{{Dieser Artikel|beschreibt Zahnradbahnen, die auf paarig angeordneten Schienen verkehren. Zu vorwiegend im Steillagenweinbau eingesetzten Einschienen-Zahnradbahnen siehe [[Monorackbahn]].}}
[[Bild:Lausanne Metro Track Closeup.jpg|thumb|300px|Gleis mit Zahnstange System Abt (1 Lamelle)]]
<!--[[Datei:Schafberg Bahn.jpg|mini|Zahnradbahn auf dem [[Schafbergbahn|Schafberg]]]]-->
[[Bild:Wengernalpbahn_Zahnradbahnweiche_Lauterbrunn_800px.jpg|thumb|Zahnradbahnweiche der Wengernalpbahn im Bahnhof Lauterbrunnen]]
[[Datei:Brienz Rothorn Bahn, Loks Nr. 12, 14 und 15.JPG|mini|hochkant=1.8|Zahnradbahn auf das Brienzer Rothorn]]
Eine '''Zahnradbahn''' ist ein zu den [[Bahn (Verkehr)|Bahnen]] bzw. [[Bergbahn]]en gehöriges [[Verkehrsmittel]].
Eine '''Zahnradbahn''', historisch auch ''Zahnbahn'' oder ''Zahnstangenbahn''<ref>{{RöllEnzyklopädie |Band=10 |Seiten=451–468 |Lemma=Zahnbahnen |Autor=[[Carl Dolezalek (Eisenbahningenieur)|Carl Dolezalek]]}}</ref>, ist ein schienengebundenes [[Verkehrsmittel]], bei dem die [[Vortrieb (Physik)|Vortriebs-]] oder die [[Bremse|Bremskraft]] zwischen [[Triebfahrzeug]] und Fahrbahn [[Formschluss|formschlüssig]]<ref group="Anm." name="auf">[[Datei:Eingriffslinie - Zahnkräfte.png|mini|Eingriffslinie und Zahnkräfte]]Die Zahnflanken befinden sich nicht senkrecht zur Richtung der zu übertragenden Kraft (Eingriffslinie). Der Kraftanteil in Richtung der Zahnflanken kann wegen deren Schmierung durch Kraftschluss nicht kompensiert werden. Ein Aufsteigen des Zahnrads aus der -stange wegen der Auftriebskraft (Herausdrängen aus ihr) wird durch die Gewichtskraft des Fahrzeugs vermieden. Deren Anteil in Richtung der Flanken ist umso kleiner, je größer die Steigung der Fahrbahn ist. Ab einer bestimmten Streckenneigung reicht dieser Anteil nicht mehr aus, um das Aufsteigen zu verhindern.</ref> mittels eines [[Zahnrad#Zahnstange|Zahnstangengetriebes]] übertragen wird. Das Zahnradsystem besteht fahrzeugseitig aus Trieb- und Bremszahnrädern und infrastrukturseitig aus Zahnstangenstrecken.<ref name="SUST">[https://www.sust.admin.ch/inhalte/BS/2021030602_Bruenig_SB_D.pdf ''Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST über den Zahnradbruch vom 6. März 2021.''] 13. Dezember 2022 (PDF; 17 MB)</ref> In eine zwischen den beiden Schienen auf den [[Schwelle (Bahn)|Schwellen]] befestigte [[Zahnstange]] greifen ein oder mehrere am Triebfahrzeug angetriebene Zahnräder ein.
== Einleitung ==
Durch Anwendung des Formschlusses (Zahnradbahn) lassen sich wesentlich größere [[Gradiente|Neigungen]]<ref name=":0" /><ref name="AB-EBV" /> als mit [[Adhäsionsbahn|Reibungsschluss]] (Adhäsionsbahn) befahren:
Auf ebener Strecke kann der Antrieb über die bahn-übliche [[Reibung]] glatter [[Rad|Räder]] auf glatten [[Schiene]]n erfolgen. Das Zahnradsystem verwendet man weltweit zur Überwindung von großen [[Steigung]]en, d.h. bei [[Bergbahn]]en.
* Adhäsionsbahnen bis etwa 75 ‰ Neigung (in Einzelfällen bis zu 116 bzw. 135 ‰),
Dabei dreht beim Zahnradantrieb ein [[Zahnrad]], das in eine [[Zahnstange]] eingreift und bewegt das Fahrzeug vorwärts. Falls die Reibungsbahnanteile weit überwiegen, spricht man nicht unbedingt von Zahnradbahn, sondern von Eisenbahn mit Zahnstangenabschnitten.
* Zahnradbahnen bis etwa 300 ‰ Neigung, maximal bis zu 500 ‰.<ref group="Anm." name="auf" />
Bei Bahnen im Gebirge stehen für die Bewältigung der bedeutenden Höhendifferenzen oftmals nur kurze Distanzen zur Verfügung. Es müssen größere Neigungen bewältigt werden als der [[Adhäsionsbahn|Adhäsionsantrieb]] (wegen des Durchdrehens der angetriebenen Räder auf den Schienen bei größerer Neigung) zulässt. Die [[Schafbergbahn]] überwindet Neigungen von bis zu 255 ‰, die [[Pilatusbahn]] ausnahmsweise bis 480 ‰ (zwei liegende Zahnräder verhindern gegenseitig das Herausdrängen der Räder aus der Zahnstange), die besonders schweren [[Treidellok]]s (mit 50 t das Mehrfache üblicher Zahnradbahnloks) am [[Panamakanal]] bis zu 500 ‰. Es gibt auch Zahnradbahnen auf Hanglagen in Städten, so zum Beispiel in [[Zahnradbahn Stuttgart|Stuttgart]].
Am [[Panama-Kanal]] werden Seeschiffe mit (in der Ebene fahrenden) Zahnstangenlokomotiven getreidelt, mit 50 % max. Steigung!
Die auf die [[Lotrichtung|Vertikale]] bezogene Steiggeschwindigkeit der Zahnradbahnen ist meistens höher als bei [[Gebirgsbahn]]en mit Adhäsionsantrieb.<ref name="SER-2003-2">{{Literatur |Autor=Peter Schmied |Titel=34. Tagung „Moderne Schienenfahrzeuge“ in Graz (Fortsetzung) |TitelErg=Hans Schlunegger (Jungfraubahnen): Moderne Zahnradbahnen |Sammelwerk=[[Schweizer Eisenbahn-Revue]] |Nummer=2 |Verlag=Minirex |Datum=2003 |Seiten=66}}</ref>
[[Image:Zahnradlok01.jpg|thumb|right|Triebwerk einer Zahnraddampflokomotive mit 4 [[Zylinder (Technik)|Zylinder]]n]]
Als erste Zahnradbahn der Welt wird die von [[John Blenkinsop]] in [[Middleton]] in [[Großbritannien und Nordirland|Großbritannien]] konstruierte [[Grubenbahn]] anerkannt, die am [[12. August]] [[1812]] ihren Betrieb aufnahm.
Die ersten Zahnradbahnen wurden 1869 in den USA auf den [[Mount Washington Cog Railway|Mount Washington]] und 1871 in der Schweiz auf die [[Vitznau-Rigi-Bahn|Rigi]] eröffnet. Ursprünglich wurden die Zahnradbahnen ausschließlich mit [[Dampflokomotive]]n betrieben, heute herrscht die [[Geschichte des elektrischen Antriebs von Schienenfahrzeugen|elektrische Traktion]] vor. Seit den 1920er Jahren wurden viele Zahnradstrecken mit geringeren Neigungen auf reinen Adhäsionsbetrieb umgestellt oder der Betrieb wurde vollständig eingestellt.
Die erste Zahnradbahn der Welt, die errichtet wurde, um einen steilen Berg zu erklimmen, ist die [[1869]] eröffnete Zahnradbahn auf den [[Mount Washington]] in den [[USA]]. Älteste aktive Zahnradbahn Deutschlands ist die am [[13. Juli]] [[1883]] in Betrieb genommene [[Drachenfelsbahn]].
Es kommen verschiedene [[#Zahnstangensysteme|Zahnstangensysteme]] zum Einsatz, die nur teilweise miteinander kompatibel sind. Zahnradbahnen unterscheiden sich in verschiedenen Bereichen von Adäsionsbahnen. Bei [[#Weichen und andere Gleisverbindungen|Zahnstangenweichen]] sind spezielle Konstruktionen notwendig. Wegen den großen Neigungen werden aus Sicherheitsgründen mehrere voneinander unabhängige Bremssysteme verwendet. Weitere speziell bei Zahnradbahnen zu beachtende Sicherheitsaspekte sind die [[#Sicherheit gegen Entgleisen|Sicherheit gegen Entgleisen]], die [[#Helixverwindung|Helixverwindung]] und bei Bahnen mit gemischtem Zahnrad- und Adhäsionsbetrieb die [[Zugsicherung Schmalspur (Schweiz)#Betriebsartenüberwachung|Betriebsartenüberwachung]]. Beim Übergang von Adhäsions- auf Zahnstangenabschnitt sind [[#Zahnstangeneinfahrt|Zahnstangeneinfahrten]] notwendig, wobei es unterschiedliche Systeme gibt. Einzelne Zahnradbahnen betreiben auch [[#Eignung für Güterverkehr|Güterverkehr]].
Die von Niklaus Riggenbach konstruierte [[Vitznau-Rigi-Bahn]] wurde [[1871]] eröffnet und ist die erste Zahnradbahn Europas. Sie führt von [[Vitznau]] auf den Berg [[Rigi]] nahe [[Luzern (Stadt)|Luzern]], [[Schweiz]].
Die Zahnstange ist im Prinzip ein Zahnrad mit unendlich großem Teilkreisdurchmesser. Zahnradantriebe erfordern allgemein höheren Konstruktions- und Fertigungsaufwand als auf Schienen rollende Räder.<ref name="SUST" />
Die weltweit steilste Zahnradbahn ist mit einer maximalen Steigung von 48% die [[1889]] eröffnete [[Pilatusbahn]] bei [[Luzern (Stadt)|Luzern]] in der [[Schweiz]]. Extra für diese Bahn wurde von Eduard Locher das nach ihm benannte Zahnradsystem entwickelt.
== Systeme ==
== Übersicht ==
Für Zahnradbahnen gibt es verschiedene [[Antrieb]]sarten, die den betrieblichen Anforderungen entsprechend konzipiert sind. Man unterscheidet zwischen ''reinen Zahnradbahnen'' und ''Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb''.
=== Reine Zahnradbahnen ===
Die vier weltweit bekanntesten Zahnstangensysteme wurden von Schweizern entwickelt und nach ihnen benannt:
[[Datei:Trains du Schynige Platte (Suisse) (Ausschnitt).jpg|mini|Reine Zahnradbahn: Zug der [[Schynige-Platte-Bahn]] mit zwei [[Vorstellwagen]]]]
Bei reinen Zahnradbahnen – meist wenige Kilometer lange Bergbahnen – ist der Zahnradantrieb ständig im Eingriff. Die Laufräder der Triebfahrzeuge sind in der Regel nicht angetrieben. Die Fahrzeuge können sich auf Strecken ohne Zahnstange nicht fortbewegen, weshalb meistens auch die relativ kurzen ebenen Abschnitte in den [[Endbahnhof|Endbahnhöfen]] und die Zufahrten zur Werkstatt mit Zahnstangen ausgerüstet sind.
Früher bestanden die Züge der reinen Zahnradbahnen je nach Neigung in der Regel aus einer Lokomotive und einem bis drei Wagen. Die Lokomotive war stets talwärts eingeordnet, so dass die Wagen bergauf geschoben wurden und sich der Einbau der zwei vorgeschriebenen mechanischen Bremsen auf das Triebfahrzeug beschränkte. Heute kommen mehrheitlich [[Triebwagen]]züge oder Triebwagen zum Einsatz.
[[bild:Zahnradsysteme.JPG|thumb|247px|vlnr: Riggenbach; Strub; Abt (1, 2 oder 3 Lamellen); Locher]]
*'''System Abt:''' ''[[Carl Roman Abt]]'', Lamellenzahnstangen; Eine, zwei oder drei Zahnstangen liegen gegeneinander verschoben mit den [[Zahn|Zähnen]] nach oben im [[Gleis]], ein, zwei- oder dreifaches Zahnrad greift von oben ein.
*'''System Locher:''' ''[[Eduard Locher]]'', Fischgrätezahnstange; Eine Doppelzahnstange mit Zähnen auf der linken und rechten Seite liegt im Gleis, die Zahnräder greifen von der Seite aus ein. Dieses System wird für extreme Steigungen verwendet, da man befürchtet, dass sonst die [[Lokomotive]] aus dem Gleis gehoben würde.
*'''System Riggenbach:''' ''[[Niklaus Riggenbach]]'', Leiterzahnstange; In ein U-förmiges Profil sind die Zähne als Sprossen eingesetzt.
*'''System Strub:''' ''[[Emil Strub]]'', Zahnkopfstange; Die Zähne sind in eine der [[Vignolschiene| Keilkopfschiene]] ähnlichen Schiene eingefräst.
=== Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradbetrieb ===
[[Datei:Trains du Furka Oberalp (Suisse).jpg|mini|Gemischter Betrieb: Zug der Furka-Oberalp-Bahn auf einem Zahnstangenabschnitt]]
Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradbetrieb wurden dort gebaut, wo nur einzelne Abschnitte mit starken Neigungen vorhanden sind. Bei solchen Bahnen sind die Triebfahrzeuge mit einem kombinierten Antrieb ausgerüstet. Vereinzelt gibt es getrennte Antriebe für die Laufräder und das Zahnrad. Zudem gab es Bahnen, bei denen Adhäsionstriebwagen auf den Zahnstangenabschnitten von Zahnradlokomotiven geschoben wurden (z. B. die [[Stansstad-Engelberg-Bahn]] oder die [[Rittner Bahn]]).
Der Vorteil gemischter Antriebe ist, dass dort, wo das Zahnrad nicht im Eingriff ist, mit höherer Geschwindigkeit gefahren werden kann. Auf Zahnstangenabschnitten ist die Geschwindigkeit nach den [[Schweiz]]er Vorschriften,<ref name="AB-EBV">{{BAV-AB-EBV}}</ref> die in diesem Bereich meist als Referenz gelten, auf 40 km/h begrenzt. Zumindest ein Teil der Wagen muss auf derartigen Strecken mit Bremszahnrädern ausgerüstet sein.
<gallery>
Bild:Zahnradbahn_abt.jpg|System Abt
Bild:Zahnradbahn_locher.jpg|System Locher
Bild:Zahnradbahn_riggenbach.jpg|System Riggenbach
Bild:Zahnradbahn_strub.jpg|System Strub
[[Bild:104-0474_IMG.JPG|thumb|Zahnradbahn auf den Corcovado, Rio de Janeiro]]
[[Bild:Pilatus2.jpg|thumb|Pilatus-Bahn: Gleiswender in der Nähe der Bergstationen]]
</gallery>
Der Nachteil gemischter Antriebe ist der technische Aufwand, der vor allem zur ungestörten Einfahrt in die Zahnradstrecken bei möglichst ungeminderter oder nur wenig reduzierter Fahrgeschwindigkeit erforderlich ist. Die Zähne der Antriebs- und Bremsräder müssen bei der Einfahrt im Idealfall die Lücken in einer Zahnstange genau treffen. Der ungünstigste Fall ist, wenn die Zahnköpfe aufeinander treffen und das Fahrzeug „aufsteigt“. Bei den (nicht angetriebenen) Bremszahnrädern kommt erschwerend hinzu, dass ihre Drehzahl vor der Einfahrt passend zur Fahrgeschwindigkeit gemacht werden muss.
== Liste der Zahnradbahnen ==
{|border="1" cellpadding="0" cellspacing="0"
''Siehe auch:'' Abschnitte [[#Triebfahrzeuge für reine Zahnradbahnen|''Triebfahrzeuge für reine Zahnradbahnen'']] und [[#Triebfahrzeuge für gemischte Bahnen|''Triebfahrzeuge für gemischte Bahnen'']]
! Name der Bahn
<div style="clear:both;"></div>
! Ort, Strecke
! Spur-<br>weite
=== Treidellokomotiven ===
! System
[[Datei:08-130 Esclusas de Miraflores - mula - Flickr - Andre Pantin.jpg|mini|links|Treidellokomotiven, Panamakanal]]
! Zahnrad<br>von-bis
Mit zahnradgetriebenen [[Treidellokomotive]]n werden Schiffe durch die Schleusen des [[Panamakanal]]s [[Treideln|getreidelt]]. Um die Zugkraft der Lokomotiven zu erhöhen, liegt die Zahnstange in den Treidelgleisen durchgehend, also auch in den waagerechten Abschnitten. Die erheblichen seitlichen Zugkräfte, die beim Ziehen der Schiffe auftreten, nehmen waagerechte Führungsrollen auf. Diese rollen an den Flanken der Zahnstangen, die der Bauart Riggenbach ähneln.
!
|-
In den parallel liegenden Gleisen für die Leerfahrten zurück liegen Zahnstangen nur in den kurzen, aber bis zu 500 ‰ steilen Rampen neben den Schleusenhäuptern.
[[Datei:Nerobergbahn im April 2013 - 2.jpg|mini|Nerobergbahn, [[Wasserballastbahn]] mit Zahnstangenbremse]]
Bei den ersten Standseilbahnen, die meistens mit [[Wasserballastbahn|Wasserballast]] angetrieben waren, wurden eine Bremszahnstange und Bremszahnräder ausschließlich zum Bremsen verwendet. Bedient wurde die Bremse von einem Wagen (den talfahrenden) aus. Die Zahnstangen und -räder verschwanden ab Ende des 19. Jahrhunderts, als auf elektrischen Antrieb des Seiles übergegangen wurde und die Brems- mit der Antriebseinrichtung an der Umlenkrolle in der Bergstation kombiniert wurde.
Eine Bremszahnstange und Bremszahnräder besitzt die noch in Betrieb befindliche [[Nerobergbahn]] in [[Wiesbaden]].
=== Spurweite ===
Zahnradbahnen können in jeder [[Spurweite (Bahn)|Spurweite]] gebaut werden, sofern sie den Einbau der Zahnradantriebe in die Laufwerke ermöglicht. Die ältesten Zahnradbahnen der Schweiz sind [[Normalspur|normalspurig]], entweder weil vor 1872 eine andere Spurweite nicht erlaubt war<ref>{{HLS|7961|Eisenbahnen – 3.3 – Nebenlinien|Autor=[[Hans-Peter Bärtschi]], [[Anne-Marie Dubler]]|Datum=2015-02-11|Abruf=2019-06-04}}</ref> oder um den Übergang auf benachbarte Normalspurstrecken zu ermöglichen. Bei Bahnen in Normal- und [[Meterspur]] sind die Fahrzeuge weniger [[Kippmoment (Mechanik)|kippgefährdet]] als bei solchen mit 800 oder 750 Millimeter [[Spurweite (Bahn)|Spurweite]], was insbesondere bei [[Föhnsturm|Föhnstürmen]] von Bedeutung ist. Normal- und [[Breitspurbahn]]en erlauben eine größere Transportkapazität, erfordern wegen der potentiell schwereren Fahrzeuge jedoch eine massivere Bauweise von [[Oberbau (Eisenbahn)|Ober-]] und [[Unterbau (Eisenbahn)|Unterbau]] sowie größere Bogenradien. Weil diese Bedingungen bei Bergbahnen oft nicht erfüllt sind, ist die Mehrheit der Zahnradbahnen meter-, seltener normalspurig. Breitspurige Zahnradstrecken sind auch wegen des geringen Vorkommens von Breitspuren überhaupt eine Ausnahme. Ein Beispiel ist der Abschnitt Raiz da Serra – Paranapiacaba der Strecke [[Bahnstrecke Santos–Jundiaí|Santos–Jundiaí]] im brasilianischen Bundesstaat São Paulo mit einer Spurweite von 1600 Millimetern.
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== Vor- und Nachteile ==
=== Verwendungsbereich ===
[[Datei:Skitube01Oct06.JPG|mini|Zahnradbahnen können sehr leistungsfähig sein. Der abgebildete vierteilige Zahnrad-Triebzug der Perisher [[Skitube]] in Australien kann in [[Doppeltraktion]] verkehren und so 1768 Fahrgäste transportieren.]]
[[Datei:Schafbergbahn 5099 railcars at Schafbergalpe.jpg|mini|Auf Neigungen über 250 ‰ dürfen Züge nicht gezogen werden. Einzeln verkehrende Triebwagen auf der Reihe [[ÖBB 5099|5099]] auf der 255 ‰ steilen [[Schafbergbahn|Schafberg­bahn]] in Österreich.]]
Zahnradbahnen finden ihren Verwendungsbereich zwischen den [[Adhäsionsbahn]]en und den [[Seilbahn]]en. Zahnradbahnen sind vor allem zur Verkehrserschließung von topographisch unterschiedlich beschaffenem Gelände geeignet, wo abwechslungsweise flachere und steile Streckenabschnitte im Adhäsions- bzw. im Zahnstangenbetrieb durchgehend befahren werden können. Zudem haben sie ihre Berechtigung bei verhältnismäßig langen Steilstrecken mit großen geforderten Transportkapazitäten. Vorteilhaft ist ihre unbegrenzte Streckenlänge, wobei die Bahn je nach Gelände für einen wahlweisen Adhäsions- und Zahnstangenbetrieb gebaut werden kann. Zusätzlich können Steigungen und Gefälle abwechselnd aufeinander folgen. [[Standseilbahn#Standseilbahnen mit Traktorbetrieb|Traktorbetrieb]] ist aufwendiger als der Betrieb einer gemischten Zahnradbahn. Typische Beispiele für in das Eisenbahnnetz eingebundene Strecken sind die [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]] und die [[Zentralbahn]], die nicht nur dem Tourismus, sondern auch der regionalen Erschließung für die einheimische Bevölkerung dienen.
=== Kosten ===
Nachteilig sind die hohen Investitionskosten, vor allem, wenn die Trassen in schwierigem Gelände angelegt werden müssen. Der Bau der Fahrbahn und die Erstellung von Brücken, Tunnels und Verbauungen gegen Steinschlag und Lawinen sind kostspielig, so dass der Bau einer Zahnradbahn wesentlich teurer sein kann als der einer [[Luftseilbahn]]. Kostenintensiv sind zudem die Spezialkonstruktionen an Fahrzeugen und Oberbau. 1991 plante die damalige [[Luzern-Stans-Engelberg-Bahn]] eine Vergrößerung ihrer Transportkapazität. Der Preis eines leistungsfähigen Doppeltriebwagens mit 2100 [[Watt (Einheit)|kW]] für 246 ‰ Neigung wurde auf 16 Millionen Schweizer Franken veranschlagt, so viel wie für einen kurzen Intercity-Zug mit einer [[SBB Re 460|Lokomotive 2000]] und fünf [[Eurocity-Wagen (SBB)|Eurocity-Wagen]]. Allein der Ersatz der vorhandenen acht Triebwagen [[LSE BDeh 4/4|BDeh 4/4]] hätte rund 130 Millionen Franken gekostet. Man zog es vor, stattdessen den für 68 Millionen Franken budgetierten [[Tunnel Engelberg]] mit 105 ‰ Neigung zu bauen.<ref name="SER-1995-5">{{Literatur |Autor=Walter von Andrian |Titel=Neue Bergstrecke nach Engelberg |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=5 |Verlag=Minirex |Datum=1995 |Seiten=189–194}}</ref>
=== Fahrgeschwindigkeit ===
Ein weiterer Nachteil sind die relativ geringen Fahrgeschwindigkeiten, vor allem aus Sicherheitsgründen bei der Talfahrt mit Rücksicht auf ein sicheres Bremsen bei normalem Betrieb und in Notfällen.
{| class="wikitable" style="text-align:center;"
|+ Höchstgeschwindigkeit bei Talfahrt auf Zahnstangenstrecken in km/h (Auszug)<ref name=":0">{{BAV-AB-EBV|76.1.a|Höchstgeschwindigkeit in Abhängigkeit der massgebenden<!--Schreibweise mit ss statt ß in der Schweizer Verordnung--> Neigung|9}}</ref>
Auf der Bergfahrt kann die Fahrgeschwindigkeit höher sein. Sie ist im Wesentlichen durch die Traktionsleistung des Triebfahrzeugs bestimmt.<ref name="SER-1995-5" />
Zahnradbahnen sind zum Personen- wie zum Gütertransport geeignet, was vor allem für Strecken, die der regionalen Erschließung dienen, von besonderer Bedeutung ist. Die [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]] (MGB) und die [[Wengernalpbahn]] spielen eine wichtige Rolle bei der Erschließung der autofreien Orte [[Zermatt]] und [[Wengen BE|Wengen]]. Die MGB erschloss auch eine Baustelle des Gotthardbasistunnels und führte täglich Güterzüge mit Baumaterialien über ein [[Furka-Oberalp-Bahn#Werkgleis Tscheppa–Las Rueras|Anschlussgleis mit Zahnstange zum Bau des Gotthard-Basistunnels]]. Es gibt oder gab auch Zahnradbahnen, die fast ausschließlich oder ganz für den Güterverkehr bestimmt sind, wie die [[Bahnstrecke Santos–Jundiaí|Bahnstrecke zwischen São Paulo und der Hafenstadt Santos]] in Brasilien, die eingestellte [[Bahnstrecke Padang–Bukittinggi/Sawahlunto|Kohletransportbahn Padang–Sawahlunto]] der [[Indonesische Staatsbahn|Indonesischen Staatsbahn]]<ref name="SER-1994-1">Walter von Andrian: ''Dieselelektrische Zahnrad-/Adhäsionslokomotiven für Indonesien.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 1–2. Minirex, 1994, S. 10–11.</ref> und die ebenfalls eingestellte [[Transandenbahn]] zwischen Chile und Argentinien.
Paranapiacaba 2017 024.jpg|Zwei [[Stadler He 4/4|He 4/4]] der [[MRS Logística]] be­fördern auf 104 ‰ Steigung Güter­züge mit bis zu 750 t [[Wagenzugmasse|Anhängelast]].<ref name="SER-2014-4">{{Literatur |Autor=Michael Burger, Jürg Schöning |Titel=Die grösste Zahnradlokomotive der Welt für die Strecke Paranapiacaba - Raiz da Serra der MRS Logística |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=4 |Verlag=Minirex |Datum=2014 |Seiten=176–181}}</ref>
Acla Da Fontauna - panoramio.jpg|Zementzug der [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]] (MGB) auf der Oberalpstrecke mit einer [[HGe 4/4 II]]
WAB Gueterzug Allmend-Wengen Sommer 09.jpg|Talwärts fahrender Güterzug der [[Wengernalpbahn]] mit einer [[WAB He 2/2 31–32|He 2/2]]
Trains du Furka Oberalp 05.jpg|[[VZ HGe 4/4|HGe 4/4 I]] vor einem Güterzug der damaligen [[Furka-Oberalp-Bahn]] um das Jahr 1980
1957-04-22 01 Vordernberg Bahnviadukt mit Zug.jpg|Die [[Erzbergbahn]] in Österreich wurde für den Transport von Eisenerz gebaut und 117 Jahre lang im Güterverkehr betrieben.
</gallery>
Die meist sehr kurzen [[Werkbahn]]en machten einen geringen Teil der weltweiten Zahnradstrecken aus. Die meisten Werkbahnen mit Zahnradantrieb wurden in Deutschland vor allem für den [[Bergbau]] und die [[Schwerindustrie]] erstellt.
=== Umweltaspekte ===
[[Datei:SGA Fettablagerung Zahnstange.jpg|mini|hochkant|[[Schmierfett]]­ablagerungen an einer Zahnstange der [[Appenzeller Bahnen (2006)|Appenzeller Bahnen]]]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:SBB Historic - 21 22 05 a - Dieselelektrische Lokomotive HGm 4 4.tif|mini|ohne|Wegen der höheren Umweltbelastung wird eine [[Dieselelektrischer Antrieb|dieselelektrische]] Zahnrad­lokomotive der elektrisch betriebenen Matterhorn-Gotthard-Bahn meistens nur für Schneeräum­fahrten eingesetzt.]]</div>
Obwohl Zahnradbahnen sowie Adhäsionsbahnen umweltfreundliche Verkehrsmittel sind, können gewisse nachteilige Einflüsse kaum vermieden werden. Der Bau der Trasse führt bei allen Landverkehrsmitteln zu baulichen Eingriffen in die Natur. Dank der Möglichkeit der steilen Linienführung kann jedoch ein kurzer Weg gewählt und das Gleis ins Gelände eingepasst werden. Zur Durchquerung von Wäldern ist eine Schneise im [[Hochwald (Waldbau)|Hochwald]] von etwa zehn Metern Breite notwendig (außerhalb einer schmaleren Schneise ist aber ein [[Niederwald]]streifen möglich. Niederwald ist ein wertvoller Lebensraum, der seit den 1950er Jahren selten geworden ist). Wildtiere gewöhnen sich an den Bahnbetrieb und lassen sich von den Zügen nicht stören.<ref>Beat Keller: ''Zahnradbahnen – Ein Leitfaden für die Projektierung,'' S. 134–135</ref>
Der Energieverbrauch von Zahnradbahnen ist beträchtlich höher als im Adhäsionsbetrieb. Ein 50 Tonnen schwerer Zug benötigt für die Bewältigung des Neigungswiderstands auf 250 ‰ Neigung rund 30 [[Wattstunde|kWh]]/km. Ein Teil davon kann allerdings bei talfahrenden Zügen durch die elektrische [[Rekuperationsbremse]] zurückgewonnen werden.<ref>Žarko Filipović: ''Elektrische Bahnen: Grundlagen, Triebfahrzeuge, Stromversorgung,'' S. 205</ref> [[Geschichte des elektrischen Antriebs von Schienenfahrzeugen|Elektrische Antriebe]] führen zu höheren Erstellungskosten als mit Diesellokomotiven betriebene Bahnen. Sie haben aber einen besseren Wirkungsgrad, sind lokal abgasfrei und produzieren weniger Lärm.
Wie alle beweglichen Verzahnungen benötigt auch die einer Zahnradbahn eine Schmierung, typischerweise durch Fett. Dies ist eine [[Schmierverfahren#Verlustschmierung (Verbrauchsschmierung)|Verbrauchsschmierung]], folglich bleibt auf der Zahnstange Schmierstoff zurück. Die benötigte Schmiermittelmenge hängt stark von der Witterung ab und ist bei einem Schneesturm am höchsten.<ref name="SER-1992-12">{{Literatur |Autor=Hans Schlunegger |Titel=Moderne Doppeltriebwagen BDhe 4/8 211–214 für die Jungfraubahn |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=12 |Verlag=Minirex |Datum=1992 |Seiten=549–557}}</ref> Schmiermittel kann z. B. durch Niederschläge ins Erdreich gespült werden. Um Umweltschäden zu vermeiden, darf folglich kein gewöhnliches Maschinenfett (Mineralölprodukt) verwendet werden, sondern nur vergleichsweise teure – und weniger temperaturbeständige – pflanzliche oder tierische Fette.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.igralub.ch/igralub/tl_files/Downloads/Zahnst%27schm%20Referat%20zb.pdf |wayback=20141209153944 |text=Zahnstangenschmierung – Praktische Erfahrungen (PDF; 113 kB) |archiv-bot=2024-06-20 01:56:17 InternetArchiveBot }}, Ernst Zbinden bei der Fachtagung Zahnradbahnen 2010 in Brig, abgerufen am 29. Oktober 2012</ref>
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== Technik ==
[[Datei:Zahnradantrieb - Teil- und Kopfkreis.png|mini|Eingriff des Zahnrads in die Zahnstange einer Zahnradbahn<br />3) [[Zahnrad#Geometrische Größen an Geradstirnrädern|theoretischer Kopfkreis]] des Zahnrades (bezüglich Platzanforderung etwas größer)<br />4) theoretische Kopflinie der Zahnstange (bezüglich Platzanforderung etwas höher)]]
Bei der Unterscheidung zwischen verschiedenen technischen Lösungen spricht man von verschiedenen ''Zahnstangensystemen''. Nur die Zahnstangen unterscheiden sich deutlich, während die Zahnräder alle ähnlich sind.
=== {{Anker|Systeme}}Zahnstangensysteme ===
<!-- Weiterleitung hierher existiert -->
[[Datei:Rack railway.jpg|mini|links|300px|Zahnstangensysteme [[#Riggenbach|Riggenbach]], [[#Strub|Strub]], [[#Abt|Abt]] (mit drei „Lamellen“) und [[#Locher|Locher]]]]Die vier weltweit bekanntesten Zahnstangensysteme tragen den Namen ihres jeweiligen Erfinders, die alle [[Schweizer]] waren:<br />
1. System [[Niklaus Riggenbach|Riggenbach]]: Leiterzahnstange (Trapezzähne zwischen zwei [[Profilstahl|Walzprofilen]]),<br />
2. System [[Emil Strub|Strub]]: [[Zahnstange]] („Zahnschiene“),<br />
3. System [[Carl Roman Abt|Abt]]: 2 oder 3 parallele Zahnstangen („Lamellen“),<br />
4. System [[Eduard Locher|Locher]]: liegende Zahnstange mit beidseitiger Verzahnung.
Ihre Lösungen haben sich alle von Anfang an bewährt. Sie wurden von anderen Konstrukteuren oft variiert, aber keine von ihnen musste im Laufe der Zeit grundlegend verändert werden (die Variation betraf i. d. R. nur die Schiene und die Verbindung der Zähne mit ihr).
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==== Leiterzahnstangen ====
* {{Anker|Riggenbach}}'''System Riggenbach'''
<!-- Weiterleitung hierher existiert -->
[[Datei:Zahnstange Riggenbach.png|rahmenlos|172px|links|Zahnstange System Riggenbach]]
[[Datei:Wissel Wielandshöhe 1.jpg|mini|Tiefliegende Riggenbach-Zahnstangen in einer Weiche: die Zwischenschienen (grün) und Zahnstangen (rot) werden gemeinsam bewegt]]
:Die Zahnstange von [[Niklaus Riggenbach]] wurde 1863 in Frankreich patentiert. Zwischen zwei U-förmige Profile sind die Zähne als Sprossen eingesetzt. Ursprünglich waren sie genietet, heute werden sie geschweißt. Diese Bauart zeichnet sich aus durch trapezförmige Zähne, was [[Evolventenverzahnung]] und damit eine konstante Kraftübertragung ermöglicht. Untersuchungen zeigten, dass die eingeführte Zahnform optimal war. Deren Flankenwinkel wurden auch für die späteren Zahnstangenbauarten übernommen.<ref name="Berger">Peter Berger: [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=fer-002:2014:86::152 Dokumentation der Zahnradbahntechnik basierend auf Archiv- und Erfahrungswissen] In: ''Ferrum: Nachrichten aus der Eisenbibliothek, Stiftung der Georg Fischer AG'', Band 86, 2014 (E-Periodica.ch, PDF; 10,7{{nnbsp}}MB).</ref> Ende der 1860er Jahre entwickelte Riggenbach seine Zahnstange zur [[Marktreife|Serienreife]].<ref>Peter Thomas: ''Wenn Geschichte Zähne zeigt''. In: ''Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung'', 28. Mai 2023, S. 48–49.</ref> Die Riggenbach-Zahnstange ist wegen ihrer massiven Konstruktionsweise robust und lässt sich mit einfachen Mitteln fertigen. Sie erreichte die zweitgrößte Verbreitung aller Systeme.<ref name="Hefti">Walter Hefti: ''Zahnradbahnen der Welt'', S. 156</ref>
:Bei den 1871 bis 1875 in Betrieb genommenen [[Rigi-Bahnen|Bahnen auf die Rigi]] ragen die Zahnräder unter die Schienenoberkante. Bei der 1875 eröffneten [[Rorschach-Heiden-Bergbahn]] (RHB) befindet sich der [[Zahnrad#Geometrische Größen an Geradstirnrädern|Zahnrad-Kopfkreis]] über der Schienenoberkante, so dass die Triebfahrzeuge über konventionelle Weichen hinweg in den [[Bahnhof Rorschach]] einfahren können.
:Da sich die Leiterzahnstange wegen der erforderlichen Längenänderung der beiden seitlichen U-Profile nachträglich nicht biegen lässt, müssen die Zahnstangenabschnitte genau für den jeweils benötigten Radius hergestellt werden. Eine Zahnstangenstrecke mit Riggenbach-Leiterzahnstangen wird deshalb so geplant, dass sie mit möglichst wenigen Grundelementen erstellt werden kann. Auf den insgesamt 9,3 km langen Zahnstangenabschnitten der [[Brünigbahn]] beispielsweise gibt es deswegen nur Bögen mit einem Radius von 120 Metern.
:[[Datei:Drachenfelsbahn Zahnradbahn Antriebsachse mit Getriebe, Hauptantriebszahnrad und Bremstrommel der Klinkenbandbremse.2.jpg|mini|Treibradsatz eines Triebwagens der [[Drachenfelsbahn]] mit Getriebe, Triebzahnrad und Bremstrommel der Klinkenbandbremse.]]
Der Einbau von Riggenbach-Zahnstangen in Weichen erfordert Sonderkonstruktionen. Im Bereich der Zungenvorrichtung laufen die beiden U-Profile auseinander, die Sprossen werden dafür entsprechend verlängert. Bei ausreichend Abstand spaltet sich die Zahnstange dann in zwei Stränge auf. Hochliegende Zahnstangen werden über die Schienen geführt. Der die jeweils zu befahrende Zwischenschiene kreuzende Zahnstangenabschnitt wird seitlich weggedreht. Bei tiefliegenden Zahnstangen werden die Zwischenschienen gemeinsam mit den Zahnstangen verschoben, Anfänglich wurden [[Schiebebühne]]n verwendet, während heute die Riggenbach-Zahnstange innerhalb einer konventionellen Weiche u. a. durch eine biegbare Zahnstange ersetzt wird (siehe Abschnitt ''[[#Weichen und andere Gleisverbindungen|Weichen und andere Gleisverbindungen]]'').
:Riggenbach-Zahnstangen werden auf Stahlsätteln gelagert oder direkt auf den Schwellen befestigt. Bei Verwendung der relativ schmalen Sättel wird Schnee auch an diesen Stellen nach unten weggedrückt und nicht zwischen den U-Profilen verdichtet.
:Eine Normierung fand bei diesem Zahnstangentyp und den vielen Varianten davon kaum statt, ganz im Gegenteil wurden sie mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Zahnteilungen, Breiten und Höhenlagen hergestellt. Alleine die Teilung variierte von 75 bis 120{{nnbsp}}mm.<ref>Walter Hefti: ''Zahnradbahnen der Welt'', S. 26</ref>
[[Datei:Zahnstange Riggenbach-Pauli.png|rahmenlos|172px|links|Zahnstange System Riggenbach-Pauli]]
:Die von der [[Bern-Länggasse#Die Länggasse wird zum Industriequartier (1850–1890)|Maschinenfabrik Bern]] (später Von Roll) verbesserte Zahnstange ermöglicht kleinere Bogenradien. Die „Zähne“ (Bolzen) liegen höher, die Zahnräder tauchen weniger tief zwischen die beiden seitlichen U-Profile ein.
:Die Riggenbach-Pauli-Zahnstange wurde erstmals 1893 bei der [[Wengernalpbahn]] und der [[Schynige Platte-Bahn]] angewendet.<ref name="WAB2">Emil Strub: [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1893:21::370 ''Wengernalpbahn (Fortsetzung).''] In: ''[[Schweizerische Bauzeitung]]'', Band 22 (1893), Heft 9 (E-Periodica.ch, PDF; 4,4 MB).</ref>
[[Datei:Zahnstange Riggenbach-Klose.png|rahmenlos|172px|links|Zahnstange System Riggenbach-Klose]]
:Damit sich die Bolzen mit Zahnprofil nicht verdrehen können, liegen sie mit ihrer ebenen Unterseite auf einer ebenfalls horizontal zwischen den beiden Stangen eingefügten Rippe auf.
[[Datei:SGA Übergang Von Roll-Leiterzahnstange.jpg|mini|Übergang System ''Von Roll'' auf Leiterzahnstange (rechts) – Sonderkonstruktion für Bahnübergänge]]
:Dieses etwas aufwendigere System wurde als Zahnstange Riggenbach-Klose nur für die [[St. Gallen-Gais-Appenzell-Altstätten-Bahn|Appenzeller Straßenbahn]] St. Gallen–Gais–Appenzell und auf der Strecke [[Freudenstadt]]–[[Baiersbronn]] der [[Murgtalbahn]] und als System Bissinger-Klose bei der [[Höllentalbahn (Schwarzwald)|Höllentalbahn]] und der [[Zahnradbahn Honau-Lichtenstein]] verwendet.
* '''System Riggenbach:''' '''Sonderkonstruktion''' für Bahnübergänge
:Bei der Sanierung eines Teilstücks mit Strub-Zahnstange (s. u.) baute die [[St. Gallen-Gais-Appenzell-Altstätten-Bahn]] im Jahr 1981 für zwei [[Bahnübergang|Bahnübergänge]] eine Sonderkonstruktion einer Riggenbach-Zahnstange ohne Wangenüberhöhung<ref name="Hardegger">Josef Hardegger: ''100 Jahre Gaiserbahn, 1889–1989.'' Verlag Schläpfer, Herisau 1989, ISBN 3-85882-063-6. Seite 113–114</ref> (siehe auch Bild links im Abschnitt ''[[#Zahnstangensysteme|Zahnstangensysteme]]'').
:Die [[Achenseebahn]] baute ihre [[Eisenbahnkreuzung (Österreich)|Eisenbahnkreuzungen]] im Zahnstangenabschnitt anderweitig um: Die Zähne sind dort mit dem Straßenbelag bündig, dafür sind die Fahrschienen in einem breiten Kanal entsprechend tief versenkt.
* '''System Riggenbach:''' '''Panamakanal'''
:Bei den [[Treidellokomotive|Treidelbahn]] am Ufer des [[Panamakanal]]s werden zur Überwindung der Höhenunterschiede an den [[Schleuse]]n spezielle Zahnstangen verwendet, die ebenso auf dem System Riggenbach beruhen.
<!-- Weiterleitung hierher existiert -->
* {{Anker|Morgan}}'''System Morgan''' – ''Edmund C. Morgan''
[[Datei:New England Fall Color Tour Oct. 2012 187.JPG|mini|System Marsh: Bolzen zw. L-Profilen]]
:Morgan entwickelte ein mit der Riggenbach-Zahnstange verwandtes System, das die Zahnstange als dritte Schiene zur Stromversorgung der elektrischen Lokomotiven verwendete. Das System wurde in den USA in [[Bergwerk]]en und bei der [[Chicago Tunnel Company]] eingesetzt.
:[[Datei:Zahnstange Marsh.png|rahmenlos|172px|links|Zahnstange System Marsh]]
:Das System besteht aus einer Leiterzahnstange mit Zähnen aus Rundstäben zwischen zwei L-[[Profilstahl|Profilen]] (U-Profil bei Riggenbach). Es wird bei der ab 1866 gebauten und 1869 fertiggestellten [[Mount Washington Cog Railway]] eingesetzt und wurde auch für die Steinbruchbahn in [[Ostermundigen]] bei Bern verwendet.<ref>Kilian T. Elsasser: [http://www.museumsfabrik.ch/tl_files/museumsfabrik/downloads/museumsberatung/Restaurierung%20Dampflok%20INKU%20Okt.%202000.pdf ''Restaurierung der Zahnrad-Dampflok Gnom im Verkehrshaus der Schweiz, Januar 2000 bis März 2002.''] Schweizerische Gesellschaft für Technikgeschichte und Industriekultur, Oktober 2000</ref> Im Gegensatz zu Riggenbach verzichtete Marsh weitgehend auf die Vermarktung seines Systems. Diese [[Triebstockverzahnung]] weist gegenüber der später verwendeten [[Evolventenverzahnung]] den großen Nachteil einer ungleichmäßigen Fortbewegung auf.
:Bei der 1871 eröffneten Werkbahn Ostermundigen wurden die Zahnstangen so hoch verlegt, dass sich der [[Zahnrad#Geometrische Größen an Geradstirnrädern|Kopfkreis]] der Zahnräder so weit über der Schienenoberkante befand, dass die Lokomotiven die Regelweichen im Bahnhof Ostermundigen befahren konnten.<ref name="Elsasser" />
:Die ''Strub’sche Breitfußschiene mit [[Evolventenverzahnung]]'' ist das jüngste der drei Systeme mit nach oben zeigenden Zähnen (''Riggenbach'', ''Strub'' und ''Abt''). Die erste Anwendung war 1898 die [[Jungfraubahn]] im [[Berner Oberland]]. Die seitdem gebauten Zahnradstrecken verwendeten vorwiegend nur noch diese Zahnstange. Trotz ihrer Vorteile blieb ihre Verbreitung aber verhältnismäßig gering, weil ein Großteil der Zahnradbahnen zu diesem Zeitpunkt bereits in Betrieb war. Als einziges mehrfach verwendetes System wurde die Zahnteilung einheitlich auf 100{{nnbsp}}mm festgelegt. Höhenlage und Breite variierten wie bei den anderen Systemen auch, allerdings in etwas geringerem Umfang.<ref>Walter Hefti: ''Zahnradbahnen der Welt'', S. 29</ref>
:Die Zähne sind in eine der [[Schiene (Schienenverkehr)#Keilkopfschiene|Keilkopfschiene]] ähnlichen Schiene eingefräst. Die Herstellung der Strub-Zahnstangen ist teuer, ihre Verlegung aber einfach. Sie werden wie Fahrschienen nach der [[Oberbau K|Oberbauform K]] mit Rippenplatten auf den Schwellen befestigt (gleiches Befestigungsmaterial für Fahr- und Zahnschienen), sie können lückenlos verschweißt werden und im Unterhalt sind sie anspruchslos.
