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„Tracer (Geowissenschaften)“ – Versionsunterschied

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{{Unvollständig | Tracer in der Atmosphäre fehlen komplett. Tracer für Meeresströmungen könnte man ausbauen, Tracer zur Abflussmessung hingegen kürzen, das steht im Hauptartikel [[Tracermessung]]. Dies sollte ein Überblicksartikel werden wo Tracer überall verwendet werden. Ggf. kann man auch eine Zusammenlegung mit [[Tracer (Nuklearmedizin)]] prüfen. Redundanzen zu [[Tracermessung]] und [[Tracerverfahren]] vermeiden.}}
Als '''Tracer''' (von engl.: to trace = verfolgen, aufspüren) bezeichnet man Substanzen, welche in sehr geringen Konzentrationen noch detektiert werden können. Mit ihrer Hilfe lassen sich Prozesse in der natur- und umweltwissenschaftlichen Prozessforschung verfolgen und quantifizieren. Zu diesem Zweck werden sie in den zu untersuchenden Prozess eingeschleust (z.B. Wasserkreislauf).
Sogenannte [[Umwelttracer]] befinden sich bereits im untersuchten System, wie zum Beispiel in Form von unterschiedlichen [[Isotop]]enkonzentrationen oder Temperaturen.


{{Belege fehlen}}
Engesetzt werden Tracermethoden unter anderem in der [[Hydrologie]] und [[Meteorologie]] sowie in der [[Hydrogeologie]].
Als '''Tracer''' (von engl.: to trace = verfolgen, aufspüren), auch '''Markierungsstoff''', '''Markierungsmittel''' oder '''Leitstoff''', bezeichnet man [[Substanz|Substanzen]], die in sehr geringen [[Konzentration (Chemie)|Konzentrationen]] noch nachgewiesen werden können.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/tracer/16814 |titel=Tracer - Lexikon der Geowissenschaften |hrsg=spektrum.de |sprache=de |abruf=2025-05-26}}</ref> Mit ihrer Hilfe lassen sich Prozesse in der [[Geowissenschaften|geo-]] und [[Umweltwissenschaften|umweltwissenschaftlichen]] Prozessforschung verfolgen und quantifizieren. Zu diesem Zweck werden sie in den zu untersuchenden Prozess eingeschleust (z.&nbsp;B. [[Wasserkreislauf]]). Sogenannte [[Umwelttracer]] befinden sich bereits im untersuchten System, wie zum Beispiel in Form von unterschiedlichen [[Isotop]]enkonzentrationen oder Temperaturen.

Eingesetzt werden Tracermethoden unter anderem in der [[Hydrologie]], in der [[Meteorologie]] sowie in der [[Hydrogeologie]].


== Hydrologische Tracer ==
== Hydrologische Tracer ==
In der Hydrologie (Gewässerkunde) und der Hydrogeologie werden Tracer (Markierstoffe) zur Untersuchung des Fließens von [[Oberflächenwasser]] und [[Grundwasser]] eingesetzt. Ziel ist es, Informationen über die Herkunft des Wassers, seine Fließwege und seine Bewegungsformen sowie über Eigenschaften des betroffenen [[Aquifer|Aquifers]] oder [[Gewässer|Gewässers]] zu erhalten. Man unterscheidet zwischen ''Umwelttracern'' und ''künstlichen Tracern''. Umwelttracer sind im Wasser bereits vorhanden, künstliche Tracer werden dem Wasser für eine Untersuchung zugegeben.

=== Umwelttracer ===
Zu den Umwelttracern zählen:<ref name="Kaess">Werner Käß: ''Geohydrologische Markierungstechnik.'' 1992</ref>{{rp|13}}
* Natürliche [[Isotop]]e (stabil oder [[radioaktiv]])
* [[Chemische Verbindung]]en ([[Ion|ionisch]] oder nicht ionisch)
* Zivilisatorische Stoffe (chemische Verbindungen oder radioaktive Stoffe)

=== Künstliche Tracer ===
Zu den künstlichen Tracern zählen:<ref name="Kaess"></ref>{{rp|15}}
* Partikeltracer: [[Spore]]n, [[Bakterien]], [[Phagen]], [[Fluoreszenz|fluoreszierende]] Mikropartikel
* Chemische Tracer: [[Salze]] (Anionen und Kationen), Fluoreszenztracer, [[Lebensmittelfarbstoff]]e
* Radioaktive Tracer: In Form von [[Anion|Anionen]] oder [[Kation|Kationen]]

==== Fluoreszenztracer ====
Besondere Bedeutung haben die ''Fluoreszenztracer'' erlangt.<ref name="Kaess"></ref>{{rp|16}} So ist etwa das grün leuchtende Natriumfluorescein ([[Uranin]]) bis zu kleinsten Konzentrationen um 0,001 Milligramm pro Kubikmeter Wasser nachweisbar.

