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„Schallgeschwindigkeit“ – Versionsunterschied

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{{Linkbox Schallgrößen}}
Die '''Schallgeschwindigkeit''' ''c'' ist die [[Geschwindigkeit]], mit der sich [[Schallwellen]] in einem beliebigen Medium (üblicherweise in Luft) ausbreiten. Es ist die Fortpflanzungsgeschwindigkeit, die nicht mit der [[Schallschnelle]] ''v'' zu verwechseln ist.<br/>
Die '''Schallgeschwindigkeit''' ist die [[Geschwindigkeit]], mit der sich [[Schall]]wellen in einem [[Ausbreitungsmedium|Medium ausbreiten]]. Ihr Formelzeichen ist <math>c_\text{S}</math> und ihre [[SI-Einheitensystem|SI]]-Einheit ist [[Meter pro Sekunde]]&nbsp;(m/s). So beträgt sie bei 20&#8239;°C in gänzlich trockener Luft 343,46&nbsp;m/s (1236,5&nbsp;km/h bzw. 667,7&nbsp;kn).
Für die Schallgeschwindigkeit ''c'' (für lat. celeritas = Geschwindigkeit) gilt die Formel
:<math>
c = \lambda \cdot f
</math>,


Die Schallgeschwindigkeit entspricht der Ausbreitungsgeschwindigkeit von (geringen) Druckschwankungen im Medium. Andere, nicht zu verwechselnde, Größen sind die [[Strömungsgeschwindigkeit]] von Stoffen und die [[Schallschnelle]], d.&nbsp;h. die Geschwindigkeit, mit der sich die einzelnen Teilchen des Mediums um die Ruheposition bewegen, um die zu der Schallwelle gehörige Deformation auf- und abzubauen.<ref>Gibt es als Effektivgröße <math>v_{\mathrm{eff}}</math> oder <math>\tilde v</math>, Spitzengröße <math>\hat v</math> oder <math>v_{\mathrm{s}}</math> wie als Momentangröße <math>v(t)</math> oder <math>\underline v</math></ref>
wobei λ (lambda) die [[Wellenlänge]] und ''f'' die [[Frequenz]] der Schallwelle ist.


Die Schallgeschwindigkeit ist eine Eigenschaft des Ausbreitungsmediums, insbesondere dessen [[Elastizität (Physik)|Widerstand gegen elastische Deformationen]] und dessen [[Dichte]]. Da diese Eigenschaften von Druck und Temperatur abhängig sind, ist die Schallgeschwindigkeit auch von diesen abhängig. Die Schallgeschwindigkeit steigt im Allgemeinen mit der Temperatur, in der Nähe von Phasenübergängen fällt sie aber wieder. Bei nicht zu hohen Drücken ist die Schallgeschwindigkeit kaum vom Druck abhängig, weil sich die Änderungen von Dichte und Elastizität ausgleichen.
Die [[SI-Einheitensystem|SI]]-Einheit der Schallgeschwindigkeit ist [[Meter]] pro [[Sekunde]] (m/s).
Im Inneren von idealen Flüssigkeiten und Gasen können sich nur Longitudinalwellen ausbreiten, es gibt nur eine Schallgeschwindigkeit.
In Festkörpern können sich auch Scherwellen (Transversalwellen), die sich langsamer (meist etwa halb so schnell) als Longitudinalwellen ausbreiten. In [[Anisotropie|anisotropen Festkörpern]] ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit richtungsabhängig und es kann zwei verschiedene Transversalwellen mit leicht unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeiten geben.
In Festkörpern könne sich auch langsamere Scherwellen (Transversalwellen) ausbreiten. In [[Anisotropie|anisotropen Festkörpern]] ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit richtungsabhängig und es kann zwei verschiedene Transversalwellen mit leicht unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeiten geben.


Die Schallgeschwindigkeit wird im Allgemeinen für unbegrenzte Medien angegeben, in der Nähe von Grenzflächen ([[Rayleigh-Welle]], [[Lamb-Welle]]) an Oberflächen oder bei schwingenden Flächen reduziert sich die Schallgeschwindigkeit.
==Schallgeschwindigkeit in Festkörpern==
Die Schallgeschwindigkeit ist bei geringem Schallwechseldruck von diesem unabhängig, bei höheren Amplituden steigt die Schallgeschwindigkeit an und es kommt zu Stofftransporten (siehe [[Stoßwelle]]).


Schalltransport ist weitgehend verlustfrei und unabhängig von der Frequenz, bei höheren Frequenzen oder in der Nähe von Phasenübergängen kommt es zu erhöhten Transportverlusten und die Schallgeschwindigkeit wird frequenzabhängig.
Schallwellen in [[Festkörper]]n können sich sowohl in [[Longitudinalwelle|longitudinaler]] (hierbei ist die Schwingungsrichtung paralllel zur Ausbreitungsrichtung) als auch in [[Transversalwelle|transversaler]] Richtung (hierbei ist die Schwingungsrichtung senkrecht zur Ausbreitrungsrichtung)ausbreiten.


Für Longitudinalwellen hängt im allgemeinen Fall die Schallgeschwindigkeit in [[Festkörper]]n von der [[Dichte]] <math>\rho</math>, der [[Poissonzahl]] <math>\mu</math> und dem [[Elastizitätsmodul]] ''E'' des Festkörpers ab. Es gilt dabei
Für den Zusammenhang zwischen Schallgeschwindigkeit <math>c_\text{S}</math> und [[Frequenz]] <math>f</math> einer [[Monochromatische Welle|monochromatischen]] Schallwelle der [[Wellenlänge]] <math>\lambda</math> gilt wie für alle solchen Wellen:


:<math>c_\text{S} = \lambda \, f</math>
:<math>
c_{\mathrm{Festk\ddot orper, longitudinal}} = \sqrt{E \, ( 1- \mu) \over \rho \, ( 1- \mu - 2 \mu^2) }
</math>.


== Geschichte ==
Im Speziallfall eines langen Stabes, wobei Durchmesser des Stabes deutlich kleiner als die Wellenlänge der Schallwelle sein muss, kann die Querkonstration vernachlässigt werden und man erhält
In [[Isaac Newton]]s „[[Philosophiae Naturalis Principia Mathematica|Principia]]“ von 1687 wird die Schallgeschwindigkeit in Luft mit 298 m/s angegeben. Dieser Wert ist um etwa 15 % zu niedrig,<ref>[https://mathpages.com/home/kmath109/kmath109.htm The Speed of Sound], englisch</ref> was in erster Linie auf die fehlende Berücksichtigung der damals noch unbekannten Auswirkung der durch die Schalldruckschwankungen hervorgerufenen Temperaturschwankungen des Mediums zurückzuführen ist. Nach aktuellem Verständnis ist die Kompression und Ausdehnung der Schallwellen in der Luft ein adiabatischer Prozess und nicht isotherm. Dieser Fehler wurde durch [[Pierre-Simon Laplace]] korrigiert.<ref>[https://www.thermaxxjackets.com/newton-laplace-equation-sound-velocity/ The Newton–Laplace Equation and Speed of Sound], englisch</ref>


Im 17. Jahrhundert gab es mehrere Versuche, die Schallgeschwindigkeit genau zu messen, darunter Versuche von [[Marin Mersenne]] im Jahr 1630 (1380 Pariser Fuß pro Sekunde), [[Pierre Gassendi]] im Jahr 1635 (1473 Pariser Fuß pro Sekunde) und [[Robert Boyle]] (1125 Pariser Fuß pro Sekunde).<ref name="Murdin">Paul Murdin, Full Meridian of Glory: Perilous Adventures in the Competition to Measure the Earth, (2008) Springer Science & Business Media. Seiten: 35–36, ISBN 978-0-387-75534-2</ref> Der [[Alte Maße und Gewichte (Frankreich)|Pariser Fuß]] entsprach 325&nbsp;mm, so dass der heute bekannte Wert bei 20&nbsp;°C 1055 Pariser Fuß pro Sekunde beträgt.

1708<ref>[[William Derham]]: ''Experimenta observationes de soni motu, aliisque ad id attinentibus, facta.'' In: ''Philosophical Transactions.'' 1. Februar 1708, Band 26, Nr. 313, S. 2–35 ([[doi:10.1098/rstl.1708.0001]], {{JSTOR|103216}}).</ref> veröffentlichte [[William Derham]] eine genauere Messung der Schallgeschwindigkeit mit 1072 Pariser Fuß pro Sekunde.<ref name="Murdin"/> Derham beobachtete mit einem [[Fernrohr]] vom Turm der [[St Laurence’s Church (Upminster)|St Laurence’s Church]] in [[Upminster]] aus das Aufblitzen eines entfernten Gewehrschusses und maß dann mit einem Halbsekundenpendel die Zeit bis zum Ertönen des Schusses. Die Schüsse wurden von einer Reihe örtlicher Sehenswürdigkeiten aus gemessen, darunter die Kirche von North Ockendon. Die Entfernung war durch [[Triangulation (Messtechnik)|Triangulation]] bekannt, so dass die Geschwindigkeit, mit der sich der Schall fortbewegt hatte, berechnet werden konnte.<ref>Tony Fox, Essex Journal (2003) Essex Arch & Hist Soc, Seiten: 12–16</ref>

== Schallgeschwindigkeit in Flüssigkeiten und Gasen ==
[[Datei:Onde compression impulsion 1d 30 petit.gif|mini|305px|Ausbreitung einer Longitudinalwelle. Dies ist die einzige Art von Schallwellen, die sich in Flüssigkeiten und Gasen ausbreiten können.]]

In [[Flüssigkeit]]en und [[Gas]]en können sich nur Druck- bzw. Dichtewellen ausbreiten, bei denen sich die einzelnen Teilchen in Richtung der Wellenausbreitung hin und her bewegen ([[Longitudinalwelle]]). Die Schallgeschwindigkeit ist eine Funktion der [[Dichte]] <math>\rho</math> und des ([[adiabatisch]]en) [[Kompressionsmodul]]s <math>K</math> und berechnet sich so:
:<math>
:<math>
c_{\mathrm{Festk\ddot orper (langer Stab), longitudinal}} = \sqrt{E \over \rho}
c_{\,\text{Flüssigkeit, Gas}} = \sqrt{\frac{K}{\rho}}
</math>.
</math>


In Flüssigkeiten sind die Moleküle permanent durch intermolekulare Kräfte gekoppelt. Durch dadurch induzierte kohärente Bewegung der Teilchen breitet sich der Schall aus. Die maximale Frequenz, die sich dabei ausbreiten kann, liegt in der Größenordnung von etwa 100...1000 GHz.<ref>https://link.springer.com/article/10.1007/s11232-006-0024-6</ref>
Für Transversalwellen muss das Elastizitätmodul durch das [[Schubmodul]] <math>G</math> ersetzt werden


{| class="wikitable float-right" style="font-size:90%; line-height:120%; text-align:right; border:0"
|- style="line-height:100%"
! Stoff&#8239;/&#8239;Medium || Tempe-<br>ratur || Druck || Teilchen-<br>dichte<br>(cm<sup>−3</sup>) || mittlere<br>freie<br>Weglänge || mittlere<br>Geschwin-<br>digkeit || <abbr style="text-decoration: none" title="mittlere Stoßfrequenz für jedes Teilchen">mittlere<br>Stoß-<br>frequenz</abbr>
|-
|style="text-align:left"| Wasserstoff ||rowspan="10"| 300 K || rowspan="3" | 100 kPa || rowspan="3" | 2,4·10<sup>19</sup> || 113 nm || 1780 m/s || 15,8 GHz
|-
|style="text-align:left"| Helium || 141 nm || 1260 m/s || {{0}}8,9 GHz
|-
|style="text-align:left"| Luft || {{0}}68 nm || {{0}}467 m/s || {{0}}6,7 GHz
|-
|style="text-align:left"| Wasserstoff || rowspan="3" | &emsp;1 Pa || rowspan="3" | 2,4·10<sup>14</sup>|| 11,3 mm || 1780 m/s || 158 kHz
|-
|style="text-align:left"| Helium || 14,1 mm || 1260 m/s || {{0}}89 kHz
|-
| rowspan="4" style="text-align:left" | Luft || {{0}}6,8 mm || {{0}}467 m/s || {{0}}67 kHz
|-
| &emsp;1 mPa || 2,4·10<sup>11</sup> || {{0}}6,8 m || rowspan="3" | {{0}}467 m/s || {{0}}67 Hz
|-
| &emsp;1 µPa || 2,4·10<sup>8</sup> || {{0}}6,8 km || alle 15 s
|-
| rowspan="2" | &emsp;1 nPa || rowspan="2" | 2,4·10<sup>5</sup> || 6800 km || alle 4½ h
|-
|style="text-align:left"| Wasserstoff || 11.300 km || 1780 m/s || alle 1¾ h
|-
|colspan="6" style="border:0; background:white; height:0px"|
|-
|style="text-align:left"| [[Molekülwolke]]n || 30 K || rowspan="5" | || 10<sup>4</sup> || 270.000 km|| {{0}}560 m/s|| alle 6 d
|-
|style="text-align:left"| [[H-I-Gebiet|H-I-Wolken]] || 70 K || 30 || 90 Mio. km|| {{0}}860 m/s|| alle 3 a
|-
|style="text-align:left"| [[Warm-Hot Intergalactic Medium|WIM]] || 3.000 K || 0,01 || 1800 AE|| 5600 m/s|| alle 1500 a
|-
|style="text-align:left"| [[H-II-Gebiet|H-II-Wolken]] || 10.000 K || 1000 || 2,7 Mio. km|| 10 km/s
| alle 3 d
|-
|style="text-align:left"| [[Korona (Sonne)|koronales Gas]] || 3·10<sup>5</sup> K || 3·10<sup>−4</sup> || 1 Lichtjahr|| 56 km/s|| alle 5000 a
|}

In Gasen (deutlich unterhalb des [[Kritischer Punkt|kritischen Punktes]]) breitet sich Schall durch elastische Stöße der Gasmoleküle aus. Die maximale Frequenz ist hierbei druck- und temperaturabhängig.

:Mittlere freie Weglänge:
::<math>\lambda = \frac{k_B T}{d^2 p \pi\sqrt{2}}</math>
:Mittlere Geschwindigkeit:
::<math>\overline{v} = \sqrt\frac{8 k_B T}{\pi m} </math>
:Mittlere Stoßfrequenz:
::<math>f = \frac{\overline{v}}{\lambda} = 4 d^2 p \sqrt\frac{\pi}{m k_B T} </math>

Für Luft unter Normalbedingungen erhält man eine maximal mögliche Frequenz von etwa 3 GHz, bei geringeren Drücken reduziert sich diese Frequenz bis in Bereiche, in denen eine Periode mehrere Stunden dauern muss. In Intergalaktischer Materie treten Stöße zwischen den Atomen teilweise nur alle 10.000 Jahre auf. Von einer klassischen Schallausbreitung kann dann keine Rede mehr sein.

== Schallgeschwindigkeit in Festkörpern ==
[[Datei:Onde cisaillement impulsion 1d 30 petit.gif|mini|305px|
Ausbreitung einer Scher- oder Transversal-Welle. Diese zusätzliche Art von Schallwellen breitet sich nur in Festkörpern aus, da sie eine elastische seitliche Scherbewegung erfordert, die nur von Festkörpers unterstützt wird.]]

