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„Buchli-Antrieb“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Buchli-Gelenkhebelantrieb.jpg|thumb|Buchli-Gelenkhebelantrieb mit Innenrahmen]]
[[Datei:Buchli-Gelenkhebelantrieb.jpg|miniatur|hochkant=0.9|Buchli-Gelenkhebelantrieb]]
Der '''Buchli-Antrieb''' ist ein nach seinem Erfinder, dem Schweizer Ingenieur [[Jakob Buchli]] benannter Antrieb für [[Elektrolokomotive]]n.


Der '''Buchli-Antrieb''' ist ein nach seinem Erfinder, dem Schweizer Ingenieur [[Jakob Buchli]], benannter Gelenkantrieb zwischen [[Fahrmotor]] und [[Radsatzwelle]] von Lokomotiven mit Einzelachsantrieb und elektrischer Kraftübertragung. Er wurde vorwiegend bei [[Schnellzug]]lokomotiven in der Schweiz und in Frankreich verwendet. Dieser Gelenkantrieb überträgt das Drehmoment zwischen dem im Rahmen gelagerten und damit vollständig zur [[gefederte Masse|gefederten Masse]] gehörenden ''[[Großrad]]'' und der Radsatzwelle derart, dass sich die vertikal geführte Radsatzwelle ungehindert auf- und abbewegen kann. Der Fahrmotor und sämtliche Übertragungsteile gehören ebenfalls zur gefederten Masse, während neben dem Radsatz nur die Lenkerstangen und ein Teil der Zahnschwingen zu den ''ungefederten Massen'' zu zählen sind.
Das Antriebszahnrad bei dieser Bauart ist einem Träger angeordnet, der am gefederten Lokomotivrahmen befestigt ist. Die Verbindung zum ungefederten [[Radsatz]] ist über zwei Gelenkhebel und zwei [[Zahnrad]]segmente hergestellt. Diese spezielle Mechanik ermöglicht die Bewegung zwischen Lokomotivrahmen und Radsatz sowohl in vertikaler als auch horizontaler Richtung ohne den Kraftfluss zwischen Motor und Radsatz zu behindern.


Der Antrieb war in den 1930er Jahren sehr erfolgreich, wurde danach aber von kleineren und leichteren Antrieben abgelöst, die auf Grund kleinerer [[Unwucht]]en höhere Drehzahlen ermöglichten und keine Zentralschmierung benötigen.
Man kann beim Buchli-Antrieb zwei Bauarten unterscheiden: jene mit Außenrahmen und jene mit Innenrahmen. Befindet sich der Motor auf einem Innenrahmen, d.h. ist er zwischen den Rädern gedämpft mit der Radachse verbunden, erfolgt der Antrieb über das Treibrad ausserhalb des Radsatzes. Das Treibrad ist dann beim seitlichen Betrachten der Lokomotive sichtbar. Bei dieser Bauart ist die Masse wegen des aussenliegenden Treibrads nicht symmetrisch verteilt, was zu unerwünschten Nebeneffekten führt. Der Motor liegt über der Radachse.


== Konstruktion ==
Bei der Bauart mit Aussenrahmen wurde der Treibradsatz beidseitig ausserhalb der Räder mit dem Lokgestell verbunden. Die Kraftübertragung vom Motor auf die Räder erfolgte dann zwischen den Rädern. Ein weiterer Vorteil dieser Anordnung ist, dass der Motor auch neben der Radachse liegen kann.
[[File:Buchli-Antrieb-de.jpg|miniatur|hochkant=0.9|Buchli-Gelenkhebelantrieb]]
[[Datei:Animation of Buchli Drive.gif|miniatur|hochkant=0.9|Funktion des Buchli-Antriebs]]
Jede Triebachse hat einen eigenen Fahrmotor, der im gefederten Teil des Fahrzeugs angeordnet ist. Der Fahrmotor ist somit nicht den von den Schienen ausgehenden, auf den Radsatz wirkenden Stössen und Schlägen ausgesetzt.
[[File:CdT - 2D2 écorchée.jpg|miniatur|hochkant=0.9|Buchli-Antrieb der SNCF 2D2 5516, hellblau gekennzeichnet]]
Das Grossrad ist im [[Wagenkasten|Lokomotivkasten]] drehbar gelagert und über je zwei mitrotierende [[Kurbel]]n und [[Koppelgetriebe|Koppeln]] mit dem auf den Schienen befindlichen Radsatz verbunden.
Diese beiden Mechanismen übertragen das Drehmoment auf die Radsatzwelle, ohne deren vertikale Bewegungsfreiheit einzuschränken. Die [[Kurbel]]n sind an ihren gegenüberliegenden Verlängerungen gegeneinander [[Verzahnung|verzahnt]] und auf diese Weise gegeneinander [[Laufgrad|zwangläufig]] beweglich. Dieser Koppelmechanismus erlaubt die zweidimensionale Bewegungsfreiheit ([[Freiheitsgrad|f=2]]) zwischen dem drehenden Großrad und dem auf- und abgehenden Radsatzwellen-Lager.