Natriumfluorescein wird im Untergrund kaum [[Adsorption|adsorbiert]], breitet sich somit wie das Wasser aus und wird deshalb für die Untersuchung von Grundwasserströmungen bevorzugt. Andere Fluoreszenztracer wie etwa [[Eosin Y|Eosin]] und mit Einschränkungen Natrium-Naphthionat haben ähnlich gute Ausbreitungseigenschaften, die [[Nachweisgrenze|Nachweisgrenzen]] sind hingegen schlechter als beim [[Fluorescein]]. Im Prinzip fluoresziert eine Vielzahl von organischen Stoffen. Nachteilig bei den meisten Stoffen ist aber deren schlechtes [[Adsorption]]sverhalten und oft auch der für [[Feldexperiment|Feldanwendungen]] viel zu hohe Preis.


Analysiert werden die Fluoreszenzfarbstoffe mit einem [[Fluoreszenzspektroskopie|Fluoreszenzspektrofotometer]]. Dabei wird die Probe mit Licht einer geeigneten [[Wellenlänge]] zum Leuchten angeregt. Dieses Fluoreszenzleuchten erfolgt bei einer höheren Wellenlänge. Für Natriumfluorescein beträgt die optimale Anregung 491 Nanometer, die Probe fluoresziert dann bei 516 Nanometer. Mit einem Fluoreszenzspektro[[Photometer|fotometer]] lassen sich auch extrem schwache Fluoreszenzen bis zum zehntausendfachen unter der Sichtbarkeitsgrenze noch nachweisen. Dank der tiefen Nachweisgrenzen von Fluoreszenztracern kommt man bei Grundwasseruntersuchungen meistens mit Tracermassen von einigen Gramm bis zu einigen Kilogramm aus. Unter gleichen Verhältnissen müssten bei Verwendung von Salzen, etwa [[Natriumchlorid|Kochsalz]], bis zu mehreren Tonnen eingegeben werden.


Salze und auch nicht fluoreszierende Lebensmittelfarbstoffe werden deshalb nur selten für Grundwasseruntersuchungen verwendet. Hingegen werden Kochsalz, [[Kaliumbromid]] und der Lebensmittelfarbstoff [[Brillantblau]] im [[Labor]] und bei sehr kleinen laborähnlichen Versuchsgebieten im Feld oft eingesetzt.
In der Hydrologie (Gewässerkunde) werden Tracer (Markierstoffe) zur Untersuchung des Fliessens von Oberflächenwasser und Grundwasser eingesetzt. Man unterscheidet zwei Hauptgruppen von Tracern, nämlich Umwelttracer und künstliche Tracer. Umwelttracer sind im Wasser bereits vorhanden, künstliche Tracer werden dem Wasser für eine Untersuchung zugegeben. Innerhalb einer Gruppe gibt es mehrere Varianten :


== Anwendung von Tracern in der Hydrologie ==
== Umwelttracer ==


{{Hauptartikel|Tracerverfahren}}
Natürliche Isotopen: stabil oder [[radioaktiv]]. [[Chemische Verbindungen]]: ionisch oder nicht ionisch. Zivilisatorische Stoffe: chemische Verbindungen oder radioaktive Stoffe.
In der Tracertechnik werden folgende Fragen behandelt:<ref name="Kaess"></ref>{{rp|14}}
* Wohin fließt das Grundwasser?
* Woher kommt das Grundwasser?
* Gibt es eine Verbindung zwischen zwei Punkten?
* Wie ist der Wasserverlauf zwischen zwei Punkten?
* Wie viel Grundwasser bewegt sich zwischen zwei Punkten?


