„Inflation“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Mathze (Diskussion | Beiträge) Markierung: Rückgängigmachung |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Begriffsklärungshinweis}} |
|||
{{Überarbeiten}} |
|||
[[Datei:World inflation rate October 2024.png|mini|Weltweite Inflationsraten 2023]] |
|||
{{BKH2|den Begriff '''Inflation''' in der [[Astronomie]]|inflationäres Universum}} |
|||
[[Datei:US and Eurozone inflation rates, Jan 2016 through Mar 2023.png|mini|Inflationsraten von 2016 bis 2023{{Farblegende|#4370AA|Vereinigte Staaten von Amerika}}{{Farblegende|#D0021B|Eurozone}}]] |
|||
Unter einer '''Inflation''' ({{laS|inflare}}, „aufblähen“, „anschwellen lassen“;<ref>Ursula Hermann: ''Knaurs etymologisches Wörterbuch''. 1983, ISBN 3-426-26074-3, S. 214.</ref> oder ''Preissteigerung'', ''Teuerung'') wird in der [[Volkswirtschaftslehre]] und [[Wirtschaft]] der Anstieg einzelner [[Preis (Wirtschaft)|Preise]] oder des [[Preisniveau]]s in einem [[Staat]] innerhalb eines bestimmten [[Rechnungsperiode|Zeitraums]] verstanden, ohne dass dies auf [[Absatzvolumen|Mengen-]] oder [[Produktqualität|Qualitätsveränderungen]] der [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Güter]] und [[Dienstleistung]]en zurückzuführen ist. Sofern das Gegenteil passiert und die Preise in einer Volkswirtschaft fallen, spricht man von [[Deflation]], bleiben sie konstant von [[Preisniveaustabilität]]. |
|||
''Inflation'' bezeichnet den Anstieg des allgemeinen Preisniveaus einer [[Volkswirtschaft]].<ref name=":0" /><ref name=":6" /><ref name=":7" /><ref>{{Literatur |Autor=Paul Krugman, Robin Wells |Titel=Volkswirtschaftslehre |Auflage=2. überarbeitete Auflage |Verlag=Schäffer-Poeschel |Ort=Stuttgart |Datum=2017 |ISBN=978-3-7910-3371-6 |Seiten=841}}</ref><ref name=":19">{{Literatur |Autor=Michael Parkin |Titel=Inflation |Sammelwerk=The New Palgrave Dictionary of Economics |Verlag=Palgrave Macmillan UK |Ort=London |Datum=2017 |ISBN=978-1-349-95121-5 |Seiten=1–14 |DOI=10.1057/978-1-349-95121-5_888-2}}</ref> Während die Inflation den Vorgang als solchen beschreibt, ist die ''Inflationsrate (Preissteigerungsrate'', ''Teuerungsrate)'' die [[volkswirtschaftliche Kennzahl]], mit der das Ausmaß der Inflation gemessen wird. |
|||
REICHSMARK WAR EINE GUTE WAÄHRUNG |
|||
[[Image:5 milliarden mark.jpg|thumb|right|300px|Reichsbanknote 5 Milliarden Mark, 10. September 1923]] |
|||
[[Image:Notgeld.jpg|thumb|right|300px|50 Millionen Markstück, Notgeld der Provinz Westfalen]] |
|||
Ein anderes Wort für Inflation ist die ''Geldentwertung''. Steigt nämlich das allgemeine Preisniveau, kann man für jede [[Geldeinheit]] weniger Güter und Dienstleistungen erwerben, es ist eine Verteuerung eingetreten mit der Folge, dass der [[Geldwert]] sinkt. Damit ist der Geldwert <math>G_w</math> die [[Kehrwert|reziproke]] Größe zum Preisniveau <math>P</math>:<ref>Werner Mahr: [https://books.google.de/books?id=UlvQBgAAQBAJ&pg=PA192&dq=Geldwert&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=Geldwert&f=false ''Einführung in die Allgemeine Volkswirtschaftslehre.'' 1971, S. 192.]</ref> |
|||
'''Inflation''' (von lat.: "''das Sich-Aufblasen; das Aufschwellen''") bezeichnet in der [[Volkswirtschaftslehre]] einen andauernden, allgemeinen Anstieg des [[Preis (Wirtschaft)|Preisniveaus]]. Anders ausgedrückt bedeutet Inflation eine Steigerung des [[Preisindex]] oder die Schwächung der [[Kaufkraft]] einer [[Währung]]. Ursprünglich bezog sich der Begriff lediglich auf eine Ausweitung der [[Geldmenge]], was bei mangelndem [[Wirtschaftswachstum]] zu einer [[Geldentwertung]] führen kann. |
|||
:<math>G_w = \frac{1}{P}</math>. |
|||
Das Preisniveau ist der [[Arithmetisches Mittel|gewogene Durchschnitt]] aller Preise für Güter und Dienstleistungen, eine ebenfalls in Geldeinheiten definierte Größe.<ref>Ute Arentzen, Heiner Brockmann (Hrsg.): [https://books.google.de/books?id=xfTNBgAAQBAJ&printsec=frontcover&dq=inflation+lexikon&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=inflation%20lexikon&f=false ''Gabler Volkswirtschafts-Lexikon'', Band II, 1997, S. 504.]</ref> Die Entwicklung des Preisniveaus im Zeitablauf ist ein Maß für die Änderung der [[Kaufkraft (Konsum)|Kaufkraft]] des [[Geld]]es. |
|||
Steigt das allgemeine Preisniveau, kann man für jede [[Geldeinheit]] weniger [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Güter]] und Dienstleistungen kaufen (Verteuerung). Folglich spiegelt die Inflation eine Abnahme der Kaufkraft pro Geldeinheit wider – ein realer Wertverlust des [[Zahlungsmittel]]s.<ref name=":8">{{Internetquelle |url=https://www.ecb.europa.eu/explainers/tell-me-more/html/stableprices.de.html |titel=Warum ist Preisstabilität wichtig? |hrsg=European Central Bank |datum=2021-04-30 |abruf=2021-06-27 |sprache=de}}</ref> |
|||
== Messung der Inflation == |
|||
[[Bild:PreiseDeutschland.png|thumb|300px|right|Jährliche Preisveränderungsraten in Deutschland von 1965 bis 2004]] |
|||
== Definition == |
|||
Am häufigsten wird zur Messung der Inflation der [[Preisindex]] der [[Lebenshaltungskosten]] herangezogen, die so genannte Inflationsrate. Dieser wird mit Hilfe eines für einen durchschnittlichen (im Beispiel) deutschen Haushalt (2,3 Personen) in einem bestimmten Jahr ([[Basisjahr]]) repräsentativen [[Warenkorb]]s berechnet. Enthalten waren darin etwa in früheren Jahren: |
|||
[[Datei:HICP Eurozone.png|mini|Inflationsrate der Eurozone von 1991 bis 2022]] |
|||
Inflation bezeichnet den Anstieg des Preisniveaus einer Ökonomie.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Olivier Blanchard, Gerhard Illing |Titel=Makroökonomie |Auflage=5., aktualisierte und erw. Auflage [der amerikan. Aufl.] |Verlag=Pearson Studium |Ort=München |Datum=2009 |ISBN=978-3-8273-7363-2 |Seiten=873 |Kommentar=Glossar}}</ref><ref name=":6">{{Literatur |Autor=Robert J. Barro |Titel=Macroeconomics |Auflage=5th ed |Verlag=MIT Press |Ort=Cambridge, Mass. |Datum=1997 |ISBN=0-585-03787-6 |Seiten=895}}</ref><ref name=":7">{{Literatur |Autor=Ben Bernanke, Ronald D. Kneebone, Dean Darrell Croushore |Titel=Macroeconomics |Auflage=Eighth Canadian edition |Ort=Toronto |Datum=2019 |ISBN=978-0-13-464635-0 |Seiten=640}}</ref> Historisch bedeutete Inflation dabei einen spezifischen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus, verursacht durch ein Ungleichgewicht zwischen [[Geldmenge]] und [[Güternachfrage]].<ref>{{Literatur |Autor=Michael Bryan |Titel=On the Origin and Evolution of the Word Inflation |Sammelwerk=Economic Commentary |Nummer=October 15, 1997 |Datum=1997-10-15 |Online=[https://www.clevelandfed.org/newsroom-and-events/publications/economic-commentary/economic-commentary-archives/1997-economic-commentaries/ec-19971015-on-the-origin-and-evolution-of-the-word-inflation Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> Heute verwenden Ökonomen den Begriff ''Inflation'' ausschließlich, um sich auf steigende Preisniveaus zu beziehen. Eine Zunahme der Geldmenge kann als monetäre Inflation bezeichnet werden, um sie von steigenden Preisen zu unterscheiden, die der Übersichtlichkeit halber als Preisinflation bezeichnet werden. |
|||
Inflation bezieht sich auf die allgemeine Preisentwicklung, nicht auf Änderungen bestimmter Preise. Kaufen Konsumenten beispielsweise mehr Gurken und weniger Tomaten, werden Gurken teurer und Tomaten billiger. Diese Veränderungen sind jedoch keine Inflation – sie spiegeln lediglich eine Veränderung in den [[Präferenz (Wirtschaftswissenschaften)|Präferenzen]] der Konsumenten durch [[Substitutionsgut|Substitutionsgüter]] wider.<ref>{{Internetquelle |autor=Matthew Yglesias |url=https://www.vox.com/2014/7/24/18080392/inflation-definition-and-explanation |titel=Inflation, explained |datum=2014-07-24 |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Jason Fern |url=https://www.investopedia.com/terms/i/inflation.asp |titel=Definition: Inflation |werk=Investopedia |datum=2021-06-17 |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref> Steigen einzelne [[Produktgruppe]]n (wie etwa [[Energiekosten]]), so liegt eine Inflation vor. |
|||
===Warenkorb=== |
|||
{| bgcolor="#DDDDFF" cellspacing="2" style="float:left;margin-right:20px" |
|||
Andere Begriffe der [[Wirtschaftswissenschaft]] im Zusammenhang mit Inflation sind: |
|||
! colspan="3" | Zusammensetzung des statistischen Warenkorbes |
|||
* [[Disinflation]] – ein Rückgang der Inflationsrate |
|||
|----- bgcolor="#EEEEFF" |
|||
* [[Hyperinflation]] – eine außer Kontrolle geratene Inflationsspirale |
|||
! Jahr |
|||
* [[Stagflation]] – eine Kombination aus Inflation, langsamem Wirtschaftswachstum und hoher Arbeitslosigkeit |
|||
! | 1995 |
|||
* [[Reflation]] – ein Versuch, das allgemeine Preisniveau anzuheben, um einem Deflationsdruck entgegenzuwirken |
|||
! | 2000 |
|||
* [[Vermögenspreisinflation]] – ein allgemeiner Anstieg der Preise von finanziellen Vermögenswerten, wie Aktien, Immobilien oder Gold, ohne einen entsprechenden Anstieg der Preise von Gütern oder Dienstleistungen. |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
| Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke |
|||
== Messung == |
|||
| align="center" | 13,1% || align=center | 10,3% |
|||
Da die Inflation als allgemeiner Anstieg des Preisniveaus definiert wird, hängt die Messung der Inflation davon ab, wie das allgemeine Preisniveau bestimmt ist.<ref>{{Literatur |Autor=Robert O’Neill, Jeff Ralph, Paul A. Smith |Titel=What Is Inflation? |Sammelwerk=Inflation |Verlag=Springer International Publishing |Ort=Cham |Datum=2017 |ISBN=978-3-319-64124-9 |Seiten=21–43 |DOI=10.1007/978-3-319-64125-6_2}}</ref> Es existieren dabei verschiedene mögliche Maßzahlen für das Preisniveau. Benötigt wird ein breiter [[Preisindex]], der das allgemeine Preisniveau für Güter und Dienstleistungen in der Wirtschaft repräsentiert und die [[Lebenshaltungskosten]] eines [[Privathaushalt]]s widerspiegelt. Der [[Preisindex|Verbraucherpreisindex]] (VPI), der Preisindex der privaten Konsumausgaben (PCEPI) und der [[BIP-Deflator]] sind einige Beispiele für solche breiten Preisindizes.<ref>{{Literatur |Autor=Robert O’Neill, Jeff Ralph, Paul A. Smith |Titel=What Is a Price Index? |Sammelwerk=Inflation |Verlag=Springer International Publishing |Ort=Cham |Datum=2017 |ISBN=978-3-319-64124-9 |Seiten=69–90 |DOI=10.1007/978-3-319-64125-6_4}}</ref> |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
| Tabakwaren, alkoholische Getränke || align=center | 4,2% |
|||
Die [[Europäische Zentralbank|EZB]] verwendet zur Messung der Inflation der [[Eurozone]] den [[Harmonisierter Verbraucherpreisindex|harmonisierten Verbraucherpreisindex]] (HVPI).<ref>{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/hicp/faq |titel=Häufig gestellte Fragen (FAQ) – Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) – Eurostat |abruf=2021-06-27}}</ref> Der [[Indexmenge (Mathematik)|Index]] wird mit Hilfe eines Warenkorbs berechnet, der in einem bestimmten Jahr ([[Basisjahr]]) repräsentativ für einen durchschnittlichen Haushalt festgesetzt wird. Außerdem werden die Kostenänderungen zum Erwerb von typischen nationalen Konsumbündeln auf das Niveau der Eurozone aggregiert.<ref>{{Literatur |Autor=Eren Gürer, Alfons Weichenrieder |Titel=Inflation, Inflationsmessung und Zentralbankpolitik |Sammelwerk=Wirtschaftsdienst |Band=2020 |Nummer=11 |Datum=2020 |Seiten=834–838 |Online=[https://www.wirtschaftsdienst.eu/ Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> |
|||
| align="center" | 3,7% |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
Neben dieser Methode hat sich in den [[Wirtschaftswissenschaft]]en auch der [[Lebenshaltungskosten|Lebenshaltungskosten-Index]] (= COLI = ''cost of living index'') etabliert. Dabei werden die Ausgaben gemessen, die Wirtschaftssubjekte zum Erreichen eines bestimmten [[Nutzen (Wirtschaft)|Nutzenniveaus]] tätigen müssen. |
|||
| Bekleidung, Schuhe || align=center | 6,9% |
|||
| align="center" | 5,5% |
|||
Daneben werden von Zentralbanken auch die Inflationserwartungen erfasst. Sie dienen der Prognose der zukünftigen Inflationsrate und werden für geldpolitische Entscheidungen genutzt.<ref name=":24" /> |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
| Wohnung, Wasser, Gas, Brennstoffe || align=center | 27,5% |
|||
=== Warenkorb === |
|||
| align="center" | 30,2% |
|||
{{Siehe auch|Harmonisierter Verbraucherpreisindex|Verbraucherpreisindex für Deutschland}} |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
[[Datei:Cpis.PNG|mini|Entwicklung der [[Preisindex|Konsumentenpreisindizes]] verschiedener Länder]] |
|||
| Einrichtungsgegenstände || align=center | 7,1% |
|||
Verbraucherpreisindizes basieren anders als der BIP-Deflator auf einem repräsentativ ausgewählten [[Warenkorb]]. In [[Deutschland]] ermittelt diese Daten das [[Statistisches Bundesamt|Statistische Bundesamt]], in [[Österreich]] die [[Statistik Austria]] und in der [[Schweiz]] das [[Bundesamt für Statistik]]. Der Warenkorb des deutschen Statistischen Bundesamtes umfasst 650 Güter und Dienstleistungen.<ref name=":22">{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Verbraucherpreisindex/FAQ/anteil-gueter-warenkorb.html |titel=Welchen Anteil haben bestimmte Güter des Warenkorbs am Verbraucherpreisindex? |sprache=de |abruf=2022-08-12}}</ref> Die genaue Zusammensetzung und Gewichtung des Warenkorbs werden in regelmäßigen Abständen überprüft und sofern nötig angepasst.<ref name=":22" /> Auf Grundlage des repräsentativen Warenkorbs und eines definierten Basisjahres werden jeden Monat die Kosten der Güter und Dienstleistungen und daraus die prozentuale Steigerung zum Vergleichsmonat oder Vorjahr ermittelt. Dabei werden monatlich mehr als 300.000 Einzelpreise in Geschäften in ganz Deutschland und im Onlinehandel erfasst.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Methoden/Qualitaet/Qualitaetsberichte/Preise/harmonisierter-verbraucherpreis.pdf?__blob=publicationFile |titel=Qualitätsbericht Harmonisierter Verbraucherpreisindex |hrsg=Statistisches Bundesamt |datum=2022-03-23 |seiten=6 |sprache=de |abruf=2022-08-12}}</ref> |
|||
| align="center" | 6,9% |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
Abrupte Änderungen im [[Konsumentenverhalten]] können die Inflationsmessung verzerren. Das hat sich zum Beispiel in der [[COVID-19-Pandemie]] gezeigt, da aufgrund der staatlichen Eindämmungsmaßnahmen zahlreiche Waren und Dienstleistungen nicht mehr konsumiert werden konnten und der Warenkorb damit nicht mehr repräsentativ für den Konsum während der Krise war.<ref>{{Literatur |Autor=Pascal Seiler |Titel=Weighting bias and inflation in the time of COVID-19: evidence from Swiss transaction data |Sammelwerk=Swiss Journal of Economics and Statistics |Band=156 |Nummer=13 |Verlag=Springer |Datum=2020-09}}</ref> Europäische Statistikbehörden haben daher die [[Gewichtung]] des Warenkorbs aktualisiert, um den veränderten Konsumverhalten Rechnung zu tragen und eine korrekte Inflationsmessung sicherzustellen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Verbraucherpreisindex/Methoden/Downloads/hvpi-gewichtung.pdf?__blob=publicationFile |titel=Ableitung des HVPI-Wägungsschemas für das Jahr 2022 (Preisbasis Dez 2021) |hrsg=Statistisches Bundesamt |datum=2022-01 |sprache=de |abruf=2022-08-12}}</ref> |
|||
| Gesundheit, Pflege || align=center | 3,4% |
|||
| align="center" | 3,5% |
|||
Weiterhin müssen Qualitätsveränderungen der beobachteten Produkte im Zeitverlauf betrachtet werden.<ref>{{Literatur |Autor=Henning Ahnert, Geoff Kenny |Titel=Quality Adjustment of European Price Statistics and the Role for Hedonics |Nummer=ID 749046 |Verlag=Social Science Research Network |Ort=Rochester, NY |Datum=2004-05-01 |Online=https://papers.ssrn.com/abstract=749046 |Abruf=2022-01-13 |DOI=10.2139/ssrn.749046}}</ref> So unterliegen z. B. IT-Produkte einem großen [[technischer Fortschritt|technischen Fortschritt]], weshalb die Qualitätsverbesserungen in der Inflationsmessung berücksichtigt werden müssen. Andererseits können Hersteller statt einer Preiserhöhung auch eine Qualitätsverschlechterung des Produktes durchführen, indem etwa die [[Verpackung]]sgröße bei gleichem Preis verkleinert wird. Diese und andere Qualitätsveränderungen müssen daher für eine korrekte Inflationsmessung erfasst werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bls.gov/cpi/quality-adjustment/questions-and-answers.htm |titel=Frequently Asked Questions about Hedonic Quality Adjustment in the CPI : U.S. Bureau of Labor Statistics |abruf=2022-01-13 |sprache=en}}</ref> Daher wenden Statistikbehörden wie das [[Statistisches Bundesamt|Statistische Bundesamt]] Methoden zur Qualitätsbereinigung an.<ref name=":18">{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Landwirtschaftspreisindex-Forstwirtschaftspreisindex/Methoden/Erlaeuterungen/qualitaetsbereinigung.html |titel=Qualitätsbereinigung in der amtlichen Preisstatistik |abruf=2022-01-13 |sprache=de}}</ref> Das sind verschiedene statistische Methoden, die sicherstellen sollen, dass trotz qualitativen Veränderungen der Produkte des Warenkorbs „Gleiches mit Gleichem“ verglichen wird.<ref>{{Literatur |Autor=Mick Silver, Saeed Heravi |Titel=The Measurement of Quality-Adjusted Price Changes |Sammelwerk=Scanner Data and Price Indexes |Verlag=University of Chicago Press |Datum=2003-01 |Seiten=277–316 |Online=https://www.nber.org/books-and-chapters/scanner-data-and-price-indexes/measurement-quality-adjusted-price-changes |Abruf=2022-01-13}}</ref> In der deutschen Preisstatistik werden unter anderem folgende Methoden zur Qualitätsbereinigung angewendet:<ref name=":18">{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Landwirtschaftspreisindex-Forstwirtschaftspreisindex/Methoden/Erlaeuterungen/qualitaetsbereinigung.html |titel=Qualitätsbereinigung in der amtlichen Preisstatistik |abruf=2022-01-13 |sprache=de}}</ref> |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
* Direkter Preisvergleich ({{enS|Direct Price Comparison}}), |
|||
| Verkehr || align=center | 13,9% || align=center | 13,9% |
|||
* Mengenbereinigung ({{enS|Package Size Adjustment}}), |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
* Expertenurteil ({{enS|Judgemental quality adjustment}}), |
|||
| Nachrichtenübermittlung || align=center | 2,3% |
|||
* Hedonische Techniken ({{enS|Hedonics}}), |
|||
| align="center" | 2,5% |
|||
* Preisänderung interpretiert als reine Qualitätsänderung ({{enS|Price change taken as quality change}}). |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
| Freizeit, Kultur, Unterhaltung || align=center | 10,4% |
|||
Internationale Studien zeigen, dass die mit Warenkörben ermittelte Inflation systematisch zu hoch liegt.<ref name=":5">{{Literatur |Autor=Johannes Hoffmann |Titel=Problems of inflation measurement in Germany |Nummer=1998,01e |Verlag=Deutsche Bundesbank |Datum=1998 |Online=[https://econpapers.repec.org/paper/zbwbubdp1/199801e.htm Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://ntrl.ntis.gov/NTRL/dashboard/searchResults/titleDetail/PB97197164.xhtml |titel=Toward a More Accurate Measure of the Cost of Living. Final Report to the Senate Finance Committee from the Advisory Commission to Study the Consumer Price Index (Updated Version). National Technical Reports Library – NTIS |abruf=2021-06-27}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Brent R. Moulton |url=https://www.brookings.edu/wp-content/uploads/2018/07/Moulton-report-v2.pdf |titel=The Measurement of Output, Prices, and Productivity |hrsg=Brookings |abruf=2025-03-16 |format=PDF |sprache=en}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Finn Schüle, David Wessel |url=https://www.brookings.edu/blog/up-front/2018/07/25/measuring-inflation-whats-changed-over-the-past-20-years-what-hasnt/ |titel=Measuring inflation: What’s changed over the past 20 years? What hasn’t? |werk=Brookings |datum=2018-07-25 |abruf=2025-03-16 |sprache=en}}</ref> Darin wurden zwei hauptsächliche Gründe für diese Fehleinschätzung ausgemacht: verändertes Kaufverhalten und verändertes Warenangebot. Durch steigende Preise verändert sich das Kaufverhalten der Konsumenten, die nun zu günstigeren Alternativen greifen oder gewisse Produkte weniger stark konsumieren. Auch werden Geschäfte und Händler zunehmend bevorzugt, die Produkte günstiger anbieten. Dadurch verändern sich aber der Warenkorb und die realen durchschnittlich bezahlten Preise für Produkte, was in der Berechnung der Inflation nicht abgebildet wird. Zudem werden neu eingeführte Produkte und deren häufig schnell sinkenden Preise oftmals in den betrachteten Warenkörben nicht betrachtet, was ebenfalls zu einer Verzerrung der berechneten Inflation führt. Insgesamt wird die Abweichung zur realen Inflation bei ca. einem Prozent eingeschätzt. |
|||
| align="center" | 11,0% |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
2021 gab die [[Europäische Zentralbank]] im Rahmen ihrer geldpolitischen Strategieüberprüfung bekannt, die Preisentwicklung für selbst genutzte [[Wohnimmobilie]]n in die Inflationsmessung zu integrieren, um die allgemeine Preisentwicklung für Konsumenten im Euroraum besser abzubilden – die Mietpreisentwicklung wird bereits erfasst.<ref>{{Literatur |Autor=European Central Bank |Titel=Erklärung zur geldpolitischen Strategie der EZB |Datum=2021-07-08 |Online=https://www.ecb.europa.eu/home/search/review/html/ecb.strategyreview_monpol_strategy_statement.de.html |Abruf=2022-08-19}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Christian Siedenbiedel |Titel=Europäische Zentralbank: Warum Hauspreise künftig in die Inflation einfließen sollen |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/finanzen/ezb-hauspreise-sollen-kuenftig-in-die-inflation-einfliessen-17403837.html |Abruf=2022-08-19}}</ref> |
|||
| Bildungswesen || align=center | 0,7% |
|||
| align="center" | 0,7% |
|||
==== Kernrate ==== |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
{{Hauptartikel|Kerninflation}} |
|||
| Hotel, Restaurants || align=center | 4,1% |
|||
| align="center" | 4,7% |
|||
Die Kernrate der Inflation schließt die Preise für [[Lebensmittel]] und den [[Energiewirtschaft|Energiesektor]] aus der Berechnung aus, da diese in stärkerem Maße Schwankungen unterworfen sind, deren Ursachen nicht innerhalb der betrachteten Volkswirtschaft zu finden sind.<ref>{{Literatur |Autor=William T. Gavin, Rachel J. Mandal |Titel=Predicting inflation: food for thought |Sammelwerk=The Regional Economist |Nummer=Jan. |Datum=2002 |Seiten=4–9 |Online=[https://ideas.repec.org/a/fip/fedlre/y2002ijan.p4-9.html Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> |
|||
|----- align="right" bgcolor="white" |
|||
| Andere Waren und Dienstleistungen || align=center | 6,1% |
|||
=== Gefühlte Inflation === |
|||
| align="center" | 7,0% |
|||
{{Siehe auch|Kognitive Verzerrung|Bestätigungsfehler}} |
|||
|----- |
|||
Gefühlte Inflation bezeichnet die von einigen Konsumenten subjektiv wahrgenommene Inflation, gegenüber der real gemessenen Inflationsrate.<ref>{{Literatur |Autor=Christian Siedenbiedel |Titel=Messung von Inflation: Die EZB und das teure Gemüse |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum= |ISSN=0174-4909 |Online=[https://www.faz.net/aktuell/finanzen/ezb-zieht-lehren-aus-dem-teuren-gemuese-16964325.html Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> Ein Grund für mögliche Abweichungen der gefühlten Inflation zur gemessenen Inflation ist die Tatsache, dass im Warenkorb, der zur Inflationsmessung herangezogen wird, sowohl Produkte des täglichen Bedarfs (z. B. Lebensmittel) als auch langlebige Konsumgüter (z. B. [[Kraftfahrzeug|Autos]]) enthalten sind. Daher können die Produkte in Auswahl oder Gewichtung nicht mit jedem [[Individuum|individuellen]] Konsumenten bzw. jeder individuellen Konsumentengruppe übereinstimmen. Die Wahrnehmung von Preisveränderungen ist für die Waren des täglichen Bedarfs höher als die für langlebige Konsumgüter. Damit liegt die gefühlte Inflation höher als die gemessene, wenn die Preise für Waren des täglichen Bedarfs stärker steigen als langlebiger Konsumgüter.<ref>Werner Rothengatter, Axel Schaffer: ''Makro kompakt. Grundzüge der Makroökonomik.'' 2., aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Physica-Verlag, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-7908-2007-2, S. 141, [http://books.google.com/books?id=PTYmmHvoeFwC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false online].</ref> |
|||
! colspan="3" | Quelle: [http://www.destatis.de/ Statistisches Bundesamt] |
|||
Eine Studie aus dem Herbst 2022 zeigte, dass der [[Median]] der gefühlten Inflation bei etwa 25 % lag, während die real gemessene Inflation circa 10 % betrug.<ref name=":30">{{Literatur |Autor=Johannes Treu, Johannes Hartwig |Titel=Messung der gefühlten Inflation in Deutschland |Nummer=12 (November 2022) |Verlag=IU Discussion Papers – Business & Management |Datum=2022 |Online=https://www.econstor.eu/handle/10419/266398 |Abruf=2022-12-15}}</ref> Deutlich wird dabei die sehr große Diskrepanz zwischen der amtlichen Inflationsrate, die über einen repräsentativen Warenkorb alle für Konsumenten relevanten Preisentwicklungen abdeckt und der gefühlten Inflation, die sich meist auf einzelne Warengruppen beschränkt.<ref name=":30" /> |
|||
Die moderne [[Verhaltensökonomik]] erklärt das Phänomen als [[kognitive Verzerrung]], genauer gesagt als [[Bestätigungsfehler]].<ref name=":23">{{Literatur |Autor=Eva Traut-Mattausch, Tobias Greitemeyer, Dieter Frey, Stefan Schulz-Hardt |Titel=Illusory Price Increases after the Euro Changeover in Germany: An Expectancy-Consistent Bias |Sammelwerk=Journal of Consumer Policy |Band=30 |Nummer=4 |Datum=2007-12 |ISSN=0168-7034 |DOI=10.1007/s10603-007-9049-y |Seiten=421–434}}</ref> |
|||
==== Teuro ==== |
|||
{{Hauptartikel|Teuro}} |
|||
[[Datei:Entwicklung Realohn Nominallohn Verbraucherpreisindex D.svg|mini|Entwicklung der Nominal- und Reallöhne in Deutschland<ref>[[Statistisches Bundesamt]]: [https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/VerdiensteArbeitskosten/ReallohnNetto/ReallohnindexPDF_5623209.pdf?__blob=publicationFile ''Verdienste und Arbeitskosten – Reallohnindex und Nominallohnindex''], Erläuterungen S. 3, Daten S. 5, (PDF).</ref>]]Das Phänomen der gefühlten Inflation wurde insbesondere nach der Einführung des [[Euro]] in Deutschland und Österreich breit diskutiert.<ref>{{Internetquelle |url=https://kurier.at/wirtschaft/15-jahre-euro-teuerung-niedriger-als-in-den-15-jahren-davor/238.076.806 |titel=15 Jahre Euro: Teuerung niedriger als in den 15 Jahren davor |datum=2016-12-28 |abruf=2021-06-27 |sprache=de}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Devisen: Der Euro gilt weithin als |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum= |ISSN=0174-4909 |Online=[https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/konjunktur/der-euro-gilt-weithin-als-teuro-1132365.html Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> Dabei kam es nach Umfragen in der deutschen Bevölkerung zu Abweichungen von den statistisch ermittelten Inflationsraten.<ref>{{Internetquelle |autor=Gabriele Imhoff |url=https://ec.europa.eu/germany/news/eu-myths/mythos-d-mark_de |titel=Mythos: „Deutschland stünde besser da mit der D-Mark“ |datum=2019-04-25 |abruf=2021-06-27 |sprache=de}}</ref> Aus diesem Grund hat [[Hans Wolfgang Brachinger]] in einem gemeinsamen Projekt mit dem Statistischen Bundesamt den [[Index der wahrgenommenen Inflation]] für Deutschland berechnet.<ref>Statistisches Bundesamt: [https://www.destatis.de/DE/Publikationen/STATmagazin/Preise/2007_10/2007_10WahrgenommeneInflation.html ''Projekt zur Messung der „wahrgenommenen Inflation“''].</ref> Es konnte dabei gezeigt werden, dass die wahrgenommene Inflation (gemessen mit Hilfe des Indexes der wahrgenommenen Inflation) bei der [[Währungsreformen in Deutschland#Einführung des Euro 1999/2002|Euro-Bargeldeinführung]] deutlich höher lag als die gemessene Inflationsrate. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bestimmte Produktkategorien wie Lebensmittel, Benzin oder Verkehr einen relativ höheren Preisanstieg hatten als Produktkategorien wie Computer, Autos oder Pauschalreisen.<ref>[https://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,198464,00.html ''Liste des Instituts der Deutschen Wirtschaft von überdurchschnittlich verteuerten Warengruppen im Frühjahr 2002'']. [[Spiegel Online]], 30. Mai 2002.</ref><ref>[http://www.focus.de/finanzen/news/tid-26554/wirtschaft-neue-wahrheiten-ueber-die-preise_aid_776101.html ''Neue Wahrheiten über die Preise''.] [[Focus]], Nr. 27, 2012.</ref> |
|||
