„Technischer Kalkkreislauf“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Kalkkreislauf.svg|426px|mini|Technischer Kalkkreislauf mit den drei beteiligten chemischen Stoffen]] |
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Durch technische Vorgänge kann Calciumcarbonat (Kalk) in Kalkmörtel umgewandelt werden. Dieser härtet durch die Reaktion mit Kohlenstoffdioxid wieder zu Calciumhydroxid aus. |
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Der '''Technische Kalkkreislauf''' ist die technische Umwandlung von natürlichem [[Kalkstein]] in drei Schritten. |
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; Brennen |
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: Zuerst wird [[Calciumcarbonat]] (<chem>CaCO3</chem>), der Hauptbestandteil des Kalksteins, stark erhitzt (gebrannt), dabei entweicht [[Kohlenstoffdioxid]] (<chem>CO2</chem>) und es entsteht [[Calciumoxid]] (<chem>CaO</chem>), Branntkalk (wesentlicher Bestandteil von [[Zement]]). |
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: Versetzt man Branntkalk mit [[Wasser]] (<chem>H2O</chem>), bildet sich [[Calciumhydroxid]] (<chem>Ca(OH)2</chem>), Löschkalk. |
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; Abbinden (Carbonatisierung) |
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: Löschkalk reagiert durch Wasserabgabe und Kohlenstoffdioxidaufnahme wieder zurück zu [[Calciumcarbonat]] (<chem>CaCO3</chem>), also [[Kalkstein]]. |
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Ziel ist in der Regel die Bereitstellung von Kalk als Baustoff. Theoretisch ließe sich die [[Exotherme Reaktion|exotherme Umwandlung]] von Branntkalk und Wasser zu Löschkalk und die [[Endotherme Reaktion|endotherme Rückwandlung]] von Löschkalk zu Branntkalk und Wasser jedoch auch für [[thermochemischer Wärmespeicher|chemische Wärmespeicher]] verwenden.<ref name=dlf>{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunk.de/energiewende-kalk-als-waermespeicher-100.html |titel=Energiewende – Kalk als Wärmespeicher |autor=Piotr Heller |hrsg=[[Deutschlandfunk]] |sprache=de |datum=2016-02-25 |abruf=2022-01-09}}</ref> |
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Hinweise zu den Stoffen: |
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== Brennen des Kalks == |
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==Kalziumkarbonat== |
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[[Datei:Caco3.PNG|mini|<chem>CaCO3</chem>-Entsäuerung in der [[Differential-Thermoanalyse|DTA]]]] |
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Kalziumkarbonat ist eine einfache chemische Verbindung mit der Summenformel CaCO<sub>3</sub>. In der Natur bildet dieses Mineral drei Kalziumkarbonat-Gesteine, die zwar chemisch identisch sind, sich aber sonst in mancherlei Hinsicht unterscheiden. |
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siehe auch [[Kalziumcarbonat]] |
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[[Calciumcarbonat]] ist eine einfache [[chemische Verbindung]] mit der Summenformel <chem>CaCO3</chem>. In der Natur findet sich dieses [[Mineral]] – neben dem Vorkommen in [[Ei]]er- und [[Muschelschale]]n, [[Kalkschwämme]]n und [[Koralle]]n – vor allem als [[Kalkstein]], der teils [[Massenkalk|großflächig]] vorkommt. Typische Kalksteine sind [[Kreide (Gestein)|Kreide]], [[Marmor]], [[Dachsteinkalk]], Gesteine des [[Muschelkalk]] oder [[Travertin]]. |
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== Gebrannter Kalk == |
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Ab einer Temperatur von etwa 800 °C wird Kalkstein entsäuert, das heißt CO<sub>2</sub> wird ausgetrieben, und es entsteht der gebrannte Kalk (Kalkbrennen), chemisch [[Kalziumoxid]] CaO (auch ''ungelöschter'' Kalk). |