In Oberflächenwässern werden künstliche Tracer für ''Abflussmessungen'' verwendet. Je größer die Verdünnung eines einem Fluss zugefügten Tracers ist, desto größer ist der Abfluss. Aus den unterhalb der Eingabestelle gemessenen Konzentrationen lässt sich somit direkt der Abfluss berechnen. Diese sogenannte Tracerverdünnungsmethode ist speziell auch für turbulente Gewässer geeignet. Bevorzugter Tracer ist hier Kochsalz, da sich dieses an Ort und Stelle durch Messung der elektrolytischen Leitfähigkeit auf einfachste Weise messen lässt. Außerdem ist es in den üblicherweise eingegebenen Mengen für die Umwelt absolut unbedenklich. Bei Abflüssen von mehr als einigen Kubikmeter pro Sekunde wird aber die benötigte Kochsalzmasse zu groß und man verwendet daher meistens Natriumfluorescein. Für einen Abfluss von einem Kubikmeter pro Sekunde braucht man nur einige Gramm dieses Tracers. Analysiert wird an Ort und Stelle mit einem kleinen „Pocketfluorimeter“ oder mit einem Lichtleiterfluorimeter. Zweitgenanntes ist dabei die teurere Lösung.
== Künstliche Tracer ==


Die ''Ausbreitung eines Tracers im Grundwasser'' erfolgt im einfachsten Fall nach den Gesetzen der hydromechanischen [[Dispersion (Hydrologie)|Dispersion]]. Dabei dehnt sich die „Tracerwolke“ im Verlauf ihres Fließens immer mehr aus. Diese Ausbreitung ist somit von der Zeit abhängig, aber auch von den Eigenschaften des [[Aquifer]]s. Mit dem sogenannten Dispersionsmodell lassen sich die Fließgeschwindigkeiten und die Aquifereigenschaften berechnen. Wird ein Tracer teilweise adsobiert oder wirken während des Fließens chemische Prozesse auf den Tracer, dann wird die Auswertung komplexer. Auch bei einem [[heterogen]]en Aquifer mit auf der Fließstrecke wechselnden Eigenschaften kann die Auswertung schwierig werden. Auch in Fließgewässern kann die Ausbreitung des Tracers in dem erwähnten Dispersionsmodell erfolgen, obwohl hier die Ursachen der Ausbreitung etwas anders sind als im Grundwasser.
Partikeltracer: Sporen, Bakterien, Phagen, fluoreszierende Mikropartikel. ''Chemische Tracer: Salze (Anionen und Kationen), Fluoreszenztracer, Lebensmittelfarbstoffe.'' Radioaktive Tracer: In Form von Anionen oder Kationen


Tracer können auch für die Untersuchung von See- oder gar [[Meeresströmung]]en eingesetzt werden. Dabei ist aber der Aufwand allgemein groß.
Besondere Bedeutung haben die ''Fluoreszenztracer'' erlangt. So ist etwa das Grün leuchtende Natriumfluoreszein (Uranin) bis zu kleinsten Konzentrationen um 0.001 Milligramm pro Kubikmeter Wasser nachweisbar. Das ist ein Tausendstel Gramm in einem Schwimmbad! Natriumfluoreszein wird im Untergrund kaum adsorbiert, breitet sich somit wie das Wasser aus und wird deshalb für die Untersuchung von Grundwasserströmungen bevorzugt. Andere Fluoreszenztracer wie etwa Eosin und mit Einschränkungen Natrium-Naphthionat haben ähnlich gute Ausbreitungseigenschaften, die Nachweisgrenzen sind hingegen schlechter als beim Fluoreszein. Im Prinzip fluoresziert eine Vielzahl von organischen Stoffen.Nachteilig bei den meisten Stoffen ist aber deren schlechtes Adsoprtionsverhalten und oft auch der für Feldanwendungen viel zu hohe Preis.


