„Geschichte von Frankfurt am Main“ – Versionsunterschied
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[[Datei:DEU Frankfurt am Main COA.svg|100px|rechts|Wappen der Stadt Frankfurt am Main]] |
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[[Datei:Mk Frankfurt Merian Stadtansicht.jpg|mini|hochkant=1.7|Frankfurt von Südwesten, etwa 1617/18 (Ausschnitt eines [[Kupferstich]]s von [[Matthäus Merian|Matthäus Merian dem Älteren]])]] |
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[[Datei:Frankfurt Am Main-Johann Baptist Homann-Abbildung der keyserlichen Freyen Reichs Wahl und Handelsstatt Franckfurt am Mayn mit ihrem Gebiet.jpg|mini|hochkant=1.7|Stadtgebiet und Landwehr, zwischen 1712 und 1714 (Kupferstich von [[Johann Baptist Homann]], Gebietsgrenzen korrigiert nach [[Friedrich Bothe (Historiker)|Friedrich Bothe]])]] |
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[[Bild:Karte Frankfurt Land (um 1700).jpg|thumb|350px|Frankfurt mit Stadtmauer und Landwehr (historische Karte um 1695)]] |
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Die Geschichte [[Frankfurt am Main|Frankfurts]] ist die Geschichte der Entwicklung von einer Kaiserpfalz zur Bankenmetropole Europas. Die Geschichte eines Hügels am Mainufer an einer Furt, der sich zur ''kleinsten Metropole der Welt'' (wie die amtierenden Ratsleute sie gerne selbst bezeichnen) entwickelte. Die Spitze des [[Frankfurter Dom|Domturmes]] markiert die geographische Lage der Stadt bei genau 50° 6' 42,5" Nord und 8° 41' 9,4" Ost; wobei diese exakten Zahlen keinen Aufschluss über die wechselvolle Historie jener Stadt geben, die oft im Zentrum deutscher und europäischer Geschichte stand, ohne jemals ''echte'' Hauptstadt gewesen zu sein. Dennoch wird Frankfurt am Main oft in deutschen Medien als Hauptstadt bezeichnet: ''Hauptstadt des Verbrechens'' und ''Finanzhauptstadt''; ''Bankfurt'' oder ''Mainhattan''. |
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Die '''Geschichte von Frankfurt am Main''' ist die Geschichte der Entwicklung von einer [[Königspfalz|Kaiserpfalz]] zu einer der [[Finanzplatz Frankfurt am Main|Bankenmetropolen]] Europas. Den Anfang markierten eine Main[[furt]] und der [[Kaiserdom St. Bartholomäus|Domhügel]] einschließlich des heutigen [[Römerberg (Frankfurt am Main)|Römerbergs]], später stand Frankfurt oft im Zentrum deutscher und europäischer Geschichte. |
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== Frühzeit == |
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== Frühgeschichte == |
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An der Stelle der heutigen [[Frankfurt am Main|Frankfurter]] [[Frankfurt-Altstadt|Altstadt]] war ursprünglich eine [[Sumpf|sumpfige]], von zahlreichen Armen des [[Main]]s durchzogene [[Niederung]]. Sie wurde deshalb später als die oberhalb liegende [[Hochebene]] bebaut. Die [[Römerstraße]]n von [[Mainz]] ([[Moguntiacum]]) nach [[Heddernheim]] (Nida), der [[Saalburg]], [[Friedberg (Hessen)|Friedberg]] und den Grenzbefestigungen am [[Odenwald]] und [[Spessart (Mittelgebirge)|Spessart]] umgingen dieses Gebiet. Zahlreiche [[Flur (Gelände)|Flurnamen]] belegen noch heute, dass die Niederung auf beiden Seiten des Flusses mit [[Wald]] bedeckt war. |
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[[Datei:Frankfurt Am Main-Archaeologischer Garten-Ansicht vom Domturm-20110925.jpg|mini|Blick vom Domturm auf die Reste römischer und frühmittelalterlicher Fundamente am Domhügel (2011)]] |
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{{Siehe auch|Römische Niederlassung auf dem Frankfurter Domhügel}} |
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An der Stelle der heutigen [[Frankfurt am Main|Frankfurter]] [[Frankfurt-Altstadt|Altstadt]] war ursprünglich eine [[sumpf]]ige, von zahlreichen Armen des [[Main]]s durchzogene [[Niederung]]. Sie wurde deshalb später als die oberhalb liegende [[Hochebene]] bebaut. Die [[Römerstraße]], die im [[Mittelalter]] so genannte [[Elisabethenstraße]], von [[Mainz]] ([[Mogontiacum]]) über [[Frankfurt-Heddernheim|Heddernheim]] ([[Nida (römische Stadt)|Nida]]) nach [[Friedberg (Hessen)|Friedberg]] umging dieses Gebiet. Eine Römerstraße vom [[Römisches Reich|römischen]] Hauptort [[Nida (römische Stadt)|Nida]] (''[[civitas Taunensium]]'' heute [[Frankfurt-Heddernheim|Heddernheim]]) führte bereits in römischer Zeit über die Mainfurt zum südmainischen [[Civitas]]-Hauptort [[Dieburg]] und nach [[Groß-Gerau]], wo sich eine wichtige Kreuzung mit Anschluss an die rechtsrheinische Römerstraße befand. Zahlreiche [[Flur (Gelände)|Flurnamen]] belegen noch heute, dass die Niederung auf beiden Seiten des Flusses mit Wald bedeckt war. |
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Der älteste Teil der Frankfurter Altstadt ist der [[Frankfurter Dom|Dom]]hügel (einschließlich des heutigen [[Römerberg]]s), der als Insel aus den Seitenarmen des Mains und der Sumpflandschaft herausragte. Nur von Westen war er trockenen Fußes zu erreichen. Er liegt nahe an einer [[Furt]], die schon sehr früh der Überquerung des Flusses diente und deshalb von wirtschaftlicher und militärischer Bedeutung war. |
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Der älteste Teil der Frankfurter [[Frankfurt-Altstadt|Altstadt]] ist der [[Kaiserdom St. Bartholomäus|Domhügel]] (einschließlich des heutigen [[Römerberg (Frankfurt am Main)|Römerbergs]]), der als Insel aus den Seitenarmen des Mains und der Sumpflandschaft herausragte. Nur von Westen war er trockenen Fußes zu erreichen. Er liegt nahe an einer [[Furt]], die schon sehr früh der Überquerung des Flusses diente und deshalb von wirtschaftlicher und militärischer Bedeutung war. |
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[[Archäologie|Archäologische]] Funde auf dem Domhügel reichen bis in die [[Jungsteinzeit]] zurück. Nachgewiesen ist eine erste [[Besiedlung]] und Bebauung aber erst für die Römerzeit. Man geht davon aus, dass die römische Besiedelung des Domhügels im letzten Viertel des [[1. Jahrhundert|1. nachchristlichen Jahrhunderts]] begann; so fand man Überreste eines römischen Bades, das zu einer größeren Anlage, wohl einem [[Kastell]], gehört haben dürfte. Vermutlich wurde die militärische Stellung aber schon im Laufe des [[2. Jahrhundert]]s wieder aufgegeben und durch eine [[Villa]], ein römisches Gutshaus, ersetzt. Archäologisch erschlossen wurden außerdem einige Wirtschaftsgebäude. Ein ähnlicher Gebäudekomplex entstand auf dem Gelände des heutigen Günthersburgparks in [[Frankfurt-Bornheim]]. |
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[[Archäologie|Archäologische]] Funde auf dem Domhügel reichen bis in die [[Jungsteinzeit]] zurück. Nachgewiesen ist eine erste [[Besiedlung]] und Bebauung aber erst für die Römerzeit. Man geht davon aus, dass die römische Besiedelung des Domhügels im letzten Viertel des ersten nachchristlichen Jahrhunderts begann; so fand man Überreste eines römischen Bades, das zu einer größeren Anlage, wohl einem [[Römisches Militärlager|Kastell]], gehört haben dürfte. Vermutlich wurde die militärische Stellung aber schon im Laufe des 2. Jahrhunderts wieder aufgegeben und durch eine [[Villa]], ein römisches Gutshaus, ersetzt. Archäologisch erschlossen wurden außerdem einige Wirtschaftsgebäude. |
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Mit der Rücknahme der römischen Grenze auf den [[Rhein]] in den Jahren [[259]]/[[260]] ist die römische Geschichte Frankfurts beendet. |
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[[Römisches Reich|Römische Gutshöfe]] ''([[Villa rustica|villae rusticae]])'' befanden sich am [[Frankfurt-Bockenheim|Bockenheimer]] Friedhof, am Portal des [[Hauptfriedhof (Frankfurt am Main)|Hauptfriedhofs]], am [[Frankfurt-Rebstock|Rebstock]] (Straße „Am Römerhof“), nahe dem Gelände des heutigen [[Günthersburgpark]]s im [[Frankfurt-Nordend|Nordend]] und möglicherweise im [[Riederwald]] nahe dem mittelalterlichen Gutshof Riederhof. Mit der Rücknahme der römischen Grenze auf den [[Rhein]] in den Jahren 259/260 scheint die römische Geschichte in Frankfurt beendet. |
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== Mittelalter == |
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Aus der Endphase des römischen Nida stammt ein bedeutender archäologischer Fund, der 2018 auf einem Gräberfeld im Stadtteil [[Frankfurt-Praunheim|Praunheim]] gemacht wurde: Das silberne [[Amulett]] stammt aus einem Männergrab und trägt einen eingravierten Text, die [[Frankfurter Silberinschrift]], das früheste Zeugnis des [[Christentum]]s nördlich der Alpen.<ref>[https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/frankfurter-silberinschrift-aeltestes-christliches-zeugnis-noerdlich-der-alpen-gefunden/ ''„Frankfurter Silberinschrift“ – Ältestes christliches Zeugnis nördlich der Alpen gefunden.''] Pressemitteilung der Goethe-Universität Frankfurt am Main vom 12. Dezember 2024, abgerufen am 22. Januar 2025.</ref> |
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== Mittelalter == |
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=== Frühmittelalter === |
=== Frühmittelalter === |
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[[Datei:Karl der Grosse vor dem Historischen Museum Frankfurt.jpg|links|mini|hochkant|Historisierende Statue [[Karl der Große|Karls des Großen]] in Frankfurt]] |
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[[Datei:Briefliche Erwaehnung Frankfurt am Main.jpg|mini|hochkant|Erwähnung Frankfurts im ''Libellus sacrosyllabus'', der von Paulinus von Aquileia auf der Synode von 794 vorgelegt worden war (clm 14468, fol. 42r-42v)]] |
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Frankfurt wird erst [[793]] urkundlich genannt, kommt aber schon [[794]] als namhafter Ort in einem Brief vor, den der Kaiser an den Bischof von Toledo schrieb und in dem er vermerkt: ''„in loco celebri, qui dicitur Franconofurd“'' also an ''„jenem bekannten (berühmten?) Ort, der Frankfurt genannt wird“''. |
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Frankfurt wird erstmals in einer am 22. Februar 794 ''super fluvium Moin in loco nuncupante Franconofurd'' (= „Am Fluß Main in dem Frankfurt genannten Ort“) datierten Urkunde erwähnt, mit der [[Karl der Große]] dem [[Kloster Sankt Emmeram]] zu Regensburg einige Äcker und Wiesen schenkte.<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Johann Friedrich Böhmer]], Friedrich Lau |Titel=Codex diplomaticus Moeno-Francofurtanus. |TitelErg=Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt |Band=1 (794–1314) |Verlag=J. Baer |Ort=Frankfurt am Main |Datum=1901 |Seiten=1 |Online=https://archive.org/details/codexdiplomatic00nathgoog |Abruf=2016-06-27}}</ref> Karl der Große war nach Weihnachten 793 aus [[Würzburg]] nach Frankfurt gekommen, wo sich seit der [[Merowinger|späten Merowingerzeit]] des 7. Jahrhunderts auf dem Domhügel ein Königshof befand. 1992 wurde bei Ausgrabungen im Dom das reich ausgestattete Grab eines Mädchens aus hohem fränkischem Adel gefunden, das zu Beginn des 8. Jahrhunderts beigesetzt wurde. |
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Offenbar war als das Gebiet des Domhügels auch in [[Merowinger|merowingischer]] Zeit (und womöglich schon seit Aufgabe durch die Römer) durchgehend besiedelt. So wurde [[1992]] bei Ausgrabungen im Dom das reich ausgestattete Grab eines Mädchens gefunden, das in die späte Merowingerzeit des [[7. Jahrhundert]]s datiert wird. |
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Im Juni 794 versammelte Karl die Bischöfe des [[Franken (Volk)|Frankenreichs]] zur [[Synode von Frankfurt 794|Synode von Frankfurt]], auf der der [[Adoptianismus]] verdammt und der [[Bilderverehrung|Bilderdienst]] verworfen wurde. In der Einleitung des ''Libellus sacrosyllabus'', eines Gutachtens, das [[Paulinus II. von Aquileia|Paulinus von Aquileia]] der Synode vorlegte, vermerkt er über den Tagungsort: |
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{{Zitat |
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Nach dem [[Vertrag von Verdun]] ([[843]]) wurde Frankfurt sozusagen die Hauptstadt des [[Ostfrankenreich|ostfränkischen Reichs]] und wurde daher auch ''Principalis sedes regni orientalis'' genannt. Das häufige Verweilen der [[Kaiser]] und [[König]]e in Frankfurt, die wiederholt hier gehaltenen [[Reichstag (HRR)|Reichstag]]e und Kirchenversammlungen, die Errichtung eines [[Stift (Kirche)|geistlichen Stifts]] und zahlreiche Schenkungen an die dortige Kirche förderten das städtische Gemeinwesen nachhaltig. Auch als die deutschen Kaiser keine beständige Residenz mehr hatten, blieb Frankfurt kaiserliches [[Kammergut]] und [[Hauptort]] von Ostfranken. |
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|Text=habito in suburbanis Moguntiae metropolitane civitatis, in regione Germaniae, in loco celebri, qui dicitur Franconofurd |
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|Sprache=la |
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|Autor=Paulinus von Aquileia |
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|Quelle=Libellus sacrosyllabus |
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|Übersetzung=Ich lebe in der Metropolregion der Stadt Mainz, in der Region Germania, an einem bedeutenden Ort der Frankfurt genannt wird. |
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|ref=<ref>Libellus sacrosyllabus</ref>}} |
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Frankfurt war damals also ein bedeutender Ort in der Gegend von Mainz. |
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Am 10. August 794 starb [[Fastrada]], Karls vierte Ehefrau, in Frankfurt. Er verließ den Ort und kehrte zu seinen Lebzeiten niemals zurück. [[Ludwig der Fromme]], sein Sohn, wählte Frankfurt zum Wohnsitz, erweiterte den Königshof zur [[Königspfalz Frankfurt]], ließ einen noch größeren Palast erbauen und umgab die Stadt 838 mit Mauern und Gräben. Die Überreste der herrscherlichen Pfalz sind konserviert und als [[Kaiserpfalz Franconofurd]] museal zugänglich. Nach dem [[Vertrag von Verdun]] (843) wurde Frankfurt zeitweise zu einem der Hauptorte des [[Ostfrankenreich|ostfränkischen Reichs]] und wurde daher auch ''principalis sedes regni orientalis'' genannt. Das häufige Verweilen der [[Römisch-deutscher Kaiser|Kaiser]] und [[Römisch-deutscher König|Könige]] in Frankfurt, die wiederholt hier gehaltenen [[Reichstag (Heiliges Römisches Reich)|Reichstage]] und Kirchenversammlungen, die Errichtung eines [[Stift (Kirche)|geistlichen Stifts]] und zahlreiche Schenkungen an die dortige Kirche förderten den Ort nachhaltig. |
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Ein städtisches Gemeinwesen entstand jedoch lange Zeit nicht; noch im Jahr 1146 wird Frankfurt in einer Quelle als „Dörfchen“ (''viculus'') bezeichnet und zum Territorium von Mainz gerechnet. Trotzdem existierte zu diesem Zeitpunkt bereits eine erhebliche Bevölkerung aus Handwerkern und Händlern, der es im Laufe des vorangegangenen Jahrhunderts gelungen war, weite Teile des Domhügels zu übernehmen. Die dortige Kaiserpfalz war wohl in den 1020er Jahren abgebrannt und das [[Salier|salische Herrscherhaus]] zeigte – möglicherweise auch deshalb – in der Folgezeit nur wenig Interesse an Frankfurt. Als die nachfolgende Dynastie der [[Staufer]] (ab 1138) wieder eine stärkere Präsenz in Frankfurt zeigte, war das Areal der Karolingerpfalz auf dem Domhügel bereits neu parzelliert und entwickelte sich zum Kern der Stadtgemeinde Frankfurt. Als staufische Residenz diente stattdessen möglicherweise der [[Saalhof]] südwestlich des Domhügels. Auch als die römisch-deutschen Kaiser des Mittelalters keine beständige [[Residenzstadt|Residenz]] mehr vor Ort hatten, blieb Frankfurt kaiserliches [[Kammergut]] und Sitz eines [[Fiscus]], also einer herrscherlichen Domäne, die für die Versorgung des Hauptortes zuständig war und durch den Frankfurter [[Reichsvogt]] (später [[Schultheiß|Reichsschultheiß]]) verwaltet wurde.<ref>Zu diesem Absatz: [[Wolfgang Klötzer]]: ''794. Karl der Große und Frankfurt am Main. Grundlage der Stadtentwicklung.'' In: ''[[Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst]].'' Band 63, 1997, S. 5–14, hier S. 11–12.</ref> |
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=== Hochmittelalter === |
=== Hochmittelalter === |
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[[Datei:Frankfurt Am Main-Stadtbefestigung-Staufenmauer-Gegenwart.jpg|mini|Erhaltene Reste der Staufenmauer]] |
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[[Bild:Staufenmauer.jpg|thumb|erhaltene Reste der Staufenmauer]]Ein gleichzeitig weltliches und kirchliches Ereignis ließ Frankfurt nach einer weniger bedeutenden Stadtepoche unter den salischen und sächsischen Kaisern wieder in den Mittelpunkt rücken. [[Bernard von Clairvaux]] rief 1147 von der Pfalzkapelle (der heutigen [[Alte Nikolaikirche Frankfurt|Nikolaikirche]]) in einer aufwühlenden Predigt den [[Staufer]] [[Konrad III. (HRR)|Konrad III.]] zur Teilnahme am [[Zweiter Kreuzzug|zweiten Kreuzzug]] auf. Bevor dieser nach Jerusalem aufbrach, ließ er auf dem Frankfurter Hoftag seinen 10jährigen Sohn zum Nachfolger wählen, der aber noch vor seinem Vater starb. Deshalb wurde fünf Jahre später abermals in Frankfurt gewählt. Nachdem dann Kaiser [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich I.]] [[1152]] hier ''auf den Schild gehoben'' wurde, wurde die Stadt durch diesen Brauch zur Wahlstadt der deutschen Könige. |
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[[Datei:Leben in Frankfurt am Main im Mittelalter (CC BY 4.0).webm|mini|Frankfurt am Main im Mittelalter]] |
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[[Datei:Ausschnitt 2 Abt 1A1 Nr 003.tif|220px|mini|Erwähnung von ''Franchenevvrt'' in der [[Urkunde von 1074 für Worms|Urkunde vom 18. Januar 1074]] König [[Heinrich IV. (HRR)|Heinrich IV.]]]] |
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Ein gleichzeitig weltliches und kirchliches Ereignis ließ Frankfurt nach einer weniger bedeutenden Stadtepoche unter den salischen Kaisern wieder in den Mittelpunkt rücken. [[Bernhard von Clairvaux]] rief 1147 von der Pfalzkapelle (der heutigen [[Alte Nikolaikirche|Alten Nikolaikirche]]) in einer aufwühlenden Predigt den [[Staufer]] [[Konrad III. (HRR)|Konrad III.]] zur Teilnahme am [[Zweiter Kreuzzug|zweiten Kreuzzug]] auf. Bevor dieser nach [[Jerusalem]] aufbrach, ließ er auf dem Frankfurter Hoftag seinen 10-jährigen Sohn zum Nachfolger wählen, der aber noch vor seinem Vater starb. Deshalb wurde fünf Jahre später abermals in Frankfurt gewählt. Nachdem dann der spätere Kaiser [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich I.]] 1152 hier „auf den Schild gehoben“ wurde, wurde die Stadt durch diesen Brauch zur Wahlstadt der deutschen Könige. |
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Unter den Stauferkaisern erlebte Frankfurt einen Aufschwung und starkes Wachstum. Um [[1180]] wurde das Stadtgebiet stark erweitert; die neue Grenze bildete die [[Staufermauer]], die das Gebiet der heutigen [[Frankfurt-Altstadt|Altstadt]] umgab. |
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Unter den Stauferkaisern erlebte Frankfurt, das um 1140 erstmals als „[[Oppidum#Mittelalter|oppidum]]“ (städtischer Marktort) bezeichnet wird,<ref>[[Lothar Gall]] (Hrsg.): ''FFM 1200. Traditionen und Perspektiven einer Stadt''. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-1203-9, S. 69.</ref> einen Aufschwung und starkes Wachstum. In ihrer Zeit gewann die Stadt Markt, Mauer, Mainbrücke, Münze und Messe. Um 1180 wurde das Stadtgebiet stark erweitert; die neue Grenze bildete die [[Staufenmauer]], die das Gebiet der heutigen [[Frankfurt-Altstadt|Altstadt]] umgab. 1194 wird die Frankfurter [[Münzprägeanstalt|Münze]] erstmals urkundlich erwähnt.<ref>Lothar Gall (Hrsg.): ''FFM 1200. Traditionen und Perspektiven einer Stadt''. Thorbecke, Sigmaringen 1994, S. 75.</ref> |
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[[1240]] bestätigte Kaiser [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] das [[Privileg]] der [[Frankfurter Messe|Frankfurter Herbstmesse]]. In dieser ältesten Urkunde für die Messe in Frankfurt, die sich aus einem Jahrmarkt mit landwirtschaftlichen Produkten entwickelt und nun längst die Stadt [[Mainz]] als Handelszentrum überflügelt hatte, heißt es :''...dass wir alle und jeden einzelnen, die zur Messe in Frankfurt kommen, unter unseren und des Reiches besonderen Schutz stellen. Wir befehlen, dass niemand wage sie beim Kommen und Gehen...zu belästigen oder zu behindern...''. |
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1240 bestätigte Kaiser [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] das [[Privileg]] der [[Messe Frankfurt|Frankfurter Herbstmesse]]. In dieser ältesten Urkunde für die Messe in Frankfurt, die sich aus einem Jahrmarkt mit landwirtschaftlichen Produkten entwickelt und nun längst die Stadt [[Mainz]] als Handelszentrum überflügelt hatte, heißt es: ''…dass wir alle und jeden einzelnen, die zur Messe in Frankfurt kommen, unter unseren und des Reiches besonderen Schutz stellen. Wir befehlen, dass niemand wage sie beim Kommen und Gehen…zu belästigen oder zu behindern…''. |
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[[1245]] wurde Frankfurt [[Freie Reichsstadt|unmittelbare Reichsstadt]], und [[1250]] wurde die [[Graf#Burggraf|Burggrafschaft]] Frankfurt in das Reichs[[schultheiß]]enamt verwandelt. Der Frankfurter Schöffenstuhl war der ''Oberhof'' (Obergericht) für die ganze [[Wetterau]] und die angrenzende Gegend. Anfangs gehörten die meisten Einkünfte der Stadt dem Reich; erst später, besonders unter [[Heinrich IV. (HRR)|Heinrich IV.]] und [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]], wurden diese Einkünfte und sogar die Verwaltung selbst verpfändet oder verkauft. |
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1245 wurde Frankfurt [[Freie und Reichsstädte|unmittelbare Reichsstadt]]. Das Frankfurter Schöffengericht war der ''Oberhof'' (Obergericht) für die ganze [[Wetterau]], die „terra imperii“ war, und die angrenzende Gegend. Anfangs gehörten die meisten Einkünfte der Stadt dem Reich; erst später, besonders unter [[Heinrich IV. (HRR)|Heinrich IV.]] und [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]], wurden diese Einkünfte und sogar die Verwaltung selbst verpfändet oder verkauft. |
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Die Gewalt in der Stadt lag zuerst in den Händen des [[Vogt]]s und des Schultheißen. Schon früher wählten sich jedoch die Bürger eigene [[Bürgermeister]] mit Beisitzern, denen die Polizeiverwaltung und niedere Gerichtsbarkeit oblag. Da diese die Gunst des Kaisers genossen, wurde die Würde der Vögte zur Zeit des [[Interregnum]]s ([[1257]]) vollständig beseitigt. |
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Die Gewalt in der Stadt lag zuerst in den Händen königlicher Amtsträger, zunächst eines [[Vogt]]s und später eines Schultheißen. Schon früher wählten sich jedoch die Bürger eigene [[Bürgermeister]] mit Beisitzern, denen die Polizeiverwaltung und niedere Gerichtsbarkeit oblag. Da diese die Gunst des Kaisers genossen, wurde die Würde der Vögte zur Zeit des [[Interregnum]]s (1257) vollständig beseitigt. |
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=== Spätmittelalter === |
=== Spätmittelalter === |
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[[Datei:Eschenheimer-tor-1900.jpg|mini|Das ''Eschenheimer Tor'', das einzige noch existierende Stadttor aus der Befestigungsanlage von 1333]] |
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[[Datei:Goldene-bulle 1c-480x475.jpg|mini|Siegel an der Goldenen Bulle]] |
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[[Datei:Germany Karl IV Goldene Bulle erteilend.png|mini|Karl IV. erteilt die Goldene Bulle]] |
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==== Starkes Wachstum im 14. Jahrhundert ==== |
==== Starkes Wachstum im 14. Jahrhundert ==== |
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Kaiser [[Ludwig der Bayer]], dem die Bürger die Tore der Stadt öffneten (obwohl [[Friedrich der Schöne]] von [[Österreich]] schon [[Frankfurt-Sachsenhausen|Sachsenhausen]] besetzt hatte), gab Frankfurt |
Kaiser [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig der Bayer]], dem die Bürger die Tore der Stadt öffneten (obwohl [[Friedrich der Schöne]] von [[Österreich]] schon [[Frankfurt-Sachsenhausen|Sachsenhausen]] besetzt hatte), gab Frankfurt 1329 die Erlaubnis, alle ihre verpfändeten Einkünfte, Ämter und Rechte einzulösen und bis zur Wiederauslösung seitens des Reichs zu erhalten. Er erweiterte das Messeprivileg der [[Messe Frankfurt]] und gestattete die Abhaltung der Frühjahrsmesse als zweite Messe neben der Herbstmesse (1330). Dazu verbot er die Erbauung neuer [[Schloss (Architektur)|Schlösser]] am [[Main]] und die Anlegung neuer [[Zoll (Abgabe)|Zölle]] in einem Umkreis von zehn Stunden. Er gewährte der Stadt das Recht, [[Bündnis]]se zu schließen, und genehmigte ihr 1333 eine weitere enorme Ausdehnung des ummauerten Stadtgebiets. |
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Dies tat er nicht ganz uneigennützig, denn Frankfurt stand in Ludwigs Auseinandersetzung mit dem Papst ([[Johannes XXII.]]) trotz [[Bannstrahl]] und [[Interdikt]] (Gottesdienstverbot) zu ihm und tätigte auch finanzielle Zuwendungen. Damit war praktisch der Grundstein für den nun folgenden enormen Aufschwung der Stadt Frankfurt als Handels- und Messestadt gelegt. |
Dies tat er nicht ganz uneigennützig, denn Frankfurt stand in Ludwigs Auseinandersetzung mit dem Papst ([[Johannes XXII.]]) trotz [[Anathema|Bannstrahl]] und [[Interdikt (Kirchenrecht)|Interdikt]] (Gottesdienstverbot) zu ihm und tätigte auch finanzielle Zuwendungen. Damit war praktisch der Grundstein für den nun folgenden enormen Aufschwung der Stadt Frankfurt als Handels- und Messestadt gelegt. Mitte des Jahrhunderts zählte die Stadt rund 10.000 Einwohner, ein Höchststand, der erst Anfang des 16. Jahrhunderts wieder übertroffen wurde<ref>Nähere Informationen im Artikel [[Einwohnerentwicklung von Frankfurt am Main]]</ref>. In der Folgezeit errichteten die Frankfurter Bürger eine [[Frankfurter Stadtbefestigung|neue Befestigungsanlage]], von der heute unter anderem noch der [[Eschenheimer Turm]] erhalten ist. |
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Weit außerhalb dieser Stadtmauer entstand nach der Genehmigung durch König [[Wenzel (HRR)|Wenzel]] ( |
Weit außerhalb dieser Stadtmauer entstand nach der Genehmigung durch König [[Wenzel (HRR)|Wenzel]] (1393) die [[Frankfurter Landwehr]]. Diese aus Dornen und Gebüsch bestehende Anlage, deren Bau sich über die nächsten 150 Jahre erstreckte, wurde an den Kreuzungen mit den großen Ausfallstraßen mit [[Frankfurter Landwehr|Warttürmen]] versehen. Das Ziel der Landwehr war außer der militärischen Verteidigung auch die optische Abgrenzung des eigenen Gebietes, insbesondere gegenüber den [[Hanau (Adelsgeschlecht)|Herren und Grafen von Hanau]], mit denen es immer wieder politische Streitigkeiten gab. |
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Mitte des |
Mitte des 14. Jahrhunderts war Frankfurt vor allem das Zentrum des Tuchhandels. Mehr als 300 Mitglieder der [[Weber]]zunft lagerten zu Messezeiten ihre Waren in den umliegenden Häusern des Messeplatzes, darunter auch in den Gewölben des heutigen Rathauses, dem [[Römer (Frankfurt am Main)|Römer]], so wahrscheinlich benannt nach den italienischen Kaufleuten, die zu Messezeiten dort wohnten. 1405 kaufte die Stadt dieses und einige angrenzende Bürgerhäuser und baute sie zu einem [[Rathaus]] um. |
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==== Die Goldene Bulle ==== |
==== Die Goldene Bulle ==== |
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Auch in Frankfurt wurden die [[ |
Auch in Frankfurt wurden die [[Öffentliches Amt|städtischen Ämter]] allmählich ein Erbteil einzelner alter Familien. Dies gab Anlass zu vielen Streitigkeiten mit den [[Zunft|Zünften]]. Kaiser [[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]] teilte deswegen den Rat in die drei – je aus 14 Mitgliedern bestehenden – Bänke der Schöffen, der Gemeinde und der Zünfte.<ref>{{Internetquelle |url=https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/projekte/kaiserreich/koenigreich-preussen/provinz-hessen-nassau/frankfurt-main/ |titel=Frankfurt am Main |werk=deutsche-schutzgebiete.de |abruf=2023-01-19}}</ref> |
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Durch die [[Goldene Bulle]] wurde Frankfurt |
Durch die [[Goldene Bulle]] wurde Frankfurt 1356 ständige Wahlstadt der [[Römisch-deutscher König|deutschen Könige]], mit der Verpflichtung, den Wahlakt zu schirmen. Die Stadt hatte dabei darauf zu achten, dass keiner der [[Kurfürst]]en mehr als 250 Leute bei sich hatte, darunter höchstens 50 Bewaffnete. Auch mussten am Wahltag alle Fremden die Stadt verlassen. |
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==== Emanzipation von Reich und Umland ==== |