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Nach der Rohstoffgewinnung im [[Kalkwerk]] findet in einem [[Kalkofen]] der erste Umwandlungsschritt statt, das Kalkbrennen. Ab einer Temperatur von etwa 1000 °C wird kalkiges Gestein entsäuert, das heißt, [[Kohlenstoffdioxid]] <chem>CO2</chem> wird ausgetrieben, es entsteht ''Branntkalk'', chemisch [[Calciumoxid]] <chem>CaO</chem>. |
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CaCO<sub>3</sub> -> CaO + CO<sub>2</sub> |
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<chem>CaCO3 \begin{math}\xrightarrow{\triangle}\end{math} CaO + CO2</chem><br /> |
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Dieser Vorgang ist für vergleichbare Prozesse namensgebend: [[Kalzination]]. |
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== Gelöschter Kalk == |
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das zum Kalken von Wänden und als Zusatz zu Kalkmörtel verwendet wird. An der Luft bindet gelöschter Kalk mit Hilfe von Kohlenstoffdioxid wieder zu Kalziumkarbonat ab, womit sich der Kreislauf schließt. |
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Bei der Verwendung relativ reiner Kalkgesteine entsteht der ''[[Weißkalk]] (Fettkalk)'' mit 90–95 % <chem>CaO</chem>. Anderenfalls spricht man von ''[[Magerkalk]]en''. [[Magnesium]]haltige Kalke mit höheren Anteilen von [[Weiße Magnesia|weißer Magnesia]] (<chem>MgO</chem>) ergeben ''[[Magnesiumkalk]], Magnesiakalk''. [[Kieselkalk]]e, wie [[Korallenkalk]] oder [[Muschelkalk]], ergeben Kalke in technischer Nähe zum [[Zement]], beides härtere und deutlich wasserresistentere Baustoffe. Kalke minderer Qualität entstehen bei Verwendung von [[Sandstein#Definition, Nomenklatur und Abgrenzung zu verwandten Gesteinen|Kalksandsteinen]], die [[Tonmineral|tonige]] Anteile enthalten (im Wesentlichen Magnesium, [[Aluminium]], Silicium). Durch das Ausgangsmaterial oder die Verarbeitung verbliebene höhere Anteile organischer Bestandteile ([[Kohlenstoff]]) ergeben ''[[Graukalk]]'' oder ''[[Schwarzkalk]]''. Eine Ausnahme bilden die aus [[Dolomit (Gestein)|Dolomit]] gebrannten Kalke, die zwar magnesiumhaltig sind, aber aufgrund der Kristallstruktur dem hochreinen Weißkalk vergleichbarer Qualität entsprechen.<ref>[[Kurt Wehlte]]: ''Werkstoffe und Techniken der Malerei'', Kap. ''Freskomalerei, Werkstoffe und Arbeitsweisen.'' S. 276ff.</ref> Noch komplexer wird das Verhalten der Kalke bei Anteilen an Salzen im Gestein, insbesondere [[Steinsalz]] (was bei frostabbindenen Werkstoffen ausgenutzt wird). |
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Gebrannter (ungelöschter) Kalk (Kalziumoxid) und gelöschter Kalk (Kalziumhydroxid) sind stark ätzend, Kontakt mit den Augen kann zur Erblindung führen! Gewöhnlicher Kalk ist dagegen harmlos. |
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Ungünstig ist das Brennen von Kalk mit [[schwefel]]haltigen Brennstoffen, der Kalk „verschwefelt“ dann teilweise zu [[Gips]].<!--Quellen fehlen, Widerspruch zu Kalkofen >> --><!-- Die gleiche Reaktion gilt auch für das traditionelle Holzbrennen. Daher werden hochwertige Kalke gasgebrannt oder sogar durch Zuführung elektrischer Energie erhitzt.--> Als Brennstoff kommen eine Vielzahl von festen (Kohle, Koks, [[Knochenmehl]]), flüssigen (Heizöl, Lösemittelabfälle, Klärschlamm) und gasförmigen Stoffen (Erdgas, [[Schwachgas]]) zum Einsatz.<ref>[https://www.atec-ltd.com/de/produkte-prozesse/produkte/flexiflame-rotary-kiln-burner.html Brenner für Drehrohrofen]</ref> Es werden Drehrohröfen und Schachtöfen verwendet. Feste Brennstoffe werden dem Kalk vor der Beschickung des Schachtofens beigemischt.<ref>[https://www.kalk.de/rohstoff/gewinnung/brennen/ Brennen von Kalk], Veröffentlichung des Bundesverbandes der Deutschen Kalkindustrie e. V., abgerufen am 4. Februar 2019</ref> |
