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„Gustave Flaubert“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Gustave Flaubert.jpg|thumb|Gustave Flaubert]]
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'''Gustave Flaubert''' (* [[12. Dezember]] [[1821]] in [[Rouen]] ([[Normandie]]), † [[8. Mai]] [[1880]] in [[Croisset]]) war ein [[Frankreich|französischer]] [[Schriftsteller]].
'''Gustave Flaubert''' [{{IPA|flo'bɛ:r}}] (* [[12. Dezember]] [[1821]] in [[Rouen]], [[Normandie]]; † [[8. Mai]] [[1880]] in [[Canteleu]], Normandie) war ein [[Frankreich|französischer]] [[Schriftsteller]], der vor allem als [[Romancier]] bekannt ist.


==Leben==
== Leben ==
Flaubert wuchs auf in [[Rouen]] ([[Normandie]]) als jüngerer Sohn von Achille Cléophas Flaubert, Chefarzt des städtischen Krankenhauses. Da dessen Dienstvilla – wie damals üblich – an das Krankenhaus grenzte, erlebte er das Leiden und Sterben dort aus nächster Nähe mit. Er galt als begabter, aber wenig disziplinierter Schüler, der es vorzog, seine Zeit mit Lesen und Schreiben statt mit Lernen zu verbringen. Zu seinen Jugendfreunden gehörten [[Louis Bouilhet]], der sich später einen gewissen Namen als Lyriker machte, sowie der Bruder von Laure Le Poittevin, der späteren Mutter [[Guy de Maupassant]]s. In den Sommerferien 1836 verliebte sich Flaubert in dem [[Normandie|normannischen]] Badeort [[Trouville-sur-Mer]] in [[Élisa Foucault]] (1810–1888, ab 1840 Gattin von [[Maurice Schlesinger]]), die ihn jahrelang als große, unerreichbare Liebe beschäftigte und sein Schreiben inspirierte.


[[Datei:Du Camp - Abu Simbel.jpg|mini|169px|Flaubert 1850 auf dem Kopf einer Ramsesstatue bei [[Tempel von Abu Simbel|Abu Simbel]], fotografiert von [[Maxime Du Camp]]]]
Flaubert wuchs ohne große Zuneigung auf, da er ein ungewolltes Kind war. Sein Vater, ein angesehener [[Chirurg]], wohnte mit ihm in einer Dienstwohnung gerade neben dem Krankenhaus und so bekam Flaubert das Sterben und Leiden anderer Menschen schon als Kind sehr nah zu spüren.


Nach dem [[Baccalauréat]] begann er auf Drängen des Vaters ein Jurastudium, das er aber aufgab, nachdem er 1843 einen epileptischen Anfall erlitten hatte. Dennoch machte er in diesen Jahren größere Reisen, deren vorläufig letzte ihn 1850/51 auf den Spuren [[François-René de Chateaubriand|Chateaubriands]], [[Alphonse de Lamartine|Lamartines]] oder [[Gérard de Nerval|Nervals]] in den Vorderen Orient, insbesondere Ägypten, führte. Sein Begleiter war ein wenig jüngerer Freund, der Literat [[Maxime Du Camp]], der schon am Beginn seines Erfolges stand.
Bereits in frühen Jahren schrieb er Erzählungen, welche trotz ihrer unreifen, derben Anschaulichkeit und Direktheit Interesse verdienen. Da er schon seit seiner Jugend unermüdlich schrieb, stellte er an sich selbst derart hohe Ansprüche, dass er lange Jahre alle Manuskripte unpubliziert in der Schublade ließ, bis sie ihm letztendlich gut genug waren.


Nach der Rückkehr richtete sich Flaubert bei seiner verwitweten Mutter ein und führte mit ihrem und seinem Erbe ein zurückgezogenes Dasein als schriftstellernder Rentier in ihrem Haus in Croisset nahe Rouen. Dieses verließ er nur noch für gelegentliche Aufenthalte in Paris, um dort einige gesellschaftliche Kontakte, z. B. mit Autorenkollegen, zu pflegen oder sich mit seiner langjährigen Geliebten (ab 1846) zu treffen, der Schriftstellerin [[Louise Colet]]. Mit dieser diskutierte er auch in vielen Briefen über literarische Fragen.
Auf Drängen seines Vaters nahm Gustave Flaubert [[1840]] das Jurastudium in [[Paris]] auf, vernachlässigte aber dabei seine literarischen Neigungen nicht. Drei Jahre später, im Januar [[1844]], musste er das Studium wegen einer Nervenkrankheit abbrechen, unter der er sein ganzes weiteres Leben leiden sollte.
In der darauffolgenden Zeit lebte er sehr zurückgezogen auf seinem Landgut in Croisset, nahe [[Rouen]] und widmete sich fast ausschließlich der Schriftstellerei. Noch im selben Jahr ([[1846]]) lernte er die damals angesehene [[Literat]]in [[Louise Colet]] kennen und verliebte sich in sie.


== Musée Flaubert und Pavillon in Rouen ==
Trotz seines sehr eigenbrötlerischen Lebens bereiste er von [[1849]] bis [[1851]] zusammen mit seinem Freund Maxime du Camp Griechenland, den [[Naher Osten|Nahen Osten]] und [[Ägypten]].
In Rouen erinnert das ''Musée Flaubert et d'histoire de la médecine'' an den Schriftsteller und an seinen Vater. Es ist im ehemaligen [[Hôtel-Dieu (Rouen)|Hôtel-Dieu]] untergebracht, der Wirkungsstätte des Vaters. Das Museum enthält persönliche Gegenstände, Möbel aus Flauberts Kindheit und eine größere Sammlung medizinischer Gegenstände, die an den Vater erinnern. Der ''Pavillon Flaubert'' ist ein Gartenhaus, das neben dem Wohnhaus Flauberts in Canteleu–Croisset stand. Das Wohnhaus existiert nicht mehr.