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16 Jahre später brachte die Stadt das [[Schultheiß]]enamt an sich. Vorzügliche Verdienste um seine Vaterstadt erwarb sich Jakob Knoblauch, der bei Kaiser [[Ludwig der Bayer|Ludwig]] und [[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]] die wichtigsten Privilegien wie beispielsweise das [[Münzrecht]] erwirkte. Knoblauch löste auch die kaiserliche [[Pfalz (Palatium)|Pfalz]] ein und stellte sie wieder her. Sein Schwiegersohn Siegfried von Marburg vereitelte den Versuch des Landvogts Ulrich III. von Hanau, der Stadt das Schultheißenamt zu entreißen und vor den Toren einen Zoll zu errichten. |
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[[Ulrich III. (Hanau)|Ulrich III. von Hanau]] verfolgte in dieser Zeit eine königsnahe Politik, die es ihm ermöglichte, seine Rechte rund um Frankfurt zu stärken, insbesondere im Bereich des Amtes [[Amt Bornheimerberg|Bornheimerberg]]. Es gelang ihm, den [[Frankfurter Stadtwald]] (1360) und in Frankfurt selbst das Amt des Reichsschultheißen (1349) als [[Pfand (Recht)|Pfand]] durch Kreditvergabe an den Kaiser in die Hand zu bekommen. Damit drohte er Frankfurt von außen einzuschließen und dessen Selbstständigkeit von innen heraus auszuhöhlen, zumal sich in Frankfurt der Dauerkonflikt zwischen [[Patriziat (Frankfurt am Main)|Patriziern]] und Handwerkern nicht beruhigte. So wirkte er 1358 als Schiedsmann zwischen den Parteien. Dem mehrfachen Bürgermeister der Stadt, [[Siegfried zum Paradies]], gelang es jedoch 1363, Ulrich III. aus dieser für Frankfurt bedrohlichen Stellung zu drängen, indem er die Kredite Ulrichs III. an den König persönlich ablöste. Damit konnte er diese Ambitionen Ulrichs III. abwehren. |
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Nun wurde aber Siegfried zum Paradies für die anderen Patrizier zu mächtig. Sie erreichten beim immer in Geldnot befindlichen Kaiser Karl IV. durch hohe Summen – insgesamt flossen 17.600 [[Gulden]] –, dass der Kaiser seine Pfänder bei Siegfried zum Paradies wieder auslöste und Schultheißenamt und Stadtwald der Stadt überließ. |
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Verdienste um Frankfurt erwarb sich der Schwiegervater des Siegfried zum Paradies, [[Jakob Knoblauch]], der bei den Kaisern [[Ludwig IV. (HRR)|Ludwig]] und Karl IV. wichtige Privilegien, wie beispielsweise das [[Währungsverfassung|Münzrecht]], erwirkte. Knoblauch erwarb auch die verfallene kaiserliche [[Königspfalz|Pfalz]], den [[Saalhof]] mitsamt dessen [[Dominium|Domanialgut]], und stellte ihn wieder her. |
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1362 [[Verpfändung|verpfändete]] Karl IV. das [[Judenregal]] an die Stadt. Dadurch wurden die [[Juden]], die zu den frühesten Bewohnern Frankfurts gehörten, faktisch von [[Kammerknechtschaft|Kammerknechten]] des Kaisers zu [[Judenregal|Schutzjuden]] der Stadt Frankfurt. Einhundert Jahre später zwang der Stadtrat nach einer entsprechenden Intervention des Kaisers alle ansässigen Juden – vorher wohnten die Juden zwischen [[Kaiserdom St. Bartholomäus|Bartholomäuskirche]] und Main – zum Umzug in ein geschlossenes [[Ghetto]] am östlichen Stadtrand. Die [[Frankfurter Judengasse]] blieb [[De jure/de facto|de facto]] bis 1796, [[De jure/de facto|de jure]] bis 1811, bestehen. |
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==== Konflikte mit benachbarten Fürsten ==== |
==== Konflikte mit benachbarten Fürsten ==== |
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[[Datei:Schlacht bei Kronberg 1389.jpg|mini|Niederlage der Frankfurter in der Schlacht bei Eschborn 1389 (unbekannter Künstler)]] |
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Auch andere Fürsten ringsum neideten der Stadt am Main die steigende Prosperität und so musste Frankfurt im Jahre [[1389]] die wohl bis dahin größte militärische Niederlage gegen die [[Kronberg im Taunus|Kronberger]] Ritter und deren Verbündete hinnehmen. Zuvor hatte sich die Stadt entschlossen, auf Seiten des [[Rheinischer Städtebund|Rheinischen Städtebundes]] gegen [[Ruprecht I. (Pfalz)|Ruprecht von der Pfalz]] vorzugehen, doch von den mehr als 2000 ausgerückten Bewaffneten und zahlreichen Unbewaffneten starben bei der [[Schlacht von Kronberg]] 100, und für weitere 600 Gefangene (darunter auch Ratsmitglieder) zahlte man 73.000 [[Gulden]] Lösegeld. Die Limburger Chronik vermerkt dazu : ''"Also schlug der kleine Hauff den großen Hauff nieder. Das war nicht Wunder, denn der große Hauffe flohe und der kleine stritte. O Frankfurt! Frankfurt! Gedenke dieser Schlacht!"''. |
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[[Datei:Steinbach, Schiefer Wald (6).JPG|mini|links|„Schiefer Wald“, der an die Schlacht bei Eschborn erinnern soll]] |
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Auch andere Fürsten ringsum neideten der Stadt am Main die steigende Prosperität und verwickelten sie in zahlreiche [[Fehde]]n. 1389 erlitt die Reichsstadt in der [[Kronberger Fehde]] gegen die [[Cronberg (Adelsgeschlecht)|Cronberger Ritter]] und deren Verbündete die größte militärische Niederlage ihrer Geschichte. Zuvor hatte sich die Stadt entschlossen, im [[Städtekrieg 1387–1389|Städtekrieg]] auf Seiten des [[Rheinischer Städtebund|Rheinischen Städtebundes]] gegen [[Ruprecht I. (Pfalz)|Ruprecht von der Pfalz]] vorzugehen. Bei der Entscheidungsschlacht am 14. Mai 1389 fielen 40 bis 100 von den mehr als 2000 ausgerückten Bewaffneten und zahlreichen Unbewaffneten. Weitere 600 Gefangene (darunter auch Ratsmitglieder) musste man mit 73.000 [[Gulden]] Lösegeld freikaufen. Die Limburger Chronik vermerkt dazu: „Also schlug der kleine Hauff den großen Hauff nieder. Das war nicht Wunder, denn der große Hauffe flohe und der kleine stritte. O Frankfurt! Frankfurt! Gedenke dieser Schlacht!“.<ref>Die Limburger Chronik des Tilemann Elhen von Wolfhagen. Hrsg. von [[Arthur Wyss (Archivar)|Arthur Wyss]]. Monumenta Germaniae Historica. Deutsche Chroniken 4,1. Berlin 1883, unveränderter Nachdruck München 1993, S. 80, Nr. 147. [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00000777/images/index.html?id=00000777&fip=84.177.39.187&no=2&seite=83 Online-Edition]</ref> 2014 pflanzten die Hamburger Künstler [[Ulrich Genth]] und [[Heike Mutter]] sechsundzwanzig Bäume auf einen ehemaligen Acker in Schieflage. Die Bäume werden durch Stahlhalterungen unterschiedlicher Formen in Schräglage gehalten. Das Kunstwerk ''Schiefer Wald'' soll an die Schlacht bei Eschborn erinnern.<ref>[https://www.eschborn.de/stadt-kultur-und-tourismusinformationen/kultur/skulpturenachse/schiefer-wald eschborn.de] abgerufen am 18. April 2022</ref> |
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[[1405]] kaufte die Stadt das Haus [[Römer (Frankfurt)|Römer]] und einige angrenzende Bürgerhäuser und baute diese zu einem [[Rathaus]] um. |
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Fortan verlegte sich die Stadt auf eine effektive Bündnispolitik, indem sie die früheren Gegner mit Geld und über Verträge in ein System von wechselseitigen Abhängigkeiten und Verpflichtungen einbezog. Auf diese Weise gingen die Frankfurter gemeinsam mit den Herren von Cronberg und deren Verbündeten gegen Raubritter vor: Nach gemeinsamen Manövern der Schützengesellschaften belagerten und schleiften die Bündnispartner 1398 und 1399 die [[Burg Tannenberg (Seeheim-Jugenheim)|Raubritterfestung Tannenberg]]. [[Frank XII. von Cronberg|Frank der Reiche von Cronberg]] baute zwar um 1450 eine alte Burg innerhalb des Frankfurter [[Burgfrieden]]s aus, wodurch sich die Stadt noch einmal bedroht sah, doch kam es diesmal zu einer gütlichen Einigung und weiteren Verträgen. Bis zum Ende des mittelalterlichen Fehdewesens durch Kaiser [[Maximilian I. (HRR)|Maximilians I.]] [[Ewiger Landfriede|ewigen Landfrieden]] wahrte die Reichsstadt ihre bewaffnete Neutralität, beispielsweise auch in der [[Mainzer Stiftsfehde]] 1462. 1495 wurde zur Wahrung des [[Landfrieden]]s das [[Reichskammergericht]] in Frankfurt als oberste Rechtsinstanz im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] geschaffen (später verlegt nach [[Speyer]]). |
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== Neuzeit == |
== Neuzeit == |
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=== 16. bis 18. Jahrhundert === |
=== 16. bis 18. Jahrhundert === |
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==== Renaissance und Reformation ==== |
==== Renaissance und Reformation ==== |
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[[Datei:Der Stadt Frankfurt erneuerte Reformation 1578.jpg|mini|Titelblatt des Zivilgesetzbuches „[[Frankfurter Reformation|Der Statt Franckenfurt erneuwerte Reformation. M. D. LXXVIII.]]“]] |
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Ab dem [[16. Jahrhundert]] blühten Künste und Gewerbe auf, die Wissenschaften wurden gepflegt, die Erfindung des [[Buchdruck]]s im nahen [[Mainz]] förderte auch hier Bildung und Intelligenz. Vom [[15. Jahrhundert|15.]] bis [[17. Jahrhundert]] war in Frankfurt die [[Frankfurter Buchmesse|bedeutendste Buchmesse Deutschlands]] ansässig (erneut seit [[1949]]). |
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Ab dem 16. Jahrhundert blühten Künste und Gewerbe auf, die Wissenschaften wurden gepflegt, die Erfindung des [[Buchdruck]]s im nahen [[Mainz]] förderte auch hier Bildung und Intelligenz. Vom 15. bis 17. Jahrhundert war in Frankfurt die [[Frankfurter Buchmesse|bedeutendste Buchmesse Deutschlands]] ansässig (erneut seit 1949). |
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Die [[Reformation]], die in Frankfurt [[1530]] Eingang fand, befreite die Stadt von dem übermäßigen [[Klerus|klerikalen]] Druck, der auf ihr gelastet hatte. Nach einigem Zögern trat Frankfurt [[1536]] dem [[Schmalkaldischer Bund|Schmalkaldischen Bund]] bei, öffnete jedoch im [[Dezember]] [[1546]], nach dem unglücklichen Feldzug der Verbündeten an der [[Donau]], den Kaiserlichen die Tore. |
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Die [[Reformation]] fand 1530 in Frankfurt Eingang. Nach einigem Zögern trat Frankfurt 1536 dem [[Schmalkaldischer Bund|Schmalkaldischen Bund]] bei, öffnete jedoch im Dezember 1546, nach dem unglücklichen Feldzug der Verbündeten an der [[Donau]], den Kaiserlichen die Tore. |
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In den Jahren [[1531]]-[[1546|46]] wurden in Frankfurt mehrere Konvente der protestantischen Fürsten abgehalten, wie auch im März [[1558]] hier auf einem Reichstag der nach der Stadt benannte [[Frankfurter Rezess]]. In dieser Übereinkunft zwischen [[Kurpfalz]], [[Kursachsen]], [[Mark Brandenburg|Kurbrandenburg]], [[Landgrafschaft Hessen|Hessen]], [[Pfalz-Zweibrücken]] und [[Württemberg]] wurde erklärt, an der [[Confessio Augustana|Augsburgischen Konfession]] festhalten zu wollen. |
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In den Jahren 1531–1546 wurden in Frankfurt mehrere Konvente der protestantischen Fürsten abgehalten, wie auch im März 1558 hier auf einem Reichstag der nach der Stadt benannte [[Frankfurter Rezess]]. In dieser Übereinkunft zwischen [[Kurpfalz]], [[Kurfürstentum Sachsen|Kursachsen]], [[Mark Brandenburg|Kurbrandenburg]], [[Landgrafschaft Hessen|Hessen]], [[Pfalz-Zweibrücken]] und [[Württemberg]] wurde erklärt, an der [[Confessio Augustana|Augsburgischen Konfession]] festhalten zu wollen. |
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In der zweiten Hälfte des [[16. Jahrhundert]]s ließen sich in Frankfurt viele [[Niederlande|niederländische]] Familien nieder, die aufgrund ihres Glaubens vertrieben worden waren. Die meisten von Ihnen bekannten sich zu [[Reformierte Kirche|reformierten]] Glauben. Sie förderten den Unternehmungsgeist und die Gewerbetätigkeit der Stadt ungemein. Bald, jedoch, kamen Sie in Konflikt mit dem von [[Lutheraner|lutherischen]] [[Patrizier]]n kontrollierten Stadtrat. Öffentlicher reformierter Gottesdienst wurde verboten und deswegen entstanden erste reformierte Göttehäuser in Frankfurt erst im Jahr [[1787]] . |
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Im 16. Jahrhundert entstand in mehreren Schritten die [[Frankfurter Reformation]], eine der umfassendsten Stadtrechtskodifikationen in Deutschland. Daran beteiligt waren u. a. [[Adam Schönwetter von Heimbach]] und [[Johann Fichard]]. In der Fassung von 1611 blieb sie als [[Partikularrecht]] geltendes Recht, das erst zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] geltenden [[Bürgerliches Gesetzbuch|Bürgerlichen Gesetzbuch]] abgelöst wurde. Für die zum Herrschaftsbereich der Stadt Frankfurt gehörenden Dörfer wurde darüber hinaus mit Beschluss des Rates der Stadt Frankfurt vom 20. August 1726 das [[Solmser Landrecht]] eingeführt, das [[Subsidiarität|subsidiär]] galt, soweit die Frankfurter Reformation keine Regelung enthielt.<ref>Arthur B. Schmidt: ''Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen''. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 75, Anm. 65.</ref> |
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Durch die große Bedeutung als Handels- und Messestadt von kontinentaler Bedeutung stellte sich das Problem, dass [[Währung]]en zahlloser Staaten in Frankfurt kursierten. Durch das Fehlen festgelegter [[Wechselkurs]]e kam es häufig zu Betrug und Wucher. Im Jahr [[1585]] einigten sich die Frankfurter Messekaufleute erstmals auf Wechselkurse für die unterschiedlichen Währungen sowie auf Regeln für deren Handel: die [[Frankfurter Wertpapierbörse|Frankfurter Börse]] war gegründet. |
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In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ließen sich in Frankfurt viele [[Niederlande|niederländische]] Familien nieder, die aufgrund ihres Glaubens vertrieben worden waren. Die meisten von ihnen bekannten sich zum [[Reformierte Kirchen|reformierten]] Glauben. Sie förderten den Unternehmungsgeist und die Gewerbetätigkeit der Stadt ungemein. Bald jedoch kamen sie in Konflikt mit dem von [[Evangelisch-lutherische Kirchen|lutherischen]] Patriziern kontrollierten Stadtrat. Öffentlicher reformierter Gottesdienst wurde verboten und deswegen entstanden erste reformierte Gotteshäuser in Frankfurt erst im Jahr 1787. |
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Durch die große Bedeutung als Handels- und Messestadt von kontinentaler Bedeutung stellte sich das Problem, dass [[Währung]]en zahlloser Staaten in Frankfurt kursierten. Durch das Fehlen festgelegter [[Wechselkurs]]e kam es häufig zu Betrug und [[Wucher]]. Im Jahr 1585 einigten sich die Frankfurter Messekaufleute erstmals auf Wechselkurse für die unterschiedlichen Währungen sowie auf Regeln für deren Handel: die [[Frankfurter Wertpapierbörse|Frankfurter Börse]] war gegründet. |
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[[Datei:Frankfurt Am Main-Peter Becker-Frankfurt Am Main zu Anfang des 17 Jahrhunderts-1887.jpg|mini|zentriert|hochkant=4|Frankfurt zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Aquarell von [[Peter Becker (Maler)|Peter Becker]], 1887 ]] |
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==== Fettmilch-Aufstand ==== |
==== Fettmilch-Aufstand ==== |
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[[Datei:Frankfurt Main Fettmilch-Aufstand.jpg|mini|Plünderung der Judengasse während des Fettmilch-Aufstandes]] |
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Als Kaiser [[Matthias (HRR)|Matthias]] [[1612]] die städtischen [[Privileg]]ien bestätigte, kam es zu erheblichen Ruhestörungen. Ein Teil der Bürgerschaft, vor allem Handwerksgesellen, erhob sich unter Leitung des Bäckers Vinzenz Fettmilch im nach diesem genannten [[Fettmilch-Aufstand]] gegen den Rat, und der Pöbel begann ein [[Pogrom]] im jüdischen [[Ghetto]] der Stadt. Der Kaiser beauftragte [[Kurmainz|Mainz]] und [[Hessen-Darmstadt]] mit der Wiederherstellung der Ordnung. Dies gelang jedoch erst [[1616]] mit der Errichtung des Bürgervertrags und der Aufhebung des [[Zunft|Zunftwesens]]. Die [[Juden]] erlangten vom Kaiser ein ''Mandatum poenale restitutorium'', zogen unter Militärbegleitung wieder in die Stadt ein und machten den Tag der Rückkehr (20. [[Adar]]) zu einem jährlichen Festtag, der den Namen [[Purim|Purim Vinz]] trug. |
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Als Kaiser [[Matthias (HRR)|Matthias]] 1612 die städtischen [[Privileg]]ien bestätigte, kam es zu erheblichen Ruhestörungen. Ein Teil der Bürgerschaft, vor allem Handwerksgesellen, erhob sich unter Leitung des Bäckers [[Vinzenz Fettmilch]] im nach diesem genannten [[Fettmilch-Aufstand]] gegen den Rat, und der Pöbel plünderte die [[Frankfurter Judengasse|Judengasse]], das [[Ghetto]] der Stadt. Der Kaiser beauftragte [[Kurmainz|Mainz]] und [[Landgrafschaft Hessen-Darmstadt|Hessen-Darmstadt]] mit der Wiederherstellung der Ordnung. Dies gelang jedoch erst 1616 mit der Festlegung einer neuen ''Stättigkeit'' und der Aufhebung des [[Zunft]]wesens. Die [[Juden]] erlangten vom Kaiser ein ''Mandatum poenale restitutorium'', zogen unter Militärbegleitung wieder in die Stadt ein und machten den Tag der Rückkehr (20. [[Adar (Monat)|Adar]]) zu einem jährlichen Festtag, der den Namen [[Purim|Purim Vinz]] trug. |
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==== Dreißigjähriger Krieg ==== |
==== Dreißigjähriger Krieg ==== |
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[[Datei:Merian Frankfurt Main.jpg|mini|Frankfurt im Jahre 1628]] |
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Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] konnte Frankfurt seine Neutralität behaupten. Der Rat der Stadt hatte es nach den negativen Erfahrungen im [[Schmalkaldischer Krieg|Schmalkaldischen Krieg]] vermieden, sich für eine Seite der Gegner zu entscheiden. Kritisch wurde es zwischen [[1631]] und [[1635]], als der schwedische Regent [[Gustav Adolf]] in Frankfurt Quartier nahm und für seine Truppen sogar Sold und Proviant forderte. Doch diese Widrigkeiten konnte die Stadt leichter bewältigen als die Kriegsfolgen. Insbesondere wütete in der Stadt, wie in ganz Europa dieser Zeit, die [[Pest]]. Im [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]] von [[1648]] wurde Frankfurt als [[Reichsstadt]] bestätigt und gelangte bald zu neuem Wohlstand. [[1681]] fand hier ein Kongress der deutschen Fürsten statt, um der französischen Willkür entgegenzutreten; doch kam es infolge von Rangstreitigkeiten unter den Gesandten zu keinem Resultat. Als sich die Bürger wegen der drückenden Abgaben und des willkürlichen Regiments an den Kaiser wandten, gab dieser der städtischen Verfassung durch Einsetzung des Bürgerausschusses eine zeitgemäße Änderung. Über 100 Jahre blieb die Stadt nun von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont. |
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Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] konnte Frankfurt seine Neutralität behaupten. Der [[Rat der Stadt (Frankfurt am Main)|Rat der Stadt]] hatte es nach den negativen Erfahrungen im [[Schmalkaldischer Krieg|Schmalkaldischen Krieg]] vermieden, sich für eine Seite der Gegner zu entscheiden. Kritisch wurde es zwischen 1631 und 1635, als der schwedische Regent [[Gustav II. Adolf (Schweden)|Gustav Adolf]] in Frankfurt Quartier nahm und für seine Truppen sogar Sold und Proviant forderte. Doch diese Widrigkeiten konnte die Stadt leichter bewältigen als die Kriegsfolgen. Insbesondere wütete in der Stadt, wie in ganz Europa dieser Zeit, die [[Pest]]. Im [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]] von 1648 wurde Frankfurt als [[Freie und Reichsstädte|Reichsstadt]] bestätigt und gelangte bald zu neuem Wohlstand. 1681 fand hier ein Kongress der deutschen Fürsten statt, um der französischen Willkür entgegenzutreten; doch kam es infolge von Rangstreitigkeiten unter den Gesandten zu keinem Resultat. Als sich die Bürger wegen der drückenden Abgaben und des willkürlichen Regiments an den Kaiser wandten, gab dieser der städtischen Verfassung durch Einsetzung des Bürgerausschusses eine zeitgemäße Änderung. Über 100 Jahre blieb die Stadt nun von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont. |
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==== 18. Jahrhundert ==== |
==== 18. Jahrhundert ==== |
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[[Datei:Frankf. Nasenschrank.jpg|mini|[[Frankfurter Schrank]] ''Nasenschrank'' (Standort: Römer, Standesamt) aus der Barockzeit]] |
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[[1742]] wurde Frankfurt gar für drei Jahre Residenzstadt, denn der damalige Kaiser Karl Albrecht von Bayern ([[Karl VII. (HRR)|Karl VII.]]) wohnte bis zu seinem Tod [[1745]] im Palais Barckhaus an der [[Zeil]]. Der Beginn der [[Aufklärung]] bringt auch der Stadt Frankfurt nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle Impulse. Die Bürger informieren sich in den '' Frankfurter Frag- und Anzeigungsnachrichten'', politisch Interessierte lasen eher den ''Frankfurter Mercurius''. [[Georg Philipp Telemann]] wurde [[1729]] Musikdirektor an der [[Katharinenkirche]]; [[1749]] wurde [[Goethe]] geboren; [[1763]] spielten [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]] und „[[Maria Anna Mozart|Nannerl]]“ an vier Abenden in einem Saal am Liebfrauenberg; [[1784]] wurde [[Schiller]]s ''Kabale und Liebe'' im Frankfurter Nationaltheater uraufgeführt. Auch die Krönungen [[Leopold II. (HRR)|Leopold II.]] [[1790]] und [[1792|zwei Jahre später]] von [[Franz II. (HRR)|Franz II.]] waren herausragende Ereignisse, deren monumentaler Festcharakter in mehreren Berichten dieser Zeit beschrieben wird. |
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Der [[Großer Christenbrand|Große Christenbrand]], ein drei Tage währender Stadtbrand zerstörte 1719 mehr als 400 Häuser. 1742 wurde Frankfurt gar für fast drei Jahre Residenzstadt, denn der damalige Kaiser Karl Albrecht von Bayern ([[Karl VII. (HRR)|Karl VII.]]) wohnte bis Oktober 1744 im [[Palais Barckhaus]] an der [[Zeil]]. Der Beginn der [[Aufklärung]] bringt auch der Stadt Frankfurt nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle Impulse. Die Bürger informieren sich in den '' Frankfurter Frag- und Anzeigungsnachrichten'', politisch Interessierte lasen eher den ''Frankfurter Mercurius''. [[Georg Philipp Telemann]] war von 1712 bis 1721 Musikdirektor an der [[Katharinenkirche (Frankfurt am Main)|Katharinenkirche]]; 1749 wurde [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethe]] geboren; 1763 spielten [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]] und „[[Maria Anna Mozart|Nannerl]]“ an vier Abenden in einem Saal am Liebfrauenberg; 1784 wurde [[Friedrich Schiller|Schillers]] ''[[Kabale und Liebe]]'' im [[Frankfurter Nationaltheater]] uraufgeführt. Auch die Krönungen von [[Leopold II. (HRR)|Leopold II.]] 1790 und zwei Jahre später von [[Franz II. (HRR)|Franz II.]] waren herausragende Ereignisse, deren monumentaler Festcharakter in mehreren Berichten dieser Zeit beschrieben wird. |
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1753 wurde [[Voltaire]] mit seinem Sekretär [[Cosimo Alessandro Collini]] und schließlich auch einer Nichte Voltaires durch den preußischen Repräsentanten Baron [[Franz von Freytag]] über einen Monat lang in der Stadt zunächst unter dem Vorwurf festgehalten dem preußischen König ein lyrisches Manuskript entwendet zu haben und schließlich vor deren Freilassung durch Freytag beraubt, wonach Voltaire wütend dessen Bestrafung zu erreichen suchte. Drei Jahre später während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Kriegs]] wurde Frankfurt von den Franzosen besetzt und behielt, trotz großen Protestes, die Besatzung bis zum Kriegsende. |
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=== Zeit der Französischen Revolution === |
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Während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Kriegs]] wurde Frankfurt von den Franzosen besetzt und behielt, trotz großen Protestes, die Besatzung bis zum Kriegsende. Dennoch stellte diese Zeit keine Änderungen im Leben der Frankfurter Bürger dar. |
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==== {{Anker|Französische Besetzung}} Französische Besetzung ==== |
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[[Datei:Frankfurt Beschießung 1796.jpg|mini|Bombardement Frankfurts am 13./14. Juli 1796]] |
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Im [[Erster Koalitionskrieg#Feldzug von 1792|Ersten Koalitionskrieg]] eroberte [[Adam-Philippe de Custine|General Custine]] am 23. Oktober 1792 Frankfurt und legte der Stadt Zahlungen von 2 Millionen [[Gulden]] auf. Am 2. Dezember des Jahres eroberten die aus der [[Champagne]] zurückkehrenden [[Preußische Armee|Preußen]] und [[Kurfürstentum Hessen|Hessen]] die Stadt zurück. Als Andenken an die Schlacht entstand am [[Friedberger Tor]] das ''[[Hessendenkmal]]''. 1796 wurde Frankfurt vom österreichischen General von [[Wartensleben]] besetzt. Er konnte sich aber gegen die Franzosen unter [[Jean-Baptiste Kléber]] nicht halten, der die Stadt am 13. und 14. Juli beschießen ließ. Das Bombardement richtete schwere Schäden in der Stadt an, vor allem in der [[Frankfurter Judengasse|Judengasse]]. Für die Juden der Stadt bedeutete die Beschießung de facto das Ende des seit über 300 Jahren bestehenden Ghettozwangs. Für die Stadt war die abermalige Tributzahlung von 6 Millionen Franken in Geld und 2 Millionen in Lieferungen eine schwere Belastung. Darauf wurde die Stadt 2. Dezember 1796 für neutral erklärt, was der [[Reichsdeputationshauptschluss|Reichsdeputationsrezess]] zu [[Regensburg]] vom 25. Februar 1803 bestätigte. Während damals fast alle Reichsstädte ihre Reichsunmittelbarkeit verloren, blieb Frankfurt Reichsstadt und erhielt überdies alle in seinem Gebiet liegenden geistlichen Besitzungen. |
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=== Von der Französischen Revolution bis zum Ende der Freien Stadt === |
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==== Französische Besetzung ==== |
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Im [[Französische Revolution|französischen Revolutionskrieg]] eroberte [[Adam-Philippe de Custine|General Custine]] im Oktober [[1792]] Frankfurt und legte der Stadt Zahlungen von 2 Millionen [[Gulden]] auf. Am [[2. Dezember]] des Jahres eroberten die aus der [[Champagne]] zurückkehrenden [[Preußen]] und [[Kurfürstentum Hessen|Hessen]] die Stadt zurück. Als Andenken an die Schlacht entstand am [[Friedberger Tor]] das ''[[Hessendenkmal]]''. [[1796]] wurde Frankfurt vom [[Österreich|österreichischen]] General von Wartensleben besetzt. Er konnte sich aber gegen die Franzosen unter [[Jean-Baptiste Kléber]] nicht halten, der die Stadt am [[15. Juli]] beschießen ließ. Abermals wurde der Stadt eine Tributzahlung von 6 Millionen Franken in Geld und 2 Millionen in Lieferungen auferlegt. Darauf wurde die Stadt [[2. Dezember]] [[1796]] für neutral erklärt, was der [[Reichsdeputationshauptschluss|Reichsdeputationsrezess]] zu [[Regensburg]] vom [[25. Februar]] [[1803]] bestätigte. Während damals fast alle Reichsstädte ihre Reichsunmittelbarkeit verloren, blieb Frankfurt Reichsstadt und erhielt überdies alle in seinem Gebiet liegenden geistlichen Besitzungen. |
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==== Großherzogtum Frankfurt ==== |
==== Großherzogtum Frankfurt ==== |
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[[Datei:Grandduchy Frankfurt 1812.png|mini|Das Großherzogtum 1812]] |
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[[Bild:GrhFrankfurt.jpg|thumb|Das Großherzogtum um 1810]]Im Januar [[1806]] besetzte General [[Pierre-François-Charles Augereau|Augereau]] mit 9.000 Mann die Stadt und erpresste von ihr abermals 4 Millionen Franken. Mit der Stiftung des [[Rheinbund]]es verlor Frankfurt seine Selbstständigkeit und wurde den Staaten des Fürsten-Primas [[Karl Theodor von Dalberg]] einverleibt. Schon am [[6. September]] [[1806]] trat dieser die Regierung an, erklärte alle Religionsparteien für fähig zu Staatsämtern und gewährte den [[Juden]] bürgerliche Rechte. Er vermochte jedoch nicht der auswärtigen Gewalt Widerstand zu leisten. [[1810]] wurde Frankfurt formal die Hauptstadt des neugeschaffenen [[Großherzogtum Frankfurt|Großherzogtums Frankfurt]]. |
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Im Januar 1806 besetzte General [[Charles Pierre François Augereau|Augereau]] mit 9.000 Mann die Stadt und erpresste von ihr abermals 4 Millionen Franken. Mit der Stiftung des [[Rheinbund]]es verlor Frankfurt seine Selbstständigkeit und wurde den Staaten des [[Fürstprimas|Fürsten-Primas]] [[Karl Theodor von Dalberg]] einverleibt. Frankfurt sollte der Sitz des [[Bundestag (Rheinbund)|Bundestags des Rheinbundes]] werden, dieser Bundestag wurde allerdings letztlich nicht realisiert. |