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Calciumoxid + Kohlenstoffdioxid -> Calciumhydroxid |
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== Löschen des Kalks == |
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CaO + CO<sub>2</sub> -> Ca(OH)<sub>2</sub> |
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<chem>CaO + H2O -> \begin{math}\mathrm{Ca(OH)_2}\end{math}</chem><br /> |
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Der Vorgang des Abbindens kann durch den geringen CO2 Gehlat der Luft jahrelang dauern. In einigen alten dicken Maurn alter Burgen ist der Mörtel teilweise heute noch nicht abgebunden |
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<small>Calciumoxid und Wasser reagieren zu Calciumhydroxid.</small> |
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Je nach Menge der Wasserzugabe spricht man von ''[[Sumpfkalk]], [[Kalkfarbe]]'' oder ''[[Kalkmilch]]''. Alle diese Formen werden als weiße Farbe zum ''Kalken'' von Wänden und als Bindemittel für [[Kalkmörtel]] oder [[Hydraulischer Mörtel|hydraulischen Mörtel]] verwendet. |
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{{Infobox Gefahrstoffkennzeichnung |
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Ca(OH)<sub>2</sub> + CO<sub>2</sub> -> CaCO<sub>3</sub> + H<sub>2</sub>O |
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| CAS = {{CASRN|1305-78-8|Q185006}} |
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| Quelle GHS-Kz = <ref name="GESTIS">{{GESTIS|Name=Calciumoxid|ZVG=1200|CAS=1305-78-8|Abruf=2017-07-29}}</ref> |
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| GHS-Piktogramme = {{GHS-Piktogramme|05|07}} |
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| GHS-Signalwort = Gefahr |
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| H = {{H-Sätze|315|318|335|KeineKat=Ja}} |
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| EUH = {{EUH-Sätze|-}} |
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| P = {{P-Sätze|261|280|305+351+338|KeineKat=Ja}} |
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| Quelle P = <ref name="GESTIS" /> |
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}} |
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Eine Zwischenstufe bildet dabei der ''unvollständig gelöschte Kalk'', der ein trockenes Pulver ergibt, das trotzdem abbindefähig ist und unter dem Namen ''[[Kalkhydrat]]'' gehandelt wird. Dieses bildet die Grundlage aller Fertig-Kalkmörtel und -putze und Anmachfarben, die als Sackware vertrieben werden. Natürliche Vorkommen von Kalkhydraten mit freier Kieselsäure nennt man ''[[Puzzolane]] ([[Trass (Gestein)|Trass]])''. |
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Gelöschter Kalk (Calciumhydroxid) ist ein stark [[Ätzende Stoffe|ätzender]], [[Alkalische Lösung|alkalischer]] Stoff; Kontakt mit den Augen kann zur [[Erblindung]] führen, Einatmen von Kalkhydratstäuben zu Atemproblemen, und auch ungeschützte Haut wird angegriffen. Erst der abgebundene Kalk ist wie Kalkstein diesbezüglich harmlos. |
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Eine weitere Darstellung: |
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[[Bild:kalkkreislauf.png]] |
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Im Hinblick auf Wärmespeicher käme die Rückwandlung von Löschkalk zu Branntkalk und Wasser(-dampf) bei Temperaturen ab 450 °C in Frage.<ref name=dlf /> |
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An der [[Luft]] bindet gelöschter Kalk mit Hilfe von [[Kohlenstoffdioxid]] <chem>CO2</chem> wieder zu Calciumcarbonat ab, womit sich der Kreislauf schließt. Der Vorgang des Abbindens kann durch den geringen <chem>CO2</chem>-Gehalt der Luft, die Material[[feuchte]] sowie die entstehende [[Sinter]]schicht jahrelang dauern. |