Die Gelenke an den beiden Koppeln sind Kugelgelenke, so dass sie auch bei einseitigem Einfedern der Radsatzwelle (geneigtes Laufrad) klemmfrei funktionieren.
Versucht wurde dieser Antrieb bei den Versuchslokomotiven [[SBB Be 2/5|Be 2/5]] sowie der [[SBB Ae 4/8|Ae 4/8]]. Serienmässig eingesetzt wurde dieser Antrieb unter anderem bei der [[SBB Ae 3/6 I|Ae 3/6<sup>I</sup>]] wie auch der [[SBB Ae 4/7|Ae 4/7]], als Einzelstuck auch bei der [[SBB Ae 8/14|Ae 8/14]], alle bei der [[Schweizerische Bundesbahnen AG|SBB]]. Bei der [[Deutsche Reichsbahn|Deutschen Reichsbahn]] wurde der Antrieb bei der Baureihe [[Baureihe 116|E 16]] (116) angewandt.


=== Nachteile ===
Der Antrieb bewährte sich in der Praxis, viele SBB-Lokomotiven mit dem Buchli-Antrieb bewährten sich über 60 Jahre in Betrieb. Die Ae 3/6<sup>I</sup> war zwischen 1921 und 1994 in Betrieb, also sogar während 73 Jahren. Da aber der Buchli-Antrieb teuer in Herstellung und Unterhalt ist, wird er heute nicht mehr gebaut.
Der Schwachpunkt des Buchli-Antriebes ist seine Asymmetrie und die damit zusammenhängende ungleichmässige Massenverteilung zwischen der linken und der rechten Seite der Lokomotive. Bei Anwendung eines einseitigen Buchli-Antriebes müssen im Lokkasten die schweren Geräte der Antriebsseite gegenüber angeordnet werden, damit das linke und rechte Rad des Radsatzes jeweils denselben Raddruck aufweisen. Die Lokomotiven wiesen deshalb meist nur einen Gang durch den Maschinenraum auf, der auf der Antriebsseite der Wand entlang führte.


Weiter führen die Kugelzapfen im Rad zu einer Unwucht im Radsatz, die Gegenmassen erforderlich macht, welche aber in Folge der beweglichen Teile die Unwucht nie vollständig aufheben können.
Siehe auch:

*[[Hohlwellen-Antrieb]]
== Normale Ausführung ==
*[[Tatzlager-Antrieb]]
*[[Einzelachsantrieb]]
Der Buchli-Antrieb wurde meistens als einseitiger [[Einzelachsantrieb]] mit Innenrahmen ausgeführt.

Der [[Lokomotivrahmen]] mit den [[Radsatzlager]]n befindet sich innerhalb der Radscheiben des [[Radsatz]]es. Auf einer Seite des Radsatzes ist das Grossrad in einem Hilfsrahmen ausserhalb des Radsatzes gelagert. Es ist von einem auffälligen Radschutzkasten umgeben. Jedes Grossrad wird von einem eigenen Motor oberhalb des Grossrades im Lokkasten angetrieben. Bei dieser Ausführung entsteht im [[Fahrwerk]] durch die aussenliegenden Grossräder eine stark einseitige Gewichtsverteilung. Damit der [[Massenmittelpunkt|Schwerpunkt]] der Lokomotive auf der Längsachse bleibt, müssen die schweren Geräte im Maschinenraum gegenüber der Seite mit den Antrieben angeordnet werden. Die Lokomotiven haben das für den Buchli-Antrieb typisch asymmetrische Erscheinungsbild: Auf der einen Seite sind die Radsterne der Triebräder sichtbar, auf der anderen Seite werden sie fast vollständig durch die Zahnradschutzkästen der Grossräder abgedeckt.

