„Problem des Handlungsreisenden“ – Versionsunterschied
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[[Datei:TSP Deutschland 3.png|mini|Optimaler Reiseweg eines Handlungsreisenden durch die 15 [[Liste der Großstädte in Deutschland|größten Städte Deutschlands]]. Die angegebene Route ist die kürzeste von {{formatnum:43589145600}} möglichen.]] |
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Das '''Problem des Handlungsreisenden''' (kurz '''PdH''', englisch '''Traveling Salesman Problem''', neuerdings politisch korrekt '''Traveling Salesperson Problem''', kurz '''TSP''') ist ein recht alltägliches Problem der [[theoretische Informatik|theoretischen Informatik]]. Es modelliert die Frage, wie man möglichst schnell oder billig mehrere Orte hintereinander besuchen kann und wieder zum Ausgangsort zurückkehrt. |
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Das '''Problem des Handlungsreisenden''' (auch '''Problem des Handelsreisenden''', '''Botenproblem''', '''Rundreiseproblem''', [[Englische Sprache|englisch]] ''{{lang|en-US|Traveling Salesman Problem}}''<!-- im British English auch „travelling“, zur Bewahrung der Konsistenz bitte nicht ändern.--> oder ''{{lang|en-US|Traveling Salesperson Problem}}'' (TSP)) ist ein [[Kombinatorische Optimierung|kombinatorisches Optimierungsproblem]] des ''[[Operations Research]]'' und der [[Theoretische Informatik|theoretischen Informatik]]. Die Aufgabe besteht darin, eine Reihenfolge für den Besuch mehrerer Orte so zu wählen, dass keine Station außer der ersten mehr als einmal besucht wird, die gesamte Reisestrecke des [[Handlungsreisender|Handlungsreisenden]] möglichst kurz und die erste Station gleich der letzten Station ist. |
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Bei der Modellierung wird häufig nur der Fall zugelassen, dass jeder Ort nur einmal besucht wird. In der Praxis gestattet man meist Orte mehrmals zu besuchen, wodurch die Reise günstiger werden kann. Dadurch kann man das Problem immer so modellieren, dass der zugrundeliegende Graph metrisch wird - drei Knoten erfüllen also stets die [[Dreiecksungleichung]]. Dies ist besonders für die algorithmischen Lösung des Problems vorteilhaft. |
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Seit seiner ersten Erwähnung als mathematisches Problem im Jahre 1930 haben sich viele Forscher damit befasst und neue [[Optimierung (Mathematik)|Optimierungsverfahren]] daran entwickelt und erprobt, die momentan auch für andere [[Optimierungsproblem]]e eingesetzt werden. Heute steht eine Vielzahl von [[Heuristik|heuristischen]] und [[Ganzzahlige lineare Optimierung|exakten]] Methoden zur Verfügung, mit denen auch schwierige Fälle mit mehreren tausend Städten optimal gelöst wurden. |
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==Allgemeine klassische Definition== |
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Das klassische PdH ist seiner Natur nach ein '''knotenorientiertes''' [[Reihenfolgeproblem]]. Dabei ensprechen die Knoten ''v''<sub>''i''</sub> einer endlichen Anzahl ''n'' gleichartiger Objekte, die anhand ihrer [[Distanz (Graphentheorie)|Distanzen]] einer paarweisen Bewertung ''d''(''v''<sub>''i''</sub>,''v''<sub>''j''</sub>) unterliegen. Durch eine [[Permutation]] ''p'':{''v''<sub>1</sub>,...,''v''<sub>''n''</sub>} → {''p''<sub>1</sub>,...,''p''<sub>''n''</sub>} sollen diese Objekte in einer [[Zyklus|zyklischen]] [[Sequenz]] so angeordnet werden, dass der Betrag der vollständig aufsummierten Distanzen unmittelbar aufeinanderfolgender Objekte minimiert wird. |
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Das Problem des Handlungsreisenden tritt schon in seiner Reinform in vielen praktischen Anwendungen auf, beispielsweise in der [[Tourenplanung]], in der [[Logistik]] oder im Design von [[Integrierter Schaltkreis|Mikrochips]]. Noch häufiger tritt es allerdings als Unterproblem auf, wie zum Beispiel bei der Verteilung von Waren, bei der Planung von Touren eines [[Kundendienst|Kunden-]] oder [[Pannendienst]]es oder bei der [[DNA-Sequenzierung|Genom-Sequenzierung]]. Dabei sind die Begriffe „Stadt“ und „Entfernung“ nicht wörtlich zu nehmen, vielmehr repräsentieren die Städte beispielsweise zu besuchende Kunden, Bohrlöcher oder DNA-Teilstränge, während Entfernung für Reisezeit, Kosten oder den Grad der Übereinstimmung zweier DNA-Stränge steht. In vielen praktischen Anwendungen müssen zudem Zusatzbedingungen wie Zeitfenster oder eingeschränkte Ressourcen beachtet werden, was die Lösung des Problems erheblich erschwert. |
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''Zielfunktion (klassisches PdH):'' |
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: <math> z = \left( \sum_{i=1}^{n-1} d({p_{i},p_{i+1}}) \right) + d({p_{n},p_{1}}) \rightarrow \min </math> |
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Das Problem des Handlungsreisenden ist ein [[NP-Schwere|NP-schweres]] Problem. Unter der bislang [[P-NP-Problem|unbewiesenen Annahme]], dass die [[Komplexitätsklasse]]n '''[[P (Komplexitätsklasse)|P]]''' und '''[[NP (Komplexitätsklasse)|NP]]''' verschieden sind, gilt demnach, dass kein [[Algorithmus]] existiert, der eine kürzeste Rundreise in [[Polynomialzeit|polynomieller]] [[Zeitkomplexität|Worst-case-Laufzeit]] bestimmt. |
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Im ersten Teil der [[Funktion]] werden zunächst die einzelnen Distanzen der aufeinanderfolgenden Objekte ''p''<sub>''i''</sub> und ''p''<sub>''i''+1</sub> [[iterativ]] aufsummiert und schließlich im zweiten Teil durch die für den Schluss des Zyklus erforderliche Distanz des letzten und ersten Objektes ''d''(''p''<sub>''n''</sub>,''p''<sub>1</sub>) ergänzt. Gesucht ist nun diejenige Permutation ''p'', welche die Zielfunktion ''z'' minimiert. |
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== Geschichte == |
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Im Kontext des Handlungsreisenden können die Objekte als '''Städte''' und deren Anordnung in einer zyklischen Sequenz als [[Rundreise]] zwischen diesen interpretiert werden. Die Distanz entspricht dabei zum Beispiel ihrem geographischem '''Abstand''', den aufzuwändenden '''Kosten''' einer Reise oder der benötigten Reisezeit. Gesucht ist somit diejenige Reihenfolge der Städte, bei der jede Stadt in einer Rundreise genau einmal besucht wird und der Betrag der gesamten Strecke (Kosten, Reisezeit) ein absolutes Minimum annimmt. |
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Wann das Problem des Handlungsreisenden erstmals wissenschaftlich untersucht wurde, ist unklar. Aus dem Jahre 1832 ist ein Handbuch für Handlungsreisende bekannt (Titel: ''Der Handlungsreisende – wie er sein soll und was er zu thun<!--sic!--> hat, um Aufträge zu erhalten und eines glücklichen Erfolgs in seinen Geschäften gewiß<!--sic!--> zu sein – von einem alten Commis-Voyageur''), in dem das Problem erwähnt, aber nicht mathematisch behandelt wird. Darin werden Beispieltouren für einige Regionen [[Deutschland]]s und der [[Schweiz]] vorgeschlagen.<ref>''Der Handlungsreisende – wie er sein soll und was er zu thun<!--sic!--> hat, um Aufträge zu erhalten und eines glücklichen Erfolgs in seinen Geschäften gewiß<!--sic!--> zu sein – von einem alten Commis-Voyageur.'' Verlag von B. Fr. Voigt, Ilmenau 1832, S. 188–203, [https://haab-digital.klassik-stiftung.de/viewer/image/4075599590/202/ Digitalisat]</ref> |
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[[Datei:William Rowan Hamilton portrait oval combined.png|mini|William Rowan Hamilton (1805–1865)]] |
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==Analyse des zugrunde liegenden Raumes== |
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Aufgrund der breiten Anwendbarkeit des PdH ist eine spezifischere Klassifikation die den zugrunde liegenden Raum der Distanzen ([[Gewichtung|Gewichtungen]]) beschreibt notwendig. Hierzu werden die [[Relation|Relationen]] zwischen den Objekten ''v<sub>i</sub>'', ''v<sub>j</sub>'' und ihrer paarweisen Distanz ''d<sub>ij</sub>'' untersucht. |
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Als Vorläufer des Problems kann das ''[[Icosian Game]]'' von [[William Rowan Hamilton]] aus dem 19. Jahrhundert angesehen werden, bei dem es galt, in einem [[Graph (Graphentheorie)|Graphen]] Touren zwischen 20 Knoten zu finden. Die erste explizite Erwähnung als mathematisches Optimierungsproblem scheint auf [[Karl Menger]] zurückführbar zu sein, der dieses 1930 in einem mathematischen Kolloquium in Wien formulierte: |
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Als Voraussetzung wird dabei die Definion des klassischen PdH verwendet und schrittweise mit Bedingungen an die Distanz erweitert. |
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{{Zitat|Wir bezeichnen als Botenproblem (weil diese Frage in der Praxis von jedem Postboten, übrigens auch von vielen Reisenden zu lösen ist) die Aufgabe, für endlich viele Punkte, deren paarweise Abstände bekannt sind, den kürzesten die Punkte verbindenden Weg zu finden.}} |
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'''Nichtnegativität und Identität''' |
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Bald darauf wurde die heute übliche Bezeichnung ''Travelling Salesman Problem'' durch [[Hassler Whitney]] von der [[Princeton University]] eingeführt. |
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Um das [[Optimierungsproblem]] durch Minimierung sinnvoll lösen zu können fordern wir, dass alle Distanzen nicht negativ seien und die Distanz eines jeden Objektes in Bezug auf sich selbst neutral zur Addition ist. |
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Neben der einfachen Definition und Verständlichkeit der Aufgabenstellung zeichnet sich das Problem des Handlungsreisenden dadurch aus, dass die Bestimmung ''guter'' Lösungen vergleichsweise leicht ist, während das Finden einer beweisbar ''[[Optimum|optimalen]]'' Lösung sehr schwierig ist. |
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''Nichtnegativitäts- und Identitäts-Bedingung:'' |
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Daher ist das Studium dieses Problems seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weniger durch direkte Anwendungen motiviert – es dient als eine Art Spielwiese zur Entwicklung von Optimierungsverfahren. |
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: <math>d_{ij} \in \begin{cases} \mathbb{R}^+, & \mbox{wenn }i\not=j \\ \{0\}, & \mbox{wenn }i=j \end{cases} \quad \forall i,j \in \{1,2,..,n\} </math> |
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Viele heutige Standardmethoden der [[Ganzzahlige lineare Optimierung|ganzzahligen linearen Optimierung]], wie [[Schnittebenenverfahren]], [[Branch-and-Cut]] und verschiedene [[Heuristik|heuristische]] Ansätze, wurden am Beispiel des TSP entwickelt und getestet. |
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'''Symmetrie der Distanzmatrix''' |
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Seit den 1950er Jahren gewann das Problem des Handlungsreisenden in [[Europa]] als auch in den [[USA]] an Popularität. Herausragende Beiträge leisteten [[George Dantzig]], [[Delbert Ray Fulkerson]] und [[Selmer M. Johnson]], die 1954 am Institut der [[RAND Corporation]] in [[Santa Monica]] die erste Formulierung des Problems als ganzzahliges lineares Programm als auch ein Schnittebenenverfahren zu dessen Lösung entwickelten. Sie berechneten eine Tour für ein konkretes Rundreiseproblem (eine sogenannte ''[[Probleminstanz]]'') mit 49 Städten und bewiesen, dass es keine kürzere Tour gibt. In den 1960er und 1970er Jahren befassten sich viele interdisziplinäre Forschergruppen mit Anwendungen des Problems unter anderem in der [[Informatik]], den [[Wirtschaftswissenschaften]], der [[Chemie]] und der [[Biologie]]. |
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Bei der weiteren Betrachtung der Distanz zweier Objekte kann zudem unterschieden werden, ob die Reihenfolge der beiden Objekte zur Bildung der Distanz beiträgt, oder vernachlässigt werden kann. Hierzu wird eine [[Matrix]] ('''Distanzmatrix''' od. '''Gewichtmatrix''') betrachtet, deren Zeilen und Spalten jeweils durch alle Objekte des PdH indiziert, die Distanzen zwischen diesen enthält. Die Neutralität der paarweisen Reihenfolge der Objekte zur Bildung der Distanz, kann damit leicht durch eine [[symmetrische Matrix|symmetrische Distanzmatrix]] verifiziert werden. Dabei erweisen sich asymmetrische Probleme allerdings grundsätzlich als in symmetrische Probleme überführbar, beziehungsweise als solche lösbar. |
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[[Richard M. Karp]] bewies im Jahre 1972 die [[NP-Vollständigkeit]] des [[Hamiltonkreisproblem]]s, aus der sich leicht die [[NP-Äquivalenz]] des TSP ableiten lässt. Damit lieferte er eine theoretische Begründung für die schwere Lösbarkeit dieses Problems in der Praxis. |
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''Symmetrie-Bedingung:'' |
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: <math>d_{ij} = d_{ji} \quad \forall i,j \in \{1,2,..,n\} </math> |
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Größere Fortschritte wurden Ende der 1970er und 1980er Jahre erzielt, als [[Martin Grötschel]], [[Manfred Padberg]], [[Giovanni Rinaldi]] und andere mit neuen Schnittebenen und einem Branch-and-Cut-Verfahren einige Probleminstanzen mit bis zu 2392 Städten optimal lösten. |
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Am Beispiel des Handlungsreisenden könnte hier der geographische Abstand zweier Städte für die Neutralität der Reihenfolge herangezogen werden. Sollte jedoch die Reisezeit betrachtet werden kann es möglich sein dass sie von Stadt ''A'' nach Stadt ''B'' kürzer ist (z.B. bessere Verkehrswege) als von Stadt ''B'' nach Stadt ''A'' und eine nicht symmetrische Distanzmatrix wäre die Folge. |
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Ein 1976 unabhängig von [[Nicos Christofides]] und [[Anatoli Iwanowitsch Serdjukow|Anatoli I. Serdjukow]] beschriebener Algorithmus ergab eine Rundreise, die maximal um die Hälfte länger ist als die optimale Tour.<ref>{{Literatur |Autor=René van Bevern, Viktoriia A. Slugina |Titel=A historical note on the 3/2-approximation algorithm for the metric traveling salesman problem |Hrsg= |Sammelwerk=Historia Mathematica |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2020-05 |ISBN= |arXiv=2004.02437 |DOI=10.1016/j.hm.2020.04.003 |Seiten= |Online=https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0315086020300240 |Abruf=}}</ref> |
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'''Erfüllung der Dreiecksungleichung''' |
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In den 1990er Jahren begannen [[David Applegate]], [[Robert Bixby]], [[Vašek Chvátal]] und [[William Cook (Mathematiker)|William Cook]] mit der Entwicklung des Programms ''Concorde'', das an vielen Lösungsrekorden beteiligt war. Gerhard Reinelt stellte 1991 die TSPLIB bereit, eine Sammlung verschieden schwerer standardisierter Testinstanzen, womit viele Forschergruppen ihre Resultate vergleichen konnten. Im Jahre 2006 berechnete Cook mit anderen eine beweisbar kürzeste Tour durch 85.900 Städte eines Layoutproblems für [[Integrierter Schaltkreis|integrierte Schaltkreise]], was die bislang größte optimal gelöste TSPLIB-Instanz ist.<ref name=":0">David L. Applegate, Robert E. Bixby, Vašek Chvátal, and William J. Cook: ''The Traveling Salesman Problem. A Computational Study''. Princeton University Press, Februar 2007. S. 522–524. ISBN 0-691-12993-2</ref><ref name=":3">{{Literatur |Autor=David L. Applegate, Robert E. Bixby, Vašek Chvátal, William Cook, Daniel G. Espinoza, Marcos Goycoolea, Keld Helsgaun |Titel=Certification of an optimal TSP tour through 85,900 cities |Sammelwerk=Operations Research Letters |Band=37 |Nummer=1 |Datum=2009-01 |ISSN=0167-6377 |DOI=10.1016/j.orl.2008.09.006 |Seiten=11–15 |Online=https://www.math.uwaterloo.ca/~bico/papers/proof.pdf |Abruf=2024-01-18}}</ref> Für andere Instanzen mit Millionen Städten bestimmten sie mit zusätzlichen Dekompositionstechniken Touren, deren Länge beweisbar weniger als 1 % vom Optimum entfernt liegt.<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=William Cook |url=https://www.math.uwaterloo.ca/tsp/star/star10m.html |titel=TSP: Tours visiting 10,000,000 Stars |werk=Mathematics Department University Waterloo |sprache=en |abruf=2024-01-16}}</ref> |
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Hinsichtlich symmetrischer Probleme kann weiterhin differenziert werden, ob die sogenannte [[Dreiecksungleichung]] erfüllt ist. Die vorherige Betrachtung wird hierzu um ein zusätzliches drittes Objekt erweitert. Dabei wird die Distanz der ursprünglichen beiden Objekte ''v<sub>i</sub>'', ''v<sub>j</sub>'' mit der aufsummierten Distanz über dass dritte Objekt ''v<sub>k</sub>'' verglichen. |
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[[András Sebö]] von der Universität Grenoble und [[Jens Vygen]] von der Universität Bonn stellten 2014 mit einem Algorithmus, welcher eine polynomielle Laufzeit besitzt, einen neuen Rekord im Bereich der Heuristiken mit [[Gütegarantie]] auf: Ihr neuartiger, ''Schöne-Ohren-Zerlegung'' genannter Algorithmus bestimmt Lösungen des Graph-TSP, die höchstens 1,4-mal so lang sind wie die optimale Rundreisestrecke, was eine neue Bestmarke darstellt.<ref>András Sebö, Jens Vygen: ''Shorter tours by nicer ears: 7/5-approximation for the graph-TSP, 3/2 for the path version, and 4/3 for two-edge-connected subgraphs''. Combinatorica 34 (5) (2014), 597-629, ([[doi:10.1007/s00493-011-2960-3]])</ref> |
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''Dreiecksungleichung:'' |
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: <math>d_{ij} \le d_{ik} + d_{kj} \quad \forall i,j,k \in \{1,2,..,n\} </math> |
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== Mathematische Beschreibung == |
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Veranschaulicht bedeutet dies, dass der Handlungsreisende bei einem Umweg über eine dritte Stadt stehts eine größere Distanz zurücklegt als bei der Wahl der direkten Verbindung zweier Städte. |
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=== Modellierung als Graph === |
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[[Datei:Weighted K4.svg|mini|Symmetrisches TSP auf vier Städten]] |
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Damit mathematische Verfahren zur Lösung verwendet werden können, muss eine reale Situation zunächst durch ein einfaches [[Mathematisches Modell|Modell]] abgebildet werden. Das Problem des Handlungsreisenden lässt sich mit Hilfe eines [[Graph (Graphentheorie)|Graphen]] modellieren, das heißt: durch [[Knoten (Graphentheorie)|Knoten]] und [[Kante (Graphentheorie)|Kanten]]. Dabei repräsentieren die Knoten (im Bild: A bis D) die Städte, während jede Kante <math>(i,j)</math> zwischen zwei Knoten <math>i</math> und <math>j</math> eine Verbindung zwischen diesen Städten beschreibt. Zu jeder Kante <math>(i,j)</math> gibt es eine Länge <math>c_{ij} \geq 0</math> (im Bild: 20, 42, …), die sich je nach Zusammenhang beispielsweise als geographische Länge einer Verbindung, als Reisezeit oder als Kosten einer Reise zwischen zwei Städten interpretieren lässt. Eine ''Tour'' (auch [[Hamiltonkreis]] genannt) ist ein [[Zyklus (Graphentheorie)|Kreis]] in diesem Graphen, der jeden Knoten genau einmal enthält. Ziel ist es, eine möglichst kurze Tour zu finden. |
