„Gråsten“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
K Bot: Ergänze: fo |
lf nach Verschiebung |
||
(118 dazwischenliegende Versionen von 72 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
⚫ | |||
'''Gråsten''' (deutsch '''Gravenstein''', Betonung auf letzter Silbe) ist ein Ort mit 7.256 Einwohnern (2005) in [[Dänemark]] am Nübeler Noor, einem Seitenarm der [[Flensburger Förde]]. Der Ort liegt ziemlich genau in der Mitte des Städtedreiecks [[Aabenraa|Apenrade]]-[[Flensburg]]-[[Sønderborg|Sonderburg]]. Der Name war ursprünglich ''Grauenstein'', was als ''Gråsten'' wörtlich ins [[Dänische Sprache|Dänische]] übersetzt wurde. |
|||
|Name= |
|||
|DeutscherName = Gravenstein |
|||
|Wappen= |
|||
|Region=Syddanmark |
|||
⚫ | |||
|Kommune=Sønderborg |
|||
|Breitengrad=54/55/16/N |
|||
|Längengrad=9/35/40/E |
|||
|Gründung=1648 |
|||
|Einwohner = {{Metadaten Einwohnerzahl DK|540-11057}} |
|||
|Stand = {{#time: Y|{{Metadaten Einwohnerzahl DK|540-11057|STAND}}}} |
|||
|BEF44=X |
|||
|Fläche= |
|||
|Höhe= |
|||
|Partnerschaften= |
|||
|PLZ=6300 |
|||
|Website= |
|||
|Bild=Grååsten Slot.1.JPG |
|||
|BildBeschriftung=[[Schloss Gravenstein|Schloss Gråsten]] |
|||
}} |
|||
'''Gråsten''' [{{IPA|gʀɔˈsdeːʔn}}] {{Audio|Da Gråsten.ogg|anhören}} (Betonung auf Endsilbe, [[Deutsche Sprache|dt.]]: ''Gravenstein'') ist ein Ort mit {{EWZ|DK|540-11057}} Einwohnern (Stand {{EWD|DK}}<ref name="BEF44"/>) in [[Dänemark]] am [[Nybøl Nor]] (dt.: ''Nübeler Noor''), einem Seitenarm der [[Flensburger Förde]]. Der Ort liegt ziemlich genau in der Mitte des Städtedreiecks [[Aabenraa]] (dt.: ''Apenrade'')-[[Flensburg]]-[[Sønderborg]] (dt.: ''Sonderburg''). Der Name war ursprünglich ''Grauenstein'', was als ''Gråsten'' wörtlich ins [[Dänische Sprache|Dänische]] übersetzt wurde.<ref>Der Buchstabe "V" wurde in deutschen Texten früher als "U" ausgesprochen, Im Dänischen wird das "V" noch als "U" ausgesprochen. Der Wandel der Aussprache spielt so auch in der Redewendung ''[[Ein X für ein U vormachen|Ein "X" für ein "U" vormachen]]'' eine Rolle.</ref> Seit 1968 war er Zentrum der [[Kommune (Dänemark)|Kommune]] [[Gråsten Kommune]] im [[Sønderjyllands Amt]], die einen Zusammenschluss der Kirchspiele [[Gråsten-Adsbøl Sogn]], [[Kværs Sogn]] und [[Rinkenæs Sogn]] darstellte und ihrerseits 2007 in der [[Sønderborg Kommune]] in der [[Region Syddanmark]] aufging. |
|||
==Geschichte== |
== Geschichte == |
||
⚫ | Gravenstein war ursprünglich ein [[adliges Gut]], in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zunächst als [[Meierhof]] unter dem Gut [[Søgård#Herrenhaus_Søgård|Seegaard]], damals das mit Abstand größte Adelsgut im [[Herzogtum Schleswig]]. Von 1622 bis 1633 war es Sitz von [[Christian (Schleswig-Holstein-Ærø)|Christian]], dem einzigen Herzog des [[abgeteilte Herren|abgeteilten Herzogtums]] von Schleswig-Holstein-Ærø. Spätestens 1648 wurde Gravenstein selbständig, als der Seegaarder Gutsherr von [[Ahlefeld (Adelsgeschlecht)|Ahlefeldt]] den Hof an den Herzog von [[Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg]] verkaufte. 1662 kam es erneut an Seegaard. Die Ahlefeldts verlegten ihren Stammsitz hierher und errichteten ein ansprechendes Gutshaus, das seit 1700 den [[Schloss Gravenstein|Charakter eines Schlosses]] annahm. Da mehrere der Gutsherren gleichzeitig [[Statthalter]] für die königlichen Landesteile der Herzogtümer Schleswig und Holstein waren, wurde Gravenstein weithin bekannt. Unweit des Guts entwickelte sich zwischen Schlossteich und Nübeler Noor eine Handwerker- und Kaufmannssiedlung. |