== Andere Ausführungen ==
Neben der oben genannten normalen Ausführung gab es noch folgende Varianten:

=== Ausführung mit Aussenrahmen ===
Der Lokomotivrahmen mit den Radsatzlagern befindet sich ausserhalb der Radscheiben des Radsatzes. Der Radsatz wird von einer im Lokkasten gelagerten Hohlwelle umschlossen, auf der das Grossrad sitzt.

Beispiele: [[PRR-Klasse O1b|Pennsylvania Railroad O1b]], [[DR-Baureihe ET 11|DR ET 11 01]]

=== Ausführung mit zweiseitigem Antrieb ===
Der Radsatz ist mit zwei Grossrädern gekuppelt. Der Motor hat auf beiden Seiten ein Ritzel. Die Zapfen in der Radscheibe sind um 180° gegeneinander verdreht, wodurch die Unwucht des Antriebes verringert werden kann. Gegenüber der einseitigen Ausführung lassen sich bei der zweiseitigen Ausführung grössere Antriebskräfte übertragen. Bei dieser Anordnung besteht aber die Gefahr von mechanischen Verspannungen in den Antriebsteilen. Um diese von den Fahrmotorwellen fernzuhalten, wurden die Ritzel gefedert ausgeführt.

Beispiele:
Französische Schnellzuglokomotiven: [[SNCF 2D2 5400]], [[SNCF 2D2 5500]], [[SNCF 2D2 9100]]

=== Ausführung mit zwei Motoren pro Achse ===
Zwei Fahrmotoren arbeiten auf ein gemeinsames Grossrad, das mit einem Radsatz verbunden ist.

Beispiele: Pennsylvania Railroad O1b

== Bewährung ==

Der Buchli-Antrieb ermöglichte in den 1920er Jahren erstmals den Bau leistungsstarker, schnell fahrender Lokomotiven mit Einzelachsantrieb. Die möglichen Übersetzungen erlaubten auch den Einbau grosser Motoren, die aber dank der vollen Abfederung gegenüber den Radsätzen auch bei schneller Fahrt die Gleise nicht übermässig beanspruchten.

Nachteilig waren die vielen beweglichen Teile, die nach einer aufwändigen [[Ölumlaufschmierung]] verlangten und einen sorgfältigen Unterhalt nötig machten. Der Buchli-Antrieb setzte sich deshalb nur bei Schnellzuglokomotiven hoher Leistung durch, wo es keine Alternativen gab. Bei den SBB waren 240 Lokomotiven mit Buchli-Antrieb über 60 Jahre im Einsatz. Die [[SBB Ae 3/6 I|Ae 3/6<sup>I</sup>]] waren von 1921 bis 1994 sogar 73 Jahre lang in Betrieb. Die französischen Bahnen hatten 100 Schnellzuglokomotiven 50 Jahre lang im Einsatz, wobei der Antrieb bis Anfang der 1950er Jahre eingebaut wurde. Der Buchli-Antrieb wird heute nicht mehr verwendet, weil kleinere, schnelllaufende Fahrmotoren zur Verfügung stehen, die leichtere Antriebe ermöglichen. Ausserdem wurden bei Buchli-Antrieben ab Geschwindigkeiten über 140&#x202f;km/h die durch die Antriebsteile verursachten Unwuchten zu gross – ein Nachteil, der schon beim unmittelbar auf den Buchli-Antrieb folgenden Entwicklungsschritt mit dem [[SLM-Universalantrieb]] beseitigt wurde.