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<chem>CO2 + H2O -> H2CO3</chem><br /> |
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<chem>H2CO3 + \begin{math}\mathrm{Ca(OH)_2}\end{math} -> CaCO3 + 2 H2O</chem><br /> |
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<small>Wasser und Kohlendioxid reagieren zu Kohlensäure.<br /> |
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Dabei karbonatisieren ''Grau-'' und ''Schwarzkalke'' mit ihrem hohen Eigengehalt an Kohlenstoff deutlich schneller. ''[[Hydraulkalk]]e'' (die oben erwähnten Puzzolane, zementähnliche Kalke sowie Kalke, die mit porösen Anteilen angereichert sind, die Luft speichern oder Wasser aufsaugen) binden dabei auch im feuchten Milieu, manche sogar unter Wasser. |
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Gibt man zum ''[[Baukalk]]'' noch [[Sand]] (siehe [[Gesteinskörnung]]), erhält man [[Kalkmörtel]], einen der ältesten [[Baustoff]]e überhaupt. Der Löschkalk [[Bindemittel|bindet]] dabei zwischen den Sandkörnern ab und festigt die Masse, der billige Sand sorgt für die nötige Druckfestigkeit und hält den Verbrauch an Kalk niedrig. Optimalerweise ist der Sand auch kalkreich, dann ist die Verbindung nicht nur mechanisch, sondern der Kalk kristallisiert direkt an der Zuschlagoberfläche aus. |
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Mit den technischen Bezeichnungen der Materialien zeigt sich der Kalkkreislauf in folgender Form: |
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[[Datei:Kalkkreislauf2.png|mini|zentriert|500px|Der technische Kalkkreislauf]] |
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== Siehe auch == |
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* [[Carbonat-Silicat-Zyklus]], der „natürliche“ Kalkkreislauf, der sich mit dem der Silikatgesteine vermengt |
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* [[Fresko]], die Technik der Wandmalerei, die direkt innerhalb des Kalkkreislaufs stattfindet |
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* [[Kalkstandard]] |
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== Literatur == |
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* Rudolf Biehler: ''Kalk.'' Skriptum Philipps-Universität Marburg, 25. Juni 1998. ([http://chids.online.uni-marburg.de/dachs/expvortr/634.pdf Webdokument], pdf) |
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* Eberhart Schiele, Leo. W. Berens: ''Kalk. Herstellung – Eigenschaften – Verwendung.'' Verlag Stahleisen, Düsseldorf 1972, ISBN 3-514-00115-4. |
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* Hartmut Kainer: ''Kopplung von Wärme- und Stoffaustausch mit chemischer Kinetik bei der Zersetzung von natürlichen Karbonaten.'' Dissertation. Technische Universität Clausthal, 1982. |
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* ''Kalktaschenbuch.'' Bundesverlag der deutschen Kalkindustrie e. V., 2001. |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Chemisch-technisches Verfahren]] |
Aktuelle Version vom 12. Mai 2025, 22:18 Uhr

Der Technische Kalkkreislauf ist die technische Umwandlung von natürlichem Kalkstein in drei Schritten.
- Brennen
- Zuerst wird Calciumcarbonat (), der Hauptbestandteil des Kalksteins, stark erhitzt (gebrannt), dabei entweicht Kohlenstoffdioxid () und es entsteht Calciumoxid (), Branntkalk (wesentlicher Bestandteil von Zement).
- Löschen
- Versetzt man Branntkalk mit Wasser (), bildet sich Calciumhydroxid (), Löschkalk.
- Abbinden (Carbonatisierung)
- Löschkalk reagiert durch Wasserabgabe und Kohlenstoffdioxidaufnahme wieder zurück zu Calciumcarbonat (), also Kalkstein.