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In dieser Zeit erfuhr die Stadt gravierende Veränderungen ihrer städtebaulichen Struktur. Die jahrhundertealten Befestigungsanlagen wurden abgebaut. Neben dem Landgewinn war damit auch die Intention verbunden, dass man ohne Befestigungsmauern auch keine Schäden mehr durch Kanonenbeschuss zu fürchten habe. An ihrer Stelle wurden [[Wallanlagen (Frankfurt)|Gartenanlagen]] errichtet. [[Katharina Elisabeth Goethe|Goethes Mutter]] schreibt am [[1. Juli]] [[1808]] an ihren Sohn [[Johann Wolfgang von Goethe|Wolfgang]]: '' "Die alten Wälle sind abgetragen, die alten Tore eingerissen, um die ganze Stadt ein Park."'' Durch das heute noch gültige [[Wallservitut]] konnten die Wallanlagen bis heute weitgehend vor Bebauung geschützt werden, so dass Frau Goethes Feststellung weiterhin Bestand hat. |
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Am 6. September 1806 trat dieser die Regierung an, erklärte alle Religionsparteien für fähig zu Staatsämtern und gewährte den [[Juden]] bürgerliche Rechte, wofür die Frankfurter jüdische Gemeinde allerdings 440.000 Gulden zu zahlen hatte.<ref>[[Fritz Backhaus]], Sabine Kößling: ''Jüdisches Frankfurt in der Moderne''. In: [[Mirjam Wenzel]], Sabine Kößling, Fritz Backhaus (Hrsg.): ''Jüdisches Frankfurt. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Katalog zur Dauerausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt''. C.H. Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-74134-0, S. 26–47, hier S. 27.</ref> Er vermochte jedoch nicht der auswärtigen Gewalt Widerstand zu leisten. 1810 wurde Frankfurt formal die Hauptstadt des neugeschaffenen [[Großherzogtum Frankfurt|Großherzogtums Frankfurt]], eines napoleonischen Satellitenstaats bzw. [[Modellstaat]]s. |
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In dieser Zeit erfuhr die Stadt gravierende Veränderungen ihrer städtebaulichen Struktur. Die jahrhundertealten Befestigungsanlagen wurden abgebaut. Neben dem Landgewinn war damit auch die Intention verbunden, dass man ohne Befestigungsmauern auch keine Schäden mehr durch Kanonenbeschuss zu fürchten habe. An ihrer Stelle wurden [[Wallanlagen (Frankfurt am Main)|Gartenanlagen]] errichtet. [[Katharina Elisabeth Goethe|Goethes Mutter]] schreibt am 1. Juli 1808 an ihren Sohn [[Johann Wolfgang von Goethe|Wolfgang]]: „Die alten Wälle sind abgetragen, die alten Tore eingerissen, um die ganze Stadt ein Park.“ Durch das heute noch gültige [[Wallservitut]] konnten die Wallanlagen bis heute weitgehend vor Bebauung geschützt werden, so dass Frau Goethes Feststellung weiterhin Bestand hat. |
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=== Freie Stadt Frankfurt === |
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{{Hauptartikel|Freie Stadt Frankfurt}} |
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==== Freie Stadt Frankfurt und Deutscher Bund ==== |
==== Freie Stadt Frankfurt und Deutscher Bund ==== |
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[[Datei:Karlfreiherrvomstein.jpg|mini|120px|Der Freiherr vom Stein wurde ob seiner Verdienste zum Ehrenbürger der Stadt ernannt]] |
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[[Bild:Karlfreiherrvomstein.jpg|thumb|120px|Der Freiherr vom Stein wurde ob seiner Verdienste zum Ehrenbürger der Stadt ernannt]]Am [[2. November]] [[1813]] zogen die Verbündeten in Frankfurt ein, versprachen der Stadt schon im Dezember Wiederherstellung ihrer alten Rechte und errichteten einstweilen einen Zentralverwaltungsrat unter der Leitung des [[Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom Stein|Freiherrn vom Stein]]. Die [[Wiener Kongress]]akte erklärte Frankfurt zu einer [[Freie Stadt Frankfurt|Freien Stadt]] des [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]], und [[1816]] wurde es Sitz des [[Bundestag (Deutscher Bund)|Bundestag]]s. Diese Vertretung der Regierungen residierte im [[Palais Thurn und Taxis]]. Goethe selbst ermutigte die Ratsherren, als er [[1815]] zum letzten Mal seine Geburtsstadt besuchte, mit den Worten: ''„Einer freien Stadt geziemt ein freier Sinn.....Es geziemt Frankfurt von allen Seiten zu glänzen und nach allen Seiten tätig zu sein.“'' |
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Am 2. November 1813 zogen die sich gegen Napoleon verbündeten Parteien in Frankfurt ein, versprachen der Stadt schon im Dezember Wiederherstellung ihrer alten Rechte und errichteten einstweilen einen Zentralverwaltungsrat unter der Leitung des [[Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom Stein|Freiherrn vom Stein]]. Die Kehrseite war, dass die erst 1806 zugestandene Gleichberechtigung der Juden 1814 wieder zurückgenommen wurde.<ref name="Fritz Backhaus, Sabine Kößling 28">Fritz Backhaus, Sabine Kößling: ''Jüdisches Frankfurt in der Moderne''. In: Mirjam Wenzel, Sabine Kößling, Fritz Backhaus (Hrsg.): ''Jüdisches Frankfurt. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart''. C.H. Beck, München 2020, S. 26–47, hier S. 28.</ref> Die [[Wiener Kongress]]akte erklärte Frankfurt zu einer [[Freie Stadt Frankfurt|Freien Stadt]] des [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]], und 1816 wurde es Sitz des [[Bundestag (Deutscher Bund)|Bundestags]]. Diese Vertretung der Regierungen residierte im [[Palais Thurn und Taxis]]. Goethe selbst ermutigte die Ratsherren, als er 1815 zum letzten Mal seine Geburtsstadt besuchte, mit den Worten: „Einer freien Stadt geziemt ein freier Sinn … Es geziemt Frankfurt von allen Seiten zu glänzen und nach allen Seiten tätig zu sein.“ |
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Die Stadt beherzigte diese Ratschläge. Im Sinne der auf dem Wiener Kongress beschlossenen [[Deutsche Bundesakte|Bundesakte]] gab sie sich auch eine veränderte [[Verfassung]]. Die christlichen Konfessionen wurden als gleichberechtigt betrachtet, und auch die Juden erhielten das Recht, mit Waren zu handeln und Fabriken zu gründen, was insbesondere der Frankfurter Familie [[Rothschild]] zu internationalen Geschäftsbeziehungen verhalf. Auch aus dem Bildungsbürgertum wurden nun [[Mäzen]]e tätig, wie der Kaufmann [[Johann Friedrich Städel]] ([[Städelsches Kunstinstitut]]), die ''Senckenbergische naturforschende Gesellschaft'' ([[Senckenbergmuseum]]), oder der vom Nationalökonomen [[Friedrich List]] begründete ''Handels- und Gewerbeverein'', der die Beseitigung aller Zölle sowie die Freiheit des Handels zum Ziele hatte. Der damalige Dozent [[Arthur Schopenhauer]] zog [[1831]] von [[Berlin]] nach Frankfurt und begründet dies mit den Zeilen: ''"Gesundes Klima, schöne Gegend, Annehmlichkeiten großer Städte,das naturhistorische Museum,, besseres Schauspiel, Oper und Konzerte, mehr Engländer, bessere Kaffeehäuser, kein schlechtes Wasser ... und ein besserer Zahnarzt.''" |
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Die Stadt beherzigte diese Ratschläge. Im Sinne der auf dem Wiener Kongress beschlossenen [[Deutsche Bundesakte|Bundesakte]] gab sie sich auch eine veränderte [[Verfassung]], die [[Konstitutionsergänzungsakte]]. Die christlichen Konfessionen wurden als gleichberechtigt betrachtet. 1824, zehn Jahre nach deren Rücknahme, gewährte der Magistrat den Juden zum zweiten Mal die bürgerliche Rechte, allerdings mit der Einschränkung, dass in der jüdischen Gemeinde nicht mehr als 15 Ehen jährlich geschlossen werden durften.<ref name="Fritz Backhaus, Sabine Kößling 28" /> Mit dem Status als „israelitische Bürger“ konnten sie Unternehmen gründen. Eine der Familien, die die neuen Möglichkeiten nutzten, war die Frankfurter Familie [[M. A. Rothschild & Söhne|Rothschild]]. Auch aus dem Bildungsbürgertum wurden nun [[Mäzen]]e tätig, wie der Kaufmann [[Johann Friedrich Städel]] ([[Städelsches Kunstinstitut|Städel]]), die ''[[Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft]]'' oder der vom Nationalökonomen [[Friedrich List]] begründete ''Handels- und Gewerbeverein'', der die Beseitigung aller Zölle sowie die Freiheit des Handels zum Ziele hatte. Der damalige Dozent [[Arthur Schopenhauer]] zog 1831 von [[Berlin]] nach Frankfurt und begründet dies mit den Zeilen: „Gesundes Klima, schöne Gegend, Annehmlichkeiten großer Städte, das naturhistorische Museum, besseres Schauspiel, Oper und Konzerte, mehr Engländer, bessere Kaffeehäuser, kein schlechtes Wasser … und ein besserer Zahnarzt.“ |
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==== Frankfurter Wachensturm ==== |
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In der Zeit des auf dem Wiener Kongress beschlossenen [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]] war Frankfurt das politische Zentrum Deutschlands. Das strikte Zensursystem allerdings und die [[Restauration]]spolitik, die sich eher am ''monarchischen Prinzip'' orientierte, ließ viele nach Einheit und Freiheit strebende politisch Interessierte (siehe auch [[Hambacher Fest]] 1832) Umsturzpläne aushecken. |
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==== Vormärz ==== |
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So fand am [[Karfreitag]] des Jahres [[1833]] der [[Frankfurter Wachensturm]] (zu dieser Zeit auch ''Frankfurter Attentat'' genannt) statt, der gescheiterte Versuch einer Handvoll Studenten, durch einen Überfall auf die [[Hauptwache (Frankfurt)|Polizeiwachen]] der Stadt und auf die [[Bundestag (Deutscher Bund)|Bundesversammlung]] eine nationale und demokratische [[Revolution]] in Deutschland auszulösen. |
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[[Datei:FRA Wachensturm 1833.jpg|mini|Zeitgenössischer Kupferstich zum Wachensturm]] |
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[[Datei:Talbot von der Zeil zur die Hauptwache 1846.jpg|mini|Hauptwache von der Zeil aus gesehen, 1846, von [[William Henry Fox Talbot]] – ältestes erhaltenes Foto von Frankfurt<ref>Tobias Picard: ''Institut für Stadtgeschichte erwirbt das älteste erhaltene (Bekannte) Foto von Frankfurt''. In: [https://landesarchiv.hessen.de/sites/landesarchiv.hessen.de/files/2023-12/165210_hla_archivnachrichten_23-2_ba.pdf Archivnachrichten aus Hessen 23/2 (2023), S. 36–41]</ref>]] |
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In der Zeit des auf dem Wiener Kongress beschlossenen [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]] war Frankfurt das politische Zentrum Deutschlands. Das auf [[Restauration (Geschichte)|Restauration]] bedachte unter treibender Kraft durch [[Klemens Wenzel Lothar von Metternich|Fürst von Metternich]] stehende politische System, welches den Erhalt der fürstlichen [[Kleinstaaterei]] förderte, war Anlass für die Bevölkerung zu opponieren. |
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Nach der Hinrichtung der Verantwortlichen bildeten sich in Frankfurt zahlreiche politische Zirkel, auch ''Montagskränzchen '' genannt, in denen weitere Reformen diskutiert wurden. Der preußische Gesandte warnte beim Bundestag [[1847]] den Senat:"''Kommunistische und sozialistische Ideen können zum Aufruhr gegen die bestehende Ordnung führen.''" |
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Während der antijüdischen [[Hep-Hep-Krawalle]], bei denen es zwischen August und Oktober 1819 in [[Liste der Orte der Hep-Hep-Krawalle 1819|über 80 Städten und Ortschaften]] im [[Deutscher Bund|Deutschen Bund]] und über seine Grenzen hinaus zu zahlreichen Ausschreitungen und Vorfällen kam, war Frankfurt zwischen dem 8. und 12. August 1819 Schauplatz der neben Würzburg schwersten Gewaltexzesse. Über vier Tage befand sich die Stadt durch massive gewaltsame Ausschreitungen im Ausnahmezustand.<ref>[[Stefan Rohrbacher]]: ''Gewalt im Biedermeier. Antijüdische Ausschreitungen in Vormärz und Revolution (1815–1848/49)'', Campus Verlag, Frankfurt/Main 1993, S. 105f.</ref> Jüdische Geschäfte und Wohnhäuser in der Umgebung der Judengasse wurden attackiert und geplündert, Personen körperlich und teils auch mit Schusswaffen angegriffen. Bei den Krawallen gab es Verletzte, anders als in Würzburg aber gab es keine Toten. Die Zahl der Tumultanten und Angreifer, die sich am Abend des 10. August vor dem Geschäftshaus Rothschilds versammelten, wird zeitgenössischen Quellen mit bis zu 6.000 angegeben. Viele jüdische Bewohnerinnen und Bewohner verließen an diesem Tag fluchtartig die Stadt. Polizei und Militär konnten die Lage zunächst nicht unter Kontrolle bringen. Erst am 12. August konnte das Militär die Lage beruhigen und die jüdischen Familien kehrten in den folgenden Tagen wieder in ihre Häuser zurück.<ref>[[Werner Bergmann (Soziologe)|Werner Bergmann]]: ''Tumulte ― Excesse ― Pogrome: Kollektive Gewalt gegen Juden in Europa 1789–1900'', Wallstein 2020, S. 152–156; Angabe zur Zahl der Angreifer auf S. 154.</ref> |
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Die Zensur der Presse und hohe [[Zoll (Abgabe)|Zoll]]- und [[Steuer]]abgaben, die das wirtschaftliche Wachstum hinderten, waren neben dem neu aufkommenden aufklärerischen weltanschaulichen Streben des Bürgertums die Wurzeln für die Opposition. Durch die Umsturzversuche während der [[Julirevolution von 1830|französischen Julirevolution]] (1830), dem [[Novemberaufstand|polnischen Novemberaufstand]] (1830/31) und der [[Belgische Revolution|belgischen Revolution]] (1830/31) verstärkte sich der Wunsch nach Neuerung. Der Deutsche Bund versuchte eine Vereitelung der [[Fraternisierung (Krieg)|Fraternisierung]] der Frankfurter mit den vorbei ziehenden Polen, die vor der russischen Repression flohen. |
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Die nach [[Deutsche Frage|nationaler Einheit]], [[Freiheit]] und [[Volkssouveränität]] strebende Bewegung organisierte feierliche Versammlungen, wie das [[Hambacher Fest]] 1832, welches auch mit einem Ableger dem [[Frankfurter Wachensturm#Das Sandhof-Fest in Frankfurt am Main|Sandhof-Fest]] in Frankfurt am Main seinen Ausdruck fand, an dem 4000 Menschen teilnahmen.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Schwemer, Hist. Kommission d Stadt FFM |Titel=Geschichte der freien Stadt Frankfurt a. M. (1814–1866) Band 2 |Verlag=J. Baer |Ort= |Datum=1912 |ISBN= |Seiten=512 ff. |Online=[http://archive.org/stream/geschichtederfre02schwuoft#page/512/mode/2up/search/Hambacher online auf: ''archive.org'']}}</ref> |
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Radikalere Personen der oppositionellen Bewegung im Vormärz organisierten den bewaffneten Aufstand. Dieser schlecht vorbereitete Versuch fand am [[Karfreitag]] des Jahres 1833 statt, bekannt als [[Frankfurter Wachensturm]] (zu dieser Zeit auch ''Frankfurter Attentat'' genannt).<ref>{{Literatur |Autor=Hans-Ulrich Wehler |Titel=Deutsche Gesellschaftsgeschichte 1815–1845/49 |Auflage=4. |Verlag=Beck |Ort=München |Datum=2005 |ISBN=3-406-32262-X |Seiten=363 ff. |Online={{Google Buch |BuchID=0rXFtPKqaxkC |Seite=363}}}}</ref> Plan des Umsturzes war ein Überfall auf die [[Hauptwache (Frankfurt am Main)|Polizeiwachen]] der Stadt und auf die [[Bundestag (Deutscher Bund)|Bundesversammlung]], um so eine [[Revolution]] in Deutschland auszulösen. |
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Nach der Hinrichtung der Verantwortlichen bildeten sich in Frankfurt zahlreiche politische Zirkel, auch ''Montagskränzchen '' genannt, in denen weitere Reformen diskutiert wurden. Der preußische Gesandte warnte beim Bundestag 1847 den Senat: „Kommunistische und sozialistische Ideen können zum Aufruhr gegen die bestehende Ordnung führen.“ |
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==== Beginn des Eisenbahnverkehrs in Frankfurt ==== |
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[[Datei:Frankfurt Taunusbahnhof 1850.jpg|mini|Taunusbahnhof um 1850]] |
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{{Hauptartikel|Eisenbahnverkehr in Frankfurt am Main}} |
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1839 begann das Zeitalter des [[Bahn (Verkehr)|Eisenbahnverkehrs]] in Frankfurt am Main. Es wurde das erste Teilstück der vom [[Frankfurt Taunusbahnhof|Taunusbahnhof]] ausgehenden [[Eisenbahn]]-[[Eisenbahnstrecke|Strecke]] der [[Taunus-Eisenbahn]] über [[Bahnhof Frankfurt-Höchst#Geschichte|Höchst]], [[Mainz-Kastel#Eisenbahn|Mainz]] nach [[Wiesbaden Taunusbahnhof|Wiesbaden]] eröffnet. Die erste von Frankfurt ausgehende Fahrt eines [[Zug (Schienenverkehr)|Zuges]] endete noch in [[Frankfurt-Höchst|Höchst]]. Die von einer privaten [[Eisenbahnunternehmen|Bahngesellschaft]] betriebene Strecke erreichte 1839 [[Hattersheim am Main|Hattersheim]] und 1840 Wiesbaden. |
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==== Märzrevolution und Paulskirchenparlament ==== |
==== Märzrevolution und Paulskirchenparlament ==== |
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[[Datei:Nationalversammlung in der Paulskirche.jpg|mini|Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche]] |
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[[Bild:Nationalversammlung.jpg|thumb|Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche]]Der reaktionäre österreichische Staatskanzler [[Klemens Wenzel Lothar von Metternich|Metternich]] musste schließlich, gezwungen durch die Märzrevolution, aufgeben, und gerade in Frankfurt wurde dies über alle Maßen gefeiert. Am [[30. März]] [[1848]] sah man [[Schwarz-Rot-Gold]]ene Fahnen überall, und die Bevölkerung wurde ermahnt, die Schießerei in die Luft zu unterlassen. Am [[18. Mai]] [[1848]], ein Tag, der von manchen Historikern als der größte Tag in der Geschichte der Stadt Frankfurt bezeichnet wird, hielt die [[Frankfurter Nationalversammlung|Nationalversammlung]] ihre erste und am [[31. Mai]] [[1849]] ihre letzte Sitzung in der [[Frankfurter Paulskirche|Paulskirche]] ab. Hier, also am Mittelpunkt des damaligen gesamten politischen Lebens in Deutschland, war das Parteigetriebe und die Aufregung am heftigsten; daher die wiederholten Tumulte, unter denen besonders der im Stadtteil Sachsenhausen [[7. Juli|7.]] und [[8. Juli]] [[1848]] sowie der vom [[18. September]] mit Waffengewalt unterdrückt wurden. In den Jahren 1848 und [[1849]] tagten in Frankfurt das Vorparlament und die Deutsche Nationalversammlung. Als das Parlament, dessen Wirken durchaus als Vorläufer der [[Weimarer Verfassung]] und des [[Grundgesetz (Deutschland)|Grundgesetzes]] angesehen werden kann, in seiner Endphase nach [[Stuttgart]] umziehen sollte, meinte ein württembergischer Abgeordneter, dass ein Wegzug von Frankfurt ''ein Vergehen am deutschen Vaterland '' sei, zumal ''die Stadt so glücklich organisiert, wohlhabend und reich'' sei und ''kein Fürstenhof auf die Beschlüsse einwirken'' könne. |
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Der reaktionäre österreichische Staatskanzler [[Klemens Wenzel Lothar von Metternich|Metternich]] musste schließlich, gezwungen durch die [[Deutsche Revolution 1848/1849|Märzrevolution]], aufgeben, und gerade in Frankfurt wurde dies über alle Maßen gefeiert. Am 30. März 1848 sah man [[Schwarz-Rot-Gold]]ene Fahnen überall, und die Bevölkerung wurde ermahnt, die Schießerei in die Luft zu unterlassen. Am 18. Mai 1848, ein Tag, der von manchen Historikern als der größte Tag in der Geschichte der Stadt Frankfurt bezeichnet wird, hielt die [[Frankfurter Nationalversammlung|Nationalversammlung]] ihre erste und am 31. Mai 1849 ihre letzte Sitzung in der [[Frankfurter Paulskirche|Paulskirche]] ab. Hier, also am Mittelpunkt des damaligen gesamten politischen Lebens in Deutschland, war das Parteigetriebe und die Aufregung am heftigsten; daher die wiederholten Tumulte, unter denen besonders der im Stadtteil Sachsenhausen am 7. und 8. Juli 1848 sowie der vom 18. September mit Waffengewalt unterdrückt wurden. In den Jahren 1848 und 1849 tagten in Frankfurt das Vorparlament und die Deutsche Nationalversammlung. Als das Parlament, dessen Wirken durchaus als Vorläufer der [[Weimarer Verfassung]] und des [[Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|Grundgesetzes]] angesehen werden kann, in seiner Endphase nach [[Stuttgart]] umziehen sollte, meinte ein [[Königreich Württemberg|württembergischer]] Abgeordneter, dass ein Wegzug von Frankfurt ''ein Vergehen am deutschen Vaterland '' sei, zumal ''die Stadt so glücklich organisiert, wohlhabend und reich'' sei und ''kein Fürstenhof auf die Beschlüsse einwirken'' könne. |
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Während des folgenden Jahrzehnts und der letzten Zeit seiner Selbstständigkeit zeigte Frankfurt eine große Regsamkeit auf dem Gebiet der Verfassungsentwicklung und Gesetzgebung. In diese Periode fallen die Verfassungsrevision von [[1864]], das neue Gewerbegesetz auf der Grundlage vollständiger Gewerbefreiheit und die bereits zehn Jahre früher angebahnte politische [[Judenemanzipation|Emanzipation der Juden]] ([[1864]]). |
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Während des folgenden Jahrzehnts und der letzten Zeit seiner Selbstständigkeit zeigte Frankfurt eine große Regsamkeit auf dem Gebiet der Verfassungsentwicklung und Gesetzgebung. In diese Periode fallen die Verfassungsrevision von 1864, das neue Gewerbegesetz auf der Grundlage vollständiger Gewerbefreiheit und die bereits zehn Jahre früher angebahnte politische [[Jüdische Emanzipation|Emanzipation der Juden]] (1864). |
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Ab August [[1863]] tagte in Frankfurt der mit der deutschen Bundesreform beschäftigte Fürstenkongress, der [[Nationalverein]], sowie der diesem entgegengesetzte Reformverein. Auch der deutsche Abgeordnetentag hielt hier seine Sitzungen. Da [[Preußen]] jedoch nicht erschien, scheiterte die Reform und endete schließlich [[1866]] im Krieg. |
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Ab August 1863 tagte in Frankfurt der mit der deutschen Bundesreform beschäftigte [[Frankfurter Fürstentag|Fürstentag]], außerdem der [[Deutscher Nationalverein|Deutsche Nationalverein]] sowie der diesem entgegengesetzte [[Reformverein]]. Auch der deutsche Abgeordnetentag hielt hier seine Sitzungen. Da [[Königreich Preußen|Preußen]] jedoch nicht erschien, scheiterte die Reform. Der weiter schwelende Konflikt endete schließlich 1866 im Krieg. |
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== Jüngere Geschichte == |
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== Jüngere Geschichte == |
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[[Datei:Frankfurt Kriegskontribution 22 Juli 1866.jpg|mini|Kriegskontributionsforderung vom 20. Juli 1866 mit der Unterschrift des preußischen Generals [[Edwin von Manteuffel]].]] |
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[[Datei:Carl Constanz Viktor Fellner.jpg|mini|Der letzte Ältere Bürgermeister der Freien Stadt Frankfurt [[Karl Konstanz Viktor Fellner|K. K. V. Fellner]]]] |
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[[Datei:Stadt Frankfurt 1877.jpg|mini|Schuldverschreibung der Stadt Frankfurt vom 19. Mai 1877 mit Unterschrift des Oberbürgermeisters [[Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein]]]] |
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=== Deutsches Reich === |
=== Deutsches Reich === |
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==== Preußische Okkupation ==== |
==== Preußische Okkupation und der Teilungsrezess ==== |
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Gegen Ende des [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieges]] wurde die [[Freie Stadt Frankfurt]] am 18. Juli 1866 von [[Königreich Preußen|Preußen]] besetzt und bald darauf [[Preußische Annexionen 1866|annektiert]], weil sie ihrer Stellung als Sitz des [[Bundestag (Deutscher Bund)|Bundestages]] entsprechend die Partei des [[Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]] ergriffen hatte. Am 20. Juli 1866 musste die Stadt innerhalb von 24 Stunden 25 Millionen Gulden [[Kontribution|Kriegskontribution]] an Preußen zahlen, die Summe wurde später auf 30 Millionen erhöht. Die stolze [[Stadtstaat|Stadtrepublik]] wurde zur Provinzstadt degradiert; die Verwaltungssitze der neu geschaffenen preußischen Verwaltungseinheiten wurden in den ehemaligen Residenzstädten der ebenfalls besetzten Nachbarländer angesiedelt. Frankfurt wurde auf diese Weise Teil des [[Regierungsbezirk Wiesbaden|Regierungsbezirks Wiesbaden]] innerhalb der [[Hessen-Nassau|Provinz Hessen-Nassau]], deren Hauptstadt [[Kassel]] wurde. Der bis dahin regierende und in der Bevölkerung beliebte sogenannte ''Ältere Bürgermeister'' [[Karl Konstanz Viktor Fellner]] nahm sich das Leben. |
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[[Bild:Frankfurt 1905.png|thumb|Frankfurt und sein Landkreis, 1905]] |
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Gegen Ende des [[Deutsch-Österreichischer Krieg|Deutsch-Österreichischen Krieges]] wurde die nur dem Kaiser untertane und als Ort der Kaiserwahlen in dieser Entscheidung beeinflusste [[Freie Stadt Frankfurt]] 1866 von Preußen annektiert, weil sie die Partei des Kaisers ergriffen hatte. Die stolze [[Stadtstaat|Stadtrepublik]] wurde zur Provinzstadt degradiert; die Verwaltungssitze der neu geschaffenen preußischen Verwaltungseinheiten wurden in den ehemaligen Residenzstädten der ebenfalls besetzten Nachbarländer angesiedelt. Frankfurt wurde auf diese Weise Teil des [[Regierungsbezirk Wiesbaden|Regierungsbezirks Wiesbaden]] innerhalb der [[Provinz Hessen-Nassau]], deren Hauptstadt [[Kassel]] wurde. |
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Frankfurt bildete nunmehr zwar zusammen mit seinem Landgebiet einen [[Stadtkreis Frankfurt am Main|eigenen Stadtkreis]], doch war die Bevölkerung darüber nicht glücklich, denn mit der ''freien Stadtluft'' war es nun vorüber. Der Frankfurter Mundartdichter [[Friedrich Stoltze]], ein kritischer Geist, floh 1866, nachdem er mehrere Male angeklagt und in Abwesenheit verurteilt worden war. Erst nach [[Otto von Bismarck|Bismarcks]] Rede (siehe unten) kehrte er zurück. Als dann ausgerechnet in der Nacht vor dem ersten Besuch des preußischen Königs [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm I.]] am 15. August 1867 ein Großfeuer Turm und Dach des [[Kaiserdom St. Bartholomäus|Doms]] zerstörte, wertete man dies als schlechtes [[Omen]]. Der Frankfurter Senator Speltz warnte und schrieb in seinen Aufzeichnungen noch einmal Zeilen aus einem alten Versgedicht aus den Anfängen der Frankfurter Geschichte: |
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:''Zu Frankfurt in dem Dom'' |
: ''Zu Frankfurt in dem Dom'' |
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:''Gibt man des Reiches Kron'' |
: ''Gibt man des Reiches Kron'' |
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:''Willst du mit List die Krone fahn'' |
: ''Willst du mit List die Krone fahn'' |
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:''Wird Gott den ganzen Dom zerschlahn''. |
: ''Wird Gott den ganzen Dom zerschlahn''. |
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Die Bürger blieben skeptisch und begaben sich zum Feiern und zur ''freien Rede'' lieber nach dem nahen [[Frankfurt-Heddernheim|Heddernheim]], das sie seit dieser Zeit ob der dort möglichen ''Freiheiten'' auch als [[Klein-Paris|Klaa Paris]] bezeichneten. |
Die Bürger blieben skeptisch und begaben sich zum Feiern und zur ''freien Rede'' lieber nach dem nahen [[Frankfurt-Heddernheim|Heddernheim]], das sie seit dieser Zeit ob der dort möglichen ''Freiheiten'' auch als [[Klein-Paris|Klaa Paris]] bezeichneten. |
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Die Auseinandersetzungen über die Vermögensteile Preußens und der Stadt am Vermögen der ehemaligen Freien Reichsstadt wurden nach langen Verhandlungen am 26. Februar 1869 mit der Unterzeichnung des Teilungsrezesses in Berlin beendet. Preußen zahlte zwei Millionen Gulden und aus der Privatschatulle König Wilhelms I. kam eine weitere Million hinzu. An Preußen kamen die Gerichte und Gefängnisse, ebenso wie die Münze und die Finanzverwaltung. Von der Infrastruktur übernahm Preußen den städtischen Eisenbahnbesitz, die [[Alte Brücke (Frankfurt am Main)|Alte Brücke]] und die bedeutenden Straßen. Die Polizei wurde bis auf die Ordnungspolizei ebenfalls dem preußischen Staat unterstellt. |
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==== Frankfurt im Deutschen Kaiserreich ==== |
==== Frankfurt im Deutschen Kaiserreich ==== |
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1871 wurde in Frankfurt durch [[Otto von Bismarck]] und [[Jules Favre]] ein Friedensvertrag geschlossen, der den [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] von 1870/71 beendete. Der auch als [[Friede von Frankfurt|Frankfurter Frieden]] bezeichnete am 10. Mai 1871 im [[Hotel zum Schwan (Frankfurt am Main)|Hotel zum Schwan]] im [[Steinweg (Frankfurt am Main)|Steinweg]] beschlossene Vertrag ließ Bismarck bemerken: ''Ich wünsche von Herzen, daß der Friede von Frankfurt auch den Frieden für Frankfurt und den Frieden mit Frankfurt bringen werde.''<ref>Roet de Rouet, Henning: Frankfurt am Main als preußische Garnison von 1866 bis 1914. Frankfurt am Main 2016. S. 107.</ref> |
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[[Bild:Frankfurt-um-1900.jpg|thumb|right|200px|Mainufer um 1900]] |
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[[1871]] wurde in Frankfurt durch [[Otto von Bismarck]] und [[Jules Favre]] ein Friedensvertrag geschlossen, der den [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] von 1870/71 beendete . Der auch als [[Friede von Frankfurt|Frankfurter Friede]]n bezeichnete am [[10. Mai]] [[1871]] im ''Hotel Schwan'' im Steinweg beschlossene Vertrag ließ Bismarck bemerken: ''Ich wünsche von Herzen, dass der Friede von Frankfurt auch den Frieden 'für' Frankfurt und 'mit' Frankfurt bringen werde.''. |
