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„Abū ʿAbd ar-Rahmān as-Sulamī“ – Versionsunterschied

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'''Abū ʿAbd ar-Rahmān Muhammad ibn al-Husain as-Sulamī''' ({{arS|أبو عبد الرحمن محمد بن الحسين السلمي|d=Abū ʿAbd ar-Raḥmān Muḥammad b. al-Ḥusain as-Sulamī}}; geb. [[937]] in [[Nischapur]], [[Iran]]; gest. [[3. November]] [[1021]] ebenda, nach islamischem Kalender 325 H–412 H) war ein [[Perser (Volk)|persischer]] und [[islam]]ischer [[Sufismus|Sufi]] ([[Mystiker]]).
Abu Abd ar-Rahman Muhammad ibn al-Husayn ibn Muhammad ibn Musa ibn Chalid ibn Salim ibn Rawia '''as-Sulami''' war ein [[islam]]ischer [[Mystiker]] (siehe auch [[Sufismus]]); geb. 325 H (=[[Hidschra]])/16. April 936 AD in [[Nischapur]], gest. 412 H/3. November 1021 in derselben Stadt.


==Kindheit==
== Kindheit ==
Sein Vater, al-Husain ibn Muhammad ibn Musa, ein damals bekannter Sufi-Lehrer, führte as-Sulami schon während seiner Kindheit in die islamische Mystik ein. Als der Vater später seine Familie verließ, um nach [[Mekka]] überzusiedeln, lebte er bei seinem Großvater mütterlicherseits, Abū ʿAmr Ismāʿīl ibn Nudschaid (gest. 976/7), der als einer der größten [[Theologe]]n seiner Zeit gilt. Der wohlhabende Großvater war für as-Sulami nicht nur wie ein Vater, sondern er war auch sein Lehrer und Wohltäter. Die Tiefe dieser Beziehung lässt sich daran erkennen, dass er den Namen Sulami annahm, der der Name des Stammes seiner Mutter war, ''(Sulaym)''. As-Sulami begleitete seinen Großvater auch zu Lesungen und Diskussionen, die mit anderen großen Männern jener Zeit stattfanden.


== Ausbildung ==
Sein Vater, al-Husayn ibn Muhammad ibn Musa, ein damals bekannter [[Sufi]]-Lehrer, führt as-Sulami schon während seiner Kindheit in die islamische Mystik ein. Als der Vater später seine Familie verläßt um nach [[Mekka]] überzusiedeln, lebt er bei seinem Großvater mütterlicherseits, Amr Ismail ibn Nudschayd, der als einer der größten [[Theologe]]n seiner Zeit gilt. Der wohlhabende Großvater ist für as-Sulami nicht nur wie ein Vater, sondern er ist auch sein Lehrer und Wohltäter. Die Tiefe dieser Beziehung läßt sich daran erkennen, daß er den Namen Sulami annimmt, der der Name des Stammes seiner Mutter ist (''Sulaym''). As-Sulami begleitet seinen Großvater auch zu Lesungen und Diskussionen, die mit anderen großen Männern jener Zeit stattfinden.
Seine traditionelle Erziehung begann damit, die [[Koran]]-Rezitation zu erlernen, anschließend studierte er [[Nahw|Grammatik]] und [[Literatur]]. Er galt später selbst als ein großer Überlieferer der Tradition des [[Prophet]]en [[Mohammed]] und der Koran-Interpretation.


==Ausbildung==
== Reisen ==
As-Sulami bereiste verschiedene Städte in [[Chorasan]], [[Turkestan]], dem [[Irak]] und [[Arabische Halbinsel|Arabien]]. Obwohl er von keinen Besuchen in [[Syrien]] oder [[Ägypten]] berichtet, scheint er die Länder zwischen [[Samarkand]], [[Buchara]] und [[Balch]] im Osten und [[Kairo]] und [[Mekka]] im Westen genauestens zu kennen. Anscheinend reiste er nicht in die Länder westlich von Ägypten oder des [[Maghreb]] (Nordafrika und Spanien), weil er nur spärlich von Sufi-Meistern aus diesen Gegenden berichtet.