Ziel ist in der Regel die Bereitstellung von Kalk als Baustoff. Theoretisch ließe sich die exotherme Umwandlung von Branntkalk und Wasser zu Löschkalk und die endotherme Rückwandlung von Löschkalk zu Branntkalk und Wasser jedoch auch für chemische Wärmespeicher verwenden.[1]
Brennen des Kalks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Calciumcarbonat ist eine einfache chemische Verbindung mit der Summenformel . In der Natur findet sich dieses Mineral – neben dem Vorkommen in Eier- und Muschelschalen, Kalkschwämmen und Korallen – vor allem als Kalkstein, der teils großflächig vorkommt. Typische Kalksteine sind Kreide, Marmor, Dachsteinkalk, Gesteine des Muschelkalk oder Travertin.
Nach der Rohstoffgewinnung im Kalkwerk findet in einem Kalkofen der erste Umwandlungsschritt statt, das Kalkbrennen. Ab einer Temperatur von etwa 1000 °C wird kalkiges Gestein entsäuert, das heißt, Kohlenstoffdioxid wird ausgetrieben, es entsteht Branntkalk, chemisch Calciumoxid .
Calciumcarbonat reagiert unter Wärmezufuhr zu Calciumoxid und Kohlenstoffdioxid.
Dieser Vorgang ist für vergleichbare Prozesse namensgebend: Kalzination.
Bei der Verwendung relativ reiner Kalkgesteine entsteht der Weißkalk (Fettkalk) mit 90–95 % . Anderenfalls spricht man von Magerkalken. Magnesiumhaltige Kalke mit höheren Anteilen von weißer Magnesia () ergeben Magnesiumkalk, Magnesiakalk. Kieselkalke, wie Korallenkalk oder Muschelkalk, ergeben Kalke in technischer Nähe zum Zement, beides härtere und deutlich wasserresistentere Baustoffe. Kalke minderer Qualität entstehen bei Verwendung von Kalksandsteinen, die tonige Anteile enthalten (im Wesentlichen Magnesium, Aluminium, Silicium). Durch das Ausgangsmaterial oder die Verarbeitung verbliebene höhere Anteile organischer Bestandteile (Kohlenstoff) ergeben Graukalk oder Schwarzkalk. Eine Ausnahme bilden die aus Dolomit gebrannten Kalke, die zwar magnesiumhaltig sind, aber aufgrund der Kristallstruktur dem hochreinen Weißkalk vergleichbarer Qualität entsprechen.[2] Noch komplexer wird das Verhalten der Kalke bei Anteilen an Salzen im Gestein, insbesondere Steinsalz (was bei frostabbindenen Werkstoffen ausgenutzt wird).
Ungünstig ist das Brennen von Kalk mit schwefelhaltigen Brennstoffen, der Kalk „verschwefelt“ dann teilweise zu Gips. Als Brennstoff kommen eine Vielzahl von festen (Kohle, Koks, Knochenmehl), flüssigen (Heizöl, Lösemittelabfälle, Klärschlamm) und gasförmigen Stoffen (Erdgas, Schwachgas) zum Einsatz.[3] Es werden Drehrohröfen und Schachtöfen verwendet. Feste Brennstoffe werden dem Kalk vor der Beschickung des Schachtofens beigemischt.[4]
Löschen des Kalks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der zweite Schritt wird meist im Kalkwerk vollzogen, kann aber auch direkt vom Verbraucher durchgeführt werden. Wird gebrannter Kalk mit Wasser versetzt, entsteht unter Volumenvergrößerung und starker Wärmeentwicklung gelöschter Kalk, chemisch Calciumhydroxid Ca(OH)2.
Calciumoxid und Wasser reagieren zu Calciumhydroxid.
Je nach Menge der Wasserzugabe spricht man von Sumpfkalk, Kalkfarbe oder Kalkmilch. Alle diese Formen werden als weiße Farbe zum Kalken von Wänden und als Bindemittel für Kalkmörtel oder hydraulischen Mörtel verwendet.
Sicherheitshinweise | ||||||||
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CAS-Nummer | ||||||||
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Eine Zwischenstufe bildet dabei der unvollständig gelöschte Kalk, der ein trockenes Pulver ergibt, das trotzdem abbindefähig ist und unter dem Namen Kalkhydrat gehandelt wird. Dieses bildet die Grundlage aller Fertig-Kalkmörtel und -putze und Anmachfarben, die als Sackware vertrieben werden. Natürliche Vorkommen von Kalkhydraten mit freier Kieselsäure nennt man Puzzolane (Trass).