||
⚫ | Nach dem Konkurs des Ahlefeldtschen Güterkomplexes wurde Gravenstein 1725 ein selbständiges Gut, zu dem große Ländereien einschließlich der Siedlung gehörten. Neuer Besitzer war der Herzog von [[Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg|Augustenburg]], ein Nachfahre der früheren Sonderburger Herzöge und damit ein Verwandter des dänischen Königshauses. Dieser kaufte weitere Güter in der Nachbarschaft hinzu, so dass der Gravensteinsche Güterkomplex einer der größten im Lande wurde. Anders als der eigentliche Augustenburgische Güterkomplex mit dem Stammhaus des Herzogs auf [[Alsen]] erhielt er jedoch keine administrative Sonderstellung, sondern blieb ein Teil des Zweiten Angler Güterkomplexes, in dem sämtliche schleswigsche Güter außerhalb der Landschaften [[Dänischer Wohld]], [[Schwansen]], [[Angeln (Halbinsel)|Angeln]] und Alsen zusammengefasst wurden. |
||
⚫ | Gravenstein war ursprünglich ein |
||
⚫ | Obwohl die Siedlung Gravenstein weder Stadt noch [[Flecken (Ort)|Flecken]] war und eigentlich unter die Bestimmungen für Landhandel und -handwerk fiel, konnten die Bewohner unter dem Schutz der Gutsherrschaft ihre Gewerbe frei ausüben. Da sie überwiegend für die Gutsherrschaft arbeiteten, konnten die Proteste aus den Städten nichts bewirken. Obwohl der Ort nach wie vor zum [[Kirchspiel]] Atzbüll (Adsbøl) gehörte, entwickelte die Schlosskapelle sich zur Pfarrkirche des Ortes. |
||
⚫ | Nach dem Konkurs des Ahlefeldtschen Güterkomplexes wurde Gravenstein 1725 ein selbständiges Gut, zu dem große |
||
⚫ | Der letzte Augustenburger Herzog [[Christian August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1798–1869)|Christian August]] erhob im Zuge des aufkommenden deutsch-dänischen Konflikts in den 1840er Jahren Ansprüche auf die Herzogtümer [[Herzogtum Schleswig|Schleswig]] und [[Herzogtum Holstein|Holstein]] und konnte durch geschickte Agitation die Zustimmung der ursprünglich liberal eingestellten schleswig-holsteinischen Bewegung erlangen. Nach der Verkündung der [[Provisorische Regierung (Schleswig-Holstein)|Provisorischen Regierung]] in Kiel löste sein Bruder [[Friedrich Emil August von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg|Friedrich Prinz von Noer]], welcher vorher Statthalter war und nun dieser Regierung angehören sollte, mit dem Handstreich auf die Festung [[Rendsburg]] am 24. März 1848 den [[Schleswig-Holsteinischer Krieg (1848–1851)|Ersten Krieg um Schleswig]] aus, der sich mit Unterbrechungen drei Jahre hinziehen sollte. Am Ende mussten die Augustenburger das Land verlassen und die Güter dem Fiskus verkaufen. Gravenstein verlor seinen Sonderstatus und wurde verpachtet. |
||
⚫ | Obwohl die Siedlung Gravenstein weder Stadt noch [[Flecken]] war und eigentlich unter die Bestimmungen für Landhandel und -handwerk fiel, konnten die Bewohner unter dem Schutz der Gutsherrschaft ihre Gewerbe frei ausüben. Da sie überwiegend für die Gutsherrschaft arbeiteten, konnten die Proteste aus den Städten nichts bewirken. Obwohl der Ort nach wie vor zum |