Eine weitere Erklärung für die gefühlte Abweichung kann auch die schwache Lohnentwicklung sein, die unterhalb der Inflationsrate lag. Die [[Arbeitsentgelt|Nettolöhne]] in Deutschland waren in den 10 Jahren nach Euro-Einführung leicht rückläufig. Die [[Kaufkraft (Konsum)|Kaufkraft]] ist also real gesunken.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/realloehne-in-deutschland-liegen-hoeher-als-im-jahr-2000-a-1019175.html |titel=Reallöhne in Deutschland liegen höher als im Jahr 2000 |werk=Der Spiegel |abruf=2021-06-27 |sprache=de}}</ref> Auch in Österreich zeigte sich ein Rückgang der Kaufkraft.<ref>{{Internetquelle |autor=Anita Staudacher |url=https://kurier.at/wirtschaft/warum-der-euro-kein-teuro-ist/753.272 |titel=Warum der Euro kein „Teuro“ ist |hrsg=kurier.at |datum=2011-12-27 |abruf=2021-06-27 |sprache=de}}</ref> |
|||
=== Inflationserwartungen === |
|||
Neben der Inflationsrate werden auch die Inflationserwartungen von Konsumenten, Unternehmen, Finanzmarktexperten und anderen Marktteilnehmern ermittelt.<ref name=":24">{{Internetquelle |url=https://www.ecb.europa.eu/home/search/review/html/inflation-expectations.de.html |titel=Inflationserwartungen und die Strategieüberprüfung |hrsg=European Central Bank |datum=2021-10-26 |sprache=de |abruf=2022-08-22}}</ref> Die Erwartungen der Menschen in Bezug auf die künftige Preisentwicklung beeinflussen ihr ökonomisches Verhalten – wie sie heute ihr Geld ausgeben bzw. investieren oder ob sie Kredite aufnehmen. Inflationserwartungen spielen eine wichtige Rolle für die Prognose und Modellierung der zukünftigen Inflationsrate und werden von Zentralbanken für geldpolitische Entscheidungen verwendet.<ref>{{Literatur |Autor=Markus Frühauf |Titel=Hohe Kursverluste: Energiekrise und Zinssorgen schrecken Anleger ab |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/finanzen/kursverluste-energiekrise-und-zinssorgen-schrecken-anleger-ab-18261275.html |Abruf=2022-08-22}}</ref><ref name=":24" /> |
|||
[[Datei:Inflation expectations.webp|mini|Inflationserwartungen des Kapitalmarktes für die Vereinigten Staaten]] |
|||
Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Methoden zur Messung der Inflationserwartungen:<ref>{{Literatur |Autor=Ursel Baumann, Matthieu Darracq Paries, Thomas Westermann, Marianna Riggi, Elena Bobeica |Titel=Inflation Expectations and Their Role in Eurosystem Forecasting |Nummer=ID 3928285 |Verlag=Social Science Research Network |Ort=Rochester, NY |Datum=2021-09-01 |DOI=10.2139/ssrn.3928285 |Online=https://papers.ssrn.com/abstract=3928285 |Abruf=2022-08-22}}</ref> |
|||
* Umfragebasierte Methode, |
|||
* marktbasierte Methode. |
|||
''Umfragebasierte'' Messmethoden der Inflationserwartungen befragen eine bestimmte Gruppe (z. B. Privathaushalte oder Finanzmarktexperten) hinsichtlich ihrer Inflationserwartungen über einen bestimmten Zeitraum. Im Rahmen des [[Eurosystem]]s werden Umfragen zu Inflationserwartungen in Deutschland von der [[Deutsche Bundesbank|Bundesbank]] monatlich durchgeführt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundesbank.de/de/bundesbank/forschung/erwartungsstudie/inflationserwartungen-849084 |titel=Inflationserwartungen von Privatpersonen in Deutschland |hrsg=Deutsche Bundesbank {{!}} Eurosystem |sprache=de |abruf=2022-08-22}}</ref> Das [[Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung|ZEW]] in Mannheim befragt seit Dezember 1991 monatlich Finanzexperten/-innen zu deren Inflationserwartungen in Deutschland, der Eurozone und den USA.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zew.de/publikationen/zew-gutachten-und-forschungsberichte/forschungsberichte/konjunktur/zew-finanzmarktreport |titel=ZEW-Finanzmarktreport/ZEW-Konjunkturerwartungen |sprache=de |abruf=2025-02-09}}</ref> Bei den ''marktbasierten'' Messmethoden wird die Inflationserwartung der [[Kapitalmarkt|Kapitalmärkte]] erfasst. Dazu zählt zum Beispiel die Breakeven-Inflation (BEI). Sie ist ein Maß für die Inflationserwartungen, die sich aus der Differenz zwischen der [[Nominalrendite]] einer [[festverzinsliches Wertpapier|festverzinslichen Anleihe]] und der [[Realrendite]] einer [[Inflationsindexierte Anleihe|inflationsindexierten Anleihe]] gleicher [[Laufzeit (Wirtschaft)|Laufzeit]] und [[Anlageklasse]] ergibt.<ref>{{Internetquelle |url=https://fred.stlouisfed.org/series/T10YIE |titel=10-Year Breakeven Inflation Rate |hrsg=Federal Reserve Bank of St. Louis |datum=2003-01-02 |abruf=2022-08-22}}</ref> Die Breakeven-Inflationsrate ist die direkte Markterwartung der Inflation.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nnip.com/de-DE/professional/insights/articles/breakeven-inflation-an-den-markten-eingepreist |titel=Breakeven-Inflation an den Märkten eingepreist? |abruf=2022-08-22}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=James Lee, Tyler Powell, David Wessel |url=https://www.brookings.edu/blog/up-front/2020/11/30/what-are-inflation-expectations-why-do-they-matter/ |titel=What are inflation expectations? Why do they matter? |werk=Brookings |datum=2020-11-30 |sprache=en |abruf=2022-08-22}}</ref> |
|||
[[Zentralbank]]en nutzen sowohl umfragebasierte als auch marktbasierte Messmethoden, um die Inflationserwartungen von so vielen ökonomischen Akteuren wie möglich zu beachten und sie durch geldpolitische Maßnahmen zu steuern.<ref name=":24" /> |
|||
== Ursachen == |
|||
Die moderne [[Wirtschaftswissenschaft]] erklärt Inflation aus der [[Interaktion]] von [[Angebot und Nachfrage]].<ref name=":31" /> Daneben wirken auch die Inflationserwartungen der ökonomischen [[Agent (Ökonomie)|Agenten]] auf die Inflation.<ref name=":19" /><ref name=":28" /> Auch die [[Fiskalpolitik]] hat einen gewichtigen Einfluss auf die längerfristige Inflationsentwicklung.<ref>Patrick Welter: ''Der Inflationsteufel ist noch nicht besiegt / Der Kampf gegen die Inflation hängt nicht nur an der Notenbank. Auch andere müssen mitspielen''. In: ''Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung'', 7. Januar 2023, S. 18 unter Hinweis auf die Forschungsergebnisse Christopher Sims’s</ref> Die Inflationsentwicklung in realen Ökonomien kann in der Regel nicht auf eine Ursache reduziert werden, sondern resultiert aus der relativen, dynamischen Interaktion der genannten Faktoren.<ref>{{Literatur |Autor=Veronica Guerrieri, Guido Lorenzoni, Ludwig Straub, Ivan Werning |Titel=Monetary Policy in Times of Structural Reallocation |Sammelwerk=SSRN Electronic Journal |Datum=2021 |ISSN=1556-5068 |DOI=10.2139/ssrn.3924566 |Online=https://www.ssrn.com/abstract=3924566 |Abruf=2022-08-12}}</ref> |
|||
Daneben gibt es historisch einflussreiche Erklärungsansätze für Inflation, wie die Geldmenge. ([[Quantitätstheorie]])<ref name=":20">{{Literatur |Autor=Olivier Blanchard |Titel=Makroökonomie |Auflage=7., aktualisierte Auflage |Ort=München |Datum=2017 |ISBN=3-86326-797-4 |Seiten=691 ff.}}</ref> Empirische Forschung zeigte, dass dieser Zusammenhang lediglich bei hoher Inflation und Hyperinflation existiert.<ref name=":20" /><ref name=":29" /> |
|||
Nach den Ursachen für die Inflation wird unterschieden:<ref>Gabler Lexikon-Redaktion (Hrsg.): [https://books.google.de/books?id=u9fRBgAAQBAJ&pg=PA109&dq=verdeckte+Inflation+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiVioGV1IH2AhVDMt8KHbDnBIMQ6AF6BAgIEAE#v=onepage&q=verdeckte%20Inflation%20lexikon&f=false ''Gabler Kleines Lexikon Wirtschaft'', 1986, S. 109.]</ref> |
|||
* ''Geldmengenbedingte Inflation'' ({{enS|money supply inflation}}): Die [[Geldmenge]] <math>M</math> nimmt stärker zu als die Gütermenge <math>G</math>, beispielsweise durch erhöhte [[Geldschöpfung]] im [[Bankensektor]]; es kommt zu einem Ungleichgewicht: |
|||
:<math>M > G</math>. |
|||
:Um zum [[Marktgleichgewicht]] zurückzukehren, müssen die [[Marktpreise]] steigen. |
|||
* ''Nachfragebedingte Inflation'' ({{enS|demand push inflation}}): Die [[Güternachfrage|Konsumgüternachfrage]] steigt stärker als das [[Güterangebot|Konsumgüterangebot]], die private [[Investitionsgüternachfrage]] ist größer als das Investitionsgüterangebot, die [[Staatsausgaben]] steigen stärker als die [[Staatseinnahmen]], die [[Export]]e sind größer als die [[Import]]e. |
|||
* ''Kostenbedingte Inflation'' ({{enS|cost push inflation}}): Die [[Faktorkosten]] für die [[Produktionsfaktor]]en steigen (etwa [[Arbeitskosten]]; {{enS|wage push inflation}}) oder durch höhere [[Rohstoffpreis]]e ([[importierte Inflation]]). Sie kann die [[Lohn-Preis-Spirale]] in Gang setzen. |
|||
* ''Gewinnbedingte Inflation'' ({{enS|profit push inflation}}): Durch zunehmende [[Marktmacht]] (etwa durch [[Monopolisierung]]en) können [[Unternehmen]] ihre Preise und damit ihre [[Gewinnmarge]]n erhöhen. |
|||
* ''[[Importierte Inflation]]'' ({{enS|imported inflation}}) stammt aus den [[Außenwirtschaft|Außenbeziehungen]] einer [[Volkswirtschaft]] und zeigt sich in einem hohen [[Preisniveau]]wachstum im [[Ausland]], das durch [[Import]]e in das [[Inland]] übertragen wird. |
|||
Bei allen Ursachen zeigt sich, dass stets ökonomische [[Gleichgewicht (Wirtschaftstheorie)|Ungleichgewichte]] der Grund von Inflationen sind. Befinden sich beispielsweise Güterangebot und Geldmenge im Gleichgewicht, geht hiervon keine Inflationsgefahr aus. |
|||
=== Nachfrage === |
|||
Die nachfragebedingte Inflation, auch Nachfragesoginflation entsteht, wenn die [[Gesamtwirtschaftliche Nachfrage|Gesamtnachfrage]] das [[Gesamtwirtschaftliches Angebot|Gesamtangebot]] übersteigt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20198/nachfragebedingte-inflation/ |titel=nachfragebedingte Inflation |hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung |sprache=de |abruf=2022-08-10}}</ref> Einfach ausgedrückt: Wenn die Produktion nicht mit der Verbrauchernachfrage Schritt halten kann, folgen schnell höhere Preise. |
|||
Nachfragesoginflation tritt normalerweise auf, wenn die Wirtschaft fast auf [[Vollbeschäftigung]]sniveau ist. Unternehmen werden ihre Preise aufgrund der hohen Nachfrage erhöhen, um Profite zu maximieren.<ref name=":19" /> |
|||
Es gibt vier Ursachen für Nachfragesoginflation:<ref>{{Internetquelle |autor=Paul Krugman |url=https://www.masterclass.com/articles/what-is-demand-pull-inflation-learn-about-demand-pull-inflation-in-economics-with-examples#how-does-demandpull-inflation-impact-unemployment |titel=What Is Demand-Pull Inflation? |sprache=en |abruf=2022-08-10}}</ref> |
|||
* Privathaushalte: Erhöhen ihre Ausgaben, wenn sie zuversichtlich hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung sind |
|||
* Unternehmen: Erhöhen ihre Investitionen, wenn das Bruttoinlandsprodukt eines Landes steigt |
|||
* Staatsausgaben: Können zu Inflation führen, wenn die Wirtschaft bereits ihr volles Produktionspotential ausschöpft ([[Crowding-out]]) |
|||
* Auslandsinvestitionen: Wenn der Wechselkurs Konsumenten aus einem anderen Land begünstigt, können diese die Nachfrage erhöhen |
|||
Zentralbanken können im Fall von Nachfrageinflation die Leitzinsen erhöhen, um die Gesamtnachfrage zu senken und damit die Inflationsentwicklung stabilisieren.<ref>{{Literatur |Autor=European Central Bank |Titel=The euro area outlook: some analytical considerations |Datum=2022-05-05 |Online=https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2022/html/ecb.sp220505~dcbd30ecb6.en.html |Abruf=2022-08-10}}</ref> |
|||
=== Angebot === |
|||
Die angebotsbedingte Inflation, auch Kostendruckinflation liegt vor, wenn Unternehmen die Preise aufgrund steigender Produktions- oder Rohstoffkosten erhöhen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/18617/angebotsbedingte-inflation |titel=angebotsbedingte Inflation |hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung |sprache=de |abruf=2021-07-11}}</ref> Man spricht in diesem Falle auch von einem negativen Angebotsschock, welcher die Kostendruckinflation verursacht. |
|||
Es gibt im Wesentlichen vier Ursachen für negative Angebotsschocks und damit für angebotsbedingte Inflation:<ref name=":19" /> |
|||
* Höhere [[Energiekosten|Energiepreise]]: Ein plötzlicher Anstieg der Energiepreise kann höhere Produktions- oder Transportkosten für Unternehmen aller Wirtschaftssektoren auslösen. |
|||
* Höhere [[Steuer]]n: Steigen die Steuern, die Unternehmen zahlen müssen, werden meist die Preise angepasst. |
|||
* Höhere [[Arbeitslohn|Löhne]]: Steigen die Löhne für die Arbeitnehmer, passen die Unternehmen häufig die Warenpreise an, um die Gewinnmargen hoch zu halten. |
|||
* [[Importierte Inflation]]: Wenn Handelspartner Inflation erleben, kann ein Teil der Inflation durch Importe übertragen werden. |
|||
Kostendruckinflation ist in der Regel transitorischer Natur, d. h. sie wird schneller als andere Arten von Inflation gelöst.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.whitehouse.gov/cea/written-materials/2021/04/12/pandemic-prices-assessing-inflation-in-the-months-and-years-ahead/ |titel=Pandemic Prices: Assessing Inflation in the Months and Years Ahead |sprache=en |abruf=2022-08-10}}</ref> Daher sind Zentralbanken geneigt, die Zinssätze nicht zu verändern, wenn Kostendruck als die Ursache einer hohen Inflationsrate angesehen wird.<ref>{{Literatur |Autor=European Central Bank |Titel=Inflation in the near-term and the medium-term |Datum=2022-02-17 |Online=https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2022/html/ecb.sp220217_1~592ac6ec12.en.html |Abruf=2022-08-10}}</ref> Zudem steuert die Geldpolitik lediglich die Gesamtnachfrage, kann daher nicht die Ursachen für angebotsbedingte Inflation beseitigen. Allerdings können Zentralbanken bei lang anhaltender Kostendruckinflation die Zinsen erhöhen, um damit die Gesamtnachfrage zu reduzieren und dadurch die Inflationsentwicklung stabilisieren.<ref>{{Literatur |Autor=European Central Bank |Titel=Geldpolitik im Euroraum |Datum=2022-09-20 |Online=https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2022/html/ecb.sp220920~c3afc1a441.de.html |Abruf=2022-09-26}}</ref> |
|||
=== Erwartungen === |
|||
{{Siehe auch|Rationale Erwartung|Lohn-Preis-Spirale}} |
|||
Die Erwartungen der ökonomischen [[Agent (Ökonomie)|Agenten]] über zukünftige Inflationsraten sind sehr wichtig in der Ökonomie.<ref name=":28">{{Internetquelle |autor=Luigi Bonatti, Andrea Fracasso, Roberto Tamborini |url=https://www.europarl.europa.eu/cmsdata/244615/2_TRENTO.pdf |titel=What to expect from inflation expectations: theory, empirics and policy issues |sprache=en |abruf=2022-10-12 |zitat=}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Robert E. Lucas |Titel=Expectations and the neutrality of money |Sammelwerk=Journal of Economic Theory |Band=4 |Nummer=2 |Datum=1972-04 |DOI=10.1016/0022-0531(72)90142-1 |Seiten=103–124 |Online=[https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/0022053172901421 Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> Sie können die Lohn- und Preisentwicklung, [[Zinssatz|Zinssätze]] und damit das allgemeine Preisniveau wesentlich beeinflussen.<ref name=":16">{{Literatur |Autor=Ursel Baumann, Matthieu Darracq Paries, Thomas Westermann, Marianna Riggi, Elena Bobeica |Titel=Inflation Expectations and Their Role in Eurosystem Forecasting |Nummer=ID 3928285 |Verlag=Social Science Research Network |Ort=Rochester, NY |Datum=2021-09-01 |DOI=10.2139/ssrn.3928285 |Online=https://papers.ssrn.com/abstract=3928285 |Abruf=2022-01-11}}</ref> Zum Beispiel werden Unternehmen abhängig von ihren Inflationserwartungen unternehmerische Entscheidungen, etwa über [[Investition]]en oder Preisgestaltung treffen.<ref>{{Literatur |Autor=Olivier Coibion, [[Juri Gorodnichenko]], Tiziano Ropele |Titel=Inflation Expectations and Firm Decisions: New Causal Evidence |Nummer=w25412 |Verlag=National Bureau of Economic Research |Ort=Cambridge, MA |Datum=2018-12 |DOI=10.3386/w25412 |Seiten=w25412 |Online=http://www.nber.org/papers/w25412.pdf |Abruf=2022-01-11}}</ref> Konsumenten passen ihr Konsumverhalten und damit die Nachfrage abhängig von ihren Inflationserwartungen an.<ref>{{Literatur |Autor=Rüdiger Bachmann, Tim O. Berg, Eric R. Sims |Titel=Inflation Expectations and Readiness to Spend: Cross-Sectional Evidence |Sammelwerk=American Economic Journal: Economic Policy |Band=7 |Nummer=1 |Datum=2015-02-01 |ISSN=1945-7731 |DOI=10.1257/pol.20130292 |Seiten=1–35}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Olivier Coibion, Dimitris Georgarakos, Yuriy Gorodnichenko, Maarten van Rooij |Titel=How Does Consumption Respond to News about Inflation? Field Evidence from a Randomized Control Trial |Nummer=26106 |Verlag=National Bureau of Economic Research |Datum=2019-07 |Online=https://www.nber.org/papers/w26106 |Abruf=2022-01-11}}</ref> Daneben sind Inflationserwartungen mehr oder weniger in die [[Nominalzins]]sätze eingepreist, sodass ein Anstieg oder Rückgang der erwarteten Inflation in der Regel zu einem Anstieg oder Rückgang der Nominalzinssätze führt.<ref name=":25">{{Internetquelle |url=https://www.frbsf.org/education/publications/doctor-econ/2004/august/inflation-expectations-nominal-interest-rates-yield-curve/ |titel=How would a change in inflationary expectations affect nominal interest rates and the yield curve? – Education |sprache=en |abruf=2022-08-24}}</ref> Damit beeinflussen Inflationserwartungen die Steigung, Form und Höhe der [[Zinsstruktur]]kurve.<ref name=":25" /> |
|||
Darüber hinaus beeinflussen die Erwartungen die Inflationsrate auch direkt.<ref name=":28" /><ref>{{Literatur |Autor=European Central Bank |Titel=COVID-19 and monetary policy: Reinforcing prevailing challenges |Datum=2020-11-24 |Online=https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2020/html/ecb.sp201124~bcaebee7c0.en.html |Abruf=2022-10-21}}</ref> Dabei kann es zu [[Selbsterfüllende Prophezeiung|selbsterfüllenden Prophezeiungen]] kommen. Gehen Gewerkschaften und Unternehmen etwa von dauerhaft steigenden Preisen aus, werden sie Tarifabschlüsse erzielen, um die erwartete Inflation auszugleichen.<ref>{{Internetquelle |autor=Romanus Otte |url=https://www.businessinsider.de/wirtschaft/inflation-deutschland-lohn-preis-spirale-inflationsausgleich-bundesbank-streik-hafenarbeiter/ |titel=Bundesbank fürchtet noch höhere Inflation durch eine Lohn-Preis-Spirale – doch die hat längst begonnen |datum=2022-08-24 |sprache=de |abruf=2022-10-21}}</ref> Eine Grundlage der Abschlüsse ist somit die erwartete Inflation. Gehen Gewerkschaften und Unternehmen dabei von einer zu hohen Inflationsentwicklung aus, erzeugen sie die zusätzliche Inflation durch ihr eigenes Handeln.<ref>{{Literatur |Autor=David Lawder |Titel=IMF says wage-price spirals are rare, but rate hikes needed to quell inflation expectations |Sammelwerk=Reuters |Datum=2022-10-05 |Online=https://www.reuters.com/markets/us/imf-says-wage-price-spirals-are-rare-rate-hikes-needed-quell-inflation-2022-10-05/ |Abruf=2022-10-21}}</ref> Falsche Inflationserwartungen können somit Ausgangspunkt für [[Lohn-Preis-Spirale]]n sein.<ref name=":28" /><ref>{{Literatur |Autor=Philip R. Lane |Titel=Interview mit Der Standard am 20. September 2022 |Hrsg=European Central Bank |Datum=2022-09-27 |Online=https://www.ecb.europa.eu/press/inter/date/2022/html/ecb.in220927~4e206dc58d.de.html |Abruf=2022-10-21}}</ref> |
|||
Der Kommunikation der [[Geldpolitik]] kommt eine Schlüsselrolle zu, um die Inflationserwartungen zu beeinflussen.<ref>{{Literatur |Autor=Olivier Coibion, Yuriy Gorodnichenko, Saten Kumar, Mathieu Pedemonte |Titel=Inflation expectations as a policy tool? |Sammelwerk=Journal of International Economics |Band=124 |Datum=2020-05-01 |Reihe=NBER International Seminar on Macroeconomics 2019 |ISSN=0022-1996 |DOI=10.1016/j.jinteco.2020.103297 |Seiten=103297 |Online=https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022199620300167 |Abruf=2022-01-11}}</ref> Notenbanken müssen darauf achten, dass die Inflationserwartungen verankert sind, d. h. dass sie auf mittlere und lange Sicht dem geldpolitischen Ziel der [[Preisniveaustabilität|Preisstabilität]] entsprechen.<ref>{{Literatur |Autor=European Central Bank |Titel=The transmission of monetary policy |Datum=2022-10-11 |Online=https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2022/html/ecb.sp221011~5062b44330.en.html |Abruf=2022-10-21}}</ref> Notenbanken nutzen deshalb Kommunikationsstrategien wie [[Forward guidance]] und Geldpolitik, um die Inflationserwartungen von Märkten und Konsumenten zu steuern.<ref>{{Internetquelle |autor=European Central Bank |url=https://www.ecb.europa.eu/ecb/educational/explainers/tell-me/html/what-is-forward_guidance.de.html |titel=Was ist Forward Guidance? |datum=2021-11-18 |sprache=de |abruf=2022-01-11}}</ref> Studien zeigen eine konjunkturstabiliserende Wirkung.<ref>{{Literatur |Autor=Claus Brand, Daniel Buncic, Jarkko Turunen |Titel=The Impact of ECB Monetary Policy Decisions and Communication on the Yield Curve |Nummer=ID 913330 |Verlag=Social Science Research Network |Ort=Rochester, NY |Datum=2006-07-01 |DOI=10.2139/ssrn.913330 |Online=https://papers.ssrn.com/abstract=913330 |Abruf=2022-01-11}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jeffrey R. Campbell, Charles L. Evans, Jonas D. M. Fisher, Alejandro Justiniano |Titel=Macroeconomic Effects of Federal Reserve Forward Guidance |Sammelwerk=Brookings Papers on Economic Activity |Band=2012 |Nummer=1 |Datum=2012 |ISSN=1533-4465 |DOI=10.1353/eca.2012.0004 |Seiten=1–80 |Online=http://muse.jhu.edu/content/crossref/journals/brookings_papers_on_economic_activity/v2012/2012.1.campbell.html |Abruf=2022-01-11}}</ref> |
|||
=== Geldmenge === |
|||
{{Hauptartikel|Quantitätstheorie}} |
|||
[[Datei:M2 and Inflation USA.svg|mini|Wachstum der Geldmenge M2 (Gelb) und der Inflationsrate (blau) in den Vereinigten Staaten: Seit den 1980er Jahren beobachtet man eine kontinuierliche Abschwächung des Zusammenhangs von Geldmenge und Inflation.<ref name=":20" />]] |
|||
Der historisch älteste Erklärungsansatz für Inflation ist die Quantitätstheorie.<ref name=":15">{{Literatur |Autor=Milton Friedman |Titel=Quantity Theory of Money |Sammelwerk=The New Palgrave Dictionary of Economics |Verlag=Palgrave Macmillan UK |Ort=London |Datum=2008 |ISBN=978-1-349-95121-5 |DOI=10.1057/978-1-349-95121-5_1640-2 |Seiten=1–31}}</ref> Die Quantitätstheorie postuliert anhand der [[Quantitätsgleichung]], dass das Preisniveau immer dann steige, wenn (bei Konstanz der jeweiligen beiden anderen Größen): |
|||
* die [[Geldmenge]] zunimmt ([[Geldschöpfung]]), |
|||
* die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zunimmt, oder |
|||
* die reale Produktion (das Handelsvolumen) sinkt. |
|||
Oder anders ausgedrückt entsteht Inflation laut der Quantitätsgleichung dann, wenn das Geldmengenwachstum größer ist als die Differenz aus der Änderung des Handelsvolumens und der Änderung der Umlaufgeschwindigkeit. Die Inflation lässt sich daher nicht ohne weiteres auf eine Ausweitung der Geldmenge reduzieren, sondern es müssen ebenso die Umlaufgeschwindigkeit und die reale Produktion betrachtet werden. |
|||
Frühere Untersuchungen legten zwischen 1970 und 1990 noch einen langfristigen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation nahe.<ref>{{Literatur |Autor=Wolfgang Cezanne |Titel=Allgemeine Volkswirtschaftslehre |Auflage=6 |Verlag=Walter de Gruyter |Datum=2005 |ISBN=978-3-486-83776-6 |Seiten=429 ff. |Online=https://books.google.com/books?id=HWDpBQAAQBAJ&newbks=0&printsec=frontcover&pg=PA429 |Abruf=2022-01-18}}</ref><ref name=":21" /> Neuere Studien für den Euroraum und die Vereinigten Staaten sehen ab den 1990er- bzw. schon ab den 1980er-Jahren eine Abschwächung oder gar eine Aufhebung des langfristigen Zusammenhangs. In diesem Zeitraum konnte trotz lockerer Geldpolitik eine niedrige Inflation beobachtet werden und das Geldmengenwachstum verlor seine Funktion als Leitindikator für die Inflation.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Mandler, Michael Scharnagl |Titel=Money Growth and Consumer Price Inflation in the Euro Area: A Wavelet Analysis |Nummer=ID 2797012 |Verlag=Social Science Research Network |Ort=Rochester, NY |Datum=2014 |DOI=10.2139/ssrn.2797012 |Online=https://papers.ssrn.com/abstract=2797012 |Abruf=2022-07-21}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=António Rua |Titel=Money Growth and Inflation in the Euro Area: A Time-Frequency View: Money growth and inflation in the Euro area |Sammelwerk=Oxford Bulletin of Economics and Statistics |Band=74 |Nummer=6 |Datum=2012-12 |DOI=10.1111/j.1468-0084.2011.00680.x |Seiten=875–885}}</ref><ref name=":21" /> Ein Problem dieser Theorie wurde darin gesehen, dass bestimmte liquide Vermögensanlagen ein Ersatz für Geld darstellen können, diese aber nicht in der Definition der Geldmenge enthalten sind. Daraufhin wurden erweiterte Definitionen der Geldmenge erstellt (sogenannte [[Geldmengenaggregate]]). Allerdings zeigen empirische Daten auch hier keinen engen Zusammenhang zwischen Wachstum der Geldmengenaggregate und Inflation.<ref name=":20" /> Die Quantitätstheorie gilt daher heute als nicht mehr ausreichend, um die Inflation in modernen Volkswirtschaften zu verstehen, ist aber noch für die Erklärung hoher Inflationsraten durch extremes Geldmengenwachstum von Bedeutung.<ref name=":21" /> [[Geldmenge]]naggregate spielen für die Geldpolitik von Zentralbanken – bis auf diese Sonderfälle – keine Rolle mehr.<ref name=":14">{{Literatur |Autor=Michael Woodford |Titel=How Important Is Money in the Conduct of Monetary Policy? |Sammelwerk=Journal of Money, Credit and Banking |Band=40 |Nummer=8 |Datum=2008 |ISSN=0022-2879 |JSTOR=25483463 |Seiten=1561–1598}}</ref> |
|||
== Arten == |
|||
Es gibt folgende Arten von Inflation:<ref name="Gabler-109">Gabler Lexikon-Redaktion (Hrsg.): ''Gabler Kleines Lexikon Wirtschaft''. 1986, S. 109.</ref> |
|||
* Nach der [[Wahrnehmung|Wahrnehmbarkeit]]: |
|||
** ''Offene Inflation'': Die Preissteigerungen sind für alle [[Wirtschaftssubjekt]]e erkennbar. |
|||
** ''Verdeckte/versteckte'' oder ''(zurück)gestaute Inflation'':<ref>[[Wilhelm Röpke (Wirtschaftswissenschaftler)|Wilhelm Röpke]]: ''Offene und zurückgestaute Inflation''. In: [[Kyklos (Zeitschrift)|Kyklos]], Band I, 1947, S. 242–253.</ref> Preissteigerungen werden durch staatliche [[Preisgrenze]]n ([[Höchstpreis]]e, [[Festpreis]]e, [[Preisdeckel]] oder [[Preisstopp]]) nicht sofort erkennbar oder es verringern sich bei konstanten Preisen die hierfür erhältlichen Produktmengen. Auch die Verringerung der Mengen oder der [[Produktqualität]]/[[Dienstleistungsqualität]] bei gleichbleibendem Preis ist deshalb eine versteckte Inflation. |
|||
** ''[[Skimpflation]]'' ({{enS|to skimp + inflation}}, „knausern“) ist die Bezeichnung für eine versteckte Inflation, die durch abnehmende Produktqualität durch minderwertigere [[Inhaltsstoff]]e bei konstant bleibendem Preis gekennzeichnet ist.<ref>[https://www.fr.de/wirtschaft/supermaerkten-skimpflation-verstecke-preissteigerungen-in-92524197.html ''Versteckte Preissteigerungen in Supermärkten: Wie Produkte gezielt schlechter gemacht werden''.] Frankfurter Rundschau, 19. September 2023.</ref> |
|||
* Nach der ''Höhe der Inflationsraten'':<ref>[https://www.google.de/books/edition/Gerke_B%C3%B6rsen_Lexikon/DyIkBgAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Schleichende+Inflation+lexikon&pg=PA413&printsec=frontcover Wolfgang Gerke, ''Gerke Börsen-Lexikon'', 2002, S. 413.]</ref> |
|||
** ''Schleichende Inflation'': Die Preissteigerungen sind sehr niedrig und setzen sich für eine lange Zeit wenig auffällig fort. Erst über einen längeren Zeitraum hinweg ist das Ausmaß der Inflation erkennbar.<ref name="Gabler-109" /> Die schleichende Inflation ist meist die Folge einer [[Vollbeschäftigung]]. |
|||
** ''Galoppierende Inflation'': Die Inflationsraten liegen bei mehr als 10 % jährlich. Das Vertrauen in den Geldwert und die Währung schwindet, es wird nicht mehr [[Hortung|gehortet]] oder [[Sparen|gespart]], sondern es findet [[Entsparen]] statt. Zur galoppierenden Inflation gehört als besonders extremer Fall die [[Hyperinflation]], die nach einer 1956 von [[Phillip D. Cagan]] aufgestellten Faustregel mindestens 13.000 % jährlich beträgt.<ref>Phillip D. Cagan: ''The Monetary Dynamics of Hyperinflation''. In: [[Milton Friedman]] (Hrsg.): ''Studies in the quantity theory of money''. University of Chicago Press, Chicago 1956, S. 25 ff.</ref> |
|||
Keine eigenständige Art ist die [[Stagflation]], bei der eine Kombination aus Inflation, [[Stagnation (Wirtschaft)|stagnierendem]] [[Wirtschaftswachstum]] (daher das [[Kofferwort]] aus „Stagnation“ und „Inflation“) und hoher [[Arbeitslosigkeit]] vorliegt. [[Disinflation]] ist ein Prozess der wirtschaftspolitisch gesteuerten Rückführung eines unerwünschten Preissteigerungstempos auf ein tolerierbares Maß.<ref>Ute Arentzen, Heiner Brockmann (Hrsg.): ''Gabler Volkswirtschafts-Lexikon'', Band II, 1997, S. 504.</ref> |
|||
== Auswirkungen == |
|||
=== Allgemein === |
|||
