„Leitfossil“ – Versionsunterschied
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*Die Fossilien müssen geographisch weit verbreitet sein, sodass auch weit entfernte Schichten miteinander verglichen werden können |
*Die Fossilien müssen geographisch weit verbreitet sein, sodass auch weit entfernte Schichten miteinander verglichen werden können. |
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*Die Fossilien müssen leicht und eindeutig bestimmbar sein. |
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*Die Fossilien müssen in hoher Anzahl vorkommen. |
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Leitfossilien für das [[Kambrium]] sind hauptsächlich [[Trilobiten]], für [[Ordovizium]] und [[Silur (Geologie)|Silur]] meistens [[Graptolithen]] und vom [[Devon (Geologie)|Devon]] bis zur [[Kreide (Geologie)| |
Leitfossilien für das [[Kambrium]] sind hauptsächlich [[Trilobiten]], für [[Ordovizium]] und [[Silur (Geologie)|Silur]] meistens [[Graptolithen]] und vom [[Devon (Geologie)|Devon]] bis zur [[Kreide (Geologie)|Kreidezeit]] stellen die [[Ammoniten|Ammonoideen]] die meisten Leitfossilien. In [[Känozoikum|känozoischen]] Schichten werden oft fossile [[Foraminiferen]] und [[Ostracoden]] benutzt, um die Faunenfolge in verfeinertem Maßstab zu bestimmen (Mikrofossilien). |
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Für die Datierung der im Zusammenhang mit der [[Stammesgeschichte des Menschen]] besonders interessanten afrikanischen Fundstellen aus dem [[Pliozän]] und dem frühen [[Pleistozän]] spielen Schweine-Fossilien eine wichtige Rolle. Vor allem die 3. [[Molar (Zahn)|Molaren]] der [[Buschschwein]]e und der [[Riesenwaldschwein]]e haben sich in den vergangenen vier Millionen Jahren von breit-niedrig zu hochkronig-schmal verändert, weswegen ihr Bau ein verlässlicher Hinweis auf ihr Alter ist.<ref>[[Friedemann Schrenk]], [[Timothy Bromage]]: ''Der Hominiden-Korridor Südostafrikas.'' In: ''[[Spektrum der Wissenschaft]]'', Nr. 8/2000, S. 48–49, {{ISSN|0170-2971}}</ref> |
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=== Geschichte === |
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Als Begründer der Biostratigraphie gilt der englische Landvermesser [[William Smith]] (1769-1839), dem um 1800 bei Kanalbauarbeiten auffiel, dass in verschiedenen Gesteinsschichten verschiedene Fossilien vorkommen. Bis 1815 erstellte er eine geologische Landkarte von England und Wales aufgrund von Leitfossilien in verschiedenen Schichten. Seine Bemühungen brachten ihm neben der [[Wollaston-Medaille]] der [[Geological Society of London|Geologischen Gesellschaft von London]] auch den Spitznamen ''Strata-Smith'' ("Schichten-Smith") ein. |
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== Im übertragenen Sinne == |
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Der Begriff wird im übertragenen Sinne auf Typen vorzeitlicher Keramik verwendet, deren benachbarte Fundplätze eine [[Kultur (Archäologie)|Kulturprovinz]] abbilden. |
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== Einzelnachweise == |
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[[ja:示準化石]] |
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Aktuelle Version vom 25. Dezember 2022, 19:37 Uhr

Leitfossilien (Orthostratigraphen) sind Fossilien, anhand derer man die relative Altersbestimmung verschiedener Gesteinsschichten vornehmen kann. Findet man das gleiche Leitfossil in Sedimentgestein von verschiedenen Orten der Erde, so sind die Gesteine annähernd gleich alt. Diese Art der Altersbestimmung wird Biostratigraphie genannt.
Anforderungen an Leitfossilien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein ideales Leitfossil erfüllt folgende Bedingungen:[1]
- Die relevanten Merkmale der Art dürfen nur kurze Zeit existiert haben, um eine möglichst präzise Datierung zu ermöglichen.
- Die Art sollte in möglichst unterschiedlichen Lebensräumen existiert haben und damit in möglichst vielen unterschiedlichen Gesteinsfazies zu finden sein.
- Die Fossilien müssen geographisch weit verbreitet sein, sodass auch weit entfernte Schichten miteinander verglichen werden können.
- Die Fossilien müssen leicht und eindeutig bestimmbar sein.
- Die Fossilien müssen in hoher Anzahl vorkommen.
Je weniger diese Anforderungen erfüllt werden, desto geringer ist der Nutzen als Leitfossil.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Leitfossilien für das Kambrium sind hauptsächlich Trilobiten, für Ordovizium und Silur meistens Graptolithen und vom Devon bis zur Kreidezeit stellen die Ammonoideen die meisten Leitfossilien. In känozoischen Schichten werden oft fossile Foraminiferen und Ostracoden benutzt, um die Faunenfolge in verfeinertem Maßstab zu bestimmen (Mikrofossilien).
Für die Datierung der im Zusammenhang mit der Stammesgeschichte des Menschen besonders interessanten afrikanischen Fundstellen aus dem Pliozän und dem frühen Pleistozän spielen Schweine-Fossilien eine wichtige Rolle. Vor allem die 3. Molaren der Buschschweine und der Riesenwaldschweine haben sich in den vergangenen vier Millionen Jahren von breit-niedrig zu hochkronig-schmal verändert, weswegen ihr Bau ein verlässlicher Hinweis auf ihr Alter ist.[2]
Im übertragenen Sinne
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff wird im übertragenen Sinne auf Typen vorzeitlicher Keramik verwendet, deren benachbarte Fundplätze eine Kulturprovinz abbilden.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Andrew Alden: Index Fossils. About.com. Abgerufen am 27. Januar 2013.
- ↑ Friedemann Schrenk, Timothy Bromage: Der Hominiden-Korridor Südostafrikas. In: Spektrum der Wissenschaft, Nr. 8/2000, S. 48–49, ISSN 0170-2971