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„Béziers“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Gemeinde in Frankreich
'''Béziers''' ist eine Stadt in [[Südfrankreich|Frankreich]] in der Region [[Languedoc-Roussillon]]. Sie hat 69.153 Einwohner (Stand: [[1999]]) auf einer Fläche von 95,48 km².
|nomcommune=Béziers
|armoiries=Blason Béziers.svg
|région=[[Okzitanien (Verwaltungsregion)|Okzitanien]]
|département=[[Département Hérault|Hérault]]
|arrondissement=[[Arrondissement Béziers|Béziers]] ([[Unterpräfektur]])
|canton=[[Kanton Béziers-1|Béziers-1]], [[Kanton Béziers-2|Béziers-2]], [[Kanton Béziers-3|Béziers-3]]
|insee=34032
|cp=34500
|intercomm=[[Communauté d’agglomération Béziers Méditerranée|Béziers Méditerranée]]
|longitude=03/12/57/O
|maire=Robert Ménard
|latitude=43/20/36/N
|alt moy=62
|alt mini=4
|alt maxi=120
|km²=95.48
|siteweb=[http://www.ville-beziers.fr/ Ville Béziers]
|image=Béziers St Nazaire Pont Vieux.jpg
|image-desc=Cathédrale Saint-Nazaire und [[Pont Vieux (Béziers)|Pont Vieux]]
}}
'''Béziers''' [{{IPA|bezje}}, [[Okzitanische Sprache|okzitanisch]] Besièrs {{IPA|bezjɛs}}] ist eine [[Frankreich|südfranzösische]] Stadt und eine [[Gemeinde (Frankreich)|Gemeinde]] mit {{EWZ|FR|34032}} Einwohnern (Stand {{EWD|FR|34032}}) im [[Département Hérault]] in der [[Region (Frankreich)|Region]] [[Okzitanien (Verwaltungsregion)|Okzitanien]].


==Lage==
== Lage und Klima ==
Béziers liegt am Fluss [[Orb]] und dem [[Canal du Midi]]. Die südfranzösische Stadt ist 14 km vom [[Mittelmeer]] entfernt; sie liegt unweit der südlichen Ausläufer des [[Zentralmassiv]]s auf einem Plateau über der Küstenebene des südwestlichen [[Languedoc]]. Das Klima ist mild bis warm; Regen (ca. 650&nbsp;mm/Jahr) fällt mit Ausnahme der Sommermonate über das Jahr verteilt.<ref>[https://de.climate-data.org/europa/frankreich/languedoc-roussillon/beziers-8245/ ''Béziers – Klimatabellen'']</ref>


== Bevölkerungsentwicklung ==
Die geografische Lage ist: {{Koordinate|43_20_39_N_3_12_57_E_type:city(69153)|43°20'39" O, 3°12'57" N}}. Béziers liegt in Südfrankreich ca. 15 km vom Mittelmeer entfernt. Hier kreuzen sich der [[Canal du Midi]] und der Fluss [[Orb]].
{| class="wikitable" style="width:450px"
|- style="text-align:center" class="hintergrundfarbe5"
|style="text-align:left" | '''Jahr''' || '''1800''' || '''1851''' ||'''1901''' || '''1954''' || '''1999''' || '''2017'''
|'''2021'''
|- style="text-align:center"
|style="text-align:left"|'''Einwohner'''|| 14.535 || 19.333 || 52.310 || 64.929 || 69.153 || 77.177
|80.341
|-
|align=Center colspan=9 |<small>Quellen: Cassini und INSEE</small>
|}
Infolge der [[Reblaus]]krise im Weinbau, der [[Mechanisierung der Landwirtschaft]], der Aufgabe bäuerlicher Kleinbetriebe und des daraus resultierenden geringeren Arbeitskräftebedarfs in den Gemeinden des Umlands ist die Bevölkerung der Stadt seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch Zuwanderung kontinuierlich gewachsen; hinzu kamen Einwanderer aus den [[Maghreb]]staaten.


==Geschichte==
== Geschichte ==
[[Datei:Katholische gotische Cathédrale Saint-Nazaire de Béziers aus dem 15. Jh - Hérault Okzitanien Fankreich Foto Wolfgang Pehlemann IMG 1078.jpg|mini|hochkant=1.3|Cathédrale Saint-Nazaire]]
[[Datei:Pont Vieux et Cathédrale Saint-Nazaire.jpg|mini|hochkant=1.3|Pont Vieux und Cathédrale Saint-Nazaire]]
[[Datei:River Orb viewed from Beziers.JPG|mini|Blick von Béziers auf den Fluss [[Orb]]]]
=== Antike ===
Das Gebiet des heutigen Béziers wurde spätestens um 750–650 v. Chr. besiedelt; es handelt sich also um eine sehr alte Stadt [[Gallien]]s. Der im 4. Jahrhundert n. Chr. lebende lateinische Dichter [[Avienus]] bezeugt, dass der vorrömische Name des Ortes ''Besara'' lautete.<ref>Avienus: ''Ora maritima'' 589.</ref> Zuerst von [[Iberer]]n bewohnt, wurde die Siedlung Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. vom etwa zu dieser Zeit in Gallien eingefallenen [[Kelten|keltischen]] Volksstamm der [[Volcae]]<ref>Entweder vom Teilstamm der ''Volcae Arecomici'' (so {{DNP|2|||Baeterrae|Yves Lafond}} ([http://www.encquran.brill.nl/entries/der-neue-pauly/baeterrae-e211460?s.num=0 Auszug online])) oder jenem der [[Tektosagen|''Volcae Tectosages'']] (so {{PECS|baeterrae|Baeterrae|M. Clavel-Lévêque}}).</ref> besetzt, zu dessen [[Oppidum (Kelten)|Oppida]] sie seither zählte.


