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„Johann Buxtorf der Jüngere“ – Versionsunterschied

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'''Johann Buxtorf''', genannt '''der Jüngere''' (* [[13. August]] [[1599]] in [[Basel]]; † [[16. August]] [[1664]] in [[Basel]]) war [[Reformierte Kirche|reformierter]] Theologe und Orientalist.
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'''Johann Buxtorf''', genannt '''der Jüngere''' (* [[13. August]] [[1599]] in [[Basel]]; † [[16. August]] [[1664]] ebenda) war ein [[Schweiz]]er [[Reformierte Kirchen|reformierter]] [[Theologe]] und [[Orientalist]] aus der Familie [[Buxtorf]].


== Leben ==
[[1630]] folgte er seinem Vater [[Johann Buxtorf der Ältere|Johann Buxtorf dem Älteren]] auf den Lehrstuhl der [[hebräische Sprache|hebräischen Sprache]] an der [[Universität Basel]]. Er war Herausgeber der ''More Nevochim'' des [[Maimonides]] (Basel 1629) sowie von Werken seines Vaters und verfasste viele Abhandlungen, Kommentare und Übersetzungen. Bekannt wurde er wegen seines Streites mit [[Louis Cappel]] über das Alter der hebräischen Vokalzeichen.
Buxtorf studierte an der [[Universität Basel]], wo er bereits mit 16 Jahren den Magistergrad erwarb. Weitere Studienreisen führten ihn an die [[Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg|Universität Heidelberg]] sowie in die Niederlande (Teilnahme an der [[Dordrechter Synode]] 1619), nach England, Frankreich und Genf. 1624 nach Basel zurückgekehrt, wurde er 1627 Diaconus an der [[Peterskirche (Basel)|Peterskirche]]. 1630 folgte er seinem Vater [[Johann Buxtorf der Ältere|Johann Buxtorf dem Älteren]] auf den Lehrstuhl für [[Hebräische Sprache]] in Basel. Nachdem er mehrere Berufungen ausgeschlagen hatte, schuf man 1647 in Basel eine weitere theologische Professur ([[Dogmatik]]) für ihn. 1642 wurde er zum [[Doctor theologiae|Dr. theol.]] [[Promotion (Doktor)|promoviert]].


Buxtorf gab mehrere Werke seines Vaters heraus und verfasste viele Abhandlungen, Kommentare und Übersetzungen. 1629 erschien seine lateinische Übersetzung des ''[[Führer der Unschlüssigen|Führers der Unschlüssigen]]'' des [[Maimonides]], 1660 seine lateinische Übersetzung des ''[[Kusari]]'' des [[Jehuda ha-Levi]]. Im Anhang dazu erschien auch eine Übersetzung des 30. Kapitels von [[Schmuel Archevolti]]s ''Arugat ha-Bosem'' (dt. „Gewürzbeet“). Dieses Kapitel befasst sich mit hebräischer [[Steganographie]] bzw. [[Kryptographie]]. Er setzte auch den Streit seines Vaters mit [[Louis Cappel]] über das Alter der [[Nikud|hebräischen Vokalzeichen]] fort.


Buxtorf korrespondierte mit jüdischen Gelehrten wie [[Menasse ben Israel]], [[David Cohen de Lara]], [[Jacob Abendana]] und [[Isaac Abendana]]. Obwohl Basel eine reformierte Universität war, studierten bei Buxtorf viele lutherische Gelehrte und Theologen (unter anderem [[Philipp Jacob Spener]], [[Esdras Edzardus]], [[Johann Benedict Carpzov II.]], [[Matthias Wasmuth]], [[Sebastian Schmidt (Theologe)|Sebastian Schmidt]], [[Eberhard Anckelmann]]), weil dieser als bester Kenner des Hebräischen galt.
== Siehe auch ==
*[[Buxtorf]]


Seine Schrift Synagoga Judaica (1622) beschrieb detailliert Glaube und Glaubenpraxis der Juden und trug durch seine Popularität dazu bei, [[Ritualmordlegende|Blutanklagen]] gegen Juden als unsinnig zu entlarven.<ref>Magda Teter: ''Blood Libel. On the Trail of an Antisemitic Myth.'' Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts)/London 2020, S. 179 f.</ref>
== Weblinks ==
*[http://www.bbkl.de/b/buxtorf_d_jue_j.shtml Artikel im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon]
*[http://www.dhs.ch/externe/protect/textes/d/D10560.html Artikel im Historischen Lexikon der Schweiz]


Sein Sohn [[Johann Jakob Buxtorf]] war Nachfolger seines Vaters auf dem hebräischen Lehrstuhl. Seine Handschriften, meist Übersetzungen rabbinischer Schriften, befinden sich in der Basler Universitätsbibliothek.


