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„Bilanz“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt die Bilanz im Rechnungswesen. Für das Schweizer Wirtschaftsmagazin siehe [[Bilanz (Zeitschrift)]].}}
{{Dieser Artikel|behandelt die Bilanz im Rechnungswesen; für weitere Bedeutungen siehe [[Bilanz (Begriffsklärung)]].}}


[[Datei:Balkenwaage.jpg|mini|Die Balkenwaage als Vorbild der Bilanz: Beide Seiten tragen den gleichen Betrag]]
Die '''Bilanz''' (ital. ''bilancia'', Waage, im Sinne von Balkenwaage; lat. ''bilanx'', etwa Doppelwaage) ist eine Aufstellung von Herkunft und Verwendung des [[Kapital]]s eines Wirtschaftssubjektes - nachfolgend zumeist an Hand eines [[Unternehmen]]s erläutert.
[[Datei:Bilanzbuch Riesa Nudelfabrik wa crop.JPG|mini|Bilanzbuch der ''[[Teigwaren Riesa|Konsum-Teigwarenfabrik Riesa]]'' mit Aktiva (links) und Passiva (rechts), Jahresbilanz 1916]]

'''Bilanz''' ({{laS|bilancia|de=(Balken-)Waage}}; aus lateinisch {{lang|la|''bi''|de=doppelt}} und {{lang|la|''lanx''|de=Schale}}) ist ein in vielen [[Fachgebiet]]en vorkommender Begriff, worunter allgemein eine nach bestimmten Kriterien gegliederte, [[Summe|summarische]] und sich ausgleichende [[Synopse|Gegenüberstellung]] von Wertkategorien verstanden wird.


== Allgemeines ==
== Allgemeines ==
Oftmals wird der Ausdruck Bilanz lediglich mit herkömmlichem [[Betriebswirtschaftslehre|betriebswirtschaftlichem]] [[Rechnungswesen]] eines Unternehmens assoziiert. In diesem Sinne wird der Begriff Bilanz dann synonym zu den Begriffen Abschlussbilanz, {{lang|en|''balance sheet''}} (englisch), Bilanzrechnung, Handelsbilanz, [[Konzernabschluss]], HGB-Bilanz, Jahresbilanz, oder Unternehmensbilanz gebraucht.


Je nach den geltenden Vorschriften gibt es verschiedene Bilanzen wie etwa die [[Steuerbilanz]] und die [[Vermögensbilanz]]. Neben den vorgeschriebenen Bilanzen werden mikro- und makroökonomische Bilanzen mit anderem Inhalt und Verwendungszweck wie [[Zahlungsbilanz]], volkswirtschaftliche [[Handelsbilanz]], [[Devisenbilanz]], [[Kapitalbilanz]] erstellt; diese dienen entweder zur internen Information innerhalb eines Unternehmens (siehe [[Controlling]]) oder in der Öffentlichkeit zur Darstellung im Zusammenhang mit wirtschaftspolitischen Erörterungen.
Die Bilanz ist Bestandteil des [[Jahresabschluss]]es eines [[Unternehmen]]s, sie stellt zusammen mit der [[GuV|Gewinn- und Verlustrechnung]] den wirtschaftlichen Erfolg eines Akteurs der [[Ökonomie]] in einer Vergangenheitsbetrachtung (in der Regel des abgelaufenen Geschäftsjahres im Jahresabschluss oder zu einem anderen Stichtag) dar. Eine Bilanz wird grundsätzlich auf einen definierten '''Zeitpunkt''' erstellt, während die Gewinn- und Verlustrechnung für einen definierten '''Zeitraum''' erstellt wird. Der Zeitpunkt für die Erstellung der Bilanz heißt '''Bilanz-Stichtag'''.


Darüber hinaus gibt es Bilanzen, die wirtschaftliche Aspekte in einem anderen Zusammenhang betrachten wie [[Sozialbilanz]], [[Gemeinwohl-Bilanz]], [[Umweltbilanz]] und [[Energiebilanz (Ökologie)|Energiebilanz]], wobei zum Teil versucht wird, entsprechende Umrechnungen von Faktoren vorzunehmen, um ihren Geldwert zu bemessen oder einen einheitlichen Maßstab festzustellen.
Die Beurteilung eines Unternehmens auf Grund seiner Bilanz wird als [[Bilanzanalyse]] bezeichnet und ist ein Element der [[Fundamentalanalyse]].


Des Weiteren wird der Begriff verwendet, um das wirtschaftliche Rechnungs- und Vergleichs-Denken auf andere Bereiche zu übertragen wie etwa die [[Wissensbilanz]].
Die Bilanz soll nach herrschender Ansicht folgende Funktionen erfuellen:


== Betriebswirtschaftliche Unternehmensbilanz ==
-) '''Dokumentationsfunktion''': Die Bilanz gibt eine verbindliche Auskunft ueber das vorhandene Vermoegen des Unternehmers. Durch das Festhalten des Vermoegens in der Bilanz wird diese zu einer beweiskraeftigen Urkunde ueber die vom Unternehmen getaetigten Geschaefte. Die Bilanz stellt somit den formellen Abschluss der Buchhaltung dar.
Die hier behandelte ''Unternehmensbilanz'' ist aus rechtlicher Sicht eine systematische Aufstellung von geldwerten Rechten ([[Vermögen (Recht)|Vermögen]]), Pflichten ([[Schulden]]) und dem [[Nettovermögen]], das sich als [[Saldo]] aus der Summe der geldwerten Rechte (Bruttovermögen) abzüglich der Schulden ergibt. Die Rechte umfassen dabei [[Eigentum]]srechte (Sach- und [[geistiges Eigentum]] wie Urheber- und Markenrechte, Patente etc.), [[Kapitalbeteiligung|Anteilsrechte]] (wie Aktien) und Forderungen. Vermögensrechte werden auf der Aktivseite, Pflichten (Schulden) und Nettovermögen auf der Passivseite verbucht (nur Insolvenz anzeigendes negatives Nettovermögen wird aus Gründen der Bilanzidentität auf der Aktivseite verbucht). Das Netto-[[Geldvermögen]] ergibt sich dabei aus den Zahlungsmitteln plus den sonstigen Forderungen abzüglich der Verbindlichkeiten. Nettogeldvermögen und Eigentumsrechte ergeben aufaddiert das Nettovermögen oder Eigenkapital.<ref>Rolf-Dieter Grass, [[Wolfgang Stützel]]: ''Volkswirtschaftslehre''. München 1988, ISBN 978-3-8006-1017-4, S. 53.</ref> Ist dieses positiv, wird es (als Überschuss des Bruttovermögens über die Schulden) auf der Passivseite, ist es negativ, wird es als Überschuss der Schulden über das Bruttovermögen auf der Aktivseite verbucht, um auf beiden Seiten dieselbe [[Bilanzsumme]] zu erhalten.


Aus kaufmännischer Sicht stellt eine Bilanz eine summarische Gegenüberstellung von Verwendung ([[Aktiva]], gegliedert nach [[Anlagevermögen|Anlage-]] und [[Umlaufvermögen]]) und Herkunft der Mittel eines Unternehmens ([[Passiva]]) dar. Das Vermögen eines Unternehmens (Aktiva) kann dabei aus [[Eigenkapital|Eigen-]] oder [[Fremdkapital]] (Passiva) herstammen ([[Kapital#Klassischer betriebswirtschaftlicher Kapitalbegriff|betriebswirtschaftlicher Kapitalbegriff]]). Die Bilanz ist ein Bestandteil des [[Jahresabschluss]]es eines [[Unternehmen]]s und dient [[Gläubiger]]n, [[Ratingagentur]]en, [[Anteilseigner]]n, [[Arbeitnehmer]]n, dem bilanzierenden Unternehmen und dem [[Staat]] zur Orientierung über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des entsprechenden Unternehmens.
-) '''Gewinnermittlungsfunktion''': Eine weitere Funktion der Bilanz besteht in der Ermittlung des Periodengewinnes. Der Vergleich des Eigenkapitals am Beginn des Geschaeftsjahres mit dem Ende des Geschaeftsjahres ergibt unter Beruecksichtigung der Einlagen und Entnahmen den Gewinn/Verlust einer Periode. Das Zustandekommen des Gewinnes/Verlustes wird detailiert nachgewiesen ueber die dem Eigenkapitalkonto vorgelagerte Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)


Eine Bilanz wird auf einen [[Bilanzstichtag]] aufgestellt, während die (mit der Bilanz verzahnte) [[Gewinn- und Verlustrechnung]] (GuV) für einen Zeitraum erstellt wird. Durch Vergleich der Endbestände der verschiedenen Aktiv- und Passivkonten zu unterschiedlichen Zeitpunkten kann die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens zeitübergreifend dargestellt und durch Einsichtnahme in die [[Buchführung]] nachvollzogen werden. Die Bilanz ist somit auch die Grundlage zur betriebswirtschaftlichen [[Gewinnermittlung]] (siehe [[Betriebsvermögensvergleich]]).
-) '''Informationsfunktion''': Diese kann in die Selbstinformation und die Drittinformation unterteilt werden. Ziel der Bilanz zugedachten Selbstinformation ist es, dem Kaufmann auf diesem Weg ein Instrument zur Steuerung des Unternehmens zu geben. Fuer interessierte Dritte (Glaeubiger, Marktpartner, Arbeitnehmer, Staat) stellt die Bilanz ein Informationsinstrument bezueglich ihres zukuenftigen Verhaltens gegenueber dem Unternehmen dar. Die Bilanz dient aus dieser Sicht im weiteren Sinne dem Glaeubigerschutz.


== Geschichte ==
Quelle: Bertl R., Deutsch E. & Hirschler K. (2001). Buchhaltungs- und Bilanzierungshandbuch. 3. und ueberarbeitete Auflage. Wien: Orac Verlag.
[[Datei:Pacioli.jpg|mini|Luca Pacioli mit mathematischen Werkzeugen (Gemälde von Jacopo de Barbari, 1495)]]


Eine systematisch aus der [[Buchhaltung]] abgeleitete Bilanz nach heutiger Vorstellung wurde erstmals 1494 durch den [[Franziskanische Orden|Franziskaner]] und Mathematiker [[Luca Pacioli]] in seinem Buch ''Summa de arithmetica, geometria, proportioni et proportionalità'' beschrieben,<ref>Luca Pacioli: ''Abhandlung über die Buchhaltung'', 1494; deutsche Übersetzung von Balduin Penndorf, 1933.</ref> jedoch nachweislich wesentlich früher bereits in [[Genua]] und anderen italienischen Städten angewendet.<ref>Hans-Herbert Schulze: ''Zum Problem der Messung des wirtschaftlichen Handelns mithilfe der Bilanz''. 1966, [https://books.google.de/books?id=CBfOMqQPly4C&pg=PA241&dq=bilanz+1494+pacioli&hl=de&sa=X&ved=0CC8Q6AEwAWoVChMI2-au1NWMxwIVgd4sCh0AUgeZ#v=onepage&q=bilanz%201494%20pacioli&f=false S. 113]</ref> Es handelte sich um die erste geschlossene Darstellung der „venezianischen Methode“ ([[Buchführung|doppelte Buchführung]]), wie sie vermutlich in den [[Fernhandel]] treibenden italienischen [[Stadtstaat]]en ausgeübt wurde. Pacioli verstand unter der Bilanz „ein der Länge nach zusammengefaltetes Blatt, auf dem man rechts die Gläubiger und links die Schuldner aufschreibt. Wenn Du siehst, dass die Sollsumme so viel beträgt wie die des Habens, so ist das Hauptbuch in Ordnung“.<ref>Klaus Brockhoff: ''Betriebswirtschaftslehre in Wissenschaft und Geschichte'', 2014,[https://books.google.de/books?id=w1opBAAAQBAJ&pg=PA81&dq=bilanz+1494+pacioli&hl=de&sa=X&ved=0CDMQ6AEwAmoVChMI2-au1NWMxwIVgd4sCh0AUgeZ#v=onepage&q=bilanz%201494%20pacioli&f=false S. 82.]</ref> Seine „venezianische Methode“ mit dem Prinzip der Doppik hat in ihren Grundzügen noch heute international Geltung.
== Bilanzarten ==


Im Jahre 1511 stellte anlässlich einer [[Erbteilung]] (Tod der Brüder Georg und Ulrich Fugger) der Hauptbuchhalter der [[Fugger]], [[Matthäus Schwarz]], die erste Unternehmensbilanz in Deutschland auf. 1518 verfasste er das deutschsprachige Buch "Musterbuchhaltung".
* '''Laufende Bilanzen''': Bilanzen werden in der Regel zumindest zum Ende jedes Geschäftsjahres erstellt, beispielsweise auf den 31.12. eines Jahres. Öffentlich notierte, d.h. an der [[Börse]] gehandelte Unternehmen, werden vermehrt auch zur Veröffentlichung von Zwischenbilanzen auf das Ende jedes Quartals bewegt.

* '''Sonderbilanzen''': Neben den regelmäßig zu erstellenden Bilanzen gibt es auch '''außerordentliche Bilanzen''', die zu verschiedenen Zeitpunkten gesetzlich vorgeschrieben oder als Entscheidungsgrundlage sinnvoll sind: Hierzu zählen insbesondere die Gründungsbilanz und die Liquidationsbilanz sowie beispielsweise eine Fusionsbilanz.
Das [[Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten|Preußische Allgemeine Landrecht]] vom Juni 1794 führte die Bilanzierungspflicht ein, denn „ein Kaufmann, welcher entweder gar keine ordentliche Bücher führt, oder die Balance seines Vermögens, wenigstens alljährlich einmal zu ziehen unterlässt, und sich dadurch in Ungewissheit über die Lage seiner Umstände erhält, wird bei ausbrechendem Zahlungsunvermögen als fahrlässiger Bankerutirer ([[Bankrotteur]]) bestraft.“ Im Mai 1861 gab es erste einheitliche gesetzliche Regelungen im [[Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch|Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch]], das in Art. 31 ADHGB vom [[Kaufmann (HGB)|Kaufmann]] die Aufstellung einer [[Inventur]] und Bilanz forderte. Das [[Handelsgesetzbuch|HGB]] vom Mai 1897 übernahm diese Vorschrift fast wörtlich in §&nbsp;39 HGB.
* Für die meisten Unternehmen ist es '''gesetzlich vorgeschrieben''', sowohl eine [[Handelsbilanz (HGB)|Handelsbilanz]] als auch eine [[Steuerbilanz]] zu erstellen. Aus den Begriffen geht bereits hervor, dass es Unterschiede zwischen den beiden Bilanzen hinsichtlich Ansatz und Bewertung geben kann. Die Handelsbilanz soll dabei die tatsächlichen, für die Interessensgruppen relevanten Verhältnisse des Unternehmens darstellen. Zweck der Steuerbilanz ist eine zutreffende Erfolgsermittlung für die Ertragsbesteuerung im Rahmen der [[Einkommensteuer]], [[Körperschaftsteuer]] und [[Gewerbesteuer]], aber auch die Abbildung des Unternehmensvermögens für Zwecke der [[Erbschaftsteuer]], ehemals auch der [[Vermögensteuer]].

* In Abhängigkeit der Zahl der bilanzierenden Unternehmen unterscheidet man zwischen der '''Einzelbilanz''', die Bestandteil des Einzelabschlusses ist und der (konsolidierten) '''Konzernbilanz''', die Teil des [[Konzernabschluss]]es ist und in der zum Beispiel bestimmte konzerninterne gegenseitige Verpflichtung eliminiert werden.
Im Oktober 1937 brachte das [[Aktiengesetz (Deutschland)|Aktiengesetz]] Verschärfungen der Bilanzierungspflicht für [[Aktiengesellschaft (Deutschland)|Aktiengesellschaften]]. Das [[Publizitätsgesetz]] sorgte ab August 1969 für die Offenlegung von bisher nicht publizitätspflichtigen Unternehmensbilanzen von [[Personengesellschaft]]en und [[Einzelunternehmen (Deutschland)|Einzelunternehmen]] ab einer bestimmten [[Betriebsgröße]]. Im Dezember 1985 gab es mit dem Bilanzrichtlinien-Gesetz eine erste EU-einheitliche Regelung, im Mai 2009 brachte das [[Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz]] insbesondere eine Deregulierung und Aufwandssenkung zu Gunsten [[Kleine und mittlere Unternehmen|kleiner und mittlerer Unternehmen]]. Das [[Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz]] vom Juli 2015 ist das [[Transformationsgesetz]] der [[Richtlinie 2013/34/EU (Bilanz-Richtlinie)|EU-Bilanz-Richtlinie]]. Außer den Änderungen der Größenklassen hat es keine wesentlichen Auswirkungen auf die Bilanz.
* Die '''Eröffnungsbilanz''' wird am Anfang des Geschäftsjahres gezogen und gibt Auskunft über die aktuellen Bestände (Lager), den Kontostand, das Bargeld und die Schulden eines Unternehmens.

