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„Karl Koch (Hacker)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Karl Koch 1985.jpg|alternativtext=Karl Koch 1985, in Hannover|mini|Karl Koch (Hildesheim, 1985)<ref>{{Internetquelle |url=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vertriebenendenkmal,_3,_Moritzberg,_Hildesheim,_Landkreis_Hildesheim.jpg |titel=Datei:Vertriebenendenkmal, 3, Moritzberg, Hildesheim, Landkreis Hildesheim.jpg – Wikipedia |sprache=de |abruf=2022-06-20}}</ref>]]
'''Karl Werner Lothar Koch''' (* [[22. Juli]] [[1965]] in [[Hannover]]; † vermutlich [[23. Mai]] [[1989]], Leiche aufgefunden am [[1. Juni]] [[1989]] in einem Birkenwald bei [[Gifhorn]]), war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Hacker]].
'''Karl Werner Lothar Koch''', auch bekannt unter seinem [[Pseudonym]] '''hagbard''' (* [[22. Juli]] [[1965]] in [[Hannover]]; † [[23. Mai|23.]] oder [[24. Mai]] [[1989]] in [[Ohof]]),<ref>Den 23. Mai nennt Susanne Nolte: [https://www.heise.de/ix/artikel/Suendenfall-794636.html ''Zum 20. Todestag von Karl Koch.''] In: ''[[iX – Magazin für professionelle Informationstechnik]].'' Juni 2009, S. 93; den 24. Mai nennt die Todesanzeige seiner Schwester, siehe [[Freke Over]], Armin, Wilhelm, Hans und Steffen: ''Dokumentation über Karl Koch.'' 1989, S. 9 [http://networkclan.de/pdf/KarlKoch.PDF (PDF)].</ref> war ein [[Deutsche|deutscher]] [[Hacker (Computersicherheit)|Hacker]].


== Familie und Jugend ==
Koch wuchs unter schwierigen Umständen auf.<ref>Wenn nicht anders angegeben, stammen die Informationen aus der Dokumentation [[Freke Over]], Armin, Wilhelm, Hans und Steffen: ''Karl Koch.'' 1989, insbesondere der selbst verfasste Lebenslauf Kochs auf S. 4 f. [http://networkclan.de/pdf/KarlKoch.PDF (PDF)].</ref> Seine Mutter starb 1976 an Krebs, sein Vater hatte Alkoholprobleme. Koch besuchte die [[Comeniusschule Hannover]] und absolvierte die Oberstufe der IGS Roderbruch Hannover, engagierte sich im [[Landesschülervertretung (Deutschland)|Landesschülerrat]] und interessierte sich in seiner Freizeit für [[Astronomie]].<ref>Carsten Ost: [http://www.carsten-ost.de/Karl_Koch/body_karl_koch.html ''Karl Koch.''] Erinnerungen eines Bekannten auf dessen persönlicher Homepage, März 2001.</ref>


1979 schenkte Karls Vater ihm das Buch ''Der goldene Apfel'', den zweiten Band der Romantrilogie ''[[Illuminatus!]]'' der Autoren [[Robert Shea]] und [[Robert Anton Wilson]], das sehr starken Einfluss auf ihn hatte. Aus seinen Einnahmen als Mitglied des Landesschülerrats kaufte er sich nach eigenen Angaben 1982 seinen ersten [[Computer]].<ref>Hans-Christian Schmid, Michael Gutmann: ''23. Die Geschichte des Hackers Karl Koch'' (= dtv. Band 8477). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, S. 19. Die Autoren zitieren aus einem von Karl im Jahr 1989 selbst verfassten Lebenslauf.</ref>
Koch trat in den Datennetzen unter dem [[Pseudonym]] ''Hagbard Celine'' auf, der Name einer Hauptfigur der [[Illuminatus-Trilogie]], die Koch stark beeinflusste. Er wurde vor allem durch den so genannten [[KGB-Hack]] in den [[1980er]] Jahren bekannt. Die Geschichte des KGB-Hacks wurde in dem Film ''[[23 (Film)|23 – Nichts ist so wie es scheint]]'' (1999) aufgegriffen.
[[1984]] gründete Koch in Hannover einen Ableger des [[Chaos Computer Club]].