||
⚫ | Der [[Deutsch-Dänischer Krieg|Krieg von 1864]] führte zur Abtrennung Schleswigs und Holsteins von der dänischen Krone. Bald darauf nahmen die Augustenburger, nun mit Christian Augusts Sohn [[Friedrich VIII. von Schleswig-Holstein|Friedrich]] an der Spitze, Gravenstein wieder in ihren Besitz. Friedrich wurde durch die Hochzeit seiner Tochter [[Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg|Auguste Victoria]] mit [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]] Schwiegervater des Kaisers. Gravenstein blieb bis 1921 in der Hand der Augustenburger, deren Mannesstamm mit Friedrich ausstarb. Gravenstein entwickelte sich zu einem wichtigen Unterzentrum. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war es durch die [[Aabenraa Amts Jernbaner|Apenrader Kreisbahn]] und die Hauptbahn von [[Sønderborg]] nach [[Flensburg]] bzw. [[Tinglev]] an das Eisenbahnnetz angeschlossen. |
||
⚫ | Der letzte Augustenburger Herzog Christian August erhob im Zuge des aufkommenden deutsch-dänischen Konflikts in den 1840er Jahren Ansprüche auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein und konnte durch geschickte Agitation die Zustimmung der ursprünglich liberal eingestellten schleswig-holsteinischen Bewegung erlangen. Nach der Verkündung der |
||
⚫ | Nach der [[Volksabstimmung in Schleswig|Volksabstimmung]] von 1920 wurde [[Nordschleswig]] ein Teil des Königreichs Dänemark. Gråsten wurde eine Kirchspielskommune im [[Åbenrå Amt|Amt Apenrade]], das Gut blieb in staatlichen Händen. 1936 erhielt es der damalige Kronprinz [[Friedrich IX. (Dänemark)|Frederik]] nach seiner Hochzeit. Seither zählt Gråsten zu den königlichen Schlössern. Vor allem Friedrichs Ehefrau [[Ingrid von Schweden|Ingrid]], die Mutter von Königin [[Margrethe II.]], blieb dem Ort bis zu ihrem Tod im Jahre 2000 eng verbunden. Die Königin selbst kommt jedes Jahr im Sommer mit der gesamten Familie für ca. zwei Monate. Dann liegt meist auch die Königsyacht ''[[Dannebrog (Schiff, 1932)|Dannebrog]]'' im nahen Hafen [[Sønderborg]]. |
||
⚫ | Der Krieg von |
||
⚫ | 1957 wurden Gråsten und Adsbøl zur [[Sogn (Dänemark)|Kirchspielgemeinde]] [[Gråsten-Adsbøl Sogn|Gråsten-Adsbøl]] zusammengeschlossen. 1968 wurde die Kirchspielgemeinde mit den Nachbarkirchspielen [[Kværs]] und [[Rinkenæs]] zu einer [[Kommune (Dänemark)|Großkommune]] im neu geschaffenen [[Sønderjyllands Amt]] vereinigt. Obwohl sich Gråsten bis zuletzt für weitere Selbständigkeit aussprach, ging die Kommune 2007 in einer [[Sønderborg Kommune|Großkommune Sønderborg]] auf, die damit größer wurde als das frühere Amt bzw. der [[Kreis Sonderburg|Landkreis Sonderburg]]. |
||
Gravenstein entwickelte sich zu einem wichtigen Unterzentrum. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war es durch die [[Apenrader Kreisbahn]] und der Hauptbahn von [[Sønderborg|Sonderburg]] nach [[Flensburg]] bzw. [[Tinglev|Tingleff]] an das Eisenbahnnetz angeschlossen. |
|||
⚫ | |||
⚫ | Nach der Volksabstimmung |
||
[[Datei:Grasten-Schloss-Wachwechsel-1.jpg|mini|Wachwechsel vor dem Schloss]] |