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'''Metrik''' |
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Um die Untersuchung des Problems zu vereinfachen und um sicherzustellen, dass es eine Tour gibt, wird meist angenommen, dass der Graph [[Vollständiger Graph|vollständig]] ist, dass also zwischen je zwei Knoten immer eine Kante existiert. Dies lässt sich dadurch erreichen, dass überall dort, wo keine Kante existiert, eine künstliche, sehr lange Kante eingefügt wird. Aufgrund ihrer hohen Länge wird eine solche Kante nie in einer kürzesten Tour vorkommen, es sei denn, es gäbe sonst keine Tour. |
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Insofern die Distanzen unseres betrachteten PdH sämtlich der Nichtnegativitäts- und Identitäts-Bedingung genügen, die Dreiecksungleichung erfüllen und eine symmetrische Distanzmatrix vorliegt, heißt diese bei Existenz einer [[Distanzfunktion]] ''f'' [[Metrischer Raum|metrisch]]. |
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Je nach Eigenschaften der Kantengewichte werden noch unterschiedliche Spezialfälle des Problems unterschieden, von denen die wichtigsten das ''symmetrische'' und das ''metrische'' TSP sind. |
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''Distanzfunktion (m - Dimensionen):'' |
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: <math>d_{ij} = f(\vec x_i, \vec x_j) \quad \forall i,j \in \{1,2,..,n\}, \vec x_i, \vec x_j \in \mathbb{R}^m </math> |
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==== Asymmetrisches und symmetrisches TSP ==== |
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Dabei werden die zugrunde liegenden Berechnungsvorschriften verschiedenen Metriken zugeordnet, die Spezialfälle des klassischen PdH darstellen. Gängige in Verbindung mit dem PdH erkennbare Metriken sind die [[Euklidischer Abstand|Euklidische Metrik]] die zum '''euklidischen Problem des Handlungsreisenden''' führt, die City-Block-Metrik (auch Manhatten-Metrik) des '''rektilinearen Problem des Handlungsreisenden''' und die Maximum-Metrik (auch Chebyshev-Metrik). |
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Beim allgemeinen ''asymmetrischen TSP'' können die Kanten in Hin- und Rückrichtung unterschiedliche Längen haben, so dass dieses Problem mit Hilfe eines [[Gerichteter Graph|gerichteten Graphen]] modelliert werden muss. Es reicht also nicht, bloß von der Verbindung zwischen zwei Knoten und ihrer Länge zu sprechen; zusätzlich muss noch die Richtung angegeben werden. |
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Beim ''symmetrischen TSP'' dagegen sind für alle Knotenpaare <math>(i,j)</math> die Kantenlängen in beide Richtungen identisch, d. h., es gilt <math>c_{ij} = c_{ji}</math>. Als Konsequenz davon hat jede Tour in beide Richtungen dieselbe Länge. Die Symmetrie halbiert also die Anzahl der möglichen Touren. Ein symmetrisches TSP wird üblicherweise mit Hilfe eines [[Ungerichteter Graph|ungerichteten Graphen]] modelliert (wie im Bild). Ein Problem des Handlungsreisenden zwischen realen Städten kann asymmetrisch oder symmetrisch sein, je nachdem, ob beispielsweise durch Baustellen oder [[Einbahnstraße]]n der Weg in eine Richtung länger dauert als in die andere oder nicht. Ebenso könnte die Reise zu Wasser oder in der Luft unterschiedlichen Strömungen ausgesetzt sein. |
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==Modellierung als Problem ganzzahliger linearer Optimierung== |
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Ein möglicher Lösungsansatz ist die Modellierung des Problem des Handlungsreisenden als ganzzahliges [[Lineare Programmierung|lineares Programm]]. Dies ist durch die [[Linearität]] der Zielfunktion und deren Nebenbedingungen möglich, die sämtlich als lineare Gleichungen oder Ungleichungen fassbar sind. Wird die Distanzbildung aller Objekte zueinander zugelassen, so spricht man von einem '''unbeschränkten PdH''' und es ergibt sich folgender Ansatz: |
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==== Metrisches TSP ==== |
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''Zielfunktion:'' |
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Ein symmetrisches TSP heißt ''metrisch'', wenn zusätzlich seine Kantenlängen die [[Dreiecksungleichung]] erfüllen. Anschaulich bedeutet dies, dass sich Umwege nicht lohnen, weil die direkte Verbindung von <math>i</math> nach <math>j</math> nie länger ist als der Weg von <math>i</math> nach <math>j</math> über einen dritten Knoten <math>k</math>: |
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: <math>z = \sum_{i=1}^n \sum_{j=1}^n d_{ij} b_{ij} \rightarrow \min \quad b_{ij} \in \{0,1\}</math> |
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: <math>c_{ij} \le c_{ik} + c_{kj}</math> |
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In der '''Zielfunktion''' ''z'' bezeichnet die Variable ''d<sub>ij</sub>'' die Distanz der Objekte ''v<sub>i</sub>'' und ''v<sub>j</sub>'' sowie ''b<sub>ij</sub>'' die ihr zugehörige binäre Variable. Sie gibt Information darüber, ob die Distanz ''d<sub>ij</sub>'' Bestandteil der zu ermittelneden '''optimalen Rundreise''' sein soll. Somit werden bei der Aufsummierung der Distanzen nur noch solche berücksichtigt, die tatsächlich in der Rundreise enthalten sind und zu einer Minimierung der Zielfunktion führen. |
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Im weiteren muss durch zusätzliche '''Nebenbedingungen''' gesichert werden, dass eine zulässige Rundreise, die jedes Objekt genau einmal passiert ([[Hamiltonpfad]]) durch den Ansatz bestimmt wird. |
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Solche Kantenlängen definieren eine [[Metrischer Raum#Pseudometrik|Pseudometrik]] auf der Knotenmenge, also ein Entfernungsmaß, das die intuitiv von einem Abstand erwarteten Bedingungen erfüllt. Mehrere in der Praxis häufig auftretende [[Distanzfunktion]]en sind Pseudometriken, erfüllen also die Dreiecksungleichung: |
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''Hamiltonpfad-Bedingung:'' |
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: <math>\sum_{i=1}^n b_{ij}=1, \sum_{j=1}^n b_{ij}=1 \quad \forall i,j \in \{1,2,..,n\}</math> |
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* die [[Euklidischer Abstand|euklidische Metrik]] des ''euklidischen TSP'', |
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Die Bedingung legt in diesem Sinne zunächst fest, dass jedes Objekt ''v<sub>i</sub>'' nur einmal als '''Startknoten''' und nur einmal als '''Endknoten''' zur Ermittlung einer Distanz auftritt und somit genau über zwei Distanzen mit anderen Objekten in Relation steht. |
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* die [[Manhattan-Metrik]] (auch City-Block-Metrik) des ''rektilinearen TSP'', bei der die Distanz zwischen zwei Knoten eines gitterförmigen Graphen (wie dem Straßennetz von Manhattan) die Summe der Entfernungen in x- und y-Richtung ist, |
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Bei einer Beschränkung auf die bisherigen Bedingungen entspräche der Ansatz dem linearen [[Zuordnungsproblem]], jedoch wäre die Bildung von '''Subzyklen''' erlaubt. Dies muss durch eine weitere zusätzliche Restriktion vermieden werden. |
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* oder die [[Metrischer Raum|Maximums-Metrik]], bei der die Distanz zwischen zwei Knoten eines gitterförmigen Graphen das Maximum der Entfernungen in x- bzw. y-Richtung ist. |
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Die letzten beiden Metriken finden beispielsweise Anwendung beim Bohren von [[Leiterplatte]]n, wo ein Bohrer, der eine vorgegebene Menge von Löchern in möglichst kurzer Zeit abarbeiten muss, in beide Dimensionen unabhängig bewegt werden kann, um von einem Loch zum nächsten zu gelangen. Die Manhattan-Metrik entspricht dem Fall, dass die Bewegung in beide Richtungen nacheinander erfolgt, während bei der Maximum-Metrik beide Bewegungen gleichzeitig erfolgen und die Gesamtzeit von der jeweils längeren Strecke in x- bzw. y-Richtung bestimmt wird. |
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''Zyklus-Bedingung:'' |
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: <math>\sum_{i,j \in S} b_{ij} \le |S|-1 \quad \forall S \subset \{1,2,..,n\}\ mit\ 2 \le |S| \le n-2</math> |
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Ein nicht-metrisches TSP kann zum Beispiel vorliegen, wenn die Dauer einer Reise minimiert werden soll und auf verschiedenen Strecken verschiedene Verkehrsmittel möglich sind. Dabei kann ein Umweg mit dem Flugzeug schneller sein als die direkte Verbindung mit dem Auto. |
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Zuerst werden dabei die [[Index (Mathematik)|Indizes]] einer beliebigen [[Teilmenge]] unserer betrachteten Objekte fixiert und danach die Anzahl der fixierten Objekte mit der Anzahl der in der Rundreise von diesen Objekten bestimmten Distanzen verglichen. Sollte die Anzahl der Distanzen nicht echt kleiner als die Anzahl der Objekte sein, so enthalten die von unserer Teilmenge bestimmten Objekte unter der Erfüllung der Hamiltonpfad-Bedingung mindestens zwei Subzyklen und unsere Zyklus-Bedingung wird nicht erfüllt. Dieser Vergleich wird für alle Indexteilmengen durchgeführt, die mindestens zwei und höchstens ''n''-2 Elemente enthalten. |
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Falls es im praktischen Planungsproblem zulässig ist, Orte mehrfach zu besuchen, lässt sich das symmetrische TSP auf das metrische TSP reduzieren. Dazu wird das Rundreiseproblem auf dem sogenannten ''Distanzgraphen'' betrachtet. Dieser hat dieselbe Knotenmenge wie der ursprüngliche Graph und ist ebenfalls [[Vollständiger Graph|vollständig]]. Die Kantenlängen <math>c_{ij}</math> zwischen zwei Knoten <math>i</math> und <math>j</math> im Distanzgraphen entsprechen der Länge eines kürzesten <math>i</math>-<math>j</math>-Weges zwischen diesen Knoten im ursprünglichen Graphen. Die so definierten Werte <math>c_{ij}</math> erfüllen immer die Dreiecksungleichung, und jede Tour im Distanzgraphen entspricht einer Tour mit möglichen Knotenwiederholungen im ursprünglichen Graphen. |
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Im Rahmen der obigen Formulierung des PdH als lineares Programm, ist dieses grundsätzlich durch das [[Simplex-Verfahren]] lösbar. Dabei zeigt sich jedoch die Anzahl der Zyklusbedingungen als [[exponentiell]] von der Größe des PdH abhängig. |
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<!-- Mit Bild veranschaulichen? --> |
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Sollte es ''nicht'' zulässig sein, Orte mehrfach zu besuchen, lässt sich ein beliebiges TSP ebenfalls auf ein metrisches TSP reduzieren, indem man jede Kantenlänge um dieselbe nichtnegative Konstante vergrößert: Es kann ja immer eine Konstante <math>q\ge0</math> gefunden werden, die groß genug ist, um <math>(c_{ij}+q) \le (c_{ik}+q) + (c_{kj}+q)</math> für alle Knotentripel zu erfüllen. Bei Heuristiken, die eine maximale Abweichung vom Optimum gewährleisten, vergrößert dieses Vorgehen natürlich den Abweichungsfaktor der ursprünglichen Aufgabe. |
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==Modellierung des Problems als Graph== |
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Um das Problem graphentheoretisch zu beschreiben, werden die zu besuchenden Orte sowie der Ausgangsort als [[Knoten (Graphentheorie)|Knoten]] eines [[Graph (Graphentheorie)|Graphen]] interpretiert. Zwischen je zwei Knoten werden [[gerichtete Kante]]n eingefügt, wenn zwischen ihren korrespondierenden Orten ein Weg existiert. Es kann dabei vorkommen, dass nur ein Weg in eine Richtung existiert (zum Beispiel bei einer [[Einbahnstraße]]) oder zwischen zwei Orten gar kein Weg vorhanden ist. |
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=== Formulierung als ganzzahliges lineares Programm === |
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Die Kanten erhalten ein Gewicht, das den Kosten entspricht, die entstehen, wenn man den Weg in entsprechender Richtung nutzt, der zwischen den korrespondierenden Orten existiert. Hier kann es auch vorkommen, dass die Kanten in entgegengesetzter Richtung zwischen zwei Knoten unterschiedliches Gewicht enthalten. Gibt es mehrere Wege zwischen zwei Orten, so würde man in der Praxis immer den billigsten wählen. Daher trägt man in diesem Fall natürlich auch das kleinste entsprechende Gewicht an einer Kante ein. |
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Ein Ansatz zur Lösung des Problems ist die Formulierung als [[Ganzzahlige lineare Optimierung|ganzzahliges lineares Optimierungsproblem]], in dem die Entscheidungen durch binäre [[Entscheidungsvariable]]n und die Bedingungen durch lineare [[Nebenbedingung]]en beschrieben werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das TSP als [[Optimierungsmodell]] zu beschreiben. Beispielhaft soll hier eine Modellierung für das symmetrische TSP mit Knotenmenge <math>V</math> vorgestellt werden, welche auch als [[George Dantzig|Dantzig]]-[[Delbert Ray Fulkerson|Fulkerson]]-Formulierung bezeichnet wird.<ref>{{Literatur |Autor=G. Dantzig, R. Fulkerson, S. Johnson |Titel=Solution of a Large-Scale Traveling-Salesman Problem |Sammelwerk=Journal of the Operations Research Society of America |Band=2 |Nummer=4 |Datum=1954-11 |ISSN=0096-3984 |DOI=10.1287/opre.2.4.393 |Seiten=393–410 |Online=https://apps.dtic.mil/sti/pdfs/AD0604317.pdf |Abruf=2024-01-15}}</ref> Eine andere bekannte Formulierung des TSP ist die Miller-Tucker-Zemlin-Formulierung.<ref>{{Literatur |Autor=C. E. Miller, A. W. Tucker, R. A. Zemlin |Titel=Integer Programming Formulation of Traveling Salesman Problems |Sammelwerk=Journal of the ACM |Band=7 |Nummer=4 |Datum=1960-10 |ISSN=0004-5411 |DOI=10.1145/321043.321046 |Seiten=326–329 |Online=https://dl.acm.org/doi/pdf/10.1145/321043.321046 |Abruf=2024-01-15}}</ref> Für jede [[Kante (Graphentheorie)|Kante]] <math>\{i,j\}</math> wird eine binäre Variable <math>x_{\{i,j\}} \in \{0,1\}</math> eingeführt, die für eine gegebene Tour angibt, ob die Kante <math>\{i,j\}</math> in dieser Tour enthalten ist (<math>x_{\{i,j\}} = 1</math>) oder nicht (<math>x_{\{i,j\}} = 0</math>). Jede Tour lässt sich auf diese Art durch Angabe der zugehörigen Variablenwerte angeben, aber nicht jede 0-1-Belegung der Variablenwerte definiert eine Tour. Die Bedingungen dafür, dass eine Variablenbelegung eine Tour definiert, lassen sich durch lineare Ungleichungen ausdrücken, die im Folgenden vorgestellt werden sollen. |
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[[Datei:TSP degree constraints.png|mini|Gradbedingung: In jeden Knoten i muss genau eine Kante der Tour hinein- bzw. hinausgehen.]] |
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Für den Fall, dass Orte mehrfach besucht werden dürfen, kann man aus dem so entstandenen Graphen einen [[Distanzgraph]]en bilden. Dieser hat die Eigenschaft metrisch zu sein. Durch mehrfache Anwendung des [[Algorithmus von Dijkstra]] berechnet man dabei zwischen allen Paaren von Knoten den kürzesten Weg und bildet einen [[vollständiger Graph|vollständigen]] [[kantengewichteter Graph|kantengewichteten]] [[gerichteter Graph|gerichteten Graphen]], wobei die Kantengewichte die Länge der entsprechenden kürzesten Wege bilden. Voraussetzung ist hierbei natürlich, dass der ursprüngliche Graph [[stark zusammenhängender Graph|stark zusammenhängend]] ist. Dies ist aber insofern keine Einschränkung, als dass auch eine Rundreise nur unter dieser Bedingung existiert. |
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Jeder Knoten muss über genau zwei Tourkanten mit den restlichen Knoten verbunden sein, nämlich durch eine hinein- und eine hinausführende Kante: |
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==Graphentheoretische Beschreibung== |
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In gerichteten Graphen mit [[Kantengewicht]]en bezeichnet man einen [[Hamiltonkreis]], also einen [[Kreis]], welcher alle Knoten miteinander verbindet als '''Traveling-Salesman-Tour'''. Das Problem, zu einem solchen Graphen zu entscheiden, ob eine Traveling-Salesman-Tour der [[Länge eines Kreises|Länge]] höchstens <math>k</math> existiert, wobei <math>k</math> eine beliebige reelle Zahl ist, bezeichnet man als '''Problem des Handlungsreisenden''' ('''PdH'''). Neben diesem [[Entscheidungsproblem]] gibt es noch das [[Optimierungsproblem]], das kleinste <math>k</math> zu bestimmen, für das eine Traveling-Salesman-Tour der Länge <math>k</math> existiert, und das [[Suchproblem]], eine kürzeste Traveling-Salesman-Tour zu finden. Eine Traveling-Salesman-Tour kann nur existieren, wenn der Graph stark zusammenhängend ist. Diese Eigenschaft lässt sich aber relativ leicht in linearer Zeit prüfen (''siehe'' [[Zusammenhang von Graphen]]). |
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In der Praxis betrachtet man häufig nur metrische Graphen <math>G=(V,E,f)</math>, in denen also die Kantengewichtsfunktion <math>f</math> die Dreiecksungleichung erfüllt, das heißt für drei beliebige verschiedene Knoten <math>x,y,z</math> aus <math>V</math> gilt <math>f(x,y)+f(y,z) \geq f(x,z)</math>. Der Distanzgraph zu einem stark zusammenhängenden gerichteten Graphen besitzt immer diese Eigenschaft. |
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: <math>\sum_{j \in V \setminus \{i\}} x_{\{i,j\}} = 2 \qquad (1)</math> |
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Beschränkt man sich auf Graphen, in denen diese Bedingung erfüllt ist, so spricht man vom '''metrischen Problem des Handlungsreisenden'''. Zwei Speziallfälle sind das '''euklidische Problem des Handlungsreisenden''' und das '''rektilineare Problem des Handlungsreisenden'''. Diese Fälle liegen vor, wenn es eine Funktion gibt, die den Knoten des Graphen einen Punkt in der [[euklidische Ebene|euklidischen Ebene]] zuordnet, so dass die Kantengewichte gerade dem Abstand der zugeordneten Punkte in der Ebene nach [[Norm (Mathematik)|2-Norm]] (für euklidisches PdH) bzw. [[Norm (Mathematik)|1-Norm]] (für rektilineares PdH) entsprechen. |
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für alle <math>i \in V</math>. In der [[Summe]] ist jeder [[Summand]] <math>x_{\{i,j\}}</math> entweder 1 (in der Tour enthalten) oder 0 (nicht enthalten). Die Summe zählt daher genau die Zahl der Kanten der Tour, die den Knoten <math>i</math> als Endknoten haben. Sie muss den Wert 2 annehmen, da jeweils eine Kante hinein- und hinausführen muss. Im nebenstehenden Bild ist ein Knoten <math>i</math> mit ein- und ausgehenden Kanten dargestellt, wobei die Tourkanten fett gekennzeichnet sind. An den Kanten stehen die Werte <math>x_{\{i,j\}}</math>, die zu den oben genannten Summen beitragen. |
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==Algorithmische Komplexität== |
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Das Problem des Handlungsreisenden ist [[NP-Vollständigkeit|NP-vollständig]]. Die Optimierungs- und Suchvariante sind [[NP-Äquivalenz|NP-äquivalent]]. Daran ändert sich nichts, wenn man sich auf das metrische PdH oder sogar noch spezieller auf das euklidische oder rektilineare PdH beschränkt. Für das metrische PdH gibt es aber verschiedene [[polynomieller Algorithmus|polynomielle Algorithmen]] ([[Heuristik]]en). |