Die [[Betriebswirtschaftslehre|betriebswirtschaftliche]] Forschung hat sich mit der Bilanz erstmals umfassend auseinandergesetzt, nachdem ein Urteil des [[Reichsoberhandelsgericht]]s vom Dezember 1873<ref>ROHG, Urteil vom 3. Dezember 1873, ROHG 12, 15, 19</ref> eine breite wissenschaftliche Diskussion über [[Bilanztheorie]]n ausgelöst hatte. Es forderte unter anderem, dass Bilanzen „der objektiven Wahrheit möglichst nahe kommen“ sollten. Der Bilanzjurist Hermann Veit Simon beschrieb deshalb erstmals 1899 die [[Bilanzierungsgrundsätze]] [[Bilanzwahrheit]] und [[Bilanzklarheit]]. [[Eugen Schmalenbach]] betonte bereits 1919 in seiner dynamischen Bilanztheorie die Bilanz als „formal ausgeglichene Aufstellung der Vermögens- und Kapitalteile einer Unternehmung, bei der der erfolgsrechnerische Gesichtspunkt im Vordergrund steht“.<ref>Eugen Schmalenbach, ''Grundlagen dynamischer Bilanzlehre'', in: [[Zeitschrift für handelswissenschaftliche Forschung]], 1919, S. 79 ff.</ref> Im Jahre 1921 erschien vom Schweizer [[Johann Friedrich Schär]] das grundlegende Werk „Buchhaltung und Bilanz auf wirtschaftlicher, rechtlicher und mathematischer Grundlage“, in dem er die [[Gewinn- und Verlustrechnung]] als Teil der Bilanz interpretierte. [[Erich Kosiol]] sah 1940 die Bilanz als systematischen Abschluss der Buchhaltung,<ref>Erich Kosiol: ''Formalaufbau und Sachinhalt der Bilanz'', 1940, S. 14.</ref> [[Erich Gutenberg]] bezeichnete die Bilanz als Kontrollinstrument mit spezifischen Kontrollzwecken.<ref>[https://books.google.de/books?id=Qsc7f2dH2a0C&pg=PA133&lpg=PA133&dq=Gutenberg,+Betriebswirtschaftslehre+und+Bilanzrecht&source=bl&ots=zKoLxG4lJw&sig=1VyXGpFmIw3vvbOpTRxkNKrxgSw&hl=de&sa=X&ved=0CDIQ6AEwAmoVChMIq52d-86OxwIVw7YUCh1UTw3k#v=onepage&q=Gutenberg%2C%20Betriebswirtschaftslehre%20und%20Bilanzrecht&f=false Erich Gutenberg: ''Betriebswirtschaftslehre und Bilanzrecht'', in: Ludwig Raiser, Heinz Sauermann, Erich Schneider (Hrsg.): ''Das Verhältnis der Wirtschaftswissenschaft zur Rechtswissenschaft, Soziologie und Statistik'', 1964, S. 140.]</ref> Inzwischen ist die Bilanztheorie zu einem wichtigen Bestandteil der [[Principal-Agent-Theorie]] und damit der [[Organisationstheorie]] geworden.<ref>Alfred Wagenhofer: ''Informationspolitik im Jahresabschluss – Freiwillige Informationen und Strategische Bilanzanalyse''. 1990, S. 14 ff.</ref>

== Arten ==
Bei Unternehmensbilanzen gibt es folgende Arten:
; Laufende Bilanzen: Bilanzen werden gewöhnlich zum Ende jedes [[Geschäftsjahr]]es für einen Zeitraum von höchstens zwölf Monaten erstellt, beispielsweise auf den 31. Dezember ([[Bilanzstichtag]]) eines Jahres. [[Börsennotierung|Börsennotierte]] Unternehmen sind zur [[Veröffentlichung]] von Zwischenbilanzen verpflichtet (Wochen-, Monats-, Quartals-, Halbjahresbilanzen, näheres dazu [[Zwischenberichterstattung]]).
; Außerordentliche Bilanzen: Neben den regulär zu erstellenden Bilanzen gibt es auch außerordentliche Bilanzen, die zu bestimmten Anlässen (Gründungs-, Fusions-, Auseinandersetzungs-, Sanierungs- und Liquidationsbilanz) erstellt werden.
; Handelsbilanz – Steuerbilanz: Für alle bilanzierungspflichtigen Unternehmen ist es gesetzlich vorgeschrieben, sowohl eine Handelsbilanz als auch eine [[Steuerbilanz]] zu erstellen. Aus den Begriffen geht bereits hervor, dass es Unterschiede zwischen den beiden Bilanzen hinsichtlich Ansatz und [[Bewertung (Rechnungswesen)|Bewertung]] geben kann. Die Handelsbilanz orientiert sich am [[Handelsrecht (Deutschland)|Handelsrecht]]; Zweck der Steuerbilanz ist eine zutreffende Erfolgsermittlung für die Ertragsbesteuerung im Rahmen der [[Einkommensteuer (Deutschland)|Einkommensteuer]], [[Körperschaftsteuer]] und [[Gewerbesteuer (Deutschland)|Gewerbesteuer]], aber auch die Abbildung des Unternehmensvermögens für Zwecke der [[Erbschaftsteuer]], ehemals auch der [[Vermögensteuer]]. Die Erstellung einer von der Handelsbilanz abweichenden Steuerbilanz ist zeit- und kostenintensiv, daher wird in der Praxis häufig von der sogenannten Überleitungsrechnung nach {{§|60|estdv_1955|juris}} Abs. 2 Satz 1 [[Einkommensteuer-Durchführungsverordnung|EStDV]] bzw. {{§|5b|estg|juris}} Abs. 1 Satz 2 [[Einkommensteuergesetz (Deutschland)|EStG]] Gebrauch gemacht. Hierbei werden nur die Positionen der Handelsbilanz, die nicht den steuerrechtlichen Ansatz- und Bewertungsvorschriften entsprechen, durch Anmerkungen und Zusätze an das Steuerrecht angepasst.
; Sonder- und Ergänzungsbilanzen: Im Ertragsteuerrecht gibt es neben den eigentlichen Steuerbilanzen noch zusätzliche sogenannte Sonder- und Ergänzungsbilanzen. [[Mitunternehmerschaft#Sonderbilanz|Sonderbilanzen]] bilden zusammen mit Sonder-Gewinn-und-Verlustrechnungen den Abschluss des [[Betriebsvermögen#Sonderbetriebsvermögen|Sonderbetriebsvermögens]]. Hier werden alle im zivilrechtlichen Eigentum eines [[Mitunternehmerschaft|Mitunternehmers]] oder mehrerer Mitunternehmer stehende Wirtschaftsgüter, die dem Betrieb zur Nutzung überlassen werden (Sonderbetriebsvermögen I), eine Beteiligung an der Mitunternehmerschaft begründen oder stärken (Sonderbetriebsvermögen II), aufgeführt und in der ertragsteuerlichen Gewinnermittlung für die Mitunternehmerschaft berücksichtigt. In [[Ergänzungsbilanz]]en werden unterschiedliche Wertansätze von Wirtschaftsgütern im Gesamthandsvermögen als Korrekturposten für die einzelnen Mitunternehmer abgebildet. Unterschiede in den Wertansätzen entstehen für einzelne Mitunternehmer z. B. dann, wenn der Mitunternehmeranteil zu einem dem Kapitalkonto des Vorgängers übersteigenden Kaufpreis erworben wird. Um die Beteiligungsverhältnisse in der Gesamthandsbilanz weiterhin korrekt abzubilden, wird für den betroffenen Mitunternehmer eine persönliche Ergänzungsbilanz als Korrekturposten aufgestellt.
; Einzelbilanz – Konzernbilanz: Von einer Einzelbilanz wird gesprochen, wenn es eine Konzernbilanz gibt. Abhängig von der Anzahl der bilanzierenden Unternehmen eines [[Konzern]]s gibt es die Einzelbilanz, die die wirtschaftlichen Verhältnisse eines einzelnen Konzernunternehmens reflektiert. Darüber hinaus gibt es dazu die konsolidierte Konzernbilanz, die Teil des [[Konzernabschluss]]es ist und in der durch Vermögens-, Schulden- und Umsatzkonsolidierung bestimmte konzerninterne gegenseitige [[Transaktion (Wirtschaft)|Transaktionen]] eliminiert werden.
; Eröffnungsbilanz – Schlussbilanz: Der Kaufmann hat zu Beginn seines [[Handelsgewerbe]]s (''Eröffnungsbilanz'') und für den Schluss (''[[Schlussbilanz]]'') eines jeden Geschäftsjahrs einen das Verhältnis seines Vermögens und seiner Schulden darstellenden Abschluss aufzustellen ({{§|242|hgb|juris}} Abs.&nbsp;1 [[Handelsgesetzbuch|HGB]]).

== Funktionen ==
Die Bilanz erfüllt folgende Funktionen:
* ''Dokumentationsfunktion'': Die Bilanz gibt eine verbindliche Auskunft über das vorhandene Vermögen und Kapital des Unternehmens (mit Ausnahme der [[Stille Reserven|stillen Reserven]]). Durch das Festhalten des Vermögens in der Bilanz wird diese zu einem handels- und steuerrechtlich erheblichen [[Rechenwerk]] über die vom Unternehmen getätigten Geschäfte. Die Bilanz stellt somit den formellen Abschluss der [[Buchführung]] dar.
* ''Gewinnermittlungsfunktion'': Der Vergleich des [[Eigenkapital]]s zu Beginn des Geschäftsjahres mit dem am Ende des Geschäftsjahres ergibt unter Berücksichtigung der [[Einlage (Bilanzrecht)|Einlagen]] und [[Entnahme]]n den [[Gewinn]] oder [[Jahresfehlbetrag|Verlust]] einer Periode. Das Zustandekommen des Gewinns oder Verlusts wird detailliert nachgewiesen über die dem Eigenkapitalkonto vorgelagerte Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
* ''Informationsfunktion'': Diese kann in die Selbstinformation und die Drittinformation unterteilt werden. Ziel der Selbstinformation ist es, dem Kaufmann auf diesem Weg ein Instrument zur Steuerung des Unternehmens zu geben. Für interessierte Dritte ([[Lieferant]]en, sonstige [[Kreditgeber]], [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Konkurrenten]], [[öffentliche Hand]] – z.&nbsp;B. [[Finanzamt]], [[Industrie- und Handelskammer|IHK]], [[Sozialversicherungsträger]] –, [[Arbeitnehmer]]) stellt die Bilanz ein Informationsinstrument bezüglich ihres zukünftigen Verhaltens gegenüber dem Unternehmen dar. Die Bilanz dient aus dieser Sicht im weiteren Sinne dem [[Gläubigerschutz]].

Umgangssprachlich bezeichnet Bilanz den gesamten [[Jahresabschluss]] eines Unternehmens. Die Beurteilung eines Unternehmens auf Grund seines Jahresabschlusses heißt in diesem Sinne [[Bilanzanalyse]]. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der [[Fundamentalanalyse]].

Die Informationsfunktion steht bei Abschlüssen nach den [[IFRS]] (International financial reporting standards) im Vordergrund. Die Aktivitäten internationalisierter Kapitalmärkte bedürfen einheitlicher Regelungen, nach denen der Erfolg des Unternehmens bemessen wird. Konzernabschlüsse nach HGB oder IFRS weisen aber nicht den ausschüttungsfähigen Gewinn aus. Dieser wird bei Unternehmen mit [[Sitz (juristische Person)|Sitz]] in Deutschland weiterhin ausschließlich nach dem HGB ermittelt.


== Aufbau der Bilanz ==
== Aufbau der Bilanz ==
Nach der groben Vorgabe des {{§|247|hgb|juris}} [[Handelsgesetzbuch|HGB]] sind in der Bilanz das [[Anlagevermögen|Anlage-]] und das [[Umlaufvermögen]], das [[Eigenkapital]], die [[Schulden]] sowie die [[Rechnungsabgrenzungsposten]] gesondert auszuweisen und hinreichend aufzugliedern.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Schnelleinstieg_Finanzbuchhaltung/lH7Up54-OUQC?hl=de&gbpv=1&dq=bilanz+aktiva+passiva&pg=PA48&printsec=frontcover Danuta Ratasiewicz: ''Schnelleinstieg Finanzbuchhaltung'', 2008, S. 48 ff.]</ref> Beim Anlagevermögen sind nur die Gegenstände auszuweisen, die bestimmt sind, dauerhaft dem Geschäftsbetrieb zu dienen.


Die Bilanz wird in zwei Bereiche aufgeteilt dargestellt:
Die Bilanz wird deshalb in zwei Bereiche aufgeteilt dargestellt.
* Die Seite der [[Aktiva]] stellt die '''Mittelverwendung''' dar: Aktiva zeigen, welche Ansprüche das Unternehmen mit dem ihm zur Verfügung stehenden wirtschaftlichen Mitteln erworben hat. Diese Ansprüche können Geldmittel (z.B. Kasse, Bankkonten), Produktionsmittel (z.B. Immobilien, Maschinen), Rohstoffe, Vorprodukte und ähnliche materielle Güter sein. Daneben sind eine Reihe von immateriellen Gütern aufzuführen - diese sind nicht immer direkt finanziell messbar (siehe unten, 'Aktuelle Problemstellungen bei der Bilanzierung'), es gibt jedoch oftmals gute Anhaltspunkte für eine Schätzung.
* Die [[Aktivseite]] stellt die ''Mittelverwendung'' dar. Aktiva zeigen, welche Ansprüche das Unternehmen mit den ihm zur Verfügung stehenden wirtschaftlichen Mitteln erworben hat. Diese Ansprüche können Geldmittel (beispielsweise Kasse, Bankkonten), Produktionsmittel (beispielsweise Immobilien, Maschinen), Rohstoffe, Vorprodukte und ähnliche materielle Güter sein. Daneben ist eine Reihe von immateriellen Gütern aufzuführen diese sind nicht immer direkt finanziell messbar. Es kommt dadurch mitunter zu aktuellen Problemstellungen bei der Bilanzierung, jedoch gibt es oftmals gute Anhaltspunkte für eine Schätzung. Überschlägig bildet die Aktivseite die Vermögensstruktur des Unternehmens ab.
* Die Seite der [[Passiva]] stellt die '''Mittelherkunft''' dar: Passiva zeigen, wie die Mittel finanziert sind, mit denen das Unternehmen wirtschaftet. Dabei wird insbesondere zwischen [[Fremdkapital]] und [[Eigenkapital]] unterschieden. Das Eigenkapital umfasst die Mittel, über die das Unternehmen unbeschränkt verfügen kann, d.h. insbesondere das eingebrachte [[Stammkapital|Stamm-]] und [[Grundkapital]] sowie aus dem Unternehmen selbst erwirtschaftete [[Reserve]]n und nicht ausgeschüttete [[Gewinn]]e der Vorjahre. Das Fremdkapital umfasst Mittel, die von Dritten zeitlich befristet zur Verfügung gestellt werden, beispielsweise [[Hypothek]]en, [[Anleihe]]n, [[Darlehen]] und Lieferantenkredite.
* Die [[Passivseite]] stellt die ''Mittelherkunft'' dar. Passiva zeigen, wie die Mittel finanziert sind, mit denen das Unternehmen wirtschaftete (Abbildung der Finanzierungsstruktur). Dabei wird insbesondere zwischen [[Fremdkapital]] und Eigenkapital unterschieden. Das Eigenkapital umfasst die Mittel, die keinem Rückzahlungsanspruch Dritter unterliegen, damit insbesondere das eingebrachte [[Stammkapital|Stamm-]] und [[Grundkapital]] sowie aus dem Unternehmen selbst erwirtschaftete [[Rücklage]]n und [[Thesaurierung|thesaurierte]] [[Gewinn]]e. Das Fremdkapital umfasst Mittel, die von Dritten (zeitlich befristet) zur Verfügung gestellt werden, beispielsweise [[Hypothek]]en, [[Anleihe]]n, [[Darlehen (Deutschland)|Darlehen]] und Lieferantenkredite. Die Aktiva werden üblicherweise auf der linken Seite der Bilanz aufgezeigt, die Passiva auf der rechten Seite. Auf beiden Seiten muss sich dieselbe Summe aller Positionen ergeben, die [[Bilanzsumme]].
In den meisten Staaten gibt es ein gesetzlich vorgegebenes Gliederungsschema, das Unternehmensbilanzen vereinheitlichen soll und im Rahmen der [[Bilanzklarheit]] dem Bilanzleser einzelne Gliederungsposten mit gleichem Inhalt vermitteln soll. Die ''Bilanzposition'' ist ein Posten in diesem Gliederungsschema der Bilanz, der einen bestimmten [[Vermögensgegenstand]], [[Eigenkapital]]bestandteil oder [[Schulden]]posten beinhaltet.


Zur [[Konkretisierung]] sehen alle internationalen und nationalen [[Rechnungslegungsstandard]]s Gliederungsvorschriften vor. Dabei werden die betriebswirtschaftlichen Eigenheiten einiger [[Wirtschaftszweig]]e berücksichtigt, so dass es allgemeine Gliederungsvorschriften für [[Nichtbank]]en ([[Dienstleistungssektor]] mit Ausnahme der Finanzwirtschaft, [[Gewerbe]], [[Handel]], [[Industrie]] und [[Verkehr]]) und spezifische Gliederungsvorschriften für die [[Finanzwirtschaft]] ([[Kreditwesen]], [[Versicherungswesen]]) gibt.
Die Aktiva werden üblicherweise auf der linken Seite der Bilanz aufgezeigt, die Passiva auf der rechten Seite. Auf beiden Seiten muss sich dieselbe Summe aller Positionen ergeben, die '''[[Bilanzsumme]]'''.