:Auf dem [[Appenzeller Bahnen (Meterspurnetz)|Meterspurnetz der Appenzeller Bahnen]] wurden Zahnstangen vom System Strub mit den gleichen Zahnrädern wie die Riggenbachsche Leiterzahnstangen befahren, weil die Teilung und Höhenlage beider Zahnstangen identisch war.
:Durch Haken, die um den Schienenkopf herumgreifen, soll bei besonders steilen Abschnitten ein [[Aufklettern]] verhindert werden, d. h. die [[Lokomotive]] oder ein Triebwagen kann durch die an den Zähnen auftretenden Kräfte nicht aus dem Gleis gehoben werden. Die Erfahrungen mit diesen Sicherheitszangen waren nicht eindeutig.<ref name="Seefehlner">[[Egon Ewald Seefehlner|E. E. Seefehlner]], [[H. H. Peter]]: ''Elektrische Zugförderung: Handbuch für Theorie und Anwendung der Elektrischen Zugkraft auf Eisenbahnen.'' Springer Verlag, 1924, S. 547–548</ref> Die Jungfraubahn war die einzige Zahnradbahn, bei der die Zahnstange ursprünglich auch Teil einer schleifenden Zangenbremse war. Wegen der kleinen Berührungsfläche an der Schiene war die Abnutzung zu groß, so dass diese Anwendung aufgegeben wurde. Die Zangenbremse wurde nur noch als Festhaltebremse für [[Güterwagen]] benutzt.<ref>Siegfried Abt: [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1906:47::619 Beitrag zur Geschichte der Zangenbremsen.] In: Schweizerische Bauzeitung, Band 48 (1906), Heft 22 (E-Periodica.ch, PDF; 4,1{{nnbsp}}MB).</ref>
[[Datei:Crémaillère - Panoramique des Dômes.jpg|mini|240px|Neue Strub-Zahnstange mit deutlich erkennbarem [[Schienenprofil]]]]
Da das ursprüngliche Keilkopfschienenprofil nicht mehr hergestellt wurde, bot die Firma Tensol Rail ab 2008 einen Nachfolger unter der Bezeichnung TN70 an.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.tracknet-group.ch/site/de/produkte/zahnradbahnen/ |titel=Zahnradbahnen |hrsg=TrackNet Holding |sprache=de-DE |abruf=2024-01-04}}</ref> Das Keilkopfprofil wurde dabei verlassen, das Profil ähnelt einer Fahrschiene mit einem sehr großen Kopf, aus welchem das Zahnstangenprofil herausgefräst wird. Die Zahnstangen mit einer Länge von bis zu 12{{nnbsp}}m können lückenlos verschweißt werden und mit üblichen Befestigungsmitteln mit den Stahlschwellen verbunden, auch mit [[Y-Schwelle]]n.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tensolrail.com/index.php?node=412&lng=2&rif=be8328c56f |titel=Zahnstangen |hrsg=Tensol Rail SA |abruf=2023-12-30}}</ref>
Unter anderem bei folgenden Zahnradbahnen fand diese Zahnstange bislang Anwendung:
* [[Chemins de fer électriques Veveysans|Blonay–Les Pléiades]], Erneuerung ab 2008 (vorher [[#Strub|System Strub]])<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tensolrail.com/index.php?MasterId=g1_82&id_item=82&lng=2&node=390&rif=d80cae1203 |titel=Ligne des Pléiades - Tensol Rail SA |abruf=2023-12-30}}</ref>
* [[Panoramique des Dômes]] auf den [[Puy de Dôme]], Neubau 2010 bis 2012<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tensolrail.com/index.php?MasterId=g1_196&id_item=196&lng=2&node=390&rif=778e733a17 |titel=Puy de Dôme - Tensol Rail SA |abruf=2023-12-30}}</ref>
* [[Tramway du Mont-Blanc]], laufende Erneuerung 2014 bis 2019 (vorher [[#Strub|System Strub]])
* [[Chemin de fer du Montenvers]], laufende Erneuerung 2012 bis 2021 (vorher [[#Strub|System Strub]])<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://magazin.rhomberg-sersa.com/de/articles/film-ab |titel=Abschnitt 9 Chamonix–Montenvers - Film ab! |hrsg=Rhomberg Sersa Rail Group |sprache=de |abruf=2023-12-30}}</ref>
* [[Manitou and Pike’s Peak Railway]], Kompletterneuerung 2017 bis 2021 (vorher [[#Abt|System Abt]])
* [[Zahnradbahn Štrba–Štrbské Pleso]], Kompletterneuerung 2020 bis 2022 (vorher [[System Von Roll (Zahnradbahn)|System Von Roll]])
* [[Chemin de Fer de la Rhune]], Kompletterneuerung Winter 2022/2023 (vorher [[#Strub|System Strub]], spezielle Bearbeitung der Zahnstange für die Notbremszangen)
==== Lamellenzahnstangen ====
<!-- Weiterleitung hierher existiert -->
* {{Anker|Abt}}'''System Abt''' – ''[[Carl Roman Abt]]''
[[Datei:Zahnstange Abt.png|172px|links|Zahnstange System Abt]]
:[[Datei:SMR Axle on display at Llanberis 05-07-24 20.jpeg|mini|links|System Abt mit Zweilamellenzahnstange]]
[[Datei:Weiche einer Zahnradbahn nach System Abt.jpg|mini|150px|System Abt auf Strecke und in [[Weiche (Bahn)|klassischer Weiche]]]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:AbtRackRailwaySystem.jpg|mini|155px|ohne|System Abt mit Drei­lamellen­zahn­stange]]</div>
:Als Weiterentwicklung zum System Riggenbach wurden zwei oder drei mit nach oben zeigenden Zähnen versehene Zahnstangen („Lamellen“) nebeneinander eingebaut. Die relativ schmalen Stangen sind zur Anpassung an beliebige Bogenradien genügend biegbar.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://doi.org/10.5169/seals-12890 |titel=Das Abt'sche Zahnschienensystem |werk=Schweizerische Bauzeitung (ETH-Bibliothek Zuerich) |datum=1885 |sprache=de |abruf=2024-01-04}}</ref> Durch die Vervielfältigung der Stangen blieb die Kontaktfläche zwischen Zahnrad und Zahnstangen ausreichend groß. Die Breite der Lamellen hängt vom größten auftretenden Zahndruck ab und variiert zwischen 16 und 40{{nnbsp}}mm, ihr Abstand beträgt mehrheitlich 32–40 mm.<ref name="VöV">[[Verband öffentlicher Verkehr]] (Hrsg.): [https://documents.epfl.ch/groups/t/tr/traction/www/documents/ResuTE51s3d.pdf ''D RTE 29700 Systemtechnik Zahnradbahnen Dokumentation'']. 31. März 2010</ref> Die Zahnteilung beträgt meist 120 mm anstelle der sonst oft üblichen 100 mm, in einzelnen Fällen kam allerdings eine leicht geringere Teilung von 118,375, 119,5 oder 119,5244{{nnbsp}}mm zum Einsatz.<ref>Walter Hefti: ''Zahnradbahnen der Welt'', S. 250 ff.</ref> Wie sonst auch kamen hier ebenfalls viele unterschiedliche Höhenlagen zur Ausführung, zum Teil sogar bei Betrieben mit Wagenübergang (früher in Brig, immer noch in Zermatt).
:Die Abt’sche Lösung sollte zudem die bei der Rigibahn entstandenen Probleme mit [[Teilungsfehler]]n an den [[Schienenstoß|Zahnstangenstößen]] vermeiden, aber auch preisgünstiger als die Riggenbach-Zahnstange sein.
:Diese Mehrlamellenbauart erreichte weltweit die größte Verbreitung.<ref name="Hefti" /> Die Anwendung der dreilamelligen Zahnstange blieb in Europa auf die seinerzeitige [[Rübelandbahn|Harzbahn]] beschränkt. In Übersee kommt das dreilamellige Abt-System auf der [[Bahnstrecke Santos–Jundiaí|Strecke Santos–Jundiaí]] und der [[Ikawa-Linie]]<ref>[[:Datei:Abt sys sec view ABT-Ichishiro Stn.jpg|Ausfahrt aus Abt Ichishiro mit Abt-Zahnstange]] Foto in Wikimedia, 16. Dezember 2007</ref> sowie früher bei der [[Transandenbahn]]<ref>Dolezalek: ''Zahnbahnen'', Kapitel ''Stufenzahnstangen, Bauart Abt.''</ref>, der Bahn über den [[Usui-Pass]] und in Venezuela bei der Strecke [[Puerto Cabello]]–Valencia zum Einsatz.
:Die Lamellen ruhen auf Gusssätteln, die mit den Schwellen verschraubt sind. Sie sind um die Hälfte beziehungsweise einem Drittel ihrer Länge gegeneinander verschoben, dass die Stöße nicht auf gleicher Höhe liegen. Ein besonderer Vorteil bei Verwendung mehrerer Lamellen ist die ruhige, stoßfreie und betriebssichere Kraftübertragung durch die um einen halben bzw. drittel Zahn versetzte Teilung der Lamellen; dabei ist allerdings eine Torsionsfederung der Triebzahnräder-Scheiben gegeneinander erforderlich, um eine annähernd gleichmäßige Aufteilung des Zahndrucks auf die Lamellen zu erreichen. Die Zahnstangeneinfahrten mit gefederter Spitze und kleineren Zähnen waren von Anfang an Teil des Systems. <!-- Es gibt für diese Zahnstange keine Einrichtung, um Fahrzeuge gegen Aufklettern zu sichern.<ref name="Seefehlner" /> – Stimmt so nicht: Spurnagel bei Standseilbahnen, seitliche Zusatzwangen bei der Snowdon Mountain Railway -->
:Vorteilhaft ist, dass in Zahnstangenweichen beim System Abt in der Regel keine beweglichen Zwischenschienen erforderlich sind. Die Lamellen werden im Kreuzungsbereich nach beiden Seiten aus dem Durchlaufbereich der Räder herausgeschwenkt. Mit der Einführung weicherer Triebzahnradfederungen traten dabei aber zunehmend Probleme auf, weshalb mittlerweile auch Weichen für das System Abt mit demselben Aufwand wie andere Zahnstangenweichen gebaut werden. Beide Lamellen werden dabei durchgängig verlegt und die Zwischenschienen entsprechend verschwenkt.
:Das System wurde insbesondere für den durchgehenden Betrieb auf Strecken mit Zahnstangen- und Adhäsionsabschnitten entwickelt, die Zahnräder liegen generell oberhalb der Schienenoberkante. Die erste Anwendung war die zwischen 1880 und 1886 gebaute Harzbahn von Blankenburg nach Tanne der [[Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn]].<ref>[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1907:49::471 Fünfundzwanzigjähriges Jubiläum des System Abt.] In: Schweizerische Bauzeitung. Band 50 (1907), Heft 10 (E-Periodica.ch, PDF; 0,4 MB).</ref>
<div style="clear:both;"></div>
<!-- Weiterleitung hierher existiert -->
* {{Anker|Von Roll}}'''System Von Roll''' – Firma ''[[Von Roll]]''
[[Datei:SGA Übergang Von Roll-Strub.jpg|mini|250px| Teilweiser Ersatz alter Strub-Zahnstangen (rechts) durch solche des Systems Von Roll (links) auf der [[Bahnstrecke Appenzell–St. Gallen–Trogen|Strecke St. Gallen–Gais–Appenzell]]]][[Datei:Riggenbach-Strub.jpg|mini|250px|links|Übergang von einer Riggenbach-(links) zu einer Von-Roll-Zahnstange (rechts). Teilweiser Ersatz alter Riggenbach-Zahnstangen durch solche des Systems Von Roll bei der [[Schynige Platte-Bahn]]<ref>Fritz Balmer: [https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/44445/ ''Aus Unfalltief zu Frequenzhoch.''] ''Generalversammlung der Berner Oberland-Bahnen AG.'' In: ''Jungfrau Zeitung'', 17. Juni 2004</ref>]]
:Die früher von der Firma Von Roll hergestellte Zahnstange ist eine einlamellige Zahnstange. Sie kann in beliebiger Zahnteilung als Ersatz für Zahnstangen der Systeme Riggenbach oder Strub aus einem massiven Flachstahl gefräst werden, auch die Höhenlage ist durch Profilstahl-Sättel frei wählbar. Sie kann auch durchgehend verschweißt werden.
:Diese Zahnstange kommt in erster Linie als preisgünstiger Ersatz alter Zahnstangen nach dem System Riggenbach zur Anwendung. Neben der günstigeren Herstellung ist dabei vor allem das mögliche Biegen entsprechend dem Bogenradius von großem Vorteil. Separate Radien-Segmente sind hier nicht notwendig, trotz der meist großen Dicke (30–80 mm, je nach Zahndruck). Bekannte Einsatzorte in jüngerer Vergangenheit sind unter anderem die [[Luzern-Stans-Engelberg-Bahn]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tensolrail.com/index.php?MasterId=g1_13&id_item=13&lng=2&node=390&rif=8db597d334 |titel=Stans-Engelberg |hrsg=Tensol Rail SA |abruf=2023-12-30}}</ref> (2010), die [[Bayerische Zugspitzbahn]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tensolrail.com/index.php?MasterId=g1_161&id_item=161&lng=2&node=390&rif=555605b1a5 |titel=Bayerische Zugspitzbahn |hrsg=Tensol Rail SA |abruf=2023-12-30}}</ref> (2011) oder auch die Strecke über den [[Brünigbahn|Brünigpass]] (zuletzt im Herbst 2023).
:Auch bei Neubauten oder beim Ersatz von Zahnstangen der Bauart Strub kamen diese Lamellen zum Einsatz. Seit die Bauart TN70 verfügbar ist, wird aber dieses Profil bevorzugt verwendet und löste bei Umbauten teilweise auch Zahnstangen der Bauart Abt oder Von Roll ab.
:Nach der Ausgliederung der Tensol Rail bei Von Roll Infratec im Jahr 2000 übernahm Tensol die Herstellung der Lamellen, auch anderes Zahnstangenzubehör wird dort hergestellt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tensolrail.com/index.php?node=309&lng=2&rif=9ee86354e7 |titel=Geschichte |hrsg=Tensol Rail SA |abruf=2024-01-04}}</ref>
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==== Zahnstangen für waagrechten Eingriff zweier Zahnräder ====
:Zwei gegenüber liegende Zahnräder greifen von den Seiten aus in die fischgrätenartige Zahnstange ein. Die Zahnteilung beträgt 85,7 mm.<ref name="VöV" /> Das Herausdrängen der Zahnräder aus der Zahnstange („Aufklettern“) wird durch die entgegengesetzte Anordnung der beiden Zahnpaarungen kompensiert.
:Je ein Ring auf der Unterseite der Zahnräder dient zur horizontalen Führung der Fahrzeuge (dieser Ring wirkt radial gegen den Unterbau der Zahnstange) und ist eine zusätzliche Maßnahme gegen Trennung der Verzahnung in Breitenrichtung (Hochsteigen des Triebwagens; Spurkranz wirkt axial von unten gegen eine schmale Zusatzschiene am Unterbau).
:Das System Locher ermöglicht als einziges der verwendeten Zahnstangensysteme die Überwindung von wesentlich mehr als 300 ‰ Neigung, weil es das ''Aufsteigen''<ref group="Anm." name="aufst">Der Begriff „Aufsteigen“ wird zweifach benutzt: 1. Die Flanken der Zahnstangen sind schräg, weshalb die übertragene, parallel zur Fahrtrichtung wirkende Kraft eine Komponente in Flankenrichtung hat. Bei nicht ausreichend hoher Gegenkraft durch das Fahrzeuggewicht rutschen die Zähne des Zahnrades aus der Zahnstange heraus. Zusammen mit dem Zahnrad wird das Fahrzeug angehoben. 2. Die Köpfe der Zähne treffen aufeinander und rollen aufeinander ab.</ref> aus der Zahnstange verhindert. Es wurde bislang nur bei der [[Pilatusbahn]] verwendet. Eine weitere Verwendung hat die Locher-Zahnstange wegen der großen Kosten nicht gefunden (nur ähnliches System am [[Krasnojarsker Stausee#Schiffshebewerk|Schiffshebewerk am Krasnojarsker Stausee]]).
:Gleisverbindungen verlangen [[Schiebebühne]]n oder Gleiswender, da Weichen nicht ausführbar sind. Für Mischbetriebsstrecken (sowohl Zahnstangen-, als auch Adhäsionsantrieb) war es nicht vorgesehen.
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<!-- Weiterleitung hierher existiert -->
* {{Anker|Peter}}'''System Peter''' – ''[[H. H. Peter]]''
[[Datei:Zahnstange Peter.png|rahmenlos|172px|links|Zahnstange System Peter]][[Datei:Zahnstange System Peter.jpg|mini]]
Die Fischgräten-Zahnstange Peter besteht wie die von Strub aus einem schienenartig geformten Träger, in dessen Kopf beidseits waagrechte Zähne ausgefräst werden. Die Zahnstange ist einfacher herzustellen als die von Locher. Sie war für die [[Zahnradbahn auf den Dreikreuzberg in Karlsbad|Karlsbad-Dreikreuzberg-Bahn]] mit 500 ‰ Neigung vorgesehen, deren Bau wegen des Ausbruchs des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] eingestellt wurde.<ref>Siegfried Abt: ''Das neue vereinigte Reibungs- und Zahnbahn-System Peter.'' In: [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1918:71::12 ''Schweizerische Bauzeitung'', Band 71 (1918), Heft 1] (E-Periodica.ch, PDF; 2,8 MB) und [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1918:71::23 Band 71 (1918), Heft 2] (PDF; 2,6 MB).</ref>
:Das [[Walzenrad]]system sollte bei der [[Wädenswil-Einsiedeln-Bahn#Walzenradsystem Wetli|Wädenswil-Einsiedeln-Bahn]] Verwendung finden, kam auf Grund eines Unfalles bei einer Probefahrt am 30. November [[1876]] aber nicht in den kommerziellen Betrieb.
:Das [[Fell-Lokomotive|System Fell]] ist keine eigentliche Zahnradbahn, sondern ein Mittelschienen-Reibradantrieb durch liegende Reibräder auf eine in der Gleismitte erhöht liegende dritte Schiene.
=== Anordnung des Zahnstangensystems ===
[[Datei:DFB Bahnübergang Oberwald.jpg|mini|x140px|Bahnübergang mit ab­senk­barer Zahn­stan­ge bei der [[Dampfbahn Furka-Bergstrecke|DFB]] in [[Oberwald VS|Ober­wald]]]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Bahnübergang Zahnstange.jpg|mini|ohne|x140px|Warnschild der AB für Straßen­benutzer]]</div>
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Bahnübergang Schlatt.jpg|mini|ohne|x140px|Überweg der [[Appenzeller Bahnen (2006)|Appenzeller Bah­nen]] (AB) mit hochliegender Zahn­stange]]</div>
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Stuttgart - Zahnradbahn Stuttgart - 2017-06-15 17-06-58.jpg|mini|ohne|x140px|Eingedecktes Gleis der [[Zahnradbahn Stuttgart]] mit tiefliegender Zahnstange]]</div>
==== Lage der Zahnstangen im Gleis ====
Die [[Zahnstange]] wird immer in der Gleismitte angeordnet und mittels üblichen Schienenbefestigungsmitteln auf den [[Bahnschwelle]]n befestigt. Sie liegt entweder in Höhe der Schienenoberkanten der Fahrschienen oder darunter, oder ihre Zähne überragen die Schienenoberkante (SOK).
Tiefliegende Zahnstangen sind günstig für [[Bahnübergang|Bahnübergänge]], da keine Höhendifferenzen im Straßenplanum auftreten, und die entstehenden Rillen in der Straße nicht breiter als bei Schienenrillen sind. Der Weichenbau ist aber aufwändig, weil tiefliegende Zahnstangen für den Durchgang der unter Schienenoberkante ragenden Zahnräder bewegliche Zwischenschienen erfordern. Wegen der ebenfalls tiefliegenden Zahnräder können entsprechende Fahrzeuge andere Gleise nicht kreuzen und Regelweichen nicht befahren.
Hochliegende Zahnstangen stören die Überfahrt der Straßenfahrzeuge (Bodenwelle). Eine aufwändige Lösung ist das zeitweise Versenken der Zahnstange im Überwegbereich. Eine besonders hohe Lage weisen die Zahnstangen der Strecke [[Martigny-Châtelard-Bahn|Martigny–Châtelard]] (Schweiz) auf, weil die anschließende, mit Adhäsionsantrieb befahrene Strecke bis nach [[Bahnstrecke Saint-Gervais–Vallorcine|Saint-Gervais]] (Frankreich) in Gleismitte angeordnete Bremsschienen des ''Systems Fell'' aufwies. Damit ein Wagendurchlauf auf der Gesamtstrecke möglich wurde, liegt der Teilkreis der Zahnstange 123 mm über Schienenoberkante. Ein Vorteil der hochliegende Zahnstangen ist der weniger aufwändige Weichenbau: Die Zwischenschienen sind durchgehend, weil sich die Zahnstangen darüber einschwenken lassen. Wegen der ebenfalls hochliegenden Zahnräder können entsprechende Fahrzeuge andere Gleise kreuzen und Regelweichen befahren.
Zahnstangenstöße können auf neuzeitlichem, schwerem [[Oberbau (Eisenbahn)|Oberbau]] wie die Fahrschienen lückenlos verschweißt werden. Die einzelnen Lamellen von Abt-Zahnstangen haben in Bögen nicht die gleiche Länge. Zum Längenausgleich wurden bisher vergleichsweise kurze Lamellen mit in den beiden Lamellenzügen verschieden breiten Stoßfugen (und damit verbundenen Teilungsfehlern) verwendet. Heute wird in Bögen eine der beiden Zahnstangenlamellen mit veränderter Teilung ausgeführt.<ref name="Berger" />
[[Datei:Zahnstangen von Zahnradbahnen - Toleranzen.png|mini|ohne|Montagetoleranz für die Höhenlage der Zahnstange sowie höchste und tiefste Lage des Teilkreises der eingreifenden Zahnräder]]</div>
Runde Zahnköpfe erleichtern das Einfahren in die Zahnstange und verhindern das Aufklettern bei Teilungsfehlern, wie die Erfahrungen der [[Vitznau-Rigi-Bahn|Rigibahn]] schon sehr früh zeigten.<ref>Emil Strub: [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1896:27::285 ''Zum 25jährigen Jubiläum der Rigibahn (II.)''] In: ''Schweizerische Bauzeitung'', Band 27 (1896), Heft 23 (E-Periodica.ch, PDF; 5,4 MB).</ref>
==== Eingriff der Zahnräder in die Zahnstange ====
Die Toleranz für die Höhenlage der Zahnstange beträgt +2 mm, die für den Höhenunterschied an den Zahnstangenstößen ±1 mm.<ref>{{BAV-AB-EBV|33.1 Punkt 5|Zahnstangen von Zahnradbahnen}}</ref> Die höchste Lage der Trieb- und Bremszahnräder ergibt sich bei neuen [[Eisenbahnrad|Laufrädern]] oder Radreifen auf einem Gleis mit neuen Fahrschienen. Bei ihrer tiefsten Lage (größte Laufradabnützung und abgefahrene Schienenköpfe) dürfen kein Verklemmen in der Zahnstange und keine Berührung zwischen Zahnkopf und Zahngrund auftreten.<ref>{{BAV-AB-EBV|54.2.b.1|Zahnstange mit vertikalem Zahneingriff|1.7}}</ref>
Die Laufräder nutzen sich während des Betriebs ab, wodurch sie im Durchmesser kleiner werden. Bei gemischten Betrieb (Adhäsions- und Zahnradantrieb) ist die Abnutzung wegen der relativ großen Laufleistungen groß. Trieb- und Bremszahnräder hingegen verschleißen zwar an ihren [[Zahnflanke]]n, aber der für den Eingriff maßgebliche [[Zahnrad#Geometrische Größen an Geradstirnrädern|Teilkreisdurchmesser]] ändert sich nicht. Bei Adhäsions- und Zahnradantrieb auf der gleichen [[Radsatz]]welle reduziert sich der vom Radsatz bei einer Umdrehung zurückgelegte Weg, während der vom Triebzahnrad zurückgelegte Weg gleich bleibt. Weil bei [[Drehgestelllokomotive|Drehgestell-Triebfahrzeugen]] oder neueren [[Rahmenlokomotive]]n<ref name="SER-1996-3" /><ref>{{Literatur |Autor=Andreas Meier, Urs Wieser, Anton Zimmermann |Titel=Dieselelektrische Zahnrad- und Adhäsionslokomotive und Schneeschleuder für die Zahnradbahn Ribes – Nuria |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=4 |Verlag=Minirex |Datum=1995 |Seiten=157–164}}</ref> die Trieb- und Bremszahnräder fest auf der Triebachse aufgepresst und die Räder [[Losradsatz|lose auf der Achse]] oder auf einer [[Hohlwelle]] gelagert sind,<ref>Beat Keller: ''Zahnradbahnen – Ein Leitfaden für die Projektierung,'' S. 125–126</ref> ist nur eine geringe [[Radreifen]]abnutzung zulässig (siehe auch Abschnitte [[#Elektrische und dieselelektrische Triebfahrzeuge|''Elektrische und dieselelektrische Triebfahrzeuge'']] und [[#Elektrische und dieselbetriebene Triebfahrzeuge|''Elektrische und dieselbetriebene Triebfahrzeuge'']]).
Bei den mit getrennten Antrieben ausgestatteten [[ZB ABeh 150|ABeh 150]] und [[ZB ABeh 160/161|ABeh 160/161]] der [[Zentralbahn]] ist die Einschränkung der geringen Radreifenabnutzung hinfällig geworden. Bei den in den Jahren 2012 und 2016 abgelieferten Gelenktriebwagen kommt ein neu entwickelter Zahnradantrieb mit [[Exzenter|exzentrischer]] Höhenverstellung zum Einsatz, der konstruktiv einem üblichen Zahnradantrieb mit [[Tatzlager-Antrieb|Tatzlagerung]] entspricht, wie er von reinen Zahnradbahnen bekannt ist. Die Trieb- beziehungsweise Bremszahnräder stützen sich nicht direkt auf der [[Radsatzwelle]] ab, sondern auf einer zusätzlich eingefügten, nicht umlaufenden [[Hohlwelle]], die sich auf der Radsatzwelle über Exzenterscheiben abstützt. Durch Drehen an den Exzenterscheiben lässt sich der Zahneingriff auf einfache Weise dem Radverschleiß entsprechend anpassen.<ref name="SER-2017-4" />
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:SIG-S 20080408Y196 AB282.jpg|mini|ohne|SIG-Drehgestell Typ [[Drehgestelltypen (Schweiz)|Schelling]] mit Bremszahnrad eines Wagens der [[Appenzeller Bahnen (2006)|Appenzeller Bahnen]]]]</div>
Bei Dampflokomotiven mit dem [[#System Winterthur|Antriebssystem Winterthur]] sind der Adhäsions- und der Zahnradantrieb im gemeinsamen Rahmen gelagert. Das erlaubt, bei abnehmender Radreifendicke die Tiefe des Zahneingriffs durch Anziehen der [[Federung (Fahrzeug)|Tragfedern]] nachzustellen.<ref>Alfred Moser: ''Der Dampfbetrieb der schweizerischen Eisenbahnen 1847–1966'', S.{{nnbsp}}383</ref>
Wagen, die regelmäßig auf Zahnradstrecken mitgeführt werden sollen, benötigen wegen ihrer größeren Masse in der Regel ein Bremszahnrad, das in einem der [[Drehgestell]]e eingebaut ist. Dem Radverschleiß entsprechend wird die Höhe des Bremszahnrads nachjustiert.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sust.admin.ch/inhalte/BS/2016060502_SB.pdf |titel=Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST über die Entgleisung eines Reisezuges vom 5. Juni 2016 |datum=2017-03-21 |abruf=2024-06-22}}</ref>
Wagen von gemischten Adhäsions- und Zahnradbahnen können mit einer Adhäsions- und einer verzögert wirkenden Zahnradbremse, einer sogenannten [[Nachbremse]], ausgerüstet sein.<ref>{{BAV-FDV|13|13.2|Nachbremse für gemischte Zahnrad-/Adhäsionsbahnen}}</ref> Bei den auf der 246 ‰ steilen [[Luzern-Stans-Engelberg-Bahn|Zahnstangenstrecke nach Engelberg]] verkehrenden Wagen waren beide Drehgestelle mit einem Bremszahnrad ausgestattet, nachdem sich die Bremsen der 1964 beschafften sehr leichten Personenwagen mit nur einem Bremszahnrad nicht bewährt hatten.<ref name="LSE">Peter Berger, Hans Waldburger, Christoph Berger: ''Bahnen nach Engelberg.'' 100 Jahre Schienenverkehr vom Vierwaldstätter See ins Klosterdorf. Minirex, Luzern 1998, ISBN 3-907014-10-3.</ref> Wagen, die auch auf dem Abschnitt Giswil–Meiringen der [[Brünigbahn]] und auf den Strecken der [[Berner-Oberland-Bahn]] mit Neigungen bis 120 ‰ einsetzbar sein sollten, wurden zur Vermeidung von Überbremsungen auf diesen Abschnitten mit einer Umstellvorrichtung ausgerüstet.<ref>Peter Schoch, Martin Stamm, Herbert Welte: ''Die neuen Panoramawagen A 102 und 103 für die Brünigbahn.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 10. Minirex, 1994, S. 447–485.</ref>
{{Anker|Zahnstangeneinfahrt}}
=== Zahnstangeneinfahrt ===
Bei Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb müssen bei der Einfahrt in die Zahnstange die Trieb- und Bremszahnräder mit der Zahnstange [[Synchronisation#Getriebesynchronisation|synchronisiert]]<ref group="Anm.">Synchronität: Die Drehgeschwindigkeit der Zahnräder muss auf ihrem Teilkreis gleich der Fahrgeschwindigkeit sein.</ref> und [[Phasenverschiebung|konphas]]<ref group="Anm.">Konphaser Zustand: Die relative Lage der Räder zur Zahnstange muss so sein, dass die Radzähne die Zahnstangenlücken treffen.</ref> gemacht werden. Bei der Kupplung zwischen Zahnrad- und Laufradantrieb ist die Synchronität bereits vorhanden. Beim Konphasmachen der beiden Zahnreihen müssen die Laufräder geringfügig auf den Schienen durchrutschen.
Im Lauf der Zeit wurden zahlreiche mechanische Einfahrsysteme entwickelt, die bei allen Zahnstangensystemen anwendbar sind,<ref group="Anm.">Das [[System Locher]] kommt nur bei der [[Pilatusbahn]], die als reine Zahnradbahn ohne Zahnstangeneinfahrten betrieben wird.</ref> sich aber nur mehr oder weniger gut bewähren.<ref name="SER-2022-12">Hans Schlunegger: ''Zahnstangeneinfahrten — ein 150 Jahre altes Problem.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 12/2022. Minirex, S.{{nnbsp}}654–655. Die Ablösung der nicht zuverlässigen direkten mechanischen „Einfädel“-Methode durch Anwendung moderner Steuerungstechnik ist ein Zukunftsprojekt.</ref>
==== Ein- und Ausfahrgeschwindgkeit ====
Bei der von [[Niklaus Riggenbach]] 1870 konzipierten Steinbruchbahn Ostermundigen hielt die Lokomotive auf der abgesenkten Einfahrlamelle an, worauf die Lamelle über einen [[Exzenter]]mechanismus angehoben wurde. Je nach Position des Zahnrads gegenüber der Zahnstange wurde das Zahnrad durch die Dampfmaschine leicht bewegt.<ref name="SER-2022-12" />
Mit den danach entwickelten Einfahr-Mechanismen musste zwar nicht mehr angehalten, aber immer noch mit reduzierter Geschwindigkeit gefahren werden. Die zulässige Einfahrgeschwindigkeit betrug lange Zeit nur etwa 5{{nnbsp}}km/h. Dabei stellten die geringen umlaufenden Massen der Zahnradantriebe von Dampflokomotiven nicht einmal so hohe Anforderungen wie elektrische Lokomotiven, deren Motoren wesentlich höhere rotierenden Massen aufweisen.<ref name="SER-2022-12" /> Nach der Umstellung auf elektrischen Betrieb gelang es dennoch bald mit den heute üblichen 10{{nnbsp}}km/h ein- und mit 20{{nnbsp}}km/h weiterzufahren, bis alle Wagen eingefahren sind.<ref name="SER-2022-12" /> Die modernen Triebzüge mit über die ganze Zuglänge verteilten Zahnradantrieben<ref group="Anm.">Z. B. [[ZB ABeh 160/161|Fink]] und [[ZB ABeh 150|Adler]] der Zentralbahn oder [[MGB Komet|Komet]] der Matterhorn-Gotthard-Bahn</ref> müssen aber über die vollständige Zuglänge mit 10{{nnbsp}}km/h einfahren, was zu Zeitverlusten führt.<ref name="SER-2022-12" />
[[Datei:CH Gleis Furka-Bergstrecke.jpg|mini|180px|Zahnstangeneinfahrt System Abt auf Abt-Zahnstange, [[Radlenker]], [[Dampfbahn Furka-Bergstrecke|Furka-Bergstrecke]]]]
Bei der Ausfahrt wird eine Ausfahrgeschwindigkeit von 40{{nnbsp}}km/h angestrebt. Das führt bei Einfahrlamellen mit variabler Teilung ([[#System Brünig|System Brünig]]) zu starken Vibrationen, die zu Brüchen in der Mitte der Lamellen führen. Die Ausfahrgeschwindigkeit musste zum Teil auf 20{{nnbsp}}km/h beschränkt werden.<ref name="SER-2022-12" />
==== System Abt ====
Bei der [[Rübelandbahn|Harzbahn Blankenburg–Tanne]] realisierte [[Carl Roman Abt]], der Erfinder des nach ihm benannten Zahnstangensystems, 1883 eine Zahnstangeneinfahrt mit einer gefederten Einfahrlamelle. Diese später weit verbreitete Zahnstangeneinfahrt besteht aus einem vor der festen Zahnstange eingebauten, an seiner Spitze (früher an beiden Enden) gefedert gelagerten Einfahrlamelle. Mit der festen Zahnstange ist sie (heute) drehbar verbunden.<ref name="SER-2022-12" /> Die Höhe der Zähne nimmt von anfänglich fast Null kontinuierlich bis am Ende auf Norm-Höhe zu. Meist wächst auch die Zahnteilung kontinuierlich von leichtem Übermaß am Anfang auf Normmaß am Ende.<ref name="Berger" /> Diese Zähnegeometrie dient vor allem dem Konphasmachen. Zwischen die verkürzten Stangen-Zähne greift zunächst nur ein Rad-Zahn ein, sodass dieser ohne durch einen weiteren Rad-Zahn daran gehindert zu werden, die Mittenlage in der kleiner und höher werdenden Stangen-Zahnlücke einnehmen kann. Wegen der anfänglich etwas größeren Zahnteilung ist die Wahrscheinlichkeit, eine Zahnlücke zu treffen, größer. Sollte ein auf einen verkürzten und angespitzten Stangenzahn treffender Radzahn nicht in eine Lücke einrutschen und es zu einem ''Aufsteigen''<ref group="Anm." name="aufst" /> kommen, verhindern zwei relativ hohe und lange [[Radlenker]] das Entgleisen. Bis zum Ende der Radlenker muss die Verzahnung allerdings wieder eingegriffen haben.
Heiden1.jpg|Zahnstangeneinfahrt auf Riggenbach-Zahnstange, gefedert eingebautes Zahnstangenstück, keine Radlenker. Bahnhof Heiden der [[Appenzeller Bahnen (2006)|Appenzeller Bahnen]]
BHStB Zahnstangeneinfahrt.jpg|Zahnstangeneinfahrt auf Abt-Zahnstange (zwei Lamellen), keine Radlenker. [[Bosnisch-Herzegowinische Staatsbahnen|Bosnisch-Herzegowi­nischen Staatsbahnen]]<br />[[Eisenbahnmuseum Ljubljana|Eisen­bahn­museum Ljubljana]]
BHStB abgenutzte Zahnstange.jpg|Ausschnitt von linkem Bild (vor zweiter Stangen-Lagerstelle): Zahnabnutzung durch die Bremszahnräder, die bei Einfahrt aufprallen, um auf Ein­fahrdrehzahl beschleunigt zu werden
AG Zahnstangeneinfahrt Alter Zoll.jpg|Zahnstangeneinfahrt auf Von-Roll-Zahnstange (auf der Strecke Strub-Zahnstange) mit Rad­lenker. [[Bahnstrecke Altstätten–Gais]] der Appenzeller Bahnen
Stoss1.jpg|Ungleich abgenutzte Zähne der Zahnstangen­einfahrt bei der Halte­stelle [[Stoss AR|Stoss]] der Appenzeller Bahnen<br />(andere Einfahrt als im Bild links)
</gallery>
==== System Brünig ====
[[Datei:Einfahrlamelle Zahnstange.png|mini|300px|Schematische Darstellung einer Einfahrlamelle (Zahnstangenanfang) bei der [[Brünigbahn]]. Ihre Zähne sind alle ungleich geformt und ihre Köpfe gerundet. Erst der letzte Zahn ist gleich denen auf der folgenden Strecke.<ref>[https://www.sust.admin.ch/inhalte/BS/2021030602_Bruenig_SB_D.pdf ''Schlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST über den Zahnradbruch vom 6. März 2021''] (PDF, Abb. 41)</ref>]]
Die Einfahrlamelle nach System Brünig hatte keine verkürzten, aber am Anfang dünnere und an den Köpfen abgerundete Zähne. Bei ungünstiger Zahnstellung drückten die Zahnräder auch die Spitze der Einfahrlamelle nieder. Die Bremszahnräder wurden durch den Reibkontakt mit einem davor angeordneten ''Beschleunigungsbalken'' auf ungefähr synchrone Drehzahl zwischen ihm und den Zahnköpfen gebracht. Solche Einfahrthilfen wurden erstmals 1941 bei der Elektrifizierung der [[Brünigbahn]] verwendet und kamen auch bei der [[Berner-Oberland-Bahn]] (BOB) und andernorts zum Einsatz.<ref name="SER-2022-12" />
In der Mitte der Einfahrlamellen kam es häufig zu Brüchen. Bei der Ausfahrt führte die variable Zahnteilung zur heftigen Vibrationen, die zu Rissen zwischen den Zähnen führten. Die Risse vertieften sich senkrecht nach unten, bis die Lamelle bei zu kleinem Restquerschnitt brach.<ref name="SER-2022-12" />
==== System Marfurt ====
[[Datei:Zahnstangeneinfahrt System Marfurt.png|mini|330px|Zahnstangeneinfahrt System Marfurt:<br />• Beschleunigungsbalken für den Antrieb der nicht drehenden Bremszahnräder<br />• Rollenbalken (die Bremszahnräder konphas machende<br /> Lamelle)<br />• Einfahrlamelle für das Einfahren und Eingreifen in die Zahnstange für Achsantriebe mit verkuppelten Adhäsions- und Zahnradantrieb<br />• Feste Zahnstange (roter Pfeil) als breite Lamelle ausgeführt für den Übergang in die Leiterzahnstange]]
[[Datei:Abton Up.jpg|mini|330px|Zahnstangeneinfahrt System Marfurt der [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]]<br />1) Adhäsionsabschnitt<br />2) Zahnstangenabschnitt<br />3) Beschleunigungsbalken<br />4) die Bremszahnräder konphas machende Lamelle<br />5) gefederte Einfahrlamelle<br />6) Zahnstangenfederung<br />7) [[Radlenker]]]]
Um die Nachteile der Zahnstangeneinfahrten mit variabler Zahnteilung (System Brünig) zu vermeiden – insbesondere die sehr großen Vibrationen während der Ausfahrt –, ging man dazu über, die konphase Lage durch Längsverschiebung (vor und zurück) der Einfahrlamelle zu erreichen. Einen entsprechenden selbsttätigen Mechanismus entwickelte Jakob Marfurt von der Firma Tensol Rail. Die erste Einfahrt System Marfurt wurde 1996 bei den [[Berner Oberland-Bahnen|Berner-Oberland-Bahnen]] (BOB) eingebaut.<ref name="SER-2022-12" />
Die Zahnstangeneinfahrt nach Marfurt besteht aus drei Teilen mit je einer Teilaufgabe:
* Beschleunigungsbalken: ein mit Gummi belegter Balken, auf dem die stillstehenden Bremszahnräder der nicht angetriebenen Wagen durch Reibkontakt auf ungefähr synchrone Drehzahl gebracht werden,<ref name="SER-2022-12" />
* Eine Rollenbatterie verbessert die Synchronisierung der Bremszahnräder und stellt ihre richtige (konphase) Zahnstellung her. Die folgende Einfahrlamelle bleibt untätig, d.{{nnbsp}}h. in Ruhelage.<ref name="SER-2022-12" />
* Einfahrlamelle: eine sich bei Auffahrt der Triebzahnräder durch Niederdrücken deren Spitze etwas entgegen der Fahrtrichtung bewegende kurze Zahnstange.
Die wesentliche Neuerung ist die Einfahrlamelle. Ihre Rückwärtsbewegung beim Herunterdrücken bewirkt, dass je ein Zahn der Lamelle und des Zahnrades gegeneinander bewegt werden, wodurch deren richtige (konphase) gegenseitige Lage herstellt wird. Die Lamelle steht auf zwei schrägen Hebeln. In Grundstellung ist ihr vorderes Ende angehoben, und das hintere geht zur fest verlegten Zahnstange über. Das auffahrende Zahnrad drückt das vordere Ende nach unten und in Fahrtgegenrichtung (nach vorn, d.{{nnbsp}}h. rückwärts). Das hintere Ende wird gehoben. Das vorwärts rollende Zahnrad findet die passenden Lücken in der Stange und hilft schließlich, deren hinteres Ende wieder herunter und in passende Lage zur festen Stange zu bringen. Die Einnahme der Grundstellung geschieht in erster Line mit Hilfe einer kräftigen ,hydraulisch gedämpften Rückstelleinrichtung.<ref name="SER-2022-12" />
Das System Marfurt erlaubt eine sanftere Einfahrt<ref name="Hardegger" /> mit höherer Geschwindigkeit (bei Versuchsfahrten bis 30 km/h<ref name="SER-2017-4" /><ref name="Fehr">Peter Fehr: {{Webarchiv |url=https://www.voev.ch/de/Service/Downloadsindex.php?section=downloads&download=2971 |text=''Neues Rollmaterial zb.'' Die neue Generation Zahnradtriebzug. Unterlagen für die Fachtagung TST des Verbands öffentlicher Verkehr, 2. November 2012. PDF; 3,5 MB. |wayback=20170819015919}}</ref>) und dank der nahezu vollständigen Vermeidung von Einfahrgeräuschen eine deutliche Lärmreduktion. Die Abnutzung ist geringer,<ref>[http://www.tensolrail.com/index.php?node=411&lng=2&rif=036f856209 ''Zahnstangeneinfahrten.''] In: ''Internetseite der Firma Tensol Rail'', Giornico. Abgerufen am 15. November 2017.</ref> die Verschleißteile sind definiert und leicht zu wechseln.