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[[Datei:TSP short cycles.png|mini|Kurzzyklen: Diese Variablenbelegung erfüllt alle Gradbedingungen, definiert aber keine Tour.]] |
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Die einfachste Heuristik ist die so genannte [[Nächster-Nachbar-Heuristik]], die bei einem beliebigen Knoten beginnend den jeweils am nähesten noch nicht besuchten Nachbarn aufsucht und so eine Traveling-Salesman-Tour (Hamilton-Tour) generiert. Die Güte der so erzeugten Tour kann aber beliebig schlecht werden. |
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Die obigen ''Gradbedingungen'' werden nicht nur von Touren erfüllt, sondern auch von Variablenbelegungen, die mehrere getrennte Kreise (sogenannte ''Kurzzyklen'') beschreiben, wobei jeder Knoten in genau einem Kreis enthalten ist (siehe Bild). Um so etwas auszuschließen, müssen noch ''Kurzzyklusungleichungen'' (auch ''Subtour-Eliminationsbedingungen'' genannt) erfüllt werden. Diese von Dantzig, Fulkerson und Johnson 1954 als ''loop conditions'' eingeführten Nebenbedingungen besagen, dass jede Knotenmenge <math>S \subset V</math>, die weder leer ist noch alle Knoten enthält, durch mindestens zwei Kanten der Tour mit den restlichen Knoten verbunden sein muss: |
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Für das metrische PdH gibt es zwei Approximationsalgorithmen. Die [[Minimum-Spanning-Tree-Heuristik]] -- kurz auch MST-Heuristik genannt -- liefert eine [[Approximationsgüte]] mit dem Faktor 2, dass heißt die gefundene Traveling-Salesman-Tour ist höchstens doppelt so lang wie die kürzeste. Dazu berechnet sie zunächst einen [[minimal spannender Baum|minimal spannenden Baum]] und erzeugt dann einen Umlauf um diesen (Verdopplung der Kanten, finden einer [[Eulertour]] in dem entstandenen [[eulerscher Graph|eulerschen Graphen]] und ersetzen benachbarter Kanten, falls ihr gemeinsamer Nachbar in der Eulertour mehr als einmal besucht wird). |
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: <math>\sum_{i \in S, \; j \notin S} x_{\{i,j\}} \geq 2 \qquad (2)</math> |
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Noch bessere Approximationsgüte liefert die [[Cristofides-Heuristik]], die eine Tour berechnet, die höchstens 1,5 mal so lang wie die kürzeste Tour ist. Hierbei wird statt der Verdopplung der Kanten zusätzlich zur MST-Heuristik eine kleinste [[perfekte Paarung]] auf den Knoten ungeraden Grades im minimal spannenden Baum berechnet, um einen eulerschen Graphen zu erzeugen. Dieser Algorithmus ist aber komplizierter und langsamer (O(n^4)). |
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für alle Knotenmengen <math>S</math> mit <math>1 \leq |S| \leq |V|-1</math>. Die Summe zählt alle Kanten der Tour zwischen einem Knoten <math>i \in S</math> und einem anderen Knoten <math>j \notin S</math>. Zur Vermeidung redundanter Ungleichungen kann man sich auch auf Knotenmengen <math>S</math> mit mindestens zwei und höchstens <math>|V|-2</math> Knoten beschränken. Im nebenstehenden Bild sind wieder die Kanten <math>\{i,j\}</math> mit <math>x_{\{i,j\}} = 1</math> fett gezeichnet, während die übrigen Kanten den Wert <math>x_{\{i,j\}} = 0</math> haben. Das Hinzufügen der Bedingung (2) für die Knotenmenge <math>S</math>, die aus den drei linken Knoten besteht, würde dafür sorgen, dass S durch mindestens zwei Tourkanten mit den drei rechten Knoten verbunden sein muss, und damit die beiden gezeigten Kurzzyklen ausschließen. Die Anzahl der Subtour-Eliminationsbedingungen nach Dantzig, Fulkerson und Johnson beträgt <math>2^{n}-2(n-1)</math>. Eine 1960 von Miller, Tucker und Zemlin veröffentlichte alternative Darstellung der Nebenbedingungen zur Vermeidung von Subtouren kommt durch Einführung von <math>n</math> neuen Variablen, die die Reihenfolge der besuchten Orte angeben, mit nur <math>n^2-n+1</math> Nebenbedingungen aus. Allerdings bleibt das TSP wegen der Binarität der <math>x_{\{i,j\}}</math> auch mit der Formulierung nach Miller, Tucker und Zemlin weiterhin [[NP-Schwere|NP-schwer]]. |
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Eine eigene Klasse von Algorithmen bilden die [[k-Opt-Heuristik|k-Opt-Heuristiken]], die zu den [[Post-Optimization|Post-Optimization Algorithmen]] ''(engl.: Nach-Optimierung)'' gehören. Sie zeichnen sich dadurch aus, bereits ermittelte Lösungen des PdH noch weiter zu verbessern. Dies geschieht üblicherweise durch das Entfernen von Kanten, gefolgt vom Einfügen neuer Kanten, um die Rundtour wieder zu schließen. |
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Da jeder Vektor <math>x=(x_{\{i,j\}})_{i,j \in V, i \neq j}</math> mit Einträgen aus 0 und 1, der alle diese Ungleichungen erfüllt, eine gültige Rundreise definiert, ergibt sich als reformuliertes Problem des Handlungsreisenden: Finde |
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==Variationen & Familie der PdH== |
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Das in den vorhergehenden Abschnitten beschriebene PdH entspricht der klassischen Definition dieser Problemstellung und wird üblicherweise bei der Einführung dessen präsentiert. Im realweltlichen Bezug existiert aber eine nahezu unerschöpflich große Auswahl an beliebig kombinierbaren Variationen, so dass eher von einer Familie als von einem einzelnen PdH gesprochen werden muss. |
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: <math>\min \; \left\{ \sum_{i \in V} \sum_{j \in V \setminus \{i\}} c_{\{i,j\}} x_{\{i,j\}} \;|\; x \text{ erfüllt (1) und (2) }, \; x_{\{i,j\}} \in \{0,1\} \right\}. \qquad (3)</math> |
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Entsprechende Modifikationen können sowohl als Veränderung der grundlegenden Formulierung, als auch als zusätzliche Nebenbedingungen auftreten. Dabei lassen sich viele wiederum auf die klassische Definition zurückführen. Da gezeigt werden kann, dass sich mit polynomialen Aufwand sämtliche NP-vollständigen Probleme ineinander transformieren lassen und polynomial verlustfrei transformierte NP-vollständige Probleme wiederum in der Klasse NP liegen existiert bisher auch für die auf das klassische PdH rückführbaren Probleme kein effizienter Lösungsansatz. |
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Da die Variablen <math>x_{\{i,j\}}</math> nur die Werte 0 oder 1 annehmen, zählt die Summe genau die Längen <math>c_{\{i,j\}}</math> der Kanten <math>\{i,j\}</math> zusammen, die in der Tour enthalten sind. |
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Einige explizite und in der Literatur häufig verwendete Varianten sind das '''Multiple Traveling Salesman Problem''' oder das '''Single Vehicle Routing Problem'''. Andere Mitglieder der Familie des PdH wiederum können als größtenteils unabhängig und eigenständige Probleme betrachtet werden, wie beispielsweise das '''Bottleneck Traveling Salesman Problem''', welches sogar in der Klasse P (polynomial lösbar) liegt. Darüber hinaus reicht die Verwandschaft bis hin zu unabhängigen gedanklichen Konstrukten, wie etwa aus der [[Lineare Optimierung|Linearen Optimierung]]. |
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Die Zahl der Ungleichungen vom Typ (2) wächst exponentiell mit der Anzahl der Städte, da fast jede der <math>2^{|V|}</math> Teilmengen von Knoten eine Ungleichung definiert. Dieses Problem kann aber mit Hilfe von [[Schnittebenenverfahren]] umgangen werden, bei denen diese Ungleichungen erst dann hinzugefügt werden, wenn sie tatsächlich gebraucht werden. Geometrisch lässt sich jede lineare Gleichung als [[Hyperebene]] im Raum der Variablen interpretieren. Die Menge der zulässigen Lösungen bildet in diesem Raum ein [[Polytop (Geometrie)|Polytop]], also ein mehrdimensionales Vieleck, dessen genaue Gestalt von den Kosten <math>c_{\{i,j\}}</math> abhängt und meist unbekannt ist. Man kann aber zeigen, dass die meisten der Bedingungen (1) und (2) [[Facette (Geometrie)|Facetten]] des TSP-Polytops definieren, also Seitenflächen des Polytops mit höchstmöglicher Dimension. Damit gehören sie zu den stärksten linearen Ungleichungen, die es zur Beschreibung einer Tour geben kann. Es gibt noch viele weitere Facetten, deren zugehörige Ungleichungen allerdings nur in wenigen Fällen bekannt sind. Obwohl (1) und (2) zusammen mit der Beschränkung auf 0/1-Vektoren das Problem vollständig modellieren, können solche zusätzlichen Ungleichungen innerhalb eines [[Branch-and-Cut]]-Verfahrens zur Formulierung hinzugefügt werden, um bestimmte [[Lineare Optimierung|LP]]-Lösungen mit nicht-ganzzahligen Koordinaten auszuschließen (siehe Abschnitt [[#Exakte Lösungsverfahren|Exakte Lösungsverfahren]]). |
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'''Multiple Traveling Salesman Problem (MTSP)''' |
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== Algorithmische Komplexität == |
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Eine mögliche Erweiterung des Problems des Handlungsreisenden ist das MTSP. Dieses verallgemeinert das klassische PdH indem es auf die Einschränkung eines einzelnen Handlungsreisenden verzichtet. Dabei wird den n - entweder sämtlich ('''nonlazy Salesman''') oder nur zum Teil eingesetzten - Reisenden ein gemeinsamer Start- und Zielknoten ('''Depot''') zugeordnet. Ziel ist es, dass alle Städte einmal von genau einem Handlungsreisenden besucht werden, und dabei die aufsummierten Distanzen (Reisekosten, Reisezeiten, ...) aller Handlungsreisenden zusammen minimiert werden. |
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Da dem Handlungsreisenden in jedem Schritt die Städte zur Auswahl stehen, die er noch nicht besucht hat, gibt es [[Fakultät (Mathematik)|<math>(n-1)!</math>]] mögliche Touren für ein asymmetrisches und <math>(n-1)!/2</math> Touren für ein symmetrisches TSP (mit <math>n>2</math>). Die Größe des Suchraums hängt also überexponentiell von der Anzahl der Städte ab. Das ist aber schon bei einer kleinen Zahl von Städten nicht mehr praktisch durchführbar. Bei einem symmetrischen TSP mit 15 Städten gibt es über 43 Milliarden verschiedene Rundreisen und bei 18 Städten bereits über 177 [[Billion]]en. Wie schnell die Rechenzeit mit wachsender Anzahl von Städten wächst, zeigt das folgende Beispiel: Hat man einen Rechner, der die Lösung für 30 Städte in einer Stunde berechnet, dann braucht dieser für zwei zusätzliche Städte annähernd die tausendfache Zeit; das sind mehr als 40 Tage. |
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Das Problem des Handlungsreisenden ist sowohl für den allgemeinen als auch für den symmetrischen oder metrischen Fall [[NP-Äquivalenz|NP-äquivalent]]. Unter der allgemein vermuteten, bisher aber unbewiesenen Annahme, dass die Komplexitätsklassen '''P''' und '''NP''' verschieden sind (siehe [[P-NP-Problem]]), folgt daraus, dass keine deterministische [[Turingmaschine]] existiert, die das Problem für jede Instanz in [[Polynomialzeit|polynomialer Laufzeit]] bezüglich der Anzahl der Städte löst. |
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'''Single Vehicle Routing Problem (VRP)''' |
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Ferner ist bekannt, dass es unter der Annahme '''P'''<math>\neq</math>'''NP''' für das allgemeine Problem des Handlungsreisenden keinen Polynomialzeitalgorithmus geben kann, der für irgendein Polynom <math>p</math> grundsätzlich eine Lösung berechnet, deren Wert höchstens um einen Faktor <math>2^{p(n)}</math> vom Optimalwert abweicht. |
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Das MTSP lässt sich zum Single Vehicle Routing Problem erweitern, indem Kapazitäten und Bestellumfänge hinzugefügt werden. Nachwievor gibt es genau ein Depot, in dem alle Touren starten und enden. Ein Kunde soll von genau einer Tour beliefert werden, auf der die Summe der ausgelieferten Bestellmengen nicht größer sein darf, als die Kapazität des Transporters erlaubt. Außerdem darf eine Tour nicht länger sein als die maximale Fahrleistung, die ein Transporter aufbringen kann. Angestrebt wird dabei die Minimierung der aufsummierte Länge der Touren aller Transporter. |
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Allerdings lassen sich für das metrische TSP Approximationsalgorithmen angeben, die in polynomieller Laufzeit eine Lösung liefern, die höchstens doppelt ([[MST-Heuristik|Minimum-Spanning-Tree-Ansatz]]) bzw. höchstens 1,5-mal ([[Christofides-Heuristik|Algorithmus von Christofides]]) so lang wie die optimale Lösung ist (siehe [[#Eröffnungsverfahren|unten]]). Bisher ist kein Polynomialzeitalgorithmus mit einer besseren Gütegarantie als 1,5 bekannt. Für die Beschränkung auf die Distanzen 1 und 2 ist ein Polynomialzeitalgorithmus mit Gütegarantie 8/7 bekannt.<ref>Pjotr Berman, Marek Karpinski, ''8/7-approximation algorithm for (1,2)-TSP'', Proceedings SODA '06, pp. 641-648. [[doi:10.1145/1109557.1109627]]</ref> Unter der Annahme '''P'''<math>\neq</math>'''NP''' gibt es eine (unbekannte) Konstante <math>c\geq \tfrac{1}{122}\approx 0{,}0081</math>, so dass kein Polynomialzeitalgorithmus für das metrische TSP existieren kann, der die Güte <math>1+c</math> garantiert, wie Karpinski, Lampis und Schmied 2013 gezeigt haben.<ref>Marek Karpinski, Michael Lampis, and Richard Schmied, ''New Inapproximability Bounds for TSP'', appeared in Algorithms and Computation - 24th International Symposium, ISAAC 2013, pp. 568-578, 2013, |
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'''Flaschenhals TSP (Bottleneck TSP, BTSP)''' |
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[[doi:10.1007/978-3-642-45030-3]]</ref> |
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Die entsprechende bestbekannte Konstante <math>c</math> für das Graph-TSP ist <math>\tfrac{1}{534}</math>.<ref>{{Literatur |Autor=Marek Karpinski, Richard Schmied |Titel=Approximation hardness of graphic TSP on cubic graphs |Sammelwerk=RAIRO - Operations Research |Band=49 |Nummer=4 |Datum=2015-10-01 |ISSN=0399-0559 |arXiv=1304.6800 |DOI=10.1051/ro/2014062 |Seiten=651–668 |Online=http://www.numdam.org/articles/10.1051/ro/2014062/ |Abruf=2024-12-31}}</ref> |
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Unabhängig voneinander gaben [[Sanjeev Arora|Arora]] (1996) |
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und Mitchell (1996) |
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ein [[Approximationsalgorithmus|polynomielles Approximationsschema (PTAS)]] für das euklidische TSP an.<ref>{{Literatur |Autor=Sanjeev Arora |Titel=Polynomial time approximation schemes for Euclidean traveling salesman and other geometric problems |Sammelwerk=Journal of the ACM |Band=45 |Nummer=5 |Datum=1998-09 |ISSN=0004-5411 |DOI=10.1145/290179.290180 |Seiten=753–782 |Online=https://dl.acm.org/doi/10.1145/290179.290180 |Abruf=2024-12-31}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Joseph S. B. Mitchell |Titel=Guillotine Subdivisions Approximate Polygonal Subdivisions: A Simple Polynomial-Time Approximation Scheme for Geometric TSP, k -MST, and Related Problems |Sammelwerk=SIAM Journal on Computing |Band=28 |Nummer=4 |Datum=1999-01 |ISSN=0097-5397 |DOI=10.1137/S0097539796309764 |Seiten=1298–1309 |Online=https://dl.acm.org/doi/pdf/10.5555/313852.314090 |Abruf=2024-12-31}}</ref> |
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== Lösungsverfahren == |
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Einen effizient lösbaren Sonderfall beschreibt das Bottleneck TSP. Hier soll unter Veränderung der Zielfunktion nun nicht mehr die gesamte Rundreise, sondern nur die maximale in der Rundreise passierte Kante minimiert werden. Dies bewirkt eine möglichst gleichmäßige Verteilung bzw. Glättung der Distanzen (Reisekosten, Reisezeiten, ...). Eine denkbare Variante um Engpässe zu verhindern wäre die Maximierung der minimalen Kante. |
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Die bekannten Lösungsverfahren unterteilen sich in zwei Gruppen, die miteinander kombiniert werden können. ''Exakte'' Lösungsverfahren finden – beliebig lange Laufzeit vorausgesetzt – grundsätzlich eine beweisbare Optimallösung. ''Heuristische'' Verfahren finden oft in kurzer Zeit gute Lösungen, die aber im allgemeinen Fall beliebig schlecht sein können. Für das metrische TSP gibt es [[Polynomieller Algorithmus|polynomiale]] [[Heuristik]]en, deren Lösungen grundsätzlich höchstens um den Faktor 1,5 bzw. 2 länger sind als eine kürzeste Rundreise. |
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=== Exakte Lösungsverfahren === |
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<!-- Meilensteine auskommentiert! Sind das spezielle gelöste Instanzen? Welchen Sinn macht das. In welcher Zeit werden die Instanzen/allg. Probleme auf so vielen Städten gelöst? Aus theoretischer Sicht macht diese Liste überhaupt keinen Sinn. |
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{{Hauptartikel|Branch-and-Cut}} |
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==Meilensteine gelöster Probleme== |
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[[Datei:TSP cutting plane.png|mini|TSP auf drei Knoten: Die rot gestrichelte [[Schnittebenenverfahren|Schnittebene]] <math>x_1 + x_2 + x_3 \geq 2</math> schneidet alle unzulässigen Lösungen mit höchstens einer Kante ab. Alle Punkte im roten [[Polytop (Geometrie)|Polytop]] erfüllen diese Ungleichung, unter anderem der einzige zulässige Punkt (1,1,1).]] |
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Jahr Forscher Probleminstanz |
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Mit Methoden der [[Ganzzahlige lineare Optimierung|ganzzahligen linearen Optimierung]], insbesondere [[Branch-and-Cut]], lassen sich Instanzen in praktisch relevanten Größenordnungen beweisbar optimal lösen oder zumindest die Güte einer gefundenen Tour im Vergleich zu einer Optimallösung abschätzen. |
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1954 [[George Dantzig|Dantzig]], Fulkerson, Johnson 49 Städte |
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Geometrisch interpretiert betrachten diese Verfahren das Problem als [[Konvexe Menge|konvexes]] [[Polytop (Geometrie)|Polytop]], also als mehrdimensionales Vieleck im <math>m</math>-dimensionalen [[Würfel (Geometrie)#Verallgemeinerung|Einheitswürfel]] <math>[0,1]^m</math>, wobei <math>m</math> die Anzahl der Kanten des Graphen ist. Jede Ecke dieses Einheitswürfels beschreibt eine Tour, sofern der zugehörige 0/1-Vektor die oben beschriebenen linearen Ungleichungen erfüllt. Die zu diesen Ungleichungen gehörenden [[Hyperebene]]n schneiden daher Ecken des Einheitswürfels ab, die keine Tour darstellen. |
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1971 Held, Karp 64 Städte |
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1975 Camerini, Fratte, Maffioli 100 Städte |
