„Hermann Josef Abs“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt den deutschen Bankmanager. Zum Erziehungswissenschaftler siehe [[Hermann Josef Abs (Erziehungswissenschaftler)]].}} |
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'''Hermann Josef Abs''' (* [[15. Oktober]] [[1901]] in [[Bonn]]; † [[5. Februar]] [[1994]] in [[Bad Soden am Taunus]]) war ein deutscher [[Bankier]]. |
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[[Datei:Hermann Josef Abs - altersskeptisch.jpg|mini|Hermann Josef Abs in den 1970er Jahren]] |
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Hermann Josef Abs, geboren als Sohn des [[Rechtsanwalt]]s Josef Abs und seiner Ehefrau Katharina, geb. Lückerath, wächst in einer streng [[Römisch-Katholische Kirche|katholischen]] Familie auf. Nach dem [[Abitur]] an dem Städtischen (humanistischen) [[Gymnasium]] in Bonn absolviert er eine Banklehre beim Bonner Privatbankhaus Louis David und beginnt anschließend Wirtschafts- und [[Rechtswissenschaften]] an der [[Universität Bonn]] zu studieren. Schon nach einem [[Semester]] bricht er [[1921]] das Studium ab, um jeweils für kurze Zeit in Banken in [[Köln]], [[Amsterdam]], [[England]], den [[USA]] und [[Lateinamerika]] zu arbeiten. |
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'''Hermann Josef Abs''' (* [[15. Oktober]] [[1901]] in [[Bonn]]; † [[5. Februar]] [[1994]] in [[Bad Soden am Taunus]]) war ein deutscher [[Manager (Wirtschaft)|Manager]] und [[Berater]]. Im [[NS-Staat|nationalsozialistischen Deutschland]] war er ab 1938 Vorstandsmitglied der [[Deutsche Bank|Deutschen Bank AG]] sowie ab 1940 Mitglied des Aufsichtsrats der [[I.G. Farben]]. Nach dem Zusammenbruch des [[NS-Staat]]es wurde er von seinem Vorstandsposten suspendiert und für etwa drei Monate inhaftiert, jedoch von den Briten in der [[Britische Besatzungszone|britischen Besatzungszone]] verwendet. |
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[[1928]] heiratet er Inez Schnitzler, die einer angesehenen Kölner Familie entstammt. Für ein paar Monate gehen sie nach [[Frankreich]] und [[Spanien]], ehe Abs [[1928]] in [[Amsterdam]] seine Tätigkeit bei der Bank ''Rhodius Koenigs Handel-Maatschappij'' aufnimmt. [[1929]] wechselt er nach [[Berlin]] zum renommierten Berliner [[Privatbank]]haus ''Delbrück Schickler & Co'', wo er [[1935]] Teilhaber aufgenommen wird. |
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Er war Vorstandssprecher von 1957 bis 1967 und anschließend bis 1976 Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank (DB). Die Anhäufung vieler weiterer [[Aufsichtsrat]]smandate führte zur ''Lex Abs''. [[Konrad Adenauer]] diente er als Berater und „Finanzdiplomat“. Er galt als ein einflussreicher Kunst[[mäzen]]. |
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[[1937]] erhält er das Angebot, als Nachfolger des verstorbenen Vorstandmitgliedes Gustaf Schlieper zur [[Deutsche Bank AG|Deutschen Bank]] zu wechseln. Er nimmt es an. [[1938]] wird er in den [[Vorstand]] berufen, dessen Mitglied er bis Kriegsende [[1945]] bleibt. Aufgrund seiner Auslandserfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse (er spricht fließend Englisch, Holländisch, Französisch und Spanisch), ist er im Vorstand für das Auslandsgeschäft und Industriefinanzierungen zuständig. Ab [[1937]] ist er unter anderem auch Mitglied im [[Aufsichtsrat]] der [[IG Farben]]. 1941 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der [[Kontinentale Öl AG]]. |
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== Leben == |
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Abs ist als Vorstand der Deutschen Bank an der [[Arisierung]] ( = dem Zwangsverkauf) von jüdischen Unternehmen und Banken mitverantwortlich. Zu nennen sind hier das Bankhaus Mendelssohn und der Lederproduzent Adler & Oppenheimer. Die moralische Bewertung der Vorgänge ist bis heute umstritten. Im Jahr [[1939]] übernimmt die neugegründete Erft AG, an der die Familie Abs 50% der Anteile hält, den Gewerbebetrieb der Hubertus AG, die mehrheitlich zum Konzern der jüdischen Petschek-Brüder gehört. Der Vater Abs, Josef Abs, ist dem Unternehmen seit seiner Gründung verbunden und hielt 12% der Anteile. Die alte Hubertus AG wird [[1941]] liquidiert. Die Deutsche Bank übernimmt in der besetzten Tschechei im Jahr [[1939]] die [[Böhmische Union-Bank]], die Übernahmen und Transaktionen bei der Arisierung jüdischer Vermögen abwickelt. Eine direkte Beteiligung Abs an diesen Vorgängen ist umstritten. Der Historiker [[Lothar Gall]] erkennt kein direktes Involvement, da er nur Stellvertreter des für das [[Protektorat Böhmen und Mähren]] verantwortlichen Vorstands [[Oswald Rösler]] ist. Rösler selber, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Böhmischen Union-Bank ist, beurteilt erst [[1943]] die Aktivitäten des verantwortlichen Mitarbeiters [[Walter Pohle]] in einer im Vorstand verbreiteten Aktennotiz äußerst kritisch. |
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[[Datei:Bonn-Zentrum Thomas-Mann-Straße 44 Gedenktafel Hermann Josef Abs.jpg|mini|Gedenktafel am [[Liste der Baudenkmäler im Bonner Ortsteil Bonn-Zentrum#A 2853|Geburtshaus von Hermann Josef Abs]] in Bonn, Thomas-Mann-Straße 44]] |
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Hermann Josef Abs, geboren als Sohn des [[Rechtsanwalt]]s [[Josef Abs (Manager)|Josef Abs]] (1862–1943 in [[Bonn]]), Vorstandsmitglied der Braunkohlen-Gesellschaft Hubertus, Braunkohlenbergbau in Brüggen an der Erft, Mitglied des Aufsichtsrates der Braunkohlen- und Brikettwerke Roddergrube und Aufsichtsratsvorsitzender der Erft AG,<ref>''Abs, Josef.'' In: Georg Wenzel: ''[[Deutscher Wirtschaftsführer]]. Lebensgänge deutscher Wirtschaftspersönlichkeiten. Ein Nachschlagebuch über 13000 Wirtschaftspersönlichkeiten unserer Zeit.'' Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg/Berlin/Leipzig 1929, {{DNB|948663294}}.</ref> und seiner Ehefrau Katharina, geb. Lückerath, wuchs in einer gläubigen [[Römisch-katholische Kirche|katholischen]] Familie auf. Bereits sein Großvater war Rechtsanwalt und [[Notar]] in Bonn gewesen und hatte es zum königlich-preußischen Justizrat gebracht, der über Verbindungen in der katholischen [[Deutsche Zentrumspartei|Zentrumspartei]] und in der rheinischen [[Braunkohle]]wirtschaft verfügte.<ref name="S57">[[Bernt Engelmann]]: ''Meine Freunde, die Manager.'' dtv, München 1969, S. 57.</ref> Nach dem [[Abitur]] am Städtischen (humanistischen) [[Gymnasium]] in Bonn, dem heutigen [[Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium Bonn|Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium]], absolvierte Abs eine Banklehre beim Bonner [[Privatbankier|Privatbankhaus]] [[Louis David]] und begann anschließend [[Wirtschaftswissenschaft|Wirtschafts-]] und [[Rechtswissenschaft]]en an der [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Universität Bonn]] zu studieren. Schon nach einem [[Semester]] brach er 1921 das Studium ab, weil seine Familie ihm das Studium nicht mehr finanzieren konnte,<ref name="S57" /> um bis 1923 beim Privatbankhaus [[Bankhaus von der Heydt-Kersten & Söhne|Delbrück, von der Heydt & Co]] in Köln,<ref name="who">{{Internetquelle |url=http://www.rasscass.com/templ/te_bio.php?PID=1033&RID=1 |titel=Hermann Josef Abs |werk=WHO is WHO |abruf=2006-12-11}}</ref> danach für kurze Zeit jeweils bei Banken in [[Amsterdam]], [[England]], den [[Vereinigte Staaten|USA]] und [[Lateinamerika]] als Devisenhändler<ref name="S57" /> zu arbeiten. |
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Am 15. Februar 1928 heiratete er Inez Schnitzler (1908–1991), die der angesehenen Kölner [[Schnitzler (Bankiersfamilie)|Bankiersfamilie Schnitzler]] entstammte. Aus der Ehe stammen zwei Kinder: Thomas Vincent (1929–2001) und Marion Claude (* 1930). Das Ehepaar ging anschließend für ein paar Monate nach Frankreich und Spanien, ehe Abs 1928 in [[Amsterdam]] seine Tätigkeit bei der Bank ''[[Aktiengesellschaft (Niederlande)|N.V.]] Rhodius Koenigs Handelmaatschappij'' aufnahm. 1929 wechselte er zum renommierten Berliner Privatbankhaus [[Bankhaus Delbrück|Delbrück Schickler & Co.]], einem Schwesterinstitut des Kölner Bankhauses [[Bankhaus von der Heydt-Kersten & Söhne|''Delbrück, von der Heydt & Co.'']]<ref name="S58">Bernt Engelmann: ''Meine Freunde, die Manager.'' dtv, München 1969, S. 58.</ref> Abs besaß seit 1939 den ''Bentgerhof'' bei [[Birresdorf]] in der heutigen Gemeinde [[Grafschaft (Rheinland)|Grafschaft]] im [[Landkreis Ahrweiler]], wo er bis zuletzt offiziell wohnhaft war.<ref>Lothar Gall: ''Der Bankier Hermann Josef Abs. Eine Biographie''. C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54738-9, S. 119, 129, 135.</ref><ref>''Heimat-Adreßbuch Kreis Ahrweiler 1965/66: nach amtlichen Unterlagen'', {{ZDB-ID|609747-9}}, Born-Verlag, Wuppertal 1965, S. XIV/1. ([https://services.ub.uni-koeln.de/cdm/ref/collection/_RHT/id/55410 ub.uni-koeln.de])</ref><ref>''Einwohner-Adreßbuch Gemeinde Grafschaft 1993: nach amtlichen Unterlagen'', {{ZDB-ID|3181084-6}}, Stadtplan- und Adreßbuch-Verlag Ernst Otto Kasper, Rösrath 1993, Namenverzeichnis S. 1.</ref> |
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Hermann Josef Abs hat zeitlebens keiner Partei angehört. [[1943]] dringt die [[NSDAP]] im Verlauf der Diskussion um die Reform der Banken ohne Erfolg auf die Entlassung der katholischen Vorstände [[Clemens Plassmann]] und Abs. Abs hat stets verneint ein Teil des Widerstands gegen Hitler gewesen zu sein, auch wenn er Kontakte zu Personen des Widerstands hatte. |
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=== Eintritt in die Deutsche Bank 1937 === |
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Nach dem Krieg wird Abs gemäß Anweisung der [[Alliierten]] von seinem Vorstandsposten suspendiert und für etwa drei Monate inhaftiert. Danach wird er als Finanzberater in der britischen Besatzungszone herangezogen. Im späteren [[Entnazifizierung|Entnazifizierungsverfahren]] wird er in die Kategorie V (entlastet) eingestuft. |
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Als Nachfolger eines jüdischen Teilhabers wurde Abs 1935 nach Inkrafttreten der [[Nürnberger Gesetze]] „Juniorpartner“ bei Delbrück Schickler & Co. in Berlin.<ref name="S58" /> 1937 nahm Abs das Angebot an, als Nachfolger des verstorbenen Vorstandsmitgliedes [[Gustaf Schlieper (Industrieller, 1880)|Gustaf Schlieper]] zur [[Deutsche Bank|Deutschen Bank]] zu wechseln. 1938 wurde er in den [[Vorstand]] berufen,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bankgeschichte.de/de/docs/Geschaeftsbericht_1937.pdf |titel=Geschäftsbericht für 1937 |hrsg=[[Deutsche Bank]] |seiten=15 |datum=1938-04-06 |format=PDF |abruf=2016-01-26 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160127124442/http://www.bankgeschichte.de/de/docs/Geschaeftsbericht_1937.pdf |archiv-datum=2016-01-27 |offline=ja |archiv-bot=2023-05-29 14:14:35 InternetArchiveBot }}</ref> dessen Mitglied er bis Kriegsende 1945 blieb. |
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Aufgrund seiner Auslandserfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse (er sprach fließend Englisch, Niederländisch, Französisch und Spanisch) war er im Vorstand für das Auslandsgeschäft und Industriefinanzierungen zuständig. Hier warb er in neutralen Staaten für die Zeichnung der [[Kriegsanleihe|Kriegskredite]] des [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|nationalsozialistischen Deutschlands]].<ref name="who" /> |