== Anwendung von Tracern in der Müllsortierung ==
Analysiert werden die Fluoreszenzfarbstoffe mit einem Fluoreszenzspektrofotometer. Dabei wird die Probe mit Licht einer geeigneten Wellenlänge zum Leuchten angeregt. Dieses Fluoreszenzleuchten erfolgt bei einer höheren Wellenlänge. Für Natriumfluoreszein beträgt die optimale Anregung bei 491 Nanometer, die Probe fluroesziert dann bei 516 Nanometer. Mit einem Fluoreszenzspektrofotometer lassen sich auch extrem schwache Fluoreszenzen bis zum 10000fachen unter der Sichtbarkeitsgrenze noch nachweisen. Dank den tiefen Nachweisgrenzen von Fluoreszenztracern kommt man bei Grundwasseruntersuchungen meistens mit Tracermassen von einigen Gramm bis zu einigen [[Kilogramm]] aus. Unter gleichen Verhältnissen müssten bei Verwendung von Salzen, etwa [[Kochsalz]], bis zu mehreren [[Tonnen]] eingegeben werden.
Neben der flächigen Anwendung zur Erforschung hydrologischer Fragestellungen kommen Tracer auch bei der Sortierung von Kunststoffverpackungen zum Einsatz. Die Technologie „Tracer Based Sorting (TBS)“ wurde vom Forschungsprojekt „MaReK“ aus dem BMBF-Forschungsschwerpunkt „Plastik in der Umwelt“ entwickelt und ermöglicht eine Erkennung verschiedener Plastikarten durch Fluoreszenz-Tracer. Die Tracer werden bei der Produktion aufgetragen und können die Sortierung und Verwertung von Kunststoff-Verpackungen im Sinne einer [[Kreislaufwirtschaft]] erheblich verbessern.<ref>Jörg Woidasky, Claus Lang-Koetz, Johannes Gasde, Jochen Moesslein: ''[https://bmbf-plastik.de/sites/default/files/2021-04/FactSheetMarek_01.pdf Tracer-Based-Sorting mit Fluoreszenz-Tracern. Effizientes und flexibles Sortieren von Kunststoffverpackungen]'' (= ''Factsheet 4 des BMBF-Forschungsschwerpunkts Plastik in der Umwelt.''). März 2021, abgerufen am 21. Februar 2024.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.hs-pforzheim.de/forschung/institute/inec/projekte/marek/tracer_based_sorting|autor=Hochschule Pforzheim |titel=Tracer-Based-Sorting|datum=2024 |abruf=2024-02-21}}</ref>
== Siehe auch ==


* [[Tracermessung]]
''[[Salze]]'' und auch nicht fluoreszierende ''[[Lebensmittelfarbstoffe]]'' werden deshalb nur selten für Grundwasseruntersuchungen verwendet. Hingegen werden Kochsalz, Kaliumbromid und der Lebensmittelfarbstoff Brillantblau im Labor und bei sehr kleinen laborähnlichen Versuchsgebieten im Feld oft eingesetzt.


* [[Tracerverfahren]]
In Oberflächenwässern werden künstliche Tracer für ''Abflussmessungen'' verwendet. Je grösser die Verdünnung eines einem Fluss zugefügten Tracers ist, desto grösser ist der Abfluss. Aus den unterhalb der Eingabestelle gemessenen Konzentrationen lässt sich somit direkt der Abfluss berechnen. Diese sogenannte Tracerverdünnungsmethode ist speziell auch für turbulente Gewässer geeignet. Bevorzugter Tracer ist hier Koch[[salz, da sich dieses an Ort und Stelle durch Messung der elekrolytischen Leitfähigkeit auf einfachste Weise messen lässt. Bei Abflüssen von mehr als einigen [[Kubikmeter]] pro Sekunde wird aber die benötigte Kochsalzmasse zu gross und man nimmt deshalb meistens Natriumfluroeszein. Für einen Abfluss von einem Kubimeter pro Sekunde braucht man nur einige Gramm dieses Tracers. Analysiert wird an Ort und Stelle mit einem kleinen „Pocketfluorimeter“ oder mit einem Lichtleiterfluorimeter, welches allerdings teuer ist.


* [[Tracer (Nuklearmedizin)]]
Die ''Ausbreitung eines Tracers im Grundwasser'' erfolgt im einfachsten Fall nach den Gesetzen der hydromechanischen Dispersion. Dabei dehnt sich die „Tracerwolke“ im Verlauf ihres Fliessens immer mehr aus. Diese Ausbreitung ist somit von der Zeit abhängig, aber auch von den Eigenschaften des Aquifers (mit Grundwasser erfüllter Bodenkörper). Mit dem sogenannten Dispersionsmodell lassen sich die Fliessgeschwindigkeiten und die Aquifereigenschaften berechnen. Wird ein Tracer teilweise adsobiert oder wirken während des Fliessens chemische Prozesse auf den Tracer, dann wird die Auswertung komplexer. Auch bei einem heterogenen Aquifer mit auf der Fliessstrecke wechselnden Eigenschaften kann die Auswertung schwierig werden. Auch in Fliessgewässern kann die Ausbreitung des Tracers in dem erwähnten Dispersionsmodell erfolgen, obwohl hier die Ursachen der Ausbreitung etwas anders sind als im Grundwasser.
== Literatur ==
* [[Werner Käß]]: ''Geohydrologische Markierungstechnik'' (= ''Lehrbuch der Hydrogeologie.'' Band 9). Gebrüder Borntraeger, Berlin/Stuttgart 1992, ISBN 3-443-01013-X.