Während seiner Reisen sammelte er das Wissen und die Weisheit vieler Sufi-Heiliger, die er später in seinen Werken zitiert, speziell in ''Tabaqat as-Sufiyyah'' (wörtlich ''Die Klassen der Sufis''). Dort erwähnt er 105 Sufis und ihre Lehren. In [[Bagdad]] und Mekka erlangte er den Großteil seines Wissens, indem er dort eine große Anzahl an Sufi-Lehrern systematisch befragte.
Seine traditionelle Erziehung beginnt damit, die [[Koran]]-Rezitation zu erlernen, anschließend studiert er [[nahw|Grammatik]] und [[Literatur]]. Er gilt später selbst als ein großer Überlieferer der Tradition des [[Prophet]]en [[Muhammad]] und der [[Koran]]-Interpretation.


In Nischapur gründete as-Sulami einen eigenen Konvent ''([[Tekke|hânqâh]])'', der noch lange nach seinem Tod bestand. Zu seinen Schülern zählten unter anderem [[al-Quschairī|al-Quschairi]] und [[al-Baihaqi|Ahmad b. al-Husain al-Baihaqî]].
==Reisen==


== Werke ==
As-Sulami bereist verschiedene Städte in [[Khorasan]], [[Turkestan]], dem [[Irak]] und [[Arabien]]. Obwohl er von keinen Besuchen in [[Syrien]] oder [[Ägypten]] berichtet, scheint er die Länder zwischen [[Samarkand]] und [[Balkh]] im Osten und [[Kairo]] und [[Mekka]] im Westen genauestens zu kennen. Scheinbar reist er nicht in die Länder westlich von Ägypten oder des [[Maghreb]] (Nordafrika und Spanien), weil er nur spärlich von Sufi-Meistern aus diesen Gegenden berichtet.
Neben dem schon erwähnten Buch ''Ṭabaqāt aṣ-Ṣūfīya'' existiert heute noch ein weiteres Manuskript im originalen [[Arabische Sprache|arabischen]] Text, nämlich ''Kitab al-futuwwah'' (etwa: ''Das Buch der Ritterlichkeit''), aufbewahrt im [[Hagia Sophia|Hagia-Sophia]]-Museum in [[Istanbul]].


Daneben verfasste Sulami ein Wörterbuch sufischer Begriffe ''(daradschât al-muâmalât)''.
Während seiner Reisen sammelt er das Wissen und die Weisheit vieler Sufi-Heiliger, die er später in seinen Werken zitiert, speziell in ''Tabaqat as-Sufiyyah'' (wörtlich ''Klassen der Sufis'', ). Dort erwähnt er 105 Sufis und ihre Lehren. In [[Bagdad]] und [[Mekka]] erhält er das meiste seines Wissens, indem er eine große Anzahl an Sufi-Lehrern systematisch befragt.


In den ''haqā‘iq at-tafsīr'' sammelte er Kommentare bedeutender Sufis zum Koran.
In Nischapur gründet as-Sulami einen eigenen Konvents (''[[hânqâh]]''), der noch lange nach seinem Tod bestand. Zu seinen Schülern zählen [[al-Qushayri]] und [[al-Baihaqi|Ahmad b. al-Husain al-Baihaqî]].