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Das nebenstehende Bild illustriert dies für das (sehr einfache) TSP mit drei Knoten. Entsprechend den drei möglichen Kanten zwischen diesen Knoten gibt es auch drei binäre Variablen <math>x_1,\, x_2</math> und <math>x_3</math>. Es gibt in diesem Fall nur eine mögliche Tour, nämlich diejenige, die alle drei Kanten benutzt. Diese Tour erfüllt die Ungleichung <math>x_1 + x_2 + x_3 \geq 2</math>, die besagt, dass jede Tour mindestens zwei Kanten haben muss. Außer dieser Tour, die dem Punkt (1,1,1) entspricht, erfüllen auch alle Punkte im rot eingegrenzten Bereich diese Ungleichung. Die zugehörige [[Schnittebenenverfahren|Schnittebene]], die durch die rot gestrichelten Linien aufgespannt wird, schneidet also alle Ecken ab, die unmöglichen Touren mit höchstens einer Kante entsprechen, nämlich den [[Nullvektor]] (0,0,0) und die Einheitsvektoren (1,0,0), (0,1,0) und (0,0,1). Die stärkere Ungleichung <math>x_1 + x_2 + x_3 \geq 3</math> würde vom Einheitswürfel alles außer dem einzigen zulässigen Punkt (1,1,1) abschneiden. In diesem speziellen Fall lässt sich derselbe Effekt auch schon durch die drei Ungleichungen vom Typ (1) erzielen. |
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1977 Grötschel 120 Städte |
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1980 Crowder, Padberg 318 Städte |
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Durch Lösen vieler [[Lineare Optimierung|linearer Programme]], Abschneiden nicht benötigter Teile des Einheitswürfels mit Hilfe weiterer Schnittebenen (zum Beispiel vom Typ (2) oder auch ''Kamm-'', ''Cliquenbaum-'' und ''Domino-Parity-Ungleichungen''<ref name="CookEspinozaGoycoolea2005">William Cook, Daniel Espinoza, Marcos Goycoolea: ''[http://www2.isye.gatech.edu/~wcook/papers/DP_paper.pdf Computing with Domino-Parity Inequalities for the TSP.]'' 2005. (Preprint, pdf; 261 kB)</ref>) sowie durch Aufteilung in mehrere Teilpolytope mit Hilfe von [[Branch-and-Bound]] wird versucht, eine zulässige 0/1-Ecke mit minimalem Zielfunktionswert zu bestimmen. Eine genauere Beschreibung dieser Verfahren ist im Artikel [[Ganzzahlige lineare Optimierung]] zu finden. |
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1987 Padberg, Rinaldi 532 Städte |
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1987 Grötschel, Holland 666 Städte |
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Die alleinige Anwendung dieser Verfahren reicht meist nicht aus, um schnell gute Rundreisen zu finden. Ihr Hauptvorteil liegt darin, dass sie Angaben liefern, wie lang eine kürzeste Tour mindestens sein muss. Mit einer solchen unteren Schranke für den optimalen Lösungswert lässt sich abschätzen, wie gut eine gefundene Tour im Vergleich zu einer optimalen Rundreise ist, ohne diese zu kennen. Hat man beispielsweise eine untere Schranke von 100 und eine Tour der Länge 102 gefunden, kann eine optimale Tour nur zwischen 100 und 102 liegen. Die sogenannte ''Optimalitätslücke'', also der maximale relative Abstand zwischen der optimalen Tourlänge und der kürzesten bekannten Tourlänge, beträgt daher (102-100)/100 = 2 %, d. h; der gefundene Lösungswert 102 ist höchstens 2 % vom Optimalwert entfernt. Wenn die Länge einer gefundenen Tour genauso groß ist wie die untere Schranke, ist damit bewiesen, dass die gefundene Lösung optimal ist. Um gute Touren zu finden, können diese exakten Verfahren mit Heuristiken kombiniert werden, von denen einige im nachfolgenden Abschnitt beschrieben werden. |
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1987 Padberg, Rinaldi 2.392 Städte |
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1994 Applegate, Bixby, Chvátal, Cook 7.397 Städte |
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=== Heuristiken === |
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1998 Applegate, Bixby, Chvátal, Cook 13.509 Städte |
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Um schnell zu brauchbaren Lösungen zu kommen, sind meist durch [[Heuristik]]en motivierte Näherungsverfahren notwendig, die aber in der Regel keine Güteabschätzung für die gefundenen Lösungen liefern. Je nachdem, ob eine Heuristik eine neue Tour konstruiert oder ob sie versucht, eine bestehende Rundreise zu verbessern, wird sie als ''Eröffnungs-'' (auch ''Konstruktions-'') oder ''Verbesserungsverfahren'' bezeichnet. Darüber hinaus gibt es ''Dualheuristiken'', die Mindestlängen für eine Tour berechnen. ''Metaheuristiken'' können mehrere dieser Einzelheuristiken unterschiedlich kombinieren. Eine Übersicht über die meisten der hier vorgestellten Heuristiken ist im Abschnitt ''[[#Übersicht|Übersicht]]'' zu finden. |
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2001 Applegate, Bixby, Chvátal, Cook 15.112 Städte |
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2004 Applegate, Bixby, Chvátal, Cook, Helsgaun 24.978 Städte |
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==== Eröffnungsverfahren ==== |
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[[Datei:Nearest Neighbor Heuristik.svg|mini|Die [[Nearest-Neighbor-Heuristik]] besucht in jedem Schritt den nächstgelegenen Knoten.]] |
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Dem intuitiven Vorgehen eines Handlungsreisenden entspricht wohl am ehesten die [[Nearest-Neighbor-Heuristik]] ''(nächster Nachbar)''. Von einer Stadt ausgehend wählt diese jeweils die nächstgelegene als folgenden Ort aus. Dieses wird sukzessive fortgesetzt, bis alle Städte bereist wurden und der Handlungsreisende zum Ausgangsort zurückgekehrt ist. In jeder Stadt muss also der kürzeste ausgehende Weg gesucht werden. Maximal kann es pro Stadt nur so viele ausgehende Kanten geben, wie Knoten im Graphen vorhanden sind. Daraus ergibt sich eine algorithmische [[Komplexitätstheorie|Komplexität]] von [[Landau-Notation|O(n²)]], die Anzahl der Rechenschritte hängt also quadratisch von der Zahl der Städte ab. Dass diese Heuristik im Allgemeinen jedoch nicht die beste Lösung liefert, liegt daran, dass die Distanz zwischen der Ausgangsstadt und der letzten besuchten Stadt bis zuletzt nicht berücksichtigt wird. Die Nearest- und die Farthest-Neighbor-Heuristik können beliebig schlechte Ergebnisse liefern, das heißt, es gibt keinen konstanten, instanzunabhängigen [[Approximationsfaktor]] für den Lösungswert im Vergleich zum Optimalwert. |
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Eine ganze Klasse weiterer Eröffnungsverfahren bilden die sogenannten ''Einfüge-Heuristiken''. Die einfachsten Varianten davon sind die [[Nearest-Insertion-Heuristik]] ''(nächste Einfügung)'' und die [[Farthest-Insertion-Heuristik]] ''(entfernteste Einfügung)''. Gegeben seien (wenige) einander benachbarte Städte, für die sich durch exakte Verfahren schnell eine optimale Rundreise ermitteln lässt. Nun wird schrittweise überprüft, welche noch nicht besuchte Stadt am nächsten (beziehungsweise am entferntesten) zu einer der Verbindungslinien der bisherigen Rundreise liegt. Ist diese Stadt gefunden, so wird sie zwischen den ihr am nächsten liegenden Städten in die Tour eingebaut. Das Verfahren wird so lange fortgesetzt, bis die Rundreise alle Städte umfasst. Auch die Lösungen dieser Heuristik können im Vergleich zu einer Optimallösung beliebig schlecht sein. |
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[[Datei:Minimum spanning tree.svg|mini|links|Ein [[Minimal spannender Baum|minimal aufspannender Baum]] verbindet alle Punkte eines Graphen bei minimaler Kantenlänge]] |
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Eine andere Klasse von Heuristiken unterteilt die Knotenmenge in einzelne [[Partition (Mengenlehre)|Partitionen]] (zum Beispiel nach geographischen Kriterien), die jeweils teiloptimiert werden. Anschließend werden die Teillösungen zu einer Gesamtlösung kombiniert. Diese ist in der Regel nur lokal optimal und kann gegenüber dem globalen Optimum beliebig schlecht sein. |
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Die [[Minimum-Spanning-Tree-Heuristik]] ''(MST)'' berechnet zunächst einen [[Minimal spannender Baum|minimal aufspannenden Baum]], also einen Graphen, in dem alle Punkte miteinander verbunden sind und der minimale Länge besitzt. Davon ausgehend wird eine Tour konstruiert, indem zunächst alle Baumkanten verdoppelt werden und danach eine „Eulertour“ in dem entstandenen [[Eulerscher Graph|eulerschen Graphen]] gesucht wird. Diese wird zuletzt durch direkte Kanten abgekürzt, falls Knoten doppelt besucht werden. Sofern der minimale aufspannende Baum mittels des [[Algorithmus von Kruskal|Verfahrens von Kruskal]] berechnet wird, liefert die MST-Heuristik dasselbe Ergebnis wie die Nearest-Insertion-Heuristik. Im Vergleich zu einer Optimallösung kann das Ergebnis beliebig schlecht sein. Im Falle eines metrischen TSP kann man jedoch zeigen, dass die so konstruierte Tour höchstens doppelt so lang ist wie eine kürzeste Tour. |
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Eine noch bessere Approximationsgüte für metrische TSP wird durch den [[Algorithmus von Christofides|Algorithmus von Christofides und Serdjukow]] erreicht. Mit ihr kann eine Rundreise berechnet werden, die höchstens eineinhalb mal so lang wie eine optimale ist. Hierbei wird statt der Verdopplung der Kanten in der ''MST''-Heuristik eine kleinste [[perfekte Paarung]] auf den Knoten ungeraden [[Grad (Graphentheorie)|Grades]] im minimal aufspannenden Baum berechnet, um einen eulerschen Graphen zu erzeugen. Dieser Algorithmus ist jedoch aufwändiger. |
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Eine weitere Eröffnungsheuristik bestimmt zu jedem Knoten die kürzeste Kante zu einem Nachbarknoten. Anschließend wird die längste unter diesen kürzesten Kanten ausgewählt. Diese ist ein Teil der kürzesten Route. Danach wird (solange nötig) erneut die längste aller kürzesten Verbindungen unter den restlichen Wegen bestimmt. Dabei muss darauf geachtet werden, dass kein geschlossener Weg entsteht, solange nicht alle Punkte besucht worden sind. Zudem darf jeder Knoten nur mit zwei Wegen verbunden sein. Dann wird wiederum ein Teilstück des Weges selektiert. Dies wird wiederholt, bis alle Punkte besucht sind. Das Verfahren versagt, falls Symmetrien auftreten. [http://www.ika.ethz.ch/td/tsp.html] |
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--> |
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==== Verbesserungsverfahren ==== |
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Verbessernde Optimierungsverfahren, auch ''Post-Optimization-Verfahren (Nach-Optimierung)'' versuchen, eine bestehende Tour durch kleine Modifikationen zu verkürzen. Führt keine der betrachteten Änderungen mehr zu einer Verbesserung, so ist ein lokales Optimum gefunden (aber nicht notwendigerweise ein globales). Die [[k-Opt-Heuristik]]en verfolgen diesen Ansatz, indem sie systematisch Gruppen von <math>k</math> Kanten aus der Tour entfernen und durch <math>k</math> andere Kanten ersetzen, so dass wieder eine Tour entsteht. Da eine vollständige Durchführung dieses Verfahrens einer Aufzählung aller möglichen Touren entsprechen würde, ist <math>k</math> in praktischen Implementierungen üblicherweise höchstens 5. Dabei werden oft alle Austauschmöglichkeiten von zwei und drei Kanten durchprobiert, während Kantenaustausche von mehr als drei Kanten wegen des Rechenaufwandes nur noch sehr sparsam eingesetzt werden. |
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Die Güte einer k-Opt-Heuristik in der Praxis hängt stark von der Auswahl der auszutauschenden Kanten und des Parameters <math>k</math> ab, für die es verschiedene heuristische Kriterien gibt. Eine bekannte k-Opt-basierte Heuristik ist die ''[[Kernighan-Lin-Algorithmus|Lin-Kernighan-Heuristik]]'', die 1973 von S. Lin und [[Brian W. Kernighan|B.W. Kernighan]] entwickelt wurde und in der Implementierung von Keld Helsgaun<ref name="Helsgaun2000">Keld Helsgaun: ''[http://www.akira.ruc.dk/~keld/research/LKH/LKH-1.3/DOC/LKH_REPORT.pdf An Effective Implementation of the Lin-Kernighan Traveling Salesman Heuristic.] (PDF; 646 kB)'' In: European Journal of Operational Research. Amsterdam 126.2000, Nr. 1, S. 106–130. {{ISSN|0377-2217}}</ref> unter anderem an der optimalen Lösung des TSP durch 24.978 schwedische Orte im Jahre 2004 beteiligt war. Sie basiert darauf, erst alle Austauschmöglichkeiten von zwei Kanten durchzutesten, dann solche mit drei Kanten usw., bis eins von mehreren möglichen Abbruchkriterien erfüllt ist. |
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==== Metaheuristische Verfahren ==== |
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[[Metaheuristik]]en kombinieren lokale und globale Suchverfahren in einer abstrakten Strategie für die heuristische Optimierung eines Problems. Viele dieser Verfahren basieren auf [[Lokale Suche|lokaler Suche]], d. h., sie berechnen eine heuristische Startlösung (beispielsweise mit der Nearest-Neighbor-Heuristik) und verbessern diese so lange durch ein lokales Suchverfahren, wie zum Beispiel [[K-Opt-Heuristik]]en, bis keine bessere Tour mehr gefunden wird. Durch verschiedene Strategien, wie beispielsweise [[Tabu-Suche]] oder [[Simulierte Abkühlung]], kann versucht werden, das Steckenbleiben in lokalen Minima weitestgehend zu verhindern. Andere Ansätze, wie [[Ameisenalgorithmus|Ameisenalgorithmen]], [[Evolutionärer Algorithmus|genetische Algorithmen]] oder [[Künstliches neuronales Netz|künstliche neuronale Netze]] (dort vor allem das [[Hopfield-Netz]]), haben natürliche Prozesse als Vorbild. Prinzipiell können all diese Verfahren gute Lösungen berechnen, aber auch beliebig schlecht im Vergleich zu einer Optimallösung sein. Ihre Qualität und Laufzeit hängen wesentlich von der Definition und Implementierung der einzelnen Schritte ab. |
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==== Duale Heuristiken ==== |
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Das Problem des Handlungsreisenden ist eines der wenigen kombinatorischen Optimierungsprobleme, bei dem sich auf einfache Weise brauchbare untere Schranken für die minimale Länge einer Tour (allgemein: die minimalen Kosten einer Lösung) angeben lassen. Diese Schranken sind insbesondere wichtig, um Aussagen über die Güte einer zulässigen Tour zu treffen. |
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Da beispielsweise jede Tour, also insbesondere auch eine optimale, genau <math>n</math> Kanten enthält, muss sie mindestens so lang sein wie die Summe der <math>n</math> kleinsten Kantenlängen. Eine andere untere Schranke ergibt sich aus der Beobachtung, dass beim Löschen einer beliebigen Kante aus einer Tour ein aufspannender [[Baum (Graphentheorie)|Baum]] entsteht, also ein Teilgraph, der alle Knoten, aber keine Kreise enthält. Die Tour ist mindestens so lang wie dieser Baum und damit per Definition auch mindestens so lang wie ein [[Minimal spannender Baum|minimal aufspannender Baum]] (also ein aufspannender Baum mit minimaler Summe der Kantenlängen), der sich leicht bestimmen lässt. Da dies für jede Tour gilt, liefert die Länge eines minimal aufspannenden Baums eine untere Schranke für die Länge einer optimalen Tour. Etwas allgemeiner kann man auch einen sogenannten minimalen ''1-Baum'' berechnen. Dies ist ein minimal aufspannender Baum zwischen den Knoten 2 bis <math>n</math> (bei beliebiger Nummerierung), der über die zwei kürzestmöglichen Kanten an den Knoten mit der Nummer 1 angebunden wird (daher der Name). Auch dessen Länge liefert eine untere Schranke. Weiterhin ist jede Tour auch ein [[B-Matching|perfektes 2-Matching]]. Das bedeutet also, dass eine kürzeste Tour mindestens so lang sein muss, wie der Wert eines minimalen perfekten 2-Matchings, das sich in O(n³) berechnen lässt. |
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==== Übersicht ==== |
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In der folgenden Übersichtstabelle sind für die meisten hier vorgestellten Heuristiken der Typ des Verfahrens, die maximale Laufzeit bei <math>n</math> Städten <!-- und m = O(n²) Kanten-->sowie evtl. Gütegarantien für die berechneten Lösungen aufgeführt. Da die Laufzeit und Qualität von Metaheuristiken stark von der Wahl der Teilalgorithmen abhängig sind und sich nicht allgemein angeben lassen, sind sie hier nicht aufgeführt. |
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{| class="wikitable" |
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! Verfahren |
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! Typ |
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! [[Landau-Symbole|Laufzeit]] |
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! Max. Abweichung vom Optimum |
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| [[Nearest-Neighbor-Heuristik]] |
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| Eröffnungsheuristik |
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| <math>\mathcal{O}(n^2)</math> <!-- für jeden Knoten einmal alle Nachbarn abklappern --> |
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| Faktor (log(n)+1)/2 (metrisches TSP) |
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|- |
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| [[Farthest-Neighbor-Heuristik]] |
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| Eröffnungsheuristik |
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| <math>\mathcal{O}(n^2)</math> <!-- für jeden Knoten einmal alle Nachbarn abklappern --> |
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| beliebig groß |
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|- |
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| [[Farthest-Insertion-Heuristik]] |
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| Einfügeheuristik |
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| <math>\mathcal{O}(n^2)</math> <!-- für jeden einzufügenden Knoten einmal alle Teiltourknoten abklappern --> |
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| beliebig groß |
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|- |
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| [[Nearest-Insertion-Heuristik]] |
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| Einfügeheuristik |
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| <math>\mathcal{O}(n^2)</math> <!-- für jeden einzufügenden Knoten einmal alle Teiltourknoten abklappern --> |
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| beliebig groß, Faktor 2 (metrisches TSP)<ref>Nach Rosenkrantz, D.J.; Stearns, R.E.; Lewis, P.M. "Approximate algorithms for the traveling salesperson problem", Conference on Switching and Automata Theory, 1974. |
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[[doi:10.1109/SWAT.1974.4]]</ref> |
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|- |
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| [[Minimum-Spanning-Tree-Heuristik]] |
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| Eröffnungsheuristik |
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| <math>\mathcal{O}(n^2 \log(n))</math> <!-- O(m log m) für das Sortieren der Kantenlängen, n² log n² = 2n² log n --> |
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| wie Nearest-Insertion |
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|- |
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| [[Christofides-Heuristik]] |
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| Eröffnungsheuristik |
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| <math>\mathcal{O}(n^3)</math> <!-- O(n³) für das minimale perfekte Matching --> |
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| Faktor 1,5 (metrisches TSP) |
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|- |
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| [[K-Opt-Heuristik]] |
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| Verbesserungsheuristik |
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| <math>\mathcal{O}(k!)</math> pro Schritt <!-- 2k-Städte-TSP, um die 2k Endknoten gelöschter Tourkanten wieder zu verbinden --> |