Schall in Festkörpern breitet sich durch elastische Kopplung zwischen den Atomen aus. Das in Festkörpern vorhandene [[Schubmodul|Schermodul]] <math>G</math> (d.&#8239;h. die Möglichkeit des Aufbauens von Biegespannungen) erlaubt, dass Schallwellen sich in [[Festkörper]]n neben als [[Longitudinalwelle]]n (hierbei ist die Schwingungsrichtung der Teilchen parallel zur Ausbreitungsrichtung: Druck) auch als [[Transversalwelle]]n (Schwingungsrichtung senkrecht zur Ausbreitungsrichtung: Scherung) ausbreiten.

Die Schallausbreitung ist dabei in Festkörper innerhalb der ersten [[Brillouin-Zone]], wenn auch dann mit hohen Dämpfungen, bis etwa 10...30 THz möglich.<ref>https://www.sciencedirect.com/topics/engineering/phonon-dispersion</ref> Darüber existiert keine Schallausbreitung mehr. Die Grenzfrequenz ergibt sich aus dem [[Debye-Modell]] und heißt Debyesche Abschneidefrequenz oder einfach Debye-Frequenz <math>\nu_D</math><ref>Die Frequenz ist eine lineare Frequenz, keine Kreisfrequenz. Bei Teilung durch die reduzierte Plancksche Wirkungsquantum ℏ erhält man die Kreisfrequenz. Das wird häufig verwechselt.</ref> Sie lässt sich berechnen über:
:<math>\nu_D = \frac{k_B \Theta_D}{h}</math>

{| class="wikitable" style="border:0; font-size:90%"
! Stoff !! <math>\Theta_D</math> !! <math>\nu_D</math>
! rowspan="5" style="background:white; border:0" |
! Stoff !! <math>\Theta_D</math> !! <math>\nu_D</math>
! rowspan="5" style="background:white; border:0" |
! Stoff !! <math>\Theta_D</math> !! <math>\nu_D</math>
|-
| Diamant || 1860 K || 39 THz || Aluminium || 428 K || 8,9 THz || Blei || 95 K || 1,98 THz
|-
| Silizium || {{0}}645 K || 13,4 THz || Kupfer || 345 K || 7,2 THz || Arsen || 92 K || 1,91 THz
|-
| Chrom || {{0}}610 K || 12,7 THz || Silber || 215 K || 4,5 GHz || Rubidium || 56 K || 1,17 THz
|-
| Eisen || {{0}}470 K || {{0}}9,8 THz || Gold || 165 K || 3,3 THz || Caesium || 35 K || 0,79 THz
|}

Für Longitudinalwellen hängt im allgemeinen Fall die Schallgeschwindigkeit in [[Festkörper]]n von der [[Dichte]] <math>\rho</math> ([[rho]]), der [[Poissonzahl]] <math>\nu</math> ([[ny]]) und dem [[Elastizitätsmodul]] <math>E</math> des Festkörpers ab. Dabei gilt
:<math>
:<math>
c_{\mathrm{Festk\ddot orper, transversal}} = \sqrt{G \over \rho}
c_\text{Festkörper, longitudinal} = \sqrt{\frac{E \, (1- \nu)}{\rho \, (1 - \nu - 2 \nu^2)}}
</math>.
</math>
:<math>
c_\text{Festkörper, transversal} = \sqrt{\frac{E}{2 \, \rho \, (1 + \nu)}} \ = \ \sqrt{\frac{G}{\rho}}
</math>
mit dem [[Schubmodul]] <math>\,G = \frac {E}{2 \, (1 + \nu)}</math>.


Das Verhältnis der Ausbreitungsgeschwindigkeit zwischen Transversal- und Longitudinalwelle ist in isotropen Medien immer kleiner als 0,7071... <math>(= \sqrt{0{,}5})</math> und nur abhängig von der Poissonzahl <math>\nu</math>:
==Schallgeschwindigkeit in Flüssigkeiten==
{| class="wikitable" style="border:0; font-size:90%"
! Stoff !! <math>\nu</math> || <math>\tfrac{c_\mathrm{trans}}{c_\mathrm{long}}</math> || <math>\tfrac{c_\mathrm{surf}}{c_\mathrm{bulk}}</math>
! rowspan="9" class="hintergrundfarbe-basis" style="border:0" |
! Stoff !! <math>\nu</math> || <math>\tfrac{c_\mathrm{trans}}{c_\mathrm{long}}</math>
! rowspan="9" class="hintergrundfarbe-basis" style="border:0" |
! <math>\nu</math> || <math>\tfrac{c_\mathrm{trans}}{c_\mathrm{long}}</math> || <math>\tfrac{c_\mathrm{surf}}{c_\mathrm{bulk}}</math>
|-
| Kork || 0 || 0,7071 || 0,862
| || ||
| <div style="font-size:92%"><math>0{,}\overline{3}</math></div> || 1&#8239;/&#8239;2 || 0,932
|-
| Beryllium || 0,032 || 0,6953 || 0,871
| Hartgummi || ≈0,49 ||≈0,15
| <div style="font-size:92%"><math>0{,}4375</math></div> || 1&#8239;/&#8239;3 || 0,947
|-
| Beton || 0,2 || 0,612 || 0,908
| Gummi ||≈0,499 ||≈0,05
| <div style="font-size:92%"><math>0{,}4\overline{66}</math></div> || 1&#8239;/&#8239;4 || 0,950
|-
| Titan || 0,33 || 0,5037 || 0,931
| Weichgummi ||≈0,4999 ||≈0,015


| <div style="font-size:92%"><math>0{,}4791\overline{6}</math></div> || 1&#8239;/&#8239;5 || 0,952
Im Gegensatz zu Festkörpern können sich in [[Flüssigkeit]]en nur Longitudinalwellen ausbreiten, da das Schubmodul für Flüssigkeiten gleich Null ist. Die Schallgeschwindigkeit ist eine Funktion der Dichte <math>\rho</math> und des [[Kompressionsmodul]]s <math>K</math> der Flüssigkeit und berechnet sich aus
|-
| Al, Cu, Mg || 0,35 || 0,480 || 0,934
| || ||
| <div style="font-size:92%"><math>0{,}4\overline{857142}</math></div> || 1&#8239;/&#8239;6 || 0,933
|-
| Blei || 0,44 || 0,347 || 0,947
| Flüssigkeiten || <math>\rightarrow</math> 0,5 || <math>\rightarrow</math> 0
| <div style="font-size:92%"><math>0{,}48958\overline{3}</math></div> || 1&#8239;/&#8239;7 || 0,933
|}
Gummi und Elastomere stellen dabei den Übergang zu Flüssigkeiten dar. Bei geringen Drücken sind sie gut deformierbar bei vergleichsweise geringer Kompressiblität.

Für eine Oberflächenwelle auf einem ausgedehnten Festkörper ''(Rayleigh-Welle)'' gilt:<ref>Die Oberflächenwellengeschwindigkeit ist von der Poissonzahl <math>\nu</math> abhängig. Für <math>\nu=0</math> gilt ein Faktor von 0,8741 (z.&nbsp;B. [[Kork]]) statt der angegebenen 0,92, für <math>\nu = 0{,}25</math> gilt 0,9194 (z.&nbsp;B. [[Eisen]]) und für <math>\nu = 0{,}5</math> gilt 0,9554 (z.&nbsp;B. [[Gummi]]). Siehe dazu {{Literatur |Autor=Arnold Schoch |Titel=Schallreflexion, Schallbrechung und Schallbeugung |Sammelwerk=Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften |Band=23 |Datum=1950 |Seiten=127–234}}</ref>
:<math>
:<math>
c_\text{Festkörper, Oberfläche} \approx 0{,}8741 \ldots 0{,}9554 \cdot c_\text{Festkörper, transversal}
c_{\mathrm{Fl\ddot ussigkeit}} = \sqrt{K \over \rho}
</math>.
</math>
Der Faktor <math>c_{...}</math>hängt hierbei von der Poisson-Zahl <math>\nu</math> ab. Näherungsweise gilt<ref>https://www.sciencedirect.com/topics/physics-and-astronomy/rayleigh-waves</ref>:
:<math>
\frac{c_\mathrm{surf}}{c_\mathrm{bulk}} = \frac{0{,}862 + 1{,}14 \cdot \nu}{1 + \nu}
</math>


Die Ursache ist die fehlende Scherspannung in Richtung der Grenzfläche. Zu einer weiteren Reduktion der Schallgeschwindigkeit kommt es bei Schallausbreitung auf Platten (siehe [[Lamb-Welle]]), am Rand von (endlich breiten) Platten, Stäben und gar [[Saite|Saiten]].
==Schallgeschwindigkeit in idealen Gasen==


Der Ausdruck <math>M = \tfrac{E \, (1- \nu)}{(1 - \nu - 2 \nu^2)}</math> wird auch als [[Longitudinalmodul]] bezeichnet, sodass für die Longitudinalwelle auch
Die Schallgeschwindigkeit in [[Ideales Gas| idealen Gasen]] ist abhängig vom [[Adiabatenexponent]] ''&kappa;'' (kappa), der [[Dichte]] ''ρ'' (rho) sowie dem [[Druck (Physik)|Druck]] ''p'' des Gases oder alternativ nach der [[thermische Zustandsgleichung|thermischen Zustandsgleichung]] von der [[molare Masse|molaren Masse]] ''M'' und der absoluten [[Temperatur]] ''T'' (gemessen in [[Kelvin]]) und berechnet sich aus
:<math>
:<math>
c_{\mathrm{Gas}} = \sqrt{\kappa \cdot {p \over \rho}} = \sqrt{\kappa \cdot \frac{R \cdot T}{M}}
c_\text{Festkörper, longitudinal} = \sqrt{\frac{ M }{\rho }}
</math>.
</math>
geschrieben werden kann.


Im Spezialfall eines langen Stabes, dessen Durchmesser deutlich kleiner als die Wellenlänge der Schallwelle ist, kann der Einfluss der Querkontraktion vernachlässigt werden (d.&nbsp;h. <math>\nu = 0</math>), und man erhält:
[[Adiabatenexponent]] ''&kappa;'' = ''c<sub>p</sub>''/''c<sub>V</sub>''.
:<math>
c_\text{langer Stab, longitudinal} = \sqrt{\frac{E}{\rho}}
</math>
:<math>
c_\text{langer Stab, transversal} = \sqrt{\frac{E}{2\rho}}
</math>


=== Obere Grenze für Schallgeschwindigkeit ===
Der [[Adiabatenexponent]] κ (kappa) hängt auch für die meisten realen Gase über weite Temperaturbereiche nicht von ''T'' ab, die molare Masse ist eine materialspezifische und die [[universelle Gaskonstante]] ''R''=8,3145 J/molK eine [[physikalische Konstante]].
Eine prinzipielle obere Grenze für eine in einem nur aus Protonen und Elektronen bestehenden, über die elektromagnetische Wechselwirkung interagierenden Festkörper mögliche Schallgeschwindigkeit ist:
:<math>c_\mathrm{solid}^\mathrm{max} = \alpha\,c\,\sqrt\frac{Z\, m_\mathrm e}{2 Z \,m_\mathrm p} = \alpha\,c\,\sqrt\frac{m_\mathrm e}{2\,m_\mathrm p} \approx 36{,}1\;\mathrm{km/s}</math>.


Um diesen Wert zu erreichen, darf es zu keinen Abschirmeffekten von Kernelektronen durch Valenzelektronen kommen. Daher findet man die Abstand höchsten Schallgeschwindigkeiten nur den Festkörpern der Elemente der [[Chemische Elemente der zweiten Periode|zweiten Periode]] bei Beryllium (12,5&nbsp;km/s), Bor (12,8&nbsp;km/s) und Diamant (18,7&nbsp;km/s).
Deshalb hängt die Schallgeschwindigkeit in idealen Gasen nur von der Wurzel der (absoluten) Temperatur ab. Trotz der Wurzelabhängkeit wird häufig die lineare Näherungsformel

Berücksichtigt man, dass stabile Festkörper aus mindestens genauso vielen Neutronen wie Protonen bestehen, erhält man:
:<math>c_\mathrm{solid}^\mathrm{max} = \alpha\,c\,\sqrt\frac{m_ \text{Hülle}}{2\,m_\text{Kern}} \approx \alpha\,c\,\sqrt\frac{m_\mathrm e}{2(m_\mathrm p + m_\mathrm n)} \approx 25{,}5\;\mathrm{km/s}\,</math>.

Berücksichtigt man weiterhin die (weitgehende) Abschirmung der beiden s-Elektronen durch die p-Elektronen, erhält man für Beryllium 17,7&nbsp;km/s, Bor 19,4&nbsp;km/s und für Diamant 20,5&nbsp;km/s als theoretisch maximal mögliche Schallgeschwindigkeit.

Dabei ist <math>c</math> die [[Lichtgeschwindigkeit]], <math>\alpha</math> die [[Feinstrukturkonstante]], <math>m_\text{e}</math> die Masse eines Elektrons, <math>m_\text{p}</math> die Masse eines Protons und <math>m_\text{n}</math> die Masse eines Neutrons.<ref name="Trachenko">[https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abc8662 Speed of sound from fundamental physical constants], K. Trachenko, B. Monserrat, C. J. Pickard, V. V. Brazhkin, Science Advances vol. 6, (2020) {{DOI|10.1126/sciadv.abc8662}}</ref>

Entartetete Materie, deren Wechselwirkung nicht über die elektromagnetische Kraft, sondern über [[starke Kernkraft]] erfolgt und deren Materie wesentlich dichter gepackt ist, kann dagegen Druckschwankung bis nahe der Lichtgeschwindigkeit weiterleiten.<ref>Je nach Zustand der Materie (Neutronengas, Quarkgas) und Modell werden Wert zwischen <math>c_{\mathrm s} = c / \sqrt{3} \approx 0{,}577 c</math> und ca. 80 % der Lichtgeschwindigkeit berechnet.</ref><ref>[https://arxiv.org/pdf/2207.00033 Speed of sound from fundamental physical constants], K. Sumiyoshi, T. Kojo, and S. Furusawa</ref>