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Er ist am Aufbau der [[Bundesrepublik Deutschland]] maßgeblich beteiligt, u.a. von [[1948]] bis [[1952]] als Vorstandsvorsitzender der [[Kreditanstalt für Wiederaufbau]]. Er wird Finanzberater von [[Konrad Adenauer]] und verhandelt mit den [[USA]] über Wirtschaftskredite. [[1952]] leitet Abs erfolgreich die deutsche [[Delegation]] zur Regelung der deutschen [[Auslandsschulden]] in [[London]] (Erfolg: Halbierung der Ansprüche auf etwa 14 Milliarden Deutsche Mark), [[1955]] erreicht er in [[USA]] die Freigabe der dort seit dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] eingefrorenen deutschen Vermögen. |
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=== Arisierung === |
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[[1952]] hat Abs seine offizielle Tätigkeit in der Deutschen Bank, Berlin-Düsseldorf wieder aufgenommen, zunächst als Sprecher des Vorstands in der [[Süddeutsche Bank AG|Süddeutschen Bank AG]], München, einem der drei Nachfolgeinstitute der Deutschen Bank. Sein Arbeitsplatz und Wohnsitz ist allerdings in Frankfurt am Main. [[1957]] wird er dann auch Sprecher des Vorstands der wieder vereinten Deutschen Bank, Frankfurt am Main. Mit bis zu 30 Aufsichtsratsmandaten, davon 20 als Vorsitzender, ist er in den 1960er Jahren eine Schlüsselfigur der deutschen Wirtschaft und der einflussreichste Bankier in Deutschland. Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand wird er [[1967]] zum Vorsitzenden des [[Aufsichtsrat]]s gewählt. [[1976]] beendet er sein Aufsichtsratmandat, bleibt aber bis zu seinem Tod im Februar [[1994]] Ehrenvorsitzender der Deutschen Bank. |
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==== Banken ==== |
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Nach dem [[Anschluss Österreichs]] im März 1938 und nach dem Ende September 1938 geschlossenen [[Münchner Abkommen]], mit dem die Tschechoslowakei das [[Sudetenland]] abtreten musste, strebte das [[Reichswirtschaftsministerium]] (RWM) die sogenannte [[Arisierung]] des dortigen Bankwesens an. Abs war im Vorstand der Deutschen Bank mit der Arisierung von jüdischen Banken und Unternehmen betraut. Direkt nach dem Anschluss verhandelte er in Begleitung von [[Walter Pohle]], einem ehemaligen Mitarbeiter des RWM, über die beabsichtigte Übernahme der damals größten Bank Österreichs, der [[Creditanstalt-Bankverein|Creditanstalt]]. [[Louis Nathaniel von Rothschild]] wurde von der [[Schutzstaffel|SS]] verhaftet. Zahlreiche jüdischen Mitarbeiter wurden binnen kurzer Zeit entlassen. Nach 14 Monaten in [[Isolationshaft]] wurde Rothschild am 11. Mai 1939 nach Preisgabe des gesamten österreichischen Familienbesitzes freigelassen.<ref>Christa Zöchling: [https://www.profil.at/oesterreich/mythos-rothschild-aufstieg-ghettojuden-10409430 ''Mythos Rothschild: Der märchenhafte Aufstieg eines Ghettojuden''], [[Profil (Zeitschrift)|www.profil.at]] abgerufen am 19. November 2021.</ref> Unter der Herrschaft des [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Regimes]] unterhielt die Creditanstalt Geschäftsbeziehungen zu mindestens 13 [[Konzentrationslager]]n, darunter das [[KZ Auschwitz]], von denen die Bank regelmäßig Todeslisten erhielt und [[Wucher]]­gebühren für Geldüberweisungen von Angehörigen an KZ-Häftlinge berechnete. Auch bei der Arisierung der [[Sascha Filmindustrie]] spielte die Creditanstalt eine tragende Rolle. Sie übernahm das politisch bedrängte Unternehmen zu einem unrealistisch niedrigen Wert von damals 1000 [[Österreichischer Schilling|Schilling]] und übergab die Anteile in der Folge an die [[Cautio Treuhand]], ein von [[Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda|NS-Propagandaminister]] [[Joseph Goebbels]] gesteuertes Unternehmen. |
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Die Deutsche Bank übernahm in der besetzten Tschechoslowakei im Jahr 1939 die [[Böhmische Union Bank]], welche die Übernahmen und Transaktionen bei der Arisierung jüdischer Vermögen abwickelte. Eine direkte Beteiligung von Abs an diesen Vorgängen ist umstritten. Der Historiker [[Lothar Gall]] sieht keine direkte Verstrickung, da Abs nur Stellvertreter des für das [[Protektorat Böhmen und Mähren]] verantwortlichen Vorstands [[Oswald Rösler]] war. Rösler selbst, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Böhmischen Union Bank war, beurteilte erst 1943 die Aktivitäten des verantwortlichen Mitarbeiters [[Walter Pohle]] in einer im Vorstand verbreiteten Aktennotiz äußerst kritisch. |
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Der praktizierende Katholik gehört seit [[1955]] dem [[Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem]] an und von [[1968]] bis [[1971]] dem [[Zentralkomitee der deutschen Katholiken]]. Hermann Josef Abs ist unter anderem [[Ehrenbürger]] der Stadt [[Frankfurt am Main]]. [[1965]] wurde ihm der [[Bayerischer Verdienstorden|Bayerische Verdienstorden]] verliehen. |
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Einige Arisierungen waren Gegenstand US-amerikanischer Ermittlungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs ([[Office of Military Government for Germany (U.S.)|OMGUS]]-Report<ref>OMGUS: ''Ermittlungen gegen die Deutsche Bank.'' Herausgegeben von [[Hans Magnus Enzensberger]]. Greno Verlagsgesellschaft, Nördlingen; 544 Seiten</ref>). Zu nennen ist hier etwa das [[Bankhaus Mendelssohn]]. |
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==== Unternehmen ==== |
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'''Adler & Oppenheimer''' war während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] Gegenstand eines komplizierten „Arisierungs-Prozesses“, den Abs und Pohle<ref>Harold James: ''Die Deutsche Bank im Dritten Reich.'' 2003, S. 130.</ref> für die [[Deutsche Bank]] bearbeiteten. Es handelte sich um die größte ein Industrieunternehmen betreffende Arisierung der Deutsche Bank AG.<ref name="Harold James 2001">Harold James: ''Die Deutsche Bank und die „Arisierung“.'' C. H. Beck, 2001, S. 90 ff.</ref><ref>Christopher Kopper: ''Bankiers unterm Hakenkreuz.'' DTV, 2008, ISBN 978-3-423-34465-4.</ref> Abs wurde 1938 Mitglied des Aufsichtsrates. Die Arisierung bestand darin, dass ein von der Deutsche Bank AG geführtes Konsortium 75 % der Aktien übernahm. Die Bank machte beim Verkauf des in „Norddeutsche Lederwerke“ umbenannten Unternehmens einen Gewinn von etwa 2,75 Mio. Reichsmark.<ref name="Spiegel-1985-36">{{Der Spiegel |ID=13513981 |Titel=Deutsche Bank will rauben |Jahr=1985 |Nr=36 |Seiten=68–72}}</ref> |
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Auf Grundlage der Forschungsergebnisse zweier Historikerkommissionen<ref>Harold James: ''Die Deutsche Bank und die „Arisierung“''. Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte der Deutschen Bank in der NS-Zeit [[Avraham Barkai]], [[Gerald D. Feldman]], [[Lothar Gall]], [[Jonathan Steinberg]], [[Harold James]]. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47192-7. Bereits ab 1989 forschte die erste Historikerkommission mit [[Thomas Nipperdey]], Lothar Gall, Gerald D. Feldman, Harold James, [[Carl-Ludwig Holtfrerich]] und [[Hans E. Büschgen]] im Auftrag der Deutschen Bank, später ergänzt durch die "Goldbücher" der Reichsbank, die 1997 im Nationalarchiv der USA entdeckt und aufgearbeitet wurden.</ref> betont James, dass die Deutsche Bank vor allem wegen der komplexen internationalen Wirtschaftsverflechtungen mit Fällen wie dem von Adler & Oppenheimer befasst wurde. Auch Abs’ persönliche Kontakte hätten eine zentrale Rolle bei der Arisierung von A & O gespielt. Nach der [[Deutsche Wiedergutmachungspolitik|Restitution]] der Eigentümer nach 1947 blieb Abs Vorsitzender des Aufsichtsrats. |
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==== Familie Petschek ==== |
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Die vier deutsch-tschechischen Petschek-Brüder besaßen einen Konzern mit einem riesigen Kohle-Imperium mit Braunkohlefeldern. Die Arisierung einer ihrer Firmen, der ''Hubertus AG'', die sich mehrheitlich im Besitz der [[Ignaz Petschek#Enteignung|Familie Petschek]] befand (Familie Abs hielt 16,2 %), begann mit dem Vorwurf des Oberfinanzpräsidenten von Hannover, dass die AG eine Kapitalflucht in Höhe von 70 Mio. RM organisiert habe. Eine Verfügung des [[Reichswirtschaftsministerium]]s verpflichtete die Familie daraufhin, die AG bis Ende Februar 1939 zu verkaufen. Die Deutsche Bank verkaufte die AG an die Interessengemeinschaft der Familie Abs, die in der Erft Bergbau AG organisiert war.<ref>Harold James: Die Deutsche Bank im Dritten Reich. 2003, S. 76.</ref> |
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An der Erft Bergbau AG hielt die Familie Abs 50 % der Aktien. Die alte Hubertus AG wurde 1941 liquidiert. |
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Auf Grundlage der Forschungsergebnisse<ref>Harold James: ''Die Deutsche Bank und die „Arisierung“''. Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte der Deutschen Bank in der NS-Zeit, Beck, München 2001, ISBN 3-406-47192-7. Bereits ab 1989 forschte die erste Historikerkommission im Auftrag der Deutschen Bank, später ergänzt durch die "Goldbücher" der Reichsbank, die 1997 im Nationalarchiv der USA entdeckt und aufgearbeitet wurden.</ref> fasst James zusammen: |
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{{Zitat |
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|Text=Abs nutzte eine ungewöhnliche Breite an Kontakten aus – von ausländischen Konzernen wie Unilever, dem Vatikan, über deutsche Wirtschaftsführer bis zu den Verbrechern, die die Übernahmen und Enteignungen in Österreich und der Tschechoslowakei leiteten, bis zu SS und Gestapo. Während er einigen der großen deutsch-jüdischen Dynastien - den Mendelssohns, den Hirschlands, den Oppenheimers und den Adlers – oder den deutsch-tschechischen Petscheks half, verdiente er gleichzeitig Geld für seine Bank und erweiterte seine Kontakte und Interessen. |
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|ref=<ref>Harold James: The Deutsche Bank and the Nazi Economic War against the Jews. Cambridge University Press, Cambridge 2001, S. 215–216.</ref>}} |
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=== Ausbeutung von Zwangsarbeitern === |
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Ab 1940 war Abs Mitglied im [[Aufsichtsrat]] der [[I.G. Farben]];<ref>Lothar Gall: ''Der Bankier Hermann Josef Abs. Eine Biographie.'' Beck, München 2006, ISBN 3-406-54738-9, S. 102.</ref> dies war eines seiner ersten Aufsichtsratsmandate.<ref name="spiegel.de Nachruf">[https://www.spiegel.de/wirtschaft/hermann-josef-abs-a-33d0b3ff-0002-0001-0000-000009276622 ''Nachruf: Hermann Josef Abs.''] spiegel.de, 13. Februar 1994.</ref> Die I.G. Farben baute für 900 Millionen Reichsmark, in ihrem größten Bauprojekt überhaupt, ein [[Buna (Kautschuk)|Bunawerk]] in der Nähe des [[Vernichtungslager Auschwitz|Vernichtungslagers Auschwitz]]. 25.000 Häftlinge starben auf der Baustelle oder im [[KZ Auschwitz III Monowitz|Außenlager Monowitz]], das von der [[Schutzstaffel|SS]] für die I.G. Farben betrieben wurde. Angesichts der großen Geldsumme für die Anlage vermutet der Historiker [[Tim Schanetzky]], dass Abs weitreichende Kenntnisse gehabt habe.<ref name="S100-101">[[Tim Schanetzky]]: ''Unternehmer: Profiteure des Unrechts.'' In: [[Norbert Frei]] (Hrsg.): ''Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945''. Campus, Frankfurt am Main 2001, S. 100 f.</ref> Bis heute ist ungeklärt, was Abs als Aufsichtsrat der I.G. Farben vom Vernichtungslager Auschwitz und der dortigen Baustelle der I.G. Farben wusste. |