<gallery widths="200" heights="300" perrow="3" caption="Zahnstangeneinfahrt: ''System Marfurt'' bei den Appenzeller Bahnen (AB) im Güterbahnhof St. Gallen, 2017">
SGA Zahnstangeneinfahrt Güterbahnhof.jpg|Zahnstangeneinfahrt, von vorn nach hinten: Beschleunigungsbalken, die Bremszahnräder konphas machende Lamelle, Einfahrlamelle, Strub-Zahnstange
Synchronisier- und Einfahrlamelle.jpg|oben: Synchronisierungslamelle, Einfahrt von links<br />unten: Einfahrlamelle mit hydraulisch gedämpfter Rückstelleinrichtung (links, zweifach), Einfahrt von rechts
SGA Einfahrlamelle Riethüsli.jpg|Einfahr­lamelle aus der Sicht des Trieb­fahrzeug­führers<br />Lamelle auf zwei Hebeln gelagert,<br />zwei hydraulisch gedämpfte Rückstelleinrichtung
</gallery>
==== Signalisation ====
<div style="clear:left;"></div>
[[Datei:Wendelsteinbahn Zahnstangeneinfahrt.jpg|mini|Zahnstangeneinfahrt mit Beschilderung der [[Wendelsteinbahn]] in Bayern beim Bahnhof Aipl]]
[[Datei:Zbojska cogwheel2.JPG|mini|Zahnstangeneinfahrt an der [[Bahnstrecke Podbrezová–Tisovec|Strecke Podbrezová–Tisovec]] in der Slowakei]]
Zahnstangenabschnitt werden in der Schweiz an der Strecke wie folgt signalisiert:<ref>{{BAV-FDV|2|2.3.6|Signale für Zahnstange}}</ref>
{| class="wikitable"
|-
|-
! Bezeichnung !! Bedeutung !! Beziehung zu andern Signalen !!style="width:15%"| Bild<br />[[Deutschschweiz]] !!style="width:15%"| Bild<br />[[Romandie]]
| Vorsignal für Zahn­stangen­abschnitt || Ab dem Anfangs­signal gilt die signalisierte Höchst­geschwindigkeit. || Das Vorsignal steht etwa 150 m vor dem Anfangssignal. || colspan="2"|[[Datei:Vorsignal-fuer-Zahnstangenabschnitt.png|64px|zentriert]]
| Anfangssignal für Zahnstangen­abschnitt ''(tronçon à crémaillère)'' || Bei diesem Signal befindet sich die Einfahrt in die Zahnstange. Bei der Einfahrt in die Zahnstange gilt bis zum Passieren des letzten Wagens die signalisierte Höchst­geschwindigkeit. || Es kann ein Vorsignal voraus­gehen und es folgt ein Endsignal. || [[Datei:Anfangssignal für Zahnstangenabschnitt.png|64px|zentriert]] || [[Datei:Signal d’exécution pour tronçon à crémaillère.png|64px|zentriert]]
|[[Brohltalbahn]] [[Brohl]] - [[Kempenich]] || [[Oberzissen]] - [[Engeln]] ||1.000 ||Abt, 2 Lamellen ||1901-1934 ||1925 Einführung des Reibungsbetriebs auf der Steilstrecke im Pv<br>1934 Umstellung auf Reibungsbetrieb<br>1961 Stillegung Pv Brohl - Kempenich<br>1974 Stillegung Gv Engeln - Kempenich<br>Strecke Brohl - Engeln ist heute noch in Betrieb, 1977 Wiedereröffnung PV als Vulkan-Express
|[[Erzbergbahn]] ||[[Erzberg]]-[[Vordernberg]] ||1.435 ||Abt ||1891-1978 || heute Museumsbahn, ohne Zahnstangensystem [http://www.erzbergbahn.at]
|-
|[[Gaisbergbahn]] ||[[Salzburg]]=Parsch-[[Gaisberg (Salzburg)|Gaisberg]] ||1.000 ||Riggenbach ||1887-1928 || Strecke abgebaut
|-
|[[Kahlenbergbahn]] ||[[Wien]]=[[Döbling]]-[[Kahlenberg]] ||1.435 ||Riggenbach ||1874-1920 || Strecke abgebaut
|-
|-
| Endsignal ''(signal final)'' für Zahnstangen­abschnitt || Bei diesem Signal befindet sich das Ende der Zahnstange. || Es geht ein Anfangs­signal voraus. || [[Datei:Endsignal für Zahnstangenabschnitt.png|66px|zentriert]] || [[Datei:Signal final pour tronçon à crémaillère.png|64px|zentriert]]
|}
=== Weichen und andere Gleisverbindungen ===
==== Schiebebühnen, Drehscheiben und Gleiswender ====
Zur Zeit der ersten Zahnradbahnen war die Weiche bei Schienenbahnen längst Stand der Technik. Weichen für Zahnradbahnen, in denen sich die Zahnstangenstränge mit den Innenschienen kreuzen, mussten erst entwickelt werden, weshalb zunächst vorwiegend Schiebebühnen als Gleisverbindungen benutzt wurden, so auch bei der ältesten Zahnradbergbahn am Mount Washington und bei der
[[Schiebebühne]]n oder [[Drehscheibe]]n gibt es noch heute in Bahnhof- und [[Depot (Verkehr)|Depot]]­bereichen der Zahnradbahnen.
<gallery widths="200" heights="130">
A switch of Mount Washington Cog Railway.jpg|Schiebebühne mit gebogenen Gleis­abschnitten anstelle einer Weiche bei der ältesten Zahnrad-Bergbahn, der [[Mount Washington Cog Railway]].
Schiebebühne Ausweiche Ämsigen der Pilatusbahn.jpg|Schiebebühne der [[Pilatusbahn]] in der Kreuzungsstation Ämsigen; das ''System Locher'' ermöglicht keine Weichen.
Vitznau lake terminal.jpg|[[Drehscheibe]] in der Talstation der [[Vitznau-Rigi-Bahn]]
</gallery>
==== Zungenweichen ====
[[Datei:Zahnstangenweiche 1875.jpg|mini|381px|Plan der 1875 von Riggenbach erbauten Zahnstangenweiche]]
[[Datei:Rails Jumble (6055434309).jpg|mini|132px|Durchgehend mit Riggenbach-Zahn­stange versehene Weiche der [[Rorschach-Heiden-Bergbahn|Rorschach-Heiden-Bahn]]]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Rack railway turnout (SPB).JPG|mini|ohne|Auffahrbare Zahnstangenweiche System {{Anker|Auffahrbare Zahnstangenweiche}}Riggenbach bei der [[Schynige-Platte-Bahn]]. Der führende Radsatz eines auffahrenden Fahrzeuges drückt das Druckstück vor dem [[Eisenbahnweiche#Herzstück|Herzstück]] in die andere Lage und stellt damit die Weiche mit den beweglichen Zahn­stangenlamellen um.]]</div>
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Zahnradbahn Bonn.JPG|mini|ohne|Riggenbach-Weiche mit tief­liegender Zahnstange und unterbrochenen Zwischenschienen bei der [[Drachenfelsbahn|Drachenfels­bahn]]]]</div>
Zahnstangen[[Weiche (Bahn)|weichen]] sind mit beweglichen Zahnstangenelementen ausgerüstet, damit die Zahnstangen des einen Strangs die Schienen des andern Strangs kreuzen können. Weil damit ein ununterbrochener Zahnradeingriff gewährleistet ist, können sie auch auf geneigten Strecken eingebaut werden. Bei Bahnen mit gemischtem Antrieb befinden sich die Weichen oft auf den Adhäsionsabschnitten, weil Zahnstangenweichen aufwendiger und teurer als gewöhnliche Weichen sind. Andererseits muss bei Kreuzungsbahnhöfen mit durchgehenden Zahnstangen wie in Tschamut-Selva auf der [[Furka-Oberalp-Bahn|Oberalpstrecke]] die Geschwindigkeit nicht reduziert werden, weil keine Zahnstangeneinfahrt nötig ist.
Der Vorteil von Zungenweichen mit Zahnstange gegenüber klassischen [[Schleppweiche]]n mit verschiebbarem Gleisrost sind die nur geringen [[Wärmeausdehnung|temperaturbedingten Längenänderungen]] der kurzen beweglichen Zahnstangenteile. Nennenswerte Teilungsfehler können durch Temperaturänderungen nicht auftreten. Zahnstangenweichen werden aufgrund der geringen Geschwindigkeiten mit vergleichsweise kleinen Zweiggleisradien gebaut, mehrere Verschlüsse im Zungenbereich oder bewegliche Herzstückspitzen sind deshalb nicht erforderlich.
1875 baute [[Niklaus Riggenbach|Riggenbach]] die erste Zahnstangenweiche auf der [[Rorschach-Heiden-Bergbahn]] in [[Wienacht]] ein, um eine Zufahrt zum dortigen Sandsteinbruch zu ermöglichen.<ref>Walter Hefti: ''Zahnradbahnen der Welt,'' S. 36</ref> Innerhalb der Weiche befindet sich statt der Riggenbach-Leiterzahnstange eine einlamellige Zahnstange. Diese [[Weichenzunge|Zungenweiche]] entspricht der für einlamellige Zahnstangenstrecken noch heute verwendeten Bauart<ref name="Berger" />, die auch bei Bahnen mit Riggenbach-Zahnstange mehrheitlich eingesetzt wird.
[[Datei:L03 458 Bf Leysin-Village, Weiche 1.jpg|mini|Weiche der Strecke [[Chemin de fer Aigle–Leysin|Aigle–Leysin]] mit vollem Zahn­stan­gen­quer­schnitt]]
Bei den Weichen der 1893 eröffneten [[Wengernalpbahn]] und [[Schynige-Platte-Bahn]] mit 800 mm Spurweite und Riggenbach-Zahnstange war die Zahnstange auf einer Länge von 90 cm unterbrochen. Zur Gewährleistung eines unterbrechungsfreien Eingriffs benötigten die Lokomotiven zwei Triebzahnräder.<ref name="WAB2" /> Heute setzen die beiden Bahnen Weichen mit beweglichen Lamellen ein.
{{Anker|Abt-Zahnstangenweiche}}Bereits seit 1890 verwendet die [[Ferrovia Monte Generoso|Monte-Generoso-Bahn]] Zahnstangenweichen des Systems Abt.<ref name="WAB3" /> Deren Konstruktion ist dank der zweilamelligen Zahnstange einfacher, weil innerhalb der Weiche abschnittweise nur eine der beiden Zahnstangenlamellen benutzt wird (siehe Bild im Abschnitt [[#Lamellenzahnstangen|''Lamellenzahnstangen'']]). Eine solche Weiche kann aber nur in geringen Neigungen verwendet werden, wo nicht die volle Zugkraft auf die Zahnstange wirkt. Die bei neueren Triebfahrzeugen weicheren Tangentialfedern der Triebzahnräder führen nach einlamelligen Abschnitten zu starkem Verschleiß beim Wiedereingriff in die zweite Lamelle, da der belastete Zahnkranz gegenüber dem unbelasteten verdreht wird. Traditionelle Zahnstangenweichen des Systems Abt sollte deshalb nicht mehr angewendet werden.<ref name="Berger" /> Sollen Zahnstangenweichen System Abt mit der vollen Antriebs- oder Bremskraft befahren werden, dann erhalten sie für das Durchführen des vollen Zahnstangenquerschnittes bewegliche Zwischenschienen und zusätzlich im Zungenbereich bewegliche Zahnstangen nach dem Schleppweichenprinzip. Beispiele sind die Weichen bei der [[Gornergratbahn]] und in der [[Schöllenenbahn|Schöllenenschlucht]]
Die [[Berner Oberland-Bahnen]] rüsteten ihre neuen Zahnstangenweichen mit drei [[Weichenantrieb|Einzelantrieben]] aus, um das im Winter störanfällige Gestänge zu vermeiden.<ref name="SER-2003-2" />
Zahnstangenweichen mit tiefliegenden Zahnstangen oder mit unterbrochenen Zwischenschienen sowie jede Form von [[Schleppweiche]]n sind nicht auffahrbar. Weil ein Auffahrvorgang immer zur Entgleisung mit insbesondere in starken Neigungen schwerwiegenden Folgen führt, müssen Auffahrvorgänge unbedingt vermieden werden. Beim System Abt und bei hochliegenden Riggenbach-Zahnstangen mit nicht unterbrochenen Zwischenschienen wurden auffahrbare Weichen, die sich schon beim Befahren des Herzstückes auf rein mechanischem Weg in die erforderliche Lage umstellen, realisiert (siehe [[#Auffahrbare Zahnstangenweiche|Bild weiter oben]]). Eingebaut wurden sie beispielsweise bei der [[Transports Montreux–Vevey–Riviera|Rochers-de-Naye-]] und der [[Schynige-Platte-Bahn]].
==== Federweichen ====
[[Datei:RIGI-VTW 2000.png|mini|Federweiche Rigi-VTW 2000 der Rigi-Bahnen]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Arth-Goldau Schleppweiche.jpg|mini|ohne|210px|Neuartige Federweichen der Rigi-Bahnen in [[Bahnhof Arth-Goldau|Arth-Goldau]]]]</div>
Seit 1999 setzen die [[Rigi-Bahnen]]<ref name="VTW_2000">Peter Pfenniger: {{Webarchiv |url=https://www.rigi.ch/content/download/3910/42516/version/2/file/Gesamtbericht+DE+Technik.pdf |text=''Neue spezielle biegbare Zahnstangenweiche RIGI-VTW 2000.'' |wayback=20170729005605 |archiv-bot=2023-02-19 02:33:22 InternetArchiveBot}} Rigi Bahnen, im Februar 2001; abgerufen am 15. Juli 2017.</ref> und seit 2004 die [[Dolderbahn]]<ref>Hans G. Wägli: ''Schienennetz Schweiz – Réseau ferré suisse.'' AS Verlag, Zürich 2010, S. 72</ref> neu entwickelte Federweichen ein, in welchen das Gleis von der einen Endlage in die andere entlang einer definierten Kurve gebogen wird. Zur Kompensation der [[Wärmeausdehnung|temperaturbedingten Längenänderungen]] über die gesamte Weichenlänge ist die Federweiche so konstruiert, dass die Längendehnungen der Zahnstange und des darunter liegenden Rahmens in entgegengesetzter Richtung wirken. Damit heben sich die beiden Längendehnungen gegenseitig auf, der Zahnabstand an der Stoßstelle bleibt innerhalb der Toleranz und Zahnteilungsfehler werden vermieden.
Die einfache Konstruktion der Federweiche hat – im Gegensatz zur konstruktiv von Adhäsionsweichen abgeleiteten üblichen Zahnstangenweichen – weniger bewegliche Teile mit entsprechend weniger Verschleiß und benötigt keine [[Weichenheizung]]. Die Anwendung wäre auch bei Adhäsionsbahnen möglich, z. B. als [[Doppelweiche|Doppel-]] oder [[Kreuzungsweiche]].<ref name="VTW_2000" /> Nachteilig ist allerdings, dass sie wie alle Schleppweichen nicht auffahrbar sind. Rollt ein Fahrzeug stumpf auf eine derartige Weiche zu, kommt es zwangsläufig zu einer Entgleisung, die in steil abfallendem Gelände fatale Folgen haben kann.
==== Helixverwindung in der Weiche ====
Auf Gleisabschnitten mit Neigungen über 40 ‰ ist in Gleisbögen die Helixverwindung zu berücksichtigen (vgl. Abschnitt [[#Helixverwindung|Helixverwindung]]). Weichen stellen diesbezüglich einen Spezialfall dar. Sie müssen sich in einer Ebene befinden, damit sie richtig schließen und sich die [[Weichenzunge|Zungen]] nicht verklemmen. Bei einer Weiche in einer Neigung ist die Verwindung des abzweigenden Strangs somit konstruktionsbedingt unterbunden. Erst nach der letzten durchgehenden [[Bahnschwelle|Schwelle]] kann sich das Gleis wieder verwinden.<ref name="SER-2021-1">{{Literatur |Autor=Karl Tillmetz, Hermann Patrick Braess |Titel=Die Helixverwindung – ein kritischer Einflussfaktor bei der Trassierung und Auslegung von Bergbahnen (Fortsetzung aus Heft 12/2020) |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=1 |Verlag=Minirex |Datum=2021 |Seiten=52–54}}</ref>
Liegt eine Weiche in der Neigung mit Weichenanfang talseitig, so ergibt sich allein aus der Geometrie eine Überhöhung der bogenäußeren Schiene des abzweigenden Stranges. Die Überhöhung entspricht in der Tendenz jener, die aus fahrdynamischen Gründen in einen Bogen ohne Weiche eingebaut worden wäre. Wenn der Bogen nach der Weiche endet, kann das Gleis verwunden werden.<ref name="SER-2021-1" />
Befindet sich dagegen eine Weiche umgekehrt mit dem Weichenanfang bergseitig, ist die Überhöhung aus den gleichen geometrischen Gründen auf der bogeninnen Schiene. Das ist aber fahrdynamisch ungünstig, denn die nun negative Überhöhung verstärkt die auf das Fahrzeug wirkenden [[Fliehkraft|Fliehkräfte]]. Eine solche Weiche darf nur mit verringerter Geschwindigkeit im abzweigenden Strang befahren werden. Der Effekt kann mit einem größeren Weichenradius und somit einer geringeren [[Weiche (Bahn)#Herzstück|Weichenneigung]] sowie mit einer [[Außenbogenweiche]] reduziert werden. Bei der Außenbogenweiche kann der Fehler auf die beiden Gleisstränge verteilt werden. Auch bei dieser Weichenkonstallation wird das Gleis nach der letzten durchgehenden Schwelle verwunden.<ref name="SER-2021-1" />
Bei den bei der Pilatusbahn ([[#Locher|System Locher]]) verwendeten Schiebebühnen und Gleiswendern ist die Helixverwindung bedeutungslos, denn die Verwindungen der beiden Gleisstränge sind voneinander unabhängig. Bei anderen Zahnstangensystemen sind solche Gleisverbindungen aus Kostengründen keine Alternative.<ref name="SER-2021-1" />
=== Triebfahrzeuge ===
[[Datei:Interlaken - panoramio (3).jpg|mini|Im [[Systemwechselbahnhof]] [[Bahnhof Interlaken Ost|Inter­laken Ost]] treffen zwei meterspurige Strecken mit Zahnstangenabschnitten und unterschiedlichen Stromsystemen aufeinander. Links im Bild ein Zug der [[Berner-Oberland-Bahn]] (1500 Volt Gleichspannung), rechts eine Komposition der [[Zentralbahn]] (15 kV Wechselspannung).]]
{{Siehe auch|Zahnradlokomotive}}
Auf Zahnradbahnen werden [[Elektrolokomotive|elektrische]] und [[Diesellokomotive|dieselbetriebene]] Triebfahrzeuge sowie auch heute noch [[Dampflokomotive]]n eingesetzt. Von den weltweit verkehrenden Zahnradtriebfahrzeugen sind nur etwa 15 % Diesel- und 5 % Dampftriebfahrzeuge.
Bei den bestehenden elektrischen Zahnradbahnen sind folgende drei Stromsysteme im Gebrauch:
* [[Bahnstrom#Gleichspannung|Gleichstrom]] mit verschiedenen Spannungen bei kurzen und mittleren Betriebslängen. Die Mehrzahl der Gleichstrombahnen verwendet eine Spannung von 1500 Volt. Sie erlaubt Abstände von vier bis fünf Kilometern zwischen den [[Unterwerk|Gleichrichterstationen]].
* [[Bahnstrom#Einphasensysteme|Einphasenwechselstrom]] bei einigen reinen Zahnradbahnen und bei längeren gemischten Adhäsions-/Zahnradbahnen (siehe ''[[Liste von Zahnradbahnen]]''). Die hohe Spannung des Wechselstroms erlaubt große Abstände zwischen den [[Umspannwerk]]en, die Triebfahrzeuge benötigen jedoch einen [[Transformator]], dessen hohe Masse nachteilig ist.
* [[Bahnstrom#Verwendung von extern erzeugtem Drehstrom|Drehstrom]] bei den reinen Zahnradbahnen auf die [[Jungfraubahn|Jungfrau]], den [[Gornergratbahn|Gornergrat]], den [[Chemin de Fer de la Rhune|la Rhune]] und den [[Corcovado-Bergbahn|Corcovado]]. Klassische Drehstromtechnik benötigt zweipolige [[Oberleitung]]en, erlaubt jedoch einfache [[Rekuperationsbremse]]n, die aber auf der Bergfahrt keine höhere Geschwindigkeit als talwärts erlaubt.
Der Bau und Betrieb von Zahnradtriebfahrzeugen sind und waren technisch sehr anspruchsvoll. Im Vergleich zu Adhäsionsbahnen sind Grenzen gesetzt durch:
* enge Bögen, große Klimaunterschiede und rauer Winterbetrieb,
* Belastungsgrenzen der Zahnstange und der [[Kupplung (Bahn)|Zugvorrichtungen]],
* Sicherheit gegen Entgleisen des Zuges auf der Talfahrt auch in engen Bögen bei Maximalgefälle.<ref name="SER-1990-10">{{Literatur |Autor=Hans Tribolet |Titel=Die neuen Mehrzweck-Lokomotiven HGe 4/4 II 1 – 5 der Brig – Visp – Zermatt-Bahn. |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=10 |Verlag=Minirex |Datum=1990 |Seiten=263–270}}</ref>
Wichtigster Hersteller von Zahnradtriebfahrzeugen war seit 1874 die [[Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik]] (SLM) in Winterthur. Nach der Auflösung der SLM im Jahr 1998 wurde der Zahnradbahnbereich von [[Stadler Rail]] übernommen. Von den weltweit bei bestehenden Zahnradbahnen in Betrieb stehenden Triebfahrzeugen stammen mehr als zwei Drittel von der SLM<ref>Rudolf Schmid: Die Zahnradbahn als modernes Transportmittel, S. 441</ref> oder von Stadler. Die [[Lokomotivfabrik Floridsdorf]] in Wien besaß die alleinigen Patente des Zahnstangensystems Abt für das Gebiet [[Österreich-Ungarn]]s. Sie wurde damit neben der weltweit tätigen SLM zur größten Produzentin von Zahnradbahntriebfahrzeugen und lieferte fast alle in der Doppelmonarchie bestellten Zahnradlokomotiven, unter anderem die Maschinen der [[Erzbergbahn]] und der [[Bosnisch-Herzegowinische Landesbahnen|Bosnisch-Herzegowinischen Landesbahnen]]. In Deutschland erwarb sich die [[Maschinenfabrik Esslingen]] einen besonderen Ruf durch den Bau von Zahnradlokomotiven. In den USA belieferte [[Baldwin Locomotive Works]] in Philadelphia einige amerikanische Auftraggeber.
Die [[Bauartbezeichnungen der Schweizer Lokomotiven und Triebwagen]] unterscheiden zwischen reinen und gemischten Zahnradbahnen. Bei reinen Zahnradfahrzeugen kommt das h an erster Stelle nach den Großbuchstaben (z. B. Zahnradtriebwagen Bhe 4/4), bei kombiniertem Adhäsions- und Zahnradantrieb am Schluss (Beh 4/4). Eine H 2/2 ist eine reine Zahnraddampflokomotive, eine HG 2/2 eine kombinierte Adhäsions- und Zahnradlokomotive.
==== Triebfahrzeuge für reine Zahnradbahnen ====
Bei den reinen Zahnradbahnen werden die Räder nur für die Abstützung und Führung der Fahrzeuge benützt. Die Fortbewegung der Fahrzeuge erfolgt ausschließlich über die Zahnräder. Solche Zahnradbahnen überwinden mit vertikal eingreifenden Zahnrädern Maximalneigungen von 250–300 ‰.
===== Dampflokomotiven =====
Dampflokomotiven für reine Zahnradbahnen weisen in der Regel zwei Triebzahnräder oder ein Triebzahnrad und ein Bremszahnrad auf. Für größere Zugmassen müssen zwei Triebzahnräder angewendet werden (recht häufig beim System Abt), damit der Zahndruck nicht zu hoch wird und um der Gefahr des Aufkletterns des Zahnrads aus der Zahnstange zu begegnen. Solche Lokomotiven der [[Bauart Abt]] wurden z. B. von der [[Wengernalpbahn|Wengernalp-]], der [[Snowdon Mountain Railway|Snowdon-]], der [[Schafbergbahn|Schafberg-]] und der [[Schneebergbahn (Zahnradbahn)|Schneebergbahn]] beschafft. Eine Lokomotive mit drei Triebzahnrädern ist bei [[Manitou and Pike’s Peak Railway|Pike’s Peak Railway]] zur Anwendung gekommen.<ref name="Dolezalek">Dolezalek: ''Zahnbahnen'', Kapitel ''Lokomotiven''</ref>
Zahnraddampflokomotiven sind fast ausschließlich als [[Tenderlokomotive|Tendermaschinen]] gebaut, um die gesamte Zugmasse möglichst tief zu halten und die gesamte Lokomotivmasse für die Sicherung des Zahneingriffs auszunutzen. Für die Ergänzung des [[Speisewasser]]vorrats wird unterwegs mehr Zeit einberechnet.
Da man in den unterschiedlichen Neigungen störende Schwankungen des Wasserstands im Kessel befürchtete, wurden der ersten Lokomotiven der [[Vitznau-Rigi-Bahn]] mit stehendem Kessel ausgerüstet. Im Betrieb und besonders im Unterhalt bewährten sich diese [[Dampflokomotivkessel|Kessel]] nicht, so dass sie nach 12 bis 19 Jahren durch liegende, um etwa 10 % geneigte Kessel ersetzt wurden.
Die marktbeherrschende Stellung der [[Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik|SLM]] führte zu einer gewissen Standardisierung der Bauarten. Die Bilderreihen illustrieren jeweils die Entwicklung der Zahnradtriebfahrzeuge,<ref name="Dolezalek" /><ref name="Sachs">Karl Sachs: ''50 Jahre schweizerische elektrische Bergbahnen.'' In: [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1948:66::682 ''Schweizerische Bauzeitung'', Band 66 (1948), Heft 50] (E-Periodica.ch, PDF; 4,2 MB) und [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1948:66::695 Band 66 (1948), Heft 51] (PDF; 5,0 MB).</ref> wobei bei nicht von der SLM oder Stadler Rail stammenden Fahrzeugen der Hersteller erwähnt ist:
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Dampflok der Vitznau Rigibahn.jpg|Normalspurige [[RB H 1/2|H 1/2]] der Vitznau-Rigi-Bahn mit einem Triebzahnrad und stehendem Kessel. Die [[Spurweite (Bahn)|Spurweite]] verbesserte die Stabilität des ste­henden Kessels. (1870, [[Schweizerische Centralbahn#Werkstätte|SCB]])
ARB-H.jpg|[[ARB H 1/2|H 1/2]] der [[Arth-Rigi-Bahn]] mit einem Triebzahnrad und liegendem Kessel, geliefert von der [[Niklaus Riggenbach#Internationale Gesellschaft für Bergbahnen|Internationalen Gesellschaft für Bergbahnen]] (1875)
Dampflok mit einem Triebzahnrad.jpg|Maschine mit einem Trieb­zahnrad T, das mit [[Blindwelle]] b<sub>1</sub> und Übersetzung von den Zylindern C angetrieben wird. Hintere [[Laufachse]] L mit Brems­zahnrad und Bremsscheiben b<sub>2</sub>
Pilatus Railway-1900-side view.JPG|Die Dampftriebwagen [[PB Bhm 1/2|Bhm 1/2]] der [[Pilatusbahn]] sind eine Sonder­konstruktion für das [[#Locher|Zahn­stangen­system Locher]] (1886)
1HMGi.jpg|Die [[Carl Roman Abt|Abt]]­sche Zahnrad­lokomotive H 2/3 der [[Ferrovia Monte Generoso|Monte-Generoso-Bahn]] mit zwei Triebzahnrädern war eine Original­konstruktion der SLM (1889)
Dampflok mit zwei Triebzahnrädern.jpg|Bei Maschinen mit zwei Trieb­zahn­rädern erfolgt der Antrieb über eine einarmige [[Koppelgetriebe#Schwinge|Schwinge]] R mit tief­liegendem Drehpunkt a
169R25160987 Schafbergbahn, Bergstation, Lok 999.102.jpg|Lokomo­tive der Reihe [[SKGLB Z|999.1]] der Schaf­berg­bahn mit zwei Trieb­zahn­rä­dern, her­ge­stellt von [[Krauss-Maffei|Krauss]] in [[Linz]] (1893)
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===== Elektrische und dieselelektrische Triebfahrzeuge =====
[[Datei:VRB Bhe 2-4 Triebdrehgestell.jpg|mini|270px|Triebdrehgestell (Vitznau-Rigi-Bahn, Bhe 2/4)<br />1) Motoren<br />2) Vorgetriebe<br />3) Getriebe<br />4) Triebzahnrad<br />5) Rutschkupplung<br />6) Bandbremse auf Motorwelle<br />7) Bandbremse (Klinkenbremse),<br /> mit dem Triebzahnrad fest verbunden]]
Da in vielen Gebirgen ausreichend Wasser zur Stromerzeugung zur Verfügung steht, wurde bereits 1892 mit der [[Chemin de fer du Salève]] in den Hochsavoyen die erste elektrische Zahnradbahn der Welt dem Verkehr übergeben, die mit 600 Volt Gleichspannung betrieben wurde. Noch vor der Jahrhundertwende wurden die [[Gornergratbahn|Gornergrat-]] und die [[Jungfraubahn]] eröffnet, wobei man sich dem damaligen Stand der Technik entsprechend zur Verwendung von [[Bahnstrom#Verwendung von extern erzeugtem Drehstrom|Drehstrom]] entschied. Seit dem 20. Jahrhundert verkehrt die große Mehrheit der elektrisch betriebenen Zahnradbahnen mit [[Bahnstrom#Gleichspannung|Gleichstrom]].
Der Antrieb heutiger Fahrzeuge erfolgt mit Kompakteinheiten, die Motor, [[Getriebe]], [[Bremstrommel]] und Triebzahnrad umfassen.<ref name="SER-2003-2" /> Jeder Fahrmotor treibt ein an einem Radsatz frei drehend gelagertes Triebzahnrad an. Wegen der verhältnismäßig kleinen Fahrgeschwindigkeit hat das Getriebe meistens eine doppelte Übersetzung. Zur Vermeidung von unerwünschten Radentlastungen durch die Motordrehmomente werden die Fahrmotoren üblicherweise quer im [[Drehgestell]] eingebaut. Die Triebzahnräder mit [[Evolventenverzahnung]] greifen immer mindestens mit zwei Zähnen in die Zahnstange. Sie sind tangential gefedert zum Ausgleich von Stößen, die durch Zahnstangenteilungsfehler verursacht werden können.
Die Anzahl der Triebachsen wird durch die notwendige Zugkraft bestimmt. Für moderne Doppeltriebwagen mit vier baugleichen Drehgestellen genügt in vielen Fällen eine einmotorige Auslegung. [[Drehgestell]]e mit je einer Trieb- und einer Laufachse haben den Vorteil gleichmäßiger Zahnstangenbelastung, erlauben [[Doppeltraktion]] zweier Doppeltriebwagen<ref name="SER-1989-9">{{Literatur |Autor=Hans Schlunegger |Titel=Neue Doppeltriebwagen BDhe 4/8 211–214 der Jungfraubahn |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=9 |Verlag=Minirex |Datum=1989 |Seiten=207–208}}</ref> und sind im Fall einer Entgleisung sicherer als zwei Trieb- und zwei Laufdrehgestelle.<ref name="SER-1992-12" />
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GGB He 2 2 3002.jpg|[[SLM He 2/2|He 2/2]] der [[Gornergratbahn]], hier als Denkmal in [[Stalden VS|Stalden]], mit zwei Motoren und zwei Triebzahnrädern (1898)
Swiss Rail ARB old2.JPG|Der [[ARB BCeh 2/3|BCeh 2/3]] der [[Arth-Rigi-Bahn]] für 1500 V Gleichspannung ist der älteste noch in Betrieb stehende Zahnradtriebwagen der Welt (1911)
Picswiss SZ-29-62.jpg|[[RB Bhe 2/4|Bhe 2/4]] der [[Vitznau-Rigi-Bahn]], [[Wagenkasten|Wagen­kasten]] in selbsttragender Stahl­konstruktion, talseitiges Lauf- und bergseitiges Trieb­drehgestell mit zwei Motoren und [[Tatzlager-Antrieb|Tatzlagerantrieb]] (1937)
Id0994.JPG (2492151849).jpg|BChe 2/4 der [[Transports Montreux–Vevey–Riviera|Rochers-de-Naye-Bahn]] mit je einer Trieb- und Laufachse pro Drehgestell (1938)
WAB (Wengern Alp Bahn) 109.JPG|Die viermotorigen [[WAB BDhe 4/4 101–118|ABDhe 4/4]] der [[Wengernalpbahn]] mit Steuerwagen ersetzten lokbespannte Züge (1947)
SBB Historic - 21 21 05 a - Dieselelektrischer Zahnradtriebwagen Bhm 2 4.tif|Dieselelektrischer Zahnradtriebwagen Bhm 2/4 der [[Manitou and Pike’s Peak Railway|Pike's Peak Railway]] mit zwei Unterflur-Dieselmotoren (1960)
SBB Historic - 21 17 05 a - Elektrischer Zahnradtriebwagen Bhe 4 8.tif|Der Doppeltriebwagen Bhe 4/8 der [[Gornergratbahn]] hat vier Drehgestelle mit je einer Trieb- und Laufachse. (1965)
SBB Historic - 21 66 05 a - Elektrischer Zahnrad-Doppeltriebwagen BDhe 4 8 für die Jungfrau-Bahn.tif|Die [[Dreiphasengleichrichter|Anschnittsteuerung]] der [[JB BDhe 4/8|BDhe 4/8]] der [[Jungfraubahn]] ermöglicht auch bei [[Bahnstrom#Verwendung von extern erzeugtem Drehstrom|Drehstrom-Fahrzeugen]] eine schnellere Berg- als Talfahrt. (1992)<ref name="SER-1992-12" />
Wengernalpbahn reine Zahnradlokomotive He 2 2 32 in Lauterbrunnen im Sommer 2020.jpg|Die [[WAB He 2/2 31–32|He 2/2]] der Wen­gern­alp­bahn ist das erste Zahn­rad­fahr­zeug mit [[Drehstromantrieb (Eisenbahn)#Drehstromantrieb mit Umrichter|Dreh­strom-Um­rich­ter­an­trieb]]. (1995)
Gornergrat train (3018610039).jpg|Bhe 4/6 3083 der drehstrom­betriebenen [[Gornergratbahn]] mit Drehstrom-Drehstrom-[[Umrichter]] (2006)<ref>{{Literatur |Titel=GGB-Triebwagen geliefert |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=12 |Verlag=Minirex |Datum=2006 |Seiten=585}} und {{Literatur |Autor=Heinz Inäbnit, Urs Jossi |Titel=Neue und erneuerte Triebzüge für die Jungfraubahn |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=4 |Verlag=Minirex |Datum=2016 |Seiten=180–182}}</ref>
Berglokomotive 19 BZB.jpg|Vierachsige Umrichter-Berglokomotive 19 der Bayerischen Zugspitzbahn für 40 t Vorstelllast auf 250 ‰ (2016)<ref name="SER-2014-12">{{Literatur |Autor=Jürg D. Lüthard |Titel=Neue Lokomotive für die Bayerische Zugspitzbahn |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=12 |Verlag=Minirex |Datum=2014 |Seiten=599}}</ref>
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Die neueren technischen Entwicklungen finden sowohl bei reinen als auch gemischten Zahnradbahnen Anwendung:
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SBB Historic - 21 38 05 a - Elektrische Zahnrad-Triebwagen Bhe 4 4.tif|Triebwagen Nr. 6 der Bayerischen Zugspitzbahn mit [[Sicke]]n in den Sei­ten­wänden zur Masseeinsparung (1978)
Zermatt-Shuttle, MGB BDSeh 48.jpg|Zwei dreiteilige [[MGB BDSeh 4/8|BDSeh 4/8]] der [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]] mit [[Panoramawagen|Panorama-]] und [[Niederflurtechnik|Niederflurwagen]] und Drehstrom-Umrichterantrieb (2002)
GTW der Cremallera de Núria.jpg|Der Zahnrad-[[Stadler GTW 3. Generation#Spanien|GTW]] der [[Cremallera de Núria]] basiert auf einer [[Stadler GTW|Großserie von Adhäsionsfahrzeugen]], was Kosten spart. (2003)
Mount Washington Cog Railway Agiocochook Biodiesel Engine.jpg|Mit [[Biodiesel]] betriebene Lokomotive M4 „Agiocochook“ der [[Mount Washington Cog Railway]], ein Eigenbau der Bahngesellschaft (2008)<ref>L. Degen: ''Neue Lokomotive für die Mount Washington Cog Railway.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 4. Minirex, 2018, S. 208.</ref>
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==== Triebfahrzeuge für gemischte Bahnen ====
===== Dampflokomotiven =====
====== Gekuppelter Antrieb ======
Die erste Lokomotive für gemischten Adhäsions- und Zahnradbetrieb war die „Gnom“ für die 1350 Meter lange [[Werkbahn]] des Sandsteinbruchs [[Ostermundigen]] bei Bern.<ref name="Elsasser" /> Das Zahnrad lief auf der Adhäsionsstrecke ohne Eingriff leer mit.
Bei der [[Industriebahn Žakarovce|Erzbahn Žakarovce]] und dann bei der [[Brünigbahn]] und der [[Bahnstrecke Padang–Bukittinggi/Sawahlunto|Padangbahn]] auf Sumatra wurden zunächst Lokomotiven mit zwei Zylindern und gekuppelten Adhäsions- und Zahnrad[[Triebwerk (Dampflokomotive)|triebwerk]] verwendet. Die einfach gebauten Maschinen eigneten sich für kleinere Zugkräfte, jedoch bewährten sie sich nicht im Betrieb auf längeren Strecken wie der Brüniglinie.
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6266 - Luzern - Verkehrshaus - GNOM 1.JPG|„Gnom“ des Steinbruchs Oster­mundigen (1871, [[Niklaus Riggenbach#Internationale Gesellschaft für Bergbahnen|Internationale Gesellschaft für Bergbahnen]])
Zsakaroczvölgyi Iparvasut 1 und 2.jpg|Lok der [[Industriebahn Žakarovce|Erzbahn Žakarovce]] in der heutigen Slowakei für gemischten Adhäsions- und Zahnradbetrieb (1884, [[Maschinenfabrik Esslingen]])
Brünigbahn HG 2-2 JBL 352.jpg|HG 2/2 für die Brüniglinie der [[Chemins de fer du Jura bernois|Jura-Bern-Luzern-Bahn]] für gemischten Betrieb (1887)
Achenseebahn-4.jpg|Lokomotive der [[Achenseebahn]] von 1889 mit kombiniertem Adhäsions- und Zahnradantrieb (nach [[System Riggenbach]]), gebaut von der [[Lokomotivfabrik Floridsdorf]].
Zahnrad-Dampflok mit gekuppelten Triebwerken.jpg|Gekuppelte Triebwerke mit Zylindern C, [[Blindwelle]] b, Übersetzung v/V, Triebzahnrad T, [[Kuppelstange]] c und [[Triebachse]]n R
Cortaillod2HG2NCBi.jpg|Tramlokomotive „Cortaillod“ der [[Strassenbahn Neuenburg|Straßenbahn Neuenburg]] (1892, [[Krauss-Maffei|Krauß]] [[München]])
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====== Getrennte Zahnrad- und Adhäsionsantriebe ======
Ab dem Jahr 1885 hat man damit begonnen, bei längeren Adhäsionsbahnen einzelne Abschnitte mit Zahnstangen für die Überwindung steiler Talstufen anzuwenden (anstelle künstlicher Längenentwicklungen). Für diesen Betrieb waren verkuppelte Antriebe wegen der auftretenden Zwängungskräfte schlecht geeignet. Das hatte zur Folge, dass Adhäsions- und Zahnrad[[Triebwerk (Dampflokomotive)|triebwerk]] getrennt wurden, wodurch die Abnutzung der Adhäsionsräder problemloser wurde. Der Adhäsionsantrieb wird dabei grundsätzlich auf der ganzen Strecke verwendet. Das Zahnradtriebwerk wird nur auf den Zahnstangenabschnitten aktiviert und nach dem Verlassen der Steilrampe wieder stillgesetzt. Anfänglich wurden die Lokomotiven nach der '''[[Bauart Abt]]''' mit innen liegendem Zahnradtriebwerk konstruiert und beide Triebwerke hatten einen eigenen Regler und Steuerung. Zur Minderung des Dampfverbrauchs wurde später der Verbundantrieb verwendet wie bei den [[BFD HG 3/4|HG 3/4]] der [[Furka-Oberalp-Bahn]].
''siehe auch: [[Bauart Abt|Zahnrad-Dampflokomotiven der Bauart Abt]]''
[[Datei:Zahnradantrieb System Winterthur.jpg|mini|390px|Dampflokomotiven mit dem System Winterthur werden auf den Zahnstangen­abschnitten als Verbund­lokomotiven betrieben. Die Hochdruck­zylinder C<sub>1</sub> treiben die Reibungsachse 2 an, die mit den Achsen 1 und 3 gekuppelt ist. Das drehbar auf einer Achswelle sitzende Triebzahnrad T wird durch die Niederdruckzylinder C<sub>1</sub> und das Übersetzungszahnrad v angetrieben. Im reinen Adhäsionsbetrieb arbeitet die Maschine mit einfacher Dampfdehnung.]]
{{Anker|System Winterthur}}Bei Schmalspurlokomotiven für Adhäsions- und Zahnstangenstrecken war es aber oft schwierig, die Innentriebwerke unterzubringen. Eine gute Lösung fand die SLM mit dem '''System Winterthur''', das für Adhäsions- und Zahnradtriebwerk äußere Lage und doch getrennte Ausführung erlaubt. Das ermöglicht eine gute Zugänglichkeit und damit eine einfachere Wartung des Triebwerks. Bei zunehmender Radreifenabnutzung lässt sich die Tiefe des Zahneingriffs leicht nachstellen.
Die zwei untenliegenden Hochdruckzylinder wirken auf das Adhäsionstriebwerk und bei reinem Adhäsionsbetrieb arbeiten sie mit einfacher Dampfdehnung. Der Dampf entweicht anschließend direkt ins [[Blasrohr (Saugzug)|Blasrohr]]. Auf den Zahnstangenabschnitten arbeitet die Lokomotive in [[Verbunddampflokomotive|Verbundwirkung]], indem der Dampf nach den unteren Adhäsions-Hochdruckzylindern in die oben liegenden Zahnrad-Niederdruckzylinder geleitet wird. Durchmesser und [[Kolbenhub]] der vier Zylinder sind dabei annähernd gleich groß. Bedingt durch die Übersetzung des [[Vorgelege]]s arbeitet das Zahnradtriebwerk mit ungefähr der doppelten Drehzahl wie das Adhäsionstriebwerk, womit das richtige Volumenverhältnis zwischen den Hoch- und Niederdruckzylindern entsteht.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=lok&datum=1906&page=25&size=45 ''Vierzylindrige Zahnrad- und Adhäsionslokomotive der Brünigbahn (Schweizer Bundesbahnen).''] In: ''[[Die Lokomotive]]'', 1906, S.{{nnbsp}}21–22 ([[ANNO – AustriaN Newspapers Online]])</ref>
Durch die Verbundwirkung wird der Dampf besser ausgenutzt und es resultiert ein geringerer Kohle- und Wasserverbrauch. Es ergibt sich ein guter Ausgleich zwischen dem Zahnrad- und dem Adhäsionsantrieb, der das [[Schleudern (Rad-Schiene)|Schleudern]] des Adhäsionsantriebs vermindert, aber nicht ausschließen kann. Die raschen, aber nicht zu starken Auspuffschläge des Zahnradtriebwerks bewirken eine gute Feueranfachung und damit Dampfentwicklung. Die Einfahrt in einen Zahnstangenabschnitt bleibt dennoch komplex, weil zuerst das Zahnradtriebwerk über ein Hilfsventil auf die passende Drehzahl beschleunigt werden muss. Erst nach vollendeter Einfahrt kann das Umschaltventil zwischen Hoch- und Niederdruckzylinder betätigt werden und die beiden Triebwerke arbeiten dann mit zweistufiger Dampfdehnung im Verbundbetrieb. Bei der Einfahrt ins Gefälle muss zusätzlich auch noch die Steuerung in die Gegenrichtung ausgelegt werden und das Umschaltventil für das Ansaugen von Frischluft geöffnet werden. Anschließend kann die Geschwindigkeit durch die Gegendruckbremsen beider Triebwerke reguliert werden.