Dessen Neffe [[Johann Buxtorf (Orientalist)|Johann Buxtorf]] war sein Nachfolger in der hebräischen Professur.
{{Meyers}}


== Schriften (Auswahl) ==
* ''Lexicon chaldaicum et syriacum'', 1622.
* ''Synagoga Judaica,'' 1622.
* ''De Linguæ Hebraicæ Origine et Antiquitate'', Basel, 1644
* ''Florilegium Hebraicum Continens Elegantes Sentencias, Proverbia, Apophthegmata: ex Optimis Quibusque Maxime vero Priscis Hebræorum Scriptoribus Collectum et . . . Alphabetice Dispositum''. Basel, 1648.
* ''Tractatus de punctorum, vocalium atque accentuum in libris V. T. hebraicis origine, antiquitate et auctoritate oppositus arcano punctationis revelato Lud. Cappelli'', 1648.
* ''Anticritica seu vindiciae veritatis hebraicae: adversus Lud. Cappelli criticam quam vocat sacram eiusque defensionem'', 1653.
* mit [[Lukas Gernler]] und [[Johann Rudolf Wettstein (Theologe)|Johann Rudolf Wettstein]]: ''Syllabus controversiarum religionis, quae ecclesiis orthodoxis cum quibuscunque adversariis intercedunt'', Decker, Basel 1662.


Als Herausgeber seines Vaters:
[[Kategorie:Reformierter Theologe (17. Jh.)|Buxtorf der Jungere, Johann]]
* ''Concordantiae Bibliorum hebraicae''. 1632
[[Kategorie:Basler|Buxtorf der Jungere, Johann]]
* ''Lexicon Chaldaicum Talmudicum et Rabbinicum''. Basel 1639 (Reprint Hildesheim 1974).
[[Kategorie:Mann|Buxtorf der Jungere, Johann]]
[[Kategorie:Geboren 1599|Buxtorf der Jungere, Johann]]
[[Kategorie:Gestorben 1664|Buxtorf der Jungere, Johann]]


== Literatur ==
* {{ADB|3|673|676|Buxtorff, Johannes|[[Carl Gustav Adolf Siegfried]]|ADB:Buxtorf, Johann der Jüngere}}
* [[Ernst Staehelin (Theologe, 1889)|Ernst Staehelin]]: ''Der Briefwechsel zwischen Johannes Buxtorf II und Johannes Coccejus''. In: Theologische Zeitschrift 4 (1948), S. 372–391
* {{NDB|3|84|85|Buxtorf, Johann der Jüngere|[[Max Geiger]]|11718991X}}
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070613100738/http://www.bautz.de/bbkl/b/buxtorf_d_jue_j.shtml |autor=[[Friedrich Wilhelm Bautz]]|artikel=Buxtorf der Jüngere, Johann|band=1|spalten=835-836}}
* F.P. van Stam: ''The Controversy over the Theology of Saumur, 1635-1650''. 1988
* [[Rudolf Smend (Theologe, 1932)|Rudolf Smend]]: ''Vier Epitaphe – Die Basler Hebraistenfamilie Buxtorf (Litterae et Theologia 1).'' Berlin: de Gruyter 2010. ISBN 978-3-11-022895-3


== Weblinks ==
{{Personendaten|
* {{VerzDtDrucke |VD=17 |PPN=004080785}}
NAME=Buxtorf der Jüngere, Johann
* [http://www.prdl.org/author_view.php?a_id=184 Digitalisierte Drucke von Johann Buxtorf d.&nbsp;J. in der Post-Reformation Digital Library]
|ALTERNATIVNAMEN=
* {{HLS|10560|Buxtorf, Johannes|Autor=Stephen G. Burnett}}
|KURZBESCHREIBUNG=reformierter Theologe und Orientalist

|GEBURTSDATUM=[[13. August]] [[1599]]
== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=p|GND=11718991X|LCCN=n86826671|VIAF=7611266}}

{{SORTIERUNG:Buxtorf, Johann der Jungere}}
[[Kategorie:Reformierter Theologe (17. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Person des Christentums (Basel)]]
[[Kategorie:Rektor (Universität Basel)]]
[[Kategorie:Orientalist]]
[[Kategorie:Hebraist]]
[[Kategorie:Mitglied der Familie Buxtorf|Johann Der Jungere]]
[[Kategorie:Schweizer]]
[[Kategorie:Geboren 1599]]
[[Kategorie:Gestorben 1664]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Buxtorf, Johann der Jüngere
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Aktuelle Version vom 27. Dezember 2023, 15:17 Uhr

Johann Buxtorf, genannt der Jüngere (* 13. August 1599 in Basel; † 16. August 1664 ebenda) war ein Schweizer reformierter Theologe und Orientalist aus der Familie Buxtorf.