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| beliebig groß |
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|- |
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| Summe der n kürzesten Kanten |
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| Dualheuristik |
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| <math>\mathcal{O}(n^2 \log(n))</math> <!-- O(m log m) für das Sortieren der Kantenlängen, n² log n² = 2n² log n --> |
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| beliebig groß |
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|- |
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| Länge eines [[Minimal spannender Baum|minimalen aufspannenden Baumes]] |
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| Dualheuristik |
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| <math>\mathcal{O}(n^2 \log(n))</math> <!-- O(m log m) für das Sortieren der Kantenlängen, n² log n² = 2n² log n --> |
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| beliebig groß |
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|- |
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|} |
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=== Praktische Grenzen der Berechenbarkeit === |
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Die größte nicht-triviale Instanz eines (symmetrischen) Rundreiseproblems, die bisher nachweisbar optimal gelöst wurde, ist ein Planungsproblem für das Layout [[integrierter Schaltkreis]]e mit 85.900 Knoten.<ref name=":0" /><ref name=":3" /> Dieser Rekord wurde in den Jahren 2005/2006 von [[William Cook (Mathematiker)|William Cook]] und anderen mit Hilfe einer Kombination aus verschiedenen [[Heuristik]]en und dem [[Ganzzahlige lineare Optimierung#Branch-and-Bound bzw. Branch-and-Cut|Branch-and-Cut]]-basierten Programm ''Concorde'' aufgestellt, wobei frühere Teilergebnisse verschiedener universitärer Arbeitsgruppen als Grundlage verwendet wurden.<ref name="CookEspinozaGoycoolea2005" /> Mit Hilfe spezieller Dekompositionstechniken und dem Einsatz mehrerer paralleler Computer haben William Cook und andere unter anderem Touren für ein TSP auf über 10 Millionen [[Stern]]en gefunden, deren Länge nachweislich höchstens 0.003 % vom Optimum abweicht.<ref name=":1" /> |
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Aus der Tatsache, dass ''ein'' TSP einer bestimmten Größe optimal gelöst werden konnte, folgt jedoch nicht, dass ''jede'' Instanz dieser Größe optimal gelöst werden kann, da – wie bei den meisten [[Kombinatorische Optimierung|kombinatorischen Optimierungsproblemen]] – die Schwierigkeit der Lösung stark von den Eingabeparametern (in diesem Fall den Kantengewichten) abhängt. Ein kleineres Problem kann deutlich schwerer lösbar sein; beispielsweise gibt es in der TSPLIB eine aufgrund ihrer vielen Symmetrien schwer optimal zu lösende Instanz mit nur 225 Städten<ref>[https://users.encs.concordia.ca/~chvatal/tsp/tsp.html TSP-Seite von Vašek Chvátal]</ref>, wobei heutzutage alle Instanzen der TSPLIB mit dem Solver Concorde gelöst werden können<ref name=":2">{{Internetquelle |autor=William Cook |url=https://www.math.uwaterloo.ca/tsp/pla85900/index.html |titel=Optimal 85,900-Point Tour: A VLSI Application |hrsg=Mathematics Department University Waterloo |sprache=en |abruf=2024-01-16}}</ref>. |
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== Varianten und Anwendungen == |
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Schon die klassische Variante des Problems tritt in vielen Anwendungen auf, beispielsweise in der [[DNA-Sequenzierung]], beim Layout [[integrierter Schaltkreis]]e oder bei der Steuerung eines [[Bohrer]]s in der Herstellung von [[Leiterplatte]]n.<ref>[http://www.tsp.gatech.edu/apps/index.html Dokumentierte Anwendungen von Concorde]</ref> |
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Auch Astronomen suchen bei Himmelsdurchmusterungen die kürzeste Route von Stern zu Stern. |
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Die Vielzahl an kombinierbaren Varianten bilden zusammen die ''Familie der TSP'' – die alle als [[NP-Schwere|NP-schwer]] gelten. Einige der Verallgemeinerungen betrachten mehrere Handlungsreisende, während sich andere Varianten durch grundlegend veränderte Optimierungskriterien oder durch zusätzliche Nebenbedingungen von der klassischen Version unterscheiden. |
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Die Vorgehensweise in der Praxis unterscheidet sich von der mathematischen Theorie dadurch, dass man zumeist keine beste Lösung sucht, sondern nur eine ausreichend gute. Hierbei muss der Gesamtaufwand betrachtet werden – als Aufwand für Durchführung ''und'' Berechnung. Was dabei „gut“ bedeutet und welche Kriterien zum Tragen kommen, hängt vom Kontext des Problems ab. So wird man sich für eine einmalige Liefertour weniger Mühe machen als für die Bestückungsplanung einer Leiterplatte, die in einer Millionenauflage hergestellt wird. |
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=== Mehrere Handlungsreisende === |
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Beim ''multiple TSP (mTSP)''<!--"multiple“ ist das englische Wort, also kein Grammatikfehler--> werden die Städte auf mehrere Handlungsreisende aufgeteilt, wobei alle ihre Rundreisen in derselben Stadt starten und dort auch beenden. Jede Stadt muss von genau einem Handlungsreisenden besucht werden. Ziel ist die Minimierung der zurückgelegten Gesamtstrecke. In der Variante ''mTSP with nonlazy Salesmen'' werden nur Rundreisen mit mindestens zwei Städten zugelassen, so dass sich jeder Rundreisende tatsächlich fortbewegen muss. Die klassische Version ergibt sich als Spezialfall mit nur einem Handlungsreisenden. |
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Das ''[[Vehicle Routing Problem|Vehicle Routing Problem (VRP)]]'' ist ein multiple TSP mit zusätzlichen Transportkapazitätsrestriktionen. Es entstand direkt aus der praktischen Notwendigkeit der [[Tourenplanung]], bei der Waren aus einem zentralen Depot an Kunden ausgeliefert werden sollen. Die Rundreisen entsprechen den Touren von [[Lastkraftwagen|Transportern]], die von dem gemeinsamen Depot aus starten und wieder dorthin zurückkehren. Ziel des VRP ist es, alle Kunden möglichst kostengünstig zu beliefern. Dabei kann ein Kunde zwar mehrfach, aber jeweils nur von einem Transporter beliefert werden. In dem Spezialfall, dass die Kapazitäten der Transporter größer sind als die Summe aller Bestellmengen, entspricht das VRP dem ''mTSP'' und ist daher ebenfalls [[NP-Schwere|NP-schwer]]. Vom ''Vehicle Routing Problem'' (''VRP'') abgeleitete Varianten sind: |
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; Capacitated VRP (''CVRP'') |
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: Alle Transporter haben eine maximale Kapazität. |
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; Multiple Depot VRP (''MDVRP'') |
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: Die Transporter können von mehreren verschiedenen Depots starten. |
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; VRP with Time Windows (''VRPTW'') |
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: Die Kunden können jeweils nur innerhalb vorgegebener Zeitfenster beliefert werden. |
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; Periodisches VRP (''PVRP'') |
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: Der Bedarf der Kunden wächst in zeitlichen Abständen nach. Betrachtet wird eine bestimmte Zeitdauer. |
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; Split Delivery VRP (''SDVRP'') |
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: Ein Kunde kann von verschiedenen Transportern beliefert werden. |
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; VRP with Backhauls (''VRPB'') |
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: Lieferanten und deren Abgabemengen werden berücksichtigt. |
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; Dynamisches VRP (''DVRP'') |
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: Zusätzlicher Bedarf kann während der Berechnung entstehen, was vorzeitig zu berücksichtigen ist. |
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: {{Siehe auch|Vehicle Routing Problem}} |
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=== Städtecluster === |
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Beim ''generalized TSP (GTSP)'' (deutsch: verallgemeinertes TSP) werden mehrere Städte zu einem Cluster zusammengefasst. Der Handlungsreisende muss aus jedem Cluster genau eine Stadt besuchen. Das TSP ist ein Spezialfall des GTSP, in dem jede Stadt in einem Cluster liegt, der eben nur diese eine Stadt enthält. Jede Instanz des GTSP lässt sich in eine Instanz des einfachen TSP überführen und mit den für dieses Problem bekannten Algorithmen lösen. Aus diesem Grund ist auch das GTSP NP-schwer. |
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In der Praxis werden die Lösungsalgorithmen des GTSP zum Beispiel dazu verwendet, den Leerweg von [[Computerized Numerical Control|CNC]]-Schneidemaschinen zu optimieren. Diese werden unter anderem in der Textilbranche eingesetzt, um aus einer großen Bahn Stoff kleinere Teile für Kleidungsstücke auszuschneiden. Hierbei stellen die auszuschneidenden Konturen die Cluster und die möglichen Ansatzpunkte des [[Schneidwerkzeug]]es auf den Konturen die Städte dar. |
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=== Änderungen des Optimierungskriteriums === |
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Beim ''Prize Collecting TSP'' (''PCTSP'') werden dem Handlungsreisenden in jeder Stadt bestimmte Preisgelder bezahlt (beispielsweise Verkaufsumsätze). Um von einer Stadt zur nächsten zu reisen, muss er jedoch Kosten aufbringen. Er soll nun eine vorgegebene Anzahl von Städten und eine Rundreise zwischen diesen Städten so auswählen, dass der Gewinn maximal wird. Da das Problem als Spezialfall die klassische Variante enthält (alle Städte werden besucht und alle Preisgelder sind 0), ist das PCTSP ebenfalls NP-schwer. Eine davon abgeleitete Form ist das ''Traveling Salesman Selection Problem'' (''TSSP''), bei dem zu vorgegebenem <math>k</math> eine kürzeste Tour zwischen beliebigen <math>k</math> Städten gesucht ist, wobei auf Preisgelder verzichtet wird und metrische Distanzen vorausgesetzt werden. |
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Beim ''Bottleneck TSP'' (''BTSP'') soll nicht die Summe der Kantenlängen, sondern die Länge der längsten verwendeten Kante minimiert werden. Dies bewirkt eine weniger starke Streuung der einzelnen Distanzen, um möglichen Engpässen, den [[Flaschenhals (Logistik)|Flaschenhälsen]], entgegenzuwirken. Eine verwandte Variante ist das ''maximum scatter TSP'', bei dem die kleinste verwendete Länge maximiert wird. |
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=== Zusätzliche Nebenbedingungen === |
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Eine in Anwendungen häufige Einschränkung sind ''Zeitfenster'', in denen eine Stadt besucht werden muss. Beispielsweise vereinbart ein technischer Kundendienst zur Reparatur von Haushaltsgeräten mit Kunden in der Regel einen Zeitraum, in dem der Besuch des Technikers erfolgt. Dieser Zeitraum muss bei der Tourenplanung berücksichtigt werden. |
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Beim ''Online TSP'' sind nicht alle Städte von vornherein gegeben, sondern werden erst nach und nach bekannt, während der Handlungsreisende schon unterwegs ist. Dieser ändert dann seine Tour so ab, dass neue Städte „möglichst gut“ in seine bisher geplante Tour passen. Diese Variante tritt beispielsweise bei Pannendiensten wie dem [[ADAC]] auf, wo Positionen liegengebliebener Autos erst nach und nach bekannt werden und die Zentrale versucht, neue Fälle möglichst günstig in bestehende Touren einzubauen. Da viele Pannenhelfer unterwegs sind und die Zentrale bei der Meldung einer Panne eine ungefähre Zeitangabe macht, wann ein Pannenhelfer eintrifft, handelt es sich um ein ''Multiple Online TSP mit Zeitfenstern''. |
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Der Paketdienst [[United Parcel Service|UPS]] mit rund 55.000 Kurierfahrern und durchschnittlich 120 Paketen pro Tag und Fahrer verwendete bisher optimierte statische Routen für jedes Fahrzeug, die individuell von den Fahrern gemäß ihrer Erfahrung abgewandelt wurden. Ab 2013 stellt das Unternehmen auf das System ORION (''On-Road Integrated Optimization and Navigation'') um. Dieses berücksichtigt garantierte Lieferfristen für einzelne Pakete, angemeldete Abholungen und spezielle Kundenklassen mit bevorzugter Bedienung sowie Daten aus dem Verkehrsfluss in Echtzeit. Es lässt erfahrenen Mitarbeitern die Möglichkeit, von der vorgeschlagenen Route abzuweichen.<ref>Wired.com: [https://www.wired.com/2013/06/ups-astronomical-math/ The Astronomical Math Behind UPS’ New Tool to Deliver Packages Faster], 13. Juni 2013</ref> Für dieses Unternehmen kommt als weitere Bedingung hinzu, dass UPS-Fahrer in Städten mit regelmäßigem Straßenraster nicht links abbiegen, weil damit zu große Verzögerungen beim Warten auf Gegenverkehr und ein zu großes Unfallrisiko verbunden sind.<ref>New York Times: [https://www.nytimes.com/2007/12/09/magazine/09left-handturn.html Left-Hand-Turn Elimination], 9. Dezember 2007</ref> |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* David Applegate, [[Robert Bixby]], [[Vašek Chvátal]], [[William Cook (Mathematiker)|William Cook]]: ''On the Solution of Traveling Salesman Problems''. Documenta Mathematica. Extraband 3 zum Internationalen Mathematikerkongress. Berlin 1998, S. 645–656. ([http://www.mathematik.uni-bielefeld.de/documenta/xvol-icm/17/Cook.MAN.ps.gz Postscript]; [[Gzip]]; 68 kB) |
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* Lawler, Lenstra, Rinnooy Kan, Shmoys (Hrsg.): ''The Traveling Salesman Problem: A Guided Tour of Combinatorial Optimization''. Wiley, 1985, ISBN 0-471-90413-9 |
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* David L. Applegate, Robert E. Bixby, Vašek Chvátal, William J. Cook: ''The Traveling Salesman Problem. A Computational Study''. Princeton University Press, Februar 2007. ISBN 0-691-12993-2 |
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* William J. Cook: ''In Pursuit of the Traveling Salesman: Mathematics at the Limits of Computation.'' Princeton University Press 2011, ISBN 0-691-15270-5. |
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* Lawler, Lenstra, Rinnooy Kan, Shmoys (Hrsg.): ''The Traveling Salesman Problem. A Guided Tour of Combinatorial Optimization''. Wiley, Chichester 1985. ISBN 0-471-90413-9 |
|||
* W. Domschke: ''Logistik – Rundreisen und Touren''. Oldenbourg-Verlag, München/Wien 1997 (4. Aufl.). ISBN 3-486-29472-5 |
|||
* T. Grünert, S. Irnich: ''Optimierung im Transport.'' Bd. 2. Wege und Touren. [[Shaker Verlag]], Aachen 2005. ISBN 3-8322-4515-4 |
|||
* Gregory Gutin, Abraham P. Punnen: ''The traveling salesman problem and its variations''. Kluwer Academic Publishers. Auszugsweise [https://books.google.de/books?id=mQ5RxzsuOXAC online] (englisch) |
|||
* Walter Schmitting: ''Das Traveling-Salesman-Problem – Anwendungen und heuristische Nutzung von Voronoi-/Delaunay-Strukturen zur Lösung euklidischer, zweidimensionaler Traveling-Salesman-Probleme'', 1999, Dissertation, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, {{URN|nbn:de:hbz:061-19990210-000314-6}} |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Traveling salesman problem|Problem des Handlungsreisenden}} |
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* [https://algorithms.discrete.ma.tum.de/graph-games/tsp-game/index_de.html TSP-Spiel] – ein interaktives Spiel zum ''Traveling Salesman Problem'' mit ausführlicher Erklärung und Darstellung des Lösungsverfahrens |
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* [https://www.math.uwaterloo.ca/tsp/ The Traveling Salesman Problem Home] – ausführliche Informationen zum ''Traveling Salesman Problem'' (englisch) |
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* [http://comopt.ifi.uni-heidelberg.de/software/TSPLIB95/ TSPLIB] – Sammlung von Benchmark-Instanzen des ''TSP'' und verschiedener Varianten (englisch) |
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* [https://www.spektrum.de/magazin/die-optimierte-odyssee/825343 Spektrum der Wissenschaft (4/99): Die optimierte Odyssee] – Artikel von [[Martin Grötschel]] und [[Manfred Padberg]] |
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* [https://www.bernabe.dorronsoro.es/vrp/ The VRP Web] – ausführliche Informationen zum ''Vehicle Routing Problem'' (englisch) |
|||
* [https://studylibde.com/doc/7873282/das-travelling-salesman-problem 40. Algorithmus der Woche – Informatikjahr 2006] ''TSP'' oder ''die optimale Tour für den Nikolaus'' |
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* {{Internetquelle |url=http://zbw.eu/stw/descriptor/15520-6 |titel=Rundreiseproblem |werk=[[Standard-Thesaurus Wirtschaft]] |hrsg=[[ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft|ZBW]] |abruf=2024-12-31}} |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Exzellent|7. November 2006|23501139}} |
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''Siehe auch'': [[Routing-Problem]] |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4185966-2|LCCN=sh85137179}} |
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[[Kategorie:Theoretische Informatik]] |
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[[Kategorie:Graphentheorie]] |
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[[Kategorie:Komplexitätstheorie]] |
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[[Kategorie:Optimierung]] |
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[[Kategorie:Problem (Graphentheorie)]] |
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[[cs:Problém obchodního cestujícího]] |
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[[Kategorie:Kombinatorische Optimierung]] |
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[[en:Traveling salesman problem]] |
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[[Kategorie:Reise- und Routenplanung]] |
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[[he:בעיית הסוכן הנוסע]] |
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[[ja:巡回セールスマン問題]] |
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[[lt:Keliaujančio pirklio uždavinys]] |
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[[nl:Handelsreizigersprobleem]] |
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[[pl:Problem_komiwoja%C5%BCera]] |
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[[ru:Задача коммивояжёра]] |
Aktuelle Version vom 22. Januar 2025, 16:17 Uhr

Das Problem des Handlungsreisenden (auch Problem des Handelsreisenden, Botenproblem, Rundreiseproblem, englisch Traveling Salesman Problem oder Traveling Salesperson Problem (TSP)) ist ein kombinatorisches Optimierungsproblem des Operations Research und der theoretischen Informatik. Die Aufgabe besteht darin, eine Reihenfolge für den Besuch mehrerer Orte so zu wählen, dass keine Station außer der ersten mehr als einmal besucht wird, die gesamte Reisestrecke des Handlungsreisenden möglichst kurz und die erste Station gleich der letzten Station ist.
