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„Pikieren“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel| behandelt das Pikieren von Pflanzen und Lebensmitteln. Zum Pikieren von Textilien und Pelzen siehe [[Pikieren (Schneiderei)]].}}
Der Begriff '''Pikieren''' bezeichnet das Verpflanzen von zu dicht stehenden [[Sämling|Sämlingen]] auf größere Abstände.


[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-05574-0050, Pikieren von Sinningien.jpg|mini|Pikieren von [[Gloxinien]] (Sinningia)]]
In der Regel macht man das, sobald sich die ersten richtigen [[Blatt]]paare der [[Pflanzen|Pflanze]] zeigen. Diese entstehen, nachdem die Pflanze ihre [[Keimblatt|Keimblätter]] ausgebildet hat.


'''Pikieren''' (von [[Französische Sprache|französisch]] ''piquer'' „stechen“) bezeichnet ursprünglich beim Militär das Stechen mit einem [[Spieß]] (der Pike) durch den [[Pikenier]]. Im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff vor allem im [[Gartenbau]] und bei [[Lebensmittel]]n verwendet.
Das Herausnehmen der Pflanzen aus der [[Erde]] führt zu feinen Wurzelverletzungen. Diese regen die [[Wurzel (Pflanze)|Wurzeln]] zu einer verstärkten Verzweigung und damit zu einer besseren Ballenbildung. Es führt jedoch auch zu einer leichten Wachtumshemmung.


* Im Gartenbau bedeutet ''Pikieren'' das Verpflanzen von zu dicht stehenden [[Sämling]]en auf größere Abstände (Vereinzeln).
Früher pikierte man in einzelnen Fällen bis zu dreimal. Heute versucht man in großen [[Gärtnerei]]en auf das zeitaufwendige Pikieren zu verzichten. Manchmal ist das Saatgut so hochwertig, dass fast jeder [[Same (Pflanze)|Samen]] [[Keim|keimt]] und so kann man eine Einzelkornaussaat mit speziellen Verfahren durchführen.
* Bei der [[Käseherstellung]] wird durch ''Pikieren'' dem [[Schimmelkäse]] Sauerstoff zugeführt, um das Wachstum von [[Schimmelpilz]]en zu fördern.
* Im Küchen[[jargon]] bezeichnet ''Pikieren'' einen Vorgang, bei dem Stoffe eingebracht werden, oder aber einfaches „Löchern“.


== Vorgehensweise ==
== Gartenbau ==
[[Datei:Pikierstab Plastik.jpg|mini|60px|Pikierstab aus Kunststoff]]
=== Zweck des Pikierens ===
Das Pikieren verschafft den heranwachsenden Pflanzen mehr Platz. Man versetzt sie, sobald sich nach den ersten [[Kotyledone|Keimblättern]] die ersten richtigen [[Blatt (Pflanze)|Blattpaare]] zeigen.<ref name="HaGa-ImGa-KMartini">K. Martini, ''Das Pikieren der Sämlinge.'' In: Haniel GmbH (Hrsg.), Haniel's Gartenbücher (Broschürenserie), Broschüre Nr. 7 von 28 'Sommerblumen im Garten', S. 11, Mannheim o.&nbsp;J. (Druckdatum des beiliegenden Bestellscheins: Dezember 1963).</ref> Das Herausnehmen aus dem [[Substrat (Boden)|Substrat]] (Erde) führt zu Wurzelverletzungen, welche die Pflanze zu verstärktem Wurzelwachstum anregt. Durch den Einsatz von hochwertigem [[Beizen (Pflanzenschutz)|pilliertem]] [[Saatgut]] und [[Einzelkornsaat]] wird in großen [[Gärtnerei]]en auf das zeitaufwendige Pikieren verzichtet.