== Gliederungsvorschriften ==
=== Bilanzgliederung nach § 266 HGB ===
Durch Gliederungsvorschriften soll eine Harmonisierung der [[Jahresabschluss|Jahresabschlüsse]] aller Unternehmen erreicht werden, damit auch sinnvolle [[Betriebsvergleich]]e stattfinden können und der [[Bilanzanalyse|Bilanzanalyst]] davon ausgehen darf, dass sich in einer bestimmten Bilanzposition stets die gleichen Werte befinden. Zudem erfüllen Gliederungsvorschriften gleichzeitig auch die [[Bilanzierungsgrundsätze]] insbesondere der [[Bilanzklarheit]] (unter einer bestimmten Bilanzposition dürfen nur die sachlich dorthin gehörenden [[Geschäftsvorfall|Geschäftsvorfälle]] verbucht werden) und [[Bilanzwahrheit]] (alle bilanzrelevanten Geschäftsvorfälle sind [[Vollständigkeit (Statistik)|vollständig]] zu bilanzieren).
Gemäß § 266 [[HGB]] ist eine nach dem deutschen Handelsgesetzbuch aufgestellte Bilanz wie folgt aufgebaut:


=== Bilanzgliederung nach § 266 HGB in Deutschland ===
{| border="1" align="center" cellpadding="4" cellspacing="0"
Die Gliederung erfolgt als gesonderter Ausweis von Anlage- und Umlaufvermögen, Eigenkapital, Schulden sowie Rechnungsabgrenzungsposten ({{§|247|hgb|juris}} HGB). Gemäß {{§|266|hgb|juris}} HGB ist eine aufgestellte Bilanz einer [[Kapitalgesellschaft]] aufgebaut.
|----- style="background-color:#eee;"
! Aktivseite || Passivseite
|----- valign="top"
| <ol type="A">
<li>'''[[Anlagevermögen]]'''
<ol type="I">
<li>Immaterielle Vermögensgegenstände
<ol><li>Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Werte sowie Lizenzen an solchen Rechten und Werten;</li>
<li>Geschäfts- oder [[Firmenwert]] (GFW oder [[Goodwill]]);</li>
<li>geleistete [[Anzahlung]]en;</li></ol>
</li>
<li>[[Sachanlagen]]:
<ol><li>Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauten einschließlich der Bauten auf fremden Grundstücken;</li>
<li>technische Anlagen und Maschinen;</li>
<li>andere Anlagen, Betriebs- und [[Geschäftsausstattung]];<li>
<li>geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau;</li></ol>
</li>
<li>[[Finanzanlagen]]:
<ol><li>Anteile an verbundenen Unternehmen;</li>
<li>Ausleihungen an verbundene Unternehmen;</li>
<li>[[Beteiligung]]en</li>
<li>Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht;</li>
<li>[[Wertpapier]]e des Anlagevermögens;</li>
<li>sonstige Ausleihungen.</li></ol>
</li></ol>
</li>
<li>'''[[Umlaufvermögen]]'''
<ol type="I">
<li>Vorräte
<ol><li>Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe;</li>
<li>unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen;</li>
<li>fertige Erzeugnisse und Waren;</li>
<li>geleistete Anzahlungen.</li></ol>
</li>
<li>[[Forderung]]en und sonstige Vermögensgegenstände
<ol><li>Forderungen aus [[Lieferung]]en und [[Leistung]]en (LuL), (F.a.L.L.);</li>
<li>Forderungen gegen [[verbundene Unternehmen]];</li>
<li>Forderungen gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht;</li>
<li>sonstige Vermögensgegenstände;</li></ol>
</li>
<li>[[Wertpapier]]e
<ol><li>Anteile an verbundenen Unternehmen;</li>
<li>eigene Anteile;</li>
<li>sonstige Wertpapiere;</li>
</li>
<li>Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks
</li></ol>
</li>
<li>'''[[Rechnungsabgrenzung]]sposten'''<br/>____________________________<br/>('''Bilanzverlust''' - Ausweis auf der Aktivseite!)</li></ol>


{| class="wikitable toptextcells"
| <ol type="A">
|-
<li>'''[[Eigenkapital]]'''
! [[Aktivseite]] (Mittelverwendung) || [[Passivseite]] (Mittelherkunft)
|-
|
<ol type="A">
<li>'''[[Anlagevermögen]]'''
<ol type="I">
<li>[[Immaterieller Vermögensgegenstand|Immaterielle Vermögensgegenstände]]
<ol><li>Selbst geschaffene [[gewerbliches Schutzrecht|gewerbliche Schutzrechte]] und ähnliche Rechte und Werte</li>
<li>Entgeltlich erworbene [[Konzession]]en, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Werte sowie [[Lizenz]]en an solchen Rechten und Werten</li>
<li>[[Geschäfts- oder Firmenwert]] (GoFW)</li>
<li>geleistete [[Anzahlung]]en</li>
</ol>
</li>
<li>[[Sachanlage]]n


<ol><li>[[Grundstück]]e, [[Grundstücksgleiches Recht|grundstücksgleiche Rechte]] und Bauten einschließlich der Bauten auf fremden Grundstücken</li>
<ol type=I>
<li>[[Anlage (Technik)|technische Anlagen]] und [[Maschine]]n</li>
<li>Gezeichnetes Kapital</li>
<li>andere Anlagen, [[Betriebs- und Geschäftsausstattung]]</li>
<li>[[Kapitalrücklage]]n</li>
<li>geleistete [[Anzahlung]]en und Anlagen im Bau</li>
<li>[[Gewinnrücklage]]n
</ol>
<ol><li>gesetzliche Rücklagen;</li>
</li>
<li>Rücklagen für eigene Anteile;</li>
<li>[[Finanzanlage]]n:
<li>satzungsmäßige Rücklagen;</li>

<li>andere Gewinnrücklagen;</li></ol>
<ol><li>Anteile an [[Verbundenes Unternehmen|verbundenen Unternehmen]]</li>
</li>
<li>Ausleihungen an verbundene Unternehmen</li>
<li>[[Gewinnvortrag]]/[[Verlustvortrag]];</li>
<li>[[Kapitalbeteiligung|Beteiligungen]]</li>
<li>Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag.</li></ol>
<li>Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht</li>
</li>
<li>[[Wertpapier]]e des Anlagevermögens</li>
<li>'''[[Rückstellung]]en'''
<li>sonstige Ausleihungen.</li>
<ol>
</ol>
<li>Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen</li>
</li>
<li>Steuerrückstellungen</li>
</ol>
<li>sonstige Rückstellungen</li></ol>
</li>
</li>
<li>'''[[Verbindlichkeit]]en
<li>'''[[Umlaufvermögen]]'''

<ol><li>Anleihen, davon konvertibel;</li>
<ol type="I">
<li>Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten;</li>
<li>[[Lagerbestand|Vorräte/Vorratsvermögen]]
<li>erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen;</li>

<li>Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (LuL), (V.a.L.L.);</li>
<ol><li>[[Rohstoff]]e, [[Hilfsstoff (Rechnungswesen)|Hilfsstoffe]] und [[Betriebsstoff]]e</li>
<li>Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener Wechsel und der Ausstellung eigener Wechsel;</li>
<li>[[Halbfabrikat|unfertige Erzeugnisse]], unfertige Leistungen</li>
<li>Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen;</li>
<li>[[Fertigfabrikat|fertige Erzeugnisse]] und [[Ware]]n</li>
<li>Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht;</li>
<li>geleistete Anzahlungen.</li>
<li>sonstige Verbindlichkeiten,<br/>
</ol>
davon aus [[Steuer]]n,<br/>
</li>
davon im Rahmen der sozialen Sicherheit.</li></ol>
<li>[[Forderung]]en und sonstige [[Vermögensgegenstand|Vermögensgegenstände]]
</li>

<li>'''[[Rechnungsabgrenzung]]sposten'''<br/>____________________________<br/>('''[[Bilanzgewinn]]''')</li></ol>
<ol><li>Forderungen aus [[Lieferung]]en und [[Leistung (Rechnungswesen)|Leistungen]] (LuL/F.&nbsp;a.&nbsp;L.&nbsp;L./FLL)</li>
<li>Forderungen gegen [[Verbundenes Unternehmen|verbundene Unternehmen]]</li>
<li>Forderungen gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht</li>
<li>sonstige Vermögensgegenstände.</li>
</ol>
</li>
<li>[[Wertpapier]]e

<ol><li>Anteile an verbundenen Unternehmen</li>
<li>sonstige Wertpapiere</li>
</ol>
</li>
<li>[[Kassenbestand]], [[Bundesbank]]guthaben, [[Bankguthaben|Guthaben bei Kreditinstituten]] und [[Scheck]]s
</li>
</ol>
</li>
<li>'''[[Rechnungsabgrenzung]]sposten'''</li><li>[[Latente Steuer|Aktive latente Steuern]]</li><li>Aktiver Unterschiedsbetrag aus der Vermögensverrechnung</li><li>(ggf.) nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag</li>____________________________<br />'''[[Bilanzsumme]]'''
</ol>

|
<ol type="A">
<li>'''[[Eigenkapital]]'''

<ol type="I">
<li>[[Gezeichnetes Kapital]]</li>
<li>[[Kapitalrücklage]]</li>
<li>[[Gewinnrücklage]]n

<ol><li>gesetzliche [[Rücklage]]n</li>
<li>Rücklage für Anteile an einem herrschenden oder mehrheitlich beteiligten Unternehmen</li>
<li>satzungsmäßige Rücklagen</li>
<li>andere Gewinnrücklagen</li>
</ol>
</li>
<li>[[Gewinnvortrag]]/[[Verlustvortrag]]</li>
<li>[[Jahresüberschuss]]/[[Jahresfehlbetrag]]</li>
</ol>
</li>
<li>'''[[Rückstellung]]en'''

<ol>
<li>[[Pensionsrückstellung|Rückstellungen für Pensionen]] und ähnliche Verpflichtungen</li>
<li>[[Steuer]]rückstellungen</li>
<li>sonstige Rückstellungen</li>
</ol>
</li>
<li>'''[[Verbindlichkeit]]en'''

<ol><li>[[Anleihe]]n, davon konvertibel</li>
<li>Verbindlichkeiten gegenüber [[Kreditinstitut]]en</li>
<li>erhaltene Anzahlungen auf [[Bestellung]]en</li>
<li>Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (LuL/V.&nbsp;a.&nbsp;L.&nbsp;L./VLL)</li>
<li>Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener [[Wechsel (Wertpapier)|Wechsel]] und der Ausstellung eigener Wechsel</li>
<li>Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen</li>
<li>Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht</li>
<li>sonstige Verbindlichkeiten,<br />davon aus [[Steuer]]n,<br />davon im Rahmen der sozialen Sicherheit.</li>
</ol>
</li>
<li>'''[[Rechnungsabgrenzung]]sposten'''</li><li>[[Latente Steuern|Passive latente Steuern]]</li>____________________________<br />'''[[Bilanzsumme]]'''
</ol>
|}
|}


Erleidet die Unternehmung einen so hohen Verlust, dass das Eigenkapital rechnerisch negativ wird, so wird bei Kapitalgesellschaften der „Negativbetrag“ (mathematisch korrekt als [[Betragsfunktion|Absolutwert]] des negativen Eigenkapitals) am Schluss der Bilanz auf der Aktivseite gesondert als „nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ ausgewiesen, {{§|268|hgb|juris}} Abs. 3 HGB. Bei Personenhandelsgesellschaften entspricht dies dem „nicht durch Vermögenseinlagen gedeckten Verlustanteil“ der persönlich haftenden Gesellschafterin oder der Kommanditisten nach {{§|264c|hgb|juris}} HGB.
=== Bilanzgliederung nach IAS ===
Eine nach [[International Accounting Standards]]/[[IFRS]] aufgestellte Bilanz unterscheidet sich in ihrem Aufbau von einer Bilanz nach deutschem HGB. Der Aufbau einer IAS-Bilanz ist geregelt in [[International Accounting Standard 1|IAS 1]], Paragraf 42-102 ("Structure and Content"), wobei IAS 1.53 dabei den Unternehmen zwei Möglichkeiten zur Bilanzgliederung einräumt:
* Eine Gliederung nach Fristigkeit (auf der Aktivseite: current assets und non-current assets und auf der Passivseite entsprechend current liabilities und non-current liabilities)
* eine Gliederung von assets und liabilities nach ihrer Liquiditätsnähe


Abweichungen von diesem Bilanzierungsschema ergeben sich aufgrund der [[Rechtsform]] (nach{{§|264c|hgb|juris}} HGB), [[Betriebsgröße]] (nach {{§|274a|hgb|juris}} HGB) oder [[Wirtschaftszweig|Branche]] (wie [[Kreditinstitut]]e und [[Versicherung (Kollektiv)|Versicherungen]]). Es können einzelne wesentliche Geschäftsvorfälle oder Posten nach {{§|265|hgb|juris}} HGB Anpassungen erforderlich machen. Für Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute, Versicherungen und [[Pensionsfonds]] bestehen eigenständige Bilanzgliederungsschemata nach gesonderten Vorschriften ([[Kreditinstituts-Rechnungslegungsverordnung]] und [[Versicherungsunternehmens-Rechnungslegungsverordnung]]).
== Erfolgsermittlung ==


=== Bilanzgliederung nach Unternehmensgesetzbuch in Österreich ===
Im Steuerrecht wird der Unternehmenserfolg durch ''Betriebsvermögensvergleich'' ermittelt (§ 4 EStG). In der Bilanz entspricht das [[Eigenkapital]] dem [[Betriebsvermögen]]. [[Privateinlage]]n des Unternehmers tragen jedoch nicht zum Erfolg bei, ebenso wie [[Privatentnahme]]n den [[Erfolg]] nicht mindern.
Für Kapitalgesellschaften gelten folgende Gliederungsvorschriften:


{| class="wikitable"
Der Erfolg/[[Gewinn]] ist also
|-
* Eigenkapital am Ende eines Geschäftsjahres
| colspan="4" style="text-align:center"| '''<u>Aktivseite:</u>''' (§ 224 Abs. 2 UGB[https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Bundesnormen/NOR40181521/NOR40181521.pdf])
* abzüglich Eigenkapital am Anfang eines Geschäftsjahres
| colspan="4" style="text-align:center"| '''<u>Passivseite:</u>''' (§ 224 Abs. 3 UGB)
* abzüglich Privateinlagen im Laufe des Geschäftsjahres
|-
* vermehrt um Privatentnahmen.
| '''A.'''
|
|
| '''Anlagevermögen:'''
| '''A.'''
|
|
| '''Eigenkapital:'''
|-
|
| ''I.''
|
| ''Immaterielle Vermögensgegenstände:''
|
| ''I.''
|
| ''eingefordertes Nennkapital (Grund-, Stammkapital);''
|-
|
|
| 1.
| Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Vorteile sowie daraus abgeleitete Lizenzen;
|
| ''II.''
|
| ''Kapitalrücklagen:''
|-
|
|
| 2.
| Geschäfts(Firmen)wert;
|
|
| 1.
| gebundene;
|-
|
|
| 3.
| geleistete Anzahlungen;
|
|
| 2.
| nicht gebundene;
|-
|
| ''II.''
|
| ''Sachanlagen:''
|
| ''III.''
|
| ''Gewinnrücklagen:''
|-
|
|
| 1.
| Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauten, einschließlich der Bauten auf fremdem Grund;
|
|
| 1.
| gesetzliche Rücklage;
|-
|
|
| 2.
| technische Anlagen und Maschinen;
|
|
| 2.
| satzungsmäßige Rücklagen;
|-
|
|
| 3.
| andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung;
|
|
| 3.
| andere Rücklagen (freie Rücklagen);
|-
|
|
| 4.
| geleistete Anzahlungen und Anlagen in Bau;
|
| ''IV.''
|
| Bilanzgewinn (Bilanzverlust),<br><small>davon Gewinnvortrag/Verlustvortrag.</small>
|-
|
| ''III.''
|
| ''Finanzanlagen:''
| '''B.'''
|
|
| '''Rückstellungen:'''
|-
|
|
| 1.
| Anteile an verbundenen Unternehmen;
|
|
| 1.
| Rückstellungen für Abfertigungen;
|-
|
|
| 2.
| Ausleihungen an verbundene Unternehmen;
|
|
| 2.
| Rückstellungen für Pensionen;
|-
|
|
| 3.
| Beteiligungen;
|
|
| 3.
| Steuerrückstellungen;
|-
|
|
| 4.
| Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht;
|
|
| 4.
| sonstige Rückstellungen.
|-
|
|
| 5.
| Wertpapiere (Wertrechte) des Anlagevermögens;
| '''C.'''
|
|
| '''Verbindlichkeiten:'''
|-
|
|
| 6.
| sonstige Ausleihungen.
|
|
| 1.
| Anleihen, davon konvertibel;
|-
| '''B.'''
|
|
| '''Umlaufvermögen:'''
|
|
| 2.
| Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten;
|-
|
| ''I.''
|
| ''Vorräte:''
|
|
| 3.
| erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen;
|-
|
|
| 1.
| Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe;
|
|
| 4.
| Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen;
|-
|
|
| 2.
| unfertige Erzeugnisse;
|
|
| 5.
| Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener Wechsel und der Ausstellung eigener Wechsel;
|-
|
|
| 3.
| fertige Erzeugnisse und Waren;
|
|
| 6.
| Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen;
|-
|
|
| 4.
| noch nicht abrechenbare Leistungen;
|
|
| 7.
| Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht;
|-
|
|
| 5.
| geleistete Anzahlungen;
|
|
| 8.
| sonstige Verbindlichkeiten,<small><br>davon aus Steuern,<br>davon im Rahmen der sozialen Sicherheit.</small>
|-
|
| ''II.''
|
| ''Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände:''
| '''D.'''
|
|
| '''Rechnungsabgrenzungsposten.'''
|-
|
|
| 1.
| Forderungen aus Lieferungen und Leistungen;
|
|
|
|
|-
|
|
| 2.
| Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen;
|
|
|
|
|-
|
|
| 3.
| Forderungen gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht;
|
|
|
|
|-
|
|
| 4.
| sonstige Forderungen und Vermögensgegenstände;
|
|
|
|
|-
|
| ''III.''
|
| ''Wertpapiere und Anteile:''
|
|
|
|
|-
|
|
| 1.
| Anteile an verbundenen Unternehmen;
|
|
|
|
|-
|
|
| 2.
| sonstige Wertpapiere und Anteile;
|
|
|
|
|-
|
| ''IV.''
|
| ''Kassenbestand, Schecks, Guthaben bei Kreditinstituten.''
|
|
|
|
|-
| '''C.'''
|
|
| '''Rechnungsabgrenzungsposten.'''
|
|
|
|
|-
| '''D.'''
|
|
| '''Aktive latente Steuern.'''
|
|
|
|
|-
|}


=== Bilanzgliederung nach Obligationenrecht in der Schweiz ===
== Grundsätze der Bilanzierung ==
Im schweizerischen Recht sind die kaufmännischen Buchführungsvorschriften im [[Obligationenrecht (Schweiz)|Obligationenrecht]] (OR) geregelt. Für die Bilanz verlangt Art. 959a OR folgende ''Mindestgliederung''.