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Frankfurt dehnte sich auch mit Hilfe der französischen Reparationszahlungen nach allen Seiten |
Frankfurt dehnte sich auch mit Hilfe der französischen Reparationszahlungen nach allen Seiten aus. Von 1867 bis 1897 erfolgte der Bau einer systematischen [[Schwemmkanalisation]]. Einige Frankfurter wandten sich vermehrt kulturellen Themen zu. 1880 finanzierten sie ein neues [[Alte Oper|Opernhaus]], das die bisherigen Opernhäuser der Stadt in den Schatten stellt. Bei der Eröffnung am 20. Oktober mit [[Don Giovanni]] blieb der eingeladene Kaiser [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm I.]] am Fuße der Treppe stehen und bemerkte ob des Prunks: „Das könnte ich mir in Berlin nicht erlauben.“ Auch der [[Palmengarten Frankfurt|Palmengarten]] von 1868 und der [[Zoo Frankfurt|Frankfurter Zoo]] waren rein privat finanziert. Im Palmengarten befand sich eine der ersten [[Eisbahn#Kunsteis|Kunsteisbahnen]] des europäischen Kontinents, nachdem zuvor schon der erste Schlittschuhlaufclub Deutschland gegründet worden war. |
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Auch verkehrstechnisch gab es zahlreiche Innovationen. Die am 18. Februar 1884, auf Bestreben eines Offenbacher Konsortiums, bestehend aus dem Kommerzienrat Weintraut, dem Bankier Weymann und dem Bankhaus Merzbach, eröffnete [[Schmalspurbahn|schmalspurige]] [[Eisenbahnstrecke|Strecke]] der [[Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft]] (FOTG), von der [[Alte Brücke (Frankfurt am Main)|Alten Brücke]] in Frankfurt-[[Frankfurt-Sachsenhausen|Sachsenhausen]] ausgehend, war die erste [[kommerz]]iell betriebene öffentliche [[Geschichte des elektrischen Antriebs von Schienenfahrzeugen|elektrische]] [[Straßenbahn]] in [[Deutschland]]. Die Strecke führte zunächst bis zum Buchrainplatz in [[Frankfurt-Oberrad|Oberrad]] und ab 10. April bis zum [[Mathildenviertel|Mathildenplatz]] in [[Offenbach am Main|Offenbach]]. Die FOTG verwendete damals noch eine [[Spurweite (Bahn)|Spurweite]] von 1000 mm ([[Meterspur]]). Am gleichen Tag ging das von der FOTG betriebene für den Betrieb auf der Strecke nötige [[Kraftwerk der Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft|Kraftwerk]] in Betrieb. Dieses ermöglichte in Oberrad auch erstmals die Versorgung von Unternehmen und privaten Haushalten mit elektrischem Strom. Letztlich war diese Verbindung wegweisend für die kombinierte Aufgabe kommunaler [[Energieversorgungsunternehmen]], die [[Elektrizitätswerk]]e zur Stromerzeugung und elektrische Bahnen für den [[Öffentlicher Personennahverkehr|Öffentlichen Personennahverkehr]] betrieben. |
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Auch verkehrstechnisch gab es zahlreiche Innovationen. [[1884]] wurde die erste echte elektrische [[Straßenbahn]] der Welt in Betrieb genommen. Sie verkehrte zwischen der [[Alte Brücke (Frankfurt)|Alten Brücke]] in Frankfurt und [[Offenbach am Main]]. Vier Jahre später, [[1888]], folgte die Einweihung des [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof|Hauptbahnhofs]], dem größten Bahnhof Europas. |
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[[Datei:Meyers5_Frankfurt_Gallus.png|mini|Stadtplan 1893: Hauptgüterbahnhof (oben) und Hauptbahnhof]] |
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Zuvor überraschte [[1861]] der [[Gelnhausen|Gelnhäuser]] [[Philipp Reis]] in Frankfurt mit der Erfindung des [[Fernsprecher]]s. Das erste Telefonnetz mit 179 Teilnehmern wurde am [[1. Dezember]] [[1881]] in Betrieb genommen. |
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Vier Jahre später, am 18. August 1888, folgte die Einweihung des [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof|Hauptbahnhofs]], dem größten Bahnhof Europas. Zweieinhalb Wochen zuvor war bereits der [[Frankfurt (Main) Hauptgüterbahnhof|Hauptgüterbahnhof]] eröffnet worden. |
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Zuvor hatte 1861 der [[Friedrichsdorf]]er [[Philipp Reis]] in Frankfurt mit der Erfindung des [[Telefon|Fernsprechers]] überrascht. Das erste Telefonnetz mit 179 Teilnehmern wurde am 1. Dezember 1881 in Betrieb genommen. |
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[[Datei:Lauffen-Frankfurt 1891c.jpg|mini|Die Internationale Elektrotechnische Ausstellung 1891. Eingangsportal mit 1000 Glühlampen und künstlicher Wasserfall (rechts hinten), versorgt vom Wasserkraftwerk in Lauffen am Neckar]] |
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1891 gelang auf der [[Internationale Elektrotechnische Ausstellung 1891|Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung]] auf dem Areal der ehemaligen [[Frankfurter Westbahnhöfe|Westbahnhöfe]] die weltweit erste Fernübertragung von [[Drehstrom-Hochspannungs-Übertragung|hochgespanntem Drehstrom]] vom 176 km entfernten [[Lauffen am Neckar]] und verhalf ihm so zum internationalen Durchbruch gegenüber dem [[Gleichstrom]]. Im Rahmen der ''Deutschen Patent- und Gebrauchsmuster-Ausstellung'' wurde 1882 für die Dauer von fast 3 Monaten eine [[Kunsteisbahn]] mit einer Fläche von 520 m² von betrieben,<ref>A. G. Linde: „75 Jahre Linde“, 1954, S. 52</ref> es war nach London und New York, die wohl dritte weltweit. Etwa 10 Jahre später wurde im Palmengarten eine permanente Eisbahn installiert. |
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==== Stadtwachstum in der Gründerzeit ==== |
==== Stadtwachstum in der Gründerzeit ==== |
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[[Datei:Frankfurt-um-1900.jpg|mini|Mainufer um 1900]] |
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Im ausgehenden [[19. Jahrhundert]], auch oft als [[Gründerzeit]] bezeichnet, ordneten und gestalteten die Frankfurter ihre Stadt neu. Aus ''Neustadt'' (1333) und ''Altstadt'' (1180) wurde die ''Innenstadt''. In die ''Außenbezirke'' außerhalb der Wallanlagen, die noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur dünn besiedelt waren, zogen immer mehr Bürger aus dem Frankfurter Kerngebiet. Radialstraßen und der [[Wichtige Straßen und Plätze in Frankfurt am Main#Alleenring|Alleenring]] wurden gebaut, um die stark gewachsenen Außenbezirke, die nun [[Frankfurt-Bahnhofsviertel|Bahnhofsviertel]], [[Frankfurt-Westend|Westend]], [[Frankfurt-Nordend|Nordend]] und [[Frankfurt-Ostend|Ostend]] hießen, untereinander zu verbinden und [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] sowie die neu eingemeindeten Stadtteile [[Frankfurt-Bornheim|Bornheim]] und [[Frankfurt-Bockenheim|Bockenheim]] anzubinden. Weitere Gebiete wie die ehemalige ''Galgenwarte'' und das Gebiet um den ''Gutleuthof'' wurden erschlossen und bildeten die Stadtteile [[Frankfurt-Gallusviertel|Gallusviertel]] und [[Frankfurt-Gutleutviertel|Gutleutviertel]]. |
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[[Datei:Frankfurt 1905.png|mini|Frankfurt und sein Landkreis, 1905]] |
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Im ausgehenden 19. Jahrhundert, auch oft als [[Gründerzeit]] bezeichnet, ordneten und gestalteten die Frankfurter ihre Stadt neu. Aus ''Neustadt'' (1333) und ''Altstadt'' (1180) wurde die ''Innenstadt''. In die ''Außenbezirke'' außerhalb der Wallanlagen, die noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur dünn besiedelt waren, zogen immer mehr Bürger aus dem Frankfurter Kerngebiet. Radialstraßen und der [[Liste von Straßen und Plätzen in Frankfurt am Main#Alleenring|Alleenring]] wurden gebaut, um die stark gewachsenen Außenbezirke, die nun [[Frankfurt-Bahnhofsviertel|Bahnhofsviertel]], [[Frankfurt-Westend|Westend]], [[Frankfurt-Nordend|Nordend]] und [[Frankfurt-Ostend|Ostend]] hießen, untereinander zu verbinden und [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] sowie die neu eingemeindeten Stadtteile [[Frankfurt-Bornheim|Bornheim]] (1877) und [[Frankfurt-Bockenheim|Bockenheim]] (1895) anzubinden. Weitere Gebiete wie die ehemalige ''Galgenwarte'' und das Gebiet um den ''[[Gutleuthof]]'' wurden erschlossen und bildeten die Stadtteile [[Frankfurt-Gallus|Gallusviertel]] und [[Frankfurt-Gutleutviertel|Gutleutviertel]]. |
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Es folgte 1900 die Eingemeindung der Gemeinden [[Frankfurt-Seckbach|Seckbach]], [[Frankfurt-Oberrad|Oberrad]] und [[Frankfurt-Niederrad|Niederrad]] des [[Landkreis Frankfurt|Landkreises Frankfurt]]. 1910 wurden die restlichen Gemeinden [[Frankfurt-Berkersheim|Berkersheim]], [[Frankfurt-Bonames|Bonames]], [[Frankfurt-Eckenheim|Eckenheim]], [[Frankfurt-Eschersheim|Eschersheim]], [[Frankfurt-Ginnheim|Ginnheim]], [[Frankfurt-Hausen|Hausen]], [[Frankfurt-Heddernheim|Heddernheim]], [[Frankfurt-Niederursel|Niederursel]], [[Frankfurt-Praunheim|Praunheim]], [[Frankfurt-Preungesheim|Preungesheim]] und [[Frankfurt-Rödelheim|Rödelheim]] des Landkreises eingemeindet. |
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Es folgte [[1910]] die Eingemeindung des kompletten [[Landkreis Frankfurt|Landkreises Frankfurt]]. Zwischen 1871 und 1914 steigt die Einwohnerzahl von 90.000 auf fast 400.000. In diese Zeit fielen auch der Bau der [[Frankfurter Wertpapierbörse|Börse]] ([[1879]]), der [[Festhalle]] ([[1908]]), des [[Osthafen (Frankfurt)|Osthafens]] ([[1912]]) und der Universität (1912). Als die [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt|Universität]], für deren Gründung sich [[Wilhelm Merton]] nachhaltig eingesetzt hatte, am [[26. Oktober]] [[1914]] eröffnet wurde, hatte bereits der [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]] begonnen. |
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Zwischen 1871 und 1914 steigt die Einwohnerzahl von 90.000 auf fast 400.000. In diese Zeit fielen auch der Bau der [[Frankfurter Wertpapierbörse|Börse]] (1879), der [[Festhalle (Frankfurt am Main)|Festhalle]] (1908), des [[Frankfurter Osthafen|Osthafens]] (1912), der Universität (1912) und des neuen Rathauses. All diese Bauten wurden von Zeitgenossen stilistisch kritisiert. 1909 wurde der [[Frankfurt-Cronberger-Künstler-Bund]] gegründet. 1912 wurde [[Max Bromme]] als Gartenbaudirektor angeworben, dieser verdoppelte binnen weniger Jahre die städtischen Grünanlagen. |
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Als die [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Universität]], für deren Gründung sich [[Wilhelm Merton]] nachhaltig eingesetzt hatte, am 26. Oktober 1914 eröffnet wurde, hatte bereits der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] begonnen. |
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=== Weimarer Republik === |
=== Weimarer Republik === |
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[[Datei:Ernstmay2.jpg|mini|Gebäude von Ernst May in der Römerstadt]] |
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[[Datei:Goethe University Frankfurt Poelzig Building.jpeg|mini|Das I.G.-Farben-Haus von Poelzig, innovativ durch die ''Krümmung''.]] |
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[[1928]] wurden die ehemalige Stadt [[Frankfurt-Höchst|Höchst am Main]] und Teile des aufgelösten [[Landkreis Höchst|Landkreises Höchst]] sowie die ehemals zum [[Landkreis Hanau]] gehörende Gemeinde [[Frankfurt-Fechenheim|Fechenheim]] eingemeindet, so dass Frankfurt zur flächengrößten Stadt der Republik wurde. |
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In der [[Novemberrevolution]] übernahmen aus Kiel kommende Matrosen die Macht in der Stadt und bildeten, gemeinsam mit Vertretern der Arbeiter den Frankfurter Arbeiter- und Soldatenrat. Da Frankfurt nach dem [[Waffenstillstand von Compiègne (1918)|Waffenstillstandsabkommen]] in der neutralen Zone lag, in der keine militärischen Operationen deutscher Truppen durchgeführt werden durften, konnte sich dieser Rat bis November 1919 halten.<ref>Franz Neuland: ''Die Matrosen von Frankfurt''. Frankfurt, 1991</ref> |
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Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurden Frankfurt, Darmstadt und Hanau 1919–1920 kurzzeitig von französischen Truppen besetzt. 1928 wurden die ehemalige Stadt [[Frankfurt-Höchst|Höchst am Main]] und Teile des aufgelösten [[Landkreis Höchst|Landkreises Höchst]] sowie die ehemals zum [[Landkreis Hanau]] gehörende Gemeinde [[Frankfurt-Fechenheim|Fechenheim]] eingemeindet. 1925 wurde die [[Arbeiterolympiade]] im neuen Waldstadion abgehalten und die [[Radrennbahn und Kunsteisbahn Frankfurt]] eröffnet. |
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Am 2. Oktober 1924 wurde [[Ludwig Landmann]] zum Oberbürgermeister gewählt. Die Stadt hatte bereits viele Eingemeindungen hinter sich, hatte aber viele gesellschaftliche Probleme anzugehen, die aus der Inflation und der Verstädterung herrührten. Er beauftragte [[Ernst May]], ein großes Städtebauprogramm zu leiten, das weltweit unter dem Namen [[Neues Frankfurt]] bekannt wurde. Von 1927 bis 1929 schuf er unter anderem die [[Siedlung Praunheim]], die [[Siedlung Bornheimer Hang]] und die [[Siedlung Römerstadt|Römerstadt]], welche als Gartenstadt angelegt wurde. Auch die [[Frankfurter Küche]] war eine Idee von May, die Ausarbeitung erfolgte jedoch durch [[Margarete Schütte-Lihotzky]]. Diese Küche gilt heute als Urtyp der modernen Einbauküche. Als Bestandteil des Projekts entstanden auch Schulen, das neue Gebäude des Palmengartens und als bekanntestes Bauwerk Frankfurts die neue [[Großmarkthalle (Frankfurt am Main)|Großmarkthalle]] am [[Frankfurter Osthafen|Osthafen]] als eines der flächenmäßig größten Gebäude seiner Zeit. |
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[[Oberbürgermeister]] [[Ludwig Landmann]] setzte auch auf die Verkehrsinfrastruktur. 1926 gründete er den ''Verein zum Bau einer Straße für den Kraftwagen-Schnellverkehr von Hamburg über Frankfurt a. M. nach Basel'' ([[HaFraBa]] e. V.), nachdem er von der italienischen [[Liste der Autobahnen in Italien#Geschichte|Autostrada]], einer Straße ausschließlich für Kraftfahrzeuge, erfahren hatte. Er war es auch, der Frankfurt nicht ausschließlich auf sich selbst bezogen sah, sondern im Wirtschaftsdezernat ein Konzept entwickeln ließ, das unter dem Arbeitstitel ''Der rhein-mainische Städtekranz und seine Zentrale Frankfurt am Main'' die Stadt als das Zentrum einer ganzen Region sah. Erst 70 Jahre später nahm diese Entwicklung langsam Formen an. |
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Baustadtrat [[Ernst May]] erweiterte die Stadt um große Neubaugebiete mit modernen Wohnungen. Er sprach dabei vom ''Neuen Frankfurt''. Von [[1927]] bis [[1929]] schuf er unter anderem die [[Siedlung]] [[Frankfurt-Praunheim|Praunheim]] und die [[Römerstadt]]. Auch die [[Frankfurter Küche]] war eine Idee von ihm, die Ausführung stammt aber von [[Margarete Schütte-Lihotzky]]. Zur gleichen Zeit ([[1928]]) entstand am ''Osthafen'' Frankfurts neue ''Großmarkthalle'', eines der flächenmäßig größten Gebäude seiner Zeit. |
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In der heutigen ''Wilhelm-Leuschner-Straße'' im [[Frankfurt-Bahnhofsviertel|Bahnhofsviertel]] wurde [[1930]] das ''Frankfurter Gewerkschaftshaus'' als erstes Hochhaus der Stadt erbaut. Mit neun Stockwerken erreicht das Gebäude eine Höhe von 31 Metern. [[1931]] wurde das [[IG-Farben-Haus]] als weiterer architektonischer Höhepunkt eröffnet. Die [[IG Farben]] wurde kurz zuvor in Frankfurt gegründet. |
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In der heutigen ''Wilhelm-Leuschner-Straße'' im [[Frankfurt-Bahnhofsviertel|Bahnhofsviertel]] wurde 1930 das ''[[Gewerkschaftshaus (Frankfurt am Main)|Frankfurter Gewerkschaftshaus]]'' als erstes Hochhaus der Stadt erbaut. Mit neun Stockwerken erreicht das Gebäude eine Höhe von 31 Metern. 1931 wurde das [[I.G.-Farben-Haus]] als weiterer architektonischer Höhepunkt eröffnet. Die [[I.G. Farben]] war 1925 in Frankfurt gegründet worden. |
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[[Oberbürgermeister]] [[Ludwig Landmann]] gründete [[1926]] den ''Verein zum Bau einer Straße für den Kraftwagen-Schnellverkehr von Hamburg über Frankfurt a.M. nach Basel'' ([[HaFraBa]] e.V.), nachdem er von der italienischen [[Autostrada]], einer Straße ausschließlich für Kraftfahrzeuge, erfahren hatte. Er war es auch, der Frankfurt nicht ausschließlich auf sich selbst bezogen sah, sondern im Wirtschaftsdezernat ein Konzept entwickeln ließ, das unter dem Arbeitstitel '' Der rhein-mainische Städtekranz und seine Zentrale Frankfurt am Main'' die Stadt als das Zentrum einer ganzen Region sah. Erst 70 Jahre später nimmt diese Entwicklung langsam Formen an ([[Portal Frankfurt Rhein-Main|Rhein-Main Gebiet]]). |
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=== Die Zeit des Nationalsozialismus === |
=== Die Zeit des Nationalsozialismus === |
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==== Gleichschaltung ==== |
==== Gleichschaltung ==== |
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Nach der Kommunalwahl vom 12. März 1933, bei der die NSDAP 47,9 % der abgegebenen Stimmen erhielt, wurde der jüdische Oberbürgermeister [[Ludwig Landmann]] vom [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]-Mitglied [[Friedrich Krebs (Politiker)|Friedrich Krebs]] abgelöst. Dieser verfügte als Erstes die Entlassung aller Beamten und Angestellten jüdischer Herkunft aus [[Stadtverwaltung Frankfurt am Main|Stadtverwaltung]], Magistrat und den städtischen Gesellschaften. Eine Versammlung Frankfurter Kaufleute, die über die [[Boykott]]e jüdischer Händler beraten wollten, wurde aufgelöst, die Teilnehmer verhaftet und eingeschüchtert. Noch vor dem endgültigen Verbot der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] wurden Kommunisten und in zunehmendem Maß auch Gewerkschafter und Sozialdemokraten verhaftet. Als das Untersuchungsgefängnis in der Hammelsgasse, das Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße und die [[Strafgefängnis Frankfurt-Preungesheim|Strafanstalt Preungesheim]] nicht mehr ausreichten, wurden „Wilde [[Konzentrationslager]]“ errichtet, so in der Mörfelder Landstraße, in der Klinger-Schule, in der [[Freimaurerloge]] am Mozartplatz, im Fechenheimer Gaswerk sowie in einer ehemaligen Perlenfabrik in der Ginnheimer Landstraße 40–42. Im Laufe des Jahres 1933 wurden jene, welche die Folterungen in diesen KZs überlebt hatten, in reguläre KZs verbracht, vor allem in das [[KZ Osthofen]] bei [[Worms]] und in das KZ auf dem [[Lager Heuberg|Heuberg]] bei [[Stuttgart]]. |
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Am 23. September 1933 wurde mit dem Bau der ersten deutschen [[Reichsautobahn]] zwischen [[Frankfurt-Niederrad]] und [[Darmstadt]] begonnen. Die von den [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] wegen ihres hohen jüdischen Bevölkerungsanteils als ''Jerusalem am Main'' geschmähte Stadt bemühte sich um einen propagandatauglichen Ehrentitel und erhielt ihn: Das eigentlich eher in den Bereichen Handel und Verkehr aktive Frankfurt nannte sich nun ''Stadt des deutschen Handwerks''. |
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==== Schreckensherrschaft ==== |
==== Schreckensherrschaft ==== |
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[[Datei:Frankfurt Hauptsynagoge 1885.jpg|mini|In der Reichskristallnacht abgebrannt: Hauptsynagoge Börnestraße, Photo von 1885 ([[Photochromdruck|Photochrom]])]] |
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Die Abteilung ''Zeitgenössische Kunst'' im [[Städel]] wurde 1937 geschlossen, die Bilder der [[Expressionismus|Expressionisten]] beschlagnahmt und im Ausland versteigert. 1938 wurden die ''Hauptsynagoge'' in der ''Börnestraße'' sowie alle anderen Synagogen der Stadt zerstört. In der ''Lindenstraße 27'' befand sich ab 1939 das Hauptquartier der [[Gestapo]]. In der ''Dieselstraße'' entstand 1937 ein Deportationslager für [[Sinti und Roma]]. Der Keller der [[Frankfurter Großmarkthalle]] wurde für den Abtransport der [[Juden]] in die Konzentrationslager benutzt. Die Frankfurter SPD-Abgeordnete [[Johanna Tesch]] wurde verhaftet und starb später im [[KZ Ravensbrück]]. Von den Mitte der 1920er Jahren in Frankfurt lebenden etwa 29000 Juden gab es nach dem Krieg noch gerade mal 140. Etwa 700 davon hatten dem Konzentrationslager den Freitod vorgezogen. |
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[[Datei:Wirtschaftsamt-kleider-frankfurt-1941-k.jpg|mini|Bekleidung konnte nur mit amtlicher Genehmigung gekauft werden, Postkarte vom Februar 1942]] |
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Dem „wilden“ Terror von [[Sturmabteilung|SA]] und [[Schutzstaffel|SS]] im Verlauf der Machtergreifung 1933 folgte der Aufbau der [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]], die 1939 in eine eigene Zentrale in der [[Lindenstraße 27 (Frankfurt am Main)|Lindenstraße 27]] zog, und eines Abschnittes des Geheimdienstes [[Sicherheitsdienst des Reichsführers SS|SD]] mit 12 Außenstellen. Noch 1933 wurde ein [[Sondergericht]] geschaffen, bei dessen Eröffnung [[Roland Freisler]] die Festrede hielt. Die Abteilung ''Zeitgenössische Kunst'' im [[Städelsches Kunstinstitut|Städel]] wurde 1937 geschlossen, die Bilder der [[Expressionismus|Expressionisten]] beschlagnahmt und im Ausland versteigert. Die vergleichsweise wenigen Menschen, die sich gegen die Etablierung der NS-Herrschaft auflehnten, konnten nur wenig bewegen. Dennoch gab es auch in Frankfurt organisierte Gegenwehr. So wurde zum Beispiel 1933 über [[Franz Hering]] und andere die Widerstandszeitung [[Roter Stoßtrupp|„Der Rote Stoßtrupp“]] in der Stadt verteilt und auch nachgedruckt.<ref>Dennis Egginger-Gonzalez: Der Rote Stoßtrupp. Eine frühe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. Lukas Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-86732-274-4, u. a. S. 566</ref> |
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1938 wurden während der [[Reichskristallnacht]] die [[Hauptsynagoge (Frankfurt am Main)|Hauptsynagoge]] in der ''Börnestraße'' sowie alle anderen Synagogen und zahlreiche Gebetsstuben in der Stadt zerstört, ohne dass die Frankfurter Polizei eingriff.<ref>Initiative Neunter November: [http://www.initiative-neunter-november.de/pdf/historie_synagoge_3.pdf Synagoge Friedberger Anlage] pdf, abgerufen am 27. November 2014.</ref> Geschäfte und Wohnungen jüdischer Frankfurter wurden verwüstet und geplündert und die männlichen wohlhabenden jüdischen Bewohner in [[Konzentrationslager]] ([[KZ Buchenwald]] und [[KZ Dachau]]) verschleppt, um sie zur Emigration zu nötigen und ihr Vermögen zu [[Arisierung|arisieren]].<ref>[[Salomon Korn]]: [http://www.imdialog.org/md2007/06/02.html Der 9. November 1938 in Frankfurt am Main], Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel, abgerufen am 27. November 2014.</ref><ref>[[Wolf-Arno Kropat]]: ''Kristallnacht in Hessen, Das Judenpogrom vom November 1938'', Wiesbaden 1988, ISBN 3-921434-11-4</ref> |
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In der ''Dieselstraße'' entstand 1937 ein Deportationslager für [[Roma]] und [[Sinti]]. Der Keller der [[Großmarkthalle (Frankfurt am Main)|Frankfurter Großmarkthalle]] wurde für den [[Deportation von Juden aus Deutschland|Transport / die Deportation der Juden]] vom [[Bahnhof Großmarkthalle (Frankfurt am Main)|Bahnhof Großmarkthalle]] zur Ermordung in den [[Konzentrationslager]]n benutzt. Daten der großen NS-Judendeportationen mit Ganzen Zügen aus Frankfurt sind 19. Oktober 1941 (1. Transportzug), 11. November (2), 21. November (3), 8. Mai 1942 (4), 24. Mai (5), 11. Juni (6), 18. August (7), 1. September (8), 15. September (9), 24. September 1942 (10), 14. Februar 1945 (11). „Dazwischen“ gab es vom 11. März 1943 bis zum 25. Oktober 1944 immer wieder kleinere „Transporte“. Am 9. März 1943 gab es die Deportation von etwa 100 Sinti und Roma von Frankfurt aus ins [[Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau]]. Organisiert wurden die Deportationen von Frankfurter Kripobeamten und Männern der SA-Standarte F/M, Sturmbann IV/63.<ref>[http://www.ffmhist.de/ffm33-45/portal01/portal01.php Stadt Frankfurt am Main, Institut für Stadtgeschichte: Frankfurt am Main 1933–1945]</ref><ref>[[Frankfurter Rundschau|fr-online.de]] 19. Oktober 2011: ''[https://www.fr.de/frankfurt/gestapo-org27077/drei-1180-menschen-kehrten-zurueck-11374570.html Drei von 1180 Menschen kehrten zurück]''</ref> |
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{{Hauptartikel|Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle}} |
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Auch [[Johanna Tesch]] (SPD), eine ehemalige Reichstagsabgeordnete, wurde verhaftet und starb 1945 im [[KZ Ravensbrück]]. Von den Mitte der 1920er Jahre in Frankfurt lebenden etwa 29.000 Juden gab es nach dem Krieg noch 140. Etwa 11.500 waren während des [[Holocaust]] ermordet worden, etwa 700 hatten vor der Deportation [[Suizid]] begangen. An die [[Opfer des Nationalsozialismus]] in Frankfurt erinnern [[Liste der Stolpersteine in Frankfurt am Main|über 1000 Stolpersteine]] und zahlreiche Gedenkstätten, u. a. an der [[Frankfurter Paulskirche|Paulskirche]], auf dem Hauptfriedhof, die [[Gedenkstätte Neuer Börneplatz]] neben dem [[Jüdischer Friedhof Battonnstraße|alten Jüdischen Friedhof Battonnstraße]]. |
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Während des Krieges waren etwa 25.000 [[NS-Zwangsarbeit|Gefangene als Zwangsarbeiterinnen und -er]] ständig in Frankfurt eingesetzt. In der ganzen Stadt gab es Zwangsarbeiterlager. KZ-Häftlinge des [[KZ Walldorf]] arbeiteten [[Flughafen Frankfurt Main#1936–1945: Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main|am Flughafen]]; in den [[Adlerwerke]]n wurde 1944 das [[KZ-Außenlager Frankfurt am Main]] eingerichtet und in Heddernheim bestand das [[Arbeitserziehungslager Heddernheim]], das eine besondere Strafform darstellte. Daneben gab es zahlreiche Zivilarbeiterlager und Kriegsgefangenenlager unter der Regie von [[Deutsche Arbeitsfront|Deutscher Arbeitsfront]] bzw. [[Wehrmacht]].<ref>[http://www.frankfurt1933-1945.de/ Frankfurt1933–1945: Wirtschaft und Arbeit], abgerufen am 30. November 2014.</ref> |
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==== Bombenkrieg ==== |
==== Bombenkrieg ==== |
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{{Hauptartikel|Luftangriffe auf Frankfurt am Main}} |
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[[Image:Zerst4.jpg|thumb|Lediglich Schutt und Asche blieben nach dem Angriff von der Altstadt (Modell aus dem Historischen Museum)]] |
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[[Datei:HMF Modell Frankfurt 1945.jpg|mini|Nach dem Zweiten Weltkrieg: nur eine Handvoll Gebäude der Altstadt waren un- oder nur leicht beschädigt ([[Treuners Altstadtmodell#Trümmermodell|Trümmermodell]] aus dem [[Historisches Museum Frankfurt|Historischen Museum]])]] |
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Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde mit dem Bau von Bunkeranlagen begonnen, die noch heute im Stadtbild zu finden sind. Durch zahlreiche Luftangriffe wurden große Teile der Innenstadt zerstört. Am [[22. März]] [[1944]] vernichtete ein britischer Angriff die gesamte gotische Altstadt Frankfurts, 1001 Menschen starben. Auch der Osthafen - ein wichtiger Umschlagplatz für Massengüter mit eigenen Gleisanschluß - wurde weitgehend zerstört. |
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Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde mit dem Bau von [[Bunker]]anlagen begonnen, die noch heute im Stadtbild zu finden sind. Durch zahlreiche [[Luftkrieg|Luftangriffe]] der [[Alliierte#Zweiter Weltkrieg|Alliierten]] wurden große Teile der Innenstadt durch [[Fliegerbombe]]n zerstört. Am 22. März 1944 vernichtete ein Angriff der [[Royal Air Force]] (RAF) die gesamte gotische Altstadt – 1001 Menschen starben. Auch der [[Frankfurter Osthafen]] – ein wichtiger Umschlagplatz für Massengüter mit eigenem Gleisanschluss – wurde weitgehend zerstört. |
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Im März 1945 zogen amerikanische Truppen über die heutige Friedensbrücke in die Stadt ein und befreiten sie von Terrorherrschaft und Bombenkrieg. Die traurige Bilanz: Mehr als 4800 tote Zivilisten, 12700 tote Frankfurter Soldaten, die Hälfte der Wohngebäude (90 000) zerstört. Das US-Hauptquartier wurde von [[Reims]] nach Frankfurt verlegt und zog in den Poelzig-Bau ([[IG-Farben-Haus]]). |
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Im März 1945 zogen amerikanische Truppen über die Wilhelmsbrücke (heute: [[Friedensbrücke (Frankfurt am Main)|Friedensbrücke]]) in die Stadt ein. Im Krieg kamen mehr als 4.800 Zivilpersonen und 12.700 Soldaten aus Frankfurt ums Leben; die Hälfte der Wohngebäude (90.000) waren zerstört. Das [[Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force|US-Hauptquartier]] wurde von [[Reims]] nach Frankfurt verlegt und zog in das [[I.G.-Farben-Haus]] (heute Poelzig-Bau). |
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=== Nach dem Zweiten Weltkrieg === |
=== Nach dem Zweiten Weltkrieg === |
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==== Aufstieg zur Metropole Westdeutschlands ==== |