Zum Pikieren verwendet man meistens einen runden Stab, der spitz zuläuft, den '''Pikierstab'''. Die meisten Pikierstäbe bestehen aus Plastik, Holz ('''Pikierholz''') oder Metall und sind etwa 18 Zentimeter lang. Handelsübliche Schaschlikstäbchen aus Holz stehen jedoch den professionellen Pikierstäben in nichts nach und sind in ihrer Beschaffung in der Regel einfacher.
=== Pflanzen Trennen ===


=== Vereinzeln ===
# Zuerst werden die einzelnen Pflanzen voneinander getrennt. Dazu kann man z.B. das [[Pikierholz]] verwenden. Man hebt an einer Ecke die ineinander verwurzelten Pflanzen an und hebt sie am Stück aus dem Anzuchtbehälter. Um Schäden durch Welken zu vermeiden, werden die Sämlinge nur in so kleinen Portionen gelöst, dass sie zügig in die Erde kommen.
Zuerst werden die Pflanzen voneinander getrennt. Dazu kann man den Pikierstab benutzen. Man hebt an einer Ecke die ineinander verwurzelten Pflanzen an und nimmt sie am Stück aus dem Anzuchtbehälter. Um Schäden durch [[Welke (Pflanze)|Welken]] zu vermeiden, werden die Sämlinge nur in kleinen Portionen gelöst. Die einzelnen Pflanzen werden getrennt, kränkliche oder solche mit faulen Stellen aussortiert. Die Wurzeln der gesunden Pflanzen werden gekürzt und dem Pflanzloch angepasst.
# Danach werden die einzelnen Pflanzen getrennt und eventuell kränkliche oder solche mit faulen Stellen aussortiert. Wenn die Wurzeln zu lang sind, müssen sie gekürzt werden, d.h. mit Fingernägeln abgeknipst oder mit einer Schere geschnitten werden; niemals reißen. Wurzeln, die länger als das Pflanzloch wären, würden umgeknickt eingepflanzt, schlecht anwachsen und leicht faulen. Das Einkürzen der feinen [[Wurzel]]n beim Trennen regt eine Verzweigung der Wurzeln an.


=== Einpikieren ===
=== Einpikieren ===
Mit dem dicken Ende des Pikierstabs wird ein Loch in die feinkrümelige Erde des neuen Pflanzenbehälters gedrückt und die Pflanze in das Loch gesetzt, wobei der Wurzelansatz unter der Erde liegen soll. Die Wurzel wird senkrecht in das vorgesteckte Loch gesetzt.<ref name="HaGa-ImGa-KMartini" /> Eine umgebogene Wurzel, deren Ende zur Seite oder nach oben zeigt, führt zur unerwünschten Wachstumsstockung.<ref name="HaGa-ImGa-KMartini" /> Bei zu langen Wurzeln ist es darum vorteilhafter, die Wurzeln etwas einzukürzen.<ref name="HaGa-ImGa-KMartini" /> Danach wird mit dem dünnen Ende des Pikierstabs das Loch um die Pflanze vorsichtig geschlossen und die Erde von der Seite angedrückt. Der Abstand der Pflanzen zueinander ist abhängig von der [[Art (Biologie)|Art]].<ref name="HaGa-ImGa-KMartini" /> Drei bis fünf Zentimeter betragen die Mindestabstände bei einjährigen und zweijährigen Gartenpflanzen.<ref name="HaGa-ImGa-KMartini" /> Am Ende wird gegossen.


=== Bilderreihe ===
# Mit dem Pikierholz wird ein Loch in die Erde des neuen Pflanzenbehälters gedrückt.
<gallery caption="Pikieren von Tomatensämlingen">
# Die Pflanze wird vorsichtig in das Loch gesetzt. Der Wurzelansatz sollte unter der Erde liegen, je nach Sämlingsgröße ca. 1-2 cm tiefer. Für die Pflanztiefe gilt eine Faustregel, dass besonderers größere Arten wie Tomaten oder Tagetes bis zu den Keimblättern eingesetzt werden.
Tomatensämlinge.JPG|Tomatensämlinge in einer Schale aufgezogen, kurz vor dem Vereinzeln
# Mit dem Pikierholz wird das Loch um die Pflanze vorsichtig geschlossen und die Erde von der Seite sachte, aber fest angedrückt. Werden Hohlräume belassen, erschweren sie das Wurzelwachstum. Zu hoch gesetzte und nicht ausreichend angedrückte Sämlinge kippen beim anschließenden Angießen um. Die Sämlinge mit einer Gießkannenbrause wässern und während der nächsten Tage geschützt stellen.
Tomatensämlinge Pikieren.JPG|Mit dem Pikierstab wird die Erde aufgelockert, um die Sämlinge herausnehmen zu können
Loch mit Pikierstab (Pikieren).jpg|In vorbereitete Töpfe mit feiner Erde werden mit dem Pikierstab Löcher gestochen
Einpikieren Tomatensämlinge.JPG|Einpikieren mit dem Pikierstab – der Wurzelansatz soll unter der Erde liegen
Pikieren Tomatensämlinge 2.JPG|Einpikierte Sämlinge nach der ersten Wachstumsphase
Nach dem Pikieren von Tomatensämlingen.JPG|Die einpikierten Sämlinge werden nun weiter aufgezogen
</gallery>