== Einzelnachweise ==
Tracer können auch für die Untersuchung von See- oder gar [[Meeresströmungen]] eingesetzt werden. Dabei ist aber der Aufwand allgemein gross.
<references />
(Autor "Hydrologische Tracer": Hans Rudolf Wernli, Universität Bern)


[[Kategorie:Hydrologie]]
== Weblinks ==
[http://www.hydrology.uni-freiburg.de/ihf_home.htm Institut für Hydrologie der Universität Freiburg]

Aktuelle Version vom 26. Mai 2025, 22:10 Uhr

Als Tracer (von engl.: to trace = verfolgen, aufspüren), auch Markierungsstoff, Markierungsmittel oder Leitstoff, bezeichnet man Substanzen, die in sehr geringen Konzentrationen noch nachgewiesen werden können.[1] Mit ihrer Hilfe lassen sich Prozesse in der geo- und umweltwissenschaftlichen Prozessforschung verfolgen und quantifizieren. Zu diesem Zweck werden sie in den zu untersuchenden Prozess eingeschleust (z. B. Wasserkreislauf). Sogenannte Umwelttracer befinden sich bereits im untersuchten System, wie zum Beispiel in Form von unterschiedlichen Isotopenkonzentrationen oder Temperaturen.

Eingesetzt werden Tracermethoden unter anderem in der Hydrologie, in der Meteorologie sowie in der Hydrogeologie.

Hydrologische Tracer

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In der Hydrologie (Gewässerkunde) und der Hydrogeologie werden Tracer (Markierstoffe) zur Untersuchung des Fließens von Oberflächenwasser und Grundwasser eingesetzt. Ziel ist es, Informationen über die Herkunft des Wassers, seine Fließwege und seine Bewegungsformen sowie über Eigenschaften des betroffenen Aquifers oder Gewässers zu erhalten. Man unterscheidet zwischen Umwelttracern und künstlichen Tracern. Umwelttracer sind im Wasser bereits vorhanden, künstliche Tracer werden dem Wasser für eine Untersuchung zugegeben.

Zu den Umwelttracern zählen:[2]:13

Künstliche Tracer

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Zu den künstlichen Tracern zählen:[2]:15

Fluoreszenztracer

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Besondere Bedeutung haben die Fluoreszenztracer erlangt.[2]:16 So ist etwa das grün leuchtende Natriumfluorescein (Uranin) bis zu kleinsten Konzentrationen um 0,001 Milligramm pro Kubikmeter Wasser nachweisbar.

Natriumfluorescein wird im Untergrund kaum adsorbiert, breitet sich somit wie das Wasser aus und wird deshalb für die Untersuchung von Grundwasserströmungen bevorzugt. Andere Fluoreszenztracer wie etwa Eosin und mit Einschränkungen Natrium-Naphthionat haben ähnlich gute Ausbreitungseigenschaften, die Nachweisgrenzen sind hingegen schlechter als beim Fluorescein. Im Prinzip fluoresziert eine Vielzahl von organischen Stoffen. Nachteilig bei den meisten Stoffen ist aber deren schlechtes Adsorptionsverhalten und oft auch der für Feldanwendungen viel zu hohe Preis.

Analysiert werden die Fluoreszenzfarbstoffe mit einem Fluoreszenzspektrofotometer. Dabei wird die Probe mit Licht einer geeigneten Wellenlänge zum Leuchten angeregt. Dieses Fluoreszenzleuchten erfolgt bei einer höheren Wellenlänge. Für Natriumfluorescein beträgt die optimale Anregung 491 Nanometer, die Probe fluoresziert dann bei 516 Nanometer. Mit einem Fluoreszenzspektrofotometer lassen sich auch extrem schwache Fluoreszenzen bis zum zehntausendfachen unter der Sichtbarkeitsgrenze noch nachweisen. Dank der tiefen Nachweisgrenzen von Fluoreszenztracern kommt man bei Grundwasseruntersuchungen meistens mit Tracermassen von einigen Gramm bis zu einigen Kilogramm aus. Unter gleichen Verhältnissen müssten bei Verwendung von Salzen, etwa Kochsalz, bis zu mehreren Tonnen eingegeben werden.

Salze und auch nicht fluoreszierende Lebensmittelfarbstoffe werden deshalb nur selten für Grundwasseruntersuchungen verwendet. Hingegen werden Kochsalz, Kaliumbromid und der Lebensmittelfarbstoff Brillantblau im Labor und bei sehr kleinen laborähnlichen Versuchsgebieten im Feld oft eingesetzt.