{| class="wikitable toptextcells"
Grundlage bei der Erstellung einer Bilanz ist die ordnungsgemäße [[Buchhaltung]] (Details siehe dort). Die Bilanz soll ein gerechtes, zutreffendes und nachvollziehbares Bild des Unternehmens zum Stichtag zeichnen. Dies wird als Prinzip der Bilanzwahrheit und Prinzip der Bilanzklarheit bezeichnet. Zusätzlich gilt das Vorsichtsprinzip, ungenau bezifferbare Bestände sollten eher pessimistisch eingeschätzt und mögliche Risiken gegebenenfalls berücksichtigt werden. Geregelt sind diese Normen in den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchhaltung ([[GoB]]).
|-
! Aktiva (Vermögen, Investition) || Passiva (Schulden, Finanzierung)
|-
|
<ol type="A">
<li>'''[[Umlaufvermögen]]'''


<ol type="I">
Wer eine Bilanz aufzustellen hat, ist im Handelsgesetzbuch geregelt. Dort ist auch der gesetzlich vorgeschriebene Aufbau zu finden.
<li> Flüssige Mittel und kurzfristig gehaltene Aktiven mit Börsenkurs</li>
<li> Forderungen aus Lieferungen und Leistungen*</li>
<li> Übrige kurzfristige Forderungen*</li>
<li> Vorräte und nicht fakturierte Dienstleistungen</li>
<li> Aktive Rechnungsabgrenzungen</li>


</ol></li>
In die Bilanz müssen alle Fakten einbezogen werden, die zum Zeitpunkt der Bilanz bekannt und für den Zeitraum zwischen zwei Bilanz-Stichtagen relevant sind.
<li>'''[[Anlagevermögen]]'''
Daher genügt es nicht, einen zum jeweiligen Stichtag vorliegenden Kontostand in die Bilanz aufzunehmen. Zusätzlich müssen im Zeitraum vor dem Bilanzstichtag bezogene, aber noch nicht bezahlte Leistungen bewertet werden.
Es muss ebenfalls festgestellt werden, welche Zahlungen bereits geleistet wurden für eine Leistung, die erst im folgenden Jahr bezogen wird - beispielsweise eine Vorauszahlungen für Rohstofflieferungen.


<ol type="I">
Eine Schwierigkeit bei der Erstellung von Bilanzen ist daher, dass zu einem Zeitpunkt selten alle zu berücksichtigenden Fakten bereits bezifferbar sind.
<li> Finanzanlagen*</li>
So ist zum Beispiel bekannt, dass ein Unternehmen für den Monat Dezember eine Telefonrechnung erhalten wird. Da auch die Nutzung dieser Leistung bereits im Dezember erfolgte, muss die berechtigte Forderung des Anbieters in die Bilanz einfließen.
<li> Beteiligungen</li>
Die entsprechende Rechnung liegt jedoch möglicherweise erst Ende Januar des Folgejahres vor. Somit ist es praktisch unmöglich, eine Bilanz sowohl präzise als auch zeitnahe zu erstellen. Entsprechend vergehen bei großen Unternehmen zumeist zwei bis vier Monate bis zur Bekanntgabe der ordentlichen Bilanz.
<li> Sachanlagen</li>
Andererseits wird gerade bei börsennotierten Unternehmen eine zeitnahe Bilanz erwartet, so dass - und diese Tendenz verschärft sich in den letzten Jahren zunehmend - oftmals zu Lasten der Genauigkeit eine möglichst schnelle Bilanz erstellt wird, in der viele Werte nur geschätzt werden konnten.
<li> Immaterielle Werte</li>
<li> Nicht einbezahltes Grund-, Gesellschafter- oder Stiftungskapital
</li>
</ol><br />'''[[Bilanzsumme]]'''</li>
</ol>


|
Des weiteren fordert die umfassende Darstellung des finanziellen Bildes eine tatsächliche Bestandsaufnahme zum Zeitpunkt der Bilanzerstellung. Für vorhandene Waren erfolgt dies zumeist in Form einer [[Inventur]], in der mögliche Differenzen zwischen den erfassten Lagerveränderungen und den tatsächlich vorhandenen Beständen festgehalten werden können.
<ol type="A">
<li>'''[[Kurzfristig]]es [[Fremdkapital]]'''


<ol type="I">
Schließlich erfolgt die Bewertung der Anlagegüter eines Unternehmens.
<li> Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen*</li>
Hier müssen für die in der Produktion genutzten Mittel (z.B. Maschinen) sowie für die langfristigen Finanzanlagen (z.B. Immobilien und Unternehmensbeteiligungen) realistische Werte ermittelt werden. Dies kann über [[Abschreibung]]en erfolgen, so dass der Wert eines Firmenfahrzeuges über die geplante Nutzung von acht Jahren gleichmäßig in jedem Jahr um ein Achtel des Kaufpreises herabgesetzt wird.
<li> Kurzfristige verzinsliche Verbindlichkeiten*</li>
Ein anderer Ansatz ist die Ermittlung des [[theoretischer Verkaufspreis|theoretischen Verkaufspreises]], der insbesondere für Investitionen in öffentlich gehandelten Werte (Aktien anderer Unternehmen) angebracht ist.
<li> Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten*</li>
Hier können beispielsweise die im Besitz des Unternehmens befindlichen Aktien zum Kurs des letzten Handelstages vor dem Bilanzstichtag bewertet werden.
<li> Passive Rechnungsabgrenzungen</li>


</ol>
Zum Schutz der Gläubiger eines Unternehmens gilt bei der Bewertung von Vermögenswerten das sog. [[Vorsichtsprinzip]], welches seine konkrete Anwendung in ff. [[Bewertungsprinzipien]] findet:
</li>
* [[Anschaffungswertprinzip]]
<li>'''[[Langfristig]]es [[Fremdkapital]]'''
* [[Niederstwertprinzip]] und
* [[Höchstwertprinzip]]
* [[Imparitätsprinzip]]


<ol type="I">
== Bilanztheorien ==
<li> Langfristige verzinsliche Verbindlichkeiten*</li>
<li> Übrige langfristige Verbindlichkeiten*</li>
<li> Rückstellungen sowie vom Gesetz vorgesehene ähnliche Positionen</li>


</ol></li>
=== Klassische Bilanztheorien ===
<li>'''[[Eigenkapital]]'''
==== Die statische Bilanztheorie ====
In diesen Theorien wird dem Jahresabschluss die Aufgabe zugewiesen, das '''(Rein-)Vermögen''' des Unternehmens/des Kaufmanns zu einem bestimmten '''Stichtag''' mit Hilfe der Bilanz abzubilden: Durch die Gegenüberstellung des zum Stichtag bewerteten Vermögens auf der einen Seite und den Schulden zum selben Zeitpunkt soll das zum Stichtag vorhandene Reinvermögen ermittelt und dessen Zusammensetzung aufgegliedert werden. In den statischen Konzeptionen ergibt sich der Jahresüberschuss bzw. der Periodenerfolg als Nebeneffekt der Vermögensermittlung als eine Saldogröße, wenn nämlich das Unternehmensvermögen am Anfang und am Ende der Periode miteinander verglichen werden.


<ol type="I">
Im Rahmen der '''Zerschlagungsstatik''', die vom [[Reichsoberhandelsgericht]] 1873 maßgeblich begründet wurde, werden das Vermögen und die Schulden bewertet (und gegliedert), als ob das Unternehmen liquidiert (zerschlagen) würde. Primäre Aufgabe der Bilanz ist die Ermittlung des '''Schuldendeckungspotenzials''' des Kaufmanns: Durch den Ansatz von Einzelverkaufspreisen beim Vermögen wird letztlich das Haftungspotenzial des Unternehmens bzw. das Vermögen, auf das die Gläubiger schlechtestenfalls zugreifen könnten, abgebildet. Als Vermögen wird konsequenterweise nur das bilanziert, was auch einzeln verkauft werden kann.
<li> Grund-, Gesellschafter- oder Stiftungskapital, ggf. gesondert nach Beteiligungskategorien</li>
<li> Gesetzliche Kapitalreserve</li>
<li> Gesetzliche Gewinnreserve</li>
<li> Freiwillige Gewinnreserven oder kumulierte Verluste als Minusposten</li>
<li> Eigene Kapitalanteile als Minusposten</li>


</ol><br />'''[[Bilanzsumme]]'''</li>
Bei der '''Fortführungsstatik''', die von Simon zu Grunde gelegt wurde, wird dagegen nicht vom Zerschlagungsfall ausgegangen, sondern es wird der Wert des Unternehmens bei Fortführung der Unternehmenstätigkeit abgebildet ('''going-concern'''). Auch das aktuelle [[HGB]] geht in der Regel von der Fortführung der Unternehmenstätigkeit aus (§ 252 Abs. 1 Nr. 2 HGB). Allerdings geht Simon dennoch von einer einzelnen Bewertung der Vermögensgegenstände und Schulden aus, nicht von einer [[Unternehmensbewertung]] als Ganzem. Als Vermögen werden sämtliche bewegliche und unbewegliche Gegenstände, Forderungen und (entgeltlich erworbene) immateriellen Gegenstände erfasst. Durch den Ansatz von aktiven und passiven [[Rechnungsabgrenzung]]sposten werden Einflüsse aus der Vorperiode und der Folgeperiode berücksichtigt.
</ol>
|}
<nowiki>*</nowiki> Der Betrag gegenüber direkt oder indirekt Beteiligten und Organen sowie gegenüber Unternehmen, an denen direkt oder indirekt eine Beteiligung besteht, ist gesondert in der Bilanz oder im Anhang zu nennen.


In der Praxis werden die [[Aktiva|Aktiven]] nach der [[Liquidierbarkeit]], die [[Passiva|Passiven]] nach dem [[Fälligkeit]]sprinzip geordnet. Das heißt, je schneller ein Aktivposten flüssig gemacht werden kann oder ein Passivposten fällig wird, desto weiter oben wird er platziert. Der Vergleich derart geordneter Aktiven und Passiven gibt einen Hinweis auf die ''Liquidität'' der Unternehmung.
Vertreter statischer Bilanzauffassungen sind insbesondere [[Herman Veit Simon]], Nicklisch und Rieger.


=== Bilanzgliederung für Kreditinstitute ===
==== Die dynamische Bilanztheorie ====
{{Hauptartikel|Bankbilanzierung}}
Die "'''dynamische Bilanztheorie'''" wurde von '''[[Eugen Schmalenbach|Schmalenbach]]''' begründet und unter anderem von [[Erich Kosiol]] (zur '''pagatorischen Bilanz''') weiter entwickelt. Sie sieht die Hauptaufgabe der Bilanz bzw. des [[Jahresabschluss]]es allgemein in der '''Ermittlung eines vergleichbaren Perdiodenerfolgs''' und damit der '''Rechenschaft''' (gegenüber externen Adressaten, aber auch Instrument der internen Steuerung) über die abgelaufene Periode. Gegenüber dem Ziel der zutreffenden Gewinnermittlung verliert der in den statischen Bilanzkonzeptionen wichtigere Gläubigerschutzgedanke an Bedeutung.


Die Bankbilanz gibt Aufschluss über die [[Liquidität]]slage und die Risikosituation eines Kreditinstituts. Die Gliederung erfolgt nach {{§|340|hgb|juris}} HGB in Verbindung mit Formblatt 1 der [[Kreditinstituts-Rechnungslegungsverordnung|RechKredV]] auf der Aktivseite nach abnehmender Liquidität durch [[Monetarisierung|Monetisierbarkeit]], sie beginnt mit dem [[Kassenbestand]]. Man unterscheidet statische und dynamische Liquidität. Auf der Passivseite steht das Fremdkapital vor dem Eigenkapital; sie gliedert sich nach zunehmender [[Fristigkeit]].
Zur Ermittlung des Periodenerfolgs (Teilperiode im Gegensatz zum Totalerfolg der Unternehmenstätigkeit) müssen Einnahmen und Ausgaben periodisiert werden, was zur Ermittlung von '''Ertrag''' und '''Aufwand''' führt.
Da in der dynamischen Bilanztheorie die Erfolgsermittlung im Vordergrund steht, dient die gesamte Bilanz als eine Art '''Abgrenzungskonto'''. Sie nimmt die noch nicht vollständig abgewickelten Geschäfte auf, die noch nicht in der Aufwands- und Ertragsrechnung erfasst wurden ('''"Kräftespeicher der Unternehmung"''' (Schmalenbach, E./Bauer, R., Dynamische Bilanz, 11. Aufl. 1953, S. 60)): '''Aktiva''' sind dabei alle Ausgaben, die noch kein Aufwand (z.B. langfristig abnutzbare Maschinen) oder keine Einnahmen (z.B. nicht abnutzbare Gegenstände wie Grundstücke) sind und Erträge, die noch kein Aufwand (z.B. unfertige Erzeugnisse) oder keine Einnahmen (z.B. Forderungen) sind. '''Passiva''' sind spiegelbildlich dazu: Aufwendungen, die noch keine Ausgaben (z.B. Verbindlichkeiten) oder keine Erträge sind und Einnahmen, die noch keine Ausgaben (z.B. ein aufgenommener Kredit) oder keine Erträge (z.B. Vorauszahlungen) sind.


Die Aktivseite differenziert zwischen [[Forderung]]en und [[Wertpapier]]en; dagegen wird nicht zwischen [[Anlagevermögen|Anlage-]] und [[Umlaufvermögen]] unterschieden. Die Sachanlagen finden sich unter Sonstige Aktiva wieder. Die Passivseite unterscheidet Verbindlichkeiten und [[Verbriefung|verbriefte Verbindlichkeiten]].
Da sich Schmalenbach bereits an dem heute noch gültigen [[Vorsichtsprinzip]] orientiert hat, forderte er eine vorsichtige Gewinnermittlung und will nur durch Umsatz realisierte Erfolgsbeiträge erfassen (s. auch [[Realisationsprinzip]]).


{|class="wikitable toptextcells"
==== Die organische Bilanztheorie ====
|-
Die '''organische Bilanztheorie''' (entwickelt von '''[[Fritz Schmidt|Schmidt]]''') strebt sowohl eine richtige Ermittlung des Vermögens als auch des Erfolges an, daher wird sie auch als '''dualistische Theorie''' bezeichnet. Dabei bezieht sich die Bezeichnung als "organische" Bilanztheorie auf die gesamtwirtschaftliche Sicht: Der Betrieb ist eine Zelle "im Organismus der Gesamtwirtschaft" (Schmidt, Fritz, Die organische Tageswertbilanz, 1929, S. 47). Von unternehmerischem Erfolg kann dabei erst dann gesprochen werden, wenn die '''leistungswirtschaftliche Substanz''' des Unternehmens erhalten wurde. Statt des Anschaffungswertkostenprinzips sieht diese Bilanztheorie daher den Ansatz von '''Tageswiederbeschaffungswerten''' vor, um den Einfluss von Geldwertänderungen ('''Scheingewinne/Scheinverluste''') auf Erfolgs- und Vermögensermittlung auszuschalten, da es um die Erhaltung der realen Vermögenssubstanz und nicht der nominalen Werte geht.
! Aktivseite || Passivseite
|-
|
<ol type="A">
<li>'''[[Barreserve]]'''</li>
<li>'''Forderungen an Kreditinstitute'''</li>
<li>'''Forderungen an Kunden'''</li>
<li>'''Schuldverschreibungen'''</li>
<li>'''Aktien und Beteiligungen'''</li>
<li>'''Sonstige Aktiva'''<br />____________________________________<br />'''[[Bilanzsumme]]'''</li>
</ol>


|
Im Detail: Erhöht sich bspw. der Marktpreis von betrieblichen Gütern (Roh-, Hilfs-, Betriebstoffe, Handelswaren, Anlage, Effekten...), kommt dieser in der Bilanz zum Ansatz, indem die Werterhöhung erfolgsneutral (also ohne Beeinflussung des Gewinns oder Verlustes) im Eigenkapital bzw. im Konto '''Wertberichtigung''' (Unterkonto des Eigenkapitals) gegengebucht wird. Beispiel: Anschaffungspreis eines Rohstoffes: € 100,-; Wiederbeschaffungspreis am Bilanzstichtag: € 135,-; Zur Anpassung des Bilanzansatzes führt die erfolgsneutrale Buchung: ''per Rohstoff an Wertberichtigung € 35,-''. Die Rohstoffe sind in der Bilanz also mit aktuellen '''Wiederbeschaffungspreisen''' anzusetzen, beim Verbrauch im betrieblichen Herstellungsprozess fließen die Rohstoffpreise über die [[Herstellungskosten]] in den Bilanzansatz der Halb- und Fertigerzeugnisse ein, natürlich bewertet mit Tagesersatzpreisen! Zu folgenden Bilanzstichtagen sind die Erzeugnisse auf Lager mit dem '''Reproduktionswert''' (Summe aller Herstellungskosten zu Stichtagspreisen) anzusetzen. Im Absatzzeitpunkt bestimmt der Tagesreproduktionswert den Wert der Fertigerzeugnisse und damit den Umsatzaufwand. Kommt es durch Preissteigerungen zu höheren Reproduktionswerten und somit zu höherem Umsatzaufwand, führt die Verrechnung mit den erzielten Umsatzerlösen in der [[Gewinn-_und_Verlustrechnung|Gewinn- und Verlustrechnung]] zu entsprechend niedrigeren Stückgewinnen. Weniger Gewinn wird ausgewiesen (bzw. kann ausgeschüttet werden). Zur Refinanzierung der teureren Ersatzbeschaffung (Preissteigerung!) stehen nun ausreichend Finanzmittel im Unternehmen zur Verfügung: die Substanz des Betriebs bleibt erhalten ([[Bilanz#Kapital-_und_Substanzerhaltung|Substanzerhaltung]]), ja das Produktionspotential bleibt relativ zur Gesamtwirtschaft bestehen (F.Schmidt:Die organische Bilanz, Leipzig 1921, S. 121 ff.). Wäre der Absatzaufwand an den niedrigeren historischen Anschaffungspreisen ausgerichtet, würde ein höherer Gewinn ausgewiesen: ein Teil davon wäre Scheingewinn.
<ol type="A">
Praktische Anwendung findet die Neubewertung im Rahmen der [[International_Accounting_Standards|IAS]] bei der Folgebewertung von Sachanlagen, vgl. [[IAS_16:_Sachanlagen|IAS 16.29 ff]].
<li>'''Verbindlichkeiten ggü. Kreditinstituten'''</li>
<li>'''Verbindlichkeiten ggü. Kunden'''</li>
<li>'''Verbriefte Verbindlichkeiten'''</li>
<li>'''Sonstige Verbindlichkeiten'''</li>
<li>'''[[Eigenmittel (Kreditinstitut)|Eigenkapital]]'''<br />____________________________________<br />'''[[Bilanzsumme]]'''</li>
</ol>
|}