== Schallgeschwindigkeit im idealen Gas ==
=== Klassisches ideales Gas ===
Da der [[Kompressionsmodul]] eines klassischen [[Ideales Gas|idealen Gases]] <math>K = \kappa \,p</math> nur vom [[Adiabatenexponent]]en <math>\kappa</math> („[[kappa]]“) des Gases und dem herrschenden Druck <math>p</math> abhängt, ergibt sich für die Schallgeschwindigkeit:
:<math>
:<math>
c_{\mathrm{Luft}} = (331{,}5 + 0{,}6 \cdot \vartheta) \ \mathrm{m/s}
c_{\text{Ideales Gas}} = \sqrt{\kappa\, \frac{p}{\rho}} = \sqrt{\kappa \, \frac{RT}{M}} =\sqrt{\kappa\,\frac{k_\mathrm B T}{m}}
</math>
</math>
Hier ist <math>R</math> die [[universelle Gaskonstante]], <math>M</math> die [[molare Masse]] (Masse/Stoffmenge) des Gases, <math>k_\mathrm B</math> die [[Boltzmann-Konstante]], <math>m</math> die (durchschnittliche) Masse eines Teilchens und <math>T</math> die [[absolute Temperatur]]. Für feste Werte <math>M</math> und <math>\kappa</math>, also für ein gegebenes ideales Gas, hängt die Schallgeschwindigkeit nur von der Temperatur ab. Sie ist insbesondere weder vom Druck noch von der Dichte des Gases abhängig.
Der [[Adiabatenexponent]] berechnet sich näherungsweise aus <math>\kappa = \tfrac{f+2}{f}</math>, wobei <math>f</math> die Anzahl der [[Freiheitsgrad]]e der Bewegung eines Teilchens (Atom oder Molekül) ist. Für einen [[Massenpunkt]] gilt <math>f = 3</math>, für eine starre [[Hantel]] mit zwei Massenpunkten (Molekül mit zwei Atomen) <math>f = 5</math>, für einen [[Starrer Körper|starren Körper]] mit mehr als zwei Massenpunkten (stark gewinkeltes Molekül) <math>f = 6</math>, für nicht starre Körper mit mehr als zwei Massenpunkten (Molekül mit einer fehlenden starren Verbindung) <math>f = 7</math>. Für komplexe Moleküle erhöht sich der Freiheitsgrad um jede fehlende starre Verbindung <math>f > 7</math>. Ohne Berücksichtigung der Vibration aller mehratomigen Moleküle im höheren Temperaturbereich kann der Adiabatenexponent also nur folgende Werte annehmen:
* <math>\kappa = \,\tfrac{5}{3}\, \approx 1{,}67\ </math> für einatomige Gase (z.&nbsp;B. alle Edelgase)
* <math>\kappa = \,\tfrac{7}{5}\, = 1{,}40\ </math> für zweiatomige Gase (z.&nbsp;B. Stickstoff N<sub>2</sub>, Wasserstoff H<sub>2</sub>, Sauerstoff O<sub>2</sub>, Kohlenmonoxid CO)
* <math>\kappa = \,\tfrac{8}{6}\, \approx 1{,}33\ </math> für starre Moleküle mit mehr als zwei Atomen (z.&nbsp;B. Wasserdampf H<sub>2</sub>O, Schwefelwasserstoff H<sub>2</sub>S, Methan CH<sub>4</sub>)
* <math>\kappa = \,\tfrac{9}{7}\, \approx 1{,}29\ </math> für Moleküle mit einer fehlenden starren Verbindung (z.&nbsp;B. Stickoxide NO<sub>2</sub> und N<sub>2</sub>O, Kohlendioxid CO<sub>2</sub>, Schwefeldioxid SO<sub>2</sub>, Ammoniak NH<sub>3</sub>)
* <math>\kappa = \tfrac{10}{8} = 1{,}25\ </math> für größere Moleküle mit fehlenden starren Verbindungen (z.&nbsp;B. Ethan C<sub>2</sub>H<sub>6</sub>, Ethen C<sub>2</sub>H<sub>4</sub>, Methanol CH<sub>3</sub>OH)

Für trockene Luft (mittlere Molmasse <math>M = 0{,}02896\,\mathrm{kg/mol}</math>, Normaltemperatur <math>T = 293{,}15\,\mathrm{K}</math>, <math>\kappa = 1{,}402</math>) erhält man
:<math>c_{\text{Luft}}\,\approx\,\sqrt{1{,}402\cdot \frac{ 8{,}3145\,\mathrm{J\,mol^{-1}\,K^{-1}}\cdot 293{,}15\,\mathrm{K} } { 0{,}02896\,\mathrm{kg\,mol^{-1}}}} = 343{,}5\,\mathrm{\frac{m}{s}}</math>,
in guter Übereinstimmung mit dem in trockener Luft gemessenen Wert.

Die Schallgeschwindigkeit <math display="inline">c_{\text{Ideales Gas}} = \sqrt{\kappa \, \frac{RT}{M}}</math> ist etwas kleiner als die mittlere Translationsgeschwindigkeit <math display="inline">\sqrt{\overline{v^2}} = \sqrt{3\, \frac{RT}{M}}</math> der im Gas sich bewegenden Teilchen. Das steht im Einklang mit der anschaulichen Interpretation der Schallausbreitung in der [[Kinetische Gastheorie|kinetischen Gastheorie]]: Eine kleine lokale Abweichung des Druckes und der Dichte von ihren Durchschnittswerten wird von den durcheinanderfliegenden Teilchen in die Umgebung getragen.

Der Faktor <math>\kappa</math> kommt aus der adiabatischen [[Zustandsgleichung]], die Prozesse beschreibt, bei denen die Temperatur nicht konstant bleibt, obwohl keine Wärme ausgetauscht wird. Schallwellen bestehen aus periodischen Schwankungen von Dichte und Druck, die so rasch ablaufen, dass währenddessen Wärme nennenswert weder zu- noch abfließen kann. Wegen der damit verbundenen Temperaturschwankungen gilt die obige Formel für <math>c_{\text{Luft}}</math> nur im Grenzfall kleiner Amplituden, wobei für <math>T</math> die Durchschnittstemperatur einzusetzen ist. Tatsächlich machen sich bei großen Amplituden, z.&nbsp;B. nach einer Detonation, nichtlineare Effekte dadurch bemerkbar, dass die Wellenberge –&nbsp;Wellenfronten mit maximaler Dichte&nbsp;– schneller laufen als die Wellentäler, was zu steileren Wellenformen und zur Ausbildung von [[Stoßwelle]]n führt.

=== Adiabatenexponent und Schallgeschwindigkeit ===
{{Belege}}
Die Schallgeschwindigkeit von Gasen ließ sich durch das [[Kundtsches Staubrohr|Kundtschen Rohr]] schon früh verhältnismäßig leicht präzise zu messen. In Zusammenhang mit bekannter Dichte und (langsamer) Kompressiblität ist eine ziemlich genaue Messung des Adiabatenexponenten möglich und damit der effektiven Freiheitsgrade möglich.

Die genauen Hintergründe konnten erst mit Hilfe der Atomphysik und der [[Quantenmechanik]] erklärt werden.

==== Freiheitsgrade von Atomen und Molekülen ====
Das erste mit chemischen Methoden als einatomig identifizierte Gas –&nbsp;[[Quecksilber]]dampf bei hoher Temperatur&nbsp;– zeigte 1875 auch zum ersten Mal den Wert <math>\kappa = 1{,}667</math>, also <math>f = 3</math>. Dieser Wert ist nach der kinetischen Gastheorie einem Gas aus idealen Massenpunkten vorbehalten. Ab 1895 kamen gleiche Befunde an den neu entdeckten Edelgasen [[Argon]], [[Neon]] hinzu. Das stützte einerseits die damalige ''Atomhypothese,'' nach der alle Materie aus winzigen Kügelchen aufgebaut ist, warf aber andererseits die Frage auf, warum diese Kugeln nicht wie jeder starre Körper drei weitere Freiheitsgrade für Drehbewegungen besitzen. Die Ende der 1920er Jahre gefundene quantenmechanische Erklärung besagt, dass für Drehbewegungen angeregte Energieniveaus besetzt werden müssen, deren Energie so hoch liegt, dass die kinetische Energie der stoßenden Gasteilchen bei weitem nicht ausreicht.<ref name="jbnet">{{Literatur |Autor=Jörn Bleck-Neuhaus |Titel=Elementare Teilchen. Moderne Physik von den Atomen bis zum Standard-Modell |Verlag=Springer-Verlag (Heidelberg) |Datum=2010 |ISBN=978-3-540-85299-5 |DOI=10.1007/978-3-540-85300-8}}</ref>{{rp|S. 8}} Das gilt auch für die Rotation eines zweiatomigen Moleküls um die Verbindungslinie der Atome und erklärt somit, warum es hier für die Rotation nicht drei, sondern nur zwei Freiheitsgrade gibt.


==== Einfrieren von Rotation-Freiheitsgraden bei niedrigen Temperaturen ====
verwendet, wobei <math>\vartheta=T-273{,}15\,\mathrm{K}</math> die Temperatur in °C ist. Diese Näherungsformel gilt im Temperaturbereich von -20°C bis +40°C mit einer Genauigkeit von besser als 0,2%. Dass die Schallgeschwindigkeit vom Luftdruck abhängt, ist dagegen falsch.
Eine markante Temperaturabhängigkeit des [[Adiabatenkoeffizient]]en wurde 1912 bei [[Wasserstoff]] entdeckt: Bei Abkühlung von 300&nbsp;K auf 100&nbsp;K steigt <math>\kappa</math> monoton von 1,400 auf 1,667, d.&nbsp;h. vom Wert für eine Hantel zum Wert für einen Massenpunkt. Man sagt, die Rotation „friert ein“, bei 100&nbsp;K verhält sich das ganze Molekül wie ein Massenpunkt. Die quantenmechanische Begründung schließt an die obige Erklärung für Einzelatome an: Bei 100&nbsp;K reicht die Stoßenergie der Gasmoleküle praktisch nie zur Anregung eines Energieniveaus mit höherem Drehimpuls, bei 300&nbsp;K praktisch immer.<ref name="jbnet" />{{rp|S. 272}} Der Effekt ist bei anderen Gasen so deutlich nicht beobachtbar, weil sie in dem jeweils betreffenden Temperaturbereich bereits verflüssigt sind. Jedoch wird auf diese Weise erklärt, warum die gemessenen Adiabatenkoeffizienten realer Gase von der einfachen Formel <math>\kappa = \tfrac{f+2}{f}</math> meist etwas abweichen.
Die Luftfeuchtigkeit beeinflusst geringfügig die Schallgeschwindigkeit und auch der oft unrichtig angegebene statische Schalldruck tut es nicht (Ausnahmen sind Schallwellen von sehr großer Amplitude sowie [[Stoßwelle]]n). Sehr bedeutsam ist dagegen die Temperatur. Der Schall wandert innerhalb der [[Troposphäre]] langsamer mit steigender Höhe, was aber fast ausschließlich eine Funktion der Temperatur und nur in geringem Maße auch eine der Luftfeuchte ist.


Ein genauerer empirischer Ausdruck für die Schallgeschwindigkeit ergibt sich durch Zusammenfassen der Konstanten in eine einzige rechnerische Konstante:
== Schallgeschwindigkeit im realen Gas / Phänomene in der Luftatmosphäre ==
Die für das ideale Gas entwickelten Vorstellungen und Formeln gelten in sehr guter Näherung auch für die meisten realen Gase. Insbesondere variiert deren [[Adiabatenexponent]] <math>\kappa = c_\mathrm{p}/c_\mathrm{V}</math> über weite Bereiche weder mit der Temperatur noch mit dem Druck. Für die Temperaturabhängigkeit der Schallgeschwindigkeit in Luft im Bereich normaler Umwelttemperaturen wird oft die lineare Näherungsformel
:<math>
:<math>
c_{\mathrm{Luft}} = \sqrt{1{,}402\cdot\frac{R \cdot T}{0{,}02896\,\mathrm{kg/mol}}} = 20{,}055\sqrt{T\over\mathrm{K}} \ \mathrm{m/s}
c_{\mathrm{Luft}} \approx ( 331{,}5 + 0{,}6\,\vartheta/{}^\circ\!\mathrm{C} ) \frac{\mathrm{m}}{\mathrm{s}}
</math>
</math>


benutzt. Diese Näherung gilt im Temperaturbereich {{nowrap|−20&#8239;°C < <math>\vartheta</math> < +40&#8239;°C}} mit einer Abweichung von weniger als 0,2 %. Die absolute Temperatur wurde hier nach <math>\vartheta/{}^\circ\!\mathrm{C} = T/\mathrm{K} - 273{,}15</math> in °C umgerechnet.
wobei ''M'' = 0,02896 kg/mol die [[molare Masse]] und ''κ'' = 1,402 der Adiabatenexponent der Luft ist. Der genaue Betrag der Vorfaktoren wurde aus Messungen nach D.A. Bohn (1988) bestimmt. Mit dieser Gleichung beträgt die Schallgeschwindigkeit bei 25 °C (=298,15 K) etwa 346 m/s. Allgemeiner bekannt ist der Wert c = 343 m/s für 20 °C ([[Zimmertemperatur]]).<br/>
Vergleiche hierzu die [[Normalbedingungen]] und die [[Standardbedingungen]].
Normalerweise wird die Schallgeschwindigkeit bei der "Standardatmosphäre" gemessen.<br/>


Neben der Temperaturabhängigkeit der Schallgeschwindigkeit in Luft ist der Einfluss der [[Luftfeuchtigkeit]] zu berücksichtigen. Diese lässt die Schallgeschwindigkeit geringfügig zunehmen, denn die mittlere [[molare Masse]] <math>M</math> feuchter Luft nimmt durch die Beimischung der leichteren Wassermoleküle stärker ab als der mittlere Adiabatenkoeffizient <math>\kappa</math>. Beispielsweise ist bei 20&#8239;°C die Schallgeschwindigkeit bei 100 % Luftfeuchtigkeit um 0,375 % höher als bei 0 % Luftfeuchtigkeit. Die gleiche Erhöhung der Schallgeschwindigkeit gegenüber trockener Luft würde sich durch eine Temperaturerhöhung auf gut 22&#8239;°C ergeben.<ref>Owen Cramer: ''The variation of the specific heat ratio and the speed of sound in air with temperature, pressure, humidity, and CO<sub>2</sub> concentration.'' In: ''The Journal of the Acoustical Society of America.'' Bd. 93(5), S. 2510, 1993.</ref><ref>Dennis A. Bohn: ''Environmental Effects on the Speed of Sound.'' In: ''Journal of the [[Audio Engineering Society]].'' 36(4), April 1988. {{Webarchiv|url=http://www.rane.com/pdf/eespeed.pdf |wayback=20041013234209 |text=PDF-Version. }}</ref>
Bei einem idealen Gas ist die Schallgeschwindigkeit nur von der Temperatur abhängig und unabhängig vom Luftdruck. Diese Abhängigkeit gilt daher auch für Luft, die in guter Näherung als ideales Gas betrachtet werden kann.


In der normalen Atmosphäre nimmt die Schallgeschwindigkeit daher mit der Höhe ab. Sie erreicht ein Minimum von etwa 295&nbsp;m/s (1062&nbsp;km/h) in der [[Tropopause]] (ca. 11&nbsp;km Höhe). Andererseits nimmt die Schallgeschwindigkeit bei einer [[Inversionswetterlage]] mit der Höhe zu, da dann eine wärmere Luftschicht über einer kälteren liegt. Oft geschieht dies am Abend nach einem warmen Sonnentag, weil sich der Boden schneller abkühlt als die höheren Luftschichten. Dann schreiten die Wellen in der Höhe schneller voran als unten, sodass eine Wellenfront, die von einer bodennahen Schallquelle schräg aufwärts strebt, wieder nach unten gelenkt wird (siehe [[Schallausbreitung#Brechung (Refraktion)|Schallausbreitung]]). Man sagt, die Schallstrahlen werden zum Boden hin gekrümmt. An Sommerabenden kann man das oft an der größeren Reichweite der Schallausbreitung bemerken.
==Beispiele für Schallgeschwindigkeiten in verschiedenen Medien==


Ähnlich lautet die Begründung dafür, dass man mit dem Wind besser hört als gegen den Wind. Obwohl die Bewegung des Mediums Luft keinen Einfluss auf die Schallausbreitung als solches haben sollte, da die Windgeschwindigkeit immer klein gegen die Schallgeschwindigkeit ist, verbessert sich die Reichweite des Schalls. Der Wind hat fast immer ein Geschwindigkeitsprofil mit nach oben zunehmender Geschwindigkeit, was, wie oben beschrieben, zur Ablenkung der Schallausbreitung führt, und zwar einer Ablenkung nach oben bei Gegenwind und nach unten bei Mitwind.
In der folgenden Tabelle sind einige Beispiele für Schallgeschwindigkeiten in verschiedenen Medien bei einer Temperatur von '''20 °C''' aufgelistet.
Links: Druckwelle (Longitudinal).
Rechts: Schallgeschwindigkeit nach Wellenumwandlung (Transversal),
diese Welle entsteht in einem festen Folgemedium bei Schrägeinschallung und breitet sich senkrecht zur eigentlichen Druckwelle aus.