Das System Winterthur sicherte der SLM eine große Zahl von Aufträgen im In- und Ausland.<ref>A. Ostertag: [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1947:65::334 ''Zur Entwicklung der Dampflokomotiven der schweizerischen Eisenbahnen.''] In: ''Schweizerische Bauzeitung'', Band 65 (1947), Heft 25 (E-Periodica.ch, PDF; 7,0{{nnbsp}}MB).</ref> Es kam bei vielen Dampflokomotiven mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb zum Einsatz und wurde auch von der [[Maschinenfabrik Esslingen]] verwendet. Durch das [[Vorgelege]] des Zahnradtriebwerks läuft dieses im Betrieb in umgekehrter Drehrichtung wie das Adhäsionstriebwerk
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ASt HG 2-3 3.jpg|Die von [[Adolf Klose]] konstruierte [[ASt HG 2/3|HG 2/3]] der [[St. Gallen-Gais-Appenzell-Altstätten-Bahn|Appenzeller Straßenbahn]] (ASt) war die erste Vierzylinder-[[Verbundlokomotive|Verbund­zahn­radlokomotive]] der Welt. (1889)
97-028 in Slovenian Railway Museum 04.jpg|Die 38 [[BHStB IIIc5 701–721|IIIc5]] der [[Bosnisch-Herzegowinische Staatsbahnen|Bosnisch-Herzego­winischen Staatsbahnen]] waren neben den [[FS R.370|R.370 der FS]] eine der meistgebauten Zahnradlokomotiven der Welt. ([[Lokomotivfabrik Floridsdorf|Floridsdorf]], 1894)<ref>Tadej Brate: ''Slovenske muzejske lokomotive.'' Slowenische Museumslokomotiven. Verlag mladinska knjiga, 2004, ISBN 86-11-16904-2, (slowenisch). Seite 38</ref>
Heizhaus Strasshof.jpg|Dreikuppler-Maschine [[kkStB 69]] der [[Erzbergbahn]] mit hinterer Laufachse und zwei Triebzahnrädern (1890, [[Lokomotivfabrik Floridsdorf]])
197 301 Strasshof.jpg|Sechsachsige [[KkStB 269]] der [[Erzbergbahn|Erz­berg­bahn]] mit innenliegenden Niederdruck­zylindern für die zwei Trieb­zahnräder, hergestellt in Floridsdorf (1912)
Saentis6HG24AStI.jpg|Bei der [[ASt HG 2/4|HG 2/4]] der kurvenreichen ASt wurde erstmals der Antrieb System Winterthur angewandt. (1904)
SBB HG 33 1052 SLM 30.03.1905.jpg|Die 22 [[SBB HG 3/3|HG 3/3]] mit Antrieb System Winterthur bewährten sich auf der [[Brünigbahn|Brünigstrecke]] und bei der [[Berner-Oberland-Bahn]]. (1905)
J24 766 Z 3349, linke Seite.jpg|[[Dampflokomotive Bauart Meyer#Kitson-Meyer|Kitson-Meyer]]-Gelenklok der [[Transandenbahn|Trans­andenbahn]] von ''Kitson & Co'' in [[Leeds]] mit Außenrahmen, [[Hallsche Kurbel|Hallschen Kurbeln]], vier Triebachsen, zwei Trieb­zahn­rädern und Achsfolge D’(3zz) (1909)
Adhäsions- und Zahnrad-Lokomotive für die Holländischen Staatsbahnen auf Sumatra.jpg|D1’-Lokomotive der [[Bahnstrecke Padang–Bukittinggi/Sawahlunto|Padangbahn]] auf Sumatra, angetrieben mit System Winterthur und einem Triebzahnrad (1913)<ref>Siegfried Abt: [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1921:77::425 ''Die neuen Lokomotiven der Staatsbahnen auf Sumatra (Westküste)''.] In: Schweizerische Bauzeitung. Band 78 (1921), Heft 7 (E-Periodica.ch, PDF; 2,1{{nnbsp}}MB).</ref>
Nilgiri Mountain Railway Steam Engine.JPG|Lokomotive der Klasse X System Winterthur der [[Nilgiri Mountain Railway]] in Indien mit vier Kuppelachsen und zwei Triebzahnrädern (1913)<ref>Siegfried Abt: [https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1917:69::429 ''Die neuen Lokomotiven der Nilgiri-Bahn.''] In: ''Schweizerische Bauzeitung.'' Band 70 (1917), Heft 7 (E-Periodica.ch, PDF; 1,7{{nnbsp}}MB)</ref>
DRG 97 502.jpg|Fünfachsige [[DR-Baureihe 97.5|97.5]] für die [[Bahnstrecke Reutlingen–Schelklingen|Zahnradbahn Honau-Lichtenstein]] aus [[Maschinenfabrik Esslingen|Esslingen]], Antrieb System Winterthur mit einem Triebzahnrad (1922)
OBB 297 401 vordernberg.jpg|297{{nnbsp}}401, Reihe [[DR-Baureihe 97.4 (1942)|97.4]] der Erzbergbahn, stärkste Zahnraddampflokomotive der Welt mit innen­liegenden Zylindern für zwei Trieb­zahnräder von Floridsdorf (1942)<ref>Raimar Lehmann: ''Dampflok-Sonderbauarten.'' Springer, Basel, ISBN 978-3-0348-6757-3, S. 183</ref>
</gallery>
===== Elektrische und dieselbetriebene Triebfahrzeuge =====
====== Verkuppelter Antrieb ======
[[Datei:Brünig0055.jpg|mini|Der bei den kräftigen [[SBB HGe 4/4 I|HGe 4/4 I]] der Brünigbahn durch den verkuppelten Antrieb erzeugte Schlupf führte zu Getriebe- und Zahnstangen­schäden.<ref>Hans Schneeberger: ''Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB.'' Band I: Baujahre 1904–1955. Minirex AG, ISBN 3-907014-07-3. S.{{nnbsp}}269</ref>]]
Bei diesem Antrieb wird der Zahnradteil mit einem Adhäsionsteil erweitert. Der Außendurchmesser des Triebzahnrades ist meistens kleiner als der Triebraddurchmesser. Deswegen sind zwei verschiedene Übersetzungen erforderlich. Obwohl sie so gewählt werden, dass beide Antriebsteile die gleiche Fahrgeschwindigkeit ergeben sollen, ist dies nur bei halb abgenutzten [[Radreifen]] möglich. Bei neuen und abgenutzten Radreifen entsteht zwischen Rad und Schiene ein [[Schlupf]] mit entsprechend hoher Abnutzung. Deswegen ist ein dauernd verkuppelter Antrieb nur für Strecken mit einem bescheidenen Anteil an Zahnstangenabschnitten geeignet. Außerdem muss die zulässige Radreifenabnutzung auf 2 % verringert werden. Mit einer Adhäsionskupplung lässt sich der Adhäsionsantrieb im Zahnradbetrieb abkuppeln, was bei modernen Triebfahrzeugen üblich ist. Auf der Zahnradstrecke wird der Triebradsatz abgekuppelt und läuft dann frei mit, wodurch der Schlupf eliminiert wird. Bei verkuppelten Antrieben wird auf den Zahnstangenabschnitten die Zugkraft sowohl über das Triebzahnrad und als auch mit [[Haftreibung]] über die Triebräder übertragen.
Bei einer Kombination von schnellen Adhäsionsstrecken und steilen Zahnradstrecken kann es notwendig werden, den Antrieb mit einem Schaltgetriebe auszuführen, um für beide Bereiche die geeigneten Fahrmotordrehzahlen zur Verfügung zu haben.
<gallery widths="200" heights="130">
JB HGe 2-2.png|Drehstrombetriebener [[SLM He 2/2|HGe 2/2]] der [[Jungfraubahn]] mit unterschiedlichen Übersetzungen für Adhäsion- und Zahnrad­antrieb (1906)
Matériel MC ancien près de Vernayaz (Zuschnitt).jpg|Triebwagen [[MC BCFe 4/4|BCFeh 4/4]] der [[Martigny-Châtelard-Bahn]] für 750 V Gleichspannung mit [[Tatzlagerantrieb|Tatzlager­antrieb]] statt hoch­gelagerten Motoren (1906)
20020708K213-01.jpg|[[VZ HGe 4/4|HGe 4/4]] der [[Brig-Visp-Zermatt-Bahn]] (BVZ) für 11 kV und 16⅔ Hz Wechsel­span­nung mit vier Fahrmotoren und Tatzlagerantrieb (1929)
Appenzell20060726S145 5.jpg|[[SGA BCFeh 4/4 1–5|ABDeh 4/4]] der [[St. Gallen-Gais-Appenzell-Altstätten-Bahn]] mit zwei unter dem Wagenboden einge­bauten Fahrmotoren (1930)
FCL railcar 3.jpg|Schienenbusse der [[MCL M1|Reihe M1c]] der [[Mediterranea-Calabro-Lucane]] mit Zahnradantrieb von verschiedenen italienischen Herstellern vereinfach­ten den Bahnbetrieb. (1933)
BOB0001.png|ABDeh 4/4 303 der [[Berner Oberland-Bahn]] mit selbsttragendem Wagen­kasten und zwei quer eingebauten Fahrmotoren pro [[Drehgestell]] (1949)<ref name="Sachs" />
Motorová ozubnicová lokomotiva T426.0.jpg|Dieselhydraulische [[ČSD-Baureihe T 426.0|T 426.0]] der [[Československé státní dráhy|Tschechoslowakischen Staatsbahnen]] für die [[Bahnstrecke Liberec–Kořenov|Strecken Tanvald–Kořenov]] und [[Bahnstrecke Podbrezová–Tisovec|Podbrezová–Tisovec]], hergestellt von [[Simmering-Graz-Pauker|SGP]] in [[Wien]]-Floridsdorf (1961)
LSEImBergwald.jpg|[[LSE BDeh 4/4|BDeh 4/4]] der [[Luzern-Stans-Engelberg-Bahn]] mit zwei Über­setzungen für die 246-‰-Zahnstange und 75 km/h Höchstgeschwindigkeit auf der Adhäsionsstrecke (1964)
BVZ ABDeh 2043 2002 Kalter Boden.jpg|Der Doppeltriebwagen [[BVZ ABDeh 8/8|ABDeh 8/8]] der BVZ hat dank der Einsparung zweier Personenwagen die Leistungsfähigkeit einer Lokomotive. (1965)<ref name="SER-1990-10" />
Padang Panjang Train - Sawahlunto.jpg|Dieselelektrische Zahnradlokomotive BB 204 der [[Bahnstrecke Padang–Bukittinggi/Sawahlunto|Padangbahn]] der [[Indonesische Staatsbahn|Indone­sischen Staatsbahn]] mit vier Trieb­achsen und vier Trieb­zahnrädern für 200 Tonnen Last auf 70 ‰ (1982)<ref name="SER-1994-1" />
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====== Getrennter Adhäsions- und Zahnradantrieb ======
Bei der Elektrifizierung der [[Berner Oberland-Bahn]] im Jahr 1914 wurde das bewährte Konzept der vorhandenen Dampflokomotiven [[SBB HG 3/3|HG 3/3]] mit getrenntem Adhäsions- und Zahnradantrieb übernommen. Auf diese Art unterstützt der Adhäsionsantrieb den Zahnradantrieb und entlastet die Zahnstange. Dies ist insbesondere bei Zahnradbahnen mit mäßigen Neigungen von 80–120 ‰ vorteilhaft, wo ein großer Teil der Traktionskräfte ohne Zahnstange übertragen werden kann. Getrennte Antriebe, wie man sie bis in die 1940er Jahre erfolgreich realisiert hatte, blieben allerdings lange Zeit uninteressant, weil man einen Teil der früher teuren Antriebsmotoren auf den verhältnismäßig langen Adhäsionsstrecken nicht nutzen kann. Inzwischen hat sich das technische Umfeld geändert. Die teuren und unterhaltsaufwendigen Getriebe lassen sich durch leichte und kostengünstige separate [[Asynchronmotor|Asynchronfahrmotoren]] ersetzen.<ref name="SER-2017-4">{{Literatur |Autor=Beat Feusi, Reinhard Zuber, Gerhard Züger |Titel=Neue Zahnrad-Triebzüge ABeh 150, ABeh 160 und ABeh 161 für die Zentralbahn |TitelErg=Fortsetzung aus Heft 3/2017 |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=4 |Verlag=Minirex |Datum=2017 |Seiten=192–199}}</ref>
Beim getrennten Antrieb ist die richtige Drehzahl des Triebzahnrades vor der Einfahrt in die Zahnstange nicht gewährleistet. Deswegen ist im Triebfahrzeug eine Synchronisierungseinrichtung unumgänglich.
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AG CFeh 3 Verkehrshaus Luzern.jpg|[[AG CFe 3/3|CFeh 3/3]] der [[Altstätten-Gais-Bahn]] mit zwei Motoren nur für Adhäsions­strecken und einem Motor nur für Zahnstangen­strecken (1911)
Berner Oberland-Bahn HGe 33 29 Blonay-Chamby.jpg|Bei der [[BOB HGe 3/3 21 bis 28|HGe 3/3]] der [[Berner Oberland-Bahn]] wirkt ein Motor auf die drei mit [[Stangenantrieb (Eisenbahn)|Stangen]] gekuppelten Achsen und ein zweiter auf das Triebzahnrad. (1914)
ED42-1.jpg|Japanische [[JGR-Klasse ED42|ED42]] (1937–1947) mit zwei Motoren für Adhäsions- und einem für Zahnrad­antrieb, Nachbau der von [[Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik|SLM]] und [[Brown, Boveri & Cie.|BBC]] gelieferten [[JGR-Klasse ED41|ED41]] (1926)
Chilean Transandine Railway E-100 (cropped).jpg|85 Tonnen schwere Doppellokomotive [[FCTC-Baureihe E-100|E-100]] der [[Chile]]nischen [[Transandenbahn|Trans­anden­bahn]] mit vier Motoren für Adhäsions­antrieb und zwei für Zahnrad­antrieb (1927)
Brünigbahn 473-426-865-914 Meiringen.jpg|[[SBB Fhe 4/6|Deh 4/6]] der SBB für die [[Brünigbahn]] (Bo’2zz’Bo’) mit vier Adhäsions­tatzlager­motoren in den End­drehgestellen und zusätz­lich zwei im mittleren Zahnrad­trieb­gestell (1941)
T426.0 (715) Kořenov.jpg|Die Diesellokomotiven der [[ČSD-Baureihe T 426.0]] wurden 1961 für den Betrieb auf den Strecken [[Bahnstrecke Liberec–Kořenov|Tanvald–Kořenov]] und [[Bahnstrecke Podbrezová–Tisovec|Podbrezová–Tisovec]] in der Tschechoslowakei beschafft. Die dieselhydraulischen Lokomotiven haben zwei unabhängige Strömungsgetriebe, die im Zahnradbetrieb gemeinsam zugeschaltet werden können.
Zb ABe 160 004-4 InterlakenOst 210314.jpg|Dreiteiliger [[ZB ABeh 160|ABeh 160]] „Fink“ der [[Zentralbahn]] mit zwei Adhäsions- und zwei Zahnrad­trieb­dreh­gestellen. Die Zahnrad­dreh­gestelle haben je eine Antriebs- und eine Laufachse. (2012)
Paranapiacaba 2017 016.jpg|Die weltweit stärksten Zahnrad­lokomotiven [[Stadler He 4/4|He 4/4]] der [[MRS Logística]] haben je zwei Drehgestelle mit je zwei Motoren für Adhäsions- und Zahnrad­antrieb. (2012)<ref name="SER-2014-4" />
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====== Differentialantrieb ======
[[Datei:Differentialantrieb.png|mini|165px|Differentialantrieb<br />1) motorseitige Antriebswelle<br />2) Sonnenrad (→ Adhäsion)<br />3) [[Hohlrad]] (→ Zahnrad)<br />4) zum Zahnradantrieb<br />5) zum Adhäsionsantrieb]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:SBB Historic - 21 59 02 20 a - Elektrische Zahnrad- und Adhösionslokomotive HGe4 4 II.tif|mini|ohne|Die von den SBB für die [[Brünigbahn|Brünig­strecke]] und der damaligen [[Furka-Oberalp-Bahn]] ab 1986 gemeinsam beschafften [[HGe 4/4 II]] mit Differential­antrieb werden heute von den Nachfolge­gesellschaften [[Zentralbahn]] und [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]] eingesetzt.]]
</div>
Der Differentialantrieb für Zahnrad-/Adhäsionslokomotiven hoher Leistung verteilt die Zugkraft selbsttätig auf die Adhäsions- und die Zahnräder und entlastet so die Zahnstange. Dieser Antrieb eignet sich für Zahnradbahnen mit bis zu 125 ‰ Neigung.<ref name="SER-2003-2" /> Das Fahrmotor[[drehmoment]] wird in einem als [[Planetengetriebe]] ausgebildeten [[Differentialgetriebe|Verteildifferential]] zwischen dem Adhäsions- und dem Zahnradantrieb aufgeteilt. Wenn die Adhäsionsräder bei schlechten Verhältnissen zu [[Schleudern (Rad-Schiene)|schleudern]] beginnen, greift die im Antrieb integrierte Schlupfbegrenzung korrigierend ein und der nicht mehr auf die Schienen übertragbare Zugkraftanteil wird stufenlos von den Triebzahnrädern übernommen.
Im Bremsbetrieb funktioniert die Einrichtung sinngemäß und der adhäsionsmäßige Überschuss der Bremskraft wird zur Zahnstange geleitet. Ein Blockieren der Adhäsionsräder wird im Zahnstangenbetrieb verunmöglicht.
Auf den zahnstangenlosen Abschnitten wird der Antrieb starr verkuppelt.<ref name="SER-1985-6">{{Literatur |Autor=Martin Gerber, Walter Hürlimann, Peter Maurer |Titel=Neue Lokomotiven HGe 4/4 II für die Brüniglinie der SBB und für die Furka-Oberalp-Bahn |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=6 |Verlag=Minirex |Datum=1985 |Seiten=183–195}}</ref>
Der teure Differentialantrieb wird bei neuen Fahrzeugen nicht mehr verwendet, denn die elektrischen Komponenten haben sich im Verlaufe der Zeit stärker verbilligt als die mechanischen. Die Trennung von Adhäsions- und Zahnradantrieb erlaubt auf Zahnstangenabschnitten die gleichzeitige Nutzung der Fahrmotoren für beide Antriebe.<ref>Walter von Andrian: ''Generationensprung beim Brünigbahn-Rollmaterial.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 6. Minirex, 2009. S. 320–321.</ref>
=== Wagenkasten ===
Die Technik der [[Bergbahn]]en ist bestimmt durch die Masseoptimierung. Die [[Wagenkasten]] sind bei reinen Zahnradbahnen vorwiegend in [[Leichtstahlwagen|Stahlbauweise]] ausgeführt, denn die verschiedenen Bedingungen wie z. B. unterschiedliche [[Fahrzeugbegrenzungslinie|Fahrzeugbegrenzungen]] erlauben nur den Bau geringer Stückzahlen. Bei Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradbetrieb werden die [[Reisezugwagen]] aus Massegründen oft in [[Leichtmetallwagen|Aluminiumbauweise]], die Triebfahrzeuge wegen der schweren Antriebsausrüstung vorwiegend als Stahlkonstruktionen erstellt.<ref name="SER-2003-2" />
=== Personen- und Güterwagen ===
[[Datei:090915 Heiden IMG 1364.JPG|mini|Steuerwagen Bt 31 der Rorschach-Heiden-Bergbahn, 1985 von der Adhäsionsbahn BT übernommen.]]
[[Datei:Appenzeller Bahnen - Tmh 2-2 20 (13111093333).jpg|mini|[[Schienentraktor|Traktor]] Thm 2/2 20 der [[Appenzeller Bahnen (2006)|AB]] mit Adhäsions- und Zahnradantrieb für die Strecke Rorschach–Heiden mit einem Standard-Güterwagen [[Gedeckter Güterwagen|Hbis]]]]
Grundsätzlich unterscheiden sich die Wagen der Zahnradbahnen nicht von denen der Adhäsionsbahnen. So wurden in der Schweiz gleiche schmalspurige [[Leichtstahlwagen (Schweiz, Schmalspur)|Leichtstahl-]] und [[Einheitswagen (Schweiz, Schmalspur)|Einheitswagen]] sowohl an Adhäsions- als auch an Zahnradbahnen geliefert. Die normalspurige [[Rorschach-Heiden-Bergbahn]] hatte von den [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]] zwei [[Einheitswagen (Schweiz, Normalspur)|Einheitswagen I]] und von der [[Bodensee-Toggenburg-Bahn]] (BT) einen [[Steuerwagen]] übernommen. Die leichten, versuchsweise in Aluminium gebauten Einheitswagen sind für die Zahnradbahn nach Heiden besonders geeignet.<ref name="SEAK-6">Hans Waldburger: {{Webarchiv |url=http://www.seak.ch/Ftxt_125j_rhb_6.htm |text=''125 Jahre Rorschach – Heiden-Bergbahn (RHB) (Teil 6)'' |wayback=20050218035838}}. In: ''Schweizerischen Eisenbahn-Amateur-Klub Zürich (SEAK)'', 2000</ref> Durch die immer weitere Verbreitung der Triebzüge ist die Zahl der Reisezugwagen auf Zahnradbahnen rückläufig.
Güterwagen sind auch bei Zahnradbahnen zu finden, die sich auf den Personenverkehr beschränken. Der Transport von Material und Werkzeugen auf die häufig schwer zugänglichen Baustellen ist auf der Straße oft nicht möglich.<ref>{{Webarchiv|url=https://www.dfb.ch/index.php?id=93&L=0 |wayback=20201124013815 |text=''Güterwagen.'' |archiv-bot=2024-06-20 01:56:17 InternetArchiveBot }} Auf der Webseite der [[Dampfbahn Furka-Bergstrecke]], abgerufen am 28. Dezember 2020.</ref>
Die Wagen der Zahnradbahnen sind in der Regel mit einem Bremszahnrad ausgestattet. Bei leichten Gepäck-, Güter- und [[Bahndienstfahrzeug|Dienstwagen]], bei Fahrzeugen für Spezialtransporte und bei [[Vorstellwagen]] kann auf die Zahnradbremse verzichtet werden.<ref>{{BAV-AB-EBV|54.2.b.3|Bremsen von Wagen|1.1.1 und 3.1}}</ref> Auch die auf die [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]] (MGB) übergangsfähigen Wagen der [[Rhätische Bahn|Rhätischen Bahn]], die ihrerseits keine Zahnstangenabschnitte aufweist, verfügen über eine Zahnradbremse. Die [[MRS Logística]] in Brasilien verzichtet bei ihren Güterwagen auf ein Bremszahnrad und schiebt sie bei der Bergfahrt auf dem 104 ‰ steilen Zahnstangenabschnitt der [[Bahnstrecke Santos–Jundiaí]].<ref>Mathias Rellstab: ''Zahnrad-Riese entsteht.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 4. Minirex, 2012, S. 193.</ref>
{{Anker|Wendezug}}Bei gezogenen Zügen muss im Falle einer [[Zugtrennung]] jeder Zugteil angehalten und gegen Entlaufen gesichert werden können.<ref>{{BAV-AB-EBV|54.2.b.4|Bremsen beim Ziehen von Wagen|1.2}}</ref> Bahnen mit Neigungen über 250 ‰ müssen die Wagen bergseitig des Triebfahrzeugs einreihen und bei der Bergfahrt auf gezogene Züge verzichten.<ref>{{BAV-AB-EBV|54.2.b.4|Bremsen beim Ziehen von Wagen|1}}</ref> Von 1964 bis 2010 verkehrten die Personenzüge der [[Luzern-Stans-Engelberg-Bahn]] als dreiteilige [[Wendezug|Wende- oder Pendelzüge]] mit talwärts eingereihten Triebfahrzeug, wobei auf dem 246 ‰ steilen Zahnstangenabschnitt hinter dem Triebwagen ein [[Bahnpostwagen|Post-]] oder leichter Güterwagen zulässig war. Auch die nur selten verkehrenden Güterzüge wurden auf der Bergfahrt geschoben.<ref name="LSE" /> Wendezüge werden auf Zahnstangenabschnitten nach Möglichkeit bergwärts geschoben.<ref group="Anm.">Einseitig geneigte Zahnradbahnen in den deutschsprachigen Ländern mit Wendezügen, deren Triebfahrzeug talseitig eingereiht ist: [[:Datei:AB BDe 4-4 Altstätten.jpg|Altstätten–Gais]] (AB), [[:Datei:090915 Heiden IMG 1364.JPG|Rorschach–Heiden]] (AB), [[:Datei:Jungfraubahn - Alm.JPG|Jungfraubahn]], [[:Datei:Arth-Rigi-Bahn, winter.jpg|Arth–Rigi]] (RB), [[:Datei:Vitznau-Rigibahn.JPG|Vitznau–Rigi]] (RB), [[:Datei:WAB Pendelzug 124 Sommer 09.jpg|Wengernalpbahn]], [[:Datei:LSEImBergwald.jpg|Luzern-Stans-Engelberg-Bahn]] (bis 2010), [[:Datei:GGB Bhe 4-4 Gornergrat - Rotenboden.jpg|Gornergratbahn]], [[:Datei:Lehnenbruecke Schoellenen 01 11.jpg|Schöllenenbahn]] (MGB), [[:Datei:19860815a Martigny.jpg|Martigny–Châtelard]] (TMR), [[:Datei:Lausanne funiculaire.jpg|Lausanne–Ouchy (bis 2006)]], [[:Datei:20070520S263 502-224-71-72.jpg|Blonay–Les Pléiades]] (CEV), [[:Datei:090925 Aigle IMG 4116.JPG|Aigle–Leysin]] (TPC), [[:Datei:12.11.98 Champéry AOMC BDeh4 4 2 (6042203205).jpg|Aigle–Champéry]] (TPC), [[:Datei:Trains Bex Villard Bretaye (2).jpg|Bex–Villars]] (TPC), [[:Datei:Bahnhof Zugspitzplatt mit Trieb- und Beiwagen (2016).jpg|Zugspitzbahn]] und [[:Datei:Schneebergbahn - panoramio (4).jpg|Schneebergbahn]]. Die Links verweisen auf ein Bild als Beleg.</ref>
Wenn die [[#Sicherheit gegen Entgleisen|Sicherheit gegen Entgleisen]] nicht gewährleistet ist, wird das Triebfahrzeug bergseitig eingereiht. Zudem bleibt der Zug auf der Talfahrt beim [[Elektrische Bremse|elektrischen Bremsen]] des Triebfahrzeug gestreckt.<ref>Einseitig geneigte Zahnradbahnen mit Wendezügen, deren Triebfahrzeug bergseitig eingereiht ist: [[:Datei:Appenzell Railway - Ruckhalde 2014 (13794736833).jpg|St. Gallen–Appenzell]] (AB, bis 2018; Ruckhaldekurve mit 30 Meter Radius), [[:Datei:Berner Oberland-Bahn bei Lütschental - panoramio (1).jpg|Berner Oberland-Bahn]], [https://www.zentralbahn.ch/de/engelberg-express Luzern–Stans–Engelberg] abgerufen am 29. Dezember 2020 (zb, seit 2010) und [[:Datei:MGB Deh 44 22 St. Niklaus 03.08.2006.JPG|Visp–Zermatt]] (MGB). Die Links verweisen auf ein Bild als Beleg. Nicht erwähnte Bahnen sind beidseitig geneigt oder setzen keine Wendezüge ein.</ref>
Die Matterhorn-Gotthard-Bahn verzichtet bei der Fahrt ihrer Wendezüge über den [[Furka-Oberalp-Bahn|Oberalppass]] auf der Passhöhe auf das Umstellen des Triebfahrzeugs; die Züge verkehren auf dem ganzen Laufweg in gleicher Formation.
Auf normalspurigen, mit üblichen [[Schraubenkupplung|Zug- und Stoßvorrichtung]] verkehrenden Zahnradbahnen können gängige Eisenbahnwagen verkehren. Früher war das vielerorts üblich und in Deutschland auf Zahnstangenabschnitten mit einer Neigung bis zu 100 ‰ zulässig.<ref>Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen (Hrsg.): ''Grundzüge für den Bau und die Betriebseinrichtungen der Lokalbahnen.'' Berlin, 1. Januar 1909, §21.</ref> Die Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB) mit 93,6 ‰ Neigung beförderte bis in die 1990er Jahre [[Güterwagen#UIC-Einheitsgüterwagen|UIC-Güterwagen]],<ref>Hans Waldburger: {{Webarchiv |url=http://www.seak.ch/Ftxt_125j_rhb_3.htm |text=''125 Jahre Rorschach – Heiden-Bergbahn (RHB) (Teil 3)'' |wayback=20050217084059}}. In: ''SEAK'', 2000</ref> die wegen des fehlenden Bremszahnrads bergwärts geschoben wurden. In Zügen mit mehreren Wagen ohne Zahnradbremse reihte die RHB Wagen mit Bremszahnrad ein.<ref name="SEAK-6" />
''Die Zahnradbremsen der Wagen sind im Abschnitt [[#Eingriff der Zahnräder in die Zahnstange|Eingriff der Zahnräder in die Zahnstange]] beschrieben.''
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MGB-B 4282 Juni2016 Göschenen.JPG|Einheitswagen II der [[Matterhorn-Gotthard-Bahn|MGB]]. Den gleichen Wagentyp beschafften auch mehrere Adhäsionsbahnen.
MGB Uhk 2871 20100227Y593.jpg|[[Kesselwagen]] der MGB. Das Bremszahnrad befindet sich an der rechten Achse.
Zugspitzbahn-Station »Eibsee« (6) (18682928518).jpg|Schotterwagen der [[Bayerische Zugspitzbahn|Zugspitzbahn]]. Die Kabine für den [[Bremser (Eisenbahn)|Bremser]] weist auf den Einsatz als Vorstellwagen hin.
MT RIGI BAHNEN ARTH GOLDAU MARCH 2011 (5505965386).jpg|Vorstellwagen der [[Arth-Rigi-Bahn]]. Am bergseitigen Ende der Vorstellwagen gibt es nur einen Stoßpuffer.
</gallery>
=== Sicherheit und Bremsen ===
Der Bau und Betrieb der Zahnrad- und anderen Eisenbahnen werden in der Schweiz durch die [[Eisenbahnverordnung (Schweiz)|Eisenbahnverordnung]]<ref>[https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19830331/index.html Verordnung über Bau und Betrieb der Eisenbahnen (Eisenbahnverordnung, EBV)] Schweizerische Eidgenossenschaft, 23. November 1983</ref> und den Ausführungsbestimmungen dazu<ref name="AB-EBV" /> geregelt. Weil in anderen Ländern keine so detaillierte Regelungen für Zahnradbahnen bestehen, akzeptieren weltweit fast alle Eisenbahnen und Behörden die Schweizer Vorschriften als verbindlich.
==== Zulassung ====
Weil sich die [[Zulassung von Eisenbahnfahrzeugen|Zulassungsbehörden]] außerhalb der Schweiz nur sehr selten mit Zahnradfahrzeugen beschäftigen müssen, war es über Jahrzehnte üblich, dass das schweizerische [[Bundesamt für Verkehr]] (BAV) die Neuzulassung des zahnradtechnischen Teils als [[Gutachten]] durchführte. Dieses wurde dann von der zuständigen Zulassungsbehörde anerkannt, wie das heute auch bei Adhäsionsfahrzeugen im Rahmen eines [[Cross Acceptance|Cross-Acceptance-Verfahrens]] möglich ist. Weil das BAV keine Gutachten mehr erstellen darf, wurde für die 2016 abgelieferte Berglokomotive 19 der [[Bayerische Zugspitzbahn|Bayerischen Zugspitzbahn]] beim BAV eine Schweizer Typenzulassung beantragt, die von einem unabhängigen [[Sachverständiger|Sachverständigen]] geprüft und dem deutschen [[Eisenbahn-Bundesamt]] vorgelegt wurde.<ref>Michael Burger: ''Elektrische Berglokomotive 19 der Bayerischen Zugspitzbahn.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 12/2017, Minirex, S. 607</ref>
==== Geschwindigkeitsreihe V+ ====
Auf Zahnstangenstrecken wird bei der Talfahrt die Höchstgeschwindigkeit durch die Leistungsfähigkeit der Bremssysteme 1 und 2 bestimmt (vgl. Abschnitt [[#Bremsen|Bremsen]]). Jedes dieser beiden Bremssysteme muss für sich alleine ohne thermische Überlastung den Zug sicher zum Stillstand bringen. Die [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]] ist bestrebt, zukünftig bei der Talfahrt die gleiche Geschwindigkeit wie bei der Bergfahrt zu fahren. Sie rüstete für Versuchsfahrten den [[MGB Orion|Orion-Triebzug]] 312 entsprechend aus. Der dazu erforderliche regulatorische Aufwand ist jedoch sehr groß. Grundidee ist, dass für die Bremsberechnung nicht nur die Bremssysteme 1 und 2, sondern auch die elektrische Bremse miteinbezogen werden. Zudem ließen sich die beiden Bremssysteme abwechselnd oder gleichzeitig, aber dosiert anlegen.<ref name="SER-2024-5">Dario Jossen, Christian Harbeke, René Brauchli: ''Orion-Triebzüge für die Matterhorn – Gotthard-Bahn.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 5. Minirex, 2024, S. 232–239.</ref>
==== Bremsen ====
[[Datei:Klinkenbremse.png|mini|178px|Schema der Klinkenbremse<br />a) Nabe des Triebzahnrades<br />b) Triebzahnrad<br />c) Bremstrommel mit innerer<br /> Klinkenzahnung<br />d) Klinke<br />e) Klinkenfeder<br />f) Bremsband]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Zahnradbahn Antrieb 01.jpg|mini|120px|ohne|Bremszahnrad eines Wagens der [[Wengernalpbahn|Wen­gern­alp­bahn]]]]</div>
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Zahnradtriebgestell MGB-HGe104 2013.jpg|mini|ohne|Drehgestell einer [[HGe 4/4 II]] mit Getriebekasten, zwei­lamelligen Zahnrad und Bandbremsen]]</div>
Die Bremsen spielen für die Sicherheit der Bergbahnen eine wesentliche Rolle. Zahnradtriebfahrzeuge müssen über zwei voneinander unabhängige mechanische Bremssysteme verfügen. Sie werden als System 1 und 2 bezeichnet,<ref name="SER-2024-5" /> wobei das Bremssystem 1 stufenlos regulierbar sein muss.<ref name="SER-1992-12" /> Die andere dient als „Notbremse“ und muss den Zug zum Stillstand bringen, ohne dass die Bremsen allenfalls angehängter Wagen mitarbeiten. Die Pufferkräfte an der Zugspitze dürfen jedoch nicht zu groß werden, um eine Entgleisung auszuschließen.<ref name="SER-1989-10">Werner Hubacher, Othmar Wilhelm: ''Die Serieausführung der Brünigbahn-Lokomotiven HGe 4/4 101 961–968.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 10. Minirex, 1989, S. 231–239.</ref> Zur Vermeidung übermäßiger Bremskräfte muss ein Ansprechen beider Bremssysteme unbedingt verhindert werden.<ref name="SER-1992-12" /> Im Notfall muss der Zug mit einem dieser Bremssysteme mit mindestens 0,3 [[Beschleunigung|m/s²]] zum Stillstand gebracht werden. Die Höchstgeschwindigkeit bei der Talfahrt wird durch die thermische Leistungsfähigkeit der Bremssysteme 1 und 2 bestimmt.<ref name="SER-2024-5" /> Ein nur wenige Sekunden ungebremster Zug würde wegen des [[Hangabtriebskraft|Hangabtriebs]] sehr stark beschleunigt und könnte bereits nach kurzer Zeit nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden.<ref name="SER-1995-5" /> Die kurze Reaktionszeit verunmöglicht die Verwendung von [[Steuerventil (Eisenbahn)|Steuerventilen]] nach [[Internationaler Eisenbahnverband|UIC]]-Norm.<ref name="SER-2003-2" />
Bei [[Drehgestelllokomotive|Triebfahrzeugen mit Drehgestellen]] sind die beiden unabhängigen Anhaltebremsen als Getriebebremse oder Bremse auf der Motorwelle und als Zahnradbremse ausgebildet (vgl. Abbildungen im Abschnitt [[#Elektrische und dieselelektrische Triebfahrzeuge|''Elektrische und dieselelektrische Triebfahrzeuge'']]).<ref name="SER-1992-12" /> Fahrzeuge für gemischten Adhäsions- und Zahnradverkehr sind zusätzlich noch mit einer [[Bremse (Eisenbahn)|Adhäsionsbremse]] ausgerüstet. Bei Neigungen von höchstens 125 ‰ kann als regulierbare Anhaltebremse die [[Indirekte Bremse|automatische Bremse]] des ganzen Zuges verwendet werden<ref name="SER-1989-10" /> oder das Bremssystem 2 durch die Widerstandsbremse unterstützt werden.<ref name="SER-2011-12">Michael Burger: ''Neue dieselelektrische Lokomotiven Hm 2/2 und HGm 2/2 für verschiedene Zahnradbahnen.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 12. Minirex, 2011, S. 585–593.</ref>
{{Anker|Beharrungsbremse}}Wenn das Gefälle 125 ‰ übersteigt, müssen Zahnradtriebfahrzeuge zusätzlich zu den beiden Bremssystenen 1 und 2 mit einer Beharrungsbremse ausgerüstet sein.<ref name="SER-1992-12" /> Als Beharrungsbremse zählen [[Rekuperationsbremse]], [[Motorbremse]]n, [[Bremse (Eisenbahn)#Hydrodynamische Bremse|hydraulische Bremsen]] und [[Gegendruckbremse]]. Eine fahrdrahtunabhängige [[Widerstandsbremse]] erlaubt bei Stromausfällen eine Räumung der Strecke.<ref name="SER-2003-2" /> Die [[Druckluftbremse (Eisenbahn)|mechanische Bremse]] kann im Normalfall nicht als Beharrungsbremse ausgelegt werden, weil die in Wärme umzusetzende [[potentielle Energie]] des Zuges die Bremsen thermisch überlasten würde.<ref name="SER-1992-4">Martin Aeberhard, Andreas Meier, Markus Meyer: ''Selbsterregte Beharrungsbremse für Zahnradfahrzeuge mit Asynchron-Fahrmotoren.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 4. Minirex, 1992, S. 130–132.</ref> Die Beharrungsbremsen müssen auch bei Ausfall der Stromversorgung oder des Dieselmotors funktionieren. Jede Anhaltebremse (System 1 und 2) muss alleine in der Lage sein, den Zug auf dem größten Gefälle bei maximalem Zugsgewicht zum Stillstand zu bringen. Die Bremskräfte sind ein wichtiger Faktor der Sicherheit gegen Entgleisen. Als Anhaltebremsen kommen bei neuen Fahrzeugen unerschöpfliche [[Federspeicherbremse|Federspeicher]]-[[Bandbremse]]n zum Einsatz.
Bei einseitig geneigten Strecken wird oft eine Anhaltebremse als richtungsabhängige Klinkenbremse gebaut. Sie bremst nur bei Talfahrt. Bei der Bergfahrt ist die angezogene Klinkenbremse durch einen [[Klinke (Maschinenteil)|Klinkenmechanismus]] freilaufend und verhindert Rückwärtsrollen des Zuges. Bei der Talfahrt kann die gelöste Klinkenbremse jederzeit als normale Bremse benutzt werden.
Dass die Zahnstange für das Bremsen mindestens so wichtig ist wie für die Bergfahrt, zeigte sich 1995 und 2005<ref>Mathias Rellstab: ''Ge 4/4 III auf dem Oberalppass.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 6. Minirex, 2005, S. 260–261.</ref>, als eine Adhäsionslokomotive [[RhB Ge 4/4 III|Ge 4/4 III]] der Rhätischen Bahn den 110 ‰ steilen [[Furka-Oberalp-Bahn|Oberalppass]] mit eigener Kraft erklomm. Zur Sicherheit wurde eine jeweils talseitig gekuppelte Zahnradlokomotive zum Bremsen mitgegeben.<ref>Walter von Andrian: ''RhB-Ge 4/4 III bei der FO.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 6. Minirex, 1995, S. 260–261.</ref> Triebfahrzeuge für Adhäsionsstrecken mit mehr als 60 ‰ Gefälle sind mit [[Magnetschienenbremse]]n oder [[Wirbelstrombremse|Wirbelstromschienenbremsen]] ausgestattet.<ref>{{BAV-AB-EBV|52.1|Anforderungen an Bremssysteme|9}}</ref>
''Die Zahnradbremsen der Eisenbahnwagen sind im Abschnitt [[#Eingriff der Zahnräder in die Zahnstange|Eingriff der Zahnräder in die Zahnstange]] beschrieben.''
<div style="clear:both;"></div>
==== Selbsterregte Beharrungsbremse für Umrichterfahrzeuge ====
[[Datei:Selbsterregte Beharrungsbremse - Schema.png|mini|350px|Prinzipschema eines Triebfahrzeugs für Gleichstrom­bahnen mit Speisung der [[Asynchronmotor|Asynchron-Fahrmotoren]] über Umrichter und Umschalt­möglichkeit auf die selbsterregte Widerstands­bremse.<br />L: Eingangsfilter-[[Drossel (Elektrotechnik)|Drossel]], C: [[Kondensator (Elektrotechnik)|Eingangsfilter-Kondensatoren]], R: [[Bremswiderstand|Bremswiderstände]], B: Brems-[[Chopper-Steuerung|Chopper]], SR [[Stromrichter]], ASM: Asynchron-Fahrmotor]]
Zunächst zögerte man, Zahnradfahrzeuge mit [[Drehstromantrieb (Eisenbahn)#Drehstromantrieb mit Umrichter|Drehstrom-Umrichterantrieb]] zu bauen. Beim Ausfall eines [[Stromrichter]]s oder dessen Leitelektronik hätte der Zug mit mechanischen Bremsen im Gefälle angehalten und ein Reservetriebfahrzeug angefordert werden müssen. Wegen unzulässiger langer Streckenbelegung und [[Trasse (Verkehrsweg)|Trassen]]­führung in oft unbewohnten und schwer zugänglichen Gebieten ging man dieses Risiko nicht ein.<ref name="SER-1992-4" />
Die Lösung besteht darin, im Störfall die Fahrmotoren vom Stromrichter abzutrennen und jede [[Außenleiter|Phase]] der Drehstrom-[[Asynchronmotor]]en mit einem [[RC-Glied|RC-Kreis]] zu verbinden. Die drei RC-Kreise bestehen aus den ohnehin vorhandenen [[Bremswiderstand|Bremswiderständen]] und den Eingangsfilter-[[Kondensator (Elektrotechnik)|Kondensatoren]] des Stromrichters. Sobald sich die Motoren drehen, [[Erregerstrom|erregen]] sie sich selbst und erzeugen eine Bremskraft. Diese elektrische Bremse kann nicht reguliert werden. Ihre Geschwindigkeit stabilisiert sich auf Werte je nach Gefälle und Zuggewicht. Zum Anhalten wird die mechanische Bremse eingesetzt.<ref name="SER-1996-3">{{Literatur |Autor=Sébastien Jarne, Klaus Potocnik, Hans Schlunegger |Titel=Neue Güterzuglokomotiven 31 und 32 der Wengernalpbahn |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=3 |Verlag=Minirex |Datum=1996 |Seiten=92–103}}</ref> Die Schaltung ist so auszulegen, dass der Zug etwas langsamer als im Normalbetrieb talwärts fährt. Diese Selbsterregungsschaltung, die auch in Kleinstkraftwerken eingesetzt wird, wurde in Messfahrten mit der [[JB He 2/2|He 2/2]] 10 der Jungfraubahn im Jahr 1992 erprobt<ref name="SER-1992-4" /> und 1995 bei den [[WAB He 2/2 31–32|He 2/2 31 und 32]] der Wengernalpbahn erstmals angewandt.
==== Sicherheit gegen Entgleisen ====
[[Datei:Entlastung Vorderachsen.png|mini|Die Entlastung (rot) der berg­seitigen Achsen durch die vom Triebfahrzeug ausgeübte Zugkraft (grün) kann auf steilen Strecken­abschnitten die Sicherheit gegen Entgleisen beeinträchtigen.]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Zahnauftrieb.png|mini|ohne|Die Zug- und Bremskräfte werden zwischen Zahnrad und Zahnstange über die Zahnflanken übertragen. Bei idealer Schmierung ist die Richtung dieser Kraft senkrecht zur geneigten Fläche der Zahnflanke ([[Normalkraft]]). Die Differenz zwischen ihr und der Zug- oder Bremskraft ist der Zahn­auftrieb. Er hat die Tendenz, das Fahr­zeug von den Schienen abzuheben.]]</div>
Im Zahnradbetrieb kann das Fahrzeug einzig über den Zahneingriff in die Zahnstange gebremst werden. Der Zahneingriff muss darum unter allen möglichen Bedingungen wie starkem [[Sturm|Seitenwind]], unterschiedliche [[Reibungskoeffizient]]en, [[Notbremsung]] oder Ausfall der Bremse in einem Zugteil gewährleistet sein. Die bei einer Bremsung während der Talfahrt auftretenden Kräfte belasten die vorderen und entlasten die hinteren Radsätze. Zusammen mit dem Zahnauftrieb kann die Entlastung des hinteren Radsatzes bei starker Bremsung die Gewichtskraft übersteigen und das Fahrzeug aus den Schienen heben. Weil diese gefährliche Situation verhindert werden muss, dürfen die Bremsen nicht zu stark sein.<ref>Žarko Filipović: ''Elektrische Bahnen: Grundlagen, Triebfahrzeuge, Stromversorgung'', S. 211</ref>
Bei Zahnstangen mit vertikalem Zahneingriff entsteht bei schlechter Schmierung eine senkrecht zur Schienenebene gerichtete Kraft, der Zahnauftrieb. Er hat die Tendenz, das Fahrzeug von den Schienen abzuheben und darf keinesfalls die Gewichtskraft des Fahrzeuges überwinden. Damit die Gefahr einer Entgleisung nicht zu groß wird, muss die Zahnstange gut geschmiert werden.
Bei geschobenen und gezogenen Zügen ist die Länge der Züge beschränkt. Die Last des Zuges übt auf der Höhe der [[Kupplung (Bahn)|Kupplung]] eine Kraft auf das Triebfahrzeug auf. Diese Längskraft und die Höhendifferenz zwischen Kupplung und Zahnstange bewirken ein [[Drehmoment]] auf das Triebfahrzeug, das dieses zusätzlich zum Zahnauftrieb bergseitig entlastet und die Sicherheit gegen Entgleisen beeinträchtigen kann. In engen Kurven verschärft sich diese Gefahr durch Seitenkräfte zusätzlich.<ref name="SER-1995-5" /> In diesen Situationen ist die Zugbildung mit starren [[Kupplung (Bahn)#Automatische Mittelpufferkupplungen|Mittelpufferkupplungen]] wie [[+GF+-Kupplung|Typ +GF+]] oder [[Schwab Verkehrstechnik|Schwab]] vorteilhafter als die von der [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]] verwendeten [[Balancierhebelkupplung|Mittelpuffer mit zwei Schraubenkupplungen]].<ref>Hans Streiff: {{Webarchiv |url=http://www.seak.ch:80/Ftxt_Bremsenergie_2.htm |text=''Rückgewinnung von Bremsenergie bei Schienenverkehrsmitteln (Teil II).'' |wayback=20050220035304}} In: Homepage des ''Schweizerischer Eisenbahn-Amateur-Klub Zürich (SEAK)'', 1999. ([[Web-Archivierung|Memento]] vom 20. Februar 2005 im ''[[Internet Archive]]'')</ref>
Bei [[Bürstenfeuer]] am Fahrmotorkollektor oder bei [[Elektrischer Kurzschluss|Kurzschlüssen]] können übermäßige Kräfte entstehen, die die Stabilität des Triebfahrzeuges gefährden. Zur Verhinderung werden zwischen den Fahrmotoren und den Triebzahnrädern [[Rutschkupplung]]en eingebaut. Beim Antrieb über einen [[Drehstrommotor]] ist diese Einrichtung nicht nötig, weil dessen maximales [[Drehmoment]] bekannt ist.