Ab etwa 119 v. Chr. gehörte der Ort als Baeterrae (auch ''Biterrae'' oder ''Civitas Biterrensium'' genannt) zur römischen Provinz ''[[Gallia Narbonensis]]''. [[Augustus|Octavian]] machte das an der Italien mit Spanien verbindenden ''[[Via Domitia]]'' gelegene ''Baeterrae'' in den Jahren 36/35 v. Chr. zu einer römischen [[Colonia (Rom)|Kolonie]], die den Namen ''Colonia Urbs Iulia Septimanorum Baeterrae'' erhielt. Der Namensbestandteil ''Septimanorum'' bezieht sich darauf, dass die Kolonie mit Veteranen aus der [[Legio VII Claudia|7. Legion]] [[Gaius Iulius Caesar|Caesars]] bevölkert wurde. Zugeteilt waren die Kolonisten laut Inschriften der ''[[Tribus (Rom)|Tribus]] Pupinia''. Unter Kaiser Augustus, wie sich Octavian seit 27 v. Chr. nannte, nahm ''Baeterrae'' einen bedeutenden Aufschwung und prosperierte während der gesamten frühen [[Römische Kaiserzeit|Kaiserzeit]]. Seinen Wohlstand verdankte es u.&nbsp;a. der einträglichen Agrarwirtschaft seines reichen Umlandes, der Nähe der Häfen ''Narbo'' (heute [[Narbonne]]) und ''Agatha'' (heute [[Agde]]) sowie dem Handel. In der Umgebung der Stadt gab es laut [[Plinius der Ältere|Plinius dem Älteren]]<ref>Plinius, ''[[Naturalis historia]]'' 14, 68.</ref> guten Wein.
Die Gründung der Stadt Béziers erfolgte in der Römerzeit als Biterrae Septimanorum. Im Jahre [[1209]] in den [[Albigenserkreuzzug|Albigenserkriegen]] wurde die Stadt fast vollständig zerstört und alle Einwohner getötet.


Im Jahr 276 n. Chr. verwüsteten Germanenstämme die Stadt, die danach neu befestigt wurde. Durch eine Verwaltungsreform Kaiser [[Diokletian]]s kam sie zur Provinz ''Narbonensis I'', die aus der Teilung der früheren Provinz ''Gallia Narbonensis'' hervorgegangen war. Aus dem 4. Jahrhundert stammt der [[Schatz von Béziers]].<ref>Marie-Geneviève Colin, Michel Feugère, Annie-France Lauren: ''Note sur la découverte du trésor d'argenterie antique de Béziers (Hérault).'' In: ''Etudes Héraultaises'' 1987–1988, S. 31–34 ([https://www.etudesheraultaises.fr/wp-content/uploads/1986-1987-05-note-sur-la-decouverte-du-tresor-d-argenterie-antique-de-beziers.pdf Digitalisat]).</ref>
==Wirtschaft==
Etwa ein Jahrhundert nach dem Einzug des [[Christentum|christlichen Glaubens]] in der Stadt fand hier 356 n. Chr. die erste Synode statt; sie richtete sich gegen die [[Arianer]].<ref>Monique Clavel-Lévêque: ''Baeterrae.'' In: ''The Princeton Encyclopedia of Classical Sites.'' Princeton 1976 [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0006%3Aalphabetic+letter%3DB%3Aentry+group%3D1%3Aentry%3Dbaeterrae (online)]</ref> [[Liste der Bischöfe von Béziers|Bischöfe von Béziers]] gab es vom 5. Jahrhundert bis 1790 bzw. 1801.


[[Vandalen]] plünderten Béziers um 409; um 413 übernahmen es die [[Westgoten]] zusammen mit [[Narbonne]] und behielten es bis zum Untergang ihres Reiches.
Der [[Weinbau]] und der [[Branntwein]]handel sind die wichstigsten Erwerbszweige.


=== Mittelalter ===
==Sehenswürdigkeiten==
Um 720 fiel Béziers in die Hände der [[Sarazenen]], die sich dort bis zum Jahr 733 behaupteten. Die [[Frankenreich|Franken]] unter [[Karl Martell]] eroberten und zerstörten es, damit sich die [[Mauren]] nicht erneut darin festsetzten. Es wurde jedoch wieder aufgebaut, und im Jahr 752 bemächtigte sich [[Pippin der Jüngere]] seiner sowie der ganzen Provinz [[Septimanien]].
[[Image:Beziers_Frankreich.jpg|thumb|200px|Beziers, Cathedrale St. Nazaire und Pont Vieux]]


Die seit dem 8. Jahrhundert bestehende [[Vizegrafschaft Béziers]] unterstand im 10. Jahrhundert der [[Grafschaft Toulouse]] und im 11. und 12. Jahrhundert den [[Grafschaft Carcassonne|Grafen bzw. Vizegrafen von Carcassonne]]. Vertreter der bedeutenden südwestfranzösischen Adelsfamilie der [[Trencavel]] waren im 12. Jahrhundert nicht nur die Vizegrafen ''(vicomtes)'' von Béziers und Carcassonne, sondern auch von [[Vizegrafschaft Albi|Albi]], [[Nîmes]] und [[Vizegrafschaft Agde|Agde]]. Sie stellten sich unter den Schutz der [[Grafschaft Barcelona|Grafen von Barcelona]] bzw. der [[Krone Aragon|Könige Aragons]].

[[Datei:Beziers Arenes.jpg|mini|Alte Arena]]
Den [[Katharer|Albigensern]] (Katharern) diente Béziers als eine ihrer Hochburgen. Im Jahr 1209 wurde die Stadt im [[Albigenserkreuzzug]] als erste der okzitanischen Städte von den Kreuzrittern erobert. Sie waren dem Aufruf von Papst [[Innozenz III.]] gefolgt, die von der [[römisch-katholische Kirche|katholischen Kirche]] als [[ketzer]]isch eingestuften Albigenser zu bekämpfen. Vom vierzigsten Tag seiner Kreuzzugsteilnahme sollte jedem ein vollkommener Sündenablass zuteilwerden. Der damalige Vicomte von Béziers, [[Raimund-Roger Trencavel]], hatte sich in das besser befestigte Carcassonne zurückgezogen; viele Einwohner von Béziers fielen daraufhin am 22. Juli 1209 einem großen Massaker zum Opfer, an das bis heute erinnert wird.
{{Zitat
|Text=Tötet sie [alle], Gott wird die Seinigen schon erkennen
|Autor=[[Arnold Amalrich|Arnaud Amaury]]
|Quelle=Abt und päpstlicher Legat, bei der Einnahme von Béziers auf die Frage, was mit den Ketzern und den Katholiken geschehen solle.<ref>{{laS|Caedite eos. Novit enim Dominus qui sunt eius.}} [[Caesarius von Heisterbach]]: ''[[Dialogus miraculorum]]'', cap. XXI ''de haeresi Albiensium'' ([https://archive.org/stream/caesariiheister00stragoog#page/n318/mode/2up Ausgabe 1851, S. 302, online]).</ref>}}
7.000 in die Magdalenenkirche geflüchtete Einwohner sollen mit dieser verbrannt und zahlreiche weitere niedergemetzelt, insgesamt 20.000 Menschen ermordet worden sein.