{{Belege fehlen}}
== Redensart "pikiert sein" ==
Die Redensart "pikiert sein" hängt mit der Technik des Pikierens gewinnt. So wie eine Pflanze aus unterschiedlichen Gründen von den anderen abgesondert und vereinzelt wird, wird im übertragenen Sinne auch ein Mensch als "pikiert" bezeichnet bzw. "pikiert" er sich vielmehr selbst. Er fühlt sich beleidigt oder vernachlässigt oder oder in anderer Weise nicht ausreichend mit Wertschätzung bedacht und zieht sich zurück, zeigt dies äußerlich und will damit erreichen, dass man sich bei ihm entschuldigt oder auf andere Weise zuwendet. Insofern dieser Anspruch unberechtigt ist, unterstellen ihm die anderen hingegen das "Pikiert-Sein" (siehe auch [[Beleidigte Leberwurst]])


== Lebensmittel ==
=== Käseherstellung ===
[[Datei:Roquefort.jpg|mini|Eine Roquefort-Scheibe, Nahansicht]]
Um die Bildung von Schimmel zu fördern, werden bestimmte Käsearten während des Reifeprozesses mit breiten Nadeln pikiert, also gestochen, damit durch die entstandenen Nadelkanäle Sauerstoff in den Käse dringen kann. Von den 130.000 Pilzarten sind nur wenige milchwirtschaftlich nutzbar und somit für die Herstellung von Käse als Reifungsorganismen geeignet. Von schädlichen Kulturen unterscheidet diese milchwirtschaftlich genutzten Pilzarten die Tatsache, dass sie dem Käse lediglich ihre spezifischen Aromen verleihen, jedoch für den menschlichen Organismus völlig harmlos sind. Sie zählen daher zu den [[Edelschimmel|Edelpilzen]] und werden als besonders wertvoll eingestuft.

Insbesondere die Gruppe der Grün- und Blauschimmelkäse gilt als edelste Kultur. Sie wurde auch stets von den Herkunftsländern als königliche Klasse dargestellt. Beispiele sind Englands [[Blue Stilton]] oder Frankreichs [[Roquefort (Käse)|Roquefort]]. Die Edelschimmelkultur wird zumeist als ''[[Pinselschimmel|Penicillium]]'' bezeichnet. In der modernen Käseherstellung wird diese in flüssiger Form zugefügt. Die Pilzbildung wird dann durch das Pikieren gefördert und beschleunigt.
Ursprünglich wurde der Schimmel in speziellem Brot kultiviert, das man getrocknet, pulverisiert und dem Bruch beigemengt hat.

[[Datei:German hams, sausages and other cured meats - 20070721.jpg|mini|Diverse Pökelwaren]]
=== Pikieren von Fleisch ===
Beim Pikieren werden würzende Flüssigkeiten ([[Marinieren|Marinaden]] oder [[Pökeln|Pökellake]]) mit einer Pökelspritze oder Lakespritze in große Fleischstücke eingebracht, damit diese gleichmäßig auch von innen mariniert werden.
Beim [[Pökeln]] ist das schnellere, gleichmäßigere Schnellpökeln und der geringere Gewichtsverlust (im Vergleich zum Trockenpökeln) von Vorteil.

=== Pikieren von Teigen ===
Mit einer Gabel, Spicknadel oder Pikiernadeln wird der Teig gleichmäßig eingestochen. Das Einstechen bewirkt gleichmäßigeres Backen und ergibt einen lockeren Boden, da mehr Luft in den Teig eingebacken werden kann.

== Schneiderei ==

''Siehe Hauptartikel [[Pikieren (Schneiderei)]]''

Beim Schneidern heißt pikieren, mit einer Naht einen festeren Stoff nur von der Rückseite her bogenförmig anzustechen, um die Naht vorne unsichtbar bleiben zu lassen.