[[Datei:Pavillon Flaubert Croisset Canteleu 005b.jpg|mini|Pavillon Flaubert Croisset Canteleu]]
Sein erstes gedrucktes Werk, ''[[Madame Bovary]]'', kam [[1857]] nach sechs Jahren Arbeit auf den Markt; Flaubert wurde wegen Verstoßes gegen die guten Sitten vor Gericht gestellt. Das Buch wurde dadurch zum Skandalerfolg.


== Literarisches Schaffen ==
[[1858]] folgte eine Reise nach [[Tunesien]], um Eindrücke für den historischen Roman ''Salammbô'' zu sammeln. Mit Hilfe dieser Eindrücke entstand ein Roman, welcher mit exotischem, symbolisch aufgeladenem Bilderreichtum und drastischen, detailreichen Schlachtenbeschreibungen einen Söldneraufstand in Karthago zur Zeit nach dem [[Erster_Punischer_Krieg|ersten Punischen Krieg]] schildert.
Flaubert schrieb schon seit seiner Jugend unermüdlich, zunächst im Stil der [[Romantik]]. Er stellte aber so hohe Ansprüche an sich selbst, dass er lange Jahre alle Manuskripte unpubliziert ließ. Sein erstes gedrucktes Werk wurde schließlich der 1851 begonnene Roman ''[[Madame Bovary]]'', der 1856 im Feuilleton der ''Revue de Paris'' erschien. Der Roman trug ihm sogleich einen Prozess wegen Verstoßes gegen die guten Sitten ein, doch wurden Flaubert und der Herausgeber der Zeitschrift dank des klugen Plädoyers ihres Anwalts<ref>{{Literatur |Autor=Joachim Gruber |Titel=Gustave Flaubert und der Prozess um „Madame Bovary“ |Hrsg=Hermann Weber |Sammelwerk=Das Recht als Rahmen für Literatur und Kunst |Verlag=De Gruyter |Datum=2017-05-22 |ISBN=978-3-11-054083-3 |DOI=10.1515/9783110540833-005/html |Seiten=25–46 |Online=https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110540833-005/html |Abruf=2024-08-30}}</ref> am 7. Februar 1857<ref>[http://books.google.de/books?id=RHWCf-cCU48C&pg=PA297&lpg=PA297&dq=%22Gustave+Flaubert%22+%227.+Februar%22+1857&source=bl&ots=s1krkSXmvb&sig=BuEVxMkRSay6ri4ngZf7CrcNVtg&hl=de&ei=HB5PTdf2NsvHswanicWPDQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=8&ved=0CEkQ6AEwBw#v=onepage&q=%22Gustave%20Flaubert%22%20%227.%20Februar%22%201857&f=false ''Aufsätze zur Literatur und Kunst 1857–1860.''] In: Charles Baudelaire: ''Sämtliche Werke und Briefe.'' Band V, ISBN 978-3-446-13334-1, S. 297, abgefragt am 6. Februar 2011.</ref> freigesprochen. Der Prozess wirkte sich letztlich sogar positiv aus, denn er verhalf der Buchversion, als sie 1857 herauskam, zu einem Verkaufserfolg.


Weniger erfolgreich, aber noch einflussreicher auf die Entwicklung des europäischen Romans war Flaubert mit ''[[L’Éducation sentimentale]]'' (1869).
Nach diesen Reisen zog Flaubert sich wieder zu seiner mittlerweile verwitweten Mutter in das kleine Dörfchen Croisset zurück. Er verließ in den folgenden Jahren bis zu seinem Lebensende dieses Dörfchen nur selten - z.B. für gelegentliche Aufenthalte in Paris, um seine langjährige Freundin Louise Colet zu besuchen.


Die ''Bovary'' und die ''Éducation'' gelten als epochemachend für die Entwicklung des europäischen Romans, und zwar aufgrund der Idee Flauberts, seine Protagonisten nicht mehr (wie Balzac dies tat) als Ausnahmepersonen zu konzipieren oder zu dämonisieren, sondern als gänzlich unheroische Durchschnittscharaktere darzustellen. Er vermeidet melodramatische Züge; sein Realismus ist unparteiisch und stark versachlicht. Madame Bovary ist keine tragische Heldin; ihre Lage wird sachlich gekennzeichnet, beim Leser werden keine Leidenschaften ausgelöst. Ihr Leben fließt „zäh und träge“.<ref>[[Erich Auerbach]]: ''Mimesis.'' (1946) 10. Auflage, Tübingen, Basel 2001, S. 458.</ref>
Gustave Flaubert, in seinem letzten Lebensjahrzehnt voller Verachtung und Hass gegen die bürgerliche Gesellschaft, starb am [[8. Mai]] [[1880]] in Croisset im Alter von 58 Jahren.


[[Datei:Bussiere,Gaston - Salammbo, 1907.jpg|mini|''Salammbô'', Gemälde von [[Gaston Bussière]], 1907]]
== Künstlerisches Schaffen ==
Die übrigen Werke Flauberts werden heute meist weniger beachtet. Es sind insbesondere der im antiken Karthago spielende historische Roman ''[[Salambo|Salammbô]]'' (1862), zu dessen Vorbereitung Flaubert 1858 nach [[Tunesien]] reiste; der Roman ''[[Die Versuchung des heiligen Antonius (Flaubert)|Die Versuchung des heiligen Antonius]]'' (1874); der seinerzeit erfolgreiche Erzählband ''Trois Contes'' (1877), unter anderem mit der anrührenden Erzählung ''Un cœur simple'', oder der unvollendete, als [[Satire]] auf das Durchschnittsbürgertum gedachte Roman ''[[Bouvard und Pécuchet|Bouvard et Pécuchet]]'' (postum 1881).
[[Bild:Flaubert-Giraud.jpg|thumb|Gustave Flaubert, Porträt von Eugène Giraud]]
Kurzer Blick in den Inhalt von ''[[Madame Bovary]]'':