[[Datei:PreisindizesKonsum.png|mini|Preisindex des privaten Konsums in [[Bundesrepublik Deutschland|Deutschland]], den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], [[Japan]] und weiteren Ländern]]Inflation spiegelt die Abnahme der Kaufkraft einer Währung wider. Das heißt, wenn das allgemeine Preisniveau steigt, kann jede Währungseinheit insgesamt weniger Waren und Dienstleistungen kaufen. Man unterscheidet dabei zwischen erwarteter und unerwarteter Inflation. Die Effekte der Inflation können davon abhängen, ob es erwartete oder unerwartete Inflation ist. Erwartete Inflation kann von rationalen Akteuren bereits in ökonomische Handlungen und Prognosen integriert werden. [[Gewerkschaft]]en führen Lohnverhandlungen in Abhängigkeit von der erwarteten Inflationsentwicklung. [[Unternehmen]] gestalten die Preise ihrer Produkte und Dienstleistungen ebenfalls in Abhängigkeit von der erwarteten Inflation.<ref>{{Literatur |Autor=Luis J. Álvarez, Emmanuel Dhyne, Marco Hoeberichts, Claudia Kwapil, Hervé Le Bihan |Titel=Sticky Prices in the Euro Area: A Summary of New Micro-Evidence |Sammelwerk=Journal of the European Economic Association |Band=4 |Nummer=2–3 |Datum=2006-05-01 |ISSN=1542-4766 |Seiten=575–584 |Online=[https://academic.oup.com/jeea/article/2281470/Sticky Online] |Abruf=2021-06-27 |DOI=10.1162/jeea.2006.4.2-3.575}}</ref> Das ist jedoch kurz- und mittelfristig davon abhängig, inwiefern Starrheiten bei Löhnen und Preisen existieren. Diese können dann nicht sofort an die Inflationserwartungen angepasst werden.<ref>{{Literatur |Autor=Peter J. Klenow, Oleksiy Kryvtsov |Titel=State-Dependent or Time-Dependent Pricing: Does It Matter for Recent U.S. Inflation? |Sammelwerk=Quarterly Journal of Economics |Band=123 |Nummer=3 |Datum=2008-08 |ISSN=0033-5533 |Seiten=863–904 |DOI=10.1162/qjec.2008.123.3.863}}</ref> |
|||
[[Datei:Änderung Realohn Nominallohn Verbraucherpreisindex D.svg|mini|Änderung der Nominal- und Reallöhne in Deutschland<ref>[[Statistisches Bundesamt]]: [https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/VerdiensteArbeitskosten/ReallohnNetto/ReallohnindexPDF_5623209.pdf?__blob=publicationFile ''Verdienste und Arbeitskosten – Reallohnindex und Nominallohnindex''], Erläuterungen S. 3, Daten S. 5, (PDF).</ref>]] |
|||
Schuldner, die zum Beispiel Schulden mit einem festen [[Zins|Nominalzins]] haben, erhalten mit steigender Inflationsrate eine Senkung ihres „realen“ Zinssatzes. Der [[Realzins]] eines Kredits ist der Nominalzins abzüglich der Inflationsrate. Banken und andere Kreditgeber passen sich dem Inflationsrisiko an, indem sie entweder eine Inflationsrisikoprämie für festverzinsliche Kredite verlangen, oder Kredite mit einem variablen Zinssatz vergeben. Lediglich ein unerwarteter Anstieg der Inflationsrate über die bereits eingepreiste Risikoprämie hinaus würde zu realem Zinsgewinn führen. |
|||
Im 21. Jahrhundert befürworten die meisten Ökonomen eine niedrige und stetige Inflationsrate.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Ma Ángeles Caraballo, Tilemahos Efthimiadis |Titel=Is 2 % the optimal inflation rate for the Euro Area? |Sammelwerk=International Economics and Economic Policy |Band=9 |Nummer=3 |Datum=2012-09-01 |ISSN=1612-4812 |Seiten=235–243 |DOI=10.1007/s10368-012-0212-9}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Sean Holly, Paul Turner |Titel=Instrument Rules, Inflation Forecast Rules and Optimal Control Rules When Expectations are Rational |Sammelwerk=Analyses in Macroeconomic Modelling |Band=12 |Verlag=Springer US |Ort=Boston, MA |Datum=1999 |ISBN=978-1-4613-7378-0 |Seiten=147–165 |Online=[http://link.springer.com/10.1007/978-1-4615-5219-2_6 Online] |Abruf=2021-06-27 |DOI=10.1007/978-1-4615-5219-2_6}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.ecb.europa.eu/mopo/html/index.en.html |titel=Monetary Policy |hrsg=European Central Bank |datum=2021-01-28 |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref> Das Ziel ist daher eine niedrige positive Inflationsrate und nicht eine Null- oder negative Inflationsrate, da letztere Rezessionen verursachen oder verschlimmern könnte.<ref>{{Internetquelle |autor=George A. Akerlof, George L. Perry, William T. Dickens |url=https://www.brookings.edu/research/low-inflation-or-no-inflation-should-the-federal-reserve-pursue-complete-price-stability/ |titel=Low Inflation or No Inflation: Should the Federal Reserve Pursue Complete Price Stability? |werk=Brookings |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref> Eine niedrige Inflation (im Gegensatz zu einer Null- oder negativen Inflation) verringert die Schwere wirtschaftlicher Rezessionen, indem sie dem Arbeitsmarkt ermöglicht, sich in einem wirtschaftlichen Abschwung schneller anzupassen.<ref name=":2">{{Literatur |Autor=Bennett McCallum |Titel=Inflation Targeting and the Liquidity Trap |Nummer=w8225 |Verlag=National Bureau of Economic Research |Ort=Cambridge, MA |Datum=2001-04 |Seiten=w8225 |Online=[http://www.nber.org/papers/w8225.pdf Online] |Abruf=2021-06-27 |DOI=10.3386/w8225}}</ref> Ferner verringert sie das Risiko, dass eine [[Liquiditätsfalle]] die Geldpolitik daran hindert, die Wirtschaft zu stabilisieren.<ref>{{Literatur |Autor=Lars E. O. Svensson |Titel=Escaping from a Liquidity Trap and Deflation: The Foolproof Way and Others |Sammelwerk=The Journal of Economic Perspectives |Band=17 |Nummer=4 |Datum=2003 |ISSN=0895-3309 |Seiten=145–166 |JSTOR=3216935}}</ref><ref name=":2" /> Zentralbanken streben eine niedrige Inflationsrate an, weil sie glauben, dass eine hohe Inflation wirtschaftliche Kosten verursacht, da Unsicherheit in den Erwartungen über Unterschiede in den relativen Preisen und über die Inflationsrate erzeugt würde.<ref>{{Literatur |Autor=Flora Budianto, Taisuke Nakata, Sebastian Schmidt |Titel=Average Inflation Targeting and the Interest Rate Lower Bound |Nummer=ID 3571423 |Verlag=Social Science Research Network |Ort=Rochester, NY |Datum=2020-04-02 |Online=[https://papers.ssrn.com/abstract=3571423 Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> |
|||
=== Negativ === |
|||
Hohe oder unerwartete Inflation gilt als schädlich für die Ökonomie. Sie führt zu Ineffizienzen auf dem Markt und erschwert es Konsumenten und Unternehmen langfristig zu planen. Inflation kann die Produktivität beeinträchtigen, da Unternehmen gezwungen sind, eigene Ressourcen weg von Produkten und Dienstleistungen zu verlagern, um sich auf die Steuerung der Inflation zu konzentrieren.<ref>{{Literatur |Autor=George Bulkley |Titel=Personal Savings and Anticipated Inflation |Sammelwerk=The Economic Journal |Band=91 |Nummer=361 |Datum=1981-03 |Seiten=124 |Online=[https://academic.oup.com/ej/article/91/361/124-135/5220155 Online] |Abruf=2021-06-27 |DOI=10.2307/2231702}}</ref> Unsicherheit über die zukünftige Kaufkraft des Geldes führt dazu, dass nominale Vermögenswerte wie [[Spareinlage]]n und [[Anleihe]]n unattraktiver werden, da diese im Falle einer Inflation an Wert verlieren. Dies führt zu höheren [[Risikoprämie]]n, da Investoren eine Absicherung gegen das eingegangene Inflationsrisiko fordern. Die Folge sind höhere Zinsen, was die Investitionstätigkeit senkt.<ref>{{Literatur |Titel=The welfare costs of expected and unexpected inflation |Sammelwerk=Journal of Monetary Economics |Band=56 |Nummer=7 |Datum=2009-10-01 |ISSN=0304-3932 |Seiten=1004–1013 |Online=[https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0304393209001238 Online] |Abruf=2021-06-27 |DOI=10.1016/j.jmoneco.2009.09.005}}</ref> |
|||
Bei hoher Inflation wird die Kaufkraft von Personen mit fixem [[Nominaleinkommen]], zu Personen mit variablem Einkommen umverteilt, da deren Einkommen mit der Inflation besser Schritt halten können. Diese Umverteilung der Kaufkraft findet auch zwischen internationalen Handelspartnern statt. Wenn [[Fester Wechselkurs|feste Wechselkurse]] bestehen, führt Inflation dazu, dass sich die Importe aus diesem [[Währungsraum]] verteuern. Dies kann sich auf die Handelsbilanz auswirken. Bei flexiblen Wechselkursen führt unerwartete Inflation zu erhöhter [[Volatilität]] der Wechselkurse, was sich negativ auf den Handel auswirken kann. |
|||
==== Horten ==== |
|||
Viele Menschen kaufen langlebige und/oder nicht-verderbliche Waren und [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Güter]] als Vermögensaufbewahrung, um den erwarteten Kaufkraftverlust ihres Geldes zu vermeiden. Dies führt zu einer [[Knappheit|Verknappung]] der [[Hortung|gehorteten]] Güter<ref>{{Literatur |Autor=Gary McKinnon, Milton E. Smith, H. Keith Hunt |Titel=Hoarding behavior among consumers: Conceptualization and marketing implications |Sammelwerk=Journal of the Academy of Marketing Science |Band=13 |Nummer=1 |Datum=1985-12-01 |ISSN=1552-7824 |Seiten=340–351 |DOI=10.1007/BF02729724}}</ref> und oft auch dazu, dass deren Preis steigt. |
|||
==== Soziale Unruhen ==== |
|||
Hohe, nicht durch höhere Löhne hervorgerufene Inflation kann zu massiven Demonstrationen und Revolutionen führen.<ref>{{Literatur |Autor=Christopher W. Crowe |Titel=Inflation, Inequality, and Social Conflict |Sammelwerk=IMF Working Papers |Band=06 |Nummer=158 |Datum=2006 |ISSN=1018-5941 |Seiten=1 |DOI=10.5089/9781451864182.001}}</ref> Die Inflation und insbesondere die Nahrungsmittelinflation wird beispielsweise als einer der Hauptgründe für die [[Revolution in Tunesien 2010/2011]]<ref>{{Literatur |Autor=Rouissi Chiraz, Mohamed Frioui |Titel=The Impact of Inflation After the Revolution in Tunisia |Sammelwerk=Procedia – Social and Behavioral Sciences |Band=109 |Datum=2014-01 |Seiten=246–249 |Online=[https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S1877042813050854 Online] |Abruf=2021-06-27 |DOI=10.1016/j.sbspro.2013.12.453}}</ref> und die [[Revolution in Ägypten 2011]]<ref>{{Internetquelle |autor=Derek Thompson |url=https://www.theatlantic.com/business/archive/2011/01/the-economics-of-egypts-revolt/70535/ |titel=The Economics of Egypt’s Revolt |datum=2011-01-31 |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref> angesehen. Der tunesische Präsident [[Zine el-Abidine Ben Ali]] wurde gestürzt, auch der ägyptische Präsident [[Husni Mubarak]] wurde nach nur 18 Tagen Demonstrationen gestürzt, und die Proteste breiteten sich bald in vielen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens aus. |
|||
==== Hyperinflation ==== |
|||
{{Hauptartikel|Hyperinflation}} |
|||
Wenn die Inflation zu hoch wird, kann dies dazu führen, dass die Menschen ihre Verwendung der Währung stark einschränken, was zu einer Beschleunigung der Inflationsrate führt. Die hohe und sich beschleunigende Inflation stört das normale Funktionieren der Wirtschaft massiv und beeinträchtigt ihre Fähigkeit, Waren zu liefern. Hyperinflation kann dazu führen, dass die Landeswährung nicht mehr verwendet wird (z. B. in Nordkorea), was zur Einführung einer Außenwährung ([[Dollarisierung]]) führt.<ref>{{Literatur |Autor=Jongkyu Lee, Suk Lee |Titel=Dollarization of the North Korean Economy: Causes and Effects |Nummer=March 2020 |Verlag=Dialogue on the North Korea Economy |Datum=2020 |Online=[https://www.econstor.eu/handle/10419/215922 Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> |
|||
==== Allokative Ineffizienz ==== |
|||
{{Hauptartikel|Allokative Effizienz}} |
|||
Eine Änderung des [[Angebot (Volkswirtschaftslehre)|Angebots]] oder der [[Nachfrage]] nach einem Gut führt normalerweise zu einer Änderung seines relativen Preises. Dies signalisiert den Käufern und Verkäufern, dass sie als Reaktion auf die neuen Preise Ressourcen neu zuteilen sollten. Aber wenn sich Preise aufgrund von hoher Inflation ständig ändern, sind Preisänderungen aufgrund echter relativer Preissignale schwer von Preisänderungen aufgrund allgemeiner Inflation zu unterscheiden. Dadurch können die Agenten nur langsam darauf reagieren. Die Folge ist ein Verlust an [[Allokative Effizienz|allokativer Effizienz]].<ref>{{Literatur |Titel=Relative price variability, inflation and the allocative efficiency of the price system |Sammelwerk=Journal of Monetary Economics |Band=9 |Nummer=2 |Datum=1982-01-01 |ISSN=0304-3932 |Seiten=131–162 |Online=[https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/0304393282900393 Online] |Abruf=2021-06-27 |DOI=10.1016/0304-3932(82)90039-3}}</ref> |
|||
==== Preisanpassungskosten ==== |
|||
{{Hauptartikel|Preisanpassungskosten}} |
|||
Bei hoher Inflation müssen Unternehmen ihre Preise häufig ändern, um mit den gesamtwirtschaftlichen Veränderungen Schritt zu halten. Aber oft verursacht das Ändern von Preisen selbst wieder Kosten. So müssen Preisschilder und Verträge neu gedruckt, oder ganze Preiskalkulationen neu berechnet werden, was Ressourcen bindet. Man nennt diese Kosten Preisanpassungskosten.<ref>{{Literatur |Autor=Nicholas Gregory Mankiw |Titel=Makroökonomik mit vielen Fallstudien |Auflage=4., überarb. Auflage |Ort=Stuttgart |Datum=2000 |ISBN=978-3-7910-1615-3}}</ref> |
|||
=== Positiv === |
|||
==== Arbeitsmarkt ==== |
|||
Die [[Nominallohn|Nominallöhne]] passen sich nur langsam nach unten an. Dies kann zu anhaltenden Ungleichgewichten und hoher [[Arbeitslosigkeit]] auf dem [[Arbeitsmarkt]] führen. Da die Inflation die Reallöhne auch bei konstanten Nominallöhnen sinken lässt, ermöglicht eine moderate Inflation ein schnelleres Gleichgewicht auf den Arbeitsmärkten.<ref>{{Literatur |Autor=James Tobin |Titel=Inflation and Unemployment |Sammelwerk=American Economic Review |Band=62 |Nummer=1 |Datum=1972 |Seiten=1–18 |Online=[https://econpapers.repec.org/article/aeaaecrev/v_3a62_3ay_3a1972_3ai_3a1_3ap_3a1-18.htm Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref><ref name=":2" /> Dies gilt, insofern die Löhne nicht in Lohnverhandlungen an die Inflation angepasst werden können. |
|||
==== Liquiditätsfalle ==== |
|||
{{Hauptartikel|Liquiditätsfalle}} |
|||
Eines der wichtigsten Instrumente zur Steuerung der Geldmenge ist die Möglichkeit, die [[Leitzins]]en festzulegen, also den Zinssatz, zu dem sich Banken bei der Zentralbank Geld leihen können. Daneben gibt es die [[Offenmarktpolitik]], d. h. Interventionen der Zentralbank auf dem [[Rentenmarkt]], mit dem Ziel, den nominalen Zinssatz zu senken. Beide Maßnahmen sollen die allgemeinen Zinsen senken, um dadurch positive Konjunktureffekte auszulösen. Befindet sich eine Ökonomie in einer Rezession mit bereits niedrigen oder sogar null Nominalzinsen, kann die Zentralbank die Zinsen nicht weiter senken, um die Wirtschaft anzukurbeln – diese Situation wird als [[Liquiditätsfalle]] bezeichnet.<ref name=":11">{{Literatur |Autor=Sebastian Schmidt |Titel=Avoiding a self-fulfilling low-inflation trap |Nummer=85 |Datum=2021-06-24 |Online=[https://www.ecb.europa.eu/pub/economic-research/resbull/2021/html/ecb.rb210624~379f760e31.en.html Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> Diese Situation kann aber durch niedrige und konstante Inflation verhindert werden. |
|||
==== Mundell-Tobin-Effekt ==== |
|||
[[Robert Mundell]] stellte fest, dass eine moderate Inflation die Sparer veranlassen würde, Kredite durch Spareinlagen zu ersetzen, um künftige Ausgaben zu finanzieren. Diese Substitution würde dazu führen, dass die Realzinssätze für das [[Marktgleichgewicht]] sinken.<ref>{{Literatur |Autor=Robert Mundell |Titel=Inflation and Real Interest |Sammelwerk=Journal of Political Economy |Band=71 |Nummer=3 |Datum=1963-06 |ISSN=0022-3808 |Seiten=280–283 |DOI=10.1086/258771}}</ref> Der niedrigere Realzins würde zu einer höheren Kreditaufnahme zur Finanzierung von Investitionen führen. In ähnlicher Weise zeigte [[James Tobin]], dass eine solche Inflation Unternehmen dazu veranlassen würde, Investitionen in Sachkapital (Anlagen, Ausrüstung und Vorräte) durch Geldguthaben in ihren Vermögensportfolios zu ersetzen. Diese Substitution würde bedeuten, sich für Investitionen mit niedrigeren realen Renditen zu entscheiden. (Die Renditen sind niedriger, da bereits früher Investitionen mit höheren Renditen getätigt wurden.)<ref>{{Literatur |Autor=James Tobin |Titel=Money and Economic Growth |Sammelwerk=Econometrica |Band=33 |Nummer=4 |Datum=1965 |ISSN=0012-9682 |Seiten=671–684 |DOI=10.2307/1910352 |JSTOR=1910352}}</ref> Sofern die Wirtschaft nicht bereits nach Modellen der [[Wachstumstheorie]] überinvestiert, würden diese zusätzlichen Investitionen positive Effekte haben. |
|||
== Formen == |
|||
Je nach Stärke und Tempo der Preissteigerung unterscheidet man zwischen schleichender Inflation, trabender Inflation, galoppierender Inflation und [[Hyperinflation]]. |
|||
[[Datei:GER-115-Reichsbanknote-5 Billion Mark (1923).jpg|mini|[[Reichsbank]]note Fünf Milliarden [[Papiermark|Mark]], während der [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923|deutschen Hyperinflation, 10. September 1923]]]] |
|||
Die Inflation kann man in Phasen einordnen: akzelerierte Phase (steigende, beschleunigte) – stabilisierte (gleichbleibende) Phase – dezelerierte (abnehmende) Phase. Die dezelerierte Phase wird auch als [[Disinflation]] bezeichnet. |
|||
Der Begriff „Inflation“ bezeichnete ursprünglich die Inflationen der frühen [[1920er Jahre]], die heute als schwere oder Hyperinflationen gelten. Heute wird er losgelöst von der tatsächlichen Geschwindigkeit der Erhöhung des Preisniveaus in einem Land gebraucht. |
|||
''Leichte Inflation'' (bis etwa 5 % Wertverlust im Jahr) hat nachfragefördernde Wirkung, da Leute ihr Geld ausgeben oder investieren wollen. Freilich verlangen sie für Investitionen immer noch eine [[Liquiditätsprämie]], das heißt die [[Rendite]]n müssen deutlich über der Inflationsrate liegen. |
|||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-00104, Inflation, Tapezieren mit Geldscheinen.jpg|hochkant|mini|Das Tapezieren mit Geldscheinen während einer Hyperinflation ist kostengünstiger als mit gewöhnlicher Tapete]] |
|||
Bei ''schwerer Inflation'' (ab rund 5 % Wertverlust im Jahr) verliert das [[Zahlungsmittel|Tauschmittel]] Geld seinen [[Wert (Wirtschaft)|Wert]] schneller als andere Güter (zum Beispiel Immobilien, Aktien, [[Sachkapital]] allgemein) und büßt daher die Wertmaßstabsfunktion und [[Geldfunktion|Wertaufbewahrungsfunktion]] ein, stattdessen wird eine Ersatzwährung verwendet, so zum Beispiel [[Zigarettenwährung|Zigaretten in Deutschland]] nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], der [[US-Dollar]] in der [[Türkei]] (früher) oder [[Argentinien]]. Es kommt zur Flucht in wertstabile Sachwerte und zu [[Kapitalflucht]]. Auf den [[Kapitalmarkt|Kapitalmärkten]] nimmt das [[Kapitalangebot]] ab, da die Anbieter wegen der Inflation mit einem Werteverzehr rechnen, der Kapitalzins steigt. Aus gleichem Grund werden langfristige Kredite kaum noch angeboten, schon gar nicht mit festem [[Zinssatz|Zins]]. So besteht auch für Kreditnehmer keine Planungssicherheit mehr. Bisher knapp lohnende [[Investition]]en werden durch Zinssteigerung [[Rentabilität|unrentabel]]; Unternehmen, deren Rendite nicht mehr ausreicht, überschulden sich. |
|||
Besonders schwere Inflationen mit ''monatlichen'' Wertverlusten von über 50 % werden auch als [[Hyperinflation]]en bezeichnet. Hyperinflationen kamen in der Geschichte schon mehrmals auch deshalb zum Stillstand, weil selbst der Realwert des Papiers zum Drucken der [[Banknote]]n höher war als der Wert einer Banknote. Häufig gibt es nach einer Hyperinflation eine [[Währungsreform]]. |
|||
{| class="wikitable float-right zebra" style="text-align:right" |
|||
|+ Preis für ein [[Hühnerei|Frühstücksei]] um 1923 |
|||
! Datum |
|||
! Kaufpreis |
|||
|- |
|||
| 6. Juni 1912 || 7 Pfennig |
|||
|- |
|||
| 6. August 1923 || 923 [[Papiermark]] |
|||
|- |
|||
| 27. August 1923 || 177.500 Papiermark |
|||
|- |
|||
| 17. September 1923 || 2,1 Millionen Papiermark |
|||
|- |
|||
| 15. Oktober 1923 || 227 Millionen Papiermark |
|||
|- |
|||
| 5. November 1923 || 22,7 Milliarden Papiermark |
|||
|- |
|||
| 15. November 1923 || 320 Milliarden Papiermark |
|||
|} |
|} |
||
<br style="clear:both" /> |
|||
Schwere Inflationen waren in der Geschichte unter anderem zu beobachten: |
|||
===TITTEN FÜR DEUTSCHLAND=== |
|||
* die Krise des römischen Reiches von 260 bis ca. 300 mit einer Inflation von 10 % pro Jahr,<ref>{{Literatur |Autor=Rémy Dessartes |Titel=Inflation – Histoire d’un mal ancien |Sammelwerk=Capital |Nummer=371 |Verlag=Prisma Media |Ort=Genneviellers |Datum=2022-08 |Seiten=76}}</ref> |
|||
Auf Grundlage dieses Warenkorbs und des damit festgelegten Basisjahrs werden für jedes Jahr die Lebenshaltungskosten und daraus die prozentuale Steigerung zum Vergleichs- oder Vorjahr ermittelt. Für jeden Monat ermittelt in Deutschland das [[Statistisches Bundesamt|Statistische Bundesamt]], in Österreich [[Statistik Austria]] die Preissteigerungen, welche auch regelmäßig in den [[Medien]] veröffentlicht werden. |
|||
* die [[Preisrevolution]] im 16. Jahrhundert, |
|||
Im Schnitt betragen diese Inflationsraten zur Zeit zwischen 0,5 und 1,5%, wobei meistens die Mineralölpreise am stärksten zur Preissteigerung beitragen. Probleme bei der Messung dieser Zahlen ergeben sich vor allem daraus, dass je weiter das Vergleichsjahr vom Basisjahr entfernt ist, der Warenkorb immer weniger repräsentativ ist. |
|||
* um 1622 in Europa in der Zeit des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] (siehe [[Kipper- und Wipperzeit]] und [[Kippermünzstätten (Kursachsen)|Kursächsische Kippermünzstätten]]), |
|||
Dies begründet sich zum einen im veränderten [[Konsument]]enverhalten ([[Produktinnovation]]en, [[Substitution]] teurer Produkte durch günstigere), wie auch in der qualitativen Steigerung (bessere Computer) der Produkte. |
|||
* in [[Frankreich]] während der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] – der [[Assignat]], |
|||
Weiterhin zu beachten ist, dass es sich immer um das statistische Mittel handelt, das nicht auf jedermann ohne weiteres anwendbar ist. Zum Beispiel unterscheiden sich die Ausgaben sehr wohlhabender Haushalte deutlich von den Ausgaben der Haushalte mit geringem Einkommen. Haushalte, denen ein geringes Einkommen zur Verfügung steht, geben einen größeren Anteil für Grundnahrungsmittel, Wohnen, Energie etc. aus. Preissteigerungen für diese Warenarten begründen dann eine stärkere Inflationserfahrung, während gleichzeitig "Luxusgüter" im Preis sinken können. |
|||
* um 1920 bis 1924 in [[Österreich]],<ref>[https://www.oenb.at/dam/jcr:9d0269e9-f293-4c48-b9b9-660d000a60e0/mop_2016_q3_In_Focus_Beer_Gnan_Valderrama.pdf#page=9 ''Die wechselvolle Geschichte der Inflation in Österreich''] (2017) auf www.oenb.at.</ref> |
|||
* um 1923 in [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923|Deutschland]] und in [[Ungarn]], |
|||
* 1939–1948 in [[Deutschland]] (zurückgestaute Inflation, korrigiert durch [[Währungsreform 1948 (Westdeutschland)|Währungsreform]]), |
|||
* 1945–1946 in Ungarn (siehe [[Pengő#Das Ende nach dem Zweiten Weltkrieg|Pengő]]) |
|||
* Nach den beiden [[Ölpreiskrise]]n 1973/74 und 1979/80 kam es zu relativ hohen Inflationsraten. In den [[1970er Jahre]]n trugen auch andere Faktoren zu relativ hohen Inflationsraten bei, |
|||
* jahrzehntelang bis 1991 in [[Argentinischer Peso|Argentinien]], |
|||
* jahrzehntelang bis 1994 in [[Brasilien]] (→ [[Brasilianischer Real]]), |
|||
* um 1995 in [[Mexiko]] (→ [[Mexikanischer Peso|Peso]]), |
|||
* um 1997 in [[Südostasien]], unter anderem [[Thailand]], [[Indonesien]] und [[Südkorea]] (siehe [[Asienkrise]]), |
|||
* um 2002 in [[Argentinien]], |
|||
* [[Hyperinflation]] seit 2007 in [[Venezuela]]: Der [[Venezolanischer Bolívar]] wurde seit Beginn des Verfalls mehreren [[Währungsschnitt]]en unterzogen: Bolívar fuerte, Bolívar soberano, Bolívar digital. Insgesamt wurden zwischen 2007 und 2021 vierzehn Nullen gestrichen. |
|||
* Hyperinflation 2008/2009 in [[Simbabwe#Währung|Simbabwe]]; nach dessen Abschaffung im Oktober 2015 hatte das Land bis 2019 keine eigene Währung mehr. Laut dem [[Cato Institute|CATO Institute]] betrug die Hyperinflation in Simbabwe per Ende Oktober 2008 gegenüber Ende Oktober 2007 2,79 Trillionen <math>(2{,}79 \cdot 10^{18})</math> %.<ref>Cato Institute: [https://cato.org/zimbabwe ''New Hyperinflation Index (HHIZ) Puts Zimbabwe Inflation at 2.79 Trillionen (10<sup>18</sup>) percent''], 31. Oktober 2008.</ref> |
|||
* In der [[Türkei]] hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise im April 2024 stark beschleunigt. Die Inflationsrate lag laut Statistikbehörde TUIK bei 69,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat – auf dem höchsten Stand seit Dezember 2022. Im Vergleich zum Vormonat habe die Teuerung 1,3 Prozent betragen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/tuerkei-inflation-70-prozent-100.html |titel=Inflation in der Türkei steigt auf fast 70 Prozent |werk=Tagesschau.de |datum=2024-05-03 |sprache=de |abruf=2024-05-03}}</ref> |
|||
== Theorien == |
|||
Über Inflation gab es historisch verschiedene Theorien. Dabei ist besonders die Debatte zwischen [[Neoklassische Synthese|Keynesianern]] einerseits und den [[Monetarismus|Monetaristen]] und Vertretern der [[Neue Klassische Makroökonomik|neuen klassischen Makroökonomik]] andererseits hervorzuheben.<ref>{{Literatur |Autor=G. R. Steele |Titel=Monetarism |Sammelwerk=Monetarism and the Demise of Keynesian Economics |Verlag=Palgrave Macmillan UK |Ort=London |Datum=1989 |ISBN=978-1-349-09996-2 |Seiten=65–74 |Online=[http://link.springer.com/10.1007/978-1-349-09994-8_7 Online] |Abruf=2021-06-27 |DOI=10.1007/978-1-349-09994-8_7}}</ref> Diese Theorien wurden im Rahmen der neuen neoklassischen Synthese zusammengeführt. Der [[Neukeynesianismus]] stellt die heute allgemein akzeptierte makroökonomische Theorie dar.<ref>{{Literatur |Autor=Robert J. Gordon |Titel=What Is New-Keynesian Economics? |Sammelwerk=Journal of Economic Literature |Band=28 |Nummer=3 |Datum=1990 |ISSN=0022-0515 |Seiten=1115–1171 |JSTOR=2727103}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.investopedia.com/terms/n/new-keynesian-economics.asp |titel=New Keynesian Economics Definition |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref> |
|||
Daneben gibt es heterodoxe Theorien über Inflation. Diese werden vom ökonomischen Mainstream nicht geteilt.<ref name=":17">{{Literatur |Autor=Frederic S. Lee |Titel=Heterodox Economics |Sammelwerk=The New Palgrave Dictionary of Economics |Verlag=Palgrave Macmillan UK |Ort=London |Datum=2016 |ISBN=978-1-349-95121-5 |Seiten=1–7 |Online=https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1057/978-1-349-95121-5_2487-1 |Abruf=2022-01-11 |DOI=10.1057/978-1-349-95121-5_2487-1}}</ref> |
|||
=== Neukeynesianismus === |
|||
{{Hauptartikel|Neukeynesianismus}} |
|||
{{Siehe auch|Phillips-Kurve|Dynamische stochastische allgemeine Gleichgewichtsmodelle}} |
|||
Der Neukeynesianismus ist die dominante Theorie des internationalen makroökonomischen Mainstreams.<ref>{{Literatur |Autor=Jordi Galí |Titel=The State of New Keynesian Economics: A Partial Assessment |Sammelwerk=Journal of Economic Perspectives |Band=32 |Nummer=3 |Datum=2018-08-01 |ISSN=0895-3309 |DOI=10.1257/jep.32.3.87 |Seiten=87–112}}</ref> |
|||
Die moderne neukeynesianische Theorie geht davon aus, dass Inflation kurz- und mittelfristig im Wesentlichen durch die Entwicklung der Kostenstruktur von Waren und Dienstleistungen, sowie die [[Gesamtwirtschaftliche Nachfrage|Gesamtnachfrage]] bestimmt wird.<ref>{{Literatur |Autor=Werner Roeger, Bernhard Herz |Titel=Traditional versus New Keynesian Phillips Curves: Evidence from Output Effects |Sammelwerk=International Journal of Central Banking |Band=8 |Nummer=1 |Datum=2012 |Seiten=87–109 |Online=https://ideas.repec.org/a/ijc/ijcjou/y2012q2a3.html |Abruf=2022-08-10}}</ref> Das bedeutet, dass die realen [[Grenzkosten]] der Unternehmen die Inflation determinieren. Außerdem spielen die [[Rationale Erwartung|Erwartungen]] der ökonomischen Agenten über die zukünftige Entwicklung der Inflation eine Rolle.<ref name=":10">{{Literatur |Autor=Jordi Gali, Mark Gertler |Titel=Inflation Dynamics: A Structural Econometric Analysis |Nummer=w7551 |Verlag=National Bureau of Economic Research |Ort=Cambridge, MA |Datum=2000-02 |DOI=10.3386/w7551 |Seiten=w7551 |Online=http://www.nber.org/papers/w7551.pdf |Abruf=2022-08-10}}</ref> Dieser Zusammenhang wird in der neukeynesianischen [[Phillips-Kurve]] beschrieben.<ref name=":10" /> |
|||