== Fahrzeuge mit Buchli-Antrieb ==
{| class="wikitable sortable" width="100%"
!Land
!Bahngesellschaft
!Baureihe
!Anzahl
!Baujahr
!Hersteller
!Achsformel
!Einsatz
!Bild
|-
|{{SUI}}
|[[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]]
|[[SBB Fb 2/5|Fb 2/5]]
|1
|1918
|[[Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik|SLM]], [[Maschinenfabrik Oerlikon|BBC]]
|1’(1Bo)1’
|Versuchslokomotive
|[[Datei:SBB CFF FFS Be 25 BBC SLM 1.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{SUI}}
|SBB
|[[SBB Ae 4/8|Ae 4/8]]
|1
|1922
|SLM, BBC
|(1’Bo1’)(1’Bo1’)
|Versuchslokomotive
|[[Datei:SBB Ae 4 8 11000 Grossmutter Anfangs der 1920er Jahren.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{SUI}}
|SBB
|[[SBB Ae 3/6 I|Ae 3/6<sup>I</sup>]]
|114
|1920–1929
|SLM, BBC,
[[Maschinenfabrik Oerlikon|MFO]], [[Société Anonyme des Ateliers de Sécheron|SAAS]]
|2’Co1’
|Universallokomotive
|[[Datei:Ae 3-6-I buchli.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{SUI}}
|SBB
|[[SBB Ae 4/7|Ae 4/7]]
|127
|1927–1934
|SLM, BBC,
MFO, SAAS
|2’Do1’ oder 2’Co(A1)
|Universallokomotive
|[[Datei:11026Ae47BaumaI.png|rahmenlos]]
|-
|{{SUI}}
|SBB
|[[SBB Ae 8/14|Ae 8/14]]
11801
|1
|1931
|SLM, BBC
|(1A)A1A(A1)+(1A)A1A(A1)
|Güterzuglokomotive
|[[Datei:SBB Ae 8 14 11801 Rail Top.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{DEU}}
|[[Deutsche Reichsbahn (1920–1945)|DR]]
|[[DR-Baureihe E 16|E 16]]
|21
|1926–1927
1932–1933
|[[Krauss-Maffei|Krauss]], BBC
|1’Do1’
|Schnellzüge
|[[Datei:116 010-0 München Hbf (1970).jpg|rahmenlos]]
|-
|{{DEU}}
|[[Deutsche Reichsbahn (1920–1945)|DR]]
|[[DR-Baureihe ET 11|ET 11 01]]
|1
|1935
|[[Maschinenfabrik Esslingen|ME]], BBC
|Bo’2’+2’Bo’
|Triebwagen
|[[Datei:ET 11 01 23-11-57 Reutlingen.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{FRA}}
|[[Chemins de fer de l’État (Frankreich)|État]]
[[Société nationale des chemins de fer français|SNCF]]
|[[Etat E 501–523]]
2D2 5400
|23
|1936–1938
|[[Fives-Lille]], [[Compagnie Électro-Mécanique|CEM]]
|2’Do2’
|Schnellzüge
|[[Datei:SNCF 2D2 5413 b.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{FRA}}
|[[Chemin de fer de Paris à Orléans|PO]]
[[Société nationale des chemins de fer français|SNCF]]
|[[PO E 501 und 502|E 501–502]]
2D2 5501–5502
|2
|1925
|SLM, BBC
|2’Do2’
|Schnellzüge
|[[Datei:E-502 PO.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{FRA}}
|[[Chemin de fer de Paris à Orléans|PO]]
[[Société nationale des chemins de fer français|SNCF]]
|[[PO E 503–537|E 503–537]]
2D2 5503–5537
|35
|1933–1935
|[[Fives-Lille]], [[Compagnie Électro-Mécanique|CEM]]
|2’Do2’
| Schnellzüge
| [[Datei:2D2-5525 Versailles-a.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{FRA}}
|[[Chemin de fer de Paris à Orléans|PO]]
[[Société nationale des chemins de fer français|SNCF]]
|[[PO E 538–545|E 538–545]]
2D2 5538–5545
| 8
|1938
| [[Fives-Lille]], [[Compagnie Électro-Mécanique|CEM]]
|2’Do2’
|Schnellzüge
| [[Datei:PO-Midi E 543.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{FRA}}
|[[Société nationale des chemins de fer français|SNCF]]
|[[SNCF 2D2 5546–5550|2D2 5546–5550]]
|5
|1942–1943
|[[Fives-Lille]], [[Compagnie Électro-Mécanique|CEM]]
|2’Do2’
|Schnellzüge
|[[Datei:SNCF 2D2 5546.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{FRA}}
|[[Société nationale des chemins de fer français|SNCF]]
|[[SNCF 2D2 9100|2D2 9100]]
|35
|1950–1951
|[[Fives-Lille]], [[Compagnie Électro-Mécanique|CEM]]
|2’Do2’
|Schnellzüge
|[[Datei:2D2-9108-a2.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{IND}}
|[[Great Indian Peninsula Railway|GIPR]]
|[[GIPR-Klasse EC/1|EC/1]]
|1
|1928
|[[Hawthorn, Leslie & Company|Hawthorn Leslie]], [[Brown, Boveri & Cie.|BBC]]
|2’Co’2
|Schnellzüge
|[[Datei:GIPR EC1 4002.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{IDN}}
|[[Nederlandsch-Indische Staatsspoorwegen|ESS]]
|[[ESS-Reihe 3000|3000]]
|2
|1924
|SLM, BBC
|(1A)Bo(A1)
|Schnellzüge
|[[Datei:ESS3002-1940.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{JPN}}
|[[Eisenbahnministerium (Japan)|JGR]]
|[[JGR-Klasse 7000|7000–7001]] später ED54
|2
|1926
|SLM, BBC
|(1A)Bo(A1)
|Schnellzüge
|[[Datei:JNR ED 54-2.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{CZE}}
|[[Československé státní dráhy|ČSD]]
|[[ČSD E 465.001 und E 465.002|E 465]]
|2
|1927
|[[ČKD|Breitfeld-Daněk]], BBC
|1’Do1’
|Personenzüge
|[[Datei:CSD E465 0.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{BRA}}
|[[Companhia Paulista de Estradas de Ferro|Paulista-Bahn]]
|320
|1
|1932
|SLM, BBC
|1’Do1’
|Schnellzüge
|[[Datei:CP 320 Brown Boveri Buchli.jpg|rahmenlos]]
|-
|{{USA}}
|[[Pennsylvania Railroad|PRR]]
|[[PRR-Klasse O1|O1b]]
|2
|1931
|PRR, BBC
|2’Bo2’
|Personenzüge
|[[Datei:PRR O1.jpg|rahmenlos]]
<small>O1 7850 mit GE-Antrieb</small>
|}