Ein weiteres Werk, die ''Risālat al-Malmātīya'' befasst sich mit einer zur damaligen Zeit in Nischapur recht aktiven und umstrittenen Sufi-Bewegung, der [[Malāmatīya]] (den „Getadelten“), deren gemäßigtem Zweig auch as-Sulamis Großvater angehörte.
==Literarische Werke==


== Literatur ==
Neben dem schon erwähnten Buch ''Tabaqat as-Sufiyyah'' existiert heute noch ein weiteres Manuskript im originalen [[Arabische Sprache|arabisch]]en Text, nämlich ''Kitab al-futuwwah'' (etwa: ''Das Buch der Ritterlichkeit''), aufbewahrt im [[Hagia Sofia]]-Museum in [[Istanbul]].
;Primärtexte
* Kitāb al-Futuwwah (Der Sufi-Weg zur Vollkommenheit)<!--Literaturangaben bitte ergänzen -->
** Ibn al-Husayn al-Sulami (hg. Tosun Bayrak al-Jerrahi): ''The Way of Sufi Chivalry.'' Rochester 1983, 1991. ISBN 0-89281-317-2 / ISBN 978-0-89281-317-9.
* Laṭā'uf [[Himmelfahrt Mohammeds|al-miʿrāǧ]]
** ''The Subleties of the Ascension: Early Sayings on Muhammad's Heavenly Journey'', übersetzt von Frederick S. Colby, Fons Vitae, Louisville, KY 2006
;Sekundärliteratur
* Lutz Berger: ''Geschieden von allem außer Gott. Sufik und Welt bei Abû Abd ar-Rahmân as-Sulamî''. Hildesheim 1998.
* [[Richard Hartmann (Orientalist)|Richard Hartmann]]: [https://doi.org/10.1515/islm.1918.8.3-4.157 ''As-Sulamī's Risālat al-Malāmatīja.''] in: ''Der Islam'' 8/3-4, Straßburg 1918, S. 157–203.


== Weblinks ==
Die deutsche Übersetzung ist jedoch momentan vergriffen (Stand: März 2004), die englische Version ist unter dem Titel ''The Way of Sufi Chivalry'' erhältlich.
* S. Sh. Kh. Hussaini: [https://iranicaonline.org/articles/abu-abd-al-rahman-solami-mohammad-b ABŪ ʿABD-AL-RAḤMĀN SOLAMĪ], in: Encyclopædia Iranica I/3, 1983, 249–250.
* {{DNB-Portal|10247334X}}


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Daneben verfasste Sulami ein Wörterbuch sufischer Begriffe (''daradschât al-muâmalât''). In den ''haqâ‘iq at-tafsîr'' sammelte er Kommentare bedeutender Sufis zum Koran. Ein weiteres Werk, die ''risâlat al-malâmatîya'' befasst sich mit einer zur damaligen Zeit in Nischapur recht aktiven und umstrittenen Sufi-Bewegung, der [[Malamatiya]] (den "Tadlern"), deren gemäßigtem Zweig auch as-Sulamis Großvater angehörte.

{{SORTIERUNG:Sulami, Abu Abd Arrahman As}}
==Literatur==
[[Kategorie:Sufi]]
* Ibn al-Husayn al-Sulami: ''The Sufi way of Chivalry.'' Rochester 1983, 1991. ISBN 0-89-281-317-2
[[Kategorie:Perser]]
* Lutz Berger: ''Geschieden von allem außer Gott. Sufik und Welt bei Abû Abd ar-Rahmân as-Sulamî'', Hildesheim 1998
[[Kategorie:Person (Nischapur)]]
* Richard Hartmann: ''As-Sulamîs Risâlat al-Malâmatîya.'' aus ''Der Islam'', Strassburg 1918, S. 157-203
[[Kategorie:Geboren 937]]
[[Kategorie:Gestorben 1021]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Sulamī, Abū ʿAbd ar-Rahmān as-
|ALTERNATIVNAMEN=Sulami, Muhammad Ibn-al-Hussain as-
|KURZBESCHREIBUNG=islamischer Mystiker
|GEBURTSDATUM=937
|GEBURTSORT=[[Nischapur]]
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|STERBEORT=[[Nischapur]]
}}

Aktuelle Version vom 11. Oktober 2024, 17:49 Uhr

Abū ʿAbd ar-Rahmān Muhammad ibn al-Husain as-Sulamī (arabisch أبو عبد الرحمن محمد بن الحسين السلمي, DMG Abū ʿAbd ar-Raḥmān Muḥammad b. al-Ḥusain as-Sulamī; geb. 937 in Nischapur, Iran; gest. 3. November 1021 ebenda, nach islamischem Kalender 325 H–412 H) war ein persischer und islamischer Sufi (Mystiker).