Der Neukeynesianismus führte zur Entwicklung von [[Dynamische stochastische allgemeine Gleichgewichtsmodelle|dynamischen stochastischen allgemeinen Gleichgewichtsmodellen]] (DSGE), welche heute von vielen Zentralbanken zur Modellierung der Geldpolitik eingesetzt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Rochelle M. Edge, Refet S. Gürkaynak |Titel=How Useful Are Estimated DSGE Model Forecasts for Central Bankers? |Sammelwerk=Brookings Papers on Economic Activity |Band=2010 |Nummer=2 |Datum=2010 |ISSN=1533-4465 |DOI=10.1353/eca.2010.0015 |Seiten=209–244 |Online=[http://muse.jhu.edu/content/crossref/journals/brookings_papers_on_economic_activity/v2010/2010.2.edge.html Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.federalreserve.gov/newsevents/speech/yellen20170926a.htm |titel=Speech by Chair Yellen on inflation, uncertainty, and monetary policy |sprache=en |abruf=2022-08-10}}</ref> Die [[europäische Zentralbank]] verwendet zum Beispiel das Smets–Wouters Modell, ein DSGE-Modell, um die Auswirkungen ihrer Geldpolitik auf die Eurozone zu untersuchen.<ref>{{Literatur |Autor=Frank Smets, Rafael Wouters |Titel=An Estimated Stochastic Dynamic General Equilibrium Model of the Euro Area |Nummer=ID 358102 |Verlag=Social Science Research Network |Ort=Rochester, NY |Datum=2002-08-01 |Online=[https://papers.ssrn.com/abstract=358102 Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> |
|||
=== Historisch === |
|||
==== Keynesianismus ==== |
|||
{{Hauptartikel|Keynesianismus}} |
|||
Eines der Grundprinzipien des [[Keynesianismus]] ist die negative Abhängigkeit zwischen Inflation und [[Arbeitslosigkeit]]. Grundlage für diese Annahme bildeten empirische Untersuchungen auf der Basis historischer Daten, die mit sinkender Arbeitslosigkeit ein höheres Preisniveau verbanden ([[Phillips-Kurve]]). Theoretisch erklärt wurde dieses Prinzip damit, dass mit sinkender Arbeitslosigkeit das Volkseinkommen steigt und hierdurch die Konsumgüternachfrage stärker ansteigt als Produktionskapazitäten geschaffen werden können. Dazu kommt, dass bei Vollauslastung die Preise ansteigen und die Gewerkschaften bei geringerer Arbeitslosigkeit höhere Lohnforderungen durchsetzen können, was sich auf die Preise auswirkt (siehe auch [[Grundlohnsumme]]nveränderungsrate). Schöpft eine Volkswirtschaft ihre Produktionsmöglichkeiten zur Gänze aus – man spricht in diesem Zusammenhang von der [[Transformationskurve|Produktionsmöglichkeitenkurve]] (PMK), Synonym Transformationskurve – so führt ein Anstieg der Nachfrage im Keynesianismus voll zu einer Preissteigerung. Die Unternehmen können die erhöhte Nachfrage nach Produkten nicht ausgleichen, daher werden diese Produkte einfach teurer (vgl. Nachfrage-Sog-Inflation oben). Fraglich ist, ob nicht schon vor Erreichen einer allgemeinen Vollauslastung der Kapazitäten schon in einzelnen [[Wirtschaftszweig]]en Engpässe auftreten, so dass die Preise bereits zu klettern anfangen, bevor Vollbeschäftigung und allgemein Vollauslastung der Kapazitäten erreicht worden ist. |
|||
==== Monetarismus ==== |
|||
{{Hauptartikel|Monetarismus}} |
|||
Der Monetarismus sieht allein im Wachstum der Geldmenge die Ursache für Inflation. Milton Friedman prägte dafür den griffigen Slogan: „''Money matters''“ – „Es kommt auf die Geldmenge an“. Inflation sei immer und überall ein monetäres Phänomen.<ref>{{Literatur |Autor=Katsumi Yamada |Titel=Milton Friedman, Inflation: Causes and Consequences |Sammelwerk=Economic Review |Band=15 |Nummer=3 |Datum=1964 |Seiten=280–282 |Online=[https://ideas.repec.org/a/hit/ecorev/v15y1964i3p280-282.html Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> |
|||
Der Monetarismus griff eine zentrale Annahme der keynesianischen Inflationstheorie an: die Phillips-Kurve. Friedman und [[Edmund S. Phelps|Edmund Phelps]] (der kein Monetarist war) schlugen eine erweiterte Form der Phillips-Kurve vor, die die Möglichkeit eines stabilen, langfristigen Kompromisses zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit ausschloss.<ref>{{Literatur |Autor=M. Friedman |Titel=The Role of Monetary Policy |Sammelwerk=Essential Readings in Economics |Verlag=Macmillan Education UK |Ort=London |Datum=1995 |ISBN=978-1-349-24002-9 |Seiten=215–231 |DOI=10.1007/978-1-349-24002-9_11}}</ref> Die [[Ölpreiskrise|Ölschocks]] der 1970er Jahre führten zu einer hohen Arbeitslosigkeit und Inflation, wodurch Friedman und Phelps empirisch bestätigt wurden. Der Monetarismus war in den frühen 1980er Jahren besonders einflussreich. Er verlor in den folgenden Jahrzehnten jedoch wieder an Einfluss, da es den Zentralbanken schwerfiel, die Geldmenge anstelle der Zinssätze zu steuern. |
|||
==== Neue Klassische Makroökonomik ==== |
|||
{{Hauptartikel|Neue Klassische Makroökonomik}} |
|||
Die [[Neue Klassische Makroökonomik|neue klassische Makroökonomie]] (NKM) forderte zentrale Annahmen des Keynesianismus heraus. Die theoretische Weiterentwicklung war dabei die Einführung von [[Rationale Erwartung|rationalen Erwartungen]] in die Modellbildung durch [[Robert E. Lucas|Robert Lucas]]. Zuvor hatten keynesianische Ökonomen im Allgemeinen mit [[adaptive Erwartungen|adaptiven Erwartungen]] gearbeitet, bei denen angenommen wurde, dass ökonomische Agenten die jüngste Vergangenheit betrachten, um Erwartungen über die Zukunft zu erstellen. Rationale Erwartungen bedeuten eine höhere Komplexität der Agenten. Zum Beispiel werden Verbraucher nicht einfach eine Inflationsrate von 2 % annehmen, nur weil dies der Durchschnitt der letzten Jahre war. Sie werden sich mit der aktuellen Geldpolitik und den wirtschaftlichen Bedingungen befassen, um eine eigene Prognose zu erstellen.<ref>{{Literatur |Autor=John F. Muth |Titel=Rational Expectations and the Theory of Price Movements |Sammelwerk=Econometrica |Band=29 |Nummer=3 |Datum=1961-07 |Seiten=315 |DOI=10.2307/1909635}}</ref> |
|||
Die NKM konnte zeigen, dass unter Annahme von perfekter Preiselastizität und rationalen Erwartungen Geldpolitik nur zu Inflation führe und keine konjunkturellen Effekte aufwies.<ref>{{Literatur |Autor=Robert E. Lucas |Titel=Expectations and the neutrality of money |Sammelwerk=Journal of Economic Theory |Band=4 |Nummer=2 |Datum=1972-04 |Seiten=103–124 |Online=https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/0022053172901421 |Abruf=2022-01-11 |DOI=10.1016/0022-0531(72)90142-1}}</ref> |
|||
=== Heterodoxe Theorien === |
|||
Es gibt Inflationstheorien, die vom [[Mainstream]] der ökonomischen Wissenschaft nicht geteilt werden.<ref name=":17">{{Literatur |Autor=Frederic S. Lee |Titel=Heterodox Economics |Sammelwerk=The New Palgrave Dictionary of Economics |Verlag=Palgrave Macmillan UK |Ort=London |Datum=2016 |ISBN=978-1-349-95121-5 |Seiten=1–7 |Online=https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1057/978-1-349-95121-5_2487-1 |Abruf=2022-01-11 |DOI=10.1057/978-1-349-95121-5_2487-1}}</ref> |
|||
==== Österreichische Schule ==== |
|||
[[Ludwig von Mises]], ein Vertreter der [[Österreichische Schule|Österreichischen Schule]], verstand unter Inflation die ''Ausweitung (lat. ''inflare'')'' der [[Fiatgeld|ungedeckten Geldmenge]]. Durch zyklisches und unkontrolliertes Geldwachstum entstünden Kredite ''ex nihilo'' mit künstlich niedrigen Zinsraten. Durch die Inflation und die Kreditexpansion würde das gesamte Preissystem verzerrt, der Preis verliere seine Funktion der Information über Knappheit, unproduktive Produktionsweisen würden dadurch künstlich am Leben gehalten. Hierbei handelt es sich um die Sichtweise, die der ursprünglichen Bedeutung am nächsten kommt. Inflation beschreibt einen Ausdehnungsprozess. |
|||
Neu geschaffenes Geld gelangt von den Zentral- und Geschäftsbanken zu [[Wirtschaftssubjekt|Marktteilnehmern]], die mit diesem neuen Geld Güter nachfragen. Diese zusätzliche Nachfrage wird in steigenden Preisen sichtbar. Die Ursache für Inflation ist damit in der [[Geldschöpfung|Schöpfung]] von ungedecktem Geld so wie in gesetzlich privilegierten Institutionen des [[Bankensystem|Bank]]- und [[Finanzsystem|Finanzwesens]] zu finden ([[Gesetzliches Zahlungsmittel|Annahmezwang von Gesetzlichen Zahlungsmitteln]], [[Zentralbankgeld|Zentralbankwesen]], [[Mindestreserven|Teilreservebanken]], [[Währungsmonopol]] usw.<ref>[[Jörg Guido Hülsmann]]: ''Die Ethik der Geldproduktion.'' Edition Sonderwege bei Manuscriptum, Waltrop u. a. 2007, ISBN 978-3-937801-19-3.</ref>). Aus dieser Sicht geht auch hervor, dass die Inflation sich nicht gleichmäßig in allen Preisen widerspiegelt, sondern durch [[Cantillon-Effekt]]e beeinflusst wird. |
|||
==== Verkäuferinflation ==== |
|||
{{Hauptartikel|Isabella M. Weber #Unternehmensprofite als Inflationstreiber}} |
|||
Die Ökonomin [[Isabella M. Weber]] beschäftigt sich mit einer aktuellen Theorie zur Erklärung der Inflation ab dem Jahr 2021 mit der Rolle von Unternehmen und spricht von einer „Verkäuferinflation“ ({{enS|sellers' inflation}}). Als Ausgangspunkt der Inflation sieht Weber einen „Kostenschock in systemisch wichtigen Bereichen“ der Wirtschaft. Im Zentrum standen dabei starke Preissteigerungen für Energie und in der Schifffahrt. Dieser Schock habe dann als „Koordinations-Mechanismus für Preiserhöhungen“ für viele Unternehmen gedient.<ref>{{Literatur |Autor=Isabella M. Weber, Evan Wasner |Titel=Sellers’ inflation, profits and conflict: why can large firms hike prices in an emergency? |Sammelwerk=Review of Keynesian Economics |Band=11 |Nummer=2 |Datum=2023-04-14 |ISSN=2049-5331 |DOI=10.4337/roke.2023.02.05 |Seiten=183–213 |Online=https://www.elgaronline.com/view/journals/roke/11/2/article-p183.xml |Abruf=2023-09-07}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.derstandard.de/story/2000145888942/so-gelingt-es-unternehmen-profite-zu-steigern-ohne-kunden-zu |titel=Ökonomin Weber: „Erleben starke Umverteilung zugunsten der Unternehmen“ |werk=Der Standard |sprache=de |abruf=2023-09-07}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Christoph Höland |url=https://www.rnd.de/wirtschaft/inflation-wie-aktiv-darf-der-staat-dagegen-vorgehen-JKIEL42YLVC3BOT2IA63AH33LM.html |titel=Wie besiegt man das Gespenst der Inflation? |werk=Recherchenetzwerk Deutschland |datum=2023-04-18 |sprache=de |abruf=2023-09-07}}</ref> |
|||
==== Produktionskosten ==== |
|||
Die klassischen Ökonomen wie [[Adam Smith]], [[David Ricardo]] bis hin zu [[Karl Marx]] vertraten eine Produktionskostentheorie des Geldes. Für sie waren der Wert des Geldes und damit die Preise durch die [[Arbeitswertlehre]] bestimmt. Adam Smith drückte dies so aus: „Das Verhältnis zwischen dem Werte des [[Gold]]es und [[Silber]]s und dem irgendwelcher anderer Güter hängt … von dem Verhältnis zwischen der Menge [[Arbeit (Volkswirtschaftslehre)|Arbeit]] ab, die nötig ist, um eine bestimmte Menge Gold und Silber, und der Menge Arbeit, die nötig ist, um eine bestimmte Menge irgendeiner anderen Art auf den Markt zu bringen.“ Die Warenpreise konnten nach der Arbeitswertlehre also nur dann dauerhaft steigen, wenn die [[Arbeitsproduktivität]] bei der Gold- oder Silbergewinnung dauerhaft rascher gesteigert werden konnte, als diejenige bei der Produktion der anderen Waren. |
|||
Nach der Produktionskostentheorie des Geldes (oder nach der Arbeitswerttheorie) führten die großen Gold- und Silberimporte aus [[Südamerika]] nach der [[Entdeckung Amerikas]] nicht deshalb zu einer Inflation in Europa, weil das viele Gold eine vergleichsweise kleine Menge an Waren „jagte“ – das sagt die [[Quantitätstheorie]] des Geldes –, sondern weil plötzlich weniger Arbeitszeit erforderlich war, um eine bestimmte Menge an Gold oder Silber zu gewinnen. Die Ausdehnung der Geldmenge (Menge an umlaufenden Gold- und Silbermengen) war nur [[Symptom]] des plötzlich geringer gewordenen Arbeitswertes der [[Edelmetall]]e. Die Klassiker nahmen an, dass zum Umschlag der Waren einer Volkswirtschaft, die insgesamt einen bestimmten Wert hatten, eine Goldmenge von insgesamt einem bestimmten Wert benötigt wurde, abhängig von der Umlaufsgeschwindigkeit der [[Goldmünze]]n. Die Umlaufgeschwindigkeit wurde dabei als stabil angenommen. Sank der Wert der einzelnen Goldmünzen wegen Erhöhung der Arbeitsproduktivität bei der Goldgewinnung, wurden zum Ausgleich entsprechend mehr Goldmünzen für den Geldumlauf benötigt. Die Erhöhung der Geldmenge war also nur Symptom der Verminderung des Wertes der einzelnen Goldmünze. |
|||
Wurde mehr Gold, als für den Warenumschlag benötigt, in Umlauf gebracht, führte dies nicht zu Preissteigerungen, sondern das überschüssige Gold wurde als Wertaufbewahrungsmittel gehortet. Die Wirtschaftssubjekte wollten Gold nicht unter Wert gegen Waren tauschen, so die Annahme der Klassiker. |
|||
Anders sah es beim [[Papiergeld]] aus. Für das Papiergeld galten keine anderen Gesetze als für Goldmünzen, solange der Staat oder die Banken das Papiergeld nur in solchen Mengen ausgaben, dass es jederzeit zu einem bestimmten Verhältnis in Gold eingetauscht werden konnte. Aber beispielsweise während der [[Koalitionskriege]] floss aus [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] sehr viel Gold ins Ausland ab oder wurde gehortet. Schließlich wurde die Goldeinlösungspflicht für Papierbanknoten durch den englischen Staat aufgehoben. Nach einiger Zeit gab es dann zwei Preise. Die stabilen Preise der Waren in Gold ausgedrückt und die steigenden Preise der Waren in Papiergeld ausgedrückt. |
|||
Marx stellte den Sachverhalt so dar: Solange die für den Warenumschlag benötigte Goldmenge durch Papiergeld ersetzt wird, sind Gold und das es repräsentierende Papiergeld gleich viel wert. Wird aber in Notzeiten von den Banken der Papiergeldumlauf über den notwendigen Goldumlauf gesteigert, dann steigen genau in dem Maße die Preise in Papiergeld ausgedrückt. Während also zu viel Gold die Preise nicht anhebt, sondern als Wertaufbewahrungsmittel gehortet wird, trauen die Wirtschaftssubjekte dem Papiergeld diese Fähigkeit zur Wertbewahrung nicht zu, es wird verausgabt. Dann „jagen“ aber zu viele Banknoten zu wenige Waren. Die Preise in Papiergeld ausgedrückt steigen. Für das Papiergeld gilt insoweit die Quantitätstheorie des Geldes. |
|||
== Steuerung == |
|||
=== Geldpolitik === |
|||
{{Hauptartikel|Geldpolitik}} |
|||
[[Datei:Transmissionsmechanismus-Zinspolitik.png|mini|Der [[Transmissionsmechanismus]] der EZB: Von den [[Leitzins]]en zum Preisniveau<ref name="EZB-Geldpolitik-2011">Europäische Zentralbank: [https://www.ecb.europa.eu/pub/pdf/other/monetarypolicy2011de.pdf ''Die Geldpolitik der EZB''] (2011), S. 64, abgerufen am 28. Juni 2020.</ref><ref>[https://www.geld-und-geldpolitik.de/die-geldpolitik-des-eurosystems-kapitel-6.html Deutsche Bundesbank, Schülerbuch Geld und Geldpolitik], Kapitel 6, Die Geldpolitik des Eurosystems</ref>]] |
|||
[[Datei:LeitzinsenDE (1999–2013).png|mini|Leitzinsen im Euroraum (rot) und in den Vereinigten Staaten (blau) von 1999 bis 2013]] |
|||
Obwohl sowohl die [[Fiskalpolitik|Fiskal]]- als auch die [[Geldpolitik]] die Inflation beeinflussen können, verlassen sich die meisten Länder seit den 1980er Jahren hauptsächlich auf die Geldpolitik, um die Inflation zu steuern.<ref>{{Literatur |Autor=Michael D. Bordo |Titel=monetary policy, history of |Sammelwerk=Monetary Economics |Verlag=Palgrave Macmillan UK |Ort=London |Datum=2010 |ISBN=978-0-230-23888-6 |Seiten=205–215 |Online=[http://link.springer.com/10.1057/9780230280854_25 Online] |Abruf=2021-06-27 |DOI=10.1057/9780230280854_25}}</ref> Wenn eine Inflation über ein akzeptables Niveau hinaus auftritt, kann die Zentralbank des Landes den Zinssatz erhöhen, was die Inflationsentwicklung stabilisieren soll. Zentralbanken folgen heute meist der [[Taylor-Regel]] bei der Festlegung des Zinssatzes.<ref name=":20" /> |
|||
Die [[europäische Zentralbank]] (EZB) modelliert die Effekte ihrer Geldpolitik über den [[Transmissionsmechanismus]].<ref>{{Literatur |Autor=European Central Bank |Titel=Preisstabilität und geldpolitische Transmission im Euroraum |Datum=2022-06-28 |Online=https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2022/html/ecb.sp220628~754ac25107.de.html |Abruf=2022-08-10}}</ref> Dabei geht man davon aus, dass eine Reihe ökonomischer Kenngrößen bei einer Veränderung der Leitzinsen beeinflusst werden, welche wiederum weitere Effekte nach sich ziehen (siehe nebenstehende Grafik).<ref name=":27">{{Internetquelle |url=https://www.ecb.europa.eu/mopo/intro/transmission/html/index.en.html |titel=Transmission mechanism |hrsg=European Central Bank |datum=2016-08-08 |sprache=en |abruf=2022-08-10}}</ref> Ein höherer Leitzins wirkt sich schließlich auf die Inflationserwartung, Angebot und Nachfrage nach Gütern, den [[Arbeitsmarkt]] ([[Arbeitslosigkeit]]), die [[Arbeitslohn|Löhne]] und die Importpreise aus, welche unmittelbaren Einfluss auf die Preisentwicklung im Euroraum haben.<ref name=":27" /><ref name=":20" /> |
|||
Dabei ist zu beachten, dass die Transmission durch variable und unsichere Zeitverzögerungen (eng. time lags) gekennzeichnet ist. Daher ist es schwierig, den genauen Zeitpunkt der Wirkung geldpolitischer Maßnahmen auf die Wirtschaft und das Preisniveau zu modellieren. Die Wirksamkeit des Transmissionsmechanismus wird durch theoretische Modelle und empirische Forschung gestützt.<ref>{{Literatur |Autor=G. Peersman, F. Smets |Titel=The monetary transmission mechanism in the euro area: evidence from VAR analysis |Sammelwerk=Monetary Policy Transmission in the Euro Area: A Study by the Eurosystem Monetary Transmission Network |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Datum=2003 |ISBN=978-0-521-82864-2 |DOI=10.1017/cbo9780511492372.004 |Seiten=36–55 |Online=https://www.cambridge.org/core/books/monetary-policy-transmission-in-the-euro-area/monetary-transmission-mechanism-in-the-euro-area-evidence-from-var-analysis/89261FA8AAE7C4EB93B37AB83417FD96 |Abruf=2022-08-24}}</ref><ref name=":26">{{Internetquelle |autor=European Central Bank |url=https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2017/html/ecb.sp170911.de.html |titel=The transmission of the ECB’s monetary policy in standard and non-standard times |datum=2017-09-11 |sprache=de |abruf=2022-08-24}}</ref> |
|||
Seit den 2010er Jahren werden neben Änderungen der Leitzinsen auch sogenannte unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen eingesetzt, aufgrund einer Inflationsrate unterhalb der Zielinflation trotz niedriger Leitzinsen.<ref name=":26" /> Diese Maßnahmen werden eingesetzt, um die Inflation trotz der 0 %-Grenze für nominale Zinssätze weiterhin zu steuern und Preisstabilität sicherzustellen.<ref>{{Literatur |Autor=Domenico Giannone, Michele Lenza, Huw Pill, Lucrezia Reichlin |Titel=Non-Standard Monetary Policy Measures and Monetary Developments |Nummer=ID 1739051 |Verlag=Social Science Research Network |Ort=Rochester, NY |Datum=2011-01-12 |Online=https://papers.ssrn.com/abstract=1739051 |Abruf=2022-08-24}}</ref> Zu unkonventionellen Maßnahmen zählt zum Beispiel die [[Quantitative Lockerung]].<ref name=":26" /> |
|||
Einige Zentralbanken haben ein symmetrisches Inflationsziel, während andere die Inflation kontrollieren, sobald sie einen Schwellenwert überschreitet.<ref>{{Literatur |Autor=Charles L. Evans |Titel=What does the new long-run monetary policy framework imply for the path ahead? |Sammelwerk=Business Economics |Band=56 |Nummer=1 |Datum=2021-01-01 |ISSN=1554-432X |Seiten=2–7 |DOI=10.1057/s11369-020-00197-x |PMC=7779901 |PMID=33424028}}</ref> In den meisten Ländern haben die Zentralbanken oder andere Währungsbehörden die Aufgabe, den [[Interbankenzins]] stabil auf niedrigem Niveau und die Zielinflationsrate bei etwa 2 bis 3 % zu halten.<ref name=":1" /> |
|||
Die [[Europäische Zentralbank]] hat ein Inflationsziel mit einer mittelfristigen Inflationsrate von 2 % pro Jahr. Dieses Ziel wird von der EZB symmetrisch formuliert, Abweichungen nach oben und nach unten werden also gleichermaßen als nachteilig betrachtet.<ref name=":12" /> |
|||
=== Historisch === |
|||
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es eine Debatte zwischen [[Keynesianismus|Keynesianern]] und [[Monetarismus|Monetaristen]] über das geeignete Instrument zur Kontrolle der Inflation.<ref>{{Literatur |Autor=G. R. Steele |Titel=Introduction |Sammelwerk=Monetarism and the Demise of Keynesian Economics |Verlag=Palgrave Macmillan UK |Ort=London |Datum=1989 |ISBN=978-1-349-09996-2 |DOI=10.1007/978-1-349-09994-8_1 |Seiten=1–6 |Online=[http://link.springer.com/10.1007/978-1-349-09994-8_1 Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> Monetaristen betonen eine niedrige und stetige Wachstumsrate der Geldmenge, während die Keynesianer betonen, dass die Gesamtnachfrage während der Wirtschaftsexpansion reduziert und die Nachfrage während der Rezession erhöht wird, um die Inflation stabil zu halten.<ref>{{Literatur |Autor=Richard G. Lipsey |Titel=The Understanding and Control of Inflation: Is There a Crisis in Macro-Economics? |Sammelwerk=The Canadian Journal of Economics / Revue canadienne d'Economique |Band=14 |Nummer=4 |Datum=1981 |ISSN=0008-4085 |DOI=10.2307/134816 |JSTOR=134816 |Seiten=545–576}}</ref> Die Geldmenge ist seit den 1990er Jahren in der Inflationssteuerung von Zentralbanken keine relevante Kenngröße mehr.<ref name=":14" /> |
|||
Daneben gab es weitere Methoden zur Inflationssteuerung wie dem Goldstandard und den Preiskontrollen. Beide Methoden werden von heutigen Ökonomen als nicht effektiv und ineffizient abgelehnt.<ref name=":9" /><ref name=":4" /> |
|||
==== Goldstandard ==== |
|||
{{Hauptartikel|Goldstandard}} |
|||
Der [[Goldstandard]] ist ein Währungssystem, in dem das gemeinsame Tauschmittel einer Region Papiernoten sind, die normalerweise frei in voreingestellte, feste Goldmengen umgewandelt werden können.<ref>{{Literatur |Autor=Ben Bernanke, Harold James |Titel=The Gold Standard, Deflation, and Financial Crisis in the Great Depression: An International Comparison |Nummer=w3488 |Verlag=National Bureau of Economic Research |Ort=Cambridge, MA |Datum=1990-10 |Seiten=w3488 |Online=[http://www.nber.org/papers/w3488.pdf Online] |Abruf=2021-06-27 |DOI=10.3386/w3488}}</ref> Der Standard legt fest, wie die Golddeckung umgesetzt wird, einschließlich der Menge an Gold pro Währungseinheit. Die Währung selbst hat keinen intrinsischen Wert, wird aber von Händlern akzeptiert, da sie gegen die entsprechende Menge Goldes eingelöst werden kann.<ref>{{Literatur |Autor=Lawrence H. Officer |Titel=Bimetallism |Sammelwerk=The New Palgrave Dictionary of Economics |Verlag=Palgrave Macmillan UK |Ort=London |Datum=2008 |ISBN=978-1-349-95121-5 |Seiten=1–6 |Online=[http://link.springer.com/10.1057/978-1-349-95121-5_191-2 Online] |Abruf=2021-06-27 |DOI=10.1057/9780230226203.0136}}</ref> |
|||
Der Goldstandard wurde durch die internationale Übernahme des [[Bretton-Woods-System]]s teilweise aufgegeben. Unter diesem System waren alle anderen wichtigen Währungen zu festen Kursen an den [[US-Dollar]] gebunden, der selbst von der US-Regierung zu einem Kurs von 35 US-Dollar pro Unze an Gold gebunden war. Das Bretton-Woods-System brach 1971 zusammen, was dazu führte, dass die meisten Länder auf [[Fiatgeld]] umstiegen – Geld, das nur durch die Gesetze und Rechtssicherheit des Landes garantiert wird.<ref>{{Literatur |Autor=Michael D. Bordo, Anna J. Schwartz, National Bureau of Economic Research |Titel=A Retrospective on the classical gold standard, 1821-1931 |Verlag=University of Chicago Press |Ort=Chicago |Datum=1984 |ISBN=0-226-06590-1}}</ref> |
|||
=== Kernrate der Inflation === |
|||
Die '''Kernrate''' der Inflation schließt die Preise für Lebensmittel und den Energiesektor aus der Berechnung aus, da diese in stärkerem Maße Schwankungen unterworfen sind, deren Ursachen nicht innerhalb der betrachteten [[Volkswirtschaft]] zu finden sind. |
|||
Bei einem Goldstandard würde die langfristige Inflationsrate (oder Deflation) durch die Wachstumsrate des Goldangebots im Verhältnis zur Gesamtproduktion bestimmt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.econlib.org/library/Enc/GoldStandard.html |titel=Gold Standard |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref> Kritiker argumentieren, dass dies zu willkürlichen Schwankungen der Inflationsrate führen und die Geldpolitik im Wesentlichen durch den Goldabbau bestimmt würde. Dies hätte in wirtschaftlichen Abschwüngen katastrophale Folgen.<ref name=":9">{{Literatur |Autor=N. Crafts, P. Fearon |Titel=Lessons from the 1930s Great Depression |Sammelwerk=Oxford Review of Economic Policy |Band=26 |Nummer=3 |Datum=2010-09-01 |ISSN=0266-903X |Seiten=285–317 |DOI=10.1093/oxrep/grq030}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Matthew O’Brien |url=https://www.theatlantic.com/business/archive/2012/08/why-the-gold-standard-is-the-worlds-worst-economic-idea-in-2-charts/261552/ |titel=Why the Gold Standard Is the World's Worst Economic Idea, in 2 Charts |datum=2012-08-26 |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref> |
|||
== DEUTSCHLAND, SIEG HEIL == |
|||
HITLER, SIEG HEIL |
|||
DEUTSCHLAND, SIEG HEIL |
|||
JUDEN RAUS, SIEG HEIL |
|||
ADOLF, SIEG HEIL |
|||
EIN REICH, SIEG HEIL |
|||
Der Goldstandard wird besonders von Vertretern der [[Heterodoxe Ökonomie|heterodoxen]] [[Österreichische Schule|Österreichischen Schule]] propagiert.<ref>{{Internetquelle |url=https://mises.org/library/gold-standard-and-its-future |titel=The Gold Standard and Its Future |werk=Mises.org |datum=2014-08-18 |abruf=2021-06-27 |sprache=en}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jesús Huerta de Soto |Titel=In Defense of the Euro: An Austrian Perspective (With a Critique of the Errors of the ECB and the Interventionism of Brussels) |Sammelwerk=Journal des ?conomistes et des ?tudes Humaines |Band=19 |Nummer=1 |Datum=2013-12-03 |ISSN=2153-1552 |Seiten=1–28 |DOI=10.1515/jeeh-2013-0012}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jeffrey M. Herbener |Titel=Ludwig Von Mises on the gold standard and free banking |Sammelwerk=The Quarterly Journal of Austrian Economics |Band=5 |Nummer=1 |Datum=2002-03-01 |ISSN=1936-4806 |Seiten=67–91 |DOI=10.1007/s12113-002-1018-3}}</ref> |
|||
==== Preiskontrollen ==== |
|||
EIN REICH EIN FÜHRER |
|||
{{Hauptartikel|Preiskontrolle}} |
|||
{{Siehe auch|Einkommenspolitik}} |
|||
Eine andere historische Methode zur Inflationssteuerung waren Lohn- und Preiskontrollen. Lohn- und Preiskontrollen haben sich in Kriegszeiten in Kombination mit Rationierung bewährt. Ihre Verwendung in anderen Kontexten ist jedoch weitaus gemischter. Zu den bemerkenswerten Misserfolgen bei ihrer Verwendung gehört die Einführung von Lohn- und Preiskontrollen im Jahr 1972 durch Richard Nixon.<ref name=":3">[[Helmut Wagner (Wirtschaftswissenschaftler)|Helmut Wagner]]: ''Stabilitätspolitik. Theoretische Grundlagen und institutionelle Alternativen.'' 7., überarbeitete und erweiterte Auflage. Oldenbourg, München u. a. 2004, ISBN 3-486-20031-3, S. 306 ff.</ref> Viele Ökonomen halten Preisbindungen für sinnlos oder schädlich.<ref name=":3" /><ref name=":4">{{Literatur |Autor=Guenette, Justin-Damien |Titel=Price Controls |Datum=2020-04 |Online=[http://hdl.handle.net/10986/33606 Online] |Abruf=2021-06-27}}</ref> |
|||
Im Allgemeinen werden Lohn- und Preiskontrollen als vorübergehende und außergewöhnliche Maßnahme angesehen, die nur in Verbindung mit Maßnahmen zur Verringerung der zugrunde liegenden Inflationsursachen während des Lohn- und Preiskontrollregimes wirksam sind, z. B. wenn der Krieg gewonnen wird. Sie haben oft sehr negative Auswirkungen aufgrund der verzerrten Preissignale, die sie an den Markt senden. Künstlich niedrige Preise führen oft zu Knappheit und Engpässen und schrecken zukünftige Investitionen ab, was zu weiterem Mangel führt. Die übliche ökonomische Analyse zeigt, dass jedes Produkt oder jede Dienstleistung, die zu niedrig bepreist wird, zu stark konsumiert wird. Wenn beispielsweise der offizielle Brotpreis zu niedrig ist, wird es zu wenig Brot zu den festgelegten Preisen geben und der Markt wird zu wenig in die Brotherstellung investieren, um den zukünftigen Bedarf zu decken, wodurch das Problem langfristig verschärft wird.<ref name=":4" /> |
|||
===Angebotsseitig=== |
|||
Auf der anderen Seite steht die '''Angebotsdruckinflation''' (auch: Kosteninflation), deren Ursprünge bei den Produktionskosten zu suchen sind. In der Regel sind diese vor allem bei der Steigerung der Energiepreise und Lohn- bzw. Lohnnebenkosten oder Erhöhung der [[Zins]]en zu suchen. Die Kosteninflation tritt allerdings nur dann als Erhöhung des Preisniveaus in Erscheinung, wenn die teurer produzierten Güter auch auf dem Markt zu den geforderten höheren Preisen Käufer finden und es keine Substitution aus anderen Märkten gibt.(Verkäufermarkt) |
|||