Anwendung von Tracern in der Hydrologie

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In der Tracertechnik werden folgende Fragen behandelt:[2]:14

  • Wohin fließt das Grundwasser?
  • Woher kommt das Grundwasser?
  • Gibt es eine Verbindung zwischen zwei Punkten?
  • Wie ist der Wasserverlauf zwischen zwei Punkten?
  • Wie viel Grundwasser bewegt sich zwischen zwei Punkten?

In Oberflächenwässern werden künstliche Tracer für Abflussmessungen verwendet. Je größer die Verdünnung eines einem Fluss zugefügten Tracers ist, desto größer ist der Abfluss. Aus den unterhalb der Eingabestelle gemessenen Konzentrationen lässt sich somit direkt der Abfluss berechnen. Diese sogenannte Tracerverdünnungsmethode ist speziell auch für turbulente Gewässer geeignet. Bevorzugter Tracer ist hier Kochsalz, da sich dieses an Ort und Stelle durch Messung der elektrolytischen Leitfähigkeit auf einfachste Weise messen lässt. Außerdem ist es in den üblicherweise eingegebenen Mengen für die Umwelt absolut unbedenklich. Bei Abflüssen von mehr als einigen Kubikmeter pro Sekunde wird aber die benötigte Kochsalzmasse zu groß und man verwendet daher meistens Natriumfluorescein. Für einen Abfluss von einem Kubikmeter pro Sekunde braucht man nur einige Gramm dieses Tracers. Analysiert wird an Ort und Stelle mit einem kleinen „Pocketfluorimeter“ oder mit einem Lichtleiterfluorimeter. Zweitgenanntes ist dabei die teurere Lösung.

Die Ausbreitung eines Tracers im Grundwasser erfolgt im einfachsten Fall nach den Gesetzen der hydromechanischen Dispersion. Dabei dehnt sich die „Tracerwolke“ im Verlauf ihres Fließens immer mehr aus. Diese Ausbreitung ist somit von der Zeit abhängig, aber auch von den Eigenschaften des Aquifers. Mit dem sogenannten Dispersionsmodell lassen sich die Fließgeschwindigkeiten und die Aquifereigenschaften berechnen. Wird ein Tracer teilweise adsobiert oder wirken während des Fließens chemische Prozesse auf den Tracer, dann wird die Auswertung komplexer. Auch bei einem heterogenen Aquifer mit auf der Fließstrecke wechselnden Eigenschaften kann die Auswertung schwierig werden. Auch in Fließgewässern kann die Ausbreitung des Tracers in dem erwähnten Dispersionsmodell erfolgen, obwohl hier die Ursachen der Ausbreitung etwas anders sind als im Grundwasser.

Tracer können auch für die Untersuchung von See- oder gar Meeresströmungen eingesetzt werden. Dabei ist aber der Aufwand allgemein groß.

Anwendung von Tracern in der Müllsortierung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der flächigen Anwendung zur Erforschung hydrologischer Fragestellungen kommen Tracer auch bei der Sortierung von Kunststoffverpackungen zum Einsatz. Die Technologie „Tracer Based Sorting (TBS)“ wurde vom Forschungsprojekt „MaReK“ aus dem BMBF-Forschungsschwerpunkt „Plastik in der Umwelt“ entwickelt und ermöglicht eine Erkennung verschiedener Plastikarten durch Fluoreszenz-Tracer. Die Tracer werden bei der Produktion aufgetragen und können die Sortierung und Verwertung von Kunststoff-Verpackungen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft erheblich verbessern.[3][4]

  • Werner Käß: Geohydrologische Markierungstechnik (= Lehrbuch der Hydrogeologie. Band 9). Gebrüder Borntraeger, Berlin/Stuttgart 1992, ISBN 3-443-01013-X.

Einzelnachweise

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  1. Tracer - Lexikon der Geowissenschaften. spektrum.de, abgerufen am 26. Mai 2025.
  2. a b c d Werner Käß: Geohydrologische Markierungstechnik. 1992
  3. Jörg Woidasky, Claus Lang-Koetz, Johannes Gasde, Jochen Moesslein: Tracer-Based-Sorting mit Fluoreszenz-Tracern. Effizientes und flexibles Sortieren von Kunststoffverpackungen (= Factsheet 4 des BMBF-Forschungsschwerpunkts Plastik in der Umwelt.). März 2021, abgerufen am 21. Februar 2024.
  4. Hochschule Pforzheim: Tracer-Based-Sorting. 2024, abgerufen am 21. Februar 2024.