Seit seiner ersten Erwähnung als mathematisches Problem im Jahre 1930 haben sich viele Forscher damit befasst und neue Optimierungsverfahren daran entwickelt und erprobt, die momentan auch für andere Optimierungsprobleme eingesetzt werden. Heute steht eine Vielzahl von heuristischen und exakten Methoden zur Verfügung, mit denen auch schwierige Fälle mit mehreren tausend Städten optimal gelöst wurden.
Das Problem des Handlungsreisenden tritt schon in seiner Reinform in vielen praktischen Anwendungen auf, beispielsweise in der Tourenplanung, in der Logistik oder im Design von Mikrochips. Noch häufiger tritt es allerdings als Unterproblem auf, wie zum Beispiel bei der Verteilung von Waren, bei der Planung von Touren eines Kunden- oder Pannendienstes oder bei der Genom-Sequenzierung. Dabei sind die Begriffe „Stadt“ und „Entfernung“ nicht wörtlich zu nehmen, vielmehr repräsentieren die Städte beispielsweise zu besuchende Kunden, Bohrlöcher oder DNA-Teilstränge, während Entfernung für Reisezeit, Kosten oder den Grad der Übereinstimmung zweier DNA-Stränge steht. In vielen praktischen Anwendungen müssen zudem Zusatzbedingungen wie Zeitfenster oder eingeschränkte Ressourcen beachtet werden, was die Lösung des Problems erheblich erschwert.
Das Problem des Handlungsreisenden ist ein NP-schweres Problem. Unter der bislang unbewiesenen Annahme, dass die Komplexitätsklassen P und NP verschieden sind, gilt demnach, dass kein Algorithmus existiert, der eine kürzeste Rundreise in polynomieller Worst-case-Laufzeit bestimmt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wann das Problem des Handlungsreisenden erstmals wissenschaftlich untersucht wurde, ist unklar. Aus dem Jahre 1832 ist ein Handbuch für Handlungsreisende bekannt (Titel: Der Handlungsreisende – wie er sein soll und was er zu thun hat, um Aufträge zu erhalten und eines glücklichen Erfolgs in seinen Geschäften gewiß zu sein – von einem alten Commis-Voyageur), in dem das Problem erwähnt, aber nicht mathematisch behandelt wird. Darin werden Beispieltouren für einige Regionen Deutschlands und der Schweiz vorgeschlagen.[1]

Als Vorläufer des Problems kann das Icosian Game von William Rowan Hamilton aus dem 19. Jahrhundert angesehen werden, bei dem es galt, in einem Graphen Touren zwischen 20 Knoten zu finden. Die erste explizite Erwähnung als mathematisches Optimierungsproblem scheint auf Karl Menger zurückführbar zu sein, der dieses 1930 in einem mathematischen Kolloquium in Wien formulierte:
„Wir bezeichnen als Botenproblem (weil diese Frage in der Praxis von jedem Postboten, übrigens auch von vielen Reisenden zu lösen ist) die Aufgabe, für endlich viele Punkte, deren paarweise Abstände bekannt sind, den kürzesten die Punkte verbindenden Weg zu finden.“
Bald darauf wurde die heute übliche Bezeichnung Travelling Salesman Problem durch Hassler Whitney von der Princeton University eingeführt.
Neben der einfachen Definition und Verständlichkeit der Aufgabenstellung zeichnet sich das Problem des Handlungsreisenden dadurch aus, dass die Bestimmung guter Lösungen vergleichsweise leicht ist, während das Finden einer beweisbar optimalen Lösung sehr schwierig ist. Daher ist das Studium dieses Problems seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weniger durch direkte Anwendungen motiviert – es dient als eine Art Spielwiese zur Entwicklung von Optimierungsverfahren.
Viele heutige Standardmethoden der ganzzahligen linearen Optimierung, wie Schnittebenenverfahren, Branch-and-Cut und verschiedene heuristische Ansätze, wurden am Beispiel des TSP entwickelt und getestet.
Seit den 1950er Jahren gewann das Problem des Handlungsreisenden in Europa als auch in den USA an Popularität. Herausragende Beiträge leisteten George Dantzig, Delbert Ray Fulkerson und Selmer M. Johnson, die 1954 am Institut der RAND Corporation in Santa Monica die erste Formulierung des Problems als ganzzahliges lineares Programm als auch ein Schnittebenenverfahren zu dessen Lösung entwickelten. Sie berechneten eine Tour für ein konkretes Rundreiseproblem (eine sogenannte Probleminstanz) mit 49 Städten und bewiesen, dass es keine kürzere Tour gibt. In den 1960er und 1970er Jahren befassten sich viele interdisziplinäre Forschergruppen mit Anwendungen des Problems unter anderem in der Informatik, den Wirtschaftswissenschaften, der Chemie und der Biologie.
Richard M. Karp bewies im Jahre 1972 die NP-Vollständigkeit des Hamiltonkreisproblems, aus der sich leicht die NP-Äquivalenz des TSP ableiten lässt. Damit lieferte er eine theoretische Begründung für die schwere Lösbarkeit dieses Problems in der Praxis.
Größere Fortschritte wurden Ende der 1970er und 1980er Jahre erzielt, als Martin Grötschel, Manfred Padberg, Giovanni Rinaldi und andere mit neuen Schnittebenen und einem Branch-and-Cut-Verfahren einige Probleminstanzen mit bis zu 2392 Städten optimal lösten.
Ein 1976 unabhängig von Nicos Christofides und Anatoli I. Serdjukow beschriebener Algorithmus ergab eine Rundreise, die maximal um die Hälfte länger ist als die optimale Tour.[2]
In den 1990er Jahren begannen David Applegate, Robert Bixby, Vašek Chvátal und William Cook mit der Entwicklung des Programms Concorde, das an vielen Lösungsrekorden beteiligt war. Gerhard Reinelt stellte 1991 die TSPLIB bereit, eine Sammlung verschieden schwerer standardisierter Testinstanzen, womit viele Forschergruppen ihre Resultate vergleichen konnten. Im Jahre 2006 berechnete Cook mit anderen eine beweisbar kürzeste Tour durch 85.900 Städte eines Layoutproblems für integrierte Schaltkreise, was die bislang größte optimal gelöste TSPLIB-Instanz ist.[3][4] Für andere Instanzen mit Millionen Städten bestimmten sie mit zusätzlichen Dekompositionstechniken Touren, deren Länge beweisbar weniger als 1 % vom Optimum entfernt liegt.[5]
András Sebö von der Universität Grenoble und Jens Vygen von der Universität Bonn stellten 2014 mit einem Algorithmus, welcher eine polynomielle Laufzeit besitzt, einen neuen Rekord im Bereich der Heuristiken mit Gütegarantie auf: Ihr neuartiger, Schöne-Ohren-Zerlegung genannter Algorithmus bestimmt Lösungen des Graph-TSP, die höchstens 1,4-mal so lang sind wie die optimale Rundreisestrecke, was eine neue Bestmarke darstellt.[6]
Mathematische Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Modellierung als Graph
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Damit mathematische Verfahren zur Lösung verwendet werden können, muss eine reale Situation zunächst durch ein einfaches Modell abgebildet werden. Das Problem des Handlungsreisenden lässt sich mit Hilfe eines Graphen modellieren, das heißt: durch Knoten und Kanten. Dabei repräsentieren die Knoten (im Bild: A bis D) die Städte, während jede Kante zwischen zwei Knoten und eine Verbindung zwischen diesen Städten beschreibt. Zu jeder Kante gibt es eine Länge (im Bild: 20, 42, …), die sich je nach Zusammenhang beispielsweise als geographische Länge einer Verbindung, als Reisezeit oder als Kosten einer Reise zwischen zwei Städten interpretieren lässt. Eine Tour (auch Hamiltonkreis genannt) ist ein Kreis in diesem Graphen, der jeden Knoten genau einmal enthält. Ziel ist es, eine möglichst kurze Tour zu finden.
Um die Untersuchung des Problems zu vereinfachen und um sicherzustellen, dass es eine Tour gibt, wird meist angenommen, dass der Graph vollständig ist, dass also zwischen je zwei Knoten immer eine Kante existiert. Dies lässt sich dadurch erreichen, dass überall dort, wo keine Kante existiert, eine künstliche, sehr lange Kante eingefügt wird. Aufgrund ihrer hohen Länge wird eine solche Kante nie in einer kürzesten Tour vorkommen, es sei denn, es gäbe sonst keine Tour.
Je nach Eigenschaften der Kantengewichte werden noch unterschiedliche Spezialfälle des Problems unterschieden, von denen die wichtigsten das symmetrische und das metrische TSP sind.
Asymmetrisches und symmetrisches TSP
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim allgemeinen asymmetrischen TSP können die Kanten in Hin- und Rückrichtung unterschiedliche Längen haben, so dass dieses Problem mit Hilfe eines gerichteten Graphen modelliert werden muss. Es reicht also nicht, bloß von der Verbindung zwischen zwei Knoten und ihrer Länge zu sprechen; zusätzlich muss noch die Richtung angegeben werden.
Beim symmetrischen TSP dagegen sind für alle Knotenpaare die Kantenlängen in beide Richtungen identisch, d. h., es gilt . Als Konsequenz davon hat jede Tour in beide Richtungen dieselbe Länge. Die Symmetrie halbiert also die Anzahl der möglichen Touren. Ein symmetrisches TSP wird üblicherweise mit Hilfe eines ungerichteten Graphen modelliert (wie im Bild). Ein Problem des Handlungsreisenden zwischen realen Städten kann asymmetrisch oder symmetrisch sein, je nachdem, ob beispielsweise durch Baustellen oder Einbahnstraßen der Weg in eine Richtung länger dauert als in die andere oder nicht. Ebenso könnte die Reise zu Wasser oder in der Luft unterschiedlichen Strömungen ausgesetzt sein.
Metrisches TSP
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein symmetrisches TSP heißt metrisch, wenn zusätzlich seine Kantenlängen die Dreiecksungleichung erfüllen. Anschaulich bedeutet dies, dass sich Umwege nicht lohnen, weil die direkte Verbindung von nach nie länger ist als der Weg von nach über einen dritten Knoten :
Solche Kantenlängen definieren eine Pseudometrik auf der Knotenmenge, also ein Entfernungsmaß, das die intuitiv von einem Abstand erwarteten Bedingungen erfüllt. Mehrere in der Praxis häufig auftretende Distanzfunktionen sind Pseudometriken, erfüllen also die Dreiecksungleichung:
- die euklidische Metrik des euklidischen TSP,
- die Manhattan-Metrik (auch City-Block-Metrik) des rektilinearen TSP, bei der die Distanz zwischen zwei Knoten eines gitterförmigen Graphen (wie dem Straßennetz von Manhattan) die Summe der Entfernungen in x- und y-Richtung ist,
- oder die Maximums-Metrik, bei der die Distanz zwischen zwei Knoten eines gitterförmigen Graphen das Maximum der Entfernungen in x- bzw. y-Richtung ist.
Die letzten beiden Metriken finden beispielsweise Anwendung beim Bohren von Leiterplatten, wo ein Bohrer, der eine vorgegebene Menge von Löchern in möglichst kurzer Zeit abarbeiten muss, in beide Dimensionen unabhängig bewegt werden kann, um von einem Loch zum nächsten zu gelangen. Die Manhattan-Metrik entspricht dem Fall, dass die Bewegung in beide Richtungen nacheinander erfolgt, während bei der Maximum-Metrik beide Bewegungen gleichzeitig erfolgen und die Gesamtzeit von der jeweils längeren Strecke in x- bzw. y-Richtung bestimmt wird.
Ein nicht-metrisches TSP kann zum Beispiel vorliegen, wenn die Dauer einer Reise minimiert werden soll und auf verschiedenen Strecken verschiedene Verkehrsmittel möglich sind. Dabei kann ein Umweg mit dem Flugzeug schneller sein als die direkte Verbindung mit dem Auto.
Falls es im praktischen Planungsproblem zulässig ist, Orte mehrfach zu besuchen, lässt sich das symmetrische TSP auf das metrische TSP reduzieren. Dazu wird das Rundreiseproblem auf dem sogenannten Distanzgraphen betrachtet. Dieser hat dieselbe Knotenmenge wie der ursprüngliche Graph und ist ebenfalls vollständig. Die Kantenlängen zwischen zwei Knoten und im Distanzgraphen entsprechen der Länge eines kürzesten --Weges zwischen diesen Knoten im ursprünglichen Graphen. Die so definierten Werte erfüllen immer die Dreiecksungleichung, und jede Tour im Distanzgraphen entspricht einer Tour mit möglichen Knotenwiederholungen im ursprünglichen Graphen.
Sollte es nicht zulässig sein, Orte mehrfach zu besuchen, lässt sich ein beliebiges TSP ebenfalls auf ein metrisches TSP reduzieren, indem man jede Kantenlänge um dieselbe nichtnegative Konstante vergrößert: Es kann ja immer eine Konstante gefunden werden, die groß genug ist, um für alle Knotentripel zu erfüllen. Bei Heuristiken, die eine maximale Abweichung vom Optimum gewährleisten, vergrößert dieses Vorgehen natürlich den Abweichungsfaktor der ursprünglichen Aufgabe.
Formulierung als ganzzahliges lineares Programm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Ansatz zur Lösung des Problems ist die Formulierung als ganzzahliges lineares Optimierungsproblem, in dem die Entscheidungen durch binäre Entscheidungsvariablen und die Bedingungen durch lineare Nebenbedingungen beschrieben werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das TSP als Optimierungsmodell zu beschreiben. Beispielhaft soll hier eine Modellierung für das symmetrische TSP mit Knotenmenge vorgestellt werden, welche auch als Dantzig-Fulkerson-Formulierung bezeichnet wird.[7] Eine andere bekannte Formulierung des TSP ist die Miller-Tucker-Zemlin-Formulierung.[8] Für jede Kante wird eine binäre Variable eingeführt, die für eine gegebene Tour angibt, ob die Kante in dieser Tour enthalten ist () oder nicht (). Jede Tour lässt sich auf diese Art durch Angabe der zugehörigen Variablenwerte angeben, aber nicht jede 0-1-Belegung der Variablenwerte definiert eine Tour. Die Bedingungen dafür, dass eine Variablenbelegung eine Tour definiert, lassen sich durch lineare Ungleichungen ausdrücken, die im Folgenden vorgestellt werden sollen.

Jeder Knoten muss über genau zwei Tourkanten mit den restlichen Knoten verbunden sein, nämlich durch eine hinein- und eine hinausführende Kante:
für alle . In der Summe ist jeder Summand entweder 1 (in der Tour enthalten) oder 0 (nicht enthalten). Die Summe zählt daher genau die Zahl der Kanten der Tour, die den Knoten als Endknoten haben. Sie muss den Wert 2 annehmen, da jeweils eine Kante hinein- und hinausführen muss. Im nebenstehenden Bild ist ein Knoten mit ein- und ausgehenden Kanten dargestellt, wobei die Tourkanten fett gekennzeichnet sind. An den Kanten stehen die Werte , die zu den oben genannten Summen beitragen.

Die obigen Gradbedingungen werden nicht nur von Touren erfüllt, sondern auch von Variablenbelegungen, die mehrere getrennte Kreise (sogenannte Kurzzyklen) beschreiben, wobei jeder Knoten in genau einem Kreis enthalten ist (siehe Bild). Um so etwas auszuschließen, müssen noch Kurzzyklusungleichungen (auch Subtour-Eliminationsbedingungen genannt) erfüllt werden. Diese von Dantzig, Fulkerson und Johnson 1954 als loop conditions eingeführten Nebenbedingungen besagen, dass jede Knotenmenge , die weder leer ist noch alle Knoten enthält, durch mindestens zwei Kanten der Tour mit den restlichen Knoten verbunden sein muss:
für alle Knotenmengen mit . Die Summe zählt alle Kanten der Tour zwischen einem Knoten und einem anderen Knoten . Zur Vermeidung redundanter Ungleichungen kann man sich auch auf Knotenmengen mit mindestens zwei und höchstens Knoten beschränken. Im nebenstehenden Bild sind wieder die Kanten mit fett gezeichnet, während die übrigen Kanten den Wert haben. Das Hinzufügen der Bedingung (2) für die Knotenmenge , die aus den drei linken Knoten besteht, würde dafür sorgen, dass S durch mindestens zwei Tourkanten mit den drei rechten Knoten verbunden sein muss, und damit die beiden gezeigten Kurzzyklen ausschließen. Die Anzahl der Subtour-Eliminationsbedingungen nach Dantzig, Fulkerson und Johnson beträgt . Eine 1960 von Miller, Tucker und Zemlin veröffentlichte alternative Darstellung der Nebenbedingungen zur Vermeidung von Subtouren kommt durch Einführung von neuen Variablen, die die Reihenfolge der besuchten Orte angeben, mit nur Nebenbedingungen aus. Allerdings bleibt das TSP wegen der Binarität der auch mit der Formulierung nach Miller, Tucker und Zemlin weiterhin NP-schwer.