Die Aktivseite der Bankbilanz wird dominiert durch das [[Kreditgeschäft]], das als Forderungen innerhalb der Bilanz ([[Geldleihe]]) und als [[Eventualverbindlichkeit]]en „unterm Strich“ ([[Kreditleihe]]) vermerkt ist. Die Passivseite wird beherrscht durch das [[Passivgeschäft]], bestehend aus [[Sichteinlage|Sicht-]], [[Befristete Einlagen|befristete]] und [[Spareinlage]]n.
Aus der '''Geldwertverschiebung''' folgert Fritz Schmidt weitere Konsequenzen für seine organische Bilanz. Realgüter werden mit ihren Marktpreisen in der Bilanz abgebildet, Geldwerte (Bargeld, Forderung, Verbindlichkeiten) mit ihrem Nominalwert. Letztere unterliegen daher der Geldwertveränderung. Bei Preiserhöhung verlieren Bargeld und Forderungen an Werthaltigkeit, bei Preisminderung muss das Unternehemen mehr Erzeugnisse absetzen, um die gleiche Verbindlichkeit zurückzuzahlen. In Zeiten unsicherer Preisentwicklung sollen daher Bargeld und Forderungen einerseits sowie Verbindlichkeiten andererseits jeweils in gleichem Ausmaß gehalten werden: Wertgleichheit durch Harmonie der Real- und Leihkapitalanteile (F.Schmidt:Die organische Bilanz, Leipzig 1921, S. 96 ff.). Praktischen Bezug erfährt dieser Gedanke im weiteren Sinne durch sog. '''geschlossenen Positionen'''. Durch Bildung von Bewertungseinheiten von Ansprüchen und Verpflichungen gleichen Betrags und Fälligkeit können Fremdwährungsgeschäfte kursgesichert und als Einheit bewertet werden (vgl. Die Wirtschaftsprüfung (Zeitschrift), 1986, S. 664 ff.).


Die Bankbilanz berücksichtigt [[Bonitätsrisiko|Bonitätsrisiken]], aber keine [[Zinsänderungsrisiko|Zinsänderungs-]] und [[Wechselkursrisiko|Wechselkursrisiken]]. Nachrangige Forderungen werden aus der Bilanz ausgegliedert oder im Anhang aufgeführt.
=== Neuere Ansätze ===
==== Kapital- und Substanzerhaltung ====
Ähnlich der Fragestellung in der organischen Bilanztheorie befassen sich die Konzeptionen, bei denen die '''Kapital- bzw. Substanzerhaltung''' im Vordergrund steht, primär mit der Frage, wie der Jahreserfolg zu ermitteln ist, damit das Kapital bzw. die Substanz eines Unternehmens erhalten bleibt.


=== Bilanzgliederung für Versicherungen ===
Das Konzept '''nomineller Kapitalerhaltung''' betrachtet dabei die Entwicklung des nominellen Eigenkapitals: Ein Anstieg des nominellen Eigenkapitals wird als Gewinn ausgewiesen. Sowohl das deutsche [[Steuerrecht]] als auch das deutsche Handelsbilanzrecht orientieren sich an diesem Konzept, dessen größter Nachteil allerdings darin liegt, dass in [[Inflation]]sphasen zwar nominell das Kapital erhalten bleibt, wenn sich aber Gewinnausschüttungen und Gewinnsteuerzahlungen an diesem Gewinnbegriff orientieren, kommt es zu einem '''realen Kapitalverzehr''', da das verbleibende Kapital nicht mehr ausreicht, die ursprünglichen Vermögensgegenstände wieder zu beschaffen.
[[Rechtsgrundlage]]n sind die [[Bilanzierungsgrundsätze]] des {{§|341e|hgb|juris}} HGB sowie die [[Versicherungsunternehmens-Rechnungslegungsverordnung]] (RechVersV), die für [[Versicherungsunternehmen]] gemäß {{§|2|rechversv|juris}} RechVersV Formblätter vorschreibt, welche eine von § 266 HGB (Bilanz) und § 275 HGB (Gewinn- und Verlustrechnung) abweichende Gliederung vorsieht.


;Bilanzierungsgrundsätze
Beim Konzept der realen Kapitalerhaltung dient dagegen eine '''kaufkraftbereinigte''' Kapitalermittlung der Sicherung des realen Kapitals des Unternehmens. Problematisch ist hierbei die Wahl eines geeigneten Indexes bei der Bewertung.
Versicherungsunternehmen haben gemäß § 341e HGB [[versicherungstechnische Rückstellung]]en auch insoweit zu bilden, wie dies nach [[Vernünftige kaufmännische Beurteilung|vernünftiger kaufmännischer Beurteilung]] notwendig ist, um die dauernde Erfüllbarkeit der Verpflichtungen aus den [[Versicherungsvertrag (Deutschland)|Versicherungsverträgen]] sicherzustellen. Die Rückstellungen sind nach den Wertverhältnissen am [[Bilanzstichtag]] zu bewerten und dürfen nicht nach {{§|253|hgb|juris}} Abs. 2 HGB [[Abzinsung und Aufzinsung|abgezinst]] werden.


;Bilanzgliederung
Die Konzepte zur '''Substanzerhaltung''' betrachten weniger das Kapital (Geldsumme), sondern die Vermögensgegenstände. Substanzerhaltung ist dann gewährleistet, wenn maximal der Teil der Erlöse ausgeschüttet (bzw. besteuert) wird, der nicht mehr zur '''Wiederbeschaffung''' der am Anfang der Periode vorhandenen Vermögensgegenstände benötigt wird.
Das Versicherungswesen differenziert bilanztechnisch zwischen [[Lebensversicherung|Lebens-]] und [[Kompositversicherung]], für die es eine einheitliche ''Versicherungsbilanz'' gibt:<ref>[https://www.google.de/books/edition/Versicherungswirtschaft/rsU8CgAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=versicherungsbilanz&pg=PA264&printsec=frontcover Hanspeter Gondring, ''Versicherungswirtschaft'', 2015, S. 264 f.]</ref>


{| class="wikitable toptextcells"
==== Ökonomischer Gewinn ====
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Hierbei wird weniger von einer bilanztheoretischen Einzelbewertung der Vermögensgegenstände ausgegangen, sondern eher von einer '''Gesamtbewertung eines Unternehmens''' anhand der in Zukunft nachhaltig erzielbaren Erträge. Als [[Unternehmenswert]] gilt dabei das '''diskontierte Entnahmepotenzial''', der '''ökonomische Gewinn''' einer Periode ist der Unterschied zwischen dem Unternehmenswert am Ende und am Anfang einer Periode. Trotz der theoretischen Vorzüge dieser Theorie werden insbesondere die für handels- und steuerrechtliche [[Rechnungslegung]] nötigen '''Objektivierungszwänge''' hier nicht erfüllt.
! Aktivseite || Passivseite
|-
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<ol type="A">
<li>'''[[Immaterieller Vermögensgegenstand|Immaterielle Vermögensgegenstände]]'''</li>
<li>'''[[Kapitalanlage]]n'''</li>
<li>'''Kapitalanlagen für Rechnung und Risiko von Inhabern von [[Lebensversicherung]]spolicen'''</li>
<li>'''[[Forderung]]en'''</li>
<li>'''Sonstige [[Vermögensgegenstand|Vermögensgegenstände]]'''</li>
<li>'''[[Rechnungsabgrenzungsposten]]'''
<li>'''[[Aktive Latente Steuer]]n'''</li>
<li>'''Aktiver Unterschiedsbetrag aus der Vermögensverrechnung'''</li>
<li>'''Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag'''</li><br />____________________________________<br />'''[[Bilanzsumme]]'''
</ol>


|
(s. a. [[Discounted Cash Flow]])
<ol type="A">
<li>'''[[Eigenmittel (Versicherung)|Eigenkapital]]'''</li>
<li>'''[[Genussrechtskapital]]'''</li>
<li>'''[[Nachrangiges Darlehen|Nachrangige Verbindlichkeiten]]'''</li>
<li>'''[[Versicherungstechnische Rückstellung]]en'''</li>
<li>''' Versicherungstechnische Rückstellungen im Bereich der [[Lebensversicherung]], soweit das [[Finanzrisiko|Anlagerisiko]] von den Versicherungsnehmern getragen wird'''</li>
<li>''' Andere [[Rückstellung]]en '''</li>
<li>'''[[Deckungsrückstellung|Depotverbindlichkeiten]] aus dem in [[Rückdeckungsversicherung|Rückdeckung]] gegebenen Versicherungsgeschäft'''</li>
<li>'''Andere [[Verbindlichkeit]]en'''</li>
<li>'''[[Rechnungsabgrenzungsposten]]'''</li>
<li>'''[[Passive Latente Steuer]]n'''</li><br />____________________________________<br />'''[[Bilanzsumme]]'''
</ol>
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Wichtigste Bilanzposition sind in der Versicherungswirtschaft auf der Aktivseite die [[Kapitalanlage]]n, unter denen insbesondere das [[Sicherungsvermögen]] bilanziert wird. Die Passivseite wird von den [[Rückstellung]]en beherrscht.
=== Literatur ===
* Bea, Dichtl, Schweizer: ''Allg. BWL''. Bd 2: Führung, 8. Aufl., 2001, S. 429-624
* [[Jörg Baetge|Baetge, Jörg]]; Kirsch, Hans-Jürgen; Thiele, Stefan; Bilanzen, 7. Auflage, Düsseldorf 2003; ISBN 3-802-11086-2
* [[Jörg Baetge|Baetge, Jörg]]; Kirsch, Hans-Jürgen; Thiele, Stefan; Konzernbilanzen, 6. Auflage, Düsseldorf 2004; ISBN 3-802-11154-0
* Coenenberg, Adolf: ''Jahresabschluß und Jahresabschlußanalyse'', 17. Aufl. 2004; ISBN 3-791-02185-0
* Dellmann, Klaus: ''Grundlagen der internationalen Bilanzierung. Eine kurze Einführung''.2003; ISBN 3-7255-4549-9
* Schildbach, Thomas: ''Der handelsrechtliche Jahresabschluß'', 7. Auflage, 2004
* W. Eisele: ''Technik des betrieblichen Rechnungswesens''. 7. Auflage, 2002
* Wöhe, G., ''Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre'', 21. Aufl. 2002, S. 1074-1082; ISBN 3-800-62865-1
* Eberhard Scheffler, "Bilanzen richtig lesen" ISBN 3-406-51487-1


=== Bilanzgliederung nach IFRS ===
== Weblinks ==
Eine nach [[International Financial Reporting Standards]] (IFRS) aufgestellte Bilanz unterscheidet sich in ihrem Aufbau von einer Bilanz nach deutschem HGB oder anderen nationalen Regeln. Der Aufbau einer IFRS-Bilanz ist in [[International Accounting Standard 1|IAS 1]], Paragrafen 51-77 ({{enS|Balance Sheet}}) dargestellt, wobei IAS 1.51 den Unternehmen zwei grundsätzliche Möglichkeiten zur Bilanzgliederung einräumt.


* Eine Gliederung nach Fristigkeit (auf der Aktivseite: {{enS|current assets}} und {{enS|non-current assets}} und korrespondierend auf der Passivseite: {{enS|current liabilities}} und {{enS|non-current liabilities}}) als Regelfall und
[http://home.arcor.de/philipp.koetter/bwl_IV.pdf Bilanztheorie: statische, dynamische und organische]
* eine Gliederung von {{enS|assets}} und {{enS|liabilities}} jeweils nach ihrer Liquiditätsnähe als Ausnahmefall.
Eine eindeutige Vorgabe, ob diese Gliederung in aufsteigender oder in absteigender Ordnung zu erfolgen hat, existiert dabei nicht.


Allerdings präferiert das Rechnungslegungs-Interpretations-Committee (RIC) des [[Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee|Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee]] e.&nbsp;V. (DRSC) in RIC 1<ref>Rechnungslegungs Interpretation Nr. 1 „Bilanzgliederung nach Fristigkeit gemäß IAS 1 ''Darstellung des Abschlusses''“</ref> als Leitlinie für die Bilanzierung deutscher Unternehmen nach IFRS offenbar die Reihenfolge langfristig – kurzfristig (vgl. Anhang zu RIC 1: Beispiel für ein Bilanzgliederungsschema).
== Aktuelle Problemstellungen bei der Bilanzierung ==


== Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und Bilanzierung ==
Spätestens seit dem Beginn des [[Informationszeitalter]]s zeigt sich, dass der Wert von immateriellen Aktiva für die Bewertung eines Unternehmens eine wachsende Bedeutung erlangen kann. So können außerordentliche Kenntnisse ('Unternehmenswissen', siehe [[Wissensmanagement]]) einen erst in Zukunft in finanziellen Erfolg umsetzbaren Marktvorteil erbringen.
{{Hauptartikel|Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung}}
Ebenso gelten erfolgreich eingeführte [[Handelsmarke|Marken]] als wertvolles Eigentum, helfen sie doch bei der Schaffung von Kundenvertrauen und Kundenbindung (vgl. [[Markentreue]]).


Grundlage bei der Erstellung einer Bilanz ist die ordnungsmäßige [[Buchführung]]. Die Bilanz soll ein gerechtes, zutreffendes und nachvollziehbares Bild des Unternehmens zum Stichtag zeichnen. Dies wird durch die [[Bilanzierungsgrundsätze]] wie [[Bilanzwahrheit]] oder [[Bilanzklarheit]] sichergestellt. Zusätzlich gilt das [[Vorsichtsprinzip]], ungenau bezifferbare Bestände sollten eher pessimistisch eingeschätzt und mögliche Risiken gegebenenfalls berücksichtigt werden. Geregelt sind diese Normen in den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchhaltung ([[GoB]]).
Die Schwierigkeit bei der Präsentation einer realistischen wirtschaftlichen Darstellung liegt jedoch darin, diesen durchaus relevanten immateriellen Gütern einen angemessenen Wert zuzusprechen, sprich z. B. den [[Markenwert]] zu ermitteln. Da der zukünftig aus diesen Gütern erwachsende Ertrag nicht realisistisch vorhersehbar ist, dürfte eine Unternehmen übergreifende Struktur für diese Darstellung noch einige Jahre auf sich warten lassen.


Wer eine Bilanz aufzustellen hat, ist im Handelsgesetzbuch geregelt. Dort ist der gesetzlich vorgeschriebene Aufbau zu finden.
Besonders bei Dienstleistungsunternehmen kann der Geschäftserfolg und damit der Wert des Unternehmens möglicherweise von Aktiva abhängen, die sich bilanziell bislang gar nicht erfassen lassen - nämlich den Mitarbeitern mit ihren Fähigkeiten und Kenntnissen. Die Mitarbeiter gehen auf Basis der mit ihnen geschlossenen Arbeitsverträge ihrer Tätigkeit zum Wohle des Unternehmens nach. Sie - und nicht Maschinen - erzeugen Dienstleistungen und damit [[Umsatz]] mit Kunden. Sie entscheiden mittels der Qualität ihrer Leistung über den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens. Ein Beispiel sind die sog. '[[Investmentbank]]en', deren geschäftlicher Erfolg zu wesentlichen Teilen von den Kundenkontakten und Kenntnissen der Mitarbeiter abhängt. Aufgrund einer bestehenden Vertrauensbasis zwischen Kunden und einem einzelnen Mitarbeiter, erhält das Unternehmen Aufträge - oder eben nicht.
Der Betriebswirtschaftslehre ist es bislang noch nicht im hinreichenden Maße gelungen, allgemein akzeptierte Bewertungsregeln für den volkswirtschaftlichen Produktionsfaktor 'Arbeit' im Hinblick auf die Aktivierung von menschlicher Arbeit zu formulieren.