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Im Herbst 1944 war Abs Aufsichtsratschef der ''Mechanik GmbH [[Rochlitz]]'', eines Hydraulik-Herstellers für die Kriegsproduktion,<ref name="CP-NW">{{Der Spiegel |ID=46847753 |Autor=Christoph Pauly, Nico Wingert |Titel=Geheimes KZ im Untergrund |Jahr=2006 |Nr=19 |Seiten=70–71}}</ref> die in [[Wansleben am See|Wansleben]] bei Halle (Saale) ein unterirdisches KZ-Außenlager (Tarnname „Kali-Werk Georgi“) mit ca. 1.000 Zwangsarbeitern und Häftlingen betrieb.<ref name="SR-NW">{{Der Spiegel |ID=41834746 |Autor=Sven Röbel, Nico Wingert |Titel=Das vergessene Geheimnis |Jahr=2005 |Nr=38 |Seiten=46–50}}</ref> |
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=== Kriegswirtschaft === |
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Kurz nach dem [[Unternehmen Barbarossa|Angriff auf die Sowjetunion]] begrüßte Abs in einem flammenden persönlichen Schreiben an den führenden finnischen Bankier [[Berndt Rainer von Fieandt|Rainer von Fieandt]] den [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Krieg gegen die Sowjetunion]] als Kampf „gegen den größten Feind aller Freiheit und Menschlichkeit“.<ref>[[Dietrich Eichholtz]]: ''Krieg um Öl, Ein Erdölimperium als deutsches Kriegsziel''. Leipzig 2006, S. 62.</ref> |
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1941 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der [[Kontinentale Öl|Kontinentale Öl AG]] und Aufsichtsratsvorsitzender der ''[[Pittler-Tornos|Pittler]] Werkzeugmaschinenfabrik AG'', einer Maschinenbaufirma in Leipzig-[[Wahren]].<ref>[http://www.muenzauktion.com/hoehn_wertpapiere/item.php5?id=61025111&lang=de Aktie der Pittler AG]</ref> |
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Im Rahmen seiner Tätigkeit als einer der einflussreichsten Banker Deutschlands und Aufsichtsratsmitglied in über 40 Banken und Industriekonzernen im In- und Ausland pflegte er intensive Geschäftsbeziehungen zur Spitze des [[Oberkommando der Wehrmacht|OKW]]-[[Amt Ausland/Abwehr|Amtes Ausland/Abwehr]]. Ein besonders enger Kontakt bestand zum Chef der Abteilung Abwehr I („Geheimer Meldedienst“, zuständig für Auslandsspionage und Nachrichtenbeschaffung), Oberst [[Hans Piekenbrock]]. Dieser Kontakt gestaltete sich zum gegenseitigen Vorteil, denn Abs war sowohl als Agent der Abwehr als auch als deren Auftraggeber tätig.<ref>[[Julius Mader]]: ''Hitlers Spionagegenerale sagen aus.'' Berlin 1970, S. 36 ff.</ref> |
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=== Herkunft des Goldes === |
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Eine internationale Historikerkommission beschäftigte sich im Auftrag des Historischen Instituts der Deutschen Bank Ende der 1990er Jahre mit der Frage, ob Abs in der NS-Zeit Kenntnis über die Herkunft bestimmter Goldbestände hatte, welche die Deutsche Bank von der [[Reichsbank]] laufend erwarb: Es handelte sich dabei um von der [[Degussa]] umgeschmolzenes [[Raubgold|Gold]] ermordeter Juden aus den [[Vernichtungslager]]n im Osten. Die Kommission fand eine Reihe zuverlässiger Indizien für Abs’ Wissen um die Herkunft des Goldes, zweifelsfrei klären konnte sie die Ausgangsfrage in Ermangelung eines eindeutigen Beweises jedoch nicht.<ref>Zeit online: [http://www.zeit.de/1998/34/199834.deutsche_.xml?page=all ''Das Deutsche Bank-Geheimnis – Deutschland hat sich von seinem Chefbankier ein falsches Bild gemacht.''] 13. Januar 1998.</ref> |
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=== Mitgliedschaften === |
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Abs war Mitglied im [[Rußlandausschuß der Deutschen Wirtschaft]] und im Beirat der [[Reichsbank|Deutschen Reichsbank]].<ref name="who" /> |
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Abs gehörte zeitlebens keiner Partei an. 1943 drang die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] im Verlauf der Diskussion um die Reform der Banken ohne Erfolg auf die Entlassung der katholischen Vorstände [[Clemens Plassmann]] und Abs. Abs hat stets verneint, ein Teil des Widerstands gegen Hitler gewesen zu sein, auch wenn er Kontakte zu Personen des Widerstands hatte. |
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=== Kriegsende und Wiederaufbau === |
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[[Datei:Hermann Josef Abs - in der KfW 1949.jpg|mini|Abs in der Kreditanstalt für Wiederaufbau 1949]] |
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[[Datei:Kreditanstalt für Wiederaufbau 1949.jpg|mini|[[Teilschuldverschreibung]] über 100 DM der KfW vom 31. Dezember 1949 mit Unterschrift von Hermann Josef Abs]] |
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[[Datei:Hermann Josef Abs - mit Adenauer und Nehru 1956.jpg|mini|Abs mit [[Konrad Adenauer|Adenauer]] beim Besuch des [[Indien|indischen]] Ministerpräsidenten [[Jawaharlal Nehru]] 1956]] |
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Nach dem Krieg wurde Abs gemäß Anweisung der [[Alliierte]]n von seinem Vorstandsposten suspendiert und für etwa drei Monate inhaftiert. Danach wurde er als Finanzberater in der [[Britische Besatzungszone|britischen Besatzungszone]] herangezogen. Im späteren [[Entnazifizierung]]sverfahren wurde er in die Kategorie V (entlastet) eingestuft. |
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Abs war am Aufbau der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich beteiligt, unter anderem von 1948 bis 1952 als Vorstandsvorsitzender der [[KfW|Kreditanstalt für Wiederaufbau]] (KfW): Während der Vorstandskollege und „Betriebsführer“ bei der Deutschen Bank, [[Karl Ritter von Halt]], als ehemaliges NSDAP-Mitglied fünf Jahre in sowjetischer Haft im [[Speziallager Nr. 2 Buchenwald]] verbrachte, hatte Abs die Wartezeit genutzt, um zu den Wirtschaftsfachleuten am Sitz der Militärverwaltung in der [[Britische Besatzungszone|Britischen Besatzungszone]] in [[Bad Oeynhausen]] sowie zu Fachleuten der amerikanischen Militärverwaltung in [[Frankfurt am Main]] Kontakte zu pflegen und sich als Zeuge der Anklage am [[Internationaler Militärgerichtshof|Internationalen Militärgerichtshof]] in Nürnberg zur Verfügung zu stellen. Mit dem [[Marshallplan]] war die Gründung der KfW als der wichtigsten Nachkriegsbank in Westdeutschland verbunden, die diese Gelder zu verwalten hatte.<ref name="S60">Bernt Engelmann: ''Meine Freunde, die Manager.'' dtv, München 1969, S. 60.</ref> Abs wurde Finanzberater von [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Konrad Adenauer]] und verhandelte mit den USA über Wirtschaftskredite. Er leitete 1952 in London die Delegation der Bundesrepublik bei den Verhandlungen zur Regelung der deutschen [[Auslandsschulden]].<ref name="spiegel92015">{{Der Spiegel |ID=131927819 |Autor=[[Klaus Wiegrefe]] |Titel=Die Furcht vor dem F-Wort |Jahr=2015 |Nr=9 |Datum=2015-02-21 |Seiten=26–27}}</ref> Anfang 1953 endeten die Gespräche mit dem [[Londoner Schuldenabkommen]], welches mit der Rückzahlung von 14 Milliarden DM in kleinen jährlichen Raten und einem [[Moratorium (Wirtschaft)|Moratorium]] der [[Deutsche Reparationen nach dem Zweiten Weltkrieg|Reparationen]] bis zu einem Friedensvertrag endete.<ref name="S65">Bernt Engelmann: ''Meine Freunde, die Manager.'' dtv, München 1969, S. 65.</ref> Ein Nebeneffekt des Londoner Schuldenabkommens wurde aus deutscher Sicht lange ausgeblendet, denn unter Reparationen wurden damals auch Entschädigungen für ausländische Opfer des NS-Regimes verstanden. Zwangsarbeitern aus dem Ausland wurden mit dem Hinweis auf das Londoner Schuldenabkommen von deutschen Unternehmen und Gerichten bis in die 1990er Jahre Entschädigungen verweigert.<ref name="S99">Tim Schanetzky: ''Unternehmer: Profiteure des Unrechts.'' S. 99.</ref> |
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Der damalige [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsident]] [[Heinrich Lübke]] forcierte eine Ernennung Abs’ zum [[Außenminister]] Deutschlands. Abs verhielt sich gegenüber Adenauer jedoch eher zögerlich. Nach einer Stellungnahme Abs’ für „eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Opposition“ in außenpolitischen Fragen gab Lübke sein Vorhaben auf. Adenauer schrieb dem Bankier aber einen freundlichen Brief, in dem er ihm „herzlich“ dankte für die „Bereitwilligkeit, bei einer ernsten Zuspitzung der Situation sich zur Verfügung zu stellen“.<ref>''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]].'' 21. Dezember 2007, S. 9.</ref> Möglicherweise schien Abs die Tätigkeit des „Welt-Bankiers“ von vorneherein interessanter; vor diesem Hintergrund erschlösse sich sein Handeln 1961 als Einflussnahme auf die damalige Bonner Kabinettszusammensetzung zu Gunsten von Adenauer oder dem jüngeren Nachfolge-Außenminister [[Gerhard Schröder (Politiker, 1910)|Gerhard Schröder]]. |
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1955 bemühte er sich in den USA um die Freigabe der dort seit dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] eingefrorenen deutschen Vermögen, war darin aber letztlich nicht erfolgreich.<ref>Abschlusskommunique vom 4. März 1955, hinterlegt in [[Ticket:2012073010005395]].</ref> Zum „Vater des [[Wirtschaftswunder|deutschen Wirtschaftswunders]]“ [[Ludwig Erhard]] pflegte Abs ein ironisch-distanziertes Verhältnis. |
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=== Deutsche Bank im Nachkriegsdeutschland === |
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[[Datei:Hermann Josef Abs - mit Klasen und Ulrich 12.4.1967.jpg|mini|Abs mit seinen Sprechernachfolgern [[Karl Klasen]] (l.) und [[Franz Heinrich Ulrich]] (r.) am 12. April 1967]] |
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1952 nahm Abs seine offizielle Tätigkeit in der Deutschen Bank, Berlin-Düsseldorf, wieder auf, zunächst als Sprecher des Vorstands in der [[Süddeutsche Bank AG|Süddeutschen Bank AG]], München, einem der Nachfolgeinstitute der Deutschen Bank. Sein Arbeitsplatz und Wohnsitz blieb allerdings in Frankfurt am Main. 1957 wurde er auch Sprecher des Vorstands der wiedervereinten Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Laut Aussagen des ehemaligen [[Lockheed]]-Verkäufers Paul White erhielten Hermann Josef Abs und der damalige Bundesminister [[Franz Josef Strauß]] Gelder im Zusammenhang mit dem Verkauf von Flugzeugen des Typs [[Lockheed Super Constellation]] und [[Lockheed L-188 Electra|Electra]] an die [[Lufthansa]]. |
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{{Zitat |
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|Text=White told the FMOD (Foreign Ministry of Defense) that Lockheed had hired Frank Fahle at the suggestion of Herman Abs, that Abs and Strauss had received money in connection with the sale of Constellations and Electras to Lufthansa and that the same pattern of dealing was continuing on the 104 sale. |
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|ref=<ref name="USDS1975BONN18188">{{Internetquelle |url=http://aad.archives.gov/aad/createpdf?rid=210942&dt=1822&dl=823 |titel="Arms Sales in Germany" (6. Nov 1975) |hrsg=[[Außenministerium der Vereinigten Staaten]] |datum=1975-11-06 |abruf=2010-12-12}}</ref><ref name="USDS1976BONN00193">{{Internetquelle |url=http://aad.archives.gov/aad/createpdf?rid=276437&dt=2082&dl=1345 |titel=“Arms Sales in Germany (6. Januar 1976)” |hrsg=[[Außenministerium der Vereinigten Staaten]] |datum=1976-01-06 |abruf=2010-12-12}}</ref>}} |
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Mit bis zu 30 Aufsichtsratsmandaten, davon 20 als Vorsitzender, war er in den 1960er Jahren eine Schlüsselfigur der deutschen Wirtschaft und der einflussreichste Bankier in Deutschland. Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand der Deutschen Bank wurde er 1967 zum Vorsitzenden des [[Aufsichtsrat]]s gewählt. 1976 beendete er sein Aufsichtsratsmandat, blieb anschließend bis zu seinem Tod im Februar 1994 Ehrenvorsitzender der Deutschen Bank. |