==== Aufstieg zur Metropole Westdeutschlands ==== |
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[[Datei:Frankfurt am Main 1945.jpg|mini|links|1945: Frankfurt in Trümmern,<br />(Luftbild der [[United States Army Air Forces|USAAF]])]] |
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Die schwer zerstörte Stadt entschied sich im damaligen Geiste der [[Stadtplanung]] zu einem modernen Wiederaufbau des historischen Stadtkerns unter weitgehender Beibehaltung des alten Straßennetzes. |
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[[Datei:Frankfurtroemer.png|mini|Römer in den 1950er-Jahren]] |
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Die schwer zerstörte Stadt entschied sich im damaligen Geist der [[Stadtplanung]] zu einem modernen Wiederaufbau des historischen Stadtkerns unter weitgehender Beibehaltung des alten Straßennetzes. |
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1946 wurde Frankfurt Teil des neu gegründeten [[Land (Deutschland)|Bundeslandes]] [[Hessen]]. Die ehemalige [[Stadtstaat|Stadtrepublik]] war erst seit 1866 widerwillig Teil eines [[Flächenstaat]]s und hatte zuvor nie zu Hessen gehört. Konsequenterweise bewarb sich Frankfurt auch nicht um den Sitz der [[Hessische Landesregierung|Landesregierung]] (die dann nach [[Wiesbaden]] zog). |
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-H26569, Frankfurt-Main, Frankfurter Konferenz.jpg|mini|Frankfurter Konferenz am 1. Juli 1948: Im Hauptquartier der amerikanischen Besatzungstruppen in Frankfurt trafen die drei Militärgouverneure der Westzonen mit den elf Ministerpräsidenten der Länder zusammen, um ihnen ihren Plan für eine deutsche Separateinigung vorzulegen. Am Konferenztisch sitzend v. l. n. r.: [[Reinhold Maier]], [[Hinrich Wilhelm Kopf]], [[Karl Arnold (Politiker)|Karl Arnold]], [[Christian Stock]], [[Max Brauer]], [[Wilhelm Kaisen]], [[Hans Ehard]], [[Leo Wohleb]]]] |
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[[1946]] wurde Frankfurt Teil des neugegründeten [[Bundesland (Deutschland)|Bundeslandes]] [[Hessen]]. Die ehemalige [[Stadtstaat|Stadtrepublik]] war erst seit [[1866]] widerwillig Teil eines [[Flächenstaat]]s und hatte zuvor nie zu Hessen gehört. Konsequenterweise bewarb sich Frankfurt auch nicht um den Sitz der [[Hessische Landesregierung|Landesregierung]] (die dann nach [[Wiesbaden]] zog). |
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Die amerikanischen Streitkräfte, die das vormalige [[ |
Die amerikanischen Streitkräfte, die das vormalige [[I.G.-Farben-Haus]] zu ihrem europäischen Hauptquartier gemacht hatten, favorisierten die sich in dieser Zeit auch wieder im ''[[#Märzrevolution und Paulskirchenparlament|Geist der Paulskirche]] '' gerierende Stadt (am Jahrestag 18. Mai 1948 wurde eine Gedenkfeier abgehalten) ebenfalls als potentiellen Hauptstadtsitz. Später wurde die Stadt zunächst der Hauptverwaltungssitz der [[Trizone]]. Dadurch wurde Frankfurt tatsächlich aussichtsreichste Kandidatin für die Wahl zur Bundeshauptstadt. Man baute sogar schon einen Plenarsaal, der heute als Sendesaal des [[Hessischer Rundfunk|Hessischen Rundfunks]] dient. Nach einer äußerst knappen Entscheidung, bei der die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Abgeordneten mehrheitlich für Frankfurt und die [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]]-Abgeordneten zum größten Teil für das von [[Konrad Adenauer]] favorisierte [[Bonn]] stimmten, wurde letztendlich die Stadt am Rhein gewählt (Siehe dazu auch: [[Hauptstadtfrage der Bundesrepublik Deutschland]]). Die Enttäuschung war auch in der Bevölkerung groß, doch der Bürgermeister sah nach vorn und kommentierte schließlich die Niederlage mit den Worten: „Damit wird Frankfurt bald wieder im deutschen und internationalen Wirtschaftsleben seine führende Stellung einnehmen. Die günstige Verkehrslage und der hier vorhandene modernste [[Flughafen Frankfurt Main|Flugplatz Europas]], der ein Tor zur Welt darstellt, werden zur Erreichung dieses Ziels beitragen.“ |
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Durch den Ausfall des geteilten und von [[Westdeutschland]] aus schwer erreichbaren [[Berlin]] aus der deutschen Städtekonkurrenz und durch seine zentrale Lage im westdeutschen Teilstaat übernahm Frankfurt zahlreiche Metropolfunktionen, die zuvor in Berlin (und [[Leipzig]])angesiedelt waren, vor allem als [[Finanzplatz]] und Unternehmensstandort sowie als [[Verkehrsknoten]]. |
Durch den Ausfall des geteilten und von [[Westdeutschland]] aus schwer erreichbaren [[Berlin]] aus der deutschen Städtekonkurrenz und durch seine zentrale Lage im westdeutschen Teilstaat übernahm Frankfurt zahlreiche Metropolfunktionen, die zuvor in Berlin (und [[Leipzig]]) angesiedelt waren, vor allem als [[Finanzplatz]] und Unternehmensstandort sowie als [[Knotenpunkt (Verkehr)|Verkehrsknoten]]. Die Rolle Bonns als Regierungssitz vermochte dem bereits ohnehin dezentral organisierten Großraum [[Metropolregion Rhein-Ruhr|Rhein-Ruhr]] (hierbei vordererst die Städte [[Köln]] und [[Düsseldorf]]) keinen nennenswerten Zugewinn einer „Hauptstadtsrolle“ im nationalen Städtesystem einzubringen; insbesondere den Städten Frankfurt, [[Hamburg]] und [[München]] wurde durch das damals entstandene Raumordnungsgesetz die Möglichkeit gegeben, sich von regionalen Großstädten zu internationalen Metropolen zu entwickeln. |
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==== Politik ==== |
==== Politik ==== |
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Internationale Beachtung fanden zwischen 1963 und 1966 die [[Auschwitzprozesse]], die im neuen Bürgergemeinschaftshaus [[Frankfurt-Gallus|Gallus]] stattfanden. |
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[[John F. Kennedy]] besuchte 1963 Deutschland und sprach am 25. Juni in der [[Paulskirche]]. Seine Worte (mit dem Hintergrund der überstandenen [[Kubakrise]] zu betrachten), die in dem Fazit mündeten: |
[[John F. Kennedy]] besuchte 1963 Deutschland und sprach am 25. Juni in der [[Frankfurter Paulskirche]]. Seine Worte (mit dem Hintergrund der überstandenen [[Kubakrise]] zu betrachten), die in dem Fazit mündeten: „Niemand soll von dieser unserer atlantischen Generation sagen, wir hätten Ideale und Visionen der Vergangenheit, Zielstreben und Entschlossenheit, unseren Gegnern überlassen.“ sind wie die vieler anderer Redner in einem Relief in der Außenmauer verewigt. Er trug sich ins ''Goldene Buch'' der Stadt ein, ebenso wie nach ihm auch [[Jimmy Carter]], der [[Dalai Lama]], [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]] und [[Jassir Arafat]], um nur einige zu nennen. |
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Die [[Westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre|Studentenproteste]] Mitte bis Ende der 1960er Jahre führten auch in Frankfurt zu vehementen Auseinandersetzungen und Straßenkämpfen. Aus Protest gegen den [[Vietnamkrieg]] wurden in der Nacht zum 3. April 1968 von [[Andreas Baader]], [[Gudrun Ensslin]], [[Thorwald Proll]] und [[Horst Söhnlein]] auf der Zeil zwei [[Kaufhaus-Brandstiftungen am 2. April 1968|Kaufhäuser angezündet]], am 21. April sprach [[Andreas Papandreou]] auf Einladung des DGB in der Festhalle. |
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Sechs Jahre nach dem Auschwitz-Prozess, am 2. April 1969 waren es die Kaufhausbrandstiftungen von [[Andreas Baader|Baader]] und [[Gudrun Ensslin|Ensslin]] mit der sich gleichzeitig konstituierenden [[Rote Armee Fraktion|RAF]], die in Frankfurt begannen, Deutschland zur Terrorbekämpfung nötigten und ihm Gesetze aufzwangen, welche die Republik veränderten. Zuvor hatte auch und gerade Frankfurt durch vehemente Studentenproteste und Straßenkämpfe von sich reden gemacht. |
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Die ''[[Multikulturalismus|multikulturelle Gesellschaft]]'' ist in Frankfurt mittlerweile Realität geworden. 200.000 Einwohner, das sind fast ein Drittel der 650.000 Menschen in der Mainstadt, kommen im Jahre 2004 nicht aus Deutschland, sondern aus 180 verschiedenen Ländern der Erde. Damit weist Frankfurt einen der höchsten Anteile an [[Einwanderung|Einwanderern]] bzw. Bürgern mit [[Migrationshintergrund]] in Deutschland auf. |
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==== Wirtschaft ==== |
==== Wirtschaft ==== |
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Die [[Messe Frankfurt]] konnte ihren seit Beginn des Jahrhunderts andauernden Niedergang beenden und sich zum wichtigsten [[Messe (Wirtschaft)|Messeplatz]] in Europa entwickeln. So fand die deutsche [[Buchmesse]] nach dem Krieg nicht mehr in Leipzig, sondern in Frankfurt am Main statt, die weiterhin ausgerichtete [[Leipziger Buchmesse]] konnte erst nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] wieder über Ostdeutschland hinausgehende Bedeutung erlangen. Heute findet die [[Frankfurter Buchmesse]] jedes Jahr im Herbst statt, die Leipziger im Frühjahr. Die zweijährlich im September abgehaltene Automobilmesse [[Internationale Automobil-Ausstellung|IAA]] fand bis 2019 hier statt und war eine weltweit bedeutende Ausstellung und Publikumsmagnet. Bis 2010 hatte zudem der [[Verband der Automobilindustrie]] seinen Sitz in Frankfurt. |
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Die [[Frankfurter Messe]] konnte ihren seit Beginn des Jahrhunderts andauernden Niedergang beenden und sich zum wichtigsten [[Messe]]platz in Europa entwickeln. Genauso wie bei der Ansiedlung zahlreicher [[Verlag]]e und der [[Pelz]]industrie profitierte Frankfurt hier von der teilungsbedingten Ausschaltung Leipzigs. |
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Der Handel mit Pelzen und die Herstellung von Mänteln waren über viele Jahrhunderte ein weltweit bedeutender Wirtschaftszweig, der stark von Griechen und Juden geprägt war. Ein wichtiges Zentrum der Branche war bis in die späten 1940er Jahre das [[Pelzhandelszentrum Leipziger Brühl]], anschließend das [[Pelzhandelszentrum Niddastraße]]. In Frankfurt fand auch die wichtige Pelzmesse statt. Durch den Protest von Umweltschützern und Linken (Pelze galten nach wie vor als Statusobjekt) setzte in den 1980er Jahren ein rapider Niedergang ein, der tausende kleine Familienbetriebe in den Ruin trieb. |
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So fand die deutsche [[Buchmesse]] nach dem Krieg nicht mehr in Leipzig, sondern in Frankfurt am Main statt, die weiterhin ausgerichtete [[Leipziger Buchmesse]] konnte erst nach der [[Wiedervereinigung]] wieder über Ostdeutschland hinausgehende Bedeutung erlangen. Heute findet die [[Frankfurter Buchmesse]] jedes Jahr im Herbst statt, die Leipziger im Frühjahr. Auch die zweijährlich im September abgehaltene Automobilmesse [[IAA]] ist eine weltweit bedeutende Ausstellung und Publikumsmagnet. |
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In den 1990er Jahren setzte ein Niedergang vieler Frankfurter Konzerne ein, was teilweise zu massiven Arbeitsplatzeinbussen führte, die jedoch von anderen Branchen aufgefangen wurden. In jener Zeit schlossen oder verloren ihre Selbstständigkeit u. a. die [[Metallgesellschaft]], [[Lurgi]], [[AEG]], [[Hartmann & Braun]], [[Hoechst]], [[Philipp Holzmann]], [[VDO Automotive]] (1991 zu Mannesmann). |
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Die [[Bank deutscher Länder]] ([[1948]]) und ihre Nachfolgerin, die [[Deutsche Bundesbank]] ([[1957]]) nahmen ihren Sitz in Frankfurt, in ihrer Folge auch die meisten deutschen Großbanken. Die [[Frankfurter Wertpapierbörse]] wird zum zweitwichtigsten Handelsplatz in Europa. [[1962]] wurde das ''Zürich-Hochhaus'' gebaut, der erste richtige [[Wolkenkratzer]] der Stadt. Zahlreiche weitere sollten ihm folgen. |
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Die [[Bank deutscher Länder]] (1948) und ihre Nachfolgerin, die [[Deutsche Bundesbank]] (1957) nahmen ihren Sitz in Frankfurt, in ihrer Folge auch die meisten deutschen Großbanken. Seit 1956 ist die [[Frankfurter Wertpapierbörse]] zweitwichtigster Handelsplatz in Europa. 1962 wurde das ''[[Zürich-Haus]]'' auch mit seinem zweiten Gebäude fertiggestellt, dessen Turm 1960 als erster richtiger [[Wolkenkratzer]] der Stadt. Zahlreiche weitere sollten ihm folgen. |
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[[Bild:Europaschule2.JPG|thumb|Europäische Schule in Frankfurt (Eingang)]] |
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Frankfurt wird Sitz des [[Europäisches Währungsinstitut|Europäischen Währungsinstituts]] und 1998 von dessen Nachfolgerin, der [[Europäische Zentralbank|Europäischen Zentralbank]] (EZB). Zur Zeit ist man dabei, auf dem Gelände der ehemaligen Großmarkthalle ein neues Gebäude dieser Bank zu errichten. Für die Kinder der dort beschäftigten Mitarbeiter hat man bereits die [[Europäische Schule]] gebaut. Zur Zeit (2004) existieren in der oft auch als ''Bankfurt'' kolportierten Stadt am Main 337 Kreditinstitute inklusive Wertpapierhandelsbanken, davon allein 199 ausländische Institute, mit insgesamt 76700 Beschäftigten. Auch die Zahl von 3300 [[Werbeagentur]]en und 510 [[Öffentlichkeitsarbeit|PR]]-Agenturen, sowie über 1800 [[Unternehmensberatung]]sfirmen zeugen von der Bedeutung der ''Finanzhauptstadt'' Deutschlands. |
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[[Datei:DSCI0115 Blockupy 2014 Transparent EZB.jpg|mini|[[Proteste gegen die Eröffnung des Neubaus der Europäischen Zentralbank#Proteste zum Umzug der EZB im Herbst 2014|Demonstration vor der EZB im Herbst 2014]].]] |
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Frankfurt wurde Sitz des [[Europäisches Währungsinstitut|Europäischen Währungsinstituts]] und 1998 von dessen Nachfolgerin, der [[Europäische Zentralbank|Europäischen Zentralbank]] (EZB). Von 1998 bis 2014 war der Frankfurter [[Eurotower]] Sitz der Europäischen Zentralbank. Im November 2014 wurde der Sitz in den [[Neubau der Europäischen Zentralbank]] verlegt. Dieser wurde am 18. März 2015 [[Proteste gegen die Eröffnung des Neubaus der Europäischen Zentralbank|unter Protesten]] nach vier Jahren Bauzeit im Frankfurter Stadtteil [[Frankfurt-Ostend|Ostend]] eröffnet.<ref>''[http://www.ecb.europa.eu/ecb/premises/html/index.de.html EZB-Neubau]'', EZB, (abgerufen am 2. März 2015)</ref> Für die Kinder der dort beschäftigten Mitarbeiter hatte man schon 2002 die neu erbaute [[Europäische Schule]] bezogen. Im Jahre 2004 existierten in der oft auch als ''Bankfurt'' kolportierten Stadt am Main 337 Kreditinstitute inklusive Wertpapierhandelsbanken, davon allein 199 ausländische Institute, mit insgesamt 76.700 Beschäftigten. Auch die Zahl von 3300 [[Werbeagentur]]en und 510 [[Öffentlichkeitsarbeit|PR]]-Agenturen sowie über 1800 [[Unternehmensberater|Unternehmensberatungsfirmen]] zeugten bereits damals von der Bedeutung der ''Finanzhauptstadt'' Deutschlands. |
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==== Verkehr ==== |
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[[Datei:DSC09620 FVV Schnellbahnplan 1980 ed.jpg|mini|[[S-Bahn Rhein-Main|S-Bahn]]- und [[U-Bahn Frankfurt|U-Bahn]]-Netz von 1980 auf einem [[Frankfurter Verkehrsverbund|FVV]]-Faltblatt (inklusive ''[[S-Bahn Rhein-Main#Weitere Erweiterungen|sogenannter S-Bahn-Linien]]'')]] |
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[[Bild:AirportFrankfurt fromair.jpg|thumb|Wie von OB Kolb 1948 prognostiziert, ist ''Rhein-Main-Airport'' der wichtigste Flughafen in Europa]] |
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[[Datei:FRA June2013.JPG|mini|Frankfurter Flughafen, einer der wichtigsten in Europa (2013)]] |
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Um der zunehmenden Verkehrsbelastung aus dem Weg zu gehen, beschlossen [[Oberbürgermeister]] [[Werner Bockelmann|Bockelmann]] und Verkehrs[[dezernent]] [[Walter Möller|Möller]] den Bau einer [[Stadtbahn]], deren erste Strecke 1968 eröffnete und den Grundstein für das (als [[U-Bahn]] bezeichnete) [[U-Bahn Frankfurt|Frankfurter Stadtbahnnetz]] legte. Zehn Jahre später nahm die [[S-Bahn Rhein-Main|Frankfurter S-Bahn]] ihren Betrieb auf. Am [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]], der [[Hauptwache (Frankfurt)|Hauptwache]] und der [[Konstablerwache]] entstehen große unterirdische [[Schnellbahn]]knoten. Seit den 80er Jahren immer wieder diskutierte Planungen, den Hauptbahnhof von einem [[Kopfbahnhof]] zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof umzubauen (Projekte wie ''Querdenken'', TU Darmstadt, 80er Jahre oder ''[[Frankfurt 21]]'' Ende der 90er) wurden nicht weiterverfolgt. 1972 eröffnete das neue, große Terminal am [[Flughafen Frankfurt|Flughafen]] (heute ''Terminal 1''). |
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Um der zunehmenden Verkehrsbelastung aus dem Weg zu gehen, beschloss die Stadtverordnetenversammlung |
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den Bau einer [[U-Bahn Frankfurt|U-Bahn]], deren erste Strecke am 4. Oktober 1968 in Betrieb ging. Zehn Jahre später nahm die [[S-Bahn Rhein-Main|Frankfurter S-Bahn]] ihren Betrieb auf. Am [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]], der [[Hauptwache (Frankfurt am Main)|Hauptwache]] und der [[Konstablerwache]] entstanden große unterirdische Verkehrsknoten. Seit den 1980er Jahren immer wieder diskutierte Planungen, den Hauptbahnhof von einem [[Kopfbahnhof]] zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof umzubauen (Projekte wie ''Querdenken'', TU Darmstadt, 1880er Jahre oder ''[[Frankfurt 21]]'' Ende der 1990er) wurden nicht weiterverfolgt. 1972 eröffnete das neue, große Terminal am [[Flughafen Frankfurt Main|Flughafen]] (heute ''Terminal 1''). |
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==== Stadt und Region ==== |
==== Stadt und Region ==== |
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Planungen für eine nach [[Berlin]]er Vorbild in [[ |
Planungen für eine nach [[Berlin]]er Vorbild in [[Bezirk|Stadtbezirke]] gegliederte [[Regionalstadt Frankfurt]] mit knapp 2 Millionen Einwohnern scheiterten am Widerstand der Umlandgemeinden und der Unentschlossenheit der Landesregierung. Zur Lösung gemeinsamer Aufgaben von Stadt und [[Vorort]]gemeinden entstand stattdessen 1975 der [[Umlandverband Frankfurt]] (UVF), dem 43 [[Gemeinde]]n angehörten. Bei der Hessischen [[Gebietsreform]] 1972–1977 wuchs Frankfurt nur geringfügig, vier Dörfer und eine Kleinstadt im Nordosten der Stadt werden [[Liste der Stadtteile von Frankfurt am Main|eingemeindet]]. Wie in allen [[Agglomeration|Stadtregionen]] der westlichen Welt verlagern sich auch in Frankfurt seit den 1960er Jahren Wohnfunktion und wirtschaftliche Aktivitäten immer mehr in Umlandgemeinden. |
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Durch das Hessische [[Ballungsraumgesetz]] wurde der Umlandverband 2001 aufgelöst und durch einen auf reine Planungstätigkeit reduzierten [[Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main|Planungsverband]] ersetzt. |
Durch das Hessische [[Ballungsraumgesetz]] wurde der Umlandverband 2001 aufgelöst und durch einen auf reine Planungstätigkeit reduzierten [[Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main|Planungsverband]] ersetzt. |
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==== Kultur ==== |
==== Kultur ==== |
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{{Hauptartikel|Kultur in Frankfurt am Main}} |
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[[Image:Paulskirchefrankfurt.jpg|thumb|Die Paulskirche ist noch heute ein Kultursymbol für die Freiheit]] |
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[[Datei:Suhrkamp-lindenstraße.jpg|mini|„Der Suhrkamp Verlag verlegt keine Bücher, sondern Autoren“ war das Motto des [[Suhrkamp Verlag|Suhrkamp-Verlags]], der wie kein anderer für die Verlagskultur der Stadt stand. Nach dem Umzug nach Berlin wurde 2011 das Gebäude abgerissen]] |
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[[Datei:Paulskirche FFM 2012.jpg|mini|Die [[Frankfurter Paulskirche|Paulskirche]] ist noch heute ein Kultursymbol für die Freiheit]] |
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Wie in der Gründerzeit sind es in Frankfurt weniger der Magistrat mit seiner Kulturabteilung, als wieder Mäzene, Bürger und inzwischen [[Bürgerinitiative]]n, die für die Kultur in Frankfurt verantwortlich zeigen und zahlreiche Projekte durch finanzielle Mittel unterstützten oder aber erst durch Spendensammlungen ermöglichten. |
Wie in der Gründerzeit sind es in Frankfurt weniger der Magistrat mit seiner Kulturabteilung, als wieder Mäzene, Bürger und inzwischen [[Bürgerinitiative]]n, die für die Kultur in Frankfurt verantwortlich zeigen und zahlreiche Projekte durch finanzielle Mittel unterstützten oder aber erst durch Spendensammlungen ermöglichten. |
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Die [[ |
Die Deutsche Bibliothek, heute Teil der [[Deutsche Nationalbibliothek|Deutschen Nationalbibliothek]] (DNB), wurde 1947 in Frankfurt angesiedelt und 1952 auch mit Mitteln des [[Börsenverein des Deutschen Buchhandels]] als Stiftung etabliert. Der international bedeutende [[Friedenspreis des Deutschen Buchhandels]] wird seit 1950 jährlich, anlässlich der [[Frankfurter Buchmesse]] von jenem Verein in der Paulskirche an Persönlichkeiten verliehen. Am 21. April 1954 gründete sich der [[Landesfeuerwehrverband Hessen]] in Frankfurt.<ref>{{Literatur |Autor= |Hrsg=Landesfeuerwehrverband Hessen |Titel=Alle Kraft der Feuerwehr! – 50 Jahre Landesfeuerwehrverband Hessen |Ort=Kassel |Datum=2004 |ISBN=3-927006-48-3 |Seiten=20–45}}</ref> |
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Am [[Frankfurt-Sachsenhausen|Sachsenhäuser]] Mainufer entstand in den |
Am [[Frankfurt-Sachsenhausen|Sachsenhäuser]] Mainufer entstand in den 1980er Jahren neben dem bestehenden [[Städelsches Kunstinstitut|Städel]] und dem [[Liebieghaus]] eine Folge bedeutender Museen ([[Museumsufer]]); international bekannt ist zum Beispiel das [[Deutsches Architekturmuseum|Deutsche Architekturmuseum]] (DAM), das [[Filmmuseum]], das Museum für Kunsthandwerk, das Museum der Weltkulturen, das Museum für angewandte Kunst und das Museum für Kommunikation. Die Ausstellungshalle [[Schirn Kunsthalle Frankfurt|Schirn]] und der neue [[Portikus]] kamen in jüngster Zeit hinzu. Anstelle des nur geringfügig kriegszerstörten Schauspielhauses entstand Anfang der 1960er Jahre eine moderne ''Theaterdoppelanlage'' für Oper und Schauspiel. Die [[Ruine]] der [[Alte Oper|Alten Oper]] wurde nach Intervention einer Bürgerinitiative wiederaufgebaut, die durch Spendensammlungen die von Bürgermeister [[Rudi Arndt]] (Beiname ''[[Dynamit]]-Rudi'') angeregte Sprengung der Ruine verhinderte; seit der Eröffnung 1982 dient sie als Konzerthaus. 1972 taufte Rudi Arndt das 14. im Zoo geborene [[Flusspferd]] auf den Namen ''Dynamit''. Das 2004 geschlossene [[Theater am Turm]] gehörte zu den bekanntesten [[Avantgarde]]-Bühnen in Deutschland. Das Varieté [[Tigerpalast]] und die Entwicklung der [[Techno]]-Kultur entstanden in Privatinitiative. 2007 wurden die [[Meditationskirche]] ''[[Heilig-Kreuz – Zentrum für christliche Meditation und Spiritualität]]'' als [[Profilkirche]] vom [[Bistum Limburg]] in der [[Heilig-Kreuz-Kirche (Frankfurt-Bornheim)|Heilig-Kreuz-Kirche]] in [[Frankfurt-Bornheim|Bornheim]] und das [[Fachzentrum Trauerseelsorge des Bistums Limburg]] in der Kirche [[St. Michael (Frankfurt-Nordend)|St. Michael]] im [[Frankfurt-Nordend|Nordend]] gegründet. |
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==== Finanzmetropole ==== |
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Frankfurt war in |
Frankfurt war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der wichtigste Finanzplatz in Deutschland und nach [[London]] der zweite in Europa. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts wurde die Zukunft des Finanzplatzes jedoch gelegentlich auch mit Sorge gesehen: Wichtige Akteure galten als Übernahme- oder Fusionskandidaten (etwa die [[Deutsche Börse|Deutsche Börse AG]] oder die [[Commerzbank|Commerzbank AG]]) oder wurden, wie die [[Dresdner Bank|Dresdner Bank AG]], bereits durch auswärtige Konzerne übernommen. |
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Die Bedeutung von Frankfurt als internationales Finanzzentrum steigt gerade in den letzten Jahren. In Frankfurt haben zahlreiche supranationale Institutionen ihren Sitz, etwa die [[Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung]] (''EIOPA'') sowie der [[Europäischer Ausschuss für Systemrisiken|Europäische Ausschuss für Systemrisiken]], der Früherkennung, Prävention und Bekämpfung von systemischen Risiken innerhalb des Finanzmarktes der EU vornimmt. Weiterhin überwacht ab 2013 die einheitliche europäische Bankenaufsicht innerhalb der [[Europäische Zentralbank|Europäischen Zentralbank]] mehr als 6000 Banken der Eurozone europaweit. |
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Innerhalb Deutschlands gilt die Mainmetropole aber immer noch als ''Hauptstadt des Verbrechens'', als ''Kriminalitätskapitale''. Tatsache ist: Frankfurt liegt statistisch mit 18117 Straftaten (2004) pro 100 000 Einwohner vor [[Berlin]] (15928) und [[Bremen]] (15781) und hat diesen fragwürdigen ersten Platz auch schon länger inne. Allerdings, darauf weist der Polizeipräsident Frankfurts hin, seien in dieser Statistik weder die täglichen 300 000 [[Pendler]], die in die Innenstadt strömen, noch die täglich bis zu 180 000 Flugreisenden berücksichtigt, die zusammen ein hohes Maß Anteil an den Straftaten haben. Außerdem gehe der hohe Anteil an Kriminalität auf die durch vermehrte Kontrollen in den öffentlichen Verkehrsbetrieben ertappten [[Schwarzfahrer]] zurück und deshalb könne man den ''Big Ebbel'', wie die Stadt auch in Anlehnung an [[New York City|New York]] unter Berücksichtigung des ''[[Apfelwein|Hessischen Nationalgetränks]]'' bezeichnet wird, höchstens als ''Hauptstadt der Kleinkriminalität'' bezeichnen. |
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==== Kriminalität ==== |
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== Weiterführende Links == |
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Innerhalb Deutschlands gilt die Mainmetropole als ''Hauptstadt des Verbrechens'', als ''Kriminalitätskapitale''. Tatsache ist: Frankfurt liegt statistisch mit 18.117 Straftaten (2004) pro 100.000 Einwohner vor [[Berlin]] (15928) und [[Bremen]] (15781) und hat diesen fragwürdigen ersten Platz auch schon länger inne. Allerdings, darauf weist der Polizeipräsident Frankfurts hin, seien in dieser Statistik weder die täglichen 300.000 [[Pendler]], die in die Innenstadt strömen, noch die täglich bis zu 180.000 Flugreisenden berücksichtigt, die zusammen ein hohes Maß Anteil an den Straftaten haben. Außerdem gehe der hohe Anteil an Kriminalität auf die durch vermehrte Kontrollen in den öffentlichen Verkehrsbetrieben ertappten [[Beförderungserschleichung|Schwarzfahrer]] zurück. Deshalb könne man den ''Big Ebbel'', wie die Stadt auch in Anlehnung an [[New York City|New York]] unter Berücksichtigung des ''[[Apfelwein|Hessischen Nationalgetränks]]'' bezeichnet wird, höchstens als ''Hauptstadt der Kleinkriminalität'' bezeichnen. International bekannt wurde jedoch im Jahr 2015 ein [[Exorzismus-Todesfall in Frankfurt am Main 2015|Exorzismus-Todesfall in Frankfurt am Main]]. |
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== Siehe auch == |
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* [[Institut für Stadtgeschichte (Frankfurt am Main)|Institut für Stadtgeschichte]] |
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* [[Ludwig Börne]], ''"Juden in der freien Stadt Frankfurt"'', 1820, Sämtliche Schriften, Bd. II, Düsseldorf 1964 |
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* [[Frankfurter Historische Kommission]] |
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* Lothar Gall (Hg.), ''FFM 1200. Traditionen und Perspektiven einer Stadt'', Sigmaringen 1994 (Katalog zur 1200-Jahrfeier 1994 mit wissenschaftlichen Aufsätzen) |
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* [[Liste der Wüstungen in Frankfurt am Main]] |
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* Walter Gerteis, ''Das unbekannte Frankfurt'', 3 Bde. Frankfurt am Main 1960-1963 (populäre, essayistisch-anektodische Stadtgeschichte) |
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* Ernst Mack, ''Von der Steinzeit zur Stauferstadt. Die frühe Geschichte von Frankfurt am Main'', Frankfurt am Main 1994 |
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* Armin Schmidt, ''Frankfurt im Feuersturm. Die Geschichte der Stadt im Zweiten Weltkrieg'', Frankfurt am Main 1984 |
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* Frankurter Historische Kommision:''Die Geschichte der Stadt''. Sigmaringen 1991 |
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* Hilde Kathrein und Laura Krüger: '' Liebe zu Frankfurt. Die Stadt im Urteil von Dichtern, Denkern, Diplomaten''. Frankfurt 1990 |
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* Wolfgang Klötzer: ''Frankfurt ehemals, gestern und heute'' und ''Wahrlich eine schöne und lebendige Stadt'' Stuttgart 1979 und FFM 1985 |