|||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
* Schlossgarten, nur bei Anwesenheit der königlichen Familie geschlossen |
* Schlossgarten, nur bei Anwesenheit der königlichen Familie geschlossen |
||
* Wachwechsel der Leibgarde jeden Freitag bei Anwesenheit der königlichen Familie |
|||
* Schlosspark mit Herzenshügel |
* Schlosspark mit Herzenshügel |
||
* einzelne alte Bauten im Ortskern, darunter der alte Gasthof |
* einzelne alte Bauten im Ortskern, darunter der alte Gasthof |
||
* die |
* die wald- und wasserreiche Umgebung |
||
* Gedenkstätte für den |
* Gedenkstätte für den Oberst der Grenzgendarmerie [[Svend Paludan-Müller]], am 26. Mai 1944 im Kampf mit der deutschen Besatzungsmacht umgekommen |
||
== Söhne und Töchter der Stadt == |
|||
* [[Wilhelm Hans Ahlmann]] (1817–1910), deutscher Politiker, Journalist, Bankier |
|||
* [[Adolph Ditlev Jørgensen]] (1840–1897), dänischer Historiker und Reichsarchivar |
|||
* [[Margarete Mitscherlich]] (1917–2012), deutsche Psychoanalytikerin und Autorin |
|||
* [[Hein Hoop]] (1927–1986), deutscher Schriftsteller und Künstler. |
|||
* [[Finn Hansen]] (* 1955), Dressurreiter |
|||
== Siehe auch == |
|||
* [[Stammliste des Hauses Oldenburg]] |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references /> |
|||
== Weblinks == |
|||
{{Commonscat|audio=1|video=0}} |
|||
* {{Webarchiv | url=http://www.kirche.dk/img/pfarrbezirke/gravenstein.gif | wayback=20070927191641 | text=Karte Gråsten (Gravenstein)}} |
|||
* {{Webarchiv | url=http://www.flensborgfjord.eu/Ihr%20Urlaubsziel/Portrait%20d%C3%A4nische%20Seite/Gr%C3%A5sten.aspx | wayback=20100508231633 | text=Beschreibung auf flensborgfjord.eu}} |
|||
{{Navigationsleiste Ortschaften in der Sønderborg Kommune}} |
|||
{{Normdaten|TYP=g|GND=4425215-8|LCCN=n00041069|VIAF=244719719}} |
|||
⚫ | |||
⚫ | |||
[[Geschichte Schleswig-Holsteins]] |
|||
[[Liste schleswigscher Ortsnamen]] |
|||
[[Liste deutscher Ortsnamen in Dänemark]] |
|||
{{SORTIERUNG:Grasten}} |
|||
[[da:Gråsten Kommune]] |
|||
[[Kategorie:Geographie (Nordschleswig)]] |
|||
[[en:Gråsten]] |
|||
[[Kategorie:Geographie (Sønderborg Kommune)]] |
|||
[[fo:Gråsten kommuna]] |
|||
[[no:Gråsten]] |
|||
[[pl:Gmina Gråsten]] |
|||
[[pt:Gråsten]] |
Aktuelle Version vom 5. Juni 2025, 15:27 Uhr
Gråsten (deutsch Gravenstein) | ||||
---|---|---|---|---|
| ||||
Basisdaten | ||||
Staat: | ![]() | |||
Region: | Syddanmark | |||
Kommune (seit 2007): |
Sønderborg | |||
Koordinaten: | 54° 55′ N, 9° 36′ O | |||
Gegründet: | 1648 | |||
Einwohner: (2025[1]) |
4.298 | |||
Postleitzahl: | 6300 | |||
Schloss Gråsten |
Gråsten [dt.: Gravenstein) ist ein Ort mit 4298 Einwohnern (Stand 1. Januar 2025[1]) in Dänemark am Nybøl Nor (dt.: Nübeler Noor), einem Seitenarm der Flensburger Förde. Der Ort liegt ziemlich genau in der Mitte des Städtedreiecks Aabenraa (dt.: Apenrade)-Flensburg-Sønderborg (dt.: Sonderburg). Der Name war ursprünglich Grauenstein, was als Gråsten wörtlich ins Dänische übersetzt wurde.[2] Seit 1968 war er Zentrum der Kommune Gråsten Kommune im Sønderjyllands Amt, die einen Zusammenschluss der Kirchspiele Gråsten-Adsbøl Sogn, Kværs Sogn und Rinkenæs Sogn darstellte und ihrerseits 2007 in der Sønderborg Kommune in der Region Syddanmark aufging.