== Beispiele für Schallgeschwindigkeiten in verschiedenen Medien ==
{| border="1" cellspacing="0"
In den folgenden Tabellen sind einige Beispiele für Schallgeschwindigkeiten in verschiedenen Medien aufgelistet. Angegeben ist für alle Materialien die Schallgeschwindigkeit für die Druckwelle (Longitudinal-Welle), in Festkörpern breiten sich auch Scherwellen (Transversal-Wellen) aus.
! style="background:#efefef;" | Medium

! style="background:#efefef;" | Schallgeschwindigkeit <br> in (m/s)
=== In Gasen ===
! style="background:#efefef;" | Transversal <br> in (m/s)

|-----
{| class="wikitable" style="text-align:right; border:0; font-size:90%"
| [[Luft]] (bei 20 °C) || align="right" | 343 (*) || |
! Gas<ref name="Zuckerwar">A. J. Zuckerwar: ''Handbook of the Speed of Sound in Real Gases.'' Academic Press 2002.</ref><ref name="CRC-E47">{{CRC Handbook |Auflage=57 |Kapitel=E |Startseite=47}}</ref> !! longitudinal
|-----
| rowspan="6" style="border:0; background:white;" |
| [[Helium]] || align="right" | 981 || |
! Gas !! longitudinal
|-----
|-
| [[Wasserstoff]] || align="right" | 1280 || |
| style="text-align:left"| [[Luft]] ||343 m/s
|-----
| style="text-align:left"| [[Argon]] ||319 m/s
| [[Sauerstoff]] || align="right" | 316 || |
|-----
|-
| style="text-align:left"| [[Helium]] ||981 m/s
| [[Wasser]] || align="right" | 1484 || |
| style="text-align:left"| [[Krypton]] ||221 m/s
|-----
|-
| [[Wasser]] (bei 0 °C) || align="right" | 1407 || |
| style="text-align:left"| [[Wasserstoff]] ||1280 m/s
|-----
| [[Eis]] (bei -4 °C) || align="right" | 3250 || |
| style="text-align:left"| [[Methan]] ||466 m/s
|-----
|-
| style="text-align:left"| [[Sauerstoff]] (bei 0 °C) ||316 m/s
| [[Öl]](SAE 20/30) || align="right" | 1740 || |
| style="text-align:left"| Wasserdampf (bei 100 °C) ||477 m/s
|-----
|-
| [[Glas]] || align="right" | 5300 || |
| style="text-align:left"| [[Kohlenstoffdioxid]] ||266 m/s
|-----
| style="text-align:left"| [[Schwefelhexafluorid]] (bei 0 °C) ||129 m/s
| [[PVC]] (weich) || align="right" | 80 || |
|-----
| PVC (hart) || align="right" | 2250 || align="right" | 1060
|-----
| [[Beton]] || align="right" | 3100 || align="right" | &#160;
|-----
| [[Buche]]nholz || align="right" | 3300 || align="right" | &#160;
|-----
| [[Aluminium]] || align="right" | 6300 || align="right" | 3080
|-----
| [[Beryllium]] || align="right" | 12900 || align="right" | 8880
|-----
| [[Blei]]/5%Antimon || align="right" | 2160 || align="right" | 700
|-----
| [[Gold]] || align="right" | 3240 || align="right" | 1280
|-----
| [[Kupfer]] || align="right" | 4660 || align="right" | 2260
|-----
| [[Magnesium]]/Zk60 || align="right" | 4400 || align="right" | 810
|-----
| [[Quecksilber]] || align="right" | 1450 || align="right" | &#160;
|-----
| [[Stahl]] || align="right" | 5920 || align="right" | 3255
|-----
| [[Titan (Element)|Titan]] || align="right" | 6100 || align="right" | 3050
|-----
| [[Wolfram]] || align="right" | 5460 || align="right" | 5460
|}
|}
Soweit nicht anders vermerkt, gelten die Werte für [[Normbedingungen]] (Temperatur von 20&nbsp;°C, Druck von 101325&nbsp;Pa).


=== In Flüssigkeiten ===
(*) entspricht 1234,8 km/h.
[[Datei:Speed of sound in water.svg|mini|Schallgeschwinigkeit in Wasser]]
In [[Beryllium]] erreicht der Schall die höchste errechnete Schallgeschwindigkeit.
Die meisten Flüssigkeiten haben ähnliche Schallgeschwindigkeiten von ca. 1400 m/s, die sich in der Nähe des Siedepunktes reduzieren.


{| class="wikitable" style="text-align:right; border:0; font-size:90%"
==Temperaturabhängigkeit==
! Flüssigkeit<ref name="Zuckerwar" /><ref name="CRC-E47" /> !! longitudinal
| rowspan="6" style="border:0; background:white;" |
! Flüssigkeit !! longitudinal
| rowspan="6" style="border:0; background:white;" |
! Flüssigkeit !! longitudinal
|-
| style="text-align:left"| [[Brom]] || {{0}}780 m/s
| style="text-align:left"| [[Schweres Wasser]] || 1386 m/s
| style="text-align:left"| [[Meerwasser]] || 1500 m/s
|-
| style="text-align:left"| [[Diethylether]] || {{0}}976 m/s
| style="text-align:left"| [[Wasser]] (bei 0 °C) || 1407 m/s
| style="text-align:left"| [[Glycerin]] || 1920 m/s
|-
| style="text-align:left"| [[Chloroform]] || 1001 m/s
| style="text-align:left"| [[Wasser]] || 1484 m/s
| style="text-align:left"| [[Helium]] (bei −269 °C) || <ref>https://www.engineeringtoolbox.com/sound-speed-liquids-d_715.html</ref>180 m/s
|-
| style="text-align:left"| [[Ethylalkohol]] || 1168 m/s
| style="text-align:left"| [[Wasser]] (bei 75 °C)<ref>https://www.researchgate.net/figure/Abbildung-4-6-Schallgeschwindigkeit-und-Daempfung-in-Wasser-in-Abhaengigkeit-von-der_fig1_36147326</ref> || 1555 m/s
| style="text-align:left"| [[Quecksilber]] || 1450 m/s
|-
| style="text-align:left"| [[Benzol]] || 1326 m/s
| style="text-align:left"| [[Wasser]] (bei 100 °C)<ref>https://www.researchgate.net/figure/Abbildung-4-6-Schallgeschwindigkeit-und-Daempfung-in-Wasser-in-Abhaengigkeit-von-der_fig1_36147326</ref> || 1543 m/s
| style="text-align:left"| [[Gallium]] (bei 30 °C) || 2740 m/s
|}
Soweit nicht anders vermerkt, gelten die Werte bei Normaldruck und einer Temperatur von 20&nbsp;°C.<ref>[https://www.karldeutsch.de/wp-content/uploads/2020/03/Schallgeschwindigkeit-in-Fl%C3%BCssigkeiten-DE.pdf Schallgeschwindigkeit in Flüssigkeiten], auf karldeutsch.de</ref>


=== In Festkörpern ===
Die Wirkung der Temperatur der Luft auf die Schallgeschwindigkeit, die [[Luftdichte]] und die [[Schallkennimpedanz]] ist in folgender Tabelle dargestellt. Hierbei hat der [[Luftdruck]] keine Wirkung auf die Schallgeschwindigkeit, auch wenn diese Fehlangabe in vielen Büchern zu finden ist. Die Luftdichte und damit auch die Schallkennimpedanz sind aber luftdruck-abhängig.
{| class="wikitable sortable" style="text-align:right; float:left; margin-right:1em; font-size:90%"
! Metalle<ref name="Zuckerwar" /><ref name="CRC-E47" />
! data-sort-type="number"| longitudinal
! data-sort-type="number"| transversal
|-
| style="text-align:left"|[[Aluminium]]<ref name="rose2004">{{Literatur |Autor=Joseph L. Rose |Titel=Ultrasonic Waves in Solid Media |Verlag=Cambridge University Press |Datum=2004 |ISBN=978-0-521-54889-2 |Online={{Google Buch |BuchID=DEtHDJJ-RS4C |Seite=44}}}}</ref> || 6250–6350 m/s || 3100 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Beryllium]]<ref name="rose2004" /> || 12800 m/s<br>12900 m/s || 8710 m/s<br>8880 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Blei]]<ref name="rose2004" /><ref>Die meisten Quellen (so auch die Wikipedia selbst) geben 1260 m/s an. Berechnung aus anderen Materieeigenschaften ergeben 700 m/s und 2140 m/s.</ref> || 2160 m/s || 700 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Eisen]] || 5170 m/s || 2810 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Gold]]<ref name="rose2004" /> || 3240 m/s || 1200 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Kupfer]]<ref name="rose2004" /> || 4660 m/s || 2260 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Magnesium]]<ref name="rose2004" /> || 5790 m/s || 3100 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Stahl]]<ref name="rose2004" /> || 5850 m/s<br>5920 m/s || 3230 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Thallium]]<ref>berechnet, niedrigste Schallgeschwindigkeit aller festen Metalle, gefolgt von Caesium (1710/560 m/s)</ref> || 1600 m/s || 480 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Titan (Element)|Titan]]<ref name="rose2004" /> || 6100 m/s || 3120 m/s
|-
| style="text-align:left; line-height:115%"|Zk60<br>(94 % Mg, 5 % Zn, 1 % Zr)<ref>[https://www.azom.com/article.aspx?ArticleID=6710 Offensichtlich falsche Werte durch Berechnung aus G, E, ρ und ν ersetzt]</ref> || 6250 m/s || 3030 m/s
|}


{| class="wikitable sortable" style="text-align:right; float:left; font-size:90%"
°C = [[Temperatur]]<br>
! Festkörper<ref name="Zuckerwar" /><ref name="CRC-E47" />
''ρ'' (rho) [[Luftdichte]] in kg/m<sup>3</sup><br>
! data-sort-type="number"| longitudinal
''c'' = Schallgeschwindigkeit in m/s<br>
! data-sort-type="number"| transversal
''Z'' = [[Schallkennimpedanz]] in N&middot;s/m<sup>3</sup>.
|-
| style="text-align:left"|[[Beton]] (C20/25) || 3655 m/s || 2240 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Buche]]nholz || 3300 m/s ||
|-
| style="text-align:left"|[[Eis]] (bei −4 °C)<ref name="rose2004" /> || 3250 m/s || 1990 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Gummi]] || 1500 m/s || 150 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Marmor]] || 6150 m/s ||
|-
| style="text-align:left"|[[Polymethylmethacrylat]]<ref name="rose2004" /> || 2670 m/s || 1120 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Polyvinylchlorid|PVC]]-P (weich) || 80 m/s ||
|-
| style="text-align:left"|PVC-U (hart) || 2250 m/s || 1060 m/s
|-
| style="text-align:left"|[[Silikonkautschuk]] (RTV)<ref>Y. Yamashita, Y. Hosono, K. Itsumi: [http://books.google.de/books?id=gvDjYzHTfYkC&pg=PA175 ''Low-Attenuation Acoustic Silicone Lens for Medical Ultrasonic Array Probes.''] S. 169 und 175. In: Ahmad Safari, E. Koray Akdogan (Hrsg.): ''Piezoelectric and Acoustic Materials for Transducer Applications.'' [[Springer Science+Business Media|Springer-Verlag]], 2008, ISBN 0-387-76540-9, S. 161–178.</ref>|| data-sort-value="1000" | ≈ 1000 m/s||
|-
| style="text-align:left" |[[Silicium]] || 7180 m/s || 2670 m/s
|-
| style="text-align:left" |[[Bor]] || 16200 m/s || 9800 m/s
|-
| style="text-align:left" |[[Diamant]] || 18000 m/s || 12200 m/s
|-
| style="text-align:left" |[[Graphen]]<ref>Vadim Adamyan, Vladimir Zavalniuk: ''Phonons in graphene with point defects.'' In: ''J. Phys.'' Condens. Matter 23 (1), 2011, S. 15402.</ref> || 20000 m/s ||
|-
| style="text-align:left" | theoretisches Maximum<ref name="Trachenko" /> || 36100 m/s || 25500 m/s
|-
|}
{{Absatz}}
Soweit nicht anders vermerkt, gelten die Werte für eine Temperatur von 20&nbsp;°C.


=== Im Planeten Erde ===
'''Tabelle - Schallgeschwindigkeit, Luftdichte und'''
{| class="wikitable" style="text-align:right; border:0; font-size:90%"
'''Schallkennimpedanz in Abhängigkeit von der [[Temperatur|Lufttemperatur]]'''
|- style="line-height:120%"
{| border="1" cellpadding="1" cellspacing="0"
! Schicht<ref>https://ds.iris.edu/ds/products/emc-prem/</ref>
|colspan="4" align="center" style="background:#efefef;"| ''' Die Wirkung der Temperatur '''
! longitudinal<br>(P-Welle)
! transversal<br>(S-Welle)
| rowspan="3" style="border:0; background:white;" |
! Schicht<ref>https://ds.iris.edu/ds/products/emc-prem/</ref>
! longitudinal<br>(P-Welle)
! transversal<br>(S-Welle)
|-
|-
|style="text-align:left"| [[Erdkruste]] || 5,5–7 km/s || 3–4 km/s
| °C|| ''c'' in m/s || ''ρ'' in kg/m<sup>3</sup>|| ''Z'' in N&middot;s/m<sup>3</sup>
|style="text-align:left"| [[Erdkern#Äußerer Kern|Äußerer Erdkern]] || 8–10 km/s || ''keine'' (flüssig)
|-
|-
|style="text-align:left"| [[Erdmantel]] || 8–13,5 km/s || 4,5–7,3 km/s
| - 10 || 325,4 || 1,341 || 436,5
|style="text-align:left"| [[Erdkern#Innerer Kern|Innerer Erdkern]] || 11–11,5 km/s || 3,5–4 km/s
|}

=== Entartete Materie ===
{| class="wikitable sortable" style="text-align:right; font-size:90%"
! colspan="2" | Medium
! data-sort-type="number"|longitudinal
! data-sort-type="number"|transversal
|-
|-
|style="text-align:left" colspan="2"|[[Kernmaterie]]<ref>Walter Greiner, [[Horst Stöcker]], André Gallmann: ''Hot and Dense Nuclear Matter, Proceedings of a NATO Advanced Study'', ISBN 0-306-44885-8, Plenum Press, New York 1994, S. 182.</ref>|| 60.000 km/s ||
| - 5 || 328,5 || 1,316 || 432,4
|-
|-
|style="text-align:left" rowspan="2"|Weißer Zwerg<br /><ref name="SBSS">{{Internetquelle |autor=Shmuel Balberg, [[Stuart L. Shapiro]] |url=https://ar5iv.labs.arxiv.org/html/astro-ph/0004317 |titel=Properties of Matter in White Dwarfs and Neutron Stars |format=PDF |werk=ar5iv.labs.arxiv.org |datum=2024-03-15 |abruf=2025-07-13}}</ref> ||style="text-align:left"| äußere Hülle || 1.000–{{0}}10.000 km/s || ''keine'' (flüssig)
| 0 || 331,5 || 1,293 || 428,3
|-
|-
|style="text-align:left"| Kern || 100.000–170.000 km/s || ''keine'' (flüssig)
| + 5 || 334,5 || 1,269 || 424,5
|-
|-
|style="text-align:left" rowspan="3"|Neutronenstern<br /><ref name="SBSS" /> ||style="text-align:left"| äußere Kruste || 1.000–{{0}}10.000 km/s || ~&#8239;0,1 v<sub>L</sub>
| + 10 || 337,5 || 1,247 || 420,7
|-
|-
|style="text-align:left"| innere Kruste || 10.000–100.000 km/s || ''keine'' (flüssig)
| + 15 || 340,5 || 1,225 || 417,0
|-
|-
|style="text-align:left"| Kern || 100.000–230.000 km/s || ''keine'' (flüssig)
| + 20 || 343,4 || 1,204 || 413,5
|}
Die äußere Kruste eines Neutronensterns weist einen [[Schubmodul|Schermodul]] auf, der sich in Richtung der inneren Kruste reduziert und im Bereich der inneren Kruste verschwindet.