Ursprünglich wurde die „Stand- und [[Entgleisung (Bahn)|Entgleisungssicherheit“]] nach der Methode von Borgeaud nachgewiesen.<ref>G. Borgeaud: ''Stand- und Entgleisungssicherheit bei Zahnradbahnen''.<br />[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002%3A1969%3A87%3A%3A57 Schweizerische Bauzeitung, Band 87 (1969), Heft 4 (Teil 1)] (E-Periodica, PDF 10,3 MB)<br />[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002%3A1969%3A87%3A%3A74 Schweizerische Bauzeitung, Band 87 (1969), Heft 5 (Teil 2)] (E-Periodica, PDF 11,8 MB)</ref>
Die Sicherheit muss auch bei der Überlagerung von kritischen Situation, z.{{nnbsp}}B. Talfahrt im Bogen mit Doppelbremsung und Seitenwind, gewährleistet sein.<ref name="SER-2021-1" />
In den 1970er-Jahren wurden aufgrund der damaligen Möglichkeiten manche Vereinfachungen, aber auch Vernachlässigungen, an der Methode von Borgeaud vorgenommen.<ref name="SER-2021-1" /><ref>Gaston Borgeaud: ''Stand- und Entgleisungssicherheit bei Zahnradbahnen''.<br />[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002%3A1978%3A96%3A%3A397 Schweizerische Bauzeitung, Band 96 (1978), Heft 27/28 (Teil 1)] (E-Periodica, PDF 8,5 MB)<br />[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002%3A1978%3A96%3A%3A439 Schweizerische Bauzeitung, Band 96 (1978), Heft 30/31 (Teil 2)] (E-Periodica, PDF 2,8 MB)<br />[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002%3A1978%3A96%3A%3A452 Schweizerische Bauzeitung, Band 96 (1978), Heft 32 (Teil 3)] (E-Periodica, PDF 4,5 MB)<br />[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002%3A1978%3A96%3A%3A480 Schweizerische Bauzeitung, Band 96 (1978), Heft 35 (Teil 4)] (E-Periodica, PDF 2,8 MB)<br />[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002%3A1978%3A96%3A%3A511 Schweizerische Bauzeitung, Band 96 (1978), Heft 37 (Teil 5)] (E-Periodica, PDF 2,3 MB)</ref>
Heute wird der Nachweis der ''Sicherheit gegen Entgleisen'' mittels Computersimulation erbracht,<ref name="SER-2021-1" /> wobei in der Regel eine ''relative Radentlastung'' <math>\Delta{Q}/\bar{Q}_0</math> bis zu 95{{nnbsp}}% toleriert wird.<ref>[https://www.bav.admin.ch/dam/bav/de/dokumente/richtlinien/eisenbahn/nachweis_sicheresfahrverhaltenmeterspur-spezialspur-undzahnradba.pdf.download.pdf/nachweis_sicheresfahrverhaltenmeterspur-spezialspur-undzahnradba.pdf BAV-Richtlinie FV-MSZ ''Nachweis sicheres Fahrverhalten Meterspur-, Spezialspur- und Zahnradbahnen''] [[Bundesamt für Verkehr]] (BAV), 1. Januar 2021 (PDF, 470 kB), Kapitel 3 ''Sicherheit gegen Entgleisen''</ref>
Die bisherige Methode von Borgeaud ist nicht mehr Stand der Technik.<ref name="SER-2021-1" />
==== Helixverwindung ====
[[Datei:RIGI Kulm - panoramio.jpg|mini|links|Helixverwindung bei den [[Rigi-Bahnen|Rigi­bahnen]] unterhalb von Rigi-Kulm]]
[[Datei:Wendeltreppe.svg|hochkant|mini|Die Helixverwindung kann durch eine Wendeltreppe veranschaulicht werden. Die Neigung des äußeren Hand­laufs ist wesentlich kleiner als jene des inneren Handlaufs.]]
Bisher nicht in den Vorschriften zur Sicherheit gegen Entgleisen berücksichtigt wird die Gleisverwindung in geneigten Gleisbögen, kurz als [[Helix]]verwindung bezeichnet. Die Helixverwindung beträgt <math>g_H = -N/(1+N^2)\cdot s_w/R</math> (mit Neigung <math>N</math>, Bogenradius <math>R</math> und Stützweite <math>s_w</math>).<ref name="SER-2020-12" />
In Gleisbögen ist die Neigung der äußeren Schiene geringer als die der inneren. Befindet sich ein [[Drehgestell]] auf einem solchen Gleisabschnitt, wird das äußere Rad der oberen [[Radsatz|Achse]] entlastet und im Extremfall von der Schiene gehoben. Bei Neigungen bis 40 ‰ ist die Helixverwindung vernachlässigbar. Bei größeren Neigungen kann sie jedoch die maximalen Werte der [[Überhöhung]]sverwindung überschreiten. Bei der Überlagerung der beiden [[Verwindung]]en besteht je nach Randbedingungen ein Entgleisungsrisiko. In einigen für die Gleistrassierung verwendeten Computerprogrammen wird die Helixverwindung noch nicht berücksichtigt.<ref name="SER-2020-12">{{Literatur |Autor=Karl Tillmetz, Hermann Patrick Braess |Titel=Die Helixverwindung – ein kritischer Einflussfaktor bei der Trassierung und Auslegung von Bergbahnen |Sammelwerk=Schweizer Eisenbahn-Revue |Nummer=12 |Verlag=Minirex |Datum=2020 |Seiten=660–663}}</ref>
Die Überlagerung von Helixverwindung und Überhöhungsverwindung ließe sich vermeiden, wenn die Überhöhungsverwindung bereits vor dem [[Übergangsbogen]]­anfang eingebaut würde. Obwohl ohne [[Fliehkraft|Fliehkräfte]] im geraden Gleisabschnitt eine Überhöhung bestehen würde, wäre der Einfluss auf den Fahrkomfort gering, denn bei Bergbahnen werden wegen den niedrigen Geschwindigkeiten nur geringe Überhöhungen eingebaut.<ref name="SER-2021-1" />
[[Datei:Grenzradius bei gegebener Helixverwindung.png|mini|350px|Bei einer gegebenen Neigung und einem sinnvollen Grenzwert von 2,5 oder 3 ‰ für die Helixverwindung ergibt sich ein Grenzradius in der Helix.]]
Im Gleisbau der Bergbahnen müsste nicht nur die Überhöhungsverwindung, sondern auch die davon unabhängige Helixverwindung beziehungsweise die Gesamtverwindung begrenzt werden. Bei bestehenden Strecken ist es jedoch kaum möglich, Neigungen oder Bogenradien großräumig anzupassen. In diesem Fall müsste die bestehende Helixverwindung in der Fahrzeugauslegung berücksichtigt werden.<ref name="SER-2021-1" />
| || ² || kein Aufklettern möglich (System Locher)
|[[Jungfraubahn]] (JB)
|[[Kleine Scheidegg]]–[[Jungfraujoch]]
|1.000
|Strub
|1898–
|1912 Gesamtstrecke
|-
|-
| || ³ || [[Zahnradbahn Stuttgart]]
|[[Ferrovia Monte Generoso]] (MG)
|}
|[[Capolago]]–[[Monte Generoso]]
|800
==== Überwachungen ====
|Abt
[[Datei:Magnet Zahnstangeneinfahrt Stoss.jpg|mini|180px|Gleismagnete bei der Zahn­stangen­einfahrt [[Stoss AR|Stoss]] mit dem zugehörigen Signalschild zur Betriebsarten­überwachung bei den [[Appenzeller Bahnen (2006)|Appenzeller Bahnen]], dahinter [[Neigungszeiger]]]]
|1890–
Weil bei einer Überbeanspruchung der mechanischen Anhaltebremsen wegen der Erwärmung die Gefahr des Bremsversagens besteht, ist die Überwachung der Fahrgeschwindigkeit während der Talfahrt besonders wichtig. Bereits bei kleiner Überschreitung wird eine mechanische Bremse betätigt und der Zug angehalten. Auch andere für die Funktion der Bremsen wichtige Zustände werden überwacht. Eine Überbremsung durch gleichzeitige Betätigung beider mechanischen Anhaltebremsen muss verhindert werden. Bahnen mit kombiniertem Zahnrad- und Adhäsionsbetrieb sind mit einer [[Zugsicherung Schmalspur (Schweiz)#Betriebsartenüberwachung|Betriebsartenüberwachung]] ausgestattet. [[Zugsicherung Schmalspur (Schweiz)#Magnete für andere Zwecke|Gleismagnete]] oder [[Eurobalise]]n überwachen bei den Zahnstangenein- und -ausfahrten, ob der Lokomotivführer den Regimewechsel Adhäsion/Zahnrad oder umgekehrt auf dem Führertisch richtig umgestellt hat. Mit der Betriebsartenumschaltung werden auf dem Triebfahrzeug umfangreiche, zum Teil sicherheitsrelevante Funktionsänderungen vorgenommen.<ref name="SER-1989-10" />
|
|-
Die [[Sicherheitssteuerung (Eisenbahn)|Sicherheitssteuerung]], die Übergeschwindigkeitskontrolle, die Betriebsartenüberwachung oder andere technische Überwachungen können automatisch eine [[Schnellbremsung]] auslösen.
| rowspan=3 |[[Chemin de fer Montreux-Territet-Glion-Rochers de Naye|Montreux-Territet-Glion-Rochers de Naye]] (MTGN/MVR)
|[[Blonay]]–[[Les Pléïades]] (BP/CEV)
==== Sicherungs- und Signalanlagen ====
|1.000
[[Datei:Strba 10.JPG|mini|Zahnstangengleis mit [[Isolierstoß]], auch der Zahnstangen­stoß ist isoliert]]
|Strub
Die Sicherungs- und Signalanlagen reiner Zahnradbahnen sind den örtlichen Verhältnissen angepasst und weichen von denen der [[Hauptbahn]]en oft ab. Sie sind abhängig von den zulässigen Geschwindigkeiten, der Zugdichte und den [[Zugkreuzung|Kreuzungsstellen]] auf eingleisigen Strecken. [[Folgezugbetrieb|Folgefahrten]] mehrerer Züge [[Fahren auf Sicht|auf Sicht]] sind häufig zugelassen (vgl. Abbildung rechts im Abschnitt [[#Vor- und Nachteile|''Vor- und Nachteile'']]).<ref name="SER-2003-2" /> Weil Zahnstangenweichen in der Regel nicht auffahrbar sind, ist eine eindeutige Signalisierung gegen Fahrt in falschstehende Weichen sinnvoll.<ref name="SER-2004-2">Hans Schlunegger: ''Neue Stellwerkanlagen auf der Strecke Grindelwald – Kleine Scheidegg der Wengernalpbahn (WAB)''. In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 2. Minirex, 2004, S. 73–77.</ref> [[Vorsignal]]e sind aufgrund der geringen Geschwindigkeiten in Zahnstangenabschnitten bei ausreichender Sicht auf die Hauptsignale häufig nicht erforderlich. Der [[Streckenblock]] dient meist nur als [[Gegenfahrschutz]]. Die [[Gleisfreimeldeanlage|Gleisfreimeldung]] erfolgt bei neueren Anlagen meist über [[Achszähler]]<ref name="SER-2003-2" />, denn [[Gleisstromkreis]]e können wegen der teilweise kleinen [[Achslast]]en der leicht gebauten Fahrzeuge und des Fehlens der Zugkraftübertragung über die Schienen unzuverlässig sein. Diese neigen deshalb zur Verschmutzung durch Schmiermittelrückstände, Blütenstaub und Falllaub. Es gibt jedoch auch reine Zahnradstrecken mit Gleisfreimeldung durch Gleisstromkreise, zum Beispiel die [[Zahnradbahn Štrba–Štrbské Pleso]] in der [[Hohe Tatra|Hohen Tatra]]. Die in der Schweiz viele Jahre herrschende Skepsis gegenüber Gleisfreimeldeeinrichtungen mit Achszählern mag den lange ausgeübten Verzicht auf Sicherungsanlagen bei einigen Zahnradbahnen unterstützt haben.<ref name="SER-2004-2" /> Allerdings ist auf Zahnstangenabschnitten das Kollisionsrisiko geringer als bei Adhäsionsbahnen. Die niedrigen Geschwindigkeiten und die formschlüssige Kraftübertragung führen zu kürzeren Bremswegen und bei den oft übersichtlichen Gleisanlagen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Fehlhandlung die Züge noch vor einem Zusammenstoß anhalten können. Der Betrieb ist zumindest bei reinen Zahnradbahnen überschaubarer, wegen des [[Zugfunk]]s mit offenem statt [[5-Ton-Folge|selektivem Sprachanruf]] ist das Bahnpersonal über alle Betriebsabweichungen informiert.<ref name="SER-2013-6">Richard Meier: ''Kollisionen trotz Zugbeeinflussung.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 6. Minirex, 2013, S. 275.</ref>
[[Datei:WAB Ausfahrsignal Allmend bergwaerts.jpg|mini|[[Ausfahrsignal]]e für [[Folgezugbetrieb]] in der Ausweich­stelle Allmend der [[Wengernalpbahn]]. Über dem [[Hauptsignal|Haupt­signal]] links befindet sich das [[Eisenbahnsignale in der Schweiz#Rangiersignale|Rangier­signal]], unter den beiden Hauptsignalen ist das [[Weichensignal]] angebracht.]]
|-
Der [[Folgezugbetrieb]] mit [[Auf Sicht fahren|Fahrt auf Sicht]] reiner Zahnradbahnen führt zu Anpassungen bei den Signalanlagen. Weil bei der [[Wengernalpbahn]] die Signale nur die Fahrerlaubnis, nicht aber die zulässige Geschwindigkeit vorgeben, werden alle [[Fahrstraße]]n mit [[Fahrbegriff|Fahrbegriff 1]] angezeigt. Die Folgefahrten werden angelehnt an das [[Eisenbahnsignale in der Schweiz#Signal Typ L|Besetztsignal]] mit einem waagrechten, orangen Balken signalisiert, der im [[Hauptsignal]] integriert ist.<ref name="SER-2004-2" />
|[[Montreux]]–[[Glion]] (MGl/MGN)
|800
|Abt, 2 Lamellen
|1909–
|
|-
|[[Glion]]–[[Rochers de Naye]] (GN/MGN)
|800
|Abt, 2 Lamellen
|1892–
|
|-
|[[Pilatusbahn]] (PB)
|[[Alpnachstad]]–[[Pilatus (Berg)|Pilatus]]
|800
|Locher
|1889–
|'''Steilste Zahnradbahn der Welt'''<br />(max. 48% Steigung)
|-
|[[Vitznau-Rigi-Bahn]] (VRB/RB)
|[[Vitznau]]–[[Rigi]] Kulm
|1.435
|Riggenbach
|1871–
|1873 ARB-Strecke bis Rigi Kulm
|-
|[[Arth-Rigi-Bahn]] (ARB/RB)
|[[Arth-Goldau]]–[[Rigi]] Kulm
|1.435
|Riggenbach
|1873–
|1875 eigene Strecke<br />1959 Talstrecke aufgegeben
Bei der Ausfahrt aus der Station erfasst ein [[Achszähler]] die Gesamtzahl der Achsen aller Folgezüge. Dabei wird dem Folgezug am Ausfahrsignal das Signalbild für eine Folgefahrt gezeigt. An der nächsten Station zählt wiederum ein Achszähler die eintreffenden Achsen. Erst wenn die Gesamtzahl der Achsen eingetroffen ist, kann die Erlaubnis gewechselt werden, um die Strecke für Züge der Gegenrichtung freizugeben. Dadurch entfällt die Signalisierung von Folgezügen an den Zügen selbst.<ref name="SER-2004-2" />
[[Datei:ZSI-127 Interlaken Ost BOB 2003.jpg|mini|Die Eurobalisen der bei der Berner Oberland-Bahn eingesetzten Zug­beeinflussung ZSI 127 sind wegen der Zahnstangen seitlich versetzt.]]
Mit der Zugbeeinflussung [[Zugsicherung Schmalspur (Schweiz)#ZSI-127|ZSI 127]] besteht seit dem Jahr 2003 ein System, das die Sicherheitsbedürfnisse gemischter Adhäsions- und Zahnradbahnen abdeckt. Im Zugsicherungssystem ZSI 127 ist die Betriebsartenüberwachung Adhäsion/Zahnstange integriert und die Geschwindigkeitsüberwachung erfolgt mit einer Genauigkeit von ±1 km/h. ZSI 127 ist mit [[European Train Control System|ETCS]]-Komponenten aufgebaut, insbesondere mit [[Eurobalise]]n, [[Euroloop]]s und ETCS-Fahrzeuggeräten. Auf ein Bediengerät im Führerstand nach ETCS-Norm ([[European Train Control System#DMI|Driver Machine Interface]]) musste verzichtet werden, weil der Platz in den engen Führerständen der Schmalspurfahrzeuge oft nicht ausreicht. Wegen der Zahnstange in Gleismitte sind die Balisen außermittig angeordnet. ZSI 127 kommt bei der [[Zentralbahn]] und bei der [[Berner Oberland-Bahn]] zum Einsatz.<ref name="SER-2005-5">Hans Schlunegger: ''Zugsicherungssystem ZSI 127 der Berner Oberland-Bahnen und der Zentralbahn.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 5. Minirex, 2005, S. 242–245.</ref> 2013 legte das Bundesamt für Verkehr eine Weiterentwicklung des Systems ZSI 127 als Standard für alle Schweizer Schmalspurbahnen, auch für solche mit reinem Adhäsionsantrieb, fest.<ref>''BAV legt Zugbeeinflussungsstandard für Schmalspurbahnen fest.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue'', Nr. 8–9. Minirex, 2013, S. 242–245.</ref><ref>[https://www.rhb.ch/de/unternehmen/projekte-dossiers/zsi-127 ''ZSI 127.''] Sicher unterwegs. In: Homepage der Rhätischen Bahn, 2014</ref>
{| class="wikitable"
|+ Unterschiede von ZSI 127 und ETCS<ref name="SER-2005-5" />
| Position [[Eurobalise]]n || außermittig (bei Zahnradbahnen) || in der Mitte zwischen beiden Schienen
|-
| Vorzeitiges Abfahren bei Halt zeigendem Signal || auch nach Wenden || nur mit [[Euroloop|Schleife]] oder zusätzlichen Balisen, nicht nach Wenden
|}
|}
<div style="clear:both;"></div>
== Betrieb ==
[[Datei:SPB-Lok-12 und 16 mit Folgezugtafel.jpg|mini|Lokomotiven der [[Schynige-Platte-Bahn]] mit unterschiedlichen Folgezugtafeln]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:BZB triebwagen 12 Eibsee.JPG|mini|ohne|Das beleuchtete A signalisiert bei der Zugspitzbahn dem Gegenverkehr den letzten von bis zu drei Folgezügen.]]</div>
Der Betrieb von Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb unterscheidet sich nicht grundsätzlich von reinen Adhäsionsbahnen. Allerdings sind die Vorschriften zur Zugbildung zu beachten, um die [[#Sicherheit gegen Entgleisen|Sicherheit gegen Entgleisen]] zu gewährleisten.
Eine Besonderheit vieler reiner Zahnradbahnen sind [[Folgezugbetrieb]] mit [[Auf Sicht fahren|Fahrt auf Sicht]] sowie gleichzeitige Einfahrten in einen Bahnhof. Bei Zahnradbahnen mit starkem Verkehr wurde es notwendig, Einspurstrecken mittels Streckenblock zu sichern. Gleichzeitig musste der Folgezugbetrieb aufrechterhalten bleiben, weil Zahnradbahnzüge zur Gewährleistung der Sicherheit gegen Entgleisen nur eingeschränkt gekuppelt werden dürfen. Die Sicherungsanlagen solcher Bahnen sind so konzipiert, dass in einer Richtung mehrere Züge freie Fahrt erhalten können.
Grundlage für die Sicherheit der Zahnradbahnen sind eine seriöse Wartung von Anlagen und Fahrzeugen sowie die Einhaltung der ausgereiften technischen und betrieblichen Vorschriften.
=== Betriebsergebnisse ===
==== Gemischte Zahnradbahnen ====
[[Datei:DFB HG 3-4 Furka - Tiefenbach, Steinstafelviadukt.jpg|mini|Auf der nach Eröffnung des Furka-Basistunnels nicht mehr benötigten Bergstrecke bietet die [[Dampfbahn Furka-Bergstrecke]] (DFB) seit 1992 Fahrten mit historischen Zahnrad-Fahrzeugen an. Das Personal der Bahn rekrutiert sich fast ausschließlich aus Freiwilligen.]]
Anhand der gut dokumentierten Schweizer Bergbahnen wird die Entwicklung der [[Betriebsergebnis]]se aufgezeigt. Die [[Visp-Zermatt-Bahn|Visp-Zermatt-]] und die [[Berner Oberland-Bahn]] waren ausgesprochen touristische Bahnen und schütteten bis 1913 respektable [[Dividende]]n aus, die in den besten Jahren 7 bis 8 Prozent erreichten. Auch die [[Brünigbahn]] Luzern–Interlaken, die [[Stansstad-Engelberg-Bahn]] und die [[Aigle-Leysin-Bahn]] erschlossen Touristendestinationen und waren [[Rendite|rentabel]]. Die anderen gemischten Zahnradbahnen der Schweiz hatten hingegen bereits vor dem Ersten Weltkrieg zeitweise oder dauernd finanzielle Probleme. Die [[Bex-Villars-Bretaye-Bahn|Bex-Villars-Bretaye-]] und die 1967 eingestellte [[Leuk-Leukerbad-Bahn]] waren auf die Zuschüsse ihrer bahneigenen Elektrizitätswerke angewiesen.<ref name="bahndaten">Thomas Frey, Hans-Ulrich Schiedt: [https://www.bahndaten.ch/ ''bahndaten.ch. Daten zu den Schweizer Eisenbahnen 1847–1920.''] Via Storia, Zentrum für Verkehrsgeschichte der [[Universität Bern]], abgerufen am 1. November 2017.</ref>
Ab 1914 verschlechterte sich die Finanzlage aller Bahnen rapide. Der Betrieb wurde [[Budgetdefizit|defizitär]] und erholte sich auch in den 1920er Jahren nicht. Die Bilanz vieler Bahnen musste saniert werden, wobei namhafte Teile des [[Aktienkapital]]s [[Abschreibung|abgeschrieben]] wurde. Die 1915 in Betrieb genommene [[Brig-Furka-Disentis-Bahn]] war stets in finanzieller Schieflage und geriet 1924 in [[Insolvenzrecht (Schweiz)|Konkurs]]. Ihrer Nachfolgerin, der [[Furka-Oberalp-Bahn]], wurde auch militärische Bedeutung beigemessen. Aber finanziell sah es auch nach der Sanierung von 1925 nie gut mit ihr aus.<ref name="bahndaten" />
Nach dem Zweiten Weltkrieg [[Fusion (Wirtschaft)|fusionierten]] die [[St. Gallen-Gais-Appenzell-Bahn]] mit der [[Altstätten-Gais-Bahn]]. Auch die [[Monthey–Champéry–Morgins|Monthey-Champéry-Morgins-Bahn]] und 1961 die [[Schöllenenbahn]] schlossen sich mit benachbarten Unternehmungen zusammen und profitierten von den im [[Privatbahnhilfegesetz]] festgelegten Unterstützungen des Bundes. In Deutschland wurden die [[St. Andreasberger Kleinbahn]] und die [[Zahnradbahn Honau–Lichtenstein]] stillgelegt. Baulich saniert wurden im Jahr 1964 die [[Stansstad-Engelberg-Bahn]] mit dem [[Lopper (Berg)|Loppertunnel]], 1982 die Furka-Oberalp-Bahn mit dem [[Furka-Basistunnel]] und 2010 die [[Luzern-Stans-Engelberg-Bahn]] mit dem [[Tunnel Engelberg]]. In Österreich übernahmen 1979 die Anliegergemeinden die [[Achenseebahn]] und sanierten die Flachstrecke mit Hilfe von Bund und [[Tirol (Bundesland)|Land]].
Heute sind in der Schweiz die gemischten Zahnradbahnen wie die anderen Bahnen des [[Regionalverkehr|regionalen Personenverkehrs]] auf [[Zuschuss|Abgeltungen]] angewiesen. Lediglich die zu den autofreien Touristenorten [[Zermatt]] und [[Wengen BE|Wengen]] führenden Bahnen [[BVZ Holding|BVZ]] und [[Wengernalpbahn|WAB]] würden auch ohne Zuschüsse Gewinne erwirtschaften.<ref>[http://www.bilanz.ch/unternehmen/ein-lehrstueck-nach-walliser-art ''Matterhorn Gotthard Bahn: Ein Lehrstück nach Walliser Art.''] In: [[Bilanz (Schweizer Wirtschaftsmagazin)|Bilanz]] vom 22. März 2005</ref> In Deutschland ist die [[Wendelsteinbahn]] auf Ausgleichszahlungen angewiesen. Die dem Gemeindewerk [[Garmisch-Partenkirchen]] angegliederte Bayerische Zugspitzbahn erwirtschaftet dank der touristisch geprägten Bergstrecke kleinere Gewinne.<ref>{{Webarchiv |url=https://gw-gap.de/images/stories/allgemein/ueberuns/2015-11-11_gb_bzb_auszug.pdf |text=''Lagebericht für das Geschäftsjahr vom 1. November 2013 bis zum 31. Oktober 2014.'' |wayback=20171109134446}} Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn Aktiengesellschaft Garmisch-Partenkirchen (PDF; 0,8 MB)</ref> Durch [[Fusion (Wirtschaft)|Fusionen]] können [[Synergie#Wirtschaft|Synergien]] genutzt und Kosten gespart werden. Seit 1999 verkehren vier Westschweizer Meterspurbahnen unter dem Dach der [[Transports Publics du Chablais]]. Die 2003 entstandene [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]] verkehrt auf einem Streckennetz von 144 km; die 2005 gebildete [[Zentralbahn]] hat 98 km Länge. Die seit dem Jahr 2006 bestehenden [[Appenzeller Bahnen (2006)|Appenzeller Bahnen]] betreiben Zahnradbahnen mit drei unterschiedlichen Spurweiten.
==== Reine Zahnradbahnen ====
[[Datei:Rigibahn H 1-2 auf Schnurtobelviadukt.jpg|mini|Die Vitznau-Rigi-Bahn erzielte im 19. Jahrhundert äußerst erfolgreiche Betriebsergebnisse.]]
[[Datei:Trains du Pilate (Suisse) (4445203428) (2).jpg|mini|Die Pilatusbahn ist nicht nur die steilste Zahnradbahn, [[Pilatus-Bahnen|ihr Betreiber]] erzielt auch die beste Rendite.]]
Die Baukosten der von 1871 bis 1912 erstellten reinen Zahnradbahnen wurden zwar meist zu niedrig angesetzt, aber die [[Nachfrage|Frequenzzahlen]] übertrafen die Erwartungen. Bis zur Jahrhundertwende war die [[Rendite]] im Allgemeinen gut.<ref name="König">Wolfgang König: ''Bahnen und Berge. Verkehrstechnik, Tourismus und Naturschutz in den Schweizer Alpen 1870–1939.'' Deutsches Museum. Beiträge zur Historischen Verkehrsforschung, Frankfurt/New York, 2000</ref> Außerordentlich erfolgreich war die [[Vitznau-Rigi-Bahn]], die von 1871 bis 1890 eine jährliche Rendite von durchschnittlich rund 13 Prozent erzielte.<ref name="bahndaten" />
Die durch weitere Neubauten entstandene Konkurrenz verminderte die [[Gewinn]]e.<ref name="König" /> Die [[Arth-Rigi-Bahn]] konnte nicht an den finanziellen Erfolg der Vitznau-Rigi-Bahn anknüpfen; [[Dividende]]n gab es praktisch keine. Die [[Generoso-Bahn|Generoso-]], die [[Brienz-Rothorn-Bahn|Brienz-Rothorn-]] und die [[Brunnen-Morschach-Bahn]] standen finanziell bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs stets knapp am Abgrund. Die [[Rorschach-Heiden-Bergbahn]] überstand die Kriegs- und Krisenjahre nur dank des Güterverkehrs vergleichsweise gut. Die [[Pilatusbahn|Pilatus-]], die [[Gornergratbahn|Gornergrat-]] und die [[Jungfraubahn]] waren gemessen am Fahrpreis pro Kilometer die teuersten Bahnen der Schweiz. Wegen ihrer im Vergleich zu den damaligen Einkommen exorbitanten Fahrpreise konnten die beiden erstgenannten Bahnen bis 1913 alljährlich Dividenden von 4 bis 7 Prozent des [[Aktienkapital]]s ausschütten. Die [[Zins]]lasten der extrem hohen Baukosten der Jungfraubahn ermöglichten nur bescheidene Dividenden. Die zusätzlichen Investitionen vieler Bahnen für die elektrische [[Traktion (Schienenfahrzeug)|Traktion]] widerspiegeln den Optimismus, der vor dem Ersten Weltkrieg in der Tourismusbranche noch vorherrschte.<ref name="bahndaten" />
Die beiden Weltkriege und die Krisen dazwischen trafen die Tourismusbahnen mit aller Härte<ref name="König" /> ; die Betriebsergebnisse rutschten tief in die roten Zahlen.<ref name="bahndaten" /> In Österreich mussten die [[Kahlenbergbahn (Zahnradbahn)|Kahlenbergbahn]] und die [[Gaisbergbahn]] bereits nach dem Ersten Weltkrieg aufgeben, in der Schweiz war der Personenverkehr der [[Brienz-Rothorn-Bahn]] eingestellt. Ein Hoffnungsschimmer war der aufkommende [[Wintersport]], der die Passagierzahlen ansteigen ließ, aber Ausbauten für den Winterbetrieb erforderte.<ref name="König" /> Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten in Deutschland die [[Petersbergbahn]] und die [[Barmer Bergbahn]] den Betrieb einstellen, die [[Niederwaldbahn]] wurde durch eine [[Gondelbahn]] ersetzt.
Heute ist die finanzielle Lage der einzelnen Unternehmungen unterschiedlich. Die [[Pilatus-Bahnen]] erzielten 2011 bis 2016 einen durchschnittlichen [[Cashflow]] von 6,6 Prozent, die [[Jungfraubahn Holding|Jungfraubahn-Gruppe]] von 6,2 Prozent.<ref>Peter Burkhardt: [https://www.tagesanzeiger.ch/sonntagszeitung/Bergbahnen-haengen-in-den-Seilen/story/27083024 ''Bergbahnen hängen in den Seilen.''] In: ''[[Tages-Anzeiger]]'' vom 8. Januar 2017</ref> Die [[Jungfraubahn]] profitiert von den mehrheitlich aus Asien stammenden Fahrgästen, die auch bei schlechtem Wetter auf das Jungfraujoch fahren.<ref>[http://www.20min.ch/finance/news/story/11129116 ''Asiaten stürmen das Jungfraujoch.''] In: ''[[20 Minuten]]'' vom 17. April 2013</ref> Die anderen Bahnen, auch in Deutschland und Österreich, erzielen einen geringen oder gar keinen Gewinn. Um die Jahrtausendwende wurde geprüft, die [[Arth-Rigi-Bahn]] und einen Teil der [[Wengernalpbahn]] durch kostengünstigere [[Luftseilbahn]]en zu ersetzen.<ref name="bahndaten" />
=== Unfälle ===
Trotz des erheblichen Risikopotenzials wegen der großen Gefälle sind Zahnradbahnen heute ein sehr sicheres Verkehrsmittel. In der Vergangenheit kam es zu einigen schweren Unfällen mit mehreren Todesopfern. 1883 [[Entgleisung (Bahn)|entgleiste]] bei der Werkbahn in [[Salgótarján]] (Ungarn) ein zurückrollender Kohlenzug, weil die Zähne des Triebzahnrads der Lokomotive eines bergwärts fahrenden Zugs brachen.<ref>{{Internetquelle |url=https://epilog.de/unfall-auf-einer-zahnradbahn.zentralblatt-der-bauverwaltung.1883 |titel=Unfall einer Zahnradbahn |hrsg=Zentralblatt der Bauverwaltung • 17.2.1883 |sprache=de |abruf=2024-06-22}}</ref> 1907 entgleiste bei der [[Brohltalbahn]] ein talwärts fahrender Güterzug mit Personenbeförderung und stürzte einen Bahndamm hinab. 1958 forderte der auf einen Bedienungsfehler des Lokomotivpersonals zurückzuführende [[Eisenbahnunfall vom Drachenfels]] 18 Todesopfer. 1964 entgleiste ein talwärts fahrender Zug der [[Rittner Bahn]] in [[Südtirol]] wegen mangelhafter Wartung von Oberbau und Fahrzeugen.<ref>[https://www.tmb.at/railways/index.php?lang=de&siteid=6&site=showrailway&id=12 ''Rittnerbahn.''] In: Homepage der Tiroler MuseumsBahnen, abgerufen am 15. September 2017</ref> 1967 entgleiste die Lokomotive eines talwärts fahrenden Zuges der [[Mount Washington Cog Railway]] und kippte zur Seite, worauf der vollbesetzte [[Vorstellwagen]] ungebremst bis zur Entgleisung weiterfuhr.<ref>Suki Casanave: [https://newengland.com/today/living/new-england-nostalgia/cog-railway/ ''Mount Washington Cog Railway.''] In: ''New England Today'', 20. April 2015 (englisch)</ref>
{{Hauptartikel|Liste von Unfällen bei Zahnradbahnen}}
== Geschichte ==
=== Vorgeschichte ===
Die Erfindung des Zahnradantriebs für [[Eisenbahn]]en geht zurück zu den Anfängen der [[Dampflokomotive]]n:
1804 hatte [[Richard Trevithick]] die erste Dampflokomotive der Welt für die Merthyr Tramroad der Pen-y-Darren Eisenhütte in der Nähe von [[Merthyr Tydfil]] in [[Wales]], [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]], gebaut. Diese Lokomotive war aber zu schwer für die [[Gusseisen|gusseisernen]] Schienen, die für von Pferdegespannen gezogene Wagen ausgelegt waren. Da die Schienen immer wieder brachen, wurde der Betrieb nach wenigen Monaten eingestellt.
[[Datei:Rack Railway wheels (8288704235).jpg|mini|Nachgefertigtes Zahnrad der „Salamanca“]]
<div class="tright" style="clear:none;">[[Datei:Blenkinsop's rack locomotive, 1812 (British Railway Locomotives 1803-1853).jpg|mini|ohne|153px|Blenkinsops „[[Salamanca (Lokomotive)|Sala­manca]]“ mit Zahnrad außerhalb der Schienen]]</div>
[[Datei:Zahnstange Blenkinsop.png|mini|195px|links|Zahnstange System Blenkinsop]]
1811 erhielt [[John Blenkinsop]] in [[England]] das Patent Nummer 3431 für seine Erfindung, Dampflokomotiven über Zahnräder anzutreiben, die in außerhalb, parallel zur Schiene angebrachten Zahnstangen eingriffen. Die erste Zahnradbahn der Welt wurde von ihm nicht zum Überwinden großer Neigung konstruiert, sondern führte als [[Industriestammgleis|Industriebahn]] [[Middleton Railway|von der Kohlenzeche in Middleton nach Leeds]] in England. Sie nahm ihren Betrieb am 12. August 1812 auf.
1814 baute [[George Stephenson]] die Lokomotive ''Blücher'' für die Killingworth-Kohlenzeche, die Stahlräder mit [[Spurkranz]] hatte und auf Stahlschienen den Vortrieb allein durch [[Adhäsionsbahn|Adhäsion]] erzielte. Dieses System setzte sich von nun an allgemein durch.
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[[Datei:Zahnstange Cathcart.png|mini|195px|links|Zahnstange System Cathcart]]
1848 wurde eine 60 ‰ steile Strecke der [[Madison & Indianapolis Railroad]] in Betrieb genommen, für die der Amerikaner Andrew Cathcart eine gusseiserne Lamellenzahnstange und eine entsprechende Lokomotive entwickelte. Die Zahnstange von Cathcart war in der Gleismitte verlegt und nahm die heute übliche Lamellenzahnstange bereits vorweg. Die Anlage bewährte sich zwanzig Jahre lang, bis solche Neigungen mit gewöhnlichen Lokomotiven überwunden werden konnten. 1868 wurde die Strecke mit einer besonders dafür konstruierten Lokomotive auf Adhäsionsbetrieb umgestellt.<ref>Gernot Dietel: ''Das Vorbild heißt Amerika. Die Madison Incline in Indiana (USA), eine frühe Zahnradbahn''. In: Eisenbahngeschichte 62, S. 71–73 unter Bezug auf: Baldwin Locomotive Works (Hrsg.): ''The History of the Baldwin Locomotive Works 1831-1920'', S. 41f.</ref>
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Das Prinzip des Zahnradantriebs wurde wieder aufgegriffen, als in den 1860er Jahren die Natur [[Tourismus|touristisch]] erschlossen wurde und Eisenbahnen Berge erklimmen sollten.
<div style="clear:right;"></div>
=== Bahnen auf den Mount Washington und die Rigi ===
[[Datei:Mount Washington Cog Railway 2 035.jpg|mini|links|[[Mount Washington Cog Railway#Fahrzeuge|„Peppersass“]], die erste von Marsh erbaute Zahnradlokomotive]]
[[Datei:VRB H 1-2 bei Freibergen.jpg|mini|Zahnradlokomotive [[RB H 1/2|H 1/2]] System Riggen­bach der [[Vitznau-Rigi-Bahn]]]]
Die [[Mount Washington Cog Railway|erste Bergbahn der Welt mit Zahnradantrieb]] wurde ab 1866 von [[Sylvester Marsh]] errichtet. Sie erklimmt den [[Mount Washington (New Hampshire)|Mount Washington]], [[New Hampshire]], [[Vereinigte Staaten|USA]] und wurde 1869 eröffnet. Die Bahn mit einer [[Spurweite (Bahn)|Spurweite]] von 1422 Millimetern ist heute noch in Betrieb, überwindet auf einer Länge von 4,8 km einen Höhenunterschied von 1097 Metern und weist eine bemerkenswert große Maximalneigung von 374 ‰ auf.
Der aus dem [[Elsass]] stammende [[Niklaus Riggenbach]] erhielt 1863 in Frankreich ein erstes Patent für seine Zahnradbahn. Die Erfindung führte er zurück auf seine Erfahrung als technischer Leiter der [[Hauensteinlinie]] mit 26 ‰ Neigung, wo selbst mit [[Sandstreueinrichtung]]en das [[Schleudern (Rad-Schiene)|Schleudern]] der Triebräder nicht immer verhindert werden konnte. 1869 erfuhr er, dass Marsh eine Zahnradbahn auf den Mount Washington baute.<ref>Mayer: [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=lok&datum=1943&page=132&size=50 ''Die ersten Zahnradbahnen und das System Riggenbach.''] In: ''[[Die Lokomotive]]'', 1943, S. 106–108 ([[ANNO – AustriaN Newspapers Online]])</ref> Die von Riggenbach projektierte [[Vitznau-Rigi-Bahn|Rigibahn]] wurde am 21. Mai 1871 eröffnet und ist die erste Bergbahn mit Zahnradantrieb Europas. Sie führt in der [[Schweiz]] mit einer maximalen Neigung von 250 ‰ von [[Vitznau]] am [[Vierwaldstättersee]] auf die [[Rigi]]. Die Bahn endete zunächst an der [[Luzern]]er Kantonsgrenze, da die Konzessionen damals von den Kantonen erteilt wurden. Erst zwei Jahre später erreichte sie den heutigen Endpunkt Rigi Kulm. Riggenbach ging es beim Bau der Rigibahn auch darum, Vorteile der Zahnradbahn gegenüber [[Adhäsionsbahn]]en aufzuzeigen. Seine Vorschläge, [[Alpentransversale]]n wie die geplante [[Gotthardbahn]] als Zahnradbahn zu bauen, erwiesen sich jedoch als Fehlkalkulation.<ref name="König" /> Die ebenfalls von Riggenbach konstruierte Werkbahn zum Steinbruch [[Ostermundigen]] wurde am 6. Oktober 1871 eröffnet. Ihr Betriebsbeginn ist jedoch umstritten.<ref name="Elsasser" />
<div style="clear:left;"></div>
=== Aufschwung der Zahnradbahnen ===
[[Datei:Kahlenbergbahn 05.jpg|mini|Die [[Kahlenbergbahn (Zahnradbahn)|Kahlenbergbahn]] war die erste Zahnradbahn Österreichs.]]
Der Rigibahn war ein durchschlagender technischer und kommerzieller Erfolg beschieden. Sie leitete zu Beginn der 1880er Jahre einen Aufschwung im Bau von Zahnradbahnen ein. Die ersten Zahnradbahnen in [[Österreich-Ungarn]] waren die am 7. März 1874 eröffnete [[Kahlenbergbahn (Zahnradbahn)|Kahlenbergbahn]] bei Wien und die [[Schwabenbergbahn]] in Budapest, die am 24. Juni 1874 den Betrieb aufnahm. Als erste Zahnradbahn mit nicht-touristischem Personenverkehr wurde am 6. September 1875 die [[Rorschach-Heiden-Bergbahn]] in der Ostschweiz dem Verkehr übergeben.
Die erste Zahnradbahn Deutschlands war die 1876 in Betrieb genommene [[Zahnradbahn des Hüttenwerks Wasseralfingen]]. Die beiden nachfolgenden Zahnradbahnen [[Grube Friedrichssegen]] bei [[Bad Ems]] an der Lahn und der [[Grube Kunst]] bei [[Herdorf]] im Siegerland waren [[Grubenbahn]]en. 1883 ging mit der [[Drachenfelsbahn]] die erste öffentliche Zahnradbahn in Betrieb, die heute noch im Betrieb ist. Sie weist Neigungen bis 200 ‰ auf.
Bis zur Zeit des Ersten Weltkrieges wurden insgesamt mehr als hundert Zahnradbahnen in Betrieb genommenen, die sich mehrheitlich in Europa befanden. Die weltweit steilste Zahnradbahn ist mit einer maximalen Neigung von 480 ‰ die 1889 eröffnete [[Pilatusbahn]], die vom Ufer des Vierwaldstättersees auf den Pilatus führt. Für diese Bahn entwickelte Eduard Locher ein spezielles, nach ihm benanntes Zahnradsystem.
Die ersten Zahnradbahnen wurden ausschließlich mit [[Dampflokomotive]]n betrieben. Im Verlaufe der 1890er Jahre kam es zur Einführung der [[Geschichte des elektrischen Antriebs von Schienenfahrzeugen|elektrischen Traktion]], die rasch an Bedeutung gewann. Nach dem Ersten Weltkrieg trat ein Rückgang der Zahl der Zahnradbahnen ein, weil der Zahnradbetrieb durch Adhäsionsantrieb ersetzt oder der Verkehr eingestellt wurde. Viele ursprünglich mit Dampf betriebene Bahnen wurden elektrifiziert, bei einigen wurden die Dampfloks durch [[Diesellokomotive|Dieseltriebfahrzeuge]] ersetzt oder ergänzt. Durch die im Laufe der Jahre erfolgte Erneuerung des Rollmaterials wurden Leistungsfähigkeit und Attraktivität der modernisierten Zahnradbahnen gesteigert, wie einige Beispiele zeigen:
<gallery widths="200" heights="130" perrow="5">
Datei:SBB Historic - 21 06 05 a - Strba-Strbské Pleso.tif|Die [[Zahnradbahn Štrba–Štrbské Pleso|Zahnrad­bahn Štrba–Štrbské Pleso]] in der Hohen Tatra in der Slowakei wurde 1931 ab­ge­brochen, aber 1970 neu eröffnet.
Datei:Schafbergbahn ÖBB Österreich.jpg|Bei der [[Schafbergbahn]] in Österreich kamen ab 1964 die weltweit ersten Zahn­rad-Trieb­wagen mit [[Dieselhydraulischer Antrieb|dieselhydraulischem Antrieb]] in Betrieb ([[ÖBB 5099]]).
Datei:Manitou and Pike's Peak Railway 001.jpg|Bei der [[Manitou and Pike’s Peak Railway|Pike’s Peak Railway]] in Colorado kamen ab 1976 ebenfalls Trieb­wagen mit [[Dieselhydraulischer Antrieb|dieselhydraulischem Antrieb]] in Betrieb.
Datei:Corcovado Bergbahn 2005-03-15.jpg|Die [[Corcovado-Bergbahn|Corcovado-Berg­bahn]] in Rio de Janeiro nahm nach einer Gesamt­erneuerung im Jahr 1979 den Betrieb mit neuen Trieb­wagen auf.
Datei:SBB Historic - 19 00 05 18a - Zahnrad-Dampflokomotive H 2 3.jpg|1992 erhielt die [[Schafbergbahn]] Neubau­dampf­lokomotiven [[ÖBB 999.2|999.2]] zur Steigerung der touris­tischen Attraktivität.