Flaubert gilt als einer der besten Stilisten der französischen Literatur und als ein Klassiker des Romans. Zusammen mit [[Stendhal]] und [[Honoré de Balzac|Balzac]] bildet er das Dreigestirn der großen realistischen Erzähler Frankreichs. Ganz wie die beiden anderen wurde auch er von der [[Académie française]] nicht für würdig befunden, aufgenommen zu werden.
Die Geschichte handelt von einer jungen Dorfarzt-Gattin (Madame Bovary), die von der Welt in den Romanen und Frauenzeitschriften, namentlich von der Welt der Leidenschaften und des Luxus, träumt. Doch in der Realität sieht alles anders aus: sie ist mit einem lieben aber biederen Mann zusammen und mit ihrem Leben absolut unzufrieden. Um dies zu ändern, geht sie zwei Liebesverhältnisse ein und genießt einen gewissen Luxuskonsum. Unglücklicherweise wird sie immer wieder von der Enge ihrer realen Verhältnisse eingeholt, bis sie sich schließlich vor Schulden erdrückt tötet.
Zusammengefasst: das Scheitern einer romantischen Idealistin an ihrem wirklichen Lebensinhalt.


== Werke ==
Weniger erfolgreich, aber noch einflussreicher auf die Entwicklung des europäischen Romans war Flaubert mit dem Roman ''l`Education sentimentale'' von [[1869]].
=== Hauptwerke ===
Beide Werke, ''Madame Bovary'' wie auch ''l`Education sentimentale'' waren für die Entwicklung des Zeitalters des europäischen Romans maßgebend, und zwar aufgrund von Flauberts Idee, seine Protagonisten nicht als Ausnahmepersonen darzustellen, sondern als normale Durchschnittstypen.
Die Handlung des Erstlingswerks ''[[Madame Bovary]]'' (1856) beruht auf einem Zeitungsbericht aus dem ''Journal de Rouen'' von 1848 über den Suizid der Arztgattin [[Delphine Delamare]] aus [[Ry (Seine-Maritime)|Ry]] bei Rouen. Sie stellt die Geschichte einer Pächterstochter dar, die nach der Heirat mit einem Dorfarzt rasch unzufrieden mit ihrem sie zwar liebenden, aber biederen Mann ist, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil sie sich nach dem Vorbild von Romanen und Frauenmagazinen ein Leben in Leidenschaft und Luxus erträumt. Zwar schafft sie es, mittels zweier Liebschaften und eines gewissen Luxuskonsums einige Schritte zur Realisierung eines solchen Lebens zu tun, wird aber immer wieder eingeholt von der Trivialität und Enge ihrer realen Verhältnisse, bis sie schließlich von Schulden erdrückt Selbstmord begeht. Thema ist also das Scheitern einer romantischen Idealistin (mit der Flaubert sich sehr identifiziert) an einer Welt, in der die Opportunisten und die Materialisten obsiegen, die im Roman vor allem von dem Apotheker Homais und dem Händler Lheureux verkörpert werden.


Der Roman ''[[L’Éducation sentimentale]]'' (1869) schildert die Geschichte des jungen Provinzlers Frédéric Moreau, der nach Paris geht, wo er sich eine große Zukunft in Politik, Literatur und Liebe erhofft, jedoch die ihm sich durchaus bietenden realen Chancen zugunsten irrealer, idealer Ziele verpasst, und zwar vor allem eine lange schwärmerisch-unerfüllten Liebe zu einer verheirateten Frau, die ihn absorbiert und paralysiert. Nachdem auch seine kurze Begeisterung für die politischen Ideale und Ziele der [[Februarrevolution 1848|Revolution von 1848]] verpufft ist, versinkt er in intellektueller Mittelmäßigkeit und wird nur durch eine größere Erbschaft vor einem auch materiellen Niedergang bewahrt. Frédéric ist eine Symbolfigur des weniger tragischen als traurigen Weges der „Quarante-huitards“, d.&nbsp;h. der durch die Februarrevolution in Aufbruchstimmung versetzten, dann aber durch die weitere Entwicklung politisch enttäuschten 48er-Generation, der auch Flaubert sich zurechnete. Der Titel des Romans, ''L’Éducation sentimentale'', ist (was keiner der deutschen Titel ahnen lässt) ironisch zu verstehen; denn anders als z.&nbsp;B. die jungen Helden Julien in [[Stendhal]]s ''[[Rot und Schwarz|Le Rouge et le Noir]]'' oder Rastignac in [[Honoré de Balzac|Balzacs]] ''[[Vater Goriot|Le Père Goriot]]'' erfährt Frédéric von der geliebten reiferen verheirateten Frau letztlich keine „Erziehung“ seiner jünglinghaft schwärmerischen Gefühle zu denen eines sexuell erfahrenen Mannes, sondern nur deren Frustration.
[[1872]] begann er nach umfangreichen Studien auf verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten mit der Arbeit an dem in vielerlei Hinsichten einzigartigen und ungewöhnlichen Roman ''Bouvard et Pécuchet''. Leider wurde dieser Roman, ebenso wie sein "Wörterbuch der Gemeinplätze" nie von ihm fertiggestellt.