== Temperaturabhängigkeit ==
{| class="wikitable float-right" style="text-align:center; font-size:90%"
|+Schallgeschwindigkeit der Luft in Abhängigkeit der Temperatur
|- class="hintergrundfarbe5" style="vertical-align:top;"
! rowspan="2" | Tempe-<br>ratur <math>\vartheta</math>
! colspan="3" | Schallgeschwindigkeit <math>c_\text{S}</math><ref>Quelle unbekannt, siehe auch {{CRC Handbook |Auflage=57 |Kapitel=E |Startseite=54}}</ref>
|-
|-
! (m/s)
| + 25 || 346,3 || 1,184 || 410,0
! (km/h)
! [[Knoten (Einheit)|(kn)]]
|-
|-
| + 30 || 349,2 || 1,164 || 406,6
| −50&#8239;°C || 299,63 || 1078,7 || 582,4
|-
| −40&#8239;°C || 306,27 || 1102,6 || 595,4
|-
| −30&#8239;°C || 312,77 || 1126,0 || 608,2
|-
| −20&#8239;°C || 319,09 || 1148,7 || 620,2
|-
| −10&#8239;°C || 325,35 || 1171,3 || 632,4
|-
|{{0}}±0&#8239;°C || 331,50 || 1193,4 || 644,4
<!-- 331,50 nicht ändern! – Je nach Messmethode findet man 331,2 bis 331,6 -->
<!-- Englischsprachige Wikipedia verwendet zurzeit 331,3 -->
|-
| +10&#8239;°C || 337,54 || 1215,1 || 656,1
|-
| +20&#8239;°C || 343,46 || 1236,5 || 667,7
|-
| +30&#8239;°C || 349,29 || 1257,2 || 678,8
|-
| +40&#8239;°C || 354,94 || 1277,8 || 690,0
|-
| +50&#8239;°C || 360,57 || 1298,0 || 700,9
|}
|}
Die Berechnung der Geschwindigkeiten durch die Formel für ein Ideales Gas
:<math>c_{\text{Luft}}\,\approx\, 20{,}058 \cdot \sqrt{\frac{T}{\text{K}}}\,\mathrm{\frac{m}{s}}</math>,
mit der absoluten Temperatur <math>T = \vartheta + 273{,}15\,\text{K}</math> weicht um weniger als <math>0{,}02\,\%</math> von den experimentell ermittelten Werten in der Tabelle ab.


==Frequenzabhängigkeit==
== Frequenzabhängigkeit ==
Ist die Schallgeschwindigkeit von der [[Frequenz]] abhängig, handelt es sich um ein [[Dispersion (Physik)|dispersives]] Medium. Jede Frequenzkomponente breitet sich jeweils mit ihrer eigenen [[Phasengeschwindigkeit]] (und Dämpfung) aus, während die Energie der Störung sich mit der [[Gruppengeschwindigkeit]] fortpflanzt. Gummi ist ein Beispiel für ein dispersives Medium: Bei höherer Frequenz ist es steifer, hat also eine höhere Schallgeschwindigkeit.


In einem nicht-dispersiven Medium ist die Schallgeschwindigkeit unabhängig von der Frequenz. Daher sind die Geschwindigkeiten des Energietransports und der Schallausbreitung dieselben. Wasser und trockene Luft sind im für Menschen hörbaren Frequenzbereich nicht-dispersive Medien. Bei hoher Luftfeuchte und im nahen Ultraschallbereich (100&nbsp;kHz) ist Luft dispersiv.<ref>{{Literatur |Titel=Dispersion relation for air via Kramers-Kronig analysis |Sammelwerk=The Journal of the Acoustical Society of America |Band=124 |Nummer=2 |Datum=2008-07-18 |ISSN=0001-4966 |Seiten=EL57–EL61 |DOI=10.1121/1.2947631}}</ref>
In einem [[Dispersion|dispersiven]] Medium ist die Schallgeschwindigkeit von der [[Frequenz]] abhängig. Die räumliche und zeitliche Verteilung einer Fortpflanzungsstörung ändert sich ständig. Jede Frequenzkomponente pflanzt sich jeweils mit ihrer eigenen Phasengeschwindigkeit fort, während die Energie der Störung sich mit der Gruppengeschwindigkeit fortpflanzt. Wasser ist ein Beispiel eines dispersiven Mediums.


=== Schallgeschwindigkeit in Gasen bei sehr hohen Frequenzen ===
In einem nicht dispersiven Medium ist die Schallgeschwindigkeit unabhängig von der Frequenz. Daher sind die Geschwindigkeiten des Energietransports und der Schallausbreitung dieselben. Luft ist ein nicht dispersives Medium.
Bei hohen Frequenzen geht die Kompression von Gasen durch Schall durch Wärmeleitvorgänge von adiabatisch in isotherm über.<ref>
''Allan D. Pierce:'' Acoustics: An Introduction to Its Physical Principles and Applications: Kapitel 1.10</ref>


Die Schallgeschwindigkeit fällt dadurch:
==Sonstiges==
:<math> c_{\mathrm {Lo}} = \sqrt{\kappa\,\frac{k_\mathrm B T}{m}} \;\longrightarrow\; c_{\mathrm {Hi}} = \sqrt{1\,\frac{k_\mathrm B T}{m}}</math>


Der Übergang erfolgt im Bereich der thermischen Leitfähigkeitsfrequenz (thermal conduction frequency) <math>f_{\mathrm{TC}}</math>:
In der Luftfahrt wird die Geschwindigkeit eines Flugzeugs auch relativ zur Schallgeschwindigkeit gemessen. Dabei wird die Einheit [[Mach-Zahl|Mach]] verwendet, wobei ''1 Mach'' gleich der jeweiligen Schallgeschwindigkeit ist. ''Siehe auch:'' [[Überschallgeschwindigkeit]], [[Überschallflug]].


:<math>f_{\mathrm{TC}} = \frac {\rho\, c_p\, c^2} {2 \pi\, \lambda}</math>.
Die Entfernung eines [[Gewitter]]s lässt sich abschätzen, indem man nach dem Sehen des [[Blitz]]es die Sekunden zählt bis zum Hören des [[Donner]]s. Die Anzahl der Sekunden durch drei geteilt ergibt die Entfernung des Blitzes in Kilometern.

Sie beträgt für Luft bei 20 °C und 101,325 kPa:
:<math>f_{\mathrm{TC}} \approx \mathrm {\frac {1{,}24\; kg/m^3 \cdot 1006{,}7\; m^2/(s^2\cdot K) \cdot (343{,}2\; m/s)^2 } {2 \pi \cdot 0{,}0262\;kg\cdot m / (s^3\cdot K)}} \approx 893\; \mathrm{MHz}</math>.

Bei dieser Frequenz befindet man sich halbwegs zwischen adiabatischer und isothermer Kompression, was für zweiatomische Gase einen Abfall von knapp 8 % bedeutet. Das entspricht einem Abfall von knapp 90 ppm/MHz. Da die Wärmeleitung gleichzeitig ein dissipativer Prozess darstellt,
reduziert sich nicht nur die Schallgeschwindigkeit, sondern die Dämpfung steigt erheblich an, so dass dieser Prozess unter Normalbedingungen kaum zu beobachten ist.

In dünnen Gasen tritt der Effekt schon bei deutlich geringeren Frequenzen auf. Da <math>c_p,\ c,\ \lambda</math> kaum vom Druck abhängen, und <math>\rho \propto p</math>, verschiebt sich der Effekt proportional zum Druck zu niedrigeren Frequenzen.

== Schallgeschwindigkeit und Thermodynamik ==
Die Schallgeschwindigkeit spielt eine besondere Rolle in der [[Thermodynamik]], insbesondere bei [[Druckentlastung]]<nowiki>seinrichtungen</nowiki>, wo sie die maximal erreichbare Geschwindigkeit definiert, mit der die Druckänderung sich ausbreitet. Dadurch, dass sie mit extremer Genauigkeit gemessen werden kann, spielt sie eine große Rolle bei der Aufstellung hochgenauer [[Zustandsgleichung]]en und bei der indirekten Messung der [[Wärmekapazität]] eines [[Ideales Gas|idealen Gases]].
Die allgemeine Gleichung zur Berechnung der Schallgeschwindigkeit ist<ref name="CTFPS">{{Literatur |Autor=Jürgen Gmehling, Bärbel Kolbe, Michael Kleiber, Jürgen Rarey |Titel=Chemical Thermodynamics for Process Simulation |Verlag=Wiley-VCH |Ort=Weinheim |Datum=2012 |ISBN=978-3527312771 |Seiten= |Online=}}</ref>

:<math>
c^2 = -v^2 \left(\frac{\partial p}{\partial v}\right)_{\!\!s} = \left(\frac{\partial p}{\partial \rho}\right)_{\!\!s}
</math>

mit <math>v = 1/\rho</math> für das spezifische Volumen oder den Kehrwert der [[Dichte]] <math>\rho</math>. Der Index ''s'' beim [[Differentialquotient]]en bedeutet „bei konstanter spezifischer [[Entropie]]“ ([[Isentrope Zustandsänderung|isentrop]]). Für das ideale Gas ergibt sich daraus wie oben angeführt

[[Datei:Schallgeschwindigkeit von Ethylen bei 100°C als Funktion des Druckes.jpg|mini|hochkant=1.15|Bild 1: Schallgeschwindigkeit von Ethy&shy;len bei 100 °C als Funktion des Druckes]]
[[Datei:Massenstromdichte als Funktion des Austrittsdruckes.jpg|mini|hochkant=1.15|Bild 2: Massenstromdichte eines Gas&shy;stroms als Funktion des Austrittsdruckes]]
[[Datei:Nozzle de Laval (simple).svg|mini|hochkant=1.15|Bild 3: Form einer [[Lavaldüse]]]]
[[Datei:Saturn-V-Rakete Triebwerk.jpg|mini|hochkant=1.15|Bild 4: Lavaldüsen am Triebwerksmodell der Saturn-V-Rakete in Cape Canaveral]]

:<math>
c_{id} = \sqrt{\kappa RT}
</math>

mit

:<math>
\kappa = \frac{c_p^{id}}{c_v^{id}}
</math>

als dem Verhältnis der isobaren und der isochoren spez. Wärmekapazitäten und R als der speziellen [[Gaskonstante]] (massebezogen). Die gebräuchlichen thermischen Zustandsgleichungen haben die Form <math>p = f(T, v)</math>. Es folgt nach einigen Umformungen<ref name="CTFPS" />

:<math>
c^2 = v^2 \left[ \frac{T}{c_v} \left( \frac{\partial p}{\partial T}\right)^2_v - \left( \frac{\partial p}{\partial v}\right)_T\right]
</math>

mit der realen spez. isochoren Wärmekapazität

:<math>
c_v = c_v^{id} + T \int_{\infty}^v \left(\frac{\partial^2 p}{\partial T^2}\right)_v dv
</math>

Mit diesen Beziehungen kann man bei Kenntnis einer thermischen Zustandsgleichung den Druckeinfluss auf die Schallgeschwindigkeit berücksichtigen. Bild 1 zeigt die Abhängigkeit der Schallgeschwindigkeit vom Druck bei [[Ethylen]] für eine Temperatur von 100&nbsp;°C.

Die Schallgeschwindigkeit hat besonders durch ihre leichte experimentelle Zugänglichkeit Bedeutung erlangt. Die direkt kaum messbare spezifische Wärmekapazität idealer Gase ist mit der Schallgeschwindigkeit des idealen Gases verknüpft<ref name="CTFPS" />:

:<math>
c_p^{id} = \frac{R c^2}{c^2 - RT}
</math>

Ebenso kann die Gaskonstante mit Schallgeschwindigkeitsmessungen sehr genau ermittelt werden. Für einatomige [[Edelgas]]e (He, Ne, Ar) ist
<math> c_p^{id} = 2{,}5 R</math>, unabhängig von der Temperatur. Dann folgt<ref name="CTFPS" />

:<math>
R = \frac{3}{5} \frac{c^2}{T}
</math>


Da <math>c</math> und <math>T</math> sehr exakt gemessen werden können, ist dies eine extrem genaue Methode, die Gaskonstante zu bestimmen.
==Siehe auch==
Die Schallgeschwindigkeit ist maßgeblich bei der Druckentlastung von Gasen über ein Ventil oder eine Blende. Abhängig vom Zustand in dem zu entlastenden Behälter gibt es eine maximale Massenstromdichte (choked flow) im engsten Querschnitt des Ventils, die nicht überschritten werden kann, auch wenn der Druck jenseits des Ventils noch weiter abgesenkt wird (Bild 2). Im engsten Querschnitt stellt sich dann die Schallgeschwindigkeit des Gases ein. Bei idealen Gasen ist dies näherungsweise dann der Fall, wenn der Austrittsdruck kleiner ist als die Hälfte des Behälterdrucks. Die max. Massenstromdichte gilt auch dann, wenn ein Gas durch ein Rohr mit konstantem Querschnitt strömt. Die Schallgeschwindigkeit kann dann nicht überschritten werden, was ebenfalls von erheblicher sicherheitstechnischer Bedeutung für die Auslegung von Druckentlastungseinrichtungen ist. Für eine Beschleunigung eines Gases über die Schallgeschwindigkeit hinaus benötigt man speziell geformte Strömungskanäle, die sich nach einem engsten Querschnitt definiert erweitern, sog. [[Lavaldüse]]n (Bild 3). Ein Beispiel dafür sind die Austrittsdüsen von Raketentriebwerken (Bild 4).