] (Betonung auf Endsilbe,Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gravenstein war ursprünglich ein adliges Gut, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zunächst als Meierhof unter dem Gut Seegaard, damals das mit Abstand größte Adelsgut im Herzogtum Schleswig. Von 1622 bis 1633 war es Sitz von Christian, dem einzigen Herzog des abgeteilten Herzogtums von Schleswig-Holstein-Ærø. Spätestens 1648 wurde Gravenstein selbständig, als der Seegaarder Gutsherr von Ahlefeldt den Hof an den Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg verkaufte. 1662 kam es erneut an Seegaard. Die Ahlefeldts verlegten ihren Stammsitz hierher und errichteten ein ansprechendes Gutshaus, das seit 1700 den Charakter eines Schlosses annahm. Da mehrere der Gutsherren gleichzeitig Statthalter für die königlichen Landesteile der Herzogtümer Schleswig und Holstein waren, wurde Gravenstein weithin bekannt. Unweit des Guts entwickelte sich zwischen Schlossteich und Nübeler Noor eine Handwerker- und Kaufmannssiedlung.
Nach dem Konkurs des Ahlefeldtschen Güterkomplexes wurde Gravenstein 1725 ein selbständiges Gut, zu dem große Ländereien einschließlich der Siedlung gehörten. Neuer Besitzer war der Herzog von Augustenburg, ein Nachfahre der früheren Sonderburger Herzöge und damit ein Verwandter des dänischen Königshauses. Dieser kaufte weitere Güter in der Nachbarschaft hinzu, so dass der Gravensteinsche Güterkomplex einer der größten im Lande wurde. Anders als der eigentliche Augustenburgische Güterkomplex mit dem Stammhaus des Herzogs auf Alsen erhielt er jedoch keine administrative Sonderstellung, sondern blieb ein Teil des Zweiten Angler Güterkomplexes, in dem sämtliche schleswigsche Güter außerhalb der Landschaften Dänischer Wohld, Schwansen, Angeln und Alsen zusammengefasst wurden.
Obwohl die Siedlung Gravenstein weder Stadt noch Flecken war und eigentlich unter die Bestimmungen für Landhandel und -handwerk fiel, konnten die Bewohner unter dem Schutz der Gutsherrschaft ihre Gewerbe frei ausüben. Da sie überwiegend für die Gutsherrschaft arbeiteten, konnten die Proteste aus den Städten nichts bewirken. Obwohl der Ort nach wie vor zum Kirchspiel Atzbüll (Adsbøl) gehörte, entwickelte die Schlosskapelle sich zur Pfarrkirche des Ortes.
Der letzte Augustenburger Herzog Christian August erhob im Zuge des aufkommenden deutsch-dänischen Konflikts in den 1840er Jahren Ansprüche auf die Herzogtümer Schleswig und Holstein und konnte durch geschickte Agitation die Zustimmung der ursprünglich liberal eingestellten schleswig-holsteinischen Bewegung erlangen. Nach der Verkündung der Provisorischen Regierung in Kiel löste sein Bruder Friedrich Prinz von Noer, welcher vorher Statthalter war und nun dieser Regierung angehören sollte, mit dem Handstreich auf die Festung Rendsburg am 24. März 1848 den Ersten Krieg um Schleswig aus, der sich mit Unterbrechungen drei Jahre hinziehen sollte. Am Ende mussten die Augustenburger das Land verlassen und die Güter dem Fiskus verkaufen. Gravenstein verlor seinen Sonderstatus und wurde verpachtet.