=== Werkübersicht ===
Trotz seinen zum Teil sehr berühmten Schriften auf den Gebieten ([[Gedicht]], [[Erzählung]], [[Roman]]) erhielt Gustave Flaubert keine Auszeichnung für seine Werke.
[[Datei:Max Slevogt Flaubert Herodias 1918.jpg|mini|[[Max Slevogt]], Illustration zu einer deutschen Ausgabe von ''Herodias'' (1918)]]
; Zu Lebzeiten veröffentlichte Werke
* ''Bibliomanie'', Erzählung, 1836 (deutsch: ''Bücherwahn'')
* ''Mémoires d’un fou'', Roman, 1838 (deutsch: ''Erinnerungen eines Verrückten'')
* ''Novembre'', Erzählung, 1842 (deutsch: ''November'')
* ''[[Madame Bovary]]'', Roman, 1857 (deutsch: ''Madame Bovary'', 1858)
* ''[[Salambo|Salammbô]]'', Roman, 1862 (deutsch: ''Salambo'', 1904)
* ''[[L’Éducation sentimentale]]'', Roman, 1869 (deutsch: ''Die Erziehung der Gefühle'', auch: ''Die Erziehung des Herzens'', ''Lehrjahre des Herzens'', ''Lehrjahre des Gefühls'', ''Die Schule der Empfindsamkeit'', in der Neuübersetzung: ''Lehrjahre der Männlichkeit. Geschichte einer Jugend''.)
* ''[[Die Versuchung des heiligen Antonius (Flaubert)|La Tentation de Saint Antoine]]'', Roman, 1874 (deutsch: ''Die Versuchung des heiligen Antonius'')
* ''Le Candidat'', Komödie, 1874 (deutsch: ''Der Kandidat'', 1915, übersetzt von [[Carl Sternheim]])
* ''Trois Contes: Un cœur simple, La Légende de saint Julien l'Hospitalier, Hérodias'', Erzählungen, 1877 (deutsch: ''Drei Geschichten: Ein schlichtes Herz, Die Legende von Sankt Julian dem Gastfreien, Herodias'' - Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet zwanzig Übersetzungen ins Deutsche zwischen 1903 und 2017.)


== Weitere Werke ==
;Postum erschienene Werke
* ''Le Château des cœurs'', Feenspiel, 1880 (deutsch: ''Schloss der Herzen'', 1891)

* ''[[Bouvard und Pécuchet|Bouvard et Pécuchet]]'', Roman, 1881 (deutsch: ''Bouvard und Pécuchet'', 1922)
*''Bibliomanie''
* mit [[Maxime Du Camp]]: ''Par les champs et les grèves (Voyage en Bretagne)''. Reisebericht, 1886.
*''Agonies''
** deutsch von Cornelia Hasting: ''Über Felder und Strände. Eine Reise in die Bretagne''. Dörlemann Verlag, Zürich 2016.<ref>''Zwei Hände schreiben mehr'' in [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]] vom 19. Mai 2016, Seite R4</ref>
*''La Femme du monde''
* ''Dictionnaire des idées reçues'', 1913 (deutsch: ''Wörterbuch der Gemeinplätze'')
*''Mémoires d'un fou''
* ''Gustave Flaubert – Die Briefe an Louise Colet'', Haffmans 1995, ISBN 978-3-251-20187-7
*''Smarh''
* ''Vie et travaux du R. P. Cruchard'', 2005 (deutsch: ''Leben und Werke des Paters Cruchard und andere unveröffentlichte Texte''. Übersetzt und kommentiert von [[Elisabeth Edl]], Friedenauer Presse, Berlin 2008)
*''Novembre''
*''La Tentation de Saint Antoine''
*''La Spirale''
*''Le Candidat''
*''Un Coeur simple''
*''Trois Contes''


== Literatur ==
== Literatur ==
[[Datei:Eur14152.jpg|mini|hochkant|Flauberts Grab in Rouen]]