== Sonstiges ==
*[[Lichtgeschwindigkeit]]
In der Luftfahrt wird die Geschwindigkeit eines Flugzeugs auch relativ zur Schallgeschwindigkeit gemessen. Dabei wird die Einheit [[Mach-Zahl|Mach]] (benannt nach [[Ernst Mach]]) verwendet, wobei ''Mach&nbsp;1'' gleich der jeweiligen Schallgeschwindigkeit ist. Abweichend von anderen Maßeinheiten wird bei der Messung der Geschwindigkeit in Mach die Einheit vor die Zahl gesetzt.


→ [[Mach-Zahl]]
==Literatur==


Die Entfernung eines [[Blitz]]es und damit eines [[Gewitter]]s lässt sich durch Zählen der Sekunden zwischen dem Aufleuchten des Blitzes und dem [[Donner]]n abschätzen. Der Schall legt in der Luft einen Kilometer in etwa drei Sekunden zurück, der [[Lichtgeschwindigkeit|Licht]]<nowiki />blitz dagegen in vernachlässigbar kurzen drei [[Mikrosekunde]]n. Teilt man die Anzahl der gezählten Sekunden durch drei, ergibt sich daher in etwa die Entfernung des Blitzes in Kilometern.
*Dennis A. Bohn, ''Environmental Effects on the Speed of Sound'', Journal of the Audio Engineering Society, 36(4), April 1988. [http://www.rane.com/pdf/eespeed.pdf PDF-Version]


==Weblinks==
== Siehe auch ==
* [[Schallkennimpedanz]]
* [[Überschallgeschwindigkeit]]
* [[Überschallflug]]


== Weblinks ==
*[http://www.sengpielaudio.com/Rechner-schallgeschw.htm Berechnung der Schallgeschwindigkeit in Luft]
{{Commonscat|Speed of sound|Schallgeschwindigkeit}}
*[http://www.sengpielaudio.com/DieSchallgeschwindigkeitLuftdruck.pdf Die Schallgeschwindigkeit, die Temperatur und ... '''nicht''' der Luftdruck]
{{Wiktionary}}
*[http://www.sengpielaudio.com/Rechner-wellenlaenge.htm Berechnung von Wellenlänge, Frequenz und Schallgeschwindigkeit oder Lichtgeschwindigkeit]
* ''[http://www.uni-due.de/physik/fbphysik/probestudium/Skripte/Anleitung.A6.pdf Versuch A6: Schallgeschwindigkeit in Gasen und Festkörpern.]'' (PDF; 169&nbsp;kB).
*[http://www.sengpielaudio.com/Rechner-wellen.htm Berechnung der Wellenlänge einer Schallwelle in Luft bei gegebener Frequenz und Temperatur]
*[http://www.physik.uni-dortmund.de/didaktik/lernwerkstatt/schall_metall.htm Messung der Schallgeschwindigkeit in Metallen]
* ''[https://www.sengpielaudio.com/DieSchallgeschwindigkeitLuftdruck.pdf Die Schallgeschwindigkeit, die Temperatur … und nicht der Luftdruck.]'' (PDF; 32&nbsp;kB).
* ''[https://www.sengpielaudio.com/Rechner-schallgeschw.htm Berechnen der Schallgeschwindigkeit in Luft und die wirksame Temperatur.]''
*[http://www.uni-essen.de/ibpm/BauPhy/Schall/indexschall.htm Gute Schallgrundlagen]


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Akustik]]
<references />
[[Kategorie:Strömungslehre]]


[[Kategorie:Schallfeldgröße|Geschwindigkeit]]
[[ca:Velocitat del so]]
[[Kategorie:Aerodynamik]]
[[cs:Rychlost zvuku]]
[[en:Speed of sound]]
[[es:Velocidad del sonido]]
[[fr:Vitesse du son]]
[[he:מהירות הקול]]
[[it:Velocità del suono]]
[[ja:音速]]
[[nl:Geluidssnelheid]]
[[pt:Velocidade do som]]
[[sl:Hitrost zvoka]]
[[sv:Ljudhastighet]]
[[zh:音速]]

Aktuelle Version vom 21. Juli 2025, 10:38 Uhr

Schallgrößen

Die Schallgeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit, mit der sich Schallwellen in einem Medium ausbreiten. Ihr Formelzeichen ist und ihre SI-Einheit ist Meter pro Sekunde (m/s). So beträgt sie bei 20 °C in gänzlich trockener Luft 343,46 m/s (1236,5 km/h bzw. 667,7 kn).

Die Schallgeschwindigkeit entspricht der Ausbreitungsgeschwindigkeit von (geringen) Druckschwankungen im Medium. Andere, nicht zu verwechselnde, Größen sind die Strömungsgeschwindigkeit von Stoffen und die Schallschnelle, d. h. die Geschwindigkeit, mit der sich die einzelnen Teilchen des Mediums um die Ruheposition bewegen, um die zu der Schallwelle gehörige Deformation auf- und abzubauen.[1]

Die Schallgeschwindigkeit ist eine Eigenschaft des Ausbreitungsmediums, insbesondere dessen Widerstand gegen elastische Deformationen und dessen Dichte. Da diese Eigenschaften von Druck und Temperatur abhängig sind, ist die Schallgeschwindigkeit auch von diesen abhängig. Die Schallgeschwindigkeit steigt im Allgemeinen mit der Temperatur, in der Nähe von Phasenübergängen fällt sie aber wieder. Bei nicht zu hohen Drücken ist die Schallgeschwindigkeit kaum vom Druck abhängig, weil sich die Änderungen von Dichte und Elastizität ausgleichen. Im Inneren von idealen Flüssigkeiten und Gasen können sich nur Longitudinalwellen ausbreiten, es gibt nur eine Schallgeschwindigkeit. In Festkörpern können sich auch Scherwellen (Transversalwellen), die sich langsamer (meist etwa halb so schnell) als Longitudinalwellen ausbreiten. In anisotropen Festkörpern ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit richtungsabhängig und es kann zwei verschiedene Transversalwellen mit leicht unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeiten geben. In Festkörpern könne sich auch langsamere Scherwellen (Transversalwellen) ausbreiten. In anisotropen Festkörpern ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit richtungsabhängig und es kann zwei verschiedene Transversalwellen mit leicht unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeiten geben.

Die Schallgeschwindigkeit wird im Allgemeinen für unbegrenzte Medien angegeben, in der Nähe von Grenzflächen (Rayleigh-Welle, Lamb-Welle) an Oberflächen oder bei schwingenden Flächen reduziert sich die Schallgeschwindigkeit. Die Schallgeschwindigkeit ist bei geringem Schallwechseldruck von diesem unabhängig, bei höheren Amplituden steigt die Schallgeschwindigkeit an und es kommt zu Stofftransporten (siehe Stoßwelle).

Schalltransport ist weitgehend verlustfrei und unabhängig von der Frequenz, bei höheren Frequenzen oder in der Nähe von Phasenübergängen kommt es zu erhöhten Transportverlusten und die Schallgeschwindigkeit wird frequenzabhängig.

Für den Zusammenhang zwischen Schallgeschwindigkeit und Frequenz einer monochromatischen Schallwelle der Wellenlänge gilt wie für alle solchen Wellen:

In Isaac NewtonsPrincipia“ von 1687 wird die Schallgeschwindigkeit in Luft mit 298 m/s angegeben. Dieser Wert ist um etwa 15 % zu niedrig,[2] was in erster Linie auf die fehlende Berücksichtigung der damals noch unbekannten Auswirkung der durch die Schalldruckschwankungen hervorgerufenen Temperaturschwankungen des Mediums zurückzuführen ist. Nach aktuellem Verständnis ist die Kompression und Ausdehnung der Schallwellen in der Luft ein adiabatischer Prozess und nicht isotherm. Dieser Fehler wurde durch Pierre-Simon Laplace korrigiert.[3]

Im 17. Jahrhundert gab es mehrere Versuche, die Schallgeschwindigkeit genau zu messen, darunter Versuche von Marin Mersenne im Jahr 1630 (1380 Pariser Fuß pro Sekunde), Pierre Gassendi im Jahr 1635 (1473 Pariser Fuß pro Sekunde) und Robert Boyle (1125 Pariser Fuß pro Sekunde).[4] Der Pariser Fuß entsprach 325 mm, so dass der heute bekannte Wert bei 20 °C 1055 Pariser Fuß pro Sekunde beträgt.

1708[5] veröffentlichte William Derham eine genauere Messung der Schallgeschwindigkeit mit 1072 Pariser Fuß pro Sekunde.[4] Derham beobachtete mit einem Fernrohr vom Turm der St Laurence’s Church in Upminster aus das Aufblitzen eines entfernten Gewehrschusses und maß dann mit einem Halbsekundenpendel die Zeit bis zum Ertönen des Schusses. Die Schüsse wurden von einer Reihe örtlicher Sehenswürdigkeiten aus gemessen, darunter die Kirche von North Ockendon. Die Entfernung war durch Triangulation bekannt, so dass die Geschwindigkeit, mit der sich der Schall fortbewegt hatte, berechnet werden konnte.[6]

Schallgeschwindigkeit in Flüssigkeiten und Gasen

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Ausbreitung einer Longitudinalwelle. Dies ist die einzige Art von Schallwellen, die sich in Flüssigkeiten und Gasen ausbreiten können.

In Flüssigkeiten und Gasen können sich nur Druck- bzw. Dichtewellen ausbreiten, bei denen sich die einzelnen Teilchen in Richtung der Wellenausbreitung hin und her bewegen (Longitudinalwelle). Die Schallgeschwindigkeit ist eine Funktion der Dichte und des (adiabatischen) Kompressionsmoduls und berechnet sich so:

In Flüssigkeiten sind die Moleküle permanent durch intermolekulare Kräfte gekoppelt. Durch dadurch induzierte kohärente Bewegung der Teilchen breitet sich der Schall aus. Die maximale Frequenz, die sich dabei ausbreiten kann, liegt in der Größenordnung von etwa 100...1000 GHz.[7]

Stoff / Medium Tempe-
ratur
Druck Teilchen-
dichte
(cm−3)
mittlere
freie
Weglänge
mittlere
Geschwin-
digkeit
mittlere
Stoß-
frequenz
Wasserstoff 300 K 100 kPa 2,4·1019 113 nm 1780 m/s 15,8 GHz
Helium 141 nm 1260 m/s 08,9 GHz
Luft 068 nm 0467 m/s 06,7 GHz
Wasserstoff  1 Pa 2,4·1014 11,3 mm 1780 m/s 158 kHz
Helium 14,1 mm 1260 m/s 089 kHz
Luft 06,8 mm 0467 m/s 067 kHz
 1 mPa 2,4·1011 06,8 m 0467 m/s 067 Hz
 1 µPa 2,4·108 06,8 km alle 15 s
 1 nPa 2,4·105 6800 km alle 4½ h
Wasserstoff 11.300 km 1780 m/s alle 1¾ h
Molekülwolken 30 K 104 270.000 km 0560 m/s alle 6 d
H-I-Wolken 70 K 30 90 Mio. km 0860 m/s alle 3 a
WIM 3.000 K 0,01 1800 AE 5600 m/s alle 1500 a
H-II-Wolken 10.000 K 1000 2,7 Mio. km 10 km/s alle 3 d
koronales Gas 3·105 K 3·10−4 1 Lichtjahr 56 km/s alle 5000 a

In Gasen (deutlich unterhalb des kritischen Punktes) breitet sich Schall durch elastische Stöße der Gasmoleküle aus. Die maximale Frequenz ist hierbei druck- und temperaturabhängig.

Mittlere freie Weglänge:
Mittlere Geschwindigkeit:
Mittlere Stoßfrequenz:

Für Luft unter Normalbedingungen erhält man eine maximal mögliche Frequenz von etwa 3 GHz, bei geringeren Drücken reduziert sich diese Frequenz bis in Bereiche, in denen eine Periode mehrere Stunden dauern muss. In Intergalaktischer Materie treten Stöße zwischen den Atomen teilweise nur alle 10.000 Jahre auf. Von einer klassischen Schallausbreitung kann dann keine Rede mehr sein.

Schallgeschwindigkeit in Festkörpern

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Ausbreitung einer Scher- oder Transversal-Welle. Diese zusätzliche Art von Schallwellen breitet sich nur in Festkörpern aus, da sie eine elastische seitliche Scherbewegung erfordert, die nur von Festkörpers unterstützt wird.

Schall in Festkörpern breitet sich durch elastische Kopplung zwischen den Atomen aus. Das in Festkörpern vorhandene Schermodul (d. h. die Möglichkeit des Aufbauens von Biegespannungen) erlaubt, dass Schallwellen sich in Festkörpern neben als Longitudinalwellen (hierbei ist die Schwingungsrichtung der Teilchen parallel zur Ausbreitungsrichtung: Druck) auch als Transversalwellen (Schwingungsrichtung senkrecht zur Ausbreitungsrichtung: Scherung) ausbreiten.

Die Schallausbreitung ist dabei in Festkörper innerhalb der ersten Brillouin-Zone, wenn auch dann mit hohen Dämpfungen, bis etwa 10...30 THz möglich.[8] Darüber existiert keine Schallausbreitung mehr. Die Grenzfrequenz ergibt sich aus dem Debye-Modell und heißt Debyesche Abschneidefrequenz oder einfach Debye-Frequenz [9] Sie lässt sich berechnen über:

Stoff Stoff Stoff
Diamant 1860 K 39 THz Aluminium 428 K 8,9 THz Blei 95 K 1,98 THz
Silizium 0645 K 13,4 THz Kupfer 345 K 7,2 THz Arsen 92 K 1,91 THz
Chrom 0610 K 12,7 THz Silber 215 K 4,5 GHz Rubidium 56 K 1,17 THz
Eisen 0470 K 09,8 THz Gold 165 K 3,3 THz Caesium 35 K 0,79 THz

Für Longitudinalwellen hängt im allgemeinen Fall die Schallgeschwindigkeit in Festkörpern von der Dichte (rho), der Poissonzahl (ny) und dem Elastizitätsmodul des Festkörpers ab. Dabei gilt

mit dem Schubmodul .

Das Verhältnis der Ausbreitungsgeschwindigkeit zwischen Transversal- und Longitudinalwelle ist in isotropen Medien immer kleiner als 0,7071... und nur abhängig von der Poissonzahl :

Stoff Stoff
Kork 0 0,7071 0,862
1 / 2 0,932
Beryllium 0,032 0,6953 0,871 Hartgummi ≈0,49 ≈0,15
1 / 3 0,947
Beton 0,2 0,612 0,908 Gummi ≈0,499 ≈0,05
1 / 4 0,950
Titan 0,33 0,5037 0,931 Weichgummi ≈0,4999 ≈0,015
1 / 5 0,952
Al, Cu, Mg 0,35 0,480 0,934
1 / 6 0,933
Blei 0,44 0,347 0,947 Flüssigkeiten 0,5 0
1 / 7 0,933

Gummi und Elastomere stellen dabei den Übergang zu Flüssigkeiten dar. Bei geringen Drücken sind sie gut deformierbar bei vergleichsweise geringer Kompressiblität.

Für eine Oberflächenwelle auf einem ausgedehnten Festkörper (Rayleigh-Welle) gilt:[10]

Der Faktor hängt hierbei von der Poisson-Zahl ab. Näherungsweise gilt[11]:

Die Ursache ist die fehlende Scherspannung in Richtung der Grenzfläche. Zu einer weiteren Reduktion der Schallgeschwindigkeit kommt es bei Schallausbreitung auf Platten (siehe Lamb-Welle), am Rand von (endlich breiten) Platten, Stäben und gar Saiten.