== Patente ==
* {{Patent|Land=US|V-Nr=1298881 |Titel= Shaft-Coupling|V-Datum = 1919-04-01 |A-Datum = |Erfinder = Jacob Buchli}}
* {{Patent|Land=DE|V-Nr=304997 |Titel= Kupplung|V-Datum = 1918-04-19|A-Datum = 1916-12-07|Erfinder = }}
* {{Patent|Land=US|V-Nr=1683674 |Titel= Locomotive structure |V-Datum =1928-09-11 |A-Datum = 1926-08-18 |Erfinder = Karl Howard}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur
| Autor = Günter Kästner
| Titel = Lokomotiven mit Buchli-Antrieb
| Sammelwerk = [[Lok Magazin]]
| Hrsg = Wolfgang Messerschmidt
| Nummer = 59
| Verlag = [[Franckh-Kosmos|Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co.]]
| Ort = Stuttgart
| Jahr = 1973
| ISSN = 0458-1822
| Seiten = 158–163
}}
* Gustav Nagel: ''Hierzulande ein Exot. Der Buchli-Antrieb''. In: ''LOK MAGAZIN''. Nr. 253/Jahrgang 41/2002. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH München, {{ISSN|0458-1822}}, S. 64–65.
* Werner Nef: ''Buchli-Oldtimer der Schweiz'', 2003, ISBN 3-7654-7125-9.
* Karl Sachs: ''Elektrische Triebfahrzeuge'', 1953, Band I, S. 298–301.
* Hans Schneeberger: ''Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB, Band 1: Baujahre 1904–1955.'' Minirex, Luzern 1995, ISBN 3-907014-07-3
* Peter Willen: ''Lokomotiven der Schweiz, Normalspur Triebfahrzeuge.'' 3. Auflage, Orell Füssli Verlag, Zürich 1975, ISBN 3-280-00800-X


== Weblinks ==
* Gustav Nagel: ''Hierzulande ein Exot. Der Buchli-Antrieb''. In: ''LOK MAGAZIN''. Nr. 253/Jahrgang 41/2002. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH München, {{ISSN|0458-1822}}, S. 64-65.
{{commonscat|Buchli Drive|Buchli-Antrieb}}
* Werner Nef: ''Buchli-Oldtimer der Schweiz'', 2003, ISBN 3-765-47125-9


