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„Einser-Kanal“ – Versionsunterschied

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[[Bild:einser-kanal.jpg|200px|thumb|Einser-Kanal bei Pamhagen, April 2005]]


Der '''Einser-Kanal''' ([[Ungarische Sprache|ungarisch]] ''Hansági-főcsatorna'', d. h. Hanság-Hauptkanal) wurde von [[Österreich-Ungarn]] zur Entwässerung der [[Hanság]]sümpfe und zur Regulierung des abflusslosen [[Neusiedler See]]s angelegt. Hochwasserperioden überschwemmten ganze Ortschaften in unmittelbarer Seenähe und wechselten mit Zeiten, in denen der See völlig austrocknete.
Der '''Einser-Kanal''' liegt an der [[Politische Grenze|Grenze]] zwischen [[Österreich]] und [[Ungarn]], und entwässert den [[Neusiedler See]] zur Donau.


Der Bau des Kanals wurde 1895 begonnen, die Fertigstellung erfolgte 1909.
Der [[Kanal (Wasserbau)|Kanal]] wurde [[1895]] fertig gestellt und von Ungarn zur Entwässerung der Hanságsümpfe und zur Regulierung des abflusslosen [[Neusiedler See]]s angelegt. Hochwasserperioden überschwemmten in den Zeiten der Monarchie ganze Ortschaften und wechselten mit Zeiten, in denen der See völlig austrocknete.


== Verlauf und Zweck des Kanals ==
Der Kanal zweigt im Südosten vom See ab und ist 30 km lang, davon verlaufen 17 km entlang der Staatsgrenze. Die Fließgeschwindigkeit ist sehr gering, bei Nordwestwinden aber deutlich merkbar. Im Jahr fließen so mehrere Millionen Kubikmeter vom See über die [[Raab (Fluss)|Raab]] schließlich in die [[Donau]]. Wenn die Donau Hochwasser führt, gelangt aber aufgrund des Rückstaues das Wasser wieder zurück in den See. Die Bedienungsvorschrift für die Schleuse am Einserkanal richtet sich nach dem Mittel der Niederschläge der letzten drei Jahre.
Der [[Kanal (Wasserbau)|Kanal]] verläuft nur auf ungarischem Staatsgebiet, anfangs unmittelbar parallel zur [[Grenze zwischen Österreich und Ungarn]] und entwässert den Neusiedler See zur Donau. Er beginnt in der südöstlichen [[Verlandung]]szone bzw. Schilfgürtel des Sees und der Zulauf wird dort über das ''Seerandwehr'' (früher „Seerandschleuse“) in Mekszikópuszta gesteuert, das 1965 in Betrieb<ref>Elmar Csaplovics, Erwin Nemeth: ''Der Schilfgürtel des Neusiedler Sees: Zwischen natürlicher Sukzession und anthropogenen Schadeinflüssen''. In: Christian Janisch, Alois Lang, Bibi Watzek (Hrsg.): ''Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise''. Residenz Verlag, Salzburg / Wien 2023, S. 44–58, hier S. 52.</ref> genommen wurde. Von da verläuft er mit einem geringen West-Ost-Gefälle fast geradlinig nach Osten. Nach rund 30&nbsp;km Fließstrecke mündet der Einser-Kanal in die dort stark regulierte [[Rabnitz (Donau)|Rabnitz]]. Ursprünglich existierten im Kanalverlauf drei Wehre. Neben dem ''Seerandwehr'' waren das eines bei [[Jánossomorja|Mosonszentjános]] sowie zwischen beiden eines auf der Höhe von [[Tadten]].<ref>Karel Maracek, Christian Sailer: ''Wassermangel im Feuchtgebiet: Neue Strategien in der Wasserwirtschaft''. In: Christian Janisch, Alois Lang, Bibi Watzek (Hrsg.): ''Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise''. Residenz Verlag, Salzburg / Wien 2023, S. 74–85, hier S. 76.</ref> Etwas östlich von Pamhagen mündet der Fluss [[Ikva]] rechtsseitig in den Kanal.


Die Fließgeschwindigkeit ist sehr gering, bei Nordwestwinden aber deutlich merkbar. Im Jahr fließen so mehrere Millionen Kubikmeter Wasser vom See über die Rabnitz in die [[Donau]]. Wenn die Donau Hochwasser führt, gelangt das Wasser aufgrund des Rückstaus in den See zurück. Die Bedienungsvorschrift für die Schleuse am Einserkanal richtet sich nach dem Mittel der Niederschläge der letzten drei Jahre.
Der Einser-Kanal hat zu einer Absenkung des Salzgehaltes und gleichzeitig zu einem Anwachsen des Schilfgürtels im Neusiedler Sees geführt. Der Kanal ist beiderseits von einem Damm umgeben. [[Schwäne]] brüten in seinem dichten Schilfgürtel, der den Kanal zum Teil auf 2 bis 4 Meter einengt.