Der Krieg von 1864 führte zur Abtrennung Schleswigs und Holsteins von der dänischen Krone. Bald darauf nahmen die Augustenburger, nun mit Christian Augusts Sohn Friedrich an der Spitze, Gravenstein wieder in ihren Besitz. Friedrich wurde durch die Hochzeit seiner Tochter Auguste Victoria mit Wilhelm II. Schwiegervater des Kaisers. Gravenstein blieb bis 1921 in der Hand der Augustenburger, deren Mannesstamm mit Friedrich ausstarb. Gravenstein entwickelte sich zu einem wichtigen Unterzentrum. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war es durch die Apenrader Kreisbahn und die Hauptbahn von Sønderborg nach Flensburg bzw. Tinglev an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
Nach der Volksabstimmung von 1920 wurde Nordschleswig ein Teil des Königreichs Dänemark. Gråsten wurde eine Kirchspielskommune im Amt Apenrade, das Gut blieb in staatlichen Händen. 1936 erhielt es der damalige Kronprinz Frederik nach seiner Hochzeit. Seither zählt Gråsten zu den königlichen Schlössern. Vor allem Friedrichs Ehefrau Ingrid, die Mutter von Königin Margrethe II., blieb dem Ort bis zu ihrem Tod im Jahre 2000 eng verbunden. Die Königin selbst kommt jedes Jahr im Sommer mit der gesamten Familie für ca. zwei Monate. Dann liegt meist auch die Königsyacht Dannebrog im nahen Hafen Sønderborg.
1957 wurden Gråsten und Adsbøl zur Kirchspielgemeinde Gråsten-Adsbøl zusammengeschlossen. 1968 wurde die Kirchspielgemeinde mit den Nachbarkirchspielen Kværs und Rinkenæs zu einer Großkommune im neu geschaffenen Sønderjyllands Amt vereinigt. Obwohl sich Gråsten bis zuletzt für weitere Selbständigkeit aussprach, ging die Kommune 2007 in einer Großkommune Sønderborg auf, die damit größer wurde als das frühere Amt bzw. der Landkreis Sonderburg.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Schloss Gråsten, bis auf die Kapelle in der Regel nicht zugänglich
- Schlossgarten, nur bei Anwesenheit der königlichen Familie geschlossen
- Wachwechsel der Leibgarde jeden Freitag bei Anwesenheit der königlichen Familie
- Schlosspark mit Herzenshügel
- einzelne alte Bauten im Ortskern, darunter der alte Gasthof
- die wald- und wasserreiche Umgebung
- Gedenkstätte für den Oberst der Grenzgendarmerie Svend Paludan-Müller, am 26. Mai 1944 im Kampf mit der deutschen Besatzungsmacht umgekommen
Söhne und Töchter der Stadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Hans Ahlmann (1817–1910), deutscher Politiker, Journalist, Bankier
- Adolph Ditlev Jørgensen (1840–1897), dänischer Historiker und Reichsarchivar
- Margarete Mitscherlich (1917–2012), deutsche Psychoanalytikerin und Autorin
- Hein Hoop (1927–1986), deutscher Schriftsteller und Künstler.
- Finn Hansen (* 1955), Dressurreiter
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Statistikbanken › BY1: Befolkningen 1. januar efter byområder, landdistrikter, alder og køn (dänisch).
- ↑ Der Buchstabe "V" wurde in deutschen Texten früher als "U" ausgesprochen, Im Dänischen wird das "V" noch als "U" ausgesprochen. Der Wandel der Aussprache spielt so auch in der Redewendung Ein "X" für ein "U" vormachen eine Rolle.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karte Gråsten (Gravenstein) ( vom 27. September 2007 im Internet Archive)
- Beschreibung auf flensborgfjord.eu ( vom 8. Mai 2010 im Internet Archive)