Der Ausdruck wird auch als Longitudinalmodul bezeichnet, sodass für die Longitudinalwelle auch

geschrieben werden kann.

Im Spezialfall eines langen Stabes, dessen Durchmesser deutlich kleiner als die Wellenlänge der Schallwelle ist, kann der Einfluss der Querkontraktion vernachlässigt werden (d. h. ), und man erhält:

Obere Grenze für Schallgeschwindigkeit

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Eine prinzipielle obere Grenze für eine in einem nur aus Protonen und Elektronen bestehenden, über die elektromagnetische Wechselwirkung interagierenden Festkörper mögliche Schallgeschwindigkeit ist:

.

Um diesen Wert zu erreichen, darf es zu keinen Abschirmeffekten von Kernelektronen durch Valenzelektronen kommen. Daher findet man die Abstand höchsten Schallgeschwindigkeiten nur den Festkörpern der Elemente der zweiten Periode bei Beryllium (12,5 km/s), Bor (12,8 km/s) und Diamant (18,7 km/s).

Berücksichtigt man, dass stabile Festkörper aus mindestens genauso vielen Neutronen wie Protonen bestehen, erhält man:

.

Berücksichtigt man weiterhin die (weitgehende) Abschirmung der beiden s-Elektronen durch die p-Elektronen, erhält man für Beryllium 17,7 km/s, Bor 19,4 km/s und für Diamant 20,5 km/s als theoretisch maximal mögliche Schallgeschwindigkeit.

Dabei ist die Lichtgeschwindigkeit, die Feinstrukturkonstante, die Masse eines Elektrons, die Masse eines Protons und die Masse eines Neutrons.[12]

Entartetete Materie, deren Wechselwirkung nicht über die elektromagnetische Kraft, sondern über starke Kernkraft erfolgt und deren Materie wesentlich dichter gepackt ist, kann dagegen Druckschwankung bis nahe der Lichtgeschwindigkeit weiterleiten.[13][14]

Schallgeschwindigkeit im idealen Gas

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Klassisches ideales Gas

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Da der Kompressionsmodul eines klassischen idealen Gases nur vom Adiabatenexponenten („kappa“) des Gases und dem herrschenden Druck abhängt, ergibt sich für die Schallgeschwindigkeit:

Hier ist die universelle Gaskonstante, die molare Masse (Masse/Stoffmenge) des Gases, die Boltzmann-Konstante, die (durchschnittliche) Masse eines Teilchens und die absolute Temperatur. Für feste Werte und , also für ein gegebenes ideales Gas, hängt die Schallgeschwindigkeit nur von der Temperatur ab. Sie ist insbesondere weder vom Druck noch von der Dichte des Gases abhängig. Der Adiabatenexponent berechnet sich näherungsweise aus , wobei die Anzahl der Freiheitsgrade der Bewegung eines Teilchens (Atom oder Molekül) ist. Für einen Massenpunkt gilt , für eine starre Hantel mit zwei Massenpunkten (Molekül mit zwei Atomen) , für einen starren Körper mit mehr als zwei Massenpunkten (stark gewinkeltes Molekül) , für nicht starre Körper mit mehr als zwei Massenpunkten (Molekül mit einer fehlenden starren Verbindung) . Für komplexe Moleküle erhöht sich der Freiheitsgrad um jede fehlende starre Verbindung . Ohne Berücksichtigung der Vibration aller mehratomigen Moleküle im höheren Temperaturbereich kann der Adiabatenexponent also nur folgende Werte annehmen:

  • für einatomige Gase (z. B. alle Edelgase)
  • für zweiatomige Gase (z. B. Stickstoff N2, Wasserstoff H2, Sauerstoff O2, Kohlenmonoxid CO)
  • für starre Moleküle mit mehr als zwei Atomen (z. B. Wasserdampf H2O, Schwefelwasserstoff H2S, Methan CH4)
  • für Moleküle mit einer fehlenden starren Verbindung (z. B. Stickoxide NO2 und N2O, Kohlendioxid CO2, Schwefeldioxid SO2, Ammoniak NH3)
  • für größere Moleküle mit fehlenden starren Verbindungen (z. B. Ethan C2H6, Ethen C2H4, Methanol CH3OH)

Für trockene Luft (mittlere Molmasse , Normaltemperatur , ) erhält man

,

in guter Übereinstimmung mit dem in trockener Luft gemessenen Wert.

Die Schallgeschwindigkeit ist etwas kleiner als die mittlere Translationsgeschwindigkeit der im Gas sich bewegenden Teilchen. Das steht im Einklang mit der anschaulichen Interpretation der Schallausbreitung in der kinetischen Gastheorie: Eine kleine lokale Abweichung des Druckes und der Dichte von ihren Durchschnittswerten wird von den durcheinanderfliegenden Teilchen in die Umgebung getragen.

Der Faktor kommt aus der adiabatischen Zustandsgleichung, die Prozesse beschreibt, bei denen die Temperatur nicht konstant bleibt, obwohl keine Wärme ausgetauscht wird. Schallwellen bestehen aus periodischen Schwankungen von Dichte und Druck, die so rasch ablaufen, dass währenddessen Wärme nennenswert weder zu- noch abfließen kann. Wegen der damit verbundenen Temperaturschwankungen gilt die obige Formel für nur im Grenzfall kleiner Amplituden, wobei für die Durchschnittstemperatur einzusetzen ist. Tatsächlich machen sich bei großen Amplituden, z. B. nach einer Detonation, nichtlineare Effekte dadurch bemerkbar, dass die Wellenberge – Wellenfronten mit maximaler Dichte – schneller laufen als die Wellentäler, was zu steileren Wellenformen und zur Ausbildung von Stoßwellen führt.

Adiabatenexponent und Schallgeschwindigkeit

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Die Schallgeschwindigkeit von Gasen ließ sich durch das Kundtschen Rohr schon früh verhältnismäßig leicht präzise zu messen. In Zusammenhang mit bekannter Dichte und (langsamer) Kompressiblität ist eine ziemlich genaue Messung des Adiabatenexponenten möglich und damit der effektiven Freiheitsgrade möglich.

Die genauen Hintergründe konnten erst mit Hilfe der Atomphysik und der Quantenmechanik erklärt werden.

Freiheitsgrade von Atomen und Molekülen

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Das erste mit chemischen Methoden als einatomig identifizierte Gas – Quecksilberdampf bei hoher Temperatur – zeigte 1875 auch zum ersten Mal den Wert , also . Dieser Wert ist nach der kinetischen Gastheorie einem Gas aus idealen Massenpunkten vorbehalten. Ab 1895 kamen gleiche Befunde an den neu entdeckten Edelgasen Argon, Neon hinzu. Das stützte einerseits die damalige Atomhypothese, nach der alle Materie aus winzigen Kügelchen aufgebaut ist, warf aber andererseits die Frage auf, warum diese Kugeln nicht wie jeder starre Körper drei weitere Freiheitsgrade für Drehbewegungen besitzen. Die Ende der 1920er Jahre gefundene quantenmechanische Erklärung besagt, dass für Drehbewegungen angeregte Energieniveaus besetzt werden müssen, deren Energie so hoch liegt, dass die kinetische Energie der stoßenden Gasteilchen bei weitem nicht ausreicht.[15]:S. 8 Das gilt auch für die Rotation eines zweiatomigen Moleküls um die Verbindungslinie der Atome und erklärt somit, warum es hier für die Rotation nicht drei, sondern nur zwei Freiheitsgrade gibt.

Einfrieren von Rotation-Freiheitsgraden bei niedrigen Temperaturen

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Eine markante Temperaturabhängigkeit des Adiabatenkoeffizienten wurde 1912 bei Wasserstoff entdeckt: Bei Abkühlung von 300 K auf 100 K steigt monoton von 1,400 auf 1,667, d. h. vom Wert für eine Hantel zum Wert für einen Massenpunkt. Man sagt, die Rotation „friert ein“, bei 100 K verhält sich das ganze Molekül wie ein Massenpunkt. Die quantenmechanische Begründung schließt an die obige Erklärung für Einzelatome an: Bei 100 K reicht die Stoßenergie der Gasmoleküle praktisch nie zur Anregung eines Energieniveaus mit höherem Drehimpuls, bei 300 K praktisch immer.[15]:S. 272 Der Effekt ist bei anderen Gasen so deutlich nicht beobachtbar, weil sie in dem jeweils betreffenden Temperaturbereich bereits verflüssigt sind. Jedoch wird auf diese Weise erklärt, warum die gemessenen Adiabatenkoeffizienten realer Gase von der einfachen Formel meist etwas abweichen.

Schallgeschwindigkeit im realen Gas / Phänomene in der Luftatmosphäre

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Die für das ideale Gas entwickelten Vorstellungen und Formeln gelten in sehr guter Näherung auch für die meisten realen Gase. Insbesondere variiert deren Adiabatenexponent über weite Bereiche weder mit der Temperatur noch mit dem Druck. Für die Temperaturabhängigkeit der Schallgeschwindigkeit in Luft im Bereich normaler Umwelttemperaturen wird oft die lineare Näherungsformel

benutzt. Diese Näherung gilt im Temperaturbereich −20 °C < < +40 °C mit einer Abweichung von weniger als 0,2 %. Die absolute Temperatur wurde hier nach in °C umgerechnet.

Neben der Temperaturabhängigkeit der Schallgeschwindigkeit in Luft ist der Einfluss der Luftfeuchtigkeit zu berücksichtigen. Diese lässt die Schallgeschwindigkeit geringfügig zunehmen, denn die mittlere molare Masse feuchter Luft nimmt durch die Beimischung der leichteren Wassermoleküle stärker ab als der mittlere Adiabatenkoeffizient . Beispielsweise ist bei 20 °C die Schallgeschwindigkeit bei 100 % Luftfeuchtigkeit um 0,375 % höher als bei 0 % Luftfeuchtigkeit. Die gleiche Erhöhung der Schallgeschwindigkeit gegenüber trockener Luft würde sich durch eine Temperaturerhöhung auf gut 22 °C ergeben.[16][17]

In der normalen Atmosphäre nimmt die Schallgeschwindigkeit daher mit der Höhe ab. Sie erreicht ein Minimum von etwa 295 m/s (1062 km/h) in der Tropopause (ca. 11 km Höhe). Andererseits nimmt die Schallgeschwindigkeit bei einer Inversionswetterlage mit der Höhe zu, da dann eine wärmere Luftschicht über einer kälteren liegt. Oft geschieht dies am Abend nach einem warmen Sonnentag, weil sich der Boden schneller abkühlt als die höheren Luftschichten. Dann schreiten die Wellen in der Höhe schneller voran als unten, sodass eine Wellenfront, die von einer bodennahen Schallquelle schräg aufwärts strebt, wieder nach unten gelenkt wird (siehe Schallausbreitung). Man sagt, die Schallstrahlen werden zum Boden hin gekrümmt. An Sommerabenden kann man das oft an der größeren Reichweite der Schallausbreitung bemerken.

Ähnlich lautet die Begründung dafür, dass man mit dem Wind besser hört als gegen den Wind. Obwohl die Bewegung des Mediums Luft keinen Einfluss auf die Schallausbreitung als solches haben sollte, da die Windgeschwindigkeit immer klein gegen die Schallgeschwindigkeit ist, verbessert sich die Reichweite des Schalls. Der Wind hat fast immer ein Geschwindigkeitsprofil mit nach oben zunehmender Geschwindigkeit, was, wie oben beschrieben, zur Ablenkung der Schallausbreitung führt, und zwar einer Ablenkung nach oben bei Gegenwind und nach unten bei Mitwind.

Beispiele für Schallgeschwindigkeiten in verschiedenen Medien

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In den folgenden Tabellen sind einige Beispiele für Schallgeschwindigkeiten in verschiedenen Medien aufgelistet. Angegeben ist für alle Materialien die Schallgeschwindigkeit für die Druckwelle (Longitudinal-Welle), in Festkörpern breiten sich auch Scherwellen (Transversal-Wellen) aus.

Gas[18][19] longitudinal Gas longitudinal
Luft 343 m/s Argon 319 m/s
Helium 981 m/s Krypton 221 m/s
Wasserstoff 1280 m/s Methan 466 m/s
Sauerstoff (bei 0 °C) 316 m/s Wasserdampf (bei 100 °C) 477 m/s
Kohlenstoffdioxid 266 m/s Schwefelhexafluorid (bei 0 °C) 129 m/s

Soweit nicht anders vermerkt, gelten die Werte für Normbedingungen (Temperatur von 20 °C, Druck von 101325 Pa).

In Flüssigkeiten

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Schallgeschwinigkeit in Wasser

Die meisten Flüssigkeiten haben ähnliche Schallgeschwindigkeiten von ca. 1400 m/s, die sich in der Nähe des Siedepunktes reduzieren.

Flüssigkeit[18][19] longitudinal Flüssigkeit longitudinal Flüssigkeit longitudinal
Brom 0780 m/s Schweres Wasser 1386 m/s Meerwasser 1500 m/s
Diethylether 0976 m/s Wasser (bei 0 °C) 1407 m/s Glycerin 1920 m/s
Chloroform 1001 m/s Wasser 1484 m/s Helium (bei −269 °C) [20]180 m/s
Ethylalkohol 1168 m/s Wasser (bei 75 °C)[21] 1555 m/s Quecksilber 1450 m/s
Benzol 1326 m/s Wasser (bei 100 °C)[22] 1543 m/s Gallium (bei 30 °C) 2740 m/s

Soweit nicht anders vermerkt, gelten die Werte bei Normaldruck und einer Temperatur von 20 °C.[23]

In Festkörpern

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Metalle[18][19] longitudinal transversal
Aluminium[24] 6250–6350 m/s 3100 m/s
Beryllium[24] 12800 m/s
12900 m/s
8710 m/s
8880 m/s
Blei[24][25] 2160 m/s 700 m/s
Eisen 5170 m/s 2810 m/s
Gold[24] 3240 m/s 1200 m/s
Kupfer[24] 4660 m/s 2260 m/s
Magnesium[24] 5790 m/s 3100 m/s
Stahl[24] 5850 m/s
5920 m/s
3230 m/s
Thallium[26] 1600 m/s 480 m/s
Titan[24] 6100 m/s 3120 m/s
Zk60
(94 % Mg, 5 % Zn, 1 % Zr)[27]
6250 m/s 3030 m/s
Festkörper[18][19] longitudinal transversal
Beton (C20/25) 3655 m/s 2240 m/s
Buchenholz 3300 m/s
Eis (bei −4 °C)[24] 3250 m/s 1990 m/s
Gummi 1500 m/s 150 m/s
Marmor 6150 m/s
Polymethylmethacrylat[24] 2670 m/s 1120 m/s
PVC-P (weich) 80 m/s
PVC-U (hart) 2250 m/s 1060 m/s
Silikonkautschuk (RTV)[28] ≈ 1000 m/s
Silicium 7180 m/s 2670 m/s
Bor 16200 m/s 9800 m/s
Diamant 18000 m/s 12200 m/s
Graphen[29] 20000 m/s
theoretisches Maximum[12] 36100 m/s 25500 m/s

Soweit nicht anders vermerkt, gelten die Werte für eine Temperatur von 20 °C.