In die Bilanz müssen alle Fakten einbezogen werden, die zum Zeitpunkt der Bilanz bekannt und für den Zeitraum zwischen zwei Bilanz-Stichtagen relevant sind. Daher genügt es nicht, einen zum jeweiligen Stichtag vorliegenden Kontostand in die Bilanz aufzunehmen. Zusätzlich müssen im Zeitraum vor dem Bilanzstichtag bezogene, noch nicht bezahlte Leistungen bewertet werden. Es muss ebenfalls festgestellt werden, welche Zahlungen bereits für Leistungen geleistet wurden, die erst im folgenden Jahr bezogen werden – beispielsweise eine Vorauszahlung für Rohstofflieferungen.
Hinzu kommt, daß selbsterstelltes immaterielles Anlagevermögen wie Software oder Patente nach deutschem und österreichischem Handelsgesetzbuch nicht in der Bilanz angesetzt werden darf (nach IFRS schon, wenn die in IAS 38 angeführten Kriterien erfüllt werden). So darf ein Softwareunternehmen in seiner Bilanz zwar die Computer anführen, mit denen die Programmierer arbeiten, sowie die Sessel, auf denen sie sitzen, nicht aber die resultierenden Programme, auch wenn sie noch so viel Umsatz bringen.


Eine Schwierigkeit bei der Erstellung von Bilanzen ist daher, dass zu einem Zeitpunkt selten alle zu berücksichtigenden Fakten bereits bezifferbar sind. So ist zum Beispiel bekannt, dass ein Unternehmen für den Monat Dezember eine Telefonrechnung erhalten wird. Da auch die Nutzung dieser Leistung bereits im Dezember erfolgte, muss die berechtigte Forderung des Anbieters in die Bilanz einfließen. Die entsprechende Rechnung liegt jedoch möglicherweise erst Ende Januar des Folgejahres vor. Somit ist es praktisch unmöglich, eine Bilanz sowohl präzise als auch zeitnah zu erstellen. Entsprechend vergehen bei großen Unternehmen zumeist zwei bis vier Monate bis zur Bekanntgabe der ordentlichen Bilanz. Andererseits wird gerade bei [[Börsennotierung|börsennotierten]] Unternehmen eine zeitnahe Bilanz erwartet, so dass –&nbsp;und diese Tendenz verschärft sich zunehmend&nbsp;– oftmals zu Lasten der Genauigkeit eine möglichst schnelle Bilanz erstellt wird, in der viele Werte nur geschätzt werden konnten.
Zu Zeiten der Übertreibungen der [[New Economy]] führten Akquisitionen von Unternehmen zu dem großen [[Firmenwert]] (Goodwill), einem immateriellen Vermögenswert, in der Bilanz des kaufenden Unternehmens. Dies zeigt, dass scheinbar zukünftig zu erzielenden Erträge gegenüber den Zeitwerten der Substanz des Unternehmens deutlich überbewertet wurden. Ausbleibende Erträge führten zu den größten Verlusten, die Unternehmen jemals ausgewiesen haben, da dies dazu führte, dass die Goodwills abgeschrieben werden mussten. Am stärksten war dies bei AOL zu sehen, das den Goodwill abschreiben musste, der bei der Akquisition von Time Warner entstanden war.


Des Weiteren fordert die umfassende Darstellung des finanziellen Bildes eine tatsächliche Bestandsaufnahme zum Zeitpunkt der Bilanzerstellung. Für vorhandene Waren erfolgt dies zumeist in Form einer [[Inventur]], in der mögliche Differenzen zwischen den erfassten Lagerveränderungen und den tatsächlich vorhandenen Beständen festgehalten werden können.
Jahresabschlüsse (bestehend aus Bilanz, [[Gewinn- und Verlustrechnung]] sowie Anhang) von [[Kapitalgesellschaft]]en müssen beim [[Registergericht]] veröffentlicht und - bei Überschreiten gewisser Wertgrenzen - von einem [[Wirtschaftsprüfer]] testiert werden.


Schließlich erfolgt die Bewertung der Anlagegüter eines Unternehmens. Hier müssen für die in der Produktion genutzten Mittel (z.&nbsp;B. Maschinen) sowie für die langfristigen Finanzanlagen (z.&nbsp;B. Immobilien und Unternehmensbeteiligungen) realistische Werte ermittelt werden. Dies kann über [[Abschreibung]]en erfolgen, so dass der Wert eines Firmenfahrzeuges über die geplante Nutzung von (beispielsweise) acht Jahren gleichmäßig in jedem Jahr um ein Achtel des Kaufpreises herabgesetzt wird (lineare Abschreibung). Ein anderer Ansatz ist die Ermittlung des theoretischen Verkaufspreises, der insbesondere für Investitionen in öffentlich gehandelte Werte (Aktien anderer Unternehmen) angebracht ist. Hier können beispielsweise die im Besitz des Unternehmens befindlichen Aktien zum Kurs des letzten Handelstages vor dem Bilanzstichtag bewertet werden.
==[[Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung]]==


Die [[Bilanzpolitik]] bezeichnet die Grundausrichtung des Bilanzierenden bei der Nutzung von Ausweis-, Gliederungs- und Erläuterungswahlrechten (formelle Bilanzpolitik) sowie bei der Nutzung von [[Bilanzierungsfähigkeit|Bilanzierungs-]] und [[Bewertungswahlrecht]]en, Ermessensspielräumen und Sachverhaltsgestaltungen (materielle Bilanzpolitik).
Das Europäischen System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (ESVG) sieht in der VGR [[Vermögen]]sbilanzen vor, bei denen die Aktiva (Vermögensgüter und [[Forderungen]]) mit den Passiva ([[Verbindlichkeit]]en) zum Reinvermögen saldiert werden.


Auch die Ausrichtung der Bilanzpolitik eines Unternehmens ist nicht zu vernachlässigen. So kann diese die Bilanz durch beispielsweise verschiedene Bewertungsansätze und diverse Darstellungsmöglichkeiten von Sachverhalten verändern.
Finanzielle Vermögensbilanzen saldieren das Bruttogeldvermögen, die Forderungen, mit den Verbindlichkeiten zum Nettogeldvermögen.

Zum Schutz der Gläubiger eines Unternehmens gilt bei der Bewertung von Vermögenswerten das so genannte [[Vorsichtsprinzip]], welches seine konkrete Anwendung in folgenden Bewertungsprinzipien findet:

* [[Anschaffungswertprinzip]]
* [[Niederstwertprinzip]]
* [[Höchstwertprinzip]]
* [[Imparitätsprinzip]]

== Bilanztheorien ==
{{Hauptartikel|Bilanztheorie}}

Die Bilanztheorien werden eingeteilt in klassische Theorien und neuere Theorien:
* Klassische Bilanztheorien
** Die statischen Bilanztheorien
*** Zerschlagungsstatik
*** Fortführungsstatik
** Die dynamische Bilanztheorie
** Die organische Bilanztheorie
* Neuere Ansätze
** Kapital- und Substanzerhaltung
** Ökonomischer Gewinn
** Zukunftsbilanz
** Synthetische Bilanz
** Funktionsanalytische Bilanz
** Prognosebilanz
** [[Gemeinwohlbilanz]]
** Ökobilanz bzw. Umweltbilanz ([[Lebenszyklusanalyse]])

== Literatur ==
* [[Jörg Baetge]], Hans-Jürgen Kirsch, Stefan Thiele: ''Bilanzen.'' 10. Auflage. IDW Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-8021-1413-7.
* Jörg Baetge, Hans-Jürgen Kirsch, Stefan Thiele: ''Konzernbilanzen.'' 8. Auflage. IDW Verlag, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-8021-1414-4.
* [[Adolf G. Coenenberg]] u.&nbsp;a.: ''Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse.'' 21. Auflage. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-7910-2770-8.
* Andreas Eiselt: ''Schnelleinstieg Bilanzen: Grundlagen, Regeln, Praxisbeispiele.'' Haufe Verlag, Freiburg im Breisgau, 2013, ISBN 978-3-648-03198-8.
* Michael Griga: ''Buchführung und Bilanzierung für dummies.'' 8. Auflage 2020, Wiley-VCH-Verlag, ISBN 978-3-527-71639-5.
* [[Joachim S. Tanski]]: ''Jahresabschluss: Bilanzen nach Handels- und Steuerrecht.'' 7. Auflage. Haufe Verlag, Freiburg im Breisgau 2022, ISBN 978-3-648-15783-1.
* Jörg Wöltje: ''Bilanzen lesen, verstehen und gestalten.'' Haufe Verlag, Freiburg im Breisgau 2016, ISBN 978-3-648-07191-5.

== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* {{DNB-Portal|4006566-2}}

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Rechtshinweis}}
{{Rechtshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4006566-2|LCCN=sh85048313|NDL=00574548}}
[[Kategorie: Steuerrecht]]

[[Kategorie:Betriebswirtschaftslehre]]
[[Kategorie:Bilanzrecht]]
[[Kategorie:Bilanzrecht]]
[[Kategorie:Bilanzrecht (Deutschland)]]
[[Kategorie:Buchführung]]
[[Kategorie:Management]]
[[Kategorie:Rechnungswesen]]
[[Kategorie:Rechnungswesen]]
[[Kategorie:Risikomanagement]]
[[Kategorie:Risikomanagement (Bank)]]
[[Kategorie:Risikomanagement (Versicherung)]]
[[Kategorie:Steuerrecht]]
[[Kategorie:Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung]]
[[Kategorie:Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung]]

[[en:Balance sheet]]
[[et:Bilanss]]
[[fr:Bilan]]
[[ja:貸借対照表]]
[[nl:Balans]]
[[pl:Bilans]]
[[ru:Бухгалтерский баланс]]
[[sv:Balansräkning]]
[[tr:Bilanço]]

Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 23:32 Uhr

Die Balkenwaage als Vorbild der Bilanz: Beide Seiten tragen den gleichen Betrag
Bilanzbuch der Konsum-Teigwarenfabrik Riesa mit Aktiva (links) und Passiva (rechts), Jahresbilanz 1916

Bilanz (lateinisch bilancia ‚(Balken-)Waage‘; aus lateinisch bi ‚doppelt‘ und lanx ‚Schale‘) ist ein in vielen Fachgebieten vorkommender Begriff, worunter allgemein eine nach bestimmten Kriterien gegliederte, summarische und sich ausgleichende Gegenüberstellung von Wertkategorien verstanden wird.

Oftmals wird der Ausdruck Bilanz lediglich mit herkömmlichem betriebswirtschaftlichem Rechnungswesen eines Unternehmens assoziiert. In diesem Sinne wird der Begriff Bilanz dann synonym zu den Begriffen Abschlussbilanz, balance sheet (englisch), Bilanzrechnung, Handelsbilanz, Konzernabschluss, HGB-Bilanz, Jahresbilanz, oder Unternehmensbilanz gebraucht.

Je nach den geltenden Vorschriften gibt es verschiedene Bilanzen wie etwa die Steuerbilanz und die Vermögensbilanz. Neben den vorgeschriebenen Bilanzen werden mikro- und makroökonomische Bilanzen mit anderem Inhalt und Verwendungszweck wie Zahlungsbilanz, volkswirtschaftliche Handelsbilanz, Devisenbilanz, Kapitalbilanz erstellt; diese dienen entweder zur internen Information innerhalb eines Unternehmens (siehe Controlling) oder in der Öffentlichkeit zur Darstellung im Zusammenhang mit wirtschaftspolitischen Erörterungen.

Darüber hinaus gibt es Bilanzen, die wirtschaftliche Aspekte in einem anderen Zusammenhang betrachten wie Sozialbilanz, Gemeinwohl-Bilanz, Umweltbilanz und Energiebilanz, wobei zum Teil versucht wird, entsprechende Umrechnungen von Faktoren vorzunehmen, um ihren Geldwert zu bemessen oder einen einheitlichen Maßstab festzustellen.

Des Weiteren wird der Begriff verwendet, um das wirtschaftliche Rechnungs- und Vergleichs-Denken auf andere Bereiche zu übertragen wie etwa die Wissensbilanz.

Betriebswirtschaftliche Unternehmensbilanz

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Die hier behandelte Unternehmensbilanz ist aus rechtlicher Sicht eine systematische Aufstellung von geldwerten Rechten (Vermögen), Pflichten (Schulden) und dem Nettovermögen, das sich als Saldo aus der Summe der geldwerten Rechte (Bruttovermögen) abzüglich der Schulden ergibt. Die Rechte umfassen dabei Eigentumsrechte (Sach- und geistiges Eigentum wie Urheber- und Markenrechte, Patente etc.), Anteilsrechte (wie Aktien) und Forderungen. Vermögensrechte werden auf der Aktivseite, Pflichten (Schulden) und Nettovermögen auf der Passivseite verbucht (nur Insolvenz anzeigendes negatives Nettovermögen wird aus Gründen der Bilanzidentität auf der Aktivseite verbucht). Das Netto-Geldvermögen ergibt sich dabei aus den Zahlungsmitteln plus den sonstigen Forderungen abzüglich der Verbindlichkeiten. Nettogeldvermögen und Eigentumsrechte ergeben aufaddiert das Nettovermögen oder Eigenkapital.[1] Ist dieses positiv, wird es (als Überschuss des Bruttovermögens über die Schulden) auf der Passivseite, ist es negativ, wird es als Überschuss der Schulden über das Bruttovermögen auf der Aktivseite verbucht, um auf beiden Seiten dieselbe Bilanzsumme zu erhalten.

Aus kaufmännischer Sicht stellt eine Bilanz eine summarische Gegenüberstellung von Verwendung (Aktiva, gegliedert nach Anlage- und Umlaufvermögen) und Herkunft der Mittel eines Unternehmens (Passiva) dar. Das Vermögen eines Unternehmens (Aktiva) kann dabei aus Eigen- oder Fremdkapital (Passiva) herstammen (betriebswirtschaftlicher Kapitalbegriff). Die Bilanz ist ein Bestandteil des Jahresabschlusses eines Unternehmens und dient Gläubigern, Ratingagenturen, Anteilseignern, Arbeitnehmern, dem bilanzierenden Unternehmen und dem Staat zur Orientierung über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des entsprechenden Unternehmens.

Eine Bilanz wird auf einen Bilanzstichtag aufgestellt, während die (mit der Bilanz verzahnte) Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) für einen Zeitraum erstellt wird. Durch Vergleich der Endbestände der verschiedenen Aktiv- und Passivkonten zu unterschiedlichen Zeitpunkten kann die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens zeitübergreifend dargestellt und durch Einsichtnahme in die Buchführung nachvollzogen werden. Die Bilanz ist somit auch die Grundlage zur betriebswirtschaftlichen Gewinnermittlung (siehe Betriebsvermögensvergleich).

Luca Pacioli mit mathematischen Werkzeugen (Gemälde von Jacopo de Barbari, 1495)

Eine systematisch aus der Buchhaltung abgeleitete Bilanz nach heutiger Vorstellung wurde erstmals 1494 durch den Franziskaner und Mathematiker Luca Pacioli in seinem Buch Summa de arithmetica, geometria, proportioni et proportionalità beschrieben,[2] jedoch nachweislich wesentlich früher bereits in Genua und anderen italienischen Städten angewendet.[3] Es handelte sich um die erste geschlossene Darstellung der „venezianischen Methode“ (doppelte Buchführung), wie sie vermutlich in den Fernhandel treibenden italienischen Stadtstaaten ausgeübt wurde. Pacioli verstand unter der Bilanz „ein der Länge nach zusammengefaltetes Blatt, auf dem man rechts die Gläubiger und links die Schuldner aufschreibt. Wenn Du siehst, dass die Sollsumme so viel beträgt wie die des Habens, so ist das Hauptbuch in Ordnung“.[4] Seine „venezianische Methode“ mit dem Prinzip der Doppik hat in ihren Grundzügen noch heute international Geltung.

Im Jahre 1511 stellte anlässlich einer Erbteilung (Tod der Brüder Georg und Ulrich Fugger) der Hauptbuchhalter der Fugger, Matthäus Schwarz, die erste Unternehmensbilanz in Deutschland auf. 1518 verfasste er das deutschsprachige Buch "Musterbuchhaltung".

Das Preußische Allgemeine Landrecht vom Juni 1794 führte die Bilanzierungspflicht ein, denn „ein Kaufmann, welcher entweder gar keine ordentliche Bücher führt, oder die Balance seines Vermögens, wenigstens alljährlich einmal zu ziehen unterlässt, und sich dadurch in Ungewissheit über die Lage seiner Umstände erhält, wird bei ausbrechendem Zahlungsunvermögen als fahrlässiger Bankerutirer (Bankrotteur) bestraft.“ Im Mai 1861 gab es erste einheitliche gesetzliche Regelungen im Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch, das in Art. 31 ADHGB vom Kaufmann die Aufstellung einer Inventur und Bilanz forderte. Das HGB vom Mai 1897 übernahm diese Vorschrift fast wörtlich in § 39 HGB.

Im Oktober 1937 brachte das Aktiengesetz Verschärfungen der Bilanzierungspflicht für Aktiengesellschaften. Das Publizitätsgesetz sorgte ab August 1969 für die Offenlegung von bisher nicht publizitätspflichtigen Unternehmensbilanzen von Personengesellschaften und Einzelunternehmen ab einer bestimmten Betriebsgröße. Im Dezember 1985 gab es mit dem Bilanzrichtlinien-Gesetz eine erste EU-einheitliche Regelung, im Mai 2009 brachte das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz insbesondere eine Deregulierung und Aufwandssenkung zu Gunsten kleiner und mittlerer Unternehmen. Das Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz vom Juli 2015 ist das Transformationsgesetz der EU-Bilanz-Richtlinie. Außer den Änderungen der Größenklassen hat es keine wesentlichen Auswirkungen auf die Bilanz.