Der Einser-Kanal hat zu einer Absenkung des Salzgehaltes und gleichzeitig zu einem Anwachsen des Schilfgürtels im Neusiedler See geführt. Der Kanal ist beiderseits von einem [[Damm (Wall)|Damm]] umgeben. [[Schwäne]] brüten in seinem dichten Schilfgürtel, der den Kanal zum Teil auf zwei bis vier Meter einengt.
Gut überblickbar ist der Kanal an der Grenzbrücke bei [[Pamhagen]] im [[Burgenland]].


== Probleme ==
[[Kategorie:Kanal in Österreich]]
Im Jahr 2014 wurde auf Grund des hohen Wasserstandes im Neusiedler See verstärkt Wasser abgelassen. Undichtheiten der Dämme entlang des Kanals setzten große Kulturflächen unter Wasser. Allein auf österreichischer Seite standen in den Gemeinden [[Wallern im Burgenland]], [[Tadten]], [[Pamhagen]] und [[Andau]] etwa 2000 [[Hektar|ha]] einen halben Meter unter Wasser.<ref>{{Internetquelle|url=http://burgenland.orf.at/news/stories/2672577/|titel=Undichter Einserkanal sorgt für Überschwemmungen|hrsg=[[ORF]]|datum=2014-10-08|zugriff=2014-10-13}}</ref>
[[Kategorie:Ungarn]]

[[Kategorie:Burgenland]]
== Brücken in der Nähe der Staatsgrenze ==
Folgende Brücken überqueren den Kanal an der Staatsgrenze:
* Brücke ins nördlich gelegene Dorf Fertőújlak
* Eisenbahnbrücke der [[Neusiedler Seebahn]] südwestlich von Pamhagen
* Grenzbrücke bei [[Pamhagen]] an der [[Neusiedler Straße]] B 51
* Baron-Gustav-Berg-Brücke, Radwegbrücke südlich von [[Wallern im Burgenland|Wallern]]<ref>{{Internetquelle|url=http://burgenland.orf.at/news/stories/2585874/|titel=Brücke über Einserkanal wurde eröffnet|hrsg=ORF|datum=2013-05-25|zugriff=2014-10-13}}</ref>
* [[Brücke von Andau]]

Gut überblickbar ist der Kanal bei der geschichtsträchtigen Brücke von Andau sowie an der Grenzbrücke bei Pamhagen im [[Burgenland]].

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Datei:Einser-Kanal bei Pamhagen.jpg|Einser-Kanal bei Pamhagen im Februar 2007
Datei:Baron Gustav Berg Brücke, Wallern 06.jpg|Baron-Gustav-Berg-Brücke südlich von Wallern
Datei:Brücke von Andau Detail.jpg|Brücke von Andau
Datei:Einser-Kanal Richtung Osten bei der Brücke von Andau.jpg|Einser-Kanal Richtung Westen bei der Brücke von Andau (2008)
Datei:Einserkanal.jpg|Einser-Kanal Richtung Osten bei der Brücke von Andau (2020)
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== Historische Landkarten ==
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File:Aufnahmeblatt 4958-1 Pamhagen Schrollen Einserkanal.jpg|Verlauf des Einser-Kanals ab dem Neusiedler See südlich von [[Pamhagen]], Ende des 19. Jh. (Aufnahmeblatt der [[Franzisco-Josephinische Landesaufnahme|Landesaufnahme]])
File:Aufnahmeblatt 4958-2 Acsalag Kapi Einserkanal.jpg|Ostteil des Kanals bei der Mündung in die Rabnitz
</gallery>

== Siehe auch ==
Zweierkanal und Dreierkanal werden Teile (Becken) des nur zu geringen Teilen gebauten [[Donau-Oder-Kanal]]s genannt.

== Weblinks ==
{{commonscat|Einser-Kanal}}
* [http://www.neusiedlerseewiki.at/Einserkanal Regulierungswasserstände und Fotos vom geöffneten Wehr]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Coordinate |NS=47/40/38/N |EW=16/49/27/E |type=waterbody |region=AT-1}}

[[Kategorie:Kanal in Ungarn]]
[[Kategorie:Flusssystem Rabnitz (Donau)|KEinserkanal]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1890er Jahren]]
[[Kategorie:Kanal in Europa]]
[[Kategorie:Verkehr (Komitat Győr-Moson-Sopron)]]
[[Kategorie:Grenze zwischen Österreich und Ungarn]]

Aktuelle Version vom 20. April 2024, 00:57 Uhr

Einser-Kanal Richtung Westen (in Richtung Neusiedler See) bei der Brücke von Andau im Gegenlicht

Der Einser-Kanal (ungarisch Hansági-főcsatorna, d. h. Hanság-Hauptkanal) wurde von Österreich-Ungarn zur Entwässerung der Hanságsümpfe und zur Regulierung des abflusslosen Neusiedler Sees angelegt. Hochwasserperioden überschwemmten ganze Ortschaften in unmittelbarer Seenähe und wechselten mit Zeiten, in denen der See völlig austrocknete.

Der Bau des Kanals wurde 1895 begonnen, die Fertigstellung erfolgte 1909.

Verlauf und Zweck des Kanals

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Der Kanal verläuft nur auf ungarischem Staatsgebiet, anfangs unmittelbar parallel zur Grenze zwischen Österreich und Ungarn und entwässert den Neusiedler See zur Donau. Er beginnt in der südöstlichen Verlandungszone bzw. Schilfgürtel des Sees und der Zulauf wird dort über das Seerandwehr (früher „Seerandschleuse“) in Mekszikópuszta gesteuert, das 1965 in Betrieb[1] genommen wurde. Von da verläuft er mit einem geringen West-Ost-Gefälle fast geradlinig nach Osten. Nach rund 30 km Fließstrecke mündet der Einser-Kanal in die dort stark regulierte Rabnitz. Ursprünglich existierten im Kanalverlauf drei Wehre. Neben dem Seerandwehr waren das eines bei Mosonszentjános sowie zwischen beiden eines auf der Höhe von Tadten.[2] Etwas östlich von Pamhagen mündet der Fluss Ikva rechtsseitig in den Kanal.

Die Fließgeschwindigkeit ist sehr gering, bei Nordwestwinden aber deutlich merkbar. Im Jahr fließen so mehrere Millionen Kubikmeter Wasser vom See über die Rabnitz in die Donau. Wenn die Donau Hochwasser führt, gelangt das Wasser aufgrund des Rückstaus in den See zurück. Die Bedienungsvorschrift für die Schleuse am Einserkanal richtet sich nach dem Mittel der Niederschläge der letzten drei Jahre.

Der Einser-Kanal hat zu einer Absenkung des Salzgehaltes und gleichzeitig zu einem Anwachsen des Schilfgürtels im Neusiedler See geführt. Der Kanal ist beiderseits von einem Damm umgeben. Schwäne brüten in seinem dichten Schilfgürtel, der den Kanal zum Teil auf zwei bis vier Meter einengt.

Im Jahr 2014 wurde auf Grund des hohen Wasserstandes im Neusiedler See verstärkt Wasser abgelassen. Undichtheiten der Dämme entlang des Kanals setzten große Kulturflächen unter Wasser. Allein auf österreichischer Seite standen in den Gemeinden Wallern im Burgenland, Tadten, Pamhagen und Andau etwa 2000 ha einen halben Meter unter Wasser.[3]

Brücken in der Nähe der Staatsgrenze

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Folgende Brücken überqueren den Kanal an der Staatsgrenze:

Gut überblickbar ist der Kanal bei der geschichtsträchtigen Brücke von Andau sowie an der Grenzbrücke bei Pamhagen im Burgenland.

Historische Landkarten

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Zweierkanal und Dreierkanal werden Teile (Becken) des nur zu geringen Teilen gebauten Donau-Oder-Kanals genannt.

Commons: Einser-Kanal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Elmar Csaplovics, Erwin Nemeth: Der Schilfgürtel des Neusiedler Sees: Zwischen natürlicher Sukzession und anthropogenen Schadeinflüssen. In: Christian Janisch, Alois Lang, Bibi Watzek (Hrsg.): Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise. Residenz Verlag, Salzburg / Wien 2023, S. 44–58, hier S. 52.
  2. Karel Maracek, Christian Sailer: Wassermangel im Feuchtgebiet: Neue Strategien in der Wasserwirtschaft. In: Christian Janisch, Alois Lang, Bibi Watzek (Hrsg.): Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise. Residenz Verlag, Salzburg / Wien 2023, S. 74–85, hier S. 76.
  3. Undichter Einserkanal sorgt für Überschwemmungen. ORF, 8. Oktober 2014, abgerufen am 13. Oktober 2014.
  4. Brücke über Einserkanal wurde eröffnet. ORF, 25. Mai 2013, abgerufen am 13. Oktober 2014.

Koordinaten: 47° 40′ 38″ N, 16° 49′ 27″ O