Im August 1984 starb auch sein Vater an Krebs. In der Folgezeit kam Koch mit [[Kokain]] in Berührung, dessen Konsum er von Jahr zu Jahr steigerte. Im Februar 1987 brach er deswegen einen Urlaub in [[Spanien]] ab und ließ sich zu einer [[Entziehungskur]] in die [[Psychiatrische Klinik]] in [[Aachen]] einweisen. Er verließ die Klinik wieder im Mai 1987.
1989, nachdem er bereits eine Woche vermisst war, wurde seine Leiche in einem Wald nahe Hannover aufgefunden. Als Ursache für den Tod wurde stets [[Selbstverbrennung]] angegeben, wobei sich vor allem in der [[Hacker]]szene Gerüchte über einen [[Mord]] an Koch nie legten. Dies bekräftigten Unstimmigkeiten am Fundort seiner Leiche, die darauf hindeuteten, dass der Tatort woanders liegen musste, und deswegen ein Mord war.


== Hackerkarriere ==
Karl Koch war ein überzeugter [[Anarchismus|Anarchist]], der seine Hacks auf Grund seiner Einstellung machte: ''"Wissen muss für jeden Mensch gleich zugängig sein!"'' Gleichzeitig war er seit 1985 Mitglied der [[SPD]].
Nach dem Krebstod seines Vaters hatte Koch 240.000 [[Deutsche Mark|DM]] geerbt, von denen er die Hälfte seinen Schwestern überließ.<ref name="Schmid, Gutmann 1999_Kap. 1">Hans-Christian Schmid, Michael Gutmann: ''23. Die Geschichte des Hackers Karl Koch'' (= dtv. Band 8477). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, S. 19.</ref> Von seinem Anteil des Erbes mietete er 1984 eine eigene Wohnung in Hannover und kaufte sich unter anderem einen [[Atari ST]]. 1985 gründete er mit anderen Hackern zuerst den ''Computer-Stammtisch'' im ''Café Filmore'' in der [[Lister Meile]] der Hannoveraner [[Mitte (Stadtbezirk in Hannover)#Oststadt|Oststadt]], woraus sich unter dem Namen ''Leitstelle511'' der lokale Ableger des ''[[Chaos Computer Club]]'' entwickelte, der bis heute existiert.<ref>[https://osm.leitstelle511.net/ Leitstelle 511] ''Chaos Computer Club Hannover.'' 5. Oktober 2015.</ref>


Koch benutzte in den [[Rechnernetz|Datennetzen]] das [[Pseudonym]] „hagbard“, in Anlehnung an Hagbard Celine, den Protagonisten der ''Illuminatus!''-Romantrilogie. Auch seinen Computer hatte er nach dem der Romantrilogie „FUCKUP“ (First Universal Cybernetic-Kinetic Ultra-Micro Programmer) benannt. Koch war davon überzeugt, dass es die [[Illuminatenorden|Illuminaten]], wie sie in ''Illuminatus!'' beschrieben wurden, tatsächlich gibt, und versuchte, wie der Protagonist der Bücher, diese mit seinen eigenen Mitteln, eben dem Hacken, zu bekämpfen.
== Filme ==
*[[23 (Film)|23 – Nichts ist so wie es scheint]]


Koch war ein überzeugter [[Anarchismus|Anarchist]], der seine Hacks auf Grund seiner Einstellung machte: „Wissen muss für jeden Menschen gleich zugänglich sein!“<ref>{{Internetquelle|url=https://dctptv.wordpress.com/2010/07/22/karl-koch-wissen-muss-fur-jeden-zuganglich-sein/|titel=Karl Koch: Wissen muss für jeden zugänglich sein|titelerg=Heute wäre Hacker Karl Koch 45 Jahre alt geworden. Seine Maxime: Wissen muss für jeden Menschen gleich zugänglich sein!|datum=2010-07-22|hrsg=[[Dctp#Internetangebot dctp.tv|dctp.tv]] |zugriff=2014-06-14}}</ref> Ab 1985 war Koch Mitglied der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]].
== Literatur ==