* Pierre Aurégan: ''Flaubert. Grandes œuvres, commentaires critiques, documents complémentaires.'' (Balises. Série Les écrivains, 1). Klett, Stuttgart 1992, ISBN 3-12-592543-6. (Nathan, Paris 1992, {{Falsche ISBN|2-09-120226-3}}) (in franz. Sprache)
*Jean Améry: ''Charles Bovary, Landarzt. Porträt eines einfachen Mannes.'' 3. Aufl. Stuttgart: Klett-Cotta. 1997. ISBN 3-608-93329-8
* Frederick Brown: ''Flaubert. A biography.'' Harvard University Press, Cambridge, Mass. 2007, ISBN 978-0-674-02537-0.
*Alexej Baskakov: ''Vom Realismus zur Moderne. Die Darstellung des antiken Orients in "Salammbô" von Gustave Flaubert und "Joseph und seine Brüder" von Thomas Mann.'' Würzburg: Königshausen u. Neumann. 1999. (= Epistemata; Reihe Literaturwissenschaft; 280) ISBN 3-8260-1678-5
*Annette Clamor: ''Flauberts Schreiblabor. Lesekultur und poetische Imagination in einem verkannten Jugendwerk.'' Frankfurt am Main u.a.: Lang. 2002. (= Bonner romanistische Arbeiten; 79) ISBN 3-631-38852-7
* Annette Clamor: ''Flauberts Schreiblabor. Lesekultur und poetische Imagination in einem verkannten Jugendwerk.'' (= Bonner romanistische Arbeiten, 79). Peter Lang, Frankfurt 2002, ISBN 3-631-38852-7.
*Jörg Dünne: ''Asketisches Schreiben. Rousseau und Flaubert als Paradigmen literarischer Selbstpraxis in der Moderne.'' Tübingen: Narr. 2003. (= Romanica Monacensia; 65) ISBN 3-8233-5615-1
* Jörg Dünne: ''Asketisches Schreiben. Rousseau und Flaubert als Paradigmen literarischer Selbstpraxis in der Moderne.'' (= Romanica Monacensia, 65). Narr, Tübingen 2003, ISBN 3-8233-5615-1.
* Jean-Benoît Guinot: ''Dictionnaire Gustave Flaubert.'' [[CNRS]], Paris 2010, ISBN 978-2-271-06928-3.
*Julia Encke: ''Kopierwerke. Bürgerliche Zitierkultur in den späten Romanen Fontanes und Flauberts.'' Frankfurt am Main u.a.: Lang. 1998. (= Münchener Studien zur literarischen Kultur in Deutschland; 29) ISBN 3-631-33320-X
* Martin von Koppenfels: ''Immune Erzähler. Flaubert und die Affektpolitik des modernen Romans.'' Wilhelm Fink, München 2007, ISBN 978-3-7705-4386-1.
*Ursula Harter: ''Die Versuchung des Heiligen Antonius. Zwischen Religion und Wissenschaft. Flaubert, Moreau, Redon.'' Berlin: Reimer. 1998. ISBN 3-496-01183-1
* Wolfram Krömer: ''Flaubert.'' (= Erträge der Forschung, 141). [[Wissenschaftliche Buchgesellschaft|WBG]], Darmstadt 1980, ISBN 3-534-08295-8.
*''Flauberts Salammbô in Musik, Malerei, Literatur und Film. Aufsätze und Texte'', hrsg. von Klaus Ley. Tübingen: Narr. 1998. ISBN 3-8233-5185-0
* [[Frank Leinen]]: ''Flaubert und der Gemeinplatz. Erscheinungsformen der Stereotypie im Werk Gustave Flauberts.'' (= Trierer Studien zur Literatur, 18). Lang, Frankfurt 1990, ISBN 3-631-43218-6.
*''Gisela Haehnel: Charles Bovary als Exempel Flaubertscher Menschendarstellung.'' Köln: Ed. Sisyphos. 2003. ISBN 3-928637-32-0
*Wolfram Krömer: ''Flaubert.'' Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1980. (= Erträge der Forschung; 141) ISBN 3-534-08295-8
* Herbert Lottman: ''Flaubert. Eine Biographie.'' Insel, Frankfurt 1992, ISBN 3-458-16259-3.
* [[Wolfgang Matz (Literaturwissenschaftler)|Wolfgang Matz]]: ''1857: Flaubert, Baudelaire, Stifter.'' S. Fischer, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-10-048920-3.
*Frank Leinen: ''Flaubert und der Gemeinplatz. Erscheinungsformen der Stereotypie im Werk Gustave Flauberts.'' Frankfurt am Main u.a.: Lang. 1990. (= Trierer Studien zur Literatur; 18) ISBN 3-631-43218-6
* [[Jean-Paul Sartre]]: ''L’idiot de la famille. Gustave Flaubert de 1821 à 1857.'' 5 Bände. Gallimard, Paris 1971–1972.
*Mario Vargas Llosa: ''Flaubert und "Madame Bovary". Die ewige Orgie.'' Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1996. ISBN 3-518-40841-0
** Deutsch: ''Der Idiot der Familie. Gustave Flaubert 1821 bis 1857.'' Übersetzt von [[Traugott König]], 5 Bände. [[Rowohlt Verlag|Rowohlt]] TB, Reinbek 1977–1980, ISBN 3-499-25078-0, ISBN 3-499-25089-6, ISBN 3-499-25090-X.
*Herbert Lottman: ''Flaubert. Eine Biographie.'' Frankfurt am Main u.a.: Insel. 1992. ISBN 3-458-16259-3
* Ulrich Schulz-Buschhaus: ''Flaubert. Die Rhetorik des Schweigens und die Poetik des Zitats.'' (= Ars Rhetorica, 6). Lit, Münster 1995, ISBN 3-8258-2504-3.
*Ralf Nestmeyer: "Französische Dichter und ihre Häuser". Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-458-34793-3
* Jean de La Varende: ''Gustave Flaubert. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.'' (= Rowohlts Monographien, 20). 6. Auflage. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-50020-5.
*Dietrich Scholler: ''Umzug nach Encyclopaedia. Zur narrativen Inszenierung des Wissens in Flauberts "Bouvard et Pécuchet".'' Berlin: Weidler. 2002. (= Romanice; 19) ISBN 3-89693-719-7
* [[Barbara Vinken]]: ''Flaubert. Durchkreuzte Moderne.'' S. Fischer, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-10-086006-4.
*Jean-Paul [[Sartre]]: ''L'idiot de la famille'' Paris:Gallimard 1971ff.
* [[Michel Winock]]: ''Flaubert.'' Aus dem Französischen von Horst Brühmann und Petra Willim. Carl Hanser Verlag, München 2021, ISBN 978-3-446-26844-9. (Französische Originalausgabe erschienen bei Gallimard, Paris 2013, ISBN 978-2-07-013348-2.)
*Ulrich Schulz-Buschhaus: ''Flaubert - die Rhetorik des Schweigens und die Poetik des Zitats.'' Münster: Lit. 1995. (= Ars Rhetorica; 6) ISBN 3-8258-2504-3
*Christian von Tschilschke: ''Epen des Trivialen. N. V. Gogols "Die toten Seelen" und G. Flauberts "Bouvard und Pécuchet". Ein struktureller und thematischer Vergleich.'' Heidelberg: Winter. 1996. (= Neues Forum für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; 1) ISBN 3-8253-0389-6
*Jean de La Varende: ''Gustave Flaubert. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.'' 6. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1996. (= Rowohlts Monographien; 20) ISBN 3-499-50020-5
*Herman M. Voetelink: ''Effi Briest, eine deutsche Emma Bovary?'' Frankfurt am Main u.a.:Hänsel-Hohenhausen. 2002. (= Deutsche Hochschulschriften; 1205) ISBN 3-8267-1205-6
*Rainer Warning: ''Die Phantasie der Realisten.'' München: Fink. 1999. ISBN 3-7705-3386-0