Datei:Triebwagen Salamander Schneebergbahn.jpg|Seit 1999 ver­kehren auf der [[Schneebergbahn|Schnee­berg­bahn]] [[NÖSBB Salamander|Salamander]]-Züge mit diesel­hydraulischen Lokomotiven von [[Hunslet Engine Company#Hunslet-Barclay Ltd|Hunslet-Barclay Ltd]].
Datei:2012-07-26 Berner Oberland 5583.JPG|2004 beschaffte die [[Wengernalpbahn]] im Berner Oberland [[WAB Bhe 4/8|Panorama-Zahnrad-Triebwagen]].
Datei:Diakofto Kalavrita railway (7).jpg|Das Roll­material der [[Bahnstrecke Diakopto–Kalavryta|Strecke Diakopto–Kalavryta]] auf dem Pelo­ponnes wurde 2007 mit vier Diesel­trieb­zügen [[OSE BDmh 2Z+4A/12|BDmh 2Z+4A/12]] modernisiert.
Datei:Panoramique des Dômes - overview 2.jpg|Bei der 1925 ein­ge­stellten und 2012 wieder­eröffneten [[Panoramique des Dômes]] in Frankreich kommen [[Stadler GTW#Zahnradantrieb|Stadler-Zahnrad-GTW]] zum Einsatz.
</gallery>
Im 20. Jahrhundert sind neue Zahnradstrecken entstanden durch den Umbau und die Erweiterung von [[Standseilbahn]]en, wie die [[Zahnradbahn Lausanne–Ouchy]], der [[Dolderbahn]] in Zürich oder eine Tunnelstrecke in Lyon, die heute in das Netz der [[Métro Lyon|städtischen Métro]] integriert ist. 1987 wurde in Australien die Perisher zur Erschließung eines Skigebiets dem Verkehr übergeben. Im Jahr 1990 wurde in Japan wegen des Baus eines Staudamms ein Abschnitt der bisher als reine Adhäsionsbahn betriebenen [[Ikawa-Linie]] verlegt und mit Zahnstange versehen.
=== Umstellungen auf Adhäsionsbetrieb ===
Schon seit den 1920er Jahren wurden viele Strecken mit Zahnstangenabschnitten mit Neigungen bis etwa 70 ‰ auf reinen Adhäsionsbetrieb umgestellt. Möglich wurde es durch Fortschritte im Lokomotivbau, höhere Achslasten aufgrund von stabilerem Oberbau und dem flächendeckenden Einsatz der durchgehenden, selbsttätigen und mehrlösigen [[Druckluftbremse (Eisenbahn)|Druckluftbremsen]]. Pionierleistungen auf diesem Gebiet erbrachte die [[Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn]] mit ihrer Strecke Blankenburg–Tanne (seinerzeit „Harzbahn“, später [[Rübelandbahn]] genannt). Auch als [[Grubenbahn|Gruben-]] und [[Industriestammgleis|Industriebahnen]] existieren keine Zahnradbahnen mehr. Sie wurden durch [[Förderband|Förderbänder]] und gleislose Förderung abgelöst.<ref name="SER-2003-2" />
Die [[Zentralbahn]] (zb) führte 2024 im 105 ‰ steilen [[Luzern-Stans-Engelberg-Bahn#Tunnel Engelberg|Tunnel Engelberg]] und auf der 120 ‰ steilen [[Brünigbahn]] Versuchsfahrten durch mit dem Ziel, Zahnradbremsen durch [[Magnetschienenbremse]]n zu ersetzen. Nachdem jeweils der Adhäsionstriebwagen [[FW Be 4/4 11–15|Be 4/4]] der [[Aare Seeland mobil]] den Zahnstangenabschnitt hinaufgeschoben worden war, fanden Bremsversuche aus verschiedenen Geschwindigkeiten statt. Das Konzept beruht auf einer Fahrgeschwindigkeit von 40 km/h bei der Talfahrt, wobei der Triebwagen bis zum Einsetzen der Bremswirkung der Magnetschienenbremse von 49 km/h erreichte. Nachteilig bei der Magnetschienenbremse ist der große Verschleiß an Magneten und Schienen, weshalb sie nur bei ungenügender Wirkung der Druckluftbremse verwendet werden soll.<ref name="SER-2024-7">Walter von Andrian: ''Zentralbahn: Markterfolg und weitere Testfahrten für Adhäsionsbetrieb.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 7. Minirex, 2024, S. 298–299.</ref>
Der Verzicht auf den Zahnradantrieb birgt ein großes Sparpotenzial. Die Zahnradausrüstung eines dreiteiligen [[ZB ABeh 160/161|Fink-Triebzuges]] kostete die zb im Jahr 2022 2,5 Millionen Franken. Wenn der geplante [[Grimseltunnel]] gebaut wird, wird das Streckennetz der zb mit dem der [[Matterhorn-Gotthard-Bahn]] (MGB) verbunden. Die Zahnstangensysteme der beiden Bahnen sind jedoch nicht kompatibel.<ref name="SER-2024-7" /> Die zb verwendet das [[System Riggenbach]], bei der MGB kommt das [[#Lamellenzahnstangen|System Abt]] zum Einsatz.<ref>Walter von Andrian: ''Grimseltunnel-Projekt: Zentralbahn prüft Magnetschienenbremse.'' In: ''Schweizer Eisenbahn-Revue.'' Nr. 2. Minirex, 2024, S. 158–159.</ref>
== Siehe auch ==
* [[Liste von Zahnradbahnen]]
== Literatur ==
* [[Walter Hefti]]: ''Zahnradbahnen der Welt.'' Birkhäuser, Basel 1971, ISBN 3-7643-0550-9.
* Walter Hefti: ''Zahnradbahnen der Welt. Nachtrag.'' Birkhäuser, Basel 1976, ISBN 3-7643-0797-8.
* {{Literatur
|Autor=Beat Keller
|Titel=Zahnradbahnen – Ein Leitfaden für die Projektierung
|werk=Internetseite der Firma Tensol Rail, Giornico
|abruf=2017-07-15}}
* Wolfgang Messerschmidt: ''Zahnradbahnen, gestern, heute, in aller Welt. Die Geschichte der Zahnradbahnen'', Franckh, Stuttgart 1972, ISBN 3-440-03833-5
* [[Karl Sachs (Elektroingenieur)|Karl Sachs]]: ''50 Jahre schweizerische elektrische Bergbahnen.'' In: ''Schweizerische Bauzeitung (SBZ).'' (archiviert in E-Periodica der ETH-Bibliothek):<br />[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1948:66::682 ''Erster Teil.''] In: SBZ, Band 66 (1948), Heft 50 (PDF, 4,2 MB)<br />[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=sbz-002:1948:66::695 ''Schluss.''] In: SBZ, Band 66 (1948), Heft 51 (PDF, 5,0 MB)
* Thomas Fleißig: ''Zahnradbahnen in Österreich.'' Eisenbahn-Bildarchiv. EK, Freiburg 2004, ISBN 3-88255-349-9.
* Arthur Meyer, Josef Pospichal: ''Zahnradbahnlokomotiven aus Floridsdorf'', Verlag bahnmedien.at, Wien 2012, ISBN 978-3-9503304-0-3.
* Theo Weiss: ''Stadler – von der Stollenlokomotive zum Doppelstockzug.'' Minirex, Luzern 2010, ISBN 978-3-907014-33-2, S. 104–109
* Klaus Fader: ''Zahnradbahnen der Alpen. 19 Bergbahnen in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz.'' [[Franckh-Kosmos]], Stuttgart / Ott, Thun 1996, ISBN 3-440-06880-3 / ISBN 3-7225-6346-1 (Ott); Tosa, Wien 2003, ISBN 3-85492-791-6.
* Werner Latscha (Hrsg.): ''Sieben Bergbahnpioniere.'' Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik, Nr. 81. Verein für Wirtschaftshistorische Studien, Zürich 2005, ISBN 978-3-909059-34-8.
* Josef Hons: ''Bergbahnen der Welt. Zahnradbahnen, Schienen- und Standseilbahnen, [[Luftseilbahn|Schwebebahnen]] und Skilifts.'' transpress-Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-344-00475-1.
* [http://www.zeno.org/Lueger-1904/A/Zahnstangenbahnen? ''Zahnstangenbahnen.''] In: ''Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften'', herausgegeben von Otto Lueger, Band 8. Stuttgart und Leipzig 1910, S. 962–965. (Zeno.org)
* Matthias Probst: [https://www.srf.ch/wissen/technik/auf-zahnraedern-in-die-berge ''Auf Zahnrädern in die Berge.''] In: Internetseite von [[Schweizer Radio und Fernsehen]] (SRF), mit einem Filmausschnitt von 4:45 min Dauer aus der Sendung ''Einstein'' vom 30. Mai 2013.
* Jens Merte: [http://www.werkbahn.de/eisenbahn/zahnrad/zahnrad.htm ''Zahnradbahnen in Deutschland.''] Abgerufen am 15. Juli 2017.
== Einzelnachweise ==
<references responsive>
<ref name="Elsasser">
{{Literatur
|Hrsg=Kilian T. Elsasser, [[Verkehrshaus der Schweiz]]
|Titel=Gnom
|TitelErg=Niklaus Riggenbach – Der Bergbahnpionier und seine Zahnrad-Dampflok «Gnom»
Dieser Artikel beschreibt Zahnradbahnen, die auf paarig angeordneten Schienen verkehren. Zu vorwiegend im Steillagenweinbau eingesetzten Einschienen-Zahnradbahnen siehe Monorackbahn.
Zahnradbahn auf das Brienzer Rothorn
Eine Zahnradbahn, historisch auch Zahnbahn oder Zahnstangenbahn[1], ist ein schienengebundenes Verkehrsmittel, bei dem die Vortriebs- oder die Bremskraft zwischen Triebfahrzeug und Fahrbahn formschlüssig[Anm. 1] mittels eines Zahnstangengetriebes übertragen wird. Das Zahnradsystem besteht fahrzeugseitig aus Trieb- und Bremszahnrädern und infrastrukturseitig aus Zahnstangenstrecken.[2] In eine zwischen den beiden Schienen auf den Schwellen befestigte Zahnstange greifen ein oder mehrere am Triebfahrzeug angetriebene Zahnräder ein.
Durch Anwendung des Formschlusses (Zahnradbahn) lassen sich wesentlich größere Neigungen[3][4] als mit Reibungsschluss (Adhäsionsbahn) befahren:
Adhäsionsbahnen bis etwa 75 ‰ Neigung (in Einzelfällen bis zu 116 bzw. 135 ‰),
Zahnradbahnen bis etwa 300 ‰ Neigung, maximal bis zu 500 ‰.[Anm. 1]
Bei Bahnen im Gebirge stehen für die Bewältigung der bedeutenden Höhendifferenzen oftmals nur kurze Distanzen zur Verfügung. Es müssen größere Neigungen bewältigt werden als der Adhäsionsantrieb (wegen des Durchdrehens der angetriebenen Räder auf den Schienen bei größerer Neigung) zulässt. Die Schafbergbahn überwindet Neigungen von bis zu 255 ‰, die Pilatusbahn ausnahmsweise bis 480 ‰ (zwei liegende Zahnräder verhindern gegenseitig das Herausdrängen der Räder aus der Zahnstange), die besonders schweren Treidelloks (mit 50 t das Mehrfache üblicher Zahnradbahnloks) am Panamakanal bis zu 500 ‰. Es gibt auch Zahnradbahnen auf Hanglagen in Städten, so zum Beispiel in Stuttgart.
Die auf die Vertikale bezogene Steiggeschwindigkeit der Zahnradbahnen ist meistens höher als bei Gebirgsbahnen mit Adhäsionsantrieb.[5]
Die ersten Zahnradbahnen wurden 1869 in den USA auf den Mount Washington und 1871 in der Schweiz auf die Rigi eröffnet. Ursprünglich wurden die Zahnradbahnen ausschließlich mit Dampflokomotiven betrieben, heute herrscht die elektrische Traktion vor. Seit den 1920er Jahren wurden viele Zahnradstrecken mit geringeren Neigungen auf reinen Adhäsionsbetrieb umgestellt oder der Betrieb wurde vollständig eingestellt.
Es kommen verschiedene Zahnstangensysteme zum Einsatz, die nur teilweise miteinander kompatibel sind. Zahnradbahnen unterscheiden sich in verschiedenen Bereichen von Adäsionsbahnen. Bei Zahnstangenweichen sind spezielle Konstruktionen notwendig. Wegen den großen Neigungen werden aus Sicherheitsgründen mehrere voneinander unabhängige Bremssysteme verwendet. Weitere speziell bei Zahnradbahnen zu beachtende Sicherheitsaspekte sind die Sicherheit gegen Entgleisen, die Helixverwindung und bei Bahnen mit gemischtem Zahnrad- und Adhäsionsbetrieb die Betriebsartenüberwachung. Beim Übergang von Adhäsions- auf Zahnstangenabschnitt sind Zahnstangeneinfahrten notwendig, wobei es unterschiedliche Systeme gibt. Einzelne Zahnradbahnen betreiben auch Güterverkehr.
Die Zahnstange ist im Prinzip ein Zahnrad mit unendlich großem Teilkreisdurchmesser. Zahnradantriebe erfordern allgemein höheren Konstruktions- und Fertigungsaufwand als auf Schienen rollende Räder.[2]
Für Zahnradbahnen gibt es verschiedene Antriebsarten, die den betrieblichen Anforderungen entsprechend konzipiert sind. Man unterscheidet zwischen reinen Zahnradbahnen und Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb.
Bei reinen Zahnradbahnen – meist wenige Kilometer lange Bergbahnen – ist der Zahnradantrieb ständig im Eingriff. Die Laufräder der Triebfahrzeuge sind in der Regel nicht angetrieben. Die Fahrzeuge können sich auf Strecken ohne Zahnstange nicht fortbewegen, weshalb meistens auch die relativ kurzen ebenen Abschnitte in den Endbahnhöfen und die Zufahrten zur Werkstatt mit Zahnstangen ausgerüstet sind.
Früher bestanden die Züge der reinen Zahnradbahnen je nach Neigung in der Regel aus einer Lokomotive und einem bis drei Wagen. Die Lokomotive war stets talwärts eingeordnet, so dass die Wagen bergauf geschoben wurden und sich der Einbau der zwei vorgeschriebenen mechanischen Bremsen auf das Triebfahrzeug beschränkte. Heute kommen mehrheitlich Triebwagenzüge oder Triebwagen zum Einsatz.
Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradbetrieb
Gemischter Betrieb: Zug der Furka-Oberalp-Bahn auf einem Zahnstangenabschnitt
Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradbetrieb wurden dort gebaut, wo nur einzelne Abschnitte mit starken Neigungen vorhanden sind. Bei solchen Bahnen sind die Triebfahrzeuge mit einem kombinierten Antrieb ausgerüstet. Vereinzelt gibt es getrennte Antriebe für die Laufräder und das Zahnrad. Zudem gab es Bahnen, bei denen Adhäsionstriebwagen auf den Zahnstangenabschnitten von Zahnradlokomotiven geschoben wurden (z. B. die Stansstad-Engelberg-Bahn oder die Rittner Bahn).
Der Vorteil gemischter Antriebe ist, dass dort, wo das Zahnrad nicht im Eingriff ist, mit höherer Geschwindigkeit gefahren werden kann. Auf Zahnstangenabschnitten ist die Geschwindigkeit nach den Schweizer Vorschriften,[4] die in diesem Bereich meist als Referenz gelten, auf 40 km/h begrenzt. Zumindest ein Teil der Wagen muss auf derartigen Strecken mit Bremszahnrädern ausgerüstet sein.
Der Nachteil gemischter Antriebe ist der technische Aufwand, der vor allem zur ungestörten Einfahrt in die Zahnradstrecken bei möglichst ungeminderter oder nur wenig reduzierter Fahrgeschwindigkeit erforderlich ist. Die Zähne der Antriebs- und Bremsräder müssen bei der Einfahrt im Idealfall die Lücken in einer Zahnstange genau treffen. Der ungünstigste Fall ist, wenn die Zahnköpfe aufeinander treffen und das Fahrzeug „aufsteigt“. Bei den (nicht angetriebenen) Bremszahnrädern kommt erschwerend hinzu, dass ihre Drehzahl vor der Einfahrt passend zur Fahrgeschwindigkeit gemacht werden muss.
Mit zahnradgetriebenen Treidellokomotiven werden Schiffe durch die Schleusen des Panamakanalsgetreidelt. Um die Zugkraft der Lokomotiven zu erhöhen, liegt die Zahnstange in den Treidelgleisen durchgehend, also auch in den waagerechten Abschnitten. Die erheblichen seitlichen Zugkräfte, die beim Ziehen der Schiffe auftreten, nehmen waagerechte Führungsrollen auf. Diese rollen an den Flanken der Zahnstangen, die der Bauart Riggenbach ähneln.
In den parallel liegenden Gleisen für die Leerfahrten zurück liegen Zahnstangen nur in den kurzen, aber bis zu 500 ‰ steilen Rampen neben den Schleusenhäuptern.
Bei den ersten Standseilbahnen, die meistens mit Wasserballast angetrieben waren, wurden eine Bremszahnstange und Bremszahnräder ausschließlich zum Bremsen verwendet. Bedient wurde die Bremse von einem Wagen (den talfahrenden) aus. Die Zahnstangen und -räder verschwanden ab Ende des 19. Jahrhunderts, als auf elektrischen Antrieb des Seiles übergegangen wurde und die Brems- mit der Antriebseinrichtung an der Umlenkrolle in der Bergstation kombiniert wurde.
Eine Bremszahnstange und Bremszahnräder besitzt die noch in Betrieb befindliche Nerobergbahn in Wiesbaden.
Zahnradbahnen können in jeder Spurweite gebaut werden, sofern sie den Einbau der Zahnradantriebe in die Laufwerke ermöglicht. Die ältesten Zahnradbahnen der Schweiz sind normalspurig, entweder weil vor 1872 eine andere Spurweite nicht erlaubt war[6] oder um den Übergang auf benachbarte Normalspurstrecken zu ermöglichen. Bei Bahnen in Normal- und Meterspur sind die Fahrzeuge weniger kippgefährdet als bei solchen mit 800 oder 750 Millimeter Spurweite, was insbesondere bei Föhnstürmen von Bedeutung ist. Normal- und Breitspurbahnen erlauben eine größere Transportkapazität, erfordern wegen der potentiell schwereren Fahrzeuge jedoch eine massivere Bauweise von Ober- und Unterbau sowie größere Bogenradien. Weil diese Bedingungen bei Bergbahnen oft nicht erfüllt sind, ist die Mehrheit der Zahnradbahnen meter-, seltener normalspurig. Breitspurige Zahnradstrecken sind auch wegen des geringen Vorkommens von Breitspuren überhaupt eine Ausnahme. Ein Beispiel ist der Abschnitt Raiz da Serra – Paranapiacaba der Strecke Santos–Jundiaí im brasilianischen Bundesstaat São Paulo mit einer Spurweite von 1600 Millimetern.
Zahnradbahnen können sehr leistungsfähig sein. Der abgebildete vierteilige Zahnrad-Triebzug der Perisher Skitube in Australien kann in Doppeltraktion verkehren und so 1768 Fahrgäste transportieren.Auf Neigungen über 250 ‰ dürfen Züge nicht gezogen werden. Einzeln verkehrende Triebwagen auf der Reihe 5099 auf der 255 ‰ steilen Schafbergbahn in Österreich.
Zahnradbahnen finden ihren Verwendungsbereich zwischen den Adhäsionsbahnen und den Seilbahnen. Zahnradbahnen sind vor allem zur Verkehrserschließung von topographisch unterschiedlich beschaffenem Gelände geeignet, wo abwechslungsweise flachere und steile Streckenabschnitte im Adhäsions- bzw. im Zahnstangenbetrieb durchgehend befahren werden können. Zudem haben sie ihre Berechtigung bei verhältnismäßig langen Steilstrecken mit großen geforderten Transportkapazitäten. Vorteilhaft ist ihre unbegrenzte Streckenlänge, wobei die Bahn je nach Gelände für einen wahlweisen Adhäsions- und Zahnstangenbetrieb gebaut werden kann. Zusätzlich können Steigungen und Gefälle abwechselnd aufeinander folgen. Traktorbetrieb ist aufwendiger als der Betrieb einer gemischten Zahnradbahn. Typische Beispiele für in das Eisenbahnnetz eingebundene Strecken sind die Matterhorn-Gotthard-Bahn und die Zentralbahn, die nicht nur dem Tourismus, sondern auch der regionalen Erschließung für die einheimische Bevölkerung dienen.
Nachteilig sind die hohen Investitionskosten, vor allem, wenn die Trassen in schwierigem Gelände angelegt werden müssen. Der Bau der Fahrbahn und die Erstellung von Brücken, Tunnels und Verbauungen gegen Steinschlag und Lawinen sind kostspielig, so dass der Bau einer Zahnradbahn wesentlich teurer sein kann als der einer Luftseilbahn. Kostenintensiv sind zudem die Spezialkonstruktionen an Fahrzeugen und Oberbau. 1991 plante die damalige Luzern-Stans-Engelberg-Bahn eine Vergrößerung ihrer Transportkapazität. Der Preis eines leistungsfähigen Doppeltriebwagens mit 2100 kW für 246 ‰ Neigung wurde auf 16 Millionen Schweizer Franken veranschlagt, so viel wie für einen kurzen Intercity-Zug mit einer Lokomotive 2000 und fünf Eurocity-Wagen. Allein der Ersatz der vorhandenen acht Triebwagen BDeh 4/4 hätte rund 130 Millionen Franken gekostet. Man zog es vor, stattdessen den für 68 Millionen Franken budgetierten Tunnel Engelberg mit 105 ‰ Neigung zu bauen.[7]
Ein weiterer Nachteil sind die relativ geringen Fahrgeschwindigkeiten, vor allem aus Sicherheitsgründen bei der Talfahrt mit Rücksicht auf ein sicheres Bremsen bei normalem Betrieb und in Notfällen.
Höchstgeschwindigkeit bei Talfahrt auf Zahnstangenstrecken in km/h (Auszug)[3]
Fahrzeugart / Gefälle
≤ 20 ‰
60 ‰
90 ‰
120 ‰
160 ‰
250 ‰
300 ‰
480 ‰
Ältere Fahrzeuge (gebaut vor 1972)
35
28
22,5
19
16
12
10,5
6
Moderne Drehgestellfahrzeuge
40
39
32
27,5
23
17,5
15
9
Auf der Bergfahrt kann die Fahrgeschwindigkeit höher sein. Sie ist im Wesentlichen durch die Traktionsleistung des Triebfahrzeugs bestimmt.[7]
Die Erzbergbahn in Österreich wurde für den Transport von Eisenerz gebaut und 117 Jahre lang im Güterverkehr betrieben.
Die meist sehr kurzen Werkbahnen machten einen geringen Teil der weltweiten Zahnradstrecken aus. Die meisten Werkbahnen mit Zahnradantrieb wurden in Deutschland vor allem für den Bergbau und die Schwerindustrie erstellt.
Wegen der höheren Umweltbelastung wird eine dieselelektrische Zahnradlokomotive der elektrisch betriebenen Matterhorn-Gotthard-Bahn meistens nur für Schneeräumfahrten eingesetzt.
Obwohl Zahnradbahnen sowie Adhäsionsbahnen umweltfreundliche Verkehrsmittel sind, können gewisse nachteilige Einflüsse kaum vermieden werden. Der Bau der Trasse führt bei allen Landverkehrsmitteln zu baulichen Eingriffen in die Natur. Dank der Möglichkeit der steilen Linienführung kann jedoch ein kurzer Weg gewählt und das Gleis ins Gelände eingepasst werden. Zur Durchquerung von Wäldern ist eine Schneise im Hochwald von etwa zehn Metern Breite notwendig (außerhalb einer schmaleren Schneise ist aber ein Niederwaldstreifen möglich. Niederwald ist ein wertvoller Lebensraum, der seit den 1950er Jahren selten geworden ist). Wildtiere gewöhnen sich an den Bahnbetrieb und lassen sich von den Zügen nicht stören.[10]
Der Energieverbrauch von Zahnradbahnen ist beträchtlich höher als im Adhäsionsbetrieb. Ein 50 Tonnen schwerer Zug benötigt für die Bewältigung des Neigungswiderstands auf 250 ‰ Neigung rund 30 kWh/km. Ein Teil davon kann allerdings bei talfahrenden Zügen durch die elektrische Rekuperationsbremse zurückgewonnen werden.[11]Elektrische Antriebe führen zu höheren Erstellungskosten als mit Diesellokomotiven betriebene Bahnen. Sie haben aber einen besseren Wirkungsgrad, sind lokal abgasfrei und produzieren weniger Lärm.
Wie alle beweglichen Verzahnungen benötigt auch die einer Zahnradbahn eine Schmierung, typischerweise durch Fett. Dies ist eine Verbrauchsschmierung, folglich bleibt auf der Zahnstange Schmierstoff zurück. Die benötigte Schmiermittelmenge hängt stark von der Witterung ab und ist bei einem Schneesturm am höchsten.[12] Schmiermittel kann z. B. durch Niederschläge ins Erdreich gespült werden. Um Umweltschäden zu vermeiden, darf folglich kein gewöhnliches Maschinenfett (Mineralölprodukt) verwendet werden, sondern nur vergleichsweise teure – und weniger temperaturbeständige – pflanzliche oder tierische Fette.[13]
Eingriff des Zahnrads in die Zahnstange einer Zahnradbahn 3) theoretischer Kopfkreis des Zahnrades (bezüglich Platzanforderung etwas größer) 4) theoretische Kopflinie der Zahnstange (bezüglich Platzanforderung etwas höher)
Bei der Unterscheidung zwischen verschiedenen technischen Lösungen spricht man von verschiedenen Zahnstangensystemen. Nur die Zahnstangen unterscheiden sich deutlich, während die Zahnräder alle ähnlich sind.
Die vier weltweit bekanntesten Zahnstangensysteme tragen den Namen ihres jeweiligen Erfinders, die alle Schweizer waren:
1. System Riggenbach: Leiterzahnstange (Trapezzähne zwischen zwei Walzprofilen),
2. System Strub: Zahnstange („Zahnschiene“),
3. System Abt: 2 oder 3 parallele Zahnstangen („Lamellen“),
4. System Locher: liegende Zahnstange mit beidseitiger Verzahnung.
Ihre Lösungen haben sich alle von Anfang an bewährt. Sie wurden von anderen Konstrukteuren oft variiert, aber keine von ihnen musste im Laufe der Zeit grundlegend verändert werden (die Variation betraf i. d. R. nur die Schiene und die Verbindung der Zähne mit ihr).
Zahnstange System RiggenbachTiefliegende Riggenbach-Zahnstangen in einer Weiche: die Zwischenschienen (grün) und Zahnstangen (rot) werden gemeinsam bewegtSystem Riggenbach
Die Zahnstange von Niklaus Riggenbach wurde 1863 in Frankreich patentiert. Zwischen zwei U-förmige Profile sind die Zähne als Sprossen eingesetzt. Ursprünglich waren sie genietet, heute werden sie geschweißt. Diese Bauart zeichnet sich aus durch trapezförmige Zähne, was Evolventenverzahnung und damit eine konstante Kraftübertragung ermöglicht. Untersuchungen zeigten, dass die eingeführte Zahnform optimal war. Deren Flankenwinkel wurden auch für die späteren Zahnstangenbauarten übernommen.[14] Ende der 1860er Jahre entwickelte Riggenbach seine Zahnstange zur Serienreife.[15] Die Riggenbach-Zahnstange ist wegen ihrer massiven Konstruktionsweise robust und lässt sich mit einfachen Mitteln fertigen. Sie erreichte die zweitgrößte Verbreitung aller Systeme.[16]
Bei den 1871 bis 1875 in Betrieb genommenen Bahnen auf die Rigi ragen die Zahnräder unter die Schienenoberkante. Bei der 1875 eröffneten Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB) befindet sich der Zahnrad-Kopfkreis über der Schienenoberkante, so dass die Triebfahrzeuge über konventionelle Weichen hinweg in den Bahnhof Rorschach einfahren können.
Da sich die Leiterzahnstange wegen der erforderlichen Längenänderung der beiden seitlichen U-Profile nachträglich nicht biegen lässt, müssen die Zahnstangenabschnitte genau für den jeweils benötigten Radius hergestellt werden. Eine Zahnstangenstrecke mit Riggenbach-Leiterzahnstangen wird deshalb so geplant, dass sie mit möglichst wenigen Grundelementen erstellt werden kann. Auf den insgesamt 9,3 km langen Zahnstangenabschnitten der Brünigbahn beispielsweise gibt es deswegen nur Bögen mit einem Radius von 120 Metern.
Treibradsatz eines Triebwagens der Drachenfelsbahn mit Getriebe, Triebzahnrad und Bremstrommel der Klinkenbandbremse.
Der Einbau von Riggenbach-Zahnstangen in Weichen erfordert Sonderkonstruktionen. Im Bereich der Zungenvorrichtung laufen die beiden U-Profile auseinander, die Sprossen werden dafür entsprechend verlängert. Bei ausreichend Abstand spaltet sich die Zahnstange dann in zwei Stränge auf. Hochliegende Zahnstangen werden über die Schienen geführt. Der die jeweils zu befahrende Zwischenschiene kreuzende Zahnstangenabschnitt wird seitlich weggedreht. Bei tiefliegenden Zahnstangen werden die Zwischenschienen gemeinsam mit den Zahnstangen verschoben, Anfänglich wurden Schiebebühnen verwendet, während heute die Riggenbach-Zahnstange innerhalb einer konventionellen Weiche u. a. durch eine biegbare Zahnstange ersetzt wird (siehe Abschnitt Weichen und andere Gleisverbindungen).
Riggenbach-Zahnstangen werden auf Stahlsätteln gelagert oder direkt auf den Schwellen befestigt. Bei Verwendung der relativ schmalen Sättel wird Schnee auch an diesen Stellen nach unten weggedrückt und nicht zwischen den U-Profilen verdichtet.
Eine Normierung fand bei diesem Zahnstangentyp und den vielen Varianten davon kaum statt, ganz im Gegenteil wurden sie mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Zahnteilungen, Breiten und Höhenlagen hergestellt. Alleine die Teilung variierte von 75 bis 120mm.[17]
Die von der Maschinenfabrik Bern (später Von Roll) verbesserte Zahnstange ermöglicht kleinere Bogenradien. Die „Zähne“ (Bolzen) liegen höher, die Zahnräder tauchen weniger tief zwischen die beiden seitlichen U-Profile ein.
Damit sich die Bolzen mit Zahnprofil nicht verdrehen können, liegen sie mit ihrer ebenen Unterseite auf einer ebenfalls horizontal zwischen den beiden Stangen eingefügten Rippe auf.
Übergang System Von Roll auf Leiterzahnstange (rechts) – Sonderkonstruktion für Bahnübergänge
Die Achenseebahn baute ihre Eisenbahnkreuzungen im Zahnstangenabschnitt anderweitig um: Die Zähne sind dort mit dem Straßenbelag bündig, dafür sind die Fahrschienen in einem breiten Kanal entsprechend tief versenkt.
System Riggenbach:Panamakanal
Bei den Treidelbahn am Ufer des Panamakanals werden zur Überwindung der Höhenunterschiede an den Schleusen spezielle Zahnstangen verwendet, die ebenso auf dem System Riggenbach beruhen.
System Morgan – Edmund C. Morgan
System Marsh: Bolzen zw. L-Profilen
Morgan entwickelte ein mit der Riggenbach-Zahnstange verwandtes System, das die Zahnstange als dritte Schiene zur Stromversorgung der elektrischen Lokomotiven verwendete. Das System wurde in den USA in Bergwerken und bei der Chicago Tunnel Company eingesetzt.
Das System besteht aus einer Leiterzahnstange mit Zähnen aus Rundstäben zwischen zwei L-Profilen (U-Profil bei Riggenbach). Es wird bei der ab 1866 gebauten und 1869 fertiggestellten Mount Washington Cog Railway eingesetzt und wurde auch für die Steinbruchbahn in Ostermundigen bei Bern verwendet.[21] Im Gegensatz zu Riggenbach verzichtete Marsh weitgehend auf die Vermarktung seines Systems. Diese Triebstockverzahnung weist gegenüber der später verwendeten Evolventenverzahnung den großen Nachteil einer ungleichmäßigen Fortbewegung auf.
Bei der 1871 eröffneten Werkbahn Ostermundigen wurden die Zahnstangen so hoch verlegt, dass sich der Kopfkreis der Zahnräder so weit über der Schienenoberkante befand, dass die Lokomotiven die Regelweichen im Bahnhof Ostermundigen befahren konnten.[22]
Zahnstange System StrubBremse an Strub-ZahnschieneSystem Strub
Die Strub’sche Breitfußschiene mit Evolventenverzahnung ist das jüngste der drei Systeme mit nach oben zeigenden Zähnen (Riggenbach, Strub und Abt). Die erste Anwendung war 1898 die Jungfraubahn im Berner Oberland. Die seitdem gebauten Zahnradstrecken verwendeten vorwiegend nur noch diese Zahnstange. Trotz ihrer Vorteile blieb ihre Verbreitung aber verhältnismäßig gering, weil ein Großteil der Zahnradbahnen zu diesem Zeitpunkt bereits in Betrieb war. Als einziges mehrfach verwendetes System wurde die Zahnteilung einheitlich auf 100mm festgelegt. Höhenlage und Breite variierten wie bei den anderen Systemen auch, allerdings in etwas geringerem Umfang.[23]
Die Zähne sind in eine der Keilkopfschiene ähnlichen Schiene eingefräst. Die Herstellung der Strub-Zahnstangen ist teuer, ihre Verlegung aber einfach. Sie werden wie Fahrschienen nach der Oberbauform K mit Rippenplatten auf den Schwellen befestigt (gleiches Befestigungsmaterial für Fahr- und Zahnschienen), sie können lückenlos verschweißt werden und im Unterhalt sind sie anspruchslos.
Auf dem Meterspurnetz der Appenzeller Bahnen wurden Zahnstangen vom System Strub mit den gleichen Zahnrädern wie die Riggenbachsche Leiterzahnstangen befahren, weil die Teilung und Höhenlage beider Zahnstangen identisch war.
Durch Haken, die um den Schienenkopf herumgreifen, soll bei besonders steilen Abschnitten ein Aufklettern verhindert werden, d. h. die Lokomotive oder ein Triebwagen kann durch die an den Zähnen auftretenden Kräfte nicht aus dem Gleis gehoben werden. Die Erfahrungen mit diesen Sicherheitszangen waren nicht eindeutig.[24] Die Jungfraubahn war die einzige Zahnradbahn, bei der die Zahnstange ursprünglich auch Teil einer schleifenden Zangenbremse war. Wegen der kleinen Berührungsfläche an der Schiene war die Abnutzung zu groß, so dass diese Anwendung aufgegeben wurde. Die Zangenbremse wurde nur noch als Festhaltebremse für Güterwagen benutzt.[25]
Neue Strub-Zahnstange mit deutlich erkennbarem Schienenprofil
Da das ursprüngliche Keilkopfschienenprofil nicht mehr hergestellt wurde, bot die Firma Tensol Rail ab 2008 einen Nachfolger unter der Bezeichnung TN70 an.[26] Das Keilkopfprofil wurde dabei verlassen, das Profil ähnelt einer Fahrschiene mit einem sehr großen Kopf, aus welchem das Zahnstangenprofil herausgefräst wird. Die Zahnstangen mit einer Länge von bis zu 12m können lückenlos verschweißt werden und mit üblichen Befestigungsmitteln mit den Stahlschwellen verbunden, auch mit Y-Schwellen.[27]
Unter anderem bei folgenden Zahnradbahnen fand diese Zahnstange bislang Anwendung:
Als Weiterentwicklung zum System Riggenbach wurden zwei oder drei mit nach oben zeigenden Zähnen versehene Zahnstangen („Lamellen“) nebeneinander eingebaut. Die relativ schmalen Stangen sind zur Anpassung an beliebige Bogenradien genügend biegbar.[31] Durch die Vervielfältigung der Stangen blieb die Kontaktfläche zwischen Zahnrad und Zahnstangen ausreichend groß. Die Breite der Lamellen hängt vom größten auftretenden Zahndruck ab und variiert zwischen 16 und 40mm, ihr Abstand beträgt mehrheitlich 32–40 mm.[32] Die Zahnteilung beträgt meist 120 mm anstelle der sonst oft üblichen 100 mm, in einzelnen Fällen kam allerdings eine leicht geringere Teilung von 118,375, 119,5 oder 119,5244mm zum Einsatz.[33] Wie sonst auch kamen hier ebenfalls viele unterschiedliche Höhenlagen zur Ausführung, zum Teil sogar bei Betrieben mit Wagenübergang (früher in Brig, immer noch in Zermatt).
Die Abt’sche Lösung sollte zudem die bei der Rigibahn entstandenen Probleme mit Teilungsfehlern an den Zahnstangenstößen vermeiden, aber auch preisgünstiger als die Riggenbach-Zahnstange sein.
Diese Mehrlamellenbauart erreichte weltweit die größte Verbreitung.[16] Die Anwendung der dreilamelligen Zahnstange blieb in Europa auf die seinerzeitige Harzbahn beschränkt. In Übersee kommt das dreilamellige Abt-System auf der Strecke Santos–Jundiaí und der Ikawa-Linie[34] sowie früher bei der Transandenbahn[35], der Bahn über den Usui-Pass und in Venezuela bei der Strecke Puerto Cabello–Valencia zum Einsatz.
Die Lamellen ruhen auf Gusssätteln, die mit den Schwellen verschraubt sind. Sie sind um die Hälfte beziehungsweise einem Drittel ihrer Länge gegeneinander verschoben, dass die Stöße nicht auf gleicher Höhe liegen. Ein besonderer Vorteil bei Verwendung mehrerer Lamellen ist die ruhige, stoßfreie und betriebssichere Kraftübertragung durch die um einen halben bzw. drittel Zahn versetzte Teilung der Lamellen; dabei ist allerdings eine Torsionsfederung der Triebzahnräder-Scheiben gegeneinander erforderlich, um eine annähernd gleichmäßige Aufteilung des Zahndrucks auf die Lamellen zu erreichen. Die Zahnstangeneinfahrten mit gefederter Spitze und kleineren Zähnen waren von Anfang an Teil des Systems.
Vorteilhaft ist, dass in Zahnstangenweichen beim System Abt in der Regel keine beweglichen Zwischenschienen erforderlich sind. Die Lamellen werden im Kreuzungsbereich nach beiden Seiten aus dem Durchlaufbereich der Räder herausgeschwenkt. Mit der Einführung weicherer Triebzahnradfederungen traten dabei aber zunehmend Probleme auf, weshalb mittlerweile auch Weichen für das System Abt mit demselben Aufwand wie andere Zahnstangenweichen gebaut werden. Beide Lamellen werden dabei durchgängig verlegt und die Zwischenschienen entsprechend verschwenkt.
Das System wurde insbesondere für den durchgehenden Betrieb auf Strecken mit Zahnstangen- und Adhäsionsabschnitten entwickelt, die Zahnräder liegen generell oberhalb der Schienenoberkante. Die erste Anwendung war die zwischen 1880 und 1886 gebaute Harzbahn von Blankenburg nach Tanne der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn.[36]
Teilweiser Ersatz alter Strub-Zahnstangen (rechts) durch solche des Systems Von Roll (links) auf der Strecke St. Gallen–Gais–AppenzellÜbergang von einer Riggenbach-(links) zu einer Von-Roll-Zahnstange (rechts). Teilweiser Ersatz alter Riggenbach-Zahnstangen durch solche des Systems Von Roll bei der Schynige Platte-Bahn[37]
Die früher von der Firma Von Roll hergestellte Zahnstange ist eine einlamellige Zahnstange. Sie kann in beliebiger Zahnteilung als Ersatz für Zahnstangen der Systeme Riggenbach oder Strub aus einem massiven Flachstahl gefräst werden, auch die Höhenlage ist durch Profilstahl-Sättel frei wählbar. Sie kann auch durchgehend verschweißt werden.
Diese Zahnstange kommt in erster Linie als preisgünstiger Ersatz alter Zahnstangen nach dem System Riggenbach zur Anwendung. Neben der günstigeren Herstellung ist dabei vor allem das mögliche Biegen entsprechend dem Bogenradius von großem Vorteil. Separate Radien-Segmente sind hier nicht notwendig, trotz der meist großen Dicke (30–80 mm, je nach Zahndruck). Bekannte Einsatzorte in jüngerer Vergangenheit sind unter anderem die Luzern-Stans-Engelberg-Bahn[38] (2010), die Bayerische Zugspitzbahn[39] (2011) oder auch die Strecke über den Brünigpass (zuletzt im Herbst 2023).
Auch bei Neubauten oder beim Ersatz von Zahnstangen der Bauart Strub kamen diese Lamellen zum Einsatz. Seit die Bauart TN70 verfügbar ist, wird aber dieses Profil bevorzugt verwendet und löste bei Umbauten teilweise auch Zahnstangen der Bauart Abt oder Von Roll ab.
Nach der Ausgliederung der Tensol Rail bei Von Roll Infratec im Jahr 2000 übernahm Tensol die Herstellung der Lamellen, auch anderes Zahnstangenzubehör wird dort hergestellt.[40]
Zahnstangen für waagrechten Eingriff zweier Zahnräder
Zahnstange System LocherGleiswender mit Zahnstangensystem Locher während des Wendens; Nähe Bergstationen der Pilatus-Bahn
System Locher
Zwei gegenüber liegende Zahnräder greifen von den Seiten aus in die fischgrätenartige Zahnstange ein. Die Zahnteilung beträgt 85,7 mm.[32] Das Herausdrängen der Zahnräder aus der Zahnstange („Aufklettern“) wird durch die entgegengesetzte Anordnung der beiden Zahnpaarungen kompensiert.
Je ein Ring auf der Unterseite der Zahnräder dient zur horizontalen Führung der Fahrzeuge (dieser Ring wirkt radial gegen den Unterbau der Zahnstange) und ist eine zusätzliche Maßnahme gegen Trennung der Verzahnung in Breitenrichtung (Hochsteigen des Triebwagens; Spurkranz wirkt axial von unten gegen eine schmale Zusatzschiene am Unterbau).
Das System Locher ermöglicht als einziges der verwendeten Zahnstangensysteme die Überwindung von wesentlich mehr als 300 ‰ Neigung, weil es das Aufsteigen[Anm. 2] aus der Zahnstange verhindert. Es wurde bislang nur bei der Pilatusbahn verwendet. Eine weitere Verwendung hat die Locher-Zahnstange wegen der großen Kosten nicht gefunden (nur ähnliches System am Schiffshebewerk am Krasnojarsker Stausee).
Gleisverbindungen verlangen Schiebebühnen oder Gleiswender, da Weichen nicht ausführbar sind. Für Mischbetriebsstrecken (sowohl Zahnstangen-, als auch Adhäsionsantrieb) war es nicht vorgesehen.
Die Fischgräten-Zahnstange Peter besteht wie die von Strub aus einem schienenartig geformten Träger, in dessen Kopf beidseits waagrechte Zähne ausgefräst werden. Die Zahnstange ist einfacher herzustellen als die von Locher. Sie war für die Karlsbad-Dreikreuzberg-Bahn mit 500 ‰ Neigung vorgesehen, deren Bau wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges eingestellt wurde.[41]
Das Walzenradsystem sollte bei der Wädenswil-Einsiedeln-Bahn Verwendung finden, kam auf Grund eines Unfalles bei einer Probefahrt am 30. November 1876 aber nicht in den kommerziellen Betrieb.
System Fell – John Barraclough Fell
Das System Fell ist keine eigentliche Zahnradbahn, sondern ein Mittelschienen-Reibradantrieb durch liegende Reibräder auf eine in der Gleismitte erhöht liegende dritte Schiene.
Die Zahnstange wird immer in der Gleismitte angeordnet und mittels üblichen Schienenbefestigungsmitteln auf den Bahnschwellen befestigt. Sie liegt entweder in Höhe der Schienenoberkanten der Fahrschienen oder darunter, oder ihre Zähne überragen die Schienenoberkante (SOK).
Tiefliegende Zahnstangen sind günstig für Bahnübergänge, da keine Höhendifferenzen im Straßenplanum auftreten, und die entstehenden Rillen in der Straße nicht breiter als bei Schienenrillen sind. Der Weichenbau ist aber aufwändig, weil tiefliegende Zahnstangen für den Durchgang der unter Schienenoberkante ragenden Zahnräder bewegliche Zwischenschienen erfordern. Wegen der ebenfalls tiefliegenden Zahnräder können entsprechende Fahrzeuge andere Gleise nicht kreuzen und Regelweichen nicht befahren.
Hochliegende Zahnstangen stören die Überfahrt der Straßenfahrzeuge (Bodenwelle). Eine aufwändige Lösung ist das zeitweise Versenken der Zahnstange im Überwegbereich. Eine besonders hohe Lage weisen die Zahnstangen der Strecke Martigny–Châtelard (Schweiz) auf, weil die anschließende, mit Adhäsionsantrieb befahrene Strecke bis nach Saint-Gervais (Frankreich) in Gleismitte angeordnete Bremsschienen des Systems Fell aufwies. Damit ein Wagendurchlauf auf der Gesamtstrecke möglich wurde, liegt der Teilkreis der Zahnstange 123 mm über Schienenoberkante. Ein Vorteil der hochliegende Zahnstangen ist der weniger aufwändige Weichenbau: Die Zwischenschienen sind durchgehend, weil sich die Zahnstangen darüber einschwenken lassen. Wegen der ebenfalls hochliegenden Zahnräder können entsprechende Fahrzeuge andere Gleise kreuzen und Regelweichen befahren.