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Von 1968 bis 1970 war er Aufsichtsratsvorsitzender der [[Friedrich Krupp AG|Friedrich Krupp GmbH]].<ref name="Harenberg">''Harenbergs Personenlexikon 20. Jahrhundert.'' Harenberg Lexikon Verlag, Dortmund 1992, S. 11.</ref> Aufgrund der Vielzahl seiner Aufsichtsratsmandate wurde 1965 bei der Novellierung des [[Aktiengesetz (Deutschland)|Aktiengesetzes]] die Anzahl der Aufsichtsratsmandate einer Person auf maximal zehn beschränkt (§100 Abs. 2 Satz 1 Aktiengesetz). Im Volksmund wurde diese Beschränkung auch ''Lex Abs'' genannt. Abs konnte auf wichtige wirtschafts- und finanzpolitische Maßnahmen in der Bundesrepublik (erste Auslandsanleihe, D-Mark-Aufwertung) oder Gesetze ([[Gesetz über die Deutsche Bundesbank|Bundesbankgesetz]], das Gesetz über die deutschen Großbanken) Einfluss nehmen.<ref name="spiegel-46274686">{{Der Spiegel |ID=46274686 |Autor= |Titel=GESELLSCHAFT / ABS: Ordner an der Orgel |Jahr=1965 |Nr=45 |Datum=1965-11-03 |Seiten=}}</ref> |
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1970 verklagte Abs den [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Historiker [[Eberhard Czichon]] und dessen Verleger [[Manfred Pahl-Rugenstein]], weil jener in einer bei diesem erschienenen Biographie unter anderem behauptet hatte, Abs habe sich bei Arisierungen selbst bereichert, habe eine „Machtposition im [[Faschismus|faschistischen]] System“ innegehabt und sei für [[NS-Zwangsarbeit]] von [[KZ-Häftling]]en und sogar Kindern verantwortlich. Ursprünglich hatte er die Sache auf sich beruhen lassen wollen, aber als Czichon seinerseits drohte, die Deutsche Bank wegen [[Verleumdung (Deutschland)|Verleumdung]] zu verklagen, bat er seine Anwälte einzuschreiten. Begleitet von einer erheblichen Medienaufmerksamkeit in Ost und West, die nicht zuletzt mit dem gleichzeitigen 100-jährigen Jubiläum der Deutschen Bank in Zusammenhang stand, wurde der Prozess vor dem [[Landgericht Stuttgart]] geführt. Im Juni 1972 wurden Czichon und sein Verleger wegen falscher Tatsachenbehauptung in 32 Fällen zur Zahlung von 20.000 DM Schadensersatz verurteilt, das Buch durfte nicht mehr verbreitet werden. Das Gericht urteilte rein [[Rechtspositivismus|rechtspositivistisch]], eine Bewertung von Abs’ aktiver Mitarbeit an der [[Rassismus|rassistischen]] Politik des NS-Regimes erfolgte nicht. Abs verzichtete auf die Vollstreckung der Summe, die Pahl-Rugenstein ruiniert hätte, da sich sein Anwalt mit dem Czichons (und damit mit der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]]) außergerichtlich darauf einigte, dass weitere Angriffe auf ihn und die Deutsche Bank, namentlich eine Veröffentlichung der [[Office of Military Government for Germany (U.S.)|OMGUS]]-Berichte, die belastendes Material über ihn enthielten, unterblieben.<ref>[[Harold James]]: ''Die Deutsche Bank und die „Arisierung“.'' C. H. Beck, München 2001, S. 130, Fußnote 187; [[Martin Sabrow]]: ''Zeitgeschichte schreiben. Von der Verständigung über die Vergangenheit in der Gegenwart''. Wallstein, Göttingen 2014, S. 41 f.; Sebastian Brünger: ''Geschichte und Gewinn. Der Umgang deutscher Konzerne mit ihrer NS-Vergangenheit''. Wallstein, Göttingen 2017, S. 164–194.</ref> |
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Abs bewohnte in [[Kronberg im Taunus]] von 1953 bis zu seinem Tode 1994 die 1936 für [[Fritz ter Meer]], Vorstandsmitglied der [[I.G. Farben]], gebaute [[Villa ter Meer]] mit 1200 Quadratmetern Wohnfläche, Gartensaal, Musikzimmer und Ankleidezimmer.<ref>[https://www.fr.de/rhein-main/deutsche-bank-org26696/wohnen-banker-11707222.html Kronberg: ''Ex-Abs-Villa wird verkauft: Wohnen wie ein Banker''] In: ''Frankfurter Rundschau.'' 12. Dezember 2010.</ref> |
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Am 5. Februar 1994 starb Abs im Alter von 92 Jahren in Bad Soden am Taunus. In einem Nachruf zitierte der ''[[Der Spiegel|Spiegel]]'' den [[Vereinigte Staaten|amerikanischen]] Bankier [[David Rockefeller]] mit den Worten, Abs sei „der führende Bankier der Welt“.<ref name="spiegel.de Nachruf" /> Sein Grab befindet sich in der [[St. Gertrud (Oedingen)|Friedhofskapelle St. Gertrud]] von [[Oedingen (Remagen)|Oedingen]], einem Ortsteil von [[Remagen]].<ref>{{Frankfurter Personenlexikon|355|Abs, Hermann J.}}</ref><ref>[http://knerger.de/html/absunternehmer_14.html knerger.de]</ref> |
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== Nachlass == |
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Sein Archiv umfasst etliche Akten der DB aus der NS-Zeit und war bis 2014 gesperrt. Es enthält eine beträchtliche Anzahl von Karteikarten mit dem Inhalt von Gesprächen, jedoch keine Informationen über Gespräche mit Pohle, [[Hans Kehrl]] und [[Joachim Riehle]], dem Bankenexperte des RWM, mit denen Abs nachweislich in engem Kontakt stand. Die Akten des Finanzamts, die für 80 Jahre gesperrt sind, könnten die Frage nach dem mit den Arisierungen verbundenen Gewinn klären.<ref>Harold James: Die Deutsche Bank und die „Arisierung“, S. 18.</ref> |
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== Mäzenatentum == |
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* Auf eigene Kosten ließ Abs die Kapelle auf dem Friedhof [[Oedingen (Remagen)|Oedingen]] renovieren. Daraufhin erhielt er 1952 vom [[Bistum Trier]] das Recht, in der Kapelle eine [[Gruft]] für sich und seine Frau zu bekommen.<ref>[http://knerger.de/html/absunternehmer_14.html ''Abs-Gruft''] auf knerger.de</ref> |
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* Münzsammlung des [[Welfen]]hauses: Im Jahr 1983 übernahm Abs die Vermittlung beim Verkauf der Münzsammlung des Welfenhauses mit etwa 40.000 Münzen und Medaillen vom damaligen Besitzer [[Ernst August von Hannover (1954)|Ernst August von Hannover]] an das Land [[Niedersachsen]]. |
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* [[Evangeliar Heinrichs des Löwen]]: Im August 1983<!--?--> ersteigerte er das Evangeliar Heinrichs des Löwen, eine bedeutende [[Manuskript|Handschrift]] des 12. Jahrhunderts, die im [[London]]er Auktionshaus [[Sotheby’s]] von offiziell unbekannten Besitzern angeboten wurde. Das Buch wurde durch Abs am 6. Dezember 1983<!--?--> für 32,5 Millionen [[Deutsche Mark|D-Mark]] für die Bundesrepublik Deutschland ersteigert<ref>Siehe Bericht des damaligen niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kunst [[Johann-Tönjes Cassens]] zur Ersteigerung der Handschrift: [[:Datei:2015-02-25 Rettung zweier Kulturschätze aus dem Welfenbesitz, von Dr. jur. Johann-Tönjes Cassens, Minister a. D.pdf|''Rettung zweier Kulturschätze aus dem Welfenbesitz'']] (PDF).</ref> und war bis zum Erwerb einer Handschrift des [[Leonardo da Vinci]] („[[Codex Leicester]]“) durch [[Bill Gates]] das teuerste Buch der Welt. |
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* [[Deutsche Nationalstiftung]]: 1993 gründete Abs zusammen mit [[Helmut Schmidt]], [[Michael Otto]] und [[Gerd Bucerius]] die Deutsche Nationalstiftung. |
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* [[Beethoven-Haus]]: 1987 stiftete er 1 Million DM für das Bonner Beethoven-Haus und ermöglichte den Bau eines Kammermusiksaals.<ref name="Harenberg" /> |
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* [[Melos Quartett]]: Hermann Josef Abs war ein langjähriger Freund und Förderer des Melos Quartetts.<ref>Hermann Voss: ''Hackordnungen im Quadrat. Bleistiftzeichnungen von Hermann Voss.'' Res Novae Verlag, Aulendorf 2017, ISBN 978-3-9818255-1-0, S. 62.</ref> |
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== Mitgliedschaften == |
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1955 wurde er von [[Großmeister (Ritterorden)|Kardinal-Großmeister]] [[Nicola Canali|Nicola Kardinal Canali]] zum [[Ritterorden|Ritter]] des [[Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem|Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem]] ernannt und am 7. Mai 1955 durch [[Lorenz Jaeger]], Großprior der deutschen Statthalterei, [[Investitur|investiert]]. Er war Kollarritter des Ritterordens und als Nachfolger von [[Alois Hundhammer]] von 1971 bis 1985 Statthalter der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. |
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Abs war 1955 Mitbegründer der [[Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik|Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik]] (DGAP).<ref>{{Internetquelle |url=https://dgap.org/de/gesellschaft/ueber-uns/geschichte |titel=Die Geschichte der DGAP |werk=dgap.org |abruf=2016-02-25 |archiv-datum=2016-02-25 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160225155507/https://dgap.org/de/gesellschaft/ueber-uns/geschichte |offline=ja |archiv-bot=2025-06-24 06:30:53 InternetArchiveBot }}</ref> Seit 1920 Mitglied, leitete Hermann Abs von 1960 bis 1994 als Vorsitzender den Verein [[Beethoven-Haus]] in Bonn. |
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[[Datei:Gospels1.jpg|mini|hochkant|Das [[Evangeliar Heinrichs des Löwen]] wurde durch Abs am 6. Dezember 1983 für 32,5 Millionen [[Deutsche Mark|D-Mark]] für die Bundesrepublik Deutschland ersteigert.]] |
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Von 1968 bis 1971 gehörte Abs dem [[Zentralkomitee der deutschen Katholiken]] an. Er nahm die Funktion eines ständigen Vertreters des [[Heiliger Stuhl|Heiligen Stuhls]] bei der [[Internationale Atomenergie-Organisation|Internationalen Atomenergie-Organisation]] (IAEO) wahr.<ref name="who" /> Er war Vizepräsident der deutschen Sektion des [[The Family|International Christian Leadership Netzwerks]].<ref>Jeff Sharlet: ''The Family, The Secret Fundamentalism at The Heart of American Power.'' Harper Perennial, 2008, ISBN 978-0-06-056005-8, S. 166.</ref> 1963 war er Senator der [[Max-Planck-Gesellschaft]].<ref>Ernst Klee: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich.'' S. Fischer Verlag, 2003, S. 10.</ref> |
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== Ehrungen und Auszeichnungen == |
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* 1953: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Großes Verdienstkreuz mit Stern]] der Bundesrepublik Deutschland |
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* 1965: [[Bayerischer Verdienstorden]] |
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* 1966: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland |
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* 1967: [[Jabach-Medaille]] der Stadt Köln<ref name="KSta1967" /> |
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* 1968: [[Bernhard-Harms-Preis]] des Instituts für Weltwirtschaft Kiel.<ref name="IfW_Bernhard-Harms-Preis">{{Internetquelle |url=http://www.ifw-kiel.de/konfer/bernhard-harms-preis |titel=Bernhard-Harms-Preis |hrsg=[[Institut für Weltwirtschaft|ifw-kiel.de]] |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130614011743/http://www.ifw-kiel.de/konfer/bernhard-harms-preis |archiv-datum=2013-06-14 |abruf=2013-06-15}}</ref> |
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* 1969: [[Gregoriusorden|Großkreuz des Gregoriusordens]] durch Papst [[Paul VI.]] |
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* 1975: [[Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1952)|Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich]]<ref>[http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_10542/imfname_251156.pdf Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952] (PDF; 6,9 MB)</ref> |
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* 1977: Ehrenbürgerschaft von Argentinien |