== KGB-Hack ==
*[[Hans-Christian Schmid]], [[Michael Gutmann]]: ''23 Die Geschichte des Hackers Karl Koch'', ISBN 3-423-08477-4
{{Hauptartikel|KGB-Hack}}
*[[Clifford Stoll]]: ''Kuckucksei. Die Jagd auf die deutschen Hacker, die das Pentagon knackten''; (engl. ''The Cuckoo's Egg''); 1989, ISBN 3-596-13984-8 (beschreibt den KGB-Hack aus der Sicht der Gegenseite)
Bekannt wurde Koch durch den so genannten KGB-Hack<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/politik/er-konnte-an-jedem-ort-der-welt-sitzen-a-b3143faa-0002-0001-0000-000013493011 |titel=Er konnte an jedem Ort der Welt sitzen |werk=Der Spiegel |datum=1989-03-05 |sprache=de |abruf=2023}}</ref>, bei dem er mit den deutschen Hackern „dob“ (Dirk-Otto Brezinski), „pengo“ ([[Hans Heinrich Hübner]]) und „urmel“ ([[Markus Hess (Hacker)|Markus Hess]]) zusammenarbeitete. Der [[Croupier]] Peter „Pedro“ Carl, der sich in notorischen Geldsorgen befand, sah in den Fähigkeiten der drei Hacker eine Möglichkeit zum Geldverdienen. Die Idee, ihre Entdeckungen auf den gehackten westlichen [[Computersystem]]en an das [[KGB]] zu verkaufen, stammte von ihm. Die Gruppe wurde 1986 durch den US-amerikanischen Astrophysiker [[Clifford Stoll]], einen [[Systemadministrator]] an der [[University of California, Berkeley|Universität von Kalifornien in Berkeley]], enttarnt, nachdem ihm aufgefallen war, dass bei einem Großrechner, für dessen Wartung er zuständig war, Kosten von 75 US-Cent für in Anspruch genommene Rechnerleistung angefallen waren, die keinem Abrechnungskonto zugeordnet werden konnten. Da dies nach Ausschluss eines Fehlers im Abrechnungsprogramm des Großrechners einen Hinweis auf einen unerlaubten Eindringling darstellte, ging er der Sache trotz des geringen Betrags nach und kam dadurch schließlich Koch auf die Spur. Stoll schrieb über diese Vorkommnisse das Buch ''[[Kuckucksei (Clifford Stoll)|Kuckucksei]]''.

== Tod ==
In den Monaten vor seinem Tod arbeitete Koch als Fahrer für die Landesgeschäftsstelle der [[CDU in Niedersachsen|niedersächsischen CDU]]. Am 1. Juni 1989 wurde seine verkohlte Leiche in einem Wald bei [[Ohof]] im [[Landkreis Gifhorn]] gefunden, nachdem er bereits eine Woche vermisst worden war.<ref name="Nolte">Susanne Nolte: [https://www.heise.de/ix/artikel/Suendenfall-794636.html ''Zum 20. Todestag von Karl Koch.''] In: ''[[iX – Magazin für professionelle Informationstechnik]].'' Juni 2009, S. 93.</ref> Amtlich wurde als Todesursache [[Selbstverbrennung]] angegeben. Als mögliche Gründe werden Kochs lange emotionale Vereinnahmung durch die „Jagd auf Illuminaten“ und sein dauerhafter Drogenkonsum angenommen, die ihn Ende der 1980er Jahre immer weiter in psychische Probleme getrieben und auch Klinikaufenthalte zur Folge gehabt hatten. Vor allem in der Hackerszene halten sich Gerüchte, Koch sei – möglicherweise aus politischen Motiven oder infolge seiner Verwicklung ins kriminelle Milieu – ermordet worden. Die Todesumstände sind nicht vollständig aufgeklärt.