== Weblinks ==
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*[http://perso.wanadoo.fr/jb.guinot/pages/textes.html Texte von Gustave Flaubert (französisch)]
* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Flaubert,+Gustave}} (deutsch)
*[http://gutenberg.spiegel.de/autoren/flaubert.htm Texte von Gustave Flaubert in deutscher Übersetzung]
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*[http://perso.wanadoo.fr/jb.guinot/pages/accueil.html Überblick zu Gustave Flaubert (französisch)]
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*[http://www.sequana-normandie.com/flaubert.htm Bilder von Flauberts Haus in Croisset]
* {{DNB-Portal|118533754}}
*[http://www.univ-rouen.fr/flaubert Université de Rouen, Centre Flaubert]
* {{DDB|Person|118533754}}
* [http://www.gert-pinkernell.de/romanistikstudium/index.html Artikel in „Namen, Titel und Daten der franz. Literatur“] (Hauptquelle für den Abschnitt „Leben und Schaffen“)
* [https://maisons-ecrivains.fr/2008/01/26/gustave-flaubert-croisset/ Bilder des Pavillons in Croisset] abgerufen am 18. September 2021
* [http://www.univ-rouen.fr/flaubert Université de Rouen, Centre Flaubert]
* [http://gams.uni-graz.at:8080/fedora/get/container:usb-flaubert/bdef:Container/get/ Ulrich Schulz-Buschhaus über Texte von Gustave Flaubert]
* [https://www.chu-rouen.fr/le-chu/culture-et-patrimoine/le-musee-flaubert/ Musée Flaubert in Rouen] abgerufen am 4. September 2021


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Mann|Flaubert, Gustave]]
<references />
[[Kategorie:Franzose|Flaubert, Gustave]]
[[Kategorie:Geboren 1821|Flaubert]]
[[Kategorie:Gestorben 1880|Flaubert]]
[[Kategorie:Autor|Flaubert, Gustave]]
[[Kategorie:Literatur (19. Jh.)|Flaubert, Gustave]]
[[Kategorie:Literatur (Französisch)|Flaubert, Gustave]]
[[Kategorie:Lyrik|Flaubert, Gustave]]
[[Kategorie:Roman, Epik|Flaubert, Gustave]]


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[[cs:Gustav Flaubert]]
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Aktuelle Version vom 8. Mai 2025, 18:07 Uhr

Gustave Flaubert

Gustave Flaubert [flo'bɛ:r] (* 12. Dezember 1821 in Rouen, Normandie; † 8. Mai 1880 in Canteleu, Normandie) war ein französischer Schriftsteller, der vor allem als Romancier bekannt ist.

Flaubert wuchs auf in Rouen (Normandie) als jüngerer Sohn von Achille Cléophas Flaubert, Chefarzt des städtischen Krankenhauses. Da dessen Dienstvilla – wie damals üblich – an das Krankenhaus grenzte, erlebte er das Leiden und Sterben dort aus nächster Nähe mit. Er galt als begabter, aber wenig disziplinierter Schüler, der es vorzog, seine Zeit mit Lesen und Schreiben statt mit Lernen zu verbringen. Zu seinen Jugendfreunden gehörten Louis Bouilhet, der sich später einen gewissen Namen als Lyriker machte, sowie der Bruder von Laure Le Poittevin, der späteren Mutter Guy de Maupassants. In den Sommerferien 1836 verliebte sich Flaubert in dem normannischen Badeort Trouville-sur-Mer in Élisa Foucault (1810–1888, ab 1840 Gattin von Maurice Schlesinger), die ihn jahrelang als große, unerreichbare Liebe beschäftigte und sein Schreiben inspirierte.

Flaubert 1850 auf dem Kopf einer Ramsesstatue bei Abu Simbel, fotografiert von Maxime Du Camp

Nach dem Baccalauréat begann er auf Drängen des Vaters ein Jurastudium, das er aber aufgab, nachdem er 1843 einen epileptischen Anfall erlitten hatte. Dennoch machte er in diesen Jahren größere Reisen, deren vorläufig letzte ihn 1850/51 auf den Spuren Chateaubriands, Lamartines oder Nervals in den Vorderen Orient, insbesondere Ägypten, führte. Sein Begleiter war ein wenig jüngerer Freund, der Literat Maxime Du Camp, der schon am Beginn seines Erfolges stand.

Nach der Rückkehr richtete sich Flaubert bei seiner verwitweten Mutter ein und führte mit ihrem und seinem Erbe ein zurückgezogenes Dasein als schriftstellernder Rentier in ihrem Haus in Croisset nahe Rouen. Dieses verließ er nur noch für gelegentliche Aufenthalte in Paris, um dort einige gesellschaftliche Kontakte, z. B. mit Autorenkollegen, zu pflegen oder sich mit seiner langjährigen Geliebten (ab 1846) zu treffen, der Schriftstellerin Louise Colet. Mit dieser diskutierte er auch in vielen Briefen über literarische Fragen.

Musée Flaubert und Pavillon in Rouen

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In Rouen erinnert das Musée Flaubert et d'histoire de la médecine an den Schriftsteller und an seinen Vater. Es ist im ehemaligen Hôtel-Dieu untergebracht, der Wirkungsstätte des Vaters. Das Museum enthält persönliche Gegenstände, Möbel aus Flauberts Kindheit und eine größere Sammlung medizinischer Gegenstände, die an den Vater erinnern. Der Pavillon Flaubert ist ein Gartenhaus, das neben dem Wohnhaus Flauberts in Canteleu–Croisset stand. Das Wohnhaus existiert nicht mehr.