== Redensart „pikiert sein“ ==
Die Redensart „pikiert sein“ kann auf der Technik des Pikierens beruhen. Ursprung ist das französische Verb ''piquer'', das mit „stechen“, aber auch mit „ärgern“ oder „reizen“ übersetzt werden kann.

Ein pikierter Mensch fühlt sich beleidigt, verärgert, vernachlässigt oder in anderer Weise nicht ausreichend mit Wertschätzung bedacht und zieht sich zurück, zeigt dies äußerlich und will damit erreichen, dass man sich bei ihm entschuldigt oder auf andere Weise zuwendet. Insofern dieser Anspruch unberechtigt ist, unterstellen ihm die anderen wiederum das „Pikiertsein“ (siehe auch [[beleidigte Leberwurst]]).

== Siehe auch ==
{{Wikibooks|Kochbuch/ Techniken/ Marinieren|Marinieren im Kochbuch}}
<!-- Quelle: Duden - Das Herkunftswörterbuch; Mannheim 1989, S.&nbsp;531 -->
<!-- TODO:
<!-- TODO:
- Bilder machen und einfügen.
- Bilder machen und einfügen.
-->
-->


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Gartenbau]]
<references />
[[Kategorie:Redensart]]
[[Kategorie:Pflanzenvermehrung]]
[[Kategorie:Technik im Gartenbau]]
[[Kategorie:Lebensmitteltechnologie]]

Aktuelle Version vom 9. März 2025, 19:52 Uhr

Pikieren von Gloxinien (Sinningia)

Pikieren (von französisch piquer „stechen“) bezeichnet ursprünglich beim Militär das Stechen mit einem Spieß (der Pike) durch den Pikenier. Im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff vor allem im Gartenbau und bei Lebensmitteln verwendet.

  • Im Gartenbau bedeutet Pikieren das Verpflanzen von zu dicht stehenden Sämlingen auf größere Abstände (Vereinzeln).
  • Bei der Käseherstellung wird durch Pikieren dem Schimmelkäse Sauerstoff zugeführt, um das Wachstum von Schimmelpilzen zu fördern.
  • Im Küchenjargon bezeichnet Pikieren einen Vorgang, bei dem Stoffe eingebracht werden, oder aber einfaches „Löchern“.
Pikierstab aus Kunststoff

Zweck des Pikierens

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Das Pikieren verschafft den heranwachsenden Pflanzen mehr Platz. Man versetzt sie, sobald sich nach den ersten Keimblättern die ersten richtigen Blattpaare zeigen.[1] Das Herausnehmen aus dem Substrat (Erde) führt zu Wurzelverletzungen, welche die Pflanze zu verstärktem Wurzelwachstum anregt. Durch den Einsatz von hochwertigem pilliertem Saatgut und Einzelkornsaat wird in großen Gärtnereien auf das zeitaufwendige Pikieren verzichtet.

Zum Pikieren verwendet man meistens einen runden Stab, der spitz zuläuft, den Pikierstab. Die meisten Pikierstäbe bestehen aus Plastik, Holz (Pikierholz) oder Metall und sind etwa 18 Zentimeter lang. Handelsübliche Schaschlikstäbchen aus Holz stehen jedoch den professionellen Pikierstäben in nichts nach und sind in ihrer Beschaffung in der Regel einfacher.

Zuerst werden die Pflanzen voneinander getrennt. Dazu kann man den Pikierstab benutzen. Man hebt an einer Ecke die ineinander verwurzelten Pflanzen an und nimmt sie am Stück aus dem Anzuchtbehälter. Um Schäden durch Welken zu vermeiden, werden die Sämlinge nur in kleinen Portionen gelöst. Die einzelnen Pflanzen werden getrennt, kränkliche oder solche mit faulen Stellen aussortiert. Die Wurzeln der gesunden Pflanzen werden gekürzt und dem Pflanzloch angepasst.