Gelöschter Kalk (Calciumhydroxid) ist ein stark ätzender, alkalischer Stoff; Kontakt mit den Augen kann zur Erblindung führen, Einatmen von Kalkhydratstäuben zu Atemproblemen, und auch ungeschützte Haut wird angegriffen. Erst der abgebundene Kalk ist wie Kalkstein diesbezüglich harmlos.
Im Hinblick auf Wärmespeicher käme die Rückwandlung von Löschkalk zu Branntkalk und Wasser(-dampf) bei Temperaturen ab 450 °C in Frage.[1]
Abbinden des Kalks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Luft bindet gelöschter Kalk mit Hilfe von Kohlenstoffdioxid wieder zu Calciumcarbonat ab, womit sich der Kreislauf schließt. Der Vorgang des Abbindens kann durch den geringen -Gehalt der Luft, die Materialfeuchte sowie die entstehende Sinterschicht jahrelang dauern.
Wasser und Kohlendioxid reagieren zu Kohlensäure.
Kohlensäure und Calciumhydroxid reagieren anschließend zu Calciumcarbonat und Wasser.
Dabei karbonatisieren Grau- und Schwarzkalke mit ihrem hohen Eigengehalt an Kohlenstoff deutlich schneller. Hydraulkalke (die oben erwähnten Puzzolane, zementähnliche Kalke sowie Kalke, die mit porösen Anteilen angereichert sind, die Luft speichern oder Wasser aufsaugen) binden dabei auch im feuchten Milieu, manche sogar unter Wasser.
Gibt man zum Baukalk noch Sand (siehe Gesteinskörnung), erhält man Kalkmörtel, einen der ältesten Baustoffe überhaupt. Der Löschkalk bindet dabei zwischen den Sandkörnern ab und festigt die Masse, der billige Sand sorgt für die nötige Druckfestigkeit und hält den Verbrauch an Kalk niedrig. Optimalerweise ist der Sand auch kalkreich, dann ist die Verbindung nicht nur mechanisch, sondern der Kalk kristallisiert direkt an der Zuschlagoberfläche aus.
Mit den technischen Bezeichnungen der Materialien zeigt sich der Kalkkreislauf in folgender Form:

Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Carbonat-Silicat-Zyklus, der „natürliche“ Kalkkreislauf, der sich mit dem der Silikatgesteine vermengt
- Fresko, die Technik der Wandmalerei, die direkt innerhalb des Kalkkreislaufs stattfindet
- Kalkstandard
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rudolf Biehler: Kalk. Skriptum Philipps-Universität Marburg, 25. Juni 1998. (Webdokument, pdf)
- Eberhart Schiele, Leo. W. Berens: Kalk. Herstellung – Eigenschaften – Verwendung. Verlag Stahleisen, Düsseldorf 1972, ISBN 3-514-00115-4.
- Hartmut Kainer: Kopplung von Wärme- und Stoffaustausch mit chemischer Kinetik bei der Zersetzung von natürlichen Karbonaten. Dissertation. Technische Universität Clausthal, 1982.
- Kalktaschenbuch. Bundesverlag der deutschen Kalkindustrie e. V., 2001.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Piotr Heller: Energiewende – Kalk als Wärmespeicher. Deutschlandfunk, 25. Februar 2016, abgerufen am 9. Januar 2022.
- ↑ Kurt Wehlte: Werkstoffe und Techniken der Malerei, Kap. Freskomalerei, Werkstoffe und Arbeitsweisen. S. 276ff.
- ↑ Brenner für Drehrohrofen
- ↑ Brennen von Kalk, Veröffentlichung des Bundesverbandes der Deutschen Kalkindustrie e. V., abgerufen am 4. Februar 2019
- ↑ a b Eintrag zu Calciumoxid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 29. Juli 2017. (JavaScript erforderlich)