Da jeder Vektor mit Einträgen aus 0 und 1, der alle diese Ungleichungen erfüllt, eine gültige Rundreise definiert, ergibt sich als reformuliertes Problem des Handlungsreisenden: Finde
Da die Variablen nur die Werte 0 oder 1 annehmen, zählt die Summe genau die Längen der Kanten zusammen, die in der Tour enthalten sind.
Die Zahl der Ungleichungen vom Typ (2) wächst exponentiell mit der Anzahl der Städte, da fast jede der Teilmengen von Knoten eine Ungleichung definiert. Dieses Problem kann aber mit Hilfe von Schnittebenenverfahren umgangen werden, bei denen diese Ungleichungen erst dann hinzugefügt werden, wenn sie tatsächlich gebraucht werden. Geometrisch lässt sich jede lineare Gleichung als Hyperebene im Raum der Variablen interpretieren. Die Menge der zulässigen Lösungen bildet in diesem Raum ein Polytop, also ein mehrdimensionales Vieleck, dessen genaue Gestalt von den Kosten abhängt und meist unbekannt ist. Man kann aber zeigen, dass die meisten der Bedingungen (1) und (2) Facetten des TSP-Polytops definieren, also Seitenflächen des Polytops mit höchstmöglicher Dimension. Damit gehören sie zu den stärksten linearen Ungleichungen, die es zur Beschreibung einer Tour geben kann. Es gibt noch viele weitere Facetten, deren zugehörige Ungleichungen allerdings nur in wenigen Fällen bekannt sind. Obwohl (1) und (2) zusammen mit der Beschränkung auf 0/1-Vektoren das Problem vollständig modellieren, können solche zusätzlichen Ungleichungen innerhalb eines Branch-and-Cut-Verfahrens zur Formulierung hinzugefügt werden, um bestimmte LP-Lösungen mit nicht-ganzzahligen Koordinaten auszuschließen (siehe Abschnitt Exakte Lösungsverfahren).
Algorithmische Komplexität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da dem Handlungsreisenden in jedem Schritt die Städte zur Auswahl stehen, die er noch nicht besucht hat, gibt es mögliche Touren für ein asymmetrisches und Touren für ein symmetrisches TSP (mit ). Die Größe des Suchraums hängt also überexponentiell von der Anzahl der Städte ab. Das ist aber schon bei einer kleinen Zahl von Städten nicht mehr praktisch durchführbar. Bei einem symmetrischen TSP mit 15 Städten gibt es über 43 Milliarden verschiedene Rundreisen und bei 18 Städten bereits über 177 Billionen. Wie schnell die Rechenzeit mit wachsender Anzahl von Städten wächst, zeigt das folgende Beispiel: Hat man einen Rechner, der die Lösung für 30 Städte in einer Stunde berechnet, dann braucht dieser für zwei zusätzliche Städte annähernd die tausendfache Zeit; das sind mehr als 40 Tage.
Das Problem des Handlungsreisenden ist sowohl für den allgemeinen als auch für den symmetrischen oder metrischen Fall NP-äquivalent. Unter der allgemein vermuteten, bisher aber unbewiesenen Annahme, dass die Komplexitätsklassen P und NP verschieden sind (siehe P-NP-Problem), folgt daraus, dass keine deterministische Turingmaschine existiert, die das Problem für jede Instanz in polynomialer Laufzeit bezüglich der Anzahl der Städte löst.
Ferner ist bekannt, dass es unter der Annahme PNP für das allgemeine Problem des Handlungsreisenden keinen Polynomialzeitalgorithmus geben kann, der für irgendein Polynom grundsätzlich eine Lösung berechnet, deren Wert höchstens um einen Faktor vom Optimalwert abweicht.
Allerdings lassen sich für das metrische TSP Approximationsalgorithmen angeben, die in polynomieller Laufzeit eine Lösung liefern, die höchstens doppelt (Minimum-Spanning-Tree-Ansatz) bzw. höchstens 1,5-mal (Algorithmus von Christofides) so lang wie die optimale Lösung ist (siehe unten). Bisher ist kein Polynomialzeitalgorithmus mit einer besseren Gütegarantie als 1,5 bekannt. Für die Beschränkung auf die Distanzen 1 und 2 ist ein Polynomialzeitalgorithmus mit Gütegarantie 8/7 bekannt.[9] Unter der Annahme PNP gibt es eine (unbekannte) Konstante , so dass kein Polynomialzeitalgorithmus für das metrische TSP existieren kann, der die Güte garantiert, wie Karpinski, Lampis und Schmied 2013 gezeigt haben.[10] Die entsprechende bestbekannte Konstante für das Graph-TSP ist .[11] Unabhängig voneinander gaben Arora (1996) und Mitchell (1996) ein polynomielles Approximationsschema (PTAS) für das euklidische TSP an.[12][13]
Lösungsverfahren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die bekannten Lösungsverfahren unterteilen sich in zwei Gruppen, die miteinander kombiniert werden können. Exakte Lösungsverfahren finden – beliebig lange Laufzeit vorausgesetzt – grundsätzlich eine beweisbare Optimallösung. Heuristische Verfahren finden oft in kurzer Zeit gute Lösungen, die aber im allgemeinen Fall beliebig schlecht sein können. Für das metrische TSP gibt es polynomiale Heuristiken, deren Lösungen grundsätzlich höchstens um den Faktor 1,5 bzw. 2 länger sind als eine kürzeste Rundreise.
Exakte Lösungsverfahren
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Mit Methoden der ganzzahligen linearen Optimierung, insbesondere Branch-and-Cut, lassen sich Instanzen in praktisch relevanten Größenordnungen beweisbar optimal lösen oder zumindest die Güte einer gefundenen Tour im Vergleich zu einer Optimallösung abschätzen. Geometrisch interpretiert betrachten diese Verfahren das Problem als konvexes Polytop, also als mehrdimensionales Vieleck im -dimensionalen Einheitswürfel , wobei die Anzahl der Kanten des Graphen ist. Jede Ecke dieses Einheitswürfels beschreibt eine Tour, sofern der zugehörige 0/1-Vektor die oben beschriebenen linearen Ungleichungen erfüllt. Die zu diesen Ungleichungen gehörenden Hyperebenen schneiden daher Ecken des Einheitswürfels ab, die keine Tour darstellen.
Das nebenstehende Bild illustriert dies für das (sehr einfache) TSP mit drei Knoten. Entsprechend den drei möglichen Kanten zwischen diesen Knoten gibt es auch drei binäre Variablen und . Es gibt in diesem Fall nur eine mögliche Tour, nämlich diejenige, die alle drei Kanten benutzt. Diese Tour erfüllt die Ungleichung , die besagt, dass jede Tour mindestens zwei Kanten haben muss. Außer dieser Tour, die dem Punkt (1,1,1) entspricht, erfüllen auch alle Punkte im rot eingegrenzten Bereich diese Ungleichung. Die zugehörige Schnittebene, die durch die rot gestrichelten Linien aufgespannt wird, schneidet also alle Ecken ab, die unmöglichen Touren mit höchstens einer Kante entsprechen, nämlich den Nullvektor (0,0,0) und die Einheitsvektoren (1,0,0), (0,1,0) und (0,0,1). Die stärkere Ungleichung würde vom Einheitswürfel alles außer dem einzigen zulässigen Punkt (1,1,1) abschneiden. In diesem speziellen Fall lässt sich derselbe Effekt auch schon durch die drei Ungleichungen vom Typ (1) erzielen.
Durch Lösen vieler linearer Programme, Abschneiden nicht benötigter Teile des Einheitswürfels mit Hilfe weiterer Schnittebenen (zum Beispiel vom Typ (2) oder auch Kamm-, Cliquenbaum- und Domino-Parity-Ungleichungen[14]) sowie durch Aufteilung in mehrere Teilpolytope mit Hilfe von Branch-and-Bound wird versucht, eine zulässige 0/1-Ecke mit minimalem Zielfunktionswert zu bestimmen. Eine genauere Beschreibung dieser Verfahren ist im Artikel Ganzzahlige lineare Optimierung zu finden.
Die alleinige Anwendung dieser Verfahren reicht meist nicht aus, um schnell gute Rundreisen zu finden. Ihr Hauptvorteil liegt darin, dass sie Angaben liefern, wie lang eine kürzeste Tour mindestens sein muss. Mit einer solchen unteren Schranke für den optimalen Lösungswert lässt sich abschätzen, wie gut eine gefundene Tour im Vergleich zu einer optimalen Rundreise ist, ohne diese zu kennen. Hat man beispielsweise eine untere Schranke von 100 und eine Tour der Länge 102 gefunden, kann eine optimale Tour nur zwischen 100 und 102 liegen. Die sogenannte Optimalitätslücke, also der maximale relative Abstand zwischen der optimalen Tourlänge und der kürzesten bekannten Tourlänge, beträgt daher (102-100)/100 = 2 %, d. h; der gefundene Lösungswert 102 ist höchstens 2 % vom Optimalwert entfernt. Wenn die Länge einer gefundenen Tour genauso groß ist wie die untere Schranke, ist damit bewiesen, dass die gefundene Lösung optimal ist. Um gute Touren zu finden, können diese exakten Verfahren mit Heuristiken kombiniert werden, von denen einige im nachfolgenden Abschnitt beschrieben werden.
Heuristiken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um schnell zu brauchbaren Lösungen zu kommen, sind meist durch Heuristiken motivierte Näherungsverfahren notwendig, die aber in der Regel keine Güteabschätzung für die gefundenen Lösungen liefern. Je nachdem, ob eine Heuristik eine neue Tour konstruiert oder ob sie versucht, eine bestehende Rundreise zu verbessern, wird sie als Eröffnungs- (auch Konstruktions-) oder Verbesserungsverfahren bezeichnet. Darüber hinaus gibt es Dualheuristiken, die Mindestlängen für eine Tour berechnen. Metaheuristiken können mehrere dieser Einzelheuristiken unterschiedlich kombinieren. Eine Übersicht über die meisten der hier vorgestellten Heuristiken ist im Abschnitt Übersicht zu finden.
Eröffnungsverfahren
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Dem intuitiven Vorgehen eines Handlungsreisenden entspricht wohl am ehesten die Nearest-Neighbor-Heuristik (nächster Nachbar). Von einer Stadt ausgehend wählt diese jeweils die nächstgelegene als folgenden Ort aus. Dieses wird sukzessive fortgesetzt, bis alle Städte bereist wurden und der Handlungsreisende zum Ausgangsort zurückgekehrt ist. In jeder Stadt muss also der kürzeste ausgehende Weg gesucht werden. Maximal kann es pro Stadt nur so viele ausgehende Kanten geben, wie Knoten im Graphen vorhanden sind. Daraus ergibt sich eine algorithmische Komplexität von O(n²), die Anzahl der Rechenschritte hängt also quadratisch von der Zahl der Städte ab. Dass diese Heuristik im Allgemeinen jedoch nicht die beste Lösung liefert, liegt daran, dass die Distanz zwischen der Ausgangsstadt und der letzten besuchten Stadt bis zuletzt nicht berücksichtigt wird. Die Nearest- und die Farthest-Neighbor-Heuristik können beliebig schlechte Ergebnisse liefern, das heißt, es gibt keinen konstanten, instanzunabhängigen Approximationsfaktor für den Lösungswert im Vergleich zum Optimalwert.
Eine ganze Klasse weiterer Eröffnungsverfahren bilden die sogenannten Einfüge-Heuristiken. Die einfachsten Varianten davon sind die Nearest-Insertion-Heuristik (nächste Einfügung) und die Farthest-Insertion-Heuristik (entfernteste Einfügung). Gegeben seien (wenige) einander benachbarte Städte, für die sich durch exakte Verfahren schnell eine optimale Rundreise ermitteln lässt. Nun wird schrittweise überprüft, welche noch nicht besuchte Stadt am nächsten (beziehungsweise am entferntesten) zu einer der Verbindungslinien der bisherigen Rundreise liegt. Ist diese Stadt gefunden, so wird sie zwischen den ihr am nächsten liegenden Städten in die Tour eingebaut. Das Verfahren wird so lange fortgesetzt, bis die Rundreise alle Städte umfasst. Auch die Lösungen dieser Heuristik können im Vergleich zu einer Optimallösung beliebig schlecht sein.

Eine andere Klasse von Heuristiken unterteilt die Knotenmenge in einzelne Partitionen (zum Beispiel nach geographischen Kriterien), die jeweils teiloptimiert werden. Anschließend werden die Teillösungen zu einer Gesamtlösung kombiniert. Diese ist in der Regel nur lokal optimal und kann gegenüber dem globalen Optimum beliebig schlecht sein.
Die Minimum-Spanning-Tree-Heuristik (MST) berechnet zunächst einen minimal aufspannenden Baum, also einen Graphen, in dem alle Punkte miteinander verbunden sind und der minimale Länge besitzt. Davon ausgehend wird eine Tour konstruiert, indem zunächst alle Baumkanten verdoppelt werden und danach eine „Eulertour“ in dem entstandenen eulerschen Graphen gesucht wird. Diese wird zuletzt durch direkte Kanten abgekürzt, falls Knoten doppelt besucht werden. Sofern der minimale aufspannende Baum mittels des Verfahrens von Kruskal berechnet wird, liefert die MST-Heuristik dasselbe Ergebnis wie die Nearest-Insertion-Heuristik. Im Vergleich zu einer Optimallösung kann das Ergebnis beliebig schlecht sein. Im Falle eines metrischen TSP kann man jedoch zeigen, dass die so konstruierte Tour höchstens doppelt so lang ist wie eine kürzeste Tour.
Eine noch bessere Approximationsgüte für metrische TSP wird durch den Algorithmus von Christofides und Serdjukow erreicht. Mit ihr kann eine Rundreise berechnet werden, die höchstens eineinhalb mal so lang wie eine optimale ist. Hierbei wird statt der Verdopplung der Kanten in der MST-Heuristik eine kleinste perfekte Paarung auf den Knoten ungeraden Grades im minimal aufspannenden Baum berechnet, um einen eulerschen Graphen zu erzeugen. Dieser Algorithmus ist jedoch aufwändiger.
Verbesserungsverfahren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verbessernde Optimierungsverfahren, auch Post-Optimization-Verfahren (Nach-Optimierung) versuchen, eine bestehende Tour durch kleine Modifikationen zu verkürzen. Führt keine der betrachteten Änderungen mehr zu einer Verbesserung, so ist ein lokales Optimum gefunden (aber nicht notwendigerweise ein globales). Die k-Opt-Heuristiken verfolgen diesen Ansatz, indem sie systematisch Gruppen von Kanten aus der Tour entfernen und durch andere Kanten ersetzen, so dass wieder eine Tour entsteht. Da eine vollständige Durchführung dieses Verfahrens einer Aufzählung aller möglichen Touren entsprechen würde, ist in praktischen Implementierungen üblicherweise höchstens 5. Dabei werden oft alle Austauschmöglichkeiten von zwei und drei Kanten durchprobiert, während Kantenaustausche von mehr als drei Kanten wegen des Rechenaufwandes nur noch sehr sparsam eingesetzt werden.
Die Güte einer k-Opt-Heuristik in der Praxis hängt stark von der Auswahl der auszutauschenden Kanten und des Parameters ab, für die es verschiedene heuristische Kriterien gibt. Eine bekannte k-Opt-basierte Heuristik ist die Lin-Kernighan-Heuristik, die 1973 von S. Lin und B.W. Kernighan entwickelt wurde und in der Implementierung von Keld Helsgaun[15] unter anderem an der optimalen Lösung des TSP durch 24.978 schwedische Orte im Jahre 2004 beteiligt war. Sie basiert darauf, erst alle Austauschmöglichkeiten von zwei Kanten durchzutesten, dann solche mit drei Kanten usw., bis eins von mehreren möglichen Abbruchkriterien erfüllt ist.
Metaheuristische Verfahren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Metaheuristiken kombinieren lokale und globale Suchverfahren in einer abstrakten Strategie für die heuristische Optimierung eines Problems. Viele dieser Verfahren basieren auf lokaler Suche, d. h., sie berechnen eine heuristische Startlösung (beispielsweise mit der Nearest-Neighbor-Heuristik) und verbessern diese so lange durch ein lokales Suchverfahren, wie zum Beispiel K-Opt-Heuristiken, bis keine bessere Tour mehr gefunden wird. Durch verschiedene Strategien, wie beispielsweise Tabu-Suche oder Simulierte Abkühlung, kann versucht werden, das Steckenbleiben in lokalen Minima weitestgehend zu verhindern. Andere Ansätze, wie Ameisenalgorithmen, genetische Algorithmen oder künstliche neuronale Netze (dort vor allem das Hopfield-Netz), haben natürliche Prozesse als Vorbild. Prinzipiell können all diese Verfahren gute Lösungen berechnen, aber auch beliebig schlecht im Vergleich zu einer Optimallösung sein. Ihre Qualität und Laufzeit hängen wesentlich von der Definition und Implementierung der einzelnen Schritte ab.
Duale Heuristiken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Problem des Handlungsreisenden ist eines der wenigen kombinatorischen Optimierungsprobleme, bei dem sich auf einfache Weise brauchbare untere Schranken für die minimale Länge einer Tour (allgemein: die minimalen Kosten einer Lösung) angeben lassen. Diese Schranken sind insbesondere wichtig, um Aussagen über die Güte einer zulässigen Tour zu treffen. Da beispielsweise jede Tour, also insbesondere auch eine optimale, genau Kanten enthält, muss sie mindestens so lang sein wie die Summe der kleinsten Kantenlängen. Eine andere untere Schranke ergibt sich aus der Beobachtung, dass beim Löschen einer beliebigen Kante aus einer Tour ein aufspannender Baum entsteht, also ein Teilgraph, der alle Knoten, aber keine Kreise enthält. Die Tour ist mindestens so lang wie dieser Baum und damit per Definition auch mindestens so lang wie ein minimal aufspannender Baum (also ein aufspannender Baum mit minimaler Summe der Kantenlängen), der sich leicht bestimmen lässt. Da dies für jede Tour gilt, liefert die Länge eines minimal aufspannenden Baums eine untere Schranke für die Länge einer optimalen Tour. Etwas allgemeiner kann man auch einen sogenannten minimalen 1-Baum berechnen. Dies ist ein minimal aufspannender Baum zwischen den Knoten 2 bis (bei beliebiger Nummerierung), der über die zwei kürzestmöglichen Kanten an den Knoten mit der Nummer 1 angebunden wird (daher der Name). Auch dessen Länge liefert eine untere Schranke. Weiterhin ist jede Tour auch ein perfektes 2-Matching. Das bedeutet also, dass eine kürzeste Tour mindestens so lang sein muss, wie der Wert eines minimalen perfekten 2-Matchings, das sich in O(n³) berechnen lässt.