Sein Vater, al-Husain ibn Muhammad ibn Musa, ein damals bekannter Sufi-Lehrer, führte as-Sulami schon während seiner Kindheit in die islamische Mystik ein. Als der Vater später seine Familie verließ, um nach Mekka überzusiedeln, lebte er bei seinem Großvater mütterlicherseits, Abū ʿAmr Ismāʿīl ibn Nudschaid (gest. 976/7), der als einer der größten Theologen seiner Zeit gilt. Der wohlhabende Großvater war für as-Sulami nicht nur wie ein Vater, sondern er war auch sein Lehrer und Wohltäter. Die Tiefe dieser Beziehung lässt sich daran erkennen, dass er den Namen Sulami annahm, der der Name des Stammes seiner Mutter war, (Sulaym). As-Sulami begleitete seinen Großvater auch zu Lesungen und Diskussionen, die mit anderen großen Männern jener Zeit stattfanden.

Seine traditionelle Erziehung begann damit, die Koran-Rezitation zu erlernen, anschließend studierte er Grammatik und Literatur. Er galt später selbst als ein großer Überlieferer der Tradition des Propheten Mohammed und der Koran-Interpretation.

As-Sulami bereiste verschiedene Städte in Chorasan, Turkestan, dem Irak und Arabien. Obwohl er von keinen Besuchen in Syrien oder Ägypten berichtet, scheint er die Länder zwischen Samarkand, Buchara und Balch im Osten und Kairo und Mekka im Westen genauestens zu kennen. Anscheinend reiste er nicht in die Länder westlich von Ägypten oder des Maghreb (Nordafrika und Spanien), weil er nur spärlich von Sufi-Meistern aus diesen Gegenden berichtet.

Während seiner Reisen sammelte er das Wissen und die Weisheit vieler Sufi-Heiliger, die er später in seinen Werken zitiert, speziell in Tabaqat as-Sufiyyah (wörtlich Die Klassen der Sufis). Dort erwähnt er 105 Sufis und ihre Lehren. In Bagdad und Mekka erlangte er den Großteil seines Wissens, indem er dort eine große Anzahl an Sufi-Lehrern systematisch befragte.

In Nischapur gründete as-Sulami einen eigenen Konvent (hânqâh), der noch lange nach seinem Tod bestand. Zu seinen Schülern zählten unter anderem al-Quschairi und Ahmad b. al-Husain al-Baihaqî.

Neben dem schon erwähnten Buch Ṭabaqāt aṣ-Ṣūfīya existiert heute noch ein weiteres Manuskript im originalen arabischen Text, nämlich Kitab al-futuwwah (etwa: Das Buch der Ritterlichkeit), aufbewahrt im Hagia-Sophia-Museum in Istanbul.

Daneben verfasste Sulami ein Wörterbuch sufischer Begriffe (daradschât al-muâmalât).

In den haqā‘iq at-tafsīr sammelte er Kommentare bedeutender Sufis zum Koran.

Ein weiteres Werk, die Risālat al-Malmātīya befasst sich mit einer zur damaligen Zeit in Nischapur recht aktiven und umstrittenen Sufi-Bewegung, der Malāmatīya (den „Getadelten“), deren gemäßigtem Zweig auch as-Sulamis Großvater angehörte.

Primärtexte
  • Kitāb al-Futuwwah (Der Sufi-Weg zur Vollkommenheit)
  • Laṭā'uf al-miʿrāǧ
    • The Subleties of the Ascension: Early Sayings on Muhammad's Heavenly Journey, übersetzt von Frederick S. Colby, Fons Vitae, Louisville, KY 2006
Sekundärliteratur