Durch den Frieden von 1229 fielen die Länder des Vizegrafen von Béziers, Carcassonne und Albi an die [[Domaine royal|Krondomäne Frankreichs]]; dort verblieb blieb Béziers fortan. Synoden wurden hier (außer der erwähnten von 356) in den Jahren 1233 und 1255 gegen die Albigenser sowie 1279, 1280, 1299 und 1351 in verschiedenen Streitigkeiten gehalten.

=== Neuzeit ===
[[Datei:Beziers pont canal.jpg|mini|[[Kanalbrücke Béziers|Kanalbrücke]] über den Orb]]
[[Datei:Béziers Canal du Midi transport de vin en péniche.jpg|mini|Weintransport auf dem [[Canal du Midi]]]]
[[Datei:Théâtre de Béziers-6194.jpg|mini|Theater]]
[[Datei:Café de la Paix SA 1921.jpg|mini|hochkant|Wertpapier der Café de la Paix S. A. vom 1. Januar 1921 mit Darstellung des Theaters (links) und des Cafés (rechts)]]
Im 16. Jahrhundert war Béziers ein Hauptort der [[Hugenotten]] und litt schwer während [[Religionskrieg#Die acht Hugenottenkriege|der Religionskriege]]. Die [[Befestigung]]en der Stadt wurden 1632 nach dem Aufstand von [[Henri II. de Montmorency]] auf Befehl von [[Armand-Jean du Plessis, duc de Richelieu|Richelieu]] zerstört.

Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war durch den Bau des [[Canal du Midi]] geprägt. Die von [[Pierre-Paul Riquet]] geplante Wasserstraße verbindet das [[Mittelmeer]] mit dem [[Atlantischer Ozean|Atlantischen Ozean]] und kreuzt unterhalb der Altstadt von Béziers auf einer [[Kanalbrücke Béziers|Brücke]] den Fluss [[Orb]]. Unweit davon gewinnt der Kanal mittels der historischen [[Schleusentreppe Fonserannes|Schleusentreppe von Fonserannes]] an Höhe. Zwar nutzte die Stadt die durch den Kanal eröffneten Möglichkeiten nur in bescheidenem Umfang, jedoch erlaubte er, über [[Sète]] und [[Bordeaux]] [[Destillation]]sprodukte aus dem örtlichen Weinbau zu exportieren. Damit wurde Béziers zu einem bedeutenden Umschlagplatz für weinhaltige Produkte.<ref name="HBB">[http://edouard.bertouy.pagesperso-orange.fr/7-histoire_de_beziers.html#Sommaire ''Histoire de Béziers et du Biterrois''] bei edouard.bertouy.pagesperso-orange.fr, abgerufen am 6. Juli 2020.</ref>

Rund 20 % aller Gebäude der Stadt gehörten im 18. Jahrhundert zu einem der rund 15 örtlichen [[Kloster|Klöster]]. Im Zuge der [[Französische Revolution|Revolution]], die die ruhige Stadt kaum erschütterte, übernahm das Bürgertum die politische Macht und kaufte viele der bislang der Kirche gehörenden Güter auf. Die Hoffnung der Stadtoberen, Béziers würde 1790 zum Sitz der [[Präfekt (Frankreich)|Präfektur]] des [[Département Hérault|Départements Hérault]], erfüllte sich nicht; von 1791 bis 1801 wurde Béziers lediglich vorübergehend nochmals [[Bischof]]ssitz.<ref name="HBB" />

Im frühen 19. Jahrhundert begann man, Wein nicht nur an den Hängen des nahen Gebirges, sondern auch in der Ebene anzubauen. Mit der Erhöhung der Weinproduktion gingen die industrielle Entwicklung und ein wachsender Wohlstand der Stadt einher. Die Bevölkerung wuchs von 13.500 im Jahr 1816 auf 53.000 Einwohner im Jahr 1901 an. 1857 bekam Béziers einen Bahnhof an der [[Bahnstrecke Bordeaux–Sète]]; ab 1895 konnte [[Paris]] über die [[Bahnstrecke Béziers–Neussargues]] erreicht werden.

Zwischen 1815 und 1870 entwickelte sich Béziers zu einer republikanisch gesinnten Stadt. Der Staatsstreich [[Napoleon III.|Louis Napoléon Bonapartes]] stieß auf entschiedene Ablehnung, was die brutale Verfolgung von Republikanern mit Todesopfern am 4.&nbsp;Dezember 1851 sowie zwei [[Hinrichtung]]en nach sich zog. In der Folge wurde Béziers eine Hochburg des 1901 gegründeten [[Parti républicain, radical et radical-socialiste|Parti radical]] sowie der [[Freimaurerei]].

1844 wurde das städtische [[Theater]] eröffnet, 1897 die neue Arena, die sowohl dem [[Stierkampf]] als auch Schauspiel- und [[Oper]]naufführungen diente. Zeitweise wurde Béziers daher als das französische [[Sevilla]] bzw. [[Bayreuth]] bezeichnet.<ref name="HBB" />

=== 20. Jahrhundert ===
[[Datei:Magasins Modernes 26 - BEZIERS - Place de la République.jpg|mini|Place de la République (vor 1916)]]
1907 wurde das Languedoc von einer aus der Überproduktion von Wein resultierenden Krise erfasst. Am 12.&nbsp;Mai dieses Jahres demonstrierten 120.000 Menschen aus der ganzen Region in der Stadt, woraufhin im Juni das 17. [[Infanterie]]regiment aus [[Agde]] nach Béziers verlegt wurde. Vorübergehend schaffte im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] der Bedarf an einfachem Wein für die Verpflegung der Soldaten Abhilfe. Ein kurzer wirtschaftlicher Aufschwung in den 1920er Jahren endete mit der 1929 beginnenden [[Weltwirtschaftskrise]]. Das folgende Jahrzehnt war von erneuten Absatzproblemen, alternden Produktionsstrukturen und einem Bevölkerungsrückgang geprägt.

1899 wurde in Béziers [[Jean Moulin (Widerstandskämpfer)|Jean Moulin]] geboren, der während der [[Deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg|Deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg]] ein wichtiger Anführer der [[Résistance]] wurde. Der von den Deutschen verhaftete, schwer misshandelte und auf dem Weg in ein [[Konzentrationslager]] gestorbene Moulin gilt als einer der berühmtesten Söhne der Stadt.<ref name="HBB" />

In der Nachkriegszeit schwand die Bedeutung des Weinbaus zugunsten einer weiteren Industrialisierung. Zunächst der Bausektor, später auch mechanische und chemische Industrie übernahmen eine wichtige Rolle. Mittlerweile ist der Handel zum bedeutendsten Wirtschaftsfaktor avanciert; knapp 20 % der arbeitenden Bevölkerung sind im Dienstleistungsbereich (Krankenversorgung, Verwaltung etc.) tätig. Mit der Eröffnung des ''Institut universitaire de technologie (IUT)'' im Jahr 1992 und des ''Centre Du Guesclin'' der [[Universität Montpellier]] 1996 wurde Béziers zum [[Hochschule|Hochschulstandort]].

Béziers war einer der Austragungsorte bei den Rugby-Weltmeisterschaften [[Rugby-Union-Weltmeisterschaft 1991|1991]] und [[Rugby-Union-Weltmeisterschaft 1999|1999]]. Rugby gilt in der Region als beliebtester Volkssport.

== Politik ==
[[Datei:France Béziers conseil municipal 2020.svg|mini|Sitzverteilung im Stadtrat nach der Kommunalwahl 2020]]
Bürgermeister der Stadt ist [[Robert Ménard]], der 2014 mit der Unterstützung der rechtsextremen Partei [[Front National]] den seit 1995 amtierenden Raymond Couderc von der konservativen [[Les Républicains|UMP]] ablöste. Bei der Kommunalwahl des Jahres 2020 wurde Ménard mit 68,74 % in seinem Amt bestätigt.<ref>[https://www.francetvinfo.fr/elections/resultats/herault_34/beziers_34500 ''Résultats des élections municipales : Béziers''] bei francetvinfo.fr, abgerufen am 6. Juli 2020.</ref> Im Stadtrat verfügt Ménards rechtes Wahlbündnis ''Choisir Béziers'' nach der Kommunalwahl 2020 über 44 von 49 Sitzen. Ménard ließ 2020 nach dem islamistisch motivierten [[Mord an Samuel Paty|Mord an dem Lehrer Samuel Paty]], der [[Mohammed-Karikaturen]] im Unterricht gezeigt hatte, die entsprechenden Karikaturen auf Litfaßsäulen im Stadtgebiet anbringen.<ref>{{Internetquelle |autor=Jürg Altwegg |url=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/mord-an-samuel-paty-wer-waescht-seine-haende-in-unschuld-17016841.html |titel=Wer wäscht seine Hände in Unschuld? |hrsg=FAZ |datum=2020-10-24 |abruf=2020-10-25}}</ref>

== Wirtschaft ==
Der [[Weinbau]] und der [[Branntwein]]handel gelten als die wichtigsten traditionellen Erwerbszweige. Zahlreiche mittelständische Unternehmen haben sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in den Außenbezirken der Stadt angesiedelt.

== Verkehr ==
[[Datei:09.04.87 Béziers BB7240 (5976061842).jpg|mini|Bahnhof Béziers (1987)]]
Béziers ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Neben den Wasserwegen des [[Orb]] und des ''[[Canal du Midi]]'' kreuzen sich in der Stadt die Straßen RN112 (von [[Castres (Tarn)|Castres]] nach [[Agde]]), RN113 (von [[Narbonne]] nach [[Pézenas]]), D11 (in Richtung [[Capestang]] und [[Carcassonne]]) und D909 (in Richtung [[Bédarieux]]) sowie die Autobahnen A9 und A75 (siehe auch [[Liste der Autobahnen in Frankreich]]).

Der Bahnhof liegt an der [[Bahnstrecke Bordeaux–Sète]] und wird im Fern- und Regionalverkehr durch [[TGV]]-, [[Ouigo]]-, [[InterCity|Intercité]]- und [[Transport express régional|TER-Züge]] bedient. In Béziers zweigt die [[Bahnstrecke Béziers–Neussargues]] in Richtung Clermont-Ferrand ab. Mit der geplanten [[Neubaustrecke Montpellier–Perpignan]] soll östlich der Stadt ein neuer Bahnhof für den TGV-Verkehr entstehen; die Inbetriebnahme ist für 2045 geplant.

Der [[Flughafen Béziers]] wurde in den Jahren 2006/7 ausgebaut.

Von 1901 bis 1948 hatte die Stadt eine [[meterspur]]ige [[Straßenbahn]]. Knotenpunkt der fünf Stadtlinien und der [[Überlandstraßenbahn|Überlandlinie]] nach [[Valras]] war die Place de la République.
{{Hauptartikel|Straßenbahn Béziers}}

== Sehenswürdigkeiten ==
Siehe auch: [[Liste der Monuments historiques in Béziers]]
* Allée Paul-Riquet, das Zentrum der Stadt
* Allée Paul-Riquet, das Zentrum der Stadt
* Kirche St. Aphrodise (11. - 15. Jahrhundert)
* Kirche ''Saint-Aphrodise'' (11.–15. Jahrhundert)
* Hotel de Ville (Rathaus, 18. Jahrhundert)
* ''Hôtel de Ville'' (Rathaus, 18. Jahrhundert)
* Kathedrale St. Nazaire (12. - 14. Jahrhundert) mit dem Musée Lapidaire (alte Grabsteine und Kapitelle)
* ehemalige [[Kathedrale von Béziers|Kathedrale Saint-Nazaire]] (13.–14. und 18. Jahrhundert) mit dem ''Musée Lapidaire'' (alte Grabsteine und Kapitelle)
* Kirche ''Saint-Jacques'' (12. Jahrhundert)
* Musée des Beaux-Arts (Gemälde)
* Kirche ''Sainte-Madeleine'' (begonnen Ende des 11. Jahrhunderts, im 18. Jahrhundert restauriert)
* Pont Vieux (Alte Brücke)
* ''[[Musée des Beaux-Arts de Béziers]]'' (Gemälde)
* ''[[Musée Taurin]]'' (Museum für Kultur und Geschichte des Stierkampfs)
* ''[[Pont Vieux (Béziers)|Pont Vieux]]'' (Alte Brücke, 12. Jahrhundert, Umbauten im 14.–16. Jahrhundert)
* [[Kanalbrücke Béziers]] (1857)
* [[Schleusentreppe Fonserannes]] (18. Jahrhundert)
* [[Wasserkeilhebewerk Fonserannes]]
<gallery class="center">
Mairie 1178.JPG|Rathaus
Town hall of Béziers005.JPG|Markthalle aus dem Jahr 1891
Arènes de Béziers.JPG|Neue Arena
Fonseranes 4.jpg|[[Schleusentreppe Fonserannes]]
Fonserannes IMG 6817.jpg|Hebefahrzeug des [[Wasserkeilhebewerk Fonserannes|Wasserkeilhebewerks]]
</gallery>

== Partnerstädte ==
* {{DEU|#}} seit 1965: [[Heilbronn]] (Deutschland)
* {{GBR|#}} seit 1972: [[Stockport]] (England)
* {{RUS|#}} seit 1982: [[Stawropol]] (Russland)
* {{ESP|#}} seit 1993: [[Chiclana de la Frontera]] (Spanien)

== Medien ==
Béziers war Drehort des Films [[Ein schönes Mädchen wie ich]] ''(Une belle fille comme moi)'' von [[François Truffaut]] (1972).

== Söhne und Töchter der Stadt ==
[[Datei:Pierre-Paul Riquet P1060745.jpg|mini|hochkant|Denkmal für [[Pierre-Paul Riquet]] in der Allée Paul-Riquet]]


* [[Jedaja Bedersi]] (≈ 1270–1340), hebräischer Dichter und Philosoph
==Söhne und Töchter der Stadt ==
* [[Pierre Forcadel]] (≈1500–1572/73), Mathematiker
*[[Edgar Faure]], Politiker
* [[Étienne Forcadel]] (vor 1520–1578), Jurist und Dichter
*[[Jean Moulin]], Leiter der französischen Résistance während des Zweiten Weltkriegs
* [[Pierre-Paul Riquet]] (1609–1680), Ingenieur, der für die Fertigstellung des Canal du Midi verantwortlich war
*[[Yves Nat]], Pianist und Komponist
* [[Jacques Esprit]] (1611–1677), Literat und Moralist
*[[Pierre-Paul Riquet]], Ingenieur, der für die Fertigstellung des Canal du Midi verantwortlich war
* [[Jean-Baptiste de Rocoles]] (1620–1696), Historiker
* [[Paul Pellisson]] (1624–1693), Literat
* [[Jean Barbeyrac]] (1674–1744), französisch-schweizerischer Jurist und Rechtshistoriker
* [[Jean Jacques d’Ortous de Mairan]] (1678–1771), Geophysiker
* [[Madame Gourdan]] (1725/1727–1783), Bordellbetreiberin
* [[Jean-Henri-Nicolas Bouillet]] (1729–1790), Arzt, Enzyklopädist und Bürgermeister von Béziers
* [[Pierre Granié]] (1755–1819), Jurist und Historiker
* [[Pierre Gaveaux]] (1760–1825), Sänger und Komponist
* [[Jean Pons Viennet]] (1777–1868), Soldat, Politiker und Schriftsteller
* [[Jacques Azaïs]] (1778–1856), Dichter
* [[Joseph-Bernard Rosier]] (1804–1880), Dramatiker, Vaudevillist und Librettist
* [[Gabriel Azaïs]] (1805–1888), Okzitanist und Lexikograf
* [[Édouard Barbey]] (1831–1905), Politiker
* [[Ernest Constans]] (1833–1913), Staatsmann
* [[Jean-Antoine Injalbert]] (1845–1933), Bildhauer
* [[Joseph-Noël Sylvestre]] (1847–1926), Historien-, Genre- und Porträtmaler
* [[Auguste Donny]] (* 1851), Segler
* [[Henri Delcellier (Musiker)|Henri Delcellier]] (1872–1967), französisch-kanadischer Klarinettist, Geiger, Chorleiter und Dirigent
* [[Henri Fescourt]] (1880–1966), Filmregisseur
* [[Jean Mondielli]] (1882–1955), Säbelfechter
* [[Yves Nat]] (1890–1956), Pianist und Komponist
* [[Aimé Larguier]] (1895–1938), Politiker
* [[Jean Moulin (Widerstandskämpfer)|Jean Moulin]] (1899–1943), Leiter der französischen Résistance während des Zweiten Weltkriegs
* [[Vincent Badie]] (1902–1989), Politiker und Widerstandskämpfer
* [[Fernand Niel]] (1903–1985), Schriftsteller
* [[François Hüe]] (1905–1972), Ornithologe und Naturschützer
* [[Edgar Faure]] (1908–1988), Politiker
* [[Maurice Daumas]] (1910–1984), Wissenschaftshistoriker
* [[André Lluis]] (1910–?), Jazzmusiker
* [[Paul Crauchet]] (1920–2012), Schauspieler
* [[Gabriel Bacquier]] (1924–2020), Opernsänger (Bariton)
* [[Georges Noël]] (1924–2010), Maler
* [[Guy Cabanel (Autor)|Guy Cabanel]] (* 1926), Schriftsteller des Surrealismus
* [[Bernard Pons]] (1926–2022), Politiker (UDR, RPR)
* [[René Vignal]] (1926–2016), Fußballspieler
* [[Christian Metz (Filmwissenschaftler)|Christian Metz]] (1931–1993), Filmtheoretiker und Semiotiker
* [[Jean-Pierre Escalettes]] (* 1935), Fußballfunktionär
* [[Jean-Charles Balty]] (* 1936), französisch-belgischer Klassischer Archäologe und Althistoriker
* [[Marie Rouanet]] (* 1936), Schriftstellerin
* [[Róza Berger-Fiedler]] (* 1940), Regisseurin und Produzentin
* [[Gérard Coliche]] (* 1940), katholischer Geistlicher, emeritierter Weihbischof in Lille
* [[Pierre Barthès]] (* 1941), Tennisspieler
* [[Thierry Aubin]] (1942–2009), Mathematiker
* [[Jean-Pierre Carayon]] (1943–2018), Fußballspieler und Fußballtrainer
* [[Claude Debru]] (* 1944), Wissenschaftshistoriker und Philosoph
* Jean Bernard Pommier (* 1944), Pianist
* [[Max Cabanes]] (* 1947), Comiczeichner
* [[Bernadette Bensaude-Vincent]] (* 1949), Wissenschaftshistorikerin und -philosophin
* [[Marie-Arlette Carlotti]] (* 1952), Politikerin (PS)
* [[Bernard Minier]] (* 1960), Kriminalschriftsteller
* [[Alain Portes]] (* 1961), Handballspieler und -trainer
* [[Irène Tolleret]] (* 1967), Winzerin und Politikerin
* [[Caroline Vignal]] (* 1970), Drehbuchautorin und Filmregisseurin
* [[Julien Rodriguez]] (* 1978), Fußballspieler
* [[Rudy Riou]] (* 1980), Fußballtorwart
* [[Jérémy Barès]] (* 1983), Gitarrist
* [[Jérémy Clément]] (* 1984), Fußballspieler
* [[Aurélie Kamga]] (* 1985), Sprinterin
* [[Marianne Crebassa]] (* 1986), Opernsängerin (Mezzosopran)
* [[Richard Gasquet]] (* 1986), Tennisspieler
* [[Samuel Honrubia]] (* 1986), Handballspieler
* [[Alexandra Rosenfeld]] (* 1986), Schönheitskönigin ([[Miss Europe]] 2006)
* [[Thomas Heurtel]] (* 1989), Basketballspieler
* [[Jim Pla]] (* 1992), Automobilrennfahrer
* [[Victor Koretzky]] (* 1994), Radrennfahrer
* [[Guillaume Cros]] (* 1995), Fußballspieler
* [[Enzo Guibbert]] (* 1995), Automobilrennfahrer
* [[Amine Adli]] (* 2000), Fußballspieler
* [[Marley Aké]] (* 2001), französisch-ivorischer Fußballspieler
* [[Laury Perez]] (* 2003), BMX-Freestyle-Fahrerin


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Aktuelle Version vom 25. April 2025, 10:44 Uhr

Béziers
Béziers (Frankreich)
Béziers (Frankreich)
Staat Frankreich Frankreich
Region Okzitanien
Département (Nr.) Hérault (34)
Arrondissement Béziers (Unterpräfektur)
Kanton Béziers-1, Béziers-2, Béziers-3
Gemeindeverband Béziers Méditerranée
Koordinaten 43° 21′ N, 3° 13′ OKoordinaten: 43° 21′ N, 3° 13′ O
Höhe 4–120 m
Fläche 95,48 km²
Bürgermeister Robert Ménard
Einwohner 80.815 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte 846 Einw./km²
Postleitzahl 34500
INSEE-Code
Website Ville Béziers

Cathédrale Saint-Nazaire und Pont Vieux

Béziers [bezje, okzitanisch Besièrs bezjɛs] ist eine südfranzösische Stadt und eine Gemeinde mit 80.815 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) im Département Hérault in der Region Okzitanien.

Béziers liegt am Fluss Orb und dem Canal du Midi. Die südfranzösische Stadt ist 14 km vom Mittelmeer entfernt; sie liegt unweit der südlichen Ausläufer des Zentralmassivs auf einem Plateau über der Küstenebene des südwestlichen Languedoc. Das Klima ist mild bis warm; Regen (ca. 650 mm/Jahr) fällt mit Ausnahme der Sommermonate über das Jahr verteilt.[1]

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr 1800 1851 1901 1954 1999 2017 2021
Einwohner 14.535 19.333 52.310 64.929 69.153 77.177 80.341
Quellen: Cassini und INSEE

Infolge der Reblauskrise im Weinbau, der Mechanisierung der Landwirtschaft, der Aufgabe bäuerlicher Kleinbetriebe und des daraus resultierenden geringeren Arbeitskräftebedarfs in den Gemeinden des Umlands ist die Bevölkerung der Stadt seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch Zuwanderung kontinuierlich gewachsen; hinzu kamen Einwanderer aus den Maghrebstaaten.

Cathédrale Saint-Nazaire
Pont Vieux und Cathédrale Saint-Nazaire
Blick von Béziers auf den Fluss Orb

Das Gebiet des heutigen Béziers wurde spätestens um 750–650 v. Chr. besiedelt; es handelt sich also um eine sehr alte Stadt Galliens. Der im 4. Jahrhundert n. Chr. lebende lateinische Dichter Avienus bezeugt, dass der vorrömische Name des Ortes Besara lautete.[2] Zuerst von Iberern bewohnt, wurde die Siedlung Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. vom etwa zu dieser Zeit in Gallien eingefallenen keltischen Volksstamm der Volcae[3] besetzt, zu dessen Oppida sie seither zählte.

Ab etwa 119 v. Chr. gehörte der Ort als Baeterrae (auch Biterrae oder Civitas Biterrensium genannt) zur römischen Provinz Gallia Narbonensis. Octavian machte das an der Italien mit Spanien verbindenden Via Domitia gelegene Baeterrae in den Jahren 36/35 v. Chr. zu einer römischen Kolonie, die den Namen Colonia Urbs Iulia Septimanorum Baeterrae erhielt. Der Namensbestandteil Septimanorum bezieht sich darauf, dass die Kolonie mit Veteranen aus der 7. Legion Caesars bevölkert wurde. Zugeteilt waren die Kolonisten laut Inschriften der Tribus Pupinia. Unter Kaiser Augustus, wie sich Octavian seit 27 v. Chr. nannte, nahm Baeterrae einen bedeutenden Aufschwung und prosperierte während der gesamten frühen Kaiserzeit. Seinen Wohlstand verdankte es u. a. der einträglichen Agrarwirtschaft seines reichen Umlandes, der Nähe der Häfen Narbo (heute Narbonne) und Agatha (heute Agde) sowie dem Handel. In der Umgebung der Stadt gab es laut Plinius dem Älteren[4] guten Wein.

Im Jahr 276 n. Chr. verwüsteten Germanenstämme die Stadt, die danach neu befestigt wurde. Durch eine Verwaltungsreform Kaiser Diokletians kam sie zur Provinz Narbonensis I, die aus der Teilung der früheren Provinz Gallia Narbonensis hervorgegangen war. Aus dem 4. Jahrhundert stammt der Schatz von Béziers.[5] Etwa ein Jahrhundert nach dem Einzug des christlichen Glaubens in der Stadt fand hier 356 n. Chr. die erste Synode statt; sie richtete sich gegen die Arianer.[6] Bischöfe von Béziers gab es vom 5. Jahrhundert bis 1790 bzw. 1801.

Vandalen plünderten Béziers um 409; um 413 übernahmen es die Westgoten zusammen mit Narbonne und behielten es bis zum Untergang ihres Reiches.

Um 720 fiel Béziers in die Hände der Sarazenen, die sich dort bis zum Jahr 733 behaupteten. Die Franken unter Karl Martell eroberten und zerstörten es, damit sich die Mauren nicht erneut darin festsetzten. Es wurde jedoch wieder aufgebaut, und im Jahr 752 bemächtigte sich Pippin der Jüngere seiner sowie der ganzen Provinz Septimanien.

Die seit dem 8. Jahrhundert bestehende Vizegrafschaft Béziers unterstand im 10. Jahrhundert der Grafschaft Toulouse und im 11. und 12. Jahrhundert den Grafen bzw. Vizegrafen von Carcassonne. Vertreter der bedeutenden südwestfranzösischen Adelsfamilie der Trencavel waren im 12. Jahrhundert nicht nur die Vizegrafen (vicomtes) von Béziers und Carcassonne, sondern auch von Albi, Nîmes und Agde. Sie stellten sich unter den Schutz der Grafen von Barcelona bzw. der Könige Aragons.

Alte Arena

Den Albigensern (Katharern) diente Béziers als eine ihrer Hochburgen. Im Jahr 1209 wurde die Stadt im Albigenserkreuzzug als erste der okzitanischen Städte von den Kreuzrittern erobert. Sie waren dem Aufruf von Papst Innozenz III. gefolgt, die von der katholischen Kirche als ketzerisch eingestuften Albigenser zu bekämpfen. Vom vierzigsten Tag seiner Kreuzzugsteilnahme sollte jedem ein vollkommener Sündenablass zuteilwerden. Der damalige Vicomte von Béziers, Raimund-Roger Trencavel, hatte sich in das besser befestigte Carcassonne zurückgezogen; viele Einwohner von Béziers fielen daraufhin am 22. Juli 1209 einem großen Massaker zum Opfer, an das bis heute erinnert wird.

„Tötet sie [alle], Gott wird die Seinigen schon erkennen“

Arnaud Amaury: Abt und päpstlicher Legat, bei der Einnahme von Béziers auf die Frage, was mit den Ketzern und den Katholiken geschehen solle.[7]

7.000 in die Magdalenenkirche geflüchtete Einwohner sollen mit dieser verbrannt und zahlreiche weitere niedergemetzelt, insgesamt 20.000 Menschen ermordet worden sein.

Durch den Frieden von 1229 fielen die Länder des Vizegrafen von Béziers, Carcassonne und Albi an die Krondomäne Frankreichs; dort verblieb blieb Béziers fortan. Synoden wurden hier (außer der erwähnten von 356) in den Jahren 1233 und 1255 gegen die Albigenser sowie 1279, 1280, 1299 und 1351 in verschiedenen Streitigkeiten gehalten.

Kanalbrücke über den Orb
Weintransport auf dem Canal du Midi
Theater
Wertpapier der Café de la Paix S. A. vom 1. Januar 1921 mit Darstellung des Theaters (links) und des Cafés (rechts)

Im 16. Jahrhundert war Béziers ein Hauptort der Hugenotten und litt schwer während der Religionskriege. Die Befestigungen der Stadt wurden 1632 nach dem Aufstand von Henri II. de Montmorency auf Befehl von Richelieu zerstört.

Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war durch den Bau des Canal du Midi geprägt. Die von Pierre-Paul Riquet geplante Wasserstraße verbindet das Mittelmeer mit dem Atlantischen Ozean und kreuzt unterhalb der Altstadt von Béziers auf einer Brücke den Fluss Orb. Unweit davon gewinnt der Kanal mittels der historischen Schleusentreppe von Fonserannes an Höhe. Zwar nutzte die Stadt die durch den Kanal eröffneten Möglichkeiten nur in bescheidenem Umfang, jedoch erlaubte er, über Sète und Bordeaux Destillationsprodukte aus dem örtlichen Weinbau zu exportieren. Damit wurde Béziers zu einem bedeutenden Umschlagplatz für weinhaltige Produkte.[8]

Rund 20 % aller Gebäude der Stadt gehörten im 18. Jahrhundert zu einem der rund 15 örtlichen Klöster. Im Zuge der Revolution, die die ruhige Stadt kaum erschütterte, übernahm das Bürgertum die politische Macht und kaufte viele der bislang der Kirche gehörenden Güter auf. Die Hoffnung der Stadtoberen, Béziers würde 1790 zum Sitz der Präfektur des Départements Hérault, erfüllte sich nicht; von 1791 bis 1801 wurde Béziers lediglich vorübergehend nochmals Bischofssitz.[8]

Im frühen 19. Jahrhundert begann man, Wein nicht nur an den Hängen des nahen Gebirges, sondern auch in der Ebene anzubauen. Mit der Erhöhung der Weinproduktion gingen die industrielle Entwicklung und ein wachsender Wohlstand der Stadt einher. Die Bevölkerung wuchs von 13.500 im Jahr 1816 auf 53.000 Einwohner im Jahr 1901 an. 1857 bekam Béziers einen Bahnhof an der Bahnstrecke Bordeaux–Sète; ab 1895 konnte Paris über die Bahnstrecke Béziers–Neussargues erreicht werden.

Zwischen 1815 und 1870 entwickelte sich Béziers zu einer republikanisch gesinnten Stadt. Der Staatsstreich Louis Napoléon Bonapartes stieß auf entschiedene Ablehnung, was die brutale Verfolgung von Republikanern mit Todesopfern am 4. Dezember 1851 sowie zwei Hinrichtungen nach sich zog. In der Folge wurde Béziers eine Hochburg des 1901 gegründeten Parti radical sowie der Freimaurerei.

1844 wurde das städtische Theater eröffnet, 1897 die neue Arena, die sowohl dem Stierkampf als auch Schauspiel- und Opernaufführungen diente. Zeitweise wurde Béziers daher als das französische Sevilla bzw. Bayreuth bezeichnet.[8]

20. Jahrhundert

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Place de la République (vor 1916)

1907 wurde das Languedoc von einer aus der Überproduktion von Wein resultierenden Krise erfasst. Am 12. Mai dieses Jahres demonstrierten 120.000 Menschen aus der ganzen Region in der Stadt, woraufhin im Juni das 17. Infanterieregiment aus Agde nach Béziers verlegt wurde. Vorübergehend schaffte im Ersten Weltkrieg der Bedarf an einfachem Wein für die Verpflegung der Soldaten Abhilfe. Ein kurzer wirtschaftlicher Aufschwung in den 1920er Jahren endete mit der 1929 beginnenden Weltwirtschaftskrise. Das folgende Jahrzehnt war von erneuten Absatzproblemen, alternden Produktionsstrukturen und einem Bevölkerungsrückgang geprägt.

1899 wurde in Béziers Jean Moulin geboren, der während der Deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg ein wichtiger Anführer der Résistance wurde. Der von den Deutschen verhaftete, schwer misshandelte und auf dem Weg in ein Konzentrationslager gestorbene Moulin gilt als einer der berühmtesten Söhne der Stadt.[8]

In der Nachkriegszeit schwand die Bedeutung des Weinbaus zugunsten einer weiteren Industrialisierung. Zunächst der Bausektor, später auch mechanische und chemische Industrie übernahmen eine wichtige Rolle. Mittlerweile ist der Handel zum bedeutendsten Wirtschaftsfaktor avanciert; knapp 20 % der arbeitenden Bevölkerung sind im Dienstleistungsbereich (Krankenversorgung, Verwaltung etc.) tätig. Mit der Eröffnung des Institut universitaire de technologie (IUT) im Jahr 1992 und des Centre Du Guesclin der Universität Montpellier 1996 wurde Béziers zum Hochschulstandort.

Béziers war einer der Austragungsorte bei den Rugby-Weltmeisterschaften 1991 und 1999. Rugby gilt in der Region als beliebtester Volkssport.

Sitzverteilung im Stadtrat nach der Kommunalwahl 2020

Bürgermeister der Stadt ist Robert Ménard, der 2014 mit der Unterstützung der rechtsextremen Partei Front National den seit 1995 amtierenden Raymond Couderc von der konservativen UMP ablöste. Bei der Kommunalwahl des Jahres 2020 wurde Ménard mit 68,74 % in seinem Amt bestätigt.[9] Im Stadtrat verfügt Ménards rechtes Wahlbündnis Choisir Béziers nach der Kommunalwahl 2020 über 44 von 49 Sitzen. Ménard ließ 2020 nach dem islamistisch motivierten Mord an dem Lehrer Samuel Paty, der Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt hatte, die entsprechenden Karikaturen auf Litfaßsäulen im Stadtgebiet anbringen.[10]

Der Weinbau und der Branntweinhandel gelten als die wichtigsten traditionellen Erwerbszweige. Zahlreiche mittelständische Unternehmen haben sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in den Außenbezirken der Stadt angesiedelt.

Bahnhof Béziers (1987)

Béziers ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Neben den Wasserwegen des Orb und des Canal du Midi kreuzen sich in der Stadt die Straßen RN112 (von Castres nach Agde), RN113 (von Narbonne nach Pézenas), D11 (in Richtung Capestang und Carcassonne) und D909 (in Richtung Bédarieux) sowie die Autobahnen A9 und A75 (siehe auch Liste der Autobahnen in Frankreich).

Der Bahnhof liegt an der Bahnstrecke Bordeaux–Sète und wird im Fern- und Regionalverkehr durch TGV-, Ouigo-, Intercité- und TER-Züge bedient. In Béziers zweigt die Bahnstrecke Béziers–Neussargues in Richtung Clermont-Ferrand ab. Mit der geplanten Neubaustrecke Montpellier–Perpignan soll östlich der Stadt ein neuer Bahnhof für den TGV-Verkehr entstehen; die Inbetriebnahme ist für 2045 geplant.

Der Flughafen Béziers wurde in den Jahren 2006/7 ausgebaut.

Von 1901 bis 1948 hatte die Stadt eine meterspurige Straßenbahn. Knotenpunkt der fünf Stadtlinien und der Überlandlinie nach Valras war die Place de la République.

Sehenswürdigkeiten

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Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Béziers

Béziers war Drehort des Films Ein schönes Mädchen wie ich (Une belle fille comme moi) von François Truffaut (1972).

Söhne und Töchter der Stadt

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Denkmal für Pierre-Paul Riquet in der Allée Paul-Riquet

Siehe auch:

Commons: Béziers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Béziers – Reiseführer
  1. Béziers – Klimatabellen
  2. Avienus: Ora maritima 589.
  3. Entweder vom Teilstamm der Volcae Arecomici (so Yves Lafond: Baeterrae. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X. (Auszug online)) oder jenem der Volcae Tectosages (so Monique Clavel-Lévêque: Baeterrae. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).).
  4. Plinius, Naturalis historia 14, 68.
  5. Marie-Geneviève Colin, Michel Feugère, Annie-France Lauren: Note sur la découverte du trésor d'argenterie antique de Béziers (Hérault). In: Etudes Héraultaises 1987–1988, S. 31–34 (Digitalisat).
  6. Monique Clavel-Lévêque: Baeterrae. In: The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton 1976 (online)
  7. lateinisch Caedite eos. Novit enim Dominus qui sunt eius. Caesarius von Heisterbach: Dialogus miraculorum, cap. XXI de haeresi Albiensium (Ausgabe 1851, S. 302, online).
  8. a b c d Histoire de Béziers et du Biterrois bei edouard.bertouy.pagesperso-orange.fr, abgerufen am 6. Juli 2020.
  9. Résultats des élections municipales : Béziers bei francetvinfo.fr, abgerufen am 6. Juli 2020.
  10. Jürg Altwegg: Wer wäscht seine Hände in Unschuld? FAZ, 24. Oktober 2020, abgerufen am 25. Oktober 2020.