Übersicht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der folgenden Übersichtstabelle sind für die meisten hier vorgestellten Heuristiken der Typ des Verfahrens, die maximale Laufzeit bei Städten sowie evtl. Gütegarantien für die berechneten Lösungen aufgeführt. Da die Laufzeit und Qualität von Metaheuristiken stark von der Wahl der Teilalgorithmen abhängig sind und sich nicht allgemein angeben lassen, sind sie hier nicht aufgeführt.
Verfahren | Typ | Laufzeit | Max. Abweichung vom Optimum |
---|---|---|---|
Nearest-Neighbor-Heuristik | Eröffnungsheuristik | Faktor (log(n)+1)/2 (metrisches TSP) | |
Farthest-Neighbor-Heuristik | Eröffnungsheuristik | beliebig groß | |
Farthest-Insertion-Heuristik | Einfügeheuristik | beliebig groß | |
Nearest-Insertion-Heuristik | Einfügeheuristik | beliebig groß, Faktor 2 (metrisches TSP)[16] | |
Minimum-Spanning-Tree-Heuristik | Eröffnungsheuristik | wie Nearest-Insertion | |
Christofides-Heuristik | Eröffnungsheuristik | Faktor 1,5 (metrisches TSP) | |
K-Opt-Heuristik | Verbesserungsheuristik | pro Schritt | beliebig groß |
Summe der n kürzesten Kanten | Dualheuristik | beliebig groß | |
Länge eines minimalen aufspannenden Baumes | Dualheuristik | beliebig groß |
Praktische Grenzen der Berechenbarkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die größte nicht-triviale Instanz eines (symmetrischen) Rundreiseproblems, die bisher nachweisbar optimal gelöst wurde, ist ein Planungsproblem für das Layout integrierter Schaltkreise mit 85.900 Knoten.[3][4] Dieser Rekord wurde in den Jahren 2005/2006 von William Cook und anderen mit Hilfe einer Kombination aus verschiedenen Heuristiken und dem Branch-and-Cut-basierten Programm Concorde aufgestellt, wobei frühere Teilergebnisse verschiedener universitärer Arbeitsgruppen als Grundlage verwendet wurden.[14] Mit Hilfe spezieller Dekompositionstechniken und dem Einsatz mehrerer paralleler Computer haben William Cook und andere unter anderem Touren für ein TSP auf über 10 Millionen Sternen gefunden, deren Länge nachweislich höchstens 0.003 % vom Optimum abweicht.[5]
Aus der Tatsache, dass ein TSP einer bestimmten Größe optimal gelöst werden konnte, folgt jedoch nicht, dass jede Instanz dieser Größe optimal gelöst werden kann, da – wie bei den meisten kombinatorischen Optimierungsproblemen – die Schwierigkeit der Lösung stark von den Eingabeparametern (in diesem Fall den Kantengewichten) abhängt. Ein kleineres Problem kann deutlich schwerer lösbar sein; beispielsweise gibt es in der TSPLIB eine aufgrund ihrer vielen Symmetrien schwer optimal zu lösende Instanz mit nur 225 Städten[17], wobei heutzutage alle Instanzen der TSPLIB mit dem Solver Concorde gelöst werden können[18].
Varianten und Anwendungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schon die klassische Variante des Problems tritt in vielen Anwendungen auf, beispielsweise in der DNA-Sequenzierung, beim Layout integrierter Schaltkreise oder bei der Steuerung eines Bohrers in der Herstellung von Leiterplatten.[19] Auch Astronomen suchen bei Himmelsdurchmusterungen die kürzeste Route von Stern zu Stern.
Die Vielzahl an kombinierbaren Varianten bilden zusammen die Familie der TSP – die alle als NP-schwer gelten. Einige der Verallgemeinerungen betrachten mehrere Handlungsreisende, während sich andere Varianten durch grundlegend veränderte Optimierungskriterien oder durch zusätzliche Nebenbedingungen von der klassischen Version unterscheiden.
Die Vorgehensweise in der Praxis unterscheidet sich von der mathematischen Theorie dadurch, dass man zumeist keine beste Lösung sucht, sondern nur eine ausreichend gute. Hierbei muss der Gesamtaufwand betrachtet werden – als Aufwand für Durchführung und Berechnung. Was dabei „gut“ bedeutet und welche Kriterien zum Tragen kommen, hängt vom Kontext des Problems ab. So wird man sich für eine einmalige Liefertour weniger Mühe machen als für die Bestückungsplanung einer Leiterplatte, die in einer Millionenauflage hergestellt wird.
Mehrere Handlungsreisende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim multiple TSP (mTSP) werden die Städte auf mehrere Handlungsreisende aufgeteilt, wobei alle ihre Rundreisen in derselben Stadt starten und dort auch beenden. Jede Stadt muss von genau einem Handlungsreisenden besucht werden. Ziel ist die Minimierung der zurückgelegten Gesamtstrecke. In der Variante mTSP with nonlazy Salesmen werden nur Rundreisen mit mindestens zwei Städten zugelassen, so dass sich jeder Rundreisende tatsächlich fortbewegen muss. Die klassische Version ergibt sich als Spezialfall mit nur einem Handlungsreisenden.
Das Vehicle Routing Problem (VRP) ist ein multiple TSP mit zusätzlichen Transportkapazitätsrestriktionen. Es entstand direkt aus der praktischen Notwendigkeit der Tourenplanung, bei der Waren aus einem zentralen Depot an Kunden ausgeliefert werden sollen. Die Rundreisen entsprechen den Touren von Transportern, die von dem gemeinsamen Depot aus starten und wieder dorthin zurückkehren. Ziel des VRP ist es, alle Kunden möglichst kostengünstig zu beliefern. Dabei kann ein Kunde zwar mehrfach, aber jeweils nur von einem Transporter beliefert werden. In dem Spezialfall, dass die Kapazitäten der Transporter größer sind als die Summe aller Bestellmengen, entspricht das VRP dem mTSP und ist daher ebenfalls NP-schwer. Vom Vehicle Routing Problem (VRP) abgeleitete Varianten sind:
- Capacitated VRP (CVRP)
- Alle Transporter haben eine maximale Kapazität.
- Multiple Depot VRP (MDVRP)
- Die Transporter können von mehreren verschiedenen Depots starten.
- VRP with Time Windows (VRPTW)
- Die Kunden können jeweils nur innerhalb vorgegebener Zeitfenster beliefert werden.
- Periodisches VRP (PVRP)
- Der Bedarf der Kunden wächst in zeitlichen Abständen nach. Betrachtet wird eine bestimmte Zeitdauer.
- Split Delivery VRP (SDVRP)
- Ein Kunde kann von verschiedenen Transportern beliefert werden.
- VRP with Backhauls (VRPB)
- Lieferanten und deren Abgabemengen werden berücksichtigt.
- Dynamisches VRP (DVRP)
- Zusätzlicher Bedarf kann während der Berechnung entstehen, was vorzeitig zu berücksichtigen ist.
Städtecluster
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim generalized TSP (GTSP) (deutsch: verallgemeinertes TSP) werden mehrere Städte zu einem Cluster zusammengefasst. Der Handlungsreisende muss aus jedem Cluster genau eine Stadt besuchen. Das TSP ist ein Spezialfall des GTSP, in dem jede Stadt in einem Cluster liegt, der eben nur diese eine Stadt enthält. Jede Instanz des GTSP lässt sich in eine Instanz des einfachen TSP überführen und mit den für dieses Problem bekannten Algorithmen lösen. Aus diesem Grund ist auch das GTSP NP-schwer.
In der Praxis werden die Lösungsalgorithmen des GTSP zum Beispiel dazu verwendet, den Leerweg von CNC-Schneidemaschinen zu optimieren. Diese werden unter anderem in der Textilbranche eingesetzt, um aus einer großen Bahn Stoff kleinere Teile für Kleidungsstücke auszuschneiden. Hierbei stellen die auszuschneidenden Konturen die Cluster und die möglichen Ansatzpunkte des Schneidwerkzeuges auf den Konturen die Städte dar.
Änderungen des Optimierungskriteriums
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim Prize Collecting TSP (PCTSP) werden dem Handlungsreisenden in jeder Stadt bestimmte Preisgelder bezahlt (beispielsweise Verkaufsumsätze). Um von einer Stadt zur nächsten zu reisen, muss er jedoch Kosten aufbringen. Er soll nun eine vorgegebene Anzahl von Städten und eine Rundreise zwischen diesen Städten so auswählen, dass der Gewinn maximal wird. Da das Problem als Spezialfall die klassische Variante enthält (alle Städte werden besucht und alle Preisgelder sind 0), ist das PCTSP ebenfalls NP-schwer. Eine davon abgeleitete Form ist das Traveling Salesman Selection Problem (TSSP), bei dem zu vorgegebenem eine kürzeste Tour zwischen beliebigen Städten gesucht ist, wobei auf Preisgelder verzichtet wird und metrische Distanzen vorausgesetzt werden.
Beim Bottleneck TSP (BTSP) soll nicht die Summe der Kantenlängen, sondern die Länge der längsten verwendeten Kante minimiert werden. Dies bewirkt eine weniger starke Streuung der einzelnen Distanzen, um möglichen Engpässen, den Flaschenhälsen, entgegenzuwirken. Eine verwandte Variante ist das maximum scatter TSP, bei dem die kleinste verwendete Länge maximiert wird.
Zusätzliche Nebenbedingungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine in Anwendungen häufige Einschränkung sind Zeitfenster, in denen eine Stadt besucht werden muss. Beispielsweise vereinbart ein technischer Kundendienst zur Reparatur von Haushaltsgeräten mit Kunden in der Regel einen Zeitraum, in dem der Besuch des Technikers erfolgt. Dieser Zeitraum muss bei der Tourenplanung berücksichtigt werden.
Beim Online TSP sind nicht alle Städte von vornherein gegeben, sondern werden erst nach und nach bekannt, während der Handlungsreisende schon unterwegs ist. Dieser ändert dann seine Tour so ab, dass neue Städte „möglichst gut“ in seine bisher geplante Tour passen. Diese Variante tritt beispielsweise bei Pannendiensten wie dem ADAC auf, wo Positionen liegengebliebener Autos erst nach und nach bekannt werden und die Zentrale versucht, neue Fälle möglichst günstig in bestehende Touren einzubauen. Da viele Pannenhelfer unterwegs sind und die Zentrale bei der Meldung einer Panne eine ungefähre Zeitangabe macht, wann ein Pannenhelfer eintrifft, handelt es sich um ein Multiple Online TSP mit Zeitfenstern.
Der Paketdienst UPS mit rund 55.000 Kurierfahrern und durchschnittlich 120 Paketen pro Tag und Fahrer verwendete bisher optimierte statische Routen für jedes Fahrzeug, die individuell von den Fahrern gemäß ihrer Erfahrung abgewandelt wurden. Ab 2013 stellt das Unternehmen auf das System ORION (On-Road Integrated Optimization and Navigation) um. Dieses berücksichtigt garantierte Lieferfristen für einzelne Pakete, angemeldete Abholungen und spezielle Kundenklassen mit bevorzugter Bedienung sowie Daten aus dem Verkehrsfluss in Echtzeit. Es lässt erfahrenen Mitarbeitern die Möglichkeit, von der vorgeschlagenen Route abzuweichen.[20] Für dieses Unternehmen kommt als weitere Bedingung hinzu, dass UPS-Fahrer in Städten mit regelmäßigem Straßenraster nicht links abbiegen, weil damit zu große Verzögerungen beim Warten auf Gegenverkehr und ein zu großes Unfallrisiko verbunden sind.[21]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- David Applegate, Robert Bixby, Vašek Chvátal, William Cook: On the Solution of Traveling Salesman Problems. Documenta Mathematica. Extraband 3 zum Internationalen Mathematikerkongress. Berlin 1998, S. 645–656. (Postscript; Gzip; 68 kB)
- David L. Applegate, Robert E. Bixby, Vašek Chvátal, William J. Cook: The Traveling Salesman Problem. A Computational Study. Princeton University Press, Februar 2007. ISBN 0-691-12993-2
- William J. Cook: In Pursuit of the Traveling Salesman: Mathematics at the Limits of Computation. Princeton University Press 2011, ISBN 0-691-15270-5.
- Lawler, Lenstra, Rinnooy Kan, Shmoys (Hrsg.): The Traveling Salesman Problem. A Guided Tour of Combinatorial Optimization. Wiley, Chichester 1985. ISBN 0-471-90413-9
- W. Domschke: Logistik – Rundreisen und Touren. Oldenbourg-Verlag, München/Wien 1997 (4. Aufl.). ISBN 3-486-29472-5
- T. Grünert, S. Irnich: Optimierung im Transport. Bd. 2. Wege und Touren. Shaker Verlag, Aachen 2005. ISBN 3-8322-4515-4
- Gregory Gutin, Abraham P. Punnen: The traveling salesman problem and its variations. Kluwer Academic Publishers. Auszugsweise online (englisch)
- Walter Schmitting: Das Traveling-Salesman-Problem – Anwendungen und heuristische Nutzung von Voronoi-/Delaunay-Strukturen zur Lösung euklidischer, zweidimensionaler Traveling-Salesman-Probleme, 1999, Dissertation, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, urn:nbn:de:hbz:061-19990210-000314-6
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- TSP-Spiel – ein interaktives Spiel zum Traveling Salesman Problem mit ausführlicher Erklärung und Darstellung des Lösungsverfahrens
- The Traveling Salesman Problem Home – ausführliche Informationen zum Traveling Salesman Problem (englisch)
- TSPLIB – Sammlung von Benchmark-Instanzen des TSP und verschiedener Varianten (englisch)
- Spektrum der Wissenschaft (4/99): Die optimierte Odyssee – Artikel von Martin Grötschel und Manfred Padberg
- The VRP Web – ausführliche Informationen zum Vehicle Routing Problem (englisch)
- 40. Algorithmus der Woche – Informatikjahr 2006 TSP oder die optimale Tour für den Nikolaus
- Rundreiseproblem. In: Standard-Thesaurus Wirtschaft. ZBW, abgerufen am 31. Dezember 2024.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der Handlungsreisende – wie er sein soll und was er zu thun hat, um Aufträge zu erhalten und eines glücklichen Erfolgs in seinen Geschäften gewiß zu sein – von einem alten Commis-Voyageur. Verlag von B. Fr. Voigt, Ilmenau 1832, S. 188–203, Digitalisat
- ↑ René van Bevern, Viktoriia A. Slugina: A historical note on the 3/2-approximation algorithm for the metric traveling salesman problem. In: Historia Mathematica. Mai 2020, doi:10.1016/j.hm.2020.04.003, arxiv:2004.02437 (elsevier.com).
- ↑ a b David L. Applegate, Robert E. Bixby, Vašek Chvátal, and William J. Cook: The Traveling Salesman Problem. A Computational Study. Princeton University Press, Februar 2007. S. 522–524. ISBN 0-691-12993-2
- ↑ a b David L. Applegate, Robert E. Bixby, Vašek Chvátal, William Cook, Daniel G. Espinoza, Marcos Goycoolea, Keld Helsgaun: Certification of an optimal TSP tour through 85,900 cities. In: Operations Research Letters. Band 37, Nr. 1, Januar 2009, ISSN 0167-6377, S. 11–15, doi:10.1016/j.orl.2008.09.006 (uwaterloo.ca [PDF; abgerufen am 18. Januar 2024]).
- ↑ a b William Cook: TSP: Tours visiting 10,000,000 Stars. In: Mathematics Department University Waterloo. Abgerufen am 16. Januar 2024 (englisch).
- ↑ András Sebö, Jens Vygen: Shorter tours by nicer ears: 7/5-approximation for the graph-TSP, 3/2 for the path version, and 4/3 for two-edge-connected subgraphs. Combinatorica 34 (5) (2014), 597-629, (doi:10.1007/s00493-011-2960-3)
- ↑ G. Dantzig, R. Fulkerson, S. Johnson: Solution of a Large-Scale Traveling-Salesman Problem. In: Journal of the Operations Research Society of America. Band 2, Nr. 4, November 1954, ISSN 0096-3984, S. 393–410, doi:10.1287/opre.2.4.393 (dtic.mil [PDF; abgerufen am 15. Januar 2024]).
- ↑ C. E. Miller, A. W. Tucker, R. A. Zemlin: Integer Programming Formulation of Traveling Salesman Problems. In: Journal of the ACM. Band 7, Nr. 4, Oktober 1960, ISSN 0004-5411, S. 326–329, doi:10.1145/321043.321046 (acm.org [PDF; abgerufen am 15. Januar 2024]).
- ↑ Pjotr Berman, Marek Karpinski, 8/7-approximation algorithm for (1,2)-TSP, Proceedings SODA '06, pp. 641-648. doi:10.1145/1109557.1109627
- ↑ Marek Karpinski, Michael Lampis, and Richard Schmied, New Inapproximability Bounds for TSP, appeared in Algorithms and Computation - 24th International Symposium, ISAAC 2013, pp. 568-578, 2013, doi:10.1007/978-3-642-45030-3
- ↑ Marek Karpinski, Richard Schmied: Approximation hardness of graphic TSP on cubic graphs. In: RAIRO - Operations Research. Band 49, Nr. 4, 1. Oktober 2015, ISSN 0399-0559, S. 651–668, doi:10.1051/ro/2014062, arxiv:1304.6800 (numdam.org [abgerufen am 31. Dezember 2024]).
- ↑ Sanjeev Arora: Polynomial time approximation schemes for Euclidean traveling salesman and other geometric problems. In: Journal of the ACM. Band 45, Nr. 5, September 1998, ISSN 0004-5411, S. 753–782, doi:10.1145/290179.290180 (acm.org [abgerufen am 31. Dezember 2024]).
- ↑ Joseph S. B. Mitchell: Guillotine Subdivisions Approximate Polygonal Subdivisions: A Simple Polynomial-Time Approximation Scheme for Geometric TSP, k -MST, and Related Problems. In: SIAM Journal on Computing. Band 28, Nr. 4, Januar 1999, ISSN 0097-5397, S. 1298–1309, doi:10.1137/S0097539796309764 (acm.org [PDF; abgerufen am 31. Dezember 2024]).
- ↑ a b William Cook, Daniel Espinoza, Marcos Goycoolea: Computing with Domino-Parity Inequalities for the TSP. 2005. (Preprint, pdf; 261 kB)
- ↑ Keld Helsgaun: An Effective Implementation of the Lin-Kernighan Traveling Salesman Heuristic. (PDF; 646 kB) In: European Journal of Operational Research. Amsterdam 126.2000, Nr. 1, S. 106–130. ISSN 0377-2217
- ↑ Nach Rosenkrantz, D.J.; Stearns, R.E.; Lewis, P.M. "Approximate algorithms for the traveling salesperson problem", Conference on Switching and Automata Theory, 1974. doi:10.1109/SWAT.1974.4
- ↑ TSP-Seite von Vašek Chvátal
- ↑ William Cook: Optimal 85,900-Point Tour: A VLSI Application. Mathematics Department University Waterloo, abgerufen am 16. Januar 2024 (englisch).
- ↑ Dokumentierte Anwendungen von Concorde
- ↑ Wired.com: The Astronomical Math Behind UPS’ New Tool to Deliver Packages Faster, 13. Juni 2013
- ↑ New York Times: Left-Hand-Turn Elimination, 9. Dezember 2007