[[Kategorie:Triebfahrzeug]]
[[Kategorie:Antrieb nach Konstruktion]]
[[Kategorie:Elektrolokomotivtechnik]]
[[Kategorie:Schienenverkehr (Schweiz)]]
[[Kategorie:Elektrischer Fahrzeugantrieb]]

Aktuelle Version vom 10. Juli 2023, 21:00 Uhr

Buchli-Gelenkhebelantrieb

Der Buchli-Antrieb ist ein nach seinem Erfinder, dem Schweizer Ingenieur Jakob Buchli, benannter Gelenkantrieb zwischen Fahrmotor und Radsatzwelle von Lokomotiven mit Einzelachsantrieb und elektrischer Kraftübertragung. Er wurde vorwiegend bei Schnellzuglokomotiven in der Schweiz und in Frankreich verwendet. Dieser Gelenkantrieb überträgt das Drehmoment zwischen dem im Rahmen gelagerten und damit vollständig zur gefederten Masse gehörenden Großrad und der Radsatzwelle derart, dass sich die vertikal geführte Radsatzwelle ungehindert auf- und abbewegen kann. Der Fahrmotor und sämtliche Übertragungsteile gehören ebenfalls zur gefederten Masse, während neben dem Radsatz nur die Lenkerstangen und ein Teil der Zahnschwingen zu den ungefederten Massen zu zählen sind.

Der Antrieb war in den 1930er Jahren sehr erfolgreich, wurde danach aber von kleineren und leichteren Antrieben abgelöst, die auf Grund kleinerer Unwuchten höhere Drehzahlen ermöglichten und keine Zentralschmierung benötigen.

Buchli-Gelenkhebelantrieb
Funktion des Buchli-Antriebs

Jede Triebachse hat einen eigenen Fahrmotor, der im gefederten Teil des Fahrzeugs angeordnet ist. Der Fahrmotor ist somit nicht den von den Schienen ausgehenden, auf den Radsatz wirkenden Stössen und Schlägen ausgesetzt.

Buchli-Antrieb der SNCF 2D2 5516, hellblau gekennzeichnet

Das Grossrad ist im Lokomotivkasten drehbar gelagert und über je zwei mitrotierende Kurbeln und Koppeln mit dem auf den Schienen befindlichen Radsatz verbunden. Diese beiden Mechanismen übertragen das Drehmoment auf die Radsatzwelle, ohne deren vertikale Bewegungsfreiheit einzuschränken. Die Kurbeln sind an ihren gegenüberliegenden Verlängerungen gegeneinander verzahnt und auf diese Weise gegeneinander zwangläufig beweglich. Dieser Koppelmechanismus erlaubt die zweidimensionale Bewegungsfreiheit (f=2) zwischen dem drehenden Großrad und dem auf- und abgehenden Radsatzwellen-Lager.

Die Gelenke an den beiden Koppeln sind Kugelgelenke, so dass sie auch bei einseitigem Einfedern der Radsatzwelle (geneigtes Laufrad) klemmfrei funktionieren.

Der Schwachpunkt des Buchli-Antriebes ist seine Asymmetrie und die damit zusammenhängende ungleichmässige Massenverteilung zwischen der linken und der rechten Seite der Lokomotive. Bei Anwendung eines einseitigen Buchli-Antriebes müssen im Lokkasten die schweren Geräte der Antriebsseite gegenüber angeordnet werden, damit das linke und rechte Rad des Radsatzes jeweils denselben Raddruck aufweisen. Die Lokomotiven wiesen deshalb meist nur einen Gang durch den Maschinenraum auf, der auf der Antriebsseite der Wand entlang führte.

Weiter führen die Kugelzapfen im Rad zu einer Unwucht im Radsatz, die Gegenmassen erforderlich macht, welche aber in Folge der beweglichen Teile die Unwucht nie vollständig aufheben können.

Normale Ausführung

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Der Buchli-Antrieb wurde meistens als einseitiger Einzelachsantrieb mit Innenrahmen ausgeführt.