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*Günther Mick : ''Den Frieden gewinnen.Das Beispiel Frankfurt.'' und ''Die Paulskirche''. FFM 1985 und 1988. |
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*''Hessisches Städtebuch; Band IV 1. Teilband'' aus "Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte" - Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages, hrsg. von Erich Keyser, Stuttgart, 1957 |
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*Hans-Otto Schembs, ''Spaziergang durch die Frankfurter Geschichte'', Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-7829-0530-X |
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*Lechtaler/Mick, ''Frankfurt am Main, Herzstück Europas'', Frankfurt Societätsdruckerei 1993 |
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* Barbara M. Henke, Thomas Kirn u. Ruth Rieger, ''Edition Die deutschen Städte - Frankfurt''. Verlag C. J. Bucher, München 1994 ISBN 3-7658-0873-3 |
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* Elisabeth Ehrhorn, Carmen Sorgler u. Renate Schildheuer, ''(S)Turmspitzen'', Societätsverlag ISBN 3-7973-0618-0 |
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* Christian Setzepfandt, ''Geheimnisvolles Frankfurt am Main''. Wartberg Verlag ISBN 3-8313-1347-4 |
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=== Siehe auch === |
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* Politik, Kultur |
* Politik, Kultur |
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** [[Großherzogtum Frankfurt]] |
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** [[Hauptstadtfrage der Bundesrepublik Deutschland]] |
** [[Hauptstadtfrage der Bundesrepublik Deutschland]] |
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** [[Religionen in Frankfurt am Main]] |
** [[Religionen in Frankfurt am Main]] |
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** [[Richtstätten in Frankfurt am Main]] |
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* Wirtschaftsgeschichte |
* Wirtschaftsgeschichte |
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** [[Frankfurter |
** [[Frankfurter Wertpapierbörse]], [[Deutsche Börse]] |
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** <!-- [[Bank deutscher Länder|Bank Deutscher Länder]], -->[[Deutsche Bundesbank]], [[Europäische Zentralbank]] |
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** <!--[[Bank Deutscher Länder]], -->[[Deutsche Bundesbank]], [[Europäische Zentralbank]] |
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* Verkehrsgeschichte |
* Verkehrsgeschichte |
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** [[Via Regia]] |
** [[Via Regia]] |
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** [[Nahverkehr in Frankfurt am Main |
** [[Nahverkehr in Frankfurt am Main]], [[S-Bahn Rhein-Main#Geschichte|S-Bahn Frankfurt]], [[U-Bahn Frankfurt]], [[Geschichte der Straßenbahn Frankfurt am Main]] |
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** [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof#Geschichte|Frankfurt Hauptbahnhof]] |
** [[Frankfurt (Main) Hauptbahnhof#Geschichte|Frankfurt Hauptbahnhof]] |
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** [[ |
** [[Flughafen Frankfurt Main#Geschichte|Flughafen Frankfurt]] |
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** [[Frankfurter Kreuz]], [[HaFraBa]] |
** [[Frankfurter Kreuz]], [[HaFraBa]] |
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== Literatur == |
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* Jörg Koch: ''Frankfurt am Main. 55 Meilensteine der Geschichte. Menschen, Orte und Ereignisse, die unsere Stadt bis heute prägen.'' Sutton Verlag, Tübingen 2024, ISBN 978-3-96303-520-3. |
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* [http://www.stadtgeschichte-ffm.de/aktuelles/nachrichten.htm Institut für Stadtgeschichte - Allgemeine Informationen] |
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* Paul Arnsberg: ''Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution.'' 3 Bände. Eduard Roether Verlag, Darmstadt 1983. |
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* [http://www.frankfurt1933-1945.de Frankfurt 1933-1945 - Informationen zur Nazizeit] |
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* [[Ludwig Börne]]: ''Juden in der freien Stadt Frankfurt'', 1820, Sämtliche Schriften, Bd. II, Düsseldorf 1964. |
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* [http://www.aufbau-ffm.de Frankfurt - Dokumentation zur Nachkriegszeit] |
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* Lothar Gall (Hrsg.): ''FFM 1200. Traditionen und Perspektiven einer Stadt''. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-1203-9. (Katalog zur 1200-Jahrfeier 1994 mit wissenschaftlichen Aufsätzen). |
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* [http://www.frankfurter-bund-fuer-volksbildung.de/html/Frankfurt-Chronologie.pdf Chronologie der Frankfurter Stadtgeschichte vom Frankfurter Bund für Volksbildung] |
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* Peter Hoeres: ''Vor ‚Mainhattan‘: Frankfurt am Main als amerikanische Stadt in der Weimarer Republik'', in: [[Frank Becker (Historiker)|Frank Becker]], Elke Reinhardt-Becker (Hrsg.): ''Mythos Amerika. ‚Amerikanisierung' in Deutschland seit 1900'', Frankfurt am Main, New York 2006, S. 71–97. |
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* Waldemar Kramer (Hrsg.): ''Frankfurt Chronik, Frankfurt am Main 1964'' |
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* Walter Gerteis: ''Das unbekannte Frankfurt.'' 3 Bde. Frankfurt am Main 1960–1963 (populäre, essayistisch-anekdotische Stadtgeschichte). |
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* Ernst Mack: ''Von der Steinzeit zur Stauferstadt. Die frühe Geschichte von Frankfurt am Main.'' Frankfurt am Main 1994. |
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* Armin Schmid: ''Frankfurt im Feuersturm. Die Geschichte der Stadt im Zweiten Weltkrieg.'' Frankfurt am Main 1984. ISBN 978-3-7973-0420-9 |
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* {{BibISBN|3799541586}} |
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* {{BibISBN|3799512101}} |
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* {{BibISBN|9783799507622}} |
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* Hilde Kathrein und Laura Krüger: '' Liebe zu Frankfurt. Die Stadt im Urteil von Dichtern, Denkern, Diplomaten.'' Frankfurt 1990. |
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* [[Wolfgang Klötzer]]: ''Frankfurt ehemals, gestern und heute'' und ''Wahrlich eine schöne und lebendige Stadt'' Stuttgart 1979 und FFM 1985. |
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* Günther Mick: ''Den Frieden gewinnen. Das Beispiel Frankfurt.'' und ''Die Paulskirche''. FFM 1985 und 1988. |
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* ''Hessisches Städtebuch; Band IV 1. Teilband'' aus ''Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte'' – Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages, hrsg. von Erich Keyser, Stuttgart 1957. |
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* [[Hans-Otto Schembs]]: ''Spaziergang durch die Frankfurter Geschichte'', Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-7829-0530-X. |
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* Lechtaler/Mick: ''Frankfurt am Main, Herzstück Europas.'' Frankfurt Societätsdruckerei 1993. |
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* Barbara M. Henke, Thomas Kirn, Ruth Rieger: ''Edition Die deutschen Städte – Frankfurt.'' Verlag C. J. Bucher, München 1994, ISBN 3-7658-0873-3. |
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* Elisabeth Ehrhorn, Carmen Sorgler, Renate Schildheuer: ''(S)Turmspitzen.'' Societätsverlag, ISBN 3-7973-0618-0. |
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* [[Christian Setzepfandt]]: ''Geheimnisvolles Frankfurt am Main.'' Wartberg Verlag, ISBN 3-8313-1347-4. |
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* Henning Roet de Rouet: ''Frankfurt am Main als preußische Garnison von 1866 bis 1914''. Frankfurt am Main 2016. |
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* Peter Fasold: ''Die Römer in Frankfurt''. Frankfurts Archäologie Band 3. Schnell und Steiner, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-7954-3277-5. |
|||
* Daniel Kaune: ''Auf dem Weg nach Frankfurt''. Frankfurts Funktion als Verkehrsknoten von der Spätantike bis zur beginnenden Frühen Neuzeit, in: Kurt Andermann, Nina Gallion (Hrsg.): ''Weg und Steg''. Aspekte des Verkehrswesens von der Spätantike bis zum Ende des Alten Reiches (Kraichtaler Kolloquien Bd. 11), Ostfildern 2018, S. 153–167. |
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== Weblinks == |
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* [https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/historie Offizielle Seite der Stadt Frankfurt – Geschichte] |
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* Institut für Stadtgeschichte: [https://www.stadtgeschichte-ffm.de/de/stadtgeschichte/stadtchronik Stadtchronik] |
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* [https://www.frankfurt1933-1945.de/ Frankfurt 1933–1945 – Informationen zur Nazizeit] |
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* {{Webarchiv |url=http://www.aufbau-ffm.de/ |text=Frankfurt – Dokumentation zur Nachkriegszeit |wayback=20131222092141}} |
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* {{Webarchiv |url=http://delvau.de/Frankfurt-Chronologie/Frankfurt-Chronik.pdf |text=Chronologie der Frankfurter Stadtgeschichte |wayback=20090824034045}} ''([[Portable Document Format|PDF]])'' (2,93 MB) |
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* {{Internetquelle |url=http://www.faz.net/multimedia/interaktiv/interaktiv-zeitreise-in-frankfurts-geschichte-12292428.html |titel=Interaktive Stadtgeschichte |werk=faz.net |abruf=2024-01-25 |abruf-verborgen=ja |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130729074438/http://www.faz.net/multimedia/interaktiv/interaktiv-zeitreise-in-frankfurts-geschichte-12292428.html |archiv-datum=2013-07-29}} |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Frankfurt am Main|!]] |
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[[Kategorie:Geschichte von Frankfurt am Main|!]] |
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[[Kategorie:Hessische Geschichte|Frankfurt am Main]] |
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[[Kategorie:Geschichte deutscher Städte|Frankfurt]] |
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{{Navigationsleiste Oberrheinischer Reichskreis}} |
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[[es:Historia de Fráncfort del Meno]] |
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{{Lesenswert|15. Juli 2005|7718280}} |
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[[en:History of Frankfurt am Main]] |
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[[Kategorie:Geschichte von Frankfurt am Main| ]] |
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{{Lesenswert}} |
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[[Kategorie:Deutsche Ortsgeschichte|Frankfurt Main]] |
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[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]] |
Aktuelle Version vom 29. April 2025, 20:37 Uhr



Die Geschichte von Frankfurt am Main ist die Geschichte der Entwicklung von einer Kaiserpfalz zu einer der Bankenmetropolen Europas. Den Anfang markierten eine Mainfurt und der Domhügel einschließlich des heutigen Römerbergs, später stand Frankfurt oft im Zentrum deutscher und europäischer Geschichte.
Frühgeschichte
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An der Stelle der heutigen Frankfurter Altstadt war ursprünglich eine sumpfige, von zahlreichen Armen des Mains durchzogene Niederung. Sie wurde deshalb später als die oberhalb liegende Hochebene bebaut. Die Römerstraße, die im Mittelalter so genannte Elisabethenstraße, von Mainz (Mogontiacum) über Heddernheim (Nida) nach Friedberg umging dieses Gebiet. Eine Römerstraße vom römischen Hauptort Nida (civitas Taunensium heute Heddernheim) führte bereits in römischer Zeit über die Mainfurt zum südmainischen Civitas-Hauptort Dieburg und nach Groß-Gerau, wo sich eine wichtige Kreuzung mit Anschluss an die rechtsrheinische Römerstraße befand. Zahlreiche Flurnamen belegen noch heute, dass die Niederung auf beiden Seiten des Flusses mit Wald bedeckt war.
Der älteste Teil der Frankfurter Altstadt ist der Domhügel (einschließlich des heutigen Römerbergs), der als Insel aus den Seitenarmen des Mains und der Sumpflandschaft herausragte. Nur von Westen war er trockenen Fußes zu erreichen. Er liegt nahe an einer Furt, die schon sehr früh der Überquerung des Flusses diente und deshalb von wirtschaftlicher und militärischer Bedeutung war.
Archäologische Funde auf dem Domhügel reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Nachgewiesen ist eine erste Besiedlung und Bebauung aber erst für die Römerzeit. Man geht davon aus, dass die römische Besiedelung des Domhügels im letzten Viertel des ersten nachchristlichen Jahrhunderts begann; so fand man Überreste eines römischen Bades, das zu einer größeren Anlage, wohl einem Kastell, gehört haben dürfte. Vermutlich wurde die militärische Stellung aber schon im Laufe des 2. Jahrhunderts wieder aufgegeben und durch eine Villa, ein römisches Gutshaus, ersetzt. Archäologisch erschlossen wurden außerdem einige Wirtschaftsgebäude.
Römische Gutshöfe (villae rusticae) befanden sich am Bockenheimer Friedhof, am Portal des Hauptfriedhofs, am Rebstock (Straße „Am Römerhof“), nahe dem Gelände des heutigen Günthersburgparks im Nordend und möglicherweise im Riederwald nahe dem mittelalterlichen Gutshof Riederhof. Mit der Rücknahme der römischen Grenze auf den Rhein in den Jahren 259/260 scheint die römische Geschichte in Frankfurt beendet.
Aus der Endphase des römischen Nida stammt ein bedeutender archäologischer Fund, der 2018 auf einem Gräberfeld im Stadtteil Praunheim gemacht wurde: Das silberne Amulett stammt aus einem Männergrab und trägt einen eingravierten Text, die Frankfurter Silberinschrift, das früheste Zeugnis des Christentums nördlich der Alpen.[1]
Mittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frühmittelalter
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Frankfurt wird erstmals in einer am 22. Februar 794 super fluvium Moin in loco nuncupante Franconofurd (= „Am Fluß Main in dem Frankfurt genannten Ort“) datierten Urkunde erwähnt, mit der Karl der Große dem Kloster Sankt Emmeram zu Regensburg einige Äcker und Wiesen schenkte.[2] Karl der Große war nach Weihnachten 793 aus Würzburg nach Frankfurt gekommen, wo sich seit der späten Merowingerzeit des 7. Jahrhunderts auf dem Domhügel ein Königshof befand. 1992 wurde bei Ausgrabungen im Dom das reich ausgestattete Grab eines Mädchens aus hohem fränkischem Adel gefunden, das zu Beginn des 8. Jahrhunderts beigesetzt wurde.
Im Juni 794 versammelte Karl die Bischöfe des Frankenreichs zur Synode von Frankfurt, auf der der Adoptianismus verdammt und der Bilderdienst verworfen wurde. In der Einleitung des Libellus sacrosyllabus, eines Gutachtens, das Paulinus von Aquileia der Synode vorlegte, vermerkt er über den Tagungsort:
“habito in suburbanis Moguntiae metropolitane civitatis, in regione Germaniae, in loco celebri, qui dicitur Franconofurd”
„Ich lebe in der Metropolregion der Stadt Mainz, in der Region Germania, an einem bedeutenden Ort der Frankfurt genannt wird.“
Frankfurt war damals also ein bedeutender Ort in der Gegend von Mainz.
Am 10. August 794 starb Fastrada, Karls vierte Ehefrau, in Frankfurt. Er verließ den Ort und kehrte zu seinen Lebzeiten niemals zurück. Ludwig der Fromme, sein Sohn, wählte Frankfurt zum Wohnsitz, erweiterte den Königshof zur Königspfalz Frankfurt, ließ einen noch größeren Palast erbauen und umgab die Stadt 838 mit Mauern und Gräben. Die Überreste der herrscherlichen Pfalz sind konserviert und als Kaiserpfalz Franconofurd museal zugänglich. Nach dem Vertrag von Verdun (843) wurde Frankfurt zeitweise zu einem der Hauptorte des ostfränkischen Reichs und wurde daher auch principalis sedes regni orientalis genannt. Das häufige Verweilen der Kaiser und Könige in Frankfurt, die wiederholt hier gehaltenen Reichstage und Kirchenversammlungen, die Errichtung eines geistlichen Stifts und zahlreiche Schenkungen an die dortige Kirche förderten den Ort nachhaltig.
Ein städtisches Gemeinwesen entstand jedoch lange Zeit nicht; noch im Jahr 1146 wird Frankfurt in einer Quelle als „Dörfchen“ (viculus) bezeichnet und zum Territorium von Mainz gerechnet. Trotzdem existierte zu diesem Zeitpunkt bereits eine erhebliche Bevölkerung aus Handwerkern und Händlern, der es im Laufe des vorangegangenen Jahrhunderts gelungen war, weite Teile des Domhügels zu übernehmen. Die dortige Kaiserpfalz war wohl in den 1020er Jahren abgebrannt und das salische Herrscherhaus zeigte – möglicherweise auch deshalb – in der Folgezeit nur wenig Interesse an Frankfurt. Als die nachfolgende Dynastie der Staufer (ab 1138) wieder eine stärkere Präsenz in Frankfurt zeigte, war das Areal der Karolingerpfalz auf dem Domhügel bereits neu parzelliert und entwickelte sich zum Kern der Stadtgemeinde Frankfurt. Als staufische Residenz diente stattdessen möglicherweise der Saalhof südwestlich des Domhügels. Auch als die römisch-deutschen Kaiser des Mittelalters keine beständige Residenz mehr vor Ort hatten, blieb Frankfurt kaiserliches Kammergut und Sitz eines Fiscus, also einer herrscherlichen Domäne, die für die Versorgung des Hauptortes zuständig war und durch den Frankfurter Reichsvogt (später Reichsschultheiß) verwaltet wurde.[4]
Hochmittelalter
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Ein gleichzeitig weltliches und kirchliches Ereignis ließ Frankfurt nach einer weniger bedeutenden Stadtepoche unter den salischen Kaisern wieder in den Mittelpunkt rücken. Bernhard von Clairvaux rief 1147 von der Pfalzkapelle (der heutigen Alten Nikolaikirche) in einer aufwühlenden Predigt den Staufer Konrad III. zur Teilnahme am zweiten Kreuzzug auf. Bevor dieser nach Jerusalem aufbrach, ließ er auf dem Frankfurter Hoftag seinen 10-jährigen Sohn zum Nachfolger wählen, der aber noch vor seinem Vater starb. Deshalb wurde fünf Jahre später abermals in Frankfurt gewählt. Nachdem dann der spätere Kaiser Friedrich I. 1152 hier „auf den Schild gehoben“ wurde, wurde die Stadt durch diesen Brauch zur Wahlstadt der deutschen Könige.
Unter den Stauferkaisern erlebte Frankfurt, das um 1140 erstmals als „oppidum“ (städtischer Marktort) bezeichnet wird,[5] einen Aufschwung und starkes Wachstum. In ihrer Zeit gewann die Stadt Markt, Mauer, Mainbrücke, Münze und Messe. Um 1180 wurde das Stadtgebiet stark erweitert; die neue Grenze bildete die Staufenmauer, die das Gebiet der heutigen Altstadt umgab. 1194 wird die Frankfurter Münze erstmals urkundlich erwähnt.[6]
1240 bestätigte Kaiser Friedrich II. das Privileg der Frankfurter Herbstmesse. In dieser ältesten Urkunde für die Messe in Frankfurt, die sich aus einem Jahrmarkt mit landwirtschaftlichen Produkten entwickelt und nun längst die Stadt Mainz als Handelszentrum überflügelt hatte, heißt es: …dass wir alle und jeden einzelnen, die zur Messe in Frankfurt kommen, unter unseren und des Reiches besonderen Schutz stellen. Wir befehlen, dass niemand wage sie beim Kommen und Gehen…zu belästigen oder zu behindern….
1245 wurde Frankfurt unmittelbare Reichsstadt. Das Frankfurter Schöffengericht war der Oberhof (Obergericht) für die ganze Wetterau, die „terra imperii“ war, und die angrenzende Gegend. Anfangs gehörten die meisten Einkünfte der Stadt dem Reich; erst später, besonders unter Heinrich IV. und Friedrich II., wurden diese Einkünfte und sogar die Verwaltung selbst verpfändet oder verkauft.
Die Gewalt in der Stadt lag zuerst in den Händen königlicher Amtsträger, zunächst eines Vogts und später eines Schultheißen. Schon früher wählten sich jedoch die Bürger eigene Bürgermeister mit Beisitzern, denen die Polizeiverwaltung und niedere Gerichtsbarkeit oblag. Da diese die Gunst des Kaisers genossen, wurde die Würde der Vögte zur Zeit des Interregnums (1257) vollständig beseitigt.
Spätmittelalter
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Starkes Wachstum im 14. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kaiser Ludwig der Bayer, dem die Bürger die Tore der Stadt öffneten (obwohl Friedrich der Schöne von Österreich schon Sachsenhausen besetzt hatte), gab Frankfurt 1329 die Erlaubnis, alle ihre verpfändeten Einkünfte, Ämter und Rechte einzulösen und bis zur Wiederauslösung seitens des Reichs zu erhalten. Er erweiterte das Messeprivileg der Messe Frankfurt und gestattete die Abhaltung der Frühjahrsmesse als zweite Messe neben der Herbstmesse (1330). Dazu verbot er die Erbauung neuer Schlösser am Main und die Anlegung neuer Zölle in einem Umkreis von zehn Stunden. Er gewährte der Stadt das Recht, Bündnisse zu schließen, und genehmigte ihr 1333 eine weitere enorme Ausdehnung des ummauerten Stadtgebiets.
Dies tat er nicht ganz uneigennützig, denn Frankfurt stand in Ludwigs Auseinandersetzung mit dem Papst (Johannes XXII.) trotz Bannstrahl und Interdikt (Gottesdienstverbot) zu ihm und tätigte auch finanzielle Zuwendungen. Damit war praktisch der Grundstein für den nun folgenden enormen Aufschwung der Stadt Frankfurt als Handels- und Messestadt gelegt. Mitte des Jahrhunderts zählte die Stadt rund 10.000 Einwohner, ein Höchststand, der erst Anfang des 16. Jahrhunderts wieder übertroffen wurde[7]. In der Folgezeit errichteten die Frankfurter Bürger eine neue Befestigungsanlage, von der heute unter anderem noch der Eschenheimer Turm erhalten ist.
Weit außerhalb dieser Stadtmauer entstand nach der Genehmigung durch König Wenzel (1393) die Frankfurter Landwehr. Diese aus Dornen und Gebüsch bestehende Anlage, deren Bau sich über die nächsten 150 Jahre erstreckte, wurde an den Kreuzungen mit den großen Ausfallstraßen mit Warttürmen versehen. Das Ziel der Landwehr war außer der militärischen Verteidigung auch die optische Abgrenzung des eigenen Gebietes, insbesondere gegenüber den Herren und Grafen von Hanau, mit denen es immer wieder politische Streitigkeiten gab.
Mitte des 14. Jahrhunderts war Frankfurt vor allem das Zentrum des Tuchhandels. Mehr als 300 Mitglieder der Weberzunft lagerten zu Messezeiten ihre Waren in den umliegenden Häusern des Messeplatzes, darunter auch in den Gewölben des heutigen Rathauses, dem Römer, so wahrscheinlich benannt nach den italienischen Kaufleuten, die zu Messezeiten dort wohnten. 1405 kaufte die Stadt dieses und einige angrenzende Bürgerhäuser und baute sie zu einem Rathaus um.
Die Goldene Bulle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch in Frankfurt wurden die städtischen Ämter allmählich ein Erbteil einzelner alter Familien. Dies gab Anlass zu vielen Streitigkeiten mit den Zünften. Kaiser Karl IV. teilte deswegen den Rat in die drei – je aus 14 Mitgliedern bestehenden – Bänke der Schöffen, der Gemeinde und der Zünfte.[8]
Durch die Goldene Bulle wurde Frankfurt 1356 ständige Wahlstadt der deutschen Könige, mit der Verpflichtung, den Wahlakt zu schirmen. Die Stadt hatte dabei darauf zu achten, dass keiner der Kurfürsten mehr als 250 Leute bei sich hatte, darunter höchstens 50 Bewaffnete. Auch mussten am Wahltag alle Fremden die Stadt verlassen.
Emanzipation von Reich und Umland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ulrich III. von Hanau verfolgte in dieser Zeit eine königsnahe Politik, die es ihm ermöglichte, seine Rechte rund um Frankfurt zu stärken, insbesondere im Bereich des Amtes Bornheimerberg. Es gelang ihm, den Frankfurter Stadtwald (1360) und in Frankfurt selbst das Amt des Reichsschultheißen (1349) als Pfand durch Kreditvergabe an den Kaiser in die Hand zu bekommen. Damit drohte er Frankfurt von außen einzuschließen und dessen Selbstständigkeit von innen heraus auszuhöhlen, zumal sich in Frankfurt der Dauerkonflikt zwischen Patriziern und Handwerkern nicht beruhigte. So wirkte er 1358 als Schiedsmann zwischen den Parteien. Dem mehrfachen Bürgermeister der Stadt, Siegfried zum Paradies, gelang es jedoch 1363, Ulrich III. aus dieser für Frankfurt bedrohlichen Stellung zu drängen, indem er die Kredite Ulrichs III. an den König persönlich ablöste. Damit konnte er diese Ambitionen Ulrichs III. abwehren.
Nun wurde aber Siegfried zum Paradies für die anderen Patrizier zu mächtig. Sie erreichten beim immer in Geldnot befindlichen Kaiser Karl IV. durch hohe Summen – insgesamt flossen 17.600 Gulden –, dass der Kaiser seine Pfänder bei Siegfried zum Paradies wieder auslöste und Schultheißenamt und Stadtwald der Stadt überließ.
Verdienste um Frankfurt erwarb sich der Schwiegervater des Siegfried zum Paradies, Jakob Knoblauch, der bei den Kaisern Ludwig und Karl IV. wichtige Privilegien, wie beispielsweise das Münzrecht, erwirkte. Knoblauch erwarb auch die verfallene kaiserliche Pfalz, den Saalhof mitsamt dessen Domanialgut, und stellte ihn wieder her.
1362 verpfändete Karl IV. das Judenregal an die Stadt. Dadurch wurden die Juden, die zu den frühesten Bewohnern Frankfurts gehörten, faktisch von Kammerknechten des Kaisers zu Schutzjuden der Stadt Frankfurt. Einhundert Jahre später zwang der Stadtrat nach einer entsprechenden Intervention des Kaisers alle ansässigen Juden – vorher wohnten die Juden zwischen Bartholomäuskirche und Main – zum Umzug in ein geschlossenes Ghetto am östlichen Stadtrand. Die Frankfurter Judengasse blieb de facto bis 1796, de jure bis 1811, bestehen.
Konflikte mit benachbarten Fürsten
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Auch andere Fürsten ringsum neideten der Stadt am Main die steigende Prosperität und verwickelten sie in zahlreiche Fehden. 1389 erlitt die Reichsstadt in der Kronberger Fehde gegen die Cronberger Ritter und deren Verbündete die größte militärische Niederlage ihrer Geschichte. Zuvor hatte sich die Stadt entschlossen, im Städtekrieg auf Seiten des Rheinischen Städtebundes gegen Ruprecht von der Pfalz vorzugehen. Bei der Entscheidungsschlacht am 14. Mai 1389 fielen 40 bis 100 von den mehr als 2000 ausgerückten Bewaffneten und zahlreichen Unbewaffneten. Weitere 600 Gefangene (darunter auch Ratsmitglieder) musste man mit 73.000 Gulden Lösegeld freikaufen. Die Limburger Chronik vermerkt dazu: „Also schlug der kleine Hauff den großen Hauff nieder. Das war nicht Wunder, denn der große Hauffe flohe und der kleine stritte. O Frankfurt! Frankfurt! Gedenke dieser Schlacht!“.[9] 2014 pflanzten die Hamburger Künstler Ulrich Genth und Heike Mutter sechsundzwanzig Bäume auf einen ehemaligen Acker in Schieflage. Die Bäume werden durch Stahlhalterungen unterschiedlicher Formen in Schräglage gehalten. Das Kunstwerk Schiefer Wald soll an die Schlacht bei Eschborn erinnern.[10]
Fortan verlegte sich die Stadt auf eine effektive Bündnispolitik, indem sie die früheren Gegner mit Geld und über Verträge in ein System von wechselseitigen Abhängigkeiten und Verpflichtungen einbezog. Auf diese Weise gingen die Frankfurter gemeinsam mit den Herren von Cronberg und deren Verbündeten gegen Raubritter vor: Nach gemeinsamen Manövern der Schützengesellschaften belagerten und schleiften die Bündnispartner 1398 und 1399 die Raubritterfestung Tannenberg. Frank der Reiche von Cronberg baute zwar um 1450 eine alte Burg innerhalb des Frankfurter Burgfriedens aus, wodurch sich die Stadt noch einmal bedroht sah, doch kam es diesmal zu einer gütlichen Einigung und weiteren Verträgen. Bis zum Ende des mittelalterlichen Fehdewesens durch Kaiser Maximilians I. ewigen Landfrieden wahrte die Reichsstadt ihre bewaffnete Neutralität, beispielsweise auch in der Mainzer Stiftsfehde 1462. 1495 wurde zur Wahrung des Landfriedens das Reichskammergericht in Frankfurt als oberste Rechtsinstanz im Heiligen Römischen Reich geschaffen (später verlegt nach Speyer).
Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]16. bis 18. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Renaissance und Reformation
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Ab dem 16. Jahrhundert blühten Künste und Gewerbe auf, die Wissenschaften wurden gepflegt, die Erfindung des Buchdrucks im nahen Mainz förderte auch hier Bildung und Intelligenz. Vom 15. bis 17. Jahrhundert war in Frankfurt die bedeutendste Buchmesse Deutschlands ansässig (erneut seit 1949).
Die Reformation fand 1530 in Frankfurt Eingang. Nach einigem Zögern trat Frankfurt 1536 dem Schmalkaldischen Bund bei, öffnete jedoch im Dezember 1546, nach dem unglücklichen Feldzug der Verbündeten an der Donau, den Kaiserlichen die Tore.
In den Jahren 1531–1546 wurden in Frankfurt mehrere Konvente der protestantischen Fürsten abgehalten, wie auch im März 1558 hier auf einem Reichstag der nach der Stadt benannte Frankfurter Rezess. In dieser Übereinkunft zwischen Kurpfalz, Kursachsen, Kurbrandenburg, Hessen, Pfalz-Zweibrücken und Württemberg wurde erklärt, an der Augsburgischen Konfession festhalten zu wollen.
