm Arngast. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung steht er nicht im Bereich der ehemaligen Insel, sondern annähernd doppelt so weit von Dangast entfernt auf demselben Wattrücken.[5] Er dient sowohl Schiffen mit dem Ziel Wilhelmshaven als Richtungsmarkierung der Innenjade als auch der Orientierung in den Fahrwassern (Tonnen- und Prickenwegen) nach Varel und Dangast.
Ansichten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Ostfriesische Halbinsel um 1600
Der Jadebusen hat eine deutlich größere Ausdehnung als heute.
Im Jadebusen ist das Kirchspiel „Arnegast“ als Insel zu erkennen. -
Karte von 1645 mit der Insel Arne Gaſt
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Der Jadebusen im frühen 19. Jahrhundert mit der kleinen Insel Arngast
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gesetz, betreffend die Reichs-Kriegshäfen und die Feststellung eines Nachtrages zum Reichshaushalts-Etat für das Etatsjahr 1883/84. Vom 19. Juni 1883. (Wikisource)
- ↑ H. Schütte: Die untergegangene Insel Arngast. In: Naturwiss. Verein Bremen, XIX. Band 3. Heft, 1909, zitiert nach baken-net.de
- ↑ Hansjörg Streif: Das ostfriesische Küstengebiet. Nordsee, Inseln, Watten und Marsche. In: Sammlung geologischer Führer. 2. Auflage. Band 57. Gebr. Borntraeger, Berlin / Stuttgart 1990, ISBN 3-443-15051-9, S. 288.
- ↑ Wilhelm Kuck: Die Straßen von Varel. Zitiert nach: Arngast vom Meer verschluckt. Nordwestzeitung, 31. Oktober 2009.
- ↑ a b Messtischblatt von 1940 ( vom 12. Mai 2013 im Internet Archive) mit den Inseln Gr. Arngast und Kl. Arngast sowie dem Leuchtt. Arngast, abgerufen am 14. April 2024.
Koordinaten: 53° 28′ 5″ N, 8° 10′ 54,9″ O