Pavillon Flaubert Croisset Canteleu

Literarisches Schaffen

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Flaubert schrieb schon seit seiner Jugend unermüdlich, zunächst im Stil der Romantik. Er stellte aber so hohe Ansprüche an sich selbst, dass er lange Jahre alle Manuskripte unpubliziert ließ. Sein erstes gedrucktes Werk wurde schließlich der 1851 begonnene Roman Madame Bovary, der 1856 im Feuilleton der Revue de Paris erschien. Der Roman trug ihm sogleich einen Prozess wegen Verstoßes gegen die guten Sitten ein, doch wurden Flaubert und der Herausgeber der Zeitschrift dank des klugen Plädoyers ihres Anwalts[1] am 7. Februar 1857[2] freigesprochen. Der Prozess wirkte sich letztlich sogar positiv aus, denn er verhalf der Buchversion, als sie 1857 herauskam, zu einem Verkaufserfolg.

Weniger erfolgreich, aber noch einflussreicher auf die Entwicklung des europäischen Romans war Flaubert mit L’Éducation sentimentale (1869).

Die Bovary und die Éducation gelten als epochemachend für die Entwicklung des europäischen Romans, und zwar aufgrund der Idee Flauberts, seine Protagonisten nicht mehr (wie Balzac dies tat) als Ausnahmepersonen zu konzipieren oder zu dämonisieren, sondern als gänzlich unheroische Durchschnittscharaktere darzustellen. Er vermeidet melodramatische Züge; sein Realismus ist unparteiisch und stark versachlicht. Madame Bovary ist keine tragische Heldin; ihre Lage wird sachlich gekennzeichnet, beim Leser werden keine Leidenschaften ausgelöst. Ihr Leben fließt „zäh und träge“.[3]

Salammbô, Gemälde von Gaston Bussière, 1907

Die übrigen Werke Flauberts werden heute meist weniger beachtet. Es sind insbesondere der im antiken Karthago spielende historische Roman Salammbô (1862), zu dessen Vorbereitung Flaubert 1858 nach Tunesien reiste; der Roman Die Versuchung des heiligen Antonius (1874); der seinerzeit erfolgreiche Erzählband Trois Contes (1877), unter anderem mit der anrührenden Erzählung Un cœur simple, oder der unvollendete, als Satire auf das Durchschnittsbürgertum gedachte Roman Bouvard et Pécuchet (postum 1881).

Flaubert gilt als einer der besten Stilisten der französischen Literatur und als ein Klassiker des Romans. Zusammen mit Stendhal und Balzac bildet er das Dreigestirn der großen realistischen Erzähler Frankreichs. Ganz wie die beiden anderen wurde auch er von der Académie française nicht für würdig befunden, aufgenommen zu werden.

Die Handlung des Erstlingswerks Madame Bovary (1856) beruht auf einem Zeitungsbericht aus dem Journal de Rouen von 1848 über den Suizid der Arztgattin Delphine Delamare aus Ry bei Rouen. Sie stellt die Geschichte einer Pächterstochter dar, die nach der Heirat mit einem Dorfarzt rasch unzufrieden mit ihrem sie zwar liebenden, aber biederen Mann ist, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil sie sich nach dem Vorbild von Romanen und Frauenmagazinen ein Leben in Leidenschaft und Luxus erträumt. Zwar schafft sie es, mittels zweier Liebschaften und eines gewissen Luxuskonsums einige Schritte zur Realisierung eines solchen Lebens zu tun, wird aber immer wieder eingeholt von der Trivialität und Enge ihrer realen Verhältnisse, bis sie schließlich von Schulden erdrückt Selbstmord begeht. Thema ist also das Scheitern einer romantischen Idealistin (mit der Flaubert sich sehr identifiziert) an einer Welt, in der die Opportunisten und die Materialisten obsiegen, die im Roman vor allem von dem Apotheker Homais und dem Händler Lheureux verkörpert werden.

Der Roman L’Éducation sentimentale (1869) schildert die Geschichte des jungen Provinzlers Frédéric Moreau, der nach Paris geht, wo er sich eine große Zukunft in Politik, Literatur und Liebe erhofft, jedoch die ihm sich durchaus bietenden realen Chancen zugunsten irrealer, idealer Ziele verpasst, und zwar vor allem eine lange schwärmerisch-unerfüllten Liebe zu einer verheirateten Frau, die ihn absorbiert und paralysiert. Nachdem auch seine kurze Begeisterung für die politischen Ideale und Ziele der Revolution von 1848 verpufft ist, versinkt er in intellektueller Mittelmäßigkeit und wird nur durch eine größere Erbschaft vor einem auch materiellen Niedergang bewahrt. Frédéric ist eine Symbolfigur des weniger tragischen als traurigen Weges der „Quarante-huitards“, d. h. der durch die Februarrevolution in Aufbruchstimmung versetzten, dann aber durch die weitere Entwicklung politisch enttäuschten 48er-Generation, der auch Flaubert sich zurechnete. Der Titel des Romans, L’Éducation sentimentale, ist (was keiner der deutschen Titel ahnen lässt) ironisch zu verstehen; denn anders als z. B. die jungen Helden Julien in Stendhals Le Rouge et le Noir oder Rastignac in Balzacs Le Père Goriot erfährt Frédéric von der geliebten reiferen verheirateten Frau letztlich keine „Erziehung“ seiner jünglinghaft schwärmerischen Gefühle zu denen eines sexuell erfahrenen Mannes, sondern nur deren Frustration.