Nachdem die Geheimhaltungsfristen gefallen waren und Akten vom [[Verfassungsschutz]] und Verhörprotokolle des [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamt]]s eingesehen werden konnten, ging der Journalist und ehemalige Polizeireporter [[Frank Plasberg]] mehr als 30 Jahre nach Kochs Tod auf Spurensuche und veröffentlichte die Dokumentation ''23 – Der mysteriöse Tod eines Hackers'' mit dem Untertitel ''Ein neuer Blick auf die Geschichte''.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Frank Plasberg]] |url=https://www.sky.de/film/23-der-mysterioese-tod-eines-hackers |titel=23 – Der mysteriöse Tod eines Hackers |titelerg=Ein neuer Blick auf die Geschichte |werk=sky.de |datum= |abruf=2025-02-25}}</ref>

== Rezeption ==
Der Spielfilm ''[[23 – Nichts ist so wie es scheint]]'' von [[Hans-Christian Schmid]] aus dem Jahr 1998 zeichnet Kochs Leben und Wirken nach. Bei der Darstellung einiger Personen und Ereignisse weicht der Film – im Wesentlichen aus [[Dramaturgie|dramaturgischen]] Gründen – von den Tatsachen ab. Die Rolle Kochs spielte [[August Diehl]], der dafür den [[Deutscher Filmpreis|Deutschen Filmpreis]] erhielt. Gemeinsam mit [[Michael Gutmann]] veröffentlichte Schmid im folgenden Jahr ein Buch mit einer Biographie Kochs.

Im Februar 2016 wurde im ''[[Schauspiel Hannover|Jungen Schauspiel Hannover]]'' eine Theateradaption des Films unter dem gleichen Titel und der Regie [[Christopher Rüping]]s uraufgeführt.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.schauspielhannover.de/schauspiel/index.php?m=144&f=03_werkdetail&ID_Stueck=791 |wayback=20170124103654 |text=''23 – Nichts ist so wie es scheint.'' }} In: ''SchauspielHannover.de''; Stefan Gohlisch: [http://www.neuepresse.de/Nachrichten/Kultur/Uebersicht/Hacker-Karl-Koch-als-Buehnenstueck ''Hacker Karl Koch als Bühnenstück.''] In: ''[[Neue Presse (Hannover)|Neue Presse]]'', 22. Februar 2016 (Gespräch mit dem Regisseur).</ref>