Die betriebswirtschaftliche Forschung hat sich mit der Bilanz erstmals umfassend auseinandergesetzt, nachdem ein Urteil des Reichsoberhandelsgerichts vom Dezember 1873[5] eine breite wissenschaftliche Diskussion über Bilanztheorien ausgelöst hatte. Es forderte unter anderem, dass Bilanzen „der objektiven Wahrheit möglichst nahe kommen“ sollten. Der Bilanzjurist Hermann Veit Simon beschrieb deshalb erstmals 1899 die Bilanzierungsgrundsätze Bilanzwahrheit und Bilanzklarheit. Eugen Schmalenbach betonte bereits 1919 in seiner dynamischen Bilanztheorie die Bilanz als „formal ausgeglichene Aufstellung der Vermögens- und Kapitalteile einer Unternehmung, bei der der erfolgsrechnerische Gesichtspunkt im Vordergrund steht“.[6] Im Jahre 1921 erschien vom Schweizer Johann Friedrich Schär das grundlegende Werk „Buchhaltung und Bilanz auf wirtschaftlicher, rechtlicher und mathematischer Grundlage“, in dem er die Gewinn- und Verlustrechnung als Teil der Bilanz interpretierte. Erich Kosiol sah 1940 die Bilanz als systematischen Abschluss der Buchhaltung,[7] Erich Gutenberg bezeichnete die Bilanz als Kontrollinstrument mit spezifischen Kontrollzwecken.[8] Inzwischen ist die Bilanztheorie zu einem wichtigen Bestandteil der Principal-Agent-Theorie und damit der Organisationstheorie geworden.[9]

Bei Unternehmensbilanzen gibt es folgende Arten:

Laufende Bilanzen
Bilanzen werden gewöhnlich zum Ende jedes Geschäftsjahres für einen Zeitraum von höchstens zwölf Monaten erstellt, beispielsweise auf den 31. Dezember (Bilanzstichtag) eines Jahres. Börsennotierte Unternehmen sind zur Veröffentlichung von Zwischenbilanzen verpflichtet (Wochen-, Monats-, Quartals-, Halbjahresbilanzen, näheres dazu Zwischenberichterstattung).
Außerordentliche Bilanzen
Neben den regulär zu erstellenden Bilanzen gibt es auch außerordentliche Bilanzen, die zu bestimmten Anlässen (Gründungs-, Fusions-, Auseinandersetzungs-, Sanierungs- und Liquidationsbilanz) erstellt werden.
Handelsbilanz – Steuerbilanz
Für alle bilanzierungspflichtigen Unternehmen ist es gesetzlich vorgeschrieben, sowohl eine Handelsbilanz als auch eine Steuerbilanz zu erstellen. Aus den Begriffen geht bereits hervor, dass es Unterschiede zwischen den beiden Bilanzen hinsichtlich Ansatz und Bewertung geben kann. Die Handelsbilanz orientiert sich am Handelsrecht; Zweck der Steuerbilanz ist eine zutreffende Erfolgsermittlung für die Ertragsbesteuerung im Rahmen der Einkommensteuer, Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer, aber auch die Abbildung des Unternehmensvermögens für Zwecke der Erbschaftsteuer, ehemals auch der Vermögensteuer. Die Erstellung einer von der Handelsbilanz abweichenden Steuerbilanz ist zeit- und kostenintensiv, daher wird in der Praxis häufig von der sogenannten Überleitungsrechnung nach § 60 Abs. 2 Satz 1 EStDV bzw. § 5b Abs. 1 Satz 2 EStG Gebrauch gemacht. Hierbei werden nur die Positionen der Handelsbilanz, die nicht den steuerrechtlichen Ansatz- und Bewertungsvorschriften entsprechen, durch Anmerkungen und Zusätze an das Steuerrecht angepasst.
Sonder- und Ergänzungsbilanzen
Im Ertragsteuerrecht gibt es neben den eigentlichen Steuerbilanzen noch zusätzliche sogenannte Sonder- und Ergänzungsbilanzen. Sonderbilanzen bilden zusammen mit Sonder-Gewinn-und-Verlustrechnungen den Abschluss des Sonderbetriebsvermögens. Hier werden alle im zivilrechtlichen Eigentum eines Mitunternehmers oder mehrerer Mitunternehmer stehende Wirtschaftsgüter, die dem Betrieb zur Nutzung überlassen werden (Sonderbetriebsvermögen I), eine Beteiligung an der Mitunternehmerschaft begründen oder stärken (Sonderbetriebsvermögen II), aufgeführt und in der ertragsteuerlichen Gewinnermittlung für die Mitunternehmerschaft berücksichtigt. In Ergänzungsbilanzen werden unterschiedliche Wertansätze von Wirtschaftsgütern im Gesamthandsvermögen als Korrekturposten für die einzelnen Mitunternehmer abgebildet. Unterschiede in den Wertansätzen entstehen für einzelne Mitunternehmer z. B. dann, wenn der Mitunternehmeranteil zu einem dem Kapitalkonto des Vorgängers übersteigenden Kaufpreis erworben wird. Um die Beteiligungsverhältnisse in der Gesamthandsbilanz weiterhin korrekt abzubilden, wird für den betroffenen Mitunternehmer eine persönliche Ergänzungsbilanz als Korrekturposten aufgestellt.
Einzelbilanz – Konzernbilanz
Von einer Einzelbilanz wird gesprochen, wenn es eine Konzernbilanz gibt. Abhängig von der Anzahl der bilanzierenden Unternehmen eines Konzerns gibt es die Einzelbilanz, die die wirtschaftlichen Verhältnisse eines einzelnen Konzernunternehmens reflektiert. Darüber hinaus gibt es dazu die konsolidierte Konzernbilanz, die Teil des Konzernabschlusses ist und in der durch Vermögens-, Schulden- und Umsatzkonsolidierung bestimmte konzerninterne gegenseitige Transaktionen eliminiert werden.
Eröffnungsbilanz – Schlussbilanz
Der Kaufmann hat zu Beginn seines Handelsgewerbes (Eröffnungsbilanz) und für den Schluss (Schlussbilanz) eines jeden Geschäftsjahrs einen das Verhältnis seines Vermögens und seiner Schulden darstellenden Abschluss aufzustellen (§ 242 Abs. 1 HGB).

Die Bilanz erfüllt folgende Funktionen:

  • Dokumentationsfunktion: Die Bilanz gibt eine verbindliche Auskunft über das vorhandene Vermögen und Kapital des Unternehmens (mit Ausnahme der stillen Reserven). Durch das Festhalten des Vermögens in der Bilanz wird diese zu einem handels- und steuerrechtlich erheblichen Rechenwerk über die vom Unternehmen getätigten Geschäfte. Die Bilanz stellt somit den formellen Abschluss der Buchführung dar.
  • Gewinnermittlungsfunktion: Der Vergleich des Eigenkapitals zu Beginn des Geschäftsjahres mit dem am Ende des Geschäftsjahres ergibt unter Berücksichtigung der Einlagen und Entnahmen den Gewinn oder Verlust einer Periode. Das Zustandekommen des Gewinns oder Verlusts wird detailliert nachgewiesen über die dem Eigenkapitalkonto vorgelagerte Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
  • Informationsfunktion: Diese kann in die Selbstinformation und die Drittinformation unterteilt werden. Ziel der Selbstinformation ist es, dem Kaufmann auf diesem Weg ein Instrument zur Steuerung des Unternehmens zu geben. Für interessierte Dritte (Lieferanten, sonstige Kreditgeber, Konkurrenten, öffentliche Hand – z. B. Finanzamt, IHK, Sozialversicherungsträger –, Arbeitnehmer) stellt die Bilanz ein Informationsinstrument bezüglich ihres zukünftigen Verhaltens gegenüber dem Unternehmen dar. Die Bilanz dient aus dieser Sicht im weiteren Sinne dem Gläubigerschutz.

Umgangssprachlich bezeichnet Bilanz den gesamten Jahresabschluss eines Unternehmens. Die Beurteilung eines Unternehmens auf Grund seines Jahresabschlusses heißt in diesem Sinne Bilanzanalyse. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der Fundamentalanalyse.

Die Informationsfunktion steht bei Abschlüssen nach den IFRS (International financial reporting standards) im Vordergrund. Die Aktivitäten internationalisierter Kapitalmärkte bedürfen einheitlicher Regelungen, nach denen der Erfolg des Unternehmens bemessen wird. Konzernabschlüsse nach HGB oder IFRS weisen aber nicht den ausschüttungsfähigen Gewinn aus. Dieser wird bei Unternehmen mit Sitz in Deutschland weiterhin ausschließlich nach dem HGB ermittelt.

Aufbau der Bilanz

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Nach der groben Vorgabe des § 247 HGB sind in der Bilanz das Anlage- und das Umlaufvermögen, das Eigenkapital, die Schulden sowie die Rechnungsabgrenzungsposten gesondert auszuweisen und hinreichend aufzugliedern.[10] Beim Anlagevermögen sind nur die Gegenstände auszuweisen, die bestimmt sind, dauerhaft dem Geschäftsbetrieb zu dienen.

Die Bilanz wird deshalb in zwei Bereiche aufgeteilt dargestellt.

  • Die Aktivseite stellt die Mittelverwendung dar. Aktiva zeigen, welche Ansprüche das Unternehmen mit den ihm zur Verfügung stehenden wirtschaftlichen Mitteln erworben hat. Diese Ansprüche können Geldmittel (beispielsweise Kasse, Bankkonten), Produktionsmittel (beispielsweise Immobilien, Maschinen), Rohstoffe, Vorprodukte und ähnliche materielle Güter sein. Daneben ist eine Reihe von immateriellen Gütern aufzuführen – diese sind nicht immer direkt finanziell messbar. Es kommt dadurch mitunter zu aktuellen Problemstellungen bei der Bilanzierung, jedoch gibt es oftmals gute Anhaltspunkte für eine Schätzung. Überschlägig bildet die Aktivseite die Vermögensstruktur des Unternehmens ab.
  • Die Passivseite stellt die Mittelherkunft dar. Passiva zeigen, wie die Mittel finanziert sind, mit denen das Unternehmen wirtschaftete (Abbildung der Finanzierungsstruktur). Dabei wird insbesondere zwischen Fremdkapital und Eigenkapital unterschieden. Das Eigenkapital umfasst die Mittel, die keinem Rückzahlungsanspruch Dritter unterliegen, damit insbesondere das eingebrachte Stamm- und Grundkapital sowie aus dem Unternehmen selbst erwirtschaftete Rücklagen und thesaurierte Gewinne. Das Fremdkapital umfasst Mittel, die von Dritten (zeitlich befristet) zur Verfügung gestellt werden, beispielsweise Hypotheken, Anleihen, Darlehen und Lieferantenkredite. Die Aktiva werden üblicherweise auf der linken Seite der Bilanz aufgezeigt, die Passiva auf der rechten Seite. Auf beiden Seiten muss sich dieselbe Summe aller Positionen ergeben, die Bilanzsumme.

In den meisten Staaten gibt es ein gesetzlich vorgegebenes Gliederungsschema, das Unternehmensbilanzen vereinheitlichen soll und im Rahmen der Bilanzklarheit dem Bilanzleser einzelne Gliederungsposten mit gleichem Inhalt vermitteln soll. Die Bilanzposition ist ein Posten in diesem Gliederungsschema der Bilanz, der einen bestimmten Vermögensgegenstand, Eigenkapitalbestandteil oder Schuldenposten beinhaltet.

Zur Konkretisierung sehen alle internationalen und nationalen Rechnungslegungsstandards Gliederungsvorschriften vor. Dabei werden die betriebswirtschaftlichen Eigenheiten einiger Wirtschaftszweige berücksichtigt, so dass es allgemeine Gliederungsvorschriften für Nichtbanken (Dienstleistungssektor mit Ausnahme der Finanzwirtschaft, Gewerbe, Handel, Industrie und Verkehr) und spezifische Gliederungsvorschriften für die Finanzwirtschaft (Kreditwesen, Versicherungswesen) gibt.

Gliederungsvorschriften

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Durch Gliederungsvorschriften soll eine Harmonisierung der Jahresabschlüsse aller Unternehmen erreicht werden, damit auch sinnvolle Betriebsvergleiche stattfinden können und der Bilanzanalyst davon ausgehen darf, dass sich in einer bestimmten Bilanzposition stets die gleichen Werte befinden. Zudem erfüllen Gliederungsvorschriften gleichzeitig auch die Bilanzierungsgrundsätze insbesondere der Bilanzklarheit (unter einer bestimmten Bilanzposition dürfen nur die sachlich dorthin gehörenden Geschäftsvorfälle verbucht werden) und Bilanzwahrheit (alle bilanzrelevanten Geschäftsvorfälle sind vollständig zu bilanzieren).

Bilanzgliederung nach § 266 HGB in Deutschland

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Die Gliederung erfolgt als gesonderter Ausweis von Anlage- und Umlaufvermögen, Eigenkapital, Schulden sowie Rechnungsabgrenzungsposten (§ 247 HGB). Gemäß § 266 HGB ist eine aufgestellte Bilanz einer Kapitalgesellschaft aufgebaut.

Aktivseite (Mittelverwendung) Passivseite (Mittelherkunft)
  1. Anlagevermögen
    1. Immaterielle Vermögensgegenstände
      1. Selbst geschaffene gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Werte
      2. Entgeltlich erworbene Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Werte sowie Lizenzen an solchen Rechten und Werten
      3. Geschäfts- oder Firmenwert (GoFW)
      4. geleistete Anzahlungen
    2. Sachanlagen
      1. Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauten einschließlich der Bauten auf fremden Grundstücken
      2. technische Anlagen und Maschinen
      3. andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung
      4. geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau
    3. Finanzanlagen:
      1. Anteile an verbundenen Unternehmen
      2. Ausleihungen an verbundene Unternehmen
      3. Beteiligungen
      4. Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
      5. Wertpapiere des Anlagevermögens
      6. sonstige Ausleihungen.
  2. Umlaufvermögen
    1. Vorräte/Vorratsvermögen
      1. Rohstoffe, Hilfsstoffe und Betriebsstoffe
      2. unfertige Erzeugnisse, unfertige Leistungen
      3. fertige Erzeugnisse und Waren
      4. geleistete Anzahlungen.
    2. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
      1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (LuL/F. a. L. L./FLL)
      2. Forderungen gegen verbundene Unternehmen
      3. Forderungen gegen Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
      4. sonstige Vermögensgegenstände.
    3. Wertpapiere
      1. Anteile an verbundenen Unternehmen
      2. sonstige Wertpapiere
    4. Kassenbestand, Bundesbankguthaben, Guthaben bei Kreditinstituten und Schecks
  3. Rechnungsabgrenzungsposten
  4. Aktive latente Steuern
  5. Aktiver Unterschiedsbetrag aus der Vermögensverrechnung
  6. (ggf.) nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag
  7. ____________________________
    Bilanzsumme
  1. Eigenkapital
    1. Gezeichnetes Kapital
    2. Kapitalrücklage
    3. Gewinnrücklagen
      1. gesetzliche Rücklagen
      2. Rücklage für Anteile an einem herrschenden oder mehrheitlich beteiligten Unternehmen
      3. satzungsmäßige Rücklagen
      4. andere Gewinnrücklagen
    4. Gewinnvortrag/Verlustvortrag
    5. Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag
  2. Rückstellungen
    1. Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen
    2. Steuerrückstellungen
    3. sonstige Rückstellungen
  3. Verbindlichkeiten
    1. Anleihen, davon konvertibel
    2. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
    3. erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen
    4. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (LuL/V. a. L. L./VLL)
    5. Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener Wechsel und der Ausstellung eigener Wechsel
    6. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen
    7. Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
    8. sonstige Verbindlichkeiten,
      davon aus Steuern,
      davon im Rahmen der sozialen Sicherheit.
  4. Rechnungsabgrenzungsposten
  5. Passive latente Steuern
  6. ____________________________
    Bilanzsumme

Erleidet die Unternehmung einen so hohen Verlust, dass das Eigenkapital rechnerisch negativ wird, so wird bei Kapitalgesellschaften der „Negativbetrag“ (mathematisch korrekt als Absolutwert des negativen Eigenkapitals) am Schluss der Bilanz auf der Aktivseite gesondert als „nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ ausgewiesen, § 268 Abs. 3 HGB. Bei Personenhandelsgesellschaften entspricht dies dem „nicht durch Vermögenseinlagen gedeckten Verlustanteil“ der persönlich haftenden Gesellschafterin oder der Kommanditisten nach § 264c HGB.

Abweichungen von diesem Bilanzierungsschema ergeben sich aufgrund der Rechtsform (nach§ 264c HGB), Betriebsgröße (nach § 274a HGB) oder Branche (wie Kreditinstitute und Versicherungen). Es können einzelne wesentliche Geschäftsvorfälle oder Posten nach § 265 HGB Anpassungen erforderlich machen. Für Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute, Versicherungen und Pensionsfonds bestehen eigenständige Bilanzgliederungsschemata nach gesonderten Vorschriften (Kreditinstituts-Rechnungslegungsverordnung und Versicherungsunternehmens-Rechnungslegungsverordnung).