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* 1979: Gran Oficial de la [[Orden Bernardo O’Higgins|Orden de Bernardo O’Higgins]] |
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* 1979: [[Order of Good Hope]] der Republik Südafrika |
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* 1980: [[Orden von Oranien-Nassau|Großkreuz des Ordens von Oranien-Nassau]] der Niederlande |
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* 1982: [[Ehrenring der Görres-Gesellschaft]] |
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* 1984: [[Order of Al Hussein bin Ali]] des Königreichs Jordanien |
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* 1988: Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
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* 1990: [[Hessischer Verdienstorden]] |
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* 1991: [[Liste der Ehrenbürger von Frankfurt am Main|Ehrenbürger der Stadt Frankfurt am Main]] |
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* 1992: [[Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen]] |
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{{Wikiquote}} |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070618150901/http://www.bautz.de/bbkl/a/abs_h_j.shtml |band=16|autor=Konrad Fuchs|spalten=2–6}} |
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* Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland. Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR: ''[[Braunbuch der DDR|„Braunbuch“]]. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin. Staat, Wirtschaft, Verwaltung, Armee, Justiz, Wissenschaft''. Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin 1968 |
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* {{BibISBN|3-7829-0444-3|Seiten=9–10}} |
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* ''Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft – Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild.'' Erster Band, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, S. 4 ([[Mikrofiche]]-Ausgabe: Saur, München 1995, ISBN 3-598-30664-4). |
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* [[Lothar Gall]]: ''A man for all seasons? Hermann Josef Abs im Dritten Reich.'' In: ''Zeitschrift für Unternehmensgeschichte.'' Band 43, 1998, S. 1–53. {{ISSN|0342-2852}}. |
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* Tim Schanetky: ''Unternehmer: Profiteure des Unrechts.'' In: Norbert Frei (Hrsg.): ''Karrieren im Zwielicht – Hitlers Eliten nach 1945.'' Campus Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-593-36790-4. |
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* Lothar Gall: ''Der Bankier Hermann Josef Abs. Eine Biographie.'' Beck, München 2004, ISBN 3-406-52195-9. |
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* [[Josef Niesen]]: ''Bonner Personenlexikon.'' Bouvier, Bonn 2007, ISBN 978-3-416-03159-2. |
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* [[Christopher Kopper]]: ''Bankiers unterm Hakenkreuz.'' DTV, 2008, ISBN 978-3-423-34465-4. |
|||
* Yorck Dietrich: ''Hermann Josef Abs (1901–1994)''. In: [[Jürgen Aretz]], [[Rudolf Morsey]], [[Anton Rauscher]] (Hrsg.): ''Zeitgeschichte in Lebensbildern, Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts'', Band 8, Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Münster 1997, ISBN 978-3-402-06112-1, S. 299–310. [https://www.aschendorff-buchverlag.de/digibib/?digidownload&tid=17583 (Digitalisat]) |
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== Filme, Filmbeiträge == |
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* Konrad Fuchs: ''[http://www.bautz.de/bbkl/a/abs_h_j.shtml Hermann Josef Abs].'' In: BBKL Nr. 16 (1999), S. 2–6. |
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* Gerolf Karwath: ''Hitlers Eliten nach 1945.'' Teil 3: ''Unternehmer – Profiteure des Unrechts.'' Regie: Holger Hillesheim. Südwestrundfunk (SWR, 2002). |
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* Lothar Gall: ''A man for all seasons? Hermann Josef Abs im Dritten Reich.'' In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte Nr. 43 (1998), S. 1–53. |
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* Lothar Gall: ''Der Bankier Hermann Josef Abs.'' Beck-Verlag, München 2004, ISBN 3406521959 |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat}} |
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* {{DNB-Portal|118500260}} |
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* {{Pressemappe|FID=pe/000062}} |
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* {{LAGIS|ref=nein|DB=HBN|ID=118500260|titel=Abs, Hermann Josef| datum=2020-01-06}} |
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* Nützenadel, Alexander: [https://www.deutsche-biographie.de/ppn118500260.html Abs, Hermann], in: [[NDB-online]]. |
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* {{Frankfurter Personenlexikon|355|Abs, Hermann J.}} |
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* [http://knerger.de/html/absunternehmer_14.html ''Gruft der Familie Abs in der Friedhofskapelle St. Gertrudis in Oedingen''] |
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* ''[[Der Spiegel]]'': [http://www.spiegel.de/thema/hermann_josef_abs/ Artikel-Dossier zu Hermann Josef Abs] |
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* ''[[Die Zeit]]'': [http://www.zeit.de/schlagworte/personen/hermann-josef-abs/index Artikel-Dossier zu Hermann Josef Abs] |
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* {{Nachlass-Datenbank|DB=ZDN|Script= |Kat=A|PID=40664|AID=45931|SID=8169b0d5dd6736e0a5ea|Linktext=Nachlass von Hermann Josef Abs}} |
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== Einzelnachweise == |
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<references> |
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<ref name="KSta1967"> |
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{{Literatur |Autor=H. F. |Titel=Kein Erbe der Fürsten. Bürger als Mäzene der Museen mit der Jabach-Medaille ausgezeichnet |Sammelwerk=Kölner Stadt-Anzeiger |Verlag=M. DuMont Schauberg |Ort=Köln |Datum=1967-04-21}} |
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</ref> |
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</references> |
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{{Personenleiste |
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| AMT = [[Datei:Croix de l Ordre du Saint-Sepulcre.svg|20px]] [[Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem|Statthalter der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem]] |
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| ZEIT = 1971–1985 |
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| VORGÄNGER = [[Alois Hundhammer]] |
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| NACHFOLGER = [[Johannes Binkowski]] |
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}} |
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{{Navigationsleiste Vorstandssprecher der Deutsche Bank AG}} |
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{{Normdaten|TYP=p|GND=118500260|LCCN=n50036866|VIAF=56739642}} |
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[[Kategorie:Mann|Abs, Hermann]] |
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[[Kategorie:Bankier|Abs, Hermann]] |
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[[Kategorie:Deutscher|Abs, Hermann]] |
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[[Kategorie:Ehrenbürger|Abs, Hermann]] |
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[[Kategorie:Geboren 1901|Abs, Hermann]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1994|Abs, Hermann]] |
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{{SORTIERUNG:Abs, Hermann Josef}} |
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[[Kategorie:Aufsichtsratsvorsitzender (Deutschland)]] |
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[[Kategorie:Angestellter Leiter eines Kreditinstituts]] |
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[[Kategorie:Person (I.G. Farben)]] |
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[[Kategorie:Person (Deutsche Bank AG)]] |
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[[Kategorie:Träger des Staatspreises des Landes Nordrhein-Westfalen]] |
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[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes (Großkreuz)]] |
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[[Kategorie:Träger des Großen Silbernen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich]] |
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[[Kategorie:Träger des Gregoriusordens (Großkreuz)]] |
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[[Kategorie:Träger des Ordens von Oranien-Nassau (Großkreuz)]] |
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[[Kategorie:Träger des Ordens Bernardo O’Higgins]] |
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[[Kategorie:Träger des Bayerischen Verdienstordens]] |
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[[Kategorie:Träger des Hessischen Verdienstordens]] |
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[[Kategorie:Ehrenringträger der Görres-Gesellschaft]] |
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[[Kategorie:Ehrenbürger von Frankfurt am Main]] |
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[[Kategorie:Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken]] |
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[[Kategorie:Statthalter (Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem)]] |
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[[Kategorie:Kollarritter (Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem)]] |
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[[Kategorie:Mitglied der Bankiersfamilie Schnitzler|⚭Hermann Josef Abs]] |
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[[Kategorie:Deutscher]] |
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[[Kategorie:Geboren 1901]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1994]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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|NAME=Abs, Hermann Josef |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
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|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Bankmanager, Statthalter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem |
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|GEBURTSDATUM=15. Oktober 1901 |
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|GEBURTSORT=[[Bonn]] |
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|STERBEDATUM= |
|STERBEDATUM=5. Februar 1994 |
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|STERBEORT=[[Bad Soden am Taunus]] |
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Aktuelle Version vom 24. Juni 2025, 08:30 Uhr

Hermann Josef Abs (* 15. Oktober 1901 in Bonn; † 5. Februar 1994 in Bad Soden am Taunus) war ein deutscher Manager und Berater. Im nationalsozialistischen Deutschland war er ab 1938 Vorstandsmitglied der Deutschen Bank AG sowie ab 1940 Mitglied des Aufsichtsrats der I.G. Farben. Nach dem Zusammenbruch des NS-Staates wurde er von seinem Vorstandsposten suspendiert und für etwa drei Monate inhaftiert, jedoch von den Briten in der britischen Besatzungszone verwendet.
Er war Vorstandssprecher von 1957 bis 1967 und anschließend bis 1976 Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank (DB). Die Anhäufung vieler weiterer Aufsichtsratsmandate führte zur Lex Abs. Konrad Adenauer diente er als Berater und „Finanzdiplomat“. Er galt als ein einflussreicher Kunstmäzen.