[[Frankreich]] führte im Herbst 2023 im Rahmen eines Inflationspaktes und gegen [[Konzern]]-Widerstände ([[Unilever]], [[Nestlé|Nestle]], [[PepsiCo|Pepsico]]) Fixpreise für 5000 [[Lebensmittel]]produkte ein.<ref>{{Internetquelle |url=https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-1/1203/ZIB-1/14192006/Frankreich-Fixpreis-fuer-5-000-Produkte/15459778 |titel=Frankreich: Fixpreis für 5.000 Produkte – ZIB 1 vom 01.09.2023 um 19:30 Uhr |datum=2023-09-01 |sprache=de |abruf=2023-09-05}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-1-OeGS/145302/ZIB-1-OeGS/14192178/Frankreich-Fixpreis-fuer-5-000-Produkte/15459881 |titel=Frankreich: Fixpreis für 5.000 Produkte – ZIB 1 (ÖGS) vom 01.09.2023 um 19:30 Uhr |datum=2023-09-01 |sprache=de |abruf=2023-09-05}}</ref> Schon im Jahr zuvor hatte es in der [[Lebensmittelwirtschaft|Lebensmittelbranche]] schärfere staatliche Preiskontrollen gegeben.<ref name=":32">{{Internetquelle |url=https://orf.at/stories/3274524/ |titel=Frankreich verschärft Preiskontrollen bei Lebensmitteln |werk=ORF.at |datum=2022-07-04 |sprache=de |abruf=2023-09-05}}</ref> Staatliche [[Verbraucherschutz|Verbraucherschützer]] hätten schon 1.200 Inspektionen vorgenommen.<ref name=":32" /> |
|||
===Weitere Ursachen / Gründe=== |
|||
Steuererhöhungen und staatlich administrierte Preissteigerungen können unabhängig von der wirtschaftlichen Situation zu einer höheren Inflationsrate führen. |
|||
== Abgrenzung == |
|||
Ein weiterer wichtiger Begriff ist die '''importierte Inflation''', deren Ursachen sich aus den oben angeführten Punkten "Ausland", "Exporte" und "Importpreise" zusammensetzen. |
|||
Im allgemeinen Sinne und [[Politik|politischen]] Sprachgebrauch werden verschiedene Erscheinungen mit Inflation in Verbindung gebracht oder gleichgesetzt, die unter Umständen keine Inflation sind. |
|||
=== |
=== Kassenhaltung === |
||
Kassenhaltungs-Inflation bezeichnet einen Zustand, in dem die Wirtschaftssubjekte höhere Geldbestände horten, als sie eigentlich wollen. Nach ökonomischer Theorie tritt diese Situation in freien Märkten nicht auf, da die höheren Geldbestände zu Inflation führen müssen. Werden die Preise jedoch (staatlich) administriert und erfolgt die Messung des Preisniveaus anhand der administrierten Preise, so liegt keine Inflation vor. Hilfsweise kann Inflation allerdings auf [[Schwarzmarkt|nicht-administrierten Märkten]] (Schwarzmarkt) gemessen werden. Ob Inflation vorliegt, ist also eine Frage der Anerkennung einer Definitions-[[Autorität]]. Gegen diese These ist einzuwenden, dass gehortete Geldbestände nicht per se ein Geldangebot darstellen. Nur der Teil der Geldbestände, den die Wirtschaftssubjekte planen, in der betrachteten Periode gegen Waren und Dienstleistungen einzutauschen, stellt ein Geldangebot dar.<ref>[https://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/7740/geldueberhang-v7.html ''Geldüberhang''.] Gabler Wirtschaftslexikon.</ref> |
|||
'''Liste mit Inflationsursachen''' |
|||
* Nachfragesog |
|||
** zu starke Geldmengenvermehrung (monetaristische Theorie) |
|||
*** aus dem Ausland (Übergreifen der Inflation von Land A in Land B) |
|||
*** durch Exportüberschüsse im Außenhandelsgleichgewicht (''Importierte Inflation'') |
|||
*** aus dem Inland (Zentralbank erhöht die Geldmenge) |
|||
** nicht monetäre Ursachen |
|||
*** privater Konsum |
|||
*** betriebliche Investitionen |
|||
*** Staatsausgaben (''Fiskalinflation'') |
|||
*** Exporte |
|||
=== Externer Preisschock === |
|||
* Angebotsdruck |
|||
Dieser Ausdruck wurde im Zuge der sogenannten [[Ölkrise]]n häufig verwendet. Der Preisanstieg eines Gutes führt allerdings nicht zwangsläufig zu einem Anstieg des Preisniveaus. Sinken gleichzeitig die Preise anderer Güter, kann das Preisniveau konstant bleiben. Es liegt dann keine Inflation vor. Alimentiert die Notenbank jedoch die Preiserhöhungen, kann ein Effekt analog der sogenannten [[#Externer Preisschock|Kostendruck-Inflation]] ausgelöst werden.<ref>[https://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/128976/schock-v4.html ''Schock''.] Gabler Wirtschaftslexikon.</ref> |
|||
** Kostendruck |
|||
*** Importe oder in Fremdwährung gehandelte Waren, z.B. Erdöl ([[Dollar|US-Dollar]]) (''Cost-Push-Inflation'') |
|||
*** Zinsen |
|||
*** Steuern |
|||
*** Löhne (''Lohnkosteninflation'') |
|||
** Gewinndruck |
|||
=== Inflationssteuer === |
|||
===Theorien zur Inflation=== |
|||
Eine Inflationssteuer gibt und gab es nicht. ''Inflationssteuer'' ist ein [[Politisches Schlagwort|Schlagwort]], das den wirtschaftlichen Nachteil von Inflation [[pejorativ]] mit dem wirtschaftlichen Nachteil einer [[Steuer]] gleichsetzt. Bei gleichbleibendem Nominaleinkommen bleibt auch die Einkommensteuer unverändert, jedoch verringert sich das Realeinkommen aufgrund der Inflation. |
|||
Eines der Grundprinzipien des Keynesianismus ist die negative [[Korrelation]] zwischen Inflation und [[Arbeitslosigkeit]]. Grundlage für diese Annahme bildeten empirische Untersuchungen auf der Basis historischer Daten, die mit sinkender Arbeitslosigkeit ein höheres Preisniveau verbanden ([[Phillips-Kurve]]/Phillips-Theorem). Theoretisch erklärt wurde dieses Prinzip damit, dass mit sinkender Arbeitslosigkeit das Volkseinkommen steigt und hierdurch die Konsumgüternachfrage stärker ansteigt als Produktionskapazitäten geschaffen werden können. Dazu kommt, dass bei Vollauslastung die Preise ansteigen und die Gewerkschaften bei geringerer Arbeitslosigkeit höhere Lohnforderungen durchsetzen können, was sich auf die Preise auswirkt. Entgegen dieser Theorie trat in den 70er Jahren die [[Stagflation]] auf, welche neben einem hohen Arbeitslosenniveau auch steigende Inflationsraten verbuchte. Somit war die Philipskurve insoweit widerlegt, weil sie nur gilt, wenn die Einflüsse von außen (die siebziger Jahre waren durch steigende Rohstoffpreise geprägt) stabil gehalten werden. Schöpft eine Volkswirtschaft ihre Produktionsmöglichkeiten zur Gänze aus - man spricht in diesem Zusammenhang von der PMK (=ProduktionsMöglichkeitenKurve) - so führt ein Anstieg der Nachfrage zu einer erheblichen Preissteigerung. Die Unternehmen können die erhöhte Nachfrage nach Produkten nicht ausgleichen, daher werden diese Produkte einfach teurer (vgl. Nachfrage-Sog-Inflation oben). |
|||
Gleichzeitig verlieren die [[Staatsverschuldung|Staatsschulden]] real an Wert (dies gilt nur bei nicht inflations-indexierten Anleihen und einer unerwartet hohen Inflation, denn wenn eine bestimmte Inflationsrate erwartet wird, wird diese Inflationsrate in den verlangten Zins mit eingepreist). Der Staat entschuldet sich bei unerwartet hoher Inflation also ohne eigene Leistung. Dies gilt zwar auch für alle anderen Schuldner. Der Staat ist jedoch als einziger in der Lage, durch seine Politik Inflation wirksam zu erhöhen. Als letzten Effekt kann der Staat Inflationsgewinne der Steuerbürger besteuern. So waren nach der [[Hyperinflation]] der [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923|20er Jahre]] die Immobilienbesitzer faktisch entschuldet. Diesen Inflationsgewinn besteuerte der Staat mit der Hauszinssteuer. |
|||
== Wirtschaftliche Aspekte == |
|||
== Ausprägungen der Inflation == |
|||
Die Bekämpfung der Inflation wird vom ökonomischen [[Staatsziel]] der [[Preisniveaustabilität]] gefordert, das sowohl im [[Europarecht]] ({{Art.|127|AEUV|dejure}} [[AEUV]]) als auch im deutschen Recht ({{§|1|stabg|juris}} [[Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft|StabG]]) kodifiziert ist. Um das Ziel zu erfüllen, stehen den Staaten und deren Zentralbanken die Instrumente der [[Wirtschaftspolitik]], insbesondere der [[Geldpolitik|Geld-]] und [[Währungspolitik]], zur Verfügung. |
|||
'''Leichte Inflation''' (etwa 0% bis 5% Wertverlust im Jahr) hat nachfragefördernde Wirkung, da Leute ihr Geld ausgeben oder investieren wollen. Freilich verlangen sie für Investitionen immer noch eine [[Liquiditätsprämie]], d.h. die [[Rendite]]n müssen deutlich über der Inflationsrate liegen. |
|||
Tun sie das nicht, wird versucht das Geld woanders (z.B. im Ausland) anzulegen. Leichte Inflation kann man fast überall beobachten und ist grundsätzlich zu begrüßen. |
|||
[[Image:Inflation.jpg|thumb|<small>Eine Frau in Berlin der Zwanziger Jahre verbrennt Papiergeld, dessen Heizwert höher ist als der Brennstoff, den sie für das Geld kaufen kann.</small>]] |
|||
'''Schwere Inflation''' (etwa über 5% Wertverlust im Jahr) hat nachfragehemmende Wirkung. Das Tauschmittel [[Geld]] verliert seinen [[Wert]] schneller als andere Güter (z.B. [[Immobilie]]n, [[Aktie]]n, [[Sachkapital]] allgemein) und wird deswegen nicht angenommen. |
|||
Diese Nicht-Annahme des Geldes verhindert den [[Handel]] und kann so die Wirtschaft zerstören, mit Folgen wie Arbeitslosigkeit oder [[Dumping]]-Löhnen. Bei schwerer Inflation steigt die [[Umlaufgeschwindigkeit (Geld)|Umlaufgeschwindigkeit]] des Geldes. |
|||
Kann nicht genug werthaltiges Sachkapital produziert werden, wird versucht, Wert in [[Devise]]n anzulegen. Die Entwertung des Geldes wird so beschleunigt. Häufig gibt es nach der Inflation eine Währungsreform. Besonders schwere Inflationen mit ''monatlichen'' Wertverlusten von über 50% werden auch als [[Hyperinflation|Hyperinflationen]] bezeichnet. |
|||
Aus Sicht des Monetarismus entsteht die Inflation dadurch, dass die Zunahme der Geldmenge das Wirtschaftswachstum übersteigt.<ref>Wolfgang Gerke: ''Gerke Börsen-Lexikon''. 2002, S. 413.</ref> Bei gegebenem Wirtschaftswachstum muss die Geldmenge durch die Geldpolitik der Zentralbank so reduziert werden, dass sie sich unterhalb des Wirtschaftswachstums bewegt. Das kann durch eine restriktive Geldpolitik wie etwa Erhöhung der [[Mindestreserve]]n oder des [[Leitzins]]es erreicht werden. |
|||
Schwere Inflation konnte man in der Geschichte unter anderem beobachten: |
|||
* um 1622 in [[Europa]] in der Zeit des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] |
|||
* um 1923 in [[Deutschland]] ([[Deutsche Inflation 1914 bis 1923]]) |
|||
* 1939 - 1948 in [[Deutschland]] (zurückgestaute Inflation, korrigiert durch Währungsreform) |
|||
* jahrzehntelang bis 1991 in [[Argentinien]] |
|||
* jahrzehntelang bis 1994 in [[Brasilien]] |
|||
* um 1995 in [[Mexiko]] |
|||
* um 2002 in [[Argentinien]] |
|||
Längere Zeit andauernde Inflation führt zur Flucht in die [[Sachwert]]e. Die Bezieher fester [[Einkommen]] ([[Arbeitnehmer]], [[Ruhegehalt|Pensionäre]]) sind bei einer Inflation ebenso benachteiligt wie [[Sparen|Sparer]] und sonstige [[Gläubiger]] von [[Nominalwert]]en. Sie erleiden Vermögensverluste, wenn die Inflationsrate den [[Habenzins]] bzw. [[Kapitalertrag]] übersteigt.<ref>Reinhold Sellien, Helmut Sellien (Hrsg.): [https://books.google.de/books?id=ue3MBgAAQBAJ&pg=PA2086&dq=inflation+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj3xpaV0oL2AhXiR_EDHZfYAl0Q6AF6BAgDEAE#v=onepage&q=inflation%20lexikon&f=false ''Gablers Wirtschafts-Lexikon'', Band III, 1980, Sp. 2085.]</ref> Dann besteht ein negativer [[Realzins]] und eine negative [[Realrendite]]. [[Schuldner]] haben dagegen Vorteile, weil der [[Realwert]] ihrer [[Verbindlichkeit]]en abnimmt. Langfristig kann die Inflation die [[soziale Sicherheit]] und den [[Wohlstand]] gefährden.<ref>Gabler Lexikon-Redaktion (Hrsg.): ''Gabler Kleines Lexikon Wirtschaft'', 1986, S. 108.</ref> Es kann eine ''Inflationsmentalität'' entstehen, die einen [[Kaufrausch]] auslöst, der die [[Umlaufgeschwindigkeit des Geldes]] und auch die [[Güternachfrage]] erhöht, was die Inflation noch beschleunigt.<ref>Reinhold Sellien, Helmut Sellien (Hrsg.): ''Gablers Wirtschafts-Lexikon'', Band III, 1980, Sp. 2085.</ref> |
|||
Versucht der Staat, die freie Preisbildung zu regulieren, sucht sich die Inflation andere Wege, bekannt unter '''verdeckter''' oder '''zurückgestauter Inflation''', die sich in Käuferschlangen u.ä. äußert. Die offene Inflation ist eine reine Preissteigerung. |
|||
Bei konstantem Konsum erhöhen sich durch Preissteigerungen bei Inflation die [[Konsumausgaben|Konsum-]] und [[Investitionsausgaben]], so dass Wirtschaftssubjekte bei gegebenem Einkommen an eine Konsum- und Investitionsgrenze stoßen, die sie zum Sparen durch Senkung ihrer Güternachfrage zwingt. Dies geschieht durch absolut geringeren Konsum oder durch [[Substitutionskonkurrenz|Substitution]] teurerer Güter durch preiswertere Substitutiionsgüter. Die geringere Güternachfrage bewirkt bei konstantem [[Güterangebot]] wiederum einen Rückgang der Inflation. |
|||
Nach der Geschwindigkeit kann eine Inflation auch unterschieden werden: Schleichende, trabende und galoppierende Inflation. |
|||
Der aktuelle [[Stand der Wissenschaft|wissenschaftliche Konsens]] besagt, dass Inflation im Wesentlichen durch das Zusammenspiel von [[Grenzkosten|Angebot]] und [[Gesamtwirtschaftliche Nachfrage|Nachfrage]] entsteht.<ref>{{Literatur |Autor=Laurence Ball, N. Gregory Mankiw, David Romer, George A. Akerlof, Andrew Rose |Titel=The New Keynesian Economics and the Output-Inflation Trade-Off |Sammelwerk=Brookings Papers on Economic Activity |Band=1988 |Nummer=1 |Datum=1988 |ISSN=0007-2303 |DOI=10.2307/2534424 |Seiten=1–82}}</ref><ref name=":31">{{Literatur |Autor=Jordi Galí |Titel=Monetary policy, inflation, and the business cycle : an introduction to the new Keynesian framework and its applications |Auflage=2. |Ort=Princeton |Datum=2015 |ISBN=978-0-691-16478-6 |Seiten=41–49}}</ref><ref name=":13">{{Literatur |Autor=Jordi Galí |Titel=The State of New Keynesian Economics: A Partial Assessment |Sammelwerk=Journal of Economic Perspectives |Band=32 |Nummer=3 |Datum=2018-08-01 |ISSN=0895-3309 |DOI=10.1257/jep.32.3.87 |Seiten=87–112}}</ref> Sehr hohe Inflation und Hyperinflation kann auch durch ein zu starkes [[Geldmengenwachstum]] erklärt werden.<ref name=":21">{{Literatur |Autor=Bernhard Beck |Titel=Makroökonomie |Verlag=Vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich |Ort=Zürich |Datum=2021 |ISBN=978-3-7281-3367-0 |Seiten=135}}</ref><ref name=":29">{{Literatur |Autor=Pedro Teles, Harald Uhlig |Titel=Is Quantity Theory Still Alive? |Nummer=w16393 |Verlag=National Bureau of Economic Research |Ort=Cambridge, MA |Datum=2010-09 |DOI=10.3386/w16393 |Seiten=w16393 |Online=https://www.nber.org/papers/w16393.pdf |Abruf=2022-09-14}}</ref> Inflation beeinflusst Ökonomien auf verschiedene Weisen. Sie macht [[Sparen]] unattraktiver und begünstigt [[Schulden|Verschuldung]] und [[Konsum]] durch eine Erhöhung der [[Opportunitätskosten]] für das Halten von Geld. Es kann bei hoher Inflation zu Knappheit kommen, da Konsumenten aus Sorge vor weiteren Preisanstiegen Güter horten. Zu den positiven Effekten einer stabilen niedrigen Inflation zählt die Vermeidung von Ineffizienzen einer [[Deflation]].<ref>{{Internetquelle |autor=European Central Bank |url=https://www.ecb.europa.eu/mopo/intro/benefits/html/index.en.html |titel=Benefits of price stability |datum=2021-07-02 |sprache=en |abruf=2022-01-06}}</ref> |
|||
== Beseitigung der Inflation == |
|||
Eine Möglichkeit, Inflation zu stoppen, besteht darin, Preise und Gehälter staatlich zu binden. Der Versuch dazu scheiterte in den 70er Jahren in den USA, da sich die Inflation, wie oben genannt, andere Wege suchte. |
|||
Viele Wissenschaftler halten Preisbindungen für sinnlos oder sogar schädlich für eine Volkswirtschaft. |
|||
Es ist ebenso ökonomischer Konsens, dass hohe Inflationsraten und Hyperinflation schädlich sind.<ref>{{Literatur |Autor=Juan Pablo Nicolini |Titel=Hyperinflation |Sammelwerk=The New Palgrave Dictionary of Economics |Verlag=Palgrave Macmillan UK |Ort=London |Datum=2017 |ISBN=978-1-349-95121-5 |DOI=10.1057/978-1-349-95121-5_1157-2 |Seiten=1–4}}</ref> Die meisten Ökonomen befürworten daher eine niedrige und stabile Inflationsrate.<ref>{{Literatur |Autor=George A. Akerlof, William T. Dickens, George L. Perry, Robert J. Gordon, N. Gregory Mankiw |Titel=The Macroeconomics of Low Inflation |Sammelwerk=Brookings Papers on Economic Activity |Band=1996 |Nummer=1 |Datum=1996 |ISSN=0007-2303 |DOI=10.2307/2534646 |JSTOR=2534646 |Seiten=1–76}}</ref><ref name=":8" /> Eine niedrige Inflation (im Gegensatz zu einer Null- oder negativen Inflation) verringert die Schwere wirtschaftlicher Rezessionen, indem sie es dem [[Arbeitsmarkt]] ermöglicht, sich im Abschwung schneller anzupassen. Sie verringert auch das Risiko einer Deflation.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2020/html/ecb.sp200211_2~eae18c54ff.de.html |titel=Niedriginflation: makroökonomische Risiken und geldpolitischer Kurs |hrsg=European Central Bank |datum=2020-02-11 |sprache=de |abruf=2022-08-24}}</ref> Die Aufgabe, die Inflationsrate niedrig und stabil zu halten, wird in der Regel [[Zentralbank]]en übertragen. Sie sollen die Inflationsrate durch [[Geldpolitik]] steuern. Dazu nutzen sie verschiedene Instrumente: die Festsetzung von [[Leitzins]]en, [[Offenmarktpolitik]], [[Mindestreserve]]pflichten sowie [[Forward guidance]]. Das Inflationsziel der [[Europäische Zentralbank|Europäischen Zentralbank]] ist eine mittelfristige Inflation von 2 % pro Jahr in der [[Eurozone]].<ref name=":12">{{Literatur |Titel=Europäische Zentralbank: Das Inflationsziel wird flexibler |Sammelwerk=FAZ.NET |Datum= |ISSN=0174-4909 |Online=[https://www.faz.net/aktuell/finanzen/ezb-aendert-inflationsziel-jaehrliche-inflation-von-zwei-prozent-17428061.html Online] |Abruf=2021-07-11}}</ref> |
|||
[[Monetarismus|Monetaristen]], deren Überzeugungen momentan die Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken der Welt beeinflussen, versuchen mit Hilfe der Geldmenge, die Inflation zu steuern. Eine Senkung der umlaufenden [[Geldmenge|Geldmenge]] (in Deutschland auch kurz M1 genannt) würde etwa bedeuten, dass mit weniger verfügbarem Geld die gleiche Anzahl von Produkten gekauft werden muss. |
|||
Dadurch sinkt der Preis, da der Wert des Geldes insgesamt steigt. Eine solche Maßnahme wäre aber sehr kostenintensiv (da deflationär und rezessiv) und wäre angesichts politischer Widerstände nur schwer umzusetzen. |
|||
Statt dessen versuchen Zentralbanken deshalb, das Wachstum der Geldmenge dem Wachstum des Produktionspotentials anzugleichen. - |
|||
''Siehe auch:'' [[Quantitätstheorie]]. |
|||
== Siehe auch == |
|||
[[John Maynard Keynes|Keynes]]ianer steuern statt dessen eher auf der Nachfrageseite: Mit Hilfe einer höheren Besteuerung oder geringeren Staatsausgaben wird versucht, die Nachfrage zu bändigen. Aber auch diesem Mittel sind sehr enge Grenzen gesetzt. |
|||
* [[Liste der Länder nach Inflationsrate]] |
|||
* [[Geräuschlose Kriegsfinanzierung]] |
|||
* [[Kippertaler]] der Kipper- und Wipperinflation |
|||
* [[Kippermünzstätten (Kursachsen)]] – Münzstätten der Kipper- und Wipperinflation |
|||
* [[Böse Halser]] der Schinderlingszeit, eine Inflation (1457–1460) |
|||
* [[Shrinkflation]] |
|||
== Literatur == |
|||
Eine andere früher durchgeführte, aber ebenso kostenintensive Möglichkeit war die Golddeckung der Währung. Dies hatte zur Folge, dass für den gesamten Wert einer Währung Goldreserven angelegt wurden. Letztendlich war dies in Deutschland, das als sehr inflationsempfindlich gilt (dank zweier Inflationskrisen), nur ein psychologischer Grund, genügend Vertrauen in die DM zu schaffen. |
|||
* [https://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/1103/inflation-v10.html ''Inflation''] – [https://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/2673/inflationstheorien-v8.html ''Inflationstheorien''] – [https://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/54312/geldpolitik-v8.html ''Geldpolitik''.] In: ''Gabler Wirtschaftslexikon'', Gabler Verlag |
|||
* {{Literatur |
|||
|Autor=[[Josef Gruntzel]] |
|||
|Titel=Der Geldwert. Grundsätze für die Beurteilung der Geldentwertung |
|||
|Reihe=Finanz- und volkswirtschaftliche Zeitfragen |
|||
|NummerReihe=57 |
|||
|Verlag=Enke |
|||
|Ort=Stuttgart |
|||
|Datum=1919}} |
|||
* [[Hans Hermann Lechner|Hans H. Lechner]]: ''Währungspolitik.'' De Gruyter, Berlin u. a. 1988, ISBN 3-11-007412-5. |
|||
* [[Fritz Neumark]]: ''Inflationsprobleme – Alt und Neu.'' Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen (= ''Göttinger Universitätsreden.'' Heft 59; 1976). |
|||
* {{Literatur |
|||
|Autor=[[Olivier Blanchard]], Gerhard Illing |
|||
|Titel=Makroökonomie |
|||
|Auflage=7., aktualisierte Auflage |
|||
|Verlag=Pearson |
|||
|Ort=München |
|||
|Datum=2017 |
|||
|ISBN=3-86326-797-4 |
|||
|Kapitel=Kapitel 23 Geldpolitik – eine Zusammenfassung |
|||
|Seiten=687–718}} |
|||
* [[Christopher Sims]]: ''A Simple Model for Study of the Determination of the Price Level and the Interaction of Monetary and Fiscal Policy.'' In: Economic Theory. Springer, Band 4, Nr. 3, 1994, S. 381–399. |
|||
* Johannes Treu, Johannes Hartwig: ''Messung der gefühlten Inflation in Deutschland''. IU Discussion Papers, Reihe Business & Management, Band 2, Nr. 12 (November 2022) (https://www.econstor.eu/bitstream/10419/266398/1/1823592570.pdf). |
|||
* {{Literatur |
|||
|Autor=Bernhard Beck |
|||
|Titel=Makroökonomie |
|||
|Verlag=vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich |
|||
|Ort=Zürich |
|||
|Datum=2021 |
|||
|ISBN=978-3-7281-3367-0 |
|||
|Kapitel=Kapitel 5: Geld und die Bedeutung von Inflation und Kapitel 6: Ursachen für Inflation}} |
|||
== Rundfunkberichte == |
|||
Eine sehr untergeordnete Rolle spielen [[freiwirtschaft]]liche Überlegungen zum Thema der Inflation, da sie von den meisten Ökonomen abgelehnt werden. |
|||
* {{Mediathek |url=https://www.3sat.de/wissen/wissenschaftsdoku/230928-sendung-inflation-das-gierige-biest-wido-100.html |autorin=Anna Fein |titel=Inflation – Das gierige Biest<!-- sic --> (Wissen hoch 2 – 2023) |sender=[[3sat]] |laufzeit=44 |vdatum=2028-08-31}} |
|||
* {{YouTube |id=zwg3MWS37GY |titel=Die Rückkehr der Inflation |uploader=[[ARTE]]de |upload=2023-10-10 |laufzeit=1:28:52 Std.}} |
|||
== |
== Weblinks == |
||
{{Schwesterprojekte |commonscat=Inflation |wikt=Inflation |n=Kategorie:Inflation |q=Inflation |s=Inflation}} |
|||
* [[Deflation]] |
|||
* Statistisches Bundesamt (Destatis): [https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Verbraucherpreisindex/_inhalt.html Verbraucherpreisindex für Deutschland] |
|||
* [[Geldillusion]] |
|||
* [https://www.statistik.at/web_de/statistiken/preise/verbraucherpreisindex_vpi_hvpi/022832.html Verbraucherpreisindex für Österreich] |
|||
* [[Hyperinflation]] |
|||
* [http://www.lik.bfs.admin.ch/ Schweizerischer Landesindex der Konsumentenpreise] |
|||
* [[Stagflation]] |
|||
* [https://sdw.ecb.int/browse.do?currentNodeId=2120778 Statistiken der Europäischen Zentralbank] (englisch) |
|||
* [http://www.stendal.hs-magdeburg.de/project/konjunktur/konju_berichte.htm Inflation in den Neuen Bundesländern (in Quartalsberichten)] |
|||
* Jürgen Pätzold: [http://www.juergen-paetzold.de/stabpol/BG+Infl/Inflation.html ''Das Inflationsproblem. Ursachen und Strategien.''] |
|||
* [https://www.bls.gov/cpi/ Informationen und Daten zum US-CPI] beim [[Bureau of Labor Statistics]] |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
==Weblinks== |
|||
<references responsive /> |
|||
{{Wiktionary1|Inflation}} |
|||
*[http://www.ihk-koeln.de/Navigation/Standortpolitik/ZahlenDatenStatistiken/PreisindexUeberarb.jsp Verbraucherpreis-Index für Deutschland] |
|||
*[http://www.statistik.at/fachbereich_02/vpi_tab2.shtml Verbraucherpreis-Index für Österreich] |
|||
*[http://www.sinistra.net/lib/upt/kompro/ciqa/ciqaaguced.html Kommunistische Definition von Inflation] |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4026887-1}} |
|||
[[Kategorie:Geld und Kredit]] |
|||
[[Kategorie:Wirtschaftskrise]] |
|||
[[Kategorie:Inflation| ]] |
|||
[[be:Інфляцыя]] |
|||
[[Kategorie:Makroökonomie]] |
|||
[[bg:Инфлация]] |
|||
[[Kategorie:Volkswirtschaftslehre]] |
|||
[[br:Monc’hwezh]] |
|||
[[Kategorie:Volkswirtschaftliche Kennzahl]] |
|||
[[cs:Inflace]] |
|||
[[ |
[[Kategorie:Wirtschaft]] |
||
[[el:Πληθωρισμός]] |
|||
[[en:Inflation]] |
|||
[[eo:Inflacio]] |
|||
[[es:Inflación]] |
|||
[[et:Inflatsioon]] |
|||
[[fi:Inflaatio]] |
|||
[[fr:Inflation]] |
|||
[[he:אינפלציה]] |
|||
[[hr:Inflacija]] |
|||
[[hu:Infláció]] |
|||
[[it:Inflazione]] |
|||
[[ja:インフレーション]] |
|||
[[ko:인플레이션]] |
|||
[[lt:Infliacija]] |
|||
[[nl:Inflatie]] |
|||
[[no:Inflasjon]] |
|||
[[pl:Inflacja]] |
|||
[[pt:Inflação]] |
|||
[[ru:Инфляция]] |
|||
[[sk:Inflácia]] |
|||
[[sr:Инфлација]] |
|||
[[sv:Inflation]] |
|||
[[ta:பண வீக்கம்]] |
|||
[[tr:Enflasyon]] |
|||
[[uk:Інфляція]] |
|||
[[vi:Lạm phát]] |
|||
[[zh:通货膨胀]] |
Aktuelle Version vom 17. Juni 2025, 15:18 Uhr


Unter einer Inflation (lateinisch inflare, „aufblähen“, „anschwellen lassen“;[1] oder Preissteigerung, Teuerung) wird in der Volkswirtschaftslehre und Wirtschaft der Anstieg einzelner Preise oder des Preisniveaus in einem Staat innerhalb eines bestimmten Zeitraums verstanden, ohne dass dies auf Mengen- oder Qualitätsveränderungen der Güter und Dienstleistungen zurückzuführen ist. Sofern das Gegenteil passiert und die Preise in einer Volkswirtschaft fallen, spricht man von Deflation, bleiben sie konstant von Preisniveaustabilität.
Inflation bezeichnet den Anstieg des allgemeinen Preisniveaus einer Volkswirtschaft.[2][3][4][5][6] Während die Inflation den Vorgang als solchen beschreibt, ist die Inflationsrate (Preissteigerungsrate, Teuerungsrate) die volkswirtschaftliche Kennzahl, mit der das Ausmaß der Inflation gemessen wird.
Ein anderes Wort für Inflation ist die Geldentwertung. Steigt nämlich das allgemeine Preisniveau, kann man für jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen erwerben, es ist eine Verteuerung eingetreten mit der Folge, dass der Geldwert sinkt. Damit ist der Geldwert die reziproke Größe zum Preisniveau :[7]
- .
Das Preisniveau ist der gewogene Durchschnitt aller Preise für Güter und Dienstleistungen, eine ebenfalls in Geldeinheiten definierte Größe.[8] Die Entwicklung des Preisniveaus im Zeitablauf ist ein Maß für die Änderung der Kaufkraft des Geldes.
Steigt das allgemeine Preisniveau, kann man für jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen (Verteuerung). Folglich spiegelt die Inflation eine Abnahme der Kaufkraft pro Geldeinheit wider – ein realer Wertverlust des Zahlungsmittels.[9]
Definition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Inflation bezeichnet den Anstieg des Preisniveaus einer Ökonomie.[2][3][4] Historisch bedeutete Inflation dabei einen spezifischen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus, verursacht durch ein Ungleichgewicht zwischen Geldmenge und Güternachfrage.[10] Heute verwenden Ökonomen den Begriff Inflation ausschließlich, um sich auf steigende Preisniveaus zu beziehen. Eine Zunahme der Geldmenge kann als monetäre Inflation bezeichnet werden, um sie von steigenden Preisen zu unterscheiden, die der Übersichtlichkeit halber als Preisinflation bezeichnet werden.
Inflation bezieht sich auf die allgemeine Preisentwicklung, nicht auf Änderungen bestimmter Preise. Kaufen Konsumenten beispielsweise mehr Gurken und weniger Tomaten, werden Gurken teurer und Tomaten billiger. Diese Veränderungen sind jedoch keine Inflation – sie spiegeln lediglich eine Veränderung in den Präferenzen der Konsumenten durch Substitutionsgüter wider.[11][12] Steigen einzelne Produktgruppen (wie etwa Energiekosten), so liegt eine Inflation vor.
Andere Begriffe der Wirtschaftswissenschaft im Zusammenhang mit Inflation sind:
- Disinflation – ein Rückgang der Inflationsrate
- Hyperinflation – eine außer Kontrolle geratene Inflationsspirale
- Stagflation – eine Kombination aus Inflation, langsamem Wirtschaftswachstum und hoher Arbeitslosigkeit
- Reflation – ein Versuch, das allgemeine Preisniveau anzuheben, um einem Deflationsdruck entgegenzuwirken
- Vermögenspreisinflation – ein allgemeiner Anstieg der Preise von finanziellen Vermögenswerten, wie Aktien, Immobilien oder Gold, ohne einen entsprechenden Anstieg der Preise von Gütern oder Dienstleistungen.
Messung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da die Inflation als allgemeiner Anstieg des Preisniveaus definiert wird, hängt die Messung der Inflation davon ab, wie das allgemeine Preisniveau bestimmt ist.[13] Es existieren dabei verschiedene mögliche Maßzahlen für das Preisniveau. Benötigt wird ein breiter Preisindex, der das allgemeine Preisniveau für Güter und Dienstleistungen in der Wirtschaft repräsentiert und die Lebenshaltungskosten eines Privathaushalts widerspiegelt. Der Verbraucherpreisindex (VPI), der Preisindex der privaten Konsumausgaben (PCEPI) und der BIP-Deflator sind einige Beispiele für solche breiten Preisindizes.[14]
Die EZB verwendet zur Messung der Inflation der Eurozone den harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI).[15] Der Index wird mit Hilfe eines Warenkorbs berechnet, der in einem bestimmten Jahr (Basisjahr) repräsentativ für einen durchschnittlichen Haushalt festgesetzt wird. Außerdem werden die Kostenänderungen zum Erwerb von typischen nationalen Konsumbündeln auf das Niveau der Eurozone aggregiert.[16]
Neben dieser Methode hat sich in den Wirtschaftswissenschaften auch der Lebenshaltungskosten-Index (= COLI = cost of living index) etabliert. Dabei werden die Ausgaben gemessen, die Wirtschaftssubjekte zum Erreichen eines bestimmten Nutzenniveaus tätigen müssen.