Zahnstangenstöße können auf neuzeitlichem, schwerem Oberbau wie die Fahrschienen lückenlos verschweißt werden. Die einzelnen Lamellen von Abt-Zahnstangen haben in Bögen nicht die gleiche Länge. Zum Längenausgleich wurden bisher vergleichsweise kurze Lamellen mit in den beiden Lamellenzügen verschieden breiten Stoßfugen (und damit verbundenen Teilungsfehlern) verwendet. Heute wird in Bögen eine der beiden Zahnstangenlamellen mit veränderter Teilung ausgeführt.[14]
Montagetoleranz für die Höhenlage der Zahnstange sowie höchste und tiefste Lage des Teilkreises der eingreifenden Zahnräder
Runde Zahnköpfe erleichtern das Einfahren in die Zahnstange und verhindern das Aufklettern bei Teilungsfehlern, wie die Erfahrungen der Rigibahn schon sehr früh zeigten.[42]
Die Toleranz für die Höhenlage der Zahnstange beträgt +2 mm, die für den Höhenunterschied an den Zahnstangenstößen ±1 mm.[43] Die höchste Lage der Trieb- und Bremszahnräder ergibt sich bei neuen Laufrädern oder Radreifen auf einem Gleis mit neuen Fahrschienen. Bei ihrer tiefsten Lage (größte Laufradabnützung und abgefahrene Schienenköpfe) dürfen kein Verklemmen in der Zahnstange und keine Berührung zwischen Zahnkopf und Zahngrund auftreten.[44]
Bei den mit getrennten Antrieben ausgestatteten ABeh 150 und ABeh 160/161 der Zentralbahn ist die Einschränkung der geringen Radreifenabnutzung hinfällig geworden. Bei den in den Jahren 2012 und 2016 abgelieferten Gelenktriebwagen kommt ein neu entwickelter Zahnradantrieb mit exzentrischer Höhenverstellung zum Einsatz, der konstruktiv einem üblichen Zahnradantrieb mit Tatzlagerung entspricht, wie er von reinen Zahnradbahnen bekannt ist. Die Trieb- beziehungsweise Bremszahnräder stützen sich nicht direkt auf der Radsatzwelle ab, sondern auf einer zusätzlich eingefügten, nicht umlaufenden Hohlwelle, die sich auf der Radsatzwelle über Exzenterscheiben abstützt. Durch Drehen an den Exzenterscheiben lässt sich der Zahneingriff auf einfache Weise dem Radverschleiß entsprechend anpassen.[48]
Bei Dampflokomotiven mit dem Antriebssystem Winterthur sind der Adhäsions- und der Zahnradantrieb im gemeinsamen Rahmen gelagert. Das erlaubt, bei abnehmender Radreifendicke die Tiefe des Zahneingriffs durch Anziehen der Tragfedern nachzustellen.[49]
Wagen, die regelmäßig auf Zahnradstrecken mitgeführt werden sollen, benötigen wegen ihrer größeren Masse in der Regel ein Bremszahnrad, das in einem der Drehgestelle eingebaut ist. Dem Radverschleiß entsprechend wird die Höhe des Bremszahnrads nachjustiert.[50]
Wagen von gemischten Adhäsions- und Zahnradbahnen können mit einer Adhäsions- und einer verzögert wirkenden Zahnradbremse, einer sogenannten Nachbremse, ausgerüstet sein.[51] Bei den auf der 246 ‰ steilen Zahnstangenstrecke nach Engelberg verkehrenden Wagen waren beide Drehgestelle mit einem Bremszahnrad ausgestattet, nachdem sich die Bremsen der 1964 beschafften sehr leichten Personenwagen mit nur einem Bremszahnrad nicht bewährt hatten.[52] Wagen, die auch auf dem Abschnitt Giswil–Meiringen der Brünigbahn und auf den Strecken der Berner-Oberland-Bahn mit Neigungen bis 120 ‰ einsetzbar sein sollten, wurden zur Vermeidung von Überbremsungen auf diesen Abschnitten mit einer Umstellvorrichtung ausgerüstet.[53]
Bei Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb müssen bei der Einfahrt in die Zahnstange die Trieb- und Bremszahnräder mit der Zahnstange synchronisiert[Anm. 3] und konphas[Anm. 4] gemacht werden. Bei der Kupplung zwischen Zahnrad- und Laufradantrieb ist die Synchronität bereits vorhanden. Beim Konphasmachen der beiden Zahnreihen müssen die Laufräder geringfügig auf den Schienen durchrutschen.
Im Lauf der Zeit wurden zahlreiche mechanische Einfahrsysteme entwickelt, die bei allen Zahnstangensystemen anwendbar sind,[Anm. 5] sich aber nur mehr oder weniger gut bewähren.[54]
Bei der von Niklaus Riggenbach 1870 konzipierten Steinbruchbahn Ostermundigen hielt die Lokomotive auf der abgesenkten Einfahrlamelle an, worauf die Lamelle über einen Exzentermechanismus angehoben wurde. Je nach Position des Zahnrads gegenüber der Zahnstange wurde das Zahnrad durch die Dampfmaschine leicht bewegt.[54]
Mit den danach entwickelten Einfahr-Mechanismen musste zwar nicht mehr angehalten, aber immer noch mit reduzierter Geschwindigkeit gefahren werden. Die zulässige Einfahrgeschwindigkeit betrug lange Zeit nur etwa 5km/h. Dabei stellten die geringen umlaufenden Massen der Zahnradantriebe von Dampflokomotiven nicht einmal so hohe Anforderungen wie elektrische Lokomotiven, deren Motoren wesentlich höhere rotierenden Massen aufweisen.[54] Nach der Umstellung auf elektrischen Betrieb gelang es dennoch bald mit den heute üblichen 10km/h ein- und mit 20km/h weiterzufahren, bis alle Wagen eingefahren sind.[54] Die modernen Triebzüge mit über die ganze Zuglänge verteilten Zahnradantrieben[Anm. 6] müssen aber über die vollständige Zuglänge mit 10km/h einfahren, was zu Zeitverlusten führt.[54]
Bei der Ausfahrt wird eine Ausfahrgeschwindigkeit von 40km/h angestrebt. Das führt bei Einfahrlamellen mit variabler Teilung (System Brünig) zu starken Vibrationen, die zu Brüchen in der Mitte der Lamellen führen. Die Ausfahrgeschwindigkeit musste zum Teil auf 20km/h beschränkt werden.[54]
Bei der Harzbahn Blankenburg–Tanne realisierte Carl Roman Abt, der Erfinder des nach ihm benannten Zahnstangensystems, 1883 eine Zahnstangeneinfahrt mit einer gefederten Einfahrlamelle. Diese später weit verbreitete Zahnstangeneinfahrt besteht aus einem vor der festen Zahnstange eingebauten, an seiner Spitze (früher an beiden Enden) gefedert gelagerten Einfahrlamelle. Mit der festen Zahnstange ist sie (heute) drehbar verbunden.[54] Die Höhe der Zähne nimmt von anfänglich fast Null kontinuierlich bis am Ende auf Norm-Höhe zu. Meist wächst auch die Zahnteilung kontinuierlich von leichtem Übermaß am Anfang auf Normmaß am Ende.[14] Diese Zähnegeometrie dient vor allem dem Konphasmachen. Zwischen die verkürzten Stangen-Zähne greift zunächst nur ein Rad-Zahn ein, sodass dieser ohne durch einen weiteren Rad-Zahn daran gehindert zu werden, die Mittenlage in der kleiner und höher werdenden Stangen-Zahnlücke einnehmen kann. Wegen der anfänglich etwas größeren Zahnteilung ist die Wahrscheinlichkeit, eine Zahnlücke zu treffen, größer. Sollte ein auf einen verkürzten und angespitzten Stangenzahn treffender Radzahn nicht in eine Lücke einrutschen und es zu einem Aufsteigen[Anm. 2] kommen, verhindern zwei relativ hohe und lange Radlenker das Entgleisen. Bis zum Ende der Radlenker muss die Verzahnung allerdings wieder eingegriffen haben.
Zahnstangeneinfahrten: System Abt
Zahnstangeneinfahrt auf Riggenbach-Zahnstange, gefedert eingebautes Zahnstangenstück, keine Radlenker. Bahnhof Heiden der Appenzeller Bahnen
Ausschnitt von linkem Bild (vor zweiter Stangen-Lagerstelle): Zahnabnutzung durch die Bremszahnräder, die bei Einfahrt aufprallen, um auf Einfahrdrehzahl beschleunigt zu werden
Zahnstangeneinfahrt auf Von-Roll-Zahnstange (auf der Strecke Strub-Zahnstange) mit Radlenker. Bahnstrecke Altstätten–Gais der Appenzeller Bahnen
Ungleich abgenutzte Zähne der Zahnstangeneinfahrt bei der Haltestelle Stoss der Appenzeller Bahnen (andere Einfahrt als im Bild links)
Schematische Darstellung einer Einfahrlamelle (Zahnstangenanfang) bei der Brünigbahn. Ihre Zähne sind alle ungleich geformt und ihre Köpfe gerundet. Erst der letzte Zahn ist gleich denen auf der folgenden Strecke.[55]
Die Einfahrlamelle nach System Brünig hatte keine verkürzten, aber am Anfang dünnere und an den Köpfen abgerundete Zähne. Bei ungünstiger Zahnstellung drückten die Zahnräder auch die Spitze der Einfahrlamelle nieder. Die Bremszahnräder wurden durch den Reibkontakt mit einem davor angeordneten Beschleunigungsbalken auf ungefähr synchrone Drehzahl zwischen ihm und den Zahnköpfen gebracht. Solche Einfahrthilfen wurden erstmals 1941 bei der Elektrifizierung der Brünigbahn verwendet und kamen auch bei der Berner-Oberland-Bahn (BOB) und andernorts zum Einsatz.[54]
In der Mitte der Einfahrlamellen kam es häufig zu Brüchen. Bei der Ausfahrt führte die variable Zahnteilung zur heftigen Vibrationen, die zu Rissen zwischen den Zähnen führten. Die Risse vertieften sich senkrecht nach unten, bis die Lamelle bei zu kleinem Restquerschnitt brach.[54]
Zahnstangeneinfahrt System Marfurt: • Beschleunigungsbalken für den Antrieb der nicht drehenden Bremszahnräder • Rollenbalken (die Bremszahnräder konphas machende Lamelle) • Einfahrlamelle für das Einfahren und Eingreifen in die Zahnstange für Achsantriebe mit verkuppelten Adhäsions- und Zahnradantrieb • Feste Zahnstange (roter Pfeil) als breite Lamelle ausgeführt für den Übergang in die LeiterzahnstangeZahnstangeneinfahrt System Marfurt der Matterhorn-Gotthard-Bahn 1) Adhäsionsabschnitt 2) Zahnstangenabschnitt 3) Beschleunigungsbalken 4) die Bremszahnräder konphas machende Lamelle 5) gefederte Einfahrlamelle 6) Zahnstangenfederung 7) Radlenker
Um die Nachteile der Zahnstangeneinfahrten mit variabler Zahnteilung (System Brünig) zu vermeiden – insbesondere die sehr großen Vibrationen während der Ausfahrt –, ging man dazu über, die konphase Lage durch Längsverschiebung (vor und zurück) der Einfahrlamelle zu erreichen. Einen entsprechenden selbsttätigen Mechanismus entwickelte Jakob Marfurt von der Firma Tensol Rail. Die erste Einfahrt System Marfurt wurde 1996 bei den Berner-Oberland-Bahnen (BOB) eingebaut.[54]
Die Zahnstangeneinfahrt nach Marfurt besteht aus drei Teilen mit je einer Teilaufgabe:
Beschleunigungsbalken: ein mit Gummi belegter Balken, auf dem die stillstehenden Bremszahnräder der nicht angetriebenen Wagen durch Reibkontakt auf ungefähr synchrone Drehzahl gebracht werden,[54]
Eine Rollenbatterie verbessert die Synchronisierung der Bremszahnräder und stellt ihre richtige (konphase) Zahnstellung her. Die folgende Einfahrlamelle bleibt untätig, d.h. in Ruhelage.[54]
Einfahrlamelle: eine sich bei Auffahrt der Triebzahnräder durch Niederdrücken deren Spitze etwas entgegen der Fahrtrichtung bewegende kurze Zahnstange.
Die wesentliche Neuerung ist die Einfahrlamelle. Ihre Rückwärtsbewegung beim Herunterdrücken bewirkt, dass je ein Zahn der Lamelle und des Zahnrades gegeneinander bewegt werden, wodurch deren richtige (konphase) gegenseitige Lage herstellt wird. Die Lamelle steht auf zwei schrägen Hebeln. In Grundstellung ist ihr vorderes Ende angehoben, und das hintere geht zur fest verlegten Zahnstange über. Das auffahrende Zahnrad drückt das vordere Ende nach unten und in Fahrtgegenrichtung (nach vorn, d.h. rückwärts). Das hintere Ende wird gehoben. Das vorwärts rollende Zahnrad findet die passenden Lücken in der Stange und hilft schließlich, deren hinteres Ende wieder herunter und in passende Lage zur festen Stange zu bringen. Die Einnahme der Grundstellung geschieht in erster Line mit Hilfe einer kräftigen ,hydraulisch gedämpften Rückstelleinrichtung.[54]
Das System Marfurt erlaubt eine sanftere Einfahrt[20] mit höherer Geschwindigkeit (bei Versuchsfahrten bis 30 km/h[48][56]) und dank der nahezu vollständigen Vermeidung von Einfahrgeräuschen eine deutliche Lärmreduktion. Die Abnutzung ist geringer,[57] die Verschleißteile sind definiert und leicht zu wechseln.
Zahnstangeneinfahrt: System Marfurt bei den Appenzeller Bahnen (AB) im Güterbahnhof St. Gallen, 2017
Zahnstangeneinfahrt, von vorn nach hinten: Beschleunigungsbalken, die Bremszahnräder konphas machende Lamelle, Einfahrlamelle, Strub-Zahnstange
oben: Synchronisierungslamelle, Einfahrt von links unten: Einfahrlamelle mit hydraulisch gedämpfter Rückstelleinrichtung (links, zweifach), Einfahrt von rechts
Einfahrlamelle aus der Sicht des Triebfahrzeugführers Lamelle auf zwei Hebeln gelagert, zwei hydraulisch gedämpfte Rückstelleinrichtung
Ab dem Anfangssignal gilt die signalisierte Höchstgeschwindigkeit.
Das Vorsignal steht etwa 150 m vor dem Anfangssignal.
Anfangssignal für Zahnstangenabschnitt (tronçon à crémaillère)
Bei diesem Signal befindet sich die Einfahrt in die Zahnstange. Bei der Einfahrt in die Zahnstange gilt bis zum Passieren des letzten Wagens die signalisierte Höchstgeschwindigkeit.
Es kann ein Vorsignal vorausgehen und es folgt ein Endsignal.
Endsignal (signal final) für Zahnstangenabschnitt
Bei diesem Signal befindet sich das Ende der Zahnstange.
Zur Zeit der ersten Zahnradbahnen war die Weiche bei Schienenbahnen längst Stand der Technik. Weichen für Zahnradbahnen, in denen sich die Zahnstangenstränge mit den Innenschienen kreuzen, mussten erst entwickelt werden, weshalb zunächst vorwiegend Schiebebühnen als Gleisverbindungen benutzt wurden, so auch bei der ältesten Zahnradbergbahn am Mount Washington und bei der
Arth-Rigi-Bahn.[59]
Plan der 1875 von Riggenbach erbauten ZahnstangenweicheDurchgehend mit Riggenbach-Zahnstange versehene Weiche der Rorschach-Heiden-Bahn
Auffahrbare Zahnstangenweiche System Riggenbach bei der Schynige-Platte-Bahn. Der führende Radsatz eines auffahrenden Fahrzeuges drückt das Druckstück vor dem Herzstück in die andere Lage und stellt damit die Weiche mit den beweglichen Zahnstangenlamellen um.
Riggenbach-Weiche mit tiefliegender Zahnstange und unterbrochenen Zwischenschienen bei der Drachenfelsbahn
Zahnstangenweichen sind mit beweglichen Zahnstangenelementen ausgerüstet, damit die Zahnstangen des einen Strangs die Schienen des andern Strangs kreuzen können. Weil damit ein ununterbrochener Zahnradeingriff gewährleistet ist, können sie auch auf geneigten Strecken eingebaut werden. Bei Bahnen mit gemischtem Antrieb befinden sich die Weichen oft auf den Adhäsionsabschnitten, weil Zahnstangenweichen aufwendiger und teurer als gewöhnliche Weichen sind. Andererseits muss bei Kreuzungsbahnhöfen mit durchgehenden Zahnstangen wie in Tschamut-Selva auf der Oberalpstrecke die Geschwindigkeit nicht reduziert werden, weil keine Zahnstangeneinfahrt nötig ist.
Der Vorteil von Zungenweichen mit Zahnstange gegenüber klassischen Schleppweichen mit verschiebbarem Gleisrost sind die nur geringen temperaturbedingten Längenänderungen der kurzen beweglichen Zahnstangenteile. Nennenswerte Teilungsfehler können durch Temperaturänderungen nicht auftreten. Zahnstangenweichen werden aufgrund der geringen Geschwindigkeiten mit vergleichsweise kleinen Zweiggleisradien gebaut, mehrere Verschlüsse im Zungenbereich oder bewegliche Herzstückspitzen sind deshalb nicht erforderlich.
1875 baute Riggenbach die erste Zahnstangenweiche auf der Rorschach-Heiden-Bergbahn in Wienacht ein, um eine Zufahrt zum dortigen Sandsteinbruch zu ermöglichen.[60] Innerhalb der Weiche befindet sich statt der Riggenbach-Leiterzahnstange eine einlamellige Zahnstange. Diese Zungenweiche entspricht der für einlamellige Zahnstangenstrecken noch heute verwendeten Bauart[14], die auch bei Bahnen mit Riggenbach-Zahnstange mehrheitlich eingesetzt wird.
Weiche der Strecke Aigle–Leysin mit vollem Zahnstangenquerschnitt
Bei den Weichen der 1893 eröffneten Wengernalpbahn und Schynige-Platte-Bahn mit 800 mm Spurweite und Riggenbach-Zahnstange war die Zahnstange auf einer Länge von 90 cm unterbrochen. Zur Gewährleistung eines unterbrechungsfreien Eingriffs benötigten die Lokomotiven zwei Triebzahnräder.[19] Heute setzen die beiden Bahnen Weichen mit beweglichen Lamellen ein.
Bereits seit 1890 verwendet die Monte-Generoso-Bahn Zahnstangenweichen des Systems Abt.[59] Deren Konstruktion ist dank der zweilamelligen Zahnstange einfacher, weil innerhalb der Weiche abschnittweise nur eine der beiden Zahnstangenlamellen benutzt wird (siehe Bild im Abschnitt Lamellenzahnstangen). Eine solche Weiche kann aber nur in geringen Neigungen verwendet werden, wo nicht die volle Zugkraft auf die Zahnstange wirkt. Die bei neueren Triebfahrzeugen weicheren Tangentialfedern der Triebzahnräder führen nach einlamelligen Abschnitten zu starkem Verschleiß beim Wiedereingriff in die zweite Lamelle, da der belastete Zahnkranz gegenüber dem unbelasteten verdreht wird. Traditionelle Zahnstangenweichen des Systems Abt sollte deshalb nicht mehr angewendet werden.[14] Sollen Zahnstangenweichen System Abt mit der vollen Antriebs- oder Bremskraft befahren werden, dann erhalten sie für das Durchführen des vollen Zahnstangenquerschnittes bewegliche Zwischenschienen und zusätzlich im Zungenbereich bewegliche Zahnstangen nach dem Schleppweichenprinzip. Beispiele sind die Weichen bei der Gornergratbahn und in der Schöllenenschlucht
Zahnstangenweichen mit tiefliegenden Zahnstangen oder mit unterbrochenen Zwischenschienen sowie jede Form von Schleppweichen sind nicht auffahrbar. Weil ein Auffahrvorgang immer zur Entgleisung mit insbesondere in starken Neigungen schwerwiegenden Folgen führt, müssen Auffahrvorgänge unbedingt vermieden werden. Beim System Abt und bei hochliegenden Riggenbach-Zahnstangen mit nicht unterbrochenen Zwischenschienen wurden auffahrbare Weichen, die sich schon beim Befahren des Herzstückes auf rein mechanischem Weg in die erforderliche Lage umstellen, realisiert (siehe Bild weiter oben). Eingebaut wurden sie beispielsweise bei der Rochers-de-Naye- und der Schynige-Platte-Bahn.
Neuartige Federweichen der Rigi-Bahnen in Arth-Goldau
Seit 1999 setzen die Rigi-Bahnen[61] und seit 2004 die Dolderbahn[62] neu entwickelte Federweichen ein, in welchen das Gleis von der einen Endlage in die andere entlang einer definierten Kurve gebogen wird. Zur Kompensation der temperaturbedingten Längenänderungen über die gesamte Weichenlänge ist die Federweiche so konstruiert, dass die Längendehnungen der Zahnstange und des darunter liegenden Rahmens in entgegengesetzter Richtung wirken. Damit heben sich die beiden Längendehnungen gegenseitig auf, der Zahnabstand an der Stoßstelle bleibt innerhalb der Toleranz und Zahnteilungsfehler werden vermieden.
Die einfache Konstruktion der Federweiche hat – im Gegensatz zur konstruktiv von Adhäsionsweichen abgeleiteten üblichen Zahnstangenweichen – weniger bewegliche Teile mit entsprechend weniger Verschleiß und benötigt keine Weichenheizung. Die Anwendung wäre auch bei Adhäsionsbahnen möglich, z. B. als Doppel- oder Kreuzungsweiche.[61] Nachteilig ist allerdings, dass sie wie alle Schleppweichen nicht auffahrbar sind. Rollt ein Fahrzeug stumpf auf eine derartige Weiche zu, kommt es zwangsläufig zu einer Entgleisung, die in steil abfallendem Gelände fatale Folgen haben kann.
Auf Gleisabschnitten mit Neigungen über 40 ‰ ist in Gleisbögen die Helixverwindung zu berücksichtigen (vgl. Abschnitt Helixverwindung). Weichen stellen diesbezüglich einen Spezialfall dar. Sie müssen sich in einer Ebene befinden, damit sie richtig schließen und sich die Zungen nicht verklemmen. Bei einer Weiche in einer Neigung ist die Verwindung des abzweigenden Strangs somit konstruktionsbedingt unterbunden. Erst nach der letzten durchgehenden Schwelle kann sich das Gleis wieder verwinden.[63]
Liegt eine Weiche in der Neigung mit Weichenanfang talseitig, so ergibt sich allein aus der Geometrie eine Überhöhung der bogenäußeren Schiene des abzweigenden Stranges. Die Überhöhung entspricht in der Tendenz jener, die aus fahrdynamischen Gründen in einen Bogen ohne Weiche eingebaut worden wäre. Wenn der Bogen nach der Weiche endet, kann das Gleis verwunden werden.[63]
Befindet sich dagegen eine Weiche umgekehrt mit dem Weichenanfang bergseitig, ist die Überhöhung aus den gleichen geometrischen Gründen auf der bogeninnen Schiene. Das ist aber fahrdynamisch ungünstig, denn die nun negative Überhöhung verstärkt die auf das Fahrzeug wirkenden Fliehkräfte. Eine solche Weiche darf nur mit verringerter Geschwindigkeit im abzweigenden Strang befahren werden. Der Effekt kann mit einem größeren Weichenradius und somit einer geringeren Weichenneigung sowie mit einer Außenbogenweiche reduziert werden. Bei der Außenbogenweiche kann der Fehler auf die beiden Gleisstränge verteilt werden. Auch bei dieser Weichenkonstallation wird das Gleis nach der letzten durchgehenden Schwelle verwunden.[63]
Bei den bei der Pilatusbahn (System Locher) verwendeten Schiebebühnen und Gleiswendern ist die Helixverwindung bedeutungslos, denn die Verwindungen der beiden Gleisstränge sind voneinander unabhängig. Bei anderen Zahnstangensystemen sind solche Gleisverbindungen aus Kostengründen keine Alternative.[63]
Im SystemwechselbahnhofInterlaken Ost treffen zwei meterspurige Strecken mit Zahnstangenabschnitten und unterschiedlichen Stromsystemen aufeinander. Links im Bild ein Zug der Berner-Oberland-Bahn (1500 Volt Gleichspannung), rechts eine Komposition der Zentralbahn (15 kV Wechselspannung).
Auf Zahnradbahnen werden elektrische und dieselbetriebene Triebfahrzeuge sowie auch heute noch Dampflokomotiven eingesetzt. Von den weltweit verkehrenden Zahnradtriebfahrzeugen sind nur etwa 15 % Diesel- und 5 % Dampftriebfahrzeuge.
Bei den bestehenden elektrischen Zahnradbahnen sind folgende drei Stromsysteme im Gebrauch:
Gleichstrom mit verschiedenen Spannungen bei kurzen und mittleren Betriebslängen. Die Mehrzahl der Gleichstrombahnen verwendet eine Spannung von 1500 Volt. Sie erlaubt Abstände von vier bis fünf Kilometern zwischen den Gleichrichterstationen.
Einphasenwechselstrom bei einigen reinen Zahnradbahnen und bei längeren gemischten Adhäsions-/Zahnradbahnen (siehe Liste von Zahnradbahnen). Die hohe Spannung des Wechselstroms erlaubt große Abstände zwischen den Umspannwerken, die Triebfahrzeuge benötigen jedoch einen Transformator, dessen hohe Masse nachteilig ist.
Der Bau und Betrieb von Zahnradtriebfahrzeugen sind und waren technisch sehr anspruchsvoll. Im Vergleich zu Adhäsionsbahnen sind Grenzen gesetzt durch:
enge Bögen, große Klimaunterschiede und rauer Winterbetrieb,
Sicherheit gegen Entgleisen des Zuges auf der Talfahrt auch in engen Bögen bei Maximalgefälle.[64]
Wichtigster Hersteller von Zahnradtriebfahrzeugen war seit 1874 die Schweizerische Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) in Winterthur. Nach der Auflösung der SLM im Jahr 1998 wurde der Zahnradbahnbereich von Stadler Rail übernommen. Von den weltweit bei bestehenden Zahnradbahnen in Betrieb stehenden Triebfahrzeugen stammen mehr als zwei Drittel von der SLM[65] oder von Stadler. Die Lokomotivfabrik Floridsdorf in Wien besaß die alleinigen Patente des Zahnstangensystems Abt für das Gebiet Österreich-Ungarns. Sie wurde damit neben der weltweit tätigen SLM zur größten Produzentin von Zahnradbahntriebfahrzeugen und lieferte fast alle in der Doppelmonarchie bestellten Zahnradlokomotiven, unter anderem die Maschinen der Erzbergbahn und der Bosnisch-Herzegowinischen Landesbahnen. In Deutschland erwarb sich die Maschinenfabrik Esslingen einen besonderen Ruf durch den Bau von Zahnradlokomotiven. In den USA belieferte Baldwin Locomotive Works in Philadelphia einige amerikanische Auftraggeber.
Die Bauartbezeichnungen der Schweizer Lokomotiven und Triebwagen unterscheiden zwischen reinen und gemischten Zahnradbahnen. Bei reinen Zahnradfahrzeugen kommt das h an erster Stelle nach den Großbuchstaben (z. B. Zahnradtriebwagen Bhe 4/4), bei kombiniertem Adhäsions- und Zahnradantrieb am Schluss (Beh 4/4). Eine H 2/2 ist eine reine Zahnraddampflokomotive, eine HG 2/2 eine kombinierte Adhäsions- und Zahnradlokomotive.
Bei den reinen Zahnradbahnen werden die Räder nur für die Abstützung und Führung der Fahrzeuge benützt. Die Fortbewegung der Fahrzeuge erfolgt ausschließlich über die Zahnräder. Solche Zahnradbahnen überwinden mit vertikal eingreifenden Zahnrädern Maximalneigungen von 250–300 ‰.
Dampflokomotiven für reine Zahnradbahnen weisen in der Regel zwei Triebzahnräder oder ein Triebzahnrad und ein Bremszahnrad auf. Für größere Zugmassen müssen zwei Triebzahnräder angewendet werden (recht häufig beim System Abt), damit der Zahndruck nicht zu hoch wird und um der Gefahr des Aufkletterns des Zahnrads aus der Zahnstange zu begegnen. Solche Lokomotiven der Bauart Abt wurden z. B. von der Wengernalp-, der Snowdon-, der Schafberg- und der Schneebergbahn beschafft. Eine Lokomotive mit drei Triebzahnrädern ist bei Pike’s Peak Railway zur Anwendung gekommen.[66]
Zahnraddampflokomotiven sind fast ausschließlich als Tendermaschinen gebaut, um die gesamte Zugmasse möglichst tief zu halten und die gesamte Lokomotivmasse für die Sicherung des Zahneingriffs auszunutzen. Für die Ergänzung des Speisewasservorrats wird unterwegs mehr Zeit einberechnet.
Da man in den unterschiedlichen Neigungen störende Schwankungen des Wasserstands im Kessel befürchtete, wurden der ersten Lokomotiven der Vitznau-Rigi-Bahn mit stehendem Kessel ausgerüstet. Im Betrieb und besonders im Unterhalt bewährten sich diese Kessel nicht, so dass sie nach 12 bis 19 Jahren durch liegende, um etwa 10 % geneigte Kessel ersetzt wurden.
Die marktbeherrschende Stellung der SLM führte zu einer gewissen Standardisierung der Bauarten. Die Bilderreihen illustrieren jeweils die Entwicklung der Zahnradtriebfahrzeuge,[66][67] wobei bei nicht von der SLM oder Stadler Rail stammenden Fahrzeugen der Hersteller erwähnt ist:
Normalspurige H 1/2 der Vitznau-Rigi-Bahn mit einem Triebzahnrad und stehendem Kessel. Die Spurweite verbesserte die Stabilität des stehenden Kessels. (1870, SCB)
Maschine mit einem Triebzahnrad T, das mit Blindwelle b1 und Übersetzung von den Zylindern C angetrieben wird. Hintere Laufachse L mit Bremszahnrad und Bremsscheiben b2
Da in vielen Gebirgen ausreichend Wasser zur Stromerzeugung zur Verfügung steht, wurde bereits 1892 mit der Chemin de fer du Salève in den Hochsavoyen die erste elektrische Zahnradbahn der Welt dem Verkehr übergeben, die mit 600 Volt Gleichspannung betrieben wurde. Noch vor der Jahrhundertwende wurden die Gornergrat- und die Jungfraubahn eröffnet, wobei man sich dem damaligen Stand der Technik entsprechend zur Verwendung von Drehstrom entschied. Seit dem 20. Jahrhundert verkehrt die große Mehrheit der elektrisch betriebenen Zahnradbahnen mit Gleichstrom.
Der Antrieb heutiger Fahrzeuge erfolgt mit Kompakteinheiten, die Motor, Getriebe, Bremstrommel und Triebzahnrad umfassen.[5] Jeder Fahrmotor treibt ein an einem Radsatz frei drehend gelagertes Triebzahnrad an. Wegen der verhältnismäßig kleinen Fahrgeschwindigkeit hat das Getriebe meistens eine doppelte Übersetzung. Zur Vermeidung von unerwünschten Radentlastungen durch die Motordrehmomente werden die Fahrmotoren üblicherweise quer im Drehgestell eingebaut. Die Triebzahnräder mit Evolventenverzahnung greifen immer mindestens mit zwei Zähnen in die Zahnstange. Sie sind tangential gefedert zum Ausgleich von Stößen, die durch Zahnstangenteilungsfehler verursacht werden können.
Die Anzahl der Triebachsen wird durch die notwendige Zugkraft bestimmt. Für moderne Doppeltriebwagen mit vier baugleichen Drehgestellen genügt in vielen Fällen eine einmotorige Auslegung. Drehgestelle mit je einer Trieb- und einer Laufachse haben den Vorteil gleichmäßiger Zahnstangenbelastung, erlauben Doppeltraktion zweier Doppeltriebwagen[68] und sind im Fall einer Entgleisung sicherer als zwei Trieb- und zwei Laufdrehgestelle.[12]
Die erste Lokomotive für gemischten Adhäsions- und Zahnradbetrieb war die „Gnom“ für die 1350 Meter lange Werkbahn des Sandsteinbruchs Ostermundigen bei Bern.[22] Das Zahnrad lief auf der Adhäsionsstrecke ohne Eingriff leer mit.
Bei der Erzbahn Žakarovce und dann bei der Brünigbahn und der Padangbahn auf Sumatra wurden zunächst Lokomotiven mit zwei Zylindern und gekuppelten Adhäsions- und Zahnradtriebwerk verwendet. Die einfach gebauten Maschinen eigneten sich für kleinere Zugkräfte, jedoch bewährten sie sich nicht im Betrieb auf längeren Strecken wie der Brüniglinie.
Ab dem Jahr 1885 hat man damit begonnen, bei längeren Adhäsionsbahnen einzelne Abschnitte mit Zahnstangen für die Überwindung steiler Talstufen anzuwenden (anstelle künstlicher Längenentwicklungen). Für diesen Betrieb waren verkuppelte Antriebe wegen der auftretenden Zwängungskräfte schlecht geeignet. Das hatte zur Folge, dass Adhäsions- und Zahnradtriebwerk getrennt wurden, wodurch die Abnutzung der Adhäsionsräder problemloser wurde. Der Adhäsionsantrieb wird dabei grundsätzlich auf der ganzen Strecke verwendet. Das Zahnradtriebwerk wird nur auf den Zahnstangenabschnitten aktiviert und nach dem Verlassen der Steilrampe wieder stillgesetzt. Anfänglich wurden die Lokomotiven nach der Bauart Abt mit innen liegendem Zahnradtriebwerk konstruiert und beide Triebwerke hatten einen eigenen Regler und Steuerung. Zur Minderung des Dampfverbrauchs wurde später der Verbundantrieb verwendet wie bei den HG 3/4 der Furka-Oberalp-Bahn.
Dampflokomotiven mit dem System Winterthur werden auf den Zahnstangenabschnitten als Verbundlokomotiven betrieben. Die Hochdruckzylinder C1 treiben die Reibungsachse 2 an, die mit den Achsen 1 und 3 gekuppelt ist. Das drehbar auf einer Achswelle sitzende Triebzahnrad T wird durch die Niederdruckzylinder C1 und das Übersetzungszahnrad v angetrieben. Im reinen Adhäsionsbetrieb arbeitet die Maschine mit einfacher Dampfdehnung.
Bei Schmalspurlokomotiven für Adhäsions- und Zahnstangenstrecken war es aber oft schwierig, die Innentriebwerke unterzubringen. Eine gute Lösung fand die SLM mit dem System Winterthur, das für Adhäsions- und Zahnradtriebwerk äußere Lage und doch getrennte Ausführung erlaubt. Das ermöglicht eine gute Zugänglichkeit und damit eine einfachere Wartung des Triebwerks. Bei zunehmender Radreifenabnutzung lässt sich die Tiefe des Zahneingriffs leicht nachstellen.
Die zwei untenliegenden Hochdruckzylinder wirken auf das Adhäsionstriebwerk und bei reinem Adhäsionsbetrieb arbeiten sie mit einfacher Dampfdehnung. Der Dampf entweicht anschließend direkt ins Blasrohr. Auf den Zahnstangenabschnitten arbeitet die Lokomotive in Verbundwirkung, indem der Dampf nach den unteren Adhäsions-Hochdruckzylindern in die oben liegenden Zahnrad-Niederdruckzylinder geleitet wird. Durchmesser und Kolbenhub der vier Zylinder sind dabei annähernd gleich groß. Bedingt durch die Übersetzung des Vorgeleges arbeitet das Zahnradtriebwerk mit ungefähr der doppelten Drehzahl wie das Adhäsionstriebwerk, womit das richtige Volumenverhältnis zwischen den Hoch- und Niederdruckzylindern entsteht.[72]
Durch die Verbundwirkung wird der Dampf besser ausgenutzt und es resultiert ein geringerer Kohle- und Wasserverbrauch. Es ergibt sich ein guter Ausgleich zwischen dem Zahnrad- und dem Adhäsionsantrieb, der das Schleudern des Adhäsionsantriebs vermindert, aber nicht ausschließen kann. Die raschen, aber nicht zu starken Auspuffschläge des Zahnradtriebwerks bewirken eine gute Feueranfachung und damit Dampfentwicklung. Die Einfahrt in einen Zahnstangenabschnitt bleibt dennoch komplex, weil zuerst das Zahnradtriebwerk über ein Hilfsventil auf die passende Drehzahl beschleunigt werden muss. Erst nach vollendeter Einfahrt kann das Umschaltventil zwischen Hoch- und Niederdruckzylinder betätigt werden und die beiden Triebwerke arbeiten dann mit zweistufiger Dampfdehnung im Verbundbetrieb. Bei der Einfahrt ins Gefälle muss zusätzlich auch noch die Steuerung in die Gegenrichtung ausgelegt werden und das Umschaltventil für das Ansaugen von Frischluft geöffnet werden. Anschließend kann die Geschwindigkeit durch die Gegendruckbremsen beider Triebwerke reguliert werden.
Das System Winterthur sicherte der SLM eine große Zahl von Aufträgen im In- und Ausland.[73] Es kam bei vielen Dampflokomotiven mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb zum Einsatz und wurde auch von der Maschinenfabrik Esslingen verwendet. Durch das Vorgelege des Zahnradtriebwerks läuft dieses im Betrieb in umgekehrter Drehrichtung wie das Adhäsionstriebwerk
297401, Reihe 97.4 der Erzbergbahn, stärkste Zahnraddampflokomotive der Welt mit innenliegenden Zylindern für zwei Triebzahnräder von Floridsdorf (1942)[77]
Bei diesem Antrieb wird der Zahnradteil mit einem Adhäsionsteil erweitert. Der Außendurchmesser des Triebzahnrades ist meistens kleiner als der Triebraddurchmesser. Deswegen sind zwei verschiedene Übersetzungen erforderlich. Obwohl sie so gewählt werden, dass beide Antriebsteile die gleiche Fahrgeschwindigkeit ergeben sollen, ist dies nur bei halb abgenutzten Radreifen möglich. Bei neuen und abgenutzten Radreifen entsteht zwischen Rad und Schiene ein Schlupf mit entsprechend hoher Abnutzung. Deswegen ist ein dauernd verkuppelter Antrieb nur für Strecken mit einem bescheidenen Anteil an Zahnstangenabschnitten geeignet. Außerdem muss die zulässige Radreifenabnutzung auf 2 % verringert werden. Mit einer Adhäsionskupplung lässt sich der Adhäsionsantrieb im Zahnradbetrieb abkuppeln, was bei modernen Triebfahrzeugen üblich ist. Auf der Zahnradstrecke wird der Triebradsatz abgekuppelt und läuft dann frei mit, wodurch der Schlupf eliminiert wird. Bei verkuppelten Antrieben wird auf den Zahnstangenabschnitten die Zugkraft sowohl über das Triebzahnrad und als auch mit Haftreibung über die Triebräder übertragen.
Bei einer Kombination von schnellen Adhäsionsstrecken und steilen Zahnradstrecken kann es notwendig werden, den Antrieb mit einem Schaltgetriebe auszuführen, um für beide Bereiche die geeigneten Fahrmotordrehzahlen zur Verfügung zu haben.
Drehstrombetriebener HGe 2/2 der Jungfraubahn mit unterschiedlichen Übersetzungen für Adhäsion- und Zahnradantrieb (1906)
Schienenbusse der Reihe M1c der Mediterranea-Calabro-Lucane mit Zahnradantrieb von verschiedenen italienischen Herstellern vereinfachten den Bahnbetrieb. (1933)
BDeh 4/4 der Luzern-Stans-Engelberg-Bahn mit zwei Übersetzungen für die 246-‰-Zahnstange und 75 km/h Höchstgeschwindigkeit auf der Adhäsionsstrecke (1964)
Der Doppeltriebwagen ABDeh 8/8 der BVZ hat dank der Einsparung zweier Personenwagen die Leistungsfähigkeit einer Lokomotive. (1965)[64]
Dieselelektrische Zahnradlokomotive BB 204 der Padangbahn der Indonesischen Staatsbahn mit vier Triebachsen und vier Triebzahnrädern für 200 Tonnen Last auf 70 ‰ (1982)[8]
Bei der Elektrifizierung der Berner Oberland-Bahn im Jahr 1914 wurde das bewährte Konzept der vorhandenen Dampflokomotiven HG 3/3 mit getrenntem Adhäsions- und Zahnradantrieb übernommen. Auf diese Art unterstützt der Adhäsionsantrieb den Zahnradantrieb und entlastet die Zahnstange. Dies ist insbesondere bei Zahnradbahnen mit mäßigen Neigungen von 80–120 ‰ vorteilhaft, wo ein großer Teil der Traktionskräfte ohne Zahnstange übertragen werden kann. Getrennte Antriebe, wie man sie bis in die 1940er Jahre erfolgreich realisiert hatte, blieben allerdings lange Zeit uninteressant, weil man einen Teil der früher teuren Antriebsmotoren auf den verhältnismäßig langen Adhäsionsstrecken nicht nutzen kann. Inzwischen hat sich das technische Umfeld geändert. Die teuren und unterhaltsaufwendigen Getriebe lassen sich durch leichte und kostengünstige separate Asynchronfahrmotoren ersetzen.[48]
Beim getrennten Antrieb ist die richtige Drehzahl des Triebzahnrades vor der Einfahrt in die Zahnstange nicht gewährleistet. Deswegen ist im Triebfahrzeug eine Synchronisierungseinrichtung unumgänglich.
CFeh 3/3 der Altstätten-Gais-Bahn mit zwei Motoren nur für Adhäsionsstrecken und einem Motor nur für Zahnstangenstrecken (1911)
Bei der HGe 3/3 der Berner Oberland-Bahn wirkt ein Motor auf die drei mit Stangen gekuppelten Achsen und ein zweiter auf das Triebzahnrad. (1914)
Japanische ED42 (1937–1947) mit zwei Motoren für Adhäsions- und einem für Zahnradantrieb, Nachbau der von SLM und BBC gelieferten ED41 (1926)
85 Tonnen schwere Doppellokomotive E-100 der ChilenischenTransandenbahn mit vier Motoren für Adhäsionsantrieb und zwei für Zahnradantrieb (1927)
Deh 4/6 der SBB für die Brünigbahn (Bo’2zz’Bo’) mit vier Adhäsionstatzlagermotoren in den Enddrehgestellen und zusätzlich zwei im mittleren Zahnradtriebgestell (1941)
Die Diesellokomotiven der ČSD-Baureihe T 426.0 wurden 1961 für den Betrieb auf den Strecken Tanvald–Kořenov und Podbrezová–Tisovec in der Tschechoslowakei beschafft. Die dieselhydraulischen Lokomotiven haben zwei unabhängige Strömungsgetriebe, die im Zahnradbetrieb gemeinsam zugeschaltet werden können.
Dreiteiliger ABeh 160 „Fink“ der Zentralbahn mit zwei Adhäsions- und zwei Zahnradtriebdrehgestellen. Die Zahnraddrehgestelle haben je eine Antriebs- und eine Laufachse. (2012)
Die weltweit stärksten Zahnradlokomotiven He 4/4 der MRS Logística haben je zwei Drehgestelle mit je zwei Motoren für Adhäsions- und Zahnradantrieb. (2012)[9]
Der Differentialantrieb für Zahnrad-/Adhäsionslokomotiven hoher Leistung verteilt die Zugkraft selbsttätig auf die Adhäsions- und die Zahnräder und entlastet so die Zahnstange. Dieser Antrieb eignet sich für Zahnradbahnen mit bis zu 125 ‰ Neigung.[5] Das Fahrmotordrehmoment wird in einem als Planetengetriebe ausgebildeten Verteildifferential zwischen dem Adhäsions- und dem Zahnradantrieb aufgeteilt. Wenn die Adhäsionsräder bei schlechten Verhältnissen zu schleudern beginnen, greift die im Antrieb integrierte Schlupfbegrenzung korrigierend ein und der nicht mehr auf die Schienen übertragbare Zugkraftanteil wird stufenlos von den Triebzahnrädern übernommen.
Im Bremsbetrieb funktioniert die Einrichtung sinngemäß und der adhäsionsmäßige Überschuss der Bremskraft wird zur Zahnstange geleitet. Ein Blockieren der Adhäsionsräder wird im Zahnstangenbetrieb verunmöglicht.