Mit dem dicken Ende des Pikierstabs wird ein Loch in die feinkrümelige Erde des neuen Pflanzenbehälters gedrückt und die Pflanze in das Loch gesetzt, wobei der Wurzelansatz unter der Erde liegen soll. Die Wurzel wird senkrecht in das vorgesteckte Loch gesetzt.[1] Eine umgebogene Wurzel, deren Ende zur Seite oder nach oben zeigt, führt zur unerwünschten Wachstumsstockung.[1] Bei zu langen Wurzeln ist es darum vorteilhafter, die Wurzeln etwas einzukürzen.[1] Danach wird mit dem dünnen Ende des Pikierstabs das Loch um die Pflanze vorsichtig geschlossen und die Erde von der Seite angedrückt. Der Abstand der Pflanzen zueinander ist abhängig von der Art.[1] Drei bis fünf Zentimeter betragen die Mindestabstände bei einjährigen und zweijährigen Gartenpflanzen.[1] Am Ende wird gegossen.

Käseherstellung

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Eine Roquefort-Scheibe, Nahansicht

Um die Bildung von Schimmel zu fördern, werden bestimmte Käsearten während des Reifeprozesses mit breiten Nadeln pikiert, also gestochen, damit durch die entstandenen Nadelkanäle Sauerstoff in den Käse dringen kann. Von den 130.000 Pilzarten sind nur wenige milchwirtschaftlich nutzbar und somit für die Herstellung von Käse als Reifungsorganismen geeignet. Von schädlichen Kulturen unterscheidet diese milchwirtschaftlich genutzten Pilzarten die Tatsache, dass sie dem Käse lediglich ihre spezifischen Aromen verleihen, jedoch für den menschlichen Organismus völlig harmlos sind. Sie zählen daher zu den Edelpilzen und werden als besonders wertvoll eingestuft.

Insbesondere die Gruppe der Grün- und Blauschimmelkäse gilt als edelste Kultur. Sie wurde auch stets von den Herkunftsländern als königliche Klasse dargestellt. Beispiele sind Englands Blue Stilton oder Frankreichs Roquefort. Die Edelschimmelkultur wird zumeist als Penicillium bezeichnet. In der modernen Käseherstellung wird diese in flüssiger Form zugefügt. Die Pilzbildung wird dann durch das Pikieren gefördert und beschleunigt. Ursprünglich wurde der Schimmel in speziellem Brot kultiviert, das man getrocknet, pulverisiert und dem Bruch beigemengt hat.

Diverse Pökelwaren

Pikieren von Fleisch

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Beim Pikieren werden würzende Flüssigkeiten (Marinaden oder Pökellake) mit einer Pökelspritze oder Lakespritze in große Fleischstücke eingebracht, damit diese gleichmäßig auch von innen mariniert werden. Beim Pökeln ist das schnellere, gleichmäßigere Schnellpökeln und der geringere Gewichtsverlust (im Vergleich zum Trockenpökeln) von Vorteil.

Pikieren von Teigen

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Mit einer Gabel, Spicknadel oder Pikiernadeln wird der Teig gleichmäßig eingestochen. Das Einstechen bewirkt gleichmäßigeres Backen und ergibt einen lockeren Boden, da mehr Luft in den Teig eingebacken werden kann.

Siehe Hauptartikel Pikieren (Schneiderei)

Beim Schneidern heißt pikieren, mit einer Naht einen festeren Stoff nur von der Rückseite her bogenförmig anzustechen, um die Naht vorne unsichtbar bleiben zu lassen.

Redensart „pikiert sein“

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Die Redensart „pikiert sein“ kann auf der Technik des Pikierens beruhen. Ursprung ist das französische Verb piquer, das mit „stechen“, aber auch mit „ärgern“ oder „reizen“ übersetzt werden kann.

Ein pikierter Mensch fühlt sich beleidigt, verärgert, vernachlässigt oder in anderer Weise nicht ausreichend mit Wertschätzung bedacht und zieht sich zurück, zeigt dies äußerlich und will damit erreichen, dass man sich bei ihm entschuldigt oder auf andere Weise zuwendet. Insofern dieser Anspruch unberechtigt ist, unterstellen ihm die anderen wiederum das „Pikiertsein“ (siehe auch beleidigte Leberwurst).

Wikibooks: Marinieren im Kochbuch – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f K. Martini, Das Pikieren der Sämlinge. In: Haniel GmbH (Hrsg.), Haniel's Gartenbücher (Broschürenserie), Broschüre Nr. 7 von 28 'Sommerblumen im Garten', S. 11, Mannheim o. J. (Druckdatum des beiliegenden Bestellscheins: Dezember 1963).