Daneben werden von Zentralbanken auch die Inflationserwartungen erfasst. Sie dienen der Prognose der zukünftigen Inflationsrate und werden für geldpolitische Entscheidungen genutzt.[17]
Warenkorb
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verbraucherpreisindizes basieren anders als der BIP-Deflator auf einem repräsentativ ausgewählten Warenkorb. In Deutschland ermittelt diese Daten das Statistische Bundesamt, in Österreich die Statistik Austria und in der Schweiz das Bundesamt für Statistik. Der Warenkorb des deutschen Statistischen Bundesamtes umfasst 650 Güter und Dienstleistungen.[18] Die genaue Zusammensetzung und Gewichtung des Warenkorbs werden in regelmäßigen Abständen überprüft und sofern nötig angepasst.[18] Auf Grundlage des repräsentativen Warenkorbs und eines definierten Basisjahres werden jeden Monat die Kosten der Güter und Dienstleistungen und daraus die prozentuale Steigerung zum Vergleichsmonat oder Vorjahr ermittelt. Dabei werden monatlich mehr als 300.000 Einzelpreise in Geschäften in ganz Deutschland und im Onlinehandel erfasst.[19]
Abrupte Änderungen im Konsumentenverhalten können die Inflationsmessung verzerren. Das hat sich zum Beispiel in der COVID-19-Pandemie gezeigt, da aufgrund der staatlichen Eindämmungsmaßnahmen zahlreiche Waren und Dienstleistungen nicht mehr konsumiert werden konnten und der Warenkorb damit nicht mehr repräsentativ für den Konsum während der Krise war.[20] Europäische Statistikbehörden haben daher die Gewichtung des Warenkorbs aktualisiert, um den veränderten Konsumverhalten Rechnung zu tragen und eine korrekte Inflationsmessung sicherzustellen.[21]
Weiterhin müssen Qualitätsveränderungen der beobachteten Produkte im Zeitverlauf betrachtet werden.[22] So unterliegen z. B. IT-Produkte einem großen technischen Fortschritt, weshalb die Qualitätsverbesserungen in der Inflationsmessung berücksichtigt werden müssen. Andererseits können Hersteller statt einer Preiserhöhung auch eine Qualitätsverschlechterung des Produktes durchführen, indem etwa die Verpackungsgröße bei gleichem Preis verkleinert wird. Diese und andere Qualitätsveränderungen müssen daher für eine korrekte Inflationsmessung erfasst werden.[23] Daher wenden Statistikbehörden wie das Statistische Bundesamt Methoden zur Qualitätsbereinigung an.[24] Das sind verschiedene statistische Methoden, die sicherstellen sollen, dass trotz qualitativen Veränderungen der Produkte des Warenkorbs „Gleiches mit Gleichem“ verglichen wird.[25] In der deutschen Preisstatistik werden unter anderem folgende Methoden zur Qualitätsbereinigung angewendet:[24]
- Direkter Preisvergleich (englisch Direct Price Comparison),
- Mengenbereinigung (englisch Package Size Adjustment),
- Expertenurteil (englisch Judgemental quality adjustment),
- Hedonische Techniken (englisch Hedonics),
- Preisänderung interpretiert als reine Qualitätsänderung (englisch Price change taken as quality change).
Internationale Studien zeigen, dass die mit Warenkörben ermittelte Inflation systematisch zu hoch liegt.[26][27][28][29] Darin wurden zwei hauptsächliche Gründe für diese Fehleinschätzung ausgemacht: verändertes Kaufverhalten und verändertes Warenangebot. Durch steigende Preise verändert sich das Kaufverhalten der Konsumenten, die nun zu günstigeren Alternativen greifen oder gewisse Produkte weniger stark konsumieren. Auch werden Geschäfte und Händler zunehmend bevorzugt, die Produkte günstiger anbieten. Dadurch verändern sich aber der Warenkorb und die realen durchschnittlich bezahlten Preise für Produkte, was in der Berechnung der Inflation nicht abgebildet wird. Zudem werden neu eingeführte Produkte und deren häufig schnell sinkenden Preise oftmals in den betrachteten Warenkörben nicht betrachtet, was ebenfalls zu einer Verzerrung der berechneten Inflation führt. Insgesamt wird die Abweichung zur realen Inflation bei ca. einem Prozent eingeschätzt.
2021 gab die Europäische Zentralbank im Rahmen ihrer geldpolitischen Strategieüberprüfung bekannt, die Preisentwicklung für selbst genutzte Wohnimmobilien in die Inflationsmessung zu integrieren, um die allgemeine Preisentwicklung für Konsumenten im Euroraum besser abzubilden – die Mietpreisentwicklung wird bereits erfasst.[30][31]
Kernrate
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kernrate der Inflation schließt die Preise für Lebensmittel und den Energiesektor aus der Berechnung aus, da diese in stärkerem Maße Schwankungen unterworfen sind, deren Ursachen nicht innerhalb der betrachteten Volkswirtschaft zu finden sind.[32]
Gefühlte Inflation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gefühlte Inflation bezeichnet die von einigen Konsumenten subjektiv wahrgenommene Inflation, gegenüber der real gemessenen Inflationsrate.[33] Ein Grund für mögliche Abweichungen der gefühlten Inflation zur gemessenen Inflation ist die Tatsache, dass im Warenkorb, der zur Inflationsmessung herangezogen wird, sowohl Produkte des täglichen Bedarfs (z. B. Lebensmittel) als auch langlebige Konsumgüter (z. B. Autos) enthalten sind. Daher können die Produkte in Auswahl oder Gewichtung nicht mit jedem individuellen Konsumenten bzw. jeder individuellen Konsumentengruppe übereinstimmen. Die Wahrnehmung von Preisveränderungen ist für die Waren des täglichen Bedarfs höher als die für langlebige Konsumgüter. Damit liegt die gefühlte Inflation höher als die gemessene, wenn die Preise für Waren des täglichen Bedarfs stärker steigen als langlebiger Konsumgüter.[34]
Eine Studie aus dem Herbst 2022 zeigte, dass der Median der gefühlten Inflation bei etwa 25 % lag, während die real gemessene Inflation circa 10 % betrug.[35] Deutlich wird dabei die sehr große Diskrepanz zwischen der amtlichen Inflationsrate, die über einen repräsentativen Warenkorb alle für Konsumenten relevanten Preisentwicklungen abdeckt und der gefühlten Inflation, die sich meist auf einzelne Warengruppen beschränkt.[35]
Die moderne Verhaltensökonomik erklärt das Phänomen als kognitive Verzerrung, genauer gesagt als Bestätigungsfehler.[36]
Teuro
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Phänomen der gefühlten Inflation wurde insbesondere nach der Einführung des Euro in Deutschland und Österreich breit diskutiert.[38][39] Dabei kam es nach Umfragen in der deutschen Bevölkerung zu Abweichungen von den statistisch ermittelten Inflationsraten.[40] Aus diesem Grund hat Hans Wolfgang Brachinger in einem gemeinsamen Projekt mit dem Statistischen Bundesamt den Index der wahrgenommenen Inflation für Deutschland berechnet.[41] Es konnte dabei gezeigt werden, dass die wahrgenommene Inflation (gemessen mit Hilfe des Indexes der wahrgenommenen Inflation) bei der Euro-Bargeldeinführung deutlich höher lag als die gemessene Inflationsrate. Dies ist darauf zurückzuführen, dass bestimmte Produktkategorien wie Lebensmittel, Benzin oder Verkehr einen relativ höheren Preisanstieg hatten als Produktkategorien wie Computer, Autos oder Pauschalreisen.[42][43]
Eine weitere Erklärung für die gefühlte Abweichung kann auch die schwache Lohnentwicklung sein, die unterhalb der Inflationsrate lag. Die Nettolöhne in Deutschland waren in den 10 Jahren nach Euro-Einführung leicht rückläufig. Die Kaufkraft ist also real gesunken.[44] Auch in Österreich zeigte sich ein Rückgang der Kaufkraft.[45]
Inflationserwartungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der Inflationsrate werden auch die Inflationserwartungen von Konsumenten, Unternehmen, Finanzmarktexperten und anderen Marktteilnehmern ermittelt.[17] Die Erwartungen der Menschen in Bezug auf die künftige Preisentwicklung beeinflussen ihr ökonomisches Verhalten – wie sie heute ihr Geld ausgeben bzw. investieren oder ob sie Kredite aufnehmen. Inflationserwartungen spielen eine wichtige Rolle für die Prognose und Modellierung der zukünftigen Inflationsrate und werden von Zentralbanken für geldpolitische Entscheidungen verwendet.[46][17]

Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Methoden zur Messung der Inflationserwartungen:[47]
- Umfragebasierte Methode,
- marktbasierte Methode.
Umfragebasierte Messmethoden der Inflationserwartungen befragen eine bestimmte Gruppe (z. B. Privathaushalte oder Finanzmarktexperten) hinsichtlich ihrer Inflationserwartungen über einen bestimmten Zeitraum. Im Rahmen des Eurosystems werden Umfragen zu Inflationserwartungen in Deutschland von der Bundesbank monatlich durchgeführt.[48] Das ZEW in Mannheim befragt seit Dezember 1991 monatlich Finanzexperten/-innen zu deren Inflationserwartungen in Deutschland, der Eurozone und den USA.[49] Bei den marktbasierten Messmethoden wird die Inflationserwartung der Kapitalmärkte erfasst. Dazu zählt zum Beispiel die Breakeven-Inflation (BEI). Sie ist ein Maß für die Inflationserwartungen, die sich aus der Differenz zwischen der Nominalrendite einer festverzinslichen Anleihe und der Realrendite einer inflationsindexierten Anleihe gleicher Laufzeit und Anlageklasse ergibt.[50] Die Breakeven-Inflationsrate ist die direkte Markterwartung der Inflation.[51][52]
Zentralbanken nutzen sowohl umfragebasierte als auch marktbasierte Messmethoden, um die Inflationserwartungen von so vielen ökonomischen Akteuren wie möglich zu beachten und sie durch geldpolitische Maßnahmen zu steuern.[17]
Ursachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die moderne Wirtschaftswissenschaft erklärt Inflation aus der Interaktion von Angebot und Nachfrage.[53] Daneben wirken auch die Inflationserwartungen der ökonomischen Agenten auf die Inflation.[6][54] Auch die Fiskalpolitik hat einen gewichtigen Einfluss auf die längerfristige Inflationsentwicklung.[55] Die Inflationsentwicklung in realen Ökonomien kann in der Regel nicht auf eine Ursache reduziert werden, sondern resultiert aus der relativen, dynamischen Interaktion der genannten Faktoren.[56]
Daneben gibt es historisch einflussreiche Erklärungsansätze für Inflation, wie die Geldmenge. (Quantitätstheorie)[57] Empirische Forschung zeigte, dass dieser Zusammenhang lediglich bei hoher Inflation und Hyperinflation existiert.[57][58]
Nach den Ursachen für die Inflation wird unterschieden:[59]
- Geldmengenbedingte Inflation (englisch money supply inflation): Die Geldmenge nimmt stärker zu als die Gütermenge , beispielsweise durch erhöhte Geldschöpfung im Bankensektor; es kommt zu einem Ungleichgewicht:
- .
- Um zum Marktgleichgewicht zurückzukehren, müssen die Marktpreise steigen.
- Nachfragebedingte Inflation (englisch demand push inflation): Die Konsumgüternachfrage steigt stärker als das Konsumgüterangebot, die private Investitionsgüternachfrage ist größer als das Investitionsgüterangebot, die Staatsausgaben steigen stärker als die Staatseinnahmen, die Exporte sind größer als die Importe.
- Kostenbedingte Inflation (englisch cost push inflation): Die Faktorkosten für die Produktionsfaktoren steigen (etwa Arbeitskosten; englisch wage push inflation) oder durch höhere Rohstoffpreise (importierte Inflation). Sie kann die Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen.
- Gewinnbedingte Inflation (englisch profit push inflation): Durch zunehmende Marktmacht (etwa durch Monopolisierungen) können Unternehmen ihre Preise und damit ihre Gewinnmargen erhöhen.
- Importierte Inflation (englisch imported inflation) stammt aus den Außenbeziehungen einer Volkswirtschaft und zeigt sich in einem hohen Preisniveauwachstum im Ausland, das durch Importe in das Inland übertragen wird.
Bei allen Ursachen zeigt sich, dass stets ökonomische Ungleichgewichte der Grund von Inflationen sind. Befinden sich beispielsweise Güterangebot und Geldmenge im Gleichgewicht, geht hiervon keine Inflationsgefahr aus.
Nachfrage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die nachfragebedingte Inflation, auch Nachfragesoginflation entsteht, wenn die Gesamtnachfrage das Gesamtangebot übersteigt.[60] Einfach ausgedrückt: Wenn die Produktion nicht mit der Verbrauchernachfrage Schritt halten kann, folgen schnell höhere Preise.
Nachfragesoginflation tritt normalerweise auf, wenn die Wirtschaft fast auf Vollbeschäftigungsniveau ist. Unternehmen werden ihre Preise aufgrund der hohen Nachfrage erhöhen, um Profite zu maximieren.[6]
Es gibt vier Ursachen für Nachfragesoginflation:[61]
- Privathaushalte: Erhöhen ihre Ausgaben, wenn sie zuversichtlich hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung sind
- Unternehmen: Erhöhen ihre Investitionen, wenn das Bruttoinlandsprodukt eines Landes steigt
- Staatsausgaben: Können zu Inflation führen, wenn die Wirtschaft bereits ihr volles Produktionspotential ausschöpft (Crowding-out)
- Auslandsinvestitionen: Wenn der Wechselkurs Konsumenten aus einem anderen Land begünstigt, können diese die Nachfrage erhöhen
Zentralbanken können im Fall von Nachfrageinflation die Leitzinsen erhöhen, um die Gesamtnachfrage zu senken und damit die Inflationsentwicklung stabilisieren.[62]
Angebot
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die angebotsbedingte Inflation, auch Kostendruckinflation liegt vor, wenn Unternehmen die Preise aufgrund steigender Produktions- oder Rohstoffkosten erhöhen.[63] Man spricht in diesem Falle auch von einem negativen Angebotsschock, welcher die Kostendruckinflation verursacht.
Es gibt im Wesentlichen vier Ursachen für negative Angebotsschocks und damit für angebotsbedingte Inflation:[6]
- Höhere Energiepreise: Ein plötzlicher Anstieg der Energiepreise kann höhere Produktions- oder Transportkosten für Unternehmen aller Wirtschaftssektoren auslösen.
- Höhere Steuern: Steigen die Steuern, die Unternehmen zahlen müssen, werden meist die Preise angepasst.
- Höhere Löhne: Steigen die Löhne für die Arbeitnehmer, passen die Unternehmen häufig die Warenpreise an, um die Gewinnmargen hoch zu halten.
- Importierte Inflation: Wenn Handelspartner Inflation erleben, kann ein Teil der Inflation durch Importe übertragen werden.
Kostendruckinflation ist in der Regel transitorischer Natur, d. h. sie wird schneller als andere Arten von Inflation gelöst.[64] Daher sind Zentralbanken geneigt, die Zinssätze nicht zu verändern, wenn Kostendruck als die Ursache einer hohen Inflationsrate angesehen wird.[65] Zudem steuert die Geldpolitik lediglich die Gesamtnachfrage, kann daher nicht die Ursachen für angebotsbedingte Inflation beseitigen. Allerdings können Zentralbanken bei lang anhaltender Kostendruckinflation die Zinsen erhöhen, um damit die Gesamtnachfrage zu reduzieren und dadurch die Inflationsentwicklung stabilisieren.[66]
Erwartungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erwartungen der ökonomischen Agenten über zukünftige Inflationsraten sind sehr wichtig in der Ökonomie.[54][67] Sie können die Lohn- und Preisentwicklung, Zinssätze und damit das allgemeine Preisniveau wesentlich beeinflussen.[68] Zum Beispiel werden Unternehmen abhängig von ihren Inflationserwartungen unternehmerische Entscheidungen, etwa über Investitionen oder Preisgestaltung treffen.[69] Konsumenten passen ihr Konsumverhalten und damit die Nachfrage abhängig von ihren Inflationserwartungen an.[70][71] Daneben sind Inflationserwartungen mehr oder weniger in die Nominalzinssätze eingepreist, sodass ein Anstieg oder Rückgang der erwarteten Inflation in der Regel zu einem Anstieg oder Rückgang der Nominalzinssätze führt.[72] Damit beeinflussen Inflationserwartungen die Steigung, Form und Höhe der Zinsstrukturkurve.[72]
Darüber hinaus beeinflussen die Erwartungen die Inflationsrate auch direkt.[54][73] Dabei kann es zu selbsterfüllenden Prophezeiungen kommen. Gehen Gewerkschaften und Unternehmen etwa von dauerhaft steigenden Preisen aus, werden sie Tarifabschlüsse erzielen, um die erwartete Inflation auszugleichen.[74] Eine Grundlage der Abschlüsse ist somit die erwartete Inflation. Gehen Gewerkschaften und Unternehmen dabei von einer zu hohen Inflationsentwicklung aus, erzeugen sie die zusätzliche Inflation durch ihr eigenes Handeln.[75] Falsche Inflationserwartungen können somit Ausgangspunkt für Lohn-Preis-Spiralen sein.[54][76]
Der Kommunikation der Geldpolitik kommt eine Schlüsselrolle zu, um die Inflationserwartungen zu beeinflussen.[77] Notenbanken müssen darauf achten, dass die Inflationserwartungen verankert sind, d. h. dass sie auf mittlere und lange Sicht dem geldpolitischen Ziel der Preisstabilität entsprechen.[78] Notenbanken nutzen deshalb Kommunikationsstrategien wie Forward guidance und Geldpolitik, um die Inflationserwartungen von Märkten und Konsumenten zu steuern.[79] Studien zeigen eine konjunkturstabiliserende Wirkung.[80][81]
Geldmenge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der historisch älteste Erklärungsansatz für Inflation ist die Quantitätstheorie.[82] Die Quantitätstheorie postuliert anhand der Quantitätsgleichung, dass das Preisniveau immer dann steige, wenn (bei Konstanz der jeweiligen beiden anderen Größen):
- die Geldmenge zunimmt (Geldschöpfung),
- die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zunimmt, oder
- die reale Produktion (das Handelsvolumen) sinkt.
Oder anders ausgedrückt entsteht Inflation laut der Quantitätsgleichung dann, wenn das Geldmengenwachstum größer ist als die Differenz aus der Änderung des Handelsvolumens und der Änderung der Umlaufgeschwindigkeit. Die Inflation lässt sich daher nicht ohne weiteres auf eine Ausweitung der Geldmenge reduzieren, sondern es müssen ebenso die Umlaufgeschwindigkeit und die reale Produktion betrachtet werden.
Frühere Untersuchungen legten zwischen 1970 und 1990 noch einen langfristigen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation nahe.[83][84] Neuere Studien für den Euroraum und die Vereinigten Staaten sehen ab den 1990er- bzw. schon ab den 1980er-Jahren eine Abschwächung oder gar eine Aufhebung des langfristigen Zusammenhangs. In diesem Zeitraum konnte trotz lockerer Geldpolitik eine niedrige Inflation beobachtet werden und das Geldmengenwachstum verlor seine Funktion als Leitindikator für die Inflation.[85][86][84] Ein Problem dieser Theorie wurde darin gesehen, dass bestimmte liquide Vermögensanlagen ein Ersatz für Geld darstellen können, diese aber nicht in der Definition der Geldmenge enthalten sind. Daraufhin wurden erweiterte Definitionen der Geldmenge erstellt (sogenannte Geldmengenaggregate). Allerdings zeigen empirische Daten auch hier keinen engen Zusammenhang zwischen Wachstum der Geldmengenaggregate und Inflation.[57] Die Quantitätstheorie gilt daher heute als nicht mehr ausreichend, um die Inflation in modernen Volkswirtschaften zu verstehen, ist aber noch für die Erklärung hoher Inflationsraten durch extremes Geldmengenwachstum von Bedeutung.[84] Geldmengenaggregate spielen für die Geldpolitik von Zentralbanken – bis auf diese Sonderfälle – keine Rolle mehr.[87]
Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt folgende Arten von Inflation:[88]
- Nach der Wahrnehmbarkeit:
- Offene Inflation: Die Preissteigerungen sind für alle Wirtschaftssubjekte erkennbar.
- Verdeckte/versteckte oder (zurück)gestaute Inflation:[89] Preissteigerungen werden durch staatliche Preisgrenzen (Höchstpreise, Festpreise, Preisdeckel oder Preisstopp) nicht sofort erkennbar oder es verringern sich bei konstanten Preisen die hierfür erhältlichen Produktmengen. Auch die Verringerung der Mengen oder der Produktqualität/Dienstleistungsqualität bei gleichbleibendem Preis ist deshalb eine versteckte Inflation.
- Skimpflation (englisch to skimp + inflation, „knausern“) ist die Bezeichnung für eine versteckte Inflation, die durch abnehmende Produktqualität durch minderwertigere Inhaltsstoffe bei konstant bleibendem Preis gekennzeichnet ist.[90]
- Nach der Höhe der Inflationsraten:[91]
- Schleichende Inflation: Die Preissteigerungen sind sehr niedrig und setzen sich für eine lange Zeit wenig auffällig fort. Erst über einen längeren Zeitraum hinweg ist das Ausmaß der Inflation erkennbar.[88] Die schleichende Inflation ist meist die Folge einer Vollbeschäftigung.
- Galoppierende Inflation: Die Inflationsraten liegen bei mehr als 10 % jährlich. Das Vertrauen in den Geldwert und die Währung schwindet, es wird nicht mehr gehortet oder gespart, sondern es findet Entsparen statt. Zur galoppierenden Inflation gehört als besonders extremer Fall die Hyperinflation, die nach einer 1956 von Phillip D. Cagan aufgestellten Faustregel mindestens 13.000 % jährlich beträgt.[92]
Keine eigenständige Art ist die Stagflation, bei der eine Kombination aus Inflation, stagnierendem Wirtschaftswachstum (daher das Kofferwort aus „Stagnation“ und „Inflation“) und hoher Arbeitslosigkeit vorliegt. Disinflation ist ein Prozess der wirtschaftspolitisch gesteuerten Rückführung eines unerwünschten Preissteigerungstempos auf ein tolerierbares Maß.[93]
Auswirkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allgemein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Inflation spiegelt die Abnahme der Kaufkraft einer Währung wider. Das heißt, wenn das allgemeine Preisniveau steigt, kann jede Währungseinheit insgesamt weniger Waren und Dienstleistungen kaufen. Man unterscheidet dabei zwischen erwarteter und unerwarteter Inflation. Die Effekte der Inflation können davon abhängen, ob es erwartete oder unerwartete Inflation ist. Erwartete Inflation kann von rationalen Akteuren bereits in ökonomische Handlungen und Prognosen integriert werden. Gewerkschaften führen Lohnverhandlungen in Abhängigkeit von der erwarteten Inflationsentwicklung. Unternehmen gestalten die Preise ihrer Produkte und Dienstleistungen ebenfalls in Abhängigkeit von der erwarteten Inflation.[94] Das ist jedoch kurz- und mittelfristig davon abhängig, inwiefern Starrheiten bei Löhnen und Preisen existieren. Diese können dann nicht sofort an die Inflationserwartungen angepasst werden.[95]

Schuldner, die zum Beispiel Schulden mit einem festen Nominalzins haben, erhalten mit steigender Inflationsrate eine Senkung ihres „realen“ Zinssatzes. Der Realzins eines Kredits ist der Nominalzins abzüglich der Inflationsrate. Banken und andere Kreditgeber passen sich dem Inflationsrisiko an, indem sie entweder eine Inflationsrisikoprämie für festverzinsliche Kredite verlangen, oder Kredite mit einem variablen Zinssatz vergeben. Lediglich ein unerwarteter Anstieg der Inflationsrate über die bereits eingepreiste Risikoprämie hinaus würde zu realem Zinsgewinn führen.
Im 21. Jahrhundert befürworten die meisten Ökonomen eine niedrige und stetige Inflationsrate.[97][98][99] Das Ziel ist daher eine niedrige positive Inflationsrate und nicht eine Null- oder negative Inflationsrate, da letztere Rezessionen verursachen oder verschlimmern könnte.[100] Eine niedrige Inflation (im Gegensatz zu einer Null- oder negativen Inflation) verringert die Schwere wirtschaftlicher Rezessionen, indem sie dem Arbeitsmarkt ermöglicht, sich in einem wirtschaftlichen Abschwung schneller anzupassen.[101] Ferner verringert sie das Risiko, dass eine Liquiditätsfalle die Geldpolitik daran hindert, die Wirtschaft zu stabilisieren.[102][101] Zentralbanken streben eine niedrige Inflationsrate an, weil sie glauben, dass eine hohe Inflation wirtschaftliche Kosten verursacht, da Unsicherheit in den Erwartungen über Unterschiede in den relativen Preisen und über die Inflationsrate erzeugt würde.[103]
Negativ
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hohe oder unerwartete Inflation gilt als schädlich für die Ökonomie. Sie führt zu Ineffizienzen auf dem Markt und erschwert es Konsumenten und Unternehmen langfristig zu planen. Inflation kann die Produktivität beeinträchtigen, da Unternehmen gezwungen sind, eigene Ressourcen weg von Produkten und Dienstleistungen zu verlagern, um sich auf die Steuerung der Inflation zu konzentrieren.[104] Unsicherheit über die zukünftige Kaufkraft des Geldes führt dazu, dass nominale Vermögenswerte wie Spareinlagen und Anleihen unattraktiver werden, da diese im Falle einer Inflation an Wert verlieren. Dies führt zu höheren Risikoprämien, da Investoren eine Absicherung gegen das eingegangene Inflationsrisiko fordern. Die Folge sind höhere Zinsen, was die Investitionstätigkeit senkt.[105]
Bei hoher Inflation wird die Kaufkraft von Personen mit fixem Nominaleinkommen, zu Personen mit variablem Einkommen umverteilt, da deren Einkommen mit der Inflation besser Schritt halten können. Diese Umverteilung der Kaufkraft findet auch zwischen internationalen Handelspartnern statt. Wenn feste Wechselkurse bestehen, führt Inflation dazu, dass sich die Importe aus diesem Währungsraum verteuern. Dies kann sich auf die Handelsbilanz auswirken. Bei flexiblen Wechselkursen führt unerwartete Inflation zu erhöhter Volatilität der Wechselkurse, was sich negativ auf den Handel auswirken kann.
Horten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Viele Menschen kaufen langlebige und/oder nicht-verderbliche Waren und Güter als Vermögensaufbewahrung, um den erwarteten Kaufkraftverlust ihres Geldes zu vermeiden. Dies führt zu einer Verknappung der gehorteten Güter[106] und oft auch dazu, dass deren Preis steigt.
Soziale Unruhen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hohe, nicht durch höhere Löhne hervorgerufene Inflation kann zu massiven Demonstrationen und Revolutionen führen.[107] Die Inflation und insbesondere die Nahrungsmittelinflation wird beispielsweise als einer der Hauptgründe für die Revolution in Tunesien 2010/2011[108] und die Revolution in Ägypten 2011[109] angesehen. Der tunesische Präsident Zine el-Abidine Ben Ali wurde gestürzt, auch der ägyptische Präsident Husni Mubarak wurde nach nur 18 Tagen Demonstrationen gestürzt, und die Proteste breiteten sich bald in vielen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens aus.
Hyperinflation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wenn die Inflation zu hoch wird, kann dies dazu führen, dass die Menschen ihre Verwendung der Währung stark einschränken, was zu einer Beschleunigung der Inflationsrate führt. Die hohe und sich beschleunigende Inflation stört das normale Funktionieren der Wirtschaft massiv und beeinträchtigt ihre Fähigkeit, Waren zu liefern. Hyperinflation kann dazu führen, dass die Landeswährung nicht mehr verwendet wird (z. B. in Nordkorea), was zur Einführung einer Außenwährung (Dollarisierung) führt.[110]
Allokative Ineffizienz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Änderung des Angebots oder der Nachfrage nach einem Gut führt normalerweise zu einer Änderung seines relativen Preises. Dies signalisiert den Käufern und Verkäufern, dass sie als Reaktion auf die neuen Preise Ressourcen neu zuteilen sollten. Aber wenn sich Preise aufgrund von hoher Inflation ständig ändern, sind Preisänderungen aufgrund echter relativer Preissignale schwer von Preisänderungen aufgrund allgemeiner Inflation zu unterscheiden. Dadurch können die Agenten nur langsam darauf reagieren. Die Folge ist ein Verlust an allokativer Effizienz.[111]
Preisanpassungskosten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei hoher Inflation müssen Unternehmen ihre Preise häufig ändern, um mit den gesamtwirtschaftlichen Veränderungen Schritt zu halten. Aber oft verursacht das Ändern von Preisen selbst wieder Kosten. So müssen Preisschilder und Verträge neu gedruckt, oder ganze Preiskalkulationen neu berechnet werden, was Ressourcen bindet. Man nennt diese Kosten Preisanpassungskosten.[112]
Positiv
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Arbeitsmarkt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Nominallöhne passen sich nur langsam nach unten an. Dies kann zu anhaltenden Ungleichgewichten und hoher Arbeitslosigkeit auf dem Arbeitsmarkt führen. Da die Inflation die Reallöhne auch bei konstanten Nominallöhnen sinken lässt, ermöglicht eine moderate Inflation ein schnelleres Gleichgewicht auf den Arbeitsmärkten.[113][101] Dies gilt, insofern die Löhne nicht in Lohnverhandlungen an die Inflation angepasst werden können.
Liquiditätsfalle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eines der wichtigsten Instrumente zur Steuerung der Geldmenge ist die Möglichkeit, die Leitzinsen festzulegen, also den Zinssatz, zu dem sich Banken bei der Zentralbank Geld leihen können. Daneben gibt es die Offenmarktpolitik, d. h. Interventionen der Zentralbank auf dem Rentenmarkt, mit dem Ziel, den nominalen Zinssatz zu senken. Beide Maßnahmen sollen die allgemeinen Zinsen senken, um dadurch positive Konjunktureffekte auszulösen. Befindet sich eine Ökonomie in einer Rezession mit bereits niedrigen oder sogar null Nominalzinsen, kann die Zentralbank die Zinsen nicht weiter senken, um die Wirtschaft anzukurbeln – diese Situation wird als Liquiditätsfalle bezeichnet.[114] Diese Situation kann aber durch niedrige und konstante Inflation verhindert werden.
Mundell-Tobin-Effekt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Robert Mundell stellte fest, dass eine moderate Inflation die Sparer veranlassen würde, Kredite durch Spareinlagen zu ersetzen, um künftige Ausgaben zu finanzieren. Diese Substitution würde dazu führen, dass die Realzinssätze für das Marktgleichgewicht sinken.[115] Der niedrigere Realzins würde zu einer höheren Kreditaufnahme zur Finanzierung von Investitionen führen. In ähnlicher Weise zeigte James Tobin, dass eine solche Inflation Unternehmen dazu veranlassen würde, Investitionen in Sachkapital (Anlagen, Ausrüstung und Vorräte) durch Geldguthaben in ihren Vermögensportfolios zu ersetzen. Diese Substitution würde bedeuten, sich für Investitionen mit niedrigeren realen Renditen zu entscheiden. (Die Renditen sind niedriger, da bereits früher Investitionen mit höheren Renditen getätigt wurden.)[116] Sofern die Wirtschaft nicht bereits nach Modellen der Wachstumstheorie überinvestiert, würden diese zusätzlichen Investitionen positive Effekte haben.
Formen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Je nach Stärke und Tempo der Preissteigerung unterscheidet man zwischen schleichender Inflation, trabender Inflation, galoppierender Inflation und Hyperinflation.

Die Inflation kann man in Phasen einordnen: akzelerierte Phase (steigende, beschleunigte) – stabilisierte (gleichbleibende) Phase – dezelerierte (abnehmende) Phase. Die dezelerierte Phase wird auch als Disinflation bezeichnet.
Der Begriff „Inflation“ bezeichnete ursprünglich die Inflationen der frühen 1920er Jahre, die heute als schwere oder Hyperinflationen gelten. Heute wird er losgelöst von der tatsächlichen Geschwindigkeit der Erhöhung des Preisniveaus in einem Land gebraucht.
Leichte Inflation (bis etwa 5 % Wertverlust im Jahr) hat nachfragefördernde Wirkung, da Leute ihr Geld ausgeben oder investieren wollen. Freilich verlangen sie für Investitionen immer noch eine Liquiditätsprämie, das heißt die Renditen müssen deutlich über der Inflationsrate liegen.

Bei schwerer Inflation (ab rund 5 % Wertverlust im Jahr) verliert das Tauschmittel Geld seinen Wert schneller als andere Güter (zum Beispiel Immobilien, Aktien, Sachkapital allgemein) und büßt daher die Wertmaßstabsfunktion und Wertaufbewahrungsfunktion ein, stattdessen wird eine Ersatzwährung verwendet, so zum Beispiel Zigaretten in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, der US-Dollar in der Türkei (früher) oder Argentinien. Es kommt zur Flucht in wertstabile Sachwerte und zu Kapitalflucht. Auf den Kapitalmärkten nimmt das Kapitalangebot ab, da die Anbieter wegen der Inflation mit einem Werteverzehr rechnen, der Kapitalzins steigt. Aus gleichem Grund werden langfristige Kredite kaum noch angeboten, schon gar nicht mit festem Zins. So besteht auch für Kreditnehmer keine Planungssicherheit mehr. Bisher knapp lohnende Investitionen werden durch Zinssteigerung unrentabel; Unternehmen, deren Rendite nicht mehr ausreicht, überschulden sich.
Besonders schwere Inflationen mit monatlichen Wertverlusten von über 50 % werden auch als Hyperinflationen bezeichnet. Hyperinflationen kamen in der Geschichte schon mehrmals auch deshalb zum Stillstand, weil selbst der Realwert des Papiers zum Drucken der Banknoten höher war als der Wert einer Banknote. Häufig gibt es nach einer Hyperinflation eine Währungsreform.