Im 16. Jahrhundert entstand in mehreren Schritten die Frankfurter Reformation, eine der umfassendsten Stadtrechtskodifikationen in Deutschland. Daran beteiligt waren u. a. Adam Schönwetter von Heimbach und Johann Fichard. In der Fassung von 1611 blieb sie als Partikularrecht geltendes Recht, das erst zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde. Für die zum Herrschaftsbereich der Stadt Frankfurt gehörenden Dörfer wurde darüber hinaus mit Beschluss des Rates der Stadt Frankfurt vom 20. August 1726 das Solmser Landrecht eingeführt, das subsidiär galt, soweit die Frankfurter Reformation keine Regelung enthielt.[11]
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ließen sich in Frankfurt viele niederländische Familien nieder, die aufgrund ihres Glaubens vertrieben worden waren. Die meisten von ihnen bekannten sich zum reformierten Glauben. Sie förderten den Unternehmungsgeist und die Gewerbetätigkeit der Stadt ungemein. Bald jedoch kamen sie in Konflikt mit dem von lutherischen Patriziern kontrollierten Stadtrat. Öffentlicher reformierter Gottesdienst wurde verboten und deswegen entstanden erste reformierte Gotteshäuser in Frankfurt erst im Jahr 1787.
Durch die große Bedeutung als Handels- und Messestadt von kontinentaler Bedeutung stellte sich das Problem, dass Währungen zahlloser Staaten in Frankfurt kursierten. Durch das Fehlen festgelegter Wechselkurse kam es häufig zu Betrug und Wucher. Im Jahr 1585 einigten sich die Frankfurter Messekaufleute erstmals auf Wechselkurse für die unterschiedlichen Währungen sowie auf Regeln für deren Handel: die Frankfurter Börse war gegründet.

Fettmilch-Aufstand
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Als Kaiser Matthias 1612 die städtischen Privilegien bestätigte, kam es zu erheblichen Ruhestörungen. Ein Teil der Bürgerschaft, vor allem Handwerksgesellen, erhob sich unter Leitung des Bäckers Vinzenz Fettmilch im nach diesem genannten Fettmilch-Aufstand gegen den Rat, und der Pöbel plünderte die Judengasse, das Ghetto der Stadt. Der Kaiser beauftragte Mainz und Hessen-Darmstadt mit der Wiederherstellung der Ordnung. Dies gelang jedoch erst 1616 mit der Festlegung einer neuen Stättigkeit und der Aufhebung des Zunftwesens. Die Juden erlangten vom Kaiser ein Mandatum poenale restitutorium, zogen unter Militärbegleitung wieder in die Stadt ein und machten den Tag der Rückkehr (20. Adar) zu einem jährlichen Festtag, der den Namen Purim Vinz trug.
Dreißigjähriger Krieg
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Im Dreißigjährigen Krieg konnte Frankfurt seine Neutralität behaupten. Der Rat der Stadt hatte es nach den negativen Erfahrungen im Schmalkaldischen Krieg vermieden, sich für eine Seite der Gegner zu entscheiden. Kritisch wurde es zwischen 1631 und 1635, als der schwedische Regent Gustav Adolf in Frankfurt Quartier nahm und für seine Truppen sogar Sold und Proviant forderte. Doch diese Widrigkeiten konnte die Stadt leichter bewältigen als die Kriegsfolgen. Insbesondere wütete in der Stadt, wie in ganz Europa dieser Zeit, die Pest. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde Frankfurt als Reichsstadt bestätigt und gelangte bald zu neuem Wohlstand. 1681 fand hier ein Kongress der deutschen Fürsten statt, um der französischen Willkür entgegenzutreten; doch kam es infolge von Rangstreitigkeiten unter den Gesandten zu keinem Resultat. Als sich die Bürger wegen der drückenden Abgaben und des willkürlichen Regiments an den Kaiser wandten, gab dieser der städtischen Verfassung durch Einsetzung des Bürgerausschusses eine zeitgemäße Änderung. Über 100 Jahre blieb die Stadt nun von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont.
18. Jahrhundert
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Der Große Christenbrand, ein drei Tage währender Stadtbrand zerstörte 1719 mehr als 400 Häuser. 1742 wurde Frankfurt gar für fast drei Jahre Residenzstadt, denn der damalige Kaiser Karl Albrecht von Bayern (Karl VII.) wohnte bis Oktober 1744 im Palais Barckhaus an der Zeil. Der Beginn der Aufklärung bringt auch der Stadt Frankfurt nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle Impulse. Die Bürger informieren sich in den Frankfurter Frag- und Anzeigungsnachrichten, politisch Interessierte lasen eher den Frankfurter Mercurius. Georg Philipp Telemann war von 1712 bis 1721 Musikdirektor an der Katharinenkirche; 1749 wurde Goethe geboren; 1763 spielten Mozart und „Nannerl“ an vier Abenden in einem Saal am Liebfrauenberg; 1784 wurde Schillers Kabale und Liebe im Frankfurter Nationaltheater uraufgeführt. Auch die Krönungen von Leopold II. 1790 und zwei Jahre später von Franz II. waren herausragende Ereignisse, deren monumentaler Festcharakter in mehreren Berichten dieser Zeit beschrieben wird.
1753 wurde Voltaire mit seinem Sekretär Cosimo Alessandro Collini und schließlich auch einer Nichte Voltaires durch den preußischen Repräsentanten Baron Franz von Freytag über einen Monat lang in der Stadt zunächst unter dem Vorwurf festgehalten dem preußischen König ein lyrisches Manuskript entwendet zu haben und schließlich vor deren Freilassung durch Freytag beraubt, wonach Voltaire wütend dessen Bestrafung zu erreichen suchte. Drei Jahre später während des Siebenjährigen Kriegs wurde Frankfurt von den Franzosen besetzt und behielt, trotz großen Protestes, die Besatzung bis zum Kriegsende.
Zeit der Französischen Revolution
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Französische Besetzung
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Im Ersten Koalitionskrieg eroberte General Custine am 23. Oktober 1792 Frankfurt und legte der Stadt Zahlungen von 2 Millionen Gulden auf. Am 2. Dezember des Jahres eroberten die aus der Champagne zurückkehrenden Preußen und Hessen die Stadt zurück. Als Andenken an die Schlacht entstand am Friedberger Tor das Hessendenkmal. 1796 wurde Frankfurt vom österreichischen General von Wartensleben besetzt. Er konnte sich aber gegen die Franzosen unter Jean-Baptiste Kléber nicht halten, der die Stadt am 13. und 14. Juli beschießen ließ. Das Bombardement richtete schwere Schäden in der Stadt an, vor allem in der Judengasse. Für die Juden der Stadt bedeutete die Beschießung de facto das Ende des seit über 300 Jahren bestehenden Ghettozwangs. Für die Stadt war die abermalige Tributzahlung von 6 Millionen Franken in Geld und 2 Millionen in Lieferungen eine schwere Belastung. Darauf wurde die Stadt 2. Dezember 1796 für neutral erklärt, was der Reichsdeputationsrezess zu Regensburg vom 25. Februar 1803 bestätigte. Während damals fast alle Reichsstädte ihre Reichsunmittelbarkeit verloren, blieb Frankfurt Reichsstadt und erhielt überdies alle in seinem Gebiet liegenden geistlichen Besitzungen.
Großherzogtum Frankfurt
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Im Januar 1806 besetzte General Augereau mit 9.000 Mann die Stadt und erpresste von ihr abermals 4 Millionen Franken. Mit der Stiftung des Rheinbundes verlor Frankfurt seine Selbstständigkeit und wurde den Staaten des Fürsten-Primas Karl Theodor von Dalberg einverleibt. Frankfurt sollte der Sitz des Bundestags des Rheinbundes werden, dieser Bundestag wurde allerdings letztlich nicht realisiert.
Am 6. September 1806 trat dieser die Regierung an, erklärte alle Religionsparteien für fähig zu Staatsämtern und gewährte den Juden bürgerliche Rechte, wofür die Frankfurter jüdische Gemeinde allerdings 440.000 Gulden zu zahlen hatte.[12] Er vermochte jedoch nicht der auswärtigen Gewalt Widerstand zu leisten. 1810 wurde Frankfurt formal die Hauptstadt des neugeschaffenen Großherzogtums Frankfurt, eines napoleonischen Satellitenstaats bzw. Modellstaats.
In dieser Zeit erfuhr die Stadt gravierende Veränderungen ihrer städtebaulichen Struktur. Die jahrhundertealten Befestigungsanlagen wurden abgebaut. Neben dem Landgewinn war damit auch die Intention verbunden, dass man ohne Befestigungsmauern auch keine Schäden mehr durch Kanonenbeschuss zu fürchten habe. An ihrer Stelle wurden Gartenanlagen errichtet. Goethes Mutter schreibt am 1. Juli 1808 an ihren Sohn Wolfgang: „Die alten Wälle sind abgetragen, die alten Tore eingerissen, um die ganze Stadt ein Park.“ Durch das heute noch gültige Wallservitut konnten die Wallanlagen bis heute weitgehend vor Bebauung geschützt werden, so dass Frau Goethes Feststellung weiterhin Bestand hat.
Freie Stadt Frankfurt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Freie Stadt Frankfurt und Deutscher Bund
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Am 2. November 1813 zogen die sich gegen Napoleon verbündeten Parteien in Frankfurt ein, versprachen der Stadt schon im Dezember Wiederherstellung ihrer alten Rechte und errichteten einstweilen einen Zentralverwaltungsrat unter der Leitung des Freiherrn vom Stein. Die Kehrseite war, dass die erst 1806 zugestandene Gleichberechtigung der Juden 1814 wieder zurückgenommen wurde.[13] Die Wiener Kongressakte erklärte Frankfurt zu einer Freien Stadt des Deutschen Bundes, und 1816 wurde es Sitz des Bundestags. Diese Vertretung der Regierungen residierte im Palais Thurn und Taxis. Goethe selbst ermutigte die Ratsherren, als er 1815 zum letzten Mal seine Geburtsstadt besuchte, mit den Worten: „Einer freien Stadt geziemt ein freier Sinn … Es geziemt Frankfurt von allen Seiten zu glänzen und nach allen Seiten tätig zu sein.“
Die Stadt beherzigte diese Ratschläge. Im Sinne der auf dem Wiener Kongress beschlossenen Bundesakte gab sie sich auch eine veränderte Verfassung, die Konstitutionsergänzungsakte. Die christlichen Konfessionen wurden als gleichberechtigt betrachtet. 1824, zehn Jahre nach deren Rücknahme, gewährte der Magistrat den Juden zum zweiten Mal die bürgerliche Rechte, allerdings mit der Einschränkung, dass in der jüdischen Gemeinde nicht mehr als 15 Ehen jährlich geschlossen werden durften.[13] Mit dem Status als „israelitische Bürger“ konnten sie Unternehmen gründen. Eine der Familien, die die neuen Möglichkeiten nutzten, war die Frankfurter Familie Rothschild. Auch aus dem Bildungsbürgertum wurden nun Mäzene tätig, wie der Kaufmann Johann Friedrich Städel (Städel), die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft oder der vom Nationalökonomen Friedrich List begründete Handels- und Gewerbeverein, der die Beseitigung aller Zölle sowie die Freiheit des Handels zum Ziele hatte. Der damalige Dozent Arthur Schopenhauer zog 1831 von Berlin nach Frankfurt und begründet dies mit den Zeilen: „Gesundes Klima, schöne Gegend, Annehmlichkeiten großer Städte, das naturhistorische Museum, besseres Schauspiel, Oper und Konzerte, mehr Engländer, bessere Kaffeehäuser, kein schlechtes Wasser … und ein besserer Zahnarzt.“
Vormärz
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In der Zeit des auf dem Wiener Kongress beschlossenen Deutschen Bundes war Frankfurt das politische Zentrum Deutschlands. Das auf Restauration bedachte unter treibender Kraft durch Fürst von Metternich stehende politische System, welches den Erhalt der fürstlichen Kleinstaaterei förderte, war Anlass für die Bevölkerung zu opponieren.
Während der antijüdischen Hep-Hep-Krawalle, bei denen es zwischen August und Oktober 1819 in über 80 Städten und Ortschaften im Deutschen Bund und über seine Grenzen hinaus zu zahlreichen Ausschreitungen und Vorfällen kam, war Frankfurt zwischen dem 8. und 12. August 1819 Schauplatz der neben Würzburg schwersten Gewaltexzesse. Über vier Tage befand sich die Stadt durch massive gewaltsame Ausschreitungen im Ausnahmezustand.[15] Jüdische Geschäfte und Wohnhäuser in der Umgebung der Judengasse wurden attackiert und geplündert, Personen körperlich und teils auch mit Schusswaffen angegriffen. Bei den Krawallen gab es Verletzte, anders als in Würzburg aber gab es keine Toten. Die Zahl der Tumultanten und Angreifer, die sich am Abend des 10. August vor dem Geschäftshaus Rothschilds versammelten, wird zeitgenössischen Quellen mit bis zu 6.000 angegeben. Viele jüdische Bewohnerinnen und Bewohner verließen an diesem Tag fluchtartig die Stadt. Polizei und Militär konnten die Lage zunächst nicht unter Kontrolle bringen. Erst am 12. August konnte das Militär die Lage beruhigen und die jüdischen Familien kehrten in den folgenden Tagen wieder in ihre Häuser zurück.[16]
Die Zensur der Presse und hohe Zoll- und Steuerabgaben, die das wirtschaftliche Wachstum hinderten, waren neben dem neu aufkommenden aufklärerischen weltanschaulichen Streben des Bürgertums die Wurzeln für die Opposition. Durch die Umsturzversuche während der französischen Julirevolution (1830), dem polnischen Novemberaufstand (1830/31) und der belgischen Revolution (1830/31) verstärkte sich der Wunsch nach Neuerung. Der Deutsche Bund versuchte eine Vereitelung der Fraternisierung der Frankfurter mit den vorbei ziehenden Polen, die vor der russischen Repression flohen.
Die nach nationaler Einheit, Freiheit und Volkssouveränität strebende Bewegung organisierte feierliche Versammlungen, wie das Hambacher Fest 1832, welches auch mit einem Ableger dem Sandhof-Fest in Frankfurt am Main seinen Ausdruck fand, an dem 4000 Menschen teilnahmen.[17]
Radikalere Personen der oppositionellen Bewegung im Vormärz organisierten den bewaffneten Aufstand. Dieser schlecht vorbereitete Versuch fand am Karfreitag des Jahres 1833 statt, bekannt als Frankfurter Wachensturm (zu dieser Zeit auch Frankfurter Attentat genannt).[18] Plan des Umsturzes war ein Überfall auf die Polizeiwachen der Stadt und auf die Bundesversammlung, um so eine Revolution in Deutschland auszulösen.
Nach der Hinrichtung der Verantwortlichen bildeten sich in Frankfurt zahlreiche politische Zirkel, auch Montagskränzchen genannt, in denen weitere Reformen diskutiert wurden. Der preußische Gesandte warnte beim Bundestag 1847 den Senat: „Kommunistische und sozialistische Ideen können zum Aufruhr gegen die bestehende Ordnung führen.“
Beginn des Eisenbahnverkehrs in Frankfurt
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1839 begann das Zeitalter des Eisenbahnverkehrs in Frankfurt am Main. Es wurde das erste Teilstück der vom Taunusbahnhof ausgehenden Eisenbahn-Strecke der Taunus-Eisenbahn über Höchst, Mainz nach Wiesbaden eröffnet. Die erste von Frankfurt ausgehende Fahrt eines Zuges endete noch in Höchst. Die von einer privaten Bahngesellschaft betriebene Strecke erreichte 1839 Hattersheim und 1840 Wiesbaden.
Märzrevolution und Paulskirchenparlament
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Der reaktionäre österreichische Staatskanzler Metternich musste schließlich, gezwungen durch die Märzrevolution, aufgeben, und gerade in Frankfurt wurde dies über alle Maßen gefeiert. Am 30. März 1848 sah man Schwarz-Rot-Goldene Fahnen überall, und die Bevölkerung wurde ermahnt, die Schießerei in die Luft zu unterlassen. Am 18. Mai 1848, ein Tag, der von manchen Historikern als der größte Tag in der Geschichte der Stadt Frankfurt bezeichnet wird, hielt die Nationalversammlung ihre erste und am 31. Mai 1849 ihre letzte Sitzung in der Paulskirche ab. Hier, also am Mittelpunkt des damaligen gesamten politischen Lebens in Deutschland, war das Parteigetriebe und die Aufregung am heftigsten; daher die wiederholten Tumulte, unter denen besonders der im Stadtteil Sachsenhausen am 7. und 8. Juli 1848 sowie der vom 18. September mit Waffengewalt unterdrückt wurden. In den Jahren 1848 und 1849 tagten in Frankfurt das Vorparlament und die Deutsche Nationalversammlung. Als das Parlament, dessen Wirken durchaus als Vorläufer der Weimarer Verfassung und des Grundgesetzes angesehen werden kann, in seiner Endphase nach Stuttgart umziehen sollte, meinte ein württembergischer Abgeordneter, dass ein Wegzug von Frankfurt ein Vergehen am deutschen Vaterland sei, zumal die Stadt so glücklich organisiert, wohlhabend und reich sei und kein Fürstenhof auf die Beschlüsse einwirken könne.
Während des folgenden Jahrzehnts und der letzten Zeit seiner Selbstständigkeit zeigte Frankfurt eine große Regsamkeit auf dem Gebiet der Verfassungsentwicklung und Gesetzgebung. In diese Periode fallen die Verfassungsrevision von 1864, das neue Gewerbegesetz auf der Grundlage vollständiger Gewerbefreiheit und die bereits zehn Jahre früher angebahnte politische Emanzipation der Juden (1864).
Ab August 1863 tagte in Frankfurt der mit der deutschen Bundesreform beschäftigte Fürstentag, außerdem der Deutsche Nationalverein sowie der diesem entgegengesetzte Reformverein. Auch der deutsche Abgeordnetentag hielt hier seine Sitzungen. Da Preußen jedoch nicht erschien, scheiterte die Reform. Der weiter schwelende Konflikt endete schließlich 1866 im Krieg.
Jüngere Geschichte
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Deutsches Reich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Preußische Okkupation und der Teilungsrezess
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegen Ende des Deutschen Krieges wurde die Freie Stadt Frankfurt am 18. Juli 1866 von Preußen besetzt und bald darauf annektiert, weil sie ihrer Stellung als Sitz des Bundestages entsprechend die Partei des Kaisertums Österreich ergriffen hatte. Am 20. Juli 1866 musste die Stadt innerhalb von 24 Stunden 25 Millionen Gulden Kriegskontribution an Preußen zahlen, die Summe wurde später auf 30 Millionen erhöht. Die stolze Stadtrepublik wurde zur Provinzstadt degradiert; die Verwaltungssitze der neu geschaffenen preußischen Verwaltungseinheiten wurden in den ehemaligen Residenzstädten der ebenfalls besetzten Nachbarländer angesiedelt. Frankfurt wurde auf diese Weise Teil des Regierungsbezirks Wiesbaden innerhalb der Provinz Hessen-Nassau, deren Hauptstadt Kassel wurde. Der bis dahin regierende und in der Bevölkerung beliebte sogenannte Ältere Bürgermeister Karl Konstanz Viktor Fellner nahm sich das Leben.
Frankfurt bildete nunmehr zwar zusammen mit seinem Landgebiet einen eigenen Stadtkreis, doch war die Bevölkerung darüber nicht glücklich, denn mit der freien Stadtluft war es nun vorüber. Der Frankfurter Mundartdichter Friedrich Stoltze, ein kritischer Geist, floh 1866, nachdem er mehrere Male angeklagt und in Abwesenheit verurteilt worden war. Erst nach Bismarcks Rede (siehe unten) kehrte er zurück. Als dann ausgerechnet in der Nacht vor dem ersten Besuch des preußischen Königs Wilhelm I. am 15. August 1867 ein Großfeuer Turm und Dach des Doms zerstörte, wertete man dies als schlechtes Omen. Der Frankfurter Senator Speltz warnte und schrieb in seinen Aufzeichnungen noch einmal Zeilen aus einem alten Versgedicht aus den Anfängen der Frankfurter Geschichte:
- Zu Frankfurt in dem Dom
- Gibt man des Reiches Kron
- Willst du mit List die Krone fahn
- Wird Gott den ganzen Dom zerschlahn.
Die Bürger blieben skeptisch und begaben sich zum Feiern und zur freien Rede lieber nach dem nahen Heddernheim, das sie seit dieser Zeit ob der dort möglichen Freiheiten auch als Klaa Paris bezeichneten.
Die Auseinandersetzungen über die Vermögensteile Preußens und der Stadt am Vermögen der ehemaligen Freien Reichsstadt wurden nach langen Verhandlungen am 26. Februar 1869 mit der Unterzeichnung des Teilungsrezesses in Berlin beendet. Preußen zahlte zwei Millionen Gulden und aus der Privatschatulle König Wilhelms I. kam eine weitere Million hinzu. An Preußen kamen die Gerichte und Gefängnisse, ebenso wie die Münze und die Finanzverwaltung. Von der Infrastruktur übernahm Preußen den städtischen Eisenbahnbesitz, die Alte Brücke und die bedeutenden Straßen. Die Polizei wurde bis auf die Ordnungspolizei ebenfalls dem preußischen Staat unterstellt.
Frankfurt im Deutschen Kaiserreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1871 wurde in Frankfurt durch Otto von Bismarck und Jules Favre ein Friedensvertrag geschlossen, der den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 beendete. Der auch als Frankfurter Frieden bezeichnete am 10. Mai 1871 im Hotel zum Schwan im Steinweg beschlossene Vertrag ließ Bismarck bemerken: Ich wünsche von Herzen, daß der Friede von Frankfurt auch den Frieden für Frankfurt und den Frieden mit Frankfurt bringen werde.[19]
Frankfurt dehnte sich auch mit Hilfe der französischen Reparationszahlungen nach allen Seiten aus. Von 1867 bis 1897 erfolgte der Bau einer systematischen Schwemmkanalisation. Einige Frankfurter wandten sich vermehrt kulturellen Themen zu. 1880 finanzierten sie ein neues Opernhaus, das die bisherigen Opernhäuser der Stadt in den Schatten stellt. Bei der Eröffnung am 20. Oktober mit Don Giovanni blieb der eingeladene Kaiser Wilhelm I. am Fuße der Treppe stehen und bemerkte ob des Prunks: „Das könnte ich mir in Berlin nicht erlauben.“ Auch der Palmengarten von 1868 und der Frankfurter Zoo waren rein privat finanziert. Im Palmengarten befand sich eine der ersten Kunsteisbahnen des europäischen Kontinents, nachdem zuvor schon der erste Schlittschuhlaufclub Deutschland gegründet worden war.
Auch verkehrstechnisch gab es zahlreiche Innovationen. Die am 18. Februar 1884, auf Bestreben eines Offenbacher Konsortiums, bestehend aus dem Kommerzienrat Weintraut, dem Bankier Weymann und dem Bankhaus Merzbach, eröffnete schmalspurige Strecke der Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft (FOTG), von der Alten Brücke in Frankfurt-Sachsenhausen ausgehend, war die erste kommerziell betriebene öffentliche elektrische Straßenbahn in Deutschland. Die Strecke führte zunächst bis zum Buchrainplatz in Oberrad und ab 10. April bis zum Mathildenplatz in Offenbach. Die FOTG verwendete damals noch eine Spurweite von 1000 mm (Meterspur). Am gleichen Tag ging das von der FOTG betriebene für den Betrieb auf der Strecke nötige Kraftwerk in Betrieb. Dieses ermöglichte in Oberrad auch erstmals die Versorgung von Unternehmen und privaten Haushalten mit elektrischem Strom. Letztlich war diese Verbindung wegweisend für die kombinierte Aufgabe kommunaler Energieversorgungsunternehmen, die Elektrizitätswerke zur Stromerzeugung und elektrische Bahnen für den Öffentlichen Personennahverkehr betrieben.

Vier Jahre später, am 18. August 1888, folgte die Einweihung des Hauptbahnhofs, dem größten Bahnhof Europas. Zweieinhalb Wochen zuvor war bereits der Hauptgüterbahnhof eröffnet worden.
Zuvor hatte 1861 der Friedrichsdorfer Philipp Reis in Frankfurt mit der Erfindung des Fernsprechers überrascht. Das erste Telefonnetz mit 179 Teilnehmern wurde am 1. Dezember 1881 in Betrieb genommen.

1891 gelang auf der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung auf dem Areal der ehemaligen Westbahnhöfe die weltweit erste Fernübertragung von hochgespanntem Drehstrom vom 176 km entfernten Lauffen am Neckar und verhalf ihm so zum internationalen Durchbruch gegenüber dem Gleichstrom. Im Rahmen der Deutschen Patent- und Gebrauchsmuster-Ausstellung wurde 1882 für die Dauer von fast 3 Monaten eine Kunsteisbahn mit einer Fläche von 520 m² von betrieben,[20] es war nach London und New York, die wohl dritte weltweit. Etwa 10 Jahre später wurde im Palmengarten eine permanente Eisbahn installiert.
Stadtwachstum in der Gründerzeit
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Im ausgehenden 19. Jahrhundert, auch oft als Gründerzeit bezeichnet, ordneten und gestalteten die Frankfurter ihre Stadt neu. Aus Neustadt (1333) und Altstadt (1180) wurde die Innenstadt. In die Außenbezirke außerhalb der Wallanlagen, die noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur dünn besiedelt waren, zogen immer mehr Bürger aus dem Frankfurter Kerngebiet. Radialstraßen und der Alleenring wurden gebaut, um die stark gewachsenen Außenbezirke, die nun Bahnhofsviertel, Westend, Nordend und Ostend hießen, untereinander zu verbinden und Hauptbahnhof sowie die neu eingemeindeten Stadtteile Bornheim (1877) und Bockenheim (1895) anzubinden. Weitere Gebiete wie die ehemalige Galgenwarte und das Gebiet um den Gutleuthof wurden erschlossen und bildeten die Stadtteile Gallusviertel und Gutleutviertel.
Es folgte 1900 die Eingemeindung der Gemeinden Seckbach, Oberrad und Niederrad des Landkreises Frankfurt. 1910 wurden die restlichen Gemeinden Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Eschersheim, Ginnheim, Hausen, Heddernheim, Niederursel, Praunheim, Preungesheim und Rödelheim des Landkreises eingemeindet.
Zwischen 1871 und 1914 steigt die Einwohnerzahl von 90.000 auf fast 400.000. In diese Zeit fielen auch der Bau der Börse (1879), der Festhalle (1908), des Osthafens (1912), der Universität (1912) und des neuen Rathauses. All diese Bauten wurden von Zeitgenossen stilistisch kritisiert. 1909 wurde der Frankfurt-Cronberger-Künstler-Bund gegründet. 1912 wurde Max Bromme als Gartenbaudirektor angeworben, dieser verdoppelte binnen weniger Jahre die städtischen Grünanlagen.
Als die Universität, für deren Gründung sich Wilhelm Merton nachhaltig eingesetzt hatte, am 26. Oktober 1914 eröffnet wurde, hatte bereits der Erste Weltkrieg begonnen.
Weimarer Republik
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In der Novemberrevolution übernahmen aus Kiel kommende Matrosen die Macht in der Stadt und bildeten, gemeinsam mit Vertretern der Arbeiter den Frankfurter Arbeiter- und Soldatenrat. Da Frankfurt nach dem Waffenstillstandsabkommen in der neutralen Zone lag, in der keine militärischen Operationen deutscher Truppen durchgeführt werden durften, konnte sich dieser Rat bis November 1919 halten.[21]
Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurden Frankfurt, Darmstadt und Hanau 1919–1920 kurzzeitig von französischen Truppen besetzt. 1928 wurden die ehemalige Stadt Höchst am Main und Teile des aufgelösten Landkreises Höchst sowie die ehemals zum Landkreis Hanau gehörende Gemeinde Fechenheim eingemeindet. 1925 wurde die Arbeiterolympiade im neuen Waldstadion abgehalten und die Radrennbahn und Kunsteisbahn Frankfurt eröffnet.
Am 2. Oktober 1924 wurde Ludwig Landmann zum Oberbürgermeister gewählt. Die Stadt hatte bereits viele Eingemeindungen hinter sich, hatte aber viele gesellschaftliche Probleme anzugehen, die aus der Inflation und der Verstädterung herrührten. Er beauftragte Ernst May, ein großes Städtebauprogramm zu leiten, das weltweit unter dem Namen Neues Frankfurt bekannt wurde. Von 1927 bis 1929 schuf er unter anderem die Siedlung Praunheim, die Siedlung Bornheimer Hang und die Römerstadt, welche als Gartenstadt angelegt wurde. Auch die Frankfurter Küche war eine Idee von May, die Ausarbeitung erfolgte jedoch durch Margarete Schütte-Lihotzky. Diese Küche gilt heute als Urtyp der modernen Einbauküche. Als Bestandteil des Projekts entstanden auch Schulen, das neue Gebäude des Palmengartens und als bekanntestes Bauwerk Frankfurts die neue Großmarkthalle am Osthafen als eines der flächenmäßig größten Gebäude seiner Zeit.
Oberbürgermeister Ludwig Landmann setzte auch auf die Verkehrsinfrastruktur. 1926 gründete er den Verein zum Bau einer Straße für den Kraftwagen-Schnellverkehr von Hamburg über Frankfurt a. M. nach Basel (HaFraBa e. V.), nachdem er von der italienischen Autostrada, einer Straße ausschließlich für Kraftfahrzeuge, erfahren hatte. Er war es auch, der Frankfurt nicht ausschließlich auf sich selbst bezogen sah, sondern im Wirtschaftsdezernat ein Konzept entwickeln ließ, das unter dem Arbeitstitel Der rhein-mainische Städtekranz und seine Zentrale Frankfurt am Main die Stadt als das Zentrum einer ganzen Region sah. Erst 70 Jahre später nahm diese Entwicklung langsam Formen an.
In der heutigen Wilhelm-Leuschner-Straße im Bahnhofsviertel wurde 1930 das Frankfurter Gewerkschaftshaus als erstes Hochhaus der Stadt erbaut. Mit neun Stockwerken erreicht das Gebäude eine Höhe von 31 Metern. 1931 wurde das I.G.-Farben-Haus als weiterer architektonischer Höhepunkt eröffnet. Die I.G. Farben war 1925 in Frankfurt gegründet worden.
Die Zeit des Nationalsozialismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gleichschaltung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Kommunalwahl vom 12. März 1933, bei der die NSDAP 47,9 % der abgegebenen Stimmen erhielt, wurde der jüdische Oberbürgermeister Ludwig Landmann vom NSDAP-Mitglied Friedrich Krebs abgelöst. Dieser verfügte als Erstes die Entlassung aller Beamten und Angestellten jüdischer Herkunft aus Stadtverwaltung, Magistrat und den städtischen Gesellschaften. Eine Versammlung Frankfurter Kaufleute, die über die Boykotte jüdischer Händler beraten wollten, wurde aufgelöst, die Teilnehmer verhaftet und eingeschüchtert. Noch vor dem endgültigen Verbot der KPD wurden Kommunisten und in zunehmendem Maß auch Gewerkschafter und Sozialdemokraten verhaftet. Als das Untersuchungsgefängnis in der Hammelsgasse, das Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße und die Strafanstalt Preungesheim nicht mehr ausreichten, wurden „Wilde Konzentrationslager“ errichtet, so in der Mörfelder Landstraße, in der Klinger-Schule, in der Freimaurerloge am Mozartplatz, im Fechenheimer Gaswerk sowie in einer ehemaligen Perlenfabrik in der Ginnheimer Landstraße 40–42. Im Laufe des Jahres 1933 wurden jene, welche die Folterungen in diesen KZs überlebt hatten, in reguläre KZs verbracht, vor allem in das KZ Osthofen bei Worms und in das KZ auf dem Heuberg bei Stuttgart.
Am 23. September 1933 wurde mit dem Bau der ersten deutschen Reichsautobahn zwischen Frankfurt-Niederrad und Darmstadt begonnen. Die von den Nationalsozialisten wegen ihres hohen jüdischen Bevölkerungsanteils als Jerusalem am Main geschmähte Stadt bemühte sich um einen propagandatauglichen Ehrentitel und erhielt ihn: Das eigentlich eher in den Bereichen Handel und Verkehr aktive Frankfurt nannte sich nun Stadt des deutschen Handwerks.
Schreckensherrschaft
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Dem „wilden“ Terror von SA und SS im Verlauf der Machtergreifung 1933 folgte der Aufbau der Gestapo, die 1939 in eine eigene Zentrale in der Lindenstraße 27 zog, und eines Abschnittes des Geheimdienstes SD mit 12 Außenstellen. Noch 1933 wurde ein Sondergericht geschaffen, bei dessen Eröffnung Roland Freisler die Festrede hielt. Die Abteilung Zeitgenössische Kunst im Städel wurde 1937 geschlossen, die Bilder der Expressionisten beschlagnahmt und im Ausland versteigert. Die vergleichsweise wenigen Menschen, die sich gegen die Etablierung der NS-Herrschaft auflehnten, konnten nur wenig bewegen. Dennoch gab es auch in Frankfurt organisierte Gegenwehr. So wurde zum Beispiel 1933 über Franz Hering und andere die Widerstandszeitung „Der Rote Stoßtrupp“ in der Stadt verteilt und auch nachgedruckt.[22]
1938 wurden während der Reichskristallnacht die Hauptsynagoge in der Börnestraße sowie alle anderen Synagogen und zahlreiche Gebetsstuben in der Stadt zerstört, ohne dass die Frankfurter Polizei eingriff.[23] Geschäfte und Wohnungen jüdischer Frankfurter wurden verwüstet und geplündert und die männlichen wohlhabenden jüdischen Bewohner in Konzentrationslager (KZ Buchenwald und KZ Dachau) verschleppt, um sie zur Emigration zu nötigen und ihr Vermögen zu arisieren.[24][25]
In der Dieselstraße entstand 1937 ein Deportationslager für Roma und Sinti. Der Keller der Frankfurter Großmarkthalle wurde für den Transport / die Deportation der Juden vom Bahnhof Großmarkthalle zur Ermordung in den Konzentrationslagern benutzt. Daten der großen NS-Judendeportationen mit Ganzen Zügen aus Frankfurt sind 19. Oktober 1941 (1. Transportzug), 11. November (2), 21. November (3), 8. Mai 1942 (4), 24. Mai (5), 11. Juni (6), 18. August (7), 1. September (8), 15. September (9), 24. September 1942 (10), 14. Februar 1945 (11). „Dazwischen“ gab es vom 11. März 1943 bis zum 25. Oktober 1944 immer wieder kleinere „Transporte“. Am 9. März 1943 gab es die Deportation von etwa 100 Sinti und Roma von Frankfurt aus ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Organisiert wurden die Deportationen von Frankfurter Kripobeamten und Männern der SA-Standarte F/M, Sturmbann IV/63.[26][27]
Auch Johanna Tesch (SPD), eine ehemalige Reichstagsabgeordnete, wurde verhaftet und starb 1945 im KZ Ravensbrück. Von den Mitte der 1920er Jahre in Frankfurt lebenden etwa 29.000 Juden gab es nach dem Krieg noch 140. Etwa 11.500 waren während des Holocaust ermordet worden, etwa 700 hatten vor der Deportation Suizid begangen. An die Opfer des Nationalsozialismus in Frankfurt erinnern über 1000 Stolpersteine und zahlreiche Gedenkstätten, u. a. an der Paulskirche, auf dem Hauptfriedhof, die Gedenkstätte Neuer Börneplatz neben dem alten Jüdischen Friedhof Battonnstraße.
Während des Krieges waren etwa 25.000 Gefangene als Zwangsarbeiterinnen und -er ständig in Frankfurt eingesetzt. In der ganzen Stadt gab es Zwangsarbeiterlager. KZ-Häftlinge des KZ Walldorf arbeiteten am Flughafen; in den Adlerwerken wurde 1944 das KZ-Außenlager Frankfurt am Main eingerichtet und in Heddernheim bestand das Arbeitserziehungslager Heddernheim, das eine besondere Strafform darstellte. Daneben gab es zahlreiche Zivilarbeiterlager und Kriegsgefangenenlager unter der Regie von Deutscher Arbeitsfront bzw. Wehrmacht.[28]
Bombenkrieg
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Im Zweiten Weltkrieg wurde mit dem Bau von Bunkeranlagen begonnen, die noch heute im Stadtbild zu finden sind. Durch zahlreiche Luftangriffe der Alliierten wurden große Teile der Innenstadt durch Fliegerbomben zerstört. Am 22. März 1944 vernichtete ein Angriff der Royal Air Force (RAF) die gesamte gotische Altstadt – 1001 Menschen starben. Auch der Frankfurter Osthafen – ein wichtiger Umschlagplatz für Massengüter mit eigenem Gleisanschluss – wurde weitgehend zerstört.
Im März 1945 zogen amerikanische Truppen über die Wilhelmsbrücke (heute: Friedensbrücke) in die Stadt ein. Im Krieg kamen mehr als 4.800 Zivilpersonen und 12.700 Soldaten aus Frankfurt ums Leben; die Hälfte der Wohngebäude (90.000) waren zerstört. Das US-Hauptquartier wurde von Reims nach Frankfurt verlegt und zog in das I.G.-Farben-Haus (heute Poelzig-Bau).
Nach dem Zweiten Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufstieg zur Metropole Westdeutschlands
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(Luftbild der USAAF)

Die schwer zerstörte Stadt entschied sich im damaligen Geist der Stadtplanung zu einem modernen Wiederaufbau des historischen Stadtkerns unter weitgehender Beibehaltung des alten Straßennetzes.
1946 wurde Frankfurt Teil des neu gegründeten Bundeslandes Hessen. Die ehemalige Stadtrepublik war erst seit 1866 widerwillig Teil eines Flächenstaats und hatte zuvor nie zu Hessen gehört. Konsequenterweise bewarb sich Frankfurt auch nicht um den Sitz der Landesregierung (die dann nach Wiesbaden zog).

Die amerikanischen Streitkräfte, die das vormalige I.G.-Farben-Haus zu ihrem europäischen Hauptquartier gemacht hatten, favorisierten die sich in dieser Zeit auch wieder im Geist der Paulskirche gerierende Stadt (am Jahrestag 18. Mai 1948 wurde eine Gedenkfeier abgehalten) ebenfalls als potentiellen Hauptstadtsitz. Später wurde die Stadt zunächst der Hauptverwaltungssitz der Trizone. Dadurch wurde Frankfurt tatsächlich aussichtsreichste Kandidatin für die Wahl zur Bundeshauptstadt. Man baute sogar schon einen Plenarsaal, der heute als Sendesaal des Hessischen Rundfunks dient. Nach einer äußerst knappen Entscheidung, bei der die SPD-Abgeordneten mehrheitlich für Frankfurt und die CDU-Abgeordneten zum größten Teil für das von Konrad Adenauer favorisierte Bonn stimmten, wurde letztendlich die Stadt am Rhein gewählt (Siehe dazu auch: Hauptstadtfrage der Bundesrepublik Deutschland). Die Enttäuschung war auch in der Bevölkerung groß, doch der Bürgermeister sah nach vorn und kommentierte schließlich die Niederlage mit den Worten: „Damit wird Frankfurt bald wieder im deutschen und internationalen Wirtschaftsleben seine führende Stellung einnehmen. Die günstige Verkehrslage und der hier vorhandene modernste Flugplatz Europas, der ein Tor zur Welt darstellt, werden zur Erreichung dieses Ziels beitragen.“
Durch den Ausfall des geteilten und von Westdeutschland aus schwer erreichbaren Berlin aus der deutschen Städtekonkurrenz und durch seine zentrale Lage im westdeutschen Teilstaat übernahm Frankfurt zahlreiche Metropolfunktionen, die zuvor in Berlin (und Leipzig) angesiedelt waren, vor allem als Finanzplatz und Unternehmensstandort sowie als Verkehrsknoten. Die Rolle Bonns als Regierungssitz vermochte dem bereits ohnehin dezentral organisierten Großraum Rhein-Ruhr (hierbei vordererst die Städte Köln und Düsseldorf) keinen nennenswerten Zugewinn einer „Hauptstadtsrolle“ im nationalen Städtesystem einzubringen; insbesondere den Städten Frankfurt, Hamburg und München wurde durch das damals entstandene Raumordnungsgesetz die Möglichkeit gegeben, sich von regionalen Großstädten zu internationalen Metropolen zu entwickeln.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Internationale Beachtung fanden zwischen 1963 und 1966 die Auschwitzprozesse, die im neuen Bürgergemeinschaftshaus Gallus stattfanden.
John F. Kennedy besuchte 1963 Deutschland und sprach am 25. Juni in der Frankfurter Paulskirche. Seine Worte (mit dem Hintergrund der überstandenen Kubakrise zu betrachten), die in dem Fazit mündeten: „Niemand soll von dieser unserer atlantischen Generation sagen, wir hätten Ideale und Visionen der Vergangenheit, Zielstreben und Entschlossenheit, unseren Gegnern überlassen.“ sind wie die vieler anderer Redner in einem Relief in der Außenmauer verewigt. Er trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein, ebenso wie nach ihm auch Jimmy Carter, der Dalai Lama, Michail Gorbatschow und Jassir Arafat, um nur einige zu nennen.
Die Studentenproteste Mitte bis Ende der 1960er Jahre führten auch in Frankfurt zu vehementen Auseinandersetzungen und Straßenkämpfen. Aus Protest gegen den Vietnamkrieg wurden in der Nacht zum 3. April 1968 von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein auf der Zeil zwei Kaufhäuser angezündet, am 21. April sprach Andreas Papandreou auf Einladung des DGB in der Festhalle.
Die multikulturelle Gesellschaft ist in Frankfurt mittlerweile Realität geworden. 200.000 Einwohner, das sind fast ein Drittel der 650.000 Menschen in der Mainstadt, kommen im Jahre 2004 nicht aus Deutschland, sondern aus 180 verschiedenen Ländern der Erde. Damit weist Frankfurt einen der höchsten Anteile an Einwanderern bzw. Bürgern mit Migrationshintergrund in Deutschland auf.
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Messe Frankfurt konnte ihren seit Beginn des Jahrhunderts andauernden Niedergang beenden und sich zum wichtigsten Messeplatz in Europa entwickeln. So fand die deutsche Buchmesse nach dem Krieg nicht mehr in Leipzig, sondern in Frankfurt am Main statt, die weiterhin ausgerichtete Leipziger Buchmesse konnte erst nach der Wiedervereinigung wieder über Ostdeutschland hinausgehende Bedeutung erlangen. Heute findet die Frankfurter Buchmesse jedes Jahr im Herbst statt, die Leipziger im Frühjahr. Die zweijährlich im September abgehaltene Automobilmesse IAA fand bis 2019 hier statt und war eine weltweit bedeutende Ausstellung und Publikumsmagnet. Bis 2010 hatte zudem der Verband der Automobilindustrie seinen Sitz in Frankfurt.
Der Handel mit Pelzen und die Herstellung von Mänteln waren über viele Jahrhunderte ein weltweit bedeutender Wirtschaftszweig, der stark von Griechen und Juden geprägt war. Ein wichtiges Zentrum der Branche war bis in die späten 1940er Jahre das Pelzhandelszentrum Leipziger Brühl, anschließend das Pelzhandelszentrum Niddastraße. In Frankfurt fand auch die wichtige Pelzmesse statt. Durch den Protest von Umweltschützern und Linken (Pelze galten nach wie vor als Statusobjekt) setzte in den 1980er Jahren ein rapider Niedergang ein, der tausende kleine Familienbetriebe in den Ruin trieb.
In den 1990er Jahren setzte ein Niedergang vieler Frankfurter Konzerne ein, was teilweise zu massiven Arbeitsplatzeinbussen führte, die jedoch von anderen Branchen aufgefangen wurden. In jener Zeit schlossen oder verloren ihre Selbstständigkeit u. a. die Metallgesellschaft, Lurgi, AEG, Hartmann & Braun, Hoechst, Philipp Holzmann, VDO Automotive (1991 zu Mannesmann).
Die Bank deutscher Länder (1948) und ihre Nachfolgerin, die Deutsche Bundesbank (1957) nahmen ihren Sitz in Frankfurt, in ihrer Folge auch die meisten deutschen Großbanken. Seit 1956 ist die Frankfurter Wertpapierbörse zweitwichtigster Handelsplatz in Europa. 1962 wurde das Zürich-Haus auch mit seinem zweiten Gebäude fertiggestellt, dessen Turm 1960 als erster richtiger Wolkenkratzer der Stadt. Zahlreiche weitere sollten ihm folgen.

Frankfurt wurde Sitz des Europäischen Währungsinstituts und 1998 von dessen Nachfolgerin, der Europäischen Zentralbank (EZB). Von 1998 bis 2014 war der Frankfurter Eurotower Sitz der Europäischen Zentralbank. Im November 2014 wurde der Sitz in den Neubau der Europäischen Zentralbank verlegt. Dieser wurde am 18. März 2015 unter Protesten nach vier Jahren Bauzeit im Frankfurter Stadtteil Ostend eröffnet.[29] Für die Kinder der dort beschäftigten Mitarbeiter hatte man schon 2002 die neu erbaute Europäische Schule bezogen. Im Jahre 2004 existierten in der oft auch als Bankfurt kolportierten Stadt am Main 337 Kreditinstitute inklusive Wertpapierhandelsbanken, davon allein 199 ausländische Institute, mit insgesamt 76.700 Beschäftigten. Auch die Zahl von 3300 Werbeagenturen und 510 PR-Agenturen sowie über 1800 Unternehmensberatungsfirmen zeugten bereits damals von der Bedeutung der Finanzhauptstadt Deutschlands.
Verkehr
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Um der zunehmenden Verkehrsbelastung aus dem Weg zu gehen, beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Bau einer U-Bahn, deren erste Strecke am 4. Oktober 1968 in Betrieb ging. Zehn Jahre später nahm die Frankfurter S-Bahn ihren Betrieb auf. Am Hauptbahnhof, der Hauptwache und der Konstablerwache entstanden große unterirdische Verkehrsknoten. Seit den 1980er Jahren immer wieder diskutierte Planungen, den Hauptbahnhof von einem Kopfbahnhof zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof umzubauen (Projekte wie Querdenken, TU Darmstadt, 1880er Jahre oder Frankfurt 21 Ende der 1990er) wurden nicht weiterverfolgt. 1972 eröffnete das neue, große Terminal am Flughafen (heute Terminal 1).
Stadt und Region
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Planungen für eine nach Berliner Vorbild in Stadtbezirke gegliederte Regionalstadt Frankfurt mit knapp 2 Millionen Einwohnern scheiterten am Widerstand der Umlandgemeinden und der Unentschlossenheit der Landesregierung. Zur Lösung gemeinsamer Aufgaben von Stadt und Vorortgemeinden entstand stattdessen 1975 der Umlandverband Frankfurt (UVF), dem 43 Gemeinden angehörten. Bei der Hessischen Gebietsreform 1972–1977 wuchs Frankfurt nur geringfügig, vier Dörfer und eine Kleinstadt im Nordosten der Stadt werden eingemeindet. Wie in allen Stadtregionen der westlichen Welt verlagern sich auch in Frankfurt seit den 1960er Jahren Wohnfunktion und wirtschaftliche Aktivitäten immer mehr in Umlandgemeinden.
Durch das Hessische Ballungsraumgesetz wurde der Umlandverband 2001 aufgelöst und durch einen auf reine Planungstätigkeit reduzierten Planungsverband ersetzt.
Kultur
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Wie in der Gründerzeit sind es in Frankfurt weniger der Magistrat mit seiner Kulturabteilung, als wieder Mäzene, Bürger und inzwischen Bürgerinitiativen, die für die Kultur in Frankfurt verantwortlich zeigen und zahlreiche Projekte durch finanzielle Mittel unterstützten oder aber erst durch Spendensammlungen ermöglichten. Die Deutsche Bibliothek, heute Teil der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), wurde 1947 in Frankfurt angesiedelt und 1952 auch mit Mitteln des Börsenverein des Deutschen Buchhandels als Stiftung etabliert. Der international bedeutende Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird seit 1950 jährlich, anlässlich der Frankfurter Buchmesse von jenem Verein in der Paulskirche an Persönlichkeiten verliehen. Am 21. April 1954 gründete sich der Landesfeuerwehrverband Hessen in Frankfurt.[30]
Am Sachsenhäuser Mainufer entstand in den 1980er Jahren neben dem bestehenden Städel und dem Liebieghaus eine Folge bedeutender Museen (Museumsufer); international bekannt ist zum Beispiel das Deutsche Architekturmuseum (DAM), das Filmmuseum, das Museum für Kunsthandwerk, das Museum der Weltkulturen, das Museum für angewandte Kunst und das Museum für Kommunikation. Die Ausstellungshalle Schirn und der neue Portikus kamen in jüngster Zeit hinzu. Anstelle des nur geringfügig kriegszerstörten Schauspielhauses entstand Anfang der 1960er Jahre eine moderne Theaterdoppelanlage für Oper und Schauspiel. Die Ruine der Alten Oper wurde nach Intervention einer Bürgerinitiative wiederaufgebaut, die durch Spendensammlungen die von Bürgermeister Rudi Arndt (Beiname Dynamit-Rudi) angeregte Sprengung der Ruine verhinderte; seit der Eröffnung 1982 dient sie als Konzerthaus. 1972 taufte Rudi Arndt das 14. im Zoo geborene Flusspferd auf den Namen Dynamit. Das 2004 geschlossene Theater am Turm gehörte zu den bekanntesten Avantgarde-Bühnen in Deutschland. Das Varieté Tigerpalast und die Entwicklung der Techno-Kultur entstanden in Privatinitiative. 2007 wurden die Meditationskirche Heilig-Kreuz – Zentrum für christliche Meditation und Spiritualität als Profilkirche vom Bistum Limburg in der Heilig-Kreuz-Kirche in Bornheim und das Fachzentrum Trauerseelsorge des Bistums Limburg in der Kirche St. Michael im Nordend gegründet.
Finanzmetropole
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frankfurt war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der wichtigste Finanzplatz in Deutschland und nach London der zweite in Europa. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts wurde die Zukunft des Finanzplatzes jedoch gelegentlich auch mit Sorge gesehen: Wichtige Akteure galten als Übernahme- oder Fusionskandidaten (etwa die Deutsche Börse AG oder die Commerzbank AG) oder wurden, wie die Dresdner Bank AG, bereits durch auswärtige Konzerne übernommen.
Die Bedeutung von Frankfurt als internationales Finanzzentrum steigt gerade in den letzten Jahren. In Frankfurt haben zahlreiche supranationale Institutionen ihren Sitz, etwa die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) sowie der Europäische Ausschuss für Systemrisiken, der Früherkennung, Prävention und Bekämpfung von systemischen Risiken innerhalb des Finanzmarktes der EU vornimmt. Weiterhin überwacht ab 2013 die einheitliche europäische Bankenaufsicht innerhalb der Europäischen Zentralbank mehr als 6000 Banken der Eurozone europaweit.
Kriminalität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Innerhalb Deutschlands gilt die Mainmetropole als Hauptstadt des Verbrechens, als Kriminalitätskapitale. Tatsache ist: Frankfurt liegt statistisch mit 18.117 Straftaten (2004) pro 100.000 Einwohner vor Berlin (15928) und Bremen (15781) und hat diesen fragwürdigen ersten Platz auch schon länger inne. Allerdings, darauf weist der Polizeipräsident Frankfurts hin, seien in dieser Statistik weder die täglichen 300.000 Pendler, die in die Innenstadt strömen, noch die täglich bis zu 180.000 Flugreisenden berücksichtigt, die zusammen ein hohes Maß Anteil an den Straftaten haben. Außerdem gehe der hohe Anteil an Kriminalität auf die durch vermehrte Kontrollen in den öffentlichen Verkehrsbetrieben ertappten Schwarzfahrer zurück. Deshalb könne man den Big Ebbel, wie die Stadt auch in Anlehnung an New York unter Berücksichtigung des Hessischen Nationalgetränks bezeichnet wird, höchstens als Hauptstadt der Kleinkriminalität bezeichnen. International bekannt wurde jedoch im Jahr 2015 ein Exorzismus-Todesfall in Frankfurt am Main.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Institut für Stadtgeschichte
- Frankfurter Historische Kommission
- Liste der Wüstungen in Frankfurt am Main
- Politik, Kultur
- Wirtschaftsgeschichte
- Verkehrsgeschichte
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jörg Koch: Frankfurt am Main. 55 Meilensteine der Geschichte. Menschen, Orte und Ereignisse, die unsere Stadt bis heute prägen. Sutton Verlag, Tübingen 2024, ISBN 978-3-96303-520-3.
- Paul Arnsberg: Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution. 3 Bände. Eduard Roether Verlag, Darmstadt 1983.
- Ludwig Börne: Juden in der freien Stadt Frankfurt, 1820, Sämtliche Schriften, Bd. II, Düsseldorf 1964.
- Lothar Gall (Hrsg.): FFM 1200. Traditionen und Perspektiven einer Stadt. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-1203-9. (Katalog zur 1200-Jahrfeier 1994 mit wissenschaftlichen Aufsätzen).
- Peter Hoeres: Vor ‚Mainhattan‘: Frankfurt am Main als amerikanische Stadt in der Weimarer Republik, in: Frank Becker, Elke Reinhardt-Becker (Hrsg.): Mythos Amerika. ‚Amerikanisierung' in Deutschland seit 1900, Frankfurt am Main, New York 2006, S. 71–97.
- Waldemar Kramer (Hrsg.): Frankfurt Chronik, Frankfurt am Main 1964
- Walter Gerteis: Das unbekannte Frankfurt. 3 Bde. Frankfurt am Main 1960–1963 (populäre, essayistisch-anekdotische Stadtgeschichte).
- Ernst Mack: Von der Steinzeit zur Stauferstadt. Die frühe Geschichte von Frankfurt am Main. Frankfurt am Main 1994.
- Armin Schmid: Frankfurt im Feuersturm. Die Geschichte der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt am Main 1984. ISBN 978-3-7973-0420-9
- Frankfurter Historische Kommission (Hrsg.): Frankfurt am Main – Die Geschichte der Stadt in neun Beiträgen. (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission. Band XVII). Jan Thorbecke, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4158-6.
- Frolinde Balser: Aus Trümmern zu einem europäischen Zentrum: Geschichte der Stadt Frankfurt am Main 1945–1989. Hrsg.: Frankfurter Historische Kommission (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission. Band 20). Jan Thorbecke, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-1210-1.
- Ralf Roth: Die Herausbildung einer modernen bürgerlichen Gesellschaft. Geschichte der Stadt Frankfurt am Main 1789–1866. Hrsg.: Frankfurter Historische Kommission (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission. Band 25). Thorbecke, Ostfildern 2013, ISBN 978-3-7995-0762-2.
- Hilde Kathrein und Laura Krüger: Liebe zu Frankfurt. Die Stadt im Urteil von Dichtern, Denkern, Diplomaten. Frankfurt 1990.
- Wolfgang Klötzer: Frankfurt ehemals, gestern und heute und Wahrlich eine schöne und lebendige Stadt Stuttgart 1979 und FFM 1985.
- Günther Mick: Den Frieden gewinnen. Das Beispiel Frankfurt. und Die Paulskirche. FFM 1985 und 1988.
- Hessisches Städtebuch; Band IV 1. Teilband aus Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte – Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages, hrsg. von Erich Keyser, Stuttgart 1957.
- Hans-Otto Schembs: Spaziergang durch die Frankfurter Geschichte, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-7829-0530-X.
- Lechtaler/Mick: Frankfurt am Main, Herzstück Europas. Frankfurt Societätsdruckerei 1993.
- Barbara M. Henke, Thomas Kirn, Ruth Rieger: Edition Die deutschen Städte – Frankfurt. Verlag C. J. Bucher, München 1994, ISBN 3-7658-0873-3.
- Elisabeth Ehrhorn, Carmen Sorgler, Renate Schildheuer: (S)Turmspitzen. Societätsverlag, ISBN 3-7973-0618-0.
- Christian Setzepfandt: Geheimnisvolles Frankfurt am Main. Wartberg Verlag, ISBN 3-8313-1347-4.
- Henning Roet de Rouet: Frankfurt am Main als preußische Garnison von 1866 bis 1914. Frankfurt am Main 2016.
- Peter Fasold: Die Römer in Frankfurt. Frankfurts Archäologie Band 3. Schnell und Steiner, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-7954-3277-5.
- Daniel Kaune: Auf dem Weg nach Frankfurt. Frankfurts Funktion als Verkehrsknoten von der Spätantike bis zur beginnenden Frühen Neuzeit, in: Kurt Andermann, Nina Gallion (Hrsg.): Weg und Steg. Aspekte des Verkehrswesens von der Spätantike bis zum Ende des Alten Reiches (Kraichtaler Kolloquien Bd. 11), Ostfildern 2018, S. 153–167.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Seite der Stadt Frankfurt – Geschichte
- Institut für Stadtgeschichte: Stadtchronik
- Frankfurt 1933–1945 – Informationen zur Nazizeit
- Frankfurt – Dokumentation zur Nachkriegszeit ( vom 22. Dezember 2013 im Internet Archive)
- Chronologie der Frankfurter Stadtgeschichte ( vom 24. August 2009 im Internet Archive) (PDF) (2,93 MB)
- Interaktive Stadtgeschichte. In: faz.net. Archiviert vom am 29. Juli 2013 .
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ „Frankfurter Silberinschrift“ – Ältestes christliches Zeugnis nördlich der Alpen gefunden. Pressemitteilung der Goethe-Universität Frankfurt am Main vom 12. Dezember 2024, abgerufen am 22. Januar 2025.
- ↑ Johann Friedrich Böhmer, Friedrich Lau (Hrsg.): Codex diplomaticus Moeno-Francofurtanus. Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt. Band 1 (794–1314). J. Baer, Frankfurt am Main 1901, S. 1 (archive.org [abgerufen am 27. Juni 2016]).
- ↑ Libellus sacrosyllabus
- ↑ Zu diesem Absatz: Wolfgang Klötzer: 794. Karl der Große und Frankfurt am Main. Grundlage der Stadtentwicklung. In: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. Band 63, 1997, S. 5–14, hier S. 11–12.
- ↑ Lothar Gall (Hrsg.): FFM 1200. Traditionen und Perspektiven einer Stadt. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-1203-9, S. 69.
- ↑ Lothar Gall (Hrsg.): FFM 1200. Traditionen und Perspektiven einer Stadt. Thorbecke, Sigmaringen 1994, S. 75.
- ↑ Nähere Informationen im Artikel Einwohnerentwicklung von Frankfurt am Main
- ↑ Frankfurt am Main. In: deutsche-schutzgebiete.de. Abgerufen am 19. Januar 2023.
- ↑ Die Limburger Chronik des Tilemann Elhen von Wolfhagen. Hrsg. von Arthur Wyss. Monumenta Germaniae Historica. Deutsche Chroniken 4,1. Berlin 1883, unveränderter Nachdruck München 1993, S. 80, Nr. 147. Online-Edition
- ↑ eschborn.de abgerufen am 18. April 2022
- ↑ Arthur B. Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 75, Anm. 65.
- ↑ Fritz Backhaus, Sabine Kößling: Jüdisches Frankfurt in der Moderne. In: Mirjam Wenzel, Sabine Kößling, Fritz Backhaus (Hrsg.): Jüdisches Frankfurt. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Katalog zur Dauerausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt. C.H. Beck, München 2020, ISBN 978-3-406-74134-0, S. 26–47, hier S. 27.
- ↑ a b Fritz Backhaus, Sabine Kößling: Jüdisches Frankfurt in der Moderne. In: Mirjam Wenzel, Sabine Kößling, Fritz Backhaus (Hrsg.): Jüdisches Frankfurt. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. C.H. Beck, München 2020, S. 26–47, hier S. 28.
- ↑ Tobias Picard: Institut für Stadtgeschichte erwirbt das älteste erhaltene (Bekannte) Foto von Frankfurt. In: Archivnachrichten aus Hessen 23/2 (2023), S. 36–41
- ↑ Stefan Rohrbacher: Gewalt im Biedermeier. Antijüdische Ausschreitungen in Vormärz und Revolution (1815–1848/49), Campus Verlag, Frankfurt/Main 1993, S. 105f.
- ↑ Werner Bergmann: Tumulte ― Excesse ― Pogrome: Kollektive Gewalt gegen Juden in Europa 1789–1900, Wallstein 2020, S. 152–156; Angabe zur Zahl der Angreifer auf S. 154.
- ↑ Richard Schwemer, Hist. Kommission d Stadt FFM: Geschichte der freien Stadt Frankfurt a. M. (1814–1866) Band 2. J. Baer, 1912, S. 512 ff. (online auf: archive.org).
- ↑ Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte 1815–1845/49. 4. Auflage. Beck, München 2005, ISBN 3-406-32262-X, S. 363 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Roet de Rouet, Henning: Frankfurt am Main als preußische Garnison von 1866 bis 1914. Frankfurt am Main 2016. S. 107.
- ↑ A. G. Linde: „75 Jahre Linde“, 1954, S. 52
- ↑ Franz Neuland: Die Matrosen von Frankfurt. Frankfurt, 1991
- ↑ Dennis Egginger-Gonzalez: Der Rote Stoßtrupp. Eine frühe linkssozialistische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus. Lukas Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-86732-274-4, u. a. S. 566
- ↑ Initiative Neunter November: Synagoge Friedberger Anlage pdf, abgerufen am 27. November 2014.
- ↑ Salomon Korn: Der 9. November 1938 in Frankfurt am Main, Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel, abgerufen am 27. November 2014.
- ↑ Wolf-Arno Kropat: Kristallnacht in Hessen, Das Judenpogrom vom November 1938, Wiesbaden 1988, ISBN 3-921434-11-4
- ↑ Stadt Frankfurt am Main, Institut für Stadtgeschichte: Frankfurt am Main 1933–1945
- ↑ fr-online.de 19. Oktober 2011: Drei von 1180 Menschen kehrten zurück
- ↑ Frankfurt1933–1945: Wirtschaft und Arbeit, abgerufen am 30. November 2014.
- ↑ EZB-Neubau, EZB, (abgerufen am 2. März 2015)
- ↑ Landesfeuerwehrverband Hessen (Hrsg.): Alle Kraft der Feuerwehr! – 50 Jahre Landesfeuerwehrverband Hessen. Kassel 2004, ISBN 3-927006-48-3, S. 20–45.