Im Planeten Erde

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Schicht[30] longitudinal
(P-Welle)
transversal
(S-Welle)
Schicht[31] longitudinal
(P-Welle)
transversal
(S-Welle)
Erdkruste 5,5–7 km/s 3–4 km/s Äußerer Erdkern 8–10 km/s keine (flüssig)
Erdmantel 8–13,5 km/s 4,5–7,3 km/s Innerer Erdkern 11–11,5 km/s 3,5–4 km/s

Entartete Materie

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Medium longitudinal transversal
Kernmaterie[32] 60.000 km/s
Weißer Zwerg
[33]
äußere Hülle 1.000–010.000 km/s keine (flüssig)
Kern 100.000–170.000 km/s keine (flüssig)
Neutronenstern
[33]
äußere Kruste 1.000–010.000 km/s ~ 0,1 vL
innere Kruste 10.000–100.000 km/s keine (flüssig)
Kern 100.000–230.000 km/s keine (flüssig)

Die äußere Kruste eines Neutronensterns weist einen Schermodul auf, der sich in Richtung der inneren Kruste reduziert und im Bereich der inneren Kruste verschwindet.

Temperaturabhängigkeit

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Schallgeschwindigkeit der Luft in Abhängigkeit der Temperatur
Tempe-
ratur
Schallgeschwindigkeit [34]
(m/s) (km/h) (kn)
−50 °C 299,63 1078,7 582,4
−40 °C 306,27 1102,6 595,4
−30 °C 312,77 1126,0 608,2
−20 °C 319,09 1148,7 620,2
−10 °C 325,35 1171,3 632,4
0±0 °C 331,50 1193,4 644,4
+10 °C 337,54 1215,1 656,1
+20 °C 343,46 1236,5 667,7
+30 °C 349,29 1257,2 678,8
+40 °C 354,94 1277,8 690,0
+50 °C 360,57 1298,0 700,9

Die Berechnung der Geschwindigkeiten durch die Formel für ein Ideales Gas

,

mit der absoluten Temperatur weicht um weniger als von den experimentell ermittelten Werten in der Tabelle ab.

Frequenzabhängigkeit

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Ist die Schallgeschwindigkeit von der Frequenz abhängig, handelt es sich um ein dispersives Medium. Jede Frequenzkomponente breitet sich jeweils mit ihrer eigenen Phasengeschwindigkeit (und Dämpfung) aus, während die Energie der Störung sich mit der Gruppengeschwindigkeit fortpflanzt. Gummi ist ein Beispiel für ein dispersives Medium: Bei höherer Frequenz ist es steifer, hat also eine höhere Schallgeschwindigkeit.

In einem nicht-dispersiven Medium ist die Schallgeschwindigkeit unabhängig von der Frequenz. Daher sind die Geschwindigkeiten des Energietransports und der Schallausbreitung dieselben. Wasser und trockene Luft sind im für Menschen hörbaren Frequenzbereich nicht-dispersive Medien. Bei hoher Luftfeuchte und im nahen Ultraschallbereich (100 kHz) ist Luft dispersiv.[35]

Schallgeschwindigkeit in Gasen bei sehr hohen Frequenzen

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Bei hohen Frequenzen geht die Kompression von Gasen durch Schall durch Wärmeleitvorgänge von adiabatisch in isotherm über.[36]

Die Schallgeschwindigkeit fällt dadurch:

Der Übergang erfolgt im Bereich der thermischen Leitfähigkeitsfrequenz (thermal conduction frequency) :

.

Sie beträgt für Luft bei 20 °C und 101,325 kPa:

.

Bei dieser Frequenz befindet man sich halbwegs zwischen adiabatischer und isothermer Kompression, was für zweiatomische Gase einen Abfall von knapp 8 % bedeutet. Das entspricht einem Abfall von knapp 90 ppm/MHz. Da die Wärmeleitung gleichzeitig ein dissipativer Prozess darstellt, reduziert sich nicht nur die Schallgeschwindigkeit, sondern die Dämpfung steigt erheblich an, so dass dieser Prozess unter Normalbedingungen kaum zu beobachten ist.

In dünnen Gasen tritt der Effekt schon bei deutlich geringeren Frequenzen auf. Da kaum vom Druck abhängen, und , verschiebt sich der Effekt proportional zum Druck zu niedrigeren Frequenzen.

Schallgeschwindigkeit und Thermodynamik

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Die Schallgeschwindigkeit spielt eine besondere Rolle in der Thermodynamik, insbesondere bei Druckentlastungseinrichtungen, wo sie die maximal erreichbare Geschwindigkeit definiert, mit der die Druckänderung sich ausbreitet. Dadurch, dass sie mit extremer Genauigkeit gemessen werden kann, spielt sie eine große Rolle bei der Aufstellung hochgenauer Zustandsgleichungen und bei der indirekten Messung der Wärmekapazität eines idealen Gases. Die allgemeine Gleichung zur Berechnung der Schallgeschwindigkeit ist[37]

mit für das spezifische Volumen oder den Kehrwert der Dichte . Der Index s beim Differentialquotienten bedeutet „bei konstanter spezifischer Entropie“ (isentrop). Für das ideale Gas ergibt sich daraus wie oben angeführt

Bild 1: Schallgeschwindigkeit von Ethy­len bei 100 °C als Funktion des Druckes
Bild 2: Massenstromdichte eines Gas­stroms als Funktion des Austrittsdruckes
Bild 3: Form einer Lavaldüse
Bild 4: Lavaldüsen am Triebwerksmodell der Saturn-V-Rakete in Cape Canaveral

mit

als dem Verhältnis der isobaren und der isochoren spez. Wärmekapazitäten und R als der speziellen Gaskonstante (massebezogen). Die gebräuchlichen thermischen Zustandsgleichungen haben die Form . Es folgt nach einigen Umformungen[37]

mit der realen spez. isochoren Wärmekapazität

Mit diesen Beziehungen kann man bei Kenntnis einer thermischen Zustandsgleichung den Druckeinfluss auf die Schallgeschwindigkeit berücksichtigen. Bild 1 zeigt die Abhängigkeit der Schallgeschwindigkeit vom Druck bei Ethylen für eine Temperatur von 100 °C.

Die Schallgeschwindigkeit hat besonders durch ihre leichte experimentelle Zugänglichkeit Bedeutung erlangt. Die direkt kaum messbare spezifische Wärmekapazität idealer Gase ist mit der Schallgeschwindigkeit des idealen Gases verknüpft[37]:

Ebenso kann die Gaskonstante mit Schallgeschwindigkeitsmessungen sehr genau ermittelt werden. Für einatomige Edelgase (He, Ne, Ar) ist , unabhängig von der Temperatur. Dann folgt[37]

Da und sehr exakt gemessen werden können, ist dies eine extrem genaue Methode, die Gaskonstante zu bestimmen. Die Schallgeschwindigkeit ist maßgeblich bei der Druckentlastung von Gasen über ein Ventil oder eine Blende. Abhängig vom Zustand in dem zu entlastenden Behälter gibt es eine maximale Massenstromdichte (choked flow) im engsten Querschnitt des Ventils, die nicht überschritten werden kann, auch wenn der Druck jenseits des Ventils noch weiter abgesenkt wird (Bild 2). Im engsten Querschnitt stellt sich dann die Schallgeschwindigkeit des Gases ein. Bei idealen Gasen ist dies näherungsweise dann der Fall, wenn der Austrittsdruck kleiner ist als die Hälfte des Behälterdrucks. Die max. Massenstromdichte gilt auch dann, wenn ein Gas durch ein Rohr mit konstantem Querschnitt strömt. Die Schallgeschwindigkeit kann dann nicht überschritten werden, was ebenfalls von erheblicher sicherheitstechnischer Bedeutung für die Auslegung von Druckentlastungseinrichtungen ist. Für eine Beschleunigung eines Gases über die Schallgeschwindigkeit hinaus benötigt man speziell geformte Strömungskanäle, die sich nach einem engsten Querschnitt definiert erweitern, sog. Lavaldüsen (Bild 3). Ein Beispiel dafür sind die Austrittsdüsen von Raketentriebwerken (Bild 4).

In der Luftfahrt wird die Geschwindigkeit eines Flugzeugs auch relativ zur Schallgeschwindigkeit gemessen. Dabei wird die Einheit Mach (benannt nach Ernst Mach) verwendet, wobei Mach 1 gleich der jeweiligen Schallgeschwindigkeit ist. Abweichend von anderen Maßeinheiten wird bei der Messung der Geschwindigkeit in Mach die Einheit vor die Zahl gesetzt.

Mach-Zahl

Die Entfernung eines Blitzes und damit eines Gewitters lässt sich durch Zählen der Sekunden zwischen dem Aufleuchten des Blitzes und dem Donnern abschätzen. Der Schall legt in der Luft einen Kilometer in etwa drei Sekunden zurück, der Lichtblitz dagegen in vernachlässigbar kurzen drei Mikrosekunden. Teilt man die Anzahl der gezählten Sekunden durch drei, ergibt sich daher in etwa die Entfernung des Blitzes in Kilometern.

Commons: Schallgeschwindigkeit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Schallgeschwindigkeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Gibt es als Effektivgröße oder , Spitzengröße oder wie als Momentangröße oder
  2. The Speed of Sound, englisch
  3. The Newton–Laplace Equation and Speed of Sound, englisch
  4. a b Paul Murdin, Full Meridian of Glory: Perilous Adventures in the Competition to Measure the Earth, (2008) Springer Science & Business Media. Seiten: 35–36, ISBN 978-0-387-75534-2
  5. William Derham: Experimenta observationes de soni motu, aliisque ad id attinentibus, facta. In: Philosophical Transactions. 1. Februar 1708, Band 26, Nr. 313, S. 2–35 (doi:10.1098/rstl.1708.0001, JSTOR:103216).
  6. Tony Fox, Essex Journal (2003) Essex Arch & Hist Soc, Seiten: 12–16
  7. https://link.springer.com/article/10.1007/s11232-006-0024-6
  8. https://www.sciencedirect.com/topics/engineering/phonon-dispersion
  9. Die Frequenz ist eine lineare Frequenz, keine Kreisfrequenz. Bei Teilung durch die reduzierte Plancksche Wirkungsquantum ℏ erhält man die Kreisfrequenz. Das wird häufig verwechselt.
  10. Die Oberflächenwellengeschwindigkeit ist von der Poissonzahl abhängig. Für gilt ein Faktor von 0,8741 (z. B. Kork) statt der angegebenen 0,92, für gilt 0,9194 (z. B. Eisen) und für gilt 0,9554 (z. B. Gummi). Siehe dazu Arnold Schoch: Schallreflexion, Schallbrechung und Schallbeugung. In: Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften. Band 23, 1950, S. 127–234.
  11. https://www.sciencedirect.com/topics/physics-and-astronomy/rayleigh-waves
  12. a b Speed of sound from fundamental physical constants, K. Trachenko, B. Monserrat, C. J. Pickard, V. V. Brazhkin, Science Advances vol. 6, (2020) doi:10.1126/sciadv.abc8662
  13. Je nach Zustand der Materie (Neutronengas, Quarkgas) und Modell werden Wert zwischen und ca. 80 % der Lichtgeschwindigkeit berechnet.
  14. Speed of sound from fundamental physical constants, K. Sumiyoshi, T. Kojo, and S. Furusawa
  15. a b Jörn Bleck-Neuhaus: Elementare Teilchen. Moderne Physik von den Atomen bis zum Standard-Modell. Springer-Verlag (Heidelberg), 2010, ISBN 978-3-540-85299-5, doi:10.1007/978-3-540-85300-8.
  16. Owen Cramer: The variation of the specific heat ratio and the speed of sound in air with temperature, pressure, humidity, and CO2 concentration. In: The Journal of the Acoustical Society of America. Bd. 93(5), S. 2510, 1993.
  17. Dennis A. Bohn: Environmental Effects on the Speed of Sound. In: Journal of the Audio Engineering Society. 36(4), April 1988. PDF-Version. (Memento vom 13. Oktober 2004 im Internet Archive)
  18. a b c d A. J. Zuckerwar: Handbook of the Speed of Sound in Real Gases. Academic Press 2002.
  19. a b c d David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 57. Auflage. CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, S. E-47.
  20. https://www.engineeringtoolbox.com/sound-speed-liquids-d_715.html
  21. https://www.researchgate.net/figure/Abbildung-4-6-Schallgeschwindigkeit-und-Daempfung-in-Wasser-in-Abhaengigkeit-von-der_fig1_36147326
  22. https://www.researchgate.net/figure/Abbildung-4-6-Schallgeschwindigkeit-und-Daempfung-in-Wasser-in-Abhaengigkeit-von-der_fig1_36147326
  23. Schallgeschwindigkeit in Flüssigkeiten, auf karldeutsch.de
  24. a b c d e f g h i j Joseph L. Rose: Ultrasonic Waves in Solid Media. Cambridge University Press, 2004, ISBN 978-0-521-54889-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  25. Die meisten Quellen (so auch die Wikipedia selbst) geben 1260 m/s an. Berechnung aus anderen Materieeigenschaften ergeben 700 m/s und 2140 m/s.
  26. berechnet, niedrigste Schallgeschwindigkeit aller festen Metalle, gefolgt von Caesium (1710/560 m/s)
  27. Offensichtlich falsche Werte durch Berechnung aus G, E, ρ und ν ersetzt
  28. Y. Yamashita, Y. Hosono, K. Itsumi: Low-Attenuation Acoustic Silicone Lens for Medical Ultrasonic Array Probes. S. 169 und 175. In: Ahmad Safari, E. Koray Akdogan (Hrsg.): Piezoelectric and Acoustic Materials for Transducer Applications. Springer-Verlag, 2008, ISBN 0-387-76540-9, S. 161–178.
  29. Vadim Adamyan, Vladimir Zavalniuk: Phonons in graphene with point defects. In: J. Phys. Condens. Matter 23 (1), 2011, S. 15402.
  30. https://ds.iris.edu/ds/products/emc-prem/
  31. https://ds.iris.edu/ds/products/emc-prem/
  32. Walter Greiner, Horst Stöcker, André Gallmann: Hot and Dense Nuclear Matter, Proceedings of a NATO Advanced Study, ISBN 0-306-44885-8, Plenum Press, New York 1994, S. 182.
  33. a b Shmuel Balberg, Stuart L. Shapiro: Properties of Matter in White Dwarfs and Neutron Stars. (PDF) In: ar5iv.labs.arxiv.org. 15. März 2024, abgerufen am 13. Juli 2025.
  34. Quelle unbekannt, siehe auch David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 57. Auflage. CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, S. E-54.
  35. Dispersion relation for air via Kramers-Kronig analysis. In: The Journal of the Acoustical Society of America. Band 124, Nr. 2, 18. Juli 2008, ISSN 0001-4966, S. EL57–EL61, doi:10.1121/1.2947631.
  36. Allan D. Pierce: Acoustics: An Introduction to Its Physical Principles and Applications: Kapitel 1.10
  37. a b c d Jürgen Gmehling, Bärbel Kolbe, Michael Kleiber, Jürgen Rarey: Chemical Thermodynamics for Process Simulation. Wiley-VCH, Weinheim 2012, ISBN 978-3-527-31277-1.