Datum | Kaufpreis |
---|---|
6. Juni 1912 | 7 Pfennig |
6. August 1923 | 923 Papiermark |
27. August 1923 | 177.500 Papiermark |
17. September 1923 | 2,1 Millionen Papiermark |
15. Oktober 1923 | 227 Millionen Papiermark |
5. November 1923 | 22,7 Milliarden Papiermark |
15. November 1923 | 320 Milliarden Papiermark |
Schwere Inflationen waren in der Geschichte unter anderem zu beobachten:
- die Krise des römischen Reiches von 260 bis ca. 300 mit einer Inflation von 10 % pro Jahr,[117]
- die Preisrevolution im 16. Jahrhundert,
- um 1622 in Europa in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (siehe Kipper- und Wipperzeit und Kursächsische Kippermünzstätten),
- in Frankreich während der Französischen Revolution – der Assignat,
- um 1920 bis 1924 in Österreich,[118]
- um 1923 in Deutschland und in Ungarn,
- 1939–1948 in Deutschland (zurückgestaute Inflation, korrigiert durch Währungsreform),
- 1945–1946 in Ungarn (siehe Pengő)
- Nach den beiden Ölpreiskrisen 1973/74 und 1979/80 kam es zu relativ hohen Inflationsraten. In den 1970er Jahren trugen auch andere Faktoren zu relativ hohen Inflationsraten bei,
- jahrzehntelang bis 1991 in Argentinien,
- jahrzehntelang bis 1994 in Brasilien (→ Brasilianischer Real),
- um 1995 in Mexiko (→ Peso),
- um 1997 in Südostasien, unter anderem Thailand, Indonesien und Südkorea (siehe Asienkrise),
- um 2002 in Argentinien,
- Hyperinflation seit 2007 in Venezuela: Der Venezolanischer Bolívar wurde seit Beginn des Verfalls mehreren Währungsschnitten unterzogen: Bolívar fuerte, Bolívar soberano, Bolívar digital. Insgesamt wurden zwischen 2007 und 2021 vierzehn Nullen gestrichen.
- Hyperinflation 2008/2009 in Simbabwe; nach dessen Abschaffung im Oktober 2015 hatte das Land bis 2019 keine eigene Währung mehr. Laut dem CATO Institute betrug die Hyperinflation in Simbabwe per Ende Oktober 2008 gegenüber Ende Oktober 2007 2,79 Trillionen %.[119]
- In der Türkei hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise im April 2024 stark beschleunigt. Die Inflationsrate lag laut Statistikbehörde TUIK bei 69,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat – auf dem höchsten Stand seit Dezember 2022. Im Vergleich zum Vormonat habe die Teuerung 1,3 Prozent betragen.[120]
Theorien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über Inflation gab es historisch verschiedene Theorien. Dabei ist besonders die Debatte zwischen Keynesianern einerseits und den Monetaristen und Vertretern der neuen klassischen Makroökonomik andererseits hervorzuheben.[121] Diese Theorien wurden im Rahmen der neuen neoklassischen Synthese zusammengeführt. Der Neukeynesianismus stellt die heute allgemein akzeptierte makroökonomische Theorie dar.[122][123]
Daneben gibt es heterodoxe Theorien über Inflation. Diese werden vom ökonomischen Mainstream nicht geteilt.[124]
Neukeynesianismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Neukeynesianismus ist die dominante Theorie des internationalen makroökonomischen Mainstreams.[125]
Die moderne neukeynesianische Theorie geht davon aus, dass Inflation kurz- und mittelfristig im Wesentlichen durch die Entwicklung der Kostenstruktur von Waren und Dienstleistungen, sowie die Gesamtnachfrage bestimmt wird.[126] Das bedeutet, dass die realen Grenzkosten der Unternehmen die Inflation determinieren. Außerdem spielen die Erwartungen der ökonomischen Agenten über die zukünftige Entwicklung der Inflation eine Rolle.[127] Dieser Zusammenhang wird in der neukeynesianischen Phillips-Kurve beschrieben.[127]
Der Neukeynesianismus führte zur Entwicklung von dynamischen stochastischen allgemeinen Gleichgewichtsmodellen (DSGE), welche heute von vielen Zentralbanken zur Modellierung der Geldpolitik eingesetzt werden.[128][129] Die europäische Zentralbank verwendet zum Beispiel das Smets–Wouters Modell, ein DSGE-Modell, um die Auswirkungen ihrer Geldpolitik auf die Eurozone zu untersuchen.[130]
Historisch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Keynesianismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eines der Grundprinzipien des Keynesianismus ist die negative Abhängigkeit zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit. Grundlage für diese Annahme bildeten empirische Untersuchungen auf der Basis historischer Daten, die mit sinkender Arbeitslosigkeit ein höheres Preisniveau verbanden (Phillips-Kurve). Theoretisch erklärt wurde dieses Prinzip damit, dass mit sinkender Arbeitslosigkeit das Volkseinkommen steigt und hierdurch die Konsumgüternachfrage stärker ansteigt als Produktionskapazitäten geschaffen werden können. Dazu kommt, dass bei Vollauslastung die Preise ansteigen und die Gewerkschaften bei geringerer Arbeitslosigkeit höhere Lohnforderungen durchsetzen können, was sich auf die Preise auswirkt (siehe auch Grundlohnsummenveränderungsrate). Schöpft eine Volkswirtschaft ihre Produktionsmöglichkeiten zur Gänze aus – man spricht in diesem Zusammenhang von der Produktionsmöglichkeitenkurve (PMK), Synonym Transformationskurve – so führt ein Anstieg der Nachfrage im Keynesianismus voll zu einer Preissteigerung. Die Unternehmen können die erhöhte Nachfrage nach Produkten nicht ausgleichen, daher werden diese Produkte einfach teurer (vgl. Nachfrage-Sog-Inflation oben). Fraglich ist, ob nicht schon vor Erreichen einer allgemeinen Vollauslastung der Kapazitäten schon in einzelnen Wirtschaftszweigen Engpässe auftreten, so dass die Preise bereits zu klettern anfangen, bevor Vollbeschäftigung und allgemein Vollauslastung der Kapazitäten erreicht worden ist.
Monetarismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Monetarismus sieht allein im Wachstum der Geldmenge die Ursache für Inflation. Milton Friedman prägte dafür den griffigen Slogan: „Money matters“ – „Es kommt auf die Geldmenge an“. Inflation sei immer und überall ein monetäres Phänomen.[131]
Der Monetarismus griff eine zentrale Annahme der keynesianischen Inflationstheorie an: die Phillips-Kurve. Friedman und Edmund Phelps (der kein Monetarist war) schlugen eine erweiterte Form der Phillips-Kurve vor, die die Möglichkeit eines stabilen, langfristigen Kompromisses zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit ausschloss.[132] Die Ölschocks der 1970er Jahre führten zu einer hohen Arbeitslosigkeit und Inflation, wodurch Friedman und Phelps empirisch bestätigt wurden. Der Monetarismus war in den frühen 1980er Jahren besonders einflussreich. Er verlor in den folgenden Jahrzehnten jedoch wieder an Einfluss, da es den Zentralbanken schwerfiel, die Geldmenge anstelle der Zinssätze zu steuern.
Neue Klassische Makroökonomik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die neue klassische Makroökonomie (NKM) forderte zentrale Annahmen des Keynesianismus heraus. Die theoretische Weiterentwicklung war dabei die Einführung von rationalen Erwartungen in die Modellbildung durch Robert Lucas. Zuvor hatten keynesianische Ökonomen im Allgemeinen mit adaptiven Erwartungen gearbeitet, bei denen angenommen wurde, dass ökonomische Agenten die jüngste Vergangenheit betrachten, um Erwartungen über die Zukunft zu erstellen. Rationale Erwartungen bedeuten eine höhere Komplexität der Agenten. Zum Beispiel werden Verbraucher nicht einfach eine Inflationsrate von 2 % annehmen, nur weil dies der Durchschnitt der letzten Jahre war. Sie werden sich mit der aktuellen Geldpolitik und den wirtschaftlichen Bedingungen befassen, um eine eigene Prognose zu erstellen.[133]
Die NKM konnte zeigen, dass unter Annahme von perfekter Preiselastizität und rationalen Erwartungen Geldpolitik nur zu Inflation führe und keine konjunkturellen Effekte aufwies.[134]
Heterodoxe Theorien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt Inflationstheorien, die vom Mainstream der ökonomischen Wissenschaft nicht geteilt werden.[124]
Österreichische Schule
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ludwig von Mises, ein Vertreter der Österreichischen Schule, verstand unter Inflation die Ausweitung (lat. inflare) der ungedeckten Geldmenge. Durch zyklisches und unkontrolliertes Geldwachstum entstünden Kredite ex nihilo mit künstlich niedrigen Zinsraten. Durch die Inflation und die Kreditexpansion würde das gesamte Preissystem verzerrt, der Preis verliere seine Funktion der Information über Knappheit, unproduktive Produktionsweisen würden dadurch künstlich am Leben gehalten. Hierbei handelt es sich um die Sichtweise, die der ursprünglichen Bedeutung am nächsten kommt. Inflation beschreibt einen Ausdehnungsprozess.
Neu geschaffenes Geld gelangt von den Zentral- und Geschäftsbanken zu Marktteilnehmern, die mit diesem neuen Geld Güter nachfragen. Diese zusätzliche Nachfrage wird in steigenden Preisen sichtbar. Die Ursache für Inflation ist damit in der Schöpfung von ungedecktem Geld so wie in gesetzlich privilegierten Institutionen des Bank- und Finanzwesens zu finden (Annahmezwang von Gesetzlichen Zahlungsmitteln, Zentralbankwesen, Teilreservebanken, Währungsmonopol usw.[135]). Aus dieser Sicht geht auch hervor, dass die Inflation sich nicht gleichmäßig in allen Preisen widerspiegelt, sondern durch Cantillon-Effekte beeinflusst wird.
Verkäuferinflation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ökonomin Isabella M. Weber beschäftigt sich mit einer aktuellen Theorie zur Erklärung der Inflation ab dem Jahr 2021 mit der Rolle von Unternehmen und spricht von einer „Verkäuferinflation“ (englisch sellers' inflation). Als Ausgangspunkt der Inflation sieht Weber einen „Kostenschock in systemisch wichtigen Bereichen“ der Wirtschaft. Im Zentrum standen dabei starke Preissteigerungen für Energie und in der Schifffahrt. Dieser Schock habe dann als „Koordinations-Mechanismus für Preiserhöhungen“ für viele Unternehmen gedient.[136][137][138]
Produktionskosten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die klassischen Ökonomen wie Adam Smith, David Ricardo bis hin zu Karl Marx vertraten eine Produktionskostentheorie des Geldes. Für sie waren der Wert des Geldes und damit die Preise durch die Arbeitswertlehre bestimmt. Adam Smith drückte dies so aus: „Das Verhältnis zwischen dem Werte des Goldes und Silbers und dem irgendwelcher anderer Güter hängt … von dem Verhältnis zwischen der Menge Arbeit ab, die nötig ist, um eine bestimmte Menge Gold und Silber, und der Menge Arbeit, die nötig ist, um eine bestimmte Menge irgendeiner anderen Art auf den Markt zu bringen.“ Die Warenpreise konnten nach der Arbeitswertlehre also nur dann dauerhaft steigen, wenn die Arbeitsproduktivität bei der Gold- oder Silbergewinnung dauerhaft rascher gesteigert werden konnte, als diejenige bei der Produktion der anderen Waren.
Nach der Produktionskostentheorie des Geldes (oder nach der Arbeitswerttheorie) führten die großen Gold- und Silberimporte aus Südamerika nach der Entdeckung Amerikas nicht deshalb zu einer Inflation in Europa, weil das viele Gold eine vergleichsweise kleine Menge an Waren „jagte“ – das sagt die Quantitätstheorie des Geldes –, sondern weil plötzlich weniger Arbeitszeit erforderlich war, um eine bestimmte Menge an Gold oder Silber zu gewinnen. Die Ausdehnung der Geldmenge (Menge an umlaufenden Gold- und Silbermengen) war nur Symptom des plötzlich geringer gewordenen Arbeitswertes der Edelmetalle. Die Klassiker nahmen an, dass zum Umschlag der Waren einer Volkswirtschaft, die insgesamt einen bestimmten Wert hatten, eine Goldmenge von insgesamt einem bestimmten Wert benötigt wurde, abhängig von der Umlaufsgeschwindigkeit der Goldmünzen. Die Umlaufgeschwindigkeit wurde dabei als stabil angenommen. Sank der Wert der einzelnen Goldmünzen wegen Erhöhung der Arbeitsproduktivität bei der Goldgewinnung, wurden zum Ausgleich entsprechend mehr Goldmünzen für den Geldumlauf benötigt. Die Erhöhung der Geldmenge war also nur Symptom der Verminderung des Wertes der einzelnen Goldmünze.
Wurde mehr Gold, als für den Warenumschlag benötigt, in Umlauf gebracht, führte dies nicht zu Preissteigerungen, sondern das überschüssige Gold wurde als Wertaufbewahrungsmittel gehortet. Die Wirtschaftssubjekte wollten Gold nicht unter Wert gegen Waren tauschen, so die Annahme der Klassiker.
Anders sah es beim Papiergeld aus. Für das Papiergeld galten keine anderen Gesetze als für Goldmünzen, solange der Staat oder die Banken das Papiergeld nur in solchen Mengen ausgaben, dass es jederzeit zu einem bestimmten Verhältnis in Gold eingetauscht werden konnte. Aber beispielsweise während der Koalitionskriege floss aus Großbritannien sehr viel Gold ins Ausland ab oder wurde gehortet. Schließlich wurde die Goldeinlösungspflicht für Papierbanknoten durch den englischen Staat aufgehoben. Nach einiger Zeit gab es dann zwei Preise. Die stabilen Preise der Waren in Gold ausgedrückt und die steigenden Preise der Waren in Papiergeld ausgedrückt.
Marx stellte den Sachverhalt so dar: Solange die für den Warenumschlag benötigte Goldmenge durch Papiergeld ersetzt wird, sind Gold und das es repräsentierende Papiergeld gleich viel wert. Wird aber in Notzeiten von den Banken der Papiergeldumlauf über den notwendigen Goldumlauf gesteigert, dann steigen genau in dem Maße die Preise in Papiergeld ausgedrückt. Während also zu viel Gold die Preise nicht anhebt, sondern als Wertaufbewahrungsmittel gehortet wird, trauen die Wirtschaftssubjekte dem Papiergeld diese Fähigkeit zur Wertbewahrung nicht zu, es wird verausgabt. Dann „jagen“ aber zu viele Banknoten zu wenige Waren. Die Preise in Papiergeld ausgedrückt steigen. Für das Papiergeld gilt insoweit die Quantitätstheorie des Geldes.
Steuerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geldpolitik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl sowohl die Fiskal- als auch die Geldpolitik die Inflation beeinflussen können, verlassen sich die meisten Länder seit den 1980er Jahren hauptsächlich auf die Geldpolitik, um die Inflation zu steuern.[141] Wenn eine Inflation über ein akzeptables Niveau hinaus auftritt, kann die Zentralbank des Landes den Zinssatz erhöhen, was die Inflationsentwicklung stabilisieren soll. Zentralbanken folgen heute meist der Taylor-Regel bei der Festlegung des Zinssatzes.[57]
Die europäische Zentralbank (EZB) modelliert die Effekte ihrer Geldpolitik über den Transmissionsmechanismus.[142] Dabei geht man davon aus, dass eine Reihe ökonomischer Kenngrößen bei einer Veränderung der Leitzinsen beeinflusst werden, welche wiederum weitere Effekte nach sich ziehen (siehe nebenstehende Grafik).[143] Ein höherer Leitzins wirkt sich schließlich auf die Inflationserwartung, Angebot und Nachfrage nach Gütern, den Arbeitsmarkt (Arbeitslosigkeit), die Löhne und die Importpreise aus, welche unmittelbaren Einfluss auf die Preisentwicklung im Euroraum haben.[143][57]
Dabei ist zu beachten, dass die Transmission durch variable und unsichere Zeitverzögerungen (eng. time lags) gekennzeichnet ist. Daher ist es schwierig, den genauen Zeitpunkt der Wirkung geldpolitischer Maßnahmen auf die Wirtschaft und das Preisniveau zu modellieren. Die Wirksamkeit des Transmissionsmechanismus wird durch theoretische Modelle und empirische Forschung gestützt.[144][145]
Seit den 2010er Jahren werden neben Änderungen der Leitzinsen auch sogenannte unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen eingesetzt, aufgrund einer Inflationsrate unterhalb der Zielinflation trotz niedriger Leitzinsen.[145] Diese Maßnahmen werden eingesetzt, um die Inflation trotz der 0 %-Grenze für nominale Zinssätze weiterhin zu steuern und Preisstabilität sicherzustellen.[146] Zu unkonventionellen Maßnahmen zählt zum Beispiel die Quantitative Lockerung.[145]
Einige Zentralbanken haben ein symmetrisches Inflationsziel, während andere die Inflation kontrollieren, sobald sie einen Schwellenwert überschreitet.[147] In den meisten Ländern haben die Zentralbanken oder andere Währungsbehörden die Aufgabe, den Interbankenzins stabil auf niedrigem Niveau und die Zielinflationsrate bei etwa 2 bis 3 % zu halten.[97]
Die Europäische Zentralbank hat ein Inflationsziel mit einer mittelfristigen Inflationsrate von 2 % pro Jahr. Dieses Ziel wird von der EZB symmetrisch formuliert, Abweichungen nach oben und nach unten werden also gleichermaßen als nachteilig betrachtet.[148]
Historisch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es eine Debatte zwischen Keynesianern und Monetaristen über das geeignete Instrument zur Kontrolle der Inflation.[149] Monetaristen betonen eine niedrige und stetige Wachstumsrate der Geldmenge, während die Keynesianer betonen, dass die Gesamtnachfrage während der Wirtschaftsexpansion reduziert und die Nachfrage während der Rezession erhöht wird, um die Inflation stabil zu halten.[150] Die Geldmenge ist seit den 1990er Jahren in der Inflationssteuerung von Zentralbanken keine relevante Kenngröße mehr.[87]
Daneben gab es weitere Methoden zur Inflationssteuerung wie dem Goldstandard und den Preiskontrollen. Beide Methoden werden von heutigen Ökonomen als nicht effektiv und ineffizient abgelehnt.[151][152]
Goldstandard
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Goldstandard ist ein Währungssystem, in dem das gemeinsame Tauschmittel einer Region Papiernoten sind, die normalerweise frei in voreingestellte, feste Goldmengen umgewandelt werden können.[153] Der Standard legt fest, wie die Golddeckung umgesetzt wird, einschließlich der Menge an Gold pro Währungseinheit. Die Währung selbst hat keinen intrinsischen Wert, wird aber von Händlern akzeptiert, da sie gegen die entsprechende Menge Goldes eingelöst werden kann.[154]
Der Goldstandard wurde durch die internationale Übernahme des Bretton-Woods-Systems teilweise aufgegeben. Unter diesem System waren alle anderen wichtigen Währungen zu festen Kursen an den US-Dollar gebunden, der selbst von der US-Regierung zu einem Kurs von 35 US-Dollar pro Unze an Gold gebunden war. Das Bretton-Woods-System brach 1971 zusammen, was dazu führte, dass die meisten Länder auf Fiatgeld umstiegen – Geld, das nur durch die Gesetze und Rechtssicherheit des Landes garantiert wird.[155]
Bei einem Goldstandard würde die langfristige Inflationsrate (oder Deflation) durch die Wachstumsrate des Goldangebots im Verhältnis zur Gesamtproduktion bestimmt.[156] Kritiker argumentieren, dass dies zu willkürlichen Schwankungen der Inflationsrate führen und die Geldpolitik im Wesentlichen durch den Goldabbau bestimmt würde. Dies hätte in wirtschaftlichen Abschwüngen katastrophale Folgen.[151][157]
Der Goldstandard wird besonders von Vertretern der heterodoxen Österreichischen Schule propagiert.[158][159][160]
Preiskontrollen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine andere historische Methode zur Inflationssteuerung waren Lohn- und Preiskontrollen. Lohn- und Preiskontrollen haben sich in Kriegszeiten in Kombination mit Rationierung bewährt. Ihre Verwendung in anderen Kontexten ist jedoch weitaus gemischter. Zu den bemerkenswerten Misserfolgen bei ihrer Verwendung gehört die Einführung von Lohn- und Preiskontrollen im Jahr 1972 durch Richard Nixon.[161] Viele Ökonomen halten Preisbindungen für sinnlos oder schädlich.[161][152]
Im Allgemeinen werden Lohn- und Preiskontrollen als vorübergehende und außergewöhnliche Maßnahme angesehen, die nur in Verbindung mit Maßnahmen zur Verringerung der zugrunde liegenden Inflationsursachen während des Lohn- und Preiskontrollregimes wirksam sind, z. B. wenn der Krieg gewonnen wird. Sie haben oft sehr negative Auswirkungen aufgrund der verzerrten Preissignale, die sie an den Markt senden. Künstlich niedrige Preise führen oft zu Knappheit und Engpässen und schrecken zukünftige Investitionen ab, was zu weiterem Mangel führt. Die übliche ökonomische Analyse zeigt, dass jedes Produkt oder jede Dienstleistung, die zu niedrig bepreist wird, zu stark konsumiert wird. Wenn beispielsweise der offizielle Brotpreis zu niedrig ist, wird es zu wenig Brot zu den festgelegten Preisen geben und der Markt wird zu wenig in die Brotherstellung investieren, um den zukünftigen Bedarf zu decken, wodurch das Problem langfristig verschärft wird.[152]
Frankreich führte im Herbst 2023 im Rahmen eines Inflationspaktes und gegen Konzern-Widerstände (Unilever, Nestle, Pepsico) Fixpreise für 5000 Lebensmittelprodukte ein.[162][163] Schon im Jahr zuvor hatte es in der Lebensmittelbranche schärfere staatliche Preiskontrollen gegeben.[164] Staatliche Verbraucherschützer hätten schon 1.200 Inspektionen vorgenommen.[164]
Abgrenzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im allgemeinen Sinne und politischen Sprachgebrauch werden verschiedene Erscheinungen mit Inflation in Verbindung gebracht oder gleichgesetzt, die unter Umständen keine Inflation sind.
Kassenhaltung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kassenhaltungs-Inflation bezeichnet einen Zustand, in dem die Wirtschaftssubjekte höhere Geldbestände horten, als sie eigentlich wollen. Nach ökonomischer Theorie tritt diese Situation in freien Märkten nicht auf, da die höheren Geldbestände zu Inflation führen müssen. Werden die Preise jedoch (staatlich) administriert und erfolgt die Messung des Preisniveaus anhand der administrierten Preise, so liegt keine Inflation vor. Hilfsweise kann Inflation allerdings auf nicht-administrierten Märkten (Schwarzmarkt) gemessen werden. Ob Inflation vorliegt, ist also eine Frage der Anerkennung einer Definitions-Autorität. Gegen diese These ist einzuwenden, dass gehortete Geldbestände nicht per se ein Geldangebot darstellen. Nur der Teil der Geldbestände, den die Wirtschaftssubjekte planen, in der betrachteten Periode gegen Waren und Dienstleistungen einzutauschen, stellt ein Geldangebot dar.[165]
Externer Preisschock
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieser Ausdruck wurde im Zuge der sogenannten Ölkrisen häufig verwendet. Der Preisanstieg eines Gutes führt allerdings nicht zwangsläufig zu einem Anstieg des Preisniveaus. Sinken gleichzeitig die Preise anderer Güter, kann das Preisniveau konstant bleiben. Es liegt dann keine Inflation vor. Alimentiert die Notenbank jedoch die Preiserhöhungen, kann ein Effekt analog der sogenannten Kostendruck-Inflation ausgelöst werden.[166]
Inflationssteuer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Inflationssteuer gibt und gab es nicht. Inflationssteuer ist ein Schlagwort, das den wirtschaftlichen Nachteil von Inflation pejorativ mit dem wirtschaftlichen Nachteil einer Steuer gleichsetzt. Bei gleichbleibendem Nominaleinkommen bleibt auch die Einkommensteuer unverändert, jedoch verringert sich das Realeinkommen aufgrund der Inflation. Gleichzeitig verlieren die Staatsschulden real an Wert (dies gilt nur bei nicht inflations-indexierten Anleihen und einer unerwartet hohen Inflation, denn wenn eine bestimmte Inflationsrate erwartet wird, wird diese Inflationsrate in den verlangten Zins mit eingepreist). Der Staat entschuldet sich bei unerwartet hoher Inflation also ohne eigene Leistung. Dies gilt zwar auch für alle anderen Schuldner. Der Staat ist jedoch als einziger in der Lage, durch seine Politik Inflation wirksam zu erhöhen. Als letzten Effekt kann der Staat Inflationsgewinne der Steuerbürger besteuern. So waren nach der Hyperinflation der 20er Jahre die Immobilienbesitzer faktisch entschuldet. Diesen Inflationsgewinn besteuerte der Staat mit der Hauszinssteuer.
Wirtschaftliche Aspekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bekämpfung der Inflation wird vom ökonomischen Staatsziel der Preisniveaustabilität gefordert, das sowohl im Europarecht (Art. 127 AEUV) als auch im deutschen Recht (§ 1 StabG) kodifiziert ist. Um das Ziel zu erfüllen, stehen den Staaten und deren Zentralbanken die Instrumente der Wirtschaftspolitik, insbesondere der Geld- und Währungspolitik, zur Verfügung.
Aus Sicht des Monetarismus entsteht die Inflation dadurch, dass die Zunahme der Geldmenge das Wirtschaftswachstum übersteigt.[167] Bei gegebenem Wirtschaftswachstum muss die Geldmenge durch die Geldpolitik der Zentralbank so reduziert werden, dass sie sich unterhalb des Wirtschaftswachstums bewegt. Das kann durch eine restriktive Geldpolitik wie etwa Erhöhung der Mindestreserven oder des Leitzinses erreicht werden.
Längere Zeit andauernde Inflation führt zur Flucht in die Sachwerte. Die Bezieher fester Einkommen (Arbeitnehmer, Pensionäre) sind bei einer Inflation ebenso benachteiligt wie Sparer und sonstige Gläubiger von Nominalwerten. Sie erleiden Vermögensverluste, wenn die Inflationsrate den Habenzins bzw. Kapitalertrag übersteigt.[168] Dann besteht ein negativer Realzins und eine negative Realrendite. Schuldner haben dagegen Vorteile, weil der Realwert ihrer Verbindlichkeiten abnimmt. Langfristig kann die Inflation die soziale Sicherheit und den Wohlstand gefährden.[169] Es kann eine Inflationsmentalität entstehen, die einen Kaufrausch auslöst, der die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und auch die Güternachfrage erhöht, was die Inflation noch beschleunigt.[170]
Bei konstantem Konsum erhöhen sich durch Preissteigerungen bei Inflation die Konsum- und Investitionsausgaben, so dass Wirtschaftssubjekte bei gegebenem Einkommen an eine Konsum- und Investitionsgrenze stoßen, die sie zum Sparen durch Senkung ihrer Güternachfrage zwingt. Dies geschieht durch absolut geringeren Konsum oder durch Substitution teurerer Güter durch preiswertere Substitutiionsgüter. Die geringere Güternachfrage bewirkt bei konstantem Güterangebot wiederum einen Rückgang der Inflation.
Der aktuelle wissenschaftliche Konsens besagt, dass Inflation im Wesentlichen durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage entsteht.[171][53][172] Sehr hohe Inflation und Hyperinflation kann auch durch ein zu starkes Geldmengenwachstum erklärt werden.[84][58] Inflation beeinflusst Ökonomien auf verschiedene Weisen. Sie macht Sparen unattraktiver und begünstigt Verschuldung und Konsum durch eine Erhöhung der Opportunitätskosten für das Halten von Geld. Es kann bei hoher Inflation zu Knappheit kommen, da Konsumenten aus Sorge vor weiteren Preisanstiegen Güter horten. Zu den positiven Effekten einer stabilen niedrigen Inflation zählt die Vermeidung von Ineffizienzen einer Deflation.[173]
Es ist ebenso ökonomischer Konsens, dass hohe Inflationsraten und Hyperinflation schädlich sind.[174] Die meisten Ökonomen befürworten daher eine niedrige und stabile Inflationsrate.[175][9] Eine niedrige Inflation (im Gegensatz zu einer Null- oder negativen Inflation) verringert die Schwere wirtschaftlicher Rezessionen, indem sie es dem Arbeitsmarkt ermöglicht, sich im Abschwung schneller anzupassen. Sie verringert auch das Risiko einer Deflation.[176] Die Aufgabe, die Inflationsrate niedrig und stabil zu halten, wird in der Regel Zentralbanken übertragen. Sie sollen die Inflationsrate durch Geldpolitik steuern. Dazu nutzen sie verschiedene Instrumente: die Festsetzung von Leitzinsen, Offenmarktpolitik, Mindestreservepflichten sowie Forward guidance. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank ist eine mittelfristige Inflation von 2 % pro Jahr in der Eurozone.[148]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste der Länder nach Inflationsrate
- Geräuschlose Kriegsfinanzierung
- Kippertaler der Kipper- und Wipperinflation
- Kippermünzstätten (Kursachsen) – Münzstätten der Kipper- und Wipperinflation
- Böse Halser der Schinderlingszeit, eine Inflation (1457–1460)
- Shrinkflation
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Inflation – Inflationstheorien – Geldpolitik. In: Gabler Wirtschaftslexikon, Gabler Verlag
- Josef Gruntzel: Der Geldwert. Grundsätze für die Beurteilung der Geldentwertung (= Finanz- und volkswirtschaftliche Zeitfragen. Nr. 57). Enke, Stuttgart 1919.
- Hans H. Lechner: Währungspolitik. De Gruyter, Berlin u. a. 1988, ISBN 3-11-007412-5.
- Fritz Neumark: Inflationsprobleme – Alt und Neu. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen (= Göttinger Universitätsreden. Heft 59; 1976).
- Olivier Blanchard, Gerhard Illing: Makroökonomie. 7., aktualisierte Auflage. Pearson, München 2017, ISBN 3-86326-797-4, Kapitel 23 Geldpolitik – eine Zusammenfassung, S. 687–718.
- Christopher Sims: A Simple Model for Study of the Determination of the Price Level and the Interaction of Monetary and Fiscal Policy. In: Economic Theory. Springer, Band 4, Nr. 3, 1994, S. 381–399.
- Johannes Treu, Johannes Hartwig: Messung der gefühlten Inflation in Deutschland. IU Discussion Papers, Reihe Business & Management, Band 2, Nr. 12 (November 2022) (https://www.econstor.eu/bitstream/10419/266398/1/1823592570.pdf).
- Bernhard Beck: Makroökonomie. vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, Zürich 2021, ISBN 978-3-7281-3367-0, Kapitel 5: Geld und die Bedeutung von Inflation und Kapitel 6: Ursachen für Inflation.
Rundfunkberichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anna Fein: Inflation – Das gierige Biest (Wissen hoch 2 – 2023) in der 3sat-Mediathek (44 Min.), abrufbar bis 31. August 2028
- ARTEde: Die Rückkehr der Inflation auf YouTube, 10. Oktober 2023 (Laufzeit: 1:28:52 Std.).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weitere Inhalte in den Schwesterprojekten der Wikipedia:
| ||
![]() |
Commons | – Medieninhalte (Kategorie) |
![]() |
Wiktionary | – Wörterbucheinträge |
![]() |
Wikinews | – Nachrichten |
![]() |
Wikiquote | – Zitate |
![]() |
Wikisource | – Quellen und Volltexte |
- Statistisches Bundesamt (Destatis): Verbraucherpreisindex für Deutschland
- Verbraucherpreisindex für Österreich
- Schweizerischer Landesindex der Konsumentenpreise
- Statistiken der Europäischen Zentralbank (englisch)
- Inflation in den Neuen Bundesländern (in Quartalsberichten)
- Jürgen Pätzold: Das Inflationsproblem. Ursachen und Strategien.
- Informationen und Daten zum US-CPI beim Bureau of Labor Statistics
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ursula Hermann: Knaurs etymologisches Wörterbuch. 1983, ISBN 3-426-26074-3, S. 214.
- ↑ a b Olivier Blanchard, Gerhard Illing: Makroökonomie. 5., aktualisierte und erw. Auflage [der amerikan. Aufl.]. Pearson Studium, München 2009, ISBN 978-3-8273-7363-2, S. 873 (Glossar).
- ↑ a b Robert J. Barro: Macroeconomics. 5th ed Auflage. MIT Press, Cambridge, Mass. 1997, ISBN 0-585-03787-6, S. 895.
- ↑ a b Ben Bernanke, Ronald D. Kneebone, Dean Darrell Croushore: Macroeconomics. Eighth Canadian edition Auflage. Toronto 2019, ISBN 978-0-13-464635-0, S. 640.
- ↑ Paul Krugman, Robin Wells: Volkswirtschaftslehre. 2. überarbeitete Auflage. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-7910-3371-6, S. 841.
- ↑ a b c d Michael Parkin: Inflation. In: The New Palgrave Dictionary of Economics. Palgrave Macmillan UK, London 2017, ISBN 978-1-349-95121-5, S. 1–14, doi:10.1057/978-1-349-95121-5_888-2.
- ↑ Werner Mahr: Einführung in die Allgemeine Volkswirtschaftslehre. 1971, S. 192.
- ↑ Ute Arentzen, Heiner Brockmann (Hrsg.): Gabler Volkswirtschafts-Lexikon, Band II, 1997, S. 504.
- ↑ a b Warum ist Preisstabilität wichtig? European Central Bank, 30. April 2021, abgerufen am 27. Juni 2021.