Max Slevogt, Illustration zu einer deutschen Ausgabe von Herodias (1918)
Zu Lebzeiten veröffentlichte Werke
  • Bibliomanie, Erzählung, 1836 (deutsch: Bücherwahn)
  • Mémoires d’un fou, Roman, 1838 (deutsch: Erinnerungen eines Verrückten)
  • Novembre, Erzählung, 1842 (deutsch: November)
  • Madame Bovary, Roman, 1857 (deutsch: Madame Bovary, 1858)
  • Salammbô, Roman, 1862 (deutsch: Salambo, 1904)
  • L’Éducation sentimentale, Roman, 1869 (deutsch: Die Erziehung der Gefühle, auch: Die Erziehung des Herzens, Lehrjahre des Herzens, Lehrjahre des Gefühls, Die Schule der Empfindsamkeit, in der Neuübersetzung: Lehrjahre der Männlichkeit. Geschichte einer Jugend.)
  • La Tentation de Saint Antoine, Roman, 1874 (deutsch: Die Versuchung des heiligen Antonius)
  • Le Candidat, Komödie, 1874 (deutsch: Der Kandidat, 1915, übersetzt von Carl Sternheim)
  • Trois Contes: Un cœur simple, La Légende de saint Julien l'Hospitalier, Hérodias, Erzählungen, 1877 (deutsch: Drei Geschichten: Ein schlichtes Herz, Die Legende von Sankt Julian dem Gastfreien, Herodias - Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet zwanzig Übersetzungen ins Deutsche zwischen 1903 und 2017.)
Postum erschienene Werke
  • Le Château des cœurs, Feenspiel, 1880 (deutsch: Schloss der Herzen, 1891)
  • Bouvard et Pécuchet, Roman, 1881 (deutsch: Bouvard und Pécuchet, 1922)
  • mit Maxime Du Camp: Par les champs et les grèves (Voyage en Bretagne). Reisebericht, 1886.
    • deutsch von Cornelia Hasting: Über Felder und Strände. Eine Reise in die Bretagne. Dörlemann Verlag, Zürich 2016.[4]
  • Dictionnaire des idées reçues, 1913 (deutsch: Wörterbuch der Gemeinplätze)
  • Gustave Flaubert – Die Briefe an Louise Colet, Haffmans 1995, ISBN 978-3-251-20187-7
  • Vie et travaux du R. P. Cruchard, 2005 (deutsch: Leben und Werke des Paters Cruchard und andere unveröffentlichte Texte. Übersetzt und kommentiert von Elisabeth Edl, Friedenauer Presse, Berlin 2008)
Flauberts Grab in Rouen
  • Pierre Aurégan: Flaubert. Grandes œuvres, commentaires critiques, documents complémentaires. (Balises. Série Les écrivains, 1). Klett, Stuttgart 1992, ISBN 3-12-592543-6. (Nathan, Paris 1992, ISBN 2-09-120226-3) (in franz. Sprache)
  • Frederick Brown: Flaubert. A biography. Harvard University Press, Cambridge, Mass. 2007, ISBN 978-0-674-02537-0.
  • Annette Clamor: Flauberts Schreiblabor. Lesekultur und poetische Imagination in einem verkannten Jugendwerk. (= Bonner romanistische Arbeiten, 79). Peter Lang, Frankfurt 2002, ISBN 3-631-38852-7.
  • Jörg Dünne: Asketisches Schreiben. Rousseau und Flaubert als Paradigmen literarischer Selbstpraxis in der Moderne. (= Romanica Monacensia, 65). Narr, Tübingen 2003, ISBN 3-8233-5615-1.
  • Jean-Benoît Guinot: Dictionnaire Gustave Flaubert. CNRS, Paris 2010, ISBN 978-2-271-06928-3.
  • Martin von Koppenfels: Immune Erzähler. Flaubert und die Affektpolitik des modernen Romans. Wilhelm Fink, München 2007, ISBN 978-3-7705-4386-1.
  • Wolfram Krömer: Flaubert. (= Erträge der Forschung, 141). WBG, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-08295-8.
  • Frank Leinen: Flaubert und der Gemeinplatz. Erscheinungsformen der Stereotypie im Werk Gustave Flauberts. (= Trierer Studien zur Literatur, 18). Lang, Frankfurt 1990, ISBN 3-631-43218-6.
  • Herbert Lottman: Flaubert. Eine Biographie. Insel, Frankfurt 1992, ISBN 3-458-16259-3.
  • Wolfgang Matz: 1857: Flaubert, Baudelaire, Stifter. S. Fischer, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-10-048920-3.
  • Jean-Paul Sartre: L’idiot de la famille. Gustave Flaubert de 1821 à 1857. 5 Bände. Gallimard, Paris 1971–1972.
  • Ulrich Schulz-Buschhaus: Flaubert. Die Rhetorik des Schweigens und die Poetik des Zitats. (= Ars Rhetorica, 6). Lit, Münster 1995, ISBN 3-8258-2504-3.
  • Jean de La Varende: Gustave Flaubert. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. (= Rowohlts Monographien, 20). 6. Auflage. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-50020-5.
  • Barbara Vinken: Flaubert. Durchkreuzte Moderne. S. Fischer, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-10-086006-4.
  • Michel Winock: Flaubert. Aus dem Französischen von Horst Brühmann und Petra Willim. Carl Hanser Verlag, München 2021, ISBN 978-3-446-26844-9. (Französische Originalausgabe erschienen bei Gallimard, Paris 2013, ISBN 978-2-07-013348-2.)
Commons: Gustave Flaubert – Album mit Bildern
Wikisource: Gustave Flaubert – Quellen und Volltexte (französisch)
Wikisource: Gustave Flaubert – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Joachim Gruber: Gustave Flaubert und der Prozess um „Madame Bovary“. In: Hermann Weber (Hrsg.): Das Recht als Rahmen für Literatur und Kunst. De Gruyter, 2017, ISBN 978-3-11-054083-3, S. 25–46, doi:10.1515/9783110540833-005/html (degruyter.com [abgerufen am 30. August 2024]).
  2. Aufsätze zur Literatur und Kunst 1857–1860. In: Charles Baudelaire: Sämtliche Werke und Briefe. Band V, ISBN 978-3-446-13334-1, S. 297, abgefragt am 6. Februar 2011.
  3. Erich Auerbach: Mimesis. (1946) 10. Auflage, Tübingen, Basel 2001, S. 458.
  4. Zwei Hände schreiben mehr in FAZ vom 19. Mai 2016, Seite R4