Leben
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Hermann Josef Abs, geboren als Sohn des Rechtsanwalts Josef Abs (1862–1943 in Bonn), Vorstandsmitglied der Braunkohlen-Gesellschaft Hubertus, Braunkohlenbergbau in Brüggen an der Erft, Mitglied des Aufsichtsrates der Braunkohlen- und Brikettwerke Roddergrube und Aufsichtsratsvorsitzender der Erft AG,[1] und seiner Ehefrau Katharina, geb. Lückerath, wuchs in einer gläubigen katholischen Familie auf. Bereits sein Großvater war Rechtsanwalt und Notar in Bonn gewesen und hatte es zum königlich-preußischen Justizrat gebracht, der über Verbindungen in der katholischen Zentrumspartei und in der rheinischen Braunkohlewirtschaft verfügte.[2] Nach dem Abitur am Städtischen (humanistischen) Gymnasium in Bonn, dem heutigen Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, absolvierte Abs eine Banklehre beim Bonner Privatbankhaus Louis David und begann anschließend Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an der Universität Bonn zu studieren. Schon nach einem Semester brach er 1921 das Studium ab, weil seine Familie ihm das Studium nicht mehr finanzieren konnte,[2] um bis 1923 beim Privatbankhaus Delbrück, von der Heydt & Co in Köln,[3] danach für kurze Zeit jeweils bei Banken in Amsterdam, England, den USA und Lateinamerika als Devisenhändler[2] zu arbeiten.
Am 15. Februar 1928 heiratete er Inez Schnitzler (1908–1991), die der angesehenen Kölner Bankiersfamilie Schnitzler entstammte. Aus der Ehe stammen zwei Kinder: Thomas Vincent (1929–2001) und Marion Claude (* 1930). Das Ehepaar ging anschließend für ein paar Monate nach Frankreich und Spanien, ehe Abs 1928 in Amsterdam seine Tätigkeit bei der Bank N.V. Rhodius Koenigs Handelmaatschappij aufnahm. 1929 wechselte er zum renommierten Berliner Privatbankhaus Delbrück Schickler & Co., einem Schwesterinstitut des Kölner Bankhauses Delbrück, von der Heydt & Co.[4] Abs besaß seit 1939 den Bentgerhof bei Birresdorf in der heutigen Gemeinde Grafschaft im Landkreis Ahrweiler, wo er bis zuletzt offiziell wohnhaft war.[5][6][7]
Eintritt in die Deutsche Bank 1937
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Nachfolger eines jüdischen Teilhabers wurde Abs 1935 nach Inkrafttreten der Nürnberger Gesetze „Juniorpartner“ bei Delbrück Schickler & Co. in Berlin.[4] 1937 nahm Abs das Angebot an, als Nachfolger des verstorbenen Vorstandsmitgliedes Gustaf Schlieper zur Deutschen Bank zu wechseln. 1938 wurde er in den Vorstand berufen,[8] dessen Mitglied er bis Kriegsende 1945 blieb.
Aufgrund seiner Auslandserfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse (er sprach fließend Englisch, Niederländisch, Französisch und Spanisch) war er im Vorstand für das Auslandsgeschäft und Industriefinanzierungen zuständig. Hier warb er in neutralen Staaten für die Zeichnung der Kriegskredite des nationalsozialistischen Deutschlands.[3]
Arisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Banken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 und nach dem Ende September 1938 geschlossenen Münchner Abkommen, mit dem die Tschechoslowakei das Sudetenland abtreten musste, strebte das Reichswirtschaftsministerium (RWM) die sogenannte Arisierung des dortigen Bankwesens an. Abs war im Vorstand der Deutschen Bank mit der Arisierung von jüdischen Banken und Unternehmen betraut. Direkt nach dem Anschluss verhandelte er in Begleitung von Walter Pohle, einem ehemaligen Mitarbeiter des RWM, über die beabsichtigte Übernahme der damals größten Bank Österreichs, der Creditanstalt. Louis Nathaniel von Rothschild wurde von der SS verhaftet. Zahlreiche jüdischen Mitarbeiter wurden binnen kurzer Zeit entlassen. Nach 14 Monaten in Isolationshaft wurde Rothschild am 11. Mai 1939 nach Preisgabe des gesamten österreichischen Familienbesitzes freigelassen.[9] Unter der Herrschaft des NS-Regimes unterhielt die Creditanstalt Geschäftsbeziehungen zu mindestens 13 Konzentrationslagern, darunter das KZ Auschwitz, von denen die Bank regelmäßig Todeslisten erhielt und Wuchergebühren für Geldüberweisungen von Angehörigen an KZ-Häftlinge berechnete. Auch bei der Arisierung der Sascha Filmindustrie spielte die Creditanstalt eine tragende Rolle. Sie übernahm das politisch bedrängte Unternehmen zu einem unrealistisch niedrigen Wert von damals 1000 Schilling und übergab die Anteile in der Folge an die Cautio Treuhand, ein von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels gesteuertes Unternehmen.
Die Deutsche Bank übernahm in der besetzten Tschechoslowakei im Jahr 1939 die Böhmische Union Bank, welche die Übernahmen und Transaktionen bei der Arisierung jüdischer Vermögen abwickelte. Eine direkte Beteiligung von Abs an diesen Vorgängen ist umstritten. Der Historiker Lothar Gall sieht keine direkte Verstrickung, da Abs nur Stellvertreter des für das Protektorat Böhmen und Mähren verantwortlichen Vorstands Oswald Rösler war. Rösler selbst, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Böhmischen Union Bank war, beurteilte erst 1943 die Aktivitäten des verantwortlichen Mitarbeiters Walter Pohle in einer im Vorstand verbreiteten Aktennotiz äußerst kritisch.
Einige Arisierungen waren Gegenstand US-amerikanischer Ermittlungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs (OMGUS-Report[10]). Zu nennen ist hier etwa das Bankhaus Mendelssohn.
Unternehmen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Adler & Oppenheimer war während der Zeit des Nationalsozialismus Gegenstand eines komplizierten „Arisierungs-Prozesses“, den Abs und Pohle[11] für die Deutsche Bank bearbeiteten. Es handelte sich um die größte ein Industrieunternehmen betreffende Arisierung der Deutsche Bank AG.[12][13] Abs wurde 1938 Mitglied des Aufsichtsrates. Die Arisierung bestand darin, dass ein von der Deutsche Bank AG geführtes Konsortium 75 % der Aktien übernahm. Die Bank machte beim Verkauf des in „Norddeutsche Lederwerke“ umbenannten Unternehmens einen Gewinn von etwa 2,75 Mio. Reichsmark.[14]
Auf Grundlage der Forschungsergebnisse zweier Historikerkommissionen[15] betont James, dass die Deutsche Bank vor allem wegen der komplexen internationalen Wirtschaftsverflechtungen mit Fällen wie dem von Adler & Oppenheimer befasst wurde. Auch Abs’ persönliche Kontakte hätten eine zentrale Rolle bei der Arisierung von A & O gespielt. Nach der Restitution der Eigentümer nach 1947 blieb Abs Vorsitzender des Aufsichtsrats.
Familie Petschek
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die vier deutsch-tschechischen Petschek-Brüder besaßen einen Konzern mit einem riesigen Kohle-Imperium mit Braunkohlefeldern. Die Arisierung einer ihrer Firmen, der Hubertus AG, die sich mehrheitlich im Besitz der Familie Petschek befand (Familie Abs hielt 16,2 %), begann mit dem Vorwurf des Oberfinanzpräsidenten von Hannover, dass die AG eine Kapitalflucht in Höhe von 70 Mio. RM organisiert habe. Eine Verfügung des Reichswirtschaftsministeriums verpflichtete die Familie daraufhin, die AG bis Ende Februar 1939 zu verkaufen. Die Deutsche Bank verkaufte die AG an die Interessengemeinschaft der Familie Abs, die in der Erft Bergbau AG organisiert war.[16] An der Erft Bergbau AG hielt die Familie Abs 50 % der Aktien. Die alte Hubertus AG wurde 1941 liquidiert.
Auf Grundlage der Forschungsergebnisse[17] fasst James zusammen:
„Abs nutzte eine ungewöhnliche Breite an Kontakten aus – von ausländischen Konzernen wie Unilever, dem Vatikan, über deutsche Wirtschaftsführer bis zu den Verbrechern, die die Übernahmen und Enteignungen in Österreich und der Tschechoslowakei leiteten, bis zu SS und Gestapo. Während er einigen der großen deutsch-jüdischen Dynastien - den Mendelssohns, den Hirschlands, den Oppenheimers und den Adlers – oder den deutsch-tschechischen Petscheks half, verdiente er gleichzeitig Geld für seine Bank und erweiterte seine Kontakte und Interessen.“[18]
Ausbeutung von Zwangsarbeitern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab 1940 war Abs Mitglied im Aufsichtsrat der I.G. Farben;[19] dies war eines seiner ersten Aufsichtsratsmandate.[20] Die I.G. Farben baute für 900 Millionen Reichsmark, in ihrem größten Bauprojekt überhaupt, ein Bunawerk in der Nähe des Vernichtungslagers Auschwitz. 25.000 Häftlinge starben auf der Baustelle oder im Außenlager Monowitz, das von der SS für die I.G. Farben betrieben wurde. Angesichts der großen Geldsumme für die Anlage vermutet der Historiker Tim Schanetzky, dass Abs weitreichende Kenntnisse gehabt habe.[21] Bis heute ist ungeklärt, was Abs als Aufsichtsrat der I.G. Farben vom Vernichtungslager Auschwitz und der dortigen Baustelle der I.G. Farben wusste.
Im Herbst 1944 war Abs Aufsichtsratschef der Mechanik GmbH Rochlitz, eines Hydraulik-Herstellers für die Kriegsproduktion,[22] die in Wansleben bei Halle (Saale) ein unterirdisches KZ-Außenlager (Tarnname „Kali-Werk Georgi“) mit ca. 1.000 Zwangsarbeitern und Häftlingen betrieb.[23]
Kriegswirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kurz nach dem Angriff auf die Sowjetunion begrüßte Abs in einem flammenden persönlichen Schreiben an den führenden finnischen Bankier Rainer von Fieandt den Krieg gegen die Sowjetunion als Kampf „gegen den größten Feind aller Freiheit und Menschlichkeit“.[24] 1941 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der Kontinentale Öl AG und Aufsichtsratsvorsitzender der Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG, einer Maschinenbaufirma in Leipzig-Wahren.[25] Im Rahmen seiner Tätigkeit als einer der einflussreichsten Banker Deutschlands und Aufsichtsratsmitglied in über 40 Banken und Industriekonzernen im In- und Ausland pflegte er intensive Geschäftsbeziehungen zur Spitze des OKW-Amtes Ausland/Abwehr. Ein besonders enger Kontakt bestand zum Chef der Abteilung Abwehr I („Geheimer Meldedienst“, zuständig für Auslandsspionage und Nachrichtenbeschaffung), Oberst Hans Piekenbrock. Dieser Kontakt gestaltete sich zum gegenseitigen Vorteil, denn Abs war sowohl als Agent der Abwehr als auch als deren Auftraggeber tätig.[26]
Herkunft des Goldes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine internationale Historikerkommission beschäftigte sich im Auftrag des Historischen Instituts der Deutschen Bank Ende der 1990er Jahre mit der Frage, ob Abs in der NS-Zeit Kenntnis über die Herkunft bestimmter Goldbestände hatte, welche die Deutsche Bank von der Reichsbank laufend erwarb: Es handelte sich dabei um von der Degussa umgeschmolzenes Gold ermordeter Juden aus den Vernichtungslagern im Osten. Die Kommission fand eine Reihe zuverlässiger Indizien für Abs’ Wissen um die Herkunft des Goldes, zweifelsfrei klären konnte sie die Ausgangsfrage in Ermangelung eines eindeutigen Beweises jedoch nicht.[27]
Mitgliedschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abs war Mitglied im Rußlandausschuß der Deutschen Wirtschaft und im Beirat der Deutschen Reichsbank.[3] Abs gehörte zeitlebens keiner Partei an. 1943 drang die NSDAP im Verlauf der Diskussion um die Reform der Banken ohne Erfolg auf die Entlassung der katholischen Vorstände Clemens Plassmann und Abs. Abs hat stets verneint, ein Teil des Widerstands gegen Hitler gewesen zu sein, auch wenn er Kontakte zu Personen des Widerstands hatte.
Kriegsende und Wiederaufbau
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Nach dem Krieg wurde Abs gemäß Anweisung der Alliierten von seinem Vorstandsposten suspendiert und für etwa drei Monate inhaftiert. Danach wurde er als Finanzberater in der britischen Besatzungszone herangezogen. Im späteren Entnazifizierungsverfahren wurde er in die Kategorie V (entlastet) eingestuft.
Abs war am Aufbau der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich beteiligt, unter anderem von 1948 bis 1952 als Vorstandsvorsitzender der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): Während der Vorstandskollege und „Betriebsführer“ bei der Deutschen Bank, Karl Ritter von Halt, als ehemaliges NSDAP-Mitglied fünf Jahre in sowjetischer Haft im Speziallager Nr. 2 Buchenwald verbrachte, hatte Abs die Wartezeit genutzt, um zu den Wirtschaftsfachleuten am Sitz der Militärverwaltung in der Britischen Besatzungszone in Bad Oeynhausen sowie zu Fachleuten der amerikanischen Militärverwaltung in Frankfurt am Main Kontakte zu pflegen und sich als Zeuge der Anklage am Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zur Verfügung zu stellen. Mit dem Marshallplan war die Gründung der KfW als der wichtigsten Nachkriegsbank in Westdeutschland verbunden, die diese Gelder zu verwalten hatte.[28] Abs wurde Finanzberater von Bundeskanzler Konrad Adenauer und verhandelte mit den USA über Wirtschaftskredite. Er leitete 1952 in London die Delegation der Bundesrepublik bei den Verhandlungen zur Regelung der deutschen Auslandsschulden.[29] Anfang 1953 endeten die Gespräche mit dem Londoner Schuldenabkommen, welches mit der Rückzahlung von 14 Milliarden DM in kleinen jährlichen Raten und einem Moratorium der Reparationen bis zu einem Friedensvertrag endete.[30] Ein Nebeneffekt des Londoner Schuldenabkommens wurde aus deutscher Sicht lange ausgeblendet, denn unter Reparationen wurden damals auch Entschädigungen für ausländische Opfer des NS-Regimes verstanden. Zwangsarbeitern aus dem Ausland wurden mit dem Hinweis auf das Londoner Schuldenabkommen von deutschen Unternehmen und Gerichten bis in die 1990er Jahre Entschädigungen verweigert.[31]
Der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke forcierte eine Ernennung Abs’ zum Außenminister Deutschlands. Abs verhielt sich gegenüber Adenauer jedoch eher zögerlich. Nach einer Stellungnahme Abs’ für „eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Opposition“ in außenpolitischen Fragen gab Lübke sein Vorhaben auf. Adenauer schrieb dem Bankier aber einen freundlichen Brief, in dem er ihm „herzlich“ dankte für die „Bereitwilligkeit, bei einer ernsten Zuspitzung der Situation sich zur Verfügung zu stellen“.[32] Möglicherweise schien Abs die Tätigkeit des „Welt-Bankiers“ von vorneherein interessanter; vor diesem Hintergrund erschlösse sich sein Handeln 1961 als Einflussnahme auf die damalige Bonner Kabinettszusammensetzung zu Gunsten von Adenauer oder dem jüngeren Nachfolge-Außenminister Gerhard Schröder.
1955 bemühte er sich in den USA um die Freigabe der dort seit dem Zweiten Weltkrieg eingefrorenen deutschen Vermögen, war darin aber letztlich nicht erfolgreich.[33] Zum „Vater des deutschen Wirtschaftswunders“ Ludwig Erhard pflegte Abs ein ironisch-distanziertes Verhältnis.
Deutsche Bank im Nachkriegsdeutschland
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1952 nahm Abs seine offizielle Tätigkeit in der Deutschen Bank, Berlin-Düsseldorf, wieder auf, zunächst als Sprecher des Vorstands in der Süddeutschen Bank AG, München, einem der Nachfolgeinstitute der Deutschen Bank. Sein Arbeitsplatz und Wohnsitz blieb allerdings in Frankfurt am Main. 1957 wurde er auch Sprecher des Vorstands der wiedervereinten Deutschen Bank in Frankfurt am Main. Laut Aussagen des ehemaligen Lockheed-Verkäufers Paul White erhielten Hermann Josef Abs und der damalige Bundesminister Franz Josef Strauß Gelder im Zusammenhang mit dem Verkauf von Flugzeugen des Typs Lockheed Super Constellation und Electra an die Lufthansa.
„White told the FMOD (Foreign Ministry of Defense) that Lockheed had hired Frank Fahle at the suggestion of Herman Abs, that Abs and Strauss had received money in connection with the sale of Constellations and Electras to Lufthansa and that the same pattern of dealing was continuing on the 104 sale.“[34][35]
Mit bis zu 30 Aufsichtsratsmandaten, davon 20 als Vorsitzender, war er in den 1960er Jahren eine Schlüsselfigur der deutschen Wirtschaft und der einflussreichste Bankier in Deutschland. Nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand der Deutschen Bank wurde er 1967 zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt. 1976 beendete er sein Aufsichtsratsmandat, blieb anschließend bis zu seinem Tod im Februar 1994 Ehrenvorsitzender der Deutschen Bank.
Von 1968 bis 1970 war er Aufsichtsratsvorsitzender der Friedrich Krupp GmbH.[36] Aufgrund der Vielzahl seiner Aufsichtsratsmandate wurde 1965 bei der Novellierung des Aktiengesetzes die Anzahl der Aufsichtsratsmandate einer Person auf maximal zehn beschränkt (§100 Abs. 2 Satz 1 Aktiengesetz). Im Volksmund wurde diese Beschränkung auch Lex Abs genannt. Abs konnte auf wichtige wirtschafts- und finanzpolitische Maßnahmen in der Bundesrepublik (erste Auslandsanleihe, D-Mark-Aufwertung) oder Gesetze (Bundesbankgesetz, das Gesetz über die deutschen Großbanken) Einfluss nehmen.[37]
1970 verklagte Abs den DDR-Historiker Eberhard Czichon und dessen Verleger Manfred Pahl-Rugenstein, weil jener in einer bei diesem erschienenen Biographie unter anderem behauptet hatte, Abs habe sich bei Arisierungen selbst bereichert, habe eine „Machtposition im faschistischen System“ innegehabt und sei für NS-Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen und sogar Kindern verantwortlich. Ursprünglich hatte er die Sache auf sich beruhen lassen wollen, aber als Czichon seinerseits drohte, die Deutsche Bank wegen Verleumdung zu verklagen, bat er seine Anwälte einzuschreiten. Begleitet von einer erheblichen Medienaufmerksamkeit in Ost und West, die nicht zuletzt mit dem gleichzeitigen 100-jährigen Jubiläum der Deutschen Bank in Zusammenhang stand, wurde der Prozess vor dem Landgericht Stuttgart geführt. Im Juni 1972 wurden Czichon und sein Verleger wegen falscher Tatsachenbehauptung in 32 Fällen zur Zahlung von 20.000 DM Schadensersatz verurteilt, das Buch durfte nicht mehr verbreitet werden. Das Gericht urteilte rein rechtspositivistisch, eine Bewertung von Abs’ aktiver Mitarbeit an der rassistischen Politik des NS-Regimes erfolgte nicht. Abs verzichtete auf die Vollstreckung der Summe, die Pahl-Rugenstein ruiniert hätte, da sich sein Anwalt mit dem Czichons (und damit mit der SED) außergerichtlich darauf einigte, dass weitere Angriffe auf ihn und die Deutsche Bank, namentlich eine Veröffentlichung der OMGUS-Berichte, die belastendes Material über ihn enthielten, unterblieben.[38]
Abs bewohnte in Kronberg im Taunus von 1953 bis zu seinem Tode 1994 die 1936 für Fritz ter Meer, Vorstandsmitglied der I.G. Farben, gebaute Villa ter Meer mit 1200 Quadratmetern Wohnfläche, Gartensaal, Musikzimmer und Ankleidezimmer.[39]
Am 5. Februar 1994 starb Abs im Alter von 92 Jahren in Bad Soden am Taunus. In einem Nachruf zitierte der Spiegel den amerikanischen Bankier David Rockefeller mit den Worten, Abs sei „der führende Bankier der Welt“.[20] Sein Grab befindet sich in der Friedhofskapelle St. Gertrud von Oedingen, einem Ortsteil von Remagen.[40][41]
Nachlass
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sein Archiv umfasst etliche Akten der DB aus der NS-Zeit und war bis 2014 gesperrt. Es enthält eine beträchtliche Anzahl von Karteikarten mit dem Inhalt von Gesprächen, jedoch keine Informationen über Gespräche mit Pohle, Hans Kehrl und Joachim Riehle, dem Bankenexperte des RWM, mit denen Abs nachweislich in engem Kontakt stand. Die Akten des Finanzamts, die für 80 Jahre gesperrt sind, könnten die Frage nach dem mit den Arisierungen verbundenen Gewinn klären.[42]
Mäzenatentum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Auf eigene Kosten ließ Abs die Kapelle auf dem Friedhof Oedingen renovieren. Daraufhin erhielt er 1952 vom Bistum Trier das Recht, in der Kapelle eine Gruft für sich und seine Frau zu bekommen.[43]
- Münzsammlung des Welfenhauses: Im Jahr 1983 übernahm Abs die Vermittlung beim Verkauf der Münzsammlung des Welfenhauses mit etwa 40.000 Münzen und Medaillen vom damaligen Besitzer Ernst August von Hannover an das Land Niedersachsen.
- Evangeliar Heinrichs des Löwen: Im August 1983 ersteigerte er das Evangeliar Heinrichs des Löwen, eine bedeutende Handschrift des 12. Jahrhunderts, die im Londoner Auktionshaus Sotheby’s von offiziell unbekannten Besitzern angeboten wurde. Das Buch wurde durch Abs am 6. Dezember 1983 für 32,5 Millionen D-Mark für die Bundesrepublik Deutschland ersteigert[44] und war bis zum Erwerb einer Handschrift des Leonardo da Vinci („Codex Leicester“) durch Bill Gates das teuerste Buch der Welt.
- Deutsche Nationalstiftung: 1993 gründete Abs zusammen mit Helmut Schmidt, Michael Otto und Gerd Bucerius die Deutsche Nationalstiftung.
- Beethoven-Haus: 1987 stiftete er 1 Million DM für das Bonner Beethoven-Haus und ermöglichte den Bau eines Kammermusiksaals.[36]
- Melos Quartett: Hermann Josef Abs war ein langjähriger Freund und Förderer des Melos Quartetts.[45]
Mitgliedschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1955 wurde er von Kardinal-Großmeister Nicola Kardinal Canali zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt und am 7. Mai 1955 durch Lorenz Jaeger, Großprior der deutschen Statthalterei, investiert. Er war Kollarritter des Ritterordens und als Nachfolger von Alois Hundhammer von 1971 bis 1985 Statthalter der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.
Abs war 1955 Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP).[46] Seit 1920 Mitglied, leitete Hermann Abs von 1960 bis 1994 als Vorsitzender den Verein Beethoven-Haus in Bonn.

Von 1968 bis 1971 gehörte Abs dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an. Er nahm die Funktion eines ständigen Vertreters des Heiligen Stuhls bei der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) wahr.[3] Er war Vizepräsident der deutschen Sektion des International Christian Leadership Netzwerks.[47] 1963 war er Senator der Max-Planck-Gesellschaft.[48]
Ehrungen und Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1953: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
- 1965: Bayerischer Verdienstorden
- 1966: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland
- 1967: Jabach-Medaille der Stadt Köln[49]
- 1968: Bernhard-Harms-Preis des Instituts für Weltwirtschaft Kiel.[50]
- 1969: Großkreuz des Gregoriusordens durch Papst Paul VI.
- 1975: Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich[51]
- 1977: Ehrenbürgerschaft von Argentinien
- 1979: Gran Oficial de la Orden de Bernardo O’Higgins
- 1979: Order of Good Hope der Republik Südafrika
- 1980: Großkreuz des Ordens von Oranien-Nassau der Niederlande
- 1982: Ehrenring der Görres-Gesellschaft
- 1984: Order of Al Hussein bin Ali des Königreichs Jordanien
- 1988: Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- 1990: Hessischer Verdienstorden
- 1991: Ehrenbürger der Stadt Frankfurt am Main
- 1992: Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Konrad Fuchs: Hermann Josef Abs. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 2–6 .
- Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland. Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR: „Braunbuch“. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin. Staat, Wirtschaft, Verwaltung, Armee, Justiz, Wissenschaft. Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin 1968
- Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lexikon. Erster Band. A–L (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission. Band XIX, Nr. 1). Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7829-0444-3, S. 9–10.
- Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft – Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Erster Band, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1930, S. 4 (Mikrofiche-Ausgabe: Saur, München 1995, ISBN 3-598-30664-4).
- Lothar Gall: A man for all seasons? Hermann Josef Abs im Dritten Reich. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte. Band 43, 1998, S. 1–53. ISSN 0342-2852.
- Tim Schanetky: Unternehmer: Profiteure des Unrechts. In: Norbert Frei (Hrsg.): Karrieren im Zwielicht – Hitlers Eliten nach 1945. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-593-36790-4.
- Lothar Gall: Der Bankier Hermann Josef Abs. Eine Biographie. Beck, München 2004, ISBN 3-406-52195-9.
- Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. Bouvier, Bonn 2007, ISBN 978-3-416-03159-2.
- Christopher Kopper: Bankiers unterm Hakenkreuz. DTV, 2008, ISBN 978-3-423-34465-4.
- Yorck Dietrich: Hermann Josef Abs (1901–1994). In: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern, Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 8, Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Münster 1997, ISBN 978-3-402-06112-1, S. 299–310. (Digitalisat)
Filme, Filmbeiträge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerolf Karwath: Hitlers Eliten nach 1945. Teil 3: Unternehmer – Profiteure des Unrechts. Regie: Holger Hillesheim. Südwestrundfunk (SWR, 2002).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Hermann Josef Abs im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Hermann Josef Abs in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Abs, Hermann Josef. Hessische Biografie. (Stand: 6. Januar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Nützenadel, Alexander: Abs, Hermann, in: NDB-online.
- Abs, Hermann J. im Frankfurter Personenlexikon
- Gruft der Familie Abs in der Friedhofskapelle St. Gertrudis in Oedingen
- Der Spiegel: Artikel-Dossier zu Hermann Josef Abs
- Die Zeit: Artikel-Dossier zu Hermann Josef Abs
- Nachlass von Hermann Josef Abs
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Abs, Josef. In: Georg Wenzel: Deutscher Wirtschaftsführer. Lebensgänge deutscher Wirtschaftspersönlichkeiten. Ein Nachschlagebuch über 13000 Wirtschaftspersönlichkeiten unserer Zeit. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg/Berlin/Leipzig 1929, DNB 948663294.
- ↑ a b c Bernt Engelmann: Meine Freunde, die Manager. dtv, München 1969, S. 57.
- ↑ a b c d Hermann Josef Abs. In: WHO is WHO. Abgerufen am 11. Dezember 2006.
- ↑ a b Bernt Engelmann: Meine Freunde, die Manager. dtv, München 1969, S. 58.
- ↑ Lothar Gall: Der Bankier Hermann Josef Abs. Eine Biographie. C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54738-9, S. 119, 129, 135.
- ↑ Heimat-Adreßbuch Kreis Ahrweiler 1965/66: nach amtlichen Unterlagen, ZDB-ID 609747-9, Born-Verlag, Wuppertal 1965, S. XIV/1. (ub.uni-koeln.de)
- ↑ Einwohner-Adreßbuch Gemeinde Grafschaft 1993: nach amtlichen Unterlagen, ZDB-ID 3181084-6, Stadtplan- und Adreßbuch-Verlag Ernst Otto Kasper, Rösrath 1993, Namenverzeichnis S. 1.
- ↑ Geschäftsbericht für 1937. (PDF) Deutsche Bank, 6. April 1938, S. 15, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Januar 2016; abgerufen am 26. Januar 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Christa Zöchling: Mythos Rothschild: Der märchenhafte Aufstieg eines Ghettojuden, www.profil.at abgerufen am 19. November 2021.
- ↑ OMGUS: Ermittlungen gegen die Deutsche Bank. Herausgegeben von Hans Magnus Enzensberger. Greno Verlagsgesellschaft, Nördlingen; 544 Seiten
- ↑ Harold James: Die Deutsche Bank im Dritten Reich. 2003, S. 130.
- ↑ Harold James: Die Deutsche Bank und die „Arisierung“. C. H. Beck, 2001, S. 90 ff.
- ↑ Christopher Kopper: Bankiers unterm Hakenkreuz. DTV, 2008, ISBN 978-3-423-34465-4.
- ↑ Deutsche Bank will rauben. In: Der Spiegel. Nr. 36, 1985, S. 68–72 (online).
- ↑ Harold James: Die Deutsche Bank und die „Arisierung“. Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte der Deutschen Bank in der NS-Zeit Avraham Barkai, Gerald D. Feldman, Lothar Gall, Jonathan Steinberg, Harold James. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47192-7. Bereits ab 1989 forschte die erste Historikerkommission mit Thomas Nipperdey, Lothar Gall, Gerald D. Feldman, Harold James, Carl-Ludwig Holtfrerich und Hans E. Büschgen im Auftrag der Deutschen Bank, später ergänzt durch die "Goldbücher" der Reichsbank, die 1997 im Nationalarchiv der USA entdeckt und aufgearbeitet wurden.
- ↑ Harold James: Die Deutsche Bank im Dritten Reich. 2003, S. 76.
- ↑ Harold James: Die Deutsche Bank und die „Arisierung“. Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte der Deutschen Bank in der NS-Zeit, Beck, München 2001, ISBN 3-406-47192-7. Bereits ab 1989 forschte die erste Historikerkommission im Auftrag der Deutschen Bank, später ergänzt durch die "Goldbücher" der Reichsbank, die 1997 im Nationalarchiv der USA entdeckt und aufgearbeitet wurden.
- ↑ Harold James: The Deutsche Bank and the Nazi Economic War against the Jews. Cambridge University Press, Cambridge 2001, S. 215–216.
- ↑ Lothar Gall: Der Bankier Hermann Josef Abs. Eine Biographie. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54738-9, S. 102.
- ↑ a b Nachruf: Hermann Josef Abs. spiegel.de, 13. Februar 1994.
- ↑ Tim Schanetzky: Unternehmer: Profiteure des Unrechts. In: Norbert Frei (Hrsg.): Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945. Campus, Frankfurt am Main 2001, S. 100 f.
- ↑ Christoph Pauly, Nico Wingert: Geheimes KZ im Untergrund. In: Der Spiegel. Nr. 19, 2006, S. 70–71 (online).
- ↑ Sven Röbel, Nico Wingert: Das vergessene Geheimnis. In: Der Spiegel. Nr. 38, 2005, S. 46–50 (online).
- ↑ Dietrich Eichholtz: Krieg um Öl, Ein Erdölimperium als deutsches Kriegsziel. Leipzig 2006, S. 62.
- ↑ Aktie der Pittler AG
- ↑ Julius Mader: Hitlers Spionagegenerale sagen aus. Berlin 1970, S. 36 ff.
- ↑ Zeit online: Das Deutsche Bank-Geheimnis – Deutschland hat sich von seinem Chefbankier ein falsches Bild gemacht. 13. Januar 1998.
- ↑ Bernt Engelmann: Meine Freunde, die Manager. dtv, München 1969, S. 60.
- ↑ Klaus Wiegrefe: Die Furcht vor dem F-Wort. In: Der Spiegel. Nr. 9, 2015, S. 26–27 (online – 21. Februar 2015).
- ↑ Bernt Engelmann: Meine Freunde, die Manager. dtv, München 1969, S. 65.
- ↑ Tim Schanetzky: Unternehmer: Profiteure des Unrechts. S. 99.
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung. 21. Dezember 2007, S. 9.
- ↑ Abschlusskommunique vom 4. März 1955, hinterlegt in Ticket:2012073010005395.
- ↑ "Arms Sales in Germany" (6. Nov 1975). Außenministerium der Vereinigten Staaten, 6. November 1975, abgerufen am 12. Dezember 2010.
- ↑ “Arms Sales in Germany (6. Januar 1976)”. Außenministerium der Vereinigten Staaten, 6. Januar 1976, abgerufen am 12. Dezember 2010.
- ↑ a b Harenbergs Personenlexikon 20. Jahrhundert. Harenberg Lexikon Verlag, Dortmund 1992, S. 11.
- ↑ GESELLSCHAFT / ABS: Ordner an der Orgel. In: Der Spiegel. Nr. 45, 1965 (online – 3. November 1965).
- ↑ Harold James: Die Deutsche Bank und die „Arisierung“. C. H. Beck, München 2001, S. 130, Fußnote 187; Martin Sabrow: Zeitgeschichte schreiben. Von der Verständigung über die Vergangenheit in der Gegenwart. Wallstein, Göttingen 2014, S. 41 f.; Sebastian Brünger: Geschichte und Gewinn. Der Umgang deutscher Konzerne mit ihrer NS-Vergangenheit. Wallstein, Göttingen 2017, S. 164–194.
- ↑ Kronberg: Ex-Abs-Villa wird verkauft: Wohnen wie ein Banker In: Frankfurter Rundschau. 12. Dezember 2010.
- ↑ Abs, Hermann J. im Frankfurter Personenlexikon
- ↑ knerger.de
- ↑ Harold James: Die Deutsche Bank und die „Arisierung“, S. 18.
- ↑ Abs-Gruft auf knerger.de
- ↑ Siehe Bericht des damaligen niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kunst Johann-Tönjes Cassens zur Ersteigerung der Handschrift: Rettung zweier Kulturschätze aus dem Welfenbesitz (PDF).
- ↑ Hermann Voss: Hackordnungen im Quadrat. Bleistiftzeichnungen von Hermann Voss. Res Novae Verlag, Aulendorf 2017, ISBN 978-3-9818255-1-0, S. 62.
- ↑ Die Geschichte der DGAP. In: dgap.org. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 25. Februar 2016; abgerufen am 25. Februar 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Jeff Sharlet: The Family, The Secret Fundamentalism at The Heart of American Power. Harper Perennial, 2008, ISBN 978-0-06-056005-8, S. 166.
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. S. Fischer Verlag, 2003, S. 10.
- ↑ H. F.: Kein Erbe der Fürsten. Bürger als Mäzene der Museen mit der Jabach-Medaille ausgezeichnet. In: Kölner Stadt-Anzeiger. M. DuMont Schauberg, Köln 21. April 1967.
- ↑ Bernhard-Harms-Preis. ifw-kiel.de, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 14. Juni 2013; abgerufen am 15. Juni 2013.
- ↑ Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Alois Hundhammer | ![]() 1971–1985 | Johannes Binkowski |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Abs, Hermann Josef |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bankmanager, Statthalter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem |
GEBURTSDATUM | 15. Oktober 1901 |
GEBURTSORT | Bonn |
STERBEDATUM | 5. Februar 1994 |
STERBEORT | Bad Soden am Taunus |
- Aufsichtsratsvorsitzender (Deutschland)
- Angestellter Leiter eines Kreditinstituts
- Person (I.G. Farben)
- Person (Deutsche Bank AG)
- Träger des Staatspreises des Landes Nordrhein-Westfalen
- Träger des Bundesverdienstkreuzes (Großkreuz)
- Träger des Großen Silbernen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich
- Träger des Gregoriusordens (Großkreuz)
- Träger des Ordens von Oranien-Nassau (Großkreuz)
- Träger des Ordens Bernardo O’Higgins
- Träger des Bayerischen Verdienstordens
- Träger des Hessischen Verdienstordens
- Ehrenringträger der Görres-Gesellschaft
- Ehrenbürger von Frankfurt am Main
- Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
- Statthalter (Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem)
- Kollarritter (Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem)
- Mitglied der Bankiersfamilie Schnitzler
- Deutscher
- Geboren 1901
- Gestorben 1994
- Mann