- ↑ Michael Bryan: On the Origin and Evolution of the Word Inflation. In: Economic Commentary. October 15, 1997, 15. Oktober 1997 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Matthew Yglesias: Inflation, explained. 24. Juli 2014, abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Jason Fern: Definition: Inflation. In: Investopedia. 17. Juni 2021, abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Robert O’Neill, Jeff Ralph, Paul A. Smith: What Is Inflation? In: Inflation. Springer International Publishing, Cham 2017, ISBN 978-3-319-64124-9, S. 21–43, doi:10.1007/978-3-319-64125-6_2.
- ↑ Robert O’Neill, Jeff Ralph, Paul A. Smith: What Is a Price Index? In: Inflation. Springer International Publishing, Cham 2017, ISBN 978-3-319-64124-9, S. 69–90, doi:10.1007/978-3-319-64125-6_4.
- ↑ Häufig gestellte Fragen (FAQ) – Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) – Eurostat. Abgerufen am 27. Juni 2021.
- ↑ Eren Gürer, Alfons Weichenrieder: Inflation, Inflationsmessung und Zentralbankpolitik. In: Wirtschaftsdienst. Band 2020, Nr. 11, 2020, S. 834–838 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ a b c d Inflationserwartungen und die Strategieüberprüfung. European Central Bank, 26. Oktober 2021, abgerufen am 22. August 2022.
- ↑ a b Welchen Anteil haben bestimmte Güter des Warenkorbs am Verbraucherpreisindex? Abgerufen am 12. August 2022.
- ↑ Qualitätsbericht Harmonisierter Verbraucherpreisindex. Statistisches Bundesamt, 23. März 2022, S. 6, abgerufen am 12. August 2022.
- ↑ Pascal Seiler: Weighting bias and inflation in the time of COVID-19: evidence from Swiss transaction data. In: Swiss Journal of Economics and Statistics. Band 156, Nr. 13. Springer, September 2020.
- ↑ Ableitung des HVPI-Wägungsschemas für das Jahr 2022 (Preisbasis Dez 2021). Statistisches Bundesamt, Januar 2022, abgerufen am 12. August 2022.
- ↑ Henning Ahnert, Geoff Kenny: Quality Adjustment of European Price Statistics and the Role for Hedonics. ID 749046. Social Science Research Network, Rochester, NY 1. Mai 2004, doi:10.2139/ssrn.749046 (ssrn.com [abgerufen am 13. Januar 2022]).
- ↑ Frequently Asked Questions about Hedonic Quality Adjustment in the CPI : U.S. Bureau of Labor Statistics. Abgerufen am 13. Januar 2022 (englisch).
- ↑ a b Qualitätsbereinigung in der amtlichen Preisstatistik. Abgerufen am 13. Januar 2022.
- ↑ Mick Silver, Saeed Heravi: The Measurement of Quality-Adjusted Price Changes. In: Scanner Data and Price Indexes. University of Chicago Press, Januar 2003, S. 277–316 (nber.org [abgerufen am 13. Januar 2022]).
- ↑ Johannes Hoffmann: Problems of inflation measurement in Germany. 1998,01e. Deutsche Bundesbank, 1998 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Toward a More Accurate Measure of the Cost of Living. Final Report to the Senate Finance Committee from the Advisory Commission to Study the Consumer Price Index (Updated Version). National Technical Reports Library – NTIS. Abgerufen am 27. Juni 2021.
- ↑ Brent R. Moulton: The Measurement of Output, Prices, and Productivity. (PDF) Brookings, abgerufen am 16. März 2025 (englisch).
- ↑ Finn Schüle, David Wessel: Measuring inflation: What’s changed over the past 20 years? What hasn’t? In: Brookings. 25. Juli 2018, abgerufen am 16. März 2025 (englisch).
- ↑ European Central Bank: Erklärung zur geldpolitischen Strategie der EZB. 8. Juli 2021 (europa.eu [abgerufen am 19. August 2022]).
- ↑ Christian Siedenbiedel: Europäische Zentralbank: Warum Hauspreise künftig in die Inflation einfließen sollen. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 19. August 2022]).
- ↑ William T. Gavin, Rachel J. Mandal: Predicting inflation: food for thought. In: The Regional Economist. Jan. 2002, S. 4–9 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Christian Siedenbiedel: Messung von Inflation: Die EZB und das teure Gemüse. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Werner Rothengatter, Axel Schaffer: Makro kompakt. Grundzüge der Makroökonomik. 2., aktualisierte und erweiterte Ausgabe. Physica-Verlag, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-7908-2007-2, S. 141, online.
- ↑ a b Johannes Treu, Johannes Hartwig: Messung der gefühlten Inflation in Deutschland. 12 (November 2022). IU Discussion Papers – Business & Management, 2022 (econstor.eu [abgerufen am 15. Dezember 2022]).
- ↑ Eva Traut-Mattausch, Tobias Greitemeyer, Dieter Frey, Stefan Schulz-Hardt: Illusory Price Increases after the Euro Changeover in Germany: An Expectancy-Consistent Bias. In: Journal of Consumer Policy. Band 30, Nr. 4, Dezember 2007, ISSN 0168-7034, S. 421–434, doi:10.1007/s10603-007-9049-y.
- ↑ Statistisches Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten – Reallohnindex und Nominallohnindex, Erläuterungen S. 3, Daten S. 5, (PDF).
- ↑ 15 Jahre Euro: Teuerung niedriger als in den 15 Jahren davor. 28. Dezember 2016, abgerufen am 27. Juni 2021.
- ↑ Devisen: Der Euro gilt weithin als. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Gabriele Imhoff: Mythos: „Deutschland stünde besser da mit der D-Mark“. 25. April 2019, abgerufen am 27. Juni 2021.
- ↑ Statistisches Bundesamt: Projekt zur Messung der „wahrgenommenen Inflation“.
- ↑ Liste des Instituts der Deutschen Wirtschaft von überdurchschnittlich verteuerten Warengruppen im Frühjahr 2002. Spiegel Online, 30. Mai 2002.
- ↑ Neue Wahrheiten über die Preise. Focus, Nr. 27, 2012.
- ↑ Reallöhne in Deutschland liegen höher als im Jahr 2000. In: Der Spiegel. Abgerufen am 27. Juni 2021.
- ↑ Anita Staudacher: Warum der Euro kein „Teuro“ ist. kurier.at, 27. Dezember 2011, abgerufen am 27. Juni 2021.
- ↑ Markus Frühauf: Hohe Kursverluste: Energiekrise und Zinssorgen schrecken Anleger ab. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 22. August 2022]).
- ↑ Ursel Baumann, Matthieu Darracq Paries, Thomas Westermann, Marianna Riggi, Elena Bobeica: Inflation Expectations and Their Role in Eurosystem Forecasting. ID 3928285. Social Science Research Network, Rochester, NY 1. September 2021, doi:10.2139/ssrn.3928285 (ssrn.com [abgerufen am 22. August 2022]).
- ↑ Inflationserwartungen von Privatpersonen in Deutschland. Deutsche Bundesbank | Eurosystem, abgerufen am 22. August 2022.
- ↑ ZEW-Finanzmarktreport/ZEW-Konjunkturerwartungen. Abgerufen am 9. Februar 2025.
- ↑ 10-Year Breakeven Inflation Rate. Federal Reserve Bank of St. Louis, 2. Januar 2003, abgerufen am 22. August 2022.
- ↑ Breakeven-Inflation an den Märkten eingepreist? Abgerufen am 22. August 2022.
- ↑ James Lee, Tyler Powell, David Wessel: What are inflation expectations? Why do they matter? In: Brookings. 30. November 2020, abgerufen am 22. August 2022 (englisch).
- ↑ a b Jordi Galí: Monetary policy, inflation, and the business cycle : an introduction to the new Keynesian framework and its applications. 2. Auflage. Princeton 2015, ISBN 978-0-691-16478-6, S. 41–49.
- ↑ a b c d Luigi Bonatti, Andrea Fracasso, Roberto Tamborini: What to expect from inflation expectations: theory, empirics and policy issues. Abgerufen am 12. Oktober 2022 (englisch).
- ↑ Patrick Welter: Der Inflationsteufel ist noch nicht besiegt / Der Kampf gegen die Inflation hängt nicht nur an der Notenbank. Auch andere müssen mitspielen. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 7. Januar 2023, S. 18 unter Hinweis auf die Forschungsergebnisse Christopher Sims’s
- ↑ Veronica Guerrieri, Guido Lorenzoni, Ludwig Straub, Ivan Werning: Monetary Policy in Times of Structural Reallocation. In: SSRN Electronic Journal. 2021, ISSN 1556-5068, doi:10.2139/ssrn.3924566 (ssrn.com [abgerufen am 12. August 2022]).
- ↑ a b c d e f Olivier Blanchard: Makroökonomie. 7., aktualisierte Auflage. München 2017, ISBN 3-86326-797-4, S. 691 ff.
- ↑ a b Pedro Teles, Harald Uhlig: Is Quantity Theory Still Alive? w16393. National Bureau of Economic Research, Cambridge, MA September 2010, S. w16393, doi:10.3386/w16393 (nber.org [PDF; abgerufen am 14. September 2022]).
- ↑ Gabler Lexikon-Redaktion (Hrsg.): Gabler Kleines Lexikon Wirtschaft, 1986, S. 109.
- ↑ nachfragebedingte Inflation. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 10. August 2022.
- ↑ Paul Krugman: What Is Demand-Pull Inflation? Abgerufen am 10. August 2022 (englisch).
- ↑ European Central Bank: The euro area outlook: some analytical considerations. 5. Mai 2022 (europa.eu [abgerufen am 10. August 2022]).
- ↑ angebotsbedingte Inflation. Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 11. Juli 2021.
- ↑ Pandemic Prices: Assessing Inflation in the Months and Years Ahead. Abgerufen am 10. August 2022 (englisch).
- ↑ European Central Bank: Inflation in the near-term and the medium-term. 17. Februar 2022 (europa.eu [abgerufen am 10. August 2022]).
- ↑ European Central Bank: Geldpolitik im Euroraum. 20. September 2022 (europa.eu [abgerufen am 26. September 2022]).
- ↑ Robert E. Lucas: Expectations and the neutrality of money. In: Journal of Economic Theory. Band 4, Nr. 2, April 1972, S. 103–124, doi:10.1016/0022-0531(72)90142-1 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Ursel Baumann, Matthieu Darracq Paries, Thomas Westermann, Marianna Riggi, Elena Bobeica: Inflation Expectations and Their Role in Eurosystem Forecasting. ID 3928285. Social Science Research Network, Rochester, NY 1. September 2021, doi:10.2139/ssrn.3928285 (ssrn.com [abgerufen am 11. Januar 2022]).
- ↑ Olivier Coibion, Juri Gorodnichenko, Tiziano Ropele: Inflation Expectations and Firm Decisions: New Causal Evidence. w25412. National Bureau of Economic Research, Cambridge, MA Dezember 2018, S. w25412, doi:10.3386/w25412 (nber.org [PDF; abgerufen am 11. Januar 2022]).
- ↑ Rüdiger Bachmann, Tim O. Berg, Eric R. Sims: Inflation Expectations and Readiness to Spend: Cross-Sectional Evidence. In: American Economic Journal: Economic Policy. Band 7, Nr. 1, 1. Februar 2015, ISSN 1945-7731, S. 1–35, doi:10.1257/pol.20130292.
- ↑ Olivier Coibion, Dimitris Georgarakos, Yuriy Gorodnichenko, Maarten van Rooij: How Does Consumption Respond to News about Inflation? Field Evidence from a Randomized Control Trial. Nr. 26106. National Bureau of Economic Research, Juli 2019 (nber.org [abgerufen am 11. Januar 2022]).
- ↑ a b How would a change in inflationary expectations affect nominal interest rates and the yield curve? – Education. Abgerufen am 24. August 2022 (englisch).
- ↑ European Central Bank: COVID-19 and monetary policy: Reinforcing prevailing challenges. 24. November 2020 (europa.eu [abgerufen am 21. Oktober 2022]).
- ↑ Romanus Otte: Bundesbank fürchtet noch höhere Inflation durch eine Lohn-Preis-Spirale – doch die hat längst begonnen. 24. August 2022, abgerufen am 21. Oktober 2022.
- ↑ David Lawder: IMF says wage-price spirals are rare, but rate hikes needed to quell inflation expectations. In: Reuters. 5. Oktober 2022 (reuters.com [abgerufen am 21. Oktober 2022]).
- ↑ Philip R. Lane: Interview mit Der Standard am 20. September 2022. Hrsg.: European Central Bank. 27. September 2022 (europa.eu [abgerufen am 21. Oktober 2022]).
- ↑ Olivier Coibion, Yuriy Gorodnichenko, Saten Kumar, Mathieu Pedemonte: Inflation expectations as a policy tool? In: Journal of International Economics (= NBER International Seminar on Macroeconomics 2019). Band 124, 1. Mai 2020, ISSN 0022-1996, S. 103297, doi:10.1016/j.jinteco.2020.103297 (sciencedirect.com [abgerufen am 11. Januar 2022]).
- ↑ European Central Bank: The transmission of monetary policy. 11. Oktober 2022 (europa.eu [abgerufen am 21. Oktober 2022]).
- ↑ European Central Bank: Was ist Forward Guidance? 18. November 2021, abgerufen am 11. Januar 2022.
- ↑ Claus Brand, Daniel Buncic, Jarkko Turunen: The Impact of ECB Monetary Policy Decisions and Communication on the Yield Curve. ID 913330. Social Science Research Network, Rochester, NY 1. Juli 2006, doi:10.2139/ssrn.913330 (ssrn.com [abgerufen am 11. Januar 2022]).
- ↑ Jeffrey R. Campbell, Charles L. Evans, Jonas D. M. Fisher, Alejandro Justiniano: Macroeconomic Effects of Federal Reserve Forward Guidance. In: Brookings Papers on Economic Activity. Band 2012, Nr. 1, 2012, ISSN 1533-4465, S. 1–80, doi:10.1353/eca.2012.0004 (jhu.edu [abgerufen am 11. Januar 2022]).
- ↑ Milton Friedman: Quantity Theory of Money. In: The New Palgrave Dictionary of Economics. Palgrave Macmillan UK, London 2008, ISBN 978-1-349-95121-5, S. 1–31, doi:10.1057/978-1-349-95121-5_1640-2.
- ↑ Wolfgang Cezanne: Allgemeine Volkswirtschaftslehre. 6. Auflage. Walter de Gruyter, 2005, ISBN 978-3-486-83776-6, S. 429 ff. (google.com [abgerufen am 18. Januar 2022]).
- ↑ a b c d Bernhard Beck: Makroökonomie. Vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, Zürich 2021, ISBN 978-3-7281-3367-0, S. 135.
- ↑ Martin Mandler, Michael Scharnagl: Money Growth and Consumer Price Inflation in the Euro Area: A Wavelet Analysis. ID 2797012. Social Science Research Network, Rochester, NY 2014, doi:10.2139/ssrn.2797012 (ssrn.com [abgerufen am 21. Juli 2022]).
- ↑ António Rua: Money Growth and Inflation in the Euro Area: A Time-Frequency View: Money growth and inflation in the Euro area. In: Oxford Bulletin of Economics and Statistics. Band 74, Nr. 6, Dezember 2012, S. 875–885, doi:10.1111/j.1468-0084.2011.00680.x.
- ↑ a b Michael Woodford: How Important Is Money in the Conduct of Monetary Policy? In: Journal of Money, Credit and Banking. Band 40, Nr. 8, 2008, ISSN 0022-2879, S. 1561–1598, JSTOR:25483463.
- ↑ a b Gabler Lexikon-Redaktion (Hrsg.): Gabler Kleines Lexikon Wirtschaft. 1986, S. 109.
- ↑ Wilhelm Röpke: Offene und zurückgestaute Inflation. In: Kyklos, Band I, 1947, S. 242–253.
- ↑ Versteckte Preissteigerungen in Supermärkten: Wie Produkte gezielt schlechter gemacht werden. Frankfurter Rundschau, 19. September 2023.
- ↑ Wolfgang Gerke, Gerke Börsen-Lexikon, 2002, S. 413.
- ↑ Phillip D. Cagan: The Monetary Dynamics of Hyperinflation. In: Milton Friedman (Hrsg.): Studies in the quantity theory of money. University of Chicago Press, Chicago 1956, S. 25 ff.
- ↑ Ute Arentzen, Heiner Brockmann (Hrsg.): Gabler Volkswirtschafts-Lexikon, Band II, 1997, S. 504.
- ↑ Luis J. Álvarez, Emmanuel Dhyne, Marco Hoeberichts, Claudia Kwapil, Hervé Le Bihan: Sticky Prices in the Euro Area: A Summary of New Micro-Evidence. In: Journal of the European Economic Association. Band 4, Nr. 2–3, 1. Mai 2006, ISSN 1542-4766, S. 575–584, doi:10.1162/jeea.2006.4.2-3.575 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Peter J. Klenow, Oleksiy Kryvtsov: State-Dependent or Time-Dependent Pricing: Does It Matter for Recent U.S. Inflation? In: Quarterly Journal of Economics. Band 123, Nr. 3, August 2008, ISSN 0033-5533, S. 863–904, doi:10.1162/qjec.2008.123.3.863.
- ↑ Statistisches Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten – Reallohnindex und Nominallohnindex, Erläuterungen S. 3, Daten S. 5, (PDF).
- ↑ a b Ma Ángeles Caraballo, Tilemahos Efthimiadis: Is 2 % the optimal inflation rate for the Euro Area? In: International Economics and Economic Policy. Band 9, Nr. 3, 1. September 2012, ISSN 1612-4812, S. 235–243, doi:10.1007/s10368-012-0212-9.
- ↑ Sean Holly, Paul Turner: Instrument Rules, Inflation Forecast Rules and Optimal Control Rules When Expectations are Rational. In: Analyses in Macroeconomic Modelling. Band 12. Springer US, Boston, MA 1999, ISBN 978-1-4613-7378-0, S. 147–165, doi:10.1007/978-1-4615-5219-2_6 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Monetary Policy. European Central Bank, 28. Januar 2021, abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).
- ↑ George A. Akerlof, George L. Perry, William T. Dickens: Low Inflation or No Inflation: Should the Federal Reserve Pursue Complete Price Stability? In: Brookings. Abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).
- ↑ a b c Bennett McCallum: Inflation Targeting and the Liquidity Trap. w8225. National Bureau of Economic Research, Cambridge, MA April 2001, S. w8225, doi:10.3386/w8225 (Online [PDF; abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Lars E. O. Svensson: Escaping from a Liquidity Trap and Deflation: The Foolproof Way and Others. In: The Journal of Economic Perspectives. Band 17, Nr. 4, 2003, ISSN 0895-3309, S. 145–166, JSTOR:3216935.
- ↑ Flora Budianto, Taisuke Nakata, Sebastian Schmidt: Average Inflation Targeting and the Interest Rate Lower Bound. ID 3571423. Social Science Research Network, Rochester, NY 2. April 2020 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ George Bulkley: Personal Savings and Anticipated Inflation. In: The Economic Journal. Band 91, Nr. 361, März 1981, S. 124, doi:10.2307/2231702 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ The welfare costs of expected and unexpected inflation. In: Journal of Monetary Economics. Band 56, Nr. 7, 1. Oktober 2009, ISSN 0304-3932, S. 1004–1013, doi:10.1016/j.jmoneco.2009.09.005 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Gary McKinnon, Milton E. Smith, H. Keith Hunt: Hoarding behavior among consumers: Conceptualization and marketing implications. In: Journal of the Academy of Marketing Science. Band 13, Nr. 1, 1. Dezember 1985, ISSN 1552-7824, S. 340–351, doi:10.1007/BF02729724.
- ↑ Christopher W. Crowe: Inflation, Inequality, and Social Conflict. In: IMF Working Papers. Band 06, Nr. 158, 2006, ISSN 1018-5941, S. 1, doi:10.5089/9781451864182.001.
- ↑ Rouissi Chiraz, Mohamed Frioui: The Impact of Inflation After the Revolution in Tunisia. In: Procedia – Social and Behavioral Sciences. Band 109, Januar 2014, S. 246–249, doi:10.1016/j.sbspro.2013.12.453 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Derek Thompson: The Economics of Egypt’s Revolt. 31. Januar 2011, abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Jongkyu Lee, Suk Lee: Dollarization of the North Korean Economy: Causes and Effects. March 2020. Dialogue on the North Korea Economy, 2020 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Relative price variability, inflation and the allocative efficiency of the price system. In: Journal of Monetary Economics. Band 9, Nr. 2, 1. Januar 1982, ISSN 0304-3932, S. 131–162, doi:10.1016/0304-3932(82)90039-3 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Nicholas Gregory Mankiw: Makroökonomik mit vielen Fallstudien. 4., überarb. Auflage. Stuttgart 2000, ISBN 978-3-7910-1615-3.
- ↑ James Tobin: Inflation and Unemployment. In: American Economic Review. Band 62, Nr. 1, 1972, S. 1–18 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Sebastian Schmidt: Avoiding a self-fulfilling low-inflation trap. Nr. 85, 24. Juni 2021 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Robert Mundell: Inflation and Real Interest. In: Journal of Political Economy. Band 71, Nr. 3, Juni 1963, ISSN 0022-3808, S. 280–283, doi:10.1086/258771.
- ↑ James Tobin: Money and Economic Growth. In: Econometrica. Band 33, Nr. 4, 1965, ISSN 0012-9682, S. 671–684, doi:10.2307/1910352, JSTOR:1910352.
- ↑ Rémy Dessartes: Inflation – Histoire d’un mal ancien. In: Capital. Nr. 371. Prisma Media, Genneviellers August 2022, S. 76.
- ↑ Die wechselvolle Geschichte der Inflation in Österreich (2017) auf www.oenb.at.
- ↑ Cato Institute: New Hyperinflation Index (HHIZ) Puts Zimbabwe Inflation at 2.79 Trillionen (1018) percent, 31. Oktober 2008.
- ↑ Inflation in der Türkei steigt auf fast 70 Prozent. In: Tagesschau.de. 3. Mai 2024, abgerufen am 3. Mai 2024.
- ↑ G. R. Steele: Monetarism. In: Monetarism and the Demise of Keynesian Economics. Palgrave Macmillan UK, London 1989, ISBN 978-1-349-09996-2, S. 65–74, doi:10.1007/978-1-349-09994-8_7 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Robert J. Gordon: What Is New-Keynesian Economics? In: Journal of Economic Literature. Band 28, Nr. 3, 1990, ISSN 0022-0515, S. 1115–1171, JSTOR:2727103.
- ↑ New Keynesian Economics Definition. Abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).
- ↑ a b Frederic S. Lee: Heterodox Economics. In: The New Palgrave Dictionary of Economics. Palgrave Macmillan UK, London 2016, ISBN 978-1-349-95121-5, S. 1–7, doi:10.1057/978-1-349-95121-5_2487-1 (springer.com [abgerufen am 11. Januar 2022]).
- ↑ Jordi Galí: The State of New Keynesian Economics: A Partial Assessment. In: Journal of Economic Perspectives. Band 32, Nr. 3, 1. August 2018, ISSN 0895-3309, S. 87–112, doi:10.1257/jep.32.3.87.
- ↑ Werner Roeger, Bernhard Herz: Traditional versus New Keynesian Phillips Curves: Evidence from Output Effects. In: International Journal of Central Banking. Band 8, Nr. 1, 2012, S. 87–109 (repec.org [abgerufen am 10. August 2022]).
- ↑ a b Jordi Gali, Mark Gertler: Inflation Dynamics: A Structural Econometric Analysis. w7551. National Bureau of Economic Research, Cambridge, MA Februar 2000, S. w7551, doi:10.3386/w7551 (nber.org [PDF; abgerufen am 10. August 2022]).
- ↑ Rochelle M. Edge, Refet S. Gürkaynak: How Useful Are Estimated DSGE Model Forecasts for Central Bankers? In: Brookings Papers on Economic Activity. Band 2010, Nr. 2, 2010, ISSN 1533-4465, S. 209–244, doi:10.1353/eca.2010.0015 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Speech by Chair Yellen on inflation, uncertainty, and monetary policy. Abgerufen am 10. August 2022 (englisch).
- ↑ Frank Smets, Rafael Wouters: An Estimated Stochastic Dynamic General Equilibrium Model of the Euro Area. ID 358102. Social Science Research Network, Rochester, NY 1. August 2002 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Katsumi Yamada: Milton Friedman, Inflation: Causes and Consequences. In: Economic Review. Band 15, Nr. 3, 1964, S. 280–282 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ M. Friedman: The Role of Monetary Policy. In: Essential Readings in Economics. Macmillan Education UK, London 1995, ISBN 978-1-349-24002-9, S. 215–231, doi:10.1007/978-1-349-24002-9_11.
- ↑ John F. Muth: Rational Expectations and the Theory of Price Movements. In: Econometrica. Band 29, Nr. 3, Juli 1961, S. 315, doi:10.2307/1909635.
- ↑ Robert E. Lucas: Expectations and the neutrality of money. In: Journal of Economic Theory. Band 4, Nr. 2, April 1972, S. 103–124, doi:10.1016/0022-0531(72)90142-1 (elsevier.com [abgerufen am 11. Januar 2022]).
- ↑ Jörg Guido Hülsmann: Die Ethik der Geldproduktion. Edition Sonderwege bei Manuscriptum, Waltrop u. a. 2007, ISBN 978-3-937801-19-3.
- ↑ Isabella M. Weber, Evan Wasner: Sellers’ inflation, profits and conflict: why can large firms hike prices in an emergency? In: Review of Keynesian Economics. Band 11, Nr. 2, 14. April 2023, ISSN 2049-5331, S. 183–213, doi:10.4337/roke.2023.02.05 (elgaronline.com [abgerufen am 7. September 2023]).
- ↑ Ökonomin Weber: „Erleben starke Umverteilung zugunsten der Unternehmen“. In: Der Standard. Abgerufen am 7. September 2023.
- ↑ Christoph Höland: Wie besiegt man das Gespenst der Inflation? In: Recherchenetzwerk Deutschland. 18. April 2023, abgerufen am 7. September 2023.
- ↑ Europäische Zentralbank: Die Geldpolitik der EZB (2011), S. 64, abgerufen am 28. Juni 2020.
- ↑ Deutsche Bundesbank, Schülerbuch Geld und Geldpolitik, Kapitel 6, Die Geldpolitik des Eurosystems
- ↑ Michael D. Bordo: monetary policy, history of. In: Monetary Economics. Palgrave Macmillan UK, London 2010, ISBN 978-0-230-23888-6, S. 205–215, doi:10.1057/9780230280854_25 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ European Central Bank: Preisstabilität und geldpolitische Transmission im Euroraum. 28. Juni 2022 (europa.eu [abgerufen am 10. August 2022]).
- ↑ a b Transmission mechanism. European Central Bank, 8. August 2016, abgerufen am 10. August 2022 (englisch).
- ↑ G. Peersman, F. Smets: The monetary transmission mechanism in the euro area: evidence from VAR analysis. In: Monetary Policy Transmission in the Euro Area: A Study by the Eurosystem Monetary Transmission Network. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 978-0-521-82864-2, S. 36–55, doi:10.1017/cbo9780511492372.004 (cambridge.org [abgerufen am 24. August 2022]).
- ↑ a b c European Central Bank: The transmission of the ECB’s monetary policy in standard and non-standard times. 11. September 2017, abgerufen am 24. August 2022.
- ↑ Domenico Giannone, Michele Lenza, Huw Pill, Lucrezia Reichlin: Non-Standard Monetary Policy Measures and Monetary Developments. ID 1739051. Social Science Research Network, Rochester, NY 12. Januar 2011 (ssrn.com [abgerufen am 24. August 2022]).
- ↑ Charles L. Evans: What does the new long-run monetary policy framework imply for the path ahead? In: Business Economics. Band 56, Nr. 1, 1. Januar 2021, ISSN 1554-432X, S. 2–7, doi:10.1057/s11369-020-00197-x, PMID 33424028, PMC 7779901 (freier Volltext).
- ↑ a b Europäische Zentralbank: Das Inflationsziel wird flexibler. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (Online [abgerufen am 11. Juli 2021]).
- ↑ G. R. Steele: Introduction. In: Monetarism and the Demise of Keynesian Economics. Palgrave Macmillan UK, London 1989, ISBN 978-1-349-09996-2, S. 1–6, doi:10.1007/978-1-349-09994-8_1 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Richard G. Lipsey: The Understanding and Control of Inflation: Is There a Crisis in Macro-Economics? In: The Canadian Journal of Economics / Revue canadienne d'Economique. Band 14, Nr. 4, 1981, ISSN 0008-4085, S. 545–576, doi:10.2307/134816, JSTOR:134816.
- ↑ a b N. Crafts, P. Fearon: Lessons from the 1930s Great Depression. In: Oxford Review of Economic Policy. Band 26, Nr. 3, 1. September 2010, ISSN 0266-903X, S. 285–317, doi:10.1093/oxrep/grq030.
- ↑ a b c Guenette, Justin-Damien: Price Controls. April 2020 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Ben Bernanke, Harold James: The Gold Standard, Deflation, and Financial Crisis in the Great Depression: An International Comparison. w3488. National Bureau of Economic Research, Cambridge, MA Oktober 1990, S. w3488, doi:10.3386/w3488 (Online [PDF; abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Lawrence H. Officer: Bimetallism. In: The New Palgrave Dictionary of Economics. Palgrave Macmillan UK, London 2008, ISBN 978-1-349-95121-5, S. 1–6, doi:10.1057/9780230226203.0136 (Online [abgerufen am 27. Juni 2021]).
- ↑ Michael D. Bordo, Anna J. Schwartz, National Bureau of Economic Research: A Retrospective on the classical gold standard, 1821-1931. University of Chicago Press, Chicago 1984, ISBN 0-226-06590-1.
- ↑ Gold Standard. Abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Matthew O’Brien: Why the Gold Standard Is the World's Worst Economic Idea, in 2 Charts. 26. August 2012, abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).
- ↑ The Gold Standard and Its Future. In: Mises.org. 18. August 2014, abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Jesús Huerta de Soto: In Defense of the Euro: An Austrian Perspective (With a Critique of the Errors of the ECB and the Interventionism of Brussels). In: Journal des ?conomistes et des ?tudes Humaines. Band 19, Nr. 1, 3. Dezember 2013, ISSN 2153-1552, S. 1–28, doi:10.1515/jeeh-2013-0012.
- ↑ Jeffrey M. Herbener: Ludwig Von Mises on the gold standard and free banking. In: The Quarterly Journal of Austrian Economics. Band 5, Nr. 1, 1. März 2002, ISSN 1936-4806, S. 67–91, doi:10.1007/s12113-002-1018-3.
- ↑ a b Helmut Wagner: Stabilitätspolitik. Theoretische Grundlagen und institutionelle Alternativen. 7., überarbeitete und erweiterte Auflage. Oldenbourg, München u. a. 2004, ISBN 3-486-20031-3, S. 306 ff.
- ↑ Frankreich: Fixpreis für 5.000 Produkte – ZIB 1 vom 01.09.2023 um 19:30 Uhr. 1. September 2023, abgerufen am 5. September 2023.
- ↑ Frankreich: Fixpreis für 5.000 Produkte – ZIB 1 (ÖGS) vom 01.09.2023 um 19:30 Uhr. 1. September 2023, abgerufen am 5. September 2023.
- ↑ a b Frankreich verschärft Preiskontrollen bei Lebensmitteln. In: ORF.at. 4. Juli 2022, abgerufen am 5. September 2023.
- ↑ Geldüberhang. Gabler Wirtschaftslexikon.
- ↑ Schock. Gabler Wirtschaftslexikon.
- ↑ Wolfgang Gerke: Gerke Börsen-Lexikon. 2002, S. 413.
- ↑ Reinhold Sellien, Helmut Sellien (Hrsg.): Gablers Wirtschafts-Lexikon, Band III, 1980, Sp. 2085.
- ↑ Gabler Lexikon-Redaktion (Hrsg.): Gabler Kleines Lexikon Wirtschaft, 1986, S. 108.
- ↑ Reinhold Sellien, Helmut Sellien (Hrsg.): Gablers Wirtschafts-Lexikon, Band III, 1980, Sp. 2085.
- ↑ Laurence Ball, N. Gregory Mankiw, David Romer, George A. Akerlof, Andrew Rose: The New Keynesian Economics and the Output-Inflation Trade-Off. In: Brookings Papers on Economic Activity. Band 1988, Nr. 1, 1988, ISSN 0007-2303, S. 1–82, doi:10.2307/2534424.
- ↑ Jordi Galí: The State of New Keynesian Economics: A Partial Assessment. In: Journal of Economic Perspectives. Band 32, Nr. 3, 1. August 2018, ISSN 0895-3309, S. 87–112, doi:10.1257/jep.32.3.87.
- ↑ European Central Bank: Benefits of price stability. 2. Juli 2021, abgerufen am 6. Januar 2022 (englisch).
- ↑ Juan Pablo Nicolini: Hyperinflation. In: The New Palgrave Dictionary of Economics. Palgrave Macmillan UK, London 2017, ISBN 978-1-349-95121-5, S. 1–4, doi:10.1057/978-1-349-95121-5_1157-2.
- ↑ George A. Akerlof, William T. Dickens, George L. Perry, Robert J. Gordon, N. Gregory Mankiw: The Macroeconomics of Low Inflation. In: Brookings Papers on Economic Activity. Band 1996, Nr. 1, 1996, ISSN 0007-2303, S. 1–76, doi:10.2307/2534646, JSTOR:2534646.
- ↑ Niedriginflation: makroökonomische Risiken und geldpolitischer Kurs. European Central Bank, 11. Februar 2020, abgerufen am 24. August 2022.