== Literatur ==
* [[Thomas Ammann (Journalist)|Thomas Ammann]], Matthias Lehnhardt, Gerd Meißner, Stephan Stahl: ''Hacker für Moskau. Deutsche Computer-Spione im Dienst des KGB.'' Wunderlich, Reinbek 1989, ISBN 3-8052-0490-6.
* [[Katie Hafner]], [[John Markoff]]: ''Cyberpunk. Outlaws and Hackers on the Computer Frontier.'' Simon & Schuster, New York 1995, ISBN 0-684-81862-0.
* [[Hans-Christian Schmid]], [[Michael Gutmann]]: ''23. Die Geschichte des Hackers Karl Koch'' (= ''dtv.'' Band 8477). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-08477-4.
* [[Clifford Stoll]]: ''[[Kuckucksei (Clifford Stoll)|Kuckucksei]]. Die Jagd auf die deutschen Hacker, die das Pentagon knackten.'' 5. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-596-13984-8.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [[Craig Neidorf|Knight Lightning]]: [http://phrack.org/issues/25/10.html ''German Hackers Break Into Los Alamos and NASA.''] In: ''[[Phrack]].'' Band 3, 1989, Nr. 25, 29. März 1989.
* ''[https://www.spiegel.de/video/tod-eines-hackers-video-99009625.html Tod eines Hackers. Selbstmord oder Hinrichtung?]'' Video, 10 min. In: ''[[Spiegel TV]]'', 11. Juni 1989.
* [[Freke Over]], Armin, Wilhelm, Hans und Steffen (Hrsg.): [http://networkclan.de/pdf/KarlKoch.PDF ''Dokumentation über Karl Koch.''] Selbstverlag, Hannover 1989 (PDF; 9,0&nbsp;MB).
* Susanne Nolte: [https://heise.de/-794636 ''Zum 20. Todestag von Karl Koch: Sündenfall.''] In: ''[[iX – Magazin für professionelle Informationstechnik]]'', Juni 2009, S. 93.
* Ulrich Clauß: [https://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article106375588/Urahn-der-Piratenpartei-lag-verkohlt-im-Wald.html ''Hacker-Legende: Urahn der Piratenpartei lag verkohlt im Wald.''] In: ''[[Die Welt]]'', 25. Mai 2012.
* [[Stefan Krempl]]: [https://www.heise.de/newsticker/meldung/Karl-Koch-Der-Tod-eines-Hackers-und-die-morbide-Faszination-von-Geheimdiensten-2196997.html ''Karl Koch: Der Tod eines Hackers und die „morbide Faszination von Geheimdiensten“.''] In: ''[[Heise Online]]'', 25. Mai 2014.
* [[Frank Patalong]]: ''[https://www.spiegel.de/einestages/karl-koch-alias-hagbard-celine-tod-eines-hackers-a-1268203.html Einer der ersten deutschen Hacker - der mysteriöse Tod des Karl Koch].'' In: ''[[einestages]]'', 23. Mai 2019.
* [https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13493816.html Alle großen Anarchisten starben am 23.], In: [[Der Spiegel]], 12. Juni 1989.
<!-- * [https://www.telepolis.de/features/Die-KGB-Hacker-3387740.html?seite=all Die KGB-Hacker], In: [[Telepolis]], 2. Januar 2011. -->


== Fußnoten ==
*[http://www.schaechl.de/kk/ Dokumentation von seinen Freunden]
<references />
*[http://www.hagbard-celine.de/ hagbard-celine.de]
*[http://www.ccc.de/ Chaos Computer Club]
*[http://www.uni-muenster.de/PeaCon/conspiracy/film23/Presse.htm Presserecherche und Ergebnisse der Uni Münster]


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[[Kategorie:Deutscher|Koch, Karl]]
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[[Kategorie:Hacker (Computersicherheit)]]
[[Kategorie:Gestorben 1989|Koch, Karl]]
[[Kategorie:Hacker (Programmierersubkultur)]]
[[Kategorie:Hacker|Koch, Karl]]
[[Kategorie:Person (Chaos Computer Club)]]
[[Kategorie:Mann|Koch, Karl]]
[[Kategorie:SPD-Mitglied]]
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}}
}}

[[ca:Karl Koch]]
[[en:Hagbard (Karl Koch)]]
[[es:Karl Koch]]

Aktuelle Version vom 5. August 2025, 12:49 Uhr

Karl Koch 1985, in Hannover
Karl Koch (Hildesheim, 1985)[1]

Karl Werner Lothar Koch, auch bekannt unter seinem Pseudonym hagbard (* 22. Juli 1965 in Hannover; † 23. oder 24. Mai 1989 in Ohof),[2] war ein deutscher Hacker.

Familie und Jugend

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Koch wuchs unter schwierigen Umständen auf.[3] Seine Mutter starb 1976 an Krebs, sein Vater hatte Alkoholprobleme. Koch besuchte die Comeniusschule Hannover und absolvierte die Oberstufe der IGS Roderbruch Hannover, engagierte sich im Landesschülerrat und interessierte sich in seiner Freizeit für Astronomie.[4]

1979 schenkte Karls Vater ihm das Buch Der goldene Apfel, den zweiten Band der Romantrilogie Illuminatus! der Autoren Robert Shea und Robert Anton Wilson, das sehr starken Einfluss auf ihn hatte. Aus seinen Einnahmen als Mitglied des Landesschülerrats kaufte er sich nach eigenen Angaben 1982 seinen ersten Computer.[5]

Im August 1984 starb auch sein Vater an Krebs. In der Folgezeit kam Koch mit Kokain in Berührung, dessen Konsum er von Jahr zu Jahr steigerte. Im Februar 1987 brach er deswegen einen Urlaub in Spanien ab und ließ sich zu einer Entziehungskur in die Psychiatrische Klinik in Aachen einweisen. Er verließ die Klinik wieder im Mai 1987.