Der Lokomotivrahmen mit den Radsatzlagern befindet sich innerhalb der Radscheiben des Radsatzes. Auf einer Seite des Radsatzes ist das Grossrad in einem Hilfsrahmen ausserhalb des Radsatzes gelagert. Es ist von einem auffälligen Radschutzkasten umgeben. Jedes Grossrad wird von einem eigenen Motor oberhalb des Grossrades im Lokkasten angetrieben. Bei dieser Ausführung entsteht im Fahrwerk durch die aussenliegenden Grossräder eine stark einseitige Gewichtsverteilung. Damit der Schwerpunkt der Lokomotive auf der Längsachse bleibt, müssen die schweren Geräte im Maschinenraum gegenüber der Seite mit den Antrieben angeordnet werden. Die Lokomotiven haben das für den Buchli-Antrieb typisch asymmetrische Erscheinungsbild: Auf der einen Seite sind die Radsterne der Triebräder sichtbar, auf der anderen Seite werden sie fast vollständig durch die Zahnradschutzkästen der Grossräder abgedeckt.

Andere Ausführungen

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Neben der oben genannten normalen Ausführung gab es noch folgende Varianten:

Ausführung mit Aussenrahmen

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Der Lokomotivrahmen mit den Radsatzlagern befindet sich ausserhalb der Radscheiben des Radsatzes. Der Radsatz wird von einer im Lokkasten gelagerten Hohlwelle umschlossen, auf der das Grossrad sitzt.

Beispiele: Pennsylvania Railroad O1b, DR ET 11 01

Ausführung mit zweiseitigem Antrieb

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Der Radsatz ist mit zwei Grossrädern gekuppelt. Der Motor hat auf beiden Seiten ein Ritzel. Die Zapfen in der Radscheibe sind um 180° gegeneinander verdreht, wodurch die Unwucht des Antriebes verringert werden kann. Gegenüber der einseitigen Ausführung lassen sich bei der zweiseitigen Ausführung grössere Antriebskräfte übertragen. Bei dieser Anordnung besteht aber die Gefahr von mechanischen Verspannungen in den Antriebsteilen. Um diese von den Fahrmotorwellen fernzuhalten, wurden die Ritzel gefedert ausgeführt.

Beispiele: Französische Schnellzuglokomotiven: SNCF 2D2 5400, SNCF 2D2 5500, SNCF 2D2 9100

Ausführung mit zwei Motoren pro Achse

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Fahrmotoren arbeiten auf ein gemeinsames Grossrad, das mit einem Radsatz verbunden ist.

Beispiele: Pennsylvania Railroad O1b

Der Buchli-Antrieb ermöglichte in den 1920er Jahren erstmals den Bau leistungsstarker, schnell fahrender Lokomotiven mit Einzelachsantrieb. Die möglichen Übersetzungen erlaubten auch den Einbau grosser Motoren, die aber dank der vollen Abfederung gegenüber den Radsätzen auch bei schneller Fahrt die Gleise nicht übermässig beanspruchten.

Nachteilig waren die vielen beweglichen Teile, die nach einer aufwändigen Ölumlaufschmierung verlangten und einen sorgfältigen Unterhalt nötig machten. Der Buchli-Antrieb setzte sich deshalb nur bei Schnellzuglokomotiven hoher Leistung durch, wo es keine Alternativen gab. Bei den SBB waren 240 Lokomotiven mit Buchli-Antrieb über 60 Jahre im Einsatz. Die Ae 3/6I waren von 1921 bis 1994 sogar 73 Jahre lang in Betrieb. Die französischen Bahnen hatten 100 Schnellzuglokomotiven 50 Jahre lang im Einsatz, wobei der Antrieb bis Anfang der 1950er Jahre eingebaut wurde. Der Buchli-Antrieb wird heute nicht mehr verwendet, weil kleinere, schnelllaufende Fahrmotoren zur Verfügung stehen, die leichtere Antriebe ermöglichen. Ausserdem wurden bei Buchli-Antrieben ab Geschwindigkeiten über 140 km/h die durch die Antriebsteile verursachten Unwuchten zu gross – ein Nachteil, der schon beim unmittelbar auf den Buchli-Antrieb folgenden Entwicklungsschritt mit dem SLM-Universalantrieb beseitigt wurde.