Buxtorf studierte an der Universität Basel, wo er bereits mit 16 Jahren den Magistergrad erwarb. Weitere Studienreisen führten ihn an die Universität Heidelberg sowie in die Niederlande (Teilnahme an der Dordrechter Synode 1619), nach England, Frankreich und Genf. 1624 nach Basel zurückgekehrt, wurde er 1627 Diaconus an der Peterskirche. 1630 folgte er seinem Vater Johann Buxtorf dem Älteren auf den Lehrstuhl für Hebräische Sprache in Basel. Nachdem er mehrere Berufungen ausgeschlagen hatte, schuf man 1647 in Basel eine weitere theologische Professur (Dogmatik) für ihn. 1642 wurde er zum Dr. theol. promoviert.

Buxtorf gab mehrere Werke seines Vaters heraus und verfasste viele Abhandlungen, Kommentare und Übersetzungen. 1629 erschien seine lateinische Übersetzung des Führers der Unschlüssigen des Maimonides, 1660 seine lateinische Übersetzung des Kusari des Jehuda ha-Levi. Im Anhang dazu erschien auch eine Übersetzung des 30. Kapitels von Schmuel Archevoltis Arugat ha-Bosem (dt. „Gewürzbeet“). Dieses Kapitel befasst sich mit hebräischer Steganographie bzw. Kryptographie. Er setzte auch den Streit seines Vaters mit Louis Cappel über das Alter der hebräischen Vokalzeichen fort.

Buxtorf korrespondierte mit jüdischen Gelehrten wie Menasse ben Israel, David Cohen de Lara, Jacob Abendana und Isaac Abendana. Obwohl Basel eine reformierte Universität war, studierten bei Buxtorf viele lutherische Gelehrte und Theologen (unter anderem Philipp Jacob Spener, Esdras Edzardus, Johann Benedict Carpzov II., Matthias Wasmuth, Sebastian Schmidt, Eberhard Anckelmann), weil dieser als bester Kenner des Hebräischen galt.

Seine Schrift Synagoga Judaica (1622) beschrieb detailliert Glaube und Glaubenpraxis der Juden und trug durch seine Popularität dazu bei, Blutanklagen gegen Juden als unsinnig zu entlarven.[1]

Sein Sohn Johann Jakob Buxtorf war Nachfolger seines Vaters auf dem hebräischen Lehrstuhl. Seine Handschriften, meist Übersetzungen rabbinischer Schriften, befinden sich in der Basler Universitätsbibliothek.

Dessen Neffe Johann Buxtorf war sein Nachfolger in der hebräischen Professur.

Schriften (Auswahl)

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  • Lexicon chaldaicum et syriacum, 1622.
  • Synagoga Judaica, 1622.
  • De Linguæ Hebraicæ Origine et Antiquitate, Basel, 1644
  • Florilegium Hebraicum Continens Elegantes Sentencias, Proverbia, Apophthegmata: ex Optimis Quibusque Maxime vero Priscis Hebræorum Scriptoribus Collectum et . . . Alphabetice Dispositum. Basel, 1648.
  • Tractatus de punctorum, vocalium atque accentuum in libris V. T. hebraicis origine, antiquitate et auctoritate oppositus arcano punctationis revelato Lud. Cappelli, 1648.
  • Anticritica seu vindiciae veritatis hebraicae: adversus Lud. Cappelli criticam quam vocat sacram eiusque defensionem, 1653.
  • mit Lukas Gernler und Johann Rudolf Wettstein: Syllabus controversiarum religionis, quae ecclesiis orthodoxis cum quibuscunque adversariis intercedunt, Decker, Basel 1662.

Als Herausgeber seines Vaters:

  • Concordantiae Bibliorum hebraicae. 1632
  • Lexicon Chaldaicum Talmudicum et Rabbinicum. Basel 1639 (Reprint Hildesheim 1974).

Einzelnachweise

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  1. Magda Teter: Blood Libel. On the Trail of an Antisemitic Myth. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts)/London 2020, S. 179 f.