Nach dem Krebstod seines Vaters hatte Koch 240.000 DM geerbt, von denen er die Hälfte seinen Schwestern überließ.[6] Von seinem Anteil des Erbes mietete er 1984 eine eigene Wohnung in Hannover und kaufte sich unter anderem einen Atari ST. 1985 gründete er mit anderen Hackern zuerst den Computer-Stammtisch im Café Filmore in der Lister Meile der Hannoveraner Oststadt, woraus sich unter dem Namen Leitstelle511 der lokale Ableger des Chaos Computer Club entwickelte, der bis heute existiert.[7]

Koch benutzte in den Datennetzen das Pseudonym „hagbard“, in Anlehnung an Hagbard Celine, den Protagonisten der Illuminatus!-Romantrilogie. Auch seinen Computer hatte er nach dem der Romantrilogie „FUCKUP“ (First Universal Cybernetic-Kinetic Ultra-Micro Programmer) benannt. Koch war davon überzeugt, dass es die Illuminaten, wie sie in Illuminatus! beschrieben wurden, tatsächlich gibt, und versuchte, wie der Protagonist der Bücher, diese mit seinen eigenen Mitteln, eben dem Hacken, zu bekämpfen.

Koch war ein überzeugter Anarchist, der seine Hacks auf Grund seiner Einstellung machte: „Wissen muss für jeden Menschen gleich zugänglich sein!“[8] Ab 1985 war Koch Mitglied der SPD.

Bekannt wurde Koch durch den so genannten KGB-Hack[9], bei dem er mit den deutschen Hackern „dob“ (Dirk-Otto Brezinski), „pengo“ (Hans Heinrich Hübner) und „urmel“ (Markus Hess) zusammenarbeitete. Der Croupier Peter „Pedro“ Carl, der sich in notorischen Geldsorgen befand, sah in den Fähigkeiten der drei Hacker eine Möglichkeit zum Geldverdienen. Die Idee, ihre Entdeckungen auf den gehackten westlichen Computersystemen an das KGB zu verkaufen, stammte von ihm. Die Gruppe wurde 1986 durch den US-amerikanischen Astrophysiker Clifford Stoll, einen Systemadministrator an der Universität von Kalifornien in Berkeley, enttarnt, nachdem ihm aufgefallen war, dass bei einem Großrechner, für dessen Wartung er zuständig war, Kosten von 75 US-Cent für in Anspruch genommene Rechnerleistung angefallen waren, die keinem Abrechnungskonto zugeordnet werden konnten. Da dies nach Ausschluss eines Fehlers im Abrechnungsprogramm des Großrechners einen Hinweis auf einen unerlaubten Eindringling darstellte, ging er der Sache trotz des geringen Betrags nach und kam dadurch schließlich Koch auf die Spur. Stoll schrieb über diese Vorkommnisse das Buch Kuckucksei.

In den Monaten vor seinem Tod arbeitete Koch als Fahrer für die Landesgeschäftsstelle der niedersächsischen CDU. Am 1. Juni 1989 wurde seine verkohlte Leiche in einem Wald bei Ohof im Landkreis Gifhorn gefunden, nachdem er bereits eine Woche vermisst worden war.[10] Amtlich wurde als Todesursache Selbstverbrennung angegeben. Als mögliche Gründe werden Kochs lange emotionale Vereinnahmung durch die „Jagd auf Illuminaten“ und sein dauerhafter Drogenkonsum angenommen, die ihn Ende der 1980er Jahre immer weiter in psychische Probleme getrieben und auch Klinikaufenthalte zur Folge gehabt hatten. Vor allem in der Hackerszene halten sich Gerüchte, Koch sei – möglicherweise aus politischen Motiven oder infolge seiner Verwicklung ins kriminelle Milieu – ermordet worden. Die Todesumstände sind nicht vollständig aufgeklärt.

Nachdem die Geheimhaltungsfristen gefallen waren und Akten vom Verfassungsschutz und Verhörprotokolle des Bundeskriminalamts eingesehen werden konnten, ging der Journalist und ehemalige Polizeireporter Frank Plasberg mehr als 30 Jahre nach Kochs Tod auf Spurensuche und veröffentlichte die Dokumentation 23 – Der mysteriöse Tod eines Hackers mit dem Untertitel Ein neuer Blick auf die Geschichte.[11]

Der Spielfilm 23 – Nichts ist so wie es scheint von Hans-Christian Schmid aus dem Jahr 1998 zeichnet Kochs Leben und Wirken nach. Bei der Darstellung einiger Personen und Ereignisse weicht der Film – im Wesentlichen aus dramaturgischen Gründen – von den Tatsachen ab. Die Rolle Kochs spielte August Diehl, der dafür den Deutschen Filmpreis erhielt. Gemeinsam mit Michael Gutmann veröffentlichte Schmid im folgenden Jahr ein Buch mit einer Biographie Kochs.

Im Februar 2016 wurde im Jungen Schauspiel Hannover eine Theateradaption des Films unter dem gleichen Titel und der Regie Christopher Rüpings uraufgeführt.[12]

  1. Datei:Vertriebenendenkmal, 3, Moritzberg, Hildesheim, Landkreis Hildesheim.jpg – Wikipedia. Abgerufen am 20. Juni 2022.
  2. Den 23. Mai nennt Susanne Nolte: Zum 20. Todestag von Karl Koch. In: iX – Magazin für professionelle Informationstechnik. Juni 2009, S. 93; den 24. Mai nennt die Todesanzeige seiner Schwester, siehe Freke Over, Armin, Wilhelm, Hans und Steffen: Dokumentation über Karl Koch. 1989, S. 9 (PDF).
  3. Wenn nicht anders angegeben, stammen die Informationen aus der Dokumentation Freke Over, Armin, Wilhelm, Hans und Steffen: Karl Koch. 1989, insbesondere der selbst verfasste Lebenslauf Kochs auf S. 4 f. (PDF).
  4. Carsten Ost: Karl Koch. Erinnerungen eines Bekannten auf dessen persönlicher Homepage, März 2001.
  5. Hans-Christian Schmid, Michael Gutmann: 23. Die Geschichte des Hackers Karl Koch (= dtv. Band 8477). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, S. 19. Die Autoren zitieren aus einem von Karl im Jahr 1989 selbst verfassten Lebenslauf.
  6. Hans-Christian Schmid, Michael Gutmann: 23. Die Geschichte des Hackers Karl Koch (= dtv. Band 8477). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, S. 19.
  7. Leitstelle 511 Chaos Computer Club Hannover. 5. Oktober 2015.
  8. Karl Koch: Wissen muss für jeden zugänglich sein. Heute wäre Hacker Karl Koch 45 Jahre alt geworden. Seine Maxime: Wissen muss für jeden Menschen gleich zugänglich sein! dctp.tv, 22. Juli 2010, abgerufen am 14. Juni 2014.
  9. Er konnte an jedem Ort der Welt sitzen. In: Der Spiegel. 5. März 1989, abgerufen im Jahr 2023.
  10. Susanne Nolte: Zum 20. Todestag von Karl Koch. In: iX – Magazin für professionelle Informationstechnik. Juni 2009, S. 93.
  11. Frank Plasberg: 23 – Der mysteriöse Tod eines Hackers. Ein neuer Blick auf die Geschichte. In: sky.de. Abgerufen am 25. Februar 2025.
  12. 23 – Nichts ist so wie es scheint. (Memento vom 24. Januar 2017 im Internet Archive) In: SchauspielHannover.de; Stefan Gohlisch: Hacker Karl Koch als Bühnenstück. In: Neue Presse, 22. Februar 2016 (Gespräch mit dem Regisseur).