Fahrzeuge mit Buchli-Antrieb

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Land Bahngesellschaft Baureihe Anzahl Baujahr Hersteller Achsformel Einsatz Bild
Schweiz Schweiz SBB Fb 2/5 1 1918 SLM, BBC 1’(1Bo)1’ Versuchslokomotive
Schweiz Schweiz SBB Ae 4/8 1 1922 SLM, BBC (1’Bo1’)(1’Bo1’) Versuchslokomotive
Schweiz Schweiz SBB Ae 3/6I 114 1920–1929 SLM, BBC,

MFO, SAAS

2’Co1’ Universallokomotive
Schweiz Schweiz SBB Ae 4/7 127 1927–1934 SLM, BBC,

MFO, SAAS

2’Do1’ oder 2’Co(A1) Universallokomotive
Schweiz Schweiz SBB Ae 8/14

11801

1 1931 SLM, BBC (1A)A1A(A1)+(1A)A1A(A1) Güterzuglokomotive
Deutschland Deutschland DR E 16 21 1926–1927

1932–1933

Krauss, BBC 1’Do1’ Schnellzüge
Deutschland Deutschland DR ET 11 01 1 1935 ME, BBC Bo’2’+2’Bo’ Triebwagen
Frankreich Frankreich État

SNCF

Etat E 501–523

2D2 5400

23 1936–1938 Fives-Lille, CEM 2’Do2’ Schnellzüge
Frankreich Frankreich PO

SNCF

E 501–502

2D2 5501–5502

2 1925 SLM, BBC 2’Do2’ Schnellzüge
Frankreich Frankreich PO

SNCF

E 503–537

2D2 5503–5537

35 1933–1935 Fives-Lille, CEM 2’Do2’ Schnellzüge
Frankreich Frankreich PO

SNCF

E 538–545

2D2 5538–5545

8 1938 Fives-Lille, CEM 2’Do2’ Schnellzüge
Frankreich Frankreich SNCF 2D2 5546–5550 5 1942–1943 Fives-Lille, CEM 2’Do2’ Schnellzüge
Frankreich Frankreich SNCF 2D2 9100 35 1950–1951 Fives-Lille, CEM 2’Do2’ Schnellzüge
Indien Indien GIPR EC/1 1 1928 Hawthorn Leslie, BBC 2’Co’2 Schnellzüge
Indonesien Indonesien ESS 3000 2 1924 SLM, BBC (1A)Bo(A1) Schnellzüge
Japan Japan JGR 7000–7001 später ED54 2 1926 SLM, BBC (1A)Bo(A1) Schnellzüge
Tschechien Tschechien ČSD E 465 2 1927 Breitfeld-Daněk, BBC 1’Do1’ Personenzüge
Brasilien Brasilien Paulista-Bahn 320 1 1932 SLM, BBC 1’Do1’ Schnellzüge
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten PRR O1b 2 1931 PRR, BBC 2’Bo2’ Personenzüge

O1 7850 mit GE-Antrieb

  • Patent US1298881: Shaft-Coupling. Veröffentlicht am 1. April 1919, Erfinder: Jacob Buchli.
  • Patent DE304997: Kupplung. Angemeldet am 7. Dezember 1916, veröffentlicht am 19. April 1918.
  • Patent US1683674: Locomotive structure. Angemeldet am 18. August 1926, veröffentlicht am 11. September 1928, Erfinder: Karl Howard.
  • Günter Kästner: Lokomotiven mit Buchli-Antrieb. In: Wolfgang Messerschmidt (Hrsg.): Lok Magazin. Nr. 59. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., 1973, ISSN 0458-1822, S. 158–163.
  • Gustav Nagel: Hierzulande ein Exot. Der Buchli-Antrieb. In: LOK MAGAZIN. Nr. 253/Jahrgang 41/2002. GeraNova Zeitschriftenverlag GmbH München, ISSN 0458-1822, S. 64–65.
  • Werner Nef: Buchli-Oldtimer der Schweiz, 2003, ISBN 3-7654-7125-9.
  • Karl Sachs: Elektrische Triebfahrzeuge, 1953, Band I, S. 298–301.
  • Hans Schneeberger: Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB, Band 1: Baujahre 1904–1955. Minirex, Luzern 1995, ISBN 3-907014-07-3
  • Peter Willen: Lokomotiven der Schweiz, Normalspur Triebfahrzeuge. 3. Auflage, Orell Füssli Verlag, Zürich 1975, ISBN 3-280-00800-X
Commons: Buchli-Antrieb – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien