„Gödelscher Unvollständigkeitssatz“ – Versionsunterschied
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[[Datei:1925_kurt_gödel.png|mini|Porträt von Kurt Gödel, als Student der Universität Wien, 1925]] |
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Der '''Gödelsche Unvollständigkeitssatz''' beschäftigt sich mit der Beweisbarkeit von Aussagen in [[Formales System (Logik)|formalen Theorien]]. Aussagen, für die man einen Beweis kennt, gelten als wahr. Unter Umständen kann man auch nachweisen, dass ein Beweis existiert, ohne diesen selbst zu kennen. Solche Aussagen bezeichnet man als beweisbar. Aussagen, deren Gegenteil beweisbar ist, heißen widerlegbar. Der Mathematiker [[Kurt Gödel]] wies im Jahre [[1930]] nach, dass man erstaunlicherweise nicht immer alle Aussagen oder ihr Gegenteil beweisen kann. Sein Satz besagt |
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Der '''Gödelsche Unvollständigkeitssatz''' ist einer der wichtigsten [[Satz (Mathematik)|Sätze]] der modernen [[Mathematische Logik|Logik]]. Er beschäftigt sich mit der [[Ableitung (Logik)|Ableitbarkeit]] von [[Aussage (Logik)|Aussagen]] in [[Formales System|formalen Systemen]]. Der Satz zeigt die Grenzen der formalen Systeme ab einer bestimmten Leistungsfähigkeit auf. Er weist nach, dass es in hinreichend starken Systemen, wie der [[Arithmetik]], Aussagen geben muss, die man formal weder beweisen noch widerlegen kann. Der Satz beweist damit die Undurchführbarkeit des [[Hilbertprogramm]]s, das von [[David Hilbert]] unter anderem begründet wurde, um die [[Widerspruchsfreiheit]] der Mathematik zu beweisen. Der Satz wurde 1931 von dem österreichischen Mathematiker [[Kurt Gödel]] veröffentlicht.<ref>[[Kurt Gödel]]: ''Über formal unentscheidbare Sätze der [[Principia Mathematica]] und verwandter Systeme I.'' In: ''[[Monatshefte für Mathematik und Physik]].'' 38, 1931, S. 173–198, [[doi:10.1007/BF01700692]], [http://www.zentralblatt-math.org/zbmath/search/?q=an:57.0054.02 Zentralblatt MATH,] [http://www.w-k-essler.de/pdfs/goedel.pdf PDF,] abgerufen am 3. April 2024.</ref> |
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Genauer werden zwei Unvollständigkeitssätze unterschieden: Der ''erste Unvollständigkeitssatz'' besagt, dass es in allen hinreichend starken widerspruchsfreien Systemen [[Ableitung (Logik)|unbeweisbare]] Aussagen gibt. Der ''zweite Unvollständigkeitssatz'' besagt, dass hinreichend starke widerspruchsfreie Systeme ihre eigene Widerspruchsfreiheit nicht beweisen können. |
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:''Nicht in jedem formalen System sind alle Sätze beweisbar oder widerlegbar, selbst wenn man das System erweitert'' |
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Durch diese Sätze ist der [[Mathematik]] eine prinzipielle Grenze gesetzt: Nicht jeder mathematische Satz kann aus den [[Axiom]]en eines mathematischen Teilgebietes (zum Beispiel Arithmetik, [[Geometrie]] und [[Algebra]]) formal abgeleitet oder widerlegt werden. |
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Die möglichen Beweise sind also unvollständig, daher wird der Satz auch Unvollständigkeitssatz genannt. |
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In der [[Wissenschaftstheorie]] und anderen Gebieten der [[Philosophie]] zählt der Satz zu den meistrezipierten der Mathematik. Das Buch ''[[Gödel, Escher, Bach]]'' und die Werke von [[John Randolph Lucas]] werden häufig exemplarisch hervorgehoben. |
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Gödels Argumentation läuft auf eine Abzählung aller Sätze innerhalb des formalen Systems hinaus, jeder Satz erhält eine eigene Nummer. Er konstruiert dann eine Aussage der Form: Der Satz mit der Nummer ''x'' ist nicht beweisbar und setzt für ''x'' die Nummer dieser Aussage ein. Insgesamt erhält er einen beweisbaren Satz der Form "Ich bin nicht beweisbar". Durch Verwendung von formalen, mathematisch strengen Beweismethoden kann Gödel den Widerspruch zweifelsfrei nachweisen. |
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== Grundbegriffe == |
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Das zugrundegelegte formale System muss also mindestens Zählungen erlauben. Für einfache Systeme gilt der Unvollständigkeitssatz daher nicht. Die Möglichkeit von Zählungen ist aber die einzige wesentliche Eigenschaft einer formalen Theorie, für die der Satz gilt. Dies ist für relativ viele mathematische Theorien erfüllt. |
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[[Aussage (Logik)|Aussagen]] sind Folgen von Zeichen, die ähnlich wie ein [[Computerprogramm|Programm]] einer [[Programmiersprache]] einer gewissen [[Syntax]] genügen müssen. Für solche Aussagen kann man im Rahmen der [[Modelltheorie]] das Konzept der Gültigkeit oder Wahrheit in Strukturen definieren. Dabei kann die [[Wahrheit]] einer Aussage durchaus von der betrachteten Struktur abhängen: Die Aussage „Es gibt eine Zahl zwischen 0 und 1“ gilt zum Beispiel in den [[Rationale Zahlen|rationalen (oder Bruch-)Zahlen]] (die rationale Zahl {{bruch|3|4}} liegt zwischen 0 und 1), aber nicht in den [[Ganze Zahlen|ganzen Zahlen]] (es gibt keine ganze Zahl zwischen 0 und 1). |
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Ein ''[[formales System]]'' ist ein System, in dem sich mathematische Aussagen beweisen lassen. Jedes formale System besteht aus einer ''Sprache,'' die die Menge der wohlgeformten Formeln und Aussagen spezifiziert, einer Menge von ''[[Axiom]]en'' und einer Menge von ''[[Schlussregel]]n,'' mit denen aus bereits bewiesenen Aussagen neue Aussagen hergeleitet werden können. Ein formales System bestimmt eine ''Theorie,'' die Menge aller im System herleitbaren Aussagen. Wichtig ist dabei, dass die Korrektheit eines Beweises im formalen System auf mechanische Weise verifiziert werden kann. Damit sind beispielsweise [[Kalkül]]e mit unendlich großen Beweisen keine formalen Systeme in diesem Sinne. Im Sinne der [[Berechenbarkeitstheorie]] entspricht dies der formalen Forderung, dass die Theorie [[rekursiv aufzählbar]] sein muss. |
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Normalerweise könnte man sich dadurch behelfen, dass man für alle Sätze, die weder bewiesen noch widerlegt werden können, einfach definiert, ob sie als wahr oder falsch gelten und die Definition dem formalen System hinzufügt. Im neuen, erweiterten System existiert dann für diese Sätze ein Beweis, nämlich einfach die hinzugefügte Definition. Gödel zeigte jedoch, dass dies unmöglich ist, da stets unbeweisbare Sätze übrigbleiben. Auch das erweiterte System bleibt unvollständig. |
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Der Begriff ''hinreichend mächtig'' bedeutet im ersten und zweiten Unvollständigkeitssatz jeweils etwas anderes. Im zweiten Unvollständigkeitssatz ist damit gemeint, dass das System <math>T</math> die ''[[Satz von Löb|Löbschen Bedingungen]]'' (L1–L3) erfüllt.<ref>{{Literatur |Autor=Egon Börger |Titel=Berechenbarkeit, Komplexität, Logik. Eine Einführung in Algorithmen, Sprachen und Kalküle unter besonderer Berücksichtigung ihrer Komplexität |Auflage=2 |Verlag=[[Springer Fachmedien]] |Datum=2013 |ISBN=978-3-663-14213-3 |Seiten=378 |Online=[https://books.google.de/books?id=t8TPBgAAQBAJ&pg=PA378 Google Books] |Abruf=2024-04-03}}</ref> Außerdem muss die ''Bernayssche Ableitbarkeitsbedingung'' erfüllt sein.<ref>{{Literatur |Autor=[[Matthias Varga von Kibéd]] |Titel=Strukturtypen der Logik |Verlag=Springer-Verlag |Ort=Berlin |Datum=1984 |ISBN=978-3-642-61722-5 |Seiten=343 |Online=[https://books.google.de/books?id=mgiCBwAAQBAJ&pg=PA343 Google Books] |Abruf=2024-04-03}}</ref> |
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== Hilberts Programm == |
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Ein System <math>T</math> heißt [[Widerspruchsfreiheit|''widerspruchsfrei'' oder ''konsistent,'']] wenn es keine Aussage <math>A</math> gibt, sodass aus <math>T</math> sowohl <math>A</math> als auch die Verneinung ([[Negation]]) <math>\neg A</math> von <math>A</math> folgt. Diese Bedingung ist, wie man mit dem Prinzip „[[Ex falso quodlibet]]“ leicht zeigen kann, äquivalent dazu, dass nicht jede Aussage aus <math>T</math> folgt. |
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Gödel versetzte mit seinem Unvollständigkeitssatz einem Ansatz von [[David Hilbert]] zur vollständigen Begründung und Formalisierung der Mathematik einen schweren Schlag. Dieser Ansatz ist als [[Hilberts Programm]] bekannt geworden und wurde von ihm im Jahre [[1921]] veröffentlicht. Hilbert schlug vor, die Widerspruchsfreiheit von komplexeren Systemen durch einfachere Systeme zu zeigen. Eine streng formalisierte [[Prädikatenlogik]] erster Stufe war dazu ein Ansatz Hilberts. Am Ende seines Programms sollte die gesamte Mathematik auf die einfache Arithmetik zurückgeführt und auf ein [[Axiomensystem|axiomatisches System]] gestellt werden, aus dem alle mathematischen Sätze streng ableitbar sind. |
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Ein System <math>T</math> heißt ''[[Vollständigkeit (Logik)|vollständig]],'' wenn für alle Aussagen <math>A</math> die Aussage <math>A</math> oder deren Negation <math>\neg A</math> aus <math>T</math> folgt. |
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Gödels Arbeit war durch Hilberts Programm motiviert. Er verwendete die von Hilbert entwickelten Methoden, um seinen Unvollständigkeitssatz zu zeigen. Gödel bewies auch den folgenden Satz |
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== Gödels Sätze == |
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:''Ein System kann nicht zum Beweis seiner eigenen Widerspruchsfreiheit verwendet werden'' |
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=== Erster Unvollständigkeitssatz === |
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==== Aussage ==== |
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Der ''erste Unvollständigkeitssatz'' besagt, dass man in [[rekursiv aufzählbar]]en Systemen der [[Arithmetik]] nicht alle Aussagen formal beweisen oder widerlegen kann: |
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{{Zitat |
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|Text=Jedes hinreichend mächtige, rekursiv aufzählbare formale System ist entweder widersprüchlich oder unvollständig.}} |
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Eine hinreichende Bedingung dafür, dass ein System „hinreichend mächtig“ ist, ist dabei, dass es natürliche Zahlen mit Addition und Multiplikation beschreibt und dass sich einige elementare Eigenschaften von natürlichen Zahlen darin ausdrücken und beweisen lassen, darunter beispielsweise, dass es keine natürliche Zahl unter null gibt und dass sich [[Aussageform]]en wie <math>x=0</math>, <math>x=1</math> oder <math>x=2</math> usw. formulieren lassen. |
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Gödel hatte damit gewissermaßen Hilbert mit seinen eigenen Methoden geschlagen. |
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==== Beweisskizze ==== |
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Ein anderer Ansatz, der unüberbrückbare Lücken in Hilberts Programm nachweist, stammt von dem Mathematiker [[Alan Turing]]. Er erfand die ''[[Turingmaschine]]'' und formulierte deren [[Halteproblem]]. |
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{{Hauptartikel|Beweise der gödelschen Unvollständigkeitssätze}} |
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Gödel zeigte den Satz ursprünglich unter einer etwas stärkeren Voraussetzung als der Konsistenz, nämlich der der [[ω-Konsistenz]], die in dieser Skizze der Einfachheit halber auch angenommen wird. [[John Barkley Rosser]] zeigte 1936, wie man diese Voraussetzung fallen lassen kann. |
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== Genauere Formulierung == |
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Seine Argumentation benutzt eine Abzählung aller Sätze innerhalb des betrachteten formalen Systems. Hierbei wird jedem Satz eine eindeutige Nummer (seine [[Gödelnummer]]) zugewiesen. Gödel konstruiert dann eine Formel der Form |
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Der Gödelsche Satz besagt genauer, dass jedes Beweissystem für die [[Mengenlehre|Menge]] der wahren arithmetischen Formeln unvollständig ist (sofern man voraussetzt, dass die [[Arithmetik]] widerspruchsfrei ist - was, wie [[Kurt Gödel|Gödel]] auch zeigt, nicht mit Mitteln der untersuchten Theorie alleine bewiesen werden kann). Das heißt: |
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{{Zitat |
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In jeder [[Formales System (Logik)|formalen Theorie]], welche mindestens so mächtig wie die Theorie der natürlichen Zahlen ([[Peano-Arithmetik]]) ist, bleiben wahre (und falsche) arithmetische Formeln übrig, die nicht innerhalb der Theorie beweisbar (widerlegbar) sind. |
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|Text=Der Satz mit der Nummer <math>x</math> ist nicht ableitbar.}} |
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Er zeigt mit Hilfe einer [[Cantors zweites Diagonalargument|Diagonalisierung]], dass es eine [[Einsetzungsregel (Logik)|Einsetzung]] <math>n</math> für <math>x</math> gibt, sodass der Satz mit der Nummer <math>n</math> äquivalent ist zu der Aussage |
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Damit eine Theorie (in der [[Prädikatenlogik]] erster Stufe, PL1) die Voraussetzungen für die Unvollständigkeit erfüllt, muss gelten: |
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{{Zitat |
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* Zu jeder durch einen [[Ausdruck (Mathematik)|Ausdruck]] G(x) beschriebenen Menge ist das [[Komplement]] beschreibbar. |
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|Text=Der Satz mit der Nummer <math>n</math> ist nicht ableitbar.}} |
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* Zu jeder durch einen Ausdruck G(x) beschriebenen Menge M ist die Menge M*={n|d(x)∈M} beschreibbar; Dabei ist d(x) die [[Diagonalisierung]] von x. |
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* Die Menge der beweisbaren Ausdrücke der Theorie ist durch einen Ausdruck der Form G(x) beschreibbar. |
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Damit erhält er einen Satz mit der intuitiven Bedeutung „Ich bin nicht ableitbar“, den sogenannten ''Gödelsatz.'' Diese Konstruktion motivierte Gödel selbst mit dem [[Lügner-Paradox]]on. |
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Nach dem Satz von [[Löwenheim-Skolem]] findet man zu jeder Theorie in PL1 ein [[Modell]] mit der [[Mächtigkeit]] der [[Signatur]]. Für "normale" Theorien existiert also ein abzählbares Modell, z.B. die natürlichen [[Zahl]]en. Die Idee von Gödel war, Formeln der Theorie selbst zum Objekt derselben zu machen. Dazu wurden die [[Formel]]n gödelisiert, d.h. eine (umkehrbar eindeutige) [[Abbildung (Mathematik)|Abbildung]] von Formeln auf natürliche Zahlen gebildet. Das kann man z.B. dadurch erreichen, dass jedem Symbol der Signatur eine Zahl zugeordnet wird, die dann verkettet werden. Ordnet man der '''0''' die ''1'' und '''=''' die ''2'' zu, so ist die [[Gödelnummer]] der Formel (in dem Spezialfall) '''0=0''' die ''121''. Die [[Verkettungsoperation]] ist einfach durch [[Exponent (Mathematik)|Exponent]]ieren zu realisieren. Es lassen sich auch die syntaktisch wohlgeformten, und schließlich die beweisbaren Formeln durch arithmetische Ausdrücke ([[Addition]], [[Multiplikation]], [[Exponent (Mathematik)|Exponent]]iation) beschreiben. |
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Man betrachte nun den Satz „Der Satz mit der Nummer <math>n</math> ist ableitbar“. Anhand eines [[Widerspruchsbeweis]]es zeigt sich, dass dieser Satz ebenso wenig wie seine Negation ableitbar und somit das System unvollständig ist: Angenommen, der Satz wäre ableitbar. Dann ergibt sich aus der ω-Konsistenz und der Stärke des Systems, dass der Satz mit der Nummer <math>n</math> ableitbar ist. Dieser ist aber gerade äquivalent zur Negation des Satzes „Der Satz mit der Nummer <math>n</math> ist ableitbar“. Hieraus ergibt sich ein Widerspruch im System. Da dieses aber als konsistent angenommen wurde, kann der Satz nicht ableitbar sein. |
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Die Diagonalisierung in Gödels [[Beweis]] ist nun eine Anwendung eines [[Ausdruck (Mathematik)|Ausdruck]]s P(x) auf die eigene Gödelnummer. Ist die Gödelnummer des Ausdrucks (und damit der Zeichenreihe) P(x) zum Beispiel '''12345''', so ist die Diagonalisierung der Zahl '''12345''' die Gödelnummer von '''P(12345)''' (selbstverständlich hat eine Zahl, hier '''12345''', auch eine Gödelnummer, die entsteht, indem man alle vorkommenden [[Ziffer]]n gödelisiert). |
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Man nehme nun an, dass die Negation des Satzes, also „Der Satz mit der Nummer <math>n</math> ist nicht ableitbar“ ableitbar ist und somit auch der dazu äquivalente Satz mit der Nummer <math>n</math>. Aus der Tatsache, dass das System als hinreichend mächtig angenommen wird, um jeden Beweis innerhalb des Systems „nachzuvollziehen“, folgt, dass mit der Ableitbarkeit eines Satzes mit irgendeiner Nummer <math>k</math> auch der Satz „Der Satz mit der Nummer <math>k</math> ist ableitbar“ ableitbar ist – nämlich, indem der Beweis mit Gödelnummern nachvollzogen wird. Das gilt auch für den Satz oben mit der Nummer <math>n</math>: Er soll laut Annahme ableitbar sein, und daher ist auch „Der Satz mit der Nummer <math>n</math> ist ableitbar“ ableitbar. Das ist aber genau die Negation der Annahme, und daher müsste hierfür das System widersprüchlich, also nicht ω-konsistent sein. Daher kann auch der Satz „Der Satz mit der Nummer <math>n</math> ist nicht ableitbar“ nicht ableitbar sein. |
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"Besagt" der Ausdruck '''B(x)''' also, dass '''x''' beweisbar ist, und ist zum Beispiel '''12345''' die Gödelnummer von '''B(x)''', so ist ¬B(12345) eine unbeweisbare [[Logische Aussage|Aussage]]. Diese Aussage besagt dann nämlich: Die Formel mit der Gödelnummer '''12345''' ist nicht beweisbar. '''12345''' ist aber die Gödelnummer von B(x). Also sagt ¬B(12345): Ich bin nicht beweisbar. Wenn PA korrekt ist, so ist dieser Satz wahr, aber nicht beweisbar. |
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Der [[Metasprache|metasprachliche Satz]], dass der Satz mit der Nummer <math>n</math> in dem System nicht ableitbar ist, ist damit jedoch bewiesen. |
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Gödels ursprünglicher Beweis ging noch weiter. Er wollte Rückgriffe auf die [[Semantik]], insbesondere die [[Korrektheit]], vermeiden. Deswegen bewies er seinen Unvollständigkeitssatz unter der [[Voraussetzung]] der ω-[[Konsistenz]]: Eine Theorie ist ω-inkonsistent, wenn ein Ausdruck mit einer einzigen freien Variable x existiert, für den <math>\exists x P(x)</math> beweisbar ist, zugleich aber für alle <math>n<\omega</math> <math>\neg P(n)</math> beweisbar ist. |
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=== Zweiter Unvollständigkeitssatz === |
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Rosser erweiterte das Gödelsche Resultat, indem er einen Unvollständigkeitsbeweis lieferte, für den nicht die Menge der Ausdrücke, deren Diagonalisierung beweisbar ist, beschrieben wird, sondern eine zu dieser Menge disjunkte Obermenge der Ausdrücke, deren Diagonalisierung widerlegbar ist. Dadurch ist auch der Bezug auf die ω-Konsistenz überflüssig. |
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Der ''zweite Unvollständigkeitssatz'' besagt, dass jedes hinreichend mächtige [[Widerspruchsfreiheit|konsistente]] System die eigene Konsistenz nicht beweisen kann: |
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{{Zitat |
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|Text=Jedes hinreichend mächtige konsistente formale System kann die eigene Konsistenz nicht beweisen.}} |
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Die Aussage folgt aus dem ersten Satz. Sei <math>T</math> ein konsistentes formales System, das so stark ist, dass darin der erste Unvollständigkeitssatz formalisiert und bewiesen werden kann. Dann beweist <math>T</math> die Aussage: „Wenn <math>T</math> konsistent ist, dann ist der Satz „Ich bin nicht beweisbar“ nicht in <math>T</math> beweisbar.“ Mittels eines [[Widerspruchsbeweis]]es folgt die gewünschte Aussage: Man nehme an, <math>T</math> beweise die Aussage „<math>T</math> ist konsistent“. Kombiniert man die beiden Aussagen, erhält man durch [[Modus ponens]] in <math>T</math> einen Beweis der Aussage „Der Satz ''Ich bin nicht beweisbar'' ist nicht in <math>T</math> beweisbar.“ Diese Aussage ist aber gleichbedeutend mit der Aussage „Ich bin nicht beweisbar“, damit gibt es auch einen Beweis für diese Aussage. Dies ist ein Widerspruch zum ersten Unvollständigkeitssatz. Also ist entweder <math>T</math> inkonsistent, oder es kann die eigene Konsistenz nicht beweisen. |
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Durch diesen erstaunlichen Satz ist der [[Mathematik]] eine prinzipielle Grenze gesetzt: Nicht jeder wahre mathematische Satz kann aus den wie auch immer gewählten [[Axiom]]en eines mathematischen Teilgebietes (z. B. Arithmetik, [[Geometrie]], [[Algebra]] etc.) formal abgeleitet werden. |
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== Bedeutung == |
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=== Erster Unvollständigkeitssatz === |
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*Kurt Gödel, ''Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme I'', Monatsheft für Math. und Physik 38, 1931, S.173-198. |
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Gödels erster Unvollständigkeitssatz zeigt, dass jedes konsistente formale System, das genug Aussagen über natürliche Zahlen enthält, unvollständig ist: Es gibt wahre Aussagen, die in seiner Sprache ausdrückbar sind, die aber nicht beweisbar sind. Damit kann kein formales System (das die Voraussetzungen des Satzes erfüllt) die natürlichen Zahlen eindeutig charakterisieren, da immer unbeweisbare zahlentheoretische Aussagen übrigbleiben. |
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*Kurt Gödel, ''Diskussion zur Grundlegung der Mathematik, Erkenntnis 2'', Monatsheft für Math. und Physik, 1931-32, S.147-148. |
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*Ernest Nagel, James R. Newmann, ''Der Gödelsche Beweis'', Scientia Nova, Oldenburg (ISBN 3-486-45214-2) |
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*[[Douglas R. Hofstadter]], ''[[Gödel, Escher, Bach|Gödel, Escher, Bach, ein Endloses Geflochtenes Band]]'', Dt. Taschenbuch Verlag, München, 1991 (ISBN 3-423-30017-5) |
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*Max Woitschach, ''Gödel, Götzen und Computer; Eine Kritik der unreinen Vernunft.'', Poller, Stuttgart, 1986 (ISBN 3-87959-294-2) |
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*Wolfgang Stegmüller, ''Unvollständigkeit und Unentscheidbarkeit; Die mathematischen Resultate von Gödel, Church, Kleene, Rosser und ihre erkenntnistheoretische Bedeutung.'', Springer-Verlag, Wien, 1973 (ISBN 3-211-81208-3 Springer Wien-New York; ISBN 0-387-81208-3 Springer New York-Wien; Library of Congress Catalog Card Number 73-14357) |
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*Sybille Krämer, ''Symbolische Maschinen; d. Idee d. Formalisierung in geschichtl. Abriß'', Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1988 (ISBN 3-534-03207-1) |
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*Ludwig Fischer, ''Die Grundlagen der Philosophie und der Mathematik'', Felix Meiner Verlag, Leipzig, 1933. |
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* Norbert Domeisen, Logik der Antinomien. Bern etc.: Peter Lang. 142 S. 1990. (ISBN 3-261-04214-1), [http://www.emis.de/cgi-bin/zmen/ZMATH/en/quick.html?first=1&maxdocs=3&type=html&an=0724.03003&format=complete Zentralblatt MATH] |
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Die Existenz eines unvollständigen formalen Systems ist zunächst nicht überraschend. Ein System kann einfach deswegen unvollständig sein, weil nicht alle nötigen Axiome formuliert worden sind. Beispielsweise ist die [[Euklidische Geometrie]] ohne das [[Parallelenaxiom]] unvollständig; dieses kann mit den übrigen Axiomen weder bewiesen noch widerlegt werden. |
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'''Siehe auch:''' [[Formales System (Logik)]] |
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Gödels Satz zeigt, dass in Theorien, die eine kleine Menge Zahlentheorie enthalten, eine vollständige und konsistente endliche Liste von Axiomen prinzipiell nicht existieren kann, und dass eine entsprechende unendliche Liste von einem Computerprogramm nicht aufgezählt werden kann. Nach der [[Church-Turing-These]] kann eine solche Liste auch nicht durch einen anderen intuitiv berechenbaren [[Algorithmus]] erstellt werden. Jedes Mal, wenn ein neuer Satz als Axiom hinzugefügt wird, gibt es andere wahre Aussagen, die auch mit dem neuen Axiom immer noch nicht bewiesen werden können. Wenn ein Axiom hinzugefügt wird, das das System vollständig macht, wird das System gleichzeitig widersprüchlich. |
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[[en:Gödel's incompleteness theorem]] |
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[[he:משפט אי השלמות של גדל]] |
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Dennoch gibt es vollständige und konsistente Axiomenmengen für die Arithmetik, die aber von einem Algorithmus nicht aufgezählt werden können. Beispielsweise ist die Menge der wahren Aussagen über natürliche Zahlen, <math>\{\Phi\in\mathcal L_{\operatorname{PA}} \mid \mathbb N\models\Phi\}</math>, eine vollständige und konsistente Axiomatisierung der Arithmetik. Die Schwierigkeit dabei ist, dass es keine mechanische Methode gibt, um nachzuweisen, dass eine Aussage in dieser Menge liegt. Ein ähnliches Problem entsteht bei unendlichen Kalkülen wie der Arithmetik mit [[ω-Regel]], einer unendlichen Schlussregel, mit der sich genau die wahren arithmetischen Aussagen beweisen lassen. Da Ableitungen mit der ω-Regel unendlich groß sind, gibt es keine mechanische Methode, solche Beweise zu verifizieren. |
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[[nl:Onvolledigheidsstelling]] |
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[[sv:Gödels ofullständighetsteorem]] |
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Der Unvollständigkeitssatz sagt nur etwas aus für formale Systeme, die die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Nicht alle mathematisch interessanten Axiomensysteme erfüllen diese Voraussetzungen, selbst wenn sie Modelle haben, die die natürlichen Zahlen enthalten. Beispielsweise gibt es vollständige Axiomatisierungen der [[Euklidische Geometrie|euklidischen Geometrie]], der Theorie der [[algebraisch abgeschlossen]]en [[Körper (Algebra)|Körper]] von [[Charakteristik (Algebra)|Charakteristik]] <math>p</math>, der dichten [[Ordnungsrelation#Totalordnung|linearen Ordnungen]] ohne größtes und kleinstes Element und der natürlichen Zahlen ohne Multiplikation ([[Presburger-Arithmetik]]). Entscheidend ist, dass diese Theorien nicht ausdrucksstark genug sind, um bestimmte wesentliche Eigenschaften über natürliche Zahlen darzustellen. |
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=== Zweiter Unvollständigkeitssatz === |
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Gödels zweiter Unvollständigkeitssatz impliziert auch, dass eine ausreichend starke, konsistente Theorie <math>T_1</math> nicht die Konsistenz einer Theorie <math>T_2</math> beweisen kann, wenn diese die Konsistenz von <math>T_1</math> beweist. Denn eine solche Theorie <math>T_1</math> kann beweisen, dass, wenn <math>T_2</math> konsistent ist und dies die Konsistenz von <math>T_1</math> beweist, <math>T_1</math> auch konsistent sein muss. Denn die Konsistenz von <math>T_1</math> lässt sich formalisieren als „keine Zahl <math>n</math> ist Gödelnummer eines Widerspruchsbeweises in <math>T_1</math>“. Wäre <math>T_1</math> inkonsistent, dann würde <math>T_2</math> für ein <math>n</math> beweisen, dass <math>n</math> die Gödelnummer eines Widerspruchsbeweises in <math>T_1</math> ist. Würde aber <math>T_2</math> auch die Konsistenz von <math>T_1</math> beweisen, so bewiese es auch, dass kein solches <math>n</math> existiert, wäre also inkonsistent. |
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Dieses [[Korollar]] des zweiten Unvollständigkeitssatzes zeigt, dass es nicht möglich ist, etwa die Konsistenz der [[Peano-Arithmetik]] mit finiten Mitteln zu formalisieren, die sich in einer schwächeren Theorie formalisieren lässt, deren Konsistenz die Peano-Arithmetik beweisen kann. Beispielsweise lässt sich die Konsistenz der „primitiv rekursiven Arithmetik“ (PRA), die oft als Formalisierung des finiten Kerns der Mathematik angesehen wird, in der Peano-Arithmetik beweisen. Damit kann PRA die Konsistenz der Peano-Arithmetik nicht beweisen. Die Tatsache wird oft als Beweis gesehen, dass [[Hilberts Programm]], das die Mathematik durch finite Konsistenzbeweise begründen wollte, zumindest nicht im engeren Sinne von „finit“ ausführbar ist. |
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Der zweite Unvollständigkeitssatz macht Konsistenzbeweise nicht vollkommen unmöglich, sondern nur Konsistenzbeweise, die in der betroffenen Theorie selbst formalisiert werden können. Insbesondere sind oft Konsistenzbeweise in stärkeren Systemen möglich. So beweist die Peano-Arithmetik die Konsistenz schwächerer Formen der Arithmetik, die Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre die Konsistenz der Peano-Arithmetik, und Erweiterungen der [[Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre]] mit [[Große Kardinalzahl|großen Kardinalzahlen]] beweisen die Konsistenz der Mengenlehre. Eine solche Theorie muss aber nicht immer stärker sein. So lässt sich [[Gerhard Gentzen|Gentzens]] Konsistenzbeweis für die Peano-Arithmetik in einer Theorie formalisieren, die aus der schwachen primitiv rekursiven Arithmetik und einem Axiom für die Wohlfundiertheit der [[Ordinalzahl]] <math>\varepsilon_0</math> besteht. Keine der beiden Theorien beweist alle Aussagen der anderen, die Stärken der beiden Theorien sind also nicht direkt vergleichbar. |
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Der zweite Unvollständigkeitssatz ist nur für formale Systeme bewiesen, die stark genug sind, um den Beweis des ersten Unvollständigkeitssatzes zu formalisieren. Es gibt konsistente Theorien, die Konsistenz ausdrücken und beweisen können, insbesondere Subsysteme der Arithmetik, in denen Multiplikation nicht beweisbar eine totale Funktion ist. Diese Systeme können zwar den Beweisbarkeitsbegriff formalisieren, aber nicht die für den ersten Unvollständigkeitssatz nötige Diagonalisierung.<ref>{{Literatur |Autor=Dan E. Willard |Titel=Self Verifying Axiom Systems, the Incompleteness Theorem and the Tangibility Reflection Principle |Sammelwerk=Journal of Symbolic Logic |Band=66 |Datum=2001 |Seiten=536–596}}</ref> |
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==== Bedeutung für das Hilbertprogramm ==== |
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Gödel versetzte mit seinem Unvollständigkeitssatz dem sogenannten [[Hilbertprogramm]] einen schweren Schlag. Dieses wurde von [[David Hilbert]] 1921 vorgeschlagen und hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Forschung in der Logik in den 1920er Jahren. Es zielte darauf ab, die gesamte Mathematik durch ein [[Axiomensystem]] in [[Prädikatenlogik erster Stufe]] zu formalisieren und die Widerspruchsfreiheit der Axiome nachzuweisen. Hiermit sollten die Bedenken gegenüber [[Beweis (Mathematik)#Konstruktive und nicht-konstruktive Beweise|nichtkonstruktiven]] Schlussweisen in der Mathematik, die vor allem von [[Intuitionismus (Logik und Mathematik)|Intuitionisten]] geäußert wurden, ausgeräumt werden. Hilbert schlug vor, die Widerspruchsfreiheit von komplexeren Systemen durch diejenige einfacherer Systeme nachzuweisen. Die Motivation hierfür ist, dass einem Beweis zur Widerspruchsfreiheit eines Systems, der in diesem System selbst gegeben ist, nicht getraut werden kann. Denn aus einem Widerspruch heraus lässt sich alles beweisen ([[Ex falso quodlibet]]), also ließe sich aus einem Widerspruch im System auch die Widerspruchsfreiheit des Systems beweisen. Daher sollte die Widerspruchsfreiheit in einem einfacheren System bewiesen werden, sodass letztlich die Widerspruchsfreiheit der gesamten Mathematik auf einfache, offensichtlich widerspruchsfreie Axiome zurückgeführt werden kann. |
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Nach dem zweiten Unvollständigkeitssatz ist es aber unmöglich, die Widerspruchsfreiheit eines Systems in ihm selbst nachzuweisen, und damit erst recht, sie in einem einfacheren System nachzuweisen. |
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== Philosophische Interpretationen == |
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Obwohl Gödel sich im Laufe seines Lebens wiederholt als [[Platoniker]] zu erkennen gab, wurde sein Unvollständigkeitssatz wiederholt in einem [[Subjektivismus|subjektivistischen]] Sinn interpretiert. Auch schien Gödels Teilnahme am [[Wiener Kreis]] eine Nähe des Unvollständigkeitssatzes mit dem [[Logischer Positivismus|logischen Positivismus]] nahezulegen, der dem Platonismus in vielerlei Hinsicht entgegengesetzt ist. Gödels zurückhaltende, konfliktscheue Art trug dazu bei, diese Interpretationen am Leben zu erhalten. |
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Gödel selbst verstand seinen Satz jedoch insbesondere als einen Schlag gegen das von Hilbert initiierte Programm, das darauf abzielte, die Machbarkeit eines innerlich vollkommen widerspruchslosen mathematischen Formalismus zu beweisen – was in letzter Konsequenz die gesamte Mathematik zu einem Gebilde ohne Bezug zur „realen Welt“ degradiert hätte. Für Gödel als Platoniker waren jedoch die mathematischen Objekte durchaus „real“. Sie waren der Erkenntnis zwar erst auf dem Wege reinen Denkens zugänglich – somit nicht direkt aus der „empirischen“ Sinneswahrnehmung ableitbar (wie es die Positivisten einforderten) –, standen jedoch deswegen nicht ohne Verbindung zu dieser Art Spür- und (wissenschaftlicher) Messbarkeit. Den Unvollständigkeitssatz deutete Gödel im Sinn eines starken Indizes zugunsten einer ersten Ursache dieses dimensional-raumzeitlichen (empirischen) Geschehens – d. h. als etwas, das sich nicht seinerseits kausal begründen lässt, jedoch (oder: weil es) den Grund des Kausalnexus darstellt (siehe seinen [[Kurt Gödel#Ontologischer Gottesbeweis|ontologischen Gottesbeweis]]). Damit war für Gödel bewiesen, dass ein in sich lückenlos logischer Formalismus, wie ihn Hilbert ins Auge gefasst hatte, aussichtslos ist – demnach auch kein Werkzeug sein kann, mit dem sich der empirischen Realität beikommen ließe. |
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Obwohl Gödel sich in seiner Grundhaltung gegenüber dem damals [[Furore (Aufsehen)|Furore]] machenden logischen Positivismus nicht sehr von [[Ludwig Wittgenstein]] unterschied, hielten doch beide Männer zeit ihres Lebens nicht viel voneinander. In Wittgensteins Werk wird der Unvollständigkeitssatz eher abschätzig behandelt; derselbe tauge lediglich für „logische Kunststücke“. Gödel wiederum wies in späteren Interviews jeglichen Einfluss Wittgensteins auf sein eigenes Denken weit von sich. |
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== Häufige Fehlschlüsse == |
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Die Gödelschen Unvollständigkeitssätze werden auch außerhalb der mathematischen Logik zitiert. Nichtmathematiker oder philosophische Laien übersehen hierbei leicht, dass die in den Sätzen verwendeten Fachausdrücke nicht immer die gleiche Bedeutung haben wie gleich oder ähnlich lautende Begriffe in anderem Zusammenhang. In manchen Versuchen, die Ergebnisse einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, wird dieses Phänomen (nämlich die Austauschbarkeit der Bedeutungen, die Begriffen zugewiesen sind) nicht oder nur ungenügend gewürdigt. Dadurch können falsche Vorstellungen über die Bedeutung der Sätze zustande kommen. |
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Daher folgen hier einige Warnungen vor möglichen Fehlschlüssen: |
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* Verwirrung kann dadurch entstehen, dass Gödel nicht nur die Unvollständigkeitssätze bewiesen hat, sondern auch den [[Gödelscher Vollständigkeitssatz|Gödelschen Vollständigkeitssatz]]. Hier ist zu beachten, dass der Begriff der [[Vollständigkeit (Logik)|Vollständigkeit]] in zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird: |
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** Der Vollständigkeitssatz beweist die ''semantische Vollständigkeit'' der Prädikatenlogik der ersten Stufe, behandelt also eine Beziehung zwischen [[Modelltheorie|Modellen]] und Beweisen. |
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** Der Unvollständigkeitssatz hingegen beweist, dass gewisse Mengen von Ausdrücken ''nicht vollständig im Sinn einer Theorie'' sind: Es gibt Fälle, wo weder ein Satz noch seine Negation zur Theorie gehören. |
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* Ein weiterer Fehlschluss ist, dass Gödel behauptet habe, die meisten in der Mathematik benutzten Theorien seien unvollständig. Es gibt aber einige wichtige vollständige, rekursiv aufzählbare, widerspruchsfreie Theorien, wie z. B. die Theorie der [[algebraisch abgeschlossen]]en [[Körper (Algebra)|Körper]] von [[Charakteristik (Algebra)|Charakteristik]] <math>p</math>, die Theorie der dichten [[Ordnungsrelation#Totalordnung|linearen Ordnungen]] ohne größtes und kleinstes Element oder [[Alfred Tarski|Tarskis]] [[Axiomatisierung]] der [[Euklidische Geometrie|euklidischen Geometrie]]. Entscheidend ist, dass diese Theorien nicht genügend „stark“ sind, um die wesentlichen Eigenschaften natürlicher Zahlen darzustellen und um über sich selbst zu reden. Es gibt sogar gewisse vollständige, rekursiv aufzählbare Fragmente der Arithmetik in einer eingeschränkten Sprache. Ein Beispiel für ein derartiges schwaches System ist die Arithmetik nur mit 0 und Nachfolger, ein weiteres die [[Presburger-Arithmetik]]. |
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* Es ist möglich, die Arithmetik vollständig zu beschreiben: Die Theorie <math>T=\{\Phi\in\mathcal L_{\operatorname{PA}} \mid \mathbb N\models\Phi\}</math> ist eine (im hier verlangten Sinn) vollständige, widerspruchsfreie Erweiterung der bekannten Peano-Axiome, ''[[true arithmetic]]'' genannt. Man könnte die gesamte Menge dieser Sätze als „Axiomatisierung“ der Arithmetik bezeichnen. Der erste Unvollständigkeitssatz zeigt, dass diese Axiomatisierung aber nicht rekursiv aufzählbar ist. |
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Bei den fehlerhaften Interpretationen ist auch darauf hinzuweisen, dass die Unvollständigkeitssätze (insb. von Physikern) oft dazu verwendet werden, diese auf philosophische Systeme anzuwenden, die nicht auf Axiomen basieren. Bereits Kant zeigt in der KrV, dass die Axiome in der Logik und der Mathematik verwendet werden, wohingegen man in der Philosophie die Grundsätze durch gründliche Deduktion rechtfertigen muss<ref>{{Internetquelle |url=https://www.textlog.de/eisler/kant-lexikon/axiom |titel=Kant-Lexikon: Axiom {{!}} Rudolf Eisler |sprache=de |abruf=2024-12-08}}</ref>. Die Unvollständigkeitssätze beweisen daher keineswegs, dass Systeme wie die Erkenntnistheorie von Kant (oder Schopenhauer, Hegel), nicht schlüssig geschlossen werden können. Jedoch folgt daraus nicht, dass diese bereits vollständig korrekt philosophisch bewiesen wurden, die Unmöglichkeit solcher Systeme wurde jedoch weder von Gödel noch von Wittgenstein aufgezeigt. |
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== Beispiele für die Unbeweisbarkeit konkreter Sätze == |
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Während die unbeweisbare Aussage, die beim Beweis des ersten Unvollständigkeitssatzes konstruiert wird, eher künstlich ist, sind auch natürliche mathematische Aussagen bekannt, die in natürlichen mathematischen Axiomensystemen unbeweisbar sind. |
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* 1943 zeigte [[Gerhard Gentzen]], dass die [[transfinite Induktion]] bis <math>\varepsilon_0</math> in der [[Peano-Arithmetik]] nicht hergeleitet werden kann.<ref>{{Literatur |Autor=[[Gerhard Gentzen]] |Titel=Beweisbarkeit und Unbeweisbarkeit von Anfangsfällen der transfiniten Induktion in der reinen Zahlentheorie |Sammelwerk=Mathematische Annalen |Band=119 |Datum=1943 |Seiten=140–161 |Online=[http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/resolveppn/?PPN=GDZPPN002281287 gdz.sub.uni-goettingen.de] |DOI=10.1007/BF01564760 |Abruf=2024-04-03}}</ref> |
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* 1977 zeigten [[Jeff Paris]] und [[Leo Harrington]], dass eine gewisse Variante des [[Satz von Ramsey (Mengenlehre)|Satzes von Ramsey]] zwar in den durch die [[Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre]] gegebenen natürlichen Zahlen wahr, aber in der Peano-Arithmetik unbeweisbar ist ([[Satz von Paris-Harrington]]). |
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* 1982 zeigten Jeff Paris und [[Laurie Kirby]], dass der [[Goodstein-Folge|Satz von Goodstein]] in der Peano-Arithmetik unbeweisbar ist. |
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* Seit einem Beweis [[Paul Cohen (Mathematiker)|Paul Cohens]] von 1963 ist bekannt, dass sowohl das [[Auswahlaxiom]] als auch die [[Kontinuumshypothese]] auf Grundlage der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre formal unentscheidbar sind (in dieser Mengenlehre kann man aber ausreichend viele Aussagen über natürliche Zahlen formulieren). Seitdem wurden zahlreiche weitere Beispiele dafür gefunden, dass in der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre, und Einschränkungen oder Erweiterungen davon, Aussagen weder beweis- noch widerlegbar sind. |
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== Anwendung == |
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Um die Unbeweisbarkeit einiger Aussagen der Mengenlehre zu zeigen, lässt sich mitunter auch direkt der zweite Unvollständigkeitssatz verwenden: Wenn aus einer Aussage in einer Mengenlehre folgt, dass es ein Modell dieser Mengenlehre gibt und sie daher konsistent ist, dann kann diese Aussage – Konsistenz der jeweiligen Mengenlehre angenommen – nicht ableitbar sein. Beispiele sind die Unbeweisbarkeit des [[Ersetzungsaxiom]]s in der [[Zermelo-Mengenlehre]], denn mit ihm lässt sich das Modell [[Von-Neumann-Hierarchie|<math>V_{\omega+\omega}</math>]] konstruieren, oder die Unbeweisbarkeit des [[Universenaxiom]]s, das direkt die Existenz gewisser Modelle von [[Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre|ZFC]] (Zermelo-Fraenkel-Choice) fordert. |
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== Sonstiges == |
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Gödel nannte seinen Aufsatz ''Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme I,'' weil er plante, einen zweiten Aufsatz zu verfassen, in dem er den Beweis genauer erläutern wollte. Der erste Aufsatz fand jedoch bereits so große Anerkennung, dass der Bedarf für einen zweiten entfiel, der daher auch nie geschrieben wurde. |
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Konkret bezog sich Gödels Aufsatz auf die [[Principia Mathematica]], ein großes formales System, das [[Bertrand Russell]] und [[Alfred North Whitehead]] zwischen 1910 und 1913 veröffentlichten. Gödel zeigte jedoch auf, dass jedes System mit der gleichen Mächtigkeit wie die Principia Mathematica ebenso anfällig ist. |
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Weiterhin konnte [[Gerhard Gentzen]] zeigen, dass eine [[konstruktive Mathematik]] und Logik durchaus widerspruchsfrei ist. Hier zeigt sich ein [[Grundlagenkrise der Mathematik|Grundlagenstreit der Mathematik]]. Der Philosoph [[Paul Lorenzen]] hat eine widerspruchsfreie Logik und Mathematik erarbeitet ([[Methodischer Konstruktivismus]]) und sein Buch ''Metamathematik'' (1962) eigens geschrieben, um zu zeigen, dass der gödelsche Unvollständigkeitssatz keinen Einwand gegen einen widerspruchsfreien Aufbau der Mathematik darstellt. |
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== Literatur == |
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=== Originalpublikationen === |
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* Kurt Gödel: ''Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme I.'' In: ''[[Monatshefte für Mathematik und Physik]].'' 38, 1931, S. 173–198, [[doi:10.1007/BF01700692]]. [http://www.zentralblatt-math.org/zbmath/search/?q=an:57.0054.02 Zentralblatt MATH;] online verfügbar unter [http://www.w-k-essler.de/pdfs/goedel.pdf], abgerufen am 3. April 2024. |
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* Kurt Gödel: ''Diskussion zur Grundlegung der Mathematik: Erkenntnis 2.'' In: ''Monatshefte für Math. und Physik.'' 1931–1932, S. 147–148. |
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* {{Literatur |
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|Autor=J. Barkley Rosser |
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|Titel=Extensions of some theorems of Gödel and Church |
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|Sammelwerk=[[Journal of Symbolic Logic]] |
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|Band=1 |
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|Datum=1936 |
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|Seiten=87–91}} |
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=== Populäre Einführungen === |
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* [[Douglas R. Hofstadter]]: ''[[Gödel, Escher, Bach]], ein Endloses Geflochtenes Band.'' München 1991, ISBN 3-423-30017-5 (enthält u. a. eine interessante und relativ leicht verständliche Erklärung von Gödels Satz und seinen Implikationen). |
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* [[Wolfgang Franz (Mathematiker)|Wolfgang Franz]]: ''Über mathematische Aussagen, die samt ihrer Negation nachweislich unbeweisbar sind. Der Unvollständigkeitssatz von Gödel.'' Franz Steiner Verlag, Wiesbaden, 1977, 27 S., ISBN 3-515-02612-6. |
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* [[Raymond Smullyan]]: ''Dame oder Tiger – Logische Denkspiele und eine mathematische Novelle über Gödels große Entdeckung.'' Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 1983. Das amerikanische Original erschien bei Alfred A. Knopf, New York 1982. |
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* Raymond Smullyan: ''To Mock a Mockingbird.'' 1985. |
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* Raymond Smullyan: ''Forever undecided: A puzzle guide to Gödel.'' 1987. |
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* [[Dirk W. Hoffmann]]: ''Die Gödel’schen Unvollständigkeitssätze: Eine geführte Reise durch Kurt Gödels historischen Beweis.'' Springer 2013, ISBN 978-3-8274-2999-5. |
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=== Mathematische Einführungen === |
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* Bernd Buldt: ''Unvollständigkeitssatz'', in: [[Jürgen Mittelstraß]] (Hrsg.): ''Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie.'' 2. Auflage. Band 8: Th–Z. Stuttgart, Metzler 2018, ISBN 978-3-476-02107-6, S. 216–219 (eine Seite Literaturverzeichnis). |
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* {{Literatur |
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|Autor=David Hilbert, Paul Bernays |
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|Titel=Grundlagen der Mathematik. II |
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|Reihe=Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften |
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|BandReihe=50 |
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|Verlag=Springer |
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|Ort=Berlin |
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|Datum=1939 |
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|Kommentar=enthält eine detaillierte arithmetisierte Beweisskizze des zweiten Unvollständigkeitssatzes}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Peter G. Hinman |
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|Titel=Fundamentals of Mathematical Logic |
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|Verlag=A K Peters |
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|Ort=Wellesley |
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|Datum=2005 |
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|ISBN=1-56881-262-0 |
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|Kommentar=enthält einen detaillierten Beweis des zweiten Unvollständigkeitssatzes in der Mengenlehre}} |
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* Ernest Nagel, James R. Newman: ''Der Gödelsche Beweis.'' 8. Auflage. 2007, ISBN 978-3-486-45218-1. |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Wolfgang Rautenberg]] |
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|Titel=Einführung in die Mathematische Logik |
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|Verlag=Vieweg+Teubner |
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|Ort=Wiesbaden |
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|Datum=2008 |
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|ISBN=978-3-8348-0578-2}} |
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* Peter Smith: ''An Introduction to Gödel’s Theorems.'' Cambridge Introductions to Philosophy. 2. Auflage, Cambridge 2013, ISBN 978-1-107-60675-3. |
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* {{Literatur |
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|Autor=Craig Smorynski |
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|Hrsg=Jon Barwise |
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|Titel=The incompleteness theorems |
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|Sammelwerk=Handbook of Mathematical Logic |
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|Verlag=North Holland |
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|Datum=1977 |
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|ISBN=0-444-86388-5}} |
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* Raymond Smullyan: ''Gödel’s Incompleteness Theorems.'' Oxford Logic Guides. Oxford University Press, 1992. |
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* [[Christian Thiel]]: ''Kurt Gödel: Die Grenzen der Kalküle.'' In: [[Josef Speck]] (Hrsg.): ''Philosophie der Neuzeit. VI. Tarski, Reichenbach, Kraft, Gödel, Neurath.'' – Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1992 (UTB; 1654), ISBN 3-525-03319-2, S. 138–181. |
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* Max Urchs: ''Klassische Logik. Eine Einführung.'' Berlin 1993, ISBN 3-05-002228-0 (dort im Kapitel ''Theorien erster Ordnung.'' S. 137–149). |
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=== Zur Bedeutung der Sätze === |
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* Norbert Domeisen: ''Logik der Antinomien.'' Bern 1990. ISBN 3-261-04214-1, [http://www.zentralblatt-math.org/zbmath/search/?q=an%3A0724.03003 Zentralblatt MATH.] Abgerufen am 3. April 2024. |
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* Ludwig Fischer: ''Die Grundlagen der Philosophie und der Mathematik.'' Leipzig 1933. |
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* Torkel Franzen: ''Gödel’s Theorem. An incomplete guide to its use and abuse.'' Wellesley MA 2005, ISBN 1-56881-238-8 (eine leicht verständliche Erläuterung von Gödels Unvollständigkeitssätzen, ihren Implikationen und ihren Fehlinterpretationen). |
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* Sybille Krämer: ''Symbolische Maschinen: Die Idee der Formalisierung in geschichtlichem Abriß.'' Darmstadt 1988, ISBN 3-534-03207-1. |
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* [[Paul Lorenzen]]: ''Metamathematik.'' Mannheim 1962, ISBN 3-86025-870-2. |
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* [[Paul Lorenzen]]: ''Lehrbuch der konstruktiven Wissenschaftstheorie.'' Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01784-2. |
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* S. G. Shanker (Hrsg.): ''Gödel’s Theorem in focus.'' London / New York 1988, ISBN 0-415-04575-4. |
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* [[Wolfgang Stegmüller]]: ''Unvollständigkeit und Unentscheidbarkeit. Die metamathematischen Resultate von Gödel, Church, Kleene, Rosser und ihre erkenntnistheoretische Bedeutung.'' 3. Auflage. Springer-Verlag, Wien / New York 1973, ISBN 3-211-81208-3. |
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* Max Woitschach: ''Gödel, Götzen und Computer. Eine Kritik der unreinen Vernunft.'' Stuttgart 1986. ISBN 3-87959-294-2. |
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* Palle Yourgrau: ''Gödel, Einstein und die Folgen. Vermächtnis einer ungewöhnlichen Freundschaft.'' Beck, München 2005. ISBN 3-406-52914-3 (Original: ''A World Without Time. The Forgotten Legacy of Gödel and Einstein.'' Basic Books, Cambridge MA 2005). |
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== Weblinks == |
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* {{Internetquelle |autor=Panu Raatikainen |url=https://plato.stanford.edu/archives/spr2021/entries/goedel-incompleteness/ |hrsg=Edward N. Zalta |werk=The Stanford Encyclopedia of Philosophy |titel=Gödel’s Incompleteness Theorems |datum=2013 |abruf=2024-04-03 |abruf-verborgen=1}} |
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* {{Internetquelle |autor=Jörg Resag |url=http://www.joergresag.privat.t-online.de/mybk3htm/start3.htm |titel=Die Grenzen der Berechenbarkeit. Unvollständigkeit und Zufall in der Mathematik |werk=joergresag.privat.t-online.de |abruf=2024-04-03 |abruf-verborgen=1}} |
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* Christopher v. Bülow: {{Webarchiv |url=http://www.uni-konstanz.de/philosophie/files/goedel.pdf |wayback=20161020160222 |text=''Der erste Gödelsche Unvollständigkeitssatz. Eine Darstellung für Logiker in spe.''}}. (PDF; 355 kB). In: ''uni-konstanz.de.'' März 1992.<!-- Abgerufen am 3. April 2024. --> |
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* Martin Hirzel: {{Webarchiv |url=http://www.research.ibm.com/people/h/hirzel/papers/canon00-goedel.pdf |wayback=20100215232043 |text=Eine englische Übersetzung von Gödels Aufsatz ''Über formal unentscheidbare Aussagen.''}}. (PDF; 328 kB). In: ''research.ibm.com.'' 27. November 2000.<!-- Abgerufen am 3. April 2024. --> |
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* [[Thomas Jech]]: {{Webarchiv |url=http://www.math.psu.edu/jech/preprints/goedel.pdf |wayback=20081202190906 |text=''On Gödel’s Second Incompleteness Theorem.''}}. (PDF; 85 kB). In: ''math.psu.edu.''<!-- Abgerufen am 3. April 2024. --> |
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* [http://www.spektrum.de/lexikon/mathematik/goedelscher-unvollstaendigkeitssatz/3535 ''Gödelscher Unvollständigkeitssatz''] im Lexikon der Mathematik auf ''Spektrum.de.''<!-- Abgerufen am 3. April 2024. --> |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4021417-5|LCCN=sh/85/055601}} |
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{{SORTIERUNG:Godelscher Unvollstandigkeitssatz}} |
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[[Kategorie:Mathematische Logik]] |
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[[Kategorie:Satz (Mathematik)]] |
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[[Kategorie:Berechenbarkeitstheorie]] |
Aktuelle Version vom 27. Februar 2025, 15:52 Uhr

Der Gödelsche Unvollständigkeitssatz ist einer der wichtigsten Sätze der modernen Logik. Er beschäftigt sich mit der Ableitbarkeit von Aussagen in formalen Systemen. Der Satz zeigt die Grenzen der formalen Systeme ab einer bestimmten Leistungsfähigkeit auf. Er weist nach, dass es in hinreichend starken Systemen, wie der Arithmetik, Aussagen geben muss, die man formal weder beweisen noch widerlegen kann. Der Satz beweist damit die Undurchführbarkeit des Hilbertprogramms, das von David Hilbert unter anderem begründet wurde, um die Widerspruchsfreiheit der Mathematik zu beweisen. Der Satz wurde 1931 von dem österreichischen Mathematiker Kurt Gödel veröffentlicht.[1]
Genauer werden zwei Unvollständigkeitssätze unterschieden: Der erste Unvollständigkeitssatz besagt, dass es in allen hinreichend starken widerspruchsfreien Systemen unbeweisbare Aussagen gibt. Der zweite Unvollständigkeitssatz besagt, dass hinreichend starke widerspruchsfreie Systeme ihre eigene Widerspruchsfreiheit nicht beweisen können.
Durch diese Sätze ist der Mathematik eine prinzipielle Grenze gesetzt: Nicht jeder mathematische Satz kann aus den Axiomen eines mathematischen Teilgebietes (zum Beispiel Arithmetik, Geometrie und Algebra) formal abgeleitet oder widerlegt werden.
In der Wissenschaftstheorie und anderen Gebieten der Philosophie zählt der Satz zu den meistrezipierten der Mathematik. Das Buch Gödel, Escher, Bach und die Werke von John Randolph Lucas werden häufig exemplarisch hervorgehoben.
Grundbegriffe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aussagen sind Folgen von Zeichen, die ähnlich wie ein Programm einer Programmiersprache einer gewissen Syntax genügen müssen. Für solche Aussagen kann man im Rahmen der Modelltheorie das Konzept der Gültigkeit oder Wahrheit in Strukturen definieren. Dabei kann die Wahrheit einer Aussage durchaus von der betrachteten Struktur abhängen: Die Aussage „Es gibt eine Zahl zwischen 0 und 1“ gilt zum Beispiel in den rationalen (oder Bruch-)Zahlen (die rationale Zahl 3⁄4 liegt zwischen 0 und 1), aber nicht in den ganzen Zahlen (es gibt keine ganze Zahl zwischen 0 und 1).
Ein formales System ist ein System, in dem sich mathematische Aussagen beweisen lassen. Jedes formale System besteht aus einer Sprache, die die Menge der wohlgeformten Formeln und Aussagen spezifiziert, einer Menge von Axiomen und einer Menge von Schlussregeln, mit denen aus bereits bewiesenen Aussagen neue Aussagen hergeleitet werden können. Ein formales System bestimmt eine Theorie, die Menge aller im System herleitbaren Aussagen. Wichtig ist dabei, dass die Korrektheit eines Beweises im formalen System auf mechanische Weise verifiziert werden kann. Damit sind beispielsweise Kalküle mit unendlich großen Beweisen keine formalen Systeme in diesem Sinne. Im Sinne der Berechenbarkeitstheorie entspricht dies der formalen Forderung, dass die Theorie rekursiv aufzählbar sein muss.
Der Begriff hinreichend mächtig bedeutet im ersten und zweiten Unvollständigkeitssatz jeweils etwas anderes. Im zweiten Unvollständigkeitssatz ist damit gemeint, dass das System die Löbschen Bedingungen (L1–L3) erfüllt.[2] Außerdem muss die Bernayssche Ableitbarkeitsbedingung erfüllt sein.[3]
Ein System heißt widerspruchsfrei oder konsistent, wenn es keine Aussage gibt, sodass aus sowohl als auch die Verneinung (Negation) von folgt. Diese Bedingung ist, wie man mit dem Prinzip „Ex falso quodlibet“ leicht zeigen kann, äquivalent dazu, dass nicht jede Aussage aus folgt.
Ein System heißt vollständig, wenn für alle Aussagen die Aussage oder deren Negation aus folgt.
Gödels Sätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erster Unvollständigkeitssatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aussage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der erste Unvollständigkeitssatz besagt, dass man in rekursiv aufzählbaren Systemen der Arithmetik nicht alle Aussagen formal beweisen oder widerlegen kann:
„Jedes hinreichend mächtige, rekursiv aufzählbare formale System ist entweder widersprüchlich oder unvollständig.“
Eine hinreichende Bedingung dafür, dass ein System „hinreichend mächtig“ ist, ist dabei, dass es natürliche Zahlen mit Addition und Multiplikation beschreibt und dass sich einige elementare Eigenschaften von natürlichen Zahlen darin ausdrücken und beweisen lassen, darunter beispielsweise, dass es keine natürliche Zahl unter null gibt und dass sich Aussageformen wie , oder usw. formulieren lassen.
Beweisskizze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gödel zeigte den Satz ursprünglich unter einer etwas stärkeren Voraussetzung als der Konsistenz, nämlich der der ω-Konsistenz, die in dieser Skizze der Einfachheit halber auch angenommen wird. John Barkley Rosser zeigte 1936, wie man diese Voraussetzung fallen lassen kann.
Seine Argumentation benutzt eine Abzählung aller Sätze innerhalb des betrachteten formalen Systems. Hierbei wird jedem Satz eine eindeutige Nummer (seine Gödelnummer) zugewiesen. Gödel konstruiert dann eine Formel der Form
„Der Satz mit der Nummer ist nicht ableitbar.“
Er zeigt mit Hilfe einer Diagonalisierung, dass es eine Einsetzung für gibt, sodass der Satz mit der Nummer äquivalent ist zu der Aussage
„Der Satz mit der Nummer ist nicht ableitbar.“
Damit erhält er einen Satz mit der intuitiven Bedeutung „Ich bin nicht ableitbar“, den sogenannten Gödelsatz. Diese Konstruktion motivierte Gödel selbst mit dem Lügner-Paradoxon.
Man betrachte nun den Satz „Der Satz mit der Nummer ist ableitbar“. Anhand eines Widerspruchsbeweises zeigt sich, dass dieser Satz ebenso wenig wie seine Negation ableitbar und somit das System unvollständig ist: Angenommen, der Satz wäre ableitbar. Dann ergibt sich aus der ω-Konsistenz und der Stärke des Systems, dass der Satz mit der Nummer ableitbar ist. Dieser ist aber gerade äquivalent zur Negation des Satzes „Der Satz mit der Nummer ist ableitbar“. Hieraus ergibt sich ein Widerspruch im System. Da dieses aber als konsistent angenommen wurde, kann der Satz nicht ableitbar sein.
Man nehme nun an, dass die Negation des Satzes, also „Der Satz mit der Nummer ist nicht ableitbar“ ableitbar ist und somit auch der dazu äquivalente Satz mit der Nummer . Aus der Tatsache, dass das System als hinreichend mächtig angenommen wird, um jeden Beweis innerhalb des Systems „nachzuvollziehen“, folgt, dass mit der Ableitbarkeit eines Satzes mit irgendeiner Nummer auch der Satz „Der Satz mit der Nummer ist ableitbar“ ableitbar ist – nämlich, indem der Beweis mit Gödelnummern nachvollzogen wird. Das gilt auch für den Satz oben mit der Nummer : Er soll laut Annahme ableitbar sein, und daher ist auch „Der Satz mit der Nummer ist ableitbar“ ableitbar. Das ist aber genau die Negation der Annahme, und daher müsste hierfür das System widersprüchlich, also nicht ω-konsistent sein. Daher kann auch der Satz „Der Satz mit der Nummer ist nicht ableitbar“ nicht ableitbar sein.
Der metasprachliche Satz, dass der Satz mit der Nummer in dem System nicht ableitbar ist, ist damit jedoch bewiesen.
Zweiter Unvollständigkeitssatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der zweite Unvollständigkeitssatz besagt, dass jedes hinreichend mächtige konsistente System die eigene Konsistenz nicht beweisen kann:
„Jedes hinreichend mächtige konsistente formale System kann die eigene Konsistenz nicht beweisen.“
Die Aussage folgt aus dem ersten Satz. Sei ein konsistentes formales System, das so stark ist, dass darin der erste Unvollständigkeitssatz formalisiert und bewiesen werden kann. Dann beweist die Aussage: „Wenn konsistent ist, dann ist der Satz „Ich bin nicht beweisbar“ nicht in beweisbar.“ Mittels eines Widerspruchsbeweises folgt die gewünschte Aussage: Man nehme an, beweise die Aussage „ ist konsistent“. Kombiniert man die beiden Aussagen, erhält man durch Modus ponens in einen Beweis der Aussage „Der Satz Ich bin nicht beweisbar ist nicht in beweisbar.“ Diese Aussage ist aber gleichbedeutend mit der Aussage „Ich bin nicht beweisbar“, damit gibt es auch einen Beweis für diese Aussage. Dies ist ein Widerspruch zum ersten Unvollständigkeitssatz. Also ist entweder inkonsistent, oder es kann die eigene Konsistenz nicht beweisen.
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erster Unvollständigkeitssatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gödels erster Unvollständigkeitssatz zeigt, dass jedes konsistente formale System, das genug Aussagen über natürliche Zahlen enthält, unvollständig ist: Es gibt wahre Aussagen, die in seiner Sprache ausdrückbar sind, die aber nicht beweisbar sind. Damit kann kein formales System (das die Voraussetzungen des Satzes erfüllt) die natürlichen Zahlen eindeutig charakterisieren, da immer unbeweisbare zahlentheoretische Aussagen übrigbleiben.
Die Existenz eines unvollständigen formalen Systems ist zunächst nicht überraschend. Ein System kann einfach deswegen unvollständig sein, weil nicht alle nötigen Axiome formuliert worden sind. Beispielsweise ist die Euklidische Geometrie ohne das Parallelenaxiom unvollständig; dieses kann mit den übrigen Axiomen weder bewiesen noch widerlegt werden.
Gödels Satz zeigt, dass in Theorien, die eine kleine Menge Zahlentheorie enthalten, eine vollständige und konsistente endliche Liste von Axiomen prinzipiell nicht existieren kann, und dass eine entsprechende unendliche Liste von einem Computerprogramm nicht aufgezählt werden kann. Nach der Church-Turing-These kann eine solche Liste auch nicht durch einen anderen intuitiv berechenbaren Algorithmus erstellt werden. Jedes Mal, wenn ein neuer Satz als Axiom hinzugefügt wird, gibt es andere wahre Aussagen, die auch mit dem neuen Axiom immer noch nicht bewiesen werden können. Wenn ein Axiom hinzugefügt wird, das das System vollständig macht, wird das System gleichzeitig widersprüchlich.
Dennoch gibt es vollständige und konsistente Axiomenmengen für die Arithmetik, die aber von einem Algorithmus nicht aufgezählt werden können. Beispielsweise ist die Menge der wahren Aussagen über natürliche Zahlen, , eine vollständige und konsistente Axiomatisierung der Arithmetik. Die Schwierigkeit dabei ist, dass es keine mechanische Methode gibt, um nachzuweisen, dass eine Aussage in dieser Menge liegt. Ein ähnliches Problem entsteht bei unendlichen Kalkülen wie der Arithmetik mit ω-Regel, einer unendlichen Schlussregel, mit der sich genau die wahren arithmetischen Aussagen beweisen lassen. Da Ableitungen mit der ω-Regel unendlich groß sind, gibt es keine mechanische Methode, solche Beweise zu verifizieren.
Der Unvollständigkeitssatz sagt nur etwas aus für formale Systeme, die die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Nicht alle mathematisch interessanten Axiomensysteme erfüllen diese Voraussetzungen, selbst wenn sie Modelle haben, die die natürlichen Zahlen enthalten. Beispielsweise gibt es vollständige Axiomatisierungen der euklidischen Geometrie, der Theorie der algebraisch abgeschlossenen Körper von Charakteristik , der dichten linearen Ordnungen ohne größtes und kleinstes Element und der natürlichen Zahlen ohne Multiplikation (Presburger-Arithmetik). Entscheidend ist, dass diese Theorien nicht ausdrucksstark genug sind, um bestimmte wesentliche Eigenschaften über natürliche Zahlen darzustellen.
Zweiter Unvollständigkeitssatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gödels zweiter Unvollständigkeitssatz impliziert auch, dass eine ausreichend starke, konsistente Theorie nicht die Konsistenz einer Theorie beweisen kann, wenn diese die Konsistenz von beweist. Denn eine solche Theorie kann beweisen, dass, wenn konsistent ist und dies die Konsistenz von beweist, auch konsistent sein muss. Denn die Konsistenz von lässt sich formalisieren als „keine Zahl ist Gödelnummer eines Widerspruchsbeweises in “. Wäre inkonsistent, dann würde für ein beweisen, dass die Gödelnummer eines Widerspruchsbeweises in ist. Würde aber auch die Konsistenz von beweisen, so bewiese es auch, dass kein solches existiert, wäre also inkonsistent.
Dieses Korollar des zweiten Unvollständigkeitssatzes zeigt, dass es nicht möglich ist, etwa die Konsistenz der Peano-Arithmetik mit finiten Mitteln zu formalisieren, die sich in einer schwächeren Theorie formalisieren lässt, deren Konsistenz die Peano-Arithmetik beweisen kann. Beispielsweise lässt sich die Konsistenz der „primitiv rekursiven Arithmetik“ (PRA), die oft als Formalisierung des finiten Kerns der Mathematik angesehen wird, in der Peano-Arithmetik beweisen. Damit kann PRA die Konsistenz der Peano-Arithmetik nicht beweisen. Die Tatsache wird oft als Beweis gesehen, dass Hilberts Programm, das die Mathematik durch finite Konsistenzbeweise begründen wollte, zumindest nicht im engeren Sinne von „finit“ ausführbar ist.
Der zweite Unvollständigkeitssatz macht Konsistenzbeweise nicht vollkommen unmöglich, sondern nur Konsistenzbeweise, die in der betroffenen Theorie selbst formalisiert werden können. Insbesondere sind oft Konsistenzbeweise in stärkeren Systemen möglich. So beweist die Peano-Arithmetik die Konsistenz schwächerer Formen der Arithmetik, die Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre die Konsistenz der Peano-Arithmetik, und Erweiterungen der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre mit großen Kardinalzahlen beweisen die Konsistenz der Mengenlehre. Eine solche Theorie muss aber nicht immer stärker sein. So lässt sich Gentzens Konsistenzbeweis für die Peano-Arithmetik in einer Theorie formalisieren, die aus der schwachen primitiv rekursiven Arithmetik und einem Axiom für die Wohlfundiertheit der Ordinalzahl besteht. Keine der beiden Theorien beweist alle Aussagen der anderen, die Stärken der beiden Theorien sind also nicht direkt vergleichbar.
Der zweite Unvollständigkeitssatz ist nur für formale Systeme bewiesen, die stark genug sind, um den Beweis des ersten Unvollständigkeitssatzes zu formalisieren. Es gibt konsistente Theorien, die Konsistenz ausdrücken und beweisen können, insbesondere Subsysteme der Arithmetik, in denen Multiplikation nicht beweisbar eine totale Funktion ist. Diese Systeme können zwar den Beweisbarkeitsbegriff formalisieren, aber nicht die für den ersten Unvollständigkeitssatz nötige Diagonalisierung.[4]
Bedeutung für das Hilbertprogramm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gödel versetzte mit seinem Unvollständigkeitssatz dem sogenannten Hilbertprogramm einen schweren Schlag. Dieses wurde von David Hilbert 1921 vorgeschlagen und hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Forschung in der Logik in den 1920er Jahren. Es zielte darauf ab, die gesamte Mathematik durch ein Axiomensystem in Prädikatenlogik erster Stufe zu formalisieren und die Widerspruchsfreiheit der Axiome nachzuweisen. Hiermit sollten die Bedenken gegenüber nichtkonstruktiven Schlussweisen in der Mathematik, die vor allem von Intuitionisten geäußert wurden, ausgeräumt werden. Hilbert schlug vor, die Widerspruchsfreiheit von komplexeren Systemen durch diejenige einfacherer Systeme nachzuweisen. Die Motivation hierfür ist, dass einem Beweis zur Widerspruchsfreiheit eines Systems, der in diesem System selbst gegeben ist, nicht getraut werden kann. Denn aus einem Widerspruch heraus lässt sich alles beweisen (Ex falso quodlibet), also ließe sich aus einem Widerspruch im System auch die Widerspruchsfreiheit des Systems beweisen. Daher sollte die Widerspruchsfreiheit in einem einfacheren System bewiesen werden, sodass letztlich die Widerspruchsfreiheit der gesamten Mathematik auf einfache, offensichtlich widerspruchsfreie Axiome zurückgeführt werden kann.
Nach dem zweiten Unvollständigkeitssatz ist es aber unmöglich, die Widerspruchsfreiheit eines Systems in ihm selbst nachzuweisen, und damit erst recht, sie in einem einfacheren System nachzuweisen.
Philosophische Interpretationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl Gödel sich im Laufe seines Lebens wiederholt als Platoniker zu erkennen gab, wurde sein Unvollständigkeitssatz wiederholt in einem subjektivistischen Sinn interpretiert. Auch schien Gödels Teilnahme am Wiener Kreis eine Nähe des Unvollständigkeitssatzes mit dem logischen Positivismus nahezulegen, der dem Platonismus in vielerlei Hinsicht entgegengesetzt ist. Gödels zurückhaltende, konfliktscheue Art trug dazu bei, diese Interpretationen am Leben zu erhalten.
Gödel selbst verstand seinen Satz jedoch insbesondere als einen Schlag gegen das von Hilbert initiierte Programm, das darauf abzielte, die Machbarkeit eines innerlich vollkommen widerspruchslosen mathematischen Formalismus zu beweisen – was in letzter Konsequenz die gesamte Mathematik zu einem Gebilde ohne Bezug zur „realen Welt“ degradiert hätte. Für Gödel als Platoniker waren jedoch die mathematischen Objekte durchaus „real“. Sie waren der Erkenntnis zwar erst auf dem Wege reinen Denkens zugänglich – somit nicht direkt aus der „empirischen“ Sinneswahrnehmung ableitbar (wie es die Positivisten einforderten) –, standen jedoch deswegen nicht ohne Verbindung zu dieser Art Spür- und (wissenschaftlicher) Messbarkeit. Den Unvollständigkeitssatz deutete Gödel im Sinn eines starken Indizes zugunsten einer ersten Ursache dieses dimensional-raumzeitlichen (empirischen) Geschehens – d. h. als etwas, das sich nicht seinerseits kausal begründen lässt, jedoch (oder: weil es) den Grund des Kausalnexus darstellt (siehe seinen ontologischen Gottesbeweis). Damit war für Gödel bewiesen, dass ein in sich lückenlos logischer Formalismus, wie ihn Hilbert ins Auge gefasst hatte, aussichtslos ist – demnach auch kein Werkzeug sein kann, mit dem sich der empirischen Realität beikommen ließe.
Obwohl Gödel sich in seiner Grundhaltung gegenüber dem damals Furore machenden logischen Positivismus nicht sehr von Ludwig Wittgenstein unterschied, hielten doch beide Männer zeit ihres Lebens nicht viel voneinander. In Wittgensteins Werk wird der Unvollständigkeitssatz eher abschätzig behandelt; derselbe tauge lediglich für „logische Kunststücke“. Gödel wiederum wies in späteren Interviews jeglichen Einfluss Wittgensteins auf sein eigenes Denken weit von sich.
Häufige Fehlschlüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gödelschen Unvollständigkeitssätze werden auch außerhalb der mathematischen Logik zitiert. Nichtmathematiker oder philosophische Laien übersehen hierbei leicht, dass die in den Sätzen verwendeten Fachausdrücke nicht immer die gleiche Bedeutung haben wie gleich oder ähnlich lautende Begriffe in anderem Zusammenhang. In manchen Versuchen, die Ergebnisse einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, wird dieses Phänomen (nämlich die Austauschbarkeit der Bedeutungen, die Begriffen zugewiesen sind) nicht oder nur ungenügend gewürdigt. Dadurch können falsche Vorstellungen über die Bedeutung der Sätze zustande kommen.
Daher folgen hier einige Warnungen vor möglichen Fehlschlüssen:
- Verwirrung kann dadurch entstehen, dass Gödel nicht nur die Unvollständigkeitssätze bewiesen hat, sondern auch den Gödelschen Vollständigkeitssatz. Hier ist zu beachten, dass der Begriff der Vollständigkeit in zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird:
- Der Vollständigkeitssatz beweist die semantische Vollständigkeit der Prädikatenlogik der ersten Stufe, behandelt also eine Beziehung zwischen Modellen und Beweisen.
- Der Unvollständigkeitssatz hingegen beweist, dass gewisse Mengen von Ausdrücken nicht vollständig im Sinn einer Theorie sind: Es gibt Fälle, wo weder ein Satz noch seine Negation zur Theorie gehören.
- Ein weiterer Fehlschluss ist, dass Gödel behauptet habe, die meisten in der Mathematik benutzten Theorien seien unvollständig. Es gibt aber einige wichtige vollständige, rekursiv aufzählbare, widerspruchsfreie Theorien, wie z. B. die Theorie der algebraisch abgeschlossenen Körper von Charakteristik , die Theorie der dichten linearen Ordnungen ohne größtes und kleinstes Element oder Tarskis Axiomatisierung der euklidischen Geometrie. Entscheidend ist, dass diese Theorien nicht genügend „stark“ sind, um die wesentlichen Eigenschaften natürlicher Zahlen darzustellen und um über sich selbst zu reden. Es gibt sogar gewisse vollständige, rekursiv aufzählbare Fragmente der Arithmetik in einer eingeschränkten Sprache. Ein Beispiel für ein derartiges schwaches System ist die Arithmetik nur mit 0 und Nachfolger, ein weiteres die Presburger-Arithmetik.
- Es ist möglich, die Arithmetik vollständig zu beschreiben: Die Theorie ist eine (im hier verlangten Sinn) vollständige, widerspruchsfreie Erweiterung der bekannten Peano-Axiome, true arithmetic genannt. Man könnte die gesamte Menge dieser Sätze als „Axiomatisierung“ der Arithmetik bezeichnen. Der erste Unvollständigkeitssatz zeigt, dass diese Axiomatisierung aber nicht rekursiv aufzählbar ist.
Bei den fehlerhaften Interpretationen ist auch darauf hinzuweisen, dass die Unvollständigkeitssätze (insb. von Physikern) oft dazu verwendet werden, diese auf philosophische Systeme anzuwenden, die nicht auf Axiomen basieren. Bereits Kant zeigt in der KrV, dass die Axiome in der Logik und der Mathematik verwendet werden, wohingegen man in der Philosophie die Grundsätze durch gründliche Deduktion rechtfertigen muss[5]. Die Unvollständigkeitssätze beweisen daher keineswegs, dass Systeme wie die Erkenntnistheorie von Kant (oder Schopenhauer, Hegel), nicht schlüssig geschlossen werden können. Jedoch folgt daraus nicht, dass diese bereits vollständig korrekt philosophisch bewiesen wurden, die Unmöglichkeit solcher Systeme wurde jedoch weder von Gödel noch von Wittgenstein aufgezeigt.
Beispiele für die Unbeweisbarkeit konkreter Sätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während die unbeweisbare Aussage, die beim Beweis des ersten Unvollständigkeitssatzes konstruiert wird, eher künstlich ist, sind auch natürliche mathematische Aussagen bekannt, die in natürlichen mathematischen Axiomensystemen unbeweisbar sind.
- 1943 zeigte Gerhard Gentzen, dass die transfinite Induktion bis in der Peano-Arithmetik nicht hergeleitet werden kann.[6]
- 1977 zeigten Jeff Paris und Leo Harrington, dass eine gewisse Variante des Satzes von Ramsey zwar in den durch die Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre gegebenen natürlichen Zahlen wahr, aber in der Peano-Arithmetik unbeweisbar ist (Satz von Paris-Harrington).
- 1982 zeigten Jeff Paris und Laurie Kirby, dass der Satz von Goodstein in der Peano-Arithmetik unbeweisbar ist.
- Seit einem Beweis Paul Cohens von 1963 ist bekannt, dass sowohl das Auswahlaxiom als auch die Kontinuumshypothese auf Grundlage der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre formal unentscheidbar sind (in dieser Mengenlehre kann man aber ausreichend viele Aussagen über natürliche Zahlen formulieren). Seitdem wurden zahlreiche weitere Beispiele dafür gefunden, dass in der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre, und Einschränkungen oder Erweiterungen davon, Aussagen weder beweis- noch widerlegbar sind.
Anwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um die Unbeweisbarkeit einiger Aussagen der Mengenlehre zu zeigen, lässt sich mitunter auch direkt der zweite Unvollständigkeitssatz verwenden: Wenn aus einer Aussage in einer Mengenlehre folgt, dass es ein Modell dieser Mengenlehre gibt und sie daher konsistent ist, dann kann diese Aussage – Konsistenz der jeweiligen Mengenlehre angenommen – nicht ableitbar sein. Beispiele sind die Unbeweisbarkeit des Ersetzungsaxioms in der Zermelo-Mengenlehre, denn mit ihm lässt sich das Modell konstruieren, oder die Unbeweisbarkeit des Universenaxioms, das direkt die Existenz gewisser Modelle von ZFC (Zermelo-Fraenkel-Choice) fordert.
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gödel nannte seinen Aufsatz Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme I, weil er plante, einen zweiten Aufsatz zu verfassen, in dem er den Beweis genauer erläutern wollte. Der erste Aufsatz fand jedoch bereits so große Anerkennung, dass der Bedarf für einen zweiten entfiel, der daher auch nie geschrieben wurde.
Konkret bezog sich Gödels Aufsatz auf die Principia Mathematica, ein großes formales System, das Bertrand Russell und Alfred North Whitehead zwischen 1910 und 1913 veröffentlichten. Gödel zeigte jedoch auf, dass jedes System mit der gleichen Mächtigkeit wie die Principia Mathematica ebenso anfällig ist.
Weiterhin konnte Gerhard Gentzen zeigen, dass eine konstruktive Mathematik und Logik durchaus widerspruchsfrei ist. Hier zeigt sich ein Grundlagenstreit der Mathematik. Der Philosoph Paul Lorenzen hat eine widerspruchsfreie Logik und Mathematik erarbeitet (Methodischer Konstruktivismus) und sein Buch Metamathematik (1962) eigens geschrieben, um zu zeigen, dass der gödelsche Unvollständigkeitssatz keinen Einwand gegen einen widerspruchsfreien Aufbau der Mathematik darstellt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Originalpublikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurt Gödel: Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme I. In: Monatshefte für Mathematik und Physik. 38, 1931, S. 173–198, doi:10.1007/BF01700692. Zentralblatt MATH; online verfügbar unter [1], abgerufen am 3. April 2024.
- Kurt Gödel: Diskussion zur Grundlegung der Mathematik: Erkenntnis 2. In: Monatshefte für Math. und Physik. 1931–1932, S. 147–148.
- J. Barkley Rosser: Extensions of some theorems of Gödel and Church. In: Journal of Symbolic Logic. Band 1, 1936, S. 87–91.
Populäre Einführungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach, ein Endloses Geflochtenes Band. München 1991, ISBN 3-423-30017-5 (enthält u. a. eine interessante und relativ leicht verständliche Erklärung von Gödels Satz und seinen Implikationen).
- Wolfgang Franz: Über mathematische Aussagen, die samt ihrer Negation nachweislich unbeweisbar sind. Der Unvollständigkeitssatz von Gödel. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden, 1977, 27 S., ISBN 3-515-02612-6.
- Raymond Smullyan: Dame oder Tiger – Logische Denkspiele und eine mathematische Novelle über Gödels große Entdeckung. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 1983. Das amerikanische Original erschien bei Alfred A. Knopf, New York 1982.
- Raymond Smullyan: To Mock a Mockingbird. 1985.
- Raymond Smullyan: Forever undecided: A puzzle guide to Gödel. 1987.
- Dirk W. Hoffmann: Die Gödel’schen Unvollständigkeitssätze: Eine geführte Reise durch Kurt Gödels historischen Beweis. Springer 2013, ISBN 978-3-8274-2999-5.
Mathematische Einführungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bernd Buldt: Unvollständigkeitssatz, in: Jürgen Mittelstraß (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. 2. Auflage. Band 8: Th–Z. Stuttgart, Metzler 2018, ISBN 978-3-476-02107-6, S. 216–219 (eine Seite Literaturverzeichnis).
- David Hilbert, Paul Bernays: Grundlagen der Mathematik. II (= Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften. Band 50). Springer, Berlin 1939 (enthält eine detaillierte arithmetisierte Beweisskizze des zweiten Unvollständigkeitssatzes).
- Peter G. Hinman: Fundamentals of Mathematical Logic. A K Peters, Wellesley 2005, ISBN 1-56881-262-0 (enthält einen detaillierten Beweis des zweiten Unvollständigkeitssatzes in der Mengenlehre).
- Ernest Nagel, James R. Newman: Der Gödelsche Beweis. 8. Auflage. 2007, ISBN 978-3-486-45218-1.
- Wolfgang Rautenberg: Einführung in die Mathematische Logik. Vieweg+Teubner, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-8348-0578-2.
- Peter Smith: An Introduction to Gödel’s Theorems. Cambridge Introductions to Philosophy. 2. Auflage, Cambridge 2013, ISBN 978-1-107-60675-3.
- Craig Smorynski: The incompleteness theorems. In: Jon Barwise (Hrsg.): Handbook of Mathematical Logic. North Holland, 1977, ISBN 0-444-86388-5.
- Raymond Smullyan: Gödel’s Incompleteness Theorems. Oxford Logic Guides. Oxford University Press, 1992.
- Christian Thiel: Kurt Gödel: Die Grenzen der Kalküle. In: Josef Speck (Hrsg.): Philosophie der Neuzeit. VI. Tarski, Reichenbach, Kraft, Gödel, Neurath. – Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht 1992 (UTB; 1654), ISBN 3-525-03319-2, S. 138–181.
- Max Urchs: Klassische Logik. Eine Einführung. Berlin 1993, ISBN 3-05-002228-0 (dort im Kapitel Theorien erster Ordnung. S. 137–149).
Zur Bedeutung der Sätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Norbert Domeisen: Logik der Antinomien. Bern 1990. ISBN 3-261-04214-1, Zentralblatt MATH. Abgerufen am 3. April 2024.
- Ludwig Fischer: Die Grundlagen der Philosophie und der Mathematik. Leipzig 1933.
- Torkel Franzen: Gödel’s Theorem. An incomplete guide to its use and abuse. Wellesley MA 2005, ISBN 1-56881-238-8 (eine leicht verständliche Erläuterung von Gödels Unvollständigkeitssätzen, ihren Implikationen und ihren Fehlinterpretationen).
- Sybille Krämer: Symbolische Maschinen: Die Idee der Formalisierung in geschichtlichem Abriß. Darmstadt 1988, ISBN 3-534-03207-1.
- Paul Lorenzen: Metamathematik. Mannheim 1962, ISBN 3-86025-870-2.
- Paul Lorenzen: Lehrbuch der konstruktiven Wissenschaftstheorie. Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01784-2.
- S. G. Shanker (Hrsg.): Gödel’s Theorem in focus. London / New York 1988, ISBN 0-415-04575-4.
- Wolfgang Stegmüller: Unvollständigkeit und Unentscheidbarkeit. Die metamathematischen Resultate von Gödel, Church, Kleene, Rosser und ihre erkenntnistheoretische Bedeutung. 3. Auflage. Springer-Verlag, Wien / New York 1973, ISBN 3-211-81208-3.
- Max Woitschach: Gödel, Götzen und Computer. Eine Kritik der unreinen Vernunft. Stuttgart 1986. ISBN 3-87959-294-2.
- Palle Yourgrau: Gödel, Einstein und die Folgen. Vermächtnis einer ungewöhnlichen Freundschaft. Beck, München 2005. ISBN 3-406-52914-3 (Original: A World Without Time. The Forgotten Legacy of Gödel and Einstein. Basic Books, Cambridge MA 2005).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Panu Raatikainen: Gödel’s Incompleteness Theorems. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Edward N. Zalta, 2013 .
- Jörg Resag: Die Grenzen der Berechenbarkeit. Unvollständigkeit und Zufall in der Mathematik. In: joergresag.privat.t-online.de.
- Christopher v. Bülow: Der erste Gödelsche Unvollständigkeitssatz. Eine Darstellung für Logiker in spe. ( vom 20. Oktober 2016 im Internet Archive). (PDF; 355 kB). In: uni-konstanz.de. März 1992.
- Martin Hirzel: Eine englische Übersetzung von Gödels Aufsatz Über formal unentscheidbare Aussagen. ( vom 15. Februar 2010 im Internet Archive). (PDF; 328 kB). In: research.ibm.com. 27. November 2000.
- Thomas Jech: On Gödel’s Second Incompleteness Theorem. ( vom 2. Dezember 2008 im Internet Archive). (PDF; 85 kB). In: math.psu.edu.
- Gödelscher Unvollständigkeitssatz im Lexikon der Mathematik auf Spektrum.de.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Kurt Gödel: Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme I. In: Monatshefte für Mathematik und Physik. 38, 1931, S. 173–198, doi:10.1007/BF01700692, Zentralblatt MATH, PDF, abgerufen am 3. April 2024.
- ↑ Egon Börger: Berechenbarkeit, Komplexität, Logik. Eine Einführung in Algorithmen, Sprachen und Kalküle unter besonderer Berücksichtigung ihrer Komplexität. 2. Auflage. Springer Fachmedien, 2013, ISBN 978-3-663-14213-3, S. 378 (Google Books [abgerufen am 3. April 2024]).
- ↑ Matthias Varga von Kibéd: Strukturtypen der Logik. Springer-Verlag, Berlin 1984, ISBN 978-3-642-61722-5, S. 343 (Google Books [abgerufen am 3. April 2024]).
- ↑ Dan E. Willard: Self Verifying Axiom Systems, the Incompleteness Theorem and the Tangibility Reflection Principle. In: Journal of Symbolic Logic. Band 66, 2001, S. 536–596.
- ↑ Kant-Lexikon: Axiom | Rudolf Eisler. Abgerufen am 8. Dezember 2024.
- ↑ Gerhard Gentzen: Beweisbarkeit und Unbeweisbarkeit von Anfangsfällen der transfiniten Induktion in der reinen Zahlentheorie. In: Mathematische Annalen. Band 119, 1943, S. 140–161, doi:10.1007/BF01564760 (gdz.sub.uni-goettingen.de [abgerufen am 3. April 2024]).