Auf den zahnstangenlosen Abschnitten wird der Antrieb starr verkuppelt.[79]
Der teure Differentialantrieb wird bei neuen Fahrzeugen nicht mehr verwendet, denn die elektrischen Komponenten haben sich im Verlaufe der Zeit stärker verbilligt als die mechanischen. Die Trennung von Adhäsions- und Zahnradantrieb erlaubt auf Zahnstangenabschnitten die gleichzeitige Nutzung der Fahrmotoren für beide Antriebe.[80]
Die Technik der Bergbahnen ist bestimmt durch die Masseoptimierung. Die Wagenkasten sind bei reinen Zahnradbahnen vorwiegend in Stahlbauweise ausgeführt, denn die verschiedenen Bedingungen wie z. B. unterschiedliche Fahrzeugbegrenzungen erlauben nur den Bau geringer Stückzahlen. Bei Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradbetrieb werden die Reisezugwagen aus Massegründen oft in Aluminiumbauweise, die Triebfahrzeuge wegen der schweren Antriebsausrüstung vorwiegend als Stahlkonstruktionen erstellt.[5]
Steuerwagen Bt 31 der Rorschach-Heiden-Bergbahn, 1985 von der Adhäsionsbahn BT übernommen.Traktor Thm 2/2 20 der AB mit Adhäsions- und Zahnradantrieb für die Strecke Rorschach–Heiden mit einem Standard-Güterwagen Hbis
Grundsätzlich unterscheiden sich die Wagen der Zahnradbahnen nicht von denen der Adhäsionsbahnen. So wurden in der Schweiz gleiche schmalspurige Leichtstahl- und Einheitswagen sowohl an Adhäsions- als auch an Zahnradbahnen geliefert. Die normalspurige Rorschach-Heiden-Bergbahn hatte von den SBB zwei Einheitswagen I und von der Bodensee-Toggenburg-Bahn (BT) einen Steuerwagen übernommen. Die leichten, versuchsweise in Aluminium gebauten Einheitswagen sind für die Zahnradbahn nach Heiden besonders geeignet.[81] Durch die immer weitere Verbreitung der Triebzüge ist die Zahl der Reisezugwagen auf Zahnradbahnen rückläufig.
Güterwagen sind auch bei Zahnradbahnen zu finden, die sich auf den Personenverkehr beschränken. Der Transport von Material und Werkzeugen auf die häufig schwer zugänglichen Baustellen ist auf der Straße oft nicht möglich.[82]
Die Wagen der Zahnradbahnen sind in der Regel mit einem Bremszahnrad ausgestattet. Bei leichten Gepäck-, Güter- und Dienstwagen, bei Fahrzeugen für Spezialtransporte und bei Vorstellwagen kann auf die Zahnradbremse verzichtet werden.[83] Auch die auf die Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) übergangsfähigen Wagen der Rhätischen Bahn, die ihrerseits keine Zahnstangenabschnitte aufweist, verfügen über eine Zahnradbremse. Die MRS Logística in Brasilien verzichtet bei ihren Güterwagen auf ein Bremszahnrad und schiebt sie bei der Bergfahrt auf dem 104 ‰ steilen Zahnstangenabschnitt der Bahnstrecke Santos–Jundiaí.[84]
Bei gezogenen Zügen muss im Falle einer Zugtrennung jeder Zugteil angehalten und gegen Entlaufen gesichert werden können.[85] Bahnen mit Neigungen über 250 ‰ müssen die Wagen bergseitig des Triebfahrzeugs einreihen und bei der Bergfahrt auf gezogene Züge verzichten.[86] Von 1964 bis 2010 verkehrten die Personenzüge der Luzern-Stans-Engelberg-Bahn als dreiteilige Wende- oder Pendelzüge mit talwärts eingereihten Triebfahrzeug, wobei auf dem 246 ‰ steilen Zahnstangenabschnitt hinter dem Triebwagen ein Post- oder leichter Güterwagen zulässig war. Auch die nur selten verkehrenden Güterzüge wurden auf der Bergfahrt geschoben.[52] Wendezüge werden auf Zahnstangenabschnitten nach Möglichkeit bergwärts geschoben.[Anm. 7]
Wenn die Sicherheit gegen Entgleisen nicht gewährleistet ist, wird das Triebfahrzeug bergseitig eingereiht. Zudem bleibt der Zug auf der Talfahrt beim elektrischen Bremsen des Triebfahrzeug gestreckt.[87]
Die Matterhorn-Gotthard-Bahn verzichtet bei der Fahrt ihrer Wendezüge über den Oberalppass auf der Passhöhe auf das Umstellen des Triebfahrzeugs; die Züge verkehren auf dem ganzen Laufweg in gleicher Formation.
Auf normalspurigen, mit üblichen Zug- und Stoßvorrichtung verkehrenden Zahnradbahnen können gängige Eisenbahnwagen verkehren. Früher war das vielerorts üblich und in Deutschland auf Zahnstangenabschnitten mit einer Neigung bis zu 100 ‰ zulässig.[88] Die Rorschach-Heiden-Bergbahn (RHB) mit 93,6 ‰ Neigung beförderte bis in die 1990er Jahre UIC-Güterwagen,[89] die wegen des fehlenden Bremszahnrads bergwärts geschoben wurden. In Zügen mit mehreren Wagen ohne Zahnradbremse reihte die RHB Wagen mit Bremszahnrad ein.[81]
Der Bau und Betrieb der Zahnrad- und anderen Eisenbahnen werden in der Schweiz durch die Eisenbahnverordnung[90] und den Ausführungsbestimmungen dazu[4] geregelt. Weil in anderen Ländern keine so detaillierte Regelungen für Zahnradbahnen bestehen, akzeptieren weltweit fast alle Eisenbahnen und Behörden die Schweizer Vorschriften als verbindlich.
Weil sich die Zulassungsbehörden außerhalb der Schweiz nur sehr selten mit Zahnradfahrzeugen beschäftigen müssen, war es über Jahrzehnte üblich, dass das schweizerische Bundesamt für Verkehr (BAV) die Neuzulassung des zahnradtechnischen Teils als Gutachten durchführte. Dieses wurde dann von der zuständigen Zulassungsbehörde anerkannt, wie das heute auch bei Adhäsionsfahrzeugen im Rahmen eines Cross-Acceptance-Verfahrens möglich ist. Weil das BAV keine Gutachten mehr erstellen darf, wurde für die 2016 abgelieferte Berglokomotive 19 der Bayerischen Zugspitzbahn beim BAV eine Schweizer Typenzulassung beantragt, die von einem unabhängigen Sachverständigen geprüft und dem deutschen Eisenbahn-Bundesamt vorgelegt wurde.[91]
Auf Zahnstangenstrecken wird bei der Talfahrt die Höchstgeschwindigkeit durch die Leistungsfähigkeit der Bremssysteme 1 und 2 bestimmt (vgl. Abschnitt Bremsen). Jedes dieser beiden Bremssysteme muss für sich alleine ohne thermische Überlastung den Zug sicher zum Stillstand bringen. Die Matterhorn-Gotthard-Bahn ist bestrebt, zukünftig bei der Talfahrt die gleiche Geschwindigkeit wie bei der Bergfahrt zu fahren. Sie rüstete für Versuchsfahrten den Orion-Triebzug 312 entsprechend aus. Der dazu erforderliche regulatorische Aufwand ist jedoch sehr groß. Grundidee ist, dass für die Bremsberechnung nicht nur die Bremssysteme 1 und 2, sondern auch die elektrische Bremse miteinbezogen werden. Zudem ließen sich die beiden Bremssysteme abwechselnd oder gleichzeitig, aber dosiert anlegen.[92]
Drehgestell einer HGe 4/4 II mit Getriebekasten, zweilamelligen Zahnrad und Bandbremsen
Die Bremsen spielen für die Sicherheit der Bergbahnen eine wesentliche Rolle. Zahnradtriebfahrzeuge müssen über zwei voneinander unabhängige mechanische Bremssysteme verfügen. Sie werden als System 1 und 2 bezeichnet,[92] wobei das Bremssystem 1 stufenlos regulierbar sein muss.[12] Die andere dient als „Notbremse“ und muss den Zug zum Stillstand bringen, ohne dass die Bremsen allenfalls angehängter Wagen mitarbeiten. Die Pufferkräfte an der Zugspitze dürfen jedoch nicht zu groß werden, um eine Entgleisung auszuschließen.[93] Zur Vermeidung übermäßiger Bremskräfte muss ein Ansprechen beider Bremssysteme unbedingt verhindert werden.[12] Im Notfall muss der Zug mit einem dieser Bremssysteme mit mindestens 0,3 m/s² zum Stillstand gebracht werden. Die Höchstgeschwindigkeit bei der Talfahrt wird durch die thermische Leistungsfähigkeit der Bremssysteme 1 und 2 bestimmt.[92] Ein nur wenige Sekunden ungebremster Zug würde wegen des Hangabtriebs sehr stark beschleunigt und könnte bereits nach kurzer Zeit nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden.[7] Die kurze Reaktionszeit verunmöglicht die Verwendung von Steuerventilen nach UIC-Norm.[5]
Bei Triebfahrzeugen mit Drehgestellen sind die beiden unabhängigen Anhaltebremsen als Getriebebremse oder Bremse auf der Motorwelle und als Zahnradbremse ausgebildet (vgl. Abbildungen im Abschnitt Elektrische und dieselelektrische Triebfahrzeuge).[12] Fahrzeuge für gemischten Adhäsions- und Zahnradverkehr sind zusätzlich noch mit einer Adhäsionsbremse ausgerüstet. Bei Neigungen von höchstens 125 ‰ kann als regulierbare Anhaltebremse die automatische Bremse des ganzen Zuges verwendet werden[93] oder das Bremssystem 2 durch die Widerstandsbremse unterstützt werden.[94]
Wenn das Gefälle 125 ‰ übersteigt, müssen Zahnradtriebfahrzeuge zusätzlich zu den beiden Bremssystenen 1 und 2 mit einer Beharrungsbremse ausgerüstet sein.[12] Als Beharrungsbremse zählen Rekuperationsbremse, Motorbremsen, hydraulische Bremsen und Gegendruckbremse. Eine fahrdrahtunabhängige Widerstandsbremse erlaubt bei Stromausfällen eine Räumung der Strecke.[5] Die mechanische Bremse kann im Normalfall nicht als Beharrungsbremse ausgelegt werden, weil die in Wärme umzusetzende potentielle Energie des Zuges die Bremsen thermisch überlasten würde.[95] Die Beharrungsbremsen müssen auch bei Ausfall der Stromversorgung oder des Dieselmotors funktionieren. Jede Anhaltebremse (System 1 und 2) muss alleine in der Lage sein, den Zug auf dem größten Gefälle bei maximalem Zugsgewicht zum Stillstand zu bringen. Die Bremskräfte sind ein wichtiger Faktor der Sicherheit gegen Entgleisen. Als Anhaltebremsen kommen bei neuen Fahrzeugen unerschöpfliche Federspeicher-Bandbremsen zum Einsatz.
Bei einseitig geneigten Strecken wird oft eine Anhaltebremse als richtungsabhängige Klinkenbremse gebaut. Sie bremst nur bei Talfahrt. Bei der Bergfahrt ist die angezogene Klinkenbremse durch einen Klinkenmechanismus freilaufend und verhindert Rückwärtsrollen des Zuges. Bei der Talfahrt kann die gelöste Klinkenbremse jederzeit als normale Bremse benutzt werden.
Dass die Zahnstange für das Bremsen mindestens so wichtig ist wie für die Bergfahrt, zeigte sich 1995 und 2005[96], als eine Adhäsionslokomotive Ge 4/4 III der Rhätischen Bahn den 110 ‰ steilen Oberalppass mit eigener Kraft erklomm. Zur Sicherheit wurde eine jeweils talseitig gekuppelte Zahnradlokomotive zum Bremsen mitgegeben.[97] Triebfahrzeuge für Adhäsionsstrecken mit mehr als 60 ‰ Gefälle sind mit Magnetschienenbremsen oder Wirbelstromschienenbremsen ausgestattet.[98]
Zunächst zögerte man, Zahnradfahrzeuge mit Drehstrom-Umrichterantrieb zu bauen. Beim Ausfall eines Stromrichters oder dessen Leitelektronik hätte der Zug mit mechanischen Bremsen im Gefälle angehalten und ein Reservetriebfahrzeug angefordert werden müssen. Wegen unzulässiger langer Streckenbelegung und Trassenführung in oft unbewohnten und schwer zugänglichen Gebieten ging man dieses Risiko nicht ein.[95]
Die Lösung besteht darin, im Störfall die Fahrmotoren vom Stromrichter abzutrennen und jede Phase der Drehstrom-Asynchronmotoren mit einem RC-Kreis zu verbinden. Die drei RC-Kreise bestehen aus den ohnehin vorhandenen Bremswiderständen und den Eingangsfilter-Kondensatoren des Stromrichters. Sobald sich die Motoren drehen, erregen sie sich selbst und erzeugen eine Bremskraft. Diese elektrische Bremse kann nicht reguliert werden. Ihre Geschwindigkeit stabilisiert sich auf Werte je nach Gefälle und Zuggewicht. Zum Anhalten wird die mechanische Bremse eingesetzt.[45] Die Schaltung ist so auszulegen, dass der Zug etwas langsamer als im Normalbetrieb talwärts fährt. Diese Selbsterregungsschaltung, die auch in Kleinstkraftwerken eingesetzt wird, wurde in Messfahrten mit der He 2/2 10 der Jungfraubahn im Jahr 1992 erprobt[95] und 1995 bei den He 2/2 31 und 32 der Wengernalpbahn erstmals angewandt.
Die Entlastung (rot) der bergseitigen Achsen durch die vom Triebfahrzeug ausgeübte Zugkraft (grün) kann auf steilen Streckenabschnitten die Sicherheit gegen Entgleisen beeinträchtigen.
Die Zug- und Bremskräfte werden zwischen Zahnrad und Zahnstange über die Zahnflanken übertragen. Bei idealer Schmierung ist die Richtung dieser Kraft senkrecht zur geneigten Fläche der Zahnflanke (Normalkraft). Die Differenz zwischen ihr und der Zug- oder Bremskraft ist der Zahnauftrieb. Er hat die Tendenz, das Fahrzeug von den Schienen abzuheben.
Im Zahnradbetrieb kann das Fahrzeug einzig über den Zahneingriff in die Zahnstange gebremst werden. Der Zahneingriff muss darum unter allen möglichen Bedingungen wie starkem Seitenwind, unterschiedliche Reibungskoeffizienten, Notbremsung oder Ausfall der Bremse in einem Zugteil gewährleistet sein. Die bei einer Bremsung während der Talfahrt auftretenden Kräfte belasten die vorderen und entlasten die hinteren Radsätze. Zusammen mit dem Zahnauftrieb kann die Entlastung des hinteren Radsatzes bei starker Bremsung die Gewichtskraft übersteigen und das Fahrzeug aus den Schienen heben. Weil diese gefährliche Situation verhindert werden muss, dürfen die Bremsen nicht zu stark sein.[99]
Bei Zahnstangen mit vertikalem Zahneingriff entsteht bei schlechter Schmierung eine senkrecht zur Schienenebene gerichtete Kraft, der Zahnauftrieb. Er hat die Tendenz, das Fahrzeug von den Schienen abzuheben und darf keinesfalls die Gewichtskraft des Fahrzeuges überwinden. Damit die Gefahr einer Entgleisung nicht zu groß wird, muss die Zahnstange gut geschmiert werden.
Bei geschobenen und gezogenen Zügen ist die Länge der Züge beschränkt. Die Last des Zuges übt auf der Höhe der Kupplung eine Kraft auf das Triebfahrzeug auf. Diese Längskraft und die Höhendifferenz zwischen Kupplung und Zahnstange bewirken ein Drehmoment auf das Triebfahrzeug, das dieses zusätzlich zum Zahnauftrieb bergseitig entlastet und die Sicherheit gegen Entgleisen beeinträchtigen kann. In engen Kurven verschärft sich diese Gefahr durch Seitenkräfte zusätzlich.[7] In diesen Situationen ist die Zugbildung mit starren Mittelpufferkupplungen wie Typ +GF+ oder Schwab vorteilhafter als die von der Matterhorn-Gotthard-Bahn verwendeten Mittelpuffer mit zwei Schraubenkupplungen.[100]
Bei Bürstenfeuer am Fahrmotorkollektor oder bei Kurzschlüssen können übermäßige Kräfte entstehen, die die Stabilität des Triebfahrzeuges gefährden. Zur Verhinderung werden zwischen den Fahrmotoren und den Triebzahnrädern Rutschkupplungen eingebaut. Beim Antrieb über einen Drehstrommotor ist diese Einrichtung nicht nötig, weil dessen maximales Drehmoment bekannt ist.
Ursprünglich wurde die „Stand- und Entgleisungssicherheit“ nach der Methode von Borgeaud nachgewiesen.[101]
Die Sicherheit muss auch bei der Überlagerung von kritischen Situation, z.B. Talfahrt im Bogen mit Doppelbremsung und Seitenwind, gewährleistet sein.[63]
In den 1970er-Jahren wurden aufgrund der damaligen Möglichkeiten manche Vereinfachungen, aber auch Vernachlässigungen, an der Methode von Borgeaud vorgenommen.[63][102]
Heute wird der Nachweis der Sicherheit gegen Entgleisen mittels Computersimulation erbracht,[63] wobei in der Regel eine relative Radentlastung bis zu 95% toleriert wird.[103]
Die bisherige Methode von Borgeaud ist nicht mehr Stand der Technik.[63]
Helixverwindung bei den Rigibahnen unterhalb von Rigi-KulmDie Helixverwindung kann durch eine Wendeltreppe veranschaulicht werden. Die Neigung des äußeren Handlaufs ist wesentlich kleiner als jene des inneren Handlaufs.
Bisher nicht in den Vorschriften zur Sicherheit gegen Entgleisen berücksichtigt wird die Gleisverwindung in geneigten Gleisbögen, kurz als Helixverwindung bezeichnet. Die Helixverwindung beträgt (mit Neigung , Bogenradius und Stützweite ).[104]
In Gleisbögen ist die Neigung der äußeren Schiene geringer als die der inneren. Befindet sich ein Drehgestell auf einem solchen Gleisabschnitt, wird das äußere Rad der oberen Achse entlastet und im Extremfall von der Schiene gehoben. Bei Neigungen bis 40 ‰ ist die Helixverwindung vernachlässigbar. Bei größeren Neigungen kann sie jedoch die maximalen Werte der Überhöhungsverwindung überschreiten. Bei der Überlagerung der beiden Verwindungen besteht je nach Randbedingungen ein Entgleisungsrisiko. In einigen für die Gleistrassierung verwendeten Computerprogrammen wird die Helixverwindung noch nicht berücksichtigt.[104]
Die Überlagerung von Helixverwindung und Überhöhungsverwindung ließe sich vermeiden, wenn die Überhöhungsverwindung bereits vor dem Übergangsbogenanfang eingebaut würde. Obwohl ohne Fliehkräfte im geraden Gleisabschnitt eine Überhöhung bestehen würde, wäre der Einfluss auf den Fahrkomfort gering, denn bei Bergbahnen werden wegen den niedrigen Geschwindigkeiten nur geringe Überhöhungen eingebaut.[63]
Bei einer gegebenen Neigung und einem sinnvollen Grenzwert von 2,5 oder 3 ‰ für die Helixverwindung ergibt sich ein Grenzradius in der Helix.
Im Gleisbau der Bergbahnen müsste nicht nur die Überhöhungsverwindung, sondern auch die davon unabhängige Helixverwindung beziehungsweise die Gesamtverwindung begrenzt werden. Bei bestehenden Strecken ist es jedoch kaum möglich, Neigungen oder Bogenradien großräumig anzupassen. In diesem Fall müsste die bestehende Helixverwindung in der Fahrzeugauslegung berücksichtigt werden.[63]
Beispiele für maximale Helixverwindungen in ‰[104]
Gleismagnete bei der Zahnstangeneinfahrt Stoss mit dem zugehörigen Signalschild zur Betriebsartenüberwachung bei den Appenzeller Bahnen, dahinter Neigungszeiger
Weil bei einer Überbeanspruchung der mechanischen Anhaltebremsen wegen der Erwärmung die Gefahr des Bremsversagens besteht, ist die Überwachung der Fahrgeschwindigkeit während der Talfahrt besonders wichtig. Bereits bei kleiner Überschreitung wird eine mechanische Bremse betätigt und der Zug angehalten. Auch andere für die Funktion der Bremsen wichtige Zustände werden überwacht. Eine Überbremsung durch gleichzeitige Betätigung beider mechanischen Anhaltebremsen muss verhindert werden. Bahnen mit kombiniertem Zahnrad- und Adhäsionsbetrieb sind mit einer Betriebsartenüberwachung ausgestattet. Gleismagnete oder Eurobalisen überwachen bei den Zahnstangenein- und -ausfahrten, ob der Lokomotivführer den Regimewechsel Adhäsion/Zahnrad oder umgekehrt auf dem Führertisch richtig umgestellt hat. Mit der Betriebsartenumschaltung werden auf dem Triebfahrzeug umfangreiche, zum Teil sicherheitsrelevante Funktionsänderungen vorgenommen.[93]
Die Sicherheitssteuerung, die Übergeschwindigkeitskontrolle, die Betriebsartenüberwachung oder andere technische Überwachungen können automatisch eine Schnellbremsung auslösen.
Zahnstangengleis mit Isolierstoß, auch der Zahnstangenstoß ist isoliert
Die Sicherungs- und Signalanlagen reiner Zahnradbahnen sind den örtlichen Verhältnissen angepasst und weichen von denen der Hauptbahnen oft ab. Sie sind abhängig von den zulässigen Geschwindigkeiten, der Zugdichte und den Kreuzungsstellen auf eingleisigen Strecken. Folgefahrten mehrerer Züge auf Sicht sind häufig zugelassen (vgl. Abbildung rechts im Abschnitt Vor- und Nachteile).[5] Weil Zahnstangenweichen in der Regel nicht auffahrbar sind, ist eine eindeutige Signalisierung gegen Fahrt in falschstehende Weichen sinnvoll.[105]Vorsignale sind aufgrund der geringen Geschwindigkeiten in Zahnstangenabschnitten bei ausreichender Sicht auf die Hauptsignale häufig nicht erforderlich. Der Streckenblock dient meist nur als Gegenfahrschutz. Die Gleisfreimeldung erfolgt bei neueren Anlagen meist über Achszähler[5], denn Gleisstromkreise können wegen der teilweise kleinen Achslasten der leicht gebauten Fahrzeuge und des Fehlens der Zugkraftübertragung über die Schienen unzuverlässig sein. Diese neigen deshalb zur Verschmutzung durch Schmiermittelrückstände, Blütenstaub und Falllaub. Es gibt jedoch auch reine Zahnradstrecken mit Gleisfreimeldung durch Gleisstromkreise, zum Beispiel die Zahnradbahn Štrba–Štrbské Pleso in der Hohen Tatra. Die in der Schweiz viele Jahre herrschende Skepsis gegenüber Gleisfreimeldeeinrichtungen mit Achszählern mag den lange ausgeübten Verzicht auf Sicherungsanlagen bei einigen Zahnradbahnen unterstützt haben.[105] Allerdings ist auf Zahnstangenabschnitten das Kollisionsrisiko geringer als bei Adhäsionsbahnen. Die niedrigen Geschwindigkeiten und die formschlüssige Kraftübertragung führen zu kürzeren Bremswegen und bei den oft übersichtlichen Gleisanlagen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer Fehlhandlung die Züge noch vor einem Zusammenstoß anhalten können. Der Betrieb ist zumindest bei reinen Zahnradbahnen überschaubarer, wegen des Zugfunks mit offenem statt selektivem Sprachanruf ist das Bahnpersonal über alle Betriebsabweichungen informiert.[106]
Der Folgezugbetrieb mit Fahrt auf Sicht reiner Zahnradbahnen führt zu Anpassungen bei den Signalanlagen. Weil bei der Wengernalpbahn die Signale nur die Fahrerlaubnis, nicht aber die zulässige Geschwindigkeit vorgeben, werden alle Fahrstraßen mit Fahrbegriff 1 angezeigt. Die Folgefahrten werden angelehnt an das Besetztsignal mit einem waagrechten, orangen Balken signalisiert, der im Hauptsignal integriert ist.[105]
Signalbild Halt an Signal Typ L für Folgezugbetrieb
Bei der Ausfahrt aus der Station erfasst ein Achszähler die Gesamtzahl der Achsen aller Folgezüge. Dabei wird dem Folgezug am Ausfahrsignal das Signalbild für eine Folgefahrt gezeigt. An der nächsten Station zählt wiederum ein Achszähler die eintreffenden Achsen. Erst wenn die Gesamtzahl der Achsen eingetroffen ist, kann die Erlaubnis gewechselt werden, um die Strecke für Züge der Gegenrichtung freizugeben. Dadurch entfällt die Signalisierung von Folgezügen an den Zügen selbst.[105]
Die Eurobalisen der bei der Berner Oberland-Bahn eingesetzten Zugbeeinflussung ZSI 127 sind wegen der Zahnstangen seitlich versetzt.
Mit der Zugbeeinflussung ZSI 127 besteht seit dem Jahr 2003 ein System, das die Sicherheitsbedürfnisse gemischter Adhäsions- und Zahnradbahnen abdeckt. Im Zugsicherungssystem ZSI 127 ist die Betriebsartenüberwachung Adhäsion/Zahnstange integriert und die Geschwindigkeitsüberwachung erfolgt mit einer Genauigkeit von ±1 km/h. ZSI 127 ist mit ETCS-Komponenten aufgebaut, insbesondere mit Eurobalisen, Euroloops und ETCS-Fahrzeuggeräten. Auf ein Bediengerät im Führerstand nach ETCS-Norm (Driver Machine Interface) musste verzichtet werden, weil der Platz in den engen Führerständen der Schmalspurfahrzeuge oft nicht ausreicht. Wegen der Zahnstange in Gleismitte sind die Balisen außermittig angeordnet. ZSI 127 kommt bei der Zentralbahn und bei der Berner Oberland-Bahn zum Einsatz.[107] 2013 legte das Bundesamt für Verkehr eine Weiterentwicklung des Systems ZSI 127 als Standard für alle Schweizer Schmalspurbahnen, auch für solche mit reinem Adhäsionsantrieb, fest.[108][109]
Das beleuchtete A signalisiert bei der Zugspitzbahn dem Gegenverkehr den letzten von bis zu drei Folgezügen.
Der Betrieb von Bahnen mit gemischtem Adhäsions- und Zahnradantrieb unterscheidet sich nicht grundsätzlich von reinen Adhäsionsbahnen. Allerdings sind die Vorschriften zur Zugbildung zu beachten, um die Sicherheit gegen Entgleisen zu gewährleisten.
Eine Besonderheit vieler reiner Zahnradbahnen sind Folgezugbetrieb mit Fahrt auf Sicht sowie gleichzeitige Einfahrten in einen Bahnhof. Bei Zahnradbahnen mit starkem Verkehr wurde es notwendig, Einspurstrecken mittels Streckenblock zu sichern. Gleichzeitig musste der Folgezugbetrieb aufrechterhalten bleiben, weil Zahnradbahnzüge zur Gewährleistung der Sicherheit gegen Entgleisen nur eingeschränkt gekuppelt werden dürfen. Die Sicherungsanlagen solcher Bahnen sind so konzipiert, dass in einer Richtung mehrere Züge freie Fahrt erhalten können.
Grundlage für die Sicherheit der Zahnradbahnen sind eine seriöse Wartung von Anlagen und Fahrzeugen sowie die Einhaltung der ausgereiften technischen und betrieblichen Vorschriften.
Auf der nach Eröffnung des Furka-Basistunnels nicht mehr benötigten Bergstrecke bietet die Dampfbahn Furka-Bergstrecke (DFB) seit 1992 Fahrten mit historischen Zahnrad-Fahrzeugen an. Das Personal der Bahn rekrutiert sich fast ausschließlich aus Freiwilligen.
Anhand der gut dokumentierten Schweizer Bergbahnen wird die Entwicklung der Betriebsergebnisse aufgezeigt. Die Visp-Zermatt- und die Berner Oberland-Bahn waren ausgesprochen touristische Bahnen und schütteten bis 1913 respektable Dividenden aus, die in den besten Jahren 7 bis 8 Prozent erreichten. Auch die Brünigbahn Luzern–Interlaken, die Stansstad-Engelberg-Bahn und die Aigle-Leysin-Bahn erschlossen Touristendestinationen und waren rentabel. Die anderen gemischten Zahnradbahnen der Schweiz hatten hingegen bereits vor dem Ersten Weltkrieg zeitweise oder dauernd finanzielle Probleme. Die Bex-Villars-Bretaye- und die 1967 eingestellte Leuk-Leukerbad-Bahn waren auf die Zuschüsse ihrer bahneigenen Elektrizitätswerke angewiesen.[110]
Ab 1914 verschlechterte sich die Finanzlage aller Bahnen rapide. Der Betrieb wurde defizitär und erholte sich auch in den 1920er Jahren nicht. Die Bilanz vieler Bahnen musste saniert werden, wobei namhafte Teile des Aktienkapitalsabgeschrieben wurde. Die 1915 in Betrieb genommene Brig-Furka-Disentis-Bahn war stets in finanzieller Schieflage und geriet 1924 in Konkurs. Ihrer Nachfolgerin, der Furka-Oberalp-Bahn, wurde auch militärische Bedeutung beigemessen. Aber finanziell sah es auch nach der Sanierung von 1925 nie gut mit ihr aus.[110]
Heute sind in der Schweiz die gemischten Zahnradbahnen wie die anderen Bahnen des regionalen Personenverkehrs auf Abgeltungen angewiesen. Lediglich die zu den autofreien Touristenorten Zermatt und Wengen führenden Bahnen BVZ und WAB würden auch ohne Zuschüsse Gewinne erwirtschaften.[111] In Deutschland ist die Wendelsteinbahn auf Ausgleichszahlungen angewiesen. Die dem Gemeindewerk Garmisch-Partenkirchen angegliederte Bayerische Zugspitzbahn erwirtschaftet dank der touristisch geprägten Bergstrecke kleinere Gewinne.[112] Durch Fusionen können Synergien genutzt und Kosten gespart werden. Seit 1999 verkehren vier Westschweizer Meterspurbahnen unter dem Dach der Transports Publics du Chablais. Die 2003 entstandene Matterhorn-Gotthard-Bahn verkehrt auf einem Streckennetz von 144 km; die 2005 gebildete Zentralbahn hat 98 km Länge. Die seit dem Jahr 2006 bestehenden Appenzeller Bahnen betreiben Zahnradbahnen mit drei unterschiedlichen Spurweiten.
Die Vitznau-Rigi-Bahn erzielte im 19. Jahrhundert äußerst erfolgreiche Betriebsergebnisse.Die Pilatusbahn ist nicht nur die steilste Zahnradbahn, ihr Betreiber erzielt auch die beste Rendite.
Die Baukosten der von 1871 bis 1912 erstellten reinen Zahnradbahnen wurden zwar meist zu niedrig angesetzt, aber die Frequenzzahlen übertrafen die Erwartungen. Bis zur Jahrhundertwende war die Rendite im Allgemeinen gut.[113] Außerordentlich erfolgreich war die Vitznau-Rigi-Bahn, die von 1871 bis 1890 eine jährliche Rendite von durchschnittlich rund 13 Prozent erzielte.[110]
Die durch weitere Neubauten entstandene Konkurrenz verminderte die Gewinne.[113] Die Arth-Rigi-Bahn konnte nicht an den finanziellen Erfolg der Vitznau-Rigi-Bahn anknüpfen; Dividenden gab es praktisch keine. Die Generoso-, die Brienz-Rothorn- und die Brunnen-Morschach-Bahn standen finanziell bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs stets knapp am Abgrund. Die Rorschach-Heiden-Bergbahn überstand die Kriegs- und Krisenjahre nur dank des Güterverkehrs vergleichsweise gut. Die Pilatus-, die Gornergrat- und die Jungfraubahn waren gemessen am Fahrpreis pro Kilometer die teuersten Bahnen der Schweiz. Wegen ihrer im Vergleich zu den damaligen Einkommen exorbitanten Fahrpreise konnten die beiden erstgenannten Bahnen bis 1913 alljährlich Dividenden von 4 bis 7 Prozent des Aktienkapitals ausschütten. Die Zinslasten der extrem hohen Baukosten der Jungfraubahn ermöglichten nur bescheidene Dividenden. Die zusätzlichen Investitionen vieler Bahnen für die elektrische Traktion widerspiegeln den Optimismus, der vor dem Ersten Weltkrieg in der Tourismusbranche noch vorherrschte.[110]
Die beiden Weltkriege und die Krisen dazwischen trafen die Tourismusbahnen mit aller Härte[113] ; die Betriebsergebnisse rutschten tief in die roten Zahlen.[110] In Österreich mussten die Kahlenbergbahn und die Gaisbergbahn bereits nach dem Ersten Weltkrieg aufgeben, in der Schweiz war der Personenverkehr der Brienz-Rothorn-Bahn eingestellt. Ein Hoffnungsschimmer war der aufkommende Wintersport, der die Passagierzahlen ansteigen ließ, aber Ausbauten für den Winterbetrieb erforderte.[113] Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten in Deutschland die Petersbergbahn und die Barmer Bergbahn den Betrieb einstellen, die Niederwaldbahn wurde durch eine Gondelbahn ersetzt.
Heute ist die finanzielle Lage der einzelnen Unternehmungen unterschiedlich. Die Pilatus-Bahnen erzielten 2011 bis 2016 einen durchschnittlichen Cashflow von 6,6 Prozent, die Jungfraubahn-Gruppe von 6,2 Prozent.[114] Die Jungfraubahn profitiert von den mehrheitlich aus Asien stammenden Fahrgästen, die auch bei schlechtem Wetter auf das Jungfraujoch fahren.[115] Die anderen Bahnen, auch in Deutschland und Österreich, erzielen einen geringen oder gar keinen Gewinn. Um die Jahrtausendwende wurde geprüft, die Arth-Rigi-Bahn und einen Teil der Wengernalpbahn durch kostengünstigere Luftseilbahnen zu ersetzen.[110]
Trotz des erheblichen Risikopotenzials wegen der großen Gefälle sind Zahnradbahnen heute ein sehr sicheres Verkehrsmittel. In der Vergangenheit kam es zu einigen schweren Unfällen mit mehreren Todesopfern. 1883 entgleiste bei der Werkbahn in Salgótarján (Ungarn) ein zurückrollender Kohlenzug, weil die Zähne des Triebzahnrads der Lokomotive eines bergwärts fahrenden Zugs brachen.[116] 1907 entgleiste bei der Brohltalbahn ein talwärts fahrender Güterzug mit Personenbeförderung und stürzte einen Bahndamm hinab. 1958 forderte der auf einen Bedienungsfehler des Lokomotivpersonals zurückzuführende Eisenbahnunfall vom Drachenfels 18 Todesopfer. 1964 entgleiste ein talwärts fahrender Zug der Rittner Bahn in Südtirol wegen mangelhafter Wartung von Oberbau und Fahrzeugen.[117] 1967 entgleiste die Lokomotive eines talwärts fahrenden Zuges der Mount Washington Cog Railway und kippte zur Seite, worauf der vollbesetzte Vorstellwagen ungebremst bis zur Entgleisung weiterfuhr.[118]
1804 hatte Richard Trevithick die erste Dampflokomotive der Welt für die Merthyr Tramroad der Pen-y-Darren Eisenhütte in der Nähe von Merthyr Tydfil in Wales, Großbritannien, gebaut. Diese Lokomotive war aber zu schwer für die gusseisernen Schienen, die für von Pferdegespannen gezogene Wagen ausgelegt waren. Da die Schienen immer wieder brachen, wurde der Betrieb nach wenigen Monaten eingestellt.
Nachgefertigtes Zahnrad der „Salamanca“
Blenkinsops „Salamanca“ mit Zahnrad außerhalb der Schienen
Zahnstange System Blenkinsop
1811 erhielt John Blenkinsop in England das Patent Nummer 3431 für seine Erfindung, Dampflokomotiven über Zahnräder anzutreiben, die in außerhalb, parallel zur Schiene angebrachten Zahnstangen eingriffen. Die erste Zahnradbahn der Welt wurde von ihm nicht zum Überwinden großer Neigung konstruiert, sondern führte als Industriebahnvon der Kohlenzeche in Middleton nach Leeds in England. Sie nahm ihren Betrieb am 12. August 1812 auf.
1814 baute George Stephenson die Lokomotive Blücher für die Killingworth-Kohlenzeche, die Stahlräder mit Spurkranz hatte und auf Stahlschienen den Vortrieb allein durch Adhäsion erzielte. Dieses System setzte sich von nun an allgemein durch.
Zahnstange System Cathcart
1848 wurde eine 60 ‰ steile Strecke der Madison & Indianapolis Railroad in Betrieb genommen, für die der Amerikaner Andrew Cathcart eine gusseiserne Lamellenzahnstange und eine entsprechende Lokomotive entwickelte. Die Zahnstange von Cathcart war in der Gleismitte verlegt und nahm die heute übliche Lamellenzahnstange bereits vorweg. Die Anlage bewährte sich zwanzig Jahre lang, bis solche Neigungen mit gewöhnlichen Lokomotiven überwunden werden konnten. 1868 wurde die Strecke mit einer besonders dafür konstruierten Lokomotive auf Adhäsionsbetrieb umgestellt.[119]
Das Prinzip des Zahnradantriebs wurde wieder aufgegriffen, als in den 1860er Jahren die Natur touristisch erschlossen wurde und Eisenbahnen Berge erklimmen sollten.
Der aus dem Elsass stammende Niklaus Riggenbach erhielt 1863 in Frankreich ein erstes Patent für seine Zahnradbahn. Die Erfindung führte er zurück auf seine Erfahrung als technischer Leiter der Hauensteinlinie mit 26 ‰ Neigung, wo selbst mit Sandstreueinrichtungen das Schleudern der Triebräder nicht immer verhindert werden konnte. 1869 erfuhr er, dass Marsh eine Zahnradbahn auf den Mount Washington baute.[120] Die von Riggenbach projektierte Rigibahn wurde am 21. Mai 1871 eröffnet und ist die erste Bergbahn mit Zahnradantrieb Europas. Sie führt in der Schweiz mit einer maximalen Neigung von 250 ‰ von Vitznau am Vierwaldstättersee auf die Rigi. Die Bahn endete zunächst an der Luzerner Kantonsgrenze, da die Konzessionen damals von den Kantonen erteilt wurden. Erst zwei Jahre später erreichte sie den heutigen Endpunkt Rigi Kulm. Riggenbach ging es beim Bau der Rigibahn auch darum, Vorteile der Zahnradbahn gegenüber Adhäsionsbahnen aufzuzeigen. Seine Vorschläge, Alpentransversalen wie die geplante Gotthardbahn als Zahnradbahn zu bauen, erwiesen sich jedoch als Fehlkalkulation.[113] Die ebenfalls von Riggenbach konstruierte Werkbahn zum Steinbruch Ostermundigen wurde am 6. Oktober 1871 eröffnet. Ihr Betriebsbeginn ist jedoch umstritten.[22]
Die Kahlenbergbahn war die erste Zahnradbahn Österreichs.
Der Rigibahn war ein durchschlagender technischer und kommerzieller Erfolg beschieden. Sie leitete zu Beginn der 1880er Jahre einen Aufschwung im Bau von Zahnradbahnen ein. Die ersten Zahnradbahnen in Österreich-Ungarn waren die am 7. März 1874 eröffnete Kahlenbergbahn bei Wien und die Schwabenbergbahn in Budapest, die am 24. Juni 1874 den Betrieb aufnahm. Als erste Zahnradbahn mit nicht-touristischem Personenverkehr wurde am 6. September 1875 die Rorschach-Heiden-Bergbahn in der Ostschweiz dem Verkehr übergeben.
Bis zur Zeit des Ersten Weltkrieges wurden insgesamt mehr als hundert Zahnradbahnen in Betrieb genommenen, die sich mehrheitlich in Europa befanden. Die weltweit steilste Zahnradbahn ist mit einer maximalen Neigung von 480 ‰ die 1889 eröffnete Pilatusbahn, die vom Ufer des Vierwaldstättersees auf den Pilatus führt. Für diese Bahn entwickelte Eduard Locher ein spezielles, nach ihm benanntes Zahnradsystem.
Die ersten Zahnradbahnen wurden ausschließlich mit Dampflokomotiven betrieben. Im Verlaufe der 1890er Jahre kam es zur Einführung der elektrischen Traktion, die rasch an Bedeutung gewann. Nach dem Ersten Weltkrieg trat ein Rückgang der Zahl der Zahnradbahnen ein, weil der Zahnradbetrieb durch Adhäsionsantrieb ersetzt oder der Verkehr eingestellt wurde. Viele ursprünglich mit Dampf betriebene Bahnen wurden elektrifiziert, bei einigen wurden die Dampfloks durch Dieseltriebfahrzeuge ersetzt oder ergänzt. Durch die im Laufe der Jahre erfolgte Erneuerung des Rollmaterials wurden Leistungsfähigkeit und Attraktivität der modernisierten Zahnradbahnen gesteigert, wie einige Beispiele zeigen:
Im 20. Jahrhundert sind neue Zahnradstrecken entstanden durch den Umbau und die Erweiterung von Standseilbahnen, wie die Zahnradbahn Lausanne–Ouchy, der Dolderbahn in Zürich oder eine Tunnelstrecke in Lyon, die heute in das Netz der städtischen Métro integriert ist. 1987 wurde in Australien die Perisher zur Erschließung eines Skigebiets dem Verkehr übergeben. Im Jahr 1990 wurde in Japan wegen des Baus eines Staudamms ein Abschnitt der bisher als reine Adhäsionsbahn betriebenen Ikawa-Linie verlegt und mit Zahnstange versehen.
Schon seit den 1920er Jahren wurden viele Strecken mit Zahnstangenabschnitten mit Neigungen bis etwa 70 ‰ auf reinen Adhäsionsbetrieb umgestellt. Möglich wurde es durch Fortschritte im Lokomotivbau, höhere Achslasten aufgrund von stabilerem Oberbau und dem flächendeckenden Einsatz der durchgehenden, selbsttätigen und mehrlösigen Druckluftbremsen. Pionierleistungen auf diesem Gebiet erbrachte die Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn mit ihrer Strecke Blankenburg–Tanne (seinerzeit „Harzbahn“, später Rübelandbahn genannt). Auch als Gruben- und Industriebahnen existieren keine Zahnradbahnen mehr. Sie wurden durch Förderbänder und gleislose Förderung abgelöst.[5]
Die Zentralbahn (zb) führte 2024 im 105 ‰ steilen Tunnel Engelberg und auf der 120 ‰ steilen Brünigbahn Versuchsfahrten durch mit dem Ziel, Zahnradbremsen durch Magnetschienenbremsen zu ersetzen. Nachdem jeweils der Adhäsionstriebwagen Be 4/4 der Aare Seeland mobil den Zahnstangenabschnitt hinaufgeschoben worden war, fanden Bremsversuche aus verschiedenen Geschwindigkeiten statt. Das Konzept beruht auf einer Fahrgeschwindigkeit von 40 km/h bei der Talfahrt, wobei der Triebwagen bis zum Einsetzen der Bremswirkung der Magnetschienenbremse von 49 km/h erreichte. Nachteilig bei der Magnetschienenbremse ist der große Verschleiß an Magneten und Schienen, weshalb sie nur bei ungenügender Wirkung der Druckluftbremse verwendet werden soll.[121]
Der Verzicht auf den Zahnradantrieb birgt ein großes Sparpotenzial. Die Zahnradausrüstung eines dreiteiligen Fink-Triebzuges kostete die zb im Jahr 2022 2,5 Millionen Franken. Wenn der geplante Grimseltunnel gebaut wird, wird das Streckennetz der zb mit dem der Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) verbunden. Die Zahnstangensysteme der beiden Bahnen sind jedoch nicht kompatibel.[121] Die zb verwendet das System Riggenbach, bei der MGB kommt das System Abt zum Einsatz.[122]
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↑ abEingriffslinie und ZahnkräfteDie Zahnflanken befinden sich nicht senkrecht zur Richtung der zu übertragenden Kraft (Eingriffslinie). Der Kraftanteil in Richtung der Zahnflanken kann wegen deren Schmierung durch Kraftschluss nicht kompensiert werden. Ein Aufsteigen des Zahnrads aus der -stange wegen der Auftriebskraft (Herausdrängen aus ihr) wird durch die Gewichtskraft des Fahrzeugs vermieden. Deren Anteil in Richtung der Flanken ist umso kleiner, je größer die Steigung der Fahrbahn ist. Ab einer bestimmten Streckenneigung reicht dieser Anteil nicht mehr aus, um das Aufsteigen zu verhindern.
↑ abDer Begriff „Aufsteigen“ wird zweifach benutzt: 1. Die Flanken der Zahnstangen sind schräg, weshalb die übertragene, parallel zur Fahrtrichtung wirkende Kraft eine Komponente in Flankenrichtung hat. Bei nicht ausreichend hoher Gegenkraft durch das Fahrzeuggewicht rutschen die Zähne des Zahnrades aus der Zahnstange heraus. Zusammen mit dem Zahnrad wird das Fahrzeug angehoben. 2. Die Köpfe der Zähne treffen aufeinander und rollen aufeinander ab.
↑Synchronität: Die Drehgeschwindigkeit der Zahnräder muss auf ihrem Teilkreis gleich der Fahrgeschwindigkeit sein.
↑Konphaser Zustand: Die relative Lage der Räder zur Zahnstange muss so sein, dass die Radzähne die Zahnstangenlücken treffen.
↑Das System Locher kommt nur bei der Pilatusbahn, die als reine Zahnradbahn ohne Zahnstangeneinfahrten betrieben wird.
↑Z. B. Fink und Adler der Zentralbahn oder Komet der Matterhorn-Gotthard-Bahn