Bilanzgliederung nach Unternehmensgesetzbuch in Österreich

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Für Kapitalgesellschaften gelten folgende Gliederungsvorschriften:

Aktivseite: (§ 224 Abs. 2 UGB[1]) Passivseite: (§ 224 Abs. 3 UGB)
A. Anlagevermögen: A. Eigenkapital:
I. Immaterielle Vermögensgegenstände: I. eingefordertes Nennkapital (Grund-, Stammkapital);
1. Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Vorteile sowie daraus abgeleitete Lizenzen; II. Kapitalrücklagen:
2. Geschäfts(Firmen)wert; 1. gebundene;
3. geleistete Anzahlungen; 2. nicht gebundene;
II. Sachanlagen: III. Gewinnrücklagen:
1. Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauten, einschließlich der Bauten auf fremdem Grund; 1. gesetzliche Rücklage;
2. technische Anlagen und Maschinen; 2. satzungsmäßige Rücklagen;
3. andere Anlagen, Betriebs- und Geschäftsausstattung; 3. andere Rücklagen (freie Rücklagen);
4. geleistete Anzahlungen und Anlagen in Bau; IV. Bilanzgewinn (Bilanzverlust),
davon Gewinnvortrag/Verlustvortrag.
III. Finanzanlagen: B. Rückstellungen:
1. Anteile an verbundenen Unternehmen; 1. Rückstellungen für Abfertigungen;
2. Ausleihungen an verbundene Unternehmen; 2. Rückstellungen für Pensionen;
3. Beteiligungen; 3. Steuerrückstellungen;
4. Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht; 4. sonstige Rückstellungen.
5. Wertpapiere (Wertrechte) des Anlagevermögens; C. Verbindlichkeiten:
6. sonstige Ausleihungen. 1. Anleihen, davon konvertibel;
B. Umlaufvermögen: 2. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten;
I. Vorräte: 3. erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen;
1. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe; 4. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen;
2. unfertige Erzeugnisse; 5. Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener Wechsel und der Ausstellung eigener Wechsel;
3. fertige Erzeugnisse und Waren; 6. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen;
4. noch nicht abrechenbare Leistungen; 7. Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht;
5. geleistete Anzahlungen; 8. sonstige Verbindlichkeiten,
davon aus Steuern,
davon im Rahmen der sozialen Sicherheit.
II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände: D. Rechnungsabgrenzungsposten.
1. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen;
2. Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen;
3. Forderungen gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht;
4. sonstige Forderungen und Vermögensgegenstände;
III. Wertpapiere und Anteile:
1. Anteile an verbundenen Unternehmen;
2. sonstige Wertpapiere und Anteile;
IV. Kassenbestand, Schecks, Guthaben bei Kreditinstituten.
C. Rechnungsabgrenzungsposten.
D. Aktive latente Steuern.

Bilanzgliederung nach Obligationenrecht in der Schweiz

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Im schweizerischen Recht sind die kaufmännischen Buchführungsvorschriften im Obligationenrecht (OR) geregelt. Für die Bilanz verlangt Art. 959a OR folgende Mindestgliederung.

Aktiva (Vermögen, Investition) Passiva (Schulden, Finanzierung)
  1. Umlaufvermögen
    1. Flüssige Mittel und kurzfristig gehaltene Aktiven mit Börsenkurs
    2. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen*
    3. Übrige kurzfristige Forderungen*
    4. Vorräte und nicht fakturierte Dienstleistungen
    5. Aktive Rechnungsabgrenzungen
  2. Anlagevermögen
    1. Finanzanlagen*
    2. Beteiligungen
    3. Sachanlagen
    4. Immaterielle Werte
    5. Nicht einbezahltes Grund-, Gesellschafter- oder Stiftungskapital

    Bilanzsumme
  1. Kurzfristiges Fremdkapital
    1. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen*
    2. Kurzfristige verzinsliche Verbindlichkeiten*
    3. Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten*
    4. Passive Rechnungsabgrenzungen
  2. Langfristiges Fremdkapital
    1. Langfristige verzinsliche Verbindlichkeiten*
    2. Übrige langfristige Verbindlichkeiten*
    3. Rückstellungen sowie vom Gesetz vorgesehene ähnliche Positionen
  3. Eigenkapital
    1. Grund-, Gesellschafter- oder Stiftungskapital, ggf. gesondert nach Beteiligungskategorien
    2. Gesetzliche Kapitalreserve
    3. Gesetzliche Gewinnreserve
    4. Freiwillige Gewinnreserven oder kumulierte Verluste als Minusposten
    5. Eigene Kapitalanteile als Minusposten

    Bilanzsumme

* Der Betrag gegenüber direkt oder indirekt Beteiligten und Organen sowie gegenüber Unternehmen, an denen direkt oder indirekt eine Beteiligung besteht, ist gesondert in der Bilanz oder im Anhang zu nennen.

In der Praxis werden die Aktiven nach der Liquidierbarkeit, die Passiven nach dem Fälligkeitsprinzip geordnet. Das heißt, je schneller ein Aktivposten flüssig gemacht werden kann oder ein Passivposten fällig wird, desto weiter oben wird er platziert. Der Vergleich derart geordneter Aktiven und Passiven gibt einen Hinweis auf die Liquidität der Unternehmung.

Bilanzgliederung für Kreditinstitute

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Die Bankbilanz gibt Aufschluss über die Liquiditätslage und die Risikosituation eines Kreditinstituts. Die Gliederung erfolgt nach § 340 HGB in Verbindung mit Formblatt 1 der RechKredV auf der Aktivseite nach abnehmender Liquidität durch Monetisierbarkeit, sie beginnt mit dem Kassenbestand. Man unterscheidet statische und dynamische Liquidität. Auf der Passivseite steht das Fremdkapital vor dem Eigenkapital; sie gliedert sich nach zunehmender Fristigkeit.

Die Aktivseite differenziert zwischen Forderungen und Wertpapieren; dagegen wird nicht zwischen Anlage- und Umlaufvermögen unterschieden. Die Sachanlagen finden sich unter Sonstige Aktiva wieder. Die Passivseite unterscheidet Verbindlichkeiten und verbriefte Verbindlichkeiten.

Aktivseite Passivseite
  1. Barreserve
  2. Forderungen an Kreditinstitute
  3. Forderungen an Kunden
  4. Schuldverschreibungen
  5. Aktien und Beteiligungen
  6. Sonstige Aktiva
    ____________________________________
    Bilanzsumme
  1. Verbindlichkeiten ggü. Kreditinstituten
  2. Verbindlichkeiten ggü. Kunden
  3. Verbriefte Verbindlichkeiten
  4. Sonstige Verbindlichkeiten
  5. Eigenkapital
    ____________________________________
    Bilanzsumme

Die Aktivseite der Bankbilanz wird dominiert durch das Kreditgeschäft, das als Forderungen innerhalb der Bilanz (Geldleihe) und als Eventualverbindlichkeiten „unterm Strich“ (Kreditleihe) vermerkt ist. Die Passivseite wird beherrscht durch das Passivgeschäft, bestehend aus Sicht-, befristete und Spareinlagen.

Die Bankbilanz berücksichtigt Bonitätsrisiken, aber keine Zinsänderungs- und Wechselkursrisiken. Nachrangige Forderungen werden aus der Bilanz ausgegliedert oder im Anhang aufgeführt.

Bilanzgliederung für Versicherungen

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Rechtsgrundlagen sind die Bilanzierungsgrundsätze des § 341e HGB sowie die Versicherungsunternehmens-Rechnungslegungsverordnung (RechVersV), die für Versicherungsunternehmen gemäß § 2 RechVersV Formblätter vorschreibt, welche eine von § 266 HGB (Bilanz) und § 275 HGB (Gewinn- und Verlustrechnung) abweichende Gliederung vorsieht.

Bilanzierungsgrundsätze

Versicherungsunternehmen haben gemäß § 341e HGB versicherungstechnische Rückstellungen auch insoweit zu bilden, wie dies nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung notwendig ist, um die dauernde Erfüllbarkeit der Verpflichtungen aus den Versicherungsverträgen sicherzustellen. Die Rückstellungen sind nach den Wertverhältnissen am Bilanzstichtag zu bewerten und dürfen nicht nach § 253 Abs. 2 HGB abgezinst werden.

Bilanzgliederung

Das Versicherungswesen differenziert bilanztechnisch zwischen Lebens- und Kompositversicherung, für die es eine einheitliche Versicherungsbilanz gibt:[11]

Aktivseite Passivseite
  1. Immaterielle Vermögensgegenstände
  2. Kapitalanlagen
  3. Kapitalanlagen für Rechnung und Risiko von Inhabern von Lebensversicherungspolicen
  4. Forderungen
  5. Sonstige Vermögensgegenstände
  6. Rechnungsabgrenzungsposten
  7. Aktive Latente Steuern
  8. Aktiver Unterschiedsbetrag aus der Vermögensverrechnung
  9. Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag

  10. ____________________________________
    Bilanzsumme
  1. Eigenkapital
  2. Genussrechtskapital
  3. Nachrangige Verbindlichkeiten
  4. Versicherungstechnische Rückstellungen
  5. Versicherungstechnische Rückstellungen im Bereich der Lebensversicherung, soweit das Anlagerisiko von den Versicherungsnehmern getragen wird
  6. Andere Rückstellungen
  7. Depotverbindlichkeiten aus dem in Rückdeckung gegebenen Versicherungsgeschäft
  8. Andere Verbindlichkeiten
  9. Rechnungsabgrenzungsposten
  10. Passive Latente Steuern

  11. ____________________________________
    Bilanzsumme

Wichtigste Bilanzposition sind in der Versicherungswirtschaft auf der Aktivseite die Kapitalanlagen, unter denen insbesondere das Sicherungsvermögen bilanziert wird. Die Passivseite wird von den Rückstellungen beherrscht.

Bilanzgliederung nach IFRS

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Eine nach International Financial Reporting Standards (IFRS) aufgestellte Bilanz unterscheidet sich in ihrem Aufbau von einer Bilanz nach deutschem HGB oder anderen nationalen Regeln. Der Aufbau einer IFRS-Bilanz ist in IAS 1, Paragrafen 51-77 (englisch Balance Sheet) dargestellt, wobei IAS 1.51 den Unternehmen zwei grundsätzliche Möglichkeiten zur Bilanzgliederung einräumt.

  • Eine Gliederung nach Fristigkeit (auf der Aktivseite: englisch current assets und englisch non-current assets und korrespondierend auf der Passivseite: englisch current liabilities und englisch non-current liabilities) als Regelfall und
  • eine Gliederung von englisch assets und englisch liabilities jeweils nach ihrer Liquiditätsnähe als Ausnahmefall.

Eine eindeutige Vorgabe, ob diese Gliederung in aufsteigender oder in absteigender Ordnung zu erfolgen hat, existiert dabei nicht.

Allerdings präferiert das Rechnungslegungs-Interpretations-Committee (RIC) des Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee e. V. (DRSC) in RIC 1[12] als Leitlinie für die Bilanzierung deutscher Unternehmen nach IFRS offenbar die Reihenfolge langfristig – kurzfristig (vgl. Anhang zu RIC 1: Beispiel für ein Bilanzgliederungsschema).

Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und Bilanzierung

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Grundlage bei der Erstellung einer Bilanz ist die ordnungsmäßige Buchführung. Die Bilanz soll ein gerechtes, zutreffendes und nachvollziehbares Bild des Unternehmens zum Stichtag zeichnen. Dies wird durch die Bilanzierungsgrundsätze wie Bilanzwahrheit oder Bilanzklarheit sichergestellt. Zusätzlich gilt das Vorsichtsprinzip, ungenau bezifferbare Bestände sollten eher pessimistisch eingeschätzt und mögliche Risiken gegebenenfalls berücksichtigt werden. Geregelt sind diese Normen in den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchhaltung (GoB).

Wer eine Bilanz aufzustellen hat, ist im Handelsgesetzbuch geregelt. Dort ist der gesetzlich vorgeschriebene Aufbau zu finden.

In die Bilanz müssen alle Fakten einbezogen werden, die zum Zeitpunkt der Bilanz bekannt und für den Zeitraum zwischen zwei Bilanz-Stichtagen relevant sind. Daher genügt es nicht, einen zum jeweiligen Stichtag vorliegenden Kontostand in die Bilanz aufzunehmen. Zusätzlich müssen im Zeitraum vor dem Bilanzstichtag bezogene, noch nicht bezahlte Leistungen bewertet werden. Es muss ebenfalls festgestellt werden, welche Zahlungen bereits für Leistungen geleistet wurden, die erst im folgenden Jahr bezogen werden – beispielsweise eine Vorauszahlung für Rohstofflieferungen.

Eine Schwierigkeit bei der Erstellung von Bilanzen ist daher, dass zu einem Zeitpunkt selten alle zu berücksichtigenden Fakten bereits bezifferbar sind. So ist zum Beispiel bekannt, dass ein Unternehmen für den Monat Dezember eine Telefonrechnung erhalten wird. Da auch die Nutzung dieser Leistung bereits im Dezember erfolgte, muss die berechtigte Forderung des Anbieters in die Bilanz einfließen. Die entsprechende Rechnung liegt jedoch möglicherweise erst Ende Januar des Folgejahres vor. Somit ist es praktisch unmöglich, eine Bilanz sowohl präzise als auch zeitnah zu erstellen. Entsprechend vergehen bei großen Unternehmen zumeist zwei bis vier Monate bis zur Bekanntgabe der ordentlichen Bilanz. Andererseits wird gerade bei börsennotierten Unternehmen eine zeitnahe Bilanz erwartet, so dass – und diese Tendenz verschärft sich zunehmend – oftmals zu Lasten der Genauigkeit eine möglichst schnelle Bilanz erstellt wird, in der viele Werte nur geschätzt werden konnten.

Des Weiteren fordert die umfassende Darstellung des finanziellen Bildes eine tatsächliche Bestandsaufnahme zum Zeitpunkt der Bilanzerstellung. Für vorhandene Waren erfolgt dies zumeist in Form einer Inventur, in der mögliche Differenzen zwischen den erfassten Lagerveränderungen und den tatsächlich vorhandenen Beständen festgehalten werden können.

Schließlich erfolgt die Bewertung der Anlagegüter eines Unternehmens. Hier müssen für die in der Produktion genutzten Mittel (z. B. Maschinen) sowie für die langfristigen Finanzanlagen (z. B. Immobilien und Unternehmensbeteiligungen) realistische Werte ermittelt werden. Dies kann über Abschreibungen erfolgen, so dass der Wert eines Firmenfahrzeuges über die geplante Nutzung von (beispielsweise) acht Jahren gleichmäßig in jedem Jahr um ein Achtel des Kaufpreises herabgesetzt wird (lineare Abschreibung). Ein anderer Ansatz ist die Ermittlung des theoretischen Verkaufspreises, der insbesondere für Investitionen in öffentlich gehandelte Werte (Aktien anderer Unternehmen) angebracht ist. Hier können beispielsweise die im Besitz des Unternehmens befindlichen Aktien zum Kurs des letzten Handelstages vor dem Bilanzstichtag bewertet werden.

Die Bilanzpolitik bezeichnet die Grundausrichtung des Bilanzierenden bei der Nutzung von Ausweis-, Gliederungs- und Erläuterungswahlrechten (formelle Bilanzpolitik) sowie bei der Nutzung von Bilanzierungs- und Bewertungswahlrechten, Ermessensspielräumen und Sachverhaltsgestaltungen (materielle Bilanzpolitik).

Auch die Ausrichtung der Bilanzpolitik eines Unternehmens ist nicht zu vernachlässigen. So kann diese die Bilanz durch beispielsweise verschiedene Bewertungsansätze und diverse Darstellungsmöglichkeiten von Sachverhalten verändern.

Zum Schutz der Gläubiger eines Unternehmens gilt bei der Bewertung von Vermögenswerten das so genannte Vorsichtsprinzip, welches seine konkrete Anwendung in folgenden Bewertungsprinzipien findet:

Die Bilanztheorien werden eingeteilt in klassische Theorien und neuere Theorien:

  • Klassische Bilanztheorien
    • Die statischen Bilanztheorien
      • Zerschlagungsstatik
      • Fortführungsstatik
    • Die dynamische Bilanztheorie
    • Die organische Bilanztheorie
  • Neuere Ansätze
    • Kapital- und Substanzerhaltung
    • Ökonomischer Gewinn
    • Zukunftsbilanz
    • Synthetische Bilanz
    • Funktionsanalytische Bilanz
    • Prognosebilanz
    • Gemeinwohlbilanz
    • Ökobilanz bzw. Umweltbilanz (Lebenszyklusanalyse)
Wiktionary: Bilanz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Rolf-Dieter Grass, Wolfgang Stützel: Volkswirtschaftslehre. München 1988, ISBN 978-3-8006-1017-4, S. 53.
  2. Luca Pacioli: Abhandlung über die Buchhaltung, 1494; deutsche Übersetzung von Balduin Penndorf, 1933.
  3. Hans-Herbert Schulze: Zum Problem der Messung des wirtschaftlichen Handelns mithilfe der Bilanz. 1966, S. 113
  4. Klaus Brockhoff: Betriebswirtschaftslehre in Wissenschaft und Geschichte, 2014,S. 82.
  5. ROHG, Urteil vom 3. Dezember 1873, ROHG 12, 15, 19
  6. Eugen Schmalenbach, Grundlagen dynamischer Bilanzlehre, in: Zeitschrift für handelswissenschaftliche Forschung, 1919, S. 79 ff.
  7. Erich Kosiol: Formalaufbau und Sachinhalt der Bilanz, 1940, S. 14.
  8. Erich Gutenberg: Betriebswirtschaftslehre und Bilanzrecht, in: Ludwig Raiser, Heinz Sauermann, Erich Schneider (Hrsg.): Das Verhältnis der Wirtschaftswissenschaft zur Rechtswissenschaft, Soziologie und Statistik, 1964, S. 140.
  9. Alfred Wagenhofer: Informationspolitik im Jahresabschluss – Freiwillige Informationen und Strategische Bilanzanalyse. 1990, S. 14 ff.
  10. Danuta Ratasiewicz: Schnelleinstieg Finanzbuchhaltung, 2008, S. 48 ff.
  11. Hanspeter Gondring, Versicherungswirtschaft, 2015, S. 264 f.
  12. Rechnungslegungs Interpretation Nr. 1 „Bilanzgliederung nach Fristigkeit gemäß